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Freundeskreis Journal Zeitschrift der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe 2/2005 20. Jahrgang II. Halbjahr Kinder von suchtkranken Eltern Foto: imagesource

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2 2/2005

Liebe Leserinnen und Leserdes Freundeskreis-Journals,liebe Freundinnenund Freunde,

die Selbsthilfe lebt davon, dassMenschen aus ihren persönlichenKrisenerfahrungen lernen und inden Gruppen anderen Hilfesuchen-

den davon berichten. Die Annahme und Bearbeitung dereigenen Lebensgeschichte sind Voraussetzung für die Wei-tergabe von Erfahrungen an andere Menschen – darausentsteht ein positiver Kreislauf. Das neue Selbsthilfeprojektder Freundeskreise soll suchtkranke Eltern und alle Men-schen, die mit Kindern von Suchtkranken zu tun haben,ermutigen, auch unsere Kinder auf ihre Lebenssituationanzusprechen.

Wenn Vater oder Mutter trinken, sind davon auchimmer die Kinder betroffen. Kinder von Suchtkranken gel-ten als die übersehene Gruppe im familiären Umfeld derSucht. Die Suchterkrankung eines oder beider Elternteilebleibt in der Regel nicht ohne Folgen auf die Entwicklungdes oder der Kinder in diesen Familien. Der Suchtkreislaufsetzt sich über Generationen fort, wenn er keine Unterbre-chung findet. Kinder von Alkoholikern können als die größ-te Risikogruppe für die Entwicklung von Alkoholmiss-brauch und -abhängigkeit angesehen werden. Im Vergleichzu Kindern nicht suchtkranker Eltern haben sie ein bis zusechsfach höheres Risiko, selbst abhängig zu werden oderAlkohol zu missbrauchen.

Zu den häufigsten Erfahrungen gehört die Unbere-chenbarkeit des elterlichen Verhaltens: Versprechungen,Vorsätze, Ankündigungen usw. werden oft nicht eingehal-ten, aber auch unbeständiges und widersprüchlichesBelohnungs- und Bestrafungsverhalten herrscht vor. Siewerden z. B. manchmal übermäßig verwöhnt und manch-mal übermäßig bestraft. Sie verachten und hassen manch-mal den suchtkranken Elternteil extrem, lieben ihn aberauch und umsorgen ihn.

Bei den Kindern entwickeln sich Symptome mangeln-den Selbstwertgefühls und häufig auch Selbsthass undSchuldgefühle. Belegt ist auch, dass sie ein erhöhtes Risikohaben, an anderen psychischen Störungen zu erkranken.Kinder in suchtbelasteten Familien übernehmen bisweilenEltern- oder Partnerrollen, das System Familie gerät in sei-ner ursprünglichen Ordnung durcheinander und wird aufden Kopf gestellt. Betroffene Kinder haben Gefühle von

Hilflosigkeit und Ohnmacht und haben starke Selbstwert-probleme. Häufig geben sie sich die Schuld an dem Trinkendes Vaters oder der Mutter oder im Extremfall auch wegenihrer bloßen Existenz.

Ist es Aufgabe der Selbsthilfe, sich der Thematik „Kindervon Suchtkranken“ anzunehmen? Auch in den Freundes-kreisen gibt es bei den betroffenen Eltern durchaus Wider-stand und Wegschauen. Lange Zeit galt in der Selbsthilfedas Motto: „Mein Kind hat nix gemerkt, es war noch viel zuklein.“ Hier sind sicher Ursachen ganz persönliche (Schuld-)Gefühle bei den Betroffenen und sicher auch die Angst:„Wie soll ich das meinem Kind gegenüber ansprechen?“

Nachdem nun die Sucht-Selbsthilfe die Kinder bei einerSuchterkrankung in der Familie über lange Zeit ausgeklam-mert hat, ist hier in den letzten Jahren eine Veränderungeingetreten, und die Selbsthilfe widmet sich den Kindern.Kinder und Jugendliche werden in die Aktivitäten derGruppen einbezogen. Es gibt Familienfreizeiten mitGesprächen mit den Kindern und vereinzelt Angebote vonJugendgruppen, – sicher noch nicht genug, aber es sindimmer wieder Ansätze da.

Es ist zudem festgestellt worden, dass Kinder aus Fami-lien, in denen die Suchtkrankheit überwunden wurde –durch Therapie und Selbsthilfe – wenig bis gar keine Aus-wirkungen auf ihr zukünftiges Leben zu befürchten haben.Nicht alle Kinder aus suchtbelasteten Familien leiden sounter der Suchtproblematik, dass sie Schäden davon tra-gen. Es ist nachgewiesen, dass diese Kinder auch stark seinkönnen – durch die gemachten Erfahrungen und wenn mitihnen darüber gesprochen wurde.

Es darf nicht sein, dass wir unseren Kindern stillschwei-gend unterstellen, sie wollten gar nicht mehr darüber spre-chen. Manchmal erscheint diese Ausweichmöglichkeit fürbeide Seiten – Eltern wie Kinder – der gangbare Weg zusein, ist aber nur der bequemere. Dadurch lässt sich nichtsaufarbeiten. Wir müssen unsere Kinder entlasten von demGedanken, sie wären irgendwie und irgendwann beteiligtoder gar schuld an unserer Abhängigkeit. Dieses Anliegenin unsere Selbsthilfegruppen zu tragen, ist auch ein Zielunseres Projektes.

Herzliche Grüße Ihre / Eure

Ilse Bräuer-Wegwerth

Die übersehene GruppeILSE BRÄUER-WEGWERTH, STELLVERTRETENDE VORSITZENDE UND

EHRENAMTLICHE PROJEKTLEITERIN ÜBER KINDER VON SUCHTKRANKEN ELTERN

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FreundeskreisJournal2/2005

Impressum JUMUS (JUNGE MENSCHEN UND SUCHT)

AUS DEM BUNDESVERBAND

MATERIAL FÜR DIE GRUPPENARBEIT

Brücken bauen – Junge Suchtkranke und SelbsthilfeNeues über das gemeinsam von den fünf Sucht-Selbsthilfe-Verbändendurchgeführte Projekt 15

„Wir wollen Erfahrungen sammeln …“ Zwei Teilnehmerim Projekt „Brücken bauen“ – Interview mit Käthe Körtel 17

KINDER VON SUCHTKRANKEN ELTERNWas trägt mich durchs Leben – Seminare für Kinderund Jugendliche vom Landesverband Sachsen 4

Den Gefühlen freien Lauf lassen – Kanufreizeiten in Schleswig-Holstein 5

Projekt „Wasserbombe“ – Angebote für Kinder beim LV Württemberg 6

Erfahrungen aus Leutkirch: Interview mit Olaf Köhle 7

Meine Geschichte: Aufwachsen und Leben in einer Suchtfamilie 8

Was macht Kinder suchtkranker Eltern stark –Thesen von Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Günther Opp 9

Kindern von Suchtkranken Halt geben – Ein neues Projekt 11

Sucht – auch ein Problem für Familienangehörige und Freunde:Ein Weiterbildungsprojekt in Gütersloh 12

Familienclubs: Ein Angebot der Guttempler in Deutschland 13

Blomberg: FK Blomberg macht mit beim neuen Präventionsprojekt 26

Nürnberg: Triathlon 2005 – Freundeskreis Nürnberg mitten drin 26

Preußisch-Oldendorf: Fußball-Hallenturnier 27

Westallgäu: Familienfreizeit an der Ostsee 27

Reutlingen: Jubiläum beim Freundeskreis Reutlingen 28

Goch: Information beim Notfalltag 28

Vogelsberg: W. und M. Weitzel für 25-jähriges Engagement geehrt 28

Die Welt der Mandalas 29

CD aus eigener Produktion: Vergangenheit und Zukunft 30

Buchtipps 31

Ein Geist namens Barleycorn – von Bea Reuther 32

Herausgeber: Freundeskreise für Suchtkranken-hilfe – Bundesverband e.V. SelbsthilfeorganisationUntere Königsstraße 86 34117 KasselTelefon (05 61) 78 04 13 Fax (05 61) 71 12 82eMail: [email protected]: www.freundeskreise-sucht.de

Mitglied im Diakonischen Werk in Kurhessen-Waldeck, Kassel, im Gesamtverband für Sucht-krankenhilfe im Diakonischen Werk der EKD inDeutschland e.V., Berlin, und in der DeutschenHauptstelle für Suchtfragen e.V., Hamm

Redaktion: Käthe Körtel, UteKrasnitzky-Rohrbach, LotharSimmank, in Zusammenarbeit mitdem AK Öffentlichkeitarbeit:Andreas Bosch, Frank Dietrich,Heinz von Frieling, Catherine Knorr,Michael Christian Knorr, HeinrichLerch Verantwortlich für den Inhalt: Rolf Schmidt, Käthe Körtel

Layout: Redaktionsbüro Lothar Simmank, Kassel

Herstellung: Druckerei A. Bernecker GmbH, Melsungen

Das Freundeskreis-Journal erscheint zweimal imJahr. Auflage: 8.000 Exemplare. Fotos (soweitnicht anders angegeben): Freundeskreise.Namentlich gekennzeichnete Beiträge gebennicht unbedingt die Meinung des Herausgeberswieder. Nachdruck (mit Quellenangabe) gestat-tet; Belegexemplar erbeten.

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AUS DEN LANDESVERBÄNDEN

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AUS DEN FREUNDESKREISEN

Frauentag in Baden: Rückfallgefahr durch Alltagsstressund Überlastung 23

Niedersachsen: 25-jährige LV-Jubiläumsfeier 24

Schleswig-Holstein: Ilse Bräuer-Wegwerth verabschiedet sich aus dem Vorstand 25

Delegiertenversammlung im bayerischen Niederalteich 19

Franz Stark ist gestorben – Nachruf 19

Hilfe für MedikamentenabhängigeInteressante DHS-Tagung in Berlin 20

Die Freundeskreise auf dem Ev. Kirchentag in Hannover 21

Der Kirchentag in Zahlen 22

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FreundeskreisJournal4 2/2005

Bereits zum achten Mal bot derLandesverband Sachsen derFreundeskreise für Suchtkran-

kenhilfe ein Kinderseminar an. Zumsiebten Mal fand ein Seminar fürJugendliche statt. Beide Angebotesind über die letzten sieben Jahrequalitativ gewachsen und mittlerwei-le ein fester Bestandteil in unsererArbeit. Die Seminartermine werdenlangfristig in unseren Freundeskreisenbekannt gegeben, und wir informie-ren laufend darüber, wie nützlich undwichtig die Teilnahme für die Förde-rung des Gemeinschaftsverhaltensder Kinder und Jugendlichen ist.

Am einwöchigen Kinderseminar(Montag- bis Freitagmittag) nehmenrund 24 Kinder zwischen 5 und 14Jahre teil sowie acht Eltern. 20 jungeMenschen von 14 bis 30 Jahren neh-men in diesem Jahr am Wochenend-seminar (Freitagnachmittag bis Sonn-tagmittag) für Jugendliche teil.

Was steht auf dem Programm?Für die Kinder: Basteln (WindowsColor, Bommeltiere, Holzbastelarbei-ten, Masken) Fußballspiel, Baden inder Körse-Therme, Besuch der Feuer-wehr in Wilthen, Pilzwanderung mitPilzberaterin, Lagerfeuer, Nachtwan-derung. Wie in jedem Jahr wird derFreundeskreis Schirgiswalde einen Taggestalten mit Pumphut (das ist derRübezahl der Lausitz) und einerSchatzsuche. Für die Eltern sindGesprächsrunden und ein Seminarmit Kerstin Rayczyk (Mitarbeiterin derSuchtberatungsstelle Kamenz) ge-plant.

Das Kinderseminar erfordertlangfristige Vorbereitung. Fünf Perso-nen aus verschiedenen Freundeskrei-sen sind praktisch ein ganzes Jahrdamit beschäftigt. Die Arbeit beginntmit der Auswertung der letzten Ver-anstaltung, führt weiter über dasSammeln und Testen interessanter

Was trägt mich durchsLeben?

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Spiele undBasteltechnikenfür Kinder. DieerforderlichenMaterialien wer-den eingekauftund der Ablauf-plan wird erar-beitet, Unter-künfte und Ver-pflegung werdengebucht.

Das Kinder-seminar wirdgrößtenteils von Kindern und Elternbesucht. Die Eltern-Gesprächsrundenmit Psychologen haben das Ziel, dieKommunikation in den Familien zufördern. Die finanzielle Absicherungder Durchführung der Seminare istnur mit der Unterstützung durch dieDiakonie, der AOK und anderen Spon-soren möglich.

Das Jugendseminar läuft in die-sem Jahr unter dem Thema „Was trägtmich durchs Leben?“ und wird amSonnabend von Herrn Gahrig (Mitar-beiter der SuchtberatungsstelleKamenz) geleitet. Ein Filmabend zumThema „Sucht“ und ein Besuch derKörse-Therme sind geplant.

Beim Jugendseminar bin ich selbstschon zum siebten Mal in die Vorbe-reitung und Leitung einbezogen.Ständig suche ich nach Möglichkei-ten, es weiter zu verbessern, es inter-essant und attraktiv für die jungenLeute zu gestalten. Im vorigen Jahrhabe ich mit Unterstützung der „Ak-tion Mensch“ unter dem Motto„Freundeskreise – Sucht – Jugend“ eineinjähriges Projekt mit monatlichenVeranstaltungen durchgeführt unddamit insgesamt 34 Jugendliche ausSachsen erreicht. In diesem Rahmenveranstalteten wir im April in Schir-giswalde ein Seminar zum Thema„Illegale Drogen – was ist dran, und

was dann?“ . Den Erfolg unserer Arbeit für Kin-

der und Jugendliche führe ich daraufzurück, dass nicht der LandesverbandThema und Ablauf bestimmt, sonderndass die Wünsche und Ideen der Kin-der bestmöglich berücksichtigt wer-den und die Jugendlichen mit ent-scheiden, welches Thema sie interes-siert und welche Freizeitaktivitätendurchgeführt werden. Dies sprichtsich herum, und es ist eben auch fürjeden etwas dabei.

Zum anderen wird in den Semina-ren frei und offen über das ThemaSucht gesprochen, was im alltäglichenLeben sonst nicht immer möglich ist.Für die Kinder (und Jugendlichen!)suchtkranker Eltern und auch fürselbst betroffene junge Menschen istes sehr wichtig zu wissen, dass sie mitihren Problemen nicht allein sind.Durch die Seminare werden Freund-schaften geknüpft, die zum Teil überJahre halten.

Seit März 2004 leite ich inKamenz eine Jugendgruppe. Auch hierwerden die Inhalte der Gruppentref-fen und Freizeitaktivitäten durch dieJugendlichen festgelegt und mitorganisiert. So wird auch das Interes-se der jungen Menschen und ihreKreativität gefördert.

Uwe Wolf

Angebote für Kinder suchtkranker Eltern in Sachsen

Infos im Internet:

www.freundeskreise-lan-

desverband-sachsen.de

Der Landesverband Sachsen bietetSeminare für Kinder und Jugendliche an

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FreundeskreisJournal 52/2005

Kinder von suchtkranken ElternKinder von suchtkranken Eltern

Der Landesverband der Freun-deskreise für Suchtkrankenhil-fe in Schleswig-Holstein führt

seit 1998 in regelmäßigen Abständeneine Kanufreizeit für Kinder undJugendliche durch. Entstanden istdiese Idee nach persönlichen Ge-sprächen des Vorstandes mit demLandesdrogenbeauftragten im KielerSozialministerium. Daraufhin wurdeim Landesverband ein Arbeitskreis(AK) „Jugend“ gegründet, der sichjetzt AK JuMuS (Junge Menschen undSucht) nennt.

Eva Wessalowski (19) hat als Kindselbst Erfahrungen mit Sucht in derFamilie gemacht. Als Sprecherin desAK JuMuS gehört sie zum Landesvor-stand und nimmt an den Sitzungendes erweiterten Vorstandes teil. So hatsie die Möglichkeit, die Anliegen desAK JuMuS direkt in der Vorstandsrun-de vorzutragen und auch Zusammen-hänge in der Vorstandsarbeit zuerfahren.

