Die Partner der Flussraumagenda / River Basin Agenda ... · REVITAL ecoconsult, Nussdorf 71, ......

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Flussraum Agenda Alpenraum Ergebnisband Teil A: Einführung Teil B: Der Flussraummanagementplan Teil C: Best-Practice-Guide River Basin Agenda

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Flussraum AgendaAlpenraum

ErgebnisbandTeil A: EinführungTeil B: Der FlussraummanagementplanTeil C: Best-Practice-Guide

R i v e r B a s i n A g e n d a Die Partner der Flussraumagenda / River Basin Agenda

BayernBayerisches Staatsministerium für Umwelt,

Gesundheit und Verbraucherschutz,Referat 55 - Gewässer erster Ordnung

ÖsterreichBundesministerium für Land- und Forstwirt-

schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Sektion VII/5 - Schutzwasserwirtschaft

BayernWasserwirtschaftsamt Traunstein

Fachbereich Wasserbau und Gewässer-entwicklung

FrankreichGroupe de Recherche Rhône-Alpes

sur les Infrastructures et l'Eau Zone Atelier Bassin du Rhône

FriaulComune di Budoia

KärntenAmt der Kärntner Landesregierung

Abteilung Wasserwirtschaft

SalzburgAmt der Salzburger Landesregierung

Fachabteilung Wasserbau

SchweizSwiss Federal Institute of

Aquatic Science and Technology

SlowenienMinistrstvo za okolje in prostor

Agencija RS za okolje

SteiermarkAmt der Steiermärkischen

Landesregierung; Abteilung Wasser- und Abfallwirtschaft

SüdtirolAutonome Provinz Bozen-SüdtirolAbteilung 30 Wasserschutzbauten

TirolAmt der Tiroler Landesregierung

Abteilung Wasserwirtschaft

Copyright:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz,Referat 55 - Gewässer erster Ordnung.Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck undWiedergabe - auch auszugsweise - nur mitGenehmigung des Herausgebers.München, Februar 2006.

Bezugshinweis:Diese Broschüre erhalten Sie kostenlos beiden zuständigen Stellen der Partnerländer(Adressen siehe Seite 8ff) oder als Download unter

www.flussraumagenda.de

Das Projekt und diese Publikation wurdengefördert aus Mitteln des europäischenFonds für Regionalentwicklung im Rahmendes Interreg IIIB Alpenraumprogrammes.

IMPRESSUM

Lead-Partner:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat 55 - Gewässer erster Ordnung;Rosenkavalierplatz 2; D-81925 München.MR Claus KumutatBOR Stefan Thums

Text, Redaktion und Gestaltungunter Verwendung von Beiträgen aus denPartnerländern:REVITAL ecoconsult, Nussdorf 71, A-9990 Nussdorf-Debant; freiland Umweltconsulting, ZT-Gesellschaftfür Landschaftsplanung und Landschafts-pflege, Liechtensteinstraße 63, A-1090 Wien;

Herstellung:Print Connect GmbH, A-9150 Bleiburg

Bildnachweis:Die Fotos und Abbildungen wurden von denProjektpartnern zur Verfügung gestellt undsind urheberrechtlich geschützt. Besonderer Dank geht an das Rhoneprojekt -Kanton Wallis (www.vs.ch/rhone.vs) für dieÜberlassung der Cartoons.

Vowort 01

Vorwort

Projektpartner bei der 3. Flussraumagendakonferenz. V. l. J.P. Bravard (Frankreich), R. Pollinger (Südtirol), F. Pichler (Kärnten), N. Sereinig (Kärnten), St. Thums (Bayern), R. Hornich (Steiermark).

Flussraumagenda für den Alpenraum- neue Wege der Zusammenarbeit

Alle wollen an den Fluss, doch mit völligunterschiedlichen Motiven. Die Städteund Gemeinden in den Alpentälern brau-chen Platz, wollen sich entwickeln. DieMenschen wollen wohnen, arbeiten, aufguten Straßen und Eisenbahnstreckenrasch weiter kommen. Doch dieser Platz am Fluss, in den Tälern,ist begrenzt. Hochwasserschutz, Naherho-lungsräume für unsere Kinder, Natur-schutz, Landwirtschaft, in manchen Be-reichen auch die Forstwirtschaft, sie allebrauchen Raum. Raum, der knapp ist.Vor dem Hintergrund des steigendenSchadenspotenzials haben sich Verant-wortliche der Wasserwirtschaft, kommu-nale Entscheidungsträger und Wissen-schaftler aus sechs Alpenländern unter derFederführung des Bayerischen Staatsmi-nisteriums für Umwelt, Gesundheit undVerbraucherschutz das Ziel gesetzt, neueStrategien zur Harmonisierung der unter-schiedlichen Interessen zu entwickeln.Im Flussraummanagement werden diedafür notwendigen Prozesse und Maßnah-men gebündelt. Hier laufen Planung undKommunikation sowie der Dialog allerBeteiligten zusammen. Experten undBetroffene stimmen sich im Flussraum-mangement ab. Betroffene werden zuBeteiligten!Von Mai 2003 bis Februar 2006 arbeitetenFachleute aus 11 alpinen Talräumen anstrategischen Beiträgen zum "Flussraum-management". Parallel dazu wurdenPilotmaßnahmen umgesetzt. Auf dreitransnationalen Konferenzen wurde inten-siv über das Thema Flussraummanage-ment im Alpenraum diskutiert.

Nun liegen die Ergebnisse auch in Formeines anschaulich gestalteten Ergebnis-bandes vor. Darin werden die in denModellflussräumen entwickelten Rah-menkonzepte, Modelle und Detailstudienzusammengefasst.

Dieses Kompendium, das sich nicht nuran Fachleute richtet, soll die Akteure inunseren Alpentälern, die Wasserwirt-schaftsämter, die Bürgermeister aber auchdie betroffenen Bürger von der Bedeutungeines koordinierten Vorgehens bei Hoch-wasserschutz, Raumentwicklung undNaturschutz überzeugen. Weiters wird der Wissenstransfer zwi-schen den Projektpartnern über die Lauf-zeit des Projektes hinaus sichergestellt. Die Ergebnisse der Flussraumagenda sindauch ein wichtiger Beitrag zur Umsetzungder EU-Wasserrahmenrichtlinie und zumThema Wasser im Umfeld der Alpenkon-vention: Für mehr Sicherheit, für nachhal-tige Raumentwicklungsperspektiven, fürlebenswertere Talräume, für eine flussbe-zogene Wertschöpfung!

In diesem Sinne wünschen wir eine anre-gende Lektüre!

Claus Kumutat, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz;Deutschland

Franz Pichler, Amt der Kärntner Landesregierung; Österreich

Franz Hohensinn, Amt der Salzburger Landes-regierung; Österreich

Rudolf Hornich, Amt der Steiermärkischen Landesregierung; Österreich

Hubert Steiner, Amt der Tiroler Landesregierung; Österreich

Rudolf Pollinger, Autonome Provinz Bozen – Südtirol

Antonio Zambon, Comune di Budoia; Friaul, Italien

Jean-Paul Bravard, Zone Atelier Bassin du Rhône;Frankreich

Jozef Novak, Ministry of the Environment and Spatial Planning; Slovenia

Flussraum Agenda Alpenraum02

Inhaltsverzeichnis

I N H A L T

Vorwort 1

Teil A: Einführung 5

Projektrahmen 6Projektpartner 8Projektorganisation 10Modellflussräume 12

Teil B: Der Flussraummanagementplan - Modell und Empfehlungen für den Alpenraum 25

Handlungsbedarf 26Standortbestimmung 28Planungsrahmen 30Projektstruktur 32Aufgabenfelder und Module 34Planungsprinzipien 54

Teil C: Best-Practice-Guide- Beispiele aus den Modellflussräumen 57

Einführung 58Handlungsfeld ANALYSE 61Beispiel 01: Gewässerentwicklungsplan Oberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Konfliktanalyse 62Beispiel 02: Risikoanalyse Gleisdorf (Ö) - Technischer Hochwasserschutz im Crash-Test 70Beispiel 03: Hochwasserprognosemodell Mur - Gefahrenvorsorge international (Ö, Slo) 72Beispiel 04: Hochwasservorhersagemodell für das Einzugsgebiet des Chiemsees (D, Ö) 74Beispiel 05: Modelluntersuchungen zur Modulrampe Saalach (D) 76Beispiel 06: Hydraulische Untersuchungen an der Gurk (Ö) - Überlegungen zu Geländemodellen 78Beispiel 07: Hydrologische und hydraulische Untersuchungen an der Saalach (Maishofen-Saalfelden, Ö) 80Beispiel 08: Geschiebeuntersuchungen an der Saalach (Ö) 82Beispiel 09: Analyse der Wasserrechte und raumplanerischen Festlegungen an der Saalach (Ö) 84Beispiel 10: Analyse des terrestrischen Lebensraumes an der Saalach (Ö) 86Beispiel 11: Programmentwicklung für ein 2D-Geschiebetransportmodell (D) 88

Inhalt 03

Ergebnisband - Flussraumagenda Alpenraum

Beispiel 12: Ermittlung des Schadenspotenzials an der Unteren Ahr (I) 90Beispiel 13: Hydraulische und flussmorphologische Untersuchung zur künftigen Entwicklung

des Deltabereichs der Tiroler Achen (D) - Interaktion Fluss / Delta 92

Handlungsfeld PLANUNG 95Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Möll (Ö) 96Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Gurk (Ö) 100Beispiel 23: Integrative Maßnahmenplanung an der Möll (Ö) 104Beispiel 24: Flusserlebnis Untere Ahr - Ein Gesamtkonzept zur erholungsfunktionellen Nutzung

des Flussraumes (I) 110Beispiel 25: Leitmotiv und Maßnahmenplanung am Oberen Eisack (I) 114Beispiel 26: Schätzung der Wertminderung von Grundstücken durch die Ausweisung von

Hochwasserrückhaltebecken an der Unteren Ahr (I) 118Beispiel 27: Maßnahmenstrategien im Rahmen der 3. Rhonekorrektion (CH) 120

Handlungsfeld BETEILIGUNG 123Beispiel 31: Flussplattform Gurk (Ö) - Hochwasserpartnerschaft für mehr Sicherheit 124Beispiel 32: Das lokale Wasserparlament an der Drôme (F) - Flussgebietsmanagement auf breiter Basis 126Beispiel 33: Das Flussraumforum Oberer Eisack (I) 130Beispiel 34: Das Etschkomitee - Eine gemeinsame Initiative für einen attraktiveren Flusslebensraum (I) 132

Handlungsfeld INFORMATION 135Beispiel 41: “Im Fluss” - Eine Projektwoche rund um den Oberen Eisack (I) 136Beispiel 42: Fackeln in der Gatz-Au - Ein Flussfest an der Unteren Ahr (I) 138Beispiel 43: Schulprojekte im Modellflussraum Mur (Ö) 140Beispiel 44: Eine “Flut” von Emotionen - Jugendliche folgten dem Weg des Wassers (I) 142Beispiel 45: Im Banne der Gefahr oder Gefahr gebannt? Hochwasserschutz in Bayern - Filmisch erklärt (D) 144Beispiel 46: Schulprojekte im Modellflussraum Gurk (Ö) 146Beispiel 47: Mit Humor gesagt - Heiter-Ironisches aus der Info-Kampagne zur 3. Rhonekorrektion (CH) 148

UMSETZUNG 151Beispiel 51: Mur: Internationale Kooperation in der Hochwasservorwarnung (Ö, Slo) 152Beispiel 52: Maßnahmen gegen Geschiebedefizit an der Drôme (F) 154Beispiel 53: Die “Eile” - Ein innovativer Flusserlebnisbereich an der Unteren Ahr 156Beispiel 54: Die WildWasserWelt an der Möll in Obervellach (Ö) -

Eine flussbauliche Maßnahme mit Mehrwert 158Beispiel 55: Nachhaltiger Hochwasserschutz an der Großache in Tirol (Ö) 160Beispiel 56: Die Flussaufweitung Gatz-Aue an der Unteren Ahr (I) 162Beispiel 57: Integrierter Hochwasserschutz an der Raab bei Gleisdorf (Ö) 164

ANHANG 167Glossar 168Ausgewählte Literatur 169

Teil A: Einführung 05

Teil A

Einführung

ProjektrahmenProjektpartnerProjektorganisationModellflussräume

Gemeinschaftsinitiative

Wasserwirtschaftsämter, kommunale Ent-scheidungsträger und Wissenschaftler ausdem Alpenraum unter der Federführungdes Bayerischen Staatsministeriums fürUmwelt, Gesundheit und Verbraucher-schutz reagierten auf diese Herausforde-rung und entwickelten gemeinsam dasProjekt "Flussraumagenda Alpenraum"(River Basin Agenda).

Das Projekt wurde nach umfangreichenVorarbeiten, die 2001 begannen, Anfang2003 bewilligt und mit Mitteln desINTERREG III B Alpenraumprogrammsfinanziell unterstützt.

Das Projekt ist auf die Priorität 3 in derMaßnahme 3 des INTERREG III BAlpenraumprogramms - „Kooperation imBereich Naturgefahren“ - ausgerichtet.

Es ist zudem Partner von “RIVERSNEED SPACE”, einer Dachinitiative eu-ropäischer Projekte zu Hochwasser-prävention und Hochwasserschutz (Abb.A-1).

Ziele und Aufgaben

Die Flussraumagenda Alpenraum setztsich zur Aufgabe,

• den Stand der Erkenntnisse und Erfah-rungen zum Thema Flussraummanage-ment in den Alpenländern Bayern,Frankreich, Italien, Österreich,Schweiz und Slowenien zusammenzu-fassen und zu analysieren

• gemeinsam über Methoden, Inhalteund Aufgaben des Flussraummanage-ments zu diskutieren

• an Modellgewässern praktische Erfah-rungen mit Flussraummanagement zusammeln

• vorbildhafte Beispiele aus den Modell-flussräumen und Partnerländern zupräsentieren und schließlich

• gemeinsam getragene Empfehlungenfür ein zukunftsorientiertes Flussraum-management im Alpenraum abzuge-ben.

Grundmotiv

Alpine Flussräume müssen - bei oftmalsdramatischem Platzmangel - zahlreicheFunktionen erfüllen und vielfältigenAnsprüchen genügen. Wesentliche Funktionen und Nutzungendieser Flussräume sind neben Hochwas-serschutz und -rückhalt, Grundwasser-sicherung und Naturschutz auch dieBereitstellung von Siedlungsraum, vonRaum für Land- und Forstwirtschaftsowie für Freizeit- und Erholung. Dochder Platz in den Alpentälern ist begrenzt.Ein modernes Flussraummanagementsteht hier vor der Herausforderung,gegensätzliche Ansprüche bestmöglich inEinklang zu bringen und raumrelevantePlanungen miteinander abzustimmen.

Projektrahmen

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum06

Abb. A-1: Das ProjektFlussraumagendaAlpenraum ist Teil dereuropäischen Dach-initivative “RIVERSNEED SPACE”.

Die Flussraumagenda Alpenraum sollAnstöße und Anregungen liefern, Fluss-raummanagement im Sinne des vorge-schlagenen Modells stärker und bewussterzur Lösung anstehender Probleme imSpannungsfeld von Hochwasserschutz,Gewässerökologie und Raumentwicklungeinzusetzen.

Projektsablauf

Seit Mai 2003 arbeiteten Fachleute aus 11alpinen Talräumen an strategischen Bei-trägen zum "Flussraummanagement".Parallel dazu wurden Pilotmaßnahmenumgesetzt. Auf drei transnationalen Kon-ferenzen

• am 13. und 14. Oktober 2004 inTraunstein (Bayern, Deutschland)

• am 1. und 2. Juni 2005 in Villach(Kärnten, Österreich) und

• am 1. und 2. Dezember 2005 in Ster-zing (Südtirol, Italien)

wurde der aktuelle Bearbeitungsstandzum Thema Flussraummanagement dis-kutiert. Zentrales Thema war dabei stetsdie Verfügbarkeit der räumlichen Res-sourcen.

Die Projektlaufzeit erstreckte sich vonMai 2003 bis Februar 2006. Die Arbeitenwurden in der vorgesehenen Zeit abge-schlossen.

Ergebnisse

Aufbauend auf die drei Konferenzen undden Erfahrungsaustausch der Partner beiregelmäßigen Arbeitstreffen (siehe Pro-jektsorganisation) wurden die in den ein-zelnen Modellflussräumen entwickeltenRahmenkonzepte, Modelle und Detailstu-dien in folgenden Produkten strukturiertzusammengefasst:

• Ergebnisband (Fachbericht) für dasFlussraummanagement im Alpenraum(Teil A: Einführung, Teil B: Fluss-raummanagementplan, Teil C: Best-Practice-Guide”) und dessen Kurzfas-sung in einem Kurzbericht. DiesesKompendium, das sich an Fachleute

wie auch an die interessierte Öffent-lichkeit richtet, soll den Wissenstrans-fer zwischen den Projektpartnern auchüber die Laufzeit des Projektes hinausweiterführen.

• Dokumentation der "Agendakonferen-zen" in drei Tagungsbänden.

• Wanderausstellung: bestehend aus 15Postern mit Leitsätzen zum ThemaFlussraummanagement und Vorstel-lung der Modellflussräume; Zielgrup-pe sind v.a. die Kommunen in denModellflussräumen.

• Projekthomepage www. flussrauma-genda.de zur laufenden Kommuni-kation der Ziele und Ergebnisse.

Besondere Bedeutung hatte zudem dieUmsetzung von mehreren Pilotprojektenin den Modellflussräumen (siehe Teil C,Kap. Umsetzung).

Die Ergebnisse der Flussraumagenda sindaußerdem ein wichtiger Beitrag zurUmsetzung der EU-Wasserrahmenricht-linie und zum Thema Wasser im Umfeldder Alpenkonvention. Zu erwarten istauch, dass Flussraummanagement künftigmit Agenda 21 Prozessen stärker synchro-nisiert wird. Das Projekt Flussraumagen-da Alpenraum liefert dafür innovativeBeiträge.

Einführung

Teil A: Einführung 07

Abb. A-2: 1. Agendakonferenz am 13. und 14. Okto-ber 2004 in Traunstein (Bayern, Deutschland).

Abb. A-3: Eröffnung der 2. Agendakonferenz am 1. und 2. Juni 2005 in Villach (Kärnten, Österreich).

Abb. A-5: Die Teilnehmer der 3. Agendakonferenz am 1. und 2. Dezember 2005 in Sterzing (Südtirol, Italien).

Abb. A-4: 3. Agendakonferenz am 1. und 2. Dezem-ber 2005 in Sterzing (Südtirol, Italien).

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum08

Weitere Partner

Comune di Budoia (Friaul, Italien)Ansprechperson: Antonio Zambon Organisation: Comune di BudoiaPiazza Umberto 1I – 33070 Budoia Tel.: +39 0434 / 654 285Fax: +39 0434 / 654 961E-Mail:[email protected]

Frankreich Ansprechperson: Jean-Paul Bravard Stellvertreter: Anne Clemens Organisation: Groupe de RechercheRhône Alpes sur les Infrastructures etl'Eau; ZABR - Zone atelier Bassin duRhône; Domaine scientifique de la Doua66 bd Niels BohrF-69603 Villeurbanne cedex Tel.: +33 (0)472 / 43 61 61Fax: +33 (0)472 / 43 92 77E-Mail: [email protected] http://www.graie.org; www.zabr.org

Südtirol (Italien)Ansprechperson: Rudolf Pollinger Stellvertreter: Hanspeter Staffler, PeterHecherOrganisation: Autonome Provinz Bozen– Südtirol; Abteilung 30 - Wasserschutz-bautenC.Battisti - Str. 23I – 39100 Bozen Tel.: +39 0471 / 414 550Fax: +39 0471 / 414 599E-Mail:[email protected]://www.provinz.bz.it

ÖsterreichAnsprechperson: Raimund Tschulik Organisation: Bundesministerium fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt undWasserwirtschaft, Abteilung VII 5Marxergasse 2A – 1030 Wien Tel.: +43 (0)1 / 71100-7103Fax: +43 (0)1 / 71100-7159E-Mail:[email protected]://www.lebensministerium.at

Projektpartner

10 Projektpartner aus den AlpenländernDeutschland, Italien, Frankreich, Öster-reich, Schweiz und Slowenien arbeitetenin enger transnationaler Kooperation ander Umsetzung des Projektes.

Leadpartner

Der Lead-Partner wurde von den Projekt-partnern nominiert und ist Vertragspartnerder EU. Damit ist er für die gesamte Pro-jektabwicklung und insbesondere für dieVerwendung der EU-Mittel gegenüber derVerwaltungsbehörde verantwortlich.

BayernVerantwortlicher: Claus Kumutat Projektmanager: Stefan Thums Organisation: Bayerisches Staatsministe-rium für Umwelt, Gesundheit und Ver-braucherschutz, Referat 55 - Gewässererster Ordnung Rosenkavalierplatz 2D – 81925 München Tel.: +49 (0)89 / 92 14-43 41Fax: +49 (0)89 / 92 14-43 02E-Mail: [email protected]: http://www.stmugv.bayern.de

Projektpartner

Abb. A-6: Treffen von Mitarbeitern und Partnern der Flussraumagenda anlässlich der 1. Agendakonferenz inTraunstein. V. l.: J.P. Bravard (F), K. Michor (Ö). O. Rathschüler (Ö), N. Sereinig (Kärnten, Ö), St. Thums (Bayern,Projektleiter, D), J. Eggertsberger (Salzburg, Ö), F. Pichler (Kärnten, Ö), H. Steiner (Tirol, Ö), A. Clemens (F), R. Tschulik (Ö), R. Hornich (Steiermark, Ö), Ch. Alonso (F), H.P. Staffler (Südtirol, I), H. Mandler (Kärnten, Ö), P. Hecher (Südtirol, I), E. Zdovc (Kärnten, Ö), M. Grambow (Bayern).

Teil A: Einführung 09

KärntenAnsprechperson: Franz Pichler Stellvertreter: Norbert Sereinig Organisation: Amt der Kärntner Landes-regierung; Abteilung 18 - Wasserwirt-schaftVölkermarkter Ring 29A – 9020 Klagenfurt Tel.: +43 (0)463 / 536 318-0Fax: +43 (0)463 / 536 318 28E-Mail: [email protected]://wasser.ktn.gv.at

SalzburgAnsprechperson: Wolfgang Haussteiner Stellvertreter: Martin Zopp Organisation: Amt der Salzburger Landesregierung; Fachabteilung Wasser-wirtschaftMichael-Pacher-Straße 36A – 5010 Salzburg Tel.: +43 (0)662 / 8042-4251Fax: +43 (0)662 / 8042-4199E-Mail: [email protected]://www.salzburg.gv.at

SteiermarkAnsprechperson: Rudolf Hornich Stellvertreter: Heinz Peter Paar Organisation: Amt der SteiermärkischenLandesregierung; Abteilung 19 - Wasser-und Abfallwirtschaft Stempfergasse 5-7A – 8010 Graz Tel.: +43 (0)316 / 877-2031Fax: +43 (0)316 / 877-5899E-Mail: [email protected]://www.wasserwirtschaft.steiermark.at

TirolAnsprechperson: Hubert Steiner Organisation: Amt der Tiroler Landes-regierung, Abteilung WasserwirtschaftHerrengasse 1-3A – 6020 Innsbruck Tel.: +43 (0)512 / 508-4200Fax: +43 (0)512 / 508-4205E-Mail: [email protected]://www.tirol.gv.at

SlowenienAnsprechperson: Jozef Novak Organisation: Ministrstvo za okolje inprostor Agencija RS za okoljeOddelek porecja Mure, Murska SobotaSlovenska 2 SI - 9000 Murska Sobota Tel.: +386 (0)2 / 522 37 50Fax: +386 (0)2 / 522 37 64E-Mail: [email protected]://www.sigov.si/mop/en

SchweizAnsprechperson: Armin Peter Organisation: Eidgenössische Anstalt fürWasserversorgung, Abwasserreinigungund GewässerschutzÜberlandstraße 133CH – 8600 Dübendorf Tel.: +41 (0)1 / 823 55 11Fax: +41 (0)1 / 923 50 28E-Mail: [email protected]://www.eawag.ch

Externe Dienstleister:

Organisation: AlpenforschungsinstitutGmbH (Techn. Projektmanagement)Ansprechperson: Thomas ProbstAm Kurpark 21D – 82467 Garmisch-Partenkirchen Tel.: +49 (0)8821 / 943 16-0Fax: +49 (0)8821 / 943 16-79E-Mail: [email protected]://www.alpenforschung.de

Organisation: freiland Umweltconsulting(Fachliche Koordination)Ansprechperson: Oliver RathschülerLiechtensteinstraße 63A – 1090 Wien Tel.: +43 (0)1 / 310 79 70-0Fax: +43 (0)1 / 310 79 70-17E-Mail: [email protected]://www.freiland.at

Organisation: REVITAL ecoconsult(Vernetzendes Berichtswesen)Ansprechperson: Klaus MichorNussdorf 71A – 9990 Nussdorf-Debant Tel.: +43 (0)4852 / 67 499-0Fax: +43 (0)4852 / 67 499-19E-Mail: [email protected]://www.revital-ecoconsult.com

Projektpartner

Arbeitsgruppe (AG) „Strategische Planung und Kommunikation“:Aufgaben:• Projektkoordination: Überwachung

des Projektfortschritts im Hinblick aufdie Projektziele

• Sicherstellung der ständigen Kommu-nikation mit dem Programmmanage-ment

• Koordination des Finanz- und Be-richtswesens

• Aufrechterhaltung aktiver transnatio-naler Beziehungen

• Koordination des Vorgehens in ver-schiedenen Kooperationsbereichen

Verantwortlich: Die Vertreter der Projekt-partner.

Arbeitsgruppe (AG) „Modellflussräume”:Aufgabe: Fachliche Abstimmung der Pro-jekte in den 11 Modellflussräumen. Verantwortlich: Die Vertreter der Projekt-partner.Die beiden genannten Arbeitsgruppenkoordinierten zusammen den Entwik-klungsprozess auf transnationaler Ebeneund organisierten 3 Konferenzen. Natio-nale Koordinatoren stellten den ständigenWissens- und Erfahrungsaustausch zwi-schen der strategischen und der operatio-nalen Ebene sicher.

Arbeitsgruppe (AG) „Technisches undfinanzielles Projektmanagement“Aufgabe: Verträge, Finanzmanagementund BerichteVerantwortlich: Bayerisches Staatsmini-sterium für Umwelt, Gesundheit und Ver-braucherschutz sowie externe Dienstlei-ster.

Operationale Ebene

Die Projektpartner waren für die Umset-zung ihrer Teilprojekte in den Modell-flussräumen verantwortlich. Sie formu-lierten schutzwasserwirtschaftliche Ziele,leiteten Maßnahmen dazu ein, beobachte-ten den Fortschritt von nachgeordnetenProjekten und bezogen die Bevölkerungin den Prozess mit ein.

Gremien

Die Projektorganisation setzte sich ausfolgenden Gremien zusammen:

• Lenkungsgruppe / Steuerungsgruppe• Arbeitsgruppe (AG) „Strategische Pla-

nung und Kommunikation“ • Arbeitsgruppe (AG) „Modellfluss-

räume“• Arbeitsgruppe (AG) „Technisches und

finanzielles Projektmanagement“

Strategische Ebene

Die transnationale Steuerungsgruppe un-ter dem Vorsitz von Dipl.-Ing. ClausKumutat vom Lead-Partner, dem Bayeri-schen Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz, bilde-te das zentrale Entscheidungsgremium.Mitglieder waren die Vertreter der 10 Pro-jektpartner (Abb. A-7).

Zusätzlich wurden drei Arbeitsgruppeneingerichtet, die von externen Experten-büros organisiert und beraten wurden.

Projektorganisation

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum10

Abb. A-9: Projektorganisation im Rahmen der Flussraumagenda Alpenraum.

Abb. A-7: Sitzung der Lenkungsgruppe am 15. März2005 in Traunstein (Bayern, D).

Abb. A-8: Teffen der Arbeitsgruppe Modellfluss-räume am 15. September 2005 in Unterpurkla(Steiermark, Ö).

Projektrahmen / Organisation

StrategischeEbene

StrategischeEbene

OperationaleEbene

Lenkungsgruppe / Steuerungsgruppe

Arbeitsgruppe“Strategische Planung und Kommunikation”

Arbeitsgruppe“Modellflussräume”

Arbeitsgruppe“Technisches und finanzielles

Projektmanagement”

Projektstrukturplan

Der Projektstrukturplan wurde entspre-chend dem Projektantrag und den darinformulierten Arbeitspaketen erstellt. DieArbeitspakete lassen sich den übergeord-neten Handlungsfeldern

• Projektabwicklung • Analyse • Planung • Kommunikation und • Umsetzung

zuordnen.

Ähnlich einem Baukastensystem wurdenfür jedes Arbeitspaket Planungsmoduleentwickelt. Die Aktivitäten in den Mo-dellflussräumen wurden diesen Modulenzugeordnet (Abb. A-11). Nach Abschlussder Aktivitäten lieferten sie in From derBest-Practice-Beispiele (Teil C) die „Bau-steine” zum Flussraummanagementplan“(siehe Teil B).

Projektorganisation

Teil A: Einführung 11

Abb. A-11: Projektstrukturplan Flussraumagenda Alpenraum mit beispielhaft angeführten Modulen und Aktivitäten.

Abb. A-10: Messestand der Gemeinschaftsinitiative“Rivers need Space” auf der Aqua Alta in München(Jänner 2005). Die Ziele und Inhalte der Flussraum-agenda wurden einer breiteren Öffentlichkeit präsen-tiert.

Ansätze auf der Suche nach gemeinsamenzukunftsorientierten Strategien an derSchnittstelle von Hochwasserschutz undRaumplanung.

Übersicht

An der “Flussraumagenda Alpenraum”waren die Alpenstaaten Deutschland (Ba-yern), Frankreich (Rhône-Alpes), Italien(Südtirol, Friaul), Österreich (Kärnten,Salzburg, Steiermark, Tirol), Schweiz undSlowenien beteiligt (Abb. A-12).

Die Partnerländer nominierten 11 Modell-flussräume als Fallbeispiele für die Ent-wicklung und Erprobung neuer Methodenund Strategien im Flussraummanagement.Als Modellgewässer wurden Gebirgsflüs-se in alpinen Tallagen ausgewählt. Allengemeinsam waren knapper Raum, vielfäl-tige, zum Teil widersprüchliche Nut-zungsinteressen und hoher Nutzungs-druck.

Die zahlreiche Aktivitäten in den Modell-flussräumen (siehe folgende Seiten) lie-ferten wertvolle Erfahrungen und neue

Modellflussräume

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum12

Abb. A-12: Geografische Lage der Modellflussräume. Als “Modellflussräume” wurden im Projekt jene Fließgewässerabschnitte und deren Umland bezeichnet, an denendie einzelnen Partner ihre Aktivitäten durchführten.

Österreich

Deutschland

Slowenien

Italien

Frankreich

Drôme

Tiroler Achen / Großache Saalach

Mur

GurkRaabMöll

Eisack Ahr

Artugna

Graf

ik:f

reila

nd

Rhône (F)

Rhône (CH)

Schweiz

Partner Modellflüsse

Bayern (Lead-Partner) Saalach, Tiroler Achen Südtirol Ahr, Eisack Frankreich Drôme, Rhône Friaul Artugna Kärnten Gurk, Möll Salzburg Saalach Slowenien Mur Steiermark Raab, Mur Schweiz Rhône Tirol Großache

Hinweis: Bei der Großache bzw. Tiroler Achen handeltes sich um ein und dasselbe Gewässer, das in Tirol alsGroßache, in Bayern als Tiroler Achen bezeichnet wird.

Tab. A-1: Partnerländer und die ihnen zugeordnetenModellflussräume

Modellflussräume

Teil A: Einführung 13

Abb. A-13: Die Saalach im Raum Lofer (Salzburg).

Abb. A-14: Die Saalach in Bayern.

Modellflussraum SAALACH

Problemstellung im Modellflussraum im Bundesland Salzburg• Hochwasserabflussgebiete sind derzeit im Oberlauf noch nicht ausgewiesen • Optimierung des Hochwasserschutzes (einzelne Siedlungen sind gefährdet)• Geschiebeüberschuss im Oberlauf (Pinzgau), Geschiebedefizit im Unterlauf durch

den Saalachstausee • Erhalt und Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit • Abstimmung der Nutzungsinteressen im Flussraum (Raumplanung, Verkehr,

Tourismus, Fischerei etc.)

Problemstellung im Modellflussraum im Freistaat Bayern• Fehlende Geschiebedurchgängigkeit bzw. daraus resultierende Eintiefung des

Gewässers• Gestrecktes strukturarmes Gewässer • Deiche am Gewässer • Abkopplung der Auen • Verlust an Retentionsraum • Intensive Nutzung

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Saalach• Bayern:

- Untersuchung des Geschiebetransportes (TU München) inkl. Maßnahmen- Rampenmodell der TU Wien

• Salzburg:- Analyse des Ist-Zustandes (Geschiebehaushalt, Risikoanalyse, ...), Leitbild, integrative Maßnahmenplanung

Ansprechpartner

Bayern:Dipl.-Ing. Andreas BaumerWasserwirtschaftsamt TraunsteinRosenheimer Straße 7, D – 83278 TraunsteinE-Mail: [email protected]

SalzburgMag. DI Martin ZoppAmt der Salzburger LandesregierungAbteilung Schutzwasserwirtschaft und -bauMichael-Pacher-Straße 36, A - 5020 SalzburgE-Mail: [email protected]

Projektpartner: Bayern, SalzburgGeographische Lage: Bundesland Salzburg / Österreich und

Freistaat Bayern / Deutschland Abgrenzung: Ursprung in den Kitzbühler Alpen bis

Mündung in die Salzach Gesamtlänge: Gesamt ca. 95 Fluss-Kilometer

(Salzburg rd. 62 km, Bayern rd. 33 km) Projektabschnitt: Gesamt ca. 95 Fluss-Kilometer

(Salzburg rd. 62 km, Bayern rd. 33 km) Einzugsgebiet: Gesamt 1.150 km2

Höhenlage: 2.095 m – 401 m ü. NN Durchschnittliches Gefälle: 1,8 ‰ Flussordnungszahl: 3 - 6 Regimetyp: gemäßigt nival Linienführung: Natürlich: Alpiner Wildfluss mit hohen Geschiebefrach-

ten und LaufverlagerungenHeute: Gestreckt – pendelnd (festgelegt)

MQ: 5 m3/s (Oberlauf) bis 44 m3/sHQ30: 90 m3/s (Oberlauf) bis 700 m3/sHQ100: 130 m3/s (Oberlauf) bis 940 m3/sFischregion: - Biologische Gewässergüte: I-II Vegetationskundliche Höhenstufe: Alpin bis Flachland

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum14

Abb. A-15: Die Großache bei Kirchdorf i.T.

Abb. A-16: Die Tiroler Achen in Bayern.

Modellflussraum TIROLER ACHEN / GROSSACHE

Problemstellung im Modellflussraum Großache / Tiroler Achen

• Parallel laufende Deiche zum Gewässer • Abkoppelung der Auen • Verlust an Retentionsraum • Intensive Umlandnutzung • Sohlanhebung • Verlandung des Chiemsees

Problemstellung im Modellflussraum in Tirol

Im kesselartigen Einzugsgebiet der Großache bringen drei größere Zubringer bei Stark-regen große Wassermengen in die Großache, wodurch es immer wieder zu dramati-schen Hochwassersituationen in tiefer gelegenen Siedlungsgebieten kommt. Die Ver-bauung der Großache und die Entkoppelung vieler Nebenflüsse führte zum Verlust anRetentionsräumen und behindert die biologische Durchgängigkeit.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Tiroler Achen / Großache

• Auswertung vorhandener Daten, bekannter Ereignisse sowie Beschaffung zusätz-licher, das Abflussgeschehen bestimmende oder beeinflussende Daten.

• Erstellung eines Prognose-, Niederschlag - Abfluss- und Wellenablaufmodells (“the-oretisches Flussgebietsmodell“; „Vorwarnmodell“), das in der Lage ist, den natür-lichen Abfluss, insbesondere im Hochwasserfall hinreichend genau zu simulieren.

• Implementierung - Installierung des erstellten Modells für den „Echteinsatz“ angeeigneten Orten und mit entsprechenden Zugriffsmöglichkeiten.

Ansprechpartner

Bayern:Dipl.- Ing. Andreas BaumerWasserwirtschaftsamt TraunsteinRosenheimer Straße 7, D – 83278 TraunsteinE-Mail: [email protected]

Tirol DI Hubert SteinerAmt der Tiroler Landesregierung,Abteilung WasserwirtschaftHerrengasse 1-3, A - 6020 InnsbruckE-Mail: [email protected]

Projektpartner: Bayern, TirolGeographische Lage: Bundesland Tirol / Österreich und Freistaat Bayern /

Deutschland; bei der Großache bzw. Tiroler Achenhandelt es sich um ein und dasselbe Gewässer, dasin Tirol als Großache, in Bayern als Tiroler Achenbezeichnet wird.

Gesamtlänge: Tirol: 48 km, Bayern: 24 km Projektabschnitt: Tirol: 48 km, Bayern: 24 km Einzugsgebiet: Tirol: 840 km2, Bayern 944 km2

Höhenlage: Tirol: 1247 m.ü.d.M. – 518 m.ü.d.M. Durchschnittliches Gefälle: Tirol: 14 ‰ Flussordnungszahl: Tirol: 8 Regimetyp: alpines Gewässer Linienführung: geradlinig, teilweise verbautMQ: Großache bei Kössen – Hütte: 29,6 m3/s;HQ30: Großache bei Kössen – Hütte: 500 m3/s;HQ100: Großache bei Kössen – Hütte: 620 m3/s;

Tiroler Achen: 870 m3/sFischregion: Forellenregion Biologische Gewässergüte: Großache: II Vegetationskundliche Höhenstufe: Montan, Subalpin, Alpin

Modellflussräume

Teil A: Einführung 15

Abb. A-17: Die Drôme im Naturschutzgebiet LesRamieres.

Abb. A-18: Die Drôme ist bei Kanufahrern sehr beliebt.

Modellflussraum DRÔME

Problemstellung im Modellflussraum Drôme

• Die Drôme weist eine hohe Seitenerosionskapazität auf. Bereichsweise kommt es zuAnlandungsprozessen, stellenweise zu Sedimentabtrag bzw. Eintiefungstendenzen.Dieses Problem wird durch die starken Hochwässer zusätzlich verstärkt.

• Eine lokale Verschmutzung des Grundwassers bzw. des Fließgewässers tritt dort auf,wo Viehzuchtbetriebe angesiedelt sind und eine diffuse Verschmutzung aus denlandwirtschaftlichen Nutzflächen gegeben ist.

• Mangel an Wasserressourcen bei Trockenheit im Sommer. • Starke Freizeitnutzung: Bei Niedrigwasser im Juli und August gehen bis 100 Perso-

nen / Tag im Drômegebiet wassersportlichen Aktivitäten nach (Kajak, Kanu). Die Zahl der Freizeitvereine an der Drôme ist in den letzten Jahrzehnten starkangestiegen.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Drôme

• Initiierung eines Netzwerkes aus Wissenschaftlern und der Wasserbehörde derDrôme; Schwerpunkt sind Forschungen zu den Themen Geschiebe, Gewässeröko-logie und soziale Wahrnehmung von Managementmaßnahmen.

• Organisation von “Themenabenden” zur Geomorphologie und Fischfauna der Drôme.

• Studie zum Thema „Entwicklung der Planungsprozesse an Flüssen (1950-2005)“.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Jean-Paul BravardChristiane Alonso ZABR - GRAIEDomaine scientifique de la Doua 66 bdNiels Bohr BP 2132 F - 69603 Villleurbanne cedexE-Mail: [email protected]

Abb. A-19: Ein Flussparlament, CLE genannt,bestimmt gemeinschaftlich über die Entwicklung derDrôme. Der Projektpartner ZABR berichtet darüberim Rahmen der Flussraumagenda.

Projektpartner: FrankreichGeographische Lage: Linksufriger Zubringer der Rhône (Frankreich) Abgrenzung: Die Drôme entspringt nahe bei „la bâtie des fonds“

(1030 m) und mündet zwischen Livron und Loriolin die Rhône.

Gesamtlänge: 110 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: 110 Fluss-Kilometer Einzugsgebiet: 1.642 km2

Höhenlage: 1.500 m ü.d.M. - 86 m ü.d.M.Durchschnittliches Gefälle: - Flussordnungszahl: - Regimetyp: Vorlapin, Submediterran Linienführung: Verzweigt mit Tendenz zu linearer Führung MQ: 20 m3/sHQ30: 380 m3/sHQ100: 800 m3/sFischregion: - Biologische Gewässergüte: Im oberen Abschnitt (Haute-Drôme, Archiane, Mey-

rosse) und flussaufwärts von Crest ist die Wasser-qualität ausgezeichnet, in den übrigen Abschnittenist sie gut. Ursache dafür ist das gute Selbstrei-nigungsvermögen der Drôme.Im unteren Teil (flussabwärts von Crest, Sye und laGrenette) ist die Qualität mittelmäßig.

Vegetationskundliche Höhenstufe: -

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum16

Abb. A-21: Die Rhône in Frankreich.

Abb. A-20: Die Rhône im Kanton Wallis (CH).

Modellflussraum RHÔNE

Problemstellung im Modellflussraum in der Schweiz• Nach den Hochwässern von 1987 und 1993 wurde vom Kanton Wallis (CH) die

3. Rhonekorrektion in Angriff genommen. Parallel zur Projektierung laufen Analyse,Risikodialog und Öffentlichkeitsarbeit.

Problemstellung im Modellflussraum in Frankreich• Wasserkraftnutzung, Kiesentnahme, Gewässerverschmutzung, Nutzungsdruck durch

steigende Freizeitaktivitäten, Wassermangel in Trockenperioden.• Hochwassergefährdung: Bei Hochwässern sind 28.000 Einwohner von mittleren

Hochwässern (HQ10), 62.000 Einwohner von starken Hochwässern (HQ100) sowie158.000 Einwohner von sehr starken Hochwässern (HQ1000) betroffen. 13.000 Fir-men (bzw. 100.000 Arbeitsplätze) befinden sich auf potenziellen Überschwem-mungsflächen.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Rhône in der Schweiz• Erfassung des Ist-Zustandes und ökologische Interpretationen, Defizitanalysen -

Untersuchungen zum Austausch Grundwasser-Flusswasser, Vegetation, Uferfauna,Benthos, Fische.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Rhône in Frankreich• Initiierung eines Netzwerkes von Wissenschaftler und wichtigen Wasserbehörden im

Rhônegebiet als Austauschplattform für:- die Bearbeitung wissenschaftlicher Fragen- Beiträge und Entscheidungshilfen der Wissenschaft für die nachhaltige Bewirt-

schaftung / Planung / Entwicklung der Rhône und ihrer Einzugsgebiete. • Organisation von Seminaren (Sedimenthaushalt, Konzept “Flussräume”).• Monitoring zum "Programme décennal”, das dazu beitragen soll, unter anderem den

gewässerökologischen Zusand der Rhône zu verbessern.

Ansprechpartner

Schweiz:Dr. Armin PeterEidgenössische Anstalt für Wasser-versorgung, Abwasserreinigung undGewässerschutz (EAWAG)Überlandstraße 133, CH-8600 DübendorfE-Mail: [email protected]

FrankreichProf. Dr. Jean-Paul BravardChristiane Alonso ZABR - GRAIEDomaine scientifique de la Doua 66 bdNiels Bohr BP 2132 F - 69603 Villleurbanne cedexE-Mail: [email protected]

Projektpartner: Schweiz, FrankreichGeographische Lage: Die Rhône entspringt dem Rhônegletscher im Nord-

osten des Kantons Wallis in der Schweiz und fließtanfangs von Ost nach West. In Martigny macht dieRhône einen markanten 90°-Bogen (das Rhône-Knie)und fließt Richtung Norden. Sie mündet in Bouveret inden Genfersee, den sie in Genf wieder verlässt. AbLyon fließt sie von Nord nach Süd und mündet schließ-lich in der Nähe von Marseille in das Mittelmeer.

Gesamtlänge: 812 Fluss-Kilometer (inkl. Genfer See)Projektabschnitt: 167 km (Schweiz); 522 Fluss-Kilometer (Frankreich)Einzugsgebiet: 97.000 km2 (Schweiz: 5.220 km2)Höhenlage: 2.270 m.ü.d.M. – Mündung ins Mittelmeer Durchschnittliches Gefälle: ca. 3 ‰ Regimetyp: Die Regimetypen der Rhône sind vielfältig: in Höhen-

lagen herrscht glazialer und nivaler Einfluss vor, imNorden das ozeanische Regime mit hohen Winterwas-serständen, im Süden das mediterrane Regime mithohem Frühlings- und Herbstwasser.

MQ: 660 m3/s (Mündung Genfer See);1.720 m3/s im Mündungsbereich

HQ100: 1.192 m3/s (Mündung Genfer See); 8.000 m3/s (bei Montelimar)

Modellgewässer

Teil A: Einführung 17

Projektpartner: Comune die Budoia, Friaul, Italien

Abb. A-22: In der Karstlandschaft der Dolomitenführt der Bach Artugna nur nach Regenfällen Wasser. Daher ist Wasser eine kostbare Ressource.

Abb. A-23: Im Rahmen der Abenteuerwoche folgtendie Jugendlichen dem Bach Artugna - von den Berg-gipfeln bis zur Mündung.

Modellflussraum ARTUGNA

Da sämtliche Aktivitäten des Projektpartners Comune di Budoia (Friaul) dem Arbeits-paket „Öffentlichkeitsarbeit“ zugeordnet werden, beschränkt sich die Darstellung desModellflussraumes auf die Beschreibung der im Rahmen der Flussraumagenda getätig-ten Maßnahmen.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Artugna

• Ist-ZustandserhebungErhebung der Ressourcen (personell und strukturell) sowie der Problembereiche(landschaftlich, kulturgeschichtlich, usw.) entlang des Flusses Artugna. Unter derBeteiligung der örtlichen Körperschaften (Kulturvereine, Umweltschutzverbände,Schulen, Bibliotheken, Zivilschutz usw.) wurden Probleme aufgezeigt, untersuchtund in Foren diskutiert. In einem zweiten Schritt wurden Vorschläge erarbeitet, umtouristische Aktivitäten zu definieren, die entlang des Verlaufs der Artugna zurUmsetzung kommen können.

• Sensibilisierung und ÖffentlichkeitsarbeitEs wurden Informationsveranstaltungen für die lokale Bevölkerung, insbesonderefür die Jugend, abgehalten. In Seminaren wurden die Wechselbeziehungen zwischenFluss, Umland und lokaler Bevölkerung (z.B. Überflutungen, Beregnung, Grund-wasser, Mühlen, intelligente Wassernutzung, Wassereinsparung usw.) analysiert unddargestellt . Diese Form der Sensibilisierung zielte vor allem auf Nachhaltigkeit abund sollte der lokalen Bevölkerung einen neuen Zugang zum Thema Wasser vermit-teln.

• „Spiel- und Abenteuerwoche”: Lernen durch ProbierenIn einer didaktischen Woche wurde der örtlichen Jugend ihr Fluss anhand verschie-dener Bereiche (Geschichte, Kultur, Landschaft, Erholung) vermittelt. Dazu wurdeein „offenes Labor“ geschaffen. In dieser mobilen Struktur wurde ein typischerLebensraum des Gebietes dargestellt und über Experimente erforscht. Begleitenddazu wurden Ausflüge, Führungen und sportliche Aktivitäten (Kajak, Höhlenwande-rungen, Canyoning usw.) veranstaltet, um den Fluss von der Quelle bis zur Mün-dung kennen zu lernen.

• „Sport, Spiel und Abenteuer”: interkultureller Austausch für Jugendliche Im Sommer 2005 wurde eine interkulturelle Austauschwoche für Jugendliche ausPartnerländern veranstaltet. In dieser Woche konnten die Jugendlichen aus den ver-schiedenen Kulturen ihre Erfahrungen und ihr Wissen zum Thema Wasser und Flussaustauschen. Auch wurde die Abenteuerwoche wiederholt (siehe oben). Ansprechpartner

Bgm. Antonio Zambon Comune di BudoiaPiazza Umberto 1I-33070 BudoiaE-Mail: [email protected]

Abb. A-24: Austauschwoche mit Jugendlichen zumThema “Wasser”.

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum18

Abb. A-25: Mittleres Gurktal (Kärnten).

Modellflussraum GURK

Problemstellung im Modellflussraum Gurk• Fehlende Grundlagendaten in den Bereichen Hydraulik, Vermessung, hydrologi-

scher Längenschnitt (inkl. Talretentionen) etc. • Fehlender aktueller Gefahrenzonenplan; Überschneidungen zwischen Intensiv-

nutzungen (Flächenwidmungen) und dem Abflussraum; Unklarheit herrscht weitersüber den tatsächlichen Verlauf der Hochwasseranschlagslinien.

• Neben abschnittsweisen strukturökologischen Defiziten bestehen Bedrohungen vongewässerökologisch wertvollen Strecken durch Kraftwerksprojekte sowie Belastun-gen der Fischfauna durch flüchtige Kohlenwasserstoffe.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Gurk• Erhebung von Grundlagendaten: Ermittlung der notwendigen Geländedaten (Höhen-

modell) aus Laserscanning; Abschätzung der Genauigkeit vergleichbarer Methoden.• Analyse der Abflussverhältnisse und der Gefahrensituation für die Gemeinden Weit-

ensfeld, Gurk und Straßburg mittels 2D-Modellierung bzw. gekoppelter 1D-2D-Modellierung. Untersuchung des Retentionsverhaltens und der (Re)aktivierung vonRetentionsräumen; Vorschläge zu Lösungsvarianten in den Gemeinden.

• Konzeption und Ausarbeitung eines Schutzwasserwirtschaftlichen Raumentwick-lungsplans (SREP) im Rahmen einer “Hochwasser-Partnerschaft” (Modell Fluss-region – 3 Gemeinden).

• Flussplattform: Durchführung regelmäßiger Workshops, Rückkopplung mit denArbeiten zum „Schutzwasserwirtschaftlichen Raumentwicklungsplan“.

• Wasserinformationssystem: Konzept zur Visualisierung von Daten aus dem SREPund Grundsatzkonzepten; Erstellung einer Web Applikation.

• Umsetzung von Pilotprojekten.

Ansprechpartner

DI Erich ZdovcAmt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 18 - Wasserwirtschaft, Unterabteilung KlagenfurtE-mail: [email protected]

Abb. A-26: Die Gurk bei Schöttelhof. Eingeschnittenin Schotterterrassen hat die Gurk ihren natürlichenCharakter weitgehend erhalten.

Projektpartner: KärntenGeographische Lage: Gurktal, Bundesland Kärnten, Republik Österreich;Abgrenzung: Ebene Reichenau (Stangenbachmündung) bis Völker-

markt (Mündung in den Völkermarkter Stausee); Gesamtlänge: 157 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: 140 Fluss-Kilometer Einzugsgebiet: 2.581,63 km2

Höhenlage: 2.040 m ü.A. (Ursprung) – 386 m (Mündung) Durchschnittliches Gefälle: gesamte Gurk: ca. 10 ‰Projektabschnitt: ca. 5 ‰ Flussordnungszahl: 6 Regimetyp: gemäßigt nival (Pegel Weitensfeld); nivo-pluvial (ab

Pegel Weitensfeld); Abflussmaxima zwischen April - Mai Linienführung: Schlucht- und Kerbtäler mit gestrecktem Flussverlauf

wechseln mit breiten Sohlentälern mit mäandrierenden,pendelnden oder furkierenden Gewässerabschnitten.

MQ: Unterlauf, Pegel Launsdorf: 14 m3/sHQ30: Unterlauf, Pegel Launsdorf: 185 m3/sHQ100: Unterlauf, Pegel Launsdorf: 230 m3/sFischregion: Forellenregion (Oberlauf bis ca. Weitensfeld), Äschen-

region (ca. Weitensfeld - Glanmündung), Barbenregion(ab Glanmündung)

Biologische Gewässergüte: überwiegend I – IIVegetationskundliche Höhenstufe: Alpin (Ursprung) bis Submontan (Mündung)

Modellgewässer

Teil A: Einführung 19

Abb. A-27: Die Möll mit Danielsberg (Mitte).

Abb. A-28: Geschiebebank an der Möll im Bereichder Stauwurzel Gössnitzstausee.

Modellflussraum MÖLL

Problemstellung im Modellflussraum Möll

• Das komplexe Risikoszenario an der Möll, wonach aus Geschiebeeinstöße ausZubringern die Hochwassersituation dramatisch verschärfen können, ergibt höchstenschutzwasserwirtschaftlichen Handlungsbedarf. Ein Gesamtkonzept für Schutz- undInstandhaltungsmaßnahmen unter Berücksichtigung gewässerökologischer, erho-lungsfunktioneller und regionalwirtschaftlicher Aspekte fehlt.

• Das Projektgebiet liegt in einem landschaftlich sehr sensiblen Raum (NationalparkHohe Tauern, landschaftsbezogener Tourismus) und verlangt einen besonders scho-nenden Umgang mit dem Hauptgewässer des Tales.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Möll

• Erstellung eines schutzwasserwirtschaftlichen Maßnahmenprogramms für diegesamte Möll.

• Konzeption und Erstellung eines Schutzwasserwirtschaftlichen Raumentwicklungs-plans (SREP) für das Gesamtsystem.

• Umsetzung von Pilotprojekten.

Ansprechpartner

Ing. Herbert Mandler Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 18 - Wasserwirtschaft, Unterabteilung Spittal/DrauLutherstraße 6-8, A-9800 Spittal a.d. DrauE-Mail: [email protected]

Projektpartner: KärntenGeographische Lage: Mölltal, Bundesland Kärnten, Republik Österreich;Abgrenzung: Talbodenbereich des Mölltales von der Mündung in

die Drau bei Möllbrücke bis zum Pegel Ranigoss-brücke oberhalb von Heiligenblut;

Gesamtlänge: ca. 80 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: 76,1 Fluss-Kilometer Einzugsgebiet: 1.105 km2

Höhenlage: 2.019 m ü.A. (Ursprung) – 1.300 m (Pegel Ranigoss-brücke) – 550 m (Mündung in die Drau)

Durchschnittliches Gefälle: 5 – 15 ‰, stellenweise auch höher Flussordnungszahl: 6 Regimetyp: gemäßigt nival (Pegel Ranigossbrücke)

nival (ab Pegel Winklern); Abflussmaxima im Juni Linienführung: Heute: gestreckter / gerader Lauf (in regulierten

Strecken, Schluchtstrecken) Früher: geschiebereicher Fluss; morphologiebedingtentweder gestreckt, pendelnd (mit lokalen Furkatio-nen) oder verzweigt (großräumige Furkation)

MQ: mit Kraftwerken: maximal 21,3 m3/sohne Kraftwerke: maximal 36,6 m3/s

HQ30: 500 m3/s (Mündung, Pegel Möllbrücke) HQ100: 620 m3/s (Mündung, Pegel Möllbrücke) Fischregion: Historisch: Forellenregion (Oberlauf bis Putschall),

Äschenregion (Mittel- und Unterlauf)Aktuell: Forellenregion (Oberlauf bis Putschall); Über-gangsregion Untere Forellenregion – Äschenregion(Mittel- und Unterlauf);

Biologische Gewässergüte: I – II Vegetationskundliche Höhenstufe: Kollin bis Subalpin

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum20

Abb. A-29: Mäander an der Raab.

Modellflussraum RAAB

Problemstellung im Modellflussraum Raab• Das Untersuchungsgebiet im Bereich der Stadt Gleisdorf liegt etwa 20 km östlich

von Graz, nahe der Mündung des Rabnitzbaches in die Raab. In den Jahren 1997 -1999 wurde der Hochwasserschutz an beiden Gewässern mit Längsdämmen undRückhaltebecken verbessert, um ein 100-jährliches Hochwasserereignis schadlosabzuführen (siehe Beispiel 58). Inzwischen entwickelte sich das bis zu einem HQ100

geschützte linke Raabufer zu einem Industriestandort von überregionaler Bedeu-tung. Demzufolge ist das Schadenspotenzial enorm angestiegen.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Raab• Risikoanalyse „Hochwasserschutz Gleisdorf“: Im Gebiet Gleisdorf und Umgebung

wurde untersucht, wo bei Hochwässern jenseits von 100-jährlichen EreignissenSchwachstellen im Schutzsystem auftreten können und welche materiellen Schädenan Wohngebäuden, Industrieanlagen oder Infrastrukturen damit verbunden wären.

Ansprechpartner

HR DI Rudolf Hornich Amt der Steiermärkischen LandesregierungFachabteilung 19b - Schutzwasserwirtschaft und BodenwasserhaushaltStempfergasse 7, A - 8010 GrazE-Mail: [email protected]

Abb. A-30: Ökologische Ausgleichsmaßnahme ander Raab im Zuge des HochwasserschutzprojektesGleisdorf.

Projektpartner: SteiermarkGeographische Lage: Ursprung in den Passailer Alpen; Mündung in einen

Seitenarm der Donau bei Györ in Ungarn;Österreich, Bundesland Steiermark,

Abgrenzung: Ausgang der Raabklamm – Stmk. Bgld. Landesgrenze Gesamtlänge: ca. 250 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: ca. 10 Fluss-Kilometer Einzugsgebiet: Österreich 1.020 km2, Steiermark 890 km≈Höhenlage: 1.150 m ü.A. (Wasserscheide), 100 m ü.A. (Mündung) Durchschnittliches Gefälle: 1 ‰ (St. Margarethen), 0,8 ‰ (Landesgrenze) Flussordnungszahl: 5 bei Mogersdorf (Staatsgrenze) Regimetyp: pluvio-nival 3 bzw. pluvio-nival B Linienführung: gestreckt bis mäandrierend HQ100: 200 m3/sFischregion: Epi-/Metarhithral bis Epipotamal (Metapotamal) Biologische Gewässergüte: Ursprung bis Mitterdorf: I-II

Mitterdorf – Fladnitz: II, danach II-III Vegetationskundliche Höhenstufe: -

Modellgewässer

Teil A: Einführung 21

Abb. A-32: Die “Grenzmur” - Grenzfluss zwischenSteiermark und Slowenien.

Modellflussraum MUR

Problemstellung im Modellflussraum Mur

Die obere Mur ist über weite Strecken ein vergleichsweise intakter Fluss. Hauptproble-me sind: • Kontinuumsunterbrechungen und periodische Stauraumspülungen • Geschieberückhalt an den Zubringern sowie der strukturelle Zustand bzw. die Was-

serführung der Zubringer (z.T. nur noch Restwasserführung) • Industriell gewerbliche Nutzungskonflikte (z.B. Kiesentnahme) • Noch unzureichende internationale Zusammenarbeit bei der Hochwasservorhersage

und -warnung.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Mur

• Erarbeitung der Grundlagen für ein Hochwasservorhersagemodell für das Einzugs-gebiet der Mur unter Einbeziehung von Slowenien, mittelfristig auch von Kroatienund Ungarn.

• Einrichtung einer internationalen Hochwasserwarnzentrale für die Mur, StandortGraz.

• Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung; Durchführung von Schulprojekten inKooperation mit dem EU-LIFE-Natur-Projekt an der Oberen Mur.

Ansprechpartner

HR DI Rudolf Hornich Amt der Steiermärkischen LandesregierungFachabteilung 19b - Schutzwasserwirtschaft und BodenwasserhaushaltStempfergasse 7, A - 8010 GrazE-Mail: [email protected]

Dipl.-Ing. Jozef NovakMinistrstvo za okolje in prostorAgencija RS za okoljeOddelek porecja Mure, Murska SobotaSI - 9000 Murska Sobota E-Mail: [email protected]

Abb. A-31: Murinsel bei Falkendorf.

Abb. A-33: Die Mur bei Novakovec (Slowenien).

Projektpartner: Steiermark, SlowenienGeographische Lage: Ursprung im Bundesland Salzburg in der Hafnergrup-

pe, Mündung bei Legrad (Kroatien) in die Drau. Abgrenzung: Mur in der Steiermark und SlowenienGesamtlänge: ca. 450 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: ca. 350 Fluss-KilometerEinzugsgebiet: Österreich (inkl. Grenzstrecke): 10.200 km2

Slowenien: 1.400 km2; gesamt: ca. 14.000 km2

Höhenlage: Projektgebiet: ca. 1900 - 130 m ü.A. Durchschnittliches Gefälle: 2 ‰ Flussordnungszahl: 7 beim Verlassen des österreichischen Staatsgebietes Regimetyp: nivales Regime bis Mörtersdorf, anschließend gemä-

ßigt nivales Regime Linienführung: je nach Talform pendelnd / gewunden HQ100: 1800 m3/sFischregion: Meta- / Hyporhithral Biologische Gewässergüte: I – II Vegetationskundliche Höhenstufe: -

T E I L A

Flussraum Agenda Alpenraum22

Abb. A-34: Die Untere Ahr vor Uttenheim.

