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couleur zeitschrift des mittelschüler-kartell-verbandes Preis: 2,- >> politisch unabhängiges jugend- und mitgliedermagazin 02 | 14 Ja zum Leben! Aber: Aktive Sterbehilfe für alle? Ja zum Leben! Aber: Aktive Sterbehilfe für alle? P.b.b. GZ 02Z031286S Verlagspostamt 1070 Wien DVR: 0014958 > Gut gegen Böse: Showdown bei der Europawahl > Sonne & Musik: Die Festivalhighlights des Sommers 2014

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Das aktuelle Couleur - die Mitglieder und Jugendzeitschrift des MKV - befasst sich unter anderem mit aktiver Sterbehilfe, den Europawahlen und den Musik- und Festivalhighlights des Sommers 2014.Außerdem: 7 Schritte zur Wiederentdeckung der Kreativität, Gedanken zu Trans-Gender und dem Hypo-Debakel.

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couleurzeitschrift des mittelschüler-kartell-verbandes

Preis: 2,- >> politisch unabhängiges jugend- und mitgliedermagazin 02 | 14

Ja zum Leben! Aber: Aktive Sterbehilfe für alle?

Ja zum Leben! Aber: Aktive Sterbehilfe für alle?

P.b.b. GZ 02Z031286S Verlagspostamt 1070 Wien DVR: 0014958

> Gut gegen Böse:

Showdown bei der Europawahl

> Sonne & Musik:

Die Festivalhighlights des Sommers 2014

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Impressum

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Auflage: 25.000 ExemplareVerkaufspreis: € 2,-, Jahresabo: € 4,80 (exkl. Porto)

Verkaufsstellen: MKV-Kanzlei, Adresse s.o.; WStV-Kanzlei, Wien 8. Laudongasse 16;Kamper Annemarie, Bruck/Mur, Herzog-Ernst-Gasse 23;Denkmayr Thomas, Hartberg, Herrengasse 22; Wacker Norbert, Hall/Tirol, Oberer Stadtplatz 9; Wacker Martin, Innsbruck, Museumstraße 38; Sezemsky Josef, Innsbruck, Bruneckstraße 162

Blattlinie: Das „couleur“ ist die österreichweite Verbandszeitung des Mittelschüler-Kartell-Verbandesund als solche politisch unabhängig. Ziel ist die Information aller Mitglieder und Interessenten im Rahmen eines kritischen, auf den Grundsätzen desMKV bauenden Jugend- und Mitgliedermagazins.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht derMeinung des Herausgebers entsprechen.

RAA GR Mag. Gottfried Forsthuberv/o Michelangelo (BDB)Chefredakteur Thema

PolitikVerbandAd Fundum

Wie schnell die Zeit vergeht. In wenigenTagen findet die Europawahl statt, ein Zeichen, dass fünf Jahre ganz schnell vergehen können. In den letzten Jahren hatEuropa stärker zueinandergefunden. End-lich wurde der (offizielle) Bankensektorstärker reguliert, um damit zu vermeiden,dass der Steuerzahler bei Pleiten zumHandkuss kommt. Natürlich ist noch einiges zu tun. Was ist mit dem Schatten-bankenwesen? Warum darf man noch immer auf steigende oder fallende Roh-stoffpreise wetten, und damit die Lebens-mittelversorgung von Menschen in derDritten Welt gefährden? Warum werden die polnischen Erdäpfel – stark subven -tioniert – nach Sizilien geschleppt, um sie dort zu waschen, diese danach nachDeutschland gebracht, wo sie schließlichzu Püree verarbeitet werden?

Was ist schließlich mit dem – geheim verhandelten – transatlantischen Freihan-delsabkommen mit den USA? Einfuhr -zölle gibt es nur mehr in wenigen Be -reichen, die Bezeichnung „Freihandels -abkommen“ ist daher ein fescher PR-Gag(es geht dabei im Wesentlichen im „an -gleichen“ = absenken von Verbraucher -standards). Oder was wird gegen die ex -plodierende Jugendarbeitslosigkeit getan?Uns droht eine „lost Generation“, die ohneArbeit die (staatlichen) Schuldenberger derVorgenerationen abtragen muss. Brand -gefährliche Dinge, die auf uns zukommen.

Ich meine: In derart gravierenden An -ge legenheiten brauchen wir eine Vertre-tung im Europaparlament, die es „drauf“hat. Jemanden, der sich auskennt, Kon-takte und Kompetenzen aufweist; und vor allem seine (couleurstudentischen)Wurzeln nie vergessen hat. Ich glaube Ihrwisst wen ich meine.

Der Idiotenplural

S. Einfach nur ein „s“ anhängen. Schon ist er fertig, der Plural. Geh‘ bring mir ein

Und am Schluss: Der goldene Schuss? . . . . . . . . . 4Recht auf aktive Sterbehilfe?

„Fakten helfen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Für mehr Transparenz bei Schwangerschaftsabbrüchen

Zu positiv? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Wie der ORF kreuz & quer manipuliert

Jud, Christ und der Moslem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Islam und Judenfeindlichkeit: Neue Berlin-Studie

Trojanisches Pferd Gender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Welches Geschlecht soll's denn sein?

Dem Leben eine Chance geben! . . . . . . . . . . . . . . 12Sieben Wegweiser zur Wiederentdeckung der Kreativität

„Mut zu gemeinsamen Reformen.“ . . . . . . . . . . . . 14Interview mit Kbr. Othmar Karas

Vor.gedacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Kolumne des Kartellvorsitzenden

Gruppenspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Robinson Crusoe

Not another Abnehmprogramm! . . . . . . . . . . . . . . . 20Beweg’ dich endlich

Heute Österreich, morgen Europa! . . . . . . . . . . . . 22Schülerunion bewegt den Kontinent

Aus dem Wörterbuch der Manager . . . . . . . . . . . . 23Von A wie arrogant bis Z wie zynisch

Die Hypo Alpe Adria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Ein Leserbrief

Tanzen bis zum Sonnenaufgang . . . . . . . . . . . . . . . 27Die Musik-Highlights des Sommers

Politische Gesinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Ein „Gedicht“ zum Nachdenken

Herausgeber: Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen farbentragenden Studenten-korporationen Österreichs (MKV), Laudongasse 16/Stiege 3/1. Stock, 1080 WienTelefon: +43/1/5237434, Fax: +43/1/5237434-9E-Mail: [email protected], Internet: www.mkv.atZVR-Zahl: 646503058, ZVR-Zahl AHB: 750161558

Geschäftsführer: StS a.D. Mag. Helmut Kukacka (TGW)Vorstand: StS a.D. Mag. Helmut Kukacka (TGW), KR Herwig Hadwiger (NMG), Peter Stellnberger (STB), Dr. Gregor Jansen (SOP)

Chefredaktion: RAA GR Mag. Gottfried Forsthuber (BDB)Telefon: +43/699/13300140, E-Mail: [email protected]

Redaktion Couleur-Intern: Martin Meixner (BDB)[email protected]

Fotos: MKV, Europäische Kommission (EK), flickr.com, zur Verfügung gestellt

Konzeption, Produktion und Anzeigenverwaltung: Druckservice Muttenthaler GmbH, Ybbser Straße 14, 3252 Petzenkirchen, Tel. 07416/504-0*, [email protected]

paar Biers. Pass auf die Herds auf (gemeintsind Herdplatten)! Diese einfache, aber effektive Maßnahme, wird in intellek -tuellen Germanistenkreisen treffend als„Idiotenplural“ bezeichnet.

Ähnlich idiotisch ist für mich das Binnen-I.Sobald ich es sehe, muss ich an Frauen mit unrasierten Achselhaaren denken, dieihre BHs verbrennen. Es erschwert das Lesen, verschandelt die Sprache und istAusdruck der linken Überheblichkeit allesbesser zu wissen.

Nun verhält es sich aber auch so, dass dieSprache Auswirkungen auf unser denken,unsere Vorstellungskraft hat. Es ist un -möglich nicht an einen rosa Elefanten zudenken, wenn man von ihm liest. In einerZeit, in denen Frauen den Männern umnichts nachstehen (außer manches Mal inder Bezahlung), ist es notwendig auchsprachliche Gleichberechtigung zu schaf-fen. Nur wie?

Wir von der Couleur-Redaktion werden einen Versuch starten: Ab sofort wird in Artikeln wechselnd die männliche und die weibliche Form gebraucht. Wir freuenuns über Rückmeldungen!

Freude schöner Götterfunken!

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Die Entscheidung des Belgischen Parla-ments am 13. Februar 2014, die Sterbe hilfeauf Minderjährige auszudehnen, hat das Thema auch in Österreich wieder kurz indie öffentliche Wahrnehmung gerückt. Ohne Anspruch, alle moralisch relevantenFacetten auch nur annähernd auszuleuch-ten, soll auf einige typische Argumente Bezug genommen werden, welche oft einegewisse Plausibilität suggerieren, die ausmedizinethischer Sicht jedoch keineswegsgegeben ist und eher für Verwirrung sorgenkann.

Zunächst werden Sterbehilfe-Diskussio-nen meist mit dem Argument des sich in„unbeherrschbarem Schmerz windendenPatienten“ eröffnet, damit anschließend die intuitive Logik eines humanen „Not-ausgangs“ aufgezeigt werden kann. Diesist jedoch etwa aus Sicht der in derSchmerzversorgung tätigen Palliativme di-ziner nicht nachzuvollziehen! Denn einesuffiziente Schmerztherapie ist in nahezuallen, auch schweren Erkrankungszustän-den zu erreichen. Sogar ultimative Mög-lichkeiten wie narkoseähnliche Zuständebei einem ausgeschöpften konventionellenRepertoire erlauben es Erfahrenen, selbstin ausweglos erscheinenden Situationen zuhelfen.

Vor lauter Spaß den Tod vergessen

Freilich kann nicht verschwiegen werden,dass das – vom Schmerz häufig unab-hängige – „Leiden am zu Ende gehenden Leben“ ein konstitutives Element des fra-gilen menschlichen Lebens darstellt, einGedanke, der in einer vorwiegend auf Erlebnis und Spaß ausgerichteten Gesell-schaft fast gänzlich ausgeblendet bleibt.Sich diesen Gedanken, die jeden Menscheneinmal betreffen, nicht stellen zu müssenund etwa durch aktive Sterbehilfe dem Tod „zuvor zu kommen“, bzw. es als „würdelos“ zu qualifizieren, den Augen-blick des Todes nicht selbst steuern zu dürfen, übersieht diese grundlegenden Dimensionen menschlichen Lebens!

In weiterer Folge wird gewöhnlich mit der „Selbstbestimmung des Menschen“ ar-gumentiert. Die Autonomie als Wertmaß-stab der individuellen Lebensgestaltung istfür die Medizinethik selbstverständlichvon herausragender Bedeutung. Sie wird indiesem Zusammenhang jedoch als Argu-ment für ein „Recht auf einen selbst -bestimmten Tod“ – vom Suizid über die

Beihilfe dazu bis zur aktiven direkten Sterbehilfe – angeführt. Abgesehen davon,dass ein diesbezügliches „Recht“ insbe-sondere seit dem berühmten Richterspruch„Diane Pretty gegen Großbritannien“(2004) von nationalen und internationalenHöchstgerichten bestritten wurde, mussdies auch anhand des Grundverständnissesvon Selbstbestimmung gesehen werden.

Die Autonomie als Schutzrecht

Dieses lässt sich im europäischen Raumweitgehend auf die Überlegungen Kantszurückführen, welcher die Autonomie alsSchutzrecht konzipiert, das in Österreichsogar mit Hilfe des Strafrechtes (§110StGB, eigenmächtige Heilbehandlung)garantiert wird. Deshalb kann zwar je-dem Behandlungsangebot in realistischer Folgeneinschätzung die Zustimmung ver-weigert werden. Ein „Wunschrecht“ –noch dazu nach Sterbehilfe! – lässt sichdaraus keineswegs ableiten.

Allerdings muss auch die Autonomie selbstdetailliert betrachtet werden, weil eine darauf fußende Handlung ebenfalls vonGrundbedingungen abhängig ist, die imkonkreten Fall erst ausgelotet werden müssen. Beispielsweise wirft die Bedin-gung der Entscheidungsfreiheit aus ethi-scher Sicht die zentrale Frage auf, inwie-weit diese unter starken psychischen Be -lastungen (Depression!) tatsächlich eineautonome Willensbildung garantiert. Dieswurde bereits beim belgischen Gesetz -werdungsprozess thematisiert, der – imGegensatz zum ersten niederländischenGesetz – von Beginn an die psychischenErkrankungen explizit einbezog.

Wer ist wichtiger? Die Angehörige oder der Kranke?

Weiters müsste die notwendigerweise„über einen längeren Zeitraum stabile freieWillensbildung“ in Kenntnis der Zahlen injenen Ländern, in denen die Tötung aufVerlangen straffrei gestellt wurde, betrach-tet werden. Wenn selbst regierungsnahe Erhebungen zeigen, dass die Zahl der aktiven direkten Sterbehilfe-Fälle beson-ders bei Personen zunimmt, deren Willemangels Kommunikationsfähigkeit kaumeingeschätzt werden kann, verdeutlichtdies die Gültigkeit der „Schiefe-Ebene-Argumente“, die von den Befürworternmeist negiert werden: Eine tendenziell unaufhaltsame Ausdehnung in Richtungvon Tötungshandlungen, die schließlichnur mehr nach einer bloßen Lebens -qua litätseinschätzung durch Dritte oder – nachweisbar – zur Minderung der Be -lastung von Angehörigen erfolgen!

Ein qualitativ neuer Tiefpunkt ist ange-sichts der eben in Belgien erlaubten Sterbehilfe bei Minderjährigen erreicht.Hier steht die grundsätzliche Fragwürdig-keit einer ausreichend freien Willens -bildung und Folgenabschätzung bei jün -geren Kindern im Raum, die zudem auchder Suggestion der Umgebung besondersausgesetzt sind!

