Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und ...
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BACHELORARBEIT
IM FACHBEREICH
LOGOPÄDIE
Die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo
hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne
Computerprogramm
Sandra Kotterba (464015) l Antonia Lohmeyer (460170) l Katrin Mielcarek (461227) l Nadia Rezaee (454311)
Seniorbegleiterin: Dorothee Dahl
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© Juni 2012, Hogeschool van Arnhem en Nijmegen (NL)
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© Illustration Deckblatt: Mai 2012, Jolanta Mielcarek
Der Baum auf dem Deckblatt spiegelt den Verlauf des Störungsbildes Aphasie von der Entstehung der Krankheit
bis hin zu der logopädischen Diagnostik wieder. Die Wurzeln bilden hier die möglichen Ursachen, die zu einer
Aphasie führen können. Um eine bestmögliche Genesung der Aphasie zu erzielen ist die Konsultierung eines
Logopäden von großer Bedeutung. Der Logopäde muss hierbei zuerst den Schweregrad der Aphasie mit einem
von ihm gewählten Test diagnostizieren. Nur so kann er die jeweils optimale Therapie konzipieren. Jeder Patient
ist individuell wie die Blätter in dem Baum.
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Die Autorinnen stellen sich vor
Sandra Kotterba
Wohnort: Recke
Geburtsdatum: 13.06.1988
Antonia Lohmeyer
Wohnort: Bonn
Geburtsdatum: 13.05.1989
Katrin Mielcarek
Wohnort: Düsseldorf
Geburtsdatum: 27.05.1989
Nadia Rezaee
Wohnort: Lontzen
Geburtsdatum: 03.07.1989
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Danksagung
4 lange Monate… 4 hochmotivierte Studentinnen…
Blackouts und Ideen
Tiefen und Höhen
Schweigen und Lachen
Böse Blicke und Augenzwinkern
Traurigkeit und Freude
Rückschläge und Erfolg!
Unser erster Dank geht an die Teilnehmer der Online-Umfrage, die uns so zahlreich
geantwortet haben und ohne die diese Bachelorarbeit nicht zu Stande gekommen wäre.
Auch den Interviewpartnern Dr. Kira Kramer und Eva Rilling gilt ein herzlicher Dank für das
Interesse, die Zeit und die ausführliche und ehrliche Beantwortung unserer Fragen.
Ein weiterer Dank geht an unsere Dozentinnen Jeanine Coopmans und Antje Orgassa die
uns bei Fragen tatkräftig zu der Seite standen.
Darüber hinaus danken wir unseren Familien, Freunden und Bekannten, die uns durch
Ermutigung, Geduld, Interesse sowie ihren Ideen unterstützt und unsere Launen ertragen
haben. Insbesondere möchten wir uns hier ganz herzlich bedanken bei Ina Schoenegge-
Rezaee, für ihre Flexibilität trotz Urlaub, bei Kerstin Kotterba, für ihre Anmerkungen und
Vorschläge, bei Jolanta Mielcarek, für ihre kreative Unterstützung und bei Dr. Jürgen
Lohmeyer, der uns mit wertvollen Hinweisen unterstützt hat.
Zum Schluss möchten wir uns noch bei unserer Seniorbegleiterin Dorothee Dahl bedanken,
die uns immer wieder aufgefangen und mit ihrer positiven Art mitgezogen hat.
Herzlichen Dank!
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Vorwort
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich umfassend mit den Stärken und Schwächen
der Diagnostikmittel Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon Modellorientiert (LeMo) bei
Aphasiepatienten in Bezug auf die aktuellen Meinungen und Erfahrungen in Deutschland.
Gefragt wurden Logopäden, Sprachheilpädagogen, Sprachtherapeuten, Sprechtherapeuten,
klinische Linguisten, Patholinguisten, Neurologen sowie andere Fachleute, die im
sprachtherapeutischen Bereich arbeiten. Im Folgenden wird die Bezeichnung „Logopäde“
einheitlich gebraucht, auch wenn die anderen Berufsbezeichnungen ebenfalls gemeint sind.
Zusätzlich wurde aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung entschieden, hier und in der
gesamten Arbeit lediglich die männliche Form zu verwenden. Mitarbeiter beispielsweise steht
im Plural typischerweise für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Alle Wörter die im Text mit
einem Sternchen* markiert wurden, sind Fachbegriffe die im Glossar (Anhang P) aufgelistet
und genauer beschrieben werden.
Zu Beginn wird das Fundament dieser Bachelorarbeit beschrieben. Hierbei geht es um die
gesamte Planung des Ablaufs der Bachelorarbeit in Hinsicht auf den Anlass der Studie und
der Entwicklung der Forschungsfrage. Es folgt eine Darstellung des aktuellen
Forschungsstandes zu der Thematik Aphasie sowie zum AAT und LeMo bezüglich des
aktuellen Literaturstandes. Im Anschluss wird die Planung sowie der Verlauf der
Untersuchung bis hin zu der Auswertung behandelt. Danach folgt ein detaillierter Überblick
über die gewonnen Ergebnisse. Es schließt eine Diskussion an, in der die wichtigsten
Ergebnisse zusammengefasst werden und auf die zuvor formulierten Hypothesen rekurriert
wird. Das resultierende Fazit beinhaltet nochmals die zentralen Erkenntnisse und leitet erste
Handlungsempfehlungen ab.
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Abstract
Zusammenfassung
Das Störungsbild Aphasie ist mit deutlich über 50.000 jährlichen Neuerkrankungen in
Deutschland für den Berufsalltag des Logopäden nicht mehr weg zu denken. Um eine
effektive Therapie des Störungsbildes gewährleisten zu können, bildet eine richtige
Diagnostik die Grundvoraussetzung. Durch die fortgeschrittene Forschung gibt es
mittlerweile verschiedene Diagnostikmittel mit unterschiedlichen Ansätzen für das
Störungsbild Aphasie. Der AAT gilt durch seine jahrelange Anwendung und Verbreitung in
Deutschland als „Golden Standard" (Wacker et al., 2002). LeMo hingegen verfolgt einen
anderen Ansatz und wird immer populärer. Welche Stärken und Schwächen der jeweilige
Test aus der Sicht der Logopäden hat und inwiefern sie sich für den einen oder den anderen
Test entscheiden, wurde anhand einer Umfrage mit 69 Teilnehmern analysiert. Mit Hilfe von
zwei Experten auf dem jeweiligen Gebiet des Diagnostikmittels wurden die Ergebnisse
untermauert oder widerlegt. Die Untersuchungen ergaben, dass jeder Tests sowohl Stärken
als auch Schwächen hat und diese auch bei der Wahl des Diagnostikmittels einen Einfluss
haben. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass es unter anderem einen Zusammenhang
zwischen der Wahl des Test und der Lokalisation der Einrichtung in Deutschland gibt. Dieser
besteht auch zwischen der Wahl des Tests und der Art der Einrichtung.
Anhand der Ergebnisse wurde festgestellt, dass der Wissensstand der Logopäden zu den
Testverfahren vielfach unzureichend ist und somit die Testwahl nicht immer fundiert erfolgt.
Routine und Vertrautheit spielen oft eine größere Rolle, statt jeweils adäquat den einzelnen
Fall und Patienten zu betrachten.
Schlüsselwörter
Wahl des Aphasiediagnostikmittels
AAT
LeMo
Logogenmodell
syndromorientierter Ansatz
7
Summary
The clinical picture Aphasia, with way more than 50.000 annual new cases in Germany, is
indispensible in the working life of speech therapists. To ensure an effective therapy, it is of
high importance to use the right clinical diagnostics. Due to advanced research, there are
several diagnostic tools, with different approaches, for Aphasia. In virtue of its long lasting
usage and its propagation in Germany, the AAT counts as the golden standard in this area.
Whereas LeMo, pursuing a different track, is becoming increasingly popular. The strengths
and weaknesses each test has, and why speech therapists choose one over the other, was
analyzed by a survey with 69 participants. The results were underpinned or refuted by
experts on the perspective diagnostic tool. The research showed that each test has its
strengths and weaknesses, which have influence and impact on the choice between one and
the other. Furthermore, amongst other results, coherence between the choice of the
diagnostic tool and the localization of the institution was revealed by the survey. This also
applies for the choice of the diagnostic tool and the kind of institution where the speech
therapist works.
The current scientific knowledge of speech therapists, regarding the testing tools, is
frequently inadequate as to why the choice of the test is not well-grounded. In conclusion,
instead of considering each case and patient individually, routine and habitual nature plays
often the primary role in choosing a diagnostic tool.
Keywords
choice of aphasia diagnostic tool
AAT
LeMo
logogen model
syndrome-based assessment
8
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG ............................................................................................... 14
1.1 Anlass der Studie ....................................................................................................14
1.2 Zielsetzung und Forschungsfragen .......................................................................16
1.3 Ablauf der Bachelorarbeit .......................................................................................21
2. FORSCHUNGSSTAND UND THEORIE ..................................................... 24
2.1 Aktueller Forschungsstand ....................................................................................24
2.2 Aphasie ....................................................................................................................27
2.2.1 Was ist Aphasie? .....................................................................................................28
2.2.2 Merkmale und Syndrome der Aphasie .....................................................................30
2.2.3 Diagnostische Verfahren ..........................................................................................34
2.3 AAT ...........................................................................................................................34
2.3.1 Hintergrundinformationen ...................................................................................34
2.3.2 Aufbau und Durchführung des AATs ...................................................................35
2.3.3 Klassifizierung in Syndrome ................................................................................38
2.4 LeMo ........................................................................................................................38
2.4.1 Hintergrundinformationen ...................................................................................38
2.4.2 Aufbau und Durchführung von LeMo ..................................................................41
2.4.3 Klassifizierung anhand des Logogenmodells ......................................................43
3. METHODENDESIGN .................................................................................. 44
3.1 Variablen der Forschungsfrage ..............................................................................44
3.2 Messinstrumente .....................................................................................................46
3.2.1 Online Umfrage ........................................................................................................46
3.2.2 Experteninterview ....................................................................................................54
4. ERGEBNISSE ............................................................................................. 63
4.1 Standort der Einrichtung.........................................................................................64
4.1.1 Umfrage ...................................................................................................................64
4.1.2 Experteninterview ....................................................................................................65
4.2 Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests ..................................................66
4.2.1 Umfrage ...................................................................................................................66
4.2.2 Experteninterview .................................................................................................... 67
4.3 Beruflicher Abschluss .............................................................................................67
4.3.2 Experteninterview ....................................................................................................69
4.4 Motive für die Testwahl ...........................................................................................70
4.5 Evaluation der Stärken und Schwächen des AATs und LeMo .............................75
4.5.1 Stärken und Schwächen des AATs ..........................................................................75
4.5.2 Stärken und Schwächen von LeMo ..........................................................................76
9
5. DISKUSSION .............................................................................................. 83
5.1 Überblick über die Forschungsergebnisse ...........................................................83
5.1.1 Stärken und Schwächen des AATs ..........................................................................83
5.1.2 Stärken und Schwächen von LeMo ..........................................................................85
5.1.3 Erörterung der Hypothesen ......................................................................................86
5.2 Verlauf der Studie ....................................................................................................88
6. FAZIT ........................................................................................................... 91
7. LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................ 94
8. ANHANG ..................................................................................................... 96
Anhang A: Implementierungsplan .....................................................................................96
Anhang B: Pressebericht ................................................................................................ 100
Anhang C: Artikel ............................................................................................................ 101
Anhang D: Umfrage ........................................................................................................ 105
Anhang E: Anschreiben zu der Umfrage ......................................................................... 114
Anhang F: Anschreiben dbl ............................................................................................ 115
Anhang G: Anschreiben Experteninterview zum AAT ..................................................... 116
Anhang H: Anschreiben Experteninterview zu LeMo ....................................................... 117
Anhang I: Einverständniserklärung von den Experten ..................................................... 118
Anhang J: Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL............................................... 120
Anhang K: Sonstige Tests............................................................................................... 121
Anhang L: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit allen beruflichen Abschlüssen ... 122
Anhang M: Ergebnisse der Umfrage hinsichtlich der Stärken und Schwächen
von AAT und LeMo ....................................................................................... 123
Anhang N: Transkription des Experteninterviews mit Dr. Kira Kramer ............................. 127
Anhang O: Transkription des Experteninterviews mit Eva Rilling .................................... 146
Anhang P: Glossar .......................................................................................................... 161
Anhang Q: Eidesstattliche Erklärung zu der Bachelorarbeit ............................................ 162
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Tabellenverzeichnis der Bachelorarbeit
Tabelle 1.1: Aphasie in Syndrome
Tabelle 1.2: Aphasische Sonderformen
Tabelle 2: Untertests des AATs
Tabelle 3: Komponenten und Routen des Logogenmodells
Tabelle 4: Übersicht über die einzelnen Diagnostikbände zu LeMo
Tabelle 5.1: Fragen der Umfrage (1)
Tabelle 5.2: Fragen der Umfrage (2)
Tabelle 5.3: Fragen der Umfrage (3)
Tabelle 6.1: Fragen des Experteninterviews (1)
Tabelle 6.2: Fragen des Experteninterviews (2)
Tabelle 6.3: Fragen des Experteninterviews (3)
Tabelle 6.4: Fragen des Experteninterviews (4)
Tabelle 6.5: Fragen des Experteninterviews (5)
Tabelle 7: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem Standort der Einrichtung
Tabelle 8: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit der Art der Einrichtung und
Verfügbarkeit der Tests
Tabelle 9: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem beruflichen Abschluss
Tabelle 10: Zusammenfassung der Testwahl
Tabelle 11.1: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (1)
Tabelle 11.2: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (2)
Tabelle 12: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für LeMo
Tabelle 13: Faktoren zu der Wahl zwischen AAT und LeMo
11
Tabelle 14: Stärken und Schwächen zu der Durchführung der Diagnostikmittel
Tabelle 15: Stärken und Schwächen zu der Auswertung der Diagnostikmittel
Tabelle 16: Sonstige Stärken und Schwächen zu den Diagnostikmitteln
12
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Variablen der Unterfragen
Abbildung 2: Ablauf der Bachelorarbeit
Abbildung 3: Ätiologie von Aphasien
Abbildung 4: Lokalisation der Aphasie nach Syndromen
Abbildung 5: Logogenmodell nach Patterson
Abbildung 6: Die Wahl des Tests in den alten und neuen Bundesländern
Abbildung 7: Wahl des Tests aller Logopäden
13
Tabellenverzeichnis zum Anhang
Tabelle a: Sonstige Tests
Tabelle b: Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel
Tabelle c: Dauer der Vorbereitung zu der Nutzung des Diagnostikmittels
Tabelle d: Bewertung der Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch
Tabelle e: Bewertung der Dauer der Durchführung des Diagnostikmittels
Tabelle f: Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung
Tabelle g: Bewertung zu der Dauer der Auswertung
Tabelle h: Verwendung des Computerprogramms
Tabelle i: Bewertung des Computerprogramms zu der Auswertung im Allgemeine
Tabelle j: Bewertung der Dauer des Computerprogramms
Tabelle k: Bewertung der allgemeinen Testergebnisse für die adäquate Therapieplanung
Tabelle l: Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL
Tabelle m: Wahl des Tests und Berufsbezeichnung
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1. Einleitung
Im Rahmen des deutschsprachigen Studienganges der Logopädie an der Hogeschool van
Arnhem en Nijmegen (HAN) erstellten wir als Gruppe eine Bachelorarbeit zu einem von uns
selbst ausgewählten Thema. Dieses befasst sich mit den Stärken und Schwächen zweier
Diagnostiktests für das Störungsbild Aphasie sowie mit unterschiedlichen Kriterien, von
denen die Testwahl für Logopäden abhängig sein kann. Die Forschungsarbeit wurde von der
Hochschule als Auftraggeber begleitet. Unsere Dozentin Dorothee Dahl fungierte als
Seniorbegleiterin. In diesem Kapitel wird das Fundament dieser Bachelorarbeit beschrieben.
Dies beinhaltet die gesamte Planung des Ablaufs der Bachelorarbeit in Hinsicht auf den
Anlass der Studie und der Entwicklung der Forschungsfrage.
1.1 Anlass der Studie
„Die eigentliche Diagnostik von Kommunikationsstörungen und damit in Verbindung
stehenden Störungen ist ein integraler Bestandteil von Logopädie und Sprachtherapie.
[…] Die Auswahl eines für die Fragestellung geeigneten Instruments ist ein
herausfordernder Prozess für die Therapeutin. Ohne akribische Diagnostik ist jedoch
eine sinnvolle Therapieplanung nicht möglich.“
(Beushausen, 2009,S.41)
Während unserer logopädischen Praktika im Herbst 2011 haben wir erste Erfahrungen mit
Untersuchungen zu der Aphasiediagnostik gesammelt. Durch Diskussionen mit Kollegen im
Praktikum, Kommilitonen und innerhalb dieser Bachelorgruppe stellten wir fest, dass
unterschiedliche Expertise in Bezug auf Tests zu der Aphasiediagnostik besteht.
Hauptsächlich wurden in unseren Praktikumseinrichtungen der Aachener Aphasie Test, die
Aphasie-Check-Liste (ACL) und Lexikon Modellorientiert zu der Diagnostik eingesetzt. Je
nach Praktikumsstelle wurden eine oder zwei der genannten Untersuchungsmittel
verwendet. Nach Äußerungen der Logopäden schien dies jedoch nicht immer aus
Sachkenntnis oder Überzeugung heraus zu geschehen. Vielmehr waren oft die
Möglichkeiten einer Einrichtung begrenzt, da etwa nicht alle Testverfahren gleichermaßen
verfügbar und/oder bekannt waren. Wie in diesem Abschnitt vorausgestellten Zitat von Ulla
Beushausen pointiert hervorgehoben wird, spielt die Wahl des Diagnostiktests für den Erfolg
der späteren Aphasietherapie eine entscheidende Rolle.
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Diagnostik ist tatsächlich ein „integraler Bestandteil“ der logopädischen Praxis und
entsprechend ist die Auswahl des am besten passenden Instrumentes von kritischer
Bedeutung. Die Bedeutsamkeit, die eine ausführliche Diagnostik mit sich bringt, lernten wir
im Praktikum zusammen mit unterschiedlichen Tests kennen.
Als wir uns im folgenden Semester mit einem Thema für die Bachelorarbeit
auseinandersetzten, kamen wir gemeinsam wieder auf die unterschiedlichen
Aphasiediagnostikmittel zu sprechen. In den Gesprächen zu der Bachelorthematik stellte
sich heraus, dass sich eine Studentin der Bachelorgruppe in ihrem Praktikum besonders
intensiv mit LeMo beschäftigt und diesen bei Patienten angewendet hat. LeMo erschien uns
als besonders interessant, da dieser die Aphasie nicht anhand von Syndromen
diagnostiziert, wie uns bisher bekannt war, sondern die Ergebnisse des Tests anhand des
Logogenmodells interpretiert werden. Somit wird für jeden Patienten individuell eine
sogenannte Logogendiagnose erstellt.
Vor dem Praktikum wurde im Studium der AAT als Diagnostikmittel verinnerlicht. Leider
wurden Inhalte und Durchführungen weiterer Diagnostiktests zu der Aphasie in der
Hochschule nur teilweise besprochen. Hierzu gehörte auch das Logogenmodell, welches uns
und unseren Kommilitoninnen allerdings nicht in Bezug auf LeMo vermittelt wurde. Da LeMo
somit für einen Teil von uns ein neues Diagnostikmittel darstellte und mehrere unserer
Praktikumsbegleiter andeuteten, dass die Syndromeinteilung des AATs veraltet sei,
beschlossen wir aus dem ergebenen Interesse, unsere Bachelorarbeit über diese zwei
Diagnostikmittel zu schreiben. Hierbei wollten wir jedoch keinen konkreten Vergleich
herstellen, sondern vielmehr bestimmte Aspekte beider Tests hervorheben. Für uns stellte
sich die Frage nach welchen Kriterien Logopäden einen der beiden Tests zu der
Aphasiediagnostik wählen. Aus diesen Kriterien wollten wir Stärken und Schwächen beider
Tests zusammenstellen. Bezüglich dieser Blickpunkte wurde eine Forschungsfrage erstellt,
die durch unterschiedliche Unterfragen ergänzt wurde und die im nächsten Kapitel vorgestellt
werden.
16
1.2 Zielsetzung und Forschungsfragen
Das Ziel der Bachelorarbeit ist es zu untersuchen und herauszuarbeiten, nach welchen
Kriterien sich Logopäden in Deutschland für den AAT oder LeMo entscheiden. Hierzu soll
Kenntnis erlangt werden, wo die spezifischen Stärken und Schwächen beider Tests liegen
und ob es nachweisbare Gründe gibt, die zu der Testwahl beitragen. Bei der
Hauptforschungsfrage, die im Folgenden aufgeführt wird, liegt der Fokus auf den Stärken
und Schwächen hinsichtlich der Durchführung der Tests und der Auswertung der
Ergebnisse. Da die Auswertung beider Diagnostikmittel sowohl mit der typischen Pencil and
Paper Methode aber auch mittels eines Computerprogramms erfolgen kann, wird letzteres
Verfahren in dieser Forschungsarbeit ebenfalls berücksichtigt.
Um neben den Stärken und Schwächen vom AAT und LeMo auch auf weitere Kriterien, die
bei der Testauswahl eine Rolle spielen, eingehen zu können, wurden zusätzliche
Fragestellungen berücksichtigt, die die Testwahl zwischen AAT und LeMo anhand weiterer
Variablen messen. Hierfür wurden nach Gründen recherchiert, die die Testwahl von
Logopäden beeinflussen könnten. Durch Literatur von Ulla Beushausen (2009) und
Fachgesprächen mit Logopäden der Praktikumsstellen im Anschluss an die Themenfindung,
ergaben sich hierzu unterschiedliche Variablen. Zu Beginn waren diese zahlreich und
unkonkret. Diese wurden von den Studentinnen schrittweise konkretisiert und es wurde
entschieden, den Schwerpunkt auf sechs Kriterien zu legen, die bei der Testwahl
entscheidend sein könnten. Folgende Variablen werden später in diesem Kapitel bezüglich
der Hypothesen untermauert.
Was sind die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo
hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne
Computerprogramm?
17
Abbildung 1: Variablen der Unterfragen
Die genannten Variablen stehen einzeln und unabhängig bezüglich der Wahl des Tests,
werden jedoch in den nachstehenden Unterfragen zu der Veranschaulichung kategorisiert.
Es wird ein Zusammenhang jeder einzelnen Variable und der Wahl zwischen AAT und/oder
LeMo erforscht.
Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des
Diagnostiktests durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten
behandeln, und dem Störungsbild des Patienten sowie der, aus
den Testergebnissen resultierenden, Therapieplanung?
Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des
Diagnostiktests durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten
behandeln, und dem Standort und der Art der logopädischen
Einrichtung sowie der Verfügbarkeit der Tests?
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In Kapitel 1.2.1 werden die in den Unterfragen aufgezählten Kriterien detaillierter aufgefasst
und anhand Hypothesen Vermutungen der Untersucherinnen erstmals erörtert.
1.2.1 Operationalisierung der Variablen und Hypothesen
Standort der Einrichtung
Der AAT ist in Aachen (alte Bundesländer) und LeMo in Potsdam (neue Bundesländer)
entwickelt worden. Da empirische Daten in ganz Deutschland erhoben wurden, kann
erforscht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Standort der Einrichtung und
der Wahl des Testmaterials gibt.
Art der logopädischen Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests
Bezüglich dieser Kategorie soll inventarisiert werden, ob die Wahl des Tests mit der Art der
Einrichtung, in der ein Logopäde arbeitet, in Verbindung steht. Hier werden Logopäden in
Praxen, Therapiezentren, Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken mit einbezogen.
Die Verfügbarkeit der Tests beeinflusst die Wahl zwischen AAT und LeMo. Anhand von
eigener Erfahrung kann vermutet werden, dass in den meisten logopädischen Praxen nur
einer der beiden Tests vorhanden ist, wohingegen größere Einrichtungen, wie
Therapiezentren, beide Tests besitzen.
Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des
Diagnostiktests durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten
behandeln, und dem beruflichen Abschluss des Anwenders?
Hypothese 1: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl von AAT und LeMo
und dem Bundesland, in dem die Einrichtung lokalisiert ist.
Es ist zu vermuten, dass der AAT vorwiegend in Einrichtungen der westlichen
Bundesländer und LeMo eher in Einrichtungen der östlichen Bundesländer
eingesetzt wird.
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Störungsbild des Patienten
Auch das Störungsbild des Patienten könnte für die Testwahl eines Logopäden eine Rolle
spielen. Diesbezüglich soll herausgefunden werden, ob es einen Zusammenhang zwischen
dem konkreten aphasischen Störungsbild eines Patienten und der Wahl des
Diagnostikmaterials gibt. Zu dieser Kategorie zählt zum Beispiel der Schweregrad der
Störung oder das Ausmaß an Begleitstörungen.
Resultierende Therapieplanung
Eine weitere Kategorie zu der Wahl zwischen AAT und LeMo kann auch die resultierende
Planung der Therapie sein, die nach der Diagnostik anhand der Testergebnisse erfolgt. Je
nachdem, ob der Logopäde eher nach dem syndromorientierten oder dem modellorientierten
Ansatz arbeitet und darauf die Therapie aufbaut, könnte die Wahl des Diagnostikinstruments
darauf abgestimmt sein.
Beruflicher Abschluss im sprachtherapeutischen Bereich
In der empirischen Forschung wird auch der berufliche Abschluss des Logopäden erhoben.
Befragte haben einen staatlich anerkannten oder einen akademischen Abschluss erworben.
Somit zählen zu diesen Logopäden, Sprachheilpädagogen, Sprach-/Sprechtherapeuten,
klinische Linguisten, Patholinguisten, Neurologen sowie andere Fachleute, die
sprachtherapeutisch arbeiten. Je nach Berufsqualifikation kann eine unterschiedliche Wahl
des Diagnostikmaterials erfolgen, da eventuell in der Ausbildung oder im Studium
unterschiedliche Schwerpunkte bei der Lehre der Diagnostikmittel erfolgten.
Hypothese 2: Zwischen der Wahl und der Art der logopädischen Einrichtung besteht
ein Zusammenhang dadurch, dass Therapiezentren, Krankenhäuser und
Rehabilitationskliniken in der Regel sowohl den AAT als auch LeMo besitzen und
Praxen lediglich einen der Diagnostiktests. Somit wählen Logopäden, die in den
genannten größeren Einrichtungen arbeiten, öfter LeMo als Logopäden aus
logopädischen Praxen.
Hypothese 3: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und
LeMos und dem Schweregrad des Störungsbilds eines Patienten.
Hypothese 4: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und
LeMos und der resultierenden Therapieplanung.
20
Mit den gewonnenen Forschungsergebnissen möchten die Untersucherinnen Logopäden
und anderen Fachleuten im sprachtherapeutischen Bereich einen allgemeinen und
hilfreichen Überblick über zwei sehr unterschiedliche Untersuchungen zu der
Aphasiediagnostik ermöglichen.
Hypothese 5: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und LeMo
und dem beruflichen Abschluss im sprachtherapeutischen Bereich.
21
1.3 Ablauf der Bachelorarbeit
Neben der Aufstellung von Forschungsfragen und Hypothesen, war es außerdem essenziell den Ablauf der Bachelorarbeit im Einzelnen zu
verdeutlichen. Die einzelnen Schritte für die Durchführung der Studie werden in der nachfolgenden Graphik verdeutlicht. Im Anschluss werden die
jeweiligen Schritte kurz wiedergegeben.
Abbildung 2: Ablauf der Bachelorarbeit
22
1. Erfahrungen aus dem Praktikum
Nach einem 14-wöchigen logopädischen Praktikum im fünften Semester haben die
Untersucherinnen ihre gesammelten Erfahrungen ausgetauscht. Schnell stellte sich heraus,
dass viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht wurden, die sich sowohl in der Art und
Weise der Therapieplanung und -durchführung darstellten als auch in der Durchführung von
Diagnostiktests. Es entstand ein besonderes Interesse, weshalb bei Logopäden bezüglich
der Testwahl Unterschiede vorliegen.
2. Forschungsfrage und 3. Literaturrecherche
Anhand der oben beschrieben Erfahrungen der Praktika wurde die Forschungsfrage für die
Bachelorarbeit aufgestellt. Nachdem das Thema von der HAN für die Bachelorarbeit
genehmigt wurde, befassten sich die Untersucherinnen intensiv mit der Literaturrecherche zu
den Diagnostikinstrumenten AAT und LeMo. Hier wurden die bisherigen Kenntnisse beider
Tests erforscht sowie möglichen Auswahlkriterien für die Testwahl in der Logopädie
nachgegangen.
4. Erstellung der Online-Umfrage und 5. Durchführung der Online-Umfrage
Mit Hilfe der Kenntnisse aus der Literatur bezüglich beider Tests und den daraus
resultierenden Kriterien zu der Testwahl wurde eine Online-Umfrage mit dem Programm von
Google-Docs erstellt. Diese wurde an zufällig ausgewählte logopädische Einrichtungen
geschickt, zu denen eine E-Mailadresse online ausfindig gemacht werden konnte. Außerdem
war die Umfrage auf der Internetpräsenz des dbl (deutscher Verband für Logopädie) und
einem weiteren Forum für Logopäden der Website www.Logo-ausbildung.de zu finden.
6. Vorbereitung des Experteninterviews
Nach Erstellung und anschließender Versendung der Umfrage wurde ein Experteninterview
vorbereitet. Hierfür wurde nach Fachleuten recherchiert, die sich als Experten für die
jeweiligen Tests besonders eigneten. Nach Kontaktaufnahme und Interesse seitens des
Experten wurde ein Termin vereinbart sowie ein Leitfaden für das Interview erstellt, der sich
an den Fragen der Umfrage orientierte. Es wurde sich für die Durchführung von einem
Experteninterview pro Diagnostiktest entschieden.
7. Durchführung des Experteninterviews
Die Interviews wurden bei den Experten vor Ort durchgeführt und fanden einmalig am
23.04.2012 sowie am 25.04.2012 statt.
23
8. Auswertung der Daten und 9. Beantwortung der Forschungsfrage
Nach Beendigung der Umfrage und der Interviews wurden diese Ergebnisse ausgewertet,
um die Forschungsfragen effektiv beantworten zu können und die Hypothesen zu
diskutieren.
10. Erstellen eines Fachartikels
Nachdem die Ergebnisse zusammengefasst sowie diskutiert wurden, wurde anschließend
ein Fachartikel geschrieben, um diesen an das Forum Logopädie zu der Veröffentlichung zu
senden. Zusätzlich wurde der Artikel an die Teilnehmer der Umfrage geschickt, die an den
Ergebnissen der Studie interessiert waren. Bezüglich des Fachartikels wurde ein
Implementierungsplan erstellt, der den konkreten Vorgang der Implementierung schildert.
Dieser ist in Anhang A zu finden.
24
2. Forschungsstand und Theorie
In diesem Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand zu den Themen Aphasie sowie AAT
und LeMo auf Basis der vorliegenden Literatur dargestellt. Vorerst werden die Ursachen von
Aphasie thematisiert und der Bezug zu der Logopädie hergestellt. Anschließend werden
Meinungen von mehreren Wissenschaftlern bezüglich der Tests integriert. In den weiteren
Teilen dieses Kapitels werden Aphasie, AAT und LeMo konkretisiert und anhand von
Tabellen und Graphiken verdeutlicht. Dieses Wissen stellt die Basis dieser Forschungsarbeit
dar.
2.1 Aktueller Forschungsstand
„Knapp 270.000 Schlaganfälle ereignen sich nach aktuellen Berechnungen jährlich in
Deutschland, etwa 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle.“
(Deutsche Schlaganfallhilfe, 2012)
Die Sprachstörung Aphasie wird durch eine Schädigung der sprachdominanten Hemisphäre*
des Menschen verursacht. Die mit Abstand häufigste Ursache dieser Schädigung ist der
Apoplex*. Von den 270.000 betroffenen Bürgern, die die Deutsche Schlaganfallhilfe angibt,
überleben lediglich 150.000 Bürger (Huber et al., 2006, S. 7). Unmittelbar nach einem
Apoplex sind 30-40 Prozent der Patienten von einer Aphasie betroffen, was jährlich nahezu
50.000 Neuerkrankungen, allein aufgrund eines Apoplexes, entspricht. Berücksichtigt man
Aphasien im chronischen Zustand sowie Aphasien durch andere Erkrankungen, ist es
schwierig eine Gesamtzahl aller Betroffenen zu nennen. Laut Huber lag im Jahre 2006 die
Zahl der Neuerkrankten in Deutschland bei über 100.000. Da nicht alle Patienten komplett
gesunden, schätzt man die Gesamtzahl aller Aphasiker mindestens drei bis vier Mal so hoch
ein wie die jährliche Zahl der Neuerkrankungen (Huber et al., 2006, S. 25).
Eine komplette Rückbildung einer Aphasie ist möglich und hängt von der Art und dem
Ausmaß der Hirnschädigung ab (Wehmeyer & Grötzbach, 2006, S. 37). Darüber hinaus
spielt natürlich auch die logopädische Therapie eine wichtige Rolle für den Heilungsprozess,
da diese eine Besserung der Sprachproblematik hervorrufen kann. Diese Erfahrung wurde
auch von den Untersucherinnen während der Praktika gemacht. Eine Sprachtherapie im
Anschluss eines Insults ist sowohl bereits in der akuten*, in der postakuten* sowie in der
chronischen* Phase möglich und essenziell.
25
Die sprachlichen Verbesserungen, die typischerweise in der Erholungsphase stattfinden,
können durch die logopädische Therapie nachweislich signifikant verstärkt werden. Dies
belegte nachdrucksvoll die Metaanalyse von 55 internationalen Studien (Robey, 1998).
Nach der erlittenen Hirnschädigung ist es vorerst notwendig festzustellen, ob eine Aphasie
vorliegt und in welchem Ausmaß diese besteht, um therapeutisch am effektivsten behandeln
und unterstützen zu können. Die Aphasiediagnostik wird in der Regel von
Sprachtherapeuten durchgeführt, wobei es unterschiedliche Verfahren, meist normiert und
standardisiert, aus sprachlichen Testaufgaben und Beurteilungsskalen gibt. Hierbei sind die
Durchführung und die Bewertung der Antworten des Patienten genau festgelegt (Huber et
al., 2006).
In Deutschland gibt es inzwischen viele bekannte Tests zu der Aphasiediagnostik, deren
Auswertung auf verschiedenen Ansätzen beruhen (Wehmeyer & Grötzbach 2006, S. 72 ff.).
Der AAT aus dem Jahre 1983 ist wohl das bekannteste Diagnostikmittel und wird
deutschlandweit zu der Diagnose von Aphasien eingesetzt. Der AAT ermittelt den
Schweregrad der Aphasie auf Basis unterschiedlicher Aphasiesyndrome. Im Gegensatz zum
syndromorientierten Ansatz, orientiert sich LeMo aus dem Jahre 1994 nach dem
modellorientierten Ansatz. Hier werden die aphasischen Symptome keinem Syndrom
zugeteilt, sondern anhand des Logogenmodells* (Patterson, 1988), das den Prozess der
Sprachverarbeitung abbildet, interpretiert. Die beiden Testverfahren werden näher in Kapitel
2.3 und 2.4 dieser Arbeit erklärt. Den Untersucherinnen dieser Arbeit war bereits zu Beginn
der Studie der AAT bekannt, da dieser im Studium gelehrt wurde und auch durch
Praktikumserfahrungen näher gebracht wurde, da vorwiegend dieser Test von Logopäden in
der Aphasiediagnostik durchgeführt wurde. Durch Gespräche mit Kommilitoninnen wurde
deutlich, dass auch in anderen Praktikumsstellen vorwiegend Gebrauch von dem AAT
gemacht wurde. Dies bestätigte für die Untersucherinnen, dass es sich bei dem AAT um ein
Standarddiagnostikmittel der Aphasie handelt, das deutschlandweit verwendet wird.
Bezüglich LeMo war für die Studentinnen zwar das Logogenmodell vertraut, allerdings nicht
in Verbindung mit dem LeMo Testverfahren selbst. Es bestand jedoch großes Interesse an
dem Test aufgrund des modellorientierten Diagnostikansatzes, der bis jetzt noch nicht
verinnerlicht wurde. Das Interesse nach einem anderen Ansatz zur Aphasiediagnostik ergab
sich unter anderem durch Meinungen von Logopäden aus den Praktika sowie aus
nachstehender Literatur. Häufig wurde der AAT mit seinem syndromorientiertem Ansatz
kritisiert.
26
Für die Kritik zu der Einteilung nach Syndromen, wie im AAT, gibt es unterschiedliche
Argumente. Die Kritik basiert zum einen auf der Annahme, dass die aphasischen Syndrome
sich auf alle sprachlichen Modalitäten (vgl. Kapitel 2.2.1) erstrecken und somit eine Supra-
bzw. Multimodalität vorliegt. Zum anderen geht die Einteilung in Syndrome von der
neuroanatomischen Lokalisierbarkeit aus. Zusätzlich beruht die Einteilung auf der
Homogenität der Syndromgruppen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass sich ca. 80
Prozent aller Aphasiker nach einem Apoplex den Aphasiesyndromen zuordnen lassen
(Poeck, 1981). Mit weniger als 50 Prozent schätzt Goodglass (1983) den Anteil, der in
Syndrome klassifizierbaren vaskulären Aphasien, deutlich geringer ein und Albert et al.
(1981) gehen sogar nur von einem Anteil von 20-30 Prozent aus. Auch wurde festgestellt,
dass die Syndrome heterogen und polytypisch sind (Schwartz, 1984). Somit lässt sich keines
der Syndrome, wie im Syndromansatz ausgegangen, eindeutig einem bestimmten Symptom
oder einer bestimmen Symptomkombination zuordnen. Die Syndromklassifikation,
einschließlich die daran orientierten klinischen Aphasietests und Gruppenstudien, wurde
damit in Frage gestellt (Badecker und Caramazza, 1985). Als dritter Kritikpunkt wird die
neuroanatomische Lokalisation der Aphasiesyndrome gesehen. Erst durch die Einführung
der Computertomographie wurde eine genaue Untersuchung ermöglicht. Hier konnte jedoch
kein postulierter Zusammenhang zwischen Aphasiesyndromen und Läsionen des Gehirns
festgestellt werden (Poeck et al., 1984). Die Grundannahmen des Syndromansatzes wurden
durch unterschiedliche Forschungen nicht bewiesen und somit von Kritikern als nicht mehr
aktuell angesehen. Im Folgenden werden Eigenschaften und Meinungen zu LeMo
aufgeführt.