Modellflussraum UNTERE AHR

Problemstellung im Modellflussraum Untere Ahr• Abschnittsweise unzureichende Hochwassersicherheit; besonders in St. Georgen bei

Bruneck, das bei HQ100 von großflächiger Überflutung bedroht ist.• Verlust von Flusslebensraum (Verzweigungen, Schotterbänke). • Veränderung des Fließgewässercharakters (“Rhithralisierung” durch Verengung). • Verlust von Auwaldlebensraum durch Senkung des Grundwasserstandes.• Nicht alle Seitenbäche sind für Fische zugänglich.• Gefährdung und Beeinträchtigung der Au- und Nebengewässer. • Schwalleinfluss durch Speicherkraftwerk. • Z.T. hoher Nutzungsdruck in naturschutzfachlich sensiblen Bereichen durch Inten-

sivbeweidung und Freizeitaktivitäten wie Rafting, Reiten etc..

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Untere Ahr• Entschädigungsverfahren Hochwasserpolderflächen: Schätzung einer objektiven

Entschädigungssumme; Volkswirtschaftliche Betrachtung (ökonomische u. sozialeBelange).

• “Naturerlebnis Flussraum”: Erstellung eines Gesamtkonzeptes; Gestaltung undUmsetzung von 2 Flusserlebnisplätzen; Einbindung von Tourismusverein undGemeinden.

• Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Info-Veranstaltungen, Aufbereitung undVermittlung von Fach- und Detailwissen; Multimediale Präsentation; Sensibilisie-rung der Öffentlichkeit über Tagungen, Info-Veranstaltungen; Organisation vonFeiern (Flusswanderung, Flussfest).

Ansprechpartner

Dr. Peter HecherAutonome Provinz Bozen-SüdtirolAbteilung 30 - WasserschutzbautenC.-Battisti-Str. 23, I - 39100 BozenE-Mail: [email protected]

Abb. A-35: Die Untere Ahr bei Mühlen in Taufers.

Projektpartner: Südtirol (Italien)Geographische Lage: Das Untersuchungsgebiet liegt am Alpenhauptkamm,

südlich der Zillertaler Alpen. Es umfasst die Ahr imNord-Süd ausgerichteten Tauferer Tal von Mühlen inTaufers bis Bruneck. Die betroffenen politischenGemeinden sind Sand in Taufers, Gais und Bruneck.

Gesamtlänge: 53 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: 15 Fluss-Kilometer Einzugsgebiet: Gesamt 629 km2, Untersuchungsgebiet 5,4 km2

Höhenlage: 2.450 m ü.d.M. - 813 m ü.d.M. Durchschnittliches Gefälle: 2,5 ‰ Flussordnungszahl: 5 Regimetyp: nivo-glazial Linienführung: Natürlich: verzweigt, pendelnd

Heute: pendelnd, größere Verzweigungsbereiche fehlen MQ: 50 m3/sHQ30: 340 m3/sHQ100: 458 m3/sFischregion: (Übergang zur unteren) Forellenregion Biologische Gewässergüte: II Vegetationskundliche Höhenstufe: Submontan

Modellgewässer

Teil A: Einführung 23

Modellflussraum OBERER EISACK

Problemstellung im Modellflussraum Oberer Eisack• Hochwassergefährdung: Extreme Verengung und Begradigung des Gewässers führt

in Verbindung mit dem Verlust von abflusswirksamen Flächen am Mareiterbachbereits ab HQ30 zur Überflutungsgefahr für Siedlungs- und Gewerbeflächen sowiefür internationale Verkehrsverbindungen.

• Gewässerökologische Defizite: über weite Teile liegt ein schlechter bis unbefriedi-gender Zustand vor (Ausnahme: Mäanderstrecke am Eisack); aus dem Pfitscherbachresultiert ein Schwalleinfluss, der sich in den Eisack fortsetzt; das Gewässerumlandwird landwirtschaftlich intensiv genutzt; die Auwaldreste sind von den Haupt-gewässern durch Schutzbauten und Absenkung der Sohle abgekoppelt.

• Für das Untersuchungsgebiet liegt derzeit weder ein abgestimmter Raumentwick-lungsplan noch ein abgestimmter Gefahrenzonenplan vor.

Zentrale Aktivitäten im Modellflussraum Oberer Eisack• Ist-Zustandserhebung und -analyse zu folgenden Themen: Gewässersystem, Wasser-

bau, Grundwasser, Gewässerökologie (Fischfauna und Makrozoobenthos), Ökologieterrestrischer Lebensraum (Strukturausstattung, Vegetation; Amphibien, Vögel),Raumplanung (Flächenwidmung, aktuelle und geplante Nutzungen im Flussraum.

• Flächennutzung - Nachhaltige Entwicklung: Einberufung eines Flussraumforums;Abstimmung der Nutzungsansprüche im Flussraum; Bericht zur Lösung von Nut-zungskonflikten und Zusammenfassung gemeinsamer Ziele.

• Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Info-Veranstaltungen, Multimediale Prä-sentation, Sensibilisierung der Öffentlichkeit über Tagungen, Info-Veranstaltungen;Organisation von Feiern (Flusswanderung, Flussfest).

• Synthese aller wesentlichen Ergebnisse: Erläuterung der Problembereiche und derenLösungsansätze; Allgemein verständliche Zusammenfassung.

Abb. A-36: Der Obere Eisack als “Flusskanal” entlangder Brennerautobahn.

Abb. A-38: Der Mareiterbach bei Unterackern.

Ansprechpartner

Dr. Peter HecherAutonome Provinz Bozen-SüdtirolAbteilung 30 - WasserschutzbautenC.-Battisti-Str. 23, I - 39100 BozenE-Mail: [email protected]

Abb. A-37: Eisack-Mäander.

Projektpartner: Südtirol (Italien)Geographische Lage: Das Untersuchungsgebiet liegt am Alpenhauptkamm,

ca. 15 km südlich des Brenners. Es umfasst das Ster-zinger Becken mit dem Eisack von Sterzing bis Mauls, dem Mareiterbach ab Mareit und dem Pfit-scherbach ab Wiesen.

Gesamtlänge: Oberer Eisack: 23 Fluss-Kilometer Projektabschnitt: Oberer Eisack: 10 Fluss-Kilometer, Mareiterbach:

9 Fluss-Kilometer, Pfitscherbach: 4 Fluss-Kilometer Einzugsgebiet: Gesamt 540 km2, Untersuchungsgebiet 21 km2

Höhenlage: 2.750 m ü.d.M - 894 m ü.d.M Durchschnittliches Gefälle: 2 ‰ Flussordnungszahl: Eisack 5, Mareiterbach 4, Pfitscherbach 4 Regimetyp: nivo-glazial Linienführung: Natürlich: verzweigt – pendelnd – mäandrierend

Heute: gestreckt, begradigt MQ: 65 m3/sHQ30: 400 m3/sHQ100: 550 m3/sFischregion: (Übergang zur unteren) Forellenregion Biologische Gewässergüte: II Vegetationskundliche Höhenstufe: Submontan

Teil B: Flussraummanagementplan 25

Teil B

Der Flussraummanagementplan -MMooddeellll uunndd EEmmppffeehhlluunnggeenn ffüürrddeenn AAllppeennrraauumm

HandlungsbedarfStandortbestimmungPlanungsrahmenProjektstrukturAufgabenfelder und ModulePlanungsprinzipien

Abb. B-1: Hochwasser im Paznauntal (Tirol, August2005). Hochwasserschäden werden durch das Zusam-menwirken zweier unabhängiger Mechanismen erzeugt.Die Natur liefert - zum Teil auch durch den Menschenverstärkt - allein die Hochwasserstände. Parallel dazuverdichtet der Mensch die Werte am Gewässer undschafft Schadenspotenzial. Erst die Kopplung beiderMechanismen erzeugt zu einem bestimmten Zeitpunkteinen bestimmten Hochwasserschaden (LAWA 1995).

Verschärfung durch Klimawandel droht

Im Alpenraum kann es natur- und klima-bedingt jederzeit extreme Niederschlags-ereignisse mit entsprechenden Hochwas-serabflüssen geben. Diese natürlicheGefahrensituation kann sich durch dieglobale Klimaänderung in den kommen-den Jahrzehnten noch verschärfen. DieDurchschnittstemperaturen steigen undextreme Witterungsereignisse nehmen zu.Die Hochwässer 2002 und 2005 erreich-ten an einigen Alpenflüssen Ausmaße, dieweit über den bisher erwarteten Ereignis-sen lagen.Flussraummanagement kann dazu beitra-gen, den Umgang mit naturgegebenenUnsicherheiten zu verbessern und diese inden Hochwasserschutzkonzepten undRaumordnungsplänen der Alpentäler zuberücksichtigen.

Neue rechtliche und gesellschaftlicheAnforderungen

Neue Richtlinien und Empfehlungen wieAgenda 21, Alpenkonvention und Wasser-rahmenrichtlinie aber auch der gesell-schaftliche Wertewandel verlangen eineNeuausrichtung des Hochwasserschutzeshin zu mehr Nachhaltigkeit. Das bedeutet,moderner Hochwasserschutz und -ent-wicklung hat nicht nur ökonomische son-dern auch ökologische und soziale Aspek-te zu berücksichtigen. Flussraummanagement kann dazu beitra-gen, durch Ausnutzung von Synergieninsbesondere in den Bereichen Hochwas-serschutz, Gewässerökologie und Nah-erholung nachhaltige, von den Akteurenim Flussraum akzeptierte und getrageneLösungen zu erreichen.

Neue Herausforderungen für die Wasser-wirtschaft

Mit dem Wandel von der Agrar- zurDienstleistungsgesellschaft haben sich inden letzten Jahrzehnten auch die Aufga-ben der Wasserwirtschaft geändert. Hattenach bis in die 70er Jahre des 20. Jahr-hunderts die Landgewinnung Priorität -die fruchtbar gemachten Überschwem-mungsböden sicherten die eigenständigeErnährung der Bevölkerung - ist es heute

Knapper Raum - hohes Schadenspotenzial

Nur rund 10-20% des Alpenraumes sinddauerhaft besiedelbar1. Die inneralpinenFlusstäler entwickelten sich daher in denletzten Jahrzehnten zunehmend zu Bal-lungsräumen, in denen verschiedensteNutzungsansprüche wie Land- und Forst-wirtschaft, Siedlungen, Gewerbe undIndustrie, Fischerei, Naturschutz, Naher-holung etc. um den Raum am Fluss kon-kurrieren. Parallel dazu sind die Schaden-potenziale bei Hochwasser rapide ange-stiegen und sie werden voraussichtlichweiter ansteigen. Im gleichen Maßenimmt das Schutzbedürfnis der Menschenin den Alpentälern zu. Flussraummanagement kann dazu beitra-gen, die Nutzungsansprüche an den Fluss-raum unter dem Aspekt eines nachhaltigenHochwasserschutzes zu koordinieren undzu harmonisieren, um so das Schadenspo-tenzial nicht weiter ansteigen zu lassen.

Technischer Hochwasserschutz alleinreicht nicht

Neueste Erkenntnisse - vor allem aber dieHochwasserkatastrophen der jüngstenVergangenheit - zeigen, dass technischeSicherungsmaßnahmen zum Schutz vorHochwässern alleine nicht Ziel führendsind. Bei Extremereignissen wie in denJahren 2002 und 2005 standen generellzuwenig Rückhalteräume für das abflie-ßende Wasser zur Verfügung, wodurchsich die Wirkung des Hochwassers ver-schärfte.Flussraummanagement kann - unter demAspekt des räumlichen und zeitlichenWeitblicks - dazu beitragen, die notwendi-gen Rückhalteräume im Einvernehmenmit den Akteuren im Flussraum und inAbstimmung mit anderen flussraumrele-vanten Planungen dauerhaft zu sichern.

Handlungsbedarf

F L U S S R A U M M A N A G E M E N T P L A N

Flussraum Agenda Alpenraum26

1 Schätzwert basierend auf der Situation in Tirol.Das Land Tirol liegt mitten im Alpenbogen. SeineSituation ist typisch für viele inneralpine Re-gionen. Hier entfallen 12,4% der gesamten Lan-desfläche auf den Dauersiedlungsraum (Quelle:Euro News 1/02).

Abb. B-2: Siedlungsentwicklung in den Alpen. Zeitraum1970 - 1990. Während sich die Städte zu immer größe-ren Agglomerationsräumen entwickeln und auch dietiefen Tallagen ein starkes Bevölkerungswachstum auf-weisen, ist in den kleinen Gemeinden im eigentlichenGebirgsraum eine zunehmende Tendenz der Entsiede-lung beobachtbar.

Für die Flüsse und ihr Umland sind diese Entwicklun-gen von großer Relevanz. Die Ressource Boden wird inden Tallagen immer knapper, das Schadenspotenzialsteigt. Um Zonen für Hochwasserschutz- und ökologi-sche Maßnahmen freizuhalten, ist ein vorausschauen-des koordiniertes Flussraummanagement notwendig.

1970

1990

Handlungsbedarf

Teil B: Flussraummanagementplan 27

Abb. B-3: Alle wollen an den Fluss. Flussraumma-nagement steht vor der Herausforderung, die oftmalsgegensätzlichen Ansprüche und Nutzungen im Fluss-raum zu harmonisieren. Im Interesse von mehrSicherheit, mehr Natur und mehr Erholung.

Die "Werkzeuge" und Methoden dafürsind vielfältig und je nach Alpenlandunterschiedlich. Häufig sind etablierte"Werkzeuge" und Methoden aber nochnicht auf die Bedürfnisse eines integralenFlussraummanagements abgestimmt oderin Entwicklung. Die Agendakonferenzenzeigten zudem, dass der Wasserwirtschaftdie notwendigen technischen Analyse-und Planungsaufgaben geläufig sind, beiden Aufgabenfeldern Information undÖffentlichkeitsbeteiligung aber Bedarfnach mehr fachlicher Unterstützung undModellbeispielen besteht. Flussraummanagement kann letztlich inallen Alpenländern zu nachhaltigen, dasheißt ökonomisch sinnvollen, ökologischtragfähigen und gesellschaftlich-kulturellakzeptablen Lösungen im Spannungsfeldvon Hochwasserschutz, Gewässerökolo-gie und Raumentwicklung führen und alsSteuerungselement eingesetzt bzw. eta-bliert werden.

Siedlung

ForstwirtschaftLandwirtschaft

Hochwasserschutz

Industrie/Gewerbe

Elektrizität

Infrastruktur

Naturschutz Naherholung

Fischerei

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie

...fordert Kooperation und Kommuni-kation bei der Bewirtschaftung vonGewässern. Über Verwaltungsgrenzenhinaus sollen Gewässer zukünftig fluss-gebietsbezogen bewirtschaftet werden.Die vorgesehene Beteiligung der Öffent-lichkeit bei der Aufstellung von Maßnah-menprogrammen und Bewirtschaf-tungsplänen schöpft aus der Erfahrungmit der Lokalen Agenda 21 und gehtüber die übliche Beteiligung nach Ver-waltungsverfahrensgesetz deutlichhinaus.

(aus: ICLEI 2001)

der Schutz der Bevölkerung vor denGefahren des Hochwassers. Dieser Werte-wandel, vor allem aber die gestiegeneMobilität der Bürger und Verletzlichkeitder Nutzungen, machen eine strategischeNeuausrichtung der (Schutz-)Wasser-wirtschaft notwendig.Hier stehen alle Alpenländer vor ähn-lichen Herausforderungen. Diese lassensich - aufgrund der Ergebnisse undErkenntnisse verschiedener Untersuchun-gen und bekannter Zusammenhänge - aufdie erstaunlich einfache Formel herunter-brechen: Flüsse brauchen mehr Raum!Dieser steht jedoch in den engen undintensiv genutzten Tälern nur selten bzw.nicht ausreichend zur Verfügung. Hochwasserschutz und Wasserwirtschaftim Alpenraum sind daher künftig ver-stärkt gefordert, die für die nachhaltigeEntwicklung der Flüsse notwendigenMaßnahmen im Dialog mit anderen Fach-disziplinen, Raumnutzern, Interessentenund Betroffenen umzusetzen. Insbesonde-re gilt es, die notwendigen Räume langfri-stig zu sichern.

fällig eingestuft. Allein ca. 40 Ist-Zu-standspläne umfasst etwa der wasserwirt-schaftliche Rahmenplan für den Main.Mit großem Interesse wurde von den Teil-nehmern der Agendakonferenzen die Situ-ation der Raumplanung in Bayern ver-folgt. Raumrelevante wasserwirtschaftli-che Vorhaben können in Bayern im Rah-men von Regionalplänen rechtsverbind-lich gemacht werden.

Seit etwa 15 Jahren gibt es in Österreichdas "Gewässerbetreuungskonzept" (GBK;heute “Gewässerentwicklungskonzept”,kurz: GEK), ein Planungsinstrument fürvernetzte Planungen an Fließgewässern.Bisher wurden 45 Gewässerbetreuungs-konzepte erstellt. Rund 2000 Fluss-kmwurden dabei bearbeitet. Das Gewässerentwicklungskonzept ist einübergeordnetes und überregionales Pla-nungsinstrument der Bundeswasserbau-verwaltung für größere Fließgewässerbzw. für längere Abschnitte größererFließgewässer, wobei die Erstellung einesGEKs auf jene Gewässer beschränktbleibt, an denen Handlungsbedarf imBezug auf den Schutz vor Hochwässernbesteht.Ziel eines GEK ist es, auf der Grundlageder vorhandenen Gewässersituation dieschutzwasserwirtschaftlichen und gewäs-serökologischen Ziele festzulegen. Auf-bauend auf den ermittelten Hochwasser-schutzzielen und den ökologischen Erfor-dernissen am Gewässer sollen die schutz-wasserwirtschaftlich und ökologisch not-wenigen Maßnahmen am Fließgewässerentwickelt und umgesetzt werden. Die Ergebnisse des GEKs, das gewässer-spezifische Leitbild und der Maßnah-menkatalog, bilden das zentrale Elementeder Umsetzung und Prioritätensetzung imSchutzwasserbau und dienen als wesentli-che Grundlage für alle weitere Maßnah-men der Bundeswasserbauverwaltungunter bestmöglicher Abstimmung derwasserwirtschaftlichen und ökologischenInteressen.

Aus Slowenien sind ähnliche Ansätzebekannt. Beispielsweise wurde für dieMur im Grenzabschnitt zwischen Öster-reich und Slowenien in den Jahren 1998 -

Zum Begriff

Der Begriff “Flussraummanagement”wurde im Zuge des Diskussionsprozesseszur Flussraumagenda Alpenraum alsÜberbegriff für integrale (schutz-)wasser-wirtschaftliche Planungen an Alpenflüs-sen eingeführt, in der Absicht

• eine übergeordnete gemeinsameNomenklatur für die bereits bestehen-den Ansätze zu integralen Maßnah-menplanungen in den Alpenländern zufinden sowie gleichzeitig

• der Bedeutung des “Raumes” für was-serwirtschaftliche Planungen mit derWahl des Begriffes stärkeres Gewichtbeizumessen.

Standortbestimmung

Im Rahmen der Agendakonferenzen wur-de der Stand der wasserwirtschaftlichenPlanung in den Alpenländern intensivdiskutiert. Dabei zeigte sich, dass Fluss-raummanagement im Sinne der Flussrau-magenda in vielen Bereichen die bereitsbestehenden Instrumente zusammenfasst.Künftige Herausforderungen bestehen ineiner erweiterten räumlichen Betrachtungund einem verstärkten Dialog mit denFlussraum-Akteuren.

In Bayern (Deutschland) wird “Fluss-raummanagement sowohl auf der Pla-nungsebene der Überschwemmungsge-biete (alpine Talräume), als auch auf derEbene von Einzugsgebieten betrieben. Integrales Flussraummanagement inÜberschwemmungsgebieten, das bei Aus-bau- und Unterhaltungsmaßnahmen anGewässern Anwendung findet, verfolgtverschiedene gesellschaftspolitische Zielewie Hochwasserschutz, Naturschutz undRenaturierung. Es stützt sich auf beste-hende, bewährte Instrumente wie integra-le Hochwasserschutzplanungen und Ge-wässerentwicklungspläne.Für das Flussraummanagement in Ein-zugsgebieten besteht in Bayern das In-strument der Wasserwirtschaftlichen Rah-menplanung. Dieses Modell wird von denExperten im Rahmen der Agendakonfe-renz als sehr komplex und damit schwer-

Standortbestimmung

F L U S S R A U M M A N A G E M E N T P L A N

Flussraum Agenda Alpenraum28

2001 in Zusammenarbeit mit den Fach-dienststellen in der Steiermark (Ö) einWasserwirtschaftliches Grundsatzkonzepterstellt, das die gemeinsame Basis fürkünftige Maßnahmen, speziell im Hoch-wasserschutz, bildet.

In der Schweiz führt die aktuelle Strategieim Bereich Hochwasserschutz weg vomtraditionellen technischen Schutzwasser-bau hin zu einem integralen Risiko-management, wo dem ökologischenGewässerzustand und den raumplaneri-schen Maßnahmen eine zentrale Rolle zu-kommt. Das integrale Risikomanagementgründet auf einer gleichwertigen Berück-sichtigung von Vorbeugung, Bewältigungund Regeneration (Abb. B-4). Im Rahmen der Maßnahmenplanung wer-den gezielt soziale, wirtschaftliche undökologische Aspekte miteinbezogen undzu einem nachhaltigen Flussraummanage-ment zusammengeführt. Dabei ist die Ein-beziehung aller Betroffenen ein wichtigerFaktor, der für den Erfolg eines Projektesentscheidend sein kann.Zurzeit wird dieses partizipative Vorgehenin der Schweiz bei vier Großprojekten(Rhone, Rhein, Linth, Thur) angewandt.

In Südtirol (Italien) versteht man unterFlussraummanagement die Abstimmungder raumrelevanten Aktivitäten des Men-schen in den von Flüssen und Bächenbeeinflussten Tallagen, - jeweils unter denAspekten des Hochwasserschutzes undder Gewässerökologie. Dieser ganzheitli-che Umgang mit Fließgewässern wurdebereits an mehreren Gewässerstreckenund Flussräumen erfolgreich praktiziert.Die Planungsinstrumente, die dabei zurAnwendung kamen, waren der jeweiligenSituation angepasst. Für den ökologischwertvollen Mündungsbereich des Sul-denbaches etwa wurde ein Biotopmana-gementplan erstellt, der Hochwasser-schutz und Nutzungsansprüche aufeinan-der abstimmt. Entlang der Etsch wurdeein Biotoppflegeplan ausgearbeitet, derdie für den Hochwasserschutz notwendi-gen Instandhaltungsarbeiten mit der Ver-besserung der Lebensraumausstattung

Standortbestimmung

Teil B: Flussraummanagementplan 29

Tab. B-1: Standortbestimmung - Beispiele für Instrumente des Flussraummanagements in den Partnerländern(Quelle: Vorträge und Unterlagen zur 2. Agendakonferenz; ohne Anspruch auf Vollständigkeit).

und der Naherholungsmöglichkeitenkombiniert (siehe Beispiel 57). An derUnteren Ahr und am Oberen Eisackschließlich laufen derzeit die umfassend-sten Arbeiten für ein ganzheitliches Fluss-raummanagement. Für beide Flüsse wer-den im Dialog mit den lokalen AkteurenGewässerentwicklungskonzepte ausgear-beitet und teilweise bereits umgesetzt(siehe Best-Practice-Beispiele 01, 12, 24,25, 26, 33, 34, 41, 42, 53, 56)

In Frankreich sind nach dem staatlichenWasserhaushaltsgesetz für die Gewässer-planung generelle Leitlinien (SDAGE -Schéma Directeur de Gestion des Eaux)und Managementpläne für die Gewässer-einzugsgebiete (SAGE-Schéma d'Aména-gement et de Gestion des Eaux) zu erstel-len. Gleichzeitig sind Wasserparlamente(CLE-Commission locale de l’eau) einzu-richten, die auf der lokalen Ebene alleWasserakteure in die Ausarbeitung undden Beschluss der Flussgebietsmanage-mentpläne einbeziehen (Beispiel 32).

An der Drôme wurde Frankreichs ersterFlussgebietsmanagementplan (SAGE)ausgearbeitet und vom lokalen Wasser-parlament beschlossen. Er ist verpflich-tend bei allen Entscheidungen der öffent-lichen Hand. Deren Vorhaben müssen aufden Flussgebietsmanagementplan abge-stimmt werden. Er ist jedoch nicht rechts-verbindlich für Privatpersonen und -orga-nisationen. Daher ist Kommunikation mitder Bevölkerung zur Konsensfindung sehrwichtig.Als Instrumente zur Umsetzung raumrele-vanter Gewässerentwicklungsmaßnah-men (z.B. “Freiheitsräume”, “Retentions-räume“ und “Räume für gutes Funktio-nieren”, wie sie vom ProjektsparnterZABR konzipiert wurden) stehen auf ver-schiedenen Ebenen Raumplanungsinstru-mente (PPRi, SCOT, PLU) zur Verfü-gung. Die Integration in die Raumplanungist aber von einer guten Kommunikationzwischen Fluss- und Raumplanern abhän-gig.

Land Instrumente des Flussraummanagements

Bayern (Deutschland) Gewässerentwicklungsplan, integrale Hochwasserschutz-planung, Wasserwirtschaftlicher Rahmenplan, Regionalplan

Österreich Gewässerentwicklungskonzept (früher: Gewässerbetreuungs-konzept); Wasserwirtschaftliches Grundsatzkonzept, Regional-studie

Slowenien Wasserwirtschaftliches Grundsatzkonzept (Bsp.: Grenzmur)

Schweiz Integrales Risikomanagement

Südtirol (Italien) Gewässerentwicklungskonzept (Gewässerbetreuungskonzept), Biotopmanagementplan, Pflegeplan

Frankreich Flussgebietsmanagementplan (SAGE), Wasserparlament (CLE), Raumplanungsinstrumente (PPRi, SCOT, PLU)

Überschwemmungsbereich von Hoch-wässern mit einer 100-jährlichen Auf-trittswahrscheinlichkeit. Der Untersu-chungs- und Planungsmaßstab liegt auf-gabenabhängig bei 1:5.000 bis 1:10.000.

Inhaltliche Abgrenzung

Flussraummanagement im Sinne derFlussraumagenda ist insbesondere Teildes integralen Hochwasserschutzmana-gements (Abb. B-4) und liefert hier wich-tige Beiträge zur Prävention und Vorsor-ge. Flussraummanagement ist jedochmehr als nur Hochwasserschutz. Es stelltdie ökologische, erholungsfunktionelleund raumplanerische Komponente part-nerschaftlich neben die Anliegen desHochwasserschutzes.

Flussraummanagement umfasst die Er-stellung eines Flussraummanagement-plans und dessen Umsetzung (Abb. B-5).Die Inhalte des Flussraummanagementsreichen dabei über die sektoralen Grenzendes Hochwasserschutzes bzw. der Was-serwirtschaft hinaus, insbesondere sindsie mit den Fachbereichen Raumplanungund Naturschutz abzustimmen. Die Infor-mation und Beteiligung der Öffentlichkeitist ebenfalls gefordert.

Konkret hat Flussraummanagement imAlpenraum folgende Aufgaben zu erfül-len:

• Technische Aufgaben umfassen Ana-lyse und Planung (z.B. im Rahmenvon Gewässerentwicklungskonzeptenetc.)

• Organisatorische Aufgaben (Fluss-raum-Dialog) umfassen die Auf-gabenfelder Beteiligung (= interdiszi-plinäre Kooperation und Öffentlich-keitsbeteiligung) und Information (alsGrundstufe der Öffentlichkeitsbeteili-gung; besonderer SchwerpunktBewusstseinsbildung).

Die einzelnen Aufgaben sind miteinandervernetzt und erstrecken sich bis in dieUmsetzungsphase (Abb. B-5).

Was ist Flussraummanagement?

Der Begriff “Management” hat vieleBedeutungen. Management im eigent-lichen Sinn beschreibt einen Vorgang oderProzess, bei dem durch aktives Handelnunter Nutzung von Ressourcen erwünsch-te oder geplante Ergebnisse erzielt werdenoder erzielt werden sollen.

Flussraummanagement im Sinne derFlussraumagenda Alpenraum befasstsich mit der planerischen Festlegungund Umsetzung jener Maßnahmen, diefür eine nachhaltige, auf die Anliegendes Hochwasserschutzes (als dem fak-tisch dominierenden wasserwirtschaft-lichen Belang) abgestimmte Entwick-lung des Flussraums notwendig sind.

Räumliche Abgrenzung

Flussraummanagement im Sinne derFlussraumagenda fokussiert auf die Flus-stäler im Alpenraum. Der konkreteBetrachtungsraum ist dabei die potenziel-le Auenzone im Sinne des maximalen,meist historischen Überschwemmungs-raumes. Je nach Situation kann das Ma-nagementgebiet aber auch enger oder wei-ter gefasst werden. Mindestgröße ist der

PlanungsrahmenDDeeffiinniittiioonn uunndd AAbbggrreennzzuunngg iimm SSiinnnnee ddeerrFFlluussssrraauummaaggeennddaa AAllppeennrraauumm

F L U S S R A U M M A N A G E M E N T P L A N

Flussraum Agenda Alpenraum30

Management

engl. management = Leitung, Führung;von lat. manum agere = an der Handführen

Abb. B-4: Stellung des Flussraummanagements(blau) im integralen Hochwasserschutzmanagement (Quelle: Götz, BWG, Biel; verändert)

Flussraum-management

Einsatz• Alarmierung• Rettung• Schadenwehr• Info / Verhaltensanweisungen

Instandstellung• Provisorische

Instandstellung• Ver- und Entsorgung • Transportsysteme• Kommunikation• Finanzierung• Rechtliche Regelungen

...

Begrenzen des Ausmaßes

Wiederaufbau• Definitive Instandstellung• Erhöhung der Widerstandsfähigkeit• Finanzierung• ...

Prävention• Raumplanerische

Maßnahmen• Baulich-technische

Maßnahmen• Biologische

Maßnahmen

Vorsorge• Organisation• Mittelplanung• Einsatzplanung• Ausbildung• Finanzielle

Vorsorge (Versicherung

• Warnung• Information

Ere

ign

is

Ereignisauswer

tung

Ereignisauswertung

Bew

ältigung

Regeneration

Vorb

eugu

ng

Gefahren-und Risiko-beurteilung

Verringern der Verletzlichkeit

Zeitliche Abgrenzung

Flussraummanagement ist langfristig aus-gerichtet. Kurz- und mittelfristige Zieleund Maßnahmen sind in übergeordnete,langfristige Planungen eingebettet. Lang-fristig bedeutet in diesem Zusammenhangeinen Zeithorizont von 20-30 Jahren. Kur-ze Planungsphasen kommen dann zumTragen, wenn Hochwasserkatastrophenein Überdenken der langfristigen Strate-gien erforderlich machen oder sich dierechtlichen, fachlichen oder gesellschaft-lichen Rahmenbedingungen ändern (Abb.B-5). Zu erwarten ist auch, dass Fluss-raummanagement künftig vermehrt mitAgenda 21-Prozessen synchronisiert wer-den.

Der Flussraummanagementplan

Der Flussraummangagementplan ist einzentraler Bestandteil des Flussraumma-nagements. Er umfasst sowohl technischeAufgaben (Analyse und Planung), alsauch organisatorische Aufgaben (Infor-mation und Beteiligung; Abb. B-5). Ziel ist die planerische Festlegung vonMaßnahmen zur Verbesserung der Hoch-wassersicherheit und zur Erreichung einesguten Gewässerzustandes im Sinne derWasserrahmenrichtlinie. Große Bedeutung bei der Erstellung desFlussraummanagementplans kommt demPrinzip der Nachhaltigkeit im Sinne derAgenda 21 zu: Maßnahmen sind so zu

Planungsrahmen

Teil B: Flussraummanagementplan 31

konzipieren, dass sie technisch machbar,ökonomisch sinnvoll, ökologisch tragfä-hig und sozial akzeptabel sind. Dazu istes, wie auch in der Wasserrahmenricht-linie gefordert, unbedingt notwendig, ineinen Dialogprozess mit den Akteurenund Betroffenen im Flussraum einzutreten(siehe dazu auch Kapitel Planungsprinzi-pien S. 54).Hinsichtlich des räumlichen, inhaltlichenund zeitlichen Planungsrahmens geltendie unter “Flussraummanagement” (S. 30)angeführten Grenzen.

Managementschritte

Ziele setzen

Planen

Entscheiden

Realisieren

ZielkontrolleTechnische Aufgaben

Organisatorische Aufgaben (Kom-munikationsaufgaben)

KreislaufRisikomanagement

(Hochwasser)

BEWÄLTIGUNG

NA

CHSORGEGrundlagen

GefahrenRaumÖkologie

Fachstellen(regional, überregional)

ANALYSERisikenKonflikte

PLANUNG

Leitbild

MaßnahmenInteressens-

vertreter

BETEILIGUNG

BürgerInnen

Politiker

Betroffene(Gemeinden,

Grundbesitzer etc.)

INFOR-MATIONGesellschaft

geänderteRahmen-

bedingungen

mind. alle 20-30 Jahre

EREIGNIS

KreislaufFlussraummanagement

Vorsorge-maßnahmenFlächen-, Bau-,

Verhaltens-, Risiko-vorsorge

TechnischeMaßnahmen

VorbeugendeMaßnahmenz.B. natürlicherHochwasser-

rückhalt

U M S E T Z UN

G

FLUSSRAUMMANAGEMEN

TPL

AN

Flussraummanagementfür nachhaltige Hochwassersicherheit und Gewässerentwicklung an Alpenflüssen

Prozess

FLUSS

RA

UM

DIA

LO

G

Abb. B-5: Der Prozess des Flussraummanagements für nachhaltige Hochwassersicherheit und Gewässerentwicklung an Alpenflüssen; (in Anlehnung an KIENHOLZ et al. 2004).

Arbeitsphasen

Der Flussraummanagementplan im Sinnedes vorgeschlagenen Modells umfasstmehrere Arbeitsphasen (Abb. B-7).

In der Vorbereitungphase wird derinhaltliche, organisatorische und finan-zielle Rahmen für den Flussraummanage-mentplan vorgezeichnet. VorhandeneUnterlagen und Daten werden gesichtetund analysiert, das Projektsgebiet wirdfestgelegt, das Untersuchungsprogrammkonkretisiert. Fehlende Unterlagen undDaten werden bei Bedarf neu erstellt.

Arbeitsphase II dient der Erhebung derGefahren-, Nutzungs- und Umweltsitu-ation. Ziel ist die Darstellung des Ist-Zustandes aus der sektoralen Sicht derbeteiligten Fachbereiche. Die Untersu-chungen konzentrieren sich auf jene The-men, die für die spätere Planung relevantsind. In dieser beginnt auch die Informa-tion und Beteiligung der Öffentlichkeit.

In Arbeitsphase III werden die Status-berichte der sektoralen Untersuchungenmiteinander vernetzt. Dabei werden Risi-ken, Konflikte, Potenziale und Defiziteherausgearbeitet und sichtbar gemacht.Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeitund den Akteuren im Flussraum kommu-niziert.

Im Zuge der Leitbild-Erstellung (Arbeits-phase IV) definiert ein interdisziplinärzusammengesetztes Bearbeiterteam, z.B.aus Wasserbautechnikern, Hydrologen,Biologen, Landschafts- und Raumplanernsowie Interessensvertretern, den Soll-Zustand des Flussraumes. Die Idealvor-stellungen der einzelnen Fachgebiete wer-den dabei in einem gemeinsamen Kon-sens zu einem praktisch umsetzbarenLeitbild-Szenario zusammengefügt.

In Arbeitsphase V wird auf Basis desLeitbildes gemeinschaftlich ein umsetzba-res Maßnahmenprogramm erstellt, ver-knüpft mit einer nach schutzwasserwirt-schaftlichen Kriterien ausgerichtetenPrioritätenreihung.

Einführung

Im Rahmen der Agendakonferenzen undim Zuge der Arbeiten in den Modellfluss-räumen wurden verschiedene Modelleund Methoden zur Erstellung von Fluss-raummanagementplänen vorgestellt undauch erfolgreich umgesetzt (siehe Tab. B-1 und Teil C - Best-Practice-Guide). Dieszeigt, dass es in den Partnerländern bereitsetablierte Modelle gibt, die den jeweiligenländerspezifischen Rahmenbedingungenbestens angepasst sind.

Im Folgenden wird - als Schlussfolgerungaus den Erfahrungen und Diskussionen imZuge des Projektes - ein Modell für denAlpenraum beschrieben, das den letztenStand der technischen und organisatori-schen Entwicklungen in der Wasserwirt-schaft der Alpenländer berücksichtigt. Esversteht sich nicht als neues Planungs-instrument, sondern als Anregung undOrientierung für künftige länderspezifi-sche Entwicklungen auf dem Gebiet nach-haltiger wasserwirtschaftlicher Planungenim Alpenraum, etwa als Beitrag zurUmsetzung der EU-Wasserrahmenricht-linie oder zum Thema Wasser im Umfeldder Alpenkonvention.

ProjektstrukturAAuuffggaabbeennffeellddeerr uunndd MMoodduullee

F L U S S R A U M M A N A G E M E N T P L A N

Flussraum Agenda Alpenraum32

Abb. B-6: Der “Flussraummanagementplan” als Teildes Flussraummanagements. Er umfasst den gesam-ten Prozess von der Ist-Zustandsanalyse bis zur Pla-nung nachhaltiger Maßnahmen für Hochwasser-schutz und Gewässerentwicklung, stets begleitet vonInformation und Beteiligung der Flussraumakteure.

Grundlagen

GefahrenRaumÖkologie

Fachstellen(regional, überregional)

ANALYSE

RisikenKonflikte

PLANUNG

Leitbild

MaßnahmenInteressens-vertreter

BETEILIGUNG

BürgerInnen

INFOR-MATIONGesellschaft

FLUSSRAUMMANAGEMEN

TPLA

N

FLUSSRAUM

DIA

LO

G

II.Sektorale Analyse

Statusberichte

V. Maßnahmenplanung

WIE?Aktionsplan

WANN?Prioritätenreihung

Projektstruktur

Teil B: Flussraummanagementplan 33

Abb. B-7: Modellhafte Projektstruktur eines Flussraummanagementplanes.

III.Vernetzende Analyse

WARUM?SystemgefügeProblemanalyse

IV. Ziele

WAS?

Indikatoren

RAUMRaumplanung

RechteLandnutzung

I. VorbereitungGrundlagenanalyseund -beschaffungUntersuchungsrahmenSystemgrenzen

GRUNDLAGEN

Module zum Aufgabenfeld ANALYSE

Module zum Aufgabenfeld PLANUNG

GEFAHRENAbflussgeschehen

GeschiebeWasserbauten

ÖKOLOGIEGewässerökologieLandlebensräume

Grundwasser

LEITBILD

MASSNAHMEN

Vorbeugende Maßnahmen

Technische Maßnahmen

Vorsorgemaßnahmen

BETEILIGUNG“Flussraumforum”

INFORMATIONMedien,

Präsentation,Bewusstseinsbildung

BETEILIGUNG“Flussraumforum”

INFORMATIONMedien,

Präsentation,Bewusstseinsbildung

TECHNISCHE AUFGABEN

Module zum Aufgabenfeld BETEILIGUNG

Module zum Aufgabenfeld INFORMATION

ORGANISATORISCHE AUFGABEN(KOMMUNIKATIONSAUFGABEN)

• Aufgabenfeld Analyse (grün)• Aufgabenfeld Planung (blau)• Aufgabenfeld Information (rot)• Aufgabenfeld Beteiligung (orange)

Die Aufgabenfelder gliedern sich in Auf-gaben (“Module”) bzw. Teilaufgaben(“Teilmodule”). Deren “Arbeitsinhalte”werden im Folgenden auf der Grundlage

Aufgabenfelder und Module

Abb. B-7 (unten) zeigt die modellhafteStruktur eines Flussraummanagement-planes für den Alpenraum.

Innerhalb der übergeordneten technischenund organisatorischen Aufgaben werdenvier Aufgabenfelder unterschieden, diefarblich weiter diferenziert sind:

der aktuellen Erkenntnisse aus dem Pro-jekt beispielhaft beschrieben und mitBest-Practice-Beispielen aus Modell-flussräumen und Agendakonferenzenvertieft. Wer mehr wissen will, wird aufentsprechende Beispiele im Best-Practi-ce-Guide (Teil C) verwiesen.

RISIKEN KONFLIKTE

BETEILIGUNG“Flussraumforum”

INFORMATIONMedien,

Präsentation,Bewusstseinsbildung

• Daten zur energiewirtschaftlichen Nut-zung

• Flächenwidmungspläne• Pläne der örtlichen und überörtlichen

Raumordnung• Vegetationskarten• Biotopkartierungen

Daten zu bestehenden Schutzgebieten• Literatur zur naturräumlichen Situa-

tion (v.a. in Bezug auf Indikatorarten)etc.

Auf dieser Basis wird in weiterer Folge

• das Projektsgebiet festgelegt• fehlendes Grundlagenmaterial erstellt

(Orthofotos, Vermessungen, Laser-scans etc.)

• das ausstehende Untersuchungs-programm konkretisiert. Zumeisterfolgt das “Projektsdesign” im Rah-men einer Vorstudie. Dabei wird auchder organisatorische und finanzielleRahmen geklärt.

Beispiele aus den Modellgewässern:

• Beispiel 06: Überlegungen zu Gelän-demodellen an der Gurk

TECHNISCHE AUFGABEN

Aufgabenfeld ANALYSE

Modul Grundlagen

Die Erfahrungen aus den Modellgewäs-sern zeigen, dass unter anderem folgendeGrundlagen große Relevanz für dieErstellung des Flussraummanagementpla-nes besitzen:• Orthofotos (aktuell, historisch)• Topografische Karten (aktuell, histo-

risch)• Digitale Geländemodelle• Laserscans• GIS-Projekte und -daten• Vorhandene wasserbauliche Projekte

und Gefahrenzonenpläne• Ergebnisse von Monitoringprogram-

men• Vermessungsdaten (aktuell, historisch)• Hydrologische Daten• Dokumentationen von Hochwasserer-

eignissen• Daten zum Geschiebehaushalt• Zielvorgaben des nationalen Gewäs-

serplans im Sinne der EU-WRRL• Daten zu Geologie und -morphologie• Daten zur Gewässergüte• Daten zur ökomorphologischen Situa-

tion

PPrroojjeekkttssttrruukkttuurrAAuuffggaabbeennffeellddeerr uunndd MMoodduullee

F L U S S R A U M M A N A G E M E N T P L A N

Flussraum Agenda Alpenraum34

Abb. B-9: Mit Hilfe moderner Laserscanverfahren ist es möglich, auf raschem Weg aktuelle und ausreichend genauedigitale Geländemodelle (DTMs) von Flussräumen zu erstellen (siehe Modellflussraum Gurk - Beispiel 06).

Abb. B-8: Laserscan eines Retentionsraumes an dermittleren Gurk (Näheres siehe Beispiel 06).

Abb. B-10: Wassertiefen bei Hochwasser mit 100-jähr-licher Eintrittswahrscheinlichkeit, berechnet auf Basiseines Laserscan-3D-Geländemodells (Beispiel 07).

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 35

Abb. B-11: Niederschlagsmessstationen (oben) lie-fern wichtige Grundlagendaten für das Hochwasser-vorhersagemodell an Großache / Tiroler Achen(Näheres siehe Beispiel 04).

Abb. B-12: Themenkarte Abflussgeschehen undGeschiebehaushalt (siehe Beispiel 23 - Möll).

Modul GEFAHREN

Teilmodul AbflussgeschehenArbeitsinhalte- Ermittlung eines hydrologischen Län-

genschnittes des Projektsgebietes unterBerücksichtigung der Talretentionen

- Ermittlung der Abflussganglinien fürmaßgebende Knoten im Gewässerlauf,wobei verschiedene maßgebliche Sze-narien simuliert werden

- Ermittlung maßgeblicher Anschlags-linien durch hydraulische Modellierun-gen, als Grundlage für die Darstellungder Hochwasserabflussräume und dieBeurteilung der Ausbaugrade bestehen-der Verbauungen.

- Die eingesetzten Modelle können imweiteren Projektsverlauf auch zur Vari-antenanalyse bzw. Findung hydrauli-scher Lösungen eingesetzt werden.

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-Zustandsanalyse Obe-rer Eisack

• Beispiel 03: Hochwasserprognose-modell Mur

• Beispiel 04: Hochwasservorhersage-modell Großache / Tiroler Achen

• Beispiel 06: Hydraulische Untersu-chungen an der Gurk

• Beispiel 07: Hydrologische undhydraulische Untersuchungen an derSaalach

Teilmodul GeschiebehaushaltArbeitsinhalte- Erstellung von Geschiebebilanzen bei

unterschiedlichen Szenarien (strecken-weise Darstellung des In- und Outputs,Berechnung von Geschiebefracht undGeschiebetrieb)

- Kartographische Übersichtsdarstellungder Geschiebepotenziale

- Darstellung des Geschiebehaushaltesdurch Ausweisung von Flussstreckenmit Anlandungs- bzw. Eintiefungs-tendenz

- Transportprozesse in relevantenZubringern

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 05: Modelluntersuchungenzur Modulrampe Saalach

• Beispiel 08: Geschiebeuntersuchun-gen an der Saalach

• Beispiel 11: Programmentwicklung fürein 2D-Geschiebetransportmodell

• Beispiel 13: Interaktion Fluss/DeltaChiemsee

• Beispiel 23: Ist-Zustandsanalyse Möll

Abb. B-13: Ausschnitt aus der Themenkarte Flussbau,erstellt im Zuge des Gewässerbetreuungskonzeptes Saalach.

Teilmodul WasserbautenArbeitsinhalte- Entwicklung einer Systematik der

Wasserbauten und Anlagen - Erfassung, Darstellung und Dokumen-

tation des aktuellen flussbaulichen Ist-Zustandes

- Flächendeckende Erfassung und Dar-stellung des flussmorphologischen Ist-Zustandes

- Untersuchung von Wechselwirkungenzwischen flussbaulichen Maßnahmenund Flussmorphologie

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 05: Modelluntersuchungenzur Modulrampe Saalach

Modul RAUM

Teilmodul RaumplanungArbeitsinhalte- Analyse von Wirtschaftstätigkeit und

Wertschöpfung im Flussraum- Zusammenführung vorhandener raum-

planerischer Grundlagen (Flächenwid-mungspläne, Bauleitpläne, Ortsent-wicklungspläne, Landschaftspläne,Schutzgebietspläne etc.)

- Darstellung aller Tourismus- und Nah-erholungsgebiete im Flussraum

- Erfassung und Darstellung der wichtig-sten Infrastrukturen inkl. Wasserkraft-werke und Bewässerungen

- Methoden: Sichtung von Literatur undStudien, Geländebegehungen, Gesprä-che mit Gemeinden und Verbänden.

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-Zustandsanalyse Obe-rer Eisack

• Beispiel 09: Analyse der Wasserrechteund raumplanerischen Festlegungen ander Saalach

• Beispiel 12: Ermittlung des Schadens-potenzials an der Unteren Ahr

• Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Möll

Teilmodul RechteArbeitsinhalte- Flächendeckende Ermittlung und Dar-

stellung der öffentlichen Wassergut-flächen im Planungsraum

- Flächendeckende Erfassung und Dar-stellung der Wasserrechte im Planungs-raum

- Ausweisung sonstiger rechtlicher Fest-legungen (insbesondere Naturschutz,Landschaftsschutz, Grundwasser, Fi-scherei)

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 09: Analyse der Wasserrechteund raumplanerischen Festlegungen ander Saalach

• Beispiel 12: Ermittlung des Schadens-potenzials an der Unteren Ahr

• Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Möll

• Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Gurk

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Flussraum Agenda Alpenraum36

Abb. B-14: Situation der aktuellen und geplantenFlächenwidmung an der Möll (Kartenausschnitt; Näheres siehe Beispiel 21).

Abb. B-15: Aktuelle Raumnutzung im Flussraum desOberen Eisack (Näheres siehe Beispiel 01).

Abb. B-16: Naherholung am Mareiterbach (Modell-flussraum Oberer Eisack).

Teilmodul NutzungArbeitsinhalte- Flächendeckende Erhebung, digitale

Aufbereitung und Darstellung desLandschaftsinventars (Vegetations-strukturen, Gewässersystem, Landnut-zung etc.) im Projektsgebiet u.a. alswesentliche Grundlage für spätere Ri-sikoanalysen

- Erhebung historischer Nutzungskarten

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-Zustandsanalyse Oberer Eisack

• Beispiel 02: Restrisikoanalyse Gleis-dorf

• Beispiel 10: Analyse des terrestrischenLebensraumes an der Saalach

• Beispiel 12: Ermittlung des Schadens-potenzials an der Unteren Ahr

• Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Möll

• Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Gurk

• Beispiel 26: Schätzung der Wertmin-derung von Grundstücken durch dieAusweisung von Hochwasserrückhal-teräumen an der Unteren Ahr

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 37

Abb. B-19: Kartenausschnitt der aktuellen Flächennutzung im Flussraum der Saalach (Beispiel 09). Die Kenntnis der Flächennutzung bildet eine wesentliche Grund-lage für die Beurteilung der schutzwasserwirtschaftlichen Gefahrensituation und der ökologischen Verhältnisse im Rahmen von Flussraummanagementplänen.

Abb. B-18: Nutzung und Strukturausstattung im Fluss-raum des Oberen Eisack (Näheres siehe Beispiel 01).

Abb. B-17: Historische und aktuelle Nutzung imFlussraum des Oberen Eisack (siehe Beispiel 01).

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Flussraum Agenda Alpenraum38

Modul ÖKOLOGIE

Teilmodul GewässerökologieArbeitsinhalte- Erhebung der bodenlebenden Wirbel-

losenfauna (Makrozoobenthos) an cha-rakteristischen Abschnitten der größe-ren Gewässer und qualitativ an Bächenund Gräben im Talboden.

- Fischfauna: Analyse bestehenderDaten; zusätzlich Kartierung derLaichhabitate und quantitative Befi-schung von Referenzstrecken zur Er-stellung eines Monitoringprogramms.

- Ökomorphologische Erhebung der Ge-wässerstrukturen an Flüssen, Bächenund Kleingewässern.

- Flächendeckende Ermittlung und Dar-stellung der biozönotischen Regioneninnerhalb der Projektsstrecke.

- Flächendeckende Erhebung und Dar-stellung der biologischen Gewässer-güte nach den Vorgaben der EU-Was-serrahmenrichtlinie.

- Erfassung und Darstellung von Migra-tionshindernissen und Auswirkungendurch Schwallbetrieb im Gewässer-system

- Untersuchung von Wechselwirkungenzwischen flussbaulichen Maßnahmenund gewässerökologischer Situation

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-Zustandsanalyse Obe-rer Eisack

• Beispiel 23: Ist-Zustandsanalyse Möll

Teilmodul Terrestrische ÖkologieArbeitsinhalte- Flächendeckende Erhebung der aktuel-

len Strukturausstattung durch Auswer-tung aktueller Luftbilder und topogra-fischer Karten sowie durch Gelände-begehungen. Digitalisierung im Maß-stab 1:5000 auf Orthofoto-Basis

- Recherche und Beschreibung derhistorischen Situation anhand vonhistorischem Kartenmaterial

- Erstellung eines Überblicks über dieSituation ausgewählter Tier- undPflanzengruppen; geeignete Indikator-tiergruppen sind insbesondere Vögelund Amphibien. Methoden: Auswer-tung von Literaturdaten, Erhebung derVogelwelt entlang der Hauptgewässerin Form von Transektbegehungen, flä-chendeckende Erhebung der Amphi-bienbestände des Flussraumes mittelsLaichgewässerkartierung.

- Ermittlung von Charakterarten als Basisfür die Festlegung von Leitarten

- Flächendeckende Kartierung und karto-grafische Verortung der Charakterarten

- Aufzeigen von Gefährdungsursachenund Gefährdungsbereichen der Charak-terarten

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-Zustandsanalyse Obe-rer Eisack

• Beispiel 10: Analyse des terrestrischenLebensraumes an der Saalach

• Beispiel 23: Ist-Zustandsanalyse Möll

Abb. B-20: Makrozoobenthos, Fische, Vögel undAmphibien sind hervorragende Bioindikatoren fürden ökologischen Zustand des Flussraumes.

Abb. B-21: Biologische Gewässergüte der Gurk.Abb. B-22: Naturraumpotenzial im Flussraum derSaalach (Kartenausschnitt, siehe Beispiel 10).

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 39

Abb. B-25: Elektro-Abfischung in einer Referenzstrecke im Flussraum Oberer Eisack.

Abb. B-23: Sondierungsbohrung am Oberen Eisack.

Abb. B-24: Grundwasserpegelmessstellen im Flussraum Oberer Eisack.

Teilmodul GrundwasserArbeitsinhalte- Grundlagenerhebung: Beschreibung

der (hydro-)geologischen Verhältnisseim Untersuchungsgebiet; Auswertungbestehender Datengrundlagen ausSondierungsbohrungen, Tiefbrunnenund geoelektrischen Untergrund-erkundungen

- Langzeit-Grundwasser-Monitoring-Programm: z.B. Errichtung einesMessnetzes aus manuellen und auto-matischen Grundwasserpegeln. Erhe-bung der Pegelstände in regelmäßigenIntervallen.

- Darstellung von Grundwassergang-linien.

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-ZustandsanalyseOberer Eisack

Abb. B-27: Kartenausschnitt zur Risikoanalyse Gleis-dorf mit Informationen zur Überschwemmungsgefahr(Intensität und Wahrscheinlichkeit) sowie zu denGebäudeklassen und Nutzungen mit unterschied-lichen Schadensempfindlichkeiten. Die Risikoanalyse macht transparent, welchemateriellen Schäden im schlimmsten Katastrophen-fall entstehen können.

• Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Gurk

• Beispiel 26: Schätzung der Wertmin-derung von Grundstücken durch dieAusweisung von Hochwasserrückhal-teräumen an der Unteren Ahr

Modul RISIKENArbeitsinhalte- Mit computergestützten Geografischen

Informationssystemen (GIS) werdenüber die Verknüpfung, Bewertung undVerschneidung von Themeninhalten auseinem Bündel flächendeckend erhobe-ner Themenkarten Zonen mit unter-schiedlichem Gefahren- und Risiko-potenzial ermittelt - wobei zwischenGefahr und Risiko klar unterschiedenwird: „Gefahren“ meinen möglicheUrsachen von Schäden (Überflutungen,Muren etc., bestimmbar durch Art, Aus-dehnung, Eintrittswahrscheinlichkeitund Intensität), das „Risiko“ inkludiertbereits den Schaden, der entsteht, wennGefahrenzonen auf Bereiche mit Sach-oder Kulturgütern treffen (Abb. B-26).

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 02: Risikoanalyse Gleisdorf• Beispiel 12: Ermittlung des Schadens-

potenzials an der Unteren Ahr• Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-

licher Raumentwicklungsplan Möll

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Flussraum Agenda Alpenraum40

Abb. B-26: Grundprinzip der Hochwasser-Risiko-analyse. Risiken entstehen dort, wo “verletzliche”bzw. schadensemfpindliche Nutzungen (Siedlungen,Gewerbe etc.) und die Gefahr häufiger Überschwem-mungen zusammentreffen. (Quelle: DKKV 2003,veränd.)

Gefähr-dung

Schadens-empfindlich

keit

RISIKO

Abb. B-29: Ablaufschema zur Abschätzung der Hochwasser-Schadenspotenziale im Zuge der RisikoanalyseRaab. Am Beispiel Gleisdorf, einem überregional bedeutenden Industriestandort an der Raab, wurde beispielhaftuntersucht, wo Schwachstellen im Hochwasserschutzsystem auftreten können und welche materiellen Schädenan Wohngebäuden, Industrieanlagen oder Infrastrukturen damit verbunden wären (Näheres siehe Beispiel 02).

Abb. B-28: Grundkarte mit Überflutungsgebieten undGebäudesituation zur Beurteilung des Schadens-potenzials an der Ahr bei St. Georgen.

Gefahr

beschrieben durch:• Intensität• Wahrscheinlichkeit

Menschen,Güter,

Umwelt ...

beschrieben durch:• “Wert”• Empfindlichkeit

Nutzungseinheiten als GIS-Thema

Bewertungsmethoden

Klassifikation nach Objekteigenschaften

aus Kataster, Luftbild, Begehung

Einzelerhebung über Befragung, Experten ...

Intensität möglicher Hochwasser-Szenarien(Wasserstand, Fließgschwindigkeit,

Schlamm ...)Zuordnung der Schadensfunktionen zu

Nutzungsklassen

• Einheitsschäden oder

• Objektwerte & Schadensraten

Schadensabschätzung über Verknüpfung mitIntensität möglicher Hochwasser-Szenarien

(Wasserstand, Fließgschwindigkeit, Schlamm ...)

Auswertung, Darstellung

Häufige Objekte: Wohnhäuser ...Mittlere Rechenwerte adäquat

Sondernutzungen: Großschadenspotenziale,hohe Folgeschäden: Industrie,

Infrastruktur ...

Schadensabschätzung

Gebäude

Ausrüstung

Produktionsausfall (Tage, Euro)

Umweltgefahren, Folgewirkungen ...

Schadensminimierung durch Vorwarnung, Objektschutz ...

Nicht monetäre Schäden

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 41

Abb. B-31: Konfliktplan Oberer Eisack (Ausschnitt; Näheres siehe Beispiel 01).

Modul KONFLIKTEArbeitsinhalte- Sichtbarmachung von Wirkungszusam-

menhängen, Stärken, Defiziten, Poten-zialen und Einschränkungen durchinterdisziplinäre Zusammenarbeit bzw.Vernetzung der Ergebnisse aus denModulen Gefahren, Nutzung undUmwelt

- Erzeugung vernetzender Themenkartenv.a. unter Verwendung von GIS

- Ausarbeitung eines gemeinsamen fach-übergreifenden Konfliktzonenplanesauf der Grundlage der Ergebnisse dersektoralen Ist-Zustandserhebungen undder vernetzenden Pläne. Die einzelnenProblembereiche werden räumlichdefiniert und inhaltlich beschrieben(Abb. B-31).

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 01: Ist-Zustand und Konflikt-analyse Oberer Eisack

• Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Möll

• Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Gurk

• Beispiel 26: Schätzung der Wertmin-derung von Grundstücken durch dieAusweisung von Hochwasserrückhal-teräumen an der Unteren Ahr

Tab. B-2: Konfliktzonen am Oberen Eisack; fachüber-greifend ermittelt.

Abb. B-30: Konfliktbereiche an der Möll (Kartenaus-schnitt; Näheres siehe Beispiel 21).

Konfliktzone Wasserbau Ökologie Raumnutzung

Eisack

Eisack (Stadt Sterzing) x x xEisack (Sterzinger Moos / Mündungs-

bereich der 3 Flüsse) x x xEisack (Mäander) x xMareiterbach

Oberer Mareiterbach (Mareit) x xMittlerer Mareiterbach (Stange / Unterackern / Schönau) x xUnterer Mareiterbach (Gasteig /Thumburg / Mündung) x x x

Pfitscherbach (Wiesen / Moos) x x

Pfitscherbach

ses steht ein praktisch umsetzbaresLeitbild-Szenario.

- Bei größeren Flussräumen mit komple-xer Aufgabenstellung hat es sich be-währt, das Projektgebiet in Leitbild-strecken zu unterteilen und einheitlicheLeitbild-Themen festzulegen, die auchin Themenkarten räumlich zugeordnetwerden können.

- Als Abschluss empfiehlt sich dieErstellung einer Kurzfassung des Leit-bildes in Form einer Präambel, einerPosterreihe etc., zumal mit dem Leit-bildprozess auch eine verständliche,nachvollziehbare und übersichtlichePräsentation der Leitbildarbeit nachaußen eng verknüpft ist (siehe ModulInformation).

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 21: Integrative Maßnahmen-planung an der Möll

• Beispiel 25: Leitmotiv Oberer Eisack• Beispiel 27: Drei Funktionen für einen

einzigen Flussraum - Strategien an derRhône

Aufgabenfeld PLANUNG

Modul LEITBILD

Arbeitsinhalte

- Die methodischen Zugänge zur Erstel-lung von Leitbildern sind sehr unter-schiedlich. Grundsätzlich besteht dieAufgabe des Leitbildes darin, generelleEntwicklungsziele und den Soll-Zu-stand für den Flussraum festzuschrei-ben. Dies erfolgt aufbauend auf denErkenntnissen aus den vorangegange-nen Modulen sowie unter Einbezie-hung rechtlicher Rahmenbedingungen(EU-WRRL, nationale Richtlinien fürden Hochwasserschutz etc.).

- Die Entwicklung des Leitbildes kannals interdisziplinärer Prozess im Rah-men von Workshops oder Flussraumfo-ren stattfinden (siehe Modul Beteili-gung). Dabei suchen z.B. Wasserbau-techniker, Hydrologen, Biologen,Landschafts- und Raumplaner sowieInteressensvertreter einen praxisnahengemeinsamen Konsens zwischen denInteressen der Wasserwirtschaft, Öko-logie, Raumplanung und Erholungsnut-zung. Zumeist ist es notwendig, dassAbstriche bei den Zielen der sektoralenInteressensgruppen gemacht werdenmüssen. Am Ende des Leitbildprozes-

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Flussraum Agenda Alpenraum42

Abb. B-32: Das Leitbild zielt auf eine ganzheitlicheintegrale Betrachtung des Flussraumes. Schutzziele,ökologische Ziele und nutzerische Ziele werden ineinem interdisziplinären Diskussionsprozess mitein-ander verknüpft.

