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Elisabeth Rauchenzauner Schlüsselereignisse in der Medienberichterstattung

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Elisabeth Rauchenzauner

Schlüsselereignisse in der Medienberichterstattung

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VS RESEARCH

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Elisabeth Rauchenzauner

Schlüsselereignissein der Medien-berichterstattung

VS RESEARCH

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1. Auflage 2008

Alle Rechte vorbehalten© VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008

Lektorat: Christina M.Brian / Ingrid Walther

Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media.www.vs-verlag.de

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Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, HeidelbergGedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem PapierPrinted in Germany

ISBN 978-3-531-15958-4

Bibliografische Information Der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Dissertation Universität Salzburg, 2006

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Vorwort

Diese Arbeit ist im Jahr 2006 als Dissertation an der Universität Salzburg/Fachbereich Kommunikationswissenschaft entstanden und wird in diesem Buchin überarbeiteter Form wiedergegeben.Im Zentrum steht hierbei die �Theorie der Schlüsselereignisse�, einer von

vielen Ansätzen, der sich mit der �Karriere von Themen in der Medienberichter-stattung� beschäftigt. Mittlerweile gibt bereits eine Reihe von theoretischenAspekten, welche die Karriere von Themen ins Zentrum stellen. Das liegt nichtzuletzt an der langen Forschungstradition, die dieses Themengebiet vorzuweisenhat. Bereits vor rund 100 Jahren wurde darüber nachgedacht, worauf es an-kommt, damit ein Thema (in den Medien) Karriere macht. Die Vielzahl der seit-her entwickelten Ansätze deutet darauf hin, dass auf dem Gebiet der Nachrich-tenselektion und der Karriere von Themen eigentlich keine Fragen mehr offensein dürften und das Themengebiet bereits ausführlich erforscht sein müsse.Gerade in Bezug auf die Theorie der Schlüsselereignisse sind jedoch einige Lü-cken festzustellen, die Raum und Potenzial für neue Überlegungen geben. Dieswar auch die Motivation dafür, diese Arbeit vorrangig der Theorie der Schlüssel-ereignisse zu widmen und einen Versuch zu unternehmen, die Theorie zu ergän-zen und weiterzuentwickeln.Ich hoffe, mit dieser Arbeit einen Beitrag für künftige Forschungen in diese

Richtung geleistet zu haben und möchte mich an dieser Stelle auch bei all jenenMenschen bedanken, die mich bei der Verwirklichung dieser Arbeit so tatkräftigunterstützt haben.

Salzburg, im Jänner 2008 Elisabeth Rauchenzauner

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 5

Abbildungsverzeichnis 15

I Einleitung 17

II Die Theorie der Schlüsselereignisse 211. Definition von Schlüsselereignissen 212. Zur Theorie der Schlüsselereignisse 213. Untersuchungen von Hans-Bernd Brosius und Peter Eps 223.1. Überlegungen zu Beginn der Untersuchung 223.2. Zur Untersuchung 22

4. Wie können Schlüsselereignisse die journalistischen Selektions-kriterien beeinflussen? 24

5. Zu den Folgen von Schlüsselereignissen 256. Die Bedeutung und der Einfluss von Leitmedien 267. Neue Überlegungen zur Theorie der Schlüsselereignisse 277.1. Differenzierte Sichtweise des Begriffes Schlüsselereignis 287.1.1. Medienspezifische Differenzierung 287.1.2. Journalismusspezifische Differenzierung 307.1.3. Genrespezifische Differenzierung 337.1.4. Länderspezifische Differenzierung 357.1.5. Kulturspezifische Differenzierung 36

7.2. Überlegungen zur Schaffung von Schlüsselbegriffen, -bildern,und -figuren im Zusammenhang mit Schlüsselereignissen 38

7.2.1. Überlegungen zur Schaffung von Schlüsselbegriffen 387.2.2. Überlegungen zur Schaffung von Schlüsselbildern 407.2.3. Überlegungen zur Schaffung von Schlüsselfiguren 417.2.4. Hypothesen 41

7.3. Kurzfristige oder langfristige Veränderungen in derBerichterstattung? 427.3.1. Hypothesen 44

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III Verschiedene Forschungsrichtungen und Aspekte zur Karrierevon Themen und deren Bedeutung für die Theorieder Schlüsselereignisse 45

1. Vorbemerkung 452. Die Nachrichtenwert-Theorie 452.1. Ursprung und Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie 46

