DUHwelt 3/2010

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DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 3 2010 NRW macht Ernst mit dem Klimaschutz Keine Euphorie in Sachen Elektroautos Ein Garten für schöne Wilde und kleine Monster Neustart für die EU-Fischerei?

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Aus dem Inhalt: •Neustart für die EU-Fischerei? •NRW macht Ernst mit dem Klimaschutz •Keine Euphorie in Sachen Elektroautos •Ein Garten für schöne Wilde und kleine Monster Der Nerz begleitet dieses Heft: Es ist die "unbekannte Tierart" in dieser Ausgabe.

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DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

3

2010

NRW macht Ernst mit dem Klimaschutz Keine Euphorie in Sachen Elektroautos

Ein Garten für schöne Wilde und kleine Monster

Neustart für die EU-Fischerei?

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Wir machen Bio aus Liebe.

Michael Gebert.Der engagierte Sportler überquerte die Alpen von Salzburg bis nach Monaco, ausschließlich mit dem Gleitschirm und zu Fuß.

Lass dir das Leben schmecken!Beste Zutaten gibt's von RAPUNZEL.

„Ich liebe meinen Sport, weil ich ihn in unberührter Natur ausüben kann. Umso wichtiger ist es mir, Sport im Einklang mit der Natur zu betreiben und möglichst nachhaltig zu leben. Von meinem Körper fordere ich Höchstleistungen, darum ist es für mich logisch, ihn mit dem Hochwertigsten zu versorgen. Und das sind für mich RAPUNZEL Produkte."

Mehr Infos unter www.rapunzel.de

schw

ecke.m

ueller

Bio-Pionier seit 1974

Ich

Erhältlich in Ihrem

Bio-Fachgeschäft

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Auf ein Wort...

Prof. Dr. Harald KächeleBundesvorsitzenderDeutscheUmwelthilfee.V.

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Wer zahlt, schafft an.“ So ist das eben in der Marktwirtschaft. Wer einen Auftrag erteilt, gibt auch die Richtung vor, wie der Auftrag ausgeführt wer-den soll. Ist doch klar, kein Thema. Oder doch?

Da wurde jüngst von der Bundesregierung ein Gutachten vorgestellt, um wie viele Jahre die Laufzeiten der Atomkraftwerke in Deutschland wohl verlän-gert werden sollten. Vorher hatte es großes Gezerre gegeben, mit welchen Vorgaben die Gutachter zu Werke gehen sollten, nachher kam heraus, dass das, was die Koalition politisch seit langem anpeilt, aus fachlicher Sicht das sinnvollste sei. Wie schön, dass es Gutachten gibt. Dass verlängerte Laufzeiten der Atommeiler den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv behindern werden, steht auf einem anderen Blatt. Lesen Sie dazu mehr auf Seite 32.

Noch von einem anderen Gutachten ist in dieser DUHwelt die Rede. Es handelt sich um eine so genannte Ökobilanz, die die Einwegindustrie hat erstellen lassen, um zu belegen, dass Einweggetränkeverpackungen den Mehrweg-systemen ökologisch mittlerweile ebenbürtig seien. Das sind sie nach wie vor nicht. Um dennoch zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen, hat man den Gutachtern völlig realitätsferne Annahmen als Vorgaben ins Aufgabenheft geschrieben. Mehr zum Thema finden Sie auf Seite 40.

Bei Gutachten ist es ähnlich wie mit Teilzahlungsverträgen. Es lohnt sich im-mer, das Kleingedruckte zu lesen. Die Deutsche Umwelthilfe tut das. Damit unsere Umwelt nicht einfach schön gerechnet wird, sondern um konkrete Verbesserungen für Natur und Umwelt durchzusetzen. Mit Ihrer Unterstüt-zung gelingt uns das immer wieder.

Ihr

Wir machen Bio aus Liebe.

Michael Gebert.Der engagierte Sportler überquerte die Alpen von Salzburg bis nach Monaco, ausschließlich mit dem Gleitschirm und zu Fuß.

Lass dir das Leben schmecken!Beste Zutaten gibt's von RAPUNZEL.

„Ich liebe meinen Sport, weil ich ihn in unberührter Natur ausüben kann. Umso wichtiger ist es mir, Sport im Einklang mit der Natur zu betreiben und möglichst nachhaltig zu leben. Von meinem Körper fordere ich Höchstleistungen, darum ist es für mich logisch, ihn mit dem Hochwertigsten zu versorgen. Und das sind für mich RAPUNZEL Produkte."

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Bio-Pionier seit 1974

Ich

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Schöngerechnete Flaschenbilanzenn Ökobilanzen sind eine feine Sache. Sie zeigen uns, welches Produkt ökologisch vorteilhaft ist. Komplexe Berechnungen liegen jeder Ökobilanz zugrunde. Genau die kann man aber prima manipulieren.

hoffnung für den Neckarn Der Wasserhaushaltsgesetzesnovelle sei Dank! Die Zuständigkeiten sind geklärt. Der Weg für eine ökolo-gische Sanierung des Neckars ist frei, zumindest theore-tisch. Jetzt warten alle gespannt darauf, was praktisch passiert.

Seite 18

DUh AKtUELL6 Deutsche Umwelthilfe fordert Abriss-Stopp beim „Stuttgart21“-Projekt

6 Plastikmüll im Meer

7 Zurück im Frankenwald: das Haselhuhn

7 Hörner für Medizin und Schmuck?

7 Naturschutztage 2011 in Radolfzell

8 Die zweite Stufe des Glühlampenausstiegs ist in Kraft

8 Staatliches Nichtstun gefährdet den Klimaschutz

8 Impressum

IM BLIcKpUNKt 10 2012 - Chance für eine neue EU-Fischereipolitik

13 Verbrauchertipps für nachhaltigen Fischkauf

NAtURSchUtz 14 Ein Auenwaldverbund für den Bodensee

15 Viel Lärm um Nichts Kranichschützer und Landwirte im Rhinluch verfolgen das Verfahren um ein Naturschutzgebiet.

16 Natürliches Kapital mehren Die wirtschaftliche Bedeutung der Biodiversität.

17 Deutsch-südafrikanische Kooperation für die weißen Löwen

LEBENDIGE FLüSSE 18 Frischer Wind am Neckar?

19 Dem Schweinswal auf der Spur

20 Ökologischer Hochwasserschutz ist machbar

21 Camps schulen das Handeln für Nachhaltigkeit

21 Elbe-Badetage 2010

GLoBAL NAtURE FUND22 Trinkwasser für Afrika

24 Atitlán See in Guatemala – gefährdetes Natur- und Kulturerbe

25 Obstbauern schaffen Bienenweiden

26 Destination: Land der blauen Seen Sanfter Tourismus am Baikalsee?

27 Wanderausstellung Lebendige Seen Deutschland

2012 – chance für eine neue EU-Fischereipolitik n Der Kabeljaubestand in der Nordsee steht vor dem Zusammenbruch. Wissenschaftler haben dies vorher-gesagt. Doch der Raubbau an den Meeren geht weiter. Es ist höchste Zeit für Deutschland, politischen Einfluss zu nehmen.

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INhALt

„UNBEKANNtE“ tIERARt28 Kleiner Nerz mit großen Problemen Der Europäische Nerz lebt an naturnahen Flussläufen.

ENERGIE UND KLIMA 30 Nordrhein-Westfalen macht Ernst mit dem Klimaschutz

31 Solarstromanlage zum Anfassen

31 Dreimal Gold für deutsche Kommunen

32 Regierung inszeniert Machtkampf um Atomkraft

34 Windstrom in der Warteschleife?

VERKEhR36 Stuttgart wird kein Luftkurort Am Neckartor in Stuttgart werden die Feinstaub-Grenzwerte zu häufig überschritten.

38 Klimaschutzpolitik auf dem Prüfstand: Noch langer Weg für die Elektroautos Standpunkt von DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch.

39 Welcher Autoreifen schont die Umwelt?

KREISLAUFWIRtSchAFt40 Die Mär von der ökologischen Einwegflasche

41 Ökologische Abwärtsspirale – Getränkedosen sind ein Ressourcengrab

41 Chemiecocktail in Lebensmitteln

hAND IN hAND-FoNDS 42 Endlich fließendes Wasser Fortschritte an der Hekima Mädchenschule in Tansania.

43 Der Hand in Hand-Fonds steht für globale Gerechtigkeit

DUh INtERN44 Blick hinter die Kulissen Ohne die DUH-Buchhalterinnen geht nichts.

45 DUH-Markt

MENSchEN FüR NAtUR

46 Lebens(t)raum Garten

47 DUH Naturreise 2010 nach Berlin

47 Bildnachweis

Dicke Luft am Neckartorn An der Messstelle Neckartor in der baden-württem-bergischen Landeshauptstadt herrscht dicke Luft. Ein echter Hot-Spot der Feinstaubbelastung. Die Bürger fragen sich, wann ihre Stadt endlich wirkungsvoll durchgreift.

trinkwasser für Afrikan Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht, sagen jetzt auch die Vereinten Nationen. Doch nach wie vor ha-ben große Teile der Weltbevölkerung keinen Zugang zu dem kostbaren Gut. Die Folgen sind Krankheiten und hohe Kindersterblichkeit. Mancherorts gibt es er-freuliche Perspektiven.

Garten(t)räumen Unter dem Motto: Der Garten lebt, gestaltet Helga Thielcke ihre grüne Oase. Pflanzen ebenso wie Tiere entwickeln sich hier prächtig. Wie der Garten naturnah gestalten werden kann, verraten die Gartentipps.

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DUh AKtUELL

StreitumStaub

n Die Deutsche Umwelthilfe hat das Eisenbahnbundesamt als zuständige Aufsichtsbehörde des Milliardenprojekts „Stuttgart 21“ Ende August aufgefordert, die Abrissarbeiten am umkämpften Stuttgarter Bahnhof sofort zu stoppen.

Die DUH hat den Verdacht, dass die Bahn Genehmigungsauflagen hinsicht-lich der Abgasreinigung der eingesetz-ten Baumaschinen und Lkw entweder nicht vorgeschrieben oder darauf ver-zichtet hat, bei ihren Vertragspartnern die Einhaltung zu kontrollieren. Sie gefährdet so die Gesundheit tausender Bürgerinnen und Bürger, die im Stutt-garter Kessel und wegen des Bahnhofs-Abrisses ohnehin unter den bundesweit höchsten Feinstaubbelastungen leiden.

Nach DUH-Recherchen verweigert die Bahn mit ihrem Verhalten faktisch die Einhaltung verbindlicher Auflagen im Planfeststellungsbeschluss für das Pro-jekt „Stuttgart 21“, wonach nur Bauma-schinen und Lkw zum Einsatz kommen dürfen, die entsprechend dem Stand der Technik mit Dieselpartikelfiltern ausgerüstet sind. Genau diese Anforde-rung fehlt jedoch anscheinend in den

DeutscheUmwelthilfefordertAbriss-Stoppbeim„Stuttgart21“-Projekt

Ausschreibungen für Auftragnehmer. In den öffentlich einsehbaren Vergabekri-terien nennt das Unternehmen nur das „wirtschaftlich günstigste Angebot“ als ausschlaggebend für den Bauauftrag. Einer förmlichen Aufforderung zur Of-fenlegung der einschlägigen Ausschrei-bungsunterlagen nach dem Umweltin-formationsgesetz hatte sich die Bahn AG unter Hinweis auf angebliche Geschäfts-

geheimnisse verweigert. Dagegen klagte die DUH beim Verwaltungsgericht Stutt-gart. Die Verhandlung darüber hat das Gericht auf den 7. Oktober terminiert.

Baumaschinen sind wegen der langen Laufzeiten, hohen Belastungen und großem Dieselverbrauch für rund 30 Prozent von innerstädtischen Rußemis-sionen verantwortlich. (jk) o

Schwererforschbar

n US-amerikanische Forscher der Sea Education Association haben in den Jahren 1986 bis 2008 Plastikabfälle im Meer dokumentiert. Im Fachmagazin „Science“ haben sie nun ihre Ergebnisse veröffentlicht. Da weltweit immer mehr Material aus Kunststoff hergestellt wird, hatten die Forscher angenommen, von Jahr zu Jahr größere Mengen davon im Meer zu finden. Doch solch ein Trend bestätigte sich zur eigenen Überra-schung des Forscherteams nicht.

Das untersuchte Gebiet erstreckte sich vom westlichen Teil des Nordatlantiks bis

PlastikmüllimMeerzur Karibik. Mit feinmaschigen Netzen fischten die Forscher alles aus dem Meer, was größer war als 0,3 Millimeter. Dann zählten sie die Plastikteilchen in ihrem Fang. Die Sea Education Association leitet aus ihren Messungen keine gute Nachricht ab.

Das gesamte Plastik im Meer sei gar nicht messbar, so lautet die Erklärung der Forscher. Der Großteil des Kunst-stoffmülls besteht aus kaum erfassbaren Bruchstücken, die – in immer kleinere Partikel zerfallen – schließlich durch die Maschen der Netze rutschen. Ihre

Umwelteinflüsse sind noch nicht aus-reichend erforscht, beispielsweise auf die Chemie des Meerwassers.

Außerdem erfassen die Forscher nur Teilchen, die an der Meeresoberfläche schwimmen. Sie befürchten, dass die mikroskopisch kleinen Bruchstücke von Meeresorganismen aufgenommen werden und so in die Nahrungskette gelangen. Gefressene Teilchen landen nicht in den Netzen der Plastik-For-scher und fehlen somit in der Statistik. (jk) o

Abrissarbeiten am denkmalgeschützten Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs.

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Charakterart Grausam

n Die Themen sind diesmal Biodiversi-tät, Natur- und Umweltpolitik, kommu-naler Umweltschutz und internationaler Naturschutz. Beispiele aus der Praxis von Unternehmen, Landwirtschaft und Kommunen sowie Entwicklungen in der Politik werden in Vorträgen, Exkursionen und Foren vorgestellt. Die Naturschutz-tage werden vom NABU Baden-Würt-temberg veranstaltet und richten sich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Umweltverbänden. Sie werden von der DUH unterstützt. o

programm, Informationen und Anmeldung im Internet unter www.naturschutztage.de

Naturschutztagevom6.bis9.Januar2011

inRadolfzell

Termin

Spitzmaulnashörner werden fälschlicher Weise auch Schwarze Nashörner genannt. Ihr Gegenstück, die Weißen Nashörner oder auch Breitmaulnashörner, heißen so, weil „wijde“ aus dem Afrikaans mit „white, weiß“ anstatt mit „breit“ übersetzt wurde.

Das Haselhuhn fühlt sich in struktur-reichen Mischwäldern wohl.

n Die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung Wurzbach hat im August 2010 sechs Haselhühner aus naturnaher Aufzucht im Frankenwald ausgewildert. Um das lokale Aussterben der Art zu verhindern, will die Forstverwaltung das Haselhuhn nun aktiv in das Gebiet zurückholen. Dies geschieht durch Optimierung des Lebensraumes und durch Auswilderung von Zuchttieren bzw. Umsiedlung wild lebender Tiere aus Österreich, wo heu-te noch größere Vorkommen zu finden sind.

Ziel des Wiederansiedlungsprojekts ist es, eine vitale, sich selbst reproduzieren-de und sich ausdehnende Population zu schaffen. Die im Sommer 2010 frei ge-lassenen Vögel werden im kommenden Frühjahr geschlechtsreif sein, so dass die Wahrscheinlichkeit ihrer Fortpflanzung relativ hoch ist. Um die Vögel nach der

ZurückimFrankenwald:dasHaselhuhn

Freilassung zuordnen zu können, wer-den diese im Vorfeld beringt.

Das Haselhuhn war eine Charakterart des Frankenwaldes. Im vergangenen Jahrhundert ist die dort lebende Popula-tion jedoch stark zurückgegangen. Das Haselhuhn ist vor allem durch Eingriffe in seinen Naturraum selten geworden. Es benötigt bunt gemischte und mehrstu-fige Wälder, die Deckung und Nahrung bieten. Obwohl das Haselhuhn größere Freiflächen meidet, liebt es aber lückige, durchsonnte Waldteile für die Küken-aufzucht. Aus diesem Grund realisiert die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung Wurzbach auf einer Fläche von 2.500 Hektar bereits seit Jahren Naturschutz-maßnahmen im Rahmen ihrer naturna-hen Forstwirtschaft. Das Projektgebiet ist Teil eines Europäischen Vogelschutzge-biets und des Grünen Bandes, auf dem die ehemalige deutsch-deutsche Grenze verlief, wodurch ein Biotopverbund ent-steht, der für das Projekt ausgezeichnete Bedingungen schafft. (nf, us) o

n In den letzten zwölf Monaten wur-den 150 Spitzmaulnashörner Opfer von Wilderern in KwaZulu (Südafrika), ei-nem Living Lakes Projektgebiet des GNF. Die Hörner der Tiere werden ab-gesägt und als häufigste Grundsubstanz für die traditionelle chinesische Medizin und für die Herstellung von jemeniti-schen Dolchen verwendet. Auch Krebs wird in Asien mit Horn therapiert. Die wachsende Nachfrage lässt die Preise für Horn in die Höhe schnellen und lockt gut organisierte Wilderer an, die militärisch gut ausgerüstet sind. Die to-ten Körper der Nashörner vertrocknen dann in der Savanne.

Das wollen Charmaine Veldmann und Simone Dale vom Wildlands Conver-sation Trust verhindern und nehmen im September 2010 an einem 90-Ki-lometer-Rhino-Marsch teil, um auf die verfolgten Nashörner aufmerksam zu machen und Spenden für den Nashorn-schutz zu sammeln.

Nach Schätzungen des Wildlands Con-versation Trust leben noch genau 4240 Spitzmaulnashörner in freier Wildbahn. Sie gehören zu einer der drei Nashornar-ten, die vom Aussterben bedroht sind. In Südafrika nimmt die Wilderei seit zwei Jahren wieder zu: 2008 wurden hier 83 Nashörner getötet, 2009 waren es bereits 122 Tiere. (cg) o

HörnerfürMedizinundSchmuck?

DUh AKtUELL

Förderer:

Das Projekt wird durch den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ von Telekom Deutschland GmbH und Deutsche Umwelthilfe ermöglicht.

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DUh AKtUELL

NeueRegeln Potentialeverschenkt

n Glühlampen und Halogenlampen mit mehr als 60 Watt dürfen EU-weit seit dem 1. September 2010 nicht mehr verkauft werden. Damit sich der Ver-braucher bewusst für ein langlebiges, schadstoffarmes Produkt entscheiden.kann, ist seit dem 1. September zu-sätzlich eine genauere Kennzeichnung für Energiesparlampen vorgeschrieben. Einfache Anhaltspunkte sind eine lange Lebensdauer (mindestens 10.000 Stun-den) und ein geringer Quecksilberge-halt. Weitere wichtige Punkte sind die Anlaufzeit, sie gibt an, wie lange es dauert, bis die Lampe hell ist sowie die Anzahl der Schaltzyklen. Je höher diese Zahl ist, desto häufiger kann die Lampe ein- und ausgeschaltet werden. Lampen-hersteller müssen solche Informationen auf der Verpackung sichtbar angeben und auf frei zugänglichen Internetseiten bereit stellen.

ZweiteStufedesGlühlampenausstiegs

istinKraft

n Geltende Klimaschutzgesetze wer-den vielfach nicht oder nur mangelhaft umgesetzt – das hat eine Umfrage der DUH in den Bundesländern ergeben. Ein Beispiel ist der Klimaschutz im Gebäude-bereich: In den Bundesländern wird die Einhaltung entscheidender gesetzlicher Vorgaben zur Sanierung von Gebäuden oder zum Einsatz Erneuerbarer Energi-en für die Wärmeversorgung so gut wie nicht überwacht. So werden Vorgaben der Energieeinsparverordnung nicht ein-mal stichprobenhaft auf ihre Einhaltung kontrolliert, obwohl diese Vorgaben in der Praxis bekanntermaßen häufig um-gangen werden. Für das seit anderthalb Jahren geltende Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebe-reich wurden vielfach noch nicht einmal Vollzugsbehörden benannt.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sieht darin System und befürchtet, dass Deutschland seine Klimaschutz-ziele maßgeblich auch auf Grund der bestehenden Vollzugsdefizite nicht er-reichen wird: „Jedes Jahr kommen so viele Millionen Tonnen zusätzlicher Kli-

StaatlichesNichtstungefährdetdenKlimaschutz

magasemissionen hinzu, die in keiner Statistik auftauchen.“

Um eine globale Erwärmung von mehr als zwei Grad Celsius noch zu verhin-dern, müssen die Industrienationen ihre Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent bis 2050 reduzieren. Die Regie-rung aus CDU/CSU und FDP hat sich im Koalitionsvertrag zu einer Minderung der deutschen Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um mindestens 80 Prozent verpflichtet. „Die-ses Ziel wird mit großer Wahrscheinlich-keit auch und gerade wegen bestehender Vollzugsdefizite im Bereich des Klima-schutzrechts deutlich verfehlt werden“, meint Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Kli-maschutz und Energiewende der DUH.