Abb. B-33: Vorgangsweise bei der Erstellung des Leitbildes Möll (schematisch; siehe Beispiel 21).

Abb. B-34: Visualisierte Ziele (“Leit-Bilder”) unterstüt-zen die Vorstellungskraft der Menschen und eignensich besonders gut, um Ideen zu “transportieren”.

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 43

Abb. B-35: Zentrales “Leit-Bild” der 3. Rhonekorrek-tion im Schweizer Kanton Wallis. Motto: Für Sicher-heit braucht man Platz. Die aus Sicherheitsgründendurchgeführte Verbreiterung des Flusslaufes verbes-sert gleichzeitig die biologischen und sozioökonomi-schen Funktionen des Flusses. Wenn eine Verbreite-rung nicht möglich ist, zum Beispiel beim Durchflussdurch eine Stadt, wird die Flusssohle abgesenkt unddie Dämme werden konsolidiert.

Abb. B-36: Maßnahmenplan für die Entwicklungszone Unterer Mareiterbach im Flussraum des Oberen Eisack (Näheres siehe Beispiel 25).

Hochwasser-entlastungszone

Area di laminazione

Hauptgerinne

Feuchtgebiete

Kieswerke, Fischerei, Schifffahrt, Wasserkraftnutzung

Damm

Trocken-gebiete

Uferschutz

Ufer-bereich

Tourismus undFreizeit

Uferschutz

Ufer-bereich

Damm

Trocken-gebiete

Tourismus undFreizeit

SICHERHEIT

NATUR

SOZIO-ÖKONOMISCH

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Flussraum Agenda Alpenraum44

Modul MASSNAHMEN

Arbeitsinhalte

- Schlüssige und nachvollziehbareErmittlung eines Maßnahmenkatalogesfür den Flussraum auf interdisziplinä-rer Ebene unter Beteiligung relevanterFachdisziplinen und der Öffentlichkeit(siehe auch Modul Beteiligung)

- Prioritätenreihung auf Basis der Ergeb-nisse der Ist-Zustandsanalyse, des Leit-bildes sowie einschlägiger Rahmen-bedingungen

- Möglichst verständliche, nachvollzieh-bare und übersichtliche Präsentationdes Maßnahmenkataloges als Ergebnisder Maßnahmen-Diskussion (sieheauch Modul Information)

Das Modul Maßnahmen kann in Abstim-mung auf vorherrschende Strategien fürden nachhaltigen Hochwasserschutz inden Alpenländern (LAWA 1995, RIWA-T,Hochwasseraktionsprogramm Bayern2002 etc.) in mehrere Teilmodule unter-gliedert werden.

Abb. B-39: Der integrative Maßnahmenplan für die Möll umfasst insgesamt35 Maßnahmen. Der Schwerpunkt dabei liegt auf vorbeugendem Hochwasserschutz. Zahlreiche Flussaufweitungen erhöhen den Hochwasserrückhalt, verringern gleichzeitigdie Gefahr von Geschiebeeinstößen und verbessern den ökologischen Zustand des Fluss-raumes.

Teilmodul: Vorbeugende Maßnahmen

Der beste Hochwasserschutz ist jener, derein Hochwasser erst gar nicht entstehenlässt. Natürlicher Wasserrückhalt in Auge-bieten und unbebauten Talräumen redu-ziert die Hochwassergefahr an der Wur-zel. Je größer der natürliche Rückhalt unddie Versickerung, desto niedriger dieHochwasserstände flussabwärts. Ein ver-besserter Wasserückhalt ist aber nicht nurein Ziel des Hochwasserschutzes, sondernTeil eines fachübergreifenden Flächen-und Gewässermanagements zur Bewah-rung und Verbesserung der Umweltsitua-tion im Flussraum insgesamt.

Arbeitsinhalte

- Entwicklung von Maßnahmen, die denWasserrückhalt auf der Fläche fördern:z.B. Schutzwaldpflege, Entsiegelungvon Flächen, standortgerechte Bewirt-schaftung des Flussumlandes

- Entwicklung von Maßnahmen, die denWasserrückhalt in Gewässer und Auerhöhen; z.B. durch (Wieder-)Herstel-lung natürlicher Retentionsräume,Rückverlegung von Dämmen bzw.Deichen, Aufweitung der Gewässer-sohle, Renaturierung etc.In diese Kategorie von Maßnahmenfallen auch häufig jene Maßnahmen,die im Sinne einer nachhaltigen Was-serwirtschaft zur Erhaltung und Ver-besserung des ökologischen Gewässer-zustandes und zur Verbesserung derNaherholungsfunktion beitragen.

Abb. B-37: “Geschiebemanagement Großkirchheim”-Schematische Darstellung der geplanten Maßnahme.Auszug aus dem Entwurf zum Maßnahmenpro-gramm Möll (September 2005).

Abb. B-38: Ein wesentliches Element des auf Nach-haltigkeit ausgelegten Maßnahmenprogrammes ander Möll ist - neben den gewässerökologischen undschutzwasserwirtschaftlich orientierten Maßnahmen- die Aufwertung des Erholungsraumes der Möll.Deshalb ist an mehreren Punkten die Schaffung vonFreizeit- und Erholungseinrichtungen vorgesehen. Im Bild der bereits realisierte Flussnebenarm beiObervellach. - Eine schutzwasserwirtschaftlicheMaßnahme mit Mehrwert (Näheres siehe Beispiel54).

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 45

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 23: Integrative Maßnahmen-planung an der Möll

• Beispiel 25: Maßnahmenplanung Obe-rer Eisack - Erste Ergebnisse

• Beispiel 26: Schätzung der Wertmin-derung von Grundstücken durch dieAusweisung von Hochwasserrückhal-teräumen an der Unteren Ahr

• Beispiel 55: Nachhaltiger Hochwas-serschutz an der Großache

• Beispiel 56: Flussaufweitung Gatz-Aue

• Beispiel 58: Integrierter Hochwasser-schutz an der Raab bei Gleisdorf

Abb. B-40: Im Rahmen der Flussraumagenda Alpenraum wurde intensiv an einem Gewässerentwicklungsplanfür den Oberen Eisack gearbeitet (Beispiel 25). Die Planungen sehen unter anderem vor, das teilweise viel zuschmale Bachbett aufzuweiten. Dadurch wird die Hochwassersicherheit verbessert und gleichzeitig der Flussals Lebensraum attraktiver.

Abb. B-41: An der Großache (links; siehe auch Beispiel 55) und an der unteren Ahr (rechts; Beispiel 56) wurden Renaturierungsmaßnahmen in Verbindung mit Hoch-wasserschutzprojekten bereits erfolgreich umgesetzt.

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Flussraum Agenda Alpenraum46

Teilmodul: Technische Maßnahmen

Wo Menschen und Sachwerte geschütztwerden müssen, ist technischer Hochwas-serschutz in Form von Ufermauern, Däm-men bzw. Deichen, Rückhaltebecken etc.unverzichtbar. Allerdings sind die Mög-lichkeiten beschränkt und die gewonneneSicherheit relativ. - Es können immer nochgrößere Hochwässer auftreten oder dieSchutzbauten versagen.In diese Kategorie gehören auch Maß-nahmen zur Verbessserung des ökologi-schen Zustandes soweit sie als technischeBauwerke ausgeführt sind wie z.B. Fisch-treppen.Im Sinne der Nachhaltigkeit ist zu beden-ken: Technische Hochwasserschutzmaß-nahmen sind nicht billig. Der Schutz-gewinn muss den Aufwand rechtfertigen.Gleichzeitig ist nachzuweisen, wie sichder Eingriff auf Oberlieger und Unter-lieger auswirkt.

Arbeitsinhalte

- Entwicklung von Hochwasserschutz-maßnahmen in Form von Dämmenbzw. Deichen und Ufersicherungen(mobile Wände, Mauern, Steinwürfe,ingenieurbiologische Maßnahmen) undderen Instandhaltung

- Entwicklung von Hochwasserschutz-maßnahmen in Form von künstlichangelegten und gesteuerten Rückhalte-becken und Talsperren

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 23: Integrative Maßnahmen-planung an der Möll

• Beispiel 26: Schätzung der Wertmin-derung von Grundstücken durch dieAusweisung von Hochwasserrückhal-teräumen an der Unteren Ahr

• Beispiel 55: Nachhaltiger Hochwas-serschutz an der Großache

• Beispiel 58: Integrierter Hochwasser-schutz an der Raab bei Gleisdorf

Abb. B-44 Technische Maßnahmen bestimmen den Hochwasserschutz im Industriegebiet von Gleisdorf an der Raab. Bedingt durch die beengten Platzverhältnisse setztman auf Linearmaßnahmen (oben) in Kombination mit Hochwasserrückhaltebecken. Im Gegenzug konnten mehrere ökologische Ausgleichsflächen eingerichtet werden.

Abb. B-43: Technischer Hochwasserschutz an der Raab.

Abb. B-42: Um die Hochwassersicherheit von Sied-lungsgebieten an der Unteren Ahr zu verbessern,wird die Errichtung von Hochwasserrückhaltebeckenin Betracht gezogen, die ab 30-jährlichen Hochwäs-sern in Funktion treten (Näheres siehe Beispiel 26).

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 47

- Entwicklung von Maßnahmen für einerechtzeitige Warnung vor Hochwassersowie eine verbesserte Verhaltens-vorsorge, die die Warnung vor Ort inkonkretes Handeln umsetzt.

- Entwicklung von Maßnahmen für eineverbesserte Risikovorsorge, die finan-zielle Vorsorge trifft für den Fall, dasstrotz aller vorgenannten Strategien einHochwasserschaden eintritt.

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 03: Hochwasserprognose-modell Mur

• Beispiel 04: Hochwasservorhersage-modell Großache / Tiroler Achen

• Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Möll

• Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan Gurk

• Beispiel 31: Flussplattform Gurk -Hochwasserpartnerschaft für mehrSicherheit

• Beispiel 41: “Im Fluss” - Eine Projekt-woche rund um den Oberen Eisack

• Beispiel 45: Im Banne der Gefahr oderGefahr gebannt? Hochwasserschutz inBayern filmisch erklärt.

Teilmodul: Vorsorgemaßnahmen

Trotz vorbeugendem und technischemHochwasserschutz bleibt ein Restrisiko,das nur durch richtige Vorsorge auf allenEbenen der Gesellschaft minimiert wer-den kann: z.B. Flächenvorsorge (Flächen-widmung), Bauvorsorge (hochwasserge-rechtes Bauen), Risikovorsorge (Ver-sicherungen), Verhaltensvorsorge undrechtzeitige Warnung.

Arbeitsinhalte

- Entwicklung von Maßnahmen im Sin-ne der Flächenvorsorge mit dem Ziel,die Raumansprüche eines nachhaltigenHochwasserschutzes mit jenen derlokalen und regionalen Raument-wicklung abzustimmen. Beginnenddamit, möglichst kein Bauland in über-schwemmungsgefährdeten Gebietenauszuweisen.

- Entwicklung von Maßnahmen für einebessere Bauvorsorge, die durch ange-passte Bauweisen und Nutzungen mög-liche Hochwasserüberflutungen schad-los überstehen lässt. Adressat dieserMaßnahmen sind in erster Linien dieBetroffenen selbst. Ihre Umsetzungerfordert eine aktive Bürgergesell-schaft.

Abb. B-45: Im Rahmen der Flussraumagenda wur-den die Grundlagen für eine gemeinsame Hochwas-servorwarnung der Mur-Anrainerländer geschaffen.Die internationale Hochwasserwarnzentrale wurde inGraz eingerichtet (siehe Beispiele 03 und 51).

Abb. B-46: Ein weiteres länderübergreifendes Hoch-wasserprognosemodell wurde für das Einzugsgebietdes Chiemsees entwickelt (Beispiel 04). Bayern undTirol erwarten sich durch die rechtzeitige Vorwar-nung der Bevölkerung eine deutliche Schadensre-duktion im Hochwasserfall.

Schutzwasserwirtschaft-licher Flächenanspruch

Flächenanspruch für Regionalentwicklung und Raumplanung

Konfliktbereiche

Konfliktbereinigter schutzwasserwirtschaftlicherRaumentwicklungsplan (SREP)

Flussraum

Abflussraum 1 (HQ30)

Abflussraum 2 (HQ100)

Restgefährdungsbereich(Auenzone)

Bedarfsfläche Baumaßnahmen

Bedarfsfläche für Retention

Bedarfsfläche Restgefährdungim Überlastfall

HQ100

Abb. B-47: Im Sinne einer optimalen Flächenvorsorgewurde an der Möll das Konzept eines Schutzwasser-wirtschaftlichen Raumentwicklungsplans (SREP) ent-wickelt (siehe Beispiel 21). Der SREP Möll verstehtsich als Grundlage für ein regionales, auf das Mölltalabgestimmtes Flächenmanagement für maximaleHochwassersicherheit, das auch raumbezogene undregionalwirtschaftliche Aspekte mit einbezieht. Ziel istes, den SREP in die (über-)örtliche Raumplanung zuimplementieren. Ein ähnlicher Ansatz wurde auch ander Gurk verfolgt (Beispiel 22).

F L U S S R A U M M A N A G E M E N T P L A N

Flussraum Agenda Alpenraum48

Maßnahmenprogrammen und Bewirt-schaftungsplänen an Gewässern.

• Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda21 ist vor allem durch den Dialog mitBürgern, Interessensvertretern und ört-lichen Organisationen zu erreichen.Durch Konsultation und Herstellungeines Konsenses können beide Seiten,Bürger und Wasserwirtschaft profitie-ren (vgl. Abb. B-52).

Kommunikation - eine Herausforderung

Kommunikation ist notwendig, um dienotwendige Akzeptanz für die Ziele undMaßnahmen des Flussraummanagementszu erreichen. Gleichzeitig werden an denKommunikationsprozess hohe Anforde-rungen gestellt:

• Bei wasserwirtschaftlichen Maßnah-men, die in das Flächenmanagementeingreifen, gibt es viele direkt undindirekt Betroffene und entsprechendviele unterschiedliche Interessen (Abb.B-48).

• Flussraummanagement ist eine fach-lich komplexe Materie, gleichzeitigbesteht in der Bevölkerung noch zuwenig Wissen über Gefahren, Scha-denspotenziale und Risikobewertung.

• Das Gefahrenbewusstsein in der Be-völkerung ist nur kurzfristig nachHochwasserereignissen hoch, danachsinkt es nach kurzer Zeit schnell ab,wenn keine laufende Bewusstseins-bildung stattfindet (Abb. B-49).

• Zeit und finanzielle Mittel zur Erstel-lung eines Flussraummanagement-plans sind knapp. Außerdem drängtdie Zeit, da räumliche Entwicklungendie Planung leicht "überholen" können

• Flächenmanagement bedeutet, Maß-nahmen zu setzen, die nicht unmittel-bar sichtbar sind und zumeist erstmittel- bis langfristig wirken.

• Zu guter Letzt: Kommunikation bringtgewichtige Vorteile für alle Teilneh-mer am Kommunikationsprozess.sowohl für die Betroffenen als auchfür den Projektträger (Abb. B-52).

KOMMUNIKATIONSAUFGABEN

Kommunikation im Flussraummanage-ment hat viele gute Gründe

Ein Grundtenor der Flussraumagenda-konferenzen war, dass künftig der Kom-munikation im Flussraummanagement,dem FLUSSRAUM-DIALOG, ein nochhöherer Stellenwert beigemessen werdenmuss. Aus verschiedenen Gründen:

• Einschlägige nationale Richtlinien der(Schutz-)Wasserwirtschaft in denAlpenländern verlangen eine “optima-le Abstimmung von Maßnahmen mitden Bedürfnissen der Bevölkerung,um die Akzeptanz von Projekten zufördern. Durch Risikokommunikationsollen Vorteile und verbleibende Risi-ken dargelegt werden” (RIWA-T,Österreich). “Alle Maßnahmen desHochwassserschutzes sollen auf einernachvollziehbaren, transparenten undumfassenden Interessensabwägungbasieren. Das heißt, dass durch Kom-munikation und Diskussion ein für alleBeteiligten tragfähiger Kompromissgefunden werden soll.” (Wegleitungdes BWG, Bern 2001).

• Die Europäische Wasserrahmenricht-linie fordert die Beteiligung derÖffentlichkeit bei der Aufstellung von

Abb. B-50: Flussraummanagement stellt hohe Anfor-derungen an die Kommunikation.

Abb. B-49: Das Gefahrenbewusstsein der Bevölke-rung ist unmittelbar nach einem Ereignis sehr hoch,sinkt aber ohne zusätzliche Informationen nach kur-zer Zeit ab.

Abb. B-48: Im Flussraummanagement gibt es vieleInteressen abzuwägen.

Naturgefahrenbewusstseingering

viele direkt und indirektBetroffene

viele unterschiedlicheInteressen

fachlichkomplexeMaterie

Ressourcen- und Zeitknappheit

mittel- bis langfristige Perspektiven

Landwirt-schaft

Tourismus

Raum-planung

Militär

Forst

Siedlung Wasserbau

Fischerei

Infra-struktur

Schifffahrt Energie-produktion

Grund-eigen-tümer

Bevölkerung/ Politik

Gewässer-schutz

Landschafts-schutz

Industrie /Gewerbe

Fluss-raum-

manage-ment

Mit periodischen Informations-

veranstaltungen

Keine Informationsveranstaltungen

Ereignis/Überschwemmung Zeit

Gef

ahre

nbew

usst

sein

gering

hoch

Quelle: Hochwasservorsorge. IKSR, 2002; verändert

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 49

Abb. B-52: Kommunikation im Flussraum-management bringt viele Vorteile sowohl für dieBeteiligten (links) als auch für den Projektwerber, die Wasserwirtschaft (unten).

Abb. B-51: Gute Kommunikation im Flussraum-management schafft Wissen und “erntet” imGegenzug Akzeptanz, Beteiligung und Hilfe bei derUmsetzung.

Vorteile ffüürr BBeetteeiilliiggttee

Ideen einbringen und umsetzen

Bedeutung der Orga-nisation stärken

Interessen und Positioneneinbringen

Bessere Einsichtin Entscheidungen

Besserer Zugang zu relevanten Informationen

Vertrauensbasis fürkünftige Kooperationen

Kompetenz und Profil der Organisationgegenüber MItgliedern und Öffentlichkeit verdeutlichen

Quelle: ÖGUT-News 01/2005; veränd.

Vorteile ffüürr PPrroojjeekkttttrrääggeerr

Mehr Verständnis für wirtschaftliche Erfordernisse

Vertrauensbasis fürkünftige Kooperationen

Höhere Akzeptanz der Ergebnisseund dadurch längerfristige Lösungen

Bessere Verankerungdes Unternehmens

in der Region

Imageverbesserung fürdas Unternehmen

Größere Rechtssicherheit,geringeres Unternehmerrisiko

Rasche Realisierung durch wenigernachträgliche Beschwerden und

Gerichtsverfahren

Quelle: ÖGUT-News 01/2005; veränd.

KKoommmmuunniikkaattiioonn

Wissen bringt Akzep-tanz

Wissen bringt Hilfe bei der Umsetzung

Wissen bringt Beteiligung

Quelle: ÖGUT-News 01/2005; veränd.

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Flussraum Agenda Alpenraum50

Stufen des “Flussraum-Dialogs”

Kommunikation im Flussraummanage-ment umfasst grundsätzlich 2 Stufen(Module) des Dialoges (Abb. B-54):

• Information • Beteiligung

Modul INFORMATION

ArbeitsinhalteZiel der informativen Öffentlichkeitsbe-teiligung ist es, • Bewusstseinsbildung für die Ziele und

Maßnahmen eines nachhaltigen Fluss-raummanagements zu betreiben

• die Bevölkerung über Risiken undGrenzen des Hochwasserschutzes zuinformieren (“Risikokommunikation”)

• an die Eigenverantwortung des Ein-zelnen im Sinne einer aktiven Bürger-gesellschaft zu appellieren

• der breiten Öffentlichkeit Planungenoder Entscheidungen bekannt und ver-ständlich zu machen. Die Möglich-keiten, Entscheidung zu beeinflussen,sind auf dieser Stufe der Kommuni-kation allerdings beschränkt.

Die Information der Betroffenen solltenicht nur einmal stattfinden, sondern inzweckmäßiger Form und zu geeignetenZeitpunkten kontinuierlich während desgesamten Planungsprozesses.

Die Möglichkeiten der Informationsarbeitsind vielfältig:

- Auflage von Plänen zur Einsichtnahme(passive Information, Betroffene habenHolschuld)

- Informationsveranstaltungen, Bürgerin-formationstage, Vorträge von Fachleu-ten (aktive Information)

- Information über lokale und regionaleMedien

- Aussendungen, Folder, Broschüren,Zeitschriften, Wurfsendungen

- Filme- Ausstellungen- Begehungen vor Ort; Exkursionen in

Gebiete mit ähnlicher Situation- Schulaktionen

etc.

Beispiele aus den Modellflussräumen

• Beispiel 41: “Im Fluss” - Eine Projekt-woche rund um den Oberen Eisack

• Beispiel 42: Fackeln in der Gatz-Au - Ein Flussfest an der Unteren Ahr

• Beispiel 43: Schulprojekte im Modell-flussraum Mur

• Beispiel 44: Eine “Flut” von Emotio-nen - Jugendliche folgten dem Wegdes Wassers

• Beispiel 45: Hochwasserschutz inBayern - Filmisch erklärt

• Beispiel 46: Schulprojekte in denModellflussräumen Gurk und Möll

• Beispiel 47: Heiter-Ironisches aus derInfo-Kampagne zur 3. Rhonekorrektion

Abb. B-54: Stufen des Flussraum-Dialogs und deren Instrumente (beispielhaft)

Information

Beteiligung

InformationsveranstaltungenÖffentliche EinsichtnahmenInternetAusstellungenMedienExkursionenSchulaktionen etc.

Öffentliche DiskussionsveranstaltungenBürgerversammlungenBefragungenStellungnahmenPlanungswerkstätten“Flussraumplattformen” / “Flussraumforen”“Flussraumparlamente” etc.

Abb. B-55: Bewusstseinsbildung am Oberen Eisack(I). Eine Woche lang drehte sich alles um den Fluss.Auch Kinder übten den Hochwasserfall (Näheres siehe Beispiel 41).

Abb. B-53: Eine Zeitschrift informiert regelmäßigüber den Stand der Planung bei der 3. Rhonekorrek-tion im Schweizer Kanton Wallis. Von Anfang an hatdabei eine ungewöhnliche Form der Wissenvermitt-lung besonderen Anklang gefunden: Comics, die mitVorliebe auch heiße “Eisen” anpacken und mit vielHumor und Selbstironie wichtige Überzeugungsar-beit leisten (Näheres siehe Beispiel 47).

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Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 51

Abb. B-59: Posterserie zur Präsentation des Leitbildes zum Gewässerbetreuungskonzept Gurk.

Abb. B-58: Die enormen Anstrengungen der Wasserwirtschaft Bayern für mehr Hochwassersicherheit auf leichtverständliche und anschauliche Weise einem breiten Publikum näher zu bringen, war die Aufgabe einer Video-

produktion, die im Rahmen der Flussraumagenda Alpenraum entstand. Als Anschauungsbeispiel diente dieGemeinde Unterwössen im Modellflussraum Tiroler Achen (Näheres siehe Beispiel 43).

Abb. B-56: Überzeugungsarbeit beginnt an derBasis. Schüler und Jugendliche aus Budoia entdek-kten ihren Fluss auf einer Wanderung vom Gebirgebis zum Meer (Näheres siehe Beispiel 44).

Abb. B-57: Ein ungewöhnliches Lichterfest anlässlichdes Spatenstichs zu einer Flussaufweitung an derUnteren Ahr weckte Emotionen und machte viele Teil-nehmer zu “Fließgewässerenthusiasten”. Das Ereignisfand auch in den lokalen Medien seinen Niederschlag.

Abb. B-60: Das Modul Beteiligung erfordert einer-seits die Kooperation mit raumrelevanten Fach-disziplinen (oben), andererseits die Partizipation vonBürgern und Interessensvertretern (unten).

lichkeit bereits in der Analysephase sinn-voll, um den Wissensstand und das Pro-blembewusstsein der Teilnehmer zu ver-bessern.

Nach den Erfahrungen, Richtlinien bzw.Gesetzen in den Partnerländern der Fluss-raumagenda sind verschiedene Formender Beteiligung möglich:

- Öffentliche Diskussionsveranstaltun-gen

- Bürgerversammlungen- Befragungen- Einholung von Stellungnahmen- Planungswerkstätten - “Flussraumplattformen” und “Fluss-

raumforen”- “Flussparlamente”

etc.

Die in einigen Modellflussräumen einge-richteten “Flussraumforen” und “Fluss-raumplattformen”, in denen zu bestimm-ten Zeiten Planer und Verantwortliche mitBürgervertretern zu öffentlichen Diskus-sionen zusammenkommen, haben sichdabei als durchaus geeignete Beteili-gungsformen zur Erstellung von Fluss-raummanagementplänen erwiesen. Wich-tig ist, Spielregeln und Entscheidungs-strukturen klar zu definieren, den Teilneh-merkreis ausgewogen abzustecken und zuüberlegen, in welchen Phasen die Abstim-mung mit den Flussraum-Akteuren be-sonders effektiv erfolgen kann.

Beispiele aus den Modellflussräumen:• Beispiel 31: Flussplattform Gurk32• Beispiel 32: Das lokale Wasserparla-

ment an der Drôme• Beispiel 33: Das Flussraumforum

Oberer Eisack (I)• Beispiel 34: Das Etschkomitee

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Flussraum Agenda Alpenraum52

Modul BETEILIGUNG

ArbeitsinhalteAufgabe des Moduls Beteiligung ist dieEinbeziehung der Flussraum-Akteure,z.B. Fachstellen, Interessensvertreter,Bürger, Politiker, Betroffene etc. in dieAusarbeitung von Flussleitbildern undMaßnahmenprogrammen.Ziel eines Beteiligungsprozesses ist es,durch den Aufbau von Vertrauen undZusammenarbeit einen sinnvollen Aus-gleich der unterschiedlichen Nutzungs-interessen herbeizuführen und die Akzep-tanz für Maßnahmen zu erhöhen.

In diesem Zusammenhang können zweiEbenen der Kommunikation unterschie-den werden:

• Beteiligung (“Partizipation”) der Pla-nungsbetroffenen und -interessierten("Kommunikation nach Außen"). BeiBeteiligungsprozessen im Flussraum-management können Bürger und Inter-essenvertreter zu vorgelegten Vor-schlägen Stellung nehmen sowie ihreIdeen und Vorschläge einbringen.

• Kommunikation innerhalb der unter-schiedlichen raumrelevanten Fach-planungen ("Kommunikation nachInnen"). Erfolgreiches Flussraum-management setzt eine intensive Kom-munikation zwischen einzelnen raum-relevanten Fachdisziplinen voraus(Abb. B-60). Flussraummanagement,das in einem großen Ausmaß auf Flä-chenmanagement zur Verringerung desGefahren- und Schadenspotenzialssetzt, erfordert bereits während derPlanung eine intensive Kommunika-tion und Abstimmung zwischen denInteressen der Wasserwirtschaft undden Behörden von Raumplanung,Forstwirtschaft, Landwirtschaft,Naturschutz und Gemeinden.

Auf welcher Ebene des Planungsprozes-ses die Mitwirkung ansetzt, hängt vomjeweiligen Projekt ab. Grundsätzlicherscheint die Einbeziehung der Öffent-

Aufgabenfelder und Module

Teil B: Flussraummanagementplan 53

Abb. B-61: Flussplattform im Stadtsaal von Straß-burg (Gurktal, Kärnten). An der Gurk bemühte mansich im Rahmen eines Pilotprojektes zur Ausarbei-tung eines Schutzwasserwirtschaftlichen Raument-wicklungsplanes um einen partnerschaftlichen Weg.Schutzwasserbau, Raumplanung und Gemeindensuchten gemeinsam nach Lösungen zur Flächenwid-mung im Hinblick auf einen nachhaltigen Hochwas-serschutz und eine günstige Gewässerentwicklung. Als gemeinsames Diskussionsforum wurde dieFlussplattform Gurk geschaffen. In den Jahren 2004- 2005 trafen sich Gemeindepolitiker, Betroffene,Interessierte und Fachleute aus Schutzwasserbauund Raumplanung mehrmals zu Gesprächen undBesichtigungen vor Ort. Dabei konnte viel Infor-mation ausgetauscht aber auch Verständnis undBereitschaft zur Mitarbeit geerntet werden (sieheBeispiel 31).

Abb. B-62: Mitglieder des Wasserparlaments Drômeim Dialog. Für die Ausarbeitung eines Gewässerman-agementplanes wurde entsprechend dem französi-schen Wasserhaushaltsgesetz 1992 ein lokales Was-serparlament (CLE - Commission Locale de l’Eau)gegründet, das alle Wasserakteure in die Planungenund Beschlüsse einbezieht.Das Wasserparlament der Drôme umfasst 44 Mit-glieder. Regionale Politiker, Vertreter von Staat undBehörden sowie Vertreter von Berufsverbänden undInteressensgruppen (Naturschutzverbände, Kanu-fahrer, Landwirtschaftskammern, Fischereiverbändeetc.) sind beteiligt. Näheres siehe Beispiel 32.

Abb. B-63: Im Flussraum Oberer Eisack fand dieBeteiligung der Öffentlichkeit am Planungsprozessfür ein Gewässerentwicklungskonzept in Form einessogenannten “Flussraumforums” statt. Dieses botvor allem Entscheidungsträgern - Politikern, Vertre-tern aus Gemeinden, Wirtschaft, Landwirtschaft,Tourismus und Umweltschutz - sowie Experten ver-schiedener Fachdisziplinen - eine Plattform für Infor-mation, Meinungsaustausch und gemeinsameBeschlussfassung (siehe Beispiel 33). Der Projektablaufplan sah insgesamt fünf Sitzungendes Flussraumforums vor. Am Ende standen eingemeinsam entwickeltes Leitmotiv, das die Zielrich-tung für eine nachhaltige Entwicklung im Flussraumdes Oberen Eisack vorgibt, sowie ein Entwicklungs-plan mit konkreten Maßnahmenvorschlägen zu deneinzelnen Konfliktzonen. Die gemeinsame Arbeit imFlussraumforum brachte aber nicht immer nur Ein-verständnis. Sie zeigte auch Schmerzgrenzen auf,die nicht immer leicht zu überwinden waren.

1. Räumlicher und zeitlicher Weitblick -Nachhaltige Entwicklung

Anforderung: (Schutz-)Wasserwirt-schaftliche Verbesserungen müssen vor-rangig unter Berücksichtigung ihrerräumlichen und zeitlichen Auswirkun-gen konzipiert werden, d.h. sie dürfennicht zu Verschlechterungen an anderenOrten oder in der Zukunft führen. Um die Wahl der richtigen Maßnahmenzu erleichtern und Aussagen über mögli-che Auswirkungen von Maßnahmen tref-fen zu können, sind Analysen zur Gefah-ren-, Nutzungs- und Umweltsituationanzustellen. Der Betrachtungsraum gehtdabei über den Flusslauf hinaus undumfasst im Idealfall die potenzielle Auen-zone im Sinne des maximalen, meisthistorischen Überschwemmungsraumes,zumindest jedoch den Überschwem-mungsbereich von Hochwässern mit einer100-jährlichen Auftrittswahrscheinlich-keit. Darüberhinaus sind überregionaleZusammenhänge und Auswirkungen zuprüfen. Insbesondere sind die wasserbau-lichen Vorhaben sowohl mit den Unterlie-gern an Fließgewässern, die durch Aus-wirkungen von Maßnahmen unmittelbarbetroffen sein können, als auch mit denOberliegern (z.B. Kraftwerksbetreibern)zu koordinieren.

Einführung

Flussraummanagement befasst sich mitder Analyse, Planung und Umsetzungjener Maßnahmen, die die (Schutz-) Was-serwirtschaft für die nachhaltige Erfül-lung ihrer vielfältigen sektorenübergrei-fenden Aufgaben (Hochwassersicherheit,guter ökologischer Zustand der Gewässerim Sinne der EU-WRRL, Gewährleistungder Erholungs-/Freizeitmöglichkeitenetc.) für notwendig erachtet.

Nachhaltige Maßnahmen beim Hochwas-serschutz sind Eingriffe mit geringemAufwand, die sozial- und umweltverträg-lich sind, auf lange Zeit in die erwünschteRichtung wirken, das Ansteigen der Scha-denssummen verhindern und mit geringenMitteln korrigierbar sind (vgl. EAWAGnews 51).

Die angedachten Lösungen müssen dem-zufolge ökonomisch sinnvoll, ökologischtragfähig und gesellschaftlich akzeptabelsein. Um dies zu erreichen, hat Fluss-raummanagement im Alpenraum folgendeMindestanforderungen zu erfüllen (vgl.ICLEI 2001):

Planungsprinzipien - Anforderungen an Flussraum-management im Alpenraum

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Flussraum Agenda Alpenraum54

Abb. B-66: Flussraummanagement denkt umsetzungsorientiert. Das Machbare steht im Vordergrund. Umge-setzte Maßnahmen liefern wichtige Erfahrungswerte und motivieren für künftige Aufgaben.

Abb. B-65: Flussraummanagement reagiert flexibelauf Veränderungen und neue Rahmenbedingungen.Der Einsatz moderner Analyse- und Planungswerk-zeuge wie Geografische Informationssysteme,Laserscan-Geländeaufnahmen oder computerge-stützte Simulationsmodelle erlauben es, mit derraschen Entwicklung im Flussraum Schritt zu halten.

Abb. B-64: Flussraummanagement setzt auf nach-haltige Lösungen im Spannungsfeld von Ökonomie,Ökologie und gesellschaftlich-kulturellen Ansprüchen.Das heißt: Lösungen müssen ökonomisch sinnvoll,ökologisch tragfähig und gesellschaftlich akzeptabelsein.

Ökonomie

ÖkologieSoziales

Die Ziele des Flussraummanagementssind langfristig, auf einen Zeithorizontvon 20-30 Jahren, auszurichten. KürzerePlanungsphasen können notwendig wer-den, wenn sich die rechtlichen, fachlichenoder gesellschaftlichen Rahmenbedin-gungen entscheidend ändern.

2. Synergien

Anforderung: Verbesserungen der Hoch-wassersicherheit müssen gleichzeitig eineVerbesserung des ökologischen Zustan-des und/oder der gewünschten Lebens-qualität vor Ort bewirken, zumindestensjedoch keine Beeinträchtigung derselbenzur Folge haben. Umgekehrte Synergien:Verbesserungen der gewünschtenLebensqualität sollen sich gleichzeitigpositiv auf die Hochwassersicherheitund/oder die ökologische Situation aus-wirken oder zumindest zu keinen Ver-schlechterungen führen.Untersuchungen zeigen und Experten sindsich einig: Die Alpenflüsse brauchen künf-tig mehr Raum, um hochwassersicher,ökologisch intakt und für die Menschenattraktiv zu sein. Dieser Raum steht in denintensiv genutzten Alpentälern jedoch nurselten zur Verfügung. Bei der Planung im Rahmen des Fluss-raummanagementprozesses kommt daher

der Nutzung von Synergieeffekten beson-dere Bedeutung zu. Durch Hochwasser-schutzmaßnahmen ausgelöste Zusatznut-zen oder Mehrwerte - z.B. für Raument-wicklung, Gewässerökologie oder Naher-holung - können neue Handlungsspielräu-me eröffnen.

3. Zusammenarbeit

Anforderung: An den Aktivitäten füreine nachhaltige (Schutz)Wasserwirt-schaft müssen all jene beteiligt sein,ohne deren Beitrag oder Akzeptanz dieAktivitäten scheitern könnten.Bei der Festlegung der Ziele, Strategienund Maßnahmen im Zuge des Fluss-raummanagementprozesses entscheidetder Hochwasserschutz bzw. die Wasser-wirtschaft nicht im Alleingang, sonderndurch geeignete Formen der Beteiligungim Dialog mit relevanten Fachdisziplinenund Akteuren im Flussraum. Im Sinne von Transparenz und Bewusst-seinsbildung erhält die Öffentlichkeitregelmäßig Information über den Standdes Flussraummanagementprozesses,gleichzeitig aber auch Anregungen füreine stärkere aktive Eigenverantwortungdes Einzelnen (Stichwort: aktive Bürger-gesellschaft).

Planungsprinzipien

Teil B: Flussraummanagementplan 55

Abb. B-69: Flussraummanagement setzt auf Partizi-pation der Flussraum-Akteure. Partizipative Planungauf breiter Basis wird - auch unter dem Aspekt derbei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtliniegeforderten Öffentlichkeitsbeteiligung - künftig einwesentlicher Arbeitsschwerpunkt der Wasserwirt-schaft und damit des Flussraummanagements sein.Beispielsweise im Rahmen der Risikokommunika-tion. Die Partner Frankreich, Kärnten und Südtirolkonnten in diesem Zusammenhang interessanteErfahrungen und Impulse für das Projekt beisteuern(siehe Beispiele 31-34).

Abb. B-67: Flussraummanagement wirkt integrativ.Es bezieht alle relevanten Flussraum-Akteure in dieAnalysen und Planungen ein.

Abb. B-68: Flussraummanagement agiert interdis-ziplinär. Die (Schutz-)Wasserwirtschaft als Haupt-akteur im Flussraum sucht die Kooperation undAbstimmung mit anderen raumrelevanten Fach-disziplinen, insbesondere Raumplanung undGewässerökologie.

RaumplanungPolitik

Betroffene /ÖffentlichkeitBetroffene /

Öffentlichkeit

Informationsaustausch /InterdisziplinäreZusammenarbeit

Versicherungen

FachstellenFachstellen

VersicherungenBetroffene /Öffentlichkeit

InformationsaustauschInterdisziplinäreZusammenarbeit

RaumplanungPolitik

Forst-wirtschaft

(Schutz-)Wasserwirt-

schaft

Raum-planung

Natur-schutz

Land-wirtschaft

Regional-wirtschaft

Teil C: Best Practice Guide 57

Teil C

Best-Practice-Guide-- BBeeiissppiieellee aauussddeenn MMooddeellllfflluussssrrääuummeenn

EinführungBeispiele Handlungsfeld ANALYSEBeispiele Handlungsfeld PLANUNGBeispiele Handlungsfeld PARTIZIPATIONBeispiele Handlungsfeld INFORMATIONBeispiele UMSETZUNG

Der Best-Practice-Guide wurde um einigevorbildhafte Projekte erweitert, die pa-rallel zur oder schon vor der Flussraum-agenda umgesetzt wurden. Obwohl nichtim Rahmen der Flussraumagenda abge-wickelt, stehen sie dennoch mit den Akti-vitäten in den Modellflussräumen imengen Zusammenhang und haben Vor-bildwirkung im Projekt und darüber hin-aus.

5 Kategorien

Die Gliederung des Best-Practice-Guidesfolgt den Handlungsfeldern, aus denensich Flussrammanagement im Alpenraum- als Resümee der Erfahrungen aus denModellgewässern und des transnationalenErfahrungsaustausches - zusammensetzt:

• Analyse• Planung• Beteiligung• Information

(Siehe dazu auch Teil B).

Ergänzt wird die Beispielsammlung durcheine Reihe von Umsetzungsbeispielen ausden Modellflussräumen, deren “Erfolgs-geschichten” zur Nachahmung anregensollen.

Aufgaben und Ziele

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum arbeiteten Fachleute aus den Alpen-anrainerländern intensiv an neuen Ideenund Strategien, wie “Flussraummanage-ment” (siehe Teile A und B) bestmöglichdefiniert und umgesetzt werden kann.

Die Aufgaben, die ein nachhaltiges Fluss-raummanagement zu erfüllen hat, sindvielfältig. Es gibt kein einfaches “Patent-rezept”. Zu individuell und unterschied-lich sind die Aufgabenstellungen undRahmenbedingungen in den Alpenlän-dern.

Die Beispiele, die im Best-Practice-Guidevorgestellt werden, sollen Lösungsansätzevermitteln und motivieren, sich mit demThema auseinanderzusetzen oder selbstaktiv zu werden. Zielgruppe sind dabeinicht nur Fachleute aus Wasserwirtschaft,Raumplanung und Ökologie, auch lokaleAgenda 21 Plattformen in Städten undGemeinden sind wichtige Adressen, derenBedeutung im Prozess des Flussraum-mangements künftig noch zunehmenwird.

Auswahl der Beispiele

Die Best-Practice-Beispiele, die vorge-stellt werden, stammen aus den Partner-ländern der Flussraumagenda Alpenraum- Bayern, Frankreich, Italien, Österreich,Schweiz und Slowenien. Sie basierengroßteils auf Projekten, die im Rahmender Flusraumagenda in den 11 Modell-flussräumen erstellt wurden - und sinddaher auch eine Leistungsschau derErgebnisse.

Einführung- Die Best-Practice-Beispiele im Überblick

E I N F Ü H R U N G

Flussraum Agenda Alpenraum58

Aufgabenfeld INFORMATION(Beispiele 41-47)

Beispiel 41: “Im Fluss” - Eine Projekt-woche rund um den Oberen Eisack (I)

Beispiel 42: Fackeln in der Gatz-Au - Ein Flussfest an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 43: Schulprojekte im Modell-flussraum Mur (Ö)

Beispiel 44: Eine “Flut” von Emotionen - Jugendliche folgten dem Weg des Was-sers (I)

Beispiel 45: Im Banne der Gefahr oderGefahr gebannt? Hochwasserschutz inBayern - Filmisch erklärt (D)

Beispiel 46: Schulprojekte in denModellflussräumen Gurk und Möll (Ö)

Beispiel 47: Mit Humor gesagt - Heiter-Ironisches aus der Info-Kampagne zur 3.Rhonekorrektion (CH)

UMSETZUNG(Beispiele 51-57)

Beispiel 51: Mur: Internationale Koope-ration in der Hochwasservorwarnung (Ö,Slo)

Beispiel 52: Maßnahmen gegen Geschie-bedefizit an der Drôme (F)

Beispiel 53: Die “Eile” - Ein innovativerFlusserlebnisbereich an der Unteren Ahr

Beispiel 54: Die WildWasserWelt an derMöll in Obervellach (Ö) - Eine flussbau-liche Maßnahme mit Mehrwert

Beispiel 55: Nachhaltiger Hochwasser-schutz an der Großache in Tirol (Ö)

Beispiel 56: Die Flussaufweitung Gatz-Aue an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 57: Integrierter Hochwasser-schutz an der Raab bei Gleisdorf (Ö)

Die Best-Practice-Beispiele

Aufgabenfeld ANALYSE (Beispiele 01-13)

Beispiel 01: GewässerentwicklungsplanOberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Kon-fliktanalyse

Beispiel 02: Risikoanalyse Gleisdorf (Ö)- Technischer Hochwasserschutz imCrash-Test

Beispiel 03: HochwasserprognosemodellMur - Gefahrenvorsorge international (Ö,Slo)

Beispiel 04: Hochwasservorhersage-modell für das Einzugsgebiet des Chiem-sees (D, Ö)

Beispiel 05: Modelluntersuchungen zurModulrampe Saalach (D)

Beispiel 06: Hydraulische Untersuchun-gen an der Gurk (Ö) - Überlegungen zuGeländemodellen

Beispiel 07: Hydrologische und hydrauli-sche Untersuchungen an der Saalach(Maishofen-Saalfelden, Ö)

Beispiel 08: Geschiebeuntersuchungen ander Saalach (Ö)

Beispiel 09: Analyse der Wasserrechteund raumplanerischen Festlegungen ander Saalach (Ö)

Beispiel 10: Analyse des terrestrischenLebensraumes an der Saalach (Ö)

Beispiel 11: Programmentwicklung fürein 2D-Geschiebetransportmodell (D)

Beispiel 12: Ermittlung des Schadens-potenzials an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 13: Hydraulische und flussmor-phologische Untersuchung zur künftigenEntwicklung des Deltabereichs der Tiro-ler Achen (D) - Interaktion Fluss / Delta

Aufgabenfeld PLANUNG:(Beispiele 21-27)

Beispiel 21: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan (SREP)Möll (Ö)

Beispiel 22: Schutzwasserwirtschaft-licher Raumentwicklungsplan (SREP)Gurk (Ö)

Beispiel 23: Integrative Maßnahmenpla-nung an der Möll (Ö)

Beispiel 24: Flusserlebnis Untere Ahr - Ein Gesamtkonzept zur erholungsfunk-tionellen Nutzung des Flussraumes (I)

Beispiel 25: Leitmotiv und Maßnahmen-planung am Oberen Eisack (I)

Beispiel 26: Schätzung der Wertminde-rung von Grundstücken durch die Aus-weisung von Hochwasserrückhalte-becken an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 27: Maßnahmenstrategien imRahmen der 3. Rhonekorrektion (CH)

Aufgabenfeld BETEILIGUNG(Beispiele 31-34)

Beispiel 31: Flussplattform Gurk (Ö)- Hochwasserpartnerschaft für mehrSicherheit

Beispiel 32: Das lokale Wasserparlamentan der Drôme (F) - Flussgebietsmanage-ment auf breiter Basis

Beispiel 33: Das Flussraumforum ObererEisack (I)

Beispiel 34: Das Etschkomitee - Einegemeinsame Initiative für einen attrakti-veren Flusslebensraum (I)

Einführung - Die Best-Practice-Beispiele im Überblick

Teil C: Best Practice Guide 59

Teil C: Best Practice Guide 61

Beispiel 02Risikoanalyse Gleisdorf (Ö) - Technischer Hochwasserschutz im Crash-Test

Aufgabenfeld AnalyseBeispiel 01Gewässerentwicklungsplan Oberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Konfliktanalyse

Beispiel 03Hochwasserprognosemodell Mur - Gefahrenvorsorge international (Ö, Slo)

Beispiel 04Hochwasservorhersagemodell für das Einzugsgebiet des Chiemsees (D, Ö)

Beispiel 05Modelluntersuchungen zur Modulrampe Saalach (D)

Beispiel 06Hydraulische Untersuchungen an der Gurk (Ö) - Überlegungen zu Gelände-modellen

Beispiel 07Hydrologische und hydraulische Untersuchungen an der Saalach (Maishofen-Saalfelden, Ö)

Beispiel 08Geschiebeuntersuchungen an der Saalach (Ö)

Beispiel 09Analyse der Wasserrechte und raumplanerischen Festlegungen an der Saalach (Ö)

Beispiel 11Programmentwicklung für ein 2D-Geschiebetransportmodell (D)

Beispiel 12Ermittlung des Schadenspotenzials an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 10Analyse des terrestrischen Lebensraumes an der Saalach (Ö)

Beispiel 13Hydraulische- und flussmorphologische Untersuchung zur künftigen Entwicklung des Deltabereichs der Tiroler Achen (D) - Interaktion Fluss/Delta

Beispiel 01

Gewässerentwicklungsplan Oberer Eisack (I)Ist-Zustand und Konfliktanalyse

Die Ist-Zustandserhebungen wurden fürfolgende Fachbereiche durchgeführt:

• Hochwasserschutz• Grundwasser• Gewässerökologie• Ökologie terrestrischer Lebensräume• Raumplanung

Im Folgenden werden die Untersuchun-gen kurz erläutert, die Ergebnisse darge-legt und die Konflikte aufgezeigt.

Aufgabenstellung

Die Abteilung Wasserschutzbauten derAutonomen Provinz Bozen-Südtirol ar-beitet im Rahmen der FlussraumagendaAlpenraum an einem Gewässerentwick-lungsplan für den Flussraum des OberenEisacks. Im Norden Südtirols gelegenreicht das Projektsgebiet des Oberen Ei-sacks in Nord-Süd-Richtung vom Brennerbis Mauls, in West-Ost-Richtung vonMareit bis Wiesen/Pfitsch. Eisack, Ma-reiterbach (Abb. 01-3) und Pfitscherbach,drei Gewässer, die südlich von Sterzingzusammenfließen (Abb. 01-1), haben dieMorphologie und Entwicklung des ge-samten Talraumes geprägt und prägen sieheute noch.

Die Arbeitsschritte Ist-Zustand und Kon-fliktanalyse bildeten den Auftakt imGewässerentwicklungskonzept ObererEisack (Abb. 01-2). Aufgrund fehlenderDatengrundlagen wurde dieser Phase vielBedeutung beigemessen. Von Jänner 2004bis April 2005 wurden im Gebiet Untersu-chungen in den Bereichen Hochwasser-schutz, Grundwasser, terrestrische Ökolo-gie, Gewässerökologie und Raumplanungdurchgeführt. Die Ergebnisse bildeten dieBasis für die Formulierung des Leitmo-tivs, das in Phase 2 unter Einbindung derÖffentlichkeit erstellt wurde (siehe dazuKap. Beteiligung). In Phase 3 schließlichwird der Entwicklungsplan erstellt, derdie konkreten Maßnahmen zur Erreichungdes Leitmotivs festlegt (siehe dazu Kap.Planung).

Modellflussraum:Oberer Eisack

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Am Oberen Eisack (Autonome Provinz Bozen-Südtirol; Italien) wird im Rahmen der Fluss-raumagenda Alpenraum intensiv an einem Ge-wässerentwicklungskonzept gearbeitet. AmEnde umfangreicher Ist-Zustandserhebungensteht eine fächerübergreifende Konfliktanalyse,die Problembereiche aus Sicht des Hochwas-serschutzes, der Ökologie und der Raumpla-nung benennt, räumlich verortet und gegen-überstellt. Wasserbauliche und ökologischeProblembereiche werden besonders in den zueng dimensionierten Bachquerschnitten sowiein der Art der Gewässerverbauung deutlich.Konflikte entstehen darüber hinaus durch dieenge räumliche Verflechtung unterschiedlicherNutzungen. In einem Zonenplan werden dieKonfliktzonen herausgearbeitet und dargestellt.Sie bilden - unter Berücksichtigung der Diskus-sionsergebnisse aus den Flussraumforen (sie-he Kap. Beteiligung) - die Grundlage für dieMaßnahmenplanung (siehe Kap. Planung).

Bearbeiter:Dr. Peter Hecher (Koordination)Mag. Diethard Leber (Grundwasser)Dr. Vito Adami, Dr. Griogio Carmignola, Dr. Tanja Nössing (Gewässerökologie)Mag. Florian Glaser, Dr. Andreas Declara, Dr. Claude Hansen (Terrestrische Ökologie)Dr. Bruno Mazzorana, Dr.Ing. Christian Scherer(Hydrologie, Hochwasserschutz)DI Ernst Mattanovich, DI Jakob Grohmann,Raffael Koscher (Raumplanung)

Informationen:Autonome Provinz Bozen Abteilung 30 WasserschutzbautenCesare-Battisti-Straße 23; I-39100 BozenE-mail: [email protected]

A N A L Y S E

Flussraum Agenda Alpenraum62

Abb. 01-2: Projektstruktur Entwicklungsplan Oberer Eisack

Abb. 01-1: Übersicht über das Projektgebiet Oberer Eisack.

Abb. 01-3: Mareiterbach.

Ist-Zustand

der Fachbereiche

Konfliktanalyse

Flussraum-Forum

Fachbearbeiter Öffentlichkeit

Leitmotiv

Entwicklungsplan

PHASE I

PHASE II

PHASE III

März 2005

Juli 2005

Oktober 2005

Methoden und Ergebnisse

Hydrologie und Hochwasserschutz

Historische Ereignisse belegen, dass derSterzinger Talkessel nach starken Regen-fällen immer wieder von Hochwässernheimgesucht wurde, zuletzt 1985, 1987und 1991. Das Schadenspotenzial ist imHinblick auf die internationalen Haupt-verkehrsadern im Untersuchungsgebiet(Brenner-Autobahn und -Eisenbahn) unddie betroffenen Gewerbe- und Wohnflä-chen im Flussraum beträchtlich.Für die Planung eines effizienten Hoch-wasserschutzes war die Datengrundlagejedoch lückenhaft. Das Gewässerent-wicklungskonzept konnte dieses Defizitdurch folgende Teiluntersuchungen behe-ben:

• Hydrologie: Beschreibung des Ein-zugsgebietes; Aufbereitung der hydro-logischen Daten (Niederschlag-Ab-flussmodell für die gewünschten Jähr-lichkeiten; Abb. 01-4, Tab. 01-1)

• Hydraulik: Durchführung von Abfluss-simulationen im Untersuchungsgebietmit verschiedenen Programmen (Hec-Ras, Sobek) und Berechnung der An-schlagslinien für verschiedene Jähr-lichkeiten (Abb. 01-5).

• Geschiebehaushalt: Die Geschiebe-problematik wurde mittels eines vomAmt für Wildbach und Lawinenver-bauung Zone Süd) entwickelten Simu-lationsprogrammes für stationäre Be-rechnung untersucht.

Aus der durchgeführten Gefahrenanalyseergaben sich am Mareiterbach die Penser-jochbrücke und die Brücke der Autobahn-mautstation, für den Eisack die Fußgän-gerbrücke und die Alte Pfitscherbrücke imStadtbereich Sterzing sowie am Pfitscher-bach die Eisenbahnbrücke die kritische-sten Stellen für die Hochwassersicherheit.Bereits ab einem 30jährigen Abflussereig-nis sind großräumige Überschwemmun-gen im Raum Sterzing zu befürchten(Abb. 01-5 und 01-6).

Teil C: Best Practice Guide 63

Abb. 01-5: Überschwemmte Gebiete. Die Überflutungsflächen sind in stetig intensiverem blau von hellblau fürHQ10 bis dunkelblau für HQ150 angegeben.

Abb. 01-6: Kritische Stellen an den Gewässern (Kar-ten-ausschnitt). Blau: Überborden bei HQ10; grün:Überborden bei HQ30; gelb: Überborden bei HQ10; rot:Überborden bei HQ100; ermittelt aus 2D-Simulationen.

Abb. 01-4: Niederschlagsmessstationen (rot) undAbflussmessstellen (blau), deren Messreihen in dieBerechnung des Niederschlags-Abfluss-Modells ein-gingen.

Tab. 01-1: Berechnete durchschnittliche Abflüsse derverschiedenen Jährlichkeiten für die Hauptgewässerim Untersuchungsgebiet.

Beispiel 01 Oberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Konfliktanalyse

A N A L Y S E

Flussraum Agenda Alpenraum64

Abb. 01-7: Kleingewässer sind für die Fisch- undMakrozoobenthosfauna (im Bild eine Steinfliegenlar-ve) enorm wichtig.

Abb. 01-8: Sondierungsbohrung am Oberen Eisack.

Grundwasser

Der Aufbau des Grundwasserkörpersstellt eine wichtige Grundlage imUmgang mit Fließgewässern dar. Zudemdeckt Sterzing seinen Trinkwasserbedarfhauptsächlich aus Grundwasser. Daherwurden folgende Schritte gesetzt:

• Grundlagenerhebung: Beschreibungder (hydro-)geologischen Verhältnisseim Untersuchungsgebiet; Auswertungbestehenden Datengrundlagen ausSondierungsbohrungen (Abb. 01-8),Tiefbrunnen und geoelektrischenUntergrunderkundungen.

• Langzeit-Grundwasser-Monitoring-Programm: Errichtung eines Mess-netzes aus 9 manuellen und 5 automa-tischen Grundwasserpegeln (sieheAbb. 01-9). Die Pegelstände wurdenin einem 3-wöchigen bzw. 20-minüti-gen Intervall erhoben. Aus diesenInformationen und Erkenntnissen ausGeländebegehungen wurden Grund-wasserganglinien dargestellt.

Erkenntnisse: Der Grundwasserspiegel imSterzinger Talkessel ist aufgrund derhydrogeologischen Verhältnisse und derVerbauung und Tieferlegung des Marei-ter- und Pfitscherbaches sowie des Ei-sacks vielfach stark abgesenkt, wodurches zur Abkopplung von Auwaldbereichen,zu Bewässerungsproblemen für die Land-wirtschaft und zur Beeinflussung desHochwasserabflusses kommt.

Die Marmorierte Forellekommt im Oberen Eisackimmer noch vor

Abb. 01-10: Vergleich der Gewässerflächen 1856 und 2005 (Kartenausschnitt).

Abb. 01-9: Pegel-messstellenim Untersuchungs-gebiet.

Gewässerökologie

Die Untersuchungen zur Gewässerökolo-gie umfassten folgende Aufgaben:

• Ökomorphologische Erhebung derGewässerstrukturen an Flüssen, Bächen und Kleingewässern. Für diegrößeren Gewässer erfolgte eine Güte-klassenbestimmung nach SchweizerVorbild (BUWAL 1998), angepasst andie Vorgaben der EU-WRRL.

• Die Erhebung der bodenlebenden Wir-bellosenfauna (MZB; Abb. 01-7) er-folgte quantitativ (Multihabitatsamp-ling, AQEM 2002) an charakteristi-schen Abschnitten der größeren Ge-wässer und qualitativ an Bächen undGräben im Talboden.

• Zu den Fischen im Untersuchungsge-biet lagen Ergebnisse aus einer landes-weiten Erhebung des Amtes für Jagdund Fischerei der Autonomen ProvinzBozen vor. Zusätzlich wurden zurErstellung eines Monitorprogrammswichtige Strecken quantitativ abge-fischt und Laichhabitate kartiert.

Erkenntnisse: Der Zustand der Flüsse undBäche am Oberen Eisack ist besorgniser-regend: Der Flächenanteil der Fließ-gewässer ist um ca. 70% geringer als imJahr 1856. Gewässereinengung, monoto-ne Gewässerstrukturen und Beeinträchti-gung durch Schwallbetrieb lassen die Ge-wässer unnatürlich erscheinen - mit emp-findlichen Auswirkungen auf die Gewäs-serlebewesen. Ein wertvolles ökologi-sches Rückgrat bilden die verbliebenenKlein- und Nebengewässer.

Terrestrische Ökologie

Die aktuelle Situation aus Sicht desNaturschutzes wurde anhand folgenderUntersuchungen bewertet:

• Beschreibung der historischen Situa-tion anhand von Literaturauswertungund altem Kartenmaterial (Franziszei-sche Landesaufnahme um 1820, Cul-turenskelettkarte um 1856).

• Flächendeckende Erhebung der aktuel-len Strukturausstattung durch Auswer-tung aktueller Luftbilder und topogra-fischer Karten sowie durch Gelände-begehungen. Digitalisierung im Maß-stab 1:5000 auf Orthofoto-Basis. Ins-gesamt wurden 80 Biotoptypen unter-schieden.

• Kartierung Vögel und Amphibien:Die Erhebung der Vogelwelt erfolgteentlang der Hauptbäche in Form vonTransektbegehungen: insgesamt wur-den 90 Teiltransekte (auf ca. 20 Fluss-kilometern) ausgewiesen, die in der

Zeit von April bis Juni 2004 je 4malbegangen wurden. Der Amphibien-bestand des Flussraumes wurde flä-chendeckend mittels Laichgewässer-kartierung erhoben. Für beide Tier-gruppen wurden zusätzlich Literatur-daten ausgewertet.

Ergebnisse

Die Bilanz des terrestrischen Lebensrau-mes am Oberen Eisack zeigt, dass land-wirtschaftliche Kulturflächen, bebauteFlächen und Infrastruktur dominieren.Natürliche und naturnahe Lebensräume(Auwälder, Laubmischwälder, natürlicheUfervegetation, Brachen und Extensiv-flächen, Gewässer, Feuchtflächen undMagerstandorte) sind durchaus in nen-nenswerter Ausdehnung vorhanden, aller-dings zunehmend bedroht (Abb. 01-16).

Vogelwelt: Aktuell sind 133 Vogelartenaus dem Raum Oberer Eisack bekannt.33% davon sind nach der Roten Liste

Teil C: Best Practice Guide 65

Abb. 01-14: Aulandschaft am Oberen Eisack.

Abb. 01-11: Strukturausstattung im Flussraum desOberen Eisack.

Abb. 01-12: Der Flussuferläufer - eine Zeigerart fürintakte Alpenflüsse.

Abb. 01-13: Der Flussraum des Oberen Eisack um1859. (Quelle: Culturenskelett 1856).

Beispiel 01 Oberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Konfliktanalyse

Aus Sicht des Fachbereiches Amphibienwaren die Ergebnisse ernüchternd: Teiledes Talraumes sind amphibienfrei, derAnteil an besiedelten Gewässern sowiedie Individuendichten sind meist unter-durchschnittlich. Insgesamt sind 5 Lurcheund 9 Reptilienarten aus dem Unter-suchungsgebiet belegt. Alle werden in derRoten Liste Südtirols geführt. Die Gründefür die ungünstige Situation liegen in derBeeinträchtigung der saisonalen Wande-rungen zwischen Talboden und Hang-wäldern durch stark befahrene Verkehrs-wege und Infrastruktur (Abb. 01-16),sowie in der Degradation und Belastung von Laichgewässern und Landlebens-räumen.

Südtirols gefährdet, die Hälfte davonnutzt den Flussraum regelmäßig, daruntergefährdete Brutvogelarten wie Wasser-amsel, Flussuferläufer oder Eisvogel.Besondere Bedeutung für die Vogelwelthaben auch Auwälder und Ufergehölze,Feuchtwälder und feuchte Gebüscheabseits des Flusses (Prantnermoos, Gran-temoos), Kleingewässer, Entwässerungs-gräben und Feuchtgebiete sowie extensivgenutzte Landwirtschaftsflächen. Alsrelativ einfach zu überwindende Nord-Süd-Verbindung über die Alpen hat derUntersuchungsraum große Bedeutung fürden Vogelzug (47 Zugvogelarten).

