Frauen in Führungspositionen: An der Spitze ist die Luft...

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Kurzbericht IAB In aller Kürze Autor/in Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit Frauen in Führungspositionen An der Spitze ist die Luft dünn Die Leitung eines Betriebes ist in Deutschland immer noch männliches Terrain – Im öffentlichen Dienst und in Klein- betrieben sind „Führungsfrauen“ etwas häufiger anzutreffen In den obersten Führungsetagen von Großbetrieben haben Frauen Seltenheits- wert. Dafür ist ihre Präsenz in der Leitung von Kleinbetrieben deutlich größer. Auch in der zweiten Führungsebene von Betrieben unterschiedlicher Größe und Branche sind sie durchgängig stärker vertreten als in der ersten Ebene. Dies zeigt die IAB-Führungskräftestudie für das Jahr 2004. An der repräsenta- tiven Erhebung waren deutschlandweit fast 16.000 Betriebe beteiligt. Frauen in Führungsetagen Fast die Hälfte aller Beschäftigten in deutschen Betrieben der Privatwirtschaft – etwa 45 Prozent – sind Frauen. 1 In der obersten Führungsebene (zur Defini- tion vgl. Kasten auf Seite 4) haben sie allerdings durchschnittlich nur rund ein Viertel der Positionen inne. Weitaus öf- ter sind weibliche Manager eine Ebene unter der Geschäftsleitung anzutreffen: In dieser zweiten Führungsebene sind Frauen mit einem Anteil von 41 Prozent vertreten. Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass in den neuen Bundesländern der Frauen- anteil in der ersten Führungsebene mit knapp 30 Prozent höher ist als in den alten (3 %). Einerseits liegt dieser Un- terschied an der Dominanz der kleineren Betriebe, wo Frauen häufiger als Leite- rinnen tätig sind. Andererseits kann der Effekt auf eine geschichtlich bedingte, höhere Erwerbsorientierung der Frauen zurückgeführt werden, die auch fünfzehn Jahre nach der Wiedervereinigung noch ausgeprägt ist. In der Ebene darunter ver- schwinden diese Unterschiede zwischen Ost und West jedoch fast gänzlich: Hier steht ein Frauenanteil von 4 Prozent im Westen einem Anteil von 41 Prozent im Osten gegenüber. Betrachtet man nicht die Frauenanteile in den Betrieben, sondern die Vertei- lung der Betriebe mit unterschiedlichen Frauenanteilen in Führungspositionen, so zeigt sich, dass nur in rund 30 Prozent der Betriebe im gesamten Bundesgebiet Frauen in der obersten Führungsebene zu finden sind. Dabei leiten Frauen 20 Pro- zent der Betriebe allein und bei knapp 10 Prozent stehen gemischte Teams an der Spitze. Etwa 70 Prozent der deutschen Betriebe werden also ausschließlich von Männern geführt. Bei 55 Prozent aller Betriebe sind Frauen in der zweiten Führungsebene anzutreffen. Während der Frauenanteil an allen Be- schäftigten mit steigender Betriebsgröße nur leicht abnimmt, schrumpft er in der oberen Führungsebene von 6 Prozent in Kleinstbetrieben auf 4 Prozent in Groß- Doris Brader Julia Lewerenz Ausgabe Nr. 2 / 24.2.2006 In der obersten Leitungsebene von Betrieben ist nur jede vierte Führungskraft eine Frau. Dies ergab eine repräsentative Befra- gung von fast 16.000 Betrieben in Deutschland. In der zweiten Führungsebene liegt der Frauenanteil bereits über 40 Prozent. Das entspricht beina- he dem durchschnittlichen Anteil an allen Beschäftigten. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede nach Betriebsgröße, Branche und Sektor: – So werden kleine Betriebe häu- figer von Frauen geführt als große. In der ersten Führungsebene von Großbetrieben liegt der Frauenan- teil gerade mal bei 4 Prozent. – Weibliche Chefs sind vorwie- gend in Betrieben des Gesund- heits- und Sozialwesens sowie im Bereich der privaten Dienstlei- stungen anzutreffen. – Frauen leiten eher Betriebe des öffentlichen Dienstes als privat- wirtschaftliche. In der zweiten Führungsebene gibt es zwischen den Sektoren kaum noch Unter- schiede. Mit Maßnahmen zur Vereinbar- keit von Beruf und Familie könn- ten die Karrierechancen von Frau- en maßgeblich verbessert wer- den. Familiengerechte Arbeitsbe- dingungen in den Betrieben und bessere Möglichkeiten der Kinder- betreuung sind hierfür nur zwei Beispiele. Frauen in Führungsetagen der Privatwirtschaft 1 Der vollständige Bericht, der weitere betriebliche und individuelle Merkmale analysiert, erscheint vo- raussichtlich im Frühjahr 006 unter www.iab.de. 2 Werden Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Be- schäftigten aus der Betrachtung ausgeschlossen, so findet man niedrigere Anteile vor: 42 % Frauen unter den Beschäftigten, 3 % in der zweiten und gerade mal 18 % in der ersten Ebene. Eher kleinere Betriebe werden von Frauen geführt

