Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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BACHELORARBEIT IM FACHBEREICH LOGOPÄDIE Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne Computerprogramm Sandra Kotterba (464015) l Antonia Lohmeyer (460170) l Katrin Mielcarek (461227) l Nadia Rezaee (454311) Seniorbegleiterin: Dorothee Dahl

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BACHELORARBEIT

IM FACHBEREICH

LOGOPÄDIE

Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo

hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne

Computerprogramm

Sandra Kotterba (464015) l Antonia Lohmeyer (460170) l Katrin Mielcarek (461227) l Nadia Rezaee (454311)

Seniorbegleiterin: Dorothee Dahl

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© Juni 2012, Hogeschool van Arnhem en Nijmegen (NL)

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere in der Entnahme von

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© Illustration Deckblatt: Mai 2012, Jolanta Mielcarek

Der Baum auf dem Deckblatt spiegelt den Verlauf des Störungsbildes Aphasie von der Entstehung der Krankheit

bis hin zu der logopädischen Diagnostik wieder. Die Wurzeln bilden hier die möglichen Ursachen, die zu einer

Aphasie führen können. Um eine bestmögliche Genesung der Aphasie zu erzielen ist die Konsultierung eines

Logopäden von großer Bedeutung. Der Logopäde muss hierbei zuerst den Schweregrad der Aphasie mit einem

von ihm gewählten Test diagnostizieren. Nur so kann er die jeweils optimale Therapie konzipieren. Jeder Patient

ist individuell wie die Blätter in dem Baum.

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Die Autorinnen stellen sich vor

Sandra Kotterba

Wohnort: Recke

Geburtsdatum: 13.06.1988

[email protected]

Antonia Lohmeyer

Wohnort: Bonn

Geburtsdatum: 13.05.1989

[email protected]

Katrin Mielcarek

Wohnort: Düsseldorf

Geburtsdatum: 27.05.1989

[email protected]

Nadia Rezaee

Wohnort: Lontzen

Geburtsdatum: 03.07.1989

[email protected]

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Danksagung

4 lange Monate… 4 hochmotivierte Studentinnen…

Blackouts und Ideen

Tiefen und Höhen

Schweigen und Lachen

Böse Blicke und Augenzwinkern

Traurigkeit und Freude

Rückschläge und Erfolg!

Unser erster Dank geht an die Teilnehmer der Online-Umfrage, die uns so zahlreich

geantwortet haben und ohne die diese Bachelorarbeit nicht zu Stande gekommen wäre.

Auch den Interviewpartnern Dr. Kira Kramer und Eva Rilling gilt ein herzlicher Dank für das

Interesse, die Zeit und die ausführliche und ehrliche Beantwortung unserer Fragen.

Ein weiterer Dank geht an unsere Dozentinnen Jeanine Coopmans und Antje Orgassa die

uns bei Fragen tatkräftig zu der Seite standen.

Darüber hinaus danken wir unseren Familien, Freunden und Bekannten, die uns durch

Ermutigung, Geduld, Interesse sowie ihren Ideen unterstützt und unsere Launen ertragen

haben. Insbesondere möchten wir uns hier ganz herzlich bedanken bei Ina Schoenegge-

Rezaee, für ihre Flexibilität trotz Urlaub, bei Kerstin Kotterba, für ihre Anmerkungen und

Vorschläge, bei Jolanta Mielcarek, für ihre kreative Unterstützung und bei Dr. Jürgen

Lohmeyer, der uns mit wertvollen Hinweisen unterstützt hat.

Zum Schluss möchten wir uns noch bei unserer Seniorbegleiterin Dorothee Dahl bedanken,

die uns immer wieder aufgefangen und mit ihrer positiven Art mitgezogen hat.

Herzlichen Dank!

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Vorwort

Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich umfassend mit den Stärken und Schwächen

der Diagnostikmittel Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon Modellorientiert (LeMo) bei

Aphasiepatienten in Bezug auf die aktuellen Meinungen und Erfahrungen in Deutschland.

Gefragt wurden Logopäden, Sprachheilpädagogen, Sprachtherapeuten, Sprechtherapeuten,

klinische Linguisten, Patholinguisten, Neurologen sowie andere Fachleute, die im

sprachtherapeutischen Bereich arbeiten. Im Folgenden wird die Bezeichnung „Logopäde“

einheitlich gebraucht, auch wenn die anderen Berufsbezeichnungen ebenfalls gemeint sind.

Zusätzlich wurde aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung entschieden, hier und in der

gesamten Arbeit lediglich die männliche Form zu verwenden. Mitarbeiter beispielsweise steht

im Plural typischerweise für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Alle Wörter die im Text mit

einem Sternchen* markiert wurden, sind Fachbegriffe die im Glossar (Anhang P) aufgelistet

und genauer beschrieben werden.

Zu Beginn wird das Fundament dieser Bachelorarbeit beschrieben. Hierbei geht es um die

gesamte Planung des Ablaufs der Bachelorarbeit in Hinsicht auf den Anlass der Studie und

der Entwicklung der Forschungsfrage. Es folgt eine Darstellung des aktuellen

Forschungsstandes zu der Thematik Aphasie sowie zum AAT und LeMo bezüglich des

aktuellen Literaturstandes. Im Anschluss wird die Planung sowie der Verlauf der

Untersuchung bis hin zu der Auswertung behandelt. Danach folgt ein detaillierter Überblick

über die gewonnen Ergebnisse. Es schließt eine Diskussion an, in der die wichtigsten

Ergebnisse zusammengefasst werden und auf die zuvor formulierten Hypothesen rekurriert

wird. Das resultierende Fazit beinhaltet nochmals die zentralen Erkenntnisse und leitet erste

Handlungsempfehlungen ab.

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Abstract

Zusammenfassung

Das Störungsbild Aphasie ist mit deutlich über 50.000 jährlichen Neuerkrankungen in

Deutschland für den Berufsalltag des Logopäden nicht mehr weg zu denken. Um eine

effektive Therapie des Störungsbildes gewährleisten zu können, bildet eine richtige

Diagnostik die Grundvoraussetzung. Durch die fortgeschrittene Forschung gibt es

mittlerweile verschiedene Diagnostikmittel mit unterschiedlichen Ansätzen für das

Störungsbild Aphasie. Der AAT gilt durch seine jahrelange Anwendung und Verbreitung in

Deutschland als „Golden Standard" (Wacker et al., 2002). LeMo hingegen verfolgt einen

anderen Ansatz und wird immer populärer. Welche Stärken und Schwächen der jeweilige

Test aus der Sicht der Logopäden hat und inwiefern sie sich für den einen oder den anderen

Test entscheiden, wurde anhand einer Umfrage mit 69 Teilnehmern analysiert. Mit Hilfe von

zwei Experten auf dem jeweiligen Gebiet des Diagnostikmittels wurden die Ergebnisse

untermauert oder widerlegt. Die Untersuchungen ergaben, dass jeder Tests sowohl Stärken

als auch Schwächen hat und diese auch bei der Wahl des Diagnostikmittels einen Einfluss

haben. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass es unter anderem einen Zusammenhang

zwischen der Wahl des Test und der Lokalisation der Einrichtung in Deutschland gibt. Dieser

besteht auch zwischen der Wahl des Tests und der Art der Einrichtung.

Anhand der Ergebnisse wurde festgestellt, dass der Wissensstand der Logopäden zu den

Testverfahren vielfach unzureichend ist und somit die Testwahl nicht immer fundiert erfolgt.

Routine und Vertrautheit spielen oft eine größere Rolle, statt jeweils adäquat den einzelnen

Fall und Patienten zu betrachten.

Schlüsselwörter

Wahl des Aphasiediagnostikmittels

AAT

LeMo

Logogenmodell

syndromorientierter Ansatz

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Summary

The clinical picture Aphasia, with way more than 50.000 annual new cases in Germany, is

indispensible in the working life of speech therapists. To ensure an effective therapy, it is of

high importance to use the right clinical diagnostics. Due to advanced research, there are

several diagnostic tools, with different approaches, for Aphasia. In virtue of its long lasting

usage and its propagation in Germany, the AAT counts as the golden standard in this area.

Whereas LeMo, pursuing a different track, is becoming increasingly popular. The strengths

and weaknesses each test has, and why speech therapists choose one over the other, was

analyzed by a survey with 69 participants. The results were underpinned or refuted by

experts on the perspective diagnostic tool. The research showed that each test has its

strengths and weaknesses, which have influence and impact on the choice between one and

the other. Furthermore, amongst other results, coherence between the choice of the

diagnostic tool and the localization of the institution was revealed by the survey. This also

applies for the choice of the diagnostic tool and the kind of institution where the speech

therapist works.

The current scientific knowledge of speech therapists, regarding the testing tools, is

frequently inadequate as to why the choice of the test is not well-grounded. In conclusion,

instead of considering each case and patient individually, routine and habitual nature plays

often the primary role in choosing a diagnostic tool.

Keywords

choice of aphasia diagnostic tool

AAT

LeMo

logogen model

syndrome-based assessment

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Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG ............................................................................................... 14

1.1 Anlass der Studie ....................................................................................................14

1.2 Zielsetzung und Forschungsfragen .......................................................................16

1.3 Ablauf der Bachelorarbeit .......................................................................................21

2. FORSCHUNGSSTAND UND THEORIE ..................................................... 24

2.1 Aktueller Forschungsstand ....................................................................................24

2.2 Aphasie ....................................................................................................................27

2.2.1 Was ist Aphasie? .....................................................................................................28

2.2.2 Merkmale und Syndrome der Aphasie .....................................................................30

2.2.3 Diagnostische Verfahren ..........................................................................................34

2.3 AAT ...........................................................................................................................34

2.3.1 Hintergrundinformationen ...................................................................................34

2.3.2 Aufbau und Durchführung des AATs ...................................................................35

2.3.3 Klassifizierung in Syndrome ................................................................................38

2.4 LeMo ........................................................................................................................38

2.4.1 Hintergrundinformationen ...................................................................................38

2.4.2 Aufbau und Durchführung von LeMo ..................................................................41

2.4.3 Klassifizierung anhand des Logogenmodells ......................................................43

3. METHODENDESIGN .................................................................................. 44

3.1 Variablen der Forschungsfrage ..............................................................................44

3.2 Messinstrumente .....................................................................................................46

3.2.1 Online Umfrage ........................................................................................................46

3.2.2 Experteninterview ....................................................................................................54

4. ERGEBNISSE ............................................................................................. 63

4.1 Standort der Einrichtung.........................................................................................64

4.1.1 Umfrage ...................................................................................................................64

4.1.2 Experteninterview ....................................................................................................65

4.2 Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests ..................................................66

4.2.1 Umfrage ...................................................................................................................66

4.2.2 Experteninterview .................................................................................................... 67

4.3 Beruflicher Abschluss .............................................................................................67

4.3.2 Experteninterview ....................................................................................................69

4.4 Motive für die Testwahl ...........................................................................................70

4.5 Evaluation der Stärken und Schwächen des AATs und LeMo .............................75

4.5.1 Stärken und Schwächen des AATs ..........................................................................75

4.5.2 Stärken und Schwächen von LeMo ..........................................................................76

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5. DISKUSSION .............................................................................................. 83

5.1 Überblick über die Forschungsergebnisse ...........................................................83

5.1.1 Stärken und Schwächen des AATs ..........................................................................83

5.1.2 Stärken und Schwächen von LeMo ..........................................................................85

5.1.3 Erörterung der Hypothesen ......................................................................................86

5.2 Verlauf der Studie ....................................................................................................88

6. FAZIT ........................................................................................................... 91

7. LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................ 94

8. ANHANG ..................................................................................................... 96

Anhang A: Implementierungsplan .....................................................................................96

Anhang B: Pressebericht ................................................................................................ 100

Anhang C: Artikel ............................................................................................................ 101

Anhang D: Umfrage ........................................................................................................ 105

Anhang E: Anschreiben zu der Umfrage ......................................................................... 114

Anhang F: Anschreiben dbl ............................................................................................ 115

Anhang G: Anschreiben Experteninterview zum AAT ..................................................... 116

Anhang H: Anschreiben Experteninterview zu LeMo ....................................................... 117

Anhang I: Einverständniserklärung von den Experten ..................................................... 118

Anhang J: Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL............................................... 120

Anhang K: Sonstige Tests............................................................................................... 121

Anhang L: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit allen beruflichen Abschlüssen ... 122

Anhang M: Ergebnisse der Umfrage hinsichtlich der Stärken und Schwächen

von AAT und LeMo ....................................................................................... 123

Anhang N: Transkription des Experteninterviews mit Dr. Kira Kramer ............................. 127

Anhang O: Transkription des Experteninterviews mit Eva Rilling .................................... 146

Anhang P: Glossar .......................................................................................................... 161

Anhang Q: Eidesstattliche Erklärung zu der Bachelorarbeit ............................................ 162

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Tabellenverzeichnis der Bachelorarbeit

Tabelle 1.1: Aphasie in Syndrome

Tabelle 1.2: Aphasische Sonderformen

Tabelle 2: Untertests des AATs

Tabelle 3: Komponenten und Routen des Logogenmodells

Tabelle 4: Übersicht über die einzelnen Diagnostikbände zu LeMo

Tabelle 5.1: Fragen der Umfrage (1)

Tabelle 5.2: Fragen der Umfrage (2)

Tabelle 5.3: Fragen der Umfrage (3)

Tabelle 6.1: Fragen des Experteninterviews (1)

Tabelle 6.2: Fragen des Experteninterviews (2)

Tabelle 6.3: Fragen des Experteninterviews (3)

Tabelle 6.4: Fragen des Experteninterviews (4)

Tabelle 6.5: Fragen des Experteninterviews (5)

Tabelle 7: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem Standort der Einrichtung

Tabelle 8: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit der Art der Einrichtung und

Verfügbarkeit der Tests

Tabelle 9: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem beruflichen Abschluss

Tabelle 10: Zusammenfassung der Testwahl

Tabelle 11.1: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (1)

Tabelle 11.2: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (2)

Tabelle 12: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für LeMo

Tabelle 13: Faktoren zu der Wahl zwischen AAT und LeMo

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Tabelle 14: Stärken und Schwächen zu der Durchführung der Diagnostikmittel

Tabelle 15: Stärken und Schwächen zu der Auswertung der Diagnostikmittel

Tabelle 16: Sonstige Stärken und Schwächen zu den Diagnostikmitteln

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Variablen der Unterfragen

Abbildung 2: Ablauf der Bachelorarbeit

Abbildung 3: Ätiologie von Aphasien

Abbildung 4: Lokalisation der Aphasie nach Syndromen

Abbildung 5: Logogenmodell nach Patterson

Abbildung 6: Die Wahl des Tests in den alten und neuen Bundesländern

Abbildung 7: Wahl des Tests aller Logopäden

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Tabellenverzeichnis zum Anhang

Tabelle a: Sonstige Tests

Tabelle b: Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel

Tabelle c: Dauer der Vorbereitung zu der Nutzung des Diagnostikmittels

Tabelle d: Bewertung der Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch

Tabelle e: Bewertung der Dauer der Durchführung des Diagnostikmittels

Tabelle f: Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung

Tabelle g: Bewertung zu der Dauer der Auswertung

Tabelle h: Verwendung des Computerprogramms

Tabelle i: Bewertung des Computerprogramms zu der Auswertung im Allgemeine

Tabelle j: Bewertung der Dauer des Computerprogramms

Tabelle k: Bewertung der allgemeinen Testergebnisse für die adäquate Therapieplanung

Tabelle l: Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL

Tabelle m: Wahl des Tests und Berufsbezeichnung

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1. Einleitung

Im Rahmen des deutschsprachigen Studienganges der Logopädie an der Hogeschool van

Arnhem en Nijmegen (HAN) erstellten wir als Gruppe eine Bachelorarbeit zu einem von uns

selbst ausgewählten Thema. Dieses befasst sich mit den Stärken und Schwächen zweier

Diagnostiktests für das Störungsbild Aphasie sowie mit unterschiedlichen Kriterien, von

denen die Testwahl für Logopäden abhängig sein kann. Die Forschungsarbeit wurde von der

Hochschule als Auftraggeber begleitet. Unsere Dozentin Dorothee Dahl fungierte als

Seniorbegleiterin. In diesem Kapitel wird das Fundament dieser Bachelorarbeit beschrieben.

Dies beinhaltet die gesamte Planung des Ablaufs der Bachelorarbeit in Hinsicht auf den

Anlass der Studie und der Entwicklung der Forschungsfrage.

1.1 Anlass der Studie

„Die eigentliche Diagnostik von Kommunikationsstörungen und damit in Verbindung

stehenden Störungen ist ein integraler Bestandteil von Logopädie und Sprachtherapie.

[…] Die Auswahl eines für die Fragestellung geeigneten Instruments ist ein

herausfordernder Prozess für die Therapeutin. Ohne akribische Diagnostik ist jedoch

eine sinnvolle Therapieplanung nicht möglich.“

(Beushausen, 2009,S.41)

Während unserer logopädischen Praktika im Herbst 2011 haben wir erste Erfahrungen mit

Untersuchungen zu der Aphasiediagnostik gesammelt. Durch Diskussionen mit Kollegen im

Praktikum, Kommilitonen und innerhalb dieser Bachelorgruppe stellten wir fest, dass

unterschiedliche Expertise in Bezug auf Tests zu der Aphasiediagnostik besteht.

Hauptsächlich wurden in unseren Praktikumseinrichtungen der Aachener Aphasie Test, die

Aphasie-Check-Liste (ACL) und Lexikon Modellorientiert zu der Diagnostik eingesetzt. Je

nach Praktikumsstelle wurden eine oder zwei der genannten Untersuchungsmittel

verwendet. Nach Äußerungen der Logopäden schien dies jedoch nicht immer aus

Sachkenntnis oder Überzeugung heraus zu geschehen. Vielmehr waren oft die

Möglichkeiten einer Einrichtung begrenzt, da etwa nicht alle Testverfahren gleichermaßen

verfügbar und/oder bekannt waren. Wie in diesem Abschnitt vorausgestellten Zitat von Ulla

Beushausen pointiert hervorgehoben wird, spielt die Wahl des Diagnostiktests für den Erfolg

der späteren Aphasietherapie eine entscheidende Rolle.

Page 15: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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Diagnostik ist tatsächlich ein „integraler Bestandteil“ der logopädischen Praxis und

entsprechend ist die Auswahl des am besten passenden Instrumentes von kritischer

Bedeutung. Die Bedeutsamkeit, die eine ausführliche Diagnostik mit sich bringt, lernten wir

im Praktikum zusammen mit unterschiedlichen Tests kennen.

Als wir uns im folgenden Semester mit einem Thema für die Bachelorarbeit

auseinandersetzten, kamen wir gemeinsam wieder auf die unterschiedlichen

Aphasiediagnostikmittel zu sprechen. In den Gesprächen zu der Bachelorthematik stellte

sich heraus, dass sich eine Studentin der Bachelorgruppe in ihrem Praktikum besonders

intensiv mit LeMo beschäftigt und diesen bei Patienten angewendet hat. LeMo erschien uns

als besonders interessant, da dieser die Aphasie nicht anhand von Syndromen

diagnostiziert, wie uns bisher bekannt war, sondern die Ergebnisse des Tests anhand des

Logogenmodells interpretiert werden. Somit wird für jeden Patienten individuell eine

sogenannte Logogendiagnose erstellt.

Vor dem Praktikum wurde im Studium der AAT als Diagnostikmittel verinnerlicht. Leider

wurden Inhalte und Durchführungen weiterer Diagnostiktests zu der Aphasie in der

Hochschule nur teilweise besprochen. Hierzu gehörte auch das Logogenmodell, welches uns

und unseren Kommilitoninnen allerdings nicht in Bezug auf LeMo vermittelt wurde. Da LeMo

somit für einen Teil von uns ein neues Diagnostikmittel darstellte und mehrere unserer

Praktikumsbegleiter andeuteten, dass die Syndromeinteilung des AATs veraltet sei,

beschlossen wir aus dem ergebenen Interesse, unsere Bachelorarbeit über diese zwei

Diagnostikmittel zu schreiben. Hierbei wollten wir jedoch keinen konkreten Vergleich

herstellen, sondern vielmehr bestimmte Aspekte beider Tests hervorheben. Für uns stellte

sich die Frage nach welchen Kriterien Logopäden einen der beiden Tests zu der

Aphasiediagnostik wählen. Aus diesen Kriterien wollten wir Stärken und Schwächen beider

Tests zusammenstellen. Bezüglich dieser Blickpunkte wurde eine Forschungsfrage erstellt,

die durch unterschiedliche Unterfragen ergänzt wurde und die im nächsten Kapitel vorgestellt

werden.

Page 16: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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1.2 Zielsetzung und Forschungsfragen

Das Ziel der Bachelorarbeit ist es zu untersuchen und herauszuarbeiten, nach welchen

Kriterien sich Logopäden in Deutschland für den AAT oder LeMo entscheiden. Hierzu soll

Kenntnis erlangt werden, wo die spezifischen Stärken und Schwächen beider Tests liegen

und ob es nachweisbare Gründe gibt, die zu der Testwahl beitragen. Bei der

Hauptforschungsfrage, die im Folgenden aufgeführt wird, liegt der Fokus auf den Stärken

und Schwächen hinsichtlich der Durchführung der Tests und der Auswertung der

Ergebnisse. Da die Auswertung beider Diagnostikmittel sowohl mit der typischen Pencil and

Paper Methode aber auch mittels eines Computerprogramms erfolgen kann, wird letzteres

Verfahren in dieser Forschungsarbeit ebenfalls berücksichtigt.

Um neben den Stärken und Schwächen vom AAT und LeMo auch auf weitere Kriterien, die

bei der Testauswahl eine Rolle spielen, eingehen zu können, wurden zusätzliche

Fragestellungen berücksichtigt, die die Testwahl zwischen AAT und LeMo anhand weiterer

Variablen messen. Hierfür wurden nach Gründen recherchiert, die die Testwahl von

Logopäden beeinflussen könnten. Durch Literatur von Ulla Beushausen (2009) und

Fachgesprächen mit Logopäden der Praktikumsstellen im Anschluss an die Themenfindung,

ergaben sich hierzu unterschiedliche Variablen. Zu Beginn waren diese zahlreich und

unkonkret. Diese wurden von den Studentinnen schrittweise konkretisiert und es wurde

entschieden, den Schwerpunkt auf sechs Kriterien zu legen, die bei der Testwahl

entscheidend sein könnten. Folgende Variablen werden später in diesem Kapitel bezüglich

der Hypothesen untermauert.

Was sind die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo

hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne

Computerprogramm?

Page 17: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

17

Abbildung 1: Variablen der Unterfragen

Die genannten Variablen stehen einzeln und unabhängig bezüglich der Wahl des Tests,

werden jedoch in den nachstehenden Unterfragen zu der Veranschaulichung kategorisiert.

Es wird ein Zusammenhang jeder einzelnen Variable und der Wahl zwischen AAT und/oder

LeMo erforscht.

Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des

Diagnostiktests durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten

behandeln, und dem Störungsbild des Patienten sowie der, aus

den Testergebnissen resultierenden, Therapieplanung?

Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des

Diagnostiktests durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten

behandeln, und dem Standort und der Art der logopädischen

Einrichtung sowie der Verfügbarkeit der Tests?

Page 18: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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In Kapitel 1.2.1 werden die in den Unterfragen aufgezählten Kriterien detaillierter aufgefasst

und anhand Hypothesen Vermutungen der Untersucherinnen erstmals erörtert.

1.2.1 Operationalisierung der Variablen und Hypothesen

Standort der Einrichtung

Der AAT ist in Aachen (alte Bundesländer) und LeMo in Potsdam (neue Bundesländer)

entwickelt worden. Da empirische Daten in ganz Deutschland erhoben wurden, kann

erforscht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Standort der Einrichtung und

der Wahl des Testmaterials gibt.

Art der logopädischen Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests

Bezüglich dieser Kategorie soll inventarisiert werden, ob die Wahl des Tests mit der Art der

Einrichtung, in der ein Logopäde arbeitet, in Verbindung steht. Hier werden Logopäden in

Praxen, Therapiezentren, Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken mit einbezogen.

Die Verfügbarkeit der Tests beeinflusst die Wahl zwischen AAT und LeMo. Anhand von

eigener Erfahrung kann vermutet werden, dass in den meisten logopädischen Praxen nur

einer der beiden Tests vorhanden ist, wohingegen größere Einrichtungen, wie

Therapiezentren, beide Tests besitzen.

Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des

Diagnostiktests durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten

behandeln, und dem beruflichen Abschluss des Anwenders?

Hypothese 1: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl von AAT und LeMo

und dem Bundesland, in dem die Einrichtung lokalisiert ist.

Es ist zu vermuten, dass der AAT vorwiegend in Einrichtungen der westlichen

Bundesländer und LeMo eher in Einrichtungen der östlichen Bundesländer

eingesetzt wird.

Page 19: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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Störungsbild des Patienten

Auch das Störungsbild des Patienten könnte für die Testwahl eines Logopäden eine Rolle

spielen. Diesbezüglich soll herausgefunden werden, ob es einen Zusammenhang zwischen

dem konkreten aphasischen Störungsbild eines Patienten und der Wahl des

Diagnostikmaterials gibt. Zu dieser Kategorie zählt zum Beispiel der Schweregrad der

Störung oder das Ausmaß an Begleitstörungen.

Resultierende Therapieplanung

Eine weitere Kategorie zu der Wahl zwischen AAT und LeMo kann auch die resultierende

Planung der Therapie sein, die nach der Diagnostik anhand der Testergebnisse erfolgt. Je

nachdem, ob der Logopäde eher nach dem syndromorientierten oder dem modellorientierten

Ansatz arbeitet und darauf die Therapie aufbaut, könnte die Wahl des Diagnostikinstruments

darauf abgestimmt sein.

Beruflicher Abschluss im sprachtherapeutischen Bereich

In der empirischen Forschung wird auch der berufliche Abschluss des Logopäden erhoben.

Befragte haben einen staatlich anerkannten oder einen akademischen Abschluss erworben.

Somit zählen zu diesen Logopäden, Sprachheilpädagogen, Sprach-/Sprechtherapeuten,

klinische Linguisten, Patholinguisten, Neurologen sowie andere Fachleute, die

sprachtherapeutisch arbeiten. Je nach Berufsqualifikation kann eine unterschiedliche Wahl

des Diagnostikmaterials erfolgen, da eventuell in der Ausbildung oder im Studium

unterschiedliche Schwerpunkte bei der Lehre der Diagnostikmittel erfolgten.

Hypothese 2: Zwischen der Wahl und der Art der logopädischen Einrichtung besteht

ein Zusammenhang dadurch, dass Therapiezentren, Krankenhäuser und

Rehabilitationskliniken in der Regel sowohl den AAT als auch LeMo besitzen und

Praxen lediglich einen der Diagnostiktests. Somit wählen Logopäden, die in den

genannten größeren Einrichtungen arbeiten, öfter LeMo als Logopäden aus

logopädischen Praxen.

Hypothese 3: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und

LeMos und dem Schweregrad des Störungsbilds eines Patienten.

Hypothese 4: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und

LeMos und der resultierenden Therapieplanung.

Page 20: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

20

Mit den gewonnenen Forschungsergebnissen möchten die Untersucherinnen Logopäden

und anderen Fachleuten im sprachtherapeutischen Bereich einen allgemeinen und

hilfreichen Überblick über zwei sehr unterschiedliche Untersuchungen zu der

Aphasiediagnostik ermöglichen.

Hypothese 5: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und LeMo

und dem beruflichen Abschluss im sprachtherapeutischen Bereich.

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1.3 Ablauf der Bachelorarbeit

Neben der Aufstellung von Forschungsfragen und Hypothesen, war es außerdem essenziell den Ablauf der Bachelorarbeit im Einzelnen zu

verdeutlichen. Die einzelnen Schritte für die Durchführung der Studie werden in der nachfolgenden Graphik verdeutlicht. Im Anschluss werden die

jeweiligen Schritte kurz wiedergegeben.

Abbildung 2: Ablauf der Bachelorarbeit

Page 22: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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1. Erfahrungen aus dem Praktikum

Nach einem 14-wöchigen logopädischen Praktikum im fünften Semester haben die

Untersucherinnen ihre gesammelten Erfahrungen ausgetauscht. Schnell stellte sich heraus,

dass viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht wurden, die sich sowohl in der Art und

Weise der Therapieplanung und -durchführung darstellten als auch in der Durchführung von

Diagnostiktests. Es entstand ein besonderes Interesse, weshalb bei Logopäden bezüglich

der Testwahl Unterschiede vorliegen.

2. Forschungsfrage und 3. Literaturrecherche

Anhand der oben beschrieben Erfahrungen der Praktika wurde die Forschungsfrage für die

Bachelorarbeit aufgestellt. Nachdem das Thema von der HAN für die Bachelorarbeit

genehmigt wurde, befassten sich die Untersucherinnen intensiv mit der Literaturrecherche zu

den Diagnostikinstrumenten AAT und LeMo. Hier wurden die bisherigen Kenntnisse beider

Tests erforscht sowie möglichen Auswahlkriterien für die Testwahl in der Logopädie

nachgegangen.

4. Erstellung der Online-Umfrage und 5. Durchführung der Online-Umfrage

Mit Hilfe der Kenntnisse aus der Literatur bezüglich beider Tests und den daraus

resultierenden Kriterien zu der Testwahl wurde eine Online-Umfrage mit dem Programm von

Google-Docs erstellt. Diese wurde an zufällig ausgewählte logopädische Einrichtungen

geschickt, zu denen eine E-Mailadresse online ausfindig gemacht werden konnte. Außerdem

war die Umfrage auf der Internetpräsenz des dbl (deutscher Verband für Logopädie) und

einem weiteren Forum für Logopäden der Website www.Logo-ausbildung.de zu finden.

6. Vorbereitung des Experteninterviews

Nach Erstellung und anschließender Versendung der Umfrage wurde ein Experteninterview

vorbereitet. Hierfür wurde nach Fachleuten recherchiert, die sich als Experten für die

jeweiligen Tests besonders eigneten. Nach Kontaktaufnahme und Interesse seitens des

Experten wurde ein Termin vereinbart sowie ein Leitfaden für das Interview erstellt, der sich

an den Fragen der Umfrage orientierte. Es wurde sich für die Durchführung von einem

Experteninterview pro Diagnostiktest entschieden.

7. Durchführung des Experteninterviews

Die Interviews wurden bei den Experten vor Ort durchgeführt und fanden einmalig am

23.04.2012 sowie am 25.04.2012 statt.

Page 23: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

23

8. Auswertung der Daten und 9. Beantwortung der Forschungsfrage

Nach Beendigung der Umfrage und der Interviews wurden diese Ergebnisse ausgewertet,

um die Forschungsfragen effektiv beantworten zu können und die Hypothesen zu

diskutieren.

10. Erstellen eines Fachartikels

Nachdem die Ergebnisse zusammengefasst sowie diskutiert wurden, wurde anschließend

ein Fachartikel geschrieben, um diesen an das Forum Logopädie zu der Veröffentlichung zu

senden. Zusätzlich wurde der Artikel an die Teilnehmer der Umfrage geschickt, die an den

Ergebnissen der Studie interessiert waren. Bezüglich des Fachartikels wurde ein

Implementierungsplan erstellt, der den konkreten Vorgang der Implementierung schildert.

Dieser ist in Anhang A zu finden.

Page 24: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

24

2. Forschungsstand und Theorie

In diesem Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand zu den Themen Aphasie sowie AAT

und LeMo auf Basis der vorliegenden Literatur dargestellt. Vorerst werden die Ursachen von

Aphasie thematisiert und der Bezug zu der Logopädie hergestellt. Anschließend werden

Meinungen von mehreren Wissenschaftlern bezüglich der Tests integriert. In den weiteren

Teilen dieses Kapitels werden Aphasie, AAT und LeMo konkretisiert und anhand von

Tabellen und Graphiken verdeutlicht. Dieses Wissen stellt die Basis dieser Forschungsarbeit

dar.

2.1 Aktueller Forschungsstand

„Knapp 270.000 Schlaganfälle ereignen sich nach aktuellen Berechnungen jährlich in

Deutschland, etwa 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle.“

(Deutsche Schlaganfallhilfe, 2012)

Die Sprachstörung Aphasie wird durch eine Schädigung der sprachdominanten Hemisphäre*

des Menschen verursacht. Die mit Abstand häufigste Ursache dieser Schädigung ist der

Apoplex*. Von den 270.000 betroffenen Bürgern, die die Deutsche Schlaganfallhilfe angibt,

überleben lediglich 150.000 Bürger (Huber et al., 2006, S. 7). Unmittelbar nach einem

Apoplex sind 30-40 Prozent der Patienten von einer Aphasie betroffen, was jährlich nahezu

50.000 Neuerkrankungen, allein aufgrund eines Apoplexes, entspricht. Berücksichtigt man

Aphasien im chronischen Zustand sowie Aphasien durch andere Erkrankungen, ist es

schwierig eine Gesamtzahl aller Betroffenen zu nennen. Laut Huber lag im Jahre 2006 die

Zahl der Neuerkrankten in Deutschland bei über 100.000. Da nicht alle Patienten komplett

gesunden, schätzt man die Gesamtzahl aller Aphasiker mindestens drei bis vier Mal so hoch

ein wie die jährliche Zahl der Neuerkrankungen (Huber et al., 2006, S. 25).

Eine komplette Rückbildung einer Aphasie ist möglich und hängt von der Art und dem

Ausmaß der Hirnschädigung ab (Wehmeyer & Grötzbach, 2006, S. 37). Darüber hinaus

spielt natürlich auch die logopädische Therapie eine wichtige Rolle für den Heilungsprozess,

da diese eine Besserung der Sprachproblematik hervorrufen kann. Diese Erfahrung wurde

auch von den Untersucherinnen während der Praktika gemacht. Eine Sprachtherapie im

Anschluss eines Insults ist sowohl bereits in der akuten*, in der postakuten* sowie in der

chronischen* Phase möglich und essenziell.

Page 25: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

25

Die sprachlichen Verbesserungen, die typischerweise in der Erholungsphase stattfinden,

können durch die logopädische Therapie nachweislich signifikant verstärkt werden. Dies

belegte nachdrucksvoll die Metaanalyse von 55 internationalen Studien (Robey, 1998).

Nach der erlittenen Hirnschädigung ist es vorerst notwendig festzustellen, ob eine Aphasie

vorliegt und in welchem Ausmaß diese besteht, um therapeutisch am effektivsten behandeln

und unterstützen zu können. Die Aphasiediagnostik wird in der Regel von

Sprachtherapeuten durchgeführt, wobei es unterschiedliche Verfahren, meist normiert und

standardisiert, aus sprachlichen Testaufgaben und Beurteilungsskalen gibt. Hierbei sind die

Durchführung und die Bewertung der Antworten des Patienten genau festgelegt (Huber et

al., 2006).

In Deutschland gibt es inzwischen viele bekannte Tests zu der Aphasiediagnostik, deren

Auswertung auf verschiedenen Ansätzen beruhen (Wehmeyer & Grötzbach 2006, S. 72 ff.).

Der AAT aus dem Jahre 1983 ist wohl das bekannteste Diagnostikmittel und wird

deutschlandweit zu der Diagnose von Aphasien eingesetzt. Der AAT ermittelt den

Schweregrad der Aphasie auf Basis unterschiedlicher Aphasiesyndrome. Im Gegensatz zum

syndromorientierten Ansatz, orientiert sich LeMo aus dem Jahre 1994 nach dem

modellorientierten Ansatz. Hier werden die aphasischen Symptome keinem Syndrom

zugeteilt, sondern anhand des Logogenmodells* (Patterson, 1988), das den Prozess der

Sprachverarbeitung abbildet, interpretiert. Die beiden Testverfahren werden näher in Kapitel

2.3 und 2.4 dieser Arbeit erklärt. Den Untersucherinnen dieser Arbeit war bereits zu Beginn

der Studie der AAT bekannt, da dieser im Studium gelehrt wurde und auch durch

Praktikumserfahrungen näher gebracht wurde, da vorwiegend dieser Test von Logopäden in

der Aphasiediagnostik durchgeführt wurde. Durch Gespräche mit Kommilitoninnen wurde

deutlich, dass auch in anderen Praktikumsstellen vorwiegend Gebrauch von dem AAT

gemacht wurde. Dies bestätigte für die Untersucherinnen, dass es sich bei dem AAT um ein

Standarddiagnostikmittel der Aphasie handelt, das deutschlandweit verwendet wird.

Bezüglich LeMo war für die Studentinnen zwar das Logogenmodell vertraut, allerdings nicht

in Verbindung mit dem LeMo Testverfahren selbst. Es bestand jedoch großes Interesse an

dem Test aufgrund des modellorientierten Diagnostikansatzes, der bis jetzt noch nicht

verinnerlicht wurde. Das Interesse nach einem anderen Ansatz zur Aphasiediagnostik ergab

sich unter anderem durch Meinungen von Logopäden aus den Praktika sowie aus

nachstehender Literatur. Häufig wurde der AAT mit seinem syndromorientiertem Ansatz

kritisiert.

Page 26: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

26

Für die Kritik zu der Einteilung nach Syndromen, wie im AAT, gibt es unterschiedliche

Argumente. Die Kritik basiert zum einen auf der Annahme, dass die aphasischen Syndrome

sich auf alle sprachlichen Modalitäten (vgl. Kapitel 2.2.1) erstrecken und somit eine Supra-

bzw. Multimodalität vorliegt. Zum anderen geht die Einteilung in Syndrome von der

neuroanatomischen Lokalisierbarkeit aus. Zusätzlich beruht die Einteilung auf der

Homogenität der Syndromgruppen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass sich ca. 80

Prozent aller Aphasiker nach einem Apoplex den Aphasiesyndromen zuordnen lassen

(Poeck, 1981). Mit weniger als 50 Prozent schätzt Goodglass (1983) den Anteil, der in

Syndrome klassifizierbaren vaskulären Aphasien, deutlich geringer ein und Albert et al.

(1981) gehen sogar nur von einem Anteil von 20-30 Prozent aus. Auch wurde festgestellt,

dass die Syndrome heterogen und polytypisch sind (Schwartz, 1984). Somit lässt sich keines

der Syndrome, wie im Syndromansatz ausgegangen, eindeutig einem bestimmten Symptom

oder einer bestimmen Symptomkombination zuordnen. Die Syndromklassifikation,

einschließlich die daran orientierten klinischen Aphasietests und Gruppenstudien, wurde

damit in Frage gestellt (Badecker und Caramazza, 1985). Als dritter Kritikpunkt wird die

neuroanatomische Lokalisation der Aphasiesyndrome gesehen. Erst durch die Einführung

der Computertomographie wurde eine genaue Untersuchung ermöglicht. Hier konnte jedoch

kein postulierter Zusammenhang zwischen Aphasiesyndromen und Läsionen des Gehirns

festgestellt werden (Poeck et al., 1984). Die Grundannahmen des Syndromansatzes wurden

durch unterschiedliche Forschungen nicht bewiesen und somit von Kritikern als nicht mehr

aktuell angesehen. Im Folgenden werden Eigenschaften und Meinungen zu LeMo

aufgeführt.

