CvL-A Newsletter 01

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Datenintensive Wissenschaft: Auf dem Weg in die „schöne neue Welt“? Ihr Gesellenstück war die Wiederwahl Barack Obamas. Nun sind die Informatiker und Statistiker, die mit ihren Datenbanken und Algorithmen entscheidend zum Gelingen der demokratischen Wahlkampagne beigetragen haben, auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Ein Streifzug durchs Internet zeigt, dass ihre Dienste viel gefragt sind, von der nächsten Senatorenwahl bis zum Kundenmanagement von Casinos. Die Idee dahinter ist so überraschend wie einfach: Wahlen zu gewinnen sei letztlich nicht viel anders als erfolgreich Kühlschränke zu verkaufen oder Casinobesucher zum Pokerspielen zu animieren. Googles ehemaliger Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt investiert auch in ei- nes der Start-ups. Er sieht die jungen Leute als eine Avantgarde von „people scientists“, die mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen, wie Menschen auf Wahlmöglichkeiten reagieren. Manche mag dies an Aldous Huxleys schöne neue Welt erinnern. Andere argumentieren, dass der einzelne Wähler endlich aus seiner Anonymität heraustrete und mit seinen Wünschen direkt angespro- chen werde. Warum aber gilt das nicht auch für den Spieler im Casino? Ist es etwa verwerflicher, wenn jemand sein Geld beim Roulette ausgibt als wenn er sein Kreuzchen bei Obama setzt? Systematisch können diese Fragen nur durch eine Analyse des Begriffs sozialer Kontrolle und des Gegenbegriffs der Freiheit beantwortet werden. Das Beklem- mende an Huxleys schöner neuer Welt besteht ja letztlich darin, dass die Men- schen nicht mehr frei über ihr Leben entscheiden können, wenn sie auch scheinbar harmonisch und zufrieden zusammenleben. Es ist der feine Unter- (Fortsetzung auf Seite 2) Liebe Studierende, liebe FreundInnen und Förderer der Carl von Linde-Akademie, mit der Gründung der Carl von Linde- Akademie setzte die Technische Uni- versität München 2004 ein wichtiges Signal: Es reicht in Zukunft nicht mehr aus, hochspezialisiert in Tech- nik- und Naturwissenschaften zu sein. Fachübergreifende Grundlagen aus Geistes- und Sozialwissenschaf- ten sind unverzichtbar, damit die Ab- solventInnen einer TU auf die moder- ne Arbeits- und Lebenswelt vorberei- tet werden. Den Gebrauch der Online -Medien und des Internets muss man der heutigen Jugend nicht mehr bei- bringen. Welche politischen, wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse laufen aber dahinter ab? Wie hängen die Diszipli- nen der Ingenieur- und Naturwissen- schaften zusammen? Was sind ihre gemeinsamen Grundlagen? Damit sind wir mitten in der Philosophie der Carl von Linde-Akademie. Die fach- übergreifende Kompetenzen vermit- teln wir, Dank einer großzügigen Do- nation der Linde Group und mit Un- terstützung der TUM, in zahlreichen Veranstaltungen und mit Unterstüt- zung von Dozentinnen und Dozen- ten, die ihre vielfältige Erfahrung aus den großen Wissenschaftsorganisati- onen, aus Unternehmen und Medien in die Universität tragen. Ich wünsche dem Team der CvL-A weiterhin kreative und erfolgreiche Arbeit. Ad multos annos! Newsletter 01 Carl von Linde-Akademie, Munich Center for Technology in Society (MCTS) Technische Universität München Prof. Dr. Klaus Mainzer Direktor des MCTS Inhalt Internationale Studienbesuchswoche bei ProLehre ......................................................... 2 Fächerübergreifend Promovieren am MCTS ................................................................... 4 Programm „Selbstkompetenz stärken“ ............................................................................. 5

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Newsletter der Carl von Linde-Akademie der TU München (TUM), Ausgabe 01, Januar 2014

