doc.be 3/06 Ddoc.be Mitteilungen des Sekretärs 2 Häusliche Gewalt macht krank 3 Ein Romand in...

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doc.be Mitteilungen des Sekretärs 2 Häusliche Gewalt macht krank 3 Ein Romand in Bern... 5 Massnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden 5 Huisartsenpost in Brabant (NL) 6 Nach der Wahl ist vor der Wahl 8 Mittelteil (zum Herausnehmen): Anschlussvertrag TARMED Nr. 3 • Juli 2006 Ärztegesellschaft des Kantons Bern Société des médecins du canton de Berne www.berner-aerzte.ch www.bekag.ch: Service für BEKAG-Mitglieder Auf der Website der BEKAG finden Sie im Mitgliederbereich täglich aktualisiert einen Pressespiegel zu gesundheitspolitischen Themen. Der zweite Vertrag BE TarMed KVG Neuer Kantonaler Anschlussvertrag AV ab 1.7.2006 Während des 20. Jahrhunderts schloss die Berner Ärztegesellschaft mit den Kranken- kassen zwei umfassende Tarifverträge für Arztpraxen ab. In den ersten 6 Jahren des 21. Jahrhunderts haben wir dieses Quorum bereits egalisiert … Unserer Verhandlungs- delegation gebührt Anerkennung für diese ausserordentliche Leistung in bewegten Zeiten: • Fürsprecher Urs Hofer, Delegationsleiter und Verhandlungsexperte Dr. med. Beat Gafner, FMH Allgemeinme- dizin und Bezirksvereinspräsident • Dr. med. Peter Luder, FMH Chirurgie und Präsident Belegärzte-Vereinigung • Ing. ETH Anton Prantl, Tarifexperte und Direktionspräsident Ärztekasse Mit dem Anschlussvertrag KVG begann An- fang 2004 TarMed KVG in unserm Kanton. Nach 18 Monaten – genau auf Ende der kos- tenneutralen Tarif-Einführungsphase – kün- digte santésuisse die meisten kantonalen Anschlussverträge in diesem Land. Heute sind im Bereich Arztpraxen in 16 Kantonen Festsetzungsverfahren im Gang oder vollzo- gen. Verträge gibt es zur Zeit lediglich in zehn Kantonen, darunter den soeben in Bern abgeschlossenen. Diesem neuen Vertrag sind alle Mitglieder der Berner Ärztegesellschaft automatisch an- geschlossen, sofern sie unserem Sekretariat nicht bis Ende August 2006 schriftlich mit- teilen, dass sie den Beitritt zum Vertrag mit seinen Anhängen ablehnen. Inhaltlich unterscheidet sich dieser zweite, neue Vertrag wenig vom vorherigen. Eine er- wähnenswerte Neuerung befindet sich in Anhang B «Nationale Kontrolle und Steue- rung von Leistungen und Kosten im Bereich TarMed» (LeiKoV). Besonders hervorzuheben ist, dass Art. 11, Abs. 1 unverändert bleibt: «Schuldner gegenüber dem Leistungserbrin- ger im Rahmen des KVG ist der Patient (System des Tiers garant). Der Arzt schickt die Rechnung dem Patienten.» Jürg Schlup, Präsident Unsere neue Adresse per 1. Juli 2006 lautet wie folgt: Ärztegesellschaft des Kantons Bern Bolligenstrasse 52, 3006 Bern Telefon 031 330 90 00 Fax 031 330 90 03

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  • doc.be

    Mitteilungen des Sekretärs 2

    Häusliche Gewalt macht krank 3

    Ein Romand in Bern... 5

    Massnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden 5

    Huisartsenpost in Brabant (NL) 6

    Nach der Wahl ist vor der Wahl 8

    Mittelteil (zum Herausnehmen):Anschlussvertrag TARMED

    Nr. 3 • Juli 2006

    Ärztegesellschaft des Kantons BernSociété des médecins du canton de Bernewww.berner-aerzte.ch

    www.bekag.ch: Service für BEKAG-Mitglieder

    Auf der Website der BEKAG finden Sie im Mitgliederbereich täglich aktualisierteinen Pressespiegel zu gesundheitspolitischen Themen.

    Der zweite Vertrag BE TarMed KVGNeuer Kantonaler Anschlussvertrag AV ab 1.7.2006

    Während des 20. Jahrhunderts schloss dieBerner Ärztegesellschaft mit den Kranken-kassen zwei umfassende Tarifverträge fürArztpraxen ab. In den ersten 6 Jahren des21. Jahrhunderts haben wir dieses Quorumbereits egalisiert … Unserer Verhandlungs-delegation gebührt Anerkennung für dieseausserordentliche Leistung in bewegtenZeiten:• Fürsprecher Urs Hofer, Delegationsleiter

    und Verhandlungsexperte• Dr. med. Beat Gafner, FMH Allgemeinme-

    dizin und Bezirksvereinspräsident• Dr. med. Peter Luder, FMH Chirurgie und

    Präsident Belegärzte-Vereinigung• Ing. ETH Anton Prantl, Tarifexperte und

    Direktionspräsident Ärztekasse

    Mit dem Anschlussvertrag KVG begann An-fang 2004 TarMed KVG in unserm Kanton.Nach 18 Monaten – genau auf Ende der kos-tenneutralen Tarif-Einführungsphase – kün-digte santésuisse die meisten kantonalenAnschlussverträge in diesem Land. Heutesind im Bereich Arztpraxen in 16 KantonenFestsetzungsverfahren im Gang oder vollzo-gen. Verträge gibt es zur Zeit lediglich inzehn Kantonen, darunter den soeben in Bernabgeschlossenen.

