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2 4 Strategische Schwerpunkte Forschungsinfra- strukturen und Gross- forschungsprojekte «Der ETH-Bereich betreibt bestehende Forschungsinfra- strukturen von gesamtschweizerischer Bedeutung, führt Projekte gemäss der ‹Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen› durch und beteiligt sich im Erfolgsfall an europäischen Flaggschiffprojekten.» Strategische Schwerpunkte Forschung «Der ETH-Bereich baut seine Spitzenposition in der internationalen Forschung weiter aus.» Der Leistungsauftrag hält die strategischen Ziele und Unterziele des Bundesrats an den ETH- Bereich in der Leistungsperiode 2013–2016 fest. Er enthält neben strategischen Schwerpunkten auch finanzielle und infrastruk- turelle sowie personelle Ziele. EINBLICK 3 Strategische Schwerpunkte Wissens- und Techno- logietransfer  (WTT) «Zur Stärkung der Innovationskraft und Wettbe- werbsfähigkeit der Schweiz fördert der ETH-Bereich den Transfer seiner Erkenntnisse und Kompetenzen in die Gesellschaft und Wirtschaft.» 1 Strategische Schwerpunkte Lehre «Der ETH-Bereich bietet eine im internationalen Vergleich erstklassige und für die Studierenden attraktive Lehre an.» Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 52

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24Strategische Schwerpunkte

Forschungsinfra-strukturen und Gross-forschungsprojekte«Der ETH-Bereich betreibt bestehende Forschungsinfra-strukturen von gesamtschweizerischer Bedeutung, führt Projekte gemäss der ‹Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen› durch und beteiligt sich im Erfolgsfall an europäischen Flaggschiffprojekten.»Strategische Schwerpunkte

Forschung«Der ETH-Bereich baut seine Spitzenposition in der internationalen Forschung weiter aus.»

Der Leistungsauftrag hält die strategischen Ziele und Unterziele des Bundesrats an den ETH- Bereich in der Leistungsperiode 2013–2016 fest. Er enthält neben strategischen Schwerpunkten auch finanzielle und infrastruk-turelle sowie personelle Ziele.

EINBLICK

3Strategische Schwerpunkte

Wissens- und Techno- logietransfer  (WTT)«Zur Stärkung der Innovationskraft und Wettbe-werbsfähigkeit der Schweiz fördert der ETH-Bereich den Transfer seiner Erkenntnisse und Kompetenzen in die Gesellschaft und Wirtschaft.»

1Strategische Schwerpunkte

Lehre«Der ETH-Bereich bietet eine im internationalen Vergleich erstklassige und für die Studierenden attraktive Lehre an.»

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich52

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Strategische Schwerpunkte

Nationale Zusammen- arbeit

Finanzielle und infrastrukturelle Ziele

Immobilien-management

Personelle Ziele

Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs

Strategische Schwerpunkte

Internationale Positionierung und Zusam-menarbeit«Der ETH-Bereich baut die Zusammenarbeit und Vernetzung in Lehre und Forschung mit den besten Institutionen der Welt weiter aus und stärkt seine internationale Ausstrahlung.»

«Der ETH-Bereich sorgt für eine stärkere Zusammen-arbeit sowohl innerhalb des Bereichs als auch innerhalb der schweizerischen Hoch-schullandschaft.»

«Der ETH-Bereich koordiniert die Bewirtschaftung der Grundstücke und Immobilien und sorgt für deren Wert- und Funktionserhaltung.»

«Der ETH-Bereich schafft attraktive und familien-freundliche Arbeitsbedingungen, fördert die Chancengleichheit und bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus.»

Strategische Schwerpunkte

Rolle in der Gesellschaft und nationa-le Aufgaben«Der ETH-Bereich pflegt den Dialog mit der Gesellschaft und erfüllt Aufgaben von nationalem Interesse.»

Finanzielle und infrastrukturelle Ziele

Finanzierungsquellen und Mittelverwendung«Der ETH-Bereich optimiert seine Finanzierungsbasis und setzt die vorhandenen Mittel effizient ein.»

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 53

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ETH ZürichIm Herbst 2014 traten 3 137 neue Bachelorstudierende in die ETH Zürich ein. Damit hat sich die Zahl der neueintretenden Bachelor-studierenden auf hohem Niveau stabilisiert. Mit 483 Neueintritten bleibt der Studiengang Maschineningenieurwissenschaften der mit Abstand beliebteste Bachelorstudiengang, gefolgt von der Architektur mit 310 neuen Studierenden auf Bachelorstufe. Aus Sicht der Schweizer Wirtschaft erfreulich ist die starke Zunahme der Zahl der Neueintretenden in den Studiengängen Informatik (291, +11 %) und Elektrotechnik & Informationstechnologie (263, +9 %) sowie die anhaltend hohe Zahl von Neueintritten in den Studiengang Gesundheitswissenschaften & Technologie (235). Besondere Attraktivität für Frauen – mit Anteilen von über 50 % bei den Neueintritten – geniessen die Studiengänge Lebensmittel-wissenschaften (74 %), Biotechnologie (67 %), Pharmazeutische Wissenschaften (66 %), Gesundheitswissenschaften & Technologie (60 %) sowie Agrarwissenschaften (50 %). Insgesamt beträgt der Frauenanteil auf Bachelorstufe 29,8 % (2013: 30,1 %). Der Anteil der Bildungsausländer auf Bachelorstufe (ohne Gast- und Mobilitäts-studierende) liegt bei 13,8 % (2013: 14 %). Die Masterstudiengänge der ETH Zürich sind nicht minder attraktiv: 2014 traten 1 557 ihrer Bachelorabsolventinnen und -absolventen in ein Masterstudium der ETH Zürich ein (2013: 1 383). Hinzu kamen 796 externe Neuein-tretende. Diese wurden aus insgesamt 2 796 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. Damit stieg die Gesamtzahl der Studie-renden und Doktorierenden an der ETH Zürich 2014 auf einen erneuten Höchststand von 18 616 (2013: 18 178).

Ihr Studienangebot erweiterte die ETH Zürich 2014 in gesell-schaftlich und wirtschaftlich relevanten Gebieten. Als Baustein zur erfolgreichen Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundesrats bildet der neue Masterstudiengang «Integrated Building Systems» Spezialistinnen und Spezialisten für die ressourcen- und energie-effiziente Gestaltung von Gebäuden und Städten aus. Der Studien-gang wird von Dozierenden aus fünf Departementen der ETH Zürich sowie von Fachleuten der Empa und der Eawag getragen. Die ETH

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FAZIT DES ETH-RATS

Die beiden ETH und die Forschungsanstalten bieten eine erstklas-sige forschungsbasierte Lehre und erfreuen sich bei nationalen und internationalen Studierenden und Doktorierenden grosser Beliebtheit. Die Gesamtzahl der Studierenden und Doktorieren-den stieg 2014 an beiden ETH an (1,8 %) und entspricht der Pro-gnose eines leichten, stetigen Wachstums für die kommenden Jahre. Die Anzahl Neueintritte ins Masterstudium stieg 2014 noch mals stark an, während sich die Eintritte ins Bachelorstu-dium auf hohem Niveau stabilisierten. Das Lehrangebot wird kontinuierlich an aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen und Bedürfnisse angepasst; auch 2014 wurde das Angebot durch die beiden ETH und die Forschungsanstalten auf Bachelor-, Master- und Doktoratsstufe entsprechend weiterent-wickelt. Das umfassende Qualitätsmanagement in der Lehre fördert die kontinuierliche inhaltliche und methodische Weiter-entwicklung und Verbesserung der Lehre, u. a. durch die Ent-wicklung und den Einbezug von Onlinekursen. Zusätzlich zur akademischen Lehre leisten die Institutionen des ETH-Bereichs mit ihren Aus- und Weiterbildungsangeboten einen wichtigen Beitrag zugunsten der Gesellschaft und der Wirtschaft. Der ETH-Rat setzt sich für optimale Rahmenbedingungen für die Lehre ein, damit deren Attraktivität langfristig für Studierende, Dozie-rende und die Gesellschaft gesichert werden kann. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf anstehende Aktualisierungen des ETH-Gesetzes im Rahmen der BFI-Botschaft 2017-2020 hat der ETH-Rat 2014 beschlossen, eine Ergänzung der bestehenden Kompetenzen des ETH-Rats zur Zulassungsbeschränkung für Stu-dierende mit ausländischem Vorbildungsausweis zu beantragen.

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«Der ETH-Bereich bietet eine im internationalen Vergleich erstklassige und für die Studierenden attraktive Lehre an.»

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Zürich und die Hochschule Luzern schlossen darüber hinaus eine Vereinbarung über die Zulassung der Absolventinnen und Absol-venten des einzigen Bachelorstudiengangs in Bautechnik der Schweiz zum neuen Masterstudiengang. Einen Beitrag zur Bewäl-tigung der vielfältigen Herausforderungen im Gesundheitsbereich leistet die ETH Zürich mit dem Studiengang «Gesundheitswissen-schaften und Technologie», der seit Herbst 2014 erstmals auch auf Masterstufe angeboten wird. Er bildet Fachkräfte mit Spezialwis-sen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften wie auch in der Me dizin aus.

Die ETH Zürich vermittelt ihren Studierenden Fachwissen und Methodenkompetenz. Mit der «Critical Thinking»-Initiative will sie nun auch vermehrt die Fähigkeiten zur kritischen Reflexion und zum Umgang mit interdisziplinären und systemorientierten Pro-blemstellungen fördern. An einem Workshop mit rund 80 Dozie-renden, Studierenden und Mitarbeitenden im Sommer 2014 wurde sowohl über die bessere Integration vieler bestehender Angebote in diesem Bereich in den Studienalltag als auch über neue Projekte diskutiert. So können ETH-Studierende ab 2015 im Rahmen einer Studienwoche in gemischten Teams kreative Ideen zur Lösung komplexer Probleme erarbeiten.

EPFLZu Beginn des Studienjahres 2014/2015 zählte die EPFL 9 921 Stu-dierende, was einer Zunahme von 0,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese Stabilisierung ist auf die geringere Zahl neuer Bachelorstudierender zurückzuführen, die sich insbesondere durch die Änderung der Aufnahmebedingungen für europäische Bil-dungsausländerinnen und -ausländer für das erste Bachelorjahr erklärt (Anhebung des erforderlichen Notendurchschnitts auf 80 %; Abnahme um 32 % bei Studierenden mit französischer Hochschul-reife). Diese Änderung wurde eingeführt, um die Aufnahme-bedingungen der EPFL an diejenigen der wichtigen französischen Hoch schulen anzupassen, um Kapazitätsengpässen in den Hörsä-len entgegenzuwirken. Parallel dazu hat die EPFL die Hörsaal ka-pa zität seit 2011 um 10 % erhöht.

Eine Harmonisierung der Kurse im ersten Studienjahr erlaubte es, allen Ingenieurstudierenden solide polytechnische Grundlagen zu vermitteln. Erstmals wurden gemeinsame und/oder gleichzei-tige Prüfungen durchgeführt.

Die Entwicklung und das Angebot von MOOC-Kursen hat an der EPFL grosse Bedeutung, auch für den Einsatz auf dem Campus: In gewissen Curricula wurden erstmals MOOCs angeboten, um Kurse des ersten Bachelorjahrs zu ergänzen. Dies gilt bereits heute für den Kurs Allgemeine Physik I. Die deutsche Übersetzung wird dabei für deutschsprachige Studierende hilfreich sein. Der CMS (Cours de Mathématiques Spéciales) entwickelt parallel dazu MOOCs als Vorbereitung für den Neueintritt in die EPFL. Dank ihrer führenden Rolle in Europa nimmt die EPFL aktiv an den Entwicklungen auf diesem sehr innovativen Gebiet teil, bei dem immer noch viele Fragen offen sind (vgl. Ziel 5, S. 74 f.).

2014 erfolgte die Akkreditierung aller Bachelor- und Masterstudi-engänge durch das Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung (OAQ)2 und die französische «Commission des Titres d’Ingénieur»

(CTI). Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit den Sektionen, die die Learning Outcomes, die Methoden zur Kompetenzevalu-ation, die Angebote für Praktika und die Lehrmethoden für die Studiengänge ausarbeiten. Die Expertinnen und Experten würdig-ten das sehr hohe Niveau des Qualitätssicherungssystems der EPFL, sowohl in Bezug auf die Institution als Ganzes als auch für die Lehre.

Als Folge der Ergebnisse der Befragungen von Doktorierenden (Erhebung Doktorat 2012 und Erhebung jeweils am Ende der Disser-tationsphase) wurden 2014 verschiedene Massnahmen ergriffen. Insbesondere wurden «Summer Schools» für Doktorandinnen und Doktoranden eingeführt, von denen der ETH-Rat einige im Rahmen des Studierendenaustauschprogramms im ETH-Bereich mitfinan-ziert. Weitere Beispiele sind die Einrichtung eines Mentoringsystems für alle Doktorandenprogramme oder die Vereinfachung der admi-nistrativen Prozesse mit dem Ziel einer erhöhten Transparenz und Betreuung der Doktorandinnen und Doktoranden.

Vier Jahre nach ihrer Gründung wurde die Fondation «Forma-tion Continue» der EPFL und der Uni Lausanne (UNIL) einem exter-nen Audit unterzogen. Ein Komitee internationaler Expertinnen und Experten kam zum Schluss, dass sich die Situation positiv präsentiert, insbesondere aufgrund einer starken Zunahme der Aktivitäten. Ein wichtiges Fazit des Audits bestand darin, dass die Expertengruppe für die Zukunft ein gezieltes strategisches Wachs-tum bevorzugt, das «Grass Root»-Initiativen und Marktstudien aufeinander abstimmt.

PSIDas PSI unterstützt nicht nur die Lehrangebote der beiden ETH sub-stanziell, sondern erbringt auch an Universitäten und Fachhoch-schulen im In- und Ausland Lehrleistungen, die 2014 gesamthaft über 5 600 Unterrichtsstunden umfassten. Mehr als 100 Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler sind in die Lehre eingebunden, im Übungsbetrieb häufig unterstützt durch die rund 300 Dokto-rierenden und 130 Postdoktorierenden, die am PSI ihre wissen-schaftlichen Forschungsarbeiten durchführen.

Durch die Berufung von vier PSI-Forschenden auf Professuren an Schweizer Hochschulen konnte 2014 die Vernetzung des PSI innerhalb des ETH-Bereichs und mit den Universitäten weiter gestärkt und die Zahl gemeinsamer Professuren auf nunmehr 48 erhöht werden.

Ein ergänzendes, forschungsnahes Angebot, das das PSI regel-mässig der nationalen und internationalen Forschungsgemein-schaft offeriert, sind mehrtägige Workshops, die sich thematisch an den spezifischen Möglichkeiten der PSI-Grossforschungsanlagen orientieren. 2014 wurden in diesem Rahmen zwei Summer Schools zu den Themen «Powder Diffraction» und «Condensed Matter Research» durchgeführt. Neben Expertenvorträgen zum jeweili-gen Themenschwerpunkt stellen die Trainings an den Strahllinien der PSI-Grossforschungsanlagen SLS (Synchrotron Lichtquelle Schweiz), SINQ (Spallations-Neutronenquelle) und SµS (Schweizer Myonenquelle) einen wesentlichen Bestandteil dieser Workshops und zugleich einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung des wis-senschaftlichen Nachwuchses dar.

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2 Seit 1. Januar 2015 tritt die OAQ unter dem neuen Namen Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung AAQ auf.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 55

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WSLDie WSL erbringt seit Jahren erhebliche Lehrleistungen vor allem für die ETH Zürich, aber auch vermehrt für die EPFL. Insgesamt entfielen 2014 mehr als die Hälfte (54 %) aller gelesenen Stunden (1  751) auf den ETH-Bereich. So führten WSL-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler 2014 rund ein Viertel aller Kurse für «Wald- und Landschaftsmanagement», eine Vertiefungsrichtung des Masterstudiengangs Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich, durch. Mit der neuen, gemeinsam finanzierten Professur in Land-schaftsökologie wird der WSL-Anteil an diesem Master sogar auf rund 35 % ansteigen. Die Professur wurde 2014 besetzt und Prof. Niklaus Zimmermann zum Titularprofessor ernannt, wodurch er seine Vorlesungen von der Universität Zürich and die ETH Zürich verlagert. Daneben betreuten WSL-Forschende etwa gleich viele Master- und Doktoratsstudierende (120 bzw. 132) wie in den Vor-jahren. Mit total 244 Lektionen leistete die WSL auch an den Fachhochschulen einen wichtigen Bei trag zur Lehre, insbesondere an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissen-schaften (HAFL) der Berner Fach hoch schule. Im dort angebotenen Bachelor in Forstwirtschaft sowie im Master in Waldwissenschaf-ten gibt die WSL ihre Erfahrungen und Kenntnisse an der Schnitt-stelle von Forschung und Anwendung weiter und bildet Forstin-genieurinnen und -ingen ieure praxisnah aus.

EmpaAuch 2014 leistete die Empa mit rund 3 700 Unterrichtsstunden einen substanziellen Beitrag zur Lehre an in- und ausländischen Hoch- und Fachhochschulen. Der grösste Teil der Unterrichtsstunden, rund 2 200, wurde auch 2014 zugunsten der beiden ETH erbracht, mit denen die Empa 14 gemeinsam finanzierte Professuren hat. Dane-ben betreute die Empa 106 Bachelor- und Masterarbeiten sowie 203 Doktorarbeiten. Zu erwähnen ist dabei, dass mehr als die Hälfte der Studierenden bzw. Doktorierenden aus dem Ausland stammten, was ein klares Zeichen der internationa len Vernetzung und der posi tiven Verankerung der Empa im Aus land ist. Indem sie 2014 erneut knapp 100 Veranstaltungen mit insgesamt 4 500 Teilnehmen-den im Bereich der ausseruniversitären fachlichen Aus- und Weiter-bildung durchführte, leistete die Empa-Akademie einen wertvollen Beitrag zugunsten der Wirtschaft und Gesellschaft.

EawagDie Lehrtätigkeit der Eawag geht über den ETH-Bereich hinaus und basiert auf eigener aktueller Forschung. Dabei deckt die Eawag thematische Spezialgebiete ab und berücksichtigt insbesondere verschiedene Nutzungen des Wassers und deren Auswirkungen auf das Ökosystem. 2014 unterrichteten Forschende der Eawag an den beiden ETH insgesamt über 3 000 Lektionen; sie trugen damit wesentlich zur Ausbildung in den Umweltsystem- und Umwelt-ingenieurwissenschaften bei. Über 1 000 Unterrichtsstunden wur-den an anderen Hochschulen, vor allem an kantonalen Universitä-ten, gegeben. Eawag-Forschende betreuten über 130 Dokto rierende, von denen 90 an der Eawag angestellt waren, sowie über 140 Bachelor- und Masterarbeiten. Partnerschaften mit kantonalen Universitäten bestehen in Bern (Aquatische Ökologie und Sozial-wissenschaften), Neuenburg (Hydrogeologie), Zürich (Umweltpsy-chologie und aquatische Ökologie), St.Gallen (Innovationsfor-schung) sowie in Freiburg und Basel. An der Universität Bern wurde die Assistenzprofessur im Bereich Politikwissenschaften, die von der Eawag mitgetragen wird und dem Oeschger-Zentrum für Kli-ma forschung angegliedert ist, 2014 zu einer ausserordentlichen Pro fessur aufgewertet. Dieser Lehrstuhl für Policy Analyse mit Schwerpunkt Umwelt ist an beiden Institutionen verankert. Die Zusammen arbeit mit den Fachhochschulen wurde 2014 weiter verstärkt. Ein weiteres Standbein in der Lehre sind die interna-tional ausgerichteten Summer Schools. 2014 wurde ein Kurs in «Environmental Systems Analysis» in Dübendorf durchgeführt.

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EINBLICKZiel 1 | Lehre | Facts & Figures

Ergänzung der Zulassungsregeln im ETH-Gesetz

Mit Blick auf die im Jahre 2016 anstehenden Aktualisierungen des ETH-Gesetzes im Rahmen der Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2017-2020 (BFI-Botschaft) hat der ETH-Rat dem Departement für Wirtschaft, Bildung und For-schung (WBF) beantragt, den Zulassungsartikel im ETH-Gesetz (ETHG) anzupassen. Der aktuelle Artikel 16a ETHG hält fest, dass der ETH-Rat auf Antrag einer Schulleitung die Zulassung Studie-render mit ausländischem Vorbildungsausweis in das Master-studium oder in ein höheres Semester des Bachelorstudiums be schränken kann, solange dies aus Kapazitätsgründen notwen-dig ist. Neu soll diese Möglichkeit bereits für den Eintritt in das erste Semester des Bachelorstudiums bestehen. Die beiden ETH können dadurch mit Rücksicht auf ihre vorhandenen Kapazi täten (Lehrpersonal, Infrastruktur) den notwendigen Handlungsspiel-raum wahren und die Qualität der Lehre langfristig sichern. Der ETH-Rat beabsichtigt, von dieser Kompetenz zur Zulassungs-beschränkung erst dann Gebrauch zu machen, wenn – und nur solange – aufgrund drohender Kapazitätsengpässe keine andere Lösung möglich ist. Die Schweizer Matura gewährt auch weiterhin den freien Zugang zum Bachelorstudium an den beiden ETH.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 57

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EINBLICKZiel 1 | Lehre | Beispiele

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1 Die Stromkreise und die kubische Struktur des Satelliten

CubETH. (Bild: EPFL 2014)

2 Titularprofessor Christian Rüegg vom PSI bereitet eine

Druckzelle für ein Neutronenstreuexperiment vor.

(Bild: Markus Fischer / PSI)

3 Studentinnen und Wissenschaftler messen Windströmungen

zwischen Gebäudemodellen im gemeinsam betriebenen

Windkanal an der Empa. (Bild: Empa / ETH Zürich)

4 Die PEAK-Kurse der Eawag richten sich an Fachleute aus

der Praxis und dienen dem Wissensaustausch. (Bild: Eawag)

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich58

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EINBLICKZiel 1 | Lehre | Beispiele

ETH ZürichFlexibles Unterrichten

Die ETH Zürich setzt vermehrt auf neue Formen der Lehre. Dazu hat sie im Hauptgebäude ein flexibles Auditorium eingerichtet, das mit mobiler Einrichtung (inter-)aktive und vielfältige Unter-richtsformen ermöglicht. Tische und Stühle lassen sich leicht bewegen und zu Gruppeninseln anordnen. Zudem stehen ver-schiebbare White- und Blackboards, zwei mobile Bildschirme und ein fester Projektor zur Verfügung. Studierende können drahtlos auf einen der Bildschirme projizieren, so dass die gemeinsame Diskussion von Gruppenarbeiten erleichtert wird. Der neue Unterrichtsraum eignet sich besonders für sog. «flip-ped classroom»-Lehrveranstaltungen. Dabei erarbeiten die Studierenden zuerst die Theorie im Selbststudium und wenden danach im Präsenzunterricht gemeinsam mit den Dozierenden die erarbeiteten Konzepte an.

EPFLEin kleiner Satellit – Meister der Orientierung und Präzision

CubETH ist ein Gemeinschaftsprojekt der EPFL, ETH Zürich und weiterer Technologieinstitutionen. Einmal im Weltall verschiebt sich der kleine, weniger als 1,5 kg schwere Satellit des Typs Cub-sat mit sehr grosser Geschwindigkeit und berechnet seine Posi-tion, Höhe und Ausrichtung äusserst präzise. Die Forschenden möchten damit den Weg für Nanosatelliten freimachen, die miteinander kommunizieren und unter anderem Erdbeobach-tungen durchführen können. Zusätzlich zu seinem Nutzen für die Bildung – Dutzende Studierende und Doktoranden arbeiten am Projekt – kann mit dem Satelliten günstiges, aber sehr leis-tungsfähiges und zur Verwendung auf der Erde entwickeltes Material in Weltraumanwendungen getestet werden (z. B. GPS-Sensoren). Der Start ist frühestens für Ende 2016 geplant.

PSIPSI mit Universität Genf vernetzt

Am PSI leitet der Physiker Prof. Christian Rüegg das Labor für Neu-tronenstreuung und Imaging und erforscht, wie neuartige Quan-ten-Materialien zu ihren Eigenschaften kommen. Seit September 2012 ist er auch einer von 48 PSI-Forschenden, die zusätzlich als Pro fessoren an Schweizer Universitäten tätig sind. Rüegg arbeitet an der Universität Genf, wo er Teile einer Spezialvorlesung hält und Doktoranden betreut. «Es ist wichtig, dass man als Titular-professor komplett ins Department integriert ist», so Christian Rüegg. «So kann ich helfen, das PSI wissenschaftlich zu vernetzen und es auch unter den Studierenden in der Westschweiz bekann-ter zu machen», betont er. Allgemein profitiert das PSI von den Titularprofessuren, weil dadurch junge vielversprechende For-schen de als Doktoranden oder Postdocs an das Institut kommen.

WSLQualität der Lehre fördern

Die WSL lancierte 2014 einen ausserordentlichen internen Call für Projekte zur Weiterentwicklung ihres Lehrangebots im ETH-Bereich, um die für die Lehre zweckgebundenen Zusatzmittel des ETH-Rats optimal einzusetzen. Zehn Projekte profitierten von dieser Förderung. So konnte z. B. die von zwei WSL-For-schern erbrachte Vorlesung «Introduction to Geographic Infor-mation Systems» an der ETH Zürich – im Master Erdwissenschaf-ten und im MAS Sustainable Water Resources obligatorisch – mit einem neuen Fallbeispiel für die integrierte Projektarbeit ergänzt werden. Dazu gehörte die Abgabe umfangreicher 3D-Geodaten, die aus der WSL-Forschung kommen. Mit solchen realen Beispielen und Daten können Studierende das Gelernte praxisnah üben. Die Studierenden bewerteten Vorlesung und Übung äusserst positiv.