Den Freundeskreisen in Schles-wig-Holstein ist wichtig, mit der Kin-der- und Jugendarbeit ein Freizeitan-gebot für Kinder und Jugendliche ausden Freundeskreisen anzubieten – einAngebot, das so auch im Sinne vonSelbsthilfe durch Freundeskreismit-glieder initiiert und durchgeführtwerden kann.

Mitte August fand die diesjährigeKanufreizeit statt. Eva Wessalowskiberichtet darüber:

Am Freitag trafen 25 Jugendli-chen aus Schleswig-Holstein und ausWismar auf dem Campingplatz Lin-daunis bei Winnemark ein. Die 12 bis27 Jahre alten Teilnehmerinnen undTeilnehmer wurden durch Sandra,Alina und mich begrüßt. Wir gehörenalle dem AK JuMuS an. Wir grillten

gemeinsam und machten uns mitein-ander bekannt. Um 23 Uhr war Bett-ruhe angesagt. Am nächsten Morgenweckte ich um 8 Uhr alle und bis 9.30Uhr haben wir gefrühstückt. Um 10Uhr ging es los mit dem Kanufahren.Die Kanus wurden mit den Jugendli-chen und einem Betreuer besetzt, unddann ging das Abenteuer los. Das warfür alle Jugendliche eine ganz tolleAttraktion.

Die Jugendlichen hatten endlichmal Zeit nur für sich, ohne an Zuhau-se und an das Alkoholproblem in derFamilie denken zu müssen. Geradeauch den älteren Jugendlichen konn-ten wir gut vermitteln, dass ein Lebenauch ohne Alkohol möglich ist. Wirsind auch nicht nur mit den Kanusgefahren, sondern haben auch Ge-spräche mit den Jugendlichen ge-führt. Sie hatten da die Möglichkeit,ihren Gefühlen freien Lauf zu lassenund das zu sagen, was sie wirklichbewegt. Wir haben auch über Spiel-sucht gesprochen, denn der Vater

eines Jugendlichen ist Spieler. Sohaben wir erfahren können, wie sichdiese Sucht auf Kinder auswirkt. DerAbend klang nach den Gesprächenfröhlich mit einer Nachtwanderungaus. Danach fielen wir alle total müdeins Bett. Am Sonntag wurde nachdem Wecken gemeinsam ausgiebiggefrühstückt. Danach ließen wir dasWochenende in einer Abschlussrundenoch einmal Revue passieren.

Wir fragten die Jugendlichen, wieihnen das Wochenende gefallenhatte. Dabei erlebten einige zumersten Mal, dass sie nach ihrer Mei-nung gefragt wurden und dass dieseauch ernst genommen wurde, auchdann, wenn sie etwas zu kritisierenhatten. Alles in allem bekamen wirsehr positive Rückmeldungen zumWochenende. Und die Jugendlichenfreuen sich schon auf das nächsteTreffen in 2006. Am liebsten würdensie wieder an einer Kanutour teilneh-men, und wir hoffen, dass uns dafürwieder Gelder genehmigt werden.

Kanufahren – eine gute Basis für offene Gespräche über die Sucht der Eltern.

Den Gefühlen freien Lauflassen Kanufreizeiten für Kinder und Jugendliche

in Schleswig-Holstein

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FreundeskreisJournal6 2/2005

Es ist schon lange keinGeheimnis mehr, dassgerade auch Kinder aus

suchtkranken Familien ein hel-fendes Angebot für ihre Per-sönlichkeitsentwicklung brau-chen. So hat der Landesver-band Württemberg bereitsschon in den 80er Jahren miteinem Familienseminar in Süd-frankreich begonnen. DasSeminar findet in zweijährigemRhythmus als Zeltcamp überzwei Wochen in Frankreichstatt. Die Zielsetzung des Semi-nars ist, den Familien Hilfestel-lung zu geben; zum einen fürdie Klärung der Kind-Eltern-Beziehung und zum anderenfür die gemeinsame Freizeit-und Urlaubsgestaltung. BeideBereiche waren durch dieSucht in der Familie stark in Mitlei-denschaft gezogen worden bzw. fandeine gemeinsame Freizeitgestaltungnicht mehr statt.

Der Tag beginnt mit einer geistli-chen Besinnung mit anschließenderGesprächsgruppe für die Eltern. Mitden Kindern wird von Erzieherinnen inKleingruppen ein altersgemäßes Pro-gramm durchgeführt. Nachmittagshat jede Familie den Freiraum, eigeneAusflüge zu machen oder sich ge-meinsamen Angeboten anzuschlie-ßen. Ein ganz besonderes Angebot istder Vater-Kind-Ausflug, da wird zumBeispiel eine Kanutour mit Übernach-

Projekt „Wasserbombe“ Angebote für Kinder beim Landesverband Württemberg

tung in Zelten durchgeführt. Dabeibesteht die Möglichkeit, die Bezie-hung zwischen Vater und Kind zuaktivieren und den Vätern ihren Stel-lenwert für eine gesunde Entwicklungihrer Kinder nahe zu bringen. AusErfahrung wissen wir, dass die Fami-lien von diesem Seminar sehr viel pro-fitieren und vor allem die Kinder oftneue Freundschaften schließen undsie durch das Erleben dieses Seminarspositiv geprägt werden.

Aufgrund der Dringlichkeit desThemas wird ebenfalls im zweijähri-gen Rhythmus (versetzt zum Famili-enseminar) ein viertägiges Kind-Eltern-Seminar in den Herbstferienangeboten. Das besondere an diesemSeminar ist, dass die Eltern gemein-sam mit einem Psychologen den Blickauf ihre Kinder richten. Die Kinderwerden von einer Heilpädagoginbegleitet und in Rollenspielen werdenerlebte Dinge spielerisch aufgearbei-tet. Der Spaß beim Malen, Basteln,Klettern etc. steht natürlich ebenfallsim Vordergrund. Bei der Arbeit richtetsich der Fokus auf die gesundenAnteile im Kind, um diese zu stärken

und zu unterstützen, um dasSelbstbewusstsein aufzubauen.Auch in diesem Seminar sindGemeinschaftsaktionen von Elternund Kindern ein wichtiger Bestand-teil, so können Kinder und Elternlernen, miteinander zu spielen undFreizeit zu gestalten. So berichtetein Vater darüber: „Bei einer ande-ren Aktivität zum Thema Indianerschnitzen wir Väter mit unserenSöhnen zwei Totempfähle währenddie Mütter mit den Töchtern Kraft-steine filzten.... Wir möchten esjeder Familie mit Kindern ans Herzlegen, an dem Seminar teilzuneh-men. Es tut gut und ist ein wertvol-ler Gewinn für die ganze Familie.“

Auch unser Projekt „Wasser-bombe“ hat sich in den letzten Jah-ren bewährt. Hier wird von Familien

für Familien ein gemeinsamesWochenende im Zelt oder in Häuserngestaltet. Denn gerade das gemeinsa-me Erleben in der Familie und mit

anderen Kindern trägt zu einer gesun-den Entwicklung der Kinder bei.

In der Hauptsache werden bei die-sen Angeboten Familien mit Kinderbis ca. 16 Jahren angesprochen. DieSeminare werden in unserem jährli-chen Terminheft ausgeschrieben unddie Freundeskreisleiter sprechenaußerdem vor Ort Familien an, für dieeines dieser Seminare in Frage kom-men könnte.

Ute Kehm

Zur Klärung der Kind-Eltern-Beziehung: Gemeinsamer Urlaubim Zeltcamp in Frankreich

Familien-Wochenende im Zelt

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FreundeskreisJournal 72/2005

Kinder von suchtkranken ElternKinder von suchtkranken Eltern

Das Freundeskreis-Journal hatteGelegenheit mit Olaf Köhle zusprechen. Er ist 38 Jahre alt

und seit 16 Jahren verheiratet mit Bri-gitte. Beide haben drei Kinder im Altervon 15, 13 und 10 Jahren. Seit fastzehn Jahren ist Olaf Köhle trockenerAlkoholiker. Er gehört zum Freundes-kreis Leutkirch. Gemeinsam mit seinerFrau, hat er sich bei allen Maßnah-men, die Ute Kehm beschrieben hat,als ehrenamtlicher Mitarbeiter in derVorbereitung und Organisation enga-giert.

Herr Köhle, warum liegen Ihnenund Ihrer Frau die Kinder in derFreundeskreisarbeit so am Herzen.

Olaf Köhle: Weil ich aus eigenerErfahrung weiß, dass die Familie beimThema Sucht immer zu kurz kommt.Es wird in erster Linie „nur“ der Kran-ke beachtet. Aber Alkoholismus isteine Familienkrankheit bei der auchder Partner und die Kinder betroffensind.

Und Sie haben auch bereits ganzkonkrete Erfahrungen zum Themain Ihrem Freundeskreis gesammelt.Erzählen Sie doch bitte unserenLeserinnen und Lesern, was IhrFreundeskreis seit wann tut.

Olaf Köhle: Vor fünf Jahren habenwir im Altkreis Wangen – dazugehören die Freundeskreise in Leut-kirch, Isny und Wangen sowie andereGruppen wie der Kreuzbund – eine

Erfahrungen aus Leutkirch

Familiengruppe gegründet. Wir tref-fen uns einmal im Monat. Diese Tref-fen kann man nicht mit einem übli-chen Gruppenabend vergleichen. Wirbeginnen mit einem Stuhlkreis. DasThema passt sich jedoch meistens denKindern an. Wir machen Spiele undsind sehr aktiv. Es gibt zwar immerMomente, in denen über Sucht gere-det wird, aber das ergibt sich auseinem Gespräch heraus. Meistens reden die Kinder unterein-ander über die familiären Probleme.Auch Erziehungsprobleme werdenimmer mal wieder angesprochen.Dabei werden die Kinder immer ein-bezogen. Es kann aber auch vorkom-men, dass sich Eltern mit FrauBerthold, der Familientherapeutin,ohne Kinder austauschen wollen.Manchmal trennen wir die Gruppe –Kinder und Eltern für sich. Es kamschon vor, dass die Eltern redeten, unddie Kinder kochten.

Was ist aus Ihrer Sicht das wich-tigste, was die Kinder aus diesenGesprächen mitnehmen?

Olaf Köhle: Es wird Ihnen das Gefühlvermittelt: Sie sind uns wichtig, undwir nehmen sie ernst. In der Zeit,wenn ein Elternteil noch mitten in derSucht steckt, ist dies meistens weni-ger der Fall.

Was lernen die Eltern aus diesenGesprächen?

Olaf Köhle: Dass ihre Kinder ganznormale Kinder sind, und dass sieauch so behandelt werden wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellteUte Krasnitzky-Rohrbach

Kontakt mit Ehepaar Köhle istmöglich: Tel. (0 75 61) 7 16 45oder Tel. (01 73 ) 9 65 73 58

Heute hier undmorgen da:Nach Zaberfeldging’s in diesem Jahr

Nun sind wir endlich angekommen,und wurden freundlich aufgenommen.Wir fuhren früh los, denn der Weg war weit,bis die anderen kamen war’s noch Zeit.Somit schmorten wir noch eine Zeitin der Hitze,und töteten die Ameisen in der Zeltbodenritze.Langsam wurde es voller und voller,somit auch immer toller und doller.Abends saßen wir dann am Lagerfeuerda war’s manch einem nicht ganz geheuer.Wir stellten uns ganz freundlich vor,und sangen dann alle gemeinsam im Chor.Wir gingen zu Bett, doch es war sehr kalt,für alle Leute, ob Jung oder Alt.

Wir machten `ne Ralley, mit Kletternund Fragen,manch einer war schlapp, wurde getragen.In einem See wurde später geschwommenund die faulen Väter sind nicht mitgekommen.Am Lagerfeuer wurde später gegrillt,und manch eine Wurst wurde dabei gekillt.Am Abend kam dann das Ergebnisvon dem heutigen Erlebnis.Als die Gruppe drei dann auch nocherster warnsind sie vor Jubel hochgefahren.Es gab noch ein Eis zur späten Stundein der großen Abendrunde.An diesem Tag waren alle fröhlich dabei,da war der Tag auch schon vorbei.

Es wurde kein Holz mehr gehackt,denn die Koffer wurden schon gepackt.Der Abschied war dann schon ganz nah,noch ganz schnell ein doppeltes Hurra.

So jetzt müssen wir auseinander gehen,und freuen uns schon aufs Wiedersehen!

Jennifer Jockisch, 13 Jahre

Das Ehepaar Olaf und BrigitteKöhle vom Freundeskreis Leutkirch

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FreundeskreisJournal8

Ich bin im November 1970 als älteste von dreiSchwestern geboren. Ich habe einen Sohn: Randy.Und ich hatte Probleme mit Drogen. Bevor ich dies alles aufschrieb, habe ich gedacht:

„Locker, kein Problem für mich. Ich habe doch in derTherapie gelernt, über mich zu sprechen.“ Und dochhabe ich zwei Wochen nicht mehr richtig geschlafen,musste oft weinen. Warum? In der Therapie habe ich anmir gearbeitet, aber bis heute habe ich nicht mit meinenEltern sprechen können.

Meine Mutter war Vater hörig, doch er ging fremd,war gewalttätig, vergnügungs- und spielsüchtig. Ichselbst kenne ihn kaum, denn ich war noch sehr klein, alssich meine Mutter trennte und Roland, meinen Stiefva-ter, heiratete. Dieser war genau das Gegenteil. Es wärealles perfekt gewesen, wenn Roland nicht getrunkenhätte, doch für meine Mutter gab es nur noch diesenMann und sein Hotel.

Roland war ein sehr ruhiger Mann. Was den Alkoholangeht, war er keiner von denen, die laut werden, dieschlagen, vor denen man Angst haben muss. Im Gegen-teil. Man sah ihn selten, hörte ihn noch weniger. Fürmich war er nicht greifbar.

Meine Mutter hielt mich auf Abstand zu ihm. Wieeine Mauer stand sie vor diesem Mann und beschützteihn: „Viel zu tun! Viel Arbeit! Er ist müde. Lass ihn inRuhe.“ Das waren oft ihre Worte. Und so war Roland aufkeinem Geburtstag, auf keiner Konfirmation, auf über-haupt keiner Feier. Immer hieß es: Arbeit, Arbeit – dasHotel, Ihr wisst ja.“ Und ich glaubte meiner Mutter, lern-te leise, lieb und brav zu sein, ja keinen Stress zu machen– damit er seine Ruhe hatte. Ich war eine gute Schülerin

Meine GeschichteMeine Geschichte

2/2005

– doch ich fühlte mich nicht gut genug für ihn. Ichhatte großen Respekt vor dem Mann, der so schuftete,um die Familie zu ernähren. Damals wusste ich nicht,dass es Lüge war.

1975 kam meine erste Schwester und 1977 meinezweite Schwester zur Welt. Für mich war das schwer,denn jetzt hatten meine Eltern überhaupt keine Zeitmehr für mich. Für meine Mutter war es auch schwer, soglaube ich, aber darüber wurde nie geredet. Sie warimmer müde, und das machte mich traurig. Ich nahmihr die Arbeit ab. Ich hütete meine Schwestern, ging ein-kaufen, wusch Wäsche, machte den Haushalt. Mit elfJahren war ich schon eine kleine Hausfrau. Ich war Vor-bild für die Kleinen, lernte Verantwortung zu tragen. Fürmich war es normal, immer für andere da zu sein, michund meine Bedürfnisse zurückzustellen, ich funktionier-te. Ich ging selten weg, hatte dann meistens meineSchwestern im Schlepptau. Bei Freundinnen schlafendurfte ich nie. Ich akzeptierte alles, was mir meine Elternvorlebten.

Erst mit 15 oder 16 Jahren fing ich an, zu zweifeln.Da hatte ich dann auch schon meine eigenen Drogen-probleme. Lügen haben bis heute mein Leben bestimmt.Es gelingt mir nicht immer, aber heute sage ich: Nein –nicht mit mir, aber ich mache damit auch viel kaputt.Deshalb bin ich lieber allein. Auf jeden Fall will ich mirund meinem Kind die ganze Lügerei und das Versteck-spiel ersparen.

