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Hausbräu im Fokus Gemeinde Partnerschaft Ökumenische Gedenkstunde zu Ehren der leidgeprüften Donauschwaben Ireks do Brasil feiert ihr 10. Jubiläum Kochkunst Russische Creme-Torte Die kulturelle Zeitschrift der donauschwäbischen Gemeinde von Entre Rios - Dezember 2014 / Auflage Nummer 111 Musik ist eine der schönsten und effektivsten Arten, Gefühle auszudrücken und zu erleben. Sie steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns und musikalisch geförderte Kinder sind meist nicht nur gute Schüler, sondern auch sozial kompetent, ausgeglichen und kommunikativ. Zurzeit nehmen 164 Schüler bei sieben Lehrern in der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung Musikunterricht.

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Hausbräu im Fokus

GemeindePartnerschaftÖkumenische Gedenkstunde zu Ehren

der leidgeprüften DonauschwabenIreks do Brasil feiert

ihr 10. Jubiläum

KochkunstRussische

Creme-Torte

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Musik ist eine der schönsten und effektivsten Arten, Gefühle auszudrücken und zu erleben. Sie steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns und musikalisch geförderte Kinder sind meist nicht nur gute Schüler, sondern auch sozial kompetent, ausgeglichen und kommunikativ. Zurzeit nehmen 164 Schüler bei sieben Lehrern in der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung Musikunterricht.

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Zeitschrift der GenossenschaftAgrária zur Aufrechterhaltung derKultur der donauschwäbischenGemeinde von Entre Rios

Genossenschaft Agrária AgroindustrialPraça Nova Pátria s/nº Vitória - Entre RiosGuarapuava - 85139-400Paraná - Brasilien

Redaktionsteam

Chefredakteur: Klaus Pettinger

Redakteurin: Katrin Korpasch

Redakteurin: Rosely Brandtner Essert

Layout: Roberto Niczay / Arkétipo Agrocomunicaçãowww.arketipo.com.br

Abonnements: Karin Mü[email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8528

Fotos:KK - Katrin KorpaschKP - Klaus PettingerKH - Karin Hermann Müller

HerausgeberGenossenschaft Agrária AgroindustrialMarketing-AbteilungDonauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung

DruckPositiva Gráfica e EditoraCascavel - Paraná - Brasilien

Auflage800 Exemplare

ErscheinungsweiseZweimonatlich

Inhalt

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Kirchen & Geschichte

Gemeinde: Ökumenische Gedenkstunde zu Ehren der leidgeprüften Donauschwaben

Hauptthema: Musik als Erziehungs- und Bewahrungsinstrument

Gemeinde: Hausbräu im Fokus

Kochkunst: Russische Creme-Torte

Kurzmeldungen der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung

Kurzmeldungen

Partnerschaft: Ireks do Brasil feiert ihr 10. Jubiläum

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Kirche des Heiligen Josefs, der Arbeiter

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Kirchen & Geschichte

Die Kirche zu Ehre des Heiligen Josefs, der Arbeiter, baute die Genossenschaft Agrária im Jahr

1976 im 1. Dorf, Vitória, in der Nähe des Industriesektors. Das Gotteshaus sollte den katholischen nichtdeutsch sprechenden Arbeiterfamilien als ein Gottesdienst- und Gebets-Ort dienen. Anlässlich der Feierlichkeiten des 25. Jubiläums der Siedlung weihten Bischof Frederico Helmel und Pfarrer Albano Berwanger die Kirche ein.

Katrin Korpasch

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Als die deutsche Firma Ireks GmbH, weltweiter Braumalz- und Backzutaten-Hersteller, sich

entschloss, eine Tochterniederlassung im Süden Brasiliens zu gründen, handelte es sich um einen strategischen Bedarf. Jahrzehnte zuvor erweiterte sie ihre Auslandstätigkeit auf dutzende von deutschen Nachbarländern und anschließend über den gesamten eurasischen Kontinent hinaus. Es fehlte jedoch ein Partner in Südamerika. Als Ende der 1990er Jahre die ersten Kontakte geknüpft wurden, überwand die Genossenschaft Agrária interne Schwierigkeiten, um zusammen mit der bayerischen Firma eine neue Gesellschaft zu gründen: 2002 war der Beginn der Ireks do Brasil. Kurz danach, im Oktober 2004, wurde ihre Industrie in Betrieb genommen. Zurzeit zählt Ireks GmbH Niederlassungen in 90 Ländern –

darunter steht die brasilianische bereits unter den zehn größten und erreichte im Jahr 2013 ihr höchstes Wachstum. „Es hängt hauptsächlich davon ab, dass wir jetzt besser den brasilianischen Markt kennen, der anderseits ebenso schon die Qualität unserer Produkte anerkennt“, erklärt Jorge Karl, Präsident der Genossenschaft Agrária und Präsident des Aufsichtsrates der Ireks do Brasil. Die Feier zum 10. Jubiläum der Ireks do Brasil wurde am 3. Oktober veranstaltet, mit rund 160 Anwesenden, darunter über 80 Kunden aus ganz Brasilien, Mitarbeiter und Geschäftsführer der Ireks do Brasil und Ireks GmbH, so wie Mitglieder und Teilnehmer der Verwaltungs- und Aufsichtsräte der Agrária. „Es kamen Kunden nach Entre Rios, die aus São Paulo, Espírito Santo, Rio de Janeiro, Santa Catarina, Paraná, Brasília und sogar aus Belém (Pará –

3.000 Kilometer entfernt) stammen“, erzählt Norberto Roth, Geschäftsführer für Verwaltung, Finanzen, Technik und Produktentwicklung der Ireks do Brasil. Und es gibt gute Gründe zur Feier. Die Produkte passten sich im Laufe der Jahre dem brasilianischen „Geschmack“ an und die Anerkennung dieser Qualität zeigt sich durch das jährliche Wachstum. Der Anfang erwies sich jedoch härter als vorgesehen. „Es war außerordentlich schwierig in unserem Sektor ersteinmal Wurzeln zu schlagen“, betont Hans Albert Ruckdeschel, geschäftsführender Gesellschafter der Ireks GmbH, der ebenfalls im Oktober in Brasilien zur Feier erschienen war. „Sehr bald mussten wir erkennen, dass der Import in Brasilien beschwerlich ist, zum anderen erhebt das Land recht hohe Zölle“, fügt Ruckdeschel im Interview bei Roseli Essert, für Radio Entre Rios, hinzu.

Ireks do Brasil feiert ihr 10. Jubiläum

Partnerschaft

Klaus Pettinger

Ein „Prost“ auf die gut gelungene Partnerschaft (v. l. n. r.): Ingrid und Jorge Karl (Agrária),

Margrit und Hans Albert Ruckdeschel (Ireks GmbH), Norberto Roth (Ireks do Brasil) und

Darcy Mendes (Ireks do Brasil)

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Der Name Ireks ist ein Acronym (eine Abkürzung von verschiedenen Wortbedeutungen): Johann Ruckdeschel et Söhne, Kulmbach. Die bayerische Stadt Kulmbach zählt rund 27.000 Einwohner und ist das Zuhause der Ireks GmbH seit rund 185 Jahren. „Im Wesentlichen sind wir Hersteller und Vertreiber von Braumalz und Backzutaten“, fasst Hans Albert Ruckdeschel, geschäftsführender Gesellschafter der Ireks GmbH, zusammen.Die Auslandstätigkeit begann in Luxemburg und verbreitete sich auf weitere europäische Nachbarländer. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, ab 1989, lernte auch Osteuropa, von Ungarn bis Russland, das Produktsortiment der Ireks kennen. Der erste Kontakt zwischen der Genossenschaft Agrária und Ireks

Das vielfältige Produktsortiment der Ireks do Brasil bekommt jährliche Neuigkeiten

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Von Kulmbach nach Entre Rios

Schnellstens bestand die Notwendigkeit, zuverlässig in Brasilien produzieren zu können, um die Produkte sicher zu erstellen. „Es gelang uns, in relativ kurzer Zeit, einen funktionierenden, hochmodernen Betrieb nach Entre Rios zu stellen und die Logistik darum herum angemessen zu organisieren“, erklärt Ruckdeschel. Nach „dornenreichen Jahren“, ist Ireks do Brasil inzwischen im 5. Jahrmit positiven Ergebniszahlen unterwegs. Die Entdeckung durch die kontinuierlich wachsende Anzahl von treuen brasilianischen Kunden der hochwertigen Backzutaten half dabei mit, die Verkäufe zu erhöhen. „Der brasilianische Markt hatte eine große Lücke, die eine Firma wie die Ireks nun erfüllen könnte“, erklärt Karl.Zurzeit erzeugt die Agrária, durch ihre Weizenmühle, den Großteil des notwendigen Rohstoffes der Ireks do Brasil. Das vielfältige Produktsortiment bekommt jährliche Neuigkeiten, je nach

Bedarf. Thematische Rezepte wurden zum Beispiel anlässlich des Jahres „Deutschland in Brasilien2013-2014“ erzeugt. „Darüber hinaus bauten wir eine Strategie mit verschiedenen Veranstaltungen auf, in denen wir die Tradition des deutschen Brotes und ihre neuen Tendenzen unseren Kunden bekannt gaben“, ergänzt Darcy Mendes, Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb der Ireks do Brasil.Weitere Neuigkeiten werden bereits bearbeitet, wie zum Beispiel eine neue Palette zum Feingebäck: Die „Fond Delicatesse“. „Es handelt sich um Backzutaten zur Vorbereitung von feinen Nachspeisen. Diese Produkte werden direkt aus Deutschland importiert und zählen zum neuen Trend von raffinierten Rezepturen, die in kleinen Portionen serviert werden können“, detailliert Mendes.Nachdem es der Ireks do Brasil gelang, die Gewinnzone zu erreichen, stehen positive Aussichten für die Zukunft bevor. Dazu zählt auch das gute Verhältnis

zwischen dem Unternehmen und den entsprechenden Mannschaften. „Wir lernten sehr viel mit dem Ireks-Team in diesen ganzen Jahren, hauptsächlich was das Managemant einer Firma anbelangt“, betont Karl. Die gleiche Meinung vertritt auch die deutsche Seite. „Mit der Agrária haben wir einen Partner gefunden, mit dem es ein hervorragendes Miteinander gibt. Da ist eine Vertrauensgrundlage mit den Leuten gewachsen, die auch für die Zukunft hoffnungsvoll stimmt“, betont Ruckdeschel.Ein Unternehmen das vor zehn Jahren von Null anfing und zurzeit unter den zehn größten Niederlassungen steht, hofft die Richtung der Anstiegskurve nicht zu ändern. „Nach zehn Jahren ist es eine beträchtliche Leistung. Wir haben ein Team, das aus inzwischen über 100 IREKS-Treuen gebildet ist, um ein solides, auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Geschäft betreiben zu können, das schöne Früchte trägt für alle Beteiligten – Eigentümer, Belegschaft, Gemeinwesen“, bekräftigt Ruckdeschel.

ergab sich Ende der 1990 Jahre. „Es war nicht die beste Zeit für uns, wegen unserer damaligen Schwierigkeiten, aber trotzdem entschloss man sich gemeinschaftlich, in Entre Rios ein Unternehmen zu beginnen“, erklärt Jorge Karl.Die Pflege der deutschen Sprache und der donauschwäbischen Tradition, die in Entre Rios lebend ist, war ein weiterer Anlass zur Gründung der Gesellschaft im Jahre 2002. Da die Industrie im Oktober 2004 in Betrieb genommen wurde, feierte man das 10. Jubiläum im jetzigen Jahr 2014. Nachdem Ireks do Brasil, als erste brasilianische Firma ihrer Branche die Zertifizierung ISO 22.000 (zu Lebensmittelsicherheit und guten Herstellungspraktiken) errreichte, wird der Bau eines Technikzentrums, zusammen mit der Genossenschaft Agrária geplant. Eine Versuchsbäckerei- und Brauerei sind dabei miteinbezogen.

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An das Schicksal der Donauschwaben während des 2. Weltkrieges, hervorgehoben

durch die Erinnerung an 70 Jahre Flucht und Vertreibung aus den Heimatorten im Südosten Europas, wurde bei einem ökumenischen Akt in Entre Rios gedacht. Gemeinde, Gruppen der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung, Pfarrer Jackson Tozetto, Pastor Ari Käfer und vor allem Pioniere der Siedlung trafen sich am 31. Oktober im Kulturzentrum Mathias Leh, um an Flüchtlinge und Tote anerkennend zu erinnern.Der Rückblick auf die folgenschweren Ereignisse der donauschwäbischen Geschichte ab dem Oktober 1944

rief das erlebte Leid ins Gedächtnis, als sieben Kreuze, stellvertretend für die Vernichtungslager, in denen Donauschwaben eingesperrt waren, erschienen und eine Kranzniederlegung zum Gedenken der Verstorbenen erfolgte. Die Kreuze, die die Vertreter der Kulturgruppen auf die Bühne brachten, galten als Zeichen des Glaubens und Andenkens an die Opfer des Krieges und der Vertreibung. Die Pionierin Elisabeth Klein hat sich während des Aktes der Gedenkstunde an das Leiden der Eltern erinnert. „Wir haben jetzt 70 Jahre hinter uns. Damals hatten wir Kinder davon noch nicht so viel verstanden, aber sahen, dass unsere Eltern damit Probleme hatten. Ich war 8 Jahre alt, bin noch in Jugoslawien

Katrin Korpasch/Klaus Pettinger

Geschichte

Ökumenische Gedenkstunde zu Ehren der leidgeprüften Donauschwaben

Pfarrer Jackson Tozetto (rechts) und Pastor Ari Kaefer hielten Ansprachen über die 70 Jahre Flucht und Vertreibung

Elisabeth Klein: „Wenn man keine Gedenkstunden mehr feiert, kann die Geschichte, die so schlimm war, vergessen werden“

in die Schule gegangen, als wir weg mussten“, erzählt sie. Andere Symbole der Geschehnisse bis zum Wiederaufbau in der neuen Heimat traten in der Zeremonie in Erscheinung. Repliken eines Pferdewagens und eines Siedlerhauses stellten die Flucht und den Traum, wieder unter eigenem Dach zu wohnen, dar. Der Wagen erinnerte an die verlassene Heimat, an den Schmerz, sich von Verwandten, Freunden und der Landschaft trennen zu müssen. Aber man musste neu anfangen und das Siedlerhaus bedeutete, in der Gedenkstunde, den Neubeginn des Lebens in der neuen Heimat und die Möglichkeit, wieder Land und Haus zu besitzen.Durch Brot, Wein und einer Bibel wurde die Frömmigkeit repräsentiert. Die Symbole standen für die evangelische und katholischen Kirchen, die von den Pionieren in Entre Rios in der Mitte jedes Dorfes erbaut wurden und die Bedeutung der Religion in der Gemeinde. In der Zeremonie hoben Pfarrer Jackson Tozetto und Pastor Ari Käfer den Glauben, die Kraft und Beharrlichkeit der Donauschwaben hervor. Beide erwähnten, dass die Gedenkfeier auch bezeichne, wie dankbar sie Gott sind, weil sie es geschafft haben, dem Krieg zu entkommen und das Leben neu zu

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Gesamtverluste der Donauschwaben im ehemaligen Jugoslawien• Ziviltote: 60.000• Soldaten: 26.000•Total: 86.000

Vernichtungslager Molidorf/Molin im Banat• Zahl der Lagerinternierten: zwischen 5.000

und 7.000•Todesfälle: rund 3.000

Vernichtungslager Rudolfsgnad/Knicaninim Banat• Zahl der Internierten: durchschnittlich 17.200 (Die Spitze war 20.500)•Todesfälle: rund 11.000

Vernichtungslager Jarek/Backi Jarekin der Batschka• Zahl der Lagerinternierten: bis zu 15.000•Todesfälle: mindestens 7.000

Vernichtungslager Gakovo in der Batschka•Durschnittliche Anzahl der Lagerinsassen: 17.000•Todesfälle: mindestens 8.500

Vernichtungslager Kruschiwl in der Batschka•Durchschnittliche Anzahl der Lagerinsassen: 7.000•Todesfälle: 3.000 – 3.500

Vernichtungslager Svilara/SremskaMitrovica in Syrmien•Durschnitliche Zahl der Insassen: über 1.200•Todesfälle: rund 2.000

Vernichtungslager Kerndia mit Zentrallager Oberjosefsdorf/Josipovac und Zwischenlager Groß-Pisanitz/Velika Pisanica in Slawonien• Zahl der Lagerinsassen: bis zu 3.000•Todesfälle: 500 – 1.500

Vernichtungslager Valpovo• Zahl der Lagerinsassen: bis zu 3.000•Todesfälle: 1.000 – 2.000

RumänienIn Rumänien wurden die Besitze der Donauschwaben enteignet und 50.000 Deutsche in Rumänien wurden in die Baragansteppen deportiert, wo sie bis 1956 blieben. 40.000 Banater Schwaben dürften durch Evakuierung oder freiwillige ungeordnete Flucht vor dem schnellen Zusammenbruch der Frontlinien in den Westen gelangt sein.

