Die Schule von Athen - La scuola di Atene · Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie...

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Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt 1 Die Schule von Athen - La scuola di Atene Fresco „la scuola di Atene“ von Raffaello Sanzio da Urbino

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Die Schule von Athen - La scuola di Atene

Fresco „la scuola di Atene“ von Raffaello Sanzio da Urbino

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Platon und Aristoteles

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Sokrates Platon Aristoteles

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Aristoteles 384 (v. Chr.): geb. auf der Halbinsel Chalkidike im thrakischen Stagira 367 (v. Chr.): sollte Arzt (wie sein Vater) werden und ging mit 17 Jahren nach Athen 367-347 (v. Chr.): Schul- und Lehrzeit an der Akademie von Platon 347 (v. Chr.): Verlassen der Schule nach Platons Tod und Heirat mit der Adoptivtochter des Diktators Hermeias. 345 (v. Chr.): Sturz von Hermeias, daraufhin begab Aristoteles sich nach Mytilene auf Lesbos 342 (v. Chr.): Erzieher des Prinzen Alexander, Sohn von König Phillip von Makedonien (später Alexander der Große) 336 (v. Chr.): Gründung der eigenen Schule Lykeion / Peripatos 324 (v. Chr.): Exil in Chalkis auf Euboia 322 (v. Chr.): Tod im Alter von 62 Jahren Werke in nahezu allen Bereichen des Wissens, etwa Logik, Naturlehre, Seelenlehre/Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik, Staatslehre und Poetik

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I. Aristoteles: Politik Da wir sehen, dass jeder Staat eine Gemeinschaft ist und jede Gemeinschaft um eines Guten willen besteht (denn alles Wesen tun alles um dessentwillen, was sie für gut halten), so ist es klar, dass zwar alle Gemeinschaften auf irgendein Gut zielen, am meisten aber und auf das unter allen bedeutendste Gut jene, die von allen Gemeinschaften die bedeutendste ist und alle übrigen in sich schließt. Diese ist der sogenannte Staat und die staatliche Gemeinschaft. (Pol. 1252a 1-8) Außerdem ist der Zweck und das Ziel das Beste. Die Autarkie ist aber das Ziel und das Beste. (Pol. 1252b39-1253a1)

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I. Aristoteles: Politik Ziel des Staates ist also das edle Leben (…) Dies endlich ist, wie wir betonen, das glückselige und edle Leben. Man muss also die politischen Gemeinschaften auf die edlen Handlungen hin einrichten und nicht bloß auf das Beisammenleben“ (Pol. 1288b39-1281a4) Und so gibt es in den Staaten (…) Formen des geselligen Lebens. Das ist das Werk der Freundschaft. Denn der Wille zusammenzuleben, ist Freundschaft. (Pol. 1280b37-38)

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II. Aristoteles: Politik Daraus ergibt sich, dass der Staat zu den naturgemäßen Gebilden gehört und dass der Mensch von Natur aus ein staatenbildendes Lebewesen ist; derjenige, der aufgrund seiner Natur und nicht bloß aus Zufall außerhalb des Staates lebt, ist entweder schlecht oder höher als der Mensch. (Po. 1253a2-a5) Der Mensch ist aber das einzige Lebewesen, das Sprache besitzt. Die Stimme zeigt Schmerz und Lust an und ist darum auch den andern Lebewesen eigen (…); die Sprache dagegen dient dazu, das Nützliche und Schädliche mitzuteilen und so auch das Gerechte und Ungerechte. Dies ist nämlich (…) dem Menschen eigentümlich, dass er allein die Wahrnehmung des Guten und Schlechten, des Gerechten und Ungerechten und so weiter besitzt. Die Gemeinschaft in diesen Dingen schafft das Haus und den Staat. (Pol. 1253a9-a18)

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III. Aristoteles: Politik Der Mensch, der seiner Natur nach nicht sich selbst, sondern einem anderen gehört, ist von Natur ein Sklave. (Pol. 1254a14-15) Die Wissenschaft des Herrn ist aber diejenige, die die Sklaven zu verwenden weiß (…) Wer es sich also leisten kann, sich nicht selbst abzumühen, bei dem übernimmt ein Verwalter dieses Amt, und die Herren selbst treiben Politik oder Philosophie. (Pol. 1255b30-37)

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Das Menschenbild bei Aristoteles a) Der Mensch als zoon politikon

→ Es liegt im Wesen, der Natur des Menschen, Staaten zu bilden. Der Mensch braucht andere

Menschen, um ein erfülltes Leben zu haben → Alle, die nicht im Staat leben sind entweder besser als der Mensch (Götter) oder schlechter

(Tiere) → Der Mensch als Sprachwesen: Das miteinander Sprechen, Beraten, Urteilen und Entscheiden

über das allen Gemeinsame macht ihn zu einem politischen Lebewesen (das höchste Gute des Menschen)

→ Aristoteles spricht (borniert, vorurteilsbesetzt und begründungslos) nur von Männern als „polites“; Frauen werden (bis ins 20 Jahrhundert) ins Haus, ins Private eingesperrt.

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Das Menschenbild bei Aristoteles b) Es gibt von Natur aus Sklaven und Herren

→ Sklaven haben kein Recht auf politische Beteiligung. Sie verfügen nicht über sich selbst → Freie Männer arbeiten nicht, denn Arbeit hat keinen Wert. Jenseits der Arbeit ist das Handeln.

