Campus Delicti #264

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campus delicti # 264 April 2008 WOCHENMAGAZIN DES ASTA HEINRICH-HEINE-UNIVERSITÄT DÜSSELDORF INTERVIEW MIT RAINER MATHEISEN Seite 03 AUFLÖSUNG DER ASTA-KOALITION ab Seite 04 EIN BLICK IN DIE ASTA-FINANZEN ab Seite 07

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campus delicti# 264 April 2008

WOCHENMAGAZIN DES ASTA HEINRICH-HEINE-UNIVERSITÄT DÜSSELDORF

INTERVIEW MIT RAINER MATHEISENSeite 03

AUFLÖSUNG DER ASTA-KOALITIONab Seite 04

EIN BLICK IN DIE ASTA-FINANZENab Seite 07

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02––INHALTEDITORIAL

EDITORIAL # 264 April 2008 Interview mit Rainer Matheisen ....................... Seite 03

Bericht über die SP-Sitzung vom 18. März 2008 ...... Seite 04 Personelle Veränderungen im AStA ........................ Seite 06

Ein Blick in die AStA-Finanzen .............................. Seite 07

Ein Kommentar zum Düsseldorfer Forum für Politische Kommunikation ...................................... Seite 10

Zug der Erinnerungen .......................................... Seite 12

NRW-Semesterticket .............................................. Seite 14

Tag der Studierenden ............................................ Seite 15

Meldungen, Glosse .............................................. Seite 16

Wie man garantiert stressfrei Studienarbeiten schreibt .......................................... Seite 17

Ankündigungen ....................................................... Seite 18

Termine, Impressum ............................................... Seite 20

Neues Semester, neues Glück, neue Campus Delicti. Es steht einiges an für die nächste Zukunft: Tag der Studierenden, Rektorneuwahl, SP-Wahlen, Sport Dies und noch ei-niges vieles mehr. Wir werden euch wie gewohnt auf dem laufenden halten.Wir sehn uns dann wieder jeden Donnerstag auf der Men-sa-Brücke, wo wir verteilen, was wir unter der Woche geschrieben haben, das was ihr gerade in den Händen haltet. Der letzte April war scheiß-heiß, dieser ist arsch-kalt. Mal n Strike, dann wieder nix. Mit-teilung in eigener Sache: schreibt uns mal einen Leserbrief. Wir wol-len wissen, was euch bewegt und wie es euch ergeht. Viel Vergügen bei der Lektüre und vor allem ei-nen guten Start ins neue Semester wünscht,

Linus (fürs Pressereferat)

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INTERVIEW

WER NICHT FRAGT, BLEIBT DUMM

Siruan Hadsch-Hossein (C. D.): Rai-ner, du sollst mit dem AStA-Telefon für 800 Euro telefoniert haben. Was ist da dran?

Rainer Matheisen: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass der AStA nichts damit zu tun hat wie viel ich mit wem telefoniere. Sondern dies ist meine Pri-vatsache, so lange ich es selbst bezah-le. Ich hatte im AStA keinen Empfang, daher war ich auf die Benutzung des AStA-Telefons angewiesen. Dass ich dies gemacht habe, war sicherlich ein Fehler, weil dadurch ein falscher Ein-druck entstanden ist. Daher werde ich es in Zukunft nicht mehr tun. Diejenigen, die aber behaupten, dass ich die Telefon-rechnung nicht privat beglichen habe, lügen. Das ist alles schriftlich belegbar. Wir haben sofort eine entsprechende Vereinbarung gemacht. Dies ist Teil der Schmutzkampagne, die derzeit von Tei-len der Opposition gemacht wird, weil sie keine fundierten inhaltlichen Kri-tikpunkte an der hervorragenden Arbeit des AStA haben.

C. D.: In der AStA-Buchführung gibt es eine Lücke von 1700 Euro. Wie ist das zu erklären?

Rainer Matheisen: Ja, diese Lücke gibt es in der Tat. Es ist unschön, dass diese Lücke entstanden ist. Man muss es aber im Verhältnis zum Haushaltsvolumen von mehreren Millionen Euro sehen. Der AStA-Vorstand übernimmt ganz klar die politische Verantwortung für das fehlende Geld. Wir stellen uns geschlos-sen vor die Finanzreferenten und die AStA-Sekretärin Frau Engel, die unsere Kasse verwalten. Bei unserem großen Haushalt kann es zu einer kleinen Lücke kommen. Es ist auch in der Vergangen-

heit, als ein Teil der jetzigen Opposition den AStA stellte, dazu gekommen, dass Geld gefehlt hat. Wir bedauern dies, und haben wie es bei solchen Fällen unter anderen AStA-Mehrheiten auch üblich war, Anzeige bei der Polizei gegen un-bekannt gestellt.

C. D.: Warum wird der AStA zu diesem Zeitpunkt so heftig attackiert von der Opposition im SP?

Rainer Matheisen: Die Attacken kom-men in erster Linie deswegen, weil wir eine Menge für die Studierenden erreicht haben und die Opposition keine wirk-lichen Kritikpunkte an der AStA-Koa-

lition hat. Während an anderen NRW-Unis das Ticket erst im Wintersemester eingeführt wird, haben wir erreicht, dass die Studierende der Heinrich-Heine Uni Düsseldorf schon ab diesem Semester durch ganz NRW fahren können. Wir haben es auch geschafft, dass der Zu-schlag bei einer verspäteten Rückmel-dung halbiert wurde. Das betrifft pro Semester ca. 5000 Studierende, für die das Batzen Geld ist, den sie jetzt spa-ren können. Die Opposition kann uns weiterhin gerne an unseren Erfolgen messen, sollte aber nicht mit Lügen und falschen Behauptungen versuchen zu punkten. Die Studierenden sind schlau-er, als die Opposition denkt.

Der AStA-Vorsitzende Rainer Matheisen im Interview: „Die Studierenden sind schlauer, als die Opposition denkt.“

Campus-Delicti-Redakteur

Siruan Hadsch-Hossein im

Gespräch mit dem AStA-Vor-

sitzenden Rainer Matheisen:

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04––SP-SITZUNG VOM 18.03.2008

Über die Gründe für diese plötzliche Um-strukturierung führte das Studierenden-parlament eine fast fünfstündige Debatte. LHG und Juso-HSG führten gestörtes Vertrauen, unterschiedliche Prioritäten und inkompatible Arbeitsweisen an. Die Opposition erhob schwere Vorwürfe ge-gen den AStA-Vorstand: Privatgespräche für 808 Euro seien auf AStA-Kosten ge-führt worden und in der Kasse fehlten mehr als 1.700 Euro. Diese stünden aber in keinem Zusammenhang mit dem Ende der Koalition, waren sich LHG, Juso-HSG und FSL einig.

I. Konstruktives Misstrauensvotum

Ein Konstruktives Misstrauensvotum ist die einzige Möglichkeit, eine bestehende Koalition während der Legislaturperiode aufzulösen – darum muss ein Misstrau-ensvotum nichts mit „Misstrauen“ im wörtlichen Sinne zu tun haben, sondern kann als Mittel zum Zweck der Koa-litionsumbildung dienen. Namentlich richtete es sich zwar gegen Dennis He-ckendorf, es ging aber um ein Beenden der Zusammenarbeit mit der gesamten Fachschaftenliste. „Ich sehe nicht, dass

AUFLÖSUNG DER ASTA-KOALITION

es hier einen Grund für ein Misstrauens-votum braucht,“ erläuterte AStA-Vor-sitzender Rainer Matheisen (LHG). Es ginge rein um die Arbeitsebene, auf wel-cher unterschiedliche Kulturen bei LHG und Juso-HSG auf der einen sowie FSL auf der anderen Seite herrschten. „Wir haben an einem Strang gezogen, aber nicht in die gleiche Richtung,“ erklärte der AStA-Vorsitzende die Schwierigkeit, mit der FSL zusammenzuarbeiten. Man war sich in vielerlei Hinsicht uneinig, vor allem darüber, wie Loyalität innerhalb des AStA auszusehen habe und inwie-weit man an zeitaufwendigen bürokra-tisch korrekten Verfahren festhalten und Streitpunkte ausdiskutieren sollte – mit-unter auf Kosten der Effizienz. „Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wieviel an Dingen innerhalb der Studie-rendenschaft diskutiert werden sollte“, sagte Rainer Matheisen. Auch habe die FSL ständig „Verfahren evaluieren“ wol-len, monierte der AStA-Vorsitzende, und ein früheres Erstellen und Aushängen der Protokolle des SP-Sitzungen gefordert. Das seien Dinge, die die Studierenden nicht interessierten und auch nicht von Relevanz seien. „Transparenz wird nicht allein erreicht dadurch, dass Protokolle

ausgehangen werden“, meinte Philipp Tacer. LHG und Juso-HSG hätten dafür gesorgt, dass regelmäßig von den SP-Sit-zungen in der Campus Delicti berichtet wird. Auch Rainer Matheisen betonte, statt auf bürokratische Abläufe wollten Juso-HSG/LHG „auch in Zukunft die Priorität auf die wichtigen Dinge legen“, zum Beispiel das NRW-Ticket und die Kontrolle der Verwendung von Studi-engebühren. Schließlich seien zeitliche Ressourcen immer begrenzt, und mit denen müsse man im Interesse der Stu-dierendenschaft haushalten. Man solle sich nicht ständig mit sich selbst beschäf-tigen. „Es ist ja nicht so, dass wir eine Riesenentscheidungsbefugnis hätten, wir können uns nur immer wieder einsetzen, beim Rektor, bei verschiedenen Gremien, etc.“ Einigkeit sei eine unabdingliche Voraussetzung für erfolgreiche Verhand-lungen. „Man muss geschlossen stehen als AStA.“

Die FSL versteht den Vorwurf so, „dass wir ein geschlossenes Auftreten der Ko-alition dadurch untergraben hätten, dass wir immer wieder Konflikte innerhalb der und zwischen den Listen nach au-ßen getragen hätten und die öffentliche

Liberale und Juso-Hochschulgruppe regieren ohne Fachschaftenliste weiter

In der vorlesungsfreien Zeit hat sich viel geändert im Allgemeinen Studierendenausschuss: Liberale

Hochschulgruppe (LHG) und Juso-Hochschulgruppe (Juso-HSG) beendeten die Koalition mit der

Fachschaftenliste (FSL). Sie stützen sich nun auf eine weniger breite, aber immer noch ausreichende

Mehrheit im Studierendenparlament (SP) – auch ohne FSL haben LHG und Juso-HSG 9 von 17 Sitzen.

