EDM Report - AW Oxaion

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14 eDM-REPORT Nr. 4, 2009 Immer mehr produzierende Betriebe integrieren ihre CAD/PLM- Systeme in die ERP-Software. Kein Wunder, verspricht die Integration der beiden Welten Konstruktion und operative Geschäftsprozesse doch zahlreiche Vorteile; Daten müssen nur einmal erfasst wer- den und lassen sich automatisch weiterreichen, das spart Zeit und hilft, Fehler zu vermeiden. Informa- tionen stehen allen Bereichen des Unternehmens, wie beispielsweise der Fertigung oder der Disposition, unmittelbar zur Verfügung. Ergeb- nis: Die Prozesse werden schneller, transparenter und sicherer. Davon ist auch Werner Kemkemer, EDV- Leiter bei der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co KG über- zeugt: »Die Integration der beiden Systeme lässt sich hervorragend dazu nutzen, unsere Abläufe weiter zu automatisieren.« Rund 250 Maschinen und An- lagen zur Aufbereitung von Roh- stoffen stellt das Unternehmen aus Hardheim bei Würzburg jährlich her. Die Schwerpunkte liegen beim Mischen, Granulieren, Trocknen und Feinmahlen. Alle Maschinen und Komponenten werden indivi- duell nach Kundenanforderungen konstruiert und hergestellt. Weiche zwischen Konstruktion und Geschäftsprozessen Seine Fertigungsplanung steu- ert Eirich mit dem ERP-System oxaion business solution; für das Product Lifecycle Management beziehungsweise Produktdaten- management (PDM) nutzt der Ma- schinenbauer das System keytech PLM des gleichnamigen Herstellers keytech Software. Mehrere CAD- Systeme sind daran gekoppelt, zum einen die Lösung Solidworks, die für die 3D-Konstruktion genutzt wird sowie ein weiteres 2D-System. Außerdem hat Eirich gescannte Alt- Zeichnungen in keytech eingebun- den, da das Unternehmen auch für Maschinen, die dreißig Jahre und älter sind, noch Ersatzteile liefert. Seit kurzem nutzt der Maschinen- bauer das PLM-System auch für seine Steuerungsdokumente, wel- che in der Elektrocad-Lösung E3 erstellt werden. Mit dem PLM-System verwalten die Konstrukteure ihre 3D-Dateien und Zeichnungen und steuern de- ren Freigabeprozesse. Gleichzeitig fungiert es aber auch als eine Art Weiche zum ERP-System. Oxaion und keytech PLM versorgen sich da- bei gegenseitig mit den nötigen In- formationen. Zum Beispiel durch die Synchronisation von Teilestämmen: Diese werden bei Eirich zunächst immer in der ERP-Software erfasst. Jeder Konstrukteur hat zu diesem Zweck einen Zugang zum ERP-Sys- tem. Damit ist man in Hardheim eher die Ausnahme, denn meist werden die Teilestämme in den CAD-Syste- men generiert. »Oxaion bietet uns einen viel tieferen Hintergrund bei der Teilestammerstellung«, begrün- det Werner Kemkemer diese Vor- gehensweise. »Die Konstrukteure brauchen dazu im Prinzip gar nicht viel tun. Sie müssen lediglich eine Teilgruppe auswählen, die inter- ne Bezeichnung erfassen und die Ein mittelständischer Maschinenbauer macht es vor: Durch die Kopplung der beiden Welten CAD/PLM und ERP können Fertigungsunternehmen ihre Prozesse schneller und sicherer gestalten. Konstruktives Duett AUS DER PRAXIS

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14 eDM-REPORTNr.4,2009

Immer mehr produzierende Betriebe integrieren ihre CAD/PLM-Systeme in die ERP-Software. Kein Wunder, verspricht die Integration der beiden Welten Konstruktion und operative Geschäftsprozesse doch zahlreiche Vorteile; Daten müssen nur einmal erfasst wer-den und lassen sich automatisch weiterreichen, das spart Zeit und hilft, Fehler zu vermeiden. Informa-tionen stehen allen Bereichen des Unternehmens, wie beispielsweise der Fertigung oder der Disposition, unmittelbar zur Verfügung. Ergeb-nis: Die Prozesse werden schneller, transparenter und sicherer. Davon ist auch Werner Kemkemer, EDV-Leiter bei der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co KG über-zeugt: »Die Integration der beiden Systeme lässt sich hervorragend dazu nutzen, unsere Abläufe weiter zu automatisieren.«

Rund 250 Maschinen und An-lagen zur Aufbereitung von Roh-stoffen stellt das Unternehmen aus

Hardheim bei Würzburg jährlich her. Die Schwerpunkte liegen beim Mischen, Granulieren, Trocknen und Feinmahlen. Alle Maschinen und Komponenten werden indivi-duell nach Kundenanforderungen konstruiert und hergestellt.