Diese oben aufgeführte Kritik betrifft LeMo nicht, denn hier handelt es sich um einen
evidenzbasierten Einzelfallansatz (Huber et al., 2006, S. 78), in dem die aphasischen
Symptome keinen Syndromen zugeordnet werden. Der Anspruch von LeMo ist die
besonders individuelle Therapie für den Patienten zu planen. In dem Artikel Neue Wege in
der Aphasiediagnostik: LeMo - ein modellorientiertes Diagnostikverfahren der Patholinguistin
Ingrid Aichert und der Logopädin Steffanie Kiermeier werden die Leser in das
modellorientierte Vorgehen der Aphasiediagnostik eingeführt. LeMo ist nicht standardisiert
und nicht normiert, bildet aber für die Autorinnen den neuen Weg in der Diagnostik von
Aphasie. Sie gehen darauf ein, dass LeMo neben einer gründlichen Einarbeitung in die
modelltheoretischen Grundlagen auch verlangt, dass der Anwender genaue
neurolinguistische Kenntnisse zu der flexiblen Handhabung des Tests mitbringen muss.
27
Im Kontrast zum AAT ermöglicht LeMo, abhängig von den diagnostischen Fragestellungen
eines jeweiligen Patienten, eine individuelle Testwahl von unterschiedlichen Untertests. Der
syndromorientierte Diagnostiktest AAT leitet hingegen kein konkretes therapeutisches
Vorgehen ab. Die erste Einschätzung einer Aphasie erfolgt lediglich auf einer deskriptiven
Ebene. Auf der Basis des Logogenmodells können sprachliche Leistungen systematisch
überprüft werden, woraus spezifische Hypothesen gebildet werden können, die darauf
hinweisen, welche genauen Prozesse bei den Leistungen des Patienten beeinträchtigt sein
können. Durch diese Interpretation kann ein therapeutischer Vorgang effektiver geplant
werden als beim AAT (Aichert und Kiermeier, 2005, S. 15 ff.).
Auch Jürgen Tesak, Professor der Logopädie an der Fachhochschule in Idstein, äußerte sich
ebenfalls in einem seiner Lehrbücher zu den beiden Testverfahren. Er argumentierte, dass
der AAT ein gutes Bild der sprachlichen Leistungen bietet, da dieser Test wichtige und
unterschiedliche Patientenleistungen ermittelt. Er bemängelte jedoch fehlende Aspekte im
Test und die zeitintensive Durchführung sowie Auswertung. Bezüglich LeMo erläuterte er,
dass das Logogenmodell eine zentrale Rolle in der modellorientierten Aphasiediagnostik
darstellt. Seiner Meinung nach lohnt sich eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Modell,
da sich die Diagnostik sowie therapeutische Übungen immer stärker an diesem Modell
orientieren (Tesak, 2005, S. 66ff). Da beide Testverfahren eine Aphasie diagnostizieren, wird
im anschließenden Kapitel konkreter auf dieses Störungsbild eingegangen.
2.2 Aphasie
"Wie hast Du den Vogel wieder zum Singen gebracht, Momo?
Niemand hat das bisher geschafft!"
"Ich denke, man muss ihm auch zuhören, wenn er nicht singt."
(Michael Ende)
Das Zitat aus dem Roman Momo von Michael Ende aus dem Jahr 1973 soll in das Thema
der Aphasie einleiten. Der Vogel, der wieder zum Singen gebracht werden sollte, kann als
Metapher für einen Aphasiepatienten betrachtet werden. Wie dem Vogel dieses Zitats sollte
auch dem Patienten zugehört werden, wenn seine Sprache nicht mehr vollständig
vorhanden ist. Außerdem sollte dieser nicht aus dem Alltag ausgeschlossen werden.
Sprache ist nicht der einzige Verständigungsweg des Menschen, denn er kommuniziert
auch mit anderen Modalitäten.
28
Hierdurch wird deutlich, dass Aphasiepatienten nicht auf die erhaltenden sprachlichen
Defizite reduziert werden sollten, sondern, dass diese anhand ihrer kommunikativen
Leistungen, die noch vorhanden sind, im Alltag teilhaben können. Es zeigt, dass jeder
Aphasiker individuell zu charakterisieren ist und man ihm nur helfen kann, wenn man auf
seine spezifischen Bedürfnisse eingeht. Für die logopädische Therapie ist es essenziell,
dass nicht jeder Aphasiker identisch behandelt wird, da jeder Betroffene verschiedene
Symptome in unterschiedlicher Auswirkung zeigt.
2.2.1 Was ist Aphasie?
Definition
Die Bezeichnung Aphasie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus der Vorsilbe „a“
für „fehlend" und dem Wort „phasiz" (Sprache), zusammen. Die Übersetzung „fehlende
Sprache“ kann jedoch irreführend sein, da bei einer Aphasie in der Regel nicht ein
kompletter Sprachverlust auftritt. Häufig sind die vier sprachlichen Modalitäten
Sprachproduktion
Sprachverständnis
Lesen und
Schreiben
in unterschiedlichem Ausmaß und individueller Zusammensetzung betroffen, wobei aber
immer mehr als eine einzelne Sprachmodalität tangiert ist. Betrachtet man die Aphasie auf
linguistischer Ebene, so sind folgende Bereiche beim Patienten beeinträchtigt:
Phonologie*
Morphologie*
Semantik*
Syntax*
Pragmatik*
Lexikon*
Entstehung des Begriffs Aphasie
Im Jahre 1861 wurde von dem französischen Mediziner Paul Pierre Broca eine Störung der
Sprache aufgrund einer Läsion in der zweiten und dritten Stirnwindung der linken
Gehirnhälfte beschrieben. Hierfür wählte er den Begriff „Aphémie", was übersetzt „welcher
nicht spricht" oder auch „ohne zu sprechen", heißt (Leischner 1960; Ryalls 1984).
29
In den folgenden drei Jahren wurde der Begriff von Brocas Kollegen übernommen, bis 1864
der französische Arzt Professor Armand Trousseau den Begriff „Aphasie“ bevorzugte, da
dieser seiner Meinung nach definitionstechnisch besser das Störungsbild beschreiben
würde. Diese Bezeichnung wird bis heute verwendet (Wehmeyer & Grötzbach, 2010, S. 6ff.).
Ursachen einer Aphasie
Aphasie tritt immer in Folge einer Hirnschädigung auf. Somit können sowohl Erwachsene wie
auch Kinder und Jugendliche von einer Aphasie betroffen sein. Diese Hirnschädigung kann
durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden. Die folgende Grafik zeigt die
ungefähre prozentuelle Verteilung der Ursachen einer Aphasie.
Abbildung 3: Ätiologie von Aphasien (Deutsche Schlaganfallhilfe, 2012)
1. Apoplex (84%)
Der Apoplex ist die häufigste Ursache für eine Aphasie. Ausgehend von plötzlichen
Durchblutungsstörungen im Gehirn kann es zu Sprachstörungen kommen. Ursachen für
einen ischämischen Insult* kann eine Thrombose oder eine Embolie sein. Auch ein
hämorrhagischer Insult*, verursacht durch einen Riss eines Blutgefäßes, kann als Ursache
für eine Aphasie in Frage kommen. Hierbei sind auch angeborene Aneurysmen oder
Angiomen im Gehirn zu beachten. Solche Blutungen treten meist im Jugend- oder im
Erwachsenenalter auf.
2. Schädel-Hirnverletzungen (10%)
Bei einer direkten Schädigung des Hirngewebes kann auch das Sprachzentrum beschädigt
werden und zu einer Aphasie führen.
3. Hirntumore (5%)
Je nachdem wo im Gehirn Hirntumore auftreten, kann auch die Sprachverarbeitung betroffen
sein und eine Aphasie erfolgen.
30
4. Entzündliche Prozesse im Gehirn (1%)
Eine Hirnentzündung kann als Folge von Viruserkrankungen auftreten und zu einer Aphasie
führen.
2.2.2 Merkmale und Syndrome der Aphasie
Merkmale der Aphasie
Das menschliche Gehirn ist in zwei Hemisphären* unterteilt. Bei den meisten Menschen ist
die Sprachregion in der linken Hemisphäre lokalisiert. Dies trifft auf nahezu alle
Rechtshänder und dem Großteil der Linkshänder zu. Nur bei Wenigen liegt das
Sprachzentrum in der rechten Hemisphäre. Die Nervenbahnen der Hemisphären steuern die
entgegengesetzte Körperhälfte, das heißt, dass die rechte Hemisphäre die linke Körperhälfte
steuert und die linke Hemisphäre die rechte Körperhälfte. Durch diese Kreuzung können bei
Aphasikern Hemiparesen*, meist in der rechten Körperhälfte, auftreten. Je nachdem, welche
Gehirnregionen betroffen sind, können bei einer Aphasie weitere Beeinträchtigungen
auftreten:
Körperliche/ medizinische Begleiterscheinungen
Dysarthrie*/ Sprechapraxie*
Dysphagie*
Aufmerksamkeits- / Konzentrationsstörung
Paresen (Fazialisparese*, Hemiparese*) oder allgemeine Veränderung in der
Körperwahrnehmung
Hemianopsie*
Auffälligkeiten im Gefühlsbereich und sozialen Verhalten
Apraxie*
Amnesie*
Dyslexie*
Dysgraphie*
Dyskalkulie*
31
Psychische Begleiterscheinungen
psychosoziale Isolation
Veränderung des Antriebs
Ängste
depressive Verstimmungen
Unsicherheit
Aggressionen
Syndrome der Aphasie
Nach dem syndromorienterten Ansatz lässt sich eine Aphasie in vier Standardsyndrome und
vier Sonderformen einteilen (Wehmeyer & Grötzbach, 2010, S. 25 ff.). Die häufigste Form
der Aphasie ist die Globale Aphasie. Hierbei sind alle sprachlichen Modalitäten (vgl. Kapitel
2.2.1) stark beeinträchtigt. Die verbale Kommunikation mit der betroffenen Person ist schwer
bis gar nicht möglich. Bei Patienten mit einer Wernicke-Aphasie ist das Sprachverständnis
auffällig gestört, was die gesamte Kommunikation mittelgradig bis schwer beeinträchtigt.
Betroffene mit einer Wernicke-Aphasie haben meist einen erhöhten Redefluss, wobei der
Sinn für Außenstehende schwer zu verstehen ist. Bei der Broca-Aphasie ist das
Sprachverständnis des Betroffenen meist nur leicht gestört. Die Sprachproduktion hingegen
ist langsam und stockend mit Fehlern im Syntax und der Morphologie. Die Amnestische
Aphasie ist die leichteste Aphasieform. Hier sind das Sprachverständnis und die
Sprachproduktion nur wenig gestört. Das Leitsymptom sind Wortfindungsstörungen, welche
meist durch Umschreibungen kompensiert werden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick
über die vier Standardsyndrome der Aphasie.
Globale Aphasie Wernicke-Aphasie Broca-Aphasie Amnestische
Aphasie
Sprach-
verständnis
Schwer gestört Mittelschwer bis
schwer gestört
Mittelschwer bis
leicht gestört
Leicht gestört
Sprach-
produktion
Unflüssig Flüssig Unflüssig flüssig
Leitsymptom Recurring Utterances/
Sprachautomatismen
Paragrammatismus Agrammatismus Wortfindungs-
störungen
Tabelle 1.1: Aphasie in Syndrome (Coopmans, 2010)
32
Neben den Standardsyndromen gibt es folgende Sonderformen der Aphasie:
Leitungsaphasie
Transkortikal-motorische Aphasie
Transkortikal-sensorische Aphasie
Gemischt transkortikale Aphasie
Die aphasischen Sonderformen werden in der folgenden Tabelle kurz beschrieben.
Aphasische Sonderformen
Sonderformen Symptomatik und Störungsmerkmale
Leitungsaphasie Herausragende schlechte Nachsprechleistungen
Flüssige Sprachproduktion
Viele phonematische Paraphasien* mit Conduite d´approche*
Gutes Sprachverständnis
Transkortikal sensorische Aphasie
Herausragende gute Nachsprechleistungen
Flüssige Sprachproduktion
Viele semantische Paraphasien*
Echolalien*
Starke Wortfindungsstörungen
Schlechtes Sprachverständnis
Transkortikal motorische Aphasie
Herausragende gute Nachsprechleistungen
Geringe Sprachproduktion
Gutes Sprachverständnis
Kein Agrammatismus*
Transkortikal gemischte Aphasie
Herausragende gute Nachsprechleistungen
Geringe, nichtflüssige Sprachproduktion
Echolalien
Stereotypien und Sprachautomatismen
Schlechtes Sprachverständnis Tabelle 1.2: Aphasische Sonderformen (angelehnt an Grötzbach & Wehmeyer, 2010, S. 29)
33
Die Standard-Aphasiesyndrome und die aphasischen Sonderformen sind in
unterschiedlichen Läsionsgebieten im Gehirn lokalisiert (vgl. Abbildung 4). Direkt nach der
Akutphase* wird dem Patienten im Falle des syndromorientierten Ansatzes, wie beim AAT,
eine Form der Aphasie nach einer Diagnostik zugeteilt. Die Globale Aphasie wird bei circa
20 Prozent der Aphasiepatienten festgestellt. „In der Regel liegen ausgedehnte
Schädigungen im gesamten Versorgungsgebiet der mittleren Hirnarterie vor.“ (Huber, Poeck,
& Springer, Klinik und Rehabilitation der Aphasie, 2006, S. 39). Eine Broca-Aphasie zeigt
sich bei etwa 10 Prozent der Betroffenen. Hier liegt die Schädigung meist in den vorderen
Versorgungsgebieten der mittleren Hirnarterie, die sich im Stirnlappen befinden. Bei grob 20
Prozent der Patienten liegt eine Wernicke-Aphasie vor. „Die Schädigung liegt meist im
hinteren Versorgungsgebiet der mittleren Hirnarterie […]“ ( Huber et al., 2006, S. 45). Diese
befindet sich im Schläfenlappen. Rund 30 Prozent der Betroffenen weisen eine
Amnestische Aphasie auf. Bei dieser Aphasie liegt eine Schädigung im hinteren Anteil des
Sprachzentrums oder in dessen Nähe vor. Bei einer Leitungsaphasie entsteht eine Störung
des Fasciculus arcutas (Nervenfasern) die das Wernicke-Areal und das Broca-Zentrum
verbindet. Transkortikale Aphasien kommen seltener vor. Man unterscheidet hier zwischen
zwei Formen. Bei Patienten mit einer Transkortikal – motorischen Aphasie liegt eine
Störung im Frontallappen vor. Der Läsionsort bei einer Transkortikal – sensorische
Aphasie ist der Schläfenlappen (Huber et al., 2006, S. 54).
Abbildung 4: Lokalisation der Aphasie nach Syndromen (Jaeger-Begheijn, 2011)
34
2.2.3 Diagnostische Verfahren
Um eine Aphasie logopädisch zu diagnostizieren, gibt es unterschiedliche
Diagnostikverfahren, die nicht zwingend normiert und/oder standardisiert sind. Der
bekannteste Test in Deutschland ist der AAT (vgl. Kapitel 2.3). Auch das Bielefelder Aphasie
Screening (BIAS), der Aphasie Schnell Test (AST), der Aachener Aphasie Bedside Test
(AABT) und die kurze Aphasieprüfung (KAP) gehören in Deutschland zu den bekanntesten
Diagnostikmitteln und werden verwendet um eine Aphasie in der Akutphase zu
diagnostizieren. Die genannten Verfahren orientieren sich alle am syndromorientierten
Ansatz. Im Gegensatz dazu steht der Diagnostiktest LeMo, welches Verfahren am
modelorientierten Ansatz angelehnt ist und sich am Logogenmodell orientiert (vgl. Kapitel
2.4). Ebenfalls richtet sich die Aphasie Check Liste (ACL) nach diesem Ansatz, die eine
verkürzte Version des AATs ist.
2.3 AAT
Der Aachener Aphasietest ist in Deutschland das bekannteste Diagnostikmittel für Aphasie
und gilt als „Golden Standard“ (Wacker, 2002). Um einen Überblick zu verschaffen, werden
im Anschluss konkrete Aspekte zu den Hintergrundinformationen, dem Aufbau und der
Durchführung sowie des Hauptansatzes des Tests erörtert.
2.3.1 Hintergrundinformationen
Der AAT ist ein standardisiertes und normiertes Aphasiediagnostikmittel, das von Walter
Huber, Klaus Poeck, Dorothea Weniger und Klaus Willmes im Jahre 1983 in Aachen für den
deutschsprachigen Raum entwickelt worden ist. Er kann für Patienten ab 14 Jahren
verwendet werden, wird aber vorzugsweise bei älteren Patienten benutzt. Der AAT wurde für
Logopäden, klinische Psychologen, klinische Linguisten, Sprachheilpädagogen und Ärzte
entwickelt.
35
„Die Ziele des AATs sind:
Auslese von aphasischen Patienten gegenüber hirngeschädigten Patienten ohne
Aphasie
Klassifizierung von aphasischen Patienten nach einem der vier
Standardsyndrome Globale, Wernicke-, Broca- und amnestische Aphasie bzw.
Einstufung als nicht-klassifizierbare Aphasie
Bestimmung des Schweregrads der aphasischen Störungen insgesamt für jedes
der vier Standardsyndrome anhand eines Leistungsprofils
Identifizierung von Nicht-Standard-Aphasien (Leistungsaphasie, Transkortikale
Aphasien) anhand von operationellen Kriterien
Identifizierung von modalitätsspezifischen Sprachstörungen wie Alexie mit und
ohne Agraphie, reine Agraphie oder herausragende sprechmotorische Störungen
anhand von operationalen Kriterien.“ (Huber et al., 1983, S. 5)
2.3.2 Aufbau und Durchführung des AATs
Der AAT überprüft die Sprache sowohl auf allen linguistischen Ebenen als auch auf den
bestehenden sprachlichen Modalitäten (vgl. Kapitel 2.2.1). Es gibt insgesamt sechs
Untertests, die durch den ersten Untertest Spontansprache eingeleitet werden. Hier erhält
der Logopäde bei einem Gespräch zu einem beliebigen Thema erste linguistische
Äußerungen des Patienten. Darauf folgt der der Untertest Token Test, welcher konkrete
Informationen zu der Abgrenzung zwischen einer aphasischen und nicht-aphasischen
Störung gibt und zu der Bewertung des Schweregrads der Aphasie dient. Der Token Test
wird somit auch häufig als Differentialdiagnose, unabhängig von dem AAT durchgeführt. Im
Anschluss stehen noch Untertests, die die sprachlichen Leistungen Nachsprechen, Lesen,
Schriftsprache und Sprachverständnis abdecken. Je weiter mit einem Untertest fortgefahren
wird, desto komplexer werden die Aufgaben. Das Testmaterial des AATs ist in einem Ordner
vorzufinden und besteht aus den verschiedenen Testteilen.
36
Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, müssen die Untertests in der exakt
vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden:
Spontansprache (SPON)
Token Test (TT)
Nachsprechen (NACH)
Schriftsprache (beinhaltet lautes Lesen und Zusammensetzen)
Benennen (BEN)
Schriftsprache (Schreiben nach Diktat)
Sprachverständnis (SV)
In Tabelle 2 werden die Untertest konkreter beschrieben. Die Reihenfolge der Untertests
wurde so gewählt, dass das Anforderungsniveau des AATs abwechselnd aus einem
niedrigen und einem hohen Schwierigkeitsgrad besteht. Die Spontansprache wurde bewusst
zu Beginn der Untersuchung gewählt, um einen kommunikativen Kontakt mit dem Patienten
von Anfang an herstellen zu können. Die Durchführung des Tests beträgt, je nach Erfahrung
des Logopäden und Patient, etwa 60 bis 90 Minuten. In dem beiliegendem Testhandbuch
wird beschrieben, welche Aspekte man während der Durchführung berücksichtigen muss,
um aussagekräftige Testergebnisse zu erhalten. Ebenfalls werden pro Untertest
Abbruchkriterien vorgegeben, um eine aussagekräftige Diagnose stellen zu können. Wird ein
Abbruchkriterium erfüllt, muss der Testabschnitt sofort abgebrochen und der darauf folgende
Teil durchgeführt werden. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die einzelnen Untertests. Die
Auswertung des AATs erfolgt typischerweise über die Pencil and Paper Methode, kann
jedoch auch über das Computerprogramm Aachener Aphasie Therapie Programm (AATP)
erfolgen. AATP wurde von Phoenix Software in Zusammenarbeit mit K. Willmes und G.
Guillot der Abteilung für Neurologie der RWTH Aachen sowie von erfahrenen Logopäden
entwickelt. Das Computerprogramm ermöglicht es Logopäden, die Testergebnisse eines
Patienten schnell auszuwerten und zu analysieren.
37
Die folgende Tabelle zeigt die Untertests des AATs.
Untertest Beschreibung
Spontansprache (SPON)
Die Spontansprache wird jeweils in sechs Beschreibungsebenen gegliedert. Diese sind:
Kommunikationsverhalten
Artikulation und Prosodie
Automatisierte Sprache
Semantische Strukturen
Phonematische Strukturen
Syntaktische Strukturen
Token Test (TT) Der Token Test ist in fünf Teile gegliedert. In den Teilen werden dem Patienten runde und rechteckige Formen in fünf verschiedenen Farben, zuerst auf Papier im Ordner und dann in Plastikplättchen, vorgelegt. Der Testleiter teilt dem Patienten Aufforderungen mit, woraufhin dieser diese ausführen muss, indem er auf entsprechende Formen zeigen muss. Das Testen des Sprachverständnisses wird immer komplexer, indem der Patient mehrere Plastikplättchen, der Aufforderung nach, entsprechend in verschiedenen Konstellationen und Reihenfolgen vor sich hinlegen muss.
Nachsprechen (NACH)
Der Untertest Nachsprechen ist in fünf Teile gegliedert:
Nachsprechen von Lauten
Nachsprechen von einsilbigen Wörtern
Nachsprechen von Lehn- und Fremdwörtern
Nachsprechen von Sätzen
Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben zum nachsprechen, die von dem Testleiter vorgesprochen werden und von dem Patient nachgesprochen werden müssen.
Schriftsprache Der Untertest Schriftsprache ist in drei Teile gegliedert:
Lautes Lesen
Zusammensetzen nach Diktat
Schreiben nach Diktat
Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben. Durch diesen Untertest werden reine Sprechstörungen von Sprachstörungen differenziert.
Benennen (BEN) Der Untertest Benennen ist in vier Teile gegliedert:
Benennen von Objekten durch einfach Nomina
Benennen von Farben
Benennen von Objekten durch Nomina Komposita
Beschreibendes Benennen von Situationen und Handlungen durch Sätze
Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben. Dem Patienten werden verschiedene Bilder vorgelegt auf denen Farben und Zeichnungen von Objekten zu sehen sind sowie Situationen und Handlungen vorliegen, die der Patient benennen soll.
Sprachver-ständnis (SV)
Der Untertest Sprachverständnis ist in vier Teile gegliedert:
Auditives Verständnis für Wörter
Auditives Verständnis für Sätze
Lesesinnverständnis für Wörter
Lesesinnverständnis für Sätze
Jeder Bereich umfasst zehn Aufgaben, in denen der Testleiter dem Patienten einzelne Wörter und Sätze vorspricht. Der Patient wird aufgefordert auf das entsprechende Bild zu zeigen.
Tabelle 2: Untertests des AATs
38
2.3.3 Klassifizierung in Syndrome
Nach der Testausführung werden die Ergebnisse zu den sprachlichen Leistungen des
Patienten ausgewertet. Hierzu werden die Ergebnisse den Messwerten Rohwert*,
Prozentrang*, T-Wert* und Stanine* zugeordnet. Anhand der Auswertung in Form dieser
Messwerte wird dem Patienten eine logopädische Diagnose nach den Syndromen Globale,
Wernicke-, Broca- oder Amnestische Aphasie gestellt (vgl. Kapitel 2.2.2). Neben den
Standardsyndromen kann auch zwischen den Kategorien Restaphasie, nicht-
Standardaphasie oder keine Aphasie differenziert werden.
2.4 LeMo
Lexikon Modellorientiert existiert noch nicht so lange wie der AAT und ist im Gegensatz zu
diesem auch noch nicht weit verbreitet.
2.4.1 Hintergrundinformationen
LeMo ist ein nicht standardisiertes und nicht normiertes modellorientiertes
Diagnostikverfahren in der Aphasietherapie, das zu der Untersuchung der aphasischen,
dsylektischen und dysgraphischen Störung dient. Der Test wurde von Ria De Bleser, Jürgen
Cholewa, Nicole Stadie und Sia Tabatabaie 1994 in Potsdam entwickelt und kann für
Patienten beliebigen Alters verwendet werden. Durch LeMo werden Störungen des
Patienten anhand des Logogenmodells einem rezeptiven* und einen expressiven*
Störungsanteil zugeordnet. Bei LeMo rückt die Pathogenese in den Hintergrund, wohingegen
die Symptome und die gestörten Verarbeitungsschritte im Vordergrund stehen. In der
Diagnostik geht es darum herauszufinden, welche Komponenten und welche Routen im
Logogenmodell gestört sind. Daraus lässt sich eine individuelle Therapieplanung ableiten. Im
Anschluss dieses Abschnitts werden das Logogenmodell sowie die unterschiedlichen
Routen konkreter beschrieben.
Das Ziel von LeMo ist eine „modellorientierte Erfassung der funktionellen Ursache verbaler
und schriftlicher Wortverarbeitungsstörungen, z.B. lexikalischer Zugriff oder Störungen der
Graphem-Phonem-Konversion“ (Siegmüller et al., 2010, S. 232). Mit diesem Diagnostiktest
ist es möglich individuelle Patientenprofile zu erstellen und daraus eine abgestimmte
Therapieplanung abzuleiten.
39
Das Logogenmodell
Das Logogenmodell ist ein serielles Modell zur Sprachverarbeitung, das auf Einzelfallstudien
basiert. Das Logogenmodell wird auch als Top-Down-Modell* bezeichnet und dient der
Verarbeitung monomorphematischer Wörter, wobei Pluralmorpheme, Komposita und
syntaktische Elemente nicht analysiert werden können. Abbildung 5 verleiht einen Überblick
über die unterschiedlichen Komponenten und Routen des Sprachverarbeitungsmodells. Im
Anschluss werden diese tabellarisch konkretisiert.
Abbildung 5: Logogenmodell nach Patterson, 1988
40
Beschreibung der einzelnen Komponenten und Routen
Komponente/Route Beschreibung
Das semantische System
Das semantische System bezieht sich auf die Semantik eines Wortes, aber nicht auf die Wortform. Hier sind abstrakte semantische Merkmale gespeichert.
Die vier Lexika Die vier Lexika sind ein Langzeitspeicher für den ganzheitlichen Abruf der repräsentierten Wortformen.
Es gibt ein phonologisches Input- und Output-Lexikon sowie ein graphematisches Input- und Output-Lexikon. Die zwei Inputlexika sind rezeptiv und die zwei Outputlexika expressiv. Die Lexika enthalten abstrakte Informationen über phonologische Wortformen, Wortprosodie und Genus*. Zudem wird zwischen Neologismen* und Realwörtern unterschieden, wobei Neologismen keinen Eintrag in den Lexika haben. Je häufiger ein Wort vorkommt, desto schneller kann es von dem Patienten abgerufen werden.
Die lexikalischen Routen
Die lexikalischen Routen verarbeiten regelmäßige und unregelmäßige Realwörter. Sie sind in semantisch-lexikalische und in direkt-lexikalische Routen unterteilt.
Die Arbeitsspeicher-systeme (Buffer)
Es gibt vier kurzfristige Arbeitsspeichersysteme, die an die vier Modalitäten (vgl. Kap. 2.2.1) angepasst sind. Zwischen den phonologischen Input- und Outputbuffer wird eine phonologische Rückkopplungsschleife (PRS) angenommen. Dies ist der einzige Bottom-Up-Prozess* im Modell, der internes Sprechen ermöglicht.
Die prälexikalischen Analysesysteme
Als notwendige Voraussetzung für die lexikalische Unterscheidung dient der Mustererkennungsprozess. Hier werden Phoneme* bzw. Grapheme* erfasst, identifiziert und kategorisiert. Auditiv und visuell wird unterschieden, ob zwei angebotene Items kongruent oder inkongruent sind.
Die segmentalen Routen
Die segmentalen Routen dienen zu der Verarbeitung von Neologismen. Allerdings auch regelmäßige Wörter, Einzellaute/ Buchstaben, Silben und Fremdwörter, die uns nicht bekannt sind, werden in diesen Routen aufgenommen.
Die auditive Phonem Korrespondenz (APK)
Die Auditive Phonem Korrespondenz ermöglicht das Nachsprechen von
Neologismen, weswegen keine Verarbeitung im semantischen System stattfindet.
Die Phonem- Graphem- Korrespondenz (PGK)
Die Phonem-Graphem-Korrespondenz ermöglicht das Schreiben von Neologismen, deshalb findet keine Verarbeitung im semantischen System statt.
Die Graphem- Phonem- Korrespondenz (GPK)
Die Graphem-Phonem-Korrespondenz ermöglicht das laute Lesen von Neologismen, deshalb findet keine Verarbeitung im semantischen System statt.
Pictogen-Komponente
Die Pictogen-Komponente ist im Modell nicht visuell dargestellt. Trotzdem bildet sie einen essenziellen Bestandteil im Logogenmodell. Sie verarbeitet sämtlichen visuellen, jedoch nicht graphematischen Input. Somit findet strenggenommen kein Sprachverarbeitungsprozess statt. Diese Komponente bildet eine Alternative, falls die Wege über den auditiven oder nichtsprachlichen Input nicht funktionierten, da man so dennoch an das semantische System gelangen kann.
Tabelle 3: Komponenten und Routen des Logogenmodells
41
2.4.2 Aufbau und Durchführung von LeMo
Der Test LeMo besteht aus fünf Büchern, die sich aus einem Handbuch und vier
Diagnostikbänden zusammensetzen. Diese beschäftigen sich im Einzelnen mit dem
Diskriminieren des lexikalischen Entscheidens und Nachsprechen, dem Lesen und
Schreiben, dem Sprachverständnis sowie dem Benennen. Es gibt 33 Untertests, dessen
Testteile in Wörtern und Bildern dargestellt werden. Für jeden Test gibt es Protokollbögen,
die kopiert und während der Testentnahme ausgefüllt werden können. Eine genaue
Beschreibung der einzelnen Diagnostikbände wird in der folgenden Tabelle (vgl. Tabelle 4)
beschrieben. Zu der Dauer der Durchführung gibt es keine Angaben, da Therapeuten
individuell entschieden können, ob alle 33 Untertests oder nur einzelne abgenommen
werden sollen. Somit variiert die Dauer von Patient zu Patient.
LeMo wurde ursprünglich von dem Fachbereich Patholinguistik der Universität Potsdam als
Pencil and Paper Version entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich
Computerlinguistik wurde ein Computerprogramm zu der Unterstützung erstellt. Seit 2004
wird dieses von dem Verlag Elsevier, Urban & Fischer vertrieben. Den Test kann der
Therapeut per Pencil and Paper Methode auswerten, jedoch auch anhand des
Computerprogramms, das eine übersichtliche Diagnose von Wortverarbeitungsstörungen, in
Form einer Logogendiagnose, ermöglicht.
42
Übersicht über die einzelnen Diagnostikbände D
isk
rim
inie
-
ren
Test 1: Neologismenpaare auditiv
Test 2: Wortpaare auditiv
Test 3: Neologismenpaare visuell
Test 4: Wortpaare visuell
Le
xik
ali
sch
es
En
tsc
he
ide
n/
Na
ch
sp
rech
en
Lexikalisches Nachsprechen
Test 5: Wort/Neologismen auditiv
Test 6: Wort/Neologismen visuell
Test 7: Wort/Pseudohomophon visuell
Nachsprechen
Test 8: Neologismen
Test 9: Wörter
Test 10: Fremdwörter
Test 11: rückwärts
Test 12: mit Artikel
Test 13: Wortarten
Le
se
n / S
ch
reib
en
Lesen
Test 14: Neologismen
Test 15: regelmäßige Wörter
Test 16: regelmäßige und unregelmäßige Wörter
Test 17: intern: phonologisches Wort/Neologismus
Test 18: intern: Reime
Test 19: Wortarten
Schreiben
Test 20: Neologismen
Test 21: regelmäßige und unregelmäßige Wörter
Test 22: Wortarten
Sp
rac
hv
ers
tän
dn
is Test 23: Wort-Bild-Zuordnen auditiv
Test 24: Wort-Bild-Zuordnen visuell
Test 25: Synonymie auditiv
Test 26: Synonymie visuell
Test 27: Synonymie mit semantischem Ablenker auditiv
Test 28: Synonymie mit semantischem Ablenker visuell
Test 29: homophone Allographen visuell
Ben
en
ne
n
Test 30: mündlich
Test 31: schriftlich
Test 32: Reime finden
Test 33: homophone Allographen schriftlich
Tabelle 4: Übersicht über die einzelnen Diagnostikbände von LeMo (angelehnt an R. De Bleser et al., 2004)
43
2.4.3 Klassifizierung anhand des Logogenmodells
Die sogenannte „Logogendiagnose“ gibt Hinweise auf die Funktionsfähigkeit bzw.
Funktionsstörung der einzelnen Routen und Komponenten. Anders als beim AAT wird hier
nicht nach Syndromen diagnostiziert, sondern auf die vorliegenden Dissoziationen und
Parametereffekte, die wiederum Hinweise auf die Funktionsstörungen jedes einzelnen
Patienten geben. So entsteht ein individuelles Leistungsprofil. Die Funktionsfähigkeit jeder
Komponente bzw. Route wird dabei folgendermaßen bewertet:
keine Hinweise auf das Vorliegen von Funktionsstörungen
partielle Funktionsstörungen
schwere Funktionsstörungen
keine oder aber partielle Funktionsstörungen
partielle oder aber schwere Funktionsstörungen
nicht beurteilbar
„Die modellbezogenen Interpretationen der individuellen Leistungsprofile wurden als
sogenannte logische Sätze formalisiert“ (De Bleser, 2004, S. 26). Um eine aussagekräftige
Logogendiagnose auch ohne Computerprogramm zu erstellen, sind die sogenannten
„logischen Sätze“ aus dem Handbuch zu entnehmen.
44
3. Methodendesign
Das Kapitel zum Methodendesign beinhaltet die Planung sowie den Verlauf der
Untersuchung bis hin zur Auswertung. In der Bachelorarbeit werden verschiedene Vorgänge
durchlaufen (siehe Kapitel 1.3), die helfen, die Forschungsfrage zu untersuchen und zu
beantworten. Die Basis der Forschung besteht aus einer Online-Umfrage und zwei
Experteninterviews. Die Fragen und Kenntnisse aus der Umfrage stehen als Grundlage für
das Interview zur Verfügung. Die genutzten Daten stammen also aus schriftlichen und
mündlichen Befragungen.
3.1 Variablen der Forschungsfrage Die ausgewählte Forschungsfrage wird von unterschiedlichen Unterfragen untermauert.
Sowohl die Forschungsfrage als auch die Unterfragen setzen sich aus abhängigen und
unabhängigen Variablen zusammen. Bezüglich der Forschungsfrage sind die Eigenschaften
Stärken und Schwächen die abhängigen Variablen, wohingegen die Durchführung und die
Auswertung mit und ohne Computerprogramm die unabhängigen Variablen bilden. Im
Folgenden wird die Forschungsfrage ein weiteres Mal genannt.
Bezüglich der Forschungsfrage ergeben sich unterschiedliche Unterfragen, die im Anschluss
wiederholt werden. Die Wahl des Tests bildet die abhängige Variable, wohingegen die
genannten Kriterien die unabhängigen Variablen darstellen.
Wo liegen die Stärken und Schwächen der Diagnostikmittel AAT und LeMo
hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung mit und ohne
Computerprogramm?
45
Im nachstehenden Teil werden die Messinstrumente, die zu der Beantwortung der
Forschungsfragen verwendet und ausgeführt werden, detailliert beschrieben.
1. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Diagnostiktests
durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten behandeln, und dem Standort
und der Art der logopädischen Einrichtung sowie der Verfügbarkeit der Tests?
2. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Diagnostiktests
durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten behandeln, und dem
Störungsbild des Patienten sowie der aus den Testergebnissen, resultierenden
Therapieplanung?
3. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Diagnostiktests
durch Logopäden, die derzeitig Aphasiepatienten behandeln, und dem
beruflichen Abschluss des Logopäden?
46
3.2 Messinstrumente Die Messinstrumente, die in dieser Studie zu der Beantwortung der Forschungsfragen
verwendet wurden, setzen sich aus einer Online-Umfrage und zwei Experteninterviews
zusammen. Die Umfrage stellt das passive Messinstrument dar, wohingegen die
Experteninterviews als aktives Messinstrument betrachtet werden können.
3.2.1 Online Umfrage Die Untersucherinnen haben sich bewusst dafür entschieden eine Online-Umfrage zu
erstellen, um möglichst viele Teilnehmer zu erreichen und diese zu befragen. Im
nachfolgenden Teil wird diese Stichprobe detaillierter beschrieben und die gesamte Umfrage
vertiefend vorgestellt.
Untersuchungsdesign
Bei der Umfrage handelt es sich sowohl um einen qualitativen als auch um einen
quantitativen Untersuchungsteil dieser Forschungsarbeit. In der Befragung wurden
geschlossene und offene Fragen eingesetzt. Bei den geschlossenen Fragen wurden feste
Antwortkategorien in Form von Wortwerten vorgegeben. Die daraus erhaltenen qualitativen
Antworten wurden dann teilweise in Daten umgewandelt, die quantifizierbar und vergleichbar
sind.
Stichprobe
Die Logopäden in Deutschland bildeten bei der Umfrage die Grundgesamtheit. Auch wenn
die gezogene Stichprobe keine echte Zufallsstichprobe war, kann sie insgesamt als
repräsentativ für die Grundgesamtheit gelten. Der Fokus der Zielgruppe lag vorliegend auf
Logopäden, die in Praxen, Therapiezentren, Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken
arbeiten, jedoch wurden auch andere Fachleute, die eine sprachtherapeutische Fachdisziplin
haben, angeschrieben. Aus allen Bundesländern wurden Einrichtungen in unterschiedlich
großen Städten nach dem Zufallsprinzip per Internet ausgewählt. Diese Einrichtungen
bildeten somit die Zufallsstichprobe. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass nur
Einrichtungen gewählt werden konnten, die auf ihrer Internetpräsenz eine E-Mail-Adresse
angaben. Dies war unerlässlich, da die Umfrage per E-Mail verschickt wurde. Dadurch wurde
allerdings das Zufallsprinzip etwas eingeschränkt.
47
In Form eines Anschreibens (vgl. Anhang E), das zusammen mit der Seniorbegleiterin des
Projektes verfasst wurde, wurden die Logopäden kontaktiert und um ihre Meinung zum
Thema gebeten. Bei der Stichprobe handelte es sich um eine unverbundene Stichprobe. Alle
Teilnehmer der Umfrage erhielten die gleichen Fragen, konnten jedoch verschiedene
Antworten geben. Außerdem handelte es sich bei den Teilnehmern nicht nur um Logopäden,
sondern auch, wie bereits erwähnt, um andere Fachdisziplinen - nämlich
Sprachheilpädagogen, Sprach-/Sprechtherapeuten, klinische Linguisten, Patholinguisten,
Neurologen sowie andere Berufsgruppen, die sprachtherapeutisch arbeiten. Da nur nominale
und ordinale Messskalen und keine Intervallskalen verwendet wurden, handelte es sich bei
der Umfrage um ein nonparametrisches Testverfahren. Somit lag weder eine
Normalverteilung, noch eine Homogenität der Varianz vor.