EmpaNeuer Masterstudiengang für energieeffiziente Gebäude

Im Herbst 2014 haben die ersten Studierenden an der ETH Zürich den neuen zweijährigen «Master in Integrated Building Sys-tems» in Angriff genommen. Die Ausbildung ist explizit inter-disziplinär und vermittelt Kompetenzen in Architektur und Ingenieurwissenschaften. Dadurch sollen die Absolventen in der Lage sein, nachhaltige und energieeffiziente Gebäude zu planen und zu erstellen. Um den Technologietransfer in die Praxis zu beschleunigen und innovative Bau- und Gebäudetechnologien möglichst schnell am Markt zu etablieren, arbeiten die Studieren-den in Projekten mit Industriepartnern zusammen. Studiendele-gierter des neuen Studiengangs ist Prof. Jan Carmeliet, ETH-Professor für Bauphysik und Leiter der Empa-Abteilung «Building Science and Technology». www.master-buildingsystems.ethz.ch

EawagMehr als 20 Jahre Praxisorientierte Eawag-Kurse

Im September 1993 fand an der Eawag in Kastanienbaum der erste Praxisorientierte Eawag-Kurs (PEAK) statt: «Die Bedeutung von Gewässer morphologie und -typus für Wasserorganismen». Seit-her wurden 163 Kurse mit über 3 700 Teilnehmenden aus öffent-lichen Verwaltungen, Beratungs- und Ingenieursbüros, NGOs und der Wissenschaft durchgeführt. PEAK spiegelt die aktuelle Eawag-Forschung wider: Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, Kon-zepte und Techniken werden in ein- oder zweitätigen Kursen Fachleuten aus der Praxis nähergebracht. Obwohl die Kursinhalte primär auf eigenen Arbeiten basieren, wird die Mitwirkung von Partnern aus der Praxis oder der Wissenschaft gesucht. Die Kurse dienen auch dem Dialog zwischen Forschung und Praxis sowie der Vernetzung der Teilnehmenden. www.eawag.ch/lehre/peak

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EINBLICKZiel 2 | Forschung | Facts & Figures

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FAZIT DES ETH-RATS

Der ETH-Bereich baute 2014 seine starke Position in der For-schung weiter aus. Dies belegen u. a. zahlreiche renommierte Preise. Zudem gelang es, im Rahmen der Temporary Backup Sche-mes des SNF im nationalen Wettbewerb einen wichtigen Anteil an Starting und Consolidator Grants zu gewinnen. Eine biblio-me trische Studie (vgl. S. 112 ff.) belegt ebenfalls die erstklassigen Forschungsleistungen. Gegenüber der letzten vergleichbaren Studie aus dem Jahr 2010 verzeichneten dabei alle Institutionen eine zunehmende Anerkennung ihrer Forschungsresultate in der internationalen Forschungsgemeinschaft. Zudem konnten ver-schiedene wissenschaftliche Durchbrüche mit hohem Anwen-dungspotenzial erzielt werden. Der ETH-Bereich beteiligt sich am Aufbau von fünf der acht neuen Nationalen Forschungsschwer-punkte (NFS) in leitender oder koleitender Funktion. Das Coating Competence Center, das Teil des geplanten Zentrums für Advan-ced Manufacturing werden soll, ist im Aufbau. In der Umwelt-forschung wurde ein neuer Schwerpunkt auf die Modellierung von Prozessen gelegt. Der ETH-Bereich setzt den Aktionsplan Koordinierte Energieforschung Schweiz konsequent um. Rund ein Dutzend neu ge schaffener Professuren und leitender wissen-schaftlicher Stellen konnten besetzt werden. Die Institutionen des ETH-Bereichs beteiligen sich an allen acht Kompetenz zentren für Energieforschung (SCCER), die 2014 den Betrieb auf nahmen, und sind bei sieben davon Leading oder Co-Leading House.

«Der ETH-Bereich baut seine Spitzenposition in der internationalen Forschung weiter aus.»

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EINBLICKZiel 2 | Forschung | Facts & Figures

ETH ZürichDie Forschungsleistungen der ETH Zürich tragen sowohl zur lang-fristigen Sicherung der Innovationskraft und damit zur Prospe-rität der Schweiz als auch zur Bewältigung aktueller und künfti-ger gesellschaftlicher Herausforderungen bei.

So betreibt die ETH Zürich bereits seit Jahrzehnten Grundla-genforschung im Energiebereich. Dadurch ist sie heute in der Lage, die Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes durch Forschung und Lehre wesentlich zu unterstützen. 2014 wurden sechs neugeschaffene Professuren im Kernbereich der Energiefor-schung besetzt. Diese werden in der Anfangsphase entweder aus den Sondermitteln des Bundes für die Energieforschung oder aus Drittmitteln finanziert. Vier der sechs neuen Professorinnen und Professoren werden ihr Amt Anfang 2015 antreten. Eine beste-hende Professur im Energiebereich wurde 2014 vor dem alters-bedingten Rücktritt des Amtsinhabers vorzeitig wiederbesetzt. Damit arbeiten heute rund 115 Professorinnen und Professoren an energierelevanten Themen an der ETH Zürich. Rund 50 davon sind in den Kernbereichen der Energieforschung tätig.

Mit dieser breit angelegten und fundierten Expertise ist die ETH Zürich an allen acht nationalen Kompetenzzentren für Energie-forschung (Swiss Competence Centers for Energy Research, SCCER) beteiligt. Drei dieser Zentren werden von Professoren der ETH Zürich geleitet: «Efficiency of Industrial Processes», «Supply of Electricity» und «Efficient Technologies and Systems for Mobility».

Ein weiteres Schwerpunktthema der ETH Zürich sind die Gesund-heitswissenschaften. 2014 wurden unter dem Dach der Hochschul-medizin Zürich die beiden Kompetenzzentren «Persona lisierte Medizin» und «EXCITE Zurich» (Experimental and Clinical Imaging Technologies) der Universität und der ETH Zürich gegründet (vgl. S. 78). Zudem hat die ETH Zürich 2014 vier neu geschaffene Profes-suren in den Gesundheitswissenschaften besetzt.

Ihre Expertise in den Gesundheitswissenschaften kann die ETH Zürich auch im Rahmen der beiden neuen NFS «RNA & Krankheit» sowie «Molekulare Systemtechnik» einbringen. Bei diesem ist sie Co-Leading House wie auch beim NFS «Mathema tische Physik». Hinzu kommt der NFS «Digitale Fabrika tion» im Bereich Architek-tur, den die ETH Zürich leitet (vgl. S. 34 ff.). Alle vier neuen NFS starteten 2014.

Im Rahmen der vom SNF alternativ zu den prestigeträchtigen ERC Starting und Consolidator Grants angebotenen «Temporary Backup Schemes» erhielten drei ETH-Forschende einen «SNSF Starting Grant» und zwei einen «SNSF Consolidator Grant».

Schliesslich wurden Forschende der ETH Zürich auch 2014 mit renommierten Preisen ausgezeichnet: Prof. Frédéric Merkt erhielt den Otto-Bayer-Preis, eine der wichtigsten Auszeichnungen für Chemiker und Biochemiker im deutschsprachigen Raum. Für die Entwicklung eines Erdgas-Diesel-Hybridmotors wurde die For-schungsgruppe von Prof. Lino Guzzella mit dem Energiepreis Watt d’Or 2014 ausgezeichnet. Und schliesslich wurden mit Prof. Simon Lilly und Prof. Timothy Eglinton gleich zwei ETH-Professoren in die britische Royal Society aufgenommen.

EPFLDie internationale Anerkennung und Exzellenz der an der EPFL ausgeführten Arbeiten spiegelt sich in den zahlreichen Auszeich-nungen wider. Gute Beispiele dafür sind Prof. Victor Panaretos und Prof. Stéphanie Lacour. Sie wurden 2014 vom World Economic Forum (WEF) dank ihrer «klaren Expertise und Leadership» zu den «40 herausragendsten Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler unter 40 Jahren» gewählt: Victor Panaretos für seine Statistiken über Zufallsfunktionen und ihre Interaktionen in der stochastischen Geometrie und Stéphanie Lacour für ihre Forschung über die Anpassung herkömmlich rigider Schaltkreise an flexible, hautähnliche Träger für deren Implementierung in den Bereichen der Neuroprothetik und der Soft Robotik.

Im Bereich Energie beteiligte sich die EPFL aktiv an Ausschrei-bungen des SNF und der Kommission für Technologie und Innova-tion (KTI). Der SNF sprach Forschenden der EPFL drei Beiträge für Assistenzprofessuren im Energiebereich zu sowie zwei Ambizione-Energy-Beiträge. Zudem ist die EPFL Leading House des SCCER «Future Swiss Electrical Infrastructure» (FURIES); EPFL-Forschende partizi-pieren auch an den sieben anderen SCCER. Des Weiteren beteiligt sich die EPFL an den Nationalen Forschungsprogrammen (NFP) 70 «Energiewende» und NFP 71 «Steuerung des Energie verbrauchs».

Auch der neue NFS «MARVEL – Materials’ Revolution: Computa-tional Design and Discovery of Novel Materials» ist an der EPFL untergebracht. Unter der Leitung von Prof. Nicola Marzari betei-ligen sich 25 leitende Forschende von elf Schweizer Institutionen: ETH Zürich, EPFL, PSI und Empa, fünf kantonale Universitäten (UNIBAS, UNIFR, UNIGE, USI, UZH), das Nationale Hochleistungs-rechenzentrum (CSCS) und das Forschungslabor der IBM in Rüschli-kon. Dieser Pool setzt auf die numerische Simulation im grossen Massstab, um Entdeckungen und Erfindungen neuer Materialien zu generieren und zu beschleunigen. Der neue computergestützte Ansatz zur Konzeption von Materialien wird in den Bereichen Energie, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie bei der pharmazeutischen Synthese zur Anwendung kommen.

Im Rahmen der vom SNF eingeführten «Temporary Backup Schemes» als Abfederungsmassnahmen während des temporären Ausschlusses schweizerischer Forschungsinstitutionen von Pro-grammen des Europäischen Forschungsrats (ERC) im Nachgang zur Abstimmung vom 9. Februar 2014 erhielt die EPFL vier «SNSF Starting Grants» und sieben «SNSF Consolidator Grants».

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 61

Page 11: EINBLICK Der Leistungsauftrag hält die strategischen Ziele und … · 2015. 4. 23. · EINBLICK 3 Strategische Schwerpunkte ... gewissen Curricula wurden erstmals MOOCs angeboten,

PSIDie eigene Forschung des PSI findet schwerpunktmässig in The-menfeldern statt, bei denen die Nutzung der PSI-Grossforschungs-anlagen (SLS, SINQ, SµS) von besonderem Vorteil ist. Charakteris-tisch für die Aktivitäten des PSI ist ein enges Nebeneinander von grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. So nimmt das PSI dank seiner langjährigen Expertise und der zur Verfügung stehenden Infrastruktur eine schweizweit bedeutende Rolle in der Energieforschung ein. Zwei der im Rahmen des Aktionsplans «Koordinierte Energieforschung Schweiz» vom Bund initialisier-ten nationalen Kompetenzzentren für Energieforschung (Energie-speicherung und Bioenergie) werden vom PSI geleitet. Mit dem 2014 begonnenen Aufbau einer «Energy System Integration Plat-form» am PSI sollen verschiedene, bisher isoliert erforschte Tech-nologien im grösseren Massstab und im komplexen Zusammen-spiel getestet und somit eine der wesentlichen Heraus forderungen der Energiestrategie 2050 in Angriff genommen werden.

Ein weiterer Aspekt im Themenschwerpunkt Energie und Umwelt sind Forschungsprojekte zum besseren Verständnis von klimarelevanten Prozessen sowie die Untersuchung von Verän-derungen, die sich aus Klimaschwankungen ergeben können. So wurden 2014 wichtige Beiträge zur Aufklärung des Einflusses der Wolkenbildung auf das globale Klima sowie zur möglichen Frei-setzung von verschiedenen im Eis gespeicherten Schadstoffen aus schmelzenden Gletschern geleistet.

WSLEgal, ob es darum geht, die Kräfte in einer Lawine oder die Reaktion einer Baumart auf den Klimawandel zu erforschen: Der Ansatz «Beobachtung – Experiment – Modell» bewährt sich für viele Fragen in der Umweltforschung und verknüpft langfristiges Monitoring, Forschung und Wissenstransfer miteinander. Sorg-fältige, oft langjährige Beobachtungen sind essenziell, um wis-senschaftliche Hypothesen zu entwickeln. Diese werden im Feld oder im Labor mit Experimenten überprüft. Die Forschenden ent-wickeln daraus Computermodelle. Sie bilden wesentliche Kom-ponenten von Prozessen nach (physikalisches Modell) oder bilden beobachtete Gesetzmässigkeiten ab, ohne dass das genaue Wir-kungsgefüge bekannt ist (statistisches Modell). Die Modelle werden mit Daten aus den langjährigen Messreihen überprüft. Dank Modellen sind Aussagen auch zu nicht untersuchten Situationen möglich, z. B. zu anderen Lawinenzügen oder zum Einfluss ein-zelner Faktoren in Raum und Zeit. Die WSL entwickelt solche Modelle laufend weiter, so z. B. die hydro-meteorologischen Modelle «SNOWPACK» und «Alpine3D», die von Forschungsgruppen auf der ganzen Welt verwendet werden. Die rund 50 von WSL-For schenden bis 2014 publizierten Paper wurden gemäss «Web of Science» schon über 1 000-mal von Peers zitiert, was die Repu-ta tion der WSL gestärkt hat. 2014 brachte die WSL zudem das zusammen mit der ETH Zürich entwickelte Stein schlagmodul des Projekts «Rapid Mass Movement System» (RAMMS) auf den Markt. Das Modell berechnet mit neu entwickelten Kontaktgesetzen jede Berührung des Steinkörpers mit der Gelände oberfläche.

EmpaBei der Entwicklung innovativer Materialien mit neuartigen Eigen-schaften konnte die Empa 2014 in zahlreichen Anwendungs-gebieten Erfolge verzeichnen. So ist Empa-Forschenden mit Kolleginnen und Kollegen der ETH Zürich ein erster Schritt zu «programmierbaren» Materialien gelungen; sie entwickelten ein schwingungsdämpfendes Material, das durch Steuersignale nicht nur Schwingungen komplett dämpft, sondern auch gezielt be-stimmte Frequenzen weiterleiten kann. Ein solches «Meta ma te-rial» könnte den Maschinen- und Anlagenbau massiv vereinfachen.

Ausserdem hat ein Empa-Team eine kostengünstigere und umwelt schonendere Herstellungsmethode für transparent-leit-fähige Schichten entwickelt, die ohne das seltene Element Indium auskommt. Solche Schichten, die teuer und aufwendig in der Herstellung sind, spielen eine wesentliche Rolle in Smartphones, Tablets, Flachbildschirmen und Solarzellen. Und im Bereich medi-zinischer Implantate ist es Empa-Forschenden gelungen, Band-scheiben-Implantate so zu beschichten, dass sie keinerlei Abrieb zeigen und dadurch praktisch ein Leben lang halten sollten. Der Aufbau des Coating Competence Centers, dem Vorläufer des ge-planten Zentrums für Advanced Manufacturing, ist nahezu abge-schlossen, und der operative Betrieb der ersten Ausbaustufe wird in Kürze aufgenommen.

Im Rahmen eines EU-Projekts aus dem 7. Forschungsrahmen-programm (FRP 7) haben Empa-Wissenschaftlerinnen und -Wissen-schaftler zusammen mit Industriepartnern Aerogel-Materialien für eine verbesserte Wärmedämmung von Gebäuden entwickelt und in der Praxis getestet; die «Superisolatoren» sind mechanisch stabiler und gleichzeitig günstig herzustellen. In weiteren EU-Projekten entwickelt die Empa innovative Herstellungs- und Verbindungstechnologien für keramische Luftfahrtkomponenten (ebenfalls FRP 7) sowie Leichtbau-Keramik-Bremsscheiben für Kleinwagen (ERA-NET Matera Programm).

EINBLICKZiel 2 | Forschung | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich62

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EawagDas Nationale Forschungsprogramm NFP 61 zum Thema «Nach-haltige Wassernutzung» mit acht Projekten von oder mit Eawag-Forschenden kam 2014 zum Abschluss. Eawag-Beiträge waren die Optimierung divergierender Interessen auf dem Weg zu einer integrativen Wasserpolitik, die Anpassung der Instrumente und Planungsprozesse bezüglich Wasserinfrastrukturen an die Ver-änderungen in Natur und Gesellschaft sowie die Erhaltung einer genü gend guten Wasserqualität in Anbetracht von Klima er wär -mung und intensivierter Landnutzung. Eawag-Forschende gingen zudem den Fragen nach, ob die Filterfunktion der Flussufer für den Abbau von Schadstoffen auf dem Weg zum Grundwasser auch bei Revitalisierungen weiterhin gewährleistet ist und was sich zur Verbesserung dieser Filterfunktion machen lässt. Zusammen mit Partnerinstitutionen untersuchten sie ferner, welche Folgen der Klimawandel für die Grundwassermengen hat, inwieweit Hoch-wasser und damit ein erhöhter Sedimenttransport den Fischbe-stand reduzierten, und wie die Massnahmen gegen Hoch wasser anzupassen sind. Es handelt sich dabei um interdis zi plinäre For-schungsprojekte, die die entscheidenden Akteure einbinden. Diese Forschungsweise stützt sich auf ein breites, lang jährig aufgebau-tes Netzwerk und gilt gleichermassen für die meisten weiteren Eawag-Projekte. 2014 waren das u. a. die Entwicklung der Abwas-sersysteme mit dem Ziel der Beseitigung von Mikrover unreini-gungen und die Erforschung der daraus zu erwartenden Aus wir-kungen auf die Ökosysteme, die Rückgewinnung von Nährstoffen aus Abwasser sowie beeinflussende Faktoren bezüglich Evolu tion und Biodiversität in Gewässern.

EINBLICKZiel 2 | Forschung | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 63

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EINBLICKZiel 2 | Forschung | BeispieleEINBLICKZiel 2 | Forschung | Beispiele

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2

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1 Die SIS-Strahllinie an der SLS, an der die Materialeigen-

schaften von SmB6 untersucht worden sind. Im Bild die

PSI-Wissenschaftler Ming Shi, Nicholas Plumb und Nan Xu

(v. l. n. r.). (Bild: Markus Fischer / PSI)

2 Im Morgengrauen machen Wissenschaftlerinnen und

Wissenschaftler in St. Moritz Vergleichsmessungen der

Schnee korngrösse. (Bild: M. Jaggi / WSL)

3 Beweis für die zugleich hydrophoben und oleophilen

Eigenschaften der chemisch modifizierten Nanozellulose:

Der Wassertropfen (blau) perlt ab, während der Öltropfen

(rot) aufgesogen wird. Danach lässt sich der Nanozellulose-

Schwamm einfach aus dem Wasser ziehen. Die Ölschicht

wird dadurch selektiv vom Wasser abgetrennt. (Bild: Empa)

4 Artenvielfalt entsteht durch andere Mechanismen als

bisher angenommen. (Bild: Georgia Aquarium)

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich64

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ETH ZürichDünnstmögliche Membran

Forschende der ETH Zürich haben aus dem «Wundermaterial» Graphen eine stabile poröse Membran hergestellt, die nur gerade aus zwei Schichten Kohlenstoffatomen besteht. Sie ist weniger als ein Nanometer dick und damit hundertausendmal dünner als ein menschliches Haar. Die Membran weist Poren mit einer klar definierten Grösse auf, die die Forschenden mit Hilfe eines feinen Ionenstrahls, wie er auch bei der Herstellung von Halbleitern verwendet wird, in das Graphen geätzt haben. Für die neuartige Membran gibt es eine Reihe möglicher späterer Anwendungen, etwa in funktioneller Regenbekleidung oder als Filter für Flüssig-keiten und Gase. Nun soll der Fabrikationsprozess weiterent-wickelt werden. Das Ziel ist, grössere Membranstücke herzustellen und so den Weg zu ebnen für eine spätere konkrete Anwendung.

EPFLVon der Sonne zum Wasserstoff – kostengünstig und ohne seltene Metalle

Dank der Arbeit des Labors von Prof. Michael Grätzel an der EPFL konnte eine neue Methode zur Produktion von Wasserstoff aus Wasser und Sonnenstrahlung entwickelt werden. Die Anlage, die im September in der Zeitschrift «Science» beschrieben wurde, besteht aus Eisen- und Nickelelektroden sowie aus einer Zelle aus Perowskit – einem preisgünstigen Material ohne seltene Metalle. Sobald das Licht auf den Sensor trifft, bilden sich Blasen aus Wasser- und Sauerstoff. «Hat man einmal den Wasserstoff, lagert man ihn in einer Flasche und kann damit machen, was und wann man will», betont Michael Grätzel. Das Gas kann verbrannt werden. Dann entsteht nur Wasserdampf, oder es geht zur Strom-herstellung in eine Brennstoffzelle über. Die EPFL hat dabei eine bemerkenswerte Effizienz von 12,3 % gemessen.

PSIDie passenden Eigenschaften für Spintronik

Was ein elektronisches Gerät tut, wird dadurch bestimmt, wie sich die Elektronen darin bewegen. Elektronen zu bewegen kos-tet aber Zeit und Energie, was den möglichen Technologien Gren-zen setzt. Forschende wollen nun zunehmend den Spin der Elek-tronen – die Eigenschaft, die sie zu winzigen Magneten macht – nutzen. Spintronik würde Geräte schneller und effizienter machen. Schon heute findet man diese Technologie in Festplatten. For-schende des PSI, der EPFL und des Physikinstituts der Chinesi-schen Akademie der Wissenschaften haben nun gezeigt, dass das Material SmB6 die Eigenschaften eines neuartigen topologischen Isolators zeigt, also eines Materials, das Spintronik möglich machen könnte. Die Forschenden haben das Material mit einer besonderen Anlage untersucht, die nur am PSI verfügbar ist.

WSLSnow Grain Size Intercomparison Workshop

Rund 25 Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt nahmen im März 2014 am «Snow Grain Size Intercomparison Workshop» am SLF in Davos teil. Ziel des Workshops war es, erstmals alle neuen und traditionellen Methoden miteinander zu vergleichen, die die Schneekorngrösse ermitteln. Gemessen wurde sowohl in den Kältelabors des SLF als auch auf einem Versuchsfeld in St. Moritz. Die direkte Gegenüberstellung von Labor- und Feld-messungen ermöglichte den Beteiligten, die mit dem Material Schnee verbundenen messtechnischen Schwierigkeiten umfas-send zu diskutieren. Der Folge-Workshop in Reading (UK) im August zeigte, dass eine solche Vergleichsmessung absolut not-wendig ist, um eine internationale Standardisierung von Schnee-messungen für die Kryosphärenforschung voranzutreiben.

EmpaMit Schwämmen aus Nanozellulose gegen die Ölpest

Ein neues Material aus der Empa-Holzforschung könnte bei Öl-katastrophen künftig helfen: modifizierte Nanozellulose. Der ultra leichte Stoff saugt Öllachen auf, schwimmt auf dem Wasser und kann dann eingesammelt werden. Das Material lässt sich aus Altpapier, Stroh oder landwirtschaftlichen Abfällen herstellen. Gemeinsam mit französischen Kollegen haben Empa-Forschende nanofibrillierte Zellulose chemisch so verändert, dass sie gleich-zeitig wasserabstossend (hydrophob) und ölliebend (oleophil) wurde. Im Labor saugten die Schwämme bis zum 50-Fachen ihres Eigengewichts an Mineralöl auf und blieben dabei so in Form, dass sie mittels Pinzette aus dem Wasser gezogen werden konnten. Um die Schwämme für den Einsatz bei realen Unglücksfällen weiterzuentwickeln, suchen die Empa-Forschenden nun Indus-triepartner.

EawagMechanismen der Evolution untersucht

Mit einer Rekonstruktion der Geschichte von Fisch-Erbgut stiessen Forschende zu universalen Mechanismen der Wirbeltier-Evolu-tion vor: Eine Studie im Magazin «Nature» im Jahr 2014 konnte zeigen, wie ein über längere Zeit entstandenes Reservoir unter-schiedlichster Mutationen schliesslich die schnelle ökologische Anpassung und Artbildung afrikanischer Buntbarsche ermöglicht hat. In dieselbe Richtung deuten Daten von den Alpenrandseen. Damit gerät eine zentrale Theorie der Ökologie ins Wanken, wonach Artenvielfalt vor allem durch die Zuwanderung gebiets-fremder Arten entsteht. Diese Entdeckung hat Auswirkungen auf die Lehrbücher und den Schutz der Biodiversität. Für die Studie haben Eawag-Forschende mit 27 Forschungsinstitutionen welt-weit zusammengearbeitet.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 65

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ETH ZürichDer gegenseitige Austausch zwischen Hochschule, Wirtschaft und Gesellschaft ist aus Sicht der ETH Zürich ein wesentlicher Pfeiler eines erfolgreichen Wissens- und Technologietransfers. Ausdruck dieses intensiven Austausches ist u. a. die grosse Zahl von For-schungsverträgen, die die ETH Zürich auch 2014 (643, davon 189 mit Schweizer Firmen; Gesamtvolumen 100 Mio. CHF) mit Dritten abgeschlossen hat. Insbesondere wurde die erfolgreiche Zusam-menarbeit mit Disney Research um weitere fünf Jahre verlängert. Zudem wurden mit einer ganzen Reihe von Grossfirmen Forschungs-rahmenverträge unterzeichnet.

