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Deutsche Bank Vorsorgereport November 2019

Deutschland im Alter -

Deutsche Bank Vorsorgereport 1. Die Notwendigkeit zur privaten Altersvorsorge wird gesehen, aber viele Befragte können sie sich nicht leisten ............................................................................................................................... 7

1.1 Erkenntnis: Die gesetzliche Rente reicht nicht aus ................................................................... 7

1.2 Gesetzliche Rente ist bald nicht mehr als eine Grundsicherung .............................................. 7

1.3 Einsicht in die Notwendigkeit zur privaten Altersvorsorge ........................................................ 9

1.4 Wichtigste Barriere: „Ich möchte vorsorgen, aber mein Geld reicht dafür nicht.“ ................... 10

2. Sorgenvoller Blick in die eigene finanzielle Zukunft .................................................................. 11

2.1 Die Hälfte der Befragten hat Angst vor Altersarmut ................................................................ 11

2.2 Nur ein Fünftel blickt in eine finanziell sorglose Zukunft ......................................................... 12

2.3 Was ich für das Alter zurücklege – und was ich zurücklegen möchte: Die „Ansparlücke“ in Euro ................................................................................................................................................ 13

2.4 Nur eine Minderheit beurteilt die eigenen Altersvorsorgeaktivitäten als ausreichend ............ 14

3. Sorgenvoller Blick auf die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung ............................ 15

3.1 Altersarmut in Deutschland wird als weit verbreitet angesehen.............................................. 15

3.2 Politik nimmt Altersvorsorgethematik nicht wichtig genug ...................................................... 16

3.3 Besorgnis über staatliche Rentenpolitik .................................................................................. 16

3.4 Angst vor Inflation .................................................................................................................... 19

3.5 Niedrige Zinsen treiben Sorgen um Altersvorsorge ................................................................ 20

4. Was nun? – Beschäftigung mit Altersvorsorge und Aktivitäten ................................................. 21

4.1 Private Altersvorsorge ist kein beliebtes Thema ..................................................................... 21

4.2 Altersvorsorge – gute Anlässe, sich damit zu beschäftigen .................................................... 22

4.3 Jeder zweite Befragte ist bei der Altersvorsorge schon aktiv geworden ................................. 23

4.4 Vier von zehn Befragten zögern konkrete Schritte hinaus ...................................................... 24

4.5 Mehr als jeder Zehnte lehnt es ab, sich mit Altersvorsorge zu beschäftigen .......................... 24

4.6 Verpflichtende private Altersvorsorge erzielt durchaus Zustimmung ...................................... 25

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5. Informationsdefizite beim Thema Altersvorsorge und die zentrale Bedeutung von Beratung .. 26

5.1 Informationsdefizite beim Thema Altersvorsorge .................................................................... 26

5.2 Informationen verringern die Angst vor Altersarmut und machen optimistischer ................... 28

5.3 Informationen – gerne persönlich und im Internet ................................................................... 28

5.4 Abschluss eines Altersvorsorgeprodukts am liebsten persönlich ........................................... 30

5.5 Beratungsgespräche als gute Informationsquelle ................................................................... 31

6. Altersvorsorgeprodukte – Eigenschaften und Bewertung ......................................................... 32

6.1 Die ideale Altersvorsorge: „Lottogewinn oder planbar?“ ......................................................... 32

6.2 Worauf man im Alter zurückgreifen kann ................................................................................ 32

6.3 Sicherheit als wichtigster Aspekt eines Altersvorsorgeprodukts ............................................. 35

6.4 Sicherheit im Alter durch das eigene Heim ............................................................................. 36

6.5 Erbschaft – nur von wenigen als Bestandteil des Altersvorsorgeportfolios wahrgenommen . 37

6.6 Riester-Rente weiterhin schwer verständlich .......................................................................... 38

6.7 Nachhaltige Altersvorsorgeprodukte – noch nicht durchgehend überzeugend ...................... 39

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Vorbemerkung und Methode

Die Altersvorsorge ist ein Thema, das Deutschland stark umtreibt. Vor diesem Hintergrund führte die Deutsche Bank mit Unterstützung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos (Ipsos Observer) eine repräsentative Studie in Deutschland durch. In einer repräsentativen Online-Befragung wurden Verhalten und Meinung zur Altersvorsorge bei 3.200 Personen im Alter von 20-65 Jahren im Zeitraum vom 10. bis 27. Oktober 2019 erhoben. Die Studie fokussiert somit auf die Altersgruppe, die sich aktuell in der Beitrags- und Planungsphase für ihre Altersvorsorge befindet. Dazu wurden in allen 16 Bundesländern jeweils 200 Interviews durchgeführt, repräsentativ nach den Merkmalen Alter und Geschlecht des jeweiligen Bundeslandes. Um dann repräsentative Aussagen für Gesamtdeutschland treffen zu können, wurden die 16 Bundesländer entsprechend ihrer Einwohnerzahlen gewichtet und damit an die amtliche Struktur angepasst. Weiterhin fanden jeweils 200 Interviews in fünf Städten (Düsseldorf, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart) statt, wiederum repräsentativ nach Alter und Geschlecht für die jeweilige Stadt. Nach der Entscheidung zur Einführung der Grundrente wurde in der Zeit vom 14. bis 15. November 2019 eine weitere repräsentative Online-Befragung mit 899 Befragten durchgeführt, um die Veränderungen bei einigen Aspekten zu ermitteln. Alle Interviews fanden als Online-Befragung im Ipsos Access Panel unter Beteiligung von Ipsos-Partner-Panels statt. Die Ergebnisse wurden im vorliegenden Deutsche Bank Vorsorgereport zusammengefasst. Legende: Haushaltsnettoeinkommen und Altersgruppen Die im Report gewählte männliche Form bezieht immer gleichermaßen weibliche Personen mit ein. Auf eine Doppelbezeichnung wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet. Impressum Herausgeber: Deutsche Bank AG Verantwortlich: Christoph Blumenthal, Press and Media Relations, Deutsche Bank AG Dr. Thomas Hörter, Konzernmarktforschung, Deutsche Bank AG Marktforschungsinstitut: IPSOS Operations GmbH Stand: November 2019 © Deutsche Bank AG

