[DE] Social Business im Unternehmen: den Menschen nicht vergessen

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Wird bei Social Business nur in Technologie und nicht in Wandel und den Menschen investiert, so wird an der falschen Stelle investiert. Der Nutzen wird geringer sein, als er sein könnte. Wird nicht investiert, entsteht so oder so ein Verlust.

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Kommentar:

Social Business - den Menschen nicht vergessen

Januar 2013

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.Die Arbeitswelt ändert sich“. Mit dieser Plattitüde beginnen oder enden in

den letzten Jahren viele Artikel, Bücher oder Marketingbroschüren. Auch

ich habe mit dieser Phrase bereits einige Präsentationen gestartet und

Artikel eröffnet. Realität ist jedoch, dass trotz sich ändernder

Rahmenbedingungen in vielen Unternehmen nur wenig Wandel

stattgefunden hat. Vielerorts wurde die These einer neuen Arbeitswelt als

Mythos – als ein Steigbügelhalter der Beratungs- und IT-Industrie –

verschrien. Doch gerade in den letzten Monaten ist eine Dynamik zu

erkennen: In immer mehr Unternehmen, egal ob mittelständisch geprägter

Betrieb oder Konzern, wird verstärkt auf kollaborative Arbeitsmodelle

gesetzt, deren Grundlage die zwischenmenschliche Interaktion ist.

Ein großes Hemmnis hierbei sind jedoch zu oft veraltete und verkrustete

Denkmuster, Organisationsformen und fehlendes Vertrauen in die

(eigenen) Mitarbeiter. Es ist auch keine Seltenheit, dass ganze Projekte –

sei es die „einfache“ Einführung einer SharePoint -Lösung oder ganze

Social-Business-Strategien ohne umfassende Einbeziehung der Menschen

(der Mitarbeiter) erfolgt. Und es wird sich dann sogar noch gewundert,

warum die „neue“ Technologie oder der „revolutionäre“ Ansatz nicht

erfolgreich ist. Deswegen folgernde Appell: Vergessen Sie den Menschen

nicht! Vertrauen ist die Grundlage.

„Social Business“ schalmeit es gegenwärtig an allen Orten. Gemeint ist

eine auf technischen Elementen und gesellschaftlichen sowie

organisatorischen Verhaltensweisen beruhende Weiterentwicklung des

soziotechnischen Systems „Arbeitswelt“. Also einer Kombination von

Menschen und

Technologien, die

strukturiert sind, um

ökonomische Ergebnisse zu

erzielen. Eine solche

Kombination (Mensch &

Technik) existiert bereits

seit Generationen. Lediglich

Umfang und

Geschwindigkeit

unterscheiden sich. Social

Business bezieht sich dabei

auf Organisationen und deren Geschäftsprozesse. Dabei geht es um

Arbeitsumgebungen sowie Arbeits- und Verhaltensweisen, die dadurch

geprägt sind, dass Menschen in kollaborativen und integrierten

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Arbeitswelten Mehrwerte für sich, das eigene Unternehmen und die

Gesellschaft erarbeiten. Social Business als Strategie kann in

Unternehmen als Schlüsselkonzept für den organisatorischen Wandel

innerhalb des Unternehmens, Wertschöpfungsnetzwerken oder einzelnen

Branchen einen Mehrwert liefern. Das soziale – das gesellschaftliche –

System ist hierbei jedoch nicht zwingend das neue Element. Dass es sich

in einem Unternehmen von der grundsätzlichen Konzeption um ein soziales

System handelt, ist schon an der Struktur und Organisation erkennbar. Neu

ist nicht das „DAS“ sondern das „WIE“ etwas organisiert, gehandhabt oder

umgesetzt wird

Grundlage: Vertrauen und Transparenz

Viele Unternehmenslenker haben für sich erkannt, dass diese neuen

Denkmuster und Strategie, die ein Social Business -Ansatz beinhaltet,

Mehrwerte schafft. Doch die Umsetzung erfolgt allzu oft nur über eine

technologische Betrachtung. So bekommt die IT den Auftrag, „eine neue

Lösung“ einzuführen. Wird etwas größer gedacht, werden auch durch

Organisationsabteilung oder HR neue Formen der Zusammenarbeit und

Organisationsstrukturen erarbeitet. Jedoch geschieht dies häufig ohne die

Einbeziehung einer breiten Basis an Mitarbeitern. Auch bei der Umsetzung

– also im Tagesgeschäft – werden dem einzelnen Mitarbeiter und den

Teams häufig sehr enge Spielräume gegeben. Fehlendes Vertrauen ist oft

der Grund hierfür.