Ein weiteres zentrales Element sind die «Partnership Councils», bei denen sich Forschende der ETH Zürich sowie Industrievertre-terinnen und -vertreter zweimal jährlich zu den Themen World Food Supply, Risikomanagement, Nachhaltiges Bauen, Integrative Risikoforschung, Informationssicherheit und Elektrische Energie austauschen. 2014 fand das erste Treffen des «Partnership Council» zum Thema «Manufacturing across Scales» statt.

Die Bestrebungen der ETH Zürich, den Unternehmergeist ihrer Angehörigen zu fördern, tragen Früchte: 2014 haben Angehörige der ETH Zürich 145 Erfindungen gemeldet. Daraus resultierten 82 Patentanmeldungen. Weiter konnten 64 neue Lizenz- und Tech-nologietransferverträge für geistiges Eigentum abgeschlossen wer den. Den Spark Award 2014 für die beste ETH-Erfindung des Jahres gewannen Prof. Jennifer Rupp und ihre Mitarbeitenden für ihren leistungsstarken und energieeffizienten Datenspeicher.

Ideen zur Verwertung vielversprechender Forschungsresultate unterstützt die ETH Zürich durch ihre «Pioneer Fellowships», von denen 2014 weitere 14 vergeben wurden. Insgesamt wurden seit 2010 über 40 dieser Stipendien vergeben, von denen bereits 16 zu einer Firmengründung geführt haben. Die «Pioneer Fellows» arbeiten in einem der beiden «Innovation and Entrepreneurship Labs» (ieLabs), die als eigentliche Innovations-Schmelztiegel der ETH Zürich dienen und 2014 ihre volle Kapazität erreicht haben. Die ieLabs stellen einen Coaching-Pool zur Verfügung, der 2014

3

FAZIT DES ETH-RATS

Die Aktivitäten der Institutionen des ETH-Bereichs im Wissens- und Technologietransfer (WTT) wurden auch 2014 mit grosser Intensität fortgesetzt. So konnte eine beachtliche Zahl neuer Forschungs- sowie Lizenz- und Technologietransferverträge mit Unternehmen der Schweizer Wirtschaft abgeschlossen werden. Das Patent-Portfolio wurde zusammen mit den Lizenzen kon-sequent weiterbewirtschaftet. Für den Coaching-Pool zur Unter-stützung junger Firmen stellten sich 2014 vermehrt auch ehe-mali ge Gründerinnen und Gründer von ETH-Spin-offs zur Ver fügung. Bildung und Entwicklung der Spin-off-Unternehmen waren sehr erfolgreich: Mehrere haben international bedeu-tende Auszeichnungen erhalten und ansehnliche Summen von Venture Capital mobilisiert oder wurden von internationalen Konzernen aufgekauft. Neben den bestehenden und erfolgrei-chen Instrumenten wurden neue eingesetzt wie z. B. das Pro-gramm «ENABLE» der EPFL mit Praktikumsaufenthalten für Master-Studierende in Start-up-Unternehmen oder Labors der EPFL. Oder auch die Erweiterung des «Partnership Council» der ETH Zürich mit dem neuen Thema «Manufacturing across Scales». 2014 haben Institutionen aus dem ETH-Bereich bei der Konzipie-rung und Planung des Schweizerischen Innovationsparks (SIP) aktiv und konstruktiv mitgewirkt, sei dies bei den beiden Innova tionshubs im Umfeld der ETH Zürich und der EPFL oder bei der Planung ein zelner Netzwerkstandorte, z. B. des PARK innovAARE in unmittelbarer Nähe zum PSI im Kanton Aargau.

«Zur Stärkung der Innovations-kraft und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz fördert der ETH-Bereich den Transfer seiner Erkenntnisse und Kompetenzen in die Gesell-schaft und Wirtschaft.»

EINBLICKZiel 3 | Wissens- und Technologietransfer | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich66

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auf über 30 Personen angewachsen ist. Darunter nun auch ver-mehrt ehemalige Gründerinnen und Gründer von ETH-Spin-offs, die zurückkehren, um junge Firmen zu unterstützen.

2014 wurden 22 Spin-off-Firmen aus der ETH Zürich heraus gegründet. Der wirtschaftliche Nutzen der ETH-Spin-offs wurde 2014 in einer internen Studie untersucht: 122 an der Studie teil-nehmende Firmen erzielten 2013 einen Umsatz von 585 Mio. CHF und beschäftigten über 2 500 Mitarbeitende. ETH-Spin-offs waren auch 2014 äusserst erfolgreich: Vier Firmen wurden von internati-onalen Konzernen akquiriert. Besonders bemerkenswert ist die Übernahme des ETH-Spin-offs Covagen durch die Firma Cilag Inter-national GmbH für über 200 Mio. CHF. Dabei setzen sich die Ver-käuferinnen und Verkäufer für einen langfristigen Verbleib der Spin-offs in der Schweiz und damit für die Sicherung und den Ausbau von neuen hochqualifizierten Arbeitsplätzen ein. Zudem wurden diverse ETH Spin-offs ausgezeichnet. Unter den Schweizer TOP 100 Start-ups sind 19 ETH-Spin-offs, dazu gehört auch die erst-rangierte InSphero AG. Sowohl der diesjährige Swiss Economic Award im Bereich Hightech als auch der Swiss Technology Award gingen 2014 erneut an ETH-Spin-Offs, nämlich an Optotune und Aeon Scientific AG. Die FemtoTools AG wurde von der Robotics Business Review als eine der 50 «most influential public & private companies in the global robotics industry» ausgewählt.

EPFLDie Zahl der 2014 gegründeten Spin-offs und Start-ups erreichte mit 24 einen neuen Spitzenwert. Die Investitionen in EPFL-Start-ups waren mit über 185 Mio. CHF so hoch wie noch nie (exkl. der ca. 35 Mio. CHF, die in andere Start-ups des EPFL Innovation Park investiert wurden). Für das Ranking der 100 besten Start-ups der Schweiz waren 20 EPFL-Unternehmen nominiert, davon schafften zwei den Sprung aufs Podest: L.E.S.S. und Abionic. Einige erhiel-ten namhafte Auszeichnungen: G-Therapeutics den «Hello Tomorrow Challenge Prize» (europäischer Businessplan-Wettbewerb), drei von fünf Start-ups waren für den Zürcher Venture-Preis nominiert, und zwei erhielten den PERL-Preis. Über 75 Anträge für einen Inno-grant wurden gestellt, davon erhielten zwölf Projekte eine Unter-stützung. Schliesslich startete die EPFL im Rahmen des Eurotech-Konsortiums ein vollkommen neues europäisches Projekt, das European Venture Program.

2014 erhöhte sich die Zahl der neuen Lizenz- und Technologie-transferverträge auf 46, und die Direktfinanzierung von Projekten von EPFL-Laboratorien durch die Industrie stieg auf 22,6 Mio. CHF für insgesamt 146 Verträge. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Iso-Spring von Prof. Simon Henein (neuer mechanischer Oszillator ohne Anker) als Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen EPFL und Uhrenindustrie. Neun Uhrenunternehmen beteiligten sich finan-ziell während drei Jahren und erwarben damit die Lizenzrechte am geistigen Eigentum. Die EPFL zeigt hiermit ihre Kompetenz, industrielle Kon kurrenten für ein innovatives Produkt zu vereinen, das mit den seit Jahrhunderten angewandten Lösungen bricht.

Das ENABLE-Programm offeriert seit 2014 Praktika in Start-ups oder EPFL-Laboratorien für Masterstudierende verschiedenster Fachrichtungen (Wissenschaft, Ingenieurwissenschaften, Wirtschaft

usw.): eine ausgezeichnete Gelegenheit, praktische Erfahrungen in der Entwicklung von Erfindungen durch Einblicke in ver schiedene Phasen zu sammeln, u. a. Prototyping, Erforschung neuer Anwen-dungen, Erstellen von Markt- oder Machbarkeitsstudien.

2014 nahm die EPFL an der «Global Entrepreneurship Week» teil und organisierte Anlässe zur Förderung des Unternehmertums, zur Validierung der Aktivitäten der Unternehmen im EPFL Innovation Park und zur eigenen Positionierung als verantwortungsvolle Akteu-rin in Bezug auf die Herausforderungen des lokalen Ökosystems.

Als proaktive Unterstützung der Innovationsprozesse zahlreicher Schweizer Unternehmen bringen sich die Berater des «Programms Alliance» im Auftrag der Westschweizer Kantone im festgelegten Rahmen der «Nouvelle Politique Régionale» (NPR) bei jenen KMU ein, die noch über wenige Kontakte zu den Hochschulen verfügen. 2014 konnten auf diese Weise 26 Projekte zwischen der EPFL und Unternehmen mit einem hohen Innovationspotenzial lanciert werden. Der Finanzierungsbetrag für diese Projekte durch die KTI machte rund 9 Mio. CHF aus.

Der EPFL Innovation Park nahm 2014 drei Grosskonzerne auf: Bühler, AXA Tech und Siemens. Seine Auslastungsquote liegt bei über 90 % mit fast 2 000 Arbeitsplätzen von hoher Wertschöpfung. Die EPFL beteiligte sich am Aufbau des Schweizerischen Innovati-onsparks (SIP) und insbesondere an der Schaffung des Westschwei-zer Hubs. Diesem liegt eine Partnerschaft zwischen der EPFL und den Kantonen Waadt, Genf, Wallis, Neuenburg und Freiburg zugrunde, in Verbindung mit den spezifischen wirtschaftlichen und industriel-len Kompetenzen der jeweiligen Region.

PSIDie Aktivitäten des PSI im WTT waren 2014 stark durch Arbeiten für den PARK innovAARE bestimmt. Der Kanton Aargau hat sich mit Unterstützung des PSI per Ende März mit dem Konzept PARK inno-vAARE – «where innovation accelerates» – für einen Netzwerkstand-ort des SIP beworben. Die Bestätigung dieses Vorschlags durch den Bundesrat erfolgte im September, so dass sich das PSI langfristig in die Umsetzung der SIP-Strategie einbringen kann. Das PSI wird dadurch verstärkt seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht, indem es im PARK innovAARE die Resultate der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung sowie seine Schlüssel technologien gebündelt in die unternehme rische Innovationstätigkeit einbringt.

Neben diesen langfristigen Aktivitäten konnten 2014 aber auch andere Kooperationen zwischen der Schweizer Industrie und der Grundlagenforschung am PSI zum Erfolg geführt und in ein kom-merzielles Produkt umgesetzt werden. Nach jahrelangem Engage-ment von PSI, Berner Fachhochschule und der Firma CEKAtec konnte die SBB im April 2014 ein neues Minibar-Modell in ihren Intercity-Zügen in Betrieb nehmen, dessen Brennstoffzellen-System wesentlich auf Entwicklungsarbeiten des PSI, insbesondere im Bereich der Brennstoffzellen-Befeuchtung und -kühlung basiert. Die hierdurch erzielte Reduktion des Volumens, der Kom-plexität der Anlage und des Energieverbrauchs sind wesentliche Voraussetzungen für die kommerzielle Realisierbarkeit von porta-blen Brennstoffzellen-Systemen.

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Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 67

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WSLDie Forschungsthemen der WSL – Wald, Biodiversität, Landschaft, Naturgefahren sowie Schnee und Eis – betreffen im Wesentlichen öffentliche Güter. Daher ist einer der häufigsten Ansprechpartner im Wissens- und Technologietransfer die öffentliche Hand. Dazu gehört das BAFU, aber auch viele kantonale Stellen. So wurde 2014 ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Kanton Graubünden ab-geschlossen. Im Zentrum stand die Frage, wie gut die Bündner Wälder für den Klimawandel gewappnet sind, vor allem im bereits heute sehr trockenen Churer Rheintal. Die Ergebnisse zeigen, dass Witterungsextreme sehr unterschiedlich auf Wachstum und Über-leben von jungen oder etablierten Bäumen einwirken und dass der Einfluss je nach Baumart, Bodentyp oder Höhenlage stark variiert. Die Arbeiten der WSL wurden von Regierungspräsident Mario Cavigelli sowie WSL-Forschenden den Medien vorgestellt, und sie werden in die Planung des künftigen Waldbestandes ein-fliessen. Im Projekt «Erneuerbare Energien Aargau» erarbeiten WSL-Forschende gemeinsam mit dem PSI und dem Kanton modellhaft die Potenziale aller erneuerbaren Energien und ana-lysieren sie im Hinblick auf ein zukunftsfähiges Energiekonzept. Zudem ermöglicht es diese Gesamtschau, die Rollen der einzel-nen Energieträger und insbesondere diejenige der Biomasse ab-zuleiten. Vorgehensweise und Ergebnisse können nützlich und beispielgebend für andere Regionen sein.

EmpaDie intensive Zusammenarbeit mit der Schweizer Wirtschaft hat die Empa 2014 mit mehr als 127 neuen Verträgen erneut unter Beweis gestellt, darunter 29 neue KTI-Projekte. Ein herausragen-des Projekt wurde mit dem Empa Innovation Award 2014 ausge-zeichnet: neu entwickelte Formgedächtnislegierungen («shape memory alloys», SMA), die selbst nach starker Verformung durch Wärmeeinwirkung wieder ihre ursprüngliche Gestalt annehmen. Mit SMA-Stäben bewehrte Betonträger können so kosten- und energieeffizient vorgespannt werden. Die Technologie wird vom Empa-Spin-off re-Fer AG auf den Markt gebracht werden. Ein weiteres innovatives Projekt hat zum Ziel, das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre abzuscheiden – eine der wichtigsten Herausfor-derungen des 21. Jahrhunderts. Ein Empa-Team hat in einem Projekt mit dem ETH-Spin-off Climeworks ein zellulosebasiertes Material entwickelt, das geeignet ist, aus feuchter Luft CO2 zu adsorbieren und zu speichern.

Das Patentportfolio der Empa umfasst derzeit 81 Patente. 2014 wurden alleine oder mit der Industrie 18 neue Patente angemel-det sowie 16 neue Lizenz- und Verwertungsverträge abgeschlossen.

Bereits vor 30 Jahren begann die Empa damit, Ökobilanzen zu erstellen. Heute erfolgen solche Berechnungen mit Hilfe einer Ökoinventar-Datenbank. Deren Betreiber, der bisher an der Empa domizilierte Verein ecoinvent, hat 2014 den Schritt in die Selbst-ständigkeit gewagt. Dies ist eine von drei Neugründungen im Umfeld der Empa, die in ihren Business Inkubatoren zurzeit ins-gesamt 15 Start-ups betreut. Eng ist die Empa auch mit dem neuen Technologiezentrum «Feld 3» verbunden, das als neuer Innova-tionscampus neben dem Empa-Standort in St.Gallen entsteht.

EawagDer Einsatz und die Investitionen der Eawag in die Durchflusszyto-metrie (Zell-Vermessung) tragen nach dem Eintrag ins Lebensmittel-handbuch der Schweiz weitere Früchte: Die Methode erlaubt schnelle, verlässliche Resultate und kommt bei der Ermittlung von Anzahl und Eigenschaften von Zellen in aquatischen Bereichen zur Anwendung, u. a. beim Aufbereiten von Oberflächenwasser und bezüglich Stoffeinträgen aus Materialien. In enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW) organisierte die Eawag den Infotag 2014 zum Thema «Wasserver-sorgung und Uferfiltration – ein System unter Druck?». 280 Fach-leute aus Wasserversorgungen, Umweltbüros und Behörden der ganzen Schweiz nahmen an der Veranstaltung teil und disku-tierten die Situation mit den Eawag-Forschenden.

Zusammen mit dem Verband Schweizer Abwasser- und Gewässer schutzfachleute (VSA) und der ARA Neugut in Dübendorf wurde 2014 die erste grosstechnisch umgesetzte Ozonung zur Ent-fernung von Spurenstoffen eingeweiht – ein Ver fahren, das in enger Zusammenarbeit mit der Eawag entwickelt wurde. Im Rahmen der Praxisorientierten Eawag-Kurse PEAK fand erst mals ein gemein-samer Kurs mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen-schaften (ZHAW) statt. Der an der Eawag organi sie rte «Swiss-Dutch Water Technology Event» hatte zum Ziel, Indus trie vertreterinnen und -vertreter sowie Forschende aus den Nieder lan den und der Schweiz zusammenzubringen, um gemeinsame Pro jekte in den Bereichen Wasserforschung und Cleantech zu ent wickeln. Einen ähnlichen Anlass gab es mit britischen Forschenden.

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Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich68

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Schweizerischer Innovationspark nimmt Form an

Mit der Zustimmung des Bundesrats zu der von den Kantonen beantragten Startaufstellung des künftigen Schweizerischen Inno-vationsparks (SIP) wurde 2014 in der Schweiz ein innovationspoli-tischer Meilenstein erreicht. Demnach soll der SIP vorerst mit zwei Hub-Standorten im Umfeld der beiden ETH sowie mit zwei Netz-werkstandorten der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Jura einerseits und des Kantons Aargau (Schwerpunkt PSI) ander-seits umgesetzt werden. Die nationale Trägerschaft des SIP wird als Stiftung konzipiert. Sie wird die Dachorganisation der Stand-orte bilden, als Bindeglied zum Bund wirken und insbesondere für die internationale Vermarktung des SIP verantwortlich zeichnen. Ebenso soll sie die Qualität der Marke SIP sichern.

ETH Zürich und EPFL haben sich mit den zuständigen Kantonen bei der Planung der beiden Hubs engagiert. Dabei unterscheiden sich sowohl die Ausgangslage als auch die vorgeschlagenen Kon-zepte massgeblich. Das Projekt Innovationshub Zürich, das insge-samt noch wenig konkretisiert ist, wird durch die Volkswirt-schaftsdirektion des Kantons Zürich geführt. ETH Zürich und Empa fungieren im Projekt als Partner neben anderen. Für den Kanton Zürich stellt der Innovationshub einen wesentlichen Bestandteil eines Raumentwicklungskonzepts im Hinblick auf die städtebau-lichen Rahmenbedingungen für den Standort Dübendorf – bzw. das dortige Gelände des Militärflugplatzes – dar.

Das Projekt Innovationshub SIP West EPFL dagegen ist breiter konzipiert und weiter fortgeschritten. Die EPFL hat zusammen mit den Kantonen Waadt, Genf, Wallis, Neuenburg und Freiburg ein Konzept vorgelegt, das neben dem Hauptstandort Lausanne – analog zu ihrer Antennen-Strategie – fünf weitere Standorte umfasst. Die Federführung und Finanzierung erfolgt über die Kantone. Die EPFL ist akademischer Partner. Anders als bei den Antennen der EPFL (Microcity in Neuenburg, Campus Biotech und das Wyss Center in Genf, Energypolis in Sion und blueFACTORY in Freiburg) und beim bereits bestehenden Innovationspark auf ihrem Campus beteiligt sich die EPFL jedoch nicht an der Finanzierung des Innovationshubs.

EINBLICKZiel 3 | Wissens- und Technologietransfer | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 69

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EINBLICKZiel 3 | Wissens- und Technologietransfer | Beispiele

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1 Ein weisses Blutkörperchen – T-Lymphozyt oder kurz

T-Zelle – dient der Immunabwehr. (Bild: NIAID / NIH)

2 «Where innovation accelerates»: PARK innovAARE in

Villigen. (Visualisierung: ERNE AG)

3 Liegende Stämme bieten in Schutzwäldern noch

während rund 20 Jahren Schutz vor Steinschlag und

Schneerutschungen. (Bild: Ulrich Wasem / WSL)

4 Der Bodensee hat laut Expertinnen und Experten der

Eawag das Potenzial, die Energie von zwei Kernkraftwerken

zu ersetzen. (Bild: Michael Szoenyi / Science Photo Library /

Universal Images Group)

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Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich70

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ETH ZürichProfessionelle Designunterstützung für ETH-Start-ups

Ein typischer ETH-Jungunternehmer verfügt über eine hohe tech-nische Kompetenz und konzentriert sich in der Frühphase des Firmenaufbaus auf die technische Perfektionierung seines künf-tigen Produkts. Häufig werden dabei jedoch Aspekte wie Pro-dukt- und Markendesign, Usability oder der eigene Firmenauftritt vernachlässigt, obwohl diese für die Wirkung auf Investoren, Kunden und Partner von grosser Bedeutung sind. Im Pilotprojekt DesignSeed, das die ETH Zürich zusammen mit der Abteilung Design & Kunst der Hochschule Luzern (HSLU) realisiert, werden nun sechs ausgewählte Pioneer-Fellow-Teams am Innovation and Entrepreneurship Lab (ieLab) der ETH Zürich von den Design-profis der HSLU bei der Entwicklung des Corporate Designs unter-stützt. Das Projekt wird von der Gebert Rüf Stiftung finanziert.

EPFL33 Mio. Franken für «Umschulung» des Immunsystems

Das Start-up Anokion der EPFL hat eine Technologie entwickelt, mit der weisse Blutkörperchen quasi «umgeschult» werden kön-nen, um eine therapeutische Immuntoleranz herbeizuführen. Eine vielversprechende Methode im Kampf gegen verschiedene Auto-immunerkrankungen wie MS oder Diabetes Typ 1. Im Mai 2014 haben private Geldgeber mehr als 33 Mio. CHF in das junge Unter-nehmen investiert. Doch damit nicht genug: Proteinmedika-mente, u. a. eingesetzt zur Behandlung von Krebs oder genetisch bedingten Krankheiten wie Hämophilie, werden trotz ihrer Wirk-samkeit bereits nach einigen Verabreichungen vom Immunsystem als Fremdkörper identifiziert und vernichtet. Mit der Technologie von Anokion könnte man das Medikament langfristig verabrei-chen, da das Immunsystem lernt, diese nicht zu bekämpfen.

PSIPARK innovAARE: der geplante Innovationspark beim PSI

Der PARK innovAARE als Netzwerkstandort des Schweizerischen Innovationsparks wird die Spitzenforschung des PSI und unter-nehmerische Innovationstätigkeit im Sinne des Technologie-transfers zusammenführen, um Innovationen in den Bereichen Beschleunigertechnologien, Materialien und Prozesse, Mensch und Gesundheit sowie Energie bis zur Marktreife voranzutreiben. Mit seiner einzigartigen Kombination aus Grossforschungsanlagen sowie Forschungs- und Technologiekompetenzen bietet das PSI für die im PARK innovAARE angesiedelten Unternehmen ein attraktives Umfeld für Forschung, Entwicklung und Innovation. Der PARK inno-vAARE geniesst eine aktive Trägerschaft aus Wirtschaft und Politik. Nach Fertigstellung der ersten Bauphase im Herbst 2017 können anzusiedelnde Unternehmen ab Anfang 2018 einziehen.

WSLNach dem Sturm ist dichte Waldverjüngung gefragt

Stürme wie Vivian (1990) und Lothar (1999) werden Schweizer Wälder auch in Zukunft verwüsten. Wie gut sich diese auf natür-lichem Weg wieder bewalden, war bisher nur aus Fallstudien bekannt. Darum haben Forschende der WSL schweizweit den Verjüngungserfolg auf Sturmflächen untersucht. Sie fanden her-aus, dass die Waldverjüngung in tieferen Lagen, auf basischen Böden und bei wenig deckender Bodenvegetation am dichtesten aufkommt. In hoch gelegenen Schutzwäldern hingegen entsteht Jungwald von selbst oft nur langsam. Hier nützt es, entweder das Holz als Barriere gegen fallende Steine liegenzulassen oder es wegzuräumen und danach junge Bäume zu pflanzen, damit der Wald rasch wieder vor Naturgefahren schützt. Die Forschungs-ergebnisse unterstützen die Forstpraxis darin, Sturmflächen dif-ferenziert zu behandeln.

EmpaEin Beschichtungszentrum für die Schweizer Industrie

Die Schweizer Beschichtungsindustrie ist weltweit führend. Um diese Rolle weiterhin erhalten und so zur Sicherung des Werk-platzes Schweiz beitragen zu können, baut die Empa seit Herbst 2014 mit Industriepartnern das «Coating Competence Center» auf. In diesem einzigartigen Kompetenzzentrum, zu dem etwa OC Oerlikon Balzers eine Vakuumbeschichtungsanlage im Wert von rund 1,5 Mio. CHF beisteuert, werden Beschichtungstechnologien und -anlagen für nanostrukturierte Dünnfilme mit schaltbaren, intelligenten oder neuartigen Eigenschaften entwickelt, die dann von den Industriepartnern der Empa vermarktet werden. Anwen-dungsgebiete sind etwa neue Elektrodenmaterialien für hoch-effiziente Batterien, durchsichtige Schichten für Solarzellen und «tragbare» Elektronik, Korrosions- oder Verschleissschutz.