2.1.1. Forschungstradition in den USA � Walter Lippmann 462.1.2. Forschungstradition in Europa � Einar Östgaard 462.1.3. Die Untersuchungen von Galtung und Ruge 482.1.4. Theoretische Neuorientierung durch Winfried Schulz 512.1.5. Wilke und Rosenberger: Input-Output-Analyse 532.1.6. Überlegungen von Hans Mathias Kepplinger 542.1.7. Untersuchung von Joachim Friedrich Staab 54

2.2. Brauchbare Elemente für die Theorie der Schlüsselereignisse 572.2.1. Je mehr Nachrichtenfaktoren, desto besser

� auch auf Schlüsselereignisse zutreffend? 572.2.2. Sonderstellung der Nachrichtenfaktoren �Negativität�

und �Positivität� 582.2.3. Hypothesen 60

3. Die Gatekeeping-Theorie 613.1. Begriffserklärung 613.2. Historische Entwicklung des Gatekeeping-Ansatzes 613.2.1. Anfänge durch Kurt Lewin 613.2.2. Untersuchungen durch David Manning White 61

3.3. Die drei wegweisenden Forschungsrichtungen 633.3.1. Individualistische Untersuchungen 633.3.2. Institutionale Untersuchungen 633.3.3. Kybernetische Untersuchungen 64

3.4. Die moderne Gatekeeperforschung: Integrative Untersuchungen 653.4.1. Erste Ebene der Selektion: Die Institutionen 653.4.2. Zweite Ebene der Selektion: Die Gruppe 663.4.3. Dritte Ebene der Selektion: Das Individuum 66

3.5. Brauchbare Elemente für die Theorie der Schlüsselereignisse 673.5.1. Filterfunktion des Gatekeepers bei Schlüsselereignissen

unerheblich? 673.5.2. Journalistische Selektionskriterien im Verlauf des

Schlüsselereignisses 683.5.3. Hypothese 69

4. News Bias-Forschung 694.1. Vorstellung der News Bias-Forschung 694.2. Ziele von News Bias 70

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4.3. Verschiedene Studien zur News Bias-Forschung 704.3.1. Die Studien von Roy E. Carter 704.3.2. Die Studien von Malcom W. Klein und Nathan MacCoby 714.3.3. Die Studien von Kerrick, Anderson und Swales 724.3.4. Die Studien von Ruth C. Flegel und Steven H. Chaffee 734.3.5. Die Studien von Noelle-Neumann und Kepplinger 744.3.6. Die Studien von Klaus Schönbach 74

4.4. Brauchbare Elemente für die Theorie der Schlüsselereignisse 755. Der Agenda-Setting-Ansatz 765.1. Begriffserklärung 765.2. Die Entwicklung des Agenda-Setting-Ansatzes 765.2.1. Anfänge durch Walter Lippmann und Bernhard C. Cohen 765.2.2. Die Chapel-Hill-Studie von McCombs und Shaw 77

5.3. Drei wesentliche Komponenten des Agenda-Setting-Prozesses 785.4. Wirkungsmodelle der Agenda-Setting-Forschung 785.5. Typologie des Agenda-Setting-Ansatzes 795.6. Intervenierende Variablen 795.6.1. Zeitrahmen 805.6.2. Medien 805.6.3. Themen 805.6.4. Mediennutzung 815.6.5. Orientierungsbedürfnis des Rezipienten 815.6.6. Interpersonelle Kommunikation 825.6.7. Umweltbedingungen 82

5.7. Verschiedene Modelle bei der Agenda-Setting-Forschung 825.8. Kritische Sichtweisen 825.9. Brauchbare Elemente für die Theorie der Schlüsselereignisse 84

6. Exkurs 1: Die Rolle von Nachrichtenagenturen 846.1. Brauchbare Elemente für die Theorie der Schlüsselereignisse 85

7. Exkurs 2: Die Karriere von Themen durch Public Relations 867.1. Brauchbare Elemente für die Theorie der Schlüsselereignisse 88

IV Empirische Untersuchungen 891. Untersuchungsgegenstand 892. Forschungsfragen und Hypothesen 89

V Schriftliche Befragung mittels Fragebogen 931. Der veröffentlichte Fragebogen 932. Die ausgewählten Medien im Überblick 972.1. Printmedien 972.2. Hörfunk 98

