Der Eigene : 1896-00

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    ^ rue€//7 jfcrtt für Jfille und J einen.

    — ( „Ich hab Mein Sach auf nich ts ges tel l t ." )• „Mir geht nichts über Mich."

    Er sch ein t jeden 1. u. 3. Dienstag im Monat. P reis pro Vierteljahr M. 1,50. Ein zeln um me r 25 Pf.

    D i e n s t a gd e n 3 . JVIärz 18 96 . >:«e

    Berlin-Wiihelmshagen.Adolf Brand's Verlag.

    Ho. l.I. J a h r g a n g .

    „40 JnhaHs-Verzeichniss.- ^ _ ^

    /. $•.: „Jen . — 2 . i)r. €. t/orn: „Vaterlandsliebe un d Eigenheit .— 3. Redaktion: „Jfn die Xeser . — 4. Georg Pusc/]:„freie Concurrenz . — 5. W a h e r JYfensch : „f)as Eigentum . — 6. J)r. €. Tjorn: „ €in Beitrag zur Stirner ftiographie .

    — 7 „Die Egoisten am fpausvoigteiplatz .— 8. Gedichte. — 9. Xeitsäize. — 10. Briefkasten. II. jfnzeigen.

    Ieh.Du w illst ein Prog ram m. Nun gut , hier ist es:

    Ich. — Mehr weifs Ich dir nicht zu sagen. Du findest

    das am Ende wenig und weist wohl gar nicht einmal,was du daraus machen sollst. So hö re:

    Definieren werd e ich dir dieses Ich nicht. W asnützte das auch und wie könnte Ich Mich dir erklären. Kä me doch gleich irgend ein ande rer und bewiese des Langen und Breiten, spitzfindig und gelahrt,dafs Ich gar nicht Ich bin, sondern etwas ganz anderes.Vielleicht ein Kind Gottes oder ein Men sch, ein Tier,ein Prod ukt der Gesellschaft, eine geschichtliche Anhäufung oder — ja, was weifs Ich nicht noch — vie lleicht gar, dafs Ich nur in meiner Illusion ein Daseinführte. Ich habe darum keine Lu st, mich mit den

    Herren Philosophen abzurackern, [ ort

    darum mit allenmetaphysischen Decken, in die man mich sorgfältig vorprofanen Blicken ve rhüllt, fort mit allen transcenden-talen Saugpfroplen, durch die man mich entkörp ert Ichwill dich mit allen tiefgründigen Deduktionen verschonen,denn mufs Ich Mich dir erst beweisen, erst herausdeuteln,von Meinem D asein ü berzeug en, dann lege dieses Blattruhig fort und gehe zu den Frommen und Gläubigen.Allerh öch sten^ will Ich Mich dir ins Bewu fstsein rufen,in die Erinn erun g bringen . Nimm Mich also , wie Icheben bin, und wie Ich Mich dir gebe. Ab er ganz undgar durc hke nne n wirst du Mich nicht, h ier gehts dir

    just wie mit jeder anderen Wah rhe it : du wirst hinterMir nie kom men. Gieb dir darum keine Mü he, Michauskennen zu wollen, überlass Mich Mir selbst und denkzuerst mal an dich selber — das ist klug und nützlich.Halte Ein kehr bei dir und wen n du in deinem eigenenHause in jedem Winkelchen Bescheid weist, — dann,ja dann erfüllt dich auch vielleicht die Ahnung, wie'sdrüben beim Herrn Nachbar ausschaut.

    Ich man h at darauf bis jetzt winzig wenig gehaltenund me hr auf das Grosse und Ganze gesehen, m ehr auf

    das Allgemeine, auf die Menschheit, den Staat, die Gesellschaft, die Part ei u. s. f. Me iner hat man n ur s pärlich gedacht und wenige Stimmen wurden hier und daauch mal für mich laut. Ich , der Einzelne, das einzigGreifbare u nd Reale bin Nichts, die Menschheil, dasVolk, der Staat, die Gesellschaft, die Mehrheit dagegenAlles. Da s ist die echte unverfälsch te Erbscha ft christlicher De nka rt, die wir auch in unser demok ratischesZeitalter im verbreiterten und vielleicht noch schmutzigeren Ausfluss m it hinüber geno mm en haben. Nun,das mufs anders werden und es wird anders weiden

    %>Was bin Ich und wer bin Ich?

    Ich — es ist nur ein Hauch, der über die Felderfächelt und unmerklich die Grasköpfchen wiegt. Ich —es ist ein Sturm, der die Erde versch lingen möchte undihr ob erst zu unterst keh rt. Ich — es ist ein Atomim Raum, ein Nichts. Ich — es ist eine W elt, unendlich schöpferisch im Schaffen, Ic h — ein Wa hrz eic he nalles W ech sels sterblicher Ve rgäng lichke it, Ich — einewig sich verze hrend er, ewig neu gebä hrend er, nim merrastender Geist. Ich — ein sonnenhelles Au fleuchtenund ein modriges Gra b. Ich — die W eltseele, die vonAeonen zu Aeonen schwingt, aufwärts und niederwärts

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    r E i g e n e .

    Und das willst du ausd enke n? Gieb die Mühe auf,gieb Raum, gieb freie Bahn

    Es h at sich schon viel placken und plagen müssen,dieses Ich. W ie hat man's nicht gepeinigt, gelästertgeflucht, als die grofse, schw ere Sünde über die Erd egepe itscht, es d en Sinn alles Bösen geheifsen, an dasKre uz gen agel t, auf Scheiterhaufen verb rannt , a n denglühend en Rost geb raten, m it Zangen gezw ickt. E rsticktes . erstickt das sündige Ich , sing-sang Rom durch dieW elt, w eihrä uch ert es aus ; lernt es die And eren lieben,damit es sich selber aufgebe. Und dann jene geistigenTorturen, jene Dressur auf Moral und Sitte, jene priesterliche Anzüchtung lebensfeindlicher Werte, jenes wüsteAske tentum , wa s ware n sie ander s, als die fortgesetzten

    Atte ntate auf mich? Trie ben sie mich nicht zur Fluchtvon mir, weit, immer weiter vom Selbst bis in den christlichen Him mel od er in die buddhistische Nfrvana? Halfaber alles nich ts: Sünder Ich wa r da. Ich ran g michdurch, mit meinem Schwerte „Ich-w ill" zerstück elte Ichdie Erd e, auf der Nadelspitze m eines Geistes balan ciertedie Welt .

