Eiche 19 Gebäude 71 GFZ - Potsdam€¦ · Pflegen am Beispiel von Berlin, Pat-zer Verlag Berlin,...

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Dipl.Ing. ANDREAS WÜSTENHAGEN öbv* Sachverständiger Freiraumplanung Gutachten Begutachtung von Eiche 19 auf dem Gelände des Helmholtz Zentrum Potsdam und Einschätzung der Auswirkungen der geplanten Baumaßnahme Auftraggeber: Berlin, den 14.12.2015 * Vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Land Brandenburg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für “Gehölze, Schutz- und Gestaltungsgrün“ sowie “Baumchirurgie und Baumpflege“ Schumannstr. 15 b Suckower Str 4 10117 Berlin 17268 Flieth (Uckermark) Tel 030.247217−28 + Fax −27 Tel 039887.6978−78 Fax − 77 Mobil 0171.920 2560 www.awuestenhagen.de Helmholtz Zentrum Potsdam Technische Dienste Bereich Hochbau Telegrafenberg Haus G 14473 Potsdam

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 Dipl.Ing. ANDREASWÜSTENHAGEN

öbv* Sachverständiger

Freiraumplanung

 

Gutachten

Begutachtung von Eiche 19 auf dem Gelände des

Helmholtz Zentrum Potsdam und Einschätzung der Auswirkungen

der geplanten Baumaßnahme  

Auftraggeber: Berlin, den 14.12.2015

* Vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Land Brandenburg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für “Gehölze, Schutz- und Gestaltungsgrün“ sowie “Baumchirurgie und Baumpflege“ Schumannstr. 15 b Suckower Str 4 10117 Berlin 17268 Flieth (Uckermark) Tel 030.247217−28 + Fax −27 Tel 039887.6978−78 Fax − 77 Mobil 0171.920 2560 www.awuestenhagen.de  

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Inhaltsverzeichnis

1 VORBEMERKUNGEN 3

1.1 Anlass 3

1.2 Auftraggeber 3

1.3 Auftrag 3

1.4 Ortsbesichtigung 3

2 ERGEBNISSE DER ORTSBESICHTIGUNG 4

2.1 Beschreibung des Standortes 4

2.2 Allgemeine Merkmale des Baumes 5

3. BAUMSCHUTZ BEI BAUMAßNAHMEN 7

3.1 Schadeinwirkungen bei Baumaßnahmen 7

3.2 Schutz von Bäumen im Bereich von Baustellen 10

4 AUSWERTUNG 11

4.1 Schadsymptome und besonderen Baumeigenschaften 11

4.2 Bewertung der Untersuchungsergebnisse 15

4.3 Bewertung der Entwicklungsmöglichkeit / Lebenserwartung des Baumes bei Durchführung der Baumaßnahme 17

5 ZUSAMMENFASSUNG 21 Anhang 22

A Vitalitätsstufe nach Roloff 23 B Schadstufenkatalog der GALK 26 C Statischer Nachweis Bruchsicherheit Stamm über SIA-Berechnung 27 D Quellen und weiterführende Literatur 28

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1 Vorbemerkungen

1.1 Anlass

In der Nähe des Baumes soll ein Gebäude errichtet werden.

1.2 Auftraggeber

Helmholtz Zentrum Potsdam

Technische Dienste

Bereich Hochbau

Telegrafenberg Haus G

14473 Potsdam

1.3 Auftrag

• Begutachtung des Baumes

• Visuelle Bewertung des Baumzustandes hinsichtlich Vitalität, Schadensmerkmalen

und Entwicklungsmöglichkeit bzw. Lebenserwartung des Baumes ohne die zu er-

wartende Beeinträchtigung

• Bewertung der Entwicklungsmöglichkeit / Lebenserwartung des Baumes bei Durch-

führung der Baumaßnahme

• Benennung von Schutz- und Eingriffsminimierungsmaßnahmen

• Auswertung in einem schriftlichen Fachgutachten

1.4 Ortsbesichtigung

Die Ortsbesichtigung erfolgte am 27.11.2015 von 12:30 Uhr bis 14:00 Uhr durch den Ver-

fasser des Gutachtens.

Dabei wurden die örtlichen Gegebenheiten aufgenommen, der Baum durch visuelle Inau-

genscheinnahme vom Erdboden aus begutachtet, vermessen und Dokumentationsfotos an-

gefertigt. Der Holzkörper wurde mit einem Schonhammer durch Klopfprobe auf verminderte

Holzfestigkeit, Fäulesymptome mit einem Sondierstab untersucht.

Die Höhen- und Längenmessungen erfolgten mit dem Lasermessgerät Disto D5 der Firma

Leica.

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2 Ergebnisse der Ortsbesichtigung 2.1 Beschreibung des Standortes

Der Baum steht in einem Vegetationsstreifen 0,4 m neben einem 2 m breiten mit

Tennenbelag befestigten Parkweg im Abstand von 5 m zu einer Böschungsmauer für

technische Gase am Rande eines eingezäunten Waldgebietes. Im Abstand von 10 m be-

findet sich die Gebäudeecke von Haus B, eines nach 1990 errichteten Gebäudekomple-

xes.

Durch seine Lage im Randbereich des Waldsaums und durch Kronenschluß mit Nachbar-

bäumen besteht ein geringer Windschutz.

Abb. 1 Ansicht vom Parkweg aus

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Abb. 2 Ansicht von Norden Abb. 3 Abstand Stammfuß zum Weg 40 cm

Abb. 4 Böschung zur Böschungsmauer Gaslager (rot gekennzeichneter 2 m Zollstock)

2.2 Allgemeine Merkmale des Baumes

Bei dem zu untersuchenden Baum handelt es sich um eine Stieleiche, Quercus robur. Die Bäu-

me dieser Art haben folgende Eigenschaften:

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Wurzelsystem: Tiefwurzler, im Alter Herz-Senker-Wurzel1

Holzstruktur: ringporig 2

Fähigkeit zur Abschottung: effektiv 3

Fähigkeit zur Holzverkernung verfärbt4 (Ausbildung eines echten Kernholzes mit

hoher Widerstandsfähigkeit)

Regenerations-(Reiterations-)freudigkeit: hoch5

Natürlicher Standort einheimisch, beste Entwicklung auf nährstoffreichen,

tiefgründigen, frischen bis feuchten Lehm- und

Tonböden, große ökologische Amplitude,

Stieleiche feuchtere schwerere Böden, Traubeneiche

eher trockenere, gut drainierte, lockere Böden, hoher

Lichtbedarf6

Große Toleranz gegenüber urbanen Stressfaktoren7

Natürliche Lebenserwartung bis 500 Jahre, auf zusagenden Standorten bis 12008

am innerstädtischen Stadtstraßenstandort 80-1809

Der zu untersuchende Baum hat folgende Parameter:

Höhe: 23 m

Kronenbreite: 18 m längs / 18 m quer zum Neubau

Stammumfang in 1,30 m Höhe 323 cm

Errechneter mittlerer Stamm-Ø dort 103 cm

Alter am Standort ca. 120 bis 160 Jahre (bei angenommener durchschnitt-

licher Jahrringbreite von 4 bis 3 mm, 3 cm Rinde und

Vermehrung durch Aussaat (errechnet 121 bzw. 162

Jahre)

Schadstufe nach GALK10: 1 - leicht bis mittelstark geschädigt

Vitalitätsstufe nach Roloff11 12: 2 - deutlich verminderte Vitalität

1 Warda, H.D. in Baumschule Bruns Sortimentskatalog 2009/2010 Selbstverlag, Bad Zwischenahn 2 Wessolly L., M. Erb, Baumstatik + Baumkontrolle Patzer Verlag, Berlin, 1998, S. 54 3 Dujesiefken, D und W.Liese, Das CODIT-Prinzip, Haymarket Media, 2009, S. 89 4 Wessolly L., M. Erb, Baumstatik + Baumkontrolle Patzer Verlag, Berlin, 1998, S. 54 5 Roloff, A. Bäume in der Stadt, Ulmer Verlag, Stuttgart, 2013, S 138 6 Schütt, P., Schuck, H.J., und Stimm, B., Lexikon der Baum- und Straucharten, Nikol Verlag Hamburg, 1992, S. 24 7 Roloff, A. Bäume in der Stadt, Ulmer Verlag, Stuttgart, 2013, S 138 8 Dengler, R., Baumdaten Band 1, DERITEC Selbstverlag, Lauf, 1995 9 Balder, H., Ehlebracht, K, Mahler, E., Straßenbäume. Planen. Pflanzen. Pflegen am Beispiel von Berlin, Pat-zer Verlag Berlin, 1997 10 GALK - (Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag, Arbeitskreis Stadtbäume), Empfehlungen für die Beurteilung von Bäumen in der Stadt, Selbstverlag, 2002

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Die ausführlichen Kriterienkataloge der Schadstufe nach GALK und der Vitalitätsstufe nach Roloff

sind im Anhang aufgeführt.