    Diesem neuen Vertrag sind alle Mitgliederder Berner Ärztegesellschaft automatisch an-geschlossen, sofern sie unserem Sekretariatnicht bis Ende August 2006 schriftlich mit-teilen, dass sie den Beitritt zum Vertrag mitseinen Anhängen ablehnen.

    Inhaltlich unterscheidet sich dieser zweite,neue Vertrag wenig vom vorherigen. Eine er-wähnenswerte Neuerung befindet sich inAnhang B «Nationale Kontrolle und Steue-rung von Leistungen und Kosten im BereichTarMed» (LeiKoV). Besonders hervorzuhebenist, dass Art. 11, Abs. 1 unverändert bleibt:«Schuldner gegenüber dem Leistungserbrin-ger im Rahmen des KVG ist der Patient(System des Tiers garant). Der Arzt schicktdie Rechnung dem Patienten.»

    Jürg Schlup, Präsident

    Unsereneue Ad

    resse

    per 1. Juli 2006

    lautet wie folgt:

    Ärztegesellscha

    ft des Kantons B

    ern

    Bolligenstrasse

    52, 3006 Bern

    Telefon031 330

    90 00

    Fax 031330 90

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  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 2

    Mitteilungen des Sekretärs

    dafür einen jährlichen Beitrag zahlen. Der Kantonalvorstand möchte Medphoneentsprechend Art. 4 Ziff. 4 der Statutenfinanziell mit Mitgliedergeldern unterstüt-zen. Diese Unterstützung soll zur Senkungder jährlichen Beiträge eingesetzt werden,mit dem Ziel und der Folge, die Notfall-triage möglichst bald im ganzen Kantonüber Medphone realisieren zu können. Nurso kann das vom Kanton geforderte Krite-rium einer kantonal mehr oder weniger flä-chendeckenden Organisation erreicht wer-den. Die Beitragserhebung erfolgt überAHV-Lohnprozente der Angestellten unse-rer Mitglieder. Die Erhebung von 0,2% derAHV-pflichtigen Lohnsumme ist für die Mit-glieder kostenneutral, weil gleichzeitig derBeitragssatz für die Ausbildung der Medizi-nischen Praxisassistentin-nen von 0,5% auf0,3% gesenkt wird.

    Antrag des Kantonalvorstandes, limitiertauf 3 Jahre bei den Mitgliedern 0,2% derAHV-pflichtigen Lohnsumme der An-gestellten zuhanden von Medphone zuerheben:Angenommen mit 35(Ja):11(Nein) bei 8Enthaltungen

    3. Kantonaler Anschlussvertrag TarMedinkl. LeikoV (Beilage)Begründung:Bekanntlich hat santésuisse den erstenAnschlussvertrag zum TarMed per31.12.2005 gekündigt. Zuerst hat sichunsere Verhandlungsdelegation mit santé-suisse über den bis Ende 2006 geltendenTaxpunktwert von 86 Rappen geeinigt.Nun musste auch noch ein neuer An-schlussvertrag abgeschlossen werden. Die-ser tritt per 1. Juli 2006 in Kraft. Er beinhal-tet keine nennenswerten Änderungen imVergleich zum ersten Anschlussvertrag.

    Die Verhandlungsdelegation empfiehlt derBEKAG weiter, dem Vertrag über die Kon-trolle und Steuerung von Leistungen undKosten im Bereich TarMed (nationaler Lei-koV) beizutreten. Damit wird die Kosten-steuerung weitergeführt. Eine Anpassungdes Taxpunktwertes kann indessen höch-stens nur noch 6-monatlich stattfinden.Zudem wurde vereinbart, dass inskünftigKorrekturfaktoren zu berücksichtigen sind(neue Pflichtleistungen, medizinischer Fort-schritt, demographische Entwicklung, etc.).Zustimmung zum Abschluss des Anschluss-vertrages und zum Beitritt zum LeikoV aufAntrag des Kantonalvorstandes: Einstimmig

    1. Beitritt zur Konferenz der KantonalenÄrztegesellschaftenBegründung:Die Konferenz der Kantonalen Ärztegesell-schaften (KKA) ist eine einfache Gesell-schaft, bestehend aus den dem Konsortial-vertrag beitretenden Kantonalen Gesell-schaften. Sie nimmt auf die politischen undrechtlichen Rahmenbedingungen in denKantonen Einfluss. Es geht hauptsächlichum Koordinationsaufgaben im Rahmendes Tarifwesens (kantonale Taxpunktwerteund Kontrolle der Kostenentwicklung) undbei der Beschaffung von Daten (PonteNo-va auf kantonaler und New Index auf eid-genössischer Ebene). Die bereits bisherunter G7 budgetierten jährlich wiederkeh-renden Kosten sind neu als Beiträge derBEKAG zuhanden der KKA zu budgetieren. Zustimmung zum Beitritt der BEKAG zurKKA auf Antrag des Kantonalvorstandes: Einstimmig

    2. Teilfinanzierung MedphoneBegründung:Die Gesundheits- und Fürsorgedirektionmacht die finanzielle Unterstützung desambulanten ärztlichen Notfalldienstes da-von abhängig, dass eine kantonale Organi-sation im ganzen Kanton einen Leistungs-standard anbietet, der europäischen Quali-tätsanforderungen genügt. Die Aktienge-sellschaft Medphone, deren Aktionariatsich zu 100% aus der BEKAG und den Be-zirksvereinen zusammensetzt, dürfte dieseVoraussetzungen in Kürze erfüllen. DamitMedphone als professionelle Triagestelleder kantonalen Organisation des ambulan-ten Notfalldienstes fungieren und beimKanton ein Gesuch um wiederkehrendeBeiträge der öffentlichen Hand stellenkann, braucht es eine befristete Vorfinan-zierung durch die BEKAG. Diejenigen Mit-glieder, welche die Dienstleistungen derMedphone in Anspruch nehmen, müssen

