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  • »Die vorliegende Sammlung entstammt nicht nur demverzeihlichen Wunsche, Epigramme aus zwei Jahr-zehnten einmal zu bündeln. Es steckt eine zweite, einebemerkenswertere und grundsätzliche Absicht dahin-ter. Das Buch will die Leser, wenn nicht gar die Schrift-steller an eine Kunstform erinnern, die verschollenist ... Ist die künstlerische Lust, sich in äußersterZucht, Prägnanz und Kürze auszudrücken, wirklicherloschen? ... Laßt uns den Verlust endlich erkennen,beklagen und wettmachen! Das Epigramm ist tot? Eslebe das Epigramm!« (Erich Kästner, 1950)

    Erich Kästner, geboren am 23. Februar 1899 in Dres-den, studierte nach dem Ersten Weltkrieg Germanistik,Geschichte und Philosophie. 1925 Promotion. Nebenschriftstellerischer Tätigkeit Theaterkritiker und freierMitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen. Während derNazizeit hatte er Publikationsverbot und schrieb vorallem Drehbücher. Von 1945 bis zu seinem Tode am29. Juli 1974 lebte Kästner in München und war dortu. a. Feuilletonchef der >Neuen Zeitung< und Mitarbei-ter der Kabarett-Ensembles >Die Schaubude< und >Diekleine Freiheit

  • Erich Kästner

    Kurz und bündigEpigramme

    Deutscher Taschenbuch Verlag

  • Ungekürzte AusgabeNach dem Text der >Gesammelten Schriften<

    (Atrium Verlag, Zürich 1959) unter Hinzuziehungder Erstausgabe von 1950

    Februar 1 9 8 97. Auflage Mai 2004

    Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,München

    Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung desCecilie Dressler Verlags, Hamburg

    © 1950 Artium Verlag, ZürichUmschlagkonzept: Balk & Brumshagen

    Umschlagbild: Ausschnitt der >Litographie pourla Fée Electricité< von Raoul Dufy

    (© VG Bild-Kunst, Bonn 2004)Gesmtherstellung: Druckerei C. H. Beck, Nördlingen

    Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem PapierPrinted in Germany • ISBN 3 -423 - 11013 -9

  • Inhalt

    Vorwort 9Präzision 13Zum Neuen Jahr 14Kalenderspruch 15Ganz nebenbei 16Eine Mutfrage 17Sokrates zugeeignet 18Eine Spitzenleistung 19Trotz allem 20Eine Feststellung 21Für die Katz 22Unsanftes Selbstgespräch 23Helden in Pantoffeln 24Definition des Ruhms 25Von Mord und Totschlag 26Der Sanftmütige 27Kleiner Rat für Damokles 28Über den Nachruhm 29Das Verhängnis 30Der schöpferische Irrtum 31Anonymer Grabstein 32Folgenschwere Verwechslung 33In memoriam memoriae 34Mitleid und Perspektive 35Damentoast im Obstgarten 36Lebensbeschreibung einer Maniküre 37

  • Bescheidene Frage 38Moral 39Conditio sine qua non 40Die unzufriedene Straßenbahn 41Übers Verallgemeinern 42An die Maus in der Falle 43Der letzte Anzug 44Über Anthropophagie und Bildungshunger 45Der Abschied 46Variante zum >Abschied< 47Stoßgebet für Heiden mit Mittelschulbildung 48Was auch geschieht 49Janusköpfe SoDie Spiegelfechter 5IDeutsche Gedenktafel 1938 52Als die Synagogen brannten 53Abendgebet 1 943 54Deutschland 1948 55Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen 56Inschrift auf einem sächsisch-preußischen

    Grenzstein 57Physikalische Geschichtsbetrachtung 58Stimme von der Galerie 59Soll und Haben 195o 6oTrost 61Die Grenzen des Millionärs 62Zusammenhänge 63Reden ist Silber 64Konstellationen 6 SInschrift an einer Kirchhofstür 66Es läuten die Glocken 67Seltsame Begegnung 68Jung gewohnt, alt getan 69