Diese oben aufgeführte Kritik betrifft LeMo nicht, denn hier handelt es sich um einen

evidenzbasierten Einzelfallansatz (Huber et al., 2006, S. 78), in dem die aphasischen

Symptome keinen Syndromen zugeordnet werden. Der Anspruch von LeMo ist die

besonders individuelle Therapie für den Patienten zu planen. In dem Artikel Neue Wege in

der Aphasiediagnostik: LeMo - ein modellorientiertes Diagnostikverfahren der Patholinguistin

Ingrid Aichert und der Logopädin Steffanie Kiermeier werden die Leser in das

modellorientierte Vorgehen der Aphasiediagnostik eingeführt. LeMo ist nicht standardisiert

und nicht normiert, bildet aber für die Autorinnen den neuen Weg in der Diagnostik von

Aphasie. Sie gehen darauf ein, dass LeMo neben einer gründlichen Einarbeitung in die

modelltheoretischen Grundlagen auch verlangt, dass der Anwender genaue

neurolinguistische Kenntnisse zu der flexiblen Handhabung des Tests mitbringen muss.

Page 27: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

27

Im Kontrast zum AAT ermöglicht LeMo, abhängig von den diagnostischen Fragestellungen

eines jeweiligen Patienten, eine individuelle Testwahl von unterschiedlichen Untertests. Der

syndromorientierte Diagnostiktest AAT leitet hingegen kein konkretes therapeutisches

Vorgehen ab. Die erste Einschätzung einer Aphasie erfolgt lediglich auf einer deskriptiven

Ebene. Auf der Basis des Logogenmodells können sprachliche Leistungen systematisch

überprüft werden, woraus spezifische Hypothesen gebildet werden können, die darauf

hinweisen, welche genauen Prozesse bei den Leistungen des Patienten beeinträchtigt sein

können. Durch diese Interpretation kann ein therapeutischer Vorgang effektiver geplant

werden als beim AAT (Aichert und Kiermeier, 2005, S. 15 ff.).

Auch Jürgen Tesak, Professor der Logopädie an der Fachhochschule in Idstein, äußerte sich

ebenfalls in einem seiner Lehrbücher zu den beiden Testverfahren. Er argumentierte, dass

der AAT ein gutes Bild der sprachlichen Leistungen bietet, da dieser Test wichtige und

unterschiedliche Patientenleistungen ermittelt. Er bemängelte jedoch fehlende Aspekte im

Test und die zeitintensive Durchführung sowie Auswertung. Bezüglich LeMo erläuterte er,

dass das Logogenmodell eine zentrale Rolle in der modellorientierten Aphasiediagnostik

darstellt. Seiner Meinung nach lohnt sich eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Modell,

da sich die Diagnostik sowie therapeutische Übungen immer stärker an diesem Modell

orientieren (Tesak, 2005, S. 66ff). Da beide Testverfahren eine Aphasie diagnostizieren, wird

im anschließenden Kapitel konkreter auf dieses Störungsbild eingegangen.

2.2 Aphasie

"Wie hast Du den Vogel wieder zum Singen gebracht, Momo?

Niemand hat das bisher geschafft!"

"Ich denke, man muss ihm auch zuhören, wenn er nicht singt."

(Michael Ende)

Das Zitat aus dem Roman Momo von Michael Ende aus dem Jahr 1973 soll in das Thema

der Aphasie einleiten. Der Vogel, der wieder zum Singen gebracht werden sollte, kann als

Metapher für einen Aphasiepatienten betrachtet werden. Wie dem Vogel dieses Zitats sollte

auch dem Patienten zugehört werden, wenn seine Sprache nicht mehr vollständig

vorhanden ist. Außerdem sollte dieser nicht aus dem Alltag ausgeschlossen werden.

Sprache ist nicht der einzige Verständigungsweg des Menschen, denn er kommuniziert

auch mit anderen Modalitäten.

Page 28: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

28

Hierdurch wird deutlich, dass Aphasiepatienten nicht auf die erhaltenden sprachlichen

Defizite reduziert werden sollten, sondern, dass diese anhand ihrer kommunikativen

Leistungen, die noch vorhanden sind, im Alltag teilhaben können. Es zeigt, dass jeder

Aphasiker individuell zu charakterisieren ist und man ihm nur helfen kann, wenn man auf

seine spezifischen Bedürfnisse eingeht. Für die logopädische Therapie ist es essenziell,

dass nicht jeder Aphasiker identisch behandelt wird, da jeder Betroffene verschiedene

Symptome in unterschiedlicher Auswirkung zeigt.

2.2.1 Was ist Aphasie?

Definition

Die Bezeichnung Aphasie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus der Vorsilbe „a“

für „fehlend" und dem Wort „phasiz" (Sprache), zusammen. Die Übersetzung „fehlende

Sprache“ kann jedoch irreführend sein, da bei einer Aphasie in der Regel nicht ein

kompletter Sprachverlust auftritt. Häufig sind die vier sprachlichen Modalitäten

Sprachproduktion

Sprachverständnis

Lesen und

Schreiben

in unterschiedlichem Ausmaß und individueller Zusammensetzung betroffen, wobei aber

immer mehr als eine einzelne Sprachmodalität tangiert ist. Betrachtet man die Aphasie auf

linguistischer Ebene, so sind folgende Bereiche beim Patienten beeinträchtigt:

Phonologie*

Morphologie*

Semantik*

Syntax*

Pragmatik*

Lexikon*

Entstehung des Begriffs Aphasie

Im Jahre 1861 wurde von dem französischen Mediziner Paul Pierre Broca eine Störung der

Sprache aufgrund einer Läsion in der zweiten und dritten Stirnwindung der linken

Gehirnhälfte beschrieben. Hierfür wählte er den Begriff „Aphémie", was übersetzt „welcher

nicht spricht" oder auch „ohne zu sprechen", heißt (Leischner 1960; Ryalls 1984).

Page 29: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

29

In den folgenden drei Jahren wurde der Begriff von Brocas Kollegen übernommen, bis 1864

der französische Arzt Professor Armand Trousseau den Begriff „Aphasie“ bevorzugte, da

dieser seiner Meinung nach definitionstechnisch besser das Störungsbild beschreiben

würde. Diese Bezeichnung wird bis heute verwendet (Wehmeyer & Grötzbach, 2010, S. 6ff.).

Ursachen einer Aphasie

Aphasie tritt immer in Folge einer Hirnschädigung auf. Somit können sowohl Erwachsene wie

auch Kinder und Jugendliche von einer Aphasie betroffen sein. Diese Hirnschädigung kann

durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden. Die folgende Grafik zeigt die

ungefähre prozentuelle Verteilung der Ursachen einer Aphasie.

Abbildung 3: Ätiologie von Aphasien (Deutsche Schlaganfallhilfe, 2012)

1. Apoplex (84%)

Der Apoplex ist die häufigste Ursache für eine Aphasie. Ausgehend von plötzlichen

Durchblutungsstörungen im Gehirn kann es zu Sprachstörungen kommen. Ursachen für

einen ischämischen Insult* kann eine Thrombose oder eine Embolie sein. Auch ein

hämorrhagischer Insult*, verursacht durch einen Riss eines Blutgefäßes, kann als Ursache

für eine Aphasie in Frage kommen. Hierbei sind auch angeborene Aneurysmen oder

Angiomen im Gehirn zu beachten. Solche Blutungen treten meist im Jugend- oder im

Erwachsenenalter auf.

2. Schädel-Hirnverletzungen (10%)

Bei einer direkten Schädigung des Hirngewebes kann auch das Sprachzentrum beschädigt

werden und zu einer Aphasie führen.

3. Hirntumore (5%)

Je nachdem wo im Gehirn Hirntumore auftreten, kann auch die Sprachverarbeitung betroffen

sein und eine Aphasie erfolgen.

Page 30: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

30

4. Entzündliche Prozesse im Gehirn (1%)

Eine Hirnentzündung kann als Folge von Viruserkrankungen auftreten und zu einer Aphasie

führen.

2.2.2 Merkmale und Syndrome der Aphasie

Merkmale der Aphasie

Das menschliche Gehirn ist in zwei Hemisphären* unterteilt. Bei den meisten Menschen ist

die Sprachregion in der linken Hemisphäre lokalisiert. Dies trifft auf nahezu alle

Rechtshänder und dem Großteil der Linkshänder zu. Nur bei Wenigen liegt das

Sprachzentrum in der rechten Hemisphäre. Die Nervenbahnen der Hemisphären steuern die

entgegengesetzte Körperhälfte, das heißt, dass die rechte Hemisphäre die linke Körperhälfte

steuert und die linke Hemisphäre die rechte Körperhälfte. Durch diese Kreuzung können bei

Aphasikern Hemiparesen*, meist in der rechten Körperhälfte, auftreten. Je nachdem, welche

Gehirnregionen betroffen sind, können bei einer Aphasie weitere Beeinträchtigungen

auftreten:

Körperliche/ medizinische Begleiterscheinungen

Dysarthrie*/ Sprechapraxie*

Dysphagie*

Aufmerksamkeits- / Konzentrationsstörung

Paresen (Fazialisparese*, Hemiparese*) oder allgemeine Veränderung in der

Körperwahrnehmung

Hemianopsie*

Auffälligkeiten im Gefühlsbereich und sozialen Verhalten

Apraxie*

Amnesie*

Dyslexie*

Dysgraphie*

Dyskalkulie*

Page 31: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

31

Psychische Begleiterscheinungen

psychosoziale Isolation

Veränderung des Antriebs

Ängste

depressive Verstimmungen

Unsicherheit

Aggressionen

Syndrome der Aphasie

Nach dem syndromorienterten Ansatz lässt sich eine Aphasie in vier Standardsyndrome und

vier Sonderformen einteilen (Wehmeyer & Grötzbach, 2010, S. 25 ff.). Die häufigste Form

der Aphasie ist die Globale Aphasie. Hierbei sind alle sprachlichen Modalitäten (vgl. Kapitel

2.2.1) stark beeinträchtigt. Die verbale Kommunikation mit der betroffenen Person ist schwer

bis gar nicht möglich. Bei Patienten mit einer Wernicke-Aphasie ist das Sprachverständnis

auffällig gestört, was die gesamte Kommunikation mittelgradig bis schwer beeinträchtigt.

Betroffene mit einer Wernicke-Aphasie haben meist einen erhöhten Redefluss, wobei der

Sinn für Außenstehende schwer zu verstehen ist. Bei der Broca-Aphasie ist das

Sprachverständnis des Betroffenen meist nur leicht gestört. Die Sprachproduktion hingegen

ist langsam und stockend mit Fehlern im Syntax und der Morphologie. Die Amnestische

Aphasie ist die leichteste Aphasieform. Hier sind das Sprachverständnis und die

Sprachproduktion nur wenig gestört. Das Leitsymptom sind Wortfindungsstörungen, welche

meist durch Umschreibungen kompensiert werden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick

über die vier Standardsyndrome der Aphasie.

Globale Aphasie Wernicke-Aphasie Broca-Aphasie Amnestische

Aphasie

Sprach-

verständnis

Schwer gestört Mittelschwer bis

schwer gestört

Mittelschwer bis

leicht gestört

Leicht gestört

Sprach-

produktion

Unflüssig Flüssig Unflüssig flüssig

Leitsymptom Recurring Utterances/

Sprachautomatismen

Paragrammatismus Agrammatismus Wortfindungs-

störungen

Tabelle 1.1: Aphasie in Syndrome (Coopmans, 2010)

Page 32: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

32

Neben den Standardsyndromen gibt es folgende Sonderformen der Aphasie:

Leitungsaphasie

Transkortikal-motorische Aphasie

Transkortikal-sensorische Aphasie

Gemischt transkortikale Aphasie

Die aphasischen Sonderformen werden in der folgenden Tabelle kurz beschrieben.

Aphasische Sonderformen

Sonderformen Symptomatik und Störungsmerkmale

Leitungsaphasie Herausragende schlechte Nachsprechleistungen

Flüssige Sprachproduktion

Viele phonematische Paraphasien* mit Conduite d´approche*

Gutes Sprachverständnis

Transkortikal sensorische Aphasie

Herausragende gute Nachsprechleistungen

Flüssige Sprachproduktion

Viele semantische Paraphasien*

Echolalien*

Starke Wortfindungsstörungen

Schlechtes Sprachverständnis

Transkortikal motorische Aphasie

Herausragende gute Nachsprechleistungen

Geringe Sprachproduktion

Gutes Sprachverständnis

Kein Agrammatismus*

Transkortikal gemischte Aphasie

Herausragende gute Nachsprechleistungen

Geringe, nichtflüssige Sprachproduktion

Echolalien

Stereotypien und Sprachautomatismen

Schlechtes Sprachverständnis Tabelle 1.2: Aphasische Sonderformen (angelehnt an Grötzbach & Wehmeyer, 2010, S. 29)

Page 33: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

33

Die Standard-Aphasiesyndrome und die aphasischen Sonderformen sind in

unterschiedlichen Läsionsgebieten im Gehirn lokalisiert (vgl. Abbildung 4). Direkt nach der

Akutphase* wird dem Patienten im Falle des syndromorientierten Ansatzes, wie beim AAT,

eine Form der Aphasie nach einer Diagnostik zugeteilt. Die Globale Aphasie wird bei circa

20 Prozent der Aphasiepatienten festgestellt. „In der Regel liegen ausgedehnte

Schädigungen im gesamten Versorgungsgebiet der mittleren Hirnarterie vor.“ (Huber, Poeck,

& Springer, Klinik und Rehabilitation der Aphasie, 2006, S. 39). Eine Broca-Aphasie zeigt

sich bei etwa 10 Prozent der Betroffenen. Hier liegt die Schädigung meist in den vorderen

Versorgungsgebieten der mittleren Hirnarterie, die sich im Stirnlappen befinden. Bei grob 20

Prozent der Patienten liegt eine Wernicke-Aphasie vor. „Die Schädigung liegt meist im

hinteren Versorgungsgebiet der mittleren Hirnarterie […]“ ( Huber et al., 2006, S. 45). Diese

befindet sich im Schläfenlappen. Rund 30 Prozent der Betroffenen weisen eine

Amnestische Aphasie auf. Bei dieser Aphasie liegt eine Schädigung im hinteren Anteil des

Sprachzentrums oder in dessen Nähe vor. Bei einer Leitungsaphasie entsteht eine Störung

des Fasciculus arcutas (Nervenfasern) die das Wernicke-Areal und das Broca-Zentrum

verbindet. Transkortikale Aphasien kommen seltener vor. Man unterscheidet hier zwischen

zwei Formen. Bei Patienten mit einer Transkortikal – motorischen Aphasie liegt eine

Störung im Frontallappen vor. Der Läsionsort bei einer Transkortikal – sensorische

Aphasie ist der Schläfenlappen (Huber et al., 2006, S. 54).

Abbildung 4: Lokalisation der Aphasie nach Syndromen (Jaeger-Begheijn, 2011)

Page 34: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

34

2.2.3 Diagnostische Verfahren

Um eine Aphasie logopädisch zu diagnostizieren, gibt es unterschiedliche

Diagnostikverfahren, die nicht zwingend normiert und/oder standardisiert sind. Der

bekannteste Test in Deutschland ist der AAT (vgl. Kapitel 2.3). Auch das Bielefelder Aphasie

Screening (BIAS), der Aphasie Schnell Test (AST), der Aachener Aphasie Bedside Test

(AABT) und die kurze Aphasieprüfung (KAP) gehören in Deutschland zu den bekanntesten

Diagnostikmitteln und werden verwendet um eine Aphasie in der Akutphase zu

diagnostizieren. Die genannten Verfahren orientieren sich alle am syndromorientierten

Ansatz. Im Gegensatz dazu steht der Diagnostiktest LeMo, welches Verfahren am

modelorientierten Ansatz angelehnt ist und sich am Logogenmodell orientiert (vgl. Kapitel

2.4). Ebenfalls richtet sich die Aphasie Check Liste (ACL) nach diesem Ansatz, die eine

verkürzte Version des AATs ist.

2.3 AAT

Der Aachener Aphasietest ist in Deutschland das bekannteste Diagnostikmittel für Aphasie

und gilt als „Golden Standard“ (Wacker, 2002). Um einen Überblick zu verschaffen, werden

im Anschluss konkrete Aspekte zu den Hintergrundinformationen, dem Aufbau und der

Durchführung sowie des Hauptansatzes des Tests erörtert.

2.3.1 Hintergrundinformationen

Der AAT ist ein standardisiertes und normiertes Aphasiediagnostikmittel, das von Walter

Huber, Klaus Poeck, Dorothea Weniger und Klaus Willmes im Jahre 1983 in Aachen für den

deutschsprachigen Raum entwickelt worden ist. Er kann für Patienten ab 14 Jahren

verwendet werden, wird aber vorzugsweise bei älteren Patienten benutzt. Der AAT wurde für

Logopäden, klinische Psychologen, klinische Linguisten, Sprachheilpädagogen und Ärzte

entwickelt.

Page 35: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

35

„Die Ziele des AATs sind:

Auslese von aphasischen Patienten gegenüber hirngeschädigten Patienten ohne

Aphasie

Klassifizierung von aphasischen Patienten nach einem der vier

Standardsyndrome Globale, Wernicke-, Broca- und amnestische Aphasie bzw.

Einstufung als nicht-klassifizierbare Aphasie

Bestimmung des Schweregrads der aphasischen Störungen insgesamt für jedes

der vier Standardsyndrome anhand eines Leistungsprofils

Identifizierung von Nicht-Standard-Aphasien (Leistungsaphasie, Transkortikale

Aphasien) anhand von operationellen Kriterien

Identifizierung von modalitätsspezifischen Sprachstörungen wie Alexie mit und

ohne Agraphie, reine Agraphie oder herausragende sprechmotorische Störungen

anhand von operationalen Kriterien.“ (Huber et al., 1983, S. 5)

2.3.2 Aufbau und Durchführung des AATs

Der AAT überprüft die Sprache sowohl auf allen linguistischen Ebenen als auch auf den

bestehenden sprachlichen Modalitäten (vgl. Kapitel 2.2.1). Es gibt insgesamt sechs

Untertests, die durch den ersten Untertest Spontansprache eingeleitet werden. Hier erhält

der Logopäde bei einem Gespräch zu einem beliebigen Thema erste linguistische

Äußerungen des Patienten. Darauf folgt der der Untertest Token Test, welcher konkrete

Informationen zu der Abgrenzung zwischen einer aphasischen und nicht-aphasischen

Störung gibt und zu der Bewertung des Schweregrads der Aphasie dient. Der Token Test

wird somit auch häufig als Differentialdiagnose, unabhängig von dem AAT durchgeführt. Im

Anschluss stehen noch Untertests, die die sprachlichen Leistungen Nachsprechen, Lesen,

Schriftsprache und Sprachverständnis abdecken. Je weiter mit einem Untertest fortgefahren

wird, desto komplexer werden die Aufgaben. Das Testmaterial des AATs ist in einem Ordner

vorzufinden und besteht aus den verschiedenen Testteilen.

Page 36: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

36

Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, müssen die Untertests in der exakt

vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden:

Spontansprache (SPON)

Token Test (TT)

Nachsprechen (NACH)

Schriftsprache (beinhaltet lautes Lesen und Zusammensetzen)

Benennen (BEN)

Schriftsprache (Schreiben nach Diktat)

Sprachverständnis (SV)

In Tabelle 2 werden die Untertest konkreter beschrieben. Die Reihenfolge der Untertests

wurde so gewählt, dass das Anforderungsniveau des AATs abwechselnd aus einem

niedrigen und einem hohen Schwierigkeitsgrad besteht. Die Spontansprache wurde bewusst

zu Beginn der Untersuchung gewählt, um einen kommunikativen Kontakt mit dem Patienten

von Anfang an herstellen zu können. Die Durchführung des Tests beträgt, je nach Erfahrung

des Logopäden und Patient, etwa 60 bis 90 Minuten. In dem beiliegendem Testhandbuch

wird beschrieben, welche Aspekte man während der Durchführung berücksichtigen muss,

um aussagekräftige Testergebnisse zu erhalten. Ebenfalls werden pro Untertest

Abbruchkriterien vorgegeben, um eine aussagekräftige Diagnose stellen zu können. Wird ein

Abbruchkriterium erfüllt, muss der Testabschnitt sofort abgebrochen und der darauf folgende

Teil durchgeführt werden. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die einzelnen Untertests. Die

Auswertung des AATs erfolgt typischerweise über die Pencil and Paper Methode, kann

jedoch auch über das Computerprogramm Aachener Aphasie Therapie Programm (AATP)

erfolgen. AATP wurde von Phoenix Software in Zusammenarbeit mit K. Willmes und G.

Guillot der Abteilung für Neurologie der RWTH Aachen sowie von erfahrenen Logopäden

entwickelt. Das Computerprogramm ermöglicht es Logopäden, die Testergebnisse eines

Patienten schnell auszuwerten und zu analysieren.

Page 37: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

37

Die folgende Tabelle zeigt die Untertests des AATs.

Untertest Beschreibung

Spontansprache (SPON)

Die Spontansprache wird jeweils in sechs Beschreibungsebenen gegliedert. Diese sind:

Kommunikationsverhalten

Artikulation und Prosodie

Automatisierte Sprache

Semantische Strukturen

Phonematische Strukturen

Syntaktische Strukturen

Token Test (TT) Der Token Test ist in fünf Teile gegliedert. In den Teilen werden dem Patienten runde und rechteckige Formen in fünf verschiedenen Farben, zuerst auf Papier im Ordner und dann in Plastikplättchen, vorgelegt. Der Testleiter teilt dem Patienten Aufforderungen mit, woraufhin dieser diese ausführen muss, indem er auf entsprechende Formen zeigen muss. Das Testen des Sprachverständnisses wird immer komplexer, indem der Patient mehrere Plastikplättchen, der Aufforderung nach, entsprechend in verschiedenen Konstellationen und Reihenfolgen vor sich hinlegen muss.

Nachsprechen (NACH)

Der Untertest Nachsprechen ist in fünf Teile gegliedert:

Nachsprechen von Lauten

Nachsprechen von einsilbigen Wörtern

Nachsprechen von Lehn- und Fremdwörtern

Nachsprechen von Sätzen

Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben zum nachsprechen, die von dem Testleiter vorgesprochen werden und von dem Patient nachgesprochen werden müssen.

Schriftsprache Der Untertest Schriftsprache ist in drei Teile gegliedert:

Lautes Lesen

Zusammensetzen nach Diktat

Schreiben nach Diktat

Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben. Durch diesen Untertest werden reine Sprechstörungen von Sprachstörungen differenziert.

Benennen (BEN) Der Untertest Benennen ist in vier Teile gegliedert:

Benennen von Objekten durch einfach Nomina

Benennen von Farben

Benennen von Objekten durch Nomina Komposita

Beschreibendes Benennen von Situationen und Handlungen durch Sätze

Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben. Dem Patienten werden verschiedene Bilder vorgelegt auf denen Farben und Zeichnungen von Objekten zu sehen sind sowie Situationen und Handlungen vorliegen, die der Patient benennen soll.

Sprachver-ständnis (SV)

Der Untertest Sprachverständnis ist in vier Teile gegliedert:

Auditives Verständnis für Wörter

Auditives Verständnis für Sätze

Lesesinnverständnis für Wörter

Lesesinnverständnis für Sätze

Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben, in denen der Testleiter dem Patienten einzelne Wörter und Sätze vorspricht. Der Patient wird aufgefordert auf das entsprechende Bild zu zeigen.

Tabelle 2: Untertests des AATs

Page 38: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

38

2.3.3 Klassifizierung in Syndrome

Nach der Testausführung werden die Ergebnisse zu den sprachlichen Leistungen des

Patienten ausgewertet. Hierzu werden die Ergebnisse den Messwerten Rohwert*,

Prozentrang*, T-Wert* und Stanine* zugeordnet. Anhand der Auswertung in Form dieser

Messwerte wird dem Patienten eine logopädische Diagnose nach den Syndromen Globale,

Wernicke-, Broca- oder Amnestische Aphasie gestellt (vgl. Kapitel 2.2.2). Neben den

Standardsyndromen kann auch zwischen den Kategorien Restaphasie, nicht-

Standardaphasie oder keine Aphasie differenziert werden.

2.4 LeMo

Lexikon Modellorientiert existiert noch nicht so lange wie der AAT und ist im Gegensatz zu

diesem auch noch nicht weit verbreitet.

2.4.1 Hintergrundinformationen

LeMo ist ein nicht standardisiertes und nicht normiertes modellorientiertes

Diagnostikverfahren in der Aphasietherapie, das zu der Untersuchung der aphasischen,

dsylektischen und dysgraphischen Störung dient. Der Test wurde von Ria De Bleser, Jürgen

Cholewa, Nicole Stadie und Sia Tabatabaie 1994 in Potsdam entwickelt und kann für

Patienten beliebigen Alters verwendet werden. Durch LeMo werden Störungen des

Patienten anhand des Logogenmodells einem rezeptiven* und einen expressiven*

Störungsanteil zugeordnet. Bei LeMo rückt die Pathogenese in den Hintergrund, wohingegen

die Symptome und die gestörten Verarbeitungsschritte im Vordergrund stehen. In der

Diagnostik geht es darum herauszufinden, welche Komponenten und welche Routen im

Logogenmodell gestört sind. Daraus lässt sich eine individuelle Therapieplanung ableiten. Im

Anschluss dieses Abschnitts werden das Logogenmodell sowie die unterschiedlichen

Routen konkreter beschrieben.

Das Ziel von LeMo ist eine „modellorientierte Erfassung der funktionellen Ursache verbaler

und schriftlicher Wortverarbeitungsstörungen, z.B. lexikalischer Zugriff oder Störungen der

Graphem-Phonem-Konversion“ (Siegmüller et al., 2010, S. 232). Mit diesem Diagnostiktest

ist es möglich individuelle Patientenprofile zu erstellen und daraus eine abgestimmte

Therapieplanung abzuleiten.

Page 39: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

39

Das Logogenmodell

Das Logogenmodell ist ein serielles Modell zur Sprachverarbeitung, das auf Einzelfallstudien

basiert. Das Logogenmodell wird auch als Top-Down-Modell* bezeichnet und dient der

Verarbeitung monomorphematischer Wörter, wobei Pluralmorpheme, Komposita und

syntaktische Elemente nicht analysiert werden können. Abbildung 5 verleiht einen Überblick

über die unterschiedlichen Komponenten und Routen des Sprachverarbeitungsmodells. Im

Anschluss werden diese tabellarisch konkretisiert.

Abbildung 5: Logogenmodell nach Patterson, 1988

Page 40: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

40

Beschreibung der einzelnen Komponenten und Routen

Komponente/Route Beschreibung

Das semantische System

Das semantische System bezieht sich auf die Semantik eines Wortes, aber nicht auf die Wortform. Hier sind abstrakte semantische Merkmale gespeichert.

Die vier Lexika Die vier Lexika sind ein Langzeitspeicher für den ganzheitlichen Abruf der repräsentierten Wortformen.

Es gibt ein phonologisches Input- und Output-Lexikon sowie ein graphematisches Input- und Output-Lexikon. Die zwei Inputlexika sind rezeptiv und die zwei Outputlexika expressiv. Die Lexika enthalten abstrakte Informationen über phonologische Wortformen, Wortprosodie und Genus*. Zudem wird zwischen Neologismen* und Realwörtern unterschieden, wobei Neologismen keinen Eintrag in den Lexika haben. Je häufiger ein Wort vorkommt, desto schneller kann es von dem Patienten abgerufen werden.

Die lexikalischen Routen

Die lexikalischen Routen verarbeiten regelmäßige und unregelmäßige Realwörter. Sie sind in semantisch-lexikalische und in direkt-lexikalische Routen unterteilt.

Die Arbeitsspeicher-systeme (Buffer)

Es gibt vier kurzfristige Arbeitsspeichersysteme, die an die vier Modalitäten (vgl. Kap. 2.2.1) angepasst sind. Zwischen den phonologischen Input- und Outputbuffer wird eine phonologische Rückkopplungsschleife (PRS) angenommen. Dies ist der einzige Bottom-Up-Prozess* im Modell, der internes Sprechen ermöglicht.

Die prälexikalischen Analysesysteme

Als notwendige Voraussetzung für die lexikalische Unterscheidung dient der Mustererkennungsprozess. Hier werden Phoneme* bzw. Grapheme* erfasst, identifiziert und kategorisiert. Auditiv und visuell wird unterschieden, ob zwei angebotene Items kongruent oder inkongruent sind.

Die segmentalen Routen

Die segmentalen Routen dienen zu der Verarbeitung von Neologismen. Allerdings auch regelmäßige Wörter, Einzellaute/ Buchstaben, Silben und Fremdwörter, die uns nicht bekannt sind, werden in diesen Routen aufgenommen.

Die auditive Phonem Korrespondenz (APK)

Die Auditive Phonem Korrespondenz ermöglicht das Nachsprechen von

Neologismen, weswegen keine Verarbeitung im semantischen System stattfindet.

Die Phonem- Graphem- Korrespondenz (PGK)

Die Phonem-Graphem-Korrespondenz ermöglicht das Schreiben von Neologismen, deshalb findet keine Verarbeitung im semantischen System statt.

Die Graphem- Phonem- Korrespondenz (GPK)

Die Graphem-Phonem-Korrespondenz ermöglicht das laute Lesen von Neologismen, deshalb findet keine Verarbeitung im semantischen System statt.

Pictogen-Komponente

Die Pictogen-Komponente ist im Modell nicht visuell dargestellt. Trotzdem bildet sie einen essenziellen Bestandteil im Logogenmodell. Sie verarbeitet sämtlichen visuellen, jedoch nicht graphematischen Input. Somit findet strenggenommen kein Sprachverarbeitungsprozess statt. Diese Komponente bildet eine Alternative, falls die Wege über den auditiven oder nichtsprachlichen Input nicht funktionierten, da man so dennoch an das semantische System gelangen kann.

Tabelle 3: Komponenten und Routen des Logogenmodells

Page 41: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

41

2.4.2 Aufbau und Durchführung von LeMo

Der Test LeMo besteht aus fünf Büchern, die sich aus einem Handbuch und vier

Diagnostikbänden zusammensetzen. Diese beschäftigen sich im Einzelnen mit dem

Diskriminieren des lexikalischen Entscheidens und Nachsprechen, dem Lesen und

Schreiben, dem Sprachverständnis sowie dem Benennen. Es gibt 33 Untertests, dessen

Testteile in Wörtern und Bildern dargestellt werden. Für jeden Test gibt es Protokollbögen,

die kopiert und während der Testentnahme ausgefüllt werden können. Eine genaue

Beschreibung der einzelnen Diagnostikbände wird in der folgenden Tabelle (vgl. Tabelle 4)

beschrieben. Zu der Dauer der Durchführung gibt es keine Angaben, da Therapeuten

individuell entschieden können, ob alle 33 Untertests oder nur einzelne abgenommen

werden sollen. Somit variiert die Dauer von Patient zu Patient.

LeMo wurde ursprünglich von dem Fachbereich Patholinguistik der Universität Potsdam als

Pencil and Paper Version entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich

Computerlinguistik wurde ein Computerprogramm zu der Unterstützung erstellt. Seit 2004

wird dieses von dem Verlag Elsevier, Urban & Fischer vertrieben. Den Test kann der

Therapeut per Pencil and Paper Methode auswerten, jedoch auch anhand des

Computerprogramms, das eine übersichtliche Diagnose von Wortverarbeitungsstörungen, in

Form einer Logogendiagnose, ermöglicht.

Page 42: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

42

Übersicht über die einzelnen Diagnostikbände D

isk

rim

inie

-

ren

Test 1: Neologismenpaare auditiv

Test 2: Wortpaare auditiv

Test 3: Neologismenpaare visuell

Test 4: Wortpaare visuell

Le

xik

ali

sch

es

En

tsc

he

ide

n/

Na

ch

sp

rech

en

Lexikalisches Nachsprechen

Test 5: Wort/Neologismen auditiv

Test 6: Wort/Neologismen visuell

Test 7: Wort/Pseudohomophon visuell

Nachsprechen

Test 8: Neologismen

Test 9: Wörter

Test 10: Fremdwörter

Test 11: rückwärts

Test 12: mit Artikel

Test 13: Wortarten

Le

se

n / S

ch

reib

en

Lesen

Test 14: Neologismen

Test 15: regelmäßige Wörter

Test 16: regelmäßige und unregelmäßige Wörter

Test 17: intern: phonologisches Wort/Neologismus

Test 18: intern: Reime

Test 19: Wortarten

Schreiben

Test 20: Neologismen

Test 21: regelmäßige und unregelmäßige Wörter

Test 22: Wortarten

Sp

rac

hv

ers

tän

dn

is Test 23: Wort-Bild-Zuordnen auditiv

Test 24: Wort-Bild-Zuordnen visuell

Test 25: Synonymie auditiv

Test 26: Synonymie visuell

Test 27: Synonymie mit semantischem Ablenker auditiv

Test 28: Synonymie mit semantischem Ablenker visuell

Test 29: homophone Allographen visuell

Ben

en

ne

n

Test 30: mündlich

Test 31: schriftlich

Test 32: Reime finden

Test 33: homophone Allographen schriftlich

Tabelle 4: Übersicht über die einzelnen Diagnostikbände von LeMo (angelehnt an R. De Bleser et al., 2004)

Page 43: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

43

2.4.3 Klassifizierung anhand des Logogenmodells

Die sogenannte „Logogendiagnose“ gibt Hinweise auf die Funktionsfähigkeit bzw.

Funktionsstörung der einzelnen Routen und Komponenten. Anders als beim AAT wird hier

nicht nach Syndromen diagnostiziert, sondern auf die vorliegenden Dissoziationen und

Parametereffekte, die wiederum Hinweise auf die Funktionsstörungen jedes einzelnen

Patienten geben. So entsteht ein individuelles Leistungsprofil. Die Funktionsfähigkeit jeder

Komponente bzw. Route wird dabei folgendermaßen bewertet:

keine Hinweise auf das Vorliegen von Funktionsstörungen

partielle Funktionsstörungen

schwere Funktionsstörungen

keine oder aber partielle Funktionsstörungen

partielle oder aber schwere Funktionsstörungen

nicht beurteilbar

„Die modellbezogenen Interpretationen der individuellen Leistungsprofile wurden als

sogenannte logische Sätze formalisiert“ (De Bleser, 2004, S. 26). Um eine aussagekräftige

Logogendiagnose auch ohne Computerprogramm zu erstellen, sind die sogenannten

„logischen Sätze“ aus dem Handbuch zu entnehmen.

Page 44: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

44

3. Methodendesign

Das Kapitel zum Methodendesign beinhaltet die Planung sowie den Verlauf der

Untersuchung bis hin zur Auswertung. In der Bachelorarbeit werden verschiedene Vorgänge

durchlaufen (siehe Kapitel 1.3), die helfen, die Forschungsfrage zu untersuchen und zu

beantworten. Die Basis der Forschung besteht aus einer Online-Umfrage und zwei

Experteninterviews. Die Fragen und Kenntnisse aus der Umfrage stehen als Grundlage für

das Interview zur Verfügung. Die genutzten Daten stammen also aus schriftlichen und

mündlichen Befragungen.

3.1 Variablen der Forschungsfrage Die ausgewählte Forschungsfrage wird von unterschiedlichen Unterfragen untermauert.

Sowohl die Forschungsfrage als auch die Unterfragen setzen sich aus abhängigen und

unabhängigen Variablen zusammen. Bezüglich der Forschungsfrage sind die Eigenschaften

Stärken und Schwächen die abhängigen Variablen, wohingegen die Durchführung und die

Auswertung mit und ohne Computerprogramm die unabhängigen Variablen bilden. Im

Folgenden wird die Forschungsfrage ein weiteres Mal genannt.

Bezüglich der Forschungsfrage ergeben sich unterschiedliche Unterfragen, die im Anschluss

wiederholt werden. Die Wahl des Tests bildet die abhängige Variable, wohingegen die

genannten Kriterien die unabhängigen Variablen darstellen.

Wo liegen die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo

hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne

Computerprogramm?

Page 45: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

45

Im nachstehenden Teil werden die Messinstrumente, die zu der Beantwortung der

Forschungsfragen verwendet und ausgeführt werden, detailliert beschrieben.

1. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Diagnostiktests

durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten behandeln, und dem Standort

und der Art der logopädischen Einrichtung sowie der Verfügbarkeit der Tests?

2. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Diagnostiktests

durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten behandeln, und dem

Störungsbild des Patienten sowie der aus den Testergebnissen, resultierenden

Therapieplanung?

3. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Diagnostiktests

durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten behandeln, und dem

beruflichen Abschluss des Logopäden?

Page 46: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

46

3.2 Messinstrumente Die Messinstrumente, die in dieser Studie zu der Beantwortung der Forschungsfragen

verwendet wurden, setzen sich aus einer Online-Umfrage und zwei Experteninterviews

zusammen. Die Umfrage stellt das passive Messinstrument dar, wohingegen die

Experteninterviews als aktives Messinstrument betrachtet werden können.

3.2.1 Online Umfrage Die Untersucherinnen haben sich bewusst dafür entschieden eine Online-Umfrage zu

erstellen, um möglichst viele Teilnehmer zu erreichen und diese zu befragen. Im

nachfolgenden Teil wird diese Stichprobe detaillierter beschrieben und die gesamte Umfrage

vertiefend vorgestellt.

Untersuchungsdesign

Bei der Umfrage handelt es sich sowohl um einen qualitativen als auch um einen

quantitativen Untersuchungsteil dieser Forschungsarbeit. In der Befragung wurden

geschlossene und offene Fragen eingesetzt. Bei den geschlossenen Fragen wurden feste

Antwortkategorien in Form von Wortwerten vorgegeben. Die daraus erhaltenen qualitativen

Antworten wurden dann teilweise in Daten umgewandelt, die quantifizierbar und vergleichbar

sind.

Stichprobe

Die Logopäden in Deutschland bildeten bei der Umfrage die Grundgesamtheit. Auch wenn

die gezogene Stichprobe keine echte Zufallsstichprobe war, kann sie insgesamt als

repräsentativ für die Grundgesamtheit gelten. Der Fokus der Zielgruppe lag vorliegend auf

Logopäden, die in Praxen, Therapiezentren, Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken

arbeiten, jedoch wurden auch andere Fachleute, die eine sprachtherapeutische Fachdisziplin

haben, angeschrieben. Aus allen Bundesländern wurden Einrichtungen in unterschiedlich

großen Städten nach dem Zufallsprinzip per Internet ausgewählt. Diese Einrichtungen

bildeten somit die Zufallsstichprobe. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass nur

Einrichtungen gewählt werden konnten, die auf ihrer Internetpräsenz eine E-Mail-Adresse

angaben. Dies war unerlässlich, da die Umfrage per E-Mail verschickt wurde. Dadurch wurde

allerdings das Zufallsprinzip etwas eingeschränkt.