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2.3. TV 982.4. Sonstige 98

3. Die Auswertung der Fragebögen 993.1. Die Erfahrung der Journalisten mit Schlüsselereignissen 993.2. Die am häufigsten erwähnten Ereignisse 993.2.1. Die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA 1003.2.2. Der Fall der Berliner Mauer 1003.2.3. Bildung der ersten schwarz-blauen Regierung 2000 1013.2.4. Hermann Maiers Sturz und Sieg in Nagano/Japan 1013.2.5. Der Tsunami im Dezember 2004 1023.2.6. Der Tod von Lady Diana 1997 1023.2.7. Der EU-Beitritt Österreichs 1023.2.8. Die Einführung des Euro in Österreich 1033.2.9. Der Irakkrieg 2003 1033.2.10. Der Literaturnobelpreis an Elfriede Jelinek 103

3.3. Die Bedeutung von Nachrichtenfaktoren bei Schlüsselereignissen 1033.3.1. Große Tragweite des Ereignisses 1043.3.2. Sensationelles, spektakuläres Ereignis 1043.3.3. Einzigartiges Ereignis 1043.3.4. Neuer Sachverhalt 1053.3.5. Bedeutung und Relevanz des Ereignisses 1053.3.6. Hoher Grad an Überraschung 1053.3.7. Identifikation mit dem Ereignis 1053.3.8. Reichweite des Ereignisses 1063.3.9. Komplexität des Ereignisses 1063.3.10. Das Vorhandensein von Prominenz 1063.3.11. Die Beteiligung von Elite-Personen/Elite-Nationen 1063.3.12. Die Dauer des Ereignisses 106

3.4. Die Anzahl der Nachrichtenfaktoren im Zusammenhang mitSchlüsselereignissen 107

3.5. Die Bedeutung von Negativismus und Positivismus 1083.6. Die Rolle des Journalisten als Gatekeeper 1093.7. Veränderungen in der journ. Arbeit durch Schlüsselereignisse 1103.8. Bedeutung von Bildern im Zusammenhang mit

Schlüsselereignissen 1123.9. Bedeutung von Figuren im Zusammenhang mit

Schlüsselereignissen 1133.10. Bedeutung von Begriffen im Zusammenhang mit

Schlüsselereignissen 1143.11. Die Nachhaltigkeit von Schlüsselbegriffen und

Schlüsselfiguren 115

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VI Die Inhaltsanalyse 1171. Die Analyse 1171.1. Untersuchungsgegenstand 117

1.1.1. Untersuchung der vorhandenen Nachrichtenfaktoren 1181.1.2. Veränderungen durch Schlüsselereignisse 118

1.2. Das Analysemedium und das Analysematerial 1191.2.1. Zur Austria Presse Agentur (APA) 119

1.3. Kategorienbildung 1201.3.1. Kategorien zur Analyse d. vorhandenen Nachrichtenfaktoren 1201.3.2. Kategorien zur Analyse von Veränderungen durch

Schlüsselereignisse 1201.3.3. Kategorien zur Analyse von Schlüsselbegriffen und -figuren 120

1.4. Inhaltsanalytische Untersuchung der Nachrichtenfaktoren 1201.4.1. Die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA 1211.4.2. Der Fall der Berliner Mauer 1231.4.3. Bildung der ersten schwarz-blauen Regierung 2000 1251.4.4. Hermann Maiers Sturz und Sieg in Nagano/Japan 1261.4.5. Der Tsunami im Dezember 2004 1271.4.6. Der Tod von Lady Diana 1997 1291.4.7. Der EU-Beitritt Österreichs 1301.4.8. Die Einführung des Euro in Österreich 1311.4.9. Der Irakkrieg 2003 1331.4.10. Der Literaturnobelpreis an Elfriede Jelinek 1341.4.11. Erste Kurzanalyse 135

1.5. Veränderungen durch Schlüsselereignisse 1351.5.1. Das vermutete, neue Thema �Al Jazeera� 1371.5.2. Das vermutete, neue Thema �Al Qaida� 1381.5.3. Das vermutete, neue Thema �Anthrax� 1391.5.4. Das vermutete, neue Thema �Achse des Bösen� 1401.5.5. Das vermutete, neue Thema �Kampf gegen den Terror� 1411.5.6. Das vermutete, neue Thema �Osama Bin Laden� 1421.5.7. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema

�Gotteskrieger� 1431.5.8. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema �Islam� 1441.5.9. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema

�Islamismus� 1451.5.10. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema

�Kampf der Kulturen� 1461.5.11. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema

�Selbstmordanschläge/Selbstmordattentäter� 147

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1.5.12. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema�Taliban� 148