    Dafs Ich nur m einen Vorteil an jeder Sache suche,das Geistige — besser gesagt das Spukhafte — hinterdas Persönliche zu rücksetze , meinen Dasein skamp f aufalle Ar t führe, mich überall selbst beha upte, me hr Macht

    mir aneigne, m ich zum Mittelpu nkt der W elt mache, dasnehmen mir die Leute übel und schelten mich einenEgoisten. Nun, ich kön nte den Leu ten beweisen, dafssie zum Mindesten ebenso vortreffliche Egoisten sind,wie Ich, nur hier und da ein wenig v erhüllter oder mitwenige r Bewufstsein. Au ch d as Himm elwärtsschielen,die moralischen und ethischen Sparre n und die ideatenPopanze thuen dem klaren Egoismus manchen Ab bruc h.Aber zuletzt ist er doch die einzige und letzte Wahrheitgeblieben trotz der fortgesetzten Minirarbeit aller asiatischen Priestertümer.

    W ie gesagt, wir müssen uns darü ber endlich klarwerden, dafs wir alle miteinander auf Eigennutz bedachte,selbstinteressierte Leu te sind. Diese W ah rhe it verdienteYidlich gangbare Münze zu werden und dies Erkennenwird mir einen nicht hoch genug zu wertenden Nutzenschaffen: Ich we rde rei ne Luft athmen könn en. DieseWa hrhei t (wohl gem erkt : Wa hrhe i t immer nur im Sinnevon Thatsachen, nicht etwa jener spekulativen Chimärealler Unter- und Ueberwelten) wird weiter — um ausdem vielen nur noch dieses anzudeuten — eine grosseSünde aus der W elt schaffen, die Tr ä g h e i t . Nur ganzflüchtig bezeichnet ist das nämlich in W irklic hkei t jenerSumpfboden, auf dem die häfslichsten Menschenkrank

    heiten gedeihen, wie Unterwürfigkeit, Nächstenliebe,Gehorsam , Du lder tum . Ab er man mufs es sich auchimme r und immer wieder ins Gedäch tnis zurückrufen

    und tief und beha rrlich ein präg en: Ich Eigener predigekeine neue Lehre, überhaupt keine Lehre, Ich err ichtekein neues System, will keinen neuen Glauben, keinbindendes Band, kein starres D ogm a. Ich will nur jeneSchranken und Hemmnisse überspringen, die sich meinerEigenheit auftürmen.

    Ob dir das w ohl gelingen wird? fragst du mifs-trauisch.

    Ich habe das Vertrauen in Mir und dann hab' Ichkeine bessere An two rt, als die Geschichte giebt. W or angingen wohl die Staaten und Völker zu Grunde, wora nzersplitterten die Parteien, woran scheiterten diegoldigstenWeltverb esserungspläne? W ora n anders als an Mir,den Egoisten . Man verstehe es doch endlich, w arumAlle „Pfui über den Egoisten" rufen.

    Mensch nur zu sein, das genügt mir nicht. Ich binweit mehr als Mensch Ich bin Ich, — Ich bin Meineigen . Men sch ist alles um mich her, Mensch ist jedweder Kerl, der mir im Innersten zuwider ist, Menschist der Hottentot te und Feuerländer und sogar derChimp anse ist „men schenäh nlich". Nicht was wir allemit einand er gemein habe n, Ich und du — und du undder Hotten tot te und Feue rländer, re izt , nicht der uf-

    rechte Gang, die Nase im Gesicht, nicht mal der Graddes Verstandes und der Vernunft, son dern d as, was unsvon einander scheidet, w as wir ein Jeglicher besondereshaben. Da s erw eckt erst Interesse, erst der Gegensatzzieht an. Nicht den Menschen achte Ich in dir —wahrlich, Ich hätte dann zu viel zu verachten — nichteinmal dich selber, sondern das, w as du aus dir zumache n verstehst Nimm mich daru m für was Ich dichn e h m e, f ür e in b r a u c h b a r e s S u b j e k t . D a s w id e rstrebt dir, sagst du mit Pathos, du hegst eine idealereAuffassung vom „M enschen". Das magst du, aber hüt edich, dafs Ich dir nicht eines Tag es deine Ideale zerstöre, so wie jeden Um gang m it den Anderen deineIdeale knickt.

    Ich kann dich brau chen : „Bruderherz komm anmeine Brust"

    Ich habe dich abgew erte t : „Geh' mir aus derS o n n e "

    G .

    ; p vs a

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    D e r E i g e n e . 3 .

    j fn alle JCeser- > -

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    4 . D e r E

    Dafs wir Deutsche sind, ist zwar etwas Besonderes andern Völkern gegenüber, aber nichts Grofses ansich. Dafs wir vor 25 Jahren tapfer waren und uns tüchtigbewiesen, spricht wohl für die Kem haftigkeit unsererArt, und degeneriere n wir nicht, so werden wir auchferner tapfer und tüchtig sein. A ber die En tartu ngwird nicht abgewehrt durch Rausche; diese sind nurein Stimulans täuschen der Kräfte, unu schlim mere S chwäc hefolgt darauf Nichts da von Schwäche und Entar tung,wenn Jeder auf seine Art hält, sich weifs und sucht,sich darstellt u nd „imm er sich auszuzeichnen strebt undüberlegen zu sein den Andern".

