DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig...

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DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND GRUNDSÄTZE . WIRKUNGEN. AKTEURE

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DER FAIRE HANDELIN DEUTSCHLAND

GRUNDSÄTZE . WIRKUNGEN. AKTEURE

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Fairer Handel boomt. In den letzten Jahren hat er eine unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben: Sein wachsender Bekanntheitsgrad, steigende Umsätze und eine ständige Erweiterung des Produktsorti-ments haben ihn längst aus seinem ehemaligen Nischendasein herausge-hoben. Kein Wunder also, dass sich auch immer mehr konventionelle Wirtschaftsakteure Fairness auf ihre Fahnen schreiben und nachhaltige Produkte anbieten. Aber sind sie damit auch Teil des Fairen Handels?

Der Faire Handel ist eine internationale Bewegung für mehr Gerechtigkeit im Welthandel: Er bietet benachteiligten ProduzentInnen in den Ländern des Südens eine faire Chance, ihre wirtschaftliche und soziale Existenz dauerhaft zu sichern. Es geht um gute Produkte zu fairen Preisen, die Produzenten nicht in den Ruin treiben, sondern ein Leben in Würde sowie Investitionen in die Zukunft ermöglichen. Einerseits. Und es geht andererseits auch darum, über Bildung, Information und politisches Handeln, Ideen und Schritte hin zu einem gerechteren Welthandel aufzuzeigen.

Mit "100 % fair" geben wir ihnen den Leitfaden zum Fairen Handel in Deutschland an die Hand. Lesen Sie in grundlegenden Artikeln, was den Fairen Handel ausmacht, woran Sie ein fair gehandeltes Produkt erkennen, welche Akteure den Fairen Handel in Deutschland tragen und wie er wirkt - im Süden wie im Norden. Steigen Sie ein, schmökern Sie zu den Facetten des Fairen Handels und lassen Sie sich anregen zu eigenen Aktivitäten.

Eine informative und nicht zuletzt eine inspirierende Lektüre wünscht

IhreAntje EdlerKoordination Forum Fairer Handel

EDITORAL INHALT

322

4 FAIRE VIELFALT DIE GANZE WELT IM EINKAUFSKORB

10 FAIRER HANDEL WIRKT12 FAIRER HANDEL WIRKT

32 FAIRER HANDEL WIRKT IM NORDEN

38 FAIRER HANDEL WIRKT ENTWICKLUNGSPOLITISCH

40 EINZIGARTIG IM WELTHANDEL DIE GRUNDSÄTZE DES FAIREN HANDELS

42 FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL FAIR-HANDELS-ORGANISATIONEN IN DEUTSCHLAND

60 WER WIE WAS WO WISSENSWERTES, TIPPS UND ANREGUNGEN

64 Impressum

IM SÜDEN 14 Kleinbäuerliche Zukunft statt Landflucht

GREEN NET in Thailand

18 Frauen nehmen Geschäfte in die eigenen Hände COMUCAP in Honduras

22 Selbstvertrauen in die eigene Kreativität ASHA in Indien

24 Mit traditionellem Handwerk kulturelles Erbe sichernSINCHI SACHA in Ecuador

26

28

34 Zukunft ist fairhandelbarPolitische Arbeit des Fairen Handels

36 Globale Zusammenhänge begreifenBildungsarbeit im Fairen Handel

Interview mit Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

44 Der Weg der Produkte - die Lieferkette im Fairen Handel

46 Der Weg der Akteure - eine Bewegung entsteht

48 Weltläden – Fachgeschäfte des Fairen Handels

50 Armutsbekämpfung als Geschäftszweck - die Fair-Handels-Importeure

54 Fairtrade – das Siegel des Fairen Handels

58 Gemeinsam stark durch Vernetzung - das Forum Fairer Handel

Mitmachen leicht gemacht - Spannende und interessante Web-Tipps

62 Fairer Handel: Noch Fragen? – Wissenswertes zum Schluss

Eine Chance für benachteiligte BevölkerungsgruppenCRAFT AID auf Mauritius

Ein Besuch auf einer RosenfarmKILIFLORA in Tansania

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Fairer Handel boomt. In den letzten Jahren hat er eine unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben: Sein wachsender Bekanntheitsgrad, steigende Umsätze und eine ständige Erweiterung des Produktsorti-ments haben ihn längst aus seinem ehemaligen Nischendasein herausge-hoben. Kein Wunder also, dass sich auch immer mehr konventionelle Wirtschaftsakteure Fairness auf ihre Fahnen schreiben und nachhaltige Produkte anbieten. Aber sind sie damit auch Teil des Fairen Handels?

Der Faire Handel ist eine internationale Bewegung für mehr Gerechtigkeit im Welthandel: Er bietet benachteiligten ProduzentInnen in den Ländern des Südens eine faire Chance, ihre wirtschaftliche und soziale Existenz dauerhaft zu sichern. Es geht um gute Produkte zu fairen Preisen, die Produzenten nicht in den Ruin treiben, sondern ein Leben in Würde sowie Investitionen in die Zukunft ermöglichen. Einerseits. Und es geht andererseits auch darum, über Bildung, Information und politisches Handeln, Ideen und Schritte hin zu einem gerechteren Welthandel aufzuzeigen.

Mit "100 % fair" geben wir ihnen den Leitfaden zum Fairen Handel in Deutschland an die Hand. Lesen Sie in grundlegenden Artikeln, was den Fairen Handel ausmacht, woran Sie ein fair gehandeltes Produkt erkennen, welche Akteure den Fairen Handel in Deutschland tragen und wie er wirkt - im Süden wie im Norden. Steigen Sie ein, schmökern Sie zu den Facetten des Fairen Handels und lassen Sie sich anregen zu eigenen Aktivitäten.

Eine informative und nicht zuletzt eine inspirierende Lektüre wünscht

IhreAntje EdlerKoordination Forum Fairer Handel

EDITORAL INHALT

322

4 FAIRE VIELFALT DIE GANZE WELT IM EINKAUFSKORB

10 FAIRER HANDEL WIRKT12 FAIRER HANDEL WIRKT

32 FAIRER HANDEL WIRKT IM NORDEN

38 FAIRER HANDEL WIRKT ENTWICKLUNGSPOLITISCH

40 EINZIGARTIG IM WELTHANDEL DIE GRUNDSÄTZE DES FAIREN HANDELS

42 FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL FAIR-HANDELS-ORGANISATIONEN IN DEUTSCHLAND

60 WER WIE WAS WO WISSENSWERTES, TIPPS UND ANREGUNGEN

64 Impressum

IM SÜDEN 14 Kleinbäuerliche Zukunft statt Landflucht

GREEN NET in Thailand

18 Frauen nehmen Geschäfte in die eigenen Hände COMUCAP in Honduras

22 Selbstvertrauen in die eigene Kreativität ASHA in Indien

24 Mit traditionellem Handwerk kulturelles Erbe sichernSINCHI SACHA in Ecuador

26

28

34 Zukunft ist fairhandelbarPolitische Arbeit des Fairen Handels

36 Globale Zusammenhänge begreifenBildungsarbeit im Fairen Handel

Interview mit Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

44 Der Weg der Produkte - die Lieferkette im Fairen Handel

46 Der Weg der Akteure - eine Bewegung entsteht

48 Weltläden – Fachgeschäfte des Fairen Handels

50 Armutsbekämpfung als Geschäftszweck - die Fair-Handels-Importeure

54 Fairtrade – das Siegel des Fairen Handels

58 Gemeinsam stark durch Vernetzung - das Forum Fairer Handel

Mitmachen leicht gemacht - Spannende und interessante Web-Tipps

62 Fairer Handel: Noch Fragen? – Wissenswertes zum Schluss

Eine Chance für benachteiligte BevölkerungsgruppenCRAFT AID auf Mauritius

Ein Besuch auf einer RosenfarmKILIFLORA in Tansania

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FAIREVIELFALTFAIREVIELFALT

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DIE GANZE WELT IM EINKAUFSKORB

Prachaup Khiri Kahn, ThailandStolz schauen die sieben KleinbäuerInnen der Organic Coconut Developing Group auf den Lastwagen voller Kokosnüsse. Es ist ihre erste Lieferung für die Abfüllanlage, in der aus den Nüssen Kokosmilch für den Fairen Handel gewonnen wird. "Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir nach intensiver Vorbereitung unsere Bio-Kokosnüsse unter fairen Bedingungen nach Deutschland verkaufen können", freut sich Gründungsmitglied Yupahwadi Thaithet.

Die fair gehandelte Kokosmilch der kleinen Kooperative ist eine der Neuigkeiten auf dem deutschen Markt. Genauso wie etwa Bio-Paranussöl aus dem peruanischen Amazonasgebiet, Bio-Grüntee aus China oder originelle Schalen und Vasen aus recyceltem Zeitungspapier von einer vietnamesischen Produzentengruppe. Diese Beispiele zeigen: Das Sortiment fair gehandelter Produkte erweitert sich ständig. Inzwischen laden hunderte qualitativ hochwertige Produkte zum Genießen ein. Und das mit allen Sinnen.

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DIE GANZE WELT IM EINKAUFSKORB

Prachaup Khiri Kahn, ThailandStolz schauen die sieben KleinbäuerInnen der Organic Coconut Developing Group auf den Lastwagen voller Kokosnüsse. Es ist ihre erste Lieferung für die Abfüllanlage, in der aus den Nüssen Kokosmilch für den Fairen Handel gewonnen wird. "Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir nach intensiver Vorbereitung unsere Bio-Kokosnüsse unter fairen Bedingungen nach Deutschland verkaufen können", freut sich Gründungsmitglied Yupahwadi Thaithet.

Die fair gehandelte Kokosmilch der kleinen Kooperative ist eine der Neuigkeiten auf dem deutschen Markt. Genauso wie etwa Bio-Paranussöl aus dem peruanischen Amazonasgebiet, Bio-Grüntee aus China oder originelle Schalen und Vasen aus recyceltem Zeitungspapier von einer vietnamesischen Produzentengruppe. Diese Beispiele zeigen: Das Sortiment fair gehandelter Produkte erweitert sich ständig. Inzwischen laden hunderte qualitativ hochwertige Produkte zum Genießen ein. Und das mit allen Sinnen.

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Kaffee ist wohl das bekannteste fair gehandelte Produkt. Aber was heißt hier einfach Kaf-fee? Ob naturmild oder kräftig, als Filterkaffee oder Espresso, gemahlen oder als ganze Bohne, als Instantkaffee oder Kaf-feepad, als edler, reiner Länderkaffee oder köstli-che Mischung – das breite Sortiment des Fair-Handels-Klassikers bietet heutzutage für jeden Kaffeegeschmack das richtige Produkt!

Auch TeeliebhaberInnen haben die Qual der Wahl: vom klassischen Darjeeling über feinsten g r ü n e n Tee sowie Rooibush in verschiedene Geschmacksrichtungen bis hin zu diversen Kräuter- und exotischen Gewürztees reicht das Angebot. Wer lieber einen Kakao mag oder zur Erfrischung gerne zu Orangen- oder Multivitaminsaft, Eistee, Cola oder Orangenlimonade greift, wird überrascht sein über die Auswahl. Und für den leckeren Tropfen am Abend sorgen ausgewählte Weine aus Fairem Handel.

Aber nicht nur das. Unterschiedli-che Reissorten, Nudeln, Couscous und Quinoa, cremige Bio-Kokos-milch, delikate Essige und Olivenöl, Zucker und Honige, aromatische

Curries und Gewürze bieten zudem vielfältigste Zutaten für die raffinierte Kü-

che. Auch Naschkatzen werden im Fairen Han-del fündig: Es gibt eine breite Auswahl an

Schokoladen, Schokoriegeln und Pralinen. Junge und jung gebliebene GenießerInnen können sich an fruchtigen Gummibärchen und anderen Weingummis er-freuen.

Aromatische Trocken-früchte, Marmeladen aus tropischen Früchten, exotische Nüsse sowie süße und herzhafte Brot-aufstriche verfeinern jedes Frühstück. Nach und nach hält selbst fri-sches fair gehandeltes Obst Einzug in den Ein-kaufskorb: den Bananen folgten frische Mangos Ananas und Orangen. Anfang 2009 auch Bio-Weintrauben.

Gaumenfreuden

vonfairenGaumenfreuden

vonfairenGaumenfreuden

vonfairen

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Kaffee ist wohl das bekannteste fair gehandelte Produkt. Aber was heißt hier einfach Kaf-fee? Ob naturmild oder kräftig, als Filterkaffee oder Espresso, gemahlen oder als ganze Bohne, als Instantkaffee oder Kaf-feepad, als edler, reiner Länderkaffee oder köstli-che Mischung – das breite Sortiment des Fair-Handels-Klassikers bietet heutzutage für jeden Kaffeegeschmack das richtige Produkt!

Auch TeeliebhaberInnen haben die Qual der Wahl: vom klassischen Darjeeling über feinsten g r ü n e n Tee sowie Rooibush in verschiedene Geschmacksrichtungen bis hin zu diversen Kräuter- und exotischen Gewürztees reicht das Angebot. Wer lieber einen Kakao mag oder zur Erfrischung gerne zu Orangen- oder Multivitaminsaft, Eistee, Cola oder Orangenlimonade greift, wird überrascht sein über die Auswahl. Und für den leckeren Tropfen am Abend sorgen ausgewählte Weine aus Fairem Handel.

Aber nicht nur das. Unterschiedli-che Reissorten, Nudeln, Couscous und Quinoa, cremige Bio-Kokos-milch, delikate Essige und Olivenöl, Zucker und Honige, aromatische

Curries und Gewürze bieten zudem vielfältigste Zutaten für die raffinierte Kü-

che. Auch Naschkatzen werden im Fairen Han-del fündig: Es gibt eine breite Auswahl an

Schokoladen, Schokoriegeln und Pralinen. Junge und jung gebliebene GenießerInnen können sich an fruchtigen Gummibärchen und anderen Weingummis er-freuen.

Aromatische Trocken-früchte, Marmeladen aus tropischen Früchten, exotische Nüsse sowie süße und herzhafte Brot-aufstriche verfeinern jedes Frühstück. Nach und nach hält selbst fri-sches fair gehandeltes Obst Einzug in den Ein-kaufskorb: den Bananen folgten frische Mangos Ananas und Orangen. Anfang 2009 auch Bio-Weintrauben.

Gaumenfreuden

vonfairenGaumenfreuden

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Der Faire Handel bietet neben den Lebensmitteln ein breites Spektrum an hochwertigem Kunst-handwerk, beispielsweise aus Speckstein oder Holz. Dekorative Wohn-Accessoires wie zum Beispiel Vasen, Körbe, Geschirr oder Kissen sind ebenso erhältlich wie feine, handgear-beitete Papeterie, Musikinstrumente und Spielzeug. Wer modische Accessoires, sei es Silberschmuck oder etwa Hand- und Umhängetaschen sucht, wird genauso fündig,

wie diejenigen, die es eher zu fairer Fashion zieht. Vom fair gehandelten T-Shirt aus Bio-Baumwolle bis hin zu edlen Seidenschals aus Indien reicht die Palette.

Auf faire Entdeckungstour geht man am besten in einem der rund 800 Weltläden. Hier findet man das breiteste Produktsor-timent fair gehandelter Waren. Die Produkte stammen in der Regel von Importeuren, die zu 100% Fairen Handel

betreiben. Außerdem bieten schät-zungsweise 6.000 Aktionsgruppen

deren Produkte auf Ständen und Basaren zum Beispiel in den Gemeinden nach Gottesdiensten oder auf Wochenmärkten an.

Mit dem Einkaufskorb…

8 9

Dingen...undschonen

Fair gehandelte Lebensmittel haben inzwischen auch in 30.000 Supermärkten sowie in vielen Bio- und

Naturkostläden Einzug gehalten und sind hier in erster Linie am Fairtrade-Siegel erkennbar. Das

Siegel des Fairen Handels gibt es zurzeit für Bananen und andere frische Früchte, Nüsse,

Trockenfrüchte, Säfte, Tee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf lohnt es sich, auf das in Deutschland von TransFair vergebene Siegel zu achten: Inzwischen gibt es auch Kleidung aus Fairtrade-gesiegelter B a u m w o l l e , B l u m e n u n d Sportbälle Selbst Eis mit Fairtrade-gesiegelter Vanille ist mittlerweile bundesweit erhältlich

– unter anderem in ausgewählten Kinos, Szenecafes, Tankstellen und

Gastronomiebetrieben.

Die zunehmende Lust auf fair gehandelte Produkte führt in Deutschland sowohl zu

wachsenden Absatzzahlen als auch zu einer stetig steigenden Anzahl von Produkten. Immer mehr ProduzentInnen können so am Fairen Handel teilhaben: Insgesamt profitieren heute vom Fairen Handel weltweit schon über 1,6 Mio. KleinbäuerInnen und ArbeiterInnen in über 60 Ländern. Ihnen und ihren Familien bietet der Faire Handel eine

wichtige und reale Chance für die Zukunft.

Somit bietet die stetig wachsende, faire Vielfalt nicht nur Genuss und Freude hierzulande, sondern gestaltet

zugleich auch immer ein Stück Welt mit. Politik mit dem Einkaufskorb also.

… die Welt verändern

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Der Faire Handel bietet neben den Lebensmitteln ein breites Spektrum an hochwertigem Kunst-handwerk, beispielsweise aus Speckstein oder Holz. Dekorative Wohn-Accessoires wie zum Beispiel Vasen, Körbe, Geschirr oder Kissen sind ebenso erhältlich wie feine, handgear-beitete Papeterie, Musikinstrumente und Spielzeug. Wer modische Accessoires, sei es Silberschmuck oder etwa Hand- und Umhängetaschen sucht, wird genauso fündig,

wie diejenigen, die es eher zu fairer Fashion zieht. Vom fair gehandelten T-Shirt aus Bio-Baumwolle bis hin zu edlen Seidenschals aus Indien reicht die Palette.

Auf faire Entdeckungstour geht man am besten in einem der rund 800 Weltläden. Hier findet man das breiteste Produktsor-timent fair gehandelter Waren. Die Produkte stammen in der Regel von Importeuren, die zu 100% Fairen Handel

betreiben. Außerdem bieten schät-zungsweise 6.000 Aktionsgruppen

deren Produkte auf Ständen und Basaren zum Beispiel in den Gemeinden nach Gottesdiensten oder auf Wochenmärkten an.

Mit dem Einkaufskorb…

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Dingen...undschonen

Fair gehandelte Lebensmittel haben inzwischen auch in 30.000 Supermärkten sowie in vielen Bio- und

Naturkostläden Einzug gehalten und sind hier in erster Linie am Fairtrade-Siegel erkennbar. Das

Siegel des Fairen Handels gibt es zurzeit für Bananen und andere frische Früchte, Nüsse,

Trockenfrüchte, Säfte, Tee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf lohnt es sich, auf das in Deutschland von TransFair vergebene Siegel zu achten: Inzwischen gibt es auch Kleidung aus Fairtrade-gesiegelter B a u m w o l l e , B l u m e n u n d Sportbälle Selbst Eis mit Fairtrade-gesiegelter Vanille ist mittlerweile bundesweit erhältlich

– unter anderem in ausgewählten Kinos, Szenecafes, Tankstellen und

Gastronomiebetrieben.

Die zunehmende Lust auf fair gehandelte Produkte führt in Deutschland sowohl zu

wachsenden Absatzzahlen als auch zu einer stetig steigenden Anzahl von Produkten. Immer mehr ProduzentInnen können so am Fairen Handel teilhaben: Insgesamt profitieren heute vom Fairen Handel weltweit schon über 1,6 Mio. KleinbäuerInnen und ArbeiterInnen in über 60 Ländern. Ihnen und ihren Familien bietet der Faire Handel eine

wichtige und reale Chance für die Zukunft.

Somit bietet die stetig wachsende, faire Vielfalt nicht nur Genuss und Freude hierzulande, sondern gestaltet

zugleich auch immer ein Stück Welt mit. Politik mit dem Einkaufskorb also.

… die Welt verändern

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9

FAIRER

HANDELWIRKT

10

2 Milliarden Menschen Lateinamerika müssen, obwohl sie hart arbeiten, von weniger als 2 Dollar am Tag überleben. Sie sind anfällig für Ausbeutung, sei es als BäuerIn oder als HandwerkerIn in kleinen Familienbetrieben oder als abhängig Beschäftigte in größeren Unterneh-men. Die konventionellen Marktkräfte drängen sie tendenziell immer weiter an den Rand. Der Faire Handel ist eine Reaktion darauf. Seine Vision ist eine Welt, in der Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung im Zentrum der Handelsstrukturen und -praktiken stehen, so dass jeder durch seine Arbeit einen menschenwürdigen Lebensstandard erreichen und sein Entwicklungspotential voll entfalten kann.

Die Beispiele auf den folgenden Seiten zeigen, wie vielfältig der Faire Handel wirkt: Im Süden wie im Norden.

in Asien, Afrika und

11

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FAIRER

HANDELWIRKT

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2 Milliarden Menschen Lateinamerika müssen, obwohl sie hart arbeiten, von weniger als 2 Dollar am Tag überleben. Sie sind anfällig für Ausbeutung, sei es als BäuerIn oder als HandwerkerIn in kleinen Familienbetrieben oder als abhängig Beschäftigte in größeren Unterneh-men. Die konventionellen Marktkräfte drängen sie tendenziell immer weiter an den Rand. Der Faire Handel ist eine Reaktion darauf. Seine Vision ist eine Welt, in der Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung im Zentrum der Handelsstrukturen und -praktiken stehen, so dass jeder durch seine Arbeit einen menschenwürdigen Lebensstandard erreichen und sein Entwicklungspotential voll entfalten kann.

Die Beispiele auf den folgenden Seiten zeigen, wie vielfältig der Faire Handel wirkt: Im Süden wie im Norden.

in Asien, Afrika und

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FAIRER HANDEL WIRKT

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IM SÜDEN

Die ProduzentInnen stehen beim Fairen Handel im Mittelpunkt. Und so vielfältig wie das fair gehandelte Produktsortiment sind auch ihre Geschichten. Denn je nach Produkt und Herkunfts-land sind die Rahmenbedingungen für sie sehr unterschiedlich. Der Faire Handel kommt daher nicht mit einem Patentrezept für alle aus, sondern hat unterschiedliche Instrumente, um ProduzentIn-nen dabei zu unterstützen, ihre eigene Entwicklung in die Hand zu nehmen. Die Beispiele auf den folgenden Seiten stellen exemplarisch dar, wie unterschiedlich der Faire Handel wirkt.

Wer sind die Handelspartner im Süden? Der Faire Handel ermöglicht es insbesondere den im Welthandel benachteiligten KleinbäuerInnen, unter fairen Bedingungen am Marktgeschehen teil zu nehmen und aus eigener Kraft für einen angemesse-nen Lebensunterhalt zu sorgen. Die KleinbäuerIn-nen schließen sich in der Regel in Genossenschaf-ten zusammen, wo sie an allen wichtigen Entschei-dungen direkt und demokratisch beteiligt sind. Neben der Vermarktung der Produkte setzen sich die Genossenschaften beziehungsweise ihre Dachverbände unter anderem für soziale Siche-rung, Weiterbildung, Förderung von Frauen und den Schutz der natürlichen Ressourcen ein.

Bei Plantagenprodukten wie zum Beispiel Tee, Orangen, Blumen oder Bananen sowie bei weiter verarbeiteten Produkten wie beispielsweise Sportbällen profitieren insbesondere die abhängi-gen ArbeiterInnen von der Fair-Handels-Beziehung. Die Betriebe und Plantagenbesitzer verpflichten sich zur Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards. Die ArbeiterInnen bilden ein Gremium, das über die Verwendung der Fair-Handels-Prämien entscheidet.

Im Handwerksbereich arbeiten meist Kleinunter-nehmerInnen oder Nichtregierungsorganisationen mit Produzentengruppen zusammen und organisie-ren die Vermarktung sowie den Export der Produkte. Sie unterstützen die HandwerkerInnen mit Fortbildungen und sozialen Projekten und setzen sich auch politisch für die Rechte von KleinproduzentInnen ein.

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FAIRER HANDEL WIRKT

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IM SÜDEN

Die ProduzentInnen stehen beim Fairen Handel im Mittelpunkt. Und so vielfältig wie das fair gehandelte Produktsortiment sind auch ihre Geschichten. Denn je nach Produkt und Herkunfts-land sind die Rahmenbedingungen für sie sehr unterschiedlich. Der Faire Handel kommt daher nicht mit einem Patentrezept für alle aus, sondern hat unterschiedliche Instrumente, um ProduzentIn-nen dabei zu unterstützen, ihre eigene Entwicklung in die Hand zu nehmen. Die Beispiele auf den folgenden Seiten stellen exemplarisch dar, wie unterschiedlich der Faire Handel wirkt.

Wer sind die Handelspartner im Süden? Der Faire Handel ermöglicht es insbesondere den im Welthandel benachteiligten KleinbäuerInnen, unter fairen Bedingungen am Marktgeschehen teil zu nehmen und aus eigener Kraft für einen angemesse-nen Lebensunterhalt zu sorgen. Die KleinbäuerIn-nen schließen sich in der Regel in Genossenschaf-ten zusammen, wo sie an allen wichtigen Entschei-dungen direkt und demokratisch beteiligt sind. Neben der Vermarktung der Produkte setzen sich die Genossenschaften beziehungsweise ihre Dachverbände unter anderem für soziale Siche-rung, Weiterbildung, Förderung von Frauen und den Schutz der natürlichen Ressourcen ein.

Bei Plantagenprodukten wie zum Beispiel Tee, Orangen, Blumen oder Bananen sowie bei weiter verarbeiteten Produkten wie beispielsweise Sportbällen profitieren insbesondere die abhängi-gen ArbeiterInnen von der Fair-Handels-Beziehung. Die Betriebe und Plantagenbesitzer verpflichten sich zur Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards. Die ArbeiterInnen bilden ein Gremium, das über die Verwendung der Fair-Handels-Prämien entscheidet.

Im Handwerksbereich arbeiten meist Kleinunter-nehmerInnen oder Nichtregierungsorganisationen mit Produzentengruppen zusammen und organisie-ren die Vermarktung sowie den Export der Produkte. Sie unterstützen die HandwerkerInnen mit Fortbildungen und sozialen Projekten und setzen sich auch politisch für die Rechte von KleinproduzentInnen ein.

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GREEN NET in Thailand

K L E I N B Ä U E R L I C H E

ZUKUNFT STATT LANDFLUCHT

Zum Beispiel Reis:In seiner Heimat Thailand nennt man ihn poetisch Hom Mali – weiße Blume. Bei uns kennen ihn FeinschmeckerInnen als Jasminreis. Der Duftreis gehört zu den begehrtesten Sorten auf dem Weltmarkt. Obwohl er dort gute Preise erzielt, bleiben die Menschen, die den traditionellen Langkornreis anbauen, arm. Die Früchte ihrer Arbeit ernten Händler, Verarbeiter und Reisexpor-teure.

Doch es geht auch anders. Das beweist das Beispiel der Green Net Cooperative. Als Vermarktungsorga-nisation arbeitet Green Net mit fünf Bauernkoope-rativen aus den nordöstlichen Provinzen Surin und Yasothon zusammen - einer Region, die zu den ärmsten in Thailand gehört und durch Landflucht geprägt ist: Viele KleinbäuerInnen hatten sich mit der Einführung des intensiven Reisanbaus und mit dem Ankauf von Düngemitteln hoch verschuldet. Bei sinkenden Erträgen und Abhängigkeit von Händlern mussten viele aufgeben und in die Städte abwandern.

Rund 1.000 Kleinbauernfamilien beschreiten seit Anfang der 90er Jahre gemeinsam mit Green Net neue Wege. Der exzessive Einsatz von Düngemit-

15

teln gehört seitdem der Vergangenheit an. Heute kultivieren die BäuerInnen ihre traditionellen Reissorten nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Der Faire Handel hat den Bauerngrup-pen den Aufbau eigener Reismühlen ermöglicht, in denen der Hom Mali jetzt fertig verarbeitet und verpackt wird – eine wichtige Wertsteigerung im Ursprungsland und die Überwindung alter Abhängigkeiten. Denn früher hatten die BäuerIn-nen kaum Einfluss auf den Preis, der ihnen von den Besitzern der Reismühlen für ihren Reis bezahlt wurde.