1.5.13. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema�Terroranschläge� 149

1.5.14. Vermutete, neue Sichtweise/Dimension zum Thema�Terrorismus� 150

1.5.15. Erste Kurzanalyse 1501.6. Analyse von Schlüsselbegriffen und -figuren 1511.6.1. Der Schlüsselbegriff �Ground Zero� 1531.6.2. Der Schlüsselbegriff �9/11� 1541.6.3. Der Schlüsselbegriff �Der 11. September� 1551.6.4. Die Schlüsselfigur �Osama Bin Laden� 1561.6.5. Erste Kurzanalyse 157

VII Expertenbefragung 1591. Vorbemerkung 1592. Die Analyse der Interviews 1592.1. Die Bedeutung von Nachrichtenfaktoren im Zusammenhang mit

Schlüsselereignissen 1592.2. Die Rolle des Negativismus 1602.3. Die Rolle des Journalisten im Zusammenhang

mit Schlüsselereignissen 1602.4. Die Bedeutung von Schlüsselbildern, -begriffen, und -figuren 1612.5. Die Veränderungen in der Berichterstattung 1622.6. Erste Kurzanalyse 163

VIII Gesamtanalyse, Überprüfung der Hypothesen undBeantwortung der Forschungsfragen 165

1. Vorbemerkung 1652. Die Bedeutung von Nachrichtenfaktoren 1652.1. Bewertung der Ergebnisse 1652.2. Überprüfung der Hypothese 1672.3. Beantwortung der Forschungsfrage 167

3. Negativismus bzw. Positivismus 1673.1. Bewertung der Ergebnisse 1673.2. Überprüfung der Hypothese 1683.3. Beantwortung der Forschungsfrage 168

4. Die Rolle des Journalisten als Gatekeeper 1684.1. Bewertung der Ergebnisse 1684.2. Überprüfung der Hypothese 1694.3. Beantwortung der Forschungsfrage 170

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5. Die Bedeutung von Schlüsselbegriffen, -bildern und -figuren 1705.1. Bewertung der Ergebnisse 1705.2. Überprüfung der Hypothesen 1715.3. Beantwortung der Forschungsfrage 172

6. Veränderungen durch Schlüsselereignisse 1726.1. Bewertung der Ergebnisse 1726.2. Überprüfung der Hypothesen 1736.3. Beantwortung der Forschungsfrage 174

IX Zusammenfassung 1751. Theoretische Gesichtspunkte 1752. Empirische Untersuchungen 1773. Resümee 178

Anmerkungen 181

Literaturverzeichnis 187

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Die erste Seite. Int. Schlagzeilen nach dem 11. 9. 2001, S. 29 32Abb. 2: Die erste Seite. Int. Schlagzeilen nach dem 11. 9. 2001, S. 30 32Abb. 3: Die erste Seite. Int. Schlagzeilen nach dem 11. 9. 2001, S. 59 34Abb. 4: Die erste Seite. Int. Schlagzeilen nach dem 11. 9. 2001, S. 62 34Abb. 5: www.picturedesk.com, Fall der Berliner Mauer 40Abb. 6: www.picturedesk.com, Flugzeug rast in World Trade Center 40Abb. 7: www.picturedesk.com, Osama Bin Laden 41Abb. 8: Gatekeeper-Modell nach McQuail und Windahl 62Abb. 9: Nachrichtenfaktoren im Zusammenhang mit Schlüsselereignissen 107Abb. 10: Die Bedeutung von Negativismus und Positivismus 108Abb. 11: Die Rolle des Journalisten als Gatekeeper 109Abb. 12: Veränderungen in der journalistischen Arbeit 110Abb. 13: Die Bedeutung von Bildern 112Abb. 14: Die Bedeutung von Figuren 113Abb. 15: Die Bedeutung von Begriffen 114Abb. 16: Die Nachhaltigkeit von Schlüsselbegriffen und �figuren 115Abb. 17: Das vermutete, neue Thema �Al Jazeera� 137Abb. 18: Das vermutete, neue Thema �Al Qaida� 138Abb. 19: Das vermutete, neue Thema �Anthrax� 139Abb. 20: Das vermutete, neue Thema �Achse des Bösen� 140Abb. 21: Das vermutete, neue Thema �Kampf gegen den Terror� 141Abb. 22: Das vermutete, neue Thema �Osama Bin Laden� 142Abb. 23: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Gotteskrieger� 143Abb. 24: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Islam� 144Abb. 25: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Islamismus� 145Abb. 26: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Kampf der Kulturen� 146Abb. 27: Vermutete, neue Sw./D. Selbstmordanschläge/-attentäter 147Abb. 28: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Taliban� 148Abb. 29: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Terroranschläge� 149Abb. 30: Vermutete, neue Sichtweise/Dimension �Terrorismus� 150Abb. 31: Der Schlüsselbegriff �Ground Zero� 153Abb. 32: Der Schlüsselbegriff �9/11� 154Abb. 32: Die Schlüsselfigur �9/11� 155Abb. 33: Die Schlüsselfigur �Der 11. September� 155Abb. 34: Die Schlüsselfigur �Osama Bin Laden� 156