Die DUH fordert den Bund auf, endlich die Einhaltung seiner Gesetze und Ver-ordnungen zu überwachen und Einfluss darauf zu nehmen, dass die Länder die Bundesgesetze dem geltenden Recht ge-mäß ausführen. Denn die besten Klima-schutzgesetze helfen nichts, wenn sie in der Praxis nicht umgesetzt werden. (mf) o

IMpRESSUM

zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V.

n herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 9995-77, www.duh.de, E-Mail: [email protected] n V.i.S.d.p.: Rainer Baake, Jürgen Resch n Redaktion: Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk), Melanie Fessler (mf), Christine Göcke (cg) n Autoren: Annette Bernauer (ab), Erika Blank (eb), Nadja Falke (nf), Melanie Fessler (mf), Thomas Fischer (tf), Udo Gattenlöhner (ug) , Hanna Gersmann, Christine Göcke (cg), Annette Grass (ag) , Michael Hadamczik (mha), Marion Hammerl (mh), Silvia Jablonski (sj), Stefan Jehle, Jutta Kochendörfer (jk), Volker Kromrey (vk), Franziska Müller (fm), Jürgen Quentin (jq), Johannes Reiss, Jürgen Resch, Gerd Rosenkranz (gr), Ulrich Stöcker (us), Katja Tolkachyova (kt), Patrick Trötschler (pt), Nina Wolff (nw), Cornelia Ziehm (cz) n Gestaltung: Claudia Kunitzsch n Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim n Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2010 n Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell n Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier n heftpreis: 1,50 Euro n Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLz 370 205 00) 8 190 002

Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Energiesparlampen.

In insgesamt vier Stufen bis 2012 werden alle ineffizienten Standardglühlampen und konventionelle Halogenglühlam-pen aus den Verkaufsregalen verbannt. Die erste Stufe, die seit 1. September 2009 gilt, umfasste ein Verkaufsverbot aller matten Glühlampen sowie klarer Glühlampen mit einer Leistung von mehr als 75 Watt. (fm) o

Unsere ipad Applikation – die elektronische Ausgabe der DUhweltfür das ipad – ist online. Sie kann über www.app-store.de kostenlos

bezogen werden.

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• Vermeidung von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden schont die Umwelt und die Gesundheit der Farmer

• Verbesserung der Wasser- und Bodenqualität auf den Baumwollfarmen

• Ausweitung der Schutz- bzw. der Regenerationsmaßnahmen für die Ökosysteme in den Anbaugebieten

• höhere Einkommen und nachhaltig bessere Existenzgrundlagen für die Farmer und ihre Familien

Für die Umstellung auf Bio-Baumwolle gibt es viele gute Argumente:

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IM BLIcKpUNKt

n Im Rahmen der Kampagne OCE-AN2012 bündeln europaweit Verbän-de ihre Aktivitäten zur Reform der eu-ropäischen Fischereipolitik. Auch die DUH, Koordinatorin der Kampagne in Deutschland, verfolgt das gemeinsame Ziel einer ökologischen Neuausrichtung

2012–ChancefüreineneueEU-Fischereipolitik

der Fischerei mit allem Nachdruck. An kaum einem Beispiel lässt sich das Konzept nachhaltigen Wirtschaftens leichter nachvollziehen als an der Fi-scherei: Man darf den Meeren jährlich nicht mehr Exemplare eines Fischbe-stands entnehmen, als innerhalb eines

Bislang genehmigte sich die Europäische Union einen rücksichtslosen Raubbau an den

Meeren. Jedes Jahr stimmen die Mitgliedstaaten im EU-Ministerrat über Fangquoten ab,

sie diskutieren Fischfangmethoden und handeln dabei oft wider jegliche ökologische

Vernunft. Für 2012 hat sich die EU eine Reform ihrer Fischereipolitik vorgenommen. Dies ist

eine wichtige zielmarke für Umwelt- und Naturschutzorganisationen.

Jahres wieder nachwachsen können. Um Fischereierträge langfristig zu si-chern, müssen sich Fangmengen an den Reproduktionsraten orientieren – soweit ein ebenso simples wie vielfach missachtetes Gebot biologischer und wirtschaftlicher Vernunft.

GängigeFischfangtechnikennehmenBeifanginKauf

zum Beispiel: Fische, Seevögel und Schweinswale

Rückwürfe (Nichtzielarten oder nicht anlandbare, beispielswei-

se zu kleine Exemplare, die ins Meer zurückgeworfen werden)

können bei der Schleppnetz-Fischerei bis zu 90 prozent der

gefangenen Fische ausmachen. So werden durchschnittlich 44

prozent des Fangs der Schleppnetz-Fischerei auf Nordseegar-

nelen ins Meer zurückgeworfen, von denen die meisten tiere

bereits tot sind.

Auch Vögel enden in be-

stimmten Netzarten als Bei-

fang. Fischereitechnische An-

passungsmaßnahmen könn-

ten sie davor bewahren.

Stellnetze und Langleinen

führen zu hohen Verlusten

bei Seevögeln, die Nord- und

ostsee im Winterhalbjahr als

Rastgebiete nutzen und sich

tauchend von Fischen oder Bodenorganismen ernähren.

Vögel verfangen sich bei ihrer Nahrungssuche in den Net-

Trottellumme beim Fischschmaus.

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IM BLIcKpUNKt

Die Gemeinsame Fischereipolitik: Ein Fall von Misswirtschaft

Dass die meisten bewirtschafteten Be-stände in Europa dennoch überfischt sind, ist Ergebnis einer in vielfacher Hinsicht fehlgeschlagenen Gemein-samen Fischereipolitik (GFP) der EU. Rechtlich verpflichtendes Ziel dieser seit 1983 existierenden Politik ist es, die Nutzung von Fischereiressourcen unter wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltigen Bedingungen zu gewährleisten. Allerdings wird den

mehr die Interessen ihrer heimischen Industrie im Blick als ein stabiles Er-tragsniveau zur Versorgung der euro-päischen Bevölkerung. Um kurzfristig die wirtschaftliche Lebensfähigkeit von Fischereiunternehmen zu sichern, wur-den über Jahre Fangquoten oberhalb der biologisch gebotenen Grenzen fest-gelegt – in den letzten Jahren durch-schnittlich 34 Prozent über den wissen-schaftlichen Empfehlungen. Die Folge: ein drastischer Rückgang der ehemals reichen Fischbestände und ein immer weniger produktiver Sektor, der weder in ökologischer, noch in wirtschaftli-cher oder sozialer Hinsicht nachhaltig ausgerichtet ist. Die EU verstößt damit nicht nur gegen ihre eigenen Regeln, sondern widersetzt sich auch interna-tionalen Verpflichtungen, etwa dem Seerechtsübereinkommen der Verein-ten Nationen.

2012: Eine Reform wider den Raubbau an den Meeren?

Eine verfehlte Beihilfenpolitik und eine deutlich überdimensionierte EU-Fischereiflotte, Kontrolldefizite sowie der ungewollte Beifang von Nichtziel-arten tragen zur Schädigung der mari-nen Lebenswelt durch die Fischerei bei. Zerstörerische Fischfangmethoden, wie etwa mit Grundschleppnetzen, kommen hinzu. Dabei beschränkt die EU-Fische-reiflotte – die drittgrößte der Welt – ihre Aktivitäten nicht auf europäische Ge-wässer, sondern ist weltweit tätig.

Je weiter die heimischen Bestände heruntergefischt sind, desto mehr ist die EU auf Fischimporte angewiesen. Die steigenden Einfuhren verschleiern den wahren Zustand der europäischen Fischressourcen: Der Verbraucher nimmt deren Verknappung nicht wahr.

ökologischen Gesichtspunkten bislang keine Priorität eingeräumt. Stattdessen hat politische Kurzsichtigkeit die euro-päische Fischerei in einen Krisensektor verwandelt. Zumindest einige der eu-ropäischen Fischereiminister haben bei Entscheidungen im Brüsseler Ministerrat

Fischer in Südeuropa, wo die Fischerei eine hohe wirtschaftliche und soziale Bedeutung hat.

Thunfischbestände sind weltweit dramatisch eingebrochen.

zen oder werden, die Beute im Schnabel, an einem der vie-

len haken der teils über mehrere hundert Meter reichenden

Langleinen in die tiefe gezogen und ertrinken. zu ungewoll-

ten opfern der Berufsfischerei werden so beispielsweise Lap-

pen-, See- und Sterntaucher, Alkenvögel wie die trottellumme,

aber auch Entenarten, etwa die Eisente. Wissenschaftlichen

hochrechnungen auf der Grundlage lokaler Studien zufolge

verenden in Nord- und ostsee jährlich 100.000 bis 200.000

Seevögel allein in Stellnetzen. Global stehen inzwischen alle

Albatrosarten auf den Roten Listen.

Nach wie vor unzureichend schützen die bestehenden Regelun-

gen den Schweinswal vor dem Beifangtod. haupttodesursache

für den einzigen in Nord- und ostsee heimischen Wal ist die

Stellnetzfischerei. Regelmäßig werden mehr tote Schweinswa-

le aufgefunden als Neugeburten

registriert. Ein Schutzmaßnah-

menpaket für den Schweinswal,

das ungefährlichere Fischfang-

methoden vorschreibt, muss

dringend national und inter-

national durchgesetzt werden.

Toter Schweinswal mit verräterischen Netzspuren.

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IM BLIcKpUNKt

Zumal mehr als die Hälfte des in der EU verzehrten Fischs außerhalb der EU-Gewässer gefangen wird, müssen die Bemühungen um eine ökologisch an-gepasste Fischerei weltweit zum Tragen kommen. Weit entfernte Küstengemein-schaften wie etwa in Westafrika oder gar im Indopazifik, deren Wohlergehen und Nahrungssicherheit in hohem Maße von intakten Fischbeständen abhängt, dürfen nicht durch überzogene EU-Importe in ihrer Existenz bedroht werden.

Die Bundesregierung kann der Natur in den Meeren helfen

Deutschland indes ist, was seine Fang-flotte betrifft, mit etwas über 1.700 Fahrzeugen ein wahrhaft kleiner Fisch: Die Flotte zählt zu den zehn kleinsten der EU. Umgekehrt proportional dazu verhält sich Deutschlands politische Verantwortung für eine Neuausrichtung

der Fischerei: Als eines der politischen Schwergewichte hat die Bundesregie-rung ein erhebliches Potenzial, auf die für 2012 in der EU anstehende Reform der GFP positiven Einfluss zu nehmen. Die Stellungnahmen des zuständigen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz deuten darauf hin, dass Deutschland in Brüssel für eine ehrgeizige Reform eintreten will, die ökologische Nachhal-tigkeit als Grundlage einer wirtschaftlich und sozial nachhaltigen Entwicklung des Fischereisektors anerkennt.

Die Meeres-Kampagne ocEAN2012

Die DUH wird sich gemeinsam mit ih-ren OCEAN2012-Partnerorganisationen dafür einsetzen, dass es nicht bei po-

litischen Lippenbekenntnissen bleibt. OCEAN2012 wird auf europäischer Ebene von der Pew Umweltgruppe ko-ordiniert und ist ein Zusammenschluss von über 80 nationalen und internatio-nalen Nichtregierungsorganisationen. Sie wollen im Rahmen der Reform der GFP Überfischung und destruktive Fischfangmethoden beenden und eine angemessene und gerechte Nutzung der Fischbestände durchsetzen.

In Deutschland gehören der OCE-AN2012-Kampagne folgende Organi-sationen an: DEEPWAVE e. V. , Gesell-schaft zur Rettung der Delphine e. V., Gesellschaft zum Schutz der Meeres-säugetiere e. V., M.E.E.R. e. V., Natur-schutzbund Deutschland e. V. (NABU), Pro Wildlife e. V. , Reef Check e. V. und die DUH.

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Mit dem Schleppnetz auf der Jagd nach kommerziell nutzbaren Fischen und Krebsen. Beifang wird in Kauf genommen.

Auch der Sterntaucher ernährt sich von oberflächennahen Fischen.

ÜberfischungnimmtdieChanceaufFortpflanzung

zum Beispiel: Der Niedergang des Nordsee-Kabeljaus

Mit ca. vier Jahren erreicht der Kabeljau die Geschlechtsreife.

Das Durchschnittsalter des in der Nordsee gefangenen Ka-

beljaus liegt jedoch bei nur drei Jahren. Die für eine legale

Anlandung oder Vermarktung zu kleinen Fische werden an

Bord aussortiert. Ungenutzt werden viele tote Jungtiere

zurück über Bord ins Meer geworfen, ohne sich jemals ver-

mehrt zu haben. Allein im Jahr 2009 wurden in der EU 14.600

tonnen Kabeljau-Rückwürfe registriert. zusätzlich wird mit

einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Einige Fischer nehmen

nur die größten Fische

mit zurück in den ha-

fen: So erzielen sie hö-

here Gewinne. Ein De-

saster für den Bestand.

Ausgewachsene Kabeljaue können bis

1,50 Meter Körperlänge erreichen. Doch es gibt

sie kaum noch.

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IM BLIcKpUNKt

„Wahrschau“ beim Fischkauf – auf produkthinweise achten!

In der Seemannssprache bedeutet „Wahrschau!“ so viel wie „Vorsicht!“ – ein Warnruf, der

auch beim Kauf von Fischprodukten gilt. Eine wichtige orientierungshilfe leisten produkte,

die mit dem MSc- oder Friend of the Sea-Siegel gekennzeichnet sind. Beide attestieren pro-

dukten aus bestimmten Fischereien eine gewisse Nachhaltigkeit, auch wenn die Standards

dieser zertifizierungssysteme aus Sicht des Naturschutzes noch angehoben werden sollten.

Die Kennzeichen der Anbauverbände Bioland und Naturland weisen auf einen hohen öko-

logischen Standard von zuchtfisch hin.

Unsere liebsten Fische

Seelachs, hering, Lachs, thunfisch und pangasius – sie sind die liebsten Speisefische

der Deutschen. Worauf ist zu achten?

Seelachs – der Stoff, aus dem die meisten Fischstäbchen sind: Greifen Sie hier am

besten zu zertifizierten produkten!

Hering aus der Nordsee darf nach gegenwärtigem zustand der Bestände gern auf

dem teller landen. Meiden Sie aber heringserzeugnisse aus Stellnetzfischereien.

hier kann es zu ungewollten Beifängen, auch von Schweinswalen, gekommen sein.

Auf hering aus der westlichen ostsee sollten Sie ganz verzichten.

Der Kauf von Lachs aus vielen zuchten und Fischereien ist ökologisch bedenklich.

Wir raten zu einem Konsum nur von MSc- oder Bio-zertifizierten Lachsprodukten.

Der Pangasiusstammt nahezu ausschließlich aus zuchtbetrieben in Vietnam, von

denen viele ökologisch unachtsam bewirtschaftet werden. Wer nicht verzichten mag:

Es gibt eine Naturland-zertifizierte Aquakultur.

Fangstopp an der Ladentheke

Der thunfisch ist Gegenstand eines verhängnisvollen Missverständnisses: Viele Verbraucher

halten mit dem SAFE-Siegel als delfinsicher gekennzeichnete thunfisch-produkte für einen

ökologisch besonders „korrekten“ Kauf. Die thunfischbestände sind allerdings weltweit so

dezimiert, dass aktuell vom Verzehr aller Arten – einzige Ausnahme ist der Weiße thun –

gänzlich abzuraten ist.

Abschließend noch ein „Wahrschau!“ betreffend die haie, die Urwesen der Meere. In Deutsch-

land sind besonders „Schillerlocken“, die Bauchlappen des gefährdeten Dornhais, beliebt.

Die grätenfreien Rückenstücke des Dornhais werden unter der irreführenden Bezeichnung

„Seeaal“ gehandelt. In Großbritannien werden sie mitunter zu „Fish & chips“ verarbeitet.

Solange die politik nicht durchgreift, muss hier der Fangstopp von unten erfolgen – nämlich

an der Ladentheke.

Fisch und Meeresfrüchte gut informiert einkaufen

Neben den abgebildeten Siegeln helfen auch die aktuellen Einkaufstipps

der Umweltorganisationen. Die DUh empfiehlt:

www.wwf.de/themen/meere-kuesten/fischerei-und-fischzucht

Eine der Kernforderungen der Kampag-ne lautet, den Zugang zu Fischereien an die Erfüllung ökologischer Bedingungen zu knüpfen – zum Beispiel die Verwen-dung von Fanggeräten, die den Beifang von Meeressäugern oder Seevögeln mi-nimieren. OCEAN2012 setzt sich auch dafür ein, dass fischereipolitische Ent-scheidungen auf der jeweils richtigen Ebene – in Brüssel, Berlin oder vor Ort an den Küsten – getroffen werden. Öf-fentliche Mittel an die Fischereiindustrie sollen nur so eingesetzt werden, dass sie dem Allgemeinwohl dienen.

Bei Treffen mit hochrangigen Mitarbei-tern der Ministerien, mit Bundestags-abgeordneten und Europaparlamenta-riern leisten die DUH und die ande-ren OCEAN2012-Mitglieder wichtige Überzeugungsarbeit. In Fachgesprächen werden einzelne Aspekte der Reform auch mit Wissenschaftlern und Vertre-tern der Fischereiwirtschaft diskutiert. Auf die gegenüber der Fischerei äußerst empfindlichen Haiarten (siehe DUH-welt 2/2010) wird die DUH die breite Öffentlichkeit im Rahmen der Europäi-schen Haiwoche der Shark Alliance vom 9. bis zum 17. Oktober 2010 besonders hinweisen. (nw) o

Internet: www.ocean2012.eu

ss

ss

So sortenrein ist der Garnelenfang nur im Handel – ein Vielfaches an ungenutztem Beifang ist der wahre Preis.

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NAtURSchUtz

n Am gesamten Bodensee und seinen Zuflüssen sind zusammengenommen gerade einmal 60 Hektar Auenwaldreste verblieben, das ist die Fläche von rund 84 Fußballfeldern. Nicht nur für den Acker- und Obstbau, sondern auch für andere Nutzungen sind die wasserna-hen Flächen ausgesprochen attraktiv. Wohnsiedlungen, Gewerbegebiete so-wie Erholungsnutzung verändern die kostbaren Flächen erheblich.

Die Bodensee-Stiftung will deshalb ei-nen Auenwaldverbund rund um den See schaffen. Sie hat sechs Gebiete mit vielversprechendem Renaturierungspo-tential ausgewählt, die in allen drei See-anrainerstaaten liegen – Deutschland, Schweiz und Österreich. Gemeinsam mit den Behörden und Gemeinden er-arbeiteten die Stiftung und Landschafts-planungsbüros ein Auenentwicklungs-konzept. Die Planungsbüros erfassten im Auftrag der Bodensee-Stiftung den derzeitigen Zustand der Projektgebie-te und schlugen Pflanz-, Bau- oder sonstige Gestaltungsmaßnahmen vor. Detailpläne und Kostenschätzungen

EinAuenwaldverbundfürdenBodenseeAuen sind einzigartige Lebensräume: In ihrer reichhaltigen pflanzen- und tierwelt

finden sich besonders viele seltene und sogar bedrohte Arten wie Biber, pirol und Eisvogel.