    Dr. iur. ThomasEichenberger,

    Sekretär BEKAG

    Neuorganisation der Rechtsauskunftsstelle

    Herr Dr. iur. Philipp Straub beendet seine Tätigkeit im Rahmen der juristischen Mitglie-derberatung auf eigenen Wunsch per 31. Juli 2006. Wir danken ihm schon jetzt fürseinen Einsatz für die BEKAG und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.Ab 22. August 2006 wird Herr lic. iur. Reinhard, Fürsprecher, die neu geschaffeneRechtsauskunftsstelle der BEKAG betreuen. Die Rechtsauskunftsstelle steht Ihnen am

    Dienstag morgen von 08.00 bis 12.00 Uhr, und am Donnerstag ganztags von 08.00 bis 12.00 und von 13.15 bis 17.15 Uhr

    für die Erteilung von Rechtsauskünften zur Verfügung. Wir erhoffen uns davon eine Ver-besserung der Dienstleistungen durch bessere Erreichbarkeit des Juristen. Nutzen Siedie damit verbunden Vorteile!

    Professionelles Verhalten bei Haftpflicht- und Strafverfahren

    1. ZivilverfahrenFalls Sie mit Forderungen von Patientinnen oder Patienten oder deren Anwälten kon-frontiert sind empfehlen wir, die Haftpflichtversicherung umgehend darüber zu infor-mieren. Unternehmen Sie nichts, also keine Unterlagen schicken und keine münd-lichen oder schriftlichen Auskünfte erteilen, ohne dies vorgängig mit Ihrem Haft-pflichtversicherer und/oder mit dem Rechtsdienst der BEKAG abzusprechen.

    2. StrafverfahrenFalls gegen Sie ein gerichtspolizeiliches Ermittlungsverfahren oder eine Vorunter-suchung eröffnet wird, empfehlen wir, gemäss Ziff. 1 zu verfahren. Meistens erstrecktsich der Rechtsschutz der Haftpflichtversicherung auf den juristischen Beistand ineinem Strafverfahren. Unternehmen Sie nichts ohne Ihren Anwalt. Der Rechtsdienstder BEKAG kann Ihnen bei der Vermittlung von Anwälten behilflich sein, und unter-stützt Sie auch bei der Abwicklung mit der Haftpflichtversicherung.

  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 3

    Als MitarbeiterInnen in der Gesundheits-versorgung sind Sie, geschätzte Leserin,geschätzter Leser, in einer wichtigenSchnittstelle tätig, um Opfern den Zugangzum weiteren Hilfesystem zu ermöglichen.Von Ihrer Haltung gegenüber Gewalt undIhrer Offenheit gegenüber der Gewaltthe-matik können wichtige Impulse für Opferausgehen, die in einer gewalttätigen Be-ziehung leben. Sie müssen und könnendie Probleme der Betroffenen nicht lösen,Sie können aber helfen, das Schweigen zubrechen, «Wege zu bahnen» und Opfernden Zugang zu weiterer Hilfe erleichtern.

    Mindestens eine von fünf Frauen erlebt inihrem Erwachsenenleben physische und/oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner2;40% sind von physischer oder sexuellerGewalt betroffen3.

    In den letzten Jahren konnte in der Öf-fentlichkeit ein Umdenken bewirkt wer-den. Heute ist Gewalt in der Familie keinePrivatsache mehr. Durch neue Gesetzewerden die Opfer besser geschützt undTäter von Amtes wegen geahndet4. EineUnterstützung der Betroffenen ist unab-dingbar, damit sie sich aus der mit derhäuslichen Gewalt einhergehenden Ab-hängigkeitsstruktur lösen können. NebenOpferberatungsstellen, Sozialdiensten,Vormundschaftsbehörden, Polizei, Gerich-ten und RegierungsstatthalterInnen über-nimmt die Medizinische Anlaufstelle fürhäusliche und andere Gewaltopfer amCity Notfall in Bern dabei eine wichtigeRolle.Frauen, die häusliche Gewalt erleben, ver-schweigen das Erlebte häufig und sindaus zahlreichen Gründen selten bereit,Anzeige bei der Polizei zu erstatten odersich an eine Beratungsstelle zu wenden.Hingegen nehmen sie Notfallambulanzen,gynäkologische und allgemeinmedizini-sche Arztpraxen in Anspruch, um ihre Ver-letzungen versorgen zu lassen.

    SchlüsselpositionBei der Prävention und Intervention ge-gen Gewalt an Frauen nehmen Professio-nelle der Gesundheitsversorgung eineSchüsselposition ein. Sie sind häufig dieersten und wegen der – in der Regel mitder Misshandlung einhergehenden – so-zialen Isolation nicht selten die einzigenaussenstehenden Personen, die die kör-perlichen Folgen häuslicher Gewalttatenzu sehen bekommen. Ihnen kommt alsodie zentrale Funktion bei der Erkennungvon gewaltverursachten Verletzungen undBeschwerden, bei der frühen Erkundungnach erlittenen Misshandlungen und beider Mitwirkung zum Abbau von Gewalt-folgen. Neuste Studien1,5,6 haben ergeben,dass sich PatientInnen eine stärkere Be-achtung der Gewaltthematik in der Ge-sundheitsversorgung wünschen und dass

    sie einer sensiblen Befragung nach Ge-walt im Rahmen der Anamnese positivgegenüber stehen.