3. Baumschutz bei Baumaßnahmen 3.1 Schadeinwirkungen bei Baumaßnahmen

Beschädigungen an Wurzeln Die Schädigung der oberirdischen Baumteile Stamm und Krone ist auf Grund ihrer langen Sichtbarkeit und der einfachen Zuordnung zum Verursacher heutzutage quantitativ von ge-ringerer Bedeutung. Baume sind durch Baumaßnahmen vor allem im Wurzelbereich gefährdet. Problematisch wird es vor allem, wenn es trotz vorhandener Vorschriften, Richtlinien und Lei-stungsverzeichnisse zum Schutz von Bäumen z.B. durch DIN 18920 und RAS- LP 4 und der in diesen Regelwerken für den Wurzelbereich geforderten Handschachtung durch den Ein-satz von Technik zu Wurzelverlusten durch Kappungen und Abrisse sowie Wurzelverletzun-gen durch Wurzelquetschungen, -einrisse und -abknickungen bei Schachtungsarbeiten kommt. Verstärkt wird das Ausmaß der Schädigungen bei Wurzelverletzungen, wenn eine nachfol-gende Pflege der verletzten oder gekappten Wurzeln durch sauberes Nachschneiden der verwundeten Wurzelenden mit einer scharfen Hippe und somit eine Verkleinerung der Wun-de unterbleibt und eine Abschottung erschwert wird. Neben der mechanischen Schädigung können weiterhin länger bestehende offene Abgra-bungen im Wurzelbereich zu Folgeschäden durch Austrocknung oder Frosteinwirkung füh-ren, wenn die Wurzeln nicht durch einen Wurzelvorhang, ein Schutzflies oder ähnliche Maß-nahmen geschützt werden. Die Schädigung von Wurzeln hat insbesondere physiologische und statische Auswirkungen für den Baum, die je nach Ausmaß der Schädigungen, Größe der betroffenen Wurzeln und Abstand zum Stamm zu erheblichen Beeinträchtigungen der Bäume und ihrer Lebensbedin-gungen führen können.

11 Roloff, A. - Baumkronen-Verständnis und praktische Bedeutung eines komplexen Naturphänomens, Stuttgart, 2001 12 Roloff, A. – Die Vitalität richtig beurteilen, Taspo Baumzeitung 02/2013, Seite 15 bis 17

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Ein geschädigtes Wurzelsystem bremst das Kronenwachstum und erschwert seine Regene-ration. Dieses hat auch unmittelbare Einflüsse auf die Erneuerung der Wurzeln, da die Assi-milation erheblich vermindert sein kann. Die Regeneration nach einem Wurzelverlust läuft je nach Eingriffsstärke sehr langsam ab. Es bilden sich wieder neue Wurzelsysteme aus, die auch oberirdisch eine Revitalisierung ermöglichen. Infolge starker Wurzelverluste kann der Baum seine Standfestigkeit durch das Absterben von Hauptwurzeln verlieren, da die neu gebildeten Wurzeln zur Verankerung nicht ausreichen. Durch die Lokalisierung der Wurzeln im Boden bleibt das wahre Ausmaß der Baumschädi-gung in der Regel jedoch verborgen. Mechanische Verletzungen des Wurzelsystems führen häufig zu nachhaltigen Schäden, in-dem sie Eintrittspforten für Schadorganismen schaffen. Sind von der Verletzung auch Grob-wurzeln betroffen, so ist mit großer Wahrscheinlichkeit das Eindringen von Schadpilzen und einer weitreichenden Fäulnis zu rechnen. Wurzelfäulen zersetzen Teile des Wurzelsystems und wachsen dann im Inneren des Stammes aufwärts, so dass es infolge der aufsteigenden Stammfäule zur Minderung der Bruchsicherheit des Stammes kommen kann. Der Funktionsverlust durch Wurzelschaden wird allgemein als ernsteste Form der Bauschä-den angesehen. Standortschäden Veränderungen des Oberflächenniveaus im Wurzelraum von Bäumen sind sehr problema-tisch, da Wurzeln in ihrer Höhenlage durch Atmung, Wasserverfügbarkeit und biologischer Aktivität der Mikroorganismen in enger Beziehung zur Bodenoberfläche stehen. Je nach Anpassungsfähigkeit der Baumarten kann ein Bodenauftrag von nur wenigen cm zu Störungen der Sauerstoff- und Wasserversorgung der Wurzeln sowie nachfolgend des ge-samten Stoffwechsels der Bäume führen. Die alten voll ausgebildeten und speziell an ihre entsprechende Tiefe angepassten Wurzeln können durch die Veränderungen in der Bodenphysik ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen und sterben nach gewisser Zeit ab. Bei Bodenauftrag wird durch den Sauerstoffmangel auch die biologische Aktivität und der Abbau der organischen Substanz gemindert, was in den nun in größerer Tiefe befindlichen Schichten zu Fäulnis und zum Abbau durch anaerobe Mikroorganismen mit z.T. für die Pflanzenwurzeln giftigen Abbauprodukten, wie Schwefelwasserstoff oder Methan führen