Die feuchten Wälder wurden jedoch stark zurückgedrängt und leiden vielerorts unter den

Einflüssen intensiver Landwirtschaft in unmittelbarer Nachbarschaft.

liegen vor, womit eine umfassende und fachlich abgesicherte Grundlage zur Verfügung steht.

Das ziel: Quantität und Qualität

Die Auenwaldfragmente sollen ge-sichert und qualitativ verbessert wer-den. Der Schlüssel hierfür liegt in der Dynamisierung der Flüsse und Bäche. Strömungslenker aus Baumstämmen und Steinen sorgen für neue Angriffs-punkte an den Ufern und dafür, dass das Gewässer neue Mäanderstrukturen bildet. Auch umgestürzte Bäume, die im Fluss belassen werden, können die-se Funktion erfüllen. Verbauungen in Mündungsbereichen werden entfernt, so dass die Ufer und ihr Bewuchs wieder dem Ursprungszustand nahe kommen.

Am Gewässerverlauf werden Terrassen im Uferbereich angelegt, die regelmä-ßig überschwemmt werden und idea-le Keimbedingungen für Silberweiden bieten. Mancherorts müssen zunächst standortfremde Bäume, wie etwa Hy-bridpappeln, gerodet werden. Außer-

dem sollen die verbliebenen Auenwald-Teilstücke durch kleinflächige Pflanzun-gen von Hartholzauenarten wie Eiche, Esche, Wildobst vernetzt werden.

Derzeit prüfen die Projektpartner den nächsten Schritt: die Umsetzung und deren Finanzierung. Damit die Bevölke-rung das Vorhaben kennen lernt, bevor die Baumaschinen kommen, bieten die Projektpartner Vorträge, eine Wander-ausstellung und Führungen, so zum Beispiel Fahrten mit der Solarfähre und Wanderungen an. Die Informationsmög-lichkeiten werden lebhaft genutzt. (vk) o

Förderer:

Das Projekt wird durch den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ von Telekom Deutschland GmbH und Deutsche Umwelthilfe ermöglicht.

An den Bodenseezuflüssen ist intakter Auenwald rar geworden.

Biber sind schwer zu beobachten. Doch ihre Fraßspuren lassen sich eindeutig zuordnen.

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NAtURSchUtz

n Nordwestlich von Berlin blicken Kra-nichfreunde gespannt auf das Verfahren zum geplanten Schutzgebiet. Bis zu ei-ner Verordnung der brandenburgischen Umweltministerin wird es wohl noch bis zum nächsten Jahr dauern. Die 2.764 Hektar Fläche, um die es geht, sind be-reits als Schutzgebiet nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) an die EU ge-meldet. Die Flächen müssen nun einen nationalen Schutzstatus bekommen.

VielLärmumNichtsIn Brandenburg schwelt eine Auseinandersetzung um das geplante

Naturschutzgebiet „oberes Rhinluch“. Naturschützer begrüßen den Vorstoß,

Landwirte sehen ihre Existenz bedroht.

Doch längst überwunden geglaub-te Gräben brechen im Zuge des Ver-fahrens wieder auf. Für die Landwirte und den Tourismus gibt es durch den FFH-Status bereits Regeln. Die DUH-Partner vom Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch können die Aufregung um das geplante Schutzgebiet deshalb nicht verstehen. In dem Areal sind nur wenige Hundert Hektar landwirtschaft-lich genutzt, dies wird im Rahmen der „guten fachlichen Praxis“ weiter erlaubt sein. Verboten werden Chemieeinsatz und weitere Entwässerungen. Sofern Einschränkungen für Landwirte kom-men, gibt es einen Ausgleich über den Europäischen Landwirtschaftsfonds. Auch im künftigen Naturschutzgebiet werden Touristen auf den richtigen We-gen willkommen sein.

hand in hand beim Kranichschutz

In der jüngeren Vergangenheit haben Naturschützer und Landwirte gut mit-einander gearbeitet. Um die Neusaa-ten vor den hungrigen Kranichen zu schützen, werden die Vögel von den bewirtschafteten Flächen vertrieben. Der Landschaftsförderverein kauft jedes Jahr drei bis vier Tonnen Mais in der Re-gion und bringt sie als Ablenkfütterung auf Brachen in der Nähe der Kranich-rastplätze aus. Die Zahlen geben den Naturschützern recht. Jedes Jahr kom-men mehr Kraniche ins Rhinluch – 2009

zählte man am Schlafplatz Linum an einem Tag über 75.000 Vögel.

Der Landschaftsförderverein hat vor kurzem gemeinsam mit den Landwir-ten und den Gemeinden Kremmen und Fehrbellin eine Arbeitsgruppe zur Be-sucherlenkung gegründet. Durch den Streit um das Naturschutzgebiet kam die Zusammenarbeit ins Stocken. Die Na-turschützer rechnen weiter fest mit dem Schutzstatus für das Gebiet. Er könnte das Rhinluch noch attraktiver machen – auch für menschliche Gäste. (mf) o

Ein Naturlehrpfad informiert Besucher über das Rhinluch und seine Flora und Fauna.

Als einer der bedeutendsten Kranichrast-plätze Europas zieht das Rhinluch zahl-reiche Naturfreunde an.

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NAtURSchUtz

n Manager, es zahlt sich aus, grüner zu werden! Die Misswirtschaft auf Kosten der Natur zerstört eure Geschäftsgrund-lage! Es kann nicht so weitergehen wie bisher, das wird teuer! Nein, dies ist alles andere als ein Déjà-vu aus der Klima-krise. Es geht um ein Problem, das die Politiker bislang kaum aufgreifen: das Artensterben.

Die Botschaften für Firmenchefs stecken in der globalen TEEB-Studie zur wirt-schaftlichen Bedeutung von Ökosyste-men und Biodiversität, genauer: einem Teil davon: dem Business-Report, der nun veröffentlicht ist.

Durch Naturzerstörung entstehen Kosten

TEEB steht für „The Economics of Eco-systems and Biodiversity“. Bisher ist der Schutz der biologischen Vielfalt alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Wis-senschaftler warnen, dass jeden Tag weltweit 130 Arten aussterben. Umwelt-schützer skandalisieren, dass sich der-zeit das größte Massensterben abspielt, seitdem die Dinosaurier verschwunden sind. Dennoch werden Wälder abge-holzt, Ozeane geplündert, Wiesen be-toniert. Die Kosten, die durch den Ver-lust der Bäume, der Fische, der Insekten entstehen, tauchen in keiner Rechnung auf. Mit TEEB soll sich das ändern. Die Idee: Der biologische Schatz des Planeten wird eingebettet in das Wirt-

NatürlichesKapitalmehren

n von Hanna Gersmann

Die 3.000 größten Unternehmen der Welt verursachen jedes Jahr Umweltschäden von

1,7 Billionen Euro – und entziehen sich selbst die Geschäftsgrundlage, warnen die UN.

schaftssystem. Natur bekommt eine Art Preisschild dafür, dass sie Essen, Wasser, Krebsmedikamente liefert. So wird klar: Wird Natur zerstört, ist das nicht nur ein Problem für Käferliebhaber.

Manager sorgen sich zu wenig um biologische Vielfalt

Diesen Zusammenhang bezifferbar machen soll der Inder Pavan Sukhdev, Ex-Deutsche-Bank-Ökonom. Er wurde damit beim G-8-Gipfel 2007 in Heili-gendamm beauftragt, seitdem liefert er peu à peu Ergebnisse.

Beispiel 1: Ein globales Netzwerk von Schutzgebieten, wie es sich Naturschüt-zer wünschen, wäre jährlich 5 Billionen US-Dollar wert. Das ist mehr als Auto-mobil-, Stahl- und IT-Industrie erwirt-schaften.

Der Ökonom Pavan Sukhdev beziffert den Wert von Arten und Ökosystemen.

Umweltschützer skandalisieren, dass sich

derzeit das größte Massensterben abspielt, seitdem die Dinosaurier

verschwunden sind.

Beispiel 2: Allein die 3.000 größten Un-ternehmen der Welt verursachen jedes Jahr Umweltschäden von 1,7 Billionen Euro. Doch nicht bei allen Managern hinterlassen diese großen Zahlen gro-ßen Eindruck. Zwar sieht in Afrika und Lateinamerika, also in Ländern mit großem biologischen Reichtum, schon jeder zweite Unternehmenschef im Artensterben eine Gefahr für das Wirt-schaftswachstum. In Westeuropa sorgt sich aber nicht mal jeder fünfte darum, heißt es im „TEEB for Business“-Report, der sich liest, als wolle Sukhdev sagen: Man darf klein anfangen, um das natür-

liche Kapital zu mehren. Denn er nennt Beispiele für Artenschutzbemühungen von Unternehmen, die Umweltschützer kaum zufriedenstellen.

Darunter: Rio Tinto, einer der größten Bergbaukonzerne der Welt, verspricht einen „positiven Netto-Einfluss“ auf die biologische Vielfalt. Er engagiert Biolo-gen, die rund um seine Minen herum die Artenvielfalt ermitteln, und steckt Geld in Renaturierungsprogramme.

In Westeuropa sieht nicht einmal jeder fünfte

Unternehmenschef im Artensterben eine Gefahr für

das Wirtschaftswachstum.

Man darf klein anfangen, um das natürliche

Kapital zu mehren.

Für Stefan Krug, Leiter der politischen Vertretung von Greenpeace in Berlin, ist das „Biodiverstität mit Charity-Aspekt“: „Rio Tinto sucht sich ein hübsches Vor-zeigeprojekt und zerstört weiter massiv Lebensräume.“

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17welt 3/2010

Nur per Lastschrift – ausfüllen, ausschneiden, eintüten, ab die Post! zeo2-Vertrieb, Regional & Gut, Hans-Gerd Staschewski, Sulinger Bruch 12, 27232 Sulingen, Tel: 0 42 71/95 26-62

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DUHwelt 3/2010

Kann die Reform der EU-Fischereipolitik Kabeljau und Scholle retten?

Unser Report zur Lage der Meere, zu Netz- und Flottengrößen, Piraterie und Beifang. Und: Doraden aus Völklingen – wenn Meeresfisch wie Schweinefleisch erzeugt werden soll.

Weitere Themen im Heft:

n Die Grünen als neue Volkspartei? Interview mit Parteichef Cem Özdemir. n EU-Klimakommissarin Connie Heedegard vor dem Cancun-Gipfel n Klimaforscher Stefan Rahmstorf zum Katastrophenjahr 2010 n Öko-Wissenschaftlerin Silke Kleinhükelkotten zum Naturbewusstsein der Deutschen n Das blaue Wunder: der irre Solarboom 2010 n Golf von Mexiko: Wo ist das viele Öl abgeblieben? n Nachhaltige Öko-Abendkleider n Fritz Teufel: Der gestorbene Ex-Kommunarde war ein echter Fahrrad-Freak

Dazu Nachrichten, Buchbesprechungen, Internet-Seiten, Wein- und Reisetipps. Die neue Ausgabe erscheint am 27. September – auch an allen großen Bahnhofskiosken.

Und bitte nicht vergessen: zeo2-Leser sind sexy, gesund und sehen gut aus...

Fische in Seenot

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So will auch Sukhdev das in Zukunft nicht mehr haben. Er fordert, die Nut-zung der Ökosysteme in die Unterneh-mensbilanzen mit aufzunehmen - und dass die Politik Vorgaben macht. Auf der UN-Naturschutzkonferenz im Herbst in Japan wird er seinen Endbericht vorle-gen. o

hanna Gersmann ist Redakteurin für

das Ressort „Wirtschaft und Umwelt“

der taz. Ihr Artikel ist am 14. Juli 2010

in der taz erschienen.

Artenschutz-Projekt

Deutsch-südafrikanischeKooperationfür

dieweißenLöwen

n Eine dezentrale solare Energie-versorgung bringt einem Ökodorf westlich des südafrikanischen Krüger Nationalparks sauberen Strom und verbessert die lokale Infrastruktur. Ziel der Stiftung „Global White Lion Protection Trust“ ist es, die bedroh-ten weißen Löwen dort aus einem Naturreservat wieder auszuwildern. Bei dem Solar-Projekt arbeiteten das Photovoltaik-Unternehmen First So-lar, das Unternehmen für erneuerba-re Energien juwi und die Deutsche Umwelthilfe zusammen, um damit im „Jahr der Biodiversität 2010“ für die bedrohten Arten ein Zeichen zu setzen. Das installierte Solarsystem kann den Bedarf des Ökodorfs für die Arbeiter und ihre Familien auf dem Gelände des Naturreservats di-rekt und komplett abdecken. (cg) o

Internet: www.whitelions.org

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LEBENDIGE FLüSSE

n Naturschützer begrüßen die Besei-tigung von künstlichen Wanderhin-dernissen im Fluss, erwarten aber ein gleichwertiges Engagement vom Land Baden-Württemberg bei der Schaffung von Lebensräumen am Neckar und sei-nen Zuflüssen.

Seit der Novellierung des Wasserhaus-haltsgesetzes im vergangenen Jahr sind die Verantwortlichkeiten von Bund und Ländern für die Herstellung der biologi-schen Durchgängigkeit nach den Vorga-ben der Wasserrahmenrichtlinie endlich geklärt. Das Amt für Neckarausbau in Heidelberg ist zur Wiederherstellung einer durchgängigen Wasserstraße ver-pflichtet. Für die in der Aktion „Leben-diger Neckar“ zusammen geschlosse-nen Umweltverbände brachte das die Trendwende.

FrischerWindamNeckar?

n von Johannes Reiss

Bei Lauffen am Neckar wird Europas modernste Fischaufstiegsanlage entstehen.

In Verbindung mit anderen Sanierungsvorhaben soll der Fluss auf zwei Drittel seiner

schiffbaren Strecke wieder durchgängig werden.

Bisher sollten für die Verlängerung der Neckarschleusen für 135 Meter-Schiffe als ökologische Ausgleichsmaßnahmen lediglich an sieben Staustufen moderne Fischaufstiegsanlagen gebaut werden – zu wenig aus Sicht der Naturschüt-zer. Nach der Gesetzesänderung hat die Behörde nun zahlreiche Aktivitä-ten für einen durchgängigen Neckar entwickelt. Derzeit entsteht in Lauffen mit wissenschaftlicher Begleitung eine zeitgemäße Fischaufstiegsanlage. Die Anlage berücksichtigt neueste fische-reibiologische Erkenntnisse. Sie ist nicht nur vorbildlich für den übrigen Neckar, sondern soll auch als Modell für ande-re stauregulierte Flüsse wie Main und Mosel dienen.

traum für Naturschützer

Für den schiffbaren Neckarabschnitt zwischen Besigheim und der Neckar-mündung in Mannheim gibt es einen verbindlichen Maßnahmenplan zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit. Bis 2021 sollen die letzten Bauarbeiten abgeschlossen werden. Oberhalb von Besigheim sind nicht an jeder Schleuse Fischaufstiegsanlagen geplant, aber we-nigstens werden Baukorridore für solche Anlagen freigehalten, damit die verlän-gerten Schleusen später nachgerüstet werden können. Für Umweltverbände wird damit der Traum von der ökologi-schen Sanierung des Flusses in einem ersten Schritt wahr. Sollte der Elan der

Behörde anhalten, werden die Fische Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahr-hunderts wieder vom Rhein mindestens bis in Jagst, Kocher und Enz aufsteigen können. Bis dahin sind in diesen Flüssen hoffentlich nicht nur zahlreiche Quer-bauwerke wieder durchgängig, sondern auch möglichst viele naturnahe Laich-gebiete geschaffen worden.

Ein Fluss mit hindernissen

Nach seinem keltischen Ursprung be-deutet Neckar „Wildes Wasser“ oder „Wilder Geselle“. Wild ist der Fluss höchstens noch von seinem Quellgebiet im Schwenninger Moos bis nach Plo-chingen. Ab Plochingen ist der Neckar als Bundeswasserstraße gezähmt. Bis er nach knapp 200 Kilometern bei Mann-heim in den Rhein mündet, regulieren 27 Staustufen den Fluss. Für die Schiff-fahrt bedeutet das lediglich einen un-vermeidbaren Zeitverlust. 7,5 Millionen Tonnen Güter werden so jedes Jahr auf dem Neckar transportiert. Den Fischen aber gelingt das Aufsteigen nicht so ein-fach. Bis vor Kurzem verfügte lediglich die unterste Staustufe in Ladenburg über eine funktionierende Fischtreppe. Der übrige schiffbare Neckar war für Fische praktisch undurchgängig. o

Staustufe Lauffen.

Johannes Reiss ist Geschäftsführer

des Büro am Fluss e.V. in Wendlingen.

Große offene Frage am Neckar: werden die Altneckarschleifen – wie hier bei Heilbronn – ökologisch reaktiviert?

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LEBENDIGE FLüSSE

Staustufe Lauffen.

n Gesehen hat man sie in der Weser schon oft – die Schweinswale aus der Nordsee. Die Forscher von der Gesell-schaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) wollen sich nicht länger auf Zu-fallsbeobachtungen verlassen und ha-ben in der Weser Unterwassermikrofone installiert – eines in Höhe Strohauser Plate, das andere südlich von Brake. Ermöglicht wurde das Projekt durch ei-nen Zuschuss der DUH. Denise Wenger

DemSchweinswalaufderSpur

Schweinswale werden immer häufiger in der Weser gesichtet. Unklar ist, was die Meeres-

säuger in den Fluss treibt. Forscher gehen dem Rätsel jetzt mit Unterwassermikrofonen nach.

sogenannte C-PODs, im Abstand von 30 Kilometern in der Weser versenkt. Damit werden die Ultraschalllaute, mit denen sich die Wale verständigen, ja-gen und orientieren, aufgezeichnet. Für das menschliche Ohr sind diese Laute allerdings nicht zu hören. Die GRD-Forscher unterscheiden verschiedene Klickabfolgen: Je näher der Wal an sei-ner Beute ist, desto kürzer werden zum Beispiel die Abstände der Klicks. Ein

Vor 100 Jahren gab es entlang der

deutschen Nordseeküste und in

den Mündungsgebieten der gro-

ßen Flüsse noch viele Schweins-

wale. Seit den 50er Jahren des

vergangenen Jahrhunderts ging

die Anzahl der tiere durch Be-

jagung und Dezimierung ihrer

Beutefische in den verschmutz-

ten Flüssen zurück. Jetzt gibt es

wieder zahlreiche Sichtungen von

Schweinswalen in der Wesermün-

dung und auch in Ems, Jade und

Elbe. teilweise wird vermutet,

dass die Schweinswale wandern-

den Fischschwärmen folgen, die

sich dank verbesserter Wasserqua-

lität wieder zum Laichen in unsere

Flüsse zurückziehen.

vorzugten Gebiete, eine zeitliche Akti-vitätsverteilung und die Beweggründe für ihren Aufenthalt in der Weser er-fahren werden. Dies würde konkrete Schutzmaßnahmen ermöglichen, wie die vorübergehende Aussetzung von lärmintensiven Baumaßnahmen in den Monaten April und Mai, in denen die Kleinen Tümmler die Unterweser aufsuchen, oder Geschwindigkeitsbe-grenzungen in besonders bevorzugten Uferbereichen nach sich ziehen. (mf) o

von der GRD berichtet der DUH stolz von den ersten Ton-Aufzeichnungen. Auch Lautsequenzen, die typisch für die Jagd und Futtersuche sind, wurden aufgenommen.

Warum schwimmt der Schweinswal in den Fluss?

Die Fahrrinne der Weser ist stark fre-quentiert und der Lärm aus den Indus-trieanlagen verstärkt sich unter Wasser noch. Was macht den Fluss dann so attraktiv für die Schweinswale? Die For-scher vermuten einen starken Antrieb hinter der Wanderung der Meeressäuger, die auch als Kleine Tümmler bezeichnet werden.

Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, wurden zwei Hydrophone,

Chip speichert die Klicksequenzen mit genauen Angaben zu Dauer und Uhr-zeit, momentan werden die Daten am Computer ausgewertet.

Die GRD sammelt seit dem Jahr 2007 Sichtungen von Schweinswalen in der Weser. Die Meeressäuger schwimmen bis zu 65 Kilometer ins Landesinnere. Bei Bremen stoppt sie dann das Weser-wehr. Im Jahr 2010 wurden bereits über 20 Sichtungen bei der GRD gemeldet. Schweinswalsichtungen können der GRD unter http://www.delphinschutz.org/pro-jekte/weser/index.htm mitgeteilt werden.