Mit einem Konstruktiven Misstrauensvotum auf der SP-Sitzung vom 18. März wurde der 2. Stellver-

tretende AStA-Vorsitzende, Dennis Heckendorf, seines Amtes enthoben. Mit ihm wurden alle Kollegen

von der Fachschaftenliste entlassen und durch LHG und Juso-HSG-Mitglieder ersetzt. Im Vorstand

bleiben Rainer Matheisen (LHG) und Philipp Tacer (Juso-HSG), die dritte Stelle teilen sich Eda Akcan

(Juso-HSG) und Gaios Tsuntsunashvili (LHG).

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SP-SITZUNG VOM 18.03.2008

Diskussion zu diesen Fragen gesucht hätten, auch und grade mit den Opposi-tionslisten“. So oder anders handelte sich die FSL den Vorwurf der „Opposition in der Regierung“ von Seiten der Koaliti-onspartner ein. Die FSL hielt dagegen: „wir haben nichts blockiert“ – die Par-lamentarier der FSL hätten immer mit der Koalition gestimmt, wenn Stimmen benötigt wurden. Das reichte den Koaliti-onspartner nicht: „Unterschiedliche Auf-fassungen müssen intern geklärt werden, damit man nach außen hin geschlossen stehen kann“, meinte Philipp Tacer.

Mindestens so verwunderlich wie das plötzliche Ende der Koalition war, dass die FSL nach den letzten SP-Wahlen überhaupt mit ins Boot geholt wurde bzw. sie sich auf die (in Ansichten und Macht-verteilung ungleiche) Partnerschaft ein-ließ. Obwohl die Stimmen der FSL nicht für eine Mehrheit im SP benötigt wurden, hatten LHG und Juso-HSG die FSL in die Koalition eingeladen, um auf Arbeits- und Kompetenzebene zusammenzuar-beiten. Rückblickend resümierte Dennis Heckendorf: „Es ist ein Fehler, in einer Koalition zu arbeiten, in der man nicht gebraucht wird“ –weil zwei andere Part-ner zusammen schon die Mehrheit haben, wie LHG und Juso-HSG im SP. Ein Par-lamentarier der FSL, Malte Kohns, sagte, es sei zwar in den vergangenen Monaten schwierig gewesen, das dritte Rad am Koalitionswagen zu sein, „wir hätten die Verantwortung dennoch gerne weiter ge-tragen“. Die FSL wolle gerne weiter in der Koalition mitarbeiten. „Wir sind be-reit, Kompromisse einzugehen, wie man wohl deutlich gesehen hat im Laufe der jetzigen Legislaturperiode.“

Der AStA-Vorsitzende sagte, er freue sich über die Aussage der FSL, man hätte gerne weiter zusammen gearbeitet. „Ich kann ganz klar sagen, dass die Tür sowas von offen ist, dass man vielleicht sogar mehr miteinander redet als in einem for-malen Zusammenschluss.“ Während der Koalition war die Kommunikation an-scheinend gestört. Die Uneinigkeit über das Verständnis von AStA-Arbeit in Ge-sprächen zu klären hatte jedenfalls nicht geklappt, wie Rainer Matheisen dem Hochschulradio berichtete.

Der Marxistische StudentInnenbund Spartakus (MSB) mahnte immer wieder

an, die „wahren Gründe“ für das Beenden der Koalition erfahren zu wollen. Einen Zusammenhang des Misstrauensvotums und der Vorwürfe gegen den AStA-Vor-sitzenden (siehe unten) schlossen die an-deren anwesenden Listen aus.

II. Private Telefongespräche aus dem AStA-Gebäude

Einen heftigen Vorwurf richtete die Op-position an AStA-Vorsitzenden Rainer Matheisen – dessen „exzessives“ Tele-fonverhalten während der Monate Sep-tember und Oktober sei nicht tolerierbar: „Du hast innerhalb von zwei Monaten für fast 900 Euro mit deiner Freundin tele-foniert, hast dafür verschiedene Telefone benutzt und das ist aufgrund der Telefon-rechnung, die kürzlich hereingeflattert ist, aufgeflogen“, so der MSB. Rainer gab zu: Ja, er habe Privatge-spräche vom AStA aus geführt. Wäh-rend der Monate September und Oktober habe er wegen der Vorbereitungen für die Erstsemester-Einführungen verstärkte Präsenz im AStA gezeigt und sei somit selten zu Hause gewesen. Zudem habe er keinen Handy-Empfang im AStA-Ge-bäude, so dass er trotz Handy-Flatrate notgedrungen auf die Festnetz-Telefone im AStA zurückgreifen musste – eben auch für Privatgespräche. Insgesamt habe dies zu 808 Euro Kosten geführt - eine Summe, die er aus eigener Tasche aus-gleicht, indem er auf mehrere Aufwand-sentschädigungen (das „Gehalt“ eines AStA-Mitglieds) verzichtet. Das habe er auch mit den Finanzreferenten abgespro-chen, als im Januar die Rechnung kam. Der MSB hingegen zweifelt an, dass Rai-ner Matheisen vorhatte, die Telefonko-sten zurück zu erstatten. Er habe bewusst versucht, seine Verantwortlichkeit für die erhöhten Kosten zu verschleiern, indem er von verschiedenen Büros im AStA aus telefoniert habe. Ohne den Druck von Seiten der Koalitionspartner und insbe-sondere des Finanzreferenten aus der Fachschaftenliste, der kurz darauf aus pri-vaten Gründen zurücktrat, hätte es diese Rückzahlung nie gegeben, behauptet der MSB. Der AStA-Vorsitzende fühlt sich zu Unrecht angegriffen: „Das hat nichts mit einem Straftatbestand zu tun, wenn ich hier die Telefone nutze, weil ich einfach viel hier im Asta bin als AStA-Vorsitzen-der - was meine verdammte Pflicht und

Schuldigkeit ist: für die Studierenden da zu sein - und in dieser Zeit die Telefone entsprechend nutze, das Geld eben dafür entsprechend dem AStA zurückerstatte.“ Es sei seine Privatsache, ob er für 808 Euro mit seiner Freundin telefoniere, so-lange er das Geld zurückerstatte. „Es ist absolut lächerlich, daraus einen Skandal zu produzieren.“ Rückendeckung bekam Rainer Matheisen von Listen- und neu-em Vorstandskollegen Gaios Tsuntsun-ashvili: „Ich bin mir sicher, dass Rainer das nicht mit böser Absicht gemacht hat, dass er das von vorneherein aus privater Tasche zurückbezahlen wollte.“ Dafür spricht auch eine schriftliche Abmachung über die Rückzahlung zwischen Rainer Matheisen, Philipp Tacer und einem der beiden damaligen Finanzreferenten, Ach-im Winkelhaus, vom 12. Februar.

III. Finanzielle Unregelmäßigkeiten

Nach dem Unmut über das private Telefo-nieren wurde nach „weiteren finanziellen Unregelmäßigkeiten“ gefragt. „Da ist mir nichts bekannt“, antwortete der AStA-Vorsitzende. Auf dieses Stichwort hatte die Opposition nur gewartet: „Es gibt das Gerücht, dass aus dem Sekretariat Geld fehlt.“ 1700 Euro seien verschwunden. Der Vorstand räumte ein: der Computer zeige derzeit 1.700 Euro mehr an, als in der Kasse seien. Der Begriff „Unre-gelmäßigkeit“ sei aber hier nicht ange-bracht: „Es ist in jedem Unternehmen, in jeder Behörde, überall so, dass laufend Buchungen korrigiert werden müssen, dass Kassenbestände korrigiert werden müssen, etcetera.“ Das sei ein regulärer Ablauf. In keiner Form seien Gelder der Studierendenschaft veruntreut worden. Das neue Finanzreferat werde prüfen, wo das Geld bzw. die Quittungen für die entsprechenden Ausgaben geblieben seien. Es war schlicht noch nicht möglich zu sagen, ob es sich um Fehlbuchungen, verschlampte Buchungsunterlagen, Un-terschlagung oder Diebstahl handele. Inzwischen wurde Strafanzeige wegen des Diebstahls von 1766 Euro gestellt. In den vergangenen Jahren wurde schon mehrfach Geld aus dem AStA-Sekretari-at entwendet.

