E Lichtbericht 99...liche direkte Licht der Strahler dient nicht dazu, Exponate durch Hellig-keit...

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E Lichtbericht 99 April 2020 Alles dreht sich Die Wand wird zur Decke, der Boden wird zur Wand – im außergewöhnlichen Museum „The Twist“, entworfen und realisiert vom Architekturbüro BIG für den Skulp- turenpark Kistefos in Norwegen. Ein Gebäude, das zugleich Brücke, Skulptur und Ausstellungsraum ist: Kann man sich eine spannendere Aufgabe für Licht- planer vorstellen?

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EE Lichtbericht 99April 2020

Alles dreht sich Die Wand wird zur Decke, der Boden wird zur Wand – im außergewöhnlichen Museum „The Twist“, entworfen und realisiert vom Architekturbüro BIG für den Skulp-turenpark Kistefos in Norwegen. Ein Gebäude, das zugleich Brücke, Skulptur und Ausstellungsraum ist: Kann man sich eine spannendere Aufgabe für Licht- planer vorstellen?

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VorwortGibt es den einen Weg, um Kunst richtig zu beleuchten? Sicher nicht – aber so, wie es für Kunst Qualitätskriterien gibt, kann auch die Beleuchtung eines Museums, einer Galerie, einer Ausstellung besser oder schlechter gelin-gen. Wie die Lichttechnik sich erfolgreich in den Dienst einer kuratorischen Idee stellen kann, zeigen die unterschiedlichen Galerieprojekte, die wir in diesem Lichtbericht vorstellen. Schon am Titelprojekt entzündet sich die alte Diskussion, wie wichtig sich die Architektur nehmen darf, wenn sie Räume für Kunst schafft, durchaus kontrovers: „The Twist“ von BIG im norwegischen Skulpturenpark Kistefos ist Brücke, Galerie und Großskulptur zugleich. Ohne Frage eine technische Herausforderung für Lichtpla-ner, bravourös gemeistert von Morten Jensen und seinem Team bei Light Bureau in Oslo.

Die Lichtlösung für „The Twist“ ist hoch spe-zifisch, ebenso wie die Beleuchtung in David Adjayes viel gelobtem Bau des Museums Ruby City in San Antonio und die der jüngsten Remb-randt-Ausstellung in der ehrwürdigen Londoner Dulwich Picture Gallery, deren Gebäude von John Soane übrigens nicht weniger als die erste spezifische Museumsarchitektur im modernen Sinne darstellt. Zugleich gibt es technische Gemeinsamkeiten, nämlich den Einsatz der

ImpressumHerausgeber: ERCO GmbHChefredakteur: Martin KrautterDesign/Layout: Thomas KotzurDruck: LUC, GrevenÜbersetzung: Lanzillotta Translations, DüsseldorfAbbildungen (Seite): 8 oben: Edgar Zippel, Berlin, unten: Iwan Baan, Amsterdam, 9 oben: Moritz Hillebrand, Zürich, unten: Gilles Toller, 10–11: Simulationen von ERCO, 10 oben: Edgar Zippel, BerlinArtikelnummer 1039994000© 2020 ERCO

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Theorie und Praxis: Licht für Galerien Licht macht Kunst in Museen sichtbar. Gleich-zeitig erfolgt jedoch auch eine Interpretation durch Licht. Verschiedene Wege führen zum Ziel, Kunst angemessen zur Geltung zu brin-gen – sie reichen von der Objektivität bis zum Hyperrealismus. Wir betrachten Beleuchtungs-strategien für Kunst mit einem besonderen Fokus auf die technisch anspruchsvolle Methode der Wandflutung.

Ruby City, San Antonio Als Großskulptur in erdigem Rot präsentiert sich das neue Museum von David Adjaye in San Antonio, Texas, von außen. Innen bieten keine White Cubes, sondern unregelmäßige weiße Polyeder den Hintergrund für die Kunst. Eine komplexe Beleuchtungsaufgabe - bewältigt mit nahezu 200 Parscan Strahlern und Wand-flutern.

The Twist, KistefosMit einem kunstvoll verdrehten Galeriegebäude schlagen die Architekten von BIG die Brücke über den Fluss Randselva im norwegischen Skulpturenpark Kistefos. Die mit eloxiertem Aluminiumblech verkleidete Konstruktion mutet selbst an wie eine Skulptur. „The Twist“ umfasst im Innern Ausstellungsflächen für wechselnde Kunstwerke, die mit Parscan Strah-lern und Linsenwandflutern von ERCO zeitge-mäß und flexibel beleuchtet werden.

“Wandflutung respektiert die Architektur wie die Kunstpräsentation” Ein Interview mit Morten Jensen, Lichtplaner und Country Manager bei Light Bureau in Oslo, von Kristina Raderschad

Dulwich Picture Gallery, London Meister des Lichts, so wird der Maler Rembrandt oft genannt. Die Londoner Galerie riskierte es, in ihrer Rembrandt-Schau neue Wege zu beschreiten: Mit der Kamera-Legende Peter Suschitzky als Ausstellungsdesigner – und Bluetooth-fähigen ERCO Strahlern, um das Licht zu meistern.

ProjekteShanghai History Museum, ShanghaiJokhang, LhasaStapferhaus, Lenzburg (CH)Berlinische Galerie, Berlin

Inhalt

flexiblen Infrastruktur aus ERCO Stromschiene und Strahlersystemen. Die ästhetische Vielfalt, die sich auf dieser über Jahrzehnte bewährten Basis erzielen lässt, ist frappierend. Das liegt natürlich auch an den Möglichkeiten, die ERCO Ausstellungsdesignern und -beleuchtern mit Innovationen wie werkzeuglos wechselbaren LED-Optiken oder per Bluetooth drahtlos ver-netzbaren, smarten Strahlern eröffnet. Wir sind gespannt, zu welchen Erlebnissen uns die Krea-tivität von Künstlern, Kuratoren und Technikern weiterhin führen wird!