Page 47: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

47

In Form eines Anschreibens (vgl. Anhang E), das zusammen mit der Seniorbegleiterin des

Projektes verfasst wurde, wurden die Logopäden kontaktiert und um ihre Meinung zum

Thema gebeten. Bei der Stichprobe handelte es sich um eine unverbundene Stichprobe. Alle

Teilnehmer der Umfrage erhielten die gleichen Fragen, konnten jedoch verschiedene

Antworten geben. Außerdem handelte es sich bei den Teilnehmern nicht nur um Logopäden,

sondern auch, wie bereits erwähnt, um andere Fachdisziplinen - nämlich

Sprachheilpädagogen, Sprach-/Sprechtherapeuten, klinische Linguisten, Patholinguisten,

Neurologen sowie andere Berufsgruppen, die sprachtherapeutisch arbeiten. Da nur nominale

und ordinale Messskalen und keine Intervallskalen verwendet wurden, handelte es sich bei

der Umfrage um ein nonparametrisches Testverfahren. Somit lag weder eine

Normalverteilung, noch eine Homogenität der Varianz vor.

Aufbau der Umfrage

In der Literaturrecherche zu der aufgestellten Forschungsfrage wurden erste Erkenntnisse

aus Fachbüchern, Studien und Artikeln gewonnen. Anhand der gesammelten Informationen

wurden Hypothesen formuliert. Um diese zu testen, wurde eine Umfrage mit dem Programm

Google-Docs erarbeitet (vgl. Anhang D). Das Programm ermöglichte Fragen strukturiert in

einem Dokument zu erfassen und unterschiedliche Antwortmöglichkeiten für die Teilnehmer

vorzugeben. Die erhaltenen Daten wurden hierbei anonymisiert. Außerdem wurden keine

Informationen über einzelne Teilnehmer an Dritte weitergegeben. Über das Internet wurde

versucht, möglichst viele Logopäden und andere Fachdisziplinen, die sprachtherapeutisch

arbeiten, zu erreichen. Die Voraussetzung für die Wahl der jeweiligen Einrichtung war, dass

dort Aphasiepatienten logopädisch behandelt werden und somit eine Diagnostik des

Störungsbildes durchgeführt wird.

Untersuchungsdurchführung

Die Einrichtungen erhielten die Umfrage per E-Mail und füllten diese über die Plattform

Google-Docs aus. In der Umfrage wurden Logopäden in Form von geschlossenen wie auch

offenen Fragen zu ihrer Meinung zu den Diagnostikmitteln AAT und LeMo befragt. Zusätzlich

wurde sich an den dbl (deutscher Verband für Logopädie) gewandt, mit der Bitte, diese

Umfrage auch auf der Internetseite zu veröffentlichen (vgl. Anhang F).

Die Umfrage wurde an 134 ausgewählte logopädische Einrichtungen in allen Bundesländern

Deutschlands verschickt. Somit handelte es sich bei der Untersuchung um eine

Querschnittstudie, da diese einmalig durchgeführt wurde und zum gleichen Zeitpunkt

unterschiedliche Logopäden befragt wurden.

Page 48: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

48

Zusätzlich handelte es sich bei der Enquête um eine Felduntersuchung, da die Logopäden

die Umfrage in einer von uns unbeeinflussten Umgebung ausgefüllt haben. Im Folgenden

wird der Aufbau der Umfrage konkreter beschrieben.

Konkrete Beschreibung der Umfrage

Die Kontaktaufnahmen mit den Einrichtungen erfolgte per E-Mail von der, speziell für die

Bachelorarbeit erstellen, E-Mailadresse [email protected]. In der Nachricht an die

Teilnehmer stellten sich die Untersucherinnen kurz vor und erläuterten das Thema der

Bachelorarbeit. Des Weiteren enthielt die E-Mail den Internetlink zu der Umfrage. Die

Umfrage begann mit allgemeinen Fragen zu der Einrichtung und zu der Berufsbezeichnung

des jeweiligen Logopäden. Außerdem wurde gefragt, mit welchem der beiden Tests schon

Erfahrungen gesammelt wurde, welcher am derzeitigen Arbeitsplatz vorhanden ist und mit

welchem gearbeitet wird. Anschließend folgten, je nach Angabe des Teilnehmers, Fragen

über den Besitz eines der beiden Diagnostikmittel in der Einrichtung, Fragen zum AAT und/

oder zu LeMo. Diese Fragen thematisierten Aspekte zu der Durchführung sowie zu der

Auswertung mit und ohne Computerprogramm. Insgesamt konnten bis zu 35 Fragen

beantwortet werden, von denen 30 geschlossene Antwortmöglichkeiten vorgaben und

insgesamt fünf offen beantwortet werden konnten (vgl. Tabellen 5.1-5.3). Die Teilnehmer

hatten außerdem die Möglichkeit ihre E-Mail-Adresse anzugeben, falls Interesse an den

Ergebnissen der Untersuchung in Form eines Artikels (vgl. Anhang C) besteht.

Bei den Antwortmöglichkeiten der Umfrage handelte es sich um diskrete Merkmale, da nur in

Nominal- und Ordinalskalen gemessen wurde. Die allgemeinen Fragen zu Beginn der

Umfrage beruhten auf einem nominalen Messniveau, wohingegen die darauf folgenden

Fragen anhand von Ordinalskalen gemessen wurden. Die Variableneigenschaften wurden im

Nachhinein nach Intensität und Ausprägungsgrad definiert, was gerade für die Messung der

Stärken und Schwächen der beiden Diagnostikmittel effektiv war. Anhand der offenen

Fragen, in denen keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben wurden und die auf keinen

Messskalen beruhten, konnten Logopäden zusätzliche Anmerkungen zu den Tests

hinzufügen.

Page 49: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

49

Ablauf der Umfrage

Zunächst wurde die Umfrage an 405 E-Mail Adressen abgeschickt. Am ersten Tag der

Sendung der Nachricht, gab es zu der Umfrage einige effektive Antworten, jedoch gingen E-

Mails mit der Mitteilung ein, dass der Link nicht zu öffnen sei. Auch wenn es für manche

Teilnehmer möglich war, die Umfrage zu öffnen und zu beantworten, wurde eine weitere E-

Mail mit dem angepassten Link an alle Logopäden geschickt. Außerdem wurde die Umfrage,

nach Kontaktaufnahme mit dem dbl, auf deren Internetpräsenz veröffentlicht. Ebenfalls

wurde der Link zu der Umfrage auch in das Forum der Internetseite www.logo-ausbildung.de

gestellt. Aufgrund der geringen Resonanz der Umfrage, wurde diese an 59 weitere Adressen

in allen Bundesländern geschickt, von denen bis zu diesem Zeitpunkt keine Teilnahme

vorlag. Insgesamt wurden von 464 Anfragen 91 Antworten zu der Umfrage zurück erhalten.

Bei der Auswertung der Umfrage wurde festgestellt, dass eine für die Beantwortung der

Unterfragen essenzielle Frage bei Google-Docs nicht aufgeführt war. Aufgrund dessen

wurde an die aus der Umfrage gewonnen 62 E-Mail-Adressen von Logopäden, die Interesse

an der Bachelorarbeit äußerten, die fehlende Frage separat per E-Mail versandt. Um

genügend Resonanz zu erhalten, wurde ebenfalls ein aktualisierter Link an 72 weitere

Logopäden verschickt. Der vollständige Fragebogen wurde also insgesamt an 134

Logopäden verschickt. Letztendlich wurden 69 auswertbare Antworten erhalten. Die

Rücklaufquote lag somit bei 51 Prozent.

Variablen der Umfrage

Die Umfrage begann mit allgemeinen Fragen zu dem Berufsbild sowie zu der Einrichtung der

teilnehmenden Person. Diese Fragen wurden in jedem Fall ausgefüllt. Anschließend folgten

Fragen zum AAT und zu LeMo, die, je nach Verfügbarkeit und Erfahrungswert, von dem

Teilnehmer ausgefüllt wurden.

Page 50: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

50

In Tabellen 5.1-5.3 werden die Fragen in Bezug auf die damit verbundenen Variablen

aufgeführt.

Art der Fragen Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Allgemeine Fragen

Standort der Einrichtung

Frage 1 In welchem Bundesland arbeiten Sie?

Beruflicher Abschluss

Frage 2 Wie lautet Ihre Berufsbezeichnung?

Frage 3 Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert?

Frage 4 Welcher ist ihr höchst erreichter beruflicher Abschluss?

Art der Einrichtung Frage 5 In welcher Einrichtung arbeiten Sie?

Frage 6 Haben Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrungen mit der Verwendung des AATs oder LeMos gemacht?

Frage 7 Mit welchem Diagnostikmittel haben Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrungen gemacht?

Verfügbarkeit des Tests in der Einrichtung

Frage 8 Ist der AAT oder LeMo in Ihrer derzeitigen Einrichtung vorhanden?

Standort der Einrichtung, Art der Einrichtung, Verfügbarkeit der Tests, Störungsbild des Patienten, Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik, beruflicher Abschluss des Therapeuten

Frage 9 Welches Diagnostikmittel verwenden Sie zu der Diagnose von Aphasie?

Stärken und Schwächen des AATs und LeMos

Frage 10 Warum entscheiden Sie sich für dieses Diagnostikmittel?

Tabelle 5.1: Fragen der Umfrage (1)

Page 51: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

51

Danach folgen offene Fragen zum AAT.

Art der Fragen

Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Fragen zum AAT

Durchführung des AATs

Frage 11 Wie bewerten Sie den AAT grundsätzlich?

Frage 12 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zu der Nutzung des Diagnostikmittels?

Frage 13 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?

Frage 14 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung des Tests?

Störungsbild des Patienten

Frage 15 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?

Auswertung des AATs

Frage 16 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Tests?

Frage 17 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?

Frage 18 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?

Frage 19 Falls nein: Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?

Frage 20 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?

Frage 21 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogramms?

Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik

Frage 22 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für Therapieplanung?

Stärken und Schwächen des AATs

Frage 23 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/oder zur Auswertung des AATs?

Tabelle 5.2: Fragen der Umfrage (2)

Page 52: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

52

Anschließend wurden Fragen zu LeMo gestellt.

Art der Fragen

Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Fragen zum LeMo

Durchführung des LeMos

Frage 24 Wie bewerten Sie LeMo grundsätzlich?

Frage 25 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels?

Frage 26 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?

Frage 27 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung des Tests?

Störungsbild des Patienten

Frage 28 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?

Auswertung des LeMos

Frage 29 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Tests?

Frage 30 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?

Frage 31 Falls nein:

Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?

Frage 32 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?

Frage 33 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogramms?

Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik

Frage 34 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für Therapieplanung?

Stärken und Schwächen des LeMos

Frage 35 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/oder zur Auswertung des LeMos?

Tabelle 5.3: Fragen der Umfrage (3)

Page 53: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

53

Auswertung der Umfrage

Für die Auswertung der Umfrage wurden verschiedene Methoden zu der statistischen

Datenanalyse in Betracht gezogen. Die Ergebnisse der Umfragen wurden von Google Docs

in eine Exceltabelle eingefügt und außerdem in weiteren Tabellen und Graphiken dargestellt.

Da aufgrund der relativ kleinen Fallzahlen keine weitergehenden statistischen Auswertungen

sinnvoll sind, wurde sich gegen das Programm Statistical Package for the Social Science

(SPSS) entschieden. Zu der Absicherung der Entscheidung wurde die Dozentin der HAN

Antje Orgassa zu Rat gezogen, die Expertin für Statistik und Datenauswertung ist. Die

Antworten zu den offenen Fragen, die die Variablen der Forschungsfrage behandeln, wurden

in Kategorien eingeteilt und anschließend wieder durch Microsoft Word in Tabellen

verdeutlicht.

Gütekriterien der Umfrage

Validität

Aufgrund von Hypothesen, die mit Hilfe von Literatur entwickelt wurden, wurde die Umfrage

erstellt. Die Fragen wurden mit Hilfe von Kommilitoninnen und Dozenten in Intervisionen in

der Hochschule verfeinert und optimiert. Die zusammengestellten Fragen haben somit einen

Bezug auf die Forschungsfrage mitsamt Unterfragen. Die Antworten der Umfrage sind ein

wesentlicher Bestandteil der Forschung und werden mit großer Sorgfalt ausgewertet.

Reliabilität

Die Reliabilität wird dadurch gewährleistet, dass die Umfrage für jeden Teilnehmer identisch

ist und nicht durch Dritte beeinflusst wird. Ebenfalls wurde die Umfrage vorher mit

Kommilitonen getestet, um sicher zu stellen, dass die Fragen von allen Teilnehmern

sprachlich gleich verstanden werden. Dies gilt auch für die vorgegebenen

Antwortmöglichkeiten, die in ihrer Formulierung verständlich, gleichwertig und neutral

gestaltet werden.

Durchführungsobjektivität

Zu Beginn der Umfrage gibt es für die Teilnehmer eine detaillierte und eindeutige

Anweisung, um Unklarheiten zu vermeiden und gleiche Voraussetzungen zu schaffen. Somit

wird die Durchführungsobjektivität gewährleistet.

Page 54: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

54

Auswertungsobjektivität

Die Umfrage teilt sich in geschlossene und offene Fragen. Die geschlossenen Fragen

werden prozentual und die offenen resümiert ausgewertet. Bei den geschlossenen Fragen

geht es darum, die Anzahl der verschiedenen Antworten zu zählen und diese tabellarisch

festzuhalten. Die Antworten der offenen Fragen werden in Kategorien gegliedert und in

diesen zusammengefasst. Durch diese klar definierte Vorgehensweise ist die

Auswertungsobjektivität gegeben.

Interpretationsobjektivität

Bei der Interpretation der Ergebnisse soll vermieden werden, subjektive Meinungen zu

äußern. Wenn immer möglich wurden Fallzahlen und prozentuale Verteilungen angeführt.

Die gefunden Ergebnisse werden in tabellarischer Form festgehalten. Somit kann die

Interpretation und Bewertung der Testergebnisse auch unabhängig von dem Untersucher

stattfinden und ist für den Leser nachprüfbar.

3.2.2 Experteninterview

Neben der Umfrage wurde zusätzlich ein Experteninterview durchgeführt, um die Ergebnisse

der Umfrage durch zwei Experten zu untermauern.

Untersuchungsdesign

Die Interviews, die als zweite Datenerhebung der Bachelorarbeit dienten, bilden einen rein

qualitativen Teil der Forschungsarbeit. Das Experteninterview war teilstrukturiert und bestand

aus offenen Fragen. Da die Ergebnisse aus dem Interview subjektiver Natur waren und auf

Meinungen, Gefühlen und Überzeugungen beruhten, wurden in diesem Teil der

Bachelorarbeit qualitative Daten generiert.

Stichprobe

Im Experteninterview wurden Fragen gestellt, die teilweise auf den Ergebnissen der Umfrage

aufbauen und somit ein verbindendes Element zwischen Umfrage und Interview waren. Zu

der Zielgruppe der Experteninterviews zählen Fachleute, die in ihrer beruflichen Laufbahn

praktische Erfahrungen mit der Diagnostik und Therapie von Aphasie gemacht haben.

Page 55: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

55

Die Rekrutierung des Experten zum AAT erfolgte mit Hilfe eines Kontaktes in Nordrhein-

Westfalen von Jeanine Coopmans, Dozentin der HAN. Hier konnte die Logopädin, Dr. Kira

Kramer, aus Nordrhein-Westfalen1 gewonnen werden. Dr. Kira Kramer hat im Jahre 2000

ihren Abschluss an einer privaten Logopädieschule absolviert und promovierte im Jahre

2008. Im Moment ist sie als Logopädin auf Honorarbasis tätig.

Außerdem wurde im Internet recherchiert, welche Logopäden in Deutschland Fortbildungen

zu der modellorientierten Aphasiediagnostik mit LeMo geben. Für das Experteninterview zu

LeMo konnte somit die Patholinguistin Eva Rilling aus Niedersachsen gewonnen werden.

Eva Rilling machte 2004 an der Universität in Potsdam ihren Abschluss zur Patholinguistin.

Sie ist sowohl als Sprachtherapeutin im Aphasiezentrum Vechta-Langförden tätig als auch

als Dozentin in der Logopädieschule in Osnabrück tätig. Zur Kontaktaufnahme wurde ein

Anschreiben (vgl. Anhang G und H) versendet, in dem das Anliegen geschildert und sich

nach Interesse und eventueller Bereitschaft zu einem Interview erkundigt wurde.

Untersuchungsaufbau

Im zweiten Teil der Bachelorarbeit wurden zwei Experteninterviews durchgeführt. Hierzu

wurde jeweils ein Experte zum AAT und einer zu LeMo befragt. Die zwei Interviews wurden

mit einem Mobiltelefon mit Sprachaufzeichnung aufgenommen und mit einer

Kameraaufnahme abgesichert. Somit konnte sich komplett auf den Gesprächspartner

konzentriert werden und im Anschluss das Gespräch transkribiert werden. Für das Interview

wurden 45 Minuten eingeplant.

Untersuchungsdurchführung

Zum Interview wurde ein Leitfaden erstellt, der ein Gerüst für das Gespräch bildete.

Allerdings wurde von der Möglichkeit ausgegangen, dass sich während des Gesprächs neue

Aspekte und Fragestellungen ergaben. In dem Interview wurden keine Antwortmöglichkeiten

vorgegeben. Somit handelte es sich um offene Fragen, um so viele Informationen wie

möglich zu den Forschungsfragen zu erhalten. Bei dem Treffen führten zwei Studentinnen

der Bachelorgruppe das Gespräch und orientierten sich am Leitfaden, um sicher zu gehen,

dass alle für die Forschungsfrage relevanten Variablen angesprochen wurden.

1 Der genaue Wohnort wird auf Wunsch von Dr. Kira Kramer anonymisiert

Page 56: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

56

Konkrete Beschreibung des Interviews

Bezüglich der Struktur des Interviews orientierten sich die Untersucherinnen anhand des

erstellten Leitfadens für Experteninterviews von Mieg und Näf (2005).

Bei dem Interview handelte es sich um ein persönliches Gespräch, welches von zwei

Untersucherinnen mit einem Experten geführt wurde. Die Kontaktaufnahme erfolgte per E-

Mail, in denen die Experten gefragt wurden, ob sie sich dafür bereit erklärten ein Interview zu

den Aphasiediagnostikmitteln AAT und LeMo zu führen. Bevor das Interview durchgeführt

wurde, wurde anhand der Umfrage ein Leitfaden für das Gespräch erstellt. Nach

persönlichen Angaben zu der bisherigen beruflichen Laufbahn des Experten folgten spezielle

Fragen zu beiden Testverfahren. Neben den Fragen aus der Umfrage wurde zusätzlich die

Entscheidungsfindung für oder gegen einen Test thematisiert, um das Gespräch

abzurunden. Es wurde darauf geachtet, die Fragen offen zu stellen, um ein weites

Antwortspektrum zu erhalten. Das Interview wurde bewusst im gewohnten Umfeld des

Experten geführt, um keine verzerrenden Umweltfaktoren wirksam werden zu lassen.

Außerdem gab man dem Experten so die Möglichkeit Notizen, Bücher, Patientenakten oder

sonstige Materialien aus seinem direkten Arbeitsfeld in das Gespräch mit einzubinden.

Ablauf des Interviews

Nach Erhalt der Zusagen für die Interviews wurde jeweils ein Termin mit den Experten

vereinbart. Am 23.04.2012 wurde das erste Interview mit Dr. Kira Kramer zum AAT in

Nordrhein-Westfalen geführt. Dieses fand aus privaten Gründen bei ihr zu Hause statt und

dauerte insgesamt 60 Minuten. Dieses Interview führten Nadia Rezaee und Sandra Kotterba.

Am 25.04.2012 erfolgte das zweite Interview, zu LeMo, in Niedersachsen. Das Interview mit

Frau Rilling fand, nach Absprache, in der Fachschule für Logopädie in Osnabrück statt. Dies

dauerte, wie geplant, 45 Minuten. In diesem Interview leiteten Antonia Lohmeyer und Katrin

Mielcarek das Gespräch. Vor dem Gespräch unterzeichneten beide Experten eine

Einverständniserklärung zu der Aufzeichnung und der Verwendung der gewonnenen Daten

(vgl. Anhang I).

Page 57: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

57

Variablen des Experteninterviews

Mit allgemeinen Fragen wurde das Interview eingeleitet.

Art der Fragen

Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Allgemeine Fragen

Beruflicher Abschluss des Therapeuten

Frage 1 Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert?

Frage 2 Wann haben Sie Ihre Ausbildung beendet?

Frage 3 Welchen Ausbildungsabschluss haben Sie?

Standort der Einrichtung

Frage 4 In welchem Bundesland arbeiten Sie momentan?

Art der Einrichtung

Frage 5 In was für eine Art Einrichtung arbeiten Sie?

Frage 6 Haben Sie in Ihrer Ausbildung einen der beiden Diagnostiktests (AAT und LeMo) kennengelernt? Falls nein trifft folgende Alternativfrage zu: Wann haben Sie erste Erfahrungen mit einem der beiden Tests gemacht?

Frage 7 Welche der beiden Tests haben Sie bereits am Patienten durchgeführt?

Verfügbarkeit der Tests in der Einrichtung

Frage 8 Welchen der Tests verwenden Sie momentan in der Praxis?

Tabelle 6.1: Fragen des Experteninterviews (1)

Page 58: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

58

In dieser Tabelle sind die Fragen zum AAT aufgeführt.

Art der Fragen

Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Fragen zum AAT

Durchführung des AATs

Frage 9 Wenn mit dem AAT momentan gearbeitet wird:

Wie lange arbeiten Sie schon mit dem AAT?

Frage 10 Wie bewerten Sie das Handbuch zum AAT? Alternativfrage: Wird durch das Handbuch deutlich wie der Test durchzuführen ist?

Frage 11 Wie empfinden Sie die Dauer der Vorbereitung? Antworthilfestellung falls nötig: eher

intensiv oder weniger intensiv?

Frage 12 Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung des Tests? A: für sich B: für den Patienten

Störungsbild des Patienten

Frage 13 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung? A: für sich B: für den Patienten

Auswertung des AATs

Frage 14 Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests? Antworthilfestellung falls nötig: eher intensiv oder weniger intensiv?

Frage 15 Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Computerprogramm in Bezug auf die Auswertung? A: Dauer B: Komplexität C: Ist es in ihrer momentanen Einrichtung vorhanden?

Stärken und Schwächen des AATs

Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik

Frage 16 Wie bewerten Sie die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung? Antworthilfestellung falls nötig: eher hilfreich oder weniger hilfreich?

Frage 17 Welche sonstigen Anmerkungen haben Sie noch zum AAT? (bezüglich Stärken und Schwächen)

Tabelle 6.2: Fragen des Experteninterviews (2)

Page 59: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

59

Im Folgenden sind die Fragen zu LeMo aufgeführt

Art der Fragen

Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Fragen zu LeMO

Durchführung von LeMo

Frage 18 Wenn mit dem LeMo momentan gearbeitet wird:

Wie lange arbeiten Sie schon mit dem LeMo?

Frage 19 Wie bewerten Sie das Handbuch zum LeMo? Alternativfrage: Wird durch das Handbuch deutlich wie der Test durchzuführen ist?

Frage 20 Wie empfinden Sie die Dauer der Vorbereitung? Antworthilfestellung falls nötig: eher

intensiv oder weniger intensiv?

Frage 21 Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung des Tests? A: für sich B: für den Patienten

Störungsbild des Patienten

Frage 22 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung? A: für sich B: für den Patienten

Auswertung von LeMo

Frage 23 Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests? Antworthilfestellung falls nötig: eher intensiv oder weniger intensiv?

Frage 24 Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Computerprogramm in Bezug auf die Auswertung? A: Dauer B: Komplexität C: Ist es in ihrer momentanen Einrichtung vorhanden?

Stärken und Schwächen von LeMo

Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik

Frage 25 Wie bewerten Sie die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung? Antworthilfestellung falls nötig: eher hilfreich oder weniger hilfreich?

Frage 26 Welche sonstigen Anmerkungen haben Sie noch zum LeMo? (bezüglich Stärken und Schwächen)

Tabelle 6.3: Fragen des Experteninterviews (3)

Page 60: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

60

Falls bereits mit beiden der Tests Erfahrungen gesammelt wurden, wurden folgende Fragen

gestellt.

Art der Fragen Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Fragen zu den Auswahlkriterien

Stärken und Schwächen des AATs und LeMo hinsichtlich der Durchführung und Auswertung

Standort der Einrichtung, Art der Einrichtung, Verfügbarkeit der Tests, Störungsbild des Patienten, Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik, beruflicher Abschluss des Therapeuten

Frage 27 Was sind Ihre Auswahlkriterien sich für einen der beiden Tests zu entscheiden?

Tabelle 6.4: Fragen des Experteninterviews (4)

Art der Fragen Variablen der Forschungsfrage

Variablen der Unterfragen

Frage Fragestellung

Allgemeine Fragen bezüglich der Variablen

Stärken und Schwächen des AATs bzw. LeMo

Standort der Einrichtung

Frage 28 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem Standort der Einrichtung und der Testwahl?

Art der logopädischen Einrichtung

Frage 29 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen der Art der logopädischen Einrichtung und der Testwahl?

Störungsbild des Patienten

Frage 30 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem Störungsbild des Patienten und der Testwahl?

Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik

Frage 31 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen der weiteren Planung der Therapie und der Testwahl?

Beruflicher Abschluss

Frage 32 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem beruflichen Abschluss und der Testwahl?

Tabelle 6.5: Fragen des Experteninterviews (5)

Page 61: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

61

Auswertung des Experteninterviews

Für eine effektive Auswertung des Experteninterviews wurde dieses aufgezeichnet, um es

anschließend zu transkribieren. Anhand dessen (vgl. Anhang N und O) konnten weitere

Aspekte, die für die Forschungsfragen relevant waren, schriftlich zusammengefasst und eine

Schlussfolgerung gezogen werden.

Gütekriterien des Experteninterviews

Validität

Die Fragen an die Experten, die während des Interviews gestellt werden, basieren auf denen

der Umfrage. Diese werden bereits im Vorhinein mit Hilfe von Kommilitoninnen und

Dozenten optimiert. Die Personen, die für unsere Forschungsfrage interviewt werden, sind

logopädisch qualifiziert und haben jahrelange Berufserfahrung, so dass sichergestellt ist,

dass ihre Meinung valide für diese Forschung ist und sie sich Experten auf dem Gebiet des

jeweiligen Aphasiediagnostikmittels nennen dürfen. Beide Experten müssen eine

Einverständniserklärung unterschreiben.

Reliabilität

Dr. Kira Kramer aus Nordrhein-Westfalen, wurde von der Dozentin der HAN empfohlen, die

selbst Fachfrau auf dem Gebiet der Aphasie ist. Dr. Kira Kramer hat im Themenbereich der

Aphasie promoviert, was sie zusätzlich zu einer Expertin auf dem Gebiet macht. Frau Eva

Rilling ist Referentin für Fortbildungen im Bereich modellorientierten Aphasiediagnostik und –

therapie in Niedersachsen. Des Weiteren lehrt sie an der Fachschule für Logopädie in

Osnabrück das Fach Neurologie.

Durchführungsobjektivität

Während des Interviews dienen vorgefertigte Fragen als Leitfaden für das Gespräch. Den

Interviewerinnen ist die befragte Person vor dem Gespräch unbekannt. Somit gehen diese

ohne Vorurteile in die Konversation mit dem Experten, wodurch die Durchführungsobjektivität

gewährleistet ist.

Auswertungsobjektivität

Die Interviews werden zunächst transkribiert und im Anschluss ausgewertet. Es werden

Kategorien erstellt, damit die Auswertung nachvollziehbar und möglichst objektiv bleibt.

Page 62: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

62

Interpretationsobjektivität

Bei der Interpretation kann es sein, dass einige Aussagen subjektiv interpretiert werden.

Zunächst wird die Umfrage ausgewertet, um dann zu sehen, ob die Experteninterviews

inhaltlich dieselbe Aussagekraft haben. Realistischerweise lässt es sich nicht ganz

vermeiden, dass die Interpretation der Aussagen der Expertengespräche möglicherweise

subjektiver Natur ist.

Page 63: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

63

4. Ergebnisse

In diesem Kapitel wird ein detaillierter Überblick über die gewonnen Erkenntnisse der

Umfrage und der Experteninterviews gegeben. Die Ergebnisse der Umfrage werden in

Tabellen dargestellt und anschließend interpretiert. Hierbei wird erörtert, inwiefern die zuvor

aufgestellten Hypothesen bestätigt werden. Um die aus der Umfrage abgeleiteten Aussagen

zu den Hypothesen weiter zu prüfen, werden Meinungen und Zitate von Experten in die

Interpretation mit einbezogen. Die Umfrage beginnt mit allgemeinen Fragen, die auf die

Variablen der Unterfragen der zentralen Forschungsfrage bezogen sind:

Standort der Einrichtung

Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests

Beruflicher Abschluss

Motive für die Testwahl

In der Umfrage wurden so neben verschiedenen Variablen zu der Wahl des Tests auch die

Stärken und Schwächen von AAT und LeMo gemessen. Diese wurden anhand

unterschiedlicher Kriterien analysiert. Im Einzelnen wurde auf die Durchführung der

Diagnostikmittel eingegangen:

Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel

Dauer der Vorbereitung zur Nutzung der Diagnostikmittel

Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch

Dauer der Durchführung der Diagnostikmittel

Instruktion zu den Aufgaben während der Durchführung

Hinsichtlich der Auswertung der Tests wurden ebenfalls unterschiedliche Dimensionen

erfasst:

Dauer der Auswertung

Verwendung des Computerprogramms, einschließlich offener Frage zu den

Beweggründen

Bewertung des Computerprogramms zur Auswertung im Allgemeinen

Dauer der Auswertung mit Hilfe des Computerprogramms

Resultierende Therapieplanung

In den abschließenden offenen Fragen der Umfrage hatten die Teilnehmer die Gelegenheit

sonstige Bemerkungen zu den Diagnostikmitteln zu äußern.

Page 64: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

64

4.1 Standort der Einrichtung

4.1.1 Umfrage Um die Ergebnisse anschaulich darstellen zu können, wurden die Bundesländer, in denen

die Logopäden arbeiten, in die Gruppen der alten und der neuen Bundesländer

zusammengefasst. Da viele Logopäden mit mehreren Diagnostikmitteln arbeiten, waren

Mehrfachantworten möglich, was im Folgenden beachtet werden muss.

Wahl des Tests

Bundesländer2 AAT LeMo Sonstige Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Alte Bundesländer (54 Antworten)

39 51%3 15 19% 23 30% 77

Neue Bundesländer (15 Antworten)

11 44% 8 32% 6 24% 25

Total (69) 50

49% 23 23% 29 28% 102 (100%)

Tabelle 7: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem Standort der Einrichtung

In den alten und in den neuen Bundesländern wird vorwiegend der AAT verwendet.

Auffallend ist aber, dass rund ein Drittel der Logopäden (33%) in den neuen Bundesländern

auch verstärkt mit LeMo arbeiten, wohingegen dieser in den alten Bundesländern seltener

(19%) angewandt wird. Man kann vermuten, dass die Diagnostik mit LeMo in den neuen

Bundesländern intensiver verwendet wird. LeMo wurde in Potsdam entwickelt. Möglich wäre

deshalb, dass LeMo in Brandenburg und den anderen neuen Bundesländern gezielter

gelehrt und somit bekannter ist.

Die anfangs genannte Hypothese, dass die Wahl zwischen AAT und LeMo abhängig von

dem Standort (alte und neue Bundesländer) sei, wurde tendenziell bestätigt. Die alten

Bundesländer orientieren sich vorwiegend am AAT, der in Aachen entwickelt wurde und

deshalb vermutlich besonders in Nordrhein-Westfalen und in den übrigen alten

Bundesländern Logopäden in der Ausbildung präferiert vermittelt wird, was sich auf die

spätere Berufspraxis entsprechend auswirkt. Die folgenden Abbildungen veranschaulichen

graphisch die Wahl des Tests in den alten und neuen Bundesländern.

2 Legende zu den Bundesländern: (Quelle: http://www.deutschland-ueberblick.de,2008)

Alte Bundesländer= Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-

Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein

Neue Bundesländer= Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

3 Die Prozentwerte in den Tabellen wurden nach kaufmännischen Prinzipien auf- und abgerundet

Page 65: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

65

Abbildung 6: Die Wahl des Tests in den alten und neuen Bundesländern

An dieser Stelle kann darauf hingewiesen werden, dass in der Kategorie „Sonstige Tests“ die

beliebteste Alternative zum AAT oder LeMo die ACL ist. Diese ist eine Kurzversion des

AATs. Die Auswertung erfolgt jedoch deskriptiv und nicht klassifikatorisch. ACL4 kompensiert

laut Teilnehmer der Umfrage weitläufige Schwächen des AATs.

4.1.2 Experteninterview Die Ergebnisse aus der Umfrage, dass es einen Zusammenhang zwischen der Wahl des

Tests und dem Standort der Einrichtung gibt, konnten Dr. Kira Kramer und Eva Rilling

teilweise bestätigen. Beide Experten gehen davon aus, dass der AAT vorwiegend in Aachen

und Umgebung, wohingegen LeMo eher in den östlichen Bundesländern rund um Potsdam

verbreitet sei. Eva Rilling weist aber auch darauf hin, dass auch die Entwickler von LeMo

ursprünglich aus Aachen kommen. Ria de Bleser, die heute als Professorin in Potsdam

arbeitet und intensiv zum LeMo forscht, hat ursprünglich an der Entwicklung des AATs

mitgewirkt.

4 Weitere Gründe zur Wahl der ACL befinden sich im Anhang J. Außerdem liegt im Anhang eine Tabelle (Anhang

K) vor, die neben der ACL weitere sonstige Tests, die von Logopäden gewählt werden, festhält.

Page 66: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

66

4.2 Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests

4.2.1 Umfrage Aus der Umfrage geht hervor, dass Logopäden häufig in mehreren Einrichtungen arbeiten,

weshalb es auch Mehrfachantworten bezüglich der Einrichtung gibt.

Wahl des Tests

Einrichtung AAT LeMo Sonstige Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Praxis 38 54% 13 18% 20 28% 71

Therapiezentrum 4 36 % 3 28% 4 36% 11

Krankenhaus 7 54% 4 31% 2 15% 13

Rehabilitationsklinik 5 50% 1 10% 4 40% 10

Sonstige 5 31% 6 38% 5 31% 16

Total

59

49%

27 22%

35

29%

121 (100%)

Tabelle 8: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit der Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests

Auch in dieser Tabelle wird deutlich, dass, unabhängig von der Einrichtung, der AAT mit 49

Prozent am meisten verwendet wird. Auffallend ist aber, dass in den meisten großen

Einrichtungen, nämlich Therapiezentren und Krankenhäuser, der LeMo stärker vertreten ist

als in Praxen. Dieser wird aber auch oft zusammen mit dem AAT als Mehrfachantwort

angegeben. Es lässt vermuten, dass in diesen Einrichtungen aufgrund eines höheren Anteils

von Aphasiepatienten auch eine größere Testverfügbarkeit vorliegt und neben dem AAT

auch LeMo regelmäßig vorhanden und verwendet wird.

In der Gruppe „Sonstige“, die aus privaten Logopädieschulen und Hochschulen besteht,

sieht man, dass LeMo, mit 38 Prozent, sogar häufiger gewählt wird als der AAT, mit 31

Prozent. Logopäden, die in diesen Schulen und Hochschulen als Lehrlogopäden arbeiten,

legen den Schwerpunkt auf LeMo als Lehrmaterial für die Studenten und unterrichten den

AAT nur an zweiter Stelle.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Hypothese zu der Wahl zwischen AAT und LeMo mit

der Art der Einrichtung zusammenhängt, bestätigt wurde. Wie bereits vermutet, besitzen die

großen Einrichtungen, nämlich Therapiezentren, Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken

aber auch Schulen beide Tests und wählen aufgrund dessen auch häufiger LeMo. Praxen

geben meistens an, nur einen der Tests in ihrer Praxis zu besitzen und können aufgrund

dessen auch nur einen Test „wählen“ - vorwiegend den AAT.

Page 67: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

67

4.2.2 Experteninterview Auch anhand des Experteninterviews wird die Hypothese untermauert. Eva Rilling geht von

einem Zusammenhang zwischen der Art der Einrichtung sowie der Verfügbarkeit und der

Wahl eines bestimmten Tests aus. Sie vermutet, „[…] dass eine logopädische Praxis, die

insgesamt mehr Störungsbilder zu bedienen hat, vielleicht noch nicht mit LeMo vertraut ist,

eher den AAT verwendet. Während bei Rehabilitationseinrichtungen, die halt mehrere

neurologische Patienten versorgen, der LeMo eher da ist, da sie auch einen anderen

Schwerpunkt setzen.“ (vgl. Anhang O, S. 157). Auch Dr. Kira Kramer geht davon aus „[…]

dass in den Praxen der AAT deutlich häufiger benutzt wird.“ (vgl. Anhang N, S. 139 ).

4.3 Beruflicher Abschluss

4.3.1 Umfrage

In der Umfrage haben Logopäden mit diversen Berufsabschlüssen geantwortet. Die

Stichprobe ist jedoch insgesamt zu klein, um zu jedem Abschluss ein aussagekräftiges

Ergebnis in Bezug zu der Testwahl zu erhalten. Die Tabelle, die alle Berufsgruppen mit den

jeweiligen Berufsabschlüssen bezüglich der Wahl des Tests darstellt, befindet sich

deswegen im Anhang L. Es wurde zusätzlich eine Tabelle erstellt, in der die Logopäden mit

einem akademischen Abschluss und die Logopäden mit einem staatlich anerkannten

Abschluss jeweils zusammenfassend aufgeführt sind und bezüglich der Testwahl

miteinander verglichen werden.

Wahl des Tests

Berufsabschluss der Befragten

AAT LeMo Sonstige Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Staatlich anerkannter Logopäde

5 (47 Befragte)

33 50% 13 20% 20 30% 66

Akademischer Logopäde

6 (22 Befragte)

18 50% 10 28% 8 22% 36

Total 51 50% 23 23% 28 27% 102 (100%)

Tabelle 9: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem beruflichen Abschluss

5 Zu den staatlich anerkannten Logopäden zählen folgende Berufsgruppen und Abschlüsse: staatlich anerkannter

Logopäde (Deutschland), staatlich anerkannter Atem-, Sprech- und Stimmlehrer (Deutschland) 6 Zu den akademischen Logopäden zählen folgende Berufsgruppen und Abschlüsse: Logopäde Bachelor

(Deutschland und Niederlande), Logopäde Master (Deutschland und Niederlande), Diplom Logopäde (Deutschland), Promovierter Logopäde (Deutschland), Sprachheilpädagoge Magister (Deutschland), Diplom Sprachheilpädagoge (Deutschland), Klinischer Linguist Magister (Deutschland), Diplom Patholinguistik (Deutschland)

Page 68: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

68

Anhand der Tabelle wird deutlich, dass rund die Hälfte (50%) der staatlich anerkannten und

akademischen Logopäden sich für den AAT als Diagnostikmittel entscheiden. Betrachtet

man die anderen Werte, fällt auf, dass akademische Logopäden an zweiter Stelle mit LeMo

(23%) arbeiten, wohingegen staatlich anerkannte Logopäden sich eher an sonstigen Tests

(30%) orientieren und LeMo (20%) seltener wählen. Somit lässt sich eine geringe Tendenz

erkennen, dass akademische Logopäden sich öfter für LeMo entscheiden als staatlich

anerkannte Logopäden. Der AAT ist jedoch bei beiden Berufsgruppen präferiert. Die

Hypothese, dass die Wahl zwischen AAT und LeMo abhängig von dem beruflichen

Abschluss ist, kann tentativ bestätigt werden.

