Die Blutzuckerkurve bei Kurz Dauernder Äthernarkose und Ihre Beeinflussbarkeit durch Tonisierende...

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I898 DIE BLUTZUCKERKURVE BEI KURZ DAUERNDER ATHERNARKOSE UND IHRE BEEINFLOSSBARKEIT DURCH TONISIERENDE MASSNAHMEN UND DURCH lVIORPHIUM. Von KuI~r ZIEGLER und M. DORLE. Aus der Mediziniscken Universit~ts-Poliklinik in Freiburg L t~r. Die Anreicherung narkotischer Substanzen in der Plasma- haut bedingt Verg~nderungen der OberIl~tchen und der Per- meabilit{it der Zellen sowie Verschiebungen der Elektrolyt- verhaltnisse, welche nicht nur die cellul~iren Spannungs- zust~inde, den Tonus, sondern anch den stofflichen Austausch und Umsatz in wechselndem Grade b• Der lghmen- den Wirkung geht meist ein Erregungszustand voraus. Die besondere Empfindlichkeit der nerv6sen Zellelemente infolge besonderer Oberfl~ichenbedingungen lgBt diesen als nerv6ses initiales Symptom der Narkose besonders deutlich hervor- treten. Dies betriIft nicht nur das animale, sondern auch das vegetative Nervensystem. Bei den engen funktionellen Beziehungen dieses Systems zu den lebenswichtigstoe Funk- tionen des K6rpers ist sein Verhalten ftir Verlauf und Er- traglichkeit des Eingriffs vielleicht entscheidend. Die Er- fahrungen bei don verschiedensten Belastungsproben, so auch bei der Narkose, haben gezeigt, daB vegetativ nerv6se Er- regungen besonders an Ver~nderungen des Blutzuckergehalts, die meist schlagartig einsetzen, deutlieh gemacht werden k6nnen. Der initiale Reiz kann eine Erh6hung oder eine Senkung der Knrve bewirken, je nachdem eine sympathische oder parasympathische Reizung iiberwiegt. Weitere Unter- suchungen, iiber die anderweitig berichtet wird, haben ge- zeigt, daB fiir dieses verschiedene Verhalten bei gegebenen tZeizst~irken der Tonus des gesamten vegetativen Nerven- systems maBgebend ist, Hypotonus verschiebt den Reiz- effekt tuf die parasympathische, normaler oder gesteigerter Tonus dagegen auf die sympathische Seite. Das will be- sagen, dafi der Schwellenwert der Reizbarkeit ftir den Para- sympathicus bzw. Vagus tiefer liegt als ftir seinen Antagonisten, den Sympathicus. Vermehrte Spannnng erh6ht aber die Erregbarkeit des Systems, damit auch des Sympathicus, die Ansprechbarkeit steigt, die Reizantwort des Sympathicns erfolgt nun auch auf kleinere Reizstgrken, sein Effekt tiber- wiegt den des Parasympathicns. Spannungszustand oder Tonus ist aber ton hormonalen Leistungen, vornehmlich des Adrenalsystems, beherrscht. Die Blntznckerkurve als vege- tativ-nerv6se Belastungsprobe erscheint daller auch fiir die Frage der Narkosenwirkung tuf vegetative Zelliunktionen und ihrer Beziehung zu dem vegetativen Tonus brauchbar. Selbstverstgndlich kommt dafiir nicht die gr6Bte ertr~igliche Daner der Narkose in Frage, sondern in e Linie die Art und Weise der initiaIen Zuckerbewegung als Antwort tuf die vegetativ-nerv6se Erregungsphase der Narkose, in zweiter Linie die Art ihres Ansgleichs. Dafiir geniigen kurz dauernde Narkosen von wenigen Minuten. Ste k6nnen auch am ehesten individuelle Verschiedenheiten aufdecken, nnbelastet durch ganz unberechenbare Auswirknngen tieferer und lang dauernder Zellst6rungen. Die relativ zahlreiche Literatur berichtet fast iiberein- stimmend ton einer vorfibergehenden Erh6hung des Blut- zuckerspiegels bel Mien Arten narkotischer Mittel, damit auch bel Ather und Morphium. LOXlNG rechnet diese K6rper daher zu den 131utzucker mobilisierenden Giften. Indessen handelt es sich bei diesen Untersuchungen fast ausnahmslos um Blutzuckerwerte bel lgnger dauernden Narkosen, welche die ersten Stadien der Narkose unber{icksichtigt lassen. Auf diese aber kommt es an. Hier erfolgt die Antwort tuf die initialen Reizwirknngen. Die seknndgr sich anschlieBenden antagonistischen Ausgleichsbewegungen und die Art der Einstellung zut Norm sind ebenfalls von ]3edeutung, die besonderen Tonusverhgltnisse sind aber vorwiegend durch die initiale Reizantwort charakterisiert. Unter diesen Gesichtspunkten wurden 37 I™ und 8 Meersehweinchen in 81 Einzelversuchen -oEthernarkosen ton KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. io. JAHRGANG. Nf. 41" IO. 0 K T O B E R OE93 z durchschnittlich 5 und 4 Minuten Dauer unterworfen. Der Blut- zucker wurde nach der Methode ton BANG vor, sofort mit Beginn der Narkose und fortlaufend wghrend des Stadiums der Erregung uncl der tiefen Narkose, ara SehluB, beim Erwachen und dariiber hinaus untersucht und kurvenmgBig aufgezeichnet. Zweck der Versuche war einmal, den gewissermaBen normalen Typus der Reaktion festzustellen, ferner naehznweisen, ob durch therapentische Hebung des vegetativen Tonus vor der Narkose eine )~nderung dieses Typus erfolgt, und shhlieBlich, den EinfluI3 einer voraus- geschickten Morphiuminjektion auf den ReaMionsverlauf zu ver- folgen. Ein Teil der Tiere wurde einer kurzen tonisierenden Behandlung unterzogen. Als Tonicum verwandten wir das sul~osaure Goldsatz einer organischen Aminverbindung*, iiber welches an anderer Stelle ausfiihrlich berichtet wurde. Diese Verbindung ist in Wasser nnd Alkohol leicht 15slich. Die wgBrige L6sung ist blutisotonisch, ste macht weder Serumf~illung noch Hgmolyse, noch irgendwelche Reizwirkungen, ist daher sehr leicht resorbierbar und ebenso Ieicht durch die Niere ausscheidbar. Der Gehalt an metallischem Gold betriigt etwa 5 mg%. Die Wir- kung beruht ira wesentlichen auf den katalysatorischen Eigen- sehaften kleiner Goldmengen. Die tonisierende Wirkung wurde experimentell in versehiedenen Richtungen untersucht und er- probt. Die erste Gfuloloe umfal3t 16 Tiere, ton denen 8 unbehandelt, 8 verschieden lange Zeit vorbehandelt waren. Die Narkosen dauerten 5, in 3 Fgllen 8 Minuten. ]3et allen nichtvorbehandelten Tieren trat als primgre Reaktion mit dem 13eginn der Narkose i 2r me i/ uorb ,ha~a'e#, ' 4, ,e.,.5 ,,, r I ~ g 9 I gO0 . 7 ?50 j.'l~ Abb. I a. Kaninchen, nicht vorbehandelt. Blut- zuckerkurve bel 5 lVfin. ~thernarkose. ^ 2" var aehande/l ,,o-/,/,\ ,oo// M _ _ ~ - ~ ' 0' I' #' 8' d– Abb. ~b. Kaninchen, vorbehandelt. Blutzucker- kurve bei 5 Minuten Athernarkose. eine ]31ntzuckersenkung auf, die noch im l~xzitations- oder ira analgelischen Stadium, d. h. in der 3. bis 4. Minute, den Tief- punkt erreichte. Die Senkung betrug in Prozenten der Ausgangs- werte ausgedriickt 2o--7o%. Die Ausgangswerte schwankten zwischen 38o und I43 mg%. Nach der Senkung hob sich die Knrve alsbald wieder, 3mal innerhalb 15 Minuten, zur Norm, 4mal bestand ara Schlu[~ (2o. Minute) eine geringe Erh6hung ton 9--2o%, 3mal hob sich die Kurve zwar, hatte aber unter erneutem Fallen nach 2o Minuten die urspriingliche tt6he nicht erreicht. In Abb. I a sind 5 F~lle aus dieser Gruppe graphisch zusammengestellt. Der Anfangsteil der Kurven, die initiale Senkung, iMlt fast stets in das Exzitationsstadium, ste bedeutet daher eine vegetativ nerv6se Erregung parasympathiseher Art. Der weitere Kurven- verlauf zeigt trotz tiefer Narkose den sympathicotonen Ans- gleieh individuell verschiedener H6he. Dasselbe Experiment ivurde nun bei 8 Tieren wiederholt, nachdem dieselben je einmal 3, 4, 14 und 18 Tage, 4mal 6 und io ~vVoohen mit einer t~iglichen Dosis ton I cern des Tonicums ira Futter vorbehandelt waren. Die Ausgangswerte des Blutzuekers schwankten zwischen 84 und 257mg%. Die initiale Reaktion bestand ausschlieBlich in einer Erh6hung der Blutzuckerkurve, 6mal zut Zeit des l~xzitationsstadiums, 2mal etwas verz6gert, derart, dag zwar eine geringe initiale Steigerung der Knrve eintrat, die aber erst nach kurzer Senkung ton einer stgrkeren Erhebung ira analgetischen Stadium gefolgt war. Die ErhOhung betrug zwisehen 27 .und x78 mg%, prozentuaI zum Ausgangswert 17 bis ZlO%, dnrchschnittlich flber 5o%. Die Endwerte nach 20 Minuten waren 2mal normal, 2mal um 12--27% erniedrigt, 4mal um 20 bis 50% erh6ht. Auf die initialen Erh6hnngen erfolgte stets eine Senkung, 5mal unter den Ausgangswert. In Abb. lb sind 5 dieser Verlaufskurven graphisch dargestellt. Ein Tier reagierte * Das Pr~parat wird unter dem Namen Zetton ton der Firma Dr. 13. Villinger, Prei- burg L Br. hergestellt.