Die Lichtbericht Redaktion

Inspiriert zu neuen Licht-ideen für Ihr Projekt? Lassen Sie sich zur Konzeption und Umsetzung von ERCO Experten in Ihrer Region beraten: www.erco.com/contact

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Zum Licht, zur anderen SeiteWenn die Überschreitung eines Flusses zum architektonischen Erlebnis wird: Die Galerie „The Twist“, die BIG Architects für den Skulpturenpark Kistefos nördlich von Oslo entwarfen, macht Transformation zum Thema. Im verdreh-ten Riegel werden Wände zur Decke und der Boden zur Wand – eine Heraus-forderung für die Lichtplanung.

Projekt: The Twist, Kistefos Wasser und Wälder lieferten einst Rohstoffe und Kraft für die histori-sche Papiermühle Kiste-fos, die heute ein Indus-triemuseum ist. Inmitten der herben Landschafts-idylle initiierte Christen Sveaas, Nachfahre der Fir-mengründer, Norwegens größten Skulpturenpark und einen Schauplatz für zeitgenössische Kunst. „The Twist“ ist als

begehbare Großskulptur gleichzeitig Infrastruktur, Exponat und Kunstraum.

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Projekt: The Twist, Kistefos

Der Baukörper bietet drei Ausstellungsbe-reiche auf rund 1.000 Quadratmetern: Einen zu einer Seite vollständig verglasten Raum mit weitem Panoramablick in die Landschaft, einen schmalen, neun Meter hohen Raum ganz ohne Tageslicht sowie den eigentlichen „Twist“, der beide Bereiche verbindet.

Die Wandflutung betont die Kontinuität des Innenraums, der durch die Drehung seinen Charakter transformiert. Das zusätz-liche direkte Licht der Strahler dient nicht dazu, Exponate durch Hellig-keit aus dem Umfeld zu lösen, sondern erweckt die Farben und Texturen der Kunstwerke durch ein subtiles Spiel von Glanz, Licht und Schatten zum Leben.

Uniforme Wandflu-tung, mit einem Spritzer direkten Lichts – so lässt sich das Rezept formu-lieren, das die Lichtplaner für „The Twist“ entwickelt haben. Beide Aufgaben übernehmen Parscan Strahler bzw. Wandflu-ter an deckenbündigen Stromschienen.

Raumkontinuum – mit einem Dreh

Projektdaten

Bauherr: Kistefos MuseumArchitektur: BIG Bjarke Ingels Group, (Partner in Charge: Bjarke Ingels, David Zahle; Project Leader: Eva Seo-Andersen; Project Architect: Mikkel Marcker Stubgaard)Lichtplanung: Light Bureau, part of AFRY, Oslo (ehemals ÅF Lighting)Elektroplanung: Rambøll / Strøm-HansenFotografie: Tomasz Majewski, OsloBildrechte für die Kunst: für alle Werke an den Wänden © The Estate of Howard Hodgkin. Für alle übrigen Werke © Martin Creed. All Rights Reserved, DACS 2019 Courtesy the artist and Hauser & WirthWebsite: www.kistefosmuseum.no

Verwendete Leuchten

Parscanwww.erco.com/parscan

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„Wandflutung würdigt die Architektur und die Kunstausstellung gleichermaßen“Kristina Raderschad sprach mit Morten Jensen, Lichtplaner und Country Manager von Light Bureau, Oslo

Interview

„The Twist“ ist ein spektakuläres neues Ausstel-lungsgebäude, das von den Architekten der BIG Bjarke Ingels Group entworfen wurde. Es befindet sich im Skulpturenpark Kistefos, ungefähr eine Autostunde entfernt von Oslo. Lichtplaner Morten Jensen erläutert das Licht-konzept für dieses außergewöhnliche Museum, dessen Architektur und Ausstellungsstücke von Parscan Linsenwandflutern und Strahlern von ERCO beleuchtet werden. Der Hauptschwer-punkt liegt auf der Wandflutung, mit der ein sehr gleichmäßiger Beleuchtungseffekt erzielt wird, welcher die Architektur optimal betont. Als Ergänzung bringen sorgfältig eingesetzte Strahler Textur, Formen und Farben der Expo-nate hervorragend zur Geltung.

Kristina Raderschad (KR): Wie sind Sie an das Lichtplanungskonzept für „The Twist“ herange-gangen? Morten Jensen (MJ): Innerhalb der komplexen Konstruktion wollten die Architekten einen möglichst homogenen Raumeindruck schaf-fen, bei dem kein überflüssiges Detail von der Konzentration auf die Kunst ablenkt. Die Archi-tektur ist spektakulär – und auch die Innenge-staltung ist spektakulär: Alles ist weiß. Wände, Böden und Decken sind einheitlich weiß gestri-chen. Außerdem zeichnet sich die Galerie durch einen sehr exponierten Tageslichtbereich im nördlichen Teil und einen durch künstliches Licht geprägten, südlichen Teil aus, mit dem eigentlichen „Twist“ als Übergang. Was wir mit unserem Lichtkonzept hervorheben wollten, sind die Kunst, der Mensch und der Raum – ein ausgesprochen ganzheitlicher Ansatz.

