Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Gothas - Ein Stadtrundgang · Ernst l. von...

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Wir beginnen unseren Stadtrundgang am Museum der Natur. Hier finden wir gebührenfreie Parkplätze, der Parkplatz für Reisebusse ist nur 100 m entfernt, der Hauptbahnhof Gotha 300 m. Das malerisch am Schlosspark gelegene Museum der Natur wurde 1864-1879 als Museumszweckbau für die herzoglichen Sammlungen errichtet. Jetzt ist es das größte Naturkundemuseum in Thüringen u. a. mit einer multimedialen Ausstellung über den Thüringer Wald und den Arten- und Naturschutz. Vor allem bei Kindern beliebt sind die hervorragenden Großdioramen, die Tiere in ihren Lebensräumen zeigen. Auf der gegenüberliegenden nördlichen Straßenseite beginnen zwei kurze Zufahrtsstraßen zum Schloss Friedenstein. Wir nehmen die linke und kommen durch das Südportal direkt in den Schlosshof. Das Schloss Friedenstein ist der größte Schlossbau in Thüringen nach dem 3O-jährigen Krieg und die größte frühbarocke Schlossanlage Deutschlands. Herzog 1 Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Gothas - Ein Stadtrundgang

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Wir beginnen unseren Stadtrundgang am Museum der Natur. Hier finden wir gebührenfreie Parkplätze, der Parkplatzfür Reisebusse ist nur 100 m entfernt, der Hauptbahnhof Gotha 300 m. Das malerisch am Schlosspark gelegene Museumder Natur wurde 1864-1879 als Museumszweckbau für die herzoglichen Sammlungen errichtet. Jetzt ist es das größteNaturkundemuseum in Thüringen u. a. mit einer multimedialen Ausstellung über den Thüringer Wald und den Arten-und Naturschutz. Vor allem bei Kindern beliebt sind die hervorragenden Großdioramen, die Tiere in ihren Lebensräumenzeigen.

Auf der gegenüberliegenden nördlichen Straßenseite beginnen zwei kurze Zufahrtsstraßen zum Schloss Friedenstein.Wir nehmen die linke und kommen durch das Südportal direkt in den Schlosshof. Das Schloss Friedenstein ist der größteSchlossbau in Thüringen nach dem 3O-jährigen Krieg und die größte frühbarocke Schlossanlage Deutschlands. Herzog

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Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Gothas - Ein Stadtrundgang

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Ernst l. von Sachsen-Gotha-Altenburg, genannt Ernst der Fromme, war Auftraggeber für den Schlossbau. Der MagdeburgerFestungsbaumeister Andreas Rudolphi führte den Schlossbau 1643-54 aus. Die gewaltige symmetrische Dreiflügelanlagebesaß ursprünglich zwei gleiche Türme. Nachdem der Ostturm 1678 abgebrannt war erhielt er 1687 ein mächtiges barockesHaubendach. Die seitdem ungleichen Türme sind - weithin von allen Himmelsrichtungen aus sichtbar - wichtigstesWahrzeichen Gothas. Das Schlossmuseum beherbergt weltberühmte Sammlungen von Gemälden (z.B. das bekanntesteGemälde der Vor-Dürer-Zeit „Gothaer Liebespaar“, gemalt um 1480/1485), Skulpturen, Münzen, Kupferstiche, Porzellanund Keramik, die älteste bewusst zusammengetragene Ägyptensammlung Europas und die herzoglichen Wohnräume.Im Westflügel befindet sich das Museum für Regionalgeschichte und Volkskunst, das wohl bedeutendsteGeschichtsmuseum Thüringens, und das Ekhof-Theater, wo von 1775-1778 Conrad Ekhof mit seinem Ensemble alskünstlerischer Direktor des ersten ständigen Theaters in Deutschland tätig war. Die Bühnentechnik mit ihrerSchnellverwandlungsmechanik ist heute noch funktionstüchtig. Aufführungen finden alljährlich im Sommer im Rahmendes Ekhof-Festivals statt.Im Schloss finden Sie auch die Schlosskirche, die Forschungs-und Landesbibliothek Gotha(gegr. 1647) mit über 530 000 Bänden und das Thüringische Staatsarchiv Gotha. Wir verlassen das Schloss durch dasHauptportal und genießen vom Vorplatz aus einen grandiosen Ausblick auf die Stadt Gotha und das nördliche Vorlandmit Krahnberg und Fahnerscher Höhe.