Und am Schluss: Der Gibt es ein Recht sein eigenes Leben mit aktiver Sterbehilfe zu beenden?Dr. Michael Peintinger geht der Sache auf den Grund.

„Besonders häufig

lassen sich Menschenumbringen, die nurmehr eingeschränkt

kommunizieren können. Woran liegt

das wohl?

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Freie Selbstbestimmung fragwürdig

Die freie Selbstbestimmung wird weitersfragwürdig, wenn der Stellenwert ganzerBevölkerungsgruppen – oft aus ökonomi-schen Gründen – bedenklich niedrig ein-geschätzt wird, wie dies bei alten und hoch-betagten Menschen, bei Menschen mitkognitiven Defiziten oder bei sozialenRandgruppen zu beobachten ist. Sinkt deshalb das Selbstwertgefühl dieser Menschen und steigt die Vermutung einereigenen „Nutzlosigkeit“, kann allzu leichtder Tod als Ausweg aus einem Leben erscheinen, in welchem die Würde desMenschen nicht mehr gesichert erscheint!Eine „notgedrungene Sterbewilligkeit“kann dann umso „logischer“ angesehenwerden, als bestimmte Krankheiten – später wohl auch wieder Behinderungen! –gesellschaftlich zuerst als „unzumutbar“und dann als „unannehmbar“ angesehenwerden!Die Sorge um die Gewährleistung einerbestmöglichen Lebensqualität beim un -vermeidbaren aber gelungenen Lebens -ende kann zusätzlich zur Palliativmedizindurch die Absicherung der Selbstbe -stimmung in Patientenverfügungen undVorsorgevollmacht erfolgen – eine Ent -wicklung die von der Medizinethik aus-drücklich begrüßt wurde.

Es ist demgemäß ein Anliegen, dass dieseInstrumente in der Gesellschaft ernst ge-nommen und verstärkt beworben werdensollen. Die Behandlung der Thematik sollte dabei auch nicht vor den jungenMenschen (8. Schulstufe AHS) haltma-chen, wie dies aufgrund der Ablehnung vonProjekten des „Forum Medizin Ethik“durch das BM für Bildung geschehen ist!

Sterbehilfe kein ärztliches Handeln

Nicht übersehen werden darf schließlich,dass aktive Sterbehilfe medizinethisch gesehen kein ärztliches Handeln sein kann, da jede therapeutische Intention aufdas Erleben der Verbesserung eines be -lastenden Zustandes abzielt, das durch eine aktive Lebensbeendigung unmöglichwird!

Angesichts dieser medizinethischen Er -wägungen müssen zwei Anmutungen andie Verantwortlichen in Gesellschaft undPolitik formuliert werden. 1. Die schmerz- und palliativmedizinischeVersorgung sollte auf Basis der bereits erarbeiteten Konzepte ehestens verbessertund auch die entsprechende Aus- und Fort-bildung gefördert werden.2. Alle Anstrengungen sollten unterstütztwerden, welche den Wissensstand über

die Patientenverfügung und Vorsorgevoll-macht verbessern, wobei auch die Bil-dungsinstitutionen mit fächerübergreifen-den Projekten in die Pflicht genommenwerden müssen.

Zweifellos wird dadurch die Diskussionum aktive Sterbehilfe nicht gänzlich ver-stummen. Gelingt es jedoch, durch die genannten Maßnahmen eine qualitativeUnterstützung für ein zu Ende gehendesLeben zu garantieren, wird dies dem Einzelnen und der Gesellschaft ange -messener helfen können, als dies alle Vorstöße zur vorgezogenen Lebensbeen -digung – einschließlich neuer gesetzlicherNormsetzungen – zu leisten vermögen!

goldene Schuss?

der autorDr. med. Michael Peintinger ist Univ. Lektorfür Medizinethik an der Medizinischen Uni-versität Wien, WU Wien, PMU Salzburg, Donau-Universität, KLPU, FH Wien und FHKrems, Oberarzt für Anästhesie und Patienten-ombudsmann am Krankenhaus „GöttlicherHeiland”, Mitglied der Akademie für Ethik in der Medizin, Göttingen.

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Fast jede Woche rufen Menschen bei Aktion Leben an und fragen, wie viele Abbrüche es in Österreich gibt. UnsereAntwort ruft regelmäßig Staunen hervor.Sie lautet: Es gibt keine verlässlichen Zahlen. In unserem Land wird weder eineAbbruch-Statistik geführt, noch werdendie Motive erforscht, die zu Schwanger-schaftsabbrüchen führen.Je länger wir uns mit dem Thema beschäf-tigen, desto unhaltbarer finden wir diese Situation: Wir zählen doch alles, von den

Bienenvölkern bis zu den Sonnentagen.Reichen uns in einem so wichtigen Le-bensbereich Schätzungen, die sich nochdazu aus der Veröffentlichung einzelner Institute ableiten, also potenziell interes-sensgeleitet sind? Rotraud A. Perner hat offenbar recht, wenn sie meinte, die „dunkle Seite der Sexualität“, zu der sie die Abtreibung zählt, werde gern verdrängtund verleugnet.

Nicht-Wissen-Wollen?

Dieses Nicht-Wissen-Wollen, das Öster-reich im Besonderen auszeichnet, hilft sicherlich nicht weiter. Die Daten- undFaktenlage zum Thema Abtreibungen aufinternational übliches Niveau zu bringen,halten wir für unabdingbar. Mit der Bür-gerinitiative „Fakten helfen“ machen wirkonkrete Vorschläge, wie es gehen kann.Unser Ziel ist, eine bundesweite anony -misierte Statistik über Schwangerschafts-abbrüche und deren jährliche Veröffentli-chung zu erreichen wie auch die regel -mäßige wissenschaftliche und anonymeErforschung der Gründe für Schwanger-schaftsabbrüche.Alles deutet darauf hin, dass Schwanger-schaftsabbrüche sehr häufig sind. Wahr-scheinlich kennt jede und jeder im per -sönlichen Umfeld eine betroffene Familie.Es ist also kein Randthema. Versteht man

Schwangerschaftsabbrüche als Notwehr-maßnahme, wie wir das aus unserer Er -fahrung in der Schwangerenberatung tun,muss man tätig werden. Sehen wir weg, bedeutet das nichts anderes als ein Desin-teresse an der Konflikt- und Notsituationvon Frauen. Es geht schließlich auch umdie Kinder: Was können wir tun, um mehrFrauen und Paare zu einem Ja zum Kind zu ermutigen?

Zurück zur Sachlichkeit!

Um unseren Forderungen Nachdruck zuverleihen, hoffen wir auf Wäschekörbe voll Unterschriftenbögen. Wir wollen imParlament mit der Botschaft antreten: Dieses Thema ist nicht nur uns ein An -liegen, sondern vielen Menschen. Es ist eine wichtige Frage für die ganze Ge -sellschaft. Es geht darum, ob es uns ge-lingt, ideologische Barrieren zu überwin-den und zu mehr Sachlichkeit zu finden. Eine Datenerhebung, wie von „Fakten helfen“ gefordert, wäre der Anfang einersachgerechten und zeitgemäßen Beschäfti-gung mit dem Thema Schwangerschafts-abbruch.

Mehr dazu lesen Sie auf der Kampagnen-Homepage fakten-helfen.at. Dort gibt esauch Unterschriftenbögen zum Herunter -laden.

Für mehr Transparenzbei Schwangerschafts-abbrüchen. Aktion Le-ben erarbeitete konkre-te Vorschläge

„Fakten helfen!“

die autorinMag. Helene Göschka ist Pressesprecherin der „AktionLeben Österreich“.Infos: fakten-helfen.at

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Für die ORF-Sendung „Kreuz und Quer“wurde die Firma „Tausend Rosen“ beauf-tragt, über den Familienfragebogen des Vatikans eine Sendung zu gestalten. Someldete sich ein Herr Tschannett bei mirund fragte, ob ich ihn für die Reportage mit Familien aus unterschiedlichen Situa-tionen (Patchworkfamilie, Alleinerzieher, traditionell katholische Familie und eineFrau, deren Ehe kirchlich annulliert wurde) zusammenbringen könnte.

Suche nach Kritikern

Da es in unserer Pfarre Maria Enzersdorfsehr viele Familien gibt, die die heiligenMessen mitfeiern, war dies kein Problem.Nach den Gesprächen mit den Familienmeldete sich Herr Tschannett bei mir und meinte: Für die Sendung brauchen wirunbedingt noch jemanden, der auf die Kirche hinhaut, der total kritisch ist unddies auch in seinem Statement zum Aus-druck bringt. Da ich Familien nicht be -einflussen kann und will, meinte ich nur:Ich habe Sie mit Familien aus vier ganzunterschiedlichen Situationen zusammen-gebracht, aber ich kann diesen Familiennicht vorschreiben, was sie sagen.

Von Religionsabteilung untersagt

Vergangenen Donnerstag gab es dann noch eine Begehung, weil geplant war,während der Familienmesse zu filmen.Auch hier ist mir aufgefallen, dass meineAntworten im Vorgespräch (es kommenviele Familien mit Kindern, es geht leben-dig zu, ich predige mit den Kindern vordem Volks altar, es gibt drei Taufen wäh-rend der Familienmesse) Herrn Tschannettund dem Regisseur nicht sehr gefielen. AmSamstag, wenige Stunden vor der Fami-lienmesse, kam dann ein Anruf mit demHinweis: Das Projekt wurde von der Re -ligionsabteilung des ORF untersagt, weildie Reportage zu positiv ausfallen wird.

Realität für Kritiker zu positiv

Wohl bemerkt wurden mit allen Familienbereits fixe Drehtermine ausgemacht und

für die Familienmesse auch bereits die Einverständniserklärungen für das Filmeneingeholt. Es ist schon seltsam, dass einFilmbeitrag für „Kreuz und Quer“ daranscheitert, dass die Realität nicht in die vorgefertigte Meinung des ORF bzw. derKirchenkritiker passt.

Wie der ORF kreuz & quer manipuliert

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der autorP. Mag. Thomas Lackner, ist seit 16 JahrenPfarrer in Maria Enzersdorf. Sein Weblog:klosterkatze.at

Zu positiv?

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Eine empirische Studie des Wissenschafts-zentrums Berlin stellte vor kurzem fest, dass55 Prozent der österreichischen Mus limefundamentalistisch eingestellt sind. Bei diesen Menschen handelt es sich jedochnicht um besonders fromme Quietisten, sondern um handfeste Judenfeinde: So sind79 Prozent der Muslime der Meinung, dassman Juden nicht trauen kann, und 69 Pro-zent lehnen Homosexuelle ab. Im Vergleichdazu sind neun Prozent der Christen Antise-miten, und 13 Prozent sprechen sich gegenHomosexuelle aus (wzb.eu).Diese Untersuchung wurde in sechs euro-päischen Ländern durchgeführt (Deutsch-land, Frankreich, den Niederlanden, Bel-gien, Österreich, Schweden) und stellt erst-mals eine solide wissenschaftliche Basis zur Beantwortung der Frage des religiösenFundamentalismus und der Fremdenfeind-lichkeit bei Christen und Muslimen in Europa dar.

Scharia vs StGB

Die negativen Einstellungen gehen Hand in Hand mit anderen fundamentalistischenDogmen: 73 Prozent der Muslime stellendie göttlichen Gesetze über die staatlichen,und 60 Prozent fordern eine Rückkehr zuden Wurzeln des Islam. Bei den befragtenChristen sind es 13 Prozent, die die Regelnder Religion über die staatliche Souveräni-tät stellen, immerhin 20 Prozent votierenebenfalls für eine Rückbesinnung auf ihreReligion.Die Umfragewerte für Österreich sind des-halb hochinteressant, weil sie einem Mythosder Integrationsforschung widersprechen:Religiöser Fundamentalismus sei die Reak-tion auf Nicht-Anerkennung und Ausgren-zung. Obwohl der Islam – im Gegensatz zuDeutschland – in Österreich als Körper-schaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist, sind „nur“ 30 Prozent der Muslime inDeutschland Fundamentalisten; europaweitliegt ihre Zahl bei 44 Prozent. Mit diesen negativen Einstellungen gegenüber ihrernicht muslimischen Umwelt verbindet sichbei Muslimen ein Opfermythos: 45 Prozent

sind überzeugt, dass der Westen den Islamzerstören möchte. Nur 23 Prozent der euro-päischen Christen sehen im Islam eine ent-sprechende Gefahr. Diese Zahlen belegen,dass der islamische Fundamentalismus mit-nichten ein Randphänomen in den europäi-schen Gesellschaften ist. Bei den jüngerenGenerationen sind diese fundamentalisti-schen Einstellungen nicht geringer, sondernübertreffen die ihrer Eltern und Großeltern.

Eine Studie des Kriminologischen For-schungsinstituts Niedersachsen untersuchtebei einer Befragung von 44.000 Schülernmit Migrationshintergrund in den Jahren2007/2008 die Zusammenhänge von Re -ligion, Integration und Kriminalität. Im Vergleich mit anderen Religionsgemein-schaften schneiden die Muslime hinsicht-lich der sprachlichen, schulischen, sozialen Integration und hinsichtlich der Identifizie-rung mit Deutschland wesentlich schlechterab als andere ethnische und religiöse Min-derheiten.