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KurzberichtIAB

In aller Kürze

Autor/in

Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit

Bundesagentur für Arbeit

Frauen in Führungspositionen

An der Spitze ist die Luft dünn Die Leitung eines Betriebes ist in Deutschland immer noch männliches Terrain – Im öffentlichen Dienst und in Klein-betrieben sind „Führungsfrauen“ etwas häufi ger anzutreffen

In den obersten Führungsetagen von Großbetrieben haben Frauen Seltenheits-wert. Dafür ist ihre Präsenz in der Leitung von Kleinbetrieben deutlich größer. Auch in der zweiten Führungsebene von Betrieben unterschiedlicher Größe und Branche sind sie durchgängig stärker vertreten als in der ersten Ebene. Dies zeigt die IAB-Führungskräftestudie für das Jahr 2004. An der repräsenta-tiven Erhebung waren deutschlandweit fast 16.000 Betriebe beteiligt.

Frauen in Führungsetagen der Privatwirtschaft

Fast die Hälfte aller Beschäftigten indeutschenBetriebenderPrivatwirtschaft

–etwa45Prozent–sindFrauen.1Inderobersten Führungsebene (zur Defini-tionvgl. Kasten auf Seite 4)habensieallerdingsdurchschnittlichnurrundeinViertelderPositioneninne.Weitausöf-tersindweiblicheManagereineEbeneunterderGeschäftsleitunganzutreffen:In dieser zweiten Führungsebene sindFrauenmiteinemAnteilvon41Prozentvertreten.�

Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass inden neuen Bundesländern der Frauen-anteil indererstenFührungsebenemitknapp 30 Prozent höher ist als in denalten(�3%).EinerseitsliegtdieserUn-terschiedanderDominanzderkleinerenBetriebe, wo Frauen häufi ger als Leite-rinnentätigsind.AndererseitskannderEffekt auf eine geschichtlich bedingte,höhereErwerbsorientierungderFrauen

zurückgeführtwerden,dieauchfünfzehnJahrenachderWiedervereinigungnochausgeprägtist.InderEbenedarunterver-schwindendieseUnterschiedezwischenOstundWestjedochfastgänzlich:HierstehteinFrauenanteilvon4�ProzentimWesteneinemAnteilvon41ProzentimOstengegenüber.

BetrachtetmannichtdieFrauenanteilein den Betrieben, sondern die Vertei-lungderBetriebemitunterschiedlichenFrauenanteilen in Führungspositionen,sozeigtsich,dassnurinrund30ProzentderBetriebeimgesamtenBundesgebietFraueninderoberstenFührungsebenezufi nden sind. Dabei leiten Frauen 20 Pro-zentderBetriebealleinundbeiknapp10ProzentstehengemischteTeamsanderSpitze.Etwa70ProzentderdeutschenBetriebe werden also ausschließlichvon Männern geführt. Bei 55 ProzentallerBetriebesindFraueninderzweitenFührungsebeneanzutreffen.

Eher kleinere Betriebe wer-den von Frauen geführt

Während der Frauenanteil an allen Be-schäftigtenmitsteigenderBetriebsgrößenurleichtabnimmt,schrumpfterinderoberenFührungsebenevon�6ProzentinKleinstbetriebenauf4ProzentinGroß-

Doris BraderJulia Lewerenz

Ausgabe Nr. 2 / 24.2.2006

In der obersten Leitungsebene von Betrieben ist nur jede vierteFührungskraft eine Frau. Diesergab eine repräsentative Befra-gungvonfast16.000BetriebeninDeutschland.