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Datenintensive Wissenschaft: Auf dem Weg in die „schöne neue Welt“? Ihr Gesellenstück war die Wiederwahl Barack Obamas. Nun sind die Informatiker und Statistiker, die mit ihren Datenbanken und Algorithmen entscheidend zum Gelingen der demokratischen Wahlkampagne beigetragen haben, auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Ein Streifzug durchs Internet zeigt, dass ihre Dienste viel gefragt sind, von der nächsten Senatorenwahl bis zum Kundenmanagement von Casinos. Die Idee dahinter ist so überraschend wie einfach: Wahlen zu gewinnen sei letztlich nicht viel anders als erfolgreich Kühlschränke zu verkaufen oder Casinobesucher zum Pokerspielen zu animieren. Googles ehemaliger Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt investiert auch in ei-nes der Start-ups. Er sieht die jungen Leute als eine Avantgarde von „people scientists“, die mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen, wie Menschen auf Wahlmöglichkeiten reagieren. Manche mag dies an Aldous Huxleys schöne neue Welt erinnern. Andere argumentieren, dass der einzelne Wähler endlich aus seiner Anonymität heraustrete und mit seinen Wünschen direkt angespro-chen werde. Warum aber gilt das nicht auch für den Spieler im Casino? Ist es etwa verwerflicher, wenn jemand sein Geld beim Roulette ausgibt als wenn er sein Kreuzchen bei Obama setzt? Systematisch können diese Fragen nur durch eine Analyse des Begriffs sozialer Kontrolle und des Gegenbegriffs der Freiheit beantwortet werden. Das Beklem-mende an Huxleys schöner neuer Welt besteht ja letztlich darin, dass die Men-schen nicht mehr frei über ihr Leben entscheiden können, wenn sie auch scheinbar harmonisch und zufrieden zusammenleben. Es ist der feine Unter-

(Fortsetzung auf Seite 2)

Liebe Studierende, liebe FreundInnen und Förderer der Carl von Linde-Akademie,

mit der Gründung der Carl von Linde-Akademie setzte die Technische Uni-versität München 2004 ein wichtiges Signal: Es reicht in Zukunft nicht mehr aus, hochspezialisiert in Tech-nik- und Naturwissenschaften zu sein. Fachübergreifende Grundlagen aus Geistes- und Sozialwissenschaf-ten sind unverzichtbar, damit die Ab-solventInnen einer TU auf die moder-ne Arbeits- und Lebenswelt vorberei-tet werden. Den Gebrauch der Online-Medien und des Internets muss man der heutigen Jugend nicht mehr bei-bringen. Welche politischen, wirt-schaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse laufen aber dahinter ab? Wie hängen die Diszipli-nen der Ingenieur- und Naturwissen-schaften zusammen? Was sind ihre gemeinsamen Grundlagen? Damit sind wir mitten in der Philosophie der Carl von Linde-Akademie. Die fach-übergreifende Kompetenzen vermit-teln wir, Dank einer großzügigen Do-nation der Linde Group und mit Un-terstützung der TUM, in zahlreichen Veranstaltungen und mit Unterstüt-zung von Dozentinnen und Dozen-ten, die ihre vielfältige Erfahrung aus den großen Wissenschaftsorganisati-onen, aus Unternehmen und Medien in die Universität tragen. Ich wünsche dem Team der CvL-A weiterhin kreative und erfolgreiche Arbeit. Ad multos annos!

Newsletter 01 Carl von Linde-Akademie, Munich Center for Technology in Society (MCTS) Technische Universität München

Prof. Dr. Klaus Mainzer Direktor des MCTS

Inhalt

Internationale Studienbesuchswoche bei ProLehre ......................................................... 2 Fächerübergreifend Promovieren am MCTS ................................................................... 4 Programm „Selbstkompetenz stärken“ ............................................................................. 5

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schied, hin und wieder aus freien Stücken den Kitzel des Glücksspiels zu genießen oder in die Spielsucht gedrängt zu werden. Eine freie Entscheidung ist selbstbe-stimmt und wägt sorgfältig zwischen den verschiedenen Möglichkeiten im Lichte selbstgesetzter Interessen ab. Daraus lassen sich die kritischen Punkte ableiten. Zum einen unter-scheiden die Algorithmen nicht, ob sie jemanden überzeugen oder mit psychologischen Mechanismen mani-pulieren und damit die Selbstbe-stimmtheit unterhöhlen. Zum anderen wird selektiv Information an den Ent-scheider herangetragen, so dass ein

(Fortsetzung von Seite 1) wohlinformiertes, überlegtes Abwä-gen nicht stattfinden kann. Was die Regulierung betrifft, wird ein-mal mehr deutlich, dass die her-kömmlichen Prinzipien des Daten-schutzes den neuen Informations-technologien nicht gerecht werden. Dies gilt beispielsweise beim Recht auf informationelle Selbstbestim-mung, weil nunmehr die Auskunfts-bereitschaft einiger auch alle anderen vorhersagbar machen kann. Man wird von politischen Parteien bis zu Zigarettenherstellern und Casinobe-treibern in Zukunft im Detail festlegen müssen, wer welche Daten erheben und mit welchen anderen Daten ver-knüpfen darf.

