Einführung in die Prüfungsdidaktik · 2015. 3. 27. · 2 Thomas Tinnefeld seit 2008: W3-Professur...

Prof. Dr. Thomas Tinnefeld W3-Professur für Angewandte Sprachen

Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes

19.03.2015 FU Berlin

Einführung in die Prüfungsdidaktik

1

2

Thomas Tinnefeld seit 2008: W3-Professur für Angewandte Sprachen an der HTW

des Saarlandes

Herausgeber des Journal of Linguistics and Language Teaching

Umfangreiche Erfahrungen als Prüfer im Fremdsprachenbereich (UNIcert-Prüfungen) und im philologischen Bereich (Staatsexamens-und Magisterarbeiten, mündliche Prüfungen, Klausurkorrekturen)


3

Thomas Tinnefeld

Leiter der Saarbrücker Fremdsprachentagungen:

3. Saarbrücker Fremdsprachentagung 29. bis 31. Oktober 2015

an der htw saar


4

http://dimensionenderpruefungsdidaktik.blogspot.de/


5


Ziele des Vortrags:

kurze Einführung in die Prüfungsdidaktik geben

Schlaglichter auf wichtige Bereiche werfen

6

Gliederung


1. Prüfungsdidaktik

2. Prinzipien der Prüfungsdidaktik

3. Durchführung mündlicher Prüfungen

4. Durchführung schriftlicher Prüfungen

5. Fazit

7

Gliederung






5. Fazit

8

Gliederung



1.1 Definition

1.2 Aufgaben und Ziele

1.3 Geltungsbereich – interne Abgrenzung

9

Unter Prüfungsdidaktik verstehen wir die Lehre vom wissenschaftlichen Prüfen – unter Berücksichtigung aller dort tätigen Individuen, also der Prüferinnen / Prüfer und der Prüflinge -, deren Ziel es ist, Prüfungen methodisch zu motivieren, zu objektivieren und ggf. zu standardisieren, und somit den ad hoc-Charakter, der Prüfungen vielfach anhaftet, so weit wie möglich zu minimieren.

1.1 Definition


Prüfungsdidaktik Prinzipien der

Prüfungsdidaktik Durchführung

mündlicher Prüfungen Durchführung

schriftlicher Prüfungen Fazit

10

Prüfungsdidaktik ist per se fächerübergreifend und bezieht sich auf alle Wissenschaftsbereiche, in denen Prüfungen durchgeführt werden. Sie bezieht sich ebenso auf alle Institutionen, an denen geprüft wird: Universitäten und

Hochschulen sowie alle Schulformen, vom Gymnasium bis hin zur Hauptschule

(einschließlich der Sonder-Schulformen).

1.1 Definition






11

Sie schließt die Prüfungen selbst und deren Vorbereitung durch den Prüfer ebenso ein wie die Vorbereitungen der Prüflinge auf sie – also auch den zu den Prüfungen hinführenden

Unterricht. Die Prüfungsdidaktik stellt somit eine gesamthafte, neue Wissenschaft dar.

(Tinnefeld 2002: 6 und 2013: 84)

1.1 Definition






12

Gliederung



1.1 Definition



13



Wechselseitiges Verhältnis





14



Wichtigste Aufgaben:

Objektivierung

Methodisierung

Standardisierung





15



Psychologische Objektivität:

Mündliche / schriftliche Prüfung

Einzel- / Gruppenprüfung

Bewältigung von Stress-Situationen





16



Interaktionale Objektivität:

Konstellation Prüfer – Prüfling:

Missverständnisse durch

unzureichende gegenseitige Einschätzbarkeit

(Formulierung von Fragen)





17



Aufgabe der Prüfungsdidaktik:

Bewusstmachung

unterschiedlicher Konstellationen

zwischen Prüfern und Prüflingen

Quelle der Abbildung: https://bilingualiesae.f iles.w ordpress.com/2014/05/df27e-interviewing_clipart.jpg?w=263&h=256





18



Objektive Prüfungen:

Qualitative Objektivität:

Reliabilität

(Zuverlässigkeit des Prüfungsergebnisses (z.B. bei

Prüfungswiederholung) –

(praktisch schwer umzusetzen) und





19




Qualitative Objektivität:

Validität (Folgerichtigkeit von Aufgabenstellung und zuvor

vermittelten Lernzielen):

noch größere Verbreitung dieses Konzeptes

notwendig





20




Quantitative Objektivität:

• Länge der einzelnen Prüfung (mündlich und schriftlich)

• Mindestzeitspanne zur Selbstentfaltung

• Anzahl der zu prüfenden Kandidaten





21



Zu beachten:

Leistungskurve in mündlichen Prüfungen





22



Quantitative Objektivität:

Anzahl der zu prüfenden Kandidaten

(zu viele Klausuren bzw. zu viele mündliche

Prüfungen)

→ großer Druck auch für Prüfer





23



Methodisierte Prüfungen:

• Konkrete Durchführung und Planung von Prüfungen

• Allgemeine Konzeption von Prüfungstypen und Prüfungs- durchgängen …...

• bis zu konkreten Prüfungsverfahren





24







25



• Harmonisierung von Prüfungen:

Gleichartige Prüfungen mit vergleichbarem Ablauf

Also: Nach der gleichen Prüfungsordnung,

unabhängig vom Ort der Prüfung

→ Allgemeine Zentralisierung von Prüfungen





26



• Notwendig:

Das Lehren der praktischen Fertigkeit des

Prüfens auf der Basis einer fundierten Theorie

→ Fach Prüfungsdidaktik:

ein dringendes Desiderat!





27



• Notwendigkeit einer qualifizierten Ausbildung für Prüfer

→ Schaffung einer unabhängigen

Institution, die Prüfern zur Seite steht





28



Desiderat:

Schaffung eines Instituts für Prüfungsdidaktik





29

Gliederung



1.1 Definition



30

1.3 Geltungsbereich – externe Abgrenzung


Die Prüfungsdidaktik als Bestandteil der wissenschaftlichen Fächer





31



Die Fächer als Bestandteile der Prüfungsdidaktik (= entgegengesetzte Perspektive)





32



Relation mutualer Inklusion





33



Verhältnis von Prüfungsdidaktik und Fachdidaktik





34







35



Chronologische und teleologische Ausrichtung von Fachdidaktik und Prüfungsididaktik:





36



Die Fachdidaktik als Basis der Prüfungsdidaktik





37



Prüfungsdidaktik und Testtheorie:





38

Gliederung






5. Fazit

39

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen

2.2 Sachliche Fundiertheit

2.3 Fachliches Aspirationssniveau

2.4 Adressatenorientierung

2.5 Valorisierung

2.6 Fairness

2.7 Benotungsadäquatheit

40

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen

2.2 Sachliche Fundiertheit 2.3 Fachliches Aspirationssniveau


2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


Gegenstand:

Wesentliche Merkmale professionell

durchgeführter Prüfungen

Planung und Durchführung von Prüfungen

bedingen einander

41

2.1 Vorbemerkungen






42

2.1 Vorbemerkungen


Durchführung

Prüfung

Planung





43

2.1 Vorbemerkungen


Prüfungs-

praxis

Prüfungs-

theorie

In diesem Zusammenhang notwendig:

Bezugnahme auf beide Ebenen





44

2.1 Vorbemerkungen


Im Mittelpunkt:

der Prüfer / die Prüferin





45

2.1 Vorbemerkungen


Prüfungsdidaktik: Prinzipieller Bezug auf:

• alle Institutionen

• alle Wissenschaftsbereiche





46

2.1 Vorbemerkungen


Abdeckung: Bezug auf:

• die Prüfung selbst

• die Vorbereitung der Prüfung

• den prüfungsvorbereitenden Unterricht





47

2.1 Vorbemerkungen


Prüfungsdidaktik also:

eine gesamthafte, neue Wissenschaft





48

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen



2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


49



Bezug:

Fachwissenschaftliche und prüfungsdidaktische Ausrichtung von Prüfungen





50



Gültigkeit für mündliche und schriftliche Prüfungen Fähigkeit zur Antizipation von Prüfungen: entscheidendes Kriterium für die prüfungsdidaktische Fundiertheit von Prüfungen





51



Ebenso notwendig: Nachbereitung der Prüfung Nachbereitung als erste Phase der Vorbereitung der nächsten Prüfung





52

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen



2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


53



Forderung hier: hoher fachwissenschaftlicher Anspruch bei prüfungsdidaktischer Orientierung





54



Optimalfall: Fachlicher Erkenntnisgewinn für die Prüflinge während der und durch die Prüfung





55



Wichtig für die Erzielung dieses Effekts: Forderung von Transferleistungen

Quelle der Abbildung: http://wesleyconsultants.com/wp-content/uploads/2010/09/uni-transfers.gif





56

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen



2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


57



Leitlinie: Die Prüflinge niemals mit Anforderungen konfontieren, mit denen sie auf der Basis ihres Vorwissens nicht zurechtkommen können





58



Notwendig:

Empathie des Prüfers:

die Fähigkeit, sich in die Prüflinge hineinzuversetzen

Quelle: der Abbildungen:

http://www.adaptastraining.com/wp-content/uploads/2012/03/Can-Empathy-Be-Learned-One-To-Consider-For-Staff-Training.jpg

http://www.challengeparadigms.co.uk/wp-content/uploads/2013/06/empathetic-listening-300x202.jpg





59



Praktische Anforderung z.B.:

verständliche Formulierung von Fragen in schriftlichen und mündlichen Prüfungen





60



Adressatenorientierung

Priorität des Prüflings

Adäquatheit der Aufgabenstellung





61

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen



2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


62

2.5 Valorisierung


Definition Valorisierung:

Bestreben des Prüfers, seine Prüflinge in der Prüfungssituation zur Geltung kommen zu lassen





63

2.5 Valorisierung


Also: Prüfer und Prüfling als Partner

Quelle der Abbildung: http://www.ncp-sme.net/





64

2.5 Valorisierung


Valorisierung

Adressaten-orientierung

zwei Seiten derselben Medaille





Quelle der Abbildung:http://w ww.30menit.com/wp-content/uploads/2013/09/Two-sides-of-the-same-coin.jpg

65

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen



2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


66

2.6 Fairness


Prüfer:

normalerweise in einer unangefochten und unanfechtbaren Position





67

2.6 Fairness


Notwendig für Prüfer:

Bewusstsein entwickeln hinsichtlich ihrer Position und Funktion





68

2.6 Fairness


Zwei Seiten einer Medaille:

Potentiell sinnvolle, aber auch missbräuchliche Nutzung dieser Position des Prüfers möglich





69

2.6 Fairness


Beispiele für unfaires Prüferverhalten:

Halten von Monologen in mündlichen Prüfungen

Fehlender inhaltlicher Spielraum für den Prüfling

Absichtliches Stellen von Fragen hinsichtlich fachlicher Nischen (schriftlich und mündlich)





70

2.6 Fairness


Zudem wichtig für Prüfer:

Ausblenden jeglicher Sympathie oder Antipathie

Fairness

Sympathie Antipathie





71

Gliederung



2.1 Vorbemerkungen



2.5 Valorisierung

2.6 Fairness


72



Definition Benotungsadäquatheit:

Das unterstellte, zentrale Interesse des Prüfers, seine Prüflinge angemessen zu bewerten und ihnen realistische Noten zu geben





73



In standardisierten Prüfungen:

beachtliche Fortschritte durch Erarbeitung und Anwendung der Gütekriterien

Objektivität, Reliabilität und Validität





74



Nicht-standardisierte Prüfungen hingegen:

Situation noch immer unbefriedigend





75



Zudem:

Nicht jede Prüfung als standardisierter Test durchführbar





76



Daher:

Wesentliches Anliegen der Prüfungsdidaktik und der durch sie ausgelösten Forschung:

Verbesserung der Benotungsadäquatheit (= hoher Anspruch)





77



Wünschenswerte Einstellung zum Prüfling:

in dubio pro studioso (vgl. in dubio pro reo)





78



Diese Prinzipien:

Grundlage für die weiteren Ausführungen





79

Gliederung






5. Fazit

80

Gliederung


3. Grundbedingungen mündlicher Prüfungen 3.1 Allgemeine Bemerkungen 3.2 Situatives Umfeld 3.3 Gruppen- oder Einzelprüfung 3.4 Interaktion Prüfer/Prüfling 3.4.1 Geistige Präsenz des Prüfers

3.4.2 Unbedingte Disziplin des Prüfers

3.4.3 Keine Machtspiele

3.4.4 Schaffung von Angstfreiheit durch den Prüfer

3.4.5 Konzeption mündlicher Prüfungen als Gespräch

81

Gliederung


3. Durchführung mündlicher Prüfungen 3.1 Allgemeine Bemerkungen 3.2 Situatives Umfeld 3.3 Gruppen- oder Einzelprüfung 3.4 Interaktion Prüfer/Prüfling 3.4.1 Geistige Präsenz des Prüfers





82

3.1 Allgemeine Bemerkungen


Mündliche Prüfungen: Schwieriger vorplanbar als beispielsweise schriftliche Prüfungen





83

3.1 Allgemeine Bemerkungen


Individualität des Prüfers als starker Einflussfaktor Notwendigkeit daher:

• mögliche eigene Charakterdefizite des Prüfers ausgleichen

• Arbeit an sich selbst: Selbstkritik

Quelle der Abbildung:

http://www.simpletranslation.com/blog/wp-content/uploads/2014/06/criticism-professional-translation-services.jpg





84

Gliederung







85

3.2 Situatives Umfeld


85

Prüfungs- raum

• Angst- reduzierende Atmosphäre • Angenehme Temperatur • Niedriger Lärmpegel

Prüfer vs. Prüfling

• Angemessener

räumlicher Abstand • Prüfertisch: geordnetes Arrangement

Zuhörer

• Nur in Ausnahmefällen zuzulassen

Beisitzer

• Möglichste Unauffälligkeit

• Vermeidung von Beflissenheit beim Mitschreiben





86

Gliederung







87

3.3 Gruppen- oder Einzelprüfung


Grundsätzliche Frage: Gruppenprüfung oder Einzelprüfung


http://learnonline.canberra.edu.au/pluginfile.php/844029/mod_book/chapter/1788/groups.jpg





88



Gruppenprüfung: Situation, in der die Herausstellung der

eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf Kosten der Mitkonkurrenten positiv sanktioniert wird





89



Notenverteilung in Gruppenprüfungen:

Orientierung an der Kohorte der geprüften Gruppe, nicht jedoch an den individuellen Leistungen der Prüflinge





90



Daher:

dringendes Abraten von mündlichen Gruppenprüfungen

Hier im Blick und dringend empfohlen:

Konzentration auf Einzelprüfungen





91

Gliederung







92

3.4.1 Geistige Präsenz des Prüfers


Notwendig:

beachtliche geistige Präsenz des Prüfers

Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg des Prüflings





93



Optimalsituation eines geistig präsenten Prüfers.

Ein geistig präsenter Prüfer:

geht gut vorbereitet in jede seiner mündlichen Prüfungen kann die jeweils folgende Frage auf der Basis des vom Prüfling zuvor Gesagten ableiten





94





kann abschätzen, welche Fragen der Prüfling wird beantworten können und welche ihm Schwierigkeiten bereiten können





95





macht jede mündliche Prüfung zu einer wirklich individuellen Prüfung





96





kann das Wissen seines Prüflings in seiner vollen Breite und ganzen Tiefe ausloten





97





lernt mit jeder Prüfung hinzu und entwickelt mehr und mehr Prüfungskompetenz

ist ein Garant für das Streben gegen jegliche (hoch)schulische „Massenabfertigung“ in Prüfungen Prüfungsdidaktik

Prinzipien der Prüfungsdidaktik

Durchführung mündlicher Prüfungen

Durchführung schriftlicher Prüfungen

Fazit

98

Gliederung







99



Notwendigkeitkeit für Prüfer:

Selbstdisziplin üben –

quantitativ und qualitativ





100



Quantitative Selbstdisziplin: möglichst geringe Redeanteile des Prüfers in mündlichen Prüfungen

Priorität hinsicht der Sprechanteile: Prüfling





101



Notwendig: Bewusstsein des Prüfers über das fachliche

Niveau, das der Prüfling realistischerweise erreichen kann

Unproduktiv: ein zu hohes fachliches / akademisches Niveau

Prüfungsdidaktik




Fazit

102



Fruchtbare Gesprächsführungsstrategie in mündlichen Prüfungen:

den Prüfling langsam – nach und nach – auf ein immer höheres Niveau führen





103



Voraussetzung für diese:

hohe fachliche Kompetenz

hohe Kommunikationsfähigkeit

hohe Empathiefähigkeit des Prüfers

Prüfungsdidaktik




Fazit

104

Gliederung







105



Psychologische Hintergründe:

• Bestreben des Prüfers, die Situation zu beherrschen • Herausstellung seiner Rolle als alleinige ernstzunehmende fachliche Autorität Prüfungsdidaktik




Fazit

unbedingt vermeiden

Quelle der Abbildung: http://just.blogsport.de/images/machtspiele.jpg

106

Gliederung







107

3.4.4 Schaffung von Angstfreiheit durch

den Prüfer


Angstfreiheit des Prüflings

Erbringung optimaler Leistungen

Vollständige Abrufung des persönlichen Leistungspotentials





! 108


den Prüfer


Schaffung von Angstfreiheit: keine Option, sondern eine





Obligation

109


den Prüfer


Mittel zur Schaffung von Angstfreiheit durch den Prüfer:

• Ruhiges und besonnenes Verhalten des Prüfers • Ruhe ausstrahlen





110


den Prüfer


Oberste Maxime für Prüfer:

der „ “ sein





Qulle der Abbildung:

http://www.photocase.de/stock-fotos/107161-stock-photo-weiss-meer-gruen-blau-stein-felsen.jpg

111


den Prüfer


Lob: wichtig am Anfang mündlicher Prüfungen Basis: die vorherigen Leistungen des Prüflings in Klassensituation und / oder Seminar





112


den Prüfer


Behutsame Korrekturen: Korrekturen immer behutsam und nachsichtig anbringen Korrektur als positive Sanktion: als Hilfe für den Prüfling, nicht als Kritik





113


den Prüfer


Schrittweise thematische Entwicklung des Prüfungsgesprächs

Verfolgen einer klaren inhaltlichen Linie (nicht thematisch „herumspringen“)





114

Gliederung







115

3.4.5 Konzeption mündlicher Prüfungen als

Gespräch


Optimalform mündlicher Prüfung als Gespräch Kein reines Frage-Antwort-Spiel!


http://www.sac.edu/StudentServices/InternationalStudents/Calendar%20of%20Events/questions-and-answers.jpg





116


Gespräch


Geeigneter Fragetyp:

die Transferfrage





117


Gespräch


Beispiel für eine Transferfrage:

„Bewerten Sie den Einfluss der

Textlinguistik auf die Entwicklung der

Linguistik allgemein.“





118


Gespräch


Vorteile von Transferfragen:

Hinausgehen über reines Buchwissen Bezeugung des tieferen Verständnisses von Sachzusammenhängen





119


Gespräch


Transferfragen inkludieren Fachwissen: höher einzuschätzen als reine Wissensfragen Transferfragen kaum bei brüchigem Faktenwissen zu behandeln





120


Gespräch


Transferwissen = Sachwissen + Reflexion des Prüflings + Reflexion des Prüfers + Kontext der Prüfungssituation





121


Gespräch


Daher:

Transferfragen = idealer Fragetyp für mündliche Prüfungen





122

Gliederung






5. Fazit


123

Gliederung



4.1 True-False-Statement

4.2 Multipe-Choice-Aufgaben

4.3 Detailfragen

4.4 Globalfragen

4.5 Zusammenfassung

124

Gliederung





4.3 Detailfragen

4.4 Globalfragen

4.5 Zusammenfassung

125







Variante 1

Die Linguistik ist eine reine Geisteswissenschaft. Wahr Falsch

126



Variante 1

Die Linguistik ist eine reine Geisteswissenschaft. Wahr Falsch Korrektur: ______________________________ ________________________________________





Vorteile Nachteile

127







• Einfache Erstellung der einzelnen Items

• Rasche Korrektur

• Klare Aufgabenstruktur für die Prüflinge

Vorteile Nachteile

128







• Kombination rezeptiver und produktiver

Elemente

• Möglichkeit der inhaltlichen Erfassung von

Global- und von Detailinformationen

Vorteile Nachteile

129







Vorhandensein lediglich binärer Auswahlmöglichkeiten

(aber relativiert, wenn inhaltliche Korrektur verlangt)

Vorteile Nachteile

130







Bewertung :

• Vorteile überwiegen

• Insgesamt ein wertvoller Aufgabentyp für

die Abprüfung von Verstehensleistungen

• Unbedingt mit einer Korrektur-Option verwenden

131

Gliederung





4.3 Detailfragen

4.4 Globalfragen

4.5 Zusammenfassung

132

4.2 Multiple-Choice-Aufgaben


Beispiel

Die Verwendung des Passivs hat Auswirkungen auf: (a) die Satzperspektive (b) die reine Satzbedeutung (c) die Textkonstitution (d) kein Satzelement Korrekte Antwort: (a) und (c)





Vorteile Nachteile

133







• Eine oder mehrere korrekte Lösungen möglich

• Relativ rasche Erstellung

• Rasche Korrektur

• Hoher Bekanntheitsgrad bei Prüflingen

Vorteile Nachteile

134







• Lediglich scheinbare Objektivität

• Problem der Plausibilität der Distraktoren

• Ausschließlich rezeptive Bearbeitung der Aufgaben

• Prüfungsleistung auf der Basis reiner Wiedererkennung

Vorteile Nachteile

135







• Möglichkeit der mechanischen Ankreuzung

• Möglichkeit der Verwirrung der Prüflinge

• Potentielle Ungleichwertigkeit der einzelnen Items in

Multiple-Choice-Tests

Vorteile Nachteile

136







Bewertung :

• Bei nur einer korrekten Lösung:

Grundsätzlich problematischer Aufgabentyp

• Bei multipler korrekter Lösung:

durchaus empfehlenswert

137

Gliederung





4.3 Detailfragen

4.4 Globalfragen

4.5 Zusammenfassung

138

4.3 Detailfragen






Beispiel (Linguistik):

„Was ist ein Phonem und was ist seine distinktive Funktion?“

Quelle der Abbildung: http://portal.uni-freiburg.de/sdd/fsbw/badischwb/bilder/wordle-linguistik.png

Vorteile Nachteile

139

4.3 Detailfragen






• Unmittelbares Verständnis des Aufgabentyps

• Anwendbarkeit auf alle denkbaren Informationstypen

• Produktives Prüfungsformat

• Abprüfung exakten Sachwissens

Vorteile Nachteile

140

4.3 Detailfragen






• Potentielle Willkür der abgeprüften Wissensdetails

• Numerische Begrenztheit der erfassbaren Fakten

(geringe Stoffabdeckung)

Vorteile Nachteile

141

4.3 Detailfragen






Bewertung :

• Detailfragen immer im Zusammenhang mit

Globalfragen verwenden

142

Gliederung





4.3 Detailfragen

4.4 Globalfragen

4.5 Zusammenfassung

143

4.4 Globalfragen






Beispiel (Linguistik):

„Beschreiben und analysieren Sie kurz die wichtigsten Entwicklungen der Linguistik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“

Vorteile Nachteile

144

4.4 Globalfragen






• Abprüfung eines allgemeinen thematischen

Überblicks über ein (Teil)Fach

• Abprüfbarkeit eines breiten Themenspektrums mit

Hilfe einer begrenzten Anzahl von Fragen

Vorteile Nachteile

145

4.4 Globalfragen






• Grenzziehung zwischen Global- und Detailfragen

sowie Zusammenfassungen nicht immer klar

• Glogalfragen immer mit Detailfragen verwenden

146

Gliederung





4.3 Detailfragen

4.4 Globalfragen

4.5 Zusammenfassung

147

4.5 Zusammenfassungen






Beispiel einer Aufgabenstellung zur Zusammenfassung

(Grundlage: wissenschaftlicher Text (Länge 1-2 Druckseiten):

„Verfassen Sie ein Abstract zu dem Ihnen vorliegenden Fachartikel über die Textfunktionen des Passivs im Französischen“

Vorteile Nachteile

148







• Holistischer Charakter des Aufgabentyps (Erfassung der großen Linien eines Themas in gesteuerter Form)

• Problemlose Erstellung der Arbeits-Instruktion

• Relativ hohe fachliche Relevanz

Vorteile Nachteile

149







• Aufwendige Korrektur

• Unmöglichkeit der eindeutigen Festlegung klarer

und objektivierbarer Bewertungskriterien

Vorteile Nachteile

150







Bewertung :

• Wissenschaftlich hochrelevanter Aufgabentyp

• Abprüfung der Abstraktionsfähigkeiten der

Studierenden auf der Basis gegebener

Informationen

• Zusätzliche (implizite) Abprüfung des Gesamt-

Fachwissens der Studierenden

151

Gliederung






5. Fazit

152

5. Fazit


Beschriebene Prüfungssituationen: von hochkomplexem Charakter Notwendig: hohe Flexibilität und eingehende Vorbereitung des Prüfers





Quelle der Abbildung: http://w ww.skill-guru.com/sat/wp-content/uploads/2011/02/sat-test-taking-tips-clipboard-checklist.gif

153

5. Fazit


Weiterhin notwendig:

hohe Sensibilität

Empathiefähigkeit

hohes fachliches Niveau





154

5. Fazit


Und nicht zuletzt:

Regelmäßige Lernbereitschaft

Beständiges Hinterfragen der eigenen Prüfertätigkeit

Informiertheit über Aufgabentypen und mögliche Aufgabenstellungen





155

Literatur


Tinnefeld, Thomas (2013): Dimensionen der Prüfungsdidaktik - Analysen und Reflexionen zur Leistungsbewertung in den modernen Fremdsprachen

(darin umfangreiche weitere Literatur enthalten)

Tinnefeld, Thomas (2002): Prüfungsdidaktik. Zur Fundierung einer neuen wissenschaftlichen Disziplin – am Beispiel der modernen Fremdsprachen. Aachen: Shaker 2002

Prof. Dr. Thomas Tinnefeld W3-Professur für Angewandte Sprachen

Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes


156

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