Besserer Schutz möglich

Mit Hilfe der Daten der Hydrophone und der Sichtungsmeldungen soll mehr über die von den Schweinswalen be-

Schweinswale schwimmen aus der Nordsee in die Weser. Man vermutet, dass sie wandernden Fischschwärmen folgen, die zum Laichen in die Weser kommen.

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LEBENDIGE FLüSSE

n Geschwungene, sich harmonisch durch die Landschaft ziehende und von ausladenden grünen Säumen flankierte Flussläufe gab es vielerorts, bevor der Mensch begann, die Gaben der Auen für sich zu beanspruchen. Nach Jahr-hunderte dauernden Umstrukturierun-gen der Landschaft zeigt sich heute ein gänzlich anderes Bild: Flüsse verlaufen auf vielen Abschnitten schnurgerade und können bei Hochwasser kaum noch in die Aue ausweichen. Deshalb über-schwemmen sie mit sehr viel größeren Geschwindigkeiten Dörfer, Städte und Äcker. Mit erschreckender Regelmä-ßigkeit füllen die Bilder von den Ver-wüstungen der über ihre Ufer tretenden Flüsse die Nachrichten. Immer zahlrei-chere und zunehmend höhere Deiche sind jedoch keine geeignete Antwort auf steigende Hochwassergefahr.

überschwemmungsflächen zurückgewinnen!

Der folgerichtige Schritt ist, die ur-sprüngliche Auendynamik an geeig-neten Orten wiederherzustellen und Flächen zurückzugewinnen, auf denen sich das Wasser ungehindert ausbreiten kann. Flussabwärts gelegenen Gebieten wird hierdurch das Wasser entzogen, wodurch dort die Pegel sinken.

ÖkologischerHochwasserschutzistmachbarNaturnahe Auen speichern beträchtliche Mengen Wasser und können so hochwasserspitzen

abmildern. trotz Mut machender Beispielprojekte ist die Rückgewinnung solcher Flächen

noch immer mühsam.

Doch Projekte, die eben dies zum Ziel haben, sind meist sehr zeit- und kosten-intensiv und müssen mächtige Hürden überwinden. Nicht selten braucht es ei-nen Vorlauf von zehn und mehr Jahren, in denen mühsame Verhandlungen ge-führt, Interessen abgewogen, Finanzie-rungsmöglichkeiten ausgelotet, Flächen neu verteilt und Entschädigungsregelun-gen vereinbart werden müssen.

Trotz dieser Herausforderungen werden dank des Engagements vieler Menschen Projekte realisiert, mit denen das Wasser bei hohen Pegeln wieder in die Aue gelangen kann und dort zurückgehal-ten wird. Insgesamt bedarf es jedoch viel mehr Fläche entlang unserer Flüsse, um die Hochwassergefahr signifikant zu senken und den Deichbefürwortern die Argumente zu nehmen. Hier hat das schon funktioniert:

Ein gutes Ende für den Bösen ort

Im brandenburgischen Lenzen wurde im Jahr 2009 am sogenannten Bösen Ort durch Neubau eines ins Landesinnere zurückverlegten Deiches und Schlitzung des Altdeiches eine 420 Hektar große Auenfläche wiedergewonnen, die in diesem Jahr erstmals überschwemmt

wurde (siehe DUHwelt 2/2009 und 3/2009). Die DUH ist Mitglied im Trä-gerverbund Burg Lenzen e.V. und hat die Deichrückverlegung viele Jahre mit Spendengeldern unterstützt.

Kühkopf – Ein Glücksfall für den ökologischen hochwasserschutz

Im hessischen Naturschutzgebiet Küh-kopf-Knoblochsaue brach im Jahr 1983 ein Sommerdeich. Statt diesen kostenin-tensiv zu flicken oder zu verstärken, ließ das Regierungspräsidium Darmstadt der

Das Hochwasser schafft immer wieder eine abwechslungsreiche

Landschaft, die sich durch ihre große Lebensraumvielfalt auszeichnet –

wie hier an der Elbe.

An der Rheinaue bei Bislich im Kreis Wesel (Nordrhein-Westfalen) wird eine Neben-stromrinne angelegt, ein parallel zum Rhein verlaufender und nahezu ganzjährig durchströmter Nebenarm. Mehrere frühere Abgrabungsgewässer werden dazu unterein-ander und mit dem Rhein verbunden.

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LEBENDIGE FLüSSE

Natur ihren Lauf: Durch die neue Lücke im Deich ist die Rhein-Mäanderinsel „Kühkopf“ heute wieder nahezu voll-ständig überflutbar. Die landwirtschaft-liche Nutzung wurde auf extensives Grünland umgestellt oder zur Schaffung von Auwaldsukzessionen vollständig eingestellt.

Innerstädtischer hochwasser-schutz an der Isar in München

Im Münchener Stadtgebiet wurde im Rahmen des Isarplans der Gewässer-querschnitt verbreitert und somit der Wasserspiegel abgesenkt. Entstanden ist eine naturnahe Flusslandschaft mit Inseln und flachen Ufern, über die die Bevölkerung an den Fluss gelangen und diesen wieder erleben kann. Hier ge-lang die Verbindung von ökologischem Hochwasserschutz, der Aufwertung des Naturraums und der Erhöhung des Erho-lungswertes für die Anwohner. (nf) o

Naturnahe Auen als unermüdliche Dienstleister

Auen...

... sind die mannigfaltigsten Land-

lebensräume Mitteleuropas; hier

leben rund 12.000 zum teil sehr

seltene tier- und pflanzenarten.

...werden regelmäßig überflutet

und speichern dabei große Was-

sermengen. Sie tragen dazu bei,

überschwemmungen abzumil-

dern.

...fungieren als biologische Klär-

anlagen des Flusses, indem sie das

einströmende Wasser von Nähr-

und Schadstoffen reinigen. Die

Wasserqualität wird verbessert.

...schaffen neues Grundwas-

ser. Durch die natürlichen über-

schwemmungen der Auen werden

die Grundwasservorräte aufge-

füllt, aus denen neues trinkwasser

gewonnen werden kann.

...bieten der Bevölkerung Möglich-

keiten zum Naturerleben und zur

Freizeit- und Erholungsnutzung.

n „Unsere Camps motivieren die Ju-gendlichen, sich langfristig für ein An-liegen einzusetzen und auch andere dafür zu gewinnen“, sagt Ines Wittig, DUH-Projektmanagerin Lebendige Elbe. Derzeit bereitet sie gemeinsam mit Fließgewässer-Experten und Lehrern ein deutsch-tschechisches Schüler-Camp in Tschechien vor. Jugendliche von insge-samt 13 Schulen aus beiden Nationen werden an fünf Tagen im September die junge Elbe und ihre Quelle kennen ler-nen, den Nationalpark Krkonosze im Riesengebirge besuchen, Gewässerun-tersuchungen und Kartierungen vorneh-men. Ihre Ergebnisse präsentieren die Schüler sich gegenseitig in der Camp-Sprache Englisch.

Das Angebot ist erfolgreich: Die 65 Teilnehmerplätze für das Treffen sind schon lange vergeben und die Lehre-rinnen und Lehrer sind voller Ideen für das Programm. Gemeinsames Erleben wollen sie mit Theater, Kunst, Spiel und Sport fördern. Die Lehrer sind es auch,

CampsschulendasHandelnfürNachhaltigkeit

Bei Jugendlichen Mut für die Gestaltung einer lebenswerten

Umwelt zu wecken, ist das ziel des DUh-projektes

„Youth-4-Elbe“ (Jugend für eine Lebendige Elbe).

die zusätzliche Fließgewässer-Projekte in der heimatlichen Schule vorantreiben und die Kontakte zu anderen beteiligten Schulen pflegen.

Der Schutz der Elbe als Beispiel für ein Gemeinschaftsprojekt

Die Elbe-Schüler-Camps, regionale Schulprojekte, die Homepage www.youth-4-elbe.org sowie regelmäßige Lehrerfortbildungen sind Bausteine des Projektes. Für 2011 plant das Team um Ines Wittig eine Jugend-Flusskonferenz. Hier werden Schüler die Gelegenheit erhalten, mit politischen Entscheidern und Fachleuten zu diskutieren und For-derungen zu formulieren, beispielsweise zum Thema Hochwasserschutz.

Die Alcoa Foundation fördert das DUH-Projekt in den Jahren 2008 bis 2011. (jk) o

Förderer:

n Die Elbe-Badetage sind mittlerweile in jedem Sommer eine beliebte Aktion. Auch 2010 freuten sich Badegäste an verschiedenen Orten über das erfrischende Angebot. In Schönebeck (Foto) schwammen 150 Menschen mit. Ein Drachenbootrennen zog weitere Zuschauer an. Natur- und Umweltschützer informierten über den geplanten Elbe-Saale-Kanal und sammelten Protest-Unterschriften.

Elbe-Badetag2010

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GLoBAL NAtURE FUND

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n In Kenia haben nur rund zwölf Prozent aller Haushalte im ländlichen Raum einen Anschluss an Wasserleitungen. Mit den Initiativen „Trinkbecher für Trinkwasser“ und „Trinkwasser für Ke-nia“ lindern der GNF und seine Partner diese Missstände. In ländlichen Regio-nen installieren sie Trinkwasseraufberei-tungsanlagen. Die Aktion „Trinkbecher für Trinkwasser“ wurde vom GNF, dem Fußballbundesligaverein Hannover 96 und dem Reiseveranstalter TUI ins Leben gerufen. Der Fanverband „Rote Kurve“ unterstützt die Spendenaktion ebenfalls. Während der Spielsaison 2009/2010 wurden fast 30.000 Euro Spendengelder gesammelt. Im Mai kam die Spendenaktion „Trinkwasser für Kenia“ auf dem TUIfly Marathon in Hannover hinzu. Pro Marathonteilneh-mer spendete TUI einen Euro. Darüber hinaus wurden Läufer und Zuschauer aufgerufen, sich mit Spenden zu betei-ligen. Insgesamt kam eine Summe von 20.000 Euro zusammen.

Sauberes Wasser für 3.000 Kinder

Mit diesem Geld werden nun vier Schu-len mit Trinkwasserfiltern ausgestattet und etwa 3.000 Kinder können in Zu-kunft täglich sauberes Wasser trinken. Projektbegleitend findet ein Schulungs-programm für einheimische Techniker statt. Die Techniker sind für den rei-

Trinkwasser

Wasser ist Leben! Jeder Mensch muss täglich trinken, um zu

überleben. Aber über eine Milliarde Menschen auf unserer

Welt haben keinen zugang zu sauberem trinkwasser. Sie

sind gezwungen, verschmutztes und mit Krankheitskeimen

verunreinigtes Wasser zu trinken. Ein großer teil dieser

Menschen lebt in Afrika. tag für tag sterben dort tausende

an den Folgen von schmutzigem trinkwasser. Ein projekt des

GNF schafft nun Abhilfe.

bungslosen Betrieb und die Instand-haltung der Anlagen zuständig. Diese Ausbildung trägt zum langfristigen Erfolg des Trinkwasserprojektes bei und fördert die Hilfe zur Selbsthilfe. Die Tagesleis-tung des Wasseraufbereitungssystems liegt bei über 10.000 Litern. Die Instal-lation der Anlagen wird außerdem von der Siemens Stiftung unterstützt.

Im Mai besuchte Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des GNF, drei der vier Schulen in Kenia und belieferte sie mit den Wasserfiltern. Die Migingo Mädchenschule liegt in der Nähe von Kisumu, die Moi-Schule in Sindo am Viktoriasee und das Watoto Wenye Ngu-vu Internat in Thika, nördlich von Nai-robi. Die Lieferung der Wasserfiltersys-teme – so genannter Skyhydrants – und die Installationen der Anlagen wurde von allen Schulen begeistert verfolgt.

für Afrika

Trinkwasserbehälter der Migingo Mädchen-schule. Der Wasserverbrauch der Schule liegt bei etwa 20.000 Litern pro Tag.

Das Trinkwasser stammt oft direkt aus Flüssen und Seen und ist häufig von schlechter Qualität.

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Die Provinz Nyanza, in der die Schule liegt, ist christlich geprägt und deshalb verwundert es nicht, wenn der Schieds-richter, ein Lehrer der Schule, alle Spie-lerinnen zum kurzen Gebet am Anstoß-punkt versammelt. Während des Spiels ging es ausgelassen zu. Die über 400 zuschauenden Schülerinnen stürmten nach jedem der vier Tore den Platz, um die Torschützinnen zu feiern.

In den kommenden Jahren werden der GNF und seine beiden Partnerorganisa-

Fußballgrüße von hannover 96

Das Interesse an Hannover 96 war bei den fußballbegeisterten Schülerinnen der Migingo Mädchenschule beson-ders groß. Philister Oluoch, Rektorin der Schule, nahm deshalb den Besuch des GNF zum Anlass, ein Fußballspiel zwischen zwei Teams der Schule zu organisieren. Trikots und Ball wurden von Hannover 96 gespendet und an die Mädchen verteilt, die sich sehr über die unerwarteten Geschenke freuten.

tionen in Kenia weitere Wasserfilter in Schulen und Dörfern installieren. Dabei können Sie uns unterstützen! Schon mit 20 Euro sichern Sie einem Kind in Kenia die Versorgung mit sauberem Trinkwas-ser für ein ganzes Jahr. (ug) o

MachenSiemitbei„TrinkwasserfürKenia“!

Spendenkonto des GNF: Stichwort „trinkwasser für Kenia“, GLS-Bank Frankfurt/Main, BLz 430 609 67, Konto 804041 6000

Die Mädchen der Migingo Mädchenschule spielen in Fußballtrikots von Hannover 96.

Die Skyhydrant-Filtereinheiten sind kompakt und gut zu transportieren. Udo Gattenlöhner übergab einen Wasserfilter an die Migingo Mädchenschule bei Kisumu.

Sauberes Trinkwasser ist seit 2010 ein UN-Menschenrecht.

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gefährdetesNatur-undKulturerbe

hintergrund:

Der Atitlán See ist der drittgrößte

Süßwassersee in Guatemala und

liegt im westlichen hochland von

Guatemala. Im Jahr 2005 verwüs-

tete hurrikan Stan ganze Dörfer

am Atitlán See; dabei kamen ca.

2.000 Menschen ums Leben. Der

orkan zerstörte ebenfalls die einzi-

ge Kläranlage der Stadt panajachel.

Seither werden die Abwässer der

Kommune und der anderen Ge-

meinden direkt in den See geleitet.

n Dem Atitlán See im westlichen Hoch-land von Guatemala machte von Herbst 2008 bis ins Frühjahr 2009 eine Algen-blüte zu schaffen. Der Algenteppich wurde von Cyanobakterien hervorgeru-fen und bedeckte zeitweise 75 Prozent der Seenoberfläche. Es gibt gravierende Umweltprobleme am Atitlán See. Vie-le Seegemeinden entsorgen ihren Müll direkt in das Gewässer, und Kläranla-gen zur Reinigung der eingeleiteten Abwässer sind kaum vorhanden. Das verschmutzte Wasser wird zur Bedro-hung – etwa 70.000 Menschen bezie-hen ihr Trinkwasser aus dem See. Die Algenblüte hat die Regionalverwaltung aufgerüttelt und zu einem Rettungsplan für den Lago Atitlán veranlasst. Die Nicht-Regierungsorganisation Vivamos Mejor, der Living Lakes-Partner vor Ort, unterstützt die Behörden fachlich und

Atitlán See in Guatemala –

Im vergangenen Jahr hatte der GNF den Atitlán See in Guatemala zum „Bedrohten See des

Jahres 2009“ ausgerufen. Mit den Spenden aus dieser Aktion soll endlich die Wasserqualität

des Sees verbessert werden. Ein starkes Unwetter im Juni 2010 erschwert die Arbeit der

Naturschützer in der Region.

versucht gemeinsam mit dem GNF wei-tere Finanzierungsquellen zur Umset-zung der Maßnahmen aufzutun.

Messwerte der Wasserqualität sollen öffentlich werden

Seit Dezember 2009 unterstützt der GNF Vivamos Mejor bei der Verbesserung der Wasserqualität des Atitlán Sees und bei der Aufklärung der Bevölkerung über die Konsequenzen der Verschmutzung des Sees. Ein wichtiger Schritt ist die Einrichtung eines Labors zur Überwa-chung der Wasserqualität. Die Ergebnis-se der Wasseruntersuchungen sollen in Zukunft veröffentlicht werden, die An-wohner erfahren damit erstmals, wenn das Wasser so verschmutzt ist, dass es eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Vivamos Mejor will die Bevölkerung

über die Quellen der Verschmutzung aufklären und Ratschläge zum Schutz ihrer Trinkwasserquelle geben. Vivamos Mejor bereitet derzeit Veranstaltungen in den Dörfern vor, um die Kleinbauern über einen vernünftigen Umgang mit Dünger und Pestiziden zu schulen und auf die schlimmen Konsequenzen der Überdosierung für den See und seine Zuflüsse und letztendlich die eigene Gesundheit hinzuweisen. Die Sensibi-lisierungskampagne soll alle Menschen rund um den Atitlán See erreichen.

pflanzenkläranlagen für die Dörfer rund um den See

Die Bürgerinitiative Pro Atitlán baute im Jahr 2009 eine Pflanzenkläranlage an der Mündung des Flusses Panajachel in den Atitlán See. Im Juni 2010 wurde die Hälfte der Anlage jedoch von einem Un-wetter zerstört. Die Bürgerinitiative und Vivamos Mejor wollen die alte Pflanzen-kläranlage nun wieder aufbauen und verbessern. Die neue Pflanzenkläranla-

Ungeklärt werden die Abwässer der Kommunen am Atitlán direkt in den

See geleitet. Der See ist Trinkwasserquelle für ca. 70.000 Menschen.

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n Elf Obstbau-Betriebe zwischen Stockach, Friedrichshafen und Ravens-burg wirken an einem Pilotprojekt mit, das das Blüten angebot für Honig- und Wildbienen, Hummeln und Schmetter-linge erhöht. Die Pilotbetriebe testen verschiedene Maßnahmen. Inner- und außerhalb von Obstplantagen legten sie im Frühjahr Blühflächen mit verschiede-nen Saatgutmischungen an. Ein Betrieb testet Mulchstreifen und Untersaaten in den Fahrgassen. Andere Betriebe pflanzten blühende Hecken und Wei-denstecklinge an Feld rainen, extensi-vierten ihre Wiesenbewirtschaftung und stellten Nisthilfen für Wildbienen auf. In den kommenden Jahren werden die Bodensee-Stiftung und die Anbaube-rater der Erzeugergemeinschaften die Projekterfahrungen an möglichst viele Obstbaubetriebe weitergeben.

Impulsgeber war der Handelskonzern REWE Group, der sein Sortiment öko-logisch nachhaltig umbaut und sich für Biodiversität stark machen will. Weite-

re Projektpartner sind die Vertriebsge-sellschaft Obst vom Bodensee und die Bodensee-Stiftung, die das Pilotvorha-ben im Rahmen ihres Projekts Netzwerk Blühender Bodensee betreut.

Im UN-Jahr der Biodiversität leistet das Netzwerk Blühender Bodensee einen greifbaren Beitrag zum Artenschutz. Der Global Nature Fund unterstützt dieses

Projekt. Mit einer Spende an den Global Nature Fund werden auch Sie Arten-schützer! (pt) o

ObstbauernschaffenBienenweidenIm Bodenseeraum entstehen neue Blühflächen und hecken, die sommerliche Blütenlücken

schließen und damit das Nahrungsangebot für Bienen verbessern.