Wolfgang Pietsch

Neu an der CvL-A

Dr. Nadine Schlomske-Bodenstein Seit Oktober 2013 arbeitet Nadine Schlomske-Boden-stein als wissen-schaftliche Mitar-beiterin bei ProLeh-re. Dort ist sie zu-sammen mit Annet-te Spiekermann und Alexandra Strasser für den

Themenschwerpunkt Prüfungen zuständig. Zu-vor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Friedl Schöller-Stiftungslehrstuhl für Unter-richts- und Hochschulforschung tätig. Neben der Forschung im Rahmen ihres Dissertations-projekts (2008-2013) lehrte sie an der Berufs-schule für Gesundes und Soziales Jena im Fachbereich Pädagogik und Heilerziehungs-lehre (2009-2011). Nadine Schlomske-Boden-stein studierte Erziehungswissenschaft, Kogni-tionswissenschaft und Anglistik an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Breisgau. Nach ihrem Abschluss als Magister Artium (M.A.) arbeitete sie am Lehrstuhl für Schulpä-dagogik und Didaktik am Institut für Erzie-hungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (2008-2012).

Anne Fleischmann Seit November 2013 ist Anne Fleischmann Mitar-beiterin bei ProLeh-re und dort gemein-sam mit Christine Gluth, Caroline Hein und Andreas Fleischmann für das Multiplikatoren-programm an der

TU München zuständig. Von 2011 bis 2012 war Frau Fleischmann als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Personalentwicklung (Hochschuldidaktik) am KIT angestellt. Dar-über hinaus war sie freiberuflich für das Ju-gendamt Karlsruhe, sowie für die Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft tätig. Neben ihrem Masterstudium der Pädagogik am Karls-ruher Institut für Technologie (KIT) und einem Bachelorstudium der Pädagogik mit Ergän-zungsfach Betriebspädagogik an der Universi-tät Karlsruhe (TH) erwarb sie folgende Zu-satzqualifikationen: Ausbildereignungsprüfung (ADA), Baden-Württemberg Zertifikat für Hoch-schuldidaktik.

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Der Studienbesuch widmete sich der Frage, wie die Kompetenz- und Lern-ergebnisorientierung, die dem Bolog-na-Prozess zugrunde liegt, so umge-setzt werden kann, dass die Qualität der Lehre nachhaltig verbessert wird und Lehrende wie Lernende fit für die Zukunft gemacht werden. Die EU hat diesen Austausch mit 13 Lehrenden aus 11 Ländern gefördert, um die Zu-sammenarbeit beim Thema lebens-langes Lernen zu stärken. Die unter-schiedlichen nationalen Praktiken und die damit verbundenen Traditio-nen und Philosophien sollen Denkan-stöße liefern, wie die notwendigen Veränderungen gestaltet werden können, von denen sich jeder – auf seine Weise – herausgefordert sieht. Fünf Tage haben wir intensiv über hochschuldidaktische Projekte und Angebote diskutiert. Wir haben Stra-tegien verglichen und analysiert, Me-thoden bewertet und ausprobiert und nach Möglichkeiten gesucht, die neu-en Ideen umzusetzen und dabei wei-ter zusammenzuarbeiten. Natürlich

gab es auch Gelegenheit, München und die TU kennenzulernen. Am wichtigsten war aber die persönliche Begegnung: Gäste und Gastgeber wuchsen zusammen, sodass am En-de der Abschied richtig schwerfiel. Was bleibt ist eine gewisse zufriede-ne Erschöpfung sowie ein Gefühl der

Dankbarkeit – und das Wissen, dass eine gemeinsame Vision (nicht nur) von Lehren und Lernen in Europa möglich ist, wenn wir uns offen und neugierig begegnen, wohlwollend, aber ohne Scheu, zu hinterfragen und hinterfragt zu werden.