Aufbau der Umfrage
In der Literaturrecherche zu der aufgestellten Forschungsfrage wurden erste Erkenntnisse
aus Fachbüchern, Studien und Artikeln gewonnen. Anhand der gesammelten Informationen
wurden Hypothesen formuliert. Um diese zu testen, wurde eine Umfrage mit dem Programm
Google-Docs erarbeitet (vgl. Anhang D). Das Programm ermöglichte Fragen strukturiert in
einem Dokument zu erfassen und unterschiedliche Antwortmöglichkeiten für die Teilnehmer
vorzugeben. Die erhaltenen Daten wurden hierbei anonymisiert. Außerdem wurden keine
Informationen über einzelne Teilnehmer an Dritte weitergegeben. Über das Internet wurde
versucht, möglichst viele Logopäden und andere Fachdisziplinen, die sprachtherapeutisch
arbeiten, zu erreichen. Die Voraussetzung für die Wahl der jeweiligen Einrichtung war, dass
dort Aphasiepatienten logopädisch behandelt werden und somit eine Diagnostik des
Störungsbildes durchgeführt wird.
Untersuchungsdurchführung
Die Einrichtungen erhielten die Umfrage per E-Mail und füllten diese über die Plattform
Google-Docs aus. In der Umfrage wurden Logopäden in Form von geschlossenen wie auch
offenen Fragen zu ihrer Meinung zu den Diagnostikmitteln AAT und LeMo befragt. Zusätzlich
wurde sich an den dbl (deutscher Verband für Logopädie) gewandt, mit der Bitte, diese
Umfrage auch auf der Internetseite zu veröffentlichen (vgl. Anhang F).
Die Umfrage wurde an 134 ausgewählte logopädische Einrichtungen in allen Bundesländern
Deutschlands verschickt. Somit handelte es sich bei der Untersuchung um eine
Querschnittstudie, da diese einmalig durchgeführt wurde und zum gleichen Zeitpunkt
unterschiedliche Logopäden befragt wurden.
48
Zusätzlich handelte es sich bei der Enquête um eine Felduntersuchung, da die Logopäden
die Umfrage in einer von uns unbeeinflussten Umgebung ausgefüllt haben. Im Folgenden
wird der Aufbau der Umfrage konkreter beschrieben.
Konkrete Beschreibung der Umfrage
Die Kontaktaufnahmen mit den Einrichtungen erfolgte per E-Mail von der, speziell für die
Bachelorarbeit erstellen, E-Mailadresse [email protected]. In der Nachricht an die
Teilnehmer stellten sich die Untersucherinnen kurz vor und erläuterten das Thema der
Bachelorarbeit. Des Weiteren enthielt die E-Mail den Internetlink zu der Umfrage. Die
Umfrage begann mit allgemeinen Fragen zu der Einrichtung und zu der Berufsbezeichnung
des jeweiligen Logopäden. Außerdem wurde gefragt, mit welchem der beiden Tests schon
Erfahrungen gesammelt wurde, welcher am derzeitigen Arbeitsplatz vorhanden ist und mit
welchem gearbeitet wird. Anschließend folgten, je nach Angabe des Teilnehmers, Fragen
über den Besitz eines der beiden Diagnostikmittel in der Einrichtung, Fragen zum AAT und/
oder zu LeMo. Diese Fragen thematisierten Aspekte zu der Durchführung sowie zu der
Auswertung mit und ohne Computerprogramm. Insgesamt konnten bis zu 35 Fragen
beantwortet werden, von denen 30 geschlossene Antwortmöglichkeiten vorgaben und
insgesamt fünf offen beantwortet werden konnten (vgl. Tabellen 5.1-5.3). Die Teilnehmer
hatten außerdem die Möglichkeit ihre E-Mail-Adresse anzugeben, falls Interesse an den
Ergebnissen der Untersuchung in Form eines Artikels (vgl. Anhang C) besteht.
Bei den Antwortmöglichkeiten der Umfrage handelte es sich um diskrete Merkmale, da nur in
Nominal- und Ordinalskalen gemessen wurde. Die allgemeinen Fragen zu Beginn der
Umfrage beruhten auf einem nominalen Messniveau, wohingegen die darauf folgenden
Fragen anhand von Ordinalskalen gemessen wurden. Die Variableneigenschaften wurden im
Nachhinein nach Intensität und Ausprägungsgrad definiert, was gerade für die Messung der
Stärken und Schwächen der beiden Diagnostikmittel effektiv war. Anhand der offenen
Fragen, in denen keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben wurden und die auf keinen
Messskalen beruhten, konnten Logopäden zusätzliche Anmerkungen zu den Tests
hinzufügen.
49
Ablauf der Umfrage
Zunächst wurde die Umfrage an 405 E-Mail Adressen abgeschickt. Am ersten Tag der
Sendung der Nachricht, gab es zu der Umfrage einige effektive Antworten, jedoch gingen E-
Mails mit der Mitteilung ein, dass der Link nicht zu öffnen sei. Auch wenn es für manche
Teilnehmer möglich war, die Umfrage zu öffnen und zu beantworten, wurde eine weitere E-
Mail mit dem angepassten Link an alle Logopäden geschickt. Außerdem wurde die Umfrage,
nach Kontaktaufnahme mit dem dbl, auf deren Internetpräsenz veröffentlicht. Ebenfalls
wurde der Link zu der Umfrage auch in das Forum der Internetseite www.logo-ausbildung.de
gestellt. Aufgrund der geringen Resonanz der Umfrage, wurde diese an 59 weitere Adressen
in allen Bundesländern geschickt, von denen bis zu diesem Zeitpunkt keine Teilnahme
vorlag. Insgesamt wurden von 464 Anfragen 91 Antworten zu der Umfrage zurück erhalten.
Bei der Auswertung der Umfrage wurde festgestellt, dass eine für die Beantwortung der
Unterfragen essenzielle Frage bei Google-Docs nicht aufgeführt war. Aufgrund dessen
wurde an die aus der Umfrage gewonnen 62 E-Mail-Adressen von Logopäden, die Interesse
an der Bachelorarbeit äußerten, die fehlende Frage separat per E-Mail versandt. Um
genügend Resonanz zu erhalten, wurde ebenfalls ein aktualisierter Link an 72 weitere
Logopäden verschickt. Der vollständige Fragebogen wurde also insgesamt an 134
Logopäden verschickt. Letztendlich wurden 69 auswertbare Antworten erhalten. Die
Rücklaufquote lag somit bei 51 Prozent.
Variablen der Umfrage
Die Umfrage begann mit allgemeinen Fragen zu dem Berufsbild sowie zu der Einrichtung der
teilnehmenden Person. Diese Fragen wurden in jedem Fall ausgefüllt. Anschließend folgten
Fragen zum AAT und zu LeMo, die, je nach Verfügbarkeit und Erfahrungswert, von dem
Teilnehmer ausgefüllt wurden.
50
In Tabellen 5.1-5.3 werden die Fragen in Bezug auf die damit verbundenen Variablen
aufgeführt.
Art der Fragen Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Allgemeine Fragen
Standort der Einrichtung
Frage 1 In welchem Bundesland arbeiten Sie?
Beruflicher Abschluss
Frage 2 Wie lautet Ihre Berufsbezeichnung?
Frage 3 Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert?
Frage 4 Welcher ist ihr höchst erreichter beruflicher Abschluss?
Art der Einrichtung Frage 5 In welcher Einrichtung arbeiten Sie?
Frage 6 Haben Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrungen mit der Verwendung des AATs oder LeMos gemacht?
Frage 7 Mit welchem Diagnostikmittel haben Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrungen gemacht?
Verfügbarkeit des Tests in der Einrichtung
Frage 8 Ist der AAT oder LeMo in Ihrer derzeitigen Einrichtung vorhanden?
Standort der Einrichtung, Art der Einrichtung, Verfügbarkeit der Tests, Störungsbild des Patienten, Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik, beruflicher Abschluss des Therapeuten
Frage 9 Welches Diagnostikmittel verwenden Sie zu der Diagnose von Aphasie?
Stärken und Schwächen des AATs und LeMos
Frage 10 Warum entscheiden Sie sich für dieses Diagnostikmittel?
Tabelle 5.1: Fragen der Umfrage (1)
51
Danach folgen offene Fragen zum AAT.
Art der Fragen
Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Fragen zum AAT
Durchführung des AATs
Frage 11 Wie bewerten Sie den AAT grundsätzlich?
Frage 12 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zu der Nutzung des Diagnostikmittels?
Frage 13 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?
Frage 14 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung des Tests?
Störungsbild des Patienten
Frage 15 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?
Auswertung des AATs
Frage 16 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Tests?
Frage 17 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?
Frage 18 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?
Frage 19 Falls nein: Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?
Frage 20 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?
Frage 21 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogramms?
Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik
Frage 22 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für Therapieplanung?
Stärken und Schwächen des AATs
Frage 23 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/oder zur Auswertung des AATs?
Tabelle 5.2: Fragen der Umfrage (2)
52
Anschließend wurden Fragen zu LeMo gestellt.
Art der Fragen
Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Fragen zum LeMo
Durchführung des LeMos
Frage 24 Wie bewerten Sie LeMo grundsätzlich?
Frage 25 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels?
Frage 26 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?
Frage 27 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung des Tests?
Störungsbild des Patienten
Frage 28 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?
Auswertung des LeMos
Frage 29 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Tests?
Frage 30 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?
Frage 31 Falls nein:
Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?
Frage 32 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?
Frage 33 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogramms?
Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik
Frage 34 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für Therapieplanung?
Stärken und Schwächen des LeMos
Frage 35 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/oder zur Auswertung des LeMos?
Tabelle 5.3: Fragen der Umfrage (3)
53
Auswertung der Umfrage
Für die Auswertung der Umfrage wurden verschiedene Methoden zu der statistischen
Datenanalyse in Betracht gezogen. Die Ergebnisse der Umfragen wurden von Google Docs
in eine Exceltabelle eingefügt und außerdem in weiteren Tabellen und Graphiken dargestellt.
Da aufgrund der relativ kleinen Fallzahlen keine weitergehenden statistischen Auswertungen
sinnvoll sind, wurde sich gegen das Programm Statistical Package for the Social Science
(SPSS) entschieden. Zu der Absicherung der Entscheidung wurde die Dozentin der HAN
Antje Orgassa zu Rat gezogen, die Expertin für Statistik und Datenauswertung ist. Die
Antworten zu den offenen Fragen, die die Variablen der Forschungsfrage behandeln, wurden
in Kategorien eingeteilt und anschließend wieder durch Microsoft Word in Tabellen
verdeutlicht.
Gütekriterien der Umfrage
Validität
Aufgrund von Hypothesen, die mit Hilfe von Literatur entwickelt wurden, wurde die Umfrage
erstellt. Die Fragen wurden mit Hilfe von Kommilitoninnen und Dozenten in Intervisionen in
der Hochschule verfeinert und optimiert. Die zusammengestellten Fragen haben somit einen
Bezug auf die Forschungsfrage mitsamt Unterfragen. Die Antworten der Umfrage sind ein
wesentlicher Bestandteil der Forschung und werden mit großer Sorgfalt ausgewertet.
Reliabilität
Die Reliabilität wird dadurch gewährleistet, dass die Umfrage für jeden Teilnehmer identisch
ist und nicht durch Dritte beeinflusst wird. Ebenfalls wurde die Umfrage vorher mit
Kommilitonen getestet, um sicher zu stellen, dass die Fragen von allen Teilnehmern
sprachlich gleich verstanden werden. Dies gilt auch für die vorgegebenen
Antwortmöglichkeiten, die in ihrer Formulierung verständlich, gleichwertig und neutral
gestaltet werden.
Durchführungsobjektivität
Zu Beginn der Umfrage gibt es für die Teilnehmer eine detaillierte und eindeutige
Anweisung, um Unklarheiten zu vermeiden und gleiche Voraussetzungen zu schaffen. Somit
wird die Durchführungsobjektivität gewährleistet.
54
Auswertungsobjektivität
Die Umfrage teilt sich in geschlossene und offene Fragen. Die geschlossenen Fragen
werden prozentual und die offenen resümiert ausgewertet. Bei den geschlossenen Fragen
geht es darum, die Anzahl der verschiedenen Antworten zu zählen und diese tabellarisch
festzuhalten. Die Antworten der offenen Fragen werden in Kategorien gegliedert und in
diesen zusammengefasst. Durch diese klar definierte Vorgehensweise ist die
Auswertungsobjektivität gegeben.
Interpretationsobjektivität
Bei der Interpretation der Ergebnisse soll vermieden werden, subjektive Meinungen zu
äußern. Wenn immer möglich wurden Fallzahlen und prozentuale Verteilungen angeführt.
Die gefunden Ergebnisse werden in tabellarischer Form festgehalten. Somit kann die
Interpretation und Bewertung der Testergebnisse auch unabhängig von dem Untersucher
stattfinden und ist für den Leser nachprüfbar.
3.2.2 Experteninterview
Neben der Umfrage wurde zusätzlich ein Experteninterview durchgeführt, um die Ergebnisse
der Umfrage durch zwei Experten zu untermauern.
Untersuchungsdesign
Die Interviews, die als zweite Datenerhebung der Bachelorarbeit dienten, bilden einen rein
qualitativen Teil der Forschungsarbeit. Das Experteninterview war teilstrukturiert und bestand
aus offenen Fragen. Da die Ergebnisse aus dem Interview subjektiver Natur waren und auf
Meinungen, Gefühlen und Überzeugungen beruhten, wurden in diesem Teil der
Bachelorarbeit qualitative Daten generiert.
Stichprobe
Im Experteninterview wurden Fragen gestellt, die teilweise auf den Ergebnissen der Umfrage
aufbauen und somit ein verbindendes Element zwischen Umfrage und Interview waren. Zu
der Zielgruppe der Experteninterviews zählen Fachleute, die in ihrer beruflichen Laufbahn
praktische Erfahrungen mit der Diagnostik und Therapie von Aphasie gemacht haben.
55
Die Rekrutierung des Experten zum AAT erfolgte mit Hilfe eines Kontaktes in Nordrhein-
Westfalen von Jeanine Coopmans, Dozentin der HAN. Hier konnte die Logopädin, Dr. Kira
Kramer, aus Nordrhein-Westfalen1 gewonnen werden. Dr. Kira Kramer hat im Jahre 2000
ihren Abschluss an einer privaten Logopädieschule absolviert und promovierte im Jahre
2008. Im Moment ist sie als Logopädin auf Honorarbasis tätig.
Außerdem wurde im Internet recherchiert, welche Logopäden in Deutschland Fortbildungen
zu der modellorientierten Aphasiediagnostik mit LeMo geben. Für das Experteninterview zu
LeMo konnte somit die Patholinguistin Eva Rilling aus Niedersachsen gewonnen werden.
Eva Rilling machte 2004 an der Universität in Potsdam ihren Abschluss zur Patholinguistin.
Sie ist sowohl als Sprachtherapeutin im Aphasiezentrum Vechta-Langförden tätig als auch
als Dozentin in der Logopädieschule in Osnabrück tätig. Zur Kontaktaufnahme wurde ein
Anschreiben (vgl. Anhang G und H) versendet, in dem das Anliegen geschildert und sich
nach Interesse und eventueller Bereitschaft zu einem Interview erkundigt wurde.
Untersuchungsaufbau
Im zweiten Teil der Bachelorarbeit wurden zwei Experteninterviews durchgeführt. Hierzu
wurde jeweils ein Experte zum AAT und einer zu LeMo befragt. Die zwei Interviews wurden
mit einem Mobiltelefon mit Sprachaufzeichnung aufgenommen und mit einer
Kameraaufnahme abgesichert. Somit konnte sich komplett auf den Gesprächspartner
konzentriert werden und im Anschluss das Gespräch transkribiert werden. Für das Interview
wurden 45 Minuten eingeplant.
Untersuchungsdurchführung
Zum Interview wurde ein Leitfaden erstellt, der ein Gerüst für das Gespräch bildete.
Allerdings wurde von der Möglichkeit ausgegangen, dass sich während des Gesprächs neue
Aspekte und Fragestellungen ergaben. In dem Interview wurden keine Antwortmöglichkeiten
vorgegeben. Somit handelte es sich um offene Fragen, um so viele Informationen wie
möglich zu den Forschungsfragen zu erhalten. Bei dem Treffen führten zwei Studentinnen
der Bachelorgruppe das Gespräch und orientierten sich am Leitfaden, um sicher zu gehen,
dass alle für die Forschungsfrage relevanten Variablen angesprochen wurden.
1 Der genaue Wohnort wird auf Wunsch von Dr. Kira Kramer anonymisiert
56
Konkrete Beschreibung des Interviews
Bezüglich der Struktur des Interviews orientierten sich die Untersucherinnen anhand des
erstellten Leitfadens für Experteninterviews von Mieg und Näf (2005).
Bei dem Interview handelte es sich um ein persönliches Gespräch, welches von zwei
Untersucherinnen mit einem Experten geführt wurde. Die Kontaktaufnahme erfolgte per E-
Mail, in denen die Experten gefragt wurden, ob sie sich dafür bereit erklärten ein Interview zu
den Aphasiediagnostikmitteln AAT und LeMo zu führen. Bevor das Interview durchgeführt
wurde, wurde anhand der Umfrage ein Leitfaden für das Gespräch erstellt. Nach
persönlichen Angaben zu der bisherigen beruflichen Laufbahn des Experten folgten spezielle
Fragen zu beiden Testverfahren. Neben den Fragen aus der Umfrage wurde zusätzlich die
Entscheidungsfindung für oder gegen einen Test thematisiert, um das Gespräch
abzurunden. Es wurde darauf geachtet, die Fragen offen zu stellen, um ein weites
Antwortspektrum zu erhalten. Das Interview wurde bewusst im gewohnten Umfeld des
Experten geführt, um keine verzerrenden Umweltfaktoren wirksam werden zu lassen.
Außerdem gab man dem Experten so die Möglichkeit Notizen, Bücher, Patientenakten oder
sonstige Materialien aus seinem direkten Arbeitsfeld in das Gespräch mit einzubinden.
Ablauf des Interviews
Nach Erhalt der Zusagen für die Interviews wurde jeweils ein Termin mit den Experten
vereinbart. Am 23.04.2012 wurde das erste Interview mit Dr. Kira Kramer zum AAT in
Nordrhein-Westfalen geführt. Dieses fand aus privaten Gründen bei ihr zu Hause statt und
dauerte insgesamt 60 Minuten. Dieses Interview führten Nadia Rezaee und Sandra Kotterba.
Am 25.04.2012 erfolgte das zweite Interview, zu LeMo, in Niedersachsen. Das Interview mit
Frau Rilling fand, nach Absprache, in der Fachschule für Logopädie in Osnabrück statt. Dies
dauerte, wie geplant, 45 Minuten. In diesem Interview leiteten Antonia Lohmeyer und Katrin
Mielcarek das Gespräch. Vor dem Gespräch unterzeichneten beide Experten eine
Einverständniserklärung zu der Aufzeichnung und der Verwendung der gewonnenen Daten
(vgl. Anhang I).
57
Variablen des Experteninterviews
Mit allgemeinen Fragen wurde das Interview eingeleitet.
Art der Fragen
Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Allgemeine Fragen
Beruflicher Abschluss des Therapeuten
Frage 1 Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert?
Frage 2 Wann haben Sie Ihre Ausbildung beendet?
Frage 3 Welchen Ausbildungsabschluss haben Sie?
Standort der Einrichtung
Frage 4 In welchem Bundesland arbeiten Sie momentan?
Art der Einrichtung
Frage 5 In was für eine Art Einrichtung arbeiten Sie?
Frage 6 Haben Sie in Ihrer Ausbildung einen der beiden Diagnostiktests (AAT und LeMo) kennengelernt? Falls nein trifft folgende Alternativfrage zu: Wann haben Sie erste Erfahrungen mit einem der beiden Tests gemacht?
Frage 7 Welche der beiden Tests haben Sie bereits am Patienten durchgeführt?
Verfügbarkeit der Tests in der Einrichtung
Frage 8 Welchen der Tests verwenden Sie momentan in der Praxis?
Tabelle 6.1: Fragen des Experteninterviews (1)
58
In dieser Tabelle sind die Fragen zum AAT aufgeführt.
Art der Fragen
Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Fragen zum AAT
Durchführung des AATs
Frage 9 Wenn mit dem AAT momentan gearbeitet wird:
Wie lange arbeiten Sie schon mit dem AAT?
Frage 10 Wie bewerten Sie das Handbuch zum AAT? Alternativfrage: Wird durch das Handbuch deutlich wie der Test durchzuführen ist?
Frage 11 Wie empfinden Sie die Dauer der Vorbereitung? Antworthilfestellung falls nötig: eher
intensiv oder weniger intensiv?
Frage 12 Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung des Tests? A: für sich B: für den Patienten
Störungsbild des Patienten
Frage 13 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung? A: für sich B: für den Patienten
Auswertung des AATs
Frage 14 Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests? Antworthilfestellung falls nötig: eher intensiv oder weniger intensiv?
Frage 15 Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Computerprogramm in Bezug auf die Auswertung? A: Dauer B: Komplexität C: Ist es in ihrer momentanen Einrichtung vorhanden?
Stärken und Schwächen des AATs
Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik
Frage 16 Wie bewerten Sie die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung? Antworthilfestellung falls nötig: eher hilfreich oder weniger hilfreich?
Frage 17 Welche sonstigen Anmerkungen haben Sie noch zum AAT? (bezüglich Stärken und Schwächen)
Tabelle 6.2: Fragen des Experteninterviews (2)
59
Im Folgenden sind die Fragen zu LeMo aufgeführt
Art der Fragen
Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Fragen zu LeMO
Durchführung von LeMo
Frage 18 Wenn mit dem LeMo momentan gearbeitet wird:
Wie lange arbeiten Sie schon mit dem LeMo?
Frage 19 Wie bewerten Sie das Handbuch zum LeMo? Alternativfrage: Wird durch das Handbuch deutlich wie der Test durchzuführen ist?
Frage 20 Wie empfinden Sie die Dauer der Vorbereitung? Antworthilfestellung falls nötig: eher
intensiv oder weniger intensiv?
Frage 21 Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung des Tests? A: für sich B: für den Patienten
Störungsbild des Patienten
Frage 22 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung? A: für sich B: für den Patienten
Auswertung von LeMo
Frage 23 Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests? Antworthilfestellung falls nötig: eher intensiv oder weniger intensiv?
Frage 24 Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Computerprogramm in Bezug auf die Auswertung? A: Dauer B: Komplexität C: Ist es in ihrer momentanen Einrichtung vorhanden?
Stärken und Schwächen von LeMo
Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik
Frage 25 Wie bewerten Sie die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung? Antworthilfestellung falls nötig: eher hilfreich oder weniger hilfreich?
Frage 26 Welche sonstigen Anmerkungen haben Sie noch zum LeMo? (bezüglich Stärken und Schwächen)
Tabelle 6.3: Fragen des Experteninterviews (3)
60
Falls bereits mit beiden der Tests Erfahrungen gesammelt wurden, wurden folgende Fragen
gestellt.
Art der Fragen Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Fragen zu den Auswahlkriterien
Stärken und Schwächen des AATs und LeMo hinsichtlich der Durchführung und Auswertung
Standort der Einrichtung, Art der Einrichtung, Verfügbarkeit der Tests, Störungsbild des Patienten, Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik, beruflicher Abschluss des Therapeuten
Frage 27 Was sind Ihre Auswahlkriterien sich für einen der beiden Tests zu entscheiden?
Tabelle 6.4: Fragen des Experteninterviews (4)
Art der Fragen Variablen der Forschungsfrage
Variablen der Unterfragen
Frage Fragestellung
Allgemeine Fragen bezüglich der Variablen
Stärken und Schwächen des AATs bzw. LeMo
Standort der Einrichtung
Frage 28 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem Standort der Einrichtung und der Testwahl?
Art der logopädischen Einrichtung
Frage 29 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen der Art der logopädischen Einrichtung und der Testwahl?
Störungsbild des Patienten
Frage 30 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem Störungsbild des Patienten und der Testwahl?
Resultierende Therapieplanung nach der Diagnostik
Frage 31 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen der weiteren Planung der Therapie und der Testwahl?
Beruflicher Abschluss
Frage 32 Inwiefern denken Sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem beruflichen Abschluss und der Testwahl?
Tabelle 6.5: Fragen des Experteninterviews (5)
61
Auswertung des Experteninterviews
Für eine effektive Auswertung des Experteninterviews wurde dieses aufgezeichnet, um es
anschließend zu transkribieren. Anhand dessen (vgl. Anhang N und O) konnten weitere
Aspekte, die für die Forschungsfragen relevant waren, schriftlich zusammengefasst und eine
Schlussfolgerung gezogen werden.
Gütekriterien des Experteninterviews
Validität
Die Fragen an die Experten, die während des Interviews gestellt werden, basieren auf denen
der Umfrage. Diese werden bereits im Vorhinein mit Hilfe von Kommilitoninnen und
Dozenten optimiert. Die Personen, die für unsere Forschungsfrage interviewt werden, sind
logopädisch qualifiziert und haben jahrelange Berufserfahrung, so dass sichergestellt ist,
dass ihre Meinung valide für diese Forschung ist und sie sich Experten auf dem Gebiet des
jeweiligen Aphasiediagnostikmittels nennen dürfen. Beide Experten müssen eine
Einverständniserklärung unterschreiben.
Reliabilität
Dr. Kira Kramer aus Nordrhein-Westfalen, wurde von der Dozentin der HAN empfohlen, die
selbst Fachfrau auf dem Gebiet der Aphasie ist. Dr. Kira Kramer hat im Themenbereich der
Aphasie promoviert, was sie zusätzlich zu einer Expertin auf dem Gebiet macht. Frau Eva
Rilling ist Referentin für Fortbildungen im Bereich modellorientierten Aphasiediagnostik und –
therapie in Niedersachsen. Des Weiteren lehrt sie an der Fachschule für Logopädie in
Osnabrück das Fach Neurologie.
Durchführungsobjektivität
Während des Interviews dienen vorgefertigte Fragen als Leitfaden für das Gespräch. Den
Interviewerinnen ist die befragte Person vor dem Gespräch unbekannt. Somit gehen diese
ohne Vorurteile in die Konversation mit dem Experten, wodurch die Durchführungsobjektivität
gewährleistet ist.
Auswertungsobjektivität
Die Interviews werden zunächst transkribiert und im Anschluss ausgewertet. Es werden
Kategorien erstellt, damit die Auswertung nachvollziehbar und möglichst objektiv bleibt.
62
Interpretationsobjektivität
Bei der Interpretation kann es sein, dass einige Aussagen subjektiv interpretiert werden.
Zunächst wird die Umfrage ausgewertet, um dann zu sehen, ob die Experteninterviews
inhaltlich dieselbe Aussagekraft haben. Realistischerweise lässt es sich nicht ganz
vermeiden, dass die Interpretation der Aussagen der Expertengespräche möglicherweise
subjektiver Natur ist.
63
4. Ergebnisse
In diesem Kapitel wird ein detaillierter Überblick über die gewonnen Erkenntnisse der
Umfrage und der Experteninterviews gegeben. Die Ergebnisse der Umfrage werden in
Tabellen dargestellt und anschließend interpretiert. Hierbei wird erörtert, inwiefern die zuvor
aufgestellten Hypothesen bestätigt werden. Um die aus der Umfrage abgeleiteten Aussagen
zu den Hypothesen weiter zu prüfen, werden Meinungen und Zitate von Experten in die
Interpretation mit einbezogen. Die Umfrage beginnt mit allgemeinen Fragen, die auf die
Variablen der Unterfragen der zentralen Forschungsfrage bezogen sind:
Standort der Einrichtung
Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests
Beruflicher Abschluss
Motive für die Testwahl
In der Umfrage wurden so neben verschiedenen Variablen zu der Wahl des Tests auch die
Stärken und Schwächen von AAT und LeMo gemessen. Diese wurden anhand
unterschiedlicher Kriterien analysiert. Im Einzelnen wurde auf die Durchführung der
Diagnostikmittel eingegangen:
Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel
Dauer der Vorbereitung zur Nutzung der Diagnostikmittel
Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch
Dauer der Durchführung der Diagnostikmittel
Instruktion zu den Aufgaben während der Durchführung
Hinsichtlich der Auswertung der Tests wurden ebenfalls unterschiedliche Dimensionen
erfasst:
Dauer der Auswertung
Verwendung des Computerprogramms, einschließlich offener Frage zu den
Beweggründen
Bewertung des Computerprogramms zur Auswertung im Allgemeinen
Dauer der Auswertung mit Hilfe des Computerprogramms
Resultierende Therapieplanung
In den abschließenden offenen Fragen der Umfrage hatten die Teilnehmer die Gelegenheit
sonstige Bemerkungen zu den Diagnostikmitteln zu äußern.
64
4.1 Standort der Einrichtung
4.1.1 Umfrage Um die Ergebnisse anschaulich darstellen zu können, wurden die Bundesländer, in denen
die Logopäden arbeiten, in die Gruppen der alten und der neuen Bundesländer
zusammengefasst. Da viele Logopäden mit mehreren Diagnostikmitteln arbeiten, waren
Mehrfachantworten möglich, was im Folgenden beachtet werden muss.
Wahl des Tests
Bundesländer2 AAT LeMo Sonstige Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Alte Bundesländer (54 Antworten)
39 51%3 15 19% 23 30% 77
Neue Bundesländer (15 Antworten)
11 44% 8 32% 6 24% 25
Total (69) 50
49% 23 23% 29 28% 102 (100%)
Tabelle 7: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem Standort der Einrichtung
In den alten und in den neuen Bundesländern wird vorwiegend der AAT verwendet.
Auffallend ist aber, dass rund ein Drittel der Logopäden (33%) in den neuen Bundesländern
auch verstärkt mit LeMo arbeiten, wohingegen dieser in den alten Bundesländern seltener
(19%) angewandt wird. Man kann vermuten, dass die Diagnostik mit LeMo in den neuen
Bundesländern intensiver verwendet wird. LeMo wurde in Potsdam entwickelt. Möglich wäre
deshalb, dass LeMo in Brandenburg und den anderen neuen Bundesländern gezielter
gelehrt und somit bekannter ist.
Die anfangs genannte Hypothese, dass die Wahl zwischen AAT und LeMo abhängig von
dem Standort (alte und neue Bundesländer) sei, wurde tendenziell bestätigt. Die alten
Bundesländer orientieren sich vorwiegend am AAT, der in Aachen entwickelt wurde und
deshalb vermutlich besonders in Nordrhein-Westfalen und in den übrigen alten
Bundesländern Logopäden in der Ausbildung präferiert vermittelt wird, was sich auf die
spätere Berufspraxis entsprechend auswirkt. Die folgenden Abbildungen veranschaulichen
graphisch die Wahl des Tests in den alten und neuen Bundesländern.
2 Legende zu den Bundesländern: (Quelle: http://www.deutschland-ueberblick.de,2008)
Alte Bundesländer= Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-
Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein
Neue Bundesländer= Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
3 Die Prozentwerte in den Tabellen wurden nach kaufmännischen Prinzipien auf- und abgerundet
65
Abbildung 6: Die Wahl des Tests in den alten und neuen Bundesländern
An dieser Stelle kann darauf hingewiesen werden, dass in der Kategorie „Sonstige Tests“ die
beliebteste Alternative zum AAT oder LeMo die ACL ist. Diese ist eine Kurzversion des
AATs. Die Auswertung erfolgt jedoch deskriptiv und nicht klassifikatorisch. ACL4 kompensiert
laut Teilnehmer der Umfrage weitläufige Schwächen des AATs.
4.1.2 Experteninterview Die Ergebnisse aus der Umfrage, dass es einen Zusammenhang zwischen der Wahl des
Tests und dem Standort der Einrichtung gibt, konnten Dr. Kira Kramer und Eva Rilling
teilweise bestätigen. Beide Experten gehen davon aus, dass der AAT vorwiegend in Aachen
und Umgebung, wohingegen LeMo eher in den östlichen Bundesländern rund um Potsdam
verbreitet sei. Eva Rilling weist aber auch darauf hin, dass auch die Entwickler von LeMo
ursprünglich aus Aachen kommen. Ria de Bleser, die heute als Professorin in Potsdam
arbeitet und intensiv zum LeMo forscht, hat ursprünglich an der Entwicklung des AATs
mitgewirkt.
4 Weitere Gründe zur Wahl der ACL befinden sich im Anhang J. Außerdem liegt im Anhang eine Tabelle (Anhang
K) vor, die neben der ACL weitere sonstige Tests, die von Logopäden gewählt werden, festhält.
66
4.2 Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests
4.2.1 Umfrage Aus der Umfrage geht hervor, dass Logopäden häufig in mehreren Einrichtungen arbeiten,
weshalb es auch Mehrfachantworten bezüglich der Einrichtung gibt.
Wahl des Tests
Einrichtung AAT LeMo Sonstige Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Praxis 38 54% 13 18% 20 28% 71
Therapiezentrum 4 36 % 3 28% 4 36% 11
Krankenhaus 7 54% 4 31% 2 15% 13
Rehabilitationsklinik 5 50% 1 10% 4 40% 10
Sonstige 5 31% 6 38% 5 31% 16
Total
59
49%
27 22%
35
29%
121 (100%)
Tabelle 8: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit der Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests
Auch in dieser Tabelle wird deutlich, dass, unabhängig von der Einrichtung, der AAT mit 49
Prozent am meisten verwendet wird. Auffallend ist aber, dass in den meisten großen
Einrichtungen, nämlich Therapiezentren und Krankenhäuser, der LeMo stärker vertreten ist
als in Praxen. Dieser wird aber auch oft zusammen mit dem AAT als Mehrfachantwort
angegeben. Es lässt vermuten, dass in diesen Einrichtungen aufgrund eines höheren Anteils
von Aphasiepatienten auch eine größere Testverfügbarkeit vorliegt und neben dem AAT
auch LeMo regelmäßig vorhanden und verwendet wird.
In der Gruppe „Sonstige“, die aus privaten Logopädieschulen und Hochschulen besteht,
sieht man, dass LeMo, mit 38 Prozent, sogar häufiger gewählt wird als der AAT, mit 31
Prozent. Logopäden, die in diesen Schulen und Hochschulen als Lehrlogopäden arbeiten,
legen den Schwerpunkt auf LeMo als Lehrmaterial für die Studenten und unterrichten den
AAT nur an zweiter Stelle.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Hypothese zu der Wahl zwischen AAT und LeMo mit
der Art der Einrichtung zusammenhängt, bestätigt wurde. Wie bereits vermutet, besitzen die
großen Einrichtungen, nämlich Therapiezentren, Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken
aber auch Schulen beide Tests und wählen aufgrund dessen auch häufiger LeMo. Praxen
geben meistens an, nur einen der Tests in ihrer Praxis zu besitzen und können aufgrund
dessen auch nur einen Test „wählen“ - vorwiegend den AAT.
67
4.2.2 Experteninterview Auch anhand des Experteninterviews wird die Hypothese untermauert. Eva Rilling geht von
einem Zusammenhang zwischen der Art der Einrichtung sowie der Verfügbarkeit und der
Wahl eines bestimmten Tests aus. Sie vermutet, „[…] dass eine logopädische Praxis, die
insgesamt mehr Störungsbilder zu bedienen hat, vielleicht noch nicht mit LeMo vertraut ist,
eher den AAT verwendet. Während bei Rehabilitationseinrichtungen, die halt mehrere
neurologische Patienten versorgen, der LeMo eher da ist, da sie auch einen anderen
Schwerpunkt setzen.“ (vgl. Anhang O, S. 157). Auch Dr. Kira Kramer geht davon aus „[…]
dass in den Praxen der AAT deutlich häufiger benutzt wird.“ (vgl. Anhang N, S. 139 ).
4.3 Beruflicher Abschluss
4.3.1 Umfrage
In der Umfrage haben Logopäden mit diversen Berufsabschlüssen geantwortet. Die
Stichprobe ist jedoch insgesamt zu klein, um zu jedem Abschluss ein aussagekräftiges
Ergebnis in Bezug zu der Testwahl zu erhalten. Die Tabelle, die alle Berufsgruppen mit den
jeweiligen Berufsabschlüssen bezüglich der Wahl des Tests darstellt, befindet sich
deswegen im Anhang L. Es wurde zusätzlich eine Tabelle erstellt, in der die Logopäden mit
einem akademischen Abschluss und die Logopäden mit einem staatlich anerkannten
Abschluss jeweils zusammenfassend aufgeführt sind und bezüglich der Testwahl
miteinander verglichen werden.
Wahl des Tests
Berufsabschluss der Befragten
AAT LeMo Sonstige Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Staatlich anerkannter Logopäde
5 (47 Befragte)
33 50% 13 20% 20 30% 66
Akademischer Logopäde
6 (22 Befragte)
18 50% 10 28% 8 22% 36
Total 51 50% 23 23% 28 27% 102 (100%)
Tabelle 9: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit dem beruflichen Abschluss
5 Zu den staatlich anerkannten Logopäden zählen folgende Berufsgruppen und Abschlüsse: staatlich anerkannter
Logopäde (Deutschland), staatlich anerkannter Atem-, Sprech- und Stimmlehrer (Deutschland) 6 Zu den akademischen Logopäden zählen folgende Berufsgruppen und Abschlüsse: Logopäde Bachelor
(Deutschland und Niederlande), Logopäde Master (Deutschland und Niederlande), Diplom Logopäde (Deutschland), Promovierter Logopäde (Deutschland), Sprachheilpädagoge Magister (Deutschland), Diplom Sprachheilpädagoge (Deutschland), Klinischer Linguist Magister (Deutschland), Diplom Patholinguistik (Deutschland)
68
Anhand der Tabelle wird deutlich, dass rund die Hälfte (50%) der staatlich anerkannten und
akademischen Logopäden sich für den AAT als Diagnostikmittel entscheiden. Betrachtet
man die anderen Werte, fällt auf, dass akademische Logopäden an zweiter Stelle mit LeMo
(23%) arbeiten, wohingegen staatlich anerkannte Logopäden sich eher an sonstigen Tests
(30%) orientieren und LeMo (20%) seltener wählen. Somit lässt sich eine geringe Tendenz
erkennen, dass akademische Logopäden sich öfter für LeMo entscheiden als staatlich
anerkannte Logopäden. Der AAT ist jedoch bei beiden Berufsgruppen präferiert. Die
Hypothese, dass die Wahl zwischen AAT und LeMo abhängig von dem beruflichen
Abschluss ist, kann tentativ bestätigt werden.
Es lässt sich vermuten, dass Logopäden mit einem Hochschulabschluss in ihrem Studium
LeMo häufiger oder intensiver gelehrt bekommen als in der klassischen logopädischen
Ausbildung und deswegen LeMo öfter in der Praxis anwenden.