Je jünger, umso fundamentalistischer

Interessant ist auch der Vergleich von christ-lichen und muslimischen Jugendlichen ausdem früheren Jugoslawien: Die christlichenSchülerinnen sind doppelt so gut integriertwie die muslimischen Schülerinnen. Ins -besondere bei der Einstellung gegenüberGewalt gibt es einen signifikanten Unter-schied: Je christlicher ein Schüler ist, umsoniedriger ist seine Gewaltbereitschaft. Beimuslimischen Schülern gilt umgekehrt: Je stärker die religiöse Bindung ist, desto niedriger ist der Grad der Integration und esto höher die Gewaltbereitschaft.Die Dämonisierung anderer Religionen istein integraler Bestandteil des Islam, die sichim Koran und in der gesamten religiösenTradition findet. Insbesondere zeigt sich unverhohlen ein extremer Antijudaismus.Der Koran ist durchsetzt von judenfeind-lichen Stereotypen: Die Juden haben ver-härtete und beschnittene Herzen, sie habenGottes Bund gebrochen, die Propheten getötet, sie lügen und haben Gottes Wort

verfälscht, sie sind vertragsbrüchig, neh-men Wucher, rauben Geld, und sie glaubennicht an das Jenseits. Im Koran gibt es nur negative Charakterisierungen der Jü-dinnen, er porträtiert sie nicht nur als Kriegs-treiber, die für jegliche Missetaten auf Erden verantwortlich sind, sondern ver-flucht sie als „Affen und Schweine“ undweist ihnen somit den niedrigsten Rang zu: „Und gewiss habt ihr diejenigen unter euch gekannt, die das Sabbath-Gebotbrachen. Da sprachen wir zu ihnen: ,Werdet ausgestoßene Affen!‘“ (Sure 2:65)

Zum Tier degradiert

Weil die Juden Allah nicht anerkannt haben,wurden sie entmenschlicht und gleichsamzu Tieren degradiert: „Es sind jene, die Allah verflucht hat und denen Er zürnt und aus denen Er Affen, Schweine und Götzendiener gemacht hat.“ (Sure 5:60)Dieses Motiv findet sich immer wieder:„Und als sie trotzig bei dem verharrten, wasihnen verboten worden war, da sprachenWir zu ihnen: ,Werdet denn verächtliche Affen!‘“ (Sure 7:166)Die Endzeitprophetie des Islam kennt na-türlich die Vernichtung der Juden; der ent-sprechende Hadith, das heißt eine verbind-liche religiöse Überlieferung, lautet: „In derletzten Stunde werden Muslime gegen Juden kämpfen. Da die Juden ein Bestand-teil der Armee des Dajjal (Satan) sind undMuslime die Soldaten des Propheten Jesus,werden sie gegeneinander kämpfen, und dieMuslime werden siegreich sein, bis selbstein Stein oder ein Baum sagen wird: Kommher, Muslim, hinter mir versteckt sich ein Jude, töte ihn.“

Ungläubige Christen

In der Auseinandersetzung des Islam mitdem Christentum stehen vor allem die Trinitätslehre und die Göttlichkeit Jesu im Mittelpunkt. Diese zentralen theologi-schen Positionen des Christentums werdenals Verfälschungen der ursprünglichen Offenbarung zurückgewiesen. Der Islam

Jud, Christ und derIslam und Judenfeindlichkeit: Was wir aus einer empirischen Berliner Fun -damentalismus-Studie für Österreich und für die Zukunft lernen können.

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ist gegenüber dem Christentum nicht viel weniger intolerant als gegenüber dem Ju-dentum. Auch den Christen drohen – wie allen Ungläubigen – die schlimmsten Strafen: Vernichtung durch Feuer, sieden-des Wasser, Verbrennen. Nur die Konver-sion kann die verlorenen Seelen retten.

Im Verhältnis zwischen Muslimen und Ungläubigen ist der Dschihad, die friedlichewie auch gewaltsame Eroberung der nichtmuslimischen Welt, das zentrale Problem,das mit dem Zusammenbruch der tradi -tionellen Ordnungen im Islam nicht ver-schwunden ist. In der Moderne durchläuftder Islam keine dem Christentum oder demJudentum vergleichbare Modernisierung – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Islamische Bewegungen, die den Islam mitder Moderne versöhnen wollten, konntensich nicht durchsetzen. Die gescheiterteModernisierung der meisten islamischenGesellschaften und Staaten im späten 19.und im 20. Jahrhundert erzeugte jedoch eine partielle Radikalisierung religiöserKräfte. Die radikalen Avantgarden forder-ten die Rückkehr zum wahren Islam undformten einen modernen totalitären Islam.

Muslimischer Kampf gegen die Moderne

Sie konnten sich immer mehr Gehör ver-schaffen und zunehmend politischen Ein-fluss nehmen. Sie orientierten sich nichtmehr an überkommenen Konzepten, son-dern sahen im europäischen Totalitarismusbeziehungsweise den politischen Religio-nen organisatorische und politische Vorbil-der: Die säkularen politischen Religionendes 20. Jahrhunderts können als Symptomeeiner tief greifenden kulturellen, gesell-schaftlichen und politischen Krise charakte-risiert werden. Ihre politischen Utopien sindgleichsam als Verweltlichung religiöserEndzeitvorstellungen zu lesen.Anders ausgedrückt: Im Kontext der euro-päischen Totalitarismen wird die transzen-dente Erlösung zum irdischen Heil umge-deutet und als Massenwahn (HermannBroch) exekutiert. In ihrem Kampf gegendie Moderne verbündeten sich die radika-len religiösen Kräfte mit der antimoder-nen totalitären Avantgarde Europas. Diese fundamentalistischen Kräfte schufen eine Symbiose von Totalitarismus und Islam.

Vernichtung des Judentums als Ziel

Der radikale Islamismus sieht in der Ver-nichtung des Judentums seine welthistori-sche Aufgabe – die Erlösung der Mensch-heit. Diese Übereinstimmung zwischen nationalsozialistischen und islamistischenVernichtungsfantasien ist kein Zufall. Ent-sprechende Gemeinsamkeiten mit dem europäischen – insbesondere dem national-sozialistischen – Antisemitismus findensich bei den Muslimbrüdern und derenNachfolgeorganisationen. Die Juden wer-den für die Französische Revolution, für die Oktoberrevolution sowie für den Aus-bruch des Ersten und Zweiten Weltkriegesverantwortlich gemacht. Den Juden wirdunterstellt, dass sie die Weltherrschaft an-strebten, dass die Vereinigten Staaten vonAmerika von jüdischen Interessen gelenktwürden und die Vereinten Nationen nichtsanderes als ein Instrument zur Erlangungder globalen jüdischen Herrschaft seien. Es ist nicht verwunderlich, dass zur Be-gründung dieser Thesen auf die berüch -tigten „Protokolle der Weisen von Zion“verwiesen wird, jene Propagandaschrift, die schon den russischen und den national-sozialistischen Antisemiten als Vorwand für die Unterdrückung beziehungsweiseVernichtung der Juden gedient hatte. Dieserex treme Judenhass findet sich bei allen islamistischen Gruppierungen von der Hamas bis al-Qaida.

Aussichten auf den Bürgerkrieg

Der Dschihad richtet sich zwar gegen alleNichtmuslime, aber die Vernichtung des Judentums – eben nicht nur des jüdischenStaates – ist für die Extremisten wie auch für den orthodoxen Islam die Vorausset-zung für die islamische Welterlösung. Derislamische Antijudaismus ist in Palästinanoch extremer als in Europa: 73 Prozent der dortigen Muslime bejahten in einer Um frage im Jahr 2011 einen Hadith, der die Tötung von Juden von jedem Muslimverlangt.Nicht nur die Umfrageergebnisse der ver-gangenen Jahre widerlegen die Mär vomfriedlichen Islam einerseits und der illegiti-men Instrumentalisierung des Islam durchradikale politische Kräfte andererseits. Eine Unterscheidung zwischen Islam und

Islamismus ergibt keinen Sinn: Der Dschi-had ist für jeden orthodoxen Muslim verbindlich und damit ein integraler Teil des Islam. Hier liegt das eigentliche Ge-waltpotenzial des Islam.

Erschreckende Unterschiede

Fazit: Im Hinblick auf die Judenfeindlich-keit von Muslimen und Nichtmuslimenzeigt sich ein erschreckender Unterschied.Doch die politischen und medialen Elitenstellen sich dem Problem des islamischenAntijudaismus nicht und schweigen oder lügen in hohem Maße bei allen Integra-tionsproblemen. Da man das eigene Ver -sagen nicht eingestehen will, werden Kri -tiker diffamiert und wird ein drohender Populismus an die Wand gemalt. Der Islamexperte Thomas Tartsch stellt zu Recht die Frage: „Wer wagt es noch, die religiösen Grundlagen des sich ausbrei-tenden islamisch-eliminatorischen Juden -hasses zu thematisieren?“Es ist sicherlich kein Zufall, dass die EU-Kommission derzeit einen Gesetzesvor-schlag prüft, der jede Kritik am Islam unterStrafe stellen möchte. Diese Forderung erheben die islamischen Verbände schonseit Jahren, um ihrem Ziel einer Islami -sierung der europäischen Gesellschaften näherzukommen. Mit dieser Politik werdendie etablierten Parteien und die EuropäischeUnion insgesamt sicherlich eines errei-chen: den europäischen Bürgerkrieg. HansMagnus Enzensberger stellte diese hell -sichtige Diagnose schon in den Neunziger-jahren des vergangenen Jahrhunderts in seinem Essay „Aussichten auf den Bürger-krieg“. Sie ist aktueller denn je.

Moslem

der autorDr. phil. Michael Ley (* 1955 in Konstanz) lebtin Wien. Sozialwissenschaftler, Lehrtätigkeit als Dozent. Zahlreiche Publikationen zum Themenkreis Antisemitismus, u. a. „Genozidund Heilserwartung. Zum nationalsozialisti-schen Mord am europäischen Judentum“ (PicusVerlag).

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Der Vorschlag des Normungsinstitutes, dasBinnen-I abzuschaffen, hat die Debatteüber gegenderte Sprache neu entzündet.Ich widerspreche jenen, die meinen, dieseDebatte sei überflüssig, und wir hätten andere Sorgen. Der Widerspruch erfolgtaus zwei Gründen. Erstens ist die Spracheunser wichtigstes Kommunikationsmittel,von ihr hängt wesentlich unser Zusam-menleben ab. Durch Sprache werden nichtnur Informationen, sondern etwa auch Gefühle und Werthaltungen ausgedrückt.In diesem Fall wurde per politischer Verordnung Sprache verändert, damit wir etwas Bestimmtes denken.

Sprache als Machtinstrument

Sprache als Machtinstrument – um was zuerreichen? Damit bin ich beim zweitenGrund meines Widerspruchs: In der offi-ziellen politischen Definition des Gender-Mainstreamings geht es um die Gleich -stellung von Frauen und Männern und eine geschlechtsbezogene Sichtweise, umDiskriminierung zu beseitigen. So ist es im EU-Recht verankert, das auch für Österreich verbindlich ist. Diesem Gedan-ken kann man viel Positives abgewinnen:Chancengleichheit im Beruf, Rücksicht-nahme auf unterschiedliche Bedürfnissevon Mann und Frau, etwa in der Gender-Medizin. Dagegen hat niemand etwas einzuwenden.

Doch diese Interpretation ist fahrlässignaiv. Die Ideologie des Gender-Main -streamings meint keineswegs Geschlech-tergerechtigkeit oder gar den geschlechts-spezifischen Zugang, sondern es geht umdie Auflösung des Geschlechts überhaupt!Dahinter steht die Idee, dass es kein fest-gelegtes Geschlecht gibt, sondern dass dieses beliebig und damit austauschbar und wählbar ist. Geschlecht findet nur noch im Kopf statt, es hat keine natürliche

Grundlage, ist rein „sozial hergestellt“. Daher gibt es eine Vielzahl von „sozialenGeschlechtern“, die das biologische er -setzen. Ziel ist es, „Spielräume für viel -fältige geschlechtliche Existenz- und Lebensweisen zu schaffen“. Entlarvend für die eigentlichen Absichten ist zum Beispiel das „Gender-Manifest“ auf derWebsite www.gender.de/manifest, auf dasetwa auch das offizielle österreichischeSchulportal verweist!

Kein Geschlecht mehr?

Was sehr abstrakt klingt, beginnt sich in der Praxis bereits durchzusetzen: So etwawurde in Deutschland im November desVorjahres ein Gesetz beschlossen, wonachim Geburtenregister kein Geschlecht desKindes mehr eingetragen werden muss. In Italien wird es in der Bürokratie zu -nehmend üblich, dass in Formularen nichtmehr nach Vater und Mutter gefragt wird,sondern nach „Elternteil 1“ und „Eltern-teil 2“. In Schweden beschäftigen vieleVorschulen sogenannte Gender-Pädago-gen, denn die Geschlechterrollen aufzu-brechen ist ein wichtiger Punkt im Lehr-

plan. Seit drei Jahren gibt es dort eine Vorschule namens Egalia, die sich ganzdem Thema „Gender“ verschrieben hat.

Keine Märchenbücher mehr

Bezeichnungen wie „er“ und „sie“ werdenvermieden, dafür wird das Kunstwort„hen“ eingesetzt. Ebenso sollen Rollen -klischees, wie etwa die klassische Familie,aufgelöst werden. In fast allen Büchernkommen homosexuelle Paare, Alleiner -ziehende oder Adoptivkinder vor. Mär-chenbücher gibt es wegen der klassischenGeschlechterrollen nicht. Wenn Sie inÖsterreich die Regale mit Kinderbücherndurchsehen, geht auch hier der Trend indiese Richtung. Und Gender-Mainstrea-ming ist auch hierzulande ein Unterrichts-ziel (siehe oben).

So tragisch die Einzelfälle sind, in denenMenschen im Unsicheren über ihr biolo -gisches Geschlecht sind, so kann es nicht sein, dass dies zur gesellschaftlichenNorm erklärt wird. Die Frage, was die Abschaffung des biologischen Geschlechtsgerade in der heiklen Entwicklungsphasevon Kindern und Jugendlichen bewirkt,können uns sicher Psychologen genau erklären. Doch die wurden nicht gefragt.Die Debatte, ob wir diese mit Steuergeldhoch subventionierte Ideologie als gesell-schaftliches und Bildungsziel anstrebensollen, ist noch mit Denkverbot belegt. Es ist aber höchste Zeit, sie zu führen!

