campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein...

32
campuls Das kostenlose Hochschulmagazin von Seezeit Der Horst-Klub feiert Geburtstag - Ein Portrait aus der Kreuzlinger Szene Seite 28 Europa, die Krise und ich - Was bedeutet uns Europa? Seite 11 Erwartungen und die Realität - Erstis und alte Hochschulhasen im Vergleich Seite 16 Einpacken, liebhaben, weitersagen.

Transcript of campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein...

Page 1: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

campulsDas kostenlose Hochschulmagazin von Seezeit

Der Horst-Klub feiert Geburtstag - Ein Portrait aus

der Kreuzlinger SzeneSeite 28

Europa, die Krise und ich - Was bedeutet uns Europa?

Seite 11

Erwartungen und die Realität - Erstis und alte

Hochschulhasen im VergleichSeite 16

Einpacken, liebhaben, weitersagen.

Page 2: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

Nebenjob gesucht?Einfach kostenfrei bei der Seezeit-Jobbörse anmelden und automatisch neue Jobangebote bekommen!

www.seezeit.com

Neu hier?Alle Fragen rund um Mensa, Wohnen, BAföG und noch mehr beantwortet gerne Seezeit:

www.seezeit.com/neu_hier

Seezeit Service Center Tel +49 7531 - 88 7400 [email protected]

Hier könnte Ihre Werbung stehen

Kontakt für AnzeigenElke [email protected]

Page 3: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

3

Editorial

Liebe Studierende,wieder einmal steht die Weihnachtspause

vor der Tür. Dabei wollten wir von Seezeit noch so viel für Sie tun. Aber die besinn-lichen Tage zwingen uns alle nun einmal dazu, unsere Arbeit ruhen zu lassen. Und das ist doch eigentlich etwas Gutes.

Die to-go-Becher wollten wir für Sie schon am Start haben. Doch wir hatten den Anspruch, diese zu Studierendenpreisen zu beschaffen. Sie kommen nun Anfang des neuen Jahres. Lassen Sie sich überraschen. Seitens der Mensen haben wir schon im zurückliegenden Jahr die Qualität der Speisen erhöht und wollen das auch im kommenden Jahre weiterhin tun. Die Arbeiten an der Zufahrt und der Hangabstützung an den Gruppenhäusern Ost sollten wenigstens begonnen sein. Leider hat wegen der (für Handwerker) positiven Konjunktur in Konstanz erst mal kein Unternehmen zusagen wollen.

Im zweiten Anlauf haben wir es nun doch geschafft und rechnen mit Abschluss der Arbeiten im April 2017. Sie, liebe Bewohner, werden dann hoffentlich mit sauberen Schuhen Ihre Zimmer betreten können. Bleibt der Licht-blick mit unserem Seezeit-Kinderhaus. Wir haben den Kindergarten im Zeit- und Kosten- rahmen fertigstellen können und sind nun auf dem neusten Stand. Es gibt also weitere Betreuungsplätze für Ihre Kinder. Von der Bahn und dem Berliner Flughafen haben wir schon Zuschriften erhalten. Die wollten wissen, wie das geht mit dem Einhalten von zeitlichem und finanziellem Rahmen.

Auch in den Bereichen BAföG, Studienfinan-zierung und Psychotherapeutische Beratungs-stelle haben wir Anpassungen vorgenommen. Unser Bestreben ist weiterhin, schnellst- möglich und kompetent auf Ihre Bedürfnisse einzugehen. Wir werden uns auch im Neuen Jahr gerne wieder für Sie ins Zeug legen. Kommen Sie gut rein.

Im Namen aller Seezeitler,Ihr Helmut Baumgartl – Geschäftsführer Seezeit StudierendenwerkBodensee

Liebe Leser, Weihnachten steht vor der Tür. Das Semester

legt eine kurze Verschnaufpause ein, bevor es dann mit Volldampf in Richtung einer neuen Prüfungsphase geht. Doch zuerst heißt es, Zeit mit der Familie und Freunden verbringen. „Driving home for Christmas“ im Radio oder in der Spotify-Playlist – die Gemütlichkeit der Feiertage ist nur noch eine Fernbus-, Bahn- oder Autofahrt entfernt. Damit euch bei so viel Freizeit nicht langweilig wird, gibt es die zweite Ausgabe eures Lieblingshochschul- magazins. In diesem Heft blicken wir unter anderem hinter die Kulissen der Kurzfilmspiele, vergleichen die Erwartungen von Erstsemestern mit den Erfahrungen alter Hochschulhasen und erforschen den Konstanzer „Begegnungsort“ Café Mondial. Außerdem werfen wir einen Blick in eine WG, präsentieren euch die Uni Konstanz in Zahlen und sprechen mit den Betreibern der Kreuzlinger Kultadresse Horstklub über dessen dreijährigen Geburtstag am aktuellen Standort. Ob also vor oder nach den Weihnachtsferien, die Campuls-Lektüre hilft gegen alle winter- lichen Ausfallerscheinungen, von vorweihnacht-lichem Familienkrach bis hin zu postfeiertäg-lichem Motivationstief. Glaubt ihr nicht? Dann fragt doch euren Arzt oder Apotheker. Für alle anderen gilt: Einpacken, liebhaben, weiter- sagen.

Und noch ein Hinweis aus aktuellem Anlass: Ab 1. Januar 2017 können keine wissenschaf- tlichen Texte mehr auf Ilias bereitgestellt werden. Grund ist die Weigerung zahlreicher Deutscher Universitäten – darunter die Uni Konstanz – den neuen Vertrag zwischen VG Wort und der Kultusministerkonferenz zu unter-schreiben, der eine Einzelüberprüfung jedes einzelnen Dokument vorschreiben würde, das auf einer Plattform wie Ilias bereitgestellt werden soll. Bisher konnten die Hochschulen Pauschalen bezahlen und unkompliziert wissen-schaftliche Literatur in der Lehre online bereitstellen. Mit dem neuen Vertrag kämen der gewaltige Aufwand durch Einzelüberprüfungen und eine finanzieller Mehrbelastung durch Einzellizensierungen hinzu. Weltfremder geht es wohl kaum. Im neuen Jahr heißt es also wieder: Prügeln um Kopiervorlagen wie in der grauen Vorzeit. Mehr zum Thema zunächst einmal auf netzpolitik.org und zum Sommersemester in der neuen Campuls.

Im Namen der ganzen Campuls-Redaktion, euer Marc-Julien Heinsch

Editorial

Page 4: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

4

Herausgeber

Seezeit Studierendenwerk Bodensee

Jochen Mink

Kontakt

Seezeit Studierendenwerk Bodensee

Universitätsstraße 10

78464 Konstanz

[email protected]

www.seezeit.com/campuls

Impressum

Die Redaktion dieser Ausgabe

Facebook

@SeezeitStudierendenwerkBodensee

Chefredakteur V.I.S.d.P

Marc-Julien Heinsch

Anzeigen

Marina Filipczyk

[email protected]

Elke Vetter

[email protected]

Art Direction und Layout

Victoria Jung

www.victoriajung.de

[email protected]

Headline Schrift

Prophet Medium von abcdinamo.com

Druck

Druckerei Fabian GmbH

Jean Böhm Nicolai Eckert

Ciara-Angela Engelhardt Theresa Gielnik

Ilka Glückselig Marc-Julien Heinsch

Phillip Horch Julia Horn

Fabian Huber Victoria Jung

Laura Kerling Julia Kohushölter

Maja Lisewski Felix Lorenz

Alisa Ritter Monty v. Spitzbergen

Lena Teetz Harald Waldrich

Cover Foto: Theresa Gielnik

Page 5: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

5

Einleitung

Editorial

Redaktion, Impressum & Inhaltsverzeichnis

Die Statistik: die Uni in Zahlen

Politik

Einem -ismus auf der Spur: Populismus

Café Mondial: Begegnungen – jenseits aller Grenzen

Europa, die Krise und ich

Hochschulleben

WG-Einblicke

Historisch, praktisch, gut

Expectations vs. Reality

Das Asia-Bistro „Arche“

Seezeit informiert

Studienfinanzierung

Wohnen für Hilfe

Studijob in der Mensa

Mit wenig viel bewegen

Kultur

Tipp der Redaktion: App-Date

Innovativ, intensiv, international

Alternative Jugendkultur links von der Mitte

Schluss

Kolumne

Seezeit hilft

Page 6: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

6

Die StatistikDie Uni in Zahlen: Dieses Mal präsentiert euch die Statistik die Konstanzer Uni mit den Mitteln der Arithmetik.

Schneide dieses Quadrat

2.083.701.000 mal aus und du hast die Fläche der Uni (Leider erscheint

die Campuls nur 2500 mal).z 6400 Räume in 32 Gebäuden

11.706 Studierende im WS 16/17

Davon 55% Frauen und 45% Männer

Als Durchschnitts- Studierender hast du

7,7 Semester studiert, machst deinen

Abschluss mit

25 Jahrenund hast einen

Notendurchschnitt von 1,9

im Abschluss.

64 Euromehr zahlt man in Konstanz

für ein WG-Zimmer, im Vergleich zum Mittelwert anderer Hochschulstädte.

Lege die

Campuls 68,75 mal aufeinander und du hast die

Anzahl der Seiten der umfangreichsten Promotion aller Zeiten. Eingereicht an

der Uni Konstanz (2200 Seiten).

Kostet diese Fläche im Monat auf dem

Konstanzer Wohnungsmarkt(2015)

0,0255€

Daten: Felix Lorenz, Info-Grafik: Jean Böhm

Page 7: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

7

Politik

Jeder hat eine leise Ahnung davon und bildet sich ein zu wissen, was es damit auf sich hat. Das Selbstbewusstsein muss ja schließlich aufrecht erhalten werden. Aber mal ehrlich, wir denken alle in die eine Richtung, die eng mit Rassismus und pöbelnden Skinheads (oder blonden Milliardären) verbunden ist. „Mit Populismus, damit haben wir nichts zu tun!“ Und weiter? Die Frage nach einer Wörterbuchdefinition des Begriffs beantworten die Studenten der Politik und Verwaltungswissen-schaft. Leonie Schnieders (Politik- und Verwaltungswissenschaf-ten, 3. Semester) hat eine solche Definition parat und verweist mich freundlich auf die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Die Behörde des Innenministeriums, welche für die korrekte und reflektierte Bildung der Bürger zuständig ist, zitiert wiederum den altbewährten Duden: Somit sei Populismus eine „von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen.“ Und weiter? Steht da schwarz auf weiß, dass der in

naher Zukunft mächtigste Mann der Welt nach unserem reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer noch nicht begriffen hat: ja, das steht da so. Der Mann ist also aufgrund seiner krassen Antihaltung gegen die herrschenden Zustände gewählt worden und hat somit eine Wählerschaft erreicht, die sich lange missverstanden und, wie er selber sagt, in der Vergangenheit vergessen fühlte. „Alles scheiße außer wir!“ - So lautet die Devise des rechten Populismus. Da krampft es selbst dem unpolitischsten Studenten den Magen zusam-men. Panik? Nein, bitte nicht! Schlussendlich reicht meckern allein nicht aus, um erfolgreich zu sein. Es mag zwar ein Mittel zum Zweck sein, um an die Macht zu gelangen, doch werden auch die vermeintlich Vergessenen bald merken, dass ihr zukünftiger Präsident doch Realpolitik betreiben muss, um etwas zu bewegen. Und die Vergessenen werden sich wieder vergessen fühlen.

PopulismusEinem -ismus auf der Spur:

Vielfach wurde schon geschrieben, debattiert und gezankt um die politischen Ereignisse im großen Lande jenseits des Atlantiks. Gerade deshalb fühlt sich die Redaktion der Campuls verpflichtet, einen kleinen Kommentar zu den diffusen Vorkommnissen in unserer polarisierten, politischen Landschaft abzugeben. Aus gegebenem Anlass ist der viel beschimpfte Populismus Gegen-stand dieses Kommentars.

Text: Nikolai Eckert, Illustration: Fabian Huber

Page 8: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

8

Polit

ik

Begegnungen – jenseits aller Grenzen

Im Februar 2015 gegründet, ein Jahr „auf Tour“, nun ein eigenes Café: Der eingetragene Verein Café Mondial ist grundsätzlich „ein offener Raum, ein Raum, in dem man sich auf Augenhöhe begegnen kann, egal mit welchem Hinter-grund, mit welcher Biographie man hierherkommt, aus welchen Land man kommt – das spielt hier alles überhaupt keine Rolle. Es geht um den Austausch, um Menschlichkeit, um Kreativität; darum, gemeinsam etwas zu erschaffen, was in dieser Stadt in dieser Form vielleicht noch nicht existiert hat, und zwar über alle Grenzen hinaus“, so der Mitbegrün-der Lorenz Neuberger. Circa 300 Menschen besuchten die Eröffnungsfeier im Café, 160 eingetragene Mitglieder sind es mittlerweile. Das Café Mondial hat sich etabliert. Sie sind gut vernetzt in der Stadt und verstehen sich selbst als eine Dachorganisation, eine Verbindungsstelle für verschiedene Institutionen in Konstanz.

Schlüsselmomente„Es ist schon ein paar Jahre her, da war ich gerade mit

dem Bachelor fertig und bin etwas gereist. Ich wurde leider Zeuge, wie die sogenannten ‚illegalen Immigranten‘ unter

LKWs hergezogen, verprügelt und mit den Hunden wieder zurückgeschickt wurden. Das war an der marokkanisch-spani-schen Grenze.“ Dieser Augenblick hat sich bei Neuberger eingebrannt. Ein paar Jahre dachte er nicht weiter darüber nach, bis er über seine akademische Laufbahn wieder mit der Thematik rund um Migration und Flucht in Berührung kam. Er lernte mehr über die Grundlagen, politische und rechtliche Bedingungen und beschloss, seine Masterarbeit diesem Thema zu widmen. Zurück in Konstanz begann er auch, konkret nach Einrichtungen in diesem Kontext zu suchen. Was kann man wirklich in der Praxis bewegen, anstatt nur vor dem Computer zu sitzen und die Stichworte darüber zu lesen, was alles schief läuft auf der Welt?

„Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen – im bin momentan am Promovieren, hier an der Uni Konstanz. Ich vergleiche, wie Kanada, Australien und Deutschland mit Geflüchteten umgehen. Von dieser Makroebene auf das Kleine vor Ort zu schauen, ist sehr spannend: Wie wirkt sich das aus, wenn irgendwo ein Gesetz verändert wird, insbeson-dere für die Leute vor Ort? Was können wir vielleicht lernen von anderen Ländern, was sollten wir lieber nicht überneh-men? Und dann wirklich den Unterschied vor Ort machen.“

Eine ursprüngliche Erfahrung, die auch Lutz Rauschnick ereilte. 30 Jahre als Redakteur beim Südkurier tätig, begann er, gemeinsam mit der Stadträtin Zahide Sarikas, Geschichten aus Konstanzer Geflüchtetenheimen aufzuschreiben. In ihrer ersten Anlaufstelle in der Luisenstraße verschlug es ihm den Atem: „Da vergeht dir Hören und Sehen, da herrschen Zustände; und wenn man dann dazu die Menschen sieht...“ Ihre ersten Interviewpartner waren Mitglieder einer syrischen Familie, die ihre zwei Kinder aus Geldmangel alleine, mit unbekannten Schleppern auf die Reise nach Konstanz schickten. Hier, im sicheren Hafen, erwartete sie ein Onkel. „Wir saßen da in diesem Zimmer, ein kleines Zimmer, in dem vier Menschen wohnen, mit einem grellbunten Kinderteppich mit Straßen drauf. Und da sage ich zu der Frau: ‚Sagen Sie mal, was haben Sie denn gedacht, als Sie Ihre dreijährige Tochter und Ihren vierjährigen Sohn losgeschickt haben?‘ Und sie sagte: ‚Ich habe gehofft, dass einer überlebt.‘“

Am 25. September dieses Jahres eröffnete das Café Mondial seine Pforten. Wie kam es dazu? Was steckt dahinter, welche Schlüsselmomente führten zu dieser bemerkenswerten Begegnungsstätte im Herzen von Konstanz? Ein Portrait.

Text: Julia Kohushölter, Fotos: Theresa Gielnik

Page 9: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

9

Politik

Mammutprojekt

Wie auch Neuberger suchte Rauschnick daraufhin eine Möglichkeit, zu handeln, einen Unterschied zu machen im Angesicht des Leids, das ihm begegnete. Er stieß auf Café Mondial und lobt insbesondere die basisdemokratische Struktur des Vereins, die Organisation in Arbeits- gemeinschaften.

Im Laufe des Interviews teilt Dirk Kirsten, auch von Anfang an bei Café Mondial dabei, mit, dass am gleichen Tag seitens der Stadt beschlossen wurde, die Miete des Cafés zu über-nehmen. Eine riesige Erleichterung für einen auf Spenden basierenden Verein. Freude erfüllt den Raum, Freude über das, was alles geschafft wurde und über die Unterstützung, die dem Verein auf politischer Ebene entgegenge-bracht wird.

Das Gelände, auf dem sich das Café befindet, gehörte der Stadtgärt-nerei. Das darauf befindliche Gebäude diente ursprünglich als Aufenthalts-raum und Umkleidekabine der Gärtner. Später wurde es vermehrt für Partys

oder Hochzeitsfeiern vermietet, bis es Café Mondial auf seiner Tour anmietete – und blieb. Es dauerte lange, bis das Café die Mietgenehmigung erhielt. Hinzu kam, dass seitens des Bürgerver-eins Paradies Bedenken geäußert wurden: Aufgrund der vielen jungen Menschen befürchtete man eine „Radaubude“ – in einem der ältesten und ehrwürdigsten Stadtteile Konstanz kein unproblematisches Urteil.

Nach fünf Monaten harter Arbeit am Gebäude, vornehmlich an den Wochenenden, eröffnete das Café und überzeugte im Nu auch alteingesesse-ne Konstanzer Bürger. Stammgäste sind unter anderem die Mütter vom anliegenden Spielplatz. Nach dem Motto „pay as much as you can“ gibt es im Café keine Preislisten: jeder bezahlt so viel wie man kann und möchte. Ein heller, großzügiger Raum mit Sitzgelegenheiten, einer großen Küche und wunderschönen, handge-machten Dekorationen bildet das Herzstück des Cafés. Dreimal die Woche ist geöffnet, teilweise finden im Rahmen des „besonderen Cafés“ Events statt, zum Beispiel eine Jamsession oder gemeinsames (Plätzchen-)Backen.

Begegnungsstätte

„Es gefällt mir sehr! Ich mag die ganze Gruppe der Café Mondial-Arbei-ter sehr gerne – und auch Kuchen.“ Alaa Alba lacht etwas zurückhaltend, andere am Tisch ausgelassen. Alaa ist vor zwei Jahren aus Afghanistan geflüchtet. Als studierter Fachinforma-tiker bekam er nach einem Praktikum eine feste Ausbildungsstelle bei Siemens in Konstanz.

Den Kontakt zu den Geflüchteten stellt die Kommunikations-AG her. Sie geht direkt in die Unterkünfte und macht auf anstehende Events aufmerk-sam.

„Es gibt viele Leute aus verschiede-nen Ländern, die hierherkommen. Ich bin ein Schüler – ein Kulturschüler, ein Sprachschüler. Man kann Verschiede-nes lernen hier, man kann miteinander sprechen, über die Kultur, die Sprache, über alles. Ich möchte gerne freiwillig arbeiten und Café Mondial ist eine gute Idee“, erzählt Jalali Naseem, ebenfalls aus Afghanistan geflüchtet. Er studierte Politik und Verwaltung, arbeitete bei der UN. Hier in Konstanz

Page 10: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

10

Polit

ik

ist er als Bürohelfer auf Minijobbasis tätig. Das Interkulturel-le Fest, zuletzt in der Petershauser Halle, organisieren die Geflüchteten selbst. Gutes Essen, gute Musik und gute Stimmung – davon leben die Events des Cafés und ihrer Partner und Mitglieder. Die „Kunst der Vielfalt“, so ihr Motto, zieht sich durch alle Ebenen. Die Lehrerin Stefanie Strehlow organisierte, unter anderem, in Kooperation mit den Regionauten das Projekt „Mein fremder Zwilling“, bei dem Geflüchtete und Konstanzer auf Basis ihres Geburtsda-tums zusammengebracht wurden. Auch sie betont die Verbindung zwischen allen Gruppen, nicht nur „hier Deutsche, da Flüchtlinge“, wie auch Neuberger anspricht. Im Café entstehen Freundschaften und Kooperationsmög-lichkeiten, Distanzen werden überwunden. Wie wichtig eine Begegnungsstätte ist, weiß Kirsten aus persönlicher Erfahrung zu berichten: „In der Unterkunft an der Steinstra-ße gab es früher, noch bevor diese sogenannte ‚Flüchtlings-welle‘ kam, einen Kicker- oder Aufenthaltsraum. Da war die Gruppe von Amnesty regelmäßig drin und hatte den Raum frisch gestrichen. Eine Woche später hat das Landratsamt gesagt, dass sie den Raum nun nicht mehr nutzen könnten – es würden jetzt Matratzen darin gelagert werden.“ Für Kirsten zu diesem Zeitpunkt unverständlich. Es war ein generelles Problem, dass es keinen Raum für Begegnungen gab – ein Grund mehr, den Verein Café Mondial zu gründen und für genau diesen Begegnungsraum zu kämpfen.

AusblickDas Café Mondial ist angekommen – angekommen

im Bewusstsein und Interesse der Konstanzer Bürger, Geflüchteten und in ihrem gemeinsamen Zuhause. Dort eröffnet sich ein Raum für Gespräche jenseits des Schubladendenkens, der Engstirnigkeit und der Distanz zwischen Bekann-tem und Fremdem. Differenzen können überwunden, kulturelle Einflüsse geteilt und bereichert werden. Die Ziele für die Zukunft? Erst einmal durchatmen und ankommen nach den aufwendigen Umbauarbeiten. Ein Wermutstropfen bleibt näm-lich: Die Stadt lässt sich nicht davon ab- bringen, das Gebäude 2019 abzureißen. Doch bis dahin ist noch Zeit.

Kontakt & ÖffnungszeitenZum Hussenstein 1278462 Konstanz

Mittwoch 15:00 - 18:00 UhrSamstag 14:30 - 17:30 UhrSonntag 11:00 - 17:00 Uhr

Page 11: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

11

Politik

Europa, die Krise und ich

Jeden Tag hören wir in den Nachrichten von ihnen, wenn der Schuldenberg noch höher wird oder ein weiteres Schiff im Mittelmeer gesunken ist: Krisen. Erst die so genannte Eurokrise, jetzt die Flüchtlingskrise. Die Klagen über den bevorstehenden Brexit und die Angst vor anderen Exits, einer wachsenden sozialen Ungleichheit oder dem Zulauf rechtspopulistischer Bewegungen sind groß. Und auch wenn wir sie nicht mehr hören wollen, sind sie irgendwie doch ein bisschen wahr: Ja, vermutlich befindet sich Europa in einer anhaltenden „Krise“, deren Ende weiterhin ungewiss bleibt.

Von dem einst gegebenen Versprechen eines vereinten Europa scheinen wir also meilenweit entfernt zu sein. Aber sind wir wirklich gescheitert? Gibt es keine Hoffnung mehr auf ein gemeinsames Miteinander? Doch, die gibt es! In dieser Hinsicht sind sich zumindest die Konstanzer Studenten Pouyan Maleki-Dizaji und Carina Henzler einig. Wie viele junge Europäer wollen sie die Idee der länderübergreifenden Solidarität aufrechterhalten, denn trotz wachsender Kritik gibt es schließlich einige Förderprojekte der EU, die zeigen, dass ein geeintes Europa doch funktionieren kann und weiterhin wird. Sofern wir bereit sind, etwas dafür zu tun.

„Ich möchte Weltbürger sein, überall zu Hause und überall unterwegs“, sagte einmal Erasmus von Rotterdam, Taufpate des gleichnamigen Erfolgsprojekts der Europäi-schen Union. Bekannt als Vorreiter der Reformation, kann Erasmus von Rotterdam jedoch vor allem als Begründer der europäischen Aufklärung bezeichnet werden. Er prägte den Humanismus-Gedanken, lebte unter anderem in Venedig, Freiburg, Paris und London und hoffte bereits Ende des 15. Jahrhunderts auf einen gemeinsamen Weg aller Europäer. Pouyan Maleki-Dizaji kommt diesem Bild des „Weltbürgers“ sehr nahe. Der aufgeschlossene Brite absolvierte sein erstes Erasmus-Semester in Belgien, derzeit studiert er internationa-le Beziehungen und europäische Integration im Double-De-gree-Master an der Universität Konstanz sowie im kommen-den Jahr in Utrecht. Als Brite fühlt er sich zwar stark mit seinem Heimatland Großbritannien verbunden, bleibt zugleich jedoch offen und neugierig für andere Kulturen. „Mir gefällt die Idee, mich durch das Kennenlernen von Studenten verschiedener Nationalitäten stärker mit Europa identifizieren zu können.“ Doch auch für Pouyan steckt die europäische Identität in einer Krise. Die Finanzkrise, die Flüchtlingskrise und der Terrorismus seien letzten Endes alle als eine europäische Krise ausgewiesen worden. „Aus diesem Grund wird Europa ein ziemlich schädlicher Stempel aufge-drückt, mit dessen Image sich einige Europäer nicht mehr assoziieren möchten.“ Wie kann dieses Problem also gelöst werden? Pouyan ist davon überzeugt, dass uns der Ausstieg aus dieser vermeintlichen Abwärtsspirale durchaus gelingt. Damit hat er sich nicht zuletzt in seiner Bachelorarbeit auseinandergesetzt und auf verschiedenen Ebenen analy-siert, wie Europa positiv in eine gemeinsame Zukunft blicken kann. Als wichtigsten Ansatz formuliert er eine stärkere politische Identifikation mit Europa. „Erasmus ist der Schlüssel für die neue Generation, sich selbst als Europäer

Pouyan Maleki-Dizaji:„Ich habe mich in Deutsch-

land sofort wohl und willkommen gefühlt. Alle sind sehr zuvor-kommend und äußerst hilfsbe-reit. Als ich zum Beispiel kürzlich vom Fahrrad gestürzt bin und mir dabei ein Stück vom Zahn abgebrochen ist, haben mir sofort viele Konstanzer gehol-fen. Das weiß ich sehr zu schätzen.“

Zwischen gespaltenen Nationen und dem Traum vom vereinten Europa. Wie stellen sich Konstanzer Studierende die Zukunft Europas vor? Campuls hat nachgefragt.

Text: Alisa Ritter, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt

Page 12: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

12

Polit

ik

wahrzunehmen“, aber auch den Vorschlag der EU-Kommission, jungen Europäern zum 18. Lebensjahr ein kostenfreies Interrail-Ticket zu schen-ken, sieht Pouyan als gelungenen Vorstoß, um eigene Erfahrungen in Europa zu sammeln und das Gemein-schaftsgefühl zu stärken.

Ein Auslandsaufenthalt verbindet, bringt Menschen einander näher und gründet Gemeinschaften über Grenzen hinweg. Wenig lässt Europa so zusammenwachsen wie die Freund- und Liebschaften, die während dieser Zeit entstehen. Viele private Beziehun-gen sind zum Beispiel bei ehemaligen Erasmus-Studenten zugleich internatio-nal, wie eine Studie der EU-Kommissi-on zeigt. Fast ein Drittel von ihnen haben ihren Partner auf diese Weise kennengelernt. So auch Carina Henzler, die sich während ihrer Erasmus-Zeit in Brighton in ihren jetzigen Freund verliebte. Wie sie selbst sagt, war es schließlich das Zusammengehörigkeits-gefühl, welches ihren Aufenthalt in England besonders prägte: „Erasmus hat mich als europäischen Bürger bestärkt. Ich konnte ohne Visum, Reisepass oder Grenzkontrollen nach Großbritannien reisen und hatte auch keine Probleme was beispielsweise die medizinische Versorgung oder Versi-cherungen betrifft. Das macht nicht nur vieles einfacher, sondern ist in dieser Form erst durch die EU möglich.“ Nicht zu vergessen den Bildungsaspekt, den Carina ergänzend anspricht. Oxford und Cambridge gehören zu den Spitzenuniversitäten Europas, welche auch Konstanzer Studenten die einmalige Chance auf eine internatio-nal geschätzte Top-Ausbildung bieten. „Wenn ein Erasmus-Semester in England durch den Brexit nur noch eingeschränkt unterstützt werden

könnte, wäre das sehr schade.“ Nach wie vor herrscht immenses Interesse an einem Auslandssemester in England. „Sogar die Dozenten rufen in den Vorlesun-gen immer wieder dazu auf, dort zu studieren, solange es noch geht“, betont Carina Henzler.

