Drei Neuerworbene Römische Portrats

6
Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Drei Neuerworbene Römische Portrats Author(s): Carl Blümel Source: Berliner Museen, 52. Jahrg., H. 5. (1931), pp. 92-95+85 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4237735 . Accessed: 25/06/2014 00:13 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Berliner Museen. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Transcript of Drei Neuerworbene Römische Portrats

Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Drei Neuerworbene Römische PortratsAuthor(s): Carl BlümelSource: Berliner Museen, 52. Jahrg., H. 5. (1931), pp. 92-95+85Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/4237735 .

Accessed: 25/06/2014 00:13

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve andextend access to Berliner Museen.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

92 BERLINER MUSEEN

DREI NEUERWORBENE R?MISCHE PORTR?TS

In den letzten Jahren sind eine Reihe r?mi- scher Portr?ts erworben worden, die zu einer wesentlichen Erweiterung und Auffrischung der r?mischen Abteilung der Sammlung gef?hrt ha- ben. Der ?ltere Besitz stammt zum gro?en Teil aus italienischen Sammlungen, in denen manches St?ck st?rker gereinigt und erg?nzt worden ist, als es vielleicht gut war. Dagegen sind die Neuerwer-

bungen, von denen hier die Rede sein soll, zu-

gleich auch Neufunde; sie sind im Museum in dem Zustand, in dem sie aus der Erde gekommen sind, auch aufgestellt worden und besitzen noch den ganzen Reiz und die Frische einer nirgends angetasteten Oberfl?che.

Das Reliefk?pfchen eines R?mers (Inv. 1804) der Abb. 1 wurde im Jahre 1927 erworben, es soll in Tarent gefunden sein. Das Material ist ein gro?kristallinischer Marmor. Die H?he be-

tr?gt 0,12 m, die Breite 0,115 m und die Relief- h?he 0,05 m. Der Hals ist weggebrochen, sonst wurden nur einige Haarb?schel im Nacken und ?ber der Schl?fe und der Rand der Ohrmuschel leicht besto?en. Das Gesicht und die schon im Altertum glattgeschliffene R?ckseite sind stark versintert. Die ganze Gesichtsoberfl?che zeigt Raspelstriche, die Partien um Mund, Nase, Augen und die Falten der Stirn sind mit dem flachen

Eisen scharf zugehauen und wirken fast wie aus

Holz geschnitten. Einige Bohrerspuren sind in

der Ohrmuschel stehengeblieben, drei kleinere

Vertiefungen im Haar des Hinterkopfes dienten

wahrscheinlich als Haltepunkte f?r einen aufge- setzten Kranz. Reliefh?he und Modellierung ent-

sprechen genau der eines durchgeschnittenen

rundplastischen Kopfes. Die Z?ge des Mannes

sind eckig, derb und fast etwas b?uerisch. Das

Haar f?llt in einzelnen unregelm??igen Str?hnen

nach vorn. Der Gesichtstypus und die formale

Durchbildung machen eine Entstehung des kleinen Portr?ts in den letzten Jahren der r?mischen Re-

publik wahrscheinlich. Der Reliefkopf war zum Aufsetzen auf einen

Hintergrund von andersfarbigem Stein bestimmt, den man sich leicht konkav und wahrscheinlich

kreisf?rmig zu denken hat wie an dem sch?nen

Relief des Kaisers Augustus der Berliner Samm-

lung (Kurze Beschreibung3 92, Nr. 1345, Taf. 64). F?r unser Relief ist der Hintergrund in grauem Stein erg?nzt worden. Weitere Beispiele f?r

solche ausgeschnittenen Portr?tk?pfe vom fr?hen Hellenismus bis in sp?tantike Zeit hat Studniczka im Text zu Arndt-Bruckmann, Griechische und

r?mische Portr?ts, Taf. 1001 zusammengestellt. Das r?mische Knabenk?pfchen (Inv. 1831) aus

wei?em Marmor der Abb. 2 wurde im Jahre 1929

erworben, es ist ebenfalls sehr gut erhalten. Nur

Abb. 1. Relief k?pf chen eines R?mers Berlin, Antikenabteilung

This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

BERICHTE AUS DEN PREUSS. KUNSTSAMML. 93

die Nasenspitze und ein Teil der Oberlippe ist in Gips erg?nzt. Am Hinterkopf ist das Haar an zwei kleinen Stellen leicht besto?en. Die linke

Kopfh?lfte ist stark versintert, die ganze Ober- fl?che mit feinen eingewachsenen Wurzelfasern bedeckt. Hinten ist der Kopf etwas abgeplattet, vielleicht hat hier der Stein nicht ganz ausgereicht. Das Gesicht ist poliert, das Haar dagegen stumpf gehalten; es zeigt in den vorderen Partien viele