Trojanisches Pferd Gender: WelchesGeschlecht soll’s denn sein?

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die autorinDr. Gudula Walterskirchen ist Historikerinund Publizistin. Sie war bis 2005 Redakteurinder „Presse“, ist seither freie Journalistin undAutorin zahlreicher Bücher mit historischemSchwerpunkt. walterskirchen.cc

„Bezeichnungen

wie „er“ und „sie“ werden vermieden,

dafür wird das Kunstwort „hen“

eingesetzt.“

Beim Gender-Mainstreaming geht es nicht bloß um Sprache und Gleich-stellung. Das eigentliche Ziel ist die Abschaffung des biologischen Ge-schlechts überhaupt.

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Kreativität ist kein Künstlerprivileg. Wiralle brauchen sie. Kreative Augenblickesind entscheidend in allen wichtigen Be-reichen des Lebens wie Partnerbeziehungund Beruf, Familie und Gesellschaft. Unddie neuesten Ergebnisse der Neurobio -logie- und Gehirnforschung ermutigen unszur Annahme, dass in jedem von uns zu-mindest ein Lebens-Künstler steckt. Dennunser komplexes Denk- und Lenkorgan ist weitaus formbarer, kreativer und aus-baufähiger, als man sich das noch bis vorwenigen Jahren vorstellen konnte. Waskönnen wir nun selbst dazu tun, um unserschöpferisches Potential optimal zu nutzen?

1. Die Kindheit in die Tasche stecken.

Als der Intelligenzforscher Howard Gardner sich mit den großen Persön -lichkeiten beschäftigte, die nicht zuletztdurch die Kraft ihrer Kreativität das 20.Jahrhundert geprägt haben, fiel ihm auf,dass viele von ihnen Frühentwickler wa-ren. Schon Anfang zwanzig beherrschtenbeispielsweise Picasso und Einstein ihr jeweiliges Metier wie die in Ehren er -grauten Kapazitäten ihrer Zeit. Gleich -zeitig behielten sie ihre kindhafte Neugierund Unbefangenheit: „Sie alle hatten dieFähigkeit zu staunen – über die gleichen

Dinge, die Kinder zum Staunen bringen“.Die kindliche Fähigkeit, die Welt zu be-staunen und spielerisch zu entdecken, istaber nicht den genialen Sondertalentenvorbehalten, sondern steckt in jedem vonuns. Im Grunde ist es auch der Wesenszug,den Max Reinhardt den Schauspielern attestiert hat: „Sie haben ihre Kindheit indie Tasche gesteckt, um ein Leben langweiter zu spielen“.

2. Den inneren Miesmacher zumSchweigen bringen.

Unsere innere Zensur kann ein nützlichesWarnsignal sein. Viel häufiger aber ist sieein lausiger Spielverderber, der Ideenschon im Keim erstickt und solcherart verhindert, dass sie überhaupt ausreifenoder gar umgesetzt werden können. Die innere Stimme der Selbstkritik und desSelbstzweifels steht in einem offenenPsychokrieg mit dem Geist der Kreativi-tät. Sie sendet unentwegt negative Bot-schaften aus und lässt die, die auf sie hören, zaghaft und kleinmütig werden. Da genügen so spitze Standardsätze wie: „Wenn das so leicht wäre, dann hätten dasandere schon längst vor dir geschafft“.Oder: „ Bleib auf dem Teppich – oder willstdu dich vor aller Welt blamieren?“

Eine besonders destruktive Wirkung kanndie innere Stimme der Kritik dort entfalten,wo sie uns an abschätzige Bemerkungenerinnert, mit denen wir schon in der Kind-heit von Autoritäts- und Bezugspersonenentmutigt worden sind. Z.B.: „Das scheintnun wirklich nicht dein Talent zu sein …“oder „Lass die Finger davon, das liegt dir nicht“. Auf diese Art kann man auch den unternehmungslustigsten Geist dieSchneid abkaufen. Aber: Ohne den Mutzum Scheitern hätte es niemals so etwas ge-ben können wie all das, was wir heute vollStolz „menschlichen Fortschritt“ nennen.

3. Auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen.

Im Brief an die Hebräer sagt Paulus: „Es isteine gewisse Zuversicht an dem, das manhofft und Nicht-Zweifeln an dem, das mannicht sieht“. Wir haben ungeahnte Kräfte inuns. Nur machen wir zu wenig Gebrauchdavon. Am besten hat das der Theater -dichter Jean Améry auf den Punkt ge-bracht. Sogar dieser bekennende Atheisthat dort, wo es um die Kreativität ging, dem Schöpfer seine Referenz erwiesen:„Gott hat nicht allen Begabungen verlie-hen. Aber selbst dem kleinsten Talent einLustgefühl, wenn es etwas zustande brin-gen kann“. Und an anderer Stelle: „Gottverlangt nichts Außerordentliches von denMenschen. Nur dass sie Vertrauen setzen in den kleinen Teil ihrer selbst, den ER darstellt. Wir müssen uns nur ein wenig zusammen nehmen. Den Rest besorgt SIEselbst.“

4. Keine Angst vor der Angst haben.

Von der Angst bleibt keiner verschont.Auch der Tapferste nicht. Damit sie nichtübermächtig wird und uns stumm und starrwerden lässt, müssen wir uns diesem völ-lig natürlichen Gefühl stellen. Dann kannuns die Angst sogar wertvolle Dienste leisten. Zum Beispiel dem Schauspielervor seinem Auftritt, oder dem Redner auf dem Weg zum Rednerpult. Das soge-nannte „Lampenfieber“ speist Körper undGeist des Darstellers bzw. Vortragenden

Dem Leben eine Sieben Wegweiser zur Wiederentdeckung der Kreativität

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halyi hat dafür das Modewort „Flow“ ge-prägt. Neurologische Studien an Menschenim „Flow“ haben ergeben, dass in diesemZustand die damit befassten Teile des Gehirns auf Hochtouren laufen, währendalle anderen auf Schongang zurückschal-ten. In diesem Stadium ist der Mensch im ursprünglichen und besten Sinn des Wortes „abgehoben“. Was aber bei allerErnsthaftigkeit dieses Prozesses niemalsverloren gehen sollte, ist der Humor.

Er ist der subjektivste und stärkste Aus-druck des menschlichen Geistes und damitauch ein ideales Schmiermittel im Räder-werk der Kreativität. Vergleichende Unter-suchungen haben gezeigt, dass die Arbeitin Teams, bei denen oft und gerne gelachtwurde, schneller und ersprießlicher verlief,als in solchen, die nur mit verbissenerErnsthaftigkeit zu Werke gingen. Was aberden „Flow“ angeht: Wer diese überaus positive Erfahrung einmal gemacht hat, der verspürt eine unbändige Lust, solchebeglückenden Momente immer wiederaufs Neue zu erleben.

6. Dinge beobachten und unbefangenFragen stellen.

„Des Kaisers neue Kleider“ – so nennt sich eines der schönsten und bildhaftes-ten. Alle bewundern mit vorauseilenderUntertänigkeit die Pracht und Kostbar-keit der angeblichen Gewänder des inWahrheit nackten Monarchen. Nur einkleiner Bub zerreißt das fadenscheinigeLügengewebe mit der Bemerkung „Er hatdoch gar nichts an!“ Und das ist eine dervornehmsten Aufgaben eines Kreativen:Er verbindet die unverblümte Wahrheits-liebe eines Kindes mit dem unbestech-lichen Blick eines Forschers – und zwarauch auf die Gefahr hin, damit anzuecken.

7. Sich einer Sache mit Hingabe widmen,ohne dabei den Humor zu verlieren.

Wer in einer kreativen Tätigkeit „aufgeht“,bzw. sich einer Aufgabe mit vorbehaltloserLiebe widmet, der gerät in einen Zustandselbstvergessener Euphorie. Der führendeKreativitätsforscher Mihaly Csikszentmi-

mit der Spannung, die notwendig ist, da-mit auch das Publikum das Gehörte bzw.Gesehene als „spannend“ empfindet. Unddeshalb meinte Oscar Wilde „Die Angst istunerträglich. Ich hoffe nur, dass sie ewigdauert.“

5. Rückschläge in Kauf nehmen.

Dass Menschen an der Lösung eines Problems scheitern, liegt seltener an derUnlösbarkeit des Problems als an der mangelnden Ausdauer des Problemlösers.Ein Routinier der Originalität nimmt solche Qualen der Durststecke als unum-gänglichen Teil des kreativen Prozesses auf sich. Wer die Dunkelheit als Vorstufeauf dem Weg zum kreativen Licht sieht,wird Enttäuschungen und Rückschlägenicht ausschließlich negativ bewerten. Dazu bedarf es allerding eines großen Ausmaßes an Toleranz gegenüber der Frustration. Und dieser Frust tritt immerdann ein, wenn der Verstand die längsteZeit nach einer Lösung gesucht hat undschließlich an seine Grenzen stößt.Im Idealfall beginnt dann die geistige Inkubationsphase – die Zeit der „schöpfe-rischen Verdauung“. Nicht von ungefährsagt man ja auch „Lass uns darüber schlafen“, denn das eröffnet die Chance,dass uns nachher etwas „dämmert“ undschließlich „ein Licht aufgeht“. Solche sogenannte „white moments“ sind der erhellende Moment auf dem oft steinigenWeg zur Lösung eines Problems.

Chance geben!

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der autorCbr. Dr. jur. Peter Hofbauer (Merc), leitet seit 1998 das Wiener Metropol und ist Buch- und Theaterautor. Er war unter anderem Leiter der ORF Jugendredaktion, ORF Ressortleiter Kabarett / Kleinkunst, von 1990 bis 1995ORF Unterhaltungschef sowie Herausgeber der ÖCV Verbandszeitschrift„ACADEMIA“.

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Hört man dem österreichischen Re -gierungschef zu, könnte man meinen Brüssel sei ein ferner Planet.

Die innerösterreichische Darstellung desVerhältnisses zu Europa, ihrer Bedeutungund der Arbeit des Europaparlaments ent-spricht nicht der Realität. Dies trägt zumGlaubwürdigkeits- und Vertrauensverlustbei. Wir reden gerne davon, dass Öster-reich Nettozahler ist. Durch die Erweite-rung haben wir das Fünffache des Netto-beitrags an Handelsbilanzüberschuss. Allein dank der Erweiterung bringt uns die EU-Mitgliedschaft vier bis fünf Mal mehr als wir zahlen. Das wird alles nichtgesagt. Oder denk’ an die Bankenregu -lierung, die auch meine Handschrift trägt.Von dieser europäischen Gesetz gebung ist die Stabilität jeder Bank und somit indirekt jeder österreichische Sparer undBankkunde betroffen.

Welche Wünsche hast du dabei an dieösterreichische Innenpolitik?

Die österreichische Innenpolitik muss eu-ropäisiert werden: Europa muss integralerBestandteil der Regierungsarbeit werden.Wir haben in der Zusammenarbeit zwi-schen Regierung und Europaparlamentund in der Stärkung des europäischen Be-wusstseins durch die Politik einen Re-formbedarf. Den mahne ich ein. Österreichdarf nicht gegen Europa ausgespielt wer-den. Europapolitik ist nicht Außenpolitik,sondern spielt sich in jedem einzelnen Res-sort ab.

Ich habe den Eindruck, dass Europa-wahlen oft als politisches Stiefkind betrachtet werden. Wie wird es diesesMal sein?

Das Problem der Europawahlen ist, dass

Karas: „Mut zu gemeinsa

sie oft als stellvertretende Nationalrats-wahlen betrachtet werden. Dabei ist dasParlament die entscheidende demokratie-politische und die einzig direkt gewählteInstitution der EU. Ohne das Parlamentgeht nichts. Nicht zuletzt aufgrund der Finanzkrise, der hohen Arbeitslosigkeitund Datenschutzfragen ist die EU aber inden Fokus gerückt: Die Menschen spüren,dass kein Land mehr alleine entscheidenkann. Ich hoffe deshalb auf eine stärkereBürgerbeteiligung.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist in meh -reren EU-Staaten ein großes Problem.Welche Verantwortung hat dabei Eu -ropa?

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa istzum Teil dramatisch. Hier ist die Zukunfteiner gesamten Generation gefährdet. Wirsind uns in den europäischen Institutionen

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politik usw.

Couleur traf „Mr. Europa“ Kbr. Othmar Karas und sprach mit ihm über den Stellenwert Europas in der österreichischen Innenpolitik, den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und Unterstützung für Start-Ups.

FOTOS: PHILIPP HARTBERGER (BDB), INTERVIEW: MAG. GOTTFRIED FORSTHUBER (BDB)

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Hat die EU nach Euro- und Finanzkriseschon wieder eine Perspektive für dieZukunft?

Die Jugendarbeitslosigkeit im Speziellenist eine der dramatischen Folgen der Krise.Die Banken- und Finanzkrise hat bei vielen Menschen zu einer Vertrauenskrisein die Europäische Union geführt. Diesezeigt uns klar die Notwendigkeit auf, gegenMassenarbeitslosigkeit, Armut und pre -käre Arbeitsverhältnisse solidarisch vorzu-gehen und die Vision eines geeinten Euro-pas neu und besser begreifbar zu machen.Dabei muss die Errichtung einer europäi-schen Wirtschafts- und Sozialunion einesunserer vorrangigsten Ziele sein. Nationa-ler Egoismus oder die mangelnde Einbin-dung der Bürgerinnen und Bürger in un -sere Zukunftsgestaltung werden Europanicht aus der Krise führen und den Ver-trauensverlust der Menschen noch weitervertiefen. Wir brauchen Mut zu gemeinsa-mem Handeln und zu Reformen.

Wie werden junge Unternehmer von europäischer Seite unterstützt? Sieht das die EU überhaupt als ihre Aufgabean?

Innovation war schon seit jeher der Motoreuropäischer Entwicklung und hat ent-scheidend dazu beigetragen, dass Europaseine derzeitige Position als Global Playerin der Welt einnimmt. Jedoch hat der Restder Welt in den vergangenen Jahren auf -geholt und, gerade was die Unternehmens-gründungen angeht, uns teilweise überholt.Um diesem Trend entgegenzuwirken,muss Europa Unternehmensgründungenfördern. Zum Teil gibt es hier schon konkrete Maßnahmen. So vergibt die Europäische Union etwa Mikrokredite anUnternehmensgründer. Die Förderung vonUnternehmensgründungen geht Hand inHand mit der Förderung von kleinen undmittelständischen Unternehmen im All -gemeinen. Schon heute bilden die knapp 23 Millionen europäischen KMU – alsofast 99 % aller Betriebe – das Rückgrat unserer Wirtschaft.

Wie betrachtest du die Konkurrenz beidieser Wahl?

Die FPÖ verhöhnt ihre eigenen Wähler.Das Plakat mit dem Slogan „Banken in die Schranken“ steht in eklatantem Wider-spruch dazu, wie die FPÖ-Abgeordneten inBrüssel und Straßburg abgestimmt haben.Die FPÖ tut so als würde sie sich für einestärkere Bankenregulierung einsetzen, beiallen Abstimmungen zu dem Thema imEuropäischen Parlament war die FPÖ aberentweder indifferent oder destruktiv.*Und die Neos produzieren wohlklingendeÜberschriften ohne Inhalt. Mir ist das, wassie bieten viel zu dünn. Ich bin überzeugt,dass es viele gibt, die bei der Nationalrats-wahl Neos gewählt haben – und die bei derEuropawahl vielleicht nicht ÖVP ankreu-zen, aber Karas hinschreiben, weil sie mirvertrauen.

Seit langem wird diskutiert, ob die EU-Kommission verkleinert werden soll. Wenn nicht mehr jedes Land einenKommissar stellt, wie groß sollte die die Kommission sein?

Es könnte sein, dass jedes Land ein Nomi-nierungsrecht hat, dass es ein Rotations-prinzip gibt, dass es Minister und Staats -sekretäre gibt. Das muss sich aber danachrichten, wie die EU effizient ihre Rolle undAufgabe in der Welt wahrnehmen kann.Wir brauchen deshalb dringend eine In -s titutionen-Reform und einen Konvent über die Zukunft Europas. Ich hoffe, dassÖsterreich dabei eine tragende Rolle über-nimmt. 20 Jahre EU-Volksabstimmung,100 Jahre Erster Weltkrieg, 200 Jahre Wie-ner Kongress – statt 2014 viele Gedenkta-ge abzuhalten, sollte Österreich die Lehrenaus den Ereignissen ziehen: Zusammen -arbeit, Solidarität, Subsidiarität, Europa.

men Reformen“

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* FP-Stimmenthaltung beim Beschluss der neuen Regeln für Banken und Ratingagenturen, der Begrenzung der Bankerboni und der neuen Bankenaufsicht. FP-Stimmenthaltung bzw. Nichtan wesenheitbei der Abstimmung über neue Regeln gegen Hochfrequenzspekulationen und Spekulationen mit Lebensmittelpreisen. FP-Stimmenthaltung bzw. Nichtanwesenheit beim Beschluss der sogenanntenBankenabwicklung, die in Zukunft ähnliche Fälle wie die Hypo Alpe Adria verhindern soll, etc etc…

zur personKbr. Mag. Othmar Karas (OLS et mult) ist Vizepräsident des Europäischen Parlaments (EP),ÖVP-Delegationsleiter im EP, sowie Präsidentdes Hilfswerk Österreich.

der Schwere der Lage bewusst. Deshalb hat die Bekämpfung von Jugendarbeits -losigkeit höchste Priorität.

Konkret wurden mit der Einführung einerJugendgarantie, eines Qualitätsrahmensfür Praktika und einer Europäischen Aus-bildungsallianz als Bestandteile eines Jugendbeschäftigungspakets bereits kon-krete Maßnahmen eingeleitet. Mit der Einführung eines europäischen Berufsaus-weises werden künftig auch Berufsab-schlüsse überall in der EU anerkannt, wasdie Mobilität junger Menschen fördert.Auch Unternehmensgründungen durchjunge Leute können dazu beitragen, Ar-beitsplätze zu schaffen. Die EU-Institutio-nen erkennen in diesem Bereich Österreichbereits als Erfolgsmodell an: Unsere dualeAusbildung mit Berufsschulen und be-trieblicher Lehre, unsere Jugendgarantie,unser effizientes Arbeitsmarktservice undunsere Sozialpartnerschaft werden ins -besondere vom EU-Parlament als Vorbildfür jene Mitgliedstaaten definiert, dieschleunigst Reformen einleiten müssen,um der Jugend bessere Chancen und Perspektiven zu bieten.

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ÖVP-Minister Andrä Rupprechter hat sichmit seinen Äußerungen zum Adoptions-recht für gleichgeschlechtliche Paare beiwertkonservativen ÖVP-Wählern schwerin die Nesseln gesetzt. ÖVP-Generalsekre-tär Gernot Blümel (Nc) musste schnell aus-rücken, um den Schaden zu begrenzen:„Ein allgemeines Adoptionsrecht fürgleichgeschlechtliche Partnerschaften istkein Thema für die ÖVP und dabei bleibtes“, damit machte Blümel klar, dass Rupprechter mit seiner „persönlichen Meinung“ in der ÖVP weitgehend isoliertdasteht, um in weiterer Folge von den Ministern Brandstätter (Nc) und Karmasinähnliches zu hören. Die Genannten leistenmit diesen Aussagen ihrer Partei keine guten Dienste, sie führen nur zu Irrita -tionen über die gesellschaftspolitischeAusrichtung der ÖVP.

Wo bleibt das Kindeswohl?

Selbstverständlich wird jeder vernünftigerMensch die sexuelle Orientierung andererrespektieren. Beim Adoptionsrecht geht esaber nicht darum, Elternwünsche – auchnicht die homosexueller oder lesbischerPaare – zu befriedigen, sondern vor allemdarum, das Wohl des Adoptivkindes in den Mittelpunkt zu stellen, ihm möglichstoptimale familiäre Voraussetzungen zubieten. Es ist nicht fair gegenüber einemAdoptivkind eine Situation zu schaffen, indem es dauerhaft mit zwei Frauen oderzwei Männern als Eltern leben muss, dennfür ein Kind ist es wichtig, sowohl männli-che als auch weibliche Rollenvorbilder zuerleben. Übrigens gibt es mehr als genugEhepaare und dauerhafte heterosexuelleLebensgemeinschaften, die bisher vergeb-lich auf Adoptionskinder gehofft haben.Letztlich ist aber die Gemeinschaft vonMann und Frau einzigartig, denn sie alleinist es, in der neues menschliches Leben ent-stehen kann. Was bekanntlich auch dieGrundlage für die dauerhafte Existenz einer Gesellschaft darstellt.

Adoption und Sterbehilfe

Bei wem die völlige rechtliche Gleichstel-lung ein wichtiges Wahlmotiv ist, wird

gleich zum Schmied gehen und nicht zumSchmiedl, also zu den Grünen oder neuer-lich auch zu den NEOS. Die Spitzen-kan didatin und frühere LIF-VorsitzendeAn gelika Mlinar sagt etwa zum Thema Homosexuellen-Ehe: „Bei uns ist die Hal-tung völlig klar, es muss eine hundert -prozentige Gleichstellung geben und eineErmöglichung der Zivilehe unabhängig der Geschlechtspartner/-innen, um alle Lebensgemeinschaften gleich zu behan-deln.“ Mlinar ist auch offen für eine ak -

tive Sterbehilfe und meint: „Ich tendieregrundsätzlich zur Sterbehilfe, sowohl zuraktiven als auch zur passiven.“ Sie hat aucheine Erweiterung der EU bis Wladiwostokund die Aufnahme der Türkei noch in diesem Jahrzehnt verlangt und sich auchfür die Weiterentwicklung der EU zu einemeuropäischen Bundesstaat als „VereinigteStaaten von Europa“ nach dem Vorbild derUSA ausgesprochen.

Almabtrieb im Spaghettitopf

Als Speerspitze antireligiöser und anti-kirchlicher Positionen bei den NEOS hatsich der neue NEOS-Nationalrat Niko Almprofiliert. Er ist der österreichische Propo-nent des Ablegers der 2005 in den USA gegründeten Satire-Religion des „Pastafa-rianismus“, und hat jüngst den Antrag aufAnerkennung als „religiöse Bekenntnis -gemeinschaft“ gestellt. Das Anliegen dabeiist klar: Mit dieser „Kirche des fliegendenSpaghettimonsters“ sollen unter dem Deckmantel der Liberalität antikirchlicheund antireligiöse Ressentiments in der Gesellschaft mobilisiert und religiöse Gefühle und Anschauungen lächerlich gemacht werden. Niko Alm war ja auch der Initiator des „Volksbegehrens gegenKirchenprivillegien“, das allerdings im vorigen Jahr kläglich gescheitert ist. Erunterstützt auch die Abtreibung bis knappvor der Geburt und tritt für die vollstän -dige Streichung des Schwangerschafts -abbruchs aus dem Strafgesetzbuchs ein.Selbstverständlich ist er auch für die völli-ge Abschaffung des Religionsunterrichtsund die Beseitigung religiöser Symboleaus Schulen und öffentlichen Einrichtun-gen. Er hat übrigens bereits bei den Land-tagswahlen in Niederösterreich 2003 beiden Grünen kandidiert.

Allmählich werden die Nebel um das ideologische Selbstverständnis der NEOSlichter: Es wird immer klarer: Die NEOSsind verwaschen wirtschaftsliberal, abergesellschaftspolitisch stramm links.

STS A.D. MAG. HELMUT KUKACKA V/OORPHEUS (TGW)

KARTELLVORSITZENDER

Die „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ist im Anflug. Erleidet sie eine Bruchlandung?

vor.gedacht

„Es wird immer

klarer: Die NEOS sind verwaschen

wirtschaftsliberal, abergesellschaftspolitisch

stramm links.

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Vorweg: Dieses Spiel richtet sich eher anerfahrenere Spieler, Neulinge in der Weltder anspruchsvolleren Brettspiele könntenvon der Vielfalt der Möglichkeiten zu Beginn etwas erschlagen werden. Sobaldjedoch diese Einstiegshürde genommenist, erwartet die Spieler ein unglaublichdichtes, atmosphärisches und spannendesSpielerlebnis.

Was ist nun ein kooperatives Spiel? Wie die Bezeichnung schon andeutet, treten die Spieler nicht miteinander in Wett-streit, sondern versuchen, das Spiel zu „besiegen“. Es gibt daher auch keinen einzelnen Gewinner. Entweder, die gestell-ten Aufgaben werden erfüllt und dadurch

das Spiel bezwungen, oder alle Spieler haben verloren. Gute Vorausplanung undAbsprachen untereinander sind hier derSchlüssel zum Sieg. Weil eines sei gesagt:Leicht macht „Robinson Crusoe“ es seinenSpielern nicht, gegen die Widrigkeiten vonWind und Wetter zu bestehen.

Besondere Leistungen

Der namensgebende Titelheld von DanielDefoe bietet nur den grundsätzlichenHintergrund für das Spiel. Die Gruppeübernimmt die Rolle von Schiffbrüchigen,die auf einer – jedes Spiel neu gestalteten – einsamen Insel gestrandet sind. Nebendem blanken Überleben fordert jedes der

sechs beiliegenden Szenarien (weiterewerden übrigens in unregelmäßigen Ab-ständen kostenlos auf der Homepage desVerlages veröffentlicht) den Spielern be-sondere Leistungen ab, um zu gewinnen.So muß im Einstiegsszenario „Schiff -brüchig“ bloß ein großer Haufen Holz auf-geschichtet werden, aus welchem sich einSignalfeuer bilden läßt, um vorbeifahrendeSchiffe auf unsere Gestrandeten aufmerk-sam zu machen. Im Szenario „Insel derKannibalen“ haben die Spieler dann schonnicht nur mit den Gewalten der Natur zutun, sondern müssen nebenbei noch Kan-nibalen entkommen, deren Stadt erobernund dabei darauf achten, nicht im Kessel zulanden. Für Abwechslung ist also gesorgt.

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Kooperative Spiele werden immer beliebter. Eines der gelungensten dieserGattung, ist das 2012 erschienene „Robinson Crusoe – Abenteuer auf derverfluchten Insel“ des polnischen Autors Ignacy Trzewiczek.

Genre: Kooperative Strategie/SurvivalSpieler: 1-4 (4 vom Autor empfohlen)Spieldauer: 90-150 MinutenPreis: Etwa 40 EUR

Gruppenspiel –Robinson Crusoe

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Die Zusammenfassung

Zusammengefaßt ist „Robinson Crusoe“ein komplexes und sehr intensives Spiel,das aufgrund seiner Spielmechanik jedeRunde Neues bietet und auch langfristigsehr motivierend ist, zumal auch – wie erwähnt – ständig neue Szenarien ver -öffentlicht werden. Als Alternative zumEinstieg in die Welt der kooperativen Brettspiele sei „Die Legenden von Andor“erwähnt, welches ein einfacheres Regel-werk, dafür aber auch weit weniger Möglichkeiten und Langzeitmotivationbietet.