Während in der vorangegangenen Frage unter „Sonstige“ nicht nach akademischen
Hochschulen und privaten Fachschulen unterschieden wird, kann aufgrund der Ergebnisse
zu dieser Frage angenommen werden, dass der Fokus in der Ausbildung an logopädischen
Fachschulen eher auf dem AAT und sonstigen Tests liegt. Viele Dozenten im akademischen
Bereich haben einen Hintergrund als klinische Linguisten oder Patholinguisten und
vermutlich eine Affinität zu LeMo, der in seiner Komplexität entsprechende
sprachwissenschaftliche Kenntnisse voraussetzt.
An logopädischen Fachschulen spielen Überlegungen zum Logogenmodell möglicherweise
eine untergeordnete Rolle und entsprechend tendieren diese Logopäden eher zum AAT.
Dies wird teilweise von den Experten bestätigt und auch durch Antworten auf die offenen
Fragen (vgl. Kapitel 4.4) weiter unterstützt.
69
4.3.2 Experteninterview Auch Frau Dr. Kira Kramer gibt an, dass, ihrer Meinung nach, ein Zusammenhang zwischen
der Wahl des Tests und dem beruflichen Abschluss besteht. Sie erläutert, dass Schüler an
logopädischen Fachschulen beide Tests in unterschiedlichem Ausmaß lernen. Hierbei wird
der Schwerpunkt auf AAT gelegt, wohingegen LeMo abstrakt blieb. LeMo werde somit von
den Studenten nach der Ausbildung nur bei entsprechendem Interesse angewandt und muss
meistens noch anhand von Fortbildungen verinnerlicht werden. Da sie selbst eine
Ausbildung zur staatlich anerkannten Logopädin an einer privaten Schule gemacht hat,
spricht sie aus eigener Erfahrung. Momentan arbeitet sie als Lehrlogopädin an einer privaten
Fachschule, an der der AAT unterrichtet und auch hier LeMo lediglich vorgestellt wird.
Der, aus den Ergebnissen festgestellte, Zusammenhang zwischen der Art der
Logopädenausbildung und der Wahl des Tests scheint sich allerdings im Laufe der Jahre
abzuschwächen. Was in der Vergangenheit durchaus klar festzustellen war, scheint
mittlerweile an Bedeutung zu verlieren. Nach der Meinung von Eva Rilling besteht
heutzutage überhaupt kein Zusammenhang mehr zwischen dem beruflichen Abschluss und
der Wahl zwischen AAT und LeMo. Sie gibt an, dass sich anhand von Forschung neben dem
syndromorientierten Ansatz von AAT sich auch der modellorientierte Ansatz von LeMo in den
letzten Jahren weiter verbreitet habt und immer mehr akzeptiert wird.
Somit sei LeMo auch immer mehr ein fester Bestandteil in der logopädischen Ausbildung,
unabhängig von der Lehreinrichtung. Sie selbst habe jedoch in ihrem Studium der
Patholinguistik vorwiegend LeMo gelehrt bekommen, was wiederum dafür spricht, dass es
wahrscheinlich in der Vergangenheit einen Zusammenhang gab.
70
4.4 Motive für die Testwahl Während bei den vorherigen Fragen „objektive“ Bedingungen für die Testwahl erfragt
wurden, wird in diesem Abschnitt die subjektive Begründung für die Wahl eines Tests
ermittelt und soweit möglich zusätzlich in Bezug zu dem Standort, Art der Einrichtung und
Verfügbarkeit der Tests sowie der beruflicher Abschluss betrachtet. Außerdem werden die
weiteren Variablen „Störungsbild des Patienten“ sowie „resultierende Therapieplanung“ in
Bezug zu der Wahl hinzugezogen. In der folgenden Tabelle und Graphik wird
zusammengefasst, für welche Tests sich die Befragten momentan bei der Aphasiediagnostik
entscheiden - unabhängig von den zuvor diskutierten Variablen, bei denen einen
Abhängigkeit bezüglich der Wahl vermutet wird. Auch hier werden sonstige Tests mit
einbezogen, da diese immerhin bei knapp einem Drittel der Befragten genannt wurden.
Wahl des Tests
Logopäden
AAT LeMo Sonstige Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
50 49% 23 23% 29 28% 102 (100%)
Tabelle 10: Zusammenfassung der Testwahl
Abbildung 7: Wahl des Tests aller Logopäden
Mit der offenen Frage „Warum entscheiden Sie sich für diese Diagnostikmittel?“ wird in der
Umfrage untersucht, wo die konkrete Motivation für die Testwahl der jeweils Befragten liegt.
Entsprechend geht es im Folgenden indirekt auch um die Stärken und Schwächen der
beiden diagnostischen Tests.
Die Tabelle fasst die wichtigsten Antworten der Befragten bezüglich ihrer Testwahl
zusammen. Dabei wurden ähnliche Antworten jeweils Clustern zugeordnet, für die in der
Tabelle stellvertretend typische Antworten stehen.
49%
23%
28%
Wahl des Tests aller Logopäden
AAT LeMo Sonstige
71
Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (1)
Verfügbarkeit: „Ich verwende den AAT, weil wir ihn nach wie vor ganz gut finden und den
LeMo nicht als Material vorliegen haben.“
Gewohnheit: „Ich kenne mich mit LeMo nicht aus und der AAT ist mir vertraut.“
Anwendung: „Ich verwende den AAT, weil die Umsetzung unkompliziert und zeitsparend
ist.“
„Ich fand LeMo sehr umfangreich und langwierig.“
Standardisierung: „Der AAT ist standardisiert und wird von Ärzten und Krankenkassen
anerkannt.“
Ausbildung: „Ich habe den AAT in der Ausbildung gelernt.“
Grundprinzip: „Ich schätze den Ansatz der Syndromdiagnostik.“
Tabelle 11.1: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (1)
Die Antworten auf die offenen Fragen bestätigen in weiten Teilen bereits oben beschriebene
Abhängigkeiten. Es ist nachvollziehbar, dass immer dann, wenn nur ein Test verfügbar ist,
auch nur dieser benutzt werden kann. Wie zuvor ausgeführt, gibt es auch den
Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber einem Testverfahren in der Ausbildung
und der späteren Nutzung. Insgesamt ergibt sich eine Neigung, dass mit einer
akademischen Logopädieausbildung eine Präferenz für LeMo einhergeht. „LeMo kenne ich
noch nicht“ wird so oder ähnlich von mehreren Logopäden geäußert, die ihre Ausbildung in
privaten Fachschulen erhalten haben. Andererseits wird von akademischen Logopäden
gezielt die modellorientiert geleitete Diagnostik von LeMo befürwortet.
Offensichtlich ist, dass in vielen Fällen auch die Gewohnheit eine große Rolle spielt und
Logopäden am einmal Erlernten und Bewährten festhalten. Dafür ist etwa folgende Antwort
repräsentativ: „Ich habe schon immer den AAT verwendet, da LeMo erst später auf den
´Markt´ kam.“ Einige Befragte geben explizit an, dass ihnen der LeMo überhaupt nicht
bekannt ist.
Darüber hinaus wurde verschiedentlich die Standardisierung des AATs als positive
Eigenschaft und als Grund für die Testwahl genannt. „Ich verwende den AAT, weil die
Umsetzung unkomplizierter und zeitsparender ist“ ist eine für viele repräsentative Aussage.
Scheinbar wird zurzeit auch der standardisierte AAT von einigen Krankenkassen präferiert
und ist leichter abzurechnen.
72
Es muss festgehalten werden, dass die Wahl zum AAT als Diagnostikmittel nicht immer aus
Überzeugung oder aus inhaltlich begründeten Erwägungen erfolgt. Da diese
desillusionierende Erkenntnis für die spätere Ableitung von Empfehlungen aus der
vorliegenden Untersuchung wichtig ist, werden in der folgenden Tabelle nochmals
entsprechend typische Zitate aus den Antworten auf die offene Frage zusammengestellt.
Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (2)
„Leider ist bei uns nur der AAT und nicht der LeMo vorhanden. Ich finde, dass der AAT teils
veraltet ist und je nach Patient lange dauert.“
„Der AAT ist manchmal zu lang, jedoch von den Ärzten erwünscht.“
„Ich bin nicht 100%ig zufrieden, allerdings bisher das Beste auf dem Markt für mich.“
„Ich verwende den AAT, weil ich mir den LeMo nicht leisten kann.“
Tabelle 11.2: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für den AAT (2)
Anhand dieser Antworten wird deutlich, dass sich Logopäden oftmals für den AAT
entscheiden, obgleich sie nicht wirklich überzeugt sind oder sogar eigentlich einen anderen
Test vorziehen würden. Oft sind die Möglichkeiten begrenzt oder an die Vorgabe zu der
Testwahl von bestimmten Ärzten gebunden.
Aus den Antworten der offenen Fragen lassen sich aber entsprechend auch kritische
Beweggründe für die Wahl von LeMo ableiten. Typische Zitate enthält die Tabelle 12.
Entscheidende Faktoren zu der Wahl für LeMo
Verfügbarkeit: „Der AAT ist nicht vorhanden.“
Anwendung: „Der AAT ist zu aufwendig in der Praxis.“
Aktualität: „Der LeMo ist sehr aktuell, aber nur mit Computerprogramm sinnvoll nutzbar.“
Aktualität: „Der AAT ist nicht mehr zeitgemäß.“
Grundprinzip: „Der AAT differenziert die Aphasien lediglich ihrer Art nach und liefert keine
eindeutigen Ergebnisse zu dem Ort der Störung. LeMo hingegen orientiert sich am
Logogenmodell und ist anwendungsbereiter.“
Grundprinzip: „Modell- und hypothesengeleitete Aphasietherapie.“
Tabelle 12: Entscheidende Faktoren zu der Wahl für LeMo
73
Aus den Kommentaren zu den offenen Fragen, weshalb Logopäden sich für LeMo
entscheiden, geht hervor, dass LeMo vor allem durch seine Orientierung am Logogenmodell
und nicht an der Syndromeinteilung wie beim AAT geschätzt wird. Somit kann eine modell-
und hypothesengeleitete Aphasietherapie stattfinden. Es wird betont, dass LeMo in
Kombination mit dem Computerprogramm genutzt werden sollte. Der Entscheidung für LeMo
liegen in verschiedenen Fällen aber auch Argumente gegen den AAT zugrunde. Dieser wird
als aufwendig bezeichnet und mehrfach als nicht mehr aktuell empfunden. Dass der AAT in
einer Einrichtung nicht vorhanden ist und deshalb LeMo benutzt wird, scheint eine
Ausnahme zu sein.
In den Ergebnissen bei der offenen Frage liegen nicht nur Antworten zu der Wahl des AATs
oder LeMo vor, sondern es finden sich auch Kommentare von Logopäden, die beide Tests
gleichermaßen nutzen, jedoch unter verschiedenen Voraussetzungen entsprechend die
Testwahl treffen. Diese Logopäden können hier mit ihren Aussagen als besonders
interessant betrachtet werden. Sie kennen beide Verfahren und können mithin auch besser
beurteilen, was die jeweiligen Stärken und Schwächen sind. Auch hier werden besonders
relevante Aussagen tabellarisch aufgeführt.
Faktoren zu der Wahl zwischen und LeMo AAT
„AAT ist grundsätzlich der bessere Test, allerdings eignet sich der LeMo gut bei konkreten
Testungen.“
„Abhängig von dem Schweregrad der Aphasie (nach informellem Eindruck im
Erstgespräch)“
„Den AAT nutze ich zur Erstuntersuchung, LeMo ist gut für einzelne Untersuchungen.“
„Jedes Diagnostikinstrument bietet Antworten auf bestimmte Fragestellungen, lässt
andere Fragestellungen jedoch offen. Ich entscheide also individuell,
welches diagnostische Mittel mir die beste Antwort auf meine Fragen liefert und setze ggf.
ergänzende Testverfahren ein. Der AAT ist durch seine Standardisierung sehr gut geeignet,
eine statistisch abgesicherte Verlaufskontrolle zu gewährleisten. Ein solches Verfahren hat
einen hohen Stellenwert in der Dokumentation von Verbesserungen, die ja auch gegenüber
Ärzten und Krankenkassen dargestellt werden müssen. Der LeMo ist wiederum ein
sehr gutes Verfahren, um Störungen auf Wortebene sehr genau zu betrachten. Beide
Verfahren lassen aber z. B. keine Aussage zur Verarbeitung auf Textebene zu.“
Tabelle 13: Faktoren zu der Wahl zwischen AAT und LeMo
74
Es lässt sich hervorheben, dass die Entscheidung für einen der beiden Tests letztendlich von
der konkreten Situation und von der konkreten Fragestellung abhängt. Insbesondere der
Schweregrad der Aphasie spielt hier eine herausragende Rolle. Diejenigen, die beide
Verfahren kennen und nutzen, geben detaillierte inhaltliche Begründungen zu ihren
jeweiligen individuellen Entscheidungen an. Wichtig ist auch, dass Logopäden durchaus
beide Verfahren verknüpfen und etwa den AAT zu der ersten Exploration und dann LeMo zur
detaillierteren verfeinerten Diagnose nutzen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass beide
Verfahren ihre jeweiligen Schwerpunkte haben, ist eine Fall-zu-Fall bezogene Entscheidung
für AAT und LeMo sowie auch der kombinierte Einsatz im Bedarfsfall nicht nur
nachvollziehbar sondern auch Grundlage für eine optimierte Diagnose.
Antworten der Befragten indizieren auch klar, dass die Wahl des Tests abhängig von dem
Störungsbild eines Patienten ist, was die zu anfangs aufgestellte Hypothese bestätigt,
dass die erste Einschätzung der Beeinträchtigung des Patienten unmittelbar auch die Wahl
der zusätzlich erforderlichen Diagnoseinstrumenten beeinflusst. Der standardisierte AAT
verschafft einen adäquaten Überblick über das generelle Störungsbild des Patienten. LeMo
bietet sich vor allem an, um Störungen auf Wortebene systematischer betrachten zu können.
Auch die beiden Experten wurden gebeten zu der Frage, welchen Test sie verwenden,
Stellung zu nehmen. Allerdings sind die Aussagen nicht einheitlich. Eva Rilling gibt an, sich
in der Praxis generell eher für LeMo als Erstdiagnostik zu entscheiden, da sie bei
unbekannten Patienten zunächst bestimmte Bereiche gezielt überprüfen möchte. Daraus
leitet sie dann ihre Therapieplanung ab. Sollten ihr dann noch weitere Erkenntnisse fehlen,
entscheide sie sich eventuell im Anschluss doch noch für einen anderen Test. Tritt der Fall
auf, dass sie ein Störungsbild eines Patienten, der sich in der akuten Phase befindet, gar
nicht einschätzen könne und sie ein umfassendes Bild von ihm haben möchte, so würde sie
den AAT auch in Betracht ziehen. Bei Dr. Kira Kramer ist genau das Gegenteil der Fall. Sie
gebraucht generell zunächst immer den AAT. Ihr sei dieser am vertrautesten und sie weiß,
dass er durch seine Standardisierung anerkannt und verlässlich sei. Sie gibt an, LeMo in
besonderen Fällen verwendet zu haben, in denen sie das Störungsausmaß und
Störungsschwerpunkte des Patienten überhaupt nicht deuten konnte, jedoch räumt sie
gleichzeitig auch ein, dass sie sich typischerweise trotz allem meist für den AAT entscheide.
75
4.5 Evaluation der Stärken und Schwächen des AATs und
LeMo Im folgenden Teil werden die Antworten bezüglich der Durchführung und der Auswertung
beider Diagnostikmittel nacheinander aufgeführt und im Anschluss in einer Tabelle in Bezug
auf die analysierten Stärken und Schwächen dokumentiert. Anschließend werden die
Kommentare zu der zusätzlichen offenen Frage zusammengefasst. Die spezifischen
Aussagen aus den durchgeführten Experteninterviews werden hier mit einbezogen und mit
den Antworten aus der Umfrage verknüpft. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten
Resultate aufgeführt und interpretiert. Die detaillierten Antworten in Form von Tabellen
befinden sich nacheinander aufgeführt im Anhang M. Die im Folgenden beschriebenen
Stärken und Schwächen wurden aus der entsprechenden Verteilung der Antworten
hinsichtlich der vorgegebenen Kategorien abgeleitet.
Hinsichtlich der Durchführung der Diagnostikmittel liegt nach Aussage der Befragten
eindeutige Stärken und Schwächen bei beiden Tests vor. Allerdings gibt es auch Aspekte,
die bei beiden Tests gleichermaßen als Stärke oder aber auch als Schwäche
wahrgenommen werden.
Stärken
AAT LeMo
Keine intensive Vorbereitung nötig Angemessene Angaben im Handbuch
Angemessene Angaben im
Handbuch
Deutlich bis angemessene
Instruktionen während der
Durchführung Angemessene Deutlichkeit der
Instruktionen während der
Durchführung
Schwächen Lange Durchführung des Tests Intensive Vorbereitung nötig
Lange Durchführung des Tests
Tabelle 14: Stärken und Schwächen zu der Durchführung der Diagnostikmittel
4.5.1 Stärken und Schwächen des AATs Hinsichtlich des AATs gab es pro Frage zwischen 67 und 69 Antworten, da nicht jede Frage
verpflichtend beantwortet werden musste. Bei der Frage nach einer generellen Einschätzung
des AATs wurde dieser von 49 Prozent mit „ausreichend" bewertet. Die Dauer der
Vorbereitung zu der Nutzung des AATs wurde von 46 Prozent der Befragten als „nicht
intensiv“ empfunden. Als „angemessen" wurden die Anweisungen im Handbuch beurteilt
sowie auch die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung. Bemängelt wurde
allerdings die lange Durchführung des Tests. Dies gaben 69 Prozent der Teilnehmer an,
wohingegen keiner die Durchführung als „kurz“ empfand.
76
Während der Experteninterviews wurde die Dauer der Vorbereitung von Dr. Kira Kramer als
„angemessen“ und von Eva Rilling als „kurz“ bewertet. Diese Aussagen bestätigen die
Ergebnisse der Umfrage. Das Handbuch wurde von Dr. Kira Kramer als hilfreich, jedoch
kompliziert empfunden. Sie gab an, dass im Bereich Spontansprache eine Beschreibung
fehle. Die Spontansprachanalyse sei schwer nach zu vollziehen, wenn man sich mit diesem
Teil genauer beschäftigt. Frau Rilling konnte keine genauen Angaben zum Handbuch geben,
da sie dieses schon länger nicht mehr verwendet habe. Sie benötige lediglich die
Instruktionen der Deckblätter der einzelnen Untertests, um diesen durchzuführen. Sie
betonte, dass die statistischen Tabellen aus dem Handbuch schnell „abschreckend“ wirken
können.
Die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung wurden von beiden Experten und
gleichermaßen in der Umfrage als deutlich eingestuft. Die Dauer der Durchführung des AATs
empfand Dr. Kramer als angemessen, da sie meint, dass es keinen Test gäbe, der schneller
zu einem klaren Ergebnis käme. Für den Patienten jedoch sei dieser, je nach Schweregrad
der Erkrankung, besonders anstrengend. Eva Rilling bewertete die Durchführung, wie auch
die Teilnehmer der Umfrage, als langwierig, was für den Patienten belastend sei.
4.5.2 Stärken und Schwächen von LeMo Bezogen auf LeMo wurden die Fragen der Umfrage von 35 bis 38 Teilnehmern beantwortet.
In der pauschalen Einschätzung rangiert LeMo deutlich vor AAT. 83 Prozent der Befragten
bewerten LeMo mit „gut". Betrachtet man die Ergebnisse zu der Dauer der Vorbereitung fällt
auf, dass die Mehrheit diese als „intensiv“ empfinden. Die Anweisungen im Handbuch
wurden als „angemessen" beurteilt. Als „deutlich" und „angemessen" wurden die
Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung zu 49 Prozent gleichermaßen
bewertet. Auffällig ist, dass mehr als zwei Drittel der Teilnehmer die Durchführung von LeMo
als zu lang zensieren.
Dr. Kramer bestätigt im Experteninterview, dass die Dauer der Vorbereitung bei LeMo
tatsächlich als intensiv wahrgenommen wird. Demgegenüber weist Eva Rilling darauf hin,
dass tatsächlich die Vorbereitungszeit für sie unproblematisch sei, da sie aus Erfahrungen
entscheiden könne, welchen Untertest sie bei welcher Störung anwendet. Im Normalfall
führe sie nicht den ganzen Test durch. Voraussetzung sei aber, dass man sich mit dem
Verfahren auskennen müsse.
77
„In den Fortbildungen die ich zu dem Verfahren gebe, sage ich immer und die Autoren selber
auch, dass ist ein Expertenverfahren, wenn ich den ganzen theoretischen Unterbau dazu
nicht habe, dann kann ich LeMo nicht verwenden. […] Für mich ist die Vorbereitungszeit
gering, aber wenn man das Verfahren nicht kennt, ist das erstmals groß und ohne
Fortbildung finde ich das nicht zu meistern.“ (vgl. Anhang O, S. 149)
Im Allgemeinen finden beide Expertinnen das Handbuch von LeMo verständlich. Dr. Kramer
relativierte ihre Aussage und fügte hinzu, dass dieses jedoch an manchen Stellen Inhaltlich
konkreter sein könne. Beide Experten waren der Meinung, dass die Instruktionen des Testes
deutlich seien. Jedoch fügte Frau Dr. Kramer hinzu, dass dies auch abhängig von dem
Schweregrad der Aphasie sei. Manchmal reiche es nicht aus, die Instruktion nur vorzulesen.
Je nachdem, welcher Untertest durchgeführt wird, ist die Dauer der Durchführung
unterschiedlich. Frau Dr. Kramer empfindet den Aufbau jedes Untertests als adäquat, da
ihrer Meinung nach die Zahl der Testitems gering ist und somit die Patienten nicht
überfordert werden.
Eva Rilling differenziert genauer: „Auditive Wort-Bild-Zuordnen oder die visuelle Wort-Bild-
Zuordnen, mögliches schriftliches Benennen, die finde ich von der Durchführung ganz
angemessen. Dann gibt’s natürlich Tests wie Diskriminieren von Wortpaaren auditiv mit 72
oder 80 Items, die sind zum Teil sehr lang.“ (vgl. Anhang O, S. 149)
Eine wichtige Frage bei der Entscheidung für ein Diagnoseverfahren bezieht sich auf die
Auswertung der Resultate. Hier geht es um die Praktikabilität und um die Möglichkeiten, die
Ergebnisse zu beurteilen und zu verwenden. Die beiden Tests generieren unterschiedlichen
Output. Tabelle 15 fasst die Antworten aus den Fragen 11-21 und 23-33 (vgl. Anhang D)
zusammen, um beleuchten zu können, welche Stärken und Schwächen die beiden
Verfahren bei der Ergebnisauswertung aufweisen. Die genaue Verteilung der Antworten
kann den Tabellen aus Anhang M entnommen werden.
Stärken
AAT LeMo
Allgemeine Auswertungsdauer ist kurz oder angemessen
Computerprogramm für die Auswertung ist hilfreich
Computerprogramm zur Auswertung ist hilfreich
Dauer der Auswertung anhand des Computerprogramms ist angemessen
Dauer der Auswertung anhand des Computerprogramms ist kurz
Testergebnisse können für die Therapieplanung hilfreich beitragen
Testergebnisse können für die Therapieplanung beitragen
Schwächen Angemessene bis lange allgemeine Auswertungsdauer
Tabelle 15: Stärken und Schwächen zu der Auswertung der Diagnostikmittel
78
Beim AAT bewertet die Mehrheit (60%) der Befragten die Dauer der manuellen Auswertung
als „kurz“ oder „angemessen“. 57 Prozent benutzen das Computerprogramm zu der
Unterstützung bei der Auswertung. Insgesamt wird die Software als „hilfreich" angesehen.
Dies bestätigt in Bezug auf die zeitliche Dauer der Anwendung des Computerprogramms,
welche als „kurz" empfunden wird. Die 29 Logopäden, die das Programm nicht verwenden,
haben an dieser Stelle die Gelegenheit zu begründen, weshalb sie von diesem keinen
Gebrauch machen. Zu dieser offenen Frage machen 86 Prozent weitere Angaben. 40
Prozent derjenigen, die das Programm nicht benutzen, geben an, dass dieses AAT Modul in
ihren Einrichtungen nicht vorhanden sei. Hier wird oftmals als Grund der zu hohe
Anschaffungspreis genannt. Weitere dieser Logopäden geben an, dass sie eine alte Version
des AATs besitzen und ihnen in der Ausbildung geraten worden war, die Auswertung
manuell durchzuführen. Diese Methode sei nun zur Routine geworden und zufriedenstellend.
Andere der Befragten empfinden die Computerauswertung als irrelevant für die Therapie
beziehungsweise bemerken, dass sie die Symptomatik des Patienten direkt bei der
Durchführung erhalten.
Einige der Befragten bemängeln außerdem das Nutzungsrecht zu der Verwendung des
Computerprogramms. Die Lizenz sei nach Umzug verfallen und auch nach einem
Computerwechsel sei das Programm nicht mehr kompatibel gewesen. Neben der
Auswertung mit und ohne Computerprogramm wurde außerdem erfragt, inwieweit die
Ergebnisse für die daraus resultierende Therapieplanung relevant sind. Hier gibt nur gut ein
Drittel der Logopäden an, dass die Ergebnisse von dem Test für die weitere
Therapieplanung hilfreich seien.
Demgegenüber weist die Expertin Dr. Kira Kramer ausführlich darauf hin, dass die manuelle
Auswertung des AATs kompliziert sei. Das Computerprogramm hingegen sei verständlich
und einfach. „Ich hätte den AAT sicherlich nicht […] ohne Software auswerten wollen.“(vgl.
Anhang N, S. 129). Frau Rilling empfindet die Auswertung mit dem Computerprogramm
ebenfalls als einfach und schnell. Sie entgegnet, sie habe den AAT nur einmal manuell
ausgewertet, was sie als sehr zeitintensiv und aufwendig empfand. Jedoch fällt die
Spontansprachanalyse bei den Experten gleichermaßen als Untertest negativ auf, da hier die
Auswertung besonders viel Zeit in Anspruch nähme. Dazu Dr. Kramer: „Eine richtig gute
Spontansprachanalyse braucht länger als das, was man in der Praxis bezahlt bekommt.“(vgl.
Anhang N, S. 131).
79
Im Hinblick auf die Nutzung der Ergebnisse für die resultierende Therapieplanung sind beide
Experten insgesamt positiv eingestellt. Allerdings weist Frau Rilling darauf hin, dass die
Ergebnisse für die Therapie immer nur eine grobe Orientierung bieten können. Einzelne
Aspekte der Ergebnisse seien für sie in dieser Hinsicht aussagekräftig, allerdings nicht die
Syndromklassifizierungen.
Bei der Dauer der Auswertung von LeMo gibt es kein eindeutiges Ergebnis. Die Mehrzahl
bewertete diese zwischen „angemessen" und „lang". Als Hilfe zu der Auswertung benutzen
34 Prozent der Logopäden das Computerprogramm, also deutlich weniger als beim AAT.
Insgesamt wird die Software von mehr als zwei Drittel derer die sie benutzen als „hilfreich"
zensiert. 68 Prozent dieser Befragten wählen die vorgegebene Antwortmöglichkeit
„angemessen" für die Dauer des Computerprogramms. Von den 25 Logopäden, die das
Programm nicht verwenden, machen 16 Teilnehmer bei der folgenden offenen Frage weitere
erklärende Anmerkungen. Ähnlich wie beim AAT zeigt sich auch hier, dass viele
Einrichtungen anscheinend das Computerprogramm nicht besitzen. Zusätzlich wird der
zeitliche Aufwand als nicht notwendig gesehen, da meist nur einzelne Untertests benutzt
werden und diese meist nur zu der Ergänzung zu anderen Diagnostiktests dienen. Drei
Teilnehmer geben sogar zu, dass sie das Computerprogramm überhaupt nicht kennen.
Interessant ist, dass mit 89 Prozent aller LeMo-Nutzer der Anteil derer, die Ergebnisse als
unmittelbar relevant für die Therapieplanung einschätzen, erheblich höher ist als beim AAT.
Bei diesem Aspekt sind die Unterschiede in wahrgenommener Anwendbarkeit der
Ergebnisse zwischen beiden Tests erheblich ausgeprägter als bei anderen Dimensionen.
Die Auswertung von LeMo wird von beiden Experten im beruflichen Alltag per Paper and
Pencil Prinzip ausgeführt. Dr. Kira Kramer ist das Computerprogramm zu der Auswertung
nicht vertraut und Frau Rilling fehlt die Zeit sich im Praxisalltag damit ausreichend zu
beschäftigen, um eine gewisse Routine zu entwickeln. Dies sei aber nötig, um den Vorgang
der Auswertung beschleunigen zu können. Dr. Kira Kramer und Eva Rilling widerlegen das
Ergebnis der Umfrage, da sie die Auswertung per Hand als nicht aufwendig bezeichnen.
Die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung wird auch hier, wie in der Umfrage, als
„hilfreich" bewertet, da man die gestörte Route erkennt und sieht, welche Modalitäten gestört
sind. Eine wichtige Voraussetzung sei, führt Dr. Kramer aus, dass man sich mit dem
Logogenmodell auskennt.
80
Anmerkung zu der resultierenden Therapieplanung nach der Diagnostik
Die Testwahl in Abhängigkeit mit der resultierenden Therapieplanung lässt sich nicht effektiv
messen. In der Diskussion wird diese Frage ausführlicher thematisiert. Eine weitere offene
Frage ermöglichte es den Befragten, zusätzlich Hinweise auf weitere Stärken und
Schwächen der beiden Testverfahren zu geben. Typische und relevante Aussagen
hinsichtlich der Stärken und Schwächen befinden sich in Tabelle 16.
Stärken
AAT LeMo
„Eignet sich gut zur Spezialisierung vorheriger Befunde“
Schwächen „Items nicht mehr aktuell“ „Testet nur monomorphematische Wörter“
„Keine Widergabe der Komplexität von der individuell differenzierten Sprachproblematik“
„Fundiertes Hintergrundwissen nötig“
„Einzelne Testbereiche sind fehlerhaft“
„Items geben keinen Anreiz zum Sprechen“
„Abnahme des Test variiert zeitmäßig je nach Patient“
„Nicht für jede Art der Aphasie geeignet“
„Auswertung der Spontansprachanalyse“
„Token Test zu lang und umfangreich“
„Fehler im Hinblick auf die Überprüfung das Lesesinnverständnis. Die Anleitung weist aus, dass die Items laut oder leise gelesen werden dürfen. Beim lauten Lesen würde sich aber der Patient - nach Logogenmodell- eine auditive Hilfe geben und die Itmes über das phonologische Inputlexikon in die Semantik schicken. Damit wurde dann kein LSV überprüft, sondern das auditive SV“
Tabelle 16: Sonstige Stärken und Schwächen zu den Diagnostikmitteln
Fast jede zweite Anmerkung bemängelt die Aktualität der AAT Items und/oder wünscht eine
partielle Überarbeitung. Die Bilder werden generell als veraltet, nicht ansprechend und unklar
bewertet. Es wird verschiedentlich bemängelt, dass die eingesetzten Bilder demotivierend
seien und keinen Anreiz zum Sprechen gäben. Das führe dazu, dass vor allem viele jüngere
Patienten den AAT nicht akzeptieren. Die Items seien ebenfalls nicht für Patienten mit
Sehbehinderungen ausgerichtet.
81
Weiterhin wird kritisiert, dass der AAT nur Teilbereiche überprüft und somit nicht die
Komplexität der individuell differenzierten Sprachproblematik wiedergibt. Einzelne
Testbereiche seien zudem fehlerhaft, nicht vollständig und würden nur kurz überprüft. Somit
sei die Aussagekraft begrenzt. Insbesondere werden in diesem Zusammenhang die
Untertests Spontansprache und Token Test hervorgehoben. Zu der Spontansprache wird
kritisiert, dass dieser Teil zu komplex sei, besonders im Hinblick auf die Auswertung.
Ebenfalls berücksichtige er nicht eine eventuelle Sprechapraxie. Dennoch ist der Untertest
Spontansprache ein elementarer Teil einer validen Diagnostik. Diese Meinung wurde von
einem Drittel der Logopäden vertreten, die sich in der offenen Frage geäußert haben. Bei
dem Token Test wird kritisiert, dass dieser zu lang, umfangreich und die Handhabung
umständlich sei. Je nach Störungsbild sei die Abnahme des Tests zu aufwendig, wodurch
die Gefahr einer Frustration beim Patienten gegeben sei. Dies geben 25 Prozent der
Teilnehmer an. Einige bemängeln, dass der AAT nicht für jede Form der Aphasie geeignet
sei. Vor allem bei wenig gestörten Patienten gäbe es keine zuverlässige Aussagekraft.
Auffallend ist ein Kommentar eines Befragten, der angibt, dass es einen Fehler bei der
Überprüfung des Lesesinnverständnisses gäbe. Laut Anleitung dürfen die Items laut oder
leise gelesen werden, allerdings sei lautes Lesen eine auditive Hilfe. Somit würde nicht das
Lesesinnverständnis überprüft werden, sondern lediglich das auditive Sprachverständnis.
Im Experteninterview bemängelt Dr. Kira Kramer ebenfalls, dass das Bildmaterial für jüngere
Patienten nicht geeignet sei. Bei einer Überarbeitung sähe sie allerdings die Schwierigkeit
den AAT eventuell neu standardisieren zu müssen. Eva Rilling kritisiert hingegen, dass
bestimmte Bereiche, wie im Untertest Schriftsprache, nicht differenziert betrachtet, sondern
zusammengefasst werden. Ebenfalls gäbe es in manchen Teilen, wie dem der Pronomen, zu
wenig verbale Items sodass keine verlässliche Aussage garantiert sei.
Zu LeMo gibt die Mehrheit der Befragten an, dass sie die Ergebnisse des Tests weitaus
genauer für die weitere adäquate Therapieplanung nutzen können, als beim AAT. LeMo wird
vorzugsweise von Logopäden verwendet, die ihre vorherigen Befunde aus anderen
Diagnostikmitteln konkretisieren möchten. Jeder vierte Logopäde, der sich hier äußert,
bemängelt aber die Tatsache, dass LeMo nur monomorphematische Wörter testet. Somit ist
das Niveau des Tests nicht für alle Patienten gleichermaßen geeignet. Außerdem wird die
Anmerkung gemacht, dass bei der Verwendung von LeMo ein fundiertes Hintergrundwissen
vorliegen sollte, da dieses für die Testauswertung und Testinterpretation essenziell ist.
82
In einer zusätzlichen Anmerkung kritisiert die Expertin Dr. Kira Kramer, dass LeMo im
Vergleich zu der Komplexität in der Ausbildung zu wenig gelehrt werde. Sie begründet
„[…]weil man den AAT öfter in der Ausbildung auch gesehen hat, ist es einem natürlicher
und selbstverständlich diesen zu handlen, als dass man jetzt hier sitzt mit dieser riesen
Batterie und sich überlegt, ‘was mach ich denn jetzt?“ (vgl. Anhang N, S. 137). Eva Rilling
geht in einer zusätzlichen Anmerkung vor allen Dingen auf das Bildmaterial im Test ein, das
ihrer Meinung nach nicht immer selbsterklärend sei. Bei einigen Items müssen zusätzliche
Hilfen beziehungsweise Instruktionen gegeben werden. Dieses Problem gibt es ihrer
Meinung nach auch in anderen Testteilen. In diesen seien die vorgegebenen Instruktionen
nicht immer ausreichend. Der Untertest Rückwärtssprechen ist ihrer Meinung nach
überflüssig, da dies eine künstlich konstruierte Aktivität sei.
83
5. Diskussion
In der nachfolgenden Diskussion werden erstens nochmals wichtige Ergebnisse aus der
vorliegenden Untersuchung zusammengefasst; dabei wird auf die zuvor formulierten
Hypothesen rekurriert. Zweitens aber wird noch einmal die Anlage der empirischen Studie
kritisch reflektiert und die „Lessons Learned“ diskutiert.
5.1 Überblick über die Forschungsergebnisse In dieser Bachelorarbeit wurde die anfangs aufgestellte Zielsetzung erreicht und es konnte
erforscht werden
was die Stärken und Schwächen von AAT und LeMo hinsichtlich der Durchführung
und Auswertung mit und ohne Computerprogramm sind
wie zufrieden Logopäden in Deutschland mit den Diagnostiktests sind
was tatsächlich die Kriterien für die Testwahl sind.
Ausgehend von einer Sichtung der vorhandenen Fachliteratur haben wir eingangs
Hypothesen formuliert, die dann mit Hilfe einer Befragung von Logopäden sowie unter
Nutzung von Experteninterviews diskutiert und teilweise bestätigt werden konnten. Zunächst
werden die Stärken und Schwächen des AATs und LeMo getrennt aufgeführt, um die
Ergebnisse übersichtlich darstellen zu können.
5.1.1 Stärken und Schwächen des AATs Durch die Auswertung der Umfrage und des Interviews wurde bezüglich der Durchführung
des AATs deutlich ermittelt, dass diese als zeitaufwendig empfunden wird. Hierfür ist
allerdings keine intensive Vorbereitung nötig. Im Hinblick auf die Auswertung stellte sich
heraus, dass diese zeitlich angemessen ist. In Verbindung mit dem Computerprogramm,
welches von Logopäden als hilfreich bewertet wird, kann die Auswertungsdauer deutlich
verkürzt werden. Es könnte argumentiert werden, dass der hohe Aufwand der Durchführung
für den Therapeuten durch die kurze Vorbereitung und Auswertung kompensiert wird.
Allerdings sollte immer im Interesse des Patienten gehandelt werden, der nur die lange
Durchführung wahrnimmt und diese für ihn als belastend empfindet. Negativ aufgefallen sind
zwei Untertests des AATs. Laut der Befragten, sei der Untertest Spontansprache in der
Durchführung als auch in der Auswertung zu komplex und der Token Test zu lang, zu
umfangreich und zu umständlich in der Handhabung.
84
Auch der Untertest Lesesinnverständnis weist Defizite auf, da in diesem laut Handanweisung
eine auditive Hilfe erfolgen kann und somit das Lesesinnverständnis nicht mehr adäquat
geprüft werden kann. Weitere Anmerkungen sind, dass die Items im gesamten Test nicht
mehr aktuell sind und der Test nicht für jeden Patienten mit aphasischen Symptomen
geeignet sei. Für jüngere Patienten seien die Abbildungen nicht zeitgemäß und motivieren
deshalb nicht zum Sprechen. Zusätzlich wäre es bei Restaphasikern nicht immer möglich,
eine eindeutige Diagnose zu stellen. Für Aphasiker, die zusätzliche Begleiterscheinungen
aufweisen, sei der Test nicht immer entsprechend ausgelegt. Patienten mit einer Sehstörung
könnten Schwierigkeiten haben die Items zu erkennen und somit die Aufgabe korrekt
auszuführen.
Allgemein lässt sich sagen, dass der AAT als Standarddiagnostikmittel in Deutschland gilt.