    Bismarck war der Art. W as machen ihm denn seineFeind e zum Vorw urf? Dafs er ein Grofser war, einEig ner , dafs er sich durch zusetz en w usste , dafs er „d asLeb en nach seinem Sinn gestalt ete" und über Viele hinwegsc hritt? Abe r war denn das nicht sein Recht, weiles seine Gewalt w ar? Und ihr, die ihr unter ihm littet,— geschah euch nicht Recht, da ihr schwach wäret?Ei, so hättet ihr doch stärker sein sollen Scheltet mirnicht den Mann Es ma g sich wohl finden, dafs Leu teauch über eure Gewalt schreien.

    Indess, dafs eine einzelne Person Gew alt üb t. dasist das Gering ste. Meine Gew alt findet an der deinigeneine Grenze, und will Ich ein Eigner bleiben, so mufsIch Mich vor einem Eingriff in deine Eigenheit hü ten;denn es ist Ke iner so sta rk, dafs er nicht einen nochStäik eren fände. Frei kann einer nu r sein unter Freien.

    And ers ist es mit der organisierten Gewalt, m itdem Staate, er erscheine als persönlicher oder republikanisch er oder kom mun istischer Absolutismu s. DieserGewalt gegenüber vermag der Einzelne nichts, gilt dasIch nich ts. Mit ihm mufs sich der Eigen e abfinden, sogut er kann, um seine Eigenheit zu wahren . Das thuter, indem er sich möglichst wenig um ihn kümmert-Mit den Steuern , die er zahlt, erkauft er seine Eige nheit. Denn der Eigen e ist kein Politiker . '

    „Ist denn das aber Vaterlandsliebe?" rufen dieStaatsgläubigen.

    „Ist denn der Staat das Vaterland?" antworten Wir.—D r. E . H ö r n .

    F r e i e C o n e u r r e n z .Die Herren von der Rechten sind mit denen von

    der äufsersten Linken so ziemlich einig darin, dass diefreie Coneurren z und das M anchestertum alles Unheilangerichtet haben, das jetzt unsere göttliche Weltordnung verunziert. Da we ttern die einen gegen die Freizügigk eit und gegen die Handels- und Gewerbefreiheitund preisen die Mittel der guten alten Zeit an, denZunftzwang u. s. w. — sie möchten wohl auch dieLeibeigenschaft haben, aber das getrauen sie sich nichtzu sagen — um der schrecklichen Begehrlichkeit H errzu werden, die sich m ehr und meh r zum grossen Schaden

    i g e n e .

    der Moral selbst bis in die untersten Volksschichten verbreitet. Und die ande rn eifern gegen die Profitwut derAusbeuter und gegen die „anarchische" Productions-ordnung, deren Schäden nur dadurch beseitigt werdenkönnen, dafs ein allweiser Staat die Erzeu gung undVerteilung der Güter regele und so durch wohlthätigenväterlichen Zwang dem jetzigen Kriege Aller gegen Alleein Ende mache.

    Ja. die Freiheit soll an Allem schuld sein, die Freiheit — die gar nicht existiert, zu der die Menschheitnur erst einige tastende und unsichere Schritte gethanhat. W eil nämlich in den Leh rbüc hern d er Nationalökonomie seit den Physiokraten und Adam Smith dasPrinzip des Laisser faire, Laisser passer proklamirt wordenist, so bilden sich die guten Leute ein, wir hätten nunwirklich die Ireie Coneurren z. Und weil das Privateigentum d urch dickbreitige Gesetzbücher gegen alleAngriffe geschü tzt wird, so ist die Ansicht allgemeinverbreitet, unsere Gesellschaftsordnung sei auf dem Privateigentum begrün det. So schwer ist es, W ese n undSchein zu unterscheiden, dass die braven Weltverbesserergegen freie Coneurrenz und Eigentum Sturm laufen, anstatt im Gegenteil freie Coneurrenz und Eigentum zuverlangen.

    W er besi tz t denn heutzutage sei n Eigentum? Dieeinen, die Minderheit, haben in Besitz genommen, wasihnen nicht gehört, und die andern , die Mehrheit, werdendessen beraub t, w as sie hervorbring en, und nur ein sehrgeringer Bruchteil besitzt in Wir klichk eit das oder annähe rnd das, was sein eigen ist. Und wie steht es mitder freien Coneu rrenz? Nun ja, die Her ren d er landwirtschaftlichen und der industriellen Betriebe coneurrirenunter einander um die höchsten Profite, und die Arbeiterconeurriren ihrerseits unter einander um das liebe tägliche Brod, aber das ist auch alles. De r Arb eiter k annnicht mit dem Fabrikanten coneurriren, weil ihm auchbei der höchsten persönlichen Befähigung die wichtigsteVorbedingu ng, das Kap ital fehlt. Verein te' Kraft vermag freilich etwas mehr. Die Arbeiterklasse kann hierund da vom Fab rikan ten etwas erzwingen, w as der einzelne Arb eiter nicht zu erreichen vermö chte. Und eineArbeitergenoffenschaft hat unt er Umständen die Möglich

    keit, mit den im Besitze Einz elner befindlichen F abrik enzu coneu rriren. Aber auch dadu rch wird der Arbeiternicht sein eigener Herr, er bleibt in Abhängigkeit vomKapital .

    Di e ange blich e freie Co neur renz ist ein blofsesWahngebilde, weil auch die Behauptung, das wirtschaftliche Leb en werd e durch das freie Wal ten des Eigennutzens reguliert, unwah r ist. W ozu w ären denn dievielen Gesetzen otwend ig, wenn dieser nationalökonom ischeGrundsatz wirklich die Bedeutung in der Praxis hätte,die man ihm zuschreibt? Gera de um den Eigennutzeinzudämmen, um die grosse Mehrheit davon abzuhalten,dafs sie ihre Hände nach den Gütern ausstrecke, welche

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    D e r E i g e n e .

    die Minderhei t „rechtmäff ig" erworb en hat , s ind unzähl ige göt t l iche und menschl iche Gebote er lassen worden.Nur der Eigennutz derjenigen erfreut sich des gesetzl ichen Schutzes, die in dem Concurrenzkampfe ein gu tes