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DIE BLUTZUCKERKURVE BEI KURZ DAUERNDER ATHERNARKOSE UND IHRE BEEINFLOSSBARKEIT

DURCH TONISIERENDE MASSNAHMEN UND DURCH lVIORPHIUM.

Von

KuI~r ZIEGLER und M. DORLE. Aus der Mediziniscken Universit~ts-Poliklinik in Freiburg L t~r.

Die A n r e i c h e r u n g n a r k o t i s c h e r S u b s t a n z e n in der P l a s m a - h a u t b e d i n g t Verg~nderungen de r OberIl~tchen u n d der Per - meabi l i t{ i t de r Zel len sowie V e r s c h i e b u n g e n der E l e k t r o l y t - ve rha l tn i s se , welche n i c h t n u r die cellul~iren S p a n n u n g s - zust~inde, den Tonus , s o n d e r n a n c h den s tof f l ichen A u s t a u s c h u n d U m s a t z in w e c h s e l n d e m Grade b• Der l g h m e n - d e n W i r k u n g geh t m e i s t e in E r r e g u n g s z u s t a n d voraus . Die be sonde re E m p f i n d l i c h k e i t de r ne rv6sen Ze l le lemente infolge b e s o n d e r e r Ober f l~ ichenbed ingungen lgBt d iesen als ne rv6ses in i t ia les S y m p t o m der Narkose be sonde r s d e u t l i c h h e r v o r - t r e t en . Dies be t r i I f t n i c h t n u r das an imale , s o n d e r n a u c h das v e g e t a t i v e N e r v e n s y s t e m . Bei den engen f u n k t i o n e l l e n B e z i e h u n g e n dieses Sys t em s zu d e n l e b e n s w i c h t i g s t œ F u n k - t i o n e n des K6rp e r s i s t se in V e r h a l t e n ftir Ver lau f u n d E r - t r a g l i c h k e i t des Eingr i f f s v ie l l e ich t en t sche idend . Die E r - f a h r u n g e n bei don v e r s c h i e d e n s t e n B e l a s t u n g s p r o b e n , so a u c h be i der Narkose , h a b e n gezeigt, daB v e g e t a t i v ne rv6se E r - r e g u n g e n besonde r s a n V e r ~ n d e r u n g e n des B l u t zucke rgeha l t s , die me i s t s ch l aga r t i g e insetzen, d e u t l i e h g e m a c h t werden k6nnen . Der in i t i a le Reiz k a n n eine E r h 6 h u n g oder eine S e n k u n g der K n r v e bewi rken , je n a c h d e m eine s y m p a t h i s c h e oder p a r a s y m p a t h i s c h e Re i zung i iberwiegt . W e i t e r e U n t e r - suchungen , i iber die ande r w e i t i g b e r i c h t e t wird, h a b e n ge- zeigt, daB fiir dieses ve r sch i edene V e r h a l t e n bei gegebenen tZeizst~irken der Tonus des g e s a m t e n v e g e t a t i v e n N e r v e n - s y s t e m s m a B g e b e n d ist, H y p o t o n u s v e r s c h i e b t d e n Reiz- e f fek t t u f die p a r a s y m p a t h i s c h e , n o r m a l e r oder ges te iger te r T o n u s dagegen auf die s y m p a t h i s c h e Seite. Das wil l be- sagen, dafi der Schwel l enwer t der R e i z b a r k e i t ftir d e n P a r a - s y m p a t h i c u s bzw. Vagus t iefer l iegt als ftir se inen An tagon i s t en , den S y m p a t h i c u s . V e r m e h r t e S p a n n n n g e r h 6 h t abe r die E r r e g b a r k e i t des Sys tems , d a m i t a u c h des S y m p a t h i c u s , die A n s p r e c h b a r k e i t s te igt , die R e i z a n t w o r t des S y m p a t h i c n s erfolgt n u n a u c h auf k le inere Re izs tg rken , sein E f f e k t t iber- wiegt den des P a r a s y m p a t h i c n s . S p a n n u n g s z u s t a n d oder Tonus i s t abe r t o n h o r m o n a l e n Le i s tungen , v o r n e h m l i c h des Adrena l sy s t ems , b e h e r r s c h t . Die B l n t z n c k e r k u r v e als vege- t a t i v - n e r v 6 s e B e l a s t u n g s p r o b e e r s che in t da l ler a u c h fiir die F r a g e der N a r k o s e n w i r k u n g t u f v e g e t a t i v e Z e l l i u n k t i o n e n u n d ih re r B e z i e h u n g zu d e m v e g e t a t i v e n T o n u s b r a u c h b a r . S e l b s t v e r s t g n d l i c h k o m m t daf i i r n i c h t die gr6Bte ertr~igliche D a n e r de r Narkose in Frage , s o n d e r n in e �9 Lin ie die A r t und Weise der in i t i a Ien Z u c k e r b e w e g u n g als A n t w o r t t u f die v e g e t a t i v - n e r v 6 s e E r r e g u n g s p h a s e de r Narkose , in zwei te r Lin ie die A r t ih res Ansgleichs . Daf i i r geni igen ku rz d a u e r n d e N a r k o s e n v o n wen igen Minu ten . Ste k 6 n n e n auch a m e h e s t e n ind iv idue l l e V e r s c h i e d e n h e i t e n aufdecken , n n b e l a s t e t d u r c h ganz u n b e r e c h e n b a r e A u s w i r k n n g e n t ie ferer u n d l ang d a u e r n d e r Ze l l s t6 rungen .

