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Fragebeantwortung unter

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Falk Gastro-KollegTitelbild: Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) auf ein Standardkoloskop montiert (Quelle: Ovesco Endoscopy AG, Tübingen)

Prof. Dr. Andreas FischerInterdisziplinäre Gastrointestinale EndoskopieKlinik für Innere Medizin II Universitätsklinikum FreiburgHugstetter Str. Freiburg

Die endoskopische kolorektale Vollwandresektion mit dem Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) – eine neue Therapieoption zur Behandlung kolorektaler Polypen und FrühkarzinomeZusammenfassung

Die Mehrzahl kolorektaler Adenome kann mit etablierten Verfahren wie der elektrischen Schlinge, der endoskopischen Mukosaresektion (EMR) oder der endoskopischen Submukosadissektion (ESD) abgetragen werden. Es gibt aber Situationen, in denen diese etablierten Methoden versagen oder ein hohes Komplikationsrisiko aufweisen. Hierzu gehören Läsionen mit fehlendem „Lifting“ durch Gewebefibrose, schwierige anatomische Verhältnisse wie die Einbeziehung eines Divertikels oder der Appendixbasis in das Adenom, submuköse Prozesse und nicht zuletzt Frühkarzinome. In diesen Fällen war bislang häufig eine operative Therapie indiziert. Heutzutage kann diese in vielen Fällen durch die Anwendung der endoskopischen Vollwandresektion mit dem Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) umgangen werden. Aufgrund der En-bloc-Vollwandresektion ist die histologische Aussagekraft der Resektate erhöht, was besonders im Fall von T1-Früh-karzinomen relevant ist. Durch das FTRD-System wird die therapeutische Palette in der endoskopischen Behandlung kolorektaler Polypen und Frühkarzinome deutlich erweitert.

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Prof. Dr. A. Fischer

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Die endoskopische kolorektale Vollwandresektion mit dem Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) – eine neue Therapieoption zur Behandlung kolorektaler Polypen und Frühkarzinome

Einleitung

Die Diagnose und Behandlung kolorektaler Polypen und Frühkarzinome ist die klassi-sche Domäne der flexiblen Endoskopie. Gestielte Polypen können in aller Regel mit einer elektrischen Schlinge abgetragen werden. Für flache Adenome stehen unter-schiedliche Verfahren wie die endoskopische Mukosaresektion (EMR) oder die endos-kopische Submukosadissektion (ESD) zur Verfügung. Es handelt sich um etablierte Verfahren auch zur Resektion größerer Befunde [1, 2, 3, 4]. Die EMR kann sowohl mit einer elektrischen Schlinge als auch unter Verwendung einer aufgesetzten Kappe (Kappenmukosektomie) durchgeführt werden. Beide Verfahren sind sehr effektiv und weisen eine geringe Komplikationsrate auf. Sofern Läsionen aufgrund ihrer Größe nur einer Piecemeal-Resektion zugänglich sind, steigt das Rezidivrisiko allerdings auf bis zu 27,5% [1 ,5]. Dies impliziert für die Patienten häufige Kontrolluntersuchungen und verursacht hohe Kosten. Durch die ESD können auch größere Läsionen en bloc ab-getragen werden. Dies senkt einerseits das Rezidivrisiko, andererseits steigt die Rate an Komplikationen, insbesondere in Form von Perforationen (EMR 0,3–1,3% vs. ESD 1,4–6,2%) [6]. Die ESD ist mit einem hohen Zeit- und Materialaufwand verbunden und erfordert ein hohes Maß an Erfahrung, ganz besonders wenn sich die Läsion oral des Rektums befindet. Deutlich erschwert bis unmöglich ist die Durchführung einer EMR oder ESD mitunter bei Rezidivläsionen, da die Gewebefibrose ein „Lifting“ der Mukosa verhindert und die Perforationsgefahr somit deutlich steigt [2].

