Die Grabmalsanlage der Familien von Lestwitz und von Itzenplitz in Kunersdorf. Werke der Berliner...

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Die Grabmalsanlage der Familien von Lestwitz und von Itzenplitz in Kunersdorf. Werke der Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts Author(s): Brigitte Schmitz Source: Forschungen und Berichte, Bd. 28 (1990), pp. 241-257 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3880993 . Accessed: 25/06/2014 08:06 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Forschungen und Berichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.214 on Wed, 25 Jun 2014 08:06:24 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Die Grabmalsanlage der Familien von Lestwitz und von Itzenplitz in Kunersdorf. Werke derBerliner Bildhauerschule des 19. JahrhundertsAuthor(s): Brigitte SchmitzSource: Forschungen und Berichte, Bd. 28 (1990), pp. 241-257Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/3880993 .

Accessed: 25/06/2014 08:06

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Die Grabmalsanlage der Familien von Lestwitz

und von Itzenplitz in Kunersdorf - Werke

der Berliner Bildhauerschule des i9.Jahrhunderts

BRIGITTE SCHMITZ

Unweit von Wriezen befindet sich auf dem kleinen Friedhof von Kunersdorf die Familiengrabstatte der ehe- maligen Besitzer des Gutes. Generalmajor Hans Sigis- mund von Lestwitz hatte, ob seiner gewonnenen Schlachten, das Gut Friedland vom preuBischen Konig Friedrich II. als Geschenk erhalten. Unklar blieb jedoch das Vererben dieses Besitzes. Von Lestwitz erwarb des- halb noch das Gut Cunersdorf1, wo er fur sich und seine Familie eines der schonsten Landschlbsser2 der Umge- bung erbauen lieg. Als er r788 starb, hinterlieg3 er seiner Tochter ein betriichtliches Vermogen.3 Frau von Fried- land, die in Berlin eine Stadtwohnung besal, wurde da- durch in die Lage versetzt, bei dem preuBischen Hof- bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764-i850) zwei repriasentative Grabmiiler fur ihre Eltern in Auftrag zu geben. Am 1.7. r789 notierte Schadow dazu in einem sei- ner Rechnungsbiucher: )>Fr.v. Friedland - 260 Rtlr.<(. Laut Mackowsky ist die Urheberschaft des Bildhauers auch durch eine flulchtige Skizze im Skizzenbuch D, die das Grabmal des Generals darstellte, gesichert.4

Beide Grabmaler sind in Form eines Urnengrabmals ausgefulhrt worden.5 In der zweiten Hilfte des i8. Jahr- hunderts hatte sich, bedingt durch Vorbilder aus der griechischen und romischen Antike, fur den Freiraum eine neue, wesentlich schlichtere Grabmalsform, das Ur- nengrabmal, entwickelt: Eine geschlossene Aschenurne steht, antiken Vorbildern entlehnt, auf einem Altar. Um diese wurde meist ein in langen Knicken gefaltetes Bahr- tuch oder eine Girlande geschlungen. Jeweils an der Vorderseite der Urne befindet sich ein Medaillon mit dem Reliefportrat des Verstorbenen. Hier erscheint aber das Reliefbildnis nicht mehr als blol3 dazugetan, wie bei friiheren Grabmilern, sondern beherrscht souverdn das gesamte Monument. Auch die beiden Grabmaler der Fa- milie von Lestwitz zeugen davon.

Die Graburne des Generalmajors wird nach oben hin von einem Trophaion6 abgeschlossen, das man bei vielen Feldherrengrabmalern - so auch auf dem Berliner Inva- lidenfriedhof - antreffen kann. Es besteht aus einem Waffenstilleben (Ritterhelm, Handschuh, Schwert, Tur- nierlanze und Pfeil), das auf einem Schild malerisch ar- rangiert wurde. Dagegen diente als Urnenabschlug3 fur das Grabmal seiner Frau Catherine Charlotte, links ne- ben seinem, eine antike Ollampe.7 Diese soll, antiken Opferaltaren entlehnt, ein Symbol fulr Leben darstellen. Schadow hat beide Reliefbildnisse der Verstorbenen, die