Ich kann kein Vertrauen aufbauen und habe Proble-me mit Nähe. Echte Liebe habe ich nicht kennen gelernt.Bisher bin ich immer auf Männer gestoßen, die Sucht-probleme hatten oder die gewalttätig waren.

ALS KIND IN EINER SUCHT-FAMILIE AUFGEWACHSEN – SPÄTER SELBST PROBLEME

MIT DROGEN: EINE JUNGE FRAU BERICHTET AUS IHREM LEBEN.

„Ich war schon mit elf Jahreneine richtige kleine Hausfrau“

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FreundeskreisJournal 92/2005

Kinder von suchtkranken ElternKinder von suchtkranken Eltern

Was kennzeichnet die Erlebensweltvon Kindern suchtkranker Eltern?

Der Alltag der Kinder, die imDunstkreis von elterlichem Suchtver-halten aufwachsen, ist häufig einChaos. Die Kinder sind oft gezwungen,Verantwortung für das eigene Leben,für Geschwister und für die eigenenEltern zu übernehmen. Dabei sind dieLebensmilieus nicht selten durchArmut, Unsicherheit, Gewalttätigkei-ten, sozialen Abstieg und Trennungs-erfahrungen charakterisiert. Dazukommt, dass das Suchtproblem nachaußen hin oft kaschiert wird. Dasbedeutet, die Kinder sind eingebun-den in familiäre Rollenspiele. Die Kin-der nehmen dabei entweder den Platzein, der ihnen in diesen Familienspie-len zugewiesen wird oder den, der fürsie übrig bleibt.

Grundsätzlich behindert es Kinderin ihrer Entwicklung, wenn

• sie dauerhaftem Streit und fami-liären Konflikten ausgesetzt sind, insbesondere dann, wenn Schuld-zuweisungen und Negativität ge-bündelt auf das Kind gerichtet sind,

• kontinuierliche, individuelle, per-sönliche Fürsorge fehlen;

• Wechselbeziehungen in der Kom-

munikation und beim Spiel fehlen,• eine negative sittlich-moralische

Grundhaltung vermittelt wird durch die Zugehörigkeit zu be-stimmten sozialen Gruppen (z. B. Peergruppen).

Was benötigen Kinder, um gesundaufwachsen und lernen zu kön-nen?

Um gesund aufzuwachsen, gut zulernen und glücklich zu sein, benöti-gen Kinder:

• beständige, liebevolle Beziehungen,• körperliche Unversehrtheit und

Sicherheit,• Erfahrungen, die auf individuelle

Unterschiede zugeschnitten sind,• entwicklungsgerechte Erfahrungen,• Grenzen und Strukturen,• stabile, unterstützende Gemein-

schaften und kulturelle Kontinuität und

• die Aussicht auf eine gute Zukunft.

Es gibt auch Faktoren, die vomKind ausgehen und die sich ebensoauf dessen Entwicklung positiv aus-wirken. Dazu gehören:

• ein angenehmes Temperament,• die Fähigkeit, sich helfen zu lassen,

• altersangemessene Kommunika-tionsfähigkeiten,

• gut entwickelte Lesefähigkeit,• die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit

auf bestimmte Dinge zu konzen-trieren,

• eine gute Impulskontrolle,• besondere Interessen und Hobbys,• ein positives Selbstkonzept,• und Lern- und Bildungsfähigkeit.

Was kann das Umfeld tun, damitKinder sich gut entwickeln kön-nen?

Das Umfeld kann ein Kind unter-stützen, wenn

• ihm umfassende Aufmerksamkeit vor allem im ersten Lebensjahr zuteil wird,

• neben der Mutter auch noch weite-re zusätzliche Fürsorgepersonen zur Verfügung stehen,

• es emotionale Unterstützung durch andere Familienangehörige oder Nachbarn erhält,

• im Haushalt klare Strukturen und Regeln vorherrschen,

• Beratungsangebote zur Verfügung stehen,

• Werte vermittelt und• ein Sinn für Zusammengehörigkeit

vermittelt wird.

Was macht Kinder suchtkranker Eltern stark?

„FAMILIENGEHEIMNISSE – WENN ELTERN SUCHTKRANK SIND UND DIE KINDER

LEIDEN“ – SO DER TITEL EINER TAGUNG, DIE DAS BUNDESMINISTERIUM FÜR

GESUNDHEIT UND SOZIALE SICHERUNG IM DEZEMBER 2003 IN BERLIN DURCH-

FÜHRTE. DER ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTLER PROF. DR. GÜNTHER OPP AUS

HALLE HIELT DORT DAS GRUNDSATZREFERAT „IM DUNSTKREIS DER SUCHT:

WAS KINDER SUCHTKRANKER ELTERN STÄRKT“. HIER EINE ZUSAMMENFASSUNG

SEINER THESEN.

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FreundeskreisJournal10 2/2005

Kinder sind in der Lage, auchhochriskante Lebenswelten zu überle-ben, wenn sie die Möglichkeit haben,sich Ressourcen anzulegen und dieFähigkeiten zu entwickeln, darauf zubauen und diese zu nutzen. Das mussjedoch im Lebenslauf erlernt underprobt werden. Im Mittelpunkt dabeistehen solche Fähigkeiten, die helfen,einen schützenden inneren psychi-schen Raum zu entwickeln, der sichauch gegenüber äußeren Einflüssenbehauptet, die genau gegenteilig sind.

Schule hat für Kinder von Sucht-kranken eine besondere Bedeu-tung

Prof. Dr. Opp schreibt in diesemZusammenhang vor allem der Schuleeine ganz besondere Bedeutung zu.Schule sollte ein Ort der fürsorglichenGemeinschaft sein. Kinder von Sucht-kranken können dort Struktur undErwartbarkeit erleben, und so kannSchule zur Zuflucht in einem „Meervon Chaos“ werden.

Wie sollte eine Schule beschaffensein, in der Kinder Halt finden?

• Kinder und Jugendliche sollten sich mit der Schule verbunden fühlen können.

• Es sollte dort auf fürsorgliche Beziehungen geachtet werden.

• Es sollte den Kindern Vertrauen entgegen gebracht und ihnen Auf-merksamkeit geschenkt werden.

• Kinder sollten dort Empathie für ihre Sorgen und Nöte erleben.

• Erwachsene sollten als Ansprech-partner zur Verfügung stehen.

• Kinder sollten Erfolg und Bestäti-gung erfahren.

• Sie sollten dort respektiert werden.• Erzieher sollten die Erwartungen,

die an die Kinder gestellt werden, auch vorleben (= echt sein).

Dies sind Grundforderungen, diebedingen, dass Kinder auch einenrespektvollen Umgang mit Konfliktenund die Auseinandersetzung mitunterschiedlichen Interessen undAnsprüchen lernen, also Beziehungenerfahren und lernen, Grenzen zu set-zen.

Prof. Dr. Opp sieht jedoch nichtallein die Schule als einen Ort, wo Kin-der entwicklungsgerechte Lernum-welten erfahren, sondern er nimmthier auch Politik und Gesellschaft indie Pflicht, insbesondere vor dem Hin-tergrund, dass zukünftig der Staatimmer weniger soziale Aufgaben wirdübernehmen können.

Ute Krasnitzky-Rohrbach

Hinweis:

Prof. Dr. Opp lehrt an der Martin-Luther-Universität in Halle, Fach-bereich Erziehungswissenschaften.Sein Referat ist nachzulesen in derDokumentation zur Tagung, S. 43.

Kinder vonsuchtkrankenEltern -Hintergrund-informationen

• 2,65 Mio. Kinder unter 18 Jahren leben in Deutschland, die mit mind. einem alkohol-kranken Elternteil auf-wachsen.

• Hinzu kommen schät-zungsweise 40.000 bis 60.000 Kinder drogenab-hängiger Eltern.

• Rund 25 % der Kinder aus Suchtfamilien wer-den selbst süchtig.

• Weitere 50 % dieser Kinder leiden später unter Ängsten, Depres-sionen und anderen psy-chischen Störungen.

• Ca. 80 % der Töchter alkoholabhängiger Eltern(-teile) ver-binden sich später mit alkoholabhängigen Männern.

• Über 69 % junger Sucht-kranker kommen aus Familien, in denen ein oder beide Elternteile suchtkrank sind.

Dokumentationder Fachtagung„Familienge-heimnisse“:anzufordern beider Drogenbe-auftragten derBunderegierung,Tel. 0180/51510

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FreundeskreisJournal 112/2005

Kinder von suchtkranken ElternKinder von suchtkranken Eltern

Das Projekt wird gemeinsamvom Bundesverband derFreundeskreise für Suchtkran-

kenhilfe (FK BV) und dem Bundesver-band der Betriebskrankenkassen (BKKBV) bis Anfang 2007 durchgeführt.

„Vergesst die Kinder nicht!" –diese Mahnung hörten wir immerwieder, als wir bis zum vergangenenJahr – ebenfalls zusammen mit demBKK BV – erfolgreich ein Projekt zuCo-Abhängigkeit organisierten, dasvor allem die Partner/innen vonsuchtkranken Menschen im Blick-punkt hatte. Wir nahmen diese Mah-nung ernst und konzipierten einneues Projekt, das die lange vergesse-nen Kinder von Suchtkranken in denMittelpunkt stellt. Dabei trafen wirbeim BKK BV erneut auf offene Ohrenund im April dieses Jahres fiel in Kas-sel der Startschuss mit der ersten Sit-zung der Projektbegleitgruppe.

Wahrnehmen, verstehen, handeln,wenn es um die Kinder von Sucht-kranken geht, und den Mut aufbrin-gen, Hilfe und Halt anzubieten – dieseBotschaften möchten wir vor allemjenen Menschen vermitteln, die mitKindern und Jugendlichen zu tunhaben. In dem zweijährigen Projekt„Kindern von Suchtkranken Haltgeben" werden unter anderem einFaltblatt und eine Broschüre über dasThema informieren. Noch zu ent-wickelnde Leitfäden zur Gesprächs-führung geben Hilfestellung dabei,das Thema bei betroffenen Kindernund Eltern anzusprechen. Weiterhinsind fünf Fachtage an verschiedenenOrten geplant, bei denen vor allemMitarbeitende der Jugendhilfe, Erzie-her/innen, Lehrkräfte an Schulen unddie Sucht-Selbsthilfe für das Thema

sensibilisiert werden sollen. Ein Zieldes Projektes ist die Kooperation undVernetzung mit Kommunen, der Ju-gendhilfe, der Selbsthilfe und beste-henden Initiativen und Projekten.Außerdem sollen bestehende Angebo-te für Kinder von Suchtkranken be-kannt gemacht werden.

Was kann die Selbsthilfe tun?Warum führen wir dieses Projektdurch?

Nachdem die Sucht-Selbsthilfedie Kinder bei einer Suchterkrankungin der Familie über lange Zeit „ausge-klammert“ hat, ist hier aber auch inden letzten Jahren eine Veränderungeingetreten und die Selbsthilfe wid-met sich den Kindern. Kinder undJugendliche werden in die Aktivitätender Gruppen einbezogen, es gibtFamilienfreizeiten, mit Gesprächenmit den Kindern, es gibt zum Teil dasAngebot von Kindergruppen – sichernoch nicht genug, aber es sind immerwieder Ansätze da.

„Mein Wunsch ist, dass alle, diemit Kindern zu tun haben, sensibel fürdie Nöte der Kinder in Suchtfamilienwerden und den Mut haben, für sie dazu sein und das auch zu sehen und zuspüren, was nicht so augenscheinlichsichtbar ist. Sucht verbirgt sich auchhinter SCHEINBAR ganz normalenFassaden.“

Brigitte Sander-UnlandMitarbeiterin im Projekt

„Ich denke, dass auch von denEltern in der Selbsthilfe über das Pro-jekt Hilfe bei der Bewältigung oderdes Angehens dieses Themas erwartetwird. Wir werden also zum einen mitdem Projekt auch die Diskussion die-ses Themas verstärkt in die Gruppentragen und zum anderen ist es jaauch Aufgabe im Projekt, einen Leit-faden für Gespräche zu erarbeiten.Die Gruppen und Gruppenteilnehmer/innen sind motiviert, sich mit der The-matik auseinander zu setzen, sie wis-sen um die Wichtigkeit des Themasfür die Entwicklung ihrer Kinder undsie wollen das in die Öffentlichkeittragen.“

Käthe KörtelProjektleiterin

Erhältlich sind der Aufkleber und dasFaltblatt zum Projekt. Kostenlose Ein-zelexemplare können Sie in derGeschäftsstelle des Bundesverbandesder Freundeskreise für Suchtkranken-hilfe bestellen:Untere Königsstr. 86, 34117 Kassel,Tel. 05 61 / 78 04 13,Fax 05 61 / 71 12 82,[email protected] Anforderungen von größerenStückzahlen bitten wir um die Erstat-tung der Portokosten.

Auf unserer Homepage www.freun-deskreise-sucht.de ist eine Extraseiteüber das Projekt eingerichtet. Ebensokönnen Sie sich auch einen Newslet-ter abonnieren.

Wahrnehmen – verstehen –handeln: Kindern von Suchtkranken Halt gebenEin neues Projekt

HALT GEBEN

KINDERNVON SUCHTKRANKEN

Aufkleber undFaltblatt

des Projekts„Kindern Halt geben“

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FreundeskreisJournal12 2/2005

Pascal Vette, 31 Jahre alt, hat vorkurzem seine Weiterbildungzum Fachpfleger Sucht abge-

schlossen. Er arbeitet auf einergeschlossenen Entgiftungsstation(Station 3A) im Krankenhaus Lüb-becke. Im Rahmen dieser Weiterbil-dung hat er sich in einer Projektgrup-pe mit dem Thema „Angehörige vonSuchtkranken“ beschäftigt. Er berich-tet, wie es dazu kam und zu welchenErgebnissen die Projektgruppe ge-kommen ist: „Das Thema ist in unsererArbeit sehr aktuell. Immer wiederstoßen wir in unseren Einrichtungenauf hilflose Angehörige, die viele Fra-gen haben. Leider wird dann denAngehörigen oft wenig Stellenwerteingeräumt, und sie werden vernach-lässigt. So sind wir auf die Ideegekommen, uns mit Angehörigen vonSuchtkranken zu befassen. Für diesesProjekt standen uns 80 Stunden in derWeiterbildung zur Verfügung. Unsinteressierte schwerpunktmäßig: Wel-che Bedürfnisse und Wünsche habenAngehörige, deren Familienmitgliedsich auf einer Entgiftungsstationbefindet? Was wollen sie von uns alsFachkräfte wissen?

Zu diesem Zweck erstellten wireinen Fragebogen und publiziertendiesen auf einer eigens dafür geschaf-fenen Website. Ebenso verteilten wirihn in diversen, örtlich ansässigenSelbsthilfegruppen und auf Entgif-tungsstationen. Schon bei der erstenAuswertung bestätigte sich, dassAngehörige einen ganz großen Bedarfan Informationen haben und Unter-stützung benötigen. Sie wollen wis-sen, wie sie mit ihren suchtkranken

Familienmitgliedern umgehen sollen,wenn diese wieder zu Hause sind.

Als thematische Schwerpunktestellten sich weiter heraus:

• Welche Folgeerkrankungen hat Sucht?

• Woran erkennt man, dass jemand suchtkrank ist?

• Welche Behandlungsformen und Therapiemöglichkeiten gibt es?

Das brachte uns dazu, einen Flyerzu entwickeln, den wir Angehörigenan die Hand geben können.

Zum anderen finden wir es ganzwichtig, auf den Stationen spezielleInformationsgruppen für Angehörigeeinzurichten, um eine Möglichkeit desAustausches zu bieten und um aufindividuelle Fragen eingehen zu kön-nen. Für die Durchführung der Infor-mationsgruppen haben wir ein Kon-zept entwickelt und dieses dann aufunseren jeweiligen Stationen getestetund weiter entwickelt. Aus den direk-ten Gesprächen mit den Angehörigenhaben wir für uns viele neue Erkennt-nisse gewonnen, besonders dazu, wiesich Sucht auf das ganze Umfeld desSuchtkranken auswirkt.