Alle können gleichzeitig

Das Spiel verläuft in mehreren Runden, indenen ein gewisser Ablauf zu befolgen ist,alle Spieler aber gleichzeitig agieren kön-nen, so daß auch in intensiven Phasen nie-mand zum tatenlosen Dasitzen verdammtist. Das Hauptproblem, dem sich die Spie-ler stellen müssen, ist das Abwägen derVor- und Nachteile der möglichen Aktio-nen. Man hat immer Unmengen zu erledi-gen, aber der Tag auch auf der Tropeninselnur 24 Stunden. So muß man sich ent-scheiden, ob man tiefer in den Urwald vor-dringt, für Nahrung sorgt, das lecke Dachdes Unterschlupfes flickt – es sieht schonwieder stark nach Regen aus, der der Moral der Truppe nicht förderlich wäre –oder nicht doch aus den gefundenen Materialien eine Falle baut, die den Spei-seplan mit Fleisch aufpeppen würde. Undüberhaupt: Hat es da im Unterholz nicht geknackst? Vielleicht sollte man doch denprovisorischen Speer schleifen.

Umfangreiches Spielmaterial

Generell ist zu sagen, daß „Robinson Crusoe“ ausgesprochen logisch und der

Realität entsprechend aufgebaut ist. UmFeuer zu machen, braucht man Holz, welches man wieder durch das Schlägernvon Bäumen erhält. Erst wenn man eineFeuerstelle hat, kann man warme Mahl -zeiten zubereiten, die vor Allem bei Wetterumschwüngen nötig sind. Nahrunghält aber auch nicht ewig, sondern ver-dirbt nach einer Runde, außer, sie wurdehaltbar gemacht, wozu man aber wiederumAmphoren oder eine Räucherkammer benötigt. Man erkennt also, daß die Spielmechanismen nicht wie so oft an den Haaren herbeigezogen sind, sonderndurchaus ihre Existenzberechtigung ha-ben (und die Spieler häufig in Streß aus-brechen lassen werden).

Zum äußerst umfangreichen Spielma-terial sei noch angemerkt, daß dessen Qualität auf sehr hohem Niveau liegt, die Spiel steine sind allesamt aus Holz,Marker und Karten aus dicker Pappe. DieIllustrationen sind keine Meisterwerke,bauen aber aufgrund ihres „Kohlestrich“-Stils eine sehr passende, archaische Atmosphäre auf, die die Spieler mit ihrenarmen Schiffbrüchigen zu jeder Zeit mit-fiebern läßt.

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der autorAlexander F. S. Putzendopler(ASG) ist Rechtsanwaltsan-wärter in Wien. Ehrenamtlicharbeitet der Autor im Support-Team eines Spieleverlages und hat über die Jahre hunderteSpiele gespielt und erklärt. An-fragen zu Spiel empfehlungensind ausdrücklich erwünscht.

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Im letzten Couleur wurde der Reformstauangeprangert und dass die Bundesregie-rung nicht genügend Maßnahmen setzt, um diesen zu überwinden. Auch wenn andiesem Befund so manches richtig seinmag, möchte ich nicht in diesen Chorus

einfallen, sondern eine Frage stellen: Wie-so geben wir die gesamte Verantwortung andie Regierung ab? Gibt es nicht genügendThemen, in denen wir selbst aktiv werdenkönnen und sollten? Etwa im Bereich derPrävention:

Was ist Prävention, wem nützt sie?

Als Prävention (von lateinisch praevenire‚zuvorkommen‘) bezeichnet man vorbeu-gende Maßnahmen, Programme und Pro-jekte, um ein unerwünschtes Ereignis odereine unerwünschte Entwicklung zu ver-meiden. Ganz allgemein kann der Begriffmit „vorausschauender Problemvermei-dung“ übersetzt werden.Für das Individuum ist der Nutzen schwerabschätzbar, weil im Rahmen der Präven-tion Leiden und Verletzungen gerade vorderen Eintreten verhindert werden. Des-halb lässt sich weder die Schwere des Leidens, noch das Unwohlbefinden imVorhinein konkretisieren. Gerade dasmacht die Prävention aber so wertvoll:Weil Leiden und Verletzungen verhindertwerden, ist die Lebenszufriedenheit nichtbeeinträchtigt. Zur Veranschaulichung lassen sich die Schmerzengeldsätze desSchadenersatzrechts heranziehen: Würdeman von einem anderen verletzt, liefen oftKosten von mehreren tausend Euro auf.Zur Annäherung der Kosten kann man diesen Gedanken auf die Selbstschädi-gung durch Untätigkeit durchaus umlegen.

Prävention ist billiger als Reparatur!

Prävention ist billiger als Reparatur! Ge -rade im Zusammenhang mit Maßnahmen

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Wieso geben wir die gesamte Verantwortung an die Regierung ab? Gibt es nicht genügendThemen, in denen wir selbst aktiv werden könnenund sollten?

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der betrieblichen Gesundheitsför derunglässt sich das anschaulich demonstrieren:Aktuelle Studien gehen bei den Krank-heitskosten von einem Kosten-Nutzen-Verhaltnis vom 2- bis 6-fachen aus. Die Einsparungen bei den Fehlzeiten bewegensich zwischen dem 2,5- und 10-fachen(IGA Report 13, S. 58).Natürlich lässt sich durch Prävention nichtjede Krankheit und jeder Unfall ver -hindern. Es wird immer Bedarf nach re -gulierenden Interventionen im Nachhineingeben. Anhand des angeführten Zahlen -materials lässt sich aber abschätzen, dassdie Einsparungen der öffentlichen Handdurch einen vermehrten Fokus auf Prä -vention erheblich wären: jeder investierteEuro zahlt sich mehrfach aus.

Wir müssen mehr tun!

Die laufenden Ausgaben für Präventionund öffentlichen Gesundheitsdienst be -trugen 563 Mio. für das Jahr 2012. Demstehen Ausgaben für das gesamte Gesund-heitswesen von 34.067 Mio. Euro oder 11,1 % des Bruttoinlandsprodukts gegen -über (Gesundheitsausgaben laut StatistikAustria, 2014). Die Präventionsausgabenmachen demnach lediglich 1,6 % der öffentlichen Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen aus.

Wie gerade aufgezeigt wurde, liegt der Fokus der öffentlichen Hand zu fast 100 %auf der Reparaturmedizin, Prävention hatderzeit noch keinen signifikanten Stellen-wert in der Gesundheitspolitik und demAngebot der Sozialversicherungsträger1.Gerade hier setzt mein Zugang der Eigen-verantwortung an: Ist es nicht sinnvoller,selbst einen bewussten Lebensstil zu wählen, anstatt sich auf staatlich geförder-te Reparaturmaßnahmen zu verlassen? Ausmeiner Sicht ist das nicht nur aus rein egoistischer Perspektive vernünftig, es istauch der Allgemeinheit gegenüber fair.

Wie gehe ich das an?

Das Feld der möglichen Maßnahmen wirddurch zwei Grenzen definiert: Entwederman fördert Prävention durch Zwang oderdurch Anreize, die den Betroffenen selbstzu einem Umdenken und Handeln ver -

anlassen. Bedenken sollte man, dass es sichdabei oft um höchstpersönliche Lebens -bereiche der Menschen handelt, in denenZwang immer nur bis zu einem gewissenAusmaß funktionieren kann. Gerade wennes um Entscheidungen z.B. des Essver -haltens oder von Rauchgewohnheiten geht, sind damit direkt höchstpersönlicheLebensbereiche angesprochen, in die sichder Betroffene nicht „hinein reden“ lassenwill (insofern ist die Erhöhung von Konsumsteuern als gesundheitspolitischeLenkungsmaßnahme zu hinterfragen). Daher ist die innere bzw. intrinsische Motivation dem Zwang von Außen vorzu-ziehen, doch wie motiviert man sich selbstund andere?

Intrinsisch motiviert durch „Gamifi cation2“

Sehr gut funktionieren hier Zugänge, die nicht unmittelbar mit der erwünschtenVerhaltensänderung zu tun haben, son-dern Spaß machen und diese quasi mit -bewirken – man schießt sozusagen ab-sichtlich am Ziel vorbei. Beim Versuch dasRauchen aufzuhören, könnte ein Zugangetwa sein, sich einer Fußballgruppe an -zuschließen, Laufen zu gehen oder Wan-derungen zu unternehmen. Neben demSpaß, den man durch die Tätigkeit erfährt,bemerkt man etwa, dass die Luftaufnahmeals Raucher wesentlich schwieriger ist, im Vergleich zum Nichtraucher. Ein Er-gebnis dieser Erkenntnis kann dann sein,das Rauchen einzustellen oder zu ver -ringern, um sich beim Spielen wohler zu

fühlen – ein positiver Nebeneffekt, dernicht direkt angesprochen wird.

Das hat mit der menschlichen Eigenschaftzu tun, Unangenehmes zu verdrängen bzw.in der Priorisierung hintanzustellen. Durchdie Erzielung des gesunden Verhaltens alsNebenmaßnahme, auf die gerade nicht derFokus gelegt wird, lassen sich damit ein-hergehende Schutz- und Abwehrmecha-nismen gut umgehen und ein insgesamtwesentlich gesünderer Lebensstil erzielen.

Aufruf an Verbindungen: bewegt euch!

Wie können wir als Couleurstudenten einen Beitrag zu einer gesünderen Lebens-weise leisten? Was mir an dieser Stellewichtig ist: Es geht nicht um eine radikaleÄnderung des Lebensstils. Ich will wederalkoholfreie Kneipen und Kommerse,noch das gemütliche Feierabendbier aufder Bude beschränken. Es geht aber sehrwohl darum, wie man zumindest einen Teil der verbleibenden Zeit füllt. Mein Vorschlag ist, bewusst die Bewegung zusuchen. Sei es in lokalen Sportvereinenoder in Verbindungswandertagen, inselbstveranstalteten Fußball- und Tisch -tennisturnieren oder im Fitnesscenter. Jeder, egal welchen Alters und Fitness -zustands, profitiert von mehr Bewegung –und sei es, dass man nicht den Aufzugnimmt und die Stiegen zu Fuß steigt.

Damit macht man sich nicht nur selbst ein Geschenk, es ist auch zum Wohl derAllgemeinheit.

1 Exkurs: die SVA der gewerblichen Wirtschaft als Vorreiter im öffentlichen BereichDie SVA hat 2 Programme, welche den Gedanken der Prävention aufgreifen und die Versicherten zur verstärkten Prävention anleiten sollen.Wichtig ist, dass hier nicht auf Zwang gesetzt wird, es steht dem Einzelnen völlig frei, diese Maßnahmen aufzugreifen:– Halbierung Selbstbehalt– Gesundheitshundertermehr Infos unter esv-sva.sozvers.at2 Gamificatioen oder „Verspielerung“ bedeutet, Aufgaben spielerisch zu gestalten, damit man sich ungezwungener damit auseinander setzt.Durch diesen Zugang kann die Motivation gesteigert werden, was sich oft in besseren Leistungen auswirkt.

der autorMag. Martin Sonntag v. Spartacus (MDK) ist geprüfter Rechtsanwalt (Finanzprokuratur). Nach seiner Tätigkeit als jugendpolitischer Referent im Kabinett von BM Dr. Mitterlehner eröffnete er ein CrossFit Studio in Linz, umseine energiegeladenen Ideen einem breiteren Publikum anbieten zu können.Nähere Infos: www.raedbox.eu

programm!

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Schon seit vielen Jahren besteht die Idee in unserer Organisation eine Schülerunionauf europäischer Ebene zu gründen. Nach-dem der Kontakt in den letzten Jahren, u. a. auch durch meine Bundesbrüder Lukas Preitler v/o Pompeius und Jim Lefebre v/o van Holland, zu Organisa -tionen aus anderen Ländern intensiviertwurde und wir seit heuer mit fünf weiterenLändern in engem Kontakt sind, konntenun ein neuer Meilenstein gesetzt werden.Am 1. April 2014 wurde die EUPAS – European Pupils Association – in Brüsselgegründet.

Alle dabei

Neben uns zählen auch die Schüler-Uni-on Deutschlands, LAKS (Niederlande), MAKI (Griechenland), MA.KI (Zypern)und USRED (Kroatien) zu den Grün-dungsmitgliedern. Insgesamt 16 Vertrete-

rinnen und Vertreter der Bundesleitung derSchülerunion Österreich wurden gemein-sam mit rund 30 Personen aus den oben genannten Ländern vom österreichischenAbgeordneten Heinz Becker in Brüsselempfangen.

Nachdem wir im Vorhinein sehr vielmittels Skype und Facebook kommuni-ziert hatten, konnten wir die Zeit sehr gut nützen, um im persönlichen Austausch mitden anderen Vertreterinnen und Vertreternviele für die Gründung relevante Dinge,wie z.B. unsere Statuten, zu diskutieren.Mein bayrischer Kollege Pascal Scheller,seines Zeichen in der deutschen Schüler-verbindung Casimiriana zu Coburg, wurdeals vorläufiger Präsident bestimmt und ich darf vorläufig die Rolle des General -sekretärs übernehmen. Die statutarischenWahlen stehen bei der nächsten General-versammlung an.

Mehr Europa in der Schule

Einige inhaltliche Schwerpunkte wurdenschon festgesetzt. So setzt sich die EUPASfür mehr Europäische Union im Unterrichtim eigenständigen Schulfach PolitischeBildung, international vergleichbare Bil-dungsabschlüsse und die Erweiterung vonAustauschprogrammen ein. Heute ist mannicht nur einfach ein Österreicher oder eine Deutsche, sondern auch Europäerinbzw. Europäer. Später nicht mehr im Herkunftsland zu arbeiten, ist nicht mehrdie Ausnahme. Diese Flexibilität müssenwir nutzen. Daher fordert die EUPAS auch vergleichbare Bildungsabschlüsse im europäischen Kontext. Nun gilt es Strukturen anzulegen, damit einlangfristiges Fortbestehen gewährleistetist. Wir versuchen laufend Kontakt zuSchülerorganisationen in weiteren euro -päischen Ländern aufzunehmen, die auchan unserem europäischen Projekt und anunseren Ideen interessiert sind und teil -haben wollen.