UngarnBis Kriegsende 1945 konnten dennoch rund 40.000 Ungarndeutsche nach Österreich und Deutschland fliehen. Etwa 32.000, vor allem junge Männer und Frauen, wurden als Zwangsarbeiter hauptsächlich in die sowjetischen Kohlebergwerke verschleppt.

Gegen Ende des 2. Weltkrieges befanden sich von den 510.000 Donauschwaben Jugoslawiens ein Teil beim Militär, ein großer Teil war vor der herannahenden Front geflüchtet oder evakuiert worden. Rund 195.000 blieben zu Hause und fielen unter das Partisanenregime. Durch Erschießungen, Deportation in die Sowjetunion sowie Lagerinternierung kamen rund 60.000 Zivilpersonen ums Leben. 130.000 fanden in Österreich eine neue Heimat.

beginnen. Deshalb galt in der Gedenkstunde auch ein besonderer Dank der Gottesmutter und man erinnerte an das Gelöbnis Pater Wendelin Grubers. Während des Leidens nach dem 2. Weltkrieg, als 1946 Pfarrer Gruber sich mit donauschwäbischen Familien im Vernichtungslager in Gakovo befand, legten sie gegenüber Maria das Gelöbnis ab, dass eine Danksagungskirche an die Muttergottes gebaut würde, wenn sie wieder einmal zu Hab und Gut kommen könnten.Siedlerchor und Singgruppe Karollas umrahmten musikalisch die Gedenkstunde. Rudolf Abt kommentiert: „Ich war ein kleines Kind und kenne die Tragik nur von den Eltern, von Erzählungen her, es war aber eine sehr traurige Geschichte. So ein Akt sollte eigentlich jedes Jahr stattfinden und sich immer wiederholen, denn das alles soll man nie vergessen und den jüngeren Generationen überliefern, damit auch sie wissen, woher ihre Vorfahren stammen und wie ihr Schicksal war. Die Älteren, die das noch weiter erzählen können, werden bald nicht mehr da sein“. „Solche Veranstaltungen sind wichtig, damit die Leute sich wieder darauf besinnen. Wenn man keine Gedenkstunden mehr feiert, kann die Geschichte, die so schlimm war, vergessen werden“, fügt Elisabeth Klein hinzu.

Die 7 Kreuze für die Vernichtungslager: Symbol unseres Glaubens und Gedenkens an die Opfer des Krieges und der Vertreibung

Als Kulturgruppen-Mitglied, nahm Rudolf Abt an der Kranzniederlegung teil. „Das alles soll man nie vergessen“, meint er

Der Wagen: das Symbol der Flucht

Das Siedlerhaus: Symbol des Neubeginns in der neuen Heimat

Bibel, Kelch und Brot: Symbol derFrömmigkeit

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Hauptthema

„Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss zu uns Kindern gehn...“. Dieses

harmlose Kinderlied wirkte, wohl unbewusst, gerade eben wie ein kleines „Wunder“: Jeder Leser, der dieses Stück ein bisschen kennt, hat es, wenn auch nur für sich, entweder mitgesungen (anstatt einfach nur gelesen), weitergesungen oder es weckte sogar Erinnerungen an die Kindheit. Aber es wird noch etwas Interessantes bis zum Ende dieses Textes passieren: das sogenannte „Ohrwurm-Phänomen“, in dem ein Lied sich ständig im Kopf wiederholt. Durch die menschliche Begabung, musizieren zu können, füllt das Gehirn die unbekannten „Lücken“ eines Liedes automatisch auf. Und nun fängt es wieder

Musik als Erziehungs- und BewahrungsinstrumentKlaus Pettinger

von vorne an. Ununterbrochen. Es ist wahrscheinlich die einzige Nebenwirkung dieses Könnens. Was kann man dagegen tun? Das Gehirn beschäftigen - mit diesem Artikel, zum Beispiel.In der Freizeit, bei der Arbeit oder sogar während dem Baden: kaum vergeht ein Tag, ohne dass man sich an ein Lied oder zumindest eine Melodie erinnert. Die Musik erweckt Erinnerungen, berührt Gefühle, sensibilisiert alle Sinne. Ein bestimmtes Lied enthält die Macht, ein Erlebnis in all seinen Einzelheiten zu wiederholen. „Wenn ich schwäbische Stücke spiele, erinnere ich mich an die frühere Zeit, als mein Vater noch lebte. Er hatte die Musik so gerne und wollte immer, dass wir ein Instrument lernen – leider gab es damals nicht so viele

Möglichkeiten“, erzählt Erna Krüger, 58. Als 9-jähriges Kind lernte sie zum ersten Mal Ziehharmonika spielen, musste aber den Unterricht abbrechen, als ihre Lehrerin umzog. Rund 50 Jahre später entschloss sie sich, weiter zu machen. „Jetzt suche ich die schwäbischen Lieder im Internet und Antonio (Schneiders, ihr Musiklehrer) passt die Noten nun an“, erklärt sie.Erna Krüger ist unter den 164 Schülern, die bei der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung Musikunterricht nehmen. Sieben Lehrer (siehe Box) unterrichten von der musikalischen Früherziehung für Kinder, bis zu Gesang und verschiedenen Instrumenten, wie Geige, Block- und Querflöte, Klavier, Keyboard, Trompete, Tenorhorn, Zieh- und Mundharmonika,

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Klarinette, Saxofon und Gitarre. „Unser Hauptziel ist es, die donauschwäbische Tradition, Kultur und Sprache auf diesem Wege zu bewahren. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können Singen oder Instrumente lernen, danach auch an Kulturgruppen teilnehmen und somit sich enger zu unseren donauschwäbischen Wurzeln hingezogen fühlen“, betont Viviane Schüssler, Koordinatorin der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung.Ein fröhliches Volk wie die Donauschwaben hat geschichtliche Beziehungen zur Musik, die Gelegenheiten zur Entspannung in schwierigen Zeiten anbot. Zahlreiche Berichte über die Anfangsjahre erwähnen die Zusammentreffen der Gemeinde, in jeder Altersstufe, sei es am Straßenrand oder bei anderen Treffpunkten, um Lieder der alten Heimat zu spielen, singen oder tanzen. Die Freundinnen Astrid Annas, 9, und Julia Nauy, 9, lernten bereits in der Leopoldina-Schule die Geschichte ihrer Vorfahren. Und obwohl es ihnen vielleicht schwer fällt, die damalige Realität nachvollziehen zu können, sind beide durch die Musik mit der damaligen Zeit verbunden. „Es ist wichtig deutsche Lieder zu spielen und zu singen, denn meine Großeltern sprachen auch Deutsch. Deswegen möchte ich immer neue Stücke kennen lernen“, erklärt Julia.Beide haben schon erhebliche Musikkenntnisse. Nachdem sie als „4 oder 5-Jährige“ mit Blockflöte begannen, ging es bei Astrid mit Geige, Gitarre und Saxofon weiter. „Heute spiele ich aber nur noch Saxofon“, sagt Astrid, spontan. Julia spielt zurzeit, neben Saxofon, noch Gitarre. „Meine Mama sagte, ich sollte mit Flöte beginnen, denn es würde mir bei anderen Blasinstrumenten helfen”, erklärt Julia. Beide konnten schon ihre Kenntnisse bei Auftritten präsentieren, wie beim Schülerkonzert, das am letzten 22. November, im Kulturzentrum Mathias Leh, veranstaltet wurde.