Full-Thickness-Resection-Device (FTRD)

Es handelt sich hierbei um die Kombination eines modifizierten Over-The-Scope-Clips (OTSC) mit integrierter Polypektomieschlinge (Abb. 1). Wie der OTSC besteht das Single-Use-System aus einer transparenten Kappe, welche den Clip trägt. Diese ist bei ver-gleichbarem Durchmesser mit 23 mm gegenüber 6 mm beim größten OTSC (14/6t) aber deutlich länger. So beträgt das Volumen der FTRD-Kappe 9 cm³ im Gegensatz zu 0,9 cm³ bei der größten OTSC-Kappe [7]. Hierdurch kann das für eine Vollwand-resektion erforderliche Gewebevolumen aufgenommen werden. In Tierversuchen wur-den Vollwandresektate bis zu einer Größe von 40 x 42 mm gewonnen [8]. Im eigenen Patientenkollektiv in Freiburg betrug die Resektionsfläche im Median 5 cm² (1,6–12,9 cm²) [7]. In der Publikation von Schmidt et al. [16] wurde ein mittlerer Durchmesser von 24 mm (12–40 mm) beschrieben. Fest integriert in die Kappe ist eine Hochfrequenz (HF)-Polypektomieschlinge, welche nicht durch den Arbeitskanal, sondern parallel zum Endoskop verläuft. Dadurch kann die Läsion mit einer durch den Arbeitskanal geführ-ten Fasszange in die transparente Kappe gezogen werden. Über das Endoskop und die parallel verlaufende Polyp ektomieschlinge wird ein Plastiküberzug angebracht, um mögliche Verletzungen der Darmwand zu verhindern (Abb. 1).

P EMR und ESD sind etablierte Verfahren zur Behandlung kolorektaler Polypen. Bei zunehmender Größe und fehlendem Lifting steigt die Rezidiv- bzw. die Perforationsgefahr.

P Das Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) ist das erste zugelassene System zur Durchführung einer standardisierten kolorektalen Vollwandresektion.

P Läsionen bis zu einem Durchmesser von 3 cm können mit dem FTRD behandelt werden.

P FTRD-Vollwandresektate mit einem mittleren Durchmesser von 24 mm bzw. einer Fläche von 5 cm² wurden beschrieben.

Schlüsselwörter

Endoskopische Vollwandresektion | endoskopische Mukosaresektion (EMR) | endoskopische Submukosadissektion (ESD) | Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) | kolorektaler Polyp | kolorektales Frühkarzinom

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Zuerst werden die Ränder der zu entfernenden Läsion mit einer Koagulationssonde zirkulär markiert. Dann wird die Läsion zentral mit einer Fasszange gegriffen und in die Applikationskappe mobilisiert. Als nächstes wird der Clip ausgelöst, während das Ge-webe weiter mit der Fasszange gehalten wird. Unmittelbar nach Auslösen des Clips wird das Gewebe, welches quasi einen „Pseudopolyp“ in der Applikationskappe bildet, knapp oberhalb des Clips mit der integrierten HF-Schlinge abgesetzt (Abb. 2 und 3). Entgegen anderer Techniken [9–11] werden in einem Arbeitsgang zunächst der Wand-verschluss und unmittelbar danach die Resektion durchgeführt. Dies verhindert eine potenzielle Kontamination des Abdominalraums, da das Hohlorgan zu jeder Zeit ver-schlossen bleibt. Der speziell geformte FTRD-Nitinol-Clip ist im Gegensatz zum OTSC mit zusätzlichen Zähnen ausgestattet und bewirkt so einen sichereren Wandver-schluss. Die überwiegende Zahl der Clips geht innerhalb von 8 Wochen nach Aushei-lung des Wanddefekts spontan mit dem Stuhl ab.

Auf ein Koloskop montiertes FTRD-System mit aufsitzendem Clip und integrierter HF-Schlinge (Quelle: Ovesco Endoscopy AG, Tübingen). (a) Clip, (b) HF-Schlinge, (c) Fasszange, (d) transparenter Plastiküberzug (die HF-Schlinge verläuft zwischen dem Endoskop und diesem Überzug).

d

a

b

c

Abb. 1

P Das FTRD-Prinzip verhindert eine potenzielle Kontamination des Abdominalraums, da das Hohlorgan zu jeder Zeit verschlossen bleibt.