Die linke Zufahrt nutzend gelangen wir unterhalb des Schlosses zum Denkmal Ernst des Frommen. Das 1904 vondem Berliner Bildhauer Caspar Finkenberger geschaffene Denkmal würdigt ihn als eine der bedeutendsten GothaerPersönlichkeiten. Ernst der Fromme (1601-1675) ließ nicht nur das Schloss Friedenstein erbauen, er sorgte auch für denWiederaufbau des Gothaer Landes nach dem 30-jährigen Krieg und der Stadt nach den verheerenden Brandkatastrophenvon 1646 und 1665. Der wegen seiner bescheidenen Hofhaltung und Lebensführung bekannte, tief vom christlichenGlauben durchdrungene Landesfürst war auch ein wichtiger Reformer. Seine Verordnungen zum Schulwesen, dermedizinischen Versorgung, zur Forstwirtschaft und zum Bauwesen waren für die damalige Zeit vorbildlich.

Gegenüber vom Denkmal befindet sich ein schöner Brunnen mit Tierfiguren aus Bronze, der zur Wasserkunst gehört.Die Wasserkunst wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Das Projekt stammt von Hugo Mairich, dem Erbauer derersten Thüringer Talsperre in Tambach-Dietharz. Die Wasserkunst fasst den Leinakanal zwischen Schlossberg und Hauptmarktund soll an dessen Errichtung im 14. Jahrhundert erinnern, als diese ingenieur-technische Meisterleistung zur besserenWasserversorgung Gothas gebaut wurde.

Entlang der Wasserkunst mit ihren Wasserspielen und Blumenrabatten gehen wir den Schlossberg abwärts zum Cranach-Haus. In dem zweigeschossigen Barockgebäude wurde die Gattin Lucas Cranachs geboren. Das Familiendoppelwappenist rechts am Portal zu sehen.

Wir wenden uns westwärts und gehen die Augustinerstraße entlang zur Augustinerkirche. Als Klosterkirche erbautwar sie ein Teil der Klosteranlage der Mönche des Augustiner-Eremiten-Ordens. Der 1366 gebaute und gut erhaltenegotische Kreuzgang besteht aus einem 13 mal 15 Meter großen Innenhof und Arkaden mit 8 bzw. 9 großenSpitzbogenöffnungen. Im 1524 säkularisierten Kloster war bis 1865 das vom Gothaer Reformator Friedrich Myconius(1490-1546) gegründete Gymnasium „Illustre“ untergebracht. Die Augustinerkirche wurde nach der Reformation zurevangelischen Pfarrkirche, in der auch viermal Martin Luther predigte. Zwischen 1676 und 1680 erhielt sie ein Barockportalund auch das Kircheninnere wurde im Barockstil neu gestaltet.

Über Klosterplatz und Jüdenstraße, einer Einkaufsstraße mit mehreren alten Stadthäusern, gelangen wir zum Hauptmarkt.Dieses historische Gebäudeensemble - meist Geschäftshäuser aus dem 17. Jahrhundert - steht unter städtebaulichemDenkmalschutz. Typisch sind die vielen aus Stein gemeißelten Hausmarken und alten Ziersteine mit Bibelsteinen anHausecken. Beherrscht wird der Hauptmarkt vom Historischen Rathaus. Das Gebäude teilt oberen und unterenHauptmarkt. Der 40 m hohe Turm auf der Südseite sollte auf jeden Fall bestiegen werden, bietet sich doch ein umfassenderBlick auf Schloss, Wasserkunst und das gesamte Stadtgebiet. Die nördliche Giebelseite des Rathauses gehört zu denschönsten Renaissancefassaden in Mitteldeutschland. Das Rathaus ist nach den Grumbachschen Händeln (1567) alsKaufhaus mit einer Ladenseite errichtet worden. Es diente Ernst dem Frommen in seinen ersten Regierungsjahren alsResidenz und wurde nach dem großen Stadtbrand von 1665 zum Rathaus umgebaut. Heute ist es Sitz der StadtverwaltungGothas. .

Am unteren Hauptmarkt - gegenüber des barocken Schellenbrunnens aus dem Jahr 1723 - steht das GeburtshausErnst Wilhelm Arnoldis, Hauptmarkt Nr. 37. Der Begründer der Gothaer Lebens- und Feuerversicherung und Fördererdes hiesigen Schulwesens wurde hier geboren. Arnoldi-Platz, Arnoldi-Gymnasium und Arnoldi-Denkmal erinnern an denberühmten Sohn der Stadt. .