Der wöchentliche Termin von Holger Keller umfasst jeweils eine Stunde Klavier, Blockflöte und Saxofon

Diese Gelegenheiten werden von der Leitung der Kulturstiftung als Anreiz zur Weiterentwicklung der Schüler betrachtet. Und scheinbar wirkt es wie geplant: „Mein Ziel ist zur Blaskapelle zu kommen. Vielleicht schaffe ich es bald, beim Nachwuchsorchester teilnehmen zu können“, hofft Julia, die auch gerne mit ihrer Kollegin Astrid in Gitarren- und Saxofon-Gruppen mitspielen möchte. Als wäre es nicht genug, nehmen beide auch an der Tanzgruppe teil. „Es ist doch lustig, wenn man immer etwas Neues lernt und nicht nur zu Hause auf dem Sofa liegt“, meint Julia.Verschiedene Instrumente zu beherrschen oder wenigstens spielen zu können ist keine Ausnahme, sowohl bei den Lehrern oder auch den Schülern der Kulturstiftung. Der wöchentliche Termin von Schüler Holger Keller, 9, umfasst jeweils eine Stunde Klavier, Blockflöte und Saxofon. Die ersten zwei spielt er schon seit drei Jahren und den Saxofon-Unterricht begann er vor kurzem. „Mir gefällt Klavier am besten. Ich habe gute Finger, das merkte ich beim Zeichnen, und deswegen versuche ich verschiedene Instrumente“, erklärt er. Stress hat er dabei überhaupt keinen, im Gegenteil: „Es ist sehr lustig“. Auch er hat schon einige Auftritte hinter sich und schwärmt von einer Gelegenheit, in das Nachwuchsorchester und in die Gruppe Nota Livre aufgenommen zu werden.„Ich spiele gerne portugiesische Lieder, aber lieber noch die deutschen“, meint er.Was für die drei 9-Jährigen als Ziel gilt, haben erfahrene Musikanten der Kulturstiftung schon erreicht. Querflöte, Klarinette, Keyboard, Blockflöte und Klavier: Das sind die Instrumente, die Kerstin Korpasch, 14, beherrscht. Als 4-jähriges Kind begann sie die musikalische Früherziehung. Dann fing sie von alleine an, zu spielen, später ging es mit ihrem Bruder weiter und durch den Einfluss ihrer Eltern, die auch Instrumente spielen, nahm sie ihre ersten

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Julia Nauy und Astrid Annas haben schon erhebliche Musikkenntnisse

Erna Krüger: „Würde jedem raten, ein Instrument zu lernen oder wieder weiter zu praktizieren“

Zehn Jahre nach den ersten Musikstunden spielt Kerstin Korpasch (rechts) Querflöte und Klarinette bei verschiedenen Kulturgruppen

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„Ohrwurm“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für ein Musikstück, das dem Hörer für einen längeren Zeitraum in Erinnerung bleibt. Der Begriff soll bildlich ausdrücken, dass die Musik wie ein Wurm in den Gehörgang hineinkriecht und dort bleibt. Dieser Begriff wurde vom englischen „earworm“ übernommen (Quelle: Wikipedia).

Es gibt drei Möglichkeiten um den Ohrwurm „abzuschalten“:- Das Lied durchaus zu singen ist eine interessante Taktik, denn somit wiederholt sich nicht immer das gleiche Stück.- Ein ebenfalls leichtes, aber nicht so ärgerliches Lied zu ersetzen.- Oder, wie schon im Text vorgeschlagen: den Kopf mit anderen Dingen zu beschäftigen, wie zum Beispiel mit Lesen oder Schreiben.

Ohrwurm-Phänomen

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Lehrer Antonio Schneiders:Zieh- und Mundharmonika, Tenorhorn,

Kontrabass, Posaune und Tuba

Durch die Verbreitung der deutschen Lieder, die unsere Donauschwaben im Laufe ihrer Geschichte begleitet

haben, versuchen wir die Kultur zu bewahren. Im kognitiven und künstlerischen Bereich bemerke ich den Wert der Musik und ihre Elemente (Rhythmus,

Ausführung, Melodie und Dynamik) bei der Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ich bin

hauptsächlich für Unterricht und die Gruppen der Zieh- und Mundharmonika-Spieler verantwortlich. Zurzeit sind

es 14 Schüler, zum Großteil Erwachsene. Im Allgemeinen spüre ich ein wachsendes Interesse, Instrumente zu lernen

und an Gruppen teilzunehmen.

Lehrerin Danielle Gärtner: Block- und Querflöte und Musikalische Früherziehung

Durch die Musik können wir unsere Gefühle ausdrücken. Ich befasse mich hauptsächlich mit Blockflöte für Kinder. Aber ich arbeite auch mit Querflöte und Gitarre für Jugendliche. In Zusammenarbeit mit Lehrerin Marcia (Klann Milla), gründeten wir die „ABC-Música“, ein Projekt in dem wir die Entwicklung und das Interesse zur Musik für kleine Kinder fördern. Die Kultur bewahren wir mittels typisch deutscher Lieder – die Noten werden auch im deutschen System eingelernt.

Beherrschen Sie ein Instrument? Dann versuchen Sie doch die Noten (bzw. das Bild von jedem Musiklehrer) der nächsten drei Seiten zu spielen. Die Antwort erfahren Sie auf Seite 12.

Wie heißt das Lied?

Unterrichtsstunden. Somit kam Kerstin zum Nachwuchsorchester, zur Block-und Querflötengruppen und zur Gruppe „Musizieren mit Freunden“. Zurzeit, zehn Jahre nach den ersten Musikstunden, spielt sie Querflöte und Klarinette bei den folgenden Kulturgruppen: Blasorchester, Nota Livre, Klarinettengruppe und Karollas, außer der Teilnahme an der Tanzgruppe. Verschiedene wissenschaftliche Forschungen bewiesen, dass die Musik kräftig zur Ausbildung und Entwicklung beiträgt. Kinder die mindestens ein Instrument meistern oder an einem Chor teilnehmen, erzeugen Fähigkeiten, die ihnen im ganzen Leben zugutekommen. An einer Musikgruppe teilzunehmen, entwickelt zum Beispiel, die Disziplin des Kindes, die Fähigkeit, gemeinschaftlich arbeiten zu können, wie beispielsweise die Steigerung der Konzentration und Bewegungsfähigkeiten, was zum allgemeinen Lernen beiträgt. „Die musikalische Sprache wird als eine der wichtigsten Bereiche zur Erziehung von

Kindern anerkannt. Deswegen erhält die Musikausbildung in vielen Ländern große Bedeutung“, erklärt Marcia Klann Milla, Musiklehrerin der Kulturstiftung. Kerstin ist überzeugt, dass ihr die Musik nicht nur Spass macht, sondern kräftig zu ihrer Ausbildung und Entwicklung beigetragen hat. „Der große Vorteil, verschiedene Instrumente zu beherrschen, ist, an mehreren Gruppen teilnehmen und Musikstile spielen zu können, und das ist, was ich am meisten mag“, erklärt Kerstin.Auf direkte oder indirekte Weise trägt jede gespielte Note, sei es von donauschwäbischer, deutscher oder brasilianischer Quelle, kräftig zur Ehre und Pflege der Vergangenheit, sowie gleichzeitig zur Erziehung und Entwicklung der Zukunft bei. „Es gefällt mir wirklich die Musikstücke, die meine Urgroßeltern spielten, zu üben und zu präsentieren. Dazu sind wir ständig bei Veranstaltungen und Feiern der Pioniere tätig, um die damaligen Lieder zu spielen“, erwähnt

Kerstin. Die Kulturstifung zählt insgesamt 386 Mitglieder, darunter Musikschüler und Gruppen-Teilnehmer aller Altersstufen. „Auch wenn es bei mir nicht mehr so leicht geht wie früher, würde ich jedem raten, ein Instrument zu lernen oder wieder weiter zu praktizieren“, betont Erna Krüger, die schon seit zwei Jahren wieder Ziehharmonika spielt. Ein Lied besteht aus verschiedensten Teilen, die zusammen eine riesige Macht ausüben, die jedoch keine Gegenanzeige kennt. Und so wie am Anfang des Textes versprochen: „...Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein...“. Ab jetzt, liebe Leserin und lieber Leser, haben Sie nur zwei Möglichkeiten: die Entre Rios-Zeitschrift weiter zu lesen, um Ihr Gehirn zu beschäftigen, oder sich bei der Kulturstifung anzumelden, um mit einem Instrument das Kinderlied vollständig spielen zu lernen – und somit den „Ohrwurm“ zu vernichten. „O wie fein, o wie fein, die Zeitschrift lädt nun alle ein“.