In der zweiten FührungsebeneliegtderFrauenanteilbereitsüber40Prozent.Dasentsprichtbeina-hedemdurchschnittlichenAnteilanallenBeschäftigten.

Allerdings gibt es erheblicheUnterschiedenachBetriebsgröße,BrancheundSektor:– SowerdenkleineBetriebehäu-fi ger von Frauen geführt als große. In der erstenFührungsebenevonGroßbetriebenliegtderFrauenan-teilgerademalbei4Prozent.– Weibliche Chefs sind vorwie-gend in Betrieben des Gesund-heits-undSozialwesenssowieimBereich der privaten Dienstlei-stungenanzutreffen.– FrauenleiteneherBetriebedesöffentlichen Dienstes als privat-wirtschaftliche. In der zweitenFührungsebene gibt es zwischenden Sektoren kaum noch Unter-schiede.

MitMaßnahmenzurVereinbar-keitvonBerufundFamiliekönn-tendieKarrierechancenvonFrau-en maßgeblich verbessert wer-den. FamiliengerechteArbeitsbe-dingungen in den Betrieben undbessereMöglichkeitenderKinder-betreuung sind hierfür nur zweiBeispiele.

Frauen in Führungsetagen der Privatwirtschaft

1DervollständigeBericht,derweiterebetrieblicheundindividuelleMerkmaleanalysiert,erscheintvo-raussichtlichimFrühjahr�006unterwww.iab.de.2 WerdenKleinstbetriebemitwenigerals10Be-schäftigten aus der Betrachtung ausgeschlossen,so fi ndet man niedrigere Anteile vor: 42 % Frauen unterdenBeschäftigten,3�%inderzweitenundgerademal18%indererstenEbene.

Eher kleinere Betriebewerden von Frauen geführt

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� IABKurzberichtNr.�/�006

betriebenmitmehrals500Beschäftigten(siehe Abbildung 1).3 In der zweitenFührungsebeneistderAnteilvonFraueninsbesondere in den Kleinstbetriebensehrhoch,wasaber angesichtsderge-ringenAnzahlvonBetriebenmiteinerzweitenEbeneundderrelativniedrigenFührungsverantwortung an Bedeutungverliert.4In den alten Bundesländern entsprichtdas Bild weitgehend dem Gesamt-deutschlands, in den neuen ebenfalls.Nur sind hier dieAnteilswerte etwashöheralsimWesten.

Brancheneffekte unverkenn-bar

WeiblicheChefssindvorwiegendinBe-triebendesGesundheits-undSozialwe-sensundbeiprivatenDienstleistungen(Gastronomie, Wäscherei, Kosmetikusw.) anzutreffen (siehe Tabelle). DerGroß- und Einzelhandel ragt ebenfalls

durcheinenhohenFrauenanteilinFüh-rungspositionenheraus.AnderssiehtesimBaugewerbeundimKfz-Handelaus.Hier sind nur wenige Leitungspositionen mitFrauenbesetzt.ImKredit-undVersi-cherungswesenzeigtsicheingespaltenesBild: Obwohl derAnteil der beschäf-tigtenFrauenindieserBranchemit53Prozentrelativhochist,sindvorallemindenaltenBundesländernvergleichswei-sewenigFraueninFührungspositionenzu finden (8 %).

Über alle Wirtschaftszweige hinwegsteigtderFrauenanteilmitabnehmenderHierarchiestufedeutlich(ausgenommen

Bergbau/Energie im Westen).An derRangordnungderBranchenändertsichjedochnurwenig.DiestarkeTrennungvonFrauenundMännerninunterschied-licheBerufeundBranchenspiegeltsichdemnach auch in der Besetzung vonFührungspositionenwieder.

Bessere Karrierechancen im öffentlichen Dienst?

Vergleicht man die Privatwirtschaftund den öffentlichen Sektor, so zei-gen sich einige Unterschiede: In denprivatwirtschaftlichen Betrieben liegtder Frauenanteil an den Beschäftigtenbei rund 45 Prozent, während ihrAn-teil im öffentlichen Dienst fast zweiDrittelbeträgt.Diesspiegeltsichauchin der Besetzung von entscheidendenPositionen in der ersten Leitungsebene wider–Frauenhabenhier41ProzentderPosten inne. So viele Frauen finden sich in den Betrieben der Privatwirtschafterst auf einer Hierarchiestufe darunter.Dort wird derVorsprung des öffentli-chenDienstesdeutlichkleiner:AufderzweitenFührungsebenesind47ProzentderFührungskräfteweiblich(siehe Ab-bildung 2).

