Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von...

16
Das Jahrhundert der Metropolen EINE ANALYSE DER URSACHEN UND KONSEQUENZEN VON URBANISIERUNG Zusammenfassung

Transcript of Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von...

Page 1: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

Das Jahrhundert der MetropolenEINE ANALYSE DER URSACHEN UND KONSEQUENZEN VON URBANISIERUNG

Zusammenfassung

The Metropolitan Century U

ND

ERSTAN

DIN

G U

RBAN

ISATION

AN

D ITS CO

NSEQ

UEN

CES

Diese Brochüre ist eine Zusammenfassung des Reports The Metropolitan Century:

Understanding Urbanisation and its Consequences. Der Report ist über die OECD

iLibrary unter folgendem Link erhältlich: http://dx.doi.org/10.1787/9789264228733-en.

Page 2: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-

entwicklung der Europäischen Kommission finanziell unterstützten OECD-Projekts „Urban Trends

and Governance“ erstellt.

Das vorliegende Dokument wird unter der Verantwortung des Generalsekretärs der OECD

veröffentlicht. Die darin zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Argumente spiegeln nicht

zwangsläufig die offizielle Position der OECD-Mitgliedstaaten oder der Europäischen Kommission

bzw. der Europäischen Union wider.

Dieses Dokument und die darin enthaltenen Karten berühren nicht den völkerrechtlichen Status und

die Souveränität über Territorien, den Verlauf der internationalen Grenzen und Grenzlinien sowie

die Namen von Territorien, Städten und Gebieten.

Bildquellen (in der Reihenfolge des Erscheinens):

© Albert Pego/Shutterstock.com © Pigprox/Shutterstock.com © ChameleonsEye/Shutterstock.com © Greir/Shutterstock.com © TAGSTOCK1/Shutterstock.com © mejnak/Shutterstock.com © Sean Pavone/Shutterstock.com © Bojan i Jelena/Shutterstock.com © mguttman/Shutterstock.com © Veronika Galkina/Shutterstock.com © pogonici/Shutterstock.com © dabldy/Shutterstock.com © karnizz/Shutterstock.com © T photography/Shutterstock.com

© OECD 2015

Bei dieser Broschüre handelt es sich um eine Zusammenfassung der Publikation

The Metropolitan Century: Understanding Urbanisation and its Consequences

(OECD Publishing, Paris). Die komplette Publikation in Englisch

ist in der OECD iLibrary verfügbar unter:

http://dx.doi.org/10.1787/9789264228733-en.

Page 3: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

1

Anmerkung: Durchschnittliche

Arbeitsproduktivität (in US-$ pro

Jahr) in Abhängigkeit von der

Größe des städtischen Ballungs-

raums.

Quelle: OECD-Berechnungen auf

der Grundlage von OECD (2014),

“Metropolitan areas”, OECD

Regional Statistics (Datenbank).

0

20 000

40 000

60 000

80 000

100 000

120 000

Europa (OECD) Ver. Staaten/Kanada Mexiko/Chile Japan/Korea

Du

rch

sch

nitt

lich

e A

rbe

itsp

rod

ukt

ivitä

t

0.5-1 Mio. 1-2 Mio. 2-5 Mio. > 5 Mio.

Urbanisierung im 21. Jahrhundert

Gegen Ende dieses „Jahrhunderts der

Metropolen“ wird der weltweite Prozess der

Urbanisierung weitgehend abgeschlossen sein.

Bereits heute leben über 50% der

Weltbevölkerung in Städten. 2100 wird dieser

Anteil Prognosen zufolge bei 85% liegen. Damit

wird sich die Stadtbevölkerung im Verlauf von

nur 150 Jahren von weniger als einer Milliarde

im Jahr 1950 auf neun Milliarden im Jahr 2100

erhöhen.

Kennzeichnend für diese Entwicklung ist nicht

nur die allgemeine Zunahme der Stadt-

bevölkerung, sondern auch das Entstehen von

Megastädten. 1950 waren New York und

Tokyo die einzigen städtischen Ballungsräume

mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. 2030

wird es voraussichtlich 41 solcher Megastädte

geben. Von den zehn größten Megastädten

werden sieben in Asien liegen.

Die Geheimnisse erfolgreicher Städte

Was macht eine Stadt reich?

Die Wirtschaftsleistung einer Stadt wird durch

einen komplexen Katalog von Politik-

maßnahmen auf nationaler und lokaler Ebene

beeinflusst, die einander ergänzen. Sie folgt einer

Reihe allgemeiner Muster, die in den meisten

Städten zu beobachten sind. Beispielsweise

hängt das Produktivitätsniveau einer Stadt (und

damit ihre Wirtschaftsleistung) von der

Einwohnerzahl ab: Größere Städte sind im

Allgemeinen produktiver. Neueren OECD-

Untersuchungen zufolge erhöht sich die Pro-

duktivität einer Stadt mit jeder Verdoppelung der

Einwohnerzahl um 2-5%. Dies ist mehreren

Faktoren zuzuschreiben, wie dem stärkeren

Wettbewerb, dem größeren lokalen Arbeitsmarkt

(der für eine bessere Übereinstimmung zwischen

Arbeitskräftenachfrage und -angebot sorgt), der

schnelleren Verbreitung von Ideen sowie der

größeren intellektuellen und unternehmerischen

Vielfalt.