    Folgende Interventionen der medizinischVersorgenden sind hilfreich: • Routinemässige Befragung nach Ge-

    walterfahrungen bei geringsten Indi-zien, beispielsweise: «Symptome wieSie sie haben, stehen häufig im Zu-sammenhang mit Gewalt. Kann es sein,dass Ihnen jemand Gewalt angetanhat?» Nehmen Sie die Angaben ernst,Opfer schildern aus Scham eher nichtdas gesamte Ausmass der Taten

    • Erkennung von Gewalt als Ursache fürVerletzungen und Krankheiten (keineMedikamentenverordnung ohne Be-rücksichtigung der Beschwerdeursa-chen, ein einfühlsames Eingehen aufdie Problematik bei nahe liegendenBeschwerden und psychosomatischenStörungen, kein Ruhigstellen mit psy-chotropen Medikamenten, das kanngefährlich sein.

    • Erstellen einer gerichtsverwertbarenDokumentation von Verletzungen undBeschwerden, Dokumentationsbogen,finden Sie unter www.pom.be.ch/bip.

    • Klärung von Sicherheits- und Schutzbe-dürfnissen der PatientInnen und Ver-mittlung weitergehender psychosozia-ler Unterstützungs- und Beratungsan-gebote. Broschüren und Notfallkartenkönnen Sie unter [email protected].

    1 Hellbernd Hildegard et al.: Häusliche Gewalt gegenFrauen: gesundheitliche Versorgung. Das S.I.G.N.A.L.-Interventionsprogramm. Bundesministerium für Fami-lie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin 20032 Gillioz Lucienne, De Puy Jacqueline, Ducret Véroni-que: Domination et violence envers la femme dans lecouple. Editions Payot. Lausanne. 1997. 3 M. Killias; M. Simonin; J. De Puy: Violence experien-ced by women in Switzerland over their lifespan. Bern:Stämpfli 20044 z.B. Wegweisungsmöglichkeit gemäss BernischemPolizeigesetz; Änderung StGB vom 3.10.03 – in Kraftseit 1.4.04 (vgl. dazu www.against-violence.ch/d/Themen.htm)5 Daniela Gloor und Hanna Meier zur Patientinnenbe-fragung «Frauen, Gesundheit und Gewalt im sozialenNahraum» Edition Soziothek, Bern 20046 Daniela Gloor und Hanna Meier: Häusliche Gewaltbei Patientinnen und Patienten, Basel 2005

    Häusliche Gewalt macht krank

    FürsprecherinClaudia Fopp,lic.iur. Leiterin

    des Berner Inter-ventionsprojektsgegen häusliche

    Gewalt

    Häusliche Gewalt ist in ihrem Ausmass mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergleichbar und verkürzt die Lebenserwartung von Frauen in den westlichen

    Industrieländern durchschnittlich um 20%1

    Weiterführende Informationen finden Sie unter:http://www.big-interventionszentrale.de/veroeffentlichungen/infomaterial/pdfs/

    patientinnen.pdfhttp://www.aekwl.de/public/service/doc14.htm

    http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Forschungsnetz/forschungsberichte, did=18204.htmlhttp://cmsub3.unibe.ch/lenya/irm/live/index.htmlhttp://www.against-violence.ch/d/forschung.htmVerletzung durch einen stumpfen

    Gegenstand

  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 4

    Die Ärztekasse versteht sich blendend mit Ihrer Software!

    Nur weil Sie in Ihrer Praxis nicht mit der Software der

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    Impressum

    doc.be, Organ der Ärztegesellschaft des KantonsBern Herausgeber: Ärztegesellschaft des Kantons Bern,Bolligenstrasse 52, 3006 Bern / erscheint 6 x jährlich. Verantwortlich für den Inhalt: Vorstandsausschuss derÄrztegesellschaft des Kantons BernRedaktor: Marco Tackenberg, Presse- und Informa-tionsdienst, Postgasse 19, 3000 Bern 8. Tel. 031 310 20 99; Fax 031 310 20 82; E-Mail: [email protected]: P. Wolf, Bolligenstrasse 52, 3006 Bern. Tel. 031 330 90 00; Fax 031 330 90 03; E-Mail: [email protected]: Forum der Wirtschaft, Postgasse 19,3011 BernDruck: Druckerei Hofer Bümpliz AG, 3018 Bern.Ausgabe Juli 2006

    TARMED-Schulung für Neumitglieder

    Datum: 30. August 2006

    Ort: Bären OstermundigenBernstrasse 25, Postfach 1044, 3072 Ostermundigen 1

    Zeit: 13.00 Uhr – 18.00 Uhr

    Teilnahmegebühr: CHF 40.—

    Anmeldungen per E-Mail [email protected] Telefon: 031 330 90 03

    in Zusammenarbeit mit PonteNova, Ärztekasse, Krankenversicherern

    Terminplan 2006

    14. September erw. Präsidentenkonferenz, nachmittags26. Oktober Delegiertenversammlung, nachmittags23. November Bezirksvereinsversammlungen, kantonsweit

  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 5

    Die Berner Wählerinnen und Wähler habenPhilippe Perrenoud in den Regierungsratgewählt. Der Arzt und Psychiater löstSamuel Bhend in der Gesundheits- undFürsorgedirektion ab.

    Als Direktor der Psychiatrischen DiensteBerner Jura-Biel-Seeland hat Perrenoudsich eine ganze Reihe von Kompetenzenangeeignet: Er ist Manager und zugleichein guter Kenner der Abläufe in der Kan-tonsverwaltung. Perrenoud will in seinerTätigkeit stets die menschlichen Werte vordie ökonomischen Sachzwänge setzen. AlsDirektor der Psychiatrischen Dienste Ber-ner Jura-Biel-Seeland hat sich der SP-Mannein Netzwerk aufgebaut – in der Verwal-tung und mit zahlreichen Fachstellen. Er istin engem Kontakt mit Gerichtsbehörden,Regierungsstatthaltern, der Polizei, wei-teren kantonalen oder kommunalen Be-hörden.