jeweils an der Urnenvorderseite angebracht sind, um- rahmt. Das Profilbildnis der Frau von Lestwitz wird von einem Kranz aus Lotosbluten eingerahmt. Zwei sich ge- genseitig in den Schwanz beif3ende Schiangen schliegen dagegen das Bildnis des Generalmajors ein. Dieses Schlangenrad mu.6 als ein Ewigkeitssymbol aufgefagt werden, da es um i8oo haufig auf Friedhofen anzutreffen ist. Bei beiden Grabmalern wurde vom Kiinstler die ba- rocke Fillle friuherer Werke aufgegeben und die Orna- mentik reduziert - ein Kennzeichen klassizistischer Kunst. Bei den beiden Portrats erkennt man dagegen noch Vorbilder der Rokokoplastik: Realistische Portrat- wiedergabe paarte Schadow hier noch mit der Sinnlich- keit des Rokoko. So sind reizvolle Portrats voll groBer Lebendigkeit entstanden, die ihn als Meister seines Fa- ches ausweisen. Aus der weit verbreiteten Portrattypisie- rung wird eine wirkliche Individualisierung des Portrat- bildes. Diese Individualisierung, bei den Lestwitzschen Portratmedaillons erstmalig auftretend, behalt der Bild- hauer auch bei seinen spateren Grabmalern bei - wie z. B. das )>Monument fur Friedrich Wilhelm Schiltze#< (r797) in Schoneiche zeigt.

r7go vollendet, standen beide Urnengrabmaler zu- nachst vollig frei, da ein altes Mausoleum der Familie von Lestwitz in Kunersdorf fehlte. Frau Helene Char- lotte von Friedland, die fur den Oderbruch wesentliche Neuerungen auf ihren Gutern zur Ertragssteigerung ein- fiihrte, starb I803. Das wahrscheinlich im Auftrage ihrer Tochter,8 der Grafin Henriette Charlotte von Itzenplitz, von dem Schweizer Bildhauer Heinrich Keller (I7I-i832)

in Rom ausgefiihrte Grabmal stand ebenfalls frei. Die Form des runden Grabaltars, dessen Vorbild die helleni- stische Grabara ist, bot sich dafiir geradezu an.

Bekront wird der Grabaltar mit einer Henkel-Urne. Die obere Reliefdarstellung zeigt malerisch angeordnete Attribute der Landwirtschaft, die offenbar auf die Ver- dienste der Verstorbenen fur die Landwirtschaft hinwei- sen sollen. Uns begegnet auf der sich darunter befindli- chen Reliefzone ein weinender, wohlbeleibter Genius, der mit der Rechten einen Schmetterling - Symbol fur die menschliche Seele - hilt. Eine am Boden liegende Fackel verlischt gerade. Beide Attribute weisen auf den Todesgenius hin, dessen Darstellung auf Grabmalern um i8oo oft zu finden ist. Zwei junge, antikisch geklei- dete Frauen rahmen ihn ein. Die rechte Figur hilt eine Granatapfelblilte in ihrer erhobenen Hand. Sie soll die

Schmitz Die Grabmalsanlage in Kunersdorf 2.4

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Hoffnung auf ein ewiges Leben verk6rpern. Auch sie trifft man haufig in der Grabmalsikonographie um i8oo an. Diese Beispiele zeigen, dal3 bei den meisten klassizi- stischen Grabmalern jener Zeit christliche Glaubensvor- stellungen verschlusselt wiedergegeben wurden. Auch die Eichengirlande, von der der Grabaltar der Frau von Friedland9 umwunden wird, ist so ein Symbol, soll sie doch die Bestandigkeit im christlichen Glauben verkor- pern. Auf der Altarvorderseite wird schlieglich die Ver-

storbene selbst in einem Profilbildnis dargestellt. Keller, der das Grabmal noch I803 vollendet haben soll, wurde vom idealen und kuhlen Klassizismus eines Thorvaldsen beeinfluf3t. Vergleicht man die Reliefportrats von den beiden Lestwitzschen Grabern mit dem vom Grabmal der Frau von Friedland, so erkennt man besonders deut- lich, dal das Portrat der Letzteren doch recht idealisiert erscheint.