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Lehrerin Edith BaloghCaldas: Geige

Die Musik gehört zum Menschen und ist in allen Kulturen dabei. Die Sorge, typische Musik und Tänze zu bewahren, erzählt vieles darüber, wer wir sind und zu welcher Kultur wir gehören. Ich habe bulgarische Wurzeln und fühle mich sehr eng mit der donauschwäbischen Kultur verbunden. Dieses Jahr habe ich den Geigenunterricht in der Kulturstiftung mit vier Schülern begonnen und beende das Jahr mit fünf Schülern – eine schöne Überraschung, da dieses Instrument, hauptsächlich in der Anfangsphase relativ schwierig zu lernen ist. Meine Hoffnung ist, in Kürze eine Geigen-Gruppe bilden zu können.

Lehrerin Márcia Klann Milla: Musikalische Früherziehung, Klavier,

Keyboard und Trompete

Die Musik war schon immer Teil der donauschwäbischen Kultur, und auch in

den schwierigen Zeiten brachte die religiöse Musik Hoffnung in die Gemeinde. Wenn

ich ein Repertoire für die Gruppen, mit denen ich arbeite, auswähle, versuche ich traditionelle Lieder einzufügen, um somit zur Bewahrung der Kultur, Sprache und selbst des donauschwäbischen Dialekts

beizutragen, sowie auch damit die Pioniere zu ehren und zu schätzen, und ihre

Geschichte den künftigen Generationen beizubringen. Zurzeit arbeite ich mit

über 200 Schülern und Teilnehmern der Kulturgruppen, sei es in Unterrichtsstunden

oder bei der Flötengruppe, beim Siedlerchor und der Gruppe „Musizieren mit Freunden“,

unter anderen Projekten.

Insgesamt stehen sieben begabte Musiklehrer der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung zur Verfügung, um verschiedene Instrumente einzulernen. Zeitschrift Entre Rios fasst nun die Ansicht von jedem über die Bewahrung der donauschwäbischen Kultur durch die Musik zusammen.

Der Musikunterricht der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung nimmt Kinder ab 3 Jahren bis zu unbegrenztem Alter an. „Das ist sehr interessant, denn keiner muss sich schämen, denn wir haben Teilnehmer aller Altersstufen“, erklärt die Koordinatorin, Viviane Schüssler.Angeboten wird folgender Unterricht: Geige, Block- und Querflöte, Klavier, Keyboard, Trompete, Tenorhorn, Zieh- und Mundharmonika, Klarinette, Saxofon und Gitarre. „Schüler die ein Instrument gut beherrschen, können in Gruppen oder im Nachwuchsorchester einsteigen“, erklärt Koordinatorin Viviane.Die Lehrer der Kulturstiftung beherrschen mehr als ein Instrument. „Somit sind sie ein Vorbild für unsere Schüler und können sie technisch besser schulen und ausbilden“. Zwei Auftritte pro Jahr dienen den Neulingen gleichzeitig als Motivation wie auch zur Verbreitung dieser Aktivität in der ganzen Gemeinde. „Durch das Schülerkonzert können alle Anfänger für Familie und Bekannte vorspielen“.

Musikunterricht der Kulturstiftung

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Lehrerin Mariana Gärtner: Gesang

Es ist bewiesen, dass die Musik zur kognitiven und emotionalen Entwicklung der Schüler beiträgt, womit sie auch ein besseres Zusammenleben, auch in der Schule entwickeln. Als Gesangslehrerin habe ich zurzeit Schüler im Privatunterricht und leite die „Singgruppe“. Zusammen mit Lehrerin Márcia Klann Milla unterrichten wir für alle Klassen des Kindergartens – dazu präsentieren wir den Schülern auch verschiedene Instrumente. Meiner Ansicht nach erweckt dieser Unterricht das Interesse und die Neugierde der Kinder zur Musik und viele suchen auch später nach Unterricht bei der Kulturstiftung.

Lehrerin Sibylle Buhali: Gitarre

Während des Gitarren-Unterrichts spielen und singen wir deutsche und Heimatlieder. Meiner Meinung nach mögen die meisten meiner Schüler Musik und in dieser Hinsicht versuchen wir immer neue Schüler zu gewinnen. Die Unterrichtsstunden, mit einem oder höchstens drei Schülern, bringen angenehme Momente und verbessern für viele sogar die Ergebnisse in der Schule.

Lehrerin Tania Keller: Gesang, Klarinette,

Saxofon und Gitarre

Durch die Gruppen der Kulturstiftung ist es ständig möglich, die Geschichte der Donauschwaben wieder zu erleben und zu erzählen. Ich kenne

Schüler, die keine Donauschwaben sind, aber auf Deutsch singen. Diese Leute mögen die Kultur und tragen zur Bewahrung bei. Die Teilnahme an Musikgruppen erweitert die Konzentration, die Verantwortung und das Engagement. Ich koordiniere verschiedene Gruppen und gebe

auch Unterricht. Trotz der ganzen Technologie der heutigen Zeit, hat die Musik noch große

Anziehungskraft bei den Jugendlichen, denn somit haben sie Erlebnisse in den Gruppen, fördern neue Freundschaften und lernen die Kultur

besser kennen.

Das Schülerkonzert, das zwei Mal im Jahr, im Kulturzentrum Mathias Leh stattfindet, zeigt Gemeinde und Eltern einen Musikrahmen, der in der Musikschule angeboten wird. Die Musikanfänger präsentieren ihre Kenntnisse, ihre Musikfortschritte und erleben Bühnenpräsenz.Auf den Fotos: Schüler des Projektes „ABC-Música“ und des Gitarrenunterrichts

Schon entdeckt?Mit einem QR-Code-Scanner für Handys (wie z.B. ScanLife oder QR-Droid) lassen sich diese Code lesen und werden zu einer Webseite weitergeleitet, um das Stück anzuhören.

Antwort: „Wer will fleißige Handwerker seh‘n“

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Gemeinde

Hausbräu im Fokus

„Wir wussten, kannten schon die Gruppen, die in Entre Rios selbst Bier

herstellen, und es sind sogar viele. Außerdem sagte man auch, man sollte wieder etwas Neues veranstalten. Dann dachten wir: ‚Warum nicht einen Wettbewerb zwischen den Brauern organisieren‘. Das wäre auch interessant, damit die Leute erfahren, wer hier braut, dass man zeigt, auf der Siedlung existieren Hausbrauereien

Katrin Korpasch

Die Hausbrauer Alexander Weckl (hinten 1. v. l. n. r), Thomas Gärtner (vorne 1. v. l. n. r.), und Marcelo Weckl (vorne 2. v. l. n. r.), erhielten die Preise von Carlos Balkau, dem Vertreter des Jugendcenter-Vorstandes, (hinten 2. v. l. n. r.), und von einem der Sponsoren der Veranstaltung, Edmar Luiz Ianesczko (vorne 3. v. l. n. r.). Thomas nahm im August schon mit einer Saison mit „Goiabada“ an einem nationalen Bierwettbewerb teil, in dem er unter den 10 Besten blieb

ein. Sie wurden von einer technischen Jury und vom Publikum bewertet. Die drei Besten in jeder Kategorie (siehe Box) bekamen Pokale. Das von den Juroren erstplatzierte, das zufällig auch das Publikum als sein liebstes Bier wählte, ein American Brown Ale, hergestellt von der Hausbrauerei „Schwabenbräu“, erhielt noch einen Preis: die Hausbrauer Thomas Gärtner, Alexander Weckl und Marcelo Weckl „gewannen“ die Gelegenheit, 500 Liter des Bieres in der Brauerei Donau Bier zu produzieren. „Wir probieren immer neue Bier-Rezepte aus. Wir machen das, was uns schmeckt“, erzählt Thomas. „Für den Wettbewerb haben wir das American Brown Ale, ein amerikanischer Stil, und ein Fruit Beer, der belgischen Saison, dem wir Himbeeren und Cranberry dazugaben, gebraut“, fügt er hinzu. Thomas begann zu Hause zu brauen, nachdem er im Jahr 2012 in Curitiba sich für einen Braukurs interessierte. „Danach braute

und auch andere ermutigt, selber Bier zu erzeugen“, erklärt Carlos Balkau, Vertreter des Jugendcenter-Vorstandes. Deshalb und mit diesem Ziel veranstaltete das Jugendcenter am 8. November den „1. Hausbräu-Wettbewerb von Entre Rios“. Hausbrauer aus Entre Rios und auch aus Guarapuava, Ponta Grossa und Curitiba nahmen an dem Wettstreit teil. Insgesamt schrieben sich sieben Hausbrauereien mit fast 20 Biersorten