Es lässt sich vermuten, dass Logopäden mit einem Hochschulabschluss in ihrem Studium

LeMo häufiger oder intensiver gelehrt bekommen als in der klassischen logopädischen

Ausbildung und deswegen LeMo öfter in der Praxis anwenden.

Während in der vorangegangenen Frage unter „Sonstige“ nicht nach akademischen

Hochschulen und privaten Fachschulen unterschieden wird, kann aufgrund der Ergebnisse

zu dieser Frage angenommen werden, dass der Fokus in der Ausbildung an logopädischen

Fachschulen eher auf dem AAT und sonstigen Tests liegt. Viele Dozenten im akademischen

Bereich haben einen Hintergrund als klinische Linguisten oder Patholinguisten und

vermutlich eine Affinität zu LeMo, der in seiner Komplexität entsprechende

sprachwissenschaftliche Kenntnisse voraussetzt.

An logopädischen Fachschulen spielen Überlegungen zum Logogenmodell möglicherweise

eine untergeordnete Rolle und entsprechend tendieren diese Logopäden eher zum AAT.

Dies wird teilweise von den Experten bestätigt und auch durch Antworten auf die offenen

Fragen (vgl. Kapitel 4.4) weiter unterstützt.

Page 69: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

69

4.3.2 Experteninterview Auch Frau Dr. Kira Kramer gibt an, dass, ihrer Meinung nach, ein Zusammenhang zwischen

der Wahl des Tests und dem beruflichen Abschluss besteht. Sie erläutert, dass Schüler an

logopädischen Fachschulen beide Tests in unterschiedlichem Ausmaß lernen. Hierbei wird

der Schwerpunkt auf AAT gelegt, wohingegen LeMo abstrakt blieb. LeMo werde somit von

den Studenten nach der Ausbildung nur bei entsprechendem Interesse angewandt und muss

meistens noch anhand von Fortbildungen verinnerlicht werden. Da sie selbst eine

Ausbildung zur staatlich anerkannten Logopädin an einer privaten Schule gemacht hat,

spricht sie aus eigener Erfahrung. Momentan arbeitet sie als Lehrlogopädin an einer privaten

Fachschule, an der der AAT unterrichtet und auch hier LeMo lediglich vorgestellt wird.

Der, aus den Ergebnissen festgestellte, Zusammenhang zwischen der Art der

Logopädenausbildung und der Wahl des Tests scheint sich allerdings im Laufe der Jahre

abzuschwächen. Was in der Vergangenheit durchaus klar festzustellen war, scheint

mittlerweile an Bedeutung zu verlieren. Nach der Meinung von Eva Rilling besteht

heutzutage überhaupt kein Zusammenhang mehr zwischen dem beruflichen Abschluss und

der Wahl zwischen AAT und LeMo. Sie gibt an, dass sich anhand von Forschung neben dem

syndromorientierten Ansatz von AAT sich auch der modellorientierte Ansatz von LeMo in den

letzten Jahren weiter verbreitet habt und immer mehr akzeptiert wird.

Somit sei LeMo auch immer mehr ein fester Bestandteil in der logopädischen Ausbildung,

unabhängig von der Lehreinrichtung. Sie selbst habe jedoch in ihrem Studium der

Patholinguistik vorwiegend LeMo gelehrt bekommen, was wiederum dafür spricht, dass es

wahrscheinlich in der Vergangenheit einen Zusammenhang gab.

Page 70: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

70

4.4 Motive für die Testwahl Während bei den vorherigen Fragen „objektive“ Bedingungen für die Testwahl erfragt

wurden, wird in diesem Abschnitt die subjektive Begründung für die Wahl eines Tests

ermittelt und soweit möglich zusätzlich in Bezug zu dem Standort, Art der Einrichtung und

Verfügbarkeit der Tests sowie der beruflicher Abschluss betrachtet. Außerdem werden die

weiteren Variablen „Störungsbild des Patienten“ sowie „resultierende Therapieplanung“ in

Bezug zu der Wahl hinzugezogen. In der folgenden Tabelle und Graphik wird

zusammengefasst, für welche Tests sich die Befragten momentan bei der Aphasiediagnostik

entscheiden - unabhängig von den zuvor diskutierten Variablen, bei denen einen

Abhängigkeit bezüglich der Wahl vermutet wird. Auch hier werden sonstige Tests mit

einbezogen, da diese immerhin bei knapp einem Drittel der Befragten genannt wurden.

Wahl des Tests

Logopäden

AAT LeMo Sonstige Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

50 49% 23 23% 29 28% 102 (100%)

Tabelle 10: Zusammenfassung der Testwahl

Abbildung 7: Wahl des Tests aller Logopäden

Mit der offenen Frage „Warum entscheiden Sie sich für diese Diagnostikmittel?“ wird in der

Umfrage untersucht, wo die konkrete Motivation für die Testwahl der jeweils Befragten liegt.

Entsprechend geht es im Folgenden indirekt auch um die Stärken und Schwächen der

beiden diagnostischen Tests.

Die Tabelle fasst die wichtigsten Antworten der Befragten bezüglich ihrer Testwahl

zusammen. Dabei wurden ähnliche Antworten jeweils Clustern zugeordnet, für die in der

Tabelle stellvertretend typische Antworten stehen.

49%

23%

28%

Wahl des Tests aller Logopäden

AAT LeMo Sonstige

Page 71: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

71

Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (1)

Verfügbarkeit: „Ich verwende den AAT, weil wir ihn nach wie vor ganz gut finden und den

LeMo nicht als Material vorliegen haben.“

Gewohnheit: „Ich kenne mich mit LeMo nicht aus und der AAT ist mir vertraut.“

Anwendung: „Ich verwende den AAT, weil die Umsetzung unkompliziert und zeitsparend

ist.“

„Ich fand LeMo sehr umfangreich und langwierig.“

Standardisierung: „Der AAT ist standardisiert und wird von Ärzten und Krankenkassen

anerkannt.“

Ausbildung: „Ich habe den AAT in der Ausbildung gelernt.“

Grundprinzip: „Ich schätze den Ansatz der Syndromdiagnostik.“

Tabelle 11.1: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (1)

Die Antworten auf die offenen Fragen bestätigen in weiten Teilen bereits oben beschriebene

Abhängigkeiten. Es ist nachvollziehbar, dass immer dann, wenn nur ein Test verfügbar ist,

auch nur dieser benutzt werden kann. Wie zuvor ausgeführt, gibt es auch den

Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber einem Testverfahren in der Ausbildung

und der späteren Nutzung. Insgesamt ergibt sich eine Neigung, dass mit einer

akademischen Logopädieausbildung eine Präferenz für LeMo einhergeht. „LeMo kenne ich

noch nicht“ wird so oder ähnlich von mehreren Logopäden geäußert, die ihre Ausbildung in

privaten Fachschulen erhalten haben. Andererseits wird von akademischen Logopäden

gezielt die modellorientiert geleitete Diagnostik von LeMo befürwortet.

Offensichtlich ist, dass in vielen Fällen auch die Gewohnheit eine große Rolle spielt und

Logopäden am einmal Erlernten und Bewährten festhalten. Dafür ist etwa folgende Antwort

repräsentativ: „Ich habe schon immer den AAT verwendet, da LeMo erst später auf den

´Markt´ kam.“ Einige Befragte geben explizit an, dass ihnen der LeMo überhaupt nicht

bekannt ist.

Darüber hinaus wurde verschiedentlich die Standardisierung des AATs als positive

Eigenschaft und als Grund für die Testwahl genannt. „Ich verwende den AAT, weil die

Umsetzung unkomplizierter und zeitsparender ist“ ist eine für viele repräsentative Aussage.

Scheinbar wird zurzeit auch der standardisierte AAT von einigen Krankenkassen präferiert

und ist leichter abzurechnen.

Page 72: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

72

Es muss festgehalten werden, dass die Wahl zum AAT als Diagnostikmittel nicht immer aus

Überzeugung oder aus inhaltlich begründeten Erwägungen erfolgt. Da diese

desillusionierende Erkenntnis für die spätere Ableitung von Empfehlungen aus der

vorliegenden Untersuchung wichtig ist, werden in der folgenden Tabelle nochmals

entsprechend typische Zitate aus den Antworten auf die offene Frage zusammengestellt.

Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (2)

„Leider ist bei uns nur der AAT und nicht der LeMo vorhanden. Ich finde, dass der AAT teils

veraltet ist und je nach Patient lange dauert.“

„Der AAT ist manchmal zu lang, jedoch von den Ärzten erwünscht.“

„Ich bin nicht 100%ig zufrieden, allerdings bisher das Beste auf dem Markt für mich.“

„Ich verwende den AAT, weil ich mir den LeMo nicht leisten kann.“

Tabelle 11.2: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (2)

Anhand dieser Antworten wird deutlich, dass sich Logopäden oftmals für den AAT

entscheiden, obgleich sie nicht wirklich überzeugt sind oder sogar eigentlich einen anderen

Test vorziehen würden. Oft sind die Möglichkeiten begrenzt oder an die Vorgabe zu der

Testwahl von bestimmten Ärzten gebunden.

Aus den Antworten der offenen Fragen lassen sich aber entsprechend auch kritische

Beweggründe für die Wahl von LeMo ableiten. Typische Zitate enthält die Tabelle 12.

Entscheidende Faktoren zu der Wahl für LeMo

Verfügbarkeit: „Der AAT ist nicht vorhanden.“

Anwendung: „Der AAT ist zu aufwendig in der Praxis.“

Aktualität: „Der LeMo ist sehr aktuell, aber nur mit Computerprogramm sinnvoll nutzbar.“

Aktualität: „Der AAT ist nicht mehr zeitgemäß.“

Grundprinzip: „Der AAT differenziert die Aphasien lediglich ihrer Art nach und liefert keine

eindeutigen Ergebnisse zu dem Ort der Störung. LeMo hingegen orientiert sich am

Logogenmodell und ist anwendungsbereiter.“

Grundprinzip: „Modell- und hypothesengeleitete Aphasietherapie.“

Tabelle 12: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für LeMo

Page 73: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

73

Aus den Kommentaren zu den offenen Fragen, weshalb Logopäden sich für LeMo

entscheiden, geht hervor, dass LeMo vor allem durch seine Orientierung am Logogenmodell

und nicht an der Syndromeinteilung wie beim AAT geschätzt wird. Somit kann eine modell-

und hypothesengeleitete Aphasietherapie stattfinden. Es wird betont, dass LeMo in

Kombination mit dem Computerprogramm genutzt werden sollte. Der Entscheidung für LeMo

liegen in verschiedenen Fällen aber auch Argumente gegen den AAT zugrunde. Dieser wird

als aufwendig bezeichnet und mehrfach als nicht mehr aktuell empfunden. Dass der AAT in

einer Einrichtung nicht vorhanden ist und deshalb LeMo benutzt wird, scheint eine

Ausnahme zu sein.

In den Ergebnissen bei der offenen Frage liegen nicht nur Antworten zu der Wahl des AATs

oder LeMo vor, sondern es finden sich auch Kommentare von Logopäden, die beide Tests

gleichermaßen nutzen, jedoch unter verschiedenen Voraussetzungen entsprechend die

Testwahl treffen. Diese Logopäden können hier mit ihren Aussagen als besonders

interessant betrachtet werden. Sie kennen beide Verfahren und können mithin auch besser

beurteilen, was die jeweiligen Stärken und Schwächen sind. Auch hier werden besonders

relevante Aussagen tabellarisch aufgeführt.

Faktoren zu der Wahl zwischen und LeMo AAT

„AAT ist grundsätzlich der bessere Test, allerdings eignet sich der LeMo gut bei konkreten

Testungen.“

„Abhängig von dem Schweregrad der Aphasie (nach informellem Eindruck im

Erstgespräch)“

„Den AAT nutze ich zur Erstuntersuchung, LeMo ist gut für einzelne Untersuchungen.“

„Jedes Diagnostikinstrument bietet Antworten auf bestimmte Fragestellungen, lässt

andere Fragestellungen jedoch offen. Ich entscheide also individuell,

welches diagnostische Mittel mir die beste Antwort auf meine Fragen liefert und setze ggf.

ergänzende Testverfahren ein. Der AAT ist durch seine Standardisierung sehr gut geeignet,

eine statistisch abgesicherte Verlaufskontrolle zu gewährleisten. Ein solches Verfahren hat

einen hohen Stellenwert in der Dokumentation von Verbesserungen, die ja auch gegenüber

Ärzten und Krankenkassen dargestellt werden müssen. Der LeMo ist wiederum ein

sehr gutes Verfahren, um Störungen auf Wortebene sehr genau zu betrachten. Beide

Verfahren lassen aber z. B. keine Aussage zur Verarbeitung auf Textebene zu.“

Tabelle 13: Faktoren zu der Wahl zwischen AAT und LeMo

Page 74: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

74

Es lässt sich hervorheben, dass die Entscheidung für einen der beiden Tests letztendlich von

der konkreten Situation und von der konkreten Fragestellung abhängt. Insbesondere der

Schweregrad der Aphasie spielt hier eine herausragende Rolle. Diejenigen, die beide

Verfahren kennen und nutzen, geben detaillierte inhaltliche Begründungen zu ihren

jeweiligen individuellen Entscheidungen an. Wichtig ist auch, dass Logopäden durchaus

beide Verfahren verknüpfen und etwa den AAT zu der ersten Exploration und dann LeMo zur

detaillierteren verfeinerten Diagnose nutzen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass beide

Verfahren ihre jeweiligen Schwerpunkte haben, ist eine Fall-zu-Fall bezogene Entscheidung

für AAT und LeMo sowie auch der kombinierte Einsatz im Bedarfsfall nicht nur

nachvollziehbar sondern auch Grundlage für eine optimierte Diagnose.

Antworten der Befragten indizieren auch klar, dass die Wahl des Tests abhängig von dem

Störungsbild eines Patienten ist, was die zu anfangs aufgestellte Hypothese bestätigt,

dass die erste Einschätzung der Beeinträchtigung des Patienten unmittelbar auch die Wahl

der zusätzlich erforderlichen Diagnoseinstrumenten beeinflusst. Der standardisierte AAT

verschafft einen adäquaten Überblick über das generelle Störungsbild des Patienten. LeMo

bietet sich vor allem an, um Störungen auf Wortebene systematischer betrachten zu können.

Auch die beiden Experten wurden gebeten zu der Frage, welchen Test sie verwenden,

Stellung zu nehmen. Allerdings sind die Aussagen nicht einheitlich. Eva Rilling gibt an, sich

in der Praxis generell eher für LeMo als Erstdiagnostik zu entscheiden, da sie bei

unbekannten Patienten zunächst bestimmte Bereiche gezielt überprüfen möchte. Daraus

leitet sie dann ihre Therapieplanung ab. Sollten ihr dann noch weitere Erkenntnisse fehlen,

entscheide sie sich eventuell im Anschluss doch noch für einen anderen Test. Tritt der Fall

auf, dass sie ein Störungsbild eines Patienten, der sich in der akuten Phase befindet, gar

nicht einschätzen könne und sie ein umfassendes Bild von ihm haben möchte, so würde sie

den AAT auch in Betracht ziehen. Bei Dr. Kira Kramer ist genau das Gegenteil der Fall. Sie

gebraucht generell zunächst immer den AAT. Ihr sei dieser am vertrautesten und sie weiß,

dass er durch seine Standardisierung anerkannt und verlässlich sei. Sie gibt an, LeMo in

besonderen Fällen verwendet zu haben, in denen sie das Störungsausmaß und

Störungsschwerpunkte des Patienten überhaupt nicht deuten konnte, jedoch räumt sie

gleichzeitig auch ein, dass sie sich typischerweise trotz allem meist für den AAT entscheide.

Page 75: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

75

4.5 Evaluation der Stärken und Schwächen des AATs und

LeMo Im folgenden Teil werden die Antworten bezüglich der Durchführung und der Auswertung

beider Diagnostikmittel nacheinander aufgeführt und im Anschluss in einer Tabelle in Bezug

auf die analysierten Stärken und Schwächen dokumentiert. Anschließend werden die

Kommentare zu der zusätzlichen offenen Frage zusammengefasst. Die spezifischen

Aussagen aus den durchgeführten Experteninterviews werden hier mit einbezogen und mit

den Antworten aus der Umfrage verknüpft. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten

Resultate aufgeführt und interpretiert. Die detaillierten Antworten in Form von Tabellen

befinden sich nacheinander aufgeführt im Anhang M. Die im Folgenden beschriebenen

Stärken und Schwächen wurden aus der entsprechenden Verteilung der Antworten

hinsichtlich der vorgegebenen Kategorien abgeleitet.

Hinsichtlich der Durchführung der Diagnostikmittel liegt nach Aussage der Befragten

eindeutige Stärken und Schwächen bei beiden Tests vor. Allerdings gibt es auch Aspekte,

die bei beiden Tests gleichermaßen als Stärke oder aber auch als Schwäche

wahrgenommen werden.

Stärken

AAT LeMo

Keine intensive Vorbereitung nötig Angemessene Angaben im Handbuch

Angemessene Angaben im

Handbuch

Deutlich bis angemessene

Instruktionen während der

Durchführung Angemessene Deutlichkeit der

Instruktionen während der

Durchführung

Schwächen Lange Durchführung des Tests Intensive Vorbereitung nötig

Lange Durchführung des Tests

Tabelle 14: Stärken und Schwächen zu der Durchführung der Diagnostikmittel

4.5.1 Stärken und Schwächen des AATs Hinsichtlich des AATs gab es pro Frage zwischen 67 und 69 Antworten, da nicht jede Frage

verpflichtend beantwortet werden musste. Bei der Frage nach einer generellen Einschätzung

des AATs wurde dieser von 49 Prozent mit „ausreichend" bewertet. Die Dauer der

Vorbereitung zu der Nutzung des AATs wurde von 46 Prozent der Befragten als „nicht

intensiv“ empfunden. Als „angemessen" wurden die Anweisungen im Handbuch beurteilt

sowie auch die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung. Bemängelt wurde

allerdings die lange Durchführung des Tests. Dies gaben 69 Prozent der Teilnehmer an,

wohingegen keiner die Durchführung als „kurz“ empfand.

Page 76: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

76

Während der Experteninterviews wurde die Dauer der Vorbereitung von Dr. Kira Kramer als

„angemessen“ und von Eva Rilling als „kurz“ bewertet. Diese Aussagen bestätigen die

Ergebnisse der Umfrage. Das Handbuch wurde von Dr. Kira Kramer als hilfreich, jedoch

kompliziert empfunden. Sie gab an, dass im Bereich Spontansprache eine Beschreibung

fehle. Die Spontansprachanalyse sei schwer nach zu vollziehen, wenn man sich mit diesem

Teil genauer beschäftigt. Frau Rilling konnte keine genauen Angaben zum Handbuch geben,

da sie dieses schon länger nicht mehr verwendet habe. Sie benötige lediglich die

Instruktionen der Deckblätter der einzelnen Untertests, um diesen durchzuführen. Sie

betonte, dass die statistischen Tabellen aus dem Handbuch schnell „abschreckend“ wirken

können.

Die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung wurden von beiden Experten und

gleichermaßen in der Umfrage als deutlich eingestuft. Die Dauer der Durchführung des AATs

empfand Dr. Kramer als angemessen, da sie meint, dass es keinen Test gäbe, der schneller

zu einem klaren Ergebnis käme. Für den Patienten jedoch sei dieser, je nach Schweregrad

der Erkrankung, besonders anstrengend. Eva Rilling bewertete die Durchführung, wie auch

die Teilnehmer der Umfrage, als langwierig, was für den Patienten belastend sei.

4.5.2 Stärken und Schwächen von LeMo Bezogen auf LeMo wurden die Fragen der Umfrage von 35 bis 38 Teilnehmern beantwortet.

In der pauschalen Einschätzung rangiert LeMo deutlich vor AAT. 83 Prozent der Befragten

bewerten LeMo mit „gut". Betrachtet man die Ergebnisse zu der Dauer der Vorbereitung fällt

auf, dass die Mehrheit diese als „intensiv“ empfinden. Die Anweisungen im Handbuch

wurden als „angemessen" beurteilt. Als „deutlich" und „angemessen" wurden die

Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung zu 49 Prozent gleichermaßen

bewertet. Auffällig ist, dass mehr als zwei Drittel der Teilnehmer die Durchführung von LeMo

als zu lang zensieren.

Dr. Kramer bestätigt im Experteninterview, dass die Dauer der Vorbereitung bei LeMo

tatsächlich als intensiv wahrgenommen wird. Demgegenüber weist Eva Rilling darauf hin,

dass tatsächlich die Vorbereitungszeit für sie unproblematisch sei, da sie aus Erfahrungen

entscheiden könne, welchen Untertest sie bei welcher Störung anwendet. Im Normalfall

führe sie nicht den ganzen Test durch. Voraussetzung sei aber, dass man sich mit dem

Verfahren auskennen müsse.

Page 77: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

77

„In den Fortbildungen die ich zu dem Verfahren gebe, sage ich immer und die Autoren selber

auch, dass ist ein Expertenverfahren, wenn ich den ganzen theoretischen Unterbau dazu

nicht habe, dann kann ich LeMo nicht verwenden. […] Für mich ist die Vorbereitungszeit

gering, aber wenn man das Verfahren nicht kennt, ist das erstmals groß und ohne

Fortbildung finde ich das nicht zu meistern.“ (vgl. Anhang O, S. 149)

Im Allgemeinen finden beide Expertinnen das Handbuch von LeMo verständlich. Dr. Kramer

relativierte ihre Aussage und fügte hinzu, dass dieses jedoch an manchen Stellen Inhaltlich

konkreter sein könne. Beide Experten waren der Meinung, dass die Instruktionen des Testes

deutlich seien. Jedoch fügte Frau Dr. Kramer hinzu, dass dies auch abhängig von dem

Schweregrad der Aphasie sei. Manchmal reiche es nicht aus, die Instruktion nur vorzulesen.

Je nachdem, welcher Untertest durchgeführt wird, ist die Dauer der Durchführung

unterschiedlich. Frau Dr. Kramer empfindet den Aufbau jedes Untertests als adäquat, da

ihrer Meinung nach die Zahl der Testitems gering ist und somit die Patienten nicht

überfordert werden.

Eva Rilling differenziert genauer: „Auditive Wort-Bild-Zuordnen oder die visuelle Wort-Bild-

Zuordnen, mögliches schriftliches Benennen, die finde ich von der Durchführung ganz

angemessen. Dann gibt’s natürlich Tests wie Diskriminieren von Wortpaaren auditiv mit 72

oder 80 Items, die sind zum Teil sehr lang.“ (vgl. Anhang O, S. 149)

Eine wichtige Frage bei der Entscheidung für ein Diagnoseverfahren bezieht sich auf die

Auswertung der Resultate. Hier geht es um die Praktikabilität und um die Möglichkeiten, die

Ergebnisse zu beurteilen und zu verwenden. Die beiden Tests generieren unterschiedlichen

Output. Tabelle 15 fasst die Antworten aus den Fragen 11-21 und 23-33 (vgl. Anhang D)

zusammen, um beleuchten zu können, welche Stärken und Schwächen die beiden

Verfahren bei der Ergebnisauswertung aufweisen. Die genaue Verteilung der Antworten

kann den Tabellen aus Anhang M entnommen werden.

Stärken

AAT LeMo

Allgemeine Auswertungsdauer ist kurz oder angemessen

Computerprogramm für die Auswertung ist hilfreich

Computerprogramm zur Auswertung ist hilfreich

Dauer der Auswertung anhand des Computerprogramms ist angemessen

Dauer der Auswertung anhand des Computerprogramms ist kurz

Testergebnisse können für die Therapieplanung hilfreich beitragen

Testergebnisse können für die Therapieplanung beitragen

Schwächen Angemessene bis lange allgemeine Auswertungsdauer

Tabelle 15: Stärken und Schwächen zu der Auswertung der Diagnostikmittel

Page 78: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

78

Beim AAT bewertet die Mehrheit (60%) der Befragten die Dauer der manuellen Auswertung

als „kurz“ oder „angemessen“. 57 Prozent benutzen das Computerprogramm zu der

Unterstützung bei der Auswertung. Insgesamt wird die Software als „hilfreich" angesehen.

Dies bestätigt in Bezug auf die zeitliche Dauer der Anwendung des Computerprogramms,

welche als „kurz" empfunden wird. Die 29 Logopäden, die das Programm nicht verwenden,

haben an dieser Stelle die Gelegenheit zu begründen, weshalb sie von diesem keinen

Gebrauch machen. Zu dieser offenen Frage machen 86 Prozent weitere Angaben. 40

Prozent derjenigen, die das Programm nicht benutzen, geben an, dass dieses AAT Modul in

ihren Einrichtungen nicht vorhanden sei. Hier wird oftmals als Grund der zu hohe

Anschaffungspreis genannt. Weitere dieser Logopäden geben an, dass sie eine alte Version

des AATs besitzen und ihnen in der Ausbildung geraten worden war, die Auswertung

manuell durchzuführen. Diese Methode sei nun zur Routine geworden und zufriedenstellend.

Andere der Befragten empfinden die Computerauswertung als irrelevant für die Therapie

beziehungsweise bemerken, dass sie die Symptomatik des Patienten direkt bei der

Durchführung erhalten.

Einige der Befragten bemängeln außerdem das Nutzungsrecht zu der Verwendung des

Computerprogramms. Die Lizenz sei nach Umzug verfallen und auch nach einem

Computerwechsel sei das Programm nicht mehr kompatibel gewesen. Neben der

Auswertung mit und ohne Computerprogramm wurde außerdem erfragt, inwieweit die

Ergebnisse für die daraus resultierende Therapieplanung relevant sind. Hier gibt nur gut ein

Drittel der Logopäden an, dass die Ergebnisse von dem Test für die weitere

Therapieplanung hilfreich seien.

Demgegenüber weist die Expertin Dr. Kira Kramer ausführlich darauf hin, dass die manuelle

Auswertung des AATs kompliziert sei. Das Computerprogramm hingegen sei verständlich

und einfach. „Ich hätte den AAT sicherlich nicht […] ohne Software auswerten wollen.“(vgl.

Anhang N, S. 129). Frau Rilling empfindet die Auswertung mit dem Computerprogramm

ebenfalls als einfach und schnell. Sie entgegnet, sie habe den AAT nur einmal manuell

ausgewertet, was sie als sehr zeitintensiv und aufwendig empfand. Jedoch fällt die

Spontansprachanalyse bei den Experten gleichermaßen als Untertest negativ auf, da hier die

Auswertung besonders viel Zeit in Anspruch nähme. Dazu Dr. Kramer: „Eine richtig gute

Spontansprachanalyse braucht länger als das, was man in der Praxis bezahlt bekommt.“(vgl.

Anhang N, S. 131).

Page 79: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

79

Im Hinblick auf die Nutzung der Ergebnisse für die resultierende Therapieplanung sind beide

Experten insgesamt positiv eingestellt. Allerdings weist Frau Rilling darauf hin, dass die

Ergebnisse für die Therapie immer nur eine grobe Orientierung bieten können. Einzelne

Aspekte der Ergebnisse seien für sie in dieser Hinsicht aussagekräftig, allerdings nicht die

Syndromklassifizierungen.

Bei der Dauer der Auswertung von LeMo gibt es kein eindeutiges Ergebnis. Die Mehrzahl

bewertete diese zwischen „angemessen" und „lang". Als Hilfe zu der Auswertung benutzen

34 Prozent der Logopäden das Computerprogramm, also deutlich weniger als beim AAT.

Insgesamt wird die Software von mehr als zwei Drittel derer die sie benutzen als „hilfreich"

zensiert. 68 Prozent dieser Befragten wählen die vorgegebene Antwortmöglichkeit

„angemessen" für die Dauer des Computerprogramms. Von den 25 Logopäden, die das

Programm nicht verwenden, machen 16 Teilnehmer bei der folgenden offenen Frage weitere

erklärende Anmerkungen. Ähnlich wie beim AAT zeigt sich auch hier, dass viele

Einrichtungen anscheinend das Computerprogramm nicht besitzen. Zusätzlich wird der

zeitliche Aufwand als nicht notwendig gesehen, da meist nur einzelne Untertests benutzt

werden und diese meist nur zu der Ergänzung zu anderen Diagnostiktests dienen. Drei

Teilnehmer geben sogar zu, dass sie das Computerprogramm überhaupt nicht kennen.

Interessant ist, dass mit 89 Prozent aller LeMo-Nutzer der Anteil derer, die Ergebnisse als

unmittelbar relevant für die Therapieplanung einschätzen, erheblich höher ist als beim AAT.

Bei diesem Aspekt sind die Unterschiede in wahrgenommener Anwendbarkeit der

Ergebnisse zwischen beiden Tests erheblich ausgeprägter als bei anderen Dimensionen.

Die Auswertung von LeMo wird von beiden Experten im beruflichen Alltag per Paper and

Pencil Prinzip ausgeführt. Dr. Kira Kramer ist das Computerprogramm zu der Auswertung

nicht vertraut und Frau Rilling fehlt die Zeit sich im Praxisalltag damit ausreichend zu

beschäftigen, um eine gewisse Routine zu entwickeln. Dies sei aber nötig, um den Vorgang

der Auswertung beschleunigen zu können. Dr. Kira Kramer und Eva Rilling widerlegen das

Ergebnis der Umfrage, da sie die Auswertung per Hand als nicht aufwendig bezeichnen.

Die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung wird auch hier, wie in der Umfrage, als

„hilfreich" bewertet, da man die gestörte Route erkennt und sieht, welche Modalitäten gestört

sind. Eine wichtige Voraussetzung sei, führt Dr. Kramer aus, dass man sich mit dem

Logogenmodell auskennt.

Page 80: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

80

Anmerkung zu der resultierenden Therapieplanung nach der Diagnostik

Die Testwahl in Abhängigkeit mit der resultierenden Therapieplanung lässt sich nicht effektiv

messen. In der Diskussion wird diese Frage ausführlicher thematisiert. Eine weitere offene

Frage ermöglichte es den Befragten, zusätzlich Hinweise auf weitere Stärken und

Schwächen der beiden Testverfahren zu geben. Typische und relevante Aussagen

hinsichtlich der Stärken und Schwächen befinden sich in Tabelle 16.

Stärken

AAT LeMo

„Eignet sich gut zur Spezialisierung vorheriger Befunde“

Schwächen „Items nicht mehr aktuell“ „Testet nur monomorphematische Wörter“

„Keine Widergabe der Komplexität von der individuell differenzierten Sprachproblematik“

„Fundiertes Hintergrundwissen nötig“

„Einzelne Testbereiche sind fehlerhaft“

„Items geben keinen Anreiz zum Sprechen“

„Abnahme des Test variiert zeitmäßig je nach Patient“

„Nicht für jede Art der Aphasie geeignet“

„Auswertung der Spontansprachanalyse“

„Token Test zu lang und umfangreich“

„Fehler im Hinblick auf die Überprüfung das Lesesinnverständnis. Die Anleitung weist aus, dass die Items laut oder leise gelesen werden dürfen. Beim lauten Lesen würde sich aber der Patient - nach Logogenmodell- eine auditive Hilfe geben und die Itmes über das phonologische Inputlexikon in die Semantik schicken. Damit wurde dann kein LSV überprüft, sondern das auditive SV“

Tabelle 16: Sonstige Stärken und Schwächen zu den Diagnostikmitteln

Fast jede zweite Anmerkung bemängelt die Aktualität der AAT Items und/oder wünscht eine

partielle Überarbeitung. Die Bilder werden generell als veraltet, nicht ansprechend und unklar

bewertet. Es wird verschiedentlich bemängelt, dass die eingesetzten Bilder demotivierend

seien und keinen Anreiz zum Sprechen gäben. Das führe dazu, dass vor allem viele jüngere

Patienten den AAT nicht akzeptieren. Die Items seien ebenfalls nicht für Patienten mit

Sehbehinderungen ausgerichtet.

Page 81: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

81

Weiterhin wird kritisiert, dass der AAT nur Teilbereiche überprüft und somit nicht die

Komplexität der individuell differenzierten Sprachproblematik wiedergibt. Einzelne

Testbereiche seien zudem fehlerhaft, nicht vollständig und würden nur kurz überprüft. Somit

sei die Aussagekraft begrenzt. Insbesondere werden in diesem Zusammenhang die

Untertests Spontansprache und Token Test hervorgehoben. Zu der Spontansprache wird

kritisiert, dass dieser Teil zu komplex sei, besonders im Hinblick auf die Auswertung.

Ebenfalls berücksichtige er nicht eine eventuelle Sprechapraxie. Dennoch ist der Untertest

Spontansprache ein elementarer Teil einer validen Diagnostik. Diese Meinung wurde von

einem Drittel der Logopäden vertreten, die sich in der offenen Frage geäußert haben. Bei

dem Token Test wird kritisiert, dass dieser zu lang, umfangreich und die Handhabung

umständlich sei. Je nach Störungsbild sei die Abnahme des Tests zu aufwendig, wodurch

die Gefahr einer Frustration beim Patienten gegeben sei. Dies geben 25 Prozent der

Teilnehmer an. Einige bemängeln, dass der AAT nicht für jede Form der Aphasie geeignet

sei. Vor allem bei wenig gestörten Patienten gäbe es keine zuverlässige Aussagekraft.

Auffallend ist ein Kommentar eines Befragten, der angibt, dass es einen Fehler bei der

Überprüfung des Lesesinnverständnisses gäbe. Laut Anleitung dürfen die Items laut oder

leise gelesen werden, allerdings sei lautes Lesen eine auditive Hilfe. Somit würde nicht das

Lesesinnverständnis überprüft werden, sondern lediglich das auditive Sprachverständnis.

Im Experteninterview bemängelt Dr. Kira Kramer ebenfalls, dass das Bildmaterial für jüngere

Patienten nicht geeignet sei. Bei einer Überarbeitung sähe sie allerdings die Schwierigkeit

den AAT eventuell neu standardisieren zu müssen. Eva Rilling kritisiert hingegen, dass

bestimmte Bereiche, wie im Untertest Schriftsprache, nicht differenziert betrachtet, sondern

zusammengefasst werden. Ebenfalls gäbe es in manchen Teilen, wie dem der Pronomen, zu

wenig verbale Items sodass keine verlässliche Aussage garantiert sei.

Zu LeMo gibt die Mehrheit der Befragten an, dass sie die Ergebnisse des Tests weitaus

genauer für die weitere adäquate Therapieplanung nutzen können, als beim AAT. LeMo wird

vorzugsweise von Logopäden verwendet, die ihre vorherigen Befunde aus anderen

Diagnostikmitteln konkretisieren möchten. Jeder vierte Logopäde, der sich hier äußert,

bemängelt aber die Tatsache, dass LeMo nur monomorphematische Wörter testet. Somit ist

das Niveau des Tests nicht für alle Patienten gleichermaßen geeignet. Außerdem wird die

Anmerkung gemacht, dass bei der Verwendung von LeMo ein fundiertes Hintergrundwissen

vorliegen sollte, da dieses für die Testauswertung und Testinterpretation essenziell ist.

Page 82: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

82

In einer zusätzlichen Anmerkung kritisiert die Expertin Dr. Kira Kramer, dass LeMo im

Vergleich zu der Komplexität in der Ausbildung zu wenig gelehrt werde. Sie begründet

„[…]weil man den AAT öfter in der Ausbildung auch gesehen hat, ist es einem natürlicher

und selbstverständlich diesen zu handlen, als dass man jetzt hier sitzt mit dieser riesen

Batterie und sich überlegt, ‘was mach ich denn jetzt?“ (vgl. Anhang N, S. 137). Eva Rilling

geht in einer zusätzlichen Anmerkung vor allen Dingen auf das Bildmaterial im Test ein, das

ihrer Meinung nach nicht immer selbsterklärend sei. Bei einigen Items müssen zusätzliche

Hilfen beziehungsweise Instruktionen gegeben werden. Dieses Problem gibt es ihrer

Meinung nach auch in anderen Testteilen. In diesen seien die vorgegebenen Instruktionen

nicht immer ausreichend. Der Untertest Rückwärtssprechen ist ihrer Meinung nach

überflüssig, da dies eine künstlich konstruierte Aktivität sei.

Page 83: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

83

5. Diskussion

In der nachfolgenden Diskussion werden erstens nochmals wichtige Ergebnisse aus der

vorliegenden Untersuchung zusammengefasst; dabei wird auf die zuvor formulierten

Hypothesen rekurriert. Zweitens aber wird noch einmal die Anlage der empirischen Studie

kritisch reflektiert und die „Lessons Learned“ diskutiert.

5.1 Überblick über die Forschungsergebnisse In dieser Bachelorarbeit wurde die anfangs aufgestellte Zielsetzung erreicht und es konnte

erforscht werden

was die Stärken und Schwächen von AAT und LeMo hinsichtlich der Durchführung

und Auswertung mit und ohne Computerprogramm sind

wie zufrieden Logopäden in Deutschland mit den Diagnostiktests sind

was tatsächlich die Kriterien für die Testwahl sind.

Ausgehend von einer Sichtung der vorhandenen Fachliteratur haben wir eingangs

Hypothesen formuliert, die dann mit Hilfe einer Befragung von Logopäden sowie unter

Nutzung von Experteninterviews diskutiert und teilweise bestätigt werden konnten. Zunächst

werden die Stärken und Schwächen des AATs und LeMo getrennt aufgeführt, um die

Ergebnisse übersichtlich darstellen zu können.

5.1.1 Stärken und Schwächen des AATs Durch die Auswertung der Umfrage und des Interviews wurde bezüglich der Durchführung

des AATs deutlich ermittelt, dass diese als zeitaufwendig empfunden wird. Hierfür ist

allerdings keine intensive Vorbereitung nötig. Im Hinblick auf die Auswertung stellte sich

heraus, dass diese zeitlich angemessen ist. In Verbindung mit dem Computerprogramm,

welches von Logopäden als hilfreich bewertet wird, kann die Auswertungsdauer deutlich

verkürzt werden. Es könnte argumentiert werden, dass der hohe Aufwand der Durchführung

für den Therapeuten durch die kurze Vorbereitung und Auswertung kompensiert wird.

Allerdings sollte immer im Interesse des Patienten gehandelt werden, der nur die lange

Durchführung wahrnimmt und diese für ihn als belastend empfindet. Negativ aufgefallen sind

zwei Untertests des AATs. Laut der Befragten, sei der Untertest Spontansprache in der

Durchführung als auch in der Auswertung zu komplex und der Token Test zu lang, zu

umfangreich und zu umständlich in der Handhabung.

Page 84: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

84

Auch der Untertest Lesesinnverständnis weist Defizite auf, da in diesem laut Handanweisung

eine auditive Hilfe erfolgen kann und somit das Lesesinnverständnis nicht mehr adäquat

geprüft werden kann. Weitere Anmerkungen sind, dass die Items im gesamten Test nicht

mehr aktuell sind und der Test nicht für jeden Patienten mit aphasischen Symptomen

geeignet sei. Für jüngere Patienten seien die Abbildungen nicht zeitgemäß und motivieren

deshalb nicht zum Sprechen. Zusätzlich wäre es bei Restaphasikern nicht immer möglich,

eine eindeutige Diagnose zu stellen. Für Aphasiker, die zusätzliche Begleiterscheinungen

aufweisen, sei der Test nicht immer entsprechend ausgelegt. Patienten mit einer Sehstörung

könnten Schwierigkeiten haben die Items zu erkennen und somit die Aufgabe korrekt

auszuführen.