Weiche zwischen Konstruktion und Geschäftsprozessen

Seine Fertigungsplanung steu- ert Eirich mit dem ERP-System oxaion business solution; für das Product Lifecycle Management beziehungsweise Produktdaten-management (PDM) nutzt der Ma-schinenbauer das System keytech PLM des gleichnamigen Herstellers keytech Software. Mehrere CAD-Systeme sind daran gekoppelt, zum einen die Lösung Solidworks, die für die 3D-Konstruktion genutzt wird sowie ein weiteres 2D-System. Außerdem hat Eirich gescannte Alt-Zeichnungen in keytech eingebun-den, da das Unternehmen auch für

Maschinen, die dreißig Jahre und älter sind, noch Ersatzteile liefert. Seit kurzem nutzt der Maschinen-bauer das PLM-System auch für seine Steuerungsdokumente, wel-che in der Elektrocad-Lösung E3 erstellt werden.

Mit dem PLM-System verwalten die Konstrukteure ihre 3D-Dateien und Zeichnungen und steuern de-ren Freigabeprozesse. Gleichzeitig fungiert es aber auch als eine Art Weiche zum ERP-System. Oxaion und keytech PLM versorgen sich da-bei gegenseitig mit den nötigen In-formationen. Zum Beispiel durch die Synchronisation von Teilestämmen: Diese werden bei Eirich zunächst immer in der ERP-Software erfasst. Jeder Konstrukteur hat zu diesem Zweck einen Zugang zum ERP-Sys-tem. Damit ist man in Hardheim eher die Ausnahme, denn meist werden die Teilestämme in den CAD-Syste-men generiert. »Oxaion bietet uns einen viel tieferen Hintergrund bei der Teilestammerstellung«, begrün-det Werner Kemkemer diese Vor-gehensweise. »Die Konstrukteure brauchen dazu im Prinzip gar nicht viel tun. Sie müssen lediglich eine Teilgruppe auswählen, die inter-ne Bezeichnung erfassen und die

Ein mittelständischer Maschinenbauer macht es vor: Durch die Kopplung der beiden Welten CAD/PLM und ERP können Fertigungsunternehmen ihre Prozesse schneller und sicherer gestalten.

Konstruktives Duett

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Sachmerkmale angeben.« Die Tei-legruppe enthält dabei viele bereits vorbelegte Felder, die von selbst in den neuen Teilestamm eingetragen werden. Aus den Merkmalen wird die Teilebezeichnung in deutsch und den Standard-Fremdsprachen von Eirich automatisch generiert. Bei einem Elektromotor sind dies beispielsweise Leistung, Drehzahl, Bauform und Isolierung. Sobald der Konstrukteur einen Teilestamm oder eine Änderung daran in oxa-ion abspeichert, wird der Datensatz über eine Schnittstelle automatisch an das PLM-System übergeben. Dort kann er die ERP-Stammdaten per Mausklick mit den zugehörigen Do-kumenten verknüpfen. Durch diese Integration ist nicht nur eine sau-bere Erfassung der Teilestämme si-chergestellt, auch seine mehrspra-chigen Zeichnungsköpfe erzeugt Eirich damit ohne weiteres Zutun.

