Extra-Ausgabe: Terminkorrektur · Naturschutz aktuell – Internationales Jahr der Wälder 2011...

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Lüneburge r Avifauna Brief 1/2012 2.1.2012 Keine zitierfähige Veröffentlichung Zusammengestellt von Frank Allmer Die Vogelkundliche Arbeitsgemeinschaft Lüneburg ist ein lockerer Zusammenschluss vogelkundlich Interessierter, die sich darum bemühen, das Vorkommen der Vögel im Landkreis Lüneburg zu erfassen. Sie arbeitet zusammen mit dem NABU Naturschutzbund Deutschland, Kreisgruppe Lüneburg und dem Naturwissenschaftlichen Verein für das Fürstentum Lüneburg. Neue Interessenten sind jederzeit willkommen. Auf regelmäßigen Treffen der Arbeitsgemeinschaft werden aktuelle vogelkundliche Themen besprochen. Mehrfach im Jahr erscheint der Lüneburger Avifaunabrief, der über bemerkenswerte Vogelbeobachtungen berichtet und Beobachtungshinweise gibt. Kontaktadressen: Frank Allmer, Am Springintgut 32, 21339 Lüneburg, 04131/31984, [email protected] Heinz Düllberg, Am Ziegeleiteich 8, 21337 Lüneburg, 04131/51369, [email protected] Christine Horn, Gänseweide 24, 21385 Amelinghausen, 04132/8531, [email protected] Jann Wübbenhorst, Sandfeld 3a, 21354 Bleckede, 05852/9519128, [email protected] NABU Lüneburg, Heiligengeiststr. 39-41, 21335 Lüneburg, ( 04131/402544, Fax.: 04131/761330, [email protected] - www.nabu-lueneburg.de Spendenkonto: 8507777100 Volksbank Lüneburger Heide eG. (BLZ 240 603 00) Extra-Ausgabe: Terminkorrektur Das nächste Treffen der Vogelkundlichen Arbeitsgemeinschaft findet zum hiermit korrigierten Termin im Museum Lüneburg, Wandrahmstr.10 am Donnerstag, den 12. Januar 2012, um 19:00 Uhr statt. Gäste sind herzlich willkommen! Geplante Themen: 1. Mitarbeit bei der bundesweiten Bruterfassung der Dohle, mit NABU/LBV-Präsentation zum Vogel 2012. 2. Mitarbeit bei der europaweiten Pfeifenten-Studie im Jan. 2012 (mehr dazu siehe unten). 3. Vorstellen von www.ornitho.de Alles Gute für 2012 mit Wünschen für bessere Aussichten als für diese beiden Birder:

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Lüneburger

AvifaunaBrief1/2012

2.1.2012Keine zitierfähigeVeröffentlichung

Zusammengestellt von Frank Allmer

Die Vogelkundliche Arbeitsgemeinschaft Lüneburg ist ein lockerer Zusammenschluss vogelkundlich Interessierter, die sich darum bemühen, das Vorkommen der Vögel im Landkreis Lüneburg zu erfassen. Sie arbeitet zusammen mit dem NABU Naturschutzbund Deutschland, Kreisgruppe Lüneburg und dem Naturwissenschaftlichen Verein für das Fürstentum Lüneburg. Neue Interessenten sind jederzeit willkommen. Auf regelmäßigen Treffen der Arbeitsgemeinschaft werden aktuelle vogelkundliche Themen besprochen. Mehrfach im Jahr erscheint der Lüneburger Avifaunabrief, der über bemerkenswerte Vogelbeobachtungen berichtet und Beobachtungshinweise gibt.Kontaktadressen:Frank Allmer, Am Springintgut 32, 21339 Lüneburg, 04131/31984, [email protected] Heinz Düllberg, Am Ziegeleiteich 8, 21337 Lüneburg, 04131/51369, [email protected] Christine Horn, Gänseweide 24, 21385 Amelinghausen, 04132/8531, [email protected] Wübbenhorst, Sandfeld 3a, 21354 Bleckede, 05852/9519128, [email protected] Lüneburg, Heiligengeiststr. 39-41, 21335 Lüneburg, ( 04131/402544, Fax.: 04131/761330, [email protected] - www.nabu-lueneburg.de

Spendenkonto: 8507777100 Volksbank Lüneburger Heide eG. (BLZ 240 603 00)

Extra-Ausgabe: TerminkorrekturDas nächste Treffen der Vogelkundlichen Arbeitsgemeinschaft

findet zum hiermit korrigierten Termin im Museum Lüneburg, Wandrahmstr.10am Donnerstag, den 12. Januar 2012, um 19:00 Uhr statt.