Die KleinbäuerInnen haben durch den Fairen Handel Zugang zu einem Exportmarkt unter verlässlichen und fairen Bedingungen, sie erhalten Weiterbildung und Beratung beispielsweise bei der Bio-Umstellung und bei der Qualitätssteigerung und werden in ihrer Eigenständigkeit durch Green Net unterstützt. Die Mehreinnahmen aus dem Fairen Handel wurden außerdem genutzt für die Einrichtung von Sparkassen für KleinbäuerInnen, Fonds für Unfälle und Krankheiten sowie für den Aufbau einer eigenen Saatgutbank - die Kleinbäue-rInnen können sich Saatgut leihen und geben einen entsprechenden Teil der Ernte später wieder zurück.

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FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN GREEN NET IN THAILAND Kleinbäuerliche Zukunft statt Landflucht

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GREEN NET in Thailand

K L E I N B Ä U E R L I C H E

ZUKUNFT STATT LANDFLUCHT

Zum Beispiel Reis:In seiner Heimat Thailand nennt man ihn poetisch Hom Mali – weiße Blume. Bei uns kennen ihn FeinschmeckerInnen als Jasminreis. Der Duftreis gehört zu den begehrtesten Sorten auf dem Weltmarkt. Obwohl er dort gute Preise erzielt, bleiben die Menschen, die den traditionellen Langkornreis anbauen, arm. Die Früchte ihrer Arbeit ernten Händler, Verarbeiter und Reisexpor-teure.

Doch es geht auch anders. Das beweist das Beispiel der Green Net Cooperative. Als Vermarktungsorga-nisation arbeitet Green Net mit fünf Bauernkoope-rativen aus den nordöstlichen Provinzen Surin und Yasothon zusammen - einer Region, die zu den ärmsten in Thailand gehört und durch Landflucht geprägt ist: Viele KleinbäuerInnen hatten sich mit der Einführung des intensiven Reisanbaus und mit dem Ankauf von Düngemitteln hoch verschuldet. Bei sinkenden Erträgen und Abhängigkeit von Händlern mussten viele aufgeben und in die Städte abwandern.

Rund 1.000 Kleinbauernfamilien beschreiten seit Anfang der 90er Jahre gemeinsam mit Green Net neue Wege. Der exzessive Einsatz von Düngemit-

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teln gehört seitdem der Vergangenheit an. Heute kultivieren die BäuerInnen ihre traditionellen Reissorten nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Der Faire Handel hat den Bauerngrup-pen den Aufbau eigener Reismühlen ermöglicht, in denen der Hom Mali jetzt fertig verarbeitet und verpackt wird – eine wichtige Wertsteigerung im Ursprungsland und die Überwindung alter Abhängigkeiten. Denn früher hatten die BäuerIn-nen kaum Einfluss auf den Preis, der ihnen von den Besitzern der Reismühlen für ihren Reis bezahlt wurde.

Die KleinbäuerInnen haben durch den Fairen Handel Zugang zu einem Exportmarkt unter verlässlichen und fairen Bedingungen, sie erhalten Weiterbildung und Beratung beispielsweise bei der Bio-Umstellung und bei der Qualitätssteigerung und werden in ihrer Eigenständigkeit durch Green Net unterstützt. Die Mehreinnahmen aus dem Fairen Handel wurden außerdem genutzt für die Einrichtung von Sparkassen für KleinbäuerInnen, Fonds für Unfälle und Krankheiten sowie für den Aufbau einer eigenen Saatgutbank - die Kleinbäue-rInnen können sich Saatgut leihen und geben einen entsprechenden Teil der Ernte später wieder zurück.

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FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN GREEN NET IN THAILAND Kleinbäuerliche Zukunft statt Landflucht

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Frau Thaithet, Sie sind Gründungsmitglied der OCDG. Wie ist die Kooperative entstanden?

Der Preis für konventio-nelle Kokosnüsse war so stark gesunken, dass wir die Produktions- und Erntekosten nicht mehr decken konnten. Wir hatten auch kein Geld mehr für Düngemittel. Green Net hat uns beraten, wie wir ohne Dünger auskommen und dennoch mehr ernten können. Dann haben wir uns in der Region zusammengetan, damit Nutztiere angeschafft werden konnten.

Frau Tanruang, Green Net arbeitet seit 2003 mit der OCDG zusammen. Was bedeutet die Vermarktung von Kokosmilch für Green Net?

Zuerst einmal viel Arbeit, weil ein zertifizierter Betrieb zur Abfüllung gefunden werden musste. Aber vor allem: wichtige Hilfe für die KleinbäuerInnen, die sonst nie auf die Idee des Bio-Anbaus gekommen wären.

Welche Vorteile haben die ProduzentInnen durch die Vermarktung ihrer Produkte über den Fairen Handel?

Wir erhalten nun einen angemessenen Preis für unsere Produkte, der sowohl die Kosten deckt als auch Möglichkeiten schafft, neue Geräte und Tiere zu kaufen, um den Bio-Anbau voranzutreiben. Langfristige Verträge mit Green Net sichern die Zukunft unserer Kinder und bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Yupahwadi Thaithet

Yupahwadi Thaithet:

:

Boonjira Tanruag:

Was wurde konkret bereits erreicht? Wir können viel besser

von unseren Kokosnüssen leben, müssen nicht mehr mit giftigen Substanzen umgehen und haben mehr Tiere auf der Farm und somit eine ausgewogenere Ernährung. Ebenso haben wir nun Geld, um Schulbücher für unsere Kinder zu kaufen.

Frau Tanruang, was hoffen Sie mit dem Export dieses neuen Produktes zu erreichen?

Ein besseres Leben für jeden einzelnen Bauern und die Chance, durch den fairen Mehrpreis die Kooperative zu stärken. Ebenso können wir so leichter weitere BäuerIn-nen überzeugen, auf Bio-Anbau umzustellen und diese Produkte auch auf dem heimischen Markt anzubieten, was gesünder für ProduzentIn und KonsumentIn ist.

Frau Thaithet, was erhoffen Sie sich von der Zukunft?

Noch mehr von unseren Nüssen zu einem guten Preis absetzen zu können und neue Produkte zu entwickeln, die wir verkaufen können.

Yupahwadi Thaithet:

Yupahwadi Thaithet:

Boonjira Tanruag:

Im Interview: 41 Jahre alt, General

Managerin von Green Net

35 Jahre alt, Mitglied der Organic Coconut Developing Group (OCDG)

Boonjira Tanruag,

Yupahwadi Thaithet,

17

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

Um die Kosten für die Bio-Zertifizierung zu reduzieren, hat Green Net wesentlich zum Aufbau der thailändischen Bio-Zertifizierungsorganisation ACT beigetragen, die die BäuerInnen direkt vor Ort berät und überprüft. Green Net hat sich zudem der Protestbewegung gegen Gentechnik angeschlossen und kämpft gegen die Inbesitznahme des wertvollen Hom Mali durch große Konzerne. Denn es geht um mehr als um ein einfaches Korn. Es geht um ein Stück Kultur, das die Lebensart und das Denken der Menschen in Thailand bestimmt. Und es geht um die Unabhängigkeit der KleinbäuerInnen!

Green Net unterstützt die KleinbäuerInnen nicht nur beim Export ihrer Produkte, sondern auch bei der Vermarktung auf dem nationalen Markt. So ist zum Beispiel ein Netz von 30 eigenen Naturkostläden in Thailand entstanden. Hier werden nicht nur ihr Reis, sondern auch Bio-Gemüse, Obst und Naturtextilien aus eigener Produktion angeboten.

16

Name: Green Net Produkt(e): für den Export: Reis, Kokosmilch. Für nationalen und lokalen Markt: Obst, Gemüse, Naturtextilien etc. Sitz: Bangkok, Thailand Organisationsform: Genossenschaft / Fair-Handels-Organisation, die wiederum Kleinbauernorganisationen unterstützt, indem sie deren Produkte auf dem Binnen- und Exportmarkt vermarktet Mitglie-der: ca. 1.000 KleinbäuerInnen Tätig seit: Anfang der 90er Jahre Im Fairen Handel seit: Anfang der 90er Jahre Absatzmärkte: Export, eigene Naturkostläden in Bangkok, lokale Märkte Homepage: www.greennet.or.th

Green Net - Steckbrief

Zum Beispiel Kokosmilch:Palmen - das Sinnbild für tropische Strände. Ihre Kokosmilch liefert die Grundlage für so manch verführerischen Cocktail, und auch aus der asiatischen Küche ist sie nicht wegzudenken. In der südlichen Provinz Prachaup Khiri Khan, dort wo Thailand am schmalsten ist und sandige Böden sowie ein hoher Salzgehalt in Luft und Wasser ideale Anbaubedingungen schaffen, bietet die Kokosnuss nun einer kleinen Gruppe von ProduzentInnen eine neue Chance, mit Fairem Handel ihre Zukunft zu sichern.

.

Sieben KleinproduzentInnen haben sich in der Organic Coconut Developing Group (OCDG) zusammengeschlossen und arbeiten mit Green Net zusammen an der Umstellung auf ökologischen Anbau. Das bedeutet unter anderem die Diversifi-zierung der angebauten Früchte. Zwischen den Kokospalmen werden beispielsweise Erdnüsse, Bohnen, Bananen und Papaya angepflanzt, deren Verkauf ein zusätzliches Einkommen bringt.

Für die Produktion von Kokosmilch arbeitet OCDG mit dem Privatbetrieb Merit Foods im 500 km entfernten Chon-Buri zusammen, der einzigen bio-zertifizierten Abfüllanlage in Thailand. Darüber hinaus herrschen hier gute Arbeitsbedingungen für die ArbeiterInnen: Geeignete Arbeitskleidung wird gestellt, und die Gehälter und Sozialleistungen sind überdurchschnittlich hoch.

GREEN NET IN THAILAND Kleinbäuerliche Zukunft statt Landflucht

Page 17: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

Frau Thaithet, Sie sind Gründungsmitglied der OCDG. Wie ist die Kooperative entstanden?

Der Preis für konventio-nelle Kokosnüsse war so stark gesunken, dass wir die Produktions- und Erntekosten nicht mehr decken konnten. Wir hatten auch kein Geld mehr für Düngemittel. Green Net hat uns beraten, wie wir ohne Dünger auskommen und dennoch mehr ernten können. Dann haben wir uns in der Region zusammengetan, damit Nutztiere angeschafft werden konnten.

Frau Tanruang, Green Net arbeitet seit 2003 mit der OCDG zusammen. Was bedeutet die Vermarktung von Kokosmilch für Green Net?

Zuerst einmal viel Arbeit, weil ein zertifizierter Betrieb zur Abfüllung gefunden werden musste. Aber vor allem: wichtige Hilfe für die KleinbäuerInnen, die sonst nie auf die Idee des Bio-Anbaus gekommen wären.

Welche Vorteile haben die ProduzentInnen durch die Vermarktung ihrer Produkte über den Fairen Handel?

Wir erhalten nun einen angemessenen Preis für unsere Produkte, der sowohl die Kosten deckt als auch Möglichkeiten schafft, neue Geräte und Tiere zu kaufen, um den Bio-Anbau voranzutreiben. Langfristige Verträge mit Green Net sichern die Zukunft unserer Kinder und bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Yupahwadi Thaithet

Yupahwadi Thaithet:

:

Boonjira Tanruag:

Was wurde konkret bereits erreicht? Wir können viel besser

von unseren Kokosnüssen leben, müssen nicht mehr mit giftigen Substanzen umgehen und haben mehr Tiere auf der Farm und somit eine ausgewogenere Ernährung. Ebenso haben wir nun Geld, um Schulbücher für unsere Kinder zu kaufen.

Frau Tanruang, was hoffen Sie mit dem Export dieses neuen Produktes zu erreichen?

Ein besseres Leben für jeden einzelnen Bauern und die Chance, durch den fairen Mehrpreis die Kooperative zu stärken. Ebenso können wir so leichter weitere BäuerIn-nen überzeugen, auf Bio-Anbau umzustellen und diese Produkte auch auf dem heimischen Markt anzubieten, was gesünder für ProduzentIn und KonsumentIn ist.

Frau Thaithet, was erhoffen Sie sich von der Zukunft?

Noch mehr von unseren Nüssen zu einem guten Preis absetzen zu können und neue Produkte zu entwickeln, die wir verkaufen können.

Yupahwadi Thaithet:

Yupahwadi Thaithet:

Boonjira Tanruag:

Im Interview: 41 Jahre alt, General

Managerin von Green Net

35 Jahre alt, Mitglied der Organic Coconut Developing Group (OCDG)

Boonjira Tanruag,

Yupahwadi Thaithet,

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FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

Um die Kosten für die Bio-Zertifizierung zu reduzieren, hat Green Net wesentlich zum Aufbau der thailändischen Bio-Zertifizierungsorganisation ACT beigetragen, die die BäuerInnen direkt vor Ort berät und überprüft. Green Net hat sich zudem der Protestbewegung gegen Gentechnik angeschlossen und kämpft gegen die Inbesitznahme des wertvollen Hom Mali durch große Konzerne. Denn es geht um mehr als um ein einfaches Korn. Es geht um ein Stück Kultur, das die Lebensart und das Denken der Menschen in Thailand bestimmt. Und es geht um die Unabhängigkeit der KleinbäuerInnen!

Green Net unterstützt die KleinbäuerInnen nicht nur beim Export ihrer Produkte, sondern auch bei der Vermarktung auf dem nationalen Markt. So ist zum Beispiel ein Netz von 30 eigenen Naturkostläden in Thailand entstanden. Hier werden nicht nur ihr Reis, sondern auch Bio-Gemüse, Obst und Naturtextilien aus eigener Produktion angeboten.

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Name: Green Net Produkt(e): für den Export: Reis, Kokosmilch. Für nationalen und lokalen Markt: Obst, Gemüse, Naturtextilien etc. Sitz: Bangkok, Thailand Organisationsform: Genossenschaft / Fair-Handels-Organisation, die wiederum Kleinbauernorganisationen unterstützt, indem sie deren Produkte auf dem Binnen- und Exportmarkt vermarktet Mitglie-der: ca. 1.000 KleinbäuerInnen Tätig seit: Anfang der 90er Jahre Im Fairen Handel seit: Anfang der 90er Jahre Absatzmärkte: Export, eigene Naturkostläden in Bangkok, lokale Märkte Homepage: www.greennet.or.th

Green Net - Steckbrief

Zum Beispiel Kokosmilch:Palmen - das Sinnbild für tropische Strände. Ihre Kokosmilch liefert die Grundlage für so manch verführerischen Cocktail, und auch aus der asiatischen Küche ist sie nicht wegzudenken. In der südlichen Provinz Prachaup Khiri Khan, dort wo Thailand am schmalsten ist und sandige Böden sowie ein hoher Salzgehalt in Luft und Wasser ideale Anbaubedingungen schaffen, bietet die Kokosnuss nun einer kleinen Gruppe von ProduzentInnen eine neue Chance, mit Fairem Handel ihre Zukunft zu sichern.

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Sieben KleinproduzentInnen haben sich in der Organic Coconut Developing Group (OCDG) zusammengeschlossen und arbeiten mit Green Net zusammen an der Umstellung auf ökologischen Anbau. Das bedeutet unter anderem die Diversifi-zierung der angebauten Früchte. Zwischen den Kokospalmen werden beispielsweise Erdnüsse, Bohnen, Bananen und Papaya angepflanzt, deren Verkauf ein zusätzliches Einkommen bringt.

Für die Produktion von Kokosmilch arbeitet OCDG mit dem Privatbetrieb Merit Foods im 500 km entfernten Chon-Buri zusammen, der einzigen bio-zertifizierten Abfüllanlage in Thailand. Darüber hinaus herrschen hier gute Arbeitsbedingungen für die ArbeiterInnen: Geeignete Arbeitskleidung wird gestellt, und die Gehälter und Sozialleistungen sind überdurchschnittlich hoch.

GREEN NET IN THAILAND Kleinbäuerliche Zukunft statt Landflucht

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COMUCAP in Honduras

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

18

Name: Produkt(e):

Ort: Organisationsform: Mitglieder: Tätig seit: Im Fairen Handel seit:

Absatzmärkte:

Coordinadora de Mujeres Campesinas de La Paz (COMUCAP) Export: Kaffee, Aloe Vera-Produkte, Lokaler Markt: Honig, Bananen, Orangen, Gemüse, Brombeer- und Orangenwein, organischer Dünger etc. La Paz, Honduras

Non-Profit-Frauen-Organisationca. 250 Kleinbäuerinnen 1996

2004 als eigenständige Organisation, zuvor bereits als Mitglied einer anderen Kooperative Kaffee: 70% internatio-nal (als grüner Kaffee), ca. 35% an den Fairen Handel, 30% national (geröstet und gemahlen), weitere Produkte vor allem für den nationalen Markt

COMUCAP - Steckbrief

19

Es sieht idyllisch aus. Insekten schwirren umher, angelockt von der weißen Blütenpracht. Stimmungs-voll ziehen frühmorgendliche Nebelschwaden durch die Kaffeepflanzungen. Aber der Schein trügt. Kaffee ist zwar nach Erdöl noch immer das meistgehandelte Rohprodukt auf dem Weltmarkt und Existenzgrundlage für etwa 25 Millionen Menschen in den Ländern des Südens. Vom Ertrag ihrer Kaffeesträucher konnten in den vergangenen Jahren aber Millionen von Kaffee-bäuerInnen weder die Produktionskosten decken noch sich und ihre Familie ernähren. Dominiert wird der Kaffeemarkt von wenigen, multinationalen Unterneh-men. An der Börse gehandelt, unterliegt der Rohkaffee immer wieder extremen Schwankungen.

Mit seinem garantierten Mindestpreis, der über dem Weltmarktpreis liegt, sowie zusätzlichen Aufschlägen für Entwicklungsprojekte und zur Förderung des Bio-Anbaus ermöglicht der Faire Handel KleinbäuerInnen eine Perspektive. Produziert wird der fair gehandelte Kaffee ausschließlich von in Genossenschaften organisierten KleinbäuerInnen.

COMUCAP IN HONDURAS Frauen nehmen Geschäfte in die eigenen Hände

Page 19: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

COMUCAP in Honduras

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

18

Name: Produkt(e):

Ort: Organisationsform: Mitglieder: Tätig seit: Im Fairen Handel seit:

Absatzmärkte:

Coordinadora de Mujeres Campesinas de La Paz (COMUCAP) Export: Kaffee, Aloe Vera-Produkte, Lokaler Markt: Honig, Bananen, Orangen, Gemüse, Brombeer- und Orangenwein, organischer Dünger etc. La Paz, Honduras

Non-Profit-Frauen-Organisationca. 250 Kleinbäuerinnen 1996

2004 als eigenständige Organisation, zuvor bereits als Mitglied einer anderen Kooperative Kaffee: 70% internatio-nal (als grüner Kaffee), ca. 35% an den Fairen Handel, 30% national (geröstet und gemahlen), weitere Produkte vor allem für den nationalen Markt

COMUCAP - Steckbrief

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Es sieht idyllisch aus. Insekten schwirren umher, angelockt von der weißen Blütenpracht. Stimmungs-voll ziehen frühmorgendliche Nebelschwaden durch die Kaffeepflanzungen. Aber der Schein trügt. Kaffee ist zwar nach Erdöl noch immer das meistgehandelte Rohprodukt auf dem Weltmarkt und Existenzgrundlage für etwa 25 Millionen Menschen in den Ländern des Südens. Vom Ertrag ihrer Kaffeesträucher konnten in den vergangenen Jahren aber Millionen von Kaffee-bäuerInnen weder die Produktionskosten decken noch sich und ihre Familie ernähren. Dominiert wird der Kaffeemarkt von wenigen, multinationalen Unterneh-men. An der Börse gehandelt, unterliegt der Rohkaffee immer wieder extremen Schwankungen.

Mit seinem garantierten Mindestpreis, der über dem Weltmarktpreis liegt, sowie zusätzlichen Aufschlägen für Entwicklungsprojekte und zur Förderung des Bio-Anbaus ermöglicht der Faire Handel KleinbäuerInnen eine Perspektive. Produziert wird der fair gehandelte Kaffee ausschließlich von in Genossenschaften organisierten KleinbäuerInnen.

COMUCAP IN HONDURAS Frauen nehmen Geschäfte in die eigenen Hände

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Die Organisation übernimmt auch den Transport der Produkte zu den lokalen Verarbeitungs- und Verkaufsstellen sowie den Export des Bio-Kaffees. Für den Kaffee erhalten die Mitglieder zur Ernte eine Vorfinanzierung.

Was wird außer Kaffee noch angebaut und wieso?Der konventionelle Kaffee-

markt ist sehr instabil. Daher bemühen wir uns um eine Diversifizierung unserer Produkte. Wir bauen Aloe Vera an und verarbeiten sie weiter z. B. zu Shampoo und Seife. Daneben produzie-ren wir Honig, Früchte, Gemüse, Wein und Soja und stellen organischen Dünger her. Außerdem sind wir im Öko-Tourismus tätig.

COMUCAP setzt ausschließlich auf biologischen Anbau – weshalb?

Einer unserer wichtigsten Grundsätze ist es, im Einklang mit der Natur zu leben. Deshalb ist es für uns ein Hauptziel, unsere natürlichen Ressourcen zu schützen.

Was genau konnte in den letzten Jahren mit den Mehrerlösen aus dem Fairen Handel realisiert werden? Haben Sie schon Pläne für die Zukunft? Wer entscheidet, was mit den Mehrerlösen passiert?

Nach der Trennung von der anderen Kooperative haben wir als COMUCAP erstmals für die Ernte 2006/2007 selbst über die Fair-Handels-Prämie bestimmt. Leider bekommen wir den Mehrerlös nur für einen kleinen Teil unserer Produktion. Den anderen Teil müssen wir an den normalen Markt verkaufen. Das stellt für uns ein Problem dar, da der biologische Anbau kostenintensiv ist. Unsere Mitgliederversamm-lung hat mehrheitlich beschlossen, den Mehrerlös aus dem Fairen Handel für einen Fonds zu verwenden. Die Frauen, die dies am dringendsten benötigen, können sich daraus Mittel leihen. Zukünftig würden wir gerne soziale Projekte realisieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?Ich wünsche mir, dass wir

unsere gesamte Kaffeeproduktion zu Fair-Handels Bedingungen verkaufen können, so dass alle Frauen direkt von den Vorteilen profitieren können.

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

Im Interview:Dolores Benitez, Verwalterin der Kaffee-Genossenschaft COMUCAP in Honduras

Die Mitglieder von COMUCAP sind nur Frauen. Warum?

Sechs Frauen hatten 1993 die Idee, COMUCAP zu gründen. Das war unsere Antwort auf die schwierige Situation, der sich Frauen hier gegenüber sehen: Häusliche und familiäre Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminie-rung erschweren uns das Leben. COMUCAP kämpft für die Rechte der Frauen. Die Organisation setzt sich insbesondere für ihren Zugang zu Produktionsmitteln ein: Land, Technologie, Arbeitskapital. Außerdem möchten wir unsere Mitglieder dazu befähigen, in den Gemeinden stärker an den Entscheidungen teilzunehmen.

Und was sagen die Männer dazu?Zunächst kritisierten sie uns

heftig. Wir wurden beschuldigt, Zwietracht in die Familien zu tragen, da auf Grund unserer Informationsarbeit viele Frauen begannen, sich gegen Misshandlungen zu wehren. Sie organisier-ten sich, wurden Mitglied bei COMUCAP. Viele haben juristische Schritte gegen ihre Peiniger

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

20

eingeleitet, auch wenn diese ihre Ehemänner waren. Nach 16 Jahren Arbeit für mehr Gleichbe-rechtigung haben wir es geschafft, dass uns auch viele Männer unterstützen. Viele arbeiten sogar in unseren Produktionsstätten mit. Am Anfang waren wir als COMUCAP Mitglied bei einer größeren Kooperative. Jetzt haben wir uns aber selbstständig gemacht, damit der Nutzen aus dem Fairen Handel wirklich den Frauen zugute kommt. Das ist eine große Herausforde-rung für uns. Aber wir wollten nicht mehr von anderen Organisationen abhängig sein, wo die Männer Entscheidungen treffen, von denen vor allem sie profitieren.

Wieso sind Sie persönlich Mitglied bei COMUCAP geworden?

Ich bin COMUCAP beigetre-ten, weil es hier die einzige Frauenorganisation ist und damit der einzige Ort, wo wir als Frauen bestimmen. Mein Leben hat sich dadurch grundlegend verändert. Ich habe viel gelernt, vor allem mich selbst wert zu schätzen und meine Rechte als Frau einzufordern. Ich bin mit knapp 17 Jahren aus einem entlegenen Dorf nach Marcala gekommen. Ich hatte nur eine Grundschulbildung, da meine Eltern zu arm waren, um mich weiter zur Schule zu schicken. Mit der Unterstützung einer Frauenrechtsorgani-sation, aus der später COMUCAP entstanden ist, konnte ich die weiterführende Schule besuchen. Heute arbeite ich als Verwalterin von COMU-CAP. Wie unterstützt COMUCAP seine Mitglieder? Und was leistet COMUCAP konkret für die Kleinbäuerinnen?

COMUCAP organisiert Alphabetisierungskurse für Erwachsene, vermittelt Schulstipendien und bietet Weiterbil-dungsprogramme in unterschiedlichen Themenbe-reichen an. Die Organisation leistet technische Unterstützung bei der Produktion und erleichtert den Frauen den Zugang zu Krediten für den Kauf von Land, Saatgut und für die Diversifizierung der Produkte im Rahmen von biologischer Landwirtschaft. COMUCAP realisiert die Bio-Zertifizierung und ermöglicht einen Herkunfts-nachweis für den Kaffee.

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

COMUCAP IN HONDURAS Frauen nehmen Geschäfte in die eigenen Hände

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Die Organisation übernimmt auch den Transport der Produkte zu den lokalen Verarbeitungs- und Verkaufsstellen sowie den Export des Bio-Kaffees. Für den Kaffee erhalten die Mitglieder zur Ernte eine Vorfinanzierung.

Was wird außer Kaffee noch angebaut und wieso?Der konventionelle Kaffee-

markt ist sehr instabil. Daher bemühen wir uns um eine Diversifizierung unserer Produkte. Wir bauen Aloe Vera an und verarbeiten sie weiter z. B. zu Shampoo und Seife. Daneben produzie-ren wir Honig, Früchte, Gemüse, Wein und Soja und stellen organischen Dünger her. Außerdem sind wir im Öko-Tourismus tätig.

COMUCAP setzt ausschließlich auf biologischen Anbau – weshalb?

Einer unserer wichtigsten Grundsätze ist es, im Einklang mit der Natur zu leben. Deshalb ist es für uns ein Hauptziel, unsere natürlichen Ressourcen zu schützen.

Was genau konnte in den letzten Jahren mit den Mehrerlösen aus dem Fairen Handel realisiert werden? Haben Sie schon Pläne für die Zukunft? Wer entscheidet, was mit den Mehrerlösen passiert?

Nach der Trennung von der anderen Kooperative haben wir als COMUCAP erstmals für die Ernte 2006/2007 selbst über die Fair-Handels-Prämie bestimmt. Leider bekommen wir den Mehrerlös nur für einen kleinen Teil unserer Produktion. Den anderen Teil müssen wir an den normalen Markt verkaufen. Das stellt für uns ein Problem dar, da der biologische Anbau kostenintensiv ist. Unsere Mitgliederversamm-lung hat mehrheitlich beschlossen, den Mehrerlös aus dem Fairen Handel für einen Fonds zu verwenden. Die Frauen, die dies am dringendsten benötigen, können sich daraus Mittel leihen. Zukünftig würden wir gerne soziale Projekte realisieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?Ich wünsche mir, dass wir

unsere gesamte Kaffeeproduktion zu Fair-Handels Bedingungen verkaufen können, so dass alle Frauen direkt von den Vorteilen profitieren können.

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

Im Interview:Dolores Benitez, Verwalterin der Kaffee-Genossenschaft COMUCAP in Honduras

Die Mitglieder von COMUCAP sind nur Frauen. Warum?