Stücklisten direkt aus 3D-Modellen ins ERP-System

Die auf den Teilestämmen basierenden Stücklisten nehmen dann den umgekehrten Weg: vom CAD-System via PLM in die ERP-Software. Damit stehen sie der Disposition und der Fertigung von Eirich unverzüglich zur Verfügung. In aller Regel arbeiten bei dem Mittelständler mehrere Konstruk-teure an einer Maschine oder An-lage und erstellen die einzelnen Baugruppen. Ein Mischer etwa kann bis zu 35 solche Baugruppen umfassen. Hat ein Konstrukteur in Solidworks eine Baugruppe abge-schlossen, wird aus dem 3D-Modell im Zusammenspiel mit Keytech die Stückliste dafür generiert und vom PLM-System über eine Schnittstelle automatisch an oxaion übergeben. »Der große Vorteil unseres Verfah-rens ist, dass wir die Stücklisten nicht per Hand schreiben müssen, sondern sie direkt aus dem 3D-Mo-dell heraus automatisiert auch dem ERP-System zur Verfügung stellen können«, bringt Werner Kemke-mer den Nutzen auf den Punkt. Die Elektrostücklisten aus E3 werden ebenfalls über eine Schnittstelle an oxaion übergeben.

Ihre volle Stärke zeigt die In-tegration der beiden Welten auch, wenn es darum geht, die opera-tiven Unternehmensbereiche mit technischen Zeichnungen auszu-statten. Die Zeichnungen entstehen in den CAD-Systemen zunächst in den unterschiedlichsten Dateifor-maten. Wird eine Zeichnung frei-gegeben, erzeugt das PLM-System daraus automatisch so genann-te Neutralformate, also Formate, die an den jeweiligen Stellen im Betrieb weiterverarbeitet werden können, zum Beispiel pdf-Dateien. Diese Neutralformate sind eben-falls mit dem Teilestamm in oxaion verknüpft. Im ERP-System lassen sich die Dokumente dadurch direkt aus der Teileinfo heraus anzeigen. Martin Obst, bei Eirich unter an-derem im Bereich PLM zuständig für Anwendungsentwicklung und -integration erläutert: »Die Kopp-lung ist so eingerichtet, dass bei Abfragen aus dem ERP die Doku-mente immer auf dem aktuellen Versionsstand zurückgegeben wer-den. Außerdem ist die Sprache der Dokumente benutzerabhängig eingerichtet. Ein Mitarbeiter in der Fertigung beispielsweise erhält sie automatisch in deutsch und eng-lisch, einer aus der Dokumenta-tion in allen vorhanden Sprachen, bis hin zu russisch und polnisch.« Auf der Basis dieser Kopplung kann

Eirich sowohl seine Fertigung als auch seine Dokumentation sicher und zuverlässig mit den richtigen Unterlagen versorgen. Beispiel Fertigung: Wird im ERP-System ein Fertigungsauftrag angestoßen, werden vollautomatisch zu allen Teilen die zugehörigen Zeich-nungen ausgedruckt, mit Labels wie etwa Auftragsnummer, Kenn-wort und Artikelnummer versehen, in die Produktion gegeben – und am Ende geschreddert.

Immer die richtigen Dokumente zur Hand

»Das ist ein großer Vorteil, weil keine alten oder vor Ort mo-difizierten Zeichnungen in den Schubladen herumschwirren«, weiß Werner Kemkemer. »Und wir geben lieber ein paar Cent mehr für einen Zeichnungdruck aus, als Ausschuss zu produzieren.« Die Integration mit der Fertigung geht aber noch tiefer: Wird eine Zeichnung für ein be-stimmtes Teil freigegeben, überprüft das System im Rahmen des Freiga-beprozesses anhand des Arbeits-plans in oxaion, welche Maschinen bei dessen Bearbeitung involviert sind – und versorgt die entspre-chenden NC-Programmiererarbeits-plätze automatisch mit den zugehö-rigen Dateien. Bei einem Biegeteil beispielsweise, das an einer NC-Bie-

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Mit Solidworks erstellen die Konstrukteure 3D-Baugruppen für ihre Maschinen und Anlagen; im Bild das 3D-Modell eines Mischwerkzeuges mit zugehörigem Featurebaum.

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gemaschine bearbeitet wird, erhält der Programmierer direkt in seinem Arbeitsbereich eine Step-Datei des Teils zugestellt, die er dann gerade-wegs in seinem NC-Programm ver-arbeiten kann. »Das halte ich wirk-lich für einen äußerst hohen Grad der Integration«, sagt Martin Obst. »Abhängig von den Eintragungen im Arbeitsplan werden Prozesse an-gesteuert, die unsere Programmier-arbeitsplätze immer genau mit den Informationen versorgen, die sie ge-rade brauchen.«

Individuelle Dokumentationen auf Knopfdruck

Zum Tragen kommt das inte-grierte System aber auch beim Er-stellen von Dokumentationen. Die Basis hierfür ist das so genannte Auftragsstücklistenarchiv von oxa-ion. Jeder Mischer und jede Anlage, die von Erich produziert werden, laufen zunächst durch das Projekt-management der ERP-Software. Dabei handelt es sich teilweise um gebäudegroße Systeme, be-stehend aus einem oder mehreren Intensivmischern und vielen Gerä-ten. Aus bis zu mehreren tausend Teilen können sich diese Systeme zusammensetzen. Alle zugehörigen Teile aus der Eigenfertigung so-

wie Zukäufe und Lagerentnahmen werden ins ERP direkt aus dem Auftragsnetz in das Auftragsstück-listenarchiv übernommen. Dort ist der gesamte Auftrag strukturiert dargestellt, mit all seinen Geräten, Baugruppen, Unterbaugruppen bis hin zum Vorerzeugnis. Kommt es nach der Auslieferung zu Ände-rungen an der Anlage, beispiels-weise durch Erweiterungen oder Modernisierungen, fließen auch

diese Umbauten in das Archiv ein. Unterm Strich bedeutet das: Im Auftragsstücklistenarchiv findet sich zu jeder Zeit die komplette Produktstruktur jedes Kundenauf-trags in ihrem aktuellen Zustand. Innerhalb dieser Struktur ist jedes Teil, zu dem es im PLM-System Dokumente gibt, mit eben diesen verknüpft. Diese Integration nutzt Eirich beispielsweise für das Cross-Media-Publishing. Direkt aus der

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Bekannt ist der Maschinenbauer Eirich insbesondere durch Anlagen zur Aufbereitung von betonitgebundenen Gießereiformsanden, Batterie-massen, keramischen Massen, Beton, Trockenmörtel, Putz und Kalksandstein.

Bei Freigabe einer Zeichnung erzeugt das PLM-System automatisch Neutralformate. Diese sind mit dem Teilestamm in oxaion verknüpft und lassen sich dort direkt aus der Teileinfo heraus anzeigen.

Produktstruktur im Archiv heraus können fertig sortierte Dokumen-tationen von ganzen Anlagen oder Geräten gedruckt werden. So erhält der Kunde alle aktuellen Unterla-gen zu seiner individuellen Anla-ge. Es muss aber nicht unbedingt Papier sein: Eirich kann auf dem-selben Wege auch eine DVD inklu-sive der Navigationssoftware ECD für die Dokumentation erzeugen. Werner Kemkemer: »Das ist für uns insofern ein großer Vorteil, als wir oft nicht mehr x-fache Ordner mit Papieren ausliefern müssen.«

ECD erlaubt dem Kunden zu-dem die Navigation durch die ge-samte Anlage, den Zugriff auf die komplette Dokumentation und stellt einen Warenkorbfunktion bereit, um Teile anzufragen oder zu bestellen. »Ohne eine hundertprozentige Au-tomation lassen sich kundenindivi-duelle Anlagen kaum wirtschaftlich in eine elektronische Form der Do-

kumentation bringen«, resümiert Werner Kemkemer. »Da fühlen wir uns heute sehr gut aufgestellt. Die Erfahrung der letzten zwei bis drei Jahre hat gezeigt: Wenn die Basis stimmt, kann man darauf mit über-schaubarem Aufwand aktuelle und zukünftige Anforderungen realisie-ren.« Jüngstes Beispiel: Schon seit Jahren überträgt Erich die elektro-nischen Teilestämme und Stück-listen inklusive Fertigungszeich-nungen auch an die produzierenden Schwesterfirmen. Diese Weitergabe wurde nun vor kurzem um die zu-gehörigen Dokumentationsdateien erweitert. -sg-

Oxaion AG, Ettlingen Tel. 07243/590-6777, www.oxaion.de

keytech Software GmbH, Recklinghausen Tel. 02361/985800, www.keytech.de

Eirich Maschinen- und Anlagenbau GmbH, Hardheim Tel. 06283/2233-0, www.eirich-maschinenbau.de

»Die Integration der beiden Welten lässt sich hervorragend dazu nutzen, unsere Abläufe weiter zu automatisieren«, betont EDV-Leiter Werner Kemkemer.

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