    Loos gezogen haben. Die Nichtbesi tzenden s ind in denal lermeisten Fäl len gezwung en, s ich zu Dienern fremdenNutzens zu machen und selbst mit dem vorl ieb zunehmen, was der Eigennutz der Anderen ihnen notgedrungener We ise gew ähren mufs . Ih r E igennutz komm tdab ei nur insofern in Betra cht, als sie den begreiflichenW un sch haben, nicht a llzu hart m it der Hun gerpei tsch egezüchtigt u nd nicht wegen thä t l icher — es bedarffrei l ich manchmal auch nur der wört l ichen — uf-

    lehnung gegen die Staats- und Besi tzordnung eingesperr tzu werden. Frei l ich, der Eigennutz durchbricht of t genug auch diese stärkfte Schranke und begiebt sich aufungesetzliche W eg e — dann klagen die Gutgesinnten

    über die menschl iche Schlecht igkei tEs ist eben eine fundamentale Inconsequenz in der

    heut igen Wirtschaftsordnun g. Obgleich es von der geltenden nat ionalökonomischen Lehre grundsätzl ich verworfen wird, mischt sich der Staat fortwährend in dasConcurrenzgetr iebe ein — und zwar keineswegs blofsdurch die Bekämpfung der „Auswü chse" der „freienConcu rrenz", z . B. des unlautere n We ttbe we rbe s, desBörsenspiels und anderer moderner Culturerrungen-schaflen, und auch nicht blofs durch direkte Bevorzugu ng kleiner, abe r einflufsreicher Klassen mit Schutzzoll-und Lieb esgab enp olitik u. dgl., sond ern am allerschärfftenund nachhaltigften durch seine, des Staates, Exiftenz

    überh aupt . A uch wenn d as ausgesprochenfte Manchefter-tum herrschte , wü rde dieser W iders pru ch beftehen bleiben,der in dem Beftehen des Staates als solchen liegt. D erStaat ge wäh rt seiner Natu r n ach den Schutz seinerMachtmittel denjenigen, die im Besitze, also im Rechtesind und verhindert in Folge dessen die Nichtbesitzendenan der freien Conc urrenz. Sollte die W el t eines Ta ge smit dem socialiftischen Staate beglückt werden, so würdesich das Wesen der Sache dadurch keineswegs ändernMan würde dann nur eine andere, viel le icht „gerechtere",Vertei lung der Rechte erhal ten, es würd e weniger, möglicherweise gar keine Arme geben, aber die freie Concurrenz wü rde auch d ann, ja dann woh l ers t recht ,

    keine Stat t haben. Das Individuum wäre nach wie voran eine Rech tsordn ung geket tet , u nd die s tarken Individuen wür den al ler Wa hrscheinl ich kei t nach sehr schlechtdabe i wegkommen.

    Die wahrhaft freie Concurrenz ist schlechterdingsmit dem Staate unvereinbar '— sei das nun ein kapi-taliftischer od er ein sozialiftischer Staat, sei es selbs t deridealfte „Rech lsftaat". De nn imm er wird der Staat dieRec hte haben, und das Individuum wird f te ts gezwungensein, mindeftens einen Teil seiner Rechte abzutreten.

    Aber die Negation des Staates läuft auf Mordund Todschlag, auf Raub und Diebftahl hinaus —

    so we rden natürl ich die Staatsweisen al ler Glaubensbekenntnisse sagen. Kein eswe gs Da s Gegentei l is tde r Fa l l W enn ich mein E igen tum habe , so werd eich keine Veranlaf lung haben, nach dem Eigen

    tum eines And ern meine Hä nd e auszuftrecken. Ueber^dies könn te der And ere f ich ja dageg en w ehren, um so 'leichter als mir keine ftaathehe M acht, sondern nur meineeigene zur Verfügung f tände, und als der And ere gera dedurch die sol idarischen Interessen Aller gegen Ueber-griffe von meiner Seite höchft wirksam geschützt werdenwü rde. Den n wo Jeder seinen Eigen nutz frei wal tenlassen könnte, da würde auch Jeder seinen eigenenNutzen darin r inden, keine Vergewalt igung eines Einzelnen zu dulden, weil Jeder durch eine solche bed rohtsein würde.

    Die t reie Concurrenz kann Niemanden schädigen,nu r muss sie wirk lich frei sein. An den Schäden des

    jetzige n Conc urrenzsy stems ist nicht die Freihe it schu ld,sondern der Mange l an Fre ihe i t . G eo rg Pu sc h .

    D a s E i g e n t u m( B e s e s s e n e s u nd U n b e s e s s e n e s . )

    Um das Eig entu m, den Spielbal l menschl icherSehnsucht und Besessenhei t , balgen s ie s ich, die K i n d e rd e r E r d e , g le ich b is s igen Hofhunden um den b lu t igenKnochen .

    W ie der Art ik el ;d as " schon sagt , is t ihnen „dasEig entu m" eine Sache, ja soga r eine „hei lige, e ine göt tl iche und wohlbeschützte Sache". —

    W ehe dem, der d ie Gebote über t r i t t —

    Gott gab den Menschen die Erde zum Lehen,„fromme Menschen" wa ren es , die Kraft ihrer göt t l ichenMission von dieser Er de Gebrauch machten. „So ents tanden die ers ten Landvertei ler auf Erden." Ein Land—ein Volk, das ging in einander auf und alles Eigen tumhalte nur „einen Her rn" , doch waren d er Kne chte viel.Sie nannten ihr Eigentum Lehen, Besitz, weil sie einenLehn sherrn ü ber s ich hat ten, der Rechte verl ieh undPflichten forderte.