Ein weiterer Vorwurf des MSB lautete, die finanziellen Rücklagen des AStA seien leichtfertig von 90.000 Euro auf 20.000

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abgeschmolzen worden. Die Rücklagen liegen zwar nur noch bei 20.000 Euro, sie wurden allerdings schon vor dem aktu-ellen Haushaltsjahr reduziert, und zwar, um den Vorgaben des Landesrechnungs-hofes Folge zu leisten. Der Vorwurf des MSB ist also haltlos und betrifft in keiner Weise den amtierenden Vorstand.

IV. Neue Vorstandsmitglieder

Das Misstrauensvotum gegen Dennis Heckendorf, die Splittung der Stelle des 2. Stellvertretenden Vorsitzenden in zwei halbe Stellen, sowie die beiden neuen Vorstandsmitglieder wurden mit je neun Stimmen, denen von LHG und Juso-HSG, akzeptiert. Die fünf Parlamentarier der anwesenden Opposition, nämlich FSL und MSB, stimmten dagegen. Die beiden neuen Vorstandsmitglieder sind Gaios Tsuntsunashvili (LHG) und Eda Akcan (Juso-HSG), vormals Referenten für In-ternationales bzw. Presse und Öffentlich-keit. Gaios ist Student der Germanistik und Geschichte, Eda studiert Geschichte und Politikwissenschaft. Beide sind so gut wie fertig mit ihrem Studium und daher mit genügend Zeit ausgestattet, um ihre halbe Stelle voll auszufüllen. Das begrüßte auch die Opposition: sie erhoffe sich längere Sprechstunden des Vorstands und eine größere Präsenz bei Dingen wie der Fachschaftsvertreterkonferenz. Eda Akcan versprach, sich im AStA um einen stärkeren Bezug zu den Studierenden und den Fachschaften zu kümmern.Man darf gespannt sein, wie der AStA in seiner neuen Zusammensetzung arbeiten wird. Er versprach, sich nach den internen Querelen nun wieder voll auf hochschul-politische Themen zu konzentrieren.

Um 23:23 Uhr schloss die SP-Präsidentin Sarah Gründel die Sitzung. In den fünf Stunden der Sitzung konnten nicht alle TOPs abgearbeitet werden – die nächste Sitzung war bereits gestern (allerdings nach Redaktionsschluss). Alle Neuigkeiten zum Thema wird es sicher in der ersten Folge von „Politur“ geben, der neuen Politik-Sendung beim Hochschulradio Düsseldorf – heute, Don-nerstag, den 10. April, von 18 bis 18.30 Uhr auf der 97,1. Und nächste Woche in der Campus Delicti.

Hannah Schade

Personelle Veränderungen im AStA:

• Die Stelle des durch ein konstruktives Misstrauens-

votum aus dem Amt des zweiten AStA-Vorsitzenden

geschiedenen Dennis Heckendorf (Fachschaften-

liste) teilen sich nun Eda Ackan (Juso-HSG, ehemals

Pressereferentin) und Gaios Tsutsunashvili (LHG,

ehemals Referent für Internationales).

• Yasar Yildiz wurde als neuer Referent im Referat für

Internationales bestätigt.

• Rajiv Strauss tritt aus zeitlichen Gründen als

Referent für Hochschulpolitik zurück; an seine

Stelle rückt Andreas Jentsch.

• Leila Gobjiveli ist als Ausländerreferentin

zurückgetreten und nun im Sozialreferat tätig.

• Finanzreferent Florian Lazarevic tritt aus

persönlichen Gründen zurück. Sein Amt bekleidet

nun Christina Hirt.

• An die Stelle von Sylvia Bratzik rückt Turap Yilmaz

in das Pressereferat.

• Neuer IT-Referent ist Ugur Macit.

Katrin Schmidt

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EIN BLICK IN DIE ASTA-FINANZEN

Bekanntermaßen wurde in den Ferien der AStA umgebildet. Die Fachschaftenliste ist nicht weiter Teil der Koalition, LHG und JUSO-Hochschulgruppe führen die Koalition allein fort. Als Grund hierfür hieß es seitens der verbliebenen Regie-rungspartner LHG und Juso-Hochschul-gruppe, die Arbeitsatmosphäre inner-halb des AStAs sei zuletzt nicht mehr gut gewesen und es habe Meinungs-verschiedenheiten gegeben über die Art und Weise wie man miteinander arbeiten wolle. Zu unspektakulär hört sich diese Begründung an, als dass es nicht sofort Versuche gegeben hat andere Gründe für den Split zu finden. Diese Gründe sieht die Opposition in dem Umgang mit Fi-nanzen begründet, was allerdings auch schon von Seiten der Fachschaftenliste dementiert wurde. So ist auf der Inter-netseite der Fachschaftenliste folgendes zu lesen: „Von Seiten mehrerer Anwesender Ver-treter einzelner Fachschaften und von den Vertretern des MSB Spartakus und der Piraten wurde Jusos und LHG un-terstellt, sie hätten uns aus der Koaliti-on entfernen wollen, weil unser stetiges Nachhaken in diesen Punkten (finanzi-elle Unregelmäßigkeiten, Anmerkung des Autors) und unser Drängen auf eine legale Regelung der Vorgänge öffent-lich geworden war. Wir waren in dieser Hinsicht sicher ein unbequemer Koali-tionspartner, glauben aber, dass es für

FINANZSKANDALE?Der AStA wird aus Mitteln der Studierendenschaft bezahlt, um im Sinne der Studierendenschaft

und zu derem Nutzen zu arbeiten. Der verantwortungsbewusste Umgang mit den ihn zur Verfügung

stehenden Mitteln ist also oberstes Gebot. Nicht immer und überall wird danach gehandelt. Erst vor

kurzem ist der AStA der Universität Bochum über einen gigantischen Finanzskandal im Umfang von

rund 200.000 Euro gestolpert. Eine Uniparty mit namhaften Bands hat ein derartiges Finanzloch in

den Haushalt des dortigen AStAs gerissen, dass dieser abgewählt wurde. Zu Recht. Nun machen auch

an unserer Universität von Seiten des Marxistischen Studierendenbundes Spartakus (MSB) Gerüchte

von einem großen Finanzskandal die Runde, welche geeignet wären, den AStA zu schädigen. Was es

damit im Einzelnen auf sich hat und ob diese Gerüchte zutreffen, könnt ihr hier nachlesen.

Achim Winkelhaus, Finanzreferent seit September letzten Jahres, gewährte uns und euch Einblick in den Zahlendschungel.

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08––EIN BLICK IN DIE ASTA-FINANZEN

unseren Ausschluss andere Gründe ge-geben haben muss, da letztendlich auch LHG und Jusos eingesehen haben, dass diese Fragen einer offiziellen und nach-vollziehbaren Klärung und Regelung bedürfen.“ (http://www.uni-duesseldorf.de/fsliste/v1/2008/03/19/fachschaftenli-ste-aus-dem-asta-gekegelt/)

Fakt ist, dass die Vorwürfe, die momen-tan gegenüber dem AStA erhoben wer-den einer öffentlichen Klärung bedür-fen. An dieser Stelle sollten diese erst einmal genannt werden. Der AStA-Vorsitzende Rainer Mathei-sen (LHG) habe im September und Ok-tober des vergangenen Jahres für 808 Euro Privatgespräche aus dem Büro des AStA-Vorstandes getätigt. Üblicherwei-se werden die Telefonrechnungen der Anschlüsse des AStAs vom AStA begli-chen, also letztlich von der Studieren-denschaft bezahlt. Vorgesehen sind die Telefone jedoch für dienstliche Zwecke, dass heißt Gespräche, die der Arbeit des AStAs in irgendeiner Weise dienen. Pri-vatgespräche sollten von diesen Appara-ten eigentlich nicht geführt werden, da

die Studierendenschaft aus der privaten Nutzung der Telefone seitens ihrer stu-dentischen Vertreter nicht profitiert. 1766 Euro aus dem Etat des AStAs sind spurlos verschwunden.Der AStA habe seine Rücklagen, die zu bilden er verpflichtet ist, innerhalb eines Jahres von 90.000 Euro auf 20.000 Euro heruntergewirtschaftet.