Die Grabmalsanlage Kunersdorf scheint in ihrer heu-

242 Schmitz * Die Grabmalsanlage in Kunersdorf

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tigen architektonischen Form (mit den Nischen) erst lange Jahre nach dem Tod der Frau von Friedland ent- standen zu sein. Die Idee einer Aneinanderreihung der vergangenen Geschlechter deutet einen gewissen weh- miutigen Zug an, den schon Goethe in seinen )>Wahlver- wandtschaften# anklingen 1a3t. Wahrend der Zeit der Romantik erfuhr sie eine gewisse Verbreitung. Als die junge Grafin Marianne Louise von Itzenplitz I83I bei der Geburt eines Kindes starb, existierte die Familiengrab-

Abb. , Gesamtansicht der Grabstdtte fur die Familien von Lestwitz und von Itzenplitz in Kunersdorf Folgende Seiten: Abb. 2 Johann Gottfried Schadow, Graburne vom Grabmal fir Frau Catherine Charlotte von Lestwitz (I790).

Grauer und weifler Marmor. Friedhof Kunersdorf Abb. 3 Johann Gottfried Schadow, Graburne vom Grabmal fir den Generalmajor Hans Sigismund von Lestwitz (I79o).

Grauer und weiJ?er Marmor. Friedhof Kunersdorf

Schmitz Die Grabmalsanlage in Kunersdorf 243

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246 Schmitz *Die Grabmalsanlage in Kunersdorf

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statte schon in ihrer heutigen Form, denn ihre Stele be- findet sich, obwohl eher verstorben als Graf und Grifin von Itzenplitz, erst in der sechsten Nische.10 Vermutlich wurde die Kunersdorfer Anlage erst unter dem Grafen Peter Alexander von Itzenplitz und seiner Frau, die eine Enkelin des alten Lestwitz war, geschaffen.

Kein Geringerer als Karl Friedrich Schinkel entwarf die Grabstele"t fiur die junge Grafin Marianne Louise Emilie Amalie von Itzenplitz. Das Monument12 wurde von dem Bildhauer Friedrich Tieck (r/76-I85I), der hau- fig Gast im Schlog Kunersdorf war, I831 in Marmor aus- gefuhrt. Nach griechischem Vorbild ist die Stele mit Dreiecksgiebel und Akroterien bekront. Auf dem Gie- belfeld sind griechische Buchstaben angebracht, die die christliche Glaubenslehre symbolisch zusammenfassen.

Abb. 4 Heinricb Keller, Grabmal der Frau Helene Charlotte von Friedland (I803). Marmor. Friedhof Kunersdorf Abb.y Heinrich Keller, Graburne vom Grabmal der Frau von Friedland, Detail. Marmor. Friedhof Kunersdorf Folgende Seiten: Abb. 6 Friedrich Tieck, Grabstele fur Grdfin Marianne Louise Emilie Amalie von Itzenplitz (4831). Marmor. Friedhof Kunersdorf Abb. 7 Friedrich Tieck, Relief mit Abscbiedsszene von der Grabstele fur Grdfin Marianne Louise von Itzenplitz (483l). Marmor. Friedhof Kunersdorf

