Design inspiration sanitaer designer torsten mueller reisebuero für die sinne

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Design Inspiration Sanitaer Designer Torsten Mueller Reisebuero für die Sinne Das betont auch Torsten Müller, der zu den Top-Designern der europäischen »Ritualarchitektur« zählt. Er bezeichnet das Gäste-WC als »Reisebüro für die Sinne«, das den Nutzer »mit Außergewöhnlichem überraschen soll«. »Welche Düfte und Klänge empfangen mich? Welche Materialien und welche Designsprache passt zum Kunden- Klientel?« Müllers USP: sein Lichtdesign. So hat er mit Aufsatztischen inklusive LEDBeleuchtung gearbeitet oder weist auf die Armatur »Axor Starck V« von Hansgrohe hin. »Wenn der Raum nur punktuell beleuchtet wird, wirkt der kraftvolle Wasserwirbel und betont zudem die ureigene Vitalität des Wassers.« Generell gesprochen: »Eigentlich ist es ganz einfach

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karriere / a r m at u r e n

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Wenn Gäste aus dem WC zurückkommen und ihrem Begleiter ein begeistertes »Das musst du dir anschauen!« zuraunen, ist das ein gutes Zeichen. Berührungslos gesteuerte armaturen sind Standard – und nur der anfang.TexT niCola SChWenDinGer

Dornbracht CL.1Design, das harte und weiche Konturen kombiniert und man noch nicht 100-fach gesehen hat.

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hahn« wird die Armatur vom Hersteller selbst bezeichnet. Das Konzept: Der Dyson Airblade Tap wäscht und trocknet die Hän-de, ohne dass man sich dabei vom Waschbe-cken entfernen muss. Das heißt: Man tropft nicht auf etwaig empfindliche Böden. Infra-rotsensoren registrieren die Handposition und aktivieren den Wasserstrahl. Bewegt man die Finger unter die weiter außen liegenden Sensoren, startet der Luftstrom – und zwar mit 692 Stundenkilometern. Die Betriebskos-ten sind bis zu 69 % geringer als bei anderen Händetrocknern und bis zu 97 % günstiger im Vergleich zu Papierhandtüchern, so der Hersteller. Durch den eingebauten HEPA-Fil-ter werden 99,9 % aller Bakterien ausradiert, bevor die Luft auf die Hände trifft. Bevor der Airblade Tap in Serienproduktion gehen durfte, wurde das Händewaschen 213 Milli-onen Mal simuliert – und über 200 Patente (inklusive Motor) angemeldet. James Dyson resümiert: »Die Dyson Ingenieure haben einen intuitiv bedienbaren, leistungsfähigen Wasserhahn kreiert.« Beim ersten Selbsttest im Wiener Lokal »Stadtcafe« hat’s ein biss-chen länger gedauert, bis das System klar war – aber dann stellte sich Begeisterung ein.

Wasserhahn und Trockner in einem – was kommt als nächstes? Wenn man den Preis trä-gern des »Hansgrohe Design Preis 2015« vertrauen darf, zum Beispiel ein 3-in-1- Wasch-tisch. Seyyed Amir Arsalan Shams Abadi von der Tehran University präsentierte einen »neuen Archetypen«, der Waschbecken, Armatur und Händetrockner in einem ist. Oder: eine Armatur, die den Wasserverbrauch misst und in Keramik oder Beton gefertigt wird. Rebecca Daum von der schwedischen Universität in Umeå wurde hierfür ausge-zeichnet. Noch sind diese Innovationen nicht am Markt, aber sie werden es sein – und all-zu viel Wasser wird bis dahin nicht mehr die Designer armatur entlangrinnen.

W er nach ein paar Glä-sern Sake im Wiener Restaurant Shiki den Weg Richtung Toiletten in Angriff nimmt, geht

vorbei an getönten großflächigen Verspiege-lungen. Im Untergeschoss angekommen, könnte es sein, dass man sich erst einen Moment Zeit nimmt, um sich umzusehen. Nach japanischem Vorbild wurden unge-wöhnlich großzügige Sanitärräume eingerich-tet – inklusive kleinem Innenhof, der an einen fernöstlichen Garten erinnert. Die Idee von Bauherr Joji Hattori und den Architek-ten des Büros BEHF: »Ein international europäisches Lokal, das über eine japanische DNA verfügt – aber keine typische japani-sche Anmutung hat«, so BEHF-Projektleiter Stephan Ferenczy. Zu sehen ist auf den ersten Blick: Purismus und viel Buchenfurnier. »Grundsätzlich sollten keine Farben domi-nieren, sondern Materialien mit unterschied-lichen Oberflächen sowie deren kompositori-sche Anordnung.« Und: die Technik! Elek-tronische Armaturen im halböffentlichen Raum mag man ja mittlerweile kennen, aber das, was im Shiki geboten wird, spielt in einer anderen Liga. Highlight: das hochtech-nologische WC mit vortemperiertem Sitz und