Lass dich inspirieren

Neben der EUPAS-Gründung haben wirheuer einen weiteren starken Europa-Schwerpunkt: Wir starteten die Kampagne„Inspire Europe – Erwecke die EU in dir“ (inspire-europe.at), mit der wir die EU greifbarer machen und sie stärker an Schulen bringen wollen, damit junge Menschen dazu inspiriert werden, sich mitdem Thema EU auseinanderzusetzen undgewissenhaft wählen gehen. Jeder, insbe-sondere junge Bundes- und Kartellbrüder,ist herzlich eingeladen mitzumachen undTeil unserer Kampagne zu werden. Die EUPAS ist online übrigens unterwww.facebook.com/EUPAS zu finden undfreut sich gerade am Anfang über kräftigeOnline-Unterstützung! In diesem Sinne:Europa betrifft uns alle!

Heute Österreich, morgen Europa!

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der autorThomas Gaar v/o Inquisitor (NMG)ist seit August 2013 Bundesobmann derSchülerunion. Neben dieser ehrenamt-lichen Tätigkeit studiert er Betriebs-wirtschaftslehre an der WU Wien.

Die Schülerunion ist die größte Interessensvertretungsorganisation für Österreichs Schüler. Über 30.000 Mitglieder vernetzen sich, um sich auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene für eine Verbesserung der Schule auf Basis der Schülerinteressen einzusetzen. Entsprechende Forderungen bringtdie Schülerunion zusätzlich im Rahmen der Bundesschülervertretung (BSV)ein, in der sie in diesem Schuljahr 28 von 29 Mandaten stellt.

Die Schülerunion

Schülerunion bewegt nun auch auf europäischerEbene. Der Schlüssel heißt „EUPAS“.

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Bundesdeutschen Gazetten entnehme ich,dass soeben der Titel „Sprachwahrer desJahres“ verliehen wurde. Träger der Aus-zeichnung ist die Deutsche Bahn. Siekämpft gegen Anglizismen. In Zukunftwird über Auskunftsstellen „Information“statt „Service Point“ stehen, ein „Flyer“soll „Handzettel“ heißen, statt „Call a bike“ wird man „Radverleih“ lesen. Ichfinde das großartig.Lehnt man heute Anglizismen ab, be -gegnet man rasch dem Vorwurf derDeutschtümelei, auch wenn man kein nationalistischer Sprachpurist ist. Spracheist etwas Lebendiges. Sie lässt Überholtesabsterben, nimmt Neues auf und gibt altenBegriffen frische Bedeutungen. MancheFremdwörter sind einfach treffender. Wiralle verwenden Ausdrücke wie Laptop, E-Mail oder SMS ganz selbstverständ-lich, weil sie eine klare Bedeutung habenund es kein deutsches Wort dafür gibt.

Es ist lächerlich

Wenn aber Flüge gecancelt statt abgesagtund Internetinhalte downgeloadet statt heruntergeladen werden, ist das genausolächerlich, als ob jemand betonte, er sei seinem Unternehmen committed statt ver-pflichtet. Hier sollen Anglizismen Welt -gewandtheit andeuten. Die Mischung vonDeutsch und Englisch, das Denglisch, istzum Markenzeichen einer selbst ernanntenElite geworden. Das sprachliche Moder -nisierungsfieber ist in zwei Gruppen be-sonders verbreitet: den Pseudoschulrefor-mern und den Modernisierungsmanagern.

Die Schuldebatten sind seit Jahrzehntenvon Anglizismen durchsetzt. Die Leis-tungsfeststellung wurde zur Output Con-

trol, statt Vorbildwirkung sagt man Best-Practice-Modell und von den Lehrern wirdeine bessere Performance gefordert, wasimmer das sein soll. „Doch ein Begriffmuss bei dem Worte sein?“, fragt der Schüler im „Faust“. „Schon gut! Nur mussman sich nicht allzu ängstlich quälen, denn eben wo Begriffe fehlen, da stellt einWort zur rechten Zeit sich ein!“ So lautetdie Antwort des Mephisto.

Anglizismus ist Zynismus

Nur eine Sprache, die Krebs hat, neigt zuWucherungen. Am augenfälligsten ist dasim Managerjargon. In seinen Anglizismenschimmert Zynismus. Wenn auf der Agenda der High Potentials, den Termin-plänen der Hoffnungsträger also, das Risk-Management undersized war und dieBenchmark nicht erreicht wurde, könnteman auf Deutsch sagen: Verantwortlichehaben sorglos Kredite vergeben. Doch dassoll uns kein Kopfzerbrechen machen. Esist ja nur die Cash-Burn-Rate gestiegen, auf Deutsch: Gutes Geld wurde verbrannt.Dass deshalb die CEOs beim nächsten Get-together eine Roadmap mit Down -sizing und der Reduktion des Headcounts,also Kürzungen und Kündigungen, be-schließen müssen, ist ein bedauerlicher Side effect. Zu hoffen ist, dass dadurch dieWork-Life-Balance der Chief Executivesnicht allzu sehr leidet. Aber letztlich istman ohnehin too big to fail.

Hinter diesen Sprüchen verbirgt sichSelbstherrlichkeit. Man jongliert mit ei-nem Kauderwelsch, der harmlos klingenund für die Mehrzahl der Bürger unver-ständlich bleiben soll: Sprache wird zumHerrschaftsinstrument.

Wer hat die Macht?

Lewis Carroll lässt in „Alice hinter denSpiegeln“ Humpty Dumpty sagen: „Wennich ein Wort verwende, dann bedeutet esdas, was ich es bedeuten lasse, und nichtsanderes.“ Alice antwortet entgeistert:„Aber die Frage ist doch, ob du den Worten so viele verschiedene Bedeutun-gen geben kannst.“ Humpty Dumpty dar-auf abschätzig: „Die Frage ist, wer dieMacht hat – das ist alles.“

Früher sagte man, dass es die Diplomatenwaren, denen Gott die Sprache gab, um die Wahrheit zu verschleiern. Das ist un -gerecht. Heute ist es ein Managerjargon,der Werte wie Ehrlichkeit, Verantwortung,Leistung und Charakter durch eine pseu-doenglische Schaumschlägerei ersetzt.Man sollte alle jene, die sich hinter Phrasen verstecken, warnen. Irgendwannwird das geschehen, was man früher aufdem Land mit drohendem Unterton so gesagt hat: „Mit euch wird man auch noch einmal Deutsch reden!“

Aus dem Wörterbuch der Manager:

Von A wie arrogant bis Z wie zynischWarum neigen gerade Pseudoschulreformer und Modernisierungsmanagerzum englisch-deutschen Sprachkauderwelsch? Weil Sprache ein Macht -instrument ist.

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der autorMag. Kurt Scholz war von1992 bis 2001 Wiener Stadt-schulratspräsident, danach bis2008 Restitutionsbeauftragterder Stadt Wien. Seit Anfang2011 ist er Vorsitzender desÖsterreichischen Zukunfts-fonds.

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Sehr geehrter Herr Kattinger! Ihr Berichtist sehr geprägt von Ihrer zwar berechtig-ten und mehr als verständlichen Kritik anpolitischem Stillstand und Besitzstands-wahrung in Österreich, diese waren aber im konkreten Verlust-Fall nicht der aus-schlaggebende Punkt.Zuallererst ist das Milliardengrab der Hypo Alpe Adria – wie leider auch in anderen Ländern Europas und in den

USA – ein Ergebnis verfehlter oder feh -lender Risikopolitik sowie mangelhafterAufsicht, also nicht unbedingt ein Einzel-fall. In den Banken-Boom-Jahren begin-nend schon in den 1990er Jahren fehlte es zunehmend an der notwendigen kauf-männischen Vorsicht. Die Hypo Alpe Adriawar diesbezüglich lediglich eine von meh-reren schlecht geführten Banken, wie z.B.die Hypo Real Estate in Deutschland, die

irische Anglo-Irish Bank, die französisch-belgische Dexia, spanische Regionalspar-kassen oder isländische und zypriotischeBanken. Nicht der politische Einfluss, sondern eine unangebracht aggressive Kreditvergabe war letztlich verantwortlichfür das verlustreiche Scheitern der Bank.

Kein Unterschied

Auch eine sehr frühzeitige Trennung in eine gute und schlechte Bank hätte das Ergebnis nicht wesentlich verbessert, wieoft einfach behauptet wird. Banken sindseit der Krise 2008/09 auf Jahre hinauskaum zu sinnvollen Preisen verkaufbar. Eswird zu weiteren Schließungen kommen,denn das Bankennetz in Europa ist zu groß.Dass das Bedürfnis, die Staatsschulden-quote möglichst nicht zu belasten, eine tragende Rolle bei der unnötigen Verzöge-rung einer Lösung der Situation gespielthaben dürfte, zeigt im Übrigen wie stark reformbedürftig Staatsschuldenanalyseund Staatsschuldenmanagement sind. Derpolitische Wille zu einer substanziellenÄnderung in Richtung Transparenz undÜbersichtlichkeit ist aber aufgrund beste-hender Interessen sehr bescheiden. Durcheine Veränderung wäre es ja möglich, dassbisherige Spielräume, mit denen man imMoment recht nett lebt, im Interesse desSteuerzahlers beschränkt werden könnten.

Hauptsache systemrelevant?

Auch ohne Gewährträgerhaftung wäre dieBank vermutlich rasch gewachsen und hätte eine Größenordnung erreicht, die Ende 2009 als „systemrelevant“ anzusehenwar. Das war auch noch eine Zeit, als eineInsolvenz einer Bank mit EUR 40 Mrd. ineinem Land wie Österreich wahrscheinlichauch die anderen Banken in Mitleiden-schaft gezogen hätte. Wer hätte damals dieVerantwortung übernehmen wollen, dieHypo Alpe Adria einfach – noch dazu ohne existierende bankspezifische Ab -wicklungsregeln – in die Insolvenz zu

Die Hypo Alpe Adria:In der letzten Ausgabe legte NZZ-Korrespondent Matthäus Kattinger aus seiner Sicht die Umstände für das Kärntner FPÖ-Milliardengrab dar. Etwasanders sieht es Kbr. Johann Filler (LFZ).

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schicken? Ob die Bayerische Landesbankin diesem Poker einfach die besseren Nerven hatte, sei dahingestellt. Die bessere Verhandlungsposition hatte sie als ausländischer Eigentümer ohne wei-tere wirtschaftliche Interessen in Öster-reich auf jeden Fall. Wahrscheinlich hätteman der Bayerischen Landesbank in derFolge einfach nicht erlauben dürfen, Geldvon der Hypo abzuziehen. Dass die Bayerndamals zusätzlich Geld in die Hypo ein-zahlen oder gar die Bank im Alleingangauffangen hätte sollen, das wäre utopischgewesen.

Notwendige Konsequenzen

Was die kritisierte Beurteilung durch dieAufsicht betrifft, gibt es dafür Gründe, ausdenen sich auch notwendige Konsequen-zen ergeben:

– Die Beaufsichtigung von Banken ist meiner Meinung nach zu formalistisch und zu wenig praxisorientiert. Die Qualitätdes Kreditentscheidungsprozesses wird zu wenig unter die Lupe genommen. Es ist indiesem Zusammenhang im Hinblick aufdie aktuelle Prüfung von Europas Bankenvielleicht ein Wandel im Gang, der die Beurteilungsqualität trotz verschiedener„Kinderkrankheiten“ eventuell verbessernwird.

– Die Folgen einer unvorsichtigen und unsoliden Kreditvergabepraxis sind oft erst Jahre später erkennbar, weil schlechteKredite eine Zeitlang ganz gut funktionie-ren, besonders wenn das gesamtwirtschaft-liche Umfeld noch mitspielt.

– Der aufsichtsrechtliche Rahmen (damalsBasel II) ist in der Praxis leider wenig geeignet, das Verlustrisiko in den Bankenzu begrenzen. Daran hat sich auch prin -zipiell durch Basel III wenig geändert. Die Regeln wirken prozyklisch, d. h. beiguter Konjunktur besteht ein hoher Anreizfür exzessive Kreditvergabe mit unnötigerRisikoerhöhung. Bei schlechter Konjunk-tur wird recht radikal gebremst, was die zu erwartenden Verluste nochmals un-nötig vergrößert. Es stimmt weiterhin dasSprichwort, dass Kreditvergaben mit ei-nem Regenschirmverleih zu vergleichen

sind: Bei Schönwetter wird fleißig ausge-geben, bei Regen wieder eingesammelt.Dass Basel III nicht zum gleichen Fiaskowie Basel II führen wird, liegt schlicht-weg einzig daran, dass prinzipiell heute höhere Eigenmittel gehalten werden müssen als damals. Dies ist wirklich dieeinzige, allerdings nicht unwesentlicheVerbesserung, um die Haftung des Steuer-zahlers zu verringern.

– Die Risiken aus der Fremdwährungs -kreditvergabe wurden nicht aus politischenGründen geduldet sondern sowohl seitensder Banken als auch der Aufsicht in ihremGefahrenpotenzial unterschätzt. Letzterehat diese Praxis wohl kritisiert, aber nichts

Wirkungsvolles dagegen unternommen.Wenn man sich die Kreditdaten in Ungarn,Rumänien, Kroatien und zu einem aller-dings bedeutend geringeren Teil in Polenansieht, erkennt man, dass so gut wie alledort tätigen Banken Fehler begangen haben. Leider muss man sagen, dass manin anderen Teilen der Welt teilweise auchaus bitterer Erfahrung heraus sorgfältigerwar. Schlimmer oder ähnlich schlimm warbeispielsweise die Hypothekarkreditver -gabe in den USA, Irland und zum Teil auchin Spanien.