Spendenkonto-Nr. 804041 6000,

GLS-Bank Frankfurt/Main,

BLz 430 609 67

Stichwort: Blühender Bodensee

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ge dient als positives Beispiel für ande-re Gemeinden und soll weitere private Initiativen und die Behörden motivieren, einfache Pflanzenkläranlagen einzurich-ten. Mechanische Kläranlagen sind in der Regel um ein Vielfaches teurer in der Konstruktion, Betrieb und Wartung. Pflanzenkläranlagen mit schwimmen-den Wasserpflanzen sind preisgünstig in Konstruktion und Pflege, haben einen sehr guten Wirkungsgrad und sind be-sonders geeignet für Entwicklungslän-der. Die Aktivitäten von Vivamos Mejor werden finanziell von der Stiftung Ursu-la Merz unterstützt. (mh) o

Blühende Wiesen am Bodensee bieten Nahrung für Bienen und sichern die Artenvielfalt.

Ein starkes Unwetter zerstörte im Juni 2010 die Pflanzenkläranlage sowie

zahlreiche Häuser, Brücken und Straßen.

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n Die Sojoten, eine türkisch stämmi-ge Ethnie, haben ihre traditionelle Le-bensweise behalten: Klassische Wirt-schaftstätigkeiten wie Rentier- und Jakszucht sowie Jagd lassen sich nur in einer intakten Natur gut betreiben. Im „Kleinen Tibet“, wie man das Gebiet hier liebevoll nennt, befinden sich zahl-reiche Naturdenkmäler, Mineralquellen und Seen. Interessante Wanderwege verlaufen durch die unberührten Land-schaften. Das Gebiet ist touristisch noch nicht erschlossen. Nach dem Willen der lokalen und nationalen Regierung soll sich das jedoch ändern.

Warnung aus der Nachbarregion

Im Tunka-Gebiet westlich vom Baikal-see entwickelte sich der Tourismus in den letzten Jahren rasch und unkontrol-liert. Es wurde weder analysiert, wie viel Tourismus das Gebiet verkraften kann, noch wurden ökologische oder soziale Kriterien beim Aufbau der Infrastruk-

tur berücksichtigt. Die Region verfügt über allerlei Naturschätze und ist somit sehr attraktiv für Touristen: Über 2.500 verschiedene Tier- und Pflanzenarten kommen hier vor, in den ausgedehnten Kiefern- und Lärchenwäldern leben Bä-ren, Wölfe, Luchse und Elche.

Leider werden die Geschenke der Natur jedoch hemmungslos durch den unkon-trollierten Tourismus belastet. Das soll in der an das Tunka-Gebiet angrenzenden

Im fernen Sibirien zwischen Baikalsee und Khovsgol See liegt in der Republik Burjatien

die heimat der Sojoten. Nun sollen touristen in die idyllische Landschaft nahe der russisch-

mongolischen Grenze geführt werden. Deshalb unterstützt der GNF seine partnerorganisation

Baikal Information center GRAN dabei, Strukturen für natur- und sozialverträglichen

tourismus zu schaffen.

Destination:Land der blauen Seen

Oka-Region anders werden. „GNF und GRAN arbeiten gemeinsam an einem Projekt mit dem Ziel, die noch unbe-rührten Berglandschaften als Ökotouris-mus-Destinationen voranzutreiben und die bereits bestehende Besucherströ-mung in beiden Regionen in eine um-weltfreundliche Richtung zu lenken“, so die GRAN-Expertin für Ökotourismus Nina Shodorova.

Im Tal der blauen Seen kommen die Kulturen zusammen.

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n Deutsche Seen bieten faszinieren-de und wertvolle Lebensräume. Doch Düngemittel und Pestizide aus der Landwirtschaft, ungeklärt eingeleitete Abwässer sowie Uferverbauung, Was-sersport und Fischerei schaden unseren Seen. Eine neu entstandene Wanderaus-stellung informiert Besucher über die Probleme und Konflikte an den Seen in Deutschland und berichtet über die Projekte der Organisationen, die sich im Jahr 2009 zum Netzwerk „Lebendige

WanderausstellungLebendigeSeenDeutschland

Seen Deutschland“ zusammengeschlos-sen haben. Das Netzwerk dient dem Erfahrungsaustausch und Wissenstrans-fer. Modellprojekte zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Seenregio-nen werden gemeinsam entwickelt und umgesetzt. (kt) o

Umweltschutz und die Verringerung der Armut der Einheimischen in den ent-ferntesten Bergsiedlungen der beiden Regionen sind die primären Ziele des gemeinsamen Projektes von GNF und GRAN.

Durch die Entwicklung des ökologisch und sozial verträglichen Tourismus und die Weiterbildung der Einheimischen sollen die Menschen langfristig neue Einkommensmöglichkeiten im Touris-mussektor finden. Geplant sind Beschäf-tigungsmöglichkeiten als Wanderführer, bei den Kanuverleihstationen, im Gast-stätten- und Hotelgewerbe. So wird die Arbeitslosigkeit in der Region reduziert und die einzigartige Landschaft erhalten.

trainingskurs am Bodensee

Im Juni 2010 kamen russische Touris-musexperten aus Burjatien an den Bo-densee, um sich Beispiele für Ökotou-rismus in Deutschland anzusehen und mehr über Konzepte und deren Umset-zung, Qualitätsstandards, Zielgruppen, Erwartungen der Kunden und Marketing zu erfahren. Das Oberhaupt der Oka-Gebietsverwaltung, Bair Sharastepanov, betonte, wie wichtig es sei, von Anfang an entsprechende Strukturen für einen naturverträglichen Tourismus zu etablie-ren, um die einmalige Naturlandschaft seiner Heimat zu bewahren.

Allerdings sehen sich die burjatischen Aktivisten nicht nur mit logistischen Schwierigkeiten konfrontiert – fließen-

des Wasser und einfache sanitäre Ein-richtungen sind nicht überall vorhan-den – sondern auch mit Bedenken der lokalen Bevölkerung. Um die Einhei-mischen für Umweltthemen zu gewin-nen, beinhaltet das Projekt eine starke Umweltbildungskomponente: Zwei attraktive Besucherzentren informieren Bewohner und Gäste bereits über die natürlichen und kulturellen Schätze des Oka-Gebiets. GRAN berät außerdem Hausbesitzer beim ökologischen Um-bau ihrer Häuser zu Gästewohnungen.

Das Projekt wird von der Stiftung Ursula Merz und der Anton und Petra Ehrmann Stiftung unterstützt. (kt) o

Ausstellungstermine unter www.globalnature.org/netzwerk-

deutschland

Besuch auf dem Ökobauernhof Müllerhof.

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Living Lakes-Förderer:

Die burjatischen Tourismusexperten besuchten am Bodensee verschiedene Ökotouris-musstationen. Diese Ideen wollen sie nun auf das Baikalgebiet übertragen.

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„UNBEKANNtE“ tIERARt

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n In Deutschland gilt der Europäische Nerz als ausgestorben. Sein Status auf der Roten Liste der gefährdeten Arten hat ihm bisher wenig genutzt, aus ei-gener Kraft ist es ihm nicht gelungen, sich in Deutschland und darüber hinaus wieder anzusiedeln. Darum weiß man wenig über die Lebensweise des kleinen Raubsäugers.

Sein Niedergang war hausgemacht

Einst war der Nerz in Europa weit ver-breitet. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist sein Verbreitungsgebiet jedoch um über 80 Prozent geschrumpft. Heute sind nur noch wenige inselartige Vorkommen in West- und Osteuropa bekannt. Die größte lebensfähige Population vermutet man im Donaudelta in Rumänien. Nach

Schätzungen der International Union for Conservation of Nature and Natu-ral Resources gibt es in diesem Areal weniger als 1.000 Tiere. Noch kleinere Vorkommen wurden in Russland und Weißrussland, im Norden Spaniens und in Westfrankreich gefunden.

Der Gründe für den Rückzug des Eu-ropäischen Nerzes sind vielfältig. Mit Beginn des vorletzten Jahrhunderts wurde es eng für den Lebensraumspe-zialisten. Der Mensch besiedelte die Ufer der schiffbaren Flüsse, begann mit technischer Gewässerunterhaltung und legte Feuchtgebiete zur Landgewinnung trocken. Wegen seines begehrten Fells wurde der Europäische Nerz gejagt, und die Krebspest entzog ihm darüber hinaus eine wesentliche Nahrungsgrundlage.

Ab den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann man den Ameri-kanischen Mink in Farmen zu halten, Wildnerze gab es ja kaum noch. Mit der Farmhaltung entstand die Bedrohung von der tierischen Seite: Minks entka-men der Käfighaltung oder die Besitzer entließen sie gleich selbst, wenn das Geschäft nicht mehr rentabel war. Später verschärften unsinnige Befreiungsakti-onen von Tierschützern die Situation. Seitdem jagt der Mink im Revier des Nerzes.

Für beide ist kein Platz an den wenigen verbliebenen naturnahen Flussläufen in Europa. Der Mink ist durch Größe und Gewicht im Vorteil, er beansprucht die nahrungsreichen Gewässerufer für sich und verdrängt den Nerz in Bereiche mit weniger Nahrung für die erwachsenen Tiere und ihren Nachwuchs. Dringt der Mink auch in diese Gebiete vor, fällt dem Nerz das Überleben schwer.

Einzelgänger auf der Jagd

Eigentlich ist der Nerz mit seinen Schwimmhäuten perfekt an das Leben an dicht bewachsenen Ufern von Flüs-sen und Bächen, in Sümpfen und Bruch-wäldern angepasst. Sein Fell ist dicht, eine dicke Fettschicht schützt ihn vor dem Auskühlen im Wasser. Mit seinen Krallen und dem spitzen Gebiss fängt er kleine Fische, Mäuse, Frösche und Krebse. Auf die Jagd geht er in der Däm-

In freier Wildbahn sind Nerze selten zu beobachten. Für ihre Beutegänge nutzen

sie den Schutz der Nacht.

mitgroßenProblemen

In Europa ringt der Nerz ums

überleben. Der Mensch nimmt

ihm seinen Lebensraum,

die restlichen plätze besetzt

der Mink. Wer gewinnt

den ungleichen Kampf?

n von Melanie Fessler

Kleiner Nerz

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29welt 3/2010

„UNBEKANNtE“ tIERARt

Steckbrief:

Europäischer Nerz (Mustela lutreola)

merung und nachts. Den Tag verschläft er an einem geschützten Platz nah am Wasser oder gut versteckt unter einem Wurzelstock.

Der Europäische Nerz gilt als Einzel-gänger. Nur in der Paarungszeit in den Monaten März und April leben die Art-genossen zusammen. Dabei sind Nerze nicht monogam, das Männchen paart sich mit mehreren Weibchen. Nach ungefähr sechs Wochen kommen die Jungen zur Welt. Sie sind winzig klein und schimmern lila. Sie haben kaum Fell und noch geschlossene Augen. Erst nach etwa fünf Wochen beginnen sie ihre Umgebung zu erkunden und entwöh-nen sich langsam von der Muttermilch. Bereits im Herbst können sie allein le-ben. Mit neun Monaten sind sie schon geschlechtsreif.

Einwanderer erwünscht

Damit der „echte“ Nerz in Europa wie-der heimisch wird, gibt es ambitionierte Zucht- und Wiederansiedlungsprojekte. In freier Wildbahn wird der Nerz nach Expertenmeinung aber nur in „minkfrei-en“ Gebieten eine Überlebenschance haben. Im Saarland versucht der Ver-ein EuroNerz e.V. seit 2006 den Nerz auszusiedeln. In Zahlen lässt sich der Erfolg schwer ausdrücken, die scheuen Tiere nutzen die störungsfreie Nacht für ihre Erkundungs- und Beutegänge. Die Beobachtungen zeigen jedoch, dass die Tiere gut zurechtkommen und lassen auf mehr Erkenntnis über den Nerz in seiner alten neuen Heimat hoffen. Und wir hoffen auch, dass es eine Rückkehr für immer wird.

Merkmale und Aussehen

Sein Fell ist schokoladenbraun;

Schnauze, Lippen und Kinn sind

weiß. Er wird nicht größer als ei-

nen halben Meter und wiegt bis zu

1.000 Gramm. Die Weibchen sind

etwas kleiner. Die Kopfrumpflän-

gen betragen beim Europäischen

Nerz zwischen 300 bis 430 Milli-

meter, sein Schwanz ist bis zu 19

zentimeter lang. Schwimmhäute

zwischen den zehen erleichtern

ihm das Schwimmen und tauchen.

Raue Fingerkuppen helfen ihm

beim Festhalten nasser und glat-

ter Beute. Seine hand- und Fuß-

ballen sind nackt, ein fester Stand

auf Schlamm und Matsch ist ihm

somit sicher.

Verwandtschaft

Er gehört zur Familie der Marderartigen (Mustelidae). Seine nächsten Ver-

wandten sind der Europäische Iltis (Mustela putorius) und das Sibirische

Feuerwiesel (Mustela sibirica). Mit dem Amerikanischen Mink, der ihm bis

auf die fehlende weiße oberlippe sonst so ähnlich sieht, ist der Nerz nur

entfernt verwandt. Die Ähnlichkeit zwischen beiden tierarten hat sich wohl

wegen der Anpassung an gleiche Umweltbedingungen herausgebildet.

Vorkommen und Lebensraum

Es gibt es nur noch kleine Vorkommen in Nordspanien, im Südwesten

Frankreichs, im Donaudelta in Rumänien, in Russland und Weißrussland.

Der Europäische Nerz ist an das Wasser gebunden und bevorzugt Lebens-

räume an dicht bewachsenen Ufern von Flüssen, Bächen und Seen. Er fühlt

sich auch in Sümpfen und Bruchwäldern wohl.

Lebensweise und Fortpflanzung

Der Europäische Nerz ist nacht- und dämmerungsaktiv und ist als Einzelgän-

ger bekannt. zur paarungszeit im März und April paart sich das Männchen

dann mit mehreren Weibchen in seiner Umgebung. Das Nerzweibchen wirft

nach einer tragezeit von sechs Wochen zwischen zwei und sieben Junge.

Nahrung

Er ernährt sich von kleinen Säugetieren, Amphibien und Fischen. zu seiner

Nahrung zählen auch Krebse und Wasserinsekten. Anders als beim Mink

gehören Wasservögel nicht zu seinem Beutespektrum.

Bedrohung und Wiederansiedlung

Lebensraumzerstörung und Bejagung haben den Nerz in Deutschland aus-

gerottet. heute wird sein Lebensraum durch den Mink besetzt. Er ist auf der

Roten Liste der IUcN (Internationale Union für die Bewahrung der Natur

und natürlicher Ressourcen) als vom Aussterben bedroht eingestuft. Wie-

deransiedlungsprojekte gibt es zum Beispiel in Deutschland und Estland.

Nerze sind Spezialisten für das Element Wasser.

Nerze fressen gern Fische und anderes Wassergetier. Die rauen Fingerkuppen helfen ihnen beim Festhalten der schlüpfrigen Beute.

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ENERGIE UND KLIMA

Kraftwerksprojekte zu verbiegen, indem sie den so genannten Klimaschutzpara-graphen strich und das Energiekapitel im Landesentwicklungsplan änderte. Auf diese Weise sollten drei Dutzend Standorte dauerhaft für die Kohlever-stromung gesichert werden – darunter auch der halbfertig gebaute Kohleblock von E.on in Datteln. Die DUH erhob dagegen schwere Vorwürfe und entlarv-te das rechtswidrige und anachronis-tische Vorhaben als Rettungsanker für den höchstrichterlich gestoppten E.on-Kraftwerksbau. Die neue Minderheitsre-gierung will der politischen Willkür jetzt ein Ende setzen und im Herbst die bis-herigen energie- und klimaspezifischen Landesregelungen uneingeschränkt wie-der in Kraft setzen.

Der Bau neuer CO2-intensiver Kohle-meiler an Rhein und Ruhr wird künf-tig unmöglich, wenn deren Betrieb im Widerspruch zur Erreichung der neuen Klimaschutzziele steht. Dem Milliarden-projekt von E.on könnte letztlich die von Rot-Grün anvisierte Wiedereinfüh-

n Nordrhein-Westfalen ist beim Kli-maschutz bundesweites Schlusslicht. Das soll sich nun ändern: Die neue Landesregierung aus SPD und Grünen hat im Koalitionsvertrag ein anspruchs-volles Energie- und Klimaschutzkapitel beschlossen, das den zentralen Forde-rungen der Umweltverbände Rechnung trägt.

Eine Zäsur in der Geschichte des Indus-trie- und Energielandes ist der verein-barte Ausstieg aus der Kohleförderung. Die neue Koalition will den Abbau von Stein- und Braunkohle, der in Nord-rhein-Westfalen über Jahrzehnte hinweg als unantastbar galt, in Zukunft einstel-len. Stattdessen sollen „saubere Energi-en“ Vorrang haben. NRW will als erster Flächenstaat verbindliche Zielvorgaben in einem eigenen Klimaschutzgesetz normieren. Der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Energieeinsparung rücken ebenfalls ins Zentrum der Politik an Rhein und Ruhr. Die drastische Senkung der Treibhaus-gasemissionen und die grundlegende Modernisierung der Energiewirtschaft sollen das bevölkerungsreichste Bundes-land ins Zeitalter der kohlenstofffreien Energieversorgung führen.

Die Deutsche Umwelthilfe entlarvte politische Willkür

Die schwarz-gelbe Vorgängerregie-rung hatte noch versucht, bestehen-des Landesrecht zugunsten einzelner

Nordrhein-WestfalenmachtErnstmitdemKlimaschutz

Die neue rot-grüne Landesregierung läutet das Klimaschutz-zeitalter ein:

Vorrang für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz statt für Braun- und Steinkohle.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Umweltminis-ter Johannes Remmel (Grüne) schmieden Klimaschutzpläne.

Wird das E.on-Kohlekraftwerk bei Datteln zur Industrie-Ruine?

rung der Landesraumordnungsvorgaben zum Verhängnis werden. Aufgrund de-rer hatte schließlich das Oberverwal-tungsgericht dem Dattelner Kraftwerk die planungsrechtlichen Grundlagen im September 2009 entzogen. (jq) o

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ENERGIE UND KLIMA

n Was haben Schalkham, Neckarsulm und Ulm gemeinsam? Alle drei Kom-munen siegten 2010 bei der Champi-ons League für erneuerbare Energien. Im französischen Dunkerque überreichten die Deutsche Umwelthilfe, das Klima-Bündnis und die Zeitschrift Solarthe-men den drei innovativsten deutschen Orten sportlich-feierlich Urkunden und Pokale.

Für ihr großes Engagement im Bereich Erneuerbare Energien ehrten die Ver-anstalter insgesamt zwölf innovative europäische Kommunen bei der Cham-pions League für erneuerbare Energien (RES Champions League). In der Ge-samtwertung erhielten Prato allo Stelvio (Italien) den goldenen Pokal, Schalkham (Deutschland) bekam Silber und Hostětin (Tschechien) Bronze. Die deutschen Städte Neckarsulm und Ulm bekamen in ihrer Klasse für viele mit Solaranlagen bestückte Dächer Gold. Nicht weniger

als 2.600 Kommunen aus Deutschland, Bulgarien, Frankreich, Italien, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn nahmen an dem Wettbewerb teil.

DreimalGoldfürdeutscheKommunen

Finanziert wird die RES Champions League von der Europäischen Union und Organisationen aus sieben Län-dern. (cg) o

n Wer die Komponenten einer Pho-tovoltaik-Anlage ganz aus der Nähe betrachten möchte, kann das bei einer Installationsfirma in Köngen (Kreis Ess-lingen, Baden-Württemberg) tun. Am Firmengebäude wird die komplette Ins-tallation und Verkabelung einer solchen Anlage für Interessenten hautnah de-monstriert. Die Anlage ist an der Fassade angebracht und der hier entstandene Gleichstrom wird von einem Wechsel-richter im Eingangsbereich in Wech-selstrom für das Netz umgewandelt. Er steuert auch das ganze System. Unter den Modulen wurde ein Großdisplay montiert, so dass die Höhe der aktuellen Leistung, die gesamte Einspeisung ins Netz seit Inbetriebnahme der Anlage und die CO2-Einsparung im Vergleich zu fossilen Brennstoffen jederzeit ab-lesbar sind.

Wenn Sie wissen möchten, wer Ihnen eine Solaranlage installieren kann, ru-fen Sie das Solar Lokal-Infotelefon unter 01803 2000 3000 an.