Am Ende bleibt deshalb eine Frage offen: Was können wir als Studenten neben Erasmus noch tun, um die europäischen Werte zu unterstützen? „Wir müssen mehr reden“, meint Pouyan, „Uns gemeinsam mit unseren Großeltern, die vielleicht eine konservativere Haltung gegenüber Europa einnehmen, an einen Tisch setzen und über ihre Ängste sprechen.“ Vor allem aber solle man nicht den Fehler begehen, ihre Meinungen zu ignorieren. „Schließlich haben wir am Ende alle eine vollwertige Stimme bei der Wahl.“ Brexit ist hierfür das passende Beispiel. „Wir Briten hätten auf jeden Fall das Referendum anfechten müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich 80 bis 90% der jungen gebildeten Europäer für ein gemeinsames Europa aussprechen“, gibt sich Pouyan überzeugt. Das ergaben auch die Umfragen und internen Wahlen an der Uni in Brighton, wie Carina zustimmend mitteilt. Dennoch war das Ergebnis ein anderes.

Carina würde sich in dieser Angelegenheit deshalb noch mehr Aufklärung von Seiten der Institutionen wünschen. „Sowohl in Brighton als auch hier in Konstanz gibt es vereinzelte Veranstaltungen zu solchen politischen Themen. Trotzdem habe ich die Vermutung, dass dort immer nur dieselben Leute hingehen, um sich zu informieren.“ Brexit sei zwar ein sehr präsentes Thema gewesen, dennoch habe sie das Gefühl gehabt, dass solchen Debatten noch zu wenig Bedeutung beige-messen würde. „Ich muss zugeben, dass ich mich vor meiner Zeit in England nicht sonderlich für Politik innerhalb Europas interessiert habe. Das hat sich jedoch geändert. Mein Freund überlegt sich, für den Master nach Deutschland zu kommen. Ob das nach dem Brexit so einfach möglich ist wie heute, wissen wir nicht. Wird dann ein Visum benötigt, um einreisen zu dürfen?“ Das sind Fragen, die man sich vorher nicht stellen musste, die aber plötzlich relevant werden. Doch nicht nur das: Neben Brexit und anderen internen Konflikten scheint das Register aktueller Krisenherde für Europa kürzlich um einen weiteren, spannungserzeugen-den Faktor ergänzt. „Vor allem im Hinblick auf die US-Wahl und ihre Folgen für das europäische Bündnis ist es jetzt umso wichtiger, noch enger zusammenzuar-beiten, um als einheitliches Europa aufzutreten“, meint Pouyan.

Man kann also schon sagen, dass Amerika, als Land der unbegrenzten Mög-lichkeiten, seinem Namen wohl alle Ehre gemacht hat. Amerika hat uns dadurch aber noch etwas Anderes mit auf den Weg gegeben: Die Tatsache, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Für Europa könnte dieser Wahlausgang deshalb Anlass werden, sich wieder auf die Grundsätze der europäischen Werte zurück zu besinnen und daraus neue, angepasste Ziele zu entwerfen. So wie Erasmus von Rotterdam ein Zeichen für Europa setzte, welches er uns in „Die Klage des Friedens“ doch so deutlich vor Augen führte: „Der gemeinsame Name Mensch müßte schon genügen, daß Menschen sich einigten.“ Vielleicht besitzen seine Worte aus dem 15. Jahrhundert noch immer Aktualität. Und vielleicht ist deshalb jetzt die Zeit gekommen, das gemeinsame Versprechen Europas einzuhalten.

Carina Henzler:„Eigentlich wollte

ich mich gar nicht verlieben, doch dann ist es einfach passiert. Meinen Freund habe ich in der ersten Eras-mus-Woche kennengelernt. Seitdem ich wieder hier bin, versuchen wir über Whats-App, Skype und regelmäßige Besuche die Beziehung aufrechtzu- halten. Gerade ist er zu Besuch in Deutschland, um die Weihnachtszeit kennenzulernen.“

Page 13: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

13

Hochschulleben

Welches Lied oder welcher Film reprä-sentiert eure WG?

Franzi: Definitiv eins der WG-Lieder ist Supergirl (Anna Naklab feat. Alle Farben & Younotusy).

Anna: Hotel California – Eagles.

Sophia: Unser WG-Lied ist für mich definitiv „Christina Aguilera - Can‘t Hold Us Down“, weil wir uns jedes Mal wieder aufs Neue freuen, wenn wir „Schamhaare“ im englischen Liedtext hören.

Louise: Als Song fällt mir „Allah Allah“ von den Futurologen ein. Habe ich als Platte der WG von einem Istanbul-Urlaub mitgebracht. Der entgeisterte Blick der Typen im Plattenladen hielt mich nicht vom Kauf der scheinbar typisch türkischen Platte ab. Zuhause merkten wir dann, dass es wohl die einzig deutsche Platte im

ganzen Laden gewesen ist. Furchtbarer Song, flacher „alle Menschen sind gleich“-Text, von der WG sehr gefeiert, von Gästen argwöhnisch be-lauscht!

Jacky: Bei Hotel California stimme ich voll und ganz zu, wobei man sagen muss, dass Anna das Gitarren-solo viel besser jaulen kann als die Gitarristen es jemals spielen könnten.

Was ist euer bester WG Moment?

Franzi: Nachts um fünf Uhr treffen sich alle zufällig im Flur. Riesiges Chaos und große Emotion. Anderer Schöner Moment: Bitterkalte Winternächte auf dem Dachboden. Dazu wine and cigarettes. Standard.

Anna: Sonnenaufgang auf dem Dach gucken nach einer Kantine-Nacht finde ich auch schön. Und die Mäd-

chen-Flohmärkte im Dach! Schön war auch einfach Kippchen und Tee in der Küche. Daran hat man gemerkt, dass man nicht alleine ist.

...und was ist der größte Streitpunkt?

Franzi: Flurtür auf oder zu, fällt mir da ein. Das war länger ein Thema. Und - „Wer hat meinen Salat gegessen?“

Louise: Größte Streitpunk-te waren auf jeden Fall die Heizsituation im Winter (Flurtür) und „Wer hat meinen Salat gegessen“, da muss ich Franzi zustimmen. Kleine Probleme ganz groß ist wohl unsere Stärke!

WG-EinblickeNEU in der CAMPULS: Eure WG im Blickpunkt. Die Vorreiter sind Franziska, Anna, Sophia, Louise und Jacqueline – oder für Insider nur „Die Kreuzli-Mädels“.Ihr habt auch Lust, uns einen Einblick in euer WG-Leben zu geben? Dann meldet euch unter [email protected].

Text: Julia Kohushölter, Fotos: Barathy Thavarajeswaran

Page 14: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

14

Hoc

hsch

ulle

ben

Das Mittelalter steckt auch heute noch in Konstanz. Wer durch die Straßen der Altstadt bummelt, fühlt sich schnell zurückversetzt in die Zeit vor 600 Jahren. Enge Gassen, alte Fachwerkhäuser, bemalt mit Wappen der Konzilszeit – die Vergangenheit der Stadt ist nach wie vor präsent. Doch welche Geschichten stecken hinter den Plätzen und Gebäuden, die wir als selbstverständlichen Teil des Stadtbilds wahrnehmen? Spannende Antworten liefert die von Geschichtsstudenten der Uni entwickelte App „Konstanz im Mittelalter: Geschichte einer Stadt erleben“.

Schlendern Touristen heute am Hotel Barbarossa auf dem Obermarkt vorbei, ist wohl den wenigsten bewusst, dass an dieser Stelle einst ein Pranger stand. Selbst Einheimische dürften bei dem geschäftigen, weihnachtlichen Treiben auf dem Platz vergessen, dass hier im Mittelalter Strafurteile vollstreckt wurden. Vielleicht haben sie das auch noch nie gewusst – genauso wenig, wie den meisten Fahrradfahrern klar sein dürfte, dass sie mit dem Pulverturm am Rhein eine ehemalige Folterkammer passieren.

„Wir kennen Orte in Konstanz oder denken das zumindest, aber tatsächlich wissen wir meist gar nichts über deren Hintergründe“, erklärt Kilian Riez. Der 25-jährige studiert neben Politik und Wirtschaft auch Geschichte auf Lehramt. Zusammen mit seinen Kommilitonen hat er die App „Konstanz im Mittelalter: Geschichte einer Stadt erleben“ entwickelt.

Diese macht es sich zur Aufgabe, historisches Wissen auf moderne Art und Weise an ihre Nutzer zu vermitteln. Getreu ihrem Namen lässt sie die Vergangenheit der Stadt erlebbar werden – Texte, Audiodateien und Bilder informieren anschaulich über die Geschichte von Konstanz. Die Fotogra- fien der einzelnen Plätze und Gebäude wurden von den Studenten selbst aufgenommen und ausgewählt. Sie ermögli-chen dem Nutzer einen virtuellen Stadtrundgang. „Natürlich ist es aber ideal, wenn man sich die verschiedenen Stationen bei einem Spaziergang durch die Altstadt selbst anschauen kann“, findet Riez. Neu-Konstanzer können ihre neue Heimat hierdurch besser kennenlernen, Touristen ist es möglich, die Stadtgeschichte selbst aktiv zu erfahren – ganz ohne Museum. Und auch Einheimische oder Konstanzer, die schon eine Weile in der Stadt leben, können ihr Wissen erweitern. Durch die App haben sie die Chance, ihr Zuhause nochmal mit ganz neuen Augen zu sehen.

Riez betont, dass die Nutzung von „Konstanz im Mittelal-ter“ sich also keinesfalls auf ein wissenschaftliches Publikum beschränken soll. Vielmehr ist sie für alle zugänglich, die sich für die historischen Themen mit Schwerpunkt Mittelalter interessieren. Dass die App gerade diese Zeit behandelt, war zu Beginn des Geschichtsseminars „Vom Archiv zur App: Konstanzer Stadtgeschichte und ihre Medien“ von Privat- dozent Dr. Christof Rolker noch nicht ganz klar. Auch eine andere Richtung, beispielsweise eine App speziell für Kinder

oder über Legenden wäre möglich gewesen. „Das Mittelalter gibt aber einfach am meisten Spannendes her, weswegen es am naheliegendsten war“, erzählt Riez.

Was bei der Entwicklung der App jedoch von Anfang an feststand, war der wissenschaftliche Anspruch an das Produkt: sichere Quellen, die die Inhalte belegen. Hierfür dienten den Studenten neben entsprechender Sekundärliteratur auch historische Nachweise, wie alte Urkunden

und Ratsbücher. „Der Rat hat im Mittelalter sehr häufig getagt, dank ihm haben wir heute Kenntnis über Strafurteile oder Beleidigungen der Zeit“, weiß Riez. Die Recherche zu einzelnen Themen und Orten war ein zentraler Punkt bei der Entwicklung der App. Bücher wurden gewälzt, die Regale des Stadtarchivs durchforstet. Aussortiert wurden alle Geschichten, die nicht sicher belegbar waren.

Historisch, praktisch, gut Per App Konstanzer

Geschichte erleben „Wir kennen Orte in Konstanz oder denken das zumindest, aber tatsächlich wissen wir meist gar nichts über deren Hintergründe.“

„Was die App auszeichnet, ist, dass sie Hinter-gründe und Zusammenhänge zu Gebäuden und Plätzen liefert, die wir tagtäglich passieren.“

Page 15: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

Und auch die von den Studenten verfassten Texte unterlagen einer mehrfachen Prüfung durch Kommilito-nen und Professor. Eine große Hilfe war dabei der Echtzeit-Editor TitanPad, der es ihnen ermöglichte, parallel an den Dokumenten zu arbeiten. So konnten die Texte durchgelesen, kommentiert und das entstandene Feedback in die Artikel eingearbeitet werden.

Schließlich blieben rund 25 Orte, deren Hinter- gründe in der App beleuchtet werden sollten. Diese Anzahl hätte den Umfang einer einzelnen Stadtführung jedoch gesprengt. Deswegen gibt es neben einer 45- bis 60-minütigen Basistour mit acht Stationen sechs weitere Touren. Diese dauern 20 bis 45 Minuten und sind thematisch geordnet. Ob „Religion & Kirche“ oder „Kriminalität im Mittelalter“ – die Nutzer der App können gezielt den Rundgang auswählen, der sie am meisten anspricht. Mit Hinblick auf die aktuelle Lage besonders interessant ist die Tour zu den Konstanzer Nachbarn, den Schweizern. „Das Spannungsverhältnis, das es heute gibt, gab es auch damals schon“, verrät Riez. An vier Standorten können Leser erfahren, was im 15. Jahrhundert zur Entfremdung zwischen den Eidgenossen aus der Schweiz und den Konstanzer Bürgern führte und welche Rolle die sogenannten Kuh-Beleidigungen dabei spielten.