Auch der Anteil der hochqualifizierten

Einwohner hat einen großen Einfluss auf das

Produktivitätsniveau, schon allein deshalb, weil

Personen mit höherem Bildungsniveau im

Allgemeinen produktiver sind. Dabei kommt

hinzu, dass ein höherer Anteil von Personen mit

hohem Bildungsniveau das Produktivitätsniveau

aller Arbeitskräfte erhöht, unabhängig davon,

wie hoch deren eigenes Bildungsniveau ist. Da

der Hochqualifiziertenanteil in großen Städten in

der Regel höher ist, können sich die

Produktivitätseffekte von Einwohnerzahl und

Humankapital gegenseitig verstärken.

Page 4: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

2

Auch der Grad der wirtschaftlichen

Spezialisierung einer Stadt hat Auswirkungen

auf ihre Wirtschaftsleistung. Ist sie stark

spezialisiert, ist das positiv, solange die

betreffenden Branchen florieren. Zugleich

verringert sich durch eine solche Spezialisierung

aber auch die wirtschaftliche Resilienz, so dass

im Fall eines Niedergangs der fraglichen

Branchen, das Risiko eines schweren

Konjunkturabschwungs steigt.

Außerdem ist die Wirtschaftsstärke einer Stadt

auch direkter Ausdruck der Qualität ihrer

Governance- bzw. Verwaltungsstrukturen.

Häufig beruhen die administrativen Grenzen in

städtischen Ballungsräumen auf jahrhunderte-

alten Aufteilungen, die den heutigen Mustern

menschlicher Aktivität nicht mehr gerecht

werden. In städtischen Ballungsräumen mit

fragmentierten Governancestrukturen ist die

Produktivität in der Regel geringer: Bei gleicher

Einwohnerzahl ist die Produktivität in Ballungs-

räumen mit einer doppelt so hohen Gemeinde-

zahl um ca. 6% niedriger. Dieser Effekt ver-

ringert sich fast um die Hälfte, wenn es eine

übergeordnete Verwaltungsebene für den gesam-

ten städtischen Ballungsraum gibt.

Was bewirkt, dass Städte „funktionieren“?

Damit Städte „funktionieren“, müssen ver-

schiedene Faktoren zusammenkommen. Einige

dieser Faktoren sind dieselben, die auch die

Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft oder eines

Landes insgesamt gewährleisten, andere hin-

gegen beziehen sich speziell auf Städte. Die

Vorteile guter Governancestrukturen können

z.B. in städtischen Ballungsräumen besonders

groß sein: Die Dichte der Möglichkeiten für

Kontakte und Austausch, die ausschlaggebend

ist für die Dynamik und Produktivität von

Städten, hat auch zur Folge, dass die Hand-

lungen von Privathaushalten und Unternehmen

sowie die Wechselwirkungen zwischen den

verschiedenen Bereichen öffentlicher Politik in

Städten üblicherweise stärkere positive oder

negative Ausstrahlungseffekte haben als in

weniger dicht besiedelten Räumen. Daher ist es

besonders wichtig, dass die Governancestruk-

turen der funktionalen Realität städtischer

Ballungsräume Rechnung tragen. Wenn die

Verwaltungsstrukturen stimmen hat das positive

Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit des

städtischen Gefüges.

Vor allem Flächennutzungs- und Ver-

kehrsplanung müssen effektiv koordiniert

werden. Diese beiden Politikbereiche er-

gänzen einander, so dass im einen Bereich

nur dann wirkungsvolle Ergebnisse erzielt

werden können, wenn dies im anderen

Bereich ebenfalls gelingt.

Mit einem integrierten Angebot im

öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)

kann gewährleistet werden, dass die ver-

schiedenen öffentlichen Verkehrsleistungen

in einem städtischen Ballungsgebiet aufein-

ander abgestimmt sind. Für die Einwohner

hat dies viele Vorteile, z.B. einheitliche

Fahrkartensysteme, kürzere Fahrtzeiten

sowie ein dichteres, ausgedehnteres öffent-

liches Verkehrsnetz.

Page 5: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

3

In der Raumplanung gilt es das richtige

Gleichgewicht zwischen dem Schutz

bestehender Stadtviertel sowie Grünflächen

und der Ausweisung von neuem Bauland

zu finden.

