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Das Realitätsproblem bei Habermas und die Philosophie des Pragmatismus Für eine erweiterte Sicht auf den Repräsentationalismus Bearbeitet von Julia-Constance Dissel 1. Auflage 2012. Buch. 220 S. Hardcover ISBN 978 3 495 48523 1 Format (B x L): 13,9 x 21,4 cm Gewicht: 310 g Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie, Informationswissenschaft > Metaphysik, Ontologie > Pragmatismus, Handlungstheorie schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Das Realitätsproblem bei Habermas und die Philosophie desPragmatismus

Für eine erweiterte Sicht auf den Repräsentationalismus

Bearbeitet vonJulia-Constance Dissel

1. Auflage 2012. Buch. 220 S. HardcoverISBN 978 3 495 48523 1

Format (B x L): 13,9 x 21,4 cmGewicht: 310 g

Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie, Informationswissenschaft >Metaphysik, Ontologie > Pragmatismus, Handlungstheorie

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

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Julia-Constance Dissel

Das Realitätsproblem bei Habermas unddie Philosophie des Pragmatismus

ALBER THESEN A

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Unter Einbeziehung der für Habermas’ Theoriebildung relevantenpragmatischen und neo-pragmatischen Ansätze, wie u. a. denen vonWittgenstein, Putnam und Rorty, wird in dieser Arbeit nachgezeichnet,dass Habermas entgegen seiner eigenen Zielsetzung im Kontext derKommunikationstheorie nicht plausibel darstellt, wie Wissen nachdem linguistic turn in einem realistischen Sinne verstanden werdenkann. In diesem Zusammenhang gerät die Kommunikationstheorieselbst nach der in epistemologischer Hinsicht relevanten Modifikationin »Wahrheit und Rechtfertigung« zu einer idealistischen Konstruk-tionstheorie der Erkenntnis. Als Ursache hierfür wird Habermas’ Ver-such ausgemacht, sich von einem inhaltlichen Realismus und in diesemZusammenhang vom Prinzip des mentalistischen Repräsentationalis-mus loszusagen. Zur Vermeidung eines Idealismus wird in dieser Ar-beit die Möglichkeit eines Festhaltens an einem inhaltlichen Realismusaufgezeigt mit dem zugleich ein offener, dreirelationaler Repräsenta-tionsbegriff im Ausgang der Erkenntnislehre von Charles S. Peirce inAnschlag gebracht wird.

Die Autorin:

Julia-Constance Dissel, geb. 1981, studierte Philosophie, Kunst-geschichte und Archäologie an den Universitäten Freiburg und Frank-furt und promovierte 2011 in Philosophie an der Goethe-UniversitätFrankfurt bei Prof. Dr. Dr. Lutz-Bachmann.

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Julia-Constance Dissel

Das Realitätsproblembei Habermas unddie Philosophie desPragmatismus

Für eine erweiterte Sichtauf den Repräsentationalismus

Verlag Karl Alber Freiburg /München

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Alber-Reihe Thesen

Band 47

Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftungfür Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein

Originalausgabe

Alle Rechte vorbehalten – Printed in Germany© Verlag Karl Alber GmbH Freiburg / München 2012www.verlag-alber.de

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier (säurefrei)Printed on acid-free paper

Satz: SatzWeise, FöhrenDruck und Bindung: CPI buch bücher.de GmbH, Birkach

ISBN 978-3-495-48523-1

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Inhaltsverzeichnis

I. Kapitel: Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1. Thematische Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2. Exploration der Problemstellung und Vorgehensweise . . . 16

3. Die einzelnen Schritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

II. Kapitel: Die Versöhnung einer mit sich selbst zerfallendenModerne: Von den Aporien der Subjektphilosophiezur Kommunikationstheorie . . . . . . . . . . . . 22

1. Zum Begriff der Moderne und Vergegenwärtigung der Aus-gangslage: Subjektive Vernunft und gesellschaftliche Krise 22

2. Die Ausgangslage aus erkenntnistheoretischer Sicht:Zu den Folgeproblemen des dualistischen Erkenntnis-modells der Bewusstseinsphilosophie – Selbstreflexion undGegenstandstheorie der Erkenntnis . . . . . . . . . . . . 292.1. Zur Kritik am Prinzip der Selbstreflexion . . . . . . . 32

2.1.1. Das Zirkelargument . . . . . . . . . . . . . . . 332.1.2. Zwischen An-Sich- und Für-Sich-Seiendem . . . 352.1.3. Das Problem der Verdopplung des Subjekts

hinsichtlich seiner selbst als ursprünglichschöpferischer und gleichzeitig seines Ursprungsentfremdeter Aktor . . . . . . . . . . . . . . . 37

2.2. Die Gegenstandstheorie: Zur Kritik und Überwindungaus philosophie-geschichtlicher Perspektive . . . . . . 382.2.1. Zur sprachphilosophischen Wende in der

Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

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2.2.2. Frege und Wittgenstein: Die Satzsemantik alsKritik an der Grundeinstellung der Gegenstands-theorie der Erkenntnis – Die Logos-Auszeichnungder Sprache in der Repräsentationsfunktion vonPropositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

2.2.3. Die pragmatische Wende Wittgensteins in derBedeutungstheorie als Überwindungspunkt derAbbild- beziehungsweise Gegenstandtheorie undWegweiser der Sprachpragmatik bei Habermas . 48

2.2.3.1. Die Gebrauchstheorie der Bedeutung und dieLösung vom Mentalismus/Repräsentatio-nalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

3. Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und Aussicht . 54

III. Kapitel: Das Kommunikationsparadigma: Habermas unddas Problem der Realitätsanbindung . . . . . . . . 55

1. Der Kommunikationsbegriff: Zur fundamentalen Unter-scheidung von Konstitutions- und Geltungsebene . . . . . 55

2. Die Voraussetzungen von Kommunikation:Die Sprachpragmatik und das formale Weltkonzept imZusammenhang des modernen Weltverständnisses . . . . 642.1. Der Ansatz der Sprachpragmatik: Zu den relevanten

Implikationen der formalsemantischen, der gebrauchs-theoretischen und der intentionalistischen Bedeutungs-theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

2.2. Zur Rekonstruktion universaler Geltungsansprüchenach Austin und Searle . . . . . . . . . . . . . . . . 68

2.3. Das formale Weltkonzept im Zusammenhang desmodernen Weltverständnisses . . . . . . . . . . . . . 74

3. Die Diskurstheorie und das Problem der Realität . . . . . 823.1. Wieso Konsensustheorie der Wahrheit? . . . . . . . 83

3.1.1. Der Wahrheitsträger . . . . . . . . . . . . . . 843.1.2. Zur Redundanztheorie . . . . . . . . . . . . . 843.1.3. Zur Korrespondenzfrage . . . . . . . . . . . . 86

3.1.3.1. Reale Entität versus Tatsache . . . . . . . . 863.1.3.2. Tatsachen im Diskurs . . . . . . . . . . . . 89

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3.2. Explikation der Logik des Diskurses . . . . . . . . . . 943.2.1. Die Form der Argumentation . . . . . . . . . . 953.2.2. Kohärenz, Induktion und Sprachkritik . . . . . . 983.2.3. Die ideale Sprechsituation . . . . . . . . . . . . 100

3.3. Die Diskurstheorie und das Anbindungsproblem anreale Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1013.3.1. Das Problem des Begründungsregresses als Folge

des Verzichts auf einen außersprachlichenBezugspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

3.3.2. Sprache und Realität – Zu den problematischenBegriffen der Kohärenz, der Induktion und derAngemessenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

3.3.3. Zur idealen Sprechsituation – Ein weiteresRegressproblem und die Notwendigkeit derBezugnahme auf außersprachliche Realität alsKriterium der Begründung wahrer und falscherAussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

3.4. Zusammenfassung der Realitätsproblematik undResümee: Der Diskurs als idealistisch konnotierteKonstruktionstheorie der Erkenntnis in Folge der Dis-proportionalität von realem Kontext und sprachlogischerWirklichkeit in der Kommunikationstheorie . . . . . 117