Die r e l a t i v zah l re iche L i t e r a t u r b e r i c h t e t f a s t i ibere in- s t i m m e n d t o n einer v o r f i b e r g e h e n d e n E r h 6 h u n g des B l u t - zuckerspiegels be l Mien A r t e n n a r k o t i s c h e r Mit te l , d a m i t a u c h bel A t h e r u n d M o r p h i u m . LOXlNG r e c h n e t diese K 6 r p e r d a h e r zu d e n 131utzucker mob i l i s i e r enden Gif ten. I n d e s s e n h a n d e l t es s ich bei d iesen U n t e r s u c h u n g e n f a s t a u s n a h m s l o s u m B l u t z u c k e r w e r t e bel lgnger d a u e r n d e n Narkosen , welche die e r s t e n S t ad i en de r Narkose unber{ icks ich t ig t lassen. Auf diese abe r k o m m t es an. H ie r er fo lg t die A n t w o r t t u f die i n i t i a l en Re i zwi rknngen . Die s e k n n d g r s ich ansch l i eBenden a n t a g o n i s t i s c h e n Ausg l e i chsbewegungen u n d die A r t der E i n s t e l l u n g zu t N o r m s ind ebenfa l l s v o n ]3edeutung, die b e s o n d e r e n T o n u s v e r h g l t n i s s e s ind abe r vo rwiegend d u r c h die in i t i a le R e i z a n t w o r t cha rak t e r i s i e r t .

Unte r diesen Gesichtspunkten wurden 37 I™ und 8 Meersehweinchen in 81 Einzelversuchen -oEthernarkosen t o n

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . io. J A H R G A N G . N f . 41" IO. 0 K T O B E R OE93 z

durchschnit t l ich 5 und 4 Minuten Dauer unterworfen. Der Blut- zucker wurde nach der Methode t o n BANG vor, sofort mi t Beginn der Narkose und fortlaufend wghrend des Stadiums der Erregung uncl der tiefen Narkose, ara SehluB, beim Erwachen und dariiber hinaus untersucht und kurvenmgBig aufgezeichnet. Zweck der Versuche war einmal, den gewissermaBen normalen Typus der Reaktion festzustellen, ferner naehznweisen, ob durch therapent ische Hebung des vegetat iven Tonus vor der Narkose eine )~nderung dieses Typus erfolgt, und shhlieBlich, den EinfluI3 einer voraus- geschickten Morphiuminjektion auf den ReaMionsverlauf zu ver- folgen. Ein Teil der Tiere wurde einer kurzen tonisierenden Behandlung unterzogen. Als Tonicum verwandten wir das sul~osaure Goldsatz einer organischen Aminverbindung*, iiber welches an anderer Stelle ausfiihrlich ber ichtet wurde. Diese Verbindung ist in Wasser nnd Alkohol leicht 15slich. Die wgBrige L6sung ist blutisotonisch, ste macht weder Serumf~illung noch Hgmolyse, noch irgendwelche Reizwirkungen, ist daher sehr leicht resorbierbar und ebenso Ieicht durch die Niere ausscheidbar. Der Gehalt an metallischem Gold betriigt etwa 5 mg%. Die Wir- kung beruht ira wesentlichen auf den katalysatorischen Eigen- sehaften kleiner Goldmengen. Die tonisierende Wirkung wurde experimentell in versehiedenen Richtungen untersucht und er- probt.

Die erste Gfuloloe umfal3t 16 Tiere, t o n denen 8 unbehandelt , 8 verschieden lange Zeit vorbehandel t waren. Die Narkosen dauer ten 5, in 3 Fgllen 8 Minuten. ]3et allen nichtvorbehandel ten Tieren t r a t als primgre Reaktion mit dem 13eginn der Narkose

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Abb. I a. Kaninchen, nicht vorbehandelt. Blut- zuckerkurve bel 5 lVfin. ~thernarkose.

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0' I ' #' 8' d– Abb. ~ b.

Kaninchen, vorbehandelt. Blutzucker- kurve bei 5 Minuten Athernarkose.

eine ]31ntzuckersenkung auf, die noch im l~xzitations- oder ira analgelischen Stadium, d. h. in der 3. bis 4. Minute, den Tief- punk t erreichte. Die Senkung betrug in Prozenten der Ausgangs- werte ausgedriickt 2o--7o%. Die Ausgangswerte schwankten zwischen 38o und I43 mg%. Nach der Senkung hob sich die Knrve alsbald wieder, 3mal innerhalb 15 Minuten, zur Norm, 4mal bestand ara Schlu[~ (2o. Minute) eine geringe Erh6hung t o n 9- -2o%, 3mal hob sich die Kurve zwar, ha t te aber unter erneutem Fallen nach 2o Minuten die urspriingliche t t6he nicht erreicht. In Abb. I a sind 5 F~lle aus dieser Gruppe graphisch zusammengestellt . Der Anfangsteil der Kurven, die initiale Senkung, iMlt fast stets in das Exzitat ionsstadium, ste bedeutet daher eine vegetat iv nerv6se Erregung parasympathiseher Art. Der weitere Kurven- verlauf zeigt t ro tz tiefer Narkose den sympathicotonen Ans- gleieh individuell verschiedener H6he.

Dasselbe Exper iment ivurde nun bei 8 Tieren wiederholt, nachdem dieselben je einmal 3, 4, 14 und 18 Tage, 4mal 6 und io ~vVoohen mi t einer t~iglichen Dosis t o n I cern des Tonicums ira Fu t t e r vorbehandel t waren. Die Ausgangswerte des Blutzuekers schwankten zwischen 84 und 257mg%. Die initiale Reakt ion bestand ausschlieBlich in einer Erh6hung der Blutzuckerkurve, 6mal zut Zeit des l~xzitationsstadiums, 2mal etwas verz6gert, derart , dag zwar eine geringe initiale Steigerung der Knrve eintrat , die aber erst nach kurzer Senkung t o n einer stgrkeren Erhebung ira analgetischen Stadium gefolgt war. Die ErhOhung betrug zwisehen 27 .und x78 mg%, prozentuaI zum Ausgangswert 17 bis ZlO%, dnrchschnit t l ich flber 5o%. Die Endwerte nach 20 Minuten waren 2mal normal, 2mal um 12--27% erniedrigt, 4mal um 20 bis 50% erh6ht. Auf die initialen Erh6hnngen erfolgte stets eine Senkung, 5mal unter den Ausgangswert. In Abb. l b sind 5 dieser Verlaufskurven graphisch dargestellt. Ein Tier reagierte * Das Pr~parat wird unter dem Namen Zetton ton der Firma Dr. 13. Villinger, Prei- burg L Br. hergestellt.

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nur mit ganz leicht ansteigendem Kurvenverlauf, ein anderes nach leichter initialer Erhebung mit einer fast gradlinig sanIt absteigenden Kurve. Die initiale Bewegung der Blutzuckerkurve ist also der unbehandelter FXlle gerade entgegengesetzt. Ste weist auf erh6hte tonische AnspruchfXhigkeit des vegetativen Systems hin, welche als sympathicotonen EIfekt eine rasche Zuekermobili- sierung gestattete. Hormonal ist der SchluB auf vermehrte Adrena- linproduktion gestattet .