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Die wichtigsten Ergebnisse Das Thema Altersvorsorge ist in Deutschland von sehr hoher Relevanz und gleichzeitig mit deutlichen Unsicherheiten und starken Ängsten verbunden: 75 Prozent der Befragten (20-65 Jahre) glauben, dass Altersarmut in Deutschland weit verbreitet ist. Weit verbreitet ist ebenfalls die Annahme, dass die gesetzliche Rente im Ruhestand eher nicht reicht: Nur 17 Prozent der Befragten erwarten hier eine ausreichende Versorgung. 70 Prozent glauben, dass die gesetzliche Rente später nur eine Grundversorgung leisten wird. Und 54 Prozent erwarten sogar, dass das gesetzliche Rentensystem über kurz oder lang zusammenbrechen wird. Zur Unsicherheit trägt auch die Sorge von 71 Prozent bei, dass das Renteneintrittsalter weiter erhöht wird. Aus dieser Gemengelage resultiert, dass 51 Prozent der Befragten selbst Angst vor Altersarmut haben (Stand Oktober). Die Einführung der Grundrente wird von 67 Prozent der Befragten befürwortet (Stand November). Nach dieser Entscheidung steigt die Angst vor Altersarmut im Vergleich zur Befragung Mitte Oktober allerdings leicht an auf 55 Prozent. Hintergrund ist die Wahrnehmung, dass die Entscheidung zur Grundrente zwar richtig war (67 Prozent), sie das Problem einer ausreichenden Altersvorsorge aber nur aus Sicht von 22 Prozent der Befragten gelöst hat. 47 Prozent glauben auch, dass die Grundrente für sie keine Bedeutung haben wird. Dementsprechend kann die Grundrente hier auch wenig Wirkung auf den Abbau von Ängsten entfalten. Immerhin würden 47 Prozent gerne (mehr) für das Alter zur Seite legen, haben aber nach eigener Angabe einfach kein Geld übrig. Hoch ist die Überzeugung, dass man selbst aktiv werden muss: 71 Prozent glauben, dass man seinen Lebensstandard im Alter nur mit privater Altersvorsorge wird halten können. Knapp jeder zweite Befragte gibt an, bei der privaten Altersvorsorge bereits selbst aktiv geworden zu sein. Weitere 39 Prozent haben sich zumindest schon gedanklich damit beschäftigt bzw. wollen dies in naher Zukunft tun. Allerdings sind 58 Prozent der Befragten nicht sicher, ob ihre bisherigen Maßnahmen ausreichen, um für den Ruhestand vorzusorgen, oder glauben, dass dies nicht der Fall ist. Damit wird die eigene Altersvorsorge zu einem Dauerthema: 69 Prozent glauben, dass die Notwendigkeit sich darum zu kümmern, niemals aufhört. Als häufigster Anlass, sich mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen, wird von den Befragten der Berufseintritt oder das erste Gehalt (40 Prozent) genannt. Über ein Drittel (34 Prozent) sehen grundsätzlich auch das Lebensalter zwischen 30-40 Jahren als den optimalen Zeitraum an. Der Erhalt der jährlichen Renteninformation ist für fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) ein Ereignis mit potenziell aktivierendem Charakter.

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Aktuell legen die Befragten nach eigener Angabe im Durchschnitt (Median) 50 Euro pro Monat privat für das Alter zur Seite (die Spanne liegt dabei häufig zwischen 0-200 Euro). Gebraucht werden nach eigener Einschätzung dagegen ca. 200 Euro (Spanne 100-500 Euro). Damit ergibt sich eine ‚gefühlte‘ Beitragslücke von 150 Euro. Diesen Betrag würden die Befragten im Mittel gerne zusätzlich sparen. Viele Befragte wollen sich allerdings nicht einschränken: So sind nur 33 Prozent bereit, sich für eine sichere Altersvorsorge heute bei ihren Ausgaben einzuschränken. Interessanterweise sehen mit 41 Prozent mehr Befragte die Notwendigkeit, dass eine private Altersvorsorge zur Pflicht für jeden Arbeitnehmer werden sollte. Eine erste Basis für anstehende Entscheidungen zur privaten Altersvorsorge wäre sicher ein gutes Informationsgefühl. Allerdings fühlen sich nur 30 Prozent ausreichend informiert. Für 56 Prozent sind Altersvorsorgeprodukte oft zu unverständlich, und für 36 Prozent ist das ganze Thema Altersvorsorge zu komplex – dies gilt in besonderem Maße für die 20-34-Jährigen (mit 49 Prozent). Gute und verlässliche Informationen bekommt man aus Sicht von 60 Prozent der Befragten in einem persönlichen Gespräch, sei es bei einer Bank, einer Versicherung oder einem Finanzvermittler. Das Internet als verlässliche Informationsquelle kommt auf 46 Prozent. Bei privaten Altersvorsorgeprodukten ist Sicherheit das Hauptthema: 72 Prozent der Befragten legen hierauf Wert. Als sichere Anlage für die Altersvorsorge gelten Immobilien. Aus Sicht von 61 Prozent der Befragten sollte der Staat deshalb bei Bau und Kauf stärker fördern. Bei Geldanlagen, zum Beispiel in Wertpapiere, steht ein Kapitalschutz im Vordergrund: Für 53 Prozent wäre ein Kapitalschutz sinnvoll, so dass man die eingezahlten Beiträge nicht verlieren kann. Dafür wird auch eine geringere Rendite in Kauf genommen.

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1. Die Notwendigkeit zur privaten Altersvorsorge wird gesehen, aber viele Befragte können sie sich nicht leisten

1.1 Erkenntnis: Die gesetzliche Rente reicht nicht aus

Die Bewertung der Leistungsfähigkeit des deutschen Rentensystems fällt eher bescheiden aus: So ist nur eine kleine Gruppe der Befragten (17 Prozent) der Auffassung, dass die gesetzliche Rente im Alter ausreichen wird. Ein Fünftel der Befragten (20 Prozent) bleibt hier ohne Meinung, während fast zwei Drittel (64 Prozent) die gesetzliche Rente im Ruhestand nicht für ausreichend halten. Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede: So setzen Männer (20 Prozent) etwas häufiger als Frauen (14 Prozent) auf die gesetzliche Rente. Auch wird der Blick auf die gesetzliche Rente mit zunehmendem Alter skeptischer: So vertraut immerhin noch etwa jeder fünfte Befragte (22 Prozent) im Alter zwischen 20-34 Jahren auf die gesetzliche Rente, aber nur etwa jeder siebte Befragte ab 35 Jahren (14 Prozent). Daraus resultiert, dass sich die überwiegende Mehrheit der Befragten bei der Altersvorsorge nicht mehr auf den Staat verlässt. Nur etwa jeder siebte Befragte (15 Prozent) stimmt zu, dass man sich um das Thema Altersvorsorge nicht kümmern muss, da die Altersvorsorge durch den Staat gesichert sei. O-Ton: „Dass die Rente nicht reicht, trotz harter Arbeit droht die Altersarmut.“

1.2 Gesetzliche Rente ist bald nicht mehr als eine Grundsicherung

Viele Befragte gehen in ihrer pessimistischen Beurteilung des zukünftigen Rentenniveaus noch weiter: Mehr als zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) sind der Auffassung, dass die gesetzliche Rente in Deutschland künftig nicht mehr als eine Grundsicherung sein wird. Diese Auffassung ist wiederum bei den über 35-Jährigen (73 Prozent) besonders verbreitet. Auch in den Bundesländern Sachsen (78 Prozent), Brandenburg (77 Prozent), Berlin (76 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (76 Prozent) wird diese Ansicht häufiger vertreten.