Wenn Sie Ihren Betrieb in einem der Kreise haben, die an SolarLokal teilneh-men, können Sie Ihre Firma bei Solar Lokal registrieren lassen. Als SolarLokal-Handwerker werden Sie Solarstroman-lagen-Interessenten aus Ihrem Kreis als kompetenter örtlicher Ansprechpartner genannt. Darüber hinaus profitieren

SolarstromanlagezumAnfassen

Sie von dem regelmäßigen SolarLokal Infoservice. Voraussetzung für die Re-gistrierung ist der Nachweis, dass Sie zumindest drei Solarstromanlagen ins-talliert haben. (cg) o

Internet: www.solarlokal.de

Die Dynamik ist deutlich: Die Gewinner der RES-Champions-League 2010 auf dem Weg zur Preisverleihung.

Auch an Fassaden –wie hier an der eines Mehrfamilienhauses – können Solaranlagen installiert werden. Die bei SolarLokal registrierten Handwerker beraten gerne.

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ENERGIE UND KLIMA

n Die Störfall-Statistiken sprechen eine klare Sprache: Wenn sie in die Jahre kommen, müssen Atomkraftwerke im-mer häufiger ungeplant vom Netz. Das Katastrophenrisiko wächst. Und je län-ger die Reaktoren laufen, umso mehr hochradioaktiver Müll fällt an, für des-sen Entsorgung es nirgends auf der Welt eine Grabstätte gibt. Atomkraftgegnern genügen diese Tatbestände, um jede Verlängerung von Reaktorlaufzeiten in Deutschland abzulehnen.

Es gibt kein Sowohl-als-auch

Für Atomkraftbefürworter, die sich aber dennoch den von der Bundesregierung beschworenen Übergang in das „rege-nerative Zeitalter“ wünschen, verbreitet die DUH seit Jahren eine ernüchternde Botschaft. Sie lautet: Die Rechnung geht nicht auf. „Wer heute AKW-Laufzeiten verlängert, wird morgen den Vorrang der Erneuerbaren in Frage stellen, weil das Stromsystem sonst nicht mehr funktio-niert“, warnt DUH-Bundesgeschäftsfüh-rer Rainer Baake. Mit anderen Worten: es gibt kein Sowohl-als-auch, sondern nur ein Entweder Oder. Ab einem be-stimmten Ausbaugrad der Erneuerbaren Energien blockieren sich fluktuierend eingespeister Strom aus Wind und Son-ne einerseits und Strom aus Atomkraft-werken mit begrenzter Regelbarkeit andererseits.

Interessanterweise waren es der größte deutsche Atomstromkonzern E.on und der staatliche französische Strommo-nopolist EDF, die 2008 fast als erste auf diesen Zusammenhang hinwiesen. Allerdings nicht in Deutschland, son-dern in Großbritannien. Dort fordern sie eine Begrenzung der Erneuerbaren Energien auf 20 (EDF) bzw. 33 Prozent (E.on) der Stromproduktion, weil Atom-kraftwerke bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren im Strommarkt immer seltener zum Zuge kämen. Sie würden unrentabel.

RegierunginszeniertMachtkampfumAtomkraft

Wissenschaftler bestätigen „Systemkonflikt“ zwischen Atomkraft und Erneuerbaren

Energien. Jede Laufzeitverlängerung bedroht die Energiewende.

Atomstrom wird teuer

Mitten hinein in das Machtspiel um die Reaktorlaufzeiten in Deutschland, bestätigen nun renommierte Wissen-schaftler wie der Flensburger Professor Olav Hohmeyer die DUH-Argumen-tation. Hohmeyer, Mitglied im Sach-verständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung, geht sogar weiter: Im Auftrag des Hamburger Ökostrom-Unternehmens Lichtblick ermittelte der

Wissenschaftler, dass Atomkraftwerke bei einer Laufzeitverlängerung von 28 Jahren nach 2020 insgesamt 15.800 mal kurzfristig abgeschaltet werden müss-ten, um Erneuerbarem Strom Platz zu machen. Die Atomkonzerne müssten wegen der Produktionsausfälle auf Ge-winne in Höhe von 21 bis 80 Milliarden Euro verzichten.

Selbst wenn der heute geltende gesetzli-che Einspeisevorrang für Strom aus Wind und Sonne beendet würde, würde dies wenig ändern. Warum? Weil Kilowatt-stunden aus Sonne und Wind praktisch gratis sind, wenn die Anlagen erstmal stehen. Sie würden selbst den günstig produzierten Atomstrom verdrängen. Angesichts solcher Perspektiven rech-net Hohmeyer damit, dass die Konzerne den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien verdeckt oder offen behindern, wo es nur geht, sobald ihre Reaktoren länger laufen dürfen. (gr) o

Internet:

www.lichtblick.de/uf/Studie_2050_Die_zukunft_der_Energie.pdf

„Die Energieversorgung muss grundlegend modernisiert und die Effizienz massiv erhöht werden.“ Das sagte Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen bei der Eröffnung der Konferenz „Vision 2050 – Perspektiven für Stadtwerke im Energiemarkt“ in Berlin. Eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke würde die geforderte Modernisierung blockieren.

Demonstrieren Sie gegen die Atompolitik!

Am18.SeptemberinBerlin

Die Regierung will die Laufzeiten für

Atomkraftwerke verlängern – und

Ende September darüber entschei-

den. Am 18. September gehen zehn-

tausende Menschen in Berlin auf

die Straße und umzingeln das Re-

gierungsviertel. Demonstrieren Sie

mit für das Ende der Atomenergie!

Internet: www.anti-atom-demo.de

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33welt 3/2010

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34 welt 3/2010

ENERGIE UND KLIMA

n „Wir sehen die Notwendigkeit, dass die Netzinfrastruktur angepasst werden muss“, sagt Klaus Rohmund, Vorsitzen-der der Bürgerinitiative „Keine 380-kV-Freileitung im Werra-Meißner-Kreis“. „Der Stromtransport muss jedoch für Natur und Mensch verträglich sein.“ Rohmund spricht für eine annähernd 700 Mitglieder starke Gruppe.

Freileitung oder Erdverkabelung?

Durch den Werra-Meißner-Kreis führt eine Trassenvariante des Wahle-Meck-lar-Projekts: eine rund 200 Kilometer lange Höchstspannungsleitung, die das niedersächsische Wahle (bei Braun-schweig) mit dem hessischen Mecklar (bei Bad Hersfeld) verbinden soll. Die Freileitungen, gegen die Rohmund ar-gumentiert, würden auf 40 bis 60 Meter hohen Stahlmasten über einer etwa zehn Meter breiten freizuhaltenden Schneise verlaufen. Die Bürger sorgen sich um Folgen für das Landschaftsbild, eine Wertminderung von Grundstücken, um Gesundheitsgefährdungen durch elek-tromagnetische Strahlung sowie um den Naturschutz, da die Trasse Vogel- und FFH-Schutzgebiete berührt.

WindstrominderWarteschleife?

An den deutschen Küsten drehen sich immer mehr Windräder und produzieren sauberen

Strom. Nun drohen transport-Engpässe. Denn der Windstrom muss vom produktionsort hin

zu den Verbrauchszentren gelangen. Die Suche nach geeigneten trassen für solche

Starkstromleitungen, ihre planung und der Bau kosten zeit und stoßen bei Bürgern in den

betroffenen Landschaften auf Widerstand.

In der Hessisch-Niedersächsischen All-gemeinen Zeitung erklärt die Netzbe-treiberfirma Transpower Stromübertra-gungs GmbH, dass die Erdverkabelung ein Vierfaches der überirdischen Leitung koste. Nach Angaben von Transpow-er sind Erdkabel über längere Strecken bisher nicht technisch erprobt. Erfah-rungen liegen bis zu einer Länge von 20 Kilometern vor. Ob beispielsweise die Wärmeableitung aus längeren Erd-kabeln problematisch sein könnte, ist offen.

Umfangreiche planungsarbeiten

Das Energieleitungsausbaugesetz (En-LAG) stuft das Wahle-Mecklar-Vorhaben als „vordringlich“ ein. Die deutsche

Firma Transpower wird diese Leitung bauen. Transpower hat zwei Trassenva-rianten vorgeschlagen:

Eine Planungsvariante, die Osttrasse, führt durch den Werra-Meißner-Kreis, die Westtrasse würde durch die Krei-se Kassel und Schwalm-Eder führen. Von beiden Trassenvarianten betroffen ist der Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Streckenverlauf wird zurzeit per Raumordnungsverfahren geprüft. Wel-che Streckenabschnitte als Freileitung oder als Erdkabel in die Planung einge-bracht werden, steht im Ermessen des Netzbetreibers. Voraussichtlich Anfang kommenden Jahres werden die Landes-behörden ihre Entscheidung bekannt geben.

Die Planung neuer überirdischer Leitungen weckt Widerstand in der Bevölkerung. Die Erdverkabelung

ist jedoch aufwändiger.

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35welt 3/2010

Dem folgt ein Planfeststellungsver-fahren. Hierbei werden Details in der Trassenplanung geklärt. Soweit möglich, sollen die neuen Leitungen entlang be-stehender Stromleitungen oder parallel zu Autobahnen geführt werden. Natur-schutz- und Wohngebiete sollen mög-lichst weit umgangen werden.

Im Planfeststellungsverfahren haben sowohl Anwohner als auch Natur-schutzverbände die Möglichkeit, ihre Positionen einzubringen. Gegen den Planfeststellungsbeschluss, der am Ende steht, können sie klagen. Unter Um-ständen kann sich der Bau dann um Monate oder Jahre verzögern. Für die Bauarbeiten selbst veranschlagt Trans-power zwei Jahre.

Wer trägt die Kosten für teurere Alternativen?

Der Gesetzgeber schreibt beim Bau und Betrieb von Stromleitungen Wirtschaft-lichkeit vor. Das heißt, nur in Sonder-fällen – etwa bei Pilotprojekten – be-steht für den Netzbetreiber überhaupt die Möglichkeit, die Mehrkosten für eine Erdverkabelung an die Stromkun-den weiterzugeben.

Die Wahle-Mecklar-Trasse besitzt Pilot-projekt-Status. Hier können laut EnLAG-Bedarfsplan Erdkabel verlegt werden, sobald die Leitungen 400 Meter nah an Wohnsiedlungen heranreichen. Die Mehrkosten dafür kann Transpower von der Bundesnetzagentur anerkennen las-sen, um sie dann auf die Stromkunden umzulegen.

Egal für welche Trasse man sich ent-scheiden wird, Transpower wird auf be-sorgte Bürger stoßen, die gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden Erdkabel einfordern. Neben der Bürgerinitiative um Rohmund gibt es 19 weitere. Die Namen ähneln sich, so heißt eine Initi-ative „Keine 380 kV-Freileitung im Kreis Hersfeld-Rotenburg“.

Letztlich geht es um Klimaschutz

Ihren Klimaschutzzielen gemäß will die Bundesregierung die Nutzung Erneu-erbarer Energien vorantreiben. Bereits 2005 gab sie bei dem Forschungsinsti-tut dena eine Studie in Auftrag. Damals wurde mit einem Anteil von 20 Pro-zent Windstrom am Gesamtverbrauch Deutschlands gerechnet. Die dena er-mittelte, dass das deutsche Höchstspan-nungsnetz bis 2015 um 850 Kilometer ergänzt und auf weiteren bereits beste-henden 400 Kilometern verstärkt wer-den muss, um eingespeisten Windstrom zum Verbraucher zu bringen. Davon sind bisher nur 90 Kilometer gebaut. Im Herbst 2010 wird die zweite dena-Netzausbau-Studie erscheinen, die mit einem Anteil von 30 Prozent Windstrom an der Stromerzeugung im Zeitraum 2015 bis 2020 kalkuliert. (jk) o

Forum Netzintegration schafft transparenz

Um Bürger mit Vertretern von Be-

hörden oder der Energiewirtschaft

miteinander ins Gespräch zu bringen,

rief die DUh 2008 das Forum Netzin-

tegration ins Leben. ziel des Forums

ist es, der Netzinfrastruktur zu einem

zügigen Ausbau zu verhelfen.

Damit die planungen transparent

werden, lädt das Forum Netzaus-

baufirmen, Umwelt- und Natur-

schutzverbände, Bürgerinitiativen,

Stromnetzbetreiber und Stromher-

steller, kommunale Verbände und

Wissenschaftler zu Diskussions- und

Informationsveranstaltungen ein. An

betroffenen Strecken steht die DUh

den Netzbetreibern, Behörden und

Bürgern moderierend zur Seite. Fach-

vorträge, Workshops und Gespräche

sollen eine möglichst breite Akzep-

tanz schaffen. Einen Fachkongress

organisierte die DUh im Mai dieses

Jahres.

zusätzlich arbeitet das Forum Netz-

integration an einem plan N, der

handlungsempfehlungen an die po-

litik geben wird: Welche Gesetzesän-

derungen sind für einen Netz-umbau

unter Berücksichtigung aller Interes-

sen notwendig? Der plan wird Ende

dieses Jahres vorgelegt.

Internet:

www.erneuerbare-ins-netz.de

Das Forum Netzintegration der Deut-schen Umwelthilfe bringt die Beteilig-ten miteinander ins Gespräch. Dr. Anita Schwaier von der Bürgerinitiative „Wir in der Biosphäre“ und der Geschäfts-führer der 50Hertz Transmission GmbH Wolfgang Neldner diskutieren über die geplante Strecke Neuenhagen-Bertikow.

Derzeit werden in Deutschland Trassen-verläufe für Starkstromleitungen geprüft, zum Beispiel auf der Strecke von Wahle nach Mecklar.

(Quelle: Transpower-Präsentation, Stand 03/2010)

Variantenübersicht trasse Wahle-Mecklar

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36 welt 3/2010

VERKEhR

n „Drei Kilometer Stau am Übergang zwischen B27 und B14“, tönt es im Radio. Der Charlottenplatz ist Engpass, zählt in Baden-Württembergs Metropole zu den meist befahrenen Straßenkreu-zungen. Richtig stickig wird es am Ne-ckartor, wenige hundert Meter nördlich. Hier staut sich der Feierabendverkehr, hier werden nördliche Vororte wie Bad Cannstatt über die sechsspurige B14 mit Stadtmitte und höher liegenden Stadt-teilen der Filderebene verbunden. Am Neckartor misst man die höchsten Fein-staubwerte deutschlandweit.

täglich 70.000 Autos und mehr

„Das ist ein unsäglicher Verkehr, der sich ununterbrochen vorbeiquält“, sagt der Anlieger am Kerner Platz – ein paar Treppenstufen oberhalb der B14. Er habe zudem ein „ständiges Bran-dungsrauschen“ im Ohr. Die Luft sei oft „dieselabgasgeschwängert“, sagt der Mann, der täglich seinen Arbeitstag im Luft- und Lärmtunnel mit Blick auf die autobahnähnliche Straße verbringt. 70.000 Fahrzeuge täglich werden am Neckartor gezählt, im weiteren Verlauf

StuttgartwirdkeinLuftkurort

Das Neckartor in der Stadtmitte Stuttgarts gilt als das „dreckigste Straßeneck“ Deutschlands.

An dem markanten Nadelöhr im talkessel – unweit dem hauptbahnhof – treffen mehrere

Bundesstraßen zusammen. Es gab zeiten, da wurde fast an jedem zweiten tag im Jahr der

EU-Feinstaubgrenzwert (pM10) überschritten.

n von Stefan Jehle

der Cannstatter Straße an der stark be-fahrenen B14 werden es bis zu 100.000.

ADAc bezweifelt die Wirkung von Umweltzonen

Seit 2008 hat auch Stuttgart eine eige-ne Umweltzone. Direkt am Neckartor hat der ADAC-Landesverband seinen Sitz. Sein Sprecher Raimund Elbe lässt verlauten, die Umweltplaketten hätten allenfalls dazu geführt „dass Autofahrer drauf zahlen mussten“. Ergebnisse an

den Messstellen bundesweit würden zeigen: „Für die Umwelt hat sich ei-gentlich nichts geändert.“

Feinstaub-Aktionsplan verschärft

Doch das „dreckigste Straßeneck Deutschlands“ erfährt seit Frühjahr mar-ginal Besserungen. Das Regierungsprä-sidium musste handeln – nach Klagen von Bürgern verdonnerte das Verwal-tungsgericht die Behörde im August

Reich an Lärm und Abgasen: die Cannstatter Straße, Ecke Neckartor.

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37welt 3/2010

VERKEhR

2009, den Aktionsplan gegen zu hohe Feinstaubwerte nachzubessern.

Das Fahrverbot für ältere Autos mit roter Plakette wurde um 18 Monate auf den 1. Juli 2010 vorgezogen. Seit März gilt erneut ein Lkw-Durchfahrtsverbot in Stuttgart. Peter Zaar, Sprecher der Behör-de, macht deutlich: „Die Feinstaubwerte liegen jetzt schon teilweise dramatisch über dem Grenzwert.“

5.000 Autos mit roter Plakette gibt es noch in Stuttgart: davon etwa 2.000 kleine Handwerker-Lkws, die künftig ausgesperrt sind, klagt der Umweltbe-rater der Handwerkskammer, Manfred Kleinbielen. Das seien oft Spezialfahr-zeuge: eine Nachrüstung nicht möglich.

Ist das Lkw-Fahrverbot hilfreich?

Beim Umweltamt der Stadt setzt man vor allem auf das Lkw-Durchfahrtsver-bot. Dadurch ließe sich der Feinstaub

um etwa sieben Prozent reduzieren. Auch kleine Schritte seien wichtig: „Jede Reduzierung ist ein Erfolg“, sagt Ulrich Reuter, Stadtklimatologe beim Umwelt-amt. Die Augenscheinnahme vor Ort lässt freilich nicht erahnen, dass Lkw auf der B14 nicht mehr fahren dürfen. Es scheint an diesem Tag hunderte Lkw-Fahrer zu geben, die Anlieferverkehr der Stadtmitte bedienen.

tempo 30 auf der B14?

Den Grünen im Stuttgarter Gemeinde-rat, seit Juni 2009 stärkste Fraktion, geht das alles nicht weit genug. Sie forderten vergangenes Jahr Tempo 30 auf der B14. Dem hätte das Regierungspräsidium nie zugestimmt. „Wir haben noch viel Wirkungsvolleres erreicht“, sagt derweil Fraktionschef Werner Wölfle. Die Ge-schwindigkeit habe man von 60 auf 50 Kilometer pro Stunde reduziert, gleich-zeitig zwei Überwachungsanlagen in-stalliert: „Damit sank die Geschwindig-keit von faktisch 80 auf tatsächliche 50“.

Wölfle, der auch im Landtag sitzt, legt Wege innerhalb Stuttgarts mit dem Fahr-rad zurück, wenn es sein muss auch entlang der B14: „Als Radfahrer über-nehme ich volle Filterfunktion“, sagt er. Kleinbielen, der Umweltberater der Handwerkskammer an der Heilbron-ner Straße – direkt am Hauptbahnhof – befürchtet zudem eher noch neue Be-lastungen: Selbst das Bauprojekt „Stutt-gart21“ bringe Staub in die Stadt. Die DUHwelt 2/2010 berichtete ausführlich.

Regierungspräsident sieht Grenzen für die Luftqualität

Regierungspräsident Johannes Schmalzl, von Haus aus Jurist, sieht das freilich ziemlich nüchtern: „Das Durchfahrts-verbot ist ein wirkungsvoller Beitrag, die Luftqualität zu verbessern. Aber unsere Erwartungen gehen nicht in den Himmel“, ließ er erst jüngst wissen. Das Regierungspräsidium hatte Beschwer-de gegen den Gerichtsbeschluss vom vergangenen Jahr eingelegt, der Baden-Württemberg zur Nachbesserung des Feinstaub-Aktionsplanes der Landes-hauptstadt aufforderte. Doch der Ver-waltungsgerichtshof in Mannheim be-stätigte das Recht der Bürger auf saubere Luft. Er wies die Beschwerde im August 2010 ab.