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Flussraum Agenda Alpenraum66

Abb. 01-16: Ökologische Analyse (vernetzender Plan).

Abb. 01-15: Der Grasfrosch ist im Untersuchungs-raum am weitesten verbreitet.

Teil C: Best Practice Guide 67

Beispiel 01 Oberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Konfliktanalyse

den Gemeinden und der Bezirksgemein-schaft Wipptal abgesichert sowie durchEntwicklungstendenzen und zukünftigeVorhaben erweitert.

ErgebnisseDer größte Teil des Projektsgebiets wirdvon Agrarflächen eingenommen. Sied-lungen und Infrastruktureinrichtungenmachen zusammen etwa ein Viertel desProjektsgebiets aus. Wald ist am Talbodennur in geringem Ausmaß vorhanden. Die Nutzungsansprüche auf die Flächesind vielseitig und überlagern sich imräumlich begrenzten Talboden, sodass dieRaumansprüche der Gewerbegebiete,internationalen Verkehrsverbindungen,Wohnflächen, landwirtschaftlichen Flä-chen, natürlichen Überflutungszonen undNaturräume sich zunehmend überschnei-den.

Raumplanerische Analyse

In der raumplanerischen Analyse wurdenalle flächenwirksamen Nutzungen im Tal-raum des Oberen Eisack beschrieben undmögliche Konflikte des Wasserbaus undder Gewässerökologie mit anderen Nut-zungen und Interessen analysiert. Folgen-de Arbeiten wurden durchgeführt:

• Analyse von Wirtschaftstätigkeit undWertschöpfung im Flussraum

• Darstellung von Bauleitplänen undFlächenwidmungen, Landschaftsplä-nen und Schutzgebieten

• Darstellung aller Tourismus- undNaherholungsgebiete in den Fluss-landschaften

• Erfassung und Darstellung der wich-tigsten Infrastrukturen inkl. Wasser-kraftwerke und Bewässerungen

• Erhebung der Flächen des öffentlichenWassergutes und Vergleich mit aktuellgenutzten Gewässerflächen

Die Analyseergebnisse wurden durchGeländebegehungen und Gespräche mit

Abb. 01-16: Mautstation Sterzing. Durch den Fluss-raum des Oberen Eisack verläuft mit dem TEN- Korri-dor 1 (Brennerachse) eine internationale Verkehrsader.

Abb. 01-20: Aktuelle Raumutzung im Flussraum des Oberen Eisack. Die Nutzungsansprüche im Flussraum sindvielfältig, Nutzungskonflikte im räumlich begrenzten Talboden vorprogrammiert.

Abb. 01-17: An Eisack, Pfitscher Bach und MareiterBach liegen wichtige Naherholungsbereiche. Auchein internationaler Radweg und beliebte Rafting-strecken liegen im Flussraum.

Abb. 01-18: Gewerbegebiet Sadobre. Die Gewerbe-zonen sind noch stärker als die Siedlungen im Tal-raum konzentriert.

Abb. 01-19: Sportzone im Mündungsbereich vonRatschingserbach und Ridnaunbach.

Konfliktanalyse

Aus den Ergebnissen der Ist-Zustands-erhebungen wurde ein gemeinsamer fach-übergreifender Konfliktzonenplan erar-beitet. Die einzelnen Problembereichewerden darin räumlich definiert undinhaltlich beschrieben (Abb. 01-21). Problematisch für den Hochwasserschutzsind demnach vor allem die zu geringbemessenen Bachquerschnitte im Stadt-gebiet von Sterzing und am Mareiterbach

(Autobahnbrücke Sadobre), wo vor allemdie zu niedrig und schmal angesetztenBrücken eine Flaschenhalssituation her-vorrufen.Aus Sicht der Ökologie ergeben sich Kon-fliktbereiche dort, wo die Gewässer hartverbaut sind, dem Schwallbetrieb vonKraftwerken ausgesetzt sind oder intensi-ve Nutzungsansprüche den natürlichenLebensraum verdrängt haben, die Dyna-

Abb. 01- 21: Konfliktplan Oberer Eisack (Ausschnitt).

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Flussraum Agenda Alpenraum68

Tab. 01-2: Konfliktzonen am Oberen Eisack; fachübergreifend erstellt.

Teil C: Best Practice Guide 69

Beispiel 01 Oberer Eisack (I) - Ist-Zustand und Konfliktanalyse

mik in Auwäldern unterbinden bzw. dieGewässergüte verschlechtert haben.Enge räumliche Verflechtungen undÜberschneidungen von Erholungsräumen,Verkehr und Gewerbe sowie begrenzteMöglichkeiten der Siedlungsentwicklung-zählen zu den Problembereichen der Flä-chennutzung im Flussraum. Außerdem fällt auf, dass die Bauleitplänezwischen den Gemeinden nicht abge-

glichen werden. Im Flussraum, wo 4Gemeinden aufeinander treffen, erschei-nen daher die Flächenwidmungen zer-streut: z.B. wäre eine gemeinsame Gewer-bezone für den gesamten Talboden sinn-voll und im Sinne einer nachhaltigen Nut-zung.

Konfliktzone Wasserbau Ökologie Raumnutzung

Eisack

Eisack (Stadt Sterzing) x x x

Eisack (Sterzinger Moos / Mündungs-bereich der 3 Flüsse) x x x

Eisack (Mäander) x xMareiterbach

Oberer Mareiterbach (Mareit) x xMittlerer Mareiterbach (Stange / Unterackern / Schönau) x xUnterer Mareiterbach (Gasteig /Thumburg / Mündung) x x x

Pfitscherbach (Wiesen / Moos) x x

Pfitscherbach

Beispiel 02

Risikoanalyse Gleisdorf (Ö) -Technischer Hochwasserschutz im Crash-Test

Methoden

Für die Risikoanalyse wurde die Prozess-kette "Hochwasser-Katastrophe" vollstän-dig modelliert. Die Simulationen umfas-sten Niederschlag, Abflussbildung, FloodRouting, die hydraulischen Berechnungenund deren Verknüpfung mit potenziellenmonetären Schadenswirkungen. Da dieuntersuchten Szenarien mit Überschrei-tenswahrscheinlichkeiten von 0,01 bis0,001 pro Jahr weit im Extrapolations-bereich liegen, galt den unvermeidbarenUnsicherheiten besonderes Augenmerk.

Hydrologische UntersuchungenZiel der hydrologischen Bearbeitung warsowohl die Untersuchung der hydromete-orologischen Bedingungen bei extremenAbflüssen, zuzüglich einer Trendanalyse,als auch die Berechnung der Zufluss-Gan-glinien an Raab und Rabnitz an derenMündungspunkt in Gleisdorf, die späterin das hydraulische Modell Eingang fan-den. Die Ermittlung extremer Nieder-schlagsmengen der relevanten Dauerstu-fen erfolgte mit Extremwertstatistik anfünf Stationen im Einzugsgebiet. Als Ver-gleichswerte dienten ältere und neuereBemessungsgrößen sowie eine Abschät-zung des wahrscheinlich größtmöglichenNiederschlags. Abflusssimulationen ausübertragenen Regenreihen vom August2002 ergänzten den Katalog möglicherHochwasserabfluss-Szenarien.

Hydraulische ModellierungDie Ausprägung der Überflutung hängtwesentlich von Bauwerken wie Wehran-lagen, Brücken, Durchlässen und Däm-men ab. Gefahren können auch durch Ver-klausungen und von intensiver Vegeta-tionsentwicklung oder Sedimentablage-

Aufgabenstellung

Das Untersuchungsgebiet im Bereich derStadt Gleisdorf liegt etwa 20 km östlichvon Graz, nahe der Mündung des Rabnitz-baches in die Raab. In den späten 1990erJahren wurde der Hochwasserschutz anbeiden Gewässern mit Längsdämmen undeinem Rückhaltebecken verbessert, umein 100-jährliches Hochwasserereignisschadlos abzuführen (siehe Beispiel 58).Inzwischen entwickelte sich das bis zueinem HQ100 geschützte linke Raabufer zueinem Industriestandort von überregiona-ler Bedeutung. Die Folge: Das Schadens-potenzial ist enorm angestiegen.

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde pilothaft untersucht, welcheÜberflutungsszenarien und Schadwirkun-gen dennoch in der Stadt Gleisdorf undden benachbarten Gemeinden Albersdorfund Ludersdorf auftreten können. Folgen-de Fragen standen im Mittelpunkt:

• Welche Hochwasser- und Versagens-szenarien sind möglich?

• Welche Folgen und Schäden sinddamit verbunden?

• Wie wahrscheinlich sind solche Szena-rien?

• Welche Strategien können das Risikomindern?

Modellflussraum:Raab

Partner:STEIERMARK

Zusammenfassung:Der Beurteilung von Hochwasserrisiken fürden Fall, dass Bemessungsereignisse über-schritten werden oder Schutzmaßnahmen ver-sagen, kommt angesichts der Katastrophen-ereignisse 2002 und 2005 im Alpenraumzunehmende Bedeutung zu. Da ein absoluter Hochwasserschutz wedertechnisch noch finanziell machbar ist, wird dasRisikokonzept zum zentralen Teil einer weiter-gehenden Sicherheitsplanung. Sie besteht ausden Elementen Risikoanalyse (Quantifikationvon Ereignis, Wahrscheinlichkeit und Folgen),Risikobeurteilung (Bewertung und Akzeptanzder Risiken) und Risikomanagement (Kontrolleund Kommunikation der Risiken). Am Beispiel Gleisdorf, einem überregionalbedeutenden Industriestandort an der Raab,wurde beispielhaft untersucht, wo Schwach-stellen im Hochwasserschutzsystem auftretenkönnen und welche materiellen Schäden anWohngebäuden, Industrieanlagen oder Infra-strukturen damit verbunden wären.Vor allem eine vorbeugende Raumplanungkann das Schadenspotenzial reduzieren.Ansonsten bleiben als Maßnahmen zusätz-licher Objektschutz und die frühzeitige Vorher-sage kritischer Situationen mit rechtzeitigerAlarmierung sowie technische Vorkehrungenzur kontrollierten Überflutung von wenigersensiblen Flächen.

Bearbeiter:o.Univ.-Prof. DI Dr. Hans-Peter Nachtnebel DI Rudolf Faber, Institut für Wasserwirtschaft,Hydrologie und konstruktiven Wasserbau,Universität für BodenkulturE-mail: [email protected]

Informationen:HR DI Rudolf HornichAmt der Steiermärkischen Landesregierung,Fachabteilung 19B - Schutzwasserwirtschaftund Bodenwasserhaushalt E-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum70

Abb. 02-1: Der Bebauungsdruck an der Raab steigt.Gleichzeitig wächst das Schadenspotenzial.

Abb. 02-2: Hundertprozentige Sicherheit vor Hoch-wasser gibt es nicht. Ein “Restrisiko” bleibt immer:Wenn die Wassermassen die Bemessungsgrößeüberschreiten oder Schutzbauten versagen.

“Restrisiko”

SchutzdammExtremhochwasser

rung intensiviert werden. Aus diesenAnnahmen lassen sich - unter Einbezie-hung der Abflussganglinien - einzelneSzenarien definieren. Das hydraulischeModell beschreibt das Gewässernetz ein-dimensional mittels Querprofilen undEinbauten und das Vorland zweidimensio-nal über ein Höhenmodell aus der Lasers-can Befliegung (Abb. 02-3). Die Kopp-lung beider Modellkomponenten ermög-licht eine simultane Berechnung vonFluss und Vorländern und die Modellie-rung von Ausuferung, Rückstau undRückströmung in die Gewässer.

Beurteilung der SchadenspotenzialeDie Beurteilung der Folgen der modellier-ten Hochwasserszenarien basiert auf einer monetären Bewertung synthetischer Schä-den. Die Untersuchung umfasste sowohldirekte Schäden an Wohngebäuden, Ge-werbe- und Industrieanlagen sowie derInfrastruktur, als auch indirekte Schädendurch Wertschöpfungsverluste aufgrundvon Betriebsunterbrechungen (Abb. 02-5).Schadenspotenziale für Objekte wieWohngebäude wurden aus Literaturwer-ten oder Datenbanken berechnet. Dafürkamen, soweit vorhanden, österreichischeGrundlagendaten, ergänzt durch Angabenaus dem benachbarten Ausland, zurAnwendung. Bei Großschadenspotenzia-len und Sonderobjekten wie Industrie-anlagen wurden Befragungen durchge-führt, da Standardwerte bestenfalls grobeNäherungen darstellen.

Ergebnisse

Die Endergebnisse umfassen neben Über-flutungsausprägung und Schadenshöheder modellierten Szenarien das Restrisikoals Erwartungswert der Schäden bei Über-schreiten der Bemessungsgröße in Kom-bination mit der Eintrittswahrscheinlich-keit. Dabei werden Unsicherheiten in derAnnahme der Bemessungswerte, derZuverlässigkeit von Schutzbauten und inder Schätzung des Schadenspotenzialsberücksichtigt. Diese Synthese dient letzt-lich zur Ableitung von Maßnahmen, diedas Risiko reduzieren können. MöglicheStrategien betreffen die Verminderung derÜberflutungsintensität durch technischoperationelle Maßnahmen, die Reduktiondes Schadenspotenzials durch Objekt-schutz oder angepasste Nutzung, sowiedie Vorhersage kritischer Situationen undrechtzeitige Warnung. Als Grundlage für Alarmpläne wurdenKarten mit Tiefe und Fließgeschwindig-keiten der modellierten Restrisikoszenari-en erstellt (Abb. 02-4) und mit den imUntersuchungsgebiet liegenden Gemein-den erörtert. Eine der größten Herausfor-derungen des Projekts ist die Kommuni-kation der Ergebnisse mit den betroffenenGemeinden.

Teil C: Best Practice Guide 71

Abb. 02-5: Ablaufschema zur Abschätzung der Hochwasser-Schadenspotenziale (vereinfacht).

Abb. 02-4: Mögliche Überflutung durch Raab undRabnitz im Überlastfall.

Abb. 02-3: Details aus dem Laserscan-Flug als Grund-lage für die Überflutungsmodellierung im Vorland.

Beispiel 02 Risikoanalyse Gleisdorf (Ö)

Nutzungseinheiten als GIS-Thema

Bewertungsmethoden

Klassifikation nach Objekteigenschaften

aus Kataster, Luftbild, Begehung

Einzelerhebung über Befragung, Experten ...

Intensität möglicher Hochwasser-Szenarien(Wasserstand, Fließgschwindigkeit,

Schlamm ...)Zuordnung der Schadensfunktionen zu

Nutzungsklassen

• Einheitsschäden oder

• Objektwerte & Schadensraten

Schadensabschätzung über Verknüpfung mitIntensität möglicher Hochwasser-Szenarien

(Wasserstand, Fließgschwindigkeit, Schlamm ...)

Auswertung, Darstellung

Häufige Objekte: Wohnhäuser ...Mittlere Rechenwerte adäquat

Sondernutzungen: Großschadenspotenziale,hohe Folgeschäden: Industrie,

Infrastruktur ...

Schadensabschätzung

Gebäude

Ausrüstung

Produktionsausfall (Tage, Euro)

Umweltgefahren, Folgewirkungen ...

Schadensminimierung durch Vorwarnung, Objektschutz ...

Nicht monetäre Schäden

Beispiel 03

Hochwasserprognosemodell Mur - Gefahrenvorsorge international (Ö, Slo)

Abb. 03-1: Struktur des hydrologischen Modells „NAM“.

Ergebnisse

Mit dem Hochwasserprognosemodell istes möglich, Wasserstands- bzw. Durch-flussprognosen für ausgewählte Pegel undgemessene Gewässerprofile zu simulierenund in einer ARC VIEW- oder ARC GIS-Oberfläche tabellarisch und graphischdarzustellen. Wo bereits Abflussstudienbestehen, ermöglicht ein quasi zweidi-mensionaler Ansatz die effiziente Model-lierung der Überflutungsdynamik. Fürdiese Bereiche können, durch Verschnei-dung der Simulationsergebnisse mit demGeländemodell, präzise Überflutungskar-ten generiert werden (Abb. 03-3).

Darüber hinaus stützt sich die Hoch-wasserüberwachung im Vorfeld eineraktuellen Hochwasservorhersage auf denhydrologischen Status des Einzugsgebie-tes und die kontinuierliche Abfluss-modellierung mit MIKE 11. Durch denPermanentbetrieb und die automatischeAnpassung der Modellergebnisse an dievon Fernmeldestationen gemessenenWasserstände geben die Simulationen denhydrologischen Status im Einzugsgebietder Mur wieder.

Aufgabenstellung

Zuverlässige Vorhersagen ermöglicheneine effiziente Schadens- und Verhaltens-vorsorge im Hochwasserfall. An der Murwurde im Rahmen der FlussraumagendaAlpenraum ein Hochwasser-Vorhersage-modell entwickelt - über Staatsgrenzenhinweg.

Methoden

Das Hochwasserprognosemodell für dasEinzugsgebiet der Mur setzt sich aus dreiTeilkomponenten zusammen:

• Numerisches Wettermodell (ALA-DIN): dieses Modell liefert die benö-tigten Niederschlags- und Lufttem-peraturprognosen, die als Input für dasHochwasserprognosemodell dienen.

• Hydrologisches Modell (NAM): es lie-fert über die Modellierung der Wasser-kreislaufhauptkomponenten die Input-werte (Wassermenge) für das hydrody-namische Modell (Abb. 03-1).

• Hydrodynamisches Modell (MIKE11): MIKE 11 integriert Analyse, Pla-nung und Vorhersage aller Aspekte derHochwasserdynamik. Dieses Modellist der Kern des Hochwasserprognose-systems.

Modellflussraum:Mur

Partner:STEIERMARK, SLOWENIEN

Zusammenfassung:Um hochwassergefährdete Gebiete frühzei-tig warnen zu können, muss die Gefahrrechtzeitig erkannt und richtig eingeschätztwerden. Für das gesamte Einzugsgebiet derMur wurde im Auftrag des Landes Steier-mark und der Republik Slowenien eingrenzübergreifendes Hochwasserprognose-modell entwickelt. Die nationalen Warn-dienststellen können damit Hochwässerbesser vorhersagen und das Ausmaß derÜberflutungen abschätzen. Aus gemessenen Temperatur-, Nieder-schlags- und Pegelstandsdaten sowie 48Stunden-Wettervorhersagen errechnet dasPrognosemodell vollautomatisch Wasser-stände und Überflutungsflächen für dienächsten 48 Stunden. Die Ergebnisse sollennach Abschluss einer Testphase (siehe Kap.Umsetzung) laufend via internet veröffent-licht werden. In akuten Situationen gehenWarnmeldungen zu den Katastrophen-schutzbehörden der Mur-Anrainerstaaten.

Bearbeiter:Mag. Dr. Christophe Ruch, JOANNEUMRESEARCH Forschungsgesellschaft mbH,E-mail: [email protected] C Gregers Jörgensen, DHI Water &Environment, E-mail: [email protected]

Informationen:HR DI Rudolf HornichAmt der Steiermärkischen Landesregierung,Fachabteilung 19B - Schutzwasserwirtschaftund Bodenwasserhaushalt E-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum72

Ausblick

Um die Reaktionen und Funktionalitätendes Systems in Krisensituationen zu über-prüfen, wurden die Echtzeitdaten und diemeteorologischen Prognosen von August2002 verwendet. Die ersten operationalenTests mit aktuellen Daten wurden imFrühjahr 2005 für Österreich und im Win-ter 2005 für Slowenien durchgeführt.

Die gute und lange Kooperation, die sichim Rahmen der ständigen österreichisch-slowenischen Kommission für die Murergab sowie die finanzielle Unterstützungder Europäischen Kommission waren not-wendige Voraussetzungen für die Entste-hung und Umsetzung des Hochwasser-prognosemodells für die Mur.

Damit wird für dieses Gewässer ein ersterwichtiger Schritt zu einem integriertenund nachhaltigen Einzugsgebietsmana-gement gemacht. Diese Entwicklung istkein statisches System sondern vielmehrein dynamisches Modell, das ständigerweitert werden soll, um die Vorher-sagegüte zu erhöhen. Weiters ermöglichtdie aufgebaute Struktur, künftig auchkomplementäre Studien zu integrieren,wie z.B. die Modellierung der Wasserqua-lität, der Geschiebefracht und -transportesowie des Niedrigwassers.

Beispiel 03 Hochwasserprognosemodell Mur - Gefahrenvorsorge international (Ö, Slo)

Teil C: Best Practice Guide 73

Abb. 03-2: Konfiguration der hydrologisch-hydraulischen Vorhersage. Aus gemessenen Temperatur-, Nieder-schlags- und Pegelstandsdaten sowie 48 Stunden-Wettervorhersagen errechnet das Prognosemodell vollauto-matisch Wasserstände und Überflutungsflächen für die nächsten 48 Stunden.

Abb. 03-3: Output des Prognosemodells (rechts).Die Daten werden laufend via Intranet/Internet anExperten weitergeleitet.

flächen. Die Geländehöhe erreicht in denAlpen maximal 2.350 m und fällt bis zumChiemsee auf 518 m ab. Der Hauptzuflusszum Chiemsee ist die Tiroler Achen, dieim österreichischen Gebiet Großachegenannt wird. Weitere Hauptgewässersind die Aschauer Ache, die Fieberbrun-ner Ache, der Lofer, der Kohlenbach, diePrien und die Bernauer Achen.

Methode

Die Grundlagendaten für den Aufbau desN-A-Modells bilden digitale Gelände-höhen mit einer Rasterweite von 50 m undeiner Höhengenauigkeit von zwei bis dreiMeter (DGM 50) vom Bayerischen Lan-desvermessungsamt für den Modell-bereich in Bayern sowie Befliegungsdatenmit einer Rasterweite von fünf Meter undeiner Höhengenauigkeit von wenigenZentimetern aus dem Tiroler Raumord-nungs-Informationssystem (Abb. 04-2).Weitere Daten für den Modellaufbau stel-len die Einzugsgebietsgrenzen aus demVerzeichnis der Bach- und Fließgewässer,ein digitalisiertes Gewässernetz, Quer-profildaten aus Vermessung und Orts-

Aufgabenstellung

Umfangreiche Investitionen in den Hoch-wasserschutz an Großache bzw. TirolerAchen (siehe Beispiele 55 und 45) reich-ten nicht aus, um die Gefahr für die Sied-lungen an Großache bzw. Tiroler Achengänzlich zu bannen. Um die Risiken wei-ter zu minimieren, setzt man im tirole-risch-bayerischen Grenzgebiet daher aufgemeinsame Hochwasservorhersage. Diedadurch mögliche zeitgerechte Alarmie-rung und Vorsorge soll Hochwasserschä-den minimieren helfen.

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde ein Niederschlag-Abfluss-Modell (N-A-Modell) für das Einzugs-gebiet des Chiemsees entwickelt. Partnerdieses Projekts waren das Amt der TirolerLandesregierung (Abteilung Wasserwirt-schaft), das Bayerische Amt für Wasser-wirtschaft, das WasserwirtschaftsamtTraunstein sowie das Wasserwirtschafts-amt Rosenheim.

Das Einzugsgebiet des Chiemsees er-streckt sich vom österreichischen Tirol bisins deutsche Bayern (Abb. 04-2). Die Ein-zugsgebietsfläche beträgt 1.400 km2 mitseiner größten Ausdehnung in Ost-West-Richtung von 70 km und in Nord-Süd-Richtung von 25 km. Das Einzugsgebietdes Chiemsees liegt überwiegend in denAlpen, wo steil abstürzende Wildbächeaber auch Alpentäler mit zum Teil ausge-dehnten Vorländern das hydrologischeAbflussverhalten prägen. Im Umkreis desChiemsees dagegen ist das Gelände sehrflach mit weiten, teils moorigen Wiesen-

Modellflussraum:Großache / Tiroler Achen

Partner:TIROL / BAYERN

Zusammenfassung:Trotz intensiver Bemühungen in den letztenJahren konnte die Hochwassergefahr anGroßache bzw. Tiroler Achen, einem Haupt-zubringer des Chiemsees, nicht gänzlichgebannt werden. Im Rahmen der Fluss-raumagenda Alpenraum wurde daher - aufgemeinsame Initiative der PartnerländerBayern und Tirol - ein grenzüberschreiten-des Niederschlags-Abfluss-Modell (N-A-Modell) für das Einzugsgebiet derGroßache / Tiroler Achen entwickelt.Dieses bildet die Grundlage eines operatio-nellen Hochwasservorhersagesystems, daskünftig von den Ländern Tirol und Bayernbetrieben werden soll. Anhand von aktuellenNiederschlagsmessungen und -vorhersagender österreichischen Zentralanstalt fürMeteorologie und Geodynamik und desDeutschen Wetterdienstes können mit demN-A-Modell die zu erwartenden Abflüsse anausgewählten Orten im Chiemseeeinzugsge-biet ermittelt werden. Damit soll eine mög-liche Hochwassergefahr frühzeitig erkanntund deren Ausmaße eingeschätzt werdenkönnen.

Bearbeiter:Esther Barth, Halvor Øverland, Dr. Blasy - Dr. Øverland Beratende Ingenieure GbRwww.blasy-overland.de

Informationen:DI Hubert Steiner, Amt d. Tiroler Landes-regierung, Abt. Wasserwirtschaft,E-mail: [email protected]. Andreas Baumer Wasserwirtschaftsamt Traunstein,E-mail: [email protected]

A N A L Y S E

Flussraum Agenda Alpenraum74

Abb. 04-2: Digitales Höhenmodell vom Einzugsgebietdes Chiemsees mit Gewässern und Staatsgrenze.

Beispiel 04

Hochwasservorhersagemodell für das Einzugsgebiet des Chiemsees (D, Ö)

Abb. 04-1: Ein Fluss - zwei Namen. Die Großache ent-springt in Österreich in den Kitzbüheler Alpen und fließtin Bayern als Tiroler Achen in den Chiemsee (oben).

begehungen, Rauheitsbeiwerte aus Orts-begehungen sowie Echolotdaten vomChiemsee dar.

Das Modellgebiet wird im Niederschlag-Abfluss-Modell durch Teileinzugsgebietemit einer mittleren Größe von fünf km2

und Gewässerstrecken abgebildet. JedesTeilgebiet mit Ausnahme der Kopfgebieteenthält eine Gewässerstrecke. Die Teilein-zugsgebiete und Gewässerstrecken wer-den auf Grundlage der digitalen Gelände-daten mit einem geographischen Informa-tionssystem (GIS) generiert. Die Teilein-zugsgebiete werden dann nochmals in 500m x 500 m große Rasterzellen unterteilt(Abb. 04-3). Für jede Rasterzelle erfolgtdie Berechnung der Abflussbildung, derAbflussverformung im Gebiet und derkonstanten Translation im Gerinne. In denGewässerstrecken wird die Abflussverfor-mung im Gerinne durch eine Translation-Retention-Berechnung ermittelt.

Mit Niederschlagsmessungen von durch-schnittlich sieben Niederschlagsschrei-bern im Stundenintervall und 36 Tages-stationen (Abb. 04-4) sowie Abflussmes-

sungen im Stundenintervall wurde dasModell kalibriert. Dabei wurden die Mo-dellparameter so angepasst, dass die be-rechneten Abflüsse die Abflussmessungenmöglichst gut nachbilden (Abb. 04-6).

Ausblick

Das N-A-Modell bildet die Grundlageeines operationellen Hochwasservorher-sagesystems, das künftig von den LändernTirol und Bayern betrieben werden soll.

Aus Niederschlagsvorhersagen und wennmöglich aktuellen Niederschlagsmessun-gen der Wetterdienste errechnet das Com-putermodell für ausgewählte Orte imChiemseeeinzugsgebiet die zu erwarten-den Abflüsse und gibt Warnungen aus.

Damit können Hochwassergefahren früh-zeitig erkannt und eingeschätzt werden.Die Prognosedaten sollen nach Abschlussumfangreicher Tests auch im Internet zurVerfügung stehen (Abb. 04-5).

Teil C: Best Practice Guide 75

Abb. 04-6: Gemessene und berechnete Abflussganglinie amPegel Staudach mit berechnetem Gebietsniederschlag. Bei derKalibrierung des Modells wurden die Modellparameter so ange-passt, dass die berechneten Abflüsse die Abflussmessungenmöglichst gut nachbilden.

Abb 04-4: Niederschlagsmessstationen im Einzugs-gebiet des Chiemsees liefern wichtige Grundlagenda-ten für das Hochwasservorhersagemodell.

Beispiel 04 Hochwasservorhersagemodell für das Einzugsgebiet des Chiemsees (D, Ö)

Abb 04-5: Aus den Eingangsdaten errechnet einComputermodell für ausgewählte Orte die zu erwar-tenden Abflüsse. Die Ergebnisse sollen nachAbschluss der Testphase auch ins Internet fließen.

Abb 04-3: Teilgebiet, Gewässerstrecke und Rasterzellen des Niederschlag-Abfluss-Modells.

gemessen

berechnet

Methoden und Ergebnisse

Die Versuche der ersten Phase, welche aneinem Vollmodell einer schalenförmigenRampe mit Querriegeln und dazwischenliegenden Becken durchgeführt wurden(Abb. 05-2), zeigten, dass eine aufgelösteRampe bei entsprechender Ausführungder für diese Bauweise sehr hohen spezi-fischen Belastung von 19,2 m3/(sm) beimBemessungsabfluss von HQ100= 1000 m3/szuverlässig widersteht. Zusätzlich wurdenVersuche zur Bestimmung der Wasser-spiegellagen und der Kolkbildung mit undohne Geschiebezugabe in Abhängigkeitvon den kennzeichnenden Durchflüssendurchgeführt. Diese dienten auch dazu dieEnergieumwandlung am Bauwerk quali-tativ abzuschätzen und geeignete Maß-nahmen zu entwickeln, die eine Begren-zung der Sohlerosion flussab der Rampeermöglichen.Aus optischen und ökologischen Gründen(Fischaufstieg) wurden für die folgendenUntersuchungen gestalterische Auflösun-gen der bisher regelmäßig angeordnetenQuerriegel und zur Reduktion der relativhohen Strömungsgeschwindigkeiten eineVerflachung des Rampengefälles be-schlossen.Den Beginn des zweiten Untersuchungs-abschnittes bildeten daraufhin Varianten-untersuchungen der maßgebenden Para-meter einer aufgelösten Rampe (Becken-länge, Absturzhöhe Riegel, SteingewichtRiegel und Becken und Länge der Beck-

Aufgabenstellung

Im Laufe der letzten zwanzig Jahre tieftesich die Flusssohle der Saalach im Be-reich von Fluss-km 2,5-7,6 bis zu 1,5 mein, bezogen auf die letzten 90 Jahre bisnahezu 5 m. Erosionen gleicher Größen-ordnung traten auch flussab des Kraft-werkes Rott/Freilassing (Fkm 2,500) biszur Mündung in die Salzach auf. Um die-sen Eintiefungstrend zu stoppen, wurdefür beide Abschnitte vom Institut für Was-serbau und hydrometrische Prüfung desBundesamtes für Wasserwirtschaft inWien (IWB/BAW) ein Lösungskonzeptmit Modulrampen entwickelt, mit derenHilfe in Zukunft die Gewässersohle derSaalach nachhaltig stabilisiert, bezie-hungsweise angehoben werden soll.Zur Überprüfung und Optimierung diesesKonzeptes mit Hilfe physikalischerModellversuche im Maßstab 1:30 wurdenim Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum das Institut für konstruktiven Was-serbau der Technischen Universität Wiensowie das IWB/BAW beauftragt. Die Ver-gabe des Projekts erfolgte in grenzüber-schreitender Zusammenarbeit durch dasWasserwirtschaftsamt Traunstein und dasAmt der Salzburger Landesregierung. Ziel der Untersuchungen sollte es sein,Kriterien für Modulrampen zu entwick-eln, die unmittelbar für den Entwurf unddie Ausführung solcher Rampenbauwerkean der Saalach herangezogen werden kön-nen.

Modellflussraum:Saalach

Partner:BAYERN / SALZBURG

Zusammenfassung:In den letzten Jahrzehnten hat sich dieFlusssohle der unteren Saalach stark einge-tieft. Um die Sohle nachhaltig zu stabilisie-ren, wurde ein Lösungskonzept mittelsModulrampe entwickelt. Dieses Konzept wurde im Rahmen derFlussraumagenda Alpenraum anhand physi-kalischer Modellversuche im Maßstab 1:30überprüft.Mit der Durchführung wurden das Institutfür konstruktiven Wasserbau der TU Wienund das Institut für Wasserbau und hydro-metrische Prüfung des Bundesamtes fürWasserwirtschaft beauftragt.Ziel der Untersuchungen war die Festlegungvon Kriterien für den Entwurf und die Aus-führung der aufgelösten Rampen.

Bearbeiter:Ao.Univ.Prof. DI.Dr. Norbert KrouzeckyDI.Dr. Michael Hengl

Informationen:Dipl.-Ing. Andreas Baumer Wasserwirtschaftsamt TraunsteinE-mail: [email protected] Josef Eggertsberger Amt der Salzburger LandesregierungE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum76

Abb. 05-1:Rampenent-wurf bei Fluss-km 4,4.

Beispiel 05

Modelluntersuchungen zur Modulrampe Saalach (D)

ensicherung) anhand eines Schnittmo-dells im Modellmaßstab 1:30 in der 50 cmbreiten Glasrinne des Wasserbaulaborsder TU Wien (Abb. 05-3). Gesucht wur-den die jeweiligen Grenzwerte der Kom-binationen der einzelnen Parameter, wel-che eine bis zum Bemessungsabflussstandfeste Rampe gewährleisten. Zusätz-lich wurden zum qualitativen Vergleichbei allen stabilen Rampenvarianten Kolk-untersuchungen und Wasserspiegelmes-sungen durchgeführt.Aufbauend auf den Erkenntnissen dieserVersuche fiel beim Aufbau des Vollmo-dells der aufgelösten Rampe mit waben-förmigen Becken die Entscheidung aufein Riegelsteingewicht von 5,5 bis 7 to.Wegen des großen erforderlichen Becken-steingewichts bei Beckenlängen von biszu 30 m wurde beschlossen, in diesenBereichen die Bauweise geschlichteterRampen zu übernehmen, wodurch daserforderliche Steingewicht auf 1,5 bis 3,0to reduziert werden konnte.Die maximale Stufenhöhe im Bereich desFischweges wurde mit 30 cm festgelegt.Über Zwischenriegel ergibt sich ein mitt-

Teil C: Best Practice Guide 77

Abb. 05-3: Modell der aufgelösten Rampe, Blick stromauf mit farblicher Differenzierung der Steingewichte.

Beispiel 05 Modelluntersuchungen zur Modulrampe Saalach (D)

Abb. 05-2: Modell der Riegelrampe.

lerer Höhenunterschied von 15 cm. Füreine größere Strömungsvielfalt und allfäl-lige Bootsfahrer wurden Stufen bis zu 60cm Höhe vorgesehen.

Bei den Stabilitätsuntersuchungen hieltdie Rampe einem um 19% erhöhten Be-messungsabfluss stand. Im Anschluss dar-an erfolgten sowohl im Ober- als auch imUnterwasser der Rampe Kolkuntersu-chungen mit und ohne Geschiebezugabe.Darauf aufbauend wurde ein Nachbett-schutz zur Begrenzung der Kolke im Un-terwasser entwickelt. Zusätzlich wurdendie Wasserspiegellagen bei den maßge-benden Durchflüssen aufgezeichnet.Hinsichtlich der Energieumwandlunggelang es mittels eines geschütteten Stein-keiles unter dem letzten Riegel und einesNachbettschutzes eine Lösung zu finden,die sowohl eine zuverlässige Stützwir-kung ergibt als auch die Kolke begrenzt.

Am Ende der Untersuchungen wurdenEmpfehlungen für die Umsetzungspla-nung formuliert. Diese basieren auf denim Zuge der durchgeführten Versuchegewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich derAusführung aufgelöster Rampen.

Abb. 05-4: Ausführungsvorschlag aufgelöste Rampe.

Fischweg - max. Stufenh hen 15 bis 30 cm (Tiefenrinne) Bootsfahrer - max. Stufenh he 60 cm

verfahren gewonnen wurden, im Hinblickauf Qualtität und Eignung für Modellie-rungen miteinander verglichen.

Ergebnisse

Grundsätzlich wurde festgestellt, dassterrestrische Geländeaufnahmen mitLaserscandaten eines digitalen Gelände-modells (DTM) übereinstimmen können,sofern im Zuge der Scannung keine denBoden bedeckende dichte Grasnabe vor-handen ist. Diese bewirkt beim Vergleichder Ergebnisse örtlich übereinstimmenderDTM eine Differenz in der Höhe der Vegetation von ca. 20 cm (Abb. 06-1).Begibt man sich in den Bereich steilerund strukturierter Geländeformen, begin-nen sich unterschiedliche Algorithmenbei der Berechnung der Punkte eines digi-talen Geländemodells auszuwirken.Verschiedene Laserscanaufnahmen einesGeländes liefern trotz hoher Auflösung(ca. 5 Aufnahmen/m, 1Pkt/m des DGM)nie idente Lagepunkte. Vergleicht manentsprechende Geländemodelle durchÜberlagerung, ergeben sich im Bereichsteiler Geländeformationen auch ohneVegetationsbeeinflussung signifikanteUnterschiede. Überlagert man durch Interpolation lagemäßig ein digitalesGeländemodell mit dem anderen, ergeben sich auch hier bei stark struktu-

Aufgabenstellung

Digitale Geländemodelle (DGM) miteiner Lage- und Höhengenauigkeit vonwenigen Zentimetern gewinnen für dieModellierung des räumlichen Abflussge-schehens in alpinen Talräumen zuneh-mend an Bedeutung. An einem etwa 35 km langen Abschnittder Gurk zwischen der "Engen Gurk" undder Mündung der Metnitz wurden imRahmen der Flussraumagenda Alpen-raum Laserscanbefliegungen sowohl wäh-rend der Vegetationsperiode (Laserscanalt) als auch im Winter (Laserscan neu)durchgeführt (Abb. 06-3). Bislang waren terrestrische Vermessun-gen die einzige Möglichkeit, Gelände-informationen mit hoher Punktgenauig-keit (als Grundlage für zweidimensionaleStrömungsberechnungen) zu erfassen.Das österreichweite Höhenmodell desBundesamts für Eich- und Vermessungs-wesen (BEV) liefert die hydraulisch not-wendigen Informationen nicht in quantita-tiv und qualitativ ausreichendem Maße.Anwendern und Benutzern von digitalenGeländemodellen sollten deren Leistungs-grenzen bewusst sein.Im Rahmen der Projektstudie “2D-Model-lierung” wurden Geländeinformationen,die auf herkömmlichem terrestrischenWeg bzw. mit Hilfe moderner Laserscan-

Modellflussraum:Gurk

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:Für die Erarbeitung von Entwicklungsszena-rien sind Modellberechnungen eine wesent-liche Grundlage. Bei der Modellierung desräumlichen Abflussgeschehens, einem zen-tralen Bestandteil gewässerspezifischer Pla-nungen, gewinnen digitale Geländemodelle(DGM) zusehends an Bedeutung.Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurden am Beispiel der Gurk Gelän-deinformationen, die auf unterschiedlicheWeise - sowohl durch traditionelle terrestri-sche Vermessung als auch durch modernesLaserscanning - gewonnen wurden, gegen-übergestellt und verglichen.

Bearbeiter:DI Dr. Wolfgang Summer,[email protected]

Informationen:DI Erich ZdovcAmt der Kärntner Landesregierung Abteilung 18 - WasserwirtschaftUnterabteilung KlagenfurtE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum78

Beispiel 06

Hydraulische Untersuchungen an der Gurk (Ö)- Überlegungen zu Geländemodellen

Abb. 06-1: Vergleich unterschiedlicher Höhenmodelle im Profilschnitt.

rierter Topografie deutliche Höhenunter-schiede.Aufgrund von Hard- und Softwarebe-grenzungen müssen für Strömungsberech-nungen die hohen Datenmengen einesDTM deutlich reduziert werden. Die vor-handene Datenmenge von 1Pkt/m wird, jenach Geländehomogenität, auf eine vari-ierende Rasterweite von ca. 10 m bis 20 merweitert.Abhängig von der gewählten Methodikkann auch diese Ausdünnung Höhenab-weichungen zur Realität bewirken. Es istaber davon auszugehen, dass die Auswir-kungen auf zweidimensionale Strömungs-berechnungen vernachlässigbar sind. Daraus ergibt sich die generelle Regel,dass viele räumliche Höheninformationen(DTM) mit vielleicht etwas schlechtererLage- und Höhengenauigkeit gegenüberterrestrischen Aufnahmeverfahren mitwenigen aber hoch präzisen Profil- undGeländepunkte zu bevorzugen sind. Esgenügt, dass sich terrestrische Profilauf-nahmen auf den unmittelbaren Fluss-bereich mit seinen Böschungen und Bau-werken beziehen.Der Vergleich der Ergebnisse der Strö-mungsberechnungen zeigt diesbezüglich,dass auch das beschränkt genaue Höhen-modell des BEV die Ausdehnung derÜberflutungsbereiche hoher Abfluss-ereignisse in einem hydraulisch begrenz-ten Talraum wie der "Mittleren Gurk"brauchbar wiedergeben kann (Abb. 06-2).Aussagen über die räumliche Verteilungvon Strömungsparametern sind jedochmit Vorsicht zu betrachten. Weitere Erkenntnisse aus dem Projekt:Die Entscheidung, ob 1D- oder 2D-Strö-mungsberechnungen zum Einsatz kom-men, sollte durch die Beiziehung vonExperten genau überlegt und erarbeitetwerden. Auch die multifunktionale Ver-wendung der Geländedaten ist im Vorfeldzu klären. Dadurch ist es möglich, eineKostenoptimierung für die Erhebung vonGeländeinformationen zu erreichen.

Teil C: Best Practice Guide 79

Abb. 06-3: Ablaufschema einer Laserscannung.

Beispiel 06 Gurk (Ö) - Überlegungen zu Geländemodellen

Abb. 06-2: Vergleich der Anschlagslinien für das HQ100, ermittelt auf der Grundlage einer terrestrischen Gelän-deaufnahme (blaue Linie), eines Geländemodells aus Laserscandaten (orange Linie) sowie eines digitalenHöhenmodells (DHM des BEV, grüne Linie). Die Ergebnisse zeigen, dass auch beschränkt genaue Höhenmo-delle (DHM, Laserscan) als Grundlage für zweidimensionale Modellierungen des Abflussgeschehens geeignetsind, das heißt die Ausdehnung der Überflutungsbereiche brauchbar wiedergeben.

Retentionswirkung der landwirtschaftlichgenutzten Ausuferungsräume wesentlich.Weiters ist mit Saalfelden der bedeutend-ste Siedlungsraum an der Saalach massivgefährdet.

Methoden

Folgende Untersuchungen wurden durch-geführt, um dem Stand der Technik ent-sprechende Unterlagen über die Hoch-wasserabflusssituation zu erhalten:

• Laserscanbefliegung des Talraums undErstellung eines 1m-DTM-Rasters(Abb. 07-3)

• Terrestrische Vermessung von Fluss-profilen, Bruchkanten und Bauwerken

• Erstellen eines homogenen 3D-Gelän-demodells (Dreiecks/Rechtecksver-maschung)

• Durchführen von 2D-hydraulischeninstationären Abflussberechnungen fürTn=30 und 100 für verschiedeneRegendauern

• Anpassung des aus dem GBK-Saalachvorliegenden Niederschlag-Abfluss-Modells nach genauer Kenntnis derTalretentionswirkung

• Endgültige Festlegung des hydrologi-schen Längsprofils der Saalach undder maßgeblichen Hochwasser-Bemes-sungsganglinien

• Ermittlung der Überflutungsflächenund der Gefahrenzonen unter Berück-sichtigung plausibler Risikozenarienund Restrisikoberechnung für Tn=300

Zur 2D-Modellierung wurde das Pro-gramm Hydro_As-2d (Dr. Nujic, hydrau-lisches Rechenmodul) und SMS 8.1(Brigham University, Pre- und Postpro-cessingmodul) verwendet. Mit dem Pro-gramm wurden bereits zahlreiche alpineund voralpine Gewässer bzw. Talräumemodelliert. Die Ergebnisse wurden inLageplänen wie folgt dargestellt:

• Wassertiefen (flächig; Abb. 07-4)• Wasserspiegellagen (Schichtenlinien)• Fließgeschwindigkeiten (flächig und

Vektoren)• Sohlschleppspannungen

Aufgabenstellung

Die Saalach im Bereich zwischen Mais-hofen (Ausgang des Glemmtales) undSaalfelden verläuft aufgedämmt underhöht über den überwiegend breitflächi-gen Vorländern (Abb. 07-1 u. 07-2). Die 1978 fertiggestellte Saalach-Regulie-rung sollte nach den Projektzielen denTalboden des Maishofner- und Saalfeld-ner Beckens bis zu einem 500-jährlichenHochwasser schützen.

Eine Überprüfung des Ist-Zustandesmittels 1-dimensionaler hydraulischerBerechnungen und insbesondere dasHochwasser vom August 2002 zeigtenjedoch, dass im Ernstfall tatsächlich einwesentlich geringerer Schutzgrad gege-ben ist. Der Talraum ist insbesonderedurch die Auflandungen, als Folge desgeringen Gefälles und der großenGeschiebemengen, von häufigen Über-schwemmungen und Vermurungenbedroht.Eine genaue Kenntnis der tatsächlichenVerhältnisse ist aus mehreren Gründenvon Bedeutung. Als Grundlage für diehydrologische und hydraulische Model-lierung der gesamten Saalach ist die

Modellflussraum:Saalach

Partner:SALZBURG

Zusammenfassung:Untersuchungen im Rahmen des Gewässer-betreuungskonzeptes (GBK) Saalach erga-ben, dass die Saalach im Bereich der Regu-lierungsstrecke Maishofen-Saalfelden schonbei Hochwässern mit geringerer als 100-jähr-licher Eintrittswahrscheinlichkeit (HQ100)massiv ausufert. Dies widerspricht dem Pro-jektziel der Ausbaumaßnahmen aus dem Jahr1978, das Hochwassersicherheit auch beieinem 500-jährlichen Ereignis vorsah. Im Rahmen der Flussraumagenda Alpenraumwurden durch eine 2-dimensionale hydrauli-sche Modellierung, basierend auf einem 3D-Geländemodell die Ursachen ermittelt unddie Überflutungsräume und deren Reten-tionswirkung berechnet.

Bearbeiter:hydroconsult GmbH, DI Dr. Sackl, DI Frick;www.hydroconsult.net

Informationen:DI Martin Zopp Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung WasserwirtschaftE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum80

Abb. 07-1: Regelprofil der Saalach

Abb. 07-2: Saalach - Regulierungsstrecke.

Beispiel 07

Hydrologische und hydraulische Untersuchungen an der Saalach (Maishofen-Saalfelden, Ö)

Weiters wurden aus den Wassertiefen undFließgeschwindigkeiten rote und gelbeGefahrenzonen nach RIWA-T (Richt-linien für den technischen Wasserbau inÖsterreich) ermittelt, wobei auch andereGefährdungen mit einbezogen wurden.Das aus dem Gewässerbetreuungskonzept(GBK) Saalach vorliegende Nieder-schlag-Abfluss-Modell wurde mit dennun vorliegenden Ergebnissen validiert,insbesondere die Wirkung der Talreten-tion betreffend.

Ergebnisse

Das Einzugsgebiet der Saalach bis Mais-hofen beträgt ca. 173 km2, bis Saalfeldenca. 223 km2, nach der Einmündung vonUrslau und Leoganger Ache 452 km2. ImAusbauprojekt von 1978 wurde dasBHQ500 flussab von Urslau und Leoganger

Ache mit 460 m3/s angenommen. Dem-gegenüber beträgt das HQ100 aus demGewässerbetreuungskonzept (GBK) Saa-lach (2005) 367 m3/s.Bei Maishofen beträgt das HQ500 aus demRegulierungsprojekt 170 m3/s, das HQ100

aus der neuen Untersuchung des GBKSaalach mit 160 m3/s nur knapp weniger. Die hydrologischen Daten haben sich alsoinsoferne geändert, als das neue HQ100 fastdem früheren HQ500 entspricht.

Wahrscheinliche Ursachen der geändertenHochwasserabflusssituation:• Annahme unrealistisch hoher Rauig-

keitsbeiwerte ks im Projekt 1978• Anlandungen• Bewuchs

Teil C: Best Practice Guide 81

Abb. 07-4: Saalach bei Lofer - Wassertiefen bei Hochwasser mit 100-jährlicher Eintrittswahrscheinlichkeit (HW100; Variante stationärer Abfluss).

Abb. 07-3: Auszug aus dem Laserscan-DTM, Bereich Lofer.

Beispiel 07 Hydrologische und Hydraulische Untersuchungen an der Saalach (Ö)

charakter (Flkm 91,15 - 78,00); profil-weise Berechnung der Transportkapa-zität; daraus werden Eingangsdaten fürden Modellierungsabschnitt C ermit-telt.

• Abschnitt C (Abb. 08-1): Regulie-rungsstrecke (Flkm 78,00 - 63,50).Hier wurden mittels eines numeri-schen Geschiebetransportmodells diebestehenden Geschiebeproblematikenanalysiert, Lösungsvorschläge zur Ver-besserung der derzeitigen Situationerarbeitet und die Auswirkungen kon-kreter Maßnahmen auf das Systemuntersucht.

• Abschnitt D: Bereich bis zur Staats-grenze (Flkm 63,50 - 32,00). Hierwurden ähnlich wie in Abschnitt BTransportkapazität und Tendenzenermittelt. Als Ergebnis für den Ab-schnitt D sollten quantitative Aussagenüber den Geschiebetransport in demauf deutschen Staatsgebiet befind-lichen Teil der Saalach getroffen wer-den.

Für die Ermittlung der zu erwartendenTransportfrachten war die Wahl desgeeigneten Verfahrens maßgeblich. Gera-de im alpinen Bereich werden die Gültig-keitsgrenzen der zur Verfügung stehendenTransportformeln oftmals überschritten.Die dadurch entstehenden Unschärfen(Abweichungen der Rechenergebnissevon den tatsächlichen Transportraten)waren zu berücksichtigen und einzugren-zen.

Die wesentlichen Gründe für diese Un-schärfen sind:

• die physikalische Grundlage derjeweiligen Transportformeln

• die Gültigkeitsgrenzen und die erfor-derlichen Rahmenbedingungen derjeweiligen Ansätze

• die Qualität der Eingangsdaten

Um die Unschärfen einzugrenzen wurdefolgende Vorgangsweise gewählt:

• Analyse des IST-Zustands: Bilanzie-rung der Sohlentwicklung über längereZeiträume sowie Analyse des Kontextszwischen Sohlveränderungen und bau-

Aufgabenstellung

Die Sohlentwicklung der Saalach verläuftaufgrund der Kontinuumsunterbrechungdurch die Talsperre Kibling (DeutschesStaatsgebiet) unterschiedlich. Die Saalachgliedert sich dadurch in einen Bereich mitüberwiegendem Geschiebeüberschussoberhalb und einen Geschiebedefizitbe-reich unterhalb der Talsperre. Ziel derUntersuchung ist die Feststellung desGeschiebehaushalts der Saalach, die Iden-tifizierung von Problembereichen und dieErarbeitung von Lösungsvorschlägen.Der Geschiebehaushalt der Saalach wirddabei ganzheitlich betrachtet.Als Grundlage für die weitere Vorgangs-weise waren Untersuchungen zum Ge-schieberegime im gesamten Verlauf derSaalach unerlässlich.

Vorgangsweise

Die Geschiebeuntersuchungen im Rah-men der Flussraumagenda Alpenraumbetrafen den Pinzgauer Anteil der Saalachvon Flkm 91,15 bis zur Staatsgrenze beiFlkm 32,00 mit einer Länge von 59,15km. Aufgrund der unterschiedlichenAnsprüche an die durchzuführendenUntersuchungen wurde die Saalach in vierAbschnitte unterteilt.

• Abschnitt A: Oberlauf bis zum Beginnder Projektstrecke (Flkm 103,10 -91,15); im Betreuungsbereich derWLV; liefert die Eingangsparameterfür Abschnitt B.

• Abschnitt B: Glemmtal mit Wildfluss-

Modellflussraum:Saalach

Partner:SALZBURG

Zusammenfassung:Die Sohlentwicklung der Saalach verläuftaufrund der Kontinuumsunterbrechungdurch die Talsperre Kibling (DeutschesStaatsgebiet) unterschiedlich. Oberhalb derTalsperre besteht Geschiebeüberschuss,unterhalb der Sperre Geschiebedefizit. Ziel der Untersuchung war die Feststellungdes Geschiebehaushalts der Saalach, dieIdentifizierung von Problembereichen unddie Erarbeitung von Lösungsvorschlägen.Der Geschiebehaushalt der Saalach wurdedabei ganzheitlich betrachtet.

Bearbeiter:DI Stefan Sattler, cand.Ing. Ingo NiederbichlerDI Dr. Peter Mayr

Informationen:DI Martin Zopp Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung WasserwirtschaftE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum82

Abb. 08-1: Digitales Geländemodell zum Untersuchungs-abschnitt C. Hier wurde der Geschiebehaushalt mittels1-dimensionalem numerischen Modells berechnet.

Beispiel 08

Geschiebeuntersuchungen an der Saalach (Ö)

lichen Maßnahmen bzw. Veränderun-gen am/im Fließgewässer und im Ein-zugsgebiet (Abb. 08-5).

• Erhebung von Geschiebebewirtschaf-tungsdaten (Entnahmen/Baggerungen)

• Erhebung von Vorlandinformationen(Eintragpotenziale)

• Beprobungen (Geologie, Abrieb, Korn-verteilungen von Deckschicht, Grund-schicht, transportiertem Material …)

• Erhebung des Zustands der Flusssohle(Sortierungseffekte, fixierte Sohlen ...)

• Messungen des aktuellen Transports(Hydrophon, Geschiebefallen, Helley-Smith Sampler)

Die Ermittlung der Transportfrachtenerfolgte nach Auswahl des geeignetenVerfahrens für Perioden (Beobachtungs-zeitraum der Sohlveränderungen) und ein-zelne Extremereignisse (Tage) bzw.Extremjahre.

Abb. 08-3 zeigt die schematische Ermitt-lung der Geschiebefrachten. Dabei wirddie Geschiebedauerlinie graphisch oder

Teil C: Best Practice Guide 83

Abb. 08-4: Massenbilanzen und Sohlhöhenveränderungen in den Bearbeitungsbereichen (Zeitraum 1997-2002).

Abb. 08-2: Bestimmung der Geschiebefracht (schematisch).

Abb. 08-3: Numerische Modellierung - Darstellungder Ergebnisse am Bildschirm.

Beispiel 08 Geschiebeuntersuchungen an der Saalach (Ö)

rechnerisch ermittelt. Aus der Integrationdieser Kurve ergibt sich die Geschiebe-fracht je Zeitperiode.

Für weitergehende Untersuchungen wardie Erstellung eines numerischen Modellsdes Geschiebetransports notwendig (Abb.08-4). Auf Basis eines 1-dimensionalenhydraulischen Modells wurde durchRückkoppellung von Hydraulik und Geo-metrie die Berechnung mit bewegter Soh-le durchgeführt. Als Grundlage für dieKalibrierung des Modells dienten dieAnalysen der beobachteten Sohlverän-derungen. - Das kalibrierte Modell mussdie beobachteten Sohlveränderungen aufBasis der realen hydrologischen Verhält-nisse widergeben. Anhand des kalibrier-ten Modells können nun Aussagen überdie zu erwartenden Sohlveränderungenbei unveränderten (Prognosen) bzw. ver-änderten Rahmenbedingungen (Szena-rien) erstellt werden.

Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet umfasst denVerlauf der Saalach im Pinzgau von derMündung des Spiegelbergbaches in derGemeinde Saalbach-Hinterglemm (Flkm91,2) bis zur Staatsgrenze in der Gemein-de Unken (Flkm 32,0). Die Grenzlinie desUntersuchungsgebiets bildet die Ausufe-rungslinie des 100-jährlichen Hochwas-sers (HQ100) zuzüglich eines Pufferstrei-fens von 50 m. Da diese Daten zum Zeit-punkt der Fertigstellung dieses Arbeits-paketes noch nicht vorlagen, wurde unterZuhilfenahme des Geländemodells ein 1Kilometer breiter Korridor, der den Aus-uferungsbereich abdeckt, festgelegt. Dar-aus ergibt sich eine Untersuchungsflächevon rund 53 km2.

Methoden und Ergebnisse

Flächenwidmung:Die aktuelle Widmungssituation innerhalbdes Untersuchungsgebiets wurde flächen-deckend erfasst und analysiert (Abb. 09-3).

Räumliche Entwicklungskonzepte:Aus den räumlichen Entwicklungskon-zepten (REK) der acht Gemeinden desUntersuchungsgebiets wurden die wesent-lichen Ziele herausgearbeitet und nachden Bereichen Allgemeines, Infrastruktur,Erholung, Gewerbe und Naturraum zu-sammengefasst.

Naturschutzfachliche Festlegungen:Die vom SAGIS (Salzburger Geografi-sches Informationssystem) für das LandSalzburg flächendeckend zur Vefügunggestellten naturschutzrelevanten Festle-gungen (Landschaftsschutzgebiete, Natu-ra 2000-Gebiete, Naturdenkmäler etc.)wurden nach einem einheitlichen Schemakategorisiert, ausgewertet und räumlichdargestellt.

Aufgabenstellung

Bei der Erstellung eines Gewässerbetreu-ungskonzeptes (GBK) ist die genaueKenntnis der rechtlichen und raumplane-rischen Vorgaben von grundlegender Be-deutung, da im Zuge der Umsetzungunterschiedlichste öffentliche und privateInteressen und Rechte berührt werden. Esgilt, diese möglichst frühzeitig zu berück-sichtigen, um einer effektiven, transparen-ten und interdisziplinären Planung gerechtzu werden. Damit können Spannungs-felder (z.B. zwischen naturschutzrechtli-chen Festlegungen und Verbauungszielen)frühzeitig erkannt und mögliche nachfol-gende Konflikte vermieden werden.Ein wesentlicher Bestandteil modernerschutzwasserwirtschaftlicher Strategienist der "passive Hochwasserschutz", dieAnpassung der Nutzung an die Gefahr.Wichtig ist auch die Bereitstellung vonRetentionsräumen, die die Hochwasser-welle dämpfen und so das Schadenspo-tential verringern. Die Erhaltung undSchaffung solcher Retentionsräume istunmittelbar mit den Vorgaben der Raum-planung (z.B. auf der Ebene des ÖrtlichenEntwicklungskonzeptes und des Flächen-widmungsplans) verbunden. Die Praxis zeigt zudem, dass die Realisie-rung von Maßnahmen oft eng an Flächen-reserven im (teil)öffentlichen Besitz(Wassergut, Gemeinden, Straßenverwal-tung etc.) geknüpft ist. Um eine realisti-sche und praxisnahe Planung anstellen zukönnen, ist eine umfassende Kenntnisüber diese Flächen notwendig.

Modellflussraum:Saalach

Partner:SALBURG

Zusammenfassung:Eine wichtige Analyseaufgabe für die Ausar-beitung eines Gewässerbetreuungskonzep-tes für die Saalach im Land Salzburg (Ö)bildete die Erhebung und Darstellung derWasserrechte und der raumplanerischenFestlegungen im Planungsgebiet. Damit können Entwicklungspotenziale best-möglich genutzt aber auch Konflikte in ver-schiedenen Spannungsfeldern frühzeitigerkannt und bei Planung und Umsetzungberücksichtigt werden.

Bearbeiter:DI Verena Manhart, DI Andreas BernhardtREVITAL ecoconsult, A-9990 Nussdorf-DebantE-Mail: [email protected]

Informationen:DI Martin Zopp Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung WasserwirtschaftE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum84

Abb. 09-1: Überblick über das Untersuchungsgebiet.

Beispiel 09

Analyse der Wasserrechte und raumplanerischenFestlegungen an der Saalach (Ö)

Wasserrechte:Es galt, die Wasserrechte im HQ100-Abflussraum der Saalach zuzüglich eines100m breiten Toleranzbereichs zu erfas-sen und darzustellen. Die Informationendazu sowie die Verortung der Wasserrech-te stammten vom Wasserinformationssy-stem Salzburg (WIS). Erhoben wurden:die Nummer des Wasserrechts, Bezeich-nung, Typ sowie Typbeschreibung, Statusder Anlage und Wasserbuchpostzahl. Der größte Anteil der aktuellen Wasser-rechte an der Saalach im Untersuchungs-gebiet entfällt auf Trinkwasserversor-gungsanlagen (Brunnen, Quellen). Mehrals 1/5 aller Wasserrechte betrifft Fließge-wässeranlagen (Aus- und Einleitungen,etc.). Die Anzahl von Kraftwerken (6 %)und Wasserrädern (1%) zeigt die unterge-ordnete Rolle der Nutzung der Wasser-kraft (vgl. dazu Abb. 09-2).