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kann. Auch für den Stammfuß, die Wurzelanläufe und den unteren Stammbereich kann es durch den Bodenauftrag zu Schädigungen kommen, da infolge eingeschränkter Atmung und veränderter Feuchtigkeit Fäulnis im Rindenbereich und ein Absterben des Kambiums mög-lich ist. Wenn bei einem Bodenabtrag die oberen Bodenschichten im Wurzelbereich der Bäume be-troffen sind, wirkt sich dies besonders schädigend aus, da in dieser Schicht durch die große Humusanreicherung das intensivste Bodenleben existiert und die hauptsächliche Ernährung des Baumes erfolgt. Zu erheblichen Beeinträchtigungen des Baumstandortes durch Bodenverdichtung kann es durch Baufahrzeuge, insbesondere beim Fahren in durch die eigentlichen Baumaßnahmen nicht betroffenen Bereichen z.B. durch ungünstige Wahl von Baustellenzufahrten und Ein-richten von Wendeschleifen sowie dem unsachgemäßen Lagern von Baustoffen oder dem Abstellen von Baufahrzeugen kommen. Eine weitere Ursache ist der Einsatz von Verdichtungsmaschinen außerhalb der bautech-nisch notwendigen Bereiche. Durch die Verdichtung sind die für den Baum wichtigen physi-kalischen Eigenschaften des Standortes, vor allem der Wasserhaushalt und der Gasaus-tausch betroffen. Durch Reduktion des Grobporenanteils wird die Entwässerungsfähigkeit des Bodens ver-schlechtert. Die Folge sind erschwertes Einsickern der Niederschläge, ein Herabsetzen der Wasserkapazität und eine Reduzierung der Nährstoffaufnahme. Gleichzeitig ist der Luftaustausch zwischen Wurzelraum und Atmosphäre beeinträchtigt. Das von den Mikroorganismen und Pflanzenwurzeln gebildete Kohlendioxid kann nicht aus dem Boden entweichen und Sauerstoff vermag nicht einzudringen. Durch die Reduzierung der verfügbaren Sauerstoffmenge wird somit die Lebensgrundlage der Wurzeln, die Veratmung von organischen Verbindungen durch Sauerstoff eingeschränkt, und es besteht die Gefahr der Fäulnis. Bei starken Verdichtungen mit hohem Feuchtegehalt endet der Stoffwechselmechanismus der Mikroorganismen nicht mehr beim CO2 sondern

bei organischen Säuren, was Veränderungen des pH- Wertes und der Nährstoffverfügbarkeit zur Folge haben kann. Durch eine Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Boden besteht vor allem auch Gefahr für die mikrobielle Aktivität, so dass Symbiosen, bei denen der Sauerstoffbedarf durch die Ansprü-che beider Partner besonders hoch ist, der Abbau organischer Substanz und die Stickstoff-mineralisierung gefährdet sind. Als ein weiterer Nachteil der Reduktion des Grobporenanteils kann die schlechtere Erschließbarkeit der Poren durch die Pflanzenwurzeln angesehen werden.

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Die erhöhte Streßbelastung durch Wasser- und Sauerstoffmangel kann durch verstärkte Bil-dung des Aethylens zu einer Störung des Phytohormonhaushaltes und - gleichgewichtes und zu vermindertem Wachstum sowie vorzeitigem Blattfall und Altern führen. Durch Bodenverdichtungen können durch die oben beschriebenen Auswirkungen Wurzeln absterben, was sich durch die Reduzierung der Nährstoffaufnahme in einer Reduktion der Krone niederschlagen kann. Das nachfolgende Absterben von mit Nährstoffen unterversorgter, aber statisch bedeutsa-mer Wurzeln kann zur Minderung der Standsicherheit und nach Vordringen der Fäule in den Stamm zur Minderung der Bruchsicherheit führen. Bodenverdichtungen sind Langzeitschäden, deren Beseitigung nur sehr langfristig durch das Wirken von Bodentieren, insbesondere Regenwürmern und eine Durchwurzelung möglich ist. 3.2 Schutz von Bäumen im Bereich von Baustellen

Der Schutz von Gehölzen bei Baumaßnahmen wird in mehreren Normen und Verordnun-

gen geregelt. Maßgebend sind die DIN 1892013 und die RAS-LP 4 14.

Zum Schutz des Wurzelbereiches, der Bodenfläche unter der Krone von Bäumen zzgl. 1,5

m (bei Säulenformen zuzüglich 5 m), wird in der DIN 18920 Abschnitt 4.10.1 Allgemeines

u.a. festgelegt:

„Gräben, Mulden und Baugruben dürfen im Wurzelbereich nicht hergestellt werden. Ist

dies im Einzelfall nicht zu vermeiden, darf die Herstellung nur in Handarbeit oder Absaug-

technik erfolgen. Der Mindestabstand vom Stammfuß soll das Vierfache des Stammum-

fanges in 1,00 m Höhe betragen, mindestens jedoch 2,50 m. Beim Verlegen von Leitun-

gen soll der Wurzelbereich möglichst unterfahren werden.