Allgemein lässt sich sagen, dass der AAT als Standarddiagnostikmittel in Deutschland gilt.

Grundsätzlich wird dieser von Logopäden als angemessen bewertet, weist allerdings in

verschiedenen Bereichen Defizite auf, aufgrund dessen eine Überarbeitung empfehlenswert

wäre. In dem Fall muss bedacht werden, dass eine erneute Standardisierung erforderlich

sein würde. Die Klassifizierung in Aphasiesyndrome, welche den AAT charakterisieren, wird

von Logopäden deutschlandweit kritisiert. Die Syndrome gäben nur einen groben Überblick

über die Symptome der einzelnen Aphasieformen, beschreiben jedoch nicht detailliert

einzelne Störungsbereiche. Dennoch ist die Syndromeinteilung aktuell noch unverzichtbar,

da ebenfalls Ärzte und Krankenkassen sich anhand dieser orientieren und der Lehrplan der

medizinischen Berufe angepasst werden müsse, wie auch die Patholinguistin LeMo Eva

Rilling bestätigte. Aufgrund dieser Argumente stellt sich die Frage, ob eine Investition,

sowohl finanziell als auch zeitlich, zur Überarbeitung des AATs sinnvoll oder ob die

Entwicklung eines komplett neuen und aktuellen Tests effektiver wäre.

„Also ich finde, er hat halt einen historischen Wert, auf jeden

Fall. Er ist auch in der klinischen Tätigkeit sicherlich nicht weg

zu denken. Da ihn vor allem auch Ärzte kennen hat er seine

Berechtigung, Notwendigkeit, aber ich finde für die klinisch-

praktischen Therapeuten muss es auch den auf jeden Fall dazu

geben.“ (Eva Rilling im Experteninterview 2012, Anhang M,

S.156)

Page 85: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

85

5.1.2 Stärken und Schwächen von LeMo Auch bei LeMo konnten anhand der Umfrage und der Experteninterviews Stärken und

Schwächen bezüglich der Durchführung und der Auswertung festgestellt werden. Bei LeMo

gelten die Instruktionen bei der Durchführung als angemessen formuliert, wobei visuelle

Hilfen in Form von entsprechenden Piktogrammen für den Patienten fehlen. Diese müssten

noch in den Test integriert werden, um Missverständnisse vermeiden zu können. Die

Vorbereitung wird als intensiv bewertet. Die allgemeine Auswertung des Tests ist

angemessen bis langwierig. Auch hier wird betont, dass das Computerprogramm für die

Auswertung hilfreich sei, dieses jedoch mehr Zeit in Anspruch nähme, als das

Computerprogramm von dem AAT. LeMo eignet sich zur Spezialisierung vorheriger Befunde.

Zur Vorbereitung und Auswertung wird jedoch fundiertes Hintergrundwissen, speziell zum

Logogenmodell, vorausgesetzt. Kritisiert wird eine lange Durchführung des Tests, obwohl

LeMo nicht mitsamt allen seiner 33 Untertests durchgeführt werden muss und er bei Bedarf

unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder fortgesetzt werden kann. Dies könnte

sich auf die eben genannten mangelnden Vorkenntnisse zurückführen lassen. Die Wahl

hierbei, welcher der einzelnen Untertests für den Patienten gewählt wird, liegt im Ermessen

des Logopäden.

Das modellorientierte Diagnostikverfahren bietet eine Einzelfalldiagnostik. Somit wird jeder

Patient individuell betrachtet und bekommt die für ihn bestmögliche therapeutische

Behandlung.

„In den Fortbildungen, die ich zu dem Verfahren gebe, sage

ich immer und die Autoren selber auch, das ist ein

Expertenverfahren, wenn ich den ganzen theoretischen

Unterbau dazu nicht habe, dann kann ich LeMo nicht

verwenden.“ (Eva Rilling im Experteninterview 2012, Anhang

M, S. 149)

Page 86: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

86

5.1.3 Erörterung der Hypothesen Die Hypothesen wurden in der Auswertung mit den Ergebnissen der Umfrage und der

Interviews in Zusammenhang gebracht. Im folgenden Teil werden diese nochmals kurz

erörtert.

Es wurde tendenziell bestätigt, dass ein Zusammenhang zwischen der Wahl des

Tests und dem Standort besteht. Der AAT wird in ganz Deutschland gewählt,

wohingegen in den östlichen Bundesländern auch verstärkt mit LeMo gearbeitet wird,

der in den alten Bundesländern seltener gewählt wird.

Die Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und der

Einrichtung besteht, konnte bestätigt werden. Generell wird in allen Einrichtungen, in

denen Patienten logopädisch behandelt werden, am häufigsten der AAT gewählt. In

Praxen werden an zweiter Stelle sonstige Tests gewählt, jedoch LeMo am seltensten.

In großen Einrichtungen hingegen wird nach dem AAT auch LeMo verhältnismäßig

oft für die Aphasiediagnostik verwendet. Zu diesen Einrichtungen zählen

Therapiezentren, Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken, die, aufgrund des

neurologischen Schwerpunkts, auch häufig über mehrere Tests verfügen und somit

neben dem AAT auch oft LeMo besitzen und anwenden. Logopäden, die an

Logopädieschulen unterrichten, verwenden LeMo sogar häufiger als den AAT. Dies

lässt vermuten, dass in der logopädischen Ausbildung heutzutage der Schwerpunkt

der Aphasiediagnostik auf dem Verfahren nach LeMo liegt.

Hypothese 1: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl von AAT und

LeMo und dem Bundesland, in dem die Einrichtung lokalisiert ist.

Hypothese 2: Zwischen der Wahl und der Art der logopädischen Einrichtung besteht

ein Zusammenhang dadurch, dass Rehabilitationskliniken, Krankenhäuser und

Therapiezentren in der Regel sowohl den AAT als auch LeMo besitzen und Praxen

lediglich einen der Diagnostiktests.

Page 87: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

87

Die Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und dem

Schweregrad des Störungsbildes eines Patienten besteht, konnte nur teilweise

bestätigt werden. Da der AAT komplex ist und alle Modalitäten prüft, ist er nicht für

leichte Aphasien geeignet. Hier wird LeMo verwendet, mit Hilfe dessen gezielte

Bereiche getestet werden können. Anhand der Umfrage stellte sich heraus, dass

allerdings der AAT aus Gewohnheit von vielen Logopäden präferiert wird. Aufgrund

dessen konnte ein kompletter Nachweis dieser Hypothese nicht erfolgen.

Es hat sich herausgestellt, dass die Testergebnisse des AATs „teilweise hilfreich“ und

die Testergebnisse von LeMo „hilfreich“ für die weitere Planung der Therapie sind.

Die Testergebnisse des AATs sind nur groborientierend effektiv für die resultierende

Therapieplanung, wohingegen die von LeMo durchaus eine Hilfe darstellen,

angenommen man ist sich mit dem Logogenmodell vertraut. Ob nun andererseits

auch der aus dem jeweiligen Test typischerweise resultierende Therapieansatz

bereits die Testwahl beeinflusst, konnte anhand der Fragestellungen nicht ermittelt

werden. Dies wäre aber möglicherweise eine andere interessante weiterführende

Frage für die Forschung.

Hypothese 3: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und

LeMo und dem Schweregrad des Störungsbildes eines Patienten.

Hypothese 4: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und

LeMo und der resultierenden Therapieplanung.

Page 88: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

88

Zwischen der Wahl des Tests und dem beruflichen Abschluss ist nur eine minimale

Tendenz sichtbar. Unabhängig von dem beruflichen Abschluss ist vorwiegend der

AAT bekannt und wird auch gewählt. Auffallend ist aber, dass Logopäden mit einem

akademischen Abschluss verstärkt LeMo verwenden, wohingegen staatlich

anerkannte Logopäden an zweiter Stelle mit anderweitigen Tests arbeiten und LeMo

selten in Betracht ziehen. Dies könnte daran liegen, dass der LeMo noch nicht so

lange wie der AAT besteht. Auch das Anstreben eines akademischen Abschlusses,

wie dem Bachelorabschluss in der Logopädie, wird immer populärer. Auf Grund

dessen ist davon auszugehen, dass LeMo in Zukunft einen höheren Stellenwert

erlangt und sich so möglicherweise der Trend zwischen dem beruflichen Abschluss

und der Wahl des Diagnostikmittels in Richtung LeMo entwickelt.

5.2 Verlauf der Studie

Stichprobe

Um unsere Forschungsfragen adäquat beantworten zu können, haben wir Logopäden aus

ganz Deutschland gesucht und bezüglich der Online-Umfrage kontaktiert. Letztendlich

erhielten wir 69 verwertbare Antworten zu der Umfrage. Die Größe der Stichprobe war im

Allgemeinen zufriedenstellend um die Hauptfrage zu den Stärken und Schwächen beider

Tests zu beantworten. Um auf die verschiedenen Kriterien der Unterfragen einzugehen, die

bei der Wahl des Tests eine Rolle spielen könnten, wäre eine größere Rücklaufquote

wünschenswert gewesen. Somit konnten wir einige der Hypothesen lediglich tendenziell

belegen.

Hypothese 5: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und

LeMo und dem beruflichen Abschluss im sprachtherapeutischen Bereich.

Page 89: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

89

Rücklaufquote

Auffallend war, dass alle Logopäden, bis auf eine Ausnahme, Fragen zum AAT beantwortet

haben und die Fragen zu LeMo nur grob von der Hälfte beantwortet werden konnte. Dies

könnte auf Zufall beruhen oder auch unsere Ergebnisse abermals bestätigen, dass LeMo

seltener verwendet wird. Mit der Umfrage konnten die aufgestellten Hypothesen teilweise

belegt werden. Durch die Einbeziehung der Experteninterviews konnten die Resultate aber

zusätzlich untermauert werden.

Bei einer erneuten empirischen Untersuchung der Thematik müsste man angesichts einer

begrenzten Rücklaufquote deutlich mehr Logopäden kontaktieren, um dann auch bei Fragen

mit relativ vielen Antwortmöglichkeiten noch jeweils Antworten zu haben, die möglichst

eindeutige Aussagen erlauben. Anhand der zusätzlichen Meinungen der Experten konnten

diese Ergebnisse zusätzlich vertieft werden. Somit gelang es uns, die Forschungsfrage und

den größten Teil der Unterfragen, trotz der geringen Rücklaufquote der Umfrage, adäquat zu

beantworten.

Lerneffekte nach Abschluss der Studie

Insgesamt haben wir gelernt, dass es bei einer empirischen Untersuchung extrem wichtig ist,

bereits bei der Entwicklung der Fragebögen genau zu überlegen, welche späteren

Auswertungen beabsichtigt und erforderlich sind. Es hat sich herausgestellt, dass nicht nur

die präzisen Fragestellungen von herausragender Bedeutung sind, sondern dass etwa auch

bei geschlossenen Fragen die vorgegebenen Antwortkategorien so ausgewählt werden

müssen, dass klar differenzierende Ergebnisse abzuleiten sind.

Da bei einigen Fragestellungen die Ergebnisse lediglich Trendaussagen erlauben, wäre es

wünschenswert, hier weitere Forschungen durchzuführen. Nur auf der Basis zusätzlicher

Daten können einige unserer Hypothesen mit größerer Sicherheit bestätigt beziehungsweise

widerlegt werden. Im Rahmen einer Bachelorarbeit sind bei einem solch komplexen

Forschungsthema lediglich eine erste Exploration und vorläufige Aussagen über

Zusammenhänge möglich.

Aktualität des Themas

Die Aktualität unseres Themas wurde während der Literatursuche zu unserer Bachelorarbeit

und durch Gespräche mit Dozenten bestätigt. Während der Literatursuche stellte sich

heraus, dass vorwiegend Einzelfallstudien vorliegen, die sich auf die Testanwendung bei

lediglich einem Patienten beschränkten und die Tests bezüglich unserer Forschungsfrage

nur ansatzweise thematisierten.

Page 90: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

90

Es liegt weitere Literatur vor, die die Ansätze der syndrom- und der modellorientierten

Diagnostik diskutieren und die Tests damit in Bezug bringen. Hierzu konnten wir einzelne

Stärken und Schwächen zu den Tests herausfiltern, die im Literaturrückblick (Kapitel 2)

dieser Arbeit aufgenommen wurden. Die Aussagen zu den Stärken und Schwächen waren

jedoch begrenzt und auch die Kriterien zu der Wahl dieser Tests fehlten größtenteils.

Allerdings liegen nach Beushausen (2009) einige Grundkriterien vor, die bei der Wahl von

Tests allgemein eine Rolle spielen. Diese haben wir zur Unterstützung des Aufbaus unserer

Unterfragen verwendet.

Die Aktualität wurde außerdem anhand des großen Interesses der Logopäden aus der

Umfrage deutlich, die um unsere Forschungsergebnisse baten. Da unsere Umfrage bei

Google in der konkreten Wortsuche „AAT und LeMo“ in den ersten fünf Auflistungen der

Suchergebnisse angezeigt wird, spricht auch dies dafür, dass es sich hierbei um ein

aktuelles Thema handelt.

Page 91: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

91

6. Fazit

Im Anschluss an die Diskussion wird im abschließenden Fazit versucht, die zentralen

Erkenntnisse aus dem Untersuchungsprojekt zu kondensieren und erste

Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Forschungsfragen unserer Studie zufriedenstellend

beantwortet werden konnten. Es stellte sich heraus, dass die Diagnostikmittel AAT und LeMo

grundsätzlich positive Bewertungen haben, allerdings auch Schwächen aufweisen.

Vorwiegend ist in Deutschland der AAT geschätzt und verbreitet, wird aber oft anhand seiner

mangelnden Aktualität der Items, der langen Durchführung und der Einteilung in

Aphasiesyndrome kritisiert. Trotzdem gilt er als aussagekräftiger Test, dessen

Syndromeinteilung auch Vorteile bietet, von anderen Disziplinen anerkannt ist und somit aus

der alltäglichen Praxis mit Aphasiepatienten nicht wegzudenken ist. Der AAT wird auch

aufgrund seiner Standardisierung gewählt. In vielen Fällen ist der AAT auch der einzige zu

der Aphasiediagnostik vorhandene Test in einer Einrichtung.

LeMo wird häufig in Kombination mit dem AAT verwendet und bietet die Möglichkeit

Ergebnisse des AATs zu belegen oder anhand zusätzlicher Testbereiche zu erweitern. Hier

werden die Ergebnisse nicht in Syndrome eingeteilt, sondern anhand des

Sprachverarbeitungsmodells analysiert. Die Diagnostik an dem Logogenmodell wird laut

unserer Untersuchung immer populärer, ist jedoch bis jetzt in Deutschland erst mäßig

verbreitet. Auch wird betont, dass LeMo einer gründlichen Einarbeitung bedarf, um diesen

Test korrekt ausführen und auswerten zu können. Logopäden, die LeMo wählen, sind mit

dem Logogenmodell vertraut und wissen den Test adäquat anzuwenden.

Ohne hier noch einmal auf Detailergebnisse einzugehen, sollen im Folgenden die

fundamentalen Erkenntnisse aus unserer Studie kondensiert zusammengefasst werden.

Hierbei werden sowohl Hinweise aus der Literatur, die Ergebnisse der Logopädenbefragung

als auch die Experteninterviews herangezogen. Die wichtigsten und zentralen Ergebnisse

lassen sich thesenhaft und bewusst pointiert zusammenstellen.

1. AAT und LeMo haben jeweils Stärken und Schwächen. Für die Testwahl sollte das

konkrete Störungsbild des Patienten und seine Beeinträchtigung ausschlaggebend sein.

Es zeigt sich, dass ein Optimum der Diagnose bei komplexen Störungsbildern erreicht

werden kann, wenn beide Verfahren kombiniert werden. Tatsächlich muss aber davon

ausgegangen werden, dass die Testwahl nicht immer sachbezogen beziehungsweise

patientenorientiert erfolgt.

Page 92: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

92

2. Nicht alle Logopäden sind wirklich fundiert und umfassend über beide Testverfahren

informiert. Die Testauswahl erfolgt vielfach aufgrund von Gewohnheiten, Zufälligkeiten

oder schlicht wegen der Verfügbarkeit. Die Tatsache, dass mehrheitlich der AAT benutzt

wird, beweist nicht, dass dieser immer der bessere oder angemessenere Test ist. LeMo

ist vielen Logopäden gar nicht oder nur unzureichend bekannt.

3. In jedem Fall ist der Wissensstand auf Seiten der Logopäden der kritische Faktor, der bei

einer weitergehenden Erforschung intensiver betrachtet werden muss. Die

wahrgenommenen Stärken und Schwächen sowie die Motive für die Entscheidung für

einen der beiden Tests, aber auch der Grad, in dem die Testmöglichkeiten ausgenutzt

werden, hat eindeutig mit Wissen und Erfahrung zu tun. Die Testwahl auf Basis von

Routine oder Ignoranz ist jedenfalls nicht gerechtfertigt.

4. Nach wie vor spielen offensichtlich die Ausbildung (unter anderem akademischer- versus

staatlich anerkannter Abschluss) und auch die Größe der Einrichtung, in der der

Logopäde arbeitet, eine wichtige Rolle dafür, welcher der beiden Diagnostiktests bekannt

ist und angewendet wird. Vor allem für LeMo gilt, dass die effiziente Anwendung

spezifische sprachwissenschaftliche Kenntnisse (Logogenmodell) voraussetzt.

5. Weder AAT noch LeMo werden von den Logopäden in ihren vollen Möglichkeiten

ausgeschöpft. Etwa hinsichtlich der Ergebnisauswertung und der entsprechenden

Ableitung von Therapien bieten die Tests zusätzliche Erkenntnisse. Nur eine

differenzierte Analyse der Resultate nutzt tatsächlich das Diagnosepotenzial aus. In

diesem Zusammenhang fällt auch auf, dass viele der Befragten die Computerprogramme

zur Auswertung der Daten nicht nutzen oder in Einzelfällen gar nicht kennen.

Ausgehend von diesen Thesen lassen sich erste Handlungsempfehlungen ableiten.

Die der Untersuchung zugrunde liegenden Fragestellungen haben sich als berechtigt

und relevant herausgestellt. Es geht um für die logopädische Praxis wichtige Fragen,

die aber in weiteren Untersuchungen detaillierter behandelt werden müssen.

Zusätzliche Forschung ist wünschenswert. Als Beispiel kann hier unsere Vermutung

angeführt werden, dass die aus dem Tests typischerweise resultierende

Therapieplanung bereits im Vorfeld die Testwahl beeinflusst

Page 93: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

93

In der logopädischen Ausbildung, sowohl an Fachschulen als auch an akademischen

Einrichtungen, sollten im Themenbereich Aphasie beide diagnostische Tests

gleichermaßen gelehrt und eingeübt werden. Alle Logopäden müssen die Möglichkeit

haben aufgrund von Kenntnissen beider Tests eine adäquate und fallbezogene

Testentscheidung zu fällen.

Nicht nur in der Primärausbildung, sondern insbesondere auch in der logopädischen

Fortbildung muss sichergestellt werden, dass jeweils der „State of the Art“ vermittelt

wird. Auch Logopäden, die bereits vor vielen Jahren ausgebildet worden sind,

müssen regelmäßig mit den neusten Diagnoseverfahren und deren Anwendung

vertraut gemacht werden.

Da sich die Forschung weiterentwickelt und zusätzliche Anwendungserfahrungen

vorliegen, müssen auch die Tests regelmäßig aktualisiert werden. Es sollte

insbesondere überprüft werden, ob nicht der AAT modernisiert werden sollte. Das gilt

speziell für die Bilder und einzelne Untertests.

Es ist daher empfehlenswert weitere Forschung im Bereich der Aphasiologie,

beispielsweise in Form einer Bachelor- oder Masterarbeit, zu der Aktualität des AATs

durchzuführen. Je nach Ergebnissen zu der Aktualität sollte dann entschieden

werden, ob es lohnenswert wäre den AAT zu überarbeiten. Diese Ergebnisse wären

auch für die Entwickler des AATs interessant und könnten diese zu einer

Aktualisierung des Tests anregen. Die Überarbeitung des Tests könnte in

Zusammenarbeit mit anderen interessierten Fachleuten, wie Logopäden in dem

Fachgebiet der Neurologie oder Neurolinguisten, erfolgen.

Auf der Basis unserer Untersuchungen und Diskussionen scheint es nicht um die pauschale

Frage „AAT oder LeMo“ zu gehen; es geht auch nicht um richtig oder falsch. Vielmehr muss

kritisch die Frage gestellt werden, in welchem Fall welcher Test gewählt werden sollte, um

optimale Diagnoseergebnisse zu erreichen. Unabhängig von der jeweiligen Testwahl muss

auch sichergestellt sein, dass der gewählte Test adäquat angewendet und in seinen

Möglichkeiten erschöpfend genutzt wird. Dies ist heutzutage leider nicht immer

gewährleistet. Die Resultate unserer Untersuchung belegen, dass in der logopädischen

Praxis mehr und konkretere Informationen über die Aphasiediagnostiktests AAT und LeMo

benötigt werden.

Page 94: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

94

7. Literaturverzeichnis

Bücher, Artikel und Internetquellen

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Page 96: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

96

8. Anhang

Anhang A: Implementierungsplan

A.1 Anlass und Hintergrund der Implementierung

Während unserer logopädischen Praktika im Herbst 2011 haben wir erste Erfahrungen mit

Untersuchungen zur Aphasiediagnostik gesammelt. Durch Diskussionen mit Kollegen im

Praktikum, Kommilitonen und innerhalb dieser Bachelorgruppe stellten wir fest, dass

unterschiedliche Expertise in Bezug auf Tests zur Aphasiediagnostik besteht. Hauptsächlich

wurden in unseren Praktikumseinrichtungen der Aachener Aphasie Test (AAT), die Aphasie-

Check-Liste (ACL) und Lexikon Modellorientiert (LeMo) zur Diagnostik eingesetzt. Je nach

Praktikumsstelle wurden eine oder zwei der genannten Untersuchungsmittel verwendet.

Nach Äußerungen der Logopäden schien dies jedoch nicht immer aus Sachkenntnis oder

Überzeugung heraus zu geschehen da oft die Möglichkeiten einer Einrichtung begrenzt

waren. Die Testverfahren waren in den Einrichtungen nicht immer gleichermaßen verfügbar

und/oder bekannt.

Als wir uns im folgenden Semester mit einem Thema für die Bachelorarbeit

auseinandersetzten, kamen wir gemeinsam wieder auf die unterschiedlichen

Aphasiediagnostikmittel zu sprechen. In den Gesprächen zu der Bachelorthematik stellte

sich heraus, dass sich eine Studentin der Bachelorgruppe in ihrem Praktikum besonders

intensiv mit LeMo beschäftigt und diesen bei Patienten angewendet hat. LeMo erschien uns

als besonders interessant, da dieser die Aphasie nicht anhand von Syndromen

diagnostiziert, wie uns bisher bekannt war, sondern die Ergebnisse des Tests anhand des

Logogenmodells interpretiert werden. Somit wird für jeden Patienten individuell eine

sogenannte Logogendiagnose erstellt.

Da LeMo für einen Teil von uns ein neues Diagnostikmittel darstellte und mehrere unserer

Praktikumsbegleiter oft behaupteten, dass die Syndromeinteilung des AATs veraltet sei,

beschlossen wir aus dem ergebenen Interesse von uns, unsere Bachelorarbeit über diese

zwei Diagnostikmittel zu schreiben. Hierbei wollten wir jedoch keinen konkreten Vergleich

herstellen, sondern vielmehr bestimmte Aspekte beider Tests hervorheben. Für uns stellte

sich die Frage nach welchen Kriterien Logopäden einen der beiden Tests zur

Aphasiediagnostik wählen. Aus diesen Kriterien wollten wir Stärken und Schwächen beider

Tests zusammenstellen.

Page 97: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

97

Mit den gewonnenen Forschungsergebnissen möchten die Untersucherinnen Logopäden

und anderen Fachleuten im sprachtherapeutischen Bereich einen allgemeinen und

hilfreichen Überblick über zwei sehr unterschiedliche Untersuchungen zur Aphasiediagnostik

ermöglichen. Die Implementierung unserer Ergebnisse erfolgt durch unterschiedliche

Maßnahmen, die im Folgenden konkretisiert werden.

A.2 Ziel der Implementierung

Um die Ergebnisse unserer Projektarbeit nutzbar zu machen, setzen wir uns folgendes Ziel:

Um dieses Ziel zu erreichen möchten wir Logopäden an unseren Erkenntnissen teilhaben

lassen, so dass sich diese in Zukunft noch genauer mit der geeigneten Testwahl

beschäftigen und nicht nur einen Test wählen, weil ihnen dieser bekannt oder in der

Einrichtung vorhanden ist. Um dieses Ziel zu erreichen, fassen wir unsere Ergebnisse

zusammen und erstellen einen Artikel, der die wichtigsten Informationen unserer Studie

zusammenfasst. Dieser wird zur Veröffentlichung an das Forum Logopädie und zusätzlich an

die Teilnehmer der Studie geschickt, die ihr Interesse äußerten und ihre E-Mail Adressen in

der ausgefüllten Umfrage hinterließen. Wir haben uns für diese Implementierungsart

entschieden, da wir durch einen Artikel verschiedene Logopäden in ganz Deutschland

verteilt erreichen können.

Um das zweite Ziel zu erreichen, implementieren wir mit Hilfe einer Power-Point

Präsentation. Diese tragen wir am Referate-Tag am 4.Juni 2012 in der HAN vor. Der Grund

zur Wahl dieser Implementierungsform ist, dass wir unser Thema mündlich an über 300

Zuhörern vermitteln und somit dieses eine hohe Anzahl von Interessierten erreicht. Im

Anschluss können vor allen Zuhörern direkt Fragen gestellt und von den Untersucherinnen

beantwortet werden. Möglicherweise kann eine Diskussion zu unterschiedlichen Aspekten

zum Thema aufkommen.

Ziel 1: Durch die Implementierung verbreiten wir die gewonnen Ergebnisse

und Erkenntnisse unserer Projektarbeit, indem wir diese an die Teilnehmer

der Studie weitergeben.

Ziel 2: Durch die Implementierung verbreiten wir die gewonnen Ergebnisse

und Erkenntnisse unserer Projektarbeit, indem wir diese an die Zuhörer

des Referate-Tages am 4. Juni im Auditorium der HAN weitergeben.

Page 98: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

98

A.3 Zielgruppe

Die Zielgruppe unserer Implementierung sind alle interessierten Logopäden in Deutschland

sowie die Teilnehmer der Studie. Die Teilnehmer der Studie sind sowohl die Logopäden, die

an der Umfrage teilgenommen haben und ihr Interesse mit Angabe der E-Mail-Adresse

geäußert haben, sowie die zwei Experten der Experteninterviews. Des Weiteren bilden die

Teilnehmer des Referate-Tages eine weitere Zielgruppe. An diesem werden zukünftige

Logopäden und Dozenten der HAN teilnehmen.

A.4 Zeitrahmen der Implementierung

Bis zum 01.Juni 2012 haben wir den Artikel mit allen relevanten Informationen über den

Verlauf und die Ergebnisse der Bachelorarbeit verfasst. An diesem Tag wird der Artikel an

die Herausgeber der Zeitschrift Forum Logopädie und die Teilnehmer der Studie geschickt.

Am 04.Juni 2012 findet der Referate-Tag in der HAN statt. Die Power-Point Präsentation

hierfür wird bis zum 03. Juni fertig gestellt.

A.5 Qualitätssicherung

Die Qualität des Fachartikels wird dadurch gesichert, dass er auf einer durchgeführten

Studie beruht, die deutschlandweit mit Hilfe von Logopäden durchgeführt wurde. Der Artikel

wurde von der Seniorbegleiterin Dorothee Dahl kritisch gelesen und nach vorhandenen

Richtlinien kontrolliert und anschließend genehmigt. Der Artikel wird zusätzlich von den

Herausgebern der Zeitschrift Forum Logopädie begutachtet und möglicherweise

veröffentlicht wenn sie diesen als korrekt und relevant bewerten.

Die Präsentation wird vorerst mit einer Pilotgruppe durchgeführt, sodass der Vortrag bei

Bedarf angepasst werden kann. Durch einen logischen und durchdachten Aufbau und unter

Berücksichtigung der Zielgruppe wird ein verständlicher Vortrag gewährleistet, der den

Zuhörern informative Kenntnisse vermitteln soll.

A.6 Evaluation

Durch die Sendung des Artikels an die Fachzeitschrift Forum Logopädie besteht die

Möglichkeit, dass dieser veröffentlicht wird. Für eine eventuelle Evaluation geben wir im

Artikel unsere E-Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme für Rückmeldungen an.

Nach der Präsentation in der HAN zu unserer Bachelorarbeit stehen wir für Fragen und

Anregungen persönlich zur Verfügung. Zusätzlich geben wir am Ende der Präsentation auch

hier unsere E-Mail-Adresse bekannt. Diese können die Zuhörer nutzen, um uns im

Nachhinein zu kontaktieren.

Page 99: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

99

A.7 Ausblick

Während der Erstellung unserer Bachelorarbeit erhielten wir von Teilnehmern der Umfrage

sowie von den Experten positive Resonanz, da das Thema als aktuell und relevant

empfunden wird. Durch unsere intensive Literaturrecherche und Gesprächen mit Experten

zeigte sich, dass es in der logopädischen Aphasiediagnostik zurzeit einen Umbruch gibt.

Dieser äußert sich in Form einer Veränderung von der syndromorientierten zur

modellorientierten Diagnose. Weiterhin stellte sich heraus, dass der Wissensstand zur

modellorientierten Diagnostik unter Logopäden noch nicht ausreichend ist. Diese

Erkenntnisse regten uns dazu an weitere Implementierungsmaßnahmen zu ergreifen. Auf

Anfrage und bei Bedarf wären wir bereit weitere Vorträge über unsere Ergebnisse zu halten.

Zusätzlich schließen wir nicht aus, den Fachartikel an das Logopädieforum des Schulz-

Kirchner Verlages zu senden, damit dieser dort veröffentlicht werden kann und somit eine

weitere Zielgruppe erreicht werden kann.

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Anhang B: Pressebericht

Sperre:04.06.2012, 20Uhr

Pressebericht zur Studie: Sowohl der AAT als auch LeMo weisen Stärken und Schwächen bei der Diagnose von Aphasie auf

Der Patient und sein Störungsbild sind Essenziell für die Wahl des Diagnostikmittels und sollten bei der Diagnose von Aphasie im Mittelpunkt stehen. Dies ist das Ergebnis einer Gruppe von Studenten an der HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen). Die vier angehenden Logopädinnen haben im Sommersemester 2012 mit den Kriterien zu der Wahl zwischen den Aphasiediagnostikmitteln Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon Modellorientiert (LeMo) geforscht Dabei hat sich herausgestellt, dass die Wahl des Tests von verschiedenen Faktoren abhängig ist.

Das Störungsbild Aphasie ist mit deutlich über 50.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland für den Berufsalltag des Logopäden nicht mehr weg zu denken. Um eine effektive Therapie des Störungsbildes gewährleisten zu können, bildet eine richtige Diagnostik die Grundvoraussetzung. Fortgeschrittene Forschung ermöglicht es mittlerweile verschiedene Diagnostikmittel mit unterschiedlichen Ansätzen für das Störungsbild Aphasie zu wählen. Der AAT gilt durch seine jahrelange Anwendung und Verbreitung in Deutschland als „Golden Standard"(Wacker et al., 2002). LeMo hingegen verfolgt den modellorientieren Ansatz und wird immer populärer. Die Untersuchungen ergaben, dass beide Tests sowohl Stärken als auch Schwächen hat und diese auch bei der Wahl des Diagnostikmittels einen Einfluss haben. Die Items in den Untertests des AATs gelten als veraltet und die Vorbereitung sowie das Vorwissen zu LeMo gelten als sehr Zeitaufwändig. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass es unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und des Standortes der Einrichtung in Deutschland gibt. Dieser besteht auch zwischen der Wahl des Tests und der Art der Einrichtung.

Die Ergebnisse finden sich in der in der nächsten Ausgabe Forum Logopädie in Form eines Artikels. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Highlights der Studie und den interessanten Ergebnissen, die hier thematisiert werden. Zusätzlich findet am 04. Juni 2012 das Kolloquium, der sogenannten Referate-Tag, an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen statt. Neben anderen Bachelorarbeiten aus dem Fachbereich Logopädie, wird auch dieses Thema von den Autorinnen Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek und Nadia Rezaee präsentiert.

335 Wörter

Kontakt:

[email protected]

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Anhang C: Artikel

Aphasiediagnostik: Alte Gewohnheiten oder doch Mut für Neues?

Die Diagnostikmittel AAT und LeMo zeigen ihre Stärken und Schwächen

Einleitung

"Die eigentliche Diagnostik von Kommunikationsstörungen und damit in Verbindung stehenden Störungen

ist ein integraler Bestandteil von Logopädie und Sprachtherapie.

[…] Die Auswahl eines für die Fragestellung geeigneten Instruments ist ein herausfordernder Prozess für

die Therapeutin. Ohne akribische Diagnostik ist jedoch eine sinnvolle Therapieplanung nicht möglich.“ (Beushausen, 2009,S.41)

Wie in dem vorausgestellten Zitat von Ulla Beushausen pointiert hervorgehoben wird, spielt die Wahl des

Diagnostiktests in der Logopädie für den Erfolg der späteren Aphasietherapie eine entscheidende Rolle.

Diagnostik ist tatsächlich ein integraler Bestandteil der logopädischen Praxis und entsprechend ist die Auswahl

des am besten passenden Instrumentes von kritischer Bedeutung. Dies wurde auch von den Studentinnen in

einem 14-wöchigen logopädischen Praktikum festgestellt. Schnell stellte sich heraus, dass viele unterschiedliche

Erfahrungen sowohl in der Art und Weise der Therapieplanung und -durchführung als auch im Einsatz von

Diagnostiktests gemacht wurden. Es wurde vorwiegend der AAT und LeMo im Praktikum verwendet.

In Deutschland gibt es inzwischen viele bekannte Tests zur Aphasiediagnostik, deren jeweiliges Prinzip auf

verschiedenen theoretischen Ansätzen beruht (Wehmeyer & Grötzbach 2006, Seite 72 ff.). Der AAT aus dem

Jahre 1983 ist das wohl bekannteste Diagnostikmittel und wird deutschlandweit zur Diagnose von Aphasien

eingesetzt. Der AAT ist standardisiert und ermittelt den Schweregrad der Aphasie auf Basis unterschiedlicher

Aphasiesyndrome. Im Gegensatz zum syndromorientierten Ansatz, orientiert sich LeMo aus dem Jahre 1994

nach dem modellorientierten Ansatz. Hier werden die aphasischen Symptome keinem Syndrom zugeteilt,

sondern anhand des Logogenmodells (Patterson, 1988), das den Prozess der Sprachverarbeitung abbildet,

interpretiert.

Im Kontrast zum AAT ermöglicht LeMo, abhängig von den diagnostischen Fragestellungen des jeweiligen

Patienten, eine individuelle Testwahl aus unterschiedlichen Untertests. Der syndromorientierte Diagnostiktest

AAT leitet hingegen kein konkretes therapeutisches Vorgehen ab. Die erste Einschätzung einer Aphasie erfolgt

auf einer deskriptiven Ebene. Auf der Basis des Logogenmodells ist es bei LeMo möglich sprachliche Leistungen

systematisch zu überprüfen, woraus spezifische Hypothesen gebildet werden können. Diese weisen darauf hin,

welche spezifischen Prozesse bei den Leistungen des Patienten beeinträchtigt sein können.

Zusammenfassung

Das Störungsbild Aphasie ist mit deutlich über 50.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland aus dem Berufsalltag

des Logopäden nicht mehr weg zu denken. Um eine effektive Therapie des Störungsbildes gewährleisten zu können,

bildet eine richtige Diagnostik die Grundvoraussetzung. Fortgeschrittene Forschung ermöglicht es mittlerweile verschiedene Diagnostikmittel mit unterschiedlichen Ansätzen für das Störungsbild Aphasie zu wählen. Der Aachener Aphasie Test (AAT) gilt durch seine jahrelange Anwendung und Verbreitung in Deutschland als „Golden Standard" (Wacker et al., 2002). Lexikon Modellorientiert (LeMo) hingegen verfolgt den modellorientieren Ansatz und wird immer populärer. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit erforschten vier Studentinnen der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, welche Stärken und Schwächen der jeweilige Test aus der Sicht eines Logopäden hat und inwiefern sich Logopäden für den einen oder den anderen Test entscheiden. Die Untersuchungen ergaben, dass beide Tests sowohl Stärken als auch Schwächen haben und diese auch bei der Wahl des Diagnostikmittels einen Einfluss haben. Dies wurde anhand einer Umfrage mit 69 Teilnehmern analysiert. Mit Hilfe von zwei Experten auf dem jeweiligen Gebiet des Diagnostikmittels, wurden die Ergebnisse untermauert bzw. differenziert. Bezüglich der Stärken und Schwächen ergab sich beim AAT, dass die Items in den Untertests als veraltet gelten. Bei LeMo ist die Vorbereitung sowie das Vorwissen zum Test sehr zeitaufwendig. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass es unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und des Standortes der Einrichtung in Deutschland gibt. Dieser besteht auch zwischen der Wahl des Tests und der Art der Einrichtung. Insgesamt erbrachte die Untersuchung auch Hinweise auf eine teilweise unzureichende Information der Logopäden über die verfügbaren Testverfahren. Die Testwahl scheint vielfach Gewohnheiten zu folgen. Entsprechend hat die Bachelorarbeit auch Empfehlungen zu der fundierten Behandlung von AAT und LeMo in Ausbildung und Fortbildung formuliert sowie zusätzliche Forschung vorgeschlagen.

Page 102: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

102

Durch diese Interpretation kann ein therapeutischer Vorgang effektiver geplant werden als beim AAT (Aichert und

Kiermeier, 2005, Seite 15 ff.). Es entstand ein Interesse zu ermitteln, warum Logopäden sich unterschiedlich

entscheiden, wenn es um die Aphasiediagnostik geht. Anhand der oben beschrieben Erfahrungen aus dem

Praktikum wurde die Forschungsfrage, was die Stärken und Schwächen beider Tests sind, für die Bachelorarbeit

aufgestellt. Hier wurde der bisherige Wissensstand zu beiden Tests ermittelt sowie möglichen Auswahlkriterien

für die Testwahl in der Logopädie nachgegangen.

Methode

Die Basis der Forschung besteht aus einer Online-Umfrage und zwei Experteninterviews. Dadurch wurde es

ermöglicht, breitgefächerte Meinungen und Aussagen zu den Tests zu erhalten. Die Fragen und Kenntnisse aus

der Umfrage standen als Grundlage für das Interview zur Verfügung. Anhand dieser wurden die Stärken und

Schwächen beider Diagnostiktests bezüglich Durchführung und Auswertung mit und ohne Computerprogramm

erforscht. Um neben den Stärken und Schwächen von dem AAT und LeMo auch auf weitere Kriterien, die bei der

Testauswahl eine Rolle spielen, eingehen zu können, wurden zusätzliche Fragestellungen berücksichtigt, die die

Testwahl zwischen AAT und LeMo anhand weiterer Variablen messen. Diese Variablen sind Standort der

logopädischen Einrichtung, Art der logopädischen Einrichtung, Verfügbarkeit der Tests, Störungsbild des

Patienten, resultierende Therapieplanung sowie der beruflicher Abschluss des Testanwenders.