Wasserschutz- und Wasserschongebiete:Ausgehend von den im Wasserinforma-tionssystem Salzburg (WIS) vorhandenenDaten wurden die Wasserschutz- und

Wasserschongebiete in den Gemeindendes Untersuchungsgebietes erfasst und inTabellenform aufgelistet.Das Gesamtflächenausmaß beläuft sichauf rund 6000 ha.

Fischereirechte:Vom Fischereiverband Salzburg wurdenfolgende aktuelle Daten zu den Fischerei-rechten an der Saalach erhoben: Gemein-de, Katastralgemeinde (Name und Num-mer), Fischereibuchzahl, Fischereirechts-eigentümer, Anschrift.

Öffentliches Wassergut:Die genaue Kenntnis von Lage und Aus-maß der Flächen des Öffentlichen Wasser-gutes bildet eine wichtige Basis für dienachfolgende Planung, da diese die wich-tigsten Flächenreserven für bauliche Maß-nahmen darstellen. Das aktuelle Gesamt-ausmaß am untersuchten Saalach-abschnitt beträgt, wie den Daten des Was-serinformationssystems Salzburg entnom-men werden konnte, rund 238 ha.

Teil C: Best Practice Guide 85

Abb. 09-2: Wasserrechte im Untersuchungsgebiet.

Abb. 09-4: Kläranlage an der Saalach bei Saalfelden.

Abb. 09-3: Aktuelle Flächenwidmung im Flussraumder Saalach bei Lofer (Ausschnitt).

Beispiel 09 Wasserrechte und raumplanerische Festlegungen an der Saalach (Ö)

Abb. 09-5: Wehranlage an der Saalach.

wurde das naturräumliche Potenzial derStruktureinheiten nach 4 Stufen ("gering","mittel", "hoch", "sehr hoch") bewertet.

Ergebnisse

FlächenbilanzDen größten Anteil am HQ100-Abfluss-raum der Saalach zwischen Saalbach-Hinterglemm und der Staatsgrenze zuDeutschland (insgesamt ca. 1820 ha)nimmt das Wirtschaftsgrünland mit ca.853 ha (ca. 47%) ein. Das Flächenausmaßdes Wirtschaftswaldes beläuft sich aufrund 380 ha (ca. 21%), wobei jedoch nurrund 18 ha (1%) auf natürliche bzw. natur-nahe Bestände entfallen. Die Flächen fürSiedlungsraum und Infrastruktur umfas-sen ca. 180 ha (ca. 10%). Rund 153 ha (ca.8%) werden von der Saalach und ihrenZubringern beansprucht (Abb. 10-2).

NaturraumpotenzialDie Analyse des Naturraumpotenzials(Abb. 10-4 und 10-5) zeigt, dass etwa 5%der untersuchten Flächen sehr hohesnaturräumliches Potenzial besitzen. Diesgilt vornehmlich für Feuchtflächen undderen Reste, artenreiche Hecken, Natur-waldbestände sowie naturnahe Gewässer.Hohes Naturraumpotenzial wurde jenenWaldflächen zugesprochen, die zwarforstlich genutzt sind, jedoch eine natürli-che Bestandszusammensetzung aufwei-sen. Immerhin trifft dies auf rund ein Drit-tel des Untersuchungsgebietes zu. Runddie Hälfte des Untersuchungsraumes

Aufgabenstellung

Neben der Flächenwidmung und denrechtlichen Vorgaben (Beispiel 09) istauch die methodisch homogene Erhe-bung und Darstellung der Flächen-nutzung und strukturellen Ausstattung imFlussraum eine wesentliche Grundlage fürnachhaltige gewässerspezifische Planun-gen. Einerseits dient sie der Beurteilungder ökologischen Verhältnisse im Talraumandererseits liefert sie wichtige Grund-lagen für die Abschätzung des schutzwas-serwirtschaftlichen Gefahren- und Risiko-potenzials.

Methoden

Als Grundlagen für die flächendeckendeErfassung der Biotoptypen und Kultur-landnutzungen standen digitale und analo-ge Datengrundlagen wie z.B. Farbortho-fotos, digitale Katastralmappen sowie dieBiotopkartierung Salzburg zur Verfügung.Die Felderhebungen wurden nach demSchlüssel der Kartieranleitung Biotop-kartierung Salzburg durchgeführt. Darinsind 199 Biotoptypen angeführt, die sechsBiotopkomplexen zugeordnet werdenkönnen. 59 Biotoptypen wurden im Pro-jektsgebiet dokumentiert. Im Rahmen derAnalyse der Daten wurden diese auf 19Gruppen reduziert (Abb. 10-3).Ergänzend zur flächendeckenden Erhe-bung der Biotoptypen und Kulturland-nutzungen wurden im Rahmen der Feld-begehungen naturschutzfachlich bedeu-tende Referenzstrukturen erhoben unddokumentiert (Abb. 10-1). Außerdem

Modellflussraum:Saalach

Partner:SALBURG

Zusammenfassung:Die Erhebung und Darstellung der Flächen-nut-zung im Flussraum bildet eine wesentli-che Grundlage für die Beurteilung derschutzwasserwirtschaftlichen Gefahrensitu-ation und der ökologischen Verhältnisse im Rahmen von Gewässerentwicklungskon-zepten.An der Saalach wurden die Landschafts-strukturen und Nutzungen im potenziellenHQ100-Abflussraum flächendeckend erhobenund planlich dargestellt. Nach Auswertungder Ergebnisse liegen Analysen und Flä-chenbilanzen vor. Darüber wurden Aussa-gen zum Naturraumpotenzial sowie zu dennaturräumlichen Defiziten, die entlang derSaalach bestehen, getroffen.

Bearbeiter:DI Christian Glocknitzer, DI Andreas BernhardtREVITAL ecoconsult, A-9990 Nussdorf-DebantE-Mail: [email protected]

Informationen:DI Martin Zopp Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung WasserwirtschaftE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum86

Abb. 10-1: Beispiel für eine Referenzstruktur. Hiereine “ausgedehnte Kiesbank im Bett der Saalach”,Gemeinde Weißbach.

Beispiel 10

Analyse des terrestrischen Lebensraumes an der Saalach (Ö)

Abb. 10-2: Flächenbilanz der Biotopkategorien imUntersuchungsgebiet.

Beispiel 10 Analyse des terrestrischen Lebensraumes an der Saalach (Ö)

besitzt mittleres, etwa 7 % des Projekts-gebietes geringes naturräumliches Poten-zial. In dieser Kategorie sind alle Sied-lungs- und Verkehrsflächen sowie Flä-chen mit starker anthropogener Verände-rung enthalten.

Naturräumliche Defizite Die naturräumlichen Defizite entlang derSaalach lassen sich im Wesentlichen vierUrsachenkomplexen zuordnen, die aller-dings eng miteinander verknüpft sind:• Verlust wertvoller Flächen im Biotop-

verbund: die Funktionsfähigkeit desSystems verschiedener Lebensräumeist streckenweise stark gestört, viel-fach bestehen nur mehr Inselbiotope.Zudem ist mit dem gestiegenenSchutzbedarf von Siedlungen und Ver-kehrsadern eine Zerstörung undAbtrennung von Nebengewässern ein-hergegangen.

• Bebauung flussnaher Bereiche: Diebegrenzten Flächenressourcen, vor al-

lem im Glemmtal, bewirken einenstarken, zur Saalach gerichteten Nut-zungsdruck. Der schmale Talboden istdie Basis für teils sehr flächenintensi-ve Nutzungen. Durch die einhergehen-den Sicherungsmaßnahmen ist einefreie Laufentwicklung der Saalachunterbunden.

• Wirkungen der landwirtschaftlichenNutzung: beispielsweise ist durch dasFehlen ausreichender Pufferzonen eineGefährdung durch den Eintrag vonNährstoffen in das System gegeben.

• Schutzwasserwirtschaftliche Regulie-rung: Die durchgeführten Regulie-rungsmaßnahmen haben massivenEinfluss auf die dynamischen Prozesseim Flussraum. Abflusscharakteristikund Feststofftransport wurden durchdie Regulierungsmaßnahmen von dennatürlichen Schwankungen entkoppelt.Der Verlust an Pionierstandorten isteine der vielen Folgen dieser Maß-nahme. Abb. 10-5: Naturraumpotenzial im Untersuchungsge-

biet (Gesamtbilanz).

Abb. 10-4: Naturraumpotenzial (Kartenausschnitt,Bereich Weißbach).

Abb. 10-3: Karte der Biotoptypen und Kulturlandnutzungen (Kartenausschnitt, Bereich Weißbach). Im Zuge der Datenanalyse wurden die 59 nach dem Schlüssel derBiotopkartierung Salzburg erhobenen Biotoptypen zu 19 Kategorien zusammengefasst.

Best Practice Guide 87

im Böschungsbereich und ufernahen Vor-land (strömungsberuhigte Zonen) ausabgelagerten Feinteilen, der sich durchBewuchs verfestigt und so weiteranwächst). Dieser langsame aber progres-sive Vorgang ist kritisch bei lagefixierten,schwebstoffreichen ausgebauten Gewäs-sern (Abb. 11-1).

Die Bayerische Wasserwirtschaftsverwal-tung verfügt über eine Landeslizenz des2d-Abflussmodells HYDRO_AS-2d, dasim Vergleich zu anderen 2D-Abfluss-modellen numerisch sehr stabil ist, kurzeRechenzeiten aufweist und mit einer über-sichtlichen, leicht bedienbaren Benutzer-oberfläche (SMS) gekoppelt ist. MitHYDRO_AS-2d wurden bereits vor 1996erfolgversprechende Testrechungen zumGeschiebetransport durchgeführt.

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde die Aufgabe gestellt, das 2D-Abflussmodell HYDRO_AS-2d durch einModul "bewegliche Sohle" zu erweitern.

Das 2D-Modul soll schwerpunktmäßigfür die Analyse lokaler Probleme wie

Aufgabenstellung

Feststoffe setzen sich aus Geschiebe(sohlnaher Transport, schubweise und"hüpfend") und Schwebstoff (Transportmit der Strömung) zusammen. Die Gren-ze liegt bei einer Korngröße von ca. 2mm. In der Feststofftransportmodellie-rung haben sich 1D-Modelle bewährt, dieBandbreite der Simulationsergebnisse istaber groß und bedarf fachkundiger Inter-pretation. Eine Verbesserung der Ergeb-nisse morphologischer Simualtionen istnur durch den Einbezug von 2D-Abfluss-vorgängen zu erwarten.

Eine Geschiebetransportmodellierung sollLage und Höhe von Sohlformen zutref-fend berechnen und die unterschiedlicheZusammensetzung des umgelagertenGeschiebes richtig abbilden (Abb. 11-2).

Der Schwebstofftransport ist immer dannvon Interesse, wenn es zu unerwünschtenAnlandungen und Verlandungsprozessenkommt. Für den Hochwasserschutz anFließgewässern ist vorrangig der Prozessder Rehnenbildung (Bildung eines Walles

Modellflussraum:Saalach / Tiroler Achen

Partner:BAYERN

Zusammenfassung:Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum erteilte das Bayerische Landesamt fürWasserwirtschaft (LfW) einen Forschungs-auftrag zur Programmierung eines 2-dimen-sionalen Geschiebetransportmodells auf derGrundlage des bewährten 2D-Abflussmo-dells HYDRO_AS-2d.Die Geschiebetransportmodellierung sollLage und Höhe der Kiesbänke zutreffendberechnen, und die unterschiedliche Zu-sammensetzung des abgelagerten Geschie-bes richtig abbilden.Eine Testversion liegt bereits vor. Sie wirdversuchsweise für die Analyse lokaler Probleme (Flussaufweitungen, kritischeStrömungsabschnitte, Flusskrümmungen,Gewässerverzweigungen etc.) eingesetzt.

Bearbeiter:Dr. Ing. Marinko Nujic, Ingenieurbüro für mathematisches Modellieren, D-83059 Kolbermoor

Informationen:Dipl.-Ing. Andreas Baumer Wasserwirtschaftsamt TraunsteinE-mail: [email protected] Bernhard Schaipp, LfU [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum88

Abb. 11-1: Rehnenbildung durch abgelagerte Schwebstoffe an der Alz. Eine Kiesbank wird von einer 1-2 m mächtigenRehne überlagert, die durch Bewuchs fixiert ist. Das Augusthochwasser 2002 konnte die Rehne nicht mobilisieren.

Beispiel 11

Programmentwicklung für ein 2D-Geschiebetransportmodell (D)

Flussaufweitungen, kritische Strömungs-abschnitte, Flusskrümmungen, Gewässer-verzweigungen etc. eingesetzt werden.

Ergebnisse

Im Rahmen der Flussraumagenda erfolgtezum bereits vorliegenden Schwebstoff-modul die Entwicklung eines 2D-Geschiebetransportmoduls.

Dieses koppelt Geschiebetransport-formeln mit dem Abflussmodul mit demZiel, die Sohlentwicklung lage- undhöhenmäßig korrekt anzubilden (=Geschiebetransport quantitativ, 1-Korn-Modell, 1-Layer-Technik).

Der Schlussbericht des Bearbeiters ist inVorbereitung, liegt derzeit aber noch nichtvor.

Die Bayerische Wasserwirtschaftsverwal-tung beabsichtigt, das Geschiebetrans-portmodul auch nach Abschluss des Pro-jektes Flussraumagenda Alpenraumweiterzuentwickeln.

Teil C: Best Practice Guide 89

Abb. 11-2: Schematische Entwicklung einer Kiesbank in einem verzweigten Fluss mit Kiesbänken und (höhergelegenen) Bewuchs (Rhazünser Rheinauen; Grafik: Hunzi-ker, Zarn & Partner, CH).

Beispiel 11 Programmentwicklung 2d-Geschiebetransportmodell (D)

Im Wesentlichen wurden die durch Hoch-wasser beeinträchtigten Objekte vierKategorien zugeteilt:

• landwirtschaftlich genutzte Flächen• Gebäude• Zusätzliches Vermögen von Gewer-

bebetrieben• öffentliche Infrastrukturen

Für die landwirtschaftlichen Gebiete wur-den nach Ermittlung des Flächenaus-maßes die jeweiligen Ertragseinbußenund der Aufwand der Wiederherstellungdes ursprünglichen Zustandes bewertet.

Bei den Gebäuden wurden die zu erwar-tenden Schäden anhand der Wieder-herstellungskosten ermittelt. Im Zuge derErhebung der Gebäude wurden zweiGebäudetypen herausgearbeitet:

• Typ A: Ein- bis Zweifamilienhäusermit den dazugehörigen Nebengebäu-den

• Typ B: Mehrparteienwohnhäuser,Gewerbebauten und Bauten andererNutzung wie Schulen, Kirchen undlandwirtschaftliche Wohn- und Wirt-schaftsgebäude.

Sämtliche Gebäude wurden einem dieserbeiden Typen zugeordnet. Außerdem wur-den die Koten des jeweiligen Erdge-schoßes, die Zahl der Wohneinheitensowie die zugehörigen Nebengebäude(Garagen) nach Anzahl der Stellplätzeerhoben. Auf diese Weise konnte ermitteltwerden, wie viele Keller- bzw. Erdge-schoße beim jeweiligen Hochwasserereig-nis betroffen sein würden.

Bei den Gewerbebetrieben erfolgte außer-dem die Erhebung der dort ausgeführtenTätigkeit. Zusätzlich zu den ermitteltenGebäudeschäden wurde das in Mitleiden-schaft gezogene Vermögen (Lager, Anla-gen, Geräte) bewertet.

Aufgabenstellung

Um Schäden, die als Folge einer Überflu-tung entstehen, abschätzen zu können,wurde für den Ahrabschnitt zwischenMühlen in Taufers und St. Georgen eineSchadenspotenzialanalyse durchgeführt.

Die Schadenspotenzialanalyse (SPA) sollAuskunft geben über Ausmaß und Vertei-lung der Schäden bei verschiedenenHochwasserjährlichkeiten, im vorliegen-den Fall über ein 30- und ein 150-jährli-ches Hochwasserereignis. Dicht verbauteGebiete mit hohem Überflutungsrisikound hohem Vermögenswert fallen dabeistärker ins Gewicht als landwirtschaftli-che Flächen, bei denen das Risiko, über-flutet zu werden, niedrig ist. Aus derSchadenspotenzialanalyse kann eineKosten-Nutzenanalyse für eventuelle Ver-bauungsmaßnahmen und für andere not-wendige wasserbauliche Projekte abgelei-tet werden. Daneben können Schadenspo-tenzialanalysen interessante Inputs für dasVersicherungswesen liefern.

Methoden

Als Grundlage standen die Abgrenzungender von den Hochwasserereignissenbetroffenen Gebiete und die jeweiligenÜberflutungshöhen zur Verfügung (Abb.12-1). Die Erhebung der sonstigen rele-vanten Daten erfolgte teils durch Auswer-tung der Grundkarte der Provinz Bozen -Südtirol im Maßstab 1:5.000, teils durchBegehungen im Gebiet selbst.

In die Betrachtung flossen neben den reinmonetären Schäden auch sozioökonomi-sche, nichtmonetäre Aspekte ein, wie z.B.Schäden an Personen, an Umwelt- undKulturgütern sowie Produktionsausfallund Katastrophenschutzaufwand.

Modellflussraum:Untere Ahr

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Ausgehend von den Wasserführungen bei30- bzw. 150-jährlichen Hochwasserereig-nissen wurden für die Untere Ahr Schätzun-gen über die Höhe des Schadens vorge-nommen, der bei Eintritt dieser Extrem-hochwässer entstehen würde. Dabei wurdennicht nur monetäre Schäden sondern auchAuswirkungen auf Personen, Umwelt- undKulturgüter untersucht. Auch eine Kategori-sierung der beeinträchtigten Objekte, jenach Art der Nutzung, wurde vorgenom-men.Das errechnete Schadenspotenzial liegt fürein 30-jährliches Hochwasser bei rund 2,6Mio. Euro, für ein 150-jährliches bei rund24,5 Mio. Euro.

Bearbeiter:Dr. Christoph Stoll, Technisches Büro, Bruneck

Informationen:Dr. Peter Hecher Autonome Provinz Bozen, Abt. 30 Wasser-schutzbauten, BozenE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum90

Beispiel 12

Ermittlung des Schadenspotenzials an der Unteren Ahr (I)

Infrastrukturen wie Straßen, Plätze undFeldwege wurden aus der Grundkarte ent-nommen und in natura verifiziert. ZumTeil wurde die Infrastruktur an Ort undStelle erhoben (Trafostationen), teilweisewurden Schätzungen vorgenommen (wiez.B. bei Ver- und Entsorgungseinrich-tungen).

Ergebnisse

Aus den erhobenen Objekten und denabgeleiteten Einzelschäden ergibt sich fürein 30-jährliches Hochwasserereignis inbesagtem Gebiet ein Schadenspotenzialvon 2,6 Mio. Euro, für ein 150-jährlichesHochwasserereignis dagegen von 24,5Mio. Euro.

Teil C: Best Practice Guide 91

Abb. 12-1: Grundkarten mit Überflutungsgebieten und Einstautiefen zur Beurteilung des Schadenspotenzials. Links: HQ30-Überflutungsbereich an der Ahr bei St. Georgen,rechts: HQ150-Überflutungsbereich.

Beispiel 12 Ermittlung des Schadenspotenzials an der Unteren Ahr (I)

einer Sohlhebung und Geschiebeablage-rung in der Mündungsstrecke. Dies istmit einer Beeinträchtigung der Hochwas-sersicherheit verbunden. Das Deltawächst pro Jahr bis zu 25 m in denChiemsee. Die Sohllage wird sichdadurch, abgesehen von seitlichem Aus-brechen des Hauptarmes von Zeit zu Zeit,verflachen. Diese Gefällereduktion bildetdas Hauptproblem. Im Rahmen der Fluss-raumagenda sollte aufgezeigt werden, wiesich die Sohle bei unterschiedlichenRandbedingungen auf einen Zeitraum vonca. 80 Jahren entwickelt. Darüber hinauswurde in verschiedenen Varianten unter-sucht, wie hoch die Deiche bei einer even-tuellen Deichrückverlegung sein müssten.

Methoden

Für die Bearbeitung des Projekts wurdendie numerischen Modelle HYDRO_SS-2D und MORMO eingesetzt. Die hydrau-lischen Berechnungen und die Schweb-stofftransportberechnungen wurden dabeizweidimensional mit dem numerischenModell HYDRO_SS_2D und die Ge-

Ausgangslage

Die Tiroler Achen ist im Untersuchungs-bereich von Flusskilometer 0,0 bis 3,5rechts- und linksseitig des Flussschlau-ches eingedeicht (Vorstreckkanal). Dienoch vorhandenen, reliktischen Auwälderund somit auch die Überschwemmungs-flächen sind vom Fluss abgeschnitten. DieDeiche wurden in diesem Abschnitt aufein HQ100 ausgebaut.Jährlich werden rund 480.000 m3 Fest-stoffe (überwiegend Schwebstoff) von derTiroler Achen in den Chiemsee transpor-tiert (Abb. 13-1). Der Geschiebeeintrag inden See ist mit 10.000 m3/a relativ gering.Bei Flusskilometer 3,0 befindet sich eineKiesfalle, durch die der Großteil desankommenden Geschiebes entnommenwird.Die Schwebstoffe lagern sich zum Groß-teil im Mündungsbereich ab, aber auchentlang der Uferböschung und im uferna-hen Vorland (Auskämmeffekt des Be-wuchses, Rehnenbildung). Trotz der Ge-schiebeentnahmen bei Fkm 3,0 und vorallem wegen der Laufverlängerung infol-ge des Deltavorschubs besteht die Gefahr

Modellflussraum:Grossache / Tiroler Achen

Partner:BAYERN

Zusammenfassung:Die Untersuchung des Deltabereichs derTiroler Achen/Chiemsee soll eine Prognose(Betrachtungszeitraum ca. 80 Jahre) derflussmorphologischen Entwicklung undHochwassersituation und damit verbunde-nen Hochwassersicherheit ermöglichen. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen alsGrundlage, um unterschiedliche flussbauli-che Varianten zu erarbeiten, die auch demeinzigartigen und streng geschützten Natur-raum im Delta der Tiroler Achen Rechnungtragen.

Bearbeiter:Dr.-Ing. Marinko Nujic, Ingenieurbüro Nujic,[email protected];Dr.-Ing. Roni Hunziker, Hunziker, Zarn &Partner AG, [email protected];Bernhard Unterreitmeier, AquaSoli GmbH &Co. KG, [email protected]

Informationen:Dipl.-Ing. Andreas Baumer Wasserwirtschaftsamt TraunsteinE-mail: [email protected]

A N A L Y S E

Flussraum Agenda Alpenraum92

Abb. 13-1: Mündungsdelta in den Chiemsee. Abb. 13-2: Einzugsgebiet der Großache/Tiroler Achen.

Beispiel 13

Hydraulische- und flussmorphologische Unter-suchung zur künftigen Entwicklung des Deltabereichsder Tiroler Achen (D) - Interaktion Fluss/Delta

schiebetransportberechnungen eindimen-sional mit dem Modell MORMO durch-geführt. Zudem wurden die Geschiebe-transportberechnungen im Deltabereichmit dem Modell HYDRO_GS-2D durch-geführt. Die Schwebstoff- und dieGeschiebetransportberechnungen wurdenprinzipiell entkoppelt voneinander durch-geführt. Dennoch waren die eingesetztenModelle auf einen engen Datenaustausch(Kopplung) während der Langzeitsimu-lation, vor allem hinsichtlich der aufgetre-tenen Sohlveränderungen, angewiesen.D.h. während der Langzeitsimulationwurden Ergebnisse aus der 1D-Geschie-betransportsimulation (neue Sohllagen) inbestimmten Zeitabständen an das 2D-Modell übergeben und umgekehrt die mitdem 2D-Modell ermittelten Sohl- undWasserspiegellagen wurden an das 1D-Geschiebetransportmodell übermittelt.Dazu wurden die Rechenläufe in definier-

ten Zeitabständen unterbrochen und dieneuen Zustände in die beiden Modelleeingearbeitet; danach wurden die Rechen-läufe wieder fortgesetzt.

Ausblick

Diese Untersuchung des Deltabereichsder Tiroler Achen/Chiemsee sollte einePrognose (Betrachtungszeitraum ca. 80Jahre) der flussmorphologischen Ent-wicklung und Hochwassersituation unddamit verbundenen Hochwassersicherheitermöglichen. Die gewonnenen Erkennt-nisse dienen als Grundlage, um unter-schiedliche flussbauliche Varianten zuerarbeiten, die auch dem einzigartigenund streng geschützten Naturraum imDelta der Tiroler Achen (Abb. 13-3)Rechnung tragen.

Teil C: Best Practice Guide 93

Abb. 13-4: Kiesbänke im Mündungsdelta.

Abb. 13-3: Das Mündungsdelta der Tiroler Achenbeherbergt streng geschützte Lebensräume.

Beispiel 13 Interaktion Fluss/Delta Tiroler Achen (D)

Teil C: Best Practice Guide 95

Beispiel 22Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan(SREP) Gurk (Ö)

Aufgabenfeld

PlanungBeispiel 21Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Möll (Ö)

Beispiel 23Integrative Maßnahmenplanung an der Möll (Ö)

Beispiel 24Flusserlebnis Untere Ahr - Ein Gesamtkonzept zur erholungsfunktionellen Nutzung des Flussraumes (I)

Beispiel 25Leitmotiv und Maßnahmenplanung am Oberen Eisack (I)

Beispiel 26Schätzung der Wertminderung von Grundstücken durch die Ausweisung von Hochwasserrückhalte-becken an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 27Maßnahmenstrategien im Rahmen der 3. Rhonekorrektion (CH)

Vorgangsweise

Konkret umfasste der Arbeitsprozess fürden Schutzwasserwirtschaftlichen Raum-entwicklungsplan (SREP) Möll folgendeSchritte (siehe dazu Abb. 21-5):

Phase 1a - Festlegung des maximalenschutzwasserwirtschaftlichen Flächen-anspruchs (Abb. 21-1 und Tab. 21-1):Die Schutzwasserwirtschaft beanspruchtgrundsätzlich drei Zonen des Flussrau-mes:• Gewässerraum: dieser besteht aus der

Fläche innerhalb der Flussufer ermit-telt anhand aktueller Orthofotos) pluseinem 10m breiten Pufferstreifen zumGewässer. Dazu kommen noch jeneFlächen, auf welchen die im Gewäs-serbetreuungskonzept Möll erarbeite-ten Maßnahmen vorgesehen sind (z.B.Aufweitungen). Der Anspruch auf die-se Flächen wird als sehr dringlich ein-gestuft (siehe Tab. 21-1).

• Abflussraum: dieser umschließt jenesGebiet, welches bei bestimmten Hoch-wasserereignissen überschwemmtwird. Die Abgrenzung basiert auf denim Gewässerentwicklungskonzeptermittelten Hochwasseranschlagsli-nien. Konkret wird zwischen Abfluss-raum I (HQ5, HQ30), und AbflussraumII (HQ100) unterschieden. Der An-spruch auf Flächen im Abflussraum I(HQ5, HQ30) wird als dringlich, derAnspruch auf Flächen im AbflussraumII (HQ100) als mäßig dringlich einge-stuft (Tab. 21-1).

• Restgefährdungsbereich (vergleichbarmit der “Auenzone”): dieser umfasstjenen Talraumbereich, der bei einemExtremereignis überflutet wird. DieAbgrenzung kann unterschiedlicherfolgen: durch (Neigungsklassenbil-dung, Analyse historischer Karten,Analyse Lage der Auböden etc.). Sinn-voll erscheinen auch Kombinationenverschiedener Methoden. In jedemFall muss aber die theoretisch vollzo-gene Abgrenzung vor Ort verifiziert

Aufgabenstellung

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde aufbauend auf Vorarbeitendes GewässerentwicklungskonzeptesMöll ein umfangreiches Maßnahmenpro-gramm ausgearbeitet (Beispiel 23). Vieleder dort angeführten Maßnahmen könnennur realisiert werden, wenn der erforderli-che Raumbedarf mit anderen Nutzungenabgestimmt und langfristig gesichert ist.Der Schutzwasserwirtschaftliche Rau-mentwicklungsplan (SREP) Möll bildetdafür die Basis. Er zielt nicht auf direkteUmsetzung durch die Wasserwirtschaft,sondern wird der Raumplanung zurImplementierung in die örtliche und über-örtliche Planung zur Verfügung gestellt.Er versteht sich damit als Grundlage für ein nachhaltiges regionales, auf dasMölltal abgestimmtes Flächenmanage-ment für maximale Hochwassersicherheit,das auch raumbezogene und regionalwirt-schaftliche Aspekte mit einbezieht.

Im Unterschied zum SREP Gurk (Beispiel22) wurde an der Möll der gesamte Fluss-raum vom Ursprung in der GemeindeHeiligenblut bis zur Mündung in die Draubei Lurnfeld bearbeitet (Gesamtlängerund 76 km, 11 betroffene Gemeinden).Auch wurde nicht nach dem Bottom-Up- ,sondern nach dem Top-Down-Prinzipvorgegangen. Dadurch sollte relativ raschein großräumiger Überblick über dieRaumsituation aus Sicht des nachhal-tigen Hochwasserschutzes (Raumbedarf,Raumkonflikte, Raumverfügbarkeit etc.)möglich sein. Dies erscheint für ein strate-gisches Flächenmanagment zur Raum-sicherung im Mölltal vordringlich. BeiBedarf können Detailfragen der schutz-wasserwirtschaftlichen Raumentwicklungauf der Ebene einzelner Gemeinden nachdem Vorbild des SREP Gurk im An-schluss folgen.

Modellflussraum:Möll

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:Ähnlich wie an der Gurk (Beipiel 22) wurdeim Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum an der Möll das Konzept eines Schut-zwasserwirtschaftlichen Raumentwicklungs-plans (SREP) pilothaft umgesetzt.Der Schutzwasserwirtschaftliche Raument-wicklungsplans (kurz: SREP) basiert aufden Ergebnissen und Erkenntnissen desGewässerbetreuungskonzeptes Möll (Bei-spiel 23). Viele der dort angeführten Maß-nahmen können nur realisiert werden, wennder erforderliche Raumbedarf mit anderenNutzungen abgestimmt und langfristig gesi-chert ist. Der SREP Möll versteht sich daherals Grundlage für ein regionales, auf dasMölltal abgestimmtes Flächenmanagementfür maximale Hochwassersicherheit, dasauch raumbezogene und regionalwirtschaft-liche Aspekte mit einbezieht. Im Arbeitsprozess wird zunächst der Fluss-raum als maximaler überschwemmterRaum (“Auenzone”) definiert. In diesemRaum werden Konfliktbereiche im Span-nungsfeld von Flächenwidmung, Raumpla-nung und Schutzwasserwirtschaft identifi-ziert und anhand einer Konfliktlösungsma-trix nach dem Top-Down-Prinzip einer vor-läufigen Lösung zugeführt. Am Ende wirdder realistisch argumentierbare schutzwas-serwirtschaftliche Raumbedarf planlich aus-gewiesen und der Raumplanung übergebenmit dem Ziel, dass der SREP Möll (wie auchan der Gurk) in die (über-)örtliche Raumpla-nung implementiert wird.

Bearbeiter:REVITAL ecoconsult (DI Klaus Michor, DI (FH) Alexandra Rieger, DI Verena Manhart)[email protected]

Informationen:Ing. Herbert MandlerAmt der Kärntner Landesregierung Abteilung 18 - WasserwirtschaftUnterabteilung Spittal/Dr.E-mail: [email protected]

P L A N U N G

Flussraum Agenda Alpenraum96

Beispiel 21

Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungs-plan (SREP) Möll (Ö)

werden. Der Anspruch der Schutzwas-serwirtschaft auf Flächen im Restge-fährdungsbereich (Auenzone) wird alsgering eingestuft. Auf Bereiche außer-halb der Auenzonen wird keinAnspruch erhoben (siehe Tab. 21-1).

Phase 1b - Festlegung des Flächen-anspruchs der Raumentwicklung (Abb. 21-2 und Tab. 21-2):Ausgehend von den Flächenwidmungs-plänen der einzelnen Gemeinden wurdedie Widmungssituation im Untersu-chungsgebiet dargestellt. Mit Hilfe vonLuftbildern wurde zusätzlich die bereitsbebaute Fläche ermittelt. Im Sinne einernachhaltigen Entwicklungsplanung wur-den zudem geplante Vorhaben der 11 Tal-gemeinden (z.B. Baulandwidmungen) -ersichtlich aus örtlichen Entwicklungs-konzepten - mit einbezogen. Abschließend wurden den unterschied-lichen Raumentwicklungszonen Wertig-keiten hinsichtlich des Anspruches zuge-ordnet: Bebautes Gebiet und Verkehrsflä-chen besitzen demnach sehr hohe, Bau-land hohe, Grünland mäßige sowieÖdland, Wald und Gewässer geringe bzw.keine Wertigkeit (Tab. 21-2).

Phase 2: Ermittlung des Konfliktpoten-zials (Abb. 21-3 und Tab. 21-3):Durch räumliche Überlagerung des schutz-wasserwirtschaftlichen und raumplaneri-schen Flächenanspruchs konnten beste-hende Konfliktbereiche herausgearbeitetwerden, beispielsweise dort, wo einegeplante Siedlungsentwicklung in einergefährdeten Zone stattfindet. Die Stärke des entstehenden Konfliktswurde anhand einer Matrix ermittelt (Tab.21-3). Die stärksten Konflikte treten dem-nach dort auf, wo Flächen mit hoher Scha-densempfindlichkeit (hoher Bedeutung fürdie Raumentwicklung) von der Schutzwas-serwirtschaft dringend beansprucht wer-den.

Phase 3 - Konfliktbereinigung und Pla-nung (Abb. 21-4 und Tab. 21-4)Zur Konfliktbereinigung im Rahmen desSREP Möll wurden in einem interdiszipli-nären Workshop Regeln definiert. DerVorteil festgelegter Regeln in Planungs-prozessen ist die bleibende Transparenzund Nachvollziehbarkeit für Außenste-hende.Im Fall des SREP Möll sieht das Kon-fliktlösungsschema vor, dass der maxima-le schutzwasserwirtschaftliche Flächen-anspruch dort eingeschränkt wird, wo derAnspruch von Seiten der Raument-wicklung besonders hoch ist und die Flä-chen aus schutzwasserwirtschaftlicherSicht entbehrlich sind (Tab. 21-4).

Die der Schutzwasserwirtschaft verblei-benden Flächen werden je nach primärerZielsetzung für diese Flächen verschiede-nen Kategorien zugeordnet. Letztlichwerden im SchutzwasserwirtschaftlichenRaumentwicklungsplan folgende Flächenräumlich dargestellt (Tab. 21-5):

• Bedarfsflächen für Baumaßnahmender Wasserwirtschaft

• Bedarfsflächen für Retention (Hoch-wasserrückhalt)

• Bedarfsflächen im Hinblick auf Rest-gefährdung.

Teil C: Best Practice Guide 97

Abb. 21-1: Flächenanspruch der Schutzwasserwirt-schaft (Kartenausschnitt).

Abb. 21-2: Flächenanspruch der Raumentwicklung(Kartenausschnitt).

Beispiel 21 Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Möll (Ö)

Abb. 21-3: Konfliktbereiche (Kartenausschnitt).

Abb. 21-4: Konfliktbereinigter schutzwasserwirt-schaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP).

Flussraum

Abflussraum 1 (HQ30)

Abflussraum 2 (HQ100)

Restgefährdungsbereich(Auenzone)

Bedarfsfläche Baumaßnahmen

Bedarfsfläche für Retention

Bedarfsfläche im Hinlick aufRestgefährdung

HQ100

kein

sehr gering

gering

mittel

hoch

sehr hoch

KONFLIKTPOTENZIAL

P L A N U N G

Flussraum Agenda Alpenraum98

Abb. 21-5: Ablaufdiagramm Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Möll.

Schadensklassen(Tab. 21-1)

PH

AS

E 1

1. F

läch

enan

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ch fü

r Rau

men

twic

klun

g fe

stle

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2. S

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PH

AS

E 2

Aus

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AS

E 3

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des

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EP

Flächen-widmung

ÖrtlichesEntwicklungs-

konzeptBebauung

Zusammenführung

MaximalerFlächenanspruchRaumentwicklung

Klassifizierung

Verschneidung

Konfliktbereiche

Klassifizierung(Tab. 21-3)

Konflikt-potenzial

Konfliktbereinigung(Tab. 21-4)

RohentwurfSREP

(Tab. 21-5)

Abstimmung undHarmonisierung

SREP

Flusslauf und Maßnahmen

Teil C: Best Practice Guide 99

Beispiel 21 Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Möll (Ö)

Tab. 21-1: Anspruch der Schutzwasserwirtschaft auf Flächen im Flussraum (generalisiert nach Klassen).

Tab. 21-3: Matrix zur Klassifizierung des Konfliktpotenzials.

Tab. 21-4: Matrix zur Konfliktbereinigung (Bestimmung der Flächenverfügbarkeit für die Schutzwasserwirtschaft).

Tab. 21-5: Klassifizierung und Zuordnung der SREP-Maßnahmenkategorien.

Bedarfsklassen(Tab. 21-2)

HQ5HQ30HQ100

Restgefährdungs-bereich

Zusammenführung

MaximalerFlächenanspruch

Schutzwasserwirtschaft

Klassifizierung

Tab. 21-2: Flächenanspruch der Raumentwicklung.

Kein

Gering

Mittel

Hoch

Sehr hoch

Wald, Gewässer

Ödland

Sonstiges Grünland, Erweiterungsgebiete (außer Landwirtschaft)

Bauland

Bebaute Gebiete, Bahn, Verkehr

Kein

Gering

Mittel

Hoch

Sehr hoch

Bereiche außerhalb des Restgefährdungsbereichs

Restgefährdungsbereich

HQ 100

HQ 30, HQ 5

Flussverlauf, 10m Puffer um Flussverlauf, Maßnahmenstrecken

Kein

Gering

Mittel

Hoch

Sehr hoch

Fläc

hena

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Rau

men

twic

klun

g

Flächenanspruch Schutzwasserwirtschaft

Kein Gering Mittel Hoch Sehr hoch

Kein

Kein

Kein

Kein

Kein

Kein Kein Kein Kein

Kein

Gering Gering

Gering Gering

Gering

Mittel Mittel

Mittel

Mittel

Hoch

Hoch

Sehr hoch

Sehr gering

Sehr gering Sehr gering

Fläc

hena

nspr

uch

Rau

men

twic

klun

g

Kein

Gering

Mittel

Hoch

Sehr hoch

Flächenverfügbarkeit für Schutzwasserwirtschaft

JA, wenn NEIN, wenn

Innerhalb der Auenzone

Innerhalb der Auenzone

Innerhalb der Auenzone

HQ30 oder HQ5

außerhalb geschlossener Siedlungsgebiete

Nie Immer

geschlosseneSiedlungsgebiete

Bedarfsfläche für Baumaßnahmen der Schutzwasserwirtschaft

Flusslauf,10 m Pufferstreifen entlang Flusslauf,

Maßnahmenstrecken

Bedarfsfläche für Retention (Hochwasserrückhalt)

Bedarfsfläche im Hinblick auf Restgefährdungs-potenziale

HQ 30, HQ 5

HQ 100,Restgefährdungsbereich

Vorgangsweise

Der Arbeitsprozess des Schutzwasser-wirtschaftlichen RaumentwicklungsplansGurk gliederte sich in vier Phasen (Abb.22-3):

• Phase I - Feststellung der Flächen-ansprüche:Die räumlichen Ausdehnungen von30-, 100- und 300-jährlichen Hoch-wasserereignissen sowie Restrisiko-zonen, berechnet mittels eines 2Dinstationären hydraulischen Modells(Abb. 22-1; siehe auch Beispiel 06),bilden die Grundlage für die Feststel-lung des SchutzwasserwirtschaftlichenFlächenanspruchs. Es werden 3 An-spruchsklassen unterschieden (Tab.22-1): sehr starker Anspruch bestehtauf Flächen des Flusslaufes und desunmittelbaren Umlandes, auf Flächendes öffentlichen Wassergutes sowieauf Flächen, die im für schutzwasser-bauliche, ökologische und erholungs-funktionelle Maßnahmen vorgesehensind. Starker Anspruch besteht aufFlächen im HQ100-Abflussraum, diewichtige Retentionsräume darstellen.Auf Flächen, die ab HQ100 überströmtwerden (Restgefährdungsbereich,Auenzone) wird ebenfalls Ansprucherhoben (Abb. 22-4).Der Flächenanspruch der Raument-wicklung basiert auf Flächenwid-mungsplänen und Örtlichen Ent-wicklungskonzepten (Abb. 22-2). Es werden 4 Anspruchsklassen unter-schieden: Sehr starker Raumanspruchbesteht bei Wohngebieten, starkerAnspruch bei Gewerbe- und Industrie-

Modellflussraum:Gurk

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:Die Idee eines SchutzwasserwirtschaftlichenRaumentwicklungsplans (kurz: SREP) wur-de im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum konzipiert und am Beispiel der Gurkpilothaft für ein kleineres Projektgebiet (dreiFlussanrainergemeinden - Weitensfeld, Gurkund Straßburg) umgesetzt. Auf dem Weg zum Schutzwasserwirtschaft-lichen Raumentwicklungsplan werden dieRaumansprüche an den Flussraum (defi-niert als Auenzone), insbesondere Flächen-widmung, örtliche und überörtliche Raum-planungen sowie Raumansprüche derSchutzwasserwirtschaft (resultierend ausdem Gewässerentwicklungskonzept Gurk)gegenübergestellt, aktuelle und potenzielleNutzungskonflikte analysiert und im Rah-men eines partizipativen interdisziplinärenPlanungsprozesses konsensuale Lösungenfür ein nachhaltiges Flächenmanagement imInteresse der Hochwassersicherheit gesucht(siehe auch Beispiel 31).Das Ergebnis, der Schutzwasserwirtschaftli-che Raumentwicklungsplan, weist den mitden Gemeinden und der Raumentwicklungabgestimmten Flächenbedarf der Schutz-wasserwirtschaft aus. Dieser wird alsEmpfehlung zur Umsetzung an die Raum-planung übergeben. Die festgelegtenFlächen sollen künftig für Hochwasser-schutz, Ökologie und Naherholung zur Ver-fügung stehen.

Bearbeiter:DI Dr. Wolfgang SummerDI Josef KnappingerREVITAL ecoconsult (DI Klaus Michor, DI Andreas Bernhardt)

Informationen:DI Erich ZdovcAmt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 18 - Wasserwirtschaft, Unterabteilung KlagenfurtE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum100

Beispiel 22

Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungs-plan (SREP) Gurk (Ö)

Aufgabenstellung

Frühere Untersuchungen im Rahmen desGewässerbetreuungskonzeptes Gurk ha-ben gezeigt, dass drei Gemeinden imkärntnerischen Gurktal (Weitensfeld,Gurk und Straßburg) bei 100-jährlichenHochwasserereignissen überflutet wer-den. Daraus leitet sich ein erhöhter schut-zwasserwirtschaftlicher Handlungsbedarfab. Unter Einbindung raumplanerischerGesichtspunkte sollten nachhaltigeLösungen entwickelt werden.Dazu ist die Festlegung und langfristigeSicherung des notwendigen Raumbedar-fes, einerseits für Schutzbauten im Sinneeines aktiven Hochwasserschutzes, ande-rerseits für Maßnahmen zur Schadens-minimierung im Sinne des passivenHochwasserschutzes, erforderlich. Zudemgilt es, entsprechend den Vorgaben derEU-Wasserrahmenrichtlinie und derAgenda 21, ökologischen, ökonomischenund sozialen Aspekten gerecht zu werden.Um diese Ziele zu erreichen, ist eine kon-sensuale gemeinde- und fachübergreifen-de Abstimmung der Nutzungsinteressenvon grundlegender Bedeutung. Im Unterschied zum Schutzwasserwirt-schaftlichen Raumentwicklungsplan fürdie Möll (Beispiel 21), der modellhaftnach der "Top-down-Strategie" von“oben” festgelegt wurde, sollte an derGurk nach der "Bottom-up-Strategie" ver-sucht werden, im Rahmen eines Koope-rations- und Beteiligungsprozesses Kon-flikte zwischen schutzwasserwirtschaftli-chen, raumplanerischen und ökologischenZielen herauszufiltern und im Konsens zulösen (siehe auch Beispiel 31).

Abb. 22-1: Überflutungsflächen bei HQ100. Eine wichti-ge Grundlage für die Feststellung des schutzwasser-wirtschaftlichen Flächenanspruchs.

Abb. 22-2: Flächenwidmungen und Festlegungen im Ört-lichen Entwicklungskonzept bilden die Basis für die Fest-stellung des Flächenanspruchs der Raumentwicklung.

Teil C: Best Practice Guide 101

Beispiel 22 Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Gurk (Ö)

gebieten und Infrastruktureinrichtun-gen, mittlerer Anspruch bei landwirt-schaftlichen Flächen, geringerAnspruch bei Wald (Tab. 22-2). Wich-tig in dieser Phase ist vor allem, diekünftige Entwicklung zu visulaisieren,um die für die Phase II möglichenKonfliktpotenziale bereits jetzt für dieZukunft zu erkennen.

• Phase II - Sichtbarmachung derKonfliktpotenziale:Durch Überlagerung der aktuellen undgeplanten Flächenansprüche der Ge-meinden mit den Flächenansprüchender Schutzwasserwirtschaft werdenKonfliktzonen identifiziert. Das sindBereiche, auf die sowohl die Raum-entwicklung als auch der Hochwasser-schutz und die GewässerentwicklungAnspruch erheben. Die Sichtbarma-

chung der Konfliktpotenziale erfolgtschwerpunktsmäßig im Zuge einerGIS-Analyse (Abb. 22-5).

• Phase III - Raumzuweisung undKonfliktlösung:In einer ersten Teilphase wird anhandeines standardisierten Schemas (Tab.22.4) eine grobe Zuordnung der Flä-chen vorgenommen. Wo gleichzeitigstarke Ansprüche der Schutzwasser-wirtschaft und Raumentwicklung auf-einanderprallen, versagt die automati-sche Zuteilung. Hier wird “händisch”im Rahmen eines Kommunikations-prozesses zugeordnet und bereinigt(Abb. 22-7). Dazu wurden eigeneEmpfehlungen und Regeln aufgestellt(Tab. 22-6).

• Phase IV - Empfehlungen an dieRaumplanung:Am Ende des Prozesses steht einSchutzwasserwirtschaftlicher Raum-entwicklungsplan (SREP). Darin sinddie von der Schutzwasserwirtschaftbenötigten und mit der Raumentwick-lung abgestimmten Bedarfsflächenräumlich ausgewiesen (Abb. 22-6).Auch Handlungsempfehlungen für die-se Flächen werden beschrieben (Tab.22-5). Abschließend wird der SREP derörtlichen und überörtlichen Raumpla-nung als Planungsinstrument und Ent-scheidungsgrundlage zur Verfügunggestellt.

Abb. 22-3: Schema zur Erstellung des Schutzwasserwirtschaftlichen Raumentwicklungsplans (SREP) Gurk.

KO

MM

UN

IKATIO

N

Flächenanspruch der RaumentwicklungFlächenanspruch der Schutzwassserwirtschaftfür Hochwassersicherheit, Ökologie, Erholung

KONFLIKTERahmenbedingungfür Raumnutzung

bestehendeNutzung

verrechtlichteNutzung

geplanteNutzung

Empfehlungen zurKonfliktbereinigung

SchutzwasserwirtschaftlicherRaumbedarf (SREP)

Phase I

Phase II

Phase III

Phase IV

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Flussraum Agenda Alpenraum102

Abb. 22-4: Phase I - Feststellung des Flächenan-spruchs von Schutzwasserwirtschaft und Raument-wicklung (Kartenausschnitte).

Links: Flächenanspruch der Schutzwasserwirtschaft(SWW).

Rechts: Flächenanspruch der Raumentwicklung aufBasis der Flächenwidmungen, Festlegungen im ört-lichen Entwicklungskonzept.

Abb. 22-6: Prozessphase IV - Darstellung desabgestimmten schutzwasserwirtschaftlichen Raum-bedarfes (Kartenausschnitt).

Tab. 22-2: Klassen des Flächenanspruchs der Raumentwicklung.Gering

Mittel

Hoch

Sehr hoch

Flussraum, Wald

Landwirtschaft (v.a. Grünlandnutzung), Freizeitnutzung

Gewerbe, Industrie, lokale u. überregionale Infrastruktur

Wohngebiete, Sonderobjekte

Abb. 22-5: Prozessphase III. Anhand der Konfliktkar-te wird im Rahmen eines partizipativen Prozessesunter Einbindung von Interessenten, Betroffenen undGemeinden der tatsächlich für die Schutzwasserwirt-schaft verfügbare Raum festgelegt. Für die verschie-denen Konfliktfälle wurden Empfehlungen definiert(Tab. 22-7).

Gering

Mittel

Hoch

KonfliktpotenzialMittel Hoch Sehr hochKein

Flächenanspruch Schutzwasserwirtschaft

Flä

chen

ansp

ruch

Rau

men

twic

klun

g Kein

Kein

Kein

Kein Kein Kein

Gering Gering

Mittel

Mittel

Hoch Sehr hoch

Sehr hoch Kein Hoch Sehr hoch Sehr hoch

Tab. 22-3: Matrix zur Ermittlung des Konfliktpotenzials.

Tab. 22-5: Rahmenbedingungen für die Raum-nutzung.

Klasse Rahmenbedingung für die Raumnutzung

Raum der Restgefährdung

Raum für Retention und Abfluss

Raum für Bau- und Instandhal-tungsmaßnahmen

Beaufschlagung erfolgt bei Überschreiten des Bemessungsereignisses bzw. Versagen von Bauwerken;Betroffene in diesen Flächen sollen informiert sein über die möglichen Schäden bei Überschreiten der Bemes-sungsereignisse. Je nach Nutzungsintensität sollen Notfallplanungen vorgesehen werden und Vorsorgemaß-nahmen werden empfohlen (i. w. Risikovorsorge und Bauvorsorge).

Flächen werden für den Hochwasserabfluss und/oder die Hochwasserretention benötigt. Nutzungseinschrän-kungen sind daher notwendig. Niederwertige Nutzungen können erlaubt werden. Für bestehende Nutzungenmuss die Schutzwürdigkeit geprüft werden und Schutzmaßnahmen konzipiert werden.

Flächen sind hoher Schadwirkung ausgesetzt, bzw. werden für dringende Hochwasserschutzmaßnahmenbenötigt. Daher stellt diese Fläche eine absolute Bauverbotszone dar, bzw. nur extensive Nutzungen werdenempfohlen. Standortgebundene Nutzungen können eingeschränkt erlaubt werden. Infolge Hochwasser zer-störte Objekte sollen nicht mehr errichtet werden. Empfehlung für gewässerverträgliche Nutzung und ökologi-sche Ausgleichsflächen.

GeringMittel

Hoch

FlächenzuweisungMittel Hoch Sehr hochKein

Flächenanspruch Schutzwasserwirtschaft

Flä

chen

ansp

ruch

Rau

men

twic

klun

g RPRP

RP

SWW SWW SWWSWW

RPRP SWW

SWWRPSehr

hoch RP RPSWW SWW

Tab. 22-4: Standardisiertes Schema zur 1. Flächenzuteilung.

RP

Im Dialog zu lösen

Zuordnung zur Schutzwasserwirtschaft

SWW

Zuordnung zur RaumentwicklungRP

Tab. 22-1: Klassen des Flächenanspruchs der Wasserwirtschaft.Anspruch Bedeutung Raum

Schutzbedarf

Kein /Gering

Bereiche außerhalb des Restgefährdungsraums

Mittel Raum der Restgefährdung HQ300 / Auenzone

Hoch Raum für Retention und Abfluss HQ100

Raum mit hoher Schadwirkung, sowie für Maßnahmen, Instand-haltung, Ökologie und Erosion

Flusslauf, mindestens 15m Puffer um Flusslauf, ÖWG, Maßnah-menflächen, Gefahrenzonen

Sehr hoch

Konflikt Nutzung Empfehlung

mittel bestehend Maßnahmen für den Ereignisfall vorsehen.Landwirtschaftliche Flächen: Nutzungsänderung

empfohlen.Industrie und Gewerbe: Schutz für Lagerung, Leitung und Umsatz von gefährlichen Stoffen vorsehen. Bauvorsorge und Risikovorsorge für empfindliche Nutzungen

verrechtlicht Bei Nutzungsbewilligung Auflagen zur Risikover-minderung vorsehen.

geplant Bei Nutzungsbewilligung Auflagen zur Risikover-minderung vorsehen.

hoch bestehend Bei Lage innerhalb von HQ100 Schutzbedarf gegeben. Schutzwürdigkeit prüfen und Schutzkonzept erstellen. Bis zur Realisierung nachträgliche Auflagen zur Bau- und Risikovorsorge empfehlen.

Im Restgefährdungsgebiet: Nachträgliche Auflagen zur Bau- und Risikovorsorge empfehlen.

verrechtlicht Bei isolierter Lage innerhalb von HQ100 Nut-zungsänderung notwendig. Nutzungsverdichtung nach innen bzw. Verdichtung an Nutzungsrändern, bei Realisierung eines Schutzkonzeptes möglich

Im Restgefährdungsgebiet: Bei Nutzungsbewilligung Auflagen zur Bau- und Risikovorsorge vor-sehen.

geplant Flächen aus dem Entwicklungskonzept nehmen bzw. Umzonung zu gewässerverträglichen Nutzungen

sehr hoch bestehend Bei Lage innerhalb von HQ100 hoher Schutzbe-darf gegeben. Schutzwürdigkeit prüfen und Schutzkonzept erstellen.Bis zur Realisierung nachträgliche Auflagen zur Bau- und Risikovorsorge empfehlen.

verrechtlicht Nutzungsänderung notwendig

geplant Flächen aus dem Entwicklungskonzept nehmen bzw. Umzonung zu gewässerverträglichen Nutzungen

Teil C: Best Practice Guide 103

Beispiel 22 Schutzwasserwirtschaftlicher Raumentwicklungsplan (SREP) Gurk (Ö)

Tab. 22-7: Empfehlungen zur Konfliktbereinigung.

Abb. 22-7: Lokalaugenschein an der Gurk zurLösung der Raumfrage im Rahmen einer gemein-samen ”Flussplattform” (siehe auch Beispiel 31).

Abb. 23-1: Projektstrukturplan Gewässerbetreuungskonzept Möll (1998-2005).

Planungsgrundlage Ist-Zustandsanalyse

Das Maßnahmenprogramm Möll basiertauf der detaillierten Erfassung des Ist-Zustandes aus gewässerökologischer undschutzwasserwirtschaftlicher Sicht (Abb.23-1). Die wichtigsten Erkenntnisse inKürze:

Analyse FlussbauDie Verbauungsmaßnahmen, die im An-schluss an die Hochwässer 1965/66durchgeführt wurden, haben sich bewährt.Sie bieten den Menschen ausreichendenSchutz vor kleineren und mittleren Hoch-wässern. Der zukünftige Bedarf an Regu-lierungen wird sich daher auf örtliche undkleinräumige Maßnahmen beschränken,auf gefährdete Ortsbereiche, Straßenab-schnitte und Mündungen von Zubringer-bächen.Aus den Zubringerbächen können schonbei kleineren Hochwasserereignissen gro-ße Mengen an Geröll und Geschiebe indie Möll gelangen. Diese können in wei-terer Folge auflanden, das Flussbett ab-sperren und zu Flussbettverwerfungenführen (Abb. 23-2).

Modellflussraum:Möll

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:Ein integratives Maßnahmenprogramm, dasvon Behörden, Technikern und Ökologen imRahmen der Flussraumagenda Alpenraumerarbeitet wurde, bildet den Abschluss desGewässerbetreuungskonzepts Möll (Kärn-ten, Österreich).Das Maßnahmenprogramm basiert auf Vor-arbeiten, die in den Jahren 1998-2002 gelei-stet wurden. Diese umfassen sowohl eineumfangreiche Ist-Zustandsanalyse zu denThemen Hochwassersicherheit, Ökologieund Raum als auch ein gewässerspezifi-sches Leitbild.Basierend auf dem Leitbild wurden aufgenereller Ebene 35 Maßnahmen formuliert.Höchste Priorität haben dabei Hochwasser-schutzmaßnahmen, aber auch zahlreicheMaßnahmen zur Verbesserung des ökologi-schen Zustandes und zur Aufwertung desErholungsraumes Möll sind vorgesehen. Mit dem fertiggestellten Gewässerbetreu-ungskonzept steht ein Instrument zur Verfü-gung, das in den nächsten 30 Jahren dieEntwicklung des Flussraumes an der Möllbestimmen wird. Ein wichtiger Schritt zurUmsetzung wurde mit der Ausarbeitungeines schutzwasserwirtschaftlichen Rau-mentwicklungsplanes (SREP) bereits imRahmen der Flussraumagenda Alpenraumgesetzt (siehe Beispiel 21).

Bearbeiter:REVITAL ecoconsult (DI Klaus Michor)eb&p - Umweltbüro Klagenfurt (DI JürgenPetutschnig)Geoconsult (DI Reinhard Schulz)

Informationen:Ing. Herbert MandlerAmt der Kärntner LandesregierungAbteilung 18 - WasserwirtschaftUnterabteilung Spittal/Dr.E-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum104

Beispiel 23

Integrative Maßnahmenplanung an der Möll (Ö)

Im Talraum der Möll bei Winklern undObervellach erreichen die ÜberflutungenBreiten von 500 bzw. 1000 m (Abb. 23-2).Dabei werden kurzzeitig große Wasser-mengen zurückgehalten. Dies erhöht dieHochwassersicherheit in den Ortschaftenflussabwärts.Die Sohllage der Möll erweist sich derzeitals stabil. Zwar wechseln Eintiefungs-und Anlandungsstrecken kleinräumig ab,in Summe ergibt sich aber ein ausge-glichenes Bild.

Analyse ÖkologieDie Möll ist in vielerlei Hinsicht das öko-logische Rückgrat der alpinen Talland-schaft. Allein die Auwaldfläche an derMöll beträgt rund 200 Hektar. Ein ver-gleichsweise hoher Wert, den es zu erhal-ten gilt. Allerdings ist ein Viertel dieserFläche durch Fichtenaufforstungen inihrem ökologischen Wert beeinträchtigt. Die amphibienökologischen Untersu-chungen zeigen, dass derzeit nur wenigeLaichhabitate bestehen. Das Kachlmoor

am Oberlauf der Möll ist ein Paradies fürAmphibien. Derartige Biotope sind inzwi-schen rar geworden. Vor allem Augewäs-ser fehlen.Als man in den 30er Jahren daranging, diebreiten Geröllfelder der Möll einzuengen,verlor die Deutsche Tamariske, ein Pio-nierstrauch auf Schotterflächen, allmäh-lich ihren Lebensraum. Sie ist heute vonder Möll verschwunden.Die Lebensbedingungen für Fische undBenthosorganismen sind streckenweisesehr ungünstig: Stauvorrichtungen, Rest-wasserstrecken und Rampen bildenunüberwindliche Barrieren für wanderndeFische (Abb. 23-4). Seltene Arten wie Hu-chen, Aalrutte und Nase leiden besondersdarunter. Ein Drittel aller Zubringermün-dungen ist zudem durch Verbauungennicht oder nur eingeschränkt fischpassier-

Teil C: Best Practice Guide 105

Beispiel 23 Integrative Maßnahmenplanung an der Möll (Ö)

Abb. 23-3: Extreme Dynamik an der Möll. Untersuchungen zum Geschiebehaushalt bilden einezentrale Grundlage für die Maßnahmenplanung.

Abb. 23-4: Nicht selten versperren Bauwerke an derMöll die natürlichen Wanderwege der Fische. Hier istdringende Hilfe geboten.

Abb. 23-2: Themenkarte Abflussgeschehen und Geschiebehaushalt (Ausschnitt).

Abb. 23-5: Eröffnung des neuen Wassererlebnis-bereiches an der Möll im Juli 2000. Volksschule undKinder-garten Rangersdorf gestalten ein kleines Fest.

bar. Und mehr als ein Viertel der Möll-strecke ist vom Schwellbetrieb der Kraft-werke betroffen.

Pilotprojekt WassererlebnisbereichDie Möll ist ein wichiger Faktor für Nah-erholung und Tourismus in der Region.Ein Radweg führt entlang der Möll. Raf-ter und Kanufahrer nutzen den Gebirgs-fluss für erlebnisreiche Fahrten. Im Jahr2000, noch in der Analysephase desGewässer-betreuungskonzeptes, wurde inder Ge-meinde Rangersdorf ein Wasserer-lebnis-bereich geplant und umgesetzt(Abb. 23-6). Dieses Pilotprojekt - in Formeines gut zugänglichen Flussnebenarmes -band die Bevölkerung frühzeitig in dasProjekt ein und lieferte Erfahrungen fürkünftige Umsetzungsmaßnahmen.

Rahmenbedingungen

Das Leitbild beschreibt unter dem Motto“Sicherheit und Lebensraum” die Zieleund den Soll-Zustand der Möll. Das Leit-bild versteht sich ebenso wie der Maßnah-menkatalog als praxisnahe gemeinsameKonsensebene zwischen den Interessens-bereichen der Wasserwirtschaft, Ökolo-gie, Raumplanung und Erholung. Bei derSuche nach Kompromisslösungen mus-sten teilweise Abstriche von “visionärenZielen” sektoraler Interessensgruppengemacht werden. Zusammen mit dem Maßnahmenpro-gramm gibt das Leitbild den Rahmen fürdas schutzwasserwirtschaftliche Handelnan der Möll in den nächsten Jahrzehntenvor. Über den interdisziplinären Ansatzfinden dabei auch verstärkt Maßnahmen

Planungsgrundlage Leitbild

Eine weitere Grundlage für die integraleMaßnahmenplanung an der Möll bildetedas Leitbild, das im Rahmen des Gewäs-serbetreuungskonzeptes 2004 ausgearbei-tet wurde. Es basiert auf der vorausgegan-genen Ist-Zustandsanalyse des Gewässer-betreuungskonzeptes, greift aber auchErgebnisse auf, die im Zuge eines Leit-bild-Forschungsprojektes in zahlreichenWorkshops und Zukunftsgesprächen mitBürgerInnen aus dem Mölltal, NGOs,Interessengruppen (z.B. Nationalpark Ho-he Tauern, Energieversorgungsunterneh-men), VertreterInnen von Gemeinden,Land und Bund, Forschungsteam aus ver-schiedenen Disziplinen (Hydrobiologie,Landschaftsplanung, Landwirtschaft etc.)gewonnen wurden (BMLFUW & ÖGUT2005).

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Flussraum Agenda Alpenraum106

Abb. 23-7: Vorgangsweise bei der Erstellung des Leitbildes Möll (schematisch).

Abb. 23-6: Das Leitbild für die Möll setzt auf eineganzheitliche integrale Betrachtung des Flusses.Flussbauliche, ökologische und erholungsfunktionel-le Aspekte fließen ein.

zur Sicherung, Entwicklung und Schaf-fung von Natur- und ErholungsräumenBerücksichtigung. Erklärte Ziele dabeisind:

• Statt schutzwasserwirtschaftlicher oderökologischer Einzelmaßnahmen sollenganzheitliche wasserwirtschaftlicheMaßnahmen umgesetzt werden.

• Flussbauliche, ökologische und erho-lungsfunktionelle Aspekte sollenbereits in der Konzeption der Maß-nahmen einfließen und im Rahmengesamtheitlicher Projekte umgesetztwerden.

Vorgangsweise

Die Entwicklung des Leitbildes fand alsinterdisziplinärer Prozess statt. Ausge-hend von den umfangreichen Ist-Zu-

standserhebungen wurde das Projekt-gebiet zunächst in 28 Leitbildstreckenunterteilt. Für jede dieser Strecken wurdevon den beteiligten Fachdisziplinen Stär-ken und Schwächen analysiert und Soll-Zustände definiert. Darauf aufbauendwurden in Workshops 13 Ziele (Themen)für die Möll herausgearbeitet (Abb. 23-7).Diese wurden anhand von Leitsätzenbeschrieben, mit Leit-Bildern illustriert(teilweise visualisiert; Abb. 23-8) undanhand von Themenkarten (Maßstab1:120.000) räumlich zugeordnet (Abb.23-9). Eine Kurzfassung des Leitbildes inForm einer Präambel ergänzt das Leitbild.

Teil C: Best Practice Guide 107

Abb. 23-9: Leitbild Möll, Themenkarte “Flussmorphologische Ziele” (Ausschnitt).

Abb. 23-8: Visionen von Flussaufweitungen an derMöll. Visualisierte Ziele (“Leit-Bilder”) unterstützendie Vorstellungskraft der Menschen und eignen sichbesonders gut, um Ideen zu “transportieren”.

Oben: Die Möll bei Großkirchheim (Blick flussauf);Zustand September 2001 und nach gedachter Maß-nahmenumsetzung.

Unten: Die Möll zwischen Mühldorf und Möllbrücke(Blick flussab); Zustand September 2001 und nachgedachter Maßnahmenumsetzung.

Beispiel 23 Integrative Maßnahmenplanung an der Möll (Ö)

Abb. 23-11: Der integrative Maßnahmenplan für die Möll umfasst insgesamt35 Maßnahmen. Der Schwerpunkt dabei liegt auf vorbeugendem Hochwasser-schutz.Zahlreiche Flussaufweitungen erhöhen den Hochwasserrückhalt, verringern gleich-zeitig die Gefahr von Geschiebeeinstößen und verbessern den ökologischenZustand des Flussraumes.

Abb. 23-10: Maßnahmenworkshop am 11. und12.10.2005 im Gemeindezentrum Winklern.

fes ebenso wie um gestalterische Vor-gaben und um die Reihenfolge (Priorität)der Umsetzung.

Maßnahmen im Überblick

• Durch die Anlage einer Reihe vonAufweitungen kann der Geschiebe-haushalt und die gewässerökologischeAttraktivität der Möll verbessert wer-den (Abb. 23-12).

• Die naturschutzfachlich hochwertigenGebiete, die so genannten "ökologi-schen Kernzonen" sollen erhalten blei-ben bzw. entwickelt werden.

• Zur Verbesserung der Durchgängigkeitfür Fließgewässerorganismen (Fische,Benthos etc.) sind an der Möll und anden Mündungsbereichen der Zubringerzahlreiche Maßnahmen (z.B. Fisch-aufstiegshilfen, Verlegung von Mün-dungen etc.) geplant.

• Ein wesentliches Element des Maß-nahmenprogrammes ist - neben dengewässerökologischen und schutzwas-serwirtschaftlich orientierten Maßnah-men - die Aufwertung des Erholungs-raumes der Möll. Deshalb ist an meh-reren Punkten die Schaffung von Frei-zeit- und Erholungseinrichtungen vor-gesehen.

Maßnahmenprogramm Möll

Vorgangsweise

Das Maßnahmenprogramm Möll umfasstinsgesamt 35 Maßnahmen, die räumlichzugeordnet werden (Abb. 23-11). DieAuswahl und Gestaltung der Maßnahmenerfolgte in mehreren Workshops, dieinterdisziplinär durch Schutzwasserbauer,Ökologen und Landschaftsplaner besetztwaren (Abb. 23-10).Die erste Planungsphase war der Ideen-sammlung und -abstimmung gewidmet.Abschnittsweise wurde der Ist-Zustand,die Entwicklungsziele und der Hand-lungsbedarf sowie die sektoralen Maß-nahmenvorstellungen der einzelnen Fach-richtungen vorgestellt. In der anschließen-den Diskussion wurde nach Lösungsmög-lichkeiten gesucht, die im Interesse desLeitbildes Synergieeffekte bringen, dasheißt, mehreren Zielen (Hochwasser-schutz, verbesserter ökologischer Zu-stand, bessere Erholungsfunktion) gleich-zeitig gerecht werden können. Beispiels-weise verbessert eine Flussaufweitung dieschutzwasserwirtschaftliche und ökologi-sche Situation und schafft außerdemMöglichkeiten zur Naherholung.Die Ideen und Stellungnahmen wurdenprotokolliert und ein Entwurf des Maß-nahmenprogrammes planlich dargestellt.In einer zweiten Workshoprunde wurdendie einzelnen Maßnahmen im Detaildiskutiert. Dabei ging es um Fragen derexakten Situierung und des Grundbedar-

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Flussraum Agenda Alpenraum108

Teil C: Best Practice Guide 109

Beispiel 23 Integrative Maßnahmenplanung an der Möll (Ö)

Abb. 23-13: “Geschiebemanagement Großkirchheim”- Schematische Darstellung der geplanten Maßnahme. Auszug aus dem Entwurf zum Maßnahmenprogramm Möll(September 2005).

Abb. 23-12: Gradenbachmündung oberhalb vonGroßkirchheim 1966. Geschiebeeinstöße aus demSeitenzubringer landen in der Flusssohle auf, sper-ren das Flussbett ab und führen zu Flussverwerfun-gen. Verheerende Schäden sind die Folge.

Die Geschiebemanagementmaßnahme Großkirch-heim (unten) soll derartige Katastrophen künftigverhindern.

Das Konzept

Der bestimmende Gestaltungsfaktor imBearbeitungsgebiet ist die Flussdynamik.Die jahres- und tageszeitlichen Schwan-kungen des Wasserspiegels verändern denFlussraum sowohl in seiner vertikalen alsauch in seiner horizontalen Ausdehnung.Der Fluss verändert - seiner Dynamik ent-sprechend - Räume und Materialien, diemit ihm in Kontakt kommen. Das Akzep-tieren des unterschiedlichen Platzbedarfsder Ahr, welche Räume und Materialiennimmt und dann immer wieder auch gibt,sowie die ständigen Veränderungen dabeibilden die Basis für einen spannendenErlebnisraum Ahr (Abb. 24-1).

Die Gestaltung der einzelnen Flusserleb-nisbereiche sowie die eingesetzten Mate-rialien entspringen der Typologie der Ahrund sind dem Gestaltungskonzept derFlussdynamik angepasst. Der Verände-rung des Raums und der Materialien imSpiel mit dem Fluss wird ein großer Stel-lenwert eingeräumt: Veränderungen prä-gen die Landschaft und somit auch denMensch, der damit lebt.

Die Markierung der einzelnen Flusserleb-nisbereiche erfolgt mit gleichen Elemen-ten, den “Ahrbildern”, die die Bereicheals besondere Orte betonen, nötige Infra-strukturen und Hinweistafeln aufnehmenkönnen und durch ihre reduzierte Materi-al- und Formensprache in die Landschaftintegriert werden. Dabei wird der Ahr-raum selbst zum Inhalt der Bilder. EineRohstahlkonstruktion rahmt Ausschnitte

Aufgabenstellung

Das Gewässerbetreuungskonzept UntereAhr sieht neben umfassenden Maßnah-men zum Schutz vor Hochwasser und zurVerbesserung der ökologischen Funk-tionsfähigkeit auch Maßnahmen vor, dieden Flussraum für den Menschen erlebbarmachen.Flusserlebnisräume sollen nicht zuletztder Bewusstseinsbildung dienen. DieMenschen der Region sollen den Lebens-raum Ahr neu erfahren und schätzen ler-nen. Im Bewusstsein der Bevölkerungverankert, kann so der Lebensraum Ahrauf Dauer geschützt werden. Gleichzeitigstellt er ein wichtiges Erholungsgebiet fürdie Bevölkerung dar.

Vorgangsweise

Nach einer vergleichenden Analyse zwi-schen den bestimmenden Faktoren des“Fluss_raumes” (Fauna, Flora, Natur-raumpotenzial, Störfaktoren) und jenendes “Mensch_raumes“ (Erholungsein-richtungen, Störfaktoren) und nachBesprechungen mit den zuständigen Ver-tretern der Gemeinden und der AbteilungWasserschutzbauten wurden die Standortefür die Flusserlebnisbereiche, die Kon-taktorte zwischen Mensch und Fluss, aus-gewählt (Abb. 24-6).Zum Tragen kamen dabei sowohl dasbesondere Schutzbedürfnis sensiblerFlussabschnitte, wie auch das Anknüpfenan schon vorhandene Erlebnisstrukturendes Tales und deren Aufwertung.

Modellflussraum:Ahr

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Die Ahr, einer der letzten naturnahen Fluss-räume Südtirols, besitzt nach den Erkennt-nissen des GewässerbetreuungskonzeptesUntere Ahr (1997-2004) hohes Revitalisie-rungs- und Erholungspotenzial. DiesesPotenzial wurde unter Bedachtnahme aufdie Ziele des Gewässerschutzes und derEigentumsverhältnisse im Rahmen derFlussraumagenda Alpenraum planerischausgelotet.Durch die Schaffung von Flusserlebnisräu-men soll die Ahr für die Bevölkerungzugänglicher gemacht werden. Dazu wurdeein Gesamtkonzept erarbeitet, das dieaktuelle nutzerische und ökologische Situa-tion analysiert, innovative Ideen zur Erho-lungsnutzung im Flussraum entwirft unddiese aufeinander abstimmt. Als gemeinsame “Klammer”, die die Fluss-erlebnisbereiche an der Unteren Ahr künftigmiteinander verbinden sollen, wurden die"Ahrbilder" erdacht, die die Erlebniszonenmarkieren und die Besucher “lenken”.

Bearbeiter:Freilich Landschaftsarchitektur, MeranE-mail: [email protected]

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz Bozen, Abt. 30 WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

P L A N U N G

Flussraum Agenda Alpenraum110

Abb. 24-1: Die Ahraufweitung unterhalb von Mühlen- ein attraktiver Landschaftsraum, bestimmt von derDynamik des Flusses.

Beispiel 24

Flusserlebnis Untere Ahr - Ein Gesamtkonzept zurerholungsfunktionellen Nutzung des Flussraumes (I)

Abb. 24-2: Für den Erholungssuchenden störendeFaktoren im Projektgebiet sind die Schotterverarbei-tungsbetriebe.

des Flussraums ein und macht ihndadurch sichtbar. Der Name des besonde-ren Ortes wird am Rahmen eingraviert. Inden Rahmen integriert werden könneneventuell notwendige Infotafeln (Hoch-wasserschutz, Naturschutz, Radwegenetz)oder besondere Materialien des Ortes. DerRahmen wird über die Bodenoberflächeweitergezogen und markiert somit in allendrei Ebenen den Kontaktraum. Unter-schiedlichste Materialien sowie Infra-strukturen, Wasserstellen oder Radabstell-plätze können hier untergebracht werden(Abb. 24-3).

Am Taleingang wird an geeigneter Stelleeine größere Infotafel den gesamten Weg-verlauf der Flusserlebnisbereiche aufzei-gen. Zusätzlich soll in Zusammenarbeitmit den Gemeinden und den zuständigenÄmtern gemeinsame Öffentlichkeitsarbeitgeleistet werden, welche in Form vonBroschüren, Festen und ähnlichem statt-finden kann.

Ein Beispiel

Der Flusserlebnisbereich “Aufischer” istals Ausgangs- und Informationspunkt desgesamten Flusserlebnisweges konzipiert.Die Parkplätze der Sportzone bieten Orts-fernen die Möglichkeit, hier mit dem Radzu starten. Gleichzeitig wird als Abschlussder Sportzone ein Flusspark ander Ahr geschaffen, der einen hohenNaherholungswert für die Bevölkerung,insbesondere für Familien bietet (Abb. 24-4).

Ein weiteres Element aus dem Gesamt-konzept, der Flusserlebnisbereich in der“Eile”, wurde im Rahmen der Flussrau-magenda Alpenraum bereits umgesetzt(siehe Beispiel 53).

Teil C: Best Practice Guide 111

Abb. 24-4: Beispiel “Aufischer”. Das Konzept sieht hier vor, im Anschluss an die bestehende Sportzone einen Flusserlebnispark zu gestalten. Die Ahr und der einmün-dende Aufischerbach werden einbezogen. Die Hauptverbindungsachse durch den Park wird in mehrere „steinige Adern“ aufgeästelt. Es entsteht ein Flusspark mit vielfäl-tigen Nutzungsmöglichkeiten.

Beispiel 24 Flusserlebnis Untere Ahr (I)

Abb. 24-3: “Ahrbilder” kennzeichnen die Kontaktpunkte,die Fluss und Mensch näher zusammenführen.

Abb. 24-5: Aktueller Zustand am Aufischerbach.

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Flussraum Agenda Alpenraum112

Teil C: Best Practice Guide 113

Abb. 24-6: Aus der Gegenüberstellung der Vorrang-zonen von Fluss (“Fluss_raum”) und Mensch(“Mensch _ raum”) und in Gesprächen mit Vertre-tern der Gemeinden und der Abteilung Wasser-schutzbauten wurden acht Zonen festgelegt, die sichals Kontaktpunkte zwischen Fluss und Menschbesonders eignen. Für diese Bereiche wurden Fluss-erlebniszonen zu unterschiedlichen Themen rund umdie Ahr ausgearbeitet.

Beispiel 24 Flusserlebnis Untere Ahr - Gesamtkonzept (I)

Maßnahmenplanung

Für die Entwicklungszonen am OberenEisack wurden vom Projektteam Maß-nahmenvorschläge erarbeitet, welcheschließlich zu Projekten zusammengefasstwurden. Beispielhaft wird ein wesentli-ches Projekt am Unteren Mareiterbachvorgestellt (Tab. 25-2).

Leitmotiv

Nach der Aufnahme und Bewertung derIst-Situation im Flussraum und derzusammenschauenden Konfliktanalyse(Beispiel 01) wurden im Rahmen desLeitmotivs die ersten Schritte zur Planungund Umsetzung von Maßnahmen ge-macht. Die Flussraumagenda bot dieGelegenheit, in einem gemeinsamen Ent-wurfsprozess zunächst Ziele zu definie-ren, welche den nachfolgenden Planungenvorangestellt werden. Das Leitmotiv solldie verschiedenen, von Experten, Planernund Interessenvertretern formulierten Zie-le zusammenführen. Ein gemeinsam erar-beiteter Konsens bildet somit eine sichereGrundlage für die weiteren Planungen.

VorgangsweiseVon den Fachbearbeitern wurden zu-nächst auf Basis einer integralen Konflikt-analyse (siehe Beispiel 01) Ziele zurBehebung der Defizite festgelegt (Tab.25-1). Durch diese abgestimmte Zielfest-legung wurden die räumlich abgegrenztenKonfliktzonen in Entwicklungszonenüberführt (Abb. 25-2). In den Arbeitssit-zungen wurden die Ziele diskutiert undweiterentwickelt. Dabei wurden möglicheWidersprüche weitgehend bereinigt. Nach der Konsensfindung erfolgte eineAggregation der Einzelziele zu thema-tisch geordneten Überzielen. Diese bildenin ihrer Zusammenschau das Leitmotiv ab(Abb. 25-3).Dem 2. Flussraumforum wurde der Ent-wurf des Leitmotivs präsentiert. Es folg-ten Diskussionen, die Rückmeldungenwurden eingearbeitet (3. Forum). Im 4.Forum im Oktober 2005 erfolgte dieAnnahme des überarbeiteten Leitmotivs(siehe Beispiel 33).Bei der Maßnahmenplanung und allennun nachfolgenden raumrelevanten Pla-nungen am Oberen Eisack stellt das Leit-motiv einen nachhaltigen Wegweiser undOrientierungspunkt dar.

Modellflussraum:Oberer Eisack

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde intensiv an einem Gewässer-entwicklungsplan für den Oberen Eisackgearbeitet. Behörden, Fachexperten und dieBevölkerung waren eingebunden (sieheBeispiel 33). Der vorliegende Beitrag wirft ein Streiflichtauf die Vorgangsweise bei der Ausarbeitungdes Leitmotivs und stellt die Entwicklungs-zone Unterer Mareiterbach anhand desdazugehörigen Entwicklungsplanes und derdarauf aufbauenden Maßnahmenplanungkurz vor.Abschließend werden Pilotmaßnahmenbeschrieben, an denen parallel zur Erstel-lung des Leitmotivs gearbeitet wurde. Bei-spielhaft werden Maßnahmen zur ökologi-schen Aufwertung des Bereichs "SterzingerMoos" dargestellt. Die Planungen sehen vor,das teilweise viel zu schmale Bachbett desOberen Eisacks aufzuweiten und damit alsLebensraum zu attraktivieren.

Bearbeiter:Dr. Peter Hecher (Koordination)Mag. Diethard Leber, Dr. Vito Adami, Dr. Griogio Carmignola, Dr. Tanja Nössing,Mag. Florian Glaser, Dr. Bruno Mazzorana,Dr.Ing. Christian Scherer, DI Ernst Mattano-vich, DI Jakob Grohmann, Raffael Koscher

Informationen:Autonome Provinz Bozen, Abt. 30 WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum114

Beispiel 25

Leitmotiv und Maßnahmenplanung am Oberen Eisack (I)

Abb. 25-1: Entwicklungszone UntererMareiterbach. (I)

Hochwasser-entlastungszone

Area di laminazione

Teil C: Best Practice Guide 115

Beispiel 25 Leitmotiv und Maßnahmenplanung am Oberen Eisack (I)

Abb. 25-2: Entwicklungsplan für die Entwicklungszone Unterer Mareiterbach im Flussraum Oberer Eisack.

Das Projektsgebiet erstreckt sich entlangdes Unteren Mareiterbaches mit denangrenzen Gewerbegebieten und der A22Brennerautobahn (Abb. 25-1) undschließt den Talboden des äußeren Rid-nauntales im Übergang zum SterzingerTalkessel ein.

Tab. 25-1: Überblick über die Konflikte und Ziele in der Entwicklungszone Unterer Mareiterbach

(Beispiel).

Entwicklungszone Unterer Mareiterbach

Themenbereich Konflikt (Beispiel) Ziel (Beispiel)

Wasserbau Überflutungsgefährdung der Gewerbezo-nen sowie der Autobahn ab HQ30

Hochwassersicherheit für Gewerbege-biete und Verkehrsflächen bis HQ100.

Gewässerökologie Gewässerverlauf entspricht nicht demLeitbild; ökomorphologische Zustands-klasse mäßig bis unbefriedigend

Pendelnd gewundener Fluss der Talebenemit breiten Uferbereichen mit Anbindungund Aufwertung flussnaher Feuchtgebiete

Terrestrische Ökologie

Nur mehr Reste und voneinander stark iso-lierte naturnhe Lebensräume (z.B. Auwäl-der, Magwerweiden) vorhanden; Mangel anAmphibienlaichgewässern; mangelndeDynamik und Wasserversogung der Aue

Erhaltung der vorhandenen Naturraumpo-tenziale; Flussaufweitungsmaßnahmen zurWiederherstellung der Audynamik; Verbes-serung des Lebensraumverbundes undNutzung des Grabensystems als Korridor

Raumnutzung Gewerbewidmung im HW-Abflussbe-reich; Nutzungskonflikt zwischen Gewer-begebiet und landschaftlicher Bannzone

Freihaltung der Retentionsräume vonBaulandausweisungen und Entflechtungkonkurrierender Nutzungen zur Reduk-tion der gegenseitigen Beeinträchtigung

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Flussraum Agenda Alpenraum116

Tab. 25-2: Kurzbeschreibung des Maßnahmenprojekts für die Entwicklungszone Unterer Mareiterbach im Flussraum Oberer Eisack.

Ökologie

Schutz und Erhaltung derLebensräume bei gutemZustand

Revitalisierung beein -trächtigter Lebensräume

Management der Schutz -gebiete im Flussraum

Verbesserung der Ver -netzung

Erhaltung und Förderungder Kulturlandschaft

Raumnutzung

Schaffung einesGefahrenbewusstseins

Ausweisung vonFreihaltezonen fürHochwasserentlastung

Entflechtung derNutzungskonflikte imFlussraum

Verbesserung des Hoch -wasserschutzes im Sied -lungsraum

Förderung der natur -gebundenen Naherholung

Wasserbau

Verbesserung des Hoch -wasserschutzes

Beseitigung von Eng -pässen (zB Brücken)

Schaffung von fluss -nahen Retentionsräumen

Hochwasserschutz imgesamten Einzugsgebiet

Anhebung des Grund -wasserspiegelsaußerhalb desSiedlungsraumes

Ökologie

Schutz und Erhaltung derLebensräume bei gutemZustand

Revitalisierung beein -trächtigter Lebensräume

Management der Schutz -gebiete im Flussraum

Verbesserung der Ver -netzung

Erhaltung und Förderungder Kulturlandschaft

Raumnutzung

Schaffung einesGefahrenbewusstseins

Ausweisung vonFreihaltezonen fürHochwasserentlastung

Entflechtung derNutzungskonflikte imFlussraum

Verbesserung des Hoch -wasserschutzes im Sied -lungsraum

Förderung der natur -gebundenen Naherholung

Wasserbau

Verbesserung des Hoch -wasserschutzes

Beseitigung von Eng -pässen (zB Brücken)

Schaffung von fluss -nahen Retentionsräumen

Hochwasserschutz imgesamten Einzugsgebiet

Anhebung des Grund -wasserspiegelsaußerhalb desSiedlungsraumes

Abb. 25-3: Zusammenfassung der Ziele zumLeitmotiv für den Flussraum Oberer Eisack.

Projekt Aufweitung Mareiterbach Gasteig - Sadobre

Konflikte• Überflutungsgefährdung von Gewerbezonen, Straßen

und Autobahn;• Fehlende Vernetzung des Mareiterbaches mit dem

Umland;• Schlechte Strukturausstattung des Baches und seiner

Zuflüsse;• Gewässerverlauf entspricht nicht Leitbild, ökomorpho-

logische Zustandsklasse mäßig bis unbefriedigend; • Beeinträchtigung der Erholungsfunktion bachnaher

Bereiche;• Nutzungskonflikt zwischen Gewerbegebiet, Land-

schaftsschutz und Hochwasserschutz; • Beschränkte Entwicklungsmöglichkeit für Siedlung und

Gewerbe wegen Hochwassergefährdung;

Ziele• Hochwassersicherheit der Gewerbegebiete bis HQ100;• Rückstausichere Brücken, Flächenwirksamer Hoch-

wasserschutz in der Entwicklungszone und im Ein-zugsgebiet;

• Ökologische Aufwertung des Mareiterbaches; naturna-her Gewässerzustand; Anbindung von Altarmen,Feuchtgebieten und Gräben;

• Freihaltung der Retentionsräumen von Baulandauswei-sungen;

• Entflechtung konkurrierender Nutzungen zur Reduktionder gegenseitigen Beeinträchtigung;

Ordnungsplanerische Maßnahmen• Festlegung der Siedlungsgrenzen beim Gewerbegebiet entlang Jaufenpass Straße (Milchhof);• Festlegung von Hochwasserentlastungszonen südlich des Mareiterbaches zwischen Gasteig Ost und Penserjoch

Straße sowie nördlich des Mareiterbaches bis zur Siedlungsgrenze an der Jaufenpass Straße;

Bauliche Maßnahmen • Rückbau am Mareiterbach und Zuflüssen zwischen Jaufenpass Straße und Penserjoch Straße;• Beidufrige Aufweitung des Mareiterbaches im Ausmaß von 16-20 m zwischen Jaufenpassstraße und Autobahn mit

linksufrigem Bypass• Anbindung der Grabensysteme und der Mündung des Jaufental Baches;• Naturnahe Verbauung des Mareiterbaches in den Aufweitungsbereichen und den hochwassersicher auszubauen-

den Brückenabschnitten;• Senkung des Gewässerumlandes, Belebung und Dotierung von Gräben und Altarmen;

WasserbauVerbesserung des Hoch-wasserschutzes

Beseitigung von Engpäs-sen (z.B. Brücken)

Schaffung von flussna-hen Retentionsräumen

Hochwasserschutz imgesamten Einzugsgebiet

Anhebung des Grund-wasserspiegels außer-halb des Siedlungsrau-mes

ÖkologieSchutz und Erhaltungder Lebensräume beigutem Zustand

Revitalisierung beein-trächtigter Lebensräume

Management der Schutz-gebiete im Flussraum

Verbesserung der Ver-netzung

Erhaltung und Förde-rung der Kulturland-schaft

RaumplanungSchaffung eines Gefah-renbewusstseins

Ausweisung von Frei-haltezonen für Hoch-wasserentlastung

Entflechtung von Nut-zungskonflikten imFlussraum

Verbesserung desHochwasserschutzesim Siedlungsraum

Förderung und Len-kung der Naherholung

Geplant sind in diesem Bereich Aufwei-tungen (Genaltergrabenzufluss bzw. Ma-reiterbachmündung) sowie der "Nachbau"einer ehemaligen Mäanderschleife. Fürdas gesamte Projekt ist zu bedenken, dassdie Kanalisierung direkt am Fluss geführtwird und verlegt werden müsste.

Folgende Verbesserungen sind durch diegeplanten Maßnahmen zu erwarten:

• Durch die Schaffung eines breiterenund variableren Flussbettes wird derEisack attraktiver für die gewässerge-bundene Flora und Fauna. Es werdensowohl für viele Wasservögel, als auch

Teil C: Best Practice Guide 117

Beispiel 25 Maßnahmenplanung Oberer Eisack - Erste Ergebnisse (I)

Pilotprojekte

Parallel zur Erstellung von Leitmotiv undEntwicklungsplan wurden in der Entwick-lungszone Sterzinger Moos bereits einzel-ne Pilotprojekte detaillierter ausgearbei-tet. Von ihrer raschen Umsetzung erwartetman sich Erfahrungen und Motivation fürdie Zukunft.

Aufweitungen entlang der Eisack-"Kanalstrecke"Der Obere Eisack weist im Bereich desSterzinger Moos' ein viel zu schmalesBachbett auf. Zudem mangelt es hier angewässertypischen Strukturen - sowohlim Fluss selbst als auch entlang der Ufer.Die Aufweitungen sind generell für diegesamte "Kanalstrecke" aus gewässeröko-logischer Sicht dringend notwendig. Fürdie Strukturvielfalt ist es dabei von Vor-teil, wenn die Breiten variieren. An gün-stigen Stellen mit schwieriger Nutzbar-keit, wo die Nähe zu anderen Biotopengegeben ist oder eventuell der ursprüngli-che Verlauf des Flusses liegt, können dieAufweitungen stärker ausgeprägt sein.Dadurch können Verzweigungen, Inselnoder flachere Uferbänke entstehen (Abb.25-5).

für Fische und Wirbellose neueLebensräume geschaffen.

• Durch die Anbindung von Seiten-gewässern wird ein durchgehendesGewässernetz im gesamten Flussraumgeschaffen.

• Die Vergrößerung der Gewässerflächeund Anlegung von Ufersäumen würdeeine Attraktivierung des Landschafts-bildes im sonst sehr monotonen undvon Verkehrsadern geradlinig durch-schnittenen ehemaligen SterzingerMoos' mit sich bringen.

Abb. 25-4: Geplante Maßnahmenim Mündungsbereich Pfitscher-bach, Eisack und Mareiterbach.

Abb. 25-5: Aufweitung des Eisacks, die sich amursprünglichen Flussverlaufs orientiert.

Vorgangsweise

Beschreibung der Liegenschaften

Die von den Hochwasserrückhaltebeckenbetroffenen Parzellen und deren Eigen-tümer wurden aus dem Grundbuch erho-ben. Zudem wurde die Beschaffenheit(Bonität) der betroffenen Parzellen unter-sucht. Abschließend wurde, als wichtig-ster Maßstab für die Bewertung der Wert-minderung durch die Auferlegung einesBauverbotes, die urbanistischen Bestim-mungen, wie sie derzeit für diese Gebietegelten, erhoben (Abb. 26-3).

Aufgabenstellung

Im Zuge der Maßnahmenplanung des„Gewässerbetreuungskonzeptes UntereAhr“ wurde überlegt, in den Feldern zwi-schen Gais und Kematen insgesamt vierHochwasserrückhaltebecken (kurz: HRB)einzurichten (Abb. 26-1 und 26-2).Dadurch wäre es möglich, die hochwasser-gefährdeten Siedlungsbereiche von Utten-heim und St. Georgen vor 150-jährlichemHochwasser wirksam zu schützen. Kosten-aufwendige Verbauungen unmit-telbar inden Siedlungsbereichen selbst könntenentfallen. Gleichzeitig könnten gewässerö-kologische Zusammenhänge Berücksichti-gung finden und von großen technischenVerbauungen abgesehen werden. Die Einrichtung der Hochwasserrück-haltebecken hätte notgedrungen Auswir-kungen auf die Felder der betroffenenGebiete:

• Schäden durch Überflutung ab einem30-jährlichem Hochwasserereignis(Ernteausfall, Ablagerung vonSchlamm, Treibholz usw.)

• Beeinträchtigung durch die Errichtungvon Dämmen, Ein- und Auslaufbau-werke an den Randbereichen derBecken

• Wertminderung der Grundstückedurch Auferlegung des Servitutes fürdie Einrichtung eines Hochwasser-rückhaltebeckens, damit verbundenein dauerhaftes Bauverbot für die Flächen

Die Schäden, die durch eine allfällige Flu-tung der Flächen entstehen, sollen inZukunft separat und über eine eigens ein-gesetzte Schätzkommission nach jedemeinzelnen aufgetretenen Schadensfallermittelt und direkt vergütet werden. DieBeeinträchtigung durch die Errichtung derDämme selbst soll ebenfalls gesondertvergütet werden. Mit der vorliegenden Schätzung wirddemnach ausschließlich die Wertminde-rung durch die Eintragung eines Servituts-rechtes mit auferlegtem Bauverbot ge-schätzt und quantifiziert.

Modellflussraum:Untere Ahr

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Im Rahmen des „Gewässerbetreuungskon-zeptes Untere Ahr“ wurde die Idee aufge-worfen, den Hochwasserschutz für die Sied-lungsräume Uttenheim und St. Georgendurch insgsamt vier Hochwasserrückhalte-becken sicherzustellen. Gleichzeitig könntenkostenaufwendige Verbauungen in denSiedlungsbereichen entfallen und gewäs-serökologische Zusammenhänge Berück-sichtigung finden.In einem Schätzgutachten wurde unter-sucht, welche Wertminderung die betroffe-nen Flächen des Flussraumes erfahren wür-den, würde ihnen ein Servitut in Form einesdauerhaften Bauverbotes auferlegt.Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dassnur rund 10 % der beanspruchten Fläche (= Land-wirtschaftsfläche) eine Bebauung(in eingeschränktem Maß) erlauben. In die-sem Fall würde der Wertverlust 15% desmittleren Verkehrswertes von 16 Euro/m2 =2,40 Euro/m2 betragen.Für alle anderen Zonen (Wald, Biotope, Wegeusw.), für die bereits heute keine Verbau-ungsmöglichkeiten bestehen, wird die Wert-minderung auf 15% des Verkehrswertes (=1,68 Euro/m2) = 0,25 Euro/m2 geschätzt.

Bearbeiter:Technisches Büro Dr. Christoph StollI – 39031 Bruneck

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz BozenAbt. 30 WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum118

Abb. 26-1: Lage der in Betracht gezogenen 4 Hoch-wasserrückhaltebecken (A - D), die ab einem 30-jähr-lichen Hochwasser in Funktion treten.

Beispiel 26

Schätzung der Wertminderung von Grundstückendurch die Ausweisung von Hochwasserrückhalte-becken an der Unteren Ahr (I)

Teil C: Best Practice Guide 119

Abb. 26-3: Urbanistische Zweckbestimmung,Prozentverteilung – Summe aller Hochwasser-rückhaltebecken (HRB).

Beispiel 26 Schätzung der Wertminderung durch Hochwasserrückhaltebecken (I)

bestehenden Wohnbauzone eine Umwid-mung im äußersten Falle vorstellbar,durch die Nähe zur Ahr und unter Berück-sichtigung der historischen Siedlungsent-wicklung ist eine solche jedoch äußerstunwahrscheinlich.Zur Auferlegung des Bauverbotes mussnatürlich auch ein psychologischer Faktorberücksichtigt werden. Der Eigentümerkann durch dieses nicht mehr frei überseinen Grund und Boden verfügen. Erempfindet dies immer subjektiv als Ein-schränkung, auch wenn es in manchenFällen (Biotop, Wald) objektiv gar nichtzu einer weiteren Einschränkung führt.

Abschließend kommt das Schätzgutach-ten zu dem Schluss, dass die Wertminde-rung durch die Auferlegung eines Bau-verbotes für im Bauleitplan der Gemein-den als Landwirtschaftsgebiet und Bann-zone ausgewiesenen Wiesen und Äcker15% des mittleren Verkehrswertes von 16Euro/m2 = 2,40 Euro/m2 beträgt.Für alle anderen Zonen (Wald, Biotope,Wege usw.), für die bereits heute keineVerbauungsmöglichkeiten bestehen, wirddie Wertminderung auf 15% des Ver-kehrswertes (= 1,68 Euro/m2) = 0,25Euro/m2 geschätzt.

Schätzung der Wertminderung

Die Wertminderung wurde aus folgendenSachverhalten abgeleitet:• Heutiger Verkehrswert der Liegen-

schaften• Vergleich mit ähnlichen Situationen

mit Servitut für Bauverbot

Ergebnis

Die Auferlegung eines Servitutsrechtesfür die Ausweisung von Hochwasser-rückhaltebecken an der Unteren Ahr hatein striktes Bauverbot auf den betroffenenFlächen zur Folge. Alle übrigen, mit derLand- und Forstwirtschaft verbundenenTätigkeiten können im gleichen Ausmaßwie bereits heute weiter betrieben werden.Mit dem Servitut sind keinerlei Nutzungs-beschränkungen für die Land- und Forst-wirtschaft verbunden.Die genauere Untersuchung zeigt, dassbereits heute im Waldgebiet, in den Bioto-pen und in den Zonen, die als Wege oderGewässer ausgewiesen sind, keine Bautä-tigkeit möglich ist. Diese Flächen macheninsgesamt rund 22 % der gesamten für dieHRB in Frage kommenden Flächen aus.Von der verbleibenden Fläche sind in denBauleitplänen der Gemeinden ca. 70 % alsBannzone und nur rund 10 % als Land-wirtschaftsgebiet ausgewiesen (Abb. 26-3). Bautätigkeiten im Landwirtschaftsgebietsind auf die Aussiedelung bzw. Neu-ansiedlung von Hofstellen, die Errichtungvon landwirtschaftlichen Nutzbauten unddie Erweiterung der bestehenden Wohn-und Wirtschaftsgebäude beschränkt. Inden Flächen, die die HRB beanspruchen,befinden sich derzeit nur einige kleinereScheunen und eine Hofstelle. Für letzterewird eine Sonderregelung vorgeschlagen.In den Bannzonen hingegen sind dieMöglichkeiten der Hofansiedelung bzw.der Hofstellengründung weitgehend ein-geschränkt bzw. erschwert und unterlie-gen dem Gutachten der II. Landschafts-schutzkommission. Für die betroffenenGebiete ist eine Umwidmung in Baulanddaher in weiterer Zukunft nahezu auszu-schließen. Lediglich für das Becken Bwäre durch die relative Nähe zu einer

Abb. 26-2: Die Untere Ahr vor Uttenheim, Blickrich-tung flussabwärts. In diesem Bereich liegen diegeplanten Hochwasserrückhaltebecken B, C und D.(I)

Abb. 27-1 (rechts oben): Für Sicherheit braucht manPlatz. Zur Zeit sind die Dämme der Rhone alt undinstabil. Zwischen den Dämmen hat der Fluss nichtgenug Platz, um die Hochwasser vollkommen sicherabzuleiten. Es besteht die Gefahr von Überflutungenund Dammbrüchen. Im Gegensatz zur herkömm-lichen Meinung würde durch Abtragen der gesamtenUfervegetationen das Überschwemmungsrisiko nichtgenügend verringert. Abgesehen von einem Defizitfür die Landschaft und den Freizeitwert, würden dieDämme dadurch noch instabiler.

zustellen. Eine wichtige Beschränkungliegt darin, das die Ebene weitgehendgenutzt wird.

Zentrale Strategie: Nachhaltige Maßnahmen

Daher ist es eine zentrale Herausforde-rung, bei der Maßnahmenplanung und -umsetzung den derzeit verfügbaren Bodenmassvoll zu nutzen. Man möchte diegestellt Aufgabe lösen, indem man diedrei eng miteinander verknüpften Funk-tionen “Sicherheit”, “Umwelt” und“sozioökonomische Faktoren” in einemeinzigen Flussraum unterbringt. Wie diesmöglich wird, sollen die nachfolgendenIllustrationen veranschaulichen.

Ausgangslage

Die katastrophalen Unwetter der letztenJahrzehnte in der Schweiz und weltweitwaren letztlich sehr lehrreich. Sie habengezeigt, dass das, was man für sicher hielt,gar nicht sicher ist. Dank ihnen verstehtman besser, wie man sich vor Hochwas-sergefahren schützen muss.

Aus den furchtbaren Hochwassern an derRhone im Kanton Wallis (CH) in den Jah-ren 1987, 1993 und zuletzt im Oktober2000 hat man gelernt, dass die Errichtungvon Betonmauern zur Eindämmung derWassermassen eines Flusses kein Allheil-mittel ist. Es ist eine anfällige, ja gefährli-che Lösung, da sie den Schwankungen derGewässer schlecht angepasst ist.

Man weiß heute, dass der beste Schutz vorÜberschwemmungen darin besteht, denGewässern mehr Platz einzuräumen. Aufdiese Weise kann man einen nachhaltigenSchutz der Anrainer und ihrer Sachwertesicherstellen. Dieser Umstand wird heuteallgemein anerkannt und auch in den ein-schlägigen Gesetzen berücksichtigt.

Die Grundfunktionen des Flusses

Ein naturnaher Fluss erfüllt drei Grund-funktionen. Eine Sicherheitsfunktion(Abfluss der Gewässer ohne Gefährdungder Anrainer), eine Umweltfunktion (fürdie Fauna, die Flora und die Landschaft)und eine sozioökonomische Funktion(Handel, Freizeit, Wasserkraft usw.). Die-se drei Funktionen hängen alle engzusammen.

Es kann keineswegs das Ziel sein, einenFluss in seinen Naturzustand, den er voreinigen Jahrhunderten hatte, zurückzuver-setzen. Die Menschen haben seine Ufer-zonen besiedelt, die Landwirtschaft hatihre Rechte erworben, und es wurdenStädte und Fabriken gebaut. Es wäre para-dox, alles rückgängig zu machen, wasumsichtig geschützt wurde!

Die Rhone hat im Wallis jedoch einenGroßteil ihrer Funktionen eingebüßt, undman muss versuchen, sie wiederher-

Modellflussraum:Rhone (CH)

Zusammenfassung:Nach den großen Hochwässern 1987 und1993 beschloss der Kanton Wallis, eineneue Korrektion der Rhone auszuarbeiten. Die Ergebnisse der durchgeführten Studienzeigen, dass Jahrhunderthochwässerbeträchtliche Schäden verursachen können.Bis zu 14.000 Hektar der Ebene können beieinem Jahrhunderthochwasser in Folge vonDammbrüchen betroffen sein. Auf der Suche nach geeigneten Maßnah-menstrategien ist man zur Erkenntnisgelangt, dass der beste Schutz vor Über-schwemmungen darin besteht, den Gewäs-sern mehr Platz einzuräumen. Auf dieseWeise kann man einen nachhaltigen Schutzder Anrainer und ihrer Sachwerte sicher-stellen.

Bearbeiter:Rhoneprojekt, Kanton Wallis Internet: www.vs.ch/rhone.vs

Informationen:RhoneprojektDienststelle für Strassen und Flussbau Kanton Wallis - DVBU CH-1951 Sitten / Sion [email protected] www.vs.ch/rhone.vs

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Flussraum Agenda Alpenraum120

Beispiel 27

Drei Funktionen für einen einzigen Flussraum- Maßnahmenstrategien an der Rhone (CH)

Abb. 27-2 (rechts unten): Die aus Sicherheitsgrün-den durchgeführte Verbreiterung des Flusslaufes ver-bessert gleichzeitig die biologischen und sozioökono-mischen Funktionen des Flusses. Der Landwirtschaftwird angeboten, die durch die Verbreiterungen verlo-renen Flächen durch Gesamtmeliorationen zu kom-pensieren.Wenn eine solche Verbreiterung nicht möglich ist,zum Beispiel beim Durchfluss durch eine Stadt, wirddie Flusssohle abgesenkt und die Dämme werdenkonsolidiert.

Hinweis: In beiden Abbildungen zeigen die rotenLinien den Wasserstand bei einem Hochwasser wieim Oktober 2000. Mit der Verbreiterung kann dieserWasserstand deutlich gesenkt werden.

Teil C: Best Practice Guide 121

Beispiel 27 Maßnahmenstrategien im Rahmen der 3. Rhonekorrektion

Heute. Überall eine ungenügende Sicherheit

Morgen. Im Fall der Verbreiterung hat es Platz für alles

Teil C: Best Practice Guide 123

Aufgabenfeld

BeteiligungBeispiel 31Flussplattform Gurk (Ö)- Hochwasserpartnerschaft für mehr Sicherheit

Beispiel 32Das lokale Wasserparlament an der Drôme (F)- Flussgebietsmanagement auf breiter Basis

Beispiel 33Das Flussraumforum Oberer Eisack (I)

Beispiel 34Das Etschkomitee - Eine gemeinsame Initiative für einen attraktiveren Flusslebensraum (I)

Vorgangsweise

Den Auftakt zur Beteiligung und Koo-peration im Rahmen des Gewässerbe-treuungskonzeptes Gurk bildete eineInformationsveranstaltung im Jahr 2004in Straßburg im Gurktal (Kärnten). DasInteresse von Seiten der Bevölkerungdafür war sehr gering. Dies war wohl inerster Linie darauf zurückzuführen, dassdas letzte Hochwasserereignis im Jahr1909 fast ein Jahrhundert zurücklag unddaher ein Risikobewusstsein in der Bevöl-kerung kaum noch vorhanden war. In weiterer Folge bildeten die sogenann-ten “Flussplattformen” das zentrale ge-meinsame Diskussionsforum im Zusam-menhang mit der Erstellung eines Schutz-wasserwirtschaftlichen Raumentwick-lungsplans (SREP) für die Gurk.Teilnehmer an den Gesprächsrundenwaren neben gebietserfahrenen Planernder Fachrichtungen Wasserbau, Ökologieund Raumplanung auch Gemeindepoliti-ker und von den betroffenen Gemeindengenannte Interessensvertreter, insbeson-dere Personen aus Bau- und Umweltaus-schüssen, Fischereivertreter, Kraftwerks-betreiber sowie Betroffene aus Land- undForstwirtschaft (Abb. 31-1).Es war eine Herausforderung, die Vielzahlan Akteuren und ihre unterschiedlichen

Aufgabenstellung

Die Kooperation mit verwandten Fach-gebieten, insbesondere der Raumplanung,aber auch die Aspekte Kommunikationund Beteiligung Interessierter und Be-troffener sind grundlegende Elemente desSchutzwasserwirtschaftlichen Raument-wicklungplanes (SREP) Gurk, der imRahmen der Flussraumagenda Alpenraumpilothaft erarbeitet wurde und die Abstim-mung der räumlichen Interessen im Fluss-raum - im Spannungsfeld von Hochwas-serschutz und Raumplanung - zum Inhalthat (siehe Beispiel 22). Wurde der SchutzwasserwirtschaftlicheRaumentwicklungsplan (SREP) für dieMöll (Beispiel 21) von “oben” festgelegt("Top-down-Strategie"), wurde an derGurk versucht, im Rahmen eines Koope-rations- und Beteiligungsprozesses Kon-flikte zwischen schutzwasserwirtschaft-lichen und raumplanerischen und ökologi-schen Zielen herauszufiltern und im Kon-sens zu lösen ("Bottom-up-Strategie").Von der Kooperation mit der Raumpla-nung und der Zusammenarbeit mit denMenschen vor Ort wurde ein Input für dieGewässerentwicklungsplanung undgleichzeitig eine erhöhte Akzeptanz fürdie zu treffenden Maßnahmen in derRegion erwartet.

Modellflussraum:Gurk

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:In der Vergangenheit erfolgte die Siedlungs-und Gewerbeentwicklung allzu oft aus-schließlich nach wirtschaftlichen Überlegun-gen auf Kosten des Flussraumes. An derGurk bemühte man sich im Rahmen einesPilotprojektes zur Ausarbeitung eines schut-zwasserwirtschaftlichen Raumentwicklungs-planes (siehe Beispiel 22) um einen partner-schaftlichen Weg. Schutzwasserbau, Raum-planung und Gemeinden suchten gemein-sam nach Lösungen zur Flächenwidmungim Hinblick auf einen nachhaltigen Hoch-wasserschutz und eine günstige Gewässer-entwicklung.Als gemeinsames Diskussionsforum wurdedie Flussplattform Gurk geschaffen. In denJahren 2004 - 2005 trafen sich Gemeinde-politiker, Betroffene, Interessierte und Fach-leute aus Schutzwasserbau und Raumpla-nung mehrmals zu Gesprächen und Besich-tigungen vor Ort. Dabei konnte viel Informa-tion ausgetauscht aber auch Verständnisund Bereitschaft zur Mitarbeit geernet wer-den.

Bearbeiter:REVITAL ecoconsult, DI Klaus MichorNussdorf 71, A-9990 Nussdorf-DebantE-Mail: [email protected]

Informationen:DI Erich ZdovcAmt der Kärntner Landesregierung Abteilung 18 - Wasserwirtschaft Unterabteilung KlagenfurtE-mail: [email protected]

B E T E I L I G U N G

Flussraum Agenda Alpenraum124

Abb. 31-1: Flussplattform im Stadtsaal von Straßburg (Gurktal, Kärnten).

Beispiel 31

Flussplattform Gurk (Ö)- Hochwasserpartnerschaft für mehr Sicherheit

Interessen mit teilweise komplexer, fach-licher Materie zu konfrontieren und imKommunikationsprozess zu einer gemein-samen Lösung zu kommen. Als Grundlage für einen gelungenenDiskussionsprozess war es wesentlich,den Wissensstand, die Interessen und Zie-le der Beteiligten zu identifizieren unddiesen auch Beachtung zu schenken. Ver-änderungen wurden von den Beteilig-tenmeist als negativ empfunden. Daher mus-ste versucht werden, win-win-Situationenzu schaffen und anhand gelungener Bei-spiele zu motivieren. Einen wichtigenLeitfaden in den Diskussionen bildetenauch die Agenda21-Komponenten “Öko-logie”, “Ökonomie”, “Gesellschaft”. DieErfahrungen zeigen, dass die Akzeptanzfür Projekte in der Bevölkerung steigen,wenn auch die soziale Komponenteberücksichtigt wird. So reichen rein fach-liche Informationen über die Hochwasser-gefahren des Flusses allein meist nichtaus, um die Bevölkerung von der Not-wendigkeit von Schutzmaßnahmen zuüberzeugen. Emotionalisierende Argu-mente (z.B. "Abenteuer am Fluss durchAufweitungen") zeigen dagegen ungleichbessere Wirkung.Der Ablauf der einzelen Flussplattformenwurde genau protokolliert. Neben allge-meinen Informationen (Datum, Ort, Teil-nehmer etc.) wurde auch der Ablauf, diebehandelten Themen und angestrebtenLösungen, die Diskussionsbeiträge unddie weitere Vorgehensweise festgehaltenund den Teilnehmern übermittelt.

Teil C: Best Practice Guide 125

Abb. 31-2: Lokalaugenschein der Plattformteil-nehmer in der Gemeinde Straßburg.

Beispiel 31 Flussplattform Gurk - Hochwasserpartnerschaft für mehr Sicherheit

Abb. 31-3: Im Dialog vor Ort fand sich in vielenFällen eine gemeinsam getragene Lösung.

Ergebnisse

Ein zentrales Ergebnis konnte im Rah-men der Flussplattformen an der Gurk mitSicherheit erreicht werden: Solidaritätzwischen Ober- und Unterliegern. In denSchutzwasserwirtschaftlichen Raument-wicklungsplan (SREP) Gurk sind dreiGemeinden (Straßburg, Gurk, Weitens-feld) eingebunden, die jedoch nicht iso-liert sondern als Einheit gesehen werden.Im Rahmen der Flussplattformen konntendas Interesse und Verständnis für die Pro-bleme und notwendigen Maßnahmen derjeweils anderen Gemeinden deutlichgesteigert werden. Als besonders zielfüh-rend erwiesen sich dabei Exkursionen indie einzelnen Gemeinden. Fachleute ausSchutzwasserwirtschft und Raumpla-nung, Gemeindevertreter und Interessiertekonnten die aufgezeigten Probleme undLösungsmöglichkeiten vor Ort diskutie-ren (Abb. 31-2 und 31-3). Auf diese Weiseentstanden wertvolle Beiträge für den Pla-nungsprozess.Als Erfolg kann auch gewertet werden,dass die Gemeinden beschlossen, dieFlussplattformen nach Fertigstellung desSchutzwasserwirtschaftlichen Raument-wicklungsplanes als dauerhafte Einrich-tung weiterführen.

Ausgangslage

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum hat das Forschungsinstitut ZABR(Zone Atelier Bassin du Rhône) eine Stu-die über die Entwicklung der Gewässer-planung im Drômegebiet verfasst. DieseStudie beschreibt auch den Entwicklungs-prozess der Kommunikationsverfahren inder Gewässerplanung an der Drôme zwi-schen 1950 und 2005.

Demnach wurden die Ressourcen desFlusses lange Zeit intensiv in Form vonKiesentnahmen, Bewässerung etc. genutzt(Phase 1). In den 1980er Jahren (Phase 2)wurde die Basis für die heutige Planunggelegt. Damals waren die Naturschutz-vereine sehr aktiv. Aber auch die Wissen-schaft wurde ab Anfang der 1990er Jahreverstärkt in die Gewässerplanung einbe-zogen. Der Bevölkerung in der Regionwurde so erstmals die vielfältige Bedeu-tung der Drôme für Naturschutz, Tou-rismus und Landwirtschaft bewusst.

In der heutigen Zeit (Phase 3) sind dieAufgaben der Gewässerplanung durch dasfranzösische Wasserhaushaltsgesetz WHG(Loi sur l'eau) von 1992 geregelt (Abb.32-2). Das WHG schreibt einerseits dieAusarbeitung genereller Leitlinien fürgrößere Einzugsgebiete wie das GebietRhône Mediterannée & Corse vor, z.B. imRahmen eines SDAGE (Schéma Direc-teur de Gestion des Eaux) andererseits dieAusarbeitung konkreter Management-plä-ne für die Gewässereinzugsgebiete(SAGE - Schéma d'Aménagement et deGestion des Eaux).

Modellflussraum:Drôme

Partner:FRANKREICH

Zusammenfassung:Nach dem französischen Wasserhaushalts-gesetz (Loi sur l'Eau) von 1992 sind für dieGewässerplanung generelle Leitlinien (SDAGE - Schéma Directeur de Gestion desEaux) und Managementpläne für die Gewäs-sereinzugsgebiete (SAGE - Schémad'Aménagement et de Gestion des Eaux) zuerstellen. Gleichzeitig sind Wasserparlamen-te (CLE - Commission Locale de l’Eau) ein-zurichten, die auf der lokalen Ebene alleWasserakteure in die Ausarbeitung und denBeschluss der Flussgebietsmanagement-pläne einbeziehen: Staatsvertreter, Behör-den, Gemeinden und Interessengruppen.Die Umsetzung dieser neuen Instrumenteerfolgte in Frankreich dank einer wirksamenlokalen Initiative zum ersten Mal an derDrôme. Im Wasserparlament der Drômewerden die Konzepte, Ziele, Strategien undMaßnahmen, die Wissenschaftler ausgear-beitet haben, vorgestellt, diskutiert und, fallsbeschlossen, in den Flussgebietsmanage-mentplan SAGE aufgenommen. 10 Jahre nach Einführung des Flussparla-ments (CLE) und des Flussgebietsmanage-mentplans (SAGE) sind viele Erfolge in derGewässerplanung festzustellen, aber auchschwierige Planungsfragestellungen, die mitden Konflikten um das Wasser verbundensind, noch ungelöst.

Bearbeiter:Christiane Alonso, Zone Atelier Bassin duRhône (ZABR); www.zabr.org

Informationen:CCVD : www.valdedrome.comZABR : [email protected]

B E T E I L I G U N G

Flussraum Agenda Alpenraum126

Abb. 32-1: Die Drôme im Naturreservat "Les Ramières".

Abb. 32-2: Das französische Wasserhaushaltsgesetz1992 stellt die Weichen für Flussgebietsmanage-ment in Frankreich (Auszüge und Kommentare).

Beispiel 32

Das lokale Wasserparlament an der Drôme (F)- Flussgebietsmanagement auf breiter Basis

WHG 1992 in Frankreich

Artikel 1:"Wasser gehört zum allgemeinen Erbe derNation. Sein Schutz, seine Bewirtschaftungund die Entwicklung seiner nutzbarenRessourcen dienen, unter Bedachtnahme aufdas natürliche Gleichgewicht, dem allgemei-nen Interesse.”

Artikel 2: (Auszug)“Die Bestimmungen dieses Gesetzes verlangenein ausgeglichenes Management der Wasser-ressource. Dieses hat zu gewährleisten :

• den Schutz von Wasserökosystemen (...)• den Schutz vor Gewässerverschmutzung

(...)• die Entwicklung und den Schutz der Was-

serressource• die Bewirtschaftung des Wassers als öko-

nomische Ressource und die Aufteilungdieser Ressource”(...)

Das WHG definiert in den Artikel 3 und 5 neuePlanungsschemata für Gewässermanagement.

• SDAGE: Schéma Directeur d'Aménage-ment et de Gestion des Eaux. Artikel 3:"Ein oder mehrere SDAGE. fixieren für jedes Gebiet oder jede Gebietsgruppe die Grundorientierung für eine ausge-glichene Planung der Wasserressource laut Artikel 2".

• SAGE: Schéma d'Aménagement et deGestion des Eaux. Artikel 5:"In einer Untergebietsgruppe oder einemUntergebiet, das einer hydrographischenEinheit oder einem Gewässersystem ent-spricht, fixiert ein SAGE die allgemeinenZiele der Nutzung, der Bewirtschaftung unddes quantitativen und qualitativen Schutzesder Wasserressource, sowohl unter alsauch oberirdisch, im aquatischen Bereichund auch in Sumpfgebieten, so dass die inArtikel 2 aufgezählten Prinzipien erfülltwerden”.

Das lokale Wasserparlament CLE (Commis-sion Locale de l'Eau) wird durch das WHG1992 eingeführt. Für die Erarbeitung des SAGEmuss eine CLE gegründet werden.

Der Gewässermanagementplan für dasEinzugsgebiet der Drôme (SAGE Drôme)

Der Gewässermanagementplan Drôme(Abb. 32-3) ist der erste, der nach demErlass des Wasserhaushaltsgesetzes 1992in Frankreich fertiggestellt und beschlos-sen wurde. Er umfasst drei Askepte:

• die Beurteilung der aktuellen Situation(Ressourcen, Ökosysteme, Land-nutzung)

• die Festlegung von prioritären Zielenund Maßnahmen für eine optimaleNutzung der Wasserressourcen undden Schutz des Naturerbes

• die Überprüfung der Maßnahmen imHinblick auf deren Wirksamkeit

Der SAGE Drôme ist die logische Fort-führung der Bestrebungen aus den 80erJahren, als schon einmal auf Drängen derWasserakteure der Vorläufer eines Fluss-managementplans ausgearbeitet und mitfinanzieller Unterstützung des Staates (1. Contrat de Riviere) teilweise umge-setzt wurde.

Ein weiterer Grund für die rasche Ausar-beitung und Umsetzung des Gewässerm-anagementplans an der Drôme liegt anden lokalen Wasserakteuren, die großesEngagement bei der Lösung dringlicherKonflikte zeigen.

Das Wasserparlament (CLE)

Für die Ausarbeitung eines Gewässer-managementplanes wurde entsprechenddem französischen Wasserhaushaltsgesetz1992 ein lokales Wasserparlament (CLE -Commission Locale de l’Eau) gegründet,das alle Wasserakteure in die Planungenund Beschlüsse einbezieht.Das Wasserparlament der Drôme trat am26.4.1994 zur ersten Sitzung zusammen.Es umfasst 44 Mitglieder, die sich ausregionalen Politikern, Vertretern von Staatund Behörden und Vertretern von Berufs-verbänden und Interessensgruppen(Naturschutzverbände, Kanufahrer, Land-wirtschaftskammern, Fischereiverbändeetc.) zusammensetzen (Abb. 32-4). ZurErfüllung seiner Aufgaben kommt das

Teil C: Best Practice Guide 127

Abb. 32-4: Das lokale Wasserparlament der Drôme(CLE - Commission Locale de l’Eau) berät über alleWasserfragen im Flusseinzugsgebiet und fasstBeschlüsse, die im Flussgebietsmanagementplan(SAGE) festgeschrieben werden.

Das Wasserparlament setzt sich aus lokalen undregionalen politischen Vertretern (50%), Vertreternstaatlicher Behörden (25 %) und Interessensgruppen(25 %) zusammen. Der Präsident des Wasser-parlaments wird von seinen Mitgliedern gewählt.

Beispiel 32 Das lokale Wasserparlament an der Drôme (F)

Abb. 32-3: An der Drôme wurde Frankreichs ersterFlussgebietsmanagementplan (SAGE) ausgearbeitetund vom lokalen Wasserparlament beschlossen.

Er ist verpflichtend bei allen Entscheidungen deröffentlichen Hand. Deren Vorhaben müssen auf denFlussgebietsmanagmentplan abgestimmt werden. Er ist jedoch nicht rechtsverbindlich für Privatperso-nen und -organisationen. Daher ist Kommunikationmit der Bevölkerung zur Konsensfindung nach wie vorsehr wichtig.

Vertreter von NutzernGrundbesitzerBerufsvertretungenInteressensgruppen

Vertreter des Staatesund seiner öffent-lichen Einrichtungen

Politische Vertreter derRegion und der loka-len Gemeinden

25%

25%

50%

Resümee und Ausblick

Hochwasser einerseits und Wasserknapp-heit andererseits sind an der Drômeweiterhin Konfliktursachen. Das SAGEhat das Problem der Solidarität zwischendem oberen und dem unteren Drôme-gebiet nicht gelöst. Am Oberlauf hält mannoch sehr an der traditionellen Politik fest,insbesondere an den Kiesentnahmen.Dagegen ist man am Unterlauf ein Stückweitergekommen, und erwartet mehrKooperation von der Bevölkerung, dieflussaufwärts wohnt.

Das Problem der Sohleintiefung (sieheBeispiel 52), das nicht gelöst wurde, istein Schlüsselaspekt der Gewässerpla-nung an der Drôme. Die Sohleintiefungdestabilisiert die Brücken und Dämme,was kostenaufwändige Sanierungen nachsich zieht. Die Sohleintiefung führt aberauch dazu, dass sich die Flusslandschaftverändert und sich die Verzweigung desFlusses mit der Zeit reduziert.

Dazu kommt, dass der Wasserbedarf derLandwirtschaft, die in den vergangenenJahren trockene Sommer erlebte, stark

B E T E I L I G U N G

Flussraum Agenda Alpenraum128

Wasserparlament je nach Bedarf zusam-men.Zu den zentralen Aufgaben des Wasser-parlaments gehört die Ausarbeitung, Fort-schreibung und Aktualisierung desSAGE. Am Beginn wurden Wissen-schaftler beaufragt, Erhebungen durchzu-führen und Planungsvorschläge zumachen. In zahlreichen Treffen des Was-serparlaments und lokalen öffentlichenPräsentationen wurden die Ziele undMaßnahmen diskutiert und Stellungnah-men dazu eingeholt (Tab. 32-1). Im März 1997 wurde das SAGE Drômeim lokalen Wasserparlament verabschie-det. Ende 1997 wurde es auch vom Land-rat der Region beschlossen und istdadurch für Behörden und öffentlicheStellen rechtsverbindend. Auf dieserGrundlage wurde 1999 ein Vertrag zurUmsetzung abgeschlossen (2. Contrat derivière). Verantwortlich für die Um-setzung ist der CCVD (Communauté deCommunes du Val de Drôme), unterstütztdurch das Sekretariat des Wasserparla-ments CLE.

Tab. 32-1: Der Prozess zur Entwicklung des SAGEauf Basis des Wasserhaushaltsgesetzes 1992. Initiative Präfekt

Ausarbeitung Wasserparlament (C.L.E)

Adaptierung Wasserparlament (C.L.E)

Zustimmung Präfekt

Information Öffentliche Bekanntmachung

Kommunen, Gemeinden

Industrie und Handelskammer

Stellungnahmen Handwerker- u. Landwirtschaftskammer

Komitee für das Einzugsgebiet

Öffentliche Bekanntmachung

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zugenommen hat und die verstärktenWasserentnahmen mit den Zielen desTourismus und des Naturschutzes nichtvereinbar sind.

Zudem wurden nach dem letzten großenHochwasserereignis an der Drôme imDezember 2003 Maßnahmen durchge-führt, die dem SAGE widersprechen. Sowurden von staatlichen Behörden Ge-schiebeentnahmen gefordert und auchdurchgeführt, obwohl dies untersagt ist.Dass es dagegen kaum Einwände gab,zeugt von der noch vorhandenen Schwä-che des Systems. Mit dem Vorliegen desSAGE ist es nämlich möglich, gegenMaßnahmen der Verwaltung Einspruch zuerheben, wenn diese die Vorgaben imSAGE nicht respektiert. Das kam in derPraxis aber noch nie Zustande.

Teil C: Best Practice Guide 129

Abb. 32-5: Die Drôme ist ein Fluss für die Men-schen. Sie bietet viele Möglichkeiten für Freizeitnut-zung und Tourismus.

Beispiel 32 Das lokale Wasserparlament an der Drôme (F)

Abb. 32-8: An der Drome wartet noch viel Kommunikationsarbeit, damit die Menschen die Maßnahmen verste-hen und akzeptieren. Auch die Wissenschaftler des Forschungsinstitutes ZABR, sorgen dafür, dass das Fach-wissen an der Drôme verbreitet wird.

Resümierend kann man sagen, dass derGewässermanagementplan SAGE zwarRichtlinie zur Gewässerplanung vorgibt,dass diese unter den gegenwärtigen Ver-hältnissen aber nur schleppend umgesetztwerden können.

Darum braucht die Drôme auch weiterhinviel Kommunikationsarbeit. - Einerseitsnach “außen”, damit die Bevölkerung dieMaßnahmen versteht und akzeptiert,andererseits nach “innen”, damit auchjene Planer und Vertreter der Behörden,die an der Erstellung des SAGE (noch)nicht beteiligt waren, über die Inhalte undVorteile des SAGE Bescheid wissen unddiese unterstützen. Nur so kann gemein-sam entschieden werden, was aus derschönen naturnahen Gewässerlandschaftder Drôme gemacht werden soll.

Abb. 32-6: Die Drôme ist die Lebensader der Region.Wasser- und Kiesentnahmen aus der Drôme sindwichtige wirtschaftliche Faktoren, führen aber auchzu Konflikten.

Abb. 32-7: Reiches Naturerbe. Die Drôme ist überweite Strecken ein naturnaher Fluss. Schutzgebietesind ein bedeutender Aspekt im Flussraummanage-ment.

Arbeitsweise

Das Flussraumforum versammelte imRahmen von 5 gemeinsamen Treffen Poli-tiker, Verantwortungsträger, Verbände,Vereine und Interessensvertreter an einemTisch (Abb. 33-1 bis Abb. 33-3).Eine erste zentrale Aufgabe des Forumswar es, während eines Jahres gemeinsamein Leitmotiv (Leitbild) zu entwickelnund “abzusegnen”, dessen Ziele den sozi-alen, den wirtschaftlichen und den ökolo-gischen Aspekten des Flussraumes ge-recht werden und als verbindliche Orien-tierung für eine nachhaltige Entwicklungim Flussraum stehen. Die nachfolgende, zweite Aufgabe betrafdie Erstellung eines Entwicklungsplanesauf der Grundlage von Diskussion undKonsensfindung im Flussraumforum. Dievorgeschlagenen Maßnahmen wurdenauch nach ihrer Priorität (hoch, mittel,gering) bewertet.

Ablauf

Das erste Treffen des Flussraumforumsfand am 19.4.2004 statt. Dabei wurden dieIdee der Flussraumagenda und die Ergeb-

Aufgabenstellung

Die Entscheidungsträger und Interessens-vertreter im Flussraum des Oberen Eisackarbeiteten bislang vielfach sektoral ohnedie Öffentlichkeit über die Konsequenzenund Wechselwirkungen der verschiedenenVorhaben und Tätigkeiten gut zu infor-mieren. Es fehlte oft auch eine Abspracheund Abstimmung über die Gemeinde-grenzen hinaus.Im Rahmen der Flussraumagenda amOberen Eisack wurde der Öffentlichkeits-arbeit viel Gewicht beigemessen. Manwollte einerseits die breite Öffentlichkeiterreichen (siehe Beispiel 41) andererseitsFachkräfte und Entscheidungsträger kon-kret mit den Herausforderungen vonUmwelt- und Hochwasserschutz konfron-tieren und sie für die Anliegen der Fluss-raumagenda sensibilisieren. Für beide Zielgruppen galt: Wenn sie fürdie Anliegen eines nachhaltigen Hoch-wasserschutzes und einer nachhaltigenGewässerentwicklung gewonnen werdensollten, mussten sie eine aktive Rollebekommen und dieses Anliegen zu ihremeigenen Anliegen machen.

Modellflussraum:Oberer Eisack

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Im Flussraum Oberer Eisack fand die Betei-ligung der Bürger am Planungsprozess fürein Gewässerentwicklungskonzept in Formeines sogenannten “Flussraumforums”statt. Dieses bot vor allem Entscheidungs-trägern - Politikern, Vertretern aus Gemein-den, Wirtschaft, Landwirtschaft, Tourismusund Umweltschutz sowie Experten verschie-dener Fachdisziplinen - eine Plattform fürInformation, Meinungsaustausch undgemeinsame Beschlussfassung. Der Projektablaufplan sah insgesamt fünfSitzungen des Flussraumforums vor. AmEnde standen ein gemeinsam entwickeltesLeitmotiv, das die Zielrichtung für einenachhaltige Entwicklung im Flussraum desOberen Eisack vorgibt, sowie ein Entwik-klungsplan mit konkreten Maßnahmenvor-schlägen zu den einzelnen Konfliktzonen.Die gemeinsame Arbeit im Flussraumforumbrachte aber nicht immer nur Einverständ-nis. Sie zeigte auch Schmerzgrenzen auf,die nicht immer leicht zu überwindenwaren.

Bearbeiter:DI Ernst Mattanovich, DI Jakob Grohmann,RaumUmwelt Planungs-GmbHDr. Peter Hecher, Autonome Provinz Bozen -Südtirol (Koordination)Dr. Konrad Messner, PanAgora Gen.mbH

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz Bozen - SüdtirolAbt. 30WasserschutzbautenE-mail:[email protected]

B E T E I L I G U N G

Flussraum Agenda Alpenraum130

Abb. 33-1: Teilnehmer am Flussraumforum Oberer Eisack.

Beispiel 33

Das Flussraumforum Oberer Eisack (I)

BezirksgemeinschaftWipptal

TourismusverbandEisacktal; HGV - Wipptal

UmweltgruppeWipptal

AVS SterzingCAI Vipiteno

Heimatpflegeverband

LandesämterJagd und Fischerei

RaumplanungLandschaftsökologie

ZivilschutzStromversorgung, -nutzung

GewässerschutzForstinspektorat Sterzing

StraßendienstLandwirtschaft

Wasserschutzbauten

SportverbandKanu und Kayak

Fischereibewirtschafter

Brennerautobahn AG

BauernbundortsobleuteFreienfeld, Pfitsch,

Ratschings, Sterzing

FachbearbeiterHochwasserschutz, Gewässerökologie,

Raumplanung, Information

Bürgermeister der GemeindenFreienfeld, Pfitsch, Ratschings, Sterzing

nisse aus der Ist-Zustandserhebung denForummitgliedern vorgestellt. Die Er-wartungen an das Forum II am 06.04.2005betrafen vor allem die Stellungnahmenzum Leitmotiventwurf sowie Anregungenfür die weiteren Schritte. Beim 3. Zusam-mentreffen am 08.06.2005 wurden die inder Fachbearbeitergruppe erarbeitetenMaßnahmenvorschläge für die einzelnenKonfliktzonen (siehe Beispiel 01) vorge-stellt und Meinungen der Forumsmitglie-der dazu eingeholt.Beim 4. Treffen konnten diese Vorschlägevertieft sowie das Leitmotiv abgesegnetwerden. Beim 5. hingegen war manimstande, das Maßnahmenpaket für diekommenden zehn bis fünfzehn Jahre zuschnüren. Mit der Umsetzung der erstenMaßnahmen soll bereits Anfang 2006begonnen werden.

Resümee

Die ersten Zusammentreffen zeigten, dassdieser Weg einer partizipativen Ent-schlussfindung für viel Beteiligte nochungewohnt war. Die einzelnen Vertreteräußerten sich zum Großteil zurückhal-tend, zeigten allerdings durchwegs grund-sätzliches Interesse am Projekt undBereitschaft zur Mitarbeit. Nachdem erste konkrete Vorschläge vonSeiten der projekttragenden Behörde undden Facharbeiten vorlagen, begannen dieeinzelnen Institutionen auch aktiv mitzu-arbeiten, schriftlich Stellung zu nehmenoder Alternativvorschläge vorzubringen.Die verschiedenen Interessen am Fluss-raum bewirkten eine spannende Diskus-sion, führten Konflikte ans Tageslicht, mitdenen der Flussraum bereits seit Jahr-zehnten konfrontiert ist und machtendeutlich, welchen Stellenwert der Fluss-raum in der Gesellschaft einnimmt. DieHerausforderungen des Umwelt- undHochwasserschutzes wurden in der Ver-gangenheit konsequent den ureigenenInteressen untergeordnet und das Wissenum das Gefahrenpotential permanent ver-drängt. Die erarbeiteten Ergebnisse (Leit-motiv, Entwicklungsplan), die einen de-taillierten unmittelbaren Handlungsbedarf

aufzeigen, riefen nicht nur Einverständnishervor. Sie zeigen auch Schmerzgrenzenauf, die nicht immer leicht überwindbarwaren.

Teil C: Best Practice Guide 131

Abb. 33-3: Tagung des Flussraumforums Oberer Eisack im Dezember 2004 in Sterzing.

Beispiel 33 Das Flussraumforum Oberer Eisack (I)

Abb. 33-2: Stellung des Flussraumforums im Projektablauf zum Entwicklungskonzept Oberer Eisack.

Ist-Zustand

der Fachbereiche

Konfliktanalyse

Flussraum-Forum

Fachbearbeiter Öffentlichkeit

Leitmotiv

Entwicklungsplan

PHASE I

PHASE II

PHASE III

März 2005

Juli 2005

Oktober 2005

Flussraum-Forum

I Dez. 04

Information Flussraumforumzum Stand der Arbeiten

II April Start Leitmotiv

III Juni Fassung 1 Leitmotiv

IV Juli

V Sept.

Festlegung Leitmotiv

EntwicklungsplanOberer Eisack

(Fachsitzungen)

(Fachsitzungen)

versperren. Abgeholzt und durchforstetwird nur dort, wo es aus Sicherheits-gründen unbedingt notwendig ist - vorallem an den Engstellen der Etsch. Dort,wo Platz genug ist, wird die Ufervege-tation stehen gelassen. Bei der Ausfüh-rung wird Wert darauf gelegt, ökologischeAnforderungen mit den Zielen des Hoch-wasserschutzes zu verbinden (siehe Bei-spiel 57).

Das "Etschkomitee" - eine gemeinsameInitiative

Fast zeitgleich mit dem FlussraumforumOberer Eisack wurde auch an der Etsch,einem Hauptfluss Südtirols, der bei Bozenden Eisack aufnimmt und südlich vonVenedig in die Adria mündet, ein Mei-nungs- und Ideenforum, das so genannte"Etschkomitee", ins Leben gerufen. Die-ses beschäftigt sich intensiv mit derZukunft des Flusses: Die Etsch sowie dieBereiche entlang des Gewässers sollenkünftig als Naherholungsgebiet attraktivergestaltet und das Gebiet in seiner Funk-tion als ökologischer Korridor gestärktwerden - die Belange des Hochwasser-schutzes immer im Auge behaltend. Das "Etschkomitee" besteht derzeit ausVertretern der Abteilung Wasserschutz-

Die Regulierung der Etsch - das Endeeines Auwaldparadieses

Die Etschtalsohle in Südtirol war bis insbeginnende 18. Jahrhundert von dichtenAuen und einer verzweigten Flussland-schaft geprägt, wie historische Karten derFranziszeischen Landesaufnahme von1820 deutlich machen (siehe Beispiel 57).Um sich vor Überschwemmungen zuschützen, führten Anrainer bereits früherste Maßnahmen an den Ufern der Etschdurch. Mitte des 19. Jahrhunderts began-nen die zuständigen Behörden mit derVerwirklichung umfangreicher Regulie-rungsbauten, wobei die Etsch mit zahlrei-chen "Durchstichen" begradigt wurde.Durch diese Regulierung wurden vielenatürliche Lebensräume wie Sand- undSchotterbänke, Pionier- und Verlandungs-flächen sowie ausgedehnte Auwäldergrößtenteils zerstört. Die Etsch hatte ihrennatürlichen Charakter unwiederbringlichverloren.

Die Etsch zieht sich heute als künstlichesGerinne von Meran bis Salurn durch einTal mit intensivem Obstanbau, vielenSiedlungen und Gewerbegebieten (Abb.34-1). Durch die hohe Ausnutzung desneu gewonnenen Kulturgrundes ist jedochdie Gefahr von Überschwemmungengestiegen. Um diese Gefahr zu vermin-dern, wurden die errichteten Dämme derEtsch im Laufe der Zeit immer wiedererhöht und verstärkt.

Bis vor wenigen Jahrzehnten waren dieDämme frei von Bäumen und Sträuchern.Gründe dafür waren vor allem das Bewei-den der Dämme, das Abbrennen derDammböschungen und das Abholzen derBäume und Sträucher. Ersteres unterbliebmit der Zeit, das Abbrennen der Damm-böschungen wurde verboten. In der Folgewuchsen Sträucher und Bäume an denDämmen rasch zu einem dichten Wald.

Seit nunmehr fünf Jahren lichten dieArbeiter der Abteilung Wasserschutzbau-ten in den Wintermonaten die dichtenBaum- und Strauchbestände entlang derEtsch aus und verjüngen diese, um zu ver-hindern, dass bei Hochwasser größereBäume in die Etsch stürzen und Brücken

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:IIn Südtirol tut sich was: Fast zeitgleich mitdem Flussraumforum Oberer Eisack wurdeauch an der Etsch, einem Hauptfluss Südti-rols, ein Meinungs- und Ideenforum ins Lebengerufen. Dieses beschäftigt sich intensiv mitder Zukunft des Flusses. Die Etsch soll nichtnur hochwassersicher sein, sondern auch alsNaherholungsgebiet attraktiver gemacht unddas Gebiet in seiner Funktion als ökologischerKorridor gestärkt werden.Im "Etschkomitee", wie sich das Forum nennt,sind verschiedene Interessengruppen vertre-ten, so zum Beispiel die Landesabteilung Was-serschutzbauten, das Amt für Landschafts-ökologie, das Amt für Jagd und Fischerei, derDachverband für Natur- und Umweltschutz,der WWF, die örtlichen Feuerwehrverbändeund der Südtiroler Bauernbund .Die Mitglieder des Etschkomitees treffen sichdrei- bis viermal im Jahr, wobei die AbteilungWasserschutzbauten der Autonomen ProvinzBozen - Südtirol die Organisation und Modera-tion dieser Treffen über hat. Die Kommunika-tion nach außen wird ebenfalls von dieserStelle wahrgenommen.

Bearbeiter:Dr. Hanspeter Staffler

Informationen:Dr. Hanspeter StafflerAutonome Provinz Bozen - Südtirol Abteilung WasserschutzbautenAmt für Wildbach- und Lawinenverbauung Sü[email protected]

B E T E I L I G U N G

Flussraum Agenda Alpenraum132

Abb. 34-1: Die Etsch heute.

Beispiel 34

Das Etschkomitee - Eine gemeinsame Initiative füreinen attraktiveren Flusslebensraum (I)

bauten, der Ämter Landschaftsökologiesowie Jagd und Fischerei, der Berufs-feuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr,des WWF, des Dachverbandes für Natur-und Umweltschutz, des Südtiroler Bau-ernbundes, der BezirksgemeinschaftÜberetsch - Unterland sowie des Bonifi-zierungskonsortiums Passer - Eisackmün-dung. Die Einbindung von Raumordnung,Schulen bzw. pädagogisches Institut, Tou-rismus, Gewerbe und Industrie sowieHandwerk wird angestrebt.

Zu den Hauptaufgaben, die das Komiteezu erfüllen hat, zählen:

• Politische Arbeit• Entwicklung neuer Ideen• Informationsdrehscheibe• Bewusstseinsbildung• Koordination unterschiedlicher Inter-

essen (Multifunktionalität)• Kontrolltätigkeit

Für die Organisation und Moderation derTreffen des "Etschkomitees", die drei- bis

viermal jährlich stattfinden sollen, ist dieAbteilung Wasserschutzbauten der Auto-nomen Provinz Bozen - Südtirol zustän-dig. Auch die offizielle Kommunikationnach außen wird über diese Stelle abge-wickelt, wobei die Öffentlichkeit vorallem über Projekte und Neuerungen ander Etsch sowie die Tätigkeit des "Etsch-komitees" informiert werden soll.

Teil C: Best Practice Guide 133

Abb. 34-3: Das Etschkomitee.

Abb. 34-2: Maßnahmen wie diese 2004 verwirklichteFlussaufweitung an der Etsch bei Burgstall sindAnsporn für die Zukunft.

Beispiel 34 Das Etschkomitee - Eine gemeinsame Initiative für den Flussraum

Teil C: Best Practice Guide 135

Aufgabenfeld

InformationBeispiel 41“Im Fluss” - Eine Projektwoche rund um den Oberen Eisack (I)

Beispiel 42Fackeln in der Gatz-Au - Ein Flussfest an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 43Schulprojekte im Modellflussraum Mur (Ö)

Beispiel 44Eine “Flut” von Emotionen - Jugendliche folgten dem Weg des Wassers (I)

Beispiel 45Im Banne der Gefahr oder Gefahr gebannt?Hochwasserschutz in Bayern - Filmisch erklärt (D)

Beispiel 46Schulprojekteim Modellflussraum Gurk (Ö)

Beispiel 47Mit Humor gesagt - Heiter-Ironisches aus der Info-Kampagne zur 3. Rhonekorrektion (CH)

Abb. 41-2: Führungen gewährten Schülern naturkund-liche Einblicke in den Lebensraum der Fließgewässer.

Abb. 41-1: Siegerbild des Malwettbewerbes “Wäreich ein Fisch ...”

ne nahmen an der Projektwoche "ImFluss" Ende Mai/ Anfang Juni teil (Abb.41-3). Sie bestand aus 20 Einzelveranstal-tungen und einem Rahmenprogramm mit7 Themenschwerpunkten.

Dazu zählten ein Mal- und Zeichenwett-bewerb zum Thema: "Wäre ich ein Fisch,..." mit 680 Einsendungen (Abb. 41-1)genauso wie ein Diskussionsabend zumThema "Wasserkraft" (Abb. 41-4) oder"Naturkundliche Führungen" bei denenErwachsene und Jugendliche in den span-nenden Lebensraum Fluss geführt wurden(Abb. 41-2). In den Vorbereitungen zudieser Projektwoche waren neben derSchule mit rund 650 Schülern, deren Leh-rer und Eltern rund 280 Personen aktivinvolviert.

Resümee und Ausblick

Die Woche fand unterschiedlichen An-klang. Zum Teil waren die Veranstaltun-gen sehr gut besucht, zum Teil fielen dieVeranstaltungen buchstäblich ins Wasser,ein Teil fand auch wenig Zuspruch. Viel-leicht kann es auch als ein Zeichen dafürgewertet werden, dass der Flussraum vonder Bevölkerung kaum wahrgenommenwird. Rund 80 % der Zeichnungen zumMalwettbewerb handelten vom Fisch imMeer. Auch das ein Hinweis, dass Wassereine Selbstverständlichkeit ist oder erst inZusammenhang mit Ferien eine Rollespielt.

Die Hochwasserübung mit Kindern in derProjektwoche (Abb. 41-5) hat offen

Aufgabenstellung

Die Flussraumagenda Alpenraum misstder Öffentlichkeitsarbeit viel Gewicht bei.Es sollen nicht nur Fachkräfte und Ent-scheidungsträger mit den Herausfor-derungen von Umwelt- und Hochwasser-schutz konfrontiert werden, sondern vorallem die breite Öffentlichkeit mobilisiertund für die Anliegen der Flussraumagen-da sensibilisiert, oder besser, gewonnenwerden.

In diesem Zusammenhang sind zwei Ziel-gruppen zu unterscheiden:

• Politiker, Verantwortungsträger, Ver-bände, Vereine, Interessensvertreter

• Die breite Bevölkerung

Für beide gilt: wenn die Agenda sie fürihre Anliegen gewinnen will, müssen sieeine aktive Rolle bekommen und diesesAnliegen zu ihrem eigenen Anliegen ma-chen.

Vorgangsweise

Die erste Zielgruppe wurde im Fluss-raumforum versammelt (Beispiel 33).

In der Arbeit mit der "breiten Öffentlich-keit" waren Schulen, Vereine, Einrichtun-gen die wichtigsten Ansprechpartner.Nach Informationsgesprächen im Herbsteinigte man sich auf eine Aktionswocheim Frühjahr, wo alle Ergebnisse und Ar-beiten zur Flussraumagenda vorgestelltoder zum Tragen kommen sollten. Rund30 verschiedene Einrichtungen und Verei-

Modellflussraum:Oberer Eisack

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Um die breite Öffentlichkeit für die Anliegender Flussraumagenda zu mobilisieren, zusensibilisieren und idealerweise zu gewin-nen, fand im Modellflussraum Oberer Eisack(Südtirol) im Frühjahr 2005 die Projekt-woche "Im Fluss" statt.Insgesamt rund 30 Einrichtungen undVereine beteiligten sich daran. Große Begei-sterung für das Thema Wasser wurde vorallem in den Schulen geweckt, die ihrSchuljahr 2004/2005 unter das Motto"Wasser" stellten. Obwohl einige Veranstaltungen buchstäblichins Wasser fielen und der Zuspruch zuwei-len nachließ, konnte doch eine Reihe positi-ver Ergebnisse verbucht werden. So wirdnach den Plänen vieler regionaler Schulen,Vereine und Institutionen das Thema Was-ser auch 2006 eine wichtige Rolle spielen.

Bearbeiter:Dr. Konrad Messner, PanAgora Gen.mbHE-mail: [email protected]

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz SüdtirolAbteilung 30 - WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

I N F O R M A T I O N

Flussraum Agenda Alpenraum136

Beispiel 41

“Im Fluss” - Eine Projektwoche rund um den Oberen Eisack (I)

"Der Zustand der Gewässer gibtAufschluss über den Zustand einesLandes, Wasser spiegelt."

Konrad Messner / Peter Schreiner

gelegt, dass auf die zuständigen Kräfte imFalle eines tatsächlichen Hochwassersgroße Herausforderungen warten. Umgerüstet zu sein, fand - als Folgeprojektdieser Woche - im Herbst 2005 eine großeHochwasser- und Zivilschutzübung in derStadt Sterzing statt, in dessen Rahmen andie 300 Personen mit großem Aufwandund Einsatz erfolgreich evakuiert wurden(Abb. 41-6).

Die Schuldirektion hat beschlossen, dasThema Wasser an ihrer Schule um einJahr zu verlängern. Wiederum werden 39Schulklassen in Exkursionen, Theater-und Musikprojekten sowie in Heimat- undUmweltkunde sich intensiv mit Wasserbeschäftigen. Die Ergebnisse des vergan-genen und jene des laufenden Schuljahreswerden ins Rahmenprogramm der 3.Agendakonferenz im Dezember in Ster-zing aufgenommen.

Der Theaterverband hat beschlossen, dasser in der Theatersaison 2006 mit dem

Bezirkstheater ein Stück zum "SterzingerMoos" einstudieren und aufführen wird.Die Theaterjugendgruppe und das Kurato-rium Vigil Raber planen ein Feen- undNixenfestival. Der Männerchor Sterzingwird das Frühjahrskonzert 2006 unter dasMotto Wasser/ Fluss stellen. Der FilmclubSterzing plant eine Filmwoche zum The-ma Wasser. Und auch die Musikschulewidmet die Herbstsaison dem Flussraumund seiner Umgebung.

Ziel war und ist es, die Bevölkerung ge-nauso wie die Verantwortungsträger zumFluss zu führen. Im Fluss der Zeit (in denletzten 150 Jahren) hat der Mensch dasWasser "begradigt". Am Fluss erkennenwir den Zustand des Landes. "Sich mitdem Fluss beschäftigen heißt in den Spie-gel schauen. ... und entdecken, was dasWasser mit mir zu tun hat."

Teil C: Best Practice Guide 137

Abb. 41-3: Folder zur Projektwoche. Das Programmwar dicht gedrängt.

Beispiel 41 “Im Fluss” - Eine Projektwoche rund um den Oberen Eisack (I)

Abb. 41-4: Der Diskussionsabend zum Thema“Wasserkraft” sorgte für Spannung.

Abb. 41-5: Hochwasserübungen fördern dasGefahrenbewusstsein. Im Juni wurde mit Kindernder Ernstfall geprobt ...

Abb. 41-6: ... Vier Monate später folgte eine großan-gelegte Hochwasser- und Zivilschutzübung in Ster-zing, bei der die Evakuierung von 300 Menschenerfolgreich geprobt wurde.

Flusses, kleine Lichterschiffchen torkel-ten die Strömung hinab. Mit dieser Insze-nierung wurde die mystische Komponen-te der Ahr, eine ganz neue Dimension, diesonst verborgen bliebe, gezeigt.

Zurück am Ausgangspunkt war die Kies-grube zu einer Freiluftarena umgebautworden. Kurze Vorträge der Herren Pol-linger und Hecher gaben einen Überblickzu den Projekten an der Unteren Ahr undspeziell in der Gatzau. Besonders jedochkonnte Alois Brugger die Anwesendenmit den Erinnerungen an seine Kindheit inder Aue, dem laut seinen Ausführungengrößten Abenteuerspielplatz, begeistern.

Bei angeregten Gesprächen und guterVerpflegung auf dem Gelände der Hobagklang der Abend aus. Die Menschen ver-ließen die Gatzau in dem Wissen, an ei-nem besonderen Ereignis teilgenommenzu haben. Für die Flussraumagenda ist dieVeranstaltung beispielgebend für dasModul Öffentlichkeitsarbeit.

Konrad Messner

Ein Erlebnisbericht

Am 10. Dezember 2004 trafen sich aufEinladung der Abteilung Wasserschutz-bauten der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol mehr als 80 "Fließgewässeren-thusiasten" bei arktischen Temperaturenzum Projektauftakt der Umsetzung derMaßnahme "Gatzau" im Rahmen desGewässerbetreuungskonzeptes UntereAhr.

Nach einer kurzen Aufwärmzeit mit hei-ßen Getränken ging es bei einbrechenderDunkelheit mit Fackeln flussaufwärts zueinem Treffpunkt, wo Toni Taschler ausalten Quellen Medizinisches und manchSkurriles zum Thema Wasser vortrug. Dashoch auflodernde Feuer trug zur passen-den Stimmung bei, vor allem die vielenKinder kamen aus dem Staunen nichtmehr heraus.

Nach knapp einer Stunde ging es, wiedervon Fackeln beleuchtet, zurück zum Aus-gangspunkt. An der Furt zur Gatzau er-wartete die Teilnehmer eine Licht-Instal-lation an und auf der Ahr. In der tief-schwarzen Nacht beleuchteten Fackeln inunterschiedlicher Anordnung Teile des

Modellflussraum:Untere Ahr

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Die Flussraumagenda Alpenraum hatte ge-laden. Mit einem Fest am 10. Dezember2004 wurde der Auftakt zur Maßnahmen-umsetzung "Gatz-Au" gefeiert. Auf einer Rundwanderung im Schein vonFackeln erlebten 80 unentwegte aber letzt-lich begeisterte Besucher die Ahr in vielenneuen, bislang zumeist unbekannten Facet-ten kennen. Eine beeindruckende Veran-staltung, deren Echo noch lange in denBesuchern nachhallt.

Bearbeiter:Karl-Heinz SteinerDr. Peter Hecher

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz SüdtirolAbteilung 30 - WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum138

Abb. 42-1: Alois Brugger erzählt aus seiner Kindheit, als die Ahrauen noch ein riesiger Abenteuerspielplatz waren...

Beispiel 42

Fackeln in der Gatz-Au - Ein Flussfest an der Unteren Ahr (I)

Teil C: Best Practice Guide 139

Abb. 42-2: Fackeln in der Gatz-Au.

Abb. 42-4: Über 80 “Fließgewässerenthusiasten”trafen sich bei arktischen Temperaturen zu einererlebnisreichen Wanderung voller Mystik undEmotion. - Ein gelungenes Fest anlässlich desSpatenstichs zur Flussaufweitung Gatz-Aue.

Beispiel 42 Fackeln in der Gatz-Au - Ein Flussfest an der Unteren Ahr (I)

Abb. 42-3: Das ungewöhnliche Flussfest an der Ahr fand auch in den lokalen Medien seinen Niederschlag.

Auch von politischer Seite wurde die Not-wendigkeit eines schonenden Um-gangsmit der Ressource Wasser betont. "Hütetdas Wasser wie euren Augapfel", so dieWorte von Umweltlandesrat Johann Sei-tinger an die Schüler. Die Einbindung derJugend speziell in Bereiche wie "Ge-wäs-serschutz" und "Erhaltung bzw. Ver-bes-serung der Wasserqualität" wird im Hin-blick auf zukünftig notwendige Maß-nah-men als unumgänglich angesehen.

Ergebnisse

Die Projekte, an denen in den Schulengearbeitet wurde, waren sehr vielfältigund gingen in unterschiedlichste Richtun-gen. Im Folgenden werden die Ideen derSchülerinnen und Schüler kurz vorge-stellt, ihre Begeisterung bei der Arbeitwird beim Betrachten der gelungenenEndresultate deutlich.

• Internetprojekt: Die HBLA Murauarbeitete bei der Gestaltung einesHomepageteils für Kinder und Jugend-liche mit.

• Murwasseretiketten: Um die Qualitätdes Wassers der Mur zu unterstrei-chen, wurden von Schülerinnen undSchülern des Gymnasiums JudenburgEtiketten für Flaschen entworfen, dieanschließend mit Murwasser gefülltwurden (Abb. 43-1).

• Märchen zur Fabelfigur "Mona Mur":Schülerinnen und Schüler der Roseg-gerhauptschule Knittelfeld schriebenihre Ideen rund um die Fabelfigur

Ausgangslage

Bewusstseinsbildung zum Thema Wasserin den Schulen der Region Oberes Murtalwar ein wichtiger Bestandteil von zweiEU-Projekten an der Mur (Steiermark, Ö).Hier bot sich die Möglichkeit, dass zweiunterschiedliche von der EU geförderteProjekte - das “LIFE-Projekt Oberes Mur-tal” und die “Flussraumagenda Alpen-raum” - im Sinne einer effizienten undengagierten Öffentlichkeitsarbeit koope-rierten. Dies zeigt, dass die Vernetzungeines europaweiten Gedankens bereits aufunterster Ebene passiert, wenn die Rah-menbedingungen dafür gegeben sind.

Das LIFE-Natur-Projekt "InneralpinesFlussraum-Management Obere Mur", dassich in erster Linie mit der Wiederherstel-lung bzw. Verbesserung und langfristigenSicherung der naturnahen Auen- undFlusslandschaft unter Berücksichtigungdes erforderlichen Hochwasserschutzesbeschäftigt, setzt auch stark auf das The-ma Jugend.

Schulen der Bezirke Murau, Judenburgund Knittelfeld beschäftigten sich in zahl-reichen Projekten mit dem Wasser im All-gemeinen, mit der Mur im Besonderen.Die Flussraumagenda Alpenraum konntehier interessante Aspekte einbringen, ins-besondere zu den Themen Hochwasserge-fahr, -prognose und -vorwarnung. MitEngagement und Interesse nahmen sichdie Schüler dieser Thematik an, der Krea-tivität und dem Einfallsreichtum derJugend waren keine Grenzen gesetzt.

Modellflussraum:Mur

Partner:STEIERMARK

Zusammenfassung:An der Mur wurden die Schulprojekte derzwei EU-Projekte LIFE-Natur "InneralpinesFluss-raum-Management Obere Mur" undFlussraumagenda Alpenraum gekoppelt.Diese Zusammenarbeit brachte positiveSynergieeffekte und zeigte die Möglich-keiten und Vorteile, die die Vernetzung vonEU-Projekten bewirken kann.In Zusammenarbeit mit Schulen der BezirkeMurau, Judenburg und Knittelfeld wurdenzahlreiche Aktivitäten gesetzt. Durch dieintensive Einbindung der Jugend sollte dasInteresse am ThemenbereichGewässer/Gewässerschutz geweckt werden.Die unterschiedlichsten Projekte, an denendie Schüler arbeiteten, wurden im Rahmenvon Veranstaltungen der Öffentlichkeit prä-sentiert.

Bearbeiter:DI Heinz PaarAmt der Steiermärkischen Landesregierung,Fachabteilung 19BE-mail: [email protected]

Informationen:HR DI Rudolf HornichAmt der Steiermärkischen LandesregierungFachabteilung 19B, Schutzwasserwirtschaftund Bodenwasserhaushalt www.wasserwirtschaft.steiermark.atProjekthomepage: www.murerleben.at

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Flussraum Agenda Alpenraum140

Abb. 43-2: “Murnockerln” - eine Kreation der Schü-lerinnen an der HBLA Murau.

Abb. 43-1: Murwasseretiketten (Gymnasium Juden-burg).

Beispiel 43

Schulprojekte im Modellflussraum Mur (Ö)

"Mona Mur" in Form von Märchennieder. Die Zuhörer lauschten ge-spannt den Vorträgen und waren vonden Einfällen der jungen Autorinnenund Autoren begeistert.

• Murnockerl: Die HBLA Murau kreier-te diese wahlweise süßen oder salzi-gen Köstlichkeiten, die im Rahmender Eröffnungsfeier der Fischwander-hilfe beim Kraftwerk Murau erstmalsverkostet wurden und bei den Gästengroßen Anklang fanden (Abb. 43-2).

• Baumpflanzaktion: Beim KraftwerkMurau wurden von den Schülerinnenund Schülern der Hauptschule 1 ausMurau Bäume gepflanzt (Abb. 43-5).

• Fischwanderhilfe: Die Hauptschule 1Murau machte es sich zur Aufgabe,die Fischwanderhilfe beim KraftwerkMurau zu gestalten. Mit Farbe undPinsel ausgerüstet begannen die enga-gierten Künstler, den Betonwändeneine bunte Note zu verleihen (Abb. 43-3).

• Meilensteine entlang der Mur: Dasumfangreichste Projekt, an dem sichsämtliche Schulen der drei Bezirkebeteiligten, waren die "Meilensteineentlang der Mur". Mit Unterstützungdes Judenburger Künstlers HelmuthPloschnitznigg wurden von den Schü-lerinnen und Schülern Holzpfeilerbemalt (Abb. 43-4). Der erste der ins-gesamt 20 Pfeiler steht seit Sommer2005 am Judenburger Murufer, dieweiteren mit einem Abstand vonjeweils ca. fünf Kilometern wurden imHerbst 2005 aufgestellt. Sie solleneine Wasserbrücke als verbindendesProjektelement symbolisieren.

Die intensive Auseinandersetzung derJugendlichen mit dem Thema "Mur" kannals wichtiger Beitrag zu einer nachhalti-gen Entwicklung der Mur gesehen wer-den. Projekte dieser Art, sollen auch inZukunft forciert und mit entsprechendenMitteln unterstützt werden.

Teil C: Best Practice Guide 141

Abb. 43-3: Schülerinnen und Schüler der Hauptschule 1 Murau bei der künstlerischen Gestaltung der Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Murau.

Abb. 43-4: Meilenstein an der Mur.

Abb. 43-5: Baumpflanzaktion am Murufer (HS Murau I).

Beispiel 43 Schulprojekte im Modellflussraum Mur (Ö)

Wir trafen am 20. August in Budoia einund das Abenteuer konnte beginnen: dieErforschung des Baches Artugna, vomRegentropfen, der auf den Col Cornier,dem höchsten Gipfel des Cavallo Massi-ves, fällt, bis zu dessen Ankunft im Meer inder Nähe von Caorle.

Experten unterschiedlicher Sparten (Ber-grettung, Natur- und Zivilschutz, Univer-sität) standen uns zur Verfügung undbeantworteten uns Fragen zu Themen wieKlimaveränderungen oder Wasserkreis-lauf. Nicht außer Acht gelassen wurde derAspekt der nachhaltigen Entwicklung -auch unsere Nachkommen sollen zukünf-tig die Chance auf dieses Erlebnis haben.

Am ersten Tag wurden wir von unseremunermüdlichen Freund Antonio Zambon,dem Bürgermeister der Gemeinde Budoiaempfangen, der das Projekt "Flussraum-agenda Alpenraum" näher erläuterte. Erbetonte unsere wichtige Rolle als "SpecialAgents" für ein Gebiet, das aus ökologi-scher und anthropologischer Sicht großeBedeutung besitzt.

Die Abenteuerreise startete am darauf fol-genden Tag im Zentrum von Piancavallound führte zur "Casera Valle Fritz" unterdem Col Cornier. Die Tour schien, trotzweniger Stunden Gehzeit, aufgrund vonRegen und Sturm endlos zu sein. Doch dieStrapazen waren nach Pasta, Polenta undHüttenkäse bei einem warmen Feuerrasch vergessen. Wir hörten von den alt-hergebrachten Methoden zur Nutzung derRessourcen, die der Bach Artugna liefert.Unter anderem wurden uns die alten Bau-

Ausgangslage

Die Gemeinde Budoia (Friaul, I) setzte imRahmen der Flussraumagenda besondereAkzente durch innovative Ansätze in derBewusstseinsbildung zum Thema Wasser.Das Interesse der lokalen Bevölkerunginsbesondere der Kinder und Jugend-lichen am Thema Wasser sollte gewecktwerden. - Auch um den Bezug der jungenMenschen zu ihrer Heimat zu intensivie-ren und zu pflegen. Seminare und Informationsreihen rundums Thema Wasser wurden veranstaltet,mit Volksschulen und Kindergärten wur-den Exkursionen durchgeführt und dieUnterrichtsstunden auf das Thema Wasserabgestimmt. Den Höhepunkt des Aktions-programms aber bildete eine didaktischeAbenteuerwoche für Jugendliche zwi-schen 14 und 20 Jahren. Sie folgten demWeg des Wassers vom höchsten Punkt desGebirges bis zur Mündung ins Meer. DieWoche gestaltete sich zu einem vollenErfolg und wurde 2005 im Rahmen einesinterkulturellen Austauschs mit Jugend-lichen aus Partnerländern wiederholt.Die Abenteuerreise sorgte für eine “Flutvon Emotionen”, wie die Jugendlichenselbst berichten:

Eine Flut von Emotionen. Die Geschichte eines Wassertropfensvom Gebirge bis ins Meer.

“Wir sind eine Gruppe junger Leute imAlter zwischen 15 und 20 Jahren undkommen aus unterschiedlichen Regionenvon Friaul, Venetien und der Lombardei.

Modellflussraum:Artugna

Partner:COMUNE DI BUDOIA (Friaul)

Zusammenfassung:Bewusstseinsbildung für eine nachhaltigeEntwicklung der Flussräume im Alpenraummuss schon an der Basis, bei Kindern undJugendlichen, ansetzen. Die GemeindeBudoia (Friaul) hat dazu im Rahmen derFlussraumagenda Alpenraum ein didakti-sches Erlebnisprogramm ausgearbeitet undumgesetzt.Kinder und Jugendliche aus der Region undaus Partnerländern waren eingeladen, imRahmen von Spiel-, Sport- und Abenteuer-wochen den Weg des Wassers bewusst zuerleben, vom Gebirge bis zur Mündung.Ausgehend vom Col Cornier, dem höchstenGipfel des Cavallo Massives, folgten dieTeilnehmer dem Wasser auf seinem Wegbis zum Meer nahe Caorle. Führungen,Gespräche und Workshops mit Expertenund Einheimischen über die Bedeutung undGefahren des Wassers standen ebenso amProgramm wie Abenteuer, Sport und Natur-erlebnis. Die Teilnehmer waren durchwegsbegeistert.

Bearbeiter:Comune di Budoia

Informationen:Antonio ZambonComune die BudoiaPiazza Umberto 1I 33070 [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum142

Abb. 44-2: Jugendliche der Gemeinde Budoia am ColCornier, dem höchsten Punkt der Abenteuerreise.

Beispiel 44

Eine “Flut” von Emotionen -Jugendliche folgten dem Weg des Wassers (I)

Abb 44-1: Experten erzählen über das Projekt undantworten auf Fragen.

techniken mit Felsen und Steinen aus derArtugna vorgeführt. - Ein Rückblick aufdie großen Veränderungen in der Lebens-weise.

Am dritten Tag folgten wir und unsereBegleiter dem Flusslauf entlang vonAlpenweiden, wo das Wasser in Tränkenfür das Vieh gesammelt wird. Nach derFilmvorführung von "Vajon" von R. Mar-tinelli erklärte der Bürgermeister vonErto/Casso das kulturelle, historische undökologische Erbe der Region.

Am 4. Tag der Reise wanderten wird wei-ter in Richtung der Hügel nördlich vonBudoia. "Cjastelat" und "Mulin de Bron-te" waren bald erreicht, weiter ging esnach Dardago. In einer Art "Schatzsuche"erforschten wir die Überreste von Stein-gebäuden und Wasserbauten aus dem 17.Jahrhundert. Am Nachmittag folgten wirgebannt den Erzählungen eines altenMannes über Santa Lucia von Budoia.Was für ein Reichtum an Wissen!

Gegen Abend paddelten wir in den Quell-fluss der Livenza und besichtigten dieungewöhnliche Quelle von Gorgazzo.

Am fünften Tag, nach 2 stündiger Kanu-fahrt erreichten wir unser Ziel, Caorle,wo der Fluss Livenza ins Meer mündet.Der Geruch des Salzwassers führte uns,die bescheidenen Fischerhütten stimmtenuns ein wenig nachdenklich.

Wir waren sprachlos! Wir hatten esgeschafft. Wir hatten den Ort erreicht, woauch der Regentropfen vom Col Corniersein Ziel findet.

Diese Nacht verbrachten wir im Zelt. Amnächsten Tag ging es zurück nach Budoia,wo wir das Erlebte in einem Workshopaufarbeiteten.

Wir, 24 junge Menschen, haben den BachArtugna mit unseren eigenen Augen erlebtund ihn mit anderen interessanten Land-schaften in Friaul und Südtirol vergli-chen. Keine hat den Weg in unsere Herzenso gefunden, wie die Artugna.”

Teil C: Best Practice Guide 143

Abb. 44-5: Mit dem Kanu folgt die Expedition dem Weg des Wassers entlang der Livenza bis nach Caorle, wo der Fluss ins Meer mündet.

Abb. 44-3: Einheimische erzählen von der Bedeutungdes Baches Artugna und dessen Rolle in derGeschichte Budoias.

Abb. 44-4: Ziel erreicht. Im Meer bei Caorle findetauch der Weg des Wassertropfens sein vorläufigesEnde.

Beispiel 44 Eine “Flut” von Emotionen - Jugendliche folgten dem Weg des Wassers (I)

kum näher zu bringen, war die Aufgabeeiner Videoproduktion, die im Rahmender Flusssraumagenda Alpenraum ent-stand (Abb. 45-3).

Ergebnis

Im 15-minütigen Video werden - stellver-tretend für die 24 Wirtschaftsämter inBayern - die Arbeiten des Wasserwirt-schaftsamts Traunstein portraitiert.

Als Anschauungsbeispiel dient die Ge-meinde Unterwössen im ModellflussraumTiroler Achen. In den Jahren 2002 und2005 wurde der Ort von verheerendenHochwässern heimgesucht (Abb. 45-1).

Der Videofilm hält Rückschau auf dieEreignisse, erläutert den aktuellen Standder Technik, etwa bei der Simulation derAuswirkungen von Hochwasserereignis-sen (Abb. 45-2), informiert über die Vor-gangsweise und die Rahmenbedingungenbei der Planung und Ausführung vonHochwasserschutzprojekten und demon-striert beispielhaft die Möglichkeiten derBürgerinformation und -beteiligung.

Ausgangslage

In der letzten Zeit verging kaum ein Jahr,in dem es in Bayern kein mehr oder min-der schweres Hochwasser gab. Das verän-derte Weltklima sei an den vermehrtenNiederschlägen Schuld, sagt die Wissen-schaft und sie prophezeit darüber hinauskeine Linderung der Katastrophen, son-dern eher noch deren Zunahme.

Sozusagen in visionärer Schau hat dieBayerische Wasserwirtschaftsverwaltungin Sorge um Leib und Leben, Hab undGut der Bürger richtungsweisend gehan-delt. In einem seit mehreren Jahrenandauernden "Monitoring" wurden undwerden immer noch die bayerischen Flus-stäler überflogen und gezielt fotografiert.Mit Hilfe der ausgewerteten Luftbildersowie hydrologischer "Ereignis"-Berech-nungen können mittlerweile die Über-schwemmungsflächen für jede denkbareFlut praktisch auf den Meter genauberechnet werden.

Die enormen Anstrengungen der Wasser-wirtschaft Bayern für mehr Hochwasser-sicherheit auf leicht verständliche undanschauliche Weise einem breiten Publi-

Modellflussraum:Tiroler Achen

Partner:BAYERN

Zusammenfassung:Die enormen Anstrengungen der Wasser-wirt-schaft Bayern für mehr Hochwassersi-cherheit auf leicht verständliche undanschauliche Weise einem breiten Publikumnäher zu bringen, war die Aufgabe einerVideoproduktion, die im Rahmen derFlusssraumagenda Alpenraum entstand.Als Anschauungsbeispiel diente die Gemein-de Unterwössen im Modellflussraum TirolerAchen. In den Jahren 2002 und 2005 wurdeder Ort von verheerenden Hochwässernheimgesucht. Der Videofilm hält Rückschauauf die Ereignisse, erläutert den aktuellenStand der Technik, etwa bei der Simulationder Auswirkungen von Hochwasserereignis-sen, informiert über die Vorgangsweise unddie Rahmenbedingungen bei der Planungund Ausführung von Hochwasserschutz-projekten und demonstriert beispielhaft dieMöglichkeiten der Bürgerinformation und -beteiligung. Länge: 15 Min.

Bearbeiter:Dr. Alexander Kölbing und Kurt Weber,www.AKTUELL-FILM.de

Informationen:Dipl.-Ing. Andreas Baumer Wasserwirtschaftsamt TraunsteinE-mail: [email protected]:\\www.bayern.de/wwa-ts

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Flussraum Agenda Alpenraum144

Abb. 45-1: Im Banne der Gefahr. Hochwasser in Unterwössen (August 2002).

Beispiel 45

Im Banne der Gefahr oder Gefahr gebannt?Hochwasserschutz in Bayern - Filmisch erklärt (D)

Gerade weil Hochwasserereignisse inletzter Zeit eine so dramatische Verschär-fung erfahren haben, sieht sich eine Reihevon Gemeinden vor eine völlig neue Situ-ation gestellt.

Die Beratungstätigkeit der Wasserwirt-schaft besteht nicht nur im Hinweis aufdas Gefahrenpotenzial, sondern den Bür-germeistern wird nachdrücklich undpunktgenau empfohlen, bestimmte Ge-biete für eine Bebauung zu sperren undbereits genehmigte Bauvorhaben, wennsie in den Überschwemmungsflächen lie-gen, rückgängig zu machen (Abb. 45-5).

Von den Wasserwirtschaftsämtern werdenganze Hochwasserschutzkonzepte, dieetwa in Verbindung mit umfangreichemDeichbau stehen, ausgearbeitet und denKommunen vorgestellt. Bei Planungenund Durchführungen von Baumaßnahmenam und im Wasser ist das Wasserwirt-schaftsamt ebenfalls ein wichtiger Part-ner.

Alles in allem ein aufwändig und infor-mativ gestaltetes Panoptikum über dieAnstrengungen, die die Bayerische Was-serwirtschaft unternimmt, um die Bürgerim Freistaat vor den Risiken des Hoch-wassers zu schützen.

Teil C: Best Practice Guide 145

Abb. 45-2: Gefahr gebannt. Verschiedene Überschwemmungsszenarien - im Bild die Situation nach Ausführung vonSchutzmaßnahmen in Unterwössen - werden im Videoflim mittels Computeranimation verständlich vor Augen geführt.

Abb. 45-3: Cover zum Video.

Abb. 45-5: Aus der Überlagerung der Baugebiete mitden simulierten Überschwemmungsflächen beiHochwasser ergeben sich Empfehlungen für dieBauordnung.

Beispiel 45 Hochwasserschutz in Bayern - Filmisch erklärt (D)

Abb. 45-4: Der Videofilm widmet sich auch der Arbeit der Planer und der Arbeit mit derBevölkerung.

Projekt "Wass-er-leben in Gurk"

Das Oberstufenrealgymnasium St. Ursulain Gurk baute im Schuljahr 2004/2005erstmals das Thema Wasser verstärkt indie Unterrichtsarbeit ein. In den FächernDeutsch, Physik, Biologie und Informatikwurden fächerübergreifend verschiedeneAspekte wie die sinnliche, wirtschaftlicheoder ökologische Bedeutung des Wassersaufgearbeitet. Diese Arbeiten wurdenauch im Schuljahr 2005/2006 fortgesetzt.Daraus ergab sich die Möglichkeit dieGurk, den längsten Fluss Kärntens, direktvor der Haustür der Schule näher zuuntersuchen.Es entstanden zwei schöne Wasserplätzezum Ausruhen, Lernen und Erforschen(Abb. 46-1). In der nächsten Zeit sollendiese weiter hergerichtet und bepflanztwerden. In einem gemeinsamen Work-shop mit Fachleuten der Flussraumagendawurden dazu Ideen gesammelt und plane-risch festgehalten. In erster Linie sollenneue Einrichtung geschaffen werden, dieden Erlebniswert erhöhen: beispielsweiseein Barfußweg, Sonnensteine, eine Feuer-arena, ein Zeltlager, ein Beach-Volleyball-feld, eine Insel der Ruhe etc. (Abb. 46-3). Fächerübergreifend mit dem Unterrichts-gegenstand Informatik wird an der Gestal-tung von Schautafeln für einen Wasser-erlebnisweg der besonderen Art gearbei-tet.Viele Aktionen rund ums Wasser sindnoch geplant: Lagerfeuerfeste, Exkursio-nen, Schüleraktionstage für und vonSchülern gestaltet.

Modellflussraum:Gurk

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum war auch der Projektpartner Kärntenbemüht, Projekte in Schulen zu forcieren,die sich mit der Thematik "Wasser" im Allge-meinen und mit dem Modellgewässer Gurkim Speziellen beschäftigen. Zahlreiche Aktivitäten an der Gurk wurdenbereits durchgeführt und Überlegungen zuderen Weiterführung angestellt, ebenso wiePläne zur Realisierung neuer Ideen.

Bearbeiter:Mag. Petra Lassnig, Mag. Dietmar Vogt,Expositur des ORG -St.Ursula der DiözeseGurk; Internet: www.org-gurk.atHauptschule Weitensfeld, HOL Dieter Hölb-ling-Gauster und HOL Johanna Gauster;Internet: www.hs-weitensfeld.ksn.at

Informationen:DI Erich ZdovcE-mail: [email protected] Norbert SereinigE-Mail: [email protected]: Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 18 Wasserwirtschaft

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Flussraum Agenda Alpenraum146

Abb. 46-2: Schulplattform am ORG Gurk. Lehrer undVertreter der Flussraumagenda beraten über weitereAktivitäten.

Beispiel 46

Schulprojekte im Modellflussraum Gurk (Ö)

Abb. 46-1: “Wasserplätze” an der Gurk. Hier wird ge-lernt und erforscht. Auch Pläne werden geschmiedet,um die Plätze noch besser herzurichten (siehe unten).

Abb. 46-3: Ideenworkshops mit Schülern des ORG Gurk. Rechts das Ergebnis.

Projekt "Gurkknie Weitensfeld"

Im Rahmen dieses Projektes der Haupt-schule Weitensfeld wurde der bestehendeWassererlebnisbereich im “Gurkknie” beiWeitensfeld (Abb. 46-4) instandgehalten,betreut und erweitert. Eine Projektwochelang arbeiteten Schüler und Lehrer der 2b-Klasse zusammen mit der Wasserwirt-schaftsabteilung der Kärntner Landes-regierung an verschiedenen Aufgaben.Dabei legten die Kinder selbst Hand an:

• Errichtung einer Schulklasse im Freienmit Lärchen-Rundlingen (Abb. 46-5)

• Errichtung einer kleinen Stegbrückeüber einen Seitenarm der Gurk

• Errichtung einer Feuerstelle mit Natur-steinen und Sitzgelegenheit (sieheAbb. 46-6)

• Errichtung einer Furt über einen Sei-tenarm der Gurk

• Weitere Bepflanzung des Biotops(Abb. 46-7)

• Vorbereitende Arbeiten für dengeplanten Lehrpfad (Rundgang)

Teil C: Best Practice Guide 147

Abb. 46-7: Projektwoche der Hautpschule Weitensfeld an der Gurk. Das Biotop im Gurkknie wird instandgehal-ten und zusätzlich bepflanzt (Frühjahr 2005).

Abb. 46-4: Das Gurknie bei Weitensfeld.

Beispiel 46 Schulprojekte in den Modellflussräumen Gurk und Möll (Ö )

Das Gelände am Gurkknie soll u.a. aucheine Raststelle für Radfahrer und eineErholungsfläche für Bewohner von Weit-ensfeld und Umgebung werden.

Weiters soll das Areal künftig der Haupt-schule und den Volksschulen des Schul-sprengels für Freiluftunterricht zur Verfü-gung stehen. Vereine wie die Pfadfinderoder Naturfreunde sollen die Fläche fürLesungen, Open Air-Veranstaltungen etc.nutzen können.

Abb. 46-5: Kinder bauen an der “Klasse im Freien”mit. Unten: Fertiger Zustand im Sommer 2005.

Abb. 46-6: Ums neue Lagerfeuer versammelt.

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Flussraum Agenda Alpenraum148

Zur Einführung

Nach den Hochwässern von 1987 und1993 wurde vom Kanton Wallis (CH) die3. Rhonekorrektion in Angriff genommen.- Ein Milliardenprojekt und eine Aufgabefür Generationen, ausgerichtet auf einenHandlungszeitraum von 30 Jahren. Paral-lel zur Projektierung laufen Analyse, Risi-kodialog und Öffentlichkeitsarbeit.

Ein derartiges Vorhaben erfordert die brei-te Information der Öffentlichkeit. Dabeisind Klarheit und Verständlichkeit einSchlüssel zum Erfolg.

An der Rhone übernimmt das regelmäßigerscheinende 4-seitige Informationsblatt“rhone.vs” die Aufgabe, die Bevölkerungdes Kantons Wallis über die Ziele, denStand des Projektes, aber auch über unpo-puläre Dinge wie Kosten oder Grund-bedarf zu unterrichten.

Von Anfang an hat dabei eine ungewöhn-liche Form der Wissenvermittlung beson-deren Anklang gefunden: Comix, die mitVorliebe auch heiße “Eisen” anpackenund mit viel Humor und Selbstironiewichtige Überzeugungsarbeit leisten.

Einige Beispiele

Im Folgenden einige Beispiele. - AlsAnregung, zum Nachdenken oder einfachnur zum Schmunzeln ...

Modellflussraum:Rhone (CH)

Partner:Projektspartner Flussraumagenda: EAWAG; Illustrationen: Rhoneprojekt Kanton, Walliswww.vs.ch/rhone.vs

Zusammenfassung:Maßnahmen an Alpenflüssen erfordern vielZeit und Geld. Die Betroffenen und die Steu-erzahler wollen informiert sein. Aber auchdie Projektverantwortlichen brauchen Rück-meldungen aus der Bevölkerung, um einnachhaltiges Projekt zu erarbeiten.Das Beispiel der Schweizer Rhone zeigt vor-bildhaft, wie gute Information und Wissens-vermittlung funktionieren kann. Am Besten mit einer Prise Humor.

Bearbeiter:Rhoneprojekt, Kanton Wallis Internet: www.vs.ch/rhone.vs

Informationen:RhoneprojektDienststelle für Strassen und Flussbau Kanton Wallis - DVBU CH-1951 Sitten / Sion [email protected]/rhone.vs

Beispiel 47

Mit Humor gesagt - Heiter-Ironisches aus der Info-Kampagne zur 3. Rhonekorrektion (CH)

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Teil C: Best Practice Guide 149

Beispiel 47 Mit Humor gesagt - Heiter-Ironisches von der Rhone (CH)

Teil C: Best Practice Guide 151

Beispiele

UmsetzungBeispiel 51Mur: Internationale Kooperation in der Hochwasservorwarnung (Ö, Slo)

Beispiel 52Maßnahmen gegen Geschiebedefizit an der Drôme (F)

Beispiel 53Die “Eile” - Ein innovativer Flusserlebnisbereich an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 54Die WildWasserWelt an der Möll in Obervellach (Ö) - Eine flussbauliche Maßnahme mit Mehrwert

Beispiel 55Nachhaltiger Hochwasserschutz an der Großache in Tirol (Ö)

Beispiel 56Die Flussaufweitung Gatz-Aue an der Unteren Ahr (I)

Beispiel 57Integrierter Hochwasserschutz an der Raab bei Gleisdorf (Ö)

Beispiel 51

Mur: Internationale Kooperation in der Hochwasser-vorwarnung (Ö, Slo)

Aufgabenstellung

Das Einzugsgebiet der Mur (Abb. 51-1)ist in Österreich (ca. 10.000 km2) deutlichgrößer als in Slowenien (ca. 1.400 km2)und Kroatien (ca. 460 km2). Aufgrund dergeographischen Charakteristika ist dieWahrscheinlichkeit der Entstehung einerHochwasserwelle in Österreich drastischhöher, die damit verbundenen Risikensind aber im gesamten Einzugsgebiet derMur verteilt. Aufgrund der Aufteilung desEin-zugsgebiets der Mur auf vier Natio-nen würde jedes Land ein Hochwasser-prognosemodell für sein eigenes Teilge-biet erhalten. Diese durch nationale Gren-zen bedingte Lösung beinhaltet die gene-relle und bekannte Schwierigkeit derSimulation der Randbedingungen in phy-sikalischen Modellen. Darüber hinausumfasst die Mur Grenzstrecken zwischenÖsterreich und Slowenien, Slowenien undKroatien sowie Kroatien und Ungarn, waszu einer zusätzlichen Spaltung in rechteund linke Teilgebiete in diesen Grenz-bereichen führt.