    Bis auf den heut igen Ta g is t „d as Eigentum", v ondem ihr so oft mit vol len Backen redet a ls : eu e r Eigentum , doch n ur ein Besitztum, Le hen- geblie ben, das seineBesitzer ewig wechseln kann, aber nur einem fremden

    He rrn und Eigentüm er „wahrhaft dient ." Besi tzer,Bel iehene, das is t 's w ozu ihr 's br inge « könnt und esfragt s ich, wieweit eure Macht reicht „L eihg üter " zuerw erben ? Besi tzlos is t nur Der , w elcher entblösst vonAllem dasteht , mit gewölbter H and W asser schöpft u nddavo n lebt, wa s eine gütig e Natu r ihm freiwillig d arbie tet. I

    Macht und Gewalt , das s ind die Tauschmit tel mitdenen auch ihr a l les Da s zu erreichen t rachtet , w onachdas He rz gelüstet . Und doch kom mt die Scham übereuch ob eurem Treib en und l iess euch zum Erfinderdes zackigen Feig enblat tes Moral , G esetz , Recht u nd .Tugend werden .

    - . ^ J ü L . * iM •• • 'frS frXia. . . •

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    W ie es kein Eigentum im Sinne „ m ei n absolutesEigentum" giebt, das Ich nicht einer grösseren Gewaltzu opfern genötigt wäre, um es aus ihrer allmächtigenHa nd verstümmelt und vergew alt igt a ls Lehe n zurück-zuem pfangen , so stürzt auch jener Leitsat z des schreibgewalt igen Franzo sen: „Eigentum is t Ra ub ", in dasNichts einer Täuschung zusammen

    In hellen Scharen und wilden Heerbannen seh' Ichsie zu .Haufen ziehen, das Zeichen des Bun dschu h's aufdie Lan ze gesteckt . — Das s ind die Nachko mmen jenerNa rren , de ren Streiche uns die Mär von den ..siebenSchw aben" aufbewahrt hat . Ihr Kriegsruf, der lauterund lauter durch die schlafenden Gassen der Zeit erschallt,g el lt in d e m — „ S t a a t s e i g e n t u m " a u s.

    Staat , wie wird dir? — Ein W ei b kom mt nächtlicher Stund e an dein L ag er und flüstert dir eine Sehnsucht ins Oh r Ich weiss war um du ihr ärgerlich denRü cke n keh rst — wollte sie doch, dass du noch einmalder Vater ihres Kind es wü rdest, d as du selbst vor Jahrtausenden mit ihr gezeugt . Du mm es W eib , das anetwas Anderes dachte.

    Wü stenkön ig ist der Löw e. Und Delegier tevom Stamme der Antilopen, Zebras, Strausse, von all denkleinen und grossen Bewohn ern der W üst e kamen zudir und baten dich, mähniges Ungetüm, ein Beschützer

    ,der W üstenschw achen zu werden , wider die totbr ingenden Ro hre des Blassgesichtes, des aulrecht gehen den

    Tieres . — J u

    versprachst deine wüstenkönigl iche Huld,der du ja immer ein Me hrer der W üs te kraft deinesSamens gewesen und gar manche Kar awa ne beraubtestPrächtig, künftighin solltest du nicht mehr auf Raubgehen müssen; Antilopen, Zebras und Strausse fandestdu stets appetitlich im Stall deiner Hofb urg. Erge bun gsvoll lassen sie sich von dir zerreissen und fressen. W ar ensie doch alle der guten Hoffnung, dass, wenn d u nu nnicht mehr zur Jagd gehen würdest, deine ungeteilteSorge dem „W üste nw ohl" gewidmet wä re. Doch, dirEgois ten schmecken die Antilop en, Giraffen köstlich unddu balztest dich mit den K ätzinne n der ganzen W üst e,so dass an Stelle jedes zerrissenen Wüstenbürgers einkönigl icher Kater und eine Katze kam.

    Hätten die Eigentumsfresser nur eine Stunde ihresLebens über das Eigentum nachgedacht , „eine Wahrhei t ' ,

    . und „eine Idee" hä tte ihnen nicht verbo rgen bleibenkönn en. Nämlich, dass all ihr Eige ntum nur „ein Begriffistl Begriffe kann man aber nicht verstaatlichen, höchstens Dinge oder Menschen. W ora uf sie's aber abgesehen haben, dass is t zunächst der „E go is t" . Denwollen sie verstaatlichen, sein Thun und Treiben soll

    • künftighin der behördlich en O bhu t anv ertra ut sein —man will den Bock zum Gärtner machen.

    W ie man den D ieb, das W eib , das ihren Leib fei lbietet , den Erzieher oder Lehrer, den Verkünder göt tlicher Wahrheiten, kurz eine lange Reihe Berufe durch

    den S taa t pa ra lys i r t ha t , so so l l au ch de r E go is t ,s e i n Ve r k e h r , s e i n G e n u s s u n d s e i n R i n g e n n a c hE i g e n e m i n d i e F e s s e l n d e r S t a a t s g e w a l t g es c h l a g e n w e i d e n .

    Das nennen s ie den Trium ph ihres ig . Jahrhundertsnach dem Tage von Betlehem an gerechnet , an welchemeine Jungfrau, des heiligen Geistes voll, jenen Riesengebar, der die Himmelsdecke der Alten einstiefs.

    Sie haben auch ihrem Trium ph einen Namen geg eb en . Ve r s c h w ä g e r u n g , S o c i a l i s m u s , d a s i s td i e Q u i n t e s s e n z a l l e s d e s s e n , w a s d i e n e u e nW e l t e r l ö s e r a l s S c h l a f p u l v e r g e g e n d ie E i g e nt u m s b e s t r e b u n g e n d e r E g o i s t e n v e r z a p f e n .