4. Habermas’ Erkenntnistheorie in »Wahrheit und Recht-fertigung« und das Problem der Anbindung an die Realität 1224.1. Eine Rekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

4.1.1. Habermas’ Ausgangslage in den 90ern: Rorty unddas Prinzip des Kontextualismus . . . . . . . . 123

4.1.2. Das veränderte Konzept pragmatischer Erkenntnis 1254.1.3. Die Unterstellung der objektiven Welt und der

formale Realismus . . . . . . . . . . . . . . . 1274.1.4. Das janusköpfige Wahrheitskonzept . . . . . . . 1304.1.5. Die naturalistische Begründung des erkenntnis-

theoretisch gewendeten Realismus . . . . . . . 1324.2. Untersuchung der formal-realistischen Position von

Habermas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1344.2.1. Der interne Realismus und die Sprachphilosophie

Putnams . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

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4.2.2. Habermas’ Rechtfertigung der Unterstellung derobjektiven Welt und des formalen Realismus imAnschluss an Putnam . . . . . . . . . . . . . . 150

4.2.3. Die Inadäquatheit von Habermas’ Rechtfertigungs-strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

4.2.4. Die Forderung nach einer inhaltlichen Bestimmungdes Realismus als Konsequenz des inkonsistentenund unhaltbaren Formalismus . . . . . . . . . . 157

4.2.4.1. Die Konsequenz für den kontexttranszendie-renden Sinn von Wahrheit . . . . . . . . . 159

5. Zusammenfassung der Realitätsproblematik bei Habermasund Aussicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

IV. Kapitel: Zur Signifikanz des Festhaltens an kontext-transzendierenden Ansprüchen, der realistischenIntuition und der repräsentierenden Funktion derSprache: Rekonstruktion des und Kritik am Anti-Epistemologismus Richard Rortys . . . . . . . . . 163

1. Die Rekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1631.1. Der Gesamtzusammenhang: Von der Kritik der

Erkenntnistheorie, der Hermeneutik und derVerabschiedung der Philosophie . . . . . . . . . . . . 163

1.2. Die Kritik am philosophischen Realismus . . . . . . . 1671.2.1. Rortys Kritik an der Korrespondenztheorie . . . 1681.2.2. Die Unhintergehbarkeit der Sprache und der

erkenntnistheoretische Behaviorismus imAnschluss an Sellars und Quine . . . . . . . . . 169

1.2.3. Davidson und die Kritik am Schema-Inhalt-Dualismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

1.3. Rorty und Habermas – Ein Vergleich . . . . . . . . . 1751.3.1. Der Wahrheitsbegriff . . . . . . . . . . . . . . 1761.3.2. Zum natürlichen Realismus Rortys . . . . . . . 180

2. Rorty in der Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1832.1. Zum Wahrheitsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . 184

2.1.1. Zur gehaltvollen Verwendung des Wahrheits-prädikats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

2.1.2. Wahrheit und Idealisierung . . . . . . . . . . . 185

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2.2. Die Probleme der Naturalisierung von Sprache undVernunft: Die Vernachlässigung praxisrelevanterDifferenzierungen und die Objektivierung des Anderenund des Selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

2.3. Zur Verfehltheit der Argumentation gegen dierealistische Intuition . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

2.4. Der natürliche Realismus Rortys und die unvollendeteLoslösung von repräsentationalistischen Denkmustern 199

V. Kapitel: Resümee: Zu einem erweiterten Begriffder Repräsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . 204

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212

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I. Kapitel: Einleitung

1. Thematische Einführung

Mitte des 20. Jahrhunderts formierte sich in der Philosophie unter demBegriff der Postmoderne das Bewusstsein einer Epochenschwelle,

»dessen Konturen und Verlaufsformen noch unklar, verworren und zweideu-tig [waren], dessen zentrale Erfahrung aber – die vom Tode der Vernunft –das definitive Ende eines historischen Projekts anzudeuten [schien]: des Pro-jekts der Moderne«.1

Dieses Projekt ist in der Philosophie unmittelbar an den Namen Kantgeknüpft, der versuchte, die Philosophie als Erkenntnistheorie in densicheren Stand der Wissenschaft zu erheben und sie darüber hinauszur Platzanweiserin und Richterin aller übrigen Kulturen und Wissen-schaften zu machen, sofern sie deren Erkenntnisansprüche garantierenoder aber diese als ungültig entlarven können sollte.

Das einstige Vertrauen in eine objektivistische Vernunft, diewahre Erkenntnis garantieren sollte, ist heutzutage seiner Grundlageberaubt und mit dem Verlust jener Dignität eines ausgezeichnetenWissens ist auch die postmoderne Philosophie in die Tiefe einer an-haltenden Legitimationskrise gestürzt.

Unter allen philosophischen Ansätzen, die diese Krise im Verlaufedes 20. Jahrhunderts begünstigt haben, ist das paradigmenbildendePhänomen der Sprachphilosophie als eines der Weitläufigsten undNachhaltigsten auszumachen. Mit diesem lässt sich die Abkehr vonder Bewusstseinsphilosophie konstatieren. Obgleich sich der Übergangvom mentalistischen zum sprachphilosophischen Paradigma bereits im19. Jahrhundert in Zügen abzeichnete – man denke etwa an die Semio-tik von Charles Sanders Peirce –, ist die systematische Ausarbeitung

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1 Wellmer (1985), S. 48.

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dieses Wandels jedoch eher den frühen Vertretern der Philosophie derSprache – Frege und Wittgenstein – zu verdanken. Der durch diese Phi-losophen initiierte linguistic turn und hierbei die Einsicht in dieSprachabhängigkeit aller Erkenntnis bedeutete einen essentiellenSchritt hinsichtlich einer Ablösung von jener fundamentalistischenEpistemologie, da eingesehen wurde, dass nicht private Bewusstseins-tatsachen, sondern in erster Linie öffentlich zugängliche Strukturenvon Zeichen und Sprache analysiert werden mussten. Was allerdingsmit der Hinwendung zu den Mitteln der formalen Logik und mit derReduktion der Sprachanalyse auf die syntaktische und semantische Di-mension der Sprache anfangs noch nicht gelingen sollte – die Lösungvom bewusstseinsphilosophischen Paradigma, im Sinne einer Ent-sagung von dem es kennzeichnenden Dualismus von Geist und Natur –,sollte in der pragmatischen Ausweitung des linguistic turn möglichwerden. So konnte mit dem späten Wittgenstein aufgeklärt werden,dass die zeichenvermittelte Beziehung zwischen dem erkenntnistäti-gen Subjekt und dem Erkenntnisgegenstand immer schon durch inter-subjektive Beziehungen interpretativer Erkenntnis vermittelt war. Wardie Vorstellung eines reinen, von Zweck- und Interessenzusammen-hängen suspendierten Bewusstseins entlassen, so wurde auch zugleichder Gedanke an die fundamentalistische Epistemologie jener erkennt-nistheoretischen Hoffnung beraubt, der zufolge sich Rationalität undObjektivität durch Bedingungen des genauen Darstellens, das heißt desexakten Repräsentierens von Sachverhalten erklären ließen. Mit derVerschiebung des philosophischen Fokus auf den Begriff der Kom-munikation, wurde das nach Descartes und Kant alle Vorstellungen be-gleitende Cogito seines Throns enthoben und mit diesem zugleich dieEinheit der Apperzeption – Kants höchster Punkt der Erkenntnis.