Der Brühl ist ein Straßenviertel mit einer Vielzahl alter Gebäude, dass durch Entwässerung für die Bebauung gewonnenwurde. Der achteckige Turm des einstigen Hospitals „Mariae-Magdalenae“ überragt die Nachbarhäuser eindrucksvoll.Das Haus war ursprünglich 1223 von einer Gothaer Bürgerin für die Aufnahme von kranken Armen gestiftet worden undunter den Schutz der Landgäfin Elisabeth von Thüringen (Heilige Elisabeth von Thüringen) gestellt worden. Das jetzigeGebäude mit dem schönen barocken Portal wurde 1716 bis 1719 erbaut und enthält im Inneren die Hospitalkirche. Dasgegenüberliegende Haus „Zum König-Sahl“ gilt als eines der ältesten Gebäude der Stadt.

Wir verlassen den Brühl und gehen über den unteren Hauptmarkt zur ehemaligen Innungshalle. Anstelle desabgebrannten Rathauses wurde 1715 dieses Gebäude errichtet. 1820 hat E.W. Arnoldi das Haus für die Krämerinnungerworben. Bereits 1818 eröffnete er die 1. deutsche Handelsschule in diesem Gebäude. In seinen Geschäftsräumen befindetsich noch heute eine der ältesten Verlagsbuchhandlungen Deutschlands, die ca. 300 Jahre alte „Buchhandlung Carl Gläser“.

Am Ratskeller vorbei biegen wir in die schmale Buttergasse ein und gelangen nach wenigen Metern auf den romantischen Buttermarkt. Seinen Namen trägt der Markt aus der Historie, als Bauern der Umgebung hier Fleisch- undMolkereierzeugnisse feil boten. Ausschließlich hier durften die Metzger bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Ware aufFleischbänken feilbieten (letzter Rest davon wurde 1869 abgebrochen). Heute laden unter einer alten Kastanie Straßencafészum Verweilen ein.

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Am nördlichen Ende verlassen wir den Buttermarkt, gehen vorbei an einer als Fließgewässer gestalteten Brunnenanlagedurch eine schmale Gasse zur Marktstraße. Auf dieser meistfrequentierten Einkaufsstraße Gothas biegen wir rechts abund gelangen auf Gothas größten offenen Platz - den Neumarkt. Hier wurden 1944 durch Bombenwurf mehrere Häuserzerstört und die Lücken in den sechziger Jahren durch Neubauten geschlossen. Heute herrscht hier oft ein buntes Markttreiben.Die Achse Erfurter Straße - Neumarkt - Marktstraße - Hünersdorfstraße/Buttermarkt - Hauptmarkt - Jüdenstraße ist Gothas„Einkaufsmeile“ schlechthin. Die ganze östliche Altstadt wird optisch von der Margarethenkirche dominiert. Diedreischiffige, spätgotische Hallenkirche hat einen 60 Meter hohen Turm und wurde z.T. auf Fundamenten einer älterenromanischen Stadtkirche errichtet (1494/1543). Sie ist heute evangelische Stadtkirche, seit 1961 mit einer Schuke-Orgelausgestattet und wird oft für Konzerte genutzt. Am sog. Brautportal befinden sich Statuen der Reformatoren Martin Lutherund Phillipp Melanchthon – Geschenke des in Gotha geborenen Bildhauers Chr. Behrens (um 1900). Rechts neben demHauptportal der Margarethenkirche kann an heißen Tagen eine moderne dreieckige Brunnenanlage aus glatt geschliffenemGranit und wassergefüllten Glasstelen Erfrischung bringen.

Gleich hinter der Margarethenkirche steht das Löfflerhaus. In dem 1785 als Werkhaus für Arme erbauten Gebäudegründete 1800 der Gothaer Generalsuperintendent J. F. Chr. Löffler (1752-1816) Deutschlands erste Freischule (Arbeitsschule),die bis 1892 bestand.

Unser Stadtrundgang führt uns rund um die Margarethenkirche und über den Neumarkt in die Querstraße. Nach wenigenMetern stehen wir in der Querstraße vor dem Geburtshaus Karl Joseph Meyers, dem Begründer des weltberühmtenBibliographischen Instituts Meyer (Gedenktafel). .