Beim Aushub von Gräben dürfen Wurzeln mit einem Durchmesser ≥ 2 cm nicht durch-

trennt werden.“

Die RAS LP 4 empfiehlt in Abschnitt 1.1.3.2.2 Offene Baugruben: „Im gesamten Wurzel-

bereich muß die Baugrubenwand von Hand geschachtet oder die Baugrube mit Saugge-

räten ausgehoben werden.“

13 DIN 18920, Schutz von Bäumen, Pflanzbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen Beuth Verlag GmbH, August 2014 14 Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) Richtlinien für die Anlagen von Straßen, Abschnitt 4, Schutz von Bäumen und Sträuchern im Bereich von Baustellen , 1999

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4 Auswertung

4.1 Schadsymptome und besonderen Baumeigenschaften

Es wurden die folgenden besonderen Baumeigenschaften und Schadsymptome festgestellt:

• Kronenansatz in 3 m mit Aufgabelung in 2 Stämmlinge von ca. 60 bzw. 50 cm Durchmes-

ser

• Östlicher Stämmling

–aufrechter konkurrierender Wuchs bis 11 m, dann Richtungsänderung um 70° und aus-

ladende Beastung

-Eine Verlängerung Richtung Gebäude B in 7 m in 3 m Abstand zum Stämmling mit

Durchmesser 25 cm gekappt auf zu kleinen Versorgungsast

-in 3,50 m alte Astungswunde im Durchmesser 30 x 40 cm

-Efeubewuchs bis 8 m Höhe

• Westlicher Stämmling

-durchgehend bis 17 m Höhe dann Aufgabelung

-Efeubewuchs bis 16 m

• Kaum Totholz

• Einzelne kleine Astungswunden

• Keine Beastung bis 11 m

• Jahrestriebleistung der Spitzentriebe 10 cm

• Keine größeren Schadsymptome bzw. Schädigungen am Holzkörper

• Die Klopfprobe mit dem Schonhammer zur Feststellung oberflächennaher Höhlungen

zeigte keine Auffälligkeiten auf.

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Abb. 5 Baumansicht aus Westen Abb. 6 Kronenansicht, rechts Nachbarbaum

Abb. 7 Seitenansicht aus Süden Abb. 8 Stammansicht mit 2 m Latte

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Abb. 9 Kronenarchitektur, rechts östlicher, links westlicher Stämmling

Abb. 10 aufrechter konkurrierender Wuchs bis 11 m, dann Richtungsänderung um 70° und ausladende Beastung

Abb. 11 Dimension östlicher Stämmling ca. 55 cm

Abb. 12 alte Astungswunde 20 x 30 cm am östlichen Stämmling

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Abb. 13 ausladender Starkast des östlichen Stämmlings wächst in Nachbarkrone

Abb. 14 einzelne Schnittwunden in der Krone wahrscheinlich zum Bau Nachbargebäude

Abb. 15 Detail Spitzentriebe, Vitalitätsstufe 2 nach Roloff

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4.2 Bewertung der Untersuchungsergebnisse

Vitalität

Der Baum ist insgesamt in einem für sein Alter relativ vitalen Zustand und weist nur einen

geringen Schädigungsgrad auf.

Der Baum ist am Ende der wüchsigen Phasen der Kronenentwicklung und in die Stagnati-

onsphase eingetreten. Diese ist gekennzeichnet durch reduzierte Jahrestrieblängen und zu-

nehmende Kurztriebbildung. Diese Phase kann noch etliche Jahrzehnte andauern und geht

dann in die Alterungsphase mit beginnendem Absterben der Spitzentriebe über.

Die Vitalitätsstufe 2 nach Roloff zeigt eine deutlich verminderte Wüchsigkeit der Spitzen-

triebe auf, was aber keine Aussage zur Verkehrssicherheit darstellt. „Ein Baum der Vitali-

tätsstufe 2 kann durchaus noch Jahrzehnte sicher sein und seine Funktionen in der Stadt

erfüllen, zum Beispiel wenn der Grund für die schlechtere Vitalität höheres Alter ist.“ 15

Die Restlebenserwartung des Baumes wird mit ≥ 30 Jahren, wahrscheinlich noch deutlich

länger, eingeschätzt und wird vor allem durch die rechtzeitige baumpflegerische Reaktion auf

Schädigungen und Fehlentwicklungen der Krone zur Vermeidung von Ausbrüchen größerer

Äste sowie die Vermeidung schädigender Eingriffe in den Wurzelraum bestimmt.

Schadsymptome

Stamm:

Der Baum weist insgesamt eine für die vorhandene Baumhöhe sehr große Stammdimension

auf.

Nach dem SIA-Modul von Wessolly16 weist der Baumstamm bei einem intakten Querschnitt

eine sehr hohe Grundsicherheit von > 500 % auf und benötigt dort für die einfache Bruchsi-

cherheit von 100 % gegen Materialversagen eine mittlere Mindest-Restwandstärke von 3 cm

(s. SIA-Berechnung im Anhang), die noch unterhalb der für das Verformungsversagen hohler

Körper (Schlauchknicken) von ca. 5 cm liegt. Diese ist deutlich vorhanden.

Kronenansatz:

Es liegen keine Anzeichen für Fehlentwicklungen, Fäulen, Pilzbefall oder erhöhte statische

Aktivität am Kronenansatz vor.

