Frühförderung fremdsprachiger Kinder im Kindergarten nach Zvi Penner.
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Frühförderung fremdsprachiger Kinder im Kindergarten nach Zvi
Penner
Gliederung 1. Zvi Penner
2. Grundlegende Gedanken aus der Sprachtheorie
3. Schwierigkeiten beim Spracherwerb von Migrantenkindern
4. Therapie-Theorie
5. Kon-Lab
6. Erste Evaluation des Kon-Lab
7. Vorstellung eines Förderbausteins
8. Bewertung und Kritik
1. Zvi Penner
• PD Dr. Zvi Penner(Universität Bern)
• Zvi Penner arbeitet seit den späten 80-er Jahren in der Schnittstelle zwischen psycholinguistischer, klinischer Forschung und Praxis.
• Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind:
1. Normaler und gestörter Spracherwerb2. Dysgrammatismus und Sprachverstehen3. Phonologische Störungen (Schwerpunkt Prosodie/Sprachrhythmus)4. Störungen im Erwerb des Wortschatzes5. Frühe Sprachförderung bei Migrantenkindern6. Präventive Frühintervention für (Risiko-) Kinder im zweiten Lebensjahr
• In den letzten drei Jahren hat Zvi Penner im Rahmen eines universitären Technologie- und Know-How-Transfers aus der Forschung eine Reihe von Interventionsprogrammen für Kinder mit Störungen im Spracherwerb entwickelt.
2. Grundlegende Gedanken aus der Sprachtheorie
• Kontinuität
• Bootstrapping (Constraints)
Hypothese der kritischen Phasen im Spracherwerb
3. Schwierigkeiten beim Sprach-erwerb von Migrantenkindern
1. Sprachkompetenz im Vergleich zwischen DaZ und DaM-Kindern
• In vier der sechs untersuchten Bereiche der Grammatikentwicklung liegen die Ergebnisse der DaZ-Gruppe unter dem Niveau des untersten Quartils (untere 25%) der DaM-Gruppe.
2. Auditive Fähigkeiten und phonologisches Gedächtnis
Bielfelder Sprachscreening für Kinder im Vorschulalter (SSV): 2 Untertests zum phonologischen Arbeitsgedächtnis
(Phonologische Arbeitsgedächtnis für Nichtwörter,
Satzgedächtnis)
• 72% der DaZ-Kinder sind sprachauffällig. Dies zeigt, wie enorm der Bedarf an einer Förderung unter Migrantenkindern ist.
3. Phonologische Bewusstheit
Bielfelder Sprachscreening (BISC):4 Untertests (Reime, Laute assoziieren,
LautzuWort Zuordnung, Silben segmentieren
• Die DaZ-Kinder sind in allen Untertests im unteren Quartil häufiger vertreten als die DaM-Kinder!
4. Das letzte Kindergartenhalbjahr-
Übergang zur Schule
• Eine Stagnation im letzen Kindergartenjahr ist in 3 von 5 grammatikalischen Bereichen nachweisbar.
• Defizite im Spracherwerb der DaZ- Kinder beeinflussen die schul. Leistungen in Mathematik und Deutsch (vor allem im Lesen) negativ.
Exkurs: DaM-, DaZ-, SES-Kinder im Vergleich
Förderbedarf
Der Förderbedarf der DaZ- Kinder umfasst 3 Bereiche:
1. Regellernen
2. Auditive basale Funktionen
3. Schriftsprachvorbereitende Maßnahmen
4. Therapie - Theorie
• BICS-Basic-Interpersonal-Communicative-Skills• CALP-Cognitive-Academic-Language-
Proficiency
Ansätze der Sprachförderung bei Migranten-kindern:
pädagogisch interkulturellen Ansätze
Systematisch spracherwerbsorientierte Ansätze
/Inputtherapie
5. Kon-Lab
• Materialien
• Handbuch – Durchführung des Programms
• Coaching
• Zielsetzung/Notwendigkeit
Kurskosten
• Störungen im Erwerb der Prosodie (Sprachrhythmus) und Morphologie (18 Stunden) 240.- €
• Dysgrammatismus (18 Stunden) 240.- €• Spracherwerbsstörungen und Sprachverstehen (12
Stunden) 190.- €• Störungen im Erwerb des Wortschatzes (12 Stunden)
190.- €• Frühe Sprachförderung bei Migrantenkindern (12
Stunden) 190.- €• Präventive Frühintervention bei Risikokindern im 1. und
2. Lebensjahr 190.- €
Der dreistufige Aufbau des Kon-Lab
6. Vorstellung eines Förder-bausteins• „Clipping“-Einheit = Schnittstelle zwischen
Wortbildung und Betonung
• Thema der „Rahmenhandlung“ ist „Zoowelt“. Die Tiere erhalten alle einen Spitznamen
„Kängi, Kängi, Känguruh, große Sprünge ohne Gnu“
• Ziel: Den Trochäus als Grundrhythmus der deutschen Sprache entdecken!