Und wir konnten dieses Wissenauch in die Behandlungsteams wei-tertragen, mit denen wir zusammen-arbeiten. Dort haben wir eine Sensibi-lisierung für die Angehörigen vonSuchtkranken erreichen können. Diesermöglicht uns eine ganzheitlicheSichtweise des suchtkranken Men-schen und in die Beziehungsproble-

matiken unserer Patienten. Dadurch,dass sich die Angehörigen ernstgenommen fühlen, konnten Ängsteabgebaut werden, Sicherheit ent-stand.

Fazit der Projektarbeit: Wir hal-ten es für wichtig, Angehörige in denBehandlungsprozess einzubeziehen.Sie sollten auch die Möglichkeithaben, während der EntgiftungsphaseKontakte zu Selbsthilfe- und Ange-hörigengruppen aufzunehmen. Einegute Zusammenarbeit mit den ent-sprechenden Selbsthilfegruppen – esbestehen übrigens gute Kontakte mitden Freundeskreis-Selbsthilfegruppenim Raum Minden-Lübbecke, die sichregelmäßig in unserer Klinik vorstel-len – erachten wir als zwingend not-wendig. Wir begrüßen es sehr, wennGruppenstunden direkt auf den Sta-tionen durchgeführt werden.

Die Projektgruppe: Annette Aister-mann, Ulrike Balgar, Adriane Jentges,Franziska Lasch, Heike Stannek, UweSchweeren und Pascal Vette

Weitere Information überwww.suchtwb16.de undwww.zab-gesundheitsberufe.de

Sucht - auch ein Problemfür Familienangehörigeund Freunde!Ein Weiterbildungs-Projekt der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen in Gütersloh

Die Ausbildungsgruppe mit Pascal Vette (Dritter von rechts)

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Der von derProjektgruppeentwickelteFlyer

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FreundeskreisJournal 132/2005

Kinder von suchtkranken ElternKinder von suchtkranken Eltern

Aber es geht auch anders, wiezum Beispiel in Italien, Däne-mark und in anderen europäi-

schen und außereuropäischen Län-dern zu sehen, zu erleben und zuerfahren ist. Ein anderer Ansatz derGruppenarbeit, die sog. Family-Clubs(Familien-Clubs) könnte auch für unsin Deutschland interessant sein undneben den bewährten Gesprächs-gruppen ein neues, sinnvolles undwichtiges Hilfe-Angebot werden.

In Italien wurden in den 80erJahren die ersten Familien-Clubsgegründet – mittlerweile sind aus die-sen Anfängen mehr als 2.500 Clubs inganz Italien entstanden. Auch IOGTDänemark erprobte Ende der 90erJahre als erstes skandinavisches Landdiese Form der Arbeit – und der Erfolgüberzeugte. Inzwischen gibt es inDänemark mehr als 20 Familien-Clubs(alleine vier in Kopenhagen). Andereskandinavische Länder zeigen großesInteresse und haben ebenfalls begon-nen, Gruppen aufzubauen, zum Bei-spiel in Island, Norwegen, Schweden –überall funktionieren die Gruppenund das Angebot ist stark nachge-fragt. Auch in Ländern wie Neusee-

land, Indien, in südamerikanischenund vielen süd- und osteuropäischenLändern entwickeln sich diese Clubs,die alle nach den gleichen Grundprin-zipien und Methoden arbeiten. Auchwenn ausdrücklich mit dem Angebotnicht beabsichtigt war, neue Mitglie-der zu gewinnen zeigt sich (Erfahrun-gen aus Dänemark und anderen skan-dinavischen Ländern), dass viele neueMitglieder über diesen Weg zu IOGTkommen, weil sie von den Grundsät-zen und Prinzipien überzeugt sind -und weil sie mitarbeiten wollen! Undes zeigt sich, dass durch diese Formder Gruppenarbeit ganz besondersjüngere Menschen (zwischen 25 und40 Jahre) erreicht werden!

Familien-Clubs wirken durch dasSelbsthilfeprinzip. Alle Familienan-gehörigen sind aktiv im Gruppenpro-zess beteiligt und alle versuchengemeinsam mit den anderen Familiendes Clubs, ihre alltäglichen Probleme,die aus und durch Abhängigkeitspro-blematiken entstanden sind, zu lösen.

Ziel ist nicht alleine die Suchtmit-telfreiheit, sondern die Verbesserungder Lebensqualität und die Entwick-

Familien-Clubs:Ein Angebot bei den Guttemplern in Deutschland

lung eines neuen Lebensstils.Die in Kroatien und Italien ent-

wickelte Methode ist universell. Siehilft, wirkungsvoll mit alkoholbezoge-nen Problemen umzugehen undberücksichtigt die Tatsache, dass einAlkoholproblem (oder anderes Sucht-problem) in der Familie alle Familien-mitglieder betrifft und daher alleUnterstützung und Veränderungbrauchen. Dieser Ansatz respektiert,dass die Familien selbst Experten fürihre eigenen Probleme und ihreLebenssituation sind. In kurzer Zeitlernen die Familien durch den Grup-penprozess, zusammen mit anderenFamilien in ähnlicher Situation, ihrealkoholbezogenen Probleme zu lösenund ihre Lebensqualität und -freude(und nicht zuletzt ihre Selbstachtung)zu verbessern.

Die Arbeitsgrundlagen oder -regelnsind denkbar einfach, aber ihre Ein-haltung ist von besonderer Bedeu-tung, damit die Gruppen wirklichfunktionieren können. Ein wichtigesPrinzip der Clubs ist die Zusammenar-beit mit sozialen, seelsorgerischenund anderen Einrichtungen im Le-bensumfeld der Familien.

SUCHTPROBLEME BETREFFEN NICHT NUR DIE ODER DEN ABHÄNGIGEN, SON-

DERN DIE GANZE FAMILIE – DIESES WISSEN IST MITTLERWEILE ALLGEMEINGUT.

ABER WIE REAGIERT UNSER HILFESYSTEM AUF DIESE BEKANNTE TATSACHE?

WELCHE HILFEMÖGLICHKEITEN UND WELCHE CHANCEN AUF VERÄNDERUNG

UND GESUNDUNG GIBT ES FÜR PARTNERINNEN, KINDER ODER ELTERN?

AUCH DAS IST BEKANNT: NACH WIE VOR RICHTET SICH DAS HAUPTAUGENMERK

DER HILFEN, DER THERAPIEANGEBOTE UND AUCH DER SELBSTHILFE ÜBERWIE-

GEND AUF DIE ODER DEN ABHÄNGIGEN.

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FreundeskreisJournal14 2/2005

Im September 2001 trafen sich inDeutschland erstmals interessierteGuttemplerinnen und Guttempler aussechs Distrikten, die sich mit demAnsatz der Familien-Clubs vertrautmachen wollten. Möglich wurde die-ses Arbeitstreffen durch die finanziel-le Unterstützung der Guttempler-Stiftung und des Guttempler-Bundes-verbandes. Erfahrene und kompetenteReferentinnen und Referenten ausItalien und Dänemark erläuterten denAnsatz und berichteten aus ihrenpraktischen Erfahrungen. Alle Teilneh-mer/-innen waren sich einig: DasModell der Familien-Clubs ist höchstinteressant und bietet genau dieMöglichkeit, die Erkenntnis: „Suchtist eine Familienkrankheit“ ernst zunehmen und ein wirksames Hilfean-gebot für alle Beteiligten zu schaffen.

Ende 2002 nahmen Ilse-MarieBröhan und Wiebke Schneider aneinem skandinavischen Seminar fürServant-Teacher teil, um noch einmalgenau zu überprüfen, ob und wie dasModell für uns übertragbar sein könn-te und welche Schulung der Mitarbei-terInnen nötig ist.

Die Rolle der Servant-Teachererfordert eine besondere Haltung.Servant Teacher sollen sich sehr imHintergrund halten, keine Gesprächemoderieren und nur dann aktiv wer-den, wenn die Grundregeln der Grup-pe verletzt werden. Sie begleiten dieGruppe, leiten sie aber nicht.

Im Mai 2003 haben die erstenInteressierten an einem Seminar fürServant Teacher in Deutschland teil-genommen. Alle zeigten sich sehrmotiviert und wollten mit dem Auf-bau der Gruppen beginnen. Unter-schiedliche Gründe haben jedoch denStart verhindert.

Am 31. März 2004 fand eineFachtagung in Stuttgart zur ThematikFamilien-Clubs (in Kooperation derGuttempler mit der DeutschenHauptstelle für Suchtfragen, demSozialministerium Baden-Württem-berg und dem Paritätischen Landes-verband Baden-Württemberg) statt.Unter den Referent/-innen warenhervorragende Fachleute aus Italienund Skandinavien.

Die Fachtagung hat bundesweitsehr viel Interesse geweckt und führ-te unter anderem zum Angebot von„Servant-Teacher“-Kursen in Baden-Württemberg. Teil I fand im Septem-ber 2004 statt und Teil II folgte imNovember 2004. Danach entstand dererste Familien-Club in Deutschland inKarlsruhe.

Wiebke Schneider

Guttemplerin Deutschland Adenauerallee 45,20097 HamburgTel. 040 / 24 58 80E-Mail: [email protected]

Positionspapier:Angehörige vonSuchtkrankenim BlickpunktDas gemeinsame Positionspa-pier der Selbsthilfe- und Absti-nenzverbände „Angehörige vonSuchtkranken im Blickpunkt:Warum spezifische Selbsthilfe-angebote notwendig sind“ istvom Arbeitskreis „Angehörigein der Sucht-Selbsthilfe“ kom-plett überarbeitet worden. Es istjetzt in gedruckter Form wiederin der Geschäftsstelle des Bun-desverbandes zu haben. Einzel-exemplare sind kostenfrei, beiAnforderung von Mengen ab 5Exemplaren bitten wir umErstattung der Portokosten.

Aus dem BundesverbandAus dem BundesverbandEmpfehlung zur Ausstellung von Bescheinigungen

� Im Zuge der aktuellen Umsetzung der Arbeitsmarktreformen setzen Arbeitsagenturen auf die Zusammenarbeit mitSelbsthilfegruppen. Die Frage von Besuchsnachweisen bekommt hier wieder – wie bereits bei der Führerscheinerlan-gung – eine besondere Bedeutung, da es möglich ist, „bei mangelnder Mitwirkung“ Teile des Arbeitslosengeldes II zukürzen.Gemeinsam mit der DHS haben die Selbsthilfeverbände eine Empfehlung zur Ausstellung von Bescheinigungen überden Besuch von Sucht-Selbsthilfegruppen erstellt. Diese kann in der Geschäftsstelle des Bundesverbandes angefordertwerden.

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FreundeskreisJournal 152/2005

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Verbandsinterne Arbeitsgruppe(ViAG)

Die verbandsinterne Arbeitsgrup-pe ist mit jungen Suchtkranken ausden Freundeskreisen besetzt, die dasProjekt begleiten und versuchen,Ergebnisse in die Arbeit vor Ortumzusetzen.

Im Erfahrungsaustausch wurdedeutlich, dass Bewegung und Ent-wicklung entstanden ist, was dasThema junge Suchtkranke undSelbsthilfe betrifft. Hier sollen einigeBeispiele genannt werden:

In Sachsen ist über die „AktionMensch“ ein Zugang zu jungen Men-schen möglich geworden und darü-ber auch die Erreichung von denEltern. Diejenigen, die Probleme mitSuchtmitteln haben, werden imFreundeskreis aufgenommen. Eininzwischen entwickelter Flyer wirdausgelegt, unter anderem im Ge-sundheitsamt, in Beratungsstellen,Arztpraxen etc.

In Hersbruck nennt sich eineGruppe „Junge Suchtkranke – alter-nativer Freundeskreis“, die mit Bera-tungsstellen und dem Gesundheits-amt zusammenarbeiten. Weiterhinals wichtig und erfolgreich wird dasWeihersmühle-Meeting betrachtet.Junge Suchtkranke führen (ver-bandsübergreifend) regelmäßigeTreffen in der Fachklinik Weihers-mühle – in der junge Patientenbehandelt werden – durch. Durch die

Tutoren in Bayern kann dann eineVermittlung bzw. Kontakt am Wohn-ort angeboten werden.

In Westfalen hat sich ein Ge-sprächskreis „Junge Suchtkranke“ –als Zusatzangebot zur bestehendenGruppe – gegründet. Hier treffen sichzehn Personen unter 40 Jahren.Gedacht war dies verbandsübergrei-fend zu tun, was aber nicht funktio-niert hat, da von anderen Verbändenniemand teilnahm. Inzwischen wurdeim LV Westfalen ein ArbeitskeisJuMuS (Junge Menschen und Sucht)gegründet.

Wünschenswert ist, dass es dieseArbeitskreise in allen Landesverbän-den gibt, um ein Netz der Austausch-und Unterstützungsmöglichkeitenfür junge Suchtkranke zu erreichen.

Der Freundeskreis Selb bietetFreizeitangebote an, um darüber mitJüngeren ins Gespräch zu kommen.

Im Freundeskreis Bous, Saar-land, ist ebenfalls eine Gruppe fürjunge Leute gegründet worden, dievom Freundeskreis Bous begleitetwird. Eine Mappe zur Präsentationsoll erstellt werden.

Auch der durch den Freundes-kreis Neumarkt gegründete Arbeits-kreis JuS (Jugend sucht / Jugend undSucht) arbeitet weiterhin gut (wirberichteten im FK-Journal 1/2005).Mitglieder des AK besuchen Schulen

am Ort, informieren gemeinsam mitLehrern über Suchterkrankungen.Einmal monatlich wird eine Sprech-stunde nach Schulschluss in einerSchule angeboten. Am 1. Mittwochim Monat ist ein Infoabend im Freun-deskreis vorgesehen. Bei Bedarf solleine Gruppe für junge Suchtkrankegegründet werden.

Deutlich wurde in den Berichten,dass die Gruppengröße keine Rollespielt. Es werden für drei oder auchzehn Personen Angebote gemacht.Wichtig ist, dass eine Idee aufgegrif-fen und mit der Umsetzung begon-nen wird. Es sind die kleinen Anfänge,aus denen etwas entstehen kann.

Die Teilnehmer/innen berichtenaber auch, dass die Arbeit nicht ganzeinfach ist. Zum einen sind die beste-henden Gruppen oftmals zu einge-fahren und es besteht die Angst vorKonkurrenz und Spaltung. Häufigwird aber auch erlebt, dass es schwie-rig ist, jüngere Suchtkranke für die(regelmäßige) Teilnahme an Grup-penangeboten zu motivieren, damitauch Gruppenprozesse möglich wer-den.

So müssen die Mitarbeiter/-innenviel Durchhaltevermögen besitzenund erleben gerade deshalb die Mög-lichkeit des Austausches – und damitder Unterstützung – durch Angebotedes Bundesverbandes, wie des AKJuMuS, des Rotenburg-Seminars undnun auch in der ViAG als sehr hilf-reich

Brücken bauen –Junge Suchtkrankeund Selbsthilfe

Neues über das gemeinsam von den fünf Sucht-Selbst-hilfe-Verbänden durchgeführte Projekt „Brücken bauen –junge Suchtkranke und Selbsthilfe“

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FreundeskreisJournal16 2/2005

Diese Materialien sind gedacht, um mit öffentlichen Aktionen(zum Beispiel in Fußgängerzonen) über Probleme junger Sucht-kranker zu informieren:

• Plakat in DIN A0 und DIN A4: „Drogen machen cool“

• Anhänger mit Gummiband

• Aufkleber: „Drogen sind Dreck – Du nicht!“

• Flatterband zum Absperren einer Fläche mit der Aufschrift: „Drogen sind Dreck – Du nicht!“

Bitte in diesem Fall in der Geschäftsstelle des Bundesverbandes (Tel. 05 61-78 04 13) bestellen.

WorkshopsUm modellhaft, bundesweit und

verbandsübergreifend Selbsthilfean-gebote für junge Suchtkranke aufzu-bauen, wurden in vier Regionen desLandes (Nord, Süd, Ost, West) Lern-oder Aktionsgruppen (= Workshops)gebildet. Diese Lerngruppen werdennun beim Aufbau der neuen Angebo-te für junge Suchtkranke begleitetund für diese Arbeit qualifiziert. Dieersten Workshops starteten im Sep-tember.Drogen machen cool – Materialfür die Öffentlichkeitsarbeit

Gruppen, die sich für jungeSuchtkranke neu gründen, könnensich die im Rahmen des Projektesentstandenen Materialien anfordern.Diese wurden von einer professionel-len Werbeagentur entwickelt undsind in der Geschäftsstelle des Bun-desverbandes zu haben.

Käthe Körtel

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Aufkleber „Drogen sind Dreck – Du nicht“

Anhänger mitGummiband:„Drogen sindDreck – Dunicht“

Plakat „Drogen machen cool“

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FreundeskreisJournal 172/2005

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„Wir wollenErfahrungen sammeln …“Zwei Teilnehmer im Projekt im Gespräch mit Käthe Körtel

René Böse,27 Jahre,kommt ausdem Freun-deskreis Ober-land im LVSachsen,bezeichnetsich als Alko-holmiss-bräuchler,weil er keine

Therapie gemacht hat. Den Freundes-kreis Oberland hat er im Gefängniskennengelernt. Dort hatte der Freun-deskreis Gruppenstunden für dieHäftlinge angeboten. Nach seinerEntlassung besucht er seit Juli den Freundeskreis Oberland.

ChristianSchuldt,40 Jahre, ausdem Freun-deskreis Gra-bow im LVMecklenburg-Vorpommern,alkoholabhän-gig und ohneTherapietrocken, hat

zu Hause den letzten Entzug ge-macht. Er begegnet oft der Meinung,er sei kein richtiger Alkoholiker, da erkeine Therapie durchlaufen habe.

Warum haben Sie sich entschlos-sen, beim Projekt „Brückenbauen“ mitzumachen?René Böse: Ich möchte Erfahrungensammeln, wie ich eine Jugendgruppegründen kann. Ende September habenwir eine Gruppe für Kinder von Sucht-kranken eröffnet. Ich habe inzwischenKontakt zur Beratungsstelle aufge-nommen, die junge Suchtkranke in dieGruppe vermitteln wird, die ich grün-den will. Ich wünsche mir, dass dieseGruppe stabil wird und nicht in dieBrüche geht.

Christian Schuldt: Ich möchte Er-fahrungen sammeln, wie man jungeMenschen für die Selbsthilfe begei-stern und sie integrieren kann. Ichhabe bereits einiges versucht, dabeiaber festgestellt, dass es recht schwerist. In unserer Gruppe bin ich mit 40Jahren der Jüngste. Dann sind dieUnterschiede im sozialen Bereich sehrgroß. Die Älteren haben ihre Rente,die Jüngeren sind arbeitslos oder aufArbeitssuche und müssen deshalbauch oft den Wohnsitz wechseln.Beide Gruppierungen haben natürlichunterschiedliche Erwartungen undandere Themen. Junge Leute fordernviel, bringen sich selber aber wenigein. Es kann aber nicht einer allesmachen. Wir müssen stärker vermit-teln, dass die Gruppe eine Gruppe istund alle sich engagieren müssen.

Was möchten Sie ganz konkrettun für junge Menschen in denFreundeskreisen bzw. was habenSie schon umgesetzt?René Böse: Ich habe im Projekt desLandesverbandes teilgenommen, „Ak-tion Mensch“. Das war ein Präven-tionsprojekt mit jungen Menschen.Die Arbeit dort hat mich fasziniert,und es hat mich bestätigt, etwas fürjunge Menschen zu tun.

Christian Schuldt: Ich habe bereitsmit jungen Menschen Kontakt aufge-nommen, über die Beratungsstelleund über Präventionsarbeit in einerFachklinik. So biete ich Gespräche fürjunge Menschen in der Beratungsstel-le an. Kontakte, die ich zu jüngerenMenschen habe, nutze ich und ladesie auch schon mal zur Teilnahme indie Gruppe ein.

Welche Hilfen benötigen Sie fürIhre Arbeit mit jungen Suchtkran-ken bzw. was war Ihnen besondershilfreich?René Böse: Für mich war hilfreich,dass mich der Freundeskreis und dieSuchtberatungsstelle unterstützthaben. Hier haben mir auch Mitarbei-ter angeboten, Referate zum Themazu halten und mir Tipps für die Grün-dung einer Gruppe gegeben. Es ist fürmich hilfreich, wenn die Arbeit durchHauptamtliche mit unterstützt wirdund ich so eine Anlaufstelle habe.

Christian Schuldt: Ich finde es hilf-reich, dass es den Bundesverband derFreundeskreise gibt. Ich habe dadurchan Seminaren, zum Beispiel am Semi-nar für junge Suchtkranke in Roten-burg/Fulda, teilnehmen können. Dorthabe ich mich mit anderen ausge-tauscht und gehört, wie die dasmachen. Hilfreich wäre für mich,wenn die Ärzte mehr über Suchter-krankung und Selbsthilfe wüssten und

BEIM ERSTEN WORKSHOP OST DES PROJEKTS

„BRÜCKEN BAUEN“, DER VOM 23. – 25. SEPTEMBER

IN BAD KÖSEN STATTFAND, SPRACH PROJEKTLEITERIN

KÄTHE KÖRTEL MIT ZWEI TEILNEHMERN AUS DEN

FREUNDESKREISEN: WELCHE VORSTELLUNGEN

HABEN SIE VON JUGENDARBEIT?

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Suchtkranke in die Selbsthilfe vermit-teln würden.

Welche positiven und negativen Er-fahrungen haben Sie gesammelt?René Böse: Positiv war für mich wiegesagt, die Unterstützung durch dieHauptamtlichen und die volle Rü-ckendeckung durch den Freundes-kreis, insbesondere durch den Vorsit-zenden, Dieter Sonnleitner. Der Dieterist 62 Jahre alt und unterstützt michsehr. Er stärkt mich darin, an Semina-ren teilzunehmen. Die Kosten dafürübernimmt dann der Verein. Weiterunterstützt mich sehr gut derGeschäftsführer des LV, Uwe Wolf.Der ist um die 40 Jahre alt.

Christian Schuldt: Mich bestärkt inmeiner Arbeit, dass von Jugendlichenetwas zurückkommt. Nur schade, dasssie wenig Durchhaltevermögen ha-ben. Aufgaben werden nicht zuverläs-sig übernommen, keiner will Verant-wortung übernehmen. Negativ ist,dass Mecklenburg-Vorpommern sehrgroßflächig ist und die Gruppensoweit auseinander liegen.

Wie sehen Sie Ihre Rolle in denFreundeskreisen in fünf Jahren?René Böse: Oh je, da hoffe ich, dassdie Jugendgruppe noch steht. Es gabbei uns ja schon einmal eine Jugend-gruppe, die hat aber leider nicht über-lebt. Ich möchte die Gruppe lebendig

Gemeinsame Erfahrungen verbinden: René Böse und Christian Schuldt mit dem Flatterband:„Drogen sind Dreck – Du nicht!“

halten und auch den Austausch mitanderen Gruppen suchen. Es soll auchnicht nur das Thema Alkohol im Mit-telpunkt stehen, sondern es sollimmer wieder Neues vermittelt wer-den und Freizeitveranstaltungen sol-len stattfinden.

Christian Schuldt: Ich hoffe, dassdas, was ich mit der jungen Gruppeerreichen will, auch eintritt und dieGruppe sich hält. Außerdem möchteich das, was ich gelernt habe, weiter-geben. Ich hoffe auch sehr, dass icheinmal einen Nachfolger finde, der dieArbeit weitermacht.

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Der Bundesverband und derLandesverband Bayern ludenein zur jährlichen Delegierten-

versammlung des Bundesverbandesvom 27. bis 29. Mai. Dieser Einladungfolgten 41 von 43 Delegierten aus denangeschlossenen Landesverbändenund zahlreiche Gäste aus der großenFreundeskreis-Gemeinschaft. DerLandesverband Schleswig-Holsteinwar mit drei Delegierten vertreten:Hans Christiansen, Jürgen Bräuer undRudi Burmester. Unser Landesvorsit-zender nahm kurzfristig die Funktionder durch einen Todesfall in der Fami-lie verhinderten Birgit Wenck wahr.

Bei herrlichem Sommerwetterbegrüßte der Vorsitzende des Bundes-verbandes Rolf Schmidt die Teilneh-mer der Delegiertenversammlung unddie Ehrengäste aus der Region. Nebenden formellen Tagesordnungspunktenwaren insbesondere die Satzungsän-derungen, die Wahlen der Stellvertre-tenden Vorsitzenden und die Berichteüber die laufenden Projekte Schwer-punkte der Versammlung. Nach demTätigkeitsbericht des Vorstandes undder Geschäftsstelle in Kassel und demKassenbericht des Kassierers wurdeder Vorstand des Bundesverbandeseinstimmig von der Versammlungentlastet.

Die Beschlussfassung über Sat-zungsänderungen umfasste unteranderem im § 4 die Einrichtung einerSchlichtungsstelle, die in strittigenFragen von Landesverbänden und/oder vom Bundesverband angerufenwerden kann.

Der Stellvertretende VorsitzendeJosef (Beppo) Meier und der KassiererGünter Hoffmann traten nicht wiederzur Wahl an. Zur Wiederwahl alsStellvertretende Vorsitzende stelltensich Walter Gibis und Ilse Bräuer-Wegwerth. Andreas Bosch wurde alsweiterer Kandidat aus der Versamm-lung vorgeschlagen.

Die Wahlen hatten folgendes Ergeb-nis:Ilse Bräuer-Wegwerth

41 Ja-StimmenAndreas Bosch

39 Ja-StimmenWalter Gibis

25 Ja-Stimmen

Auf Befragen des Wahlleiters Her-mann Mütz nahmen Ilse Bräuer-Weg-werth und Andreas Bosch die Wahlzum Stellv. Vorsitzenden an. WalterGibis nahm – nach kurzer Bedenkzeit– die Wahl nicht an.

Die Wahl von zwei weiteren Stell-vertretern soll auf der Delegiertenver-sammlung 2006 für die Restzeit von 2Jahren erfolgen.

Nach den Informationen über dieAufgaben im Geschäftsjahr 2005wurde der Finanzplan 2005 vorge-stellt. Die Geschäftsführerin KätheKörtel wies darauf hin, dass es eineÄnderung in der Zuwendung der BfA-Mittel ab 2006 geben wird. Nachsor-ge-, Selbsthilfe-, Global- und Ostmit-tel werden zusammengefasst inSelbsthilfemittel und sollen nur derSelbsthilfe zur Verfügung stehen. Ander Zuwendungssumme durch die BfAwird sich ansonsten und auch für denBundesverband nichts ändern.

Es folgten die Berichte aus denArbeitskreisen „Angehörige“, „Öffent-lichkeitsarbeit“, „JuMuS“ und „Aus-und Fortbildung“. Die Projekte„Brücken bauen – Junge Suchtkranke“und „Kindern von Suchtkranken Haltgeben“ wurden ausführlich präsen-tiert. Danach folgten die Berichte ausden Landesverbänden, die zumgroßen Teil im Jahresbericht 2004abgedruckt sind.

Die nächste Delegiertenversamm-lung des Bundesverbandes wird vom05. – 07. Mai 2006 in Potshausen / Nie-dersachsen stattfinden.

Franz Starkgestorben� Der Bundesverband der Freun-deskreise trauert um einenFreund: Franz Stark starb im Altervon 60 Jahren im März d. J. ÜberJahre hat er die Arbeit des Bun-desverbandes als Delegierter desLandesverbandes Baden mit ge-prägt. Seiner Frau und seinen Kin-dern gilt unser Mitgefühl.

FreundeskreisJournal 192/2005

Die langjährigen ehrenamtlichenMitarbeiter im Vorstand des Bundes-verbandes Günter Hoffmann, BeppoMeier und Walter Gibis wurden amAbend in geselliger Runde vom Vorsit-zenden Rolf Schmidt und allen Teil-nehmern sehr herzlich verabschiedet.Die Geschäftsführerin Käthe Körtelkonnte am 15. Mai diesen Jahres ihr25-jähriges Dienstjubiläum beimBundesverband begehen und empfingebenfalls herzliche und anerkennendeWorte des Dankes vom Vorstand undallen Anwesenden.

Die diesjährige Delegiertenver-sammlung fand ihren guten Abschlussbeim gemeinsamen Sonntagsfrüh-stück und einem sommerlichenDonauspaziergang mit guten undfreundschaftlichen Gesprächenuntereinander.

Jürgen BräuerDelegierter des LV Schleswig-Holstein

entnommen aus „Kontakt“,Mitgliederzeitung des LV Schles-wig-Holstein, Ausgabe Juli 2005,Heft 89

Delegiertenversammlung im bayerischen Niederalteich

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FreundeskreisJournal20 2/2005

Aus dem BundesverbandAus dem Bundesverband

Der Bundesverbandder Betriebskranken-kassen (BKK BV) und

die Deutsche Hauptstelle fürSuchtfragen (DHS) führtenin Kooperation mit denSelbsthilfe- und Abstinenz-verbänden das Projekt„Frauen – Medikamente –Selbsthilfe“ durch. Daraufbasierte die Tagung „Hilfefür Medikamentenabhängi-ge“ im dbb forum berlin.Vom Bundesverband nah-men die stellvertretendeVorsitzende Ilse Bräuer-Wegwerth und Ute Kras-

nitzky-Rohrbach, die auch beim Pro-jekt mitgearbeitet hatte, teil.

Zu Beginn erläuterte Dr. AlfonsSchröer vom BKK-BV, dass 16,8 Pro-zent der BKK-Gesamtausgaben durchFehlgebrauch und Abhängigkeitsge-brauch von Medikamenten entstün-den und Rolf Hüllinghorst, DeutscheHauptstelle für Suchtfragen, forderte,die Situation für Medikamentenab-hängige weiter zu verbessern.

Dr. Katrin Janhsen von der Uni-versität Bremen sprach von ca. 1,4 bis1,9 Millionen medikamentenabhängi-gen Menschen und schätzte damitderen Zahl höher als die der Alkohol-abhängigen ein. Es gibt rund 40.000zugelassene Medikamente, wobei90 Prozent der verbrauchten Medika-mente auf nur 2.000 Präparate ent-fallen.

Karin Mohn, Leiterin des Medika-mentenprojekts bei der DHS, und ElkeFrinker, Projektmitarbeiterin vomBlauen Kreuz Hannover, wiesen insbe-sondere auf die Notwendigkeit vonSelbsthilfegruppen für Medikamen-tenabhängige hin. Im Rahmen desProjektes haben sich fünf neueSelbsthilfegruppen für Medikamen-tenabhängige gebildet.

Nach Gabriele Jeuck, Frauen-suchtberatungsstelle F.A.M., stellenniedrigdosis-abhängige Frauen, die imAlltag kaum auffallen, die Hauptgrup-pe der Medikamentabhängigen dar.Sie haben in der Regel wenige Infor-mationen über das Suchtmittel undentwickeln kaum ein Bewusstseindafür, dass sie unter einer Abhängig-keit leiden. MedikamentenabhängigeFrauen schätzen die unauffällige Stil-le, sie haben das Bedürfnis zu funktio-nieren. Ein „Kick“ wie bei anderenSüchten ist nicht erwünscht.

Dr. Rüdiger Holzbach stellte seinespezielle Arbeit mit Medikamentenab-hängigen in den Westfälischen Klini-ken Lippstadt dar. Für die Mitarbei-ter/innen gibt es hier besondere Qua-lifizierungsmaßnahmen.

Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Klinik fürPsychiatrie der Medizinischen Univer-sität zu Lübeck, sprach zum Thema„Medikamentenabhängigkeit im All-gemeinkrankenhaus“.

