E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an

3
E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an Bei der Neuauflage der Tests der E-Card sollen die Feh- ler der ersten Testphase vor fünf Jahren vermieden werden. Klare Zielvorgaben, eine enge Einbindung der Ärzte und eine unabhängige Evaluation könnten den Erfolg bringen. Ein Selbstläufer wird die Sache trotz- dem nicht. In diesen Tagen beginnt in den beiden Testregionen für die ers- ten Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) die Rekrutierung der teilnehmenden Ärzte und Krankenhäu- ser. Im vierten Quartal 2014 sollen die Tests des sogenannten Online-Rollouts Stufe 1 (ORS-1) starten. Zur Erinnerung: Es wird zwei große Testregionen geben, eine Region Nordwest in Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und eine Region Südost in Bayern und Sachsen. In beiden Regionen sollen jeweils 500 Ärzte an den Tests teil- nehmen, dazu fünf Krankenhäuser. In Bayern und Sachsen wird der Test von einem von T-Systems geleiteten Industriekonsorti- um durchgeführt, an dem von Seiten der Praxis-IT-Hersteller medatixx, Psyprax, iSoſt und Frey sowie Open Limit SignCubes als Konnektorhersteller beteiligt sind. Im Nordwesten engagie- ren sich CompuGroup Medical und Booz gemeinsam mit dem Konnektorhersteller KoCo Connector. Weitere beteiligte Pra- xis-IT-Hersteller sind Hasomed und Psyprax. Viele Lektionen aus dem Desaster Die ersten eGK-Tests im Jahr 2007/2008 führten bekanntlich dazu, dass Ex-Gesundheitsminister Philipp Rösler Anfang 2009 ein Moratorium für die eGK erklärte. Zu den Problemen dieser Testphase zählten unter anderem eine viel zu geringe Zahl an Testfällen, ein zu komplexes PIN-System und eine katastrophale Akzeptanz bei den Ärzten. Damit es diesmal anders wird, wurde an einer ganzen Reihe von Stellschrauben gedreht. So beschränkt man sich zunächst auf relativ einfache Anwendungen. Die Online-Aktualisierung der Versichertenstammdaten mag bei den Ärzten unbeliebt sein. Technisch und organisatorisch ist sie aber schon deswegen be- herrschbar, weil sie ohne PIN-Eingabe des Patienten vonstatten geht und auch vom Arzt keine über das Stecken der Karte hin- ausgehende Tätigkeit erfordert. Die zweite ORS-1-Anwendung, die qualifizierte elektronische Signatur der Ärzte mittels elektronischem Heilberufsausweis, ist gar keine Anwendung im eigentlichen Sinne, sondern ein Ba- sisdienst. Er kann etwa bei elektronischen Arztbriefen, Kont- Bei den Online-Tests soll alles in Se- kundenschnelle gehen: Zielvorgabe für den Abgleich der Versicherten- stammdaten auf der E-Card sind sieben Sekunden Erstveröffentlichung Ärztezeitung online Februar 2014 50 best practice onkologie 2 2014 Praxis- und Krankenhausmanagement

Transcript of E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an

Page 1: E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an

E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an Bei der Neuauflage der Tests der E-Card sollen die Feh-ler der ersten Testphase vor fünf Jahren vermieden werden. Klare Zielvorgaben, eine enge Einbindung der Ärzte und eine unabhängige Evaluation könnten den Erfolg bringen. Ein Selbstläufer wird die Sache trotz-dem nicht.

In diesen Tagen beginnt in den beiden Testregionen für die ers-ten Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) die Rekrutierung der teilnehmenden Ärzte und Krankenhäu-ser. Im vierten Quartal 2014 sollen die Tests des sogenannten Online-Rollouts Stufe 1 (ORS-1) starten. Zur Erinnerung: Es wird zwei große Testregionen geben, eine Region Nordwest in Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und eine Region Südost in Bayern und Sachsen.