  • Niedere Mathematik 70Der Mensch ist sein eigenes Gefängnis 71Ernster Herr im Frühling 72Herbstliche Anekdote 73Der Gegenwart ins Gästebuch 74Grabrede für einen Idealisten 75Der Bahnhofsvierzeiler 76Sich selbst zum 4o. Geburtstag 77Doppelter Saldo 78Elegie conditionalis 79Der Streber 8oSport anno 196o 81Wenn 82Moderne Kunstausstellung 83Aggregatzustände 84Das Genie 85Über gewisse Schriftsteller 86Die leichte Muse 87Der Humor 88Die Wirklichkeit als Stoff 89Der Selbstwert des Tragischen 90Happy end, d. h. Ende gut 91Begegnung auf einer Parkbank 92Aufforderung zur Bescheidenheit 93Die junge Dame vorm Sarggeschäft 94Kurze Charakteristik 95Albumvers 96Nur Geduld 97Fachmännische Konsequenz 98Gehupft wie gesprungen 99Der Zweck und die Mittel 100Die Grenzen der Aufklärung 101Einmal etwas Musikalisches 102

  • Mut zur Trauer 103

    Die kopflose Stecknadel 104Nietzsche 105

    Über die Ursachen der Geschichte 106Auch eine Auskunft 107Es hilft nicht schönzufärben 108Für Stammbuch und Stammtisch 109

    Die Bäume I 10

    Die zwei Gebote III

    Kopernikanische Charaktere gesucht 112

  • Vorwort

    Obwohl, dem Sprichwort entgegen, das Geld nichtauf der Straße liegt, gibt es Menschen, die's finden.Sie kommen des Wegs, gucken in die Luft, bückensich plötzlich und haben ein Geldstück in derHand. Martial mit seinen zwölfhundert Epigram-men war so ein Mann. Zwölfhundert epigramm-trächtige Einfälle fand er auf seiner Lebensstraße.Die schmutzigen Münzen rieb er blank. Den fahlenGoldstaub schmolz er ein. Die unscheinbaren Edel-steine schliff er zu Juwelen. Und noch die Quarz-und Glimmerstücke traktierte er, bis man sie fürDiamanten hielt. Er fand, auch wenn er nichtsuchte.

    Im Einfall liegt das Geheimnis, in der Prägungsteckt die Kunst des Epigramms, und viel mehr wä-re über den Spruch, diese kürzeste Gedichtgattung,kaum zu sagen. Allenfalls noch, daß sie dem In-schriftenkult auf Denkmälern ihr Entstehen ver-dankt und daß sie sich später, nicht zuletzt durchMartial, »vom Denkmal fort und zum Denkzettelhin« entwickelte, wie ein neuerer Kunstrichter dieWandlung vom Heroischen zum Satirischen be-zeichnet hat. Schließlich ließe sich anmerken, daßjedes echte Epigramm, der Poetik gemäß, zwei Re-geln erfüllen muß: Es soll »Erwartung« wecken undpointierend »Aufschluß« geben. So hat es Lessing

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  • formuliert, und er hat es noch den größten Meisternschwer angekreidet, wenn und sooft sie das Gesetzübertreten hatten. Das war keine Beckmesserei.Dieses Gesetz ist keine Spitzfindigkeit der Philolo-gen, sondern es wohnt dem Epigramm inne.

    Erwartung und Aufschluß? Ein beliebiges Bei-spiel mag die Doppelregel veranschaulichen, undzwar ein Vierzeiler, dessen Verfasser wohl kaum inden Verdacht geraten wird, Scaligers, Boileaus, Bat-teux', Lessings und Herders Theorien über das Epi-gramm studiert zu haben. Der Vierzeiler steht, inungelenken Lettern, auf einem Tiroler Marterl undist dem Andenken an einen tödlich verunglücktenHolzknecht gewidmet.