Arbeitsschritte der Vollwandresektion mit dem FTRD-System: (1) Das Endoskop wird mit auf-gesetztem FTRD-System zu der Läsion vorgeschoben, (2) Fassen der Läsion mit einer Fasszange, (3) Mobilisierung des Gewebes in die FTRD-Kappe, (4) Platzieren des Over-The-Scope-Clips, (5) Absetzen des Pseudopolypen oberhalb des Clips mit der integrierten Schlinge (Quelle: Ovesco Endoscopy AG, Tübingen).

Abb. 2

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Studienlage

Neben 4 kleinen Fallberichten [12, 13, 14, 15] existieren zu dieser neuen Technik bislang nur 2 Studien mit 25 Patienten (Multicenterstudie) [16] und 20 Patienten (Singlecenter-studie) [7]. In diesen Studien wurden eine En-bloc-R0-Resektionsrate von 75% bzw. 80% und ein Vollwandresektat in 87,5% bzw. 60% aller Fälle erzielt; der technische Er-folg lag bei 83% bzw. 75% [7, 16]. Insbesondere in der Publikation von Richter-Schrag et al. [7] wurden technische Probleme mit dem FTRD beschrieben. So kam es zu einer schweren Komplikation in Form einer Kolonperforation sowie leichten Komplikationen im Sinne nicht therapiebedürftiger Nachblutungen (Tab. 1). Insgesamt ist eine dezi-dierte Beurteilung der Methode derzeit aufgrund der dürftigen Studienlage noch nicht möglich. Für eine genauere Beurteilung muss das Ergebnis der Wall-Resect-Studie (Arbeitsgruppe Prof. Karel Caca, Klinikum Ludwigsburg) abgewartet werden. Die Rek-rutierungsphase wurde im April dieses Jahres abgeschlossen.

Literaturübersicht FTRD

Autor n Technischer Erfolg

(%)

R0-Resektion(%)

Vollwand-resektion

(%)

Resektatgröße Minor-Komplikationen

Major-Komplikationen

Fischer et al. [15] 1 100 100 100 3,1 x 2,5 x 0,8 cm – –

Valli et al. [14] 1 100 100 100 k. A. – –

Schmidt et al. [12] 3 100 100 100 k. A. – –

Kratt et al. [13] 3 100 100 k. A. k. A. – –

Schmidt et al. [16]) 25 83,3 75 87,5 24 (12–40) mm Ø 1 x Blutung –

Richter-Schrag et al. [7] 20 75 80 60 5 (1,6–12,9) cm2

Fläche1 x Blutung 1 x Perforation

k. A. = keine Angaben

(A) Darstellung einer Narbe nach Abtragung eines neuroendokrinen Tumors des Rektums (G2, pT1b, R1) im Narrow-Band-Imaging-Modus, (B) Markierung der Läsion mit einer Thermosonde, (C) Wandverschluss durch den Clip, (D) Aufgespanntes Vollwandpräparat.

Abb. 3

P Die verfügbaren Ergebnisse sind bei insgesamt dürftiger Studienlage vielversprechend.

Tab. 1

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Klinische Einsatzmöglichkeiten für das FTRD

Die EMR und die ESD sind etablierte Behandlungsmethoden zur Abtragung flächiger kolorektaler Polypen [1, 2, 3, 4]. Die Behandlung von Non-Lifting-Läsionen oder Rezidiv-eingriffe sind mit diesen Methoden aber nur eingeschränkt möglich und aufgrund des fehlenden „Liftings“ mit einer deutlichen Perforationsgefahr verbunden [6]. Darüber hinaus ist besonders die ESD technisch anspruchsvoll und in hohem Maße zeit- und materialaufwendig. Daher ist es ein großer Gewinn, dass mit dem Full-Thickness- Resection-Device (FTRD) seit November 2014 ein neues Instrument zur Durchführung einer endoskopischen Vollwandresektion zur Verfügung steht. Hiermit lassen sich re-lativ einfach Läsionen bis zu einem Durchmesser von 3 cm im Sinne einer Vollwand-resektion entfernen. Non-Lifting-Läsionen, die einer EMR oder ESD nicht mehr zu-gänglich sind, können so erfolgreich auf endoskopischem Weg reseziert werden. Die histologische Aussagekraft ist aufgrund der En-bloc-Vollwandresektion höher, was insbesondere bei der Resektion maligner Lä sionen entscheidend ist. So können im Gegensatz zu ESD-/EMR-Resektaten neben den Resektionsrändern auch die genaue Submukosainfiltrationstiefe und somit der genaue R-Status beurteilt werden. Dadurch lässt sich definitiv festlegen, ob die Vollwandresektion leitlinienkonformen therapeu-tischen oder nur diagnostischen Charakter hat [17]. Arolfo et al. [18] konnten zeigen, dass die diagnostische Aussage der Vollwandresektion im Rahmen der transanalen Mikrochirurgie im Rektum der EMR überlegen ist. Dies sollte in gleichem Maß auch für FTRD-Resektate zutreffen.