KR: Sie hatten es also mit einer außergewöhn-lichen Raumgestaltung und einem Gebäude zu tun, das für sich selbst schon ein Kunstwerk ist. Es ist nicht nur ein Museum, sondern dient auch als Brücke über den Fluss Randselva und erscheint aus der Ferne wie eine der Skulpturen inmitten der wunderschönen grünen Land-schaft des Skulpturenparks Kistefos. MJ: In der Tat geht es in Kistefos um das Erleben von Kunst, Architektur und Natur. Die Betrachter sollten dabei möglichst nicht abgelenkt werden. Auf der einen Seite sollte ein gutes Lichtplanungskonzept die Raumformen betonen und dafür sorgen, dass der Besucher sich entspannt in der Architektur bewegen kann. Aber, abgesehen vom Raum und dem Menschen im Raum, sollte dabei auch der Effekt bedacht werden, den wir die Fernwir-kung nennen: das heißt, wie das Gebäude auf diejenigen wirkt, die es von außen betrachten, nämlich die Besucher, die im Skulpturenpark spazieren gehen.

KR: Ich nehme an, ein bedeutender Aspekt war die Vermeidung von Blendung, da es ja im nörd-lichen Teil von „The Twist“ eine Glasfassade gibt.MJ: Wir hatten es mit Reflexionen von innen und von außen zu tun. Eins unserer Ziele war es, wie gesagt, dass das Gebäude vom Park aus so einsehbar wie möglich wird und dass die Besucher von außen direkt in die Kunstgalerie hineinblicken können. Außerdem wollten wir erreichen, dass man in der Galerie stehen und die wundervolle Landschaft draußen betrach-ten kann – ohne Blendung und ohne störende Lichtquellen oder Reflexionen von innen. In unserem Lichtplanungskonzept galt es, all dies zu berücksichtigen und eine Hierarchie zu defi-nieren: Die Ausstellungsstücke sind am wich-tigsten und sollen herausgehoben werden, dies muss aber mit allen anderen Aspekten dieses Projektes harmonieren.

KR: In dem sehr weißen, cleanen und homo-genen Inneren von „The Twist“ haben Sie eine äußerst gleichmäßige Beleuchtung geschaf-fen – mit einem Lichtplanungskonzept, das hauptsächlich auf Wandflutern beruht und das nur wenig gerichtetes Licht auf die Exponate selbst vorsieht. Was würden Sie sagen: Ist das ist ein genereller Trend in Museen, dass zeit-genössische Kunst in möglichst uniformer Beleuchtung präsentiert wird?MJ: Ich erlebe diesen Trend nicht nur, aber vor allem, in Museen: Lasst uns mit Wandflutung beginnen und damit alles beleuchten – das ist oft der Ausgangspunkt. Im „The Twist“ wollten wir nicht einzelne Ausstellungsstücke mit Licht hervorheben, sondern vielmehr einen sehr ebenmäßigen Beleuchtungseffekt erzielen, der sowohl die Kunstwerke als auch die Architektur betont. Die Ausstellung soll als ein Raum erlebt werden, der von Kunst und fantastischem Licht erfüllt ist – und nicht als Ansammlung von

Morten Jensen ist Country Manager und Chefdesigner bei Light Bureau Norwegen (früher ÅF Lighting). Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung als Lichtplaner und hat eine Reihe von internationalen Preise gewonnen. Er ist Mitglied des Norwegian Lighting Committee und hat große Projekte zum Entwurf und zur Entwicklung von Lichtlösungen für regio-nale Behörden, Bauunter-

nehmer und Architekten geleitet. Seine jahrelange Erfahrung verwandelt konzeptionelles Design in nachhaltige techni-sche Lösungen und hat ihn zu einem gefragten Projektmanager, Berater und Dozenten auf dem Gebiet der Beleuchtung gemacht.

beleuchteten Exponaten in einem Raum. Man muss hier zwei Dinge im Auge haben, da im „The Twist“ – wie heutzutage in vielen anderen Museen auch – nicht nur erstklassige Kunst gezeigt wird, sondern auch das spektakuläre Gebäude selbst von Interesse ist. Um sowohl der Architektur als auch der Kunst gerecht zu werden, ist die Wandflutung das perfekte Werkzeug. Anschließend führen wir zusätzliche Ebenen ein – je nach Bedarf für die Beleuchtung der Kunstobjekte, für funktionale Aspekte oder für andere Beleuchtungsfunktionen, die zur Anwendung kommen. Im „The Twist“ arbeiten wir zum einen mit einer funktionalen oder, bes-ser gesagt, mit einer Allgemeinbeleuchtung, für die wir Parscan Linsenwandfluter verwenden, die in die Deckenverkleidung integriert sind und die ein – wie wir es nennen – Raum model-lierendes Licht erzeugen. Das heißt sie heben die Architektur hervor und unterstreichen die Formen des Raumes. Zum anderen setzen wir gerichtetes Licht ein – mit Parscan Strahlern, die sich auf die Exponate ausrichten lassen.

KR: Aber die Strahler setzen keine sehr starken Akzente auf die Kunstobjekte?MJ: Wir setzen die Strahler sehr dezent ein, um nur ein wenig extra Licht auf die Kunstwerke zu richten. Wir zielten weniger auf den Helligkeits- kontrast ab. Mit einem Strahler kann man aber zum Beispiel einem Gemälde mehr Leben ein-hauchen, da das direkte Licht stärkere Reflexe auf der Oberfläche des Kunstwerks erzeugt als das indirekte Licht eines Wandfluters. Wenn das gerichtete Licht auf das Kunstobjekt trifft, verleiht es ihm mehr Schärfe, mehr Tiefe, mehr Textur. Die Richtstrahler lassen die Objekte ein bisschen kräftiger hervortreten. Wenn wir nur Wandfluter benutzen würden, wäre der Effekt zu klinisch, zu flach, zu wenig dynamisch. Es wäre schön, es wäre ruhig, aber es wäre wie tot.

Wenn wir keine Dynamik haben, sehen wir kein Funkeln. Also brauchen wir dieses gerichtete Licht von den Strahlern, aber nur ein kleines bisschen. Wir wollen die Ausstellungsstücke nicht herausschneiden. Der Lichteffekt bleibt gleichmäßig und hell, aber wenn ich nahe an ein Gemälde herantrete, kann ich die Reflexe des gerichteten Lichts wahrnehmen.