Gäste sind herzlich willkommen!Geplante Themen: 1. Mitarbeit bei der bundesweiten Bruterfassung der Dohle, mit NABU/LBV-Präsentation zum Vogel 2012.2. Mitarbeit bei der europaweiten Pfeifenten-Studie im Jan. 2012 (mehr dazu siehe unten).3. Vorstellen von www.ornitho.de

Alles Gute für 2012 mit Wünschen für bessere Aussichten als für diese beiden Birder:

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 2 -

Inhalt dieses Avifaunabriefes: aktualisierte Vortragstermine ## Europaweite Pfeifenten-Studie ## 1936 - Vom Zuge der Saatkrähen ## Amselsterben 2011 ##Die Rubrik „Bemerkenswerte Beobachtungen“ kommt wie angekündigt erst wieder in der Aprilausgabe. Ich danke aber den Beobachtern, die bereits jetzt Meldungen eingereicht haben - von Nilgänsen, Kornweihen, Raufußbussarden, Wanderfalke, Eisvogel, Raubwürger bis zu Berghänflingen. Eine kleine Fotoauswahl von Jann Wübbenhorst dazu gibt es bereits am Ende dieses Avifaunabriefes.

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 22. März 2012

Termine der Vogelkundlichen TreffenBitte schon jetzt vormerken: Die Treffen der Vogelkundlichen Arbeitsgemeinschaft sind im Jahr 2012 für den 8. März, 10. Mai, 13. September und 8. November vorgesehen, jeweils um 19:00 Uhr im Museum Lüneburg Wandrahmstraße 10.

„Stunde der Wintervögel“Beobachtungszeitraum: Eine Stunde zu einer beliebigen Zeit vom 6. bis 8. Januar 2012. Zählhilfen unter www.stundederwintervoegel.de (diese Internetseite ist zurzeit noch nicht für 2012 aktualisiert - also noch etwas warten). Die Ergebnisse bitte nicht nur an die Zentrale des Bundes-NABU melden, sondern bitte auch in einer Zweitfassung an unsere Vogelkundliche Arbeitsgemeinschaft, E-Mail: [email protected]

Studienfahrten des Naturwissenschaftlichen Vereins im Jahr 2012 mit vogelkundlichen Aspekten

09. Mai: Hamburger Hallig im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Leitung Frank Allmer.17. bis 19. Juni: Zum Lummenfelsen und Robbenstrand nach Helgoland. Leitung: Dr. Christoph Hinkelmann.07. Juli: Biosphärenreservat Schaalsee. Leitung: Prof. Johannes Prüter.Ausführliche Fahrtenbeschreibungen mit Preisangaben sind ab Anfang Januar auf Nachfrage an der Kasse des Ostpreußischen Landesmuseums erhältlich (Öffungszeiten: Di. bis So, 10:00-18:00 Uhr).Buchung: Dienstag, 7.2.2012, 11:00-16:00, Ostpreußisches Landesmuseum, Ritterstr. 10, Lüneburg.

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 3 -

Naturschutz aktuell – Internationales Jahr der Wälder 2011Öffentliche Ringvorlesung im Wintersemester 2011/12

Die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz und die Leuphana Universität Lüneburg laden zur kostenlosen Ringvorlesung für jedermann ein, Anmeldung ist nicht erforderlich.Namhafte Referentinnen und Referenten berichten dabei über aktuelle Themen aus ihrem jeweiligen Arbeitsgebiet. Als Teilnehmende haben Sie so die Gelegenheit, sich aus erster Hand über neue Entwicklungen zum Thema „Wald und Naturschutz“ zu informieren.