Abbildung 3 veranschaulicht, wiederAnteilvonFrauen inderoberstenFührungsebene mit dem gesamtenFrauenanteilindiesenBetriebenkorre-spondiert. Dabei wurden die Betriebe

3 Die Ergebnisse der IAB-FührungskräftestudiezeigendiegleicheTendenzwiedieBefundeeineraktuellenStudiedesDIW,dieaufeinerAuswertungder80.000größtenUnternehmenderHoppenstedt-Firmendatenbank in Deutschland basiert (Holst�005,509):DanachliegtderFrauenanteilimTop-und mittleren Management in Großunternehmenbei 8% und in mittelständischen Unternehmenbei11%.4 EinezweiteFührungsebenebesitzenknappeinFünftelallerBetriebe.WährenddiesehierarchischeTiefe bei der Hälfte von Betrieben mit 10 undmehrBeschäftigtenvorliegt,istsienurin10%derKleinstbetriebe zu finden.

Bessere Karrierechancen im öffentlichen Dienst?

Frauenanteile in Betrieben der Privatwirtschaft nach Branche und Region

1. Führungsebene 2. Führungsebene Beschäftigte gesamt

West Ost West Ost West OstMittelwerte in %

Land- u. Forstwirtschaft, Gartenbau, Tierzucht u. -haltung 18 21 39 52 32 31

Bergbau / Energie 15 12 3 38 27 28

verarbeitendes Gewerbe 14 16 21 30 32 32

Baugewerbe 10 8 20 13 17 12

Kfz-Handel / Reparatur 12 9 26 24 23 22

Groß- und Einzelhandel 30 39 52 60 54 57

Verkehr / Nachrichten 24 30 38 28 32 29

Kredit / Versicherung 8 18 30 40 53 53

Dienste für Unternehmen 17 24 40 44 48 42

Gesundheitswesen / sonst. private Dienstleistungen 37 48 70 68 67 68

Gesamt 23 28 42 41 46 43

Anteile nach Betriebsgröße und Hierarchie, Mittelwerte in %

Frauen in Betrieben der Privatwirtschaft

IABQuelle: IAB-Betriebspanel 2004

Beschäftigte insgesamt

1 bis 9 Beschäftigte10 bis 49

50 bis 249250 bis 499

500 und mehr

4643

3836

33

1 bis 9 Beschäftigte10 bis 49

50 bis 249250 bis 499

500 und mehr

5736

2215

12

1 bis 9 Beschäftigte10 bis 49

50 bis 249 250 bis 499

500 und mehr

2620

136

4 1. Führungsebene

2. Führungsebene

Betriebe mit ... Beschäftigten

Abbildung 1

Brancheneffekte unverkennbar

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infünfKlassenunterteilt:BetriebemiteinemmittlerenFrauenanteilzwischen30und70Prozentgeltenalsgeschlechts-integriert,Betriebemit10bis30ProzentFrauenwerdenalsmännerdominiertundBetriebemit70bis90ProzentFrauenals frauendominiertbezeichnet.WennderFrauenanteilwenigerals10Prozentbeträgt, handelt es sich um Männer-betriebe, Frauenbetriebe beschäftigenumgekehrtüber90ProzentFrauen.

DieAbbildung zeigt überraschendeErgebnisse:GeradedieMännerbetriebewerden in der Privatwirtschaft häufigervonFrauengeleitetalsimöffentlichenDienst.Indenmännerdominiertenundden geschlechtsintegrierten BetriebenderPrivatwirtschaftsinddieFraueninder obersten Führungsebene nur nochgeringfügig besser vertreten als im öf-fentlichenDienst.

In den frauendominierten Betriebenändert sich das Bild: Hier weisen dieBetriebe der Privatwirtschaft einendeutlichgeringerenFrauenanteilindenLeitungspositionen auf.

Zu einer noch stärkeren Diskrepanzkommt es bei so genannten Frauenbe-trieben,die inderPrivatwirtschaftnurzu 37 Prozent, im öffentlichen Dienstjedochzu84ProzentvonFrauengeführtwerden. Der Frauenanteil an Leitungs-positioneninBetriebendesöffentlichenDiensteskorrespondiertfolglichweitausstärker als in der Privatwirtschaft mitdemAnteil der Frauen, die insgesamtimBetriebbeschäftigtsind.

DieserUnterschiedkönntedamitzuer-klärensein,dassinterneKarriereleiternimöffentlichenDienstwichtigersindalsin der Privatwirtschaft, wo Leitungsstel-len häufiger von außen besetzt werden.

AberauchdieArbeitderGleichstellungs-beauftragten könnte im öffentlichenDienstdazubeigetragenhaben.

Abbildung 3weistaußerdemdaraufhin,dass in beiden Sektoren die Höhe desFrauenanteils an allen BeschäftigtenEinfluss auf die weibliche Präsenz in derBetriebsleitunghat:JemehrFrauenineinemBetriebbeschäftigtsind,umsogrößer sind also ihre Karrierechancen.DiesesErgebniswirdauchdurchmulti-variateAnalysenbestätigt.

Fazit

In Deutschland sind Frauen in deroberstenFührungsebenevonBetriebenunterrepräsentiert.Diesgiltsowohlfürdie Privatwirtschaft als auch für denöffentlichenSektor.Frauensindvoral-lem in den Leitungspositionen größerer Betriebewenigpräsent.

Auch die Branche hat einen nicht zuunterschätzenden Einfluss darauf, wie die Spitze eines Betriebes besetzt ist:FrauenleiteneherBetriebeimsozialenoder im Dienstleistungsbereich, Män-nereherimgewerblichenBereich.ImöffentlichenDienst sindweitausmehrFrauen beschäftigt als in der Privat-wirtschaft. Das spiegelt sich auch inhöherenFrauenanteilenaufderoberstenLeitungsebene wider.

Warum sich Männer und Frauen inihren beruflichen Entwicklungen sostark unterscheiden, kann mit diesenDaten allerdings nicht erklärt werden.Zur Beantwortung dieser Frage sindlangfristig angelegte, weiterführendeLängsschnittsanalysen notwendig, die einebetrieblichePerspektivemitindivi-duellenKarriereverläufeninVerbindungbringen.Anzunehmen ist jedoch, dasssowohl strukturelle Rahmenbedingun-gen als auch die persönliche Lebens-situation von Führungskräften darüberentscheiden,obFrauenKarrieremachenodernicht.

Generell gilt die Empfehlung, denFokus nicht nur auf die erhöhte Betei-ligungvonFrauenimErwerbslebenzurichten.WichtigsindMaßnahmen,dieFrauenAufstiege in hohe Positionenermöglichen und damit auf Karriere-

Fazit

Anteile nach Sektor und nach Höhe des Frauenanteils anallen Beschäftigten im Betrieb, Mittelwerte in %

Frauen in der 1. Führungsebene

IABQuelle: IAB-Betriebspanel 2004

Abbildung 3

<10% >10%-30% >30%-70% >70%-90% >90%

8 1120

26

37

110

17

41

84

Privatwirtschaft

öffentlicher Dienst

Frauenanteil an allen Beschäftigten des Betriebes

Anteile der Frauen nach Hierarchie, Mittelwerte in %

Privatwirtschaft versus öffentlicher Dienst

IABQuelle: IAB-Betriebspanel 2004

Beschäftigteinsgesamt

Privatwirtschaft

Öffentlicher Dienst

45

63

Privatwirtschaft

Öffentlicher Dienst

41

47

Privatwirtschaft

Öffentlicher Dienst

24

41

1. Führungsebene

2. Führungsebene

Abbildung 2

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entwicklungen angelegt sind. Bei derUnterstützung dieses Prozesses wärenunter anderem Mentoring-Programme,formalisierte Karrierenetzwerke undeinegeschlechtersensibleFörderungdesFührungsnachwuchseshilfreich.

Vor allem solche Maßnahmen, die dieVereinbarkeit von Beruf und Familieverbessern und eine längere Unterbre-chung im Job verhindern, würden diePartizipation von Frauen an beruflichen Karrieren erhöhen. Dazu sind sowohlbessere Möglichkeiten der Kinderbe-treuungnotwendigalsauchbetrieblicheArbeitsbedingungen, die den Flexibili-sierungswünschenderFamilienstärkerentgegenkommen.

Literatur

Lutz Bellmann (2002):IAB-Betriebspa-nel:KonzeptionundAnwendungsberei-che.In:AllgemeinesStatistischesArchiv,86:177–188.

Lutz Bellmann, Susanne Kohaut et al. (2002):DasIAB-Betriebspanel–AnsatzundAnalysepotenziale. In: Kleinhenz,Gerhard (Hrsg.): IAB-KompendiumArbeitsmarkt und Berufsforschung.Nürnberg:InstitutfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung,S.13-�0.

Thomas Hinz, Thomas Schübel (2001): Geschlechtersegregation in deutschenBetrieben. In:MitteilungenausderAr-beitsmarkt-undBerufsforschung,Jg.34,Nr.3,S.�86-301.

Elke Holst (2005): Führungskräfte iminternationalen Vergleich: Frauen inAufsichtsräteninDeutschlandmeistvonArbeitnehmervertretungenentsandt.In:WochenberichtdesDIWBerlin,Jg.7�,Nr.35,S.505-511.

Susanne Wanger (2005): Frauen amArbeitsmarkt–Beschäftigungsgewinnesind nur die halbeWahrheit. In: IAB-Kurzbericht,��vom�4.11.�005.

Die IAB-Führungskräftestudie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt. In der Studie wurde die Beteiligung von Frauen an Führungspositionen in Deutschland aus betrieblicher und individueller Perspektive untersucht. Die Auswertungen basieren auf deskriptiven und auf re-gressionsanalytischen Verfahren. Die vollständigen Ergebnisse der Studie werden voraussichtlich im Frühjahr 2006 veröffentlicht.

Definition der FührungspositionenIn der Studie wurden Vorgesetztenfunktionen auf der obersten, d.h. ersten, sowie auf der darunter liegenden zweiten Führungsebene berücksichtigt. Eine Vorgesetz-tenfunktion auf der obersten Ebene besitzen gewöhnlich Geschäftsführer(innen), Eigentümer(innen), Vorstände, Filial- und Betriebsleiter(innen). Da im IAB-Betriebspanel Betriebe und nicht Unternehmen untersucht werden, ent-spricht die Definition von Führungsposition nicht notwendigerweise dem üblichen Verständnis. So zählt beispielsweise ein Filialleiter in einem Betrieb zur obersten Führungsebene, auf der Unternehmensebene würde er jedoch nur zum mittleren oder unteren Management zählen. Drei Viertel der Betriebe in Deutschland sind Kleinstbetriebe bis 10 Beschäftigten. Um ein repräsentatives Bild für Deutschland darzustellen, wurden deshalb die Kleinstunternehmen in die Gesamtbetrachtungen mit einbezogen, wohl wissend, dass die Führungsverantwortung dort eine andere Dimension hat als in größeren Betriebseinheiten.

DatenbasisDas IAB-Betriebspanel liefert schon seit 1993 wichtige Daten zu einer Vielzahl betrieblicher Themen. 2004 wurden Betriebe aller Branchen und Größenklassen, also auch Kleinstbetriebe, unter anderem zur Anzahl von Männern und Frauen in Führungspositionen befragt. In die repräsentative Erhebung wurden deutschlandweit knapp 16.000 Betriebe einbezogen, wovon rund 12.700 der Privatwirtschaft und rund 3.000 dem öffentlichen Sektor angehörten. Hochgerechnet handelt es sich um insgesamt mehr als zwei Millionen Betriebe.Bei der Ermittlung der Frauenanteile an Beschäftigten insgesamt und an Führungspo-sitionen wurden keine Vollzeitäquivalente gebildet, das heißt, eine teilzeitbeschäftigte Person wurde genauso behandelt wie eine vollzeitbeschäftigte.

Angaben zur Studie

IABKurzbericht Nr. 2 / 24.2.2006

Redaktion Ulrich Möller, Elfriede Sonntag

Graphik & Gestaltung Monika Pickel, Elisabeth Strauß Technische Herstellung PMS Offsetdruck GmbH

Rechte Nachdruck – auch auszugsweise – nur mitGenehmigung des IAB gestattet

ISSN 0942-167X

BezugsmöglichkeitIAB Bestellservice c/o IBRo Funk und Marketing GmbH Kastanienweg 1 18184 Roggentin Fax: 01804 00 38 66 E-Mail: [email protected]

IAB im Internet: http://www.iab.de Dort finden Sie unter anderem auch diesen Kurzbericht im Volltext zum DownloadRückfragen zum Inhalt anDr. Susanne Kohaut, Tel. 0911/179-3253, Julia Lewerenz, Tel. 0911/179-5607oder e-Mail: [email protected]

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