CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil...

56
1. 2. 3. 4. 5. 2006 6. 7. 8. Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b./ 03Z035165 M Alpbach-Spezial: • Neue Hochleistungs- Werkstoffe aus der Natur Im Kommen: • Synthetische Biologie lautet das neue Zauberwort – die Zukunft ist interdisziplinär Im Gespräch: • OMV-Vorstand Johann Kaltenbrunner – der Mann, der Schwechats Raffinerie im Griff hat CHEMIE REPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA DAS BRANCHENMAGAZIN .at Biokunststoffe: Hohes Wertschöpfungspotenzial für Österreich Biokunststoffe: Hohes Wertschöpfungspotenzial für Österreich

Transcript of CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil...

Page 1: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

1.2.3.4.5.20066.7.8.

Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b. / 03Z035165 M

Alpbach-Spezial:• Neue Hochleistungs-

Werkstoffe aus der Natur

Im Kommen:• Synthetische Biologie lautet

das neue Zauberwort – dieZukunft ist interdisziplinär

Im Gespräch:• OMV-Vorstand Johann

Kaltenbrunner – der Mann,der Schwechats Raffinerieim Griff hat

CHEMIEREPORTC H E M I E • L A B O R • B I O T E C H • P H A R M A

DAS BRANCHENMAGAZIN.at

Biokunststoffe:Hohes Wertschöpfungspotenzial für ÖsterreichBiokunststoffe:Hohes Wertschöpfungspotenzial für Österreich

Page 2: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Shaping the future with plastics...

www.borealisgroup.com

Linz beherbergt eines von vier Innovation

Centre der Borealis, weiters die Produkt-

und Marktentwicklung, Marketing und Vertrieb

in den Segmenten Automobil- und Haus-

haltsgeräteanwendungen sowie Folie und

Faser.

Monza produziert in einer Compounding Unit

spezielle PP-Werkstoffe, die hauptsächlich in

der Automobilindustrie zum Einsatz kommen.

Borealis Value creation through innovation

Schwechat ist eine der wichtigsten Kunst-

stoffproduktionsstätten Europas. Hier werden

Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) für

die kunststoffverarbeitende Industrie nach

der Borealis-eigenen Borstar®-Prozesstech-nologie produziert.

Burghausen im Bayrischen Chemiedreieck

betreibt je eine Anlage zur Produktion von

Polypropylen und Polyethylen.

Borealis ist ein führender, internationaler

Anbieter von innovativen, hochwertigen

Kunststoffen. Borealis ist technologischer

Trendsetter bei hervorragenden Polypropylen-

und Polyethylenqualitäten für Rohrsysteme,

Kabel und Leitungen, Kfz-Ausstattung und

fortschrittliche Verpackungen. Das Head

Office befindet sich in Wien.

Borealis Hub Central Europe – Standorte

Ins_Chemiereport_cp 1 09.08.2006 10:37:10 Uhr

Page 3: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Aus dem Inhalt

G r a m b a c h / G r a z · W i e n · L i n z

Kund l · F rank fu r t · Rhe inbach

Penzberg · Bozen

engineeringfür Pharma und Chemie

VTU-Engineering GmbH

Parkring 18

A-8074 Grambach/Graz

Tel.: +43/316/4009-200

[email protected]

Conceptual Design

Basic Engineering

Projektmanagement

Generalplanung

GMP Qualifizierung

Erfolgsfaktor Mensch:

Perfekte Lösungen durch

ein perfektes Team

www.vtu.com

engineeringfür Pharma und Chemie

W I R T S C H A F T

Gefahrgutunfälle nehmen zu | Wien will Energie effizienter nutzen | Anton Paar investiert inChina | Siemens übernimmt Bayers Diagnostik-Unit, Johnson & Johnson Pfizers OTC-Sparte |PET-Recycling: Sortierung angelaufen | Solarboom: Wacker forciert Polysiliziumherstellung,Güssing will ab 2008 Solarzellen bauen | AE&E entschwefelt in Tschechien | BASF undSINOPEC bauen Nanjing aus | EOP Biodiesel steigt in Österreich ein, Roth Oil bautBiodieselfabrik in Ungarn | Linde zerlegt Luft in Katar | Österreich „fehlen“ 5 Mio. FestmeterHolz | AUA im Kerosin-Streit mit der OMV | Bio-CNG: Neuer Kraftstoff vor dem Rollout |HTP Plastics expandiert in den Osten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Im Fokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Die besten Sager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Die Obersteiermark soll zum Center of Excellence in Sachen Kunststofftechnik werden.Wenn Industrie und der Bund mitspielen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

F O R S C H U N G

Der Forschungsrat ist mit der FFG zufrieden. Inhaltlich soll die IT-Forschung gedämpft werden, den Life Sciences werden dagegen weitere Mittel empfohlen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Österreichs Lackindustrie leidet unter hohem Importdruck. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

L I F E S C I E N C E S

Tiroler werden in Sachen Bioinformatik aktiv | Ensembl: Genomvergleiche für jedermann |Trimed Biotech erhält Partner für Krebsmedikament | Erste FH-Absolventen in Tulln undKrems | Finanzspritze für Intercell | Zentrale Kryobank kommt nach Deutschland |Der Einsatz der Stammzellen: Vision auf lange Zeit | Neues Herstellungsverfahren für Insulin entwickelt | Wiener Forscher beweisen die „Heilkraft“ des elektrischen Stroms. . . . 17

Lab On Chip: Münchner Forscher entwickeln das mobile Labor für die Arztpraxis. . . . . . . 22

Synthetische Biologie: Dem Zusammenspiel aus Biotechnik, Biochemie, quantitativerBiologie, Biophysik und Molekularbiologie gehört die Zukunft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

A L P B A C H - S P E Z I A L

Die Chancen der Biokunststoffe für Österreich und die Entwicklungspotenziale neuerHochleistungswerkstoffe aus der Natur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Austrian Bioenergy Centre: Das Biomasse-Kompetenzzentrum wird weitere drei Jahre lang finanziert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Das Wiener CD-Labor für Molecular Recognition Materials im Portrait: Molekültrennung für neue Pharmazeutika auf höchstem Niveau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Die Kühlmatten von Emcools sollen die Überlebensraten bei Herzstillstand erhöhen. . . . . . . 38

V E R FA H R E N

Europa-Premiere: Die Einwegfaltbox aus Kunststoff für Lebensmittel | Wiener rufen Call zuneuen Werkstoffen aus | Wien setzt auf Fernkälte: Erste Großprojekte vor der Umsetzung |Multilayer Coating: Neues Verfahren ermöglicht drei Kleber in einem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

I N T E R V I E W

Im Gespräch mit Johann Kaltenbrunner: Der Mann, der seit 14 Jahren die OMV-Raffinerie Schwechat im Griff hat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Neue Produkte: Messen, mixen, sichern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

In der Pipeline: Überprüft, getestet, vor dem Rollout. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Page 4: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Bestens vernetztder Konkurrenz voraus.

WIEN ENERGIE Gasnetz, ein Unternehmen der WIEN ENERGIE.www.wienenergie.at

3.400 km Gasnetz versorgen ganz Wien mit sauberer Energie. Gesteuertvon einem der modernsten Gasregelsysteme Europas. Kein Brennstoff-transport, keine Bevorratung, keine Umweltsorgen. Erdgas ist einfach immer da. Zuhause und im Betrieb. Infos unter www.wienenergie-gasnetz.at

Page 5: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Editorial

Die berufliche Vorbereitung ist so stark imWandel wie seit Jahrzehnten nicht mehr.Längst ist ein akademischer Abschluss keinGarant mehr für eine hochdotierte Spitzen-position. Umgekehrt mangelt es an qualifi-zierten Fachkräften beinahe schon so wie inden 1960er Jahren. Daran ist vor allem einevon der beruflichen Praxis weit-gehend abgekoppelte Ausbil-dung mit schuld. Und zwar der-art, dass weniger die Schulenund Lehranstalten per seschlechtes Training praktizierenwürden, sondern die Erwar-tungshaltung daran eine völligfalsche ist: Eltern muten ihrenSprösslingen viel zu oft einenidealisierten Karriereweg zu.

Land der Dienstleister. Die Folge davon wirdin den nächsten Jahren weit weniger dasFehlen von Arbeitsplätzen sein, sondern viel-mehr das mangelnde Zueinanderfinden ent-sprechender Skills zu den dazu passendenDienstleistungen. Bereits 2010 werden – soprophezeit es das WIFO – knapp drei Viertelder 3,24 Mio. unselbständigen Beschäfti-gungsverhältnisse im Dienstleistungssektorangesiedelt sein: Im Gesundheitswesen, beiunternehmensbezogenen Dienstleistungen,im Unterricht, dem Handel, als Beamte, amBau, im Tourismus, im Verkehr oder imFinanzbereich. Ein Minus werden im Dienst-leistungssektor nur die Nachrichtenübermitt-lung (Post, Telekom) und die Immobilien-branche aufweisen. Rückgänge werdenzudem nur in der Energie- und Wasserversor-gung sowie in der Sachgütererzeugungerwartet.

Fachkräftemangel. Demgegenüber stehendie mittlerweile ausschließlich pejorativgebrauchten Begriffe des Lehrlings und desFacharbeiters: Qualifizierungswege, die beiden Love Parade-Mamas und -Papas ganzund gar nicht en vogue sind. So ist es auch kein Wunder, wenn etwa inder Maschinen- und Metallwarenindustrie –sie stellt mit rund 160.000 Beschäftigtendas Rückgrat der industriellen Beschäftigung

in Österreich dar – ein Überangebot an Lehr-stellen und Entzugserscheinungen an ausrei-chend qualifizierten Fachkräften vorherr-schen. Neben der allgemeinen Skepsisgegenüber technischen Berufen kämpfendie 1.600 Unternehmen dieser Branchedamit – so die Ergebnisse einer aktuellen

Umfrage bei diesen Unterneh-men –, dass Jugendliche keineoder falsche Vorstellungenhaben. Und das hat zur Folge,dass in der Metallbrancheetwa jede zehnte Lehrstellederzeit nicht besetzt werdenkann: Entweder sind zuwenigBewerber vorhanden oderInteressierte bringen eine völligunzureichende Qualifikationmit.

Während also einerseits mehr als 60.000Jugendliche in Österreich derzeit keine Arbeitfinden, suchen umgekehrt zahlreiche Indus-triebetriebe vergeblich nach fähigen Prakti-kern. Bei den Facharbeitern ist die Situationnoch kritischer: Bereits sechs von zehnUnternehmen suchen hier vergebens nachentsprechend qualifizierten Personen.

Soziale Unsitten. Umgekehrt – auch das sollnicht verschwiegen werden – haben freilichrohe Sitten am Arbeitsmarkt Einzug gehal-ten: Vielfach werden junge Menschen in die„neue Selbständigkeit“ gedrängt, ohne – wiees von Oberwirtschaftskämmerer ChristophLeitl vor seiner Wahl noch versprochen wur-de – ausreichend sozial abgesichert zu sein.Auf Bewerbungen und mehrfache Bewer-bungsgespräche folgt oft – als Gipfel unter-nehmerischer Präpotenz – nicht einmal eineformlose Absage. Kollektivverträge einzuhal-ten ist generell außer Mode gekommen. Unddie permanenten Forderungen nach „Flexibi-lität“ sind vielfach nur andere Umschreibun-gen für moderne Formen der Ausbeutung.Dass Vorstellungs-Gespräche dieser Tagealso durchweg wenig erbaulich ablaufen,sollte demnach nicht verwundern.

Spannende Lektüre wünschtMarkus Zwettler

Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Internet: www.chemiereport.at / Medien-inhaber, Verleger, Herausgeber, Anzeigenverkaufsleitung: Josef Brodacz, 1060 Wien, Webgasse 29/26, Tel.: 01/595 55 83, Fax: 01/595 51 58, E-Mail: [email protected] / Chefredaktion: Mag. Markus Zwettler / Redaktion: Mag. Renate Haiden,Hannes Stieger, Wolfgang Schweiger, Dr. Karl Zojer, Susanne Krojaè / Lektorat: Susanne Echsel / Vertrieb und Abos: Anna Brodacz /Layout, DTP: creativedirector.cc lachmair gmbh / Druck: jork printmanagement gmbh / Erscheinungsweise 8x jährlich, Druckaufla-ge 8.800 / Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2006

Falsche Vorstellungen

Page 6: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

6 | chemiereport.at 5/06

Im Steigen: Transport-unfälle mit Gefahrgut

Während die Anzahl der Arbeitsunfällemit gefährlichen Gütern in Wien, Nieder-österreich und im Burgenland seit 2003insgesamt zurückgeht, steigen die Verlet-zungen beim Transport in den Betriebenund auf der Straße – vor allem durch Ver-brennungen und Verätzungen – signifi-kant an. AUVA-Gefahrgutexperte JosefDrobits meint: „Es hapert bei den Schu-lungs-, Anweisungs-, und Kontrollsyste-men in den Betrieben. Die Bereitschaftzur Eigenfortbildung ist sehr gering.“ Ins-gesamt waren in den letzten fünf Jahrenrund die Hälfte der Gefahrgutunfälle aufder Straße vom Lenker verschuldet, bei40 % war das Ladegut mangelhaft gesi-chert. Die Arbeitsunfälle passieren amhäufigsten mit heißen Flüssigkeiten oderderen Dämpfen, mit verätzenden Säurenund Laugen. Betroffen sind in erster Liniedie Hände.

Wien startet Energie-effizienz-Programm

1993 bis 2003 ist der Energiever-brauch in Wien um 24 % auf 37.511GWh gestiegen. Forscher der TU Wienhaben errechnet: Bei einer linearen Fort-schreibung der technologischen Entwick-lung und der Sanierungsrate der letztenJahre sowie der Annahme, dass keinezusätzlichen energiepolitischen Maßnah-men realisiert werden, würde der WienerEndenergieverbrauch bis 2015 um 12 %auf 42.000 GWh klettern. Das Ziel ist esjetzt, bis 2015 den weiteren Anstieg desEnergieverbrauchs von prognostizierten12 auf 7 % zu reduzieren. Das bedeuteteine jährliche Reduktion von 180 GWh.Zu den wichtigsten Maßnahmen zählenvor allem die Verstärkung der energeti-schen Gebäudesanierung (Wärmedäm-mung), mehr Passivhäuser, die Festle-gung von Mindeststandards bei Büroge-

bäuden sowie die verstärkte Modernisie-rung der Heizanlagen. Anhand von Pilot-projekten soll der Einsatz von Alternati-ven wie der Fernkühlung oder der solarenKühlung demonstriert werden.

Anton Paar investiert in China

Der Spezialist für Mess- und Analyse-geräte Anton Paar hat in China die AntonPaar Shanghai Trading Ltd. eröffnet.Neben Peking und Guangzhou ist dasbereits das dritte China-Büro der Grazer.

Bayer verkauft Diagnostik-Geschäft

Bayer will die 5.000 Mitarbeiter starkeDivision Diagnostics von Bayer HealthCa-re an Siemens für 4,2 Mrd. Euro veräu-ßern. Siemens wird dadurch einmaligeSynergien von 100 Mio. Euro realisieren.„Damit setzen wir unsere Strategie zurgezielten Ausrichtung unseres HealthCa-re-Geschäftes konsequent um. Wir kon-zentrieren uns auf Arzneimittel für Menschund Tier sowie auf konsumentennahe Pro-dukte“, so Bayer-Boss Werner Wenning,der vom Aufsichtsrat gleichzeitig eine Ver-längerung seines Engagements bis 2010

erhalten hat. Die Division Diabetes Care istvon der Transaktion nicht berührt. Das giltauch für das Geschäft mit Kontrastmittelnvon Schering, das ein wesentlicherBestandteil der künftigen Bayer ScheringPharma AG sein wird.

Siemens kommt damit dem Ziel, bild-gebende Diagnostik und Labordiagnostiksowie klinische IT in der gesamten Wert-schöpfung unter einem Dach zu vereinen,einen wesentlichen Schritt näher. ErstEnde April hat Siemens die US-CompanyDiagnostic Products übernommen.

Pfizers OTC-Spartegeht über den Tresen

Johnson & Johnson übernimmt dieVerbraucherproduktsparte von Pfizer für13,2 Mrd. Euro in bar. Mit der Übernah-me – sie soll Ende 2006 abgeschlossensein – hat Johnson & Johnson ein Ange-bot von GlaxoSmithKline übertroffen. DerUmsatz der Pfizer-Sparte lag 2005 bei3,9 Mrd. Dollar. Sie bietet unter anderemdas Grippe-Medikament Sudafed, dieBengay-Schmerzcreme und das Mund-pflegeprodukt Listerine. Damit baut John-son & Johnson sein eigenes Sortiment anrezeptfreien Verbraucherprodukten aus –dazu zählten bereits bisher etwa Band-aid-Heftpflaster, Tylenol-Schmerztablet-

Gefordert: Mehr Sicherheit auf der Straße.

© B

ilder

Box

Wien hat ein Energiesparkonzept mit mehr als 100

Einzelmaßnahmen ausgearbeitet.

© B

ilder

Box

Siemens stärkt den margenstarken Medical-Bereich.

© B

ayer

Die rezeptfreie Pfizer-Abteilung wechselt den Besitzer.

© B

ilder

Box

Anton Paar erweitert China-Engagement.

© A

nton

Paa

r

Page 7: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 7

ten sowie Neutrogena-Hautpflegeproduk-te. Pfizer wiederum startet jetzt ein mas-sives Aktienrückkauf-Programm.

Plastikflaschen:Erfolgreich getrennt

Die 2004 begonnene gezielte Erfassungder Plastikflaschen konnte 2005 abge-schlossen werden: 2,7 Mio. Einwohner inWien, großen Teilen Niederösterreichs undKärntens sowie in der Stadt Salzburg sam-meln ihre PET-Flaschen nun in der GelbenTonne bzw. im Gelben Sack. Für Verpackun-gen aus Kunststoff und Materialverbundengilt ab heuer bereits ein Erfassungsziel von95 %. Österreichs Getränkewirtschaft regeltihre Getränkeverpackungen auf einer freiwil-ligen Basis. Ihre Zusagen betreffen eineWiederverwendungsquote von 80 % für alleGetränkeverpackungen, eine stoffliche Ver-wertung aller PET-Flaschen zu mindestens50 % sowie die Entsorgung von Getränke-verpackungen bei Großveranstaltungen.

Wacker setzt auf Polysilizium

Wacker Chemie will bis Ende 2009die Polysilizium-Produktion am StandortBurghausen um weitere 4.500 auf dann14.500 Jahrestonnen ausbauen. Wackerhat für diese Ausbaumaßnahme Investi-tionen von rund 300 Mio. Euro vorgese-hen und trägt damit dem weltweit stei-genden Bedarf an polykristallinem Reinst-silizium Rechnung – der Nachfrageschubkommt neben der Halbleiterindustrie vorallem aus der Solarbranche. Wacker istgegenwärtig der zweitgrößte Herstellervon Polysilizium weltweit und strebt indiesem Bereich die Marktführerschaft an.Wesentliche Voraussetzung für den Aus-bau in Bayern waren Maßnahmen zurweiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit,

auf die sich Unternehmensleitung,Betriebsrat und Gewerkschaft geeinigthaben. Zudem wurden die Einstiegsge-hälter in den nächsten fünf Jahren auf 90% des Tarifgehalts festgelegt.

2008: Solarzellenmade in Güssing

Die Blue Chip Energy GmbH wird ab2008 im burgenländischen Güssinghocheffiziente Solarzellen auf Siliziumba-sis herstellen. 140 neue Jobs sollendadurch geschaffen werden. Das Invest-ment dafür beläuft sich auf 48,3 Mio.Euro. Das Projekt wird mit 14 Mio. Eurovon Bund und Land gefördert.

Blue Chip Energy hat die BerlinerSolon AG als strategischen Partner. Ab2008 sollen von Blue Chip Energy inGüssing Solarzellen auf Siliziumbasis miteiner Jahreskapazität von zunächst 20MW hergestellt werden und auch anSolon geliefert werden. Solon ist in Öster-reich bereits am Tiroler Standort Steinachaktiv. Im Juli 2005 hat der Modulspezia-list hier die Hilber Technic Cooperation(HTC) übernommen.

Neue Waschanlagebei Rembrandtin

Der Lackhersteller Rembrandtin hateine neue Behälterreinigungsanlage inBetrieb genommen. Die Waschanlage fürFertigungsbehälter aus der Lackproduk-tion ist die größte und umfangreichsteihrer Art in Europa und reinigt mit einemwässrig-alkalischen Reiniger. Mit dieserInvestition von 700.000 Euro werden dieLösemittelemissionen erheblich gesenktund damit auch die Arbeitsplatzsituationfür die Mitarbeiter deutlich verbessert.

Jeder dritte Österreicher kann Plastikflaschen separat

entsorgen.

© A

RG

EV

Solarzellen: Weiterer Coup für das „energieautarke

Güssing“.

© B

ilder

Box

Page 8: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06

>> Subventionen Die Industriestaaten gaben im Vorjahr 179 Mrd. Euro für Agrarhilfen aus –

davon profitieren jedoch auch Besitzer von Ackerland, die selbst gar keine Bau-ern sind. Die OECD hält daher statt Subventionen, die vorrangig Großbauernzukommen, Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Sozialdienste für effi-zienter.

>> ÖlverbrauchBis 2025 wird in Deutschland der Mineralölverbrauch um 14 % auf dann

jährlich 97 Mio. t fallen. Sowohl im Straßenverkehr wie auch bei den Heizungenwerden immer sparsamere Motoren und Heizanlagen die Nachfrage drücken, soder deutsche Mineralölwirtschaftsverband. Bis 2025 erwartet der Verband beimOtto-Kraftstoff einen Rückgang um 42 %. Der Verbrauch von Diesel soll um 12% fallen.

>> BenzinbedarfDem Iran als weltweit viertgrößten Ölproduzenten droht dagegen wegen feh-

lender Raffineriekapazitäten und enormer Benzinverschwendung eine Benzin-Krise: Denn da die Perser rund 40 % ihres Spritverbrauchs von täglich 70 Mio. leinführen, wirken sich die kürzlich durchgeführten Kürzungen von Importsub-ventionen drastisch aus.

>> BiospritFord, GM und Chrysler wollen deutlich mehr Biokraftstoff-Autos herstellen

als bisher. Bis 2010 sollen jährlich 2 Mio. Pkw und Laster vom Band rollen, diemit Biodiesel oder Biosprit fahren können. Damit wollen sie auch Herstellernwie Toyota und Honda die Stirn bieten, die mit effizienteren Motoren oderElektro-Benzin-Antrieben immer mehr Kunden anlocken. Das US-Parlamenthat zudem eine Initiative gestartet, um die Entwicklung sparsamer Motoren unddie Verbreitung von Biokraftstoffen an Tankstellen zu beschleunigen.

>> Versuchstiere 2005 wurden in Österreich 167.312 lebende Wirbeltiere für Tierversuche

eingesetzt – 10 % weniger als ein Jahr zuvor. Am häufigsten werden Mäuse(128.634) und Kaninchen (18.439) für die Tests verwendet.

>> AppetizerDie Briten planen die Einführung von Werbeverboten für Essen und Geträn-

ke während der Zeiten, in denen viele Kinder fernsehen. Das soll helfen, demProblem des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen einzudämmen. DieTV-Stationen erwarten starke finanzielle Einbußen und fürchten gar, nicht mehrmit der BBC konkurrieren zu können.

>> PelletsErstmalig wurden 2005 mit 8.874 Pelletsheizungen in Österreich mehr Pellets-feuerungen verkauft als Ölkessel – eine Zunahme von 46 % gegenüber demVorjahr. Ende 2005 waren damit 37.000 Pellets-Zentralheizungen und 9.000Kamine mit einer Wärmeleistung von 790.000 kW in Betrieb. Der Pelletsver-brauch stieg dadurch von 220.000 auf 280.000 t. Aktuell sind Pellets als Brenn-stoff um rund 40 % billiger als Öl.

>> RohstoffeJeder Österreicher verbraucht durchschnittlich 12 t mineralische Rohstoffe proJahr – sei es für den Haus- oder Infrastrukturbau, für die Produktion von Fern-sehgeräten, Computern oder Mobiltelefonen, aber auch für sommerliche Stadt-strände oder Sportplätze. Österreichs Jahresbedarf von mehr als 100 Mio. tIndustrie- und Baurohstoffen wie Sand, Kies, Naturstein, Kalk oder Gips wirdzu 100 % aus heimischer Produktion gedeckt.

IMFOKUSIMFOKUS

Page 9: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

„47 % unseresLandes sind mitWald bedeckt –

ein Holzvorrat vonmehr als 1 Mrd.

m3. Aber nur zweiDrittel des

Zuwachses von31 Mio. m3 wer-

den derzeitgenutzt. Die EU will die Biomasse-Nut-zung bis 2010 um 15 % steigern. Wir

brauchen dafür in Österreich aber einenaufnahmefähigen Markt und einen Holz-preis, der auch Kleinwaldbesitzer moti-

viert, ihr Holz dafür zu nutzen.“Felix Montecuccoli,

Land&Forst Betriebe Österreichs

„Viele Grünland- und Biobetriebe sowieextensive landwirtschaftliche Betriebe müs-sen im neuen ÖPUL 2007-2013 mit bis zu

40 % an Verlusten rechnen und stehendamit vor dem wirtschaftlichen Ruin.“

Siegmund Astner SPÖ-Bauern

„Österreich wird heuer mit einemExportvolumen von 100 Mrd. Euro die,große’ Exportnation Schweiz einholen.

Von 100 Euro verdient Österreich 60 Euroim Ausland.“

WKÖ-Chef Christoph Leitl

„Die geplante Abgabe von Medikamen-ten-Großpackungen in Spitälern führt zu

einer gefährlichen Disharmonie im Schnitt-stellenbereich von Spital und niedergelas-

senem Arzt. Denn damit ergibt sich fürden Patienten kein zwingender Grund

mehr, rasch seinen nachbehandelndenHaus- oder Facharzt aufzusuchen.“

Ärztekammerpräsident Walter Dorner

„Niederösterreich wird die für jährlich200.000 m3 Bioethanol ausgelegte Anlage

in Pischelsdorf mit 4 Mio. Euro fördern.374.000 t Weizen, 81.000 t Nassmais und

46.000 t Rübendicksaft werden dort jähr-lich benötigt – bis zu 10.000 Bauern wer-den von der Bioethanolanlage profitieren.“

Rudolf Friewald, ÖVP Niederösterreich

„Die Doha-Runde ist nicht wegen derHaltung Europas in die Sackgasse geraten.Denn die EU ist mit ihren Angeboten hartan die Grenze des Verhandlungsmandats

und teilweise sogar darüber hinaus gegan-gen. Aber von einem USA- und Übersee-

dominierten Verhandlungsergebnis hättennur Handelskonzerne profitiert. Katastro-

phenmeldungen, wonach nun der Welthan-del schweren Schaden erleiden würde, sind

aber falsch – die Tendenz zur Öffnung derMärkte wird anhalten. Die EU wird auch in

Zukunft der wichtigste Absatzmarkt fürAgrargüter aus den ärmsten Ländern der

Welt sein.“ Rudolf Schwarzböck,

Landwirtschaftskammer Österreich

„Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von10 % gilt in Österreich für Illustrierte,

Bücher und Lebensmittel – einschließlichAustern und Kaviar. Wir fordern den Finanz-minister einmal mehr auf, diesen Steuersatz

auch auf Medikamente anzuwenden.“Jan Oliver Huber, Pharmig

„Bei unserer Hauptversammlung imApril habe ich gesagt, dass unser Traumeiner unabhängigen Schering AG leider

beendet sei. Doch ich habe einen neuenTraum: Bayer

Schering Pharmakann zu einem glo-balen Pharma-Spe-zialisten von großer

Schlagkraft wer-den. Darauf freue

ich mich.“Hubertus Erlen,

Vorstandsvorsitzender

von Schering

„Es besteht weiterhin großer Bedarf anneuen Krebsbehandlungen. 2005 wurdendurch Krebs 14 Menschen je Minute getö-tet, was ihn zu einer der Haupttodesursa-

chen weltweit macht.“Charles Baum, Vice President Pfizer Oncology

„Die Solarbranche steckt voller Innova-tion und die Knappheit an polykristallinem

Silizium hat die Branche schlichtweggebremst.“

Marie N. Eckstein, Dow Corning

„Die BASF ist mit dem Erwerb vonDegussas Bauchemie, der Engelhard-Über-nahme sowie den Akquisitionen von John-

son Polymer und CropDesign noch konjunk-turrobuster geworden.“

BASF-Chef Jürgen Hambrecht

„Der Heizölpreis stieg seit Anfang 2000um 100 Mal mehr als die Pensionen –Heizöl wird für viele Pensionisten und

Menschen mit kleinen und mittleren Ein-kommen zur Existenzfrage und muss

merkbar billiger werden!“Erich Haider, SPÖ Oberösterreich

„Die Forderungen von Erich Haidernach Anhebung von Kilometergeld undPendlerpauschale und Streichung von

Mineralölsteuer und Energieabgabe sindnichts als kurzsichtiger und dummer Popu-lismus-Wettlauf mit den ähnlich sinnlosen

Vorschlägen des BZÖ. Dadurch würdenPendler nur noch tiefer in die teure Erdöl-

falle getrieben. Vernünftiger ist es, denöffentlichen Verkehr zu einer attraktivenAlternative auszubauen – finanziert über

eine Anhebung und Ausweitung der LKW-Maut.“

Eva Glawischnig,

stv. Bundessprecherin der Grünen

„Die Selbstbe-halte-Spekulationender SPÖ sind blan-

ker Unsinn.“Erich Laminger,

Hauptverband der

Sozialversicherungsträger

© S

cher

ing

© F

otod

iens

t

© H

aupt

verb

and

Page 10: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

10 | chemiereport.at 5/06

AE&E entschwefelt in Tschechien

Austrian Energy & Environment(AE&E) erhielt von Skoda Praha Invest –einer Tochter des tschechischen Energie-versorgers CEZ – den Zuschlag für denBau der Rauchgasentschwefelung für dasKohlekraftwerk Tusimice in Nordböhmen.Für rund 50 Mio. Euro wird AE&E dort bis2012 beschäftigt sein – zwei Rauchgas-wäscher sorgen künftig für eine Ent-schwefelung des Rauchgases von rund11.600 mg/m3 auf 200 mg/m3, was inFolge eine Reduktion des Schwefeldioxid-Ausstoßes um 98,5 % bewirkt. Zudemkommt es zu einer drastischen Verringe-rung der Staubemissionen.