Bohrerspuren. Die H?he des Kopfes mit Hals

betr?gt 0,155 m, seine gr??te Breite 0,12 m. Das lebhafte volle Gesicht des zehn- bis zw?lf-

j?hrigen Knaben ist etwas nach rechts gedreht; der Kopf war vermutlich f?r eine Statuette oder B?ste bestimmt. Kurze dichte Locken fallen nach vorn ins Gesicht und bedecken den gr??ten Teil der Stirn und die obere H?lfte der Ohren. An den Augen ist die Iris umrandet und die Pu- pille ausgeh?lt; das Oberlid ist breit, die Augen- brauen sind plastisch nur eben angedeutet. Der volle Mund wirkt weich und wenig bestimmt in den sonst klaren Formen des Gesichts. Das K?pf- chen ist nach einem Relief auf dem Bogen der Argentarli bei S. Georgio in Velabro, das den

jungen Caracalla opfernd darstellt1), sicher als ein Jugendportr?t dieses Kaisers zu erkennen. Da er im Jahre 188 n. Chr. geboren wurde, mu? der

Kopf des Prinzen ungef?hr um das Jahr 200 n. Chr. entstanden sein. Jugendbildnisse des Caracalla sind recht h?ufig ; Bernoulli (R?mische Ikonogra- phie II, 2 S. 200 f.) z?hlt allein zwanzig Exemplare auf. Das Berliner St?ck nimmt in dieser Reihe durch seine gute Erhaltung und die Frische der

Arbeit eine besondere Stellung ein. Aufschlu?- reich ist ein Vergleich des Knabenportr?ts mit der vorz?glichen Kaiserb?ste des Caracalla

(Nr. 384) unserer Sammlung. In dem etwas bla- sierten Gesicht des verw?hnten Jungen k?ndigt sich schon manches an, was die wilden Z?ge des Mannes mit den argw?hnischen Augen menschlich so absto?end macht.

Die B?ste eines R?mers (Inv. 1836) der Abb. 3 und des Titelblatts wurde 1930 im Kunsthandel erworben; sie soll in der N?he von Rom ge- funden worden sein. Das Material ist ein wei?er

Abb. 2. Portr?t des jungen Caracalla Berlin, Antikenabteilung

!) Revue Arch?ologique 1, 1903, 121 Abb. 2 (C. Jacobsen). Die letzten Literaturangaben zu diesem Typus gab Waldhauer (R?m. Mitt. 36?37, 1921?22, 155 f.).

This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

94 BERLINER MUSEEN

kleinkristallinischer Marmor, der in der Erde eine warme gelb-braune Farbe angenommen hat. Die H?he der B?ste betr?gt 0,60 m, ihre Breite 0,538 m, die H?he des Kopfes 0,265 m, seine Breite 0,196 m. In Gips erg?nzt sind die ganze Nase und ein kleines St?ck des Bartes vorn am Kinn. Weg- gebrochen ist das Haar auf der rechten, abgewen- deten Kopfseite oberhalb des Ohres in einer Aus-

dehnung von 0,10 ? 0,11 m. Von der B?ste fehlen

fast der ganze linke Oberarm und der B?stenfu?.

Nur leicht besto?en sind die rechte Wange, die

rechte Augenbraue und einige Haarenden ?ber

der Stirn. Das Gewand ist vom Bildhauer mit der

Raspel aufgerauht worden, damit der Farb?ber-

zug, der sicher einmal vorhanden war, von dem

sich aber keine Reste mehr erhalten haben, leichter

haften sollte. Der Dargestellte tr?gt ?ber der Tunika das

Paludamentum mit ausgezackter runder Schlie?e. Sehr klar ist die kr?ftige Modellierung des

bewegten Halses; viel weicher sind die Z?ge des Gesichts mit der gerunzelten Stirn und

den wulstigen Augenbrauen mit feinen Ritz-

linien darauf. Die Augen sind graviert, die

Iris ist umrissen, die Pupille ausgeh?hlt mit

einem kleinen Glanzlicht oben. Da? trotz der

starken Kopfwendung und der in Falten ge-

legten Stirn der Ausdruck nichts von der ver-

schlagenen agressiven B?sartigkeit der Caracalla-

portr?ts hat, liegt einmal an der seitlichen Nei-

gung des Kopfes, vor allem aber an der zarten

Bildung des Mundes, der ein wenig ge?ffnet ist

und zusammen mit dem schwachen Kinn dem

Gesicht einen Zug bewu?ter Resignation gibt Es ist ein nerv?s gequ?lter Mensch aus einer

Zeit beginnender Dekadenz. Besonders wirksam ist die reiche Modellierung des gleichm??ig ge- schnittenen Haares, das in kleinen lockigen B?-

scheln durcheinander liegt. Sicher ist hier viel

mit dem Bohrer gearbeitet worden, aber die

Spuren dieses Werkzeugs sind meist sorgf?ltig

getilgt. Das Haar ist alles andere als nur eine

aufgel?ste Masse, keine Form ist dem Zufall

?berlassen, jedes L?ckchen ist absichtlich gelegt und in seiner Durchformung aufs feinste zu Ende

gef?hrt. Man beachte einmal daraufhin die ?ber-

??: .,:??^

Abb. 3 B?ste eines R?mers aus antoninischer Zeit

Berlin, Antikenabteilung

This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

BERICHTE AUS DEN PREUSS. KUNSTSAMML. 95

g?nge zur Stirn, zu dem k?rzer geschnittenen Backenbart und vor allem die geschickte Ein-

f?gung des Ohres mit der dar?bergelegten Haar- str?hne.