Schmitz - Die Grabmalsanlage in Kunersdorf 247

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Tieck, ein Schuler Schadows und enger Freund von Ch. D. Rauch, teilte diese Stele in zwei Halften: Im obe- ren Teil finden wir das Reliefbildnis der Verstorbenen im Profil und mit zeitgenossischer Frisur - den typi- schen Stocklocken. Sie umspielen neckisch das Gesicht der schonen jungen Frau. Durch die leicht geoffneten Lippen erhalt ihr Antlitz einen Hauch von Lebendigkeit. Hier wird am. deutlichsten der Einflug von Rauchs reali- stischer Portratgestaltung sichtbar. Das Bildnismedaillon wird von je einer Lilie und einer Efeuranke eingerahmt. Auf der unteren Stelenhailfte ist eine Szene dargestellt, die eigentlich dramatischen Charakter tragt, von Tieck jedoch durch die ruhige Komposition abgeschwacht wird: Die Verstorbene wird durch den Engel des Todes ihren beiden Kindern entrissen. Ahnliche Motive tauch- ten schon bei barocken Grabmalern auf. Dort waren sie jedoch viel dramatischer aufgefal3t und bewegter kompo- niert gewesen. Die streng antike Komposition des Tieck- schen Reliefs weist eine Parallele zu dem )>Grabrelief fur die Grafin Borkowska< auf, das Thorvaldsen i8i6 model- liert hatte. Im Vergleich dazu ist jedoch Tiecks Darstel- lung dramatischer, bewegter. Hier wurde sich eher eine Verbindung zu dem )>Grabmal fur Lady Temple<<, von

Abb. 8 E. G. Gdthe, Grabmalfir Lady Temple (i8Io). Protestantiscber Friedhof in Rom Abb.9 Chrtistian Daniel Rauch, Entwurfszeichnung fir das Grabmal des Grafen Peter Alexander von Itzenplitz (verdnderte Fassung, um I807). Bleistift, r4 x 6,9 mm. Staatliche Museen zu Berlin Abb. io Christian Daniel Rauch, Grabstele fir den Grafen Peter Alexander von Itzenplitz (rs842 vollendet). Marmor. Friedhof Kunersdorf

E. G. Gothe i8io geschaffen, anbieten. Wahrend die bei- den fruhklassizistischen Grabreliefs jeweils einen Todes- genius zeigen, ist es bei Tieck eindeutig eine christliche Figur - ein Engel - der die Verstorbene wegfuhrt. Hier wird christliches Gedankengut konkret dargestellt: Um nach der christlichen Glaubenslehre ein Wiedersehen im Reiche Gottes anzudeuten, weist der neben der Grafin schwebende Engel nach oben. Fur die Spatzeit klassizi- stischer Grabmalsplastik wird unter dem EinfluS der Na- zarener typisch, daB christliche Darstellungen, die beim fruhklassizistischen Grabmal nur selten vorkamen, nun im Bildprogramm eine direkte Darstellung erfahren.

Trotz der streng klassizistischen Komposition der Stele spurt man den Einflul3 des Biedermeier. Erzahl- freudig bis ins Detail, wird im fein gearbeiteten Relief keine einfache Abschiedsszene dargestellt: Beide Kinder nehmen von der scheidenden Mutter mit selbstgepfluck- ten Blumen Abschied. Diese wiederum wendet sich mit zartlichem Blick ein letztes Mal ihnen zu und legt schiut- zend ihren Schleier um sie. Von der ruhrenden Szene zeigt sich jedoch der Engel vollig unberuhrt. Dieses Re- lief gehort zu den schonsten Arbeiten der gesamten Grabmalsanlage, der Sepulkralplastik uberhaupt.

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250 Schmitz * Die Grabmalsanlage in Kunersdorf

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I834 stirbt Graf Peter Alexander von Itzenplitz. Seine Witwe - die Tochter der Frau von Friedland - betraute Ende des Jahres 1835 den Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch (I77-i857) mit der Anfertigung von Relief- darstellungen zu einem Grabmonument. Rauch kannte das Ehepaar recht gut, da auch er haufig Gast im Schlog Kunersdorf war. Es fiel ihm deshalb auch nicht schwer, ein lebensnahes Portrat vom Grafen Peter Alexander zu schaffen. Im August I837 war das Gipsmodell fur das ge- samte Grabmal fertiggestellt; I842 konnte es aber erst in Marmor ubertragen werden, da der Kunstler zwischen- zeitlich andere Auftrage auszufuhren hatte.13