KR: Sie haben die Parscan Linsenwandfluter und Strahler sowohl im nördlichen Ausstellungs- bereich von „The Twist“ eingesetzt – in dem Teil mit Tageslicht – als auch im südlichen Teil, wo es kein Tageslicht gibt. Warum haben Sie sich in dem verdrehten Mittelteil gegen diese Leuchten entschieden?MJ: Wir haben in dem Übergangsbereich keine Wandfluter verwendet, weil wir die beiden Teile voneinander abgrenzen wollten, obwohl sie eigentlich ein Raumkontinuum bilden. Zu Beginn des Projekts war es noch nicht beabsichtigt, überhaupt Kunstobjekte in diesem Zwischenraum zwischen den beiden Ausstellungsbereichen aufzunehmen. In dem verdrehten Bereich verläuft der Boden nach oben, wird zur Decke und umgekehrt. Zwischen den zwei Räumen findet eine Transformation statt. Wir haben nicht versucht, sie nahtlos mit-einander zu verknüpfen, sondern wir wollten den „Twist“ als ganz eigenes Erlebnis heraus-stellen. Ihn zu durchschreiten ist eine Reise für sich - mit atemberaubender Architektur und wundervollen Ausblicken in die Landschaft. Die Idee dahinter ist, dass der Besucher aus dem einen Ausstellungsbereich durch den „Twist“ läuft, welcher sich in einen neuen Bereich, eine neue Ausstellung, verwandelt. Um diese Idee zu unterstreichen, lässt das Licht von den Ausstellungsräumen zum Mittelteil hin all-mählich nach. Mithilfe von Parscan Strahlern mit wide flood Optiken, die gedimmt werden, erzeugen wir einen Übergang von wallwash zu wide flood und zu wide flood gedimmt und erzielen so diesen Ausblendungseffekt.

KR: Der weite Ausstellungsraum im Norden verfügt über reichlich Tageslicht, der sehr hohe Raum im Süden dagegen über gar keins. Wie sind Sie mit diesem Aspekt umgegangen?MJ: „The Twist“ ist nur in den Sommermonaten von 10 bis 17 Uhr geöffnet und im Winter für Besucher geschlossen, außer für einige Son-derveranstaltungen. Daher stellt das Tageslicht

für uns eine ständige Herausforderung dar. Es dauert eine Weile bis sich das Auge von der großen Menge Tageslicht im nördlichen Teil an die viel niedrigeren Beleuchtungsstärken im südlichen Teil angepasst hat. Den Übergang von Tageslicht zu künstlichem Licht müssen wir im „Twist“ bewerkstelligen.

KR: Aber es war nicht Ihr Ziel, im Nordteil die-selbe Beleuchtungsstärke zu erzeugen wie im Südteil? MJ: Nein, da gibt es einen Unterschied. Aller-dings realisiert der Besucher diesen Unter-schied nicht, wenn er von Nord nach Süd durch das Gebäude geht. Wenn man nämlich durch den verdrehten Mittelteil läuft, passt sich das Auge an und beim Eintritt in den südlichen Ausstellungsbereich entsteht der Eindruck, man komme in einen helleren Raum und umgekehrt. Selbst wenn wir überall eine Farbtemperatur von 4000K verwendet hätten, würde dies wie 3000K wirken, weil wir hier eine Menge Tages-licht haben, und mit dem Tageslicht und dem künstlichen Licht zusammen kommen wir sogar auf 6000K – nur bemerkt der Betrachter dies eben nicht.

KR: Lassen Sie uns über die Flexibilität des Stromschienensystems sprechen. Bei jeder neuen Ausstellung können die Parscan Strahler individuell auf die jeweiligen Exponate ausge-richtet werden. MJ: Christen Sveaas, der Direktor von Kistefos, ist ein sehr ambitionierter Kunstsammler und vor allem ein absoluter Kunstliebhaber. In Kiste-fos ist man bestrebt, nicht nur gutes, sondern exzellentes Licht für die ausgestellte Kunst zu erzeugen. Vermutlich wird professionelles Licht- design dort Bestandteil aller zukünftigen Aus-stellungen sein, die in „The Twist“ stattfinden werden. Lichtdesign hat unter anderem die Aufgabe, die Geschichte der Ausstellung zu erzählen, und zwar zusammen mit dem Künst-ler oder dem Kurator. Um die ausgestellte Kunst bestmöglich zu beleuchten, kann nicht nur die Ausrichtung der Parscan Strahler angepasst werden, sondern darüber hinaus kann die Lin-senoptik mühelos mit verschiedenen Sphero-litlinsen bestückt werden. Nicht zuletzt deshalb viel die Entscheidung auf ERCO. Wenn es um Kunst geht, ist ERCO immer der perfekte Part-ner – auch wenn die Kosten pro Quadratmeter ein bisschen höher sind.

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Theorie und Praxis

1. Der Schein objektiver KunstrezeptionNüchtern und homogen beleuchtete Aus-stellungsräume evozieren den Eindruck einer sachlichen, objektiven Präsentation. Dies kann erwünscht sein, etwa wenn ein Überblick über eine große Zahl von Exponaten, eine kontem-plative Stimmung oder eine neutrale Haltung vermittelt werden sollen. Die uniforme Wand-flutung schafft eine weiche und harmonische Atmosphäre, Bilder und Wand bilden eine Ein-heit. Die neutrale Stimmung des "White Cube" kommt speziell bei großformatigen Bildern ein-drucksvoll zur Geltung. Es entsteht ein ruhiger, weiter Raumeindruck.