Rudolf Aichner, Christine Gluth

Begrüßung der Gäste im Vorhoelzer Forum

Internationale Studienbesuchswoche ProLehre rief und Europa kam: Lehrende von Irland bis Bulgarien, von Schweden bis Portugal tauschten sich fünf Tage lang mit uns über Lehren und Lernen an der Hochschule aus. Zu Nikolaus kehrten sie heim, hoffent-lich so reich beschenkt wie wir.

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Ein deutsch-amerikanisches For-schungsprojekt, gefördert durch die National Science Foundation (NSF) der Vereinigten Staaten, beschäftigt sich mit der Philosophie von biolo-gisch inspirierten Computernetzen (CNN = Cellular Nonlinear/Neural Networks) und ihrer gesellschaftli-chen Integration. Computernetze und Gehirne sind Beispiele von komple-xen Systemen, in denen die Zusam-menwirkung vieler Elemente in Nano-größe („technische oder biologische Neuronen“) zu effektiven, aber auch chaotischen Wirkungen führen kann. 2013 hat Klaus Mainzer mit dem TUM Distinguished Professor Leon Chua (UC Berkeley) ein Buch über die CNN-Netzwerke publiziert (Local Activity Principle, Imperial College Press: London). Das NSF-Projekt be-trachtet auch die gesellschaftlichen Konsequenzen solcher Computernet-ze und sieht eine Kooperation des MCTS mit dem John J. Reilly Center for Science, Technology and Values der University of Notre Dame (Indiana) vor. Ein Highlight im April 2014 ist die Ein-ladung durch das international re-nommierte Steklov Mathematical In-stitute der Russischen Akademie der Wissenschaften. Auf der interdiszipli-nären Konferenz „Philosophy, Mathe-matics, Linguistics: Aspects of Inter-action“ in St. Petersburg wirkt Klaus Mainzer im Programmkomitee mit, hält eine Keynote und leitet eine Pa-nel-Diskussion über Komplexität. Ein aktueller Schwerpunkt von Klaus Mainzer betrifft die methodischen Grundlagen und gesellschaftlichen Konsequenzen der Big Data Techno-logie. Dazu schrieb er 2013 ein Buch unter dem Titel „Die Berechnung der

Welt. Von der Weltformel zu Big Da-ta“ (C.H. Beck 2014). Zum Thema

Big Data nahm er im Juni an einer Podiumsdiskussion im Bayerischen Fernsehen und bei der MEDICA (Düsseldorf) im November teil; im September hielt er einen Vortrag bei der Carl Friedrich von Weizsäcker-Gesellschaft und gab zahlreiche Rundfunkinterviews. Die Big Data-Technologie wird auch bei Massive Open Online Courses (MOOC) welt-weit in der Lehre eingesetzt. Klaus Mainzer war zu diesem Thema als Keynote auf dem Beijing Forum 2013 der Peking University eingeladen. Ferner war und ist der Lehrstuhl an Forschungsprojekten der humanoi-den Robotik (z.B. CoTeSys, EU-Projekt über RoboLaw) und der Infra-strukturrobotik (BMBF) beteiligt. Wei-tere Beispiele in 2013 waren die Mit-arbeit im Advisory Board der Stiftung Neue Verantwortung (Berlin) zum Thema Robotik, die Podiumsdiskus-sion zur Robotik in der Hochschule für Film und Fernsehen (München) im April und das Fernsehinterview mit ARTE zum Thema „Was ist ein Cy-borg? Ab wann werden wir Cy-borgs?“ (Januar 2014).

Klaus Mainzer

�www.mcts.tum.de/philwiss

Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie

Vortragsreihe „TUM Frontiers in Science and Technology“ Am 16. Oktober 2013 sprach Prof. Dr. Dirk Helbing (Swiss Federal Institute of Technology Zurich) über „Global vernetzte Risiken und wie wir sie beantworten können“. Der Vortrag fand im Rahmen der Vortragsreihe „TUM Frontiers in Science and Technology“ statt, die aktuelle Spitzenforschung der Ingenieur-, Natur- und Humanwissenschaften vorstellt.