Termine: bis 02.02.2012, jeweils donnerstags von 18.15 bis 19.45 Uhr, Leuphana Universität Lüneburg, Universitätscampus, Raum HS 5, Scharnhorststraße 1, 21335 Lüneburg05.01.2012 Streifzüge durch die Geschichte des NaturschutzesProf. em. Dr. Ulf Amelung, Leuphana Universität Lüneburg12.01.2012 Insect herbivory in Nothofagus forests of Patagonia (Argentina): possible influence of climate change, Dr. Lucas Alejandro Garibaldi, Facultad de Agronomía, Universidad de Buenos Aires.19.01.2012 Der Wert des Waldes – Methoden und Resultate ökonomischer BewertungsstudienPD Dr. Roland Olschewski, Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Schweiz).26.01.2012 Naturschutz und Forstwirtschaft: Nutzungskonflikte und ihre Steuerung durch Bewertung von WaldÖkosystemdienstleistungen Dr. Peter Elsasser, Inst. f. Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft, HH.02.02.2012 Naturschutzziele und ihre Umsetzung im Wald, Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Berlin.

Natur-Vorträge 2012 von NWV und NABU immer um 19:30 Uhrim Heinrich-Heine-Haus, Am Ochsenmarkt 1, Lüneburg

11. Januar: Wolfshunde - vom Wolf zum Hund. Christian Berge.17. Januar: Cornwall - Land der Gärten, Hecken und Steilküsten. Rüdiger Wohlers.07. Februar: Insel Flatey - ein Stück altes Island. Regina und Frank Allmer.

DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) bittet um Mitarbeit:Studie zur Alters- / Geschlechterverteilung bei der Pfeifente

Anmerkung für Beobachter im Raum Lüneburg: Wer nicht bei www.ornitho.de eingeben möchte, kann mir gern seine ausführlichen Pfeifentenbeobachtungen vom 11. bis 25. Januar 2012 formlos zuschicken. Ich kann die Meldungen dann bei ornitho.de eingeben, selbstverständlich mit Nennung des Beobachters. Meldungen bitte an E-Mail: [email protected]

Bei vielen Entenarten ziehen die Weibchen weiter nach Süden als die Männchen. Dadurch kommt es zu räumlichen Unterschieden im Geschlechterverhältnis in überwinternden Trupps. Zudem deuten Daten aus Frankreich darauf hin, dass bei Pfeifenten Jungvögel weiter ziehen als Altvögel.Folgende Hypothesen werden hierfür diskutiert:1. Die kleineren Weibchen sind schlechter an raue Wetterlagen angepasst und weichen daherweiter nach Süden aus.2. Die Männchen überwintern möglichst nahe an den Brutgebieten, um möglichst frühzeitigzurückkehren und somit die besten Brutplätze besetzen zu können.3. Die Dominanz der Männchen gegenüber den Weibchen bei der Nahrungsaufnahme zwingtletztere zum Ausweichen in südlichere Gebiete.Vorläufige Untersuchungsergebnisse des Geschlechterverhältnisses in Tafelenten-Trupps stützen die Dominanz-Hypothese, allerdings wurde die Verteilung der Altersklassen und Geschlechter beianderen Entenarten bisher noch nicht großräumig untersucht. Für die Pfeifente soll das nun in einer europaweiten Studie von Tony Fox und Carl Mitchell (Universität Aarhus) näher untersucht werden, die wir gerne unterstützen.

Wir möchten Sie daher bitten im Januar 2012, vorrangig vom 11. bis 25. Januar (um den Effekt von Zugbewegungen zu minimieren), soweit möglich Alters- und Geschlechterverhältnisse von Pfeifenten zu notieren und in ornitho.de einzutragen. Bei großen Trupps sind auch Stichproben sehr willkommen. Melden Sie dann bitte unter „Anzahl“ den gesamten Trupp und bei den

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 4 -Detailangaben die nach Alter- / Geschlecht differenzierten Individuen. Neben den Standardangaben ist vor allem das Rasthabitat von Interesse. Bitte melden Sie alle Daten punktgenau, d.h. als „Beobachtung mit exakter Lokalisierung“. Wenn Sie in einem größeren Trupp eine stichprobenartige Auszählung vornehmen, dann gehen Sie am besten „Vogel für Vogel“ vor und ordnen jedem Vogel eine der folgenden fünf Kategorien zu (z.B. mit Hilfe einer Strichliste in einer kleinen Tabelle im Notizbuch):

adultes Männchen (Abb. 1)junges Männchen( Abb. 2). Bitte beachten: Jungvögel sind ab Januar als 2. KJ einzutragen!Männchen, Alter unbestimmtWeibchen (Abb. 3; eine Altersdifferenzierung ist hier nicht möglich)Unbestimmt (z.B. mausernde Vögel, bei denen das Geschlecht nicht sicher bestimmt werden

konnte). Bitte beachten: Unbestimmt können Sie nicht in ornitho eintragen. Bitte weisen Sie auf dieAnzahl Unbestimmter in den Bemerkungen hin.Bitte wählen Sie Stichproben aus allen Teilen des Trupps (also z.B. nicht nur Vögel am Randdes Trupps). Es sollte auch immer die Gesamtzahl eines Trupps (bei großen Trupps reicht eineSchätzung) registriert werden, um einen möglichen Effekt von Truppgrößen auf das Alters- undGeschlechterverhältnis feststellen zu können.Wichtig: Vermeiden Sie Doppelzählungen! Wird z.B. ein grasender Trupp gestört und fliegt zurück ins Wasser, beginnen Sie bitte von vorne oder nehmen Sie nur die bis dahin ausgezählten Vögel. Werden mehrere klar von einander abgrenzbare Trupps ausgezählt, sollten die Ergebnisse für jeden einzelnen Trupp getrennt notiert und diese separat (punktgenau) in ornitho eingetragen werden. So lässt sich abschätzen, wie sich die Verhältnisse verschiedener Trupps in einem Gebiet unterscheiden.

Sobald Ergebnisse vorliegen, werden wir hier darüber berichten.Vielen Dank für Ihre Unterstützung sagt im Namen von Tony Fox und Carl Mitchelldas Team von ornitho.de

Alters- und Geschlechtsbestimmung bei Pfeifenten

Abb. 1: Adultes Männchen mit leuchtend weißem Vorderflügel.

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 5 -

Abb. 2: Junges Männchen mit grau-braunem Vorderflügel.

Abb. 3: Weibchen.

Vor 75 Jahren (27. November 1936)

Ein Kapitel Vogelkunde - Neues vom Zuge der Saatkrähen(von Heinz Georg Düllberg email: [email protected])

Am 27. November 1936 veröffentlichte der Biologe Walter ERNSTING in den Lüneburgschen Anzeigen, dem Vorgänger der heutigen Landeszeitung, einen umfangreichen Artikel über den Zug der Saatkrähen. Grundlage für die Erforschung des Saatkrähenzuges war u. a. die Beringung von

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 6 -Jungvögeln, die in einer Brutkolonie mit schwankendem Bestand von 1000 bis 2000 Nestern in Strachau (Elbe) im heutigen Amt Neuhaus durchgeführt wurde. Zwischen 1930 und 1932 wurden mit finanzieller und technischer Unterstützung der Vogelwarten Rossitten und Helgoland über 800 Tiere beringt. Für die schwierigen Arbeiten mit Seil und Steigeisen in hohen Pappeln und Eichen stellten sich damals etwa 20 Sekundaner und Primaner des Lüneburger Johanneums zur Verfügung. Nach erster Auswertung der Wiederfunde und Rückmeldungen schreibt ERNSTING: „Das bisherige Ergebnis dieser Arbeit ist bereits jetzt schön abgerundet, und da vor allem die damaligen unermüdlichen Helfer an dem Erfolg der Arbeit interessiert sein werden, möchte ich ihnen durch die Heimatzeitung darüber berichten.“Auf ERNSTINGS Forschungsarbeiten über die Zugverhältnisse der Saatkrähen stützt sich auch der bekannte Ornithologe Günter Niethammer in seinem 1938 erschienenen „Handbuch der deutschen Vogelkunde“. In Strachau beringte Saatkrähen wurden zwischen Oktober und März in Nordwestdeutschland, den Niederlanden, Belgien und Nordfrankreich angetroffen, in den Monaten November bis Anfang März auch in Südostengland. Dabei wird die offene Nordsee nur in Ausnahmefällen überflogen. Sonst findet der Überflug nach und von England nur am Kanal von Calais und Dover statt. Der Rückflug scheint bei den älteren Tieren früher einzusetzen als bei den Jungvögeln. Bis Ende März sind bereits fast alle Altvögel wieder in der Nähe des Brutortes anzutreffen.