Um den knappen Verkehrsraum in Städten

effizient zu nutzen, bedarf es einer intelli-

genten Straßenverkehrspolitik. Wichtig ist

dabei insbesondere, dass die Anreize für

Fahrten im eigenen Auto den tatsächlichen

Kosten Rechnung tragen. Meistens bedeutet

das auf Fahrten ins Stadtzentrum höhere

Abgaben zu erheben, um sogenannte

Externalitäten zu berücksichtigen, z.B.

Luftverschmutzung und

Verkehrsüberlastung. In mehreren Städten

konnten City-Mautgebühren trotz des in

diesem Bereich häufig anzutreffenden

politischen Widerstands mit Erfolg einge-

führt werden.

Das Vertrauen der Stadtbewohner inein-

ander und in die öffentliche Verwaltung ist

wichtig, da es zu mehr Kooperation führt,

was wiederum die Lebensqualität erhöht.

Dabei geht es sowohl um kleine Dinge wie

Rücksichtnahme und gegenseitigen Res-

pekt als auch um größere Dinge wie die

Einhaltung der Gesetze und die Unter-

stützung von Reformen.

Das städtische Gefüge muss nicht nur im

normalen Alltag funktionieren, sondern

auch im Fall unerwarteter Ereignisse oder

gar Katastrophen. Widerstandsfähige Städte

verfügen über wirkungsvolle Regelungen,

die das Eintreten solcher Ereignisse

verhindern bzw. deren Folgen begrenzen,

falls sie sich nicht verhindern lassen.

Page 6: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

4

Sind Städte gut für ihre Bewohner?

Städte erfüllen eine Vielzahl von Funktionen,

vor allem aber sind sie Lebensraum. Eine

wichtige Frage ist daher, ob Städte den Bedürf-

nissen und Erwartungen ihrer Einwohner gerecht

werden. So vielschichtig diese Frage im Einzel-

nen auch sein mag, hat das Leben in gut funktio-

nierenden Großstädten insgesamt doch große

Vorteile. Millionen von Menschen ziehen sogar

ein Leben in schlecht funktionierenden Groß-

städten dem Leben in Kleinstädten oder auf dem

Land vor.

Positiv schlägt zu Buche, dass Städte die

Produktivität und das Lohnniveau ihrer Bewoh-

ner erhöhen. Dieser Effekt nimmt mit

wachsender Einwohnerzahl zu. Bei gleichem

Qualifikationsniveau verdient ein Beschäftigter

in Los Angeles z.B. etwa 20% mehr als in der

texanischen Kleinstadt Galveston. Großstädte

sind besonders attraktiv für gut ausgebildete

Arbeitskräfte, nicht zuletzt, weil sie auf großen

lokalen Arbeitsmärkten leichter einen ihrem

Qualifikationsniveau entsprechenden Arbeits-

platz finden. Für Paare, bei denen beide Partner

hochqualifiziert sind, ist dies besonders wichtig,

da es in kleineren Städten oder ländlichen

Gebieten oft keine geeigneten

Beschäftigungsmöglichkeiten für beide gibt.

Die Vorteile, die städtische Arbeitsmärkte

hochqualifizierten Arbeitskräften bieten,

übertragen sich jedoch nicht zwangsläufig auf

alle Stadtbewohner mit niedrigerem

Bildungsniveau. Großstädte sind häufig durch

ein Nebeneinander von Stadtvierteln mit hoher

und niedriger Arbeitslosigkeit geprägt. Die

Ungleichheit ist in Großstädten in der Regel

größer als in länglichen Gebieten und das

Gefälle zwischen Arm und Reich hat sich in den

letzten Jahrzehnten vergrößert. Damit verbunden

ist das Problem der sozialen Ausgrenzung, also

des systematischen Ausschlusses vom

gesellschaftlichen Alltagsleben. Häufig sind es

bestimmte Bevölkerungsgruppen, die besonders

Page 7: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

5

stark von sozialer Ausgrenzung betroffen sind,

z.B. Migranten, ethnische Minderheiten oder

junge Menschen aus einkommensschwachen

Haushalten. Die Beschäftigungshindernisse, vor

denen diese Gruppen stehen, sind nicht nur

wirtschaftlicher Art. Außerdem wird der Effekt

sozialer Ausgrenzung oft. von Generation zu

Generation weitergegeben. Eine entscheidende

Herausforderung für die politisch Verantwort-

lichen besteht darin sicherzustellen, dass

das Beschäftigungs- und Dienstleistungs-

angebot allen Einwohnern unabhängig von

ihrem sozio-ökonomischen Hintergrund

offensteht und dass alle gleichberechtigten

Zugang zu Bildung und Kompetenzen

haben, damit Integration gefördert und

Segregation verhindert wird. Eine

entscheidende Rolle spielen dabei das

öffentliche Verkehrsangebot und das Stra-

ßenverkehrsnetz. Aus Sicht ihrer

Einwohner ist eine Stadt immer nur so groß

wie das Gebiet, das in einer zumutbaren

Fahrtzeit erreicht werden kann.