Boehringer eröffnetWiener Zubau

Erst im April 2005 hatte BoehringerIngelheim seine Kapazitäten in der Biophar-mazie in Österreich für 80 Mio. Euro verdop-pelt. Mit dem jetzt eröffneten Biologie-For-schungsgebäude, das mit Investitionen von21 Mio. Euro errichtet wurde, werden alleForscher am Standort in modernen, über

einen Skywalk verbundenen, Labors arbei-ten. Diese Forscher tragen bereits seit 2000die Verantwortung für die weltweite Krebsfor-schung bei Boehringer Ingelheim. In diesemBereich ist es Boehringer Ingelheim in kurzerZeit gelungen, sechs Substanzen aus der For-schung in die Entwicklung zu bringen, dreidavon haben mittlerweile die Phase IIerreicht, in der die Wirksamkeit bestimmtwird. Als Regional Center Vienna trägt Boeh-ringer Ingelheim Österreich die Verantwor-tung für 30 Länder Mittel- und Osteuropas.Das gleichnamige Gebäude mit Baukostenvon 16 Mio. Euro bietet Büroarbeitsplätze fürrund 200 Mitarbeiter

Österreich einigt sich auf NAP II

Österreich hat den Nationalen Alloka-tionsplan (NAP) für den Beitrag der In-dustrie zur Erreichung des Kyotoziels fürdie Periode 2008 bis 2012 nach Brüsselgeschickt. Vereinbart wurde eine Zutei-lung von Zertifikaten für 32,8 Mio. t CO2-Emissionen. Damit liegt die Gesamtmen-ge unter jener des NAP I. Das Einspa-rungsvolumen gegenüber dem prognosti-zierten Ausstoß an CO2 beträgt 5,5 Mio.t. Dieser Wert liegt deutlich über dergeforderten Klimaschutzeinsparung in derersten Periode (1,8 Mio. t).

Allerdings wird nun nicht mehr diegesamte zugeteilte Menge gratis verge-ben: 400.000 t werden künftig versteigert,sodass über die gesamte Periode 2 Mio. tüber eine Auktion der Industrie und E-Wirtschaft zur Verfügung stehen.

BASF und SINOPECbauen in Nanjing ausBASF und die China Petroleum &Chemical Corporation (SINOPEC)haben eine Vereinbarung über 500Mio. Dollar zur Erweiterung ihresgemeinsamen Chemie-Verbund-standortes in Nanjing geschlossen.

Eckpfeiler der Investition sind: • Die Erweiterung des Steamcrackers von

600.000 auf 750.000 t Ethylen proJahr.

• Der Ausbau der Ethylenoxidanlage (EO)und die Entwicklung von EO-Derivaten,um die Ethylen- Wertschöpfungskettezu stärken – hier werden Tenside fürWaschmittel und das Lösemittel Butyl-glykolether produziert.

• Die Entwicklung der C4-Wertschöp-fungskette einschließlich C4-Spezialitä-ten: Butadien und Isobuten als Chemie-rohstoffe, 2-Propylheptanol für einenneuen Weichmacher und Polyisobuten-Derivate als Basis für Kraftstoff- undSchmiermitteladditive.

• Die Erweiterung der Acrylsäure-Wert-schöpfungskette für die Produktion desSuperabsorbers für die Hygienein-dustrie und industrielle Anwendungen.

EOP Biodiesel AGsteigt in Österreich ein

Die deutsche EOP Biodiesel AG hat füreinen „niedrigen einstelligen Millionenbe-trag“ 50,1 % an der österreichischenABID Biotreibstoffe AG übernommen.Gemeinsam wollen die beiden jetzt bisMitte 2007 eine Ölmühle sowie eine Bio-diesel-Produktionsanlage in Österreicherrichten. Letztere soll zu Beginn 50.000 tTreibstoff aus Rapsöl und anderen pflanzlichen Ölen herstellen, ab 2008wird die Kapazität auf 100.000 t gestei-

gert. Bis die österreichische Produktions-anlage fertig gestellt ist, will man Bio-Treibstoff aus dem deutschen Falkenha-gen am österreichischen Markt anbieten.

Boehringer Regional Center: Neue Top-Adresse in

Wien-Meidling.

© B

oehr

inge

r In

gelh

eim

BASF-Chef Jürgen Hambrecht und SINOPEC-Chair-

man Chen Tonghai sind sich eins.

© B

ASF

Weitere Biodieselkapazitäten für Österreich.

© E

OP

Bio

dies

el A

G

Page 11: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 11

EOP Biodiesel ist in Polen, Lettland,Rumänien und der Ukraine aktiv.

In Deutschland selbst will EOP Biodie-sel die Produktionskapazität von 32.500auf 132.500 Jahrestonnen Biodiesel inden kommenden Jahren vervierfachen.

BDI mit guter Auftragslage

Der steirische Anlagenbauer BiodieselInternational (BDI) wird heuer und 2007insgesamt 12 Biodiesel-Werke mit einerKapazität von rund 600.000 Jahrestonnenin Betrieb nehmen. BDI wird dann in Öster-reich und 10 Staaten auf 3 KontinentenAnlagen mit einer Gesamtkapazität von800.000 t Biodiesel errichtet haben. Dasvon BDI entwickelte Multi-Feedstock-Ver-fahren kann den Kraftstoff aus verschiede-nen Ausgangsprodukten produzieren.Neben der Veresterung von Rapsöl könnenBDI-Anlagen auch Altspeiseöl und tierischeFette zu Treibstoff veredeln.

Österreich braucht 5Mio. Festmeter mehr

Große KWK-Anlagen sowie der Preis-anstieg bei Öl und Gas haben in Öster-reich einen Biomasse-Boom ausgelöst.Im Vergleich zu 2004 werden heuer fürdie neuen KWK-Anlagen 1,4 Mio Festme-ter zusätzlich gebraucht. Dazu kommennoch einmal 1,5 Mio. Festmeter für neueBiomassefeuerungsanlagen. Dieser Mehr-bedarf soll 2007 bereits bei 5 Mio. Fest-meter liegen.

Neue großindustrielle Stromerzeu-gungsanlagen auf Basis von fester Bio-masse werden daher nun vom österreichi-schen Biomasse-Verband nicht mehr gut-geheißen – am besten eingesetzt werdeBiomasse in der Wärmeerzeugung. Dort

liege der Wirkungsgrad in modernenAnlagen bei 80 bis 90 %. Die Verstro-mung der Biomasse ohne Wärmenutzungwürde dagegen gerade einmal 25 bis 30 % erreichen.

Der jährliche Holzzuwachs beträgt inÖsterreich 31,3 Mio Festmeter. Genutztwürden davon mit 18,8 Mio aber nurrund 60 %. Mit einem erhöhten Holzein-schlag sowie mit neuen Energiepflanzensoll nun gegengesteuert werden. Sinnvollsieht Heinz Kopetz, der Präsident desBiomasse-Verbandes, etwa den Einsatzvon Weide und Pappel, Mais und Zucker-rüben sowie den gezielten Anbau vonElefantengras (Chinaschilf) für die Erzeu-gung von Pellets oder Hackgut.

Dr. Peithner KG baut aus

Die auf homöopathische Pharmazeuti-ka spezialisierte Dr. Peithner KG in-vestiert in den nächsten beiden Jahrenmehr als 6 Mio. Euro in den Produktions-ausbau sowie in neue Technologien.Damit sieht sich Dr. Peithner als „mo-dernsten Homöopathie-Anbieter Öster-reichs“. Für heuer sind bei Dr. PeithnerKG/Austroplant rund 25 Mio. EuroUmsatz geplant. Aktuell beschäftigt Dr.Peithner in Österreich 120 Mitarbeiter,weitere 60 in den Niederlassungen inTschechien, der Slowakei und Ungarn.

Eine mobile AutoCAD basierende P&ID Lösung die mit der Projektdatenbanksynchronisiert wird genauso wie ein Pocket PC

Das legendäre 3D Planungssystem zur automatischen Erstellung allerPlanungsdokumente inklusive Revisionsmanagement

Ein integriertes Produkt-Portfolio, mit dem alle Aspekte vom Basic über dasDetailengineering, die Errichtung, Inbetriebnahme und der Instandhaltung vonAnlagen abgedeckt werden

Eine erprobte und sichere Lösung für globales Engineering.

Mit den innovativen Lösungen von AVEVA haben in den vergangenen 30 Jahren über800 Kunden tausende Großprojekte rund um den Globus erfolgreich geplant undrealisiert.

AVEVA ist der führende Anbieter von Engineering IT-Systemen und -Dienstleistungenfür die Energiewirtschaft, die Prozessindustrie und den Schiffbau. Unsere Allianz mitAutodesk vereint die Stärken des Engineering mit den weltweit besten Lösungen imDesktop-Design.

Für wen werden Sie sich bei Ihrem nächsten Projekt entscheiden?

Think about it…�

www.aveva.com

Biomasse-Anlagen sorgen für Mehrbedarf an Holz.

© B

ilder

Box

Page 12: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

12 | chemiereport.at 5/06

Kerosin: AUA imClinch mit OMV Nachdem die Kerosinpreise kürzlichin Italien kartellrechtlich untersuchtwurden und zu Bußgeldzahlungender Mineralölgesellschaften von 315Mio. Euro führten, wird jetzt auchdie AUA aktiv.

Diese sieht sich durch das Kerosin-Monopol der OMV benachteiligt, sprichtvon ungerechtfertigt hohen Preisen undeinem dadurch erlittenen „Schaden“ von35 Mio. Euro/Jahr. Nachdem drei Ver-gleichsversuche auf höchster Ebene schei-terten, wurde nun die Wettbewerbsbehördeersucht, Untersuchungen einzuleiten.

Der Hintergrund: Obgleich das für dieVerarbeitung zu Flugzeugtreibstoff von derOMV eingekaufte Rohöl über eine Pipelineaus Triest angeliefert wird, wende die OMVbeim Verkauf des Kerosins nicht die fürProduktanlieferungen in Triest von deninternationalen Mineralölgesellschaftengeschaffene MED-Notierung, sondern diedeutlich höhere Platt's Notierung Rotter-dam an. In dieser werden aber Logistik-Kosten berücksichtigt, die bei Rohöl-Anlie-ferungen in Triest nicht anfallen. Zudem seidas Differential am Flughafen Wien doppeltbis dreifach so hoch wie auf vergleichbarenWettbewerbsflughäfen: Die von der AUA2005 begonnene Eigenbetankung ist trotzdes Überlandtransports des Flugzeugtreib-stoffes über 500 km in Kesselwaggons ausSüddeutschland um 15 % günstiger als dasOMV-Kerosin.

Obwohl die OMV schließlich 100 %des Bedarfs an Flugzeugtreibstoff in Wienproduziert und damit der AUA 100 %ihres Bedarfs anbieten könnte, liefert sieder AUA nur etwa die Hälfte des Bedarfs.Den Rest muss die AUA von ExxonMobil,BP, Shell, Agip und Total kaufen – diese

produzieren den Flugzeugtreibstoff abernicht selbst in Wien, sondern kaufenebenfalls von der OMV zu. Durch die Ein-schaltung dieser Zwischenhändler, diekeinerlei handelsübliche Akquisitions-bzw. Beratungsleistung erbringen, verteu-ere sich nicht nur das Kerosin, sondernwerde auch der Anschein eines Wettbe-werbs erzeugt, der in Wirklichkeit nichtstattfindet. Von der AUA in den letztenJahren durchgeführte Ausschreibungenzeigten, dass die OMV und die anderenMineralölgesellschaften immer geradejene Mengen an Flugzeugtreibstoff ange-boten hatten, die gemeinsam etwa 100% des ausgeschriebenen Bedarfs aus-machten. Auch waren die angebotenenPreise in der Vergangenheit nahezu ident.

AMI: Mitarbeiter ver-bessern Produktion

Seit 7 Jahren betreibt die AMI einenKontinuierlichen Verbesserungsprozess(KVP). Darin sind alle Mitarbeiter unge-achtet von Hierarchie und Arbeitsgebieteinbezogen. Das führte 2005 zu einemNutzen von 9.000 Euro/Mitarbeiter am

Standort Linz. Damit liegt der Melamin-und Düngemittelproduzent nach einereuropäischen Benchmarkstudie im abso-luten Spitzenfeld. 8 von 10 Mitarbeiternreichen in der AMI regelmäßig Verbesse-rungsvorschläge ein. Bemerkenswertdabei: 85 % der eingereichten Vorschlägewerden im betrieblichen Alltag auch wirk-lich umgesetzt. Diese hohe Realisierungs-quote brachte dem Unternehmen im Vor-jahr einen Erstjahresnutzen von beacht-lichen 7,1 Mio. Euro. „Bei den meistenIdeen handelt es sich nicht immer umrevolutionierende Neuerungen. BesondersProzessverbesserungen bringen den gro-ßen Nutzen“, so AMI-Chef Joachim Grill.So konnten etwa durch den Einsatz einerneuen Katalysatortechnologie zur Rück-

gewinnung von Edelmetallen in der Sal-petersäureproduktion jährlich rund600.000 Euro durch einen Verbesse-rungsvorschlag eingespart werden.

Roth Oil baut Biodie-selfabrik in UngarnDer steirische Ölhändler Rudolf Rotherrichtet gemeinsam mit der ungari-schen MOL um rund 40 Mio. Euroeine Biodieselfabrik in der Nähe vonBudapest.

In der Anlage, in der primär Raps ausungarischer und europäischer Produktionverwertet wird, sollen vorerst 50 Mitarbei-ter jährlich rund 150.000 t Biodiesel fürden internationalen Markt erzeugen. Andem Gemeinschaftsunternehmen RossiBiofuel ist die Rossi Beteiligungs-GmbHvon Rudolf Roth mit 74,9 % beteiligt, dieMOL Hungarian Oil & Gas Zrt. hält 25,1 %.Die neue Anlage entsteht auf dem Geländeeiner bereits bestehenden Raffinerie vonMOL in Komárom. Roth hatte vor zwei Jahren die Mehrheit an seiner Firma RothHeizöle an MOL verkauft, die nun knapp75 % an dem Unternehmen besitzt. DenRest hält Roth über die Rossi Privatstiftung(15,88 %) und die Roth Privatstiftung(9,13 %). Das Unternehmen verkauft jähr-lich 600 Mio. l Ölprodukte in Österreichund setzt damit 500 Mio. Euro um.

Linde erhält Groß-auftrag aus Katar

Linde baut 8 Luftzerlegungsanlagenfür die Qatar Shell GTL Ltd. Das Engage-ment stellt den größten Auftrag für Luft-zerlegungsanlagen aller Zeiten dar. DieLuftzerleger werden Teil der Pearl Gas-To-Liquids (GTL)-Anlage in der Ras LaffanIndustrial City in Katar sein – sie wird der

AUA fordert billigere Kerosinpreise von der OMV.

© B

ilder

Box

AMI-Mitarbeiter sorgen für hohe Produktivität.

© A

MI

Rudolf Roth setzt auf Biodiesel in Ungarn.

© p

ress

efot

os.a

t/N

iko

Form

anek

Page 13: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 13

weltweit größte integrierte Komplex die-ser Art sein. Die Luftzerleger von Lindewerden rund 860.000 m3 Sauerstoff proStunde liefern.

Rollout-Pläne für Bio-CNG Landwirtschaftskammer und Gas-wirtschaft forcieren die rasche Ein-führung eines neuen Kraftstoffge-mischs aus Erdgas (80 %) und Bio-gas (20 %). Mit an Bord sind erdgasoö, Wien Energie und die OMV. Siewollen bis 2013 mehr als 100.000zugelassene Fahrzeuge auf Basisdieses Treibstoffs fahren sehen.

Martin Preineder, der Vorsitzende desEnergieausschusses der Landwirtschafts-kammer Österreich, nennt es „den Durch-bruch für Erdgas und Biogas als Kraftstoff“.Die Enge Zusammenarbeit zwischen Land-wirtschaft und Gaswirtschaft schildert er voreiner Journalistengemeinde so groß wie beiinternationalen Staatsakten, die neue Dreifal-tigkeit für „den Klimaschutz, gegen dieImportabhängigkeit von fossilen Rohstoffenund für das Geldbörsel“. Die neue Treibstoff-marke „Bio-CNG“ besteht aus verdichtetemErdgas (CNG, Compressed Natural Gas) undaufbereitetem Biogas (CBG, CompressedBiogas), wobei der Anteil von Biogas min-destens 20 % betragen wird. Und dieses Bio-CNG soll – so die Vision der österreichischenBiotreibstoffpioniere – à la longue etwa 8 %des Kraftstoffverbrauchs in Österreich erset-zen können. Dafür vonnöten sind eine Reiheeinander ergänzender Maßnahmen:

• Investitionen von 50 bis 60 Mio. Euroin die Erdgas-/Biogastankstellen-Infrastruktur– bis 2010 sind österreichweit rund 200Tankstellen geplant, an denen jährlich bis zu1,5 Mio. Normkubikmeter (1 Mio kg) Gasverkauft werden soll.

• Weitere 50 bis 60 Mio. Euro erfordernetwa 20 neue Biogasanlagen. Die Rechnung

ist: Wenn der Gasverbrauch pro Pkw undJahr rund 1.000 kg beträgt und die Biome-than-Beimischung 20 % ausmacht, würdenangestrebte 100.000 Fahrzeuge bis 2013rund 100 Mio. kg Methangas, davon 20 Mio.kg Biomethan, benötigen. Insgesamt wäreeine landwirtschaftliche Produktionskapa-zität von rund 5.000 ha für diese 20 Biogas-anlagen vonnöten.

• Als das „Um und Auf einer erfolgreichenMarkteinführung“ nennt erdgas oö-ChefKlaus Dorninger entsprechende Steuerbe-günstigungen für den neuen Kraftstoff. Gefor-dert wird, dass die derzeitige Mineralöl-steuerbefreiung bis 2020 garantiert bleibtsowie die Befreiung von der Erdgasabgabeauch für Bio-CNG und reines CBG gelte.

Daneben könnten „weiche Faktoren“ wiedie Nutzungserlaubnis von Busspuren in derStadt oder eine Befreiung von ParkgebührenAnreize für den Umstieg auf Erdgasautossein. Langfristig wünscht man sich freilicheine entsprechende Anrechnung der erzieltenCO2-Einsparungen im Verkehr. Am überzeu-gendsten sei allerdings der Preis: „Erdgas-Fahrer“ sparen sich zwischen 30 und 40 %an der Zapfsäule.

HTP expandiert in den OstenNach dem gelungenen Turnaroundim Vorjahr und einer im Juni erfolg-ten Kapitalerhöhung setzt die börse-notierte HTP (High Tech Plastics AG)auf Expansion im Ausland.

Ende 2004 stand es schlecht um dasUnternehmen HTP: Rote Bilanzen und einEigentümerstreit machten die High TechPlastics AG zu einem Sanierungsfall.Doch der Turnaround ist nun geschafft:Mit dem ersten Quartal 2006 wurdebereits das dritte Quartal in Folge positiv

abgeschlossen. „Wir haben sämtlicheoperativen Schritte in unseren Werkenüberprüft und verbessert – es wurdenneue Roboteranlagen angeschafft, dieEDV-Infrastruktur besser genutzt und derAusschuss reduziert“, erklärt Finanzvor-stand Birgit Hochenegger-Stoirer. Darüberhinaus wurde der unrentable Großfor-menbau in Fohnsdorf geschlossen – „dieKonkurrenz aus Osteuropa und Asienkonnten wir hier nicht mehr unterbieten“– und 120 Mitarbeiter entlassen.

„Wir haben uns unser Idealportfoliozurechtgeschnitzt und fertigen Teile jetztdort, wo es sinnvoll und günstig ist. Zielwar, den Teiletransport zu reduzieren undunrentable Projekte abzugeben.“ Nachder ersten Kapitalerhöhung im Jahr 2005und der zweiten, im Juni 2006, geht esmit dem Unternehmen wieder eindeutigbergauf. Den Umsatzausfall, der durchdie Schließung des Formenbaus verur-sacht wurde, konnte das Unternehmendurch das Anlaufen neuer Projekte sowiedie Eingliederung der HTP Motion GmbHbeinahe kompensieren.

„Nun planen wir eine vorsichtigeExpansion“, so Hochenegger-Stoirer. „Vorallem im für uns außerordentlich wichti-gen Automobilbereich müssen wir kosten-bewusst agieren.“ Denn: Die Autobranchesei eine stabile Industrie, Teile und Kun-den würden sich nicht so schnell ändern– eine gute Voraussetzung für die Zuliefe-rer. „Gleichzeitig müssen wir in neueGeschäftsfelder vorstoßen“, so Hocheneg-ger-Stoirer. Als Beispiel nennt sie Plastik-teile für die Medizintechnik oder Ver-packungs-Plastik. „Wir wollen auch dieFlugzeugtechnik weiter ausbauen und imElektronikbereich, Stichwort Einlegeteile,expandieren.“ In der Slowakei wird einWerk gebaut, in Rumänien steht nun eineAkquisition an. „Viel weiter in den Ostenwollen wir vorerst nicht“, grenzt Hoch-enegger-Stoirer ab.

Linde baut riesige Luftzerleger in Nahost.

© Q

atar

Pet

role

Bio-CNG soll bis 2010 an mehr als 200 Tankstellen

in Österreich erhältlich sein.

© Ö

MV

Das HTP-Vorstandsteam fertigt „nur mehr dort, wo es

auch sinnvoll ist“.

© H

TP

Page 14: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

14 | chemiereport.at 5/06

Laborbedarf _ Life Science _ Chemikalien

Schlaue Laborfüchse

bestellen bei ROTH

LACTAN® Vertriebsges. m.b.H + Co. KGPuchstraße 85 _ 8020 GrazTel: 0316/323 69 20 _ Fax: 0316/38 21 60E-Mail: [email protected] _ Internet: www.lactan.at

www.lactan.atmit Neuheiten & Sonderangeboten

Der Katalog2006!

1384 Seiten mit allem,was Sie täglich brauchen.

Obersteiermark als Vorzeigeregion für Kunststofftechnik

Die Montanuni Leoben hat – nichtzuletzt durch das K-plus-Kompetenzzen-trum Polymer Competence Center Leoben(PCCL) – bereits einen guten Ruf imBereich der Kunststofftechnik errungen.Nun soll die Kooperation zwischen For-schung und Industrie ausgeweitet werden:Die Obersteiermark soll zu einer Region ofExcellence für Kunststoff- und Composite-Technologien werden. Dazu sollen diebereits vorhandenen kunststofftechnischenInstitute der Montanuni Leoben und desPCCL in einem neu zu errichtendenGebäudekomplex vor Ort zusammenge-führt werden.

Federführend in diesem Projekt ist derPCCL-Chef Reinhold Lang, der sich damitin der Vorbereitungsphase befindet. Nichtrein zufällig soll das neue Programm 2009nahtlos an das dann auslaufende K-plus-Projekt anknüpfen. „Derzeit befindet sichdas Unterfangen in der Vorbereitungspha-se“, so Lang. „Wir benötigen jetzt die dreiJahre, um Planung, Bauerrichtung undUmzug durchführen zu können“. Ein wich-tiger Punkt sei auch die Besetzung der offe-nen Professorenstellen, für die sich Lang„international renommierte Persönlichkei-ten“ wünscht.

4.000 m2 Neubau. Allein der 4.000 m2

große Neubau wird etwa 30 Mio. Eurokosten. Der Komplex mit moderner Lehr-und Forschungsinfrastruktur soll auf einemGrundstück der Bundesimmobiliengesell-schaft stehen und durch die Stadt Leobenoder über eine Trägergesellschaft rückge-kauft werden. Finanziert werden soll dasVorhaben durch Bund, Land und Stadt –der Finanzierungsplan soll sich auf 20 Jahreerstrecken.

Im Zuge der Schaffung einer „Region ofExcellence“ soll ein „International Gradua-te Program for Polymer Engineering andScience“ in Kooperation mit der TU Grazund der Uni Linz eingerichtet werden.„Wir haben schon jetzt drei Studienab-schnitte – Bakkalaureat, Magister undDiplomingenieur – sowie das Doktorats-studium.“ Ab 2009 wird man den Titel

eines Bachelors, eines Masters of Scienceund eines PhDs erlangen können, die Vor-lesungen werden dann auch vollständig inEnglisch gehalten.

„Die Obersteiermark als Vorzeigere-gion in Sachen Kunststofftechnik – dazuhaben bereits OMV und Borealis ihreUnterstützung zugesagt. Insgesamt wollendie beiden Unternehmen 3 Mio. Euro zurVerfügung stellen, wenn die restlicheKunststoffindustrie diesen Betrag eben-falls aufbringt“, so Lang. Im bereits beste-henden PCCL wird mit 40 Partnerfirmenkooperiert, viele davon sind KMUs, aberauch große Namen wie BMW, Airbusoder BASF sind dabei.

Qualifiziertes Personal gesucht. Gene-rell benötigt die Kunststoffindustrie derzeitdringend qualifiziertes Personal und hatdurch den Kunststoffboom gesteigertesInteresse, langfristig mit Ausbildungsstät-ten wie der Montanuni Leoben oder derJohannes Kepler Universität Linz, wo dreineue Kunststofftechnik-Professurengeschaffen werden, zu kooperieren. „DasKonzept eines Neubaus für die kunststoff-technischen Zweige der Montanuni exis-tiert ja bereits seit zehn Jahren – es gabdamals sogar einen Architekturwettbewerb,aus dem ein eindeutiger Sieger hervorging“,erinnert Lang. „Doch jetzt scheint die Zeitreif für die Ausweitung der kunststofftech-nischen Aktivitäten.“

Für die Erweiterung der Aktivitäten imBereich Kunststofftechnik wurde bereits einentsprechender Antrag, der dem ChemieReport vorliegt, bei der steirischen Landes-regierung eingebracht. In diesem wird argu-mentiert, dass die Schaffung einer ,Regionof Excellence’ sowie die weitere Unterstüt-zung der kooperativen Forschung die logi-sche Konsequenz nach den bisher getätig-ten umfangreichen Vorleistungen durch dasLand Steiermark darstellt. Das Land willjetzt mit Landeshauptmann, Stellvertreter,zwei Landesräten sowie den Projektbetrei-bern und Industriepartnern beim zuständi-gen Ministerium vorsprechen, um fürUnterstützung zu werben.

Die Obersteiermark soll mit Hilfe von Land, Bund, Universitäten und Indus-triepartnern zu einer Vorzeigeregion für Kunststoff- und Composite-Techno-logien werden. Das Millionenprojekt soll ab 2009 voll anlaufen.

Page 15: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 15

Forschungsrat: Auf Kurs in Richtung ExzellenzDer Forschungsrat zieht nach knapp zwei Jahren FFG eine positive Bilanz. Jetzt soll eine „Wirkungsanaly-se“ dieses Grundempfinden bestätigen. Und das Konzept des „Weisenrates“ zur geplanten Elite-Uni raschumgesetzt werden. Markus Zwettler

„Die FFG hat längst europäische Vor-bildwirkung – das ist eine der effektivstenGesellschaften, die wir in Österreich jegeschaffen haben“, lobt ForschungsratKnut Consemüller die bisherigen Aktivitä-ten der neuen Forschungsgesellschaft, „imEU-Ranking EIS 2005 ist Österreich damitvon Platz 10 auf Platz 5 aufgerückt“. Einzi-ger Änderungswunsch: Mittelfristig solltedie FFG nicht mit vier, sondern mit zweiMinisterien als „Eigentümer“ das Auslan-gen finden. Und: Über ein eigenes Budgetverfügen.

Flexibilität. Die Verknüpfung zurGrundlagenforschung sei zudem innerhalbder FFG sehr wohl gelungen. Überhaupt:Die FFG würde auch rasch „Übereifriges“wieder korrigieren – etwa das zu groß ange-setzte Nanoprojekt. Generell sei die „For-schungs-Matrix“ für die Jahre 2004 bis2008 etwas zu IT-lastig gewesen – dafürhätten die Life Sciences durchaus etwasmehr Geld gebrauchen können.

Bei all dieser „großartigen Dynamik inder Forschungs-Szene“ will der Forschungs-rat jetzt dennoch evaluieren, was die ver-stärkten F&E-Ausgaben den Österreicherntatsächlich bringen: Bis Herbst will man

sich einigen, „mit welcher Formel“ eineWirkungsanalyse durchgeführt werden soll.

Im Rahmen der Headquarters-Initiativehat die FFG seit dem Vorjahr 11 Projektemit 11,2 Mio. Euro Fördervolumen reali-siert. Projekte, die auch für die Industrierichtungsweisend sein sollen: Die Erfah-rungen sollen die Basis bilden für die For-mulierung einer Exzellenzstrategie für dieindustrielle Forschung, die 2008 umgesetztwerden soll. Die verstärkte Kooperationzwischen Wissenschaft und Wirtschaft imRahmen der Bridge-Programme hat sichseit 2005 in 118 bewilligten Projektenniedergeschlagen.

Finanzspritze. Um das hehre „Lissa-bon-Ziel“ – die 3 %-Forschungsquote – zuerreichen, wird aber jedenfalls noch mehrGeld notwendig sein. Schon 2008 werdenÖsterreichs Steuerzahler rund 550 Mio.Euro zusätzlich für die Forschung aufbrin-gen müssen.

Anzapfen will der Forschungsrat künftigauch vermehrt das Risikokapital. „Etwa inForm einer steuerlich begünstigten und mitmindestens 2 Mrd. Euro gespeisten Stif-tung, die ausschließlich in technologischanspruchsvolle Projekte investiert“, so Con-

semüller. Zudem soll eine Start-up-Initiati-ve die Gründungsdynamik forcieren. Ausdem 7. Rahmenprogramm, das ab 2007anläuft, will die FFG jährlich 160 Mio.Euro aus der EU „zurückholen“.

Eliten. Positiv hat sich der Forschungs-rat schließlich auch zur geplanten Elite-Unigeäußert. Das Konzept des „Weisenrates“,bestehend aus dem ehemaligen Präsidentendes Weizmann-Instituts, der ETH Zürichund der deutschen Max Planck-Gesell-schaft, Haim Harari, Olaf Kübler undHubert Markl, sei „rundum geglückt“. Jetztgehe es um einen raschen Beginn und eineexakte Umsetzung der Vorschläge für das„Institute of Science and TechnologyAustria“ (ISTA).

Die Expertenkommission habe der Poli-tik den richtigen Weg gewiesen: „In ihremBericht ist Elite zum Konzept geworden“,so Consemüller. Der Forschungsrat istüberzeugt, dass sich die Elite-Uni als „guteErgänzung der existierenden Forschung inÖsterreich“ erweisen werde. Wohlgemerkt:Einerlei – ob jetzt im dritten WienerGemeindebezirk oder in Maria Gugging.Die Elite-Forscher sollen auf jeden Fall anbestehende Strukturen andocken.

Knut Consemüller: „Die Elite-Uni soll schnell an bestehende Strukturen andocken – ob 1030 oder sonst wo.“

© R

FT

Page 16: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

16 | chemiereport.at 5/06

Prozesse verstehen: Am Gerät erlernenRund 4 Mio. Euro geben Österreichs Schulen und die heimische Industrie jährlich für technische Trainings-Hardware aus. Der aktuelle Ausbildungsschwerpunkt: Prozessautomation. Festo Didactic bietet dafür einenvollständig modularen Gerätepark. Markus Zwettler

Eine vom Pneumatik- und Automa-tionsprofi Festo in Auftrag gegebene Gal-lup-Umfrage in der Pharma- und Biotech-Szene Österreichs belegt: Aus- und Weiter-bildung hat einen äußerst hohen Stellen-wert in der Unternehmensphilosophie. 7von 10 dieser Unternehmen führen interneSchulungen durch, ebenso viele sind aberauch bereit, externe Schulungs-Dienst-leistungen in Anspruch zu nehmen.

Freilich, die Bereitschaft, vermehrtLehrlinge einzustellen, ist immer noch eherverhalten. Hermann Studnitzka, der Leitervon Festos Schulungs-Division Festo

Didactic, meint: „Hier denkt dieIndustrie mitunter noch viel zukurzfristig – der Fachkräftebedarfwird in wenigen Jahren viel stärkersein als heute noch angenommen.“Generell, so der Ausbildungsprofi,sei heute die Facharbeiterausbil-dung in vielen Fällen attraktiver alseine HTL- oder FH-Ausbildung:„Es gilt, das fachliche Basiswissenzu erhalten. Zudem muss manunterstreichen, dass ein HTL- oderFH-Absolvent längst kein Garantmehr dafür ist, ,nicht hingreifen zumüssen’. Handwerkliche Praxis istheute viel wert – auch in der Pla-nung und Konstruktion.“

Neue Berufe. InsbesondereBranchen wie Pharma und Bioche-mie kreieren zunehmend neue

Berufsfelder wie etwa den Produktionstech-niker. „Und für deren Ausbildung ist nichtallein technisches Know-how, sondern auchdas Üben in einer Labor-Situation unerläss-lich. Mit einer Reihe an Softskills ausgestatte-te Praktiker sind gefragt.“ Der Haken dabei:Große, fix montierte Trainingsanlagen sindteuer und oft nur regional verfügbar.Die Antwort: Vollständig modular aufge-baute Trainings-Einheiten, die gegenüberden unterschiedlichen Reglern und Steue-rungen der Industriegrößen wie Allen Brad-ley, Siemens, Rockwelloder Mitsubishi offen aus-

gelegt sind. Speziell für die Prozessautoma-tion liefert das Lernsystem „MPS PA“ in-dustrienahe Qualifizierungslösungen.

Das Spektrum der Ausbildungsberufereicht dabei vom Anlagen- und Verfahrens-techniker über Fachkräfte für Lebensmittel-technik oder Wasserversorgung bis hin zuPharmakanten und Papiertechnologen. DasSpektrum der Prozesse, die mit MPS PAerlernt werden können, reicht vomMischen und Temperieren über das Filternbis hin zum Abfüllen.

Trend: Prozessautomation. Insgesamtsind in Österreich rund 70 % der Lehrstät-ten mit Trainingsgeräten von Festo Didac-tic ausgestattet. Vor allem für den Ferti-gungsbereich herrsche mittlerweile einegute Ausrüstung in den Schulen vor. Dienächsten drei bis vier Jahre sieht Studnitzkabesonderen Bedarf an Trainings-Hardwarein Sachen Prozessautomation, „der stetigsteigende Automationsgrad in der Phar-maindustrie und der Biochemie verlangtnach ausgezeichnet geschultem Personal –Spezialisten sind gefragt.“

Festo führt derzeit Schulungen für rund400 Unternehmen durch – für ein Dutzenddavon werden sie firmenintern zum ThemaProzessautomation abgehalten. Summasummarum haben in den letzten Jahrzehn-ten mehr als 20.000 Fachkräfte ein Trainingvon Festo Didactic absolviert.

Hermann Studnitzka: „Fachkräftebedarf wird in den nächsten

Jahren enorm ansteigen.“

© F

esto

(3

)

Page 17: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 17

Tiroler wollen Bioinformatik fördernaws, CAST Gründungszentrum und HITT health informa-tion technologies Tirol luden in Innsbruck zum Life Scien-ce Circle über „Bioinformatik". Eben diese wollen dieTiroler mit Stiftungsprofessur, Forschungszentrum undLehrgang forcieren.

Bioinformatik: Das meint die Akquisition, die Speicherung unddie Analyse biologischer Daten. Und die Anwendung von Metho-den der Informatik in den Life Sciences ist nahe liegend – bestehtdoch der genetische Code selbst aus exakt vier definierten Informa-tionseinheiten, deren Input (die Sequenz) immer einer bestimmtenFunktion (einem Output) zugeordnet ist – ähnlich dem Funktions-prinzip eines Computers.

Doch erst die Etablierung von Chip-basierten Hochdurchsatz-verfahren in Verbindung mit der vollständigen Sequenzierung desmenschlichen Genoms und dem rasanten Anstieg der Rechner-leistungen bildeten die Grundlage für die Arbeit von Bioinformati-kern wie Zlatko Trajanoski von der TU Graz. Besondere Bedeutunghat die Bioinformatik vor allem als Werkzeug für Datenmanage-ment und Datenanalyse in der molekularen Medizin, wobei sieunter Erfassung der gesamten, äußerst umfangreichen genetischenInformation erstmals die Erforschung komplexerer Krankheitenund deren molekularer Mechanismen ermöglichen könnte.

Fernziel wäre es laut Trajanoski, mit Hilfe der Bioinformatik vonden derzeit nur zu etwa 10 % genutzten „molekularen Zielen“ zurBehandlung von Krankheiten auf das volle Potenzial von etwa5.000 solcher „Targets“ aufzuschließen.

Enabling Technology. Der weltweite Markt für bioinformati-sche Tools wird derzeit auf rund 1,4 Mrd. Dollar geschätzt und sollbis 2010 jährlich um 16 % zulegen. Doch wie können Unterneh-men davon profitieren? Klaus Heumann, Vorstand der MünchnerBiomax Informatics AG, einem Anbieter bioinformatischer Soft-warelösungen, gibt die Antwort: „Bioinformatik ist eine ,enablingTechnology', welche die Abläufe in der pharmazeutischen Ent-wicklung effizienter gestaltbar macht“.

Analog zur Leistung der „klassischen“ Informatik in den 1990erJahren, sollte dadurch ein echter „Return on Investment“ für dieUnternehmen sichtbar werden. Wesentlich sei dabei die mittelfristi-ge Herausbildung verbindlicher Standards für Content-Anbieter

sowie eine stärkere Benutzerfreundlichkeit der Anwendungen, diein vielen Fällen noch „von Bioinformatikern für Bioinformatiker“geschrieben würden.

Personalisierte Medizin. Ein Unternehmen, das sich seit seinerGründung 2002 intensiv mit der Entwicklung neuer Diagnose-Kitsunter Zuhilfenahme bioinformatischer Tools befasst, ist die Inns-brucker Biocrates Life Sciences. Deren Chef Armin Graber siehteine allmähliche Entwicklung von den heutigen Versorgungsstan-dards hin zur „personalisierten Medizin“, die nicht nur bessere Früh-erkennung und präsymptomatische Behandlung erlauben soll, son-dern ein lebenslanges Monitoring der „Patienten“. Ein Fernziel, dasaufgrund der enormen damit verbundenen Datenmenge ohne bio-informatische Hilfsmittel nicht mehr zu bewältigen sein wird.

Philipp Unterholzner von der Tiroler Zukunftsstiftung, stellteschließlich Ergebnisse einer aktuellen Studie der Zukunftsstiftungzum Thema Bio/Medizininformatik vor. Wichtige Empfehlungender Studie: Die Schaffung einer Stiftungsprofessur „Bioinformatik“,die Gründung eines „Centers for Translational Research“ als künfti-ges Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Eta-blierung eines postgraduellen Lehrgangs „Bioinformatik“ für Biolo-gen, Mediziner und Pharmazeuten.

Das Genom durchstöbern mit EnsemblDer Open Source-Browser Ensembl bietet allen Genom-forschern den kostenlosen Zugang zu unzähligenSequenzierungs-Daten.

Rund 150 Kilo-Basen sind die kleinen bacterial artificial chromo-somes in der Ensembl-Datenbank schwer. Das menschliche Genomkommt auf 3 Giga-Basen. Und da wären dann noch Unmengen anSequenzen von Maus, von Zebrafisch und einer Reihe an Speziesmehr. Kurz: Die gemeinsame Anstrengung des European Bioinfor-matics Institute und dem Wellcome Trust Sanger Institute macht diegrößte Rechen-Anstrengung in der Biologie Europas aus. Ein Mirrorfindet sich auch an der TU Graz, die Anleitung zur Nutzung derumfangreichen Datenbank gibt es unter ftp://ftp.ebi.ac.uk/pub/soft-ware/ensembl (das Helpdesk-File wählen).

Zlatko Trajanoski: Mit Bioinformatik auf alle molekularen Targets abzielen.

© b

eige

stel

lt

Open Source in der Bioinformatik: Das Ensembl-Projekt.

© B

ilder

Box

Page 18: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06

Das Ensembl-Projekt ist also eine enorm skalierbare Datenbank samt „öffentlicherZugangs-Maske“. Der voluminöse Speicher erlaubt so den schnellen Genom-Vergleich:

• Gene können im Genom-Kontext betrachtet werden. • Größere Chromosomen-Regionen können in die Suche einbezogen werden. • Das Studium ganzer Genom-Organisationen wird so bequem möglich. Die Genom-Annotationen beinhalten zahlreiche Merkmale wie die entsprechende Pro-

teinbildung, Ort und Größe sowie zahlreiche Verlinkungen zu weiteren Informationen.Sequenz-Homologien können derart schnell ausgemacht werden, sich wiederholendeSequenzen werden auf Knopfdruck ausgeforscht. www.ensembl.org

Neue GVO-Norm erhältlichAnforderungen und Definitionen für die Feststellung, ob Organismen und daraus herge-

stellte Produkte bzw. Lebensmittel gentechnisch verändert wurden, liefert die neue, weltweitgültige ÖNORM EN ISO 24276. Die Suche nach Zutaten gentechnisch veränderter Her-kunft wird durch folgende nacheinander (oder gleichzeitig) ablaufende Schritte durchge-führt: Nach der Probenahme werden Nukleinsäuren oder Proteine aus der Probe extrahiert.Diese Analyten können weiter aufgereinigt werden, gleichzeitig oder nach dem Extraktions-prozess. Danach werden sie (sofern erforderlich) quantifiziert, verdünnt und einem analyti-schen Verfahren wie PCR oder ELISA unterzogen. Die Norm enthält Definitionen, Anfor-derungen und Leitfäden für die Laboreinrichtung, Anforderungen an die Validierung vonVerfahren sowie Untersuchungsberichte.

SLIRP-Gen: Schalter für Östrogen und TestosteronAustralische Forscher haben ein Gen entdeckt, das zu einem Durchbruch inder Bekämpfung von Brust- und Prostatakrebs führen könnte.

Das Gen wurde amWestern Australian Insti-tute for Medical Researchentdeckt und SLIRPgetauft. Das Team unter derLeitung von Peter Leedmanstellte fest, dass es dasPotenzial hat, jene Hormo-ne auszuschalten, dieKrebszellen am Leben hal-ten – bei Brustkrebszellendas Östrogen und bei Pros-tatakrebszellen das Testos-teron. „Die meisten Krebs-arten sind auf diese Hormo-ne angewiesen“, erläutertLeedman. „Wenn wirSLIRP dazu verwendenkönnen, die Hormone zublocken, wären wir mögli-cherweise in der Lage, dieseKrankheiten aufzuhalten.“

Die Entdeckung gibtHoffnung für die Ent-wicklung neuer zielgerich-teter Behandlungen fürBrust- und Prostatakrebsmit deutlich weniger Ne-

benwirkungen – neue Medikamente könnten auf bestimmte Gene abzielen und nicht aufganze Körperregionen. Auch bei der Entwicklung von Bluttests könnten die neuen Erkennt-nisse einen entscheidenden Beitrag zur Früherkennung leisten.

Knock-out-Behandlung: Dem Krebs die Hormonzufuhr untergraben.

© B

ilder

Box

Page 19: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 19

Österreichs Lackindustrie spürt starken ImportdruckAuf ein schwieriges Jahr 2005 schaut die österreichische Lackindustrie zurück: Trotz positiver Vorzeichenmussten die 25 Unternehmen mit ihren 3.000 Mitarbeitern einen Rückgang um 4,4 % bei der Produktions-menge auf rund 121.450 t und um 3,6 % beim Produktionswert auf rund 348 Mio. Euro hinnehmen.

Damit lag die Branche deutlich unterdem Schnitt der gesamten chemischenIndustrie, die 2005 beim Produktionswertum 4,1 % zulegte. Allerdings: Im erstenQuartal 2006 erwirtschaftete die Lackin-dustrie bereits wieder zweistellige Zuwachs-raten. „2006 rechnen wir wieder mit deut-lich besseren Ergebnissen“, resümiertGünther Berghofer, Obmann der Berufs-gruppe Lackindustrie im Fachverband derchemischen Industrie Österreichs.

Exportdynamik. Bei den Ausfuhrenlegte die Branche im Vorjahr um 6,2 % aufrund 200 Mio. Euro zu. Verantwortlichdafür war vor allem der Handel mit denEU-Ländern wie Frankreich (+ 41,6 %),Holland (+ 46,7 %) und Italien (+ 23,9 %),innerhalb der EU-24 konnte ein Ausfuhr-wachstum von 12 % erreicht werden. „Diesist ein deutliches Indiz für einen bevorste-henden Konjunkturaufschwung“, so Berg-hofer. Die neuen, osteuropäischen EU-Län-der hingegen präsentierten sich beimExportwachstum nach starken Steigerun-gen im Vorjahr nur noch im einstelligenProzent-Bereich. So wiesen etwa die Aus-fuhren nach Tschechien oder Polen ein Plus

von 4,5 bzw. 3 % auf. Dennoch gehörendie osteuropäischen Länder mit einemExportwert von insgesamt rund 80 Mio.Euro zu den wichtigsten Auslandsmärktenfür Österreichs Lackindustrie.

Importdruck. Der hohe Importdruckaus 2004 blieb indessen auch 2005 auf-recht: Die Einfuhren stiegen um 14,2 %auf 234 Mio. Euro. Mit 88.500 t kommendabei rund 80 % aller Einfuhren ausDeutschland. Dies führte zu einem Ver-drängungswettbewerb, der hauptsächlichüber die Preise geführt wurde und inMarktanteilsverlusten im Inland für dieösterreichische Lackindustrie resultierte.

Bürokratiekosten. Europas neue Che-mikalienpolitik REACH bleibe derzeit eine„Herausforderung mit vielen Unwägbarkei-ten“. Vor allem KMUs müssten noch deut-lich von Bürokratie entlastet werden,zudem sei das Problem mit aus Nicht-EU-Staaten beschichteten Fertigwaren nochungelöst. Die neue Lösungsmittelverord-nung dagegen wurde zur Zufriedenheit derLackindustrie umgesetzt: Diese strengenBegrenzungen für flüchtige organische Ver-

bindungen gab es bisher nur in Österreich– nun muss sich ganz Europa daran halten.

Lehrlingsmangel. In der Zukunft dro-he aber auch ein akuter Lehrlingsmangel.Rembrandtin-Chef Hubert Culik sieht dasImage der Lehrlinge „in der heutigen Leis-tungsgesellschaft viel zu schlecht“ ausge-prägt. Und die Lehrlingszahlen nehmenkontinuierlich ab: Waren 2001 in der che-mischen Industrie Österreichs noch 1.313Lehrlinge beschäftigt, betrug diese Zahl imVorjahr nur mehr 1.248.

„Es besteht durchaus die Gefahr, dasswir wie in den 1960er Jahren wieder aufeine Lehrlingsknappheit zulaufen“, soCulik. Insbesondere vom AMS würde ersich ein „deutlich höheres Maß an Proakti-vität“ bei der Lehrlingsvermittlung wün-schen. Generell, so sieht es Berghofer,beginne der heute schon kontraproduktiveLeistungsdruck in der Volksschule: Anstatteine praktische Lehre mit Zukunft zuzulas-sen, gelte nach wie vor die Matura als All-heilmittel gegen Arbeitslosigkeit. Das sim-ple Rezept gegen derlei starre Erziehungkönne nur lauten: "Lasst die Kinder einfachKinder sein!“

Hubert Culik (links) und Günther Berghofer sehen einen Lehrlingsmangel voraus.

© F

CIO

Page 20: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

20 | chemiereport.at 5/06

IMED Graz als Diagnostiklabor akkreditiertDas Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene

(IMED) Graz der AGES wurde das erste akkreditierte medizinischmikrobiologische Diagnostiklabor in Österreich. Es ist zuständigfür Diagnostik und Epidemiologie von Infektionskrankheiten, ins-besondere durch das Führen von Referenzzentralen und die Risiko-bewertung in Zusammenhang mit potenziellen Infektionsquellen.Es fungiert zudem als Ausbildungsstelle für Fachärzte für Hygieneund Mikrobiologie. Das Angebot umfasst aber auch privatwirt-schaftliche Leistungen im Bereich medizinischer Mikrobiologie undHygiene.

Partner für Trimed BiotechDer vor zwei Jahren gegründeten Wiener Trimed BiotechGmbH ist es gelungen, mit der AOP Orphan Pharmaceu-ticals AG einen Investor für die weitere Entwicklung desKrebsimpfstoffs Trivax zu finden.

Trivax ist ein individuell auf die Erkrankung des Patienten abge-stimmtes Arzneimittel, das auf der Aktivierung des körpereigenenAbwehrsystems basiert. Bisher erhielten etwa 60 Patienten zusam-men mehr als 400 Einzelbehandlungen mit Trivax. Obwohl eineendgültige Beurteilung des Erfolgs noch verfrüht ist, sind die bishe-rigen Ergebnisse so überzeugend, dass unmittelbar eine Studie zumNachweis der Wirksamkeit und Sicherheit in Patienten mit Nieren-zellkarzinom begonnen werden kann. Trimed wurde als Tochter derSt. Anna Kinderkrebsforschung gegründet und von ZIT und FFG

unterstützt. In etwa drei Jahren will Trimed-Chef Thomas Felz-mann das Entwicklungsprogramm für den Einsatz von Trivax beimNierenzellkarzinom abgeschlossen haben. „Im Erfolgsfall wird einvöllig neuartiges Krebsbehandlungskonzept einen bedeutendenSchritt in die Krebsmedizin des 21. Jahrhunderts ermöglichen.“

Zentrale Kryobank geht nach DeutschlandEin internationales Konsortium, koordiniert durch dasFraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), wirdfür die Bill & Melinda Gates-Stiftung eine der modernstenglobalen HIV-Kryobanken entwickeln und installieren.

Die im Juni 2004 von den G8-Staaten ins Leben gerufene Initi-ative zur Entwicklung eines HIV-Impfstoffes wird jetzt durch einvon der Bill & Melinda Gates-Stiftung ausgeschriebenes Programmunterstützt. Für 7,5 Mio. Dollar wird es die Installation einer dermodernsten globalen HIV-Kryobanken in Deutschland unterstüt-zen, auf die in Folge die weltweite Forschung standardisiertenZugriff haben soll. In ihr sollen Viren und Zellen des Immun-systems sowie andere daraus abgeleitete Reagenzien bei Temperatu-ren des flüssigen Stickstoffs perfekt konserviert werden und jeder-zeit abrufbar sein. Die Proben werden dabei in kleinsten geschlosse-nen Substraten abgelegt, welche die Entnahme einzelner Probentei-le erlauben. Das ermöglicht, dass der Rest der wertvollen Probe kaltund damit sicher aufbewahrt bleibt.

In tieftemperaturtauglichen Speicherchips, die fest mit der Probeverbunden sind, liegen dabei noch einmal die Informationen derzentralen Datenbank portionsweise dezentral vor. Eine falsch abge-legte Probe würde durch die permanente Kommunikation derDatenbank mit den tiefkalten Chips in den 2 m hohen Kryotanksautomatisch erkannt und korrigiert werden. Diese Technologie setztStandards nicht nur für die HIV-Ablage. Sie ist zugleich ein Kern-element des gerade beginnenden Zellbankings im Zusammenhangmit Stammzellen und deren Nutzung für die Regenerative Medizin.

Frisches Geld für IntercellIntercell hat im Zuge einer Kapitalerhöhung und Platzierung

von Altaktien inklusive Mehrzuteilungsoption 110,6 Mio. Euroerlöst. Zu Intercells Hauptaktionären zählen jetzt Apax Partners(11,6 %), Temasek Holdings (8,1 %), Novartis (6,1 %), TVM

Eurocryo, die Europäische Kryobank im saarländischen Sulzbach.

© I

BM

T

Organische/r Chemiker/in

55pharma ist ein junges Pharmaunternehmen, das innovativeArzneimittel gegen Typ-2-Diabetes entwickelt. Für unser Natur-stoffchemielabor in Tulln suchen wir eine(n) diplomierte(n) oderpromovierte(n) organische(n) Chemiker/in mit Erfahrung in derAnalytik. Alle gängigen analytischen Verfahren sollten vertrautsein, organisch synthetische Kenntnisse sind hilfreich.

Sie werden integraler Bestandteil des Entwicklungsteams seinund so maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Aufbau einesUnternehmens internationaler Prägung haben können.

Richten Sie Ihre Bewerbungen bitte direkt an:

Dr. Leonhardt Bauer55pharma Drug Discovery & Development AG

Technologiezentrum TullnTechnopark 1

A – 3430 Tullnoder

[email protected]

Page 21: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 21

Capital (6 %) und Kapital & Wert (5,7 %). Intercell hält 1,3 % der ausgegebenen Aktien alseigene Anteile, 1,8 % der Aktien werden vom Management gehalten, der Streubesitz beträgt59,3 %.

Studentenaustausch am Campus Vienna Biocenter 5 Universitäten haben jetzt mit dem Studiengang Biotechnologie des fh-campus wien ein

Kooperations-Abkommen getroffen. Es ermöglicht jährlich 55 Studenten, Forschungspro-jekte 40 Wochen lang auch in Island, Schweden, Belgien, Deutschland und UK durchzu-führen. Unterstützt werden die Abkommen durch das ERASMUS- und das Leonardo-da-Vinci-Programm der EU sowie teilweise auch mit zusätzlichen österreichischen Mitteln. DerStudiengang Biotechnologie reagiert damit auf das zunehmende Interesse der Studierendenan berufsorientierten Auslandserfahrungen. Das nächste Ziel ist, Lektoren aus dem Auslandam fh-campus wien unterrichten zu lassen.

Stammzellen für das Herz? Vision auf lange Zeit.Werner Mohl von der Medizinischen Universität Wien sowie Georg Weitzervon den Max Perutz Laboratories zum Stand der Herzforschung. Den Traumvom regenerativen Herzen via Stammzellen träumen sie zwar optimistisch –allerdings in weiter Zukunft. Markus Zwettler

Herzinsuff iz ienz:Das meint eine stets dün-ner werdende Herzmus-kelwand. Ein Muskel, derschließlich platzt, ver-narbt und an dieser Stelleplötzlich Faser stattMuskel ist. Und somit inSumme kein Muskelohne Wenn und Abermehr pumpt.

Eben diese Herzinsuf-fizienz führt deutlichschneller zum Tod alsetwa Darmkrebs. Auchwenn die Methoden derTherapie seit den 1950erJahren deutlich besserwurden: ZahlreicheMedikamente (ACE-Hemmer, Diuretika,Betablocker, Glykoside,ATI-Rezeptor-Antago-nisten) bekämpfen stö-rende Fasern im Myo-

kard heute lebenslang. Zwei Elektroden heißen Schrittmacher und synchronisieren die beidenHerzkammern, eine Transplantation schließlich kann bei jüngeren Patienten angezeigt sein.

Letzter Schrei ist die Therapie in biomechanischer Form: Die „HeartWare“-Pumpe sorg-te heuer in Wien erstmals bei einem Patienten für „einen pulsierenden Druck in den Koro-nararterien, der für eine regionale Embryonalisation sorgt“. Werner Mohl hat den positivenEffekt dieser Methode an der Medizinischen Universität Wien durch die Messung gefäßneu-bildender Gene nachweisen können.

Und die Zukunft? Die Zukunft soll das regenerative Herz sein – der nachwachsendenLeber von Prometheus aus der Sage gleich. Das Mittel der Wahl dazu: Kultivierte Stammzel-len, welche die Funktion dort ausfüllen, wo sie auch gewünscht wird.

Georg Weitzer von den Wiener Max Perutz Laboratories schildert die Problematik dabei:„Somatische Stammzellen füllen zwar eine gezielte Funktion aus –

Frankenstein-Szenarien, wo aus Stammzellen beliebige Organe gezüchtet

werden, haben nichts mit der Realität zu tun. Die Stammzellforschung

steckt noch in den Kinderschuhen.

© B

ilder

Box

weiter auf Seite 25

Ernst Schmidt, Laborgeräte

1230 Wien, Meggaugasse 31

Tel. und Fax: 01/888 51 47

E-Mail: [email protected]

Internet: www.schmidtlabor.at

www.schmidtlabor.at

manuelle und elektronischeEin- und Mehrkanalpipetten

Flüssigstickstoffbehälter

Die neue Zentrifugengenerationvon mpw Med-Instruments

Magnetrührer, Vortexer, Kjeldahl- Aufschlußgeräte

Tiefkühltruhen und - schränke,Lagersysteme, Durchlaufkühler

Wärme- Brut- und Trocken-schränke, Klimaschränke

Prospekt und Preisinfos erhalten Sie bei:

Page 22: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

22 | chemiereport.at 5/06

Fluoreszenzassays: Am Weg zum mobilen LaborAm Münchner Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) wird ein BioChip entwickelt,der in einem Diagnosesystem für humane Antikörper Anwendung findet, wo er bis zu 100 Immuntestsparallel durchführen soll. Das neue System stellt die schnelle Diagnose infolge eines einzigen Tests in Aus-sicht. Susanne Krojaè

Eine sichere Diagnose zu erstellen, braucht häufig viel Zeit underfordert oftmals den Besuch mehrerer Ärzte. Es dauert, bis dieUrsache feststeht und die Therapie in die Wege geleitet werdenkann. Das soll sich ändern: Eine Art mobiles Labor für jeden prak-tischen Arzt könnte bald viel Zeit und Geld sparen helfen.

„Im Prinzip kehrt sich der Diagnoseweg um“, erklärt Karl Neu-meier, der maßgeblich in die Entwicklung des neuen Systems invol-viert ist. Mit dem neuen Diagnose-System kann ein Patientenserumin der Arzt-Praxis vor Ort auf 100 verschiedene Krankheitserregergetestet werden. Bisher reichte der Arzt das Patientenserum an einzentrales Diagnoselabor weiter, wo sehr viele Patientenseren jeweilsauf einen bestimmten Krankheitserreger getestet wurden.

„Nehmen Sie Arthritis als Beispiel: Die Ursache dafür kannGelenksabnutzung sein, Arthritis kann aber auch die Folge einerInfektion mit Viren und verschiedenen Bakterien sein“, meint Neu-meier. „Unser neues BioChip-System testet auf diese Infektionenund ermöglicht so auch eine Ausschlussdiagnose.“ Auch in derGynäkologie könne das System zur Schwangerschaftsvorsorge sinn-voll eingesetzt werden.

Antwort in 2 Stunden. Das BioChip-System ist ein unabhängigarbeitendes Diagnosesystem für Multiparameter-Tests in der Infek-tionsserologie. Es besteht aus einem Assayprozessor und einem Flu-oreszenz-Reader. Die BioChip-Kartusche, in der bis zu 100 ver-schiedene Immuntests parallel durchgeführt werden können, wirdaus Kunststoff hergestellt und fungiert als Mikrofluidiksystem mitintegriertem Chipfeld für die serologisch relevanten Antigen-Dots.Getestet wird dabei quantitativ auf die beiden Immunklassen IgGund IgM, die in unterschiedlichen Stadien der Infektion in unter-schiedlichen Mengen vorliegen und eine Aussage darüber erlauben,ob die Infektion akut oder bereits zurückliegend ist.

Die BioChip-Kartusche ist mit einem Vorratsbehälter für dieSerumprobe versehen und wird über Fluidanschlüsse mit demAssayprozessor verbunden. Dieser ermöglicht eine vollautomati-sche parallele Abarbeitung mehrerer Kartuschen. Alle erforder-lichen Reagenzlösungen werden vom Assayprozessor mit einemSystem aus Pumpen und Ventilen computergesteuert über dasChipfeld gepumpt. Die fertigen Tests liegen nach etwa zwei Stun-den vor.

Die Auswertung der Immunreaktionen erfolgt fluoreszenzspek-trometrisch in der zugehörigen Readereinheit, in die der Benutzerdie fertig prozessierte Kartusche überführt. Dieser Reader nutzt einLED-Array zur sequenziellen Anregung der einzelnen Dots. Daskomplette Auslesen erfolgt innerhalb von zwei Minuten integrativmit einem Photomultiplier. Die Nachweisgrenze liegt dabei unter-halb von 1 fmol Fluoreszenzfarbstoff je Dot.

Karl Neumeier: Entwickelt in München das BioChip-System.

Prinzipieller Ablauf eines Fluoreszenzassays und Schema der BioChip-Kartusche.

© b

eige

stel

lt

Page 23: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 23

Neumeier hat in seinem BioChip-System bewusst keinen elek-trischen Biochip gewählt. Denn diese Silizium-basierenden Bio-chips können zwar biologische Erkennungsvorgänge direkt elektro-nisch darstellen (sobald ein Fängermolekül auf dem Chip seinGegenstück gebunden hat, entsteht ein elektrisches Signal), ihregeringe Größe wäre jedoch kein Vorteil für den Nachweis von Anti-körpern – im Gegenteil: Zu wenige Moleküle pro Dot hätten Platzdarauf, um eine aussagekräftige Statistik erstellen und damit einequantitative Auswertung durchführen zu können. Neumeier nennteinen weiteren Vorteil der in seinem System verwendeten Chips:„Chips auf Siliziumbasis sind im Vergleich zu dem im FraunhoferIZM entwickelten Einweg-Chip um Größenordnungen teurer.“

Einsatz ab 2008. Derzeit steht das neue System eine Stufe vordem Prototyp. Es soll noch schneller und sicherer werden. Ergeb-

nisse sollen künftig in einer anstatt derzeit zwei Stunden vorliegen.Durch integrierte Referenz-Dots kann die Aktivität der verwende-ten, biologischen Substanzen auch nach längerer Lagerung sicher-gestellt werden. In zwei Jahren sollen die kleinen und transporta-blen Geräte in ausgewählten Arztpraxen erprobt werden.

Assayprozessor zur vollautomatischen Bearbeitung mehrerer BioChip-Kartuschen.

© I

ZM

Der neue Hype: Die Synthetische Biologie wird kommenSynthetische Biologie, Chemical Biology, Combinatorial Chemistry: Welche Hoffnungen sich mit dem inter-disziplinären Zusammenspiel aus Biotechnik, Biochemie, quantitativer Biologie, Biophysik sowie Molekular-und Zellbiologie verknüpfen. Susanne Krojaè

Neue Perspektiven dank Interdisziplinarität. Die Zutaten: EinZusammenspiel aus Supercomputing, Genomforschung, Struk-turbiologie und High-Throughput-Technologien. Die Gewürze:Moderne Kryobanken und neue Methoden, daraus biologischeProben zu entnehmen.

Synthetische Biologie – die neue Forschungsrichtung will abermehr sein als lediglich eine „Schnittstelle zwischen verschiedenenDisziplinen“. Am ehesten lässt sie sich wohl mit der Molekularbio-logie vergleichen, die Interaktionen zwischen DNA, RNA und Pro-teinen erforscht und manipuliert. Und damit gezielt biologischeVorgänge verändert. Mit chemischen – also künstlichen Molekülen– kommt eine neue Komponente hinzu. Sie kommen in der Naturnicht selbst vor, regulieren jedoch oder werden selbst reguliert. Vor-stellbar wäre etwa die Regulierung eines biologischen Prozesses miteinem spezifischen kleinen Protein oder die vollständige Synthesebeliebiger Moleküle mit Enzymkomplexen.

Smartes Andocken. Wie soll das möglich werden? Einenersten Schritt in diese Richtung stellt der Forschungsansatz vonHerbert Waldmann vom Max-Planck Institut für MolekularePhysiologie in Dortmund dar. Seine Thesen lauten so:

• Proteine setzen sich aus einzelnen Domänen bausteinartig zusam-men.

• Sie finden sich in unterschiedlicher Zusammensetzung immerwieder und bestimmen Struktur und Funktion.

• Sie können als chemische Einheiten betrachtet werden, die sichwährend der Evolution für bestimmte Proteindomänen heraus-gebildet haben und damit bereits biologisch validiert sind. DieAnzahl der existierenden Proteindomänen ist limitiert.

• Besonders interessant sind diejenigen Domänen, die Bindungs-stellen darstellen. Mit ihnen als Leitprinzip kann eine Struktur-bibliothek erstellt werden. Sind sie einmal klassifiziert, könnenneue Liganden und Inhibitoren entwickelt werden, welche dieProteinaktivität modulieren. Waldmann und seine Mitarbeiterhaben bereits einige natürliche Produkte synthetisiert, dieModulatoren biologischer Signaltransduktionsprozesse sind.

Bio-Netzwerke. Und was für die Interaktion von Proteinenmöglich ist, gilt auch für Interaktionen zwischen Nukleinsäurenund Proteinen. So versuchen Forscher, mit RNA-Sensoren fürStimuli in und außerhalb der Zelle biologische Netzwerke zuerforschen. Ein weiteres Beispiel: Der heurige START-Preisträger

DAS MOBILE LABOR: Das BioChip-System besteht aus einemAssayprozessor und einem Fluoreszenz-Reader. Die BioChip-Kartu-sche, die als Mikrofluidiksystem mit integriertem Chipfeld für dieserologisch relevanten Antigen-Dots konzipiert ist, hat nur die Grö-ße einer Scheckkarte und kann als Einwegartikel produziert wer-den. Die Auswertung der Immunreaktionen wird fluoreszenzspek-trometrisch durch die sequenzielle Anregung der einzelnen Dotsmit einem LED-Array realisiert. An der Realisation des Gesamtsys-tems sind weiterhin Mikrogen, Kunststofftechnik Scherer & Trier,Steer Mechatronik sowie die Uni Regensburg beteiligt.

Page 24: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

24 | chemiereport.at 5/06

Norbert Polacek untersucht mit chemisch modifizierten Riboso-men die fundamentalen ribosomalen Funktionen während derProteinsynthese: Die Peptidbindung, die tRNA-Translokationund die Peptidfreisetzung (siehe Kasten).

Der hehre Anspruch der Synthetischen Biologie ist dabei,möglichst minimalistisch und gleichzeitig hocheffizient zu sein.

Am MIT in Cambridge, wo die For-schungsrichtung in den 1990er Jahren ihrenAusgang nahm, entwirft man etwa Bakte-rien am virtuellen Reißbrett, im Computer-modell, um mit den resultierenden „Zell-maschinen“ Zellvorgänge gezielt zu steuern.Derartige Organismen sollen chemischeund biologische Gefahren wie etwa denSprengstoff TNT aufspüren und eliminie-ren.

Zukunftschancen. Die Hoffnungen, diesich mit der Synthetischen Biologie ver-knüpfen, sind vor allem im Energiesektorangesiedelt – bei der Wasserstoff- und Etha-nolproduktion etwa. Ebenso soll mit Hilfevon Sonnenlicht und aus Abfall effizientEnergie gewonnen werden. Mithilfe derSynthetischen Biologie will man aber auchneue Materialien herstellen – „weiche“ Bio-materialien für die künstliche Züchtungvon Gewebe und Organen sowie die Frei-setzung von Medikamenten, „harte“ Bio-materialien im Mikro- und Nano-Maßstabin der Mikroelektronik, für Membranensowie für katalytische Oberflächen.

Wo es Träume gibt, gibt es aber auchAlbträume: Wenn es möglich ist, Teile vonLebewesen quasi zu „Zellmaschinen“

zusammen zu passen, dann könnten auch potenziell gefährlicheMikroorganismen erzeugt werden. Derartige Bedenken gründenetwa auf der künstlichen Synthese des viralen Erregers der Spani-schen Grippe im Jahr 2005. Bedenken hinsichtlich Bioterro-rismus und ökologischer Kontamination sind also nicht völligvon der Hand zu weisen.

Österreich-Hoffnung in Sachen Synthetischer BiologieNorbert Polacek vom Biozentrum Innsbruck erhielt im Juni einen der fünf diesjährigenSTART-Preise – die höchste nationale Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler. Derjunge Wissenschaftler mischt mit seiner Forschung auf dem Gebiet der SynthetischenBiologie erfolgreich mit. Mit einer kürzlich entwickelten Methode verändert er chemischdas katalytische Zentrum des Ribosoms und versucht dadurch, molekulare Details derProteinsynthese aufzuklären. Die Methode erlaubt es, stellenspezifisch chemisch modifi-zierte RNA-Bausteine in die ribosomale RNA einzubauen. Diese Vorgangsweise vergrö-ßert signifikant den Pool an chemisch unterschiedlichen Gruppen, die an spezifischenStellen in das Ribosom eingebracht werden können, ohne dass dabei die gesamte Struk-tur des katalytischen Zentrums verändert wird. Mithilfe dieses neuen experimentellenAnsatzes können die fundamentalen ribosomalen Funktionen während der Proteinsyn-these mit bis heute unbekannter Präzision untersucht werden.

Das Ribosom ist für die Proteinsynthese in allen lebenden Zellen zuständig, indem esdie genetische Information in eine Abfolge verknüpfter Aminosäuren umwandelt.Dies geschieht in atemberaubender Geschwindigkeit und mit einer sehr geringenFehlerrate. Das Ribosom besteht selbst aus RNA und Proteinen und ist einer derhauptsächlichen Angriffspunkte vieler Antibiotika. Für die Bekämpfung von Antibioti-ka-Resistenzen und die Erzeugung neuer antimikrobieller Substanzen ist dessen Ver-ständnis daher von grundlegender Bedeutung. Die Aufklärung der Kristallstruktur des Ribosoms im Jahr 2000 brachte so etwaswie einen Quantensprung für die Forschung. Dennoch sind die katalytischen Mechanismen dieses evolutionär hoch konserviertenEnzyms auf der molekularen Ebene noch weitgehend unbekannt.

Norbert Polacek: Will das Verständnis der Protein-

synthese vorantreiben.

© F

WF

Die Domäne eines Proteins: Künstlich erzeugte Varianten davon lassen die Träume der Biologen hoch fliegen.

© I

SB

Page 25: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 25

Darm- und Hautzellen etwa werden permanent durch sie regene-riert –, können derzeit aber noch nicht kultiviert werden: Wir ken-nen ihre Nischen in den Organen nicht. Umgekehrt ist die Nischevon Blastozysten sehr wohl bekannt, die embryonalen Stammzellenlassen sich dafür aber nicht gezielt in den gewünschten Zelltyp diri-gieren – in der Zellkultur herrscht Chaos.“

Kultivier-Dilemma. Embryonale Stammzellen des Menschenwerden seit 1997 erforscht, bei Mäusen sammelt die Wissenschaftschon seit 1984 Erfahrungen. Und die sind sehr gut: „Die embry-onalen Stammzellen der Maus sind in der Zellkultur praktischunsterblich und teilen sich rasend schnell – aus einer Zelle werden10 hoch 15 Zellen binnen 40 Tagen. Darüber hinaus reparierensie sich auch noch selbst und bilden – je nach Bedarf – jeden derrund 200 Zelltypen aus.“

Für die Zellkultur wird dabei ein Blastozyst aus dem Uterus heraus-gespült – vor dem Kontakt des Embryos mit der Mutter werden 10 bis15 Stammzellen aus der inneren Zellmasse gewonnen, die in Folgerelativ leicht genetisch veränderbar sind. Eine potenzielle Quelle fürregenerative Herzmuskelzellen wäre also vorhanden. Dennoch tut sicheine Reihe an Problemen auf – von der beliebigen Produktion reinerGewebezellen ist die Forschung noch Lichtjahre entfernt:

• Embryonale Stammzellen können selbst nicht zur Zelltherapieverwendet werden: Es würden sofort Tumore entstehen.

• Zudem kann keine gezielt große Menge an Stammzellen zueinem einzigen Zelltyp angeregt werden: Vielmehr herrschtChaos in der Teilung außerhalb des Embryos.

• Schließlich entstehen auch keine 3D-Strukturen: Es bilden sichalso auch keine Organe aus.

Auswege. Ein Ausweg wäre, die Stammzellen im ramponiertenHerzen selbst zu aktivieren. Die Forschung dazu steht allerdingsnoch quasi am Nullpunkt. Einige wenige Versuche belegen jedochtatsächlich, dass Herzmuskelzellen nachwachsen. Im Tierexperi-ment führte die Anregung mit Wachstumsfaktoren wie IGF1 undHGF zur teilweisen Regeneration des Muskels – allerdings auchzu deftigen Nebenwirkungen.

Beim Menschen wurden Stammzellen aus Knochenmark seit2000 rund ein Dutzend Mal am Herzpatienten untersucht, da-runter kürzlich auch in Wien. Sie führten dabei zu einer Verbesse-rung der Herzleistung um 4 bis 5 %, brachten aber noch keineSteigerung der Lebensqualität mit sich.

Die Wiener Herz-Koryphäen sind sich daher einig: DieStammzelltherapie wird künftig auch am Herzen zu regenerativenEffekten führen. Nur: Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Insulin aus der FärberdistelDem kanadischen Biotech SemBioSys Genetics ist esgelungen, kommerziell nutzbares Insulin im Samen vongentechnisch veränderten Färberdisteln mit 1,2 % desProteingehaltes zu speichern. Und das soll die Insulin-produktion grundlegend verändern.

Weltbedarf auf64.750 km2. AndrewBaum, der Chef vonSemBioSys Genetics,rechnet vor: „Wir kön-nen derzeit 1 kg Insulinauf 4.000 m2 Färber-distelproduktion her-stellen – genug, um2.500 Patienten für eineeinjährige Behandlungzu versorgen. Wir glau-ben, dass wir den gesam-ten für 2010 prognosti-zierten Insulinbedarf derWelt mit einer Produk-tion von Anbaupflanzenauf weniger als 64.750km2 decken könnten.“

Der Antrag für eineInvestigational NewDrug (IND) soll imzweiten Halbjahr 2007gestellt werden. Anfang2008 sollen klinischeVersuche stattfinden.

Nachfrageanstieg. Die Nachfrage nach Insulin zur Behandlungvon Diabetes erreichte 2005 geschätzte 4.000 bis 5.000 kg. Es wirddamit gerechnet, dass sie bis 2010 auf 16.000 kg ansteigt – auf-grund besserer Diagnosen und eines Anstiegs der Inzidenz auf derGrundlage demographischer Trends sowie von Verbrauchsgewohn-heiten. Ein erheblicher Insulinbedarf wird auch aufgrund neuerMethoden der Verabreichung erwartet: Inhalative Insulingerätebenötigen das Fünf- bis Zehnfache an Insulin als bei der Verabrei-chung via Injektion. Anfang 2006 erhielt die erste Technik zur Ver-abreichung von inhalativem Insulin, das Exubera-Inhalationspulvervon Pfizer, ihre Zulassung in den USA und in der EU.

Billigere Herstellung. SemBioSys glaubt, dass ihr auf derGrundlage der Färberdistel produziertes Insulin die Kapitalkostenim Vergleich zur bestehenden Insulinherstellung um 70 % und dieProduktkosten um 40 % reduzieren kann. Für eine Produktionska-pazität von 1.000 kg des auf der Basis der Färberdistel produziertenInsulins seien rund 80 Mio. Dollar an Investitionen notwendig.Zum Vergleich: Für eine Produktionskapazität von 1.000 kg des viaFermentierung gegenwärtig produzierten Insulins ist eine Investi-tion von rund 250 Mio. Dollar erforderlich.

Bestehende kommerzielle Insulinproduktionen sind üblicher-weise auf Hefe oder Bakterien angewiesen, die für die Produktionvon Humaninsulin gentechnisch verändert wurden. Diese Organis-men werden in großen, kapitalintensiven Bioreaktoren aus Stahlherangezüchtet. Danach wird das Insulin extrahiert und für dieendgültige Rezeptur gereinigt.

Stammzellforschung: Es ist eine gute Nachricht, wenn Stammzell-projekte auch im Rahmen des 7. EU-Rahmenprogramms gefördertwerden. 2007 bis 2013 stehen rund 50 Mio. Euro für diese Pro-jekte bereit. Gut ist diese Nachricht vor allem für all jene, die etwaan Alzheimer oder Diabetes leiden. Anders verläuft die Diskussionin den USA: Dort nutzt Präsident George W. Bush das Thema, umwieder in die – puritane – Wählergunst zu kommen und reiht sichmit einem Veto gegen eine Senats-Entscheidung, die Stammzell-forschung weiterhin staatlich zu unterstützen, nahtlos in die Tradi-tion reaktionärer Abtreibungsgegner ein. Bush betrachtet die Zer-störung von Embryonen zu Forschungszwecken als Mord. Punkt.Auch das ist gut: Gut für Europas Biotech-Profis, medizinischeZukunftsnischen zu besetzen.

Neue Insulinherstellung vor dem Rollout.

© a

bout

pixe

l

Page 26: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

„Der Joghurtbecher der Zukunft wird aus Polymilchsäuresein. Und Biokunststoffe werden nach dem Verpackungs-sektor bald auch den Alltagsbereich erobern.“

(Hanswerner Mackwitz, Alchemia-Nova Institut Wien)

„Die Vision muss die ,Wood Biorefinery’ sein: So wie Erdöl kann auch Holz fraktioniert werden und derartneben Zellstoff auch Grund- und Feinchemikalien liefern. Auch die Realisierung von extrudierbarem Holz rücktnäher. Und: Polyesterfasern werden bei einem Ölpreis von 70 Dollar je Barrel vom Markt verschwinden.“

(Haio Harms, Lenzing AG)

„Dämmung mit Strohballen, Statik aus Holz,Verbindungen aus Biopolymeren – das ,kom-postierfähige Haus’ ist keine Utopie mehr.“

(Robert Wimmer, Gruppe Angepasste Technologie der TU Wien)

Insgesamt herrscht eine verfehlte Förderpolitikvor: Anstatt hohe Wertschöpfungspotenziale mitinnovativen Werkstoffen frei zu legen, wird meistnur ,grün geträumt’. Für die Energiegewinnungsind sowohl Holz als auch Einjahrespflanzen zuschade oder ungeeignet.

(Haio Harms, Lenzing AG)

„Züchtungsprogramme werden spezialisierte Holzeigen-schaften liefern – dabei ist klar, dass Plantagen amMississippi, auf Bormeo oder am Amazonas effizientersein werden als die Forstwirtschaft in Österreich.Bildgebende Verfahren erlauben aber auch neue Wert-schöpfungsketten aus dem Wald nebenan.“

(Alfred Teischinger, Boku Wien)

ALPBACH-SPECIAL:NEUE WERKSTOFFE AUS DER NATUR

„Holz hat noch nicht das Imageals Hochleistungswerkstoff, dases verdienen würde.“

(Raimund Mauritz, Doka)

ecoplus Arbeitskreis 7 beim Forum Alpbach zumThema „Hochleistungswerkstoffe aus der Natur als Wachstumschance für die Wirtschaft“.

Page 27: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 A L P B A C H - S P E C I A L | 27

Biokunststoffe? Potenzial von 300 Mio. Euro in der Centrope-Region!Der Chemie Report sprach mit Niederösterreichs Wirtschaftslandesrat LH-Stv. Ernest Gabmann: Seine Einschätzung zu den Chancen, mit der Produktion und Verarbeitung von Biokunststoffen in Niederöster-reich zu reüssieren.

Nachwachsende Rohstoffe – welchen Stellenwert nehmen siein der niederösterreichischen Wirtschaftspolitik derzeit ein?

Niederösterreich hat sich in den letzten Jahren zu einertechnologiestarken Region entwickelt. Wir sind auf dembesten Weg, zu den ,Top 10 Regionen’ in Europa zu gehö-ren. Mit unseren Technopol-Engagements in den Berei-chen Oberflächentechnik, Biomedizin und Umwelt- undAgrarbiotechnologie in Wiener Neustadt, Krems undTulln geht es vor allem darum, allen Wirtschaftstreiben-den technologische Lösungen in Niederösterreich anzu-bieten. Das beginnt bei der Nutzung heimischer Ökostrom-Ressourcen – also Biomasse, Biogas, Wind- und Wasserkraft– sowie der Bereitstellung alternativer Treibstoffe wie Bio-diesel und Bioethanol. Für deren Einsatz scheint die Zeit inHinblick auf die Preissituation auf dem Kunststoffmarkt reifzu sein, da der Kunststoffpreis ja traditionell an den Erdöl-preis gekoppelt ist.

Aufbauend auf diesen Energie-Potenzialen wollen wir inZukunft verstärkt Werkstoffe produzieren – Werkstoffe aus derNatur –, die ein hohes Wertschöpfungspotenzial sowohl in derLandwirtschaft als auch in der Industrie auslösen können. Bio-kunststoffe stehen in diesem Zusammenhang ganz oben.

Was spricht für Niederösterreich in diesem Bereich? Für Niederösterreich sprechen zunächst hervorragende

Rahmenbedingungen, wie wir sie den Betrieben etwa inden ecoplus-Wirtschaftsparks anbieten. Dort findenUnternehmer eine bedarfsgerechte Infrastruktur. Hinzukommt, dass wir seit mehr als zwei Jahrzehnten Know-how in den Bereichen landwirtschaftlicher Veredelung,Polymerisierung, Fermentation und Kunststoffverarbeitung auf-gebaut haben. Um dieses Wissen zu bündeln und in eine gemein-same Biokunststoff-Produktion münden zu lassen, wurde unterstarker Beteiligung des Kunststoff-Clusters kürzlich ein entspre-chendes Konsortium mehrerer Top-Unternehmen aus Nieder-österreich gegründet.

Würde aber eine Biokunststoff-Produktion in Niederösterreichnicht auch die hier stark vorhandene synthetische Kunststoff-Pro-duktion substituieren?

Wir sind in Niederösterreich bereits exzellent positioniert inder synthetischen Kunststoffherstellung: Rund 1,2 Mio. t werdenjährlich in Schwechat hergestellt. Jetzt wollen wir um die Nischeder Biokunststoffe erweitern.

Diese haben nicht alleine den Vorteil, kompostierfähig zusein, sondern ermöglichen auch eine Wiederaufbereitung viaRecycling. Denn dadurch bleibt auch CO2 gebunden. Solltenjedoch Biokunststoffe in der Natur etwa durch Windverfrach-tung verloren gehen, ist es von Vorteil, dass sich diese nach eini-gen Monaten in ihre natürlichen Bestandteile zersetzen.

In welcher Größenordnung dürfen wir die Produktion von Bio-kunststoffen in Niederösterreich erwarten – sind diese Ambitionenin etwa vergleichbar mit der von der Agrana geplanten Bioethanol-erzeugung in Pischelsdorf?

Wir gehen davon aus, dass eine Biokunststoff-Produktion inNiederösterreich mit einer Jahresproduktion von 100.000 t rund250 Arbeitsplätze zusätzlich schaffen würde. Ein von der Wirt-schaft geplantes Investment von etwa 150 Mio. Euro soll diesenAusstoß schrittweise realisieren. Und in Folge 100 Mio. EuroUmsatz mit diesem Rohstoff und weitere 200 Mio. Euro aus des-sen Verarbeitung einspielen: Wir hätten also im Idealfall 300Mio. Euro für den heimischen Wirtschaftskreislauf aktiviert.

Wer kann an diesem umfassenden Kreislauf von der Naturstoffpro-duktion über die Umwandlung in Biokunststoffe bis zur Verarbei-tung und Vermarktung der Produkte teilhaben? Wer kann davonprofitieren?

Wir betrachten diese Wachstumschance nicht allein fürNiederösterreich, sondern denken hier gewissermaßen für dieRegion ,Centrope’ – also die Europaregion Mitte bestehend aus

Wirtschaftslandesrat LH-Stv. Ernest Gabmann: NÖ setzt verstärkt auf Biokunststoffe.

© N

Ö-W

erbu

ng

Page 28: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

28 | chemiereport.at 5/06

Die Biokunststoffinitiative N-Packt´sDer Kunststoff-Cluster stellt gemeinsam mit dem Land Niederösterreich die Weichen für kompostierbareund umweltfreundliche Werkstoffe aus der Natur.

Der größte Kunststoff-Cluster Europasmit fast 400 Partnern und mehr als 50.000Mitarbeitern ist die Basis wichtiger Innova-tionen und von mehr Wertschöpfung inunserer Region. Durch die Zusammenarbeitzwischen dem Clusterland OberösterreichGmbH und Niederösterreichs Wirtschafts-agentur ecoplus profitieren Unternehmender Kunststoffbranche mehr als bisher vonden Leistungen des Netzwerkes.

Harald Bleier ist seit 2005 als ecoplus-Clustermanager für den Ausbau desKunststoff-Clusters in Niederösterreich verantwortlich. Gemeinsammit seinem Team betreut er von Wiener Neustadt aus mittlerweile80 niederösterreichische Partnerunternehmen. Zusätzlich ist dieecoplus bei der Entwicklung von Wirtschaftsschwerpunkten desLandes NÖ rund um den Themenbereich Kunststoff eingebunden.

Einer davon ist die Initiative „N packt's“, die von Wirtschafts-landesrat LH-Stv. Ernest Gabmann und Umweltlandesrat JosefPlank getragen wird und die den Einsatz von Kunststoffen ausnachwachsenden Rohstoffen forcieren soll. Kunststoffherstellunghat in Niederösterreich bereits einen hohen Stellenwert: Rund 1 %des Weltmarktbedarfes werden hier erzeugt. Die Herstellung vonBiokunststoffen – vor allem Polymilchsäure – würde daher einesinnvolle Ergänzung zu den bereits etablierten synthetischen Kunst-stoffen darstellen. „Gemeinsam mit dem Institut für industrielleÖkologie werden wir dazu – unter Einbeziehung der etabliertenUnternehmen – die Rahmenbedingungen erheben, die für die Rea-lisierung erforderlich sind“, so Bleier.

Internationaler Wis-senstransfer. „Unab-hängig davon wollenwir die Kunststoffverar-beiter motivieren, sichvermehrt mit Biokunst-stoffen auseinander zusetzen“, so Bleier. Der-zeit wird ein von derEU gefördertes Collec-tive Research-Pro-gramm (CORNET)mit Beteiligung ausSlowenien, Polen, Deutschland, Belgienund den Niederlandenvorbereitet. Geplant ist,gemeinsam mit dem ofi(Österreichisches For-schungsinstitut fürChemie und Technik)bis zu 20 Unternehmenaus ganz Österreich da-rin einzubinden.

Die ecoplus wird dabei die Koordination und das ofi die techni-sche und wissenschaftliche Umsetzung der österreichischen Arbeits-pakete durchführen. Alle Ergebnisse, die innerhalb des Projektserarbeitet werden, stehen den teilnehmenden Firmen zur Nutzungzur Verfügung. www.n-packts.at

Harald Bleier: Will mit Biokunststoffen eine sinnvolle

Ergänzung zu synthetischen Kunststoffen liefern.

© e

copl

us

Südböhmen, der West-Slowakei und West-Ungarn sowie Niederösterreich, Wien unddem Burgenland. Das ist ein potenziellerAbsatzmarkt mit 6,5 Mio. Einwohnern. Undnicht nur das: Das ist auch eine Biosphärenre-gion, die große landwirtschaftliche Flächensowohl für neue Bioenergien als auch für neueBiokunststoffe bereitstellen kann. Bauernerhalten so zusätzliche Identifikations-Chan-cen – als Energiewirte oder Zulieferer für dieVerpackungsindustrie. Gleichzeitig wird auf-grund dieser großflächigen Agrarproduktionfür die Energie- und Kunststoffgewinnungauch die lebensmittelproduzierende Landwirt-schaft wieder an Bedeutung zunehmen.

In der Verarbeitung der Biokunststoffebestehen weiters gute Chancen für Maschinen-bauer, wo wir gemeinsam mit Oberösterreichstarke Firmen im Kunststoff-Cluster gebün-delt haben. Schließlich – und hier schließt sichder Kreis – können die verwendeten Biokunst-stoffe wieder in Biogasanlagen zu Energieumgewandelt werden.Biokunststoffe: Becher, Folien, Säcke, Kisten.

© B

ilder

Box

Page 29: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 A L P B A C H - S P E C I A L | 29

Kunststoffe tragen heute maßgeblich zum Müllaufkommen beiund hängen direkt von der Preissituation der petrochemischen Roh-stoffe ab. Diese Problematik könnte durch Kunststoffe aus bioge-nem Material deutlich entschärft werden.

Deren Wertschöpfungspotenziale liegen bei der Bereitstellungder Rohstoffe aus der landwirtschaftlichen Produktion oder aus Pro-duktionsabfällen, bei der Produktion der Grundstoffe (der Mono-mere) sowie in der eigentlichen Kunststoffherstellung in einer Bioraf-finerie und dessen anschließender Verarbeitung.

Was sind Biokunststoffe?Biokunststoff ist ein biologisch abbaubarer und kompostierbarer

Werkstoff, der bei der Zersetzung keine Schadstoffe emittiert und des-sen organischer Kunststoff binnen 180 Tagen zu mindestens 90 %abgebaut ist. Seine thermische Verwertung ist CO2-neutral möglich.Werkstoffe aus Biokunststoffen können aus Stärke, Zellulose oderPolymilchsäure (Polylactat, PLA) hergestellt werden. Die höchsteFunktionalität erzielen sie in Kombination mit speziell angepasstenKunststoffen aus der petrochemischen Produktion – derartigeBlends werden derzeit von BASF hergestellt.

Das Einsatzgebiet der BiokunststoffeBiokunststoffe sind vor allem für

den Verpackungsbereich und Einmal-produkte bei Lebensmitteln, in derGastronomie und Landwirtschaftinteressant. Sie können ungeachtetihrer guten Gebrauchseigenschaftennach der Verwendung ohne Problememit dem restlichen organischen Abfallkompostiert werden.

Die ProduktionsschritteFür 100.000 t Biokunststoffe auf

Polymilchsäure-Basis braucht es eineGetreidemenge von rund 240.000 tWeizen oder Mais (Kartoffel und Zu-ckerrüben sind für die Biokunststoff-produktion nicht rentabel), was einerAgrarfläche von etwa 50.000 ha ent-spricht. Aus dem Weizen wird bei derFermentation die Stärke entnommenund zusätzlich mit Zucker angereichert.Anschließend wird das Gemisch ineinen großen Kessel gegeben, wo Bak-terien für die Verwandlung der Stärke-Zuckerlösung in Milchsäure sorgen.Bei der darauf folgenden Polymerisa-tion wird die Milchsäure in eine festeMasse umgewandelt, die anschließendgranuliert wird und dann als Poly-milchsäure vorliegt.

Hohe Wachstumsraten. Derzeitist der Marktanteil der Biokunststoffe

am gesamten Kunststoffmarkt mit etwa 0,33 % noch marginal.Allerdings weist dieses Marktsegment beträchtliche Wachstumsra-ten auf – langfristig wird ein Marktanteil der Biokunststoffe vonrund 10 % als realistisch angesehen.

Bei Verpackungen und Agrarfolien haben biologisch abbaubareWerkstoffe bereits die Marktreife erlangt und stehen heute an derSchwelle zur großindustriellen Produktion. Die größten Substitu-tionspotenziale liegen in den Bereichen Catering, Leichtverpackun-

Weitere Biokunststoff-Alternativen. Biokunststoffe, die zueinem Großteil aus Holz bestehen, werden etwa von der Salz-burger Austel Research & Development als „fasal“, von East-man Chemical als „Tenite“ und von Innovia Films als „Nature-Flex“ hergestellt. Plastifizierte Zellulose-Granulate bietet dieitalienische Mazzuchelli 1849. Kunststoffe auf Basis vonPolyhyxalkanoaten (PHA) stammen etwa von der US-Compa-ny Metabolix, Procter & Gamble (Nodax) und der deutschenBiomer.

Ideale Rohstoffe für Polymilchsäure: Weizen und Mais aus heimischer Landwirtschaft.

© B

ilder

Box

(2

)

Was mit Biokunststoffen machbar istAndreas Windsperger vom Institut für Industrielle Ökologie hat das Potenzial von Biokunststoffen in Nieder-österreich „abgeklopft“. Hier die Ergebnisse seiner Studie.

Page 30: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

gen, Schalen und Dosen sowie Gemüseverpackungen. In derElektronik könnte nach Expertenschätzungen jede Kunststoffkom-ponente durch Biokunststoffe ersetzt werden. Große Handy-Her-steller arbeiten etwa bereits an der Entwicklung von Gehäusescha-len aus biobasierten Materialien. In Europaliegt der Verbrauch an Biokunststoffen derzeitbei rund 50.000 t. Bis 2010 soll er sich aufrund 1 Mio. t erhöhen.

Der Preisaspekt. Die Rohstoffe für Stan-dard-Thermoplaste kosten derzeit zwischen 70Cent und 1 Euro je kg. Granulat aus Bio-kunststoff kommt dagegen auf 3 bis 5 Euround ist daher nicht konkurrenzfähig. Aller-dings: Sobald die Produktion im industriellenMaßstab abläuft, werden die Kosten drastischfallen. Experten gehen davon aus, dass Stärke-kunststoffe und Polylactide dann für unter 2Euro je kg produzierbar wären. Berechnet manauch die um etwa 1 Euro je kg geringeren Ent-sorgungsgebühren für die Kompostierung vonBiokunststoffen mit ein, ist die konkurrenzfä-hige Situation bereits gegeben. Eine eigeneMilchsäureproduktion in Niederösterreichwürde die Biokunststoffe auf jeden Fall zueinem einträglichen Geschäft machen.

Hier würden allerdings allfällige Lizenzge-bühren für entsprechende Patente fällig wer-

den. Für die Herstellung von Milchsäure hält die holländischePurac Biochem ein Patent, für die Polymerisation der Milchsäuregibt es welche von Toyota, Shimadzu und Japan Steel Works ange-meldet.

30 | chemiereport.at 5/06

Hochleistungsanwendungen: Holz ist modern!Doka ist der heimische Experte in Sachen Schalungstechnik. Und

dort ist Raimund Mauritz der Forschungsleiter. Er meint: „Holz hat als optimierter Faserverbundwerkstoff einen großen Stel-

lenwert, insbesondere bei Schalungsplatten und Schalungsträgern. MitHolz kann hier eine spezifische Wirtschaftlichkeit erreicht werden, wiesie mit den derzeit modernen Werkstoffen wie Aluminium und glasfa-serverstärkten Kunststoffen nicht erreicht werden.“

Allerdings: Einnicht zu vernachlässi-gendes Imageproblemals „veralteter, tradi-tioneller“ Werkstoffbehindere die intensi-vere Nutzung. „Hierbraucht es internesund externes Marke-ting, um Holz- undHolz-Kunststoffver-bundkonstruktionenals modernes High-tech-Produkt darzu-stellen.“ Mit moder-nen Entwicklungs-tools sowie in Kombi-nation mit Kunststoffkönnen die Schwä-chen des Holzes (Ver-

schleißfestigkeit, niedrige Querzugfestigkeit) heute bei weitem aus-geglichen werden. Die Leistungsfähigkeit der Produkte erhöht sichdadurch deutlich. Hohes Potenzial ist weiters in der Verbesserungder Sortierung zu sehen.

An die Forschungspolitik appelliert Mauritz: „Es solltenbewusstseinsfördernde Maßnahmen unterstützt sowie das Potenzialdes Holzes, das bei weitem noch nicht vollständig erforscht ist,anerkannt und entsprechend gefördert werden.“ Wesentlich seiauch die Abkehr von der Förderung der direkten Verbrennung vonHolz – im Gegensatz dazu könnte die Förderung der Holztechnolo-gie-Forschung à la longue die Nutzung des größten BodenschatzesÖsterreichs zum Erfolgsmodell machen.

Hochleistungen mit Holz: Die Verstärkung des

Träger-Endes mit Kunststoff verlängert die

Lebensdauer um den Faktor 3.

Spezifische Holzeigenschaften dank elaboriertem Rohstoffmonitoring.

© B

ilder

Box

© D

oka

Biokunststoffe auf Stärkebasis: Stärke – das Reservekohlenhydrat der Pflanzen – istbillig und erlaubt die thermoplastische Verarbeitung mit herkömmlichen Maschinen.Nachteilig sind ihre Feuchtigkeitsempfindlichkeit sowie ihre geringe Festigkeit. AmMarkt sind etwa:

Solanyl www.biopolymers.nl Mater-Bi www.materbi.com

Ökopack www.nnz.com VEGEMAT www.vegeplast.com

BIOPAR www.biopag.de BIOPLAST www.biotec.de

COHPOL www.vtt.fi EarthShell Packaging www.earthshell.com

Plantic www.plantic.com Clean Green Packaging www.starchtech.com

Biokunststoffe auf PLA-Basis: Polymilchsäure bzw. Polylactid (PLA) ist ein thermo-plastischer Polyester, der sowohl für die Extrusion, das Schmelzspinnen als auch denSpritzguss tauglich ist. Am Markt sind etwa:

NatureWorks www.natureworksllc.com Compost it www.pacovis.ch

Lacea www.mitsui-chem.co.jp HM, XM www.hycail.com

Biomer www.biomer.de Bio-Flex www.fkur.de

Biophan www.treofan.com NATURALBOX www.coopbox.it

Page 31: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 A L P B A C H - S P E C I A L | 31

Neue Herausforderungen der HolznutzungAlfred Teischinger vom Institut für Holzforschung an der Wiener

Boku betrachtet Holz als „einen extrem optimierten Hochleistungs-Verbundwerkstoff aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin“, der imWettbewerb der Vorherrschaft der Pflanzen eindeutig gewonnen hat:„Die weltweit verfügbare Masse an Holz liegt ein Vielfaches über deranderer nachwachsender Rohstoffe, die zu Werk- und Baustoffen ver-arbeitet werden können.“

Die weitgehend kristalline Zellulose ist in Form von Fibrillen ineine Ligninmatrix eingebettet, sodass sich aus diesem Verbund dieholzspezifischen Eigenschaften an Festigkeit und Steifigkeit ergeben.Allerdings führen verschiedene Wuchsbedingungen dazu, dass dieHolzeigenschaften über dem Stammquerschnitt und die Stammhöhezum Teil extrem variieren. Diese große Variabilität ist im technologi-schen Umwandlungsprozess nur schwer beherrschbar – damit könnenheute viele hervorragende Holzeigenschaften nicht optimal in das

Endprodukt übergeführt werden. Für die Zerlegungskette des Holzesgilt dabei generell: Eine zunehmende Zerlegung erhöht den Energiein-put und die Homogenität des daraus entstehenden Werkstoffes, ver-mindert aber gleichzeitig seine Festigkeit und Steifigkeit.

Neue Prozesskette. Nicht zuletzt eingedenk teurerer Roh- undWerkstoffpreise rät Teischinger eine Umstellung der Prozesskette aufein Werkstoffengineering an. Dieses sollte auf jeden Fall ein Rohstoffmo-nitoring sowie eine Qualitätserfassung durch tomographische Verfah-ren zur gezielten Steuerung der Ressourcenströme enthalten. Anbietenwürden sich auch Züchtungsprogramme für spezifische Holzeigenschaf-ten in Form von Plantagen. Eine optimierte Nutzung von Koppel-produkten sollte sich durch neue Leichtbauwerkstoffe erzielen lassen.Neue Technologien könnten zudem bei der Zerlegung und der Verkle-bung ansetzen.

NAWAROS in der Praxis: Das S-HOUSE zeigt, wie’s geht

Nachwachsende Rohstoffe (NAWAROS) waren vor der intensivenNutzung fossiler und mineralischer Rohstoffe die Basis für beinahe alleLebens- und Wirtschaftsbereiche. Die Verwendung regionaler Roh-stoffe, verbunden mit einem ganz spezifischen Know-how für derenVerarbeitung und die Herstellung von Produkten für den mensch-lichen Bedarf, wurde in den Industrieländern durch eine industriali-sierte Massenproduktion mit standardisierten Rohstoffen undZwischenprodukten abgelöst. Traditionelles Know-how wurdedadurch zurückgedrängt und ging in vielen Bereichen fast gänzlichverloren. Die Verwendung nachwachsender, regionaler Rohstoffe lei-det daher unter einem erheblichen Imageproblem. Unterstützt durchteure Rohölpreise gibt es derzeit zahlreiche Initiativen, NAWAROSwieder in Produktionsprozesse zu integrieren. Dabei kommt es jedochmeist zu einer reinen Werkstoffsubstitution oder es fehlt das Selbstver-ständnis im Umgang mit der komplexen Vielfalt der NAWAROS.Denn die Rohstoffbasis ist hier grundverschieden: NAWAROS sind

sehr inhomogen, regional und saisonal unterschiedlich verfügbar undbegrenzt lagerfähig. Heutige Industrierohstoffe sind dagegen weitest-gehend standardisiert und weisen ein sehr geringes Syntheseniveau auf.

Optimierung des Gesamtsystems. Bei erfolgreichen Nutzungsan-sätzen steht nicht die Ausbeute eines bestimmten Werkstoffs im Vorder-grund, sondern die Optimierung des gesamten Nutzungssystems:Möglichst alle Bestandteile der Pflanzen sollen der jeweils höchsten,möglichen Nutzungsstufe zugeführt werden. Als Beispiel einer konse-quenten Anwendung wurde in Böheimkirchen das S-HOUSE reali-siert. Es besteht ausschließlich aus NAWAROS und wieder verwend-baren Modulen und löst damit die Baurestmassenproblematik, diesowohl für Umweltbelastung als auch für steigende Entsorgungskostenverantwortlich ist. Mitihm wird das „Faktor10“-Konzept am Bauumgesetzt. Der Ver-gleich der verwendetenStrohwandkonstruk-tion mit einem konven-tionellen Wandaufbauzeigt, dass die Stroh-wand in allen Berech-nungskriterien um denFaktor 10 besser ab-schneidet. Eine speziell entwickelteStrohschraube aus Bio-polymeren ermöglichtdabei den wärmebrü-ckenfreien Wandaufbauund eine Fassadenkon-struktion ohne metalli-sche Verbindungen.www.s-house.at

Von Robert Wimmer, Gruppe Angepasste Technologie der TU Wien.

Strohballendämmung am S-HOUSE.

Biopolymer-Schrauben aus der Spritzgussform.

© G

rAT

(2)

Page 32: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

32 | chemiereport.at 5/06

Zellulare Biomaterialien dank Rapid Prototyping

Green Chemistry: Die Zukunft wächst nach

Jürgen Stampfl vom Insti-tut für Werkstoffwissenschaftund Werkstofftechnologie an

der TU Wien ist überzeugt, dass sich mit Holz und Knochen ins-besondere in der Biomedizin noch eine Reihe neuer Anwen-dungsfelder erschließen lassen: „Vor allem im Bereich der Kno-chenersatzmaterialien und patientenspezifischen Implantate.“

Denn Holz und Knochen haben erstaunliche Eigenschaften:Mit einfachsten Grundmaterialien – Zellulose und Lignin beimHolz sowie Hydroxylapatit und Kollagen beim Knochen – ist esder Natur gelungen, durch ein ausgeklügeltes Arrangement die-ser Grundbausteine Werkstoffe herzustellen, die technischenWerkstoffen in vielerlei Hinsicht ebenbürtig oder sogar überle-gen sind.

Die Bauprinzipien dieser biologischen Werkstoffe lassen sichfür die Entwicklung neuer Ingenieurwerkstoffe nutzen: Rapid-Prototyping-Technologien ermöglichen die gezielte Kontrolleder zellularen Strukturen zur Herstellung komplexer 3D-Mini-bauteile. Die CAD-Software steuert dabei schichtenweise einenUV-Laserstrahl über die Oberfläche eines flüssigen Polymers.Durch eine lokale Aushärtung können in einer Schicht beliebi-ge Geometrien erzeugt werden. Durch die Vernetzung der ein-zelnen Schichten entsteht sodann das Bauteil 1:1 als physischesAbbild des CAD-Modells.

Zellulares Design: CAD-Software

kopiert die Mikroarchitektur der Natur.

© b

eige

stel

lt

Die Balance des Stoffwechsels zwischen industrialisierterMenschheit und Natur droht, aus dem Lot zu geraten. Für Hans-werner Mackwitz vom Alchemia-nova-Institut in Wien muss dasdominante Thema des jungen Jahrhunderts daher lauten: „MehrWohlstand mit weniger Ressourcen.” Hirnströme statt Massen-ströme.

Er prophezeit: „Das Auslaufmodell Petrochemie wird uns zwarin der Übergangsphase zur Kreislaufwirtschaft systembedingtnoch etliche Überraschungen bieten. Die künftige Energie- undRohstoffversorgung liefern aber weder Erdöl, Uran noch Pluto-nium: Die nachhaltige Alternative besteht in einer dezentralenregenerativen Energiewandlung – aus einem Mix von Windkraft,aktiver und passiver Solarenergie, Biomasse und Hydropower.”

Mackwitz empfiehlt eine Wirtschaft, in der die Verschwen-dung von nur halb genutzter Materie und Energie durch sparsa-meren Einsatz, Wiederaufbereitung und durch die Vielfältigkeitder NAWAROS ersetzt wird. Mit Energie und Rohstoffen, diesich auf den Energiestrom von der Sonne auf die Erde zurückfüh-ren lassen und bei deren Nutzung keine Persistenzen oder Anhäu-fungen schwer abbaubarer Reststoffe entstehen.

In dieser Kreislaufwirtschaft werde die Landwirtschaft nebender Bereitstellung von Nahrungs- und Futtermitteln mit derErzeugung von Rohstoffen und Energie wieder die Funktionenübernehmen, die ihr mit der Nutzung fossiler Rohstoffe vorüber-gehend entzogen waren. Und das hat Potenzial: Weltweit spei-chert die jährlich heranwachsende Pflanzenmasse 10 Mal mehrSonnenenergie als die Weltbevölkerung an Energie benötigt. Der

Energiewert der Nahrungsmittel beträgt davon nur etwa 1 %.„Somit treten die neuen Funktionen der Landwirtschaft nicht inKonkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung.“

Neben gespeicherter Sonnenenergie enthalten viele Kultur-pflanzen verwertbare Gerüst- und Speicherstoffe sowie bioaktiveSubstanzen, die einen Großteil bisher aus fossilen Rohstoffenhergestellter Industriestoffe umweltentlastend substituieren kön-nen.

Schon heute ist vieles möglich:

• Farben und Lacke aus Leinöl, Pflanzenharz und Palmen-wachs statt Acrylat-Produkte.

• Klebstoffe aus Naturgummi, Pflanzeneiweiß und Baumharzstatt Kunstharzkleber auf Basis von Polyvinylacetat.

• Biopolymere aus Stärke und Milchsäure statt synthetischenKunststoffen.

• Pflanzenöle statt petrochemische Schmieröle.

• Dämmstoffe aus Hanf, Kokos, Altpapier und Kork ersetzenund ergänzen Produkte aus Polystyrol, Polyurethan oderMineralfasern.

• Linoleum aus Leinöl, Korkschrot und Erdpigmenten ersetztBodenbeläge aus PVC.

• Wasch- und Reinigungsmittel verzichten auf Tenside aufErdölbasis und setzen statt dessen auf die sanfte Kraft vonPflanzenseifen, Zuckertensiden und biogenen Emulgatoren.

Page 33: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

ecoplus. Das Plus für Niederösterreich

www.ecoplus.at

Mit Vernetzung können Sie theoretisch überall punkten.

In Niederösterreich auch praktisch.

neuland netzwerke

Wo der Wettbewerb immer komplettere Leistungen und immer komplexere Lösungen verlangt,

sind Klein- und Mittelbetriebe besonders herausgefordert – und neue Strategien gefordert:

Kooperationen statt teure Alleingänge, flexible Netzwerke statt starrer Strukturen. Technik

gemeinsam nutzen, Know-how gemeinsam umsetzen, Märkte gemeinsam erobern: Die Idee

haben viele – in Niederösterreich setzen wir sie beispielhaft um. Als Ansprechpartner, wenn es

um die Knüpfung von Netzwerken geht. Als Initiator, wenn es um Aufbau und Management

von Clusterinitiativen geht. Und zwar genau dort, wo es sich lohnt: In Zukunftsbranchen wie

Automotive, Wellbeing, Kunststoff, Ökobau, Holz und Lebensmittel. Und genau dort, wo es

gebraucht wird: bei den mittelständischen Unternehmen. Schon jetzt profitieren mehr als

470 Betriebe in Niederösterreich davon. Denn wer mit Kooperationen Neuland betreten will,

hat in Niederösterreich Heimvorteil. Nicht theoretisch. Sondern praktisch.

ecoplus. Die Wirtschaftsagentur für Niederösterreich

Foto: SKF Österreich AG

Page 34: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Verlängert: BiomasseforschungIm vor vier Jahren gegründeten Biomasse-Kompetenzzentrum ,Austrian Bioenergy Centre’ in Wieselburg und Grazwird an den Grundlagen der Biomasse-Nutzung geforscht. Jetzt haben die Niederösterreicher und Steirer die Evalu-ierung mit Bravour bestanden: Die Förderzusagen wurden um weitere drei Jahre verlängert. Hannes Stieger

Steigende Energiepreise, höheres Umweltbewusstsein undumfangreiche Ressourcen im eigenen Land – das sind die Voraus-setzungen, die seit Jahren Biomasse als Energieträger boomen las-sen. Erstmalig wurden 2005 in Österreich mehr Pelletsfeuerungenverkauft als Ölkessel, insgesamt wurden 8.874 neue Pelletsheizun-

gen installiert. Das ist eine Zunahme von 46 %gegenüber dem Vorjahr.

Soweit die Marktdaten. Um für die Wär-me- und Energiegewinnung aus Biomassewissenschaftliche Grundlagen zu schaffenund neue Verfahren zu entwickeln, bedarf esjedoch einer umfangreichen Forschungstä-tigkeit, idealerweise in Kooperation mit derIndustrie. Eben dafür wurde 2002 mit För-derungen von Bund, Ländern und Unter-nehmen das Kplus-KompetenzzentrumAustrian Bioenergy Centre (ABC) mit Sitzin Graz und Wieselburg gegründet.

„Mittlerweile stellt das Austrian Bioener-gy Centre eine der größten europäischen For-schungsgruppen für die Biomassenutzung inKleinfeuerungen“, kommentiert ManfredWörgetter, Key Researcher am FranciscoJosephinum in Wieselburg. „Wir arbeiten aufunserem Gebiet mit mehr als 50 Unterneh-men zusammen.“ Sein Gebiet: Das sind alleArten an Biomassefeuerungen, Kraft-Wärme-kopplungen im Leistungsbereich für Ein-und Mehrfamilienhäuser sowie die Ent-wicklung von handelsfähigen festen Bio-brennstoffen wie zum Beispiel Pellets.

Forschung im Mostviertel. Aktuell haben sich in Wieselburg27 Wissenschaftler der Biomasse-Forschung verschrieben – mehrals doppelt so viel wie ursprünglich geplant. „Die Nachfrage derUnternehmen nach unseren Dienstleistungen steigt ständig – wir

Bei der Biomassenutzung ist Österreich europaweit federführend. In Wieselburg wird an den Grundlagen

geforscht.

Wieselburger Forscher entwickeln neue Pellets-Varianten und verbessern die Verbrennungstechnologien.

© B

ilder

Box

© b

eige

stel

lt (3

)34 | chemiereport.at 5/06

Page 35: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

wollen eine Art ,One Stop Shop' für unsere Kooperationspartnerwerden“, so Wörgetter.

Das Biomassekompetenzzentrum kann sich mit 23,4 Mio. Euro –verteilt auf sieben Jahre – über vergleichsweise hohe Zuwendungenfreuen. „Das ist auch international gesehen eine beachtliche Summe“,so Wörgetter, „wir stellen also gewissermaßen schon ein mittleresUnternehmen dar und agieren auch mit einem professionellenManagement und einem modernen Controlling.“

Wörgetter beschäftigt sich bereits seit mehr als 30 Jahren mitdem Thema Biomassen. Die Vorarbeiten zum Austrian BioenergyCentre kommentiert er prägnant: „Unsere Hürde war immer: Bio-energie ist nicht wirklich sexy. Diese Hürde mussten wir neh-men.“ Wörgetter hat mit seinen Kollegen die Heizkesselprüfungfür Biomasse-Anlagen eingeführt und den gewaltigen Ent-wicklungsschub der letzten Jahre miterlebt. „Die Hersteller habenden Wirkungsgrad von rund 50 auf mittlerweile 90 % und mehrgehoben. Die Emissionen von organischen Substanzen sind von biszu 20.000 ppm auf 0 gefallen, die CO-Emissionen vom Prozent- inden Promillebereich“.

Zwei Dutzend Forschungsprojekte. In den Forschungspro-grammen des Austrian Bioenergy Centre werden heute alle Aspekteder Biomasse-Feuerung behandelt: Von der Entwicklung eines leis-tungsfähigen Pellet-Ofens über die Analyse diverser Biomassen undder Pellets-Entwicklung bis hin zur Verwendung der Asche als Dün-gemittel wurden und werden zahlreiche Einzelprojekte abgewickelt.Rund zwei Dutzend Forschungsprojekte wurden bis dato realisiertoder sind noch am Laufen.

Unterstützt wird die Forschungstätigkeit durch handfeste Tech-nik – so stehen zwei Kesselversuchsstände mit geregelter Wärmeab-nahme sowie ein Ofen/Kachelofenversuchsstand zur Verfügung.Gasanalysatoren, Geräte zur Partikelgrößecharakterisierung, Was-sergehaltsbestimmung und Brennstoffanalyse sowie Wärmebildka-meras und Labortrocknungsanlagen unterstützen die Forschungstä-tigkeit in Wieselburg. Darüber hinaus werden Computersimulatio-nen verwendet, um Modelle nachzubilden.

„Die Kooperation mit der Industrie ist dabei absolut notwendig.Neben der klassischen Forschung und Entwicklung führen wir eineReihe von Dienstleistungen am Standort Wieselburg durch“, erläu-tert Wörgetter. Diese reichen vom Consulting bei Störfällen überBrennstoffanalysen und Durchführung von Emissionsmessungenbis hin zu Marktanalysen und Schulungen.

Thermoelektrische Generatoren. Aber auch Forschungsthemen,deren Realisierung noch in weiter Zukunft liegt, werden von den Most-viertlern behandelt. Ein Beispiel sind die so genannten thermoelektri-schen Generatoren – „eine Art umgekehrte Peltier-Elemente“ –, die auseiner Temperaturdifferenz Strom gewinnen können. „Dabei darf mansich keine Stromerzeugung im herkömmlichen Sinn vorstellen“,schränkt Wörgetter ein. „Diese Elemente entsprechen vom Wirkungs-grad eher Solarzellen.“ Eingesetzt sollen solche thermoelektrischenGeneratoren dort werden, wo eigentlich Photovoltaikelemente sinnvollwären, aber nicht genug Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht.

Ein Beispiel: Moderne Heizungssysteme hängen davon ab, dassRegelung und Pumpen funktionieren. Ist hier die Stromversorgungetwa durch einen Stromausfall unterbrochen, funktioniert auch dieHeizanlage nicht mehr. Hier könnte der Einsatz von thermoelektri-schen Generatoren durchaus Sinn machen.

Die thermoelektrischen Generatoren hält Wörgetter langfristig füreines der interessantesten Projekte. Dabei kooperiert das ABC mitdem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Mittelfristig ver-suchen wir aber vor allem, Biomasseheizungen zu verbessern und ver-mehrt landwirtschaftliche Brennstoffe ins Spiel zu bringen“, so Wör-getter. „Wir glauben, dass wir bereits heute all diese Entwicklungs-schritte machen müssen. Wir müssen uns für künftige strengste Anfor-derungen rüsten und zusehen, dass die Biomasse einen Teil des Ener-giekuchens erhält.“

Die größte Chance räumt er dem „Rolls Royce der Biomasse beiniedrigem Preis“ ein – den Pelletsheizungen. Auch der Markt scheintihm hier recht zu geben – seit letztem Sommer ist der Preis für eineTonne Pellets aufgrund der hohen Nachfrage von 160 auf 220 Eurogestiegen.

Manfred Wörgetter: „Langfristig sind thermoelektrische Generatoren am interes-

santesten“.

Der Einsatz von Biomassefeuerungen überholt in Österreich langsam aber

sicher die Ölheizung.

© b

eige

stel

lt

© b

eige

stel

lt

chemiereport.at 5/06 A L P B A C H - S P E C I A L | 35

Page 36: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Reinheitsgebot für MedikamenteDas CD-Labor für Molecular Recognition Materials forscht seit fünf Jahren an fortschrittlichenMaterialien zur Erkennung und Trennung von Molekülen. Relevant ist dies in hohem Maße in derPharmazeutik – Partner wie Merck, Fresenius, AstraZeneca und piChem zeugen davon. Hannes Stieger

Die Herstellung von Medikamentenerfordert ein hohes Maß an Substanzrein-heit. Kleinste Verunreinigungen oder dieNichtbeachtung der Chiralität können dieWirkung herabsetzen oder konterkarie-ren. Die Problemstellungen der Trennungund Reinigung von Materialien sinddaher hochgradig praxisrelevant: Wiekann man beispielsweise pharmazeutischeWirkstoffe von unerwünschten Molekü-len trennen? Noch komplexer wird dieAngelegenheit, wenn Stereoisomere insSpiel kommen: Spiegelgleiche Molekül-gruppen, von denen nur eine Sortegewünscht wird.

Spezifisches Labeling. Michael Lämmerhofer und WolfgangLindner leiten das CD-Labor für Molecular Recognition Materials.Es ist ihnen gelungen, die Industriepartner Merck KGaA, FreseniusKabi Austria, AstraZeneca sowie die Grazer piChem ins Boot zuholen. Gemeinsam entwickeln sie seit fünf Jahren chemisch funk-tionalisierte Materialien für hochselektive Trennungen und Reagen-zien für spezifisches Labeling. Fortschrittliche Materialien sollenalso pharmazeutisch relevante Molekülen aus komplexen Stoffgemi-schen erkennen.

Und im Idealfall auch trennen: Durch diemaßgeschneiderte Gestaltung der Oberflächen-struktur eines solchen Materials wird der zuerkennende und zu trennende Stoff stark darangebunden, während andere Komponenten desGemisches nicht daran haften bleiben unddadurch abgetrennt werden können.

Vier Forschungsmodule. „Wir arbeiten mitunseren Industriepartnern schon länger zusam-men. Sie waren auch Voraussetzung dafür, dasswir bei der Einreichung des CD-Labors Erfolghaben“, so die beiden Leiter. „Nach der Aufstel-lung eines Forschungs- und Kooperationsplaneshaben wir uns auf insgesamt vier Module ver-ständigt.“

Im ersten Projektmodul werden gemeinsammit AstraZeneca neue chirale stationäre Phasenfür die Enantiomerentrennung von basischenchiralen Arzneistoffen entwickelt. „Viele Wirk-stoffe besitzen ein oder mehrere Chiralitätsele-mente, meistens stereogene Zentren“, erklärtLämmerhofer. „Im Körper gehen die einzelnenStereoisomere unterschiedlich mit Rezeptoren,Transportproteinen, Enzymen und Carriern um.

Dies ist auch der Grund dafür, wieso dieunterschiedlichen Stereoisomere – alsospiegelbildlich gleiche Molekülgruppen –häufig deutlich abweichende Wirkprofileaufweisen.“ Während es in der Vergangen-heit nicht unüblich war, bevorzugtMischungen der einzelnen Stereoisomereals Wirkstoff gesundheitsbehördlich zuzu-lassen, werden mittlerweile chirale Wirk-stoffe in der Regel als einzelne Stereoisome-re entwickelt.

Peptidreinigung. Im zweiten Modulwird zusammen mit dem Partner Merck ander Reinigung von synthetisch hergestelltenPeptiden gearbeitet. „Im Zuge der Arbeiten

wurde sogar ein Patent im Bereich der selektiven Analytik von pep-tidischen Molekülen eingereicht“, so Lindner. Dazu werden sogenannte Mischtrennphasen entwickelt, die auf einer Kombinationvon Ionenaustausch und Reversed-Phase-Prinzipien beruhen. „Syn-thetische Peptide haben in der letzten Zeit enorme Bedeutung nichtnur als Arzneistoffe, sondern beispielsweise auch als bioaktiveModellverbindungen und Diagnostika erlangt“, ergänzt Lämmer-hofer. Im CD-Labor wurde die ansonsten geringe Beladungskapa-zität bei Reversed-Phase-Trennungen erhöht. „Wir verwenden dazu

Die Laborleiter Wolfgang Lindner (li.) und Michael Lämmer-

hofer haben sich der hochselektiven Trennung verschrieben.

Die Chromatographie: Wichtiger Bestandteil der Molekülerkennung

© b

eige

stel

lt (3

)

Page 37: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Prom

otio

n

ein Polymer, das mitsamt Porenstruktur gegossen wird – dadurcherzielen wir einen sehr guten Massentransport.“ Insgesamt könnenso mehr Substanzen pro Zeiteinheit gefiltert werden.

Neue Trennmedien. Die restlichen Forschungsmodule des CD-Labors beschäftigen sich mit der Biochromatographie sowie Amino-säuren und Peptidanalytik. Im Biochromatographie-Modul werdenpolymere chromatographische Trennmedien entwickelt, welchedurch Chemoaffinität gezielte Selektivitäten zeigen und somit eineReinigung der gewünschten Proteine ermöglichen. Im Fokus diesesModuls stehen vor allem Materialentwicklungen für Glykoproteineund Antikörper – in diesem Modul fungiert ebenfalls Merck alsIndustriepartner.

Im Modul 4 steht die Aufklärung von Verunreinigungen in Ami-nosäure- und Peptid-haltigen Arzneiformulierungen im Zuge vonStabilitätsprüfungen im Mittelpunkt. Aminosäurelösungen werdenals Infusionslösungen für parenterale Ernährung eingesetzt – dieReinigung erfordert mehrdimensionale Trennungen mit unter-schiedlichen Detektoren, inklusive Tandem-Massenspektrometrie.„Diese analytischen Fragestellungen behandeln wir gemeinsam mitFresenius Kabi Austria“, so Lindner.

Das CD-Labor für Molecular Recognition Materials war daserste CD-Labor an der Universität Wien, befindet sich bereits imfünften Jahr und soll noch heuer evaluiert werden. Ständig arbeitenfünf Mitarbeiter, meist Dissertanten, für das Labor. „Als Leiter einesCD-Labors mussten wir uns umstellen", so Lämmerhofer undWolfgang Lindner. „Plötzlich ist man Arbeitgeber: Wir haben bisdato immerhin knapp 20 Leute beschäftigt.“ Die Abgänger aus demCD-Labor sind am Arbeitsmarkt gefragt. Die Idee, im Zuge desCD-Labors ein Start-up zu gründen, wurde zwar angedacht, bisdato aber noch nicht umgesetzt.

Forschungskontinuität. „Für uns als Wissenschaftler ist einCD-Labor vor allem deshalb wichtig, weil durch die gesicherteFinanzierung und das Commitment der Partner die Forschungs-kontinuität gewährleistet werden kann", so Lindner. Einen wich-tigen Teil nehmen auch die wissenschaftlichen Publikationen ein,die im Zuge der Forschungstätigkeiten erstellt werden. In der Pra-xis ist jedoch immer ein Abwägen zwischen dem Publizieren allerInformationen und den Interessen der Industriepartner gefordert.„Es wohnen zwei Seelen in der Brust eines Forschers – eine für dasPublizieren und eine für das Entwickeln eines Produkts", so Lind-ner über die beiden Gegenpole.

Nach fünf von sieben Jahren laufe die Kooperation mit denIndustriepartnern sehr gut. „Wir haben regelmäßige Meetings mitunseren Partnern, einmal jährlich setzen sich auch alle Firmen aneinen Tisch“, umreißt Lämmerhofer das gute Klima zwischen For-schung und Industrie. Ein konkretes Produkt – ein Material fürdie Peptidreinigung – geht demnächst aus der Forschungstätigkeithervor. „Jetzt, am Höhepunkt der Forschungstätigkeit, ist eseigentlich schade, dass das CD-Labor in zwei Jahren automatischausläuft", so die Laborleiter. Aber die verbleibende Zeit wollenLämmerhofer und Lindner gut nützen. Und sogar noch neue Part-ner mit an Bord nehmen.

BMWA: CDG:Abteilung C1/9 Gen.Sekr. Dr. Laurenz NielAL Dr. Ulrike Unterer Tel.: 01/5042205/11DDr. Mag. Martin Pilch www.cdg.ac.atTel.: 01/71100/8257www.bmwa.gv.at/technologie

Mehrere Dissertanten forschen am Institut für Analytische Chemie der Universität Wien.

Page 38: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Biot

echi

mBi

ld

Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute: Wie viel Zeit zwi-schen dem Herzversagen und erfolgreicher Wiederbelebung ver-geht, entscheidet über Leben oder Tod des Patienten. Dazu kommt,dass ein Herzstillstand ungeachtet der erfolgreichen Reanimationautomatisch irreversible Prozesse im Körper des Patienten auslöst,die auch noch auf der Intensivstation zum Tod oder zu schwerenBehinderungen führen können.

Die so genannte milde therapeutische Hypothermie – also einemoderate Herabkühlung des Patienten – kann die Überlebensquotedrastisch anheben. Die neuen internationalen Richtlinien des Euro-pean Resusciation Councils (ERC) und der American Heart Associ-ation (AHA) empfehlen deshalb seit Dezember 2005, bewusstlose,erwachsene Patienten nach einem Herzstillstand für 12 bis 24 Stun-den auf 32 bis 34 Grad Körpertemperatur abzukühlen. Die erstenHinweise auf die vorteilhafte Wirkung einer niedrigeren Körper-temperatur lieferte bereits Napoleons Leibarzt: Er beobachtete, dassbei Schlachten Offiziere eher ihren Verletzungen erlagen als einfa-che Soldaten. Neugierig geworden, begann er die Verhaltensweisender Soldaten zu studieren und fand schließlich heraus, dass die

höheren Ränge die besten Plätze um das Feuer erhielten und zumZeitpunkt der Verarztung durchwegs eine höhere Körpertemperaturaufwiesen. Aufgrund seiner Beobachtungen schlug der Arzt schondamals eine Kühlung der Verletzten vor.

Soweit die Theorie, in der Praxis ist die Abkühlung eines Patien-ten aber kein leichtes Unterfangen. Entsprechende Kühlgerätebefinden sich noch in den Kinderschuhen – sie sind meist stationärgebunden, teuer und ineffizient. Das Wiener Start-up Emcools(Emergency Medical Cooling Systems) will diese Lücke schließenund hat spezielle Kühlmatten entwickelt, die auch mobil, also inRettungsfahrzeugen, eingesetzt werden können. „Wir haben zuerstmit vielen verschiedenen Geräten experimentiert. Fazit war, dieseGeräte waren laut, benötigten viel Platz und konnten vor allem denKörper nicht schnell genug abkühlen“, umreißt Friedrich Vogel,Geschäftsführer von Emcools, die Anfangsphasen der Entwicklung.„Mit unseren Kühlmatten kann ein Körper jedoch in einer halbenStunde auf 33 Grad Celsius gekühlt werden – und jede Minutezählt dabei“. Herkömmliche Geräte – etwa Kühlzelte auf Kompres-soren-Basis – würden bis zu vier Stunden benötigen, um die ent-

Wenn die Körpertemperatur von Herzstillstands-Patienten rechtzeitig gesenkt wird, wird eine signifikanteVerbesserung der Überlebenschancen erreicht. Das Startup-Unternehmen Emcools hat in Zusammenarbeitmit Wiener Ärzten Kühlmatten entwickelt, die Patienten schnell auf 33 Grad Celsius Kerntemperatur abküh-len können. Hannes Stieger

Hypothermie gegen Folgen des Herzstillstands

Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute. Durch rasche, aber milde Absenkung der Körpertemperatur können Spätfolgen minimiert und die Überlebenschancen

stark verbessert werden.

© E

mco

ols

Page 39: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Tagesaktuell: News & Facts für Entscheidungsträgerwww.chemiereport.atw

ww

.lisa

vr.a

tBi

otec

him

Bild

sprechende Abkühlung zu erreichen, außerdem vergehe viel Zeitzwischen Herzstillstand und dem Eintreffen in der Intensivstation.

Erhöhung der Überlebensraten. Laut WHO erleidet in Europaund den USA jährlich durchschnittlich eine Person von tausendEinwohnern einen plötzlichen Herztod. Nur drei bis zehn Prozentder Patienten verlassen wieder gesund das Krankenhaus. Die wäh-rend des Herzstillstandes beginnenden, fatalen Schädigungsprozessevon Gehirn und Organen schreiten auch nach erfolgreicher Wieder-belebung fort (Post Resusciation Syndrome). Eine entsprechendeKühlung nach einem Herzstillstand bewirkt laut einer Wiener Stu-die eine signifikante Verbesserung der Überlebenschancen (plus 31%) und einen Rückgang des Risikos schwerer Gehirnschädigungen(41 %). „Dies sind sensationelle Zahlen. In der Medizin sprichtman bereits von einem Erfolg, wenn durch Medikamente die Über-lebenschance um 5 % erhöht werden kann“, so Vogel.

Die ersten Versuche in die entsprechende Richtung wurden2004 unternommen, 2005 kristallisierte sich schließlich das jetzigeKernteam heraus. „Insgesamt haben wir 1,5 Mio. Euro Kapital auf-gestellt, wovon die Hälfte von privaten Investoren, die andere Hälf-te über Förderungen der aws und des ZIT zur Verfügung gestelltwurde“, so Vogel.

Mit an Bord des Unternehmens ist Wilhelm Behringer, Facharztfür Innere Medizin und Notarzt, der unter dem Pionier der thera-peutischen Hypothermie, Peter Safar, mehrere Jahre in Pittsburghtätig war. Behringer hat auch an der Studie mitgewirkt, die den the-rapeutischen Erfolg von Hypothermie nachwies. „Die Theorie warsomit auf unserer Seite, schwierig gestaltete sich nur die Ent-wicklung der mobilen Kühlmatten“, erinnert sich Friedrich Vogel.„Reine Eismatten wirken aufgrund der schlechten thermischen Lei-tung nicht, und zu starke Abkühlung durch Eis-Salz-Lösungen hät-te zu Erfrierungen geführt“. Ein Geistesblitz eines Mitarbeiterserlaubte schließlich, die Wärmeleitfähigkeit richtig anzupassen –die entsprechenden Veränderungen am Aufbau der Kühlmattenwurden bereits zum Patent angemeldet.

Serienproduktion ab Herbst. Im Herbst dieses Jahres sollenschließlich die ersten Matten in Serie gehen. Die Matten werden nureinmal verwendet, im Tiefkühlgerät gelagert und können bei Bedarf –„in der Praxis gleich nach der Reanimation“ – angelegt werden. DieMatten werden über Rumpf und Oberschenkel gelegt, wo die Kältedie meiste Angriffsfläche hat. „Für den mobilen Betrieb in Rettungs-fahrzeugen wird die Matte in einen isolierten Kühlcontainer gepackt,in dem die Temperatur auch bei hohen Außentemperaturen über 24Stunden gehalten werden kann“, so Vogel. Beim Schichtwechsel wür-den die Container einfach wieder getauscht – „bis zur ersten Anwen-dung können die Matten beliebig oft eingefroren werden“.

Wichtiges Element bei der Abkühlung des Patienten ist die stän-dige Überwachung der Körpertemperatur. „Ein einfacher Fieber-thermometer ist nicht ausreichend, es geht um die Ermittlung derKerntemperatur“, erklärt Vogel. Mit der Messung in der Speiseröh-re sei ein Verfahren gefunden worden, das zuverlässige Ergebnisseliefert. Neben der Temperaturanzeige, die am Arm des Patientenfestgeschnallt wird, gibt es auch einen Signalausgang, der direkt inherkömmliche EKG-Geräte eingespeist werden kann. „Somit ist dieständige Überwachung gegeben“. Darüber hinaus würden Defibrilla-toren-Hersteller langsam dazu übergehen, in ihren Geräten auchTemperatursignale verarbeiten zu können.

Vertriebsstart in Europa und USA. Emcools will seine Kühl-matten vorerst in Europa und den USA vertreiben. Der Kosten-punkt pro Matte liegt bei rund 700 Euro – „günstiger als herkömm-liche Methoden, vom volkswirtschaftlichen Aspekt ganz zu schwei-gen“, so Vogel. Während dieses Jahr der Fokus auf der Markteinfüh-rung liegt, sollen 2007 bereits 2.000 Systeme abgesetzt werden.„Unser Potenzial liegt in rund einem Drittel aller Fälle, das ent-spricht weltweit rund 100.000 Behandlungen pro Jahr.“ In Europaund den USA kommt es jährlich zu 800.000 Herzstillständen,wobei aber mehr als die Hälfte der Patienten verstirbt, da die meis-ten Herzstillstände ohne Beisein Dritter passieren.

Friedrich Vogel: Sieht ein langfristiges Absatzpotenzial von 100.000 Kühlmat-

ten jährlich.

© E

mco

ols

Page 40: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

40 | chemiereport.at 5/06

„Gentest“ beweist: Elektrischer Strom heilt Wunden Wiener Wissenschaftlern gelang der Nachweis, dassElektrizität einen wesentlichen Einfluss auf die Wundhei-lung hat. Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnissedazu führen werden, neuartige Methoden zur Behand-lung von schlecht heilenden Wunden zu entwickeln.

Bei seinen Unter-suchungen entdecktedas Team rund umIMBA-Chef JosefPenninger an Haut,Blutzellen undHornhaut, dass es dieEinwanderung vonZellen in eine Wun-de durch Anlegenvon elektrischen Fel-dern beschleunigenkonnte. Durch Ver-änderung der Span-nung – in einer Stär-ke, wie sie etwa inmenschlichen Haut-wunden natürlichvorkommt – konntedie Geschwindigkeitder Heilung gesteu-ert werden. Pennin-ger ist begeistert:„Wir konnten denBeweis erbringen,dass es für die Rolle

des Stroms bei der Wundheilung eine genetische Basis gibt. Einaltes und bisher ignoriertes biologisches Prinzip wird dadurch in diemoderne genetische Wissenschaft übertragbar.“

Die Rolle des Stroms ist bei Nervensignalen und der Muskelkon-traktion gut untersucht. In der Elektrophysiologie spricht man vonAktionspotenzialen, die durch Spannungsunterschiede entlang vonZellmembranen entstehen und nur wenige Millisekunden lang auf-recht erhalten werden. Ein weniger beachtetes Phänomen ist dieWundelektrizität – Ströme, die in verletzten Geweben fließen undüber mehrere Tage anhalten können. Deren Entstehung basiert auffundamentalen physikalischen Prinzipien in allen Organismen: Zel-len, die in Gewebeverbänden organisiert sind, wirken wie kleine,biologische Batterien. Quer durch die Schichten der menschlichenHaut baut sich eine Potenzialdifferenz auf. Wird die Haut – etwadurch einen Schnitt – verletzt, bewirkt die Schnittwunde einen„Kurzschluss“ und erzeugt ein messbares elektrisches Feld amWundrand.

Das Wiener Team konnte jetzt beweisen: Durch Anlegen eineselektrischen Feldes kann die Zellwanderung in eine Wundebeschleunigt werden. Eine Umkehrung des elektrischen Feldesbewirkt hingegen eine Ausweitung der Wunde und verlangsamt sodie Heilung.

Dieser als Elektrotaxis bezeichnete Vorgang funktioniert in fastallen Zellen, welche gerichtete Zellmigration zeigen und scheinteines der ältesten Prinzipien in der Biologie zu sein, um gerichteteZellbewegungen auszulösen.

PI3K entscheidet. Bei der Analyse der beteiligten Mechanis-men wurde das Enzym PI3K als entscheidendes Molekül in derSignalkette identifiziert. Durch experimentelle Blockade des Gensfür PI3K kann die Reaktion auf elektrische Felder sowohl in iso-lierten Zellen als auch in Geweben unterdrückt werden. Das Signalvon PI3K wird vom bekannten Tumorsuppressorprotein PTENunterdrückt – die Forscher konnten auch nachweisen, dass dieBlockade des PTEN-Gens die Wundheilung beschleunigt. Aus denErkenntnissen zur Elektrotaxis leiten die Wissenschaftler Hoffnun-gen für neue Therapieformen ab. Dabei ist jedoch nicht an dasAnlegen von Elektroden gedacht, sondern an die Entwicklung vonSubstanzen, die gezielt in den Ionentransport innerhalb von Gewe-ben und damit in die Entstehung von elektrischen Potenzialen ein-greifen.

Industrielle Biotechnologie:Chance für Österreich?

Die LISA ViennaRegion veranstaltet am16. Oktober wieder einenLife Science Circle – dies-mal in Kooperation mitdem KompetenzzentrumAngewandte Biokatalyse.Top-Diskutanten werdenim Zuge der Veranstal-tung die Potentiale der„Weißen Biotechnologie“behandeln. Weiße oderindustrielle Biotechnolo-gie: Das meint verbesserteund umweltschonendereProduktionsprozesse, bio-logisch abbaubare Materi-alien und Energie aus

nachwachsenden Rohstoffen. In Österreich sieht der Forschungsratdie industrielle Biotechnologie als Stärkefeld. Mit dem Kompetenz-zentrum für Angewandte Biokatalyse verfügt Österreich schon jetztüber ein Netzwerk aus Spezialisten auf dem Gebiet der Enzymfor-schung, das einen wichtigen Teil der industriellen Biotechnologie dar-stellt. Forscher an der TU Graz, der Uni Graz und der Wiener BOKUhaben sich des Themas angenommen. In großem Umfang genutztwerden diese Technologien in Österreich unter anderem von DSM,Henkel, Jungbunzlauer, Lenzing, Agrana sowie Vogelbusch.

Wer: Christian Wandrey vom For-schungszentrum Jülich sowie MarcelWubbolts vom DSM Innovation Cen-ter in Delft werden Impulsreferate zumThema halten, im Anschluss diskutie-ren sie am Podium mit HerfriedGriengl vom KompetenzzentrumAngewandte Biokatalyse, DietmarGrüll von der Südzucker AG undWolfgang Schönfeld von Eucodis.Wo: Marx Palast beim Campus Vienna Biocenter, 1030 WienWann: 16. Oktober, 18 Uhr Kostenlose Anmeldungen: bis 12. Oktober an [email protected].

Weitere Informationen: auf www.lisavr.at

Zelluläre Elektrizität und Wundheilung: Zellen, die in

Gewebeverbänden organisiert sind, wirken wie klei-

ne, biologische Batterien.

Christian Wandrey: Zu hören am 16. Oktober im

Wiener Marx Palast.

© I

MB

A

Page 41: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

die Lösung für Ihren täglichenLaborbedarf

Auf Grund der rasanten Entwicklung unserer Private Label Produkte -

der VWR Collection- können wir Ihnen heute ein komplettes Sortiment

für den täglichen Laborbedarf anbieten. Egal in welchem Bereich,

ob Verbrauchsmaterialien, Geräte, Laborchemikalien, Sicherheits- und

Reinraumprodukte bis hin zu komplexen Geräten, können wir Ihnen

VWR CollectionProdukte mit folgenden Vorteilen anbieten:

• Attraktive Preise

• Hohe Qualitätsstandards

• 2 Jahre Garantie auf Geräte

Unser oberstes Ziel ist es, unseren Kunden VWR Collection Produkte zu

liefern, mit denen sie ausnahmslos zufrieden sind.

Besuchen Sie uns unter www.vwr.com und finden Sie hier die neuesten

Angebote zur VWR Collection.

VWR International GmbH • Graumanngasse 7 • 1150 Wien

Tel. 01 97 002 0

Fax 01 97 002 600

email [email protected]

VWR COLLECTION

Page 42: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

In 20 Jahren wird der Kühlenergiebedarf in Europa genau sohoch sein wie der Heizenergiebedarf: Neben Komfortansprüchenbei Wohnungen und Büros sorgen moderne Glasfassaden bereits abeiner Außentemperatur von 6 ° C bei entsprechender Sonnenein-strahlung für Kühlbedarf. Zudem führt eine verbesserte Gebäude-dämmung dazu, dass die Hitze, die sich durch Beleuchtung undEDV-Anlagen in den Räumen entwickelt, im Gebäude verbleibt.

Hier können Fernkälte-Systeme Abhilfe schaffen. Und in ebenderen Ausbau will die Fernwärme Wien in den nächsten Jahrenjährlich zwischen 20 und 25 Mio. Euro investieren. 2010 sollendann rund 100 MW an Kälteleistung derart zugestellt werden.Österreichweit sieht die Fernwärme Wien bis dahin die doppelteMenge als realistisch an.

Vorreiter. In Europa wurden bereits Fernkältenetze in Paris,Stockholm, Helsinki, Amsterdam und Barcelona aufgebaut – diesehaben insgesamt einen Anteil von 2 bis 4 % am gesamten EU-Käl-temarkt. „In Österreich steht die Fernkälte heute dort, wo Fernwär-me Anfang der 1970er Jahre war“, erklärt Franz Schindelar, techni-scher Direktor der Fernwärme Wien. Während der Flughafen Wienkürzlich seine Kältezentrale in Eigenregie deutlich ausgebaut hat,versucht die Fernwärme Wien mit einem ersten Großprojekt inWien diese Technologie schmackhaft zu machen.

Die Rede ist von „TownTown“ in Wien Landstraße – ein Kom-plex von 21 Bürogebäuden, der in direkter Nähe zum Erholungsge-biet Prater liegt. Unterstützt wird dort das Fernkälte-System durchden Einsatz von Betonkernaktivierung. Dabei wird die hohe Spei-cherkapazität des Betons genutzt – mit einem wasserdurchströmtenRohrsystem werden Decken und Böden direkt beheizt bzw.gekühlt. Am Tag nimmt die kühle Decke, die im Raum anfallendeWärme auf und speichert sie teilweise bzw. leitet sie weiter an das

Wassersystem. In der Nacht führt dasim System zirkulierende Wasser dieWärme aus dem System wieder ab.

In Wien sieht die FernwärmeWien vor allem rund um das Fern-wärmewerk Spittelau, das AllgemeineKrankenhaus, die UNO-City sowiein der Innenstadt weitere Fernkälte-Potenziale.

Free Cooling. Ein weiterer Vorteilvon Fernkälte ist der geringere Ver-brauch an Primärenergie: Denn es istauch möglich, Kälte aus kühlem Was-ser oder kühler Luft zu gewinnen. InSkandinavien wird dieses Free Coolingbereits mit Meerwasser praktiziert, inÖsterreich ist eine Verwendung vonDonauwasser möglich. So könnte inWien ein Teil des jährlichen Kühlbe-darfs – etwa 20 bis 25 % – in den Win-

termonaten über Free Cooling bereitgestellt werden. Neben Free Cooling stehen in Wien zusätzliche Wärmepotenzi-

ale zur Verfügung, deren Überkapazitäten in den Sommermonatenüber Wärmespeicher für die Produktion von Fernkälte genutzt wer-den können: Zu diesen zusätzlichen Wärmepotenzialen zählt dieAbwärme aus dem neuen Biomassekraftwerk in Simmering, ab2008 aus der im Bau befindlichen dritten MüllverbrennungsanlagePfaffenau und voraussichtlich ab 2009 durch die Nutzung der Geo-thermiewärme im Bereich Aspern.

Wie bei der Fernwärme ist auch bei einer Kältezentrale der Wir-kungsgrad gegenüber dezentralen Kältemaschinen wesentlichhöher. Die bei Fernkälte höheren Anfangsinvestitionen amortisierensich derart relativ rasch.

Wien setzt auf Fernkälte: Erste Großprojekte umgesetztWien Energie will künftig nicht nur ein Netz für Fernwärme, sondern auch für Fernkälte betreiben. DasGroßprojekt „TownTown“ im dritten Wiener Gemeindebezirk weist den Weg – 21 Bürogebäude werden dortvia Betonkernaktivierung gekühlt. Künftig soll auch „Free Cooling“ mit Donauwasser durchgeführt werden.

Markus Zwettler

So funktioniert Fernkälte: Ähnlich dem Prinzip der Fernwär-me werden bei Fernkälte-Systemen mehrere Objekte zentralmit Klimatisierung versorgt. Fernkälte wird vor allem mitthermischen Kältemaschinen erzeugt, wobei im Gegensatz zuherkömmlichen Klimaanlagen keine FKW und H-FKW emit-tiert werden. Dabei wird Fernwärme als Primärenergie einerKältezentrale zugeführt, wo mittels Absorptionsprozess jeneKälte erzeugt wird, die zur Kühlung der Gebäude nötig ist.

Dieses auf 6°C abgekühlte Klimakaltwasser wird in isoliertenRohrleitungen zu den Abnehmern transportiert und in derenKlimasystem eingespeist, wo die Fernkälte über ein Rohr-system verteilt wird. Das von dort mit 12 bis 16°C zurück-laufende Wasser wird wiederum im Absorber auf 6°C abge-kühlt. Dieser Vorgang erfolgt in einem geschlossenen Kreis-lauf.

Betonkernaktivierung spart Platz und sorgt für angenehmes Raumklima.

© F

achv

erba

nd G

as W

ärm

e42 | chemiereport.at 5/06

Page 43: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 43

������������

���������������������

������������� ���������� ��������

��������������������� ������!

��"���������������� ����#�$��������#%&�' �����(��)�������"��'"������#��*��+���',��������*-��(���*��./��01�

2����&�����������������������������������$�������� ���������������������

������������

Für die Beschichtung von Haftetiketten bedeutet dies etwa, dasszwischen zwei Klebstoffschichten eine Sauerstoff-undurchlässige oderUV-absorbierende Schicht integriert werden kann, ohne dass für denBeschichtungsvorgang drei einzelne Produktionsschritte nötig sind.Hersteller von Haftklebeetiketten können so ihre Produktionskostensenken und Zeit bei der Herstellung sparen.

Nicht minder innovativ ist die Weiterentwicklung der Beschich-tung von Laminaten mit der acResin-Produktklasse bei hohenGeschwindigkeiten. „Clear-to-Clear“-Laminate mit acResin könnenbei 400 m/min produziert werden und sind damit eine ideale Basis fürbesonders hochwertige Etiketten, wie sie etwa in der Parfüm- undKosmetikindustrie eingesetzt werden. Etiketten, die aufgrund ihrerhohen Transparenz fast nicht als solche wahrzunehmen sind – „No-label-look“ also.

UV-Vernetzung. Bei acResin handelt es sich um UV-vernetzbareAcrylat-Schmelzhaftkleber. Diese sind frei von Wasser und Lösemit-teln und bieten gegenüber konventionellen Klebstoffen sowohl bei derVerarbeitung als auch hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit Vorteile.Die Belichtung mit UV-Licht steuert die Vernetzung der Makromole-küle im Klebefilm, die für die Klebeeigenschaften verantwortlich ist:Sind die Polymere untereinander stark vernetzt, ist der Klebefilm in

sich relativ fest und hält bei Belastung durch Ziehen zusammen. DerKontakt zur Objekt-Oberfläche reißt zuerst, dadurch lässt sich etwaein Preisschild leicht und ohne Rückstände abziehen.

Umgekehrt geht der Zusammenhalt der Polymere bei schwacherVernetzung schneller verloren – Rückstände des Klebstoffes bleibenauf der Verpackung haften. Mit acResin lässt sich je nach eingesetzterUV-Dosis die Haftung von Klebeschichten beliebig variieren.

Multilayer Coating: Drei Kleber in einemBASF hat zwei neue Beschichtungstechnologien für Klebstoffe präsentiert. Mit einer speziellen Mehr-schichtdüse lassen sich dabei bis zu drei unterschiedliche Klebstoffschichten zeitgleich übereinander auf ein Trägermaterial auftragen.

Clevere Beschichtungstechnologien machen Etikettenproduktion effizienter.

© B

ASF

Page 44: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

44 | chemiereport.at 5/06

Europa-Premiere: Einwegfaltbox für Lebensmittel

Im Einwegbereich sind in Europa derzeit nur Kisten aus Holzund Wellpappe im Einsatz, die den steigenden Hygienebestimmun-gen oft nur bedingt entsprechen. Einwegfaltboxen aus Kunststoffüberzeugen dagegen mit geringem Gewicht, benötigen keinenRücktransport und keine Reinigung mit Chemikalien und sindrezyklierfähig.

Haidlmair, Weltmarktführer bei Werkzeugen für Getränke-kästen, will mit den Einwegfaltboxen aus Kunststoff seinen Stand-ort gegenüber Mitbewerbern in Fernost absichern. Die mit demTCKT und Biesterfeld Interowa entwickelte Box liegt in der Preis-klasse von Kartonverpackungen, kann einen Transportinhalt von 12 kg fassen und ist auf 2,5 m – die Ladehöhe im LKW – stapelbar.Das TCKT hat mit den Programmen Moldflow mpi, SIGMAsoftund MSC Nastran 4 WIN seit drei Jahren die für Berechnungennotwendige Infrastruktur aufgebaut und damit die entsprechendenMachbarkeitsstudien durchgeführt. Aufgabe von Biesterfeld Inter-owa war die richtige Materialauswahl. Neuartige Kunststoff-Transportbox für Lebensmittel.

Der Werkzeugbauer Haidlmair hat mit dem Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT) in Wels und Biesterfeld Interowa eine Einweg-Klappbox aus Kunststoff für Lebensmittel entworfen.

© H

aidl

mai

r

Das heurige Jahrbuch zur Infektiologie hat die speziell inKrankenhäusern virulenten und zu Antibiotikaresistenzenfähigen Acinetobacter zu den „Erregern des Jahres“gekürt: Diese Bakterienfinden sich in praktischallen Boden- und Wasser-proben, vertilgen mitunterauch Dieselöl und reagie-ren heute mehrheitlichauf vor 25 Jahren nochhocheffektive Substanzenwie Ampicillin und Pipera-cillin nicht mehr.

Demgegenüber steht Ami-kacin als „Antibiotikumdes Jahres“. Dieses ausStrahlenpilzen gewonneneAminoglykosid wirkt gegen aerobe, gram-negative Bakte-rien – inklusive Pseudomonas aeruginosa. Ein Aminoglyko-sid ist auch eines der ersten in der Humanmedizin einge-führten Antibiotika gewesen: Die Geschichte der Entde-ckung des Streptomycins ist im Jahrbuch ebenso nachzu-lesen wie der aktuelle Wissensstand zu einer Vielzahl anbakteriellen und Pilzinfektionen, den Chancen der Homöo-pathie bei Infektionen und den Problemen durch die Mas-sentierhaltung.

Oskar Janata et al.: Infektiologie. Aktuelle Aspekte.

ÖVG, 406 Seiten, 49,50 Euro.

FÜR SIE GELESEN.

Page 45: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Die Wertschöpfungs – Revolution

Die TU Graz ist das 30. Mitglied des steirischen Human-

technologie Clusters. Die Marie-Curie-Professur von Univ.

Prof. Dr. Johannes Khinast an der TU wird zum Brennpunkt

grundlegender Veränderungen in der Pharmaindustrie: Erst-

mals steht am Beginn der Medikamentenentwicklung nicht

nur das Testen von Wirkstoffen, sondern auch die gesamt-

heitliche Gestaltung der Wertschöpfungs-Prozesse.

Ein Forschungsschwerpunkt ist somit die Modellierung und

Simulation pharmazeutischer Prozesse: Modellbildung und

Simulation erlauben eine effektivere Prozessplanung und Pro-

zesssynthese ebenso wie sicheres Scaleup, optimales Sche-

duling sowie eine Reduktion des experimentellen Aufwands.

Im Grunde geht es darum, am Beginn der Medikamenten-

entwicklung von der gewünschten Funktionalität auszugehen

und danach die gesamte Produktionskette auszurichten.

Graz als Hotspot einer Zukunftstechnologie

Durch die Kooperation mit dem weltweit ersten „Center of

Pharmaceutical Engineering“ an der Rutgers University in New

Jersey, USA – an der Johannes Khinast ab 1998 Assistant

Professor und ab 2003 Associate Professor sowie Direktor

des Rutgers-Katalyse-Konsortiums war – wird Graz zu einem

Hotspot dieser Zukunftstechnologie. Khinast positioniert sein

Institut als „Forschungs- und Entwicklungsplattform sowohl

für die regionale als auch die internationale Industrie“.

DI Dr. Robert Gfrerer, MPH

Geschäftsführer

Human.technology Styria GmbH

Reininghausstraße 13

8020 Graz

E-Mail: [email protected]

WEB: http://human.technology.at

KontaktDesired

DrugFunctional i ty

Required Composite Structure

Ingredients and Process Character ist ics

Fotostrecke: (1) Das neue Paradigma in der Produktentwicklung: Zuerst wird die gewünschte Funktionalität definiert, dann die benötigten Material-Strukturen, schließlich die Wirkstoffe und Prozessmerkmale (2) Johannes Khinast: „Graz wird zum Hotspot einer Zukunftstechnologie.“ (3) „Pharmaceutical Engineering – das ist genau eine jener ‚Challenges and Opportunities’, die wir ab sofort offensiv angehen wollen“, so Clustermanager Robert Gfrerer.

1 2 3

chemiereport.at 5/06 | 45

Drott Medizintechnik im neuen GebäudeDie Drott Medizintechnik hat der Expansion der

letzten Jahre Rechnung getragen: Mit dem neuen Fir-mensitz in Wiener Neudorf steht jetzt allen Bereichenmehr Büro- und Lagerfläche zu Verfügung.

Die Drott Medizintechnik GmbH – ein österreichi-sches Privatunternehmen mit Niederlassungen in Wien,Graz, Linz und Innsbruck – ist in den Bereichen Analy-tik, Hygiene und Medizintechnik als Vertriebspartnertätig und bietet zudem Schulungs- und Trainingsmaß-nahmen an. Im diesem Sinne steht Drott für die „TotalSolution“ für die Problemstellungen seiner Kunden.

Die Kooperationspartner des Medizintechnikprofishaben einen weltweiten Ruf als Pioniere in ihren Fach-gebieten. In der Analytik arbeitet Drott mit RadiometerAnalytical und Fiske Associates zusammen. In den letz-ten Jahren kamen in diesem Bereich Partnerschaftenmit Tintometer GmbH, The Tintometer Limited undAdvanced Instruments Inc. hinzu. Seit heuer wird auchmit Spiral Biotech und Capp kooperiert.

Für Rückfragen:

Ing. Thomas Hora

Produktmanager Analytik

[email protected]

www.drott.at Drott Medizintechnik: Neuer Firmensitz in Wiener Neudorf.

© D

rott

Page 46: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

MARK M. GREEN und

HAROLD A. WITTCOFF

Organic ChemistryPrinciples andIndustrial Practice

„Als vorlesungsbegleitender Text ist dieses Buchexzellent geeignet. ... Der „Green/ Wittcoff“ istein hervorragendes Buch, das es verdient, gelesenzu werden.“ ANGEWANDTE CHEMIE

„Dieses Buch ist, kurz gesagt, ein Juwel. Der Stoffwird präzise behandelt, und der warme, humor-volle und unterhaltsame Stil sorgt für großes Lese-vergnügen.“ DASAN M. THAMATTOOR, COLBYCOLLEGE

ISBN-10: 3-527-30289-1

ISBN-13: 978-3-527-30289-5

2003 341 S. mit 166 Abb. und 5 Tab.

Broschur € 42,90 /sFr 69,-

Wiley-VCH • Postfach 10 11 61D-69451 Weinheim Tel. +49 (0) 62 01-606-400Fax +49 (0) 62 01-606-184E-Mail: [email protected]

2677

260

5_bu

Organische Chemie – dasFundament für Ihren Erfolg

HAROLD HART, LESLIE E.

CRAINE und DAVID J. HART

Organische Chemie

2., vollst. überarb. u. aktualis. Aufl.

Kein anderes Lehrbuch präsentiert die Grund-lagen der organischen Chemie so kompakt,strukturiert und leicht verständlich, ohne aufwichtige Inhalte zu verzichten. Der „Hart“ istoptimal auf die Anforderungen abgestimmt,die Chemiestudenten zu Beginn des Studiumsan Universität und Fachhochschule sowieStudenten mit Chemie als Nebenfach stellen.

ISBN-10: 3-527-30379-0

ISBN-13: 978-3-527-30379-3

2002 747 S. mit 133 Abb., davon 133 in Farbe,

und 37 Tab. Gebunden € 52,90 /sFr 85,-

ALBERT GOSSAUER

Struktur und Reaktivität der BiomoleküleEine Einführung in die Organische ChemieDas Lehrbuch behandelt den für den Grundkursin organischer Chemie obligatorischen Stoff. DieDarstellung erfolgt allerdings aus einer neuenPerspektive. In einem interdisziplinären Ansatzwerden die Struktur und Reaktivität organi-scher Moleküle sowie die Mechanismen ein-facher Reaktionen der organischen Chemieerläutert, die in biologischen Prozessen rele-vant sind. Biologisch relevante Stoffe undenzymatische Reaktionen stellen den Bezugzur Biologie her.

ISBN-10: 3-906390-29-2

ISBN-13: 978-3-906390-29-1

Juli 2006 ca. 700 S. Broschur

ca. € 98,- /sFr 157,-

NEIL E. SCHORE

Arbeitsbuch Organische Chemie4. Aufl.

Wer die didaktischen Qualitäten des „Vollhardt“wirklich ausschöpfen und sich gründlich aufdie Prüfung vorbereiten will, braucht zurSelbstkontrolle und zur Vertiefung diesesErgänzungswerk. Gründlich ausgearbeiteteLösungen zu den nahezu 1000 Aufgaben desLehrbuchs lassen keine Frage offen Das Lehr-buch und das Arbeitsbuch: Auch in der 4.Auflage ein bewährtes Gespann.

ISBN-10: 3-527-31526-8

ISBN-13: 978-3-527-31526-0

Februar 2006 398 S. Broschur

€ 34,90 /sFr 56,00

K. PETER C. VOLLHARDT

und NEIL E. SCHORE

Organische Chemie4., vollst. überarb. u. aktualis. Aufl.

Besser Konzepte und Ideen der organischenChemie verstehen, als eine Vielzahl von Faktenauswendig beherrschen!

Diesem Motto bleibt der „Vollhardt/Schore“auch in der neuesten Auflage treu. Das neu ge-staltete Layout, beispielhaft gelöste Übungsauf-gaben und die deutlich erweiterten Verständnis-übungen führen einprägsam an die Methodik zurLösung organisch-chemischer Probleme heran.

„Prädikat ausgezeichnet für den didaktischenWert.“ DER MATHEMATISCHE UND NATUR-WISSENSCHAFTLICHE UNTERRICHT

„Mit diesem Buch ist ein großer Wurf gelungen.“CHEMIETECHNIK

ISBN-10: 3-527-31380-X

ISBN-13: 978-3-527-31380-8

2005 1570 S. mit 377 Abb., davon 359 in Farbe, und

77 Tab. Gebunden € 85,- /sFr 136,-

Page 47: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 47

Glasurit-Fantasy-Colors ändern jenach Blickwinkel dieErscheinung. Jetzthat Glasurit diePalette der Autolackeum drei Farbenerweitert. Die Farb-töne „Sunlight“,„Asteroid“ und„Nightlife“ bestehenaus einer Kombina-tion aus gedecktenFarben wie Silberoder Schwarz unddem gesamten Farb-spektrum. Vor allemim Sonnenlicht ent-falten diese Farbtöneihre volle Schönheitund Eleganz. Wieschon die anderenFantasy-Color-Farb-

töne sind auch die neuen Varianten als Fertigton lieferbar. Siewerden als Zweischicht-Lackierungen verarbeitet.

www.glasurit.de

BASF kreiert neue Fantasy-Colors

Das jüngste Ergebnis derKatalysator-Forschung vonArkema ist Oxynitrox S100 –ein organischer Oxidations-Katalysator, der industriell ineinem patentierten Verfahren hergestellt wird. Er trägt denaktuellen Umweltschutz-Anforderungen Rechnung underöffnet eine Vielzahl an Möglichkeiten in der Feinchemie,speziell durch seine Fähigkeit, die selektive Oxidation vonprimären Alkoholen in Aldehyde zu steuern. Weiters kann erkontrolliert in der Herstellung von Säuren und Ketonen ein-gesetzt werden.

Oxynitrox S100 enthält keinerlei metallische Elemente,erweist sich aber dennoch als so effektiv wie traditionellemetallische Oxidations-Katalysatoren, die auf Ruthenium,Molybdän, Silber oder Cer basieren. Er hat die Struktur einesNitroxid-Polymers, was ihn rezyklierbar macht, ist leicht vonanderen Reaktions-Partnern zu trennen und kann in aufein-anderfolgenden Oxidations-Reaktionen ohne Effizienz-Ver-lust verwendet werden. Durch seinen Einsatz bei Zimmer-temperatur wird zudem der Energieverbrauch reduziert. Vor-gesehen ist er vorrangig in der Pharmaindustrie, der Lebens-mittel- und Kosmetikbranche sowie in Elektronikmärkten. Erkann zudem in der Modifikation von Zellulose und ihrenDerivativen verwendet werden.

www.arkema.com

Neuer organischer Oxidations-Katalysator

zeta hat im April in Wiesbaden eine Vertriebsniederlassungeröffnet und damit die Präsenz in Deutschland erweitert. DasUnternehmen reagiert damit auf die Anforderung vieler Kun-den, welche regional betreut werden möchten.

Mit der neuen Vertriebsniederlassung setzt zeta einen wei-teren Schritt in der Entwicklung zu einem der führendenAnbieter im Bereich der Herstellung und Installation vonbiopharmazeutischen Prozessanlagen.

Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile über 400 quali-fizierte Mitarbeiter an 9 Standorten in Europa und setzt dieerfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre fort. www.zeta.com

Die neuen Glasurit-Fantasy-Colors „Nightlife“

(links) und „Sunlight“.

© B

ASF

© z

eta

zeta neu in Wiesbaden

Die ölfreien Schraubenkompressoren der Z-Serie von AtlasCopco sind die ersten weltweit, die vom TÜV gemäß ISO8573-1, Klasse 0, geprüft und zertifiziert wurden. Atlas Cop-co hat damiteinen neuenIndustriestan-dard für Druck-l u f t r e i n h e i taufgestellt. DieGefahr einerÖl-Verunreini-gung währendder Verarbei-tung von Le-b e n s m i t t e l nund Geträn-ken, der Her-stellung undVerpackung von Pharmazeutika, Elektronikprodukten undTextilien, der Auto-Lackierung sowie der Pulverbeschichtungkann mit den Kompressoren daher praktisch ausgeschlossenwerden. Verunreinigungen selbst durch Kleinstmengen vonÖl können zu mangelhaften Chargen, hohen Ausschussratenund Rückläufen sowie teuren Produktionsausfällen und Rei-nigungsarbeiten führen. www.classzero.com

Z-Serie: Garantiert ölfreie Druckluft.

© A

tlas

Cop

co

Atlas Copco: TÜV bescheinigt ölfreie Druckluft

Page 48: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06

H+H Celcon hat den Latentwärme-speicher Micronal der BASF in Poren-betonsteine integriert. Durch die Ein-arbeitung von Micronal wird die Wär-mespeicherkapazität des Porenbetonsund der damit hergestellten Bauwerkeerhöht – mikroskopisch kleine Kunst-stoffkapseln mit einem Kern aus rei-nem Wachs fangen die Temperatur-spitzen ab, indem sie sich verflüssigenbzw. wieder verfestigen. Das Ergebnisist ein deutlich besseres und gesünderes

Innenraumklima von Gebäuden in moderner Leichtbauweise. Optisch sind die Steinean ihrer grünen Farbe zu erkennen. www.hhcelcon.de

Latentwärmespeicher im Porenbeton

Smith Flow Control hat unter derBezeichnung QL und GL zwei neuemechanische Verriegelungen für Arma-turen auf den Markt gebracht, diegewährleisten, dass Ventile nur in derrichtigen Ablauffolge bedient werdenkönnen. Bedienfehler oder Sabotagewerden dadurch ausgeschlossen: Denndie Bedienung erfolgt hier über kodier-te Schlüssel aus Edelstahlguss, die inwetterfeste Öffnungen in das Gehäuseder Verriegelung geschoben und wieder herausgezogen werden. Die Verriegelungensind an Kugelhähnen, Ventilen, Schiebern, Klappen und Armaturen mit Getrieben inallen Abmessungen integrierbar. Zum Einsatz kommen sie in der Regel beim Auswech-seln von Sicherheitsventilen, bei Arbeiten an Molchschleusen in Erdgasleitungen oderbeim Auswechseln von Filtern. www.smithflowcontrol.com

Neue Verriegelungen von Smith Flow Control

Das IDDI (International DrugDevelopment Institute) und Cytelhaben ihre Systeme zur Randomisie-rung von Therapiezuweisungen für anklinischen Studien teilnehmendenPatienten integriert. Herzstück ist dieRandomisierungsengine CytelRAND,die auch den Datenaustausch mitIVRS, EDC oder Wirkstoffverabrei-chungs-Systemen von Drittanbieternermöglicht. Von IDDI kommt diewebbasierte Patientenregistrierungs-Plattform ID-net – sie verwaltetPatientenregistrierung und Screening,

potenzielle Zeitpläne für Nachuntersuchungen, das Eintragen klinischer Ereignisse,vom Patienten berichtete Schlussfolgerungen, das Unblinding von Therapien sowie dieWirkstoffverabreichung. www.cytel.com

IDDI und Cytel vereinfachen klinische Studien

Micronalkapseln mit Wachskern: Nach Gips-

bauplatten jetzt auch in Porentbeton.

© B

ASF

Software vereinfacht Patientenzuweisungen bei Studien.

© B

ilder

Box

Gefahrlose Anlagenbedienung dank kodierter Schlüssel.

© S

mith

Flo

w C

ontr

ol

Testo-Kalibrierdienst:

� Kalibriert Mess-Geräte ALLER Hersteller� Ist akkreditiert nach den aktuellen Gesetzen

� ÖKD: °C � %rF � m/s � Pa� ISO: °C � %rF � td � m/s � Pa

V � A � Hz � � μF U/min � dB � lux � pH � mS/cm CO � CO2 � O2 � NO2 � SO2 � H2S

Testo GmbHGeblergasse 94 Tel: 01/486 26 11-01170 Wien Mail: [email protected]

KalibrierdienstISO, ÖKD

Im Labor und vor Ort

Page 49: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 49

Termin Veranstaltung / Ort Koordinaten

6.-8.9. Gleisdorf Solar 2006, Gleisdorf www.aee-intec.at

7.9. Multifunktionelle Nanobeschichtungen im Automobil, Graz www.acstyria.com

12.–13.9. Nano Coating Days. Themenschwerpunkte: Sol-Gel-Technologie,funktionale Nano-Schichten, St. Gallen www.nanocoatingdays.ch

12.-14.9. Österreichische Lebensmittelchemikertage 2006, Wien www.goech.at

12.-15.9. Kompaktseminar von Endress+Hauser für Service- und Bedienpersonalvon Betriebsmesstechnik, Wien www.de.endress.com/seminare_de

12.9. 9. Forum Laborplanung. Praxis-Symposium für BSL-4-Labore,Bergisch-Gladbach www.forum-laborplanung.de

20.-22.9. 8th Austrian Polymer Meeting: “From Catalyst to Application”, Linz www.polymerscience.jku.at/polymermeeting

21.9.-1.10 Woche der Chemie, österreichweit www.wochederchemie.at

22.9. Science-Based Manufacturing for the Next Decade, Wien www.ispe.org/goto_ViennaCongress

25.-27.9. Wirtschaftsmission: 8 Firmenbesuche in der Slowakei zum ThemaWerkzeug- und Formenbau sowie Spritzgießen, Slowakei

www.kunststoffcluster.at/files/KC_Slowakei_aktuell4.FH10.pdf

26.-28.9. Synergien durch Biotechnologie – 24. DECHEMA-Jahrestagung, Wiesbaden http://events.dechema.de/jt

28.9. Österreichischer Ingenieurtag, Wien www.ingenieurtag.at

12.10. Fachtagung: Wirtschaftlicher Einsatz von Pumpen, Radolfzell/Bodensee www.allweiler.de/convention2006

12.-13.10. 2. Internationaler BtL-Kongress zu synthetischen Kraftstoffen aus Biomasse, Berlin www.fnr-de/btl-congress

18.-21.10. CIA – Chemistry Industry & Environment 2006, Brescia www.pubblieventi.it

23.-25.10. Status and Future of Nanofibres by Electrospinning, Frankfurt http://events.dechema.de/cnt_vii

7.-9.11. 13. Österreichischer Biomasse-Tag, Tulln www.biomasseverband.at

8.-9.11. Kongress und Ausstellung des ofi zur Oberflächentechnologie:nano@surface, Wels www.messe-wels.at

Mit „Keystone EPI-2“ hat Tyco Valves& Control seine elektrischen Antriebsrei-hen um einen Schwenkantrieb zur Auto-matisierung von Absperr- und Regelarma-turen erweitert. EPI-2 verfügt standardmä-ßig über zahlreiche intelligente Steue-rungs- und Regelfunktionen und ist fürAuf/Zu-Anwendungen ebenso wie fürRegelapplikationen einsetzbar. Im Gegen-satz zu Antrieben in Modulbauweise, beidenen die Nachrüstung zusätzlicher Steue-rungsoptionen mit Installationsaufwand

verbunden ist, verfügt EPI-2 über einen Elektromotor mit Multispannungseingangs-modul, das eine flexible Spannungsversorgung ermöglicht. So kann er mit 24 bis 240V versorgt werden, wobei es sich um Gleichspannung oder 1-Phasen-Wechselspan-nung handeln kann. Zudem ist eine 3-Phasen-Wechselspannungsversorgung von 208V AC bis 575 V AC über spezielle Spannungs-Elektronikkarten möglich. Weiters ver-fügt der Antrieb über eine Drehmomentüberwachung, einen kontaktlosen Wegauf-nehmer (Position Sensor) zur Stellwegsermittlung, eine variable Stellzeitregelung undeinen Endlagensensor zur Wegendlageneinstellung. EPI-2-Antriebe sind zum Einsatzin aggressiver Atmosphäre geeignet und für Abtriebsmomente bis zu 2.000 Nm mitjustierbaren Stellzeiten von 8 bis 400 s verfügbar. www.tyco-valves.com

Antrieb mit flexibler Spannungsversorgung

Keystone EPI-2: Vielseitiger und kompakter

Antrieb von Tyco.

© T

yco

Das Swagelok-Probenumschaltsystem derSerie SSV erlaubt es, einem Analysegerät eineProbe aus mehreren Probenströmen zuzufüh-ren. Diese modularen Bauteile können aufbegrenztem Raum mehrere Prozessströmeaufnehmen. Jeder Strom wird dabei zumAusschluss von Kreuzkontamination und zurWahrung der Probenintegrität von einemDoppelblock- und Ablass-Modul gesteuert.Mit sich ändernden Systembedingungenkönnen Module hinzugefügt oder entferntwerden. www.swagelok.de

Swagelok SSV: Modulare Proben

Swagelok SSV-System von Swagelok.

© S

wag

elok

Page 50: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Prom

otio

n

Die Lebens-BrancheGesunde Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung Für die moderne Medizin wie auch für die pharmazeutische Industrie sind Investitionen in Forschunglebensnotwendig. Forschung und Entwicklung sind der Lebenssaft der Branche. Durchschnittlich investieren Pharmaunternehmen in Europa 2004 rund 15,3 Prozent* des Umsatzes in die Forschung. Das ist ein deutlich höherer Umsatzanteil für Forschung als in anderen fortschrittlichen Wirtschaftszweigenwie etwa der Computer- oder Automobil-Industrie.

Die Entwicklung der „Life Science“ in Wien macht einmal mehrdeutlich: Investitionen in Forschung lohnen sich! Zwischen 2000 und2005 wurden 46 neue Life-Science-Unternehmen gegründet; rund3.800 Life-Science-Forscher arbeiten in Wien, die meisten davon inder Pharma-Industrie (Quelle: Presseinformation der Stadt Wien„Rieder: Life-Science-Standort Wien auf Überholspur“, 14.2.2006).Die Pharma-Industrie wiederum schafft und sichert Produk-tion, Wertschöpfung und Beschäftigung in Österreich, undzwar weit über die Zuliefer-Betriebe hinaus: Ein Pharma-Jobsichert 3,3 Arbeitsplätze. In ganz Österreich sind das über31.000 Beschäftigte (Quelle: IPF-Studie „Die pharmazeuti-sche Industrie Österreichs im gesamtwirtschaftlichen Kon-text“, November 2005).

Hubert Dreßler, Pharmig-Präsident, unterstreicht: „Phar-ma-Industrie ist ein bedeutender Innovationsmotor.“

Die heimische Industrie stellt einen Großteil der finan-ziellen Mittel für die medizinische und pharmazeutischeForschung zur Verfügung. Bemerkenswert ist der hoheEigenmittel-Anteil von 93,8 Prozent an den Ausgaben fürForschung und Entwicklung (F&E) unserer Pharma-Unternehmen. Lediglich 1,6 Prozent der F&E-Ausgabenkamen 2002 von der öffentlichen Hand, während 4,6 Pro-zent der Ausgaben aus dem Ausland finanziert wurden.Allein in der Pharma-Industrie waren im Jahr 2002 imBereich Forschung und Entwicklung 1.084 Menschen beschäftigt.Die österreichische Pharma-Branche ist nicht nur ein bedeutenderWirtschaftsfaktor, sondern auch einer der wichtigsten Innovations-motoren.

Für viele heimische Unternehmen stellt sich jedoch zunehmenddie Frage, ob sich Forschung hierzulande noch rentiert, ob einMarkt für neue Medikamente vorhanden ist und entsprechendeUmsätze erwirtschaftet werden können. Österreich setzt immernoch stark auf den Qualitätsfaktor, doch das wird auf Dauer nicht

reichen. Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, dass die Forschungeinerseits gefördert, andererseits aber der Marktzugang mit immermehr Hürden verbunden ist, wird der Standort Österreich langfris-tig an Attraktivität verlieren.

Innovationen brauchen einen MarktPharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber wiederholt seine For-

derung an die Partner in Gesundheitspolitik und Sozialversiche-rung: „Wir müssen den heimischen Pharma-Unternehmen ver-nünftige Rahmenbedingungen bieten. Damit meinen wir nichtzuletzt einen rascheren und unbürokratischen Marktzugang fürneue Medikamente – und zwar zu fairen Preisen.“

Denn was nützt die beste klinische und pharmazeutische For-schung, wenn man die Ergebnisse in Österreich nicht verwertenkann? Was nützen dem einzelnen Menschen neue Entwicklungen,wenn sie ihm nicht zugänglich gemacht werden? Innovationenbrauchen einen raschen Marktzugang. Nur so können Unterneh-men Gewinne machen und diese wieder in Forschung investieren,um so neue Innovationen zu schaffen.

*) Quelle EFPIA/ The 2005 EU industrial R&D investment scoreboard,

European Commission, DG Research

Rückfragehinweis:Mag. Gerlinde Gänsdorfer

Leiterin Kommunikation Pharmig – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs

Garnisongasse 4/1/6, A-1090 Wien Tel.: +43 (1) 40 60 290-20

E-Mail: [email protected] Web: www.pharmig.at

Dr. Hubert Dreßler, Pharmig-Präsident. Dr. Jan Oliver Huber,

Pharmig-Generalsekretär.

Page 51: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 51

Der Mann, der Schwechats Raffinerie im Griff hat

Wie lebt es sich damit, die Verantwortungüber eine Industrieanlage wie die Raffine-rie Schwechat zu tragen?

Mit Unterstützung meines hervorragendkompetenten wie auch motivierten Teams– gepaart mit meiner langjährigen Erfah-rung im Raffineriegeschäft – sehr gut.

Es gab heuer in einem relativ kurzen Zeit-abstand drei Brände in der Raffinerie. Wasist da genau passiert?

Auslöser waren jeweils technischeGebrechen, die zum Austritt von heißenKohlenwasserstoff-Gemischen mit an-schließender Zündung an der Luft führten.Durch eine rasche Branderkennung sowieeine hervorragende Zusammenarbeit allerEinsatzkräfte konnte der Sachschaden inGrenzen gehalten werden. Und am wichtig-sten: Es wurde niemand verletzt und esbestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr fürdie Anrainer.

Was sehen die Alarmpläne für solcheZwischenfälle vor?

Wir haben für derartige Vorfälle einenmit der Behörde abgestimmten Alarmplan.Dieses Notfallmanagementsystem hat beiden jüngsten Ereignissen hervorragendfunktioniert: Die Brände wurden durch dasAnlagenpersonal und die automatischenMeldesysteme sehr rasch erkannt, sodassdie Aktivierung der Informationskettenausgelöst werden konnte. Vor Ort erfolgen

nach einem solchen Alarm erste Löschmaß-nahmen durch die hauptberuflicheBetriebsfeuerwehr, die innerhalb von zweiMinuten jeden Ort der Raffinerie erreichenkann. Bei größeren Ereignissen ist Unter-stützung durch die Betriebsfeuerwehr derbenachbarten Borealis sowie durch speziellausgebildete Mitarbeiter der Produktionvorgesehen. Alarmstufe 3 sieht schließlichdie Unterstützung durch die FreiwilligenFeuerwehren aus dem Raum Schwechatund durch die Berufsfeuerwehr Wien vor.

Die Raffinerie Schwechat vor den TorenWiens – welche aktuelle Dimensionen hatdas Herzstück der OMV?

Die Raffinerie Schwechat ist eine dermodernsten und mit einer Rohölverarbei-tungskapazität von 9,6 Mio. t auch eine dergrößten Binnenraffinerien Mitteleuropas.Gleichzeitig ist sie einer der größten In-dustriebetriebe Österreichs, der inklusive denbeiden Tanklagern Lobau und St. Valentinrund 900 Mitarbeiter beschäftigt. Darüberhinaus sind – je nach Projekt- und Bautä-tigkeit – mehrere Hundert Mitarbeiter vonPartnerfirmen in der Raffinerie beschäftigt.Insgesamt wurden 2005 in Schwechat rund9 Mio. t Rohöl und Halbfabrikate verarbei-tet. Etwa 8,4 Mio. t an Fertigprodukten (imwesentlichen Ethylen, Propylen, Flüssiggas,Benzin, Kerosin, Diesel, Heizöle und Bitu-men) wurden via Pipeline, Schiff, Bahnund Tankwägen ausgeliefert. Die Tanks der

drei Standorte Schwechat, Lobau und St.Valentin verfügen über ein Gesamtvolumenvon rund 3,4 Mio. m3. Zusätzlich zu denMineralölprodukten speist die RaffinerieSchwechat auch Abwärme in das Netz derFernwärme Wien ein und versorgt auchden Flughafen Schwechat mit Abwärme.

Sie leiten seit 14 Jahren die RaffinerieSchwechat. Was hat sich in dieser Zeit ent-scheidend verändert?

Wir haben vor allem großes Augenmerkauf das Sicherheitsbewusstsein gelenkt undkonnten so die Unfallzahlen stark reduzie-ren. Unser Bestreben liegt darin, dass jeder,der in der Raffinerie Schwechat arbeitet,genau so gesund nach Hause geht wie ergekommen ist. Zudem hat in den letzten15 Jahren eine umfangreiche Automatisie-rung des Raffineriebetriebs stattgefunden.Unsere auf Basis modernster Automations-konzepte gebauten Anlagen sind heute mitÜberwachungs- und Sicherheitssystemenausgerüstet, so dass sie direkt von der Zen-tralmesswarte gesteuert werden können.

In Folge der Restrukturierung der Raffi-nerie kam es schließlich zur Bereinigungvon Anlagenkapazitäten und der entspre-chenden Anpassung von Infrastruktur, was

Johann Kaltenbrunner: Die Raffinerie Schwechat ist

heute automatischer, sicherer und beutet weitaus

höherwertige Produkte aus als noch vor 15 Jahren.

© O

MV

(2

)

Menschen der Chemie: Karl Zojer im Gespräch mit Johann Kaltenbrunner,der seit 14 Jahren die OMV-Raffinerie in Schwechat leitet.

Page 52: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

52 | chemiereport.at 5/06

uns heute deutlich effizientere Verarbei-tungseinheiten erlaubt. Zudem wurde dieAusbeutestruktur auf höherwertige Pro-dukte umgestellt, womit unsere Ergeb-nisposition deutlich verbessert wurde.

Die größte Einzelinvestition in denStandort fand aber erst in den letzten Jah-ren statt: Für rund 200 Mio. Euro habenwir die Ethylen- und Propylenerzeugungausgebaut und die Kapazität der Raffinerieum rund 50 % gesteigert. Mit der gleichzei-tigen Kapazitätserhöhung der weiterverar-beitenden Anlagen bei der Borealis wurdeSchwechat im Vorjahr nicht nur zu einemführenden europäischen Kunststoffstandort– die Wettbewerbsposition des Petroche-miestandorts Schwechat wurde damitnachhaltig abgesichert.

In einer Erdölraffinerie gibt es eine Viel-zahl von Verarbeitungsschritten bei derRaffinierung von Rohöl. Ich nehme an,dass aus diesem Grunde eine Raffinerie auseinem unendlichen Geflecht von Rohrenund Kesseln besteht?

Die Raffinerie Schwechat ist in der Tatein sehr komplexes System verschiedensterAnlagen. 90 % der verarbeiteten Rohölewerden via Pipeline (TAL, AWP) von Triestnach Schwechat transportiert, 10 % stam-

men aus heimischer Förderung. Der ersteder vier wesentlichen Verarbeitungsschritteist die Rohöldestillation, in der stündlichrund 1.000 t Rohöl in die Fraktionen Ben-zin, Kerosin, leichtes und schweres Gasöl,Spindelöl und atmosphärischen Rückstandaufgetrennt werden. Im zweiten Schrittwerden die Zwischenprodukte bei hohenTemperaturen und Drücken unter Einsatzvon Wasserstoff entschwefelt und anschlie-ßend im dritten Schritt veredelt. In den sogenannten Blendinganlagen in der Raffine-rie Schwechat und im Tanklager Lobauwerden die unterschiedlichen Komponen-ten schließlich zu den Verkaufsproduktengemischt.

Gibt es ein Produkt Ihrer Raffinerie, wor-auf Sie besonders stolz sind?

Ich möchte weniger ein einzelnes Pro-dukt, sondern die allgemein hohe Produkt-qualität und die Flexibilität bei der Markt-einführung hervorheben. So bewältigte dieRaffinerie Schwechat die Umstellung aufschwefelfreie Kraftstoffe, die mit dem Neu-und Umbau mehrerer Anlagen und Investi-tionen von rund 150 Mio. Euro verbundenwar, innerhalb kürzester Zeit und produ-zierte dadurch bereits ab 1. Jänner 2004fünf Jahre vor dem gesetzlich vorgesehenenTermin ausschließlich schwefelfreie Kraft-stoffe.

In wieweit waren Sie von der Expansionder OMV in den Osten Europas betroffen?

Bereits im Vorfeld der Petrom-Akquisi-tion waren Experten der Raffinerie Schwe-chat im Team für die Bewertung der beidenrumänischen Raffinerien und der Tanklagerim Due-Diligence-Team vertreten. Nachdem Einstieg bei der Petrom wurden ausder Raffinerie Schwechat 20 Mitarbeitervor allem aus den Bereichen Produktionund Instandhaltung als Expatriates für zweiJahre in die beiden Petrom-RaffinerienPetrobrazi und Arpechim entsandt undbekleiden dort Schlüsselfunktionen. InSchwechat selbst bilden wir sowohl erfahreneMitarbeiter aus den rumänischen Raffine-rien als auch junge Trainees nach unserenOMV-Standards für ihren Einsatz inRumänien aus.

Sie wollen als Chemiebetrieb aber auch inSachen Umweltmanagement punkten?

Ja, die Raffinerie Schwechat wurde alseines der ersten Unternehmen Europasnach der neuen UmweltmanagementnormISO 14001:2004 zertifiziert. Und dasbedeutet: Umweltparameter wie Emissio-nen werden vom Management mit dersel-

ben Wertigkeit evaluiert wie wirtschaftlicheKennzahlen oder Produktionsdaten undsind in unseren Zielen festgeschrieben.Unser nächster Umweltschutz-Beitrag isteine neue Rauchgasentschwefelungs- undEntstickungsanlage, nach deren Inbetrieb-nahme im Herbst 2007 wir unsere SO2-und NOx-Emission drastisch reduzierenund damit die gesetzlich vorgesehenenGrenzwerte freiwillig um 50 % unterschrei-ten werden.

Was werden in naher Zukunft die wichtig-sten Aufgaben für die Raffinerie Schwechatsein, um im internationalen Umfeld beste-hen zu können?

Die Raffinerie hat permanente Anpas-sungen vor sich. Dazu zählt die Intensivie-rung des standortbezogenen Umweltschut-zes durch die weitere Reduktion unsererEmissionen, unser Projekt einer rück-standsfreien Raffinerie sowie der künftigeEinsatz von Biokomponenten wie Ethanoloder Biodiesel in den Kraftstoffen. Generellmache ich mir aber um die Zukunft derRaffinerie Schwechat keine Sorgen – sie istnämlich ein ungewöhnlich starker Betriebmit Menschen, die außergewöhnlich leistungsfähig sind. 1.000 t Rohöl werden in Schwechat stündlich

fraktioniert.

Arbeiten in der Raffinerie Schwechat: Unfallzahlen

konnten in den letzten Jahren drastisch gesenkt werden.

© A

lice

Schn

ür (

2)

Page 53: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

chemiereport.at 5/06 | 53

In der Pipeline ist ...ÜBERPRÜFT – GETESTET – VOR DEM ROLLOUT.

© B

ilder

Box

>>Grünes Licht für AIDS-Medikament

Prezista

Die irische Tibotec hat von der FDA diebeschleunigte Zulassung für Prezista(Darunavir) erhalten. Sie gilt bei gleich-zeitiger Verabreichung von Ritonavir inKombination mit anderen antiretroviralenWirkstoffen für HIV-1-Infektionen beiErwachsenen, die sich bereits einer anti-retroviralen Behandlung unterzogenhaben. Prezista ist der erste Wirkstoff ausder Forschungspipeline von Tibotec, derdie Zulassung erhalten hat. Im Jännerhatte Tibotec auch bei der EMEA einenZulassungsantrag eingereicht.

www.tibotec.com

>>Abbotts Kaletra in Tablettenform

Abbott hat von der EU-Kommission dieZulassung für die Tablettenform von Kale-tra (Lopinavir/Ritonavir), einer prakti-scheren Darreichungsform des am häufig-sten verschriebenen Proteasehemmers fürHIV, erhalten. Dank der neuen Tabletten-form kommt ein erwachsener Patient nunmit weniger Pillen aus und kann diese mitoder ohne Mahlzeit einnehmen, wobeiVerträglichkeit und Wirksamkeit diesel-ben bleiben. Zudem erfordert die neueDarreichungsform keine gekühlte Lage-rung mehr. www.kaletra.com

>>Tysabri für Österreich

Tysabri (Natalizumab) ist der ersterekombinante humanisierte monoklonaleAntikörper, der zur Therapie der schubför-migen Multiplen Sklerose (MS) zugelas-sen wurde. Der Antikörper gehört zu denSelektiven Adhäsionsmolekül-Inhibitorenund greift mehrfach in immunologischeVorgänge ein. Franz Fazekas von derMedizinischen Uni Graz kommentiert dieErgebnisse der Zulassungsstudie: „Wer-den alle bei der zweijährigen Studie ver-wendeten Messgrößen zusammengelegt,kann ein Drittel der mit Natalizumab the-rapierten Patienten nach zwei Jahren alsfrei von Krankheitsaktivität bezeichnetwerden.“ Natalizumab ist auch deshalbeine wünschenswerte Alternative, weil esnur ein Mal in vier Wochen per Infusiongegeben wird. www.biogen.at

>>Mircera verbessert Anämie-Therapie

Erste Phase-III-Daten aus dem bishergrößten klinischen Entwicklungspro-gramm über renale Anämie belegen: Dia-lysepatienten können direkt auf ein Arz-neimittel umgestellt werden, das nur ein-mal pro Monat verabreicht werden muss,um den Hämoglobinspiegel zu stabilisie-ren. Dieses Arzneimittel heißt Mircera(CERA) und ist ein kontinuierlicher Akti-

vator der Rezeptoren für die Bildung roterBlutkörperchen (Continuous Erythro-poietin Receptor Activator). Sein Wirkme-chanismus überwindet die Grenzen heuteverfügbarer Medikamente: Diese müssenhäufig verabreicht werden, da sie nureine kurze Wirkdauer haben. Dadurch sti-mulieren sie die Erythropoietin-Rezepto-ren im Organismus in kurzen Zeitabstän-den sehr stark. Im Gegensatz dazu ver-weilt CERA länger im Organismus undbewirkt eine nachhaltigere Stimulierungder Bildung roter Blutkörperchen.

www.roche.com

>>Neues Malariamittel in Phase III

An verschiedenen Standorten in der Sub-sahara wurden zwei Phase-III-Studien füreine potenzielle neue Malariatherapie mitdem „Fixed-dose“-Kombipräparat CDA(Chlorproguanil-Dapson-Artesunat) einge-leitet. Es soll dem dringenden Bedarfnach neuen Arzneien zur Malariabekämp-fung in Entwicklungsländern nachkom-men, in denen die Resistenz der Malaria-erreger gegenüber mehreren Medikamen-ten zu einer massiven Gesundheitskrisegeführt hat. Die Studien umfassen einPatientenkollektiv von 2.300 Kindern,Jugendlichen und Erwachsenen und ver-gleichen CDA mit Coartem (Artemether-

Page 54: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

54 | chemiereport.at 5/06

Lumefantrine) bzw. mit Lapdap (Chlor-proguanil-Dapson). Falls die Entwicklungvon CDA erfolgreich verläuft, kann dasMedikament günstig an Entwicklungslän-der mit Malariaendemiegebieten abgege-ben werden. Entwickelt wird es von Gla-xoSmithKline mit UNICEF, UNDP, Welt-bank, WHO und der Vereinigung Medici-nes for Malaria Venture. www.gsk.com

>>Bayers Nexavar in

Österreich erhältlich

Die EU-Kommission hat das von Bayer undOnyx entwickelte Nexavar (Sorafenib) fürdie Therapie des fortgeschrittenen Nieren-zellkarzinoms bei Patienten zugelassen, beidenen eine Therapie mit Interferon-alphaoder Interleukin 2 versagt hat oder diedafür nicht infrage kommen. Damit gibt esin Europa nach mehr als einem Jahrzehntwieder eine neue Therapieoption für diesePatienten. Das Präparat kann die progres-sionsfreie Überlebenszeit verdoppeln. InÖsterreich wird jährlich bei rund 1.200Personen das Nierenzellkarzinom diagnos-tiziert, rund 440 Patienten pro Jahr sterbendaran. Bisher wurde Nexavar an mehr als8.000 Patienten mit über 20 Krebsartengeprüft. Gegenwärtig laufen Phase-III-Stu-dien zur Behandlung des fortgeschrittenenLeberkrebses, des metastasierenden Mela-

noms sowie von nicht-kleinzelligem Lun-genkarzinom.

www.bayerhealthcare.com

>>CellCept verbessert

Nierentransplantation

„Symphony" – die bisher größte durchge-führte vergleichende Transplantationsstu-die mit 1.645 Nierentransplantations-Patienten – hat die Immunosuppressivagetestet und bewertet: CellCept (Myco-phenolat-Mofetil) von Roche plus geringeDosen Tacrolimus, Corticosteroide und IL-2 Induktionstherapie erwiesen sich dabeials die beste Kombination zur Verhinde-rung der Abstoßung neuer Nieren sowiezur Maximierung der Funktion und desÜberlebens des neuen Organs. Sie zeigtenach 12 Monaten gegenüber der Stan-dardbehandlung eine signifikant verbes-serte Nierenfunktion, eine bis zu 65 %verringerte Frühabstoßung und ein um biszu 6 % verbessertes Überleben desOrgans. www.roche.com

>>Enzymersatz bei Morbus Hunter

Shire hat die US-Zulassung für Idursulfase(Elaprase), einer Enzymersatztherapie fürdie Behandlung des Morbus Hunter (Muko-polysaccharidose II) bekommen. MorbusHunter ist eine seltene, lebensbedrohliche,genetische Erkrankung, die in erster LinieMänner betrifft und durch den Mangel deslysosomalen Enzyms Iduronat-2-Sulfatasebedingt ist. Ohne dieses Enzym sammelnsich zelluläre Abfallprodukte in Gewebeund Organen an, die Fehlfunktionen hervor-rufen. Idursulfase wird mit der rekombinan-ten DNS-Technologie produziert und alswöchentliche Infusionen verabreicht. DieEU-Zulassung dafür erwartet Shire bisEnde 2006. www.shire.com

>>Bedingte EU-Zulassung für Sutent

Sutent (Sunitinib Malate) erhielt die beding-te Marktzulassung gleich für zwei ver-schiedene Krankheiten: Sowohl für fort-geschrittenen Nierenkrebs als auch fürGIST – zwei Krebsarten, unter denenweniger als 0,5 % der europäischenBevölkerung leiden. Die Zulassung gilt fürNierenzellkarzinome, bei denen Interfe-ron Alpha oder Interleukin-2 unwirksamblieb, sowie für malignen gastrointestina-len Stromatumor (GIST), wenn Patientennicht auf Imatinib Mesylate angesprochenhaben oder dieses nicht vertragen. Sutentgehört zu einer neuen Klasse von Multiki-nase-Inhibitoren, die sowohl Wachstumund Blutzufuhr des Tumors hemmen. 35% der Nierenkrebs-Patienten haben in

den Studien auf diese Behandlung ange-sprochen. Darüber hinaus konnte bei dergroßen Mehrheit der Patienten derenErkrankung im Verlaufe der Zeit kontrol-liert werden. www.pfizer.com

>>Prograf statt Neoral:

Bessere Nieren- und Lipidwerte

Neue Studien zeigen, dass 6 Monate nachder Konversion von Neoral (Ciclosporin) zuPrograf (Tacrolimus) Nierentransplantat-Empfänger bereits verbesserte Nierenfunk-tion und Lipidwerte aufwiesen als diejeni-gen, denen weiterhin Ciclosporin verab-reicht wurde. Verbesserte Lipidwerte sindpotenzielle Indikatoren einer besseren lang-fristigen Gesundheit des Herzens. Astellas’Prograf ist für die Prophylaxe von Organab-stoßung für Patienten, die eine Leber-, Nie-ren- oder Herztransplantation erhalten,indiziert und das Vorbild für immunsup-pressive Schemata. Neoral wird von Novar-tis vertrieben. www.astellas.de

>>Sargramostim überzeugt nicht restlos

Schering hat in Phase II (die n.o.v.e.l. 2-Studie) die primären und sekundären End-punkte erreicht: Sargramostim – die künst-liche Form eines natürlich vorkommendenWachstumsfaktors – erzielt gegenüber Pla-cebo eine signifikant höhere Wirksamkeitzur Induktion einer kortikosteroidfreien kli-nischen Remission bei steroidabhängigenPatienten mit Morbus Crohn, einer chroni-schen gastrointestinalen Entzündung.Allerdings: Eine Phase-III-Studie (n.o.v.e.l.4) kann diese Überlegenheit nach 8Wochen im Vergleich zu Placebo nichtbestätigen. www.schering.de

>>US-Zulassung für

Mercks Candurin-Pigmente

Merck KGaA erhielt die Zulassung der FDAfür die Verwendung von Candurin-Pigmen-ten in oralen Präparaten. Der Perlglanzef-fekt der Candurin-Pigmente verleiht Kap-seln und Tabletten ein innovatives opti-sches Aussehen, das vielfältig in der Phar-maindustrie genutzt werden kann: Einnah-mefehler und Medikamentenverwechslun-gen können dadurch verringert werden, dieFälschungssicherheit wird erhöht undgleichzeitig die Wiedererkennung beimAnwender sowie die Markendifferenzierungverstärkt. Alle Pigmente von Silberweiß- bishin zu Goldglanzeffekten bestehen aus demnatürlichen Mineral Glimmer, beschichtetmit einer dünnen Schicht Titandioxidund/oder Eisenoxid, welche als Farbstoffefür Pharmazeutika zugelassen sind.

www.merck.de

Page 55: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,

Anton Paar® GmbH

Tel: +43 (0)316 257-180

Fax: +43 (0)316 257-257

E-mail: [email protected]

Web: www.anton-paar.com

::: Unique Density & Concentration Meters

Anton Paar produziert das meistverkaufte Dichte- und Konzentrationsmessgerät DMA 4500.

� Bis zu 30 Messungen in der Stunde

� Höchste Genauigkeit ±0,00005 g/cm3

� Stabile Software mit Helpfunktionen

� Dichtemessung kombinierbar mit Bestimmung des Brechungsindex

� Automatische Befülleinheiten und Probenwechsler

� In jeder Hinsicht überzeugend

Page 56: CHEMIEREPORT DAS BRANCHENMAGAZIN · 2019. 4. 23. · von Schering, das ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Bayer Schering Pharma AG sein wird. Siemens kommt damit dem Ziel,