15 Roloff, A. – Die Vitalität richtig beurteilen, Taspo Baumzeitung 02/2013, Seite 17 16Wessolly, L. Statisch integrierte Abschätzung in: www.simgruppe.de, URL: http://www.simgruppe.de/de/sia-berechnung

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Krone:

Es existieren einzelne recht ausladende Äste, die aber als vital und ausreichend dimensio-

niert eingeschätzt werden. Bei nachlassender Vitalität kann es zu Abbrüchen der ausladen-

den Äste kommen.

Ein ausladender Starkast wächst in die Krone des benachbarten Baumes und sollte ebenso

wie ein ausladender Starkast Richtung Osten auf ausreichend dimensionierte Versorgungs-

äste eingekürzt werden.

Ansonsten bestehen bei den lebenden Ästen keine Anzeichen für eine verminderte Bruchsi-

cherheit durch z.B. Vorschäden, Verletzungen, Fäulen, Vitalitätsminderungen oder Fehlent-

wicklungen.

Eventuell sind nach Fällung von Nachbarbäumen für das Baufeld auf Grund der veränderten

Windverhältnisse Rückschnitt in der Krone erforderlich.

In der Krone existieren einzelne Totäste, die durch Abbrechen zu Personen – und Sach-

schädigungen führen können. Sie sollten daher z.B. im Rahmen einer Kronenpflege nach

ZTV-Baumpflege entfernt werden.

Standsicherheit

Eine endgültige Feststellung der Höhe der Standsicherheit ist nach derzeitigem Stand

der Technik nur durch aufwendige Untersuchungsverfahren, wie über Zugversuche, bei

der Windersatzkräfte in den Baum eingeleitet und die Reaktionen des Baumes im Belas-

tungsfall über Sensoren gemessen und errechnet werden, möglich.

Die Beurteilung der Standsicherheit im Rahmen des Gutachtens erfolgt durch Einschät-

zung des Zustandes der Wurzelanläufe und des Stammfußes sowie möglicher Schad-

symptome im unteren Stammbereich.

Informationen vom Auftraggeber über mögliche in der Vergangenheit erfolgte Eingriffe

oder Schädigungen im stammnahen Wurzelraum liegen nicht vor.

Es wurden keine Anzeichen einer verminderten Standsicherheit im Wurzelraum und am

Stammfuß festgestellt. Es ist aber möglich, dass es im Rahmen der Erstellung des

stammnah vorbei führenden Parkweges zu Wurzelschädigungen gekommen sein kann.

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4.3 Bewertung der Entwicklungsmöglichkeit / Lebenserwartung des Baumes bei Durchführung der Baumaßnahme Vorgesehene Baumaßnahme

Im Rahmen der Baumaßnahme wird im Abstand von ca. 10 m zum Stammfuß des Baumes

ein Gebäude mit 2 Unter- und 4 Obergeschossen erstellt. Für die Erschließung des Unterge-

schosses ist vorgesehen, im Abstand von ca. 5 m zum Stammfuß des Baumes das Gelände

ca. 2 m tief abzugraben und mit einer Böschungsmauer zu sichern.

Der bestehende Parkweg soll nach Aufschüttung über eine Brücke in das neu Gebäude füh-

ren und nicht mehr am Baum vorbei.

Abb. 16 Auszug Lageplan des Architekturbüros Heinle, Wischer und Partner Stand 01.10.2015 mit Kennzeichnung des Eichenstandortes ohne Maßstab (4 m Länge rot markiert)

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Abb. 17 Vergrößerung Auszug Lageplan des Architekturbüros Heinle, Wischer und Partner Stand 01.10.2015 mit Kennzeichnung des Eichenstandortes (4 m Länge rot markiert)

Abb. 18 Auszug aus Geländeschnitt Zugangsbrücke des Architekturbüros Heinle, Wischer und Partner Stand 01.10.2015

Die Abstände der neuen Baustelle mit 10 m zum Gebäude und 5 m zur Böschungsmauer

sind in etwa mit den Abständen der Baumaßnahme des bereits vorhandenen Gebäudekom-

plexes mit Haus B vergleichbar.

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Mögliche Eingriffe in den Wurzelraum finden deutlich außerhalb des statisch wirksamen

Wurzelbereiches statt, so dass keine Auswirkungen auf die Standsicherheit durch stammna-

he Wurzelverluste und nachfolgende Fäulen an beschädigten Wurzeln zu erwarten sind.

Von der Baumaßnahme können vor allem Schädigungen der Vitalität durch Verluste an vor-

rangig für die Versorgung des Baumes wichtigen Wurzeln oder sekundäre Wurzelschäden in

Folge von Standortschäden durch Bodenauftrag und Bodenverdichtung ausgehen.

Aus diesem Grund sollte der zur Verfügung stehende Wurzelraum weitgehend ursprünglich

erhalten werden.

Die Baumkrone ist nach Süden und nach Westen relativ schmalkronig, so dass wahrschein-

lich nur geringe Rückschnitte für die Hebetrasse des Baukranes erforderlich sind. Diese lie-

gen in etwa im Umfang möglicher Ausgleichsschnitte für Wurzelverluste.