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Technische Bewertung:1. American Brown Ale - Schwabenbräu2. American Amber - Mamute Bier3. Stout - Metzgerbier

Die liebste Biersorte des Publikums:1. American Brown Ale - Schwabenbräu2. Ipa mit Maracujá - Confraria Hausbräu3. American Lager mit Guaraná - Confraria Hausbräu

Gewinner des „1. Hausbräu-Wettbewerbs von Entre Rios“

ich zwei oder drei Mal mit meinem Vater“. In dieser Zeit wohnten seine Cousins, Alexander und Marcelo, in Deutschland. Alexander arbeitete für die Malzfabrik Weyermann. „Wir führten immer Bier-Verkostungen durch, wir kauften auch verschiedene Spezialbiere und sind sogar nach Belgien gefahren, um eine echte Bier-Reise zu unternehmen. Als wir zurückkamen, braute Thomas schon und wir sind dann dazu gekommen“, erklärt Marcelo.Die Spezialbier-Branche, zu der das Hausbräu gehört, wächst in Brasilien durchschnittlich um 35% pro Jahr, laut Agrária Malte. Auch in Entre Rios werden solche Biere jedes Mal bekannter und beliebter. Diese Biersorten auch zu Hause zu brauen ist ein relativ neues Phänomen auf der Siedlung. Unter den Teilnehmern des Wettbewerbes haben praktisch alle das Hobby in den letzten

Die Freunde (v. r. n. l.) Daniel Vollweiter, Rafael Marçal, Walter Leal Junior und Roger Lehmann gewannen mit der „Confraria Hausbräu“ zwei Pokale

Bei der „Mamute Bier“ sind drei Generationen dabei: (v. r. n. l.) Manfred, Allan und Stefan brauen, und Rosa backt mit dem Malz. Im Wettbewerb erreichte die Familie den 2. Platz der technischen Kategorie

Die Gäste der Veranstaltung konnten alle eingeschriebenen Biere verkosten und die Besten auswählen

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drei Jahren begonnen. „Früher war es schon üblich bei uns, Schnaps und Wein selber zu machen. Jetzt kommt das Bier noch dazu“, sagt Stefan Gerber. Bei der „Mamute Bier“ beteiligt sich die ganze Familie am Brauen. „Alle Generationen helfen mit. Uns gefällt das besonders, weil wir Bauern sind, Gerste produzieren, die Malzfabrik haben und jetzt auch noch brauen“, hebt Stefans Schwiegersohn, Manfred Becker, hervor. Seine Frau, Rosa Becker, ist auch beteiligt. Mit dem Malz backt sie verschiedene Sorten Brot und Pizzateig. „Wenn sie gebraut haben, siebe ich das Malz ab und verwende es beim Backen. Um Brot herzustellen, benutze ich, für jedes Kilo Mehl, 200 g Malz in zwei Becher Wasser gemischt. Meistens kommt dann noch eine Sorte Getreide dazu, wie Hafer, Leinsamen oder Chia. Diese Rezepte habe ich selber erfunden“, erklärt sie. Bei der technischen

Bewertung des Wettbewerbes erreichte die American Amber der „Mamute Bier“ den zweiten Platz. Laut Alexander Schwarz, Braumeister der Agrária und Juror des Wettbewerbs, war die Bewertung der Biere eine schwierige Entscheidung, hauptsächlich, weil alle Konkurrenten ein sehr gutes Niveau zeigten. „Uns wurde klar, dass die Brauer sehr gut gearbeitet und mit Sauberkeit, sowie durch erarbeitete Prozesse das Bier produzierten. Man kennt die Leute hier und weiß, dass sie das Brauen ernst nehmen und sich dafür in theoretischen und praktischen Aspekten vorbereiten. Das Ergebnis dieser Bemühung konnten wir verkosten, es wurden wirklich sehr gute Biere gebraut“. Harry Reinerth, Braumeister und Besitzer des Donau Bier, Norberto Roth, Geschäftsführer für Verwaltung, Finanzen, Technik und Produktentwicklung der Ireks do

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Gustavo Tuzzi und Marcia de Arruda begannen vor 6 Monate, zu brauen. In der „Entre Rios Home Beer“ produzieren sie Bier, um es mit Freunden zu genießen

Juroren (v. l. n. r.) Harry Reinerth, Daniel Wolff, Alexander Schwarz, Norberto Roth und Luís Celso Júnior bewerteten die Biere des „1. Hausbräu-Wettbewerbs von Entre Rios“

Der Wettbewerb war auch eine Gelegenheit, dass Brauer aus der Region sich treffen und Erfahrungen austauschen

Brasil, Daniel Wolff, Bier-Sommelier und Besitzer der Shops „Mestre-Cervejeiro.com“, sowie Bier-Sommelier und Journalist Luís Celso Junior vervollständigten die technische Jury. Für den Journalisten präsentierten die Konkurrenten sehr hohe Qualität. „Die Brauer, die an dem Wettbewerb teilnahmen, waren wirklich sehr sorgfältig. Wir mussten Details der Biere beurteilen, um die Besten auszuwählen. Einzelheiten, wie das Äquilibrium der Zutaten, waren das, was am Ende den Unterschied ausmachten“, betont Celso.Die Vielzahl möglichen Kombinationen zwischen Malz, Spezialmalze, Hopfen und Hefe, und die Alternative, dem Bier besondere Eigenschaften durch verschiedene zusätzliche Zutaten zu verleihen, begeistern Brauer und ermöglichen ihnen, die verschiedensten Biere zu erzeugen. Thies Schmoldt, aus Deutschland, der zurzeit in Entre Rios ein Praktikum durchführt, war bei der Veranstaltung des Jugendcenters anwesend und verkostete einige der angebotenen Biere. „Was besonders war, waren die so verschiedenen Geschmacksrichtungen. Manche Biere schmeckten nach Kaffee, andere nach Orangen, das hat mich überrascht. Diese Veranstaltung war auf jeden Fall eine gute Entwicklung, denn je mehr Leute Bier brauen, umso unterschiedlicher sind die Biere und das kann ja nur gut sein“, meint er.Ein IPA (Indian Pale Ale) mit Maracujá

und ein American Lager mit Guaraná, beide von der „Confraria Hausbräu“ angefertigt, schmeckten dem Publikum im Jugendcenter. Sie wurden von den Gästen als Zweite und Dritte platziert. „Das sind unsere Kreationen. Das Bier mit Guaraná, zum Beispiel, erzeugten wir, weil unsere Frauen sagten, dass unsere Biere zu bitter sind. Mit diesem Element wurde es leichter, erfrischender“, macht Roger Lehmann deutlich. Rafael Marçal fügt hinzu: „Der Stil, den wir am liebsten haben ist IPA, das sind sehr bittere Biere. Aber wir versuchen immer Neues auszuprobieren, wir brauen wenigstens einmal pro Monat“. Der Erfolg des „1. Hausbräu-Wettbewerbs von Entre Rios“ stimulierte die Teilnehmer noch mehr für das Brauen. Als nächste Rezepte planen die Freunde der „Confraria Hausbräu“, ein Weizenbier und ein Weihnachtsbier zu produzieren. „Der Wettbewerb und die Idee ihn zu veranstalten waren fantastisch. Wir glaubten nicht, dass so viele gute Biere auftauchen würden und dass so viele Leute als Gäste teilnehmen würden. Das zeigt, dass dieser Bierwettbewerb öfters organisiert werden kann“, sagt Walter Leal Junior. „Es hat eigentlich unsere Erwartungen übertroffen“, ergänzt Daniel Vollweiter. Cássia Fassbinder war eine der Gäste der Veranstaltung. Sie erzählt, dass es für sie eine Überraschung war, dass die Hobby-Brauer aus Entre Rios eine so super Leistung zeigten. „Man hat sich etwas viel Einfacheres vorgestellt, es