    Es wird eine lustige Hochz eit geb en, wen n dieRrautnacht der Eigentumsverzichter, der modernsten Asketen herein bricht und diese mit dem Zwitte r pr opr iumdie societas zeugen. Dann ist die Reihe an dem Egoistenzu lachen, dieweil ja die Götter Griechenlands längstgestorben sind

    Zeige doch einm al, du Krö sus, der du Milliarden„dein Eigentum" nennst, zeige doch einmal deine SchätzeWas is t davon „dein", was könntest du raubgier igenHänd en wehren , wenn sie zugreifen woll ten? —

    Du hast es vielleicht trefflich verstanden, alle Quecks i lbe rminen der Erde in de in .M o n o p o l " zu b r ingen ,du kannst den Preis festsetzen, für den ich Quecksilbervon dir erhalte, um damit ein schweres Leiden zu stillen,das mir ein ande res Monop ol zugefügt. Ab er bist dudarum Eigentümer des Quecksi lbers? Zi t tere gewalt igerRotschild, du w ähnt est dich sicher in deinem Besitz u ndschon naht der gefährliche „single-tax man ", d em Staateins Oh r zu flüstern, auf dein Monopol eine unge heureRen tensteu er zu .legen, die du auf keinen abw älzenkann st. Den n vergiss nicht, du trefflicher V ölkerba nquier,dafs der Staat „natürlicher L ehn sher r alles La nde s istund was darauf fleucht und kreucht." — Du kannstEgoist sein, soviel dir der Glauben deiner Vä ter erlaubt,Eige ntüm er deiner Minen bist du nur in der Illusion.Ein Leh nsträg er des Staates bis t du, der dir zw ar heuteden Löw enan teil gönn t, doch auch einmal „seine Gn ade"entziehen kann. Man rühm t dir nach, du seist der Land

    eigentümer der Hälfte Deutschlands, kraft des staatlichenHyp otheken systems Do ch dein Eigentum steht nurauf dem P apier, w ie einst das Heer de r Franzo sen un ddu bist ebenso verlassen, w ie einst Napoleon bei Sedan,wenn sie dir dein Eig entu m ernstlich streitig machen.Geprägtes und ungeprägtes Metall füllt zwar deine Gewölbe und verle iht dir eine Mach t, vor de r selbst Staaten bang en. Sagte nicht einmal ein altes W eib deinerSippe: die Preussen können keinen Krieg machen, Rotschild rüc kt kein Geld raus ." — Siehe da , du warstschneller Preusse ns Gefangener, als du dachtest, de r.Staat wa r doch stärker , a ls der „Staa t im S taat",du warst Luft vor dem Angesicht des unumschränkten

    Gebieters der Kanonen, Flinten und Säbel

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    D e r E i g e n e

    D a s E i g e n t u m v o n h e u t e i s t n i c h t s w e i t e ra l s „ b e u r l a u b t e S t a a t s m a c h t , S t a a t s g e w a l t " —jede Stunde kann zum App ell geblasen w erde n u ndwie die todten Grenadiere im Heine 'schen Gedichte, sehenwir den Spuk des Eigen tums zur Versammlungsstät teei len. D ort rei te t auf einem Rap pen der Ko rseRev ue und die klappern den G ebeine johlen ihr : vivel ' empereur.

    W as s ie .verstaat l icht" sehen wollen, das gehörtsei t. uralten Zeiten sc hon dem Staat, — — —— — — — man wil l nur den Staat mobil mach en:Sie hoffen, wen n der Staat „sein Eig ent um " dem egoistischen Ver kehr entzieh t, er es jenen Zungenfeindendes Ego ismu s, die von laute r Mensch enliebe überlaufen,neu verleihen werd e. Feigh ei t s ind die Bew eggründ e,die sie dem Staate lästern lässt . „das" , d. h . „ se in "Eigentum werde misbraucht und Knechtssinn redet intausend Sprachen das Gewinsel von Social ismus undK o m m u n i s m u s

    M e i n E i g e n t u m a b e r , w a h r l i c h I c h s a g e e u c h ,d a s r ü h r t m i r n i c h t a n

    Mit der Hundepei tsche werde Ich Eu ch aus meinemTe mp el t reiben und Mein ers tes und Mein letztes W or tsoll ein Pfui sein, der Ve rach tung , ob eu rem schnüffelnden, knochenzerrenden Bell- und Heuldasein

    M e i n E i g e n t u m i s t k e i n S t a a t s e i g e n t u m , d ie -weil aber al les Lan d heute dem Staate als unveräusserl iches Leh en gehö rt , so is t Mein Tei l an Realem nur

    sehr gering ,Ich aber werd e zur Leier greifen und das Lied

    Meiner Arm ut an Eigentum singen W ie Orph eus einstwe rde ich Felsen und Steine rühren und das neue Liedder „Eigenheit" wird sich fortpflanzen von Mund zuMund , von Ort zu Ort , über Län der und Meere hinweg, hinauf zu den Sternen und hinab in das dumpfeAsyl der Abgeschiedenen. Kämpfer wer den erstehen,die hinaufreiten am felsigen Abhä ng e und die von desLiedes Allgewalt gestärkt , über und unmenschl iche Kraftf inden, das Flamm en sprühend e Ungeheuer zu er legen.— Die Er de wird b eben bei diesem Kampf dessen Opferein Dra che werde n muss, der Jahrtausend e in seinerH ö h le v e rs te ck t l a g : d e r E r b f e i n d d e r E i g e n h e i t

    Ich we rde zum Pinsel und zur Pale tte greifen undmeiner Eigenh ei t , sel tsame Melodien in F arbe n übertragen. Man wird s taunen über Mich, der Ich wag e,das B ild einer Gottheit zu m alen, die keine m der Gö tterähn elt Sehnsuch t wird sie erfassen, der Gottheit teilhaftig zu werden, die doch nur „Ich" selbst ist.

    In Er z und Stein werd e Ich grab en , dafs „MeinSach auf Nichts gestellt ist." Ich werd e die alten Zeichenstürze n und wie einst vom Berge Sinai, die Spra chemeines , , Ich 's" in Donner und Bli tz reden

    D a n n e r s t , w e n n d i e n e u e K u n d e d i e L ä n d e rd u r c h d r i n g t , d af s a l l e s E i g e n t u m n u r „ M e i nE i g e n t u m " o d e r k e i n E i g e n t u m s e i n k ö n n e ,d a n n e r s t w e r d e n s i e s i c h a u f s i c h b e s i n n e n u n dn a c h i h r e m E g o i s m u s h a n d e l n l e r n e n .

