Dossier G+Fplus: Der Mittelstand muss Nachhaltigkeit leben!

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© G+F Verlags- und Beratungs- GmbH DOSSIER Zuerst einmal: Die Autoren des im Mai 2013 un- ter dem Label der FAZ erschienenen und sehr lesenswerten Buches „Ressourceneffizienz – Innovationstreiber von morgen“ schrieben in ihrem Vorwort das Folgende: „Wer als Unter- nehmen Einsparungen bei Material- und Ener- giekosten bewerkstelligen kann, muss weniger über zu reduzierende Personalkosten nachden- ken und hat allgemein weniger auf der Kosten- seite zu verbuchen – was mehr Spielraum auch in schlechten Zeiten schafft, wenn es also ums Überleben gehen sollte.“ Ferner betonen sie: „Ressourceneffizienz besitzt auch eine zweite, sozioökonomische Dimension. Wir alle stehen vor der Aufgabe, den nachfolgenden Generati- onen eine möglichst intakte Umwelt zu hinter- lassen.“ PLUS Wissen für Insider DER MITTELSTAND MUSS NACHHALTIGKEIT LEBEN! Von Andreas R. Fischer Illustration: istock.com © frankpeters

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Die Miniaturisierung, Digitalisierung, Konsumerisierung und vor allem Vernetzung von IT in der Lebens- und Arbeitswelt kann dem Streben nach Nachhaltigkeit sehr dienlich sein. Damit die IT dem Ziel der Nachhaltigkeit in seiner ökonomischen und ökologischen Bedeutung umfassend entsprechen kann, ist es aus meiner Sicht unabdingbar, sie konsequent zu integrieren und laufend bedarfsgerecht an die inneren und äußeren Gegebenheiten anzupassen.

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DOSSIER

Zuerst einmal: Die Autoren des im Mai 2013 un-ter dem Label der FAZ erschienenen und sehr lesenswerten Buches „Ressourceneffizienz – Innovationstreiber von morgen“ schrieben in ihrem Vorwort das Folgende: „Wer als Unter-nehmen Einsparungen bei Material- und Ener-giekosten bewerkstelligen kann, muss weniger über zu reduzierende Personalkosten nachden-ken und hat allgemein weniger auf der Kosten-

seite zu verbuchen – was mehr Spielraum auch in schlechten Zeiten schafft, wenn es also ums Überleben gehen sollte.“ Ferner betonen sie: „Ressourceneffizienz besitzt auch eine zweite, sozioökonomische Dimension. Wir alle stehen vor der Aufgabe, den nachfolgenden Generati-onen eine möglichst intakte Umwelt zu hinter-lassen.“

PLUSWissen für Insider

DER MITTELSTAND MUSS NACHHALTIGKEIT LEBEN!

Von Andreas R. Fischer

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2 Der Mittelstand muss Nachhaltigkeit leben!

PLUSWissen für Insider

Dieses Buch hat mich inspiriert – wie kann es auch anders sein – den Bogen etwas weiter, nämlich in Richtung IT, zu spannen. Also: Welche Rolle spielt in diesem Kontext die IT? Und überhaupt: Ist der Nach-haltigkeitsgedanke ohne die konsequente Nutzung und Weiterentwicklung der IT „nur“ ein Sturm im Re-agenzglas? Schauen wir mal.

In den letzten drei bis fünf Jahren haben sich das Arbeits- und Lebensumfeld im Rahmen einer immer noch voranschreitenden „digitalen Revolution“ be-reits umfassend verändert. Und die Taktfrequenz ist nach wie vor hoch: Das Hauptaugenmerk des um-fassenden IT-Einsatzes in Unternehmen lag bislang auf

� Effizienz durch Rationalisierung und Prozess-automatisierung,

� Steuerung und Kontrolle von Prozessen und deren Ergebnissen,

� Wirtschaftlichkeit durch optimierten Ressourcen-einsatz.

Was hat das alles mit Nachhaltigkeit zu tun?

Die Miniaturisierung, Digitalisierung, Konsumerisie-rung und vor allem Vernetzung von IT in der Lebens- und Arbeitswelt kann dem Streben nach Nachhal-tigkeit sehr dienlich sein. Damit die IT dem Ziel der Nachhaltigkeit in seiner ökonomischen und ökologi-schen Bedeutung umfassend entsprechen kann, ist es aus meiner Sicht unabdingbar, sie konsequent zu integrieren und laufend bedarfsgerecht an die inne-ren und äußeren Gegebenheiten anzupassen.