Die Stele des Grafen wird durch ein Gesims abge- schlossen.14 Drei Reliefs schmucken das Grabmal unge- wohnlich reich: Im oberen Teil, gleichsam die Stele be- kronend, ordnete Rauch vor dem Gesims das sehr realistisch gestaltete Portratmedaillon des Verstorbenen an. Dabei erscheint der Graf in zeitgenossischer Klei- dung. Rauch zog es vor, das Portrat in einer Dreiviertel- ansicht wiederzugeben, wodurch er eine groBe Leben- digkeit erreichte. Das Entrucktsein des Verstorbenen wird durch einen Sternenkranz unterstrichen, der das Portratmedaillon einrahmt. Die beiden sich darunter be- findlichen Reliefs zeigen allegorische Darstellungen der Landwirtschaft, die dem Bildhauer vorgeschrieben wur- den. Dem realistischen Kunstler machten sie, nach eige- nem Gestandnis, sehr viel Not.15 Schon bei seinen fruhe- ren Denkmalern fur General Scharnhorst und Feldmar- schall Blucher hatte Rauch mit den allegorischen Darstellungen ringen mussen, bis er schlieBlich am un- teren umlaufenden Sockelfries des Blucherdenkmals rea- listische Vorgange gestalten konnte. Die Komposition bleibt dabei aber immer klassisch-griechisch - weist Rauch als klassizistischen Bildhauer aus.

Diese Allegorie der Landwirtschaft, gleichsam auch die Verdienste des Verstorbenen um die Urbarmachung des Oderbruchs verdeutlichend, hat Rauch geschickt auf

zwei Reliefzonen aufgeteilt: Im oberen quadratischen Feld finden wir den sitzenden Genius der Fruchtbarkeit, der durch das mit Blumen und Fruchten gefuillte Horn charakterisiert ist. Auf der ursprunglichen Entwurfs- zeichnung hatte der Kunstler an seiner Stelle einen FluBgott, antiken Darstellungen entlehnt, vorgesehen. Der Genius auf dem ausgefiuhrten Relief lehnt sich ebenfalls an eine Urne, die das Land bewiissert. Einge- rahmt wird dieser von einer Eiche (als ein Hinweis auf die Forstkultur), von einem Reiher (die Fischzucht ver- deutlichend) und von einem Obstbaum, an dem ein Bundel Garben lehnt (als Hinweis auf den Obst- und Kornanbau im Oderbruch zu verstehen).'6 Auf dem sich darunter befindlichen Relieffeld wird der Ackerbau ver- deutlicht.17 Zwei junge Bauern in Arbeitskleidung sind darauf gerade im Begriff, die heimatliche Erde mit einem einsterzigen, englischen Pflug'8, der von Gebirgs- ochsen gezogen wird, umzupflugen. Rauch entlehnte diese Darstellung einem seiner Sockelreliefs vom )>Max- Joseph-Denkmal< in Munchen, nun jedoch nicht mit an- tik gekleideten Junglingen, sondern mit richtigen Land- leuten in Arbeitskitteln. Der Bildhauer hat bei der Stele die gleiche Reliefzoneneinteilung benutzt, die wir auch am Sockel des Denkmals fur Feldmarschall Blucher in Berlin finden k6nnen: Die obere Reliefzone ist der eigentlichen allegorischen Darstellung vorbehalten, wah- rend die schmalere untere Zone realistische Momente aufweist. War es am Blucherdenkmal das Soldatenleben, so stellt Rauch hier in der unteren Reliefebene den All- tag der Bauern dar. Dabei flief3t auch hier eine bieder-

Abb. ii Christian Daniel Rauch, Relief mit pflAigenden Bauern von der Grabstele fuir den Grafen Peter Alexander von Itzenplitz (I842 vollendet). Marmor. Friedhof Kunersdorf Abb. I2 Christian Daniel Rauch, Grabstele fir die Grdfin Henriette Charlotte von Itzenplitz (Igp2 vollendet). Marmor. Friedhof Kunersdorf

252 Schmitz * Die Grabmalsanlage in Kunersdorf

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meierlich-realistische Komponente mit in die erzahlfreu- dig und detaillierte Darstellung ein, die fur die Gestaltung eines klassizistischen Grabmals recht unge- wohnlich ist.