    »Es ist nicht weitzur Ewigkeit«

    lautet die gewagte, Erwartung weckende Behaup-tung. Und die dem verweilenden Wanderer Auf-schluß erteilenden, wahrhaftig überraschenden Be-weiszeilen:

    »Um acht ging Martin fort,um zehn Uhr war er dort.«

    Von Meleager und Martial bis zu Martins Marterl —das Gesetz wird von allen respektiert, auch von de-nen, die es gar nicht kennen. Ausnahmen bestätigenauch auf diesem Gebiet die Regel.

    Die vorliegende Sammlung entstammt nicht nurdem verzeihlichen Wunsche, Epigramme aus zwei

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  • Jahrzehnten einmal zu bündeln. Es steckt einezweite, eine bemerkenswertere und grundsätzlicheAbsicht dahinter: Das kleine Buch will die Leser,wenn nicht gar die Schriftsteller an eine Kunstformerinnern, die verschollen ist. Sein Zweck wäre er-reicht, wenn es das Bedürfnis belebte, die alten Epi-gramme wieder zu lesen, und die Lust, neue zuschreiben. Im Schatzhaus unserer Literatur birgtdas Gewölbe mit den Epigrammen, diesen kunst-voll geschnittenen Gemmen und vollendet geschlif-fenen Edelsteinen der Dichtung, unschätzbare Wer-te. Man darf sie besichtigen und besichtigt sie nicht.Sie sind wundervoll wie Miniaturen und werdennicht bewundert. Ist die Neigung, sich an diesen»sinnreichsten Kleinigkeiten«, wie Lessing sie ge-nannt hat, an diesen »witzigsten Spielwerken« zufreuen, tatsächlich dahin? Ist die künstlerische Lust,sich in äußerster Zucht, Prägnanz und Kürze auszu-drücken, wirklich erloschen? Und das zu einer Zeit,da denen, die lesen, und denen, die schreiben, Zuchtund Prägnanz nötiger wären denn je?

    Daß ein Schiff eines Tages in seinen Hafen nichtzurückkehrt, ist schmerzlich, doch ein solcher Ver-lust gehört ins Kalkül. Was aber wäre von den Leu-ten daheim, insonderheit von den Schiffseignern, zuhalten, die den Verlust überhaupt nicht bemerkten?Auf diese absurde Frage gibt es keine befriedigendeAntwort. Wohl aber gibt es einen vortrefflichenAusweg! Laßt uns den Verlust endlich erkennen,beklagen und wettmachen! Das Epigramm ist tot?Es lebe das Epigramm!

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  • Präzision

    Wer was zu sagen hat,hat keine Eile.Er läßt sich Zeit und sagt'sin einer Zeile.

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  • Zum Neuen Jahr

    »Wird's besser? Wird's schlimmer?«fragt man alljährlich.Seien wir ehrlich:Leben ist immerlebensgefährlich.

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  • Kalenderspruch

    Vergiß in keinem Falle,auch dann nicht, wenn vieles mißlingt:Die Gescheiten werden nicht alle!(So unwahrscheinlich das klingt.)

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  • Ganz nebenbeioder Das Derivat des Fortschritts

    Indes sie forschten, röntgten, filmten, funkten,entstand von selbst die köstlichste Erfindung:der Umweg als die kürzeste Verbindungzwischen zwei Punkten.

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  • Eine Mutfrage

    Wer wagt es,sich den donnernden Zügen entgegenzustellen?Die kleinen Blumenzwischen den Eisenbahnschwellen!

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  • Sokrates zugeeignet

    Es ist schon so: Die Fragen sind es,aus denen das, was bleibt, entsteht.Denkt an die Frage jenes Kindes:»Was tut der Wind, wenn er nicht weht?«

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  • Eine Spitzenleistungoder L'éducation fatale

    »Es war nicht leicht!«sagte die Uhrzu dem Interviewer.»Und ich hab es nurim zähen Kampf gegen meine Naturschließlich erreicht:Sie sehen in mir, wenn's beliebt,die schnellste Uhr, die es gibt!«

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  • Trotz allem

    Ein Elefant im Porzellangeschäftenimmt sich trotz allem doch noch besser ausals eine alte Meißner Tasseim Elefantenhaus.

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