Man werde weiterhin zusätzliche Maß-nahmen diskutieren und deren Wirk-samkeit berechnen: „Aber es gibt auch Grenzen. Dass wir bald ein Schild mit der Aufschrift ‚Bad Stuttgart, staatlicher Luftkurort’ aufstellen, ist nicht realis-tisch“, sagt er. Schmalzl hat im Gegen-satz zu den Anliegern im Stuttgarter Tal-kessel einen riesengroßen Vorteil: der Sitz seiner Mammutbehörde ist das In-dustriegebiet von Vaihingen. Vergleichs-weise gut durchlüftet weit droben auf der Filderebene. o

Luftmessstation Neckartor

Die EU-Feinstaub-Grenzwerte

wurden am Neckartor 2005 sage

und schreibe 187 Mal, im Jahr 2006

an 175 tagen und 2007 an 110 ta-

gen überschritten. 89 Mal war das

2008 der Fall. 35 überschreitungen

der pM10-Feinstaubwerte pro Jahr

sind maximal zulässig. 2009 gab

es am Neckartor wieder 112 über-

schreitungen – die erste Jahres-

hälfte 2010 war dies bereits an 68

tagen der Fall. Vergleichbar sind

nur die Berliner Stadtteile Mari-

endorf und Friedrichshain sowie

der Stachus in München oder die

Landshuter Allee der bayerischen

Landeshauptstadt.

Die DUh arbeitet für saubere Luft

Mit ihren Kampagnen „Kein Diesel

ohne Filter“ und „Rußfrei fürs Kli-

ma“ setzt sich die DUh seit zwei

Jahrzehnten für saubere Luft in

den Städten ein. pressearbeit zu

den Umweltzonen und die Beglei-

tung feinstaubgeplagter Anwoh-

ner bei Klagen sind Beispiele für

Aktivitäten. Die DUh fordert ein

sofortiges Scharfstellen der Stutt-

garter Umweltzone, das heißt Ein-

fahrverbote für Lkw und alle pkw

ohne grüne plakette. Außerdem

fordert sie die Ausstattung aller

Baumaschinen mit partikelfiltern

auf der Großbaustelle Stuttgart21.

Stefan Jehle ist freier Journalist.

Er veröffentlicht unter anderem

in der regionalen tagespresse in

Karlsruhe und Stuttgart.

Reich an Lärm und Abgasen: die Cannstatter Straße, Ecke Neckartor.

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38 welt 3/2010

n Regierung und Industrie preisen Elektroautos als ultimative Lösung der Klimaprobleme im Verkehrsbe-reich an. Nur: In den nächsten zehn Jahren werden wir diese Fahrzeuge ausschließlich in wenigen Nischen-anwendungen finden. Selbst die deut-sche Autoindustrie wagte es nicht, Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Autogipfel Ende April auch nur 500.000 reine Elektroautos aus deut-scher Produktion für das Jahr 2020 zu versprechen – das hätte einem Pro-zent des deutschen Autobestandes entsprochen.

Standpunkt

KlimaschutzpolitikaufdemPrüfstand:NochlangerWegfür

dieElektroautos

n von Jürgen Resch

fossilen Energieträgern wie Kohle, Erd-gas und Erdöl stammen. Es grenzt des-halb an Verbrauchertäuschung, wenn so getan wird, als wären Elektroautos morgen verfügbar, per se klimascho-nend, bezahlbar und kostengünstig im Betrieb. Egal, ob Benzin-, Diesel- oder Elektroantrieb – immer entstehen Kos-ten und CO2. Daher müssen diese beim Neuwagenkauf auch gekennzeichnet werden, bei Elektroautos die benötigte Strommenge inklusive der Ladeverluste beim Stromtanken. Der CO2-Ausstoß muss auf Basis des aktuellen Strommixes ausgewiesen werden. Derzeit werden bei Elektrogroßgeräten, bei Glühlam-pen und Pkw-Neuwagen auf Grundlage gesetzlicher Verpflichtungen Angaben zum Energieverbrauch und zum CO2-Ausstoß gemacht. Das muss künftig auch für die – zugegeben anfangs we-nigen – Elektroautos gelten, die dann der größte Einzelstromverbraucher in einem Privathaushalt sein werden.

Prozent des Bestands zu erhöhen und gleichzeitig keine weiteren gesetz-lichen Regelungen zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes der ver-bleibenden 99 Prozent der Fahrzeuge seitens der Bundesregierung getroffen werden, dann ist dies für den Klima-schutz kontraproduktiv.

„Es grenzt an Verbraucher- täuschung, wenn so getan

wird, als wären Elektroautos morgen verfügbar, per se

klimaschonend, bezahlbar und kostengünstig im Betrieb.“

„Wirklich sinnvoll wäre nach französischem Vorbild eine

aufkommensneutral finanzierte Bonus-Malus-Regelung für alle Neufahrzeuge.“

Elektroautos gelten offiziell als CO2-frei. Tatsächlich wird noch auf min-destens 20 Jahre der eingesetzte Strom zu einem erheblichen Teil aus

Was wenige wissen: Der Anteil an Elek-troautos war zu den Anfängen des Au-tomobilzeitalters vor neunzig Jahren mit 30 bis 50 Prozent des Fahrzeugbestandes am höchsten. Er ist seitdem kontinuier-lich gesunken auf aktuell 1.600 zugelas-sene Elektroautos in Deutschland, das entspricht 0,003 Prozent des Fahrzeug-bestandes. Wenn nun Automobilindus-trie und Politik Milliarden an Subventi-onen ausgeben möchten, um bis 2020 den Anteil der Elektrofahrzeuge auf ein

Camille Jenatzy in seinem Elektroauto La Jamais Contente, 1899

Der Lohner-Porsche, Star der Weltausstellung 1900 in Paris

Tesla Roadster: Der Sportwagen mit 252 PS-Elektromotor wird seit 2008 in Serie gebaut.

Billiges Öl setzte dem großen Erfolg der Elektroautos in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Ende.

Jürgen Resch ist Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Die Ein-führung schwefelfreier Kraftstoffe, die Einrichtung von Umweltzonen sowie die Durchsetzung von Dieselruß- Partikelfiltern sind Umwelterfolge, an denen er maßgeblich beteiligt war.

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39welt 3/2010

VERKEhR

n Reifen mit niedrigem Rollwiderstand sind eine gute Wahl. Denn sie mindern die CO2- und Lärm-Emissionen eines Pkw und sind für den Autofahrer sogar kostengünstiger!

Solche Reifen müssen seltener ersetzt werden, denn sie verschleißen langsa-mer. Die Betriebskosten sinken deut-lich, und Ressourcen werden geschont – die Umwelt profitiert! Die einmaligen Mehrkosten beim Kauf amortisieren sich nach einer Laufleistung von ca. 9000 Kilometern. Die Ersparnisse für Kraft-stoff und die lange Lebensdauer der Qualitätsreifen gleichen die höheren Anschaffungskosten bei einer angenom-menen Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern nach einem Zeitraum von ca. sieben Monaten aus.

Label für Reifeneigenschaften kommt 2012

An der Debatte zur Reifenkennzeich-nung auf EU-Ebene wirkte die DUH aktiv mit. Das DUH-Ziel, nämlich eine verbindliche, transparente und europa-weit einheitliche Verbraucherinforma-tion direkt am Verkaufsort, ist in abseh-barer Zeit erreicht.

Die Politik muss hier gegensteuern, und zwar, ohne weitere Steuermit-tel für Demonstrationsprojekte wie den E-Mini und E-Smart zu ver-geuden. Wirklich sinnvoll wäre nach französischem Vorbild eine aufkommensneutral finanzierte Bonus-Malus-Regelung für alle Neufahrzeuge. Autos mit hohem Sprit- bzw. Energieverbrauch wer-den in Frankreich bei der Zulas-sung mit einer Strafsteuer von bis zu 2.600 Euro belastet. Aus diesen Einnahmen wird im Gegenzug der Erwerb von Pkw, die weniger als 90 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstoßen, mit 1.000 bis 2.000 Euro und unter 60 Gramm Kohlendioxid mit 5.000 Euro gefördert.

„Bezahlbare Hybrid-Pkw für den Massenmarkt

fehlen bei den deutschen Autobauern. Immer noch

scheint man hier die Zeichen der Zeit nicht

erkannt zu haben.“

Profitieren von einer solchen Rege-lung würden vor allem Hybridfahr-zeuge – also teilelektrifizierte Per-sonenkraftwagen, die bereits heute serienreif sind und vom Kleinwagen bis zum Transporter die Klimagas-Emissionen um rund dreißig Pro-zent reduzieren. Und die vor allem bezahlbar sind: Honda und Toyota bieten so genannte Vollhybriden in der Golfklasse zwischenzeitlich für 20.000 Euro an. Bezahlbare Hybrid-Pkw für den Massenmarkt fehlen aber bei den deutschen Au-tobauern. Immer noch scheint man hier die Zeichen der Zeit nicht er-kannt zu haben. VW und Porsche verwirklichen die Hybridtechnik bei ihren teuren Supersportwagen Porsche Cayenne und VW Touareg. Sie werben dabei mit noch mehr Power und Testosteron pur. Das ist verbunden mit einem in Wahrheit höheren CO2-Ausstoß als dem der jeweiligen Diesel-Version. o

:

WelcherAutoreifenschontdieUmwelt?

Autoreifen können beim Sparen helfen. Qualitätsreifen mit

geringem Rollwiderstand reduzieren den Kraftstoff-

verbrauch um bis zu fünf prozent.

Die EU-weit einheitliche Reifenkenn-zeichnungspflicht gilt ab November 2012 zunächst für alle neuen Pkw-Reifen und wird in Form eines Labels vorgenommen, das sich im Aufbau an das Energielabel von Elektrogroßgeräten anlehnt. Dabei werden die Parameter ‚Rollwiderstand’ und ‚Nasshaftung’ je-weils in Klassen zwischen A (grün) und G (rot) eingeteilt. Den Parameter ‚Au-ßengeräusch’ stellen drei Wellen dar, wobei ein lauter Reifen drei Wellen er-hält, ein empfehlenswerter leiser Reifen dagegen nur eine.

Neue Reifen fällig? Fragen Sie gezielt nach den Eigenschaften!

Die DUH fordert die Kennzeichnung aller Reifen – auch die der Erstausstat-tung beim Fahrzeugkauf. Zudem muss die Bundesregierung sicherstellen, dass spätestens ab November 2012 alle Rei-fen-Label korrekt dargestellt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Hersteller oder Händler das Energiela-bel frei gestalten und als Marketingin-strument nutzen. Der Sinn der neuen EU-Verordnung wäre verfehlt und der Verbraucher in die Irre geleitet. (ag) o

Internet: www.duh.de/2616.html

Die visuelle Gestaltung des Labels hat das EU-Parlament bereits beschlossen:

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40 welt 3/2010

KREISLAUFWIRtSchAFt

n Hersteller von Einweg-Getränkever-packungen überfluten den Markt mit neuen Untersuchungsergebnissen über Umweltauswirkungen von Getränkever-packungen. In den vergangenen Mo-naten präsentierte die Einweg-Verpa-ckungsindustrie Ökobilanz-Studien von PET-Einwegflaschen und Getränkedo-sen. Die Studien kamen zu dem angeb-lichen Ergebnis, dass die untersuchten Einwegverpackungen aus ökologischer Sicht mit umweltfreundlichen Mehrweg-flaschen mithalten können. Unter Auf-wand hoher Summen für Werbung und Lobbyarbeit behauptet die Dosen- und Plastikflaschenindustrie nun, ihre Ein-wegverpackungen seien auf Augenhöhe mit Mehrweg.

Ökobilanzen sind nur so gut wie die zu Grunde liegenden Annahmen

Tatsächlich kommt bei einer genauen Betrachtung der Studien heraus, dass Mehrweg nach wie vor Einweg über-legen ist. Durch die Vorgabe realitäts-fremder Annahmen wurden in den von der Einwegindustrie beauftragten Untersuchungen die Ergebnisse für die jeweiligen Einwegverpackungen positiv beeinflusst. Durch niedrige Mehrweg-Umlaufzahlen, nicht nachvollziehba-re Transportentfernungen und gezielte Nichtberücksichtigung schwerer Ein-wegflaschen wurden beispielsweise in

DieMärvonderökologischenEinwegflascheDie DUh kritisiert die Veröffentlichung interessengesteuerter Ökobilanzen und fordert

vom Bundesumweltministerium eine neutrale Neubewertung von Getränkeverpackungen.

der Ökobilanz der Kunststoffindustrie PET-Einwegflaschen schön gerechnet. Korrigiert man die realitätsfernen Annah-men mit realen Marktdaten der Branche und vergleicht relevante Marktsegmen-te miteinander, so haben Mehrwegfla-schen nach wie vor die Nase vorne. Sogar unter den in der Studie für PET-Einweg sehr günstig getroffenen Annah-men schneiden PET-Mehrwegflaschen in allen und Glas-Mehrwegflaschen in drei von vier Produktgruppen in Punkto Umweltauswirkungen besser ab.

Ziel der Einweg-Industrie ist es, politi-sche Maßnahmen zum Schutz der um-weltfreundlichen Mehrwegsysteme, wie beispielsweise eine Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen, zu ver-hindern. Geschönte Ökobilanzen sollen deshalb Einweg-Flaschen und Dosen salonfähig machen. (tf) o

Glas-Mehrwegflaschen werden

bis zu 50 Mal wiederbefüllt. Nach

ihrer Aussortierung dienen sie als

Rohstoff für neue Flaschen. So tra-

gen sie zur Schonung natürlicher

Ressourcen und zur Abfallreduzie-

rung bei. Wer Abfall vermeiden

will, ist mit dieser Flasche am bes-

ten beraten.

Einwegflaschen aus plastik wer-

den nach einmaligem Gebrauch zu

Abfall. Für jede weitere Abfüllung

von Getränken muss eine neue

Verpackung her – eine maßlose

Verschwendung von Energie und

Ressourcen. Dies gilt für Einweg-

flaschen, die am pfandautomaten

zurückgegeben werden, genauso

wie für die pfandfreien. Beide be-

stehen meist aus dem Werkstoff

polyethylenterephthalat, kurz pEt.

Aus den geleerten Einwegflaschen

entstehen produkte wie textilfa-

ser oder Kugelschreiber. Diese

landen nach ihrer Nutzung in der

Regel wiederum in Verbrennungs-

anlagen.

Was passiert mit einer leeren Getränkeflasche?

Die Mehrwegflasche aus Glas ist eine vorbildliche Kreislauf-verpackung.

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41welt 3/2010

KREISLAUFWIRtSchAFt

n Die DUH rät Verbrauchern von der schnellen Dosen-Erfrischung ab. Denn unter ökologischen Gesichtspunkten zählt die Dose nach wie vor zu den absoluten Schlusslichtern unter den Getränkeverpackungen. Dosen wer-den nach einmaliger Benutzung nicht wiederbefüllt und damit zu Abfall. Die leeren Dosen werden dank des Pfandes auf Einweggetränkeverpackungen zwar zu einem Großteil gesammelt, doch werden sie kaum zur Herstellung neuer Dosen verwendet. Laut einer aktuellen Studie vom Heidelberger Ifeu-Institut enthält eine Weißblechdose weniger als sechs Prozent gesammelte und recycelte Dosen – eine Aluminiumdose gar keine

ÖkologischeAbwärtsspirale–GetränkedosensindeinRessourcengrab

Bei Netto und penny stehen seit Anfang Juni wieder Getränkedosen in den Regalen.

Als Begründung nennen die Discounter Kundenwünsche. Ausschlaggebend dürften jedoch hohe

prämien für die Listung der Getränkedosen und günstige preise im Einkauf sein.

Anteile. Von einem geschlossenen Ma-terialkreislauf also keine Spur.

Mehrwegflaschen bieten eine nachhal-tige Alternative zu den „Ex und Hopp“-Dosen. Denn Abfall vermeiden ist die beste Strategie! Laut einer Umfrage unter 147 Brauereien werden Glas-Mehrweg-flaschen meist zwischen 40 und 60 Mal wiederbefüllt, bevor sie recycelt werden und als Material für neue Glasverpa-ckungen dienen.

Seit Mai 2010 werden Coca-Cola und Coca-Cola Zero neben der 0,33 Liter Dose auch in 0,25 Liter Dosen abge-füllt. Pro Liter Getränk müssen mit der kleineren Dose also vier statt drei Dosen

produziert werden. Hinzu kommt: Nach Messungen der DUH wiegt die neue und deutlich kleinere Dose gleich viel wie die traditionelle 0,33 Liter Dose.(tf) o

ChemiecocktailinLebensmitteln

Müsliriegel und Reiswaffeln können Druckchemikalien enthalten.

Die DUh fordert einen wirksamen Schutz der Gesundheit von Verbrauchern.

n Zahlreiche in Deutschland verkaufte Lebensmittel waren mit Druckchemi-kalien belastet. Dies ist das Ergebnis aktueller Anfragen der Deutschen Um-welthilfe bei Bundes- und Ländermi-nisterien.

Insgesamt wurden bis heute zwölf un-terschiedliche Druckchemikalien in Lebensmitteln nachgewiesen, welche durch Migration oder Abrieb von den Verpackungen auf die Füllgüter überge-gangen waren. In mindestens fünfzehn Fällen wurden so hohe Konzentratio-nen an chemischen Drucksubstanzen festgestellt, dass die Produkte zurück-gerufen oder gesperrt wurden. Einige Lebensmittel waren sogar mit mehre-ren so genannten Photoinitiatoren zur Aushärtung der Druckfarbe belastet. So enthielt eine Bio-Reiswaffel einen Cock-

tail von insgesamt sechs unterschiedli-chen Druckchemikalien. Betroffen ist eine breite Palette von Produkten wie Müslis, Haferflocken, Mehl, Tütensup-pen, Cornflakes, Müsliriegel oder Reis-waffeln.

Die Problematik ist bekannt. Bereits seit 2006, als die DUH durch Analysen von Getränkekartonprodukten die Belastung von Lebensmitteln durch die Chemika-lie ITX (Isopropylthioxanthon) öffentlich machte, besteht dringend Handlungs-bedarf. Für lediglich zwei der zwölf in Lebensmitteln festgestellten Druckche-mikalien liegen dem Bundesministeri-um für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausreichend genaue Risikobewertungen für Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit vor. Die in Lebensmitteln entdeckten Druck-

chemikalien legen einen Graubereich offen, in welchem die Verpackungsin-dustrie scheinbar ungehindert Stoffe ein-setzen kann, über deren gesundheitliche Auswirkungen keine Aussagen möglich sind.

Deshalb fordert die DUH umgehend die Erstellung von Positivlisten mit zugelas-senen Drucksubstanzen und die ver-bindliche Festlegung von Höchstmen-gen für den Übergang auf Lebensmittel. Darüber hinaus müssen Drucktechniken eingesetzt werden, bei welchen es zu keinem Kontakt zwischen der Außen- und Innenseite der Verpackung kommt. (tf) o

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42 welt 3/2010

hAND IN hAND

n Schwester Esther Buberwa, die Schul-leiterin, schreibt hierzu in diesen Tagen:

„Die Mädchen sind sehr dankbar und froh, sie ernten die Früchte der Großzü-gigkeit aus dem Hand in Hand-Fonds. Die Waschräume und Duschen der Schule sind verbessert worden und es gibt nun eine Waschküche. Außerdem wurden zwei große Gemüsespeicher für die ganzjährige Lagerung von Le-bensmitteln eingerichtet, der ohne chemische Substanzen auskommt. Als nächstes möchten wir den Bau der Toiletten und den Ausbau des Speise-saals angehen.“

Den Schülerinnen bleibt es nun erspart, sich unter freiem Himmel zu waschen. Auch müssen sie nicht mehr täglich in den frühen Morgenstunden Wasser auf

ihrem Kopf herbei schleppen. Durch das gemeinsame Abflusssystem für Wasch-küche und Sanitäranlagen gelangen kei-ne Abwässer mehr auf die Grünflächen und Wege, das beugt der Verbreitung von Krankheitserregern vor.

Die Hekima Mädchenschule bei Buko-wa in Tansania befindet sich in der Nähe eines Anbaugebietes für Rapunzel-Kaf-fee. Einige Töchter von Mitarbeitern der Kagera Cooperative Union (KCU) gehen dort zur Schule.