Den Einkommensvorteilen von Großstädten

stehen zugleich höhere Kosten gegenüber.

Empirischen Studien zufolge steigen die

finanziellen Kosten des Großstadtlebens – z.B.

Wohnungskosten und Gebühren für kommunale

Dienstleistungen – parallel zu den Löhnen. Bei

der Lebensqualität geht es jedoch um mehr als

nur um die materiellen Lebensbedingungen bzw.

das Lohn- und Preisniveau, und so sind für die

Entscheidung, in eine Stadt bzw. umgekehrt aufs

Land zu ziehen, nicht nur finanzielle Faktoren

ausschlaggebend.

Hohe nicht-monetäre Kosten entstehen in vielen

Städten z.B. durch Verkehrsüberlastungen und

lange Fahrtzeiten. Auch die Luftverschmutzung

durch Verkehr und Industrie ist in Großstädten

in der Regel höher, vor allem in

Volkswirtschaften, die einen raschen Industriali-

sierungsprozess durchlaufen. Das Ausmaß der

Verkehrsüberlastung und der Luftverschmut-

zung hängt stark von der städtebaulichen

Organisation und der Verkehrsinfrastruktur ab –

Faktoren, die zu einem großen Teil durch

politische Entscheidungen (bzw. deren Fehlen)

beeinflusst werden. Dies zeigt sich daran, dass

Verkehrsüberlastungen und Luftverschmutzung

in städtischen Ballungsgebieten vergleichbarer

Größe sehr unterschiedlich ausgeprägt sein

können.

Zu den nicht-monetären Vorteilen von

Großstädten gehören die vielfältigen

Serviceangebote, die sie bieten. Das pulsierende

Kulturleben großer Städte, ihre Baudenkmäler,

das Nachtleben sowie Freizeitangebote aller Art

sind für Besucher und Einwohner

gleichermaßen attraktiv. Ein vielfältiges

Waren- und Dienstleistungsangebot, wie es

große Städte bieten, ist in kleineren Städten und

ländlichen Räumen nicht möglich. Auch die

Qualität und Vielfalt spezialisierter

Dienstleistungsangebote, z.B. medizinischer

Versorgung und Bildung, nehmen in der Regel

mit der Größe einer Stadt zu. Das Gleiche gilt

für die wirtschaftlichen Möglichkeiten: Selbst

wenn der Umzug in eine Großstadt auf kurze

Sicht zu realen Einkommenseinbußen führt, ist

er im Allgemeinen mit besseren Zukunftsaus-

sichten und auf längere Sicht höheren Löhnen

verbunden.

Page 8: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

6

Bevölkerungsanteil in städtischen Ballungsräumen

Anmerkung: Bevölkerungsanteil in Metropolräumen

(großen städtischen Ballungsräumen), kleinen bzw.

mittleren städtischen Ballungsräumen und außerhalb

von städtischen Ballungsräumen.

Quelle: OECD-Berechnungen auf der Grundlage von

OECD (2013), OECD Regions at a Glance 2013,

OECD Publishing, Paris; OECD (2014), “Metropolitan

areas”, OECD Regional Statistics (Datenbank).

Die oben genannten Gründe machen Großstädte

für Menschen aller Einkommensschichten

attraktiv. Dies erklärt auch das häufig hohe

Niveau an sozialer Ungleichheit in Großstädten,

das sich häufig auch räumlich abzeichnet: Arme

Viertel stehen reichen Vierteln gegenüber. Dies

erhöht soziale Ausgrenzung und Ungleichheit,

weil in den unterschiedlichen Wohngegenden

auch das Dienstleistungsangebot und die

Verkehrsanbindung unterschiedlich gut sind.

Die räumliche Trennung von armen und

reichen Vierteln führt außerdem zu einem

ungleichen Bildungszugang, selbst wenn die

Höhe der Ausgaben für Schulen und sonstige

Bildungseinrichtungen nicht vom

Einkommensniveau der jeweiligen Viertel

abhängig ist. Sogenannte „Peer-Effekte“ – der

Einfluss des sozialen Hintergrunds und des

Kompetenzniveaus der Mitschüler – wirken sich

erheblich auf den Bildungserfolg aus. Daher

führt die räumliche Trennung zwischen

wohlhabenden und armen Wohngegenden zu

einer Verstetigung der Ungleichheitsmuster.