Auch wenn nach dem Scheitern traditioneller Begründungspro-gramme insbesondere Kants Philosophie heutzutage einen eher niede-ren Stellenwert einnimmt und philosophische Begründungsfragenmehr oder weniger als Fauxpas entlarvt scheinen, gibt es doch »Be-gründungstheoretiker« wie Jürgen Habermas, die unter den Bedingun-gen des linguistic-pragmatic turn am Projekt der Moderne festhaltenwollen. In einer Welt »in [der] das Erbe des okzidentalen Rationalis-mus nicht mehr unbestritten gilt«2 und eine kritische Theorie der Ge-sellschaft daran gescheitert ist, dass ihre Vertreter im Zuge des

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I. Einleitung

2 Habermas (1981), S. 9.

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20. Jahrhunderts in dem Begriff der Rationalität nichts weiter als einenmenschheitsgeschichtlich verhängnisvollen Prozess ausmachen konn-ten, bedeutet das Festhalten am Projekt der Moderne für Habermas inerster Linie die Offenlegung und Explikation eines erweiterten Ratio-nalitätsbegriffs. Die durch die sprachpragmatischen Ansätze ermög-lichte kommunikationstheoretische Wende im philosophischen Den-ken sollte einen solchen Begriff von Rationalität ermöglichen. Dennunter dieser Prämisse – so Habermas – würde sich eine bisher nichtgewürdigte Form von Vernunft aufdecken lassen können, die ihre po-sitive Wirkung erst in Prozessen der Versprachlichung preisgeben undsich in vernünftigen Verfahren der intersubjektiven Problembewälti-gung ausdrücken würde. Die ausführliche Explikation seiner Rationa-litätsthese offenbarte Habermas im Zusammenhang seiner allgemei-nen Kommunikationstheorie im Rahmen der Anfang der 80er Jahredes letzten Jahrhunderts veröffentlichten Abhandlung Theorie deskommunikativen Handelns3, in der er sämtliche theoretischen Ansätzeseiner früheren Forschung vereint. Darin zusammengefasst sind auchdie Grundgedanken der sogenannten Universalpragmatik, mit der Ha-bermas, mit Blick auf das weitreichende Ziel der Aufdeckung einerkommunikativen Vernunft, bereits in den 70er Jahren den Versuch un-ternommen hatte, die Ermöglichungsbedingungen von Verständigungzu analysieren. Habermas war dabei stets als Begründungstheoretikerzu bezeichnen, beabsichtigte er doch durch eine Rekonstruktion vonimplizit immer schon angewandtem Wissen (nicht etwa durch einetranszendental-deduktiv ansetzende Analyse im Sinne Kants) univer-sale Regeln der Kommunikation und Argumentation freizulegen. Erwar der Überzeugung, dass in jedem Sprechakt universale Geltungs-ansprüche wie etwa der der Wahrheit erhoben würden, die zu ihrerEinlösung einer diskursiven Prüfung unter idealen Bedingungen be-dürften. Wie verzerrt faktische Kommunikationsbedingungen auchimmer seien, nach Habermas besitze jeder kompetente Sprecher dieMittel, um Sprechsituationen herbeizuführen, die frei von Herr-schaftszwängen seien und in denen Auseinandersetzungen über dieWahrheit von Meinungen rational entschieden werden könnten. Mitder Antizipation jener idealen Situation, die in jedem Akt des Spre-chens vorgenommen werde, begründe sich dabei zugleich die Faktizitätund das universale Interesse an Emanzipation und befriedeten Gesell-

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Thematische Einführung

3 Habermas (1981).

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schaftsverhältnissen.4 Die Universalpragmatik als Ausgangspunkt derKommunikationstheorie formulierte Habermas im Anschluss an dieSprachpragmatiker Ludwig Wittgenstein, John L. Austin und John Se-arle, mit denen er den kritikleitenden Begriff sprachlich vermittelterInteraktion erstmals als einen Rede und Handeln verbindenden Begriffoffen legte und damit zugleich jenen des kommunikativen Handelnsvorbestimmte. Mit der Hinwendung zu den sprachpragmatischen An-sätzen der genannten Philosophen vollzog Habermas seine individuelleAbkehr von der kantischen Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnisaus der Synthesis der Apperzeption, die er in die Frage nach der Mög-lichkeit von Verständigung transformierte. An den Platz der transzen-dentalen Einheit von Subjekt und Objekt sollte nach Habermas nuneine Reflexion auf eine an Subjekt-Subjekt-Relationen ausgerichtetesprachliche Kommunikation treten, mit der nicht nur der dualistischeHintergrund des metaphysischen Restbestands bei Kant endgültig ab-geschüttelt, sondern zugleich auch der methodische Solipsismus dermentalistischen Erkenntnistheorie abgehängt werden sollte. Sprach-liche Kommunikation war darauf ausgerichtet letztlich in einem diskur-siven Problemlösungsverfahren aufzugehen, in dem sich, basierend aufden transsubjektiven Geltungsansprüchen, eine pragmatisch geprägteRationalität ausformen können sollte, durch die subjektive Meinungenin die Allgemeinheit eines intersubjektiv-gültigen, lebensweltlichenWissens überführt würden. Trotz aller in diesem kommunikationstheo-retischen Konzept implizierten Zurückweisung des epistemologischenFundamentalismus der Transzendentalphilosophie, war es Habermasals einem Begründungstheoretiker dabei zu keinem Zeitpunkt darumzu tun, jener Form einer radikalisierenden Kritik an der Transzenden-talphilosophie zu entsprechen, wie sie in den USA vergleichslos vondem 2007 verstorbenen Neopragmatisten und Habermas’ ›Antipode‹Richard Rorty seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts propagiertwurde. Mit der Dekonstruktion der Bewusstseinsphilosophie in »Phi-losophy and the Mirror of Nature«5 beabsichtigte Rorty nämlich, ganzanders als Habermas, selbst mit der Auflösung jenes Ansatzes nochernst zu machen, den Habermas sich bewahrt wissen wollte und diesauch heute noch will – den universalistischen Fragenansatz der Trans-

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I. Einleitung

4 Vgl. Held/Thompson (1982), S. 8–9.5 Rorty (1979). In dt.: Der Spiegel der Natur: Rorty (1987).

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zendentalphilosophie. Die Konsequenz der sprachphilosophischenWende war für Rorty demnach, anders als für Habermas, ein nichtnur antifundamentalistisches, sondern in weiterer Folge ein kulturre-lativistisches Verständnis von Wissen und Geltung. Mit genanntemWerk wollte er den Totalabschied von dem Begriff einer kontexttrans-zendierenden, universalen Wahrheit im Verstehen forcieren. Für Ror-ty schienen Sätze und jegliche Form von Rationalitätsstandards ihremSinn und ihrer Geltung nach allein von geschichtlichen und kulturel-len Kontexten abhängig zu sein. Wissen, das der Verwendung unddem Verständnis von Äußerungen und Handlungsweisen zugrundeliegt, sollte nach Rorty lediglich relativ zu eingespielten Lebenspraxenbestimmt werden. An die Stelle des argumentativen Diskurses, der beiHabermas das lebensweltliche Wissen im Rekurs auf universale Gel-tungsansprüche der Wahrheit und Richtigkeit ermöglichen soll, setzteRorty einen rhetorisch-literarischen Persuasions-Diskurs, der ohneRekurs auf universalistische Kriterien, die Anderen für die Common-Sense-Auffassung der eigenen Lebensformen – den »American way oflife« – gewinnen sollte. Das Streben der akademischen Philosophie derletzten Jahrhunderte erachtete der Neopragmatist dabei lediglich alseine Art intellektuelles Glasperlenspiel, mit dem sich der Mensch dankwissenschaftlicher Strenge und Präzision in eine Welt der Scheinpro-bleme begeben habe, die er vergebens versuche zu lösen. Das Resultatvon Rortys Forschung lief letztlich auf eine radikale Abkehr von dertraditionell geprägten Philosophie hinaus und mündete in einem Zu-geständnis an die Literatur.