Wer lieber hört als liest, kann sich die Geschehnisse rund um alte Fehden, Folterkammern und fahrende Frauen auch von dem in der App integrierten Audio- guide erzählen lassen. Für spontane Stadtentdecker gibt es kostengünstige Kopfhörer und Flyer an Anlauf-stellen in der Altstadt, wie dem Stadtmarketing oder dem Planungsbüro des Konziljubiläums, der Konzilstadt Konstanz. „Wir arbeiten mit mehreren städtischen Betrieben zusammen“, berichtet Riez. Neben dem Stadtmarketing und der Konzilstadt, die den Studenten wertvolle Tipps und Ratschläge gegeben haben, wurde das Projekt auch von den Stadtwerken Konstanz finanziell unterstützt. Der größte Teil des zur Verfügung stehenden Budgets floss dabei in die Programmierung der App. Diese hat mit dem Schweizer IT-Dienstleister YMC AG eine externe Firma übernommen. Damit ist die digitale Gestaltung eine der wenigen Aufgaben, die die Studenten nicht selbst durchgeführt haben. Sowohl für die redaktionelle Textarbeit und das Erstellen der Fotografien als auch für die Marketingmaßnahmen und die Aufnahmen der Audiodateien waren die Seminar-teilnehmer verantwortlich.

„Insgesamt haben wir alle sehr viel Zeit in die Entwicklung der App gesteckt und auch nach dem Sommersemester noch daran gearbeitet“, erinnert sich Riez. Die Arbeit hat sich für den angehenden Lehrer aber gelohnt: „Am Ende kann man sehen, was man geschafft hat. Es ist ein Produkt entstanden, das nachhaltig verwendet werden kann.“ Riez empfiehlt die App nicht nur Studenten, die Besuch von Familie und Freunde erhalten, sondern auch denjenigen, die mehr über die Stadt erfahren wollen, in der sie leben. „Was die App auszeichnet, ist, dass sie Hintergründe und Zusammenhänge zu Gebäuden und Plätzen liefert, die wir tagtäglich passieren. Die Stadtgeschichte berührt uns auch heute noch. Das macht die App deutlich.“

Wer Interesse hat, kann sich die App „Konstanz im Mittelalter: Die Geschichte einer Stadt entdecken“ kostenlos herunterladen. Nutzer von Android-Smart- phones finden sie im Google Play Store, iOS-Nutzer im Apple App Store unter dem gekürzten Namen „Konstanz im Mittelalter“. Für Kurzentschlossene lohnt sich das gebührenfreie KonstanzWLAN der Stadt für den Download der App vor Ort.

Text: Julia Horn

NEUJAHRSGESCHENK FÜR ALLE STUDENTEN:100 TAGE GRATIS –FITNESS, KURSE & WELLNESS*

* Gü

ltig

einm

al p

ro v

olljä

hrig

es N

icht

mitg

lied.

Ang

ebot

gilt

bei

Abs

chlu

ss e

iner

24

Mon

atsm

itglie

dsch

aft

bis

Mär

z la

ufen

des

Jahr

. Das

Ang

ebot

ist n

icht

aus

zahl

bar o

der m

it an

dere

n An

gebo

ten

kom

bini

erba

r.

Bodanstraße 1-3Konstanz

Lago Shopping-CenterTel. 07531 / 365 466www.fitnessforum-kn.de

IHR KÖNNT 5 KURSEINHEITEN UNVERBINDLICH TESTEN!

Page 16: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

Hoc

hsch

ulle

ben

16

„Ich hatte keine Erwartungen, wollte einfach nur weg von Zuhause in die große, weite Welt.“

– 6. Semester, LKM

- 3. Semester, Geschichte

- 1. Semester, BASt

– 5. Semester, Philosophie

„Endlich darf man das lernen, was einen interessiert, und nicht nur nach Lehrplan. Bei der Motivation sollten sich Lernerei und gute Noten von selbst erledigen.“

„Uni war für mich immer auch der Traum von dieser politischen Jugend, die sich für die Welt interessiert und aktiv ist. Ungefähr so wie die 68er.“

„Anfangs ist die Universität mit ihren gan-zen Räumen, Gängen und Gebäuden ein bisschen kompliziert. Aber in ein paar Wo-chen hat man bestimmt den Durchblick.“

Expectations

Endlich dem Schulsystem entkom-men, Uni-Stadt gewählt und Studien-platz gesichert. Machen wir uns nichts vor: Wer gerade zum ersten Mal aus dem heimischen Nest ausgeflogen ist, hat meistens große Hoffnungen und Träume für die bevorstehende Studien-zeit. Wenn Eltern, Freunde und Bekannte nostalgisch von der besten Zeit des Lebens schwärmen, geht das nicht selten Hand in Hand mit romanti-sierten Vorstellungen. „Ihr seid jung, euch gehört die Welt.“ Diese patheti-schen Parolen hat wohl jeder Student mehr als einmal gehört, meistens von deutlich älteren Semestern. Dann fragt man sich natürlich, wie sich diese Euphorie der offenbar aufregendsten Phase eines jeden angehenden Akademikers im Alltag äußert. Nur scheint der berüchtigte Alltag auch hier der Endgegner für die Realisierung von idealistischen, oft auch vagen Vorstel-lungen vom Studentendasein zu sein. Denn auch nach dem ersten Semester können die täglichen Probleme wie lästige Bürokratie, dezente Orientie-rungsschwierigkeiten und optimierba-res Zeitmanagement plötzlich dazu führen, dass das einst so souveräne und erwachsene Bild von sich und Studium gelegentlich ins Wanken gerät. Acht Studenten lassen Erwartun-gen und Wirklichkeit für Campuls aufeinander prallen.

Page 17: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

17

Hochschulleben

– 7. Semester, Soziologie.

– 7. Semester WiWi

– 6. Semester, Biologie

– 6. Semester, PolVer

„Es ist wahr was man sagt: die Uni ist auch nach sechs Semestern ein Labyrinth.“

„Man sollte sich echt mehr innerhalb von Hochschulgruppen engagieren, nur kommt leider immear irgendwie was dazwischen...“

„Später läuft es eher nach dem Motto: Hauptsache bestehen. In der Bib kann man übrigens auch ganz gut schlafen.“

„Nun ja... Manchmal ist Konstanz aber auch ein kleines Dorf, in dem viele Rentner gerne Urlaub machen.“

vs. RealityDie kleinen Wahrheiten des Studierendenlebens

Oft hängt die Messlatte zu hoch – an das Studium, die Freiheit, verbun-den mit dem neuen Lebensstil, und natürlich auch an sich selbst. So holen diese alltäglichen Hürden und Schwie-rigkeiten nicht nur Studenten zu Beginn des Studiums immer wieder zurück auf den Boden der Tatsache, gerade am Anfang der „großen Reise“ zu stehen, in der man sich immer wieder mal wie ein Ersti fühlen wird. Also werden im Laufe des Studiums gelegentlich Erwartungen widerlegt, Hoffnungen nicht erfüllt und eigene Träume umgeworfen. Es kommt zwar meistens alles anders als man denkt, aber manchmal sogar noch besser. T

ext und Fotos: Maja Lisewsky

Page 18: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

18

Hoc

hsch

ulle

ben

Gestresste, hungrige Studenten – neun Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. Und nur zwei Personen, die die komplette Gastronomie alleine stemmen: die „Arche“, das asiatische Bistro auf Ebene K4 in der Uni. Nahezu jeder Student hat seinen Heißhun-ger zumindest schon mit einer Asia-Box to go gestillt. Doch wer steht eigentlich hinter dem Betrieb? Zeit, den Geschäftsführer Hai Nguyen und dessen Alltag näher kennenzulernen…

Fernöstliche Klänge begrüßen die Gäste beim Betreten der „Arche“. Sofort erscheint ein junges Mäd-chen und erkundigt sich nach dem Wunsch. „To go“ in einer Box, falls es schnell gehen muss? Oder doch lieber in aller Ruhe aus der Speisekarte wählen und „hier essen“? Kaum hat man Platz genommen, breitet sich ein wohliges Gefühl aus. Der Raum ist in ein warmes Licht getaucht, von den Decken hängen rote Lampions, die gut mit der Wandfarbe harmonieren. Die Wände zieren viele Strickbilder, überall stehen Vasen mit Lotusblumen. „Die sind schön, nicht?“ Hai umfasst lächelnd eine der pinken Blüten und lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. „Die Bilder haben wir selbst aus Vietnam mitgebracht.“

Hai selbst stammt aus der Hauptstadt Hanoi und kam als Gastarbeiter nach Deutschland. Als er seine Frau Hang kennenlernte, zogen die beiden nach Nordrhein-Westfalen. Seit 2014 wohnen sie in Singen, nahe am schönen Bodensee. Als der Geschäftsinhaber The Duong Hoang Hai 2015 eine Stelle in dem Bistro anbot, sagte der sofort zu. Seitdem ist Hai Geschäfts-

führer des Asia-Bistros unterhalb der Mensa. Nach der Übernahme hat er den Laden von Grund auf umgekrempelt: andere Speisekarte, neue Einrich-tung – sogar die Wandfarbe hat er erneuert. Ein knalliges Orange dominiert nun den Raum, Flächen in kräftigem Giftgrün bilden einen starken Kontrast. So wirkt das

ehemals blassgelbe Bistro viel lebendiger.

Seitdem läuft das Geschäft wieder besser, was sich auch an den steigenden Umsätzen bemerkbar macht. Spaß bei der Arbeit, das ist Hais Schlüssel zum Glück. Seine Frau und er betreiben das Bistro weitestgehend zu zweit, und trotz des anstren-genden Alltags würde er

nicht tauschen wollen: „Das ist das Schöne daran: ich bin den kompletten Tag mit Hang zusammen. Die gemeinsame Zeit mit der Familie ist wichtig. Die hätten wir nicht in diesem Maße, wenn wir in unter-schiedlichen Jobs tätig wären.“ Wenn es die Schule zulässt, hilft ihre 13-jährige Tochter Jenny mit, der das

Bedienen der Kunden offensichtlich Freude bereitet. Jeden einzelnen Gast begrüßt sie mit demselben vergnügten Lächeln im Gesicht, wie es ihr Vater an den Tag legt.

Besonders um die Mittagszeit ist das Bistro unter der Woche gut besucht. Aber auch abends hat das Ehepaar immer

etwas zu tun: „Nach einem Tag in der Bibliothek oder vor einer anstehenden Klausur kommen die Studenten besonders gern her,“ erzählt Hai. Er selbst legt viel Wert auf regelmäßi-ge, warme Mahlzeiten mit der Familie, doch wird der Tagesablauf hauptsächlich von der Kundschaft be-stimmt. Komplett leer ist das Asia-Restaurant eigentlich nie. Vor 22:00 Uhr sind die beiden selten zuhause. Manchmal kann es sogar noch später werden. Den einzigen freien Tag in der Woche verbringen die Nguyens mit gemeinsamen Sonntagsausflügen. „Dann fahren wir raus. Rund um den Bodensee kann man so viel unternehmen.“ Hauptsache, sie verbringen ihren Ruhetag zusammen als Familie, um gestärkt in die neue Woche zu starten.

Ein typischer Tag beginnt für die Familie Nguyen um sieben Uhr in ihrer Wohnung in Singen. Während Jenny ins Gymnasium geht, kaufen Hai und seine Frau jeden Morgen im Supermarkt für die „Arche“ ein und fahren anschließend eine gute halbe Stunde nach Konstanz, um ihr Bistro zu öffnen.

Über 100 Gerichtsvari- ationen bietet die neue Speisekarte. Besonders Hais vietnamesische Gerichte nach Familienrezept erfahren viel Lob. Doch Hai hat einen ganz klaren Favoriten: „Pho Ga“, eine Reis-Bandnu-del-Suppe mit Hühnerfleisch, ist ein traditionelles Gericht aus seiner Heimatstadt. „Es ist einfach. Man fühlt sich satt, aber nicht voll. Wer mein ‚Pho Ga‘ gegessen hat, der kommt auf jeden Fall wieder. Das schmeckt nur bei mir so.“

Hai experimentiert gerne mit Rezepten. Essen ist eine

Das Asia-Bistro „Arche“ Die Oase im Uni-Alltag

Page 19: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

19

Text: Laura Kerling, Foto: Harald Waldrich Leidenschaft, die er zelebriert – besonders im Kreise der

Familie. Seine schwarzen Augen funkeln beim Erzählen: „Wir lieben gutes Essen.“ Nicht nur vietnamesisch, wie er verrät. Die Nguyens gönnen sich auch gerne einmal ein Steak oder Kängurufleisch auf dem heimischen Tischgrill. Dosenessen kommt dagegen nicht auf den Tisch. „Wenn du etwas isst, dass nicht gut für dich ist – wie soll es dann gut für den Gast sein? Die Kunden sehen schließlich auch, was wir essen.“

An seinen Gästen schätzt Hai, der schon seit über zwanzig Jahren in der Gastronomie arbeitet, besonders die Lockerheit. „Das geht hier ganz unkonventionell zu. So kann man auch gemeinsam mit den Kunden lachen.“ Und das tut der Geschäftsführer gerne und oft – auch wenn der Laden noch so voll ist. So baut er eine freundschaftliche Beziehung zu seinen Kunden auf. Wenn Hai zu Mittag isst, kommt es oftmals vor, dass ihn ein Gast anspricht, ob er mal probieren dürfe – und kurze Zeit später genau dieses Gericht bestellt, auch wenn es nicht auf der Karte steht. „Das ist kein Problem. Ich freue mich, wenn mein Essen schmeckt. Ich kann dir fast alles machen, was du willst.“ Ohnehin wird ausschließlich mit frischen Zutaten gekocht und jedes Gericht erst auf Bestellung zubereitet. Darauf legt Hai sehr viel Wert. „Die Aromen sind ganz anders, wenn man das Gemüse kurz und deftig anbrät, damit es noch diesen knackigen, bissfesten Zustand hat.“

Dementsprechend dauert es von Beginn der Bestellung bis zum Servieren des Gerichts auch etwas länger, gibt Hai zu. Aber das nimmt er für die Qualität seines Essens gern in Kauf. Purismus und Frische ist sein Motto, wie er immer wieder betont: „Wir benutzen keine Geschmacksverstärker, sondern nur Kräuter und Gewürze.“ Das rät er auch seinen Kunden. Für alle, die es beispielsweise etwas schärfer mögen, hält Hai frische Chilis bereit. Mehr nachträgliches Aufpeppen braucht es seiner Meinung nach nicht. „Das unterscheidet uns von anderen Gaststätten.“

Auch von seinen Gästen bekommt Hai viel Lob für sein neues Konzept: unter seiner Leitung wurde die Arche zu einer Wohlfühl- und Schlemmoase für Studenten, Dozenten und Mitarbeiter der Universität. Genau das war sein Ziel: Die Leute sollen hier entspannen können. Hang und Hai haben sich bemüht, so viele Komfortzonen wie möglich im Bistro zu schaffen. So gibt es jetzt beispielsweise unter einem kleinen Balkon eine „Lounge“, wie Hai sie nennt, „da können sie einfach mal ein bisschen relaxen.“

Er lässt den Studenten viel Freiraum, sie dürfen sich bei ihm zum Beispiel auch mit „To go“- Boxen an den Tisch setzen, solange der Platz nicht für à la carte-Gäste benötigt wird. Seine Frau Hang sorgt sich ebenfalls mütterlich um die Kundschaft und serviert so manchem gestressten Besucher eine Tasse selbstgemachten Ingwertee, um die Nerven zu beruhigen.