Share of people living in urban agglomerations

Page 9: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

7

Hier spielen auch die Governancestrukturen eine

Rolle: Die administrative Zerteilung städtischer

Ballungsräume in viele kleine Gemeinden kann

die Ungleichheit verschärfen. Je stärker ein

städtischer Ballungsraum in verschie-

dene Gemeinden aufgegliedert ist,

umso wahrscheinlicher ist es, dass die

Bevölkerung innerhalb der einzelnen

Gemeinden sozioökomisch homogen

ist. Wenn die Steuereinnahmen in

ärmeren Gemeinden niedriger sind,

stehen dort weniger Mittel für

öffentliche Dienstleistungen zur

Verfügung, was zu einer

Benachteiligung der Einwohner dieser

Gemeinden führt. Dies verstetigt

zugleich die sozioökonomische

Segregation, weil diejenigen, die es

sich leisten können, damit Anreize

haben, in reichere Viertel umzuziehen.

Wohlhabendere Viertel verstärken

diesen Trend häufig durch

Bebauungsregeln – z.B. Mindest-

grundstücksgrößen –, die dafür sorgen, dass die

Immobilienpreise hoch bleiben, und die so den

Zuzug ärmerer Mitbürger verhindern.

Geeignete Governancestrukturen, die sich auf

den gesamten städtischen Ballungsraum

erstrecken, können bei der Überwindung solcher

Probleme helfen. Gute Verkehrsverbindungen in

wohlhabendere Teile eines städtischen Ballungs-

raums sind für die Einwohner ärmerer Gemein-

den besonders wichtig, da sie den Zugang zu

Arbeitsplätzen und Freizeitangeboten eröffnen,

die in ihrer Gegend fehlen. Um solche

öffentlichen Verkehrsverbindungen einzurichten

und zu betreiben, sind müssen

Verwaltungsstrukturen existieren, die die

notwendige Koordination über

Gemeindegrenzen hinweg sicherstellen können.

Durch wirkungsvolle Governancemechanismen

auf Ebene der städtischen Ballungsräume

können zudem Ungleichheiten im öffentlichen

Dienstleistungsangebot verringert werden, da sie

für eine gerechtere Angebotsverteilung und für

Bebauungsregeln sorgen, die die soziale

Schichtung der Lebensräume nicht zusätzlich

verstärken.

Sind Städte gut für das gesamte Land?

Der Grad der Verstädterung beträgt weltweit

über 50%. Innerhalb des OECD-Raums ist die

Bevölkerungskonzentration sogar noch stärker.

Ungefähr die Hälfte der OECD-Bevölkerung

verteilt sich auf 300 Metropolräume, d.h. große

städtische Ballungsräume mit über

500 000 Einwohnern. Auf diese Ballungsgebiete

entfällt deutlich mehr als die Hälfte des BIP des

OECD-Raums. Die Bedeutung der Städte misst

sich jedoch nicht nur in Zahlen. Ihre Ver-

bindungen zum Umland wie auch zu anderen

weiter entfernt liegenden Gegenden machen

Städte zu Zentren von Produktivität sowie

Innovation und gestatten es ihnen, das Umland

mit Waren und Dienstleistungen zu versorgen

und eine entscheidende Rolle bei der Förderung

von Kompetenzangebot und ökologischer

Effizienz für ein nachhaltiges und inklusives

Wachstum zu spielen.

Page 10: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

8

BIP-Wachstum nach Entfernung zur nächsten Großstadt

0.60%

0.80%

1.00%

1.20%

1.40%

1.60%

1.80%

2.00%

<45 Min.mit dem Auto

45-90 Min.mit dem Auto

90-180 Min.mit dem Auto

180-300 Min.mit dem Auto

> 300 Min.mit dem Auto

Jahr

esw

achs

tum

srat

e

Städte und vor allem Großstädte sind die

treibenden Kräfte des langfristigen Wirtschafts-

wachstums. Das langfristige Wirtschaftswachs-

tum eines Landes hängt von seiner Fähigkeit ab,

zu innovieren und die Grenzen des technisch

Möglichen zu verschieben. Die Agglomerations-

vorteile von Großstädten – insbesondere

Wissenstransfers und größere Anreize für die

Bewohner, in Humankapital zu investieren –

machen Städte zu den wichtigsten Zentren von

Forschung und Entwicklung, Patentaktivitäten

und Wagniskapital. Innovation ist zwar überall

möglich, aber üblicherweise besonders in stark

urbanisierten Räumen anzutreffen. Städte spielen

daher eine entscheidende Rolle für den

technischen Fortschritt, womit ihnen zugleich

eine Wegweiserfunktion zukommt.

Die Vorteile von Städten machen sich auch über

die Stadtgrenzen hinaus bemerkbar. Die

Ausstrahlungseffekte, die von größeren auf

kleinere Städte oder Nachbarregionen ausgehen,

sind erheblich. Regionen, die eine Stadt mit über

500 000 Einwohnern umfassen, verzeichnen ein

deutlich höheres Wirtschaftswachstum als

Regionen ohne großes städtisches Zentrum. Und

das Bevölkerungswachstum nichtstädtischer

Regionen ist im Durchschnitt höher, wenn diese

Regionen in der Nähe großer Städte liegen. Die

positiven wirtschaftlichen Effekte von

Großstädten auf das Umland lassen sich noch bis

zu einer Entfernung von 200-300 Kilometern

feststellen. Genau genommen ist der

aussagekräftigste Maßstab solcher

Ausstrahlungseffekte jedoch nicht die

Entfernung, sondern die Verkehrsanbindung, die

in Fahrtzeit gemessen wird. Es gibt auch Belege

für positive Wachstumseffekte der Nähe zu

kleineren Städten, diese Effekte sind jedoch

lokalisierter und nur in einem deutlich

geringeren Radius festzustellen.

Außerdem gehen auch von der Nähe anderer

Städte positive Ausstrahlungseffekte auf das

Produktivitätsniveau einer Stadt aus. Dies könnte

mit erklären, warum europäische Metropolen

nicht eine ähnliche Größe erreichen wie die

größten Städte der Vereinigten Staaten: Kleinere

Städte dürften in Europa nicht so stark im

Nachteil sein, da sie in größerer Nähe zu anderen

Städten liegen und deshalb an deren

Agglomerationseffekten teilhaben können.

Anmerkung: Jahresdurchschnittliches Wachstum des

Pro-Kopf-BIP zwischen 1995 und 2010 unter

Berücksichtigung von länderspezifischen fixen Effekten und Ausgangsniveau des Pro-Kopf-BIP.

Quelle: Ahrend, R. und A. Schumann (2014), “Does regional economic growth depend on proximity to

urban centres?”, OECD Regional Development Working

Papers, No. 2014/07, OECD Publishing, Paris.

Page 11: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

9

Sind große Städte gut für den Planeten?

Großstädte verursachen erhebliche Um-

weltbelastungen. Allerdings ist es nicht das

Stadtleben an sich, das hierfür verantwortlich ist,

sondern die schiere Zahl der Einwohner in

großen Städten. Wenn die gleiche Zahl

Menschen über eine größere Fläche verstreut

leben würde, wären die Umwelteinwirkungen

nicht geringer. Im Gegenteil, gemessen am Pro-

Kopf-Beitrag zum Klimawandel und sonstigen

Umweltschädigungen schneiden größere Städte

vielfach sogar besser ab. Die CO2-Emissionen

pro Kopf des bodengebundenen Verkehrs

sind in großen Ballungsräumen z.B.

niedriger als

in eher ländlich geprägten Regionen,

vorausgesetzt, die entsprechenden

Ballungsräume verfügen über ein gut aus-

gebautes öffentliches Verkehrsnetz. Auch

die versiegelte Fläche je Einwohner ist in

großen Städten geringer als in ländlichen

Gebieten. Zudem sind Großstädte wichtige

Akteure wenn es darum geht

umweltfreundliches Wirtschaftswachstum

zu fördern. Umweltfreundliche

Maßnahmen haben auf lokaler Ebene in

der Regel weniger negative Effekte auf das

Wirtschaftswachstum als auf nationaler

Ebene.

Letztlich ist es nicht so sehr die Größe, die über

die Umweltauswirkungen von Städten

entscheidet, als vielmehr die Art und Weise, wie

sie organisiert sind. Die während der aktuellen

Verstädterungswelle getroffenen Entscheidungen

werden daher über einen sehr langen Zeitraum

hinweg einen entscheidenden Einfluss auf die

ökologische Nachhaltigkeit menschlicher

Aktivität haben.

Die vorliegende empirische Evidenz lässt darauf

schließen, dass die umweltschädlichen Effekte

der Verstädterung umso höher sind, je stärker

zersiedelt die betroffenen Gebiete sind.

Angesichts des häufig hervorgehobenen Ziels

der Politik, die Zersiedelung zu begrenzen,

überrascht es, dass die politischen Rahmen-

bedingungen der meisten Städte sogenannten

„Urban Sprawl“ subventionieren bzw. Anreize

zur Zersiedelung schaffen. In der Mehrzahl der

Städte werden die negativen Externalitäten des

Autoverkehrs, wie z.B. Luftverschmutzung und

Verkehrsüberlastungen, nicht oder zumindest

nicht richtig eingepreist. Dies begünstigt

Zersiedlung, da es die Kosten reduziert weiter

entfernt vom Stadtzentrum zu leben.

Zudem gelten in vielen Ländern noch andere

Bestimmungen für Städte, z.B. steuer- oder

ordnungspolitischer Art, die die Zersiedelung

fördern, üblicherweise als unbeabsichtigter

Nebeneffekt. Dies hat zur Folge, dass die

Menschen weiter voneinander entfernt leben als

eigentlich gewünscht. Am besten wäre es, diese

Vorschriften zu korrigieren. Dadurch könnten

die Umweltergebnisse deutlich verbessert

werden. Solange aber keine entsprechenden

Reformen unternommen werden, gehören

Bestimmungen in Bezug auf die einzuhaltende

Mindestbebauungsdichte zu den besten

Alternativen.