In beiden Regionen sollen jeweils 500 Ärzte an den Tests teil-nehmen, dazu fünf Krankenhäuser. In Bayern und Sachsen wird der Test von einem von T-Systems geleiteten Industriekonsorti-um durchgeführt, an dem von Seiten der Praxis-IT-Hersteller medatixx, Psyprax, iSo� und Frey sowie Open Limit SignCubes

als Konnektorhersteller beteiligt sind. Im Nordwesten engagie-ren sich CompuGroup Medical und Booz gemeinsam mit dem Konnektorhersteller KoCo Connector. Weitere beteiligte Pra-xis-IT-Hersteller sind Hasomed und Psyprax.

Viele Lektionen aus dem DesasterDie ersten eGK-Tests im Jahr 2007/2008 führten bekanntlich dazu, dass Ex-Gesundheitsminister Philipp Rösler Anfang 2009 ein Moratorium für die eGK erklärte. Zu den Problemen dieser Testphase zählten unter anderem eine viel zu geringe Zahl an Testfällen, ein zu komplexes PIN-System und eine katastrophale Akzeptanz bei den Ärzten.

Damit es diesmal anders wird, wurde an einer ganzen Reihe von Stellschrauben gedreht. So beschränkt man sich zunächst auf relativ einfache Anwendungen. Die Online-Aktualisierung der Versichertenstammdaten mag bei den Ärzten unbeliebt sein. Technisch und organisatorisch ist sie aber schon deswegen be-herrschbar, weil sie ohne PIN-Eingabe des Patienten vonstatten geht und auch vom Arzt keine über das Stecken der Karte hin-ausgehende Tätigkeit erfordert.

Die zweite ORS-1-Anwendung, die quali� zierte elektronische Signatur der Ärzte mittels elektronischem Heilberufsausweis, ist gar keine Anwendung im eigentlichen Sinne, sondern ein Ba-sisdienst. Er kann etwa bei elektronischen Arztbriefen, Kont-

©M

onta

ge: S

teph

an T

hom

aier

Bei den Online-Tests soll alles in Se-kundenschnelle gehen: Zielvorgabe für den Abgleich der Versicherten-stammdaten auf der E-Card sind sieben Sekunden

Erstveröff entlichung Ärztezeitung online Februar 2014

50 best practice onkologie 2 • 2014

Praxis- und Krankenhausmanagement

Page 2: E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an
Page 3: E-Card: Jetzt rollt der Online-Test an

rastmittelbestellungen oder bei der Quartalsabrechnung genutzt werden. Hier geht es um eine prinzipielle Testung der Techno-logie, und noch nicht um eine Einführung im Alltag im großen Stil. Am Ende sollen die Signatur, die Signaturprüfung, die Au-thentisierung des Arztes sowie alltagsrelevante Erweiterungen wie eine Stapelsignatur, also das Unterschreiben mehrere Do-kumente auf einmal, funktionieren. Wie das in konkrete All-tagsanwendungen in der Arztpraxis umgesetzt wird, ist zu-nächst einmal sekundär.

Auch vonseiten der Testorganisation bzw. des Projektmanage-ments läu� die „Testphase 2.0“ deutlich anders ab als ihre Vor-gängerin. Zum einen gibt es weniger, aber dafür deutlich grö-ßere, Testregionen, mit denen in Summe rund eine Million Pa-tienten erreicht werden soll.

Es kommen nur Echtdaten zum EinsatzEs wird konsequent mit Echtdaten gearbeitet. Für eine möglichst große Zahl an Testfällen werden nicht nur die Versicherten-stammdaten im Falle einer Änderung aktualisiert. Die Testpha-se wird auch genutzt, um auf den Karten das Versicherten-stammdatenschema zu aktualisieren. Das führt dazu, dass bei praktisch jedem Patienten, der in der Testphase in eine der be-teiligten Praxen kommt, zumindest einmal eine Online-Aktu-alisierung erfolgen wird.