Sechs Frauen hatten 1993 die Idee, COMUCAP zu gründen. Das war unsere Antwort auf die schwierige Situation, der sich Frauen hier gegenüber sehen: Häusliche und familiäre Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminie-rung erschweren uns das Leben. COMUCAP kämpft für die Rechte der Frauen. Die Organisation setzt sich insbesondere für ihren Zugang zu Produktionsmitteln ein: Land, Technologie, Arbeitskapital. Außerdem möchten wir unsere Mitglieder dazu befähigen, in den Gemeinden stärker an den Entscheidungen teilzunehmen.

Und was sagen die Männer dazu?Zunächst kritisierten sie uns

heftig. Wir wurden beschuldigt, Zwietracht in die Familien zu tragen, da auf Grund unserer Informationsarbeit viele Frauen begannen, sich gegen Misshandlungen zu wehren. Sie organisier-ten sich, wurden Mitglied bei COMUCAP. Viele haben juristische Schritte gegen ihre Peiniger

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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eingeleitet, auch wenn diese ihre Ehemänner waren. Nach 16 Jahren Arbeit für mehr Gleichbe-rechtigung haben wir es geschafft, dass uns auch viele Männer unterstützen. Viele arbeiten sogar in unseren Produktionsstätten mit. Am Anfang waren wir als COMUCAP Mitglied bei einer größeren Kooperative. Jetzt haben wir uns aber selbstständig gemacht, damit der Nutzen aus dem Fairen Handel wirklich den Frauen zugute kommt. Das ist eine große Herausforde-rung für uns. Aber wir wollten nicht mehr von anderen Organisationen abhängig sein, wo die Männer Entscheidungen treffen, von denen vor allem sie profitieren.

Wieso sind Sie persönlich Mitglied bei COMUCAP geworden?

Ich bin COMUCAP beigetre-ten, weil es hier die einzige Frauenorganisation ist und damit der einzige Ort, wo wir als Frauen bestimmen. Mein Leben hat sich dadurch grundlegend verändert. Ich habe viel gelernt, vor allem mich selbst wert zu schätzen und meine Rechte als Frau einzufordern. Ich bin mit knapp 17 Jahren aus einem entlegenen Dorf nach Marcala gekommen. Ich hatte nur eine Grundschulbildung, da meine Eltern zu arm waren, um mich weiter zur Schule zu schicken. Mit der Unterstützung einer Frauenrechtsorgani-sation, aus der später COMUCAP entstanden ist, konnte ich die weiterführende Schule besuchen. Heute arbeite ich als Verwalterin von COMU-CAP. Wie unterstützt COMUCAP seine Mitglieder? Und was leistet COMUCAP konkret für die Kleinbäuerinnen?

COMUCAP organisiert Alphabetisierungskurse für Erwachsene, vermittelt Schulstipendien und bietet Weiterbil-dungsprogramme in unterschiedlichen Themenbe-reichen an. Die Organisation leistet technische Unterstützung bei der Produktion und erleichtert den Frauen den Zugang zu Krediten für den Kauf von Land, Saatgut und für die Diversifizierung der Produkte im Rahmen von biologischer Landwirtschaft. COMUCAP realisiert die Bio-Zertifizierung und ermöglicht einen Herkunfts-nachweis für den Kaffee.

Dolores Benitez:

Dolores Benitez:

COMUCAP IN HONDURAS Frauen nehmen Geschäfte in die eigenen Hände

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RamPrasad Patwa

Ram Prasad Patwa stammt aus einem kleinen Dorf im Distrikt Uttah Pradesh. Sein Vater verdiente den Lebensun-terhalt noch als Bauer. Ram Prasad beendete die High School und ging nach Mumbai, wo er begann, Schmuck herzustel-len, und sein eigenes kleines Unternehmen gründete. Seit 1989 arbeitet er mit der Organisation ASHA zusammen. Seitdem ist sein Umsatz stetig gestiegen, und er kann heute sieben KunsthandwerkerInnen beschäftigen. Seine MitarbeiterInnen erhalten finanzielle Unterstützung im Krankheitsfall und bei Bedarf auch Vorschüsse.

ASHA ermöglichte Ram Prasad und zwei seiner Mitarbei-terInnen eine Weiterbildung, wo sie mehr über modernes Design und angesagte Farben lernten. „Das hat uns Selbstvertrauen in unsere eigene Kreativität gegeben“, erzählt er. Früher haben sie meist nach Vorbildern in Katalogen gearbeitet. Zukünftig wollen sie im Vertrauen auf ihre eigene Inspiration originellere Stücke schaffen.

Der durch ASHA vermittelte Kontakt zu westlichen Designern, die neue Produktreihen entwickelten, verhalf Ram Prasad zu zusätzlichen Aufträgen. Vor kurzem ist das kleine Unternehmen auch dank eines Zuschusses von ASHA in eine neue Werkstatt umgezogen, wo die HandwerkerInnen mehr Platz und Licht für ihre Arbeit haben.

Name: ASHA Handicraft Association Produkt(e): Kunsthandwerk aus Leder, Stein, Holz, Papier, Textilien etc. Sitz: Mumbai, Indien Organisa-tionsform: gemeinnützige Gesellschaft Produzenten: arbeitet mit ca. 1.300 Kunsthand-werkern in 50 Produzentengruppen Tätig seit: 1975 Im Fairen Handel seit: 1975 Märkte: Exportmärkte Homepage: www.ashahandicrafts.org

ASHA - Steckbrief

SELBSTVERTRAUENIN EIGENE DIEKREATIVITATIndien bietet eine schillernde Vielfalt an handgefer-tigten Produkten. Seit Jahrhunderten ist das Land für seine Seidenproduktion, Holzschnitzereien, Teppiche und Elfenbeinarbeiten bekannt. Die Textilindustrie produziert von Bekleidung über Tücher, Kissenbezüge und Taschen alles, was aus Stoffen hergestellt werden kann. Jedoch werden diese schönen, qualitativ hochwertigen Produkte oft in elender Armut hergestellt, die Kunsthandwer-kerInnen werden fast immer von Geldverleihern ausgebeutet. Außerdem haben sie oft keinen Zugang zu Krediten und verfügen nur über wenig Marketing- und Managementwissen.

Um die reichhaltigen Kunsthandwerkstraditionen Indiens zu bewahren und den ProduzentInnen ein faires Einkommen zu sichern, wurde vor mehr als 30 Jahren ASHA – das bedeutet in der Hindi-Sprache ‚Hoffnung' – als gemeinnützige Gesell-schaft gegründet. Die Vermarktungs- und Exportorganisation arbeitet heute direkt mit mehr als 1.300 KunsthandwerkerInnen aus unterschied-lichen Regionen Indiens zusammen. Einer von ihnen ist Ram Prasad Patwa.

ASHA stellt sicher, dass er und die anderen KunsthandwerkerInnen einen gerechten Anteil am Verkauf ihrer Produkte erhalten. Anders als andere Händler finanziert ASHA die bestellte Ware teilweise vor, so dass die ProduzentInnen Rohmaterial einkaufen können und sich nicht für Produktionskosten verschulden müssen. Darüber hinaus investiert ASHA in Weiterbildung und unterstützt insbesondere Selbsthilfegruppen von Frauen zum Beispiel mit Alphabetisierungspro-grammen, Familienberatung und Führungstrai-nings.

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

22 23

In den größeren Kunsthandwerkszentren kümmern sich eigene SozialarbeiterInnen darum, dass die Produzentenfamilien Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung haben. In Moradabad wurde beispielsweise eine Lerngruppe für 32 Kinder eingerichtet, um diese auch nach der Schule zu unterstützen. In Agra gibt es eine E-Academy, in der die Kinder von KunsthandwerkerInnen den Umgang mit Computern erlernen, aber auch Englischunterricht und Freizeitangebote erhalten. In Jaipur wurde eine Bibliothek eingerichtet, wo Kinder sich Spiele, Bücher und Spielzeug ausleihen können. Diese Projekte verdeutlichen das besondere Anliegen von ASHA, Kinderarbeit zu unterbinden und stattdessen den Kindern der ProduzentInnen eine gute Ausbildung zu verschaffen.

ASHA IN INDIEN Selbstvertrauen in die eigene Kreativität

ASHA in Indien

Page 23: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

RamPrasad Patwa

Ram Prasad Patwa stammt aus einem kleinen Dorf im Distrikt Uttah Pradesh. Sein Vater verdiente den Lebensun-terhalt noch als Bauer. Ram Prasad beendete die High School und ging nach Mumbai, wo er begann, Schmuck herzustel-len, und sein eigenes kleines Unternehmen gründete. Seit 1989 arbeitet er mit der Organisation ASHA zusammen. Seitdem ist sein Umsatz stetig gestiegen, und er kann heute sieben KunsthandwerkerInnen beschäftigen. Seine MitarbeiterInnen erhalten finanzielle Unterstützung im Krankheitsfall und bei Bedarf auch Vorschüsse.

ASHA ermöglichte Ram Prasad und zwei seiner Mitarbei-terInnen eine Weiterbildung, wo sie mehr über modernes Design und angesagte Farben lernten. „Das hat uns Selbstvertrauen in unsere eigene Kreativität gegeben“, erzählt er. Früher haben sie meist nach Vorbildern in Katalogen gearbeitet. Zukünftig wollen sie im Vertrauen auf ihre eigene Inspiration originellere Stücke schaffen.

Der durch ASHA vermittelte Kontakt zu westlichen Designern, die neue Produktreihen entwickelten, verhalf Ram Prasad zu zusätzlichen Aufträgen. Vor kurzem ist das kleine Unternehmen auch dank eines Zuschusses von ASHA in eine neue Werkstatt umgezogen, wo die HandwerkerInnen mehr Platz und Licht für ihre Arbeit haben.

Name: ASHA Handicraft Association Produkt(e): Kunsthandwerk aus Leder, Stein, Holz, Papier, Textilien etc. Sitz: Mumbai, Indien Organisa-tionsform: gemeinnützige Gesellschaft Produzenten: arbeitet mit ca. 1.300 Kunsthand-werkern in 50 Produzentengruppen Tätig seit: 1975 Im Fairen Handel seit: 1975 Märkte: Exportmärkte Homepage: www.ashahandicrafts.org

ASHA - Steckbrief

SELBSTVERTRAUENIN EIGENE DIEKREATIVITATIndien bietet eine schillernde Vielfalt an handgefer-tigten Produkten. Seit Jahrhunderten ist das Land für seine Seidenproduktion, Holzschnitzereien, Teppiche und Elfenbeinarbeiten bekannt. Die Textilindustrie produziert von Bekleidung über Tücher, Kissenbezüge und Taschen alles, was aus Stoffen hergestellt werden kann. Jedoch werden diese schönen, qualitativ hochwertigen Produkte oft in elender Armut hergestellt, die Kunsthandwer-kerInnen werden fast immer von Geldverleihern ausgebeutet. Außerdem haben sie oft keinen Zugang zu Krediten und verfügen nur über wenig Marketing- und Managementwissen.

Um die reichhaltigen Kunsthandwerkstraditionen Indiens zu bewahren und den ProduzentInnen ein faires Einkommen zu sichern, wurde vor mehr als 30 Jahren ASHA – das bedeutet in der Hindi-Sprache ‚Hoffnung' – als gemeinnützige Gesell-schaft gegründet. Die Vermarktungs- und Exportorganisation arbeitet heute direkt mit mehr als 1.300 KunsthandwerkerInnen aus unterschied-lichen Regionen Indiens zusammen. Einer von ihnen ist Ram Prasad Patwa.

ASHA stellt sicher, dass er und die anderen KunsthandwerkerInnen einen gerechten Anteil am Verkauf ihrer Produkte erhalten. Anders als andere Händler finanziert ASHA die bestellte Ware teilweise vor, so dass die ProduzentInnen Rohmaterial einkaufen können und sich nicht für Produktionskosten verschulden müssen. Darüber hinaus investiert ASHA in Weiterbildung und unterstützt insbesondere Selbsthilfegruppen von Frauen zum Beispiel mit Alphabetisierungspro-grammen, Familienberatung und Führungstrai-nings.

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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In den größeren Kunsthandwerkszentren kümmern sich eigene SozialarbeiterInnen darum, dass die Produzentenfamilien Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung haben. In Moradabad wurde beispielsweise eine Lerngruppe für 32 Kinder eingerichtet, um diese auch nach der Schule zu unterstützen. In Agra gibt es eine E-Academy, in der die Kinder von KunsthandwerkerInnen den Umgang mit Computern erlernen, aber auch Englischunterricht und Freizeitangebote erhalten. In Jaipur wurde eine Bibliothek eingerichtet, wo Kinder sich Spiele, Bücher und Spielzeug ausleihen können. Diese Projekte verdeutlichen das besondere Anliegen von ASHA, Kinderarbeit zu unterbinden und stattdessen den Kindern der ProduzentInnen eine gute Ausbildung zu verschaffen.

ASHA IN INDIEN Selbstvertrauen in die eigene Kreativität

ASHA in Indien

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HANDWERK KULTURELLES

ERBESICHERN

MITTRADITIONELLEM

HANDWERK KULTURELLES

ERBESICHERN

MITTRADITIONELLEM

Name: Fundación Sinchi Sacha Produkt(e): Kunsthandwerk Sitz: Quito, Ecuador Organisa-tionsform: Stiftung Mitglieder: rund 150 Gruppen von KleinproduzentInnen Tätig seit: 1991 Im Fairen Handel seit: 1991 Absatzmärk-te: Eigene Shops, Export Homepage: www.sinchisacha.org

SINCHI SACHA - Steckbrief

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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Hoch über Quito bietet der Mirador de Guápulo eine einmalige Aussicht über das Tal. Hier, von wo einst die erste spanische Expedition in das Amazonasgebiet aufbrach, lädt heute ein gemütli-ches Restaurant mit traditionellen Gerichten und Live-Musik zum Verweilen ein. Das Museum im gleichen Gebäude vermittelt den BesucherInnen Eindrücke in die ecuadorianische Kultur, im angeschlossenen Museumsshop wird hochwerti-ges, traditionelles Kunsthandwerk angeboten. So sieht eines der Projekte von Sinchi Sacha aus. Fairer Handel einmal anders.

Sinchi Sacha hat sich der Förderung des traditionel-len Kunsthandwerks und dem Fairen Handel verschrieben. Die NGO unterstützt vor allem indigene KunsthandwerkerInnen bei der Vermark-tung ihrer Produkte. Dazu zählen Musikinstrumen-te, Ketten und Ohrschmuck aus Keramik, Figuren und Skulpturen aus Ton, klassische Hüte aus Filz und vieles mehr. Sinchi Sacha verkauft dies an Fair-Handels-Organisationen in Europa, aber auch in eigenen Museumsshops in Ecuador. „Wir sind Pioniere in Lateinamerika, was den Aufbau von „Weltläden im Süden“ anbetrifft“, sagt Catalina Sosa, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stiftung, stolz. Ihre Vision: Durch die Vermarktung von traditionellem Kunsthandwerk im Fairen Handel soll das kulturelle Erbe wieder belebt und zugleich ein Beitrag zur Armutsbekämpfung und zum Ressourcenschutz geleistet werden.

Für die rund 150 Produzentengruppen bedeutet die Zusammenarbeit mit Sinchi Sacha vor allem Marktzugang. Die KunsthandwerkerInnen leben abgelegen im Amazonasgebiet, wo es kaum alternative Arbeitsmöglichkeiten gibt. Somit ist der Verkauf ihrer Produkte für die indigenen Gemein-schaften oft die einzige Möglichkeit, Einkommen zu erzielen. Sinchi Sacha bietet ihnen faire Preise, die zeitnah gezahlt werden, und berät sie in Bezug auf Markttrends. „Die KünstlerInnen profitieren von einer Handelsbeziehung, die auf Transparenz und Vertrauen beruht“, betont Catalina Sosa.

Darüber hinaus unterstützt ihre Stiftung die ProduzentInnen bei der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten sowie bei der Gründung von Koopera-tiven. So organisiert, gewinnen diese an Wettbe-

werbsfähigkeit, Autonomie und Durchsetzungs-kraft, um sich für ihre eigenen Interessen einzuset-zen.

In ihren eigenen Einrichtungen schafft Sinchi Sacha zusätzliche Arbeitsplätze. Alleine im Kulturzentrum ‚Tianguez' mit Museum, Laden und angegliedertem Kulturcafé an der Plaza de San Fransisco mitten im Zentrum von Quito sind 20 Personen fest angestellt.

„Uns ist wichtig, die KundInnen für die Wertschöp-fungskette zu sensibilisieren, die sie mit ihrem Kaufverhalten unterstützen“, erklärt Catalina Sosa. „Die Stärkung lokaler Märkte, die Schaffung verantwortlichen Käuferverhaltens, die Verbrei-tung des Fair-Handels-Gedankens sowie der politische Einsatz für veränderte Handelsregeln sind wichtige Säulen, auf denen unsere soziale und unternehmerische Arbeit ruht.“

lebt im tropischen Regenwald. Wie viele Frauen in Amazonien erlernte sie die Töpferei von kleinauf von den älteren Frauen der Familie, so wie sie die jahrhundertealte Kunst nun an ihre Töchter weitergibt. In ihrem kleinen Haus in Puyo lebt sie zwischen Mucahuas, Supays (Waldgeister aus Ton) und den Scheiben mit Felszeichnungen, die sie mit ihren Töchtern herstellt.

Gloria ist Witwe und kann weder lesen noch schreiben. Aber sie hat es geschafft, dass ihre beiden Töchter die Grund- und weiterführende Schule besuchen konnten. Denn sie gehört zum Netz der KunsthandwerkerInnen, deren Produkte Sinchi Sacha vermarktet. Im vergangenen Jahr hat sie mit viel Erfolg an einer Ausstellung teilgenommen, wo ecuadorianische KünstlerInnen Kunstobjekte und Schmuck verkauften, die von den Felszeichungen Amazoniens inspiriert waren.

Gloria Manglia

SINCHI SACHA IN ECUADOR Mit traditionellem Handwerk kulturelles Erbe sichern

25

SINCHI SACHA IN ECUADOR

Page 25: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

HANDWERK KULTURELLES

ERBESICHERN

MITTRADITIONELLEM

HANDWERK KULTURELLES

ERBESICHERN

MITTRADITIONELLEM

Name: Fundación Sinchi Sacha Produkt(e): Kunsthandwerk Sitz: Quito, Ecuador Organisa-tionsform: Stiftung Mitglieder: rund 150 Gruppen von KleinproduzentInnen Tätig seit: 1991 Im Fairen Handel seit: 1991 Absatzmärk-te: Eigene Shops, Export Homepage: www.sinchisacha.org

SINCHI SACHA - Steckbrief

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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Hoch über Quito bietet der Mirador de Guápulo eine einmalige Aussicht über das Tal. Hier, von wo einst die erste spanische Expedition in das Amazonasgebiet aufbrach, lädt heute ein gemütli-ches Restaurant mit traditionellen Gerichten und Live-Musik zum Verweilen ein. Das Museum im gleichen Gebäude vermittelt den BesucherInnen Eindrücke in die ecuadorianische Kultur, im angeschlossenen Museumsshop wird hochwerti-ges, traditionelles Kunsthandwerk angeboten. So sieht eines der Projekte von Sinchi Sacha aus. Fairer Handel einmal anders.

Sinchi Sacha hat sich der Förderung des traditionel-len Kunsthandwerks und dem Fairen Handel verschrieben. Die NGO unterstützt vor allem indigene KunsthandwerkerInnen bei der Vermark-tung ihrer Produkte. Dazu zählen Musikinstrumen-te, Ketten und Ohrschmuck aus Keramik, Figuren und Skulpturen aus Ton, klassische Hüte aus Filz und vieles mehr. Sinchi Sacha verkauft dies an Fair-Handels-Organisationen in Europa, aber auch in eigenen Museumsshops in Ecuador. „Wir sind Pioniere in Lateinamerika, was den Aufbau von „Weltläden im Süden“ anbetrifft“, sagt Catalina Sosa, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stiftung, stolz. Ihre Vision: Durch die Vermarktung von traditionellem Kunsthandwerk im Fairen Handel soll das kulturelle Erbe wieder belebt und zugleich ein Beitrag zur Armutsbekämpfung und zum Ressourcenschutz geleistet werden.

Für die rund 150 Produzentengruppen bedeutet die Zusammenarbeit mit Sinchi Sacha vor allem Marktzugang. Die KunsthandwerkerInnen leben abgelegen im Amazonasgebiet, wo es kaum alternative Arbeitsmöglichkeiten gibt. Somit ist der Verkauf ihrer Produkte für die indigenen Gemein-schaften oft die einzige Möglichkeit, Einkommen zu erzielen. Sinchi Sacha bietet ihnen faire Preise, die zeitnah gezahlt werden, und berät sie in Bezug auf Markttrends. „Die KünstlerInnen profitieren von einer Handelsbeziehung, die auf Transparenz und Vertrauen beruht“, betont Catalina Sosa.

Darüber hinaus unterstützt ihre Stiftung die ProduzentInnen bei der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten sowie bei der Gründung von Koopera-tiven. So organisiert, gewinnen diese an Wettbe-

werbsfähigkeit, Autonomie und Durchsetzungs-kraft, um sich für ihre eigenen Interessen einzuset-zen.

In ihren eigenen Einrichtungen schafft Sinchi Sacha zusätzliche Arbeitsplätze. Alleine im Kulturzentrum ‚Tianguez' mit Museum, Laden und angegliedertem Kulturcafé an der Plaza de San Fransisco mitten im Zentrum von Quito sind 20 Personen fest angestellt.

„Uns ist wichtig, die KundInnen für die Wertschöp-fungskette zu sensibilisieren, die sie mit ihrem Kaufverhalten unterstützen“, erklärt Catalina Sosa. „Die Stärkung lokaler Märkte, die Schaffung verantwortlichen Käuferverhaltens, die Verbrei-tung des Fair-Handels-Gedankens sowie der politische Einsatz für veränderte Handelsregeln sind wichtige Säulen, auf denen unsere soziale und unternehmerische Arbeit ruht.“

lebt im tropischen Regenwald. Wie viele Frauen in Amazonien erlernte sie die Töpferei von kleinauf von den älteren Frauen der Familie, so wie sie die jahrhundertealte Kunst nun an ihre Töchter weitergibt. In ihrem kleinen Haus in Puyo lebt sie zwischen Mucahuas, Supays (Waldgeister aus Ton) und den Scheiben mit Felszeichnungen, die sie mit ihren Töchtern herstellt.

Gloria ist Witwe und kann weder lesen noch schreiben. Aber sie hat es geschafft, dass ihre beiden Töchter die Grund- und weiterführende Schule besuchen konnten. Denn sie gehört zum Netz der KunsthandwerkerInnen, deren Produkte Sinchi Sacha vermarktet. Im vergangenen Jahr hat sie mit viel Erfolg an einer Ausstellung teilgenommen, wo ecuadorianische KünstlerInnen Kunstobjekte und Schmuck verkauften, die von den Felszeichungen Amazoniens inspiriert waren.

Gloria Manglia

SINCHI SACHA IN ECUADOR Mit traditionellem Handwerk kulturelles Erbe sichern

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SINCHI SACHA IN ECUADOR

Page 26: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

Eine tropische Insel im Indischen Ozean, ca. 1.800 km vor dem afrikanischen Kontinent gelegen. Schneeweiße Strände, das blaue Meer, exotische Vegetation, wogende Zuckerrohrfelder, bunte Märkte, kulinarische Köstlichkeiten – so preisen es die Urlaubskataloge an: Mauritius – ein Paradies auf Erden? Leider nicht für alle InselbewohnerIn-nen.

Seit der Unabhängigkeit vom britischen Empire bemüht sich das Land, die Abhängigkeit vom Zuckerexport zu überwinden und zusätzliche Devisenquellen zu erschließen. Die Einrichtung von Freihandelszonen lockte ausländische Investoren insbesondere aus Asien und Südafrika. Sie lassen vor allem Textilien und Unterhaltungs-elektronik für den Exportmarkt herstellen. Die

EINE FÜR BENACHTEILIGTE BEVÖLKERUNGSGRUPPEN

CHANCE FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

26

Angestellten müssen sich – wie in anderen Freihandelszonen – mit Billiglöhnen und schlech-ten Arbeitsbedingungen begnügen. Inzwischen sind aber viele Textilbetriebe weiter nach Madagas-kar gezogen, wo die Löhne noch niedriger sind. Die Folge für Mauritius: eine relativ hohe Arbeitslosen-quote. Das macht es für behinderte Menschen nicht einfacher, ein Auskommen zu finden. Sie erhalten zwar eine staatliche Rente, die jedoch nicht für den Lebensunterhalt reicht. Behinderte gelten daher – oft sogar in ihren Familien – als SchmarotzerInnen und werden dementsprechend behandelt. Zur Verbesserung ihrer Situation wurde zu Beginn der 80er Jahre in Rose Hill die Organisation Craft Aid gegründet. Angefangen hat alles mit fünf Angestell-ten. Heute arbeiten ca. 150 Frauen und Männer in

Produkt(e): Papeterieartikel und Trockenblu-men; Serigraphie; Nähen und Bedrucken von T-Shirts; Verpacken von Zucker und Tee; Schreinerei (insbes. Möbel für den Lokalmarkt), Schmuck aus Kokosnuss und Muscheln, diverse kleine Artikel aus Holz, Honig Sitz: Rose Hill, Mauritius Organisationsform: gemeinnützige Privatgesellschaft Angestellte: ca. 150, davon 40% Behinderte Tätig seit: 1982 Im Fairen Handel seit: 1982 Märkte: Fairer Handel, zwei eigene Geschäfte auf Mauritius Homepage: www.craftaid.net

den beiden Produktionszentren in Rose Hill und auf der Nachbarinsel Rodríguez. Die Integration von Behinderten in ein gemischtes Umfeld ist der Organisation wichtig. Sie machen rund 40% der Belegschaft aus, und auch andere sozial benachtei-ligte Gruppen sind überproportional vertreten.

Im Lauf der Zeit wurden mehrere Produktionszwei-ge aufgebaut: Herstellung von Papeterieartikeln und Trockenblumen, Siebdruck, Nähen und Bedrucken von T-Shirts, Schreinerei und Verpackung von Zucker und Tee. Auf Rodriguez wird Schmuck aus Kokosnuss und Muscheln hergestellt sowie Holz zu diversen kleinen Artikeln verarbeitet; die Einführung der Bienenzucht hat Arbeitsplätze für Jugendliche geschaffen.

27

CRAFT AID auf Mauritius

Neben der Erzielung eines regelmäßigen Einkom-mens unter sehr guten und behindertengerechten Arbeitsbedingungen haben die MitarbeiterInnen von Craft Aid Zugang zu sozialen Leistungen. So kommt die gemeinnützige Gesellschaft für jährliche Gesundheitschecks auf, beschäftigt einen eigenen Betriebsarzt und bietet einen Medikamen-tenbonus. Zusätzlich gibt es bei Craft Aid einen Sozialfonds, aus dem unter anderem Stipendien und Kredite finanziert werden. Ein Bildungs- und Personalfonds dient der Finanzierung von Fortbildungskursen. Auf Rodriguez wurden zudem eine Schule für blinde und taubstumme Kinder sowie ein Bildungszentrum für Erwachsene aufgebaut. Nicht zuletzt sind alle Angestellten mit 10 % am Gewinn beteiligt. Dieser Betrag wird direkt an die Angestellten ausgeschüttet.

"Ich heiße Nusrina Baig und lebe mit meinen Eltern in Port Louis. Seit 2004 arbeite ich für Craft Aid. Anfangs in der Schmuckproduktion, jetzt als Hilfskraft im Textilbereich. Ich mache diese Arbeit gerne, denn ich habe hier viele Freunde gefunden und mein Chef, auch wenn er viel verlangt, ist mit meiner Arbeit zufrieden. Ich habe ein nettes Arbeitsumfeld und meine Kollegen unterstützen mich sehr. Ich bin übrigens taubstumm. Meine Behinderung ist aber kein Problem für mich, denn ich habe ein aktives Berufsleben. "

CRAFT AID - Steckbrief

CRAFT AID AUF MAURITIUS Eine Chance für benachteiligte Völkergruppen

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Eine tropische Insel im Indischen Ozean, ca. 1.800 km vor dem afrikanischen Kontinent gelegen. Schneeweiße Strände, das blaue Meer, exotische Vegetation, wogende Zuckerrohrfelder, bunte Märkte, kulinarische Köstlichkeiten – so preisen es die Urlaubskataloge an: Mauritius – ein Paradies auf Erden? Leider nicht für alle InselbewohnerIn-nen.