Page 12: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

10

Herausforderungen der Urbanisierung im 21. Jahrhundert

Die Verstädterungswelle des 21. Jahrhunderts

könnte sich für die Stadtbewohner selbst, die

betreffenden Staaten und den Planeten insgesamt

sehr positiv auswirken. Voraussetzung dafür ist

jedoch, dass eine Reihe wichtiger

Herausforderungen bewältigt wird. Einige dieser

Herausforderungen sind weltweit dieselben:

Beispielsweise stehen alle Städte vor ökologi-

schen Herausforderungen und müssen ihre

Widerstandsfähigkeit gegenüber Schocks ver-

schiedenster Art erhöhen. Vielen fällt es außer-

dem schwer, ausreichend erschwinglichen

Wohnraum in Gebieten mit guter

Verkehrsanbindung bereitzustellen.

In Entwicklungsländern haben viele Städte

zudem Schwierigkeiten bei der Bereitstellung

von Grundinfrastrukturen wie Trink-

wasserversorgung, Abwasserentsorgung oder

einer flächendeckenden Stromversorgung. Die

Umweltverschmutzung ist zwar nicht nur in den

Megastädten und Metropolen von Schwellen-

und Entwicklungsländern ein Problem, hat dort

aber besonders bedenkliche Formen

angenommen. Viele Städte, vor allem in den

Vereinigten Staaten, stehen vor der

Herausforderung, den CO2-Fußabdruck großer

Agglomerationen mit hohem Pkw-

Verkehrsaufkommen zu reduzieren und eine

effektive Organisation der Verkehrswege für

große, häufig wachsende Einwohnerzahlen zu

gewährleisten. Japan sowie einige andere Länder

müssen ihre Städte an die Bedürfnisse einer

alternden Bevölkerung anpassen. Europa muss

sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass

seine Großstädte – im weltweiten Vergleich –

relativ klein sind, was eine besondere Bedeutung

der Verkehrsverbindungen zwischen den

verschiedenen Städten impliziert.

Außerdem erwartet die aufstrebende

Mittelschicht weltweit von Städten nicht

nur gute Arbeitsplätze und ein sicheres

Auskommen, sondern auch, dass sie

lebenswerter werden. Voraussetzung für

eine höhere städtische Lebensqualität

sind weniger Umweltverschmutzung

und weniger Staus, gute Ver-

kehrsverbindungen zu den Orten, wo die

Menschen sein müssen bzw. sein

wollen, sowie ein allgemein attraktives

und sicheres Umfeld mit einem guten

Freizeitangebot.

Während der Urbanisierungsprozess in

weiten Teilen Europas und

Nordamerikas bereits weitgehend

abgeschlossen ist und sich schon in

städtebaulichen Strukturen und Infrastrukturen

niedergeschlagen hat, bietet sich in

Entwicklungs- und Schwellenländern eine

einmalige Gelegenheit, die Zukunft ihrer Städte

zu gestalten. Die heute auf nationaler, regionaler

und kommunaler Ebene getroffenen

Entscheidungen werden die Funktionsweise,

Lebensqualität und ökologische Nachhaltigkeit

der betreffenden Städte über Jahrzehnte hinweg

beeinflussen.

Page 13: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

11

Städte zukunftsfest machen

Die großen mit der Urbanisierung einher-

gehenden Herausforderungen könnten erklären,

warum es in vielen Ländern immer noch Be-

stimmungen gibt, die eine Begrenzung der

Verstädterung zum Ziel bzw. zur Folge haben.

Anstatt ihre Anstrengungen auf einen von vorn-

herein verlorenen Kampf gegen einen globalen

Trend zu verschwenden, sollten die politischen

Entscheidungsträger auf nationaler, subnationa-

ler und kommunaler Ebene den Urbanisierungs-

prozess begleiten und steuern, um dafür zu

sorgen, dass er in gut funktionierenden,

lebenswerten und ökologisch nachhaltigen

Städte resultiert.

Verkehrsplanung war bereits im alten Rom eine

Herausforderung und wird dies auch künftig sein.

Ohne ein gutes öffentliches Verkehrssystem wird

es den meisten großen Metropolgebieten nicht

möglich sein, zu einem funktionierenden Ganzen

zu werden. Dies zeigt sich nur zu deutlich am

Grad der Verkehrsüberlastung, der in vielen rasch

expandierenden Städten in Schwellenländern zu

beobachten ist. Qualität und Effizienz des

öffentlichen Verkehrswesens sind stark von einer

guten Flächennutzungs- und Verkehrsplanung

abhängig. Geeignete Governancestrukturen auf

Ebene des gesamten Ballungsraums können für

den Erfolg von Maßnahmen in diesem Bereich

von entscheidender Bedeutung sein.