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Eine Mehrheit der Befragten (54 Prozent) befürchtet sogar, dass das gesetzliche Rentensystem in Deutschland über kurz oder lang zusammenbrechen wird (54%). Frauen sind häufiger (59%) dieser Ansicht als Männer (49%) und vor allem in Mecklenburg-Vorpommern (65%) und Sachsen (60%) stellt man sich dieses Schreckensszenario vor.

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1.3 Einsicht in die Notwendigkeit zur privaten Altersvorsorge

Fast drei Viertel der Befragten (71 Prozent) haben die Notwendigkeit zur privaten Vorsorge erkannt und stimmen zu: „Um meinen Lebensstandard im Alter zu halten, muss ich privat vorsorgen“. Vor allem Personen im mittleren Lebensalter (35-54 Jahre) sind dieser Auffassung (75 Prozent). Auch sind es eher diejenigen mit einem höheren Einkommen, die die Notwendigkeit zur privaten Vorsorge für das Alter erkannt haben: So ist für 80 Prozent derjenigen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 3.000,- Euro und mehr die private Vorsorge eine Notwendigkeit, um den Lebensstandard zu halten, aber gerade einmal für 58 Prozent derjenigen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500,- Euro. Es gibt auch regionale Unterschiede: Vor allem in den Bundesländern Hessen (74 Prozent), Berlin (76 Prozent) und Sachsen (74 Prozent) ist man davon überzeugt, selbst aktiv werden zu müssen, um im Alter den Lebensstandard halten zu können.

O-Ton: „Die gesetzliche Rente wird nicht reichen, also ist Eigeninitiative angesagt.“

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1.4 Wichtigste Barriere: „Ich möchte vorsorgen, aber mein Geld reicht dafür nicht.“

Die Befragten stehen vor einer schwierigen Situation: Nicht jeder, der privat vorsorgen möchte, ist nach eigener Einschätzung auch finanziell dazu in der Lage. So stimmt fast die Hälfte (47 Prozent) der Aussage zu: „Ich würde ja gerne etwas für die private Altersvorsorge zur Seite legen, aber ich habe einfach nichts übrig.“ Frauen (51 Prozent) stehen häufiger als Männer (42 Prozent) vor diesem Dilemma. Besonders dramatisch ist die Lage in Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 1.500,- Euro: Hier würden mehr als zwei Drittel (70 Prozent) gerne etwas für das Alter in den Sparstrumpf stecken, können es aber nicht. In Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 3.000,- Euro ist es immerhin noch fast jeder Dritte (31 Prozent), der gerne etwas für die Versorgung im Alter tun würde, aber nichts dafür übrig hat. Der Blick auf die Landkarte zeigt, dass im Osten (51 Prozent) etwas häufiger als im Westen (46 Prozent) die finanzielle Vorsorge für das Alter nach Eigenauskunft am knappen Geld scheitert. Im Süden ist die Lage etwas entspannter (42 Prozent).

O-Ton: „Die, die sie [die private Vorsorge] am dringendsten brauchen, können sich keine leisten.“

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2. Sorgenvoller Blick in die eigene finanzielle Zukunft

2.1 Die Hälfte der Befragten hat Angst vor Altersarmut

Sorgenvoll ist für weite Teile der Befragten der aktuelle Blick in die eigene finanzielle Zukunft: Die Hälfte der Befragten hat Angst vor Altersarmut (51 Prozent). Dabei blicken Frauen häufiger (59 Prozent) als Männer (44 Prozent) ängstlich in die Zukunft. Und es ist vor allem die junge Altersgruppe der 20-35-Jährigen, die sich vor Altersarmut fürchtet (55 Prozent). Angst vor Altersarmut hat auch eher, wer jetzt schon mit einem geringen Einkommen auskommen muss: So fürchten fast zwei Drittel (65 Prozent) derjenigen mit einem aktuellen Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500,- Euro, im Alter arm zu sein, während es bei denjenigen mit einem Haushaltnettoeinkommen von über 3.000,- Euro deutlich weniger sind (39 Prozent). Auch regional gibt es Unterschiede: In Bayern ist die Angst vor Altersarmut am niedrigsten (47 Prozent), in Berlin am höchsten (61 Prozent).

O-Ton: „Ich habe immer viel gearbeitet und auch gut verdient, drei Kinder allein großgezogen und gehe direkt in die Altersarmut – toll!“

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2.2 Nur ein Fünftel blickt in eine finanziell sorglose Zukunft

Mehr als drei Viertel der Befragten (78 Prozent) sind davon überzeugt, dass sie im Alter stark auf ihr Geld achten müssen: Dabei sind vier von zehn Befragten (39 Prozent) der Ansicht, mit dem Geld noch auszukommen, wenn sie im Alter sparsam sind. Ebenso viele (39 Prozent) befürchten allerdings, dass das Geld überhaupt nicht ausreichen wird. Demgegenüber blickt nur etwa ein Fünftel (22 Prozent) der Befragten optimistisch in die Zukunft und ist davon überzeugt, im Alter genug Geld zur Verfügung und keine finanziellen Sorgen zu haben. Frauen sind pessimistischer als Männer, was ihre finanzielle Situation im Alter angeht: 43 Prozent der Frauen glauben, dass das Geld im Alter wahrscheinlich nicht reicht, bei den Männern sind es 35 Prozent. Vergleichsweise entspannt ist, wer jetzt schon über ein höheres Einkommen verfügt: So befürchtet nur etwa jeder fünfte (21 Prozent) Besserverdienende (Haushaltsnettoeinkommen 3.000,- Euro und mehr), dass das Geld im Alter nicht ausreichen wird, aber fast zwei Drittel (65 Prozent) der Geringverdiener mit weniger als 1.500,- Euro sehen genau das auf sich zukommen. Wiederum gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle: Fast jeder vierte Befragte im Westen Deutschlands (24 Prozent) gibt an, einem finanziell sorgenfreien Leben im Alter entgegen zu sehen, während dies im Osten weniger als jeder fünfte Befragte ist (17 Prozent). Sorglos wäre:

O-Ton: „Entspannt, versorgt, angstfrei, ausreichend Geld zum Leben haben und nicht nur gerade so.“

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2.3 Was ich für das Alter zurücklege – und was ich zurücklegen möchte: Die „Ansparlücke“ in Euro

