Die Wurzel macht den Ertrag. - agrar.basf.de · PDF filearbeit mit der Firma Väderstad...

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Herr Lassen, Sie bewirtschaften einen Ackerbau-Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern und bauen seit mehr als 40 Jahren erfolgreich Raps an. Hat der Anbau von Raps seinen Reiz für Sie nie verloren? Ertragssteigerung durch hohe Ertragsstabilität ist unser ackerbauliches Ziel. Der Raps ist dabei die tragende Säule unserer Fruchtfol- ge-Rotation. Durch den Anbau von 20 – 25 % Raps sind wir in der Lage, unsere Fruchtfolge und damit unseren gesamten Ackerbau nachhaltig zu gestalten. Das ist für uns Anreiz genug. Seit Beginn dieses Jahres bewirtschaftet mein Sohn Max als mein Nachfolger das Gut Granskevitz für die Nordsaat. Das bedeutet, die Verantwortung für den Betrieb liegt nun bei ihm. Ich kann mich jetzt auf The- men konzentrieren, die mir im Pflanzenbau besonders am Herzen liegen. Dazu gehört zum Beispiel die technische Weiterentwicklung bei der Aussaat und der Bodenbearbeitung. Diese Punkte haben vor allem im Rapsanbau eine große Bedeutung und dementspre- chend auch auf dem Betrieb. Wir säen auf knapp 500 ha Raps aus. Da ist Präzisionsarbeit gefragt. Der Raps ist im Anbau durchaus eine herausfordernde Kultur. Wie wichtig sind die Aussaatbedingungen und die Maßnahmen im Vorauflauf, damit der Raps vor dem Winter das optimale Blattstadium erreicht hat? Generell gibt es unterschiedliche Faktoren, die die Entwicklung der Rapspflanzen beeinflussen. Allerdings ist für das Ertragsergebnis die Vor-Winter-Entwicklung ganz entscheidend. Nach unserer Erfahrung kommt es auf die optimale Wurzelentwicklung an. Hier- zu benötigt der Raps Zeit und dementsprechend liegt der optimale Aussaattermin in dieser Region zwischen dem 15. und dem 25. August. Raps stellt höchste Ansprüche an die Bodenbearbeitung. Beispielsweise reagiert die Rapswurzel auf Verdichtungshorizonte äußerst sensibel. Aus diesem Grund beschäftige ich mich seit über 10 Jahren intensiv mit dem Thema Strip-Till. In enger Zusammen- arbeit mit der Firma Väderstad wurde auf Basis dieses Verfahrens die Maschine „Spirit StripDrill“ entwickelt. Damit sind wir jetzt in der Lage, den Boden differenziert vertikal zu bearbeiten. Die 33,7 cm voneinander entfernten Saatreihen werden bis zu einer Tiefe von 25 – 32 cm gelockert. Gleichzeitig wird ein Unterfußdünger in zwei unterschiedlichen Horizonten direkt im Wurzelbereich ausgebracht. Diese Maßnahme wirkt sich äußerst positiv auf die so entscheidende Jugendentwicklung des Rapses aus. Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Strip-Till-Lösung? Ziel ist es, „offene“ Böden mit gesichertem Sauerstoffaustausch und Infiltrationsvermögen zu schaffen und gleichzeitig einen hohen Feldaufgang zu erreichen. Die Effektivitätserhöhung der Bodenbearbeitung und der P-Düngung entsteht durch den gezielten tiefen Eingriff direkt im Saatbereich. Die exakte Platzierung der Düngergabe hat darüber hinaus den Vorteil, die Wurzel nach unten zu locken und damit den gewünschten Wurzelhabitus zu erreichen. Dieser Win-Win-Effekt hat sich äußerst positiv auf unsere Ertragsstabilität ausgewirkt. Man kann also sagen: Wie die Wurzel, so der Ertrag! Welche Rolle spielen Pflanzenschutzmaßnahmen in diesem frühen Entwicklungszeitraum? Sehen Sie hier eine Notwendigkeit? Ich möchte noch einmal betonen: Die Basis für uns ist die optimale Bodenbearbeitung. Ausgefeiltes Strohmanagement und Altraps- Bekämpfung spielen hierbei eine zentrale Rolle. Bei aller Akribie ist man jedoch gegen Verunkrautung nicht gefeit. Dann kommen Herbizide zum Einsatz. Bei der Produktwahl steht neben einer verlässlichen und breiten Leistung die Verträglichkeit ganz oben – eine wichtige Voraussetzung für ein ungestörtes Wachstum und für die Jugendentwicklung der Pflanzen. Meiner Meinung nach werden 80 – 90 % des Ertrages bis zum Vegetationsende durch die Rapsetablierung im Herbst angelegt. Der nachhaltige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln setzt entsprechende Resistenzmanagementstrategien voraus. Eine gute fachliche Praxis ist Standard. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nimmt zu. Ist Raps eine nachhaltige Kultur? Die Qualität dieser Kultur liegt ganz klar in den hervorragenden Bodeneigenschaften. Die Struktur des Bodens nach der Ernte hinterlässt für nachfolgende Kulturen optimale Bedingungen. Das ist für mich ein wichtiges Nachhaltigkeitskriterium. Abschließend möchte ich Sie bitten, folgenden Satz zu vervollständigen: Ich liebe Raps, weil…. … er eine so positive Wirkung auf die Bodenfruchtbarkeit und die gesamte Fruchtfolge hat! Die Wurzel macht den Ertrag. Nis und Max Lassen, Mecklenburg-Vorpommern Rapsanbauer im Interview

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Herr Lassen, Sie bewirtschaften einen Ackerbau-Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern und bauen seit mehr als 40 Jahren erfolgreich Raps an. Hat der Anbau von Raps seinen Reiz für Sie nie verloren?