7. Erste Evaluation des Programms Kon-Lab
Ergebnisse:• Messzeitpunkt 1 (vor der Förderung) bestätigt, dass die Sprachlernleistungen der DaZ-
Kinder signifikant niedriger sind als die der DaM-Gruppe.
• Die Zielgruppe zeigt in allen Bereich einen höheren Lernzuwachs als die Kontrollgruppe. Stagnationen finden sich ausschließlich bei der Kontrollgruppe.
• Nicht nur DaM-Kinder, sondern auch DaZ-Kinder profitieren von der gezielten Förderung.
• Auch die schwächeren Risikokinder, d.h. die Kinder des untersten Quartils der DaZ-Zielgruppe profitierten von der bereichsspezifischen Förderung.
• Den DaZ Kindern ist es nicht gelungen, die Kluft zwischen den Gruppen gänzlich zu beseitigen.Auch zum Zeitpunkt der Einschulung ergibt sich kein vollständig ausgewogenes Bild im Sinne der „Chancengleicheit“.
• Auch deutsch-sprechende spracherwerbsgestörte Kinder profitieren vom Förderprogramm
8. Bewertung und Kritik
Gliederung:
8.1. Bewertung mit Hilfe der „Standards für Förderprogramme“ (Kany)
8.2. Zusammenfassend: Stärken und Mängel des Programms
Die geforderten Standards:
1. Transparenz
2. Methodisch-kontrollierte Konstruktion
3. Durchführung und Erfolgskontrolle
4. Implementierung: Anwendung / Einsatz
5. Anwender
8.1.1 Transparenz
ZIELE
Ziel ist „…eine Wende bei den sprachlich benachteiligten Kindern vom sogenannten assoziativen und situationsabhängigen Lernen zum sprachlichen Regellernen herbeizuführen und dadurch die davon abhängige Sprachverstehenskapazität der Kinder wesentlich zu erhöhen.“ (Penner)
´• Prävention • Flankierung
Zusammenhang zwischen übergeordnetem Ziel und Unterzielen in den Fördermaßnahmen wird nicht offengelegt
ZIELGRUPPE
• Migrantenkinder im Vorschulalter
• Das Programm könne „mit allen Kindern im Kindergarten durchgeführt werden (…).Die Erfahrung zeige ohnehin, dass alle Kinder von den Materialien profitieren.“ (Penner 2002a, S.11)
Kann das Programm auf individuelle Bedürfnisse eingehen?
STOSSRICHTUNG
• Optimierung von Entwicklungsbedingungen durch Gestaltung des Inputs
die Umsetzung der Inputgestaltung bleibt, ausser bei den Materialen, den Förderkräften überlassen
Wie gelingt der Transfer in den Alltag?
FÖRDERSCHWERPUNKT
• Erhöhung des für die Schule notwendigen Sprachverstehens
• Die Kinder sollen die Kompetenz erlangen, sprachliche Regeln zu entdecken und produktiv anzuwenden
sehr global gefasst
FÖRDERBEREICHE
• Wortschatz, Grammatik, (Satz-)semantik• Differenzierter: Mengenausdrücke,
Frageverstehen, Instruktionen, Beschreibung von Ereignissen und ihrer Zeitstruktur
keine theoretische oder empirische Begründung für die Relevanz der Bereiche
keine Deckung mit linguist. Einteilung
8.1.2 Methodisch kontrollierte Konstruktion
THEORