Eine Welt im Krieg - SÜDKURIER Online · 2 1914–1918 So war das bei uns präsentiert Hundert...

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eBook Eine Welt im Krieg Kleiner Umtrunk im Schützengraben an der Westfront in Frankreich. SÜDKURIER-Leser Klaus Oqueka (Villingen) sandte der Redaktion das Bild mit seinem Groß- vater Emil Opitz (vorn rechts). So war das bei uns SÜDKURIER 1914 -1918 So war das bei 1914 - 1918 das bei u un ns s Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts Was Soldaten an der Front erlebten Ein Schatten legte sich auch über die Region

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eBook

Eine Welt im Krieg

Kleiner Umtrunk im Schützengraben an der Westfront in Frankreich. SÜDKURIER-Leser Klaus Oqueka (Villingen) sandte der Redaktion das Bild mit seinem Groß- vater Emil Opitz (vorn rechts).

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

➤ Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts➤ Was Soldaten an der Front erlebten➤ Ein Schatten legte sich auch über die Region

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert

Hundert Jahre liegt der Beginn des Ersten Welt-kriegs zurück. Zeitzeugen leben keine mehr. DieJahre 1914-1918 scheinen im Dunkel der Geschich-te versunken. Dennoch rief der SÜDKURIER seineLeser auf, Bilder vom Vater, Großvater oder Onkeleinzusenden, die damals Soldaten waren. DasEcho war überraschend und gewaltig. Mehr als 140Leser schickten Bilder per Post und E-Mail, gabenFotoalben in ihrer Lokalredaktion ab oder besuch-ten die Redaktion in Konstanz. Mit den alten Bil-

dern brachten sie Geschichten und Erinnerungen.Sie lassen niemanden kalt, weil sie mehr sagen alsBücher und Filme. Der Krieg bekommt ein Ge-sicht. In ihm mischen sich Schrecken, Angst undSorgen aber auch Zuversicht, Hoffnung und Hu-mor. Die Front ist Todeszone und Heimat zugleich.Viele dieser Bilder sind Postkarten, die die Männerin die Heimat zwischen Schwarzwald, Bodensee,Hochrhein und Linzgau schickten. Die Söhne,Töchter und Enkel hüten diese Schätze bis heuteund teilen sie nun mit anderen. Dafür ein herzli-ches Dankeschön der SÜDKURIER-Redaktion.

Das Gesichtdes Krieges➤ SÜDKURIER-Leser öffnen ihre Familien-Archive➤ Alte Fotos erzählen vom Soldaten-Alltag an der Front➤ Der Erste Weltkrieg, wie er nicht im Geschichtsbuch steht

V O N A L E X A N D E R M I C H E L............................................................

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

Karl Eckstein (1898-1984) kam aus Gailingen und kämpfte an der Westfront in Frankreich. Dasgroße Bild, ein seltenes Foto, zeigt ihn in der Mitte in der Kraterlandschaft vor Verdun 1917. ImHintergrund sieht man französische Soldaten. Die Materialschlacht um Verdun steht für dasMassensterben des Ersten Weltkriegs. Eckstein hatte Glück. 1918 überlebte er eine schwereGrippe (kleines Bild). Die Bilder brachte Tochter Christa Eckstein (Büsingen) nach Konstanz.

Franz Schlieper (1887-1966) ging an der Front auf Foto-Safari. Er war Volks-schul-Rektor aus Meyerich/Westfalen. Die Kameraden am schweren Mörserfreuten sich, wenn der passionierte Fotograf mit seiner Kamera vorbeikam.Die Bilder brachte sein Enkel Meinolf Schlieper (Uhldingen-Mühlhofen).

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DER BIBELSPRUCH

„Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet,die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“

Lukas 6, 27 u. 28

DER KALENDERSPRUCH

„Die Lampen gehen in ganz Europa aus, wir werden siein unserem Leben nie wieder leuchten sehen.“

Edward Grey (1862-1933), britischer Außenminister, zu Beginn des Ersten Weltkriegs Anfang August 1914............................................................................................

DIE FALLERS

Die neue RätselfrageEva und Andreas wollen heiraten. Und es stehtauch schon fest, wie: Ohne Familie! Leider erfährtKati davon und plaudert alles aus. Die entzückteJohanna beginnt sofort mit der Hochzeitsplanung.Andreas hat nur eine Alternative. Sie heiraten danneben wo? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-

Sendung am morgigen Sonntag, 13. April. Ihre Antwort schicken Sie an:SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort„Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. Per Mail: [email protected]. Alle Monatsgewinnertreffen bei einer SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea)

URTEIL

Keine Sozialhilfe bei Einkünften vom GeheimdienstEin chinesisches Ehepaar muss Sozialhilfe von rund 40 000 Euro zurück-zahlen, weil der Mann jahrelang Geld von einem ausländischen Ge-heimdienst kassiert hat. So urteilte das Landessozialgericht Nieder-sachsen-Bremen in Celle (L 8 SO 156/10). Das Paar lebte seit 1990 inDeutschland. Während eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrenswurde aufgedeckt, dass der Ehemann von 1997 bis 2004 mehr als100 000 Euro aus dem Ausland überwiesen bekommen hatte. Im Ge-richtsverfahren erklärte der Chinese, er habe die Gelder nur „treuhände-risch“ für den Geheimdienst beziehungsweise für die Unterstützungeiner chinesischen Oppositionspartei verwendet. Das Gericht sah dasanders. Das Geld habe dem Paar zur Verfügung gestanden. (dpa)

GESELLSCHAFT

Die meisten würden einen Lotteriegewinn teilenSchicker Sportwagen oder teurer Schmuck? Nur wenige Deutsche wür-den sich laut einer Umfrage mit einem Lotteriegewinn von einer MillionEuro solchen Luxus leisten. Fast neun von zehn Bundesbürgern würdenden Geldsegen lieber mit Menschen teilen, die ihnen wichtig sind. Dasgeht aus einer Umfrage für die Deutsche Fernsehlotterie hervor. Etwadrei Viertel denken vor allem an die eigene Absicherung und würdenden Gewinn zumindest zum Teil langfristig anlegen. Ebenso viele wür-den einen Teil des Geldes für soziale Zwecke spenden. 60 Prozent wür-den sich von ihrem Millionengewinn Reisen gönnen. Befragt wurden1000 Bürger ab 18 Jahren. (AFP)

AUTO

Neues Kältemittel für Klimaanlagen ist hochgiftigEin umstrittenes neues Kältemittel für Auto-Klimaanlagen setzt imBrandfall den hochgiftigen Stoff Carbonylfluorid frei. Das berichtenChemiker um Andreas Kornath von der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen (LMU) in der „Zeitschrift für Naturforschung“. Carbonyl-fluorid ist ein Abkömmling des Kampfstoffs Phosgen aus dem ErstenWeltkrieg. Vorgaben der EU verpflichten Autohersteller, neue Kältemittelfür PKW-Klimaanlagen zu verwenden. Das bisher benutzte Mittel R123asoll wegen seiner Ozonschädlichkeit abgelöst werden. Doch beim Testdes neuen Kältemittels R1234yf zeigte sich, dass es sich bei Unfällenentzünden kann und Fluorwasserstoff (Flusssäure) freisetzt. 20 Prozentder Brandgase bestehen aus dem noch giftigeren Carbonylfluorid. (dpa)

Thomas Gottschalksjüngere Schwestersteht vor ihrer TV-Premiere: RaphaelaAckermann, 53, be-kommt mit „Acker-

mann – Der Talk“ ihre erste eigeneTalkshow beim Digitalsender Weltder Wunder TV. Start ist bereits amheutigen Samstag, 20.15 Uhr. Inder ersten Ausgabe empfängtAckermann den Society-Journalis-ten Michael Graeter, der die Jus-tizvollzugsanstalt Landshut, in derBayerns Ex-Manager Uli Hoeneßdemnächst einsitzen muss, auchvon innen kennt. (dpa)

TALKSHOWS

Thomas GottschalksSchwester im Digital-TV

Die Filmpremiere derpfälzischen BlondineDaniela Katzenbergerhat ein achtbaresErgebnis verbucht.3,64 Millionen Zu-

schauer (Marktanteil: 11,5 Prozent)sahen am Donnerstag den ARD-Krimi „Frauchen und die Deiwels-milch“. Bei den Jüngeren lag dieQuote mit 9,5 Prozent über demARD-Schnitt. Die ZDF-Serie „DieBergretter“ lag mit 5,23 MillionenZuschauern und 16,5 Prozentvorn, die RTL-Actionserie „Alarmfür Cobra 11“ hatte 3,35 MillionenZuschauer (10,7 Prozent). (dpa)

FERNSEHQUOTEN

„Die Katze“ schlägt sich im Krimi-Debüt achtbar

Menschen und medien

NAMENSTAGESamstag: Zeno, Herta, Julius, Josef, Elias, Konstantin Sonntag: Martin, Ida, Paulus, Paternus, Matthias, Gerda ...........................................................................................

Tipps und Trends

Eurojackpot 5 aus 50: 1, 7, 14, 22, 44 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 2Keno: Ziehung vom 11.04.2014: 2, 6, 12, 14, 21, 22, 23, 25, 26, 29, 41, 45, 46,47, 49, 50, 53, 63, 64, 70 Plus 5: 50533 (Alle Angaben ohne Gewähr)

Gewinnzahlen

14 Leben und WissenS Ü D K U R I E R N R . 8 6 | M PS A M S T A G , 1 2 . A P R I L 2 0 1 414 Leben und Wissen S Ü D K U R I E R N R . 8 6 | M PS A M S T A G , 1 2 . A P R I L 2 0 1 4

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➤ Mehr Leser-Bilder: DieRedaktion wird in ihrer Serie„1914-1918. So war das bei uns“zwar immer wieder Bilder ab-drucken, die uns Leser zuge-schickt haben. Da aber zu vieleFotos vorliegen, um sie alle in derDruckausgabe zu zeigen, könnensie in einer Online-Bildergalerieangeschaut werden. Sie sind wiedie Bilder auf dieser Seite mitBegleit-Texten versehen.

➤ Regionen: Die Leser-Bilder-Sammlung ist in fünf Regionen ge-gliedert: Kreis Konstanz, Bodensee-Oberschwaben, Schwarzwald-Baar-Heuberg, Linzgau-Zollern-Alb undHochrhein. Die gesamte Galerie um-fasst bisher 130 Fotos, sie wird weiterergänzt. Die SÜDKURIER-Serie ist mitder Bildergalerie online abrufbar unter:

www.suedkurier.de/erster-weltkrieg

Großes Bildarchiv

Oben: Alex Wirtensohn (1896-1942, re.) und sein Bruder Carl(1887-1970, vorn links) feiernWeihnachten im Unterstand. DieBrüder aus Münster sind Sani-tätshundeführer, die Verschütte-te aufspüren. Das Bild schickteTochter/Nichte Helga Bockel-mann (Frickingen-Leustetten).

Rechts: Anton Jäger (1890-1967, links) aus Reute im Hegauwar begeisterter Automechani-ker. Auch als Unteroffizier an derFront, wo er Lastwagen fuhr.Lkw waren damals Ausnahmen.Die Soldaten gingen meist zuFuß. Seine Tochter Ruth Kirgis(Allensbach) schickte das Bild.

Thomas Schappeler (1888-1978, ganz rechts) aus Überlingen-Hödingenmit Kameraden neben einer mobilen Feldküche, der „Gulaschkanone“.Hier wurde Essen ausgegeben oder in Kanistern in die vorderen Liniengetragen. Das Bild schickte seine Tochter Maria Biehler (Sipplingen).

Eduard Prokisch (1880-1943, Zweiter v. li.) kam aus Giebau in Mähren (heuteTschechien). Der Unternehmer wurde Kompaniechef in der österreichischenArmee. Hier erhebt die Offiziersrunde die Gläser. Das Bild seines Großvaters, derin Russland und in den Alpen kämpfte, brachte Enkel Werner Pataky (Konstanz).

Franz Riede aus Freiburg wurde Pilot. Hier steht ervor einem Albatros-Jagdeinsitzer. Nach dem Kriegwurde er Postflieger zwischen Paris und London.Nichte Gertrud Menne (Albbruck) schickte das Bild.

Hermann Taglang(1877-1951) warBildhauer, als er inden Krieg zog. 1929wurde in Vöhrenbachsein Denkmal „Dersterbende Soldat“eingeweiht. Daspasste den Nazisnicht. Sie schmolzenes für Waffen ein.Bild von EnkelAndreas Taglang(Überlingen).

Anton Weißhaupt (1896-1951, links) aus Meßkirch diente bei einem badischenFeldartillerie-Regiment. Hier steht der Unteroffizier bei Kameraden neben einemGeschütz an der Westfront. 1918 kämpfte Weißhaupt in Russland und war dabei,als deutsche Truppen Ende Mai die Halbinsel Krim besetzten. Später war erMüller in Meßkirch. Das Bild schickte sein Enkel Armin Heim (Meßkirch).

Theodor Mayer(Jahrg. 1883) warJustizinspektor inMünchen, als derKrieg begann. Erkam zur Artillerie.Hier telefoniert er ineinem Wellblech-Unterstand, mitPfeife bewaffnet.Das Bild brachteHans Fuchs (Berma-tingen).

Stefan Märte(1910-1996, untenlinks) war ein Sipp-linger Kindergarten-bub, doch schon alsFünfjähriger mitUniform und Pi-ckelhaube vertraut.Das zeigt die Mi-litarisierung derKinder im Kaiser-reich. Bild vonYvonne Märte(Sipplingen).

Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 8 6 | M PS A M S T A G , 1 2 . A P R I L 2 0 1 4 Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 8 6 | M PS A M S T A G , 1 2 . A P R I L 2 0 1 4

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert

Als die Redaktion des SÜDKU-RIER ihre Leser vor wenigenWochen bat, Fotos Angehöri-ger einzuschicken, die im Ers-ten Weltkrieg Soldaten gewe-

sen sind, kamen in Konstanzzwei Sendungen an, diedurch ihr Gewicht auffielen.Die Absender waren JosefBirkhofer aus Mengen und MarthaMoßmann aus Wilhelmsdorf bei Ill-mensee. Ihre Post enthielt jeweils ei-nen dicken Stapel alter Feldpostkar-ten aus dem Krieg. Angehörige undFreunde hatten sie meist von derFront an die Großeltern und Famili-en der Leser geschickt.

Die Sammlungen zeigen zwar kei-nen Vater oder Großvater, aber siesind so interessant, dass die Redak-tion die Karten in diese Serie aufge-nommen hat. Während sich dieTexte der Soldaten auf der Rücksei-te meist darauf beschränken, sichfür Briefe und Päckchen zu bedan-ken oder mitzuteilen, dass es ei-nem gut gehe und man für die Lie-ben daheim dasselbe hoffe, habendie Bilder eine klare Botschaft: Sie

zeigen, wie der Krieg von denMenschen in der Heimat gese-hen werden sollte: Als Abfolgesiegreicher Gefechte, alsAbenteuer, als Triumph derdeutschen Waffen und „Hel-den“ oder als kurzer „Feld-zug“, dem spätestens in einpaar Monaten der Frieden fol-gen werde. So wurden dieBildpostkarten ein Teil der

Kriegspropaganda und damit zu einerpolitischen Offensive. 250 größere undviele kleinere Verlage in Deutschlandlieferten den Nachschub dafür. Nichtnur die wenigen Sätze der Soldaten inder kantigen alten Sütterlin-Schreib-schrift meldeten: „Macht Euch keineSorgen!“ Sondern auch die Illustrati-onen, von denen wir heute viele als kit-schig empfinden, sollten die Sorgen derAngehörigen daheim zerstreuen.

Zu diesen Bildern kommen viele pa-triotische Motive wie die Reichsflaggein Schwarz-Weiß-Rot, Portäts von Kai-ser Wilhelm II. mit Ordensschmuckoder „unseres“ Feldherrn Paul von Hin-denburg. Die Karten übermitteln soauch die Forderung an die Empfänger,selbst militärisch zu fühlen – nämlichals Kämpfende an der Heimatfront.

➤ Wie Feldpostkarten dasBild vom Krieg prägten

➤ Die Soldaten schickten siezahlreich in die Heimat

V O N A L E X A N D E R M I C H E L.....................................

„LiebeSchwester!“

Links: Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847–1934)rückte zusehends in die Rolle des Beschützers der Nation.Unten: Die Postkarte zeigt das Leben im Schützengraben als eineArt bewaffnetes Camping und verschleierte die harte Wirklichkeit.

Unten links: Dem Soldaten an der Front erscheint beim Lesen der Feld-post das Bild seiner Frau. Was hier als Verkitschung erscheint, stärkte inder rauen Männergesellschaft der Front Durchhaltewillen und Motivation.Unten rechts: „Beim Bau von bombensicheren Unterständen“ heißt derBildtext dieser Foto-Karte. Botschaft: Macht Euch keine Sorgen!

Links: Der Deutsche kommt – so die Botschaft – in friedlicher Absicht:„Der Landwehrmann teilt mit einem hungrigen kleinen Franzosen seineMittagssuppe.“ Eine Antwort auf Kriegsgräuel-Vorwürfe der Alliierten.

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

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DER BIBELSPRUCH

„Der Mensch gleicht einem Hauch,seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.“

Psalmen 114,4

DER KALENDERSPRUCH

„Mein guter Otto, seit Dienstag bin ich ohne Nachricht vonDir. Auf keinem Fleck habe ich Ruhe. Tu mir, mein Schatz,nur das nicht an und lass mich so lange warten.“

Marie Rößler aus Quedlinburg an ihren Mann am 19. September 1916. Er war kurz zuvor als Soldat an der Somme in Nordfrankreich gefallen............................................................................................

DIE FALLERS

Neue RätselfrageTu ist aus dem Urlaub zurück – al-lerdings ganze drei Wochen zu spät.Eva ist grummelig, doch Toni undRiedle verteidigen Tu, der ja nichtsfür für die Pleite mit dem schlechtenAushilfskoch im „Löwen“ kann. Derhat scheinbar auch noch sein bestesMesser mitgehen lassen, empört sichTu, nachdem er in seiner Küche nachdem Rechten geschaut hat. Beimnächsten Mal fährt er nur noch mitwas in den Urlaub? Das ist die neue

Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 11. Mai. DieAntwort schicken Sie bitte an: Südkurier Medienhaus, Redaktion „Lebenund Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Straße 178, 78467Konstanz. Per E-Mail: [email protected]; per Fax: 07531/999-1500.Alle Monatsgewinner fahren zu einer Führung beim SWR in Baden-Baden und treffen einen Faller-Schauspieler. (ole)

GESUNDHEIT

Vorsicht bei nicht heilendem InsektenstichBemerken Urlauber nach einer Reise in wärmere Regionen einen nichtabheilenden Insektenstich an ihrem Körper, gehen sie am besten umge-hend zum Hautarzt. Das gilt auch für ein Hautknötchen, das über Wo-chen langsam wächst. Denn dahinter kann eine Leishmaniose stecken.Darauf weist der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD)in Berlin hin. Ursache der Infektionserkrankung sind parasitäre Einzel-ler (Leishmania), die von Sandmücken übertragen werden können.Unbehandelt führt die Infektion zu Geschwüren in der Haut. (dpa)

VERKEHR

Warnwesten gehören nicht in den KofferraumIm Pannenfall sollten Autofahrer die reflektierenden Schutzwestenanlegen, bevor sie den Wagen verlassen. Besonders auf der Autobahn istAnhalten lebensgefährlich. Das gibt die Prüforganisation Dekra zu be-denken. Daher seien sie im Handschuhfach, unter dem Fahrersitz oderim Seitenfach der Tür am besten aufgehoben. (dpa)

NAMENSTAGESamstag: Antonius, Isidor, Bertram, Johannes Sonntag: Gangolf, Joachim, Mamertus, Ignaz, Franz ...........................................................................................

Tipps und Trends

Eurojackpot 5 aus 50: 1, 11, 14, 22, 43 Eurojackpot 2 aus 8: 3, 4Keno: Ziehung vom 09.05.2014: 2, 3, 4, 12, 14, 18, 19, 25, 28, 34, 36, 38, 41,44, 49, 51, 52, 57, 62, 64 Plus 5: 66524 (Alle Angaben ohne Gewähr)

Gewinnzahlen

Zeit Ortsgespräch Zeit Deutschland

0-12 01038 · tellmio · 1,24 · 60 01097 · 01097telecom · 1,25 · 60

0-12 01038 · tellmio · 1,03 · 60 01012 · 01012telecom · 1,48 · 60

12-15 01038 · tellmio · 1,24 · 60 01097 · 01097telecom · 1,25 · 60

12-15 01098 · 01098tele · 0,98 · 60 01038 · tellmio · 1,03 · 60

15-19 01038 · tellmio · 1,24 · 60 01097 · 01097telecom · 1,25 · 60

15-19 01098 · 01098tele · 0,98 · 60 01038 · tellmio · 1,03 · 60

19-21 01013 · Tele2 · 0,5 · 60 01070 · Arcor · 0,52 · 60

19-21 01013 · Tele2 · 0,56 · 60 01070 · Arcor · 0,59 · 60

21-24 01013 · Tele2 · 0,5 · 60 01070 · Arcor · 0,52 · 60

21-24 01013 · Tele2 · 0,56 · 60 01070 · Arcor · 0,59 · 60

Wochenende und Feiertage0-19 01088 · 01088telecom · 1,19 · 60

01038 · tellmio · 1,27 · 600-19 01088 · 01088telecom · 0,77 · 60

01038 · tellmio · 0,98 · 60

19-21 01052 · 01052 · 0,52 · 60 01070 · Arcor · 0,58 · 60

19-21 01070 · Arcor · 0,45 · 60 01013 · Tele2 · 0,46 · 60

21-24 01052 · 01052 · 0,52 · 60 01070 · Arcor · 0,58 · 60

21-24 01070 · Arcor · 0,45 · 60 01013 · Tele2 · 0,46 · 60

Die günstigsten Inlandstelefontarife(Anbieter mit Netzkennzahl · Minutenpreis in Ct. · Taktlänge in Sek.)

Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpfl ichtet. Wir listen nur Anbieter, die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-Call-Verfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 24. Mai 2014

Mobilfunk: 01038 (2,69 Cent); 01011 (2,99 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61 Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17 Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069 (0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent); 01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent); 010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38 Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent)

14 Leben und WissenS Ü D K U R I E R N R . 1 0 7 | M PS A M S T A G , 1 0 . M A I 2 0 1 414 Leben und Wissen S Ü D K U R I E R N R . 1 0 7 | M PS A M S T A G , 1 0 . M A I 2 0 1 4

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Der Freiburger Professor undHistoriker Jörn Leonhardbeantwortet exklusiv für dieseSÜDKURIER-Serie Fragen zumErsten Weltkrieg.

1 Schickten die Soldatenviele Briefe und Postkarten nach

Hause? Es gab von 1914 bis 1918 elfMilliarden deutsche Postsendungenvon der Front in die Heimat und 17,7Milliarden Sendungen von der Hei-mat zur Front. Das sind täglich zwi-

schen 6,8 und 9,9Millionen Sen-dungen. Post-karten und Briefewaren portofrei,um die Stimmungder Trupppe zustabilisieren. 1918gab es 13 000 Be-amte und Hilfs-kräfte allein aufdeutscher Seite, diesich nur um Feld-post kümmerten.

2 Nahm man eine Zensur vor? Wennin einem Gebiet eine Offensive

geplant wurde, wurden Feldpost-Sperren eingerichtet. Die Stichprobender Zensur orientierten sich an auf-tretenden Stimmungsschwankungenunter den Soldaten. Wenn zu vielKritik laut wurde, konnten weitereSperren erlassen werden. Doch warden Behörden bewusst, dass Soldatenauf solche Maßnahmen sehr emp-findlich reagierten – zu wichtig wardiese Verbindung zwischen Front undHeimat. Auch mussten sie ihre Briefeoffen aufgeben, sie wussten, dass diePost gelesen werden konnte. Aller-dings war eine effektive Zensur beider schieren Zahl von Sendungenunmöglich. Und die Soldaten konntenauch zwischen den Zeilen vieles überdie Lebensbedingungen und dieStimmung an der Front mitteilen.

3 Wenn die Soldaten so viel schrieben,heißt das auch, dass nicht ständig

gekämpft wurde? Die starre Frontlinieim Westen vermittelt heute das Ge-

fühl, dort sei praktisch andauerndgekämpft worden. Das war nicht derFall. Es gab ruhige Frontabschnitteund auch in besonders umkämpftenGebieten immer wieder ein Abflauender Kämpfe. Auch lagen die Soldatennicht ständig in der vordersten Linie,sondern wurden rollierend ausge-tauscht. Ein typisches britisches Re-giment stand etwa 40 Prozent der Zeitan der Front, 38 Prozent lag es inReserve und 20 Prozent der Zeit inRuhestellungen in der Etappe. Das giltin etwa auch für die deutsche Armee,auch wenn sich die Bedingungenaufgrund der hohen Verluste tenden-ziell eher verschlechterten. Frontbedeutete also keinesfalls andauerndeAngriffe und Beschuss, aber die per-manente Möglichkeit eines Angriffsoder eines Artillerie-Überfalls. (mic)

Buchtipp: Neu erschienen ist der Band vonJörn Leonhard, Die Büchse der Pandora.Geschichte des Ersten Weltkriegs, Beck-Verlag, 1157 Seiten, 62 Bilder, 14 Karten, 38 Euro, als E-Book 31,99 Euro.

Ein lebendiges Band zwischen Front und Heimat➤ Mehr Leser-Bilder: Die Online-Fotogalerie zum Ersten Weltkrieg umfasstjetzt 270 Bilder mit erklärenden Texten.Sie ist nach Landkreisen gegliedert. Beiweiteren Einsendungen bitte angeben:Name und Lebensdaten des abgebildetenVaters oder Großvaters, Position im Bild,Geburtsort, wenn möglich Dienstgrad undEinsatzort. Bilder online an: [email protected] – Bilder per Post:Medienhaus SÜDKURIER, Ressort Lebenund Wissen, Max-Stromeyer-Straße 178,78467 Konstanz. Bilder

können auch in den örtlichen Geschäfts-stellen abgegeben oder gescannt werden.➤ Wohin mit alten Briefen, Tagebüchern,Fotos? Diese Frage wird immer wiedergestellt. Was zu tun ist, erklärt das Bun-desarchiv – Militärarchiv in Freiburg.Fachauskunft: 0761/47 817-864; per Mailan: [email protected]

Bildergalerien und dieseSerie: www-suedkurier.de/erster-weltkrieg

Großes Bildarchiv zum Krieg und der Region

Unten: Die Feldpostkarten gehen dem Tod bei der Schlacht zwar nicht aus demWeg. Aber er wird verklärt. Eine feindliche Kugel tötet den Soldat schnell. Er stirbtneben einem Kameraden – ohne grausame Schmerzen und Verstümmelungen.

Unten: In Ge-fangenschaft kom-men immer nur dieGegner. Hier sind es Franzosen. ZuBeginn des Kriegszogen sie noch mitroten Hosen undKepis ins Feld.

Unten: Die deutsche Armee ist auch durch Technikimmer siegreich. Hier wird das belgische Antwerpentrotz heftiger Gegenwehr (links unten) dank Behelfs-brücken und der Zeppeline aus Friedrichshafen einge-nommen. Auf dem Festungsfort links weht die Flagge.

Links: Vermehrt seit 1916 kam es zu Luftkämpfen zwischen den feindlichenFliegern. Aus den Piloten – hier dem Deutschen im Fokker-Eindecker (oben) –konnte die Propaganda ritterliche Helden machen. Der bekannteste war Frei-herr Manfred von Richthofen (1892-1918), bekannt als „Roter Baron“.

Unten: Auf der Rückseite ging es sachlich zu. Hier schreibt der Autor: „LiebeSchwester! Für Dein liebes Kärtchen herzlichen Dank. Erhielt heute auch einPaket aus der lieben Heimat. Auf ein Wiedersehen hoffend, grüßt Dich sowiedie lieben Eltern . . . (unleserlich). Empfängerin der Karte war Ana Walser inPfrungen – damals „Post Wilhelmsdorf“ bei Saulgau in Württemberg. Das7. Armeekorps (Stempel re.) war ein Großverband und stand an der Westfront.

Oben: Eine Tafel mit den damals gebräuchlichen Buchstaben. Gedruckt wurde inFraktur (jeweils links), nur selten im heute benutzten Lateinischen Alphabet(Mitte). Rechts die Buchstaben der Sütterlin-Schreibschrift. Sie ist nach demGrafiker Ludwig Sütterlin benannt. Er stammt aus Lahr und entwickelte seineSchrift im Auftrag des preußischen Kultusministeriums. Dabei griff er auf ge-bräuchliche Schreibweisen zurück. Die Schrift wurde bis 1941 gelehrt.

Rechts: Der Krieg vonseiner zerstörerischenSeite. Botschaft: Seht her,so würde es bei uns/euchaussehen, wenn der Feindin die Heimat käme. DasFoto zeigt Ruinen inRethel in den französi-schen Ardennen nachdem Vormarsch derdeutschen Truppen imSpätsommer 1914.

Links: Wer im Kampf fällt, so die Botschaft, be-kommt ein schönes Einzelgrab. Die Wirklichkeit sahoft anders aus. In der Materialschlacht konnten dieToten nicht beerdigt werden und starben namenlos.

Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 0 7 | M PS A M S T A G , 1 0 . M A I 2 0 1 4 Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 0 7 | M PS A M S T A G , 1 0 . M A I 2 0 1 4

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert Führende Köpfe des deutschen Kaiserreichs Das Trio der

Reichsgründung

Hellmuth von Moltke (der Ältere) Chef des preußischen General-stabs. 1800-1891 Der Stratege, auch genannt „Der Schweiger“, bahnte den Sieg über Frank-reich im Krieg von 1870/71 an. Es folgte die Gründung des deutschen Kaiserreichs im Schloss von Versailles am 18. Januar 1871.

Wilhelm I. König von Preußen und deutscher Kaiser. 1797-1888 Bei der Gründung des Kaiserreichs war er schon ein alter Mann. Die Politik überließ er weit-gehend seinem Kanzler Bismarck. Sein todkranker Sohn Friedrich III. war nur 99 Tage lang Kaiser.

Wilhelm I. König von Preußen und deutscher Kaiser. 1797-1888 Bei der Gründung des Kaiserreichs war er schon ein alter Mann. Die Politik überließ er weit-gehend seinem Kanzler Bismarck. Sein todkranker Sohn Friedrich III. war nur 99 Tage lang Kaiser.

Otto von Bismarck Reichskanzler 1815-1898 Er hielt alle politischen Fäden in der Hand und machte die Außenpolitik. Er bekämpfte die Sozial- demokratie und baute lieber auf eine fortschrittliche Sozialpolitik wie gesetzliche Rente, Krankenversicherung und Invalidenversorgung.

Otto von Bismarck Reichskanzler 1815-1898 Er hielt alle politischen Fäden in der Hand und machte die Außenpolitik. Er bekämpfte die Sozial- demokratie und baute lieber auf eine fortschrittliche Sozialpolitik wie gesetzliche Rente, Krankenversicherung und Invalidenversorgung.

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Seine Majestät auf der BaarDas Haus Fürstenberg freut sich über allerhöchsten Besuch, wie man vor dem Ersten Weltkrieg sagte. Kaiser Wilhelm II. (Mitte links) im Gespräch mit Fürstin Irma von Fürstenberg. Sie ist im mondänen Pelz,

der Kaiser freut sich, waidmännisch gekleidet, auf die Wildschwein-jagd. Links mit weißer Mütze Graf Ferdinand von Zeppelin. Er galt im Kaiserreich als Urbild des tatkräftigen Visionärs.

BILD: STADTARCHIV DONAUESCHINGEN

von „allgemeiner Nervenanspannung“sprechen, von „Arbeitshetze“ und „ge-waltiger Beschleunigung“. Schon hatteeine Elektro-Lokomotive von Siemensdie Tempo-200-Marke geknackt, schondonnerten die ersten Automobile überstaubige Landstraßen, schon stießenverwegene Männer in fragilen „Flugap-paraten“ in die Lüfte vor. Deutsche Phy-siker und Chemiker sammelten Nobel-preise, Firmen Patente. Krupp-Stahlwurde immer besser, Siemens-Genera-toren immer größer und Benz-Motorenimmer stärker. In den Großstädtenkonnte man dreimal täglich eine neueZeitungsausgabe kaufen und durchFernsprech-Apparate mit Geschäfts-partnern reden. Zigarren kamen ausKuba, Parfüms aus Frankreich, Werk-

Der Sommerschlussverkauf 1914 ver-spricht ein Paradies für Sparer zu wer-den: Das Textilgeschäft von S. Seewaldam Konstanzer Bodanplatz verkauftWeißwaren, Schürzen, Wäsche und„sämtliche Blusen zu staunend billigenPreisen“. Kleiderstoffe sind bis zu 50Prozent ermäßigt. Im „Inventur-Aus-verkauf“ muss alles raus – „zwecksschnellster Räumung sämtlicher Wa-renbestände nach Schluss der Saison“.

So verkündet es eine halbseitige An-zeige in der „Konstanzer Zeitung“ von1. Juli 1914. Die Ausgabe wimmelt vonReklame: für Gartenschläuche und Ra-sensprenger, Klaviere und dampfbe-triebene „Dresch-Anlagen“ oder für Ka-binen-Koffer und den noch riesigerenRohrplatten-Koffer, der den Übersee-Reisenden nach Amerika begleitet.

Die Bürger sind im Aufbruch. Nichtnur in Deutschland, sondern in ganzEuropa. Fortschritt und Wohlstand sindfür immer mehr Menschen keine hoh-len Versprechen von Weltverbesserern,sondern greifbare Wirklichkeit. Selbstin Kleinstädten gibt es „Elektricitäts“-Werke mit Generatoren, die Strom unddamit rußfreies Licht in die Wohnungenbringen. Schnell wachsende neue Fir-men suchen Arbeitskräfte, zahlen stei-gende Löhne, führen Betriebsrentenein, bauen Krankenkassen auf und si-chern ihren Beschäftigten einen – frei-lich bescheidenen – Wohlstand.

Die Lebenswelt des deutschen Kai-serreichs käme vielen heutigen Men-schen sehr bekannt vor. Würde sich je-mand in eine Zeitmaschine setzen undum 100 Jahre zurückreisen, wüsste er,was gemeint ist, wenn die Menschen

zeuge aus England und Krimsekt ausdem Zarenreich. Unternehmer schick-ten ihre Söhne zum Praktikum nachChicago und Buenos Aires. Die Welt warkaum weniger global vernetzt als heute.E-Mails hießen Telegramme und wur-den durch armdicke Kupfer-Seekabelbis nach Amerika transportiert.

Deutschland hatte bei diesem Wett-lauf um neue Rekorde Großbritannienüberflügelt und sich als Expertwelt-meister an die Spitze gesetzt. Von 65Millionen Einwohnern waren knapp 44Prozent 20 Jahre und jünger. Kinderwimmelten noch in den kleinsten Dör-fern. Und dass sie es mal besser als ihreEltern haben sollten, war ausgemacht.

In seiner politischen Verfassung da-gegen marschierte der Fortschritt imKaiserreich auf Krücken. Wilhelm II. be-rief und entließ „seine“ Kanzler nachBelieben. Genauso wechselte er täglichmehrmals die Uniform, sah aus wie einOperettenkönig und verhöhnte denReichstag als „Schwatzbude“.

Doch trotz der markigen Sprüche desHohenzollern-Kaisers: Das Reich warim Grunde kaum stärker aufgerüstet alsandere Nationen. Die Armee zählte761 000 Soldaten, das viel weniger dichtbesiedelte Frankreich hielt 927 000Mann unter Waffen. Wilhelms Lieb-lingsprojekt, die Flotte, würde niemalsdie Stärke der britischen erreichen. EinKrieg zwischen diesen Ländern? Daswäre den Bürgern am 1. Juli 1914 wie einschlechter Scherz erschienen. Schließ-lich waren Wilhelm II. und König Ge-org V. Vettern. Und ein anderer VetterWilhems herrschte in St. Petersburg:Zar Nikolaus II. – verheiratet mit einerPrinzessin von Hessen-Darmstadt. Wassollte in Europa eigentlich schiefgehen?

Fleiß, Fabrikenund ein Kaiser

➤ Mehr Leser-Bilder: Die Online-Fotogalerien zum Ersten Weltkriegumfassen jetzt 320 Bilder mit Texten–gegliedert nach Landkreisen. ➤ Neu sind Bilder aus Stadtarchiven,die lokale Motive aus dem Weltkriegzeigen. Dazu gehören zunächst Beiträ-ge aus Furtwangen, Donaueschingen,Villingen und aus Schwenningen. ➤ Drei neue Galerien zeigen lokaleBilder aus dem Kaiserreich, diezwischen 1890 und 1914 entstanden.Die Sammlung wird ausgebaut. (mic)

Bildergalerien und Serie:www.suedkurier.de/erster-weltkrieg

Bilder aus der Region

➤ Das deutsche Reich war eine optimistische Nation➤ Der Krieg beendete die steilste Erfolgskurve in Europa➤ Der Preuße Wilhelm II. war in Baden öfters zu Gast

V O N A L E X A N D E R M I C H E L................................................

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

..........................................................................................

DER BIBELSPRUCH

„Die Redlichen leitet ihre Lauterkeit, die Verräter richtet ihre Falschheit zugrunde.“

Sprichwörter, 11,3

DER KALENDERSPRUCH

„Wenn man von 1871 her sieht, dann ist nicht die Fortdauereines Systems das Auffallende und Bestimmende, sondernseine Entwicklung, seine Veränderung. Das Kaiserreichist seine Geschichte.“

Thomas Nipperdey, deutscher Historiker, 1927–1992...........................................................................................

STUDIE

Deutsche so glücklich wie Kenianer und Vietnamesen Obwohl die Deutschen eines der reichsten Völker der Erde sind, siehtsie ein internationaler Glücksatlas nur im oberen Mittelfeld. Deutsch-land kommt nach einer Studie des Washingtoner Gallup-Instituts nurauf Rang 46 von rund 140 untersuchten Nationen. Damit liegt es inSachen Glück gleichauf mit dem Senegal und Kenia und knapp vor SriLanka, Vietnam, Tansania und Ghana. Ganz vorn liegt mit 87 Paraguay,wie schon in Studien zuvor. Allgemein scheinen die Menschen in derRegion besonders zufrieden zu sein: Unter den ersten zehn Ländernsind neun aus Lateinamerika. Die unglücklichste Nation ist laut Studiemit weitem Abstand das kriegszerrüttete Syrien. (dpa)

STIFTUNG WARENTEST

Nur wenige Mückenschutzmittel wirklich effektiv Unter der Vielzahl der angebotenen Mückenschutzmittel bieten lautStiftung Warentest nur wenige einen wirklich guten Schutz gegen diestechenden Plagegeister. Bei einer Untersuchung von insgesamt 21 Pro-dukten hätten lediglich zwei einen sehr guten und vier weitere einenguten Mückenschutz bewiesen. Vier Mittel hätten hingegen nur man-gelhaft gegen die Insekten geholfen. Die beiden Produkte mit sehr gu-tem Schutz beinhalten laut Warentest jeweils den Wirkstoff Diethylto-luamid. Dieses einst für Soldaten entwickelte Mittel schütze zwar zuver-lässig gegen Mücken, könne aber Augen und Schleimhäute stark reizen,warnen die Warentester. Als besser verträglich, aber in Sachen Insekten-schutz mitunter weniger effektiv gelte der Wirkstoff Icaridin. Er reiche inDeutschland in der Regel aus. (AFP)

GESUNDHEIT

Alle zwei Jahre Anspruch auf Hautkrebs-VorsorgeNur knapp jeder dritte Bundesbürger über 35 Jahre nutzt die Hautkrebs-Früherkennung, obwohl Hautkrebs zu den häufigsten Krebserkrankun-gen in Deutschland gehört: Jedes Jahr erkranken nach Angaben derDeutschen Krebsgesellschaft bis zu 200 000 Menschen neu an Haut-krebs. Wird Hautkrebs früh erkannt, sei er gut heilbar, erklärte ReginaFeldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. EinHautkrebs-Check hilft, bösartige Hautveränderungen früh zu entde-cken. Alle zwei Jahre haben gesetzlich Krankenversicherte ab 35 JahrenAnspruch auf die Vorsorgeuntersuchung bei einem Hautarzt oder einemdafür qualifizierten Hausarzt. (AFP)

NAMENSTAGESamstag: Esther, Dagmar, Susanna, Vinzenz, Magdalena, Magdalene, Madeleine Sonntag: Beda, Gregor, Maria, Urban, Heribert, Herbert, Maddalena, Miriam ...........................................................................................

Tipps und Trends

Zeit Ortsgespräch Zeit Deutschland

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21-24 01013 · Tele2 · 0,55 · 60 01070 · Arcor · 0,89 · 60

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Wochenende und Feiertage8-19 01038 · tellmio · 0,97 · 60

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01038 · tellmio · 0,98 · 60

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19-21 01013 · Tele2 · 0,43 · 60 01070 · Arcor · 0,45 · 60

21-8 01028 · Sparcall · 0,88 · 60 01038 · tellmio · 0,97 · 60

21-24 01013 · Tele2 · 0,43 · 60 01070 · Arcor · 0,45 · 60

Die günstigsten Inlandstelefontarife(Anbieter mit Netzkennzahl · Minutenpreis in Ct. · Taktlänge in Sek.)

Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpfl ichtet. Wir listen nur Anbieter, die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-Call-Verfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 7. Juni 2014

Mobilfunk: 01038 (1,97 Cent); 01060 (1,99 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61 Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17 Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069 (0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent); 01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent); 010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38 Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent)

Eurojackpot 5 aus 50: 6, 21, 33, 37, 47 Eurojackpot 2 aus 8: 7, 8Keno: Ziehung vom 23.05.2014: 1, 2, 12, 15, 18, 23, 24, 28, 39, 40, 41, 42, 46,48, 50, 54, 56, 64, 67, 70 Plus 5: 17044 (Alle Angaben ohne Gewähr)

Gewinnzahlen

14 Leben und WissenS Ü D K U R I E R N R . 1 1 9 | M PS A M S T A G , 2 4 . M A I 2 0 1 414 Leben und Wissen S Ü D K U R I E R N R . 1 1 9 | M PS A M S T A G , 2 4 . M A I 2 0 1 4

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7

K A I S E R R E I C HR U S S L A N D

K A I S E R R E I C HR U S S L A N D

Bremen

Bremer-haven(Bremen)

HANNOVER

POMMERN

BRANDENBURG

RHEIN-PROVINZ

POSEN

KGR. BÖHMEN

SCHLESIEN

MGFT. MÄHREN

PFALZ(zu Bayern)

(zu Old.)(zu Old.)

KROATIEN-SLAWONIEN

EHZM.

NIEDER-ÖSTERREICH

EHZM. OBER-

ÖSTERREICH

HZM. STEIERMARKHZM.

SALZBURG

KÄRNTEN

HZM. KRAIN

HOHEN- ZOLLERN

KÜSTEN-LAND

VENETIENLOMBARDEI

PIEMONT

VOR- ARLBERG

VOR- ARLBERG

HZM.

WOLHYNIEN

HZM.BUKOWINA

K G R. G A L I Z I E N

HZM. SCHLESIEN

PREUßEN

WILNA

MINSK

KOWNO

GRODNO

RUSSISCH POLEN

WESTFALEN

PROV. SACHSEN

KGR.WÜRTTEMBERG

K G R.D Ä N E M A R K

K G R. S C H W E D E N

GHZM.OLDEN-BURG

GHZM.MECKLENBURG-

SCHWERINMS

K G R.N I E D E R L A N D E

K G R. B E L G I E N

K Ö N I G R E I C H P R E U ß E N

THÜRINGISCHE STAATEN

FL

SLSL

HZM.ANHALT HZM.ANHALT

REICHSLAND ELSASS-

LOTHRINGEN

BRAUNSCHWEIGHZM.

BRAUNSCHWEIGHZM.

KGR. BAYERN

KGR.SACHSEN

Ö S T E R R E I C H I S C H - U N G A R I S C H EM O N A R C H I E

F R A N Z Ö S I S C H ER E P U B L I K

F S M .R U M Ä N I E N

(tributpflichtig)

F S M .R U M Ä N I E N

(tributpflichtig)

GHZM

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ESSE

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S C H W E I Z E R I S C H EE I D G E N O S S E N S C H A F T

K G R. I T A L I E N

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GHZM.LUXEM-BURG

Memel

SCHLESWIG-HOLSTEIN

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Hamburg

Lübeck

Kassel

Trier

Frankfurt

Bad EmsGießenGießen

Eupen

Malmedy

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Magdeburg

Berlin

Kolberg

Stettin

Posen

Schneidemühl

Danzig

Allenstein

Tilsit

Thorn

Königsberg

MemelMemel

Münster

Grodno

Wilna

Wien

Budapest

Kalisch

Lublin

Lemberg

Warschau

Leopoldstadt Tokaj

PestOfen

Preßburg

Eisenstadt

Szegedin

Klausenburg

Hermannstadt

Nancy StraßburgStraßburg

Dijon

Lyon

Belfort

Annecy

ErfurtLeipzig

SCHLESWIG-HOLSTEIN

WeimarWeimar Dresden

München

AgramTriest

Bern

Konstanz

Metz

Freiburg

Coburg

Fiume

Verdun

Brüssel

Sedan

Nürnberg

Kopenhagen

Prag

Brünn

Kattowitz

Breslau

Teschen

Bozen

KrakauHultschin

Köln

KaiserslauternKaiserslautern

Königgrätz

Olmütz

Frankfurt

KarlsruheKarlsruhe

Stuttgart

Hannover

HESSEN-NASSAU

AmsterdamDen Haag

Ostsee

Adria

Lausitzer Neiße

WartheWeichsel

Memel

Plattensee

Elbe

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Kgr. KönigreichGhzm. GroßherzogtumHzm. HerzogtumEhzm. Erzherzogtum

FL Fürstentum LippeMS Großherzogtum Mecklenburg-StrelitzSL Fürstentum Schaum- burg LippeW Fürstentum Waldeck und Pyrmont

Grenze des Deutschen Kaiserreiches Staatsgrenze Teilreichsgrenze Provinzgrenze des Teilreiches Freie Stadt bedeutende Schlacht

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D Ä N E M A R KD Ä N E M A R KD Ä N E M A R K

KKKK GK GGG RRR. S C

Grenze des DeutschenKaiserreiches

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40

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70

34,816,4

13,6

12,3

12,2

10,7

Entwicklung der Bevölkerungin Millionen

Der Reichstag nach der Wahl 1912

Sitzverteilung

Ergebnisse1912

in Prozent

SPD

ZentrumNationalliberale

LinksliberaleKonservative

Sonstige

397Sitze

SPD110

Linksliberale42

Rechts-liberale

45

Konser-vative

57 Sonstige 52

Zentrum 91

1871 1880 1890 1900

4145

49

56

65

4145

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1910

Nur eine halbe DemokratieVerfassung: Mit der Reichsgründung von 1871 trat eine Verfassung in Kraft. Gleichzeitig stellte die Erbmonarchie sicher, dass der Kaiser der preußische König aus dem Haus Hohenzollern war. Daher war das Reich eine konstitutionelle Monarchie (von „Konstituti-on“: Verfassung)

Der Kaiser: Er gehörte der Regierung an und besaß volle Regierungsgewalt. Dagegen übte in der parlamentarischen Monarchie Englands der König keine politische Macht aus. Der nominelle Oberbefehl über die Armee lag ebenfalls beim Kaiser.Reichskanzler: Er wurde vom Kaiser berufen und konnte von ihm nach Gutdünken entlassen werden. Der Kanzler war nicht wie heute dem Parlament verantwortlich und konnte nicht abgewählt werden. Er ernannte seine Staatssekretäre (z.B. des Innern), die heute als Minister gelten würden.

Der Reichstag: Alle männlichen Bürger ab 25 Jahren wählten das Parlament – in allgemeiner, freier, gleicher und geheimer Wahl. Der Reichstag wirkte an Gesetzen mit und besaß das Budgetrecht, konnte also über den Haushalt mitentscheiden. Zudem wurde über die Debatten Öffentlichkeit hergestellt − ab 1894 im neuen Reichstagsgebäude.

Wer die Politik bestimmte

Landesvater in Württemberg Wilhelm II. König, 1848-1921 Wilhelm war ein Bürger-König. Ohne Leibwache ging er in Stuttgart mit seinen Hunden spazieren. Er ließ Sozialisten in der Stadt tagen, wurde aber im November 1918 dennoch abgesetzt und zog ins Schloss Bebenhausen bei Tübingen.

Landesvater in Württemberg Wilhelm II. König, 1848-1921 Wilhelm war ein Bürger-König. Ohne Leibwache ging er in Stuttgart mit seinen Hunden spazieren. Er ließ Sozialisten in der Stadt tagen, wurde aber im November 1918 dennoch abgesetzt und zog ins Schloss Bebenhausen bei Tübingen.

Moltke, Wilhelm I. und Bismarck blieben über ihren Tod hinaus für das Bürgertum Leitsterne, denn ihnen verdankte man die Reichsgründung. Allen dreien errichtete man Hunderte von Denkmälern. Der Tag der Schlacht bei Sedan am 2. September 1870 war ein nationaler Feiertag. Bismarck wurde als „Eiserner Kanzler“ zum Mythos.

Das Macht-Dreieck im Jahr 1914 Hellmuth

von Moltke (der Jüngere) Chef des Großen Generalstabs 1848-1916 Er war der Meinung, ein Krieg komme früher oder später sowieso und ein Abwarten schwäche das Reich. So drängte er in der Julikrise 1914 zum Konflikt. Nach der verlorenen Marne- Schlacht von der Spitze der Armee abberufen.

Wilhelm II. König von Preußen und deutscher Kaiser 1859-1941 Der Tod Friedrichs III. machte ihn zu früh zum Kaiser. Er war intelligent aber unberechenbar, hielt martialische Reden und erfreute sich an seinem „Spielzeug“, der Schlacht- Flotte. Auf einen Krieg arbeitete er nicht hin.

Theobald von Bethmann-Hollweg Reichskanzler 1856-1921Der liberale Karriere-Beamte aus Brandenburg riss sich nicht um das Kanzleramt. Er galt als bescheidener Moderator, der auch zu England den Ausgleich suchte. Nach Kriegsbeginn verlor er gegenüber den Generälen an Boden und musste schließlich weichen.

Landesvater in Baden Friedrich II. Großherzog, 1857-1928 Der Cousin von Wilhelm II. machte in der Armee Karriere und brachte es zum General. Er war nie so populär wie sein Vater Friedrich I. Seine Abdankung schrieb er am 22. November 1918 auf Schloss Langenstein im Hegau.

Landesvater in Baden Friedrich II. Großherzog, 1857-1928 Der Cousin von Wilhelm II. machte in der Armee Karriere und brachte es zum General. Er war nie so populär wie sein Vater Friedrich I. Seine Abdankung schrieb er am 22. November 1918 auf Schloss Langenstein im Hegau.

Tot und doch lebendig rr

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Die liebe Verwandtschaft: 75. Geburtstag von Queen Victoria am 24. Mai 1894 in Coburg

Das Kaiserreich in Europa

1 Königin Victoria von England

2 Kaiser Wilhelm II., ihr Enkel

3 Zarewitsch Nikolaus von Russland, ab November 1894 Zar Nikolaus II., Cousin von Wilhelm II. und von diesem „Nicky“ genannt.

4 Albert Edward, Prince of Wales, von 1901 bis 1910 König Edward VII., ältester Sohn von Queen Victoria und Onkel von Wilhelm II.

5 Alexandra (Alix) von Hessen-Darmstadt, Frau des Zarewitsch. Im Juli 1918 in Jekaterinburg mit ihrem Mann und ihren 5 Kindern von den Bolschewisten ermordet.

6 Victoria, Tochter der Queen, Mutter von Wilhelm II. und Witwe von Kaiser Friedrich III. (gest. 1888), auch „Kaiserin Friedrich“ genannt.

1 Königin Victoria von England

2 Kaiser Wilhelm II., ihr Enkel

3 Zarewitsch Nikolaus von Russland, ab November 1894 Zar Nikolaus II., Cousin von Wilhelm II. und von diesem „Nicky“ genannt.

4 Albert Edward, Prince of Wales, von 1901 bis 1910 König Edward VII., ältester Sohn von Queen Victoria und Onkel von Wilhelm II.

5 Alexandra (Alix) von Hessen-Darmstadt, Frau des Zarewitsch. Im Juli 1918 in Jekaterinburg mit ihrem Mann und ihren 5 Kindern von den Bolschewisten ermordet.

6 Victoria, Tochter der Queen, Mutter von Wilhelm II. und Witwe von Kaiser Friedrich III. (gest. 1888), auch „Kaiserin Friedrich“ genannt.

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BILDER: IMAGO, DPA ,WIKIPEDIA / QUELLE: WWW.GESIS.ORG, WESTERMANN-VERLAG (KARTE KAISERREICH)/ SÜDKURIER-ILLUSTRATION: STELLER

umfasste 25 Bundesstaaten

Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 1 9 | M PS A M S T A G , 2 4 . M A I 2 0 1 4 Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 1 9 | M PS A M S T A G , 2 4 . M A I 2 0 1 4

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert

In den Schulbüchern steht es so, undauch in diesen Wochen wird es immerwieder nachgebetet: Im August 1914stürzte das Deutsche Kaiserreich ineinen kollektiven Rausch, die Kriegs-begeisterung tobte auf jedem Markt-platz und in jeder Kneipe. Dass sichdiese überholte Ansicht zäh hält, hatmehrere Gründe. Die in die Luft ge-worfenen Hüte nach der Ansprachevon Kaiser Wilhelm II. im BerlinerLustgarten und die Menschenaufläu-fe in den Großstädten zeichneten dasBild einer vermeintlich ungetrübtenMassen-Euphorie. Die langen Warte-schlangen der Kriegsfreiwilligen vor

den Meldestellen und hunderte hur-rapatriotischer Stegreif-Gedichtevieler Schriftsteller und Winkelpoe-ten vervollständigten den Eindruckvom großen Kriegstaumel.

Die Wirklichkeit war dagegen viel-schichtig, widersprüchlich und re-gional verschieden. Man vertrauteder Stärke der deutschen Armee undbildete gleichzeitig – auch in Südba-den – Bürgerwehren. Sie sollten ein-gesickerte „Spione“ und „Saboteure“stellen. Es kam zu Hamsterkäufenund zum Leerräumen von Konten,obwohl die Zeitungen Zuversichtnährten und die ersten kleinen „Waf-fenerfolge“ deutscher Soldaten mel-

deten. Man predigte keinen Angriffs-krieg, sondern verstand Mobilma-chung und Kriegserklärung als ge-rechte „Notwehr“ gegen Russlandund Frankreich, die Deutschland indie Zange genommen hatten.

Die Eskalation wurde allenfalls indem Sinne begrüßt, dass die Zeit der„furchtbaren Ungewissheit“ einer„wohltuenden Klarheit“ gewichensei, wie die „Konstanzer Zeitung“ am3. August 1914 schrieb. Aber der Über-mut der zu Propagandazwecken aufWaggons gepinselten „Spazierfahrtnach Paris“ fehlt: „Jeder kennt denErnst zu genau, und neben aller Be-geisterung steht Schmerz und Trauerin engster Nachbarschaft.“ Das Fazitdes Freiburger Historiker Jörn Leon-hard: „Es kann gar keine Rede davonsein, dass sich alle Deutschen für die-sen Krieg begeistert haben.“

Als BürgerSpione jagten➤ Wie vor 100 Jahren die Angst nach Südbaden kam➤ Kriegsbegeisterung blieb ein Phänomen der Großstädte➤ Die Männer folgten dem Uhrwerk der Mobilmachung

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

V O N A L E X A N D E R M I C H E L............................................

Links: „Konstanzer Zeitung“, 3. August 1914: Der Aufrufdes Landsturms meint alle Männer zwischen 18 und 43Jahren. Die ausgebildeten Reservisten rücken direkt beiihren Einheiten ein, die Unausgebildeten müssen sichzunächst zur Musterung beim Truppenarzt melden.

Unten: Stockach, 8. August 1914. EinMilitärzug bringt die ersten Soldaten zurFront. Männer winken zur Kamera, aberdie Waggons sind frei von Parolen. Am18. August fiel der Dragoner-GefreiteAugust Aicheler – der erste Kriegstote ausStockach. B I L D : A RC H I V H A RT M U T R AT H KE

Links: Diese Männer ausVolkertshausen waren bei derMusterung und tragen jetzt,wie üblich, Blumenschmuck.Rechts: Kriegstrauung vonMaria und Alfred Schult-heiß in Furtwangen. Bildvon Ethild Schlageter,Nichte der Braut.

Links: Ottmar Birsner (1884-1926, 2. v. re), Landwirt aus Mauenheim,feiert 1908 das Ende des zweijährigenWehrdiensts mit Tabak, Hund undBier aus dem Reservistenkrug. SechsJahre später befahl der Landsturm-Aufruf die Männer zu den Waffen.Das Bild brachte Birsners EnkelinGisela Schulz (Singen).

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DER BIBELSPRUCH

„Zerstreue die Völker, die gern Krieg führen!“

Psalm 68, 31

DER KALENDERSPRUCH

„Es ehrt unsere Zeit, dass sie genügend Mut aufbringt, um Angst vor dem Krieg zu haben.“

Albert Camus, französischer Schriftsteller und Philosoph, 1913 – 1960...........................................................................................

DIE FALLERS

Die neue RätselfrageToni erntet seine Kohlen im Wald – doch amStammtisch wird er bitterlich vermisst. Berndschlägt eine Wette vor: Wenn Toni bis acht Uhrabends nicht da ist, zahlt er, Bernd, eine Stundelang jede Runde am Stammtisch. Ulrich schlägtein: Toni ist noch nie rechtzeitig mit etwas fertiggeworden. Wahrscheinlich ist er da draußen zu

was mutiert? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am mor-gigen Sonntag, 15. Juni. Ihre Antwort schicken Sie an: SÜDKURIERMedienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“,Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. PerMail: [email protected]. Alle Monatsgewinner treffen bei einerSWR-Besichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Nachdieser Sendung legen die Fallers ihre Sommerpause ein, ab dem 14.September geht es dann mit neuen Folgen weiter. (bea)

ELEKTROAUTOS

Tesla legt seine Patente offenDer Elektroautohersteller Tesla will seine Patente offenlegen und seineTechnologien auch Konkurrenten zur Verfügung stellen. US-Milliardärund Tesla-Gründer Elon Musk will damit die Verbreitung von E-Autosbeschleunigen. Das Vorgehen von Tesla könnte nach Ansicht von Bran-chenexperte Ferdinand Dudenhöffer dem E-Auto aus seinem Nischen-dasein helfen. „Das System E-Auto kriegt dadurch einen starken Schub“,sagte der Chef des Center Automotive Research (CAR) an der UniversitätDuisburg-Essen. „Unsere wahre Konkurrenz sind nicht die wenigenElektroautos, die nicht von Tesla kommen, sondern die Flut der Wagenmit Verbrennungsmotor, die jeden Tag die Werke verlassen.“ (dpa)

RÜCKRUF

Netto: Spargel in Gläsern könnte Scherben enthaltenDie Supermarktkette Netto Marken-Discount warnt vor möglichenGlasscherben in zwei Produkten. Sie ruft die „Beste Ernte Spargelstan-gen“ und „Satori Bambus-Sprossen in Scheiben“ in 330-Gramm-Glä-sern zurück. Betroffen seien Spargel-Gläser mit dem Mindesthaltbar-keitsdatum 31.12.2016, die mit der Chargen-Kennzeichnung 65515 be-ginnen, so das Unternehmen. Die Zahl finde sich am Deckelrand, dasDatum auf dem Rückenetikett. Bei den Bambus-Sprossen sind Gläsermit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 13.07.2016 betroffen. Die Produkteseien aus den Regalen genommen worden. Kunden könnten bereitsgekaufte Gläser auch ohne Kassenbon in den Filialen abgeben undwürden den Kaufpreis erstattet bekommen. (dpa)

KÜNSTLICHE BEFRUCHTUNG

Kein Geld für unverheiratete Paare Unverheiratete Paare müssen eine künstliche Befruchtung selbst bezah-len. Die gesetzliche Krankenkasse darf diese Kosten nicht übernehmen,entschied das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg. Die Betriebs-krankenkasse Verkehrsbau Union hatte gegen das Bundesversiche-rungsamt geklagt. Es hatte der Kasse untersagt, auch unverheiratetenPaaren einen Zuschuss von 75 Prozent zu gewähren. Die Richter er-klärte, dass nach dem Gesetz eine Kostenerstattung nur für Eheleutezulässig sei. Revision zum Bundessozialgericht ist zugelassen (Az L 1 KR435/12 KL). Die Kasse hatte den Anspruch auf den Zuschuss in ihrerSatzung auf unverheiratete Paare erweitert. Daraufhin waren 900 An-träge von Paaren ohne Trauschein eingereicht worden. (dpa)

Der frühere RTL-ChefHelmut Thoma, 75, willmit dem interaktiven„NIX TV“ junge Leutefür das Live-Fernsehenzurückgewinnen. Das

Format wurde von Medienstuden-ten beim privaten RegionalsenderNRW.TV in Düsseldorf entwickeltund geht am Mittwoch, 18. Juni,auf Sendung. Zwei Stunden Ein-spielfilme, Talk und Straßenrepor-tagen sollen Zuschauer zwischen14 und 29 nicht nur vor den Fern-seher holen, sondern auch viaFacebook, Twitter und Co ver-netzen. (dpa)

NEUES FORMAT

NIX TV soll die Jungen vorden Fernseher locken

Die Übertragung der Fußball-WMhat am Donnerstagabend so vieleZuschauer angelockt wie nochkeine Sendung in diesem Jahr.15,87 Millionen Zuschauer sahenim ZDF den 3:1-Sieg von Gast-geber Brasilien gegen Kroatien.Die Übertragung aus Sao Pauloerreichte einen Marktanteil von62,6 Prozent. Mit weitem Abstandfolgte die ARD. Der „Brennpunkt“zum Vormarsch der Islamisten imIrak interessierte 3,20 Millionen(12,5 Prozent), danach schalteten2,73 Millionen (9,6 Prozent) denDonna-Leon-Krimi „Verschwiege-ne Kanäle“ ein. (dpa)

FERNSEHQUOTEN

Zwei Drittel sehen den WM-Auftakt

Menschen und medien

NAMENSTAGESamstag: Meinrad, Gottschalk, Hartwig, Richard, Burkhard Sonntag: Veit, Lothar, Bernhard, Gebhard, Klara, Rosa...........................................................................................

Tipps und Trends

Eurojackpot 5 aus 50: 1, 8, 15, 18, 39 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 6Keno: Ziehung vom 13.06.2014: 2, 5, 6, 7, 11, 12, 13, 25, 27, 32, 37, 38, 39,42, 45, 57, 58, 59, 63, 65 Plus 5: 2 6 4 2 5 (Alle Angaben ohne Gewähr)

Gewinnzahlen

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Der Freiburger Professor undHistoriker Jörn Leonhardbeantwortet exklusiv für dieseSÜDKURIER-Serie Fragen zumErsten Weltkrieg.

1 Wie kam die Nachrichtvon Krieg und Mobilmachung zu den

Menschen? Sie verbreitete sich aufmehreren Wegen. In den Haupt- undResidenzstädten, später auch in denkleineren Städten, gaben die Zeitun-gen Extrablätter heraus. Dazu kam diegroße Dichte an Telegrafen-Stationenin vielen Teilen Deutschlands, überdie Nachrichten übermittelt wurden.Auf dem Land nutzte man das ganztraditionelle Mittel des Glockenläu-tens, um den Menschen zu sagen:Kommt auf dem Dorfplatz zusam-men, es gibt wichtige Neuigkeiten.

2 Wie wussten die Männer, wie sieAnschluss an die Truppe finden

konnten? Für die Männer, die Wehr-dienst geleistet hatten und die Reser-visten gab es genaue Angaben darü-

ber, was sie im Mobilmachungsfall zutun hatten. Jeder wusste, wo er sich inwelcher Kaserne bei zu melden hat.Die Schlangen von Kriegsfreiwilligen,die sich etwa direkt von der Abi-turklasse oder vom Hörsaal zu denRekrutierungsstellen begaben, wareneher ein Phänomen in den Groß-städten. Die Bauern auf dem Landstanden im August vor dem Problem,die Ernte einbringen zu müssen.Daher meldeten sich von ihnen zu-nächst nur wenige freiwillig, und dieEinziehung von Reservisten beunru-higte viele Bauernfamilien sehr – voneiner allgemeinen Kriegseuphoriekonnte daher keine Rede sein.

3 Warum konnte die Mobilmachungwie ein Uhrwerk ablaufen? Die

Pläne für die Mobilmachung warenzum Teil schon Jahre vorher ent-wickelt und immer mehr verfeinertworden. Man hatte genau ausgerech-net, wie viel Soldaten, Munition undVerpflegung man zur Umsetzung desSchlieffen-Plans gegen Frankreich wo

brauchen würde. Das Ganze wurde inengen Zeitfenstern geplant, um denTransport von Hunderttausenden vonSoldaten und Ausrüstungen innerhalbkurzer Zeit zu bewältigen. In denZeitungen wurde daher ein ersterMobilisierungs-Tag festgelegt, zu demdie Rekruten in den Kasernen seinmussten. Und mit diesem Tag wurdendie Aufmarschpläne in Gang gesetzt.Ohne diese Eisenbahn-Logistik hättees diesen massiven Aufmarsch imWesten nicht gegeben.

4 Wie stand es mit der allgemeinenKriegsbegeisterung im Reich? Flä-

chendeckenden Enthusiasmus gab esnicht. Die Begeisterung konzentriertesich auf die größeren Städte und dortvor allem auf die bürgerlichen Wohn-quartiere und die städtischen Zen-tren, die großen Plätze und Residen-zen. Aber in den Kleinstädten und aufdem Land waren die Menschen vielzurückhaltender. Das galt auch für dieArbeiterquartiere der Großstädte, vonwo bis in die letzten Julitage immer

wieder Friedenskundgebungen aus-gegangen waren. Die Bauern fragtensich: Was passiert mit der Ernte, wasmit dem Vieh? Wie lange wird derKrieg dauern?

6 Wie reagierten die Menschen aufdiese Unsicherheit? Auch hier

zeigte sich kein flächendeckenderPatriotismus. Viele fingen an, Lebens-mittel zu horten oder sie räumten ihreBankkonten leer. Das deutet auf einweit verbreitetes Gefühl von Angstund Unsicherheit hin. Es kann alsogar keine Rede davon sein, dass sichalle Deutschen für diesen Krieg be-geistert haben.

7 Hatten die Südbadener wegen derNähe zu Frankreich ein anderes

Verhältnis zum Krieg? Ja, und zwar vorallem wegen des nahen ReichslandsElsass-Lothringen, das seit 1871 zumDeutschen Reich gehörte. Hier re-gierte auf der Seite der deutschenMilitärbehörden bald das Mißtrauen,wie sich die

französisch-stämmigen Elsässer undLothringer verhalten und ob sie loyalund zuverlässig sein würden. Zudemkam es zu einer regelrechten Spiona-gehysterie am Oberrhein und an denGrenzen zu Frankreich und derSchweiz. Grund war: Es gab zu wenighandfeste Nachrichten, aber einenenormen Erwartungsdruck. An dieStelle belastbarer Nachrichten tratenimmer mehr Gerüchte. Ein Beispielwaren Gerüchte von Trupps französi-scher Soldaten, die längst ins Reicheingedrungen seien, um im Hinter-land Sabotage-Anschläge zu verüben.Solche Gerüchte verstärkten die Herr-schaft des Verdachts: Wer nicht alszuverlässiger Deutscher galt, konnteschnell als Spion verdächtigt werden.Das war im Grenzland am Oberrheinbesonders stark ausgeprägt. (mic)

Buchtipp: Neu erschienen ist der Band vonJörn Leonhard, Die Büchse der Pandora.Geschichte des Ersten Weltkriegs, Beck-Verlag, 1157 Seiten, 62 Bilder, 14 Karten, 38Euro, als E-Book 31,99 Euro.

Was wird aus Ernte und Vieh? Warum die Leute auf dem Land vom Krieg wenig wissen wollten

Unten: Am 3. August 1914 druckt die „Kon-stanzer Zeitung“ ihre erste „Extra-Ausgabe“.Auf zwei Seiten werden Militär-Fahrpläne fürdie Männer veröffentlicht, die der Mobilma-chung unterliegen und sich bei ihren Ein-heiten in den größeren Städten wie Kon-stanz, Radolfzell oder Donaueschingeneinfinden müssen. Auch eine „Pferde-Aus-hebung“ auf dem Konstanzer Döbeleplatzwird angezeigt. Vorzuführen sind „vor-gemusterte taugliche“ und neue Pferde.

Unten rechts: Zwei von vielen Meldungenaus der „Konstanzer Zeitung“. Sie zeigen,wie die Gerüchteküche brodelte und Hyste-rie Kapriolen schlug. Im August 1914 sind dieZeitungen voll von diesen Tatarenmeldun-gen. Sie berichten von enttarnten französi-schen Spionen in Frauenkleidern oder vonRussen, die Automobile voller Goldbarrenüber die Grenze fahren wollten. Am Ober-rhein gingen ältere Männer als „Spionenjä-ger“ mit Jagdflinten auf Patrouille.

➤ Mehr Leser-Bilder: DieOnline-Fotogalerien zum ErstenWeltkrieg umfassen jetzt 340Bilder jeweils mit Text – gegliedertnach Landkreisen. ➤ Die Galerien der Bilder aus

Stadtarchiven umfassen inzwi-schen 60 lokale Kaiserreich-Motive ausFurtwangen, Donaueschingen, Villingen,Schwenningen, Meßkirch, Singen, BadSäckingen, St. Georgen, Radolfzell,Überlingen und Stockach. ➤ Erweiterung: Bilder von Angehöri-gen im Krieg gerne weiter an dieRedaktion „Leben und Wissen“. E-Mail:[email protected]

Bildergalerien und Serie:www.suedkurier.de/erster-weltkrieg

Bilder aus der Region

Links: Männer aus Furtwangen sindgemustert, tauglich und fröhlich.Der fichten-geschmückte Wagenwird von vielen Kindern umringt.

B I L D : STA DTA RC H I V F U RT WA N GE N

Oben: 1. August 1914 auf dem Schwenninger Marktplatz. Männer undFrauen warten auf Neuigkeiten, manche verlassen den Pulk bereits.Von Hurra ist nichts zu sehen. B I L D : STA DTA RC H I V V I L L I N GE N - S C H W E N N I N GE N

Unten: Der1. August 1914 in

Villingen. Men-schen stehen

auch hier auf demMarkplatz zu-sammen. Von

Kriegsbegeiste-rung und Hoch-

stimmung ist aufdiesem Bild

ebenfalls nichtszu bemerken.

B I L D : STA DTA RC H I V

V I L L I N GE N -

S C H W E N N I N GE N

Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 3 5 | M PS A M S T A G , 1 4 . J U N I 2 0 1 4 Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 3 5 | M PS A M S T A G , 1 4 . J U N I 2 0 1 4

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert

Munitions-tasche (90 Schuss)

Stielhand-granaten

Gasmaske

Marschstiefel mitNagelsohlen(„Knobelbecher“)

Mauser-Karabiner „98“ (weil

1898 ein-geführt).

Zeltbahn

Stahlhelm (ab 1916) Topfhelm („Suppen-teller“)

„Adrian“-Helm nach Vorbild der Feuerwehr

Stoffbahn

Mantel und Hose aus horizont-blauem Stoff

Koppel mit Patronen-

taschen

Gas-maske

Gas-maske

Lebel-Gewehr 1886 mit Drei-Schuss-Magazin

Gamaschen

Schnürstiefel

Munitions-tasche

Lee-Enfield-Gewehr mit 10 Patronen und aufgestecktem Bajonett

khakifarbene Wickel-gamaschen

Weste aus Ziegen- oder Schaffell (für

den Winter), sonst khaki-

farbene Feldjacke mit Brust- und Rock-

taschen

kurze geschnürte Nagelstiefelweiter am Koppel: Bajonett,

Brotbeutel, Feldflasche, Feldspaten

Deutscher Soldat Britischer SoldatFranzösischer Soldat („Poilu“)

Waffenrock in der Tarnfarbe Feldgrau

gBrotbeutel, Feldflasche, Feldspaten

INFOGRAFIK: CHRISTIAN EISENBERG, TEXT: ALEXANDER MICHEL; QUELLEN: EIGENE RECHERCHE, DELIUS KLASING

Deutscher Soldat Britttischer SoldatFranzösischer Soldat( P il “)

Die meisten Soldaten, die im August1914 in die Eisenbahnwaggons stie-gen, um aus der Heimat an die Frontabzurücken, hatten nur eine vageVorstellung davon, was sie dort er-wartete. Hoffnungsvoll sprachen sievon einem „Feldzug“, einer schnellenOperation also, wie sie das deutscheKaiserreich 1870/71 gegen Frank-reich geführt und binnen wenigerWochen gewonnen hatte.

Das war eine Täuschung, genährtvon Politik und Generälen. Dieseahnten zwar, dass ein Sieg hohenBlutzoll kosten würde, ließen dasHeer aber in dem Glauben, nach dem

Marsch durch Belgien schnell Pariserobern und dann Russland im Ostenschlagen zu können. Beides miss-lang. Vor den Toren von Paris wurdendie Deutschen an der Marne ge-stoppt. Generalstabschef Hellmuthvon Moltke befahl den Rückzug undgab den Befehl zum Eingraben in dieErde. Dieser Stellungskrieg, domi-niert von Maschinengewehr und Ar-tillerie, gilt in den Schulbüchern alsgrausamste Seite dieses Krieges. Je-doch: Die offenen Feldschlachten desSommers hatten viel mehr Men-schenleben gekostet. Deutsche undenglische Historiker sind sich heuteeinig: Der Grabenkrieg mit seinemrelativen Schutz vor Angriffen senkte

die Todesrate auf beiden Seiten undverbesserte auch die Versorgung derVerwundeten. Allerdings um einenhohen Preis: Denn der Krieg imWesten wurde dadurch verlängertund dauerte schließlich vier Jahre.

Das Erstarren der Front verbes-serte indes nicht nur die Verpfle-gungslage der Truppe. Jetzt wurde esfür die Angehörigen daheim auchmöglich, den Soldaten Päckchen mitsogenannten „Liebesgaben“ zu sen-den. Die heimische Geschäftswelt spe-zialisierte sich schnell auf den neuenBedarf und warb etwa in der „Konstan-zer Zeitung“ für „warme, wasserdichteWesten und Unterziehhosen“. Ein So-linger Hersteller pries sein „Soldaten-Taschenmesser“ mit „Büchsenöffneraus Stahl“ an. Ganz neue Ideen hattenindes die Gebrüder Kropp mit ihrenversandfertigen Feldpostbriefen –„enthaltend Cognac in verschiedenenQualitäten“.

Krieg unterder Erde

➤ Als aus Soldaten Tiefbau-Arbeiter wurden➤ In Frankreich starb 1914 der Traum vom schnellen Sieg➤ Historiker bewerten die Stellungskämpfe neu

V O N A L E X A N D E R M I C H E L.............................................

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

Unten links: Hinter einem schweren Minenwerfer kniet der SoldatLeo Schneble (1880-1979, Mitte). Sein Sohn Herbert Schneble (Rielasingen-Worblingen) brachte das Bild. Rechts: Ein Schützen-graben wird ausgehoben. Vorne Fiedrich Muffler aus Volkertshausenmit dem Pickel bewaffnet. Archivar Rainer Läufle sandte das Foto ein.

..........................................................................................

DER BIBELSPRUCH

„Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisenviele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharenund ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volkwider das andere das Schwert erheben, und sie werdenhinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Jesaja 2, 4

DER KALENDERSPRUCH

„Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils,sondern wer dazu nötigt.“

Niccolò Machiavelli, italienischer Philosoph und Politiker, 1469 – 1527...........................................................................................

RÜCKRUF I

Energy-Drink „Take off“ kann platzenDer Großlieferant Lekkerland ruft den Energy-Drink „Take off Energy +Fruit Mix“ zurück. Die Ein-Liter-Petflaschen könnten platzen und Ver-letzungen verursachen, so das Unternehmen. Während des Abfüll-prozesses sei der Verschluss nicht richtig angebracht worden, sodassLuft in die Flaschen gelangen konnte. Betroffen seien Flaschen mit denMindesthaltbarkeitsdaten 29.04.2015, 26.05.2015, 27.05.2015 und28.05.2015. Das Getränk wird in Tankstellen, Kiosken und Getränke-märkten verkauft. Verbraucher können es dort zurückgeben. (dpa)

RÜCKRUF II

Plastikteile im Rinderhack bei Lidl und Aldi Der Fleischhersteller SB-Convenience hat vom Dicounter Lidl ver-kauftes Hackfleisch zurückgerufen. In dem Produkt „Oldenländer Rin-derhackfleisch, 500 Gramm“ mit dem Verbrauchsdatum 7.7.2014 könn-ten rote Plastikfremdkörper enthalten sein, teilte das Unternehmen mit.Das Fleisch wurde unter anderem auch in Baden-Württemberg ver-kauft. Auch Aldi Süd ruft „Tillmans Rinderhackfleisch, 500 Gramm“ mitdem Verbrauchsdatum 10.7.2014 zurück. Auch dort könnten vereinzeltrote Plastikfremdkörper enthalten sein. (dpa)

GOOGLE

70 000 Europäer wollen Links löschen lassenMehr als 70 000 Menschen haben bislang bei Google einen Antrag aufdas Ausblenden von Links auf unliebsame Webseiten eingereicht. Dasteilte der Konzern mit. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte imMai geurteilt, dass Privatleute ein „Recht auf Vergessen“ im Internethaben. Daher müssen Suchmaschinenbetreiber nun auf Antrag Linksaus ihren Suchergebnissen streichen, wenn Angaben auf den verlinktenSeiten die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen verletzen. Die frag-lichen Links werden allerdings nur in Europa unsichtbar gemacht. DerLöschantrag bei Google: www.suedkurier.de/click (AFP)

URTEIL

Bei Abschleppkosten gibt es GrenzenDer Bundesgerichtshof (BGH) hat Abschleppdiensten in privatem Auf-trag Grenzen für ihre Forderungen an Falschparker auferlegt. Die für dasAbschleppen des Autos verlangten Kosten müssten mit dem „verglichenwerden, was üblicherweise in der Region dafür verlangt wird“, sagte dieVorsitzende Richterin Christina Stresemann. In dem Fall wehrte sich einAutofahrer gegen einen Abschleppdienst, der 250 Euro für die Mittei-lung verlangte, wo das Fahrzeug steht. Das Landgericht München hattedie zulässige Forderung mit 175 Euro angesetzt. Beide Seiten legtenRevision ein. Das Landgericht muss nun neu urteilen. (dpa)

Silbermond-FrontfrauStefanie Kloß, 29, wirdab Herbst neuerCoach der Cas-tingshow „The Voice ofGermany“. Das gaben

ProSiebenSat.1 bekannt. „Silber-mond haben immer junge Künst-ler unterstützt, auf der Bühne, imStudio und über das eigene Label.Jetzt fühlt es sich gut an, dennächsten Schritt zu gehen“, sagtesie. Kloß ersetzt Pop-Ikone Nena,die ausgestiegen war. Mit dabeisind Rea Garvey, Samu Habersowie Michi Beck und Smudo vonden Fantastischen Vier. (dpa)

MUSIKSHOW

Sie wird neuer Coach bei „The Voice“

Auch am zweiten Tagohne WM-Konkurrenzhat sich Johannes B.Kerner, 49, mit seinerShow „DeutschlandsBeste“ auf Platz eins

der TV-Hitliste gehalten. 4,22Millionen Zuschauer (Marktanteil:17,3 Prozent) schalteten die Live-Sendung im ZDF ein. Dabei ginges um die 50 beliebtesten Frauen.Die ARD musste sich mit deutlichgeringerem Interesse zufriedengeben. Die Krimi-Wiederholung„Mord in bester Gesellschaft“wollten 2,46 Millionen Zuschauer(10,1 Prozent) sehen. (dpa)

FERNSEHQUOTEN

Auch am zweiten Tagdie Spitzenposition

Menschen und medien

NAMENSTAGESamstag: Anton Maria, Lätizia, Albrecht, Marietta, Wilhelm Sonntag: Isias, Maria, Marietta, Petrus, Dominica...........................................................................................

Tipps und Trends

Eurojackpot 5 aus 50:3, 10, 11, 13, 42Eurojackpot 2 aus 8: 1, 8

Eurojackpot:Gewinnklasse 1: unbesetztGewinnklasse 2: 792 002,50 5Gewinnklasse 3: 52 223,20 5Gewinnklasse 4: 3 856,40 5Gewinnklasse 5: 184,80 5Gewinnklasse 6: 93,20 5

Gewinnklasse 7: 47,00 5Gewinnklasse 8: 19,50 5Gewinnklasse 9: 13,20 5Gewinnklasse 10: 11,90 5Gewinnklasse 11: 9,30 5Gewinnklasse 12: 7,80 5Keno: Ziehung vom 04.07.2014:5, 6, 7, 14, 15, 17, 18, 21, 25, 31,39, 40, 41, 45, 50, 52, 56, 57, 60, 70Plus 5: 85038

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Gewinnzahlen

14 Leben und WissenS Ü D K U R I E R N R . 1 5 2 | M PS A M S T A G , 5 . J U L I 2 0 1 414 Leben und Wissen S Ü D K U R I E R N R . 1 5 2 | M PS A M S T A G , 5 . J U L I 2 0 1 4

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Vier Jahre im SchützengrabenNichts macht den Schrecken des Ersten Weltkriegs deutlicher als das System der Schützengräben an der Westfront in Frankreich und Belgien. Hundert-tausende Soldaten verloren hier ihr Leben – meist für geringen Geländegewinn. Wie war der Alltag in einem deutschen Grabenabschnitt organisiert?

Vorderster Graben Hier sammelten sich die Soldaten vor einem Angriff, und hier war die erste Auffanglinie bei einem feindlichen Ansturm. Der Graben knickte etwa alle zehn Meter im rechten Winkel ab. Das verkürzte die Schussbahn eindringender Gegner und bremste die Wirkung feindlicher Granaten.

Lauf-/ Versorgungsgraben Durch ihn erfolgte die Ablösung abgekämpfter Soldaten und deren Rückverlegung wie auch der Abtransport von Verwundeten. Hier gingen auch die Melder vor. Zudem wurde der Graben für das Heranschaffen von Verpflegung, Munition, Holz oder Stachel-draht gebraucht. Zur Sicherheit verlief er meist im Zickzack.

Gefechtsstand mit Maschinengewehr Diese damals vergleichsweise neue Waffe, die pro Minute 600 Schuss abgab, kostete vielen Gegnern das Leben. Das schwere Maschinengewehr (MG) wurde von zwei Männern bedient. Der durch das Dauerfeuer erhitzte Lauf wurde mit Wasser gekühlt.

StahlgewitterWenige Kilometer hinter den Gräben lag die schwere Artillerie. Sie deckte die

feindlichen Gräben mit Trommelfeuer ein und legte eine Feuerwalze vor die eigenen Soldaten, wenn diese nach vorn stürmten. Geleitet wurde sie von Beobachtern im

Graben, in Fesselballons und durch Flugzeuge über Funk.

Reservegraben Hier sammelten sich Reservetruppen, um

die vorderen Gräben zurückzuerobern. Die Deutschen bauten ihr Grabensystem massiv

aus und verwendeten dabei auch Beton. Unterstützungsgraben

Wenn der erste Graben unter Artilleriebe-schuss geriet, zogen sich die Soldaten 60 bis 100

Meter hierher zurück. Eroberten die Gegner den vordersten Graben, konnten die Verteidiger die Abwehr neu organisieren.

Kommunikation In den Gräben gab es Feldtelefone.

Durch Granaten wurden die Kabel oft zerstört. Daher hielt man Soldaten als Melder bereit.

Auch Brieftauben und Hunde überbrachten Nachrichten.

Schutz Eingänge zu Bunkern wurden

mit Sandsäcken verstärkt. Für die Soldaten ganz vorn baute man Brustwehre aus

Sandsäcken, Faschinen (Reisigbündel) und

mit Erde gefüllten Schanzkörben – ganz

wie im Mittelalter.

Maulwurf-KriegAus einfachen holzverschalten Unterständen wurden mit der Zeit Bunker, die bis zu 15 Meter tief in die Erde reichten. Die Decken waren mit Balken verstärkt, auch Öfen und Alkoven wurden eingebaut. Hier konnten die Soldaten das Trommelfeuer der gegnerischen Geschütze aussitzen, lesen oder Feldpostbriefe schreiben. Nachteil: Bei schweren Granattreffern konnten sie verschüttet werden.

VersorgungVerwundeter

Es wurden erstmals in großem Umfang

Sanitätskolonnen eingesetzt, die schon im

Niemandsland Verwundete bargen und im Graben eine

Erstversorgung durch Erste-Hilfe-Taschen leisteten, die vielen das Leben rettete.

Dann wurden die Verwundeten auf Bahren und Feldbahnen ins

Frontlazarett geschafft.

Vorstoß Soldaten greifen aus dem Graben an und öffnen den Stacheldrahtverhau. Bis zur Einführung des Stahlhelms Mitte 1916 trugen sie Pickelhauben aus Leder mit einem Überzug. Das verbesserte die Tarnung.

Niemands-land Da der Gegner oft nicht mehr als 20 bis 100 Meter entfernt im anderen Graben lag, machte man das Glacis durch Stachel- drahtverhaue un- passierbar. Angreifer brauchten fürs Durchkommen Drahtscheren. Durch Granatein-schläge wurde das Niemandsland zur Kraterlandschaft.

örben – ganzm Mittelalter.

Geschütze aussitzen, lesen oder Feldpostbriefe schreiben. NacBei schweren Granattreffern konnten sie verschüttet werden.

ersorgungwundetern erstmals inßem Umfang ätskolonnendie schon imVerwundete Graben eine

orgung durchhen leisteten,eben rettete. Verwundetendbahnen ins tt geschafft.

Schützenbucht

VordersterSchützengraben

Versorgungsgraben

Latrine

Munitions-lager

Versorgungs-graben

Passierstelle

Offiziers-unterkunft

Hinterer Versorgungs-graben

GrabenplanDie deutschen Gräben wurden aufwändig

angelegt. Vorne waren sie bis zu vier Metertief und mit Holzbrettern ausgelegt.

Verpflegung im Feld Die deutsche Armee führte ab 1908 Feldküchen ein. So entstand der Feldkochherd, die „Gulaschkanone“. Die Feld-Bäckereien nutzten den Backofenwagen. Das war ein Fuhrwerk, das zur Herstellung von Backwaren, wie Broten, diente. Der Wagen wurde von zwei Pferden gezogen. Der Aufbau bestand aus Eisenblech. Die fünf Backöfen einer Feldbäckereikompanie hatten eine Produktions-kapazität von knapp 10000 Broten täglich. Hierzu verbrauchte man für jeden Ofen 160 bis 190 kg Brennma-terial (Kohle, Holz oder auch Torf) pro Tag sowie etwa 9000 Liter Wasser.

))) ppp gggetwa 99000 Liter

WWasser.

Der erste industrialisierteKrieg der Geschichte setztenach wie vor aufs Pferd. DerFreiburger Professor JörnLeonhard erklärt, warum:

1 Wurden die Soldaten mit den Eisen-bahnen direkt an die Front gefahren?

Nein. Die Strecken endeten zumeistan Eisenbahnknotenpunkten, undvon dort ging es mit Pferdefuhrwer-ken oder zu Fuß bis zur Front weiter.Dieser Krieg war nur mit Millionenvon Pferden zu führen.

2 Wo hatte die Armee die vielen zu-sätzlichen Pferde her? Zunächst

gab es bei der Kavallerie, die vor demKrieg noch ein großes Gewicht besaß,umfangreise Reserve-Planungen. Sehrbald musste man aber auf zusätzlichrequirierte Pferde zurückgreifen. Diewurden aber wo immer möglich ausdem besetzten Feindesland geholt –etwa Belgien und Nordfrankreich –um die eigene Landbevölkerung zuschonen. Insgesamt wurden allefrontnahen Regionen herangezogen,denn in der Heimat wurden die Pfer-de und das Vieh gebraucht, um dielandwirtschaftliche Produktion zusichern. Es war eigentlich ein Wunder,dass im August die Ernte noch recht-zeitig eingebracht werden konnte.

3 Die Soldaten kämpften in badischen,bayerischen oder württembergi-

schen Regimentern. Wer hielt denn diezentralen Fäden in der Hand? Der Ober-befehl der deutschen Streitkräfte lagbeim Kaiser. Die operative Führunglag bei der Obersten Heeresleitung(OHL). Aber in den einzelnen Ver-bänden spielte das regional-lands-mannschaftliche Element eine großeRolle. Denn daraus ergab sich für dieSoldaten eine regionale Identifikationmit ihrem Bundesstaat und der re-gionalen Dynastie an der Front. Vordiesem Hintergrund wurden Fürstenvon Einzelstaaten bewusst als Kom-mandeure größerer Verbände einge-setzt, und manche wie KronprinzRupprecht von Bayern haben aucherhebliches Gewicht bei strategischenEntscheidungen gehabt.

4 Wie stand es um Badener und Würt-temberger? Die badischen Trup-

pen waren schon 1870/71 unter preu-ßischer Führung Teil des XIV. Armee-korps geworden, das unter dem Kom-mando eines preußischen Generalsstand. Die württembergische Armeeblieb zum größten Teil im XIII. Ar-meekorps mit Sitz in Stuttgart eigen-ständiger. Das Kommando lag beieinem württembergischen General.

5 Bleiben die Soldaten bis 1918 lands-mannschaftlich geordnet zusam-

men? Bei Beginn des Krieges spieltedies eine große Rolle. Aber mit denenormen Verlusten mussten vieleRegimenter ab 1915/16 neu aufgestelltwerden, sodass sich in manchenVerbänden die lokale und regionaleVerbundenheit lockerte oder weit-gehend auflöste. Das wurde durchauszu einem Problem. Denn die Kom-mandeure wussten, wie wichtig deraus der Heimat stammende lokaleund regionale Zusammenhalt an derFront für die emotionale Stabilisie-rung und damit auch die Belas-tungsfähigkeit der Soldaten war.

6 Wie viel Heimaturlaub haben dieSoldaten bekommen? Das ist kom-

pliziert. Urlaub hing von der Kampf-tätigkeit an einem Frontabschnitt abund auch von der Waffengattung. Dagab es Unterschiede zwischen Infan-terie, Kavallerie und Artillerie. Wasman weiß: Im Frühjahr 1915 warenetwa drei bis sieben Prozent allerdeutschen Soldaten auf Heimat-urlaub. Der dauerte in der Regel einebis zwei Wochen, wobei es zwischenMannschaften und Offizieren Unter-schiede gab. Bauern bekamen häufi-ger und länger Urlaub – aber wenigerzur Erholung als zur Arbeitsfreistel-

lung. Dahinter stand die immer wich-tigere Frage: Wie sichern wir die Er-nährung der Heimatfront? In vielenEinheiten führte diese Sonderrege-lung für den Fronturlaub von Bauernzu Spannungen. (mic)

Buchtipp: Jetzt erschienen ist der Band vonJörn Leonhard, Die Büchse der Pandora.Geschichte des Ersten Weltkriegs, Beck-Verlag, 1157 Seiten, 62 Bilder, 38 Euro

Die Bauern kamen beim Heimaturlaub öfter zum Zug➤ Mehr Leser-Bilder: Die Online-Fotogalerien zum Ersten Weltkriegumfassen jetzt 350 Bilder mit Texten,gegliedert nach Landkreisen. Dieprivaten Motive werden durch Bilderergänzt, die von der Redaktion in denStadtarchiven gefunden wurden.➤ Weitere Galerien mit Bildern ausStadtarchiven zeigen 80 lokale Bilderaus dem Kaiserreich, die zwischen1890 und 1914 entstanden. Mehr Bildergerne weiter an die Adresse: [email protected]

Bildergalerien und Serie:www.suedkurier.de/erster-weltkrieg

Bilder aus der Region

Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 5 2 | M PS A M S T A G , 5 . J U L I 2 0 1 4 Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 5 2 | M PS A M S T A G , 5 . J U L I 2 0 1 4

Page 12: Eine Welt im Krieg - SÜDKURIER Online · 2 1914–1918 So war das bei uns präsentiert Hundert Jahre liegt der Beginn des Ersten Welt-kriegs zurück. Zeitzeugen leben keine mehr.

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert

Fahrten: April 1915 – Juni 1915 (zerstört)Nutzlast: 16 TonnenMotoren: 4Gesamtleistung: 840 PS

Heeresluftschiff LZ 38Länge: 163,5 m /

Durchmesser: 18,7 m

Volumen: 31.900 m³

Versteckt zwischen Meldungen vonden Kriegsschauplätzen und weit hin-ter den Berichten von der deutsch-ös-terreichischen Offensive in Südpolenund Galizien findet sich in der „Kon-stanzer Zeitung“ vom 5. Juni 1915 einedürre Nachricht: „Die Lon-doner Blätter hüllen sich intiefes Schweigen über denjüngsten Zeppelinangriff aufLondon.“ Man dürfe darübernur die Berichte veröffentli-chen, die zensiert wurden. Sohabe es Brände gegeben, dievon der Feuerwehr gelöschtwurden. Gebäude wurdenangeblich nicht beschädigt,es starben aber „zwei Kinder, einMann und eine Frau“.

Die Konstanzer Redaktion lag rich-tig: Die englische Admiralität erließ ei-ne scharfe Pressezensur, nachdemdas Zeppelin-Luftschiff LZ 38 am 31.Mai 1915 von Brüssel aus den erstenLuftangriff auf London geflogen hatte.

Dabei fielen 1300 Kilo Bomben, und esstarben sieben Menschen. Diese Op-ferzahl war im Vergleich zu den tägli-chen Sterbeziffern an der Front mar-ginal. Aber die englischen Militärs er-kannten die Gefahr, die künftig vonden deutschen Luftschiffen ausging:Würde man aus der Zeitung erfahren,

wo genau die Bomben ein-schlugen und welche Schä-den sie anrichteten, wärenauch die Deutschen im Bilde(die Feind-Zeitungen aus-werteten) und könnten ihrePlanungen verbessern.

Die Zeppelin-Zensur hat-te aber noch einen anderenGrund, den die Admiräleverschwiegen: Seit die Luft-

schiffe über die Nordsee fahren konn-ten, war Britannia keine durchs Meergesicherte Insel mehr. Das konnte beider Bevölkerung panische Ängste aus-lösen. Den deutschen Strategen warbewusst, dass der Zeppelin auch einepsychologische Waffe war. Waren dieSchäden, die die wenigen Bomben an-

richten konnten, im Vergleich zumdafür betriebenen technischen Auf-wand gering, so blieb doch die Wir-kung auf das Nervenkostüm der Bri-ten. In deren Gazetten war jetzt vom„Terror“ in Verbindung mit den Luft-schiffen die Rede.

Für die deutsche Führung wieder-um hatten die fliegenden Zigarren ei-nen neuen Propaganda-Wert. Soschrieb die renommierte „KölnischeZeitung“ im Januar 1915, nachdemMarine-Luftschiffe erstmals Bombenüber England abgeworfen hatten:„Heute gratulieren wir Graf Zeppelin,dass er diesen Tag erleben durfte, undunterbreiten ihm den Dank des gan-zen Volkes dafür, dass er es in den Be-sitz einer solch wunderbaren Waffegesetzt hat.“ Graf Ferdinand von Zep-pelin (der 1917 starb) sah das genauso.An Kaiser Wilhelm II. hatte der 76-Jäh-rige geschrieben und gebeten, ihm einLuftschiff anzuvertrauen, damit er dieerste Bombe auf London werfen kön-ne. Der Kaiser war nicht begeistert.Andere gingen auf Kriegsfahrt. Dabeikamen 450 Luftschiffer ums Leben.

Das Zeppelin Museum in Friedrichshafenzeigt in seiner rundum erneuerten Aus-stellung den Kriegseinsatz der Luftschiffeund Bilder aus den Schlenker-Alben

➤ 1914 wurde aus dem Zeppelin eine Waffe ➤ Bombenangriffe und Nervenkrieg gegen England➤ Seltene Bilder von Luftschiff-Fotograf Adolf Schlenker

Der Angstmachervom Bodensee

V O N A L E X A N D E R M I C H E L..............................................

Der Luftschiff-Fotograf Adolf Schlenker hielt einen Start des Heeresluft-schiffs LZ 38 mit der Kamera fest. Es wurde Anfang April 1915 in Dienstgestellt und fuhr fünf Angriffe gegen englische Städte, darunter auchLondon. LZ 38 wurde schon nach zwei Monaten bei Brüssel zerstört, als englische Flieger Bomben auf die Halle warfen.B I L D E R ( 4 ) : Z E P P E L I N M US E U M F RI E D RI C H S H A F E N , S A M M LU N G

F RE U N D E S KRE I S Z U R F Ö RD E RU N G D E S Z E P P E L I N M US E U M S E .V.

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

LZ 38 flog am 31. Mai 1915 den erstenLuftangriff auf London. Dabei wurden 1300Kilo Bomben abgeworfen. Die Schädenwaren gering, aber die psychologischeWirkung in England war groß.

..........................................................................................

DER BIBELSPRUCH

„Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; denn ich flüchte mich zu dir. Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, bis das Unheil vorübergeht.“

Psalmen 57, 2

DER KALENDERSPRUCH

„Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten, kühnen Piloten.“

André Kostolany, ungarischer Schriftsteller und Spekulant, 1906 – 1999...........................................................................................

SÜDKURIER

Sonderheft zum Ersten WeltkriegVor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, dieerste große politische Katastrophe des 20. Jahr-hunderts. Aus diesem Anlass hat die Redaktiondes SÜDKURIER Medienhauses ein 50-seitigesSonderheft erarbeitet. Der Titel „So war das beiuns. 1914–1918“ verweist auf den regionalenBezug im Südwesten, den das Heft den meis-ten anderen Veröffentlichungen zu diesemThema voraus hat. Ermöglicht wurde diesdurch die mehr als 150 SÜDKURIER-Leser, diean die Redaktion Hunderte von Bildern ein-sandten, auf denen Familienangehörige inden Jahren 1914 bis 1918 zu sehen sind. Diese Fotos bildendas optische Rückgrat des Heftes – neben Landkarten, Grafiken undBegleit-Texten, die durch die Geschichte dieses Krieges führen. DasSonderheft aus der Buchreihe „edition SÜDKURIER“ ist vom morgigen 1.August an in allen Servicecentern des SÜDKURIER erhältlich. Es kostet9,90 Euro. Abonnenten bezahlen 7,90 Euro. Das Heft kann zudem imInternet bestellt werden unter www.shop.suedkurier.de und telefonischunter 0800/999-6888 (gebührenfrei Mo.-Fr. Von 8–18 Uhr). Die zusätzli-che Versandgebühr beträgt 4,95 Euro (für Abonnenten kostenlos). (SK)

GESUNDHEIT

Blaues Licht hilft der inneren UhrBei einem Mangel an natürlichem Tageslicht kann man der biologi-schen Uhr des Menschen mit Kunstlicht mit erhöhtem Blauanteil aufdie Sprünge helfen. Das ergibt sich aus einer Studie eines französischenInstituts unter Leitung von Claude Gronfier. Anwenden lässt es sich inpolarnahen Gegenden der Welt und an Arbeitsstellen mit Tageslicht-Mangel. Die biologische Uhr wird im Zentrum des Gehirns von 20 000Neuronen gesteuert, die den Schlafrhythmus, die Körpertemperatur,den Herzschlag und den Ausstoß von Hormonen beeinflussen. Wird siedurcheinandergebracht, kann dies Schlafstörungen, mangelnde Motiva-tion, Vergessen, Herz-Kreislauf-Probleme und Depressionen zur Folgehaben. (AFP)

RTL-ChefmoderatorPeter Kloeppel, 55, hatseinen Vertrag umweitere drei Jahreverlängert. Nach zehnJahren werde er die

Chefredaktion auf eigenenWunsch an Michael Wulf überge-ben, erklärte der Sender. Wulf istlangjähriger geschäftsführenderChefredakteur von RTL und Ge-schäftsführer von InfoNetwork,dem Produktionsunternehmen fürNachrichten und Magazine derMediengruppe. Kloeppel ist seit 22Jahren Chefmoderator von „RTLAktuell“. (epd)

RTL

Chefmoderator bleibt dem Sender weiter treu

Fernseh-Feinschme-cker Tim Mälzer, 43,muss im ARD-Pro-gramm umziehen.Seine samstags laufen-de Sendung „Tim

Mälzer kocht!“ ist am 23. Augustzum letzten Mal zu sehen. Dasbestätigte eine Sendersprecherin.Ab Herbst wird er montags in „DerMontags-Check im Ersten“ zusehen sein. Bis Jahresende seienzwei Folgen von „Der Lebens-mittel-Check mit Tim Mälzer“geplant. 2015 soll es weitere Folgengeben. „Tim Mälzer kocht!“ läuftin der ARD seit fünf Jahren. (dpa)

ARD

Seine Koch-Show amSamstag läuft aus

Menschen und medien

NAMENSTAGEIgnatius, German, Hermann, Goswin, Elisabeth...........................................................................................

Tipps und Trends

Lotto am Mittwoch: 9, 10, 11, 12, 13, 37 Superzahl: 3Spiel 77: 8 8 5 4 8 4 0Super 6: 1 2 4 8 4 3 Keno-Ziehung: Ziehung vom 30.07.2014: 6, 7, 8, 16, 17, 32, 33, 34, 35, 40,41, 48, 51, 52, 57, 59, 63, 64, 65, 70 Plus 5: 08776 ( Angaben ohne Gewähr)

Gewinnzahlen

Frauen in Feldgrau: 1914 war Franziska Kern (links)aus St. Gallen mit ihrem Mann nach Deutschland

zurückgekommen. Da sie Kochgehilfin war, hat sievermutlich zuhause bei der Versorgung von Soldatengeholfen. Uniformen trugen Frauen 1914–1918 nicht.

Bild von Enkelin Beate Großmann, Konstanz.

trialisierten Krieg, der alle Res-sourcen ausschöpfte, umgestelltwerden sollten.

Sehr schnell wurde indes klar ,dass dieser Krieg einen langenAtem brauchen würde, dass eskeine Trennung gab zwischenFront und Heimat. Hier entstand– und das war neu in der Ge-schichte – eine Kriegsgesellschaft.Die Menschen hatten nicht nurmit dem Versorgungsmangel undder Knappheit an Lebensmittelnzu kämpfen, sondern sie wurdenindirekt zu Akteuren des Krieges:Frauen ersetzten Männer aufÄckern und in Fabriken, Men-schen tauschten Familien-schmuck gegen Papiernoten,Gemeinden hängten Kirchenglo-cken ab, damit Kanonen gegossenwerden konnten. Zum „Kriegs-schauplatz“, von dem man da-mals sprach, wenn man die Frontmeinte, wurde jetzt auch dieHeimat – die Region zwischenSchwarzwald und Bodensee

inbegriffen. Sie war zwar über-wiegend landwirtschaftlich ge-prägt, dennoch arbeiteten hierbald tausende Menschen direktfür die Front: Sie montiertenGranatzünder und Gewehre,füllten Pulver ab, bauten Zeppeli-ne und Großflugzeuge, Motorenund Maschinen.

Die allgemeine Mobilmachungfür diesen Krieg griff massiv in dieAlltagswelt der Menschen ein.Denn das Kaiserreich war beiseiner Nahrungsmittelversorgungauf Importe aus Russland undden USA angewiesen. Diese blie-ben nun aus und konnten trotzaller Anstrengungen, „Organisati-onskunst“ und Kriegs-K och-rezepte nicht ersetzt werden.Schon 1915 war klar , dass Brot-getreide knapp würde. Im be-rüchtigten „Steckrübenwinter“1916/17 lernte die relative Wohl-standsgesellschaft des Kaiserrei-ches wieder den Hunger kennen.Das hatte es seit den 1840er-

Steckrüben,Frauenarbeit

und Brotohne Mehl

Der Erste Weltkrieg verwischte die Grenze zwischen Frontund Heimat. Erstmals stand eine ganze Gesellschaft im Krieg.

Die Folgen sollten lange nachwirken.

Heimaturlaub: Nur selten bekamendie Familien den Ehemann und Vaterzu sehen. Hier steht Wilhelm Handt-mann mit Frau und sechs Kindernvor seiner Bäckerei in Altenburg. Bild von Enkelin Verena Wunderlich-Handtmann, Lauchringen.

Als die Soldaten im August1914 an die Front ab-rückten, nahmen die

Deutschen allgemein an, es wer-de nur zu einem „reinigendenGewitter“ kommen. Mit einemvier Jahre währenden Weltkriegrechnete niemand. So gab eskeine Pläne, wie Fabriken undLandwirtschaft auf einen indus-

34 Die Heimatfront

Heute eher selten in der Küche zufinden, wurde dieses Gewächs imWinter 1916/17 zum Rückgrat derNahrungsmittelversorgung inDeutschland. Grund: 1916 fiel dieKartoffelernte infolge eines feuch-ten Herbstes sehrschlecht aus.Pilzbefallhatte dasGrundnah-rungsmittelder Deutschenfast um die Hälftedezimiert. Ersatz stand nur in Formder Steckrübe (auch Kohlrübe oderBodenkohlrabi genannt) zur Ver-fügung. Diese nährstoffarme aberkalorienreiche Rübe dominiertefortan die deutschen Speisepläne,auch weil sie quasi universelleinsetzbar war. Verarbeitet wurdedie Steckrübe zu Suppe, Gemüse,Koteletts, Brot, Nachtisch, Kuchen,Marmelade, Auflauf, Sauerkraut-Ersatz und sogar zu Kaffee-Ersatz.Spezielle Kriegskochbücher er-klärten den Hausfrauen, was sichaus der „Ostpreußischen Ananas“ –wie sie propagandistisch auchgenannt wurde – herstellen ließ.Die Eintönigkeit des Speisezettelsmachte die Steckrübe zunehmendverhasst und sie wurde zum Sinn-bild des Mangels und Hungers. Derzugleich sehr kalte Winter 1916/17,verschärft durch die Knappheit anBrennstoffen, ging als „Steckrüben-winter“ in die jüngere deutscheGeschichte ein. (mic) B I L D : P I C T U R E PA RT N E R S - FO T O L I A

Steckrübe

zur materiellen auch die seelischeVerwüstung. Der Begriff von der„Heimatfront“, der übrigens erstsehr spät (ab Mitte 1917) ver-einzelt gebraucht wurde, blendetaus, was er tatsächlich mit sichbrachte: Not, Tod, Trauer undVerarmung vieler Menschen.

A L E X A N D E R M I C H E L

nisse, die das Alter sichern soll-ten, waren schon vor der Hyper-inflation von 1923 dezimiert.Während die Führung um Ober-befehlshaber Paul von Hinden-burg Durchhalteparolen ausgab,senkte sich der Schleier der Sorgeüber Deutschland. Die Belastungdurch den Verlust von Ehemän-nern, Söhnen und Brüdern fügte

Jahren nicht mehr gegeben. DerMangel wohnte bald in den meis-ten Häusern als Untermieter , inmanchen Broten steckten mehrSägespäne als Mehl, im Winterfehlten die Kohlen.

Dazu kam die schleichendeEnteignung der Menschen durchdie rotierende Notenpresse, diedie Inflation anheizte. Erspar-

Am Pflug: Frauen aus Schwaningenersetzen ihre Männer. Auf dem Schildsteht: „Erinnerung der Krieger in derHeimat 1914 - 1917“. Die Frauensahen sich als Teil der kämpfendenGemeinschaft, wenn sie die Arbeitder eingezogenen Männer verrichte-en. Eine von ihnen hält demonstrativ

einen Hammer in der Hand. Das Bildsandte Lieselotte Müller aus Stühlin-gen-Schwaningen an die Redaktion.

Helferinnen:Frauen ausSingen ver-pflegen auf dem BahnsteigSoldaten, die andie Front fahrenoder von dortkommen. Bildvon BenedictSauter, Singen.Unter den Frau-en ist seineUrgroßmutterElsa Waibel.

Mühevoll: Das Bild schickte JosefFlügel aus Waldshut-Schmitzingenein. Es zeigt Johann Jehle, denSchwager seines Großvaters, der ausRemetschwil-Weilheim bei Waldshutstammte, auf Heimaturlaub. DieFamilie hat sieben Kinder, die vonder Mutter allein „durchgebracht“werden mussten, wie man damalssagte. Dieser extrem mühevolleAlltag hinterließ seine Spuren, diesich auch auf den Gesichtern derFrauen eingruben. Oft mussten sieneben der schweren Hausarbeit eineweitere Beschäftigung ausüben, umüber die Runden zu kommen.

Die Heimatfront 35

Seiten zum Thema Heimatfront aus dem Sonderheft „So war das bei uns“. B I L D : S K

14 Leben und WissenS Ü D K U R I E R N R . 1 7 4 | M PD O N N E R S T A G , 3 1 . J U L I 2 0 1 414 Leben und Wissen S Ü D K U R I E R N R . 1 7 4 | M PD O N N E R S T A G , 3 1 . J U L I 2 0 1 4

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DÄNEMARK

DEUTSCHLAND

Hamburg

Kiel

Nordholz

Bremen

Husum

Cuxhaven

Tondern*

*ehemalsDeutschland

Nordsee

WittmundhafenHage

Ahlhorn Wildershausen

Fuhlsbüttel

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Marineluftschiffbasen

*ehemalsDeDeDeutututscscschlhlhlanananddd

Ahlhornnn Wildershausen

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Links: Ein Teil der Besatzung inder Führungsgondel einesHeeresluftschiffs, aufgenommenvon Adolf Schlenker (kleinesBild rechts). Die Gondeln derfrühen Luftschiffe waren offen.Im Krieg ging man dazu über, siezu schließen und mit Fenstern zuversehen (siehe LZ 38). Auch dieAntriebstechnik wurde verbessert.Anfangs lag der Motor in derGondel und trieb über eine langeWelle den Propeller an, der sichneben dem Rumpf drehte (Post-karte ganz unten). Während desKrieges rückten Motor und Pro-peller hinter der Gondel zusam-men, wie es bei LZ 38 zu sehen ist.Hier wurden zwei der vier Propellerallerdings noch über Wellen angetrieben.

Links: Adolf Schlenker hat diesebeiden Offiziere der Heeresluft-schiffer zusammen mit einemvierbeinigen Kameraden fotografiert.Im Hintergrund hängt eine England-Karte. Links sitzt Hauptmann Wal-ter Wolff, ab April 1916 Komman-dant von LZ 56 (bzw. LZ 86). DiesesLuftschiff war seit Frühjahr an derOstfront in Weißrussland im Einsatz.Dann fuhr es im Sommer gegen denneuen Kriegsgegner Rumänien undgriff die bekannte Mineralöl-StadtPloesti an. Am 4. September 1916kam es zu einer harten Landung, beider die vordere Gondel abbrach. DasLuftschiff stieg führerlos erneut aufund verunglückte dann vollständig.Unter den Toten war auch seinKommandant Walter Wolff. Im Kriegkamen 450 Luftschiffer ums Leben.

Rechts: Als das Heer die Zeppelin-Fahrten 1917 abbrach, wurden dieSoldaten – mit ihnen auch AdolfSchlenker – zu den Feldluft-schiffern beordert. Diese ließenihre gasgefüllten Fesselballone anSeilen über der Front aufsteigen.Aus einer Gondel meldeten Be-obachter Erkenntnisse über feindli-che Stellungen und machtenFotos. Dieser Späh-Einsatz war ab1916 lebensgefährlich, als feindli-che Jagdflieger erstmals Brand-munition gegen die Balloneeinsetzten, die in 300 bis 600Meter Höhe schwebten. Das Fotosandte Paula Lehmann ausMeersburg an die Redaktion. Esstammt aus der Sammlung ihresVaters Franz Lehmann, der alsSoldat bei der Artillerie an derWestfront in Frankreich diente.Auch an die Artillerie wurden dieInformationen aus den Ballonsübermittelt, um die Zielgenauig-keit zu erhöhen.

Links: Die Feldpostkarte zeigt eine Luftaufnahme von einem älteren Zeppelin aus. Oben der drehende Propeller, unten die Luft-schiffer-Basis in Friedrichshafen-Lindenthal. Rechts ist der Gasometer zu erkennen. Hier lagerte das brennbare Wasserstoff-Gas.Das Befüllen der Luftschiffe war gefährlich. Einige Zeppeline fielen dabei Explosionen und Bränden zum Opfer.

Oben: Ein veraltetes Luftschiff wurde für Ausbildungsfahrten eingesetzt. Bei einer Not-landung in einem Wald bei Lahr wurde es stark beschädigt und musste abgewrackt werden.Fotograf Adolf Schlenker dokumentierte, wie der Zeppelin zerlegt und die Aluminium-Strebenauf Lastwagen verladen wurden. Das Bild zeigt Soldaten beim Tiefenruder am Heck.

Oben: Der Soldat Adolf Schlenker (1891-1945, kleines Bild) kam aus Göppingen und leistete 1914 gerade seinenWehrdienst bei den Luftschiffern in Friedrichshafen, als der Krieg ausbrach. Der gelernte Chemielaborant bliebbei dieser Truppe und begleitete sie fortan als Fotograf. Auf dem großen Bild ist ein Maschinengewehr-Stand auf demBug eines Luftschiffs zu sehen. Von dort versuchten drei MG-Schützen, bei Feindfahrten feindliche Flieger abzuwehren. Dennochwurden über England einige Luftschiffe zur Beute von englischen Jagdfliegern. Von 123 Luftschiffen, darunter auch Modelle desMannheimer Herstellers Schütte-Lanz, gingen 79 verloren – davon 40 durch Jagdflieger- und Bombenangriffe. Wegen der hohenVerluste stellte das Heer die Luftschiff-Fahrten 1917 ein. Die beiden Bilder schickte Schlenkers Enkelin Yvonne Märte, Sipplingen.

➤ Mehr Leser-Bilder: Die Online-Fotogalerien zum Ersten Weltkrieg um-fassen jetzt 450 Bilder mit Texten, ge-gliedert nach Landkreisen. Darunter sindauch Bilder aus Stadtarchiven.➤ Überblick: Ein Teil der Leser-Bilder istin neuen Themen-Galerien angeordnet: Sietragen die Bezeichnung „Front und Etap-pe“, „Heimatfront“, „Fliegertruppe und

Luftschiffer“, „Lazarette und Wunden“sowie „Porträts“. Mehr Leser-Bilder gerneweiter an die Mail-Adresse: [email protected]

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Bilder aus der Region

Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 7 4 | M PD O N N E R S T A G , 3 1 . J U L I 2 0 1 4 Leben und Wissen 15S Ü D K U R I E R N R . 1 7 4 | M PD O N N E R S T A G , 3 1 . J U L I 2 0 1 4

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1914 – 1918So war das bei uns

präsentiert

Als die Soldaten im August 1914 an dieFront abrückten, nahmen die Deut-schen allgemein an, es werde nur zueinem „reinigenden Gewitter“ kom-men. Mit einem vier Jahre währendenWeltkrieg rechnete niemand. So gabes keine Pläne, wie Fabrikenund Landwirtschaft auf ei-nen industrialisierten Krieg,der alle Ressourcen aus-schöpfte, umgestellt werdensollten.

Sehr schnell wurde indesklar, dass dieser Krieg einenlangen Atem brauchen wür-de, dass es keine Trennunggab zwischen Front und Hei-mat. Hier entstand – und das war neuin der Geschichte – eine Kriegsgesell-schaft. Die Menschen hatten nicht nurmit dem Versorgungsmangel und derKnappheit an Lebensmitteln zukämpfen, sondern sie wurden indirektzu Akteuren des Krieges: Frauen er-setzten Männer auf Äckern und in Fa-

briken, Menschen tauschten Famili-enschmuck gegen Papiernoten, Ge-meinden hängten Kirchenglocken ab,damit Kanonen gegossen werdenkonnten. Zum „Kriegsschauplatz“,von dem man damals sprach, wennman die Front meinte, wurde jetztauch die Heimat – die Region zwi-

schen Schwarzwald und Bo-densee inbegriffen. Sie warzwar überwiegend landwirt-schaftlich geprägt, dennocharbeiteten hier bald Tausen-de Menschen direkt für dieFront: Sie montierten Gra-natzünder und Gewehre,füllten Pulver ab, bautenZeppeline und Großflugzeu-ge, Motoren und Maschinen.