Mit dem FTRD können nur Frühkarzinome mit Low-Risk-Kriterien (G1–G2, L0, Sub-mukosainfiltration < 1000 μm) behandelt werden. Unabdingbar ist die R0-Resektion. Bei Nichteinhaltung dieser Kriterien ist eine operative Resektion nach onkologischen Kriterien erforderlich. Neben Non-Lifting-Läsionen und Frühkarzinomen können mit dem FTRD auch Läsionen in anatomisch schwieriger Lage (Appendixbasis, Divertikel) und subepitheliale Läsionen behandelt werden [7, 12, 14, 16]. Ob das Verfahren langfris-tig auch zur Diagnose von Kolonmotilitätsstörungen eingesetzt werden kann, bleibt abzuwarten (Tab. 2).

FTRD-Indikationen

Non-Lifting-Läsionen– Primäre Behandlung (aussagekräftige Histologie)– Rezidiv Adenom/Karzinom– Nachbehandlung wegen unklarem R-Status (Rx, sm-Infiltrationstiefe)

Frühkarzinome (low risk)

Schwierige Anatomie (Divertikel, (Appendixbasis)

Subepitheliale Tumoren

Neuronale Störungen?

Limitationen und Komplikationen

Bei genauerer Betrachtung der Studienlage zeigt sich, dass die Vollwandresektion mit dem FTRD-System mitunter aufgrund einer Gewebefibrose nicht immer gelingt [7, 13, 16]. Ursächlich hierfür ist eine mangelnde Mobilisierbarkeit des Gewebes in die transparente FTRD-Kappe, was dazu führt, dass sich nicht die komplette Darmwand in der Kappe befindet und nur eine partielle Wandresektion durchführbar ist. Das Glei-che trifft für Läsionen im Rektum, besonders im distalen Rektumdrittel, zu. Aufgrund einer deutlichen Zunahme der Wandstärke und der Organfixierung im Sphinkter-bereich ist die erforderliche Mobilisierbarkeit für eine Vollwandresektion hier nicht gegeben. Dennoch sind diese Fälle nicht als Kontraindikation für die Anwendung des FTRD zu sehen, solange eine ausreichende Resektionstiefe mit einer gesicherten R0-Situation vorliegt. Dies kann auch dann gegeben sein, wenn die Resektionstiefe nur die Muscularis propria erreicht [7].

P Die histologische Aufarbeitung von FTRD-Resektaten lässt bei Früh-karzinomen eine definitive Aussage zu, ob der Eingriff leitlinienkonformen therapeutischen oder nur diagnostischen Charakter hat.

P Es können ausschließlich Low-Risk-Tumoren mit dem FTRD behandelt werden, High-Risk-Tumoren müssen der operativen onkologischen Resektion zugeführt werden.

P Low-Risk-Kriterien für kolorektale T1-Karzinome: G1–G2, L0, Submukosa-infiltration sm 1–2 (< 1000 μm)

Tab. 2

P Limitierende Faktoren für eine FTRD-Vollwandresektion sind: – Gewebefibrose – Lokalisation im unteren Rektum – Größe der Läsion > 3 cm Im Rektum weist die TEM und besonders die TAMIS Resektionsvorteile auf.