Die Saatkrähe (Corvus frugilegus) LINNAEUS, 1758 ist eine Vogelart aus der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Im Raum Lüneburg kommen neben der Saatkrähe noch folgende verwandte Arten vor: Rabenkrähe (Corvus corone), Nebelkrähe (Corvus cornix), Dohle (Corvus monedula), Kolkrabe (Corvus corax), Eichelhäher (Garrulus glandarius) und Elster (Pica pica).Die Saatkrähe ist – wie alle Rabenvögel – Nahrungs-Opportunist und ernährt sich etwa zu gleichen Anteilen von pflanzlicher und tierischer Nahrung. Ihre Hauptnahrung bilden Wirbellose und Sämereien. Regenwürmer, bodenbewohnende Insekten und deren Larven werden besonders gerne gefressen, aber auch Mäuse. An pflanzlicher Nahrung spielen vor allem Getreidekörner eine wichtige Rolle, zeitweise auch fleischige Früchte. Durch soziale Nahrungssuche kommt es zu vorübergehenden Konzentrationen auf lokal ergiebige Nahrungsangebote wie zum Beispiel Saatgut.Als vermeintlicher Verursacher bedeutender landwirtschaftlicher Schäden sind Saatkrähen immer wieder massiven Vernichtungsaktionen ausgesetzt, wenngleich neben der Getreidesaat auch viele Schädlinge wie Insekten und Mäuse auf ihrem Speiseplan stehen. Die gezielte Verfolgung durch den Menschen durch Abschuss, Vergiftung, Vernichtung von Nestern und Gelegen, Fällen der Horstbäume etc. hat ihrem Bestand gebietsweise stark zugesetzt. Darüber hinaus stellen Lebensraumzerstörungen wie die Vernichtung von Auwäldern und die Verringerung des Nahrungsangebots, zum Beispiel durch Biozideinsatz und Saatgutbeize, weitere Gefährdungsfaktoren dar.Die wichtigste Schutzmaßnahme zur Erhaltung natürlicher Saatkrähenbestände ist die Aufklärung der Bevölkerung, um die massive Verfolgung durch den Menschen zu stoppen. Darüber hinaus sollten strukturreiche, extensiv genutzte Kulturlandschaften mit großem Insektenreichtum erhalten und der Einsatz von Düngemitteln, Bioziden und Beizmitteln eingeschränkt werden. (vgl. auch: Naturschutzbund Deutschland - NABU, Die Saatkrähe, Vogel des Jahres 1986).Deutschlands wohl bekanntester Landwirt, Jäger und Ornithologe, Johann Friedrich Naumann, schreibt über die Auswüchse der Saatkrähenverfolgung in seiner „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands (1820-1844)“ folgendes: „Die Beine oder Fänge löset in hiesigen Gegenden (Anm.: Herzogtum Anhalt-Köthen) die Obrigkeit den Jägern das Paar zu 6 Pfennigen aus; allein, man würde besser thun, wenn man dieses Geld zu gemeinnützigen Anstalten und andern nothwendigen Dingen anwendete. Es ist wahrhaft ungerechtes Schießgeld, und das häufige Wegschießen derselben ist von noch nachtheiligern Folgen, als die Lieferungen der Sperlingsköpfe in manchen Ländern.“Aber auch im Lüneburger Raum wurden Rabenvögel gnadenlos verfolgt und bejagt. E. Reinstorf berichtet in seiner „Elbmarschkultur zwischen Bleckede und Winsen an der Luhe, Harburg-Wilhelmsburg 1929: „Von 1743 an hatte fast 100 Jahre hindurch jeder Höfner jährlich 10 Sperlings-, 5 Krähen- und 5 Elsternköpfe zu liefern, oder für einen Krähen- und Elsternkopf 4 Ggr. und für einen Spatzenkopf 4 Pfennig zu zahlen.“