Vertrauen ist zumeist ein alltagssprachlicher Begriff, der inzwischen

praktisch sämtliche Lebensbereiche durchdringt. An dieser Stelle geht es

nicht um eine wissenschaftliche oder soziologische Begriffserläuterung;

und es ist auch keinen Blick in das Handbuch der Arbeits - und

Organisationspsychologie notwendig. Vielmehr geht es um das

Grundverständnis, dass Vertrauen in unsicheren Situationen die Akteure

unterstützt und sie handlungsfähig macht.

Im Kern geht es darum, dass Vertrauen die zentrale Grundlage des

unternehmerischen Handelns ist. Dabei wird ökonomischer Erfolg über die

Ebenen Wahrnehmung, Einstellung und Verhalten erzielt. Vertrauen führt

zu weniger Problemen, reduziert interpersonale Reibung – auch über

Hierarchieebenen hinweg – und verstärkt Kooperationen. Voraussetzung

ist eine Unternehmenskultur, die auf Transparenz aufbaut.

Hierbei geht es nicht um „Sozialromantik“. Es darf nicht gescheut werden,

zu versuchen, die Wirklichkeit auszusprechen. Es darf aber auch nicht

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nach dem Leitsatz verfahren werden, dass Misstrauen nicht das Gegenteil

von Vertrauen ist und grundsätzlich vom negativen Fall der Unsicherheit

ausgegangen wird.

Misstrauen ist nicht das Gegenteil von Vertrauen, argumentiert bereits der

Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma umfassend,

und auch Stefan Truthän hat diesen Gedanken in seinen Ausarbeitungen

umfassend aufgegriffen. Misstrauen sei vielmehr eine

Orientierungsstrategie in einer Umgebung, die als mehr oder minder

vertrauenswürdig angesehen wird. Solche Situationen entstehen, wenn

fehlende Transparenz vorherrscht.

Transparenz ist der Schlüssel zu einer auf Vertrauen aufgebauten

Organisation, die Social-Business-Technologien und –Organisationsformen

einsetzen.

Was bleibt?

Werte bedingen einander, brauchen einander und begrenzen einander.

Entscheidet sich ein Unternehmen für die Einführung von Social -Business-

Software und -Services, die die Arbeitswelt und Interaktion zwischen

einzelnen Personen, Teams und Unternehmen flexibler und offener

gestaltet, entsteht auch der Bedarf an einer Diskussion über Werte. Ein

solcher Wert ist Vertrauen. Grundlage für Vertrauen ist Transparenz.

Organisationsform und IT-Technik können Transparenz schaffen. Es

werden Freiräume benötigt. Es geht darum, die Möglichkeiten, die das

einzelne Individuum oder das Team (oder der Kunde oder der Lieferant

oder … ) hat, in eine Idee zu gießen. Hierfür werden Freiräume benötigt.

Das Fundament von Freiräumen ist Vertrauen. Die Blaupause von

Vertrauen ist – na was wohl? – ja: Transparenz. Wird Transparenz gewollt,

sind offene Räume notwendig. Und dies kommt dem Charakter von

Menschen entgegen, Menschen sind von Natur aus nicht dafür geschaffen,

in geschlossenen Räumen zu leben. Dies betrifft auch die Arbeitswelt.

„Geschlossene Räume" sind hier nicht im Sinne der Architektur zu

verstehen, sondern vielmehr im Sinn von Denkmustern, Arbeitsweisen,

Verhaltensmustern. Deshalb muss bei der „Architektur" der Arbeitswelt

dafür Sorge getragen werden, dass der Einzelne am Tagesverlauf der

Masse teilhaben kann - und umgekehrt. Jedoch ist hiermit nicht der

gläserne Mensch gemeint und darf auch nicht als Ziel verstanden werden.

Beim Social Business stehen der offene Raum und der Nutzen für den

Menschen im Mittelpunkt der organisatorischen Ausrichtung. Menschen

sollen (müssen) in dieser Arbeitswelt sicher und komfortabel arbeiten,

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interagieren und sich auch zurückziehen können. Das klingt zwar

selbstverständlich, die Realität sieht jedoch anders aus. Eine Kultur des

Kampfes (der Rivalität) wird vielerorts getrieben. Teamfähigkeit, heißt es

immer, aber befördert wird (regelmäßig nur), wer sich gegen die Kollegen

durchsetzt. Dies kann – und wird – zukünftig nicht mehr funktionieren.

Kurzum: Wird bei Social Business nur in Technologie und nicht in Wandel

und den Menschen investiert, so wird an der falschen Stelle investiert. Der

Nutzen wird geringer sein, als er sein könnte. Wird nicht investiert,

entsteht so oder so ein Verlust.