Bildung für Mädchen ist in Afrika eine Ausnahme

Insbesondere für Mädchen ist es in den armen Regionen von Tansania keine Selbstverständlichkeit, eine Schulaus-bildung zu erhalten. Dank des herzli-

EndlichIhr Wasser transportieren die Schülerinnen der hekima Mädchenschule in tansania nicht

mehr über weite Strecken auf dem Kopf. Es gibt auch ein neues Lagerhaus für Gemüse.

Mit hilfe von Fördermitteln des hand in hand-Fonds konnte die Schule Waschräume, ein

Waschhaus und einen Gemüsespeicher bauen.

chen Engagements von Schwester Esther Buberwa, Ordensschwester und Leiterin der Schule, haben dort mittlerweile etwa 400 Mädchen die Möglichkeit dazu.

fließendes Wasser!

Der Waschtag ist Teil des Schullebens.

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AND IN HAND-FONDS

Deutsche Umwelthilfe & Rapunzel Natu

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hAND IN hAND

fließendes Wasser!

„Wenn Afrika ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Erfolg haben soll, dann braucht es gut ausgebildete Frau-en“, sagt Schwester Esther. Seit 2003 – damals waren es noch ca. 40 Schüle-rinnen – unterstützt der Hand in Hand-Fonds die Schule und konnte somit den Bau eines Klassenzimmers und dessen Ausstattung sowie die Anschaffung einer kleinen Bücherei ermöglichen.

2006 konnte die Schule mit Hilfe des Fonds ein Feld erwerben, auf dem die Mädchen nun ihr eigenes Gemüse öko-logisch anbauen, wie z. B. Kohl, Spinat, Auberginen und Karotten. Immerhin müssen täglich 467 Schüler und Lehrer verköstigt werden. Zusätzlich werden die Mädchen geschult, den Boden mit natürlichen Methoden zu düngen und Schädlinge umweltfreundlich zu be-kämpfen.

Seit 1998 besteht der hand in hand-Fonds

als Gemeinschaftsprojekt von Rapunzel

Naturkost und der Deutschen Umwelt-

hilfe. Bis Mitte 2010 unterstützte er rund

um den Globus 112 projekte in 30 Ländern

finanziell und mit Fachwissen.

In der Anfangsphase des Fonds waren

die Förderprojekte eng mit den handels-

beziehungen von Rapunzel Naturkost

verbunden. Sie zielen darauf, die Lebens-

bedingungen der Menschen in den An-

baukooperativen zu verbessern und ihren

Kindern Bildungschancen zu ermöglichen.

Mittlerweile hat der hand in hand-Fonds

sein Förderprofil erweitert. Er unterstützt

weltweit gemeinnützige Vorhaben von

Nichtregierungsorganisationen, die zu

seinem traditionellen themenspektrum

passen: Nach wie vor geht es darum,

selbstverantwortliche Gemeinschaften zu entwickeln, die

sozial und ökologisch nachhaltig handeln können. Fairer

handel, Natur- und Klimaschutz, Einkommen und Ernäh-

DerHandinHand-FondsstehtfürglobaleGerechtigkeit

rung durch ökologische Landwirtschaft,

die Förderung von Frauen, die Verbesse-

rung von Grund- und Umweltbildung, der

zugang zu sauberem Wasser und die Eta-

blierung einer nachhaltigen Energiever-

sorgung auf Basis erneuerbarer Energien

stehen im zentrum der Förderaktivitäten.

Damit ist der Fonds ständig in den Fel-

dern aktiv, die auch die Vereinten Na-

tionen als entscheidend erachten, um

weltweite Gerechtigkeit herzustellen: In

ihren Millenniumszielen aus dem Jahr

2000 bekennen sich die Staats- und Re-

gierungschefs zu ihrer Verantwortung,

über eine Milliarde Menschen weltweit

aus bitterster Armut zu befreien und

globale Umweltprobleme wirksam an-

zugehen.

Für die Deutsche Umwelthilfe ergänzt die-

ser langfristig angelegte, internationale Arbeitsbereich den

Rahmen ihrer vorwiegend auf nationaler Ebene angesie-

delten Naturschutzaktivitäten in sinnvoller Weise. (eb,jk)

Die Dokumentaion steht im Internet unter www.duh.de zum herunterladen bereit und ist kostenlos erhältlich bei:

DUh Umweltschutz-Service Gmbh, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, tel. 07732-99 95 18

Die 28-seitige Broschüre stellt Förderschwerpunkte und Pro-jekte des Hand in Hand-Fonds vor und erklärt die Vision, bei der Umsetzung der UN-Millen-niumsziele mitzuwirken.

Die Erfolgsgeschichte wird damit also fortgeschrieben – als nächstes Projekt wird der Bau eines Speisesaals in Angriff genommen. Bis dato nehmen

die Schülerinnen und ihre Lehrer mit Schwester Esther ihre Mahlzeiten im Freien sitzend ein, bei Hitze, Wind und Regen! (eb) o

Der Waschtag ist Teil des Schullebens.

Die Mädchen erhalten eine Grundbildung, die auch den biologischen Gemüseanbau umfasst.

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44 welt 3/2010

Gerd Rosenkranz

DUh INtERN

n „Bei uns geht es um Zahlen und Fakten. Der Umgang mit Zahlen hält auf alle Fälle fit und bedeutet für mich auch eine Form von Kreativität. Immer wieder ändern sich Gesetze und Steu-ersätze. Weiterbildung ist deshalb ein Muss.“ Silke Maurer, Leiterin der DUH-Buchhaltung, spricht ruhig und deutlich. „Ich würde ungern Abrechnungen für einen Pelztierhändler machen müssen. Bei der DUH arbeite ich an etwas Sinn-vollem.“ Hochkonzentriert arbeiten sie und ihr Team mit zum Teil hohen Pro-jektsummen, bei denen Fehler in der Abrechnung viel Arbeit nach sich ziehen würden.

Große Sorgfalt hegen die DUH-Buch-haltungsprofis auch im Umgang mit Spenden. Als gemeinnütziger Verein darf die DUH selbst Spendenbeschei-nigungen ausstellen. Deshalb prüft das Finanzamt durch unangekündigte Kon-trollen immer wieder, ob Spenden ord-nungsgemäß verbucht und verwendet wurden.

BlickhinterdieKulissenSie stehen nicht im Rampenlicht, aber ohne sie geht nichts.

Während projektmitarbeiter und pressesprecher den Verband ständig nach außen vertreten,

leistet das DUh-Buchhaltungsteam in Radolfzell eine ebenso unentbehrliche Arbeit.

Viele projekte, viel Bewegung

Immer wenn Rechnungen anfallen, kommen die Buchhalterinnen mit den übrigen Kollegen in Kontakt. Sie beglei-ten jedes Projekt von Anfang bis Ende. Ihre strengen Rückfragen werden von al-len geschätzt. Denn schließlich dienen sie dem wichtigen gemeinsamen Ziel, korrekte Projektabrechnungen und die zweckgebundene Verwendung aller fi-nanziellen Mittel zu gewährleisten. Die-se müssen wiederum der Prüfung durch das Finanzamt und die Zuschussgeber Stand halten.

Dank der Kostenstellen können in der DUH alle Einnahmen und Ausgaben be-stimmten Projekten zugeordnet werden. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt kann so-mit die finanzielle Seite eines Projekts „bilanziert“ werden.

Keine Information geht an der Buchhaltung vorbei

Egal, ob Workshop oder Pressekonfe-renz, Reise- oder Druckkosten, alles muss abgerechnet werden. Die Zahlen

spiegeln die Aktivitäten des Verbandes wider. Deshalb kennt kaum jemand die DUH so gut wie die Kolleginnen von der Buchhaltung. „Dass die DUH ständig in Bewegung ist, dass neue Projekte und Mitarbeiter hinzukommen, ist bei uns natürlich spürbar. Die Arbeitsmenge wächst und trotzdem müssen wir den Überblick behalten.“ (cg) o

In der Deutschen Umwelthilfe und in der DUH Umweltschutz-Service GmbH gibt es stets viel Zahlenwerk. Jutta Abel, Dagmar Lehmann, Kirsten Thel (vlnr hinten); Silke Maurer, Tina Hellwig, Christel Löffel (vlnr vorn)

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Die Jahresberichte informieren über Inhalte und Finanzierung der DUH-Arbeit. Sie können im Internet unter www.duh.de kostenlos heruntergeladen werden.61

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DUHmarkt

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DUh INtERNDUh INtERN

Ihre Bestellung direkt per telefon: 07732 999518

DUHmarkt

Naturreiseführer aus dem Naturerbe Verlag Jürgen Resch:

Elbtalaue, Landschaft am großen Strom F. Neuschulz, W. Plinz, H. Wilkens, 154 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 2002, E 12,00 Bestell-Nr: 20311

Dietmar Nill/Björn Siemers 128 Seiten, zahlreiche beeindruckende Fledermausaufnahmen und viele Praxistipps zum Beobachten und Schützen, BLV Verlag E 12,95 Bestell-Nr: 2071

Fledermäuse – Das Praxisbuch

Bodensee, Naturreichtum am Alpenrand A. Bernauer, H. Jacoby, 126 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 1994, E 12,00 Bestell-Nr: 2026

Informationsblätter:Die sechsseitigen Informationsblätter behan-deln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage.

● Energiesparlampen● Treibhaus Erde● Erfolge und Defizite im Vogelschutz● Biber ● Hornissen ● Spinnen● Libellen ● Rettet die Wale● Soziale Faltenwespen● Kleinwale in Nord- und Ostsee● Grundwasser● Aktion Biberschutz ● Lebendiger Neckar ● Lebendige Elbe● Energie aus lebendigen Wäldern● Lebendige Werra● Lebendige Radolfzeller Aach ● Lebendige Donau ● Lebendige Weser

Atlas der Globalisierung spezial. KlimaLe Monde diplomatique (Hrsg.), broschiert, 96 Seiten, über 100 farbige Karten und Schaubilder, taz Verlag, 2008 E 10,00 Bestell-Nr: 2047

„Dieser Atlas ist einzigartig. Er zeigt die globalen Wirkungen unseres Handelns, und er zeigt, wie wir anders leben, produzieren und transportieren können. Wer aktiv sein will, findet hier seine Pflichtlektüre. Gleich morgen früh.“(Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen)

CD: Walestimmen CD Musikverlag Edition Ample. Gesänge und Rufe aus der Tiefe mit Walbeschreibungen und Bildern im Heft. 17,95 Bestell-Nr: 4001

Ackermann Kalender – Eisbären 2011Majestätische und humorvolle Aufnahmen des größten Landraubtieres der Erde, im Querformat mit Eintragekalendarium. Ackermann Kunstverlag, München

Format: 45 x 33 cm 14,95 zzgl. 3,90 Versandkosten Bestell-Nr: 7200

Ich bestelle folgende Artikel:Bestell-Nr. Stückzahl

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DUH Umweltschutz-Service GmbHFritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732 9995-77

3/2010

Widerrufsrecht: Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen bei der Bestell-adresse widerrufen werden. Es genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Ich bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift.

Datum/Unterschrift

Ein zweiseitges Informationsblatt „Winterhilfe für Fledermäuse“ steht auf unserer Internetseite kostenlos zum Download bereit: www.duh.de/fledermaeuse.html

Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Die Versandkostenpauschale für die hier angebotenen Produkte beträgt 3,50,

wenn nicht anders angegeben.

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MENSchEN FüR NAtUR

n Um es vorwegzunehmen: ein Natur-garten ist nichts für Faulenzer und Dolce Vita Freunde. Vielfältige Naturerlebnis-se stellen sich erst durch die ordnende Hand des Gärtners ein, der ein Mosaik von Lebensräumen schafft. Das heißt rupfen und zupfen und immer wieder beobachten und Zwiesprache mit den Schützlingen halten, um zu verstehen, an welchen Standorten sie sich wohl-fühlen.

Die schöne Wilde und das kleine Monster

„Wo nix wächst, wächst Akelei“, sagt ein altes Sprichwort und wird der Schön-heit dieser Pflanze nicht gerecht. Helga Thielcke ist stolz auf ihre anspruchs-losen Gartenstreuner, die sich fleißig vermehren. Allerdings betreibt sie Gen-manipulation, indem sie verschiedene Blüten abzwickt, damit die erwünschten Farbstellungen sich durchsetzen. Zwi-schen den Akeleien schlängeln sich

Ackerwinden, die sich unterirdisch mit meterlangen Wurzeln aus-

breiten. Im Vorbeigehen befreit Helga Thielcke

einen Strauch von der Schlingpflanze.

Gärtner, die versu-

Lebens(t)raum GartenIn ihrem liebevoll gepflegten Garten in Möggingen bei Radolfzell am Bodensee besuchte

ich kürzlich Dr. helga thielcke, die Frau des verstorbenen DUh-Gründers und

langjährigen Vorsitzenden professor Dr. Gerhard thielcke. Sie lebt in einem

haus mit Garten, das sie einst mit ihrem Mann und ihren drei töchtern bewohnte.

chen die Wurzeln auszugraben, weiß sie zu berichten, tragen unfreiwillig zur Vermehrung bei, wenn sie nicht alle Pflanzenteile verbrennen. Die promo-vierte Biologin tröstet sich damit, dass die hübschen Blüten neben Wildbienen

auch dem geschützten Bunteulchen und dem Windenschwärmer nutzen. Die Monsterraupe (Foto) dieses großen Wan-derfalters (Foto) aus Nordafrika ernährt sich ausschließlich von der Ackerwinde.

n von Annette Bernauer

offene Wasserbehälter werden immer wieder zur tödlichen Falle für

kleine tiere wie Eidechsen, Maulwürfe oder junge Vögel. Ein Stückchen

Styropor, stabilisiert mit einem festgebunden Stein an der Unterseite,

wird zur Rettungsinsel und Ausstieghilfe.

Efeu ist leichter zu „beherrschen“ wenn nach der Blüte die Fruchtstän-

de abgesammelt werden. So kann der wuchsstarke haftwurzler z. B.

an einer Ecke der hausfassade gehalten werden. Fleißiges zurück-

schneiden ergibt ein dichtes Vogelversteck und beliebten Brutplatz.

Wer Blattläuse nicht dulden mag, z. B. auf seinen Stangenbohnen,

kann einen Sud aus Brennnessel und Regenwasser (ca. sechs Stunden

ziehen lassen) spritzen. Meist sind die Blattläuse schon nach einmaliger

Behandlung verschwunden.

Wildpflanzen können in Kombination mit Kulturpflanzen dekorative

und widerstandsfähige Blütenteppiche bilden.

Wer die putzmunteren Distelfinken zu sich in den Garten holen will,

muss ihnen den tisch mit Sonnenblumen decken. In helga thielckes

Garten erwiesen sich Schmuckkörbchen (cosmea, oben links) mit ihrem

samenreichen Fruchtstand als Leckerbissen für die bunten Samenfein-

schmecker.

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Kleine tipps – große Wirkung

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47welt 3/2010

MENSchEN FüR NAtUR

n Bildnachweis: Titelseite: Europäischer Nerz/Florian Möllers; S. 3: A. Busch (o), R. Sturm/Pixelio (m), joujou/Pixelio (u); S. 4: Pitopia/e.g., 2010 (o), D. Hase (m.l.), A. Litke/Pixelio (m.r.), DUH-Archiv (u); S. 5: GNF-Archiv (o.l.), F. Möllers (o.r.), S. Jehle (m), A. Bernauer (u); S. 6: dpa; S. 7: S. Klaus (o),Yoky/wikimedia commons (u); S. 8: Lightcycle Retourlogistik und Service GmbH; S. 10: Pitopia/ S. Hartmann/2008 (o), H. Bäsemann/Naturfoto-Online (u); S. 11: Pitopia/P. Jobst/2007 (o), A. Frost/wikimedia commons (m), R. Hahn (u); S. 12: H. Bäsemann/Naturfoto-Online (o), Pitopia/H. Esser/2009 (m), R. Dirscherl/Naturfoto-Online (u); S. 13: D. Andress/wikimedia commons; S. 14: O. Hahn/hahnfilm (2 o), H. Werner (m), B. Peinti (u); S. 15: S. Ernst/Naturfoto-Online (o frei), D. Hase (o, m.r., u), Landschafts-förderverein Oberes Rhinluch e.V. (2 m.l.); S. 16: U. Grabowsky/Photothek.net/BMU; S. 17: First Solar; S. 18: Büro am Fluss; S. 19: S. Koschinski/Fjord&Baelt; S. 20: C. Damm (o), NABU Naturschutzstation (u); S. 21: I. Wittig/DUH; S. 22 bis 27: GNF-Archiv; S. 25: S. Schulz (u); S. 28/29: F. Möllers; S. 30: die Klima-Allianz (o), Staatskanzlei NRW/R. Sondermann (m), Hennesd/Pixelio (u); S. 31: Nöhren/Pixelio (o), Y. Regnier (u); S. 32: T. Trutschel/Photothek.net/BMU; S. 34: klaas-hartz/Pixelio (o), K. Rohmund (u); S. 35: J. Gensheimer; S. 36/37: S. Jehle; S. 38: B. Dietl (o), wikimedia commons (2 m), fogcat5/wikimedia commons (u); S. 39: P. -G. Meister/Pixelio; S. 40/41: DUH-Archiv, B. Kleemann/DUH, A. Morlok/Pixelio (S. 41 o); S. 42/43: Hand in Hand-Fonds; S. 44: C. Göcke/DUH; S. 46/47: A. Bernauer/DUH; S. 47: O. Schneider/Pixelio (m.r.)

DUH-Naturreise2010nachBerlin

n Sonntag, 28. November bis Mittwoch, 1.Dezember 2010

n Anmeldeschluss: 1. oktober 2010 (Teilnehmerzahl ist begrenzt!)

n Unterbringung: Motel one am Alexanderplatz, Berlin-MItte

n Reisekosten: 290 Euro pro person im Doppelzimmer

(Im Preis enthalten sind die Übernachtungen mit den im Programm angegebenen Mahlzeiten, inkl. Erfrischungsgetränken, Führungen und Transfer zwischen den Exkursionsorten.)

Weitere Informationen und Reiseunterlagen:

Annette Bernauer, Initiative „Menschen für Natur“ Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell

Raubtiere und opernsänger

In einer feinsandigen sonnenexpo-nierten Ecke des Gartens haben sich Ameisenlöwen angesiedelt. Das sind die rund einen Zentimeter großen Lar-ven der Ameisenjungfer, eines eher unspektakulären Netzflüglers, der sich den Lebensraum Sand erschlossen hat. Ameisenlöwen lauern im Zentrum von selbst erbauten Fangtrichtern auf Beute-tiere. Wenn sich was in der Falle regt, werfen sie mit Sandkörnern nach dem Opfer, greifen es blitzschnell mit ihren Kieferzangen und ziehen es hinab. Ganz

schön gruselig in dieser Ecke des Gar-tens! Für diese Vorführung opferte Frau Thielcke ein paar Waldameisen, deren Bau schon seit einigen Jahren neben dem Gartenweg steht. Ameisen, die sich hervorwagen, laufen auch Gefahr, Beute der Amsel zu werden. Sie brütet direkt im dichten Efeugeflecht an der Terrasse.

Wo sich natürliche Vielfalt einstellt, wer-den Naturerlebnisse frei Haus geliefert. Egal ob Balkon oder Garten: Schmetter-linge und Insekten sind kleine Wunder-dinger, die sich schnell einstellen und den Gärtner belohnen. o

EssindnochPlätzefrei!

Eine überraschende Vorführung ist die „Löwenfütterung“.

Eine künstliche Nisthilfe gibt Helga Thielcke die Gelegenheit, die Entwicklung der Wildbienen zu beobachten.

Die mächtige Pflanze neben Annette Bernauer ist eine Königskerze. Ist sie verblüht, kann ihr Markstengel noch der Dreizahn-Mauerbiene zur Eiablage dienen.

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Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Fax: 07732-9995-77

Sie können auch über unsere Internetseite Mitglied des Förderkreises werden:

www.duh.deSpendenkonto: 81 90 002 BLZ 370 205 00Bank für Sozialwirtschaft Köln

Ja!

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Mein monatlicher Beitrag: E 5,-- E 10,-- E 20,-- E

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Tel. 07732-9995-60 E-Mail: [email protected]

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