Ertragssteigerung durch hohe Ertragsstabilität ist unser ackerbauliches Ziel. Der Raps ist dabei die tragende Säule unserer Fruchtfol-ge-Rotation. Durch den Anbau von 20 – 25 % Raps sind wir in der Lage, unsere Fruchtfolge und damit unseren gesamten Ackerbau nachhaltig zu gestalten. Das ist für uns Anreiz genug. Seit Beginn dieses Jahres bewirtschaftet mein Sohn Max als mein Nachfolger das Gut Granskevitz für die Nordsaat. Das bedeutet, die Verantwortung für den Betrieb liegt nun bei ihm. Ich kann mich jetzt auf The-men konzentrieren, die mir im Pflanzenbau besonders am Herzen liegen. Dazu gehört zum Beispiel die technische Weiterentwicklung bei der Aussaat und der Bodenbearbeitung. Diese Punkte haben vor allem im Rapsanbau eine große Bedeutung und dementspre-chend auch auf dem Betrieb. Wir säen auf knapp 500 ha Raps aus. Da ist Präzisionsarbeit gefragt.

Der Raps ist im Anbau durchaus eine herausfordernde Kultur. Wie wichtig sind die Aussaatbedingungen und die Maßnahmen im Vorauflauf, damit der Raps vor dem Winter das optimale Blattstadium erreicht hat?

Generell gibt es unterschiedliche Faktoren, die die Entwicklung der Rapspflanzen beeinflussen. Allerdings ist für das Ertragsergebnis die Vor-Winter-Entwicklung ganz entscheidend. Nach unserer Erfahrung kommt es auf die optimale Wurzelentwicklung an. Hier-zu benötigt der Raps Zeit und dementsprechend liegt der optimale Aussaattermin in dieser Region zwischen dem 15. und dem 25. August. Raps stellt höchste Ansprüche an die Bodenbearbeitung. Beispielsweise reagiert die Rapswurzel auf Verdichtungshorizonte äußerst sensibel. Aus diesem Grund beschäftige ich mich seit über 10 Jahren intensiv mit dem Thema Strip-Till. In enger Zusammen-arbeit mit der Firma Väderstad wurde auf Basis dieses Verfahrens die Maschine „Spirit StripDrill“ entwickelt. Damit sind wir jetzt in der Lage, den Boden differenziert vertikal zu bearbeiten. Die 33,7 cm voneinander entfernten Saatreihen werden bis zu einer Tiefe von 25 – 32 cm gelockert. Gleichzeitig wird ein Unterfußdünger in zwei unterschiedlichen Horizonten direkt im Wurzelbereich ausgebracht. Diese Maßnahme wirkt sich äußerst positiv auf die so entscheidende Jugendentwicklung des Rapses aus.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Strip-Till-Lösung?

Ziel ist es, „offene“ Böden mit gesichertem Sauerstoffaustausch und Infiltrationsvermögen zu schaffen und gleichzeitig einen hohen Feldaufgang zu erreichen. Die Effektivitätserhöhung der Bodenbearbeitung und der P-Düngung entsteht durch den gezielten tiefen Eingriff direkt im Saatbereich. Die exakte Platzierung der Düngergabe hat darüber hinaus den Vorteil, die Wurzel nach unten zu locken und damit den gewünschten Wurzelhabitus zu erreichen. Dieser Win-Win-Effekt hat sich äußerst positiv auf unsere Ertragsstabilität ausgewirkt. Man kann also sagen: Wie die Wurzel, so der Ertrag!

Welche Rolle spielen Pflanzenschutzmaßnahmen in diesem frühen Entwicklungszeitraum? Sehen Sie hier eine Notwendigkeit?

Ich möchte noch einmal betonen: Die Basis für uns ist die optimale Bodenbearbeitung. Ausgefeiltes Strohmanagement und Altraps- Bekämpfung spielen hierbei eine zentrale Rolle. Bei aller Akribie ist man jedoch gegen Verunkrautung nicht gefeit. Dann kommen Herbizide zum Einsatz. Bei der Produktwahl steht neben einer verlässlichen und breiten Leistung die Verträglichkeit ganz oben – eine wichtige Voraussetzung für ein ungestörtes Wachstum und für die Jugendentwicklung der Pflanzen. Meiner Meinung nach werden 80 – 90 % des Ertrages bis zum Vegetationsende durch die Rapsetablierung im Herbst angelegt. Der nachhaltige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln setzt entsprechende Resistenzmanagementstrategien voraus. Eine gute fachliche Praxis ist Standard.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nimmt zu. Ist Raps eine nachhaltige Kultur?

Die Qualität dieser Kultur liegt ganz klar in den hervorragenden Bodeneigenschaften. Die Struktur des Bodens nach der Ernte hinterlässt für nachfolgende Kulturen optimale Bedingungen. Das ist für mich ein wichtiges Nachhaltigkeitskriterium.

Abschließend möchte ich Sie bitten, folgenden Satz zu vervollständigen: Ich liebe Raps, weil….

… er eine so positive Wirkung auf die Bodenfruchtbarkeit und die gesamte Fruchtfolge hat!

„ Die Wurzel macht den Ertrag. “Nis und Max Lassen,

Mecklenburg-Vorpommern

Rapsanbauer im Interview