Obgleich die Auseinandersetzung um die Begriffe Rationalität,Wissen und Wahrheit zwischen Habermas und Rorty bereits seit den80er Jahren des letzten Jahrhunderts besteht, entflammte das skriptiveGefecht über den Status einer legitimationsbedürftigen Philosophiemit Habermas’ 1999 veröffentlichter Aufsatzsammlung »Wahrheitund Rechtfertigung«6 so richtig. Die beobachtete Radikalisierung derethnozentristischen Zuspitzung des linguistic turn bei Rorty forderteHabermas sogar zu einem Wandel heraus. Hatte Habermas in seinenfrüheren Bemühungen um die Kommunikationstheorie erkenntnis-theoretische Fragen im Grunde nur am Rande behandelt (wie er rück-wirkend selbst eingesteht) und in diesem Zusammenhang besonders

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Thematische Einführung

6 Habermas (1999).

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die darstellende, das heißt repräsentierende Funktion der Sprache imRahmen seiner sprachpragmatischen Analysen vernachlässigt, so wur-de ihm durch Rorty die Notwendigkeit vor Augen gehalten, sich geradeim Zusammenhang der Wahrheits- und Wissensproblematik mit er-kenntnistheoretischen Fragestellungen verstärkt auseinander zu set-zen. Rortys Ansatz nachzuzeichnen, dass die verschiedensten Versuchescheitern müssten, innerhalb einer linguistic community zugleich de-ren Bezug zu außersprachlichen Entitäten derart zu begründen, dassuniversal gültige Kriterien der Wahrheit und Erkenntnis gewonnenwerden könnten, brachte Habermas dabei letztendlich auf den Wegeines formalen Realismus, den er als eine Erweiterung beziehungswei-se Verbesserung der Theorie des kommunikativen Handelns in er-kenntnistheoretischer Hinsicht verstanden wissen möchte. Der forma-le Realismus soll es dabei erlauben abstraktiv – das heißt, ohne dieGefahr eines Rückfalls in eine fundamentalistische Epistemologie mitihrem Ansatz der korrekten Repräsentation – an der realistischen In-tuition festzuhalten, die es erlaubt, Lernprozesse und Wissen verständ-lich zu machen und Wahrheit von bloßer Rechtfertigung zu unter-scheiden, ohne jedoch Wahrheit unter ideale Behauptbarkeit fassen zumüssen, wie es im Rahmen der frühen Diskurs-, beziehungsweise Er-kenntnistheorie vorgesehen war. Hatte Habermas bereits in seinenälteren Ausführungen, etwa zur Sprachpragmatik, auf pragmatisti-sches Gedankengut zurückgegriffen, so suchte dieser auch im Zusam-menhang der Ausarbeitung des formalen Erkenntnisrealismus Unter-stützung innerhalb der pragmatischen Philosophie. Finden sollte erdiese insbesondere bei Hilary Putnam, einem weiteren Begründungs-theoretiker, in dessen internem Realismus Habermas nicht nur eineGrundlage seines formalen Realismus eingeschrieben glaubt, sondernin dessen referenztheoretischen Überlegungen er heutzutage gar eineLösung der Bezugsproblematik zwischen Sprache und Welt in Aussichtgestellt wissen möchte, auf die diese Arbeit im Kern ausgerichtet ist.

2. Exploration der Problemstellung und Vorgehensweise

Selten haben sich Autoren der Kommunikationstheorie von Habermasunter rein erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten genähert. MitBlick auf die frühen Ausführungen von Habermas sind hierbei ins-besondere die Arbeiten von Ottfried Höffe und Herberth Keuth her-

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I. Einleitung

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vorzuheben.7 Gerade jedoch die jüngste Theorie eines formalen Realis-mus ohne Repräsentation wurde bisher kaum unter genuin erkennt-nistheoretischen Gesichtspunkten analysiert, was insbesondere auchfür den neu entdeckten Zusammenhang zwischen Realitäts- und Wahr-heitsproblematik gilt. Auch wurden, soweit mir bekannt, keine Be-mühungen unternommen, Habermas’ jüngste formal-abstrakte Per-spektive zu jenem kommunikationstheoretischen Ansatz der 70er und80er Jahre in Relation zu setzen. Dies möchte die vorliegende Arbeitmit einer umfassenden Analyse der Kommunikationstheorie8 von Ha-bermas in erkenntnistheoretischer Hinsicht leisten.

Im Zuge einer Untersuchung der Bezugsbestimmung zwischenSprecher und Realität soll offen gelegt werden, dass Habermas nichtplausibel macht, wie Wissen und Lernprozesse nach dem linguistic-pragmatic turn in einem realistischen Sinne verstanden werden kön-nen. Es wird versucht zu zeigen, dass Habermas’ Theorie idealistischkonnotiert ist, das heißt dadurch bestimmt ist, dass sie das Bewusstseinbeziehungsweise den Sprecher, ohne Bindung an die Empirie, zumKonstituenten des Seienden aporetisiert, wodurch die Kommunika-tionstheorie letztlich zu einer Art Konstruktionstheorie der Erkenntnisgerät. Hinsichtlich der jüngsten Ausführungen in Wahrheit undRechtfertigung geht es in diesem Zusammenhang nicht nur darum,dass es Habermas nicht zu gelingen scheint, das sprachrealistische Be-zugsproblem durch einen formalen Realismus ohne Repräsentation zulösen, sondern auch darum, dass er die Problemhaftigkeit seines frühenAnsatzes aus den 80er Jahren hinsichtlich seiner idealistischen Kon-notationen mit der Festlegung auf einen formalen Realismus verstärkt,und es ihm aufgrund dessen versagt bleibt, dem Wahrheitsbegriff

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Exploration der Problemstellung und Vorgehensweise

7 Höffe (1976) und Keuth (1979).8 Berücksichtigt werden nebst der Theorie des kommunikativen Handelns alle Werkevon Habermas, die seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts der endgültigen Ausarbei-tung der Kommunikationstheorie in der Theorie des kommunikativen Handelns Vor-schub leisteten. Hierzu zählen mit Blick auf die Diskurstheorie der Wahrheit insbeson-dere Habermas’ Aufsatz »Wahrheitstheorien« (Habermas (1973a)) und des Weiterenseine Abhandlung »Was heißt Universalpragmatik?« (Habermas (1976)). Die Arbeitnimmt selbstverständlich auch auf Schriften von Habermas Bezug, die erst nach derTheorie des kommunikativen Handelns veröffentlicht wurden. Bücher wie »Der phi-losophische Diskurs der Moderne« (Habermas (1985)) oder »Nachmetaphysisches Den-ken« (Habermas (1988)) zeichnen die Vorgehensweise von Habermas rückblickendnach. Besonders die spätere Schrift »Wahrheit und Rechtfertigung« (Habermas (1999))wird in die Betrachtungen miteinbezogen.

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einen kontexttranszendierenden, also über jeden Kontext hinausrei-chenden Sinn zu bewahren. Als ursächliches Problem der idealistischenPrägung wird das Bestreben ausgemacht, sich im Rahmen der Kom-munikationstheorie von einer fundamentalistischen Erkenntnistheoriein der Hinsicht loszusagen, dass auf einen Repräsentationalismus striktVerzicht genommen wird. Zur Vermeidung eines Idealismus in derKommunikationstheorie wird gegen diesen Ansatz die Möglichkeitdes Festhaltens an einem inhaltlichen Realismus eingeräumt, mit demzugleich ein offener Repräsentationalismus in Anschlag gebracht wird.