EawagWärme aus Seewasser

Wärmegewinnung aus Gewässern ist wenig verbreitet. Dabei birgt sie ein grosses Energiepotenzial. Eine wissenschaftliche Analyse von Forschenden der Eawag unter Leitung von Prof. Alfred Wüest (Eawag/EPFL) im Bodensee hat ergeben, dass die Nutzung des Sees für Kühlung und Heizung von Hundertausenden von Haushalten möglich wäre. Dabei würde die Temperatur des Wassers nur unwesentlich beeinflusst. Es wäre somit möglich, Energie aus dem See zu gewinnen, ohne das aquatische Ökosystem zu beein-trächtigen. Laut Alfred Wüest könnte man bis zu zwei Gigawatt Energieleistung aus dem See gewinnen. Der positive Effekt der Wärmenutzung aus Seewasser ist, dass man fossile Energieträger einsparen kann.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 71

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EINBLICKZiel 4 | Forschungsinfrastrukturen und Grossforschungsprojekte | Facts & Figures

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FAZIT DES ETH-RATS

Der Betrieb sowie der Auf- oder Ausbau der Forschungsinfrastruk-turen und Grossforschungsanlagen verlief 2014 planmässig und zur voll en Zufriedenheit. Es konnten weitere Synergien geschaffen wer den, die u. a. auch zur effizienten Mittelverwen dung beigetra-gen haben. So stellt das Nationale Hochleistungsrechenzentrum CSCS neu eine Leistung von beinahe acht Petaflops zur Verfügung. Mit gezielten Investitionen in eine neuartige Rechnerarchitektur hält es mit der Entwicklung des Supercomputings Schritt und ver fügt über den weltweit energieeffizientesten Grossrechner. MeteoSchweiz produziert die Wetterprognosen am CSCS und profi-tiert, wie u. a. auch die Privatwirtschaft, vom Know-how des CSCS. Seit Ende 2013 betreibt es auch den Supercomputer für das Neuro-infor matikprojekt Blue Brain der EPFL. Beim PSI schreitet die Reali-sierung des SwissFEL mit dem Einbau der Beschleunigeranla gen in das 2014 fertig gestellte Gebäude planmässig voran. Das von der EPFL geleitete FET-Flaggschiff Human Brain Project (HBP) umfasst das Blue Brain Projekt und mittlerweile über einhundert Partnerinsti-tute. Sechs ICT-Plattformen befinden sich planmässig im Auf bau. Und das Blue Brain Projekt wurde als Schweizer Knoten der «Inter-national Neuro informatics Coordinating Facility» (INCF) gewählt.

«Der ETH-Bereich betreibt beste-hende Forschungsinfrastruk turen von gesamtschweizerischer Bedeutung, führt Projekte gemäss der ‹Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen› durch und beteiligt sich im Erfolgsfall an europäischen Flaggschiffprojekten.»

ETH ZürichHochleistungsrechner im Dienst der ForschungSeit Ende 2013 betreibt das von der ETH Zürich unterhaltene Natio-n ale Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz (CSCS) mit «Piz Daint» (einem Cray XC30) den leistungsstärksten Supercomputer Europas. «Piz Daint» verfügt über eine theoretische Spitzenleistung von 7,8 Petaflops und ist mit 3,2 Milliarden Rechenoperationen pro Watt der weltweit energieeffizienteste Supercomputer der Petaflops-Leistungsklasse. Am 21. März 2014 wurde er vom Präsidenten des ETH-Rats, Fritz Schiesser, und vom damaligen Präsidenten der ETH Zürich, Prof. Ralph Eichler, offiziell für die Forschung freigegeben.

Um Rechenzeit auf «Piz Daint» können sich Forschende na -tiona ler und internationaler Institutionen aller Disziplinen bewer-ben. Neben Standardprojekten laufen auf «Piz Daint» neu auch sogenann te CHRONOS-Grossprojekte (Computationally-Intensive, High-Impact Research On Novel Outstanding Science), die nur auf lei stungsstarken Supercomputern bewältigt werden können. Erste Ergebnisse eines solchen Projekts aus der Astrophysik wurden be- reits im September in einer renommierten Fachzeitschrift publiziert.

Das CSCS betreibt als User Lab zudem Systeme zur Datenspei-cherung und kleinere Hochleistungsrechner, die beispielsweise da -rauf spezialisiert sind, grosse Datenmengen zu analysieren. Pro jek te wie die «Platform for High-Performance and High-Producti vity Computing» (HP2C) und das Folgeprojekt «Platform for Advanced

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich72

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EINBLICKZiel 4 | Forschungsinfrastrukturen und Grossforschungsprojekte | Facts & Figures

Scientific Computing» (PASC) stellen sicher, dass die Rechnerinfra-struktur des CSCS optimal genutzt werden kann. Sie wurden im Rahmen der 2009 gestarteten nationalen Hochleistungsrechnen- und Vernetzungsstrategie (HPCN) ins Leben gerufen. In den Projek-ten arbeiten Fachleute sowie Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler aus dem Bereich High Performance Computing mit dem CSCS und Computerherstellern zusammen. Entworfen werden neue Applikationssoftware für wissenschaftliche Simulationen sowie effizientere Simulationssysteme.

Darüber hinaus betreibt das CSCS auch Rechner für spezielle Aufgaben: für die Wetterprognosen von MeteoSchweiz, für die Analyse der vom Large Hadron Collider (LHC) am CERN gewonnen Daten am Swiss Institute of Particle Physics (CHIPP) sowie für das Blue Brain Project an der EPFL. Um die stetig wachsenden Daten-mengen optimal bewältigen zu können, verfügt das CSCS seit Herbst 2014 als erste wissenschaftliche Dienstleistungseinrichtung neben dem CERN über einen Netzwerkanschluss, der 100 Gigabit pro Sekunde bewältigen kann.

EPFLFET-Flaggschiff Human Brain erfolgreich in der StartphaseDas Neuroinformatikprojekt Blue Brain (BBP) und die Direktion der EPFL engagieren sich wissenschaftlich und organisatorisch, um das von der EU finanzierte Human Brain Project (HBP) nach seinem offiziellen Start im Oktober 2013 umzusetzen. Das Konsortium von 112 nationalen und internationalen Partnerinstitutionen ist mitt-ler weile voll funktionstüchtig, nachdem nach einem Wettbe-werbsaufruf 32 neue Partner dazugekommen sind. Das HBP erzielte namhafte Fortschritte hin zum Hauptziel der Vorbereitungsphase, nämlich der Einrichtung von sechs ICT-Plattformen für die gemein-same Forschung: Neuroinformatik, Medizinische Informatik, Simu-lation, Hochleistungsrechnen, Neu ro robotik und Neuromorphisches Rechnen. Eine erste Simulations plattform wird ab der ersten Hälfte 2015 für die Mitglieder des Konsortiums verfügbar sein.

Die Beiträge des Bundes an Blue Brain belaufen sich im Budget 2013–2016 auf insgesamt 73,4 Mio. CHF. Blue Brain trägt mit ent-scheidender wissenschaftlicher und technischer Expertise und Leadership zum HBP bei. Die wissenschaftliche und technische Basis von Blue Brain wurde 2014 entsprechend erweitert: Es sind nun zwei ordentliche und drei Titularprofessuren in Blue Brain involviert. Zwei weitere Ernennungen (Titularprofessuren) sind in Vorbereitung und eine zusätzliche Tenure-Track-Stelle wurde für 2015 geschaffen. Das Blue Brain Projekt beschäftigte im November 2014 62 Mitarbeitende und wurde von 31 weiteren, durch das HBP finanzierten Mitarbei tenden unterstützt.

Auf nationaler Ebene wurden wichtige Beziehungen ausgebaut und neue geschaffen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Nationalen Hochleistungsrechenzentrum wurde weitergeführt und resultierte in der Installation des Rückgrats für den Betrieb eines BlueGene/Q Supercomputers mit vier Racks am CSCS, der für Simula-tionen des menschlichen Gehirns eingesetzt wird. Zudem übernahm Blue Brain die Verantwortung für den Schweizer Knotenpunkt zur International Neuroinformatics Coordinating Facility (INCF) mit Prof. Sean Hill als Node Coordinator und Prof. Felix Schürmann als

wissen schaftlichem Vertreter. Eine neuartige Strategie wurde vor-bereitet, um ab Januar 2015 Kontakte mit der schweizerischen Neurowissenschaft- und Neuroinformatik-Gemeinschaft zu pfle-gen. Dieser erweiterte Rahmen wird durch den Umzug des Pro-jekts auf den neuen Campus der EPFL in Genf (Campus Biotech auf dem früheren Merck-Serono-Gelände) im Dezember 2014 unter-stützt, was dem Projekt ein einzigartiges geopolitisches und wis-senschaftliches Umfeld bietet.

PSIAlleinstellungsmerkmal: Forschungsinfrastrukturen des PSI Entwicklung, Bau und Betrieb der einzigartigen Grossforschungs-anlagen des PSI (SLS, SINQ, SµS) sind ein essenzieller Bestandteil des Leistungsauftrags und das strategisch bedeutsame Allein-stellungsmerkmal innerhalb der Schweizer Forschungsgemein-schaft. 2014 machten rund 2 600 externe Nutzerinnen und Nutzer aus akademischer Forschung und Industrie von diesen Anlagen Gebrauch. Mit dem SwissFEL wird das Schweizer Portfolio an hoch-spezialisierten Forschungsinfrastrukturen in naher Zukunft noch-mals erweitert werden.

SwissFEL bereit für die Montage2014 wurde der Rohbau des Gebäudes für den Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL fertiggestellt und mit dessen Ausbau begonnen. Mit der Überdeckung des Gebäudes startete auch die umgebungsgerechte Einbettung der neuen Grossforschungsanlage des PSI. Nach vier erfolgreichen Jahren konnte der Betrieb der Injektor-Testanlage beendet werden. In der Anlage wurden Tech-nologien für den SwissFEL geprüft. In den kommenden beiden Jahren werden die Komponenten nun an ihrem endgültigen Standort installiert. Mit dem SwissFEL wird der Schweizer For-schungsgemeinschaft eine Röntgenlichtquelle zur Verfügung ge-stellt, die zur Weltspitze gehören wird. Sie setzt neue Impulse für die Schweizer Forschung und Industrie und stärkt deren interna-tionale Wettbewerbsfähigkeit. Die Anlage geht 2016 in Betrieb.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 73

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ETH ZürichSeit 2008 ist die ETH Zürich im Auftrag des SBFI Leading House für die bilaterale Forschungszusammenarbeit mit China, Japan, Süd-korea und seit 2013 auch mit weiteren Staaten im Raum Asien-Pazifik, die ein vielversprechendes Entwicklungspotenzial aufwei-sen. Um dieses Potenzial zu eruieren, veranstaltete die ETH Zürich 2014 in Singapur einen Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern Indonesiens, Malaysias, Thailands, Vietnams und der Schweiz. Gemeinsam mit der Schweizer Botschaft in Seoul und der Korean

National Research Foundation (NRF) organi sierte die ETH Zürich die Swiss-Korean Science Days zum Thema «From Brain Science to Brain IT» in Seoul. Die Teilnehmen den der ETH und der Universität Zürich sowie der EPFL und von IBM Research Zürich konnten ihre koreanischen Kolleginnen und Kollegen für ihre Forschung begeis-tern, neue Projekte aufgleisen und Kontakte knüpfen. In China nahm die ETH Zürich unter der Leitung des Prä sidenten mit einem IdeasLab zum Thema «What are the latest approaches to detecting and building resilience to emerging global risks?» am «Annual Meeting of the New Champions» teil. Im Rahmen des Festivals «Zürich Meets New York» präsentierte sich die ETH Zürich in den USA als eine der führenden technisch-naturwissenschaftlichen Hochschulen der Welt, um Beziehungen zu pflegen und auszubauen. Im April war die ETH Zürich Gastgeberin des jährlichen Presidents’ Meeting der «International Alliance of Research Universities» (IARU), einer Vereinigung von zehn führenden Forschungsuniversitäten der Welt. Weiter intensivierte die ETH Zürich ihre institutionellen Beziehungen zu Universitäten in Israel und legte den Grundstein für den Ausbau der Zusammenarbeit mit akademischen Instituti-onen in Südafrika: Im April besuchte eine ETH-Delegation vier Universitäten in Israel. Im November fand an der ETH Zürich ein gemeinsamer Workshop mit der Hebrew University zum Thema «Quantum Engineering» statt. In Südafrika besiegelte man anläss-lich eines Besuchs einer ETH-Delegation im August 2014 die Projekt-zusammenarbeit zwischen dem «World Food System Center» der ETH Zürich und der «Food Security Initiative» der Stellenbosch University mit einem Memorandum of Understanding.

EPFLEine Studie der Universität Leiden zeigt, dass 60 % der EPFL-Publikationen in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern verfasst wurden; dieser Anteil ist über die Jahre laufend gestiegen (vgl. Kapitel Bibliometrie, S. 112 ff.). Die Bedeutung der Publika-tionen von EPFL-Professorinnen und -Professoren ist in den USA am grössten, gefolgt von China und Deutschland, Japan, Frankreich,

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FAZIT DES ETH-RATS

Die stetig wachsende Zahl von Kooperationen, die durch For-schende aufgebaut werden, bildet das Rückgrat der internati-onalen wissenschaftlichen Beziehungen. Auch 2014 konnte die Forschungszusammenarbeit ausgebaut und zahlreiche, teilweise neue internationale Konferenzen und Workshops durchgeführt werden. Die internationale Vernetzung zwecks Rea lisierung und Nutzung von Forschungsinfrastrukturen wurde ausgebaut. Erfreu-lich ist die auch 2014 weiter verstärkte internationale Zusammen-arbeit im Bereich der Lehre und dem Aufbau von Online-Kurs-angeboten. Zudem fördern die interna tionalen Professorinnen und Professoren, Studierenden und Doktorierenden sowie Mit-arbeitenden an den sechs Institutionen die Vernetzung und bie-ten den lokalen Studierenden und Doktorierenden ein internatio-nales Lehr-, Lern- und Forschungsumfeld. Dies, zusammen mit uneingeschränkten Teilnahmemöglichkeiten am internatio na-len Wettbewerb, ermöglicht den Institutionen des ETH-Bereichs, ihre Aufgaben zum bestmögli chen Nutzen der Wirtschaft und Gesellschaft zu erfüllen.

«Der ETH-Bereich baut die Zusammenarbeit und Vernetzung in Lehre und Forschung mit den besten Institutionen der Welt weiter aus und stärkt seine internationale Ausstrahlung.»

EINBLICKZiel 5 | Internationale Positionierung und Zusammenarbeit | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich74

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Grossbritannien, Russland und Indien. Das Programm für EPFL-Forschungspraktika für Studierende bevorzugter Partner wurde konsolidiert und auf Institutionen wie MIT, Stanford, McGill, Oxford und Cambridge ausgedehnt. Gemeinsam mit den Universitäten der EuroTech Allianz lancierte die EPFL mit Erfolg die europäische Zeitschrift «Technologist». Die Online-Präsenz der EPFL über alle MOOCs hinweg entwickelt sich laufend weiter. Seit ihrer Lancie-rung 2012 nahmen weltweit über 750 000 Studierende an Kursen teil. 2014 kamen 39 % aus der Schweiz und Europa; 61 % aus anderen Teilen der Welt (Afrika: 6 %, Nord- und Südamerika: 35 %, Asien: 22 %). Die Initiative «MOOCs mit Afrika», die 2010 von der EPFL gemeinsam mit dem EDA ins Leben gerufen wurde, wurde seit Oktober 2014 auf sechs prioritäre Campus ausgeweitet: zwei in Senegal, zwei in der Elfenbeinküste, einer in Benin und einer in Kamerun. Im September 2014 organisierte die EPFL einen Runden Tisch mit Schweizer Forschenden, Vertretenden von Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen sowie Botschafterinnen und Botschaftern lateinamerikanischer Länder, um das Potenzial einer künftigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Lateinamerika und der Schweiz zu diskutieren (SBFI-Mandat). Verschiedene Aktivitäten auf dem EPFL-Gelände prägten das Jahr 2014, insbesondere die Eröffnung des internationalen Kon-gresszentrums SwissTech Convention Center (STCC) sowie die Con-férence internationale de la Chaire Unesco en technologies pour le développement, das globale Symposium Digital Humanities 2014, die 40th Micro and Nano Engineering International Confe-rence und das Forum EPFL, das die Studierenden mit Schweizer und internationalen Unternehmen zusammenbringt. Auf dem Gebiet der Innovation hat der EPFL Innovation Park neue inter-nationale Unternehmen anziehen können (vgl. Ziel 3, S. 67).

PSIDie Grundsteinlegung der Europäischen Spallations-Neutronen-quelle (ESS) in Lund, Schweden, Anfang Oktober 2014 gab Anlass zum Feiern, gleichzeitig aber auch Gelegenheit, über die Rolle internationaler Netzwerke bei der Realisierung von grossen For-schungsinfrastrukturen zu reflektieren. Es könnte zunehmend schwierig werden, den Bau neuer, hochkomplexer Grossforschungs-anlagen auf nationaler Ebene zu realisieren, so dass ein tragfä-higes internationales Netzwerk an Bedeutung gewinnen dürfte. Dank der Kompetenzen in Entwicklung, Bau und Betrieb derartiger Anlagen hat sich das PSI zu einem unverzichtbaren Partner in diesen Projekten gemacht. Neben der Entwicklung von Kompo-nenten für den Europäischen Röntgenlaser XFEL werden auch die Schweizer Beiträge zur ESS (Target- und Komponentenentwicklung, Design und Aufbau von Messanlagen) durch das PSI in Kooperation mit Schweizer Universitäten und Industrie erbracht. Die techno-logischen Entwicklungen, die im Rahmen der ESS-Projekte am PSI gemacht werden, sollen auch am PSI eingesetzt werden und somit unmittelbar der Schweizer Forschungsgemeinschaft zugutekommen.

WSLDie WSL ist Gründungsmitglied im forstlichen Netzwerk Nancy-Freiburg-Zürich (NFZ.Forestnet), in dem sieben Universitäten und

Forschungsinstitute aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen sind. Das Netzwerk ist in Lehre und For-schung aktiv und organisiert beispielsweise internationale Summer Schools und fördert die wissenschaftliche Zusammenarbeit. 2014 übernahm WSL-Forscher und -Direktionsmitglied Andreas Rigling die Leitung des Netzwerks. Fasst man die Netzwerke aller WSL-Mit-arbeitenden zusammen, z. B. indem man gemeinsame wissen-schaft liche Publikationen analysiert, zeigen sich Kooperatio nen mit Forschenden und Forschungsinstitutionen aus allen Konti-nenten – besonders häufig in Europa und Nordamerika. Weitere Länder, in denen ähnliche und somit für die WSL besonders interessante biogeografische Bedingungen wie in der Schweiz herrschen, gewinnen an Bedeutung. So wurde im Juli 2014 das Memorandum of Understandig mit dem Institute of Applied Eco logy der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shenyang im Nordosten Chinas durch WSL-Direktor Prof. Konrad Steffen erneuert.

EmpaDie internationale Zusammenarbeit der Empa mit renommierten Hochschulen und Forschungsinstituten wurde 2014 weiter ausge baut. So war die Empa u. a. an knapp 80 EU-Projekten mit Partnern aus insgesamt 46 Ländern beteiligt. Die Zunahme der internationalen Kooperation wird auch durch eine aktuelle Studie des niederländi-schen Centre for Science and Technology Studies (CWTS) belegt. Diese zeigt auf, dass sowohl das Publizieren mit interna tionalen For-schungspartnern als auch das Zitieren von Publikatio nen der Empa weltweit stark zugenommen hat, und bestätigt damit die grosse internationale Anerkennung der Forschungsleistungen und -resulta- te der Empa. Auch strategische Partnerschaften wurden im vergan-genen Jahr weiter intensiviert, beispielsweise durch einen Rah-menvertrag mit dem Korea Institute of Science and Technology (KIST) und der gemeinsamen Herausgabe eines Open-Access-Jour nals mit dem japanischen National Institute for Materials Science (NIMS).

Eawag Die Eawag-Forschenden sind in über 100 internationalen Gremien tätig und arbeiten weltweit vernetzt. Die Zahl ausländischer aka-demischer Gäste lag 2014 über 50. Mit dem Ausbau der ex peri-mentellen Forschungseinrichtungen stärkt die Eawag zusätzlich ihre Attraktivität für Forschende aus der ganzen Welt. Auch auf der Ebene der europäischen Forschungszusammenarbeit wirkt die Eawag in mehreren Projekten mit, die auf Bottom-up-Initia tiven beruhen. Mehrere Themen befassen sich mit Nanotechnologie, neuen Schadstoffen und mikrobieller Forschung. Weitere Themen sind Entwicklungszusammenarbeit und Klimaforschung. Auch in den Bereichen der Ökosystem- und Evolutionsforschung setzt die Eawag internatio nale Massstäbe. So trägt die Fischforschung an Schweizer Gewässern international zum Verständnis von Anpas-sungsfähigkeiten und Artenbildung bei. Der Leiter der Abteilung Umweltsozialwissenschaften wurde, ergänzend zu seinen Auf-gaben an der Eawag, zum Professor für «Geography of Transitions in Urban Infrastructures» an der Universität Utrecht ernannt.

EINBLICKZiel 5 | Internationale Positionierung und Zusammenarbeit | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 75

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EINBLICKZiel 5 | Internationale Positionierung und Zusammenarbeit | Beispiele

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1 Wie kann die Resilienz von

komplexen Systemen wie z. B. von

Städten gestärkt werden, so dass

sie besser für risikoreiche Ereignisse

gerüstet sind? (Bild: Dirk Hebel /

ETH Zürich)

2 CO2-armes Haus in Indien aus

Betonsteinen. (Bild: LC3 2014)

3 Elektroschrott landet häufig in

Entwicklungs ländern; dort werden

die darin enthaltenen Metalle oft

unter fragwürdigen Bedingungen

zurückgewonnen. (Bild: Empa)

4 Eine Grafik aus dem Kurs zeigt

den Aufbau einer «sanitären

Versorgungskette». (Bild: Sandec)

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich76

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ETH ZürichNeuer Forschungsschwerpunkt in Singapur

Seit 2010 ist die ETH Zürich mit dem Singapore-ETH Centre for Glo-bal Environmental Sustainability (SEC) in Südostasien präsent. Für die ETH Zürich ist das SEC eine attraktive Möglichkeit, sich mit einer aufstrebenden Weltregion zu vernetzen und ihre Position im inter-nationalen Hochschulwettbewerb zu stärken. Das erste Projekt «Future Cities Laboratory» befasst sich mit verschiedenen Aspek-ten der künftigen Stadtentwicklung. Im November 2014 wurde das zweite Forschungsprojekt «Future Resilient Systems» am SEC lan-ciert: Forschende aus verschiedenen Departementen der ETH Zürich werden in den kommenden Jahren in Singapur untersuchen, wie sich Risiken und Störanfälligkeiten in komplexen, voneinander abhängigen Systemen erkennen und einschätzen lassen und wie die Resilienz von solchen Systemen gestärkt werden kann.

EPFLGrün und sauber: der Zement der Zukunft

Zusammen mit Partnern der Indian Institutes of Technology und Universitäten in Kuba, Brasilien und China entwickelt ein For-scherteam um Prof. Karen Scrivener, Leiterin des Construction Materials Laboratory der EPFL, eine neue Zementmischung, mit der die CO2-Bilanz von Beton um bis zu 30 % verbessert werden soll. 2014 wurde das Projekt – in enger Zusammenarbeit mit der Indus-trie und unterstützt von der DEZA –umgesetzt, damit diese neue Zementmischung schneller entwickelt und getestet werden kann. In dieser Mischung wird bis zur Hälfte des Portlandzements, der zur Herstellung von Beton verwendet wird, durch leicht verfüg-baren Lehm und Kalk ersetzt. Mit der Bereitstellung von 4 Mio. CHF können die EPFL und ihre Partner die nötige Forschung und Tests durchführen und das Produkt so schnell wie möglich auf den Markt bringen.

PSIWie Radionuklide3 am Wirtsgestein im Tiefenlager haften

Forschende des PSI und der Ungarischen Akademie der Wissen-schaften haben in einem EU-Projekt die grundlegenden Eigen-schaften untersucht, die Tongesteine in einem Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle hätten. Die Forschungsergebnisse zei-gen, dass die am schweizerischen Opalinuston-Gestein gewon-nenen Erkenntnisse auf das in Ungarn vorkommende Bodaton-Gestein übertragen werden können. Abgesehen von diesen Erkenntnissen diente das Projekt auch dem intensiven Wissens-austausch. Während die Kolleginnen und Kollegen aus Ungarn ihre Expertise in Röntgen-Fluoreszenz und -Diffraktion ein-brachten, steuerten die Forschenden am PSI ihre Erfahrung mit nasschemischen Untersuchungen und Röntgenabsorptionstech-niken an Synchrotronlichtquellen wie der SLS am PSI bei.

WSLZusammenarbeit mit Umweltinstitut in China

Eine WSL-Delegation unter der Leitung von Direktor Prof. Konrad Steffen besuchte im Sommer 2014 das Institute of Applied Ecology (IAE) in Shenyang. Dabei hat sie ein Memorandum of Understan-ding erneuert und gemeinsame Projekte aufgegleist, die auch Aufenthalte von IAE-Studierenden an der WSL vorsehen. Diese Vereinbarung bestärkt die Zusammenarbeit zwischen den beiden Instituten, ohne dass gegenseitige organisatorische oder finan-zielle Verpflichtungen eingegangen werden. Die WSL-Gruppe hat sich vor Ort von der hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit am IAE überzeugen können. Sie sieht sich darin bestätigt, dass sich die beiden Institute in ihrer Ausrichtung und ihren For-schungsmöglichkeiten gut ergänzen – die perfekte Basis für eine langfristige, beidseitig gewinnbringende Zusammenarbeit.

EmpaWohlstandsmüll als «sekundäre» Rohstoffquelle

Immer neue Funktionen in elektronischen Geräten lassen diese immer schneller veralten – und machen aus noch funktionstüch-tigen Geräten Elektroschrott. Die Empa entwickelt in Zusammen-arbeit mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und Part-nern in Schwellenländern Methoden für die nachhaltige sekundäre Rohstoffgewinnung («Urban Mining»). Ein Handy etwa enthält heute rund 50 Metalle, darunter seltene wie Tantal, Indium und Neodym, deren künftige Verfügbarkeit aus geologi-schen, politischen oder technischen Gründen unsicher ist. Daher wird die Rückgewinnung dieser Elemente immer wichtiger. Die Empa analysiert verschiedene Recyclingprozesse sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern auf ihre Nachhaltigkeit und untersucht, ob sich die Rückgewinnung ökologisch und wirt-schaftlich auszahlt.