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Natürlich muss sich eine neue Methode mit den Ergebnissen bestehender Behand-lungsverfahren messen. Während es bislang keine standardisierten minimalinvasiven Operationsverfahren zur Durchführung einer endoluminalen endoskopischen Voll-wandresektion im Colon gab, war diese im Rektum seit Langem in Form der transana-len endoskopischen Mikrochirurgie (TEM) und in jüngerer Zeit der Transanal Minimally Invasive Surgery (TAMIS) etabliert. Gegenüber der FTRD weist besonders die TAMIS im Rektum bei bestehender Schnittmengenindikation Resektionsvorteile auf (Tab. 3). Der entscheidende Vorteil des FTRD liegt aber in der Anwendbarkeit des Systems im gesamten Colon.

Endoskopische Vollwandresektion: FTRD versus TAMIS [7]

Einsatzbereich Indikationen Läsion (cm)

Vollwand- resektion

Therapieerfolgabhängig von der Gewebekonsistenz

Kontrollierte Übersichtwährend allerResektionsschritte

Anästhesie Infrastrukturund Eingriffszeitim Rektum

Defekt-verschluss

FTRD Gesamtes Kolon und Rektum

benigne/maligne eingeschränktvergleichbar

T1 low risk 1

≤ 3 im Rektumeingeschränkt

ja eingeschränkt Sedierung(Propofol)

niedrig Nitinol-Clip

TAMIS Rektum(mittleres/ oberes Drittel)

≥ 3 jakontrolliertePräparation

nein gut(lagerungs-abhängig)

Spinale oderVollnarkose

hoch nicht standar-disiert2

1 TAMIS-T2-Karzinome in Ausnahmefällen beschrieben (neoadjuvant vorbehandelt, hohe Komorbidität etc.)2 offene Defektheilung vs. Endo-GIA, fortlaufende- oder Einzelknopfnaht

Zusammenfassend sind als die wesentlichen negativen limitierenden Faktoren für den Erfolg einer Vollwandresektion mit dem FTRD-System eine Gewebefibrose sowie eine Lokalisation der Läsion im unteren Rektum zu sehen. Darüber hinaus darf die Läsion nach bisherigem Kenntnisstand einen Durchmesser von 3 cm nicht überschreiten.

Technische Probleme können wie bei der Anwendung von OTSC durch Fehlplatzie-rung, Clip-Lösung oder Clip-Fixierung der Fasszange entstehen. Als spezielles Problem des FTRD wurden Fehlfunktionen der HF-Schlinge mit der Folge vereinzelter schwerer Komplikationen beschrieben [7, 16].

Fazit

Mit dem FTRD-System steht dem Endoskopiker nun erstmals ein System zur standar-disierten endoskopischen kolorektalen Vollwandresektion von Non-Lifting-Läsionen und Frühkarzinomen, subepithelialen Tumoren und Läsionen mit ungünstiger ana-tomischer Lage zur Verfügung. Aufgrund der Vollwandresektion kann die Tiefenaus-dehnung von Frühkarzinomen definitiv beurteilt werden. Auch in Fällen, in denen eine Vollwandresektion nicht gelingt, kann bei ausreichender Resektionstiefe eine R0-Resektion der Läsion und somit das angestrebte Behandlungsziel erreicht werden. Diese neue Behandlungstechnik macht operative Eingriffe bei korrekter Indikation in vielen Fällen überflüssig (s. Tab. 2).

InteressenkonfliktDer Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Tab. 3

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Zu empfehlende Literatur

1 Maguire LH, Shellito PC. Endoscopic piecemeal resection of large colorectal polyps with long-term followup. Surg Endosc. 2014;28(9):2641–8.

2 Kuroki Y, Hoteya S, Mitani T, Yamashita S, Kikuchi D, Fujimoto A, et al. Endoscopic submucosal dissection for residual/locally recurrent lesions after endoscopic therapy for colorectal tumors. J Gastroenterol Hepatol. 2010;25(11):1747–53.

3 Sakamoto T, Saito Y, Matsuda T, Fukunaga S, Nakajima T, Fujii T. Treatment strategy for recurrent or residual colorectal tumors after endoscopic resection. Surg Endosc. 2011;25(1):255–60.