Das Portr?t ist ganz auf gro?es Pathos ge- stellt. Die scharfe Wendung des Kopfes, die weit ge?ffneten, in die Ferne blickenden Augen, der Gegensatz der gro?en einfachen Linienf?h-

rung des Gewandes zu dem wirr aufgel?sten Haar, von dem bei der Kopfdrehung besonders viel sichtbar wird, alles das ist ganz bewu?t auf eine betonte Lebhaftigkeit und gewisse Hell-

dunkelwirkung hin gearbeitet. Wen diese B?ste

darstellt, l??t sich nicht mehr ermitteln. Man f?hlt sich erinnert an zwei M?nnerk?pfe aus der- selben Zeit, die jetzt in der M?nchener Residenz stehen (EA. 1017 und 1034 1., vgl. dazu Studniczka, Festgabe zur Winckelmannsfeier 1925, Abb. 1 und 2). Aber beide K?pfe sind selbst noch nicht benannt, schlecht erhalten und bleiben so sehr in ?u?erlichkeiten stecken, da? ein Ver- gleich mit der Berliner B?ste zu nichts f?hren kann. Leichter dagegen ist ihre stilistische und zeitliche Einordnung, da sie sich aufs engste mit

Darstellungen des Antoninus Pius ber?hrt, vor allem mit der B?ste dieses Kaisers im National- museum in Rom (Hekler, Bildniskunst Taf.264b. ?

MonAnt.5, 1895, 81 Abb. 36). Damit ist die Ent-

stehung der B?ste, die eine der bedeutendsten Arbeiten antoninischer Kunst ist, um die Mitte des II. Jahrhunderts nach Chr. gesichert.

CARL BL?MEL

EINIGE METALLARBEITEN

PARTHISCH-SASANIDISCHEN STILS

IN DER ISLAMISCHEN KUNSTABTEILUNG

Die hier behandelten Silber- und Bronzeger?te konnten im Laufe der letzten f?nf Jahre dank be- sonderen staatlichen Zuwendungen und der g?- tigen Hilfe nicht genannt sein wollender Freunde der Abteilung aus dem Kunsthandel erworben werden. Da sie bis auf eine Ausnahme s?mt- lich schon in der Literatur bekannt und ver?ffent- licht worden sind, k?nnen wir uns hier auf eine kurze Anzeige beschr?nken, ohne da? einer sp?-

teren eingehenderen Untersuchung und Publi- kation voraufgegriffen sei. Es handelt sich um seltene und wichtige Erzeugnisse der parthisch- sasanidischen Toreutik, zugleich um charakte- ristische Beispiele eines Kunstgebiets, das zur Zeit auf Grund der Forschung und neuer Boden- funde besonderes Interesse beansprucht.

Die in Abb. 1 (H. 8 cm; Dm. 14,3 cm) wieder-

gegebene halbkugelf?rmige gegossene Schale aus teilweise vergoldetem Silber stammt wahrschein- lich aus einem bei Nihawend im westlichen Per- sien gemachten Funde, dem sogenannten Schatz des Zafar Sultan1). Vermutlich waren die hier

vereinigten Edelmetallger?te, die nach und nach im Handel aufgetaucht sind, im Besitz der zu

parthisch-sasanidischer Zeit dort angesessenen Fa- milie Karen und sind allem Anschein nach vor

':Ms????l^ >m.

Abb. 1. Silberschale aus Westpersien, II.-I. Jahrhundert v. Chr.

!) E. Herzfeld, The treasure of Zafar Sultan. Builington Magazine, January 1928, p. 21 ff. Plate D.

This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

BERLINER MUSEEN

BERICHTE AUS DEN PREUSSISCHEN KUNSTSAMMLUNGEN

BEIBLATT ZUM JAHRBUCH DER PREUSSISCHEN KUNSTSAMMLUNGEN

ERSCHEINT IN 4-6 HEFTEN J?HRLICH

LII. JAHRGANG HEFT 5, 1931

V*?? '

Hl

Portr?t eines R?mers aus antoninischer Zeit Neuerwerbung der Antikenabteilung

G. GROTESCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG BERLIN SW11

This content downloaded from 185.2.32.109 on Wed, 25 Jun 2014 00:13:28 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions