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DER FEHLSCHLUSS DER STANDARDISIERUNG ODER DAS VERSUCHSTIER ALS STÖRVARIABLE Prof. Hanno Würbel (Professur für Tierschutz, VPH Institut, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern) Montag, 26. September 2011, 18.00–19.30 Uhr Collegium Helveticum, Schmelzbergstrasse 25, 8006 Zürich LABORATORIUM FÜR TRANSDISZIPLINARITÄT COLLEGIUM HELVETICUM uzh eth zürich

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Der Fehlschluss der Standardisierung oder das Versuchstier als StörvariableMontag, 26. September 2011, 18.00–19.30 Uhr Collegium Helveticum, Schmelzbergstrasse 25, 8006 Zürich

Referat von Prof. Hanno Würbel (Professur für Tierschutz, VPH Institut, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern)

Da der grösste Teil aller Versuchstiere in wenig belastenden Versuchen eingesetzt wird, spielen die Haltungsbedingungen für das Wohlergehen dieser Tiere die zentrale Rolle. Zahlreiche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die herkömmliche Haltung von Labornagern (die über 80 Prozent aller Versuchstiere ausmachen) nicht tiergerecht ist. Durch Anreicherung der Käfige mit artspezifischen Reizen und Ressourcen (environmental enrichment) kann das Wohlergehen der Tiere erheblich ver-bessert werden. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten allerdings, dass eine komplexere Umwelt die individuellen Unterschiede zwischen den Versuchstieren erhöht und damit die Präzision und Reproduzierbarkeit der Tierversuche vermindert. Entgegen diesen Befürchtungen konnte die Arbeitsgruppe um Hanno Würbel nicht nur zeigen, dass sich das Wohlergehen von Mäusen durch enrichment verbessern lässt, ohne die Präzision und Reproduzierbarkeit von Tierversuchen zu gefährden. Ebenso konnte gezeigt werden, dass diese Befürchtungen einem falsch verstandenen Konzept der Standardisierung entstammen. Dieses Konzept beruht auf der korrekten Beobachtung, dass Versuchsergebnisse je nach Haltungsbedingungen der Tiere unterschiedlich ausfallen können, und dem irrigen Glauben, solche Variation lasse sich durch Standardisierung wegzaubern. Dieser «Fehlschluss der Standardisierung» hat zunehmend dazu geführt, dass das Versuchstier mit seiner ihm eigenen Plastizität als Störvariable aufgefasst wird. Tatsächlich konnte die Arbeitsgruppe von Hanno Würbel zeigen, dass Standardisierung die Reproduzierbarkeit der Versuchsergebnisse beeinträchtigt und das Risiko falsch positiver Ergebnisse erhöht, während systematische Heterogenisierung der Versuchsbedingungen die Reproduzierbarkeit und Aussagekraft verbessert. Enrichment und Heterogenisierung sind damit zwei vielversprechende Strategien, um das Wohlergehen der Versuchstiere und die Aussagekraft von Tierversuchen zu verbessern.

Das Referat von Prof. Hanno Würbel nimmt Bezug auf das am Collegium Helveticum angesiedelte Fellow-Projekt «Reproduzierbarkeit von Tierversuchen».

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