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Abb. 2. Kanincben. B]utzuokerkurven bel 5 ~in. ~thernarkose, vor uild nach 6--8 Tagen BehandIung.

Gemessen an d e m E n d d f e k t n a c h Abkl ingen der t yp i sch ve r sch iedenen In i t i a lbewegung, sche inen keine n e n n e n s w e r t e n LTnterschiede zwischen der e r s t en und der zwei ten Versuchs- reihe zu bes tehen . ]3erficksictltigt m a n aber die k l in ischen B e g l e i t s y m p t o m e der Narkosen, so �87 ein du rch g eh en d e r au i fa l lender Un te r sch ied vo rhanden . Die n i ch t vo.rbehan- de l t en Tiere un te r l agen du rchschn i t t l i ch der na rko t i s i e renden

300 ~tl i i i h'cht ,orbehande,~

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Abb. 3. 5Ieerschweinchen. BIutzuckerkurven bel 4 Minuten ~,thernarkose, vor und nach 7 Tage• Deha~dlung.

E inwi rkung schneller , n / imlich in -L8 Minuten , w/ ihrend die v o r b e h a n d e l t e n d u r c h s c h n i t t l i c h 3 Minu ten ben6t ig ten . Dafi i r war aber die N a c h w i r k u n g bei den n i ch t v o r b e h a n d e l t e n Tieren eine r i e l schwerere . Ste e rho l t en s ich sehr langsam, w a c h t e n sp~iter auf, w a r e n 1/tnger d6sig und t raBen zum .Teil ers t nach vie len S tunden . Gelegent l ich t r a t auIIal lend s ta rke dickfHissige Spe iche lp roduk t ion auf. E in Tier ging in e l endem Zus t and n a c h 5 Tagen zugrunde. 13esonders sch lech t d a r a n waren die Tiere mi t t ieIer Senkung und fo lgender mange l - ha f t e r B lu tzuckere rh6hung . Dagegen w a c h t e n die b e h a n d e l t e n Tiere auffa l lend rasch nach der Narkose auf, wa ren a lsbald munte r , fraBen nach kurzer Zeit. Nur ein Tier mi t re la t iv

ger inger ini t ia ter I~urvenerh6hung und wei te r ste• ab- fa l lender K u r v e war l~ingere Zei t d6sig und erhol te sich nur langsam, ein anderes mi t gu te r Reak t i o n zeigte s t a rk š SpeichelIluI3. Beide waren nur 4 Tage vo rbehande l t . D e m Mangel einer e twas erschwerte~z verzSger ten Narkosewi rkung s t and der Vorte i l wei t besserer Vertr~iglichkeit der Narkose und rascherer E r h o l u n g gegeniiber.

In der 2. Versuehsre ihe wurden 8 Kaninchen und 8 5oEeer- schweinchen, und zwar die gleichen Tiere, jeweils vor und nach Vorbehandlung einer 5, bei den ~eerschweinchen 4Minuten dauernden Narkose unterworfen, davon eines aul3erdem 2 mal nach, eines je 2mal vor und 2mal nach der Vorbehandlung untersucht. Es sollte datait dem Einwand begegenet werden, daB die oben er- wtthnten Unterschiede rein zuf~lliger, individuell bedingter %*er- schiedener 1Reaktionsbedingung entspr~ichen. 4 einfaehe Versuche sind in der Abb. 2 wiedergegeben. Die letzten 2 Tiere wurden auBerdem nach l~ngerer Vorbehandlungszeit einem operativen Eingriff unterworfen, worauf sptiter einzugehen sein wird. Die Resnltate bel den IKaninchen waren bis auf aile Einzelheiten der initialen Reaktionen und der Ausgleichsbewegungen der 13Iut- zuckerkurven die gleichen wie bel Versuchsreihe I. Ausnahmslos t ra t bei den nichtvorbehandelten Tieren eine initiale Senkungs- reaktion, bei den vorbehandelten eine initiale Erh6hungsreaktion ein. Der Ausgleich erfolgte mit sekundXrer antagonistischer Er- hebung oder Senknng auf gleiche, verminderte oder leicht er- h6hte Werte der Ausgangsh6he nach 2o Minuten. Die Senkungs- reaktion schwankte zwischen 5 ~ nnd 238% des Ausgangswertes. Auffallend war, daB die Ansgangswerte nach einer Vorbehandlung iiberwiegend viel geringer und weniger schwankend waren als vor derselben. Eine Zusammenstellung fiir je 15 F~ille vor und nach einer Vorbehandlung ergab als Durchschnittswerte 23 ~ mg% Blutzucker bel den nicht vorbehandelten nnd 15 ~ mg bel den be- handelten F~illen. Auch hier war im iibrigen bel den behandelten Tieren der gihnstige EinfluB auf Yertr~glichkeit der Narkose, die Geringfi~gigkeit nachfolgender St6rungen unter dem EinfluB der Vorbehandlung, sehr im Gegensatz zu den nichtvorbehandelten Tieren, aufI~llig.

Da es sich bei den bisher igen Versuchen u m eine besondere iReaktion der K a n i n c h e n h an d e l n konns w u r d e n die gleichen Versuche an 8 Meerschwein- chen m i t 4 l~Iinuten dauern- der Narkose wiederhol t .

3gg In Abb. 3 sind 4 Versuche

graphisch aufgezeichnet. Die dgt Vorbehandlung dauerte 7 Tage, 2g5 einmal io Tage. Da~ Resultat, gemessen an der ]3htzucker- 150 bewegung, war mit einer Aus- 700 nahme genau den Kaninchen- versuchen entsprechend : In den nichtvorbehandelten Fitllen Senkung der Blutzuckerkurve mit Einsetzen der Narkose, z.Teil stnrzartig bis auf den 3. TeiI des Ausgangswertes, daranf die ant- agonistische iKurvenerhebung und der allm~ihliche Ausgleich, in �9 F~llen zun~chst noch mit fallender Tendenz, in einem mit steigender Tendenz. Die vor- behandelten Tiere reagierten da- gegen in 7 F~illen mit initialer 1Kurvenerhebung wechse]nden Grad es bis t~ber die doppeltett6he, hierauf in 5 FXllen geringe Gegen- reaktion und rascher Ausgleich bis zur Ausgangsh6he und dariiber hinaus, in 2 F~llen st~irkere sekun- diire Senkung und Einhalten eines niederen Niveaus, in einem gleichmXBige l™ Die I™ zeigten im allgemeinen ein riel gleichm~iBigeres Niveau. Vielleicht noch sinnf~illiger als bei den t(aninchenversuchen war die relativ gute Vertr~iglichkeit und die rasche Erholung der Tiere nach der Vorbehandlung ira Gegensatz zu der Labitit~it und schlechten Erholung der nicht- vorbehandelten ~ieerschweinchen.

Einige t,/aninchen wurden wiederholt vor und nach ~ehandlung mit dem Tonicum dem Narkoseversuch unterzogen (vgl. Abb. 4). Die Resultate waren stets den obigen Versuehen entsprechend. Auch nach 3 Wochen Aussetzen mit dem ~V2ittel war der tonisierende Schutz gegen die Senkungsreaktion einer gesunden Narkose noch deutlich.

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Ab'o. 4. Kani~chen. Blutzuckerkurven bel 5 ~inuten ~.thernarkose, mehrma]s

vor und nach Bohandlung.