4 Moss A, Williams SJ, Hourigan LF, Brown G, Tam W, Singh R, et al. Long-term adenoma recurrence following wide-field endoscopic mucosal resection (WF-EMR) for advanced colonic mucosal neoplasia is infrequent: results and risk factors in 1000 cases from the Australian Colonic EMR (ACE) study. Gut. 2015;64(1):57–65.

5 Buchner AM, Guarner-Argente C, Ginsberg GG. Outcomes of EMR of defiant colorectal lesions directed to an endoscopy referral center. Gastrointest Endosc. 2012;76(2):255–63.

6 Saito Y, Fukuzawa M, Matsuda T, Fukunaga S, Sakamoto T, Uraoka T, et al. Clinical outcome of endoscopic submucosal dissection versus endoscopic mucosal resection of large colorectal tumors as determined by curative resection. Surg Endosc. 2010;24(2):343–52.

7 Richter-Schrag HJ, Walker C, Thimme R, Fischer A. Full-Thickness-Resection-Device (FTRD): Die endoskopische Vollwandresektion für das Rektum und Kolon. Chirurg. 2016;87(4):316–25.

8 von Renteln D, Kratt T, Rösch T, Denzer UW, Schachschal G. Endoscopic full-thickness resection in the colon by using a clip-and-cut technique: an animal study. Gastrointest Endosc. 2011;74(5):1108–14.

9 Schlag C, Wilhelm D, von Delius S, Feussner H, Meining A. EndoResect study: endoscopic full-thickness resection of gastric subepithelial tumors. Endoscopy. 2013;45(1):4–11.

10 Sarker S, Gutierrez JP, Council L, Brazelton JD, Kyanam Kabir Baig KR, Mönkemüller K. Over-the-scope clip-assisted method for resection of full-thickness submucosal lesions of the gastrointestinal tract. Endoscopy. 2014;46(9):758–61.

11 Picasso M, Parodi A, Fisher DA, Blanchi S, Conio M. Full thickness endoscopic resection of a colonic cancer: a case report. Clin Res Hepatol Gastroenterol. 2013;37(4):e99–101.

12 Schmidt A, Damm M, Caca K. Endoscopic full-thickness resection using a novel over-the-scope device. Gastroenterology. 2014;147(4):740–2.

Literatur

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13 Kratt T, Zerabruck E, Königsrainer A, Götz M, Baur F, Gubler C, et al. Full Thickness Resection Device. Eine neue Methode zur endoskopischen Vollwandresektion im Kolorektum. Gastroenterologe. 2015;10(1):39–42.

14 Valli PV, Kaufmann M, Vrugt B, Bauerfeind P. Endoscopic resection of a diverticulum-arisen colonic adenoma using a full-thickness resection device. Gastroenterology. 2014;147(5):969–71.

15 Fischer A, Knoop RF, Walker C, Thimme R, Richter-Schrag HJ. Resection of a large rectal polyp with the simultaneous combination of snare polypectomy and full-thickness resection device resection. Endoscopy. 2015;47 Suppl 1:E607–8.

16 Schmidt A, Bauerfeind P, Gubler C, Damm M, Bauder M, Caca K. Endoscopic full-thickness resection in the colorectum with a novel over-the-scope device: first experience. Endoscopy. 2015;47(8):719–25.

17 Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom Version 1.1 – August 2014, AWMF-Registernummer: 021/007OL. http://www.dgvs.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/kolorektalesKarzinom/

18 Arolfo S, Allaix ME, Migliore M, Cravero F, Arezzo A, Morino M. Transanal endoscopic microsurgery after endoscopic resection of malignant rectal polyps: a useful technique for indication to radical treatment. Surg Endosc. 2014;28(4):1136–40.