    Wir gratulieren unserem Mitglied, PhilippePerrenoud, zur Wahl in den Regierungsratund wünschen ihm viel Erfolg in diesemwichtigen Amt!

    Ein Romand inBern...

    Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen

    Ich möchte Sie hiermit auf die folgendeamtliche Publikation des Kantonstierarztesaufmerksam machen:

    Massnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden

    Prof. Hans Gerber,

    Kantonsarzt

    Der Bundesrat hat am 12. April 2006 mit einer Änderung der TierschutzverordnungMassnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden erlassen; sie treten am 2. Mai 2006in Kraft.Das Ziel dieser Massnahmen sind verantwortungsvolle Halter und gut sozialisierteHunde.Die Verordnung hält dazu im Wesentlichen die folgenden Bestimmungen fest:1. Anforderungen an Zucht, Sozialisierung und Haltung2. Verantwortung des Halters, dass der Hund nicht Menschen und Tiere gefährdet3. Meldepflicht für Tierärzte, Ärzte, Zollorgane und Hundeausbildende bei erheb-

    lichen Bissverletzungen oder bei übermässigem Aggressionsverhalten4. Anordnung von Kursen über den Umgang mit Hunden für die Halter bei Problem-

    fällenDer vollständige Verordnungstext ist auf der Homepage des kantonalen Veterinär-dienstes Bern einsehbar: www.vol.be.ch/lanat/ved Zuständige kantonale Stelle für die Entgegennahme von Meldungen gemäss Ziffer 3ist der kantonale Veterinärdienst ([email protected], Tel. 031 633 47 08, Fax031 633 52 65).

    Bern, 24. April 2006 Der Kantonstierarzt

    Inhalte der MeldungDer Inhalt einer Meldung gemäss Ziffer 3wird durch die Tierschutzverordnung nichtfestgelegt. Der Kantonstierarzt, KollegeChristian Huggler, empfiehlt, dem kantona-len Veterinärdienst die folgenden Angabenzukommen zu lassen:

    • Name und Adresse der Patientin / desPatienten

    • Ort und Datum des Vorfalls / derBehandlung

    • Art und Lokalisation der Verletzung• Wenn möglich: Name und Adresse des

    Hundehalters / der Hundehalterin

    Achtung: Korrektes Vorgehen bezüglich SchweigepflichtEs besteht keine gesetzliche Grundlage,welche es ermöglichen würde, den Namenund die Adresse des gebissenen Patien-

    ten/der gebissenen Patientin ohne Befrei-ung von der Schweigepflicht zu melden!

    Diese Ausgangslage dürfte jedoch insofernnicht besonders problematisch sein, alsdass die meldende Ärztin/der meldendeArzt den Patienten/die Patientin um Befrei-ung ersuchen kann. Stimmt der Patient/diePatientin einer Meldung zu (Eintrag in KG),kann gemeldet werden.

    Willigt ein Patient/eine Patientin nicht ein,bleibt der Weg offen, beim Kantonsarztamtein Gesuch um Befreiung von der Schwei-gepflicht einzureichen. Es müsste dannallerdings – wie in anderen Fällen auch – imEinzelfall geklärt werden, ob eine Befreiungdurch das Kantonsarztamt vorgenommenwerden könnte (übliches Prozedere mitGewähren des rechtlichen Gehörs und Vor-nahme einer Interessensabwägung).

  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 6

    Nachdem wir Hausärzte unsere Probleme– Schikanen der Krankenkassen, Ausnüt-zung durch die Pharmabranche, fehlendeUnterstützung durch die Politik – am 1. April zur Genüge kundgetan hatten,versuchte ich mich in konstruktiver Art zuengagieren. Ich besuchte die Notfallorga-nisationen der Hausärzte in Holland. Dauns die Erfüllung der Notfalldienstpflichtbei abnehmender Hausärztedichte immermehr belastet und unseren Berufsstandnoch unattraktiver macht, interessiertemich die seit fünf Jahren bestehendeLösung der Holländer.

    «Ich wohne in Amsterdam. Erstmals seit15 Jahren bin ich wieder in meiner Hei-matstadt Eindhoven.» Dies sagte einerund 50-jährige Holländerin im Hotelein-gang. «Ja, den Dr. van Rooij kenne ich. Erhielt uns in Amsterdam Vorträge über dieHuisartsenpost (deutsch: Hausarztposten,Anm. d. Red.). Seit es diese Notfallorgani-sation gibt, fand ich immer einen Arzt beiProblemen am Wochenende. Früher wares schlimm, man wurde abgewimmelt.»Dr. Harrie van Rooij ist der Initiant einergewaltigen Umorganisation des ärztlichenNotfalldienstes in ganz Holland. FünfJahre brauchte er, seit fünf Jahren funktio-niert es und kein Arzt möchte zurück. DasZauberwort heisst «Huisartsenpost».Diese funktionieren nachts, am Wochen-ende und zur Ferienzeit.

    SHOKO40x40 km, 177'000 Einwohner, 80 Ärzte

    Südlich von Eindhoven ist Shoko-Land. AnWochenenden und über die Ferienzeitversorgen ein Telefonzentrum und fünfPosten, verteilt über das eher dünn besie-delte Gebiet, 177'000 Einwohner. In denPosten arbeiten die dort niedergelasse-

    nen 80 Ärzte nach Einsatzplan. Am PostenVeldhofen läuft am Karfreitagabend nichtviel. Der Arzt ist auf Hausbesuch und dieAssistentin leitet die Neuanmeldungenauf andere Posten um. Fahrzeit für Patien-ten maximal 30 Minuten. Dr. Carla vanVelden und Dr. Harrie van Rooij erklärenuns die Organisation. Die Patienten sindzufrieden. Zwar müssen sie oft weiter fah-ren, finden aber immer eine kompetenteAnsprechstelle. Die Ärzte sind auch zufrie-dener. Sie machen weniger Bereitschafts-dienst, sind dann aber ausgelastet. Keinermöchte zurück, sagt Harrie noch einmal –er hat eine riesige Überzeugungsarbeithinter sich. Um 21 Uhr wird die Organisation umge-baut. Die Assistentinnen gehen nachHause, die Telefone werden durch eineZentrale mit zwei Assistentinnen in Eind-hoven bedient, nur die Ärzte bleiben aufden fünf Posten.

    TILBURG40x40 km, 360'000 Einwohner, 160 Ärzte

    Im Heimland von Dr. Harrie van Rooijbestehen die Huisartsenposten seit 2001.Es sind deren drei: Einer in Tilburg und jeeiner nördlich und südlich in Spitälern derAgglomeration. Der Posten Tilburg liegtgut erreichbar an einer Einfallstrasse. Imgleichen Gebäude sind Spitex und eineDienstapotheke untergebracht. Die Tele-fonzentrale für das ganze Gebiet wird vonsechs Assistentinnen und zwei Ärzten be-dient. Am Ostersamstag um 11 Uhr laufendie Telefone heiss. An der Wand siehtman in grossen Lettern die aktuelle Situa-tion: Heute sind bereits 260 Telefone ein-gegangen. Harrie erwartet 600 für denganzen Tag. Daneben sieht man die Aus-lastung der Assistentinnen und die Dauerihres aktuellen Telefongesprächs. Auchdie noch nicht abgenommenen Anrufesind mit bisheriger Anrufdauer sichtbar.Länger als 15 Sekunden darf ein Anrufernicht warten. Ich sah keine längere Warte-zeit als 12 Sekunden. Harrie zeigt uns die Sprechzimmer:Schreibtisch, Untersuchungsliege, Blut-druckmessung, weitere Untersuchungs-utensilien. Kein Labor, kein EKG. Ich er-innere mich an meine Assistentenzeit inder Baracke der medizinischen Poliklinikam Inselspital. Die Kojen damals warenaber viel, viel kleiner. In den Spitälern hates Diagnostik-Zentren, wo eine eingehen-dere Diagnostik betrieben werden kann.

    Die Assistentinnen am Telefon arbeitennach Check-Vorgaben. Sie fragen «einLoch in den Bauch». Dafür sind die Ärztedann bereits vororientiert. TelefonischeBeratungen kosten 25 Euro. Von den rund100'000 Anrufen pro Jahr in Tilburg sind70'000 kostenpflichtig. Auch ein Rezeptkostet 25 Euro. Der Dienstarzt am Officehat einen dicken Rezeptblock auf demSchreibtisch. Im Wartezimmer warten rund30 Personen, es ist ziemlich muffig undeng. Harrie meint – die Hälfte wartet fürdie Dienstapotheke.

    WAALWIJK– erste hulp und Huisartsenpost in einem Spital –

    In rasanter Fahrt lotste uns Harrie zueinem seiner Aussenposten. Dieser ist imSpital Waalwijk untergebracht. Gleichdaneben die «erste hulp» des Spitals(deutsch: Erste Hilfe, Anm. d. Red.). Auchdort werden Patienten direkt angenom-men. Die Spitäler kriegen pro Aufnahme,sei es ein Schwerverletzter oder habeeiner bloss eine kalte Nase, einen festenBetrag. Die Spitäler können sich dadurchmit den leichten Fällen sanieren und sindnicht an einer Änderung der Situationinteressiert. Ein Patient mit dem gleichenLeiden kostet im Falle «erste hulp» rundfünfmal mehr als im Falle «Huisartsen-post». Dies ist den Patienten egal. Nichtegal ist ihnen, dass sie im Spitalnotfall oftstundenlang warten müssen. In Maastrichtsei der Huisartsenpost einige Jahre dieEintrittstriage gewesen. Diese eigentlichsinnvollste Lösung wurde auf Wunsch des

    Dr. med. Andreas Bieri

    AllgemeineMedizin FMH,

    Langenthal,Mitglied

    des VorstandesBEKAG

    Huisartsenpost in Brabant (NL)

  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 7

    Spitals im Hinblick auf die Finanzen wie-der aufgegeben. Wenn man im SpitalWaalwijk unangemeldet eintritt, mussman sich entscheiden. Links vom Korridor«Spital, erste hulp», rechts «Huisartsen-post». Links liegen einige Patienten aufLiegen – alleingelassen – und warten.Rechts sitzen drei Patienten im Warte-raum. Der Vierte kommt gleich hinein undmeldet sich – rechts.