~9oo K L I N I S C H E W O C H E N S C I K R I F T . Io. J A H R G A N G . N f . 4 ~ fo. OKTOBER ~93~

Die 3. Untersuchu~~gay betriIf t 8, d. h. je 4 unbehandel te und 4 vorbehandel te Tiere, bel denen in io- -~5 Minuten woEhrender Narkose eine 14noehenresektion an einer Fibula vorgenommen wurde (vgl. Abb. 4, !Kurve 3 und 4)- Die Tiere i iberstanden die Operatioa ira ganzen gut, nur erholten sich wieder die vorbeha~Mel- ten s ichtbar rascher. Die -Wundheilung erIolgte ohne Komplika- tionen.

Bei den nichtvorbehandel ten Tieren reagierte ein Tier kaum mi t einer leicht gesenkten Linie und ~oE% ZuckerdeIizit in der OE5. Minute. Die 3 anderen zeigten t rotz Fesselung die typische initiale Kurvensenknng bis zu 5a% des Ausgangswertes, dann eine m~laige Erh6hung, der eine fallende Kurvenbewegung folgte. Der gesamte Verlust betrug in einem FMI OE2o mg%, von I81 auf 6~ mg%. Bei den 5--7 Wochen vorbehandel ten F~llen t r a t dagegen die initiale t™ prompt ein, da tan t eine nur einmal durch eine vorhergehende st~rkere Senkung unterbrochene ab- fallende Kurve bis zu oder nahe zu dem Ausgangswert.

I n e iner 4. Versuchsreihe wurde schlieBlich u n t e r s u c h t , ob eine v o r a n s g e h e n d e Morphiumin]el~tion bei v o r b e h a n d e l t e n n n d n i c h ™ F~l len d e n Ver l au f de r B l u t z u c k e r -

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Abb. 5. Kaninchen. Blutzuckerkurven bei 5 iV~inuten Athernarkose nach voraus- geschickter Morphiuminjektion, vor und nach Behandlung.

k u r v e im N a r k o s e v e r s u c h wesen t l i ch zu ~ n d e r n i m s t a n d e w~ire. Zu d iesem Zweck wurde I5 bzw. 8 M i n u t e n v o r de r 5 M i n u t e n w ~ h r e n d e n N a r kos e e in igen T i e r e n s u b c u t a n je o,I ccm Ip roz . M o r p h i u m l h s u n g in j i z i e r t (vgl. Abb . 5).

Die nichtvorbehandel ten Tiere zeigten eine leichte Senkung der I™ als Morphiumwirknng, ira I. FMI um 35 %. Der Narkose- beginn brachte eine weitere Senkung. Dann folgte eine leichte kurze Erh6hung, die aber bald in eine weiter abfallende Kurve itberging, wenigstens w~hrend der Beobachtungszeit von 32 Mi- nuten. Die Tiere erholten sich sehr langsam. Ein Tier zeigte in einem u znn~chst die iypische Senkungsknrve der unbehandel ten Tiere. Nach 8w6chiger Behandlung mi t dem Tonieum war die Kurve auf die Narkosebelastung mit relat iv geringen Schwankungen in den bekannten Typus mit initialer Kurvenerhebung umgewandelt . Das Tier erholte sich raseh. 7 Tage sp~ter wurde die Narkose wiederholt, nachdem ~5 Minuten vorher o,i ccm Morphium subcutan verabreicht worden war. Die Blutzuckerkurve wurde bei 4maliger PriKung durch diese Injekt ion n icht ver~ndert . Ste behielt ihre Ausgangsh6he bel. Die folgende Narkose bedingte zwei leichte Zacken nach oben, die !Kurve blieb auch gegen Ende des Versuches erh6ht. Die I~r- holung erfolgte au�9 rasch.

Die 3 fo lgenden Versuche w u r d e n so anges te l l t , daB die B l u t z u c k e r k u r v e zue r s t ohne V o r b e h a n d l u n g i m e in fachen N a r k o s e v e r s u c h u n d wenige Tage d a r a u f m i t 8 M i n u t e n

v o r h e r v o r a u s g e s c h i c k t e r I n j e k t i o n v o n i mg 5 f o r p h i u m ver fo lg t wurde . D a r a u f w u r d e n die g le ichen Versuche n a c h V o r b e h a n d l u n g wiederhol t , ct. h. ohne u n d m i t vo raus - gesch ick te r M o r p h i u m i n j e k t i o n . I n den b e i d e n l e t z t e n F~ l l en w u r d e n bei W e K e r b e h a n d l u n g m i t d e m T o n i c u m die Ver - suche m e h r m a l s wiederho l t . A u c h in d iesen F5 l l en wa r s t e t s de r gleiche K u � 9 u n t e r den e n t s p r e c h e n d e n V e r s u c h s b e d i n g u n g e n fes tzus te l len . N i c h / v o r b e h a n d e l t e Tiere reagJer ten auf 1Korphium s te t s m i t e i n e m z ieml ich s te i len I t u r v e n a b f a l l . ]�9 e inse tzende Narkose ve r t i e f t e den Abfa l l u m ein Be t r~ch t l i ches , e inma l g ing eine ganz kurze u n d le ich te E r h 6 h u n g voraus , i h r fo lg te e in u m so s t~ rke re r Abfa l l . Die 2. P h a s e wa r d u r c h eine m/~fiige E r h 6 h u n g , rasch oder a l lm~hl i ch ans te igend , cha rak te r i s i e r t , de r eine zwei te S e n k u n g folgte. I n k e i n e m FMI wurde w~ihrend der B e o b a c h t u n g s z e i t v o n 1/2 S t u n d e die s i t e I ™ er re ich t .

I m Gegensa tz dazu wa r die M o r p h i u m w i r k u n g bei d e n v o r b e h a n d e l t e n F&llen ger ing oder b l ieb ans , die Ausgangs - wer™ h i e l t e n sich s u i gle icher oder a n n a h e r n d gle icher H h h e . Mi t d e m E i n s e t z e n de r Narkose t r a t n u n abe r ke ine Senkung , s o n d e r n eine E r h 6 h u n g der K u r v e ein. I n den 4 V e r s u c h e n de r be iden l e t z t en F~lle, n a c h 9 u n d 15 bzw. Io u n d zo T a g e n V o r b e h a n d l u n g , h a n d e l t e es s ich u m s t a r k e u n d fas t sofor t e inse tzende t™ I h n e n folgte die Senkungs - reak t ion , we lche in e inem Fa l l m i t 9 T a g e n V o r b e h a n d l u n g r a s c h zu den A u s g a n g s w e r t e n zur i iekf t ihr te , i n zwei a n d e r e n zu h 6 h e r e n V~rerten, e inmal , Io Tage v o r b e h a n d e l t , zu l e i ch t v e r m i n d e r t e r H 6 h e i t ih r t en . I r a le tz ten , n i c h t au f die I™ geze ichne ten Ve r such wurde ~,5 m g % NIorph ium gegeben. Diese Dosis f t ih r te zu e twas s t 5 rke re r K u r v e n s e n k u n g , die N a r k o s e w i r k u n g war abe r die gleiche wie in rien a n d e r e n vory b e h a n d e l t e n F~illen. Aile n i c h t v o r b e h a n d e l t e n Tiere e r h o l t e n s ich wieder s ch l ech t u n d l angsam, die Narkose zeigte t r o t z ih re r Ktirze bed roh l i che Momen te . Die v o r b e h a n d e l t e n Tiere dagegen v e r t r u g e n die Narkose we i t besser und e r h o l t e n s ich auI fa l l end g u t u n d rasch .