Zum Thema „Medikamentenmiss-brauch und –abhängigkeit in Allge-mein- und Hausarztpraxen“ ging Prof.Dr. Ulrich Schwantes, Charité – Uni-versitätsmedizin Berlin und gleichzei-tig niedergelassen als Hausarzt – aufdie konkrete Situation der Hausärzteein. Wichtig ist ihm der direkte Kon-takt zu seinen Patienten. Er schlägtdazu vor, die Patienten längerfristigzu begleiten und intensive Gesprächezu führen. Behandlung soll durch diekonkrete Einbeziehung des Patientenerfolgen. Sie sollen dabei selbst Zielefestlegen, kleine Ziele, die sich schritt-weise umsetzen lassen. Die Patientenfühlen sich wertgeschätzt. Der Haus-arzt kann somit eine weitestgehendmedikamentenfreie Verordnung an-streben.

Zum Abschluss der Tagungberichtete die Drogenbeauftragte der

Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, dass in der Ausbildung jungerÄrzte Sucht jetzt ein wichtiges Themageworden ist. Weiter soll durch dieneuen Hausarzt- und Hausapothe-kenmodelle Transparenz und Infor-mationen über das Verschreibungs-verhalten erlangt werden. Dieses Zielverfolgt auch die Einführung derelektronischen Gesundheitskarte(auch für Rezepturen). Auch dasPräventionsgesetz ist hilfreich, weil esdie Steigerung der Selbstverantwor-tung der Patienten vorsieht. Caspers-Merk sieht außerdem die Notwendig-keit einer breiten Informationskam-pagne über Medikamentenabhängig-keit.

Ilse Bräuer-Wegwerthund Ute Krasnitzky-Rohrbach

„Frauen – Medikamente – Selbst-hilfe“Der im Wirtschaftsverlag unter derISBN 3 – 86509 – 255 – 1erschienene Projektbericht gibtweitere Informationen zum Themaund zu den einzelnen Inhalten desProjektes. Er enthält darüber hin-aus eine sehr ausführliche Litera-turliste und kostet 10 Euro imBuchhandel.

„Hilfe für Medikamenten-abhängige“

Interessante DHS-Tagung in Berlin

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FreundeskreisJournal 212/2005

Vom 25. bis 29. Mai fand in Han-nover der 30. Deutsche Evange-lische Kirchentag statt.

Auf dem „Markt der Möglichkei-ten“ präsentierten sich 790 kirchlicheund soziale Einrichtungen und Orga-nisationen.

Auch die Freundeskreise warendabei. Zusammen mit dem Gesamt-verband für Suchtkrankenhilfe, demBlauen Kreuz der evangelischen Kir-che und dem Blauen Kreuz Deutsch-land, alle vereint unter dem Dach derDiakonie, informierten wir an dreiTagen die Besucher über die Möglich-keiten der Suchtkrankenhilfe.

Donnerstag, 26.MaiMit Spannung erwarten wir ab

zehn Uhr die ersten Interessenten.Wir, das sind Ute-Krasnitzky-Rohr-bach und Claudia Lorenz vom Bun-desverband, Gundula Begemann, Re-gionalleiterin der Region 5 des LVNiedersachsen, Jutta Schmidt vomFreundeskreis Synergie in Hannoverund Evelin Scheiben vom SeelzerFreundeskreis ‘90 .

Zunächst beobachten wir die vor-beiziehenden Besucher und ihreReaktionen.

Ein junger Mann schlendert lang-sam vorbei, wirft aus dem Augenwin-kel einen Blick auf unseren Stand.Nach 20 Metern dreht er um, nimmtnun schon Blickkontakt auf. Beimdritten Mal wagt er es endlich, näherzu kommen und einen Blick auf unse-re Broschüren zu werfen. Ein vorsich-tig formuliertes Gesprächsangebotnimmt er dann gern wahr.

Einige haben Schwierigkeiten,sich zu outen und fragen „für einenFreund“. Das ist mir aus meiner eige-nen Vergangenheit sehr vertraut.

Eine junge Frau, die interessiert inden Broschüren blättert, kommt nachzwei Minuten zurück und sagt: „Eslässt mir keine Ruhe, ich muss euchunbedingt etwas erzählen. Ich binAlkoholikerin und mit Hilfe derSelbsthilfegruppe seit zwei Jahrentrocken. Ich habe mich noch nieöffentlich dazu bekannt. Ihr seid dieersten, denen ich das erzähle. DieSelbsthilfe ist eine wunderbare Ein-richtung!“ Beim Abschlussgottes-dienst am Sonntag treffen wir diesejunge Frau unter 150.000 Menschen –ein kleines Wunder dieses Kirchenta-ges.

Freitag, 27.Mai Heute sind wir zu dritt. Sigried

Schmidt vom Freundeskreis Blombergreiste zu unserer Unterstützung an.

Der Tag beginnt schon irgendwieanders. Die Atmosphäre ist lockerer,gelöster, die Besucher sind offenerund gesprächsbereiter. Viele An-gehörige, aber auch Betroffenesuchen das Gespräch. Sogar einige

Kinder und Jugendliche nehmen sichverlegen eine Angehörigen-Broschü-re. Pastoren, Lehrer, Sozialarbeiter undandere beruflich Interessierte deckensich mit Info-Material ein. Am Nach-mittag bekommen wir Besuch vomEhrenvorsitzenden des LV Niedersach-sen, Johann Duin.

Als sich um 19 Uhr die Tore derHalle schliessen, sind wir ziemlichgeschafft, aber auch sehr zufriedenmit dem heutigen Tag.

Samstag, 28. MaiHeute geht es etwas ruhiger zu.

Da wir uns am Stand abwechseln,haben wir nun auch die Möglichkeit,uns in der Halle umzusehen. Es isterstaunlich, wie viele soziale Projekteim In- und Ausland, insbesondere inden Entwicklungsländern, von derKirche initiiert und unterstützt wer-den. Allen, die mit der Kirche nichtsam Hut haben, sei empfohlen, sicheinmal darüber zu informieren.

Auf dem Kirchentag herrscht einebesondere Atmosphäre, die mankaum beschreiben kann, sondern erle-ben muss. Überall auf dem großen

Die Freundeskreise auf demEvangelischen Kirchentag in Hannover

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Die neue Präsentationswand:„Trocken ein neues Lebensgefühl“ mit

Tisch und Ständer für Info-Material

Standpersonal: Jonny Duin, EvelinScheiben, Sigried Schmidt, UteKrasnitzky-Rohrbach (v.l.)

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� „Katze statt Kater“ – einExtra-Faltblatt für den Kirchen-tag: Die Verbände Blaues Kreuzin Deutschland e. V., BlauesKreuz in der Evangelischen Kirche– Bundesverband e. V., Freundes-kreise für Suchtkrankenhilfe e. V.und Gesamtverband für Sucht-krankenhilfe im DiakonischenWerk der EKD e. V. hatten dasBlatt gemeinsam konzipiert. Esenthält Informationen zur Ab-hängigkeit, wie sie entsteht undwelche Auswirkungen sie aufFamilien haben kann. Danebengibt es Hinweise, was man dage-gen tun kann. Restposten dieses Faltblatts sindnoch über die Geschäftsstelle,Tel. (05 61) 78 04 13 [email protected] zu haben. Einzelexemplare sindkostenlos. Bei Anforderungenüber 10 Exemplaren bitten wir um eine Schutzgebühr in Höhe von0,10 Euro pro Exemplar (zzgl. Porto und Verpackung).

FreundeskreisJournal22 2/2005

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Der Kirchentagin Zahlen

� Da kann man nur staunen: Eskamen 1,2 Millionen Besucher zu3.000 Veranstaltungen an 800Veranstaltungsorten. Allein am„Abend der Begegnung“ warenes 370.000. Es gab 105.000 Dau-erteilnehmer, Durchschnittsalter36 Jahre. 59 Prozent der Teilneh-mer sind weiblich, 8 Prozentkatholisch. 3.364 ausländischeTeilnehmende kamen aus 87 Län-dern, der jüngste war zweiMonate alt und am weitestenangereist, nämlich aus Australien.35.000 Menschen schliefen inSchulen, 12.000 in privaten Bet-ten. 7.731 Mitwirkende warenGaranten für die Vielfalt beimMarkt der Möglichkeiten, 2.700Pfadfinder waren im Einsatz, anHelfer und Hauptamtliche desKirchentages wurden 73.000warme Mahlzeiten ausgegeben.80.000 Schals „Kirchentag für Kli-maschutz“ fanden Abnehmer.Quelle: Evangelische Zeitung,Extraausgabe „Kirchentag“ vom29. Mai 2005

Gelände wird gesungen, alle Men-schen gehen freundlich miteinanderum, ich fühle mich aufgenommen ineine große Gemeinschaft. Es wäreschön, etwas von diesem Frieden mit-nehmen zu können in den Alltag.

Um 17 Uhr schließt der „Markt derMöglichkeiten“. Mit der großen Unter-stützung von Dieter Rohrbach ist derStand schnell wieder abgebaut undmit den restlichen Materialien im

Am Kirchentagsstand: Evelin Scheiben, Jutta Schmidt, Ute Krasnitzky-Rohrbach, Gundula Begemann, Claudia Lorenz (v.l.)

Auto zum Transport nach Kassel ver-staut.

Wir blicken auf drei anstrengende,aber auch sehr schöne und erfolgrei-che Tage zurück. Die Zusammenarbeithat viel Spaß gemacht, wir habenviele Menschen erreicht. Nun freuenwir uns auf den nächsten Kirchentag2007 in Köln.

Evelin Scheiben, Seelzer Freundeskreis 90

Einladung zum Kölner Kirchentag:6. bis 10. Juni 2007

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BADEN

Frauentag in Baden:Rückfall-gefahr durchAlltagsstressund Überlas-tung

� Ein Erlebnis der beson-deren Art – so empfandich den 9. Frauentag desLandesverbandes Baden imJuli 2005 in Bad Herrenalb.Für mich war es der dritteFrauentag, an dem ich teil-nehmen konnte, und ichfreute mich darauf, vieleinzwischen vertraute undlieb gewonnene Frauenwieder zu sehen. Dafürwollte ich gerne in Kaufnehmen, dass wieder einWochenende für dieFreundeskreisarbeit wegwar und dass ich mich miteinem heiklen Themabeschäftigen sollte. Wiegern verdränge ich denGedanken an den Rückfallund den Appell an die per-sönliche Verantwortung.

Als Co-Abhängige stolpereich regelmäßig über meine„alten Verhaltensmuster“.Deshalb beschloss ichauch, es langsam angehenzu lassen und reistezusammen mit zwei ande-ren Frauen aus meinerGruppe bereits am Abendzuvor an. Andere Teilneh-merinnen hatten diesgenauso gemacht, und sowar der Abend bereitserfüllt mit herzlichenUmarmungen, wertvollenBegegnungen und unsererselbstverständlichen Mit-hilfe bei den letzten Vor-bereitungen. In netterGesellschaft half ich beim

Befüllen von Lavendel-säckchen. Dabei gab esreichlich Gelegenheit, umErfahrungen, Meinungenund Gedanken auszutau-schen. Es wurde gelachtund sogar gesungen. Undwenn Lavendel nur halb soentspannend wirkt, wieihm nachgesagt wird, dannregt mich in diesem Jahrso schnell nichts mehr auf.

Sehr zufrieden startete icham nächsten Morgen inden eigentlichen Frauen-tag und lernte ganznebenbei: Erfahrungschützt vor Irrtum nicht!Nach Stehkaffee, besinnli-chem Flötenspiel, Begrü-ßung und Tageseinstim-mung folgte nicht dassonst übliche Referat, son-dern eine Kurzeinführungin die verschiedenenWorkshops, die übrigensallesamt von Frauen ausden Freundeskreisen ange-boten wurden:

Es gab meditative Kör-perübungen, Atmen für dieSeele, Mandalamalen unddie Kraft der Farben zuentdecken. Außerdembestand die Möglichkeit,Märchen für Erwachsenezu lauschen sowie Ent-spannung und Lebendig-keit durch Trommelklängezu erfahren. Die Qual derWahl war groß und bewiesmir einmal mehr, dass

auch ein Zuviel des Gutenstressen kann. Im Alltagverliere ich schnell dasGefühl für meine eigenenBedürfnisse.

Mich lockten die Trommelnund die Ausstrahlung derLeiterin dieses Workshops.Ich hatte Waltraud bereitsam Vorabend erleben dür-fen. Etwas enttäuscht warich zunächst darüber, dassich nicht selbst die Sticksin die Hand nehmen durf-te, weil ich bereits die wil-desten Phantasien davonhatte, wie ich all meineEmotionen aus mir heraustrommeln wollte. Weitgefehlt! Was ich erlebendurfte war faszinierend:Stück für Stück, Schlag fürSchlag eine meditativeForschungsreise tief inmich hinein, zu meinenGefühlen ebenso zu mei-nen Blockaden. Dies warKörperarbeit pur und diebegann weit vor demTrommelspiel, nämlichindem wir unseren ganzenKörper mit einer Art Klopf-massage vorbereiteten.Sehr beeindruckt undinnerlich vibrierend hatteich hinterher etwas Mühe,mich zu erden, als ichmich vom aufgeregtenGeschehen zum Mittag-essen begeben wollte.

Frisch gestärkt tauschtenwir dann in Kleingruppen

unsere Erfahrungen ausund knüpften an unseraller Thema an. Immerwieder spürte ich dieBegeisterung und Freude –und ein allgemeinesBedauern darüber, dass ichnicht mehrere Workshopsausprobieren konnte.

Abschließend gab es Kaf-fee und Kuchen, ein inter-essantes Referat zur Salu-togenese (Konzentrationauf das, was uns gesundhält und nicht auf das,was uns krank macht) undden schon bekanntenAbschied mit der „Sonnen-blumenübung“. DiesesRitual ist mir sehr ans Herzgewachsen und bewegtmich jedes Jahr aufs Neue.

Es berührt mich, wenn ichdie Gemeinschaft, in derich geborgen war, loslassenmuss, um in meinen Alltagzurück zu kehren. Alles inAllem war es ein wirklichtoller Tag, an dem es gutgelungen ist, Traditionellesmit ganz Neuem zu ver-binden. Auf diesem Wegeein herzliches Danke analle Verantwortlichen!Schon heute wärmt michdie Vorfreude aufs nächsteJahr, in dem es sogar einFrauenwochenende wer-den soll. Endlich!

Christina Welzel

FreundeskreisJournal 232/2005

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FreundeskreisJournal24 2/2005

NIEDERSACHSEN

� Im August 2005 feierteder Landesverband Nieder-sachsen (LV) in Sulingensein 25-jähriges Jubiläum.Wir konnten uns über dieTeilnahme von rund 250Gästen freuen – darunterauch Vertreter aus anderenLVs, dem Bundesverbandund der befreundetenSelbsthilfe- und Absti-nenzverbände BlauesKreuz, Guttempler undKreuzbund.

Das Programm warinhaltsreich – aber auchkurzweilig durch die Auf-tritte der Chöre aus Lessenund Rehden sowie derLandjugend Asendorf. VomShanty bis zur Discomusikmit Tanzeinlagen war fürjeden Geschmack etwasdabei.

Viele Ehrengäste konntenwir begrüßen: Nebenunserem Ehrenvorsitzen-den Johann Duin auchDirektor Henning Brandesvom Diakonischen WerkHannover, Wolfgang Bar-tels von der Landesstellegegen die Suchtgefahren,Walter Lehmann von derLändlichen Erwachsenbil-dung (LEB), Wolfgang vonLessen vom LandkreisDiepholz, Ortwin Stieglitz,Bürgermeister derGemeinde Varrel, dieBürgermeisterin IngridJant-zon von Sulingen,Irene Huth von der AOKsowie Georg Wiegandvon der LVA. Carl-HeinzHack, langjähriger Vorsit-

zender des LV und desBundesverbandes, zeigteuns ausführlich die Ent-wicklung der Freundeskrei-se von den Anfängen bisheute auf: In den Jahren1975 / 76 trafen sichbereits Freundeskreise ausOstfriesland, dem Osna-brücker Land, aus Moor-merland, Wolfenbüttel,Braunschweig, der Graf-schaft Bentheim und demEmsland zum Austauschund überlegten Möglich-keiten einer Zusammenar-beit in Niedersachsen. Siewollten eine Gemeinschaft,bei der sich keiner zurAbstinenz schriftlich ver-pflichten musste, sondernin der die Abstinenz eigen-verantwortlich gelebt wird,bei der die Mitglieder kei-ner bestimmten Glaubens-richtung angehören mus-

sten, sondern verantwort-lich mit ihren Mitmen-schen im Sinne der Näch-stenliebe umgehen.