Links neben der Grabstele fur den Grafen Peter Alexander von Itzenplitz steht die fur seine Frau, die I848 verstorbene Grafin Henriette Charlotte. Obwohl noch I848 bestellt, konnte der nun schon hochbetagte Rauch - mit der Fertigstellung des Friedrich-II.-Denk- mals beschaftigt - den Grabstein erst i85o in Gips mo- dellieren. Und erst i852 konnte die fertige Marmorstele fur Kunersdorf abgeliefert werden.19 Auf dem die Stele bekronenden Relief sind die Symbole fur Tod (Fackel und Mohnstaude) und Seele (Schmetterling) - eine Re- miniszenz an fruhklassizistische Grabmaler - zu erken- nen. Auf dem sich darunter befindlichen Relief er- scheint die Grafin selbst in ganzer Figur dargestellt. Mit einem pelzverbramten und unter der Brust gegurteten Gewand sitzt sie auf einer Bank, wahrend ihre Linke in

einen rechts neben ihr stehenden Korb, der mit Fruch- ten gefulilt ist, greift. Korb und Ahren in ihrer Hand wei- sen die Dargestellte als antike Gottin Ceres, die den Menschen den Ackerbau lehrte, aus. Damit wird inhalt- lich der Bezug zum Grabmal ihres Mannes hergestellt. Grafin Henriette Charlotte beschaftigte sich zu ihren Lebzeiten mit der Botanik. Von dem jungen Chamisso liel3 sie I813 eine gro3e Pflanzensammlung in Kunersdorf anlegen. So erweist sich das aufgeschlagene Buch in ihrer Rechten bei genauerem Hinsehen als Herbarium, auf dessen rechter Seite die Inschrift )>Gott offenbart sich in der Natur.# eingemeif3elt steht. Dies ist der ein-

Abb. i3 Hugo Hagen, Grabstele fiir die Grdfin Maria Helena von Itzenplitz (r161). Marmor. Friedhof Kunersdorf Abb. i4 Hugo Hagen. Relief mit der Totenklage von der Grabstele Jifr Grdfin Maria Helena von Itzenplitz (86I). Marmor. Friedhof Kunersdorf

Schmitz * Die Grabmalsanlage in Knnersdorf 255

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zige christliche Bezug des Grabmals. Fur Grabstelen der spatklassizistischen Zeit war diese ganzfigurige Darstel- lung einer Verblichenen etwas sehr Ungewohnliches, zeigten diese doch fast ausschliefilich nur Portratmedail- Ions der Verstorbenen. Daruber hinaus weisen die Fein- heiten in der Modellierung des Reliefs auf Rauchs mei- sterhafte Marmorbearbeitung hin.

i86i wurde das letzte mit plastischem Schmuck verse- hene Marmormonument20 in Kunersdorf, das Grabmal fur die dritte Gemahlin des preuf3ischen Staatsministers Heinrich August Graf von Itzenplitz, errichtet. Hugo Hagen (I820-1871), ein Gehilfe Rauchs, vollendete es i86i fur die bereits I853 verstorbene Grafin Maria Helena. Das Grabmal entstand in Anlehnung an das fur die erste Frau des Grafen, Marianne Louise Emilie Amalie. Hier findet sich ein ahnlicher Aufbau, obwohl Jahre vergan- gen sind. Durch die nicht sehr geschickte Zweiteilung der Hagenschen Stele wirkt diese gegenuber der Schin- kelschen jedoch recht klobig. Im oberen Teil erscheint gleichfalls das Reliefportrat der Verstorbenen mit zeit- genbssischer Frisur. Der das Medaillon einrahmende Sternenkranz soil - wie beim Grabmal fur Peter Alexan- der - das Entruicktsein der Verblichenen unterstreichen. Hagen erweist sich gegenuber Tieck als der Schwachere. Er gestaltete das Antlitz der Grafin nicht so lebendig. Plastizitat wurde zuruckgenommen.