    We n n d a s „ E i g e n t u m '1 ver lacht , sein müdes Hau pthinlegt , um zu s terben, da wird zum ersten Male einW eib mit Freu den gebären, w as s ie unter Schmerz empfangen und Ich werde

    „Mein Eigentum"a n s Va t er h e rz p r e ss e n . W a l t h e r M e n s c h .

    Ein Bei t ragzur S t i rnerwßiographie .

    Ueber Max St irner 's Leb en if t noch so wenig bekannt gegeben, dafs der geringße Bei trag wil lkommengeheifsen we rde n mufs. Herr Lie bm ann , der fich in derAllgem. Deu tschen Biographie an Sfirner versündigt hat ,bringt an pofitiven Anga ben nicht meh r, als die Con-versationslexica enthalten, von denen eins das andereausschre ibt, und diese find zum Teil nicht einmal richtig.W ir wollen nun hier e tw as Authent isches mit tei len, esift zwa r wen ig, hat aber d en Vo rzug von Stirner selbftzu flammen. Sollten die Le ser dieses Blattes fich dankbar erweisen, so folgt vielleicht weiteres Material.

    W as wir hier veröffentlichen, ist ein Cu rriculumvitae, von Stirner in seinem 28. Lebensjahr lateinischgeschrieben; 'wir fügen die Uebersetzung hinzu:

    Ego, Joannes Casparus Schmidt, evangelicae con-fcssioni addictus, Baruthi, quod Borussiao olim oppidumnunc Bavariae attributum est, die XX V. mensis Octo-bris anni MDC CCVI natu s, patreq ue tibiarum labri-catore paueis post mc natum diebus defuneto suniusus. Mater Ballerstedtio pharmacopolae post tresannos nupta ubi per varios fortunae casus Culmam,quod est oppidum ad Vistulam in Borussia occidentalipositum, delata est, nie haud ita multo post, annoMDOOOX ad sc arecssit. Inde piimis litcrarum rudi-mentis instruetus, anno aetatis duodeoimo exaotoBarutlium sum roversus, Gymnasium illius oppidiflorentissimum frequentaturus. A viris doctissimis ibi.diseiplina per septom fere annos in stitutu s sum, e qui-biis pio an grat o aninio Pausc hium , IvielTerum, Ncub igum,Kloeterum, Hcldium, Gablerum nomino, qui et humani-tate et consuetu dinis co njunetione optimo de memorupriint. Quorum praeeeptis via ad studia mun ita,annis MDCOCXX VI—MDCCCX XVIH in academiaBerolinensi et philologiac et theologiae studui, etBoeckhii, Hegelii, Marhcinekii, Oaroli Bitten, HenrieiBi tte n, Schleiermacheri lectäonibus operam dedi. P osteroanno in academia Brlangensi per semestre obivi KappiiefW ine ri scho las; quibus auditis itincri mo per Ger-maniam commissurus academia diseessi aniramquc feretotum in ea profoctione cousum si. Dom cstiois deinde

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    4 1D e r E i g e n e .

    Allherrseher Ieh.amoif Schollen des Nichts

    H a b ' ich mein Dasein gebaut.Ins Reich des LichtsJubl ' ich mit Donnerlaut:Mein bist du, mein, Reichtum aus Glut gestaltet,Strömend, unendlich All M ein Bl i ck verwal te tDes Samens Schätze, der dir Gestalten zeugt,Durch den du atmest und stirbst, machtprahlend SeinDrum — ob mir kein Nacken sich beugt:Dein Herr sche r bin ich, W el t . . .

    Mein bis t du, meinBenno Schleu ther.

    Der Übermenseh .Jenseits von Gut und Böse

    Und von dem „Du sollst " der Knechte und Heuchler,Frag, Ich nach Mir nurUnd hebe Mich SelberKämpfe und ringe um Meine Gewalt,Um Mein Glück —Und ergebe Mich nieIch frage nichts nach dem Glücke der Menschheit,Denn das Glück des Haufens,Das Glück der SchwachenIst Knec htseligkeit 1Aber Mein Glück ist Stärke,Mein Glück ist Macht,Mein Glück ist HerrschaftDoch nicht die Herrschaft,Die der Knechte bedarf

    Nicht die Herrschalt,Die sich selbstAn die Ketten des Sklaven geschmiedetSondern die Herrschaft derStark en, de rStolzen, der Freien,In der jeder GleicheSein eigener Herr istDenn Ich acht nur den Gleichen,Den Starken,Der sich behauptet,

    An dessen KraftSich die Meine bew ährt -Aber mit dem Schwächling ringe Ich niemals,Weil nur am Helden der Held sich empörtIchBeuge Ke inem den NackenUnd fordere die Götter,Trotzend des Himmels Macht,Selber ein Go tt ,Ich acht nicht der Schranken,Der „ewgen" Gesetze,Die die Natur dem Menschen gesetzt.Ich durchbrech sie,Mich über sie stellend,Selbst Mir Gesetz

    In Meinen Händen nurRuhet Mein Schicksal,Die Macht und GewaltUeber Leben und TodAls Herrscher scheide IchVon dieser Erde,Frei und stolzUnd ungebrochenAn Willen und Stärke,Ein Sieger der WeltIch blicke zurück.Auf die Bahn Meines Daseins,Die Bahn Meiner ThatenUnd jubleAufschauend zur Sonne,Kost Ich noch ein Mal den Becher des Lebens,Den Becher des Glücks,Und —Noch einmal Mich spiegelndIm Glanz ihrer Schönheit,In den purpurnen GlutenIhrer freudeatmenden Seele, .,Zertrümmere Ich die Schranken irdischen Daseins,

    Die Fesseln des Lebens,Ich, Mein Erschaffer,Ich, Mein ErhalterUnd zerstöre:

    Mich SelberAdolf Brand.

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  • 8/9/2019 Der Eigene : 1896-00

    10/12

    42D e r E i g e n e

    €. fr. T uedebusch:

    freie Jytenschen in der J^iebe und X^he.f •Cin Versuch, die Jfienschen glücklicher und besser zu machen.