Sofern sich die Theoriebildung bei Habermas zu einem großenTeil entlang pragmatischem und neo-pragmatischem Gedankengutvollzieht, ist diese Arbeit darum bemüht, die (neo-)pragmatischen Im-plikationen im Zusammenhang mit der Realitäts-beziehungsweise Be-zugsproblematik deutlich zu machen. Letztendlich erfordert eine aus-führliche Beschäftigung mit Habermas’ Realismuskonzeption m. E.nicht nur eine Darstellung der philosophischen Ansätze seiner im vor-liegenden Zusammenhang relevanten Kombattanten, sondern vor al-lem auch die präzise Untersuchung des philosophischen Anti-Episte-mologismus von Richard Rorty, dies, weil sich besonders Rorty alsradikalster Denker und Antipode zu Habermas in der Debatte um Rea-lismus und Nominalismus beziehungsweise Universalismus und Kon-textualismus hervorgetan hat, und des Weiteren, weil dessen strengethnozentristische Radikalisierung des linguistic turn Habermas erstzu seinen erkenntnistheoretischen Modifikationen herausgeforderthatte. Die supplementierenden und vor allem kritischen Ausführungenzu Rorty zielen dabei auf einen weiteren Nachweis der tatsächlichenRelevanz der Differenzierung von Wahrheit und Rechtfertigung undder Annahme der realistischen Intuition wie sie mit Habermas zuge-standen wird. Darüber hinaus dient die Kritik an Rorty auch dem ex-ternen Aufweis, dass eine Extraktion der repräsentationalistischen Be-ziehung von Subjekt und Objekt aus dem (zwischen-)menschlichenSprachgebrauch nicht möglich ist, und zwar auch dann nicht, wennman so ausnahmslos und radikal wie Rorty versucht, sich davon zulösen. Die Möglichkeit eines anti-fundamentalistischen Realismus aufder Basis eines erweiterten Repräsentationsverständnisses indes, unterdessen Implikation die Kommunikationstheorie von Habermas voridealistischen Konsequenzen bewahrt werden könnte, wird im fünftenund finalen Kapitel inhaltlich konkretisiert.

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I. Einleitung

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3. Die einzelnen Schritte

Die Vertreter der sogenannten Kritischen Theorie, in deren TraditionHabermas steht, hatten Anfang des 20. Jahrhunderts in der Vernunftnichts weiter als einen verhängnisvollen Zerstörungsprozess aus-machen können. Insofern diese Feststellung bei Habermas zum Aus-gangspunkt der Explikation der Kommunikationstheorie werden sollte,mit der er die kritische Theorie vor einer Resignation zu bewahren be-absichtigte, ist es im Zusammenhang dieser Arbeit nötig, mit einer Er-läuterung der verhängnisvollen Lage der Vorgänger von Habermas inder kritischen Theorie zu beginnen. Im Ausgang dessen wird es mög-lich, die Notwendigkeit einer Lossagung vom Mentalismus bei Haber-mas nachzuzeichnen, der in der cartesianischen Subjekt und Objekt-Spaltung das eigentliche Hauptproblem der kritischen Theorieausgemacht wissen möchte. So stehen denn auch die aus diesem Prin-zip hervorgehenden Grundsätze der Selbstreflexion und der Gegen-standstheorie im Fokus der weiteren Auseinandersetzung. Ein kriti-scher Blick auf den ersten Grundsatz soll dazu dienen, die Funktionaufzuklären, welche die kommunikative Vernunft, das kommunikativeHandeln und die Sprachpragmatik bei der Überwindung des mentalis-tischen Problems einnehmen. Die Gegenstandtheorie und in diesemZusammenhang das Prinzip des Repräsentationalismus werden sodannim Anschluss an die Wegbereiter des linguistic-pragmatic turn eben-falls kritisch beleuchtet, sofern diese für die Genese der Sprachpragma-tik von Habermas, als dem essentiellen Überwindungsmechanismusdes Mentalismus, signifikant erscheinen. Gemeint sind hierbei ins-besondere Gottlob Frege und Ludwig Wittgenstein.

Sind die Ausgangslage von Habermas und die in erkenntnistheo-retischer Hinsicht relevanten Grundlagen zu einer weiteren Annähe-rung an die Kommunikationstheorie von Habermas im zweiten Kapitelexpliziert worden, wird diese im dritten Kapitel im Hinblick auf dasRealitäts- beziehungsweise Bezugsproblem zwischen Sprecher undrealem Kontext untersucht. Die Analyse fokussiert auf das Realitäts-problem im Zusammenhang der Genese der Kommunikationstheoriedabei chronologisch. In diesem Sinne steht im Zentrum des dritten Ka-pitels zunächst die Auseinandersetzung mit den älteren Erläuterungenzur Kommunikations- und insbesondere zur Diskurstheorie der Wahr-heit, also die Ansätze aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahr-hunderts. Daraufhin rückt Habermas’ formalistische Erkenntnistheo-

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Die einzelnen Schritte

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rie aus den 90er Jahren in den Mittelpunkt, im Ausgang von derenKritik es möglich wird, eine vergleichende Perspektive zwischen älte-rem und neuem Erkenntniskonzept zu gewinnen.

Der erste Abschnitt des dritten Kapitels kreist zunächst um denKommunikationsbegriff und in diesem Zusammenhang um die Diffe-renzierung von Konstitutions- und Geltungsebene mit der Habermasdas epistemologische Problem von Beginn an verdoppelt. Im Anschlusswerden sodann die konzeptionellen Voraussetzungen der Kommunika-tion erörtert, einerseits im Rekurs auf die Sprachpragmatik, dies in ers-ter Linie vor dem Hintergrund der bedeutungstheoretischen AnsätzeWittgensteins, Austins und Searles und andererseits hinsichtlich desDrei-Welten-Konzepts, jeweils mit der Zielsetzung, darin enthaltene,epistemologisch relevante Implikationen offen zu legen. Diese werdenim Ausgang der Untersuchung des modernen Weltverständnisses vonHabermas sodann zusammengeführt, um einen ersten Blick auf Haber-mas’ repräsentationsfreie und in weiterer Konsequenz indirekte Be-zugs- beziehungsweise ›Realismuskonzeption‹ freizulegen, welche imRahmen der Thematisierung der Diskurstheorie sodann auf ihreSchwachstellen hin erhellt wird. Als Zwischenfazit wird in der Kom-munikationstheorie der 80er Jahre letztlich ein disproportionales Ver-hältnis von realem Kontext und sprachlogischer Wirklichkeit konsta-tiert – eine Basis auf der der Diskurs zu einer idealistisch konnotiertenKonstruktionstheorie der Erkenntnis gerät.

Der letzte Abschnitt des dritten Kapitels untersucht daraufhin, dieEnde der 90er Jahre ausgearbeiteten und besonders in erkenntnistheo-retischer Hinsicht relevanten Modifikationen der Kommunikations-theorie. Da als Hauptmotiv der ›realistischen‹ Wende bei Habermas,neben der Einsicht in die Unzureichendheit der frühen Theorie in er-kenntnistheoretischer Hinsicht, vor allem die Beobachtung der strin-genten Epistemisierung des Wahrheitsbegriffs bei Richard Rorty zukonstatieren ist, ist der Rekonstruktion des formalen Realismus vonHabermas ein kurzer Überblick zum Kontextualismus Rortys vor-geschaltet. Auf die Rekonstruktion der neuen Position von Habermasfolgt sodann eine Darstellung des internen Realismus Hilary Putnams,sofern dieser Rechtfertigungs- und Anknüpfungspunkt des formalenRealismus ist. Im Anschluss an diese Nachkonstruktion wird ein Ver-gleich zwischen Habermas und Putnam zeigen, dass sich Habermas mitder Festlegung auf einen Realismus ohne Repräsentation einmal mehrin die Aporien einer idealistisch konnotierten Konstruktionstheorie be-

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I. Einleitung

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gibt, mit der es ihm weiterhin versagt bleibt, zu veranschaulichen, wieLernprozesse und Wissen in einem realistischen Sinne verstanden wer-den können und wie dem Wahrheitsanspruch in diesem Zusammen-hang ein kontexttranszendierender Anspruch bewahrt werden könnte.Folgerichtig, um dieses Dilemma abzuwenden, wird am Ende des drit-ten Kapitels ein inhaltlicher Realismus und in diesem Zusammenhangeine repräsentationalistische Sicht eingefordert, die den Begriff des Re-präsentationalismus nicht auf eine starre Abbildbeziehung reduziert,aber nachvollziehen lässt, dass Tatsachen keine von der Empirie ge-lösten fiktiven Gebilde darstellen.