Auf dem unteren Teil der Stele stelit Hagen eine To- tenklage dar, die antike Vorbilder nur noch annahernd tangiert: Vor dem Bett der Verstorbenen sitzt trauernd

der Ehemann. Die tote Gemahlin liegt mit uber der Brust zusammengefalteten Handen, die ein Kreuz hal- ten, auf dem Ruhelager. Ein Todesengel ist gekommen, um einen Rosenkranz fiber das Haupt der Verstorbenen zu halten. Von der Komposition her konnte sich der Bildhauer das von Thorvaldsen I8I4 geschaffene )>Grabre- lief fuir die Baronin Schubart# zum Vorbild genommen haben. Auch hier agieren die Figuren nur auf einer schmalen Reliefbuhne. Die gesamte Klageszene scheint bei Hagen verinnerlichter. Der Ehemann kniet zusam- mengesunken am Fug3ende des Bettes und prelt sein schmerzverzerrtes Gesicht in die linke Handflache. Im Gegensatz zum Schubartschen Grabrelief, wo ein sich gramender Todesgenius am Kopfende des Bettes der to- ten Baronin steht, finden wir hier nun einen Engel, der trostlich zum Himmel weist. Damit wird auch hier christliches Gedankengut - die Hoffnung auf ein Wie- dersehen nach dem Tode im Reiche Gottes - offen ver- mittelt, ist die Darstellung der christlichen Glaubens- lehre bei spatklassizistischen Grabmalern zur Selbstver- standlichkeit geworden.21

Das Grabmal fuir die junge Grafin Maria Helena steht noch ganz in der Traditionslinie der Rauch-Schule. Et- waige Portratahnlichkeit bei dem Trauernden und der Toten mit dem Grafen Heinrich August und seiner drit- ten Frau ist nicht auszuschliefen, da Hugo Hagen kon-

Abb. i Albert Thorvaldsen, Grabrelief der Baronin Schubart (1g14). Tborvaldsen Museum Kopenhagen

256 Schmitz * Die Grabmalsanlage in Kunersdorf

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Page 18: Die Grabmalsanlage der Familien von Lestwitz und von Itzenplitz in Kunersdorf. Werke der Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts

sequent den realistischen Traditionen Rauchs folgte. Die ruhige, antiken Reliefs nachempfundene Komposition des unteren Reliefs kiindet noch vom Fortleben klassizi- stischer Traditionen in der Berliner Grabmalskunst der zweiten Halfte des ig.Jahrhunderts.

Die Begrabnisstatte der Familien von Lestwitz und von Itzenplitz zeigt an einem Ort, wie sich Grabmalsauf- fassungen vom ausgehenden i8. Jahrhundert bis in die zweite Halfte des I9.Jahrhunderts hinein wandelten. Auf engem Raum verdeutlicht sie uns die Entwicklungs- linie des klassizistischen Stils in der Bildhauerei - vom fruihklassizistischen uber den reifen Klassizismus bis hin zu seiner Spatphase, die sich bei Hagen zeigt.22 Diese Grabmaler geh6ren mit zu den seltenen noch erhaltenen und frei stehenden klassizistischen Kunstwerken der Se- pulkralplastik auf dem Territorium unserer Republik. Deshalb gilt es, die Grabmalsanlage Kunersdorf mit ihren sch6nen Monumenten zu erhalten.

Anmerkungen

I Dies ist die alte Schreibweise fur Kunersdorf. 2 Das SchlofG wurde im zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern

zerstort. 3 Auf ErlaBi Friedrichs II. erbte die Tochter auch das Gut Friedland.

Danach nannte sich diese ))Frau von Friedland#. 4 Siehe: Hans Mackowsky, Die Bildwerke Gottfried Schadows, Berlin

195I, S. 42.

S Grabmal von Lestwitz: Gesamthohe der Urne: go cm Hohe des Reliefmedaillons: 35 cm Breite des Reliefmedaillons: 26 cm Grabmal der Frau von Lestwitz: Gesamthohe der Urne: 97 cm Hohe des Reliefmedaillons: 38,5 cm Breite des Reliefmedaillons: 28,5 cm.