war ganz besonders, einige angebotene Biersorten hatten wir noch nie verkostet. Diese Spezialbier-Welt wächst ständig und das gefällt uns allen“, hebt sie hervor. „Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, das in Entre Rios zu fördern. Hier ist der geeignete Platz, um so etwas zu tun“. Die „Entre Rios Home Beer“, von Marcia de Arruda und ihrem Mann, Gustavo Tuzzi, nahm auch an dem Preis teil. Marcia arbeitet im Zentrallabor der Agrária und, von der Arbeit aus, fiel es ihr ein, eine Hausbrauerei zu gründen. „Wir leben in einer Gegend, in der wir sehr gute Gerste produzieren, die größte Mälzerei Brasiliens und Spezialisten zu diesem Thema haben. Um diese Aspekte zu schätzen, Ideen und Erlebnissen auszutauschen und diesen Markt bekannt zu machen, wollen wir, die Brauer aus Entre Rios, eine Gruppe bilden“, erzählt sie. Bier selber zu brauen oder Spezialsorten zu kaufen, ist kein billiges Hobby. Aber bei den Fans dieser Bierart gilt der Spruch „weniger trinken, aber besser trinken“. Der Juror Daniel Wolff meint: „Solche Veranstaltungen, wie der‚1. Hausbräu-Wettbewerb von Entre Rios‘, sind sehr wichtig. Diese Initiativen sind in Bezug auf die Bierkenntnisse, nicht nur für die Brauer, sondern auch für das Publikum sehr interessant. Da gibt man bekannt, was in der Bierwelt los ist und dass sie nicht nur auf dunkles und helles Bier beschränkt ist. Es existieren unendlich viele Sorten und Stile, die man verkosten kann“.

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Die Russische Creme-Torte ist ein passendes Rezept für den, der Süßigkeiten mit einem milden

Rum-Geschmack mag. Die Torte füllt und bestreicht man mit einer Creme, in die, mit dem Getränk, aufgeweichte Rosinen eingegeben werden. „Bei uns nannte ein Onkel sie als die Lock-Torte, denn als er und meine Tante noch nicht verheiratet waren, wenn er sie besuchte, wurde immer die Russische-Creme Torte gebacken“, erzählt die Hausfrau Herta Peci. „Jeder hat eine Lieblings-Süßigkeit, und bei uns mag sie besonders meine Tochter. Das Rezept ist schon lang in unserer Familie bekannt.

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DonauschwäbischeSüßigkeiten

RussischeCreme-Torte

Kochkunst

Der Biskuit wird danach mit der Creme gefüllt und bestreicht

Wenn die Creme abgekühlt ist, rührt Herta Peci die geschlagene Sahne ein

In die noch heiße Creme gibt man die Gelatine und die Rosinen

Die Rosinen müssen schon einige Stunden vor der Zubereitung des Rezeptes in Rum gelegt werden, damit sie gut eingeweicht sind

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Meine Eltern sind aus Rumänien und dort hat man diese Torte auch zubereitet“, erklärt sie.Als Erstes benötigt man, um die Russische Creme-Torte herzustellen, ein Biskuit, das heißt, ein einfacher gebackener Kuchenteig aus 8 Löffeln Zucker geschlagen, mit 8 Eiern und zusätzlich 8 Löffeln Mehl. „Meistens gebe ich auch 3 Löffel Wasser in den Biskuit, damit der Teig gut feucht wird“, sagt Herta. Für die Fülle lässt man für einige Stunden 150 g Rosinen in 100 ml Rum einweichen. Die Creme bereitet man mit 8 Eidottern und 8 Löffeln Zucker vor, die man in 300 ml Milch aufkocht. „Man muss sie ständig rühren. Wenn die Mischung auf hohem Feuer

anfängt, zu kochen und dick wird, ist sie fertig. Damit die Fülle schön glatt wird, darf sie nicht zu lange kochen“, lautet Hertas Tipp. Die Hobby-Bäckerin, die gerne für die Familie Kuchen, Torten, Rouladen, Kekse und auch Salziges zubereitet, erklärt, dass man danach, in die heiße Creme 5 Blätter oder 1 Päckchen in Wasser eingeweichte Gelatine und die Rosinen einrührt.Wenn die Creme abgekühlt ist, gibt man 500 ml steif geschlagene Sahne dazu. „Man kann die ganze Sahne in die Fülle geben oder ein Drittel daraus nehmen, um die Torte zu zieren“. Der Biskuit wird mit der Creme gefüllt und bestrichen und kann auch mit dem einen Drittel Sahne verziert werden.

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Am 9. Oktober kamen rund 600 Besucher ins Kulturzentrum Mathias Leh zur kulturellen Präsentation, die Bestandteil der Programmplanung des Gerstenfestes 2014 war. Unter dem Thema „Austausch zwischen Kulturen und Bewahrung der Tradition“ hob das Programm die Geschichte und Traditionen der Donauschwaben von Entre Rios hervor.Noch bevor die fast zwei stündige Präsentation begann, tauchte sie die Besucher in die Atmosphäre von Entre Rios der 1950er-Jahre. Am Eingang des Kulturzentrums wurden sie von einer typischen donauschwäbischen Familie der Anfangsjahre des Distriktes begrüßt, die ihnen traditionelle Köstlichkeiten, wie Brot mit Schmalz und Paprika, sowie verschiedene Wurstwaren im Ambiente eines damaligen Hauses anbot. Die verschiedenen Generationen der Familie und der Text, geschrieben vom Journalisten Klaus Pettinger, führten das Publikum durch Geschichte, Traditionen und die tagtägliche Erhaltung der schwäbischen Kultur, die durch Melodien, Tanz und Gesang zum Ausdruck kamen. Auf diese Weise bekräftigte diese Verbindung die Beibehaltung der Eigenart und Identität dieser Kulturgruppe trotz aller Entwicklungen und Veränderungen im Laufe der Zeit.

Zum Treffen der Akkordeonspieler, veranstaltet am19. Oktober von der Kulturstiftung, kamen 16 Musiker aus Entre Rios und Guarapuava zusammen. Höhepunkt war die Integration zwischen den Generationen, die diese Veranstaltung ermöglichte. Alle Teilnehmer, der Jüngste mit fünf Jahren und auch die Erfahrenen, mit 77 und 66 Jahren, präsentierten ihre Lieder. Den Abschluss des Treffens, das Antonio Schneiders, Lehrer der Kulturstiftung leitete, bildete die gemeinsame Darbietung von „Xote Laranjeira“, das die Anwesenden begeisterte.

Am 25. Oktober erhielt Entre Rios Besuch von zwei kulturellen Gruppen, den Chor vom deutschen Zentrum der Kultur aus Jaraguá do Sul, Santa Catarina, und die Volkstanzgruppe Gladenbach, aus Deutschland. Gemeinsam zeigten sie im Kulturzentrum Mathias Leh ein Programm mit ihren Darbietungen. Den etwa 200 Besuchern boten sie Lieder und Choreographien und die Tänzer zeigten dabei auch, in einer entspannten Art und Weise, typische Trachten, wie sie Brautpaare, Eltern, Brautjungfern und Bedienstete bei Hochzeiten tragen. Während des Tages besuchten die Teilnehmer das Historische Museum von Entre Rios und wurden zum Mittagessen empfangen.

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Am 18. Oktober trat der Siedlerchor der Kulturstiftung an der Schönstatt-Kapelle in Guarapuava auf. Die Zeremonie feierte den hundertsten Jahrestag der Gründung der apostolischen Bewegung. Dabei sang der Chor religiöse und weltliche Lieder auf Deutsch und Portugiesisch. Rund 2000 Personen nahmen an dem Treffen teil, das auch eine Übertragung der Feier direkt aus Deutschland enthielt.

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KurzmeldungenKulturstiftung

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Kurzmeldungen

Die Genossenschaft Agrária erreichte in den letzten Wochen weitere vier Zertifizierungen. Die Weizenmühle bekam am 6. November 2014 die Zertifizierung nach FSSC 22.000 – ein weltweit anerkanntes Nahrungssicherheits-Management-System, das auf der ISO 22.000 basiert. Diese Anerkennung bestätigt die Glaubwürdigkeit und Qualität der gesamten Produktion der Weizenmühle. Auch die Verwaltungs- und Finanzleitung wurde zertifiziert, jedoch nach ISO 9001, nachdem insgesamt fünf Abteilungen die Qualitätsbedingungen erfüllten. Ende November gelang es auch der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung, so wie der Leopoldina-Schule, die Zertifizierung nachISO 9001 zu erreichen. Die Informatik- und Personalabteilung hatten bereits dieselbe Zertifizierung erhalten.