Seit der Unabhängigkeit vom britischen Empire bemüht sich das Land, die Abhängigkeit vom Zuckerexport zu überwinden und zusätzliche Devisenquellen zu erschließen. Die Einrichtung von Freihandelszonen lockte ausländische Investoren insbesondere aus Asien und Südafrika. Sie lassen vor allem Textilien und Unterhaltungs-elektronik für den Exportmarkt herstellen. Die

EINE FÜR BENACHTEILIGTE BEVÖLKERUNGSGRUPPEN

CHANCE FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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Angestellten müssen sich – wie in anderen Freihandelszonen – mit Billiglöhnen und schlech-ten Arbeitsbedingungen begnügen. Inzwischen sind aber viele Textilbetriebe weiter nach Madagas-kar gezogen, wo die Löhne noch niedriger sind. Die Folge für Mauritius: eine relativ hohe Arbeitslosen-quote. Das macht es für behinderte Menschen nicht einfacher, ein Auskommen zu finden. Sie erhalten zwar eine staatliche Rente, die jedoch nicht für den Lebensunterhalt reicht. Behinderte gelten daher – oft sogar in ihren Familien – als SchmarotzerInnen und werden dementsprechend behandelt. Zur Verbesserung ihrer Situation wurde zu Beginn der 80er Jahre in Rose Hill die Organisation Craft Aid gegründet. Angefangen hat alles mit fünf Angestell-ten. Heute arbeiten ca. 150 Frauen und Männer in

Produkt(e): Papeterieartikel und Trockenblu-men; Serigraphie; Nähen und Bedrucken von T-Shirts; Verpacken von Zucker und Tee; Schreinerei (insbes. Möbel für den Lokalmarkt), Schmuck aus Kokosnuss und Muscheln, diverse kleine Artikel aus Holz, Honig Sitz: Rose Hill, Mauritius Organisationsform: gemeinnützige Privatgesellschaft Angestellte: ca. 150, davon 40% Behinderte Tätig seit: 1982 Im Fairen Handel seit: 1982 Märkte: Fairer Handel, zwei eigene Geschäfte auf Mauritius Homepage: www.craftaid.net

den beiden Produktionszentren in Rose Hill und auf der Nachbarinsel Rodríguez. Die Integration von Behinderten in ein gemischtes Umfeld ist der Organisation wichtig. Sie machen rund 40% der Belegschaft aus, und auch andere sozial benachtei-ligte Gruppen sind überproportional vertreten.

Im Lauf der Zeit wurden mehrere Produktionszwei-ge aufgebaut: Herstellung von Papeterieartikeln und Trockenblumen, Siebdruck, Nähen und Bedrucken von T-Shirts, Schreinerei und Verpackung von Zucker und Tee. Auf Rodriguez wird Schmuck aus Kokosnuss und Muscheln hergestellt sowie Holz zu diversen kleinen Artikeln verarbeitet; die Einführung der Bienenzucht hat Arbeitsplätze für Jugendliche geschaffen.

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CRAFT AID auf Mauritius

Neben der Erzielung eines regelmäßigen Einkom-mens unter sehr guten und behindertengerechten Arbeitsbedingungen haben die MitarbeiterInnen von Craft Aid Zugang zu sozialen Leistungen. So kommt die gemeinnützige Gesellschaft für jährliche Gesundheitschecks auf, beschäftigt einen eigenen Betriebsarzt und bietet einen Medikamen-tenbonus. Zusätzlich gibt es bei Craft Aid einen Sozialfonds, aus dem unter anderem Stipendien und Kredite finanziert werden. Ein Bildungs- und Personalfonds dient der Finanzierung von Fortbildungskursen. Auf Rodriguez wurden zudem eine Schule für blinde und taubstumme Kinder sowie ein Bildungszentrum für Erwachsene aufgebaut. Nicht zuletzt sind alle Angestellten mit 10 % am Gewinn beteiligt. Dieser Betrag wird direkt an die Angestellten ausgeschüttet.

"Ich heiße Nusrina Baig und lebe mit meinen Eltern in Port Louis. Seit 2004 arbeite ich für Craft Aid. Anfangs in der Schmuckproduktion, jetzt als Hilfskraft im Textilbereich. Ich mache diese Arbeit gerne, denn ich habe hier viele Freunde gefunden und mein Chef, auch wenn er viel verlangt, ist mit meiner Arbeit zufrieden. Ich habe ein nettes Arbeitsumfeld und meine Kollegen unterstützen mich sehr. Ich bin übrigens taubstumm. Meine Behinderung ist aber kein Problem für mich, denn ich habe ein aktives Berufsleben. "

CRAFT AID - Steckbrief

CRAFT AID AUF MAURITIUS Eine Chance für benachteiligte Völkergruppen

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Rot und staubig ist die unbefestigte Straße, die zu Kiliflora führt. Kiliflora, eine Rosenfarm nur etwa 40 Kilometer entfernt von dem Städtchen Arusha im Norden Tansanias, beschäftigt auf rund 30 Hektar Land mehr als 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Region. Und Arbeit gibt es genug auf der Rosenfarm: Über 240 verschiedene Rosensorten werden hier gezüchtet, gepflegt, gepflückt und für den Export nach Europa verpackt – bis zu 500.000 Stiele am Tag.

erleichtern.

Ein Beispiel: die Legonga Nasser Nursery School im Usa River Village, nicht mehr als 20 Minuten Fußweg entfernt von Kiliflora. 64 Kinder nehmen

Im Jahr 2007 verkaufte Kiliflora 60 Prozent der Rosen an den Fairen Handel. Der enorme Absatz an Fairtrade-Rosen schlägt sich auch in der Fairtrade-Prämie nieder: „Seitdem wir unsere Rosen an den Fairen Handel verkaufen, also seit 2003, konnten zwei Millionen Euro Fairtrade-Prämie für soziale Projekte genutzt werden“, berichtet Shoba Nayar, die bei Kiliflora im Bereich der Fairtrade-Zertifizierung arbeitet. Mit dieser Summe konnten die ArbeiterInnen auf Kiliflora vielfältige Projekte verwirklichen, die ihnen Leben und Arbeit

Name: Kiliflora Ltd. Produkt(e): Rosen Ort: bei Arusha, Tansania Organisationsform: Plantage mit einer Arbeitervertretung (Joint Body), die über Fairtrade-Projekte berät und entscheidet Ar-beiterInnen: mehr als 1.000 Tätig seit: 1992 Im Fairen Handel seit: 2003 Absatzmärkte: Export 100%, davon 60% für den Fairen Handel Homepage: www.kiliflora.com

KILIFLORA - Steckbrief

28

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

KILIFLORA in Tansania

ROSENFAR

MM

EIN BESUCH AUF EINER

KILIFLORA IN TANSANIA Ein Besuch bei einer Rosenfarm

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Rot und staubig ist die unbefestigte Straße, die zu Kiliflora führt. Kiliflora, eine Rosenfarm nur etwa 40 Kilometer entfernt von dem Städtchen Arusha im Norden Tansanias, beschäftigt auf rund 30 Hektar Land mehr als 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Region. Und Arbeit gibt es genug auf der Rosenfarm: Über 240 verschiedene Rosensorten werden hier gezüchtet, gepflegt, gepflückt und für den Export nach Europa verpackt – bis zu 500.000 Stiele am Tag.

erleichtern.

Ein Beispiel: die Legonga Nasser Nursery School im Usa River Village, nicht mehr als 20 Minuten Fußweg entfernt von Kiliflora. 64 Kinder nehmen

Im Jahr 2007 verkaufte Kiliflora 60 Prozent der Rosen an den Fairen Handel. Der enorme Absatz an Fairtrade-Rosen schlägt sich auch in der Fairtrade-Prämie nieder: „Seitdem wir unsere Rosen an den Fairen Handel verkaufen, also seit 2003, konnten zwei Millionen Euro Fairtrade-Prämie für soziale Projekte genutzt werden“, berichtet Shoba Nayar, die bei Kiliflora im Bereich der Fairtrade-Zertifizierung arbeitet. Mit dieser Summe konnten die ArbeiterInnen auf Kiliflora vielfältige Projekte verwirklichen, die ihnen Leben und Arbeit

Name: Kiliflora Ltd. Produkt(e): Rosen Ort: bei Arusha, Tansania Organisationsform: Plantage mit einer Arbeitervertretung (Joint Body), die über Fairtrade-Projekte berät und entscheidet Ar-beiterInnen: mehr als 1.000 Tätig seit: 1992 Im Fairen Handel seit: 2003 Absatzmärkte: Export 100%, davon 60% für den Fairen Handel Homepage: www.kiliflora.com

KILIFLORA - Steckbrief

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FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

KILIFLORA in Tansania

ROSENFAR

MM

EIN BESUCH AUF EINER

KILIFLORA IN TANSANIA Ein Besuch bei einer Rosenfarm

Page 30: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

women“ liegt Tikisael besonders am Herzen. Sie meint: „Durch Aufklärungsarbeit und Weiterbil-dung bekommen die Frauen mehr Selbstvertrauen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und ihre Wünsche klar zu äußern.“

So beispielsweise auch Rose Kimela. Die 36jährige Mutter von zwei Söhnen arbeitet seit zehn Jahren

durch Bonuszahlungen auf bis zu 115.000 TZA (57,50 Euro) im Monat. Das ist nach deutschen Maßstäben zwar sehr wenig, aber sie ist froh, überhaupt eine Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen zu haben. Außerdem bekommt sie vertraglich geregeltes Urlaubs- und Krankengeld, was im landwirtschaftlichen Sektor in Tansania

bei Kiliflora, heute in der Qualitätsabteilung, wo die Rosen nach Länge, Farbe und Größe der Blütenköpfe sortiert werden. „Mein Mann ist stolz auf mich“, antwortet Rose auf die Frage, wie sich ihre Rolle innerhalb der Familie verändert hat. „Mit meinem Monatslohn kann ich die Familie finanziell unterstützen.“ Rose Kimela verdient bei einer 45-Stunden Woche den gesetzlich festgelegten Mindestlohn von 65.000 TZA im Monat. Umge-rechnet sind das 32,50 Euro. In der Rosenhauptsai-son zwischen Valentins- und Muttertag kommt sie

nicht die Regel ist. Auch die Gesundheitsversor-gung für die ArbeiterInnen und ihre Familien ist durch Kiliflora gewährleistet.

Das Geld, das Rose und ihr Mann zusammen verdienen, reicht zwar aus, die Kinder zur Schule zu schicken und die Miete für ihr einfaches Häuschen zu bezahlen, sparen kann Rose jedoch nicht viel. Ihr

müssen. Rose sagt: „Ich sehe jeden Tag, wie durch unsere Arbeit für den Fairen Handel die guten Dinge ins Rollen kommen und unser Leben nach und nach einfacher wird. Darauf sind wir sehr stolz.“

größter Traum ist es, ein Stückchen Land zu kaufen, ein eigenes Haus darauf zu bauen und die Kinder aufs College zu schicken. Dieser Traum scheint zwar zunächst unerreichbar, jedoch mit Hilfe der Fairtrade-Prämie könnte er in ein paar Jahren Wirklichkeit werden, da auch Hausbau-Projekte und Schulgebühren durch die Prämien finanziert werden. Zunächst aber ist für Roses Nachbarschaft der Bau von Brunnen geplant, da sie und ihre Nachbarinnen immer noch das Wasser mit Eimern aus dem Usa Fluss schöpfen und nach Hause tragen

31

ihre Wünsche und Ideen vor, die auf einer Pinnwand sortiert und gewichtet werden. Manche Projekte können schneller, manche erst auf Dauer realisiert werden.

Oft sind es kleine Dinge, die sich langfristig für die Menschen auszahlen. So erhielten zum Beispiel alle Arbeiterfamilien Moskitonetze, das Stück zu 6.000 Tanzania Shilling (TZA), umgerechnet 3 Euro. Die Malariaerkrankungen gingen daraufhin drastisch zurück. Außerdem werden für die

Training“ für die Arbeiterinnen an, in denen problematische Themen wie Frauenrechte und sexuelle Belästigung, aber auch ökonomische Themen besprochen werden. „Leadership for

ArbeiterInnen Computer-, Führerschein-, Näh- und Kochkurse finanziert, die ihnen helfen, sich ein kleines Zubrot zu verdienen.

Für Tikisael Mbise steht fest: „Bildung ist das Tor zu einem besseren Leben – für unsere Kinder und für uns selbst.“ Tikisael ist das beste Beispiel dafür. Sie nahm an einem durch die Fairtrade-Prämie finanzierten Computerkurs teil und arbeitet heute in der Verwaltung von Kiliflora. In ihrer Funktion als Mitglied des Joint Body bietet sie „Gender

in dem kleinen Schulgebäude am Unterricht teil, das nach zwei Jahren Bauzeit im Jahr 2007 feierlich eingeweiht wurde. Finanziert wurde der Schulbau ausschließlich durch die Fairtrade-Prämien. „Nicht nur unsere eigenen Kinder können hier zur Schule gehen, sondern auch die Kinder der gesamten Nachbarschaft“, erklärt voller Stolz Tikisael Mbise (31), deren achtjähriger Sohn hier die erste Schulausbildung bekommt.

Heute jedoch drückt sie selbst die Schulbank,

über die Verwendung der Fairtrade-Prämien zu diskutieren. Die Ideen, wie und wofür die Prämiengelder genutzt werden, stammen von den Rosenpflückerinnen und -arbeitern. Sie bringen

zusammen mit den anderen 13 Mitgliedern des Joint Body von Kiliflora. Der Joint Body, ein von den RosenarbeiterInnen gewählter Ausschuss, nimmt an einem Weiterbildungskurs teil. Das neu erworbene Wissen in der Bilanzrechnung wird auch den anderen ArbeiterInnen der Blumenfarm zu Gute kommen.

Einmal im Monat treffen sich die sieben Frauen und sieben Männer des Joint Body, um über Weiterbil-dungsmöglichkeiten für die ArbeiterInnen sowie

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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KILIFLORA IN TANSANIA Ein Besuch bei einer Rosenfarm

Page 31: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

women“ liegt Tikisael besonders am Herzen. Sie meint: „Durch Aufklärungsarbeit und Weiterbil-dung bekommen die Frauen mehr Selbstvertrauen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und ihre Wünsche klar zu äußern.“

So beispielsweise auch Rose Kimela. Die 36jährige Mutter von zwei Söhnen arbeitet seit zehn Jahren

durch Bonuszahlungen auf bis zu 115.000 TZA (57,50 Euro) im Monat. Das ist nach deutschen Maßstäben zwar sehr wenig, aber sie ist froh, überhaupt eine Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen zu haben. Außerdem bekommt sie vertraglich geregeltes Urlaubs- und Krankengeld, was im landwirtschaftlichen Sektor in Tansania

bei Kiliflora, heute in der Qualitätsabteilung, wo die Rosen nach Länge, Farbe und Größe der Blütenköpfe sortiert werden. „Mein Mann ist stolz auf mich“, antwortet Rose auf die Frage, wie sich ihre Rolle innerhalb der Familie verändert hat. „Mit meinem Monatslohn kann ich die Familie finanziell unterstützen.“ Rose Kimela verdient bei einer 45-Stunden Woche den gesetzlich festgelegten Mindestlohn von 65.000 TZA im Monat. Umge-rechnet sind das 32,50 Euro. In der Rosenhauptsai-son zwischen Valentins- und Muttertag kommt sie

nicht die Regel ist. Auch die Gesundheitsversor-gung für die ArbeiterInnen und ihre Familien ist durch Kiliflora gewährleistet.

Das Geld, das Rose und ihr Mann zusammen verdienen, reicht zwar aus, die Kinder zur Schule zu schicken und die Miete für ihr einfaches Häuschen zu bezahlen, sparen kann Rose jedoch nicht viel. Ihr

müssen. Rose sagt: „Ich sehe jeden Tag, wie durch unsere Arbeit für den Fairen Handel die guten Dinge ins Rollen kommen und unser Leben nach und nach einfacher wird. Darauf sind wir sehr stolz.“

größter Traum ist es, ein Stückchen Land zu kaufen, ein eigenes Haus darauf zu bauen und die Kinder aufs College zu schicken. Dieser Traum scheint zwar zunächst unerreichbar, jedoch mit Hilfe der Fairtrade-Prämie könnte er in ein paar Jahren Wirklichkeit werden, da auch Hausbau-Projekte und Schulgebühren durch die Prämien finanziert werden. Zunächst aber ist für Roses Nachbarschaft der Bau von Brunnen geplant, da sie und ihre Nachbarinnen immer noch das Wasser mit Eimern aus dem Usa Fluss schöpfen und nach Hause tragen

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ihre Wünsche und Ideen vor, die auf einer Pinnwand sortiert und gewichtet werden. Manche Projekte können schneller, manche erst auf Dauer realisiert werden.

Oft sind es kleine Dinge, die sich langfristig für die Menschen auszahlen. So erhielten zum Beispiel alle Arbeiterfamilien Moskitonetze, das Stück zu 6.000 Tanzania Shilling (TZA), umgerechnet 3 Euro. Die Malariaerkrankungen gingen daraufhin drastisch zurück. Außerdem werden für die

Training“ für die Arbeiterinnen an, in denen problematische Themen wie Frauenrechte und sexuelle Belästigung, aber auch ökonomische Themen besprochen werden. „Leadership for

ArbeiterInnen Computer-, Führerschein-, Näh- und Kochkurse finanziert, die ihnen helfen, sich ein kleines Zubrot zu verdienen.

Für Tikisael Mbise steht fest: „Bildung ist das Tor zu einem besseren Leben – für unsere Kinder und für uns selbst.“ Tikisael ist das beste Beispiel dafür. Sie nahm an einem durch die Fairtrade-Prämie finanzierten Computerkurs teil und arbeitet heute in der Verwaltung von Kiliflora. In ihrer Funktion als Mitglied des Joint Body bietet sie „Gender

in dem kleinen Schulgebäude am Unterricht teil, das nach zwei Jahren Bauzeit im Jahr 2007 feierlich eingeweiht wurde. Finanziert wurde der Schulbau ausschließlich durch die Fairtrade-Prämien. „Nicht nur unsere eigenen Kinder können hier zur Schule gehen, sondern auch die Kinder der gesamten Nachbarschaft“, erklärt voller Stolz Tikisael Mbise (31), deren achtjähriger Sohn hier die erste Schulausbildung bekommt.

Heute jedoch drückt sie selbst die Schulbank,

über die Verwendung der Fairtrade-Prämien zu diskutieren. Die Ideen, wie und wofür die Prämiengelder genutzt werden, stammen von den Rosenpflückerinnen und -arbeitern. Sie bringen

zusammen mit den anderen 13 Mitgliedern des Joint Body von Kiliflora. Der Joint Body, ein von den RosenarbeiterInnen gewählter Ausschuss, nimmt an einem Weiterbildungskurs teil. Das neu erworbene Wissen in der Bilanzrechnung wird auch den anderen ArbeiterInnen der Blumenfarm zu Gute kommen.

Einmal im Monat treffen sich die sieben Frauen und sieben Männer des Joint Body, um über Weiterbil-dungsmöglichkeiten für die ArbeiterInnen sowie

FAIRER HANDEL WIRKT IM SÜDEN

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KILIFLORA IN TANSANIA Ein Besuch bei einer Rosenfarm

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FAIRER HANDEL

WIRKT IM NORDEN

Der Faire Handel setzt sich für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel ein. Die Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels ist dabei ein wichtiges politisches Anliegen von Fair-Handels-Organisationen. Dies spiegelt sich in ihrer poli-tischen Kampagnen- und Lobbyarbeit wider.

Die Bildungsarbeit des Fairen Handels macht anhand von Waren aus den Ländern des Südens globale Zusammenhänge anschaulich und verständlich. Menschen sollen dazu ermutigt und befähigt werden, in globalen Zusammenhängen zu denken, sich für verant-wortungsbewussten Konsum zu entscheiden und sich ihrerseits für eine Veränderung der politischen und wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen einzusetzen.

32 33

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FAIRER HANDEL

WIRKT IM NORDEN

Der Faire Handel setzt sich für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel ein. Die Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels ist dabei ein wichtiges politisches Anliegen von Fair-Handels-Organisationen. Dies spiegelt sich in ihrer poli-tischen Kampagnen- und Lobbyarbeit wider.

Die Bildungsarbeit des Fairen Handels macht anhand von Waren aus den Ländern des Südens globale Zusammenhänge anschaulich und verständlich. Menschen sollen dazu ermutigt und befähigt werden, in globalen Zusammenhängen zu denken, sich für verant-wortungsbewussten Konsum zu entscheiden und sich ihrerseits für eine Veränderung der politischen und wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen einzusetzen.

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ZUKUNFT IST FAIRHANDELBAR!Politische Arbeit des Fairen Handels

Öko + Fair ernährt mehr!Noch nie zuvor haben auf unserer Erde so viele Menschen gehungert wie heute. Rund eine Milliarde leidet an Hunger – absurderweise gerade in den ländlichen Regionen, wo die meisten Lebensmittel produziert werden. Global gesehen reicht die Nahrungsmittelproduktion aus, um alle Menschen zu ernähren. Wir müssen also nicht mehr Nahrung produzieren, sondern die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die vorhandene besser verteilt wird. Kurzsichtige politische Entscheidungen und ungleiche Marktzugänge verhindern jedoch, dass alle Menschen Zugang zu ausreichend Lebens-mitteln haben.

Um die Forderung nach einer globalen Agrarwende in die Öffentlichkeit zu tragen, starteten der Weltladen-Dachverband und der internationale Öko-Verband Naturland die gemeinsame Kampagne für zukunftsfähige Welternährung. Unter dem Motto „Öko + Fair ernährt mehr!“ werden konkrete Alternativen zu den sozial- und umweltschädlichen Anbau- und Handelspraktiken aufgezeigt. Gemeinsam fordern der Weltladen-Dachverband und Naturland die Politik dazu auf, sich auf nationaler und internationaler Ebene für die Förderung kleinbäuerlicher Strukturen und für die weltweite Verbreitung der Prinzipien des Öko-Landbaus einzusetzen, mit dem Ziel, langfristige Ernährungssouveränität zu erreichen.

Seit dem Weltladentag im Mai mobilisierten bundesweit über 300 Weltläden und zahlreiche Naturkostläden für die Forderungen der Kampagne. Über 25.000 Menschen appellierten in Form von Postkarten an die Bundesregierung, ökologische und kleinbäuerliche Landwirtschaft stärker zu fördern. Auch im Jahr 2011 geht es weiter mit Aktionen zum Motto „Öko + Fair ernährt mehr!“.

www.oekoplusfair.de

2002 Gut leben – fair handeln*. Kampagne für einen Welthandel, der dem Leitbild der „nachhal-tigen Entwicklung“ entspricht und faire Regeln enthält, die den Respekt für Mensch und Umwelt stärken.

2003 Ich bin ein Sattmacher*. Kampagne für das Recht auf Nahrung.

2004 Ihre Stimme für mehr Gerechtigkeit.* Beteiligung an der Kampagne‚ Gerechtigkeit Jetzt!', einer Kampagne für mehr Gerechtigkeit im Welthandel.

2005 - 2007 kidz@work - Gemeinsam für Kinderrechte. Dreijährige Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit und für Fairen Handel.

2008 - 2009 Fairer Handel schafft gutes Klima. Zweijährige Kampagne für Handels- und Umweltgerechtigkeit.

2010 Öko + Fair ernährt mehr!Kampagne für zukunftsfähige Welternährung.

*Diese Weltladentage wurden nur national durchgeführt.

Kampagnenarbeit der WeltlädenPolitische Kampagnen sind ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Weltläden. Seit 1996 beteiligen sich die deutschen Weltläden am jährlich stattfindenden 'Europäischen Weltladentag', der zugleich Höhepunkt und oft Abschluss der jeweiligen Kampagne darstellt. In den letzten Jahren hat sich der ‚Europäische Weltladentag' zu einem 'World Fair Trade Day' weiterentwickelt und wird seitdem global in allen Kontinenten der Erde gefeiert. Hier die bisherigen Kampagnen:

1996 Frühstück mit Afrika 1. Europäischer Weltladentag, an dem über 1.700 Weltläden Europas zu einem fair gehandelten Frühstück mit afrikanischen Produkten geladen hatten.

1997 - 1998 Made in dignity - Hergestellt in Würde. Zweijährige Kampagne zu den Arbeits-bedingungen in der Spielzeug- und Textilbranche

1999 - 2001 Land Macht Satt. Dreijährige Kampagne zu den Agrarverhandlungen in der Welthandelsorganisation (WTO) und zum Welthandel mit Nahrungsmitteln.

FAIRER HANDEL WIRKT IM NORDEN

Advocacy! Im Interview: Hilary Jeune, Policy Officer des 2004 in Brüssel gründeten Advocacy-Büro der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO, IFAT, NEWS! und EFTA.

Wieso unterhält der Faire Handel ein Advocacy-Büro in Brüssel? Welche Ziele verfolgt das Büro?Das Advocacy-Büro wurde gegründet, um die politischen Aktivitäten der Fair-Handels-Bewegung auf europäischer und internationaler Ebene zu koordinieren. Ziel ist, öffentliche Unterstützung für den Fairen Handel zu gewinnen und auf die allgemeine Handelspolitik einzuwirken.

Wofür genau setzt sich der Faire Handel politisch ein?Der Faire Handel ist allgemein anerkannt als ein wirksames Instrument für Entwicklung, Armutsbe-kämpfung und Bewusstseinsbildung. Vor allem in Europa – dem bedeutendsten Markt für fair gehandelte Produkte und gleichzeitig wichtiger Player auf internationaler Ebene, was die Handels-politik anbetrifft - sehen dies viele politischen Entscheidungsträger so. Aber trotz aller Anerken-nung gibt es bislang weder ein umfassendes EU-weites Programm zur Unterstützung des Fairen Handels noch eine kohärente Politik der unter-schiedlichen Institutionen. Auf internationaler Ebene wurde die Bedeutung des Fairen Handels durch die G8-Staats- und Regierungschefs anerkannt. Aber die Regeln und die Praxis des globalen Handels machen eine radikale Umkehr bei der aktuellen Doha-Runde notwendig, damit deren Entwicklungsziele sowie die UN-Milleniumsziele erreicht werden können.

Wie sieht ein Arbeitstag konkret aus?Die Arbeit ist sehr vielfältig und hängt stark von dem ab, was für Meetings anstehen. Wir begleiten die europäische und internationale Handels- und Entwicklungspolitik, indem wir an Konferenzen und Sitzungen teilnehmen und Recherchen durchführen. Wir stellen einen konstanten Dialog zwischen der Fair-Handels-Bewegung und den politischen EntscheidungsträgerInnen sicher, indem wir Workshops oder Konferenzen organisieren oder auf Veranstaltungen sprechen. Schließlich entwickeln wir politische Positionen zu Fairem Handel und Handelsgerechtigkeit und veröffentli-chen Informationsmaterial.

www.fairtrade-advocacy.org

ZUKUNFT IST FAIRHANDELBAR! Politische Arbeit des Fairen Handels

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Page 35: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

ZUKUNFT IST FAIRHANDELBAR!Politische Arbeit des Fairen Handels

Öko + Fair ernährt mehr!Noch nie zuvor haben auf unserer Erde so viele Menschen gehungert wie heute. Rund eine Milliarde leidet an Hunger – absurderweise gerade in den ländlichen Regionen, wo die meisten Lebensmittel produziert werden. Global gesehen reicht die Nahrungsmittelproduktion aus, um alle Menschen zu ernähren. Wir müssen also nicht mehr Nahrung produzieren, sondern die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die vorhandene besser verteilt wird. Kurzsichtige politische Entscheidungen und ungleiche Marktzugänge verhindern jedoch, dass alle Menschen Zugang zu ausreichend Lebens-mitteln haben.