Obwohl die beiden innerhalb von wenigen Monaten schon so viele Renovierungen in und an dem Restaurant durchgeführt haben, hat Hai immer noch Optimierungen und Erweiterungen des Speiseangebots in Aussicht. Die bleiben jedoch vorerst sein Geheimnis, „dafür fehlt uns das Personal. Das wird sonst zu viel.“

Also: wenn Du zuverlässig, engagiert und fleißig bist und außerdem noch Spaß an der Arbeit in der Gastronomie hast, komm doch einfach mal bei Hang und Hai vorbei und stell Dich vor! Hier wird jede helfende Hand gebraucht – vor allem in der Mittagszeit. Wenn Du dazu noch ein Lächeln im Gesicht trägst, dürftest Du in die herzliche, vietnamesische Familie passen.

Und auch wenn Du keinen Job suchst, ein Besuch in der Arche lohnt sich allemal. Allein, um Hais Lieblingsgericht Pho Ga selbst zu testen!

Die „Arche“ hat jeden Tag von 11:00 bis 21:00 Uhr geöffnet, am Samstag bis 20:00 Uhr.

Kennen wir uns schon?

500 Jahre Reinheitsgebot und 50 Jahre Universität Konstanzfeiern wir mit unserem neuen Jubiläumsbier Bodensee Pils: ein echtes Craft Bier, eingebraut mit fünf der besten Aromahopfen.

Das Bier vom See. www.ruppaner.de

Page 20: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

20

Ohne volles Einkommen sind die hohen Wohnungs- und Lebenshaltungskosten hier am See für die meisten Studieren-den eine große Herausforderung. Und auch mit Unterstützung von zu Hause kann es zum Monatsende schon mal knapp werden. Die meisten kennen dieses Problem und müssen deswegen vielleicht auch mal den ein oder anderen Wunsch zurückstellen, bis sich die finanzielle Lage wieder entspannt hat. Für Studenten gibt es einige Vergünstigungen, die das Leben leichter machen. Das Studi-Ticket und die Befreiung vom Rundfunkbeitrag für Bezieher von BAföG sind hier wohl die prominentesten Beispiele.

Aber was tun diejenigen, bei denen es wirklich um die eigene Existenz geht? Seezeit bietet für solche akuten Fälle mehrere Möglichkeiten an, um den Studierenden bei der Finanzierung zu helfen.

Vor allem am Studienende, wenn auch der BAföG- und der Kindergeldanspruch erlischt würde es bei einigen schon mal eng werden, meint Marlies Piper, die zuständige See-zeit-Mitarbeiterin.

Doch es gibt auch hier noch Alternativen, finanzielle Unterstützung zu erhalten, um das Studium abschließen zu können. Eine davon ist der KfW- Studienkredit, bei dem man zwischen 100 und 650 Euro pro Monat erhält. Es ist allerdings zu bedenken, dass es sich um ein verzinstes Darlehen handelt. Anders als beim BAföG muss die komplette Summe plus Zinsen zurückgezahlt werden.

Seezeit bietet als Alternative auch eigene Finanzierungs-modelle an, die für bedürftige Studenten in Frage kommen. Zum einen ist das der Härtefonds von Seezeit. Man kann hier ein zinsloses Darlehen von bis zu 2000 Euro erhalten, welches in Raten ausbezahlt wird. Voraussetzung dafür ist die Bedürf-

tigkeit, die individuell festgestellt wird und zwei Bürgen mit regelmäßigen Einkommen in Deutschland.

Für die genannten existenzgefährdeten Fälle gibt es außerdem die Nothilfe von Seezeit. Dabei handelt es sich um eine kurzfristige Unterstützung über maximal drei Monate. Ausgezahlt werden zur Überbrückung einer akuten finanziellen Not maximal drei Mal 300 Euro.

Bevor man jedoch auf eigene Faust versucht eine dieser Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, sollten sich betroffe-nen Studierende von Frau Piper professionell beraten lassen. In einem persönlichen Gespräch kann so herausgefunden werden, welche Alternativen bestehen und welcher Weg in der jeweiligen Situation der Beste ist.

Ganz wichtig: keine falsche Scheu! Niemand muss sich für finanzielle Engpässe schämen. Nicht jeder genießt das Privileg finanzieller Unterstützung von zu Hause und nicht jeder kann neben dem Studium arbeiten gehen. Trotzdem sollte jeder die Möglichkeit haben zu studieren. Deshalb an alle, die sich finanziellem Druck ausgesetzt fühlen: Habt keine Angst, sondern lasst euch beraten und unterstützen.

Mehr Infos unter www.seezeit.com/geld/finanzierungshilfen

Ansprechpartnerin Studienfinanzierung:Marlies [email protected]: +49 7531 - 88 7305Sprechzeiten:Mo 9.30 - 11.30 Uhr im Seezeit Service CenterDi 9.30-11.30 Uhr in K 401

Studienfinanzierung – wenn es mal eng wird

AOK Baden-Württemberg

AOK – Die Gesundheitskasse Hochrhein-BodenseeStudenten-Service · Inselgasse 30 · 78462 Konstanz

Der AOK-Studenten-Service.Wir machen Sie rundum fit für den Campus: nicht nur in Fragen der Gesundheit, sondern auch mit kostenlosen Online-Vorträgen, E-Books und zahlreichen nützlichen Tipps für den Hochschulalltag. Mehr dazu unter bw.aok-on.de/studierende

ZGH

00

88

/45

· 09/

16 ·

Foto

: pet

erhe

ck.d

e

RZ_AZAO-16-0088-45_AZ_Studenten_210x148_5_HRB.indd 1 22.09.16 11:49

Text: Felix Lorenz

Page 21: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

21

Seezeit informiert

Wohnraum in Konstanz ist rar und meist ziemlich kostspie-lig. Eine eigene Wohnung können sich viele nicht leisten und Wohnheimplätze sind begehrt und daher schnell vergriffen. Seit 2013 bietet Seezeit eine besondere Alternative an, die für einige von euch vielleicht interessant ist. Das Konzept heißt „Wohnen für Hilfe“ und dahinter verbirgt sich die etwas andere Wohngemeinschaft.

Bei „Wohnen für Hilfe“ bieten Menschen, die im Alltag Unterstützung brauchen und eine große Wohnung oder ein großes Haus besitzen, günstigen Wohnraum für hilfsbereite Studenten an. In der Regel wird von den Studenten dabei zwischen acht und zwölf Stunden Hilfe pro Monat erwartet. Bei zehn Stunden monatlicher Hilfe erhält man bei einem Quadratmeterpreis von zehn Euro rund 100 Euro Mietnach-lass, so die Faustregel.

Die Vermieter sind dabei meist Senioren aber auch Familien, die Unterstützung im Alltag benötigen. Wichtig für alle: Bei der Hilfe handelt es sich nicht um Pflege. Vielmehr geht es um Unterstützung im Haushalt oder beim Einkauf. Viele der Vermieter möchten auch, dass ihnen ab und zu jemand Gesellschaft leistet oder ihr Haus „hütet“. Prinzipiell kann sich also jeder Student auf einen Platz bei „Wohnen für Hilfe“ bewerben, der hilfsbereit und älteren Generationen gegenüber offen ist. Momentan sind acht Studenten bei sieben Vermietern untergebracht. Die Resonanz sei überwie-gend sehr positiv, so Marina Filipczyk, die zuständige Seezeit-Mitarbeiterin. Allerdings überwiegt auch bei „Wohnen für Hilfe“ die Nachfrage das Angebot. Deswegen erhofft sich

Frau Filipczyk für die Zukunft mehr Vermieter und damit mehr Wohnraum, um das Projekt weiter wachsen zu lassen.

Nichtsdestotrotz sollte sich jeder, der Interesse hat bei ihr bewerben und die Möglichkeit wahrnehmen.

Und sollte jemand von euch Verwandte, Freunde oder Bekannte in Konstanz haben, die genügend Platz haben und vielleicht etwas Unterstützung brauchen könnten, dann weist sie auf diese Möglichkeit hin.

Beide Seiten erwarten dabei andere Ansichten und Blickwinkel, neue Erfahrungen und vielleicht sogar neue Freundschaften.

Bewerbt euch deshalb für die etwas andere WG, von der alle profitieren.

AnsprechpartnerinMarina FilipczykService CenterTel +49 7531 - 88 [email protected] 09.30 - 11.30 UhrMi 09.00 - 11.00 Uhr

Mehr Infos unter https://www.seezeit.com/wohnen/wohnen-fuer-hilfe/

Wohnen für Hilfe – die etwas andere WG

Studi Job in der Mensa– dort arbeiten, wo andere Mittag essen

AOK Baden-Württemberg

AOK – Die Gesundheitskasse Hochrhein-BodenseeStudenten-Service · Inselgasse 30 · 78462 Konstanz

Der AOK-Studenten-Service.Wir machen Sie rundum fit für den Campus: nicht nur in Fragen der Gesundheit, sondern auch mit kostenlosen Online-Vorträgen, E-Books und zahlreichen nützlichen Tipps für den Hochschulalltag. Mehr dazu unter bw.aok-on.de/studierende

ZGH

00

88

/45

· 09/

16 ·

Foto

: pet

erhe

ck.d

e

RZ_AZAO-16-0088-45_AZ_Studenten_210x148_5_HRB.indd 1 22.09.16 11:49

All die, denen der Geldbeutel der Eltern nicht wohlgesonnen ist oder die mal wieder knapp am BAföG vorbeigeschrammt sind, kennen das Problem der knappen Kasse. Doch auch diejenigen, die ein kleines oder großes Bündel Geld in der Matratze versteckt haben, freuen sich über ein zusätzli-ches Taschengeld. Kurz gesagt: Geld wird immer gern genommen. Schließlich will man ja auch nicht als Student leben wie so ein Student – und das kostet eben. Da trifft es sich vorzüglich, dass das Studierendenwerk seine Schütz- und Zöglinge durchaus auch finanziell unterstützen kann. Entweder leihweise, mit besagtem BAföG, oder eben mit monatlich gezahlten Löhnen.

In der Menseria Gießberg mit der preisgekrönten Atmosphäre gibt es nämlich

nicht nur leckeres, leicht bekömmliches und vor allem auf Dauer satt machendes Essen, sondern auch Jobs für Studenten. Dort zu arbeiten, wo andere Mittag essen, hat natürlich den immensen Vorteil, innerhalb von fünf Minuten wieder direkt in der Bib, im Seminarraum oder im Vorlesungssaal zu sein. Da kann man sich zwischen zwei Veranstaltungen einfach noch eine Schicht packen und war schon mal nicht umsonst an der Uni. Das weiß vor allem die 27-jährige Jessica Nock, Studentin der Sprachwissen-schaft und Mitarbeiterin in der Mensa, zu schätzen: „Da man sich die Schichten vor dem Semester aussuchen kann, lässt sich das auch sehr gut mit dem Studium vereinbaren. Praktisch ist natürlich, wenn man sowieso an der Uni ist und sich Schichten vor oder zwischen

die Vorlesungen legen kann.“ Auch nach drei Jahren bei Seezeit würde Jessica diese Arbeit uneingeschränkt weiter-empfehlen. Der kurze Arbeitsweg und die netten Kollegen sind da natürlich ein Anreiz, der auch auf Skeptiker überzeu-gend wirken sollte. Und selbst in der Currywurstbude ist es bei frostigen Temperaturen noch angenehmer, als sich draußen die Finger abzufrieren. Wer sich also zwischen den wohltuenden Gerüchen von frischer Pasta, leckerem Eintopf, dem ausgewogenen Stammessen oder einfach nur beim Bestaunen der veganen Snacks den einen oder anderen Euro dazuverdienen will, darf sich vertrauensvoll an das Studieren-denwerk wenden. Wer es dann aufgrund der flexiblen Arbeitszeiten schafft, sein Studium erfolgreich zu absolvieren, hat sogar schon gastronomische Erfahrungen, die sich der glückliche Student genüsslich in den Lebenslauf eintragen kann.

Text: Phillip Horch, Foto: Harald Waldrich

Text: Felix Lorenz

Page 22: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

22

Seez

eit i

nfor

mie

rt

Aktion Deutschland HilftDas starke Bündnis bei Katastrophen

Wenn Menschen durch große Katastrophen in Not geraten, helfen wir. Gemeinsam, schnell und koordiniert. Schon ab 5€/Monat werden Sie Förderer. Ihre regelmäßige Spende ermöglicht unsere weltweite Hilfe für Menschen in Not.

Spendenkonto (IBAN): DE62 3702 0500 0000 1020 30 Jetzt Förderer werden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de

Page 23: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

23

Seezeit informiert

Mit wenig viel bewegen

Mit der Mensacard können Studierende an Menschen in Not spenden

Zwischen Mittagessen und Kaffee schnell das eigene Guthaben checken oder neues Geld auf die Mensakarte laden und damit gleichzeitig Menschen in Not helfen – an einer der Abfragestationen an der Mensa der Uni Konstanz ist dies seit Januar 2015 möglich. Mit jedem Auflegen der Mensakarte werden zehn Cent abgebucht, die Seezeit an das „Bündis Aktion Deutschland Hilft spendet“. Studenten und Mitarbeiter der Uni erhalten damit die Möglichkeit, schnell, mit geringem Aufwand und wenig Geld für einen guten Zweck zu spenden.