13. Münchner Wissenschaftstage Wie sieht unsere Gesellschaft in zwanzig, fünf-zig oder hundert Jahren aus? Wie verändern nationaler und globaler demografischer Wan-del unser Land und unsere Welt? Mit diesen Fragen befassten sich vom 16. bis 19. Novem-ber 2013 auf den 13. Münchner Wissen-schaftstagen mehr als 300 Spitzenwissen-schaftler und Experten. Mit dabei waren auch Prof. Dr. Klaus Mainzer mit dem Vortrag über „Risiken und Chancen soziotechnischer Syste-me“ und Dr. R.Z. Bengez mit dem Marktstand „Wird uns die Welt zu komplex?“.

TUM Adventsmatinee Einen stimmungsvollen Einklang in den Advent bot die TUM Adventsmatinee, die am 1. De-zember in der Philharmonie im Gasteig statt-fand. Unterstützt wurden die Musiker des Sym-

phonischen Ensembles München unter der Leitung von Carl von Linde-Akademie Dozent Felix Mayer erstmalig von dem neu gegründe-ten TUMChor – die Stimmen der TUM. An der Orgel glänzte wieder Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der TU München. Das abwechslungsreiche Programm beinhaltete dieses Mal Stücke von Mendelssohn, Brahms und Auszüge aus Wagners Tannhäuser.

Newsticker

Neuronale Netze, Big Data und Robotik Der Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie beschäftigt sich in der Forschung mit Grundlagen und Zukunftsperspektiven von Wissen-schaft und Technik. Schwerpunktmäßig geht es um komplexe Systeme in Natur, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft, das Paradigma der Selbstor-ganisation, der Chaostheorie, der Künstlichen Intelligenz und des Künstli-chen Lebens.

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Die Berechnung der Welt (C.H. Beck 2014)

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Dafür arbeiten Philosophen, Wissen-schaftstheoretiker, Technikhistoriker, Ethiker und Sozialwissenschaftler zu-sammen mit Ingenieur- und Naturwis-senschaftlern in fünf Forschungspro-jekten, den MCTSLabs. Aus und in diesen interdisziplinären Projekten werden Promotionen gene-riert und gefördert. Die Themenge-biete der MCTSLabs sind: �� Erfolgsfaktoren und Barrieren tech-

nischer Großprojekte (LEAP) �� Der Umgang von Wissenschaft,

Technik, Medizin und Gesellschaft mit Fehlern, Nichtwissen, Kontin-genz und Irrtum (MICE)

�� Strategien nachhaltiger Wasser-wirtschaft (Sustainable Water Ma-nagement)

�� Medizinische Prognostik und ihre zukünftige Entwicklung (From Prognosis to Predictive Medicine)

�� Soziotechnische Systeme, Robotik und demographischer Wandel

Ein direkter Transfer aus den MCTS-Labs in die Lehre ist durch die Lehr-veranstaltungen der Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter und Promovenden gewährleistet. Am MCTS können vier verschiedene Doktorgrade erworben werden: Dr. rer. pol., Dr. oec. publ., Dr. phil. und Dr. rer. soc. Dabei ist das Besondere, dass die Doktoranden zugleich am MCTS und an einer Fakultät der TUM angebunden sind. Aktuell umfasst die Promotionsliste 16 Personen. Ab 01.01.2014 werden sie im neuen MCTS-Graduiertenzen-trum betreut. Ein Beispiel für fach-übergreifendes Promovieren ist die promovierte Informatikerin Sabine Thürmel, die 2013 in Philosophie über das Handlungskonzept von Menschen, Robotern und Softwarea-genten promoviert wurde. Ihr Betreu-er, Klaus Mainzer, ist auch als Do-

zent im Graduiertenzentrum der In-formatik tätig. Ein weiterer Doktorand ist Maximilian Ott, der zugleich seit dem 01.10.2013 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophie arbeitet. Nach seinem BWL-Diplom studierte er Philosophie, Mathematik und Ger-manistische Linguistik an der LMU. Jetzt promoviert Maximilian Ott am MCTS bei Klaus Mainzer über den Irrtum. In ständiger Rücksicht auf Im-manuel Kant will er dabei drei Fragen ins Auge fassen: 1) Was ist der Irrtum? 2) Wie ist der Irrtum möglich? 3) Wie ist Irrtumserkenntnis möglich?