Die Online-Umfrage wurde mit dem Programm Google-Docs erstellt und an 134 zufällig ausgewählte

logopädische Einrichtungen in ganz Deutschland per E-Mail verschickt. Die Experteninterviews wurden dann mit

der Logopädin Dr. Kira Kramer (Dozentin an einer Fachschule für Logopädie in NRW), die auf dem Gebiet des

AATs bereits jahrelange Erfahrungen gesammelt hat, sowie mit der Patholinguistin Eva Rilling (Dozentin einer

Fachschule für Logopädie in Niedersachsen), die Fortbildungen zu LeMo gibt, geführt. Die Ergebnisse der

Umfrage wurden per Google-Docs und Excel in Form von Tabellen und Graphiken dargestellt und interpretiert.

Anhand der Aussagen der Fachleute konnten die Ergebnisse aus der Umfrage untermauert und verfeinert

werden.

Ergebnisse

Durch die Auswertung der Umfrage und des Interviews wurde in Bezug auf die Durchführung des AATs unter

anderem festgestellt, dass diese als sehr zeitaufwendig empfunden wird. Für die Durchführung des Tests ist

allerdings keine intensive Vorbereitung nötig. Die Dauer der Auswertung wurde als akzeptabel wahrgenommen;

diese kann zudem in Verbindung mit dem Computerprogramm, weiter verkürzt werden. Negativ aufgefallen sind

zwei Untertests des AATs. Der Untertest Spontansprache wird in der Durchführung als auch in der Auswertung

als zu komplex und der Token Test als zu lang, zu umfangreich und zu umständlich in der Handhabung

empfunden. Auch der Untertest Lesesinnverständnis weist Defizite auf, da in diesem laut Handanweisung eine

auditive Hilfe erfolgen soll und somit das Lesesinnverständnis nicht mehr adäquat geprüft werden kann. Weitere

Anmerkungen weisen darauf hin, dass die Items im gesamten Test nicht mehr aktuell sind und der Test nicht für

jeden Patienten mit aphasischen Symptomen geeignet ist. Für jüngere Patienten scheinen die Abbildungen nicht

zeitgemäß und sie motivieren nicht zum Sprechen. Zusätzlich sei es bei Restaphasikern nicht immer möglich,

eine eindeutige Diagnose zu stellen. Für Aphasiker, die zusätzliche Begleiterscheinungen aufweisen, wie

beispielsweise eine Anopsie oder eine Apraxie, sei der Test nicht immer entsprechend ausgelegt. Patienten, die

unter einer Sehstörung leiden, könnten Schwierigkeiten haben, die Items zu erkennen und somit die Aufgabe

korrekt auszuführen.

Auch bei LeMo konnten anhand der Umfrage und der Experteninterviews Stärken und Schwächen bezüglich der

Durchführung und der Auswertung festgestellt werden. Bei LeMo gelten die Instruktionen bei der Durchführung

als angemessen formuliert, wobei visuelle Hilfen in Form von entsprechenden Piktogrammen für den Patienten

fehlen. Diese müssten noch in den Test integriert werden, um Missverständnisse vermeiden zu können. Die

Vorbereitung wird als intensiv bewertet. Die allgemeine Auswertung des Tests ist angemessen bis langwierig, das

Computerprogramm für die Auswertung erscheint hilfreich. Dieses nimmt jedoch mehr Zeit in Anspruch, als das

Computerprogramm von dem AAT. LeMo eignet sich zur Spezialisierung vorheriger Befunde. Zu der Vorbereitung

und Auswertung wird jedoch fundiertes Hintergrundwissen, speziell zum Logogenmodell, vorausgesetzt. Bei

LeMo wird eine lange Durchführung kritisiert, obwohl dieser nicht mitsamt seiner 33 Untertests durchgeführt

werden muss und er bei Bedarf unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder fortgesetzt werden kann.

Bezüglich einzelner Variablen, die im Folgenden aufgeführt werden, konnten teilweise Zusammenhänge

zwischen dieser und der Wahl des Tests erforscht werden:

Page 103: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

103

Standort der Einrichtung: Der AAT wird in ganz Deutschland verwendet, wohingegen in den östlichen

Bundesländern auch verstärkt mit LeMo gearbeitet wird, der in den alten Bundesländern eher seltener gewählt

wird.

Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests: Generell wird in allen Einrichtungen, in denen Patienten

logopädisch behandelt werden, am häufigsten der AAT gewählt. In Praxen werden an zweiter Stelle sonstige

Tests verwendet, jedoch LeMo am seltensten. In großen Einrichtungen hingegen wird nach dem AAT auch LeMo

verhältnismäßig oft für die Aphasiediagnostik eingesetzt.

Störungsbild des Patienten: Da der AAT komplex ist und alle Modalitäten prüft, ist er nicht für leichte Aphasien

geeignet. Hier wird LeMo verwendet, mit Hilfe dessen gezielt bestimmte Bereiche getestet werden können.

Resultierende Therapieplanung: Die Testergebnisse des AATs sind nur groborientierend effektiv für die

resultierende Therapieplanung, wohingegen die von LeMo hilfreich sind, soweit man mit dem Logogenmodell

vertraut ist.

Beruflicher Abschluss: Unabhängig von dem beruflichen Abschluss ist vorwiegend der AAT bekannt und wird

auch verwendet. Auffallend ist aber, dass Logopäden mit einem akademischen Abschluss verstärkt LeMo

verwenden, wohingegen staatlich anerkannte Logopäden an zweiter Stelle mit anderweitigen Tests arbeiten und

LeMo selten in Betracht ziehen.

Diskussion

Insgesamt bietet die Studie mit 69 verwertbaren Antworten zu der Umfrage sowie zwei Experteninterviews eine

gute Basis für die Beantwortung der zentralen Forschungsfrage. Die Hauptfrage zu den Stärken und Schwächen

beider Tests konnte zufriedenstellend beantwortet und zuvor aufgestellte Hypothesen konnten erörtern werden.

Um auf die verschiedenen Kriterien der Unterfragen einzugehen, die bei der Wahl des Tests eine Rolle spielen

könnten, wäre eine größere Rücklaufquote wünschenswert gewesen. Somit konnten einige der Hypothesen

lediglich tendenziell belegt werden. Es wäre daher interessant diese Studie mit einer größeren Stichprobe

durchzuführen. Auffallend war, dass fast alle Logopäden Fragen zu dem AAT beantwortet haben und die Fragen

zu LeMo nur grob von der Hälfte beantwortet werden konnte. Dies könnte auf Zufall beruhen oder auch unsere

Ergebnisse bestätigen, dass LeMo deutlich seltener verwendet wird.

Die Aktualität des Themas wurde während der Literatursuche zu dieser Studie und durch Konversationen mit

Dritten bestätigt. Während der Literatursuche stellte sich heraus, dass bisher vorwiegend Einzelfallstudien

vorliegen, die sich auf die Testanwendung bei lediglich einem Patienten beschränken und die Tests bezüglich der

Forschungsfrage – Stärken und Schwächen - nur ansatzweise bewertet werden. In der Literatur werden die

Ansätze der syndrom- und der modellorientierten Diagnostik diskutiert, es gibt jedoch kaum Hinweise auf die

Kriterien, nach denen eine Testauswahl erfolgt oder erfolgen sollte. Allerdings liegen nach Beushausen (2009)

einige Grundkriterien vor, die bei der Wahl von Tests allgemein eine Rolle spielen.

Fazit AAT und LeMo weisen beide Stärken und Schwächen auf, die Logopäden bei der Testwahl berücksichtigen

sollten. Die Studie zeigt aber auch, dass die Testwahl der befragten Logopäden nicht immer fundiert erfolgt und

dass Logopäden oftmals nicht umfassend über beide Testverfahren informiert sind. Die Testauswahl ergibt sich

vielfach aufgrund von Gewohnheiten, Zufälligkeiten oder simpel wegen der Verfügbarkeit. Die Tatsache, dass

mehrheitlich der AAT benutzt wird, beweist nicht, dass dieser immer der bessere oder angemessenere Test ist.

LeMo ist vielen Logopäden gar nicht oder nur unzureichend bekannt.

Page 104: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

104

Auf der Basis der Untersuchungen und Diskussionen scheint es nicht um die pauschale Frage „AAT oder LeMo“

zu gehen; es geht auch nicht um richtig oder falsch. Vielmehr handelt es sich darum, in welchem Fall welcher

Test gewählt werden sollte, um optimale Diagnoseergebnisse zu erreichen. Unabhängig von der jeweiligen

Testwahl muss auch sichergestellt sein, dass der gewählte Test adäquat angewendet und in seinen

Möglichkeiten erschöpfend genutzt wird. Dies ist heutzutage leider nicht immer gewährleistet. Die Resultate

unserer Untersuchung belegen, dass in der logopädischen Praxis mehr und konkretere Informationen über die

Aphasiediagnostiktests AAT und LeMo benötigt werden. Bessere Aus- und Fortbildung sollten geboten und bei

Bedarf wahrgenommen werden. Die Bachelorarbeit entwickelt dazu Empfehlungen und schlägt zudem weitere

Forschung im Bereich der Aphasiologie vor. Beispielsweise könnte sich eine Bachelor- oder Masterarbeit gezielt

mit der Aktualität des AATs befassen und eine überarbeitete Version dieses Testverfahrens entwickeln.

Summary

The clinical picture Aphasia, with way more than 50.000 annual new cases in Germany, is a critical part of the

working life of speech therapists. To ensure an effective therapy, it is of high importance to use the right clinical

diagnostics. Due to advanced research, there are several diagnostic tools, with different approaches, for

Aphasia. In virtue of its long lasting usage and its propagation in Germany, the AAT counts as the golden

standard in this area. Whereas LeMo, pursuing a different track, is becoming increasingly popular. The strengths

and weaknesses each test has, and why speech therapists choose one over the other, was analyzed by a survey

with 69 participants. The results were underpinned or further detailed by experts on the perspective diagnostic

tool. The research showed that each test has its strengths and weaknesses, which have influence and impact on

the choice between one and the other. It also became clear that not all speech therapists have the solid

knowledge on both tests which would be required for an optimal choice. The study comes up with some

recommendations on strengthening this topic in training programs and proposes additional research. Keywords: choice of aphasia diagnostic tool – AAT – LeMo - logogen model - syndrome-based assessment

Page 105: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

105

Anhang D: Umfrage

Willkommen zu unserer Bachelorarbeit

Bitte klicken sie auf "Weiter" um die Umfrage zu starten

Umfrage zur Bachelorarbeit

Sehr geehrte Therapeuten, wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der

HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden. Zurzeit

schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zu der Wahl zwischen den

Aphasiediagnostikmitteln Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon Modellorientiert (LeMo)

beschäftigt. Hierbei inventarisieren wir, ob es, laut Logopäden und ähnlichen Berufsgruppen,

Stärken und Schwächen bei diesen Tests gibt. Wir haben eine anonyme Online-Umfrage zu

dem oben genannten Thema erstellt. Ziel dieser Umfrage ist es, uns einen allgemeinen

Überblick zu den Tests zu verschaffen. Die Umfrage beinhaltet maximal 30 Fragen und

nimmt ca. 10 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch.

Die Umfrage beginnt mit sechs allgemeinen Fragen. Als Nächstes folgen elf geschlossene

Fragen zum AAT und im Anschluss elf Fragen, die sich auf den LeMo beziehen. Außerdem

befindet sich in jedem Teil eine offene Frage, in der Sie zusätzliche Anmerkungen zum

jeweiligen Test machen können. Zum Ende der Umfrage, haben Sie noch die Möglichkeit

Ihre E-Mail Adresse anzugeben, falls Sie Interesse an unserer Bachelorarbeit haben und wir

Ihnen diese digital zukommen lassen sollen.

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme und bedanken uns im Voraus!

Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee

Page 106: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

106

Allgemeine Fragen

1/35 In welchem Bundesland arbeiten Sie? *

Baden-Württemberg

Bayern

Berlin

Brandenburg

Bremen

Hamburg

Hessen

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

2/35 Wie lautet ihre Berufsbezeichnung? *

Logopäde/in

Sprachheilpädagoge/ in

Sprach-/Sprechtherapeut/ in

klinische(r) Linguist/ in

Patholinguist/ in

Neurologe/ in

Sonstiges:

Page 107: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

107

3/35 Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert? *

Belgien

Deutschland

Niederlande

Österreich

Schweiz

Sonstiges:

4/35 Welcher ist ihr höchst erreichter beruflicher Abschluss? *

staatlich anerkannter Logopäde

Bachelor

Master

Sonstiges:

5/35 In welcher Einrichtung arbeiten Sie? *

logopädische Praxis

Therapiezentrum

Krankenhaus

Rehabilitationsklinik

Sonstiges:

6/35 Haben Sie in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn Erfahrungen mit der Verwendung

des AATs oder des LeMos gemacht? *

Nein

Ja

7/35 Ist der AAT oder der LeMo in Ihrer derzeitigen Einrichtung vorhanden? *

AAT

LeMo

Beide

nicht zutreffend

Page 108: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

108

8/35 Mit welchem Diagnostikmittel haben Sie in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn

Erfahrungen gemacht? *

AAT

LeMo

AAT und LeMo

9/35 Welches Diagnostikmittel verwenden Sie zur Diagnose von Aphasie? *

AAT

LeMo

Beide

Sonstiges:

10/35 Warum entscheiden Sie sich für dieses/diese Diagnostikmittel?

Fragen zum AAT

11/35 Wie bewerten Sie den AAT grundsätzlich?

gut

ausreichend

mangelhaft

12/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels?

nicht intensiv

neutral

intensiv

Page 109: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

109

13/35 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?

undeutlich

angemessen

deutlich

14/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung?

kurz

angemessen

lang

15/35 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?

undeutlich

angemessen

deutlich

16/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung?

kurz

angemessen

lang

17/35 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?

ja

nein

18/35 Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?

19/35 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?

hilfreich

befriedigend

nicht hilfreich

Page 110: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

110

20/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogrammes?

kurz

angemessen

lang

21/35 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für die Therapieplanung?

hilfreich

befriedigend

nicht hilfreich

22/35 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/

oder zu der Auswertung des AATs?

Fragen zu LeMo

Wenn Sie den LeMo nicht verwenden und/oder kennen, brauchen Sie diese Fragen nicht zu

beantworten. Klicken Sie Weiter bis zum Schluss zu Frage 30.

23/35 Wie bewerten Sie den LeMo grundsätzlich?

gut

ausreichend

mangelhaft

24/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels?

intensiv

neutral

nicht intensiv

Page 111: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

111

25/35 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?

deutlich

angemessen

undeutlich

26/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung?

lang

angemessen

kurz

27/35 Wie deutlich empfinden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der

Durchführung?

deutlich

angemessen

undeutlich

28/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung?

lang

angemessen

kurz

29/35 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?

ja

nein

30/35 Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?

31/35 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?

hilfreich

befriedigend

nicht hilfreich

nicht zutreffend

Page 112: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

112

32/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogrammes?

lang

angemessen

kurz

nicht zutreffend

33/35 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für die Therapieplanung?

hilfreich

befriedigend

nicht hilfreich

34/35 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/

oder zu der Auswertung des LeMos?

35/35Haben Sie Interesse an dem Ergebnis unserer Bachelorarbeit? Gerne senden wir

Ihnen diese digital zu.

ja

nein

Ihre E-Mail Adresse

Page 113: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

113

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese Umfrage auszufüllen. Wir

suchen noch Probanden für unsere Bachelorarbeit. Wenn Sie Aphasiepatienten behandeln

mit denen wir den AAT und/oder den LeMo durchführen können, würden wir uns sehr freuen

wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen würden.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter folgender E-Mail Adresse und/oder

Telefonnummer zur Verfügung.

E-Mail: [email protected]

Mobil: 0151-21745171

Mit freundlichen Grüßen

Antonia Lohmeyer, Sandra Kotterba, Katrin Mielcarek und Nadia Rezaee

Page 114: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

114

Anhang E: Anschreiben zu der Umfrage

Sehr geehrte Therapeuten/innen,

wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der

HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden. Zurzeit

schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zur Wahl zwischen

den Aphasiediagnostikmitteln Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon

Modellorientiert (LeMo) beschäftigt. Hierbei inventarisieren wir, ob es, laut Logopäden und

ähnlichen Berufsgruppen, Stärken und Schwächen bei diesen Tests gibt.

Wir haben eine anonyme Online-Umfrage zu dem oben genannten Thema erstellt. Ziel

dieser Umfrage ist es, uns einen allgemeinen Überblick zu den Tests zu verschaffen. Die

Umfrage beinhaltet maximal 30 Fragen und nimmt ca. 10 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch.

Die Umfrage beginnt mit sechs allgemeinen Fragen. Als Nächstes folgen elf geschlossene

Fragen zum AAT und im Anschluss elf Fragen, die sich auf den LeMo beziehen. Außerdem

befindet sich in jedem Teil eine offene Frage, in der Sie zusätzliche Anmerkungen zum

jeweiligen Test machen können. Zum Ende der Umfrage, haben Sie noch die Möglichkeit

Ihre E-Mail Adresse anzugeben, falls Sie Interesse an unserer Bachelorarbeit haben und wir

Ihnen diese digital zukommen lassen sollen.

Falls Sie an der Umfrage teilnehmen möchten, möchten wir Sie bitten diese bis zum

03.05.2012 beantwortet zu haben. Klicken sie auf den folgenden Link um zu der Umfrage zu

gelangen:

https://docs.google.com/spreadsheet/viewform?formkey=dG8tQldzcXJuX3Bwakd6cV9kcklY

UWc6MQ

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme und bedanken uns im Voraus.

Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee

Page 115: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

115

Anhang F: Anschreiben dbl

Sehr geehrte Frau x (Name der Verantwortung für Referat Bildung),

wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der

HAN (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden.

Zurzeit schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit dem Vergleich der

Aphasiediagnostikmittel AAT und LeMo befasst. Dazu haben wir eine kurze Online-Umfrage

zum oben genannten Thema erstellt. Wir würden uns freuen, wenn diese möglichst viele

Therapeuten erreicht.

Besteht die Möglichkeit den Link dieser Online Umfrage auf Ihrer Internetpräsenz zu

veröffentlichen?

Für eine baldige Antwort sind wir Ihnen sehr dankbar.

Selbstverständlich stehen wir Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Sie können uns unter der E-Mail-Adresse: [email protected] oder der

Mobilfunknummer: 015121745171 erreichen.

Mit freundlichen Grüßen

Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Nadia Rezaee, Katrin Mielcarek

Page 116: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

116

Anhang G: Anschreiben Experteninterview zum AAT

Sehr geehrte Frau X (Name des Logopäden)

Wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der

HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden.

Zurzeit schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zur Wahl zwischen

den Aphasiediagnostikmitteln AAT und LeMo beschäftigt. Hierbei gehen wir auch auf die

Stärken und Schwächen dieser ein.

Hierfür haben wir eine online- Umfrage durchgeführt, die wir an logopädische Einrichtungen

in ganz Deutschland verschickt haben. Als zweiten Schritt möchten wir Experteninterviews

zum AAT und zum LeMo führen, um die Ergebnisse der Umfrage kritisch zu hinterfragen und

die Meinung eines Fachmanns in unsere Bachelorarbeit mit einbringen zu können.

Wir haben von Jeanine Coopmans Ihren Namen und Ihre Kontaktdaten erhalten, auf Grund

Ihrer Erfahrungen mit dem AAT.

Deshalb wollten wir Sie fragen, ob Sie Interesse und Zeit hätten, an einem Interview zu

unserem Thema teilzunehmen.

Das Interview würde nicht länger als eine Stunde dauern und wir würden dies, falls Sie damit

einverstanden sind, bei Ihnen in X (Name der Stadt) führen.

Mit freundlichen Grüßen

Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee

Page 117: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

117

Anhang H: Anschreiben Experteninterview zu LeMo

Sehr geehrte/r Frau/Herr X (Name des Logopäden)

wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der

HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden.

Zurzeit schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zur Wahl zwischen

den Aphasiediagnostikmitteln AAT und LeMo beschäftigt. Hierbei gehen wir auch auf die

Stärken und Schwächen dieser ein.

Hierfür haben wir eine online- Umfrage durchgeführt, die wir an logopädische Einrichtungen

in ganz Deutschland verschickt haben. Als zweiten Schritt möchten wir Experteninterviews

zum AAT und zum LeMo führen, um die Ergebnisse der Umfrage kritisch zu hinterfragen und

die Meinung eines Fachmanns in unsere Bachelorarbeit mit einbringen zu können.

Deshalb wollten wir Sie fragen, ob Sie Interesse und Zeit hätten, an einem Interview zu

unserem Thema teilzunehmen.

Das Interview würde nicht länger als eine Stunde dauern und wir würden dies, falls Sie damit

einverstanden sind, bei Ihnen in X (Name der Stadt) führen.

Mit freundlichen Grüßen

Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee

Page 118: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

118

Anhang I: Einverständniserklärung von den Experten

Page 119: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

119

Page 120: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

120

Anhang J: Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL

Da die ACL neben AAT und LeMo ein Test ist der ebenfalls häufig bei der Aphasiediagnostik

gewählt wird, wurde hierzu eine Tabelle erstellt die die wichtigsten Gründe von Befragten für

die Wahl dieses Tests zusammenfasst.

Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL

„Standardisiert, kurze Durchführungszeit, Konzentrationsaufgaben incl. Für Arztberichte

ausreichend. AAT ist zu zeitaufwendig, LeMo ist nicht normiert und nicht standardisiert.“

„Meist den ACL, da der AAT zu zeitaufwendig ist. LeMo testet nur auf Wortebene, finde ich

nicht passend.“

„Nach Durchführung der ACL entscheiden wir, je nach Ausprägung des Störungsbildes,

welche Teile der o. g. Testverfahren zusätzlich gemacht werden. LeMo wird vor allem zur

Differentialdiagnose eingesetzt. Der AAT immer weniger.“

Tabelle a: entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL

Page 121: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

121

Anhang K: Sonstige Tests

In der folgenden Tabelle wird kurz erläutert, welche sonstigen Tests in Einrichtungen

verfügbar sind und verwendet werden. Aufgrund dieser Werte lässt sich erschließen, dass

neben dem AAT und LeMo viele andere Tests in der Praxis gewählt werden. In allen

Einrichtungen wird bezüglich sonstiger Tests mit Abstand die ACL am häufigsten gewählt.

Schulen verfügen am häufigsten über sonstige Diagnostikmittel, um vermutlich in der Lehre

Studenten eine große Auswahl an Tests bieten zu können.

Sonstige Tests7 und Wahl

Einrichtung

Praxis ACL (15), AABT (1), BIAS (1), Spontansprachanalyse (2),

selbst zusammengestelltes Screening (1)

Therapiezentrum ACL (3), BOSU (2), Blanken Test (1)

Krankenhaus ACL (2), AABT (1)

Rehabilitationsklinik ACL (4)

Sonstige ACL (3), AABT (2), BOSU (2), Blanken Test (1), AST (1),

ANELT (1)

Tabelle b: Sonstige Tests

7 Legende der Tests:

ACL= Aphasie-Check-Liste AABT= Aachener Aphasie Bedside Test BIAS= Bielefelder Aphasie Screening BOSU= Bogenhauser Semantik- Untersuchung AST= Aphasie-Schnell-Test ANELT= Amsterdam-Nijmegen Everyday Language Test

Page 122: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

122

Anhang L: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit allen beruflichen Abschlüssen

Wahl des Tests

Berufsbezeichnung Abschluss Land8 Befragte

insgesamt AAT LeMo Sonstige Total Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Logopäde Staatlich anerkannt

D 45 31 48% 13 20% 20 32% 64

Bachelor NL 3 2 67% / 0% 1 33% 3 Bachelor D 5 4 57% 1 14% 2 29% 7 Master NL 2 2 67% 1 33% / 0% 3 Master D 1 1 50% 1 50% / 0% 2 Diplom D 2 1 50% 1 50% / 0% 2 Promotion D 1 1 33% 1 33% 1 33% 3

Sprachheilpädagoge Magister D 1 1 100% / 0% / 0% 1 Diplom D 2 3 50% 2 33% 1 17% 6

Sprach-/Sprechtherapeut / / / / 0% / 0% / 0% / Klinischer Linguist Magister D 2 1 20% 2 40% 2 40% 5 Patholinguist Diplom D 2 2 50% 1 25% 1 25% 4 Neurologe / / / / 0% / 0% / 0% / Andere Atem-, Sprech- u.

Stimmlehrer Staatlich anerkannt

D 2 2 100% / 0% / 0% 2

Total 51 50% 23 23% 28 27% 102

Tabelle c: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit allen beruflichen Abschlüssen

8 Land= Ausbildungsland, D= Deutschland, NL= Niederlande

Page 123: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

123

Anhang M: Ergebnisse der Umfrage hinsichtlich der Stärken

und Schwächen von AAT und LeMo

Durchführung der Diagnostikmittel

Legende: AAT= blau markierte Tabelle

LeMo= rot markierte Tabelle

Da hier nicht alle Fragen verpflichtet zu beantworten waren, haben manche Logopäden

keine Angaben zu diesen Fragen gemacht, was die unterschiedlichen Totalwerte erklärt.

Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel

AAT

Gut Ausreichend Mangelhaft Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 29 42% 34 49% 6 9% 69

Tabelle d: Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel

Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels

AAT

Nicht intensiv Neutral Intensiv Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 32 46% 28 41% 9 13% 69

LeMo

Nicht intensiv Neutral Intensiv Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 6 16% 14 37% 18 47% 38

Tabelle e: Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels

LeMo

Gut Ausreichend Mangelhaft Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 30 83% 5 14% 1 3% 36

Page 124: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

124

Bewertung der Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch

AAT

Undeutlich Angemessen Deutlich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 5 7% 46 68% 17 25% 68

LeMo

Undeutlich Angemessen Deutlich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 2 6% 19 54% 14 40% 35

Tabelle f: Bewertung der Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch

Bewertung der Dauer der Durchführung des Diagnostikmittels

AAT

Kurz Angemessen Lang Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten - 0% 21 31% 47 69% 68

LeMo

Kurz Angemessen Lang Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 1 3% 8 21% 29 76% 38

Tabelle g: Bewertung der Dauer der Durchführung des Diagnostikmittels

Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung

AAT

Deutlich Angemessen Undeutlich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 22 33% 42 63% 3 4% 67

LeMo

Deutlich Angemessen Undeutlich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 18 49% 18 49% 1 2% 37

Tabelle h: Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung

Page 125: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

125

Auswertung der Diagnostikmittel

Bewertung zu der Dauer der Auswertung

AAT

Kurz Angemessen Lang Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 11 16% 30 44% 27 40% 68

LeMo

Kurz Angemessen Lang Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 3 8% 18 47% 17 45% 38

Tabelle i: Bewertung zu der Dauer der Auswertung

Verwendung des Computerprogramms

AAT

Ja Nein Total

Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 39 57% 29 43% 68

LeMo

Ja Nein Total

Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 13 34% 25 66% 38

Tabelle j: Verwendung des Computerprogramms

Bewertung des Computerprogramms zur Auswertung im Allgemeinen

AAT

Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 23 61% 14 37% 1 2% 38

LeMo

Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 12 67% 4 22% 2 11% 18

Tabelle k: Bewertung des Computerprogramms zur Auswertung im Allgemeine

Page 126: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

126

Bewertung der Dauer des Computerprogramms

AAT

Kurz Angemessen Lang Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 22 56% 16 41% 1 3% 39

LeMo

Kurz Angemessen Lang Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 5 26% 13 68% 1 6% 19

Tabelle l: Bewertung der Dauer des Computerprogramms

Bewertung der allgemeinen Testergebnisse für die adäquate Therapieplanung

AAT

Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 24 35% 38 56% 6 9% 68

LeMo

Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total

Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil

Antworten 34 89% 2 5,5% 2 5,5% 38

Tabelle m: Bewertung der allgemeinen Testergebnisse für die adäquate Therapieplanung

Page 127: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

127

Anhang N: Transkription des Experteninterviews mit Dr. Kira

Kramer

Anmerkungen

Kommentare, die in der Bachelorarbeit für die Auswertung und die Diskussion verwendet

wurden, wurden entsprechend fett markiert.

I:Nadia Rezaee und Sandra Kotterba

E: Kira Kramer

E: Praktisch in einer logopädischen Praxis gearbeitet habe. Man bekommt auch nicht viel.

Ich weiß nicht, ob sich das inzwischen geändert hat, ob man das als Diagnostikum absetzen

kann.

I: Ich weiß, dass man es von den Steuern absetzen kann, Diagnostiktest ab 400 Euro oder

so.

E: Nein, das mein ich nicht, ich meine, eher, wenn du es jetzt wirklich in der Praxis

durchführst, ob du , wenn du den AAT mit dem Patienten machst, zumindest damals konnte

man es in der Praxis als Diagnostik abrechnen und du hast dann für diese Zeit mehr Geld

gekriegt. Du musst es auch auswerten, als Diagnostik, dass du das vom Rezept runter

nehmen konntest und konntest es dann entsprechend abrechnen mit den Kassen. Zu meiner

Zeit ging es nicht, deswegen war es schon ein entscheidendes Kriterium, weil du dann

andererseits auch dem Patienten Therapiezeit genommen hast, wenn du sie getestet hättest.

Klar, dann haben wir es damals in der Praxis gar nicht groß gemacht.

Ich glaube, es kommt immer auf den Arzt an, dass die Ärzte, die dann die Überweisung

schreiben, den sehen wollen. Viele wollen den AAT haben, er ist Standard. Den kennt jeder

Arzt. Ob es der Hinterwäldler-Neurologe ist aus dem allerletzten Dorf, der hat den auch

schon mal gehört. Und wenn ich dem jetzt modellorientiert komme… Klar, zumal ich selber in

den letzten Jahren auch mit Medizinern gearbeitet habe mit meiner Promotion. Und die

waren davon ganz weit weg. Die haben gesagt, es ist ja letztlich nur ein Modell darüber, wie

Sprache im Gehirn verarbeitet werden könnte, aber in Wahrheit wissen wir ja, dass Sprache

bestimmte Wege im Gehirn läuft, die sich mit diesem Modell sich so nicht abzeichnen lassen.

Die waren jetzt sehr neurologisch geeicht und da war alles, was ich so aus Aachen aus dem

Studium mitgenommen habe, überhaupt nichts wert.

Page 128: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

128

Da ging es wirklich nur um Medizin, wie lernt ein aphasischer Mensch, halt über viele

Wiederholungen, auch wie man es gelernt hat, womit man sich mehr beschäftigt. Mediziner

sehen das manchmal ganz anders.

I:Also hier haben wir eine Einverständniserklärung, dass wir es auf Tonband aufnehmen

dürfen, die kannst du dir erst mal durchlesen.

[…]

Wir haben ein paar Fragen vorbereitet. Es werden zuerst ein paar persönliche Fragen

gestellt, dann gehen wir über zum AAT, der ist dir ja bekannt. Dann kommen noch Fragen

zum LeMo. Aber wenn du dich nicht mehr daran erinnern kannst, dann ist es auch nicht

schlimm. Das Hauptmerk wird auf den AAT gelegt.

Wo hattest du deine Ausbildung gemacht?

E: An einer privaten Logopädieschule.

I: Wann ungefähr war der Abschluss?

E: 2000

I: Wo arbeitest du oder wo hast du gearbeitet?

E: Im Augenblick bin ich als Logopädin auf Honorarbasis tätig.

I: Hast Du in der Ausbildung von beiden Diagnostikmitteln oder nur von einem gehört?

E: Von beiden.

I: Hast du auch mit beiden gearbeitet?

E: Wirklich gearbeitet nicht. Also LeMo, das gesamte Modell, wurde im Bereich der

Aphasiologie vorgestellt. Es wurde schon versucht es relativ detailliert zu machen,

aber wir haben das gar nicht verfolgen können. Deswegen, gearbeitet haben wir mit

dem AAT. LeMo, das ist uns vorgestellt worden, aber das war sehr abstrakt.

I: Am Patienten selber, hast du da auch schon mit LeMo gearbeitet oder?

E: Auch schon. Und mit dem AAT.

Page 129: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

129

I: Du hast mit beiden praktische Erfahrung gesammelt. Du arbeitest im Moment nicht in einer

Praxis, aber welcher Test ist dir vertrauter?

E: Der AAT.

I: Es geht jetzt um die Stärken und Schwächen beider Tests. Es kommen erst die Fragen

zum AAT: Wie lange arbeitest du schon mit dem AAT?

E: Seit der Ausbildung 2000. Seit fast vier Jahren bin ich raus, durch die Kinder.

I: Vor vier Jahren hast du noch in der Praxis gearbeitet?

E: Ja, da war ich in Münster und hab da promoviert. Ich habe da eine Studie gemacht, wo ich

wirklich sehr viele Patienten beschrieben habe. Da gehörte der AAT mit rein. Ich weiß nicht,

wie viele Patienten ich mit dem AAT untersucht habe, es waren viele. Und vorher in der

Praxis auch.

I: Dann hast du dich auch schon mit dem Handbuch vom AAT beschäftigt. Wie fandest

du es?

E: Ja, also hilfreich auf jeden Fall. Es ist halt kompliziert. Bei so einer Auswertung gibt es

immer mal wieder Grenzen, wo du nicht genau weißt, sind es ein oder zwei Punkte. Aber

grundsätzlich finde ich es brauchbar. Ich hätte den AAT sicherlich nicht, vielleicht kommt das

später noch, ohne Software auswerten wollen. Aber die bekommt man heutzutage auch

ganz prima bei den meisten Arbeitsplätzen mitgeliefert, so dass ich die Daten nur eingeben

muss und der rechnet das. Also ich wollte jetzt nicht mit irgendwelchen Percentilen und

Perzile in die Tabellen einsetzen.

I: Sicherlich. Es sind viele Tabellen, die im Handbuch stehen und wo man dann hin und her

blättern muss. Ist schon kompliziert.

E: Habt ihr das gelernt?

I: Wir hatten es im Unterricht, auch mit Jeanine. Aber so richtig haben wir es nicht

ausgewertet, also immer nur ein Einblick erhalten, wie man es macht. Das Handbuch mit der

Deutlichkeit, also der Sprache, die darin verwendet wird. Ist das alles verständlich, was darin

vorkommt?

Page 130: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

130

E: Es gibt irgendeinen Teil, bei dem mir immer eine Beschreibung fehlt. Welcher ist das?

Ähm, ich glaube, dass es im Bereich Spontansprache ist. Diese Spontansprachanalyse,

wie sie jetzt so im Handbuch beschrieben wird, ist in Wahrheit doch noch ein

bisschen komplizierter, wenn man es das erste Mal liest.

I: Wenn man den Test vorbereitet, also die Dauer der Vorbereitung, wie empfindest du

die?

E: Angemessen

I: OK. Und die Dauer der Durchführung?

E: Ich finde es ok, ich bin halt total daran gewöhnt. Ich weiß halt nicht, ob es möglich

ist, mit einem schnelleren Test zu einem klaren Ergebnis zu kommen. Für mich ist das

der Standard, das ist ok für mich. Für den Patienten ist es anstrengend, je nachdem wie

fit die sind. Wenn jetzt wirklich einer schwer betroffen ist, sind 1,5 Stunden schon

lang.

I: Du benötigst dann auch die 1,5 Stunden zur Ausführung?

E: Ja

I: Und während man den Test durchführt, kommen Instruktionen, die man dem

Patienten geben kann. Wie deutlich empfindest du die?

E: Finde ich an sich schon deutlich genug, also für die Patienten finde ich es gut

formuliert.

I: Also hast du das Gefühl, dass die Patienten die Instruktionen gut annehmen?

E: Ja

I: Kommen wir zur Auswertung. Da hast du ja schon gesagt, per Hand ist es

komplizierter. Wie ist das Computerprogramm?

E: Finde ich gut und verständlich, wirklich einfach. Du musst nur die Daten, die du

vorher erhoben hast, eingeben, er rechnet den Rest aus. Ich finde, für die Daten, die man

normalerweise haben möchte, was ist es für ein Syndrom, welcher Schweregrad, völlig

ausreichend.

I: Die Dauer der Auswertung mit dem Computerprogamm?

Page 131: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

131

E: Das Computerprogramm geht schnell. Das Eingeben geht schnell. Was ich halt immer

finde, vielleicht kommt das noch als Frage, ist die Spontansprachanalyse, wenn man sie

so machen sollte, wie es halt als linguistische Fehleranalyse vorgesehen ist, dann ist

es eben, dass braucht eine Weile. Eine richtig gute Spontansprachanalyse braucht

länger als das, was man in der Praxis bezahlt bekommt.

I: Wie lange brauchst du ungefähr für die Auswertung?

E: Für den kompletten Test?

I: Ja, wenn du ihn auswerten würdest.

E: Es kommt darauf an, was man für einen Patienten hat. Es gibt Patienten, die Antworten

nur mit einem Wort, wo auch nur ein Wort gefragt ist. Das ist relativ schnell auszuwerten.

Aber wenn du einen Patienten hast mit viel, viel, viel problematischen Paraphasien und die

Spontansprache auch echt schwierig ist, also drei Stunden kann man da schon mal dran

sitzen.

I: Nur für die Auswertung drei Stunden?

E: Ja.

I: Ok. Also doch recht arbeitsintensiv?

E: Ich finde schon in der Auswertung, zumindest mit der Spontansprachanlyse, wenn

man die wirklich so nach Vorschrift macht, finde ich den sehr aufwändig.

I: Ist ja schon einiges dann. Und dann, wenn man die Testergebnisse hat, man erhält sie ja

nach Syndromen, Broca, Wernicke und die anderen, ist das dann hilfreich für die weitere

Therapieplanung?

E: Grundsätzlich erst mal nicht. Ich weiß nicht, was der Patient für ein Syndrom hat und

was weiß ich, wenn ich jetzt einen Patienten mit einem Wernicke-Syndrom habe, der

wahrscheinlich mehr zum Paragrammatisus neigt als einen Agrammatismus zu haben und

dass die Wortfindung da schwierig ist. Das weiß man dann, aber inwiefern ich jetzt hierauf

die Therapie aufbaue, da hilft mir der AAT nicht wirklich. Da kann man das

Standardprogramm machen, das man eh gemacht hätte, wenn man den Test nicht gemacht

hätte.

I: Wie gehst Du weiter vor. Machst du dann noch irgendetwas, oder…?