Der Erfolg der Städte liegt nicht nur in den

Händen lokaler Institutionen und Akteure, eine

entscheidende Rolle spielt auch der Rahmen, den

die nationalen Regierungen vorgeben. Nur wenn

die Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene

stimmen, können Initiativen auf kommunaler

Ebene die erforderliche Wirkung entfalten. Die

Politik auf nationaler Ebene entscheidet

normalerweise sowohl über die Möglichkeiten

als auch über die Anreize, die sich Städten

bieten. Ein starker nationaler Rahmen für die

CO2-Besteuerung erweitert beispielsweise das

Spektrum an ökologisch sinnvollen Lösungen

für Städte und verringert die Kosten – bzw.

erhöht die Erträge – von Investitionen in den

Klimaschutz (z.B. in umweltfreundliche

Infrastrukturen oder Energieeffizienzmaß-

nahmen).

Page 14: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

12

Die politische Ökonomie des Jahrhunderts der Städte

Nur ein Dutzend OECD-Länder hat insgesamt

eine so hohe Einwohnerzahl wie die größten

Städte der Welt (z.B. Tokyo, Guangzhou, New

York, Delhi und Jakarta). Da die Zahl der

Megastädte bis 2030 voraussichtlich auf über

vierzig anwachsen wird – und viele davon in

rasch expandieren Ländern liegen – ist es nur

eine Frage der Zeit, bis viele städtische

Agglomerationen wirt-

schaftlich stärker sein

werden als die meisten

OECD-Länder. Zusammen

mit der wachsenden

Bedeutung großer Städte

innerhalb der Länder wird

dies zu einer Macht-

verlagerung zu Gunsten der

Städte führen. Es ist im

Interesse der nationalen

Regierungen, diese

Umwälzungen durch eine

Modernisierung und

Anpassung der

Verwaltungsstrukturen zu

begleiten, damit diese den

Anforderungen großer

städtischer Verdichtungs-

räume besser gerecht

werden und um

sicherzustellen, dass Funktionen, die am besten

auf Ebene des städtischen Ballungsraums wahr-

genommen werden, auch tatsächlich dort

angesiedelt sind. Die Regierungen vieler Länder

haben dies erkannt und arbeiten aktiv an

entsprechenden Regelungen. Die Beibehaltung

veralteter, fragmentierter kommunaler Ver-

waltungsstrukturen könnte innerhalb einzelner

Länder die Machtverlagerungen weg von der

nationalen Ebene hin zu den großen Städten

verzögern, dafür müsste jedoch ein hoher Preis

gezahlt werden. Das Wachstum städtischer

Ballungsräume – der Motoren von Wirtschaft

und Gesellschaft – einzudämmen, würde nicht

nur die wirtschaftliche und politische Kraft

dieser Gebiete, sondern auch der Länder ins-

gesamt beeinträchtigen.

Städte sind Organismen, die eine Eigendynamik

haben. Was eine Metropole auszeichnet, sind

nicht so sehr ihre Gebäude und Straßen, sondern

vielmehr das Zusammenspiel ihrer Einwohner

und die Summe ihrer Fähigkeiten. Solange eine

Stadt ökologisch nachhaltig ist und eine hohe

Lebensqualität bietet, spielt es kaum eine Rolle,

wie sie genau aussieht. Schließlich haben sich

Städte immer schon fortwährend verändert, und

sie werden dies auch weiter tun. Künftige

Entwicklungen konstruktiv zu begleiten und in

der Lage zu sein, rasch auf neue

Herausforderungen zu antworten, sind die

entscheidenden Voraussetzungen um

sicherzustellen, dass sich die Umwälzungen

dieses „Jahrhunderts der Städte“ für die

Stadtbewohner selbst und die Menschheit

insgesamt positiv auswirken.

Page 15: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission
Page 16: Das Jahrhundert der Metropolen - OECD · 2017-04-25 · Diese Broschüre wurde im Rahmen des von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadt-entwicklung der Europäischen Kommission

Das Jahrhundert der MetropolenEINE ANALYSE DER URSACHEN UND KONSEQUENZEN VON URBANISIERUNG

Zusammenfassung

The Metropolitan Century U

ND

ERSTAN

DIN

G U

RBAN

ISATION

AN

D ITS CO

NSEQ

UEN

CES

Diese Brochüre ist eine Zusammenfassung des Reports The Metropolitan Century: Understanding

Urbanisation and its Consequences, der über die OECD iLibrary unter folgendem Link erhältlich ist:

http://dx.doi.org/10.1787/9789264228733-en.