lauwarmem Spülwasser, dessen Deckel sich automatisch öffnet und schließt und die »Sound Princess« – ein Gadget, das die Pri-vatsphäre per Handbewegung durch ange-nehmes Meeresrauschen schützt. Wer sich danach die Hände wäscht, hat es mit einer »Selfpower«-Armatur von Toto zu tun. Diese spart nicht nur Wasser, sondern versorgt sich auch selbst mit Strom. Bei einem Bad mit japanischer DNA ebenfalls selbstverständ-lich: auf dem Weg nach draußen muss keine Türklinke mehr angefasst werden – ein Schubser mit dem Ellbogen genügt.

Diese fast schon hymnische Erörterung

eines speziellen Sanitärraums, wie es nun mal sehr unsexy heißt, soll zeigen, was möglich ist. Welches Restaurant hat zum Beispiel pro-fessionelle Pressefotos seiner Toiletten? Eben. Auf Anfrage von KARRIERE winkten nicht wenige ab. Vom Gastraum und der Bar: selbstverständlich, aber von den WC’s down under: leider nein. Ein Fehler, sind doch gerade diese Räume so etwas wie die Visitenkarte des Betriebs. Das betont auch Torsten Müller, der zu den Top-Designern der europäischen »Ritualarchitektur« zählt. Er bezeichnet das Gäste-WC als »Reisebüro für die Sinne«, das den Nutzer »mit Außergewöhnlichem über-

raschen soll«. »Welche Düfte und Klänge empfangen mich? Welche Materialien und welche Designsprache passt zum Kunden-Klientel?« Müllers USP: sein Lichtdesign. So hat er mit Aufsatztischen inklusive LED-Beleuchtung gearbeitet oder weist auf die Armatur »Axor Starck V« von Hansgrohe hin. »Wenn der Raum nur punktuell beleuch-tet wird, wirkt der kraftvolle Wasserwirbel und betont zudem die ureigene Vitalität des Wassers.« Generell gesprochen: »Eigentlich ist es ganz einfach: In der Natur lebt alles vom Fokus. Es scheint die Sonne oder es gibt Schatten. Beides hat eine eigene Magie – und das gilt es im Raum umzusetzen. Der Ideal-fall: durch den Einsatz von RGB LED mit Vouten, Nischen oder beleuchteten Bildmate-rialien verschiedene Tages-Stimmungen zu erzeugen.«

mit 692 StunDenKilometern!

Gefragt, welche Innovationen ihn als Desig-ner begeistern, erwähnt Müller: »Der Dyson Airblade Tap ist schon eine wahre Überra-schung.« Das Produkt aus dem Hause, das im ersten Go mit Staubsaugern und Luftbe-feuchtern assoziiert wird, ist fraglos eine Neuerung. Als »händetrocknender Wasser- <Fo

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Armatur eve misst den Wasserverbrauch; leider

noch nicht serienreif.

Shiki Gäste-Toiletten toto-armaturen, viel Platz

und japanischer Garten.Curved Washbasin ein Projekt aus

dem »hansgrohe Design award«.

Start-Up Der toicube spendet auch feuchtes toilettenpapier – berührungslos.

Starke Ansage Die armatur axor Starck V (hansgrohe) sorgt für transparenz. Dyson Airblade Tap ein Wasserhahn,

dessen Flügel die hände auch trocknen.

Alleskönner-Klosett Sitzheizung, lauwarmes Spülwasser – und mehr.

»ein international europäisches lokal, das über eine japanische Dna verfügt – aber keine typische japanische anmutung hat.« STephAn ferenCzy architekt, BehF

karriere / a r m at u r e n

mario Podrazil, Key account manager der »Simacek Facility management Group« empfiehlt: »im Sanitärbereich sind nicht kalkhaltige Steine wie Granit und Basalt bzw. säurebeständige oberflächen wie Feinsteinzeug oder glacierte Fliesen ideal. und: mittlerweile gibt es Vollvinylböden mit täuschend echter holz- und natursteinoptik. Bei armaturen: nichts aus Kunststoff bzw. dünn beschichteten, billigen materialien ein-setzen.« Gerne genommen wird natürlich marmor, der durch Kalkentferner aber massiv angegriffen wird. www.simacek.cometliche hersteller (wie laufen, Duravit oder toto) bieten spezielle oberflächen-veredelungen an.

Profitipp: pflegeleichte materialien