Um die Forderung nach einer globalen Agrarwende in die Öffentlichkeit zu tragen, starteten der Weltladen-Dachverband und der internationale Öko-Verband Naturland die gemeinsame Kampagne für zukunftsfähige Welternährung. Unter dem Motto „Öko + Fair ernährt mehr!“ werden konkrete Alternativen zu den sozial- und umweltschädlichen Anbau- und Handelspraktiken aufgezeigt. Gemeinsam fordern der Weltladen-Dachverband und Naturland die Politik dazu auf, sich auf nationaler und internationaler Ebene für die Förderung kleinbäuerlicher Strukturen und für die weltweite Verbreitung der Prinzipien des Öko-Landbaus einzusetzen, mit dem Ziel, langfristige Ernährungssouveränität zu erreichen.

Seit dem Weltladentag im Mai mobilisierten bundesweit über 300 Weltläden und zahlreiche Naturkostläden für die Forderungen der Kampagne. Über 25.000 Menschen appellierten in Form von Postkarten an die Bundesregierung, ökologische und kleinbäuerliche Landwirtschaft stärker zu fördern. Auch im Jahr 2011 geht es weiter mit Aktionen zum Motto „Öko + Fair ernährt mehr!“.

www.oekoplusfair.de

2002 Gut leben – fair handeln*. Kampagne für einen Welthandel, der dem Leitbild der „nachhal-tigen Entwicklung“ entspricht und faire Regeln enthält, die den Respekt für Mensch und Umwelt stärken.

2003 Ich bin ein Sattmacher*. Kampagne für das Recht auf Nahrung.

2004 Ihre Stimme für mehr Gerechtigkeit.* Beteiligung an der Kampagne‚ Gerechtigkeit Jetzt!', einer Kampagne für mehr Gerechtigkeit im Welthandel.

2005 - 2007 kidz@work - Gemeinsam für Kinderrechte. Dreijährige Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit und für Fairen Handel.

2008 - 2009 Fairer Handel schafft gutes Klima. Zweijährige Kampagne für Handels- und Umweltgerechtigkeit.

2010 Öko + Fair ernährt mehr!Kampagne für zukunftsfähige Welternährung.

*Diese Weltladentage wurden nur national durchgeführt.

Kampagnenarbeit der WeltlädenPolitische Kampagnen sind ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Weltläden. Seit 1996 beteiligen sich die deutschen Weltläden am jährlich stattfindenden 'Europäischen Weltladentag', der zugleich Höhepunkt und oft Abschluss der jeweiligen Kampagne darstellt. In den letzten Jahren hat sich der ‚Europäische Weltladentag' zu einem 'World Fair Trade Day' weiterentwickelt und wird seitdem global in allen Kontinenten der Erde gefeiert. Hier die bisherigen Kampagnen:

1996 Frühstück mit Afrika 1. Europäischer Weltladentag, an dem über 1.700 Weltläden Europas zu einem fair gehandelten Frühstück mit afrikanischen Produkten geladen hatten.

1997 - 1998 Made in dignity - Hergestellt in Würde. Zweijährige Kampagne zu den Arbeits-bedingungen in der Spielzeug- und Textilbranche

1999 - 2001 Land Macht Satt. Dreijährige Kampagne zu den Agrarverhandlungen in der Welthandelsorganisation (WTO) und zum Welthandel mit Nahrungsmitteln.

FAIRER HANDEL WIRKT IM NORDEN

Advocacy! Im Interview: Hilary Jeune, Policy Officer des 2004 in Brüssel gründeten Advocacy-Büro der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO, IFAT, NEWS! und EFTA.

Wieso unterhält der Faire Handel ein Advocacy-Büro in Brüssel? Welche Ziele verfolgt das Büro?Das Advocacy-Büro wurde gegründet, um die politischen Aktivitäten der Fair-Handels-Bewegung auf europäischer und internationaler Ebene zu koordinieren. Ziel ist, öffentliche Unterstützung für den Fairen Handel zu gewinnen und auf die allgemeine Handelspolitik einzuwirken.

Wofür genau setzt sich der Faire Handel politisch ein?Der Faire Handel ist allgemein anerkannt als ein wirksames Instrument für Entwicklung, Armutsbe-kämpfung und Bewusstseinsbildung. Vor allem in Europa – dem bedeutendsten Markt für fair gehandelte Produkte und gleichzeitig wichtiger Player auf internationaler Ebene, was die Handels-politik anbetrifft - sehen dies viele politischen Entscheidungsträger so. Aber trotz aller Anerken-nung gibt es bislang weder ein umfassendes EU-weites Programm zur Unterstützung des Fairen Handels noch eine kohärente Politik der unter-schiedlichen Institutionen. Auf internationaler Ebene wurde die Bedeutung des Fairen Handels durch die G8-Staats- und Regierungschefs anerkannt. Aber die Regeln und die Praxis des globalen Handels machen eine radikale Umkehr bei der aktuellen Doha-Runde notwendig, damit deren Entwicklungsziele sowie die UN-Milleniumsziele erreicht werden können.

Wie sieht ein Arbeitstag konkret aus?Die Arbeit ist sehr vielfältig und hängt stark von dem ab, was für Meetings anstehen. Wir begleiten die europäische und internationale Handels- und Entwicklungspolitik, indem wir an Konferenzen und Sitzungen teilnehmen und Recherchen durchführen. Wir stellen einen konstanten Dialog zwischen der Fair-Handels-Bewegung und den politischen EntscheidungsträgerInnen sicher, indem wir Workshops oder Konferenzen organisieren oder auf Veranstaltungen sprechen. Schließlich entwickeln wir politische Positionen zu Fairem Handel und Handelsgerechtigkeit und veröffentli-chen Informationsmaterial.

www.fairtrade-advocacy.org

ZUKUNFT IST FAIRHANDELBAR! Politische Arbeit des Fairen Handels

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organisiert, die Probleme und Alternativen anhand von Geschäften und Firmen aufzeigen. Was für fair gehandelte Produkte gibt´s im Supermarkt? Welche im Reformhaus oder Biomarkt? Warum engagieren sich Menschen ehrenamtlich in einem Weltladen? Welche Produkte gibt es dort? Wie unterscheiden sich fair und konventionell gehandelte Schokolade voneinander? Solchen und ähnlichen Fragen gingen Jugendliche z. B. in Stuttgart, Ulm, Heidenheim und Schwäbisch-Hall auf den Grund.

Daneben gab´s einen Kurzfilmwettbewerb. Jugendliche waren dazu aufgefordert, einen 5-minütigen Werbespot, Fairtrailer oder Krimi zum Thema „Kritischer Konsum“ zu drehen. Im September wurden alle eingesandten Filme dem Publikum und einer fachkundigen Jury präsentiert. Der Gewinnerfilm lief in zahlreichen Kinos in Baden-Württemberg.

www.Fair4you-online.de

Jugendliche für den Fairen Handel zu interessieren, ist das Ziel dieses Projektes. Die Homepage richtet sich daher in Sprache und Design gezielt an Jugendliche. Mit griffigen, kurzen Texten wird der Einstieg in das Thema ‚Fairer Handel' ermöglicht, Hintergründe und Wirkungsweisen werden erklärt. Die vielen konkreten Aktionsideen - von A wie Ausstellung über H wie Happy Hour bis hin zu W wie Weltladenbesuch - regen die jungen NutzerIn-nen zum Aktivwerden an. In der Schule, in Jugend- oder Konfirmandengruppen… Träger des Projektes ist der Fair Trade e.V.

www.dein-geld-regiert-die-welt.de

GLOBALE ZUSAMMEN-HÄNGE BEGREIFENBildungsarbeit im Fairen Handel

Besuch bei einem Dresdner WeltladenÜber den Tellerrand hinaus zu schauen, ist im Schulalltag oder der außerschulischen Bildungsar-beit nicht immer einfach. Viele Weltläden bieten zu Themen des Globalen Lernens Unterrichtseinhei-ten für Grundschulen, weiterführende Schulen, Konfirmandengruppen oder andere Kinder- und Ju-gendgruppen an. So zum Beispiel der Dresdner Weltladen aha.

Wisst ihr, was euer Frühstückskakao mit Kinderar-mut in Afrika zu tun hat? Oder dein Lieblings-T-Shirt mit unsozialen Arbeitsbedingungen in Asien? Das ist oft der Einstieg. "Meist sind die Kinder dann völlig überrascht, wenn wir ihnen die Geschichten hinter den Produkten erzählen", sagt Maren Rahlf, Bildungsreferentin vom Weltladen aha. Auf ein "Das ist aber total ungerecht!" folgt dann die sich immer wieder aufdrängende Frage "Und was kann ich da tun?". "Entscheidend ist dann", so Maren Rahlf weiter, "nicht nur einfach Wissen zu vermit-teln, sondern vor allem gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen an Lösungen zu arbeiten - egal wie utopisch sie sich anhören mögen."

Es geht um Informationsvermittlung, aber genauso um die Befähigung, in globalen Zusammenhängen

Weltwirtschaft zum AnfassenLernkisten zum Fairen Handel

Eine-Welt-Zusammenhänge anschaulich und hand-lungsorientiert erfahrbar zu machen, das ist das Ziel des Welthaus Bielefeld. Es bietet schulischen und außerschulischen Kinder- und Jugendgruppen eine Themenreihe zum Fairen Handel an. Dabei werden Verflechtungen unseres Konsums und unseres Le-bensstils mit den Ländern des Südens verdeutlicht. An konkreten Beispielen wie Kakao und Schokola-de, Bananen, Gewürzen oder Tee werden weltwirt-schaftliche Zusammenhänge, Arbeitsbedingungen und Lebensalltag in den Anbau- bzw. Produktions-ländern erlebbar.

Zu allen Themen wurden Lernkisten zusammenge-stellt, die erprobte Projektmaterialien und eine Viel-zahl weiterer Hintergrundinformationen und audio-visueller Medien enthalten. Sie sind ausleihbar:

Auch viele andere Einrichtungen – Weltläden, kirchliche Einrichtungen, örtliche Büros der kon-fessionellen Jugendverbände aej oder BdKJ und viele mehr – bieten Lernkisten und -koffer zum Aus-leihen. Einen Überblick hat ebenfalls das Welthaus Bielefeld zusammengestellt.

www.welthaus.de

FAIRER HANDEL WIRKT IM NORDEN GLOBALE ZUSAMMENHÄNGE BEGREIFEN Bildungsarbeit im Fairen Handel

zu denken und interkulturelle Kompetenzen zu stärken. Jedes Jahr nutzen alleine im Dresdner aha e.V. über 1.500 SchülerInnen und Erwachsene die Bildungsangebote zu Themen rund um den Fairen Handel.

www.ladencafe.de

Dein Geld regiert die Welt – eine Jugendaktion der Katholischen Jugend2008 spielte der Faire Handel eine besondere Rolle in der jährlich vom BDKJ der Diözese Rottenburg-Stuttgart veranstalteten Jugendaktion. Das Thema in diesem Jahr: „Kritischer Konsum“. Zahlreiche Aktionen fanden statt unter dem Motto „Dein Geld regiert die Welt“. Mit verschiedenen kreativen Aktionsbausteinen sollten Jugendliche herausfin-den, welche Konsequenzen ihr eigenes Konsum-verhalten auf die Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen in anderen Ländern haben. Dabei ging es darum, mögliche Handlungsfelder im privaten Umfeld aufzuzeigen, ohne moralisch zu werden.

Vom Bodensee bis Bad Mergentheim, vom Nordschwarzwald bis zur Ostalb - an zahlreichen Orten wurden konsumkritische „Stadtrallyes“

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Page 37: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

organisiert, die Probleme und Alternativen anhand von Geschäften und Firmen aufzeigen. Was für fair gehandelte Produkte gibt´s im Supermarkt? Welche im Reformhaus oder Biomarkt? Warum engagieren sich Menschen ehrenamtlich in einem Weltladen? Welche Produkte gibt es dort? Wie unterscheiden sich fair und konventionell gehandelte Schokolade voneinander? Solchen und ähnlichen Fragen gingen Jugendliche z. B. in Stuttgart, Ulm, Heidenheim und Schwäbisch-Hall auf den Grund.

Daneben gab´s einen Kurzfilmwettbewerb. Jugendliche waren dazu aufgefordert, einen 5-minütigen Werbespot, Fairtrailer oder Krimi zum Thema „Kritischer Konsum“ zu drehen. Im September wurden alle eingesandten Filme dem Publikum und einer fachkundigen Jury präsentiert. Der Gewinnerfilm lief in zahlreichen Kinos in Baden-Württemberg.

www.Fair4you-online.de

Jugendliche für den Fairen Handel zu interessieren, ist das Ziel dieses Projektes. Die Homepage richtet sich daher in Sprache und Design gezielt an Jugendliche. Mit griffigen, kurzen Texten wird der Einstieg in das Thema ‚Fairer Handel' ermöglicht, Hintergründe und Wirkungsweisen werden erklärt. Die vielen konkreten Aktionsideen - von A wie Ausstellung über H wie Happy Hour bis hin zu W wie Weltladenbesuch - regen die jungen NutzerIn-nen zum Aktivwerden an. In der Schule, in Jugend- oder Konfirmandengruppen… Träger des Projektes ist der Fair Trade e.V.

www.dein-geld-regiert-die-welt.de

GLOBALE ZUSAMMEN-HÄNGE BEGREIFENBildungsarbeit im Fairen Handel

Besuch bei einem Dresdner WeltladenÜber den Tellerrand hinaus zu schauen, ist im Schulalltag oder der außerschulischen Bildungsar-beit nicht immer einfach. Viele Weltläden bieten zu Themen des Globalen Lernens Unterrichtseinhei-ten für Grundschulen, weiterführende Schulen, Konfirmandengruppen oder andere Kinder- und Ju-gendgruppen an. So zum Beispiel der Dresdner Weltladen aha.

Wisst ihr, was euer Frühstückskakao mit Kinderar-mut in Afrika zu tun hat? Oder dein Lieblings-T-Shirt mit unsozialen Arbeitsbedingungen in Asien? Das ist oft der Einstieg. "Meist sind die Kinder dann völlig überrascht, wenn wir ihnen die Geschichten hinter den Produkten erzählen", sagt Maren Rahlf, Bildungsreferentin vom Weltladen aha. Auf ein "Das ist aber total ungerecht!" folgt dann die sich immer wieder aufdrängende Frage "Und was kann ich da tun?". "Entscheidend ist dann", so Maren Rahlf weiter, "nicht nur einfach Wissen zu vermit-teln, sondern vor allem gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen an Lösungen zu arbeiten - egal wie utopisch sie sich anhören mögen."

Es geht um Informationsvermittlung, aber genauso um die Befähigung, in globalen Zusammenhängen

Weltwirtschaft zum AnfassenLernkisten zum Fairen Handel

Eine-Welt-Zusammenhänge anschaulich und hand-lungsorientiert erfahrbar zu machen, das ist das Ziel des Welthaus Bielefeld. Es bietet schulischen und außerschulischen Kinder- und Jugendgruppen eine Themenreihe zum Fairen Handel an. Dabei werden Verflechtungen unseres Konsums und unseres Le-bensstils mit den Ländern des Südens verdeutlicht. An konkreten Beispielen wie Kakao und Schokola-de, Bananen, Gewürzen oder Tee werden weltwirt-schaftliche Zusammenhänge, Arbeitsbedingungen und Lebensalltag in den Anbau- bzw. Produktions-ländern erlebbar.

Zu allen Themen wurden Lernkisten zusammenge-stellt, die erprobte Projektmaterialien und eine Viel-zahl weiterer Hintergrundinformationen und audio-visueller Medien enthalten. Sie sind ausleihbar:

Auch viele andere Einrichtungen – Weltläden, kirchliche Einrichtungen, örtliche Büros der kon-fessionellen Jugendverbände aej oder BdKJ und viele mehr – bieten Lernkisten und -koffer zum Aus-leihen. Einen Überblick hat ebenfalls das Welthaus Bielefeld zusammengestellt.

www.welthaus.de

FAIRER HANDEL WIRKT IM NORDEN GLOBALE ZUSAMMENHÄNGE BEGREIFEN Bildungsarbeit im Fairen Handel

zu denken und interkulturelle Kompetenzen zu stärken. Jedes Jahr nutzen alleine im Dresdner aha e.V. über 1.500 SchülerInnen und Erwachsene die Bildungsangebote zu Themen rund um den Fairen Handel.

www.ladencafe.de

Dein Geld regiert die Welt – eine Jugendaktion der Katholischen Jugend2008 spielte der Faire Handel eine besondere Rolle in der jährlich vom BDKJ der Diözese Rottenburg-Stuttgart veranstalteten Jugendaktion. Das Thema in diesem Jahr: „Kritischer Konsum“. Zahlreiche Aktionen fanden statt unter dem Motto „Dein Geld regiert die Welt“. Mit verschiedenen kreativen Aktionsbausteinen sollten Jugendliche herausfin-den, welche Konsequenzen ihr eigenes Konsum-verhalten auf die Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen in anderen Ländern haben. Dabei ging es darum, mögliche Handlungsfelder im privaten Umfeld aufzuzeigen, ohne moralisch zu werden.

Vom Bodensee bis Bad Mergentheim, vom Nordschwarzwald bis zur Ostalb - an zahlreichen Orten wurden konsumkritische „Stadtrallyes“

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Entwicklungszusammenarbeit und Fairer Handel – Wo ist da der Zusammenhang? Was ist für Sie persönlich die wichtigste, entwick-lungspolitische Leistung des Fairen Handels?Unsere Entwicklungspolitik soll Menschen die Freiheit geben, selbstbestimmt und eigenverant-wortlich ihr Leben zu gestalten. Der Faire Handel ist ein bedeutender Partner, um dieses Ziel zu erreichen. Denn der Faire Handel mindert durch Garantiepreise und langfristige Lieferbeziehun-gen unmittelbar die Armut der Kleinbauern in Entwicklungsländern. Für mich ist vor allem wichtig: Der Faire Handel bietet ihnen Beratungs-angebote zur Verbesserung der Produktionsme-thoden. Damit können die Produzenten stärker aus eigener Kraft ihre Existenz sichern.

Der Faire Handel sieht in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im Süden ein großes Potential zur Erzeugung von ausreichend Lebensmittel. Wie untestützt Ihr Ministerium Kleinbauern und -bäurinnen im Süden, damit dieses Potential ausgeschöpft wird?Ich stimme Ihnen vollkommen zu. In den meisten Entwicklungsländern ist die Landwirtschaft der wichtigste Produktionssektor. Hier gilt es, Erfolge zu erzielen. Doch zahlreiche Kleinbauern betreiben eine Form der Landwirtschaft, die nur geringe Erträge erbringt. Die mangelnde Produktivität gefährdet nicht nur die Ernährungs-sicherung, sondern verhindert auch einen Anstieg des Einkommens der ländlichen Bevölkerung. Die Förderung der landwirtschaftlichen Produkti-on, Verarbeitung und Vermarktung von Agrargü-tern ist darum ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Das BMZ unterstützt über einen besseren Zugang zu

Interview mit Dirk Niebel,Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

FAIRER HANDEL WIRKT

ENTWICKLUNGS-POLITISCH

zu Land, Märkten, Produktionsmitteln sowie Beratungs- und Finanzdienstleistungen Kleinbau-ern dabei, den entscheidenden Schritt von der Subsistenzwirtschaft zur marktorientierten Produktion zu machen. Ein Beispiel: Mit Hilfe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit führte die aserbaidschanische AccessBank 2007 den Agrarkredit ein. Inzwischen wurden bereits mehr als 60.000 Agrarkredite mit einem Gesamtwert von 100 Millionen Euro an Kleinbauern und landwirtschaftliche Betriebe vergeben.

Der Faire Handel ist die größte entwicklungs-politische Bewegung in Deutschland. Zivilgesellschaftliches Engagement ist Ihnen besonders wichtig. Ihr Ministerium unter-stützt den Fairen Handel deshalb. Wie zeigt sich das konkret? Der Faire Handel ist auch in Deutschland eine Initiative der Zivilgesellschaft. Die Förderung durch das BMZ wird vor allem für entwicklungs-politische Bildungsarbeit eingesetzt. Kern ist die jährliche „Faire Woche“, ein bundesweiter Aktionszeitraum mit dem Ziel, den Fairen Handel und nachhaltigen Konsum noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dankens-werterweise informieren zahlreiche Ehrenamt-liche die Öffentlichkeit über entwicklungspoliti-sche Themen. Sie tun dies in Schulen, Weltläden, Kirchen, Rathäusern, Unternehmen und an vielen anderen Orten. Ich finde das wirklich sehr bewundernswert. Der bisher erzielte Erfolg zeigt sich unter anderem darin, dass man heute fair gehandelte Produkte in fast jedem Supermarkt kaufen kann und sich deren Umsatz innerhalb der letzten 5 Jahre verdreifacht hat.

Und wie schaut es mit dem Konsum Ihres Ministeriums aus? Ist der auch fair?Öffentliche Institutionen, darunter das BMZ beschaffen auch Produkte aus Fairem Handel. In unserer Kantine kann man Schokolade aus Fairem Handel kaufen, der Kaffee kommt ebenfalls aus dem Fairen Handel. Auch unseren Gästen bieten wir ausschließlich fair gehandelten Kaffee und Tee an.

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Entwicklungszusammenarbeit und Fairer Handel – Wo ist da der Zusammenhang? Was ist für Sie persönlich die wichtigste, entwick-lungspolitische Leistung des Fairen Handels?Unsere Entwicklungspolitik soll Menschen die Freiheit geben, selbstbestimmt und eigenverant-wortlich ihr Leben zu gestalten. Der Faire Handel ist ein bedeutender Partner, um dieses Ziel zu erreichen. Denn der Faire Handel mindert durch Garantiepreise und langfristige Lieferbeziehun-gen unmittelbar die Armut der Kleinbauern in Entwicklungsländern. Für mich ist vor allem wichtig: Der Faire Handel bietet ihnen Beratungs-angebote zur Verbesserung der Produktionsme-thoden. Damit können die Produzenten stärker aus eigener Kraft ihre Existenz sichern.

Der Faire Handel sieht in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im Süden ein großes Potential zur Erzeugung von ausreichend Lebensmittel. Wie untestützt Ihr Ministerium Kleinbauern und -bäurinnen im Süden, damit dieses Potential ausgeschöpft wird?Ich stimme Ihnen vollkommen zu. In den meisten Entwicklungsländern ist die Landwirtschaft der wichtigste Produktionssektor. Hier gilt es, Erfolge zu erzielen. Doch zahlreiche Kleinbauern betreiben eine Form der Landwirtschaft, die nur geringe Erträge erbringt. Die mangelnde Produktivität gefährdet nicht nur die Ernährungs-sicherung, sondern verhindert auch einen Anstieg des Einkommens der ländlichen Bevölkerung. Die Förderung der landwirtschaftlichen Produkti-on, Verarbeitung und Vermarktung von Agrargü-tern ist darum ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Das BMZ unterstützt über einen besseren Zugang zu

Interview mit Dirk Niebel,Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

FAIRER HANDEL WIRKT

ENTWICKLUNGS-POLITISCH

zu Land, Märkten, Produktionsmitteln sowie Beratungs- und Finanzdienstleistungen Kleinbau-ern dabei, den entscheidenden Schritt von der Subsistenzwirtschaft zur marktorientierten Produktion zu machen. Ein Beispiel: Mit Hilfe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit führte die aserbaidschanische AccessBank 2007 den Agrarkredit ein. Inzwischen wurden bereits mehr als 60.000 Agrarkredite mit einem Gesamtwert von 100 Millionen Euro an Kleinbauern und landwirtschaftliche Betriebe vergeben.

Der Faire Handel ist die größte entwicklungs-politische Bewegung in Deutschland. Zivilgesellschaftliches Engagement ist Ihnen besonders wichtig. Ihr Ministerium unter-stützt den Fairen Handel deshalb. Wie zeigt sich das konkret? Der Faire Handel ist auch in Deutschland eine Initiative der Zivilgesellschaft. Die Förderung durch das BMZ wird vor allem für entwicklungs-politische Bildungsarbeit eingesetzt. Kern ist die jährliche „Faire Woche“, ein bundesweiter Aktionszeitraum mit dem Ziel, den Fairen Handel und nachhaltigen Konsum noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dankens-werterweise informieren zahlreiche Ehrenamt-liche die Öffentlichkeit über entwicklungspoliti-sche Themen. Sie tun dies in Schulen, Weltläden, Kirchen, Rathäusern, Unternehmen und an vielen anderen Orten. Ich finde das wirklich sehr bewundernswert. Der bisher erzielte Erfolg zeigt sich unter anderem darin, dass man heute fair gehandelte Produkte in fast jedem Supermarkt kaufen kann und sich deren Umsatz innerhalb der letzten 5 Jahre verdreifacht hat.

Und wie schaut es mit dem Konsum Ihres Ministeriums aus? Ist der auch fair?Öffentliche Institutionen, darunter das BMZ beschaffen auch Produkte aus Fairem Handel. In unserer Kantine kann man Schokolade aus Fairem Handel kaufen, der Kaffee kommt ebenfalls aus dem Fairen Handel. Auch unseren Gästen bieten wir ausschließlich fair gehandelten Kaffee und Tee an.

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Fairer Handel verbessert die Lebens- und Arbeits-bedingungen der Menschen im Süden. Um diese Entwicklung zu ermöglichen, bedarf es - je nach Ausgangslage der ProduzentInnen - unterschiedli-cher Strategien.

Die Beispiele in dieser Broschüre zeigen, wie vielschichtig der Faire Handel wirkt. Und doch gibt es im Fairen Handel übereinstimmende Grundsätze und Werte. Sie basieren auf jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen der Fair-Handels- Organisationen und spiegeln die Vielfalt der Fair-Handels-Beziehungen wider.

Die Grundsätze des Fairen Handels

EINZIGARTIG IM WELTHANDEL

Der Faire Handel isteine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und Arbei-terInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.

Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnen-arbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“

Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO, WFTO, NEWS! und EFTA

schafft Marktzugang für benachteiligte Produzen-tInnen,

unterhält langfristige, transparente und partner-schaftliche Handelsbeziehungen und schließt unfairen Zwischenhandel aus,

zahlt den ProduzentInnen faire Preise, die ihre Produktions- und Lebenshaltungskosten decken und leistet auf Wunsch Vorfinanzierung,

stärkt die Position und sichert die Rechte von ArbeiterInnen und KleinbäuerInnen sowie ihrer Organisationen im Süden,

trägt zur Qualifizierung von ProduzentInnen und Handelspartnern im Süden bei,

gewährleistet bei der Produktion die Einhaltung der acht ILO-Kernarbeitsnormen,

sichert die Rechte von Kindern und fördert die Gleichberechtigung von Frauen,

fördert den Umweltschutz, z. B. in Form der Umstellung auf biologische Landwirtschaft,

leistet Bildungs- und politische Kampagnenarbeit, um die Regeln des Welthandels gerechter zu gestalten,

stellt durch Überprüfungsmechanismen sicher, dass diese Kriterien eingehalten werden.

Charta of Fair Trade Principles von WFTO und FLO, www.fairtrade-advocacy.org

Der Faire Handel

Weiterführende Informationen zu den Wirkungen des Fairen Handels: Broschüren "Wirkungen des Fairen Handels" und "Was ist ein fairer Preis?" (Herausgeber und Bezug: Forum Fairer Handel, [email protected]) sowie "Handeln – anders als andere" vom Fair Trade Advocacy Office (Bezug: Weltladen-Dachverband, [email protected])

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Fairer Handel verbessert die Lebens- und Arbeits-bedingungen der Menschen im Süden. Um diese Entwicklung zu ermöglichen, bedarf es - je nach Ausgangslage der ProduzentInnen - unterschiedli-cher Strategien.

Die Beispiele in dieser Broschüre zeigen, wie vielschichtig der Faire Handel wirkt. Und doch gibt es im Fairen Handel übereinstimmende Grundsätze und Werte. Sie basieren auf jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen der Fair-Handels- Organisationen und spiegeln die Vielfalt der Fair-Handels-Beziehungen wider.

Die Grundsätze des Fairen Handels

EINZIGARTIG IM WELTHANDEL

Der Faire Handel isteine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und Arbei-terInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.

Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnen-arbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“

Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO, WFTO, NEWS! und EFTA

schafft Marktzugang für benachteiligte Produzen-tInnen,

unterhält langfristige, transparente und partner-schaftliche Handelsbeziehungen und schließt unfairen Zwischenhandel aus,

zahlt den ProduzentInnen faire Preise, die ihre Produktions- und Lebenshaltungskosten decken und leistet auf Wunsch Vorfinanzierung,

stärkt die Position und sichert die Rechte von ArbeiterInnen und KleinbäuerInnen sowie ihrer Organisationen im Süden,

trägt zur Qualifizierung von ProduzentInnen und Handelspartnern im Süden bei,

gewährleistet bei der Produktion die Einhaltung der acht ILO-Kernarbeitsnormen,

sichert die Rechte von Kindern und fördert die Gleichberechtigung von Frauen,

fördert den Umweltschutz, z. B. in Form der Umstellung auf biologische Landwirtschaft,

leistet Bildungs- und politische Kampagnenarbeit, um die Regeln des Welthandels gerechter zu gestalten,

stellt durch Überprüfungsmechanismen sicher, dass diese Kriterien eingehalten werden.

Charta of Fair Trade Principles von WFTO und FLO, www.fairtrade-advocacy.org

Der Faire Handel

Weiterführende Informationen zu den Wirkungen des Fairen Handels: Broschüren "Wirkungen des Fairen Handels" und "Was ist ein fairer Preis?" (Herausgeber und Bezug: Forum Fairer Handel, [email protected]) sowie "Handeln – anders als andere" vom Fair Trade Advocacy Office (Bezug: Weltladen-Dachverband, [email protected])

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Page 42: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

Der Faire Handel boomt, und viele möchten an dem wachsenden Markt teilhaben. Fairness, Ethik und Nachhaltigkeit schreiben sich immer mehr Wirtschaftsakteure auf die Fahnen. Wer betreibt nun eigentlich Fairen Handel? Und woran ist ein fair gehandeltes Produkt erkennbar?

Auf den folgenden Seiten werden Fair-Handels-Organisationen und ihre Arbeit in Deutschland vorgestellt, also Organisationen, die ausschließlich im Fairen Handel tätig sind. Sie handeln im Einklang mit den internationalen Standards des Fairen Handels und weisen dies durch glaubwürdi-ge Sicherungssysteme nach wie diejenigen von WFTO (siehe dazu S. 51) und FLO (siehe dazu S. 54ff).

Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

FÜR EINEN

GERECHTEN WELTHANDEL

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Der Faire Handel boomt, und viele möchten an dem wachsenden Markt teilhaben. Fairness, Ethik und Nachhaltigkeit schreiben sich immer mehr Wirtschaftsakteure auf die Fahnen. Wer betreibt nun eigentlich Fairen Handel? Und woran ist ein fair gehandeltes Produkt erkennbar?

Auf den folgenden Seiten werden Fair-Handels-Organisationen und ihre Arbeit in Deutschland vorgestellt, also Organisationen, die ausschließlich im Fairen Handel tätig sind. Sie handeln im Einklang mit den internationalen Standards des Fairen Handels und weisen dies durch glaubwürdi-ge Sicherungssysteme nach wie diejenigen von WFTO (siehe dazu S. 51) und FLO (siehe dazu S. 54ff).

Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

FÜR EINEN

GERECHTEN WELTHANDEL

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ImportImporteure, die den Prinzipien des Fairen Handels folgen, kaufen Ware von Kleinbauern-Zusammenschlüssen oder Unternehmen mit sozialer Verantwortung in den Entwicklungslän-dern. Das geschieht zu fairen Bedingungen.

Die Importeure sind zum einen Fair-Handels-Organisationen (siehe auch S. 50), die ausschließ-lich Fairen Handel betreiben, wie z. B. die GEPA. Sie bemühen sich, ihre Produkte so weit wie möglich im Ursprungsland zu verarbeiten und zu verpacken, so dass möglichst viel der Wertschöp-fung im Süden verbleibt. Dies ist aber nicht immer möglich, so dass zum Teil andere Firmen in Deutschland mit der Weiterverarbeitung beauftragt werden.

Zum anderen handelt es sich bei den Importeuren um konventionelle Unternehmen, wie z. B. den Kaffeeröster J. J. Darboven. Sie importieren einzelne Produkte ihres Sortiments nach den internationalen Fairtrade-Standards und dürfen diese deshalb mit dem Fairtrade-Siegel auszeich-nen.

SiegelAlle Anbieter von Fairtrade-gesiegelten Produkten schließen einen Lizenzvertrag mit der Siegelorga-nisation TransFair ab. TransFair handelt also nicht selbst mit Waren, sondern vergibt in Deutschland das Fairtrade-Siegel für einzelne Produkte. Die Einhaltung der Fairtrade-Standards wird durch ein internationales Kontrollsystem sichergestellt. (Näheres dazu siehe S. 54ff)

VertriebWie werden die fair gehandelten Produkte in Deutschland vertrieben? Ein breites Sortiment bieten die Weltläden und zahlreiche Aktionsgrup-pen an. Sie beziehen ihre Waren von den anerkann-ten Fair-Handels-Importeuren, ·die zu 100% Fairen Handel betreiben.

Inzwischen sind fair gehandelte Produkte außerdem in vielen Supermärkten, Drogeriemärk-ten und den Lebensmittelabteilungen großer Wa-renhäuser erhältlich. Auch Naturkostläden, Re-formhäuser und Bio-Supermärkte vertreiben fair ge-handelte Produkte. Dank der Zertifizierung von Produkten können die VerbraucherInnen sie hier in der Regel am Fairtrade-Siegel erkennen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Kantinen, Hotels und Caterer ihren Gästen und KundInnen fair gehandel-te Produkte an.

Im SüdenAlle fair gehandelten Produkte stammen von Pro-duzentInnen und ArbeiterInnen, die den internatio-nalen Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind. Im ersten Teil des Heftes wurden bereits die unter-schiedlichen Produzentengruppen vorgestellt. Dort gibt es Beispiele von KleinbäuerInnen, abhängig Beschäftigten und KunsthandwerkerInnen. Und auch ihre Zusammenschlüsse (Kooperativen etc.) und Vermarktungsorganisationen im Süden wurden exemplarisch beschrieben. Sie stellen den Anfang der Lieferkette im Süden dar. Aber wie geht es dann weiter?

Die Lieferkette im Fairen HandelDER WEG DER PRODUKTE

DER WEG DER PRODUKTE Die Lieferkette im Fairen HandelFÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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ImportImporteure, die den Prinzipien des Fairen Handels folgen, kaufen Ware von Kleinbauern-Zusammenschlüssen oder Unternehmen mit sozialer Verantwortung in den Entwicklungslän-dern. Das geschieht zu fairen Bedingungen.

Die Importeure sind zum einen Fair-Handels-Organisationen (siehe auch S. 50), die ausschließ-lich Fairen Handel betreiben, wie z. B. die GEPA. Sie bemühen sich, ihre Produkte so weit wie möglich im Ursprungsland zu verarbeiten und zu verpacken, so dass möglichst viel der Wertschöp-fung im Süden verbleibt. Dies ist aber nicht immer möglich, so dass zum Teil andere Firmen in Deutschland mit der Weiterverarbeitung beauftragt werden.

Zum anderen handelt es sich bei den Importeuren um konventionelle Unternehmen, wie z. B. den Kaffeeröster J. J. Darboven. Sie importieren einzelne Produkte ihres Sortiments nach den internationalen Fairtrade-Standards und dürfen diese deshalb mit dem Fairtrade-Siegel auszeich-nen.

SiegelAlle Anbieter von Fairtrade-gesiegelten Produkten schließen einen Lizenzvertrag mit der Siegelorga-nisation TransFair ab. TransFair handelt also nicht selbst mit Waren, sondern vergibt in Deutschland das Fairtrade-Siegel für einzelne Produkte. Die Einhaltung der Fairtrade-Standards wird durch ein internationales Kontrollsystem sichergestellt. (Näheres dazu siehe S. 54ff)

VertriebWie werden die fair gehandelten Produkte in Deutschland vertrieben? Ein breites Sortiment bieten die Weltläden und zahlreiche Aktionsgrup-pen an. Sie beziehen ihre Waren von den anerkann-ten Fair-Handels-Importeuren, ·die zu 100% Fairen Handel betreiben.

Inzwischen sind fair gehandelte Produkte außerdem in vielen Supermärkten, Drogeriemärk-ten und den Lebensmittelabteilungen großer Wa-renhäuser erhältlich. Auch Naturkostläden, Re-formhäuser und Bio-Supermärkte vertreiben fair ge-handelte Produkte. Dank der Zertifizierung von Produkten können die VerbraucherInnen sie hier in der Regel am Fairtrade-Siegel erkennen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Kantinen, Hotels und Caterer ihren Gästen und KundInnen fair gehandel-te Produkte an.

Im SüdenAlle fair gehandelten Produkte stammen von Pro-duzentInnen und ArbeiterInnen, die den internatio-nalen Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind. Im ersten Teil des Heftes wurden bereits die unter-schiedlichen Produzentengruppen vorgestellt. Dort gibt es Beispiele von KleinbäuerInnen, abhängig Beschäftigten und KunsthandwerkerInnen. Und auch ihre Zusammenschlüsse (Kooperativen etc.) und Vermarktungsorganisationen im Süden wurden exemplarisch beschrieben. Sie stellen den Anfang der Lieferkette im Süden dar. Aber wie geht es dann weiter?

Die Lieferkette im Fairen HandelDER WEG DER PRODUKTE

DER WEG DER PRODUKTE Die Lieferkette im Fairen HandelFÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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Von Aktionsgruppen und Weltläden…Die Idee des Fairen Handels kam gleichzeitig an mehreren Orten auf, unter anderem in den Beneluxländern, den USA und Großbritannien. In Deutschland entstand die Fair-Handels-Bewegung aus Protestaktionen gegen wachsende Ungerechtig-keit im Welthandel. Vor allem die konfessionellen Jugendverbände aej und BDKJ initiierten 1970 in 70 Städten ‚Hungermärsche' und mobilisierten dafür 30.000 TeilnehmerInnen. Aus Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik heraus gründeten sie die ‚Aktion Dritte Welt Handel' mit dem Ziel, politische Bewusstseinsbildung zu betreiben. Das Motto hieß: Lernen durch Handeln.

In den Folgejahren boten immer mehr Aktionsgrup-pen auf Märkten, Basaren oder nach Gottesdiensten fair gehandelte Produkte an. Die ersten ‚Dritte-Welt-Läden' in Deutschland entstanden. 1975 wurde der Weltladen-Dachverband als ihre Interessenvertretung gegründet. 1978 gab es etwa 40 Weltläden, 1985 ca. 200. Heute gibt es über 800 Weltläden und mehrere tausend Aktionsgruppen. In ihnen engagieren sich mehr als 50.000 Menschen – und bilden damit die größte und aktivste entwick-lungspolitische Bewegung in Deutschland.

DER WEG DER AKTEUREEine Bewegung entsteht

Fair-Handels-Importorganisationen im EntstehenUm den Warenimport zu erleichtern, nahmen zu Beginn der 1970er Jahre die ersten Importorganisa-tionen ihre Arbeit auf. 1973 entstand als Tochter der niederländischen Stiftung S.O.S. die „Gesellschaft für Handel mit der Dritten Welt“. Zwei Jahre später ging daraus die GEPA hervor, gegründet durch die Gesellschafter Aktion Dritte Welt Handel, dem Weltladen-Dachverband sowie dem Kirchlichem Entwicklungsdienst (KED) und Misereor. Nur wenig später wurde aus dem Verein EL PUENTE heraus die gleichnamige Importorganisation gegründet.

Weitere Importeure nahmen in den 1980er Jahren ihre Arbeit auf: Seit 1986 vertreibt zum Beispiel der Verein BanaFair in Deutschland fair gehandelte Bananen von KleinproduzentInnen aus Lateiname-rika. Im Jahr 1988 wurde von mehreren Weltläden der Region Oberschwaben die dritte-welt partner GmbH (heute: dwp eG) gegründet, mittlerweile Deutschlands drittgrößter Fair-Handels-Importeur. Inzwischen bieten über 30 anerkannte Fair-Handels-Importeure ein vielfältiges Sortiment fair gehandelter Waren an.

Die 1990er Jahre: Auf der Suche nach neuen Absatzwegen – die Gründung von TransFair

Erfolge im neuen Jahrtausend

Durch den Zusammenbruch des Kaffeeabkommens 1989 fiel der Weltmarktpreis für Kaffee bis Anfang der 90er Jahre stark ab. Die Handelspartner im Süden fragten daher verstärkt nach zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeiten. Die GEPA weitete daraufhin ihren Vertrieb als erstes Fair-Handels-Unternehmen zunehmend auf Supermärkte, Bio- und Naturkostläden sowie auf Großverbraucher und den Versandhandel aus.

1992 wurde dann die Siegelorganisation TransFair e.V. gegründet. Die Idee dahinter: Mit Hilfe eines Siegels für fair gehandelte Produkte sollten auch konventionelle Vertriebswege für den Absatz fair gehandelter Produkte erschlossen werden. Im Supermarktregal konnten fortan die VerbraucherIn-nen fair gehandelte Produkte am Fairtrade-Siegel erkennen. Neben Fair-Handels-Importeuren stiegen nun auch konventionelle Unternehmen in den Fairen Handel ein.

Die Strategien zur Ausweitung des Fairen Handels zeigten in den vergangenen Jahren große Erfolge:

Der Faire Handel schaut auf jährliche Wachstums-raten zwischen 20 und 30% zurück. Alle Fair-Handels-Organisationen haben daran Anteil. 2009 kauften die deutschen VerbraucherInnen fair gehandelte Produkte im Gesamtwert von 322 Mio. Euro. Aber nach wie vor ist der Anteil fair gehan-delter Produkte am Gesamtmarkt gering. Es gibt also weiterhin viel zu tun!

DER WEG DER AKTEURE Eine Bewegung entsteht

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FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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Von Aktionsgruppen und Weltläden…Die Idee des Fairen Handels kam gleichzeitig an mehreren Orten auf, unter anderem in den Beneluxländern, den USA und Großbritannien. In Deutschland entstand die Fair-Handels-Bewegung aus Protestaktionen gegen wachsende Ungerechtig-keit im Welthandel. Vor allem die konfessionellen Jugendverbände aej und BDKJ initiierten 1970 in 70 Städten ‚Hungermärsche' und mobilisierten dafür 30.000 TeilnehmerInnen. Aus Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik heraus gründeten sie die ‚Aktion Dritte Welt Handel' mit dem Ziel, politische Bewusstseinsbildung zu betreiben. Das Motto hieß: Lernen durch Handeln.

In den Folgejahren boten immer mehr Aktionsgrup-pen auf Märkten, Basaren oder nach Gottesdiensten fair gehandelte Produkte an. Die ersten ‚Dritte-Welt-Läden' in Deutschland entstanden. 1975 wurde der Weltladen-Dachverband als ihre Interessenvertretung gegründet. 1978 gab es etwa 40 Weltläden, 1985 ca. 200. Heute gibt es über 800 Weltläden und mehrere tausend Aktionsgruppen. In ihnen engagieren sich mehr als 50.000 Menschen – und bilden damit die größte und aktivste entwick-lungspolitische Bewegung in Deutschland.

DER WEG DER AKTEUREEine Bewegung entsteht

Fair-Handels-Importorganisationen im EntstehenUm den Warenimport zu erleichtern, nahmen zu Beginn der 1970er Jahre die ersten Importorganisa-tionen ihre Arbeit auf. 1973 entstand als Tochter der niederländischen Stiftung S.O.S. die „Gesellschaft für Handel mit der Dritten Welt“. Zwei Jahre später ging daraus die GEPA hervor, gegründet durch die Gesellschafter Aktion Dritte Welt Handel, dem Weltladen-Dachverband sowie dem Kirchlichem Entwicklungsdienst (KED) und Misereor. Nur wenig später wurde aus dem Verein EL PUENTE heraus die gleichnamige Importorganisation gegründet.

Weitere Importeure nahmen in den 1980er Jahren ihre Arbeit auf: Seit 1986 vertreibt zum Beispiel der Verein BanaFair in Deutschland fair gehandelte Bananen von KleinproduzentInnen aus Lateiname-rika. Im Jahr 1988 wurde von mehreren Weltläden der Region Oberschwaben die dritte-welt partner GmbH (heute: dwp eG) gegründet, mittlerweile Deutschlands drittgrößter Fair-Handels-Importeur. Inzwischen bieten über 30 anerkannte Fair-Handels-Importeure ein vielfältiges Sortiment fair gehandelter Waren an.

Die 1990er Jahre: Auf der Suche nach neuen Absatzwegen – die Gründung von TransFair

Erfolge im neuen Jahrtausend

Durch den Zusammenbruch des Kaffeeabkommens 1989 fiel der Weltmarktpreis für Kaffee bis Anfang der 90er Jahre stark ab. Die Handelspartner im Süden fragten daher verstärkt nach zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeiten. Die GEPA weitete daraufhin ihren Vertrieb als erstes Fair-Handels-Unternehmen zunehmend auf Supermärkte, Bio- und Naturkostläden sowie auf Großverbraucher und den Versandhandel aus.

1992 wurde dann die Siegelorganisation TransFair e.V. gegründet. Die Idee dahinter: Mit Hilfe eines Siegels für fair gehandelte Produkte sollten auch konventionelle Vertriebswege für den Absatz fair gehandelter Produkte erschlossen werden. Im Supermarktregal konnten fortan die VerbraucherIn-nen fair gehandelte Produkte am Fairtrade-Siegel erkennen. Neben Fair-Handels-Importeuren stiegen nun auch konventionelle Unternehmen in den Fairen Handel ein.

Die Strategien zur Ausweitung des Fairen Handels zeigten in den vergangenen Jahren große Erfolge:

Der Faire Handel schaut auf jährliche Wachstums-raten zwischen 20 und 30% zurück. Alle Fair-Handels-Organisationen haben daran Anteil. 2009 kauften die deutschen VerbraucherInnen fair gehandelte Produkte im Gesamtwert von 322 Mio. Euro. Aber nach wie vor ist der Anteil fair gehan-delter Produkte am Gesamtmarkt gering. Es gibt also weiterhin viel zu tun!

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FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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Ein Besuch im Weltladen ist wie eine Entdeckungs-reise. Hier gibt es das Beste aus dem Süden: Aromatischen Kaffee, pikante Gewürze, modische Accessoires, schöne Geschenkartikel ... Und die Produkte im Weltladen sind nicht nur von besonde-rer Qualität — sie sind zugleich ein kleines Stück Weltpolitik.

Denn Weltläden sind mehr als reine Einkaufsorte. Sie wollen zu mehr Gerechtigkeit im Handel mit den Ländern des Südens beitragen. Entsprechend ihrer ganz eigenen Philosophie verkaufen sie daher nicht nur Waren aus Fairem Handel, sie leisten auch lokale Informations- und Bildungsarbeit und beteiligen sich an politischen Kampagnen.

Mit Infoständen und -Veranstaltungen, Verkösti-gungen, Filmabenden oder lokaler Pressearbeit machen Weltläden den Fairen Handel vor Ort bekannter. Die über 800 Weltläden in Deutschland tragen damit wesentlich dazu bei, über die Situation von KleinproduzentInnen zu informieren und Möglichkeiten des nachhaltigen Konsums aufzuzeigen. Viele Weltläden legen einen besonde-ren Schwerpunkt auf Bildungsarbeit und haben sich als außerschulischer Lernort profiliert. In den vergangenen Jahren sind vielfältige Kooperationen

WELTLÄDENFachgeschäfte des Fairen Handels

Was bietet ein Weltladen, was ein Supermarkt, der fair gehandelte Produkte im Sortiment hat, nicht bietet? Vor allem eins: er zeigt den Menschen hinter den Produkten. Im Weltladen erfahren KundInnen die Geschichten von ProduzentInnen und erhalten auf Wunsch ausführliche Hintergrundinformatio-nen zu den Produkten. Mit ihrer umfangreichen Bildungs- und Kampagnenarbeit streben Weltlä-den zudem (handels-)politische Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung an. Im Süden wie im Norden. Weltläden sind - kurz gesagt - die Fachgeschäfte des Fairen Handels.

Der Weltladen-Dachverband…Unterstützt werden die Weltläden in ihrer Arbeit vom Weltladen-Dachverband, der Selbstorgani-sation von Weltläden in Deutschland. In ihm haben sich knapp 500 Weltläden zusammenge-schlossen. Er macht die Idee des Fairen Handels, Weltläden und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt und unterstützt die Weltläden bei der Ver-besserung und Weiterentwicklung ihrer Arbeit. Den Weltladen in Ihrer Nähe sowie mehr Infor-mationen über Kriterien, Kampagnen u.v.m. der Weltläden finden Sie unter

www.weltladen.de

WELTLÄDEN Fachgeschäfte des Fairen Handels

mit Schulen entstanden, zum Beispiel wurden vielerorts Schul-Weltläden initiiert.

Weltläden sind Orte des politischen Handelns. Viele tausend Ehrenamtliche setzen sich für gerechtere Welthandelsregeln ein. Seit Jahren nehmen die Weltläden an Kampagnen teil und informieren mit vielfältigen Aktionen insbesondere rund um den jährlichen Weltladentag im Mai KonsumentInnen und PolitikerInnen über Missstände in der Weltwirtschaft. Sie zeigen anhand von Produktbei-spielen, wie der Faire Handel zu einem gerechteren Handel beiträgt.

Ihr breites, attraktives Produktsortiment beziehen die Weltläden von Fair-Handels-Importeuren, die weitestgehend der ‚Konvention der Weltläden' gerecht werden. Die Konvention formuliert das Selbstverständnis der Weltläden in Deutschland und ist die Messlatte für ihre eigene Arbeit und die Arbeit ihrer Lieferanten. Eingefordert wird Sozial- und Umweltverträglichkeit, Transparenz, demokratische Organisationsform, Kontinuität, Not-for-profit-Charakter sowie Informations- und Bildungsarbeit.

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Ein Besuch im Weltladen ist wie eine Entdeckungs-reise. Hier gibt es das Beste aus dem Süden: Aromatischen Kaffee, pikante Gewürze, modische Accessoires, schöne Geschenkartikel ... Und die Produkte im Weltladen sind nicht nur von besonde-rer Qualität — sie sind zugleich ein kleines Stück Weltpolitik.

Denn Weltläden sind mehr als reine Einkaufsorte. Sie wollen zu mehr Gerechtigkeit im Handel mit den Ländern des Südens beitragen. Entsprechend ihrer ganz eigenen Philosophie verkaufen sie daher nicht nur Waren aus Fairem Handel, sie leisten auch lokale Informations- und Bildungsarbeit und beteiligen sich an politischen Kampagnen.

Mit Infoständen und -Veranstaltungen, Verkösti-gungen, Filmabenden oder lokaler Pressearbeit machen Weltläden den Fairen Handel vor Ort bekannter. Die über 800 Weltläden in Deutschland tragen damit wesentlich dazu bei, über die Situation von KleinproduzentInnen zu informieren und Möglichkeiten des nachhaltigen Konsums aufzuzeigen. Viele Weltläden legen einen besonde-ren Schwerpunkt auf Bildungsarbeit und haben sich als außerschulischer Lernort profiliert. In den vergangenen Jahren sind vielfältige Kooperationen

WELTLÄDENFachgeschäfte des Fairen Handels

Was bietet ein Weltladen, was ein Supermarkt, der fair gehandelte Produkte im Sortiment hat, nicht bietet? Vor allem eins: er zeigt den Menschen hinter den Produkten. Im Weltladen erfahren KundInnen die Geschichten von ProduzentInnen und erhalten auf Wunsch ausführliche Hintergrundinformatio-nen zu den Produkten. Mit ihrer umfangreichen Bildungs- und Kampagnenarbeit streben Weltlä-den zudem (handels-)politische Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung an. Im Süden wie im Norden. Weltläden sind - kurz gesagt - die Fachgeschäfte des Fairen Handels.

Der Weltladen-Dachverband…Unterstützt werden die Weltläden in ihrer Arbeit vom Weltladen-Dachverband, der Selbstorgani-sation von Weltläden in Deutschland. In ihm haben sich knapp 500 Weltläden zusammenge-schlossen. Er macht die Idee des Fairen Handels, Weltläden und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt und unterstützt die Weltläden bei der Ver-besserung und Weiterentwicklung ihrer Arbeit. Den Weltladen in Ihrer Nähe sowie mehr Infor-mationen über Kriterien, Kampagnen u.v.m. der Weltläden finden Sie unter

www.weltladen.de

WELTLÄDEN Fachgeschäfte des Fairen Handels

mit Schulen entstanden, zum Beispiel wurden vielerorts Schul-Weltläden initiiert.

Weltläden sind Orte des politischen Handelns. Viele tausend Ehrenamtliche setzen sich für gerechtere Welthandelsregeln ein. Seit Jahren nehmen die Weltläden an Kampagnen teil und informieren mit vielfältigen Aktionen insbesondere rund um den jährlichen Weltladentag im Mai KonsumentInnen und PolitikerInnen über Missstände in der Weltwirtschaft. Sie zeigen anhand von Produktbei-spielen, wie der Faire Handel zu einem gerechteren Handel beiträgt.

Ihr breites, attraktives Produktsortiment beziehen die Weltläden von Fair-Handels-Importeuren, die weitestgehend der ‚Konvention der Weltläden' gerecht werden. Die Konvention formuliert das Selbstverständnis der Weltläden in Deutschland und ist die Messlatte für ihre eigene Arbeit und die Arbeit ihrer Lieferanten. Eingefordert wird Sozial- und Umweltverträglichkeit, Transparenz, demokratische Organisationsform, Kontinuität, Not-for-profit-Charakter sowie Informations- und Bildungsarbeit.

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Importeure stellen das wichtige Bindeglied zwischen Handel und VerbraucherInnen auf der einen Seite sowie den ProduzentInnen auf der anderen Seite dar. Armutsbekämpfung ist der eigentliche Geschäftszweck von Fair-Handels- Importeuren. Sie betreiben zu 100% Fairen Handel. Was bedeutet das?

Die Geschichten von ProduzentInnen in diesem Heft zeigen, wie unterschiedlich die Probleme und Handelshemmnisse sind, denen sich Kleinprodu-zentInnen gegenüber sehen. Für manche ist die Unterstützung bei Gemeinschaftsprojekten wie zum Beispiel dem Aufbau einer Krankenstation besonders vordringlich. Andere profitieren von Investitionen in technische Neuerung. Andernorts sind Weiterbildungsmaßnahmen wie zum Beispiel Alphabetisierungsprogramme oder Unterstützung bei der Umstellung auf biologische Landwirtschaft hilfreich.

Fair-Handels-Importeure pflegen direkte partner-schaftliche Beziehungen zu ihren Handelspartnern. Das ermöglicht ihnen eine individuelle, je nach Situation angemessene Beratung und Unterstüt-zung. Gemeinsam entwickeln sie mit ihren Handelspartnern Strategien zur Überwindung von

ARMUTS-BEKÄMPFUNG

Die WFTO-Mitglieder

schaffen Chancen für wirtschaftlich benachtei-ligte ProduzentInnen,

setzen Transparenz und Verantwortlichkeit in ihrer Geschäftstätigkeit

um,

schließen Gewinnmaximierung auf ihre Kosten aus; entsprechend verpflichten sie sich zu Vorfi-nanzierung falls gewünscht, langfristigen Han-delsbeziehungen, etc.,

bezahlen einen fairen Preis, der im Dialog ausge-handelt wurde und vom Produzenten als fair angesehen wird,

schließen Zwangsarbeit aus und respektieren die UN-Konvention zu den Rechten von Kindern,

setzen sich für Gleichberechtigung von Mann und Frau, für Nicht-Diskriminierung und Ver-sammlungsfreiheit ein,

schaffen gesunde und sichere Arbeitsbedin- gungen,

unterstützen Weiterbildungsmaßnahmen bei den ProduzentInnen sowie der eigenen Belegschaft,

werben für Fairen Handel und mehr Gerechtig-keit im internationalen Handel,

setzen sich für Ressourcen- und Umweltschutz ein.

zum Wohle der Produ-zentInnen

ARMUTSBEKÄMPFUNG ALS GESCHÄFTSZWECK Die Fair-Handels-Importeure

Entwicklungshemmnissen. Im Fokus ihrer Arbeit steht dabei stets, die Lebens- und Arbeitsbedingun-gen der ProduzentInnen zu verbessern. Fair-Handels-Importeure halten dabei nicht nur internationale Standards des Fairen Handels ein, sondern setzen sich zudem grundsätzlich für eine Veränderung des Welthandels ein.