Die allgemeine Mobilmachung fürdiesen Krieg griff massiv in die Alltags-welt der Menschen ein. Denn das Kai-serreich war bei seiner Nahrungsmit-telversorgung auf Importe aus Russ-land und den USA angewiesen. Dieseblieben nun aus und konnten trotz al-ler Anstrengungen, „Organisations-

kunst“ und Kriegs-Kochrezepte nichtersetzt werden. Schon 1915 war klar,dass Brotgetreide knapp würde. Imberüchtigten „Steckrübenwinter“1916/17 lernte die relative Wohl-standsgesellschaft des Kaiserreichswieder den Hunger kennen. Das hattees seit den 1840er-Jahren nicht mehrgegeben. Der Mangel wohnte bald inden meisten Häusern als Untermieter,in manchen Broten steckten mehr Sä-gespäne als Mehl, im Winter fehltendie Kohlen.

Dazu kam die schleichende Ent-eignung der Menschen durch die ro-tierende Notenpresse, die die Inflati-on anheizte. Ersparnisse, die das Altersichern sollten, waren schon vor derHyperinflation von 1923 dezimiert.Während die Führung um Oberbe-fehlshaber Paul von HindenburgDurchhalteparolen ausgab, senktesich der Schleier der Sorge überDeutschland. Die Belastung durchden Verlust von Ehemännern, Söhnenund Brüdern fügte zur materiellenauch die seelische Verwüstung. DerBegriff von der „Heimatfront“, der üb-rigens erst sehr spät (ab Mitte 1917)vereinzelt gebraucht wurde, blendetaus, was er tatsächlich mit sich brach-te: Not, Tod, Trauer und Verarmungvieler Menschen.

Frauenarbeit & Brot ohne Mehl➤ Wie der Erste Weltkrieg den Südwesten erreichte➤ Mangel an Lebensmitteln verdüsterte den Alltag➤ Freiwillige Helferinnen pflegten Kranke und Verwundete

V O N A L E X A N D E R M I C H E L..............................................

So war das bei uns

SÜDKURIER

1914 -1918So wardas bei

1914 -1918

das beiuunnss

Frauen aus Schwaningen ersetzen hinter dem Pflug ihre Män-ner. „Erinnerung der Krieger in der Heimat 1914-1917“ haben sieauf das Schild vorn geschrieben. Das Foto dokumentiert die

Bereitschaft zur Selbstmobilmachung. Die Frau vorn drückt diesmit einem Hammer aus, das Symbol für männliche Arbeit. DasBild sandte Lieselotte Müller aus Stühlingen-Schwaningen ein.

Bomben vielen nichtnur beim Feind,sondern vereinzeltauch in der Heimat.Das zeigt dieses Bildeines Mannes, derneben einem Haus inder SchwenningerBürkstraße in einemBombenkrater steht.Wie die Zeitung „FreieStimme“ aus Radolf-zell meldete, griffenEngländer schon imHerbst 1914 Fried-richshafen an, umdie Luftschiffhallen zutreffen. In Stockachfielen Bomben auf dieFahr-Gießerei.

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DER BIBELSPRUCH

„Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger; so viele stehen gegen mich auf. Du aber, Herr, bist ein Schild für mich,du bist meine Ehre und richtest mich auf.“

Psalm 3, 2 u. 4

DER KALENDERSPRUCH

„Lügen können Kriege in Bewegung setzen, Wahrheithingegen kann ganze Armeen aufhalten.“

Otto von Bismarck, deutscher Staatsmann und Reichskanzler, 1815 – 1898...........................................................................................

SÜDKURIER

Sonderheft zum Ersten WeltkriegVor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, diegroße politische Katastrophe des 20. Jahr-hunderts. Aus diesem Anlass hat die Redak-tion des SÜDKURIER Medienhauses ein50-seitiges Sonderheft erarbeitet. Der Titel„So war das bei uns. 1914 – 1918“ verweistauf den regionalen Bezug im Südwesten,den das Heft den meisten anderen Ver-öffentlichungen zu diesem Thema voraushat. Ermöglicht wurde dies durch diemehr als 150 SÜDKURIER-Leser, die andie Redaktion Hunderte von Bilderneinsandten. Auf ihnen sind Familien-angehörige in den Jahren 1914 bis 1918 zu sehen.Diese Fotos bilden das Rückgrat des Heftes – neben Land-karten, Grafiken und Begleit-Texten. Das Sonderheft aus der Buchreihe„edition SÜDKURIER“ ist in allen Servicecentern des SÜDKURIER er-hältlich. Es kostet 9,90 Euro; Abonnenten bezahlen 7,90 Euro. Im In-ternet: www.shop.suedkurier.de und telefonisch unter 0800-999-6888 (ge-bührenfrei; Mo.-Fr. von 8-18 Uhr). Die zusätzliche Versandgebühr be-trägt 4,95 Euro (für Abonnenten kostenlos). (SK)

MODE

Schuhe besser nachmittags kaufenSchuhe sollten Verbraucher grundsätzlich immer erst am Nachmittagkaufen. „Am Morgen beziehungsweise Vormittag ist der Fuß häufignoch schmal, schwillt aber im Laufe des Tages etwas an“, erläutertClaudia Schulz vom Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindus-trie in Offenbach. Wer nachmittags kaufe, gehe auf Nummer sicher, dassder Schuh oder Stiefel auch am Nachmittag oder Abend noch passt,betont Schulz. Das gelte vor allem bei Abendschuhen. (dpa)

ERBEN UND VERERBEN

Lebenslanges Wohnrecht ist steuerpflichtigDer Bundesfinanzhof (BFH) hat in einem Urteil vor einer tückischenFalle beim Vererben eines Eigenheims an die Familie gewarnt. Hinter-bliebene Ehepartner müssten ein lebenslanges kostenloses Wohnrechtversteuern, wenn der Verstorbene das Haus den Kindern vererbt hat (Az.II R 45/12). Von der Erbschaftssteuer ist nur befreit, wer ein Familien-haus erbt und selbst darin wohnt. Der Steuer kann man nur entgehen,wenn der Erblasser das Haus an den Partner vererbt und verfügt, dassdas Haus nach dessen Tod an die Kinder übergehen soll. (AFP)

NATURSCHUTZ

Zugvögel auf dem Balkan in tödlicher Gefahr Der Vogelzug Richtung Süden hat begonnen, doch viele Zugvögel kom-men nach Angaben der Naturschutzstiftung Euronatur nie an ihrem Zielan. „Für weit mehr als zwei Millionen Zugvögel wird die östliche Adriajedes Jahr zur Todesfalle“, so Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. Inden Feuchtgebieten an der Küste und im Hinterland auf dem Balkanschössen Jäger auf alles, was ihnen vor die Flinte komme. Mit der Um-setzung der inzwischen strengeren Gesetze sehe es düster aus. (epd)

Die Fernsehmo-deratorin MichelleHunziker, 37,heiratet am 10.Oktober ihren

Verlobten Tomaso Trussardi. DieTrauung findet am ersten Geburts-tag der gemeinsamen Tochter Solestatt, Die gebürtige Schweizerinund frühere Co-Moderatorin derZDF-Show „Wetten, dass..?“ ist seiteinigen Monaten mit dem Mode-haus-Erben Trussardi verlobt. Mitihrem Ex-Mann, dem italienischenSänger Eros Ramazzotti, hat Hun-ziker bereits eine Tochter im Teen-ager-Alter. (dpa)

WET TEN, DASS . .?

Heiratet ihren Verlobten im Oktober

Die ARD zeigt bis Mitte Septemberin ihrem Videotext Kunstwerke ausPixeln. Dem „Minimalismus alsHerausforderung“ hätten sichdieses Jahr 18 Künstler gestellt,hieß es. De– Teilnehmern stehen24 Zeilen mit 39 Zeichen zur Ver-fügung, um auf dem schwarzenHintergrund bunte Kontraste undBewegungen zu erzeugen. Amheutigen Donnerstag geht es los –ab Teletext-Seite 850. An demFestival (ITAF) sind auch Arte, derORF und das Schweizer Fernsehenbeteiligt. 2013 besuchten mehr als900 000 Zuschauer die Ausstellungallein im ARD-Text. (dpa)

ARD

Kunstwerke aus Pixelnim Videotext

Menschen und medien

NAMENSTAGEAthanasia, Maximilian, Meinhard, Eberhard ...........................................................................................

Tipps und Trends

Lotto am Mittwoch: 3, 24, 30, 36, 41, 46 Superzahl: 6Spiel 77: 6 0 0 4 3 5 3Super 6: 8 4 0 8 9 7 Keno-Ziehung: Ziehung vom 13.08.2014: 1, 4, 9, 10, 12, 15, 21, 25, 31, 35, 39,40, 52, 53, 56, 59, 60, 64, 65, 69 Plus 5: 43484(Alle Angaben ohne Gewähr)

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Das Kaiserreich war seitKriegsbeginn von den Welt-märkten abgeschnitten. JörnLeonhard erklärt die Krise, diesich zur Notlage zuspitzte.

1 Wie sah die Versorgung in der Heimataus? Ab 1916/17 wurde die Ver-

sorgung in Deutschland und Öster-reich-Ungarn spürbar schlechter.Zwischen 1914 und 1918 starben650 000 bis 700 000 Zivilisten inDeutschland aufgrund der ver-schlechterten Lebensmittelversor-gung, hinter der vor allem die briti-sche Seeblockade der deutschenHäfen stand. Hinzu kam, dass zuHause Lebensmittel knapp wurden,weil die Versorgung der Front sicher-zustellen war. Was die Angehörigender Soldaten als Päckchen an dieFront schickten, wurde im Verlauf desKriegs immer wichtiger. Aber zum Teil

ging es dann in den großen Städtenvielen Zivilisten schlechter als denSoldaten im Feld.

2 Wie organisierten die Menschen imSüdwesten das Überleben in der

Mangel-Wirtschaft? Ganz wichtig wur-den für die Menschen in den größe-ren Städten die Hamsterfahrten aufsLand. Dort wurde der Teppich oderdas Silberbesteck gegen Lebensmittelgetauscht. Das sollte sich im ZweitenWeltkrieg zwar intensivieren, aberman findet viele dieser Überlebens-strategien schon im Ersten Weltkrieg.Dagegen kam den meisten Bauernund auch vielen Menschen in denKleinstädten und Dörfern ihre eigeneLandwirtschaft oder der eigene Gar-ten zugute.

3 Wie konnte man in Deutschland denKrieg so lange durchhalten, obwohl

die britische Seeblockade den Importvieler Waren und Stoffe unterband?Zum einen begann bald nach demKriegsausbruch eine umfassendeMobilisierung der gesamten Gesell-schaft, um den riesigen Bedarf anallen Gütern wie Munition, Kriegs-material und haltbaren Lebensmittelnzu sichern. Das geschah einerseitsdurch eine zentralisierte Organisationund Bewirtschaftung – etwa durch dievon Walther Rathenau ins Lebengerufenen „Kriegsrohstoff-Gesell-schaft“ als eine von zahllosen neuenBehörden. Zum anderen wurdenzahllose „Ersatzstoffe“ entwickelt, vondenen es dann 1918 Tausende gab, fürLebensmittel wie Wurst, Käse, Mar-melade und Kaffee, über Gummi-ersatzstoffe und Kleidung aus Papierbis zum künstlich hergestellten Am-moniak als Ersatz für den Salpeter,der für die Munitionsherstellung nötig

war. In vielen Großstädten waren seit1916 immer mehr Menschen daraufangewiesen, auf dem Schwarzmarktzu kaufen, um ihre Familien zu er-nähren. So begann eine schleichendeKriminalisierung des Alltags.

4 Mussten Kriegsgefangene auf denBauernhöfen aushelfen, um die

fehlenden Männer zu ersetzen? Es gabein System der Verteilung von Kriegs-gefangenen auf Bauernhöfe, aberprimär kamen sie in Rüstungsbetrie-ben zum Einsatz. Vor allem Arbeiter,die man aus dem besetzten Belgienzwangsrekrutierte, kamen zunächst indie Rüstungsindustrie und erst inzweiter Linie aufs Land. Auch russi-sche Gefangene wurden als Erntehel-fer eingesetzt. Sie wurden aber deut-lich besser behandelt als im ZweitenWeltkrieg, wo man sie bewusst ver-hungern ließ. (mic)

So kam der Krieg zu den Menschen in der Region

➤ Mehr Leser-Bilder: Die Online-Fotogalerien zum Ersten Weltkriegumfassen jetzt 30 Bilder mit Texten,gegliedert nach Landkreisen. Dieprivaten Motive werden durch Bilderergänzt, die von der Redaktion in denStadtarchiven gefunden wurden.➤ Weitere Galerien mit Bildern ausStadtarchiven zeigen 80 lokale Bilderaus dem Kaiserreich, die zwischen1890 und 1914 entstanden. Mehr Bildergerne weiter an die Adresse: [email protected]

Bildergalerien und Serie:www.suedkurier.de/erster-weltkrieg

Bilder aus der Region

Links: Freiwilligen sozialen Hilfsdienstverrichteten auch viele Frauen aus Singen.Hier stehen sie um einen Wagen, auf demVerpflegung für Soldaten zum Bahnhofgefahren wurde. Das Foto schickte BenedictSauer aus Singen an die Redaktion. Unterden Frauen ist seine Urgroßmutter ElsaWaibel. In fast jeder deutschen Stadt gabes damals einen sogenannten Frauenverein,der schon in Friedenszeiten einen freiwil-ligen Sozialdienst organisierte. Im Kriegwurde dessen Tätigkeit mit der des RotenKreuzes abgestimmt, in dessen Trägerschaftviele Lazarette betrieben wurden. Sie wur-den auch in Schulen und anderen öffent-lichen Gebäuden eingerichtet.

Oben: In der Rüstungsindustriewurden während des Krieges die jüngerenArbeiter knapp, da viele zum Militär einge-zogen wurden. Auch bei der MotorenbauGmbH in Friedrichshafen (später Maybach)machte sich der Mangel bemerkbar, undFrauen mussten als Hilfskräfte die Lückenschließen. Auf dem Bild stehen sie in einer„Anlernwerkstatt“. Ein Techniker erklärt aneiner Tafel, was zu tun ist. 1917 zählte dieBelegschaft der Firma 500 Frauen, was einViertel aller Beschäftigten ausmachte. Nachdem Krieg wurden die Frauen von denheimkehrenden Soldaten verdrängt. IhreRolle in der Industrie wurde erneut auf dievon Bürokräften reduziert. B I L D : A RC H I V M T U

Links: Um den Krieg zubezahlen, sollten die Steuernkaum erhöht werden. DerStaat verkaufte an die BürgerKriegsanleihen und warbdafür auf Plakaten, Postkartenund Anzeigen. Die Anleihenwaren mit fünf Prozent ver-zinste Wertpapiere. NeunAnleihen wurden bis 1918aufgelegt und erbrachten98,2 Milliarden Mark. DerGewinn sollte von den be-siegten Gegnern eingetriebenund ausgeschüttet werden, so die Idee. Daraus wurdenichts. Zusätzlich warf derStaat die Notenpresse an.Das machte Papiergeld immerwertloser. Die Gemeindenreagierten, indem sie eigenesGeld herausgaben. Auf demkleinen Bild sind es fünf Markaus St. Georgen. B I L D :

STA DTA RC H I V ST. GEO RGE N

Oben: Schon im Frühjahr 1915wurden in Deutschland dieLebensmittel knapp, allenvoran das Brot, weil Getreidefehlte. Der Staat übernahm dieKontrolle, führte zuerstHöchstpreise und dann Brot-marken ein. Auch Milch,Kartoffeln und Fleisch gab esbald nur gegen Marken.Zugleich nahm die Qualität derLebensmittel ab. „Ersatzstoffe“– etwa Bucheckern als Kaffee-

Ersatz – sollten denMangel lindern – mitbegrenztem Erfolg. ImWinter 1916/17 solltedie Steckrübe denNahrungsengpasslösen. Kochbücherberieten die Haus-frauen mit Rezepten.

Unten: Durch die britische Seeblockade vom Welthandel abge-schnitten, fehlten der deutschen Industrie Metalle. In vielen Städten –wie hier in Furtwangen – wurden die Kirchenglocken abgehängt und eingeschmol-zen, um das Metall in der Rüstungsproduktion zu verwenden.

Frauen rückten nach kurzer Anlernzeit als Hilfsschwestern indie Reservelazarette ein, denn Woche für Woche kamenhunderte teilweise schwer verletzte Soldaten von der Front in

die Heimat. Auf diesem Bild, das Waltraud Jestadt aus Friedrichshafen an die Redaktion sandte, ist ihre GroßmutterMargarethe Rothenhäusler (vorn links) als Hilfskranken-schwester in einem Heilbronner Lazarett zu sehen.

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SÜDKURIER GmbH, Max-Stromeyer-Straße 178, 78467 Konstanz Titelbild: SÜDKURIER-Leser Klaus Oqueka, Villingen