dieKunstBauStelle | Dokumentation und Katalog 2013 · 2014. 1. 17. · Die Bildfolge im Katalog...
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dieKunstBauStelleKatalog und Dokumentation 2013
Ein Ausstellungsprojekt in Landsberg am Lechvon Wolfgang Hauck
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Hauck, WolfgangdieKunstBauStelle Katalog und Dokumentation 2013
Landsberg am Lech1. Auflage 2013ISBN 978-3-937011-01-1© 2013 Wolfgang Hauck www.dieKunstBauStelle.de
Förderung
dieKunstBauStelle
Kunst im öffentlichen Raum
Das außerschulische Jugendprojekt «dieKunstBauStelle» begleitete die letzte Phase des Hauptplatzumbaus in Landsberg am Lech von Mai bis November 2013. 16 Jugendliche, im Alter von 14 bis 19 Jahren, entwi-ckelten unter künstlerischer Begleitung, eine bildnerische Annäherung an ihre Stadt. Bauzäune sollten als Ausstellungsflächen für großforma-tige Drucke genutzt werden, um Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen.
Die Jugendlichen waren gefordert, Themen zu konkretisieren und künst-lerische Positionen zu entwickeln. So bildeten sich Gruppen zu den The-men «Türen und Räume», «Uhren und Zeit» und «Neuere Geschichte». In vielen Diskussionen veränderte sich der Fokus weg von der bloßen Ablichtung des Sichtbaren hin zu Fragen: Was verbirgt sich dahinter? Was gibt es zu entdecken, was ist verdeckt? Jede Aufnahme erforderte viele Stunden der Recherche, des Abwägens, des Verwerfens und Verdichtens der Ideen. Dann folgte die Organisation von Terminen und Schlüsseln.
Der Blick hinter die Türen, fand seinen Ausdruck in der Aufnahmetech-nik, die, wie durch einen Türspion gesehen, den Blick nur in die andere Richtung von außen nach innen richtet. In der Präsentation wurde dieser
Eindruck eines Blicks durch einen Türspion wieder aufgegriffen, indem kleine Ösen in den Bildern einen Blick ins Innere der Ausstellungsinstal-lation ermöglichten. Dazu mußte der Betrachter ganz nah an die Bilder herantreten, hin und her spähen, so wie bei einem Blick durch ein Schlüs-selloch.
Die Bildfolge im Katalog ahmt diese «Entdeckung» nach, indem sie erst die Tür und nach dem Umblättern den Raum zeigt. Das Thema Uhren erfuhr in der Bearbeitungsphase eine völlige Abkehr von der Darstellung historischer Uhrwerke, hin zur Zeitmessung und der Bedeutung des Sprichworts: «Zeit ist Geld». Letztendlich wurden Parkuhren als «Uhren» ausgewählt, verbunden mit dem Blick auf die Veränderungen, die die Genauigkeit der Zeitmessung in unser Leben gebracht hat. Um Park-gebühren zu vermeiden, muß jemand im Auto ausharren, seien es die Kinder, der Partner oder die Großeltern, weil man schnell etwas erledigt.
Den Textildruck führte die Entwicklungsabteilung der Firma Getec aus. Jeweils acht Drucke, vier innen und vier außen, wurden zu einem Qua-drat gruppiert. Der Ausstellungsteil zur Neueren Geschichte erhielt eine sechseckige Form, symbolisch für den Davidstern.
Wolfgang Hauck
Stadtpfarrkirche | Grabmal des Cyriacus Weber
Bierkeller | Katharinenstraße
Stadtmauer | Wehrgang zum «Hexenturm»
Historisches Rathaus | Deckeninschriften | Arrestzelle im Keller
Schmalzturm | Uhrwerk
Pflugfabrik | Steuerraum des Aufzugs im Karl Schrem-Bau
Der Lech in der gelben Turbine | Elektrizitätswerk | Generatorhalle
ADAC Crashtest-Halle
Neuere Geschichte – eine Annäherung
Die Bedeutung, die Landsberg in den Jahren 1923 bis 1945 zugeschrie-ben wurde, legte für die Jugendlichen eine Auseinandersetzung mit den Geschehnissen dieser Zeit nahe, wenn gleich dieses Thema alle Beteiligten tief berührte. Die Annäherung an das vergangene Gesche-hen erfolgte in einer mehrwöchige Einarbeitung mit Stadtführungen, Ortsbesichtigungen, Vorträgen und von den Jugendlichen selbst vor-genommenen Recherchen. Am Ende stand die Einsicht, daß gegen die-se Vergangenheit kein «neues» Photo bestehen kann. Die historischen Photos, wie Standbilder eines Films, beginnen bei längerer Betrach-tung das Geschehene gegenwärtig zu machen.
Die Bildauswahl und die Art ihrer Verfremdung war der Versuch einer Annäherung. Der Versuch der zweiten und dritten Generation Nachge-borener das Grauen dieser Zeit zu fassen.