Es stimmt, dass Rainer Matheisen für 808 Euro Privatgespräche aus dem Büro des AStA-Vorstandes getätigt hat. Dazu nimmt er in dieser Ausgabe Stellung. Der Vorwurf der Untreue, denn nichts anderes wäre das gewesen, wenn Rai-ner Matheisen die Absicht gehabt hätte, diese Kosten nicht zu begleichen, trifft jedoch nicht zu. Wie in jedem Unterneh-men, Privathaushalt oder sonst wo gab es eine Telefonrechnung, die dem AStA zugestellt wurde. Aus dieser ging die genaue Höhe der Telefonkosten in Ver-bindung mit den gewählten Nummern hervor. Diese Rechnung ging dem AStA im Januar zu. Allerdings gab es eine Vereinbarung mit Rainer Matheisen, diese Telefonkosten von seiner Auf-

wandsentschädigung, die er für seine Tätigkeit als AStA-Vorsitzender erhält abzuziehen. 700 Euro wurden auf die-se Weise bereits beglichen, der restliche Betrag wird diesen Monat aus Rainer Matheisens Tasche bezahlt werden. Die Studierendenschaft bezahlt also kei-nesfalls die privaten Telefonkosten des AStA-Vorsitzenden. Nahrung haben di-ese Gerüchte von veruntreuten Geldern durch die Tatsache gewonnen, dass einer der Finanzreferenten, ein Vertreter der Fachschaftenliste vor geraumer Zeit zu-rückgetreten ist, wofür er jedoch in sei-ner Rücktrittserklärung private Gründe angab. Also ist auch die Unterstellung, das Ausscheiden der Fachschaftenliste aus der Koalition habe mit deren unbe-quemen Drängen und Aufdecken finan-zieller Unregelmäßigkeiten zu tun nicht zu halten.

Weiterhin muss leider bestätigt werden, dass es in der Kasse des AStAs eine Kassendifferenz in Höhe von 1766 Euro gibt. Auf der letzten SP-Sitzung wurde seitens der Opposition behauptet, das Fehlen des besagten Betrages sei ver-tuscht worden, da Rainer Matheisen auf die Frage nach finanziellen Unregel-mäßigkeiten hin äußerte, solche seien ihm nicht bekannt, später allerdings bestätigte, es gebe einen Betrag über dessen Verbleib man nichts genaueres wisse. Zu dieser Zeit gingen Matheisen und der AStA-Vorstand noch von einem Buchungsfehler aus. Nach der genauen Überprüfung aller Rechungen wurde mittlerweile jedoch festgestellt, dass ein

1766 Euro wurden aus der AStA-Kasse entwendet.

Der Haushalt des aktuellen Jahres, im Internet für jeden einzusehen

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EIN BLICK IN DIE ASTA-FINANZEN

Betrag, in der bereits genannten Höhe von 1766 Euro gestohlen wurde. Bereits vor 2 Jahren wurde ein ähnlich hoher Betrag aus dem Safe des AStAs gestoh-len. Es ist davon auszugehen, dass noch einige Schlüssel im Umlauf waren, die es theoretisch ermöglichten Geld aus dem Sekretariat zu entwenden. Ähnliche Probleme mit Diebstählen etc. gibt es an der Uni leider immer wieder. Es wurde eine Anzeige gegen unbekannt gestellt, die Polizei war schon im Sekretariat des AStAs, um diese aufzunehmen. Auch die Schlösser wurden ausgetauscht, so dass sichergestellt sein sollte, dass nie-mand unbefugten Zugang zur Kasse des AStAs hat.

Nun zum letzten Punkt, dem angeblich unverantwortlichen Umgang des AStAs mit Geldern, der zur Folge habe, dass die Rücklagen von vormals 90.000

Eigenwillige Zahlenspiele, kaputter Taschenrechner?

Euro auf 20.000 Euro gesunken seien. Ein starker Vorwurf. Eine ebenso starke Lüge, völlig aus der Luft gegriffen. Da scheint jemand den Umgang mit einem Taschenrechner noch nicht erlernt zu ha-ben, den manch einer bitter nötig hätte, wenn er versucht Rechnungen in solcher Höhe anzustellen. Fakt ist, der AStA ist verpflichtet finanzielle Rücklagen zu bilden. Fakt ist, unser AStA verfügt über 20.000 Euro Rücklagen. Nebenbei bemerkt liegt der AStA damit über der gesetzlich vorgegebenen Mindestrück-lage. Im letzten Haushaltsjahr betru-gen die Rücklagen des AStAs ebenfalls 20.000 Euro. Im Haushaltsjahr 05/06 betrugen die Rücklagen des AStAs, der damals von MSB und Jusos gestellt wurde, 19.628,54 Euro. Alles andere ist Fantasie mit Schneegestöber. Eine Prüfung des Landesrechnungshofes im vergangenen Jahr hat ergeben, dass der

AStA unserer Uni einen sehr gut ge-führten Haushalt vorzuweisen hat. Wei-terhin sei erwähnt, dass selbst aus Rei-hen des MSBs festgestellt wurde, dass der diesjährige Haushalt transparent und gut geführt sei. Aus persönlichen Gründen, nämlich der Unzufriedenheit mit dem AStA-Vorstand hat das betref-fende Mitglied des MSBs, ein Mitglied des Haushaltsausschusses, zwar in die-sem gegen den Haushalt gestimmt, im Studierendenparlament hat der MSB dem Haushalt jedoch zugestimmt. Ob, wie von Seiten des MSB geäußert nur, weil man den Fluß der Sozialausgaben, u.a. beispielsweise Finanzmittel für Schwangere, um nur ein willkürlich he-rausgegriffenes Beispiel unter etlichen zu nennen, nicht zu behindern oder aus einem anderen Grund, sei an dieser Stel-le in den Raum gestellt. Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass der Haus-halt des AStAs kein Geheimnis darstellt. Er ist für jeden zugänglich und zwar auf der Homepage des AStAs (http://www.asta-duesseldorf.de/), in der Sektion des Finanzreferates. Es möge sich also jeder sein eigenes Bild machen. Da das Zah-lenkauderwelsch für Laien tatsächlich schwer zu überblicken ist, hat jeder die Möglichkeit, sich ins Finanzreferat zu begeben und sich von den zuständigen Finanzreferenten Christina Hirt und Achim Winkelhaus, die Zahlen erläu-tern lassen. Dass 70.000 Euro innerhalb eines Jahres verpulvert wurden gehört jedenfalls ins Reich der Legenden ver-wiesen.

Unterm Strich bleibt also nicht viel üb-rig von dem angeblich großen Finanzs-kandal. Was es an Gründen für den Ko-alitions-Split gegeben hat und was an finanziellen Fragen zu klären war taugt wohl kaum dazu daraus einen Skan-dal, möglichst auch noch in Bochumer Dimensionen zu basteln. Der Versuch ebendies zu tun ist ziemlich plump und durchschaubar. „Nicht wenn es gefähr-lich ist, die Wahrheit zu sagen,_findet sie am seltensten Vertreter, sondern wenn es_langweilig ist,“ hat__Nietzsche schon richtig erkannt. Oder aber wenn die Lüge im Sinne der eigenen Zwecke profitabel erscheint, so mag man anfü-gen. Und da wird sogar ausnahmsweise mal niemand widersprechen wollen.

Linus Wörffel

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10––KOMMENTAR ZUM DÜSSELDORFER FORUM FÜR POLITISCHE KOMMUNIKATION

Das DFPK„Ein schönes Akronym ist das einzige, was noch fehlt“, so wurde das 4. „DFPK“ von einem sichtlich stolzen Dekan, Ulrich von Alemann von der Phil-Fak, eröffnet. Wie jedes Jahr hatten die Veranstaltung Studie-rende der Master Politische Kommunika-tion und Sozialwissenschaften gestemmt – und das in mängelfreier Professionalität. Die Fachtagung soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung über die Darstellung, Vermittlung und Wahrnehmung von Po-litik in modernen Gesellschaften voran-treiben. Samstag und Sonntag stellten NachwuchswissenschaftlerInnen der po-litischen Kommunikationsforschung ihre Arbeiten im Heine-Saal der Uni einem interessierten Publikum vor. Wie gut, dass mit einer solchen Tagung die oftmals doch recht geschlossene Wissenschaftswelt ei-ner breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Einen spannenden Beginn nahm die Tagung am Freitag im feier-lichen Rahmen des Palais Wittgenstein: Über die Angst als politisches Instrument diskutierten Ingo Wolf (NRW-Innenmini-ster), Bodo Hombach (WAZ-Mediengrup-pe), Prof. Dr. Dr. Hensel (Bundesinstitut für Risikobewertung), Frank Roselieb (Krisenmanager) und Dr. Tilman Achtrich (Filmautor) – das Thema wurde also be-leuchtet aus der Perspektive von Politik, Medien, Wissenschaft und Beratung. Die Moderatorin: Prof. Dr. Susanne Keune-ke, die selber Seminare zu Themen wie „Angstmedien – Medienängste“ gibt.

Ängste schüren reicht nichtÄngste generieren Aufmerksamkeit. Da-mit lässt sich also hervorragend Wahl-kampf machen oder die Auflage steigern, insbesondere hier – „the German Angst“ kommt nicht von ungefähr. Aber reden wir hier von einem rettenden Alarmsi-gnal, oder einer schädlichen Emotion, die

in blindem Aktionismus oder Lähmung gipfelt? Zunächst einmal: Angst ist ein Luxusgefühl – Terror, Klimawandel, Kar-toffelchips mit Acrylamid, all das schockt nur den, der nicht auf dem Weg zum Fern-seher erschossen wird oder verhungert. „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, weiß der Volksmund, aber wissen es auch die Volksvertreter?Kürzlich erschien ein Buch von Heribert Prantl mit dem Titel „Wie man mit Angst Politik macht“: Anscheinend ist Angst, wenn auch kein guter Ratgeber, so doch eine gute Grundlage, um Lösungsansätze für ein Problem schneller und radikaler durchsetzen zu können. Damit wird das ganze für den aufstrebenden Politiker kompliziert bis heikel – er muss sich nicht nur fragen: ‚Kann ich Ängste schüren?’ Sondern eben auch notwendigerweise: ‚Kann ich mich als der Problemlöser verkaufen?’ Und das ist die Herausfor-derung. Sonst spielt er womöglich noch dem politischen Gegner zu! Für die Me-dien hingegen, ungleich einfacher, scheint sich jede „Katastrophen“-Schlagzeile zu

lohnen, sprich: zu verkaufen. Aber nein, beschwichtigt Hombach, die Leute wür-den inzwischen viel lieber etwas Positives lesen, der Nachrichten-Negativismus sei out.