EawagOnline-Kurs zu Wasser und Siedlungshygiene

Die Forschungsabteilung Wasser und Siedlungshygiene in Ent-wicklungsländern (Sandec) lancierte im Frühjahr 2014 in Zusam-menarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EPFL ihren ersten Massive Open Online Course (MOOC). Dieser erste MOOC «Introduction to Household Water Treatment and Safe Sto-rage» gibt eine Einführung über die Möglichkeiten der Wasser-aufbereitung in Haushalten. Ein weiterer Kurs zur Planung von sanitären Systemen wurde im Herbst 2014 gestartet. Die engli-schen Online-Kurse sind kostenlos und richten sich an Studie-rende sowie Praktikerinnen und Praktiker in Entwicklungs-ländern. Mehr als 15 000 Interessierte aus 180 Ländern haben am ersten Kurs teilgenommen.www.eawag.ch/mooc

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3 Als Radionuklide oder radioaktive Nuklide bezeichnet man instabile Atome, die radioaktiv zerfallen.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 77

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ETH ZürichIhre nationalen Partnerschaften baute die ETH Zürich 2014 weiter aus: Am CSCS in Lugano wurde «Piz Daint», der leistungsstärkste Supercomputer Europas, offiziell für die Forschung freigegeben (vgl. S. 72 f.). Die Zusammenarbeit mit der Universität Basel wurde durch den neuen NFS «Molekulare Systemtechnik» und drei dazu neugeschaffene, gemeinsame Tenure-Track-Assistenzprofessuren weiter gefestigt. Das ETH-Departement für Biosysteme in Basel (D-BSSE) wurde darüber hinaus 2014 mit zwei weiteren neuen Professuren gestärkt. Ein Tag der offenen Tür des D-BSSE und des

Biozentrums der Universität Basel im Mai 2014 bot spannende, wissenschaftliche Einblicke und stellte auch die beiden Bauprojekte vor, die auf dem Life Science Campus «Schällemätteli» entstehen und beiden Institutionen ein neues Zuhause bieten werden.

Mit dem Kinderspital Zürich, der Universitätsklinik Balgrist, der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst schlossen sich die vier anderen universitären Spitäler der Dachorganisation Hochschulmedizin Zürich von Universität, Universitätsspital und ETH Zürich an. Zudem wurden unter dem Dach der Hochschulmedizin Zürich die beiden Kompetenzzentren «Personalisierte Medizin» und «EXCITE Zurich» gegründet (vgl. auch S. 61). Um neue Kooperationen an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung zu initiieren und visionäre Ideen von hoher medi-zinischer Relevanz in einem sehr frühen Stadium auszuloten, rief die Hochschulmedizin Zürich das Instrument der SEED-Projekte ins Leben. 2014 wurden fünf SEED-Projekte finanziert. Ende 2014 schliesslich gaben die ETH Zürich und die Universität Zürich die Gründung des Wyss Translational Center Zurich (WTZ) bekannt, das durch eine Donation von Hansjörg Wyss in der Höhe von 120 Mio. USD ermöglicht wird. An der Schnittstelle von Medizin, Natur- und Inge nieurwissenschaften soll das WTZ Erkenntnisse aus Grund-lagen- und präklinischer Forschung beschleunigt in die Anwen-dung bringen (vgl. S. 9).

Der von ETH Zürich, Universität Zürich und Zürcher Fachhoch-schule getragene Akademische Sportverband Zürich (ASVZ) feierte 2014 sein 75-jähriges Bestehen. Der ASVZ bietet über 130 Sport-arten an und verzeichnete 2014 über 1,6 Mio. Trainingsbesuche.

EPFLDie nationale Zusammenarbeit zeigt sich auf verschiedenen Ebenen: Lokal interagiert die EPFL mit der Universität Lausanne (UNIL) im akademischen (gemeinsame Programme mit ca. 5 000 Lehrstunden) und wissenschaftlichen Bereich (gemeinsame For-schungszentren und technologische Plattformen) sowie organi-

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FAZIT DES ETH-RATS

Die Institutionen des ETH-Bereichs setzten den Prozess fort, ausgewählte Aktivitäten der vier themenbasierten Kompetenz-zentren des ETH-Bereichs konsequent in neue oder bestehende Strukturen zu überführen, um so deren bewährte Elemente zu sichern. Die Zusammenarbeit mit Universitäten und Spitälern im Bereich der Medizin wurde erweitert. Unter der Führung des SBFI beteiligten sich die Institutionen zudem an der Entwicklung des Programms «Personalized Medicine», das zwischen 2017–2020 umgesetzt werden soll. Wesentliche Beiträge zur Neugestaltung des Hochschulraums Schweiz ergaben sich auch durch Koopera-tionen im Rahmen von bestehenden und neuen NFS, NFP und SCCER, um die sich Institutionen des ETH-Bereichs auch 2014, z. T. als Leading House, erfolgreich bewarben. Gemeinsame Profes-suren zwischen Institutionen des ETH-Bereichs und Universitä-ten, Lehrverpflichtungen an Universitäten und Fachhochschulen sowie die Antennen-Strategie der EPFL trieben die Entwicklung des Hochschulraums ebenfalls voran.

«Der ETH-Bereich sorgt für eine stärkere Zusammenarbeit sowohl innerhalb des Bereichs als auch innerhalb der schweizerischen Hochschullandschaft.»

EINBLICKZiel 6 | Nationale Zusammenarbeit | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich78

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satorisch und logistisch. Beide nutzen die auf dem Campus in Lausanne vorhandenen Synergien.

Die EPFL-Antenne in Neuenburg wurde im Mai 2014 mit der Eröffnung des Microcity-Gebäudes lanciert, wodurch ein Kompe-tenzzentrum für Mikrotechnik in unmittelbarer Nähe zum CSEM und zum Wissenschafts- und Technologiepark NEODE entstand. Das Projekt «EPFL Valais Wallis» fügt sich in den Kontext der bestehenden Zusammenarbeitsprojekte mit IDIAP, IRO, Centre de recherches énergétiques et municipales CREM ein und ermög-licht die Entwicklung von vielversprechenden Interaktionen mit der Fachhochschule vor Ort (HES Valais Wallis), insbesondere im Energiebereich. Die Eröffnung des ersten Campus-Gebäudes im Kanton Wallis fand am 19. Dezember 2014 statt. Somit können sich hier Forscherteams Anfang 2015 einquartieren. Der Campus Bio-tech in Genf hat sich zum Ziel gesetzt, ein wichtiges nationales Kompetenzzentrum mit internationaler Ausstrahlung für Neuro-wissen schaften und Biotechnologie zu schaffen. Seit Januar 2015 arbeiten dort bereits über 500 Mitarbeitende, u. a. das HBP-Forscher-team. Und schliesslich sieht das Projekt der EPFL-Antenne in Freiburg eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg und der Hochschule für Technik und Architektur (EIA-FR) zum Thema nach-haltiges Wohnen vor. Diese regionalen Entwicklungsprojekte stehen im Einklang mit der geplanten Schaffung des Schweizerischen Inno-vationsparks (SIP) und insbesondere des Hubs für die Westschweiz (vgl. S. 69). Die EPFL beteiligt sich überdies aktiv an der Konzeption von nationalen Grossprojekten in den Bereichen «Big Data», der personalisierten Medizin und des «Advanced Manufacturing».

PSIEin wesentliches Element nationaler Zusammenarbeit ist die gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastrukturen, wie sie das PSI dem ETH-Bereich und der schweizerischen Hochschulland-schaft zur Verfügung stellt. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Bearbeitung gemeinsamer Projekte im Rahmen der Kompetenz-zentren des Bundes oder der NFS. Seit Anfang 2014 ist das Schweizer Kompetenzzentrum für Energieforschung im Bereich Strom- und Wärmespeicherung (SCCER Storage) am PSI angesiedelt und konnte im November am ersten Jahressymposium auf bereits erzielte Fortschritte im Bereich Batterien, Wärmespeicher, Wasser stoff, Synthetische Brennstoffe und Integration der Speichersysteme zurückblicken. Im Rahmen des 2014 gestarteten NFS MARVEL («Materials‘ Revolution: Computational Design and Discovery of Novel Materials»), in dem zahlreiche Partner aus Akademie und Industrie einen neuartigen, informatikbasierten Ansatz zur Mate-rialentwicklung verfolgen, koordinieren Forschende von Empa und PSI die Zusammenarbeit zwischen den theoretischen und den experimentellen Forschungsgruppen (Plattform Projekt «Expe-rimental Verification Platform»).

WSLDas nationale Beziehungsnetz der WSL ist eng und umfasst u. a. nationale, kantonale und kommunale Verwaltungen sowie alle Universitäten, viele Fachhochschulen, Ingenieur- und Planungs-büros, NGOs und Medienschaffende. 2014 ist das NFP 61 «Nachhal-tige Wassernutzung» hervorzuheben, bei dem die WSL an zwei Projekten beteiligt war und eines davon leitete. Zudem verant-wortete sie die Teilsynthese «Wasserressourcen der Schweiz: Dar-gebot und Nutzung – heute und morgen». Am NFP 61 waren nahezu alle Universitäten der Schweiz, aber auch Forschungsinstitute, z. B. Agroscope und Eawag, Verbände und Stiftungen wie die Vogelwarte sowie private Firmen beteiligt. Nationale Zusammenarbeit inner-halb des ETH-Bereichs, in der Forschergemeinschaft und darüber hinaus pflegt die WSL auch in der Energieforschung. Gemeinsam mit der Eawag betreibt sie das neue Forschungsprogramm «Energy Change Impact». WSL-Forschende engagieren sich zudem in drei der acht nationalen Kompetenzzentren für Energieforschung (SCCER) und in beiden NFP zum Thema Energie.

EmpaMit Baubeginn der beiden Forschungs- und Demonstrationsplatt-formen NEST und Future Mobility nehmen zwei Leuchtturmprojekte auf dem Empa-Campus in Dübendorf allmählich Form an; mit nationalen Partnern aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung sollen darin Innovationen im Bauwesen und im Bereich der nachhaltigen Mobilität beschleunigt werden. Als Leading House des SCCER «Future Energy Efficient Buildings and Districts» koor-diniert die Empa national die disziplinübergreifende Zusammen-arbeit. Empa-Forschende engagieren sich darüber hinaus mit insgesamt 75 Projekten stark in den Kompetenzzentren des ETH-Bereichs. Auch in anderen nationalen Netzwerken beteiligt sich die Empa aktiv, etwa am Zürcher Hub des «Swiss Innovation Park» in Dübendorf und am Innovationszentrum «RhySearch» in Buchs. Mit der EPFL wird in Sion derzeit eine gemeinsame Forschungs-gruppe im Bereich Energie aufgebaut. Insgesamt zählt die Empa 21 gemeinsame Professuren mit den beiden ETH und mit Schwei-zer Universitäten. Diese personellen Verbindungen tragen wesent-lich zur nationalen und ETH-bereichsweiten Zusammenarbeit und zum Informationsaustausch zwischen den Institutionen bei.

EINBLICKZiel 6 | Nationale Zusammenarbeit | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 79

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Eawag Neben zehn gemeinsamen Professuren mit der ETH Zürich, EPFL und Universität Bern haben 13 Eawag-Forschende Titularprofes-suren an Schweizer Hochschulen. Hinzu kommen eine Assistenz-professur an der EPFL und drei Förderprofessuren des SNF, wovon zwei an der ETH Zürich und neu eine an der Universität Zürich sind. Eine der SNF-Professorinnen ist seit Ende 2013 Tenure-Track-Assistenzprofessorin. Die Zusammenarbeit mit den Fachhoch-schulen erfolgt über gemeinsame Aus- und Weiterbildungsange-bote sowie über informelle Kontakte in der Forschung. Zudem arbeitet die Eawag eng mit Partnern aus dem nicht-akademischen Bereich zusammen. Die Ausrichtung auf nationale Belange spielt eine grosse Rolle für die Eawag. 2014 wurde die Energieforschung in Zusammenarbeit mit der WSL im Rahmen des koordinierten Forschungsprogramms «Energy Change Impact» neu aufgegleist. Über 190 Doktorierende aller vier Forschungsinstitute des ETH-Bereichs beteiligten sich 2014 an der Eawag an Schulungen der gemeinsamen Bibliothek Lib4RI. Diese Kurse tragen zur weiteren Stärkung der Zusammenarbeit im ETH-Bereich bei und sind ein wichtiger Ausbildungsbeitrag.

EINBLICKZiel 6 | Nationale Zusammenarbeit | Kompetenzzentren

CCEM – Energie und Mobilität

Das CCEM hat 2014 gemeinsam mit dem Leading House PSI seine letzte Ausschreibung lanciert. Zehn neue Projekte konnten in der Folge gestartet werden. Im Fokus steht die Konvergenz von Areal-planung, Energiefragen und Mobilitätskonzepten. Sehr intensiv wird an der Entwicklung von Systemen geforscht, die alle Aspekte erfassen, kombinieren und neue Optionen für die Energiestrategie 2050 erarbeiten. Seit 2006 fördert das CCEM erfolgreich instituts-übergreifende Forschungsprojekte, die für das Verständnis und die Zusammenarbeit im ETH-Bereich prägend sind. Die 31 noch in Bearbeitung befindlichen CCEM-Projekte leisten einen Beitrag zur Forschung in den SCCERs und werden bis 2017 abgeschlossen sein. Das Programm «novatlantis – Nachhaltigkeit im ETH-Bereich» hat für den Wissenstransfer zu Städten und Regionen im Rahmen der Zukunftsregion novatlantis Argovia acht Projekte neu lanciert. Zudem wurden zwei novatlantis Bauforen in Luzern und Zürich durchgeführt.

www.ccem.ch, www.novatlantis.ch

CCES – Umwelt und Nachhaltigkeit

Die acht laufenden Forschungsprojekte sind weiterhin auf Erfolgs-kurs, was aus der wiederum sehr positiven Begutachtung her-vorgeht, die im Februar 2014 durch ein hochkarätiges, interna-tionales Gremium durchgeführt wurde. Bei der Umsetzung der Empfehlungen der Gutachter in der Schlussphase der einzelnen Projekte geht es vor allem um Syntheseschritte sowie den Transfer der Resultate in die Praxis. Mit dem Workshop «Dialog zwischen Politik und Wissenschaft – Realität oder Fiktion?», den das CCES und die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) im Oktober 2014 gemeinsam durchführten, wurde ein Projekt zur Ver-besserung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik initiiert. Im Ausbildungssektor wurden alle laufenden Akti vi täten weiter ausgebaut, u. a. wurden auch neue Projekte im Rahmen von CCES@School gestartet.

www.cces.ethz.ch

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich80

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EINBLICKZiel 6 | Nationale Zusammenarbeit | Kompetenzzentren und strategische Initiativen

CCMX – Materialwissenschaften und Technologie

Das Kompetenzzentrum für Materialwissenschaften und Techno-logie (CCMX) dient als Katalysator für langfristige Forschungspart-nerschaften zwischen dem ETH-Bereich und der Schweizer Indus-trie. Gemäss seiner Strategie 2012−2016 sind drei von vier neuen, durch das CCMX mitunterstützten Professuren bereits besetzt worden. Für zwei «Materials Challenges» (von der Industrie mit-finanzierte Plattformen zur Erforschung wissenschaftlicher, für die Industrie zentraler Fragen) wurde die Finanzierung genehmigt, für eine dritte wurde ein Antrag eingereicht. Zurzeit werden erste Gespräche über die Schaffung von «Materials Challenges» in verschiedenen weiteren Bereichen geführt. Zusätzlich zu den 22 laufenden Projekten wurden elf Kurse und Veranstaltungen aus-gerichtet, die gezielt akademische und industrielle Forschende ansprechen sollen.

www.ccmx.ch

NCCBI – Biomedizinische bildgebende Verfahren

Das Nationale Kompetenzzentrum für biomedizinische bildge-bende Verfahren (NCCBI) wurde 2006 gegründet. 33 Dissertationen wurden seit Beginn des Programms finanziert; 13 wurden bereits erfolgreich abgeschlossen. 65 Laboratorien in 13 Schweizer Ins-tituten und 68 weitere externe Mitarbeitende sind mit dem Programm verbunden. Aus diesen Zusammenarbeitsprojekten entstanden 55 in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte Artikel. Im August 2014 fand der Jahreskongress des NCCBI mit rund 60 Schweizer Forschenden statt. Die Teilneh-menden tauschten Ergebnisse ihrer hochwertigen Forschung auf dem Gebiet der biomedizinischen bildgebenden Verfahren aus, mit Anwendungen insbesondere für Alzheimer, Lungenerkran-kungen, Osteoporose und Krebs. Zudem wurde ein Workshop durchgeführt und der «NCCBI-Preis für junge Forscher» ins Leben gerufen und auch verliehen.

www.nccbi.ch

SystemsX.ch

2014 hat die Schweizerische Initiative zur Förderung der System-biologie sieben neue Transition Postdoc Fellowships (TPdF) und 17 interdisziplinäre Doktoratsprojekte (IPhD) bewilligt. Insgesamt finanzierte SystemsX.ch 24 TPdF (13 mit Beteiligung des ETH-Bereichs) und 71 IPhD Projekte (53 mit Beteiligung des ETH-Bereichs). Im Rahmen der erstmaligen Ausschreibung für medizinische For-schungs- und Entwicklungsprojekte wurden neun Projekte bewil-ligt, davon sieben mit Beteiligung von Forschungsgruppen aus dem ETH-Bereich. Schweizer Forschende sind zudem an vier der ins gesamt sieben Projekte beteiligt, die in der ersten transna-tionalen Ausschreibung des EU-Netzwerks ERASysAPP bewilligt wurden. Im Oktober 2014 fand die 2. Internationale SystemsX.ch-Konferenz mit über 350 Teilnehmenden in Lausanne statt. Und im Rahmen seines Ausbildungsprogramms führte SystemsX.ch eine Winter School mit 120 Teilnehmenden in Innsbruck sowie gemein-sam mit dem Swiss Institute of Bioinformatics (SIB) eine Sommer School mit 30 Postdoktorierenden in Kandersteg durch.

www.systemsx.ch

Nano-Tera.ch Nano-Tera.ch, ein Schlüsselprogramm für die nationale Finanzie-rung von Forschung in den Ingenieurwissenschaften, insbesondere bei der Entwicklung komplexer Systeme im Gesundheits- und Umweltbereich, befindet sich in seiner zweiten Phase (2013–2016). Dabei werden hauptsächlich 25 Projekte im Bereich «Research and Technology Development» (RTD) finanziert, die Partner aus unter-schiedlichen Kompetenzbereichen zusammenbringen. Die neu entwickelten Technologien sollen z.B. die Mobilität nach einer Rückenmarkverletzung wiederherstellen, die urbane Verschmut-zung mittels mobiler Messgeräte in Realzeit verfolgen oder neue Monitoringsysteme in der Neonatologie hervorbringen. Die finan-zierte Forschung betrifft über 1 200 Forschende und führte zu über 850 Publikationen und einer grossen Beachtung in den Medien. www.nano-tera.ch

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 81

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EINBLICKZiel 6 | Nationale Zusammenarbeit | Beispiele

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1 Eine im Rahmen des NFS RNA und Krankheit entstandene Forschungsarbeit

untersucht die Rolle der RNA-Biologie bei Infektionen mit dem Kartoffelvirus.

(Bild: Olivier Voinnet / ETH Zürich)

2 Das smart living lab wird auf dem Areal der blueFACTORY in Freiburg entstehen.

(Bild: CPI-FRIMA 2014)

3 Hydrothermale Methanisierung heisst, Biomasse unter hohen Temperaturen und

Drücken umzuwandeln. Die im Rohstoff enthaltenen Salze lassen sich so leichter

abtrennen und wiederverwenden. (Bild: Markus Fischer / PSI)

4 Die Klimaerwärmung kann auch den Wintertourismus beeinträchtigen, wie hier

am Jakobshorn in Davos. (Bild: Schweizer Luftwaffe)

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich82

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ETH ZürichBrücke zur angewandten Medizin

Die Erforschung von Ribonukleinsäuren (RNAs) ist in den letzten zehn Jahren in der biomedizinischen Wissenschaft immer wich-tiger geworden. Der neue Nationale Forschungsschwerpunkt «RNA und Krankheit», den die ETH Zürich zusammen mit der Universität Bern leitet, macht es nun möglich, die vielfältigen Funktionen der verschiedenen RNA-Arten vertieft zu erforschen und ihre Rolle innerhalb der Zellen genauer zu verstehen. Das interdisziplinär angelegte Programm vernetzt 16 Forschergruppen aus Zürich, Bern, Basel und Lausanne. Es schlägt eine Brücke zwischen der molekularbiologischen Grundlagenforschung und der konkreten medizinischen Anwendung und soll wichtige Grundlagen zur Erforschung komplexer Erkrankungen liefern. Damit stärkt die ETH Zürich auch die Zusammenarbeit mit den medizinischen Fakultäten der Universitäten.

EPFLsmart living lab in Antenne EPFL-Freiburg lanciert

Da die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten wohnt, wird es immer wichtiger, die zum Bau von Wohnungen und zum Leben in der Stadt benötigte Energie zu reduzieren. Angesichts dieser Heraus-forderung haben die EPFL, die Hochschule für Technik und Archi-tektur Freiburg (EIA-FR), die Universität Freiburg (UniFR) und der Kanton Freiburg das smart living lab lanciert – eine einzigartige, interdisziplinäre und interinstitutionelle Wissenschaftsplatt-form, in der das Problem aus mehreren Blickwinkeln angegangen und die Stärken jeder Institution sowie Synergien genutzt wer-den. Mehr als 80 Forschende und Mitarbeitende werden in einem Gebäude tätig sein, das als Forschungsanlage sowie als Vorzeige-objekt für innovative Konzepte und Technologien zum Bauen und Wohnen dienen wird.

PSITechnische Machbarkeit demonstriert

Forschende aus neun Institutionen des SCCER BIOSWEET (Biomass for Swiss Energy Future) wollen, dass Biomasse als zweitwichtigste heimische erneuerbare Energiequelle langfristig mit zusätzlichen 100 Petajoule pro Jahr zur Schweizer Energieversorgung beiträgt. Bestehend aus Biogas, Treibstoffen, Strom und Wärmeenergie, entspricht dies ca. 2,7-mal der Energiemenge, die vom Kernkraft-werk Leibstadt jährlich als Strom produziert wird. 2014 ist den Forschenden ein entscheidender Schritt gelungen: Sie haben Mikro algen aus dem Bioreaktor der ZHAW in die PSI-Anlage zur hydrothermalen Methanisierung eingespeist und fast 100 Stunden kontinuierlich energiereiches Gas produziert. Damit ist die tech-nische Machbarkeit der hydrothermalen Methanisierung von Mikro algen unter Beweis gestellt worden. www.sccer-biosweet.ch

WSLCH2014-Impacts: Klimafolgen für die Schweiz

In den Alpen wird der Schnee in Zukunft vermutlich weniger lang liegen bleiben. Er wird daher auch an Bedeutung als Wasserspei-cher verlieren. Zudem wird der Borkenkäfer die Fichten zuneh-mend unter Druck setzen, denn aufgrund der Klimaerwärmung könnte eine zusätzliche Generation pro Jahr schlüpfen. Dies schrei-ben Forschende von WSL und SLF im Bericht «CH2014-Impacts». Sie sind Hauptautoren der Kapitel «Kryosphäre und Klimawandel – Der Einfluss auf Schnee, Eis und Skitourismus», «Der Einfluss auf die Biodiversität von weit verbreiteten Vögeln und Gefäss-pflanzen: Artenreichtum und -wechsel» sowie «Der Einfluss des Klimawandels auf Baumarten, Waldeigenschaften und Ökosys-temleistungen». Entstanden ist der Bericht unter der Leitung des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern.

EmpaEmpa-Forschende auf dem Campus EPFL Valais Wallis

Die Empa intensiviert die Zusammenarbeit mit der EPFL im Ener-giebereich: Ende Mai 2014 wurde Prof. Andreas Züttel, Leiter der Empa-Abteilung «Hydrogen and Energy», zum ordentlichen Pro-fessor an der EPFL ernannt. Er wird künftig an der Walliser Antenne der EPFL in Sion das gemeinsame «Laboratoire des matériaux pour les énergies renouvelables» leiten. Auf dem dortigen Campus, der sich derzeit im Aufbau befindet, stehen in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Westschweiz und weiteren Forschungsein-richtungen Energie und Gesundheit im Zentrum. Wie bereits an der Empa wird Andreas Züttel mit seinem Team Fragen zur Erzeugung, Speicherung und Umwandlung von Wasserstoff als nachhaltigem Energieträger nachgehen, aber auch erforschen, wie sich Wasser-stoff mit Kohlendioxid (CO2) zu biogenem Methan umsetzen lässt.

EawagLangfristige Planung der Infrastruktur im Boden

Bei der Bewertung der Abwasser- und Trinkwasserinfrastruktur müssen Schweizer Gemeinden mit grossen Unsicherheiten umge-hen. Zum einen gibt es kaum Daten über die vorhandene Infra-struktur, zum anderen sind künftige Siedlungs- und Bevölkerungs-entwicklungen oft nur schwer abschätzbar. Eawag- Forschende erarbeiteten im Rahmen des NFP 61 Methoden, die diese Unsicher-heiten miteinbeziehen. Es zeigte sich, dass die Verfahren zwar aufwendig sind, aber bei der Abschätzung von Abschreibungen, künftigen Beschaffungskosten und deren Unsicherheiten helfen. An einem Workshop in Zusammenarbeit mit dem Verband Schwei-zer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) wurden die Methoden vorgestellt und die notwendigen Schritte bis zur Praxis tauglichkeit diskutiert.