E i n e Narkose , besonde r s a u c h die A t h e r n a r k o s e , f i i h r t zu e iner v o r f i b e r g e h e n d e n Acidose des B lu tes d u r c h Alka l i - v e r l u s t N a c h lE. SC~�9 s ind info lgedessen K r a n k e m i t Acidose bzw. Ve r lu s t der n o r m a l e n Puf ie rungs~~higke i t d u r c h die Narkose we i t m e h r gef~ihrdet als n o r m a l e I n d i - v iduen , welche die S™ des S ~ u r e - B a s e n h a u s h a l t e s s chon w 5 h r e n d de r Narkose ausg le ichen k6nnen .

Diese Verhf i l tn isse l ieBen e rwar ten , daB a u c h in u n s e r e n V e r s u c h e n U n t e r s c h i e d e in den n i c h t v o r b e h a n d e l t e n u n d den m i t d e m T o n i c u m v o r b e h a n d e l t e n T ie ren n a c h w e i s b a r waren . I r a ganzen w u r d e n 14 Tiere u n t e r s u e h t . Der Ver l au f der B l u t z u c k e r k u r v e n �87 in b e i d e n FXllen der oben geschi lder te . 7 T ie �9 w u r d e n vor, n a c h 4- u n d 15 t~giger V o r b e h a n d l u n g m i t t f igl ich OE ccm T o n i c u m u n t e r s u e h t , 7 wei te re d i e n t e n als Kon- t rol le ohne V o r b e h a n d l u n g . Die Alka l i reserve wurde n a c h d e m V e r t a h r e n v o n VAN SLYKE RUS d e m B i n d u n g s v e r m 6 g e n v o n CO 2 in V o l u m p r o z e n t e n in e iner b e s t i m m t e n B l u t m e n g e b e s t i m m t . I n Mien F~illen t r a t inIolge de r 5 M i n n t e n d a u e r n - d e n Narkose eine betr~icht l iche S e n k u n g der Alka l i r e se rve auI. Ste b e t r u g bei rien n i c h t v o r b e h a n d e l t e n T ie ren i m MiZtel e twa I I o % , bei den b e h a n d e l t e n e twa I o o % . Es k a m day n a c h n u r au f die F rage des Ausgle ichs n a c h B e e n d i g u n g de r Narkose an. Es wurde d a h e r n a c h OEo oder 3 ~ u n d 5 ~ bis 6o M i n u t e n n o c h m a l s un t e r s l l ch t . Bel d e n unbehande l te rL I™ wurde der A u s g a n g s w e r t in k e i n e m Fa l le vhl l ig er re icht . Die W e r t e b l i eben m i t d u r c h s c h n i t t l i c h 16,46 n a c h 3 ~ und I6,68 n a c h 5o iViinuten e twas gegen den A u s g a n g s w e r t v o n I9 , I8 ira Mi t te l zuri ick. Die t i e f s t en N a r k o s e w e r t e be- t r u g e n ira 3/Iittel 8 , i 9. Dagegen ze ig ten die b e h a n d e l t e n F~lle bei e i n e m d u r c h s c h n i t t l i c h e n A u s g a n g s w e r t v o n zI ,63 und e inem t i e f s t en W e r t v o n Io, Si n a c h de r Narkose in 4 Y~lle~ n a c h 36 M i n u t e n eine bet r~icht l iche E r h 6 h u n g de r Werte~ d u r c h s c h n i t t l i c h 26,33 gegen I9,8z vo r de r Narkose , n a c h 50 iVfinuten wa r bel d re ien m i t 2o,74 dieser W e r t wieder e r re ich t . E i n wei te re r FMI zeigte zwar n a c h OEo M i n u t e n noch den t i e fen W e r t v o n 8,58 gegen 2o, I2. N a c h 5o Minuter~ wa r er abe r au f OE8,97 gest iegen. Die R e a k t i o n wa r gegen die e r s t en F~lle n u r e twas verz6ger t . E i n Fal l h a t t e m i t I5 ,56

*o. OIz_TOBER i 9 3 i K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . io. J A H R G A N G . Nf. 41 19Ol

und I7,7o nach 3 ~ und 5o Minuten die Ausgangsh6he von 2o,92 noch nicht erreich• war also nicht besser als die IZon- trollen. Der durchschnittliche Endeifekt der 7 F~lle nach 5 ~ Z{inuten entsprach im ganzen den Ausgangswerten, d. h. er war in 3 F~llen ~iber einen betr~chtlichen Anstieg zum •usgangswert zurtickgekehrt, in zweien betr~ichtlich erh6ht, in einem weiteren wenig nnter dem Ausgangswert. Im ganzen t~13t sich demnach sagen, ™ die Vorbehandlung der Tiere mit dem Tonicum sich anch ira Sinne eines rascheren uud energischeren Ausgleiehs eiues gestSrten Basen- nnd S~ure- gleichgewichts auswirkt. Datait ist ein weiteres Moment ffir die Erkl~rung der besseren Vertr~glichkeit der Narkose gegeben.

Eine Zuy 9 der Versuchsergebnisse zeigt folgen- des : W'enige Minuten anhaltende Athernarkose ergibt beim Ka- ninchen tmd Meerschweinchen alsVersnchstier charakteristische Ver~nderungen der Blutzuckerkurve. Dieselben sind der Aus- drnck vegetativ nerv6ser, initialer Reizwirkungen und ihrer Ausgleichsbewegungen. Ste bestehen regelm~Big primer in einer meist erheblichen Senkung des Blutzuckergehalts. Diese setzt fast sofbr~ ein nnd reicht in das Exzitationsstadium und weiter bis in das analgetische Stadium hinein. Die 1Reaktiou ist unabh~ngig von der prim~ren H6he des Blut- zuckerspiegels. Ihr folgt alsbald eine Erh6hung, welche individuell verschieden um den Ausgangswert schwankt und verschiedene NactoEdauer besitzt. Nicht selten f~llt die Kurve auch einige Zeit weiter ab. Die Tiere erholen sich langsam, zeigen l~ngere Zeit Hinf~lligkeit, D6sigkeit, FreBunlust. Intensi t~t nnd Dauer der postnarkotischen depressiven Phase der Blutzuckerkurve h~ngt offenbar mit Tonusein5ul3e des vegetativen Systems bzw. mangelhafter Funkt ion der den Tonus normierenden hormonalen I~r~tfte, in erster Linie des Adrenalsystems, zusammen.