Die Firmenpolitik ist ganzheitlich auf Fairen Handel ausgerichtet. Fair-Handels-Importeure

vertreiben daher ausschließlich fair gehandelte Produkte. Einige Fair-Handels-Importeure blicken auf jahrzehntelange Erfahrungen zurück. Basierend auf dieser wichtigen Pionierarbeit für den Fairen Handel wurden internationale Standards von WFTO und FLO (siehe nächstes Kapitel) entwi-ckelt.

Die WFTO ist die internationale Dachorganisation von Fair-Handels-Organisationen. In ihr haben sich mehr als 300 Produzentengruppen, Händler aus dem Süden, Fair-Handels-Importeure und Weltladen-Dachorganisationen aus dem Norden sowie Hilfsorganisationen, deren Hauptaktivität mit dem Fairen Handel zu tun hat, zusammenge-schlossen. Die WFTO hat Standards für Fair-Handels-Organisationen entwickelt und stellt deren Einhaltung durch ein Monitoringsystem sicher. Dazu gehören eine Selbstüberprüfung, eine gegenseitige Überprüfung und stichprobenhafte externe Kontrollen.

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ALS GESCHÄFTSZWECKDie Fair-Handels-Importeure

FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

www.wfto.com

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Importeure stellen das wichtige Bindeglied zwischen Handel und VerbraucherInnen auf der einen Seite sowie den ProduzentInnen auf der anderen Seite dar. Armutsbekämpfung ist der eigentliche Geschäftszweck von Fair-Handels- Importeuren. Sie betreiben zu 100% Fairen Handel. Was bedeutet das?

Die Geschichten von ProduzentInnen in diesem Heft zeigen, wie unterschiedlich die Probleme und Handelshemmnisse sind, denen sich Kleinprodu-zentInnen gegenüber sehen. Für manche ist die Unterstützung bei Gemeinschaftsprojekten wie zum Beispiel dem Aufbau einer Krankenstation besonders vordringlich. Andere profitieren von Investitionen in technische Neuerung. Andernorts sind Weiterbildungsmaßnahmen wie zum Beispiel Alphabetisierungsprogramme oder Unterstützung bei der Umstellung auf biologische Landwirtschaft hilfreich.

Fair-Handels-Importeure pflegen direkte partner-schaftliche Beziehungen zu ihren Handelspartnern. Das ermöglicht ihnen eine individuelle, je nach Situation angemessene Beratung und Unterstüt-zung. Gemeinsam entwickeln sie mit ihren Handelspartnern Strategien zur Überwindung von

ARMUTS-BEKÄMPFUNG

Die WFTO-Mitglieder

schaffen Chancen für wirtschaftlich benachtei-ligte ProduzentInnen,

setzen Transparenz und Verantwortlichkeit in ihrer Geschäftstätigkeit

um,

schließen Gewinnmaximierung auf ihre Kosten aus; entsprechend verpflichten sie sich zu Vorfi-nanzierung falls gewünscht, langfristigen Han-delsbeziehungen, etc.,

bezahlen einen fairen Preis, der im Dialog ausge-handelt wurde und vom Produzenten als fair angesehen wird,

schließen Zwangsarbeit aus und respektieren die UN-Konvention zu den Rechten von Kindern,

setzen sich für Gleichberechtigung von Mann und Frau, für Nicht-Diskriminierung und Ver-sammlungsfreiheit ein,

schaffen gesunde und sichere Arbeitsbedin- gungen,

unterstützen Weiterbildungsmaßnahmen bei den ProduzentInnen sowie der eigenen Belegschaft,

werben für Fairen Handel und mehr Gerechtig-keit im internationalen Handel,

setzen sich für Ressourcen- und Umweltschutz ein.

zum Wohle der Produ-zentInnen

ARMUTSBEKÄMPFUNG ALS GESCHÄFTSZWECK Die Fair-Handels-Importeure

Entwicklungshemmnissen. Im Fokus ihrer Arbeit steht dabei stets, die Lebens- und Arbeitsbedingun-gen der ProduzentInnen zu verbessern. Fair-Handels-Importeure halten dabei nicht nur internationale Standards des Fairen Handels ein, sondern setzen sich zudem grundsätzlich für eine Veränderung des Welthandels ein.

Die Firmenpolitik ist ganzheitlich auf Fairen Handel ausgerichtet. Fair-Handels-Importeure

vertreiben daher ausschließlich fair gehandelte Produkte. Einige Fair-Handels-Importeure blicken auf jahrzehntelange Erfahrungen zurück. Basierend auf dieser wichtigen Pionierarbeit für den Fairen Handel wurden internationale Standards von WFTO und FLO (siehe nächstes Kapitel) entwi-ckelt.

Die WFTO ist die internationale Dachorganisation von Fair-Handels-Organisationen. In ihr haben sich mehr als 300 Produzentengruppen, Händler aus dem Süden, Fair-Handels-Importeure und Weltladen-Dachorganisationen aus dem Norden sowie Hilfsorganisationen, deren Hauptaktivität mit dem Fairen Handel zu tun hat, zusammenge-schlossen. Die WFTO hat Standards für Fair-Handels-Organisationen entwickelt und stellt deren Einhaltung durch ein Monitoringsystem sicher. Dazu gehören eine Selbstüberprüfung, eine gegenseitige Überprüfung und stichprobenhafte externe Kontrollen.

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ALS GESCHÄFTSZWECKDie Fair-Handels-Importeure

FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

www.wfto.com

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GEPA - The Fair Trade Company Die GEPA arbeitet als größte europäische Fair- Handels-Organisation mit über 160 Genossenschaf-ten, sozial engagierten Privatbetrieben und Vermarktungsorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen. Von ihnen bezieht die GEPA zu fairen Preisen und Handelsbedingungen ein breites Sortiment an Lebensmitteln, Handwerk und Textilien. Sie unterstützt die Partner z. B. durch Beratung zur Produktentwicklung oder Vermark-tungsfragen. GEPA-Produkte werden in Weltläden, in vielen Supermärkten und Bioläden sowie im eigenen Online-Shop angeboten.

www.gepa.de

EL PUENTE GmbHEL PUENTE ist eine Organisation des partner-schaftlichen Handels. Sie unterstützt und fördert Kleinbetriebe und Genossenschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika durch Import und Vertrieb ihrer Produkte. Begleitend betreibt EL PUENTE entwicklungspolitische Bildungs- und Informa-tionsarbeit. EL PUENTE bietet ein breites Kunsthandwerkssortiment, aber auch Lebensmittel und Textilien. Der Vertrieb erfolgt in erster Linie über Weltläden und den eigenen Online-Shop.

www.el-puente.de

BanaFair e.V. BanaFair importiert und vertreibt Bananen von KleinproduzentInnen, die ihre Früchte unabhängig von multinationalen Konzernen produzieren und vermarkten. Über die Fair-Handels-Prämie erzielen die ErzeugerInnen einen deutlich höheren Preis. Mit einem weiteren Bonus werden soziale und politische Projekte unterstützt, die der Verbesse-rung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von ArbeiterInnen in der Bananenproduktion dienen. Der Verein leistet umfangreiche Bildungs-, Informations- und Lobbyarbeit.

www.banafair.de

dwp eGdwp importiert Lebensmittel und Kunsthandwerk zu fairen Preisen und Konditionen - wie zum Beispiel Bio- und Sozialzuschlägen und Vorfinan-zierungen - und beliefert als Großhändler Welt- und Naturkostläden in ganz Deutschland und Öster-reich. dwp unterhält auch einen eigenen Online-Shop. Inzwischen verbindet dwp eine partner-schaftliche Handelsbeziehung zu mehr als 60 Produzentengruppen und den darin zusammenge-schlossenen zehntausenden von ProduzentInnen und Kleinbauernfamilien weltweit.

www.dwp-rv.de

Die oben dargestellten großen Importorganisationen sowie die Händler TopQualiTea (www.topqualitea.com), Swazi Art (www.swazikerzen.de) und Sense Organics (www.sense-organics.com) sind Mitglieder bei der WFTO. Daneben gibt es in Deutschland eine Vielzahl von kleineren Importorganisationen, die manchmal nur Kontakte zu einer Produzentengruppe pflegen. Der Weltladen-Dachverband bewertet Fair-Handels-Importeure, inwieweit sie der Konvention der Weltläden (s. auch S. 48) gerecht werden. Dies dient den Weltläden als Einkaufshilfe. Neben GEPA, EL PUENTE, dwp und BanaFair sind dies: Aprosas e.V. www.aprosas.de

Contigo www.contigo.de FAIRKAUF Handelskontor eG www.fairkauf-muenchen.de Globo Fair Trade Partner GmbH www.globo-fairtrade.de RISB Regenwaldladen www.regenwaldladen.de

adepa www.adepa-em.de Arte Indio www.arte-indio.de

Handelsorganisationen, die der Konvention der Weltläden mit geringen Einschränkungen gerecht werden, sind: AKAR GmbH www.akarfairtrade.de CAFÉ LIBERTAD Kollektiv eG www.cafe-libertad.de Freundeskreis Chontanagpur e.V www.chotanagpurgruppe.de Damian-Team Eine Welt Versand GmbH www.damian-team-versand.de Dikome/Kamerun e.V. www.dikomekaffee.de Eine Welt Handel AG www.eine-welt-handel.com El Rojito e.V. www.el-rojito.de Fair Deal Trading Llp. www.fairdealtrading.de

Graswurzel www.graswurzel.com Tarango Jute-Team St. Johann www.jute-team.de KIPEPEO bio&fair GmbH www.kipepeo.com Landjugendverlag GmbH www.landjugendverlag.de MAHAFA-LYwww.mahafaly.de Podi-Mohair www.podi-mohair.de recycelBAR www.recycelbar.de südsinn oHG www.suedsinn.de !vamos!GmbH www.vamos-online.de Waliki GmbH www.waliki.de Würzburger Partner-kaffee e.V. www.partnerkaffee.bistum-wuerzburg.de UTAMTSI www.utamtsi.com Shula Shek www.shulahek.net

Fair Handel GmbH (Münster-Schwarzach) www.fair-handel-shop.de Fair Trade Center Breisgau www.fairtradecenter.info Feluka www.feluka.de

52 53

FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland ARMUTSBEKÄMPFUNG ALS GESCHÄFTSZWECK Die Fair-Handels-Importeure

FAIR-HANDELS-ORGANISATIONEN IN DEUTSCHLAND

Page 53: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

GEPA - The Fair Trade Company Die GEPA arbeitet als größte europäische Fair- Handels-Organisation mit über 160 Genossenschaf-ten, sozial engagierten Privatbetrieben und Vermarktungsorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen. Von ihnen bezieht die GEPA zu fairen Preisen und Handelsbedingungen ein breites Sortiment an Lebensmitteln, Handwerk und Textilien. Sie unterstützt die Partner z. B. durch Beratung zur Produktentwicklung oder Vermark-tungsfragen. GEPA-Produkte werden in Weltläden, in vielen Supermärkten und Bioläden sowie im eigenen Online-Shop angeboten.

www.gepa.de

EL PUENTE GmbHEL PUENTE ist eine Organisation des partner-schaftlichen Handels. Sie unterstützt und fördert Kleinbetriebe und Genossenschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika durch Import und Vertrieb ihrer Produkte. Begleitend betreibt EL PUENTE entwicklungspolitische Bildungs- und Informa-tionsarbeit. EL PUENTE bietet ein breites Kunsthandwerkssortiment, aber auch Lebensmittel und Textilien. Der Vertrieb erfolgt in erster Linie über Weltläden und den eigenen Online-Shop.

www.el-puente.de

BanaFair e.V. BanaFair importiert und vertreibt Bananen von KleinproduzentInnen, die ihre Früchte unabhängig von multinationalen Konzernen produzieren und vermarkten. Über die Fair-Handels-Prämie erzielen die ErzeugerInnen einen deutlich höheren Preis. Mit einem weiteren Bonus werden soziale und politische Projekte unterstützt, die der Verbesse-rung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von ArbeiterInnen in der Bananenproduktion dienen. Der Verein leistet umfangreiche Bildungs-, Informations- und Lobbyarbeit.

www.banafair.de

dwp eGdwp importiert Lebensmittel und Kunsthandwerk zu fairen Preisen und Konditionen - wie zum Beispiel Bio- und Sozialzuschlägen und Vorfinan-zierungen - und beliefert als Großhändler Welt- und Naturkostläden in ganz Deutschland und Öster-reich. dwp unterhält auch einen eigenen Online-Shop. Inzwischen verbindet dwp eine partner-schaftliche Handelsbeziehung zu mehr als 60 Produzentengruppen und den darin zusammenge-schlossenen zehntausenden von ProduzentInnen und Kleinbauernfamilien weltweit.

www.dwp-rv.de

Die oben dargestellten großen Importorganisationen sowie die Händler TopQualiTea (www.topqualitea.com), Swazi Art (www.swazikerzen.de) und Sense Organics (www.sense-organics.com) sind Mitglieder bei der WFTO. Daneben gibt es in Deutschland eine Vielzahl von kleineren Importorganisationen, die manchmal nur Kontakte zu einer Produzentengruppe pflegen. Der Weltladen-Dachverband bewertet Fair-Handels-Importeure, inwieweit sie der Konvention der Weltläden (s. auch S. 48) gerecht werden. Dies dient den Weltläden als Einkaufshilfe. Neben GEPA, EL PUENTE, dwp und BanaFair sind dies: Aprosas e.V. www.aprosas.de

Contigo www.contigo.de FAIRKAUF Handelskontor eG www.fairkauf-muenchen.de Globo Fair Trade Partner GmbH www.globo-fairtrade.de RISB Regenwaldladen www.regenwaldladen.de

adepa www.adepa-em.de Arte Indio www.arte-indio.de

Handelsorganisationen, die der Konvention der Weltläden mit geringen Einschränkungen gerecht werden, sind: AKAR GmbH www.akarfairtrade.de CAFÉ LIBERTAD Kollektiv eG www.cafe-libertad.de Freundeskreis Chontanagpur e.V www.chotanagpurgruppe.de Damian-Team Eine Welt Versand GmbH www.damian-team-versand.de Dikome/Kamerun e.V. www.dikomekaffee.de Eine Welt Handel AG www.eine-welt-handel.com El Rojito e.V. www.el-rojito.de Fair Deal Trading Llp. www.fairdealtrading.de

Graswurzel www.graswurzel.com Tarango Jute-Team St. Johann www.jute-team.de KIPEPEO bio&fair GmbH www.kipepeo.com Landjugendverlag GmbH www.landjugendverlag.de MAHAFA-LYwww.mahafaly.de Podi-Mohair www.podi-mohair.de recycelBAR www.recycelbar.de südsinn oHG www.suedsinn.de !vamos!GmbH www.vamos-online.de Waliki GmbH www.waliki.de Würzburger Partner-kaffee e.V. www.partnerkaffee.bistum-wuerzburg.de UTAMTSI www.utamtsi.com Shula Shek www.shulahek.net

Fair Handel GmbH (Münster-Schwarzach) www.fair-handel-shop.de Fair Trade Center Breisgau www.fairtradecenter.info Feluka www.feluka.de

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FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland ARMUTSBEKÄMPFUNG ALS GESCHÄFTSZWECK Die Fair-Handels-Importeure

FAIR-HANDELS-ORGANISATIONEN IN DEUTSCHLAND

Page 54: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

FAIRTRADEDas Siegel für Fairen Handel

FAIRTRADE Das Siegel für Fairen Handel

45 Prozent der BundesbürgerInnen kennen das Fairtrade-Siegel. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Produkte mit diesem Zeichen Einzug in die Supermarktregale gehalten. Von dem weltweiten Handel mit Fairtrade-gesiegelten Produkten profitieren in 59 Ländern über 1,6 Millionen BäuerInnen und ArbeiterInnen in insgesamt rund 720 Bauernkooperativen und Plantagen. Wofür genau steht das Siegel?

Vergeben wird es in Deutschland von TransFair. Übergreifendes Ziel des unabhängigen Vereins ist die Förderung und Verbesserung der Lebensbedin-gungen von benachteiligten ProduzentInnen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Getragen wird der gemeinnützige Verein von rund 35 Mitgliedern aus den Bereichen Kirche, Umwelt, Soziales, Verbraucherschutz und Entwicklungspolitik.

Mit Produkten wie Kaffee, Tee und Kakao fing alles einmal an. Heute finden KundInnen das Siegel auch auf Obst, Trockenfrüchten, Nüssen, Säften, Gewürzen, Honig, Reis, Wein, Quinoa-Produkten, Zucker und Süßwaren, Rosen, Baumwollprodukten und Sportbällen. Es garantiert, dass diese Produkte unter Einhaltung der internationalen Fairtrade-Standards hergestellt und gehandelt wurden. Die

Standards werden von FLO (Fair Trade Labelling Organizations International) festgelegt, der internationalen Dachorganisation der 20 nationalen Siegelinitiativen. An der (Weiter-) Entwicklung der Standards wirken in dem zuständigen FLO-Standard-Komitee VertreterInnen der nationalen Siegelinitiativen, der ProduzentInnen und Händler sowie externe BeraterInnen mit.

Was genau beinhalten die Fairtrade- Standards?Für die Produzentenorganisationen sowie für Plantagen und Fabriken gelten jeweils spezifische Produktstandards. KleinproduzentInnen müssen sich in einer Organisation zusammenschließen, die insbesondere demokratische Teilhabe, Transparenz und Nichtdiskriminierung einzelner Mitglieder oder sozialer Gruppen sicherstellt. Von Plantagen und Firmen wird unter anderem verlangt, dass sie ihren ArbeiterInnen soziale Rechte und Sicherung bieten. Dazu gehören: Weiterbildungsmöglichkei-ten, keine Kinder- oder Zwangsarbeit, Ermögli-chung von Kollektivverhandlungen und Organisa-tionsfreiheit, Arbeitsbedingungen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen, Einhaltung von Sicherheits- und Hygienestandards und ausreichen-de Möglichkeiten für die Arbeiterschaft, um über

die Verwendung der Fairtrade-Prämie zu beraten und zu entscheiden. Darüber hinaus müssen alle ProduzentInnen die Einhaltung von Umweltstan-dards nachweisen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem minimalen und sicheren Einsatz von Agrochemikalien, einem sauberen Abfall- und Wassermanagement, dem Erhalt der Bodenfrucht-barkeit und dem Verzicht auf gentechnisch verändertem Saatgut.

Nur wer diese Standards erfüllt, wird in das FLO-Produzentenregister aufgenommen. FLO berät und unterstützt die ProduzentInnen bei der Umsetzung der Standards und bei der Verbesserung ihrer Marktchancen.

Die Händler, die von ProduzentInnen aus dem FLO-Register Produkte zu fairen Bedingun-gen beziehen, müssen

einen Minimumpreis zahlen, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt und die ProduzentIn-nen insbesondere vor Preisschwankungen auf dem Weltmarkt schützt,

eine Fairtrade-Prämie zahlen, die es den ProduzentIn-nen erlaubt, in die zukünftige Entwicklung und die Verbesserung der Situation in den lokalen Gemein-schaften zu investieren. Über die konkrete Verwen-dung entscheiden die BäuerInnen sowie die ArbeiterInnen in einem demokratischen und transparenten Prozess selbst,

bei ökologisch angebauten Produkten einen Bio-Aufschlag zahlen,

Handelsbeziehungen gewährleisten, die den ProduzentInnen eine langfristige Planung und nachhaltige Anbaupraktiken erlauben,

Vorfinanzierung der Ernten bereitstellen, wenn dies von den ProduzentInnen gewünscht wird.

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FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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FAIRTRADEDas Siegel für Fairen Handel

FAIRTRADE Das Siegel für Fairen Handel

45 Prozent der BundesbürgerInnen kennen das Fairtrade-Siegel. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Produkte mit diesem Zeichen Einzug in die Supermarktregale gehalten. Von dem weltweiten Handel mit Fairtrade-gesiegelten Produkten profitieren in 59 Ländern über 1,6 Millionen BäuerInnen und ArbeiterInnen in insgesamt rund 720 Bauernkooperativen und Plantagen. Wofür genau steht das Siegel?

Vergeben wird es in Deutschland von TransFair. Übergreifendes Ziel des unabhängigen Vereins ist die Förderung und Verbesserung der Lebensbedin-gungen von benachteiligten ProduzentInnen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Getragen wird der gemeinnützige Verein von rund 35 Mitgliedern aus den Bereichen Kirche, Umwelt, Soziales, Verbraucherschutz und Entwicklungspolitik.

Mit Produkten wie Kaffee, Tee und Kakao fing alles einmal an. Heute finden KundInnen das Siegel auch auf Obst, Trockenfrüchten, Nüssen, Säften, Gewürzen, Honig, Reis, Wein, Quinoa-Produkten, Zucker und Süßwaren, Rosen, Baumwollprodukten und Sportbällen. Es garantiert, dass diese Produkte unter Einhaltung der internationalen Fairtrade-Standards hergestellt und gehandelt wurden. Die

Standards werden von FLO (Fair Trade Labelling Organizations International) festgelegt, der internationalen Dachorganisation der 20 nationalen Siegelinitiativen. An der (Weiter-) Entwicklung der Standards wirken in dem zuständigen FLO-Standard-Komitee VertreterInnen der nationalen Siegelinitiativen, der ProduzentInnen und Händler sowie externe BeraterInnen mit.

Was genau beinhalten die Fairtrade- Standards?Für die Produzentenorganisationen sowie für Plantagen und Fabriken gelten jeweils spezifische Produktstandards. KleinproduzentInnen müssen sich in einer Organisation zusammenschließen, die insbesondere demokratische Teilhabe, Transparenz und Nichtdiskriminierung einzelner Mitglieder oder sozialer Gruppen sicherstellt. Von Plantagen und Firmen wird unter anderem verlangt, dass sie ihren ArbeiterInnen soziale Rechte und Sicherung bieten. Dazu gehören: Weiterbildungsmöglichkei-ten, keine Kinder- oder Zwangsarbeit, Ermögli-chung von Kollektivverhandlungen und Organisa-tionsfreiheit, Arbeitsbedingungen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen, Einhaltung von Sicherheits- und Hygienestandards und ausreichen-de Möglichkeiten für die Arbeiterschaft, um über

die Verwendung der Fairtrade-Prämie zu beraten und zu entscheiden. Darüber hinaus müssen alle ProduzentInnen die Einhaltung von Umweltstan-dards nachweisen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem minimalen und sicheren Einsatz von Agrochemikalien, einem sauberen Abfall- und Wassermanagement, dem Erhalt der Bodenfrucht-barkeit und dem Verzicht auf gentechnisch verändertem Saatgut.

Nur wer diese Standards erfüllt, wird in das FLO-Produzentenregister aufgenommen. FLO berät und unterstützt die ProduzentInnen bei der Umsetzung der Standards und bei der Verbesserung ihrer Marktchancen.

Die Händler, die von ProduzentInnen aus dem FLO-Register Produkte zu fairen Bedingun-gen beziehen, müssen

einen Minimumpreis zahlen, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt und die ProduzentIn-nen insbesondere vor Preisschwankungen auf dem Weltmarkt schützt,

eine Fairtrade-Prämie zahlen, die es den ProduzentIn-nen erlaubt, in die zukünftige Entwicklung und die Verbesserung der Situation in den lokalen Gemein-schaften zu investieren. Über die konkrete Verwen-dung entscheiden die BäuerInnen sowie die ArbeiterInnen in einem demokratischen und transparenten Prozess selbst,

bei ökologisch angebauten Produkten einen Bio-Aufschlag zahlen,

Handelsbeziehungen gewährleisten, die den ProduzentInnen eine langfristige Planung und nachhaltige Anbaupraktiken erlauben,

Vorfinanzierung der Ernten bereitstellen, wenn dies von den ProduzentInnen gewünscht wird.

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FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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Anbieter in DeutschlandHauptaufgabe von TransFair ist es, in Deutschland weitere Partner und Unterstützer für den Fairen Handel durch Marketing-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen. Mehr als 150 Hersteller bieten dem Handel eine große Auswahl von rund 1000 Qualitätsprodukten aus unterschied-lichen Warengruppen an - und stetig kommen weitere hinzu. Sie haben mit TransFair einen Lizenzvertrag geschlossen. Der Verein arbeitet darüber hinaus mit vielen Partnern im Lebensmit-tel-Einzelhandel, der Gastronomie, im Catering und im Großverbrauch zusammen. Wer heute bewusst einkauft, findet immer mehr Produkte mit Fairtrade-Siegel in den Lebensmittel-Märkten, Kaufhäusern und Bioläden.

Eine aktuelle Übersicht über Anbieter und Verkaufsstellen von Fairtrade-gesiegelten Produkten finden Sie bei TransFair

Mehr Informationen zu den (konkreten produkt-spezifischen) Standards bei FLO

Informationen zum konkreten Ablauf der Zertifizierung bei FLO Cert

www.transfair.org

www.fairtrade.net

www.flo-cert.net

Wie wird kontrolliert?Ein unabhängiges, transparentes und weltweit einheitliches Zertifizierungssystem garantiert den VerbraucherInnen die Einhaltung der Fairtrade-Standards. Es erfüllt die Anforderung der ISO- Norm 65 – die heute weltweit akzeptierte Akkredi-tierungsnorm für Zertifizierungsorganisationen. Die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT GmbH prüft bei regelmäßigen Inspektionen die Einhaltung der Standards bei den ProduzentIn-nen. Diese Kontrollbesuche sind Grundlage der Zertifizierung. In einem Auditsystem, das auch alle anderen Akteure der Handelskette einschließt, wird sicher gestellt, dass das von den VerbraucherInnen gekaufte Fairtrade-gesiegelte Produkt tatsächlich von einem zertifizierten Produzenten stammt und zu fairen Bedingungen gehandelt wurde.

FLO e.V. FLO-CERT GmbH TransFair e.V.

FAIRTRADE Das Siegel für Fairen Handel

Produzent Exporteur Importeur Handel KonsumentHerstellung

56 57

*ISO 65 akkreditiert

FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

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Anbieter in DeutschlandHauptaufgabe von TransFair ist es, in Deutschland weitere Partner und Unterstützer für den Fairen Handel durch Marketing-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen. Mehr als 150 Hersteller bieten dem Handel eine große Auswahl von rund 1000 Qualitätsprodukten aus unterschied-lichen Warengruppen an - und stetig kommen weitere hinzu. Sie haben mit TransFair einen Lizenzvertrag geschlossen. Der Verein arbeitet darüber hinaus mit vielen Partnern im Lebensmit-tel-Einzelhandel, der Gastronomie, im Catering und im Großverbrauch zusammen. Wer heute bewusst einkauft, findet immer mehr Produkte mit Fairtrade-Siegel in den Lebensmittel-Märkten, Kaufhäusern und Bioläden.

Eine aktuelle Übersicht über Anbieter und Verkaufsstellen von Fairtrade-gesiegelten Produkten finden Sie bei TransFair

Mehr Informationen zu den (konkreten produkt-spezifischen) Standards bei FLO

Informationen zum konkreten Ablauf der Zertifizierung bei FLO Cert

www.transfair.org

www.fairtrade.net

www.flo-cert.net

Wie wird kontrolliert?Ein unabhängiges, transparentes und weltweit einheitliches Zertifizierungssystem garantiert den VerbraucherInnen die Einhaltung der Fairtrade-Standards. Es erfüllt die Anforderung der ISO- Norm 65 – die heute weltweit akzeptierte Akkredi-tierungsnorm für Zertifizierungsorganisationen. Die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT GmbH prüft bei regelmäßigen Inspektionen die Einhaltung der Standards bei den ProduzentIn-nen. Diese Kontrollbesuche sind Grundlage der Zertifizierung. In einem Auditsystem, das auch alle anderen Akteure der Handelskette einschließt, wird sicher gestellt, dass das von den VerbraucherInnen gekaufte Fairtrade-gesiegelte Produkt tatsächlich von einem zertifizierten Produzenten stammt und zu fairen Bedingungen gehandelt wurde.