EINBLICKZiel 6 | Nationale Zusammenarbeit | Beispiele

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 83

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ETH ZürichRegen Austausch mit Wirtschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit pflegte die ETH Zürich 2014 u. a. im Rahmen des «Treffpunkt Science City». Im Frühjahr befasste sich das Wissenschaftsprogramm mit Fragen der Mobilität. Der Zyklus im Herbst widmete sich dem Thema Spitzenleistungen. Am «Student Power Day» konnten Besucherin-nen und Besucher den von Studierenden gebauten Rennwagen «Grimsel» live erleben, der im September 2014 den Beschleuni-gungsweltrekord für Elektroautos gebrochen hatte. Insgesamt emp-fing die ETH Zürich mehr als 13 000 Besucherinnen und Besucher.

Die ETH-Klimarunde 2014 präsentierte zur Publikation des Syn-theseberichts des UNO-Klimarats IPCC neue Denkansätze und Handlungsmöglichkeiten. Forschende der ETH Zürich zeigten die wichtigsten Herausforderungen des Klimawandels heute und in Zukunft auf. Führende Denker aus Wissenschaft, Privatwirtschaft und Politik diskutierten in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion, welche Beiträge die Schweiz als globale Innovatorin zur Lösung der Probleme leisten kann. Rund 400 Personen besuchten die Klimarunde.

Am ETH-Industrietag im August 2014 nahmen rund 300 Ver-treterinnen und Vertreter aus Industrie und Forschung teil. 20 Professorinnen und Professoren der ETH Zürich präsentierten die neuesten Forschungstrends in den Bereichen Energie, Big Data, Additive Fertigung & neue Verarbeitungsverfahren sowie Graphics, Vision & Imaging.

Auch 2014 begeisterte die ETH Zürich mit vielfältigen Veran-staltungen Schülerinnen und Schüler für Naturwissenschaften und Technik. So besuchten im Rahmen des Programms «ETH unterwegs» ETH-Angehörige elf Gymnasien in der ganzen Schweiz. Rund 8 000 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrerinnen und Lehrer konnten einen Einblick in die vielfältigen Forschungs-bereiche der ETH Zürich gewinnen. An den Studieninformations-tagen der ETH und der Universität Zürich verschafften sich über 6 000 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten einen vertieften Ein-blick ins Studienangebot. An den Studienwochen der Departemente Architektur, Erdwissenschaften, Biologie, Mathematik und Physik nahmen 120 Schülerinnen und Schüler teil. Und schliesslich durf-ten 40 Maturandinnen und Maturanden im Mai 2014 ihre Matura-arbeit aus dem MINT-Bereich an der ETH Zürich ausstellen.

EPFLDie EPFL nutzt unterschiedliche Kanäle, um auf wissenschaftliche Fortschritte aufmerksam zu machen: nationale und internationale Pressemitteilungen, Social-Media-Plattformen sowie Anlässe inner- und ausserhalb des Campus. 2014 wurden 170 Artikel auf

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FAZIT DES ETH-RATS

Der ETH-Bereich erbringt seine Leistungen von nationalem Inte-resse nicht nur mit konkreten Forschungsergebnissen und in spezialisierten Programmen, wie sie etwa im Bereich der Umwelt- und Klimawissenschaften von der ETH Zürich und der Empa durchgeführt werden. Eine zentrale Kompetenz des ETH-Bereichs besteht auch darin, (Forschungs-)Einrichtungen aufzu-bauen und zu betreiben, die der Gesellschaft zugutekommen. Dazu gehören etwa das 2014 eröffnete Pflanzenschutzlabor, das die WSL betreibt, oder die neue Anlage des PSI für die Protonen-therapie, deren Bau 2014 begonnen hat. Zu den Anlagen des ETH-Bereichs, die einer breiten Bevölkerung nützen, zählen aber auch der revitalisierte Chriesbach in Dübendorf – ein Projekt der Eawag – oder das Kongresszentrum der EPFL in Lausanne. Die hohe Auslastung und intensive Nutzung dieser Infrastrukturen ebenso wie die bewährten und gleichwohl innovativen Vermitt-lungsaktivitäten zeugen von einem erfolgreich geführten Dialog mit der Gesellschaft.

«Der ETH-Bereich pflegt den Dialog mit der Gesellschaft und erfüllt Aufgaben von nationalem Interesse.»

EINBLICKZiel 7 | Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich84

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der EPFL-Website veröffentlicht, darunter 45 Pressemitteilungen. Die Zahl der Social Media Follower stieg um 20 000 und erreichte Ende 2014 50 000. Die grössten Anlässe der EPFL (u. a. die Ein-weihung des Kongresszentrums STCC, der TEDx Anlass «Adapt and Thrive», Tage der offenen Türen verschiedener Fakultäten) zogen insgesamt über 35 000 Besucher an. Das neue Kongresszentrum STCC ebnet den Weg für neue Formen der Öffentlichkeitsarbeit mit Anlässen wie «Planète Santé Live», einer innovativen Messe über Gesundheit und Wohlbefinden mit über 28 000 Besuchern.

2014 veröffentlichte die EPFL ihren zweiten Nachhaltigkeits-bericht (2012−2013) im Rahmen der Global Reporting Initiative mit einer umfassenden Bilanz über die nachhaltigen akademischen und betrieblichen Entwicklungsmassnahmen. So erhielten die 1 800 Studierenden des ersten Bachelorjahres mit dem neuen Kurs «Global Issues» einen Einblick in die grossen Herausforde-rungen von Umwelt und Gesellschaft. 24 Dozierende der Geistes-, Sozial- und technischen Wissenschaften der EPFL und der UNIL ermutigten die Studierenden, bei ihren Projekten einen ganzheit-lichen Ansatz zu verfolgen und wirtschaftliche, soziale, kulturelle und umweltbezogene Aspekte miteinzubeziehen. Die Eröffnung des STCC und der Microcity boten Gelegenheit, fortschrittliche Nachhaltigkeitskonzepte für die Bautechnik zu entdecken, z. B. die Grätzel-Solarzellen als Weltpremiere, die von EPFL-Prof. Lyesse Laloui entwickelten geothermischen Stützpfeiler oder auch gemischte Plat-ten aus Holz und Beton.

Lehrstellen und Praktika nahmen um 11 % zu (acht neue Lehr-stellen); für 2015 wurde ein ambitioniertes Ziel von 100 Lehrstellen festgelegt (2014: 90 Lernende). 2014 betrug die Quote der erfolg-reich abgeschlossenen LAP 95 %.

Zur Förderung der Wissenschaften, insbesondere in den MINT-Bereichen, wurde von der Fakultät IC ein neues Camp für die Schulferien entwickelt: «Toi aussi, crée ton appli». Für Klassen der 5. und 6. Primarstufe wurden neurowissenschaftliche Work-shops angeboten. Diese Pilotprojekte erhielten ein sehr positives Feedback seitens der Teilnehmenden und Lehrpersonen.

PSIMit einem breit gefächerten Angebot an Veranstaltungen, Führun-gen und Exponaten im Besucherzentrum psi forum fördert das PSI den Dialog mit der Gesellschaft und bringt wissenschaftliche Erkenntnisse und aktuelle Forschungsthemen einem breiten Publi-kum näher. Ein Höhepunkt, der 2014 auf starkes Interesse stiess, war die Koch- und Physikshow «Kulinarik trifft Wissenschaft», in der phy sikalische Experimente auf spannende und unterhaltsame Weise präsentiert und von kulinarischen Kreationen umrahmt wur-den. Besonderen Anklang fand darüber hinaus die öffentliche Führung zum Thema «Eisbohrkerne – dem Klimawandel auf der Spur», die einen Einblick ermöglichte, inwieweit sich aus Gletscher-eis Rückschlüsse über das Klima und die Luftverschmutzung ziehen lassen. Eine besondere nationale Aufgabe leistet das PSI bereits seit 1984 mit dem Betrieb des Zentrums für Protonentherapie zur Behandlung von Tumorerkrankungen. 2014 konnte der Bau für die dritte Bestrahlungsanla ge «Gantry 3» begonnen werden, die ab 2016 für den Patientenbetrieb zur Verfügung stehen wird.

WSLNeben dem im Winter täglichen Schnee- und Lawinenbulletin des SLF der WSL und weiteren nationalen Dienstleistungen erfüllt die WSL mit «Waldschutz Schweiz – Die Fachstelle für Waldschutz-fragen» eine zunehmend bedeutsame nationale Aufgabe. Sie erhebt Vorkommen und Ausmass von Beeinträchtigungen des Waldes durch Schadorganismen, berät und informiert Forstdienste und Waldbesitzer in Gesprächen, Kursen und Publikationen. Auch Fachpersonen, die Bäume in Städten betreuen, werden zunehmend in das Netzwerk miteinbezogen. Die eindeutige Bestimmung der schadstiftenden Insekten, Fadenwürmer, Bakterien und Pilze ist oft sehr schwierig und erfordert mitunter auch DNA-Analysen. Mit der Globalisierung nimmt die Anzahl neu eingeführter Orga-nismen stetig zu. Sie treten meist zuerst an Bäumen ausserhalb des Waldes auf. Das Beispiel des Asiatischen Laubholzbockkäfers in Winterthur und Marly zeigt, wie aufwendig und teuer Eingren-zungs- und Ausrottungsaktionen sind. Umso wichtiger ist es, die Schadorganismen gut abgeschlossen von der Umwelt erforschen zu können. Das neue Pflanzenschutzlabor der WSL, das Bundes-rat Johann Schneider-Ammann im Herbst 2014 eröffnete, bietet mit seinen Labors und Gewächshäusern der Biosicherheitsstufe 3 optimale Möglichkeiten dazu.

EmpaUmwelt-Monitoring mit hochsensitiven Analysegeräten und kom-plexen Computermodellen ist ein zentrales Element, um Emissi-onen von Substanzen abschätzen zu können, die durch interna-tionale Verträge geregelt sind. Die Empa entwickelt hierfür neue Messverfahren für verschiedene Luftschadstoffe, spürt diese selbst in kleinsten Mengen auf und ermittelt die Quellen. Mit diesen Erkenntnissen trägt die Empa ganz wesentlich zu globalen Unter-suchungen bei, wie zum aktuellen, im September 2014 in New York vorgestellten UN-Ozonbericht.

Schadstoffe befinden sich jedoch auch in zahlreichen Gegen-ständen des täglichen Gebrauchs, z. B. Quecksilber in Energie-sparlampen oder Flammschutzmittel in Textilien. Empa-Chemi-kerinnen und -Chemiker haben daher im Auftrag des BAFU ein neues Verfahren entwickelt, um den Gesamtgehalt an Quecksil-ber in Energiesparlampen zu bestimmen. Von 75 untersuchten handelsüblichen Lampen erfüllten alle die gesetzlichen Vorgaben. Und im Rahmen des COST-Projekts «FLARETEX» entwickeln Empa-Forschende nachhaltige Alternativen zu umwelt- und gesund-heitsschädlichen Flammhemmern.

EINBLICKZiel 7 | Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 85

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EINBLICKZiel 7 | Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben | Facts & Figures

Eawag 2014 wurden 20 Jahre der internationalen Rheinüberwachungs-station (RÜS) in Weil am Rhein gefeiert. Die Eawag hat in den letzten Jahren die analytische Neuausrichtung der Station wissen-schaftlich und technisch begleitet. Mit Kursen, Tagungen und Publikationen trägt sie dazu bei, dass Entscheidungsträgerinnen und Experten im Wassersektor neue Erkenntnisse für die Bewirt-schaftung des Wassers erhalten. Im Umweltbereich gekoppelt mit ihrer eigenen Forschung nimmt sie ihre Vorbildfunktion in der Gesellschaft wahr («Good Citizen»). 2014 war das die Einweihung des revitalisierten Chriesbachs mit dem dazugehörigen Freiluft-labor der Eawag. Die Revitalisierung wurde von der Eawag initiiert, vom Kanton Zürich geleitet und erhielt finanzielle Unterstützung des Bundes, der Stadt Dübendorf und des Elek trizi täts werks der Stadt Zürich ewz. Der neue Chriesbach mitten in einem urbanen Entwicklungsgebiet wird viel genutzt – für Exkursionen, Sport und Freizeit. Er vermittelt einer breiten Bevölkerung die Aufwertung aquatischer Lebensräume, liegt in der Nachbarschaft von Schulen und dient zur Forschung und Lehre.

Ausgewählte Nationale Aufgaben

Im Interesse der Gesellschaft erfüllt der ETH-Bereich zahlreiche sogenannte nationale Aufgaben. Diese beruhen in vielen Fällen auf einer rechtlichen Grundlage, sind historisch gewachsene Akti-vitäten der Institutionen oder Aufgaben des Bundes, die in der Vergangenheit in den ETH-Bereich integriert wurden. Neben den untenstehenden Aufgaben seien einige weitere beispielhaft genannt: die Konjunkturf orschungsstelle (KOF), die Lawinenwar-nung sowie grosse Forschungsinfrastrukturen von gesamtschwei-zerischer Bedeutung wie die Synchrotronlichtquelle Schweiz (SLS).

ETH Zürich100 Jahr Schweizerischer Erdbebendienst

Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich beging 2014 sein 100-Jahr-Jubiläum. Der SED betreibt ein hochempfind-liches Messnetz zur Überwachung der Erdbebenaktivität in der Schweiz und ist für die Abschätzung der seismischen Gefährdung der Schweiz zuständig. Zudem ist er Ansprechpartner für Medien und Öffentlichkeit, wenn sich irgendwo auf der Welt ein grösseres Erdbeben ereignet (vgl. S. 89).

ETH ZürichCSCS

Seit Ende 2013 betreibt das Nationale Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz (das CSCS der ETH Zürich in Lugano) mit «Piz Daint» den leistungsstärksten Supercomputer Europas. «Piz Daint» verfügt über eine theoretische Spitzenleistung von 7,8 Petaflops und ist mit 3,2 Milliarden Rechenoperationen pro Watt der weltweit energie-effizienteste Supercomputer der Petaflops-Leistungsklasse. Im März 2014 wurde er offiziell für die Forschung freigegeben (vgl. S. 72 f.).

ETH Zürich 25 Jahre «Congressi Stefano Franscini»

Das internationale Konferenzzentrum «Congressi Stefano Fran-scini» (CSF) der ETH Zürich feierte 2014 sein 25-jähriges Bestehen. Jedes Jahr ermöglicht es Forschenden der Schweizer Hochschulen die Durchführung von 20–25 Konferenzen. Rund 1 300 Professo-rinnen und Professoren, Doktorierende und Studierende aus aller Welt kommen jährlich auf dem Monte Verità bei Ascona zusammen, um sich auszutauschen. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen laden auch die interessierte Bevölkerung zum Dialog ein.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich86

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EINBLICKZiel 7 | Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben

EPFL Tokamak für ITER Roadmap ausgewählt

Der «Tokamak à Configuration Variable» (TCV) am Forschungszen-trum für Plasmaphysik (CRPP) der EPFL wird zur Erforschung von verschiedenförmigen Plasmaquerschnitten verwendet. 2014 wurde der TCV als einer der drei europäischen mittelgrossen Tokamak für die Umsetzung der Roadmap von EUROfusion ausgewählt. Ein zentrales Element der Roadmap ist ITER, die erste Anlage zum magnetischen Einschluss des Plasmas, die einen Nettoüberschuss an Fusionsenergie produziert. ITER befindet sich derzeit in Frank-reich im Bau.

2014 wurde die Heizleistung des TCV der EPFL wesentlich auf-gerüstet, und ab 2015 wird er als Teil von EUROfusion mit dem Ziel betrieben, bis 2050 Fusionsstrom ins Stromnetz einzuspeisen. Das CRPP erforscht momentan innovative Ableiterkonfigurationen wie die «snowflake»-Konfiguration, mit dem Ziel, die Wärme-belastung an der Reaktorwand zu reduzieren.

www.eurofusion.org

PSI Weiterbildung für Physiklehrer

Ergänzend zu den etablierten Weiterbildungsangeboten für Leh-rerinnen und Lehrer im Rahmen des Schülerlabors iLab führte das PSI gemeinsam mit der Schweizerischen Physikalischen Gesell-schaft im November 2014 einen speziellen Kurs für Physiklehre-rinnen und -lehrer zum Thema «Moderne Aspekte der Physik kondensierter Materie» durch. Das PSI leistet somit einen Beitrag zu einer hochwertigen, an neuesten Forschungsergebnissen ori-en tierten Ausbildung der Schweizerischen Sekundarschülerinnen und -schüler sowie der Maturandinnen und Maturanden.

WSL Waldinformationssystem: Landesforstinventar

Der Bund ist verpflichtet, periodisch Zustand und Entwicklung des Schweizer Waldes zu erheben. Erfasst werden die Daten im Landesforstinventar (LFI). Drei vollständige Aufnahmen und Aus-wertungen führten die WSL und das BAFU seit den 1980er-Jahren bereits durch. Die vierte Aufnahme läuft seit 2010 und ergab bis-her: Die wirtschaftlich bedeutende Fichte geht im Mittelland zurück und wird durch Laubbäume ersetzt. Die Waldfläche nimmt zu, allerdings fast ausschliesslich in den Alpen. Die Baumartenvielfalt wächst in allen Regionen.

EmpaSaubere Luft als langfristige Aufgabe im NABEL

Das Nationale Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe (NABEL) besteht aus 16 über die gesamte Schweiz verteilten Messstationen, die die häufigsten Belastungssituationen repräsentieren. Es ist ein gemeinsames Projekt der Empa und des BAFU und beruht auf einem Auftrag in der Luftreinhalteverordnung. Das NABEL erfasst die aktuelle Luftschadstoffbelastung und verfolgt die langfristige Entwicklung der Luftqualität in der Schweiz. Es erlaubt die Beur-teilung der bereits getroffenen Massnahmen zur Luftreinhaltung und stellt die wissenschaftlichen Grundlagen für künftige Ent-scheide bereit. Viele NABEL Messstationen sind als Schweizer Beitrag in internationale Programme eingebunden, z. B. als Teil des «Global Atmosphere Watch» (GAW) der World Meteorological Organization. Das NABEL bildet zudem eine zentrale Infrastruktur für nationale, europäische und weltweite Forschungsaktivitäten.

EawagZentrum für angewandte Ökotoxikologie

Das Oekotoxzentrum der Eawag / EPFL wurde 2008 auf eine parlamen-tarische Initiative hin gegründet. Es arbeitet eng mit den Schweizer Behörden zusammen – 2014 bei der ökotoxikologischen Bewertung von Pflanzenschutzmitteln. Das Oekotoxzentrum beteiligte sich an einer Studie zur Belastung der Schweizer Fliessgewässer, führte dazu einen Weiterbildungskurs durch und verfasste mit der Eawag zwei Infoblätter. Hervorzuheben sind auch eine Studie zur Belas-tung mit Mikroverunreinigungen im Genferseegebiet und ein Workshop zur Regulation von Nanomaterialien.

EawagQualität der Schweizer Gewässer

Im Auftrag der Abteilung Strahlenschutz des Bundesamts für Gesundheit (BAG) überwacht die Eawag mit ihrem Gamma-Labor kontinuierlich die Radioaktivität in aquatischen Systemen (vgl. Beispiel Bielersee, S. 89) und beteiligt sich zusammen mit der WSL und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) an der Nationalen Dauer-untersuchung der schweizerischen Fliessgewässer (NADUF), die die Entwicklung der Wasserinhaltsstoffe in ausgewählten Schweizer Flüssen verfolgt.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 87

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EINBLICKZiel 7 | Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben | BeispieleEINBLICKZiel 7 | Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben | Beispiele

3

2

4

1 Im Einsatzraum des SED werden Echtzeit-Erdbebendaten

aus der ganzen Schweiz ausgewertet. (Bild: SED / ETH Zürich)

2 Das Hauptauditorium des SwissTech Convention Center in

Lausanne. (Bild: RDR_Fernando Guerra)

3 Bildschirmfoto: Das Portal www.naturgefahren.ch steht

in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch zur

Verfügung und ist auch für Sehbehinderte barrierefrei.

4 Eawag-Forschende konnten die erhöhten Cäsium-Werte

im Bielersee-Sediment dem KKW Mühleberg zuordnen.

(Bild: David Gubler / bahnbilder.ch)

1

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich88

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ETH Zürich100 Jahre Erdbebendienst

Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich hat sein 100-jähriges Bestehen mit verschiedenen Aktivitäten gefeiert, u. a. mit einem Tag der offenen Tür und einer Jubiläumsausstel-lung. 1914 als offizielle Fachstelle des Bundes gegründet, erfüllt der SED heute eine Vielzahl von Aufgaben. Er betreibt ein hoch-empfindliches Messnetz zur Überwachung der Erdbebenaktivität in der Schweiz, das im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut wurde, und ist für die Abschätzung der seismischen Gefährdung der Schweiz zuständig. Daneben engagiert er sich in Forschung und Lehre an der ETH Zürich und erbringt Dienstleistungen für Industrie und Behörden im Bereich seismische Überwachung, etwa bei Geothermieprojekten. Zudem ist er Ansprechpartner für Medien und Öffentlichkeit, wenn sich irgendwo auf der Welt ein grösseres Erdbeben ereignet.

EPFLSwissTech Convention Center: für Kongresse der Zukunft

Das SwissTech Convention Center (STCC) ist eines der modernsten und am besten ausgerüsteten Konferenzzentren der Welt. Das von der Credit Suisse finanzierte und von der EPFL betriebene Zentrum wurde im April 2014 eingeweiht und stellt für die Region eine einzigartige Infrastruktur dar. Es zeichnet sich durch eine ausgesprochene Modularität aus. Sein grosses Auditorium kann dank der kanadischen Technologie «Gala Systems» innerhalb weniger Minuten automatisch und beliebig von einem Amphi-theater mit 3 000 Plätzen in einen 1 800 m2 grossen Bankett saal umgewandelt werden. Die Nachfrage ist gross, nicht nur bei der Wissenschaftsgemeinde, sondern auch bei lokalen und interna-tionalen Unternehmen und Institutionen: Im ersten Betriebsjahr seit der Einweihung ist das STCC bereits ausgebucht.

PSITag der offenen SwissFEL-Baustelle

Am 22. Juni 2014 hatte das PSI die Einwohnerinnen und Einwoh-ner der Umgebung auf die Baustelle der neuen PSI-Gross-forschungsanlage SwissFEL eingeladen. Entlang eines Rundgangs informierten sich rund 600 Interessierte an verschiedenen Stationen über den aktuellen Bau- und Projektstand. Vor Ort standen Expertinnen und Experten für Fragen zur Verfügung. Mit dem Tag der offenen SwissFEL-Baustelle setzte das PSI den bereits in der Planungsphase gestarteten Dialogprozess mit der Bevöl-kerung und anderen Interessengruppen fort. Ohne deren Zustim-mung hätte der SwissFEL nicht an seinem jetzigen Standort umge-setzt werden können. Ihre aktive Einbeziehung seit Projekt beginn stellt sicher, dass nun eine Anlage entsteht, die sowohl den Bedürfnissen der Forschung als auch der in der Umgebung leben-den Menschen entspricht.

WSLAuf einen Blick: die aktuelle Naturgefahrenlage

Auf dem im Juli 2014 lancierten Portal www.naturgefahren.ch der Naturgefahrenfachstellen des Bundes sind die aktuelle Gefah-renlage in der Schweiz und Warnungen auf einer einzigen, über-sichtlichen Karte ersichtlich: Wetterextreme, Überschwemmun-gen und Rutschungen, Erdbeben, Lawinen sowie Waldbrandgefahr. Empfehlungen zum Verhalten vor, während und nach Naturereig-nissen vervollständigen die Inhalte. Bei besonders kritischen Lagen vermittelt das Naturgefahrenbulletin weiterführende Infor-mationen. Das neue Web-Portal ist auch für Mobiltelefone opti-miert. Die Naturgefahrenfachstellen des Bundes, zu denen auch die WSL und der SED gehören, haben das Portal gemeinsam im Auftrag des Bundes rats entwickelt und damit ein weiteres Element zur Verbesserung der Warnung bei Naturgefahren realisiert.

EmpaForschung für eine sichere Nanotechnologie

Nanomaterialien sind in immer mehr Produkten enthalten. Gleichzeitig stellen sich Fragen nach deren Unbedenklichkeit bezüglich Gesundheit und Umwelt. Im Rahmen des EU-Projekts «LICARA» haben Empa-Forschende mit Partnern aus Forschung und Industrie einen Leitfaden entwickelt, der Unternehmen hilft, sichere, nachhaltige Nano-Produkte auf den Markt zu bringen – und somit Fehlinvestitionen zu vermeiden. Ein weiteres EU-Projekt mit Empa-Beteiligung, «NanoHouse», nahm Fassaden-farben mit Nanopartikeln unter die Lupe und konnte Anfang 2014 vorsichtig Entwarnung geben: Diese Produkte stellen kein ausser-gewöhnliches Gesundheitsrisiko dar und setzen «erstaunlich wenig» Nanopartikel frei. Gleiches gilt für antibakterielle, mit Nano-Silber ausgestattete (und daher «geruchsfreie») Textilien.