Literatur

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Fragen zur endoskopischen kolorektalen Vollwandresektion mit dem Full-Thickness-Resection-Device (FTRD) zur Behandlung kolorektaler Polypen und Frühkarzinome

Frage 1:Welche der folgenden Aussagen trifft nicht zu? Etablierte Verfahren zur kurativen Behandlung kolorektaler Polypen sind:

EE Abtragung mit der elektrischen SchlingeEE Endoskopische Submukosadissektion (ESD)EE Endoskopische Mukosaresektion (EMR)EE Thermoablation mit dem Argon-Plasma-BeamerEE Mukosaresektion unter Verwendung einer Aufsatzkappe (Kappenmukosektomie)

Frage 2:Welche der folgenden Aussagen trifft nicht zu? Günstige Voraussetzung für eine erfolgreiche EMR ist ein flächiges Adenom

EE im RektumEE im Colon descendensEE unter Einbeziehung eines SigmadivertikelsEE im Colon ascendensEE im Zökum

Frage 3:Welche der folgenden Aussagen ist falsch? Die endoskopische Vollwandresektion mit dem FTRD kann bei folgenden Indikationen angewendet werden:

EE Flächige Polypen bis zu einem Durchmesser von 3 cmEE Rezidivpolypen mit fehlendem „Lifting“EE T2-KarzinomenEE Submukösen TumorenEE Einem Adenom, welches die Appendixbasis involviert

Frage :Welche der folgenden Aussagen ist falsch? Bei der endoskopischen Vollwandresektion mit dem FTRD

EE wird besonders im Rektum nicht immer ein Vollwandresektat erzieltEE wird ein spezieller Aufsatz auf einem Standardkoloskop verwendetEE wird das Vollwandpräparat mit einer elektrischen Schlinge abgesetztEE verbleibt ein Metall-Clip an der ResektionsstelleEE besteht die erhebliche Gefahr einer Peritonitis durch den Wanddefekt

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Frage 5:Welche der folgenden Aussagen trifft nicht zu? Das Erzielen einer endoskopischen Vollwandresektion mit dem FTRD ist am wenigsten wahrscheinlich im

EE ZökumEE Colon ascendensEE distalen RektumEE Colon descendensEE Colon sigmoideum

Frage 6:Welche der folgenden Aussagen trifft zu? Die histologische Aussagekraft des kolorektalen Resektats ist am höchsten bei der endoskopischen

EE VollwandresektionEE SchlingenpolypektomieEE Submukosadissektion (ESD)EE Mukosaresektion (EMR)EE Piecemeal-Resektion

Frage 7:Wann ist eine endoskopische Vollwandresektion mit dem FTRD nicht als therapeutisch zu werten?

EE Bei niedriggradiger intraepithelialer Neoplasie, R0-ResektionEE Bei Adenokarzinom, G1, L0, sm 3 (> 1000 μm), R0EE Bei submukösem gastrointestinalen Stromatumor, R0EE Bei Adenokarzinom G2, L0, sm 1 (< 1000 μm), R0EE Bei hochgradiger intraepithelialer Neoplasie, R0-Resektion

Frage 8:Welche der folgenden Aussagen trifft zu? Die endoskopische Vollwandresektion mit dem FTRD ist bei Frühkarzinomen als therapeutisch zu werten, wenn eines der im Folgenden aufgelisteten histologischen Kriterien erfüllt ist:

EE G3EE G4EE L1EE T1, sm 2 (< 1000 μm)EE T2

Frage 9:Welche der folgenden Aussagen ist nicht zutreffend?

EE Die endoskopische Vollwandresektion mit dem FTRD kann im gesamten Colon und Rektum angewendet werden

EE Die TAMIS (Transanal Minimally Invasive Surgery) findet im Rektum AnwendungEE Die histologische Aussagekraft von Vollwandpräparaten ist denen von mukosalen

Resektionen überlegenEE Bei der endoskopischen Vollwandresektion mit dem FTRD wird zuerst reseziert

und danach der Wanddefekt mit einem Clip verschlossenEE Der Clip geht häufig nach mehreren Wochen spontan mit dem Stuhl ab

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Frage 10:Welche Aussage trifft zu? Ist nach endoskopischer Vollwandresektion mit dem FTRD histologisch kein Vollwandresektat nachweisbar,

EE muss immer eine Operation erfolgenEE muss nur im Fall eines Karzinoms operiert werdenEE ist das Behandlungsziel nicht erreichtEE ist die Behandlung unter Einhaltung onkologischer Kriterien im Fall

einer R0-Resektion auch bei Malignomen als kurativ zu bewertenEE kann sofort ohne erhöhtes Risiko eine zweite Vollwandresektion erfolgen