Vorbehandlung der Tiere mit einem den vegetativeu Tonus erh6henden Mittel verursacht eine Umkehr der ini- tialen Reaktion im Sinne eines prim~ren Blutzuckeranstieges von znm Teil holaem 2oo % fibersteigenden AusmaB. Die erste Erhebung kann von einer zweiten geringeren oder st~trkeren Erhebung gefolgt sein. Ihnen Iolgt eine Senkungsreaktion wechselnder Tiefe. Die Ausgleichsbewegungen nach der Narkose tendieren im allgemeinen mehr zu leichten Er- h6hungen, gelegentlich zu raschem At/sgleich, seltener zu geringen Erniedrigungen. Die Tiere tiberstehen den Ein- griff weit schneller nnd besser und zeigen meist in ktirzester Zeit wieder normales Verhalten. Die Reaktion deutet auf tonisierende, die Reizbereitschaft steigernde Vorg~nge ira vegetativen System hin, als deren Effekt eine, anch auf ge- ringe Reize hin zustande kommende sympathische Erregung zu betrachten is~. Es ist wahrscheinlich, dag ihr zugleich eine gesteige�9 funktionelle ]3ereitschaft des Adrenal- systems parallel geht. Die verschiedenen Reaktionen nicht- vorbehandelter u nd vorbehandelter Tiere k6nnen im Sinne der Nomenklatur Ms vagotonischer nnd sympathicotonischer Effekt bezeichnet werden. Wahrscheintich liegt ihnen aber nicht nur eine nerv6s vegetative, sondern eine allgemein cellulaire vegetative Tonusver~nderung zugrunde. Die vago- tonische Einstellung ist als Folge eines mangell~aften, die sympathieotonische als eine solche eiues gesteigerten vegeta™ Tonus anznsehen. Die verschiedenen Reak- tionen verlaufen gesetzm~Big, ste sind daher in gleicher Weise auch bel ein und demselben Tier vor und nach der tonisierenden Behandlung zu erzielen. Auch bei knrz dauernden, extraperitonealen Operationen mit auf das Zwei- bis Dreifache ausgedehnter Narkose treten die gleiehen nnterschiedlichen Reaktionen vorbehandelter und nicht- vorbehandelter Tiere zutage. Auch die Reaktionen ai1- gemeiner Art beziiglich Widerstandsf~higkeit nnd Erholung bzw. sch~dlicher Nactlwirkung sind die gleichen wie bel reinen NarkoseversucBen. Eine Morphiumdosis vor dem Narkoseversuch verst~rkt bei nichtvorbehandelten Tieren den depressiven EIfekt, indem ste von sich aus zur Senkung der ]31utzuckerkurve tendiert und auBerdem den depressori- schen Narkoseetfekt vertieft. Die sch~tdlichen Folgen sind stark und langwierig. Vorbehandelte Tiere lassen den Nor-

phiumeffekt bel m~13iger Dosis meist vermissen, die initiale zuckermobilisierende Wirkung bel der Narkose kann ver- z6gert werden, kommt aber dennocll zustande. Die Tiere erholei1 sicll auffallend rasch.

Die genannten Resultate stehen mit dem Ergebnis der in der Literatur mitgeteilten experimentellen und klinischen ErIahrungen mit Ausnahme der Angaben OPPERMA-NNS in Widerspruch. Indessen dtirfte dieser sich 16sert, wenn von den gleichen Gesieh• der Prfifung ausgegangen wiirde. Meist handelt es sich um l~nger dauernde Narkosen, terrier sind die Inifialstadien, die allein als Reizeffekt eine Rolle spielen k6nnen, fast durchweg vernachl~ssigt. Auf diese aber kommt es an. Sp~tere Zuckerbewegungen bei lang- dauernder Narkose sind in ihrer Wirkung anf die Zetlmembran und den s~offlichen Umsatz zu eingreifend, als daB ste mit initiaten Ver~nderungen bei sehr kurz dauernden Narkosen in Parallele gesetzt werden k6nnten. Betrachtet man diese allein, so glauben wir trotz dieser Diskrepanz nachgewiesen zu haben, dag eine Narkosewirkung in ihrem Beginn eine geringftigige Reizwirkung auf das vegetative Nervensys™ ausiibt. �9 der verschiede~en Reaktionsbereitschaft des sympathischen und parasympathischen Nervensystems, d . h. infolge leichterer Ansprechbarkeit des parasympathischen Systems, kommt es, wenigstens bei der Athernarkose, primer zu einem parasympathischen Ausschlag mit Hemmung der Zuckermobilisierung nnd Senkung des Blutzuckerspiegels. Die weiteren cellul~tren depressorischen Wirkungen verhindern trotz reaktiver vortibergehender leichter Blutzuekererh6hung doch ftir l~ngere Zeit den erwtinsehten sympathicotonischen Ausgleich und bedingen daher lXnger w~hrende sch~dliehe Nachwirkung. Durch tonisierende, d. h. den allgemein vege~ativen Tonus st~rkende Vorbehandlung gelingt es, wenigstens beim I™ und Meerschweinchen. den de- pressorischen parasympathischer~ Effekt mehr oder weniger zugunsten eines prim~ren sympathischen Effekts und e�9 Zuckermobilisierung auszugleichen.

Naeh TR~™ sind Narkotica in wirksamer Dosis sog. negative I™ d. h. ste setzen die Potentiale herab, verhindern die OberIl~chenspannungen und wirken l~thmend auf die oxydativen Prozesse. Das Substrat von katalytisch wirkenden Oberil~chen wird verdr~ngt (Sct~6LLX~). Das wiirde besagen, daB dnrch die Vorbehandlung mit unserem katalysatorisch wirkenden t™ eine solche Bindung an Oberfl~chen geschaffen wird, welche dem EinfluB der Nar- kotica wachsenden Widerstand entgegensetzt. Wenigstens bel kleinen Narkosebelastungen in unseren Versuchen ist deutlich, daB der negative katalysatorische Effekt des Nar- koticums durch den positiven unserer Adsorptionsbiudung paralysiert and sogar iiberkompensiert werden kann.

St~Lrkere Zuckermobilisierung bedingt zusammen mit der allgemeinen vegetativen TonuserhShung besseren stofflichen Umsatz, bessere Vertr~glichkeit der Narkose nnd raschere Erholuug. Ob dies ftir den Menschen ebenfalls gilt, mtissen weitere ErIahrungen erweisen. Immerhin erh~lt dnrch diese Resultate die Tatsache einer leichteren und rascheren Uber- windung von Narkosesch~den durch vorherige intraven6sœ oder orale Zuckergaben eine gewisse ErM~rung. Einzelne recht gute klinische Erfahrungen scheinen dafiir zu sprechen, daB mit einer solchen Vorbehandlung, d. h. wenigstens eine Woche vor der Operation, t~glich 1/2-- i I™ des Tonicnms, des Morgens in Getr~nk genommen, die Gefahren der Narkose auch beim Menschen sich wesentlich vermindern lassen. Dabei w~re weiter zu untersuchen, ob nicht anf die Kombinat ion mit schmerzstillenden Mitteln ans der Reihe der Opiumderivate besser verzichtet wiirde. Die etwas schwerere Tiefennarkose, evtl. anch die grSBere notwendige Meage des Narkoticums, findet ihre B2ompensation in der besseren Vertr~glichkeit der Narkose und der rascheren Erholung.

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DIE BEZIEHUNGEN DER CONJUNCTIVAL- GONORRHOE ZUR GENITALGONORRHOE.

V o n

P r i v a t d o z e n t Dr . WERNER JADASSO~X, Oberarzt der Dermatologischen Klinik

u n d

])r . KARL REHSTEINER, Augenarz• in St. Gallen.

Aus der DermatoIogischen KIinik (Direktor: Prof. Br. BLOCH) und der Augcnklinik (Direktor: Prof. A. VOGT) der Universit~t Zfirich.

1. Hgu]igkeit der Con]unctivalgonorrhSe.

Durch d i rek ten t {on tak t mi t einer an GonorrhSe e rk �9 t en Sch l e imhau t gelangen die Gonokokken Ias t nur w~hrend der Gebur t auf die Conjunct iva . Die Conjunct iv i t i s gonor- rhoica ~~zfantum et adultorum k o m m t daher , im Gegensa tz zur Conjunc t iv i t i s gonorrhoica ~ieonatoru�9 so gut wie aus- schlieBlich ind i rek t du rch m i t Gonokokken ve runre in ig te F inger und Gegenst~inde zus tande . D a d u r c h sche in t es auf den e r s t en ]31ick ohne wei teres verst~indlich, dal3 t ro t z der aul3e�9 grol3en Verb re i tung der Geni ta lgonorrh6e die Conjunc t iv i t i s genorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o r u m eine sehr se l tene E r k r a n k u n g ist.