EawagMonitoring von Radioaktivität in Gewässern

Das kontinuierliche Monitoring von Radioaktivität im Aare- und Rheinwasser ist Teil der Aufgaben der Eawag. Die Messungen ermöglichen die rasche Erkennung und Alarmauslösung bei erhöhter Radioaktivität in den Gewässern. 2013 wiesen Forschende der Universität Genf erhöhte Cäsium-137-Gehalte in den Sedi-menten des Bielersees nach und sorgten damit für Aufregung in der Öffentlichkeit. Mithilfe von Bohrkernen konnte das Experten-team der Eawag und des Strahlenschutzlabors Spiez Anfang 2014 die erhöhten Cäsium-Werte bestätigen und dem KKW Mühle-berg zuordnen. Die Belastung lag unterhalb der bewilligten Abgabelimite. Daneben fanden die Forschenden in einigen Sedi-mentkernen auch Plutonium aus Atomwaffentests in den 1960er-Jahren.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 89

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Finanzierung des ETH-BereichsDer ETH-Bereich finanziert sich über die Beiträge des Bundes (Erstmittel), kompetitiv eingeworbene Mittel der öffentlichen Hand (Zweitmittel), kompetitiv eingeworbene Mittel von Privaten (Drittmittel) sowie aus Dienstleistungs- und übrigen Erträgen. Die Zweitmittel enthalten Förderbeiträge des Bundes, der Kan-tone und der EU für spezifische Forschungsprojekte. Drittmittel umfassen Schenkungen und Legate sowie Entschädigungen für die Zusammen arbeit mit der Wirtschaft.

Erstmittel Die Erstmittel wurden in der BFI-Botschaft in den Jahren 2013–2016 festgelegt. Diese sah ursprünglich einen Zahlungsrahmen von 9 480,9 Mio. CHF vor. Dieser wurde in der Folge vom Parlament um insgesamt 177,0 Mio. CHF (Glättungserhöhung 103 Mio. CHF, Stärkung der Energieforschung 60,0 Mio. CHF, Immobilien-Port-foliobereinigung 14,0 Mio. CHF) auf 9 657,9 Mio. CHF erhöht. Die geplanten Kürzungen in den Jahren 2015 und 2016 im Umfang von 60,7 Mio. CHF reduzieren die für die Leistungsperiode 2013–2016 zur Erreichung der Ziele des Leistungsauftrags zur Verfügung ste-henden Mittel auf 9 597,2 Mio. CHF sowie das durchschnittliche Wachstum auf 3,9 % (Abb. 6). In den Jahren 2015 und 2016 stehen voraussichtlich 2 417,9 Mio. CHF bzw. 2 529,7 Mio. CHF zur Verfügung. Dem Zahlungsrahmen werden die beiden Kredite Finanzierungs-beitrag an den ETH-Bereich und ETH-Bauten angerechnet.

Wegen ihrer langfristig angelegten Ausbildungscurricula und wissenschaftlichen Entwicklungsplänen sowie hoher Ressourcen-bindungen können die beiden ETH und die vier Forschungs-anstalten nur langfristig auf Veränderungen der finanziellen Rahmenbedingungen reagieren. Eine kontinuierliche und ver-lässliche Grundfinanzierung ist deshalb sowohl für die Beiträge des Bundes an den ETH-Bereich, als auch für die Mittelzuteilung des ETH-Rats an die Institutionen von grosser Wichtigkeit und Garant für Exzellenz.

Dem etablierten und erfolgreichen Modell der Finanzierung staatlicher Hochschulen entsprechend haben die Erstmittel die grösste Bedeutung bei der Finanzierung. Sie beliefen sich 2014 auf 2 378,2 Mio. CHF und deckten 72 % der Erträge ab. Sie dienen zur Umsetzung des Leistungsauftrags des Bundesrats an den ETH-Bereich für die Jahre 2013–2016 und stellen insbesondere die Finanzierung des Grundauftrages (die forschungsbasierte Ausbil-dung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den exakten Wis-senschaften, in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in den Management-, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie in der Architektur) sicher.

8 «Der ETH-Bereich optimiert seine Finanzierungsbasis und setzt die vorhandenen Mittel effizient ein.»

EINBLICKZiel 8 | Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

FAZIT DES ETH-RATS

Die Finanzierung des ETH-Bereichs spiegelt die Bedürfnisse der Institutionen wider. Mit den Beiträgen des Bundes (Erstmittel) werden die langfristig angelegten forschungsbasierten Ausbil-dungscurricula im Rahmen der institutionellen Entwicklungs-pläne für Lehre, Forschung, Wissens- und Technologietransfer finanziert. Sie ermöglichen die innovative, kostenintensive Grundlagenforschung. Die kompetitiv eingeworbenen öffent-lichen und privaten Mittel erhöhen den finanziellen Spielraum für angewandte Forschung und unterstützen in Kooperationen mit der Wirtschaft die Umsetzung von Forschungsergebnissen in praxisnahe Konzepte und Produkte. Der auch 2014 anhal-tende Erfolg bei der Akquisition solcher Mittel ist ein guter Indikator für die hohe wissenschaftliche Anerkennung und Wertschätzung, die die Institutionen des ETH-Bereichs bei Geldgebern und Förderagenturen geniessen.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich90

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EINBLICKZiel 8 | Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

Abb. 6: Entwicklung Zahlungsrahmen des ETH-Bereichs für die Jahre 2013-2016 – Aufteilung Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen

In Mio. CHF (Zahlen gerundet)

R 2012 Basis

R 2013 R 2014 B 2015 FP 2016 Total 2013–2016

Zahlungsrahmen BFI-Botschaft 2013–2016 vom 22. Februar 2012 2 174,5 2 227,4 2 303,2 2 414,6 2 535,7 9 480,9

Wachstum in % 2,4 3,4 4,8 5,0 Ø 3,9

Bundesbeschluss 25.09.2012: «Glättungserhöhung» 32,0 45,0 26,0 103,0

Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich 2013–2016 2 259,4 2 348,2 2 440,6 2 535,7 9 583,9

Wachstum in % 3,9 3,9 3,9 3,9 Ø 3,9

Bundesbeschluss 13.03.2013: Zweckgebundene Aufstockung

der Mittel gemäss Aktionsplan «Koordinierte Energieforschung» 12,0 16,0 16,0 16,0 60,0

Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich 2013–2016 2 271,4 2 364,2 2 456,6 2 551,7 9 643,9

Wachstum in % 4,5 4,1 3,9 3,9 Ø 4,1

Bundesbeschluss I Voranschlag 2014 vom 12.12.2013:

Aufstockung Zahlungsrahmen Immobilien-Portfoliobereinigung 14,0 14,0

Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich 2013-2016 2 271,4 2 378,2 2 456,6 2 551,7 9 657,9

Wachstum in % 4,5 4,7 3,3 3,9 Ø 4,1

Entwicklung Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen für den

ETH-Bereich 2013–2016: Weisungen Bundesrat zum Voranschlag 2014 / FP 2015–2017:

Konsolidierungs- und Aufgabenüberprüfungspaket (KAP) 2014 -29,0 -29,0 -58,0

Querschnittskürzungen, Umschichtungen -9,7 7,0 -2,7

Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich 2013–2016 2 271,4 2 378,2 2 417,9 2 529,7 9 597,2

Wachstum in % 4,5 4,7 1,7 4,6 Ø 3,9

davon (Aufteilung nach Krediten):

Finanzierungsbeitrag Bund (Kredit A2310.0542) 2 073,9 2 195,0 2 212,4 2 306,4 8 787,7

Investitionen Bauten ETH-Bereich (Kredit A4100.0125) 197,5 183,2 205,5 223,4 809,5

Total Kredite in Anrechnung an den Zahlungsrahmen 2 271,4 2 378,2 2 417,9 2 529,7 9 597,2

R = Rechnung, B = Budget, FP = Finanzplan

Zweit- und Drittmittel In der Planungsperiode 2008–2011/2012 nahm die Bedeutung der Zweit- und Drittmittel kontinuierlich zu und ihr Anteil am Ertrag stieg 2012 auf 24,7 %. Zu Beginn der Planungsperiode 2013–2016 reduzierte sich ihr Anteil und lag 2014 mit 777,3 Mio. CHF bei 23,2 %. Er soll und kann weiter erhöht werden. Dies ist jedoch langfristig nur sinnvoll, wenn durch die eingeworbenen Zweit- und vor allem auch Drittmittel die indirekten Kosten für Infrastruktur abgedeckt werden. Andernfalls wäre die Erfüllung des Grundauftrages gefähr-det. So war aus finanzieller Sicht die Einführung von Overhead-Beiträgen zur Abgeltung von indirekten Kosten bei Forschungs-beiträgen des SNF ab der Periode 2008–2011/12 wichtig. Die Zweitmittel beliefen sich 2014 auf 495,8 Mio. CHF (14,9 %) und die Drittmittel auf 276,9 Mio. CHF (8,3 %).

Die weiteren Erträge setzen sich zusammen aus Dienstleistun-gen und übrigen Erträgen sowie dem Finanzergebnis. Die Dienst-leistungs- und übrigen Erträge nahmen insgesamt ebenfalls zu und beliefen sich 2014 auf 163,4 Mio. CHF. Trotzdem nahm ihre relative Bedeutung ab und sie sanken auf 4,9 % des Gesamtertrags. Dienstleistungserträge enthalten Einnahmen aus Schulgeldern, Patenten, Lizenzen sowie wissenschaftlichen und administrativen Dienstleistungen. Das Finanzergebnis belief sich auf 7,5 Mio. CHF.

Mittel effizient einsetzen Der ETH-Rat verteilt die Mittel in Anrechnung an den Zahlungs-rahmen leistungsorientiert auf die Institutionen gemäss seinem Mittelzuteilungsmodell. Dem Modell zugrunde liegen Kriterien, die der ETH-Rat in seiner Leistungsbeurteilung der beiden Hochschu-len und der vier Forschungsanstalten heranzieht. Es wurde erstmals im Rahmen des Budgets 2012 angewandt. In der Abb. 8 sind die den Institutionen im Jahr 2014 zugeteilten Mittel aufgelistet.

An den jährlich stattfindenden Dialog-Gesprächen mit den Insti-tutionen werden die strategischen Entwicklungsvorhaben der Insti-tutionen besprochen. Die Ergebnisse fliessen in die Leistungsdimen-sion Strategie ein. Die Mittelallokation unterstützt die Entwicklung der Institutionen und vermeidet falsche Anreize. So nimmt der ETH-Rat seine strategische Führungs- und Controllingfunktion wahr.

Im Vordergrund der Leistungsbeurteilungen stehen die für jede Institution abgeschlossenen Leistungsvereinbarungen auf der Basis ihrer individuellen Entwicklungspläne und der Stand der Erreichung der vereinbarten Leistungsziele im zeitlichen Längsschnitt. Der direkte Vergleich zwischen den in Grösse und Portfolio sehr unter-schiedlichen Institutionen spielt – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. So wird die Leistung jeder Institution gewür-digt und die Zusammenarbeit im Interesse des Bereichs als Ganzes und des internen Wettbewerbs gefördert.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 91

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EINBLICKZiel 8 | Finanzierungsquellen und Mittelverwendung

Beteiligungen des ETH-Bereichs (Verordnung) Der ETH-Rat schloss 2014 die Totalrevision der Verordnung des ETH-Rats über die Immaterialgüter im ETH-Bereich und die Beteiligung an Unternehmungen vom 24. März 2004 ab. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Ämterkonsultation wurden neu zwei getrennte Rechtserlasse erarbeitet und beschlossen: die Verordnung über die Immaterialgüter und die Weisungen über die Beteiligungen an Unternehmungen im ETH-Bereich. Beide Erlasse traten am 1. Januar 2015 in Kraft.

In Mio. CHF B 2014 Anteile

ETH-Bereich [1] [6] 2 378,2 100 %

ETH Zürich [2] 1 173,7 49,4

EPFL [3] 582,7 24,5

PSI [4] 296,9 12,5

WSL 52,3 2,2

Empa 95,7 4,0

Eawag 55,6 2,3

ETH-Rat [5] [6] 121,4 5,1

Abb. 8: Zuteilung der Mittel in Anrechnung an den Zahlungsrahmen 2014 auf die Institutionen des ETH-Bereichs

Zusatzinformationen zum Budget 2014:[1] Jahrestranche gemäss BFI-Botschaft 2013-2016: 2336,2 Mio. CHF, Portfoliobereinigung Immobilien 2013: exkl. 6,0 Mio. CHF (Mittel sind gesperrt),

2014: inkl. 14,0 Mio. CHF[2] inkl. HPCN: 20,0 Mio. CHF, Mehrkosten Starkbebenmessnetz: 0,4 Mio. CHF, Portfoliobereinigung Immobilien 2013: exkl. 6,0 Mio. CHF (Mittel

sind gesperrt), 2014: inkl. 14,0 Mio. CHF[3] inkl. Blue Brain Project: 20,0 Mio. CHF[4] inkl. SwissFEL: 40,0 Mio. CHF[5] inkl. Strategische Projekte, SUK-Programme und KIP-SUK, Finanzierung Rückbau Beschleunigeranlagen PSI[6] inkl. Mittel «Aktionsplan Energieforschung Schweiz» (2013: 12,0 Mio. CHF, 2014: 16,0 Mio. CHF). Diese Mittel waren nicht Bestandteil

des Beschlusses über die Mittelzuteilung.

Erstmittel Zweitmittel Drittmittel (inkl. Dienstleistungs- und übrige Erträge)

0

1 000

2 000

3 000

2 500

3 500

in Mio. CHF

1 500

5 00

2004

2 242 2 319 2 421 2 4122 656

2 7602 893

3 057 3 072

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

245295

1 880

426

471

2  175

408

440

2 208

355

409

2 130

338

372

2 050

383

324

1 949

280

279

1 854

241252

1 826

2132421 788

Abb. 7: Entwicklung der Erst-, Zweit- und Drittmittel1

3 1313 322

409

451

2  271

448

496

2  378

1 Drittmittel in der Grafik enthalten: Drittmittel, Dienstleistungsertrag, übriger Ertrag und Finanzergebnis

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich92

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Langfristige Entwicklungsplanung für die Kerngeschäfte Für die Kerngeschäfte des ETH-Bereichs – Lehre, Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer – sind die infrastrukturellen Voraussetzungen sehr wichtige Erfolgsfaktoren. Sie sind ein Element der internationalen Konkurrenzfähigkeit und bilden somit eine stra te gische Ressource. Die anhaltende Zunahme an Nutzerinnen und Nutzer, erhöhte Anforderungen an Energieeffizienz und Nach-haltigkeit sowie die komplexer werdende Forschung stellen den ETH-Bereich hinsichtlich Raum, Fläche, Infrastruktur und Finan-zierung vor Herausforderungen. Nicht nur die rechtzeitige Bereit-stellung steht im Fokus des Planens und Han delns, sondern auch die durch das Halten von Immobilien verbun denen Folgekosten. Der ETH-Bereich begegnet dieser Herausforde rung mit einer umsichtigen Entwicklung des Immobilienportfolios und der ver-antwortungsvollen Nutzung alternati ver Finanzierungsmodelle. Das Immobilienmanagement unterstützt Entwicklungen wie z. B. kurzfristige Kooperationen oder strategische Initiativen und deckt

die entsprechenden Bedürfnisse heute und in Zukunft effizient, nachhaltig und zeitgerecht ab. Das Ziel ist, die künftige Entwick-lung des Kerngeschäfts und deren Konsequenzen auf die Immo-bilien abzuschätzen und dies bei der Planung und Bewirtschaf-tung des Immobilienportfolios zu berücksichtigen. Hinzu kommen Fragen zur nachhaltigen Finanzierung des Immobilienbestands und dessen Ausbaus sowie zum langfristigen Unterhaltsbedarf, die vor dem Hintergrund des Wert- und Funktionserhalts und angesichts des Gebäudealters an Bedeutung gewinnen (vgl. Kapitel Energie und Umwelt, S. 18 ff.).

2014 wurden die im Vorjahr begonnenen Arbeiten zur Ent-wicklung der sogenannten «Räumlichen und Finanziellen Gesamtkonzepte» (RFGK) fortgesetzt. Die Projektarbeit erfolgt unter der Leitung des Stabsbereichs Immobilien des ETH-Rats und der Mitwirkung aller Institutionen des ETH-Bereichs. Ausge-hend von der langfristigen Planung des Kerngeschäfts und des Raumbedarfs sowie unter Berücksichtigung der strategischen Finanzplanung wird das potenzielle künftige Raumangebot ermit-telt. Wesentliche Belange des Immobilienmanagements können so mit Bezug auf Entwicklungen in Forschung und Lehre früh zeitig erkannt, massgebliche Entwicklungstreiber identifiziert und die Folgekosten für Investitionen, Betrieb und Unterhalt abgeschätzt werden. Zudem soll der langfristige Wert- und Funktionserhalt des Immobilienbestands gesichert werden. Die aus den RFGK abgeleiteten Massnahmen werden rollend in einem mehrjähri-gen Investitionsplan abgebildet und sämtliche durchzuführende Projekte in einem jährlichen Bauprogramm zusammengefasst. Ein übergeordnetes RFGK des ETH-Bereichs konsolidiert die räum-lichen Gesamtkonzeptionen aller Institutionen des ETH-Bereichs. Im Frühjahr 2015 wird der ETH-Rat über die Ergebnisse der zwei-ten Projektphase befinden, ein erster Teil der Durchführungsar-beiten (Ermittlung von Kennzahlen) wird dann schon begonnen haben, die Erstellung des Berichtsteils im 4-Jahres-Rhythmus erfolgt im Anschluss.

9 «Der ETH-Bereich koordiniert die Bewirtschaftung der Grundstücke und Immobilien und sorgt für deren Wert- und Funktionserhaltung.»

FAZIT DES ETH-RATS

Mit dem Leistungsauftrag 2013-2016 übertrug der Bundesrat erst-mals strategische Ziele im Immobilienmanagement auf den ETH-Bereich. Dieser soll durch eine langfristige Bedarfsorientierung, hochstehende Managementqualität und die Wahrnehmung einer Vorbildfunktion einen massgebenden Beitrag zum Ausbau der internationalen Spitzenposition und zur nachhaltigen Ent-wicklung der Schweiz leisten. Der ETH-Bereich bewältigte diese Aufgabe auch 2014 mit innovativen Lösungsansätzen sowie lang-jähriger Erfahrung und Professionalität.

EINBLICKZiel 9 | Immobilienmanagement

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 93

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Wert- und FunktionserhaltungDie Wert- und Funktionserhaltung des Immobilienbestands des ETH-Bereichs im Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist eine gesetzliche Aufgabe des ETH-Rats. Sie wurde als zusätz-liches Ziel 9 Immobilienmanagement in den Leistungsauftrag 2013–2016 aufgenommen.

Das Durchschnittsalter aller Objekte des ETH-Bereichs beträgt rund 50 Jahre, wobei ein mengen- und wertmässig bedeutsamer Anteil des Portfolios bereits ein oder mehrere Erneuerungszyklen hinter sich hat. Unter den rund 400 Gebäuden des ETH-Bereichs sind auch zahlreiche Vorzeigebauten aus dem Zeitraum 1858 bis heute. Das von den Institutionen des ETH-Bereichs genutzte Immobilienportfolio umfasst bekannte historische Bauwerke an zentraler Lage, zeitgenössische Büro- und Laborgebäude, grosse, ener gieintensive Forschungsanlagen, aber auch ganze Alp betrie be. Einzelne historisch bedeutende Objekte befinden sich zudem im Inventar von Denkmalpflege oder Denkmalschutz. Der Sanierungs-aufwand ist vor allem für die historischen Gebäude teilweise beträchtlich und führt zu anspruchsvollen Bauprojekten, nicht zuletzt auch aufgrund von neuen Vorschriften oder von fachge-recht zu entsorgenden Altlasten. Die Institutionen des ETH-Bereichs nehmen diese Verantwortung für das kulturelle Erbe wahr, wie auch das grosse Sanierungsprojekt Maschinenlabora-torium und Fernheizkraftwerk ML/FHK der ETH Zürich von über 130 Mio. CHF im aktuell beantragten Bauprogramm 2015 zeigt. Die damit verbundenen Rahmenbedingungen bedeuten indessen häufig eine Einschränkung in der Nutzung und in der räumlichen Entwicklung. Zur Bemessung der individuellen Gebäudezustände und zur Planung des mittel- und langfristigen Unterhaltsbedarfs

verwenden die beiden ETH und die Forschungsanstalten mit STRATUS einheitlich dieselbe branchenübliche Methode. Jährlich wird damit als Schlüsselkennzahl zur Wert- und Funktionserhal-tung der Zustandswert der wert- und mengenmässig massgebli-chen Objekte ausgewiesen (vgl. Abb. 9). Die Auswertung über das gesamte ETH-Bereichs-Immobilienportfolio bestätigt den mehr-jährigen Trend, dass trotz des teilweise hohen Alters der Gebäude und ihrer langjährigen intensiven Nutzung der ermittelte Zustands-wert in Relation zum Neuwert auf einem konstant hohen Niveau liegt. Ein Grund dafür liegt in der Dynamik der Institutionen des ETH-Bereichs. Viele Sanierungen werden durch Nutzungsanpas-sungen ausgelöst, bevor ein Gebäude seine technische Lebens-dauer überschritten hat. Die Gebäude mit den jeweils tiefsten Werten werden zudem fortlaufend Teil der Sanierungsstrategien der Institutionen. Mit diesen Massnahmen und Instru menten weist der ETH-Bereich nach, dass er seiner Verantwortung für einen angemessenen Wert- und Funktionserhalt und einen nach-haltigen Umgang mit der vom Bund zur Verfügung gestellten Bausubstanz nachkommt. Zurzeit sind Sanierungsprojekte im Wert von über 840 Mio. CHF im Investitionsplan 2015–2018 aufgeführt. Diese lösten 2014 ein Investitionsvolumen von rund 82 Mio. CHF aus. Zusätzlich wurden laufende Unterhaltsarbeiten in Höhe von rund 30 Mio. CHF aus dem Finanzierungsbeitrag ausgeführt.

Nachhaltige Entwicklung Die Anwendung innovativer technischer und betrieblicher Lösun-gen erfolgt im Rahmen des Umweltleitbilds des ETH-Bereichs sowie gemäss Masterplänen der einzelnen Institutionen. So leis-tet der ETH-Bereich bereits seit Jahren einen massgeblichen

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  sehr guter Zustand, neuwertig    mittlerer Zustand, Massnahmen planen/umsetzen    guter Zustand, keine Massnahmen notwendig    schlechter Zustand, Massnahmen notwendig

 Durchschnitt, gewichtet mit Neuwert der Objekte: 82,1 %  

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Abb. 9: Zustandswerte per 31.12.2014

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EINBLICKZiel 9 | Immobilienmanagement

Beitrag zur Umsetzung der «Strategie Nachhaltige Entwicklung» des Bundes sowie zum «Masterplan Cleantech». Die arealbezo-genen Masterpläne sehen zwar unterschiedliche Lösungsansätze vor, z. B. die Einspeicherung der auf dem Areal anfallenden Über-schusswärme im Erdboden (ETH Zürich Hönggerberg), die Nutzung des Seewassers durch hocheffiziente Wärmepumpen (EPFL) sowie bei den Forschungsanstalten die Wärmerückgewinnung und Rückkühlung. Gemeinsam ist allen Institutionen des ETH-Bereichs die Anstrengung, energie- und umweltrelevante Ziele in der Vorbildfunktion des Bundes als Eigentümer der vom ETH-Bereich genutzten Immobilien zu erfüllen.

Im Hinblick auf die geplanten Neubauten von Laborgebäuden in Zürich (GLC) und am Standort Basel (BSS) adaptierte die ETH Zürich den deutschen DGNB-Standard auf das Schweizer SGNI-System und entwickelte so als Pionier den SGNI-Labor-Standard. Zudem setzt sie seit 2014 eine neues, eigenständig entwickeltes und massgeschneidertes Kostenplanungsinstrument ein. Darin integriert ist ein Tool zur Erfassung der Lebenszykluskosten, das mit ETH-internen Benchmarks hinterlegt ist. Die EPFL konnte beim Bau des Kongresszentrums auf dem Campus Ecublens als Pionier-leistung die praktische Anwendung der Grätzel-Solarzellen als transparentes Fassadenelement einbringen. Diese weisen bei niedrigen Herstellungskosten und geringer Umweltbelastung bei der Herstellung einen hohen Wirkungsgrad auf. Auf dem Gelände der Empa und Eawag in Dübendorf soll mit dem Projekt «Energie Areal Empa/Eawag» sowie der Sanierung der Verteil systeme der CO2-Ausstoss mittelfristig deutlich gesenkt werden. Darüber hinaus wird angestrebt, dass so viel Abwärme wie möglich über eine saisonale Speicherung genutzt wird (Machbarkeitsstudie in Arbeit).

In der «Strategie Nachhaltige Entwicklung» des Bundesrats für die Jahre 2012–2015 ist die Massnahme 4a für nachhaltiges Bauen enthalten. Als eine Teilmassnahme wurde die «Nachhaltige Immo-bilienstrategie des Bundes» definiert. Die Erarbeitung der Strategie durch die drei Bau- und Liegenschaftsorgane (BLO) des Bundes (BBL, armasuisse und ETH-Rat) sowie das Bundesamt für Strassen (ASTRA) erfolgt im Rahmen eines Projekts, das 2014 gestartet wurde. Die Strategie soll in Form von gemeinsamen Leitsätzen in der Verordnung über das Immobilienwesen und die Logistik des Bundes (VILB) ver-ankert werden, die deshalb per 1. Januar 2016 revidiert werden wird. Die Vertretung des ETH-Rats als BLO erfolgt durch den Stab Immo-bilien unter Einbezug der Baufachorgane des ETH-Bereichs.