6 Das Trophaion wird zur Zeit restauriert. Stand vom November I986.

7 Die marmorne Ollampe ist verschollen. 8 Nach Fontane soll Wilhelm von Humboldt in Rom den Auftrag an

Keller erteilt haben. 9 Grabmal der Frau von Friedland:

Gesamthohe: i25 cm H6he der Urne: 48 cm Hohe des Reliefportrats: 35 cm Breite des Reliefportrats: 28 cm.

Io Von rechts nach links gezihlt. Zeitlich folgt das Grabmal dem der Frau von Friedland.

i i Zogernd setzt nach i82o in Anklang an antike griechische Stelenvor- bilder (mit Giebel oder Palmette als Bekronung) das Grabmal in Ste- lenform ein. Erst ab i830 werden die Beispiele fur Grabstelen zahlrei- cher. Ab 1835 findet sich - dank Schinkels Einflug - die breite Stele auf fast allen europaischen Friedhofen - freilich meist in kleineren, den antiken Vorbildern entsprechenden Ausmagen.

12 Grabmal fur Grifin Marianne Louise v. Itzenplitz: Gesamthohe des Grabmals: 134cm Reliefportratdurchmesser: 32cm

Hohe des unteren Reliefs: 49,5 cm obere Breite des Reliefs: 45 cm untere Breite des Reliefs: 48,3 cm.

13 Siehe Entstehungsgeschichte bei: Friedrich und Karl Eggers, Chri- stian Daniel Rauch, Bd. 3, Berlin i886, S. 246.

I4 Grabmal fur Graf Peter Alexander v. Itzenplitz: Gesamthohe der Stele: 134 cm

Reliefportratdurchmesser: 34 cm Hohe der beiden Reliefzonen: S7,5 cm Breite der Reliefs: 50 cm.

I5 Eggers, wie Anm. 13, S. 246-247. i6 Fontane schreibt dazu in seinen *Wanderungen durch die Mark

Brandenburg. Das Oderland., es wire das Oderbruch, wie es war. 17 Dazu schreibt Fontane in seinen #Wanderungenw, es ware das Oder-

bruch, wie es jetzt ist. I8 Freundlicher Hinweis von Dr. H. H. Stamer, Bad Freienwalde. I9 Grabmal fur Grafin Henriette Charlotte v. Itzenplitz:

Reliefhohe: 66 cm Reliefbreite: 52,5 cm.

20 Grabmal fur Grafin Maria Helena v. Itzenplitz: Gesamthohe der Stele: i67cm Reliefportratdurchmesser: 33 cm Hohe des unteren Reliefs: 5i cm Breite des unteren Reliefs: 6i cm unteres Relief bez. (rechts unten): HAGEN i86i.

2 IBei der Abschiedsszene vom Grabmal fur die Grafin Marianne Louise v. Itzenplitz wurde der Verstorbenen ein Todesengel zuge- sellt. Bei der Totenklage des spateren Grabmals gehort der Engel als Sendbote Gottes schon selbstverstandlich zur Grabmalsikonographie, wird zum Ende des ig.Jahrhunderts so eine erhebliche Eigenstandig- keit gewinnen, dal3 Engelfiguren in Masse die Grabmaler zieren.

22 Auf Berliner Friedhofen sucht man solche anschauliche Geschlossen- heit leider vergeblich.

Literaturhinweise

Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg - Das Oderland, Berlin 1976.

Dr. E.-O. Denk, Hans Sigismund von Lestwitz. In: Heimatkalender I984 fur den Kreis Bad Freienwalde, Bad Freienwalde I984, S.75-77.

Eva Hoffmann-Aleith, Frau von Friedland, Roman, Berlin I978.

Fotonachweis

Staatliche Museen zu Berlin 9; Graetz, Berlin I-7, 10-14;

(8, I5: Romisches Jahrbuch fur Kunstgeschichte, Bd. i2, I969)

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