Der vertikale Garten in der Eco-City - wien.gv.at · PDF fileVortragender: DI Joachim...

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Vortragender: DI Joachim Kräftner Technisches Büro für Landschaftsplanung und architektur Der vertikale Garten in der Eco-City Über die Qualitäten vertikaler Begrünungen im städtischen Kontext Unsere Städte sind aktuell einem deutlichen Wandel unterworfen. Finanzielle Rahmenbedingungen und zunehmend nachhaltiger Umgang mit Ressourcen führen zu einem neuen ökologischen Bewusstsein. In Zeiten der Krise kommt es zu einem verstärkten Wunsch der Menschen (in der Stadt) nach „Grün“ in einem vermeintlich grauen und tristen städtischen Umfeld. Was aber veranlasst uns heute, senkrechte Flächen wie Mauern oder Gebäudefassaden mit teils aufwändigen Mitteln in vertikale Gärten umzuwandeln, wo doch Städte wie Wien durchaus sehr gut mit - ebenen - Grünflächen versorgt sind? Die neuen Schlagworte sind omnipräsent, die Rede ist von sustainable urban design, green architecture, ecological urbanism, von eco-cities und senkrechten Wäldern. Allesamt visionäre Gedanken und unkonventionelle Lösungen, wie Städte zukunftsgerecht geplant und gebaut werden können. Einzelne Gebäude oder gar Stadtteile mutieren darin zu grünen Objekten, die an Bilder erinnern der hängenden Gärten der Semiramis in Babylon. Vertikales Grün ist wichtiger Bestandteil dieser Bauobjekte, die Möglichkeiten zur Gestaltung sind vielfältig. Werbewirksam wird mit Grünen Wänden der repräsentative Charakter eines Gebäudes unterstrichen; die grüne Wand als Kunstobjekt im öffentlichen Raum wird Markenzeichen einer Stadt (Blumenskulptur Puppy, von Jeff Koons, Bilbao 1997). Die gestalterische und funktionale Bedeutung vertikaler Begrünungen im städtischen Umfeld wurde in den letzten Jahren - nicht zuletzt durch Vorreiterprojekte - immer deutlicher erkennbar. Die technischen Grundlagen und Systeme wurden geschaffen und die Bautechnik verfeinert, sodass einer breiten Anwendung (Stichwort Wohnbau) eigentlich nichts mehr im Wege stehen sollte. In der Praxis allerdings bedarf es noch vielfach Aufklärungsbedarf bei Planenden und Bauherren, sowie weiterführender Forschungsarbeit und Mut zum Experiment.

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Vortragender: DI Joachim Kräftner Technisches Büro für Landschaftsplanung und –architektur

Der vertikale Garten in der Eco-City

Über die Qualitäten vertikaler Begrünungen im städtischen Kontext Unsere Städte sind aktuell einem deutlichen Wandel unterworfen. Finanzielle Rahmenbedingungen und zunehmend nachhaltiger Umgang mit Ressourcen führen zu einem neuen ökologischen Bewusstsein. In Zeiten der Krise kommt es zu einem verstärkten Wunsch der Menschen (in der Stadt) nach „Grün“ in einem vermeintlich grauen und tristen städtischen Umfeld. Was aber veranlasst uns heute, senkrechte Flächen wie Mauern oder Gebäudefassaden mit teils aufwändigen Mitteln in vertikale Gärten umzuwandeln, wo doch Städte wie Wien durchaus sehr gut mit - ebenen - Grünflächen versorgt sind? Die neuen Schlagworte sind omnipräsent, die Rede ist von sustainable urban design, green architecture, ecological urbanism, von eco-cities und senkrechten Wäldern. Allesamt visionäre Gedanken und unkonventionelle Lösungen, wie Städte zukunftsgerecht geplant und gebaut werden können. Einzelne Gebäude oder gar Stadtteile mutieren darin zu grünen Objekten, die an Bilder erinnern der hängenden Gärten der Semiramis in Babylon. Vertikales Grün ist wichtiger Bestandteil dieser Bauobjekte, die Möglichkeiten zur Gestaltung sind vielfältig. Werbewirksam wird mit Grünen Wänden der repräsentative Charakter eines Gebäudes unterstrichen; die grüne Wand als Kunstobjekt im öffentlichen Raum wird Markenzeichen einer Stadt (Blumenskulptur Puppy, von Jeff Koons, Bilbao 1997). Die gestalterische und funktionale Bedeutung vertikaler Begrünungen im städtischen Umfeld wurde in den letzten Jahren - nicht zuletzt durch Vorreiterprojekte - immer deutlicher erkennbar. Die technischen Grundlagen und Systeme wurden geschaffen und die Bautechnik verfeinert, sodass einer breiten Anwendung (Stichwort Wohnbau) eigentlich nichts mehr im Wege stehen sollte. In der Praxis allerdings bedarf es noch vielfach Aufklärungsbedarf bei Planenden und Bauherren, sowie weiterführender Forschungsarbeit und Mut zum Experiment.