Modellflussraum:Mur

Partner:STEIERMARK, SLOWENIEN

Zusammenfassung:Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde grenzüberschreitende Zusam-menarbeit in der Hochwasservorwarnungpraktisch umgesetzt. Nach der Entwicklung eines staatenüber-greifenden Hochwasserprognosemodells(siehe Kap. Analyse) wurde in Graz eineinternationale Hochwasserwarnzentrale fürdie Mur eingerichtet. Hier arbeitet dasPrognosemodell derzeit in einer Testphase.Es konnte seine Praxistauglichkeit im Zugedes August-Hochwassers 2005 bereitsunter Beweis stellen. Die Prognosedaten werden laufend viaIntranet/Internet an Experten weitergeleitet.In akuten Situationen gehen außerdemautomatisch Warnmeldungen zu denKatastrophenschutzbehörden der Mur-Anrainerstaaten.

Bearbeiter:Mag. Dr. Christophe Ruch, JOANNEUMRESEARCH Forschungsgesellschaft mbH,E-mail: [email protected] C Gregers Jörgensen, DHI Water &Environment, E-mail: [email protected]

Informationen:HR DI Rudolf HornichAmt der Steiermärkischen Landesregierung,Fachabteilung 19B, Schutzwasserwirtschaftund BodenwasserhaushaltE-mail: [email protected]

U M S E T Z U N G

Flussraum Agenda Alpenraum152

Abb. 51-1: Internationales Einzugsgebiet derMur.

A

H

SLOHR

Vorgangsweise

Eine Verbesserung dieser "gestückelten"Lösung wurde durch die Einrichtung einervollautomatischen internationalen Hoch-wasserzentrale in Graz (Österreich) er-reicht (Abb. 51-2). Diese Zentrale kann48 Stunden Prognosen für die österreichi-schen, slowenischen, ungarischen undkroatischen Teilgebiete der Mur in einemvoll automatischen Modus simulieren. AlsInputdaten werden einerseits onlinegemessene Lufttemperatur, Niederschlägeund Wasserstände der vier Länder, ander-seits meteorologische 48 Stunden Prog-nosen der Lufttemperatur und der Nieder-schläge benötigt. Diese Daten werdenautomatisch von der Zentrale über FTP-Verbindungen abgefragt, wobei nacheiner Plausibilitätskontrolle der Simula-tionsmodus gestartet wird. Nach 15 Minu-ten werden die Ergebnisse in Form vonTabellen, Karten, Grafiken und einerInternetseite generiert (siehe Kap. Analy-se), wobei in akuten Situationen Warn-meldungen in Form von E-Mails an vor-definierte Stellen gesendet werden.

Beispiel 51 Mur - Internationale Kooperation in der Hochwasservorwarnung (Ö, Slo)

Ausblick

Ein wesentlicher Vorteil des gewähltenKooperationsmodelles ist, dass die jewei-ligen hydrographischen Dienste (Steier-mark, Slowenien, Ungarn und Kroatien)die Möglichkeit haben, ihre eigenen Sze-narien zu testen bzw. andere meteorologi-sche Prognosen einzubinden. Deswegensollen in weiterer Folge neben der inter-nationalen Hochwasserzentrale zusätzlichvier nationale Zentralen eingerichtet wer-den (Abb. 51-2). Jedes Land wird eineigenes Hochwasserprognosemodell be-treiben, das zwar im Hintergrund Simula-tionen für ein transnationales Einzugsge-biet durchführt, die Ergebnisse allerdingsnur für das nationale Gebiet generiert.

Im Rahmen der Flussraumagenda Alpen-raum wurde das System für die österrei-chischen und slowenischen Teilgebieteeingerichtet, wobei in weiterer Folge auchKroatien und Ungarn in das System inte-griert werden sollen. Diese kombinierte"globale und lokale" Lösung entsprichteindeutig den von der EuropäischenUnion definierten Zielen eines nationalübergreifenden Einzugsgebietsmanage-ments.

Teil C: Best Practice Guide 153

Abb. 51-3: Systemaufbau für eine internationaleHochwasservorwarnung an der Mur; derzeit sind das Land Steiermark und die Republik Slowenienbeteiligt. Kroatien und Ungarn sollen folgen.

Abb. 51-2: Internationale Hochwasserwarnzentralefür die Mur in Graz.

Gewässer einsetzte. An der Drôme wurdedas Konzept angewandt. Im Rahmen einerDissertation wurde der Freiheitsraum("espace de liberté") der Drôme kartiert(Abb. 52-1). Im Naturreservat "les Rami-ères" wird das Konzept mittlerweileumgesetzt. Der Fluss hat hier die Mög-lichkeit an beiden Ufern zu erodieren undSedimente (Geschiebe) in den Fluss ein-zubringen (Abb. 52-2).

Maßnahme 2 - Künstliche Geschiebedo-ta-tion

An der Drôme haben Kiesentnahmen lan-ge Tradition. Darum ist es schwierig,Kiesentnahmen ganz zu verbieten und zustoppen. Auch, weil es an zwei Stellen (imoberen Teil des Einzugsgebiets und beimZusammenfluss mit der Rhône) zu größe-ren Geschiebeablagerungen kommt. DerVorschlag, das Kiesmaterial mittels Last-wagen flussaufwärts zu transportieren undin den Fluss einzubringen, kam von Wis-senschaftlern, die 1995 den Zustand desGewässers erfassten (heute Wissen-schaftler der ZABR). Ähnliche Maßnah-men werden auch an anderen Gewässernüberlegt, wie etwa am Ain, einem Zuflussder Rhône flussaufwärts von Lyon. Auch wenn sich diese Maßnahme auf denGeschiebehaushalt und die Sohlstabilitäteines Gewässers positiv auswirken, mussdennoch berücksichtigt werden, dassTransportkosten und Umweltbelastungennachteilig wirken. Dazu kommt, dass dieMenschen an der Drôme Angst vor Über-flutungen haben. Sie empfinden Geschie-be im Fluss als Bedrohung. Lange an die

Ausgangslage

Die Drôme, ein französischer Alpenflussim Zuständigkeitsbereich des Projekt-partners Zone Atelier Bassin du Rhône(ZABR), ist durch Eintiefung der Fluss-sohle charakterisiert. Dies führt zu zahl-reichen Problemen, beispielsweise wer-den die Fundamente von Brücken undUfersicherungen untergraben (Abb. 52-1)

Die Eintiefung wurde von den Geomor-phologen der zuständigen FachstelleZABR (Zone Atelier Bassin du Rhône)erhoben, anschließend wurden Gegen-strategien entwickelt, insbesondere Kon-zepte zur Mobilisierung von Geschiebe(Sedimenten).

Im Falle der Drôme liegen die Ursachender Sohleintiefung einerseits in den Kies-entnahmen, andererseits im vermindertenSedimenteintrag aus den Hängen des Ein-zugsgebietes. Die Eintiefungen befindensich zumeist flussaufwärts oder flussab-wärts von Kiesentnahmestellen.

Im Folgenden werden die Maßnahmenund Strategien vorgestellt, die im Rahmendes SAGE, eines Gewässermanagement-planes für das Einzugsgebiet der Drôme (siehe Beispiel 32) eingeführt wurden, umdie Sohleintiefung zu stoppen.

Maßnahme 1 - Seitenerosion

Ende der 1980er Jahre entwickelte dasPIREN Rhône Team ein Konzept, das sichfür einen größeren Freiheitsraum der

Modellflussraum:Drôme

Partner:FRANKREICH

Zusammenfassung:An der Drôme, einem französischen Alpen-fluss im Zuständigkeitsbereich des Projekt-partners Zone Atelier Bassin du Rhône(ZABR), sind Maßnahmen zur Erhöhung desGeschiebeeintrages in den Fluss ein vor-dringliches Ziel, um die starke Eintiefungder Flusssohle zu stoppen. Wissenschaftlerhaben dazu unterschiedliche Strategien aus-gearbeitet. Diese sind in einem Fluss-gebietsmanagementplan (SAGE) festge-schrieben und werden nun versuchsweiseumgesetzt.Die Maßnahmenstrategien sehen einerseitsdie verstärkte Mobilisierung von Geschiebedurch den Fluss vor (Seitenerosion, Fluss-nebenrinnen zur Re-Mobilisierung von Ge-schiebe), andererseits wird die Entnahmevon Geschiebe aus Anlandungsstrecken unddessen Wiedereinbringung am Oberlauf insAuge gefasst. Weiters werden derzeit Versu-che zur Mobilisierung von Geschiebe durchAbholzungen im Einzugsgebiet durchge-führt.

Bearbeiter:Christiane Alonso, Zone Atelier Bassin duRhône (ZABR); www.zabr.org

Informationen:CCVD : www.valdedrome.comZABR : [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum154

Abb. 52-2: Freiheitsraum ("espace de liberté") derDrôme (Kartenausschnitt).

Abb. 52-1: Durch das Geschiebedefizit tieft die Sohleder Drôme stark ein. Die Fundamente von Brückenund Ufersicherungen sind gefährdet.

Beispiel 52

Maßnahmen gegen Geschiebedefizit an der Drôme (F)

Flussbett mit Waldbestand (1948)

Flussbett mit Vegetation (1948 - 1971)

Flussbett mit Vegetation (1971 - 1991)

Flussbett mit dynamischer Umlagerung (1991)

“Freiheitsraum” (laut Definition im SDAGE RM&C)

Beispiel 52 Maßnahmen gegen Geschiebedefizit an der Drôme (F)

Kiesentnahmen gewöhnt, braucht dieBewölkerung auch Zeit, um sich mit derIdee vertraut zu machen, dass das Ge-schiebe der Drôme nun zwei Mal an ihrenSiedlungen vorbeifließt.Folglich ist es schwierig, Akzeptanz fürdiese Maßnahmen zu schaffen. Kommu-nikation und Überzeugungsarbeit ist dereinzige Weg dorthin. - Für die Wissen-schaftler und diejenigen, die die Maßnah-me durchführen.

Maßnahme 3 - Re-Mobilisierung vonGeschiebe in Fluss-Nebenrinnen

Als weitere Maßnahme zur Verminde-rung des Geschiebedefizits wurde imRahmen des SAGE von den Wissen-schaftlern der Fachstelle ZABR die Anla-ge von Fluss-Nebenrinnen zur Re-Dyna-misierung des Gewässers ("tranchées deredynamisation") vorgeschlagen (Abb.52-4). Diese sollen in Bereichen, in denendie Sohle stabil ist, Geschiebe mobilisie-ren und flussabwärts verlagern, wo Defi-zite bestehen. Diese Maßnahmen tragenauch dazu bei, dass das Risiko, Flussan-

rainer könnten in AnlandungsstreckenKiesentnahmen fordern, vermindert wird.

Maßnahme 4 - Abholzungen an den Hän-gen im Einzugsgebiet

Seit rund 50 Jahren breiten sich Kiefern-und Buchenwälder auf aufgelassenenWeideflächen in höheren Lagen aus. Siefestigen den Boden und vermindern soden Erosionsprozess. Eine weitere imGewässermanagementplan SAGE ange-führte Maßnahme zur Reduzierung desGeschiebedefizits war daher, an den Hän-gen im Einzugsgebiet auf freiwilligerBasis Abholzungen durchzuführen. ImRahmen eines LIFE-Projekts wird diesseit einigen Jahren versuchsweise prakti-ziert. Wissenschaftler der WasserbehördeZABR arbeiten mit der Nationalen Forst-behörde (Office National des Forêts ONF)zusammen an dem Projekt und haben Ver-suchsstellen an den Hängen im Drômege-biet eingerichtet (Abb. 52-5).

Teil C: Best Practice Guide 155

Abb. 52-4: Künstlich angelegte Fluss-Nebenrinne ander Drôme zur Re-Mobilisierung von Geschiebe.

Abb. 52-5: Abholzungsmaßnahmen an den Hängenim Einzugsgebiet der Drôme sollen Geschiebemobilisieren (Versuchsstelle von ZABR und ONF).

Abb. 52-3: Die Rhône im Naturreservat Les Ramière. An den Ufern Spuren von Seitenerosion. Hier ist, kann und soll der Fluss dynamisch sein.

unterschiedlichen Veränderungen in Zeitund Raum sichtbar. Bei fortschreitenderVerwitterung werden die Stämme durchneue Grauerlen ersetzt, welche im Zugeder periodisch durchgeführten Ufer-gehölzpflege an der Ahr entnommen wer-den können. Ein Kreislauf, der die Verwit-terung am Wasser sichtbar macht (Abb.53-1).Als Ruhepol wird auf der gegenüberlie-genden Seite des Radwegs ein Grund-wasserteich angelegt, der einen zugäng-lichen Uferbereich besitzt. In die Wasser-fläche hineinragende Inseln schützen dieFlachwasserzonen des hinteren Bereichs,die von Wasservögeln aufgesucht werdenkönnen und in das Schilfbiotop am Berg-hang übergehen (Abb. 53-2).

Im Detail

Die Erlenpodeste basieren auf dem Prin-zip der Faschinentechnik. Ein Stein-kernin "Gabbioni", mit T-Profilen im Unter-grund verankert, stabilisiert die Podesteund lässt gleichzeitig das Wasser durch-strömen, um Unterspülungen zu vermei-den. Durch Schlitze in der umlaufendenStahleinfassung können Luft und Wassergut zirkulieren. An der Oberkante werdenca. 10 cm dicke Erlenstämme lose so ein-gelegt, dass sie ein rund 2 m langes Podestbilden. Anschließend werden sie mittelsStahlklemmen, die in die T-Profilegesteckt und eventuell noch mit einemBolzen verankert werden können, fixiert.Ein Austausch der Stämme ist durch dasEntfernen der Klemmen problemlos undschnell möglich.

Ausgangslage

Das Gewässerbetreuungskonzept UntereAhr sieht unter anderem vor, dass derFlussraum durch die Schaffung von Besu-cherzonen für den Menschen wieder ver-stärkt erlebbar wird. Dies dient zum einender Erholungsnutzung, zum anderen aberauch der Bewusstseinsbildung - ein wich-tiger Aspekt, um den Flussraum der unte-ren Ahr nachhaltig zu bewahren und zuentwickeln.Mit der Studie “Flusserlebnis Untere Ahr”(Beispiel 24) liegt mittlerweile einGesamtkonzept zur erholungsfunktionel-len Nutzung vor. Es bildet die Grundlagefür die Umsetzung des Flusserlebnis-bereiches “Eile” nördlich der GemeindeUttenheim (Abb. 53-6). Diese Maßnahmewurde als Pilotprojekt ausgewählt und imRahmen der Flussraumagenda Alpen-raum finanziell und organisatorisch abge-wickelt.

Projektsidee

In der Eile kommen sich Radweg und Ahrgefährlich nahe. Die jahreszeitlichen undjährlichen Schwankungen des Wassersvergrößern und verkleinern den Raumzwischen Radweg und Ahr. GeschlageneGrauerlen aus den Ahrauen, als lang ge-zogene Podeste im Hang eingebaut, mar-kieren die Hochwasserlinien im Raum.Bei unterschiedlichem Wasserstand sinddie Podeste mehr oder weniger der Kraftdes Wassers ausgesetzt, welches seineSpuren hinterlässt. An den schnell verwit-ternden Grauerlenstämmen werden die

Modellflussraum:Unter Ahr

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:Durch die Schaffung von Flusserlebnis-räumen soll die Untere Ahr für die Bevöl-kerung zugänglicher gemacht werden. Dazuwurde im Rahmen der Flussraumagenda einGesamtkonzept erarbeitet (siehe Bei-spiel 24).Ein Planungsvorschlag daraus, der Fluss-erlebnisbereich “Eile” nördlich der Gemein-de Uttenheim, wurde im Zuge der Fluss-raumagenda in Form eines Pilotprojektesumgesetzt.Als Gestaltungselemente und als Sitzgele-genheiten wurden Podeste in unterschied-lichen Höhen angelegt, die den Wasseran-schlagslinien bei unterschiedlichen Hoch-wasserereignissen (HQ1, HQ10 und HQ30)entsprechen.Vorherrschende Materialien sind Rohstahlund Stämme von Grauerlen, an denen dieständigen Verwitterungsprozesse beobach-tet werden können.

Bearbeiter:Freilich Landschaftsarchitektur, MeranE-mail: [email protected]

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz Bozen, Abt. 30 WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum156

Abb. 53-1: Grundidee des Flusserlebnisbereiches “Eile”. Grauerlen aus den Ahrauen, als Sitzgelegenheiten in das Ufereingebaut, markieren Hochwasserlinien. Bei unterschiedlichen Wasserständen sind sie mehr oder weniger dem Wasserund der Verwitterung ausgesetzt. Sie dokumentieren so die natürlichen Veränderungen am Fluss in Zeit und Raum.

Beispiel 53

Die “Eile” - Ein innovativer Flusserlebnisbereich an der Unteren Ahr (I)

Abb. 53-2: Der Flusserlebnisbereich “Eile” liegt auföffentlichem Grund, was die Umsetzung erleichterte.

Materialien

Im Kontext zum Gestaltungsprinzip“Flussdynamik” wird nur eine reduziertePalette von Materialien verwendet. Bei den zu errichtenden Geländebänkenund der Wasserstelle soll neben den Grau-erlenstämmen in erster Linie Rohstahl alsMaterial Verwendung finden.Die Veränderung der Materialien, welchemit dem Fluss in Kontakt kommen, ist derspeziellen Flussdynamik unterworfen.Wie schnell diese Veränderung passiert,hängt u. a. von der unterschiedlichen Strö-mungsgeschwindigkeit ab und wird vonden Hochwasserschwankungen geleitet.Als ortfremdes Material, das übergeordnetdie gesamten Flusserlebnisräume beglei-tet, wird Rohstahl eingesetzt, der währendseiner langsamen Verwitterung Rostspu-ren hinterlässt und trotzdem Dauerhaftig-keit garantiert.

Im Gegenzug stammen die Grauerlen-stämme aus dem Flussraum der Ahr. Anden schnell verwitternden Stämmen kön-nen die unterschiedlichen Veränderungenin Zeit und Raum durch die Kraft desFlusses beobachtet werden. Die Grauerlenals landschaftsprägendes Element derAhrauen präsentiert sich mit ihren langensilbernen Stämmen, die in die Podesteeingelegt werden. Bei fortschreitenderVerwitterung werden die Stämme durchneue Grauerlen ersetzt, die aus den perio-disch durchgeführten Ausholzungen ander Ahr entnommen werden.

Teil C: Best Practice Guide 157

Abb. 53-5: Auf der gegenüberliegenden Seite des Radweges wurde ein Grundwasserteich mit einem zugäng-lichen Uferbereich angelegt. Die Flachwasserzonen im hinteren Bereich ist Wasservögeln vorbehalten. Halbin-seln trennen diese Zone vom Erlebnisbereich.

Beispiel 53 Die “Eile” - Ein neuer Flusserlebnisbereich an der Unteren Ahr

Abb. 53-6: GeografischeLage des Flusserlebnis-bereiches “Eile” an derunteren Ahr.

Abb. 52-3: Bau der Sitzgelegenheiten, die gleichzeitig“Hochwassermarker” bilden.

Abb. 53-4: Lageplan des Grundwasserteiches.

Bruneck

Uttenheim

Gais

Mühlen

Sand i.T:

Stegen

Abb. 54-1: Projektskizze "WildWasserWelt Obervellach".

Im Detail

Das Projektsgebiet erstreckt sich von derneuen Möllbrücke in Obervellach bis ca.40 m vor der Einmündung des Wunzenba-ches. Buhnen und Struktursteine wurdenin das Flussbett der Möll bereits 1998 ein-gebaut. Diese Maßnahmen zur Belebungder Wasserströme wurden im Rahmen desProjektes bis zur Wunzenbachmündungfortgeführt. Im Zuge einer Kanalquerungwurde bereits früher eine Sohlschwelle("Rodeowalze") mit Steinschlichtungeninstalliert. Daran anschließend mündetnun am rechten Ufer der Möll ein neuge-baggerter Flussnebenarm ein. Der Verlauf des Flussnebenarmes wurdenaturnah gestaltet: er pendelt leicht, weistbuchtenartige Aufweitungen und vielfälti-ge flache und steile Uferböschungen auf.Die Pralluferbereiche wurden mit Stein-schlichtungen bis zur Sohle ausgelegt, umausreichenden Uferschutz zu gewährlei-sten. Zwischen dem Flussnebenarm undder Möll entstand eine Insel mit zahlrei-chen Gestaltungsdetails (Abb. 54-1):

• Sitzbereich: Grünzone mit Sitzbänkenund Tischen als Rastplatz für Radfah-rer und Wanderer mit Feuerstelle undTrinkwasser.

• Sandbucht: sanfte, mit feinem Sandausgebettete Bucht mit Seilkletter-gerüst, Balancierbalken und -bretternund einer kleinen Insel.

Aufgabenstellung

An der Möll bei Obervellach stand eingrößeres Gewässergrundstück im Allge-meinbesitz zur Verfügung. Die Wasser-bauverwaltung Kärnten hat großes Inter-esse, “öffentliches Wassergut” im Sinnedes Österreichischen Wasserrechtsgeset-zes (WRG 1959, §4) zugänglich zumachen und Projekte zu unterstützen, dieeine Verbesserung des Hochwasserschut-zes, aber auch eine naturnahe Gestaltungund Attraktivierung ermöglichen. Ein der-artiges Projekt wurde im Rahmen derFlussraumagenda Alpenraum an der Möllin der Gemeinde Obervellach umgesetzt.

Projektsidee

Der Grundgedanke für das Projekt bautdarauf auf, dass das Areal bereits derzeitfür Freizeit- und Sportaktivitäten sowohlvon Touristen als auch von Einheimischengenutzt wird. Der Fluss weist jedoch indiesem Bereich eine monotone Uferver-bauung auf, natürliche morphologischeStrukturen fehlen. Die Neugestaltung desFlussraumes mit Buhnen, Struktursteinenund einem kleinen Nebenarm bot die gün-stige Gelegenheit, sowohl die Struktur-vielfalt und den Lebensraum an der Möllzu verbessern, als auch den Hochwasser-abflussquerschnitt zu erweitern und denGewässerraum attraktiv und erlebnis-orientiert zu gestalten.

Modellflussraum:Möll

Partner:KÄRNTEN

Zusammenfassung:An der Möll im Gemeindegebiet von Ober-vellach (Kärnten, Österreich) wurdenBestrebungen, den Hochwasserabflussquer-schnitt zu erweitern, gleichzeitig aber auchden ökologischen Zustand zu verbessernund das Gewässer zugänglicher und erleb-barer zu machen, im Zuge eines kreativenPilotprojekts in die Tat umgesetzt. Kern des Projektes ist ein neu gebauter ca. 300 m langer Nebenarm der Möll mitbuchtenartigen Aufweitungen. Hier sindSand- und Wasserspielbereiche, Sitzmög-lichkeiten und eine Grillstelle untergebracht.Zusammen mit dem Freizeit- und Sportarealdes benachbarten Campingplatzes sind dieMöglichkeiten für die Besucher fast uner-schöpflich. Nicht nur für die Bevölkerungvor Ort, auch für Touristen ist die WildWas-serWelt Obervellach bereits im ersten Jahrnach Fertigstellung zur einer Attraktiongeworden.

Bearbeiter:DI Jan Staats

Informationen:Ing. Herbert MandlerAbteilung 18 WasserwirtschaftUnterabteilung Spittal/Drau E-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum158

Beispiel 54

Die WildWasserWelt an der Möll in Obervellach (Ö)- Eine flussbauliche Maßnahme mit Mehrwert

• Arena "Sonne & Feuer": Bucht miteiner Sitz-, Liege- und Veranstaltungs-arena aus Holzpalisadenstufen, Rasen-flächen und Böschungen sowie einerStegbrücke mit Kajakankerplatz (Abb.54-4).

• Kinderspielplatz: mit Flachwasserbe-reich und Sandbucht, Wasserspielele-mente etc. (Abb. 54-5)

• Kajakrutsche: als gefahrloses Erlebnis-element für Übungszwecke zur Über-windung von geringen Wasserhöhenund Stabilisierung des Wasserspiegelsfür den Begleitarm.

• Raftingbucht: Aufweitung der beste-henden Bucht, Ausbildung eines fla-chen Sandufers und Verlegung derRaftingrutsche zum Kioskbereich zurfunktionalen Verbesserung.

• Seilrutsche: zwei Seile zwischen denMöllufern, verankert auf Pfählen undStehplateaus mit Seilrollen ermög-lichen eine Personenseilbahn hin undzurück.

• Wasserhaus: zur Einbindung undAttraktivierung der Naherholungs-landschaft; als Teil des Uferrund-wanderweges und als Zuschauer-bereich für Wildwasseraktivitäten(Abb. 54-6).

Durch die zu erwartenden Überflutungen(der Naherholungsbereich liegt zur Gänzeim Abflussbereich häufiger Hochwässer) ,wird mit einem relativ hohen Wartungs-und Betreuungsaufwand gerechnet.Vorallem die bei Hochwässern abgelagertenFeinsedimente müssen entfernt werden.

Das Projekt "WildWasserWelt Obervel-lach" findet bei der Bevölkerung großenAnklang und das Areal wird begeistertgenutzt. Zudem ist damit ein zusätzlicherAnziehungspunkt für Touristen aus dergesamten Region geschaffen worden - einFaktor, von dem nicht nur das dort ansäs-sige Raftingunternehmen, sondern diegesamte Gemeinde profitiert.

Das Projekt zeigt auch, dass es gelingenkann, verschiedene Interessen und Pro-jektträger zu einer Maßnahme mit Mehr-wert zu verknüpfen: Die wasserbaulicheMaßnahme wurde im Rahmen der Fluss-raumagenda von der Wasserwirtschaftumgesetzt, die gestalterischen Arbeitenund die Errichtung der Spielgeräte wurdevon der Gemeinde und privaten Interes-senten übernommen.

Teil C: Best Practice Guide 159

Abb. 54-3: Der neue Flussnebenarm aus der “Vogel-perspektive”.

Abb. 54-4: Arena "Sonne & Feuer".

Abb. 54-2: Die WildWasserWelt an der Möll bei Obervellach wird begeistert angenommen.

Beispiel 54 Die WildWasserWelt an der Möll in Obervellach (Ö)

Abb. 54-5: Kinderspielplatz am Wasser.

Abb. 54-6: Wasserhaus.

und jeder Wasserbaustein unter schwierig-sten Bedingungen antransportiert und ver-setzt werden. Im Zuge dieses Projektswurde auch die Erweiterung des "Anten-lochs" in der Gemeinde Kössen in Angriffgenommen. Es handelt sich dabei um eineenge Felsklamm an der Stelle, wo dieGroßache Tirol verlässt. Für den Durch-fluss der Ache war stellenweise nur eineBreite von 3,40 m vorhanden. Dort stautesich der Fluss bei Hochwasser, besonderswenn er Holz mitführte und setztedadurch einen Teil des Kössener Talbo-dens unter Wasser. Deshalb wurde eineAufweitung auf ca. 12 m durch Spren-gung vorgenommen. Dass trotz der altenHochwasserdämme dennoch kein ausrei-chender Schutz gegeben war, zeigtennicht zuletzt die Hochwässer von 1991und 1995 (Abb. 55-2).

Die Neugestaltung der Großache ein-schließlich der Herstellung eines auf einhundertjährliches Ereignis ausgelegtenHochwasserschutzes nahm eine Bauzeitvon fünf Jahren (1996 - 2001) in An-spruch, die Gesamtkosten betrugen etwa16 Mio. Euro. Von Seiten des Bundeswurden dafür 60 % aus Mitteln desKatastrophenfonds aufgebracht.Dieses Projekt gilt mittlerweile alsMusterbeispiel für die sinnvolle Verknüp-fung wasserwirtschaftlicher Zielsetzun-gen. Mit dem Projekt wurde sowohl derSchutz des menschlichen Lebensraumsvor der Bedrohung durch Hochwassergewährleistet, der Gewässerzustand deut-lich verbessert und zudem ein attraktiverNaherholungsraum geschaffen.

Ausgangslage

Die Großache umfasst mit ihren Verzwei-gungen an der Grenze zu Bayern ein Ein-zugsgebiet von 855 km2 und führt ihrenNamen erst ab St. Johann, wo die Piller-see- oder Fieberbrunner Ache, die Kitz-bühler Ache und die Reiter Ache zusam-menfließen. Nach ca. 23 Flusskilometernverlässt die Großache bei so genannten"Antenloch" in Kössen Tirol und fließtnach Bayern. Ab hier trägt sie den NamenTiroler Achen (Abb. 55-1).Der Fluss - ursprünglich mit zahlreichenVerzweigungen und Nebengewässern -stellte seit jeher eine Gefahr für dieangrenzenden Siedlungen dar. Über-schwemmungen und Vermurungen tau-chen in historischen Aufzeichnungenimmer wieder auf. Die großen Hochwässer von 1896 und1899 veranlassten die damalige Graf-schaft von Tirol einen gesetzlichen Auf-trag zur "Regulierung der Großache" vonKössen bis Oberndorf zu erteilen. Zu die-sem Zweck wurde die Großachengenos-senschaft gegründet, deren Aufgabe dieRegulierung des Flusses war, mit demHauptziel die angrenzenden Wiesen undFelder fruchtbar zu machen. Der Flusslaufder Großache sollte in geordnete Bahnengelenkt werden. Bereits damals dachtendie Flussbauer an eine Absenkung derGroßachensohle, es fehlte jedoch an tech-nischen Hilfsmitteln. 1905 und 1922 wur-den die ersten Regulierungsmaßnahmenan der Großache durchgeführt. Zur dama-ligen Zeit musste jeder Pilot zur Uferbefe-stigung händisch in den Boden gerammt

Modellflussraum:Großache / Tiroler Achen

Partner:TIROL / BAYERN

Zusammenfassung:Beispielhaft für die Anliegen der Flussraum-agenda Alpenraum zeigt das Beispiel derGroßache zwischen Kirchdorf und Erpfen-dorf in Tirol (Österreich), welche positivenSynergieeffekte aus einem Hochwasser-schutzprojekt bei bewusster Planung undKommunikation erwachsen können. Vor allem der Aufweitung des Gewässerbet-tes ist es zu verdanken, dass die Großacheheute wieder HQ100-sicher ist und sich derökologische Zustand des Gewässerraumsdeutlich verbessert hat. Gleichzeitig ist derFluss - für Touristen und Einheimischegleichermaßen - zu einem attraktiven Nah-erholungsraum geworden. Das Projekt bringt durch den verbessertenWasserückhalt aber auch Vorteile für dieHochwassersicherheit im benachbartenBayern. Dies findet auch im gemeinsamerstellten Hochwasservorwarnmodell Groß-ache/Tiroler Achen seinen Niederschlag(siehe Beispiel 04).

Bearbeiter:Planung:DonauConsult, WienREVITAL ecoconsult, LienzARGE Limnologie, InnsbruckUmsetzung:Bundeswasserbauverwaltung,Amt der Tiroler LandesregierungAbteilung Wasserwirtschaft Wasserbauamt Kufstein(Ing. Jakob Scherer)

Informationen:DI Hubert SteinerAmt der Tiroler LandesregierungAbteilung Wasserwirtschaft,E-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum160

Abb. 55-1: Lage des Projektsgebietes. Abb. 55-2: Hochwasser an der Großache 1995.

Beispiel 55

Nachhaltiger Hochwasserschutz an der Großache in Tirol (Ö)

Die Flusssohle der Großache liegt heuteauf einer Länge von 6,5 km um 1,80 mtiefer. Um die flussaufwärts liegendenGemeinden nicht zu gefährden, wurden inKirchdorf zusätzlich ca. 20 ha Flächen fürden Hochwasserrückhalt geschaffen. Das Ziel, an der Großache wieder dieGewässercharakteristik eines Gebirgsflus-ses mit verzweigtem Gerinneverlauf zuschaffen, wurde durch Aufweitung desFlussbettes auf eine Breite von bis zu 70merreicht (Abb. 55-5). Dies bringt einer-seits eine Verlangsamung der Fließge-schwindigkeit, andererseits eine wesent-liche Verbes-serung der Uferstruktur.Schotterbänke können wieder entstehen,auf breiten flachen Uferböschungen kannwieder Auwald wachsen. Daraus ergebensich eine Vergrößerung des Gewässerle-bensraums und eine Vielfalt an Entwik-klungsmöglichkeiten für die typische Flo-ra und Fauna eines verzweigten Alpen-flusses.Schon im Zuge der Planung wurdengemeinsam mit den Anrainergemeinden

Überlegungen angestellt, den Erholungs-und Freizeitwert des Flussraumes an derGroßache für Bevölkerung und Gäste zuverbessern. Ergebnis: Im Sommer werdendie beidseitig angelegten Uferwege fürSpaziergänge und Radtouren intensivgenutzt werden. Im Winter sind hierLanglaufloipen zu finden. Mit Hilfe von Sponsorengeldern wurdeentlang des rechtsufrigen Begleitwegesein 3,5 km langer Flusserlebnisweg mitAussichtsplattformen und einem Kinder-spielbereich realisiert (Abb. 55-3 und 55-4). Schautafeln informieren über dasHochwasserschutzprojekt und den Le-bensraum Großache.

Es ist vorgesehen, die Achenverbauungbis zur Einmündung der FieberbrunnerAche in die Großache in St. Johann fort-zusetzen. Für diesen 1,7 km langen Bau-abschnitt, für den derzeit die Grundver-handlungen durchgeführt werden, sindBaukosten von rund 5,4 Mio. Euro veran-schlagt.

Teil C: Best Practice Guide 161

Abb. 55-5: Die Großache bei Kirchdorf (Tirol) vor Beginn des Hochwasserschutzprojektes (kleines Bild) und nach Baufertigstellung.

Abb. 55-3: Spannender Naturspielplatz Großache.

Abb. 55-4: Aussichtsplatttform am neuen Flusserleb-nisweg.

Beispiel 55 Nachhaltiger Hochwasserschutz an der Großache in Tirol (Ö)

abfluss innerhalb weniger Minuten um dasZweieinhalbfache steigen und abrupt wie-der sinken. Diese extremen Schwankungenbringen für den aquatischen Lebensraumgravierende Beeinträchtigungen mit sich. Dies äußert sich zum einen in einer Ver-armung der Artenzahl von Benthosorga-nismen, da unter diesen Umständen nurströmungsangepasste Organismen beste-hen können. Zum anderen werden die stel-lenweise attraktiven Laichstrecken fürbestimmte Arten (z.B. mamorierte Forelle)völlig unbrauchbar.

MaßnahmenDurch die Aufweitung erhielt der Flusswieder sein ursprüngliches Gesicht. ImZuge der Umsetzung wurde das Flussbettverbreitert und mit Hilfe einer naturnahenRampe rund einen Meter höher gelegt(Abb. 56-2). Dies brachte es mit sich, dassim Flussbett kleine Inseln entstanden, dienun seltenen Vogelarten als potenzielleBrutplätze zur Verfügung stehen.

Die Anhebung des Flussbetts brachte abernoch einen weiteren Vorteil. Vor der Maß-nahme wurden die Auwaldreste im Innen-bogen der Ahr von den jährlichen Hoch-wässern nicht mehr erreicht, da das Fluss-bett zu tief lag. Durch die Anhebung derSohle wird die Gatzaue wieder regelmäßigüberflutet, ein natürlicher Auwald mit Flut-mulden und Autümpeln kann wieder ent-stehen. Dadurch wird aber nicht nur neuerLebensraum für Pflanzen und Tieregeschaffen, es entsteht auch ein natürlicherHochwasserrückhaltebereich, der dieHochwassersicherheit flussabwärts erhöht.

Ausgangslage

Im Abschnitt Gatzaue oberhalb der Ort-schaft Gais fließt die Untere Ahr in einemmarkanten und landschaftlich reizvollenBogen und schließt dabei eine ca. 5 ha große Auwaldfläche - die so genannteGatzaue - ein (Abb. 56-1). Hier wurden bisin die 70er Jahre beträchtliche Geschiebe-mengen entnommen. Vor Beginn der Maß-nahme präsentierte sich die Ahr in diesemBereich daher als strukturarmer "Fluss-schlauch" mit deutlich eingetiefter Gewäs-sersohle. Selbst bei einem 150-jährlichenHochwasserereignis wäre die Gatzauegerade zu einem Viertel überflutet. Aus diesen Entwicklungen entstanden ausSicht der Gewässerökologie beträchtlichenegative Veränderungen:

• Im strukturarmen Flussbett dominiertenmonotone Wassertiefen und Strö-mungsmuster.

• Verzweigungen, wie sie für geschiebe-reiche inneralpine Flüsse typisch sind,fehlten.

• Gleichförmige strukturarme Ufer sowieder geringe Anteil von Totholzschränkten die Habitateignung fürForellen deutlich ein.

• Monotone Substratverhältnisse (groß-teils Feinsedimenten, die Schotter- undSteinfraktion fehlt oder ist nur an be-sonders stark überströmten Flussberei-chen zu finden).

Der Schwallbetrieb durch das Kraftwerk inMühlen übt besonders in den Winter-monaten eine negative Wirkung aus. In derNiederwasserperiode kann der Tages-

Modellflussraum:Untere Ahr

Partner:SÜDTIROL

Zusammenfassung:In der Gatzaue oberhalb der Ortschaft Gaisim Südtiroler Ahrntal hat die Untere Ahrdurch die Aufweitung des Flussbettes ihrenursprünglichen Charakter zurückerhalten:Ein breites Flussbett, kleine Inseln, einAutümpel und ein dichter Auwald bestim-men das Bild und bieten wieder günstigeLebensbedingungen für die charakteris-tische Tier- und Pflanzenwelt eines inner-alpinen Flusses. Neben der Verbesserung des gewässeröko-logischen Zustands konnte mit der Aufwei-tung aber auch die Hochwassersicherheitfür die Siedlungen im Tal verbessert wer-den. Und auch für die Bevölkerung bedeutetdie Aufweitung Gatzaue eine neue Erho-lungszone und damit eine Aufwertung ihresWohnumfeldes.

Bearbeiter:Dr. Peter Hecher

Informationen:Dr. Peter HecherAutonome Provinz Bozen, Abt. 30 WasserschutzbautenE-mail: [email protected]

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Flussraum Agenda Alpenraum162

Abb. 56-1: Die Gatzaue an der Unteren Ahr vor derAufweitung.

Abb. 56-2: Überblick über die geplantenMaßnahmen.

Beispiel 56

Die Flussaufweitung Gatz-Aue an der Unteren Ahr (I)

AhrÜberflutungsfläche jährlich

Grundwasserteich

Überflutungsfläche HQ10

Rampe zur Hebung des Flussbettes

Schotterinsel

Ausblick

Eine langfristige Zielsetzung stellt die Ver-minderung der negativen Auswirkungendes Schwallbetriebs dar. Als ideale Lösungschwebt vor, den Schwalleinfluss durchAusgleichsbecken abzuschwächen oderganz zu beseitigen. Dazu ist auch der Baueiner Druckleitung in Betracht zu ziehen,über die das Wasser vom Kraftwerk Müh-len bis in die Rienz geführt werden könnte,um dort nochmals Strom zu erzeugen.Dadurch wäre die Untere Ahr völligschwallfrei.Die Aufweitung in der Gatzaue ist übri-gens nicht die erste ihrer Art an der Unte-ren Ahr: Unterhalb von Mühlen in Tauferswurde vor zwei Jahren die Flussbreite auf

einer Länge von 380 Metern verdoppelt(Abb. 56-3). Erste Monitoringuntersu-chungen zeigen, dass in diesem Flussab-schnitt nun wesentlich mehr Jungforellenanzutreffen sind als vor der Aufweitung.Insbesondere der Seitenarm hat innerhalbkurzer Zeit die Rolle einer funktionsfähi-gen Kinderstube übernommen und gestal-tet sich somit als effektiver Ersatz für ver-schwundene Fischgewässerstrukturen.Auch erste Initialstadien eines neuenAuwaldes können dort bereits beobachtetwerden. Neben den bereits erfolgreichumgesetzten Projekten bei Mühlen und inder Gatzaue oberhalb von Gais sindzukünftig noch zwei weitere Aufweitungenan der Ahr geplant.

Teil C: Best Practice Guide 163

Abb. 56-5: Bauarbeiten zur Aufweitung Gatzau an der Unteren Ahr (Frühjahr 2005).

Abb. 56-3: Bereits früher umgesetzt.- Flussaufwei-tung an der Unteren Ahr bei Mühlen.

Beispiel 56 Die Flussaufweitung Gatz-Aue an der Unteren Ahr (I)

Abb. 56-4: Die Maßnahme Gatzaue im Querschnitt.

Schnitt

Teich Ahr

• Berücksichtigung der ökologischenFunktionsfähigkeit des Gewässers

• Möglichst HQ100-Schutz für Siedlun-gen und bedeutende Wirtschafts-anlagen

• Vermeidung von Verrohrungen undEindeckungen

erfüllt werden konnten, wurde diese Vari-ante zur Ausführung vorgeschlagen. Trotzdes höheren Grundstückbedarfs erreichtesie auch eine höhere Anrainerakzeptanz.Parallel zur technischen Projektierungwurde eine ökologische Fachplanungerstellt. Die Umsetzung des Projekteserfolgte von 1997 - 1999, wobei die Stadt-gemeinde Gleisdorf und die GemeindenAlbersdorf-Prebuch und Ludersdorf-Wil-fersdorf als Bauherren fungierten.

Maßnahmen

Die ausgeführten Maßnahmen sind inAbb. 57-5 im Überblick dargestellt. Beider Wahl der Baumaßnahmen wurde dar-auf geachtet, dass bestehender intakterUferbewuchs erhalten bleibt und vorhan-dene Strukturen genutzt werden.

LinearmaßnahmenEntsprechend den Platzverhältnissen wur-den die außerhalb des Abflussprofils lie-genden Hochwasserschutzbauten entwe-der als Erddamm oder als Betonmauererrichtet. Im Flussbett selbst wurden dievorhandenen Ufersicherungen aus Was-serbausteinen saniert und in zwei Berei-chen Steinbuhnen als Leitwerke einge-baut. Zudem wurde ein Erddamm etwa 50m abgerückt vom bestehenden Ufer

Aufgabenstellung

Ziel des Projektes "HochwasserschutzStadt Gleisdorf und Umgebungsgemein-den" war der Schutz von Siedlungs- undIndustriegebieten sowie von Verkehrswe-gen bis zu einem hundertjährlichen Hoch-wasserereignis (HQ100). 233 Objekte undFlächen im Ausmaß von 130 ha warenhochwassergefährdet. Mit dem vorliegen-den Projekt sollte die Hochwassergefähr-dung in der Stadt Gleisdorf und in denumliegenden Gemeinden auf ein Mini-mum reduziert werden.

Vorgangsweise

In einer vorgeschalteten Variantenunter-suchung wurden unterschiedliche Lö-sungsmöglichkeiten verglichen. Unter-sucht wurden einerseits ausschließlichlineare Ausbaumaßnahmen, andererseitseine Kombination von Linearmaßnahmenmit einem Hochwasser-Rückhaltebeckenim Seitenschluss. Der Schutzgrad allerVarianten erreichte zumindest HQ100.Nachdem mit dieser Kombination die Pla-nungsgrundsätze der Technischen Richtli-nien für die Bundeswasserbauverwaltung(RIWA-T 1994)

• Vermeidung aller abflussverschärfen-den und erosionsfördernden Maßnah-men

• Unterstützung aller Möglichkeiten desHochwasserrückhalts

• Erhaltung vorhandener natürlicherbzw. Reaktivierung verloren gegange-ner natürlicher Retentionsräume

Modellflussraum:Raab

Partner:STEIERMARK

Zusammenfassung:In der Stadtgemeinde Gleisdorf und mehre-ren Umgebungsgemeinden an der Raab inder Oststeiermark (Ö) waren Siedlungs- undIndustriegebiete sowie Verkehrswege hoch-wassergefährdet. 233 Objekte und Flächenim Ausmaß von 130 ha waren betroffen. Durch die Kombination von Linearmaßnah-men mit Hochwasserrückhaltemaßnahmenist es gelungen, die gefährdeten Bereichebis zu einem hundertjährlichen Hochwas-serereignis (HQ100) zu schützen. Gleichzeitigkonnte die ökologisch beeinträchtigte Raabbei größtmöglicher Bestandsschonunggewässerökologisch deutlich aufgewertetwerden.

Bearbeiter:Technische Planung: Zivilingenieur Dipl.-Ing. A. Turk, Gleisdorf; Koordination:DI Bruno Saurer, Dr. Peter FinkDI Heinz-Peter Paar, Steiermärkische Lan-desregierung, Fachabteilung 19A - Wasser-wirtschaft

Informationen:HR DI Rudolf HornichAmt der Steiermärkischen Landesregierung,Fachabteilung 19B, Schutzwasserwirtschaftund Bodenwasserhaushalt E-mail: [email protected]

U M S E T Z U N G

Flussraum Agenda Alpenraum164

Abb. 57-1: Ufermauer bei beengten Platzverhältnis-sen, Ufersicherung mit Geotextilmatten (nach Bau-abschluss).

Abb. 57-2: Grundablass des Hochwasser-Rückhalte-beckens, Detail Luftseite (Bauphase).

Beispiel 57

Integrierter Hochwasserschutz an der Raab bei Gleisdorf (Ö)

errichtet. Im Hochwasserfall dient dasGebiet zwischen Fluss und Damm alszusätzliche Retentionsfläche und steht fürökologische Maßnahmen zur Verfügung.

HochwasserrückhaltebeckenDer Abschlussdamm des Beckens weisteine maximale Höhe von 4,30 m auf(Abb. 57-2). Bei Vollfüllung umfasst dieWasserfläche 19 ha, bei Erreichen desgewöhnlichen Stauziels befinden sichrund 178.000 m3 Wasser im Rückhalte-becken. Der Einstau in dieses Beckenbeginnt ab einem HQ30 in der Raab.

Streichwehr mit ÜberströmungsgerinneDieses Wehr dient der Hochwasserentla-stung der Raab. Eine Überflutung derangrenzenden Grundstücke bei Hoch-wasserereignissen zwischen HQ10 undHQ30 soll damit vermieden werden.

Zusätzliche Maßnahmen betrafen denAusbau des Vorflutgrabens und die He-bung der Gemeindestraße Richtung Frei-berg im Bereich des Rückhaltebeckens.

GewässerökologieGewässerökologische Aspekte fanden beider Umsetzung der Planung verstärktBeachtung. Eine Reihe von Detailmaß-nahmen zur Erhöhung der Strukturvielfaltim und am Gewässer wurden realisiert:Der Einsatz verschiedener Bautypen bzw.unterschiedlicher Böschungsfußsicherun-gen, die Anlage von Inseln, die enge Ver-

zahnung zwischen Wasser und Landdurch variable Gestaltung der Uferlinienund Böschungen, Initialbepflanzungenmit standortgemäßen Pflanzen, dasBelassen von Sukzessionsflächen, dieAnlage von Strukturelementen im Wasseretc. (Abb. 57-3 und 57-4).

Resümee

Durch die Kombination von Linearmaß-nahmen und Hochwasserrückhalt ist esgelungen, an der durch unterschiedlichsteNutzungen beeinträchtigten Raab sowohleinen ausreichenden Hochwasserschutzbei größtmöglicher Bestandsschonung alsauch gewässerökologisch wichtige Struk-turelemente neu zu schaffen.

Teil C: Best Practice Guide 165

Abb. 57-5: Die Maßnahmen im Überblick.

Abb. 57-3: Ökologische Ausgleichsfläche Gießgra-benmündung (nach Baufertigstellung).

Beispiel 57 Hochwasserschutz an der Raab bei Gleisdorf (Ö)

Abb. 57-4: Querschnitt der ökologischen Ausgleichsfläche.

Anhang 167

Anhang

GlossarAusgewählte Literatur

Glossar

A N H A N G

Flussraum Agenda Alpenraum168

Quellen:Bayerisches Landsamt für Wasserwirtschaft (1998), BMLF (1994), BWG (2001) u.a.

ökologische Zustand wird anhand derQualität von Struktur und Funktions-fähigkeit aquatischer Ökosysteme in Ver-bindung mit Oberflächengewässern ste-hender Ökosysteme definiert.

Hochwasserschutz: Gesamtheit derMaßnahmen zum Schutz von Menschenund Sachwerten vor schädlichen Auswir-kungen des Wassers, insbesondere vorÜberschwemmungen, Erosionen undFeststoffablagerungen.

Hochwasservorsorge: Tätigkeiten undGrundlagen, die in Abstimmung miteiner Schutzplanung vorausschauend dasSchadensausmaß eines Hochwassers zuminimieren trachten, z.B. Raumplanung,Bauordnung, Alarmplanung udgl.

HQ100: 100jährliches Hochwasser (wirdim Durchschnitt alle 100 Jahre einmalerreicht oder überschritten). Da es sichum einen Mittelwert handelt, kann dieserAbfluss innerhalb von 100 Jahren auchmehrfach auftreten. Wenn Meßzeiträumean Flüssen weniger als 100 Jahre umfas-sen, wird dieser Abfluss statistischberechnet.

HW: höchster Wasserstand in einemanzugebenden Zeitraum (in m).

Restrisiko: nach der Realisierung allervorgesehenen Sicherheitsmassnahmennoch verbleibendes Risiko.

Retentionsraum: Überflutungsgebiet,das einen Rückhalt von Wasser bewirkt.

Risiko: Grösse und Wahrscheinlichkeiteines möglichen Schadens.

Schadenspotenzial: Grösse des mögli-chen Schadens.

Überflutungsraum: An das Gewässer-bett angrenzende Fläche, die bei Hoch-wasserereignissen, die grösser als dieAusbauwassermenge sind, vom ausufern-den Wasser eingenommen wird.

Ober-/Unterlieger: Personen oderObjekte, die sich flussaufwärts-/abwärtsvon einer bestimmten Stelle eines Fließ-gewässers befinden.

Abfluss: Jener Teil des gefallenen Nie-derschlages, der in Bächen und Flüssenabfließt, gemessen in Kubikmetern proSekunde (m3/s).

Anlandung / Eintiefung: Ablagerung /Abtransport von Material in einem Ge-wässer und dadurch bedingte Hebung /Senkung des Gewässerbetts.

Aufweitung: Verbreiterung des Fliess-gewässers.

Ausbauwassermenge: Abflussmenge,auf die Hochwasserschutzmassnahmenausgelegt sind.

Bemessungshochwasser: Hochwasser-ereignis das zur Dimensionierung einerHochwasserschutzmaßnahme oder einerbaulichen Anlage dient; ausgedrücktdurch die Wiederkehrzeit des Ereignis-ses, z.B. HQ100.

Einzugsgebiet: Summe aller Gebiete, dieeinem Gewässer Wasser zuführen. DieGrenze des Einzugsgebietes wird durchdie Wasserscheide markiert.

Feststoffhaushalt: MengenmässigeGegenüberstellung von Feststoffzufuhrund -abtransport innerhalb eines Ein-zugsgebietes oder einer Gewässerstrecke.

Gefahr: Zustand, Umstand oder Vor-gang, aus dem ein Schaden für Umwelt,Mensch und/oder Sachgüter entstehenkann.

Gefährdung: Gefahr, die sich ganz kon-kret auf eine bestimmte Situation oderein bestimmtes Objekt bezieht.

Geschiebe: Feststoffanteil beim Fest-stofftransport, der sich an der Sohle rol-lend oder hüpfend fortbewegt.

Gewässerraum: Landschaftsraum, derdas Gerinne und gewässernahe Bereiche,die in direkter Beziehung zum Gewässerstehen, umfasst.

Gewässerzustand, ökologisch guter:Zustand eines Oberflächenwasserkörpersgemäß der Einstufung nach Anhang 5 derEU-Wasserrahmenrichtlinie 2000. Der

Bundesanstalt für Wasser und Geologie(BWG) (2002): Mehr Raum für dieFließgewässer. In: Aquaterra 1/2002.Bern.

Bundesanstalt für Wasser und Geologie(BWG) (2002a): Hochwasserschutz imFluss. Bern.

Bundesanstalt für Wasserwirtschaft,Bundesanstalt für Raumplanung &Bundesanstalt für Umwelt, Wald undLandschaft (1997): Berücksichtigungder Hochwassergefahren bei raum-wirksamen Tätigkeiten. Biel.

Bundesamt für Umwelt, Wald und Land-schaft (BUWAL), Bundesamt für Wasserund Geologie (BWG) (2003): LeitbildFließgewässer Schweiz. Für eine nach-haltige Gewässerpolitik. Bern.

Bundesministerium für Land- und Forst-wirtschaft BMLF (1994): Richtlinienfür die Bundeswasserbauverwaltung.RIWA-T. Wien.

Bundesministerium für Land- und Forst-wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft(2004): Bewertung flussbaulicher Maß-nahmen im Sinne der EU-Wasserrah-menrechtlinie. Gewässerbetreungskon-zept Untere Traisen. Wien.

Bundesministerium für Land- und Forst-wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft(2004): Die Kraft des Wassers - Richti-ger Gebäudeschutz vor Hoch- undGrundwasser. Wien.

District d'Aménagement du Val de Drô-me (1997): Un S.A.G.E. pour la RivièreDrôme. Crest.

DKKV - Deutsches Komitee für Kata-strophenvorsorge e. V. (2003): Hoch-wasservorsorge in Deutschland, Ler-nen aus der Katastrophe 2002 im Elbe-gebiet Schriftenreihe des DKKV 29.Bonn.

Habersack, H, J. Bürgel, A. Petrascheck(2004):. Analyse der Hochwasserereig-nisse vom August 2002 - FloodRisk.Synthesebericht. Hrsg: BMLFUW,Wien.

Anhang 169

Glossar und Literatur

Amt der Kärntner Landesregierung,Abteilung 18 Wasserwirtschaft (2004):Hochwasserchronik Kärnten. 792 -2003. Klagenfurt.

Amt der Kärntner Landesregierung,Abteilung 18 Wasserwirtschaft (1999):Drau Fersina - Ökologisch orientiertesschutzwasserwirtschaftliches Manage-ment von alpinen Flussgebieten. Kla-genfurt, Trient

Bayerisches Staatsministerium für Lan-desentwicklung und Umweltfragen(1997): Flüsse, Auen, Täler erhaltenund entwickeln. Wasserwirtschaft inBayern, Heft 30. München.

Bayrisches Landesamt für Wasserwirt-schaft (1998): Hochwasser. SpektrumWasser 1. München.

Bayerisches Staatsministerium für Lan-desentwicklung und Umweltfragen(1998): Hochwasserschutz bayrischerStädte. Wasserwirtschaft in Bayern. Heft32. München.

Bayerisches Staatsministerium für Lan-desentwicklung und Umweltfragen(1999): Wasserland Bayern - Nachhal-tige Wasserwirtschaft in Bayern. Mün-chen.

Bayrisches Staatsministerium für Lan-desentwicklung und Umweltfragen(2002): Hochwasserschutz in Bayern.Aktionsprogramm 2020. München.

Bayerisches Staatsministerium für Lan-desentwicklung und Umweltfragen(2003): Schutz vor Hochwasser in Bay-ern - Strategie und Beispiele. München.

Bundesamt für Raumentwicklung (2003):Naturgefahren und Alpenkonvention.Ereignisanalyse und Empfehlungen.Bern.

Bundesanstalt für Wasser und Geologie(BWG) (2001): Hochwasserschutz anFließgewässern. Wegleitungen desBWG. Bern.

Ausgewählte Literatur

Österreichische Gesellschaft für Umweltund Technik (ÖGUT) und Bundesminis-terium für Land- und Forstwirtschaft,Umwelt und Wasserwirtschaft (2005):Das Handbuch Öffentlichkeitsbeteili-gung. Die Zukunft gemeinsam gestal-ten. ÖGUT-News 01/2005. Wien.

Österreichische Raumordnungskonferenz(ÖROK) (2005a): Präventiver Umgangmit Naturgefahren in der Raumord-nung. Materialienband. SchriftenreiheNr. 168. Wien.

Österreichische Raumordnungskonferenz(ÖROK) (2005b): Empfehlungen zumpräventiven Umgang mit Naturgefah-ren in der Raumordnung. Empfehlun-gen Nr. 52. Wien.

Petrascheck A. (2004): Extreme Hoch-wasser - wie weit können und müssenwir uns schützen? Interpraevent2004/IV. S. IX/147 - IX/157.

Schriftenreihe der Vereinigung DeutscherGewässerschutz (Hrsg.) (2003): Hoch-wasser - Naturereignis oder Menschen-werk? Bd. 66. Bonn.

Wagner. K. & M. Suda. (2004): Natur-gefahren aus der Perspektive derBevölkerung - eine große Black Box?Interpraevent 2004/IV. S. IX/285 -IX/296.

ICLEI - Internationaler Rat für Kommu-nale Umweltinitiativen (2001): Aktions-handbuch Nachhaltige Wasserwirt-schaft und Lokale Agenda 21. Hrsg.Umweltbundesamt. Berlin.

Internationale Kommission zum Schutzdes Rheins (IKSR) (2002): Hochwasser-vorsorge. Maßnahmen und ihre Wirk-samkeit. Koblenz.

Internationale Kommission zum Schutzdes Rheins (2005): Umsetzung desAktionsplans Hochwasser 2001 und2002. Bericht Nr. 144. Koblenz.

Kanonier, A. & C. David (2003): Natur-gefahren im österreichischen Rau-mordnungsrecht. Endbericht. Studie imAuftrag der Österreichischen Raumord-nungskonferenz. Wien.

Pichler, F., Sereinig, N., Michor, K.(2003): 10 Jahre Gewässerbetreuung inKärnten 1993 - 2003. Erfahrungen undAusblicke. Interpraevent Schriftenreihe 1Report 1. Klagenfurt.

Kennel, M. (2004): VorbeugenderHochwasserschutz durch Wald undForstwirtschaft in Bayern. Interprae-vent 2004/IV. S. VIII/117 - VIII/128.

Kienholz, H. B. Krummenacher, A. Kip-fer, S. Perret (2004): Aspects of IntegralRisk Management in Practice - Con-siderations with Respect to MountainHazards in Switzerland. In: Österr.Abfall- und Wasserwirtschaft. Heft 3-4.56. Jahrgang. Wien, New York.

Länderarbeitsgemeinschaft Wasser(LAWA) (1995): Leitlinien für einenzukunftsweisenden Hochwasserschutz.Hochwasser - Ursachen und Konse-quenzen. Stuttgart.

Nachhaltigkeitsbeirat der Landesregie-rung Baden-Württemberg (NBBW)(2004): Neue Wege zu einem nachhalti-gen Flächenmanagement in Baden-Württemberg. Sondergutachten. Stutt-gart.

A N H A N G

Flussraum Agenda Alpenraum170

Copyright:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz,Referat 55 - Gewässer erster Ordnung.Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck undWiedergabe - auch auszugsweise - nur mitGenehmigung des Herausgebers.München, Februar 2006.

Bezugshinweis:Diese Broschüre erhalten Sie kostenlos beiden zuständigen Stellen der Partnerländer(Adressen siehe Seite 8ff) oder als Download unter

www.flussraumagenda.de

Das Projekt und diese Publikation wurdengefördert aus Mitteln des europäischenFonds für Regionalentwicklung im Rahmendes Interreg IIIB Alpenraumprogrammes.

IMPRESSUM

Lead-Partner:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat 55 - Gewässer erster Ordnung;Rosenkavalierplatz 2; D-81925 München.MR Claus KumutatBOR Stefan Thums

Text, Redaktion und Gestaltungunter Verwendung von Beiträgen aus denPartnerländern:REVITAL ecoconsult, Nussdorf 71, A-9990 Nussdorf-Debant; freiland Umweltconsulting, ZT-Gesellschaftfür Landschaftsplanung und Landschafts-pflege, Liechtensteinstraße 63, A-1090 Wien;

Herstellung:Print Connect GmbH, A-9150 Bleiburg

Bildnachweis:Die Fotos und Abbildungen wurden von denProjektpartnern zur Verfügung gestellt undsind urheberrechtlich geschützt. Besonderer Dank geht an das Rhoneprojekt -Kanton Wallis (www.vs.ch/rhone.vs) für dieÜberlassung der Cartoons.

Flus

srau

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gend

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penr

aum

Flussraum AgendaAlpenraum

ErgebnisbandTeil A: EinführungTeil B: Der FlussraummanagementplanTeil C: Best-Practice-Guide

R i v e r B a s i n A g e n d a Die Partner der Flussraumagenda / River Basin Agenda

BayernBayerisches Staatsministerium für Umwelt,

Gesundheit und Verbraucherschutz,Referat 55 - Gewässer erster Ordnung

ÖsterreichBundesministerium für Land- und Forstwirt-

schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Sektion VII/5 - Schutzwasserwirtschaft

BayernWasserwirtschaftsamt Traunstein

Fachbereich Wasserbau und Gewässer-entwicklung

FrankreichGroupe de Recherche Rhône-Alpes

sur les Infrastructures et l'Eau Zone Atelier Bassin du Rhône

FriaulComune di Budoia

KärntenAmt der Kärntner Landesregierung

Abteilung Wasserwirtschaft

SalzburgAmt der Salzburger Landesregierung

Fachabteilung Wasserbau

SchweizSwiss Federal Institute of

Aquatic Science and Technology

SlowenienMinistrstvo za okolje in prostor

Agencija RS za okolje

SteiermarkAmt der Steiermärkischen

Landesregierung; Abteilung Wasser- und Abfallwirtschaft

SüdtirolAutonome Provinz Bozen-SüdtirolAbteilung 30 Wasserschutzbauten

TirolAmt der Tiroler Landesregierung

Abteilung Wasserwirtschaft