2. Minimalistische Akzentuierung: Kunst-werke und Leitgedanken subtil herausar-beitenZwischen der Gleichförmigkeit des „White Cube“ Konzeptes und dramatischen, kontrast-reichen Inszenierungen steht eine Haltung, die von einem hellen, homogenen Umfeld ausgeht und darin einzelne Werke oder konzeptionelle Leitgedanken subtil betont. Kuratoren setzen gezielte Lichtakzente ein, die Kunstwerken Präsenz verleihen und von den Wandflächen abheben. Gerichtetes Licht hebt zentrale Werke innerhalb eines Raums hervor, lenkt den Blick des Besuchers und leitet so durch die Ausstel-lung.

Mit Licht die Kunst interpretierenLicht macht Kunst in Museen sichtbar. Gleichzeitig erfolgt jedoch auch eine Interpretation durch Licht. Dabei haben Kurator, Architekt und Künstler oft unterschiedliche Vorstellungen von einer angemessenen Haltung. Entdecken Sie vier beispielhafte Kategorien zur Inszenierung: Vom Schein objektiver Kunstrezeption bis zum Hyperrealismus.

3. Starke Lichtkontraste für dramatische InszenierungenSo, wie Maler oder Fotografen mit intensi-ven Helligkeitskontrasten Spannung in ihren Bildkompositionen erzeugen, so können auch Ausstellungsdesigner Licht und Schatten als Gestaltungsmittel einsetzen, um dem Besucher ein ganzheitliches Kunsterlebnis zu präsentieren. Eine kontrastreiche Hell-Dunkel-Inszenierung wird durch gerichtetes Licht aus Strahlern erreicht. Es rückt die Exponate als Protagonisten automatisch in den Vordergrund, der Betrachter kann sich optimal auf die Kunst-werke konzentrieren.

4. Kunstwerke durch Hyperrealismus inter-pretierenBei einer hyperrealistischen Inszenierungsstra-tegie tritt der Besucher einer überschärften Realität entgegen. Der zeitgenössische bri-tische Künstler Matthew Penn rechnet seine Arbeiten dem Hyperrealismus zu. In seinen Werken macht er die Beleuchtung zum integ-ralen Bestandteil: Mehrere präzise ausgerich-tete Konturenstrahler in unterschiedlichen Farbtemperaturen heben Helligkeitsverläufe in seinen Portraits hervor. Im Zusammenspiel mit den mehrschichtig aufgetragenen Ölfarben entstehen nuancierte Klarheit und Definition der Details.

Die gleichmäßige Flutung der Wände differenziert nicht zwischen Kunst und Wandfläche, sodass ein großzügiger Raumein-druck entsteht. Ausstel-lung zu Richard Nonas / Donald Judd in der Gale-rie Fergus McCaffrey, New York.

Die Akzentbeleuchtung im Museum Louvre-Lens hebt die Exponate unter der Tageslichtdecke dezent hervor, was eine ruhige Stimmung erzeugt. Das Architekturbüro SANAA aus Tokio hat für die. Ausstellungsge-staltung mit dem Studio

Wie auf einer Theater-bühne: Das intensive Spiel von Licht und Schatten im Schweizerischen Nationalmuseum / Lan-desmuseum Zürich, ein Entwurf der Architekten Christ & Gantenbein aus Basel.

Der britische Künstler Matthew Penn arbei-tet Helligkeitsverläufe nuanciert mit mehreren Konturenstrahlern pro Bild heraus, um die visu-elle Wahrnehmung zu überhöhen.

Adrien Gardère und für die Lichtplanung mit Arup in London zusam-mengearbeitet. Die Ins-tallation erfolgte durch ACL Alexis Coussement.

Einen ausführlichen Bericht zu den Gestal-tungskonzeptionen der Museumsbeleuchtung finden Sie hier: www.erco.com/lichtbericht

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a

d

– 50% + 50%

– 25%

40° Cut-off

<10cm

Em:Emin 3:1

a=1/3h

h

a=1/3h x 1,5

Em:Emin 3:1

Flexible Wandflutung mit hoher ToleranzDie neue Generation der Eclipse Wandfluter ist bei der Anordnung flexibler und toleranter als bisherige Wandfluter. Die Lichtwirkung bleibt sehr gleichmäßig, auch wenn Leuchten- oder Wandabstände variieren – ideal für komplexe Projekte, etwa mit unregelmäßigen Raumgeo-metrien oder Unterzügen.

Theorie und Praxis Qualität von Wandflutern erkennen

EclipseDie Wallwash Linse von Eclipse erlaubt mehr Varianz bei der Leuch-tenanordnung und erreicht dennoch eine sehr gute Homogenität. Die Toleranzen betragen beim Leuchtenabstand bis zu +/- 50% und beim Wandabstand bis zu -25%. Erfahren Sie mehr unter: www.erco.com/eclipse

Gleichmäßigkeit Um die Gleichmäßigkeit der Wandflutung zu beur-teilen, vergleicht man die Beleuchtungsstärken an der Wand von oben nach unten sowie in der Hori-zontalen.In der Vertikalen und Horizontalen sollte jeweils das Verhältnis mittlere Beleuchtungs-stärke zu minimaler Beleuchtungsstärke bei 3:1 liegen. Wünschens-

Kriterien für WandflutungDas entscheidende Qualitätskriterium für Wandflutung ist und bleibt der visuelle Ein-druck. Insbesondere bei großen, weißen Wand-flächen in Foyers oder Ausstellungsräumen zeigt sich deutlich, ob sich das Licht dank pro-fessioneller, richtig angewendeter Lichttechnik wirklich gleichmäßig auf der Wand verteilt und unmittelbar unterhalb der Decke sauber ansetzt. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist guter Sehkomfort, der durch hohe Abblendung erreicht wird. Aber auch die Wirtschaftlichkeit von Wandflutern steigt durch hochwertige Lichttechnik: Höhere Effizienz sowie gro-ße Achsabstände senken Investitions- und Betriebskosten der Beleuchtung.