Walter ERNSTING, der am 21. Juli 1910 als Sohn eines Prokuristen in Lüneburg geboren wurde, lernte schon während seiner Schulzeit bei einem Präparator das Ausstopfen von Vögeln und wurde als Gehilfe von seinem Biologielehrer schon früh in den Aufgabenbereich der

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 7 -Naturdenkmalpflege im Reg.-Bezirk Lüneburg eingeführt. Nach dem Abitur begann er 1932 in Göttingen das Biologiestudium, welches er erst nach dem 2. Weltkrieg und russischer Gefangenschaft 1952 in Hamburg mit der Diplomprüfung abschließen konnte. Während seines Studiums war ERNSTING auch Mitarbeiter an der Vogelwarte Rossitten (1937) und am Landesmuseum Hannover (1938). Seit 1953 hatte er eine Planstelle an der Bundesanstalt für Vegetationskartierung in Stolzenau/Weser und seit 1964 an der Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege in Bad Godeberg. Walter ERNSTING starb am 10. April 1965 in Bruchhausen bei Honnef (vgl. auch: Ludwig Gebhardt, Die Ornithologen Mitteleuropas, Teil 4, Seiten 18-19).

Was ist dran am Amselsterben?Ein mögliches Amselsterben beunruhigte im Spätsommer die Naturfreunde in Deutschland. Auch beim NABU Lüneburg gingen mehrere besorgte Anfragen ein. Tatsächlich sind im Rhein-Neckar-Raum bei Heidelberg und Mannheim in diesem Sommer etwa 70 Amseln, einige Singdrosseln und Rotkehlchen tot aufgefunden worden, bei denen der tropische Usutu-Virus festgestellt wurde. An anderen Orten in Deutschland wurde aber kein ungewöhnliches Amselsterben dokumentiert. Eine Reihe von Indizien schließt mittlerweile die Beweiskette für einen Ausbruch von Usutu-Viren: Bereits 2009 und 2010 gelang in Stechmücken in Weinheim der Nachweis von Usutu-Viren. Mit dem Stich können Mücken die Viren auf Vögel übertragen. Da unsere Vogelwelt noch keinen Kontakt mit diesem Erreger hatte und keine Immunität aufbauen konnte, kommt es zu Erkrankungen und Todesfällen. Am 13. September 2011 teilte das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg den Erstnachweis einer mit Usutu-Viren infizierten Amsel aus Birkenau (badisch-hessische Grenze) mit. Inzwischen wurde eine Reihe weiterer Amseln positiv auf Usutu-Viren getestet.