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I Einleitung

Das Hauptaugenmerk dieses Buches soll auf die Theorie der Schlüsselereignisseund deren Weiterentwicklung gelegt werden. �Bei einem Schlüsselereignis han-delt sich um ein spektakuläres Ereignis, das die Aufmerksamkeit der Medien inbesonderem Maß auf sich zieht. Es muss dazu etwas Einzigartiges haben, sei es,dass es einen neuen Sachverhalt beinhaltet oder eine besonders große Tragweite� bei Unfällen also viele Tote, Verletzte oder große Schäden � besitzt.�1 Aus-gangspunkt dieser Theorie sind Veränderungen in der Medienberichterstattung,die sich nach diesem außergewöhnlichen Ereignis beobachten lassen. Einerseitsetablieren Schlüsselereignisse eine spezifische Sichtweise zu einem Thema,andererseits wecken sie im Journalismus und beim Publikum Aufmerksamkeitfür ein Thema und Interesse an neuen Informationen.Nach einer ausführlichen Aufarbeitung und Vorstellung der bisher veröffent-

lichten Beiträge zur Theorie der Schlüsselereignisse erfolgt der Versuch, diebisherigen theoretischen Ansätze nach verschiedenen Gesichtspunkten weiterzu-entwickeln. Bis heute existiert wenig Literatur, daher eignet sich dieses Themasehr gut, um weitere Forschungen zu betreiben und so die Theorie mit eigenenÜberlegungen anzureichern.Ein wesentlicher Punkt ist hierbei die Differenzierung des Begriffes �Schlüs-

selereignis�, die bis dato nicht oder nur am Rande vorgenommen wurde. Ledig-lich Patrick Rössler spricht in seinem Beitrag �Wenn in China ein Sack Reisumfällt� davon, dass lokale Schlüsselereignisse die Chance haben, zu einemglobalen Schlüsselereignis zu werden und nimmt somit eine Unterscheidung vonSchlüsselereignissen in lokaler bzw. globaler Hinsicht vor. Eine Differenzierungvon Schlüsselereignissen kann aber auch auf anderen Ebenen erfolgen, nicht nurländerspezifisch. Überlegungen, die hierzu angestellt werden sollen, betreffenmedienspezifische, journalismusspezifische, genrespezifische und kulturspezifi-sche Unterscheidungen von Schlüsselereignissen. Und auch Rösslers Ansatz zueiner länderspezifischen Ausdifferenzierung soll aufgegriffen werden. DieseUnterschiede sollen durch einige Fallstudien deutlich gemacht werden.In die Weiterentwicklung der Theorie soll auch die Frage einfließen, ob

Schlüsselereignisse nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Veränderun-gen in der Medienberichterstattung und bei den journalistischen Selektionskrite-rien hervorrufen können. Der Begriff �Schlüsselereignis� scheint auf den erstenBlick dahin zu gehen, dass das Ereignis eine langfristige Veränderung herbei-führt, sonst würde es dem Begriff wohl hinsichtlich seiner Außergewöhnlichkeit

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nicht Rechnung tragen. Dazu ist allerdings folgendes zu bemerken: Ein Schlüs-selereignis kann zwar langfristige Veränderungen herbeiführen, hier wird jedochvorrangig an politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Veränderungen alsKonsequenz aus dem Schlüsselereignis gedacht und weniger an langfristigejournalistische Veränderungen. Dies zeigt sich auch an den erwähnten Beispie-len aus den bisherigen Beiträgen, in denen in erster Linie kurzfristige journalisti-sche Veränderungen (Stichwort: vermehrte journalistische Wahrnehmung überähnliche Ereignisse nach dem Ereignis) angesprochen wurden. Kann ein Schlüs-selereignis aber auch langfristige journalistische Veränderungen herbeiführenund wenn ja, wie sehen diese aus?Ein wesentlicher Teil dieser Arbeit beschäftigt sich schließlich mit Überle-