Damit soll der Versuch gestartet wer-den, dieses eher stiefmütterlich be-handelte Thema in der Philosophie neu zu beleuchten. Denn dort wo die Philosophie über den Irrtum nach-denkt, stößt man immer wieder auf den Versuch, den Irrtum endgültig zu vermeiden. Maximilian Otts These wendet sich gegen die negative Auf-fassung des Irrtums und stellt den Versuch dar, ein neues Verständnis des Irrtums zu schaffen. Begünstigt wird dieses Projekt insbe-sondere durch die Interdisziplinarität des Munich Center for Technology in Society.

Simone Müller

�www.mcts.tum.de/doctorate

Maximilian Ott promoviert am MCTS

Montag, 13. Januar 2014, 18:15–20:00 Uhr Vortragsreihe „Technik & Ethik“

Mein Roboter handelt moralischer als ich? Ethische Aspekte einer Technikfolgenabschätzung der Servicerobotik Prof. Dr. Michael Decker, Institut für Technik-folgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Karlsruhe TUM Stammgelände, Hörsaal 2.300

Montag, 20. Januar 2014, 18:15–20:00 Uhr Vortragsreihe „Technik & Ethik“

Roboter, Menschenwürde und die Idee des Posthumanen Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf, Ordinarius für Strafrecht und Rechtsphilosophie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg TUM Stammgelände, Hörsaal 2.300

Montag, 20. Januar 2014, 18:30–20:30 Uhr acatech Informationsabend

acatech-Aktivitäten an der TUM am Beispiel der Nanoelektronik Dr. Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender Infineon Technologies AG Prof. Dr. Peter Russer, TU München und weitere Referenten TUM Stammgelände, Hörsaal 0602, Theresianum

Veranstaltungen

Fächerübergreifend Promovieren Mit seiner Gründung hat das Munich Center for Technology in Society (MCTS) auch das Promotionsrecht erhalten. Das integrative Forschungs-zentrum, das im Rahmen der Exzellenzinitiative 2012 entstanden ist, un-tersucht die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

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Munich Center for Technology in Society

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Im Studium ist es wie im echten Le-ben: Es läuft nicht immer alles rund. Viele Studierende kommen mit sehr guten Abiturnoten an die TU Mün-chen. Doch sie machen bisweilen ei-ne bittere Erfahrung: sie fallen durch Prüfungen. Das ist für die meisten von ihnen ein ganz neues Erlebnis, denn in der Schule lief‘s immer glatt. Und schnell kommt dann die Angst hinzu, nicht mehr mithalten zu kön-nen in der Dynamik des nächsten Se-mesters, den Berg der neu anstehen-den und der aufgestauten Prüfungen nicht mehr bewältigen zu können. Einige beginnen dann, nur noch zu lernen, sich jede Freizeit zu verbie-ten, kein Wochenende. Das Ergebnis ist oft ein „Überlernen“: in den Klau-suren schaffen sie es nicht, das Wis-sen aufs Papier zu bringen. Gedan-ken und Formeln schwirren ihnen durch den Kopf, ohne dass sie sich auf die eigentliche Fragestellung kon-zentrieren können. Andere fangen an, die Pflichten zu schieben. Auf den ersten Blick eine elegante Lö-sung. Denn wenn ich nicht genug ge-lernt habe, erwarte ich auch keine Meisterleistungen von mir. Dann ist eben der „Faulpelz“ in mir schuld, nicht ich! Auf Dauer wirkt sich dieses

Verhalten fatal aus. Der Pflichtenberg wird immer höher. Genau hier setzt das Programm „Selbstkompetenz stärken“ der Carl