Gerade die Einforderung eines inhaltlichen Realismus und einerrepräsentationalistischen Sicht, auf deren Basis sich auch kontexttrans-zendierende Ansprüche im Anschluss an Habermas verteidigen ließen,macht – wie bereits eingeräumt wurde – im weiteren Verlauf einenBlick auf die Philosophie Richard Rortys nötig. Das vierte Kapitel the-matisiert daher die radikal anti-epistemologische und gemeinhin alsanti-realistisch verstandene Position Rortys, stellt diese zum besserenVerständnis in einen Vergleich zu Habermas und entfaltet eine Kritikmit der Zielsetzung, noch einmal aus externer Perspektive zu verdeut-lichen, dass es nur sinnvoll und notwendig erscheint, an kontexttrans-zendierenden Ansprüchen, der realistischen Intuition, und in weitererHinsicht auch am Repräsentationalismus festzuhalten.

Im Rahmen des fünften und letzten Kapitels werden die einzelnenSchritte und Ergebnisse dieser Arbeit noch einmal resümiert. Im An-schluss an die Zusammenfassung, wird auf Anforderungen eingegan-gen, welche sich mit der notwendigen Hinwendung zu einem inhaltlichbegriffenen Realismus, der ohne fundamentalistischen Anspruch ver-fährt, für die Kommunikationstheorie bei Habermas ergeben. Im Aus-gang dieser Erläuterung wird abschließend im Rekurs auf die dreirela-tionale Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce eine inhaltlicheKonkretisierung des in dieser Arbeit befürworteten offenen Repräsen-tationsbegriffs vorgenommen, welcher in erweiterter Perspektive gera-de auch nach dem linguistic-pragmatic turn in jene kommunikativenProzesse eingeholt werden kann, durch welche er – ginge es nach Ha-bermas und Rorty – unplausiblerweise obsolet erklärt werden sollte.

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Die einzelnen Schritte

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II. Kapitel: Die Versöhnung einer mit sich selbstzerfallenden Moderne: Von den Aporien derSubjektphilosophie zur Kommunikationstheorie

1. Zum Begriff der Moderne und Vergegenwärtigung derAusgangslage: Subjektive Vernunft und gesellschaftliche Krise

Die Moderne wird in der Philosophie im Allgemeinen als eine Zeit an-gesehen, die in erster Linie von dem Begriff der Subjektivität und da-mit zusammenhängend von den Begriffen Selbstbewusstsein, Reflexi-on und Vernunft beherrscht wird. Das Wort Subjektivität wurde seitDescartes und Kant zu einem verheißungsvollen Leitprinzip, dessenWirkradius sich auf alle Erscheinungen der Moderne wie die Religion,die Moral, die Kunst und die Wissenschaft erstreckte.1 Verheißungsvolldeshalb, weil man nicht nur glaubte, durch das autonome Selbst-bewusstsein als philosophischem Prinzip der Weltdeutung eine Normgefunden zu haben, die ermöglicht, Maßstäbe und Kriterien nicht vonder Außenwelt durch fremde Instanzen und Autoritäten aufgezwun-gen zu bekommen, sondern vor allem, weil man auf der Basis der sub-jektiven Vernunft Freiheit und Fortschritt des Menschen in Aussichtgestellt sah. Die reflexive, subjektive Vernunft hatte die noch in derabendländischen Kultur verbreitete philosophische Basis der Glaubens-überzeugungen abgelöst, so dass – emanzipiert von mythischer odertheologischer Weltbetrachtung – die Aufgabe der Weltdeutung, derFreiheit und des Fortschritts, der Subjektivität, also der sich auf sichselbst beziehenden Vernunft allein zukam. Von der Subjektivitätsleis-tung des Menschen als dem einzigen sich selbst als evident Ausweisen-den und daher Letztbegründenden wurde dem modernen Fortschritts-gedanken zufolge die Erreichung von Autonomie und befriedetenGesellschaftsverhältnissen abhängig und scheinbar auch möglich ge-macht. Der moderne Rationalisierungsvorgang, der sich im Projektder Aufklärung entwickelte, schien die Menschen in diesem Fort-

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1 Vgl. Jeong (2003), S. 6.

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schrittsglauben zunächst auch zu bestätigen, denn die Entwicklung derTechnologien auf der Basis der subjektiven Vernunft war enorm undder Modernisierungsprozess, wie sich an der Industrialisierung desmittleren 18. Jahrhunderts zeigte, brachte einen ökonomisch-materiel-len Reichtum, wie er zuvor nicht existierte. Auf der anderen Seite je-doch hat gerade dieser technische Fortschritt, wie sich offenbarte, vielesozialpathologische Erscheinungen hervorgerufen, die den Grund da-für lieferten, dass im 19. und 20. Jahrhundert einige große Denker wieNietzsche, Heidegger und in der Folge von Hegel und Marx auch dieVertreter der Frankfurter Schule wie Horkheimer und Adorno die Ver-nunftkritik ins Zentrum ihrer Arbeiten stellten, in denen es mitunterdarum ging herauszustellen, dass die subjektive Vernunft eben nichtAutonomie und Emanzipation, sondern im Gegenteil Abhängigkeit,Unterdrückung und Unvernunft hervorgebracht habe und im Grundemit einer Art Destruktivkraft gleichgesetzt werden müsse. Bereits He-gel hatte mit seinem idealistischen Entwurf der Geschichte den ver-nunftmäßigen Fortschritt in Verbindung gebracht mit den negativenBegleitphänomenen, die dieser mit sich bringen würde. Bereits er sahden industriellen Fortschritt auf Kosten individueller Verluste gesche-hen und nahm in seiner Phänomenologie des Geistes2 das von Unter-drückung und Herrschaft gekennzeichnete System moderner Gesell-schaften als ein negativ zu beurteilendes Verhältnis von Herr- undKnechtschaft vorweg, das später von Marx und Engels sowie von Hork-heimer und Adorno in Zügen aufgegriffen werden sollte. Vor allem fürdie beiden Letztgenannten stellte sich das Projekt der Aufklärung,dessen Ziel in der Emanzipation und der Befreiung des Menschen vonjeglicher Art der Unterdrückung liegen sollte, im 20. Jahrhundert an-gesichts der Unterdrückungsmechanismen in Nationalsozialismus,Stalinismus und Massendemokratie als gänzlich fehlgeschlagen dar.Die Gesellschaft konnte sich ihnen nur noch als ein Zerrbild einer men-schengerechten Gesellschaftsordnung enthüllen. Die aufklärerischeVernunft, die dem Menschen Einblick in seine Geschichte und seineNatur geben sollte und ihn dazu befähigen sollte, als mündiges Wesenüber sein Geschick zu entscheiden, schlug in diesem Jahrhundert inZerstörung und Unmündigkeit um. Die Feststellung, dass die Aufklä-rung und mit ihr die Funktionsweise der ›Kulturindustrie‹ als eine ArtMassenbetrug betrachtet werden müsse sowie ihre Angst um den Un-

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Zum Begriff der Moderne und Vergegenwärtigung der Ausgangslage

2 Hegel (1807).

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tergang der ›wahren klassischen Solidarität‹ brachten die beiden Auto-ren der kritischen Theorie in ihrem Werk Dialektik der Aufklärung3

zum Ausdruck. Ihre Hauptkritik galt darin der instrumentellen Ver-nunft und einer von ihr hergeleiteten modernen Arbeitsethik, in dersie Herrschafts- und Unterdrückungsstrukturen einbezogen sahen; dieinstrumentelle Ausrichtung der Rationalität bezeichneten sie dabei alsZwangscharakter der sich selbst entfremdeten Gesellschaft.4 IhrenAnalysen zufolge führte die in der kapitalistischen Gesellschaft durchzunehmende Technisierung und wissenschaftlichen Fortschritt hervor-gerufene Bürokratisierung in eine Entfremdung; die Bedeutung des In-dividuums ginge verloren. Auf der einen Seite habe zwar die aufkläre-rische Rationalität das Wesen des Menschen über das Erreichen vonwahren Erkenntnissen über die Welt definiert, auf der anderen Seitejedoch, habe die Aufklärung damit gerade in die zweckbestimmte (in-strumentelle) Vernunft geführt, die den Menschen wie auch alles an-dere allein unter dem Aspekt des Nutzens betrachtete. Unter dieserVoraussetzung lösten sich tradierte Bindungen auf, die zwischen-menschlichen Beziehungen würden versachlicht und objektiviert; dasErgebnis sei eine verwaltete Welt, die gegenüber dem Einzelnen totaleUnterdrückung und soziale Kontrolle ausübe. Hinzu trete die, der Ver-dinglichungstheorie zugrunde liegende, ernüchternde Einsicht, dassder Mensch mit der Naturbeherrschung auch die Repression der eige-nen inneren Natur vorangetrieben habe, wodurch er sich selbst immerintransparenter wurde. Die sogenannte Dialektik der Aufklärung er-klärte sich für die Autoren der kritischen Theorie letztlich aus derStruktur einer Vernunft, die in erster Linie für den absolut gesetztenZweck der Selbsterhaltung instrumentalisiert worden war.