Seit Beginn der Aktion wurden bereits 1.500 Euro eingenommen, die Seezeit für den Kampf gegen Ebola sowie für Erdbebenopfer in Nepal gespendet hat. Für welchen Empfänger die Aktion aktuell Beiträge sammelt, erläutert ein Plakat, das sich über der besagten Abfragestati-on befindet. Seit Mitte Oktober stehen die Opfer des Hurricane Matthew als Spendenempfänger fest.

Das von Seezeit gegründete Projekt läuft gut und wird von Studenten und Mitarbeitern stark unterstützt. Jeder, der seine Karte ab und an am Gerät einlesen lässt, trägt dazu bei, Menschen in Not zu helfen. Seezeit plant daher weitere Spendenstationen an der HTWG Konstanz sowie in Weingar-ten, Friedrichshafen und Ravensburg.

Selbstverständlich verfügen nicht alle der Kartenstationen an der Uni über die Spendenfunktion, sodass nach wie vor auch ohne eine Spende das Guthaben abgefragt werden kann. Doch zehn Cent sind nicht viel Geld, können in der Summe aber Großes bewegen.

Studierendenbefragung »Beeinträchtigt Studieren«

Am 21. November 2016 ist eine Umfrage gestartet, in der Studenten mit Behinderungen und chronischen Krankhei-ten zu ihrer Situation an der Uni befragt werden: Was behindert ein erfolgreiches Studium? Welche Voraussetzun-gen müssen gegeben sein, um mit Beeinträchtigungen studieren zu können? Wie sind Unterstützungsangebote der Uni zu bewerten und was hat sich bewährt?

Geleitet wird die Befragung vom Deutschen Studenten-werk und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Ziel ist es, mit den ermittelten Daten den Bau von Barrierefreiheit zu fördern und Verbände zu unterstützen, die sich für die Rechte von Studierenden mit Behinderungen und chronischen Krankheiten einsetzen. Eine Teilnahme an der Studie ist bis Ende dieses Wintersemesters möglich. Im Frühjahr 2018 werden die Ergebnisse dann veröffentlicht.

Benötigte Dauer zum Ausfüllen des Fragebogens: Eine halbe Stunde. Anonym und datengeschützt!

Wenn ihr mit einer studienerschwerenden Beeinträchti-gung studiert und eine Einladungsmail bekommen habt - macht mit!

Mehr Informationen: www.best-umfrage.de FAQ: www.best-umfrage.de/best2-ablauf-faq/

Text: Ilka Glückselig, Foto: Ciara-Angela Engelhardt

Page 24: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

24

Kultu

r

Geschockte Gesichter, erleichtertes Aufatmen, Gänse-haut und feuchte Augen – das 13. Kurzfilmfestival bescherte dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle.

„Zum Filme machen braucht man Talent. Wir haben Filme ausgewählt, die etwas wagen. Filme, die bewegen und etwas im Zuschauer auslösen,“ erklären die Organisato-ren aus dem Zebra Kino. Dieser Anspruch ist dem Team definitiv gelungen. Am 22. und 23. Oktober war es wieder soweit: das Zebra Kino präsentiert zum 13. Mal seine Kurzfilme in Konstanz. Aus 600 eingereichten Filmbeiträgen werden den Besuchern die 49 besten internationalen Kurzfil-me aus insgesamt 24 Ländern vorgeführt. Die drei besten Streifen werden durch eine vierköpfige Jury aus der Film- und Medienbranche prämiert. Eigentlich war auch der

Gewinner des letzten Jahres, Ayce Kartal, für die Jury vorgesehen. Ihm wurde jedoch die Ausreise aus der Türkei untersagt, wie er in einer Presseerklärung bedauerte. In seinem Gewinnerfilm „Marche arrière“ thematisiert er auf sarkastische Weise die türkischen Aufstände und die brutalen Einsätze der Polizei gegen die Demonstranten. Doch nicht nur die Jury, auch das Publikum durfte seinen Favoriten küren.

Mit insgesamt rund 550 Zuschauern lockte das Festival dieses Jahr noch mehr Besucher als in den vergangenen Jahren an, was sicher auch der Optimierung von Logo, Trailer und Location zu verdanken ist. Der regnerische Sonntag war dabei mit etwa 300 Zuschauern besser besucht als der Starttag, einer der letzten sonnigen Herbsttage.

– im Gefühlschaos bei den „kurz.film.spielen.“

Innovativ, intensiv, international

100000 01001011 01110010 01101001 01100101 01100111 01011111 00100000 01101001 011 01100011 01101000 01100101 01101001 01101110 00101110 00001101 00001010 01000101 01110010 00100000 01101001 01110011 01110100 00100000 01100001 01110101 01 00100000 01001001 01101110 01101110 01100101 01110010 01100101 01101110 00100 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 01011010 01101001 01110110 01101001 01101100 01101001 01110100 11000011 10100100 01110100 00101100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 01010011 01110100 11000011 10100100 01100100 01110100 01100101 01110010 00101101 00100000 01110011 01100011 01101000 01100001 01100110 01110100 00100000 01011011 01100011 01101001 01110100 01100001 01100100 01101001 01101110 01101001 01110100 01100101 01011101 00101100 00100000 01100100 01101001 01100101 00100000 01101001 01101101 00100000 01000010 01100101 01100111 01110010 01101001 01100110 01100110 00100000 01110011 01101001 01101110 01100100 00101100 00100000 01110011 01101001 01100011 01101000 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 00100000 01100100 01101001 01100101 00100000 01000111 01110010 01100101 01101110 01111010 01100101 01101110 00100000 01100100 01100101 01110010 00100000 01010111 01100101 01101100 01110100 00100000 01100001 01110101 01110011 01111010 01110101 01100100 01100101 01101000 01101110 01100101 01101110 00100000 01110101 01101110 01100100 00100000 01101001 01101110 01100110 01101111 01101100 01100111 01100101 01100100 01100101 01110011 01110011 01100101 01101110 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 01110011 00100000 11000011 10000100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 00100000 01101001 01101000 01110010 01100101 01110010 00100000 01100101 01101001 01100111 01100101 01101110 01100101 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 01100101 00101110 00100000 01000001 01101101 00100000 11000011 10100100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 01101110 00100000 01000101 01101110 01100100 01100101 00100000 01111010 01100101 01110010 01100010 01110010 01101001 01100011 01101000 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 00101100 00100000 01111010 01100101 01110010 01110011 01110000 01110010 01101001 01101110 01100111 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 00100000 11000011 10111100 01100010 01100101 01110010 01100100 01100101 01101000 01101110 01110100 01100101 00100000 01000110 01101001 01100111 01110101 01110010 00101100 00100000 01101011 01101111 01101101 01101101 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 00100000 01001011 01101100 01110101 01100110 01110100 00100000 01111010 01110101 01101101 00100000 01010110 01101111 01110010 01110011 01100011 01101000 01100101 01101001 01101110 00101110 00001101 00001010 01000101 01110010 00100000 01101001 01110011 01110100 00100000 01100001 01110101 01100 100000 01001011 01110010 01101001 0110010001 0011 1101100111 01011111 00100000 01101001 01 00100000 01001001 01101110 01101110 01100101 01110010 01100101 01 00 11000 01101110 00100 01100101 01101001 01101110 01100101 0111000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 0100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 01011010 01101001 01110110 01101001 01101100 01101001 01110100 11000011 10100100 01110100 00101100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 01010011 01110100 11000011 10100100 01100100 01110100 01100101 01110010 00101101 00100000 01110011 01100011 01101000 01100001 01100110 01110100 00100000 01011011 01100011 01101001 01110100 01100001 01100100 01101001 01101110 01101001 01110100 01100101 01011101 00101100 00100000 01100100 01101001 01100101 00100000 01101001 01101101 00100000 01000010 01100101 01100111 01110010 01101001 01100110 01100110 00100000 01110011 01101001 01101110 01100100 00101100 00100000 01110011 01101001 01100011 01101000 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 00100000 01100100 01101001 01100101 00100000 01000111 01110010 01100101 01101110 01111010 01100101 01101110 00100000 01100100 01100101 01110010 00100000 01010111 01100101 01101100 01110100 00100000 01100001 01110101 01110011 01111010 01110101 01100100 01100101 01101000 01101110 01100101 01101110 00100000 01110101 01101110 01100100 00100000 01101001 01101110 01100110 01101111 01101100 01100111 01100101 01100100 01100101 01110011 01110011 01100101 01101110 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 01110011 00100000 11000011 10000100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 00100000 01101001 01101000 01110010 01100101 01110010 00100000 01100101 01101001 01100111 01100101 01101110 01100101 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 01100101 00101110 00100000 01000001 01101101 00100000 11000011 10100100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010

01100110 01101111 01101100 01100111 01100101 01100100 01100101 01110011 01110011 01100101 01101110 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 01110011 00100000 11000011 10000100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 00100000 01101001 01101000 01110010 01100101 01110010 00100000 01100101 01101001 01100111 01100101 01101110 01100101 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 01100101 00101110 00100000 01000001 01101101 00100000 11000011 10100100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 01101110 00100000 01000101 01101110 01100100 01100101 00100000 01111010 01100101 01110010 01100010 01110010 01101001 01100011 01101000 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 00101100 00100000 01111010 01100101 01110010 01110011 01110000 01110010 01101001 01101110 01100111 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 00100000 11000011 10111100 01100010 01100101 01110010 01100100 01100101 01101000 01101110 01110100 01100101 00100000 01000110 01101001 01100111 01110101 01110010 00101100 00100000 01101011 01101111 01101101 01101101 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 00100000 01001011 01101100 01110101 01100110 01110100 00100000 01111010 01110101 01101101 00100000 01010110 01101111 01110010 01110011 01100011 01101000 01100101 01101001 01101110 00101110 00001101 00001010 01000101 01110010 00100000 01101001 01110011 01110100 00100000 01100001 01110101 01100 100000 01001011 01110010 01101001 0110010001 0011 1101100111 01011111 00100000 01101001 01 00100000 01001001 01101110 01101110 01100101 01110010 01100101 01 00 11000 01101110 00100 01100101 01101001 01101110 01100101 0111000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 0100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 01011010 01101001 01110110 01101001 01101100 01101001 01110100 11000011 10100100 01110100 00101100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101

01101110 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 01110011 00100000 11000011 10000100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 00100000 01101001 01101000 01110010 01100101 01110010 00100000 01100101 01101001 01100111 01100101 01101110 01100101 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 01100101 00101110 00100000 01000001 01101101 00100000 11000011 10100100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 01101110 00100000 01000101 01101110 01100100 01100101 00100000 01111010 01100101 01110010 01100010 01110010 01101001 01100011 01101000 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 00101100 00100000 01111010 01100101 01110010 01110011 01110000 01110010 01101001 01101110 01100111 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 00100000 11000011 10111100 01100010 01100101 01110010 01100100 01100101 01101000 01101110 01110100 01100101 00100000 01000110 01101001 01100111 01110101 01110010 00101100 00100000 01101011 01101111 01101101 01101101 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 00100000 01001011 01101100 01110101 01100110 01110100 00100000 01111010 01110101 01101101 00100000 01010110 01101111 01110010 01110011 01100011 01101000 01100101 01101001 01101110 00101110 00001101 00001010 01000101 01110010 00100000 01101001 01110011 01110100 00100000 01100001 01110101 01100 100000 01001011 01110010 01101001 0110010001 0011 1101100111 01011111 00100000 01101001 01 00100000 01001001 01101110 01101110 01100101 01110010 01100101 01 00 11000 01101110 00100 01100101 01101001 01101110 01100101 0111000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 0100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01110010 00100000 01011010 01101001 01110110 01101001 01101100 01101001

appdate

Ausstellung zu App-Kulturen und App-Kunst

Großer Saal, Neuwerk

20. – 26. Januar 2017

Opening: 19. Januar 2017 20:00 Uhr

Im Neuwerk werden künstlerische Entwürfe von »Mobile Apps« und Installationen aus dem Bereich der Medienkunst, die Apps in ihre Funktionsweise aufnehmen, neben medienpraktischen Arbeiten von Studierenden der Universität Konstanz präsentiert.

Page 25: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

25

Kultur

Trotzdem ist der Vorführungssaal am Samstag bereits beim ersten Block zu zwei Dritteln gefüllt. Um Punkt 13:30 Uhr schließen sich die Flügeltüren des großen Saals, der durch ein warmes Rotlicht eine völlig andere Atmosphäre versprüht als im Theater üblich. „Es ist echt gemütlich, besonders die Sessel,“ schwärmt Lydia Humboldt, die durch das Zebra Kino von dem Filmfestival erfahren hat, gleich zu Beginn. Im Gegensatz zu den vorherigen Veranstaltungsor-ten ist das Stadttheater geräumiger und fasst 200 Sitzplätze mehr als der Bürgersaal im Jahr zuvor. Trotzdem war der Teamleiter Ulrich von Varnbüler, der die „kurz.film.spiele.“ schon seit einigen Jahren mitorganisiert, zunächst skeptisch. „Ich hatte wirklich Bedenken, ob das biedere Stadttheater mit seinem spießig-bürgerlichen Ambiente eine gute Location für unser alternatives Filmfest bietet.“ Doch wie sich herausstellt, waren diese Sorgen völlig unbegründet.

Die enge Zusammenarbeit entstand durch die Verbindung zwischen dem Geschäftsführer des Zebra Kinos, Christoph Sinz, und seinem Namensvetter, dem Intendanten des Stadttheaters, Christoph Nix. Gemeinsam verwandelten die Teams die neue Location in eine Art Retro-Kino, in dem nun ein leger gekleidetes Publikum aller Altersklassen Platz findet.