gungen zur Schaffung von Schlüsselbegriffen, Schlüsselbildern und Schlüsselfi-guren. Auch sie sind bis dato eher unberücksichtigt geblieben. Welche Rollenehmen sie bei Schlüsselereignissen ein?Daneben soll in anderen Theorien und Forschungstraditionen zur �Karriere

von Themen� nach Ansätzen für die Theorie der Schlüsselereignisse gesuchtwerden. Folgende Ansätze der Nachrichtenselektion werden dabei herangezogen:

� die Nachrichtenwert-Theorie� die Gatekeeping-Forschung� der News Bias-Ansatz� die Agenda-Setting-Forschung

Zudem wird kurz auf die Rolle von Nachrichtenagenturen und auf den Ein-fluss von Public Relations im Zusammenhang mit Schlüsselereignissen einge-gangen. Zu bemerken ist hierbei, dass die Auswahl dieser Ansätze der Nachrich-tenselektion keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Nach einer Vorstellungdieser Aspekte sollen sie schließlich auf ihre Bedeutsamkeit im Zusammenhangmit der Theorie der Schlüsselereignisse und hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit füreine Weiterentwicklung und Ergänzung untersucht werden.Weiters sollen die theoretischen Überlegungen einer empirischen Überprü-

fung unterzogen werden. Zu diesem Zweck werden zunächst die Ergebnisse ei-ner schriftlichen Befragung von Journalisten aus den unterschiedlichsten Res-sorts der österreichischen Medienlandschaft präsentiert. Dabei steht die kritischeBeurteilung der eigenen, journalistischen Arbeit im Zusammenhang mit Schlüs-selereignissen im Vordergrund. Die Umfrageteilnehmer sollen anfänglich dieFrage beantworten, welche Schlüsselereignisse es ihrer Meinung nach in denletzten 20 Jahren gegeben hat, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn,und wie bzw. ob diese Ereignisse eine Veränderung in der (ihrer) Berichterstat-tung bewirkt haben.Eine weitere Frage wird sich mit den Eigenschaften befassen, die ein Ereignis

haben muss, um zu einem Schlüsselereignis zu werden. Was sind für die befrag-

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ten Journalisten die wesentlichsten Merkmale, die ein derartiges Ereignis auf-weisen muss?Auch der Aspekt der kurzfristigen bzw. langfristigen Veränderung durch

Schlüsselereignisse in der Medienberichterstattung soll in der Befragung aufge-griffen werden. Haben die von den Journalisten erwähnten Schlüsselereignisseeine Veränderung in ihrer Arbeit und in ihrem journalistischen Arbeitsfeld her-vorgerufen und wenn ja, war dies eine kurzfristige oder eine langfristige Verän-derung und wie sieht diese Veränderung ihrer Meinung nach aus?Schließlich soll in der Befragung auch auf die Rolle des Journalisten in der

Berichterstattung über Schlüsselereignisse und auf �Schlüsselbegriffe, Schlüs-selbilder und Schlüsselfiguren� eingegangen und danach gefragt werden, welcheBedeutung diese für die Befragten in Bezug auf Schlüsselereignisse einnehmen.Die Ergebnisse der Befragung werden schließlich anhand journalistischer

Produkte überprüft. Stimmen die Aussagen der befragten Journalisten (überwie-gende Mehrheit) damit überein, wie über Schlüsselereignisse berichtet wurde?Zu diesem Zweck soll eine inhaltsanalytische Untersuchung durchgeführt wer-den. Als Analyseeinheit dienen dabei Meldungen der Austria Presse Agentur.Zum Abschluss sollen mit einzelnen Autoren, die sich mit der Theorie der

Schlüsselereignisse bereits ausführlich befasst haben, Expertengespräche geführtwerden, die dazu dienen, die gewonnenen Ergebnisse aus der Untersuchung zubesprechen, eventuelle Divergenzen zwischen Befragung und Inhaltsanalysegenauer zu beleuchten und schließlich die Überlegungen zur Weiterentwicklungder Theorie stärken bzw. schwächen.