Grundsätzlich wird dieser von Logopäden als angemessen bewertet, weist allerdings in
verschiedenen Bereichen Defizite auf, aufgrund dessen eine Überarbeitung empfehlenswert
wäre. In dem Fall muss bedacht werden, dass eine erneute Standardisierung erforderlich
sein würde. Die Klassifizierung in Aphasiesyndrome, welche den AAT charakterisieren, wird
von Logopäden deutschlandweit kritisiert. Die Syndrome gäben nur einen groben Überblick
über die Symptome der einzelnen Aphasieformen, beschreiben jedoch nicht detailliert
einzelne Störungsbereiche. Dennoch ist die Syndromeinteilung aktuell noch unverzichtbar,
da ebenfalls Ärzte und Krankenkassen sich anhand dieser orientieren und der Lehrplan der
medizinischen Berufe angepasst werden müsse, wie auch die Patholinguistin LeMo Eva
Rilling bestätigte. Aufgrund dieser Argumente stellt sich die Frage, ob eine Investition,
sowohl finanziell als auch zeitlich, zur Überarbeitung des AATs sinnvoll oder ob die
Entwicklung eines komplett neuen und aktuellen Tests effektiver wäre.
„Also ich finde, er hat halt einen historischen Wert, auf jeden
Fall. Er ist auch in der klinischen Tätigkeit sicherlich nicht weg
zu denken. Da ihn vor allem auch Ärzte kennen hat er seine
Berechtigung, Notwendigkeit, aber ich finde für die klinisch-
praktischen Therapeuten muss es auch den auf jeden Fall dazu
geben.“ (Eva Rilling im Experteninterview 2012, Anhang M,
S.156)
85
5.1.2 Stärken und Schwächen von LeMo Auch bei LeMo konnten anhand der Umfrage und der Experteninterviews Stärken und
Schwächen bezüglich der Durchführung und der Auswertung festgestellt werden. Bei LeMo
gelten die Instruktionen bei der Durchführung als angemessen formuliert, wobei visuelle
Hilfen in Form von entsprechenden Piktogrammen für den Patienten fehlen. Diese müssten
noch in den Test integriert werden, um Missverständnisse vermeiden zu können. Die
Vorbereitung wird als intensiv bewertet. Die allgemeine Auswertung des Tests ist
angemessen bis langwierig. Auch hier wird betont, dass das Computerprogramm für die
Auswertung hilfreich sei, dieses jedoch mehr Zeit in Anspruch nähme, als das
Computerprogramm von dem AAT. LeMo eignet sich zur Spezialisierung vorheriger Befunde.
Zur Vorbereitung und Auswertung wird jedoch fundiertes Hintergrundwissen, speziell zum
Logogenmodell, vorausgesetzt. Kritisiert wird eine lange Durchführung des Tests, obwohl
LeMo nicht mitsamt allen seiner 33 Untertests durchgeführt werden muss und er bei Bedarf
unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder fortgesetzt werden kann. Dies könnte
sich auf die eben genannten mangelnden Vorkenntnisse zurückführen lassen. Die Wahl
hierbei, welcher der einzelnen Untertests für den Patienten gewählt wird, liegt im Ermessen
des Logopäden.
Das modellorientierte Diagnostikverfahren bietet eine Einzelfalldiagnostik. Somit wird jeder
Patient individuell betrachtet und bekommt die für ihn bestmögliche therapeutische
Behandlung.
„In den Fortbildungen, die ich zu dem Verfahren gebe, sage
ich immer und die Autoren selber auch, das ist ein
Expertenverfahren, wenn ich den ganzen theoretischen
Unterbau dazu nicht habe, dann kann ich LeMo nicht
verwenden.“ (Eva Rilling im Experteninterview 2012, Anhang
M, S. 149)
86
5.1.3 Erörterung der Hypothesen Die Hypothesen wurden in der Auswertung mit den Ergebnissen der Umfrage und der
Interviews in Zusammenhang gebracht. Im folgenden Teil werden diese nochmals kurz
erörtert.
Es wurde tendenziell bestätigt, dass ein Zusammenhang zwischen der Wahl des
Tests und dem Standort besteht. Der AAT wird in ganz Deutschland gewählt,
wohingegen in den östlichen Bundesländern auch verstärkt mit LeMo gearbeitet wird,
der in den alten Bundesländern seltener gewählt wird.
Die Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und der
Einrichtung besteht, konnte bestätigt werden. Generell wird in allen Einrichtungen, in
denen Patienten logopädisch behandelt werden, am häufigsten der AAT gewählt. In
Praxen werden an zweiter Stelle sonstige Tests gewählt, jedoch LeMo am seltensten.
In großen Einrichtungen hingegen wird nach dem AAT auch LeMo verhältnismäßig
oft für die Aphasiediagnostik verwendet. Zu diesen Einrichtungen zählen
Therapiezentren, Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken, die, aufgrund des
neurologischen Schwerpunkts, auch häufig über mehrere Tests verfügen und somit
neben dem AAT auch oft LeMo besitzen und anwenden. Logopäden, die an
Logopädieschulen unterrichten, verwenden LeMo sogar häufiger als den AAT. Dies
lässt vermuten, dass in der logopädischen Ausbildung heutzutage der Schwerpunkt
der Aphasiediagnostik auf dem Verfahren nach LeMo liegt.
Hypothese 1: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl von AAT und
LeMo und dem Bundesland, in dem die Einrichtung lokalisiert ist.
Hypothese 2: Zwischen der Wahl und der Art der logopädischen Einrichtung besteht
ein Zusammenhang dadurch, dass Rehabilitationskliniken, Krankenhäuser und
Therapiezentren in der Regel sowohl den AAT als auch LeMo besitzen und Praxen
lediglich einen der Diagnostiktests.
87
Die Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und dem
Schweregrad des Störungsbildes eines Patienten besteht, konnte nur teilweise
bestätigt werden. Da der AAT komplex ist und alle Modalitäten prüft, ist er nicht für
leichte Aphasien geeignet. Hier wird LeMo verwendet, mit Hilfe dessen gezielte
Bereiche getestet werden können. Anhand der Umfrage stellte sich heraus, dass
allerdings der AAT aus Gewohnheit von vielen Logopäden präferiert wird. Aufgrund
dessen konnte ein kompletter Nachweis dieser Hypothese nicht erfolgen.
Es hat sich herausgestellt, dass die Testergebnisse des AATs „teilweise hilfreich“ und
die Testergebnisse von LeMo „hilfreich“ für die weitere Planung der Therapie sind.
Die Testergebnisse des AATs sind nur groborientierend effektiv für die resultierende
Therapieplanung, wohingegen die von LeMo durchaus eine Hilfe darstellen,
angenommen man ist sich mit dem Logogenmodell vertraut. Ob nun andererseits
auch der aus dem jeweiligen Test typischerweise resultierende Therapieansatz
bereits die Testwahl beeinflusst, konnte anhand der Fragestellungen nicht ermittelt
werden. Dies wäre aber möglicherweise eine andere interessante weiterführende
Frage für die Forschung.
Hypothese 3: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und
LeMo und dem Schweregrad des Störungsbildes eines Patienten.
Hypothese 4: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und
LeMo und der resultierenden Therapieplanung.
88
Zwischen der Wahl des Tests und dem beruflichen Abschluss ist nur eine minimale
Tendenz sichtbar. Unabhängig von dem beruflichen Abschluss ist vorwiegend der
AAT bekannt und wird auch gewählt. Auffallend ist aber, dass Logopäden mit einem
akademischen Abschluss verstärkt LeMo verwenden, wohingegen staatlich
anerkannte Logopäden an zweiter Stelle mit anderweitigen Tests arbeiten und LeMo
selten in Betracht ziehen. Dies könnte daran liegen, dass der LeMo noch nicht so
lange wie der AAT besteht. Auch das Anstreben eines akademischen Abschlusses,
wie dem Bachelorabschluss in der Logopädie, wird immer populärer. Auf Grund
dessen ist davon auszugehen, dass LeMo in Zukunft einen höheren Stellenwert
erlangt und sich so möglicherweise der Trend zwischen dem beruflichen Abschluss
und der Wahl des Diagnostikmittels in Richtung LeMo entwickelt.
5.2 Verlauf der Studie
Stichprobe
Um unsere Forschungsfragen adäquat beantworten zu können, haben wir Logopäden aus
ganz Deutschland gesucht und bezüglich der Online-Umfrage kontaktiert. Letztendlich
erhielten wir 69 verwertbare Antworten zu der Umfrage. Die Größe der Stichprobe war im
Allgemeinen zufriedenstellend um die Hauptfrage zu den Stärken und Schwächen beider
Tests zu beantworten. Um auf die verschiedenen Kriterien der Unterfragen einzugehen, die
bei der Wahl des Tests eine Rolle spielen könnten, wäre eine größere Rücklaufquote
wünschenswert gewesen. Somit konnten wir einige der Hypothesen lediglich tendenziell
belegen.
Hypothese 5: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahl des AATs und
LeMo und dem beruflichen Abschluss im sprachtherapeutischen Bereich.
89
Rücklaufquote
Auffallend war, dass alle Logopäden, bis auf eine Ausnahme, Fragen zum AAT beantwortet
haben und die Fragen zu LeMo nur grob von der Hälfte beantwortet werden konnte. Dies
könnte auf Zufall beruhen oder auch unsere Ergebnisse abermals bestätigen, dass LeMo
seltener verwendet wird. Mit der Umfrage konnten die aufgestellten Hypothesen teilweise
belegt werden. Durch die Einbeziehung der Experteninterviews konnten die Resultate aber
zusätzlich untermauert werden.
Bei einer erneuten empirischen Untersuchung der Thematik müsste man angesichts einer
begrenzten Rücklaufquote deutlich mehr Logopäden kontaktieren, um dann auch bei Fragen
mit relativ vielen Antwortmöglichkeiten noch jeweils Antworten zu haben, die möglichst
eindeutige Aussagen erlauben. Anhand der zusätzlichen Meinungen der Experten konnten
diese Ergebnisse zusätzlich vertieft werden. Somit gelang es uns, die Forschungsfrage und
den größten Teil der Unterfragen, trotz der geringen Rücklaufquote der Umfrage, adäquat zu
beantworten.
Lerneffekte nach Abschluss der Studie
Insgesamt haben wir gelernt, dass es bei einer empirischen Untersuchung extrem wichtig ist,
bereits bei der Entwicklung der Fragebögen genau zu überlegen, welche späteren
Auswertungen beabsichtigt und erforderlich sind. Es hat sich herausgestellt, dass nicht nur
die präzisen Fragestellungen von herausragender Bedeutung sind, sondern dass etwa auch
bei geschlossenen Fragen die vorgegebenen Antwortkategorien so ausgewählt werden
müssen, dass klar differenzierende Ergebnisse abzuleiten sind.
Da bei einigen Fragestellungen die Ergebnisse lediglich Trendaussagen erlauben, wäre es
wünschenswert, hier weitere Forschungen durchzuführen. Nur auf der Basis zusätzlicher
Daten können einige unserer Hypothesen mit größerer Sicherheit bestätigt beziehungsweise
widerlegt werden. Im Rahmen einer Bachelorarbeit sind bei einem solch komplexen
Forschungsthema lediglich eine erste Exploration und vorläufige Aussagen über
Zusammenhänge möglich.
Aktualität des Themas
Die Aktualität unseres Themas wurde während der Literatursuche zu unserer Bachelorarbeit
und durch Gespräche mit Dozenten bestätigt. Während der Literatursuche stellte sich
heraus, dass vorwiegend Einzelfallstudien vorliegen, die sich auf die Testanwendung bei
lediglich einem Patienten beschränkten und die Tests bezüglich unserer Forschungsfrage
nur ansatzweise thematisierten.
90
Es liegt weitere Literatur vor, die die Ansätze der syndrom- und der modellorientierten
Diagnostik diskutieren und die Tests damit in Bezug bringen. Hierzu konnten wir einzelne
Stärken und Schwächen zu den Tests herausfiltern, die im Literaturrückblick (Kapitel 2)
dieser Arbeit aufgenommen wurden. Die Aussagen zu den Stärken und Schwächen waren
jedoch begrenzt und auch die Kriterien zu der Wahl dieser Tests fehlten größtenteils.
Allerdings liegen nach Beushausen (2009) einige Grundkriterien vor, die bei der Wahl von
Tests allgemein eine Rolle spielen. Diese haben wir zur Unterstützung des Aufbaus unserer
Unterfragen verwendet.
Die Aktualität wurde außerdem anhand des großen Interesses der Logopäden aus der
Umfrage deutlich, die um unsere Forschungsergebnisse baten. Da unsere Umfrage bei
Google in der konkreten Wortsuche „AAT und LeMo“ in den ersten fünf Auflistungen der
Suchergebnisse angezeigt wird, spricht auch dies dafür, dass es sich hierbei um ein
aktuelles Thema handelt.
91
6. Fazit
Im Anschluss an die Diskussion wird im abschließenden Fazit versucht, die zentralen
Erkenntnisse aus dem Untersuchungsprojekt zu kondensieren und erste
Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Allgemein lässt sich sagen, dass die Forschungsfragen unserer Studie zufriedenstellend
beantwortet werden konnten. Es stellte sich heraus, dass die Diagnostikmittel AAT und LeMo
grundsätzlich positive Bewertungen haben, allerdings auch Schwächen aufweisen.
Vorwiegend ist in Deutschland der AAT geschätzt und verbreitet, wird aber oft anhand seiner
mangelnden Aktualität der Items, der langen Durchführung und der Einteilung in
Aphasiesyndrome kritisiert. Trotzdem gilt er als aussagekräftiger Test, dessen
Syndromeinteilung auch Vorteile bietet, von anderen Disziplinen anerkannt ist und somit aus
der alltäglichen Praxis mit Aphasiepatienten nicht wegzudenken ist. Der AAT wird auch
aufgrund seiner Standardisierung gewählt. In vielen Fällen ist der AAT auch der einzige zu
der Aphasiediagnostik vorhandene Test in einer Einrichtung.
LeMo wird häufig in Kombination mit dem AAT verwendet und bietet die Möglichkeit
Ergebnisse des AATs zu belegen oder anhand zusätzlicher Testbereiche zu erweitern. Hier
werden die Ergebnisse nicht in Syndrome eingeteilt, sondern anhand des
Sprachverarbeitungsmodells analysiert. Die Diagnostik an dem Logogenmodell wird laut
unserer Untersuchung immer populärer, ist jedoch bis jetzt in Deutschland erst mäßig
verbreitet. Auch wird betont, dass LeMo einer gründlichen Einarbeitung bedarf, um diesen
Test korrekt ausführen und auswerten zu können. Logopäden, die LeMo wählen, sind mit
dem Logogenmodell vertraut und wissen den Test adäquat anzuwenden.
Ohne hier noch einmal auf Detailergebnisse einzugehen, sollen im Folgenden die
fundamentalen Erkenntnisse aus unserer Studie kondensiert zusammengefasst werden.
Hierbei werden sowohl Hinweise aus der Literatur, die Ergebnisse der Logopädenbefragung
als auch die Experteninterviews herangezogen. Die wichtigsten und zentralen Ergebnisse
lassen sich thesenhaft und bewusst pointiert zusammenstellen.
1. AAT und LeMo haben jeweils Stärken und Schwächen. Für die Testwahl sollte das
konkrete Störungsbild des Patienten und seine Beeinträchtigung ausschlaggebend sein.
Es zeigt sich, dass ein Optimum der Diagnose bei komplexen Störungsbildern erreicht
werden kann, wenn beide Verfahren kombiniert werden. Tatsächlich muss aber davon
ausgegangen werden, dass die Testwahl nicht immer sachbezogen beziehungsweise
patientenorientiert erfolgt.
92
2. Nicht alle Logopäden sind wirklich fundiert und umfassend über beide Testverfahren
informiert. Die Testauswahl erfolgt vielfach aufgrund von Gewohnheiten, Zufälligkeiten
oder schlicht wegen der Verfügbarkeit. Die Tatsache, dass mehrheitlich der AAT benutzt
wird, beweist nicht, dass dieser immer der bessere oder angemessenere Test ist. LeMo
ist vielen Logopäden gar nicht oder nur unzureichend bekannt.
3. In jedem Fall ist der Wissensstand auf Seiten der Logopäden der kritische Faktor, der bei
einer weitergehenden Erforschung intensiver betrachtet werden muss. Die
wahrgenommenen Stärken und Schwächen sowie die Motive für die Entscheidung für
einen der beiden Tests, aber auch der Grad, in dem die Testmöglichkeiten ausgenutzt
werden, hat eindeutig mit Wissen und Erfahrung zu tun. Die Testwahl auf Basis von
Routine oder Ignoranz ist jedenfalls nicht gerechtfertigt.
4. Nach wie vor spielen offensichtlich die Ausbildung (unter anderem akademischer- versus
staatlich anerkannter Abschluss) und auch die Größe der Einrichtung, in der der
Logopäde arbeitet, eine wichtige Rolle dafür, welcher der beiden Diagnostiktests bekannt
ist und angewendet wird. Vor allem für LeMo gilt, dass die effiziente Anwendung
spezifische sprachwissenschaftliche Kenntnisse (Logogenmodell) voraussetzt.
5. Weder AAT noch LeMo werden von den Logopäden in ihren vollen Möglichkeiten
ausgeschöpft. Etwa hinsichtlich der Ergebnisauswertung und der entsprechenden
Ableitung von Therapien bieten die Tests zusätzliche Erkenntnisse. Nur eine
differenzierte Analyse der Resultate nutzt tatsächlich das Diagnosepotenzial aus. In
diesem Zusammenhang fällt auch auf, dass viele der Befragten die Computerprogramme
zur Auswertung der Daten nicht nutzen oder in Einzelfällen gar nicht kennen.
Ausgehend von diesen Thesen lassen sich erste Handlungsempfehlungen ableiten.
Die der Untersuchung zugrunde liegenden Fragestellungen haben sich als berechtigt
und relevant herausgestellt. Es geht um für die logopädische Praxis wichtige Fragen,
die aber in weiteren Untersuchungen detaillierter behandelt werden müssen.
Zusätzliche Forschung ist wünschenswert. Als Beispiel kann hier unsere Vermutung
angeführt werden, dass die aus dem Tests typischerweise resultierende
Therapieplanung bereits im Vorfeld die Testwahl beeinflusst
93
In der logopädischen Ausbildung, sowohl an Fachschulen als auch an akademischen
Einrichtungen, sollten im Themenbereich Aphasie beide diagnostische Tests
gleichermaßen gelehrt und eingeübt werden. Alle Logopäden müssen die Möglichkeit
haben aufgrund von Kenntnissen beider Tests eine adäquate und fallbezogene
Testentscheidung zu fällen.
Nicht nur in der Primärausbildung, sondern insbesondere auch in der logopädischen
Fortbildung muss sichergestellt werden, dass jeweils der „State of the Art“ vermittelt
wird. Auch Logopäden, die bereits vor vielen Jahren ausgebildet worden sind,
müssen regelmäßig mit den neusten Diagnoseverfahren und deren Anwendung
vertraut gemacht werden.
Da sich die Forschung weiterentwickelt und zusätzliche Anwendungserfahrungen
vorliegen, müssen auch die Tests regelmäßig aktualisiert werden. Es sollte
insbesondere überprüft werden, ob nicht der AAT modernisiert werden sollte. Das gilt
speziell für die Bilder und einzelne Untertests.
Es ist daher empfehlenswert weitere Forschung im Bereich der Aphasiologie,
beispielsweise in Form einer Bachelor- oder Masterarbeit, zu der Aktualität des AATs
durchzuführen. Je nach Ergebnissen zu der Aktualität sollte dann entschieden
werden, ob es lohnenswert wäre den AAT zu überarbeiten. Diese Ergebnisse wären
auch für die Entwickler des AATs interessant und könnten diese zu einer
Aktualisierung des Tests anregen. Die Überarbeitung des Tests könnte in
Zusammenarbeit mit anderen interessierten Fachleuten, wie Logopäden in dem
Fachgebiet der Neurologie oder Neurolinguisten, erfolgen.
Auf der Basis unserer Untersuchungen und Diskussionen scheint es nicht um die pauschale
Frage „AAT oder LeMo“ zu gehen; es geht auch nicht um richtig oder falsch. Vielmehr muss
kritisch die Frage gestellt werden, in welchem Fall welcher Test gewählt werden sollte, um
optimale Diagnoseergebnisse zu erreichen. Unabhängig von der jeweiligen Testwahl muss
auch sichergestellt sein, dass der gewählte Test adäquat angewendet und in seinen
Möglichkeiten erschöpfend genutzt wird. Dies ist heutzutage leider nicht immer
gewährleistet. Die Resultate unserer Untersuchung belegen, dass in der logopädischen
Praxis mehr und konkretere Informationen über die Aphasiediagnostiktests AAT und LeMo
benötigt werden.
94
7. Literaturverzeichnis
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95
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Rehabilitationsprozess“
96
8. Anhang
Anhang A: Implementierungsplan
A.1 Anlass und Hintergrund der Implementierung
Während unserer logopädischen Praktika im Herbst 2011 haben wir erste Erfahrungen mit
Untersuchungen zur Aphasiediagnostik gesammelt. Durch Diskussionen mit Kollegen im
Praktikum, Kommilitonen und innerhalb dieser Bachelorgruppe stellten wir fest, dass
unterschiedliche Expertise in Bezug auf Tests zur Aphasiediagnostik besteht. Hauptsächlich
wurden in unseren Praktikumseinrichtungen der Aachener Aphasie Test (AAT), die Aphasie-
Check-Liste (ACL) und Lexikon Modellorientiert (LeMo) zur Diagnostik eingesetzt. Je nach
Praktikumsstelle wurden eine oder zwei der genannten Untersuchungsmittel verwendet.
Nach Äußerungen der Logopäden schien dies jedoch nicht immer aus Sachkenntnis oder
Überzeugung heraus zu geschehen da oft die Möglichkeiten einer Einrichtung begrenzt
waren. Die Testverfahren waren in den Einrichtungen nicht immer gleichermaßen verfügbar
und/oder bekannt.
Als wir uns im folgenden Semester mit einem Thema für die Bachelorarbeit
auseinandersetzten, kamen wir gemeinsam wieder auf die unterschiedlichen
Aphasiediagnostikmittel zu sprechen. In den Gesprächen zu der Bachelorthematik stellte
sich heraus, dass sich eine Studentin der Bachelorgruppe in ihrem Praktikum besonders
intensiv mit LeMo beschäftigt und diesen bei Patienten angewendet hat. LeMo erschien uns
als besonders interessant, da dieser die Aphasie nicht anhand von Syndromen
diagnostiziert, wie uns bisher bekannt war, sondern die Ergebnisse des Tests anhand des
Logogenmodells interpretiert werden. Somit wird für jeden Patienten individuell eine
sogenannte Logogendiagnose erstellt.
Da LeMo für einen Teil von uns ein neues Diagnostikmittel darstellte und mehrere unserer
Praktikumsbegleiter oft behaupteten, dass die Syndromeinteilung des AATs veraltet sei,
beschlossen wir aus dem ergebenen Interesse von uns, unsere Bachelorarbeit über diese
zwei Diagnostikmittel zu schreiben. Hierbei wollten wir jedoch keinen konkreten Vergleich
herstellen, sondern vielmehr bestimmte Aspekte beider Tests hervorheben. Für uns stellte
sich die Frage nach welchen Kriterien Logopäden einen der beiden Tests zur
Aphasiediagnostik wählen. Aus diesen Kriterien wollten wir Stärken und Schwächen beider
Tests zusammenstellen.
97
Mit den gewonnenen Forschungsergebnissen möchten die Untersucherinnen Logopäden
und anderen Fachleuten im sprachtherapeutischen Bereich einen allgemeinen und
hilfreichen Überblick über zwei sehr unterschiedliche Untersuchungen zur Aphasiediagnostik
ermöglichen. Die Implementierung unserer Ergebnisse erfolgt durch unterschiedliche
Maßnahmen, die im Folgenden konkretisiert werden.
A.2 Ziel der Implementierung
Um die Ergebnisse unserer Projektarbeit nutzbar zu machen, setzen wir uns folgendes Ziel:
Um dieses Ziel zu erreichen möchten wir Logopäden an unseren Erkenntnissen teilhaben
lassen, so dass sich diese in Zukunft noch genauer mit der geeigneten Testwahl
beschäftigen und nicht nur einen Test wählen, weil ihnen dieser bekannt oder in der
Einrichtung vorhanden ist. Um dieses Ziel zu erreichen, fassen wir unsere Ergebnisse
zusammen und erstellen einen Artikel, der die wichtigsten Informationen unserer Studie
zusammenfasst. Dieser wird zur Veröffentlichung an das Forum Logopädie und zusätzlich an
die Teilnehmer der Studie geschickt, die ihr Interesse äußerten und ihre E-Mail Adressen in
der ausgefüllten Umfrage hinterließen. Wir haben uns für diese Implementierungsart
entschieden, da wir durch einen Artikel verschiedene Logopäden in ganz Deutschland
verteilt erreichen können.
Um das zweite Ziel zu erreichen, implementieren wir mit Hilfe einer Power-Point
Präsentation. Diese tragen wir am Referate-Tag am 4.Juni 2012 in der HAN vor. Der Grund
zur Wahl dieser Implementierungsform ist, dass wir unser Thema mündlich an über 300
Zuhörern vermitteln und somit dieses eine hohe Anzahl von Interessierten erreicht. Im
Anschluss können vor allen Zuhörern direkt Fragen gestellt und von den Untersucherinnen
beantwortet werden. Möglicherweise kann eine Diskussion zu unterschiedlichen Aspekten
zum Thema aufkommen.
Ziel 1: Durch die Implementierung verbreiten wir die gewonnen Ergebnisse
und Erkenntnisse unserer Projektarbeit, indem wir diese an die Teilnehmer
der Studie weitergeben.
Ziel 2: Durch die Implementierung verbreiten wir die gewonnen Ergebnisse
und Erkenntnisse unserer Projektarbeit, indem wir diese an die Zuhörer
des Referate-Tages am 4. Juni im Auditorium der HAN weitergeben.
98
A.3 Zielgruppe
Die Zielgruppe unserer Implementierung sind alle interessierten Logopäden in Deutschland
sowie die Teilnehmer der Studie. Die Teilnehmer der Studie sind sowohl die Logopäden, die
an der Umfrage teilgenommen haben und ihr Interesse mit Angabe der E-Mail-Adresse
geäußert haben, sowie die zwei Experten der Experteninterviews. Des Weiteren bilden die
Teilnehmer des Referate-Tages eine weitere Zielgruppe. An diesem werden zukünftige
Logopäden und Dozenten der HAN teilnehmen.
A.4 Zeitrahmen der Implementierung
Bis zum 01.Juni 2012 haben wir den Artikel mit allen relevanten Informationen über den
Verlauf und die Ergebnisse der Bachelorarbeit verfasst. An diesem Tag wird der Artikel an
die Herausgeber der Zeitschrift Forum Logopädie und die Teilnehmer der Studie geschickt.
Am 04.Juni 2012 findet der Referate-Tag in der HAN statt. Die Power-Point Präsentation
hierfür wird bis zum 03. Juni fertig gestellt.
A.5 Qualitätssicherung
Die Qualität des Fachartikels wird dadurch gesichert, dass er auf einer durchgeführten
Studie beruht, die deutschlandweit mit Hilfe von Logopäden durchgeführt wurde. Der Artikel
wurde von der Seniorbegleiterin Dorothee Dahl kritisch gelesen und nach vorhandenen
Richtlinien kontrolliert und anschließend genehmigt. Der Artikel wird zusätzlich von den
Herausgebern der Zeitschrift Forum Logopädie begutachtet und möglicherweise
veröffentlicht wenn sie diesen als korrekt und relevant bewerten.
Die Präsentation wird vorerst mit einer Pilotgruppe durchgeführt, sodass der Vortrag bei
Bedarf angepasst werden kann. Durch einen logischen und durchdachten Aufbau und unter
Berücksichtigung der Zielgruppe wird ein verständlicher Vortrag gewährleistet, der den
Zuhörern informative Kenntnisse vermitteln soll.
A.6 Evaluation
Durch die Sendung des Artikels an die Fachzeitschrift Forum Logopädie besteht die
Möglichkeit, dass dieser veröffentlicht wird. Für eine eventuelle Evaluation geben wir im
Artikel unsere E-Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme für Rückmeldungen an.
Nach der Präsentation in der HAN zu unserer Bachelorarbeit stehen wir für Fragen und
Anregungen persönlich zur Verfügung. Zusätzlich geben wir am Ende der Präsentation auch
hier unsere E-Mail-Adresse bekannt. Diese können die Zuhörer nutzen, um uns im
Nachhinein zu kontaktieren.
99
A.7 Ausblick
Während der Erstellung unserer Bachelorarbeit erhielten wir von Teilnehmern der Umfrage
sowie von den Experten positive Resonanz, da das Thema als aktuell und relevant
empfunden wird. Durch unsere intensive Literaturrecherche und Gesprächen mit Experten
zeigte sich, dass es in der logopädischen Aphasiediagnostik zurzeit einen Umbruch gibt.
Dieser äußert sich in Form einer Veränderung von der syndromorientierten zur
modellorientierten Diagnose. Weiterhin stellte sich heraus, dass der Wissensstand zur
modellorientierten Diagnostik unter Logopäden noch nicht ausreichend ist. Diese
Erkenntnisse regten uns dazu an weitere Implementierungsmaßnahmen zu ergreifen. Auf
Anfrage und bei Bedarf wären wir bereit weitere Vorträge über unsere Ergebnisse zu halten.
Zusätzlich schließen wir nicht aus, den Fachartikel an das Logopädieforum des Schulz-
Kirchner Verlages zu senden, damit dieser dort veröffentlicht werden kann und somit eine
weitere Zielgruppe erreicht werden kann.
100
Anhang B: Pressebericht
Sperre:04.06.2012, 20Uhr
Pressebericht zur Studie: Sowohl der AAT als auch LeMo weisen Stärken und Schwächen bei der Diagnose von Aphasie auf
Der Patient und sein Störungsbild sind Essenziell für die Wahl des Diagnostikmittels und sollten bei der Diagnose von Aphasie im Mittelpunkt stehen. Dies ist das Ergebnis einer Gruppe von Studenten an der HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen). Die vier angehenden Logopädinnen haben im Sommersemester 2012 mit den Kriterien zu der Wahl zwischen den Aphasiediagnostikmitteln Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon Modellorientiert (LeMo) geforscht Dabei hat sich herausgestellt, dass die Wahl des Tests von verschiedenen Faktoren abhängig ist.
Das Störungsbild Aphasie ist mit deutlich über 50.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland für den Berufsalltag des Logopäden nicht mehr weg zu denken. Um eine effektive Therapie des Störungsbildes gewährleisten zu können, bildet eine richtige Diagnostik die Grundvoraussetzung. Fortgeschrittene Forschung ermöglicht es mittlerweile verschiedene Diagnostikmittel mit unterschiedlichen Ansätzen für das Störungsbild Aphasie zu wählen. Der AAT gilt durch seine jahrelange Anwendung und Verbreitung in Deutschland als „Golden Standard"(Wacker et al., 2002). LeMo hingegen verfolgt den modellorientieren Ansatz und wird immer populärer. Die Untersuchungen ergaben, dass beide Tests sowohl Stärken als auch Schwächen hat und diese auch bei der Wahl des Diagnostikmittels einen Einfluss haben. Die Items in den Untertests des AATs gelten als veraltet und die Vorbereitung sowie das Vorwissen zu LeMo gelten als sehr Zeitaufwändig. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass es unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und des Standortes der Einrichtung in Deutschland gibt. Dieser besteht auch zwischen der Wahl des Tests und der Art der Einrichtung.
Die Ergebnisse finden sich in der in der nächsten Ausgabe Forum Logopädie in Form eines Artikels. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Highlights der Studie und den interessanten Ergebnissen, die hier thematisiert werden. Zusätzlich findet am 04. Juni 2012 das Kolloquium, der sogenannten Referate-Tag, an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen statt. Neben anderen Bachelorarbeiten aus dem Fachbereich Logopädie, wird auch dieses Thema von den Autorinnen Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek und Nadia Rezaee präsentiert.
335 Wörter
Kontakt:
101
Anhang C: Artikel
Aphasiediagnostik: Alte Gewohnheiten oder doch Mut für Neues?
Die Diagnostikmittel AAT und LeMo zeigen ihre Stärken und Schwächen
Einleitung
"Die eigentliche Diagnostik von Kommunikationsstörungen und damit in Verbindung stehenden Störungen
ist ein integraler Bestandteil von Logopädie und Sprachtherapie.
[…] Die Auswahl eines für die Fragestellung geeigneten Instruments ist ein herausfordernder Prozess für
die Therapeutin. Ohne akribische Diagnostik ist jedoch eine sinnvolle Therapieplanung nicht möglich.“ (Beushausen, 2009,S.41)
Wie in dem vorausgestellten Zitat von Ulla Beushausen pointiert hervorgehoben wird, spielt die Wahl des
Diagnostiktests in der Logopädie für den Erfolg der späteren Aphasietherapie eine entscheidende Rolle.
Diagnostik ist tatsächlich ein integraler Bestandteil der logopädischen Praxis und entsprechend ist die Auswahl
des am besten passenden Instrumentes von kritischer Bedeutung. Dies wurde auch von den Studentinnen in
einem 14-wöchigen logopädischen Praktikum festgestellt. Schnell stellte sich heraus, dass viele unterschiedliche
Erfahrungen sowohl in der Art und Weise der Therapieplanung und -durchführung als auch im Einsatz von
Diagnostiktests gemacht wurden. Es wurde vorwiegend der AAT und LeMo im Praktikum verwendet.
In Deutschland gibt es inzwischen viele bekannte Tests zur Aphasiediagnostik, deren jeweiliges Prinzip auf
verschiedenen theoretischen Ansätzen beruht (Wehmeyer & Grötzbach 2006, Seite 72 ff.). Der AAT aus dem
Jahre 1983 ist das wohl bekannteste Diagnostikmittel und wird deutschlandweit zur Diagnose von Aphasien
eingesetzt. Der AAT ist standardisiert und ermittelt den Schweregrad der Aphasie auf Basis unterschiedlicher
Aphasiesyndrome. Im Gegensatz zum syndromorientierten Ansatz, orientiert sich LeMo aus dem Jahre 1994
nach dem modellorientierten Ansatz. Hier werden die aphasischen Symptome keinem Syndrom zugeteilt,
sondern anhand des Logogenmodells (Patterson, 1988), das den Prozess der Sprachverarbeitung abbildet,
interpretiert.
Im Kontrast zum AAT ermöglicht LeMo, abhängig von den diagnostischen Fragestellungen des jeweiligen
Patienten, eine individuelle Testwahl aus unterschiedlichen Untertests. Der syndromorientierte Diagnostiktest
AAT leitet hingegen kein konkretes therapeutisches Vorgehen ab. Die erste Einschätzung einer Aphasie erfolgt
auf einer deskriptiven Ebene. Auf der Basis des Logogenmodells ist es bei LeMo möglich sprachliche Leistungen
systematisch zu überprüfen, woraus spezifische Hypothesen gebildet werden können. Diese weisen darauf hin,
welche spezifischen Prozesse bei den Leistungen des Patienten beeinträchtigt sein können.
Zusammenfassung
Das Störungsbild Aphasie ist mit deutlich über 50.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland aus dem Berufsalltag
des Logopäden nicht mehr weg zu denken. Um eine effektive Therapie des Störungsbildes gewährleisten zu können,
bildet eine richtige Diagnostik die Grundvoraussetzung. Fortgeschrittene Forschung ermöglicht es mittlerweile verschiedene Diagnostikmittel mit unterschiedlichen Ansätzen für das Störungsbild Aphasie zu wählen. Der Aachener Aphasie Test (AAT) gilt durch seine jahrelange Anwendung und Verbreitung in Deutschland als „Golden Standard" (Wacker et al., 2002). Lexikon Modellorientiert (LeMo) hingegen verfolgt den modellorientieren Ansatz und wird immer populärer. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit erforschten vier Studentinnen der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, welche Stärken und Schwächen der jeweilige Test aus der Sicht eines Logopäden hat und inwiefern sich Logopäden für den einen oder den anderen Test entscheiden. Die Untersuchungen ergaben, dass beide Tests sowohl Stärken als auch Schwächen haben und diese auch bei der Wahl des Diagnostikmittels einen Einfluss haben. Dies wurde anhand einer Umfrage mit 69 Teilnehmern analysiert. Mit Hilfe von zwei Experten auf dem jeweiligen Gebiet des Diagnostikmittels, wurden die Ergebnisse untermauert bzw. differenziert. Bezüglich der Stärken und Schwächen ergab sich beim AAT, dass die Items in den Untertests als veraltet gelten. Bei LeMo ist die Vorbereitung sowie das Vorwissen zum Test sehr zeitaufwendig. Zusätzlich wurde herausgefunden, dass es unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Wahl des Tests und des Standortes der Einrichtung in Deutschland gibt. Dieser besteht auch zwischen der Wahl des Tests und der Art der Einrichtung. Insgesamt erbrachte die Untersuchung auch Hinweise auf eine teilweise unzureichende Information der Logopäden über die verfügbaren Testverfahren. Die Testwahl scheint vielfach Gewohnheiten zu folgen. Entsprechend hat die Bachelorarbeit auch Empfehlungen zu der fundierten Behandlung von AAT und LeMo in Ausbildung und Fortbildung formuliert sowie zusätzliche Forschung vorgeschlagen.
102
Durch diese Interpretation kann ein therapeutischer Vorgang effektiver geplant werden als beim AAT (Aichert und
Kiermeier, 2005, Seite 15 ff.). Es entstand ein Interesse zu ermitteln, warum Logopäden sich unterschiedlich
entscheiden, wenn es um die Aphasiediagnostik geht. Anhand der oben beschrieben Erfahrungen aus dem
Praktikum wurde die Forschungsfrage, was die Stärken und Schwächen beider Tests sind, für die Bachelorarbeit
aufgestellt. Hier wurde der bisherige Wissensstand zu beiden Tests ermittelt sowie möglichen Auswahlkriterien
für die Testwahl in der Logopädie nachgegangen.
Methode
Die Basis der Forschung besteht aus einer Online-Umfrage und zwei Experteninterviews. Dadurch wurde es
ermöglicht, breitgefächerte Meinungen und Aussagen zu den Tests zu erhalten. Die Fragen und Kenntnisse aus
der Umfrage standen als Grundlage für das Interview zur Verfügung. Anhand dieser wurden die Stärken und
Schwächen beider Diagnostiktests bezüglich Durchführung und Auswertung mit und ohne Computerprogramm
erforscht. Um neben den Stärken und Schwächen von dem AAT und LeMo auch auf weitere Kriterien, die bei der
Testauswahl eine Rolle spielen, eingehen zu können, wurden zusätzliche Fragestellungen berücksichtigt, die die
Testwahl zwischen AAT und LeMo anhand weiterer Variablen messen. Diese Variablen sind Standort der
logopädischen Einrichtung, Art der logopädischen Einrichtung, Verfügbarkeit der Tests, Störungsbild des
Patienten, resultierende Therapieplanung sowie der beruflicher Abschluss des Testanwenders.