Page 132: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

132

E: Wir haben in der Studie relativ viele Sachen mit den Patienten gemacht. Wir haben sie

zum Beispiel auch neuropsychologisch intensiv durchgetestet, weil wir eben der Meinung

waren, Aphasie selber ist sicherlich in erster Linie ein Sprachproblem, aber durch den

Schlaganfall passieren eben auch viele andere Sachen im Kopf, die eben auch

neuropsychologische Auswirkungen haben. Wir wollten eben auch mal gucken, was dem

Patienten hilft, in welchen neuropsychologischen Bereich er wirklich gut ist, und das finde ich

etwas, was ich in Zukunft immer fortführen würde, den einen oder anderen

neuropsychologischen Test mal durchzuführen, Exekutivfunktionen abzuprüfen, um zu

sehen, wo sich vielleicht erst mal Neuropsychologie vorschalten lässt, was in der Praxis

vielleicht etwas schwierig ist. Es ist halt schon so, Gedächtnissachen mit abprüfen, dann

gucken, ja, wie sieht es mit einer Sprechapraxie aus. Solche Sachen muss man halt schon

erst mal mit abklären. Dann ist halt auch die Frage, Therapie zu planen, ohne den Patienten

und Angehörige ist schwierig. Es ist nicht schön, wenn man am Patienten vorbeiplant und

der eigentlich etwas ganz anderes vorhat. Also, je nach dem in welcher Phase er jetzt ist. In

einer Akutphase sieht es erst mal anders aus. Ich würde erst mal aktivieren, stimulieren,

arbeiten. Wenn es Richtung chronische Phase geht, kann man vielmehr auch den Patienten

mit einbeziehen und die Bedürfnisse einplanen.

I: Das waren die Fragen zum AAT. Jetzt noch eine allgemeine Frage. Ob dir noch sonstige

Stärken oder Schwächen zum AAT einfallen würden oder dir aufgefallen sind. Etwas, das

sehr gut beim AAT ist oder was weniger gut ist?

E: Ja, ich finde irgendwann, die Patienten werden jetzt auch immer jünger, könnte man

sich Gedanken über das Bildmaterial machen. Wobei es nicht so einfach ist, das mal

eben so umzuändern, ohne dass man den kompletten Test vielleicht neu

standardisieren müsste. Und das finde ich für die jüngeren Patienten überholt, aber ich

finde ansonsten den Test immer noch gut und angemessen.

I: Wir hatten vorher noch eine Umfrage gestartet für alle Logopäden, wir haben sie auf die

Internetseite des dbl gesetzt. Dort kam auch raus, dass das Bildmaterial veraltet sei.

E: Es ist ja auch für Jugendliche ab 14 Jahren. Und wenn die dann stehen mit irgendwie, der

Star, beim Bild mit der Frau, dann denke ich, Deutschland sucht den Superstar. Manche

Sachen sind so ein bisschen einfach oder so, ich weiß nicht.

I: Ja, ist uns auch aufgefallen.

E: Ich meine, die sind super durchdacht.

Page 133: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

133

I: Ja.

E: Ich habe ja nun lange genug in Aachen studiert, ich bin vielleicht auch vom Herzen her

immer noch Aachenerin. Ich finde den Test immer noch gut, aber vielleicht könnte man sich

das eine oder andere nochmal genauer anschauen.

I: Deine Kritik ist nur bezogen auf das Bildmaterial oder auch auf die Wörter im Test, die

gelesen werden sollen, oder so?

E: Die Namen sind natürlich zum Teil schon veraltet. Wobei ich denke, jemand, der über 70

den Schlaganfall bekommt, dem dann irgendwie Kevins und Jérômes vorzusetzen muss,

das ist die Frage. Vielleicht zwei Versionen, eine für die jüngere Generation und die ältere.

Aber würden die Logopäden sich zwei Tests anschaffen, die über 500 Euro kosten? Nein,

ich denke, dass der Test immer noch gut durchführbar ist. Es geht ja um die

Nachsprechleistung. Ob der jetzt Kevin oder Fritz heißt, ist dabei ziemlich egal.

I: Was sagst du zur Aktualität in Bezug auf die Syndrome, dass hier immer noch mit

Broca, Wernicke, Amnestische und Globale Aphasie gehandhabt wird in den Ergebnissen?

E: Ich sag mal, für wen nutzt man den Test wirklich? Wir unter Sprachtherapeuten oder

Sprachwissenschaftler sehen das natürlich noch ein bisschen anders und differenzieren

auch anders zwischen flüssiger und nicht-flüssiger Aphasie. Wir beschreiben eben

Symptome. Aber im Krankenhaus, der Oberarzt, der Chefarzt, die sind auch nicht mehr die

jüngsten, für die sind das einfach Dinge, die verstehen die, das kennen die. Wenn man da

nicht auch weitläufig mehr Wissen unter die Mediziner streut, ist es immer noch sinnvoller es

auch so zu verwenden und vielleicht in einem Arztbericht es zu umschreiben, worum es sich

handelt, damit man mal auf eine andere Schiene kommt. So finde ich es von der Aktualität

her im Alltag immer noch brauchbar. Das ist meine Einschätzung. Wenn man sagt: “Der

hat eine Broca-Aphasie.“, dann weiß der Arzt auch, worum es geht. Für den Patienten klingt

es erst mal so wie abgestempelt, aber für die Angehörigen ist es vielleicht erst mal etwas,

das sie auch weitergeben können. Für sie ist es so, dass sie erst mal schockiert sind. Der

Angehörige sitzt da und sagt nichts mehr und man kann dann sagen, er entwickelt sich jetzt

so und so. Das Ding hat jetzt einen Namen, es ist eine Aphasie. Und später kann man sagen

Broca-Aphasie und das hat entsprechende Symptome, grob erst mal. Das reicht vielleicht

auch, um Freunden und Bekannten erst mal die Angst vor dem Störungsbild zu nehmen. Ich

habe auch schon erlebt im Altenheim, dass dann Freunde von einer Patientin kamen, und

sich mit ihr unterhalten wollten. Das ging dann nicht. So sind sie wieder abgezogen und sind

auch nicht wieder gekommen.

Page 134: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

134

Ich habe mich dann auch mal zu ein paar Leuten dazugesetzt und habe mit denen

gequatscht und versucht, denen das laienmäßig zu erklären, wie es wirklich ankommt. Dann

wussten die auch ein bisschen mehr, was damit anzufangen. Und dafür finde ich, um eine

Begrifflichkeit zu haben, finde ich es gut. Um für mich als Therapeutin etwas abzuleiten,

dafür glaube ich, macht man es heutzutage und kann es auch differenzierter sehen.

I: Der Trend geht ja auch dahin, dass man nicht mehr Broca, Wernicke usw. verwendet,

sondern dass man sagt: da und da liegt die Störung.(19:38)

Jetzt noch mal eine Frage für mich: Es ist ja jetzt auch so, dass immer mehr ICF verwendet

wird. Helfen die Ergebnisse vom AAT, um nachher ICF auch zu stellen für den Patienten

oder ist das eher weniger hilfreich?

E: Ich selber habe nach ICF noch gar nicht gearbeitet. Ich denke schon, dass wenn man jetzt

weiß, dass der Patient Schwierigkeiten hat in seiner bestimmten sprachlichen Modalität,

dass man sich denkt, ok, wenn er jetzt sagt, ich will in Zukunft wieder in meinem Sessel

sitzen und Kreuzworträtsel lösen und die Schriftsprache ist marode, dann wird es halt

schwierig. Dann muss man sagen, ok, wir formulieren jetzt ein Ziel und das Ziel heißt dann

Kreuzworträtsel. Ganz grob denke ich, kann man schon viel von ableiten. Aber dazu habe

ich zu wenig mit ICF selber gearbeitet.

I: Dann kommen jetzt weitere Fragen zum LeMo. Du hast auch schon mit dem LeMo

gearbeitet, sagtest du. Wann war es das erste Mal, dass du davon gehört hast und damit

gearbeitet hast?

E: Gehört habe ich davon in der Ausbildung 1998-1999. Dann habe ich 2002 ein Praktikum

gemacht, während meines Studiums in Bergmannsheil. Die haben relativ viel Palpa

verwendet. Das ist ja auch die aus dem Englischen übersetzte Version. Das sind letztendlich

auch so die gleichen Tests. Im Praktikum habe ich die relativ viel mit den Patienten

auszugsweise gemacht. Wir haben damit geguckt, was kann der Patient, was kann er nicht.

Aber auch nicht immer gleich die ganze Testbatterie, aber das macht man eigentlich eh

nicht.

I: Genau. Dann hast du dich auch mit dem Handbuch vom LeMo auseinander gesetzt?

E: Ja, doch.

I: Wie bewertest du das Handbuch vom LeMo, wie findest du das in der Deutlichkeit zum

Beispiel?

Page 135: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

135

E: Ich finde es schon deutlich. An manchen Stellen hätte ich es mir vielleicht ein

bisschen konkreter gewünscht. Ich finde, man kann damit umgehen. Was mich überrascht

hat ist, dass da viel drin steht, wie man es mit dem Computer macht. Ich kenne LeMo

eigentlich nur als Papier/Bleistift-Version und habe das dann auch immer so gemacht und

bin doch überrascht gewesen, wie viel es darum geht, mit dem Computer zu machen.

I: Am Anfang wurde das erst nur entwickelt, um es mit der Hand auszuwerten. Es kam ja erst

später, dass das Computerprogramm zur Vereinfachung entwickelt wurde. Deswegen ist es

normal, dass man es erst nur mit der Hand auswertet.

E: Mit dem Computerprogramm habe ich nicht gearbeitet.

I: Warum?

E: Hat sich nicht mehr ergeben. Wie gesagt, LeMo war für die Münsteraner viel zu

theoretisch.

Es gibt keine Evidenz dafür, dass es wirklich so funktioniert an nur an Modellen und mich hat

das immer sehr interessiert, aber dann hat es sich nicht mehr ergeben.

I: Wie bewertest du die Dauer der Vorbereitung beim LeMo?

E: Ja, ich muss die entsprechenden Tests raussuchen für mich, also ich muss schon vorher

irgendwie eine Ahnung haben was ich wirklich auch wissen will, das finde ich, um es für

mich wirklich im Kopf vorbereiten dauert es relativ lange, um es zu kopieren ist es ja

schnell gemacht. Mir selber ein Konzept zu machen und es mir selber zu verdeutlichen

was brauche ich wirklich, was will ich wirklich vom Patienten wissen, das finde ich

braucht schon bisschen länger.

I: und die Dauer der Durchführung?

E: je nach dem, was man halt machen will. Für jeden einzelnen Block finde ich das

immer sehr adäquat, da gibt es nicht immer so viele Items.

I: Siehst du das als Vor- oder Nachteil, dass man sich aussuchen kann, welche Tests man

macht von dem LeMo?

E: Also, wenn ich gut mit dem Modell umgehen kann, find ich ist das natürlich ein Vorteil,

aber für jemanden, der jetzt wirklich hier sich das nur bestellt, der kriegt hier die Litanei an

Büchern, finde ich das erstmals ein bisschen erschlagend. Das schreckt natürlich ziemlich

ab, da in der Regel in den Praxen nicht unbedingt Arbeitszeit ist, die man vergütet bekommt,

wenn man sich da reinarbeitet.

Page 136: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

136

I: Und die Dauer für den Patienten, ist die dann eher angenehmer?

E: Ich glaube schon. Letztlich kannst du dir das schon teilweise raussuchen, kannst da

schon sehen, ob der Patient nach dem Test schon genug hat und ob man es dann beim

nächsten Mal weiter führt. Ist ja nicht so wie beim AAT, dass man es dann wirklich

durchziehen muss, und dass es aufeinander aufbaut. Das finde ich da für den Patienten

relativ angenehm. Ich glaube dieses Gefühl vom Versagen, habe ich da nicht so

mitbekommen, wie jetzt beim AAT auch oft ist und der Patient wirklich merkt, kann ich nicht

und es wird komplexer und ich kann es immer noch nicht, bis man dann wirklich sagen kann,

hier kann ich abbrechen und auch das Abbrechen ist für den Patienten ja auch nicht gerade

angenehm und das ist hier, glaube ich, für den Patienten eher angenehmere Variante.

I: Also meinst du, beim AAT ist die Frustration vielleicht auch höher für den Patienten?

E: Wenn der Patient große Schwierigkeiten hat, denke ich ja. Wenn man mit einem wirklich

schwer betroffenen Patienten den Token-Test durchgezogen hat, dann braucht man

wirkliche Motivation um den Rest auch noch hinter her zu schieben und dann Schriftsprache

und so finde ich dann schon sehr schwierig, wenn sie dann mit den Buchstabenplättchen

hantieren müssen und dann wegen einer Hemianopsie das dann vielleicht nicht richtig

sehen können, ist es schon frustrationsverdächtig.

I: Beim LeMo kommen auch Instruktionen vor, die man währenddessen sagen kann,

wie empfindest du die? Also sind die verständlich?

E: Ich denke ja. Also ich meine es hängt auch vom Schweregrad der Aphasie ab.

Manche Patienten verstehen es halt nicht, wenn man es einfach nur vorliest. Dann bin

ich auch einfach nur ehrlich, dass ich sage, ich versuche es mit anderen Worten zu erklären

und es dann eben auch vereinfache und gucke, ob der Patient es auch wirklich verstanden

hat. Nur die Instruktionen so vorlesen finde ich dann immer ein bisschen schwierig. Kommt

halt drauf an, wenn der Patient relativ fit ist, ist das kein Problem.

I: Und die Dauer der Auswertung, wie findest du die?

E: Also per Hand fand ich das jetzt nicht so aufwendig. Ist eigentlich ok, um zu gucken,

kann der Patient das jetzt oder kann er es nicht. Gut man muss sich dann noch ein bisschen

mit dem Handbuch hinsetzen, um zu gucken, was das nun jetzt heißt, aber fand ich

eigentlich recht angemessen.

I: Wie lange saßt du da ungefähr dran?

Page 137: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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E: Ich hab ja immer nur so Auszüge gemacht und wenn du da wirklich nur ein, zwei Testteile

da rausgenommen hast, war das von ungefähr ein paar Minuten ausgewertet. Ist dann

unterschiedlich.

I: Ok, das Computerprogramm kennst du ja gar nicht, dann überspringe ich die Frage am

besten.

Und wie bewertest du beim LeMo die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung?

E: Die sind ja schon deutlich detailliert da. Man weiß wirklich, welche Route gestört ist,

oder ob es tatsächlich nur ein isoliert semantisches Problem ist oder so was, das

sagt mir dann natürlich schon was für die Therapie, was ich da machen kann. Das ist,

denke ich, eher dafür gemacht das ganze Modell so zu verwenden, dass man sagen

kann, ok der Patient hat jetzt hier, in der Modalität wirklich eine Störung und man kann

entsprechend daran arbeiten. Das finde ich für die Therapie halt gut, vorausgesetzt,

der Logopäde kennt sich eben damit aus.

I: Die letzte Frage zum LeMo, ob du noch sonstige Stärken oder Schwächen zu dem

Test kennst oder dir jetzt einfallen.

E: Also ich find es halt schade, aber das ist mir aus dem Handbuch jetzt nicht entgegen

gesprungen bislang, ich finde es immer noch sehr, sehr viel und dieses raussuchen, was will

ich jetzt wirklich wissen, was brauche ich jetzt noch. Ich finde es schon relativ komplex

und dafür finde ich wird es noch zu wenig gelehrt. Es ist schon was, was nicht für

Autodidakten ist, man muss sich da schon hinsetzen und sich da wirklich reinfummeln. Ich

weiß nicht, vielleicht auch, weil man den AAT öfter in der Ausbildung auch gesehen hat, ist

es einem natürlicher und selbstverständlich mit dem zu handlen, als dass man jetzt hier sitzt

mit dieser riesen Batterie und sich überlegt, was mach ich denn jetzt.

I: Würdest du den empfehlen, den LeMo mehr in die Ausbildung mit einzubeziehen?

E: Ja, also ich weiß halt nicht, in wie fern man das für die ICF dann noch verwenden kann.

Frage ich mich auch immer wieder, inwiefern arbeite ich modellorientiert, wenn ich

icforientiert arbeite, aber so wie ich Jeanine bisher auch verstanden habe, schließt sich das

ja nicht aus und ich muss ja irgendwie einen Weg finden, auch mit Hilfen, mit

Therapiemethoden, das Ziel zu erreichen, dass der Patient sich auch gesetzt hat. Und dafür

denke ich mal, ! schließt es sich nicht aus, aber inwiefern man das jetzt wirklich konkret

nutzen kann, glaube muss ich noch ne Weile drüber nachdenken.

Page 138: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

138

Das ist jetzt noch nicht so, dass ich denke, ok der Patient hat jetzt hier irgendwie ein Problem

mit der auditiven Analyse oder so und deswegen mach ich so und so und dann kann er

demnächst seine Formulare alleine ausfüllen.

I: Würdest du auch sagen, beim LeMo zum Beispiel, müsste man vom Therapeuten größere

Vorkenntnisse erwarten, also um mit dem Logogenmodell sich auseinanderzusetzen, damit

man alles weiß und welche Tests man nimmt, braucht man da größere Vorkenntnisse als

beim AAT?

E: Also den AAT kannst du dir ja mit Handanweisungen dazu legen und da hast du dann

immer noch deine Abbruchkriterien, also den kann man zur Not, auch wenn man den zum

ersten Mal macht, kann man immer irgendwie noch da sitzen und noch ein bisschen

mitblättern. Das sieht dann zwar nicht klasse aus, aber man kriegt das hin und LeMo finde

ich musste halt im Vorfeld relativ gut vorbereiten, wenn man den Test jetzt wirklich

durchführt, dadurch, dass es keine Abbruchkriterien gibt, finde ich ist er echt angenehm,

aber im Vorfeld zu entscheiden, brauch ich das alles. Klar es ist auch super spannend, das

komplett zu machen, aber dann ist wieder die Sache, zahlt dir das irgendjemand. Das kostet

dem Patienten Zeit, das finde ich dann entsprechend schwierig.

I: Für die Bachelorarbeit haben wir uns noch Variablen aufgestellt und das sind nochmal

allgemeine Fragen. Vielleicht kannst du nicht darauf antworten oder deine persönliche

Meinung dazu geben. Denkst du es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Standort

der logopädischen Einrichtung und der Testwahl?

E: Meinst du, wenn man in Potsdam seine Praxis hat wird man wahrscheinlich den LeMo

nehmen?

I: Genau, wenn man im Osten oder Westen ist, ob es da irgendwelche Zusammenhänge

gibt.

E: Habe ich ja eben selber schon gesagt, wenn man in Aachen studiert hat oder die

Ausbildung gemacht hat, ist glaube ich schon der AAT einem auch einfach geläufig.

Also auch die linguistische Fehleranalyse wird da im Studium auch sehr detailliert gelehrt

und so. Nichts destotrotz ist es eben auch so, dass LeMo da jetzt auch im Studium mit

vorkommt, aber ich kann es jetzt auch überhaupt nicht beurteilen, ob es jetzt irgendwie in

Ostdeutschland intensiver irgendwie LeMo vermarktet werden kann. Ich glaube es nicht. Ich

glaube, die in Potsdam klinische Linguistik studiert haben oder so was, entsprechend

bestimmt, aber die werden sicherlich auch darauf stoßen, dass der AAT halt das

Standardwerk ist, das man halt in Deutschland bisher immer verwendet hat.

Page 139: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

139

I: Und meinst du die Art der logopädischen Einrichtung, ob es jetzt eine Praxis ist,

Reha oder Krankenhaus, dass es da einen Einfluss hat, welchen Test man wählt oder

mit welchem man arbeiten will?

E: Hmm, ja, kann ich mir schon vorstellen. Also ich weiß nicht genau wie die Rehakliniken

das machen mit dem Abrechnen, aber vielleicht ist es da doch einfacher, unterm Strich

geht’s immer ums Geld, ist halt einfach so und ich denke vielleicht ist es da wirklich

einfacher, um nochmal so ein Diagnostiktermin dazwischen zu schieben, wo man sagt, ok

ich mach jetzt noch einen Teil aus LeMo und guck mir an, was da bei dem Patienten los ist,

als dass man das wirklich in der Praxis macht, weil da muss man eben auch dem Patienten

erklären, dass ich ihm jetzt ein Stück von seiner Therapiestunde oder vielleicht die ganze

Stunde vom Rezept nehme und dann halt nicht wirklich eine Therapie mit ihm mache,

glaube ich, ist das schon ein bisschen schwieriger. Es sei denn, es hat sich bis jetzt was

geändert, dass man LeMo auch entsprechend als Diagnostik abrechnen kann. Da der nicht

standardisiert ist, ist es glaub ich wirklich so, dass nur der AAT entsprechend abzurechnen

ist. Ich denke damit steht und fällt das halt. Wenn ich jetzt meine eigene Praxis hätte, würde

ich es vielleicht anders machen, aber als Angestellter machst du halt auch eben das, was

man in der Praxis gut abrechen kann und du bist auf der anderen Seite dazu verpflichtet,

deine Heilmittelrichtlinien so abzuarbeiten, dass der Patient eben auch nur eine gewisse

Anzahl an Stunden und Therapie bekommt und dann ist eben eine ganze Weile Pause. Da

denke ich, dass man dann lieber Therapie macht, es sei denn, man steht bei einem

Patienten echt auf dem Schlauch und weiß nicht weiter oder man merkt mit meinen

bisherigen therapeutischen Wegen komme ich nicht weiter und will wissen warum und dann

fände ich es sinnvoll, dann kann man es dem Patienten auch so verkaufen, dass man es

dann als Hilfe nutzt. Dann kann man auch fragen, ob der Patient oder die Angehörigen

dementsprechend einverstanden sind und dann kann man es auch gut machen, aber ich

würde vermuten, dass in den Praxen der AAT deutlich häufiger benutzt wird. Aber ich

weiß auch gar nicht, ne Verlaufsdiagnostik ist hier auch gar nicht, nee gut, ne

Verlaufsdiagnostik kann man mit LeMo eigentlich nicht machen, dass man nach einem

halben Jahr nochmal guckt, ob der Patient sich letztendlich in den Bereichen verbessert hat.

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I: Anhand der Ergebnisse denke ich, dass sich das schon machen lässt. Also da gibt es

keine Vorschriften, wann man den jetzt wiederholen darf oder sollte, aber ich denke schon,

dass das anhand der Ergebnisse, da gibt es ja so eine Aufreihung von eins bis sechs, so

eine Einstufung, die dann anhand der Ergebnisse rauskommt und danach denk ich mal,

wenn man vorher eine starke Aphasie hatte oder eine starke Dysgraphie, je nachdem was

da rauskommt, dass man dann, wenn man den Test wiederholt und weiter hochgestuft wird,

dass man da die Verbesserung sieht. Beim AAT ist das halt vorgegeben, wann man den

Test nochmal durchführen kann und da der LeMo nicht standardisiert und normiert ist muss

der Logopäde dann glaub ich selber gucken, wie er das handhaben will.

E: Ist halt immer die Frage, wenn er dann nicht standardisiert ist, klar hast du irgendwie so

ne, weiß ich gar nicht wie es dann heißt, es ist halt so kannst du den wirklich, wenn du den

nochmal machst zum Beispiel, verfälscht sich das, weil der Patient die Items schon kennt.

Beim AAT vermischt sich das irgendwie so sehr, dass das dann nicht vorkommt, aber wenn

ich jetzt hier immer nur drei Aufgaben wiederhole, dann ist es vielleicht schon so, dass der

Patient dann schon kennt. Das ist beim AAT schon anders, da er schon komplexer ist und

am Ende aus allen möglichen Untertests eben dann das Fazit zieht. Weiß ich da halt nicht,

ob man da nicht dann an die Grenzen des Testes stößt.

I: Noch ein Zusammenhang, der entstehen könnte, zwischen dem Störungsbild des

Patienten und der Testwahl. Also wenn jetzt eine starke Aphasie vorhanden ist oder eher

eine leichte, ob da ein Test dann lieber gewählt wird.

E: Schwer zu sagen, aber ich würde vermuten, dass fast alle zuerst zum AAT greifen,

um zu gucken, ist es überhaupt noch eine Aphasie, ist es eine Rest-Aphasie, ist es

eine Amnestische oder so. Glaube da fühlt man sich ein bisschen sicherer als Therapeut,

wenn man da irgendwie so weiß, dass ist jetzt als Amnestische Aphasie abzugrenzen oder

es ist eine Rest-Aphasie oder so, das ist für den Patienten interessant, das ist für die weitere

Verordnungsmenge dann interessant. Andererseits, klar, ist es auch spannend zusehen, wo

sind dann jetzt noch die Schwierigkeiten beim Patienten, also ich denke wenn die Aphasie

relativ leicht nur noch ist, ist es natürlich auch spannend rauszufinden, wo liegt denn das

Problem eigentlich. Ich glaube aber nicht, dass die Leute da, also der Großteil wird sich

nicht durch das Störungsbild des Patienten beeinflussen lassen.

I: Ist vielleicht auch nach Vorliebe, mit welchem Testmaterial arbeite ich lieber

E: Ich denke auch, wie kriegt man es bezahlt.

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141

I: Und dann Zusammenhang höchster beruflicher Abschluss und die Testwahl, also

wenn man jetzt zum Beispiel Bachelor macht oder Master oder noch weiter geht, ob es da

Unterschiede geben könnte, dass da, wenn man jetzt nur den Bachelor macht, den LeMo

vielleicht gar nicht kennen lernt und deswegen nur den AAT benutzt.

E: also ich kann jetzt nur sagen, als Honorardozentin in Bochum, glaube ich nicht, dass

jemand freiwillig nach seinem Abschluss im Sommer hingehen wird und erst mal LeMo

durchführt am Patienten, weil ich jetzt immer noch merke, dass der Großteil, das war

auch im Kurs davor so, der Großteil der Schüler, schon ziemlich vor den Kopf

gestoßen war, was man eigentlich damit soll. Also ich glaube schon, dass da erst mal

die meisten Leute wirklich sagen werden ich mache den AAT, da bin ich auf der

sicheren Seite, und dass sie dann irgendwann vielleicht eine Fortbildung machen oder

sich das Thema LeMo da genauer anschauen werden, wenn sich das Interesse

entsprechend da ist am Bereich Aphasie. Also für mich wäre es schon so, dass ich immer

wieder denke, ich würde mir auch angucken am Patienten, was ist denn da jetzt wirklich los

und nicht nur zu wissen, das ist welches Störungsbild, sondern auch, was geht da, wobei

auch da jetzt meine Berufserfahrung in den letzten Jahren in Münster, es auch vielleicht mal

ganz egal ist, was für ein Störungsbild der Patient hat, sondern es geht darum ihm so viel es

geht Sprache zur Verfügung zu stellen und die haben halt gesagt, ok, das geht nur über

Intensivtraining und es ist völlig wurscht, was der Patient hat, man muss seine Therapie nur

intensiv durchführen und immer Wiederholungen einbauen und das ist wurscht eigentlich.

Das ist auch eine Variante, aber ich denke schon, dass es abhängig ist davon so ein

bisschen, welchen Abschluss man macht.

I: Wenn du jetzt entscheiden müsstest, AAT oder LeMo, was wäre deine Wahl und

warum? Also für welchen Test würdest du dich entscheiden?

E: Also, ich glaube ich würde standardisiert wirklich einfach immer erst mal den AAT

machen und dann würde ich gucken bei bestimmten Sachen die mir auffallen, ok wo

kann das herkommen, wenn ich den Patienten schon so ein bisschen besser kenne. Für

mich war es bisher immer so mit LeMo, dass ich das verwendet habe, wenn da ein

Patient kam bei dem ich wirklich nicht verstanden habe, was da für ein Problem

vorlag.

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142

Als Beispiel, wir hatten da einen Patienten in der Studie, da ging es halt um ein intensives

Benenntraining, die haben drei Stunden am Tag mit mir vorm Computer gesessen und

haben Bilder gezeigt bekommen, die haben die Laute, also die Namen, die Objektnamen

gesagt bekommen vom Computer und hatten dann immer das Schriftbild dazu, dann wurde

im Laufe der Zeit die Hilfen reduziert und der Patient sollte halt am Ende dieses Trainings in

der Lage sein diese 50 Wörter, die er zwei Wochen trainiert hat, nur wenn er die Bilder sieht

das Wort benennen zu können, das waren halt vier unterschiedliche Bilder zu einem Objekt,

also das waren dann vier unterschiedliche Bilder zu Apfel zum Beispiel und das war ein

Patient, der wirklich an der zweiten Stufe, da ist er nicht weiter gekommen. Also er konnte

unheimlich gut das Wort semantisch noch so, also unheimlich gut ist auch übertrieben,

einordnen was das ist, aber es war halt nicht machbar, wenn er weniger als die ersten zwei

Laute bekommen hat, also wirklich als Laute und nicht als Schriftbild, war der Patient total

aufgeschmissen und dann hat er wirklich nicht geschafft in diesen zwei Wochen Training, die

er da am Stück hatte über diese zweite Therapiestufe hinaus zu kommen. Ich habe nicht

verstanden, woran es lag und wenn ich jetzt ihm einen Laut noch mehr gegeben habe, dann

kam das Wort immer, aber da war halt irgendwo, das war echt wie abgeschnitten, das ging

nicht und ich hätte echt gern nochmal rausgefunden, wo da nun wirklich bei ihm in der

Aphasie das Problem liegt und das Nachsprechen war halt super, das ging echt super, aber

dieser Lerneffekt blieb völlig aus. Also das war schon echt eine Quälerei und das war echt

so ein Patient, wo ich auch so ein paar Sachen von LeMo rausgesucht habe, aber der war

von der Therapie her einfach schon echt genug gefördert und das war eine Studie, da konnte

ich jetzt nicht so viel nebenbei machen, um das jetzt einfach wirklich durch zu testen, aber

das wäre glaube ich echt interessant gewesen, um da jetzt mal zu gucken, wo liegt das

Problem, was kann ich wirklich machen an Therapie, was ihm hilft. Ich wollte ihn jetzt aus der

Studie nicht mehr rausnehmen, das geht auch nicht, wenn er erst einmal eingeschlossen ist.

Man kann nicht die Patienten rausschmeißen, die nicht lernen, aber das wäre unheimlich

spannend gewesen, ihn mal richtig durch zu diagnostizieren und zu schauen ob man der

Sache auf den Grund kommt, wo wirklich das Problem ist bei ihm, dass er auch von dem

Training (Phonemtraining) überhaupt nicht profitieren konnte. Gut, das mögen vielleicht auch

neuropsychologische Gründe gewesen sein, er war auch in vielen anderen Leistungen

ziemlich eingeschränkt, aber da hätte ich es gerne gemacht, aber da hab ich auch erst mal

den AAT durchgeführt . Ich glaube auch schon, dass wenn der Patient das erste Mal

zu mir kommen würde, es auch so immer machen würde. Vielleicht müssten andere mir

das Vorleben in so einer Praxis oder in einer Rehaklinik, das man sagt man macht

grundsätzlich den AAT nicht mehr.

Page 143: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

143

I: Aber das findet man wahrscheinlich nicht so oft, dass man den AAT nicht macht.

E: Ich weiß nicht, ob in den letzten vier Jahren sich was geändert hat. Ich weiß, dass man in

der Klinik, da wo ich war in Münster, dass wir den AAT als Eingangsdiagnostik genommen

haben, mit tausend anderen Tests, und ich gesagt habe, wenn ihr die Therapie gemacht

habt, müsstet ihr ihn auch am Ende nochmal machen. Wir haben‘s so gemacht, die

Patienten haben zwei Wochen dieses intensive Benenntraining gemacht und dann auch

noch so ein Kommunikationstraining dabei gemacht, damit das nicht immer dieses eine

Wort, was benennen sein soll, haben dann vier Wochen Pause gehabt, haben dann nochmal

zwei Wochen so ein Training gehabt, mit anderen Wörtern, hatten dann einen Monat wieder

Pause, dann sind die nochmal nachgetestet worden und hatten dann quasi ein halbes Jahr

später die Abschlusstests, also da hätte man den AAT auch machen können und das wollten

die aber damals nicht. Ich bin auch in diese Studie eingestiegen, da lief sie schon, das war

dann ein bisschen schwierig, weil da wurde schon ein Teil der Patienten durchtrainiert und

auch die Nachtestung war gelaufen, aber wir haben heute Schwierigkeiten das zu

veröffentlichen, weil wir diesen Nachtest nicht gemacht haben und da alle gesagt haben ‚die

Kramer, die hat doch keine Ahnung‘ und ich hab dann gedacht ‚dann macht ihrs eben nicht,

ihr doofen Mediziner‘ und im Nachhinein ist es echt schwierig, weil jetzt alle sagen, hättet

ihrs mal gemacht. Natürlich fühl ich mich im Nachhinein bestätigt, weil ich echt total

verunsichert war, wofür hast jetzt hier irgendwie sechs Jahre studiert und drei Jahre

Ausbildung und sitzt hier und die sagen alle, die hat doch von nichts eine Ahnung. Von daher

ist es auch in der Wissenschaft auch immer noch so, dass es sinnvoll ist, den mit zu machen

vorher und auch ein halbes Jahr später, um eben auch sagen zu können, wir haben nochmal

so ein unabhängiges Maß, was wir machen. Wir haben nur kontrolliert, was können die

Patienten und was nicht, das ist eben auch genau das was wir trainiert haben, können die

auch, reicht aber heute in der Wissenschaft nicht mehr. Von daher ist es auch noch

sinnvoller auch aus diesem Standpunkt heraus den AAT zu machen. Also ich würde ihn jetzt

nicht in die Ecke stellen.

I: Also ist er noch nicht eingestaubt?

E: Nein, so weit ist die Wissenschaft noch nicht. Da müsste der LeMo erst noch

standardisiert werden.

I: Weil ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich den AAT nicht machen durfte, weil er von

den Logopäden in der Reha als nicht gut angesehen wurde und habe halt nur LeMo

gemacht.

Page 144: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

144

E: Kam so eure Fragestellung auf?

I: Ja, wir haben halt darüber gesprochen, ich hab gefragt: „Habt ihr auch den LeMo kennen

gelernt?“ und die so: „Ja, nee, der war zwar da, aber stand halt im Schrank rum“, deswegen

sind wir auch darauf gekommen.

Haben uns ausgetauscht mit anderen und haben festgestellt, dass die meisten AAT machen

und den LeMo viele gar nicht kennen und dann wollten wir herausfinden, warum das so ist,

warum entscheidet man sich für den einen Test und nicht für den anderen.

E: LeMo ist glaube ich auch erst 2004 oder so rausgekommen wirklich, so als richtige

Testbatterie

I: Ja, mit dem Computerprogramm zusammen.

E: Ja und vorher gab es den ja auch in der Papier-Version, aber ich denke viele Logopäden

sind halt auch nicht eurer Alter oder auch nicht meins und da ist es halt schon so, also ich

denke, dass das vielleicht auch davon abhängig ist, wo man die Ausbildung gemacht hat, in

wieweit sofern, dass zum Beispiel in der Uni, also wirklich an der Hochschule, an der

Fachhochschule, anderer Schwerpunkt drauf gelegt wird, weil zum Beispiel sowieso

grundsätzlich Inhalte anders beleuchtet werden und vor ein paar Jahren gab es eben noch

keine Studiengänge, außer eben die in den Niederlanden, wo man dann eben auch noch

Niederländisch lernen musste. Von daher denke ich mir, dass es vielleicht ein bisschen auch

deutlicher in die Ausbildung, in die schulische Ausbildung mit einfließt, so lang sie auch

immer existieren möchte.

I: Ja genau, ist ja auch immer mehr der Trend dahin, aus der Ausbildung ein Studium draus

zu machen.

Vielleicht ist es auch im Studium, dass man da mehr Zeit hat, sich andere Tests anzugucken.

AAT wird überall verwendet, also nimmt man den mit rein und im Studium haben die

vielleicht mehr Zeit, sich mehrere Tests anzugucken.

E: Ja, also sagen wir mal so, ich finde es insofern gut, gab ‘s das in den Ausbildung halt nur

am Rand und dann war ‘s halt so, dass man uns einfach so – wusch – eine Folie aufgelegt

hatte, das war damals noch am Urwaldprojektor, so eine Folie drauf und das ist jetzt hier das

Logogenmodell.

Page 145: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

145

Und wir dann alle: „Was wollen wir denn damit?“. Wenn das jetzt runtergebrochen wird,

wirklich so hier gibt’s Inputmodalitäten und hier die Outputmodalitäten, im Zentrum haben wir

das semantische System und man kann sich das so vorstellen, hier oben ist irgendwie halt

das Ohr und hier unten der Mund oder so, finde ich irgendwie so runtergebrochen auf das

Kleinste und dann darauf aufbauen und erklären, wie es denn überhaupt dazu gekommen.

I: So versteht man ‘s dann bestimmt am einfachsten.

E: Dann geht’s am einfachsten. Das hat er einfach nicht gemacht, das war ein

durchgeknallter Wissenschaftler, völlig verwirrt und er kam auch nur ab und an mal. Wir

haben oft da Freitagmittag da gesessen und es war eher ein bisschen wie Roulette, kommt

er oder kommt er nicht. So was ist halt dann echt schade. Ich glaube ein Modell steht und

fällt damit, wie man es den Leuten verkauft. Ja, aber vielleicht seid ihr ja jetzt die Generation,

die es in Praxen mitnimmt. Ich meine, bei euch ist ja die praktische Ausbildung wieder was

anderes an den Schulen, ihr kriegt das mit, was ihr halt in den Praxen oder den Kliniken seht

in dem Praktikum. Ich meine, das ist wieder manchmal schade, weil, wenn ihr echt einen

ätzenden Praktikumsanleiter habt, dann habt ihr ein blödes Praktikum und dann fragt ihr

euch echt was sollt ihr eigentlich machen und wie gut seid ihr wirklich. Dann braucht ihr auch

wirklich eine qualitative Rückmeldung und ich meine Logopäden sind wirklich ein komisches

Völkchen und dann kriegst du, weil du dich schminkst zum Beispiel, kriegst du eine

Rückmeldung, die dir überhaupt nicht gefällt.

[…]

I: Das waren dann alle Fragen unsererseits, wenn du noch Fragen hast an uns oder so.

Möchtest du die Ergebnisse vielleicht haben?

E: Total gerne, wenn ihr die gerne rausgebt, dann hätte ich die auch schon gerne, weil ich es

auch echt interessant finde zu sehen, was hat sich in den letzten Jahren getan.

Page 146: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

146

Anhang O: Transkription des Experteninterviews mit Eva

Rilling

Anmerkungen

Kommentare, die in der Bachelorarbeit für die Auswertung und die Diskussion verwendet

wurden, wurden entsprechend fett markiert.

I: Antonia Lohmeyer und Katrin Mielcarek

E: Eva Rilling

I: …spielt zum Beispiel die Ausbildung des Logopäden eine Rolle oder der Standort der

Einrichtung in Deutschland könnte auch eine Rolle spielen. Wir erforschen die

verschiedenen Variablen und möchten somit herausfinden, inwiefern diese Variablen mit der

Wahl des Tests in einer Verbindung stehen. Gerade auch die verschiedenen Ansätze mit

dem Logogenmodell oder mit dem syndromorientierten Modell.

E: Sind Sie dann auch deutschlandweit tatsächlich unterwegs mit Ihren…?

I: Ja, wir haben mit einer Umfrage gestartet, deutschlandweit. Da wurden alle Bundesländer

angeschrieben in verschiedenen Einrichtungen und Experteninterviews haben wir jetzt zwei.

Eins hatten wir in Essen und eins jetzt in Osnabrück.

E: Und was war der Rücklauf bei Ihrer Online-Umfrage?