Angst vor Altersarmut hat viel damit zu tun, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen der Erkenntnis, dass man privat vorsorgen müsste und der fehlenden Möglichkeit, entsprechend zu handeln. Diese Situation spiegelt sich in der gefühlten Ansparlücke wider, also der Differenz zwischen dem Betrag, den man nach eigener Einschätzung monatlich sparen müsste, um den Lebensstandard im Alter halten zu können, und dem aktuellen monatlichen Sparbetrag. Diese Ansparlücke lässt sich in Deutschland auf rund 150,- Euro pro Monat beziffern. Dabei liegt der Betrag, den man nach eigener Einschätzung monatlich zurücklegen müsste, um später auszukommen, im Bereich zwischen 100,- Euro und 500,- Euro. Der mittlere Wert (Median) liegt bei 200,- Euro. Der Betrag, der nach Angabe der Befragten tatsächlich monatlich für die Altersvorsorge ausgegeben wird, ist niedriger und liegt im Bereich zwischen 0,- Euro und 200,- Euro. Im Mittel (Median) wird monatlich ein Betrag von 50,- Euro für die Altersvorsorge zurückgelegt. Gefragt nach dem Betrag, den man im Ruhestand monatlich voraussichtlich benötigt, werden 1.500,- Euro (Median) genannt. Die Spanne liegt hier in der Regel zwischen 1.100,- Euro und 2.000,- Euro. Einschränkend gilt jedoch: Nur eine Minderheit der Befragten (40 Prozent) hat nach eigenem Bekunden tatsächlich eine gute Vorstellung davon, wie viel Geld im Ruhestand zur Verfügung steht. Auch wird bei der Planung der Altersvorsorge nicht immer an alle äußeren Faktoren gedacht: Nur vier von zehn Befragten (39 Prozent) beachten bei der Altersvorsorgeplanung die Inflation. Ebenfalls nur etwa vier von zehn Befragten kalkulieren mit ein, dass sie selbst oder Angehörige einmal zum Pflegefall werden könnten (42 Prozent).

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2.4 Nur eine Minderheit beurteilt die eigenen Altersvorsorgeaktivitäten als ausreichend

Nur gut einer von zehn Befragten ist sich sicher, dass seine bisherigen Maßnahmen zur Altersvorsorge ausreichen, weitere 29 Prozent vermuten dies nur. Eine Mehrheit (58 Prozent) der Befragten hält die bisherige Absicherung und Vorsorge allerdings für eher nicht ausreichend oder ist sich unsicher. Demgegenüber steht aber nur etwa ein Drittel der Befragten (36 Prozent), das verstärkt über zusätzliche Investitionen in die private Altersvorsorge nachdenkt.

O-Ton: „Die Lücke zwischen gesetzlicher Rente und jetzigem Einkommen ist unmöglich aufzufüllen.“

O-Ton: „Schwierig; man weiß nie, ob man genug tut oder nicht.“

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3. Sorgenvoller Blick auf die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung

3.1 Altersarmut in Deutschland wird als weit verbreitet angesehen

Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten stimmen zu, dass das Thema Altersarmut in Deutschland weit verbreitet ist (Stimmungsbild vor der Entscheidung zur Grundrente am 11. November 2019). Dabei sehen Frauen (79 Prozent) dies etwas häufiger als Männer (71 Prozent). Der Blick auf Altersarmut wird mit zunehmendem Alter besorgter: Während acht von zehn (78 Prozent) Befragten zwischen 55-65 Jahren Altersarmut wahrnehmen, sind es bei den unter 35-Jährigen weniger, wenn auch noch beachtliche 69 Prozent. Auch regional gibt es Unterschiede: In Nordrhein-Westfalen (79 Prozent), Sachsen (78 Prozent) und Rheinland-Pfalz (78 Prozent) ist die Wahrnehmung am stärksten vertreten. Die Wahrnehmung von Altersarmut ist in Deutschland allerdings keine Frage des Einkommens. Es zeigen sich kaum Unterschiede nach Einkommensklassen.

O-Ton: „Die Abhängigkeit von Staat oder Kindern, wenn die Rente nicht reicht, um z.B. im Altenheim zu leben.“

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3.2 Politik nimmt Altersvorsorgethematik nicht wichtig genug

Vor der Einigung auf den Kompromiss bei der Grundrente lässt sich feststellen: Die Mehrheit der Befragten ist unzufrieden mit der Rentenpolitik. Nur etwa jeder Siebte (14 Prozent) ist davon überzeugt, dass die Politik in Deutschland dem Thema Altersvorsorge den richtigen Stellenwert einräumt. Dabei sinkt die Zufriedenheit mit der Politik noch weiter ab, wenn das Rentenalter näher rückt: Nur etwa jeder Zehnte (9 Prozent) in der Altersgruppe der 55-65-Jährigen ist zufrieden gegenüber 21 Prozent der unter 35-Jährigen. Regional betrachtet zeigt sich etwas höhere Zufriedenheit mit der Politik in Hamburg (21 Prozent) und Berlin (22 Prozent). Demgegenüber glaubt nur jeder zehnte Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern (9 Prozent), dass die Politik der Altersvorsorge den richtigen Stellenwert einräumt.

3.3 Besorgnis über staatliche Rentenpolitik

Die Sorgen um die staatliche Rente sind vielfältig: Nicht nur, dass die staatliche Rente im Alter schlicht für nicht ausreichend gehalten wird (64 Prozent), als sicher wird die staatliche Rente von weniger als jedem Vierten (28 Prozent) wahrgenommen.

O-Ton: „Dass der Staat für die zu wenig tut, die ihr ganzes Leben für ihn gearbeitet haben.“

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Außerdem: Fast drei Viertel der Befragten (71 Prozent) fürchten eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung. Sechs von zehn Befragten (61 Prozent) sind in Sorge wegen einer möglichen, direkten Kürzung der gesetzlichen Rente, so dass die heute Berufstätigen im Alter weniger Rente bekommen. Ebenso viele Befragte (60 Prozent) befürchten eine Senkung des realen Rentenniveaus, indem der Staat die Renten nicht an die steigenden Preise anpasst. Eine Mehrheit der Befragten (59 Prozent) sorgt sich, künftig weniger Geld in die private Altersvorsorge anlegen zu können. Knapp die Hälfte (48 Prozent) befürchtet, dass der Staat Zuschüsse für private Altersvorsorge kürzen muss.

O-Ton: „Dass es viele Menschen gibt, die trotz jahrelanger Arbeit und Einzahlung mit ihrer Rente nicht auskommen werden.“

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Die Einführung der Grundrente war ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch keine Lösung des Problems, so das Ergebnis einer repräsentativen Online-Befragung im Zeitraum vom 14. bis 15. November 2019, also unmittelbar nach der Entscheidung zur Grundrente. Zwar stimmen zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) zu, dass die Entscheidung der Bundesregierung richtig war, eine Grundrente einzuführen. Dennoch ist nur etwa jeder Fünfte (22 Prozent) der Auffassung, dass mit der Grundrente das Problem einer ausreichenden Altersvorsorge in Deutschland „nun endlich gelöst“ ist. 47 Prozent der Befragten schließen aus, dass die Grundrente für sie selbst eine Rolle spielen wird. Insgesamt steigt die Angst vor Altersarmut nach dem Beschluss sogar tendenziell an (55% nach 51% im Oktober).

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3.4 Angst vor Inflation

Auf Nachfrage zeigt sich eine große Sorge, dass die Erträge der privaten Altersvorsorge durch Inflation geschmälert werden. So machen sich 70 Prozent der Befragten Sorgen, dass die Preise in Deutschland stark steigen und die eigenen Ersparnisse für die Altersvorsorge dadurch weniger wert sein werden. Nur eine Minderheit (8 Prozent) teilt diese Sorge nicht und ein Fünftel der Befragten (22 Prozent) bleibt hier unentschieden. Frauen sorgen sich etwas stärker (73 Prozent) als Männer (67 Prozent) vor dem Wertverlust des für den Ruhestand Ersparten. Auch die Generation der 55-65-Jährigen, die dem Renteneintrittsalter am nächsten ist, blickt tendenziell sorgenvoller (72 Prozent) auf einen möglichen Kaufkraft-Rückgang des Vorsorgevermögens durch Inflation. Regional zeigen sich ebenfalls Unterschiede: Die Angst vor Preissteigerungen mit negativem Effekt auf das eigene Vermögen ist etwas größer in Baden-Württemberg (74 Prozent), Brandenburg (75 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (74 Prozent).

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3.5 Niedrige Zinsen treiben Sorgen um Altersvorsorge

Nicht nur Preissteigerungen, sondern auch Niedrigzinsen oder gar Negativzinsen erschweren den Vermögensaufbau für den Ruhestand. So beklagen zwei Drittel der Befragten (66 Prozent): „Durch die niedrigen Zinsen wird es immer schwerer, ausreichend privat für das Alter vorzusorgen“. Dies sehen besonders Ältere so (73 Prozent). Auch die Negativzinsen der Banken sind ein Thema: Fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) würden ihre bisherige Altersvorsorge sogar komplett überdenken (müssen), wenn Banken flächendeckend Negativzinsen einführen. Besonders Ältere und Besserverdienende sind dieser Ansicht.

O-Ton: „Geld unter‘s Kopfkissen legen, was anderes lohnt eh nicht mehr.“

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4. Was nun? – Beschäftigung mit Altersvorsorge und Aktivitäten

4.1 Private Altersvorsorge ist kein beliebtes Thema

Ein allzu beliebtes Thema ist die Altersvorsorge nicht: Fast vier von zehn Befragten (37 Prozent) beschäftigen sich nach eigener Angabe nur damit, wenn es unbedingt notwendig ist. Dies sehen vor allem die 20-34-Jährigen (45 Prozent) so. In der jungen Altersgruppe ist auch fast jeder Zweite (46 Prozent) der Meinung, dass die Rente noch zu weit weg ist, als dass man sich jetzt schon damit beschäftigen möchte. Insgesamt vertritt nur knapp ein Viertel (23 Prozent) diese Auffassung. Auch schiebt eine knappe Mehrheit der jungen Befragten (52 Prozent) das Thema Altersvorsorge nach eigenem Bekunden vor sich her, weil man sich aufgrund einer ungewissen privaten Zukunft noch nicht langfristig binden will. Dieses Argument spielt bei den Älteren (55-65 Jahre) eine viel geringere Rolle (24 Prozent).

O-Ton: „Man möchte nicht an das Älterwerden denken und glaubt, man habe ewig Zeit.“

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4.2 Altersvorsorge – gute Anlässe, sich damit zu beschäftigen

Als häufigster Anlass, sich mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen, wird von den Befragten der Berufseintritt oder das erste Gehalt (40 Prozent) genannt. Über ein Drittel (34 Prozent) sehen grundsätzlich auch das Lebensalter zwischen 30-40 Jahren als den optimalen Zeitraum an. Der Erhalt der jährlichen Renteninformation ist für fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) ein Ereignis mit potenziell aktivierendem Charakter. Unabhängig davon, dass es Anlässe gibt, die als besonders günstig angesehen werden, gilt: Mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) sind der Überzeugung, dass die Notwendigkeit, sich um die eigene Altersvorsorge kümmern zu müssen, niemals aufhört.

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4.3 Jeder zweite Befragte ist bei der Altersvorsorge schon aktiv geworden

Die Hälfte der Befragten (49 Prozent) ist nach eigenem Bekunden bei der Altersvorsorge schon tätig geworden. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten (28 Prozent) hat sich gedanklich damit auseinandergesetzt, während weitere 11 Prozent dies in naher Zukunft planen. Andererseits lehnt gut jeder zehnte Befragte eine Auseinandersetzung mit diesem Thema ab (12 Prozent). Männer (55 Prozent) sind dabei schon häufiger zur Tat geschritten als Frauen (44 Prozent). Auch Personen über 35 Jahre haben schon deutlich häufiger Schritte zur Absicherung im Alter unternommen (55 Prozent) als die unter 35-Jährigen, bei denen nur etwa ein Drittel (36 Prozent) bisher aktiv geworden ist. Die Frage, ob man für die Altersvorsorge tätig geworden ist, hängt auch stark davon ab, über wieviel Einkommen man verfügt: So ist nur etwa ein Viertel (25 Prozent) der Geringverdiener mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500,- Euro bisher tätig geworden. Bei den Beziehern mittlerer Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1.500 und 3.000,- Euro monatlich ist

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immerhin fast die Hälfte (47 Prozent) das Thema Altersvorsorge bisher aktiv angegangen. Bei den Besserverdienenden sind es mehr als zwei Drittel (68 Prozent). Es gibt auch regionale Unterschiede: Mit 55% zeigen sich höhere Werte in Hamburg, Baden-Württemberg und Sachsen.

4.4 Vier von zehn Befragten zögern konkrete Schritte hinaus

Die grundsätzliche Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Thema Altersvorsorge ist messbar, aber vier von zehn Befragten (39 Prozent) verharren in der Planung, sind also bisher nur gedanklich aktiv geworden (28 Prozent) oder bekunden lediglich eine grundsätzliche Absicht, sich mit dem Thema beschäftigen zu wollen (11 Prozent). Vor allem Frauen (43 Prozent) und junge Leute unter 35 Jahren (54 Prozent) schieben konkrete Schritte in Sachen Altersvorsorge auf. Auch sind es eher diejenigen in einer finanziell schlechteren Situation mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500,- Euro, die über den Planungsprozess nicht hinauskommen (51 Prozent). Bei den Besserverdienenden mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 3.000,- Euro sind es lediglich 27 Prozent, die sich nur gedanklich mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigen, ohne zur Tat zu schreiten. Vor allem im Saarland (46 Prozent) und in Nordrhein-Westfalen (45 Prozent) sind diese zögerlichen Planer anzutreffen.

4.5 Mehr als jeder Zehnte lehnt es ab, sich mit Altersvorsorge zu beschäftigen

Mehr als jeder zehnte Befragte (12 Prozent) hat sich bisher noch nicht mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt und hat dies auch nicht vor. Ausgerechnet in der Generation der 55-65-Jährigen, die kurz vor der Rente steht, findet man die Ablehner häufiger: Fast jeder Fünfte (18 Prozent) schließt hier für sich aus, sich noch mit dem Thema auseinandersetzen zu wollen.

O-Ton: „Wenn ich an das Thema Altersvorsorge denke, fällt mir spontan ein, dass ich sehr froh bin, mich sehr früh damit befasst zu haben und private Vorsorge getroffen zu haben.“

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Die ablehnende Haltung resultiert aber vor allem aus finanziellen Gründen: So will sich fast jeder vierte Geringverdiener mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500,- Euro gar nicht erst mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigen (23 Prozent). Bei den Besserverdienenden mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 3.000,- Euro lehnen nur sehr wenige (5 Prozent) die Auseinandersetzung mit dem Thema Altersvorsorge ab. Es gibt auch regionale Unterschiede: In Mecklenburg-Vorpommern (19 Prozent) und in Thüringen (18 Prozent) ist der Anteil derjenigen, die sich nicht mit dem Thema beschäftigen wollen, am höchsten.

4.6 Verpflichtende private Altersvorsorge erzielt durchaus Zustimmung

Immerhin vier von zehn Befragten (41 Prozent) befürworten die Einführung einer verpflichtenden privaten Altersvorsorge für Arbeitnehmer. Etwa ein Drittel der Befragten (35 Prozent) bleibt diesbezüglich ohne Meinung, und etwa ein Viertel (24 Prozent) lehnt eine solche Verpflichtung ab. Am stärksten wird eine verpflichtende private Vorsorge für alle Arbeitnehmer von Besserverdienenden mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 3.000,- Euro befürwortet (48 Prozent).

O-Ton: „Weil man sich die Situation nicht vorstellen kann. Und wie meine Oma immer sagte: Es kommt erstens immer anders als man zweitens denkt.“

O-Ton: „Keine Sorge, das letzte Hemd hat keine Taschen. Die Hauptsache ist zu Essen und Trinken und eine warme Wohnung. Wenn unser Staat mich im Stich lässt, werde ich

besonders alt. Sie werden schon sehen, was sie davon haben. Ich brauche nicht viel.“

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5. Informationsdefizite beim Thema Altersvorsorge und die zentrale Bedeutung von Beratung

5.1 Informationsdefizite beim Thema Altersvorsorge

Der gefühlte Informationsstand zum Thema Altersvorsorge in Deutschland lässt zu wünschen übrig. So stimmt nur knapp ein Drittel der Befragten (30 Prozent) zu, über das Thema Altersvorsorge ausreichend informiert zu sein. Umgekehrt fühlt sich ein Drittel der Befragten nicht gut informiert (34 Prozent) und ein weiteres Drittel (36 Prozent) antwortet unentschieden. Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer fühlen sich besser informiert (36 Prozent) als Frauen (24 Prozent). Auch steigt das Wissen in Sachen Altersvorsorge mit zunehmendem Alter: Während nur ein Viertel der 20-34-Jährigen (25 Prozent) ihren Wissenstand ausreichend finden, ist es bei den über 55-Jährigen immerhin ein Drittel (34 Prozent). Auch hängt der Informationsstand mit dem Einkommen zusammen: Während sich unter den Besserverdienenden mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 3.000,- Euro immerhin 42 Prozent ausreichend informiert fühlen, ist es bei den Geringverdienern mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500,- Euro nur etwa jeder Fünfte (21 Prozent). Besorgniserregend: Noch nicht einmal die Hälfte derjenigen, die bereits in Sachen Altersvorsorge aktiv geworden sind, fühlt sich ausreichend über das Thema informiert (42 Prozent). Und gerademal ein Fünftel (22 Prozent) derjenigen, die bisher nur gedanklich aktiv geworden sind, verfügt bereits über ausreichend Informationen. Die Altersvorsorge und ihre Produkte durchgängig zu verstehen, ist für die Befragten eine Herausforderung: So stimmt eine Mehrheit der Befragten (56 Prozent) zu, dass Altersvorsorgeprodukte oft zu unverständlich und zu kompliziert sind. Nur 11 Prozent verneinen dies. Ein Drittel (34 Prozent) der Befragten ist verwirrt durch die Vielfalt der Altersvorsorgeprodukte und kann sich nicht für die individuell richtige Lösung entscheiden. In etwa ebenso viele (36 Prozent) kapitulieren und gestehen: „Mir ist die Altersvorsorge einfach zu komplex“. Auch wird zugegeben: „Ich kenne mich mit Finanzanlagen nicht aus, deswegen schiebe ich das Thema Altersvorsorge immer wieder auf“ (27 Prozent). Oft fehlt auch ein kompetenter Berater: Immerhin fast ein Drittel (30 Prozent) der Befragten äußert: „Ich habe niemanden, der mir das Thema Altersvorsorge und mögliche Lösungen objektiv erklärt“. Junge Leute unter 35 Jahren fühlen sich hier eher allein gelassen (44 Prozent) als Personen ab 35 Jahren (24 Prozent).

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Neben dem geringen Informationsstand in Sachen Altersvorsorge werden auch nicht immer alle Eventualitäten bei der Altersvorsorgeplanung berücksichtigt: Nur die Hälfte (50 Prozent) derjenigen, die bereits in Hinblick auf Altersvorsorge tätig geworden sind, hat dabei auch die Inflation oder die Gefahr, dass sie selbst oder ein Angehöriger einmal zum Pflegefall werden könnten, beachtet.

O-Ton: „Kompliziert, sehr verworren, unklare Verträge.“

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5.2 Informationen verringern die Angst vor Altersarmut und machen optimistischer

Wer sich ausreichend informiert fühlt, hat weniger Angst vor Altersarmut. So fürchtet zwar auch knapp die Hälfte derjenigen mit einem subjektiv als ausreichend empfundenen Informationsstand, im Alter nicht mit dem Geld auszukommen (46 Prozent), bei Befragten mit einem Informationsdefizit sind dies jedoch gut zwei Drittel (68 Prozent). Informationen bewirken eine optimistischere Einschätzung der finanziellen Situation im Alter: Nur ein Viertel (25 Prozent) derjenigen, die sich ausreichend informiert fühlen, glaubt, dass das Geld im Alter nicht ausreicht, während die weniger gut Informierten mehrheitlich (52 Prozent) davon überzeugt sind, dass das Geld im Ruhestand zu knapp sein wird. Sowohl das Informationsdefizit zum Thema Altersvorsorge als auch die Zukunftsangst stehen stark mit einem niedrigen monatlichen Haushaltsnettoeinkommen in Beziehung. Es zeigt sich aber für alle Einkommensgruppen, dass Informationen die Angst vor Altersarmut senken und grundsätzlich zuversichtlicher bezüglich der finanziellen Lage im Alter machen. Selbst bei niedrigeren Einkommensgruppen kann durch gute und verlässliche Informationen ein optimistischeres Zukunftsbild erzeugt werden, wenn auch nicht in gleich hohem Maße wie bei den höheren Einkommensgruppen.

5.3 Informationen – gerne persönlich und im Internet

Verlässliche Informationsquellen zum Thema Altersvorsorge sind wie bereits ausgeführt sehr wichtig. Gute und verlässliche Informationen bekommt man aus Sicht von 60 Prozent der Befragten in einem persönlichen Gespräch, sei es bei einer Bank, einer Versicherung oder einem Finanzvermittler. Das Internet als verlässliche Informationsquelle kommt auf 46 Prozent. In der jungen Altersgruppe der 20-34-Jährigen wird das Internet gleichermaßen wie persönliche Beratungsgespräche mit Experten als gute und verlässliche Informationsquelle wahrgenommen (jeweils 54 Prozent). Hier findet auch die Idee, auf einer Webseite oder in einer App den aktuellen Vorsorge-Status jederzeit checken zu können, besonders großen Anklang (59 Prozent gegenüber 49 Prozent insgesamt). Bei den bevorzugten Informationsquellen gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer (52 Prozent) informieren sich lieber elektronisch als Frauen (39 Prozent), die einem persönlichen Gespräch den Vorzug geben. Besonders gut wird das Internet als Informationsquelle in Schleswig-Holstein (53 Prozent) und in Berlin bewertet (56 Prozent). Persönliche Beratergespräche finden demgegenüber vor allem in Nordrhein-Westfalen (66 Prozent) und in Thüringen (66 Prozent) Anklang.

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Insgesamt hält es eine knappe Mehrheit (53 Prozent) der Befragten für notwendig, dass eine Altersvorsorgeberatung in einem persönlichen Gespräch mit einem Experten stattfindet und stimmt zu: „Eine Altersvorsorgeberatung sollte auf jeden Fall im Rahmen eines persönlichen Gespräches mit einem Berater/ Experten stattfinden“. Demgegenüber können sich knapp vier von zehn Befragten (37 Prozent) eine Altersvorsorgeberatung auch gut über Anwendungen im Internet vorstellen. Vor allem Männer (41 Prozent) und junge Leute unter 35 Jahren (45 Prozent) sind dieser Auffassung.

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5.4 Abschluss eines Altersvorsorgeprodukts am liebsten persönlich

Der Abschluss erfolgt bevorzugt weiterhin über den Berater einer Bank (26 Prozent) oder einer Versicherung (26 Prozent). Ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten tendiert zu einem Abschluss im Internet. Etwa jeder zehnte Befragte (12 Prozent) hatte in den vergangenen zwölf Monaten ein Beratungsgespräch zum Thema Altersvorsorge. Am häufigsten wurden diese Gespräche bei der staatlichen Rentenversicherung (39 Prozent), bei Versicherungen (37 Prozent) oder bei Banken (36 Prozent) durchgeführt. Bei etwas mehr als der Hälfte dieser Beratungsgespräche kam es zu einem Abschluss (54 Prozent).

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5.5 Beratungsgespräche als gute Informationsquelle

Im Übrigen zeigt sich ein positiver Effekt von Beratungsgesprächen: Eine Mehrheit (56 Prozent) derjenigen, die sich in den letzten zwölf Monaten persönlich beraten ließ, fühlt sich zum Thema Altersvorsorge ausreichend informiert. Fand in den letzten zwölf Monaten hingegen kein Beratungsgespräch statt, so fühlt sich auch nur etwa ein Viertel (27 Prozent) ausreichend informiert. Dennoch ist festzuhalten: Fast jeder fünfte (17 Prozent) Befragte fühlt sich trotz eines Beratungsgesprächs in den letzten zwölf Monaten nicht gut informiert.

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6. Altersvorsorgeprodukte – Eigenschaften und Bewertung

6.1 Die ideale Altersvorsorge: „Lottogewinn oder planbar?“

Gefragt nach der idealen Altersvorsorge werden folgende Anforderungen von den Befragten formuliert: Die ideale Altersvorsorge ist nicht immer der „Lottogewinn mit 6 Richtigen“, sie ist auch „planbar“. Für viele soll sie ein „sorgenfreies, menschenwürdiges, nicht erniedrigendes Leben ermöglichen“ oder „sicherstellen, dass man nach einem langen Arbeitsleben in Vollzeit mit der zu erwartenden Rente leben kann“. Eine ideale Altersvorsorge hat auch etwas mit Gerechtigkeit zu tun: So wünscht man sich eine „Gerechte Achtung und Belohnung für seine Lebensarbeitszeit!“ Auch gleichberechtigt sollte sie sein: „Gleichberechtigt für Jedermann, Grundrente“. Aber vor allem gilt: „Jeder sollte von seiner Rente leben können“ und sie sollte „ausreichend“ sein. Die ideale Altersvorsorge sollte auf „Diversifikation“ beruhen, also ein „gemischtes Portfolio“ anstreben. Dabei kann die Mischung aus „gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge“ bestehen. Das ideale Altersvorsorgeprodukt kann mit den Attributen „sicher“, „leicht verständlich“, „transparent“ und „flexibel“ beschrieben werden und sollte einen „Inflationsschutz“ beinhalten. Immobilien werden häufig als das optimale Altersvorsorgeprodukt gesehen. Andersherum gilt: „Schlechte Karten hat der, der sich kein Eigentum erarbeitet hat“ (Zitat).

6.2 Worauf man im Alter zurückgreifen kann

Bei den Quellen, auf die man nach eigener Einschätzung im Ruhestand zurückgreifen kann, wird die staatliche Versorgung am häufigsten genannt (70 Prozent). Zwei Drittel der Befragten sehen hier die gesetzliche Rente (60 Prozent) als Hauptquelle für die Alterssicherung. Zusatzversorgungen für den öffentlichen Dienst (10 Prozent) oder Pensionen aus der Beamtenversorgung (7 Prozent) erwarten eher kleinere Gruppen. Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) kann voraussichtlich auch auf eigenes Vermögen, vorrangig Erspartes / Geldanlagen (40 Prozent, besonders im Süden mit 50 Prozent), für die Altersvorsorge zurückgreifen. Aber auch Vermögen aus Erbschaft (14 Prozent) spielt eine Rolle, besonders in Hessen (20 Prozent) und Rheinland-Pfalz (19 Prozent).