Dabei ist die Nachhaltigkeit von Unternehmen (und letzten Endes jedes Individuums) im Kontext des IT-Einsatzes aus zwei Blickwinkeln zu betrachten:

1. Ist die IT selbst nachhaltig, also auf spar-samen Einsatz von Ressourcen wie Roh-stoffen und Energie, Geräterecycling etc. bedacht? Oder frisst die Masse an Devices durch ihren Rohstoff- und Energieverbrauch sowie den Verpackungs- und Gerätemüll sämtliche Vorteile wieder auf?

Diese Kriterien werden in einem nachhaltig arbeiten-den Unternehmen immer und in allen Bereichen eine Rolle spielen. Detaillierte Informationen hierzu finden sich in Form von Leitfäden auf dem vom Umweltbun-desamt und BITKOM unterhaltenen Portal www.itk-beschaffung.de.

2. Kann die allumfassende, komplett vernetzte IT die Unternehmen und ihre Kunden bei der Nachhaltigkeit in Geschäft und Alltag un-terstützen? Beispielsweise bei ökologisch fairer Beschaffung, energiesparender Pro-duktion, optimaler Rohstoffnutzung, CO2-armem Transport, neuen Geschäftsmodel-len (etwa die automatische Überwachung von vernetzten Heizanlagen und Fitness-geräten), Überwachung und Steuerung von Stromnetzen bis hin zum kleinsten Energie-erzeuger bzw. -speicher etc.

Dass wir in unseren Unternehmen verstärkt auf nach-haltige IT setzen, ist keine Reaktion auf einen Hype. Dazu sagt zum Beispiel Dr. Georgios Rimikis, Senior Manager Solutions Strategy bei Hitachi Data Sys-tems: „Nachhaltigkeit wird inzwischen meist schlicht und einfach vorausgesetzt. Strompreise mögen diese Diskussion weiter angefacht haben. Mittlerweile wird jedoch Nachhaltigkeit in einem größeren Kontext ge-sehen.“ Auch Beispiele aus Untersuchungen des Be-ratungsunternehmens McKinsey belegen dies:

� Automatisierungsmaßnahmen und intelli-gente Motorensteuerungen senken den Ener-gieverbrauch in der Produktionskette.

� Intelligentes Energiemanagement bezie-hungsweise Gebäudebewirtschaftungssys-teme senken den Energieverbrauch gewerblich genutzter Gebäude.

� Der CO2-Ausstoß kann durch den Einsatz elekt-rischer Energie aus so genannten intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) verringert werden.

� Intelligente Routen- und Frachtplanung senkt den CO2-Ausstoß in Transport und Logistik.

Was zählt ist der Dialog

Durch die intelligente Verknüpfung mit Geschäfts-prozessen sowohl in der Produktion als auch in der

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Erbringung von Dienstleistungen kann die IT ihren Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit allen Res-sourcen leisten, die im Unternehmen zum Einsatz kommen. Mit Engagement und durch bewusstes Handeln kann eine Annäherung an dieses Ideal er-folgen. Wir „Mittelständler“ sind flexibel und innova-tiv. Wir können mit dem wohl überlegten Einsatz von IT die Nachhaltigkeit unserer Unternehmen im Sinne von Wirtschaftlichkeit und verantwortungsbewuss-tem Ressourceneinsatz optimieren – wenn wir es nur wollen!

Um dies erreichen zu können, braucht es eine lau-fende Beobachtung des IT-Markts sowohl durch uns, die Geschäftsentscheider, als auch durch unsere „in-ternen Coaches“, die IT-Verantwortlichen. Essenziell ist dabei auch die Erkenntnis, dass der eine nicht ohne den anderen erfolgreich sein kann.

Was uns entscheidend weiterbringt ist der Dialog zwischen uns und den kleinen und mittelständischen IT-Partnern vor Ort, die Lösungen implementieren, sowie mit den Herstellern von Hard- und Software sowie den Dienstanbietern (Stichworte „Managed IT Services“ und „Cloud Computing“).

Wie geht das in der Praxis?

Ich kann aus meinem Umfeld ein konkretes Beispiel für den erfolgreichen, lösungsorientierten Dialog ei-nes Unternehmens der „None-IT-Wirtschaft“ mit ei-nem IT-(Service-)Anbieter und seinen Erfolg in Form einer Lösung nennen, die für mehr Nachhaltigkeit so-wohl wirtschaftlich als auch ökologisch sorgen kann.

Die LKWs einer Spedition sind mit Tempomaten aus-gestattet. Diese geben an einer Steigung so lange Vollgas, bis sie die gesetzte Geschwindigkeit über-schreiten, also auf dem Höhepunkt der Kuppe an-gekommen sind. Dann geht es wieder bergab. Also Schubbetrieb. Womöglich sogar abbremsen und verheizen der gewonnenen Hub- und Bewegungs-energie. Das macht keinen Sinn und spart auf keinen Fall Energie.