Während die Gäste, begleitet von leiser Jazz-Musik, in ihren roten Sesseln entspannt auf den Beginn des ersten Filmblocks warten und in den kostenlosen Programmheften blättern, ist das Zebra-Team schon hektisch zugange. Alexandra Gracev, die für die erste Schicht am Kartenver-kauf eingeteilt ist, erklärt: „Es läuft schon ein bisschen chaotisch ab.“ Aber davon bekommen die Besucher nichts mit. Ganz im Gegenteil: viele Zuschauer und auch einige angereiste Filmproduzenten loben sogar die gute Organisa-

Text: Laura Kerling, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt

Page 26: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

26

Kultu

r

tion des Festivals. Rund sechs Wochen vor dem

Festival begann die heiße Phase der finalen Vorbereitungen. Die Praktikan-ten mussten dabei viel Eigenverant-wortung übernehmen: vom Gestalten der Programmhefte über das Betreuen der Filmemacher bis hin zur Planung des Ablaufs. Eine Belastungsprobe – nicht nur für von Varnbüler, sondern auch für die anderen Teammitglieder, die zum größten Teil neben dieser freiwilligen Arbeit ein Studium stem-men müssen.

Allein das Sichten der 600 einge-reichten Filme dauerte von April bis September. Dabei wurde per Finger-zeig entschieden – fünf Finger waren die bestmögliche Bewertung. Viele Meinungsverschiedenheiten gab es jedoch laut von Varnbüler nicht. „Man

kann einen guten sehr schnell von einem schlechten Film unterscheiden!“ Diesen Kunstgriff, die richtige Film-sprache zu treffen und die Schauspieler entsprechend zu führen, beherrschen nicht alle Filmemacher. Aber auch das technische Wissen ist von Vorteil. Da hilft die beste Idee nichts, da ist sich das Team einig. Deswegen waren am Schluss hauptsächlich Filme von Filmstudenten in der engeren Auswahl. Doch auch hier gab es große Differen-zen. „Viele Hochschüler stellen einfach nur ihre technischen Fähigkeiten zur Schau, die ihre Dozenten ihnen beigebracht haben, vergessen dabei jedoch völlig den Geist des Films,“ bedauert von Varnbüler. Praktikantin Anna Mauder erklärt: „Der Film muss auf irgendeine Art herausstechen. Das Thema kann schon 100mal behandelt worden sein. Wenn es hingegen auf eine originelle, witzige Art transportiert wird, schafft es der Film bei uns in die engere Auswahl.“

So wie der erste Film „Metube 2“, eine sechsminütige Hommage an die neue Generation der Youtuber und

Blogger, der das Publikum mit einem skurrilen Musikvideo verstört, amüsiert und zugleich fasziniert: Tänzer in Latex-Anzügen performen zwischen antiken Statuen. Eine Oma mit glitzernder Disco-Jacke zwinkert der Kamera zu. Begleitet wird die Szenerie von der Kantate Carmina Burana. Der kuriose Mix bietet einen Vorgeschmack auf die Emotionen und verwirrenden Eindrücke, die im Laufe der Vorführung auf das Publikum einprasseln werden. Lachend zollen die Zuschauer dem Beitrag den ersten Applaus.

Die nächsten sechs Filme folgen aufeinander mit nahtlosem Übergang. Das Organisationsteam hat sich bemüht, in jedem Block ein Gleichge-wicht aus nachdenklichen und lustigen oder ästhetischen Filmclips herzustel-len. Jedoch wurde hauptsächlich

schwere, gesellschaftskritische Filmkost eingereicht. „Sorry für die depressive Note,“ entschuldigt sich die Modera- torin Nina Heller bereits am Ende des

zweiten Blocks beim Publikum. Bemerkenswert an den ausgewählten, schwer verdaulichen Beiträgen sei vor allem die subtile Darstellungsweise der Kritik gewesen, erklärt das Zebra-Team seine Entscheidungen im Nachhinein: unter den Einsendungen waren auch Komödien, doch der Großteil des Humors sei extrem platt gewesen.

Dabei lacht das Publikum gerne, wie die Publikumsgewinner der letzten Jahre beweisen. Umso mehr erstaunt von Varnbüler die Wahl des diesjähri-gen Publikumslieblings: „Geen Konigen In Ons Bloed“, ein niederlän-discher Film, der auf bewegende Weise den Zusammenhalt eines Geschwister-paares zeigt, das in einer Jugendschut- zeinrichtung aufwächst. Obwohl er mit ganzen 40 Minuten den längsten Film der „kurz.film.spiele.“ markiert, ist er bei weitem nicht der langatmigste, findet auch der 22-jährige Kevin Stratenhoff.

Tatsächlich herrscht am Schluss große Einigkeit bei Publikum und Jury. Beide wählen zunächst „If Mama Ain‘t Happy, Nobody‘s Happy“ auf den ersten Platz, der die Familiengeschich-te der Produzentin thematisiert. Sie selbst wird dabei zum Bestandteil des Films und öffnet mehrere narrative Ebenen, die dem Zuschauer ihre eigene Vergangenheit sowie die ihrer Mutter charmant und rührend näher bringen. In 25 Minuten spielt die Regisseurin mit konservativen Einstel-lungen, Liebesbeziehungen, Eigenstän-digkeit und Lebenserfahrung. Das Zebra-Team kann die Doppelplatzie-rung nachvollziehen. Aus etlichen eingereichten biographischen Beiträ-gen schafft es nur der niederländische Beitrag in die letztlich gezeigte Auswahl. Weil ein doppelter erster Platz allerdings unfair den anderen Filmen gegenüber sei und es sich ohnehin um ein extrem enges Kopf-an-Kopf-Rennen des Publikumspreises handele, entschließt das Team spon-tan, den zweitplatzierten Publikums-liebling „Geen Konigen In Ons Bloed“ an die erste Stelle zu rücken.

Selbst die Fach-Jury folgt bei der Auswahl vor allem ihrer Intuition, so auch Medienwissenschaftler Markus Spöhrer: „Ich denke, die Filme, an die man sich am Ende der zwei Tage am stärksten erinnert, sind es auf jeden Fall wert, in die engere Betrachtung gezogen zu werden.“

Ins Gedächtnis brennen sich jedoch nicht nur Filme, die durchweg positives Feedback erfahren, sondern auch Beiträge, die für Diskussionspotenzial sorgen. So beispielsweise „The Disappearance of Willie Bingham“: ein Film, der auf brutale Weise das Rechtssystem in Frage stellt. Nach und nach werden dem Vergewaltiger Willie

Page 27: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

27

Kultur

Bingham auf Wunsch der Angehörigen die Gliedmaßen amputiert. Der makabre Beitrag aus Australien schockiert und fasziniert zugleich. Direkt im Anschluss beendet der innovative Beitrag „Samira“ das zweite Filmset. Die Produzentin Charlotte Rolfes betritt mit den Worten „Krasser Block, ich bin völlig im Eimer,“ die Büh-ne. Dieses Gefühl teilen die anderen Gäste ausnahmslos mit ihr. Die Studentin Felicia Merkle geht völlig aufgewühlt in die Pause. „Die Filme sind wahnsinnig intensiv. Ich kann mich gar nicht entscheiden, welchen ich am besten fand. Aber ich hatte so oft Gänsehaut!“

„Die Verarbeitung der Filme ist eine regelrechte Tortur für jeden Besucher, vor allem, weil sie so schnell aufeinander folgen,“ meint von Varnbüler. Deshalb soll die Filmauswahl nächstes Jahr auch reduziert, die Pausen dafür verlängert werden. „Jeder Film birgt so viel Gehalt, Inhalt und Emotionen – da kommen sehr interessante Gespräche zustande!“

Dem stimmt auch der Regisseur des Films „Speechless“ zu, Robin Polák, der mit einigen Leuten seiner Filmcrew angereist ist. Pro Block holen die Moderatoren einen Filmemacher auf die Bühne, um dem Publikum Fragen zu ermöglichen. Das lockert die Atmosphäre auf, die Zuschauer zeigen sich interessiert und offen. Poláks Film zeigt einen syrischen Flüchtlingsjun-gen, der das erste Mal einen Spiel-zeugladen betritt. Die komplette

Botschaft wird über Mimik und Gestik transportiert. „Da merkt man erst, wie wichtig Körpersprache in der Kommu-nikation ist. So kommt die Verloren-heit und Überforderung des kleinen Flüchtlingsjungen in der neuen, glitzernden Welt besser zur Geltung.“ Als gebürtiger Tscheche weiß er, wovon er spricht. Auch wenn „Speechless“ gut beim Publikum ankam, polarisierte der Film in der Vorauswahl, verrät das Zebra-Team. Doch die Mehrheit war fasziniert, in sieben Minuten ganz ohne Sprache derartige Gefühle zu kommunizieren. „Viele Filmemacher denken, sie müssen einen 90-minütigen Kurzfilm machen, obwohl sie ihre Message kurz und knapp in fünf Minuten verpacken könnten,“ berichtet Polák. Das ist zum Teil auch für das Publikum anstren-gend.

Dementsprechend entspannen sich die Zuschauer bei leichter Kost, wie dem drittplatzierten Beitrag „Trial & Error“, einem Animationsfilm, der sich auf unterhaltsame Art und Weise mit dem alltäglichen Problem, einen Hemdknopf zu verlieren, befasst. Das Publikum reagiert mit schallendem Gelächter und auch auf den Gesich-tern der Jury ist ein breites Schmun-zeln zu sehen. Die Erleichterung über den raffinierten Witz und charmanten Esprit inmitten der bedrückenden Beträge ist deutlich zu spüren.

Den zweiten Platz vergibt die Jury an einen Beitrag, der durch seinen schwarzen Humor besticht: „Hausar-

rest“ behandelt die zunehmende Technisierung unserer modernen Welt. „Mir ging es nicht um die Abwertung von Technik. Mal ehrlich, ich würde auch nicht ohne mein iPhone aus dem Haus gehen,“ erklärt der charismati-sche Schweizer, Regisseur Matthias Sahli.

Julia Becker, Jury-Mitglied und Schauspielerin, lobt außerdem besonders die Leistung ihrer kleinen Kollegin im französischen Film „Mo-ther(s)“, in dem die achtjährige Aida mit einer völlig neuen Familiensituation konfrontiert wird.

Alle Gewinner erhalten zur Erinne-rung einen selbst angefertigten Bilderrahmen, dessen Mitte ein Filmstreifen in den Farben des Logos der „kurz.film.spiele.“ ziert, sowie Buchpreise und eine Urkunde mit einem QR-Code, auf dessen Link ein 30-sekündiges Animationsvideo geschaltet wurde.

Sowohl die Filmemacher als auch die Organisatoren der „kurz.film.spiele.“ haben ganze Arbeit geleistet. Gelegentliche Bildstörungen während der Vorführungen und technische Probleme können immer auftauchen. „Solche Komplikationen waren von vornherein eingeplant,“ beschwichtigte Nina Heller nach dem Festival. Und so ist die Resonanz insgesamt positiv. Manch einen ausgestrahlten Kurzfilm hat das Zebra-Team sogar schon im Fernsehen entdeckt. Da bleibt nur zu sagen: bis zum nächsten Jahr!

Text: Laura Kerling, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt

Page 28: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

28

Kultu

r

Der Kreuzlinger Horst-Klub im Portrait

Die Alternativszene in und um Konstanz ist, gelinde gesagt, rar gesät. Sicher, da gibt es das Contrast, in dem hin und wieder selbstorganisierte Konzerte stattfinden. Ansonsten beschränken sich die Möglichkeiten für Freunde der etwas rockigeren Musik auf einige (eher teurere) Konzerte und wenige Bars. Aber das war es dann auch fast schon wieder. Wer also nicht die größte Lust hat, zur zweihunderts-ten elektronischen Tanzveranstaltung des Jahres zu gehen und erst kürzlich auf einer 90er-Party war, trotzdem Lust auf ein Bierchen und Musik hat, wäre prinzipiell ganz schön verloren. Wenn es da nicht das HORST gäbe. Seines Zeichens Stätte für Konzerte zum Selbstkostenpreis, kühles Bier und interessante Menschen.

Also schnell die Tanzschuhe geschnürt, die Kreuzlinger Straße entlang gestapft, über den kleinen Zoll rüber und ab nach Kreuzlingen. Dann einfach ein Weilchen die Hauptstraße entlang, bis es irgendwann nach rechts in die Löwenstraße geht, dann ist man quasi schon da. Im Zweifelsfall hilft natürlich auch good old Google: Kirchstraße 1.

Dann steht man auch schon vor dem Gebäude des B.A.D. K.i.d.S. e.V., das früher einmal eine Steinhauerei war. (Daher der Name des Vereins: Bands, Abenteuer, Drinks (und) Kultur in der Steinhauerei). Heute befindet sich darin jedoch der Horst-Club, der dem Motto des Vereins mit viel Eigeninitiative und ehrenamtlichem Engagement der Mitarbeiter gerecht wird.

Der Weg ist für Konstanzer Studenten zwar ein kleines bisschen weiter, als bis zur nächsten Eckkneipe, doch die paar Extrameter lohnen sich. Vielleicht nicht für jeden, aber sie lohnen sich. Wenn man Lust auf einen gemütlichen Martini-Abend mit Krawatte bei seichter Lounge-Musik

und gehobener Nase hat, muss man wohl woanders hin. Im Horst gibt es eher gitarrenlastigen Sound, günstiges Bier, scharfe Mexikaner (Korn mit Tomatensaft und Tabasco), lockere Leute und ganz viel Ungezwungenheit.

Und diese Ungezwungenheit hat inzwischen Tradition. Angefangen hat alles etwas unorganisierter in Proberäu-men direkt an der schweizerisch-deut-schen Grenze, hinter dem Lago. Dort haben einige Musikliebhaber Konzerte für Freunde organisiert. Gespielt haben Bands mit Freude am Auftritt und ohne das Vorhaben, die große Kohle zu machen. Da Konzerte allerdings naturgemäß eine recht laute Angele-genheit sind, haben Zuständige des Ordnungsamts Konstanz die Proberäu-me alsbald restlos und leider auch ersatzlos schließen lassen. Aufgrund der Alternativlosigkeit beschloss man bald, die Konzerte im Keller der gemeinsamen Wohnung zu veranstal-ten. Das war eine halboffizielle Angelegenheit, die binnen kurzem größer wurde als geplant. Was vorher eher als Auftrittsmöglichkeit für befreundete Nachwuchsbands gedacht war, sprach sich schnell herum. Die Anfragen überstiegen das Kontingent von einem Konzert pro Monat, neue Räumlichkeiten mussten her.