FLO e.V. FLO-CERT GmbH TransFair e.V.

FAIRTRADE Das Siegel für Fairen Handel

Produzent Exporteur Importeur Handel KonsumentHerstellung

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*ISO 65 akkreditiert

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Das Forum Fairer Handel bietet eine Plattform für die Zusammenarbeit von Organisationen und Akteuren des Fairen Handels in Deutschland. Ziel ist es, das Profil des Fairen Handels zu schärfen, ge-meinsame Forderungen gegenüber Politik und Handel durchzusetzen und eine stärkere Auswei-tung des Fairen Handels zu erreichen.

Am Beginn der Kooperation stand die Idee einer ge-meinsamen Aktionswoche. Die Vorbereitung der ersten Fairen Woche 2001 legte den Grundstein für die weitere Zusammenarbeit in einem gemeinsa-men Netzwerk. Die deutschen Fair-Handels-

Gemeinsam stark durch Vernetzung DAS FORUM FAIRER HANDEL

GEMEINSAM STARK DURCH VERNETZUNGDAS FORUM FAIRER HANDEL

Organisationen gründeten 2002 gemeinsam mit anderen Akteuren, für die die Unterstützung des Fairen Handels (z. B. durch Bildungs- und Informa-tionsarbeit) ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt dar-stellt, das Forum Fairer Handel.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Arbeits-gemeinschaft der Evangelischen Jugend, die Ar-beitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke in Deutschland, BanaFair, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Brot für die Welt, dwp, der Evangelische Entwicklungsdienst, EL PUENTE, der Fair Trade e. V., die GEPA, die Konferenz der

Gruppenberatung, Misereor, Podi-Mohair, die Ser-vicestelle Kommunen in der Einen Welt, TransFair, die Verbraucher Initiative und der Weltladen-Dachverband. INKOTA, die Sternsinger und Globo schlossen sich später an.

Das Netzwerk koordiniert die Aktivitäten des Fairen Handels in Deutschland. In vier Arbeitskrei-sen – Grundlagen und Kriterien, Öffentlichkeitsar-beit, Bildung und Politischer Arbeit – tauschen sich die Mitglieder aus und vereinbaren gemeinsame Projekte.

58

FORUM FAIRER

HANDEL 59

FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

Um die gemeinsamen Projekte der Informations-, Bildungs- und Kampagnenarbeit zu realisieren, gründeten die Fair-Handels-Organisationen BanaFair, dwp, EL PUENTE, Fair Trade e.V., GEPA, TransFair und der Weltladen-Dachverband 2006 den Verein Forum Fairer Handel e.V..

www.forum-fairer-handel.de

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Das Forum Fairer Handel bietet eine Plattform für die Zusammenarbeit von Organisationen und Akteuren des Fairen Handels in Deutschland. Ziel ist es, das Profil des Fairen Handels zu schärfen, ge-meinsame Forderungen gegenüber Politik und Handel durchzusetzen und eine stärkere Auswei-tung des Fairen Handels zu erreichen.

Am Beginn der Kooperation stand die Idee einer ge-meinsamen Aktionswoche. Die Vorbereitung der ersten Fairen Woche 2001 legte den Grundstein für die weitere Zusammenarbeit in einem gemeinsa-men Netzwerk. Die deutschen Fair-Handels-

Gemeinsam stark durch Vernetzung DAS FORUM FAIRER HANDEL

GEMEINSAM STARK DURCH VERNETZUNGDAS FORUM FAIRER HANDEL

Organisationen gründeten 2002 gemeinsam mit anderen Akteuren, für die die Unterstützung des Fairen Handels (z. B. durch Bildungs- und Informa-tionsarbeit) ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt dar-stellt, das Forum Fairer Handel.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Arbeits-gemeinschaft der Evangelischen Jugend, die Ar-beitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke in Deutschland, BanaFair, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Brot für die Welt, dwp, der Evangelische Entwicklungsdienst, EL PUENTE, der Fair Trade e. V., die GEPA, die Konferenz der

Gruppenberatung, Misereor, Podi-Mohair, die Ser-vicestelle Kommunen in der Einen Welt, TransFair, die Verbraucher Initiative und der Weltladen-Dachverband. INKOTA, die Sternsinger und Globo schlossen sich später an.

Das Netzwerk koordiniert die Aktivitäten des Fairen Handels in Deutschland. In vier Arbeitskrei-sen – Grundlagen und Kriterien, Öffentlichkeitsar-beit, Bildung und Politischer Arbeit – tauschen sich die Mitglieder aus und vereinbaren gemeinsame Projekte.

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FORUM FAIRER

HANDEL 59

FÜR EINEN GERECHTEN WELTHANDEL Fair-Handels-Organisationen in Deutschland

Um die gemeinsamen Projekte der Informations-, Bildungs- und Kampagnenarbeit zu realisieren, gründeten die Fair-Handels-Organisationen BanaFair, dwp, EL PUENTE, Fair Trade e.V., GEPA, TransFair und der Weltladen-Dachverband 2006 den Verein Forum Fairer Handel e.V..

www.forum-fairer-handel.de

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MITMACHENBildung und Fairer Handel Sie sind LehrerIn oder GruppenleiterIn oder ErzieherIn? Das Thema Fairer Handel bietet viele Anknüpfungspunkte für die Schule, die Jugend-gruppe oder den Kindergarten.

bietet Ihnen ausgewählte Literatur und Links. Einen umfassen-den Überblick über Materialien des Fairen Handels finden Sie in der Materialdatenbank.

Der Katalog "Eine Welt im Unterricht" listet Materialien und Medien, außerdem zahlreiche nützliche Internetlinks auf. Zu beziehen ist er über das Welthaus Bielefeld,

Oder wie wär´s mit einem Besuch im Weltladen? Viele Weltläden bieten ReferentInnen oder Materialien wie z. B. Themenkoffer zum Ausleihen an. Fragen Sie vor Ort nach.

Die Eine Welt Landesnetzwerke bieten oft ebenfalls Unterstützung bei der Bildungsarbeit zum Fairen Handel an oder wissen, wer vor Ort ansprechbar ist.

Zum Beispiel: SchülerfirmenEine spannende Möglichkeit, den Fairen Handel in die Schule zu tragen, sind Schülerfirmen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Fairchoc-Projekt des Hamburger Gymnasiums Altona -

Allgemeine Hinweise und Links bietet die Webseite des Projektes Nachhaltige Schülerfirmen in Niedersachsen:

Ehemalige Schülerfirmenmitglieder geben hier Tipps:

www.forum-fairer-handel.de

www.agl-einewelt.de

www.fairchoc.de.

www.nasch21.de

www.schuelerfirmenberater.de

www.welthaus.de.

LEICHTWER WIE WAS WO WISSENSWERTES, TIPPS UND ANREGUNGEN

Fairness beim Einkauf Mit dem Kauf fair gehandelter Produkte können Sie Politik mit dem Einkaufskorb machen. Hier finden Sie den Weltladen in Ihrer Nähe:

Hier erfahren Sie, welche Supermarktketten Fairtrade-gesiegelte Produkte anbieten:

Hier eine Auswahl von größeren Online-Shops:

Weitere Fair Handels-Importeure und ihre Homepages auf S. 52f

Mitwirken im örtlichen Weltladen oder in einer AktionsgruppeDie Weltladen-Bewegung lebt vom Engagement tausender Freiwilliger. Neben dem Verkauf fair gehandelter Waren leisten die Weltläden und eine große Zahl von Aktionsgruppen Informations-, Bildungs- und Kampagnenarbeit für einen gerechten Welthandel. Machen Sie mit im Weltladen in Ihrer Nähe! Sie finden ihn unter:

Engagement als TransFair-MultiplikatorInMultiplikatorInnen tragen das Thema ‚Fairer Handel' in die Öffentlichkeit. Sie informieren in ihrem regionalen Umfeld in Form von Vorträgen, Infoveranstaltungen oder Aktionen über TransFair sowie über die globalen Zusammenhänge zwischen Nord und Süd. Sie sind für TransFair auf Honorarbasis tätig. Interesse? Mehr unter

www.weltladen.de

www.transfair.org

www.gepa.dewww.el-puente.dewww.dwp-rv.dewww.eine-welt-shop.dewww.damian-team-versand.dewww.eine-welt-handel.com www.globo-fairtrade.de

www.weltladen.de

www.transfair.org

Fairer Konsum -nicht nur für zu Hause Und wie wäre es mit fair gehandeltem Kaffee am Arbeitsplatz? Im Kollegium, in der Kantine, in der Abteilung ...? Es gibt viele Gelegenheiten, wo fair gehandelte Produkte verwendet werden könnten. Vielleicht bedarf es nur eines kleinen Hinweises von Ihnen.

Informationen für Gastronomen und Großver-braucher unter in der Rubrik "Vertrieb und Handel" und unter in der Rubrik „Vertriebsbereiche“.

informiert über faires Beschaffungswesen für kirchliche Einrichtun-gen.

Das Beschaffungswesen ist nur eine Möglichkeit kommunalen Engagements für den Fairen Handel. Kommunen, die den Fairen Handel unterstützen möchten, finden Informationen bei der Service-stelle Kommunen in der Einen Welt:

In vielen Agenda-Prozessen spielt der Faire Handel längst eine große Rolle. Inzwischen gibt es vieler-orts Agenda-Kaffees: z. B. den Pott-Kaffee der Ruhrgebietsstädte, PIDECAFE in Baden-Württemberg, Münster-Kaffee oder Friderico, den Agenda-Kaffee der Stadt Friedrichshafen. Koope-rationen mit Fair-Handels-Importeuren sind möglich, z. B. informieren GEPA und EL PUENTE:

und

www.transfair.org

www.kirchen-trinken-fair.de

www.service-eine-welt.de

www.gepa.de www.el-puente.de.

www.fairtrade-towns.de.

www.gepa.de

Seit Januar 2009 können sich Kommunen in Deutschland um den Titel „Fairtrade-Stadt“, “Fairtrade-Kreis“ oder „Fairtrade-Gemeinde“ bewerben und so ihr Engagement für Fairen Handel unter Beweis stellen. Näheres zu der Kampagne Fairtrade Towns von TransFair finden Sie unter:

Mitmachideen für junge Leute ...gibt´s auf der Homepage

Machen Sie mit bei der Fairen Woche!Die Faire Woche ist eine bundesweite Aktionswo-che rund um das Thema ‚Fairer Handel'. Neben Kirchen, Verbänden, Verbraucherorganisationen, entwicklungspolitischen Initiativen, Weltläden, Schulen, Agenda-Gruppen, Medien, Politik, Wirt-schaft und Handel sind auch Sie als Einzelperson oder Familie aufgerufen, sich an der Fairen Woche mit eigenen Veranstaltungen zu beteiligen. Ak-tionsideen und Materialien unter

Weitere informative WebsitesDie konfessionellen Jugendverbände und kirchli-chen Hilfswerke engagieren sich im Fairen Handel. Brot für die Welt, EED und Misereor unterstützen ProduzentInnen im Süden sowie die Bildungsar-beit im Norden. Die Sternsinger, BDKJ und aej leisten vielfältige Kampagnen- und Bildungsar-beit.

Die Informations- und Kampagnenarbeit des Fairen Handels wird von vielen weiteren Vereinen, Organisationen und Einrichtungen unterstützt. So zum Beispiel vom INKOTA-netzwerk e.V. und von der Verbraucher Initiative, die eine informative Homepage zu fairem und ökologischem Konsum unterhält.

www.fair4you-online.de

www.fairewoche.de

www.evangelische-jugend.dewww.sternsinger.orgwww.bdkj.dewww.brot-fuer-die-welt.dewww.eed.dewww.misereor.de

www.inkota.de www.oeko-fair.de

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GEMACHT

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MITMACHENBildung und Fairer Handel Sie sind LehrerIn oder GruppenleiterIn oder ErzieherIn? Das Thema Fairer Handel bietet viele Anknüpfungspunkte für die Schule, die Jugend-gruppe oder den Kindergarten.

bietet Ihnen ausgewählte Literatur und Links. Einen umfassen-den Überblick über Materialien des Fairen Handels finden Sie in der Materialdatenbank.

Der Katalog "Eine Welt im Unterricht" listet Materialien und Medien, außerdem zahlreiche nützliche Internetlinks auf. Zu beziehen ist er über das Welthaus Bielefeld,

Oder wie wär´s mit einem Besuch im Weltladen? Viele Weltläden bieten ReferentInnen oder Materialien wie z. B. Themenkoffer zum Ausleihen an. Fragen Sie vor Ort nach.

Die Eine Welt Landesnetzwerke bieten oft ebenfalls Unterstützung bei der Bildungsarbeit zum Fairen Handel an oder wissen, wer vor Ort ansprechbar ist.

Zum Beispiel: SchülerfirmenEine spannende Möglichkeit, den Fairen Handel in die Schule zu tragen, sind Schülerfirmen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Fairchoc-Projekt des Hamburger Gymnasiums Altona -

Allgemeine Hinweise und Links bietet die Webseite des Projektes Nachhaltige Schülerfirmen in Niedersachsen:

Ehemalige Schülerfirmenmitglieder geben hier Tipps:

www.forum-fairer-handel.de

www.agl-einewelt.de

www.fairchoc.de.

www.nasch21.de

www.schuelerfirmenberater.de

www.welthaus.de.

LEICHTWER WIE WAS WO WISSENSWERTES, TIPPS UND ANREGUNGEN

Fairness beim Einkauf Mit dem Kauf fair gehandelter Produkte können Sie Politik mit dem Einkaufskorb machen. Hier finden Sie den Weltladen in Ihrer Nähe:

Hier erfahren Sie, welche Supermarktketten Fairtrade-gesiegelte Produkte anbieten:

Hier eine Auswahl von größeren Online-Shops:

Weitere Fair Handels-Importeure und ihre Homepages auf S. 52f

Mitwirken im örtlichen Weltladen oder in einer AktionsgruppeDie Weltladen-Bewegung lebt vom Engagement tausender Freiwilliger. Neben dem Verkauf fair gehandelter Waren leisten die Weltläden und eine große Zahl von Aktionsgruppen Informations-, Bildungs- und Kampagnenarbeit für einen gerechten Welthandel. Machen Sie mit im Weltladen in Ihrer Nähe! Sie finden ihn unter:

Engagement als TransFair-MultiplikatorInMultiplikatorInnen tragen das Thema ‚Fairer Handel' in die Öffentlichkeit. Sie informieren in ihrem regionalen Umfeld in Form von Vorträgen, Infoveranstaltungen oder Aktionen über TransFair sowie über die globalen Zusammenhänge zwischen Nord und Süd. Sie sind für TransFair auf Honorarbasis tätig. Interesse? Mehr unter

www.weltladen.de

www.transfair.org

www.gepa.dewww.el-puente.dewww.dwp-rv.dewww.eine-welt-shop.dewww.damian-team-versand.dewww.eine-welt-handel.com www.globo-fairtrade.de

www.weltladen.de

www.transfair.org

Fairer Konsum -nicht nur für zu Hause Und wie wäre es mit fair gehandeltem Kaffee am Arbeitsplatz? Im Kollegium, in der Kantine, in der Abteilung ...? Es gibt viele Gelegenheiten, wo fair gehandelte Produkte verwendet werden könnten. Vielleicht bedarf es nur eines kleinen Hinweises von Ihnen.

Informationen für Gastronomen und Großver-braucher unter in der Rubrik "Vertrieb und Handel" und unter in der Rubrik „Vertriebsbereiche“.

informiert über faires Beschaffungswesen für kirchliche Einrichtun-gen.

Das Beschaffungswesen ist nur eine Möglichkeit kommunalen Engagements für den Fairen Handel. Kommunen, die den Fairen Handel unterstützen möchten, finden Informationen bei der Service-stelle Kommunen in der Einen Welt:

In vielen Agenda-Prozessen spielt der Faire Handel längst eine große Rolle. Inzwischen gibt es vieler-orts Agenda-Kaffees: z. B. den Pott-Kaffee der Ruhrgebietsstädte, PIDECAFE in Baden-Württemberg, Münster-Kaffee oder Friderico, den Agenda-Kaffee der Stadt Friedrichshafen. Koope-rationen mit Fair-Handels-Importeuren sind möglich, z. B. informieren GEPA und EL PUENTE:

und

www.transfair.org

www.kirchen-trinken-fair.de

www.service-eine-welt.de

www.gepa.de www.el-puente.de.

www.fairtrade-towns.de.

www.gepa.de

Seit Januar 2009 können sich Kommunen in Deutschland um den Titel „Fairtrade-Stadt“, “Fairtrade-Kreis“ oder „Fairtrade-Gemeinde“ bewerben und so ihr Engagement für Fairen Handel unter Beweis stellen. Näheres zu der Kampagne Fairtrade Towns von TransFair finden Sie unter:

Mitmachideen für junge Leute ...gibt´s auf der Homepage

Machen Sie mit bei der Fairen Woche!Die Faire Woche ist eine bundesweite Aktionswo-che rund um das Thema ‚Fairer Handel'. Neben Kirchen, Verbänden, Verbraucherorganisationen, entwicklungspolitischen Initiativen, Weltläden, Schulen, Agenda-Gruppen, Medien, Politik, Wirt-schaft und Handel sind auch Sie als Einzelperson oder Familie aufgerufen, sich an der Fairen Woche mit eigenen Veranstaltungen zu beteiligen. Ak-tionsideen und Materialien unter

Weitere informative WebsitesDie konfessionellen Jugendverbände und kirchli-chen Hilfswerke engagieren sich im Fairen Handel. Brot für die Welt, EED und Misereor unterstützen ProduzentInnen im Süden sowie die Bildungsar-beit im Norden. Die Sternsinger, BDKJ und aej leisten vielfältige Kampagnen- und Bildungsar-beit.

Die Informations- und Kampagnenarbeit des Fairen Handels wird von vielen weiteren Vereinen, Organisationen und Einrichtungen unterstützt. So zum Beispiel vom INKOTA-netzwerk e.V. und von der Verbraucher Initiative, die eine informative Homepage zu fairem und ökologischem Konsum unterhält.

www.fair4you-online.de

www.fairewoche.de

www.evangelische-jugend.dewww.sternsinger.orgwww.bdkj.dewww.brot-fuer-die-welt.dewww.eed.dewww.misereor.de

www.inkota.de www.oeko-fair.de

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GEMACHT

Page 62: DER FAIRE HANDEL IN DEUTSCHLAND...Trockenfrüchte, Säfte, ee, Kaffee, Wein, Gewürze, Zucker, Honig und Süßwaren, Reis und Quinoa. Aber nicht nur für den täglichen Lebensmitteleinkauf

Ist da, wo fair drauf steht, auch fair drin? Wenn es sich um Produkte mit dem Fairtrade-Siegel handelt oder um Produkte der anerkannten Fair-Handels-Importeure wie z. B. GEPA, EL PUENTE, dwp oder BanaFair, dann ist gewährleistet, dass die Kritierien für den Fairen Handel eingehalten werden. Auf nationaler und internationaler Ebene gibt es Kontrollmechanismen, die die Einhaltung der Fair-Handels-Kriterien sicherstellen. Das passiert nicht nur vom Schreibtisch aus, sondern auch über Besuche vor Ort.

Nachhaltig und fair sind heute doch viele, oder?In den letzten Jahren sind immer mehr Systeme ent-standen, die unter dem Titel „Nachhaltigkeit“ um die Gunst der KonsumentInnen werben. Die Unter-schiede zum Fairen Handel verschwimmen.

Fairer Handel ist nachhaltig, da er alle drei Pfeiler -den sozialen, den ökologischen, den ökonomischen Aspekt - der Nachhaltigkeit bedient. Aber nicht alles, was nachhaltig ist, ist automatisch ‚fair'.

Es gibt keine gesetzlich fixierte Definition, was Fairer Handel ist. Aber es gibt Definitionen und Prinzipien des Fairen Handels (siehe auch S. 40), die auf internationaler Ebene von den meisten Akteuren in diesem Bereich gemeinsam entwickelt und beschlossen wurden. Der Faire Handel unter-scheidet sich von anderen Nachhaltigkeits-Systemen insbesondere durch die Zahlung eines ga-rantierten Mindestpreises, die Möglichkeit der Vor-finanzierung der Produktion durch den Handel sowie die langfristige Handelsbeziehung. Außerdem zeichnet sich der Faire Handel durch seinen entwicklungspolitischen Ansatz aus und setzt sich darüber hinaus insgesamt für mehr Ge-rechtigkeit im internationalen Handel ein.

Fair und bio: Ist das dasselbe? Nein. Bio-Produkte sind nicht unbedingt fair ge-handelt. Auf der anderen Seite sind nicht alle fair ge-handelten Produkte Bioware. Bei Bio werden in erster Linie ökologische Standards überprüft, bei fair geht es vor allem um die Einhaltung von sozialen Standards. Der Faire Handel unterstützt die ProduzentInnen bei der Umstellung auf ökolo-gischen Landbau. Oftmals erlauben erst die höheren Einnahmen aus dem Fairen Handel die kost-spielige Umstellung. Ist auf Bio-Anbau umgestellt, gibt es dann im Fairen Handel einen Bonus für die Biozertifizierung. Bereits mehr als 65 Prozent der fair gehandelten Lebensmittel stammen inzwischen auch aus kontrolliert biologischem Anbau.

Ermöglicht Fairer Handelauch klimafreund-lichen Konsum?Die Hauptleidtragenden des Kli-mawandels werden die Bewoh-nerInnen der südlichen Länder sein, insbesondere die Klein-bäuerInnen. Genau hier setzt der Faire Handel an: Klein-produzentInnen werden durch langfristige Han-delsbeziehungen und Zahlung höherer Preise dabei unterstützt, mit den Folgen des Klima-wandels umzugehen.

Dass dies ein zukunfts-weisender Weg ist, zeigen auch jüngste wis-senschaftliche Studien: Die bisherige Form der Landwirtschaft ist nicht

FAIRER HANDEL: zukunftsfähig. Ökologischer Landbau und vor allem die kleinbäuerliche Land-wirtschaft bieten Alternativen, die das Klima schonen. Geringerer Düngemit-tel- und Energieeinsatz sowie kleinräu-migere Landnutzung sind hier nur einige Stichworte. Wirtschaftsweise und Wissen von KleinbäuerInnen müssen gefördert und weiter entwickelt werden. Der Faire Handel setzt schon heute wo möglich auf kleinbäuerliche Landwirtschaft und engagiert sich auch politisch für mehr Un-terstützung für die KleinproduzentInnen.

NOCH FRAGEN?

www.forum-fairer-handel.de

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Ist da, wo fair drauf steht, auch fair drin? Wenn es sich um Produkte mit dem Fairtrade-Siegel handelt oder um Produkte der anerkannten Fair-Handels-Importeure wie z. B. GEPA, EL PUENTE, dwp oder BanaFair, dann ist gewährleistet, dass die Kritierien für den Fairen Handel eingehalten werden. Auf nationaler und internationaler Ebene gibt es Kontrollmechanismen, die die Einhaltung der Fair-Handels-Kriterien sicherstellen. Das passiert nicht nur vom Schreibtisch aus, sondern auch über Besuche vor Ort.

Nachhaltig und fair sind heute doch viele, oder?In den letzten Jahren sind immer mehr Systeme ent-standen, die unter dem Titel „Nachhaltigkeit“ um die Gunst der KonsumentInnen werben. Die Unter-schiede zum Fairen Handel verschwimmen.

Fairer Handel ist nachhaltig, da er alle drei Pfeiler -den sozialen, den ökologischen, den ökonomischen Aspekt - der Nachhaltigkeit bedient. Aber nicht alles, was nachhaltig ist, ist automatisch ‚fair'.

Es gibt keine gesetzlich fixierte Definition, was Fairer Handel ist. Aber es gibt Definitionen und Prinzipien des Fairen Handels (siehe auch S. 40), die auf internationaler Ebene von den meisten Akteuren in diesem Bereich gemeinsam entwickelt und beschlossen wurden. Der Faire Handel unter-scheidet sich von anderen Nachhaltigkeits-Systemen insbesondere durch die Zahlung eines ga-rantierten Mindestpreises, die Möglichkeit der Vor-finanzierung der Produktion durch den Handel sowie die langfristige Handelsbeziehung. Außerdem zeichnet sich der Faire Handel durch seinen entwicklungspolitischen Ansatz aus und setzt sich darüber hinaus insgesamt für mehr Ge-rechtigkeit im internationalen Handel ein.

Fair und bio: Ist das dasselbe? Nein. Bio-Produkte sind nicht unbedingt fair ge-handelt. Auf der anderen Seite sind nicht alle fair ge-handelten Produkte Bioware. Bei Bio werden in erster Linie ökologische Standards überprüft, bei fair geht es vor allem um die Einhaltung von sozialen Standards. Der Faire Handel unterstützt die ProduzentInnen bei der Umstellung auf ökolo-gischen Landbau. Oftmals erlauben erst die höheren Einnahmen aus dem Fairen Handel die kost-spielige Umstellung. Ist auf Bio-Anbau umgestellt, gibt es dann im Fairen Handel einen Bonus für die Biozertifizierung. Bereits mehr als 65 Prozent der fair gehandelten Lebensmittel stammen inzwischen auch aus kontrolliert biologischem Anbau.

Ermöglicht Fairer Handelauch klimafreund-lichen Konsum?Die Hauptleidtragenden des Kli-mawandels werden die Bewoh-nerInnen der südlichen Länder sein, insbesondere die Klein-bäuerInnen. Genau hier setzt der Faire Handel an: Klein-produzentInnen werden durch langfristige Han-delsbeziehungen und Zahlung höherer Preise dabei unterstützt, mit den Folgen des Klima-wandels umzugehen.

Dass dies ein zukunfts-weisender Weg ist, zeigen auch jüngste wis-senschaftliche Studien: Die bisherige Form der Landwirtschaft ist nicht

FAIRER HANDEL: zukunftsfähig. Ökologischer Landbau und vor allem die kleinbäuerliche Land-wirtschaft bieten Alternativen, die das Klima schonen. Geringerer Düngemit-tel- und Energieeinsatz sowie kleinräu-migere Landnutzung sind hier nur einige Stichworte. Wirtschaftsweise und Wissen von KleinbäuerInnen müssen gefördert und weiter entwickelt werden. Der Faire Handel setzt schon heute wo möglich auf kleinbäuerliche Landwirtschaft und engagiert sich auch politisch für mehr Un-terstützung für die KleinproduzentInnen.

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100% fair. Der Faire Handel in Deutschland. Herausgeber Forum Fairer Handel e.V., Chausseestr. 128/129, 10115 Berlin, 030 - 28 04 05 88, [email protected] Redaktion Antje Edler (Forum Fairer Handel, V.i.S.d.P.), Marco Klemmt Text Antje Edler, Marco Klemmt, Melanie Leucht Bildnachweis aha – anders handeln e.V.: S. 36, Christoph Albuschkat/fair:werk: S. 58/59, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: S. 38, Claro: S. 14, COMUCAP: S. 20, Christian Ditsch: S. 34, dwp eG: S. 4, 5, 7 (links), 8 (unten), 16 (rechts), 17, 26/27, El PUENTE GmbH: S. 7 (rechts), 8 (links), 22, 23, Forum Fairer Handel e. V.: S. 59 (Mitte), GEPA – The Fair Trade Company: S. 6, 9, 18, 19, 46, 47 (oben), Anne Welsing, S. 50 (oben), GEPA – The Fair Trade Company/Fischer: S. 51 (oben), Arthur Honegger: S. 16 (links), Sinchi Sacha: S. 24, 25, Photocase: Marcus Spiske/Subwaytree: S.32/33, Thorsten Gast/JockScott: S. 40/41, Mathias Kirsch/mathias the dread: S. 42/43, muetzenmaedchen: S. 62/63, TransFair e. V.: S. 8/9 (Mitte), 12/13, 21, 28, 30, 31, 44 (links), 45 (links), S. 55-57, 59 (oben), Weltladen-Dachverband e. V.: S. 37, 45, 48, 49 Titelbild Hassaan Hakim Design YOOL, www.yool.de Druck Druckerei und Verlag Boesmann GmbH, Osnabrück, 2. Auflage 25.000, gedruckt auf Recyclingpapier Dezember 2010

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FORUM FAIRER

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Diese Broschüre wurde klimaneutral gedruckt