Drei Schwerpunkte hattedie Arbeit damals, die auchheute noch aktuell sind:Einmal ist es die Ausbil-dung von Gruppenleitern,bei der wir heute durch dieLEB unterstützt werden.Zweitens die Frauenarbeit:Erste Frauenbeauftragtewar Annelie Stroschke,später war es lange JahreHelga Losch. ZahlreicheSeminare „Frauen helfenFrauen“ wurden bis heutedurchgeführt. Drittens die Öffentlich-keitsarbeit: Wir hattenschon relativ früh eineeigene Mitgliederzeitung,die erst von Ewald Maat-mann (der auch eine Zeit-lang Vorsitzender des Lan-desverbandes war), spätervon Rolf Becker und jetztvon Heinz von Frielingbetreut wird. Mit dem jetzigen Vorsitzenden Hermann Mütz ist es wei-ter gelungen, auch zweiFreundeskreise im hollän-dischen Groningen mit in„unser Boot“ zu holen.Heute haben wir insge-

samt 83 Freundeskreiseund 125 Gruppen. Wichtig bleibt für uns diegute Zusammenarbeit mitden anderen Landesver-bänden und dem Bundes-verband. Gemeinsam wol-len wir unserem Leitbildtreu bleiben und versu-chen, unsere Gruppen fürjunge Menschen nach demMotto „Brücken bauen“ zuöffnen und die Arbeit fürFrauen und für Angehörigeweiter fördern.

Die Feier klang am nächs-ten Tag mit einem Gottes-dienst in der St. Marienkir-che in Varrel aus, der vonLandessuperintendentinDoris Jansen-Reschke undPastor Siegfried Landgestaltet wurde.

Für den Landesverbandbedanke ich mich hiermitnochmals sehr herzlichbeim FK Sulingen – insbe-sondere bei den Organisa-toren Gerd Korte, BrigitteSchmidt und unseremSulinger Rolf Schmidt –für das gelungene undschöne Fest.

Heinz von Frieling

Vorsitzener Hermann Mütz und Rolf Schmidt, Vorsitzender des Bundesverbandes

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nden „Wir brauchen Menschen,

die im anderen den Bruderoder die Schwester alsGeschöpf Gottes sehen“25-jährige LV-Jubiläumsfeier

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SCHLESWIG-HOLSTEIN

Ilse Bräuer-Wegwerthverabschie-det sich ausdem Vor-stand des LV

� Im Februar verabschie-dete sich Ilse Bräuer-Wegwerth als Vorsitzendeder Freundeskreise fürSuchtkrankenhilfe desLandesverbandes Schles-wig-Holstein e. V. 150 Freunde, Freundinnenund Gäste waren gekom-men, um sich bei ihr fürdie vielen Jahre in derVorstandsarbeit – erst alsSchriftführerin, dann alsVorsitzende – zu bedan-ken. Rolf Schünemannzählte auf, in welchenGremien und Arbeitskrei-sen sie die Schleswig-Hol-steiner Freunde vertretenhat. Lang anhaltenderApplaus, Blumen und klei-ne Geschenke vom neuenVorstand des Landesver-bandes und von denanderen Verbänden, diedurch ihre Vorsitzendenebenfalls vertreten waren,machten deutlich, dassIlse Bräuer-Wegwerth aufLandesebene nicht nur beiden Freundeskreisen, son-dern auch bei den ande-ren Selbsthilfeverbändenund den Fachausschüssensehr beliebt ist und dasssie alle vermissen werden.Auf Wunsch des Vorstan-des wurde Ilse zur Ehren-vorsitzenden ernannt.

„Liebe Ilse, ich möchte Dirnoch ganz persönlichdanken. Ich bin froh darü-ber, dass wir uns begegnetsind, und dass wir mitein-

ander im Vorstand gear-beitet haben. Ich werdenicht vergessen, dass duimmer ein offenes Ohr fürmich hattest – egal, wannich bei dir anrief. DeineOffenheit und Deine Ehr-lichkeit waren ganz wich-tig für mich. Alles, was Dugemacht hast – man sagt,es ist ein Ehrenamt. Aberich würde, wenn ich einenHut tragen würde, ihnjetzt abnehmen.Hut ab vor Dir und Deinem Engagement!“(Rudi Burmester, NeuerVorsitzender des LVSchleswig-Holstein)

„Als wir erfuhren, dass Dunicht mehr als Vorsitzendekandidieren wolltest, warich sehr traurig. Wirhaben beide danach einlanges Gespräch geführtund Du bist mit Entschie-denheit bei dem Ent-schluss geblieben. Du hastmir deutlich gemacht,dass alle im Vorstand aufDeinen Entschluss vorbe-reitet sind. Jeder auf seineWeise wird „Deine Schuhetragen und damit auchlaufen können“ – dieArbeit wird gut weiterge-hen. Menschen wie Dukönnen denen einen

neuen Blickwinkel schen-ken, die vom Leben bitterenttäuscht sind und dieseWelt ein wenig freundli-cher und lebenswertermachen.Danke Ilse – Schön, dasses Dich gibt.“

Hermann und Roswitha,Freundeskreis Schlosskirche

Ahrensburg

Rudi Burmester, Ilse Bräuer-Wegwerth und Rolf Schünemann

FreundeskreisJournal 252/2005

Aus den LandesverbändenAus den Landesverbänden

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FreundeskreisJournal26 2/2005

BLOMBERG

FreundeskreisBlombergmacht mitbeim neuenPräventions-projekt� „Alktours – Mit neuenAugen sehen“ ist der Titeleines neuen Präventions-projektes zum Umgang mitder Volksdroge Nr. 1 – demAlkohol. Ziel dieses Projek-tes ist es, vor den Gefah-ren der Abhängigkeit ohneden erhobenen Zeigefin-der, aber mit Elementenaus der Erlebnispädagogikzu warnen.

Zu diesem Zweck hattenSozialarbeiter der StadtDetmold, die Fachstelle fürSuchtprävention Lippe, dasKriminalkommissariat Vor-beugung, die AOK Lippe,das Jugendamt und derFreundeskreis für Sucht-krankenhilfe in Blombergein Konzept ausgearbeitet.

In sechs Lernstationenkonnten die rund 240Schülerinnen und Schülereiner integrativen Gesamt-schule, alle um die 14Jahre alt, ihr Wissen um

Alkohol und dessen Wir-kung überprüfen underweitern.

Es gab anschauliche Übun-gen, wie zum Beispiel dieFahrt auf einem Bobbycar,die sich mit einer die Sichttrübenden „Suchtbrille“sehr schwierig gestaltete.

Ein weiterer Schwerpunktwaren die Übungen, dieden Teamgeist der Teilneh-mer/innen förderten undstärkten, zum Beispiel„Rauch der Sinne“, ver-gleichbar mit dem „BlindeKuh-Spiel“, wo es um dieSchärfung der Sinne undum Vertrauensaufbau ging.Interessant war auch dieDarstellung von Begriffenzum Thema „Alkohol undSucht“.

Von den Mitgliedern unse-res Freundeskreises warendie Jugendlichen interes-siert zu erfahren, wie diesedie eigene Sucht erlebthaben.

Es ist geplant, den Sucht-parcours auch noch inanderen Schulen in Lippedurchzuführen, und es gibtbereits etliche Anfragendazu.

Rolf Schmidt

NÜRNBERG

Triathlon2005 –FreundeskreisNürnbergmitten drin!

� Beim diesjährigen Quel-le-Challenge in Roth, An-fang Juli, war der Freun-deskreis Nürnberg wiedermit von der Partie – wieauch letztes Jahr miteinem Stand auf dem sogenannten „Expo-Gelände“des Triathlonparks, miteiner Freundeskreis-Staffelund als fleißige Helfer inden Wechselzonen derStaffeln.Unser Informationsstandbefand sich im Inneren derExpo-Halle. Die Besucherhatten eine ordentlichePortion Neugier mitge-bracht, und so fandenunsere Infobroschürenguten Absatz. Im Laufe derdrei Tage wurden interes-sante Gespräche geführtsowie Tipps und nützlicheAdressen weitergegeben.

Die Sportler der Staffeln,die in den Wechselzonenvom Freundeskreis betreutwurden, waren einhelligder Meinung, dass alleHelfer beim Triathlon inRoth ein dickes Lob ver-dient hätten. Eine Aner-

kennung, die die Strapazenbeim Ausschenken von Tee,Wasser, Cola und Apfel-schorle, beim Schmierenvon 1.500 Brötchen, beimSchneiden von Apfelmas-sen, Wassermelonen,Bananen, Kiwis und Reis-kuchen, beim Anpreisenvon Joghurt und Isoge-tränken sowie beim Öffnen

von 700 (!) Gurkengläsern,fast vergessen ließen.

Der größte Hit am Wett-kampfsonntag war unsereStaffel, die unter derFreundeskreisfahne starte-te. Mit Ernst Sameth alsSchwimmer, Peter Kellerals Radfahrer und WernerBruns als Läufer hatten essich die Männer zur Auf-gabe gemacht, besser zusein als letztes Jahr, wasihnen mühelos gelang. Inder Gesamtwertung schonauf einem überragenden12. Platz landeten dieFreundeskreisler in derWertung der Quelle Chal-lenge Trophy auf dem sen-sationellen ersten Platz.Damit hatte keiner gerech-net, was unseren Jubel imüberfüllten Triathlonsta-dion aber nicht wenigerlaut ausfallen ließ! So wares wieder – nach 2004 –ein gelungenes Triathlon-Wochenende mit vielSport, viel Enthusiasmusund viel Spaß!

Christine RotherBeim Spiel „Rauch der Sinne“ geht es um den Aufbauvon Vertrauen

Die Staffel des Freundeskreises bei der Siegerehrung

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FreundeskreisJournal 272/2005

Aus den FreundeskreisenAus den Freundeskreisen

PREUßISCH-OLDENDORF

� Bereits zum 16. Malrichtete der FreundeskreisPreußisch Oldendorf dastraditionelle Fußball-Hal-lenturnier der Suchtkran-kenhilfe aus. Dieses Malhatten wir einen neuenTeilnehmerrekord: ZwölfMannschaften nahmenteil, die weiteste war ausBayern angereist. In dieserspielte auch unserAnsprechpartner fürJuMuS und neu gewähltestellvertretende Vorsitzen-de, Andreas Bosch, mit. Am Ende siegte das Kran-kenhaus Lübbecke überden Freundeskreis Rem-scheid mit 1:0.

„Dieses sportliche Ereignisist ein ganz besondersgutes Aushängeschilddafür, dass es sich lohnt,seine Sucht zu besiegenund eine zufriedene Absti-nenz anzustreben. Waseinmal klein und mehroder weniger internbegann, ist heute zu einemEreignis der besonderenArt geworden“, sagte RolfSchmidt, der Vorsitzende

des Bundesverbandes. Dieter Schmidt-König vonder Suchtberatungsstelledes SozialpsychiatrischenDienstes im Gesundheit-samt Lübbecke meinte:„Dieses Fußballturnierbeweist einmal mehr dasbesondere Engagement inder Suchtarbeit.“ ManfredPallentin vom Diakoni-schen Werk im Kirchen-kreis Lübbecke sprach inseinem Grußwort davon,dass „seit jeher Menschenan Problemen des Alltags,wie dies zur Zeit Themenwie Hartz IV sind, verzwei-feln. Freundeskreise gebenjedoch bei Suchtproble-men Hilfe. Sie packen dieDinge an und geben nichtauf. Sie helfen denjenigen,die ihre Hilfe benötigen.“

Reinhard Rabenhorst, stell-vertretender Vorsitzenderdes LV Nordrhein-Westfa-len, spendierte einenneuen Wanderpokal.

Karl-Heinz Wesemann

Karl-Heinz Wesermann bei der Überreichungdes Schecks

WESTALLGÄU

Familien-freizeit ander Ostsee� Zehn (Ehe-)Paare undfünf Kinder nahmen ander Familienfreizeit desFreundeskreises Westallgäuan der Ostsee in Brothenbei Travemünde teil. Beider vom Therapeutenehe-paar Eva-Maria und EndrikMarischka geleiteten Frei-zeit arbeiteten wir in zweiKleingruppen von je fünfPaaren. Die Kinder wurdenwährend dieser Zeit liebe-voll betreut von Conni.

Zunächst formulierten wirunsere individuellen Zieleund die der gesamtenGruppe: • mehr Gefühle zeigen,• mehr mitreden,• sich besser durchsetzen,• über Schuldgefühle

reden,• mehr Zeit nehmen für

den Partner,• besser zuhören,• mehr Zeit einfordern,• ein gemeinsames Projekt

finden.Als erstes arbeiteten wiram Thema „Geduld“ undlernten, dass Ungeduld zuEnge und Stress führenkann und Spannungenaufbaut, während Geduldmit Aushalten und Ver-zichten können zu tun hat,mit Gelassenheit undAbwarten. Dann beschäf-tigten wir uns mit der„Angst vor Klarheit“. Dabeimachte ich für mich wich-tige Erfahrungen: Ich trau-te mich, über das ständigeKreisen meiner Gedankenum all meine persönlichenDefizite, mein vergleichen-des Denken mit der gleich-zeitigen Abwertung meinerPerson zu sprechen. Es fällt

mir schwer, mich so anzu-nehmen, wie ich bin. Dar-auf führe ich zurück, dassich unsicher bin im Um-gang mit anderen undmich zurückziehe. All dasmacht mich traurig undhoffnungslos. Morgens istdieses Gefühl schier uner-träglich, erst gegen Abendhellt sich meine Stimmungauf. Dabei flossen auchwieder viele Tränen.

In einer Übung sagte mirjeder einzelne Gruppenteil-nehmer, was er an mir gutfindet. Ich musste dabeijedem in die Augen sehenund erwidern: „Danke, ichglaube Dir.“ Ich machte dieErfahrung, dass ich daseine oder andere durchausannehmen konnte, wennich einen echten Bezug zumir herstellen konnte.Andere Rückmeldungentat ich als Schmeichelei ab,wobei ich mir aber nichtsicher bin, ob ich dabeidem jeweiligen Gegenübernicht unrecht getan habeund meine negativenGefühle ganz andere Hin-tergründe haben. Interessant war auch dieAuseinandersetzung mitdem Thema Dominanz. Ineiner Paarbeziehung traf erdominant fast alle Ent-scheidungen allein, undwar gleichzeitig verwun-dert darüber, warum seineFrau oft so weinerlich seiund so wenig Selbstbe-wusstsein habe. Beidewaren bereit, sich diesemProblem durch aktivesZuhören und Nachdenkenüber das Gehörte zu stel-len, und es war schon aufder Freizeit zu beobachten,wie es der Frau besserging. Nicht zuletzt haben wirhoffentlich alle erkannt,wie wichtig es für ein Paarist, dass es das WIR stärkt.

Jutta Wagner

Fußball-Hallenturnier derFreundeskreise: Die schöns-te Nebensache der Welt

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FreundeskreisJournal28 2/2005

REUTLINGEN

Jubiläumbeim Freun-deskreisReutlingen

� Fünf ehrenamtlicheMitarbeiter des Freundes-kreises Reutlingen wurdenfür ihre 20-jährige Mitar-beit und Abstinenz imApril bei einem Jubiläums-kaffee geehrt. Die Vertre-terin des Vorstands für denBezirks CIII, Annelene Fink,verlas die Urkunden, undüberreichte sie den fünfJubilaren mit der goldenenNadel für ihre 20-jährigeMitgliedschaft. Danachüberreichte sie jedem einkleines Geschenk der Ge-schäftsstelle in Laichingen.