Durch Zufall fand man dann die Lokalität in der Kirchstraße, in der zuvor eine Freikirche ihre Mitglieder zum richtigen Glauben gedrängt hatte. Nach Gesprächen mit dem Besitzer gab dieser den Horstleuten Vorrang, da er an ihrem Vorhaben Gefallen gefunden hatte. Auch wenn das Ganze jetzt professionell aufgezogen werden sollte, blieb der Grundgedanke erhalten. Ziel war es, einen nicht kommerziell orientierten Veranstal-tungsraum zu bieten, in dem lokale und internationale Bands dem Publi-kum ihren Sound um die Ohren hauen können. Das Publikum sollte während-dessen zu erschwinglichen Preisen an einem Bier nippen können, ohne sich dafür in Unkosten stürzen zu müssen.

Ganz ohne Sponsoren, Management, Chefetage, Profitgier und Neid – wie es bekannterweise in ebendieser Branche so oft der Fall ist. So kam es glücklicherweise vor zwei Jahren, dass das Horst umziehen und offiziell werden konnte.

Laut Benni, einem der Vorstands-mitglieder des gemeinnützigen Vereins, kam den Gründern da ihre Gastronomieerfahrung zugute: „Wir kannten schon in etwa die Richtlinien, was Hygiene und Brandschutz anging und konnten dementsprechend alles nach den Bestimmungen bauen.“ Innerhalb von nur sechs Wochen bauten die Jungs dann zu acht eine Bar und einen Teil der Inneneinrich-tung: „Das hat natürlich noch anders ausgesehen als heute, viel rudimentä-rer. Das wächst von Zeit zu Zeit.“ Im Sommer dieses Jahres kam dann noch eine Schallschutzwand im Garten und eine kleine Skate-Anlage hinzu: „Gerade im Sommer hatten wir Probleme mit den Nachbarn. Wenn die Leute nach den Konzerten zum Luftschnappen nach draußen gehen, kann es schon sehr laut werden.“ Durch die neue Schallschutzmauer ist dieses Problem behoben. Das Material für Anlage und Mauer hat man – ganz in Horst-Manier – über Benefizkonzerte eingespielt. Alles handmade, alles gemeinnützig, ganz viel Herzblut.

Doch die Mitglieder kennen sich nicht nur an, vor und unter dem Tresen aus. Sie wissen auch, was es heißt, auf der Bühne zu stehen, Tourneeluft zu atmen und Kantinenfraß zu kosten. So kommt es, dass man im Horst nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Bands entgegenkommt. Die Bands können so viel trinken, wie sie wollen und werden vom Horst-Team bekocht. So entsteht eine familiäre Atmosphäre, die auch im Konzertraum zu spüren ist. Die Bands sitzen dann auch gerne mal nach den Konzerten an der Bar oder mischen sich unters Publikum. Wenn ihnen dann alles zu viel wird (oder das Horst ganz einfach seine Pforten

Alternative Jugendkultur links von der Mitte

Mehr Infos unter: www.horstklub.chfacebook.com/horstklub

Page 29: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

29

Kultur

schließt), können sie sich in den eigens für sie gebauten Bandraum zurückziehen. Im Obergeschoss des Gebäudes befindet sich ein gemütliches Wohn- und Schlafzimmer mit Stockbetten sowie einer Küchenzeile, in der sich die Bands ausruhen und vorbereiten können. So spart man sich unpersönliche Hotelräume und auch -kosten, und die familiäre Atmosphäre wird unterstützt.

Dass die Atmosphäre auf, vor und hinter der Bühne sowie an der Bar stimmt, scheint sich auch auf das Publikum auszuwirken. So gab es laut Benni in den letzten zwei Jahren nicht eine Schlägerei, auch musste die Polizei nicht ein einziges Mal gerufen werden. Da soll noch mal jemand sagen, Rockmusik mache aggressiv.

Selbst die Stadt hat von Anfang an zum guten Klima beigetragen. Statt sich, wie es in Deutschland der Fall gewesen wäre, durch einen Urwald aus Genehmigungen und Anträgen kämpfen zu müssen, gibt es im beschaulichen Kreuzlingen nur eine Handvoll Regelungen, an die man sich halten muss. Finanzielle Förderung von der Stadt Kreuzlin-gen, wie es Kulturvereinen eigentlich zusteht, gibt es allerdings keine. Dadurch hat das Horst vielleicht keine finanziellen Rücklagen, ist andererseits jedoch unabhängig: „Wir fanden das eine Weile lang schade. Dass die Stadt, obwohl sie es gut findet, was wir machen, nie geschafft hat, unsere Anträge zu bearbeiten. Da hat es dann gereicht, dass sich Nachbarn beschwert haben, um den Antrag wieder zurückzuwerfen“, sagt Benni, fügt jedoch hinzu, dass man so nicht den Biss verliere und dazu gezwungen sei, weiterzumachen. Er habe das schon öfter bei anderen Vereinen gesehen: „Wenn dann viele Fördergelder kom-men, ruht man sich gerne auf seinen Lorbeeren aus und

gibt sich vielleicht nicht mehr so die Mühe.“Obwohl es also gezwungenermaßen darum geht, die

Kosten zu decken, geht es dem Verein nicht ums Geld. Es wird darauf geachtet, dass die Miete am Ende des Monats gezahlt werden kann und dass die Bands nicht auf ihren Reisekosten sitzen bleiben. Das macht sich bewährt – so kommen ins Horst auch Bands zurück, die sich der Verein eigentlich nicht mehr leisten könnte. Aufgrund guter Erinne-rungen und guter Kontakte drücken die Bands ein Auge zu und lassen es um der guten Atmosphäre willen im Horst noch mal krachen. Da zeigt sich dann, dass selbst im Kapitalismus gute Gespräche mitunter mehr wert sind als gute Gagen: „Das ist, glaube ich, ein größerer Mehrwert, den man hat, als groß was auf der Kante zu haben. Das ermöglicht mehr, wenn man mit den Menschen auf einer Wellenlänge ist, als mit großen Gagen zu locken.“

Die Eintrittspreise liegen zwischen fünf und acht Euro, früher kommen lohnt sich. Die Getränkepreise sind für Schweizer Verhältnisse günstig, für deutsche durchschnittlich. Doch auch, wenn mal jemand an der Tür steht, der kein Geld mehr hat, wird dieser nicht nach Hause geschickt: „Wenn jetzt einer gar keine Kohle hat, bleibt der auch nicht vor der Tür. Solang es den Leuten gefällt und sie ne gute Zeit haben, hat alles seinen Zweck erfüllt.“

Wer diese Idee also gut findet, gerne handgemachte Gitarrenmusik hört und netten Menschen nicht abgeneigt ist, dem sei ein Besuch in den Räumen des Horst ans Herz gelegt. Wer den Verein zusätzlich unterstützen möchte, kann Mitglied im B.A.D. K.i.d.S. e.V. werden. Für 40€ oder ebenso viele Franken gibt es dann ein cooles Horst-Shirt sowie Vergünstigungen bei Veranstaltungen.

Text: Julia Kohushölter, Fotos: Theresa Gielnik

Page 30: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

30

Kolu

mne

Ich bin ein guter Verlierer. Das soll nicht heißen, dass ich gerne verliere. Aber es bedeutet: ich kann verlieren, ich kann meine Niederlage anerken-nen. Mein Bruder ist da ein ganz anderes Kaliber. Er ist ein schlechter Verlierer. Und das ist noch eine maßlose Untertreibung. Er konnte es noch nie und er wird es wohl auch mit seinen annähernd dreißig Jahren und darüber hinaus nicht mehr lernen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir im Urlaub in unserem Wohnwagen zusammensaßen. Meine Mutter, mein Vater, mein Bruder und ich. Eng zusammengedrängt in der Sitzecke mit dem karierten, groben Stoffüberzug, um den ausklappbaren Tisch aus Pressspan mit Eichenfurnier, zwischen uns ein sechsecki-ges Spielfeld. Vor den Fenstern die verregneten Weiten eines französischen Campingplatzes. Doch das Wetter war uns egal. Denn was wirklich zählte, war die Besiedlung eines neuen Landes. Wir betrieben regen Tauschhandel untereinander. Zwei Holz gegen ein Lehm, drei Getreide gegen ein Erz. Wir waren Siedler und unsere neue Heimat hieß Catan.

Ein herrliches Brettspiel, das in unserer Familie für geraume Zeit jedes andere Abendprogramm auf die hinteren Ränge verwies. Wer mit der hohen Kunst des Siedlerspiels vertraut ist, der wird wissen, wie schnell aus geselligem Miteinander blutiger Ernst werden kann. Vor allem, wenn einer wie mein Bruder mit am Tisch sitzt. Sah er bis kurz vor Spielende wie der sichere Sieger aus, so gelang es mir nicht selten, ihm durch cleveres Taktieren in letzter Sekunde seine längste

Gegner sich selbst ebenfalls zum Sieger erklärt? Bis heute frage ich mich, ob diese Geschichte mehr über mich als über meinen Bruder aussagt. Bin ich so abhängig von der Meinung anderer, dass meine Selbstbestäti-gung komplett von ihr abhängt? Habe ich ein Siedlerspiel verloren, dann wollte ich mich eben nicht so geben wie mein Bruder. Ich wollte Größe zeigen, gratulierte dem anderen zu seinem guten Spiel und analysierte selbstkritisch die Knackpunkte meiner eigenen Niederlage. Abseits des Spielbretts sind Sieg oder Niederlage Kategorien, in denen ich und viele meiner Altersgenossen das gesamte Leben vermesse. Wir streben nach Erfolg, halten uns an die Regeln und versuchen, geradlinig ans Ziel zu kommen. „Niederlagen gehören zum Leben“, sagt der Volksmund. Oder „Es zählt nicht, wie oft du hinfällst, sondern wie oft du wieder aufstehst“. Schöne, weise Worte, die man gerne anderen in leidvollen Momenten zur Hand gibt. Aber bei einem selbst? Wir wollen doch gar nicht erst hinfallen. Und das ist ein Problem. Wenn etwas nicht hinhaut und wir die Kontrolle verlieren, dann wiegt dieser Misserfolg so schwer, weil Niederlagen nicht zu unseren Selbstbil-dern gehören. Ich für meinen Teil wollte immer der Gute sein, ein Sieger. Und wenn ich schon verlieren muss, dann will ich selbst in der Niederlage noch Größe zeigen und ums Verrecken kein Arsch sein, der den anderen ihren Triumph mies macht.

Ich bin ein guter Verlierer. Zumindest sagen das andere über mich.

Handelsstraße und mit ihr den Sieg abzuluchsen. Dann war die Kacke am Dampfen. Das größte Scheißspiel sei das und überhaupt sei er ja viel besser und mein Sieg vollkommen unverdient gewesen. Eine solche Niederlage akzeptiere er nicht, er sei der wahre Sieger und wenn ich auch nur einen Funken Ehrgefühl hätte, müsste ich das auch zugeben. Und so weiter und so weiter. Der Haussegen hing schließlich so schief, dass die Siedler von Catan in den heimischen Spieleschrank verbannt und nie wieder hervorgeholt wurden.

Heute muss ich zugeben, obwohl ich mir damals eher die Zunge abgebissen hätte, dass mir diese Show die Freude über den Sieg tatsächlich verhagelt hat. Ich gab mich zwar stolz und machte mich mit provokanter Geste zum großen Sieger, innerlich aber brachte es mich bis zur Weißglut, dass mein Bruder meinen Sieg nicht anerkennen wollte. Sah er nicht, dass ich ihn regelgemäß bezwungen hatte? Bedeutete das nicht, dass ich der bessere Spieler war? Nein, das tat es nicht. Die Saat des Zweifels war gesät. Und überhaupt – was bedeutet ein Sieg schon, wenn der

Über NiederlagenKolumne von Marc-Julien Heinsch

Text: Marc-Julien Heinsch, Illustration: Monty v. Spitzbergen

Page 31: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

31

BAföG-Amt

Gustav-Schwab-Straße 5,78467 Konstanz Tel +49 7531 - 88 7265Fax +49 7531 - 88 [email protected]

Mo - Do 9.00 - 12.00 + 13.00 - 15.30 Uhr

Service CenterErste Hilfe zu allen Seezeit-Themen.

Uni Konstanz, Ebene A 5Tel +49 7531 - 88 7400Fax +49 7531 - 88 [email protected]

Mo - Do 9.00 - 15.30 UhrFr 9.00 - 13.30 Uhr

Studentisches Wohnen

Uni Konstanz, Ebene K [email protected]

Mo - Do 9.00 - 12.00 + 13.00 - 15.00 UhrFr 9.00 - 12.00 Uhr

SozialberatungFür Fragen zu Studienfinanzierung, Studium mit Kind und barrierefreiemStudieren.

Uni Konstanz, K 401Tel +49 7531 - 88 7305,vormittags [email protected]

Sprechzeiten: Mo 9.30 - 11.30 Uhr im Service CenterDi 9.30 - 11.30 Uhr in K 401, sowie nach Absprache.

PBSPsychotherapeutische Beratungsstellefür Hilfe & Beratung bei Krisen im Studium,psychischen und seelischen Problemen.

Uni Konstanz, Ebene K 3, K 313 - 315Tel +49 7531 - 88 [email protected]

Anmeldezeiten:Mo + Mi + Fr 11.00 - 12.00 Uhr

HTWG KonstanzSeitenanbau Gebäude GTel +49 7531 - 88 7310/ [email protected]

Anmeldezeiten:Mo + Mi + Fr 11.00 - 12.00 Uhr

Sprechzeiten: Mi 17.00 - 18.00 Uhr

Seezeit hilftSeezeit inform

iert

Page 32: campuls - Seezeit Studierendenwerk Bodensee - Startseite · reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer

WOHNEN.HELFEN.LEBEN.Wohnen für Hilfe Konstanz Gartenpflege, Kinder hüten, Wohnungsputz, Gesellschaft leisten – nach dem Prinzip „Wohnen für Hilfe“ unterstützen Konstanzer Studierende ihre Vermieter im Alltag und sparen so einen Teil der Miete.

Weitere Informationen unterTelefon +49 7531 - 88 7405 www.wfh-konstanz.com

„Englischer Rasen vom Konstanzer Studenten“