Es s te l l t sich nun aber doch die Frage, oh der indirekte In/ektionsmodus allein die Se l tenhe i t der E r k r a n k u n g wirk- lich erklgrt . Diese Auffassung wird schon dadu rch erschf i t ter t , daB gewil3 t ro t z der W a r n u n g e n du rch die Arzte Gonokokken n i ch t so se l ten ins Auge gelangen. Abgesehen davon, dal3 sich die P a t i e n t e n die W a r n u n g e n n ich t i m m e r sehr zu Herzen n e h m e n und daB das Re iben der Augen mi t d e m Finger sehr hguIig eine umvillkfirl iche ]3ewegung ist, s ind sich die Pa t i en - t e n der Gefahr o i t deswegen n i ch t bewuBt, weil sie h~tufig - - und zwar gerade dann, wenn der AusfluB an Gonokokken ara re ichs ten is t - - n i ch t in ~irztlicher ]3ehandlung s tehen. Man kann auch n ich t annehmen , dal3 die Gonokokken, wenn sie ins Auge gelangen, i m m e r abges to rben s ind; d e n n exper i - mente l l e U n t e r s u c h u n g e n h a b e n gezeigt, dal3 sie sich ent - f e rn t von der Sch l e imhau t s t u n d e n l a n g lebend e rha l t en k6nnen (Li te ra tur s. I<OCH und COH~).

Es f rag t s ich daher , was frit Momen te neben der Ta t sache der i nd i r ek t en In f ek t i on ffir die Se l tenhe i t der Conjunc t iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o r u m m i t v e r a n t w o r t l i c h ge- m a c h t werden mfissen. Expe r imen t e l l lgBt sich dieser Frage

R I F T . IO. J A H R G A N G . N r . 41 IO. OKTOBER I931

einstwei len n ich t nachgehen . Wir habeI1 daher versucht , sie auf statistischem Wege einer L6sung n~Lherzubringen.

Es ist an sich schon gerecht fer t ig t , s ta t i s t i sche Untery suchungen bei der Conjunct iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o r u m durchzuf t ihren , d e n n es l iegen hier, im Gegensa tz zur Conjunct iv i t i s neona to rum, nur sehr wenige Zahlen v o l

Dal3 die Conjunct iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o � 9 in E u ro p a se l ten ist, dar i iber he r r sch t Einigkei t . Aus den H a n d b u c h a r t i k e l n von HAUST~IN (Sta t is t ik der Geschlechts- krankhei ten) , ELSCHNIG, GRO~NOUW nnd F~HR l~13t sich aber n ich ts Genaueres fiber die F requenz der E r k r a n k u n g er- sehen.

JXG~R h a t bei der 192o/21 durchgef t ih r t en schweizer ischen E n q u e t e iiber Gesch lech t sk rankhe i t en IO Fglle von Con- junc t iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m fes tges te l l t ; das w~ren ffir eine Gesamtbev61kerung der Schweiz von 3 88o 32o 2,6 F~ille auf eine Mitlion E inwohner . Auf die Gesamtzah t der Gonor- rhoiker, die sich ira E n q u e t e j a h r inf iz ier t h a b e n (5oo4), s ind das 2,o auf Tausend. F~lle von Conjunct iv i t i s gonorrhoica a d u l t o r u m sind Js n ich t geme]det worden.

In der Augenkl in ik Ziirich w u rd en v o m J a n u a r 19o2 bis Apri l 1931 9o F~,lle von Conjunct iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o r u m beobach te t . Das ist, w e n n wir die Gesamt- bev61kerung des Einzugsgebie tes der I<linik niedrig auf 75 ~ ooo sch~tzen, 4 FAlle pro J a h r auf eine Million E i n w o h n e L Diese Zaht s t i m m t auif~llig gu t mi t der aus der Jage r schen Arbe i t e r r echne ten fiberein, so daB m a n sich wen igs t ens von der GrSBenordnung der Zahl von F~llen von Conjunctiy vit is gonorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o r u m ein ]3ild m a c h e n kann.

Das Verh~l tn is unserer 9o F/ille von Conjunc t iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m et a d u l t o r u m auf die Gesamtzah l der Gonorrhoiker k a n n n i ch t e r r echne t werden, da wir die Anzah l der F~lle von Geni ta lgonorrh6e im Einzugsgeb ie t der Ztiricher Augenkl in ik in den le tz ten 3 ~ J a h r e n n ich t kennen. Die nach JXGXR er rechne te Zahl von 2,o auf Tausend (s. o.) er- sche in t d e m Derma to logen auf den e rs ten Blick zu hoch, weil die me i s t en D e r m a t o l o g e n es gar nie sehen, daB ein von ihnen wegen Geni ta lgonorrh6e behande l t e r P a t i e n t an einer Augengonor rh6e e rk rank t . Dies k o m m t daher , daB ers tens n ich t aile F~Llle von Conjunct iv i t i s gonorrhoica i n f a n t u m e t a d u l t o r u m eine Geni ta lgonorrh6e haben, und zwei tens - - und das dfirf te das wicht igere M o m e n t sein - - , daB die fiber- wiegende Mehrzahl der F~tlle, wie sich aus d e m Mater ia l der A ugenkl in ik ergibt , vor Ausbruch der Con]unetivitis gonor- rhoica wegen der bestehenden GenitalgonorrhSe nicht in Be- handlung stand. Es sche in t so zu sein, daB der in ~rzt l icher B e h a n d l u n g s t ehende Gonorrhoiker r i e l weniger le icht s ich die Conjunc t iven inf iz ier t als der unbehande l t e . Dies d i i r f te sich wohl eher d a d u r c h erkl~ren, da/3 mi t E inse tzen der Bec h a n d l u n g die In Iek t ios i tg t des Geni ta lsekre ts rasch a b n i m m t als dadurch , dag nach Stel lung der Diagnose der P a t i e n t ge- w a r n t wird.

W�9 h a b e n ira fo lgenden die F~lle der Ztiricher Augen- kl inik nach Al ter und Geschlecht geordne t mi t T r e n n u n g der F~lle in solche, bei denen gleichzeit ig eine Geni ta lgonorrh6e vorlag, und solche, bei denen sie fehlte. ]3ei einer Anzah l v o n FXllen lieBen sich in der K ran k en g es ch i ch t e liber den le tz- t e ren P u n k t A n g a b e n n i ch t I inden, oder der ]3efund war fragtich. (Diese F~tlle f igurieren in der Tabelle un te r , ,Geni ta l- gonorrhSe fragl ich".)

2. Con]unctivitis gonorrhoica in/antum (1--15 Jahre). Aus der Tabelle e rg ib t sich die auff~llige Tatsache , daB

5 ~ % unseres Gesamtma te r i a l s auf das Al te r zwischen 1 und 15 J a h r e n falten. Diese Fglle s ind als Conjune t iv i t i s gonor- rhoica i n i a n t u m den F~llen von Conjunct iv i t i s gonorrhoica a d u l t o r u m gegeni iberzustel len. Die Zahl 5o% is t wegen Weglassung der F~tle von Conjunct iv i t i s gonorrhoica inc f a n t u m des e rs ten Lebens jah res eine Minimalzahl . Diese F~Llle w u rd en beisei te gelassen, weil hier die T r e n n u n g voit den bel der Gebur t akqu i r i e r t en Fgl len von Conjunc t iv i t i s gonor �9 n e o n a t o r u m n ich t i m m e r le icht gewesen wgre,