von Linde-Akademie an und sorgt zu-sammen mit der Lernkompetenz von ProLehre dafür, dass Misserfolge im Studium nicht das Schlusswort ha-ben. In Workshops und Einzelbera-tungen suchen Studierende ihre indi-viduellen Lösungen, um ihr Studium zu einer Erfolgsgeschichte werden zu lassen. Während die Lernkompetenz ihren Fokus auf Lernmethoden und -techniken legt, steht beim Selbstkom-petenz-Team die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit im Vor-dergrund. Die Workshops enthalten einen hohen Anteil an Selbstreflexi-on, um die eigenen Lernblockaden, das Aufschiebeverhalten oder die Versagensangst zu verstehen und bewältigen zu können. Moderne Coaching-Methoden helfen, den Stu-dierenden in kurzer Zeit die entschei-denden Werkzeuge für die eigene Selbstkompetenz in die Hand zu ge-ben. Themen, die im Workshop nicht ausreichend behandelt werden kön-nen, klären die Studierenden in ei-nem Einzelcoaching. Aus der Kombi-nation aus Einzelberatung und Grup-pencoaching entstehen wertvolle Im-pulse für die erfolgreiche Gestaltung des Studiums. Das Projekt „Selbstkompetenz stär-ken“ leistet einen wichtigen Beitrag, damit Studierende auch in schwieri-gen Situationen Ihre Studier- und Ar-beitsfähigkeit erhalten, ihre Kompe-tenzen einbringen und weiterentwi-ckeln und ihr Studium erfolgreich ab-schließen. Wenn wir Mails erhalten, in denen uns Studierende erleichtert und glücklich berichten, dass sie das Semester bewältigt oder die letzte angstbesetzte Klausur geschafft ha-ben, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Bettina Hafner

�www.mcts.tum.de/selbstkompetenz

Neu an der CvL-A

Selbstkompetenz stärken „Das Coaching hat mir die Werkzeuge in die Hand gegeben, um wieder mehr auf meine eigenen Leistungen vertrauen zu können.“ (Studentin der Elektrotechnik im 4. Semester)

Kirsten Alexander Seit September 2013 ist Kirsten Alexander nach ih-rem Musikstudium an der Hochschule für Musik und The-ater München, so-wie einem Studium der Musiktherapie in Heidelberg mit Zusatzqualifikation

Psychotherapie (HPG) und mehrjähriger Tä-tigkeit in unterschiedlichen Fachrichtungen des als Coach und Therapeutin im Projekt „Selbst-kompetenzen stärken“ tätig. Intensive Fort- und Weiterbildung im therapeu-tischen, pädagogischen sowie musikalischen Bereich ermöglichen es ihr dabei, in der Be-gleitung von Studierenden individuelle und vielfältige Angebote zu einem ganzheitlichen Ansatz zusammenfließen zu lassen.

Dr. Hajo Greif Am 1. Oktober 2013 hat Hajo Greif (AAU Klagenfurt) sein zweijähriges Erwin-Schrödinger-Fellowship am MCTS angetreten. Am Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheo-rie der TU Mün-

chen arbeitet der Wissenschafts- und Technik-philosoph an seinem Forschungsprojekt „From Artificial to Ambient Intelligence“. Seine Inte-ressenschwerpunkte liegen dabei insbesonde-re auf: �� models of the environment in Artificial Intel-

ligence research and related fields, �� naturalistic theories in the philosophy of

mind and language, from Teleosemantics to the Extended Mind,

�� ethical and policy issues in the information society.

Weitere Informationen über Hajo Greif und sein Forschungsprojekt finden Sie unter http://wwwu.aau.at/hgreif.

Coaching für Studierende

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In Workshops und Einzelberatungen finden Studierende individuellen Lösungen.

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Dienstag, 21. Januar 2014, 18:30–20:00 Uhr Vortragsreihe „Highlights der Forschung. TUM Emeriti of Excellence“

Vom abrufbaren Einzeltropfen zum Rapid Manufactoring – Beiträge der TU München Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Joachim Heinzl, Ehemaliger Ordinarius für Feingerätebau und Mikrotechnik, TU München TUM Stammgelände, Raum 5.170 (Vorhoelzer Forum)

Mittwoch, 22. Januar 2014, 18:30–20:00 Uhr Vortragsreihe „Global Voices“

China – neue technische und wirtschaftliche Weltmacht Wanjin Zhu, Generalkonsul, München Jiqiang Dai, Konsul für Bildung, München Chang Tsao, Lektor und Bereichsleitung Chi-nesisch, Sprachenzentrum TUM TUM Stammgelände, Raum 5.170 (Vorhoelzer Forum) Dienstag, 11. Februar 2014, 18:30–20:00 Uhr Vortragsreihe „Highlights der Forschung. TUM Emeriti of Excellence“