Mit Wandflutung Weite und Brillanz erzeu-gen Um eine dem diffusen Tageslicht vergleichbare Lichtwirkung in ihren Ausstellungen zu erzie-len, greifen Museen häufig auf Wandfluter zurück. Die homogene Helligkeitsverteilung in der Vertikalen generiert eine kontemplative Stimmung und einen weiten Raumeindruck. Im Unterschied zu rein diffus abstrahlenden Lichtdecken macht die gezielte vertikale Beleuchtung Details auf Gemälden besser wahrnehmbar und erzeugt eine leichte Brillanz auf den Exponaten. Wandfluter wie aus der Produktfamilie Eclipse besitzen eine spezielle, asymmetrische Lichtverteilung, um eine sehr gleichmäßige Helligkeitsverteilung auf der Wand zu erreichen.

Sehkomfort Ein hoher Abblendwinkel von 40° vermeidet die Blendung des Betrachters durch den Einblick in die Leuchte. Exzellenter Seh-komfort bedeutet, dass der Fokus im Raum nicht auf der Leuchte, sondern auf der gleichmäßig beleuchteten Wandfläche liegt.

EnergieeffizientUm die Effizienz eines Wandfluters zu beurtei-len, betrachtet man die Anschlussleistung (W/m2), mit der eine bestimmte mittlere Beleuchtungs-stärke auf der Wandfläche erreicht wird. Leistungs-fähige Lichttechnik lenkt das Licht möglichst verlustfrei auf die Wand-fläche. Wandfluter mit vorbildlicher Energieeffi-

Wirtschaftlichkeit Je größer der Abstand zwischen den Wandflu-tern, desto niedriger die nötige Leuchtenanzahl und die damit verbunde-nen Investitionskosten. Eine auf große Achsab-stände optimierte Licht-technik trägt damit zur Gesamtwirtschaftlichkeit von Architekturprojekten bei. So sind beispielsweise bei 3m Raumhöhe durch-

zienz benötigen für eine mittlere Beleuchtungs-stärke von 200lx nur etwa 3W/m2.

wert ist außerdem, dass das Licht unmittelbar unterhalb der Decke ansetzt: Zum Beispiel bei einem 3m hohen Raum mit weniger als 10cm Abstand.

aus Leuchtenabstände von bis zu 1,5m bei sehr guter horizontaler Gleichmäßigkeit möglich.

Für ein perfektes Ergebnis ist es entscheidend, die richtigen Wandfluter auch korrekt anzuordnen. Innovative Lichttechnik erweitert dabei den Spielraum bei Planung und Gestaltung. Vier Kriterien helfen Ihnen, die Qualität von Wandflutern zu beurteilen.

Einen umfangreichen Bericht zur Wandflutung finden Sie unter: www.erco.com/lichtbericht

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Ein roter Kristall als Raum für KunstIn erdigem Rot präsentiert sich der Museumsneubau, den Sir David Adjaye für das Kunstzentrum Ruby City in San Antonio, Texas, entworfen hat. Fast 200 Parscan Strahler und Wandfluter setzen die zeitgenössische Kunst ebenso wirkungsvoll in Szene wie die skulpturale Architektur.

Projekt: Ruby City

Mit Ruby City hat Sir David Adjaye einen eigen-willigen Museumsneubau geschaffen, der von außen kantig und kühl, im Inneren jedoch freundlich und offen wirkt. Der Entwurf des Architekten knüpft an die Vision der texani-schen Künstlerin und Sammlerin Linda Pace an: Ihr war im Traum ein rotes, schlossartiges Gebäudes erschienen, in dem ihre Sammlung für zeitgenössische Kunst untergebracht wer-den sollte. Pace starb 2007, doch ihr Traum wurde Wirklichkeit: 12 Jahre später öffnete das Kunstzentrum in San Antonio seine Pforten. Besonders markant ist seine rote Fassade: Der Farbton der Betonplatten bezieht sich auf das heiße Klima und die lehmhaltige Erde der Region.

Die hohe Innenraumqualität wird durch das Beleuchtungskonzept von Tillotson Design Associates bestimmt, das Tageslicht, Wand-flutung und Akzentlicht kombiniert. Wer aus dem intensiven texanischen Tageslicht ins Foyer des Museums tritt, wird von weichem Umgebungslicht empfangen. ERCO Wandfluter

aus der Parscan Familie leiten die Besucher über ein schmales Treppenhaus in die Ausstel-lungsräume im ersten Stock und lassen den schluchtartigen Flur großzügig wirken. Die offenen Ausstellungsräume bestehen aus drei hohen Galerien mit Oberlichtern, durch die gedämpftes Tageslicht einfällt. Bei Raumhöhen von bis zu 4,6 Metern sorgen Wandfluter für eine gleichmäßige, kontemplative Grundbe-leuchtung. Akzentuierendes Licht aus Parscan Strahlern hebt einzelne Kunstwerke hervor und führt so durch die Ausstellung.

Als Infrastruktur für die Strahler und Wand-fluter dienen Stromschienen. Ihre parallelen Linien zeichnen die Tektonik der gekippten Deckenflächen nach. „Die komplexe Geometrie der Decken machte gleichmäßige Wandflutung technisch sehr anspruchsvoll“, schildert Megan Pfeffer Trimarchi, Senior Associate bei Tillotson Design, die Herausforderungen bei der Licht-planung. "Wir benötigten für 3D-Berechnun-gen, Mock-ups und beim Einleuchten nach der Installation jeweils mehrere Anläufe."

Hinauf ins Licht: Das schmale Treppenhaus zu den drei Ausstellungs-räumen entwickelt auch dank der gleichmäßigen Wandflutung durch Parscan Wallwasher einen unwiderstehlichen Sog.

Die Strahlerfamilie Parscan erfüllte alle Anforderungen der Planer an die Ausstellungsbe-leuchtung von Ruby City: Gestaltungsspielraum durch die wechselbaren Spherolitlinsen, ein-heitliche Leuchtenform, Energieeffizienz, Langle-bigkeit, sowie UV-freies LED-Licht.

Projektdaten

Ort: San Antonio, Texas (USA)Architektur: Adjaye Associates, London/ New York Lichtplanung: Tillotson Design Associates, New York Fotografie: Timothy Schenck, New YorkWebsite: https://www.rubycity.org/

Verwendete Leuchten

Parscanwww.erco.com/parscan

Mithilfe einer Hebebühne richteten die Licht-planer die LED-Leuchten akkurat aus, dimmten die Strahler und bestückten sie mit den pas-senden Spherolitlinsen für die gewünschten Lichtverteilungen. Megan Pfeffer Trimarchi fasst zusammen: „Die vielfältigen Einsatzmög-lichkeiten der Parscan Stromschienenstrahler mit ihren einzigartigen wechselbaren Sphero-litlinsen erlaubte uns die nötige Flexibilität bei konsistentem Design.“

Wiebke Lang

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Projektdaten

Architektur: Sir John Soane (1753-1837)Lichtplanung: Peter SuschitzkyFotografie: Gavriil Papadiotis, LondonOrt: LondonLand: Großbritannien Website: https://www.dulwichpicture- gallery.org.uk

Optec Strahler (mit Casambi Bluetooth)

Verwendete Leuchten

Projekt: Dulwich Picture Gallery, LondonAusstellung „Rembrandt‘s Light“ Die weltweit älteste, direkt als Museumsgebäude konzipierte und gebaute

Kunstgalerie zeigte anlässlich des 350. Todestages des Künstlers die außer-gewöhnliche Ausstellung „Rembrandt's Light“ – und setzte dabei die neueste Wireless-Technologie von ERCO ein.

tooth System mit 12W Optec BLE LED-Präzisi-onsstrahlern aufgerüstet. Dies ermöglichte ein individuelles Schalten und Dimmen, gesteuert und programmiert via iPad oder iPhone. Außer-dem wurden Tertiäroptiken eingesetzt, um die Ausleuchtung eines jeden Ausstellungsstückes präzise zu modellieren.

Durch die Technologie konnte Suschitzky die Werke auf einzigartige Weise beleuchten. Der Kameramann ist bekannt für seine Arbeit an Filmen wie Star Wars: Das Imperium schlägt zurück, The Rocky Horror Picture Show und Mars Attacks! sowie an Filmen von David Cro-nenberg. „Ich habe mich mein ganzes Leben lang von den Werken der größten Alten Meister inspirieren lassen“, erklärt Suschitzky. „Meiner Meinung nach war Rembrandt bestrebt, eine universelle Wahrheit in der menschlichen Exis-tenz zu entdecken, und er setzte Licht ein, um Bewegung und Emotionen zu erzeugen. Dies ist eine Parallele zur Kunst des Filmemachens, bei der es für ein starkes Storytelling unerlässlich ist, mit Licht zu modellieren und den Blick des

Das LED- Beleuchtungs- system mit Bluetooth-Steuerung ist nicht die einzige Innovation in der Ausstellung. Im letzten Raum hat der Künstler Stuart Semple sein Black 3.0 (die schwärzeste schwarze Acrylfarbe der Welt) zur Verfügung gestellt, um einen drama-tischen Hintergrund für einige von Rembrandts meisterhaften Portraits zu schaffen.

Rembrandt – uner-müdlicher Erzähler und Meister des Lichts – zählt zu den bedeutendsten Malern aller Zeiten. Die Ausstellung würdigte sein Schaffen und sein Können mit einer Auswahl von 35 seiner unverwechselbaren Gemälde, Radierungen und Zeichnungen, darunter bedeutende internationa-le Leihgaben.

Barock trifft Bluetooth

Zuschauers an die gewünschte Stelle im Bild zu lenken.“

Laut Moore und Hillyard gaben die Produkt- als auch durch die Servicequalität den Aus-schlag für die Wahl des ERCO Systems. „Wir hatten gar nicht nach einem Bluetooth-gesteuerten System gesucht, diese Anregung kam von ERCO. Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis spielte natürlich eine Rolle, aber der wichtigste Grund war, wie sehr ERCO sich von Anfang an in das Projekt eingebracht hat.“ Das neue System eröffnet interessante Möglichkei-ten für die Zukunft. „Das Aufregende ist: wenn das Bluetooth-System etwas Bestimmtes tun soll, dann richtet man das einfach ein.“, schwär- men Moore und Hillyard, die sich aktuell mit interaktiven Lichtkonzepten beschäftigen, die vom Besucher gesteuert werden können. „Es ist wichtig, sich solchen neuen Entwicklungen zu öffnen: Nur so können wir auch zukünftig mitreden.“

Ein origineller Schachzug: Die Dulwich Picture Gallery in London engagierte den mehrfach ausgezeichneten Kameramann Peter Suschitzky, um ein Lichtkonzept zu entwerfen, das speziell auf die 35 Gemälde, Radierungen und Zeich-nungen der Ausstellung zugeschnitten ist. Die Ausstellung würdigte die Rolle, die das Licht sowohl bei der Entstehung der Werke als auch in ihrer Bildsprache spielt. Sie untersuchte, wie der Künstler Licht einsetzte, um eine meditative Stimmung zu erzeugen, Menschen auszuleuch-ten, Wirkung und Dramatik zu erzielen. „Wir wollten das Licht nutzen, um die verschiedenen Themen der Räume und die in Rembrandts Gemälden enthaltenen Stimmungen heraus-zuarbeiten“, so Alexander Moore, Ausstellungs-leiter der Galerie, und Assistenzkuratorin Helen Hillyard. „Mit dem neuen Beleuchtungssystem ist es uns gelungen, einige der Schlüsselbot-schaften der Ausstellung durch gezielten Ein-satz von Licht zu vermitteln.“