Die Verordnung über die Organisation des öffentlichen Beschaf-fungswesens der Bundesverwaltung (Org-VöB) enthält den Auf-trag zum Monitoring der Beschaffungen in Bezug auf die Nach-haltigkeit. Die Koordinationskonferenz der Bau- und Liegen- schaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) beauftragte eine Arbeitsgruppe, bestehend aus BBL, armasuisse, ASTRA und ETH-Rat, mit der Umsetzung des Monitorings. Die gewählte Lösung sieht vor, dass das Monitoring über das «Système d’information sur les marchés publics en Suisse» (simap.ch, elektronische Platt-form zur Ausschreibung von Aufträgen der öffentlichen Hand) erfolgen soll. Simap.ch wird so angepasst, dass in Zukunft Zuschläge ab einer gewissen Höhe nur noch nach dem Beant-worten von verschiedenen, die Nachhaltigkeit einer Beschaffung

betreffenden Fragen erfolgen können. Die Pilotphase startete Anfang 2015 unter der Teilnahme aller Baufachorgane des ETH-Bereichs. Ab 1. Januar 2016 soll das Monitoring, das zu Händen des Bundesrats erstellt wird, operativ starten.

Zur Bündelung der gemeinsamen Anstrengungen für eine nachhaltige Entwicklung wirkt der ETH-Rat mit den weiteren BLO des Bundes sowie mit den Kantonen und Städten im Vorstand und in verschiedenen Arbeitsgruppen der KBOB sowie in der Kerngruppe «Umsetzung Masterplan Cleantech» mit.

Behindertengerechtes Bauen Alle Besucherinnen und Nutzer haben grundsätzlich Zutritt zu den Arealen und Gebäuden des ETH-Bereichs. Davon ausgenom-men sind Objekte, bei denen eine Gefährdung oder schützenswerte Einrichtung besteht, wie bei technischen Infrastruktur anlagen oder bei den Arealen des PSI mit Kernanlagen. Dieser freie Zugang wird von Besucherinnen und Besuchern, Studierenden und Mitarbei-tenden sowie von Anwohnenden viel genutzt. Entsprechend gut und einfach in ihrer Ausgestaltung müssen die Orientierungsmög-lichkeiten auf den Arealen und in den Gebäuden sein; insbeson-dere sind hindernisfreie Zugänge nötig. Die Institutionen des ETH-Bereichs und der ETH-Rat sind sich der gesellschaftlichen Relevanz bewusst. Alle Institutionen melden, dass die meisten ihrer Gebäude behindertengerecht erreichbar und zugänglich sind. Sonderparkplätze liegen in unmittelbarer Nähe zu den Gebäude-eingängen, und es bestehen hinreichend ausgerüstete WC-Anla-gen in den Gebäuden. Weitere Verbesserungen erfolgen jeweils im Rahmen von Neu- und Umbauprojekten unter Einhaltung der entsprechenden rechtlichen Vorgaben sowie der baulichen und technischen Standards zur Entwicklung des Immobilienportfolios. Über die Entwicklungen wird künftig systematisch Bericht erstattet.

Flexibilisierung des Immobilienmanagements Die Institutionen nutzen die bereits erreichten Flexibilisierungen im Immobilienmanagement, um ihre Portfolios gezielt weiter-zuentwickeln und im Hinblick auf die absehbaren Bedürfnisse ihres Kerngeschäfts zu bereinigen. So wurden von der ETH Zürich einige nicht mehr benötigte Liegenschaften in Zürich und der Landwirtschaftsbetrieb «Chamau» in Hünenberg verkauft. Die Empa veräusserte eine Liegenschaft in Dübendorf. Die daraus erzielten Netto erlöse von insgesamt 27,1 Mio. CHF werden in den Folgejahren zweckgebunden für Investitionen in das Immobilienvermögen des Bundes zur Verfügung stehen. Zur strategischen Sicherung erwarb die ETH Zürich als Arrondierung einer mitten im Hochschulgebiet Zürich gelegenen Häuserzeile eine Liegenschaft von einer Privat-person. Die WSL übernahm verwaltungsintern von der armasuisse eine militärische Anlage in Zufikon (AG), bestehend aus drei ausrangierten unterirdischen Kavernen. Sie dient dank konstan-ten klimatischen Bedingungen als Lagerplatz für wissenschaft-liche Sammlungen, z. B. fossile Hölzer. Zudem schloss der ETH-Rat, auf Antrag der ETH Zürich, Baurechtsverträge mit der Swiss Life AG ab, um als Investorin die geplanten Objekte für studentisches Wohnen auf dem Hönggerberg zu reali sieren und zu betreiben. Auch konnte die EPFL mit Zustimmung des ETH-Rats ihre Präsenz

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 95

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auf dem Campus Biotech in Genf für die Dauer von etwas mehr als fünf Jahren um ca. 1 000 m2 Bürofläche erweitern, da die Vermie-terin Horizon North SA als Donation den Mietzins erliess.

Zu einer gewissen Einschränkung der Flexibilität wird die am 1. Januar 2015 in Kraft getretene Teilrevision der VILB führen. 2014 zeigte sich, dass diese seit 1999 gültige und in den Jahren weiter aktualisierte Verordnung eine Konkretisierung erforderlich machte. Es war zu unterschiedlichen Interpretationen der Zustän-digkeiten der beteiligten Kontrollstellen gekommen. Anlass waren unter anderem Fragen der Finanzdelegation der National- und Ständeräte zu Projekten der EPFL, die mit PPP- bzw. Investoren-modellen realisiert wurden. Diese Projekte unterlagen nicht den ordentlichen Verfahren der Verpflichtungskreditbegehren, da keine Bundesmittel für die Investitionen verpflichtet wurden. Mit der Teilrevision der VILB haben das BBL und der ETH-Rat 2014 die notwendigen Klärungen vorgenommen, um hinsichtlich Buch-führung und interner Kontrolle die Nachvollziehbarkeit zu ver-bessern. Die erarbeitete Vorlage konkretisierte Artikel 12 VILB (Befugnisse der BLO) dahingehend, dass der ETH-Rat als Kontroll-organ im Rahmen seiner Verantwortlichkeit auch für die Einhal-tung der einschlägigen Vorgaben sorgt. Er ist der alleinige Ansprechpartner gegenüber den Behörden des Bundes. Die Aus wirkungen auf die Governance sind im Kapitel Kennzahlen Immobilien dargelegt (vgl. S. 134 ff.).

EINBLICKZiel 9 | Immobilienmanagement

Eigenständiges Bau- und Liegenschaftsorgan des Bundes

Im Rahmen der Regierungs- und Verwaltungsreform 1996/97 erkannte der Bundesrat, dass es sich beim Immobilienmanage-ment um eine Supportaktivität handelt, die zur Erfüllung der eigentlichen Kernaufgaben des Bundes möglichst dezentral und damit nahe beim Kunden bzw. Leistungsempfänger angesiedelt sein soll. Das Ergebnis ist die heute bestehende Lösung mit der Aufteilung des Immobilienportfolios des Bundes auf die Sparten Zivil, Armee und ETH.

Mit Beschluss des Bundesrats und der Inkraftsetzung der Ver-ordnung über das Immobilienmanagement und die Logistik des Bundes (VILB) nahmen die drei neugeschaffenen Bau- und Lie-genschaftsorgane (BLO) ihre Tätigkeiten am 1. Januar 1999 auf. Seither ist der ETH-Rat eigenständig für die Erfüllung der damit verbundenen Ziele und Prinzipien der Eidgenossenschaft als Eigentümerin der Immobilien des ETH-Bereichs verantwortlich.

Für den ETH-Bereich ergaben sich dadurch erhebliche Vorteile: Weil die zuständigen Stellen nahe bei den Benützern angesiedelt sind, können sie bedarfsgerechter, schneller und wirtschaftlicher auf die spezifischen Bedürfnisse von Lehre, Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer eingehen. Zur Wahrnehmung der Interessen des Bundes sowie zu einer verantwortungsvollen und aufeinander abgestimmten Geschäftsführung haben sich die BLO zur Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschafts-organe der öffentlichen Bauherren KBOB zusammengeschlossen.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich96

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EINBLICKZiel 10 | Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs | Facts & Figures

ETH ZürichDie ETH Zürich bereitet ihren Nachwuchs auf den internationalen Wettbewerb vor und unterstützt die Karriereplanung. Im Novem-ber 2014 fand die erste «Lange Nacht der Karriere» an der ETH Zürich statt. Rund 1 000 Studierende, Doktorierende, Postdocs und Ehema lige besuchten die vom ETH Career Center gemeinsam mit sechs wei teren Universitäten und Fachhochschulen organisierte Veranstaltung.

Von den Seminarangeboten des ETH Career Centers profitierten 2014 rund 2 000 Studierende und Doktorierende der ETH Zürich. Rund 460 Personen erhielten darüber hinaus eine individuelle Standortbestimmung und wurden bei der Entwicklung ihrer Bewerbungsstrategie unterstützt. Auch der diesjährige Tag der Forschung des SNF fand an der ETH Zürich statt. Er bot die Gele-gen heit, sich ausführlich über die Förderinstrumente des SNF wie auch der ETH Zürich zu informieren. Das 2014 eröffnete Welcome Center bietet ein umfassendes Informations- und Beratungs angebot für Doktorierende und Postdocs aus dem Ausland, um die Integra-tion in der Schweiz zu erleichtern.

2014 wurde das Verfahren zur Betreuung und Beurteilung von Assistenzprofessorinnen und -professoren überprüft und opti-miert. Die Massnahmen umfassen: zielgerichtetes Mentoring, Coaching und die Flexibilisierung der Anstellungsdauer. Für Tenure-Track-Assistenzprofessuren wurde der Zeitplan für das Tenure-Verfahren angepasst.

Im Februar verabschiedete die Schulleitung der ETH Zürich einen Gender Action Plan. Dessen Massnahmen basieren vor allem auf den Ergebnissen des jährlichen Gender Monitorings, das die Entwicklung der Frauenanteile auf den verschiedenen Karrierestufen für die ETH Zürich insgesamt und je Departement aufzeigt. Die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden mit Kindern erhob die ETH Zürich 2014 im Rahmen einer spezifischen Befragung. Im Dezember 2014 wurde eine Servicestelle eröffnet, die bei der Suche nach einer geeigneten familienergänzenden Kinderbetreuung unterstützt.

Auch für junge Berufsleute ist die ETH Zürich eine bedeutende Ausbildungsstätte im Kanton Zürich. 2014 wurden 174 Lernende in 13 verschiedenen Berufen ausgebildet. Absolventinnen und Absolventen der Berufsbildung der ETH Zürich haben – analog zur Alumni-Vereinigung – 2014 ein Ehemaligen-Netzwerk gegrün-det, um mit ihrer Ausbildungsstätte verbunden zu bleiben.

10 «Der ETH-Bereich schafft attraktive und familien- freundliche Arbeitsbedingungen, fördert die Chancengleichheit und bildet den wissenschaft-lichen Nachwuchs aus.»

FAZIT DES ETH-RATS

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf der Basis des akademischen Leistungsausweises und des wissen-schaftlichen Potenzials ist eine der Grundvoraussetzungen für eine hohe Qualität von Lehre und Forschung. Im Wettbewerb um die besten Talente unterstützen die Institutionen des ETH-Bereichs die Doktorierenden und Postdoktorierenden bei ihrer Karriereplanung. Sie fördern die Chancengleichheit und führen ihre Anstrengungen, den Frauenanteil in Lehre und Forschung, insbesondere aber auch in Führungspositionen und Entschei-dungsgremien zu erhöhen, weiter. Die Institutionen engagieren sich auch für Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, die es Frauen und Männern in allen Funktionen und auf allen Stufen gleichermassen ermöglichen, Beruf, Karriere und Familie zu vereinbaren. Mitarbeitende verschiedener Kulturen, Sprachen, Religionen, Altersgruppen und sozialer Herkunft zu vereinen, verstehen die Institutionen des ETH-Bereichs als Chance, die einer Organisation einen unverzichtbaren Mehrwert bringt.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 97

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EINBLICKZiel 10 | Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs | Facts & Figures

EPFLNach dem Wachstum der letzten Jahre brachte 2014 eine Stabi-lisierung der Personalbestände in allen Personalkategorien. Die Erweiterung der EPFL um neue Aussenstellen (Antennen) führte zu einer Neupositionierung der Human Resources auf strategischer Ebene, mit dem Einbezug der Fakultäten in Entscheidungsprozes se, der Festlegung gemeinsamer Ziele sowie der Normierung der Pro-zesse. Eine Einheit «Talent Management» wurde geschaffen, um die interne Mobilität für das akademische Personal sowie für die Mit-arbeitenden der Administration und des technischen Bereichs zu erleichtern. Mit dem gleichen Ziel kümmert sich eine neue Personal-leiterin seit Mitte 2014 im Rahmen eines Reorganisations projekts im Informatikbereich speziell um das dortige Personalmanagement.

Jährlich stellt die EPFL über 2 500 Anträge für neue Arbeitsbe-willigungen oder zur Erneuerung der bestehenden. Der erhebli-che administrative Aufwand könnte sich durch eine künftige Kontingentierung noch erhöhen.

Das neue Gender-Monitoring der EPFL zeigt die Entwicklung der Anteile von Frauen und Männern zwischen 2002 und 2012 für alle Personalkategorien und Studierenden, auf allen akademi-schen Stufen, pro Fakultät und für die gesamte Hochschule. Die Ergebnisse sind ermutigend: Die Zahl und der Anteil der Frauen haben sich in fast allen Kategorien und auf allen Stufen erhöht. Der Anteil der Schweizer Studentinnen (inkl. Bildungsinlände-rinnen) stieg signi fikant. Der Anteil der Tenure-Track-Assistenz-professorinnen erhöhte sich seit 2002 von 6 % auf 26 %. Dennoch sind noch weitere Anstrengungen nötig, um alle Ziele zu erreichen. Ein Gender Action Plan für die EPFL wurde erstellt; er soll 2015 implementiert werden.

2014 wurde zum ersten Mal der Isabelle-Musy-Preis für Unter-nehmerfrauen in Wissenschaft und Technologie verliehen. Er ging an Verónica Ponce de León, Gentechnik-Forscherin an der Augen-klinik Jules-Gonin. Der Preis ist mit 50 000 CHF dotiert und soll Studienabgängerinnen von Westschweizer Hochschulen ermutigen, ein unternehmerisches Projekt im Bereich Hightech zu entwickeln.

PSIBereits zum vierten Mal wurde im Sommer 2014 ein einwöchiges Feriencamp für Kinder von PSI-Mitarbeitenden durchgeführt. Dank des Engagements der Berufsbildung und des Komitees für Chancen gleichheit war es möglich, 36 Kindern im Primarschul-alter das Arbeitsumfeld ihrer Eltern näherzubringen und Neugier für naturwissenschaftlich-technische Themen zu wecken. Im Rahmen des zweiten Calls des PSI-Fellow-Programms, einem EU-kofinanzierten Förderprogramm für Postdoktorierende, konnte 33 Nachwuchsforschenden Ende 2014 die Durchführung eines zweijährigen Forschungsprojekts in den Bereichen Materialfor-schung, Lebenswissenschaften, Energie und Umwelt sowie Beschleunigertechnologien angeboten werden. Dies unterstützt nicht nur mittelfristig die Forschungskompetenzen, sondern wird auch nachhaltig die internationale Vernetzung des PSI stärken. 2014 wurde eine Mitarbeiterumfrage mit dem Schwerpunktthema Betriebliches Gesundheitsmanagement durchgeführt. Die Aus-wertung der Resultate und die Vorschläge aus den zahlreichen Workshops werden in die Strategie- und Kulturentwicklung am PSI integriert.

WSLNachwuchs- und MINT-Förderung sind der WSL wichtige Anliegen. Regelmässig richtet sie sich direkt an Kinder und Jugendliche: Am Internationalen Tag des Waldes erhalten jedes Jahr Kinder ab dem Schulalter Einblick in die Arbeit von Waldforscherinnen und -forschern. Das Ferienpassangebot «Einmal Schneeforscher sein» richtet sich an Mittelstufe-Schülerinnen und -Schüler; ähnlich wie der Zukunftstag, an dem jeweils mehrere Dutzend Kinder Einblick in die Forschung erhalten. Am SLF werden die Davoser Schülerinnen und Schüler der Oberstufe für die Lawinengefahr sensibilisiert und erhalten einen Einblick in die angewandte Schneeforschung, indem sie mit Lawinenprognostikern ihr eige-nes Lawinenbulletin erstellen. Mehrere Dutzend Schulklassen – vom Kindergarten bis zum Gymnasium – besuchen zudem jähr-lich das SLF im Rahmen einer Führung. Auch in Birmensdorf ist ein Schulklassenangebot in Entwicklung. Für Doktorierende hat sich der selbstorganisierte PhD-Club weiter etabliert. Seit 2014 kümmert sich zudem der «PhD-Coach», ein Mitglied der Direktion, um die Bedürfnisse und Anliegen der Doktorierenden.

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Empa2014 erhielt die Empa vom Kanton Zürich den «Prix Balance ZH», weil sie ihren Mitarbeitenden die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben beispielhaft ermöglicht. Besonders die Verankerung des Themas in der Unternehmenskultur war ausschlaggebend. Der Aktionsplan für Chancengleichheit und Vielfalt mit zahlreichen Massnahmen konnte verabschiedet werden. In der Führungsaus-bildung wurde das Thema Karrierehemmnisse für Frauen breit thematisiert und in einem Workshop bearbeitet. Mit der Wan-derausstellung «Check your Stereotypes» der ETH Zürich an der Empa und Eawag fand eine weitere Sensibilisierung auf allen Ebenen statt. Der Nationale Zukunftstag und ein einwöchiges Sommercamp sind feste Bestandteile, um bereits bei Kindern das Interesse an Wissenschaft und Technik zu wecken. Darüber hin-aus finden Führun gen für Schulklassen statt. Mit der Teilnahme am Projekt «Physik und Unterricht» können im Austausch mit Lehrkräften zahlreiche Jugendliche erreicht werden. Für die wach-sende Zahl von Doktorierenden und Postdocs wurden verschie-dene Kurse und Workshops angeboten, um soziale und persön-liche Fähigkeiten zu verbessern.

Eawag Die Eawag engagiert sich intensiv für die Förderung des wissen-schaftlichen Nachwuchses und bietet ihren über 130 Doktorie-renden exzellente Infrastrukturen, spezifische Ausbildungsmög-lichkeiten und Informationsveranstaltungen. Die Eawag Postdoc Fellowship zur Förderung talentierter junger Forschender wurde weitergeführt, und das Partnership Program EPP ermöglicht Stu-dierenden aus Entwicklungsländern, an der Eawag zu forschen. 2014 beteiligte sich die Eawag am Kooperationsprogramm Mentoring Deutschschweiz für Wissenschaftlerinnen. Gleichzeitig setzte sie die Initiative «Fix the leaky pipeline!» mit den anderen Institu tionen des ETH-Bereichs fort. Der Frauenanteil in Führungspositionen bleibt konstant hoch. Frauen in Kaderfunktionen werden gezielt gefördert. Bei der Kinderbetreuung durch die gemeinsame Empa-Eawag-Kinderkrippe unterstützt die Eawag Eltern mit geringeren Einkommen finanziell. Erkrankte oder Mitarbeitende mit einer Behinderung werden soweit möglich weiterhin in den Arbeits-prozess integriert. Wie eine Befragung 2014 zeigte, sind die Mit-arbeitenden mit ihrer Arbeitssituation sehr zufrieden.

EINBLICKZiel 10 | Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs | Facts & Figures

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 99

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EINBLICKZiel 10 | Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs | Beispiele

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1 Die ETH Zürich strebt auf allen Ebenen der

akademischen Laufbahn ein Gleichgewicht der

Geschlechter an. (Bild: Alessandro Della Bella)

2 Prof. Karen Scrivener, Präsidentin WISH

(rechts), verleiht Esther Duflo den Erna-

Hamburger-Preis 2014. (Bild: Alain Herzog / EPFL)

3 Der Marktplatz der Lehrberufe am PSI.

(Bild: PSI)

4 Die Umweltchemikerin Kathrin Fenner

wurde mit dem Consolidator Grant des ERC

ausgezeichnet. (Bild: Eawag)

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich100

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EINBLICKZiel 10 | Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und wissenschaftlicher Nachwuchs | Beispiele

ETH ZürichGleichgewicht der Geschlechter

Die Schulleitung der ETH Zürich hat im Februar 2014 mit dem «Gender Action Plan» deutlich gemacht, dass sie auf allen Ebenen der akademischen Laufbahn ein Gleichgewicht der Geschlechter anstrebt. Der Aktionsplan definiert Massnahmen zur Karriereent-wicklung im akademischen Bereich und listet Möglichkeiten auf, wie Beruf und Familie besser vereinbart werden können. Künftig werden auch geschlechtsspezifische Aspekte in Forschung und Lehre stärker berücksichtigt. Die hohe Resonanz auf den neuen Studiengang Gesundheitswissenschaften bestätigt – ähnlich wie bei den beiden Studiengängen Lebensmittelwissenschaften und Pharmazeutische Wissenschaften – ,dass sich bei einer entspre-chenden Ausrichtung viele Frauen für ein technisch orientiertes Studium begeistern können.

EPFLEsther Duflo erhält den Erna-Hamburger-Preis

Die französische Ökonomin Prof. Esther Duflo hat von der EPFL-Stiftung WISH (Women in Science and Humanities) den Erna-Hamburger-Preis erhalten. Mit 29 Jahren wurde sie vom MIT als jüngste Wissenschaftlerin zur Professorin ernannt. Sie ist Mit-gründerin und Direktorin des «Abdul Latif Jameel Poverty Action Lab» (J-PAL), das sich zu einem weltweiten Netz von Forschenden entwickelt hat, die sich mit mikroökonomischen Fragen in Ent-wicklungsländern befassen. Mit der Verleihung dieses Preises ehrt die Stiftung jedes Jahr Frauen, die auf höchstem Niveau in der Wissenschaft, der Technik und der Architektur tätig sind. Zudem unterstützt sie auch Forschungsprojekte von Wissenschaftle-rinnen, damit diese an den besten Universitäten der Welt ihren Abschluss machen können.

PSILehrberufe à la carte: die Berufsshow der Lernenden

Die Berufsbildung geniesst am PSI einen hohen Stellenwert. Gegen 100 Jugendliche absolvieren derzeit hier ihre Berufsaus-bildung. Damit bietet das PSI die meisten Lehrstellen in der Region an. Denn zur Erfüllung seiner Aufgaben ist das PSI auf qualifizierte Berufsleute angewiesen und engagiert sich entspre-chend in der Nachwuchsförderung. Um jungen Menschen die Entscheidung für die Berufswahl zu erleichtern, wurde im Mai 2014 auf dem Campus des PSI ein Marktplatz installiert. Die Ler-nenden am PSI sowie Berufsbildnerinnen und Berufsbildner waren vor Ort an ihren Ständen, um über die jeweiligen Berufe Auskunft zu geben. Verschiedene Experimente standen zu den jeweiligen Berufen bereit. Über 1 000 Interessierte nutzten diese Gelegenheit und informierten sich.

WSLJunge und erfahrene Wissenschaftlerinnen vernetzen

Am SLF in Davos sehen sich junge Frauen mit Fragen zu ihrer Zukunft als Wissenschaftlerinnen stärker konfrontiert als andern-orts: Spezifische Unterstützungsangebote sind zwei bis drei Reise stunden entfernt, und die Kinderbetreuung zum Beispiel ist weniger ausgebaut und so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert. Deshalb unterstützen langjährige Wissen-schaftlerinnen – mit und ohne Familie – ihre jüngeren Kollegin-nen dadurch, dass sie informelle Vernetzungsanlässe organi-sieren. Die jungen Frauen können dort mit den erfahrenen Kolleginnen alles diskutieren, was sie bezüglich Karriere beschäf-tigt. Initiantin Ingrid Reiweger: «Wir möchten dazu beitragen, dass sie den für sie richtigen Weg finden und gelassen und zuver-sichtlich in die Zukunft blicken.»

EmpaAustauschprogramm für Jungforschende

Als Mitglied des «World Materials Research Institutes Forum» (WMRIF), einem Netzwerk von mehr als 50 internationalen Mate-rialforschungsinstituten, beteiligt sich die Empa am Austausch-programm «WMRIF Workshop for Young Scientists». Dabei werden die besten Konferenzbeiträge der Nachwuchswissenschaftlerin-nen und -wissenschaftler prämiert; als Preis winkt ein For-schungsaufenthalt an einem der beteiligten Institute. Am dritten Workshop 2012 in Bangkok gewann ein Empa-Forscher; an der letztjährigen Veranstaltung Mitte September am US-amerikani-schen «National Institute of Standards and Technology» (NIST) in Boulder, Colorado, war die Empa ebenfalls vertreten – und bietet auch erstmals Preisträgern aus anderen Institutionen einen For-schungsaufenthalt in ihren Labors an.

EawagKathrin Fenner erhält ERC Consolidator Grant

Kathrin Fenner wurde 2014 vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem Consolidator Grant ausgezeichnet. Sie ist Forscherin an der Eawag und Mutter von zwei kleinen Kindern. Das Bewer-tungskriterium der ausgewählten internationalen Gutachter war die wissenschaftliche Exzellenz ihrer Forschung. Der mit rund 2 Mio. EUR ausgestattete Grant ermöglicht ihr, im Rahmen des Projekts PROduCTS während einer Zeit von fünf Jahren Forschung umzusetzen, die eine Vorhersage des mikrobiellen Abbaus von Schadstoffen unter spezifischen Umweltbedingungen ermögli-chen soll. Die Eawag unterstützt Forschende mit Familie mit flexiblen Arbeitszeiten und der speziellen Förderung von Frauen in ihrer Forschungskarriere.

Geschäftsbericht 2014 über den ETH-Bereich 101