    J)ds konsequenteste und radikalste ßuch über den freien Verkehr der

    'Geschlechter unter einander vom Standpunkte des €goisten aus. J aseigenartigste Werk, das bis jetjt über diesen Gegenstand

    geschrieben worden ist.

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    e r S o h n d e s L a n d w e h rm a n n svon O n k e l T i l l i n g .

    = ==== P r e i s 0 , 3 0 Hl . = = • = - -Der Verfasser, dessen Pseudonym aus B e r t h a T. Suttners K oman: „Die Waffennieder " entlehnt ist, sucht den unheilvollen Einfluss jenes falschen Patr iotism us,

    der seine Orgien auf den blutigen S chlachtfeldern feiert und bereits das kindlicheGemüt vergiftet , von der J u g e n d a b z uw e n de n . D a fü r w e i h t „ O n k e l T i l l i n g " inden jungen Herzen B egeisteru ng für den Kampf um die soziale Ge rechtigk eit. —

    Die Schrift ist g l ä n z e n d r e z e n s i e r t w ord en und eine der vortrefflichstende r g an zen m o d e r n e n J u g e n d - L i t t e r a t u r .

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    C OBSCc c

    Ein Wort an die Christen

    P 3

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    Betoeise für die Nichtgottheit Jesu.Von e i n e m L a i e n .

    Der Verfasser — ei n g o t t g l ä u b i g e r C h r i s t — fähr t aus den biblischen Geschichten selbst den Beweis, dass Jesus k e i n Got t war. Ein Buch von der

    gleichen Tragweite und demselben Geiste wie Egidys „Ern ste Gedanken".

    J u s t u s H e i n r i c h :

    J O H A N N E S .E i n m o d e r n e s E v a n g e l i u m .

    Pre is 1,50 Mk.Eine Dichtung voll Leben und Schönhe it . Wuc htige Wor te voll f lammendenHasses und glühonder Liebe. Nicht klingende ßeim e. sondern eine Sprache voll

    des erhabenen Ernstes und der ergreifenden Dramatik eines Jesa iasAllen Fremden moderner Dichtkunst warm zu empfehlen.

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    C O- 3

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    11

    I n A l b . L e l in i a n n s V e r l a g s - A n s t a l t , B e r l in C ,J i a ü n z - S t r a s s e 30,

    ist die berechtigtes Aufsehen machende Schrifterschienen :

    der herrschenden Weltanschauungvon

    A. Nothnage l .P r e i s 1 M a r k . K e i n e P a r t e i s c h r i f t .Von allen Blättern jegliche r Parteis tellunganerkannt besprochen; u. A. schre ib t derK g l . P r e u s s . S t a a t s - A n z e i g e r :

    „Den lehrende n u. leitende n Kräftenunseres Volkes darf diese an rege ndeSchrift bestens empfohlen werden."

    Die P ä d a g o g i s c h e Z e i t u n g :, „Unsere Pädagogen könnten daraus

    lernen, wie man philosophische Gedanken in klarer gem einverständlicher

    , Form ausdrückt." u. s. w.

    cjfr cf>> cjj> 4p jfr>

    Der Antikrat.G e g en P a r t e i g e w a l t u n d N e b r ä e r - E i n f l u s s .

    Fü r se l to nd ige Geis tesfdiminii u . sozia le Gerecl tigKei t

    Sechs aufeinanderfolgende Nummern I M.

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  • 8/9/2019 Der Eigene : 1896-00

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    1 DER E I G E N E I* j«* « wird von der 3 . Nummer ab eine genaue Adressen- g

    Tafel aller derjenigenCafes, Restaurants, Conditoreien u vegetarischen

    ** Speise-Häuser bringen , in denen er zum Lesenm der Besucher ausgelegt wird.;I(3

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    von Wilhelm Heinrich.

    H e r v o r r a o e n d e B l i d i u i g s a u e l l e f ü r po l i t. Z e i t f r aoenEin oorzügliches

    Nachschlagewerk für Fachpolitihcr

    P r e i s 2 M a r k .Aus dum reichen Inhalte seien hervorgehoben dieFraßen ü ber Jteligion, Freidenk ertum, Nationalität,Patriotismus, Schulwesen, Mililär, Arbeiter, Pntnen,Recht, Gesote, Niuionalti'kononiti*, Zivilisation, Bodenbesitzreform u. s. w- Jede^ d ieser Themata ist durchAuszüge ans den We rken berlihtnter Autoren erklärtcmd behandelt. Der Verfasser wa hrte seine ObJokÜvi-tjtt dadurch, das* er eigene Gedan ken n icht hinzu.

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    j p G E S U C H E . G . hZur Begründung eines bedeutenden l i t ter

    arischen Unternehmens

    (Millionenobjekt)wird ein geschäftskundiger Financier gesucht.Adressen beliebe man u n t e r „ X - S t r a h l e n " andie Expedition des , ,E igenen" zu senden.

    F r e i l a n d in D e u t s c h l a n d .Ich suche Kapitalisten zur Gründung Fre ilands in Deutschland nach den in Dr. HcrtZfclSu. Dr. OppenMmers Schriften und meinem B uche :„ D u r c h N a c h t z u m L i e h t " ( Ver la g Oswald Mutze- Leipzig) ausgesprochenen Pri nzipien der natürlichen Wechselwirkung zwischender Eigenar t und der Gesam mtheit , durchwelche allein sowohl das Eine als auch dasAndere ihren gespensterhalten Character verlieren. Prof. Lucian Pusch,

    B R E S L A U , P a r a d i e s - S t r a s s e 12.

    Verantwortl ich für Redaktion u. Ver lag : Ad ol f B ra n d , Be r l in- Wilhe lmshagsm (Neu-Rahnsdorf . )•i I

    — D r u c k : A l b . L e h ma n n, Berlin, Münzstr. 30

  • 8/9/2019 Der Eigene : 1896-00

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