Wie in der ersten Testphase wird eine Aufwandsentschädi-gung gezahlt. Die Bezahlung erfolgt über die Industriekonsor-tien und ist in beiden Testregionen identisch. Es gibt ein nach Größe der Einrichtung gesta� eltes Vergütungsmodell mit Ein-malbeträgen zwischen 5000 und 12500 Euro bei Ärzten bzw. MVZ und 12000 bis 24000 Euro bei Krankenhäusern. Dazu kommen ebenfalls gesta� elte monatliche Pauschalen für die Dauer der Erprobung. In jeder Region wird es 20 Ärzte geben, bei denen Vortests laufen, bevor es in den Rollout für die gesam-te Testregion geht. Diese „friendly users“ erhalten für ihren deutlichen Mehraufwand einen Aufschlag auf die genannten Pauschalen.

Auch Stand-alone-Szenarien sind dabeiWie die Auswahl der Arztpraxen ablaufen wird, ist mittlerwei-le in groben Zügen klar. Die Ansprache der Ärzte erfolgt über die Hersteller der Praxis-IT-Systeme. Die Ärzte werden von den Unternehmen auf die Möglichkeit einer Teilnahme an der Test-phase hingewiesen. Sie müssen sich dann aktiv vorregistrieren. Erst danach erhalten sie das Informationsmaterial und können sich de� nitiv bewerben.

Im nächsten Schritt wählen die Testkonsortien in Abstim-mung mit den KVen die endgültigen Testpraxen aus, und zwar nach sehr detailliert von der Betreiberorganisation gematik vor-

gegebenen Kriterien. Gesucht werden pro Region 125 Zahnärz-te, darunter 40 Prozent mit Stand-alone-Szenarien, also Praxen, in denen die Praxisverwaltungsso� ware (PVS) und der Rechner am Empfang physisch und/oder logisch getrennt sind. Einige der Zahnarztpraxen müssen zudem über Internetanschlüsse mit geringer Bandbreite verfügen (maximal 1024 kb/s Download) sowie mobile Kartenterminals einsetzen. Bei den 375 Ärzten pro Testregion ist es ähnlich: Gesucht sind 40 Prozent Hausarztpra-xen und zwei MVZ. Es gibt außerdem Quoten für Stand-alone-Szenarien, niedrige Bandbreiten, Mobilfunkszenarien und mo-bile Kartenterminals.

Eine Sache von SekundenSehr präzise sind die Performance-Vorgaben. Der Zielwert für das Auslesen der Stammdaten mit Online-Prüfung liegt bei 4 Sekunden. In 95 Prozent der Fälle darf es höchstens fünf Sekun-den dauern. Werden die Stammdaten aktualisiert, liegt der Ziel-wert bei 7 Sekunden. Und bei 95 Prozent der Patienten darf es nicht länger als 13 Sekunden dauern. Treten in den Testpraxen Probleme auf, hil� jeweils eine zentrale Service-Hotline, die ver-p� ichtet ist, sich um die Anfrage zeitnah zu kümmern.

Was unbedingt vermieden werden soll ist, dass Testärzte den Eindruck haben, man würde sie im Regen stehen lassen. Schließ-lich werden die Ergebnisse der Testphase von einer unabhängi-gen Institution wissenscha� lich ausgewertet. Wer das ist, wird noch bekannt gegeben. Die Ausschreibung läu� .

Philipp Grätzel von Grätz

Diese Anwendungen werden getestet

• Im Online-Rollout Stufe 1, dem sogenannten ORS-1 werden zunächst nur zwei Online-Anwendungen getestet.

• Der Abgleich der Versichertenstammdaten wird die erste Anwendung sein. Denn sie ist die technisch Unproblematischste, da sie in der Praxis nicht mehr als das Stecken der Versichertenkarte erfordert.

• Die E-Signatur wird die zweite ORS-1-Anwendung werden. Gemeint ist damit die qualifi zierte elektronische Signatur der Ärzte mittels elek-tronischem Heilberufsausweis.

52 best practice onkologie 2 • 2014

Praxis- und Krankenhausmanagement