Huhn oder Strauß?So machten Politik und Medien den je-weils anderen für die Skandalisierung des Banalen verantwortlich, der Schwar-ze Peter ging dann noch ein paar mal hin und her. Filmemacher Achtrich lehnt sich zurück und erklärt uns das nochmal: ‚Auf-gabe der Politik ist das Abwägen: ist uns dieses oder jenes Risiko groß genug, um da unsere spärlichen Millionen rein zu-stecken, oder sollen wir lieber ein anderes nehmen? Aber sobald die Medien rufen, gelten andere Regeln als die des gesunden Menschenverstandes – sonst steht der Po-litiker bald am Kreuz’ ...und hat ausgekas-pert. Mit Contergan-Skandal im Hinter-kopf und BSE-Krise im Ohr lässt es sich zugegebenermaßen schwer an, nüchtern Risiken und Chancen einer Entscheidung abzuwägen oder es gar auf ein Restrisiko

ANGST ALS POLITISCHE STRATEGIELetztes Wochenende fand das 4. Düsseldorfer Forum für Politische Kommunikation statt, organisiert

von Studenten der HHU. Den Startpunkt bildete eine Podiumsdiskussion mit so hochkarätigen Gä-

sten wie NRW-Innenminister Ingo Wolf. Es ging um Risiko & Angst, und wie damit umgegangen

wird – von Politik, Medien und Normalverbraucher bzw. Wähler.

Dekan der Phil-Fak Ulrich von Alemann neben Ingo Wolf (NRW-Innenminister).

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DÜSSELDORFER FORUM FÜR POLITISCHE KOMMUNIKATION

ankommen zu lassen. Obwohl man sich natürlich einig ist, dass es absolute Si-cherheit nicht geben kann. Eine Frage von Logik und freiheitlich-demokratischer Grundordnung. Auch nicht gänzlich uner-wünscht: vom Podium hört man, irgend-jemand müsse ja schließlich auch sterben, sonst hätten wir ganz andere gesellschaft-liche Probleme. Aber welcher Politiker könnte sich eine solche Aussage leisten? Nein, der strategische Politiker kann nur wählen zwischen aufgescheuchtem Huhn und Vogel Strauß.

Der böse WählerDarum: der eigentlich Böse ist der Wäh-ler. Sagt Roselieb und meint: solange bei jeder Unsicherheit (egal, ob gefühlte oder reale Angst) der Gesetzgeber unter Druck gesetzt wird, das gemeingefährliche Ri-siko zu eliminieren (Irgendwie, egal wie, aber getan werden muss was! Und zwar schnell!), solange wird auch die nach rationalen Kriterien bestmögliche Ent-scheidung eine seltene Blüte politischer Prozesse bleiben. Der Souverän ist letzt-endlich doch der Bürger. Und der verhält sich oft schizophren: Bei den Dingen, die er „unter Kontrolle“ zu haben glaubt, die 100-PS-Maschine unter seinem Hintern zum Beispiel, geht er wissentlich und to-desmutig (wie sich mitunter bestätigt) mit Gefahrenquellen um. Solange er sein Risi-ko selber händelt, kein Problem. Wenn er die Folgen aber nicht richtig einschätzen kann (wie jetzt – Acrylalamin?), schrillen alle Alarmglocken. Pestizide in Rotwein? Wie furchtbar! ...dass der Gesetzgeber eine geringe Menge sogar vorschreibt, weil damit größere Risiken ausgeschlos-sen werden können, hört dann niemand mehr (oder wird nicht über Entwarnungen

berichtet?). Wir Hobbyinterpretierer glau-ben doch lieber uns selbst als jedem Ex-perten.

Raucher sind raus„Der Alarmismus in den letzten Jahren deutlich angestiegen“, sagt Wolf. So ei-niges, was in der Öffentlichkeit als Gefahr oder Krise diskutiert wird, ist übertrieben, da war man sich einig. Die Linke schürt Abstiegsängste, die Medien inszenieren eine Klimakatastrophe, und dann gibt es immer wieder so kleine Highlights: „Im Moment haben wir den Feinstaub, der immer wieder durch die Gegend jagt.“ Wobei in dieser Debatte zumindest keiner mitmischen dürfte, der raucht – wo doch die Risikobelastung in keinerlei Verhältnis steht. (Hensel: „Wenn Sie rauchen, brau-chen sie bei Rückständen, Kontaminaten und Gentechnik nicht mehr mitzudisku-tieren.“) Zumal bei so mancher Panikmache ver-gessen wird: Risiko = Gefahr x Expositi-on. Wenn die Exposition Null ist, ist auch jede Angst unberechtigt, wie die vor der Vogelgrippe, wenn man beispielsweise nie ein Huhn auf dem Arm hat. Wir ster-ben nicht an den Dingen, vor denen wir uns fürchten. Ergo: wer sich vor allem fürchtet, stirbt an nichts? Dementspre-chend wäre der Aufruf, weniger zu zittern, kontraproduktiv. Spaß beiseite: Es wurde auch gefordert, Schulfächer wie Selektive Wahrnehmung und Statistik einzuführen, zur besseren Einschätzung von Risiken. Der Tenor war aber: Kommt mal wieder runter. Der Innenminister, von der Pionier-geist-Partei FDP, weiß, wovon er spricht: „Wenn man die Eintrittswahrscheinlich-keit mit einbezieht, dann man wieder sa-gen: „Et hätt noch immer jot jejangen.“

Mitleid für SchäubleEin Problem dabei: wenn alles gut zu gehen scheint, sieht niemand die Arbeit derer, die dafür sorgen. „Self-destroying prophecy“: Eine Krise, sei es das Jahr-2000-Problem, sei es ein terroristischer Akt, tritt darum nicht ein, weil davor ge-warnt wurde. Ohne die Gefahr vorweisen zu können, steht der Warner aber blöd da. Krisenmanager Roselieb kennt das: „Schäuble tut mir leid, der versucht seit Jahren, den Menschen die Bedrohung durch den Terrorismus nahe zu bringen.“ Aber solange immer alle Anschläge ver-hindert werden, heulen alle bei jeder Fin-gerabdrucksabnahme etc.

Mut zum RisikoAnsonsten blieben die großen Themen ausgespart. Medien-Prof. Vowe zeigte sich darüber verwundert. Aber Menschen neigen eben zum kontra-intuitionellen Verhalten. Also einfach mal das Gegenteil vom Nahe Liegenden tun. Einfach mal nicht näher auf Terrorismus, Klimawandel und Sozialen Abstieg eingehen. Sondern: das ganze von Makro auf Mikro runter-brechen, und auf der Ebene lässt sich dann leichter argumentieren und folgendes Fazit ziehen: Mut zum Risiko! Wir sollen nicht alle so Schlotterer sein. Dann werden wir nicht manipuliert und die Politik nicht ge-lähmt. Im Palais Wittgenstein ging man tatsächlich beruhigt zum Get-Together-Imbiss. Ja, geradezu beschwingt: Einfach mal nicht so viele Sorgen machen. Irgend-wie revolutionär, so als Deutscher.

Infos: www.dfpk.de

Hannah Schade

v.l.: Die Moderatorin: Prof. Dr. Susanne Keuneke, Ingo Wolf (NRW-Innenminister), Dr. Tilman Achtrich (Filmautor) und Bodo Hombach (WAZ-Mediengruppe)

Prof. Dr. Dr. Hensel (Bundesinstitut für Risiko-bewertung)

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12––GESCHICHTE

Solche und ähnliche Schicksale von Kindern aus ganz Europa waren In-halt der rollenden Ausstellung im „Zug der Erinnerungen“, die vom 9. bis 12. März 2008 auf Gleis 6 am Düsseldor-fer Hauptbahnhof stattfand. Im nostal-gischen Oldtimer Zug der damaligen Reichsbahn waren Exponate in Form von Fotos, Schrift-Tafeln, Malereien und Videovorführungen zu besichtigen. Das AStA- Referat für Internationales & Antifaschismus hat den Zug mit vielen weiteren Bündnispartnern nach Düssel-dorf geholt, um auf die Kinder und Ju-gendlichen, die aus unserer Stadt heraus deportiert wurden, aufmerksam zu ma-

chen. Das waren nicht wenig, denn aus der „Heinestadt“ sind 125 Kinder und Jugendliche namentlich bekannt. Viele von ihnen wurden am hellichten Tag unter dem Decknamen „David“ mit der Deutschen Reichsbahn gen Osten trans-portiert. Bevorzugtes Ziel: Auschwitz. Wie z.B. Kurt Bruno Lubascher, der 1926 in Solingen als Sohn von Helene und Paul Lubascher geboren wird und bis zu seiner Deportation in Düsseldorf wohnte und hier zur Privaten Jüdischen Volkshochschule ging. Am 27.Oktober 1941 wird er mit 14 Jahren nach Lodz deportiert und in Kulmhof ermordet. Auf einer Karte konnte man die Schie-

„ZUG DER ERINNERUNGEN“ „Am frühen Morgen des 25. März 1944 gegen 5 Uhr umstellten deutsche Wehrmachtssoldaten die

Ghettos von Ioannina. Innerhalb von drei Stunden mussten sämtliche jüdischen Bewohner auf den

Sammelplätzen antreten. 1.725 Menschen wurden in 80 Lastwagen verladen und nach Larissa ab-

transportiert. Nach einer Zugfahrt, die eine Woche dauerte und von den Logistikstäben der „Deut-

schen Reichsbahn“ geplant worden war, kamen die Deportierten in Auschwitz an. Graciella Samuel

kehrte nicht zurück…“

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13––

GESCHICHTE

nenwege der Deportationen verfolgen, die verdeutlichen sollten, welch immen-se Bedeutung das deutsche Schienennetz und die Logistik der Bahn hatten.Das Referat für Internationales und AntiFa berichtet über „erschwerte Be-dingungen“ durch die Deutschen Bahn AG für die Durchführung der Ausstel-lung. Nicht nur dass die Bahn AG als „Erbe des ‚Sondervermögens Deutsche Reichsbahn‘ Trassengebühren (Halte-gebühr für Züge) forderte, nein, sogar Stromkosten für die Belichtung der Ausstellung wollte die Bahn, auf die durch Bürgerinitiativen ins Leben ge-rufene Ausstellung, abwälzen. Mehdorn und die Bahn haben zuerst versucht, die Ausstellung zu verhindern. Nachdem sie dies nicht geschafft hatten, ver-suchten sie den Ausstellungsmachern - zahlreichen Bürgerinitiativen - die Zugfahrt zu erschweren. Eine „Unver-schämtheit!“ nach Meinung des Refe-rats für Internationales&AntiFa. Sage und schreibe 10.000€ nur für den Halt allein in Düsseldorf erzeugt nichts als „Irritiertheit und Erbostheit“ im Referat über dieses Vorgehen. Der AStA-Vor-stand spendete spontan aus Solidarität mit dieser Ausstellung und den Machern 400€ Soforthilfe.

Seit November hat der Zug bereits an 27 Bahnhöfen in Deutschland Station gemacht. In Düsseldorf wurde die Aus-

stellung über deportierte Kinder, die jü-dischen Glaubens, Roma & Sinti, oder Kinder von Regimekritikern waren, von ca. 5.600 Personen und ca. 60 Gruppen und Schulklassen in diesen vier Tagen besucht. Trotz widriger Wetter Verhält-nisse verharrten die Menschen auf dem Gleis ohne Überdachung und warteten bis sie an der Reihe waren. Der Zug war authentisch und hatte dadurch auch sehr begrenzten Durchgang für die Besucher. Bei diesem breiten Interesse klingen die Forderungen der deutschen Bahn AG frustrierend: Pro stündlichem Aus-stellungsaufenthalt des Zuges wurde zwischen 22.- und 45.- Euro verlangt, pro gefahrenem Kilometer 3,50 Euro. Abstrus, wenn man bedenkt, dass die

Deutsche Reichsbahn damals die bis 14- jährigen Kinder kostenlos deportierte. Am Samstag 12.April.08 ist am Abend ein Mahngang in Berlin vor dem Bran-denburgertor geplant, bei dem 4.600 Kerzen mit Namensschildern der depor-tierten Kinder aus der deutschen Haupt-stadt, zum Potsdamer Platz getragen werden sollen. Die Deutsche Bahn AG Zentrale ist dort ansässig. Am Sonntag, den 13.April 2008 kommt der „Zug der Erinnerungen“ in Berlin an. Dort besteht noch für 10 Tage die Möglichkeit, den Zug mit seiner Ausstellung zu besuchen. Es lohnt sich!

Redouan Aoulad-Ali Internationales und Antifa

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14––HOCHSCHULE

Als die Nachricht bekannt wurde, dass auf der Vollversammlung der Studieren-denschaft der HHUD das NRW-Seme-sterticket beschlossen wurde, waren viele Studenten erleichtert. Denn wer pendeln musste, für den ist das neue Ticket Gold wert. Man spart dadurch viel Geld und kann zudem noch im ganzen Bundesland den Nahverkehr benutzen. Dazu zählen nicht nur Busse und Straßen- bzw. U-Bahnen der Städte, sondern auch die S-Bahnen und Regiozüge der Deutschen Bahn. Doch auch für VRR-Bewohner dürfte sich die neu gewonnene Freiheit lohnen, schließlich lassen sich jetzt in-teressante Städte wie Köln, Aachen und Münster anfahren. Der AStA ist höchst erfreut, dass so viele Studenten die Idee unterstützt haben und dass zudem noch das NRW-Ticket rechtzeitig für dieses Semester bereitgestellt werden konnte.Viele wollten den neuen Fahrausweis di-rekt in der ersten, noch vorlesungsfreien Woche ausprobieren. Doch einige wur-den vor den Kopf gestoßen. Denn trotz der Vorarbeit des AStA und der Rhein-

bahn kam es zu Zwischenfällen. So wa-ren die Mustertickets der Düsseldorfer Uni von einigen Verkehrsunternehmen in NRW nicht an ihre Kontrolleure weiter-gegeben worden, was zu unangenehmen Situationen zwischen Studenten und Mit-arbeitern der Verkehrsbetriebe führte. Es wurden erhöhte Fahrpreise erhoben, die berühmten 40 Euro. Da es sich jedoch um Missverständnisse handelt werden die Studenten nicht zahlen müssen. In Zukunft werden die Fälle hoffentlich nur noch selten auftauchen, denn mittlerwei-le erfahren mehr und mehr Schaffner vom neuen Ticket aus Düsseldorf. Im AStA trägt man Sorge dafür, dass es zu keinen weiteren Problemen kommt und dass die Studenten aus Düsseldorf das Bundesland frei befahren können.Die gute Stimmung ist also nur ein we-nig getrübt worden und somit steht einem sehr mobilen Sommer in NRW nichts mehr im Wege.

Marc Andre Rosema

SEMESTERTICKET DER UNI-DÜSSELDORF FIT FÜR NRWAm 01.April war es soweit und das neue Sommersemester star-

tete und damit ist es ab sofort möglich als Student an der Hein-

rich-Heine-Universität den Nahverkehr in GANZ NRW zu be-

nutzen. Aber wie vieles was grade neu ist, blieb auch der Start

des neuen Tickets nicht von Problemen verschont.

Meldungen aus der Presse:

Haft für Prof.Bochum. Zweit Jahre Haft für zwei Wissenschaftler, das ist das Ergebnis ihrer millionenschweren Subventionsbetrügereien rund um die FH Gelsenkirchen. Das Land-gericht Bochum gewährte dem Mülheimer Medizin-Professor Rainer S. (54) und Dr. Werner N. (51), der früher Professor an der FH Gelsenkirchen war, aus gene-ralpräventiven Gründen auch kei-ne Bewährung. Verurteilt wurden die Wissenschaftler auch wegen Bestechung eines Ministerialbe-amten des Finanzministeriums NRW. In der Urteilsbegründung hieß es, die beiden Männer hätten sich im Drang nach Forschung und Ruhm über Gesetze hinweggesetzt und eine „grenzenlose Maßlosig-keit“ und „bedrückende Arroganz“ gezeigt. (Westfälische Rundschau)

Bestnoten für SexHannover. Ein bestechlicher Jura-Professor aus Niedersachsen muss für drei Jahre Gefängnis. Der 53-Jährige wurde vom Landesgericht Hildesheim wegen Bestechlichkeit in besonders schwerem Fall verur-teilt. Der Hochschullehrer der Uni Hannover sei schuldig, zwischen 1998 und 2005 für die Betreuung von 68 Doktoranden von einer Promotionsagentur 156.000 Euro erhalten zu haben. Der Jurist hatte ein Geständnis abgelegt. Die An-klage hatte ihm auch zur Last ge-legt, Studentinnen gegen sexuelle Hingabe bei der Benotung bevor-zugt oder ihnen einen Uni-Job ver-schafft zu haben. Zwei ehemalige Studentinnen sind wegen dieser Vorwürfe bereits zu Geldbußen von jeweils 1.800 Euro verurteilt worden. (Süddeutsche Zeitung)

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TAG DER STUDIERENDEN

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16––HOCHSCHULE

Was ist denn, wenn man jemandem gar keinen GUTEN Morgen wünscht? Dann hätte man sich doch mit einem schlichten „Morgen!“ mehr als gut aus der Affäre gezogen. Schließlich kommt ein Nicht-grüßen in kleinen Gemeinden, wo jeder jeden kennt, auf keinen Fall in Frage. Das wäre ein Eklat! Das würde auch noch in Jahrhunderten den Annalen zu entneh-men sein: „Am 10. April anno 2008 hat Frau Elsbeth Brömmelkamp, geborene Schmitt, geschiedene Müller, verwitwete Maier, Schulzes Geliebte NICHT ge-grüßt!“ Nein, das riskiert keiner. Grüßen gehört einfach zum guten Ton.Das schlichte „Morgen“ muss allerdings gar nichts mit der Wertschätzung dem Begrüßten gegenüber zu tun haben. Es könnte vielmehr ein Indiz für einen grundlegenden negativen Charakterzug des Grüßenden sein: Faulheit! Nicht nur, dass hier ein äußerst informatives „guten“ aus reiner Orallethargie vorent-halten wird, nein, viel schlimmer: Der Grüßende verweist so bewusst auf den

erst noch anstehenden, nächsten Tag. Und wie gemeinhin bekannt ist, sagen nur bestimmte Leute „morgen, morgen, nur nicht heute“.Zu verkennen ist ebenfalls nicht, dass das vormittäglich abgegebene „Morgen“ auch einen aktivistischen, appellativen, ja wenn nicht drohenden Charakter ha-ben könnte. „Morgen!“ Morgen wird alles besser; morgen wird man etwas an-packen, das schon lange liegen geblieben ist; auch, wenn man heute nicht dazu ge-kommen ist: morgen wird es geschehen!Am allerwahrscheinlichsten ist jedoch, dass morgens, wenn man mit Restschlaf in den Augen beim Bäcker steht, schlicht und ergreifend die niederen Instinkten des Herdentriebs noch stärker durch-kommen: Einer bellt, die anderen bellen zurück. Eine Art Echolot. Hallo, hier bin ich, prima, da sind noch andere. Und das ist irgendwie auch gut so. In diesem Sinne: „Morgen!“

Katrin Schmidt

Meldungen aus der Presse:

Oralsex fördert KrebsFrankfurt. Die Zahl der Krebser-krankungen im Mund- und Ra-chenraum hat sich seit den 70er Jahren verdoppelt. Als eine Ursa-che für diese Entwicklung gilt die Zunahme oraler Sexpraktiken, bei denen das Humane Papillomvirus (HPV) von den Genitalien auf die Schleimhäute des Mundes über-tragen werden kann. Das teilt der Berufsverband der Frauenärzte unter Berufung auf eine US-Stu-die mit. Auch langjähriges Rau-chen und exzessiver Alkoholkon-sum könnten das Krebsrisiko im Mundraum steigern. (Rheinische Post)

Klage gegen GebührenMünster. Die Musterklage ei-ner Paderborner Studentin ge-gen die Studiengebühren wird nun das Bundesverwaltungsge-richt in Leipzig beschäftigen. Das Leipziger Gericht hat einer Nichtzulassungsbeschwerde der Studentin stattgegeben und da-mit die Revision gegen ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes für NRW in Münster ermöglicht. In Münster war die Klage zuvor ab-gewiesen worden. Die Studentin hatte sich auf das im Sozialpakt der Vereinten Nationen verbriefte Recht auf kostenlosen Zugang zu Bildung berufen. Das Oberver-waltungsgericht in Münster hatte jedoch argumentiert, der Sozial-pakt habe nicht den Status eines einklagbaren Rechtsgutes. Wann das Bundesverwaltungsgericht ab-schließend über die Frage der Stu-diengebühren entscheidet, steht noch nicht fest. (www.derwesten.de)

Glosse

MORGEN…„Morgen!“ „Morgen.“ So kurz wie bündig begrüßt man sich vor 12

Uhr in meinen Breitengeraden. Das „guten“ spart sich der mund-

faule Münsterländer eben gerne mal. Jetzt habe ich mich allerdings

gefragt, ob der Volksmund im Laufe der Zeit wirklich aus reiner

Bequemlichkeit die zwei Höflichkeitssilben schluckte oder ob nicht

etwas ganz anderes, eher inhaltlicher Art dahinter steckt.

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HOCHSCHULE

1. So rät er zu Beginn: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ So soll man erstmal möglichst viel Zeit mit „freiem Nach-sinnen“ über das Thema verstreichen lassen. Am Besten in „Schwimmbädern, Baggerseen, Einkaufszentren, Cafés oder Clubs - je nach Witterung, Jahres- und Uhrzeit“.

2. Und dann folgt auch direkt der näch-ste Hinweis: Kein „allzu intensiver Aus-tausch! Sprechen Sie niemals mit Ihren Studienkollegen über deren Arbeiten, schon gar nicht über Ihre eigene. Die Erfahrungen anderer irritieren nur und versperren Ihnen eine klare und unvor-eingenommene Sicht auf Ihr Thema.“ Na, da lassen sich doch langsam die er-sten gravierenden Fehler in der eigenen Vorgehensweise bemerken...

3. Den Betreuer möglichst links liegen lassen. Denn: „Seine Hinweise könnten nur Ihre bisherige Arbeit wertlos ma-chen.“ Außerdem bemerkt Zimmer-mann sehr richtig: Der Betreuer wird sich „dann bemüßigt fühlen, Ihnen weit-gehend unter die Arme zu greifen (im Idealfall schreibt er Ihnen bereits eine Gliederung auf).“ Des Weiteren würde das dann die Erwartungshaltung senken, sodass sogar eine nicht ganz so schlech-te Arbeit Überraschungspotential habe. Clever!

4. Auch für die Literatursuche eröffnet Zimmermann neue Horizonte: Mög-

WIE MAN GARANTIERT STRESSFREI STUDIENARBEITEN SCHREIBT...... wenn einem das Ergebnis nicht so wichtig ist.

„Meine Damen und meine Herren! Bevor ich zum Thema des heutigen Abends komme, lassen Sie

mich kurz... .“ – so beginnt der erste Ratschlag von Kurt Tucholskys Ratschlägen für einen schlech-

ten Redner. Stefan Zimmermann, Diplom Kaufmann und wissenschaftlicher Mitarbeiter für BWL in

Würzburg, tritt jetzt in seine Tipp-Fußstapfen: Mit der perfekten Anleitung für schlechte Studienar-

beiten. Wer seinen Dozenten also ordentlich piesacken will, folgt einfach seinen Anweisungen:

lichst nur Literatur benutzen, die a) in der Uni vorhanden ist, b) deutsch ist und c): nicht-Originalquellen sind voll-kommen ok. Außerdem: Wenn man nicht weiterkommt, könne man ja auch bequem auf Wikipedia zugreifen... Zim-mermann versichert: „Mit diesen mo-dernen technischen Möglichkeiten sind Professoren nicht vertraut und würden abgeschriebene Passagen nie erkennen.“ Na, das haben wir uns doch ohnehin die ganze Zeit gedacht, oder?

5. Vage bleiben. „Mit Worten wie „na-hezu“, „einige“ oder „fast“ bleiben Sie flexibel, und Fehlinterpretationen kann man Ihnen nur schwer vorwer-fen.“ Flexibel ist immer gut! Außerdem rät Zimmermann zu möglichst vielen Schachtelsätzen. Das hauche der Arbeit „wissenschaftliche Klasse“ ein. Und schließlich wird das in der Fachliteratur auch so gemacht, oder?!

6. Ruhig mal Ruhephasen gönnen. „Nur ein voll konzentrierter Geist kann den-ken.“ Also: „Seien Sie nicht zu streng mit sich. Stehen Sie erst dann auf, wenn Sie wirklich absolut ausgeschlafen sind.“ Klingt das nicht wirklich logisch und einleuchtend? Zimmermann ver-sichert außerdem, dass es nicht nötig ist, gleich allen sozialen Kontakt abzu-brechen: Skype und ICQ dürfen ruhig laufen und auch die regelmäßige Aktua-lisierung des StudiVZ-Profils ist durch-aus drin.

7. Zum Zeitplan: „Der wichtigste Teil der Arbeit beginnt etwa 48 Stunden vor Abgabe.“ Da soll man dann die Ein-leitung schreiben und den Schlussteil. Dann wird der Text formatiert. Dann: Den Text jemandem zu lesen geben. „Dabei ist ein Leser wirklich ausrei-chend. Wählen Sie am besten eine Per-son aus, die selbst keine Erfahrung mit wissenschaftlichen Arbeiten hat, denn schlaue Ratschläge können Sie jetzt nicht mehr gebrauchen.“

8. Wenn das erledigt ist, kann die Arbeit auch schon „voller Stolz“ abgegeben werden!

Stefan Zimmermann ist sich sicher: Die Aufgabe darf von vornherein nicht überbewertet werden. Und wer alle sei-ne Tipps befolgt, kann nicht nur mit Si-cherheit entspannt die zwei Monate Be-arbeitungszeit herumkriegen, sondern auch relativ stressfrei durchs Studium kommen. Wie weit dieser Weg dann al-lerdings geht, ist eine andere Frage.

Quelle: www.spiegel.de/unispiegel (20.02.08)

Stefanie Söhnchen

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18––ANKÜNDIGUNGEN

„politur“ das neue Hochschul-Magazin

„Absolut kein Plan“ – das sagen leider die meisten, wenn es das Schlagwort „Hochschulpolitik“ fällt. „Das muss sich ändern“, sagt das Team von „politur“, dem neuen Hochschul-Magazin bei hochschulradio düsseldorf. Denn das Geschehen in den Düsseldorfer Hoch-schulen betrifft uns alle! Ab sofort heißt es immer donnerstags ab 18 Uhr auf 97,1 MHz (und 91,2 MHz im Kabel): Bescheid wissen statt Achseln zucken.Denn „politur“ sagt Euch nicht nur, was in den Düsseldorfer Hochschulen geschieht. Auch Hochschulpolitik und allgemeinpolitische Themen sind selbstverständlich dabei – aus studentischer Perspektive, spannend und verständlich aufbereitet.

Themen der ersten Sendung sind:• Streit um den Heine-AStA: Wie die Fachschaftenliste rausgewählt wurde• Feuchte Hände beim Gipfel: Welchen Einfluss der Händedruck in der Politik hat• Turmbau zu Düsseldorf: Worum es beim Bürgerentscheid zum Jan-Wellem-Platz geht

politur – donnerstags, 18 bis 18:30 Uhr – einschalten und Bescheid wissen!

Macht. Staat. Gesellschaft.

Momentan wird oft von einem Bedeutungsverlust von Staaten gesprochen. Angesichts der (angeb-lichen) Sachzwänge der Globalisierung scheinen Staaten zunehmend handlungsunfähig zu sein, viele ursprünglich öffentliche bzw. staatliche Bereiche und Zuständigkeiten werden privatisiert. Gleichzei-tig haben Staaten jedoch als militärische Kontroll-, Gewalt- und Überwachungsapparate an Bedeutung gewonnen.Welche Rolle spielt der Staat in der Globalisierung? Verliert er wirklich an Bedeutung, oder durchläuft er zur Zeit viel mehr eine Transformation?Was ist überhaupt der Staat und welche Funktionen hat er in einer kapitalistischen Gesellschaft? Was hat er mit Rassismus, Sexismus und Demokratie zu tun?Kann er als Bezugspunkt helfen, gesellschaftlich sinnvolle Veränderungen voranzutreiben, oder sollte er sogar abgeschafft werden?Dies sind Fragen, die im Seminar untersucht und diskutiert werden sollen, denn es ist aktueller und wichtiger denn je, sich mit Staatstheorie zu beschäf-tigen, um gesellschaftliche und politische Prozesse auf lokaler und internationaler Ebene verstehen und kritisch hinerfragen zu können. Angenähert werden soll sich diesen Themen hauptsächlich mit Hilfe der materialistischen Staatstheorie. Die Basis sollen Auszüge aus dem Buch Hirsch, Joachim (2005): Materialistische Staatstheorie, VSA Verlag, bilden. Auch feministische und anarchistische Perspekti-ven sollen miteinbezogen werden.Das Seminar ist als selbst organisierter Lesekreis konzipiert. Nicht nur die Inhalte, sondern auch die Art sich diese anzueignen sollen von den TeilnehmerInnen gleichberechtigt bestimmt werden. So besteht die Möglichkeit, anders zu lernen, neue Methoden auszupro-bieren und eigene Wünsche direkt einzubringen.

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ANKÜNDIGUNGEN

Wer kann Blut spenden? Blutspenden kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 - 60 Jahren.Mindestgewicht von 50 kgKompletter Gesundheitscheck bei jeder Spende.

Wofür wird die Spende verwendet? z.B. für Leukämie- und Tumorpatienten, bei größeren Operationen.

Wie lange dauert der Spendevorgang? Die Blutspende selbst 10 Min., Gesamtzeitaufwand 1 1⁄2 Stdn.

Aufwandsentschädigung: von 25 EUR ab der zweiten Spende

Zur Blutspende benötigt man einen gültigen Personalausweis.

Spendezeiten: Mo - Fr 7 - 12 h, Di + Do 14 - 18 h

Uni-Blutspendezentrale Moorenstr. 5, Gebäude Chirurgie Tel. 0211 - 811 8558www.uni-blutspende.de

Das Universitäts- klinikum Düsseldorf benötigt dringend Ihre Blutspende.

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campus delictiHERAUSGEBER

Presse- und Öffentlichkeitsreferat des AStA der Heinrich-Heine-Uni

Gebäude 25.23. | Raum U1.46Universitätsstraße 1 40225 Düsseldorf

Tel. 02 11 / 8 11 - 32 90Fax 02 11 / 8 11 - 23 73

[email protected]

REDAKTIONLinus WörffelKatrin SchmidtHannah Schade

Siruan Hadsch-HosseinStefanie Söhnchen

Stefan FingerTurap Yilmaz

LAYOUTNora Wächter

FREIE MITARBEITERINNENMarc Andre RosemaRedouan Aoulad-Ali

DRUCKTupper, ASten-Druckerei

ERSCHEINUNGSWEISEwöchentlich donnerstags

auf dem Campus der HHUoder online unter:

http://asta.uni-duesseldorf.de

AUFLAGE1500 Stück

V.I.S.D.P.der AStA-Vorstand

Donnerstag, 10.04.SP-Saal im AStA-Gebäude hinter der Unibibliothek, 21h: Pharma-Party

hochschulradio düsseldorf, ab 18h auf 97,1 MHz (und 91,2 MHz im Kabel): „politur“, das neue Hochschul-Magazin

Linkes Zentrum „Hinterhof“, Corneli-usstr. 108, ab 19h vegane VoKü. / Film ca. 20.30 Die Fahne von Kriwoj Rog - Café Bunte Bilder Als Solidaritätsge-schenk bringen sowjetische Bergleute im Jahre 1929 eine gestickte Fahne ins Mansfelder Land, wo deutsche Arbeiter einen Aufstand gegen die imperialis-tischen Unterdrücker organisiert haben ...

ZAKK- Halle, Fichtenstr. 40, ab 17h: text.WERKSTATT.zakk Neubefüllung des Literaturautomaten Der Literatur-automat bekommt neues Futter! Eintritt: pro Box 2,- EUR Veranstalter: ArtCon-nection und zakk, Mit freundlicher Un-terstützung des Ministerpräsidenten des Landes NRW

Freitag, 11.04.SP-Saal im AStA-Gebäude hinter der Unibibliothek, 21h: FS Physik presents:hot fusion party

ZAKK-Club, Fichtenstr. 40, ab 22h: BALKAN BEATZ Die Gypsy World Sound Party mit dem DJ-Team „Schwar-ze Katze, Weisser Kater“. Special Guest ist DJ Gypsy Tim mit dem Sound von Orient und Okzident.

FFT Kammerspiele, Janstr.3, 22h: ONI Oni ist nicht nur der Nachname des Songwriters der russischsten Band Deutschlands sondern auch ein Dämon aus der japanischen Mythologie: außer-ordentlich furchterregend und unglaub-lich nett. Der Glam-Rock der Band bezieht die unterschiedlichsten Musi-krichtungen mit ein.

soneTTaTT-Theater, Morsestr. 17, 20h: Tiefenangst neues Projekt! absurdsches Theater - seltsam real -

Samstag, 12.04.InWent (Klingel Seminarraum), Wallstr. 30 / Ecke Kasernenstr., 18h: Schluss mit der Repression in Chiapas! Ernesto Le-desma von CAPISE (Zentrum für poli-tische Analyse / soziale und ökonomische Forschung), in San Cristóbal / Mexico, wird im Rahmen seiner Europa-Reise die Gründe für die zunehmende Aggression gegen die indigene Bevölkerung in Chi-apas erläutern.

Studentenwohnheim Bittweg, Bittweg 124 C, ab 22h: Studentenparty mit Hochschulradio-DJane Emel

ZAKK-Club, Fichtenstr. 40, ab 23h: We Call it: London Bass! Dubstep-hip-hop-raggabreaks-electrominimal-tech-house, I:LYKE Live feat. Shelly Quest (Cyberfunk Music / OH WOW / UK) + Christian Huehn (Kammerflimmern) + Claas Reimer (Basstard Records / OH WOW) + Visuals: SWC Tv

Sonntag, 13.04.Großmarkt, Ulmenstr. 275, Düsseldorf-Derendorf, ab 7h: Radschlägermarkt Düsseldorfs größter Trödelmarkt

ZAKK, Fichtenstr. 40, 11h: TOT-SCHICKE KLAMOTTEN! WAS IST IHR PREIS? Das monatliche „poli-tische Frühstück“ von Attac verfolgt den Weg vom Baumwollanbau über die Ferti-gung bis zu den VerbraucherInnen - eine Reise von über 50.000 km in Zeiten der Globalisierung.

Montag, 14.04.Linkes Zentrum „Hinterhof“, Corneli-usstr. 108, ab 19h: safer surfen - form & inhalt wie kann ich meine elektronische kommunikation schützen? eine veran-staltung von chaos computer club düssel-dorf - chaosdorf und initiative k.

Dienstag, 15.04.SP-Saal im AStA-Gebäude hinter der Unibibliothek, ab 21h: Local Heroes AStA-Kulturreferat

Mittwoch, 16.04.Geb. 23.03.01.63, 18-20h: AK Bildungs-politik: Macht. Staat. Gesellschaft. Offenes Seminar materialistische Staats-theorie

Damen und Herren e.V., Oberbilker Allee 35, Düsseldorf-Friedrichstadt, 20h: ping-pongundpogo Punkte und werde König beim Tischtennisrundlauf, dazu Musik von Platten-Ulf und Ulrike United

20––TERMINEIMPRESSUM