Der Regionalvertreter HansPeter aus Münsingenbeglückwünschte die Jubi-lare. Er erinnerte daran,dass diese Mitarbeiter dieFreundeskreise der RegionIII beim Aufbau unterstützthaben. Außerdem habensie den Frühlingsball undden Regionswandertageingeführt. Danach gab esauch ein kleines Geschenkvon Hans Peter. Der Freun-

deskreis Reutlingen dankteden Jubilaren ebenfallsherzlich mit Geschenken.

Der Freundeskreis Reutlin-gen feiert zwei Mal imJahr einen Jubiläumskaf-fee. Die Mitglieder, diejeweils ein Jahr abstinentgelebt haben, richten dieseFeier aus. Sie findet dannimmer dienstags anstelledes Gruppenabends statt.Die Tafel ist für rund 50Personen feierlichgeschmückt. Nach derBegrüßung und einerAndacht werden die Jubi-lare geehrt.

Von einem Jahr bis zu 24Jahren reicht die Zeit derAbstinenz. Ein gemeinsa-mes Gebet bildet denAbschluss dieser Feier.

Das Ehepaar Votteler lebtseit 49 Jahren abstinent,beide haben vielen Alko-holkranken in und umReutlingen geholfen. Auch ihnen wurde herzlichgedankt.

Peter Fahrenholz

von links: Gründerehepaar des FK Reutlingen Karl und Ruth VottelerJubilare: Hans-Jürgen Schulz, Ehepaar Bruno und Ute Nübling, EhepaarIrmgard und Franz Goltz; Freundeskreisleiter Ruth und Peter Fahrenholz

VOGELSBERG

� Für die Jahreshauptver-sammlung des Freundes-kreises Vogelsberg dachtensich die Mitglieder einebesondere Überraschungfür den Vorsitzenden Wal-ter Weitzel und dessenEhefrau Marianne aus.

Für ihr bereits über einViertel Jahrhundert andau-erndes Engagement gab eseine kunstvoll verzierteTorte, eine Jubiläumsuhrund eine Urkunde, die derVorsitzende des Landesver-bandes Hessen – auch imNamen des Bundesverban-des – überreichte.2004 hatte der Freundes-kreis 420 Beratungsge-spräche geführt, und 2.108Besucher wurden bei denGruppenabenden gezählt.

Der Freundeskreis istaußerdem im ArbeitskreisSucht des Vogelsbergkrei-ses und im Arbeitskreis

des neuen Dekanates vertreten.

Suchthelfer aus demFreundeskreis beratenmittwochs in der Sucht-hilfe in Alsfeld und in Lauterbach.

Heinrich Lerch

GOCH

� Mitglieder des Freundeskreises haben wieder einenStand aufgebaut und bieten Informationen undBroschüren über Sucht und Selbsthilfe an – diesmalin der Stadthalle Kleve beim Notfalltag.

Information beim Notfalltag

Walter und Marianne Weitzel für 25-jährigesEngagement geehrt

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FreundeskreisJournal 292/2005

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beitDie Welt der Mandalas

In diesem Freundeskreis-Journal wollen wir eine Anre-gung für die Gruppenarbeit machen, die eher kreativeAspekte in den Vordergrund stellt. Mandalas sind aus der

buddhistischen und hinduistischen Kultur überliefert. Siewurden dort bereits ganz bewusst eingesetzt, um die Kon-zentration zu fördern. Auch aus Afrika sind Mandalasbekannt. Dort wird ihnen eine heilsame Wirkung zuge-schrieben. In der christlichen Religion haben Mandalas seitdem Mittelalter einen festen Platz. Die gotischen Kirchen-fenster sind Mandalas in sehr hoher handwerklicher Per-fektion. Der Tiefenpsychologe C. G. Jung hat die heilsameWirkung der Mandalas ebenso für seine Arbeit entdecktund in der Therapie eingesetzt.

Mandala bedeutet übersetzt: Kreis oder Zentrum. JedesMandala hat einen Mittelpunkt, um den herum Formenund Muster angeordnet sind. Die Form des Kreises kann einSymbol für das Leben sein. Außerdem begegnen uns Kreis-bilder täglich: Sonne, Mond, Blüten, Jahresringe an Bäu-men etc. Sie bieten die Möglichkeit, Entspannung im hek-tischen Alltag zu finden. Von daher sehen wir darin aucheine Möglichkeit, sie entweder in der Gruppenarbeit zumThema „Wie und wodurch kann ich innerlich zur Ruhe fin-den?“ einzusetzen, um dann darüber auch zu sprechen. Esist aber natürlich genauso möglich, das Mandalamalen ein-fach mal ganz für sich allein auszuprobieren.

Wir drucken eine Vorlage aus „Mein dicker Mandala-Malblock – Träumen und Entspannen“ von Johannes Ro-sengarten (Edition Bücherbär · Würzburg 2004 · ISBN 3–401– 08672–3 · 5,00 Euro) ab. Dort sind auch noch einigeTipps zum Ausmalen aufgeführt:

• Mandalas sollten von außen nach innen gemalt werden. Das stärkt die Konzentration auf die Mitte. Es ist natür-lich auch möglich, von innen nach außen zu malen, wenn das Bedürfnis dafür stärker ist. Wichtig ist jedoch, nach der Entscheidung für eine Richtung, diese auch beizubehalten.

• Das Ausmalen sollte in einer ruhigen Atmosphäre (Ent-spannungsmusik) erfolgen. Telefongespräche, laute Musik oder Fernsehen wirken störend.

• Papier und Stifte haben auch Einfluss auf das Gefühl der Entspannung. Es lohnt durchaus, sich gute Stifte und eine Originalvorlage aus einem Block zum Ausmalen zu gönnen. Das ist noch eine zusätzliche Wertschätzung für die eigene Zeit der Entspannung.

Ute Krasnitzky-Rohrbach

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FreundeskreisJournal30 2/2005

CD aus eigener Produktion:Vergangenheit und Zukunft

ich bin seit zweieinhalb Jahren trockener Alkoholiker undsetze mich mit der Sucht auseinander. Ich besuche regel-mäßig meinen Freundeskreis Logabirum (LV Niedersach-sen). Der Freundeskreis hilft mir als Betroffener und meinerFrau als Angehörige sehr. Dort erfahre ich, wie andere mitihrer Sucht umgehen. Jeder hat seinen eigenen Weg gefun-den bzw. wird ihn finden. Ich fing an, Texte zu schreiben, indenen mein Suchtverlauf beschrieben wird, z.B. „Wie allesanfing – bis hin zur Therapie und zum Freundeskreis Loga-birum“, und diese auch vor Leuten zu singen. Es wäre schönfür mich, anderen damit auch eine Freude zu machen undvielleicht auch zu helfen.

Deshalb biete ich die CD an, die unter meiner Adresse:Erwin Voskamp, Nobelstr. 7, 26789 Leer,Telefon (0 49 ) 9 77 62 20 zum Preis von 8 Euro (inkl. Porto und Versand) erworben werden kann.

Ich bitte um Vorkasse auf das Konto 108 113 168 bei derSparkasse Leer-Weener (BLZ 285 500 00).Sofort nach Zahlungseingang wird die CD versendet. Ichwünsche Euch noch viel Spaß mit dem Freundeskreis-Jour-nal und Gefallen an der CD. Lasst es mich erfahren, wenndie CD gefällt.

Liebe Grüße von Erwin

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Liebe Leserinnen und Leser des Freundeskreis-Journals,

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FreundeskreisJournal 312/2005

Sylvia Berke:Familienproblem AlkoholWie Angehörige helfen könnenScheider Verlag HohengehrenISBN 3-89676-846-8 · 10,00 Euro

Sylvia Berke, Ärztin und Familienthe-rapeutin in der Fachklinik Zwieselberghat diesen Ratgeber für Partnerinnenund Partner, erwachsene Kinder undandere Angehörige von Alkoholkran-ken geschrieben. „Wenn Suchtkrank-heit in eine Familie einzieht, verändertsich nach und nach alles. Unter diesenVeränderungen leiden die Angehöri-gen am meisten. Sie kämpfen oft jah-relang um ihre Kranke und ihrenKranken …“.

Das Buch liest sich sehr gut und ent-hält viele Informationen über dieAlkoholkrankheit, die typischen Aus-wirkungen auf die Betroffenen undwill vor allem den Angehörigen, ein-schließlich den Kindern, zeigen, wiesie sich aus der ungesunden Ver-strickung und Ohnmacht befreienkönnen. Im dritten Kapitel geht es umden Rückfall und zeigt, wie Angehöri-ge sinnvoll auf dem Weg dauerhafterAbstinenz begleiten können, „ohne inaltes Fahrwasser zu geraten“.

Ein weiteres zu empfehlendes Buch!

Ute Krasnitzky-Rohrbach

Karl Lask:Der andere KussZur Klärung der Beziehungskrisebei Alkoholabhängigkeit des Part-ners · Eine HandreichungISBN 3-921098-33-5 · 12,80 Eurozu beziehen durch die Blaukreuz-Ver-sandbuchhandlung, Tel. 0202 /6 20 03 70, [email protected]

Karl Lask war von 1954 bis 1990 Leiterder Fachklinik Haus Burgwald. Seit1982 führte er Seminare für Frauenvon alkoholabhängigen Partnern durch.Ziel dabei war, dass diese FrauenSelbsthilfegruppen nach dem Motto„Frauen helfen Frauen“ gründen, umfür ihre eigenen Probleme im Zusam-menhang mit der Suchterkrankungdes Partners Hilfe zu finden. Auchheute noch begleitet er eine Selbsthil-fegruppe in Darmstadt, aus der derFörderkreis „Frauen helfen Frauen e.V.“hervorgegangen ist. Dieser ist Heraus-geber der vorliegenden Handrei-chung. Vorausgegangen ist das eben-falls von Karl Lask geschriebene Buch„Der Kuss der Selene“.Die Handreichung will Frauen einesalkoholabhängigen Partners ermuti-gen, frühzeitig für sich selbst Unter-stützung in Anspruch zu nehmen, umso einen Weg zur Klärung der Bezie-hungskrise zu finden. Weiter will siebefähigen, Selbsthilfegruppen zugründen und zu begleiten. Es sind

Mein persönlicher BuchtippCatherine Knorr aus dem Freundeskreis Stuttgart Plieningen stellt den im GoldmannVerlag erschienenen Roman „Das Montglane-Spiel“ von Katherine Neville

(ISBN 3-442-44238-9 · 9,00 Euro) vor:

Eine Art Zeitreise. Eine Wanderung zwischen der Zeit der französischen Revolutionund der Siebziger Jahre. Eine Weltwanderung.Dieses Buch ist eine Mischung aus realen Fakten und aus Träumen. Ursprünglichgeht es um ein besonderes Schachspiel, das im Besitz von Karl des Großen gewesensein soll. Das Spiel soll unheimliche Kräfte verleihen und ein Geheimnis verbergen,hinter welchem mächtige und rücksichtslose Männer und Frauen her sind.Für mich war es faszinierend, eine Art Zeitreise zu machen, die Zeit der französi-schen Revolution neu zu erleben – viel interessanter und spannender als „damals“in der Schule.Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, bis das Geheimnis gelüftet wird. DasGeheimnis könnte „Leben“ genannt werden!Eine faszinierende Geschichte – auch für nicht Schachspieler geeignet.Viel Spaß beim Lesen!

Berichte von Frauen enthalten, diedurch die Mitarbeit in der Selbsthilfe-gruppe zu einem neuen Selbstbe-wusstsein und einem gestärktenSelbstwertgefühl gefunden habenund dadurch eine Veränderung ihrerPersönlichkeit bewirkt haben, dieschließlich auch die Überwindung derBeziehungsabhängigkeit mit sichbrachte. Daneben gibt es gut ver-ständliche Fachinformationen, diedurch Grafiken plastisch ergänzt wer-den. Es ist ein sehr praxisnah und klargeschriebenes Buch, das den ehren-amtlichen Mitarbeiter/innen für dieSelbsthilfegruppenarbeit unbedingtzu empfehlen ist.

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Page 32: Freundeskreis Journal · Das Freundeskreis-Journal erscheint zweimal im Jahr. Auflage: 8.000 Exemplare. Fotos (soweit nicht anders angegeben): Freundeskreise. Namentlich gekennzeichnete

FreundeskreisJournal32 2/2005

� Da war ein böser Geist mit Namen John Barley-corn, der sich langweilte. Die Menschen fielen ihmein, und er ging zu ihnen und beobachtete sie.

Auf einem Schulhof stand ein Junge abseits.John fragte ihn: „Warum bist du nicht bei deinenFreunden?“ „Ich soll eine Mutprobe bestehen, aberich habe Angst.“, antwortete der Junge. Daraufhinder Geist: „Trink dieses Wunderwasser, und deineAngst verschwindet.“ Der Junge trank, und wenigspäter fühlte er sich stark und mutig.

John ging weiter und traf einen obdachlosenMann, der unter einer Brücke saß und sich aneinem Feuer wärmte. John gab ihm eine Flasche:„Hier, trink. Ist gut gegen die Kälte.“ Als er sichumdrehte, sah er, dass der arme Mann die ganzeFlasche leergetrunken hatte, sich schwerfälligerhob und grölend durch Kälte und Regen davonschwankte. „Fein“, dachte der Geist bei sich, „dasklappt ja besser, als ich dachte.“

Auf seiner Wanderung durch das Reich derMenschen traf er schwer arbeitende Leute, denener den „Schluck zum Feierabend“ einredete, einsa-me Rentner, die gegen das Alleinsein tranken,Schüchterne, die nach ein paar Schlucken plötzlichmutig wurden und viele andere mehr.

John grinste hämisch und beobachtete, wassein Trank unter den Menschen anrichtete:

Junge Leute waren bei Mutproben verunglückt,der obdachlose Mann war erfroren und freundlicheLeute waren zu Tyrannen geworden. Die Leicheneinsamer Menschen, die sich tot getrunken hatten,waren erst nach Wochen gefunden worden. Men-schen hatten gelogen, gestohlen, geprügelt undgemordet, um an den Trank zu kommen. Nette

junge Damen hatten sich für das „Wundermittel“prostituiert. Menschen waren krank, verletzt, ver-blödet, gestorben.

Und John freute sich über die Reaktionen derMenschen: Diejenigen, die er in seinen Klauenhatte, taten sich zusammen, um ihrer Sucht zuhuldigen. Freunde und Verwandte hielten esgeheim, weil es ihnen peinlich war. Sie erfandenAusreden, auch für sich selbst. Und John freutesich, dass es ihm die Menschen durch ihr Scham-gefühl so leicht machten. „Diese blöden Men-schen“, murmelte er. „Die einen mache ich abhän-gig, und die anderen leiden mit.“

Aber nicht alle Menschen ließen sich dieseUnterwerfung willenlos gefallen. Sie bemerkten,was mit ihnen geschah und dass John Barleycornihr Feind war. Sie versuchten, den Teufelskreis zudurchbrechen. Nur wenigen gelang dies ohnefremde Hilfe. Einige fassten Mut, nahmen alleKraft zusammen und überwanden ihr Schamge-fühl. Vorsichtig kamen sie aus ihrer Isolation, spra-chen mit gesunden Menschen über ihr Leiden undbaten um Hilfe.

Langsam kam die Zeit, als sich die ersten vonJohns Geist befreit hatten. Sie trafen auf andereMenschen, die weiter darunter zu leiden hatten.Und sie begannen, offen miteinander zu reden, vonihren Leiden, ihren Gefühlen und ihren Ängsten.Sie taten sich zusammen und kämpften gemein-sam gegen ihren Feind. Und das tun sie noch – imFreundeskreis für Suchtkrankenhilfe.

Wem die Geschichte nicht gefällt, der beklagesich bei Bea Reuther, Freundeskreis Kamenz

Ein Geist namens Barleycorn

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