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Immerhin mehr als jeder vierte Befragte (28 Prozent) wird im Ruhestand voraussichtlich auf eine private Rentenversicherung bauen können. Eine Riesterrente steht nach eigener Angabe etwa jedem fünften Befragten zur Verfügung (21 Prozent). Auf eigengenutzte oder vermietete Immobilien kann mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten im Alter zurückgreifen. Hier gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Ost (28 Prozent) und West (39 Prozent). Ebenso hat nur etwa jeder zehnte Geringverdiener (11 Prozent) mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500,- Euro eine Immobilie im Altersvorsorgeportfolio, aber jeder Zweite (53 Prozent) mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von über 3.000,- Euro. Knapp ein Drittel (30 Prozent) der Befragten wird im Ruhestand auf eine betriebliche Altersvorsorge zurückgreifen können. Zwei Drittel (66 Prozent) finden es bei einem Arbeitgeber wichtig, dass er seinen Mitarbeitern eine gute betriebliche Altersvorsorge anbietet.

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Plant man, mehr in die Altersvorsorge zu investieren, so fällt die Wahl vor allem auf Geldanlagen wie Sparbücher, Aktien, Fonds etc. (19 Prozent), aber auch auf Immobilien (15 Prozent) sowie den Abschluss zusätzlicher privater Rentenversicherungen (13 Prozent). An die aktuelle Einkommenssituation wird die Altersvorsorge allerdings nicht durchgängig angepasst: Nur ein Drittel (33 Prozent) derjenigen, die bereits in Sachen Altersvorsorge aktiv geworden sind, stimmt zu: „Immer, wenn ich eine Gehaltserhöhung bekomme oder mehr Geld zur Verfügung habe, zahle ich auch mehr Geld in meine private Altersvorsorge ein.“

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6.3 Sicherheit als wichtigster Aspekt eines Altersvorsorgeprodukts

Altersvorsorgeprodukte sollen vor allem sicher sein. Fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten sehen Sicherheit als den wichtigsten Aspekt eines Altersvorsorgeprodukts an; diese Ansicht vertreten insbesondere die 55-65-Jährigen (78 Prozent). So ist diese Altersgruppe auch risikoscheuer: Nur ein Viertel (23 Prozent) stimmt zu, dass man für das Schließen der Rentenlücke im Alter auf renditeorientierte Anlagen wie Aktienfonds setzen sollte, auch wenn diese Kursschwankungen unterliegen. In der Altersgruppe der unter 35-Jährigen würden immerhin 35 Prozent dieses Risiko in Kauf nehmen. Fast vier von zehn Befragten (43 Prozent) kommen bei dieser Frage allerdings zu keiner klaren Einschätzung. Eine Mehrheit der Befragten (53 Prozent) stimmt zu, dass ein Altersvorsorgeprodukt einen Kapitalschutz haben sollte, so dass man die eingezahlten Beträge nicht verlieren kann. Eine wirklich sichere Altersvorsorge gibt es aber aus Sicht der Mehrheit (55 Prozent) der Befragten überhaupt nicht. Die Immobilie gilt noch als am sichersten (50 Prozent). Ebenfalls als vergleichsweise sicher (46 Prozent) wird angespartes Vermögen angesehen (Geldanlagen in Form von Sparbuch, Aktien, Fonds, Bausparverträgen; Gold; Vermögen aus Erbschaft).

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6.4 Sicherheit im Alter durch das eigene Heim

Die eigenen vier Wände sind in den Augen der Befragten die sicherste Altersvorsorgequelle. Entsprechend sind hier die Forderungen an den Staat: 70 Prozent der Befragten wünschen sich vom Staat eine finanzielle Unterstützung für den altersgerechten Umbau der eigenen Immobilie. Eine Mehrheit (61 Prozent) wünscht sich ebenfalls, dass der Staat den Bau oder Kauf von Immobilien stärker fördert und so indirekt zur Altersvorsorge beiträgt. Auch wird die Immobilie mehrheitlich für deutlich unkomplizierter als andere Altersvorsorgeformen gehalten (58 Prozent). Nur jeder Fünfte (18 Prozent) ist der Auffassung, dass man das Geld für eine Immobilie lieber in andere Vorsorgeformen investieren sollte.

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6.5 Erbschaft – nur von wenigen als Bestandteil des Altersvorsorgeportfolios wahrgenommen

Nur acht Prozent der Befragten haben bereits eine Erbschaft gemacht, die sie für die Altersvorsorge nutzen können und 17 Prozent erwarten eine solche Erbschaft. Insgesamt steht also etwa einem Viertel der Befragten Vermögen aus Erbschaft zur Verfügung, das für die Altersvorsorge eingesetzt werden kann. Erbschaften sind ungleich verteilt: So kann etwa jeder dritte Befragte (34 Prozent) mit einem monatlichen Haushaltnettoeinkommen von über 3.000,- Euro darauf setzen, einen Betrag zu erben, der sich für die Altersvorsorge nutzen lässt. Bei den Geringverdienern mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500,- Euro kann dies nur ein Anteil von 15 Prozent. Auch mit Blick auf die Regionen gibt es Unterschiede: Im Westen spielen Erbschaften (25 Prozent) eine größere Rolle als im Osten (16 Prozent).

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6.6 Riester-Rente weiterhin schwer verständlich

Sie fällt zwar spontan jedem zehnten Befragten beim Thema Altersvorsorge ein, aber 42 Prozent der Befragten haben sie nicht verstanden - die Riesterrente. Nur etwa ein Viertel der Befragten (27 Prozent) hält sie für eine wichtige Ergänzung zur gesetzlichen Rente, die durch die staatliche Finanzierung finanziell attraktiv ist. Zurückgreifen auf die Riesterrente kann im Ruhestand voraussichtlich jeder fünfte Befragte (21 Prozent). Als sicher wird die Riesterrente eher nicht angesehen: Nur eine Minderheit der Befragten (12 Prozent) ist dieser Auffassung. Und lediglich jeder zwanzigste Befragte (4 Prozent) beabsichtigt, künftig in die Riesterrente zu investieren.

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6.7 Nachhaltige Altersvorsorgeprodukte – noch nicht durchgehend überzeugend

Nachhaltige Altersvorsorgeprodukte überzeugen noch nicht durchgängig: So stimmt nur ein Drittel der Befragten (32 Prozent) zu, dass nachhaltige Geldanlagen, die nach ökologischen, sozialen oder ethischen Prinzipien investieren, für die Altersvorsorge gut geeignet sind. Die Mehrheit der Befragten (52 Prozent) kann sich offenbar unter nachhaltigen Anlageformen nur wenig vorstellen und bleibt bei der ausweichenden Antwort: „Stimme weder zu noch nicht zu“. Etwa jeder sechste Befragte (15 Prozent) hält nachhaltige Anlageformen nicht geeignet für die Altersvorsorge. Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Befragten würde zugunsten von nachhaltigen Geldanlagen auf einen Teil der Zinsen oder auf Rendite verzichten. Vor allem Personen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 3.000,- Euro stimmen hier zu (32 Prozent), aber nur 18 Prozent der Geringverdiener mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500,- Euro.

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