Usutu-Viren wurden erstmals in den 1990er Jahren in Südafrika festgestellt. Zu Ausbrüchen kam es im letzten Jahrzehnt in Österreich, Ungarn, Schweiz, Italien und Spanien. Wie das Usutu-Virus nach Mitteleuropa und jetzt in den Rhein-Neckar-Raum gelangte, ist unklar. Es besteht aber keinerlei Zusammenhang mit dem Vogelzug, weder mit dem Zeitpunkt des Auftretens, noch mit den betroffenen Vogelarten, die in der in Fragen kommenden Zeit nicht wandern. Von Usutu-Viren betroffene Vögel erkranken mit entzündlichen Veränderungen von Nervensystem, Leber, Milz und Herzmuskel. Sie zeigen auffällige Verhaltensänderungen wie Apathie und fehlendes Fluchtverhalten, torkelnd-schwankende Bewegungen und ein zerzaustes Gefieder. Wie viele Vögel Opfer eines Virenausbruches werden, ist nur schwer abzuschätzen, da die meisten toten Vögel nicht beobachtet oder gefunden werden. In Wien hat man infolge des Usutu-Ausbruches Bestandsrückgänge im Winter und zur Brutzeit zwischen 58 und 94 % festgestellt.Bisherige Ausbrüche verliefen über mehrere Jahre, wobei die Zahl betroffener Vögel nach einer ersten Spitze deutlich abnahm und in wenigen Jahren eine zunehmende Immunität der Vögel gegenüber den Viren feststellbar war. Vermutlich werden sich die Bestände auch im Rhein-Neckar-Raum nach und nach auch durch Zuwanderung aus nicht betroffenen Nachbarregionen wieder erholen. Stechmücken übertragen mit ihren Stichen Usutu-Viren auch auf Menschen. Bislang liegen nur wenige Berichte von schweren Verläufen vor, bei denen meistens ältere oder immungeschwächte Patienten betroffen waren. Infektionen gehen mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Hautausschlägen und im schlimmsten Fall mit Gehirn- und Leberentzündungen einher. Schutzimpfungen stehen derzeit nicht zur Verfügung. Empfehlenswert sind sicherlich der Schutz vor Mückenstichen während der Sommermonate (geschlossene Kleidung, Abwehrstoffe auftragen, Moskitonetz) und der umsichtige Umgang mit lebenden und toten Wildvögeln (Kontakte meiden, Handschuhe tragen, Hände waschen und desinfizieren).

Erschwert wurde die Beurteilung der Situation in diesem Sommer durch die normale Amsel-Biologie: Im Jahreslauf machen Amseln im August und Anfang September Sommerpause, das heißt, sie leben aus mehreren Gründen zurückgezogen und sind nur selten zu beobachten. Während sie das ganze Jahr präsent sind, sind sie plötzlich wochenlang von der Bildfläche nahezu verschwunden. Die Singvögel reduzieren in dieser Zeit auffallend deutlich ihre Aktivitäten. Die Brutzeit endet im Juli und das Revierverhalten nimmt ab. Der Gesang verstummt weitgehend.

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 8 -Außerdem mausern in diesen Wochen nahezu alle Altvögel – und das am liebsten verborgen und zurückgezogen.

Frank Allmer (Quellen: Mitteilung des Bernhard-Nocht-Institutes, Hamburg, vom 16.9.11, Biologie in unserer Zeit, Heft 6/2011 S. 358).

Bemerkenswerte Beobachtungen wieder in der Aprilausgabe des Avifaunabriefes.

Ausgewertet werden Einzelmeldungen, www.nabu-lueneburg.de (erfasst von H.Düllberg), www.naturgucker.de (erfasst von J. Wübbenhorst). www.ornitho.de (Frank Allmer). Wer sicher sein möchte, dass seine Beobachtungen für diese Rubrik geprüft werden, sollte sie immer direkt melden an E-Mail: [email protected] oder schriftlich an den NABU Lüneburg. Die Auswertung der an Christine Horn geschickten Excell-Tabellen kann aus Zeitgründen nicht mehr wie früher erfolgen, so dass möglicherweise einige interessante Meldungen unter den Tisch fallen!

Für Melder bei ornritho.de: Bitte melden Sie alle Daten punktgenau, d.h. als „Beobachtung mit exakter Lokalisierung“.

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 22.März 2012

Belegfotos von Jann Wübbenhorst

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 9 -

Raufußbussarde in der Elbtalaue

1. Männchen ad., Am Heerweg, Neu Bleckede, 20.12.2011

2. Männchen 2. KJ, Grünland S Pinnau, 29.12.2011

3. Männchen 2. KJ, Grünland W Gülstorfer See, 19.12.2011

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Lüneburger Avifaunabrief 1/2012 - 10 -

Wanderfalke, juv., S Haar, 12.12.2011