Die Lösung: Die Spedition spricht das Problem beim Lieferanten des im Unternehmen eingesetzten LKW-Navigationssystems an. Dessen Experten sprechen

mit dem LKW-Hersteller. Zusammen entwickelt man einen besseren Ansatz. Der sieht vor, dass der Tem-pomat über GPS mit den Geodaten des LKW und denen der Straße (aktuelle Position des Fahrzeugs und Straßenverlauf mit Steigungen, Gefällen, Kurven, Kreuzungen etc.) verbunden wird. Dann kann schon vor Erreichen der Straßenkuppe das Gas zurück-genommen werden. Die Geschwindigkeit fällt dann möglicherweise etwas unter den vom Fahrer gesetz-ten Wert. Der Verlust an Zeit ist aber unerheblich, weil sich der Gewinn durch eingesparten Treibstoff und weniger abgenutzte LKW-Bremsen summiert. Gehen wir noch einen Schritt weiter und verbinden zum Beispiel bei einem Kühllastwagen die Tempo-mat-, GPS- und Motordaten (Geschwindigkeit, Last, Temperatur und Stromproduktion der Lichtmaschine) mit der Kühlanlage des Kühlkoffers. Deren Antrieb ist in der Regel ein Dieselmotor mit angeschlossenem Kühlkompressor und dieser kann dann bei Bergab-fahrten (Schubbetrieb) automatisch auf Lichtmaschi-nenstrom umgeschaltet werden – und so die freige-setzte Energie nutzen.

Hinter diesem System steckt nicht mehr und nicht weniger als die intelligente Verknüpfung von Messge-räten, Hardware, Software und Steuerung. Also keine Raketentechnik. Alles, was für die Umsetzung nötig ist, gibt es im Prinzip schon lange. Man muss nur weit genug denken und alles so entwickeln und bauen, dass der ökologische und ökonomische „Fußab-druck“ des Gesamtsystems über den gesamten Life-cycle kleiner ist als seine Nachhaltigkeitseffekte im selben Zeitraum. Effekte einer solchen Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit alleine in diesem System sind beispielsweise:

� weniger Dieselverbrauch beim LKW durch rechtzeitige Schubreduktion vor der Kuppenspit-ze

� weniger Bremsenverschleiß beim LKW bei Schubbetrieb bergab durch erhöhten Wider-stand der Lichtmaschine, erzeugt durch die Stromabnahme des Kühlaggregats

� weniger Dieselverbrauch beim Kühlaggre-gat durch Abnahme überschüssiger elektrischer Energie aus der Lichtmaschine des LKW

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Über den Autor:

Andreas R. Fischer Geschäftsführer der G+F Verlags- und Beratungs- GmbH

Zitate-Vita auf G+F PLUS

Von den positiven wirtschaftlichen Auswirkungen auf eine ganzen Branche und der Schaffung von Arbeits-plätzen für Entwicklung, Bau, (Fern-)Wartung und so weiter der Systeme ganz zu schweigen.

Call to Action

Die Beschaffenheit aller Märkte mit den Faktoren Vo-latilität und Intransparenz, der technische Fortschritt und politische Entwicklungen werden dafür sorgen, dass der angestrebte Idealzustand in Sachen wirt-schaftliche Nachhaltigkeit nicht zu 100 Prozent er-reichbar ist. Auch eine vollständige, länger gültige und im Sinne der Nachhaltigkeit positive „Ökobilanz“ der im Unternehmen eingesetzten IT lässt sich nicht in Stein meißeln, sondern wird immer fließend blei-ben. Beides ist aber ein unbedingt erstrebenswertes Ziel für uns Unternehmer. Um dieses Ziel im Visier zu behalten, müssen wir uns die folgenden Fragen stellen:

� Ist die eingesetzte IT selbst hinsichtlich Energie- und Rohstoffverbrauch über den gesamten Lifecycle inklusive des Recyc-lings nachhaltig?

� Können mithilfe des IT-Einsatzes Ressour-cen wie Beschaffung, Produktion, Logistik, Gebäude etc. im eigenen Geschäftsbetrieb optimal eingesetzt werden?

� Können Produkte so (weiter)entwickelt wer-den, dass sie selbst während ihres Lifecy-cles (vom ersten Einsatz bis hin zum Recy-cling) Energie- und Betriebsstoffe optimal einsetzen?

� Ist der nötige IT-Einsatz so ausgelegt, dass er den Ressourcenverbrauch des Unterneh-mens insgesamt senkt?

Wenn wir hier „am Ball“ bleiben und den zuvor ge-nannten Dialog führen, ist mir um die Nachhaltigkeit unserer Geschäfte auch in Zukunft nicht bange!

Bei G+F PLUS schauen wir durch unsere „Brille“ auf die Märkte, auf Trends, Hypes und Entwicklungen. Alle Beiträge finden Sie unter http://plus.gf-vb.de/.