Die WinterShow verzeichnete dieses Jahr neue Rekordergebnisse. Vom 14. bis zum 16. Oktober besuchten rund 5.500 Menschen die größte Messe zu Winterkulturen in Brasilien. Die acht Forscher der FAPA (Agrária-Stiftung für landwirtschaftliche Forschung) hielten technisch gezielte Vorträge und 82 Aussteller (die letztjährige Veranstaltung zählte 70 Stände) brachten verschiedene Technologien und Neuigkeiten des Agribusiness. Landmaschinen standen den Mitgliedern und allgemeinen Besuchern zum Testen und Kennenlernen zur Verfügung. „Die WinterShow ist bereits eine unserer wichtigsten Veranstaltungen im Jahr, denn sie präsentiert unsere gesamte Arbeit, was die komplette Produktionskette der Wintersorten anbelangt“, betont der Präsident der Agrária, Jorge Karl.

Technische und fundierte Abhandlungen über die WinterShow charakterisierten die 14 Finalisten des Kommunikationspreises Franz Jaster. Die Gewinner wurden am 24. November, im Foyer des Kulturzentrums Mathias Leh, bekannt gegeben. Insgesamt nahmen an dieser 2. Verleihung 23 journalistische Werke teil. Manoel Godoy (der Zeitschrift Produtor Rural) gewann zum zweiten Mal in Folge die Kategorie Fotografie. Zeitschrift Produtor Rural (Kategorie Druckpresse oder Online), Luãn Chagas (Radiojournalismus) und TV Humaitá (Fernsehjournalismus) waren die anderen Gewinner – jeder gewann einen Geldpreis von R$ 2.000. Der Kommunikationspreis Franz Jaster wird in Zusammenarbeit zwischen der Agrária und der Universität Unicentro veranstaltet, um die Informationen über WinterShow, Agrária und die Forschung der FAPA zu verbreiten, das Interesse über diese Themen zu wecken und die Arbeit der Medien zu schätzen. Insgesamt veröffentlichten Zeitungen, Zeitschriften, Internetseiten, Radio- und Fernsehsendungen aus ganz Brasilien, vom 1. bis 31. Oktober, 110 Artikel über die WinterShow.

Für die Kinder des Kindergartens der Leopoldina-Schule sowie für alle Kinder der Gemeinde ist das Martinsfest am 11. November ein besonderes Ereignis. Die Kindertheatergruppe der Kulturstiftung inszenierte die Mantel-Teilung, als der heilige Soldat einem frierenden, armen Mann half. Und die Kinder des Kindergartens sangen Martinslieder. Anschließend zog der Laternenumzug, angeführt von Heiko Egles als St. Martin, hoch zu Ross, zum Kindergarten, wo die Kleinen ein Gebäck erhielten. Musikalisch umrahmten die Saxofon-Gruppe und das Nachwuchsorchester die Veranstaltung.

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Zum fünften Mal feierte der Sportverein Danúbio den Gewinn der Amateurmeisterschaft von Guarapuava. Den Titel sicherte sich der Sportverein am30. November nach einem 1:1 gegen Aprovale, beim Rückspiel im 1. Dorf Vitória. Die Blau-Weißen hatten das erste Spiel mit 2:1 gewonnen. Die vorigen Meisterschaften eroberte Danúbio in den Jahren 2009, 1999, 1998 und 1989.

Die Frauenhilfe Oase der evangelischen Gemeinde Cachoeira führt traditionell am 1. Adventssonntag den Brauch des Adventsbasars durch. Der Nachmittag in vorweihnachtlicher Atmosphäre fand im Klubhaus Cachoeira mit Kaffee, Kuchen und Salzigem statt. Es wurde Bingo gespielt und Preise kamen zur Verlosung. Der Adventsbasar bot den Besuchern eine Vielfalt von handgefertigtem Weihnachtsschmuck, Ware aus dem Ausland und selbst gebackenen Keksen an. Pastor Ari Käfer und Pastorin Lucimeri Lichtenfels hielten eine adventliche Andacht in Begleitung des Kirchenchores. Die Saxophongruppe unter der Leitung von Tania Keller sowie zwei Akkordeonschüler des Lehrers Antonio Schneiders umrahmten die Feier mit weihnachtlichen Melodien.

In ihrer 13. Auflage veranstaltete das Jugendprojekt Projeção am 28. November im Kulturzentrum die Darstellung „Isto é Projeção“. Hier brachten 110 Jugendliche zum Ausdruck, was sie sich während des Jahres in den Musiksparten, wie Gesang, Tanz und Instrumente, an Kenntnissen und Weiterbildung angeeignet haben. Außerdem wurden die Handarbeiten der Schüler ausgestellt.

Die Tanzschule „Cia de Dança Imperatriz“ der Leopoldina-Schule, unter der Leitung der Tanzlehrerin Nikita Geier Bagatin besteht seit August 2012. Ein Mal pro Woche haben 85 Schüler und Schülerinnen von 2 bis 17 Jahren Tanzunterricht. Zum Jahresabschluss zeigten diese am 29. November im Kulturzentrum Mathias Leh ein Tanzfestival unter dem Motto „Frozen“. Dafür wurden noch 10 Schüler aus dem Jugendprojekt Projeção eingeladen, sowie die Jungen Matheus Schäfer, Guilherme Mikos und Alex Jungert. Den über 650 Gäste lief das Tanzprogramm wie ein Film vor den Augen.

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TrauermeldungenThereza Loni Niederle ist am 2. Oktober im Alter von 88 Jahren in Vitória gestorben. Sie wurde am 9. Mai 1926 in Porto Alegre, Rio Grande do Sul, geboren. Es trauern um sie ihre 2 Töchter, die Schwester, 6 Enkel und 4 Urenkelkinder.

Mitchel Luis Monteiro Schurtz ist am 5. Oktober im Alter von 4 Jahren in Vitória verstorben. Er ist am 2. Oktober 2010 geboren. Es trauern um ihn sein Vater Jean, Mutter Manuelle, Großeltern, Onkel und Tante.

Franz Dreier verstarb im Alter von 66 Jahren am 22. Oktober in Hortolândia, São Paulo. Er ist am 10. Juni 1948 in Ried im Innkreis, Österreich, geboren und kam mit dem 3. Transport nach Entre Rios. Er wird betrauert von seiner Frau Maria, den Kindern Gisele und Sabina, 3 Enkeln, seiner Mutter und von seinen 3 Schwestern.

Hilda Schmitz Boing ist am 22. Oktober im Alter von 82 Jahren in Vitória verstorben. Sie wurde am 1. April 1932 in São José, Santa Catarina, geboren. Ihr Ehemann José und Tochter Célia gingen ihr im Tode voraus. Es trauern um sie ihre Kinder João, Silvio, Raimundo, Angelina, Paulo, Paulina, 7 Enkel und 2 Urenkelkinder.

Maria Katharina Zimmermann Hedrich verstarb am 26. Oktober in Cachoeira im Alter von 64 Jahren. Sie ist am 25. April 1950 in Kirchdorf, Österreich, geboren und kam mit dem5. Transport nach Entre Rios. Sie wird betrauert von ihrem Ehemann Peter, den Kindern Roland, Aline und Marcio, von ihren Geschwistern und der Schwiegermutter.

Helena Reichardt ist am 6. November im Alter von 75 Jahren infolge einer Herzoperation in São Paulo gestorben. Sie wurde am29. November auf dem Friedhof in Jordãozinho beigesetzt. Sie ist am 6. Juni 1939 in Tomaschanzi, Kroatien, geboren und kam mit dem 4. Transport nach Entre Rios. Es trauern um sie ihre Tochter Carina und ihre Geschwister.

Dr. Mathias Wild ist am 8. November im Alter von 88 Jahren in São Paulo verstorben. Er ist am 30. August 1926 in Kathreinfeld, Serbien, geboren und kam mit dem 7. Transport nach Entre Rios. Er wird betrauert von seiner Ehefrau Helga, den Kindern Wolfgang, Manfred, Alfred und Enkelsohn Leonardo.

Barbara Zastavny, geb. Benz, verstarb am19. November im Alter von 74 Jahren in Vitória. Sie wurde am 15. Dezember 1939 in Liebling, Rumänien, geboren und kam mit dem 4. Transport nach Entre Rios. Es trauern um sie ihre Söhne Stefan, Pedro, Eduardo Paulo, Roberto und Raimundo, 8 Enkel, 4 Urenkel und ihre Geschwister.

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