Abb. 19 Ungefähre Lage der Wegetrasse Zu-gangsbrücke in 7,5 m Abstand zum Stamm

Abb. 20 Vergleichsweise geringe Beastung im Bereich der Hebetrasse

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Es werden folgende Maßnahmen zum Baumschutz vorgeschlagen:

• Aufständerung des Zugangsweges zur Eingangsbrücke auf Punktfundamente ohne Bo-

denaufschüttungen

• Minimierung des erforderlichen Arbeitsraumes für die Böschungsmauer durch Ausführung

in Ortbeton oder Winkelstützen in Sonderbauweise mit dem Fuß zur Fahrbahn

• Zeitlich vorgelagerte Durchführung einer Suchschachtung im Bereich der Böschungs-

mauer zur Sichtung und Einkürzung der Bestandswurzeln durch Baumpfleger und ggfls.

Erstellung eines fachgerechten Wurzelvorhanges

• Konsequente Umsetzung der Baumschutznormen DIN 18920, RAS LP 4, ZTV-

Baumpflege

• Bauliche Abgrenzung des zu erhaltenden Wurzelraumes durch ortsfesten Zaun

• Arbeiten im Wurzelraum durch Handarbeit und Hebetechnik von außerhalb

• Rückbau und Bodenauftrag des vorhandenen Parkweges im Bereich der Eiche im Vor-

kopfeinbau

• Abbohlen und Einzäunung des benachbarten Wurzelraumes für den Zeitraum des Ein-

baus des aufgeständerten Parkweges

• minimierte seitliche Einkürzung der Krone für die erforderliche Hebetrasse nach Abstim-

mung mit dem Ausführungsbetrieb / Kranfahrer

• Zusatzbewässerung der Eiche während der Baumaßnahme als Ausgleich für Stressfakto-

ren durch den Baubetrieb

• Abstimmung und Kontrolle des Baumschutzes vor bzw. während der Baumaßnahme

durch eine ökologische Baubegleitung

Bei Umsetzung der empfohlenen Baumschutzmaßnahme ist ein Erhalt des Baumes mit nur

geringen Schädigungen der Baumvitalität und weitgehender Beibehaltung seiner Lebenser-

wartung von ≥ 30 Jahren möglich.

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5 Zusammenfassung

Die ca. 23 m hohe Eiche mit einem Stammumfang von 323 cm ist insgesamt in einem für ihr

Alter relativ vitalen Zustand und weist nur einen geringen Schädigungsgrad und keine größe-

ren Schadsymptome am Holzkörper auf.

Der Baum besitzt insgesamt eine für die vorhandene Baumhöhe sehr große Stammdimensi-

on. Es wurden keine Anzeichen einer verminderten Standsicherheit bzw. Bruchsicherheit

festgestellt. Die Restlebenserwartung des Baumes wird im ungestörten und regelmäßig ge-

pflegten Zustand mit ≥ 30 Jahren eingeschätzt.

Im Rahmen der Baumaßnahme wird im Abstand von ca. 10 m zum Stammfuß des Baumes

ein Gebäude und im Abstand ca. 5 m zum Stammfuß eine Böschungsmauer erstellt.

Mögliche Eingriffe in den Wurzelraum finden deutlich außerhalb des statisch wirksamen

Wurzelbereiches statt, so dass keine Minderung der Standsicherheit zu erwarten ist.

Bei konsequenter Umsetzung der vorgeschlagenen Baumschutzmaßnahmen, u.a. der Auf-

ständerung des Zugangsweges zur Eingangsbrücke auf Punktfundamenten ohne Bodenauf-

schüttungen, Minimierung des erforderlichen Arbeitsraumes für die Böschungsmauer mit

zeitlich vorgelagerter Durchführung einer Suchschachtung und konsequenter Einhaltung der

Baumschutznormen, ist ein Erhalt des Baumes mit nur geringen Schädigungen der Baumvi-

talität und weitgehender Beibehaltung seiner Lebenserwartung von ≥ 30 Jahren möglich.

Ich versichere das Gutachten nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt zu haben.

öbv SV Andreas Wüstenhagen Berlin, den 14.12.2015

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Anhang

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A Vitalitätsstufe nach Roloff

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B Schadstufenkatalog der GALK

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C Statischer Nachweis Bruchsicherheit Stamm über SIA-Berechnung Auswertung der Grundsicherheit

Statisch integrierte Abschätzung

Baumart Eiche, Quercus rob. Baumhöhe 23 m Stammdurchmesser 103 cm Rindendicke 3 cm Standort Dorf/Vorstadt Kronenform Ellipsoid auf Stütze Alleebaum nein Nettodurchmesser (DN) 97 cm Bedarfsdurchmesser (BD) n. Diagr. A 54 cm Grundsicherheit (GS) n. Diagr. B 580 % Mindestwandstärkeanteil (MWA) n. Diagr. C 3.1 % Mittlere mind. Restwandstärke (MW) 3 cm Copyright © 2007