Die Online-Umfrage wurde mit dem Programm Google-Docs erstellt und an 134 zufällig ausgewählte
logopädische Einrichtungen in ganz Deutschland per E-Mail verschickt. Die Experteninterviews wurden dann mit
der Logopädin Dr. Kira Kramer (Dozentin an einer Fachschule für Logopädie in NRW), die auf dem Gebiet des
AATs bereits jahrelange Erfahrungen gesammelt hat, sowie mit der Patholinguistin Eva Rilling (Dozentin einer
Fachschule für Logopädie in Niedersachsen), die Fortbildungen zu LeMo gibt, geführt. Die Ergebnisse der
Umfrage wurden per Google-Docs und Excel in Form von Tabellen und Graphiken dargestellt und interpretiert.
Anhand der Aussagen der Fachleute konnten die Ergebnisse aus der Umfrage untermauert und verfeinert
werden.
Ergebnisse
Durch die Auswertung der Umfrage und des Interviews wurde in Bezug auf die Durchführung des AATs unter
anderem festgestellt, dass diese als sehr zeitaufwendig empfunden wird. Für die Durchführung des Tests ist
allerdings keine intensive Vorbereitung nötig. Die Dauer der Auswertung wurde als akzeptabel wahrgenommen;
diese kann zudem in Verbindung mit dem Computerprogramm, weiter verkürzt werden. Negativ aufgefallen sind
zwei Untertests des AATs. Der Untertest Spontansprache wird in der Durchführung als auch in der Auswertung
als zu komplex und der Token Test als zu lang, zu umfangreich und zu umständlich in der Handhabung
empfunden. Auch der Untertest Lesesinnverständnis weist Defizite auf, da in diesem laut Handanweisung eine
auditive Hilfe erfolgen soll und somit das Lesesinnverständnis nicht mehr adäquat geprüft werden kann. Weitere
Anmerkungen weisen darauf hin, dass die Items im gesamten Test nicht mehr aktuell sind und der Test nicht für
jeden Patienten mit aphasischen Symptomen geeignet ist. Für jüngere Patienten scheinen die Abbildungen nicht
zeitgemäß und sie motivieren nicht zum Sprechen. Zusätzlich sei es bei Restaphasikern nicht immer möglich,
eine eindeutige Diagnose zu stellen. Für Aphasiker, die zusätzliche Begleiterscheinungen aufweisen, wie
beispielsweise eine Anopsie oder eine Apraxie, sei der Test nicht immer entsprechend ausgelegt. Patienten, die
unter einer Sehstörung leiden, könnten Schwierigkeiten haben, die Items zu erkennen und somit die Aufgabe
korrekt auszuführen.
Auch bei LeMo konnten anhand der Umfrage und der Experteninterviews Stärken und Schwächen bezüglich der
Durchführung und der Auswertung festgestellt werden. Bei LeMo gelten die Instruktionen bei der Durchführung
als angemessen formuliert, wobei visuelle Hilfen in Form von entsprechenden Piktogrammen für den Patienten
fehlen. Diese müssten noch in den Test integriert werden, um Missverständnisse vermeiden zu können. Die
Vorbereitung wird als intensiv bewertet. Die allgemeine Auswertung des Tests ist angemessen bis langwierig, das
Computerprogramm für die Auswertung erscheint hilfreich. Dieses nimmt jedoch mehr Zeit in Anspruch, als das
Computerprogramm von dem AAT. LeMo eignet sich zur Spezialisierung vorheriger Befunde. Zu der Vorbereitung
und Auswertung wird jedoch fundiertes Hintergrundwissen, speziell zum Logogenmodell, vorausgesetzt. Bei
LeMo wird eine lange Durchführung kritisiert, obwohl dieser nicht mitsamt seiner 33 Untertests durchgeführt
werden muss und er bei Bedarf unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder fortgesetzt werden kann.
Bezüglich einzelner Variablen, die im Folgenden aufgeführt werden, konnten teilweise Zusammenhänge
zwischen dieser und der Wahl des Tests erforscht werden:
103
Standort der Einrichtung: Der AAT wird in ganz Deutschland verwendet, wohingegen in den östlichen
Bundesländern auch verstärkt mit LeMo gearbeitet wird, der in den alten Bundesländern eher seltener gewählt
wird.
Art der Einrichtung und Verfügbarkeit der Tests: Generell wird in allen Einrichtungen, in denen Patienten
logopädisch behandelt werden, am häufigsten der AAT gewählt. In Praxen werden an zweiter Stelle sonstige
Tests verwendet, jedoch LeMo am seltensten. In großen Einrichtungen hingegen wird nach dem AAT auch LeMo
verhältnismäßig oft für die Aphasiediagnostik eingesetzt.
Störungsbild des Patienten: Da der AAT komplex ist und alle Modalitäten prüft, ist er nicht für leichte Aphasien
geeignet. Hier wird LeMo verwendet, mit Hilfe dessen gezielt bestimmte Bereiche getestet werden können.
Resultierende Therapieplanung: Die Testergebnisse des AATs sind nur groborientierend effektiv für die
resultierende Therapieplanung, wohingegen die von LeMo hilfreich sind, soweit man mit dem Logogenmodell
vertraut ist.
Beruflicher Abschluss: Unabhängig von dem beruflichen Abschluss ist vorwiegend der AAT bekannt und wird
auch verwendet. Auffallend ist aber, dass Logopäden mit einem akademischen Abschluss verstärkt LeMo
verwenden, wohingegen staatlich anerkannte Logopäden an zweiter Stelle mit anderweitigen Tests arbeiten und
LeMo selten in Betracht ziehen.
Diskussion
Insgesamt bietet die Studie mit 69 verwertbaren Antworten zu der Umfrage sowie zwei Experteninterviews eine
gute Basis für die Beantwortung der zentralen Forschungsfrage. Die Hauptfrage zu den Stärken und Schwächen
beider Tests konnte zufriedenstellend beantwortet und zuvor aufgestellte Hypothesen konnten erörtern werden.
Um auf die verschiedenen Kriterien der Unterfragen einzugehen, die bei der Wahl des Tests eine Rolle spielen
könnten, wäre eine größere Rücklaufquote wünschenswert gewesen. Somit konnten einige der Hypothesen
lediglich tendenziell belegt werden. Es wäre daher interessant diese Studie mit einer größeren Stichprobe
durchzuführen. Auffallend war, dass fast alle Logopäden Fragen zu dem AAT beantwortet haben und die Fragen
zu LeMo nur grob von der Hälfte beantwortet werden konnte. Dies könnte auf Zufall beruhen oder auch unsere
Ergebnisse bestätigen, dass LeMo deutlich seltener verwendet wird.
Die Aktualität des Themas wurde während der Literatursuche zu dieser Studie und durch Konversationen mit
Dritten bestätigt. Während der Literatursuche stellte sich heraus, dass bisher vorwiegend Einzelfallstudien
vorliegen, die sich auf die Testanwendung bei lediglich einem Patienten beschränken und die Tests bezüglich der
Forschungsfrage – Stärken und Schwächen - nur ansatzweise bewertet werden. In der Literatur werden die
Ansätze der syndrom- und der modellorientierten Diagnostik diskutiert, es gibt jedoch kaum Hinweise auf die
Kriterien, nach denen eine Testauswahl erfolgt oder erfolgen sollte. Allerdings liegen nach Beushausen (2009)
einige Grundkriterien vor, die bei der Wahl von Tests allgemein eine Rolle spielen.
Fazit AAT und LeMo weisen beide Stärken und Schwächen auf, die Logopäden bei der Testwahl berücksichtigen
sollten. Die Studie zeigt aber auch, dass die Testwahl der befragten Logopäden nicht immer fundiert erfolgt und
dass Logopäden oftmals nicht umfassend über beide Testverfahren informiert sind. Die Testauswahl ergibt sich
vielfach aufgrund von Gewohnheiten, Zufälligkeiten oder simpel wegen der Verfügbarkeit. Die Tatsache, dass
mehrheitlich der AAT benutzt wird, beweist nicht, dass dieser immer der bessere oder angemessenere Test ist.
LeMo ist vielen Logopäden gar nicht oder nur unzureichend bekannt.
104
Auf der Basis der Untersuchungen und Diskussionen scheint es nicht um die pauschale Frage „AAT oder LeMo“
zu gehen; es geht auch nicht um richtig oder falsch. Vielmehr handelt es sich darum, in welchem Fall welcher
Test gewählt werden sollte, um optimale Diagnoseergebnisse zu erreichen. Unabhängig von der jeweiligen
Testwahl muss auch sichergestellt sein, dass der gewählte Test adäquat angewendet und in seinen
Möglichkeiten erschöpfend genutzt wird. Dies ist heutzutage leider nicht immer gewährleistet. Die Resultate
unserer Untersuchung belegen, dass in der logopädischen Praxis mehr und konkretere Informationen über die
Aphasiediagnostiktests AAT und LeMo benötigt werden. Bessere Aus- und Fortbildung sollten geboten und bei
Bedarf wahrgenommen werden. Die Bachelorarbeit entwickelt dazu Empfehlungen und schlägt zudem weitere
Forschung im Bereich der Aphasiologie vor. Beispielsweise könnte sich eine Bachelor- oder Masterarbeit gezielt
mit der Aktualität des AATs befassen und eine überarbeitete Version dieses Testverfahrens entwickeln.
Summary
The clinical picture Aphasia, with way more than 50.000 annual new cases in Germany, is a critical part of the
working life of speech therapists. To ensure an effective therapy, it is of high importance to use the right clinical
diagnostics. Due to advanced research, there are several diagnostic tools, with different approaches, for
Aphasia. In virtue of its long lasting usage and its propagation in Germany, the AAT counts as the golden
standard in this area. Whereas LeMo, pursuing a different track, is becoming increasingly popular. The strengths
and weaknesses each test has, and why speech therapists choose one over the other, was analyzed by a survey
with 69 participants. The results were underpinned or further detailed by experts on the perspective diagnostic
tool. The research showed that each test has its strengths and weaknesses, which have influence and impact on
the choice between one and the other. It also became clear that not all speech therapists have the solid
knowledge on both tests which would be required for an optimal choice. The study comes up with some
recommendations on strengthening this topic in training programs and proposes additional research. Keywords: choice of aphasia diagnostic tool – AAT – LeMo - logogen model - syndrome-based assessment
105
Anhang D: Umfrage
Willkommen zu unserer Bachelorarbeit
Bitte klicken sie auf "Weiter" um die Umfrage zu starten
Umfrage zur Bachelorarbeit
Sehr geehrte Therapeuten, wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der
HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden. Zurzeit
schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zu der Wahl zwischen den
Aphasiediagnostikmitteln Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon Modellorientiert (LeMo)
beschäftigt. Hierbei inventarisieren wir, ob es, laut Logopäden und ähnlichen Berufsgruppen,
Stärken und Schwächen bei diesen Tests gibt. Wir haben eine anonyme Online-Umfrage zu
dem oben genannten Thema erstellt. Ziel dieser Umfrage ist es, uns einen allgemeinen
Überblick zu den Tests zu verschaffen. Die Umfrage beinhaltet maximal 30 Fragen und
nimmt ca. 10 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch.
Die Umfrage beginnt mit sechs allgemeinen Fragen. Als Nächstes folgen elf geschlossene
Fragen zum AAT und im Anschluss elf Fragen, die sich auf den LeMo beziehen. Außerdem
befindet sich in jedem Teil eine offene Frage, in der Sie zusätzliche Anmerkungen zum
jeweiligen Test machen können. Zum Ende der Umfrage, haben Sie noch die Möglichkeit
Ihre E-Mail Adresse anzugeben, falls Sie Interesse an unserer Bachelorarbeit haben und wir
Ihnen diese digital zukommen lassen sollen.
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme und bedanken uns im Voraus!
Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee
106
Allgemeine Fragen
1/35 In welchem Bundesland arbeiten Sie? *
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
2/35 Wie lautet ihre Berufsbezeichnung? *
Logopäde/in
Sprachheilpädagoge/ in
Sprach-/Sprechtherapeut/ in
klinische(r) Linguist/ in
Patholinguist/ in
Neurologe/ in
Sonstiges:
107
3/35 Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert? *
Belgien
Deutschland
Niederlande
Österreich
Schweiz
Sonstiges:
4/35 Welcher ist ihr höchst erreichter beruflicher Abschluss? *
staatlich anerkannter Logopäde
Bachelor
Master
Sonstiges:
5/35 In welcher Einrichtung arbeiten Sie? *
logopädische Praxis
Therapiezentrum
Krankenhaus
Rehabilitationsklinik
Sonstiges:
6/35 Haben Sie in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn Erfahrungen mit der Verwendung
des AATs oder des LeMos gemacht? *
Nein
Ja
7/35 Ist der AAT oder der LeMo in Ihrer derzeitigen Einrichtung vorhanden? *
AAT
LeMo
Beide
nicht zutreffend
108
8/35 Mit welchem Diagnostikmittel haben Sie in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn
Erfahrungen gemacht? *
AAT
LeMo
AAT und LeMo
9/35 Welches Diagnostikmittel verwenden Sie zur Diagnose von Aphasie? *
AAT
LeMo
Beide
Sonstiges:
10/35 Warum entscheiden Sie sich für dieses/diese Diagnostikmittel?
Fragen zum AAT
11/35 Wie bewerten Sie den AAT grundsätzlich?
gut
ausreichend
mangelhaft
12/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels?
nicht intensiv
neutral
intensiv
109
13/35 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?
undeutlich
angemessen
deutlich
14/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung?
kurz
angemessen
lang
15/35 Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?
undeutlich
angemessen
deutlich
16/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung?
kurz
angemessen
lang
17/35 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?
ja
nein
18/35 Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?
19/35 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?
hilfreich
befriedigend
nicht hilfreich
110
20/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogrammes?
kurz
angemessen
lang
21/35 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für die Therapieplanung?
hilfreich
befriedigend
nicht hilfreich
22/35 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/
oder zu der Auswertung des AATs?
Fragen zu LeMo
Wenn Sie den LeMo nicht verwenden und/oder kennen, brauchen Sie diese Fragen nicht zu
beantworten. Klicken Sie Weiter bis zum Schluss zu Frage 30.
23/35 Wie bewerten Sie den LeMo grundsätzlich?
gut
ausreichend
mangelhaft
24/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels?
intensiv
neutral
nicht intensiv
111
25/35 Wie deutlich finden Sie die Anweisungen im Handbuch zur Vorbereitung?
deutlich
angemessen
undeutlich
26/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Durchführung?
lang
angemessen
kurz
27/35 Wie deutlich empfinden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der
Durchführung?
deutlich
angemessen
undeutlich
28/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung?
lang
angemessen
kurz
29/35 Verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung?
ja
nein
30/35 Warum verwenden Sie das Computerprogramm zur Auswertung nicht?
31/35 Wie bewerten Sie das Computerprogramm zur Auswertung im Allgemeinen?
hilfreich
befriedigend
nicht hilfreich
nicht zutreffend
112
32/35 Wie bewerten Sie die Dauer der Auswertung des Computerprogrammes?
lang
angemessen
kurz
nicht zutreffend
33/35 Wie hilfreich bewerten Sie die Testergebnisse für die Therapieplanung?
hilfreich
befriedigend
nicht hilfreich
34/35 Haben Sie sonstige Anmerkungen zum zeitlichen Aufwand, zur Durchführung und/
oder zu der Auswertung des LeMos?
35/35Haben Sie Interesse an dem Ergebnis unserer Bachelorarbeit? Gerne senden wir
Ihnen diese digital zu.
ja
nein
Ihre E-Mail Adresse
113
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese Umfrage auszufüllen. Wir
suchen noch Probanden für unsere Bachelorarbeit. Wenn Sie Aphasiepatienten behandeln
mit denen wir den AAT und/oder den LeMo durchführen können, würden wir uns sehr freuen
wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen würden.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter folgender E-Mail Adresse und/oder
Telefonnummer zur Verfügung.
E-Mail: [email protected]
Mobil: 0151-21745171
Mit freundlichen Grüßen
Antonia Lohmeyer, Sandra Kotterba, Katrin Mielcarek und Nadia Rezaee
114
Anhang E: Anschreiben zu der Umfrage
Sehr geehrte Therapeuten/innen,
wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der
HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden. Zurzeit
schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zur Wahl zwischen
den Aphasiediagnostikmitteln Aachener Aphasie Test (AAT) und Lexikon
Modellorientiert (LeMo) beschäftigt. Hierbei inventarisieren wir, ob es, laut Logopäden und
ähnlichen Berufsgruppen, Stärken und Schwächen bei diesen Tests gibt.
Wir haben eine anonyme Online-Umfrage zu dem oben genannten Thema erstellt. Ziel
dieser Umfrage ist es, uns einen allgemeinen Überblick zu den Tests zu verschaffen. Die
Umfrage beinhaltet maximal 30 Fragen und nimmt ca. 10 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch.
Die Umfrage beginnt mit sechs allgemeinen Fragen. Als Nächstes folgen elf geschlossene
Fragen zum AAT und im Anschluss elf Fragen, die sich auf den LeMo beziehen. Außerdem
befindet sich in jedem Teil eine offene Frage, in der Sie zusätzliche Anmerkungen zum
jeweiligen Test machen können. Zum Ende der Umfrage, haben Sie noch die Möglichkeit
Ihre E-Mail Adresse anzugeben, falls Sie Interesse an unserer Bachelorarbeit haben und wir
Ihnen diese digital zukommen lassen sollen.
Falls Sie an der Umfrage teilnehmen möchten, möchten wir Sie bitten diese bis zum
03.05.2012 beantwortet zu haben. Klicken sie auf den folgenden Link um zu der Umfrage zu
gelangen:
https://docs.google.com/spreadsheet/viewform?formkey=dG8tQldzcXJuX3Bwakd6cV9kcklY
UWc6MQ
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme und bedanken uns im Voraus.
Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee
115
Anhang F: Anschreiben dbl
Sehr geehrte Frau x (Name der Verantwortung für Referat Bildung),
wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der
HAN (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden.
Zurzeit schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit dem Vergleich der
Aphasiediagnostikmittel AAT und LeMo befasst. Dazu haben wir eine kurze Online-Umfrage
zum oben genannten Thema erstellt. Wir würden uns freuen, wenn diese möglichst viele
Therapeuten erreicht.
Besteht die Möglichkeit den Link dieser Online Umfrage auf Ihrer Internetpräsenz zu
veröffentlichen?
Für eine baldige Antwort sind wir Ihnen sehr dankbar.
Selbstverständlich stehen wir Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.
Sie können uns unter der E-Mail-Adresse: [email protected] oder der
Mobilfunknummer: 015121745171 erreichen.
Mit freundlichen Grüßen
Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Nadia Rezaee, Katrin Mielcarek
116
Anhang G: Anschreiben Experteninterview zum AAT
Sehr geehrte Frau X (Name des Logopäden)
Wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der
HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden.
Zurzeit schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zur Wahl zwischen
den Aphasiediagnostikmitteln AAT und LeMo beschäftigt. Hierbei gehen wir auch auf die
Stärken und Schwächen dieser ein.
Hierfür haben wir eine online- Umfrage durchgeführt, die wir an logopädische Einrichtungen
in ganz Deutschland verschickt haben. Als zweiten Schritt möchten wir Experteninterviews
zum AAT und zum LeMo führen, um die Ergebnisse der Umfrage kritisch zu hinterfragen und
die Meinung eines Fachmanns in unsere Bachelorarbeit mit einbringen zu können.
Wir haben von Jeanine Coopmans Ihren Namen und Ihre Kontaktdaten erhalten, auf Grund
Ihrer Erfahrungen mit dem AAT.
Deshalb wollten wir Sie fragen, ob Sie Interesse und Zeit hätten, an einem Interview zu
unserem Thema teilzunehmen.
Das Interview würde nicht länger als eine Stunde dauern und wir würden dies, falls Sie damit
einverstanden sind, bei Ihnen in X (Name der Stadt) führen.
Mit freundlichen Grüßen
Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee
117
Anhang H: Anschreiben Experteninterview zu LeMo
Sehr geehrte/r Frau/Herr X (Name des Logopäden)
wir sind vier Studentinnen des deutschsprachigen Bachelorstudiengangs Logopädie an der
HAN Fachhochschule (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen) in den Niederlanden.
Zurzeit schreiben wir unsere Bachelorarbeit, die sich mit den Kriterien zur Wahl zwischen
den Aphasiediagnostikmitteln AAT und LeMo beschäftigt. Hierbei gehen wir auch auf die
Stärken und Schwächen dieser ein.
Hierfür haben wir eine online- Umfrage durchgeführt, die wir an logopädische Einrichtungen
in ganz Deutschland verschickt haben. Als zweiten Schritt möchten wir Experteninterviews
zum AAT und zum LeMo führen, um die Ergebnisse der Umfrage kritisch zu hinterfragen und
die Meinung eines Fachmanns in unsere Bachelorarbeit mit einbringen zu können.
Deshalb wollten wir Sie fragen, ob Sie Interesse und Zeit hätten, an einem Interview zu
unserem Thema teilzunehmen.
Das Interview würde nicht länger als eine Stunde dauern und wir würden dies, falls Sie damit
einverstanden sind, bei Ihnen in X (Name der Stadt) führen.
Mit freundlichen Grüßen
Sandra Kotterba, Antonia Lohmeyer, Katrin Mielcarek, Nadia Rezaee
118
Anhang I: Einverständniserklärung von den Experten
119
120
Anhang J: Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL
Da die ACL neben AAT und LeMo ein Test ist der ebenfalls häufig bei der Aphasiediagnostik
gewählt wird, wurde hierzu eine Tabelle erstellt die die wichtigsten Gründe von Befragten für
die Wahl dieses Tests zusammenfasst.
Entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL
„Standardisiert, kurze Durchführungszeit, Konzentrationsaufgaben incl. Für Arztberichte
ausreichend. AAT ist zu zeitaufwendig, LeMo ist nicht normiert und nicht standardisiert.“
„Meist den ACL, da der AAT zu zeitaufwendig ist. LeMo testet nur auf Wortebene, finde ich
nicht passend.“
„Nach Durchführung der ACL entscheiden wir, je nach Ausprägung des Störungsbildes,
welche Teile der o. g. Testverfahren zusätzlich gemacht werden. LeMo wird vor allem zur
Differentialdiagnose eingesetzt. Der AAT immer weniger.“
Tabelle a: entscheidende Faktoren zu der Wahl der ACL
121
Anhang K: Sonstige Tests
In der folgenden Tabelle wird kurz erläutert, welche sonstigen Tests in Einrichtungen
verfügbar sind und verwendet werden. Aufgrund dieser Werte lässt sich erschließen, dass
neben dem AAT und LeMo viele andere Tests in der Praxis gewählt werden. In allen
Einrichtungen wird bezüglich sonstiger Tests mit Abstand die ACL am häufigsten gewählt.
Schulen verfügen am häufigsten über sonstige Diagnostikmittel, um vermutlich in der Lehre
Studenten eine große Auswahl an Tests bieten zu können.
Sonstige Tests7 und Wahl
Einrichtung
Praxis ACL (15), AABT (1), BIAS (1), Spontansprachanalyse (2),
selbst zusammengestelltes Screening (1)
Therapiezentrum ACL (3), BOSU (2), Blanken Test (1)
Krankenhaus ACL (2), AABT (1)
Rehabilitationsklinik ACL (4)
Sonstige ACL (3), AABT (2), BOSU (2), Blanken Test (1), AST (1),
ANELT (1)
Tabelle b: Sonstige Tests
7 Legende der Tests:
ACL= Aphasie-Check-Liste AABT= Aachener Aphasie Bedside Test BIAS= Bielefelder Aphasie Screening BOSU= Bogenhauser Semantik- Untersuchung AST= Aphasie-Schnell-Test ANELT= Amsterdam-Nijmegen Everyday Language Test
122
Anhang L: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit allen beruflichen Abschlüssen
Wahl des Tests
Berufsbezeichnung Abschluss Land8 Befragte
insgesamt AAT LeMo Sonstige Total Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Logopäde Staatlich anerkannt
D 45 31 48% 13 20% 20 32% 64
Bachelor NL 3 2 67% / 0% 1 33% 3 Bachelor D 5 4 57% 1 14% 2 29% 7 Master NL 2 2 67% 1 33% / 0% 3 Master D 1 1 50% 1 50% / 0% 2 Diplom D 2 1 50% 1 50% / 0% 2 Promotion D 1 1 33% 1 33% 1 33% 3
Sprachheilpädagoge Magister D 1 1 100% / 0% / 0% 1 Diplom D 2 3 50% 2 33% 1 17% 6
Sprach-/Sprechtherapeut / / / / 0% / 0% / 0% / Klinischer Linguist Magister D 2 1 20% 2 40% 2 40% 5 Patholinguist Diplom D 2 2 50% 1 25% 1 25% 4 Neurologe / / / / 0% / 0% / 0% / Andere Atem-, Sprech- u.
Stimmlehrer Staatlich anerkannt
D 2 2 100% / 0% / 0% 2
Total 51 50% 23 23% 28 27% 102
Tabelle c: Die Wahl des Tests im Zusammenhang mit allen beruflichen Abschlüssen
8 Land= Ausbildungsland, D= Deutschland, NL= Niederlande
123
Anhang M: Ergebnisse der Umfrage hinsichtlich der Stärken
und Schwächen von AAT und LeMo
Durchführung der Diagnostikmittel
Legende: AAT= blau markierte Tabelle
LeMo= rot markierte Tabelle
Da hier nicht alle Fragen verpflichtet zu beantworten waren, haben manche Logopäden
keine Angaben zu diesen Fragen gemacht, was die unterschiedlichen Totalwerte erklärt.
Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel
AAT
Gut Ausreichend Mangelhaft Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 29 42% 34 49% 6 9% 69
Tabelle d: Grundsätzliche Bewertung der Diagnostikmittel
Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels
AAT
Nicht intensiv Neutral Intensiv Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 32 46% 28 41% 9 13% 69
LeMo
Nicht intensiv Neutral Intensiv Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 6 16% 14 37% 18 47% 38
Tabelle e: Dauer der Vorbereitung zur Nutzung des Diagnostikmittels
LeMo
Gut Ausreichend Mangelhaft Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 30 83% 5 14% 1 3% 36
124
Bewertung der Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch
AAT
Undeutlich Angemessen Deutlich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 5 7% 46 68% 17 25% 68
LeMo
Undeutlich Angemessen Deutlich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 2 6% 19 54% 14 40% 35
Tabelle f: Bewertung der Deutlichkeit der Anweisungen im Handbuch
Bewertung der Dauer der Durchführung des Diagnostikmittels
AAT
Kurz Angemessen Lang Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten - 0% 21 31% 47 69% 68
LeMo
Kurz Angemessen Lang Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 1 3% 8 21% 29 76% 38
Tabelle g: Bewertung der Dauer der Durchführung des Diagnostikmittels
Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung
AAT
Deutlich Angemessen Undeutlich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 22 33% 42 63% 3 4% 67
LeMo
Deutlich Angemessen Undeutlich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 18 49% 18 49% 1 2% 37
Tabelle h: Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung
125
Auswertung der Diagnostikmittel
Bewertung zu der Dauer der Auswertung
AAT
Kurz Angemessen Lang Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 11 16% 30 44% 27 40% 68
LeMo
Kurz Angemessen Lang Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 3 8% 18 47% 17 45% 38
Tabelle i: Bewertung zu der Dauer der Auswertung
Verwendung des Computerprogramms
AAT
Ja Nein Total
Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 39 57% 29 43% 68
LeMo
Ja Nein Total
Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 13 34% 25 66% 38
Tabelle j: Verwendung des Computerprogramms
Bewertung des Computerprogramms zur Auswertung im Allgemeinen
AAT
Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 23 61% 14 37% 1 2% 38
LeMo
Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 12 67% 4 22% 2 11% 18
Tabelle k: Bewertung des Computerprogramms zur Auswertung im Allgemeine
126
Bewertung der Dauer des Computerprogramms
AAT
Kurz Angemessen Lang Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 22 56% 16 41% 1 3% 39
LeMo
Kurz Angemessen Lang Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 5 26% 13 68% 1 6% 19
Tabelle l: Bewertung der Dauer des Computerprogramms
Bewertung der allgemeinen Testergebnisse für die adäquate Therapieplanung
AAT
Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 24 35% 38 56% 6 9% 68
LeMo
Hilfreich Befriedigend Nicht hilfreich Total
Absolut Anteil Absolut Anteil Absolut Anteil
Antworten 34 89% 2 5,5% 2 5,5% 38
Tabelle m: Bewertung der allgemeinen Testergebnisse für die adäquate Therapieplanung
127
Anhang N: Transkription des Experteninterviews mit Dr. Kira
Kramer
Anmerkungen
Kommentare, die in der Bachelorarbeit für die Auswertung und die Diskussion verwendet
wurden, wurden entsprechend fett markiert.
I:Nadia Rezaee und Sandra Kotterba
E: Kira Kramer
E: Praktisch in einer logopädischen Praxis gearbeitet habe. Man bekommt auch nicht viel.
Ich weiß nicht, ob sich das inzwischen geändert hat, ob man das als Diagnostikum absetzen
kann.
I: Ich weiß, dass man es von den Steuern absetzen kann, Diagnostiktest ab 400 Euro oder
so.
E: Nein, das mein ich nicht, ich meine, eher, wenn du es jetzt wirklich in der Praxis
durchführst, ob du , wenn du den AAT mit dem Patienten machst, zumindest damals konnte
man es in der Praxis als Diagnostik abrechnen und du hast dann für diese Zeit mehr Geld
gekriegt. Du musst es auch auswerten, als Diagnostik, dass du das vom Rezept runter
nehmen konntest und konntest es dann entsprechend abrechnen mit den Kassen. Zu meiner
Zeit ging es nicht, deswegen war es schon ein entscheidendes Kriterium, weil du dann
andererseits auch dem Patienten Therapiezeit genommen hast, wenn du sie getestet hättest.
Klar, dann haben wir es damals in der Praxis gar nicht groß gemacht.
Ich glaube, es kommt immer auf den Arzt an, dass die Ärzte, die dann die Überweisung
schreiben, den sehen wollen. Viele wollen den AAT haben, er ist Standard. Den kennt jeder
Arzt. Ob es der Hinterwäldler-Neurologe ist aus dem allerletzten Dorf, der hat den auch
schon mal gehört. Und wenn ich dem jetzt modellorientiert komme… Klar, zumal ich selber in
den letzten Jahren auch mit Medizinern gearbeitet habe mit meiner Promotion. Und die
waren davon ganz weit weg. Die haben gesagt, es ist ja letztlich nur ein Modell darüber, wie
Sprache im Gehirn verarbeitet werden könnte, aber in Wahrheit wissen wir ja, dass Sprache
bestimmte Wege im Gehirn läuft, die sich mit diesem Modell sich so nicht abzeichnen lassen.
Die waren jetzt sehr neurologisch geeicht und da war alles, was ich so aus Aachen aus dem
Studium mitgenommen habe, überhaupt nichts wert.
128
Da ging es wirklich nur um Medizin, wie lernt ein aphasischer Mensch, halt über viele
Wiederholungen, auch wie man es gelernt hat, womit man sich mehr beschäftigt. Mediziner
sehen das manchmal ganz anders.
I:Also hier haben wir eine Einverständniserklärung, dass wir es auf Tonband aufnehmen
dürfen, die kannst du dir erst mal durchlesen.
[…]
Wir haben ein paar Fragen vorbereitet. Es werden zuerst ein paar persönliche Fragen
gestellt, dann gehen wir über zum AAT, der ist dir ja bekannt. Dann kommen noch Fragen
zum LeMo. Aber wenn du dich nicht mehr daran erinnern kannst, dann ist es auch nicht
schlimm. Das Hauptmerk wird auf den AAT gelegt.
Wo hattest du deine Ausbildung gemacht?
E: An einer privaten Logopädieschule.
I: Wann ungefähr war der Abschluss?
E: 2000
I: Wo arbeitest du oder wo hast du gearbeitet?
E: Im Augenblick bin ich als Logopädin auf Honorarbasis tätig.
I: Hast Du in der Ausbildung von beiden Diagnostikmitteln oder nur von einem gehört?
E: Von beiden.
I: Hast du auch mit beiden gearbeitet?
E: Wirklich gearbeitet nicht. Also LeMo, das gesamte Modell, wurde im Bereich der
Aphasiologie vorgestellt. Es wurde schon versucht es relativ detailliert zu machen,
aber wir haben das gar nicht verfolgen können. Deswegen, gearbeitet haben wir mit
dem AAT. LeMo, das ist uns vorgestellt worden, aber das war sehr abstrakt.
I: Am Patienten selber, hast du da auch schon mit LeMo gearbeitet oder?
E: Auch schon. Und mit dem AAT.
129
I: Du hast mit beiden praktische Erfahrung gesammelt. Du arbeitest im Moment nicht in einer
Praxis, aber welcher Test ist dir vertrauter?
E: Der AAT.
I: Es geht jetzt um die Stärken und Schwächen beider Tests. Es kommen erst die Fragen
zum AAT: Wie lange arbeitest du schon mit dem AAT?
E: Seit der Ausbildung 2000. Seit fast vier Jahren bin ich raus, durch die Kinder.
I: Vor vier Jahren hast du noch in der Praxis gearbeitet?
E: Ja, da war ich in Münster und hab da promoviert. Ich habe da eine Studie gemacht, wo ich
wirklich sehr viele Patienten beschrieben habe. Da gehörte der AAT mit rein. Ich weiß nicht,
wie viele Patienten ich mit dem AAT untersucht habe, es waren viele. Und vorher in der
Praxis auch.
I: Dann hast du dich auch schon mit dem Handbuch vom AAT beschäftigt. Wie fandest
du es?
E: Ja, also hilfreich auf jeden Fall. Es ist halt kompliziert. Bei so einer Auswertung gibt es
immer mal wieder Grenzen, wo du nicht genau weißt, sind es ein oder zwei Punkte. Aber
grundsätzlich finde ich es brauchbar. Ich hätte den AAT sicherlich nicht, vielleicht kommt das
später noch, ohne Software auswerten wollen. Aber die bekommt man heutzutage auch
ganz prima bei den meisten Arbeitsplätzen mitgeliefert, so dass ich die Daten nur eingeben
muss und der rechnet das. Also ich wollte jetzt nicht mit irgendwelchen Percentilen und
Perzile in die Tabellen einsetzen.
I: Sicherlich. Es sind viele Tabellen, die im Handbuch stehen und wo man dann hin und her
blättern muss. Ist schon kompliziert.
E: Habt ihr das gelernt?
I: Wir hatten es im Unterricht, auch mit Jeanine. Aber so richtig haben wir es nicht
ausgewertet, also immer nur ein Einblick erhalten, wie man es macht. Das Handbuch mit der
Deutlichkeit, also der Sprache, die darin verwendet wird. Ist das alles verständlich, was darin
vorkommt?
130
E: Es gibt irgendeinen Teil, bei dem mir immer eine Beschreibung fehlt. Welcher ist das?
Ähm, ich glaube, dass es im Bereich Spontansprache ist. Diese Spontansprachanalyse,
wie sie jetzt so im Handbuch beschrieben wird, ist in Wahrheit doch noch ein
bisschen komplizierter, wenn man es das erste Mal liest.
I: Wenn man den Test vorbereitet, also die Dauer der Vorbereitung, wie empfindest du
die?
E: Angemessen
I: OK. Und die Dauer der Durchführung?
E: Ich finde es ok, ich bin halt total daran gewöhnt. Ich weiß halt nicht, ob es möglich
ist, mit einem schnelleren Test zu einem klaren Ergebnis zu kommen. Für mich ist das
der Standard, das ist ok für mich. Für den Patienten ist es anstrengend, je nachdem wie
fit die sind. Wenn jetzt wirklich einer schwer betroffen ist, sind 1,5 Stunden schon
lang.
I: Du benötigst dann auch die 1,5 Stunden zur Ausführung?
E: Ja
I: Und während man den Test durchführt, kommen Instruktionen, die man dem
Patienten geben kann. Wie deutlich empfindest du die?
E: Finde ich an sich schon deutlich genug, also für die Patienten finde ich es gut
formuliert.
I: Also hast du das Gefühl, dass die Patienten die Instruktionen gut annehmen?
E: Ja
I: Kommen wir zur Auswertung. Da hast du ja schon gesagt, per Hand ist es
komplizierter. Wie ist das Computerprogramm?
E: Finde ich gut und verständlich, wirklich einfach. Du musst nur die Daten, die du
vorher erhoben hast, eingeben, er rechnet den Rest aus. Ich finde, für die Daten, die man
normalerweise haben möchte, was ist es für ein Syndrom, welcher Schweregrad, völlig
ausreichend.
I: Die Dauer der Auswertung mit dem Computerprogamm?
131
E: Das Computerprogramm geht schnell. Das Eingeben geht schnell. Was ich halt immer
finde, vielleicht kommt das noch als Frage, ist die Spontansprachanalyse, wenn man sie
so machen sollte, wie es halt als linguistische Fehleranalyse vorgesehen ist, dann ist
es eben, dass braucht eine Weile. Eine richtig gute Spontansprachanalyse braucht
länger als das, was man in der Praxis bezahlt bekommt.
I: Wie lange brauchst du ungefähr für die Auswertung?
E: Für den kompletten Test?
I: Ja, wenn du ihn auswerten würdest.
E: Es kommt darauf an, was man für einen Patienten hat. Es gibt Patienten, die Antworten
nur mit einem Wort, wo auch nur ein Wort gefragt ist. Das ist relativ schnell auszuwerten.
Aber wenn du einen Patienten hast mit viel, viel, viel problematischen Paraphasien und die
Spontansprache auch echt schwierig ist, also drei Stunden kann man da schon mal dran
sitzen.
I: Nur für die Auswertung drei Stunden?
E: Ja.
I: Ok. Also doch recht arbeitsintensiv?
E: Ich finde schon in der Auswertung, zumindest mit der Spontansprachanlyse, wenn
man die wirklich so nach Vorschrift macht, finde ich den sehr aufwändig.
I: Ist ja schon einiges dann. Und dann, wenn man die Testergebnisse hat, man erhält sie ja
nach Syndromen, Broca, Wernicke und die anderen, ist das dann hilfreich für die weitere
Therapieplanung?
E: Grundsätzlich erst mal nicht. Ich weiß nicht, was der Patient für ein Syndrom hat und
was weiß ich, wenn ich jetzt einen Patienten mit einem Wernicke-Syndrom habe, der
wahrscheinlich mehr zum Paragrammatisus neigt als einen Agrammatismus zu haben und
dass die Wortfindung da schwierig ist. Das weiß man dann, aber inwiefern ich jetzt hierauf
die Therapie aufbaue, da hilft mir der AAT nicht wirklich. Da kann man das
Standardprogramm machen, das man eh gemacht hätte, wenn man den Test nicht gemacht
hätte.
I: Wie gehst Du weiter vor. Machst du dann noch irgendetwas, oder…?