I: Ja, wir sind recht zufrieden, also wir haben jetzt, glaube ich, knapp 500 angeschrieben und

der Rücklauf war etwas über 80, also das was man so erwartet. Es war auch über E-Mail,

nicht jede Praxis hat die Möglichkeit und die Zeit natürlich auch.

E: Die Umfrage dauert etwa 10 Minuten oder?

I: Ja genau.

E: Darf ich fragen, wie Sie auf diese Schule gekommen sind oder eher auf mich? Das fände

ich einfach nur für mich interessant.

Page 147: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

147

I: Wir haben generell nach Experten gesucht oder nach Leuten, die sich mit dem Thema

mehr beschäftigen, mit dem AAT oder mit dem LeMo und bei Ihnen haben wir gesehen, dass

Sie Fortbildungen zum LeMo geben und dann haben wir uns gedacht, das wäre vielleicht ein

guter, also so definieren wir halt Experten. Und dann haben wir gedacht, wir probieren es

mal und es hat ja jetzt geklappt.

Ja, dann fangen wir erst mal mit ein paar allgemeinen Fragen an und zwar würde uns

interessieren erst mal wo Sie Ihre Ausbildung absolviert haben?

E: Ich habe in Potsdam studiert und zwar den Studiengang Patholinguistik. Der war zu der

Zeit noch ein Diplomstudiengang und ist inzwischen auch in der Bachelorversion zu

bekommen. Ja, ich habe dann `98 bis 2004 studiert und ja, dann abgeschlossen.

I: Interessant, das hört man auch nicht so oft, Patholinguistik.

E: Ja, da gibt es nicht so viele von, aber…

I: Diplomabschluss haben Sie dann, haben Sie gesagt, in Potsdam gemacht. Und neben der

Tätigkeit hier in der Schule, was haben Sie sonst? Haben sie sonst noch andere

Tätigkeitsfelder?

E: Ich bin als praktische Sprachtherapeuten tätig in einer Rehabilitationseinrichtung und zwar

im Aphasiezentrum in Vechta-Langförden, liegt so südlich von hier, nee, von hier aus

gesehen nördlich, Richtung Bremen. Da habe ich auch schon bevor ich hier angefangen

habe gearbeitet. Sechs Jahre als Vollzeit Therapeutin, bin dann in Elternzeit gegangen und

mach jetzt beides. Bin da so für ein paar Stunden in der Woche und hier an zwei Tagen.

I: Ok. Haben Sie in Ihrer Ausbildung einen der beiden Diagnostiktests, entweder den AAT

oder den LeMo kennen gelernt?

E: Beide

I: Beide, ok. Und wann haben Sie dann in Ihrem Beruf die erste Erfahrung mit diesen Tests

gemacht? Kann man das sagen?

E: Eigentlich unmittelbar. Ich habe im Aphasiezentrum Vechta-Langförden angefangen zu

arbeiten, direkt nach meinem Studium. Dort war der AAT vorhanden, wo wir den auch da

verwendet haben. Ich habe dann ziemlich zügig angeregt, dass man das LeMo-

Diagnostikverfahren auch anschafft und war diejenige, die den auch dort als erste verwendet

hat.

Page 148: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

148

I: Haben Sie dann selber auch eine Fortbildung dazu besucht oder hat das gereicht, was Sie

so gelernt haben?

E: Da wir in Potsdam ja die Autoren des LeMo vor Ort hatten, haben wir das in der

Ausbildung oder im Studium sehr intensiv behandelt, so dass eigentlich, würde ich sagen,

durch das Studium sehr gut vorbereitet waren, auf jeden Fall erst mal anzuwenden.

I: Ok, super. Können Sie sagen welchen Test sie momentan in der Praxis generell

verwenden?

E: Ähm, also ich glaube, ich würde sagen, ich verwende den AAT kaum und vor allem LeMo,

aber auch andere ergänzende Diagnostikverfahren.

I: Ok, welche sind das zum Beispiel?

E: Zum Beispiel die Bogenhauser Semantik-Untersuchung, die BOSU, oder die

Wortproduktionstests von Blanken oder aber auch die von Blanken vom Wortverständnis.

Also eher hypothesengeleitet, zu schauen welche Störung ist vielleicht vorhanden, worauf

lässt es sich zurückführen und dann gezielt auswählen. AAT verwende ich eher sehr, sehr,

sehr selten, weil oft hat man schon Vorbefunde. Wenn die Patienten in die Einrichtung

Aphasie-Zentrum kommen, befinden sie sich oftmals schon in einem chronischen Stadium in

ihrer Erkrankung. Das heißt, der AAT ist irgendwann in ihrer Patientenlaufbahn schon mal

gemacht worden, so dass ich gerne auf diese Daten zurück greife, um einen groben

Überblick zu bekommen, aber für meine gezielte Therapieableitung wähle ich dann im

Vorfeld doch lieber das LeMo-Diagnostikverfahren oder diese anderen Verfahren.

I: Aja, ok. Ja jetzt erst mal ein paar generelle Fragen zum LeMo. Ja, also mit dem LeMo

arbeiten Sie seit Sie angefangen haben zu arbeiten, haben sie ja schon gesagt. Zum

Handbuch des LeMo, wie bewerten Sie das Handbuch erst mal ganz allgemein?

E: Eigentlich ganz gut.

I: wird für Sie deutlich wie der Test, also wird für Sie schnell deutlich, wie der Test

durchzuführen ist?

E: Ja, also die Instruktionen finde ich sowohl im Protokollheft oder Protokollbogen jeweils

oben drüber abgedruckt, aber auch im Handbuch nochmal erläutert und im Handbuch findet

man ja auch zu jedem Test nochmal die Strukturdaten des Tests, darum ist er so aufgebaut,

welches Material ist da auch gewählt worden, welche Route wird dadurch überprüft, das

kann man ja eigentlich ganz gut da drin nachlesen.

Page 149: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

149

I: Ja genau, ok. Wie empfinden Sie die Dauer der Vorbereitung?

E: Für jetzt das LeMo-Verfahren?

I: Ja genau

E: Also für mich persönlich ist die Dauer der Vorbereitung sehr gering, weil ich einfach

schon im Kopf habe, ich glaube da könnte ein Problem vorliegen im graphematischem

Inputlexikon, weil derjenige grad Probleme im Lesesinnverständnis hat, dann wähle ich auch

den entsprechenden Test. In den Fortbildungen die ich zu dem Verfahren gebe, sage ich

immer und die Autoren selber auch, das ist ein Expertenverfahren, wenn ich den

ganzen theoretischen Unterbau dazu nicht habe, dann kann ich LeMo nicht

verwenden. Durchführen kann ihn jeder, selbst meine Schwester, die gar keine Ahnung von

Sprachtherapie hat, könnte ihn ja einfach durchführen, aber sie wüsste ja nicht, was sie mit

dem Ergebnis anfangen soll oder warum sie gerade diesen Test auswählt. Bei dem Testen

will man ja auch genau den richtig Test auswählen, um dem Patienten nicht zu überfordern

oder auch um zu entscheiden, was brauche ich jetzt für Eingrenzung meiner Hypothese. Von

daher braucht man einige Zeit, um zu verstehen, warum man LeMo einsetzen kann und wie

man es einsetzt. Von daher, für mich ist die Vorbereitungszeit gering, aber wenn man

das Verfahren nicht kennt, ist das erst mal groß und ohne Fortbildung finde ich das

nicht zu meistern.

I: Ok. Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung des Tests?

E: Je nach Test unterschiedlich, denn ich finde man kann nicht von dem LeMo-Test

sprechen. Die gängigen Tests, die ich verwende, zum Beispiel das auditive Wort-Bild-

Zuordnen oder das visuelle Wort-Bild-Zuordnen, mögliches schriftliches Benennen,

die finde ich von der Durchführung ganz angemessen. Dann gibt ’s natürlich Tests,

wie Diskriminieren von Wortpaaren auditiv mit 72 oder 80 Items, die sind zum Teil sehr

lang. Ich nehme mir inzwischen aber auch die Freiheit heraus zu sagen, ich mache nur

einen Teil dieses Tests, wenn ich schon das Gefühl habe, es reicht mir mit dem

Erkenntnisgewinn oder ich sehe beim Patienten bei der Hälfte des Tests, da liegt ein

Problem vor oder nicht, dann beende ich den auch. Werte den dann nicht so aus, aber hab

für mich ja den Erkenntnisgewinn.

I:Und für den Patienten selber, würden Sie auch sagen, dass das zeitlich in Ordnung

ist?

Page 150: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

150

E: Eigentlich schon, also, wenn ich jetzt die längeren Tests nehme, von denen wir

gerade sprachen, dann lässt LeMo es ja auch zu, dass man ihn unterbricht und an

anderer Stelle fortsetzt. Das mache ich durchaus auch, wenn ich ihn wirklich ganz

durchführen möchte, dass ich sage, ich mache einen Teil diese Stunde und dann

machen wir erst was anderes und dann einen Teil in der nächsten Stunde, weil sonst

fände ich es zu lang für den Patienten. Es gibt ja einen Grund, warum das so viele Items

sind, das hat ja mit der statistischen Auswertbarkeit zu tun und mit der

Ratewahrscheinlichkeit in einigen Fällen und das hat schon seinen Grund, warum das so ist.

I: Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?

E: Sie meinen darüber hinausgeht, dass das die eigentliche Instruktion ist?

I: Die Instruktionen, die Sie dem Patienten geben in den jeweiligen Untertests.

E: Die finde ich eindeutig.

I: Ok, also für Sie selber sind die deutlich und für die Patienten auch.

E: Ja.

I: Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests?

E: Eigentlich recht simpel, wenn man verstanden hat, dass man diese Fehlerzahl

zusammen zählen muss und dann die korrekten darauf ableitet und dann einfach nur

nachguckt, normalrate Bereich, beeinträchtigter Bereich, finde ich ziemlich simpel. Und es

steht einem ja noch offen, wenn man diese qualitative Auswertung noch machen möchte, die

ist ja nicht unbedingt erforderlich. Finde ich simpel.

I: Ok. Und welche Erfahrung haben Sie mit dem Computerprogramm zur Auswertung

des Tests gemacht?

E: In der Praxis verwende ich es wenig, merke aber immer, wenn ich eine Fortbildung

gebe und es auch vorstelle, dass es eigentlich ganz toll ist und viele Möglichkeiten bietet, vor

allem zur phonologischen Analyse kann man ja noch ganz toll sich herausrechnen lassen, an

welcher Position im Wort sind die meisten Fehler aufgetaucht oder sind es mehr Elisions

oder Substitutions Prozesse, das ist ja alles möglich mit dem Programm.

I: Das ist ja praktisch.

Page 151: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

151

E: Sehr praktisch, ich hab ‘s damit mit meiner Diplomarbeitspatientin gemacht, dass ich alle

meine Daten eingegeben habe und das fand ich sehr praktisch. Merke aber, im Alltag tue ich

das wenig.

I:Ok. Gibt es da einen Grund für?

E: Es ist die Zeit.

I: Also ist es auch sehr zeitaufwendig?

E: Ich glaube, wenn ich häufiger dieses Eingeben der Reaktionen zum Beispiel auch

üben würde, da gibt es ja diese Rotation der Tanden, wenn ich die automatisch drinnen

hätte, würde es vielleicht schneller gehen und häufiger auch machen. Aber im

klinischen Alltag klappt das sehr schwer.

I: Ok. Wie bewerten sie die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung? Gibt es da

etwas, wie Sie auf die Therapieergebnisse aufbauen können?

E: Ja, ich würde schon sagen, also zum einen ist natürlich diese Auswertung, ist da

eine Beeinträchtigung oder nicht, was mir dann anzeigt was wäre der Therapiebereich,

je nach dem, wenn der Patient daran arbeiten möchte. Die Tatsache, ist da eine Störung

oder ist da keine Störung und so was wie einen Frequenzeffekt beim möglichen Benennen,

zeigt mir halt, aha, wirklich eine Störung im Lexikon, dann wähle ich mein Therapiematetrial

auch sehr frequenzkontrolliert aus zum Beispiel. Ja oder bei einer Lesestörung, gibt es

Auffälligkeiten im Lesen bei regelmäßigen oder unregelmäßigen Wörtern. Es gibt mir auch

Hinweise, über welche Leseroute liest mein Patient jetzt und so suche ich passend mein

Therapiematerial aus. Die Ergebnisse finde ich schon sehr konkret, aber nicht in allen

Bereichen.

I: Haben Sie sonstige Anmerkungen noch zum LeMo, die Sie uns mitgeben möchten in

Bezug auf Stärken oder Schwächen?

E: Es gibt so ein paar Anmerkungen zum Material, zu der Gestaltung, also ich finde

einige Abbildungen nicht sehr günstig. Zum Beispiel beim möglichen Benennen die

Abbildung des Kopfes, wo ein Auge nicht abgebildet ist, das ist eine ganz typische

Fehlerquelle für die Patienten, die sagen dann entweder Auge oder Gesicht und dann sag

ich dann immer‚ ja, das Ganze ist gemeint, gib also eine Hilfe, eine Instruktion zusätzlich,

weil das sonst nicht impliziert ist, dass derjenige Kopf dazu sagt. Und da sind noch ein, zwei

andere Abbildungen, die ich nicht ganz glücklich finde.

Page 152: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

152

Es gibt einige Tests, die habe ich noch nie verwendet, Rückwärtssprechen, finde ich

einen Test, der nur sehr wenigen Patienten auch nur von der Instruktion her klar ist.

I: das gleiche haben wir uns auch schon gefragt, ob das überhaupt generell notwendig ist.

E: Einmal habe ich das gemacht mit einer Patientin, aber sonst ist der Erkenntnisgewinn

dabei auch einfach zu gering, weil das auch eine Tätigkeit abbildet, die nicht normal

ist. Es ist keine normale sprachliche Tätigkeit, es ist künstlich konstruiert, damit das

In- und Outputverfahren überprüft wird und finde ich immer schwierig. Wenn da eine Störung

ist bei dem Patienten, dann können sie auch nicht verstehen, warum sie das machen sollen.

Bei einigen Tests, nochmal zur Durchführung, erlebe ich, dass man eine zusätzliche

Hilfestellung geben muss. Zum Beispiel beim lexikalischen Entscheiden, da zeigt man ja je

nachdem, auditiv oder visuell, dem Patienten ein Wort und sagt: „Bitte sagen Sie mir, ist das

ein Wort oder nicht.“ Ich erlebe das auch häufig, dass die Patienten zusätzlich was

brauchen, worauf sie zeigen müssen, mache dann zusätzlich noch eine rote oder grüne

Karte auf den Tisch und sage: „Für ein Wort zeigen sie auf die grüne Karte, für ein Nicht-

Wort auf die rote.“ Diskriminieren von Wortpaaren auditiv mache ich das auch so, dass ich

ihnen zwei Bereiche Abbildungen zeige und eine Abbildung, die zwei unterschiedliche

Objekte, meinetwegen ein Drei- und ein Viereck vorgibt, damit die zeigen können, jetzt das

was ich gehört habe ist halt gleich oder es ist nicht gleich. Weil, sonst sagen sie oft ja und

nein und man weiß dann nicht, heißt das jetzt gleich oder heißt das nicht gleich und da fehlt

so ein bisschen eine Instruktionshilfe.

I: Ist das eine Idee von Ihnen selber oder haben Sie das mit Kollegen besprochen?

E: Ich weiß es gar nicht mehr so genau, es kann auch sein, dass ich das in Potsdam gelernt

habe.

I: Ok. Und um jetzt nochmal auf die Sprache zurück zu kommen, haben Sie da noch

Anmerkungen zu den Wörtern, die in den einzelnen Teilen benutzt werden?

E: Zu dem Wortmaterial?

I: Ja, das Wortmaterial.

E: Es ist natürlich schade, was heißt schade, das ist eine Wortbatterie, die nur Nomen,

Adjektive, Funktionswörter, genau diese drei, umfasst und die Verben ja nicht. Es gibt

leider kein gutes Verbmaterial, noch nicht, auf dem Markt, das vermisse ich schon. Wenn

man auch einen guten Verb-Benenn-Test hätte oder Sprachverständnis von Verben

standardisiert untersuchen könnte.

Page 153: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

153

Das Wortmaterial ist halt nach bestimmten Kriterien konstruiert, deshalb verstehe ich das,

dass manche Wörter so sind wie sie sind, aber zum Beispiel der Tyrann und der Despot, da

kann ich mich nie entscheiden auditiv, das ist total schwer für die Leute. Niedrigfrequenz,

abstrakt. Da erlebe ich oft Patienten, die sagen: „Was ist das denn?“ und das kann ich nicht

auswerten. Also manche Wörter sind nicht so alltagsnah, weil sie auch nicht frequent

sind.

I: Ja und jetzt noch ein paar weitere Fragen, zum AAT diesmal. Also Sie haben ja nicht so

viel, sie arbeiten ja nicht so viel damit, aber falls sie die trotzdem beantworten können, wäre

das super.

Wie lange arbeiten Sie schon mit dem AAT?

E: Auch seit Beginn meiner beruflichen Tätigkeit.

I: Wie bewerten Sie das Handbuch vom AAT?

E: Ehrlich gesagt, habe ich das schon lange nicht mehr in der Hand gehabt. Ich finde, da

kann ich gar nicht so viel zu sagen, also was gut beim AAT finde, sind diese Deckblätter

im Untersuchungsheft, diese blauen Seiten, da steht erst mal für mich immer alles

wichtige drin, wenn ich nicht mehr genau weiß, wie ich‘s mache. Ich kann mich im

Handbuch nur an diese vier statistischen Tabellen erinnern, die fand ich

abschreckend als Student.

I: Sind Ihnen die Angaben auf den hellblauen Blättern ausreichend?

E: Zur Durchführung auf jeden Fall. Zur Auswertung ist es schon so, dass ich manchmal

noch ins Handbuch gucken muss, um zu entscheiden wie wird das jetzt bewertet, ist etwas

ähnlich, Punktzahl eins, zwei oder nichts, dazu brauche ich schon das Handbuch.

I: Auch zu den Abbruchkriterien?

E: Ich denke da würde ich auch nochmal nachgucken.

I: Wie finden Sie die Dauer der Vorbereitung? Gut sie haben jetzt gesagt Handbuch

benutzen Sie weniger.

E: Per se, ist sie auch kurz, also wenn ich das ausführe ist es kein Problem, nehme ich

den Ordner, kopiere das Protokollheft und dann geht’s los.

I: Ok, super. Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung vom Test selber?

Page 154: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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E: Schon lang. Er hätte aber den Anspruch der Test, er hätte einen umfassenden

Überblick ergeben soll, von daher finde ich das legitim, da gehen zwei Therapiesitzungen

in der Regel dabei drauf. Kann je nach Störung des Patienten aber auch sehr belastend

sein. Sind ja schon viele Untertests. Eigentlich zieht man ja vor, dass man das durchgängig

durchführt, nicht zwischendurch andere Sachen macht, dann ist er schon lang.

I:Sie führen auch immer den ganzen Test durch?

E: Wenn ich ihn durchführe, dann führe ich ihn ganz durch.

I: Wie deutlich finden Sie die Instruktionen, der Aufgaben, die auf den Aufforderungen,

die sie dem Patienten geben?

E: Die finde ich gut.

I: Ok, die sind deutlich dann.

E: Ja.

I: Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests?

E: Im Prinzip auch simpel, weil man ja einfach nur zusammen zählen muss die Punktwerte

pro Untertest und dann werte ich mit dem Computerprogramm in der Regel aus, dann muss

man ja nur die Daten eingeben und schon kommt es rausgespuckt, was das Ergebnis ist.

Was aufwändiger ist, ist die Spontansprachanalyse, da braucht man natürlich mehr

Zeit und das Aufzählen, wie viele Inhaltswörter, wie viele Phrasen, wie viele

Wortfindungsstörungen, das ist schon aufwändiger.

I: Dieser Teil der Spontansprache, ist der für Sie einfach schnell auszufüllen oder haben Sie

da auch öfters, müssen Sie da manchmal etwas länger überlegen? Ist ja schon eine andere

Art der Auswertung.

E: Das ist auf jeden Fall der zeitintensivste Part würde ich sagen.

I:Ja, die Dauer der Auswertung mit dem Computerprogramm, die geht schnell haben sie

gesagt.

E: Die ist kurz.

I: Können Sie nachvollziehen, dass einige Logopäden sagen, sie schaffen sich aus

geldtechnischen Gründen das Computerprogramm nicht an, dass sie das, also dass sie da

Vergleiche setzten zwischen zu teuer und zeitintensiv, können Sie das nachvollziehen?

Page 155: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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E: Ich würd‘s immer, glaube ich, nutzen wollen das Computerprogramm, denn ich

hab‘s auch ehrlich gesagt nie, außer einmal im Studium, machen müssen per Hand

auszuwerten und ich weiß, dass das unheimlich aufwendig war und sehr zeitintensiv

und da dachte ich nur, oh Gott, das krieg ich gar nicht hin. In der Einrichtung hatten wir dann

dieses Computerprogramm und von daher würde ich es immer so machen.

I: Genau, jetzt mit den Testergebnissen für die weitere Therapie. Empfinden Sie das

auch hilfreich, diese Syndromeinteilung?

E: Ich habe grade mit dem Unterkurs gestern drüber gesprochen. Also ich selber finde die

nur groborientierend hilfreich. Es sagt mir tatsächlich konkret für die Therapieableitung,

wenn mir gesagt wird zu 100 Prozent Wernicke, dann weiß ich so grob, ok ich muss vielleicht

am Sprachverständnis arbeiten, ob der Patient jetzt semantisch oder phonologisch oder so

spricht, weiß ich dann immer noch nicht. Ob er eine Lesestörung oder eine Schreibstörung

hat, weiß ich auch nicht, also mir sagen die einzelnen Ergebnisse letztendlich des Tests

schon etwas, aber nicht die Klassifizierung. Die finde ich für den klinischen Alltag, so für

den kurzen Austausch unter Kollegen gut, wenn ich mal einen Patienten übernehmen muss

von der Kollegin und die sagt mir kurz, es ist eher eine Broca, dann mach weiter das und

das, ok, aber für die konkrete Therapieableitung finde ich das nicht so gut. Dann schaue ich

lieber innerhalb eines Tests, meinetwegen beim möglichen Benennen, nach, bei möglichen

Symptomen hat er gezeigt, mach also die qualitative Analyse und sehe dann, aha es gab nur

semantische Paraphrasien und keine phonematische, dann deutet das eher modellorientiert

gesehen auf eine semantische Störung hin, als auf eine phonologische Störung zum

Beispiel. Ich behalte den modellorientierten Blick auch auf die Ergebnisse beim AAT,

aber unabhängig davon von dieser groben Klassifizierung.

I:Würden Sie der Familie des Patienten denn auch mit den Syndromen, Aphasien, finden Sie

das hilfreich, wenn man das so erklärt das Störungsbild des Patienten?

E: Ich mache immer beides. Ich erlebe, dass viele Patienten diese Klassifizierung aus dem

Krankenhaus kennen und kommen und sagen, mein Mann hat eine globale Aphasie, haben

sie festgestellt durch diesen Test, das heißt, dass möglicherweise in den und den Bereichen

gab es das und zeig aber dann auch immer noch eine symptomorientierte Sichtweise auf

und versuche denen auch zu erklären, wie die Sprache des Betroffenen gerade funktioniert

oder nicht funktioniert.

I: Nutzen Sie dann tatsächlich auch das Logogenmodell oder ist das zu komplex?

Page 156: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

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E: Ich mache so eine vereinfachte Version davon. Nur mit Pictogrammen. Kennen Sie

vielleicht auch oder haben es schon mal gesehen. Ist nur eine Abbildung von einem Ohr,

stellvertretend für Sprachverständnis, Abbildung von einem Mund für das Sprechen. Die

Semantik nenne ich dann Wissens- oder Bedeutungsspeicher, dann eine Abbildung von

einer Zeitung für das Lesen, Abbildung von einem Einkaufszettel für das Schreiben und dann

mit Pfeilen, so ganz grob, zeige ich dann, dieser Bereich ist relativ gut erhalten, dieser

Bereich ist gestört oder aber auch frage: „Wie schätzen Sie die Bereiche ein und woran

möchten Sie arbeiten?“

I:Und damit haben Sie auch gute Erfahrungen gemacht?

E: Ja, gute.

I: Verständlich.

E: Viele Patienten kommen ja auch und sagen, Sprache ist schlecht, soll besser werden und

dann Sprache ist zu allgemein, dann gucken wir mal genauer, was möchten Sie verändern?

Und dann hilft das ganz gut.

I: Ja, welche sonstigen Anmerkungen haben sie sonst noch zum AAT? Auch wieder in

Bezug auf die Stärken und Schwächen.

E: Also ich finde, er hat halt einen historischen Wert, auf jeden Fall Er ist auch in der

klinischen Tätigkeit sicherlich nicht weg zu denken. Da ihn vor allem auch Ärzte

kennen, hat auch seine Berechtigung, Notwendigkeit, aber ich finde für die klinisch-

praktischen Therapeuten muss es auch die auf jeden Fall dazu geben und hat

bestimmte Bereiche nicht differenziert betrachtet. Schriftsprache wird ja

zusammengefasst, Lesen und Schreiben, auch so bewertet, man kann nicht Differenzieren

zwischen einzelnen Dyslexieformen oder Dysgraphieformen. Bei einigen linguistische

Kriterien ist die Itemauswahl auch nicht immer überall optimal. Im Satzverständnis gibt

es ja so Tests wie „Wer will sie..?“ keine Ahnung, auf einmal mit Pronomen, vorher gab es

aber gar keine Pronomen und man kriegt dann nur die Erkenntnis, wenn das dann

verkehrt ist, hat der Patient möglicherweise ein Problem mit Pronomen, aber dafür ist

es zu wenig kontrolliert worden. Man hätte ja noch mehr Sätze mit Pronomen haben

müssen und dann gibt es mal Passivsätze, mal Aktivsätze, dann ist zu wenig kontrolliert

das Material, um wirklich eine ganz verlässliche Aussage darüber zu machen. Mein

Patient XY hat Probleme mit Passivsätzen. Dazu reicht es dann nicht.

Page 157: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

157

Aber groborientiert finde ich es gut, das sage ich auch unseren Schülern hier, dass sie sich

das aneignen, immer erst mal grob machen, aber dann ganz gezielt gucken, was brauche

ich um zu sagen, wie verarbeitet der Patient Sprache.

I:Also generell ist dann Ihrer Meinung nach noch nicht überholt?

E: Nee, ich glaube nicht, was natürlich auch an seiner Verbreitung liegt. Er ist einfach in

jeder Praxis, es wird vorgeschrieben, dass man ihn besitzt in jeder Praxis, von daher ist es

das Instrument, aber ich merke schon, dass es sich verändert, also dass auch inzwischen

andere Diagnostikmittel verwendet werden, auf ärztlicher Seite ist das noch ein langer Weg,

weil sie das in ihrem Studium auch noch ganz anders lernen.

I: Wir stellen Ihnen nochmal allgemeine Fragen, ob es Zusammenhänge gibt, wie wir vorher

erklärt haben. Glauben Sie, dass es einen Zusammenhang zwischen der Wahl des

Tests und dem Standort gibt in Deutschland?

E: Dem Standort in Deutschland oder der Art der Einrichtung?

I: Dem Standort in Deutschland.

E: Also, kann ich nicht beurteilen. Aus dem Bauchgefühl würde ich natürlich sagen,

dass der AAT rundum Aachen ursprünglich besser verbreitet war und LeMo um

Potsdam, wobei auch die Potsdamer Leute ursprünglich aus Aachen kommen. Auch

Ria De Bleser, die jetzt am Potsdamwerk war, war eine Mitautorin des AATs. Nee,

glaube ich nicht, eigentlich nicht.

I:Das war von uns auch nur eine Idee, weil man spontan das vielleicht vermuten könnte.

Dann einen Zusammenhang zwischen der Art der logopädischen Einrichtung und der

Testwahl?

E: Ja, glaube, dass eine logopädische Praxis, die insgesamt mehr Störungsbilder zu

bedienen hat, vielleicht noch nicht mit LeMo vertraut ist, eher den AAT verwendet.

Während Rehabilitationseinrichtungen die halt mehrere neurologische Patienten

versorgen, der LeMo eher da ist, da sie auch einen anderen Schwerpunkt setzen.

I: Auch ein Unterschied zwischen der Akutphase und der chronischen Phase in dem

Hinblick?

Page 158: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

158

E: Ja, sicherlich gibt der LeMo nur bedingt, was man schon in der Akutphase anwendet.

Aber der AAT auch, also der wäre dann eher in der ganz frühen Phase, auch eher der AAT

der bessere Test oder in Zwischenzeit auch eher der BIAS oder so. Ja, denke ich schon

LeMo eher später.

I: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Störungsbild des Patienten und der

Testwahl? So der erste Eindruck

E: Ja, in manchen Fällen vielleicht schon, also wenn ich mir jetzt vorstelle, ich habe

einen Patienten, der nur noch leicht gestört ist, den würde ich wahrscheinlich nicht

noch durch den AAT jagen und würde nur gezielt sagen, ich mache nur bestimmte

Tests.

I: Einen Zusammenhang zwischen der Planung der Therapie und der Testwahl? Schon

im Vorhinein.

E: Schon im Vorfeld, eigentlich muss es ja in die Vergangenheit. Ja, also ich meine schon.

Damit ich meine Therapie besser planen kann, wähle ich ja ein modellorientiertes

Diagnostikverfahren.

I: Ein Zusammenhang zwischen dem jeweiligen beruflichen Abschluss und der

Testwahl?

E: Ich glaube das ändert sich immer sehr stark, weil auch an den Logopädieschulen

inzwischen auch LeMo gelehrt wird und ich glaube, das kann man jetzt nicht mehr

sagen, vielleicht vor 20 – 30 Jahren, da konnte ich mir schon vorstellen, dass die

Logopäden noch eher mit dem AAT aufgewachsen sind und LeMo schon eher an den

Universitäten gelehrt wurde. Aber das hat eher einen zeitlichen Faktor, durch die

Forschung und die Verbreitung dieser neueren Erkenntnisse trägt dazu bei, dass jetzt

natürlich auch modellorientiert überall gelehrt wird.

I: Als letzte Frage, ja ich meine, wir haben es ja schon ein bisschen angeschnitten, aber

nochmal was Ihre Auswahlkriterien zwischen dem einen oder den anderen Test

spezielle nochmal sind.

E: Wenn ich einen Patienten noch gar nicht einschätzen kann, und ich ein

umfassendes Bild haben möchte und er sich vielleicht auch in einer früheren Phase

befindet, dann würde ich vielleicht den AAT wählen. Aber rein aus der praktischen

Tätigkeit, wenn ein Patient zu mir kommt, den ich noch nicht kenne, schaue ich mir

gezielt nur bestimmte Bereiche erst mal an und dann wähle ich Tests aus LeMo.

Page 159: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

159

Wähle die erst aus, gucke dann, brauche ich noch weitere Erkenntnisse und nehme

dann zehn Stunden später vielleicht noch einen anderen Test, um den dann

durchzuführen und auszuwerten, um zu gucken, ist das auch noch ein Bereich. Ja,

aber für die konkrete Therapieableitung ist das Kriterium für LeMo.

I: Sie haben eben nochmal gesagt, dass Sie in der Schule den AAT trotzdem noch ans Herz

legen und finden Sie das auch immer noch, geben sie dann schon einen Rat in die Richtung

oder sind das nur Denkanstöße?

E: also ich persönlich gebe schon eine klare Bewertung mit rein und sage halt, das zählt nur

für orientierende Eindrücke, aber nicht für die konkrete Therapieableitung. Sie müssen es

aber kennen, weil sie es in jeder Klinik, in jeder Einrichtung haben und ohne das können sie

nicht als Logopäde auf den Markt kommen, wenn sie den AAT nicht kennen. Aber schon

wissend, was für Schwächen der AAT hat, was für Stärken vielleicht ein anderes Verfahren

hat.

I: Und würden Sie vielleicht auch sagen, dass das die zwei großen, sag ich mal, Gegner

sind, in den zwei verschiedenen Ansätzen? Oder vielleicht ein anderer Test?

E: Ja, also ich glaube schon, dass die sich im Augenblick komplementär gegenüberstehen,

es wird ja auch oft propagiert, AAT nicht mehr, lieber LeMo, aber es gibt ja auch Blanken, ist

ja auch ganz klar modellorientiert. Ich kann nicht so gut einschätzen, wie der verbreitet ist, ob

er viel genutzt wird oder nicht in den Einrichtungen, wo ich bisher war, war der immer da. Ich

weiß nicht, ob er in einer ganz normalen logopädischen Praxis ist, kann ich nicht beurteilen.

I:Ja der LeMo ist ja auch noch nicht normiert und standardisiert. Denken Sie das

kommt noch?

E: Also er hat ja schon Kontrolldaten. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob man so

sagen kann, er ist nicht standardisiert und nicht normiert. Es gibt ja Normdaten, es

gibt ja eine Kontrollgruppe, mit der diese Bereiche ja bereits festgestellt wurden.

Ratebereich normal und beeinträchtigter Bereich. Von daher, weiß ich nicht, ob man

zusätzlich diese Erkenntnis bräuchte. Die Idee dahinter, dass ich nicht mehr nach

Gruppen klassifiziere, sondern Einzelfallorientiert arbeite und eine Standardisierung

würde erwarten, dass ich das in einer Standardgruppe von Aphasikern nutze und ich weiß

gar nicht, ob das zu diesem Ansatz überhaupt passt. Ist von der Überlegung einfach eine

ganz andere.

Page 160: Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...

160

Ich weiß, dass es eine zweite Auflage von LeMo geben wird, und in der zweiten Verarbeitung

sind ein paar Sachen verändert worden, weiß aber nicht, ob da auch Kontrolldatengruppen

eingebunden sind. Es gab auch eine Idee von LeMo-Kids. Ganz am Anfang, im Ursprung,

hieß LeMo nicht Lexikon modellorientiert, sondern Lexikon und Morphologie, weil man halt

auch für den morphologischen Verarbeitungsbereich etwas schaffen wollte. Also wie

verarbeitet man Nomina Komposita, komplexe Pluralsachen. Ist dann aber nicht weiter

verfolgt worden.

I: Ja, finden Sie das als ein, wenn der Patient jetzt ein Item nicht benennen kann, es gibt ja

keine bestimmten Kriterien, wie man das auswertet, vorgegeben. Sehen Sie das als

Problem?

E: Ich vermittle immer meinen Schülern, aber auch den Fortbildungsteilnehmern, jede

Reaktion des Patienten ist eine Reaktion, die für mich wieder eingeordnet werden kann und

wenn der Patient das Item „Mönch“ nicht erkennt und sagt: „Das kenne ich nicht, ich habe

mit der Kirche nichts zu tun“, dann weiß ich aber, er hat verstanden, dass es etwas mit der

Kirche zu tun hat und er hat die Semantik dieses Bildes erfasst und dann reicht mir das.

Somit finde ich, muss man lernen mit dem Material umzugehen, auch mit dem AAT Material.

I: Beim AAT fallen Ihnen da auch spontan von den Bildern, von der Sprache, auch

irgendwie…?

E: Der Staubsauger ist nicht mehr ganz zeitgemäß von der Abbildung, ich glaube auch der

Bub. Der Dosenöffner sieht heute glaube ich auch anders aus.

I: Ok, ich glaube wir haben alle Fragen abgedeckt. Möchten Sie die Ergebnisse von unserer

Bachelorarbeit haben?

E: Ja, sehr gerne

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Anhang P: Glossar

Fachwort Übersetzung

Agrammatismus Störung der Sprachproduktion; charakterisiert durch Fehlen grammatischer Strukturen

Agraphie Unfähigkeit zu schreiben

Akute Phase Die ersten vier bis sechs Wochen nach Hirnschädigung

Alexie Unfähigkeit zu lesen ; Schriftblindheit

Amnesie Gedächtnisstörung

Aneurysmen Gefäßmissbildung

Angiomen Gefäßgeschwülste

Aphasie Neurologische bedingte Sprachstörung

Apoplex Schlaganfall

Apraxie Störung der Planung und/oder Ausführung von Handlungen

Bottom-Up-Prozess Von unten nach oben laufend

Chronische Phase Ab zwölf Monaten nach Hirnschädigung

Conduite d´approche Stufenweise phonematische oder semantische Annäherung an das Zielwort

Dysarthrie/Sprechapraxie Sprechstörung

Dysgraphie Schreibstörung

Dyskalkulie Rechenstörung

Dyslexie Lesestörung

Dysphagie Schluckstörung

Echolalie Beschränkung der Sprache gesprochene Wörter nachzusprechen

Expressiv Abgehend

Fazialis arcutas Nervenfasern

Fazialisparese Gesichtslähmung

Genus (Grammatisches) Geschlecht

Graphem Kleinste distinktive Einheit des Schriftsystems

Hämorrhagischer Insult Blutung im Gehirn

Hemianopsie Gesichtsfeldeinschränkung

Hemiparese Halbseitenlähmung

Hemisphäre Gehirnhälfte

Insult Schlaganfall

Ischämischer Insult Verstopfung der Gehirngefäße

Logogenmodell Modell zu der Sprachverarbeitung auf Wortebene

Monomorphematische Wörter Meist nur ein oder zwei Silben lang

Morphologie Sprachliche Ebene, auf der die kleinsten bedeutungstragenden Elemente der Sprache vereinigt sind, die sich zu Wörtern und Wortkomplexen verbinden

Neologismen Neuwort, neues Wort, nicht existierendes Wort

Pathogenese Entstehung + Entwicklung einer Erkrankung mit allen dazugehörigen Faktoren

Phonem Laut

Phonematische Paraphasien Neologismen werden gebildet, die das eigentlich gemeinte Wort erahnen lassen oder völlig entstellen (Bsp.: Tummel für Tunnel; Puschima für Flasche)

Polytypisch Jedes für Klassifikation wichtiges Symptom kann zu mehr als einem Syndrom gerechnet werden

Postakute Phase Sechs Wochen bis zwölf Monate nach Hirnschädigung

Prozentrang Statischer Wert, gibt die Position einer individuellen Leistung innerhalb einer Vergleichsgruppe an

Rezeptiv Aufnehmend/ empfangend

Rohwert Punktwerte, die sich aus einer Zuordnungsvorschrift einer Testung ergeben

Semantische Paraphasien Es wird ein semantisch ähnliches Wort verwendet (Bsp.: Tasse für Kanne)

Sprachliche Modalitäten Sprechen, hören, lesen, schreiben (Mimik/Gestik)

Stanine Standardisiert umgewandelte Rohwerte; dargestellt auf einer Skala von eins bis neun, Mittelwert ist fünf

Syntax Satzlehre

Top-Down-Modell Von oben nach unten laufend

T-Wert Misst das Verhältnis von Koeffizient zu seiner Standardabweichung

Vaskulär die Blutgefäße betreffend

Tabelle n: Glossar

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Anhang Q: Eidesstattliche Erklärung zu der Bachelorarbeit

Hiermit versichern wir, die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und lediglich unter

Benutzung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel verfasst zu haben.

Wir erklären weiterhin, dass die vorliegende Arbeit noch nicht im Rahmen eines

anderen Prüfungsverfahrens eingereicht wurde.

Nijmegen, den 01.06.2012

XSandra Kotterba

XAntonia Lohmeyer

XKatrin Mielcarek

XNadia Rezaee