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II Die Theorie der Schlüsselereignisse

1. Definition von Schlüsselereignissen

In den meisten Berichten und Publikationen, in denen von �Schlüsselereignis-sen� die Rede ist, wird dieser Begriff selbsterklärend verwendet. Eine Definition,die an dieser Stelle den Begriff �Schlüsselereignis� sehr gut erklärt, ist jene vonWolfgang Leitner: �Es handelt sich um ein spektakuläres Ereignis, das die Auf-merksamkeit der Medien in besonderem Maß auf sich zieht. Es muss dazu etwasEinzigartiges haben, sei es, dass es einen neuen Sachverhalt beinhaltet oder einebesonders große Tragweite � bei Unfällen also viele Tote, Verletzte oder großeSchäden � besitzt.�2Besonderes Augenmerk soll an dieser Stelle darauf gelegt werden, dass es

sich generell um ein spektakuläres, außergewöhnliches Ereignis handelt. In denmeisten Publikationen und Untersuchungen werden hier jedoch lediglich Ereig-nisse in den Vordergrund gestellt, die einen hohen Grad an Negativität besitzen,wie beispielsweise Unfälle, Katastrophen, Anschläge, Terrorakte oder Morde. Daim Hinblick auf die Definition von Schlüsselereignissen jedoch von einem au-ßergewöhnlichen Ereignis gesprochen wird, könnte im theoretischen Sinne auchein positives Ereignis als Schlüsselereignis gesehen werden � Voraussetzung istdabei, dass es sich um ein einzigartiges Ereignis handelt, das einen neuen Sach-verhalt beinhaltet oder eine besonders große Tragweite hat. Auf die Problematik�Positivität vs. Negativität� wird später noch genauer eingegangen.

2. Zur Theorie der Schlüsselereignisse

Ausgangspunkt der Theorie der Schlüsselereignisse sind Veränderungen in derMedienberichterstattung, die sich nach einem außergewöhnlichen Ereignis beob-achten lassen. Einerseits etablieren Schlüsselereignisse eine spezifische Sicht-weise zu einem Thema, andererseits wecken sie im Journalismus und beim Pub-likum Aufmerksamkeit für ein Thema und Interesse an neuen Informationen.Des Weiteren ist zu bemerken, dass nicht nur das Schlüsselereignis selbst ins

Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, sondern oftmals auch eine veränderteWahrnehmung ähnlicher Ereignisse nach dem Schlüsselereignis zu erkennen ist.�So kommt es zu regelrechten Berichtswellen, die den Eindruck erwecken, glei-che Ereignisse würden sich häufen, obwohl dies tatsächlich nicht der Fall ist.�3

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3. Untersuchungen von Hans-Bernd Brosius und Peter Eps4

3.1. Überlegungen zu Beginn der Untersuchung

Hans-Bernd Brosius und Peter Eps veröffentlichten im Jahr 1993 einen Beitragin der Zeitschrift Rundfunk und Fernsehen, in dem sie der Frage nachgingen, obSchlüsselereignisse in der Lage sind, journalistische Selektionskriterien zu ver-ändern. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung war die Berichterstattung über An-schläge gegen Ausländer und Asylanten � konkret ging es dabei um die Aus-schreitungen in Hoyerswerda und Rostock sowie die Brandanschläge von Möllnund Solingen (Anm.: allesamt in Deutschland). Dabei wurden diese Ausschrei-tungen und Anschläge von den Autoren als Schlüsselereignisse bezeichnet. �An-schläge, die nach den jeweiligen Schlüsselereignissen berichtet werden, habeneine größere Publikumschance, wenn die Art des Anschlags, der Tatort und dieOpfer Ähnlichkeit mit dem Schlüsselereignis haben. Selektionskriterien sind so-mit weniger konstant, als in den meisten Theorien der Nachrichtenauswahl unter-stellt wird�5, so die These, die mit Hilfe des Framing-Ansatzes, einer speziellenForm der Inhaltsanalyse, untersucht werden sollte.�Beobachtet man die aktuelle Berichterstattung in den deutschen Medien,