132
E: Wir haben in der Studie relativ viele Sachen mit den Patienten gemacht. Wir haben sie
zum Beispiel auch neuropsychologisch intensiv durchgetestet, weil wir eben der Meinung
waren, Aphasie selber ist sicherlich in erster Linie ein Sprachproblem, aber durch den
Schlaganfall passieren eben auch viele andere Sachen im Kopf, die eben auch
neuropsychologische Auswirkungen haben. Wir wollten eben auch mal gucken, was dem
Patienten hilft, in welchen neuropsychologischen Bereich er wirklich gut ist, und das finde ich
etwas, was ich in Zukunft immer fortführen würde, den einen oder anderen
neuropsychologischen Test mal durchzuführen, Exekutivfunktionen abzuprüfen, um zu
sehen, wo sich vielleicht erst mal Neuropsychologie vorschalten lässt, was in der Praxis
vielleicht etwas schwierig ist. Es ist halt schon so, Gedächtnissachen mit abprüfen, dann
gucken, ja, wie sieht es mit einer Sprechapraxie aus. Solche Sachen muss man halt schon
erst mal mit abklären. Dann ist halt auch die Frage, Therapie zu planen, ohne den Patienten
und Angehörige ist schwierig. Es ist nicht schön, wenn man am Patienten vorbeiplant und
der eigentlich etwas ganz anderes vorhat. Also, je nach dem in welcher Phase er jetzt ist. In
einer Akutphase sieht es erst mal anders aus. Ich würde erst mal aktivieren, stimulieren,
arbeiten. Wenn es Richtung chronische Phase geht, kann man vielmehr auch den Patienten
mit einbeziehen und die Bedürfnisse einplanen.
I: Das waren die Fragen zum AAT. Jetzt noch eine allgemeine Frage. Ob dir noch sonstige
Stärken oder Schwächen zum AAT einfallen würden oder dir aufgefallen sind. Etwas, das
sehr gut beim AAT ist oder was weniger gut ist?
E: Ja, ich finde irgendwann, die Patienten werden jetzt auch immer jünger, könnte man
sich Gedanken über das Bildmaterial machen. Wobei es nicht so einfach ist, das mal
eben so umzuändern, ohne dass man den kompletten Test vielleicht neu
standardisieren müsste. Und das finde ich für die jüngeren Patienten überholt, aber ich
finde ansonsten den Test immer noch gut und angemessen.
I: Wir hatten vorher noch eine Umfrage gestartet für alle Logopäden, wir haben sie auf die
Internetseite des dbl gesetzt. Dort kam auch raus, dass das Bildmaterial veraltet sei.
E: Es ist ja auch für Jugendliche ab 14 Jahren. Und wenn die dann stehen mit irgendwie, der
Star, beim Bild mit der Frau, dann denke ich, Deutschland sucht den Superstar. Manche
Sachen sind so ein bisschen einfach oder so, ich weiß nicht.
I: Ja, ist uns auch aufgefallen.
E: Ich meine, die sind super durchdacht.
133
I: Ja.
E: Ich habe ja nun lange genug in Aachen studiert, ich bin vielleicht auch vom Herzen her
immer noch Aachenerin. Ich finde den Test immer noch gut, aber vielleicht könnte man sich
das eine oder andere nochmal genauer anschauen.
I: Deine Kritik ist nur bezogen auf das Bildmaterial oder auch auf die Wörter im Test, die
gelesen werden sollen, oder so?
E: Die Namen sind natürlich zum Teil schon veraltet. Wobei ich denke, jemand, der über 70
den Schlaganfall bekommt, dem dann irgendwie Kevins und Jérômes vorzusetzen muss,
das ist die Frage. Vielleicht zwei Versionen, eine für die jüngere Generation und die ältere.
Aber würden die Logopäden sich zwei Tests anschaffen, die über 500 Euro kosten? Nein,
ich denke, dass der Test immer noch gut durchführbar ist. Es geht ja um die
Nachsprechleistung. Ob der jetzt Kevin oder Fritz heißt, ist dabei ziemlich egal.
I: Was sagst du zur Aktualität in Bezug auf die Syndrome, dass hier immer noch mit
Broca, Wernicke, Amnestische und Globale Aphasie gehandhabt wird in den Ergebnissen?
E: Ich sag mal, für wen nutzt man den Test wirklich? Wir unter Sprachtherapeuten oder
Sprachwissenschaftler sehen das natürlich noch ein bisschen anders und differenzieren
auch anders zwischen flüssiger und nicht-flüssiger Aphasie. Wir beschreiben eben
Symptome. Aber im Krankenhaus, der Oberarzt, der Chefarzt, die sind auch nicht mehr die
jüngsten, für die sind das einfach Dinge, die verstehen die, das kennen die. Wenn man da
nicht auch weitläufig mehr Wissen unter die Mediziner streut, ist es immer noch sinnvoller es
auch so zu verwenden und vielleicht in einem Arztbericht es zu umschreiben, worum es sich
handelt, damit man mal auf eine andere Schiene kommt. So finde ich es von der Aktualität
her im Alltag immer noch brauchbar. Das ist meine Einschätzung. Wenn man sagt: “Der
hat eine Broca-Aphasie.“, dann weiß der Arzt auch, worum es geht. Für den Patienten klingt
es erst mal so wie abgestempelt, aber für die Angehörigen ist es vielleicht erst mal etwas,
das sie auch weitergeben können. Für sie ist es so, dass sie erst mal schockiert sind. Der
Angehörige sitzt da und sagt nichts mehr und man kann dann sagen, er entwickelt sich jetzt
so und so. Das Ding hat jetzt einen Namen, es ist eine Aphasie. Und später kann man sagen
Broca-Aphasie und das hat entsprechende Symptome, grob erst mal. Das reicht vielleicht
auch, um Freunden und Bekannten erst mal die Angst vor dem Störungsbild zu nehmen. Ich
habe auch schon erlebt im Altenheim, dass dann Freunde von einer Patientin kamen, und
sich mit ihr unterhalten wollten. Das ging dann nicht. So sind sie wieder abgezogen und sind
auch nicht wieder gekommen.
134
Ich habe mich dann auch mal zu ein paar Leuten dazugesetzt und habe mit denen
gequatscht und versucht, denen das laienmäßig zu erklären, wie es wirklich ankommt. Dann
wussten die auch ein bisschen mehr, was damit anzufangen. Und dafür finde ich, um eine
Begrifflichkeit zu haben, finde ich es gut. Um für mich als Therapeutin etwas abzuleiten,
dafür glaube ich, macht man es heutzutage und kann es auch differenzierter sehen.
I: Der Trend geht ja auch dahin, dass man nicht mehr Broca, Wernicke usw. verwendet,
sondern dass man sagt: da und da liegt die Störung.(19:38)
Jetzt noch mal eine Frage für mich: Es ist ja jetzt auch so, dass immer mehr ICF verwendet
wird. Helfen die Ergebnisse vom AAT, um nachher ICF auch zu stellen für den Patienten
oder ist das eher weniger hilfreich?
E: Ich selber habe nach ICF noch gar nicht gearbeitet. Ich denke schon, dass wenn man jetzt
weiß, dass der Patient Schwierigkeiten hat in seiner bestimmten sprachlichen Modalität,
dass man sich denkt, ok, wenn er jetzt sagt, ich will in Zukunft wieder in meinem Sessel
sitzen und Kreuzworträtsel lösen und die Schriftsprache ist marode, dann wird es halt
schwierig. Dann muss man sagen, ok, wir formulieren jetzt ein Ziel und das Ziel heißt dann
Kreuzworträtsel. Ganz grob denke ich, kann man schon viel von ableiten. Aber dazu habe
ich zu wenig mit ICF selber gearbeitet.
I: Dann kommen jetzt weitere Fragen zum LeMo. Du hast auch schon mit dem LeMo
gearbeitet, sagtest du. Wann war es das erste Mal, dass du davon gehört hast und damit
gearbeitet hast?
E: Gehört habe ich davon in der Ausbildung 1998-1999. Dann habe ich 2002 ein Praktikum
gemacht, während meines Studiums in Bergmannsheil. Die haben relativ viel Palpa
verwendet. Das ist ja auch die aus dem Englischen übersetzte Version. Das sind letztendlich
auch so die gleichen Tests. Im Praktikum habe ich die relativ viel mit den Patienten
auszugsweise gemacht. Wir haben damit geguckt, was kann der Patient, was kann er nicht.
Aber auch nicht immer gleich die ganze Testbatterie, aber das macht man eigentlich eh
nicht.
I: Genau. Dann hast du dich auch mit dem Handbuch vom LeMo auseinander gesetzt?
E: Ja, doch.
I: Wie bewertest du das Handbuch vom LeMo, wie findest du das in der Deutlichkeit zum
Beispiel?
135
E: Ich finde es schon deutlich. An manchen Stellen hätte ich es mir vielleicht ein
bisschen konkreter gewünscht. Ich finde, man kann damit umgehen. Was mich überrascht
hat ist, dass da viel drin steht, wie man es mit dem Computer macht. Ich kenne LeMo
eigentlich nur als Papier/Bleistift-Version und habe das dann auch immer so gemacht und
bin doch überrascht gewesen, wie viel es darum geht, mit dem Computer zu machen.
I: Am Anfang wurde das erst nur entwickelt, um es mit der Hand auszuwerten. Es kam ja erst
später, dass das Computerprogramm zur Vereinfachung entwickelt wurde. Deswegen ist es
normal, dass man es erst nur mit der Hand auswertet.
E: Mit dem Computerprogramm habe ich nicht gearbeitet.
I: Warum?
E: Hat sich nicht mehr ergeben. Wie gesagt, LeMo war für die Münsteraner viel zu
theoretisch.
Es gibt keine Evidenz dafür, dass es wirklich so funktioniert an nur an Modellen und mich hat
das immer sehr interessiert, aber dann hat es sich nicht mehr ergeben.
I: Wie bewertest du die Dauer der Vorbereitung beim LeMo?
E: Ja, ich muss die entsprechenden Tests raussuchen für mich, also ich muss schon vorher
irgendwie eine Ahnung haben was ich wirklich auch wissen will, das finde ich, um es für
mich wirklich im Kopf vorbereiten dauert es relativ lange, um es zu kopieren ist es ja
schnell gemacht. Mir selber ein Konzept zu machen und es mir selber zu verdeutlichen
was brauche ich wirklich, was will ich wirklich vom Patienten wissen, das finde ich
braucht schon bisschen länger.
I: und die Dauer der Durchführung?
E: je nach dem, was man halt machen will. Für jeden einzelnen Block finde ich das
immer sehr adäquat, da gibt es nicht immer so viele Items.
I: Siehst du das als Vor- oder Nachteil, dass man sich aussuchen kann, welche Tests man
macht von dem LeMo?
E: Also, wenn ich gut mit dem Modell umgehen kann, find ich ist das natürlich ein Vorteil,
aber für jemanden, der jetzt wirklich hier sich das nur bestellt, der kriegt hier die Litanei an
Büchern, finde ich das erstmals ein bisschen erschlagend. Das schreckt natürlich ziemlich
ab, da in der Regel in den Praxen nicht unbedingt Arbeitszeit ist, die man vergütet bekommt,
wenn man sich da reinarbeitet.
136
I: Und die Dauer für den Patienten, ist die dann eher angenehmer?
E: Ich glaube schon. Letztlich kannst du dir das schon teilweise raussuchen, kannst da
schon sehen, ob der Patient nach dem Test schon genug hat und ob man es dann beim
nächsten Mal weiter führt. Ist ja nicht so wie beim AAT, dass man es dann wirklich
durchziehen muss, und dass es aufeinander aufbaut. Das finde ich da für den Patienten
relativ angenehm. Ich glaube dieses Gefühl vom Versagen, habe ich da nicht so
mitbekommen, wie jetzt beim AAT auch oft ist und der Patient wirklich merkt, kann ich nicht
und es wird komplexer und ich kann es immer noch nicht, bis man dann wirklich sagen kann,
hier kann ich abbrechen und auch das Abbrechen ist für den Patienten ja auch nicht gerade
angenehm und das ist hier, glaube ich, für den Patienten eher angenehmere Variante.
I: Also meinst du, beim AAT ist die Frustration vielleicht auch höher für den Patienten?
E: Wenn der Patient große Schwierigkeiten hat, denke ich ja. Wenn man mit einem wirklich
schwer betroffenen Patienten den Token-Test durchgezogen hat, dann braucht man
wirkliche Motivation um den Rest auch noch hinter her zu schieben und dann Schriftsprache
und so finde ich dann schon sehr schwierig, wenn sie dann mit den Buchstabenplättchen
hantieren müssen und dann wegen einer Hemianopsie das dann vielleicht nicht richtig
sehen können, ist es schon frustrationsverdächtig.
I: Beim LeMo kommen auch Instruktionen vor, die man währenddessen sagen kann,
wie empfindest du die? Also sind die verständlich?
E: Ich denke ja. Also ich meine es hängt auch vom Schweregrad der Aphasie ab.
Manche Patienten verstehen es halt nicht, wenn man es einfach nur vorliest. Dann bin
ich auch einfach nur ehrlich, dass ich sage, ich versuche es mit anderen Worten zu erklären
und es dann eben auch vereinfache und gucke, ob der Patient es auch wirklich verstanden
hat. Nur die Instruktionen so vorlesen finde ich dann immer ein bisschen schwierig. Kommt
halt drauf an, wenn der Patient relativ fit ist, ist das kein Problem.
I: Und die Dauer der Auswertung, wie findest du die?
E: Also per Hand fand ich das jetzt nicht so aufwendig. Ist eigentlich ok, um zu gucken,
kann der Patient das jetzt oder kann er es nicht. Gut man muss sich dann noch ein bisschen
mit dem Handbuch hinsetzen, um zu gucken, was das nun jetzt heißt, aber fand ich
eigentlich recht angemessen.
I: Wie lange saßt du da ungefähr dran?
137
E: Ich hab ja immer nur so Auszüge gemacht und wenn du da wirklich nur ein, zwei Testteile
da rausgenommen hast, war das von ungefähr ein paar Minuten ausgewertet. Ist dann
unterschiedlich.
I: Ok, das Computerprogramm kennst du ja gar nicht, dann überspringe ich die Frage am
besten.
Und wie bewertest du beim LeMo die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung?
E: Die sind ja schon deutlich detailliert da. Man weiß wirklich, welche Route gestört ist,
oder ob es tatsächlich nur ein isoliert semantisches Problem ist oder so was, das
sagt mir dann natürlich schon was für die Therapie, was ich da machen kann. Das ist,
denke ich, eher dafür gemacht das ganze Modell so zu verwenden, dass man sagen
kann, ok der Patient hat jetzt hier, in der Modalität wirklich eine Störung und man kann
entsprechend daran arbeiten. Das finde ich für die Therapie halt gut, vorausgesetzt,
der Logopäde kennt sich eben damit aus.
I: Die letzte Frage zum LeMo, ob du noch sonstige Stärken oder Schwächen zu dem
Test kennst oder dir jetzt einfallen.
E: Also ich find es halt schade, aber das ist mir aus dem Handbuch jetzt nicht entgegen
gesprungen bislang, ich finde es immer noch sehr, sehr viel und dieses raussuchen, was will
ich jetzt wirklich wissen, was brauche ich jetzt noch. Ich finde es schon relativ komplex
und dafür finde ich wird es noch zu wenig gelehrt. Es ist schon was, was nicht für
Autodidakten ist, man muss sich da schon hinsetzen und sich da wirklich reinfummeln. Ich
weiß nicht, vielleicht auch, weil man den AAT öfter in der Ausbildung auch gesehen hat, ist
es einem natürlicher und selbstverständlich mit dem zu handlen, als dass man jetzt hier sitzt
mit dieser riesen Batterie und sich überlegt, was mach ich denn jetzt.
I: Würdest du den empfehlen, den LeMo mehr in die Ausbildung mit einzubeziehen?
E: Ja, also ich weiß halt nicht, in wie fern man das für die ICF dann noch verwenden kann.
Frage ich mich auch immer wieder, inwiefern arbeite ich modellorientiert, wenn ich
icforientiert arbeite, aber so wie ich Jeanine bisher auch verstanden habe, schließt sich das
ja nicht aus und ich muss ja irgendwie einen Weg finden, auch mit Hilfen, mit
Therapiemethoden, das Ziel zu erreichen, dass der Patient sich auch gesetzt hat. Und dafür
denke ich mal, ! schließt es sich nicht aus, aber inwiefern man das jetzt wirklich konkret
nutzen kann, glaube muss ich noch ne Weile drüber nachdenken.
138
Das ist jetzt noch nicht so, dass ich denke, ok der Patient hat jetzt hier irgendwie ein Problem
mit der auditiven Analyse oder so und deswegen mach ich so und so und dann kann er
demnächst seine Formulare alleine ausfüllen.
I: Würdest du auch sagen, beim LeMo zum Beispiel, müsste man vom Therapeuten größere
Vorkenntnisse erwarten, also um mit dem Logogenmodell sich auseinanderzusetzen, damit
man alles weiß und welche Tests man nimmt, braucht man da größere Vorkenntnisse als
beim AAT?
E: Also den AAT kannst du dir ja mit Handanweisungen dazu legen und da hast du dann
immer noch deine Abbruchkriterien, also den kann man zur Not, auch wenn man den zum
ersten Mal macht, kann man immer irgendwie noch da sitzen und noch ein bisschen
mitblättern. Das sieht dann zwar nicht klasse aus, aber man kriegt das hin und LeMo finde
ich musste halt im Vorfeld relativ gut vorbereiten, wenn man den Test jetzt wirklich
durchführt, dadurch, dass es keine Abbruchkriterien gibt, finde ich ist er echt angenehm,
aber im Vorfeld zu entscheiden, brauch ich das alles. Klar es ist auch super spannend, das
komplett zu machen, aber dann ist wieder die Sache, zahlt dir das irgendjemand. Das kostet
dem Patienten Zeit, das finde ich dann entsprechend schwierig.
I: Für die Bachelorarbeit haben wir uns noch Variablen aufgestellt und das sind nochmal
allgemeine Fragen. Vielleicht kannst du nicht darauf antworten oder deine persönliche
Meinung dazu geben. Denkst du es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Standort
der logopädischen Einrichtung und der Testwahl?
E: Meinst du, wenn man in Potsdam seine Praxis hat wird man wahrscheinlich den LeMo
nehmen?
I: Genau, wenn man im Osten oder Westen ist, ob es da irgendwelche Zusammenhänge
gibt.
E: Habe ich ja eben selber schon gesagt, wenn man in Aachen studiert hat oder die
Ausbildung gemacht hat, ist glaube ich schon der AAT einem auch einfach geläufig.
Also auch die linguistische Fehleranalyse wird da im Studium auch sehr detailliert gelehrt
und so. Nichts destotrotz ist es eben auch so, dass LeMo da jetzt auch im Studium mit
vorkommt, aber ich kann es jetzt auch überhaupt nicht beurteilen, ob es jetzt irgendwie in
Ostdeutschland intensiver irgendwie LeMo vermarktet werden kann. Ich glaube es nicht. Ich
glaube, die in Potsdam klinische Linguistik studiert haben oder so was, entsprechend
bestimmt, aber die werden sicherlich auch darauf stoßen, dass der AAT halt das
Standardwerk ist, das man halt in Deutschland bisher immer verwendet hat.
139
I: Und meinst du die Art der logopädischen Einrichtung, ob es jetzt eine Praxis ist,
Reha oder Krankenhaus, dass es da einen Einfluss hat, welchen Test man wählt oder
mit welchem man arbeiten will?
E: Hmm, ja, kann ich mir schon vorstellen. Also ich weiß nicht genau wie die Rehakliniken
das machen mit dem Abrechnen, aber vielleicht ist es da doch einfacher, unterm Strich
geht’s immer ums Geld, ist halt einfach so und ich denke vielleicht ist es da wirklich
einfacher, um nochmal so ein Diagnostiktermin dazwischen zu schieben, wo man sagt, ok
ich mach jetzt noch einen Teil aus LeMo und guck mir an, was da bei dem Patienten los ist,
als dass man das wirklich in der Praxis macht, weil da muss man eben auch dem Patienten
erklären, dass ich ihm jetzt ein Stück von seiner Therapiestunde oder vielleicht die ganze
Stunde vom Rezept nehme und dann halt nicht wirklich eine Therapie mit ihm mache,
glaube ich, ist das schon ein bisschen schwieriger. Es sei denn, es hat sich bis jetzt was
geändert, dass man LeMo auch entsprechend als Diagnostik abrechnen kann. Da der nicht
standardisiert ist, ist es glaub ich wirklich so, dass nur der AAT entsprechend abzurechnen
ist. Ich denke damit steht und fällt das halt. Wenn ich jetzt meine eigene Praxis hätte, würde
ich es vielleicht anders machen, aber als Angestellter machst du halt auch eben das, was
man in der Praxis gut abrechen kann und du bist auf der anderen Seite dazu verpflichtet,
deine Heilmittelrichtlinien so abzuarbeiten, dass der Patient eben auch nur eine gewisse
Anzahl an Stunden und Therapie bekommt und dann ist eben eine ganze Weile Pause. Da
denke ich, dass man dann lieber Therapie macht, es sei denn, man steht bei einem
Patienten echt auf dem Schlauch und weiß nicht weiter oder man merkt mit meinen
bisherigen therapeutischen Wegen komme ich nicht weiter und will wissen warum und dann
fände ich es sinnvoll, dann kann man es dem Patienten auch so verkaufen, dass man es
dann als Hilfe nutzt. Dann kann man auch fragen, ob der Patient oder die Angehörigen
dementsprechend einverstanden sind und dann kann man es auch gut machen, aber ich
würde vermuten, dass in den Praxen der AAT deutlich häufiger benutzt wird. Aber ich
weiß auch gar nicht, ne Verlaufsdiagnostik ist hier auch gar nicht, nee gut, ne
Verlaufsdiagnostik kann man mit LeMo eigentlich nicht machen, dass man nach einem
halben Jahr nochmal guckt, ob der Patient sich letztendlich in den Bereichen verbessert hat.
140
I: Anhand der Ergebnisse denke ich, dass sich das schon machen lässt. Also da gibt es
keine Vorschriften, wann man den jetzt wiederholen darf oder sollte, aber ich denke schon,
dass das anhand der Ergebnisse, da gibt es ja so eine Aufreihung von eins bis sechs, so
eine Einstufung, die dann anhand der Ergebnisse rauskommt und danach denk ich mal,
wenn man vorher eine starke Aphasie hatte oder eine starke Dysgraphie, je nachdem was
da rauskommt, dass man dann, wenn man den Test wiederholt und weiter hochgestuft wird,
dass man da die Verbesserung sieht. Beim AAT ist das halt vorgegeben, wann man den
Test nochmal durchführen kann und da der LeMo nicht standardisiert und normiert ist muss
der Logopäde dann glaub ich selber gucken, wie er das handhaben will.
E: Ist halt immer die Frage, wenn er dann nicht standardisiert ist, klar hast du irgendwie so
ne, weiß ich gar nicht wie es dann heißt, es ist halt so kannst du den wirklich, wenn du den
nochmal machst zum Beispiel, verfälscht sich das, weil der Patient die Items schon kennt.
Beim AAT vermischt sich das irgendwie so sehr, dass das dann nicht vorkommt, aber wenn
ich jetzt hier immer nur drei Aufgaben wiederhole, dann ist es vielleicht schon so, dass der
Patient dann schon kennt. Das ist beim AAT schon anders, da er schon komplexer ist und
am Ende aus allen möglichen Untertests eben dann das Fazit zieht. Weiß ich da halt nicht,
ob man da nicht dann an die Grenzen des Testes stößt.
I: Noch ein Zusammenhang, der entstehen könnte, zwischen dem Störungsbild des
Patienten und der Testwahl. Also wenn jetzt eine starke Aphasie vorhanden ist oder eher
eine leichte, ob da ein Test dann lieber gewählt wird.
E: Schwer zu sagen, aber ich würde vermuten, dass fast alle zuerst zum AAT greifen,
um zu gucken, ist es überhaupt noch eine Aphasie, ist es eine Rest-Aphasie, ist es
eine Amnestische oder so. Glaube da fühlt man sich ein bisschen sicherer als Therapeut,
wenn man da irgendwie so weiß, dass ist jetzt als Amnestische Aphasie abzugrenzen oder
es ist eine Rest-Aphasie oder so, das ist für den Patienten interessant, das ist für die weitere
Verordnungsmenge dann interessant. Andererseits, klar, ist es auch spannend zusehen, wo
sind dann jetzt noch die Schwierigkeiten beim Patienten, also ich denke wenn die Aphasie
relativ leicht nur noch ist, ist es natürlich auch spannend rauszufinden, wo liegt denn das
Problem eigentlich. Ich glaube aber nicht, dass die Leute da, also der Großteil wird sich
nicht durch das Störungsbild des Patienten beeinflussen lassen.
I: Ist vielleicht auch nach Vorliebe, mit welchem Testmaterial arbeite ich lieber
E: Ich denke auch, wie kriegt man es bezahlt.
141
I: Und dann Zusammenhang höchster beruflicher Abschluss und die Testwahl, also
wenn man jetzt zum Beispiel Bachelor macht oder Master oder noch weiter geht, ob es da
Unterschiede geben könnte, dass da, wenn man jetzt nur den Bachelor macht, den LeMo
vielleicht gar nicht kennen lernt und deswegen nur den AAT benutzt.
E: also ich kann jetzt nur sagen, als Honorardozentin in Bochum, glaube ich nicht, dass
jemand freiwillig nach seinem Abschluss im Sommer hingehen wird und erst mal LeMo
durchführt am Patienten, weil ich jetzt immer noch merke, dass der Großteil, das war
auch im Kurs davor so, der Großteil der Schüler, schon ziemlich vor den Kopf
gestoßen war, was man eigentlich damit soll. Also ich glaube schon, dass da erst mal
die meisten Leute wirklich sagen werden ich mache den AAT, da bin ich auf der
sicheren Seite, und dass sie dann irgendwann vielleicht eine Fortbildung machen oder
sich das Thema LeMo da genauer anschauen werden, wenn sich das Interesse
entsprechend da ist am Bereich Aphasie. Also für mich wäre es schon so, dass ich immer
wieder denke, ich würde mir auch angucken am Patienten, was ist denn da jetzt wirklich los
und nicht nur zu wissen, das ist welches Störungsbild, sondern auch, was geht da, wobei
auch da jetzt meine Berufserfahrung in den letzten Jahren in Münster, es auch vielleicht mal
ganz egal ist, was für ein Störungsbild der Patient hat, sondern es geht darum ihm so viel es
geht Sprache zur Verfügung zu stellen und die haben halt gesagt, ok, das geht nur über
Intensivtraining und es ist völlig wurscht, was der Patient hat, man muss seine Therapie nur
intensiv durchführen und immer Wiederholungen einbauen und das ist wurscht eigentlich.
Das ist auch eine Variante, aber ich denke schon, dass es abhängig ist davon so ein
bisschen, welchen Abschluss man macht.
I: Wenn du jetzt entscheiden müsstest, AAT oder LeMo, was wäre deine Wahl und
warum? Also für welchen Test würdest du dich entscheiden?
E: Also, ich glaube ich würde standardisiert wirklich einfach immer erst mal den AAT
machen und dann würde ich gucken bei bestimmten Sachen die mir auffallen, ok wo
kann das herkommen, wenn ich den Patienten schon so ein bisschen besser kenne. Für
mich war es bisher immer so mit LeMo, dass ich das verwendet habe, wenn da ein
Patient kam bei dem ich wirklich nicht verstanden habe, was da für ein Problem
vorlag.
142
Als Beispiel, wir hatten da einen Patienten in der Studie, da ging es halt um ein intensives
Benenntraining, die haben drei Stunden am Tag mit mir vorm Computer gesessen und
haben Bilder gezeigt bekommen, die haben die Laute, also die Namen, die Objektnamen
gesagt bekommen vom Computer und hatten dann immer das Schriftbild dazu, dann wurde
im Laufe der Zeit die Hilfen reduziert und der Patient sollte halt am Ende dieses Trainings in
der Lage sein diese 50 Wörter, die er zwei Wochen trainiert hat, nur wenn er die Bilder sieht
das Wort benennen zu können, das waren halt vier unterschiedliche Bilder zu einem Objekt,
also das waren dann vier unterschiedliche Bilder zu Apfel zum Beispiel und das war ein
Patient, der wirklich an der zweiten Stufe, da ist er nicht weiter gekommen. Also er konnte
unheimlich gut das Wort semantisch noch so, also unheimlich gut ist auch übertrieben,
einordnen was das ist, aber es war halt nicht machbar, wenn er weniger als die ersten zwei
Laute bekommen hat, also wirklich als Laute und nicht als Schriftbild, war der Patient total
aufgeschmissen und dann hat er wirklich nicht geschafft in diesen zwei Wochen Training, die
er da am Stück hatte über diese zweite Therapiestufe hinaus zu kommen. Ich habe nicht
verstanden, woran es lag und wenn ich jetzt ihm einen Laut noch mehr gegeben habe, dann
kam das Wort immer, aber da war halt irgendwo, das war echt wie abgeschnitten, das ging
nicht und ich hätte echt gern nochmal rausgefunden, wo da nun wirklich bei ihm in der
Aphasie das Problem liegt und das Nachsprechen war halt super, das ging echt super, aber
dieser Lerneffekt blieb völlig aus. Also das war schon echt eine Quälerei und das war echt
so ein Patient, wo ich auch so ein paar Sachen von LeMo rausgesucht habe, aber der war
von der Therapie her einfach schon echt genug gefördert und das war eine Studie, da konnte
ich jetzt nicht so viel nebenbei machen, um das jetzt einfach wirklich durch zu testen, aber
das wäre glaube ich echt interessant gewesen, um da jetzt mal zu gucken, wo liegt das
Problem, was kann ich wirklich machen an Therapie, was ihm hilft. Ich wollte ihn jetzt aus der
Studie nicht mehr rausnehmen, das geht auch nicht, wenn er erst einmal eingeschlossen ist.
Man kann nicht die Patienten rausschmeißen, die nicht lernen, aber das wäre unheimlich
spannend gewesen, ihn mal richtig durch zu diagnostizieren und zu schauen ob man der
Sache auf den Grund kommt, wo wirklich das Problem ist bei ihm, dass er auch von dem
Training (Phonemtraining) überhaupt nicht profitieren konnte. Gut, das mögen vielleicht auch
neuropsychologische Gründe gewesen sein, er war auch in vielen anderen Leistungen
ziemlich eingeschränkt, aber da hätte ich es gerne gemacht, aber da hab ich auch erst mal
den AAT durchgeführt . Ich glaube auch schon, dass wenn der Patient das erste Mal
zu mir kommen würde, es auch so immer machen würde. Vielleicht müssten andere mir
das Vorleben in so einer Praxis oder in einer Rehaklinik, das man sagt man macht
grundsätzlich den AAT nicht mehr.
143
I: Aber das findet man wahrscheinlich nicht so oft, dass man den AAT nicht macht.
E: Ich weiß nicht, ob in den letzten vier Jahren sich was geändert hat. Ich weiß, dass man in
der Klinik, da wo ich war in Münster, dass wir den AAT als Eingangsdiagnostik genommen
haben, mit tausend anderen Tests, und ich gesagt habe, wenn ihr die Therapie gemacht
habt, müsstet ihr ihn auch am Ende nochmal machen. Wir haben‘s so gemacht, die
Patienten haben zwei Wochen dieses intensive Benenntraining gemacht und dann auch
noch so ein Kommunikationstraining dabei gemacht, damit das nicht immer dieses eine
Wort, was benennen sein soll, haben dann vier Wochen Pause gehabt, haben dann nochmal
zwei Wochen so ein Training gehabt, mit anderen Wörtern, hatten dann einen Monat wieder
Pause, dann sind die nochmal nachgetestet worden und hatten dann quasi ein halbes Jahr
später die Abschlusstests, also da hätte man den AAT auch machen können und das wollten
die aber damals nicht. Ich bin auch in diese Studie eingestiegen, da lief sie schon, das war
dann ein bisschen schwierig, weil da wurde schon ein Teil der Patienten durchtrainiert und
auch die Nachtestung war gelaufen, aber wir haben heute Schwierigkeiten das zu
veröffentlichen, weil wir diesen Nachtest nicht gemacht haben und da alle gesagt haben ‚die
Kramer, die hat doch keine Ahnung‘ und ich hab dann gedacht ‚dann macht ihrs eben nicht,
ihr doofen Mediziner‘ und im Nachhinein ist es echt schwierig, weil jetzt alle sagen, hättet
ihrs mal gemacht. Natürlich fühl ich mich im Nachhinein bestätigt, weil ich echt total
verunsichert war, wofür hast jetzt hier irgendwie sechs Jahre studiert und drei Jahre
Ausbildung und sitzt hier und die sagen alle, die hat doch von nichts eine Ahnung. Von daher
ist es auch in der Wissenschaft auch immer noch so, dass es sinnvoll ist, den mit zu machen
vorher und auch ein halbes Jahr später, um eben auch sagen zu können, wir haben nochmal
so ein unabhängiges Maß, was wir machen. Wir haben nur kontrolliert, was können die
Patienten und was nicht, das ist eben auch genau das was wir trainiert haben, können die
auch, reicht aber heute in der Wissenschaft nicht mehr. Von daher ist es auch noch
sinnvoller auch aus diesem Standpunkt heraus den AAT zu machen. Also ich würde ihn jetzt
nicht in die Ecke stellen.
I: Also ist er noch nicht eingestaubt?
E: Nein, so weit ist die Wissenschaft noch nicht. Da müsste der LeMo erst noch
standardisiert werden.
I: Weil ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich den AAT nicht machen durfte, weil er von
den Logopäden in der Reha als nicht gut angesehen wurde und habe halt nur LeMo
gemacht.
144
E: Kam so eure Fragestellung auf?
I: Ja, wir haben halt darüber gesprochen, ich hab gefragt: „Habt ihr auch den LeMo kennen
gelernt?“ und die so: „Ja, nee, der war zwar da, aber stand halt im Schrank rum“, deswegen
sind wir auch darauf gekommen.
Haben uns ausgetauscht mit anderen und haben festgestellt, dass die meisten AAT machen
und den LeMo viele gar nicht kennen und dann wollten wir herausfinden, warum das so ist,
warum entscheidet man sich für den einen Test und nicht für den anderen.
E: LeMo ist glaube ich auch erst 2004 oder so rausgekommen wirklich, so als richtige
Testbatterie
I: Ja, mit dem Computerprogramm zusammen.
E: Ja und vorher gab es den ja auch in der Papier-Version, aber ich denke viele Logopäden
sind halt auch nicht eurer Alter oder auch nicht meins und da ist es halt schon so, also ich
denke, dass das vielleicht auch davon abhängig ist, wo man die Ausbildung gemacht hat, in
wieweit sofern, dass zum Beispiel in der Uni, also wirklich an der Hochschule, an der
Fachhochschule, anderer Schwerpunkt drauf gelegt wird, weil zum Beispiel sowieso
grundsätzlich Inhalte anders beleuchtet werden und vor ein paar Jahren gab es eben noch
keine Studiengänge, außer eben die in den Niederlanden, wo man dann eben auch noch
Niederländisch lernen musste. Von daher denke ich mir, dass es vielleicht ein bisschen auch
deutlicher in die Ausbildung, in die schulische Ausbildung mit einfließt, so lang sie auch
immer existieren möchte.
I: Ja genau, ist ja auch immer mehr der Trend dahin, aus der Ausbildung ein Studium draus
zu machen.
Vielleicht ist es auch im Studium, dass man da mehr Zeit hat, sich andere Tests anzugucken.
AAT wird überall verwendet, also nimmt man den mit rein und im Studium haben die
vielleicht mehr Zeit, sich mehrere Tests anzugucken.
E: Ja, also sagen wir mal so, ich finde es insofern gut, gab ‘s das in den Ausbildung halt nur
am Rand und dann war ‘s halt so, dass man uns einfach so – wusch – eine Folie aufgelegt
hatte, das war damals noch am Urwaldprojektor, so eine Folie drauf und das ist jetzt hier das
Logogenmodell.
145
Und wir dann alle: „Was wollen wir denn damit?“. Wenn das jetzt runtergebrochen wird,
wirklich so hier gibt’s Inputmodalitäten und hier die Outputmodalitäten, im Zentrum haben wir
das semantische System und man kann sich das so vorstellen, hier oben ist irgendwie halt
das Ohr und hier unten der Mund oder so, finde ich irgendwie so runtergebrochen auf das
Kleinste und dann darauf aufbauen und erklären, wie es denn überhaupt dazu gekommen.
I: So versteht man ‘s dann bestimmt am einfachsten.
E: Dann geht’s am einfachsten. Das hat er einfach nicht gemacht, das war ein
durchgeknallter Wissenschaftler, völlig verwirrt und er kam auch nur ab und an mal. Wir
haben oft da Freitagmittag da gesessen und es war eher ein bisschen wie Roulette, kommt
er oder kommt er nicht. So was ist halt dann echt schade. Ich glaube ein Modell steht und
fällt damit, wie man es den Leuten verkauft. Ja, aber vielleicht seid ihr ja jetzt die Generation,
die es in Praxen mitnimmt. Ich meine, bei euch ist ja die praktische Ausbildung wieder was
anderes an den Schulen, ihr kriegt das mit, was ihr halt in den Praxen oder den Kliniken seht
in dem Praktikum. Ich meine, das ist wieder manchmal schade, weil, wenn ihr echt einen
ätzenden Praktikumsanleiter habt, dann habt ihr ein blödes Praktikum und dann fragt ihr
euch echt was sollt ihr eigentlich machen und wie gut seid ihr wirklich. Dann braucht ihr auch
wirklich eine qualitative Rückmeldung und ich meine Logopäden sind wirklich ein komisches
Völkchen und dann kriegst du, weil du dich schminkst zum Beispiel, kriegst du eine
Rückmeldung, die dir überhaupt nicht gefällt.
[…]
I: Das waren dann alle Fragen unsererseits, wenn du noch Fragen hast an uns oder so.
Möchtest du die Ergebnisse vielleicht haben?
E: Total gerne, wenn ihr die gerne rausgebt, dann hätte ich die auch schon gerne, weil ich es
auch echt interessant finde zu sehen, was hat sich in den letzten Jahren getan.
146
Anhang O: Transkription des Experteninterviews mit Eva
Rilling
Anmerkungen
Kommentare, die in der Bachelorarbeit für die Auswertung und die Diskussion verwendet
wurden, wurden entsprechend fett markiert.
I: Antonia Lohmeyer und Katrin Mielcarek
E: Eva Rilling
I: …spielt zum Beispiel die Ausbildung des Logopäden eine Rolle oder der Standort der
Einrichtung in Deutschland könnte auch eine Rolle spielen. Wir erforschen die
verschiedenen Variablen und möchten somit herausfinden, inwiefern diese Variablen mit der
Wahl des Tests in einer Verbindung stehen. Gerade auch die verschiedenen Ansätze mit
dem Logogenmodell oder mit dem syndromorientierten Modell.
E: Sind Sie dann auch deutschlandweit tatsächlich unterwegs mit Ihren…?
I: Ja, wir haben mit einer Umfrage gestartet, deutschlandweit. Da wurden alle Bundesländer
angeschrieben in verschiedenen Einrichtungen und Experteninterviews haben wir jetzt zwei.
Eins hatten wir in Essen und eins jetzt in Osnabrück.
E: Und was war der Rücklauf bei Ihrer Online-Umfrage?
I: Ja, wir sind recht zufrieden, also wir haben jetzt, glaube ich, knapp 500 angeschrieben und
der Rücklauf war etwas über 80, also das was man so erwartet. Es war auch über E-Mail,
nicht jede Praxis hat die Möglichkeit und die Zeit natürlich auch.