Die Jugendlichen haben historischen Photoaufnahmen aus Landsberg und der näheren Umgebung ausgewählt: Eine Aufnahme vom Kreis-parteitag der NSDAP 1936 in Landsberg. Eine Aufnahme der Baustelle für den unterirdischen Bunker «Weingut II» zur Produktion von Flug-
zeugen. Eine Aufnahme vom «Todesmarsch» entlang der Neuen Berg-straße aufgenommen von dem Landsberger Johann Mutter. Die Auf-nahme eines KZ-Überlebenden 1945. Die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen, die am 7. Januar 1951 von ihren Eltern mit genommen wurden, um auf dem Hauptplatz in Landsberg für eine Begnadigung der inhaftierten Kriegsverbrechen zu demonstrieren. All das verdich-tet sich in einem bildnerischen Eindruck, den Extremen Schwarz und Weiß, dem Schwärzen und dem Verblassen.
An den Außenseiten, der als Sechseck gestellten Bauzäune, waren die Fotos bis an die Grenze des Erkennbaren abgedunkelt. Die Umrisse der jeweiligen Szene waren noch erkennbar aber man musste genau hinsehen und sich anstrengen. An den Innenseiten des offenen und begehbaren Sechsecks waren jeweils vergrößerte Bildausschnitte an-gebracht, die bis zur Grenze der Erkennbarkeit aufgehellt waren.
Dieser Teil der Ausstellung bedarf, wie es auch die Auseinanderset-zung mit diesem Thema bedurfte, des Abstandnehmens, des Heran-gehens und des Bemühens.
1936 | Kreisparteitag der NSDAP* | Marsch der Pimpfe | Hauptplatz
1936 | Kreisparteitag der NSDAP* | Hautpplatz
1944/5 | Baustelle Weingut II* | geplante Produktionsstätte der ME 262, in einem unterirdischen Bunker | Ende 1944 und Anfang 1945
1945 | Todesmarsch* | Neue Bergstraße | zwischen 24. und 26. April 1945 | Photo Johann Mutter
1945 | Überlebender des KZ-Lagers IV** | Hurlach 28. April 1945 | Photo Edward C. Newel, US-Armee
1951 Kundgebung für die verurteilten NS- und Kriegsverbrecher im War Criminal Prison No. 1* | Hauptplatz | 7. Januar 1951 | Ausschnitt
Luftbild Markus Neumeier
Presse
Die Vermittlung der Geschichte und der Geschichten der Bilder war ein Teil dieses Kunstprojekts. Dazu hat die lokale Zeitungsredaktion des «Landsberger Tagblatts» Hintergrund und Geschichten zu einzelnen Bil-dern und Themen veröffentlicht. Andere lokale Zeitungen und Magazine wie «Kreisbote», «Jezza» oder «myHeimat» haben ebenso ausführlich über die Vorbereitungen, Themen und Führungen der Ausstellung berichtet.
Dadurch ist den Bewohnern der Stadt Landsberg immer wieder ein anderer Blickwinkel zu den Themen geboten worden. An verschie-denen Standorten konnte das Publikum die Ausstellung immer in einem anderen Zusammenhang erleben. Ob am Leonhardiplatz, am Hauptplatz oder im öffentlichen Pausenhof der Mittelschule. Im öffentlichen Raum war die Ausstellung jederzeit zugänglich.
Projektleitung, Konzeption: Wolfgang Hauck
Die Jugendlichen: Antonia Blechschmidt, Iris Eberhardt, Johanna Götz, Virginia Hätscher, Franziska Hehl, Julia Hummel, Alina Kaul, Julius Kampfmann, Simon Kohlhund, Leonie Labus, Leslie Labus, Julia Loder, Lea Schwecke u. a.
Produktionsassistenz: Lilli HuberPresse: Andrea Schmelzle, Karla SchönebeckBeratung Geschichte: Manfred Deiler, Mechthild Huber, Carmen Jacobs, Birgit Kremer, Karla SchönebeckLeitung neuere Geschichte: Karla SchönebeckBeratung Photographie: Conny KurzSicherheitskoordinator: Rainer FiedrichRechtsberatung: Rudolf FichtlBauzäune: Stadt Landsberg am Lech, BauhofDruck: Thomas Eibl, Getec-Digital Print SolutionsWebseite, Bildbearbeitung: Wolfgang Hauck
Videoschnitt und Trailer: Julia LoderPhotos Dokumentation: Wolfgang Hauck, Herman Will, Julia LoderHistorische Bilder: * Stadtarchiv Landsberg, ** Archiv Manfred DeilerLuftbildaufnahme: Markus Neumeier, VisualVison, Lizenzpartner PHT-Airpicture GmbHMittelschule Landsberg: Christian Karlstetter
Förderung: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst – Kulturfonds Bayern 2013, Fonds Soziokultur, Bezirk Oberbayern, Getec-Digital Print Solutions, Stadt Landsberg am Lech
Bilder der Dokumentation:20.06.2013 Das erste Treffen07.07.2013 Recherche am Bayertor15.07.2013 Pflugfabrik18.07.2013 Stadtpfarrkirche 23.07.2013 Hauptplatz26.07.2013 ADAC-Crashtest-Halle01.08.2013 Aufbau Leonhardiplatz21.08.2013 Elektrizitätswerk06.09.2013 Besucher14.09.2013 Vernissage Teil 4.27.09.2013 Umzug in die Mittelschule25.10.2013 Führung Mittelschule
Kontakt: dieKunstBauStelleWolfgang HauckWeilheimer Straße 6 d86899 Landsberg am [email protected]
dieKunstBauStelle
Photo Markus Neumeier
www.dieKunstBauStelle.de
9 7 8 3 9 3 7 0 1 1 0 1 1
ISBN 978-3-937011-01-1€ 4,90 [D]