»Je weiter [dabei] der Prozess der Selbsterhaltung durch bürgerliche Arbeits-teilung geleistet wird, umso mehr erzwingt er die Selbstentäußerung derIndividuen, die sich in Leib und Seele nach der technischen Apparatur zuformen haben« und die, in ihrer Autonomie verhindert, durch die »selbst-tätigen Ordnungsmechanismen ersetzt werden – darin besteht der Prozeßder Entzauberung des Selbst«.5

Der technische und wissenschaftliche Fortschritt mittels instrumentel-ler Vernunft enthüllte also eine Irrationalität, die für den kritischen

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II. Die Versöhnung einer mit sich selbst zerfallenden Moderne

3 Horkheimer/Adorno (1988).4 Horkheimer/Adorno (1988), S. 142.5 Vgl. Horkheimer/Adorno (1988), S. 30.

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Betrachter in der Einsicht münden musste, dass die Herrschaft desMenschen über sich allemal die Vernichtung des Subjekts selbst bedeu-tet. Letztlich – so Horkheimer und Adorno – habe sich der moderneMensch mit seinem Glauben an die Instanz der autonomen Vernunftselbst wieder in ein Unterdrückungssystem beziehungsweise in einneuartiges Herrschaftssystem hineinbegeben, das im Kern nichts ande-res sei als »eine säkularisierte Version der religiösen Überzeugung,Gott sei es, der die Welt beherrsche«6.

Mit der Feststellung des gesellschaftlichen Verblendungszusam-menhangs, jenem unentwirrbaren Syndrom von Rationalität, Kollek-tivität und Zwang als Ausdruck eines sozialen Unwesens der Herr-schaft, das der Selbsterhaltung eines jeden Mitglieds der verwaltetenWelt und dieser selbst den Zwangscharakter der Verwilderung auf-prägt, kam der Grundgedanke der Dialektik der Aufklärung an seinEnde.7 Auf der Basis ihrer Analysen sahen ihre Autoren keinen ande-ren Weg, als vor dem Vertrauen in die Positivität einer Vernunft, diemit dem technischen Fortschritt auch die Möglichkeit einer vernünfti-gen Einrichtung der gesellschaftlichen Verhältnisse durchsetzen wür-de, zu resignieren. Damit jedoch kapitulierten sie auch vor dem eige-nen Anspruch an die kritische Gesellschaftstheorie:

»Der Verzicht der Soziologie auf eine kritische Theorie der Gesellschaft istresignativ: man wagt das Ganze nicht mehr zu denken, weil man daran ver-zweifeln muß, es zu verändern.«8

Aus dem Scheitern der frühen kritischen Theorie zieht Habermas nunseine Konsequenzen. Sein Anliegen ist es, genau jene Maßgaben zubestimmen, anhand derer sich die Zerstörung theoretisch offenlegenund praktisch zähmen lassen könne. Dabei teilt Habermas mit Hork-heimer und Adorno den Anspruch auf Kritik einer von Herrschaft undUnterdrückung geprägten Gesellschaft, obgleich er der Überzeugungist, dass Adorno und Horkheimer nur deshalb nicht in der Lage waren,ihre Zielsetzung zu realisieren, da sie die existierenden Spuren der Ra-tionalität einzig mit den Strukturen der Zweckrationalität identifizierthaben. Habermas ist davon überzeugt, dass die Schattenseiten des Mo-dernisierungsprozesses das Endresultat der rein wissenschaftlich-in-

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Zum Begriff der Moderne und Vergegenwärtigung der Ausgangslage

6 Jay (1976), S. 305.7 Vgl. Horkheimer/Adorno (1988), S. 40 und S. 6. Siehe auch Keul (1997), S. 176.8 Habermas (1967), S. 142.

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strumentell vollzogenen Weltbetrachtung und Bearbeitung sind. Wis-senschaftliche oder instrumentelle Rationalität allerdings stellt für ihnnur einen Teil der menschlichen Vernunft dar. In diesem Sinne lässtsich das Defizit der kritischen Theorie insbesondere darauf zuspitzen,dass diese bei aller Aufklärung der Aufklärung den in Augenschein ge-nommenen Rationalitätsbegriff unaufgeklärt lasse. Ausgehend hier-von stellt sich für Habermas einmal mehr die Frage einer Vernunftkri-tik, wobei es ihm darum geht, dass eine gelungene Kritik der Modernedas Projekt der Aufklärung nicht preisgeben dürfe, sondern dieses viel-mehr transformieren müsse, so dass letztlich eine »Versöhnung der mitsich selbst zerfallenden Moderne« über die Gestalt einer unversehrtenIntersubjektivität zu realisieren sei. Dabei wird der Aufklärungsbegriffder Kritischen Theorie dem Anspruch einer Resurrektion der Naturentgehen können und das emanzipatorische Potential des Menschenan die Bedingungen einer zwanglosen Kommunikation rückgebun-den.9 Die Transformation jener Kritik nimmt ihren Ausgangspunkt zu-nächst in dem Versuch, die Dominanz der instrumentellen Vernunft inder Moderne als eine spezifische Deformation einer umfassenden kom-munikativen Rationalität zu entlarven.10

»Mein eigener Versuch lässt sich als eine Anknüpfung an das Unternehmenverstehen, das die kritische Theorie Anfang der vierziger Jahre abgebrochenhat. Beabsichtigt ist die Erneuerung einer kritischen Gesellschaftstheorie, diesich ihrer normativen Grundlagen versichert, indem sie auf dem Weg vonKant über Hegel zu Marx, und die von Marx über Peirce und Dilthey bis zuMax Weber und G. H. Mead gewonnenen Denkerfahrungen einholt und zueiner Theorie der Rationalität verarbeitet. Dabei geht es um die Explikationeines Begriffs der Vernunft, der weder dem Historismus oder der Wissens-soziologie anheimfällt, noch der Geschichte und dem gesellschaftlichen Le-benszusammenhang abstrakt entgegensteht.«11

Über die Vereinseitigung und Verkürzung des modernen Begriffs derVernunft, wie sie die Vertreter der (klassischen) kritischen TheorieHorkheimer und Adorno seines Erachtens betrieben haben, schreibtHabermas weiterhin Folgendes:

»Die kognitiv-instrumentelle Vereinseitigung des modernen Begriffs der Ra-tionalität spiegelt die objektive Vereinseitigung einer kapitalistisch moderni-

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II. Die Versöhnung einer mit sich selbst zerfallenden Moderne

9 Vgl. Habermas (1981) Bd. I., S. 523.10 Vgl. Bogner (1990), S. 14.11 Habermas (1981) Bd. I., S. 518; siehe auch Habermas (1984), S. 496.