    Auf Hausbesuchen im Tale der Maas

    Ostermontag, wir fahren durch die maleri-sche südholländische Landschaft. Dr. Pie-ter van de Ven besucht Frau van derKwast. Diese hat auf den Huisartsenposttelefoniert, weil sie vermehrt Atemnot undFieber hat. Sie fühlt sich schlecht. DemArzt zeigt sie Inhalationsutensilien gegenAsthma, schliesslich holt sie noch eineganze Kartonschachtel mit vielen an-gefangenen Medikamenten hervor. – Wiees mir doch «heimelet»! Da die Unter-suchung den Verdacht auf beginnendeLungenentzündung bestätigt, braucht sieein Antibiotikum. Ich hätte jetzt in dieArzttasche gegriffen und das Medikamenthervorgeholt. Dr. van de Ven musste aberin die Rocktasche greifen und sein Mobil-telefon hervorholen. «Hallo Dienstapothe-ke. Hier ist Dr. …, für Patientin …, Kran-kenkasse, normale Apotheke, ich verord-ne Augmentin etc. Nein, sie kann es nichtholen, schicken sie es mit einem Taxi. Ja,ja, Frau van der Kwast weiss, dass sie dasTaxi selber bezahlen muss.» Ein Stich inmein Herz. Haben es die Apotheker inHolland tatsächlich zustande gebracht,

    sich gegen ihre Nutzlosigkeit bei ärzt-lichen Verordnungen noch besser gesetz-lich abzusichern als in der Schweiz! – Werverordnet, verkauft nicht, wer verkauft,verordnet nicht – eine blödsinnige Wort-hülse, die auch einige Gesundheitspoli-tiker nachplappern und damit Millionen-kosten verursachen. Die Ärzte in Hollanddürfen seit einigen Jahren überhauptkeine Medikamente abgeben. Die Taxi-unternehmer freuts.

    ROERMOND/WEERT40x30 km, 250'000 Einwohner, 55 Ärzte

    Dr. Pieter van de Ven ist ein erfahrenerLandarzt. Er führt ein Bijoux einer Praxisim kleinen Dörfchen Horn nahe Roer-mond. Er geht auf die Leute ein, hat denfeinen ärztlichen Spürsinn für die Dia-gnose und eine klare Entscheidungskom-petenz. Über das Wochenende warten diePatienten auf ihn. Ich habe das sofort ver-standen. Er war Mitinitiator der Huis-artsenpost-Organisation. Für diese Orga-nisation braucht es mindestens 50 Ärzte.Darunter sollte man es nicht machen,meint Dr. van de Ven. Erst als wir noch diezehn Ärzte von Echt überzeugten, konn-ten wir beginnen. Das Gebiet ist aufgeteiltin zwei Posten, die sich gegenseitig aus-helfen. Die beiden Posten liegen 20 kmauseinander. Der Posten Roermond liegtvis-à-vis vom Regionalspital. Er ist in

    freundlichen, hellen Räumen unterge-bracht: Wartezimmer mit Office, fünfSprechzimmer – landesüblich ausgestattet– und die Telefonzentrale. Am Ostermon-tag arbeiten drei Assistentinnen, welcheauch noch das Office bedienen. Sie sindim Stress, voll ausgelastet. Ein Arzt über-wacht die Telefone. Zum Teil wird er vonden Assistentinnen direkt gerufen, dane-ben muss er sämtliche Telefonprotokolledurchsehen. Erst dann dürfen sie abge-schlossen werden. Er kann zum Beispielauch Rückfragen anordnen. Ein Arzt hatBesuchsdienst. Das gelb-blau gestreifteFahrzeug ist mit Navigationssystem undFahrer ausgerüstet. Im Kofferraum sindder Besuchskoffer, Reanimationsuten-silien, diverse Katheter und ein Defibril-lator. Die Besuchsaufträge mit vielenanamnestischen Angaben gibt die As-sistentin schriftlich ab. Von 8–12 Uhrmachte Pieter van de Ven sechs Besuche.Es reichte ihm auch noch, diese ins EDV-System einzugeben. Für ihn waren sie damit abgeschlossen. Orientierung desHausarztes und Rechnungsstellung er-ledigt die Organisation des Postens. DieÄrzte kriegen für ihren Einsatz im Huis-artsenpost 50 Euro pro Stunde. Dies ist inganz Holland so und ist das, was nachallen Unkosten noch übrig bleibt.

    Den holländischen Ärzten geht esschlechter als uns. Sie haben seit jeher dasRevierprinzip wie bei uns die Kaminfeger.

    Die Telefonzentrale in der Huisartsenpost Tilburg

  • ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON DE BERNE 3/2006 – 8

    Pro Revier gibt es einen Allgemeinprak-tiker, zu dem die Leute gehen müssen. Dadie Verdienstmöglichkeiten miserabelwaren, konnten die Reviere gar nicht mehrbesetzt werden. Für die verbliebenenÄrzte wurde die Notfalldienstpflicht nochdrückender. Vermehrt waren die Ehepart-ner berufstätig und halfen nicht mehr mitund der Anteil der ausgebildeten – Teilzeitarbeitenden – Ärztinnen stieg. Die Ant-wort auf diese Probleme waren die «Huis-artsenposten». Den Ärzten bringt esErleichterung und vermehrte Freiheit, denPatienten eine valable Versorgung beiNotfällen und Notfällchen ausserhalb derüblichen «Bürozeiten». 30 Minuten Auto-fahrt wird zugemutet. Die Rettungsdien-ste – die dafür verantwortlichen Gemein-den haben sich zu zentralen Organisatio-nen zusammengeschlossen – sind eheretwas «dünner» als bei uns. Die Spitäler,Typ Regionalspital, in Eindhoven grossesZentrumsspital, sind im Verhältnis zurBevölkerung auch dünner als bei uns. DieAllgemeinpraktiker erhalten ab Staats-examen eine zielgerichtete 3-jährigeAusbildung mit viel Praxisassistenz beietablierten Allgemeinpratikern.