Die Galerie hatte eigens ihre bestehende Halogenbeleuchtung auf ein Casambi Blue-

Page 10: E Lichtbericht 99...liche direkte Licht der Strahler dient nicht dazu, Exponate durch Hellig-keit aus dem Umfeld zu lösen, sondern erweckt die Farben und Texturen der Kunstwerke durch

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Projekte

Ausführliche Berichte zu den hier gezeigten Projekten sowie viele weitere finden sie hier:www.erco.com/lichtbericht

Shanghai History Museum, ShanghaiIn einer Stadt, die sich so rapide verändert wie Shanghai, sind ein knappes Jahrhundert alte Bauten bereits historische Monumente. Im repräsentativen Komplex des ehemaligen Shanghai Race Clubs aus den 1920/30er Jahren waren bereits seit 1949 kulturelle Institutionen untergebracht. Nach umfangreicher Renovie-rung zog 2018 das Shanghai History Museum ein. Seine Sammlung umfasst Kunst, Artefakte und Dokumente aus 6000 Jahren Stadtge-schichte, die in Räumen mit ganz unterschied-lichem Charakter lebendig inszeniert wird. Die Beleuchtung von ERCO unterstreicht die Dramaturgie und erfüllt zugleich alle konserva-torischen Anforderungen.

Projektdaten

Architektur: Arcplus Group PLC, Shanghai (Restaurierung und Umbau)Ausstellungsdesign: Shanghai Huacheng Industrial Co. Ltd.Fotografie: Jackie Chan, SydneyWebsite: www.historymuseum.sh.cn

Jokhang, LhasaFür die Tibeter ist der Jokhang in Lhasa das zentrale Heiligtum – aber auch für Touristen gehört ein Besuch der jahrhundertealten Pil-gerstätte zum Pflichtprogramm. Wenn in der Regenzeit zwischen Juli und September die nächtlichen Schauer einsetzen, zerstreut sich der Trubel rund um den Tempel. Dabei entsteht gerade abends eine besondere Atmosphäre, seit eine neue Beleuchtung die Anlage spektakulär in Szene setzt: An hohen Masten montierte Kona Scheinwerfer akzentuieren die Architek-turornamente über große Distanzen hinweg, an den meterhohen Gebetsmühlen montierte Lightscan Fluter beleuchten die Umgebung.

Projektdaten

Lichtplanung: Architekturfakultät der Tsinghua University, Zhang Xin Lighting Studio, PekingFotografie: Jackie Chan, Sydney

Berlinische Galerie, BerlinDie Berlinische Galerie ist eines der jüngsten Museen der Hauptstadt und sammelt in Berlin entstandene Kunst von 1870 bis heute. 1975 gegründet, eröffnete das Landesmuseum 2004 in Nachbarschaft zum Jüdischen Museum sein eigenes Haus in einer umgebauten Industriehal-le mit 4.600 qm Ausstellungsfläche. Wie schon bei der Originalbeleuchtung mit Halogenstrah-lern vertraute die Institution auch bei der ener-getischen Sanierung auf die Museumsexperten von ERCO. So erstrahlte die viel beachtete Aus-stellung „original bauhaus“ im Jubiläumsjahr im LED-Licht von Parscan und Pollux Strahlern.

Projektdaten

Fotografie: Edgar Zippel, BerlinWebsite: www.berlinischegalerie.de

Stapferhaus, Lenzburg (CH)Ursprünglich verstand sich das Stapferhaus im aargauischen Lenzburg als Begegnungsstätte und Ort für gesellschaftliche Debatten. Seit 1994 konzipiert die Stiftung auch regelmäßig Publikumsausstellungen; im vergangenen Jahr bezog sie ein modernes Gebäude nach Plänen von pool Architekten aus Zürich. Zu Tagungs- und Veranstaltungssälen kommt in dem blau-schwarzen, kubischen Holzbau eine vielfältig nutzbare Ausstellungshalle. Zur Eröffnung konzipierten die hauseigenen Kuratoren die Ausstellung „FAKE – Die ganze Wahrheit“, die noch bis Juni dem Umgang mit Wahrheit, Lüge und Vertrauen im digitalen Zeitalter nachgeht – wirkungsvoll in Szene gesetzt mit Strahlern aus der Oseris Familie.

Projektdaten

Architektur: pool Architekten, ZürichAusstellungsdesign: Kossmann.dejong, AmsterdamLichtplanung: tokyoblue GmbH, ZürichFotografie: Moritz Hillebrand, Zürich Website: www.stapferhaus.ch

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Licht ist die vierte Dimension der Architektur

Gyeongbokgung-Palast, Seoul

Lichtplanung: Bitzro & Partners, Seoul / South KoreaFotograf: Jackie Chan, Sidneywww.royalpalace.go.kr

Die weitläufige Palastanlage am Fuß des Bergs Bugak erbauten die Gründer der Joseon-Dynastie Ende des 14. Jahrhunderts. Wiederholt durch Invasoren zerstört, wird die Anlage seit 1990 Stück für Stück rekonstruiert – und dabei mit moderner Beleuchtungstechnik ausgestattet. Das Konzept, dabei Uplighting durch Tesis Bodenein-bauleuchten mit einer Anstrah-

lung aus großer Distanz durch Kona Scheinwerfer auf Masten zu kombinieren, geht auf: So entwi-ckelt Gyeonghoeru, der von einem Bassin umgebene Bankettpavillon der Könige, nachts eine ausge-sprochen poetische Anmutung.