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sierten Lebenswelt. (…) Wenn das Paradigma des Bewusstseins durch das derVerständigung abgelöst wird, können geduldige Analysen das in unsere kom-munikativen Alltagshandlungen eingebaute Potential einer unverkürztenRationalität wieder sichtbar machen.«12

Um unverkürzte Rationalität sichtbar zu machen und so die Aussichtgeben zu können auf eine selbstbewusste Praxis, in der sich die solida-rische Selbstbestimmung aller mit der authentischen Selbstverwirk-lichung eines jeden Einzelnen verbinden ließe,13 knüpft Habermas sei-ne Explikation einer Gesellschaftstheorie an einen Paradigmenwechselvon der klassischen Bewusstseinsphilosophie zur Kommunikations-theorie. Erst dieser Wechsel kann Differenzierungen in das Bild derModerne einführen, die aufzeigen, dass mit der Moderne auf der kul-turellen Ebene ein emanzipatorisches Potential gegeben ist, das zurvernünftigen Gestaltung der Gesellschaft nur zum Teil genutzt wird.14

Der Wechsel von der Subjekt- beziehungsweise Bewusstseinsphiloso-phie zur Kommunikationstheorie bedeutet dabei keine strikte Absagean das Prinzip der Subjektivität selbst; worauf es Habermas ankommt,ist die Vermittlung innerhalb der Prinzipien von Subjektivität und In-tersubjektivität. In genau dieser Vermittlung liegt der Grundgedankeder Forderung nach einem Paradigmenwechsel begründet. Sowohl dieidealistische Philosophie Hegels als auch die Praxisphilosophie hattenden Anspruch, diese Vermittlung zu leisten, nicht glaubwürdig ein-lösen können. Der frühe Hegel hatte zwar bereits einen wichtigenSchritt mit dem Gedanken begangen, dass das Verhältnis zwischendem Individuum in seiner konkreten Existenz und seiner Bestimmungnach Maßgabe der autonomen Vernunft nicht allein durch einenselbstbezogenen Reflexionsakt vermittelt werde, sondern vor allemauch durch überindividuelle gesellschaftliche Strukturen. Dennoch ließder »starke Institutionalismus« der Rechtsphilosophie Hegels diesenan dem Problem einer ausgleichenden Vermittlung von Subjektivitätund Sittlichkeit scheitern, insofern er – da er das Absolute als unend-liche Subjektivität dachte – die Momente des Einzelnen und des All-gemeinen nur im Bezugsrahmen der monologischen Selbsterkenntnisals vereinigt wusste.15 Für Habermas scheiterte, wie eingängig ver-

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Zum Begriff der Moderne und Vergegenwärtigung der Ausgangslage

12 Habermas (1985), S. 136ff.13 Bogner (1990), S. 20.14 Bogner (1990), S. 20.15 Vgl. Habermas (1985), S. 53.

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anschaulicht wurde, nach Hegel vor allem auch die kritische Theorie ander Unfähigkeit, diese Prinzipien zusammenzuführen beziehungsweisean der Unmöglichkeit, angesichts versachlichter entfremdeter Gesell-schaftsverhältnisse, in denen jeder Versuch der Identifikation misslingtund Vernunft sich zur Destruktivkraft entfaltet, eine Emanzipations-perspektive zu formulieren.

Der Wechsel von der Subjektphilosophie zur Philosophie der In-tersubjektivität ist bei Habermas spezifisch auf eine Lossagung vomGrundprinzip der Bewusstseinsphilosophie gerichtet, nämlich eineLossagung von der sogenannten Subjekt-Objekt-Spaltung. DiesemWechsel liegt folgender Gedankengang zugrunde: Die instrumentelleVernunft als der basale Funktionsmechanismus der Praxisphilosophiereguliert allein das klassische Verhältnis von Subjekt und Objekt – wo-bei dieses mit der Regulierung des Verhältnisses von äußerer Naturund Gesellschaft, das sich geschichtlich in Form der Produktivkräfte,also des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ausdrückt, auch dieintrapsychischen und interpersonalen Beziehungen des Menschen be-stimmt.16 Um dem mit Bezug auf genannte Bereiche durch die kritischeTheorie diagnostizierten Zerstörungsprozess zu entkommen, ist esnach Habermas notwendig, die Form der Interaktionsprozesse zu ver-ändern. Dies erfordert in erster Linie jedoch ein Denken, das die kom-munikative Verfasstheit der Rationalität des Menschen erfasst. Hierfürist es notwendig, dass nicht mehr die Beziehung des einzelnen Subjektszur objektiven Welt manipulierbarer Gegenstände, also das Subjekt-Objekt-Prinzip als paradigmatisch angesehen wird, wie es im Kontextdes im bewusstseinsphilosophischen Rahmen angesiedelten Produk-tionsparadigmas der Fall war, sondern allein die intersubjektive Bezie-hung, die immer dann herrscht, wenn sich sprach- und handlungsfähi-ge Subjekte miteinander über etwas verständigen.

Im Folgenden werden der Grundmechanismus der Bewusstseins-philosophie – die Subjekt-Objekt-Trennung – und die mit diesem Prin-zip zusammenhängenden Probleme detailliert nachgezeichnet unddabei jene in erkenntnistheoretischer Hinsicht relevanten Grundlagenherausgearbeitet, auf deren Basis Habermas seine Kommunikations-theorie entwickelt. Es gilt also, die erkenntnistheoretische Ausgangs-lage und die durch die Kommunikationstheorie zu überwindenden

28 ALBER THESEN Julia-Constance Dissel

II. Die Versöhnung einer mit sich selbst zerfallenden Moderne

16 Vgl. Habermas (1981) Bd. 1., S. 521f.

Page 30: Das Realitätsproblem bei Habermas und die Philosophie des … · 2018. 3. 22. · Wissens ist auch die postmoderne Philosophie in die Tiefe einer an-haltenden Legitimationskrise

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Folgeprobleme des im bewusstseinsphilosophischen Paradigma vor-herrschenden dualistischen Erkenntnismodells zu rekonstruieren.

2. Die Ausgangslage aus erkenntnistheoretischer Sicht:Zu den Folgeproblemen des dualistischen Erkenntnismodellsder Bewusstseinsphilosophie – Selbstreflexion und Gegen-standstheorie der Erkenntnis

Den Ursprung des gespaltenen und entfremdeten modernen Welt-verhältnisses sieht Habermas, wie bereits angedeutet wurde, in derSubjekt-Objekt-Spaltung, die er als Sündenfall der Philosophie brand-markt. Nach Habermas liegt der wichtigste Schritt, um die kommu-nikative Verfasstheit der Vernunft zu erfassen, in der Herauslösungdieser aus jenem traditionellen bewusstseinsphilosophischen Grund-prinzip. Zum besseren Verständnis wird im Folgenden kurz der Begriffder Subjekt-Objekt-Trennung veranschaulicht, um daraufhin die darinenthaltenen Mechanismen ableiten zu können, auf die sich Habermas’Kritik im Speziellen richtet und von denen aus die Mechanismen derÜberwindung der bewusstseinsphilosophischen Aporien abgeleitetwerden können.

Der Schöpfer des bewusstseinsphilosophischen Subjektbegriffsund gleichsam auch der Begründer der Subjekt-Objekt-Trennung istRené Descartes. Er hatte mit seinem methodischen Zweifel den Rück-zug ins Innere des Individuums angetreten und die Philosophie zueinem neuen Konzept von Wissen und Objektivität geführt. Entschei-dend für den Schritt zu einer erkenntnistheoretischen Bedeutung desSubjektivitätsbegriffs war bei Descartes dabei der Versuch, die Gewiss-heit des denkenden Selbstbezugs als einzig unbezweifelbare Gewissheitzu erweisen.

»Weil Introspektion den Weg zur Subjektivität bahnt und weil die Vergewis-serung der Objektivität des Wissens darin besteht, zu ihren subjektivenQuellen vorzudringen, bemessen sich epistemologische Aussagen direkt –und alle übrigen Aussagen indirekt – an Wahrheit als subjektiver Evidenzoder Gewissheit.«17

Das denkende Ich sollte damit auch zur Grundlage aller wissenschaft-

Das Realitätsproblem bei Habermas und die Philosophie des Pragmatismus A 29

Die Ausgangslage aus erkenntnistheoretischer Sicht

17 Habermas (1999), S. 190.