U-Ausschuss bringt wenig weiter

Dass man einen Untersuchungsausschussverlangt, um die „Verantwortlichkeiten“(welche eigentlich?) zu klären, ist eher als „Wutbarometer“ der österreichischenEmpörungs- und Entrüstungs-Operetten-Gesellschaft und des sehr wohl auf poli -tische Eigendarstellung achtende Oppo -sitionstheaters zu sehen als ein wirkungs-

„Es wird zu

weiteren Schließungenkommen, denn das

Bankennetz in Europaist zu groß.

volles Instrument der Aufarbeitung. Waserwartet man sich bei nüchterner und unvoreingenommener Betrachtung tat-sächlich davon? Viele Entscheidungenmussten – wie in anderen Ländern auch – unter großer Unsicherheit und oft auchunter Zeitdruck getroffen werden. Auchheute weiß man oft noch immer nicht, welche Entscheidung besser gewesen wäre.Was die mögliche Abwicklung der HypoAlpe Adria aktuell betrifft, hätte eine nicht vorhandene Gewährträgerhaftungden Vorteil, heute eine Gläubigerbetei -ligung ins Auge fassen zu können. Dennmit einem mittlerweile wesentlich wenigeranfälligen europäischen Bankensystem sowie aufgrund mittlerweile erfolgterSchrumpfung wäre dies mit der heutigenHypo möglich, da keine Systemrelevanzmehr vorliegt. Die Verpflichtungen Kärn-tens können jedoch nicht so einfach aus -gehebelt werden.

Vorbild Argentinien?

Über die Problematik eines solchen Schrittes ist nicht besonders seriös dis -kutiert worden und es ist auch in den an die Öffentlichkeit gelangten Gutachten erschreckend wenig zu einem solchenSchritt bedacht worden. Die Vorstellung,man könnte das Problem irgendwelchenunbekannten ausländischen Gläubigernumhängen, ist ein naiver Versuch der „Argentinisierung“ Österreichs. Argenti-nien wollte sich vor mittlerweile mehr alszehn Jahren seiner leichtfertig aufgenom-menen Schulden zu Lasten ausländischerGläubiger entledigen. Bis heute kann mannicht klar erkennen, welchen Vorteil diesgebracht hat.Die Nachteile sind hingegen offenkundig.Aber von denjenigen, die jetzt der Regie-rung leichtfertige und wenig durchdachteEmpfehlungen gegeben haben, hört man janachher, wenn die Nachteile hervortreten,ohnehin nichts mehr. Es ist immer sehrleicht jemand anderem einen schwierigenSchritt zu empfehlen. Wenn man selber indie Lage kommt, schwierige Entschei -dungen zu treffen, sieht die Sache oft einwenig anders aus.

MAG. JOHANN FILLER (LFZ) IST IM BANKWESEN TÄTIG.

Ein Leserbrief

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Tanzen bis zum

Den musikalischen Weltenbummler verschlägt es nach 7 Jahren wieder nach Österreich. Vor 13 Jahren spielte er das letzte Mal in Wiesen.

Einen Tag hier, den anderen dort. Von Barcelona nach Buenos Aires.Von Budapest in die Bretagne, Galizien, Rodez, Neapel. Von Australienüber Chile, Brasilien, Venezuela, Kolumbien bis Italien: Manu Chaosteht nie still. Er reist durch die Welt, spielt vor 500 Menschen in kleinenHallen oder 70.000 Fans in Stadien.

Das beste Geben

Für ein paar Monate sind nun La Ventura anstelle von Radio Bemba mit ihm aufTour – eine kleinere Truppe mit vier Mitgliedern (Manu, Madjid, Philippe und Gambeat). Wieder auf Tourzu gehen, mit dieser kleinen Truppe an Menschen, ist eine Herausforderung für den französisch-spanischen Sänger: „Ich muss einfach der täglichen Routine entkommen. Ich kann mein Leben als den Versuch zusammenfassen diese Routine zu vermeiden, indem ich eine körperliche und seelische Ausgeglichenheit bewahre. Ich muss zugeben, dass das Spielen in solch einer Band auch risikoreich ist. Im Trio oder Quartett aufzutreten ist die ultimative Erfahrung für eine Rockband. Man kann sich einfach nichtverstecken und muss für mindestens zwei Stunden das Beste geben. In solch einer Situation sind wir alle nackt, wir geben alles,was wir haben. Wir haben auch hart an den Vocals gearbeitet.“

Gute Musiker?

Total fit, voller Energie im wahren Leben sowie auf der Bühne ist Manu kraftvoll, aktiv, immer in Bewegung. Aber er weiß auch einen Gang zurückzuschalten: „In so einer kleinen Band zu spielen hat uns – nach all dieser Zeit – gezeigt, ob wir nun gute Musiker sind oder nicht“, sagt Manu mit einem Lächeln. „In aller Bescheidenheit – ich halte mich erst jetzt für einen echten Musiker. Ich erkannte auch, dass wir einen tollen Katalog an Songs haben. Wir sind nicht drei oder vier auf der Bühne, sondern 500,5.000 oder 50.000. Jeder kennt die Lieder, wo immer wir sie spielen“. Jedes Mal wenn die Band auftritt, macht sie das mit dem gleichen Ziel vor Augen: „Wir wollen ein beliebtes und großes Event daraus machen. Dafür wurden diese Songs geschrieben.“

Infos:Sonntag, 29. Juni 2014Manu Chao & La Ventura, Vorbands: Irie Révoltés (GER), Systema Solar (COL)Stehplatz: EUR 32,90, Shuttlebus nach Wien (extra), näheres auf wiesen.at

TEXT: GOTTFRIED FORSTHUBER (BDB), FOTOS: SZIGETFESTIVAL.COM, VOLUME.AT, SKALARMUSIC.AT

Fühl‘ es! Die Konzert-Highlights des Sommers 2014 versprechen einiges ...

Die schönste Zeit des Jahres kündigt sich nicht nur mit warmen Temperaturen an, sondern auch mit einem abwechslungsreichen Programm an Open-Air-Konzerten und Festival-Terminen – wir haben für euch alternative und angesagte Musik-Highlights des Sommers zusammengestellt.

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Manu Chao: Der wohl bekannteste Vertreter des „World-Music“-Genres.

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Was wäre ein Sommer ohne Wiesen? Parov Stelar bringt die Luft zum Brennen und Stereo MC’s feiern ihr Comeback.

Am18. Juli dreht sich bei der Nova Jazz & Dance Night inder erfrischenden Ottakringer Arena im burgenländischenWiesen wieder alles um die zeitgenössischen Formen vonJazz, Blues, Soul, Funk und Groove. Da darf natürlich eine Band wie PAROV STELAR nicht im Line-Up fehlen.Österreichs heißester Export fasziniert immer mit seiner dynamischen Show und lässt keinen Fuß ruhig am Bodenstehen. Ein weiteres Highlight sind die australischen THE CAT EMPIRE die das geneigte Publikum mit ihremsommerlichen Sound auf einen Kurzurlaub nach Down Under mitnehmen werden. Endlich wieder live zu hörensind die STEREO MC’s die mit ihrer neuen Platte ein Comeback feiern. Besonders freut es uns auch, dass wir die neue Soul-Sensation BO SARIS für diesen Abend ge-winnen konnten. Weiters im Line-Up ist ELLA EYRE, einjunges Ausnahmetalent aus den UK, die man keinesfallsverpassen sollte und zu Beginn bringt uns HERR TISCH-BEIN mit seinem mitreißenden Swing auf Betriebstem -peratur. Das alles im richtigen Ambiente, bei gewohnt ent-spannter „Wiesen“-Stimmung!

Infos:Freitag, 18. Juli 2014Stehplatz: EUR 45,- (zzgl. Geb.)VIP: EUR 75,- (zzgl. Geb.)Kombitickets für 18. und 19. Juli erhältlich.Shuttlebus nach Wien (extra)wiesen.at

Jazz, Blues und Soul für die Älteren.

Die Nova Jazz & Blues Night zeigt sich am Samstag zwarauch teilweise von ihrer jungen aber doch eher traditio -nelleren Seite. Mit Gregory Porter und Michael Kiwanukasind zwei Shootingstars am Start, die ihren großen Vorbil-dern der 60er Jahre in nichts nachstehen. Auch an diesemTag bringt eine Band aus Australien Schwung aufs Festival– denn auf ihrem Kontinent sind sie längst Superstars, das Multi-Platin Kraftwerk John Butler Trio. Für starkeRhythmen samt außergewöhnlichen Percussions sorgt Keziah Jones mit seiner Band und die Eröffnung an diesemTag übernimmt die junge Deutsche AMI, die mittlerweileals „die Newcomerin des Jahres“ gehandelt wird.

Infos:Samstag, 19. Juli 2014Stehplatz: EUR 45,- (zzgl. Geb.)VIP: EUR 75,- (zzgl. Geb.)Kombitickets für 18. und 19. Juli erhältlich.Shuttlebus nach Wien (extra)wiesen.at

Parov Stelar interpretieren ihr bewährtes

Swing-Konzept regelmäßig neu.

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Neue Namen für die „Freiheitsinsel“: Unter anderem treten The Prodigy, Lily Allen, Ska-P und La Roux auf.

Auch in diesem Jahr findet das Sziget wieder auf der wunderschönen, grünen Insel inmitten Budapests statt undhält eine perfekte Mischung aus Sommer-Urlaub und Festival-Erlebnis parat. Neben einer Menge Spaß-, Kunst-und sonstigen Freizeit-Aktivitäten hat das Sziget bereits die ersten Namen für das Line-Up 2014 bekannt gegeben:

Macklemore & Ryan Lewis / Queens of the Stone Age / Outkast / The Prodigy / Placebo / Blink 182 / Cee Lo Green /Jimmy Eat World / Fedde le Grand / A Day To Remember /Skrillex / Calvin Harris / Lilly Allen / Bastille / ImagineDragons / Jake Bugg / Stromae / Die Fantastischen Vier /London Grammar / La Roux / Ska-P / Tom Odell / MilesKane / Klaxons / Michael Kiwanuka / Laidback Luke /Darkside / Bonobo / Palma Violets / The Big Pink / Fink /Kavinsky live / Borgore / Jagwar Ma / Brody Dalle / Starlight Girls. Auch mit Deadmau5, The Kooks, BombayBicycle Club, Crystal Fighters, Anti-Flag und Axwell sindwieder Vertreter der unterschiedlichsten Genres zum bun-ten Programm des Sziget Festivals hinzugefügt worden.Das Beste an allem: Bis dato sind erst 50% des Programmsbekannt. Einige Überraschungen dürften also noch folgen.

Infos:Montag, 11. bis Montag, 18. August 20147-Tagesticket (inkl. Camping): EUR 209Tagesticket: EUR 50szigetfestival.at

Babyshambles machen St. Pölten unsicher.

Die Niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten ver-wandelt sich im August bereits zum sechsten Mal in die Musik-Metropole Österreichs und verspricht schon jetztmit tollen Live-Acts die Vorjahre zu übertreffen. Neben denQueens of the Stone Age, Placebo, Blink 182, Jan Delay &DisKo No. 1, The Kooks, Ska-P, NOFX, Snoop Dogg undvielen mehr, gibt es eine Zusage, die Jung und Alt über -raschen wird: Babyshambles mit Frontmann Peter Dohertybeehren das VAZ-Gelände. Wem der Festival-Trubel unter-tags zu wenig ist, der kann im Night Park bis in die Morgenstunden weiter abtanzen. Dieses Mal machen unteranderem Fritz Kalkbrenner, Pendulum DJ Set & Verse, Modestep DJ Set, Moonbootica die Nacht zum Tag. Bei 7 Bühnen, 100 Acts und 20 Stunden Partyprogramm täglichkann man schnell ins Schwitzen kommen – für Abkühlungund zum Chillen vor und nach dem Feiern sorgen das Flussufer der Traisen und ein naheliegender Badeteich.

Infos:Mittwoch, 13. bis Samstag, 16. August 20144-Tagespass: ab EUR 158,903-Tagespass: ab EUR 143,90frequency.at

Die Fantastischen Vier statten Budapest

einen Besuch ab.

Peter Doherty: Der Frontman von Babyshamples

ist kein Kind von Traurigkeit.

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Politische GesinnungWenn ein Rechter Waffen nicht mag,

kauft er keine.Wenn ein Linker Waffen nicht mag,

will er sie verbieten lassen.

Wenn ein Rechter Vegetarier ist,isst er kein Fleisch.

Wenn ein Linker Vegetarier ist,macht er einen Aufstand gegen tierische Proteineund will obligatorisch fleischfreie Tage einführen.

Wenn ein Rechter schwul ist,genießt er ganz ruhig sein Leben.

Wenn ein Linker schwul ist,verlangt er von der Gesellschaft,

dass alle so sein müssen wir er (oder sie).

Wenn ein Rechter Radfahren will,fährt er mit dem Rad.

Wenn ein Linker Radfahren will,muss der ganze motorisierte Verkehr

schikaniert oder verboten werden.

Wenn ein Rechter seinen Job verliert,überlegt er, wie er aus seiner

Situation kommen könnte.Wenn ein Linker seinen Job verliert,klagt er wegen Diskriminierung und

sein „Recht auf Arbeit“.

Wenn ein Rechter nicht gläubig ist,geht er weder in die Kirche,

noch in die Synagoge, noch in die Moschee.Wenn ein Linker nicht gläubig ist,

will er verbieten, dass in der Öffentlichkeitirgendwelche Zeichen von Gott,

dem Glauben oder der Religion sichtbar sind.

Wenn ein Rechter krank ist,geht er zum Arzt, kauft seine

Medikamente und nimmt sie ein.Wenn ein Linker krank ist,

appelliert er an die nationale Solidarität.

Wenn es der Wirtschaft schlecht geht,findet der Rechte, dass er die Ärmel

hochkrempeln und mehr arbeiten muss.Wenn es der Wirtschaft schlecht geht,

schimpft der Linke über die bösen Arbeitgeber,die sich die Taschen vollstopfen,das Land ausbeuten und dassdie Angestellten die Opfer sind.

Wenn ein Rechter diese Zeilen gelesen hat,verbreitet er die Botschaft.

Wenn ein Linker diese Zeilen gelesen hat,wendet er sich voller Empörung

über soviel Wahrheit ab.

Quelle: Aus den Weiten des Internets.

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