    Wie bei uns wird aber auch in Hollandvieles durch das grösste Krebsgeschwürim Gesundheitswesen zerstört: Die Kom-merzialisierung der Krankenkassen. Früherhaben verantwortungsvolle Ärzte den Rei-chen mehr, den Armen weniger verlangt.Die Gesunden halfen bei der Pflege. Dannwurde dieser Solidaritätsgedanke zur In-stitution. Man gründete Krankenkassen.Der Krankenkassengedanke liegt absolutquer zu den Prinzipien einer freien Markt-wirtschaft. Irgendeinmal kam dann je-mand dazu, den Krankenkassen CEOsvorzusetzen. Ein kompletter Stilbruch,eine Faust aufs Auge. Manfred Manserund Marc-André Giger sind sehr guteLeute. Sie haben einfach noch nicht be-merkt, dass sie auf dem völlig falschenSessel sitzen. Man kann nur hoffen, dasssie baldmöglichst sämtliche Reha-Patien-ten nach Süddeutschland auslagern, dieAlters- und Pflegeheime in Billiglohn-länder verlegen, die Apotheken nach Portugal verbannen und ihren Versicher-ten empfehlen, einen Medizinmann inMadras aufzusuchen. Dann endlich hätteunser Gesundheitswesen wieder eineChance.

    In der Schweiz sagt man den Ärzten:Gründet Netzwerke, dann könnt Ihr ver-handeln. In Holland existieren diese Netz-werke in Form der Huisartsenpost. Nunwerden sie von den Kassen gegeneinan-der ausgespielt. Jedes Jahr müssen dieeinzelnen Huisartsenpost-Organisationenihre Tarife neu aushandeln. Da können wirgerade so gut bei unseren Indexzahlenund unseren Leistungskostenvereinbarun-gen bleiben – oder nach Madras ziehen.Frau van der Kwast musste schliesslich dasTaxi auch selber bezahlen.

    Huisartsenpost bei uns?

    Wenn man unser Mittelland anschaut,staunt man. Bevölkerungsdichte und Ärz-tedichte sind etwa gleich wie in denbetrachteten Gebieten in Südholland.Anstelle Tilburg könnte man Bern sagen,anstelle Roermond/ Weert Münsingen/Thun oder Lyss/Biel oder Grenchen/Solo-thurn oder Burgdorf/Langenthal oderZofingen/Olten. Aber eben, SchweizerKöpfe sind noch nicht ganz HolländerKöpfe.

    Nachruf oder: Nach der Wahl ist vor der Wahl

    Dr. med.Th. Heuberger,

    Grossrat

    Die Kantonswahlen sind vorüber, wir ken-nen die Resultate. Die eine oder anderePartei konnte Erfolge verbuchen, anderewiederum mussten Rückschläge einstek-ken. Die Wahlen haben Genugtuung ver-schafft oder herbe Enttäuschungen berei-tet.Und wie steht es mit den Ärztinnen undÄrzten im Parlament? Die geneigte Leserschaft erinnere sich,dass vor ca. 2 Jahren an dieser Stelle derFreude über die stark angestiegene Vertre-tung unseres Berufsstandes und die breiteAbstützung in fast allen Fraktionen im Ber-ner Parlament Ausdruck verliehen wurde.

    Ich äusserte damals auch die Hoffnung,dass unsere Kolleginnen und Kollegennoch stärker im Grossen Rat vertreten seinwürden und dass das Bild mit noch einerVertreterin in der SP abgerundet würde.Man darf ruhig davon ausgehen, dass dasResultat der neuen Wahlen uns grosseBefriedigung verschafft: Im verkleinertenGrossen Rat sind wieder fünf Personenunserer Berufsgruppe vertreten, was einerSteigerung von 20% entspricht. In der SP-Fraktion können wir zudem eine junge Kol-legin begrüssen, genau wie gewünscht.Dass wir nun sogar noch einen Arzt alsRegierungsrat dazu gewonnen haben, run-det das Bild vollständig ab. Die Wahlenbescheren uns einen Gesundheitsdirektor,der unsere Sprache spricht und über eige-nes Fachwissen verfügt, das er sich nichtzuerst aneignen oder von seinen Chef-beamten vermitteln lassen muss.Dass leider Peter Eichenberger aus Zolli-kofen nach zu kurzer Zugehörigkeit zumGrossen Rat nun mit dem ersten Ersatz-platz vorlieb nehmen muss, ist schade undsehr bedauerlich. Peter Eichenberger hatsich mit seinem Wissen, seiner Erfahrungund seinem Engagement für unsere Anlie-gen eingesetzt und mitgeholfen, unsereErfolge zu erreichen. Andererseits haben

    auch weitere Kolleginnen und Kollegengute Ersatzplätze erringen können und dieRechnung könnte in absehbarer Zukunftnoch schöner ausfallen.Gestatten Sie dem Schreibenden nun nochdiese kleine Rechenaufgabe: Unser Berufs-stand verkörpert statistisch gesehen unge-fähr 0,2 % der Bevölkerung, stellt aber imnun 160-köpfigen Parlament mit 5 Perso-nen 3.13% aller Parlamentarier und ist inder Regierung mit 14,4% vertreten.Ich wage gar nicht daran zu denken, wasdas zu Zeiten geheissen hätte, als uns derWind noch stärker ins Gesicht blies alsheute….Aber eben: Nach der Wahl ist vor derWahl: Wir wollen weiter daran arbeiten,dass fähige Personen aus unseren Reihensich noch mehr um die Belange desöffentlichen Lebens kümmern, politischaktiv werden, sich äussern und sich auchfür Wahlen zur Verfügung stellen. Gestat-ten Sie mir ein Zitat aus einem früheren«Nachruf»: Mit unserem Beruf und unse-ren Publikumskontakten hätten Mitgliederunseres Berufsstandes viel mehr zu sagenund den Politikern mitzuteilen, was in dieTagespolitik einfliessen könnte und sollte.Man soll mit seinen Pfunden wuchern –also lasst es uns tun!