SIA-Methode: Dr. Ing. Lothar Wessolly, Nittelwaldstraße 22, 70195 Stuttgart, Deutschland Programmierung: Brehm & Fritsch GmbH, Bachstraße 14, 15741 Bestensee, Deutschland Onlineberechnung auf http://www.simgruppe.de/de/sia-berechnung Bei der baumstatischen Berechnung der Bruchsicherheit über „Statisch Integrierten Ab-schätzung (SIA)“ mit dem Programm SIA-Programm werden die 3 Elemente der Statik Last (Kronenfläche und Kronenschwerpunkt), Form (Kronenform) und Material (Elastizi-tätsgrenze der Baumart im grünen Holz) berücksichtigt, und die Sicherheit gegen Bruch-versagen über die statische Belastbarkeit durch das Biegemoment am Stamm sowie das Widerstands- bzw. Flächenträgheitsmoment des Stammquerschnitts mit den in der all-gemeinen Mechanik etablierten Formelsätzen berechnet. (siehe auch Rinn17) Die SIA-Berechnung erfolgt standardmäßig auf Grundlage des Stammdurchmessers in 1 m Höhe. Der SIA Berechnung liegt ein Bemessungswind von 22,5 m/s bzw. dessen Böen zu Grunde. Die SIA-Methode ist eine vereinfachte Methode und wird i.d.R. zum Verdeutlichung offen-sichtlich vorhandener hoher Grundsicherheiten genutzt. Sie steht nur für eine begrenzte Auswahl von 19 Bäumen bei 4 Kronenformen, sowie 2 Sonderformen zur Verfügung. Das Ergebnis der Mittleren mind. Restwandstärke (MW) bezieht sich auf eine Grundsicherheit von 100 % bei geschlossenem Stammquerschnitt.

17 Rinn, F. Wie hohl darf ein alter Baum sein in Baumzeitung Juni 2013, S. 33 – 35, Haymarket Verlag Braunschweig

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D Quellen und weiterführende Literatur BGH, Entscheidung vom 21.01.1965 in VersR 1965, 475; NJW 1965, 815 Dengler R. Baumdaten Band 1, DERITEC Selbstverlag, Lauf, 1995 Dengler R. Baum Check: Arbeitsblätter zur einfachen und schnellen Baumkontrolle mit VTA, deritec Selbstverlag, Lauf, 2005, Arbeitsblatt DIN 18920, Schutz von Bäumen, Pflanzbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen Beuth Verlag GmbH, 2014 DIN EN 1991-1-4/NA - Eurocode 1 Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter : Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen – Windlasten Dujesiefken, D., Wundbehandlung an Bäumen, Braunschweig, Thalacker. 1995 Dujesiefken, D und W.Liese, Das CODIT-Prinzip, Haymarket Media, 2009, S. 46 Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. FLL, Baumkontrollrichtlinien Richtlinien für Regelkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen –, Selbstverlag, Bonn, 2010, S. 44 Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. FLL, Zusätzliche Technische Vertrags-bedingungen und Richtlinien für Baumpflege und Baumsanierung, - ZTV Baumpflege, 5. Auflage, Bonn. 2006 Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) RAS-LP 4 - Richtlinien für die Anlagen von Straßen, Abschnitt 4, Schutz von Bäumen und Sträuchern im Bereich von Baustellen , 1999 GALK (Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag, Arbeitskreis Stadtbäume), Empfehlun-gen für die Beurteilung von Bäumen in der Stadt, Selbstverlag 2002 Gruber, F., Aktuelles zu Versagens-/Sicherheitskriterien und zur Adaption von Bäumen, AVM-Verlag, München, 2009 Kowohl, T. ,Kehr, R., Wohlers, A., Dujesiefken,D., Wundreaktionen und Pilzbefall im Holzkörper nach Resistograph- und Zuwachsbohrer-Einsatz zur Baumuntersuchung im Bereich von Fäulen, Jahrbuch der Baumpflege, 2001, Seite 203 ff Rinn, F. Wie hohl darf ein alter Baum sein in Baumzeitung Juni 2013, S. 33 – 35, Haymarket Verlag Braunschweig Roloff, A., Baumkronen-Verständnis und praktische Bedeutung eines komplexen Naturphänomens, Ulmer Verlag, Stuttgart, 2001 Roloff, A. – Die Vitalität richtig beurteilen, Taspo Baumzeitung 02/2013, Seite 15 bis 17 Roloff, A. Bäume in der Stadt, Ulmer Verlag, Stuttgart, 2013 Warda, H.D. in Baumschule Bruns Sortimentskatalog 2009/2010 Selbstverlag, Bad Zwischenahn Wessolly, L. Erb, M., Handbuch der Baumstatik und Baumkontrolle, Berlin, Hannover: Patzer, 1998 Wessolly, L. Physikalische Grundlagen der Baumstatik, Tagungsband des 28.SVK-Gehölzseminar Hannover, 2005