Dort wird Politik und Philosophie betrieben

c) Höchstes Ziel des Menschen: Eudamonia, Freundschaft, Glückseligkeit

→ Nur in der Gemeinschaft möglich. Das Wesen des Menschen erfüllt sich, indem wir über Gutes,

Schlechtes, Gerechtes und Ungerechtes für uns als Polis / Polites beraten und urteilen.

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III. Aristoteles: Politik Es ist also klar, dass man ein tüchtiger Bürger sein kann, ohne die Tugend des tüchtigen Mannes zu besitzen. (Pol. 1276b34-35) Aber es ist löblich, wenn man ebenso zu regieren wie regiert zu werden versteht, und es scheint in gewisser Weise die Tugend des Bürgers zu sein, gut zu regieren und gut regiert werden zu können. (Pol. 1277a25-27)

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IV. Aristoteles: Politik Denn die Verfassung ist die Ordnung des Staates hinsichtlich der Fragen, wie die Regierung aufgeteilt ist, welche Instanz über die Verfassung entscheidet und was das Ziel jeder einzelnen Gemeinschaft ist. (Pol. 1289a15-18) In allen Staaten gibt es drei Teile, die sehr Reichen, die sehr Armen und die Mittleren. (Pol. 1295b1-2)

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V. Aristoteles: Politik

Denn die Politie ist mit einem Wort gesagt, eine Mischung von Demokratie und Oligarchie. Man pflegt denn auch die Formen, die mehr zur Demokratie neigen, eigentlich Politien zu nennen, und diejenigen, die sich mehr zur Oligarchie hin bewegen, Aristokratien. (Pol. 1295b33-37) Denn die Menge, von der der einzelne kein tüchtiger Mann ist, scheint doch in ihrer Gesamtheit besser sein zu können als jene Besten; nicht jeder Einzelne für sich, sondern die Gesamtheit (…) Denn es sind viele, und jeder hat seinen Teil an Tugend und Einsicht. (Pol. 1281a43-b4)

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V. Aristoteles: Politik

Von den Demokratien ist die erste diejenige, in der die Gleichheit am meisten vorhanden ist. Unter Gleichheit versteht das Gesetz einer solchen Demokratiedies, dass keiner, reich oder arm, einen Vorrang hat, dass kein Teil über den anderen regiert, sondern beide vollkommen ebenbürtig sind. Wenn nämlich die Freiheit sich vor allem in der Demokratie findet, wie einige meinen, und ebenso die Gleichheit, so wird diese am meisten darin bestehen, dass alle so gleichmäßig als möglich an der Regierung teilhaben. (Pol. 1291b30-38)

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V. Aristoteles: Politik Die Unterschiede bestehen in drei Dingen, deren Kombination mit Notwendigkeit alle Möglichkeiten ergibt. Die eine Frage ist, wer die Beamten beruft, die zweite, woher sie genommen werden, und die dritte, auf welche Weise sie bestellt werden. (Pol. 1300a11-14) Die Demokratie entstand dadurch, dass man meinte, wer in einem bestimmten Punkte gleich sei, der sei es auch in allem (weil nämlich alle gleichmäßig frei sind, glauben sie schlechthin gleich zu sein) … So besitzen sie alle ein Stück der Gerechtigkeit, im Ganzen aber gehen sie fehl. (Pol. 1301a28-37)

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V. Aristoteles: Politik Ungerecht geschieht dies, wenn einzelne gegen ihre Würdigkeit Ehre oder Unehre erfahren, gerecht, wo dies der Würdigkeit entsprechend geschieht. (Pol. 1302b12-14) Außerdem darf man nicht übersehen, was faktisch alle verfehlten Verfassungen übersehen: die Mitte. (Pol. 1309b18-20)

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V. Aristoteles: Politik Dass nun einem jeden so viel an Glückseligkeit zufällt, als er Tugend und Einsicht und das Handeln danach besitzt, das stehe für uns fest. … Tapferkeit, Gerechtigkeit und Einsicht haben dieselbe Wirkung und Gestalt im Staate, wie wenn man sagt, dass ein einzelner an ihnen teilhat und darum gerecht, klug und besonnen ist. (Pol. 1323b21-36)

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Staatsformen bei Aristoteles

Gute Verfassung Ziel: Allgemeinwohl

Entartete Verfassung Ziel: Machterhalt des Herrschers

Einer Monarchie Tyrannis

Wenige Aristokratie Oligarchie

Viele Polis/Politie Demokratie/Herrschaft des Pöbels

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Staatsformen bei Aristoteles Zentrale Frage: Wer herrscht zu wessen Wohl? (Wer übt mit welchem Ziel Macht aus)

→ Einer, Wenige, Alle zum Wohl je Eines, Weniger, Aller, jeweils des Eigenen

Warum sind schlechte Formen schlecht? → Sie verhindern den Diskurs, zerstören dadurch die politische Beratung in Freundschaft und

lassen das allen Gemeinsame aus dem Blick geraten (das höchste Gute). Die Tyrannis ist deshalb pervers, indem sie die Isolation der Einzelnen voneinander intendiert.

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Römisches Reich zu Zeiten des Augustus

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Aurelius Augustinus 13. November 354 in Thagaste / Souk Ahras (Algerien) 28. August 430 in Hippo