finden sich zahlreiche Vermutungen dafür, dass die Selektions- und Bewertungs-kriterien der Journalisten weder auf einem allgemein verbindlichen Konsens be-ruhen, noch über einen Zeitraum hinweg stabil sind�6, so Brosius und Eps inihrem Beitrag. Als bestätigendes Beispiel dafür erwähnten sie, bevor sie konkretauf ihre Untersuchung eingingen, ein schweres Unglück eines Tanklastwagens inHerborn in Deutschland im Juli 1987. Dieses Schlüsselereignis sei ausschlagge-bend dafür gewesen, dass der Bezugsrahmen für die Berichterstattung neu ge-schaffen wurde, bzw. sich verändert hatte.7 �Nach dem Unglück reihten sich inden Medien ähnliche Unglücke zuhauf. Wenn man als Rezipient die Berichter-stattung beobachtet, kann man allerdings nicht feststellen, ob entsprechendeUnfälle tatsächlich häufiger passiert sind, ob die Medien aufgrund veränderterSelektionskriterien häufiger und intensiver über solche Unfälle berichten oder oblediglich die eigene Wahrnehmung für solche Unfälle geschärft wurde, sodassentsprechende Berichte eher wahrgenommen werden, obwohl sie gleich häufigvorkommen und gleich häufig berichtet werden.�8

3.2. Zur Untersuchung

Brosius und Eps kamen zu dem Ergebnis, dass ohne eine tatsächliche Häufungähnlicher Ereignisse in der Realität, eine vermehrte Berichterstattung zu beob-achten war. Sie untersuchten dabei die Veränderungen, die Schlüsselereignisseauslösen, indem sie die Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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und der Süddeutschen Zeitung über einen Zeitraum von drei Jahren analysierten.Als Schlüsselereignisse dienten dabei, wie bereits erwähnt, die Anschläge gegenAsylanten in Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen zwischen 1991 und1993.Interessant bei dieser Untersuchung ist zudem, dass nicht nur der Verlauf

nach einem Schlüsselereignis, sondern mehrere aufeinander folgende Schlüssel-ereignisse untersucht wurden. Während es sich bei den Ausschreitungen in Hoy-erswerda und Rostock um zeitlich eng beieinander liegende Ereignisse handelte,bei denen sich die Gewalt gegen Asylbewerber richtete und der Ort des Gesche-hens die neuen Bundesländer waren, fanden die Brandanschläge in Mölln undSolingen im Westteil Deutschlands statt und die Opfer waren türkische Gastar-beiterfamilien. Diese strukturellen Unterschiede beeinflussten auch die jeweilsdem Ereignis folgenden Berichtsphasen, obwohl sich anhand von statistischenDaten des Bundeskriminalamts nachweisen ließ, dass sich an der tatsächlichenKriminalitätslage nichts geändert hatte. So wurden nach Hoyerswerda und Ros-tock überwiegend ausländerfeindliche Übergriffe in Ostdeutschland thematisiert,deren Opfer überwiegend Asylbewerber waren. Nach Mölln und Solingen verla-gerte sich der Fokus dagegen auf Gewalttaten in Westdeutschland und als Opferwurden Ausländer und hierunter besonders solche türkischer Abstammung inden Vordergrund der Berichterstattung gestellt. Dies alles, obwohl sich mittelsstatistischer Daten des Bundeskriminalamts nachweisen ließ, dass der Anteil vonBrandanschlägen an allen Gewalttaten gegen Ausländer nahezu konstant blieb.Während durch die erste Studie (Schlüsselereignisse Hoyerswerda und Ros-

tock) nachgewiesen werden konnte, dass journalistische Selektionskriterien nichtstabil sind, sondern sich durch Schlüsselereignisse sehr wohl nachhaltig verän-dern können, ging die zweite Untersuchung (Schlüsselereignisse Solingen undMölln) der Frage nach, wie dauerhaft die Selektionskriterien bleiben, wenn übereinen längeren Zeitraum kein neues Schlüsselereignis auftritt. Erst zwei Jahrenach dem Anschlag in Solingen trat mit dem Brand eines Asylbewerberheims inLübeck wieder ein Schlüsselereignis ein. Es unterschied sich in bestimmtenPunkten von den vorangegangenen Ereignissen in Solingen und Mölln. So warendie Opfer diesmal Asylanten afrikanischer und asiatischer Herkunft, die Täter-frage ließ sich zudem nicht eindeutig klären. Im Gegensatz zur dichten Folge vonSchlüsselereignissen in den Jahren 1992 und 1993 veränderten sich die Selekti-onskriterien nicht so nachhaltig.Das Ergebnis der Studie von Brosius und Eps war, dass nach den Schlüssel-

ereignissen sowohl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als auch in der Süd-deutschen Zeitung die Zahl der Berichte über ähnliche Ereignisse mit fremden-feindlichem Hintergrund stark anstieg, obwohl es in der Realität nicht signifikanthäufiger zu solchen Ereignissen kam. Brosius und Eps sahen somit die These,dass Nachrichtenselektionskriterien konstant seien, als widerlegt an.