E: Die Umfrage dauert etwa 10 Minuten oder?
I: Ja genau.
E: Darf ich fragen, wie Sie auf diese Schule gekommen sind oder eher auf mich? Das fände
ich einfach nur für mich interessant.
147
I: Wir haben generell nach Experten gesucht oder nach Leuten, die sich mit dem Thema
mehr beschäftigen, mit dem AAT oder mit dem LeMo und bei Ihnen haben wir gesehen, dass
Sie Fortbildungen zum LeMo geben und dann haben wir uns gedacht, das wäre vielleicht ein
guter, also so definieren wir halt Experten. Und dann haben wir gedacht, wir probieren es
mal und es hat ja jetzt geklappt.
Ja, dann fangen wir erst mal mit ein paar allgemeinen Fragen an und zwar würde uns
interessieren erst mal wo Sie Ihre Ausbildung absolviert haben?
E: Ich habe in Potsdam studiert und zwar den Studiengang Patholinguistik. Der war zu der
Zeit noch ein Diplomstudiengang und ist inzwischen auch in der Bachelorversion zu
bekommen. Ja, ich habe dann `98 bis 2004 studiert und ja, dann abgeschlossen.
I: Interessant, das hört man auch nicht so oft, Patholinguistik.
E: Ja, da gibt es nicht so viele von, aber…
I: Diplomabschluss haben Sie dann, haben Sie gesagt, in Potsdam gemacht. Und neben der
Tätigkeit hier in der Schule, was haben Sie sonst? Haben sie sonst noch andere
Tätigkeitsfelder?
E: Ich bin als praktische Sprachtherapeuten tätig in einer Rehabilitationseinrichtung und zwar
im Aphasiezentrum in Vechta-Langförden, liegt so südlich von hier, nee, von hier aus
gesehen nördlich, Richtung Bremen. Da habe ich auch schon bevor ich hier angefangen
habe gearbeitet. Sechs Jahre als Vollzeit Therapeutin, bin dann in Elternzeit gegangen und
mach jetzt beides. Bin da so für ein paar Stunden in der Woche und hier an zwei Tagen.
I: Ok. Haben Sie in Ihrer Ausbildung einen der beiden Diagnostiktests, entweder den AAT
oder den LeMo kennen gelernt?
E: Beide
I: Beide, ok. Und wann haben Sie dann in Ihrem Beruf die erste Erfahrung mit diesen Tests
gemacht? Kann man das sagen?
E: Eigentlich unmittelbar. Ich habe im Aphasiezentrum Vechta-Langförden angefangen zu
arbeiten, direkt nach meinem Studium. Dort war der AAT vorhanden, wo wir den auch da
verwendet haben. Ich habe dann ziemlich zügig angeregt, dass man das LeMo-
Diagnostikverfahren auch anschafft und war diejenige, die den auch dort als erste verwendet
hat.
148
I: Haben Sie dann selber auch eine Fortbildung dazu besucht oder hat das gereicht, was Sie
so gelernt haben?
E: Da wir in Potsdam ja die Autoren des LeMo vor Ort hatten, haben wir das in der
Ausbildung oder im Studium sehr intensiv behandelt, so dass eigentlich, würde ich sagen,
durch das Studium sehr gut vorbereitet waren, auf jeden Fall erst mal anzuwenden.
I: Ok, super. Können Sie sagen welchen Test sie momentan in der Praxis generell
verwenden?
E: Ähm, also ich glaube, ich würde sagen, ich verwende den AAT kaum und vor allem LeMo,
aber auch andere ergänzende Diagnostikverfahren.
I: Ok, welche sind das zum Beispiel?
E: Zum Beispiel die Bogenhauser Semantik-Untersuchung, die BOSU, oder die
Wortproduktionstests von Blanken oder aber auch die von Blanken vom Wortverständnis.
Also eher hypothesengeleitet, zu schauen welche Störung ist vielleicht vorhanden, worauf
lässt es sich zurückführen und dann gezielt auswählen. AAT verwende ich eher sehr, sehr,
sehr selten, weil oft hat man schon Vorbefunde. Wenn die Patienten in die Einrichtung
Aphasie-Zentrum kommen, befinden sie sich oftmals schon in einem chronischen Stadium in
ihrer Erkrankung. Das heißt, der AAT ist irgendwann in ihrer Patientenlaufbahn schon mal
gemacht worden, so dass ich gerne auf diese Daten zurück greife, um einen groben
Überblick zu bekommen, aber für meine gezielte Therapieableitung wähle ich dann im
Vorfeld doch lieber das LeMo-Diagnostikverfahren oder diese anderen Verfahren.
I: Aja, ok. Ja jetzt erst mal ein paar generelle Fragen zum LeMo. Ja, also mit dem LeMo
arbeiten Sie seit Sie angefangen haben zu arbeiten, haben sie ja schon gesagt. Zum
Handbuch des LeMo, wie bewerten Sie das Handbuch erst mal ganz allgemein?
E: Eigentlich ganz gut.
I: wird für Sie deutlich wie der Test, also wird für Sie schnell deutlich, wie der Test
durchzuführen ist?
E: Ja, also die Instruktionen finde ich sowohl im Protokollheft oder Protokollbogen jeweils
oben drüber abgedruckt, aber auch im Handbuch nochmal erläutert und im Handbuch findet
man ja auch zu jedem Test nochmal die Strukturdaten des Tests, darum ist er so aufgebaut,
welches Material ist da auch gewählt worden, welche Route wird dadurch überprüft, das
kann man ja eigentlich ganz gut da drin nachlesen.
149
I: Ja genau, ok. Wie empfinden Sie die Dauer der Vorbereitung?
E: Für jetzt das LeMo-Verfahren?
I: Ja genau
E: Also für mich persönlich ist die Dauer der Vorbereitung sehr gering, weil ich einfach
schon im Kopf habe, ich glaube da könnte ein Problem vorliegen im graphematischem
Inputlexikon, weil derjenige grad Probleme im Lesesinnverständnis hat, dann wähle ich auch
den entsprechenden Test. In den Fortbildungen die ich zu dem Verfahren gebe, sage ich
immer und die Autoren selber auch, das ist ein Expertenverfahren, wenn ich den
ganzen theoretischen Unterbau dazu nicht habe, dann kann ich LeMo nicht
verwenden. Durchführen kann ihn jeder, selbst meine Schwester, die gar keine Ahnung von
Sprachtherapie hat, könnte ihn ja einfach durchführen, aber sie wüsste ja nicht, was sie mit
dem Ergebnis anfangen soll oder warum sie gerade diesen Test auswählt. Bei dem Testen
will man ja auch genau den richtig Test auswählen, um dem Patienten nicht zu überfordern
oder auch um zu entscheiden, was brauche ich jetzt für Eingrenzung meiner Hypothese. Von
daher braucht man einige Zeit, um zu verstehen, warum man LeMo einsetzen kann und wie
man es einsetzt. Von daher, für mich ist die Vorbereitungszeit gering, aber wenn man
das Verfahren nicht kennt, ist das erst mal groß und ohne Fortbildung finde ich das
nicht zu meistern.
I: Ok. Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung des Tests?
E: Je nach Test unterschiedlich, denn ich finde man kann nicht von dem LeMo-Test
sprechen. Die gängigen Tests, die ich verwende, zum Beispiel das auditive Wort-Bild-
Zuordnen oder das visuelle Wort-Bild-Zuordnen, mögliches schriftliches Benennen,
die finde ich von der Durchführung ganz angemessen. Dann gibt ’s natürlich Tests,
wie Diskriminieren von Wortpaaren auditiv mit 72 oder 80 Items, die sind zum Teil sehr
lang. Ich nehme mir inzwischen aber auch die Freiheit heraus zu sagen, ich mache nur
einen Teil dieses Tests, wenn ich schon das Gefühl habe, es reicht mir mit dem
Erkenntnisgewinn oder ich sehe beim Patienten bei der Hälfte des Tests, da liegt ein
Problem vor oder nicht, dann beende ich den auch. Werte den dann nicht so aus, aber hab
für mich ja den Erkenntnisgewinn.
I:Und für den Patienten selber, würden Sie auch sagen, dass das zeitlich in Ordnung
ist?
150
E: Eigentlich schon, also, wenn ich jetzt die längeren Tests nehme, von denen wir
gerade sprachen, dann lässt LeMo es ja auch zu, dass man ihn unterbricht und an
anderer Stelle fortsetzt. Das mache ich durchaus auch, wenn ich ihn wirklich ganz
durchführen möchte, dass ich sage, ich mache einen Teil diese Stunde und dann
machen wir erst was anderes und dann einen Teil in der nächsten Stunde, weil sonst
fände ich es zu lang für den Patienten. Es gibt ja einen Grund, warum das so viele Items
sind, das hat ja mit der statistischen Auswertbarkeit zu tun und mit der
Ratewahrscheinlichkeit in einigen Fällen und das hat schon seinen Grund, warum das so ist.
I: Wie deutlich finden Sie die Instruktionen der Aufgaben während der Durchführung?
E: Sie meinen darüber hinausgeht, dass das die eigentliche Instruktion ist?
I: Die Instruktionen, die Sie dem Patienten geben in den jeweiligen Untertests.
E: Die finde ich eindeutig.
I: Ok, also für Sie selber sind die deutlich und für die Patienten auch.
E: Ja.
I: Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests?
E: Eigentlich recht simpel, wenn man verstanden hat, dass man diese Fehlerzahl
zusammen zählen muss und dann die korrekten darauf ableitet und dann einfach nur
nachguckt, normalrate Bereich, beeinträchtigter Bereich, finde ich ziemlich simpel. Und es
steht einem ja noch offen, wenn man diese qualitative Auswertung noch machen möchte, die
ist ja nicht unbedingt erforderlich. Finde ich simpel.
I: Ok. Und welche Erfahrung haben Sie mit dem Computerprogramm zur Auswertung
des Tests gemacht?
E: In der Praxis verwende ich es wenig, merke aber immer, wenn ich eine Fortbildung
gebe und es auch vorstelle, dass es eigentlich ganz toll ist und viele Möglichkeiten bietet, vor
allem zur phonologischen Analyse kann man ja noch ganz toll sich herausrechnen lassen, an
welcher Position im Wort sind die meisten Fehler aufgetaucht oder sind es mehr Elisions
oder Substitutions Prozesse, das ist ja alles möglich mit dem Programm.
I: Das ist ja praktisch.
151
E: Sehr praktisch, ich hab ‘s damit mit meiner Diplomarbeitspatientin gemacht, dass ich alle
meine Daten eingegeben habe und das fand ich sehr praktisch. Merke aber, im Alltag tue ich
das wenig.
I:Ok. Gibt es da einen Grund für?
E: Es ist die Zeit.
I: Also ist es auch sehr zeitaufwendig?
E: Ich glaube, wenn ich häufiger dieses Eingeben der Reaktionen zum Beispiel auch
üben würde, da gibt es ja diese Rotation der Tanden, wenn ich die automatisch drinnen
hätte, würde es vielleicht schneller gehen und häufiger auch machen. Aber im
klinischen Alltag klappt das sehr schwer.
I: Ok. Wie bewerten sie die Testergebnisse für die weitere Therapieplanung? Gibt es da
etwas, wie Sie auf die Therapieergebnisse aufbauen können?
E: Ja, ich würde schon sagen, also zum einen ist natürlich diese Auswertung, ist da
eine Beeinträchtigung oder nicht, was mir dann anzeigt was wäre der Therapiebereich,
je nach dem, wenn der Patient daran arbeiten möchte. Die Tatsache, ist da eine Störung
oder ist da keine Störung und so was wie einen Frequenzeffekt beim möglichen Benennen,
zeigt mir halt, aha, wirklich eine Störung im Lexikon, dann wähle ich mein Therapiematetrial
auch sehr frequenzkontrolliert aus zum Beispiel. Ja oder bei einer Lesestörung, gibt es
Auffälligkeiten im Lesen bei regelmäßigen oder unregelmäßigen Wörtern. Es gibt mir auch
Hinweise, über welche Leseroute liest mein Patient jetzt und so suche ich passend mein
Therapiematerial aus. Die Ergebnisse finde ich schon sehr konkret, aber nicht in allen
Bereichen.
I: Haben Sie sonstige Anmerkungen noch zum LeMo, die Sie uns mitgeben möchten in
Bezug auf Stärken oder Schwächen?
E: Es gibt so ein paar Anmerkungen zum Material, zu der Gestaltung, also ich finde
einige Abbildungen nicht sehr günstig. Zum Beispiel beim möglichen Benennen die
Abbildung des Kopfes, wo ein Auge nicht abgebildet ist, das ist eine ganz typische
Fehlerquelle für die Patienten, die sagen dann entweder Auge oder Gesicht und dann sag
ich dann immer‚ ja, das Ganze ist gemeint, gib also eine Hilfe, eine Instruktion zusätzlich,
weil das sonst nicht impliziert ist, dass derjenige Kopf dazu sagt. Und da sind noch ein, zwei
andere Abbildungen, die ich nicht ganz glücklich finde.
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Es gibt einige Tests, die habe ich noch nie verwendet, Rückwärtssprechen, finde ich
einen Test, der nur sehr wenigen Patienten auch nur von der Instruktion her klar ist.
I: das gleiche haben wir uns auch schon gefragt, ob das überhaupt generell notwendig ist.
E: Einmal habe ich das gemacht mit einer Patientin, aber sonst ist der Erkenntnisgewinn
dabei auch einfach zu gering, weil das auch eine Tätigkeit abbildet, die nicht normal
ist. Es ist keine normale sprachliche Tätigkeit, es ist künstlich konstruiert, damit das
In- und Outputverfahren überprüft wird und finde ich immer schwierig. Wenn da eine Störung
ist bei dem Patienten, dann können sie auch nicht verstehen, warum sie das machen sollen.
Bei einigen Tests, nochmal zur Durchführung, erlebe ich, dass man eine zusätzliche
Hilfestellung geben muss. Zum Beispiel beim lexikalischen Entscheiden, da zeigt man ja je
nachdem, auditiv oder visuell, dem Patienten ein Wort und sagt: „Bitte sagen Sie mir, ist das
ein Wort oder nicht.“ Ich erlebe das auch häufig, dass die Patienten zusätzlich was
brauchen, worauf sie zeigen müssen, mache dann zusätzlich noch eine rote oder grüne
Karte auf den Tisch und sage: „Für ein Wort zeigen sie auf die grüne Karte, für ein Nicht-
Wort auf die rote.“ Diskriminieren von Wortpaaren auditiv mache ich das auch so, dass ich
ihnen zwei Bereiche Abbildungen zeige und eine Abbildung, die zwei unterschiedliche
Objekte, meinetwegen ein Drei- und ein Viereck vorgibt, damit die zeigen können, jetzt das
was ich gehört habe ist halt gleich oder es ist nicht gleich. Weil, sonst sagen sie oft ja und
nein und man weiß dann nicht, heißt das jetzt gleich oder heißt das nicht gleich und da fehlt
so ein bisschen eine Instruktionshilfe.
I: Ist das eine Idee von Ihnen selber oder haben Sie das mit Kollegen besprochen?
E: Ich weiß es gar nicht mehr so genau, es kann auch sein, dass ich das in Potsdam gelernt
habe.
I: Ok. Und um jetzt nochmal auf die Sprache zurück zu kommen, haben Sie da noch
Anmerkungen zu den Wörtern, die in den einzelnen Teilen benutzt werden?
E: Zu dem Wortmaterial?
I: Ja, das Wortmaterial.
E: Es ist natürlich schade, was heißt schade, das ist eine Wortbatterie, die nur Nomen,
Adjektive, Funktionswörter, genau diese drei, umfasst und die Verben ja nicht. Es gibt
leider kein gutes Verbmaterial, noch nicht, auf dem Markt, das vermisse ich schon. Wenn
man auch einen guten Verb-Benenn-Test hätte oder Sprachverständnis von Verben
standardisiert untersuchen könnte.
153
Das Wortmaterial ist halt nach bestimmten Kriterien konstruiert, deshalb verstehe ich das,
dass manche Wörter so sind wie sie sind, aber zum Beispiel der Tyrann und der Despot, da
kann ich mich nie entscheiden auditiv, das ist total schwer für die Leute. Niedrigfrequenz,
abstrakt. Da erlebe ich oft Patienten, die sagen: „Was ist das denn?“ und das kann ich nicht
auswerten. Also manche Wörter sind nicht so alltagsnah, weil sie auch nicht frequent
sind.
I: Ja und jetzt noch ein paar weitere Fragen, zum AAT diesmal. Also Sie haben ja nicht so
viel, sie arbeiten ja nicht so viel damit, aber falls sie die trotzdem beantworten können, wäre
das super.
Wie lange arbeiten Sie schon mit dem AAT?
E: Auch seit Beginn meiner beruflichen Tätigkeit.
I: Wie bewerten Sie das Handbuch vom AAT?
E: Ehrlich gesagt, habe ich das schon lange nicht mehr in der Hand gehabt. Ich finde, da
kann ich gar nicht so viel zu sagen, also was gut beim AAT finde, sind diese Deckblätter
im Untersuchungsheft, diese blauen Seiten, da steht erst mal für mich immer alles
wichtige drin, wenn ich nicht mehr genau weiß, wie ich‘s mache. Ich kann mich im
Handbuch nur an diese vier statistischen Tabellen erinnern, die fand ich
abschreckend als Student.
I: Sind Ihnen die Angaben auf den hellblauen Blättern ausreichend?
E: Zur Durchführung auf jeden Fall. Zur Auswertung ist es schon so, dass ich manchmal
noch ins Handbuch gucken muss, um zu entscheiden wie wird das jetzt bewertet, ist etwas
ähnlich, Punktzahl eins, zwei oder nichts, dazu brauche ich schon das Handbuch.
I: Auch zu den Abbruchkriterien?
E: Ich denke da würde ich auch nochmal nachgucken.
I: Wie finden Sie die Dauer der Vorbereitung? Gut sie haben jetzt gesagt Handbuch
benutzen Sie weniger.
E: Per se, ist sie auch kurz, also wenn ich das ausführe ist es kein Problem, nehme ich
den Ordner, kopiere das Protokollheft und dann geht’s los.
I: Ok, super. Wie empfinden Sie die Dauer der Durchführung vom Test selber?
154
E: Schon lang. Er hätte aber den Anspruch der Test, er hätte einen umfassenden
Überblick ergeben soll, von daher finde ich das legitim, da gehen zwei Therapiesitzungen
in der Regel dabei drauf. Kann je nach Störung des Patienten aber auch sehr belastend
sein. Sind ja schon viele Untertests. Eigentlich zieht man ja vor, dass man das durchgängig
durchführt, nicht zwischendurch andere Sachen macht, dann ist er schon lang.
I:Sie führen auch immer den ganzen Test durch?
E: Wenn ich ihn durchführe, dann führe ich ihn ganz durch.
I: Wie deutlich finden Sie die Instruktionen, der Aufgaben, die auf den Aufforderungen,
die sie dem Patienten geben?
E: Die finde ich gut.
I: Ok, die sind deutlich dann.
E: Ja.
I: Wie bewerten Sie die Auswertung des Tests?
E: Im Prinzip auch simpel, weil man ja einfach nur zusammen zählen muss die Punktwerte
pro Untertest und dann werte ich mit dem Computerprogramm in der Regel aus, dann muss
man ja nur die Daten eingeben und schon kommt es rausgespuckt, was das Ergebnis ist.
Was aufwändiger ist, ist die Spontansprachanalyse, da braucht man natürlich mehr
Zeit und das Aufzählen, wie viele Inhaltswörter, wie viele Phrasen, wie viele
Wortfindungsstörungen, das ist schon aufwändiger.
I: Dieser Teil der Spontansprache, ist der für Sie einfach schnell auszufüllen oder haben Sie
da auch öfters, müssen Sie da manchmal etwas länger überlegen? Ist ja schon eine andere
Art der Auswertung.
E: Das ist auf jeden Fall der zeitintensivste Part würde ich sagen.
I:Ja, die Dauer der Auswertung mit dem Computerprogramm, die geht schnell haben sie
gesagt.
E: Die ist kurz.
I: Können Sie nachvollziehen, dass einige Logopäden sagen, sie schaffen sich aus
geldtechnischen Gründen das Computerprogramm nicht an, dass sie das, also dass sie da
Vergleiche setzten zwischen zu teuer und zeitintensiv, können Sie das nachvollziehen?
155
E: Ich würd‘s immer, glaube ich, nutzen wollen das Computerprogramm, denn ich
hab‘s auch ehrlich gesagt nie, außer einmal im Studium, machen müssen per Hand
auszuwerten und ich weiß, dass das unheimlich aufwendig war und sehr zeitintensiv
und da dachte ich nur, oh Gott, das krieg ich gar nicht hin. In der Einrichtung hatten wir dann
dieses Computerprogramm und von daher würde ich es immer so machen.
I: Genau, jetzt mit den Testergebnissen für die weitere Therapie. Empfinden Sie das
auch hilfreich, diese Syndromeinteilung?
E: Ich habe grade mit dem Unterkurs gestern drüber gesprochen. Also ich selber finde die
nur groborientierend hilfreich. Es sagt mir tatsächlich konkret für die Therapieableitung,
wenn mir gesagt wird zu 100 Prozent Wernicke, dann weiß ich so grob, ok ich muss vielleicht
am Sprachverständnis arbeiten, ob der Patient jetzt semantisch oder phonologisch oder so
spricht, weiß ich dann immer noch nicht. Ob er eine Lesestörung oder eine Schreibstörung
hat, weiß ich auch nicht, also mir sagen die einzelnen Ergebnisse letztendlich des Tests
schon etwas, aber nicht die Klassifizierung. Die finde ich für den klinischen Alltag, so für
den kurzen Austausch unter Kollegen gut, wenn ich mal einen Patienten übernehmen muss
von der Kollegin und die sagt mir kurz, es ist eher eine Broca, dann mach weiter das und
das, ok, aber für die konkrete Therapieableitung finde ich das nicht so gut. Dann schaue ich
lieber innerhalb eines Tests, meinetwegen beim möglichen Benennen, nach, bei möglichen
Symptomen hat er gezeigt, mach also die qualitative Analyse und sehe dann, aha es gab nur
semantische Paraphrasien und keine phonematische, dann deutet das eher modellorientiert
gesehen auf eine semantische Störung hin, als auf eine phonologische Störung zum
Beispiel. Ich behalte den modellorientierten Blick auch auf die Ergebnisse beim AAT,
aber unabhängig davon von dieser groben Klassifizierung.
I:Würden Sie der Familie des Patienten denn auch mit den Syndromen, Aphasien, finden Sie
das hilfreich, wenn man das so erklärt das Störungsbild des Patienten?
E: Ich mache immer beides. Ich erlebe, dass viele Patienten diese Klassifizierung aus dem
Krankenhaus kennen und kommen und sagen, mein Mann hat eine globale Aphasie, haben
sie festgestellt durch diesen Test, das heißt, dass möglicherweise in den und den Bereichen
gab es das und zeig aber dann auch immer noch eine symptomorientierte Sichtweise auf
und versuche denen auch zu erklären, wie die Sprache des Betroffenen gerade funktioniert
oder nicht funktioniert.
I: Nutzen Sie dann tatsächlich auch das Logogenmodell oder ist das zu komplex?
156
E: Ich mache so eine vereinfachte Version davon. Nur mit Pictogrammen. Kennen Sie
vielleicht auch oder haben es schon mal gesehen. Ist nur eine Abbildung von einem Ohr,
stellvertretend für Sprachverständnis, Abbildung von einem Mund für das Sprechen. Die
Semantik nenne ich dann Wissens- oder Bedeutungsspeicher, dann eine Abbildung von
einer Zeitung für das Lesen, Abbildung von einem Einkaufszettel für das Schreiben und dann
mit Pfeilen, so ganz grob, zeige ich dann, dieser Bereich ist relativ gut erhalten, dieser
Bereich ist gestört oder aber auch frage: „Wie schätzen Sie die Bereiche ein und woran
möchten Sie arbeiten?“
I:Und damit haben Sie auch gute Erfahrungen gemacht?
E: Ja, gute.
I: Verständlich.
E: Viele Patienten kommen ja auch und sagen, Sprache ist schlecht, soll besser werden und
dann Sprache ist zu allgemein, dann gucken wir mal genauer, was möchten Sie verändern?
Und dann hilft das ganz gut.
I: Ja, welche sonstigen Anmerkungen haben sie sonst noch zum AAT? Auch wieder in
Bezug auf die Stärken und Schwächen.
E: Also ich finde, er hat halt einen historischen Wert, auf jeden Fall Er ist auch in der
klinischen Tätigkeit sicherlich nicht weg zu denken. Da ihn vor allem auch Ärzte
kennen, hat auch seine Berechtigung, Notwendigkeit, aber ich finde für die klinisch-
praktischen Therapeuten muss es auch die auf jeden Fall dazu geben und hat
bestimmte Bereiche nicht differenziert betrachtet. Schriftsprache wird ja
zusammengefasst, Lesen und Schreiben, auch so bewertet, man kann nicht Differenzieren
zwischen einzelnen Dyslexieformen oder Dysgraphieformen. Bei einigen linguistische
Kriterien ist die Itemauswahl auch nicht immer überall optimal. Im Satzverständnis gibt
es ja so Tests wie „Wer will sie..?“ keine Ahnung, auf einmal mit Pronomen, vorher gab es
aber gar keine Pronomen und man kriegt dann nur die Erkenntnis, wenn das dann
verkehrt ist, hat der Patient möglicherweise ein Problem mit Pronomen, aber dafür ist
es zu wenig kontrolliert worden. Man hätte ja noch mehr Sätze mit Pronomen haben
müssen und dann gibt es mal Passivsätze, mal Aktivsätze, dann ist zu wenig kontrolliert
das Material, um wirklich eine ganz verlässliche Aussage darüber zu machen. Mein
Patient XY hat Probleme mit Passivsätzen. Dazu reicht es dann nicht.
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Aber groborientiert finde ich es gut, das sage ich auch unseren Schülern hier, dass sie sich
das aneignen, immer erst mal grob machen, aber dann ganz gezielt gucken, was brauche
ich um zu sagen, wie verarbeitet der Patient Sprache.
I:Also generell ist dann Ihrer Meinung nach noch nicht überholt?
E: Nee, ich glaube nicht, was natürlich auch an seiner Verbreitung liegt. Er ist einfach in
jeder Praxis, es wird vorgeschrieben, dass man ihn besitzt in jeder Praxis, von daher ist es
das Instrument, aber ich merke schon, dass es sich verändert, also dass auch inzwischen
andere Diagnostikmittel verwendet werden, auf ärztlicher Seite ist das noch ein langer Weg,
weil sie das in ihrem Studium auch noch ganz anders lernen.
I: Wir stellen Ihnen nochmal allgemeine Fragen, ob es Zusammenhänge gibt, wie wir vorher
erklärt haben. Glauben Sie, dass es einen Zusammenhang zwischen der Wahl des
Tests und dem Standort gibt in Deutschland?
E: Dem Standort in Deutschland oder der Art der Einrichtung?
I: Dem Standort in Deutschland.
E: Also, kann ich nicht beurteilen. Aus dem Bauchgefühl würde ich natürlich sagen,
dass der AAT rundum Aachen ursprünglich besser verbreitet war und LeMo um
Potsdam, wobei auch die Potsdamer Leute ursprünglich aus Aachen kommen. Auch
Ria De Bleser, die jetzt am Potsdamwerk war, war eine Mitautorin des AATs. Nee,
glaube ich nicht, eigentlich nicht.
I:Das war von uns auch nur eine Idee, weil man spontan das vielleicht vermuten könnte.
Dann einen Zusammenhang zwischen der Art der logopädischen Einrichtung und der
Testwahl?
E: Ja, glaube, dass eine logopädische Praxis, die insgesamt mehr Störungsbilder zu
bedienen hat, vielleicht noch nicht mit LeMo vertraut ist, eher den AAT verwendet.
Während Rehabilitationseinrichtungen die halt mehrere neurologische Patienten
versorgen, der LeMo eher da ist, da sie auch einen anderen Schwerpunkt setzen.
I: Auch ein Unterschied zwischen der Akutphase und der chronischen Phase in dem
Hinblick?
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E: Ja, sicherlich gibt der LeMo nur bedingt, was man schon in der Akutphase anwendet.
Aber der AAT auch, also der wäre dann eher in der ganz frühen Phase, auch eher der AAT
der bessere Test oder in Zwischenzeit auch eher der BIAS oder so. Ja, denke ich schon
LeMo eher später.
I: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Störungsbild des Patienten und der
Testwahl? So der erste Eindruck
E: Ja, in manchen Fällen vielleicht schon, also wenn ich mir jetzt vorstelle, ich habe
einen Patienten, der nur noch leicht gestört ist, den würde ich wahrscheinlich nicht
noch durch den AAT jagen und würde nur gezielt sagen, ich mache nur bestimmte
Tests.
I: Einen Zusammenhang zwischen der Planung der Therapie und der Testwahl? Schon
im Vorhinein.
E: Schon im Vorfeld, eigentlich muss es ja in die Vergangenheit. Ja, also ich meine schon.
Damit ich meine Therapie besser planen kann, wähle ich ja ein modellorientiertes
Diagnostikverfahren.
I: Ein Zusammenhang zwischen dem jeweiligen beruflichen Abschluss und der
Testwahl?
E: Ich glaube das ändert sich immer sehr stark, weil auch an den Logopädieschulen
inzwischen auch LeMo gelehrt wird und ich glaube, das kann man jetzt nicht mehr
sagen, vielleicht vor 20 – 30 Jahren, da konnte ich mir schon vorstellen, dass die
Logopäden noch eher mit dem AAT aufgewachsen sind und LeMo schon eher an den
Universitäten gelehrt wurde. Aber das hat eher einen zeitlichen Faktor, durch die
Forschung und die Verbreitung dieser neueren Erkenntnisse trägt dazu bei, dass jetzt
natürlich auch modellorientiert überall gelehrt wird.
I: Als letzte Frage, ja ich meine, wir haben es ja schon ein bisschen angeschnitten, aber
nochmal was Ihre Auswahlkriterien zwischen dem einen oder den anderen Test
spezielle nochmal sind.
E: Wenn ich einen Patienten noch gar nicht einschätzen kann, und ich ein
umfassendes Bild haben möchte und er sich vielleicht auch in einer früheren Phase
befindet, dann würde ich vielleicht den AAT wählen. Aber rein aus der praktischen
Tätigkeit, wenn ein Patient zu mir kommt, den ich noch nicht kenne, schaue ich mir
gezielt nur bestimmte Bereiche erst mal an und dann wähle ich Tests aus LeMo.
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Wähle die erst aus, gucke dann, brauche ich noch weitere Erkenntnisse und nehme
dann zehn Stunden später vielleicht noch einen anderen Test, um den dann
durchzuführen und auszuwerten, um zu gucken, ist das auch noch ein Bereich. Ja,
aber für die konkrete Therapieableitung ist das Kriterium für LeMo.
I: Sie haben eben nochmal gesagt, dass Sie in der Schule den AAT trotzdem noch ans Herz
legen und finden Sie das auch immer noch, geben sie dann schon einen Rat in die Richtung
oder sind das nur Denkanstöße?
E: also ich persönlich gebe schon eine klare Bewertung mit rein und sage halt, das zählt nur
für orientierende Eindrücke, aber nicht für die konkrete Therapieableitung. Sie müssen es
aber kennen, weil sie es in jeder Klinik, in jeder Einrichtung haben und ohne das können sie
nicht als Logopäde auf den Markt kommen, wenn sie den AAT nicht kennen. Aber schon
wissend, was für Schwächen der AAT hat, was für Stärken vielleicht ein anderes Verfahren
hat.
I: Und würden Sie vielleicht auch sagen, dass das die zwei großen, sag ich mal, Gegner
sind, in den zwei verschiedenen Ansätzen? Oder vielleicht ein anderer Test?
E: Ja, also ich glaube schon, dass die sich im Augenblick komplementär gegenüberstehen,
es wird ja auch oft propagiert, AAT nicht mehr, lieber LeMo, aber es gibt ja auch Blanken, ist
ja auch ganz klar modellorientiert. Ich kann nicht so gut einschätzen, wie der verbreitet ist, ob
er viel genutzt wird oder nicht in den Einrichtungen, wo ich bisher war, war der immer da. Ich
weiß nicht, ob er in einer ganz normalen logopädischen Praxis ist, kann ich nicht beurteilen.
I:Ja der LeMo ist ja auch noch nicht normiert und standardisiert. Denken Sie das
kommt noch?
E: Also er hat ja schon Kontrolldaten. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob man so
sagen kann, er ist nicht standardisiert und nicht normiert. Es gibt ja Normdaten, es
gibt ja eine Kontrollgruppe, mit der diese Bereiche ja bereits festgestellt wurden.
Ratebereich normal und beeinträchtigter Bereich. Von daher, weiß ich nicht, ob man
zusätzlich diese Erkenntnis bräuchte. Die Idee dahinter, dass ich nicht mehr nach
Gruppen klassifiziere, sondern Einzelfallorientiert arbeite und eine Standardisierung
würde erwarten, dass ich das in einer Standardgruppe von Aphasikern nutze und ich weiß
gar nicht, ob das zu diesem Ansatz überhaupt passt. Ist von der Überlegung einfach eine
ganz andere.
160
Ich weiß, dass es eine zweite Auflage von LeMo geben wird, und in der zweiten Verarbeitung
sind ein paar Sachen verändert worden, weiß aber nicht, ob da auch Kontrolldatengruppen
eingebunden sind. Es gab auch eine Idee von LeMo-Kids. Ganz am Anfang, im Ursprung,
hieß LeMo nicht Lexikon modellorientiert, sondern Lexikon und Morphologie, weil man halt
auch für den morphologischen Verarbeitungsbereich etwas schaffen wollte. Also wie
verarbeitet man Nomina Komposita, komplexe Pluralsachen. Ist dann aber nicht weiter
verfolgt worden.
I: Ja, finden Sie das als ein, wenn der Patient jetzt ein Item nicht benennen kann, es gibt ja
keine bestimmten Kriterien, wie man das auswertet, vorgegeben. Sehen Sie das als
Problem?
E: Ich vermittle immer meinen Schülern, aber auch den Fortbildungsteilnehmern, jede
Reaktion des Patienten ist eine Reaktion, die für mich wieder eingeordnet werden kann und
wenn der Patient das Item „Mönch“ nicht erkennt und sagt: „Das kenne ich nicht, ich habe
mit der Kirche nichts zu tun“, dann weiß ich aber, er hat verstanden, dass es etwas mit der
Kirche zu tun hat und er hat die Semantik dieses Bildes erfasst und dann reicht mir das.
Somit finde ich, muss man lernen mit dem Material umzugehen, auch mit dem AAT Material.
I: Beim AAT fallen Ihnen da auch spontan von den Bildern, von der Sprache, auch
irgendwie…?
E: Der Staubsauger ist nicht mehr ganz zeitgemäß von der Abbildung, ich glaube auch der
Bub. Der Dosenöffner sieht heute glaube ich auch anders aus.
I: Ok, ich glaube wir haben alle Fragen abgedeckt. Möchten Sie die Ergebnisse von unserer
Bachelorarbeit haben?
E: Ja, sehr gerne
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Anhang P: Glossar
Fachwort Übersetzung
Agrammatismus Störung der Sprachproduktion; charakterisiert durch Fehlen grammatischer Strukturen
Agraphie Unfähigkeit zu schreiben
Akute Phase Die ersten vier bis sechs Wochen nach Hirnschädigung
Alexie Unfähigkeit zu lesen ; Schriftblindheit
Amnesie Gedächtnisstörung
Aneurysmen Gefäßmissbildung
Angiomen Gefäßgeschwülste
Aphasie Neurologische bedingte Sprachstörung
Apoplex Schlaganfall
Apraxie Störung der Planung und/oder Ausführung von Handlungen
Bottom-Up-Prozess Von unten nach oben laufend
Chronische Phase Ab zwölf Monaten nach Hirnschädigung
Conduite d´approche Stufenweise phonematische oder semantische Annäherung an das Zielwort
Dysarthrie/Sprechapraxie Sprechstörung
Dysgraphie Schreibstörung
Dyskalkulie Rechenstörung
Dyslexie Lesestörung
Dysphagie Schluckstörung
Echolalie Beschränkung der Sprache gesprochene Wörter nachzusprechen
Expressiv Abgehend
Fazialis arcutas Nervenfasern
Fazialisparese Gesichtslähmung
Genus (Grammatisches) Geschlecht
Graphem Kleinste distinktive Einheit des Schriftsystems
Hämorrhagischer Insult Blutung im Gehirn
Hemianopsie Gesichtsfeldeinschränkung
Hemiparese Halbseitenlähmung
Hemisphäre Gehirnhälfte
Insult Schlaganfall
Ischämischer Insult Verstopfung der Gehirngefäße
Logogenmodell Modell zu der Sprachverarbeitung auf Wortebene
Monomorphematische Wörter Meist nur ein oder zwei Silben lang
Morphologie Sprachliche Ebene, auf der die kleinsten bedeutungstragenden Elemente der Sprache vereinigt sind, die sich zu Wörtern und Wortkomplexen verbinden
Neologismen Neuwort, neues Wort, nicht existierendes Wort
Pathogenese Entstehung + Entwicklung einer Erkrankung mit allen dazugehörigen Faktoren
Phonem Laut
Phonematische Paraphasien Neologismen werden gebildet, die das eigentlich gemeinte Wort erahnen lassen oder völlig entstellen (Bsp.: Tummel für Tunnel; Puschima für Flasche)
Polytypisch Jedes für Klassifikation wichtiges Symptom kann zu mehr als einem Syndrom gerechnet werden
Postakute Phase Sechs Wochen bis zwölf Monate nach Hirnschädigung
Prozentrang Statischer Wert, gibt die Position einer individuellen Leistung innerhalb einer Vergleichsgruppe an
Rezeptiv Aufnehmend/ empfangend
Rohwert Punktwerte, die sich aus einer Zuordnungsvorschrift einer Testung ergeben
Semantische Paraphasien Es wird ein semantisch ähnliches Wort verwendet (Bsp.: Tasse für Kanne)
Sprachliche Modalitäten Sprechen, hören, lesen, schreiben (Mimik/Gestik)
Stanine Standardisiert umgewandelte Rohwerte; dargestellt auf einer Skala von eins bis neun, Mittelwert ist fünf
Syntax Satzlehre
Top-Down-Modell Von oben nach unten laufend
T-Wert Misst das Verhältnis von Koeffizient zu seiner Standardabweichung
Vaskulär die Blutgefäße betreffend
Tabelle n: Glossar
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Anhang Q: Eidesstattliche Erklärung zu der Bachelorarbeit
Hiermit versichern wir, die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und lediglich unter
Benutzung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel verfasst zu haben.
Wir erklären weiterhin, dass die vorliegende Arbeit noch nicht im Rahmen eines
anderen Prüfungsverfahrens eingereicht wurde.
Nijmegen, den 01.06.2012
XSandra Kotterba
XAntonia Lohmeyer
XKatrin Mielcarek
XNadia Rezaee