Die große Linqu Studie: Kann Magenkrebs verhütet werden? 200.000 Chinesen nehmen an der größten Präventionsstudie teil Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Meinhard Clas-sen, Ehemaliger Ordinarius für Innere Medizin, Klinikum rechts der Isar der TU München Prof. Wei-Cheng You, Peking University School of Oncology Klinikum rechts der Isar der TU München, Ismaninger Str. 22, Hörsaal Pavillon

Bayerische Akademie des Schreibens Veranstaltungen

Newsletter 01 – Januar 2014 Herausgeber: Prof. Dr. Klaus Mainzer Redaktion: Bettina Hafner, Simone Müller, Maximilian Ott, Fred Slanitz Abbildungen: wenn nicht anders angegeben, MCTS

Carl von Linde-Akademie Munich Center for Technology in Society (MCTS) Technische Universität München Arcisstraße 21, 80333 München http://www.mcts.tum.de

Die angesprochenen Probleme soll-ten Studierende nicht etwa wissen-schaftlich erforschen, sondern litera-risch beschreiben – als Bewerbungs-aufgabe für die Bayerische Akademie des Schreibens (BAdS). In dieser Weise stellten sich der Machtfrage auch mehrere Studierende der TUM, drei davon erfolgreich, so dass dies-mal ein Wirtschaftsmathematiker, ei-ne Informatikerin und eine Umweltin-genieurin an einem der exquisiten Kurse der BAdS teilnehmen können. Die Bayerische Akademie des Schreibens ermöglicht es jungen Au-torinnen und Autoren, die Potentiale des eigenen Textes zu erkennen, neue Wagnisse einzugehen, sich des Handwerks zu versichern sowie Er-wartungen und Bedingungen des Li-teraturbetriebs kennenzulernen. An-geboten werden u.a. Seminare für Studierende der Universitäten Bam-berg, Bayreuth, Erlangen, Regens-burg, LMU und TUM. Diese Unis ha-ben sich mit dem Literaturhaus Mün-chen zusammengeschlossen, um jährlich zwei parallele Kurse für Stu-dierende anzubieten, unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Geleitet wird der Kurs Erlangen/TUM/Bamberg von dem Schriftsteller Rai-ner Merkel (Lichtjahre entfernt 2009, Das Unglück der anderen. Kosovo, Liberia, Afghanistan 2012, Bo 2013) und der Lektorin Doris Plöschberger (Suhrkamp Verlag). Im März 2014 sind die Teilnehmer zu Gast an der Carl von Linde-Akademie. Dann gibt es zum dritten Mal die Gelegenheit, einen renommierten Autor und seine Texte bei einer öffentlichen Lesung

an der TU München kennenzulernen. Nach Christoph Peters (2012) und Katja Lange-Müller (2013) liest am 7.3.2014 Rainer Merkel aus seinem Werk. Rainer Merkel studierte Psychologie und Kunstgeschichte und lebt in Ber-lin. Von 2008 bis 2009 arbeitete er für Cap Anamur im einzigen psychiatri-schen Krankenhaus Liberias. Dort spielt auch sein aktueller Roman „Bo“, der drei Jugendliche aufeinan-dertreffen lässt: den dreizehnjährigen Benjamin, der plötzlich allein ohne Pass und Gepäck auf dem Flughafen von Morovia steht, die verwöhnte Brilliant aus der Upperclass und den

blinden Waisen Bo. Sie erleben eine abenteuerliche „Reise durch die afri-kanische Welt und das Erwachsen-werden, eine rasante Road-Novel in unsere unbekannte Gegenwart“ (Fischer Verlag). Und damit wären wir wieder bei den Machtfragen. Zwi-schen drei Jugendlichen aus unter-schiedlichen Schichten und Kulturen, zwischen Entwicklungshelfern und Hilflosen, zwischen der so genannten ersten und dritten Welt. Und dem großen Abenteuer Literatur.

Fred Slanitz

Rainer Merkel: Bo (S. Fischer Verlag)

Geschichten über die Macht Das gesellschaftliche, politische, oft auch das private Leben ohne Intrigen und Machtspiele? – Unvorstellbar. Aber wie fühlt es sich an, im Inneren der Macht zu sein? Was verändert sich in einem selbst und um einen her-um? Dominieren Gefühle des Verlusts oder einzigartige Rauschzustände?