Am Ende der Querstraße halten wir die Richtung und begeben uns in die Waschgasse. Einst befand sich hier dasherzogliche Waschhaus. Der Leinakanal lief hier offen die Gasse herunter (die Wasserkunst wurde erst hunderte Jahrespäter errichtet) und in den Ebenen zwischen den Treppen wurde in großen Trögen die Wäsche gewaschen.

Wir überqueren die Friedrich-Jacobs-Straße und betreten den Schlosspark. Dieser weiträumige Park (37 ha) inmittenbebauten Geländes ist ein echter Stadtpark und kann mit seinem reichen Baumbestand als grünes Bindeglied zwischendem im Nordwesten laufenden Galberg/Krahnberg und dem südöstlich der Stadt gelegenen Seeberg gelten. Der Park wurdein der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schrittweise angelegt. Er besitzt neben dem großen Baumbestand zwei Parkteiche,mehrere Bauten und Plastiken. Südlich des großen Parkteiches erinnert ein Denkmal an den Obergärtner Chr. H. Wehmeyer,der die Gestaltung des Parks bis 1813 fortsetzte.

Auf dem Elsa-Brandström-Weg gelangen wir nach wenigen Metern zum Eingang der heute unter dem Park liegendenKasematten von Schloss Friedenstein die zum Großteil - wenn auch verschüttet - erhalten geblieben sind und zu denstärksten barocken Festungsanlagen Mitteldeutschlands gehörten. 300m der ehemals 2,5 km langen und in 3 Ebenenübereinander liegenden Gewölbe sind heute nach Anmeldung zu besichtigen.

Wir biegen nach links ab und gelangen zu einer Aussichtsplattform, von der aus wir über die im Barockstil angelegte Orangerie blicken. Der in seiner Erstfassung 1770 entstandene Orangeriegarten ist von Frühling bis Herbst durch seineüppige Bepflanzung, z.T. nach historischen Vorbildern, eine wahre Augenweide. Er  beherbergt außerdem mehrereGebäudekomplexe und seit 1953 auch die „Heinrich-Heine-Bibliothek“.

Wir gehen um die Anlage herum und blicken am Ostende durch ein kunstvoll geschmiedetes Tor zum SchlossFriedrichsthal, dass 1710/11 unter Herzog Friedrich II als Sommerschloss erbaut wurde. Es stellt mit der Orangerie einegeschlossene Anlage dar und wird heute als Fachschule genutzt. Links vom Schloss befindet sich der Gebäudekomplex desehemaligen „Justus-Perthes-Verlages“. .

Oberhalb der Orangerie überqueren wir noch einmal den Leinakanal und gehen in südliche Richtung am Petermann-Denkmal vorbei. August Petermann (1822-1878) war ein bedeutender Geograph, der u.a. Forschungsreisen nach Afrikaund in die Polargebiete organisierte. Wir biegen in den Mendelssohnweg ein und kommen am Teeschlösschen vorbei.Der um 1786 als Gartenhaus der Herzogin im neugotischen Stil entstandene Bau ist seit Jahrzehnten Heimstatt einesevangelischen Kindergartens.

Wir erreichen die Parkallee, eine breite Straße, die den Schlosspark teilt und blicken auf einen imposanten Sandsteinbau -den ehemaligen Marstall. Er wurde 1848 erbaut, diente bis 1997 als Reithalle und beherbergte auch Stallungen fürden Pferdesport.

Einige Schritte zurück gehen wir dann im Park in westliche Richtung vorbei am Blumenbach-Denkmal. Der in Gothageborene J. Fr. Blumenbach (1752-1840) war einer der bedeutendsten Naturforscher und Mediziner seiner Zeit. Nachwenigen Metern biegen wir nach links ab, überqueren die Parkallee am Naturkundemuseum und machen einen kurzenAbstecher zum Großen Parkteich. Der Teich hat eine Insel, auf der mehrere Mitglieder der herzoglichen Familie bestattetwurden. Rund um den Parkteich stehen noch Bäume aus der Gründerzeit des Parks, z.B. mächtige Stieleichen. Nun könnenwir uns auf einer Bank unter dem schattigen Blätterdach wunderbar vom anstrengenden Rundgang erholen und Wildenten,Schwäne und Eichhörnchen beobachten. Wir beenden unseren Stadtrundgang und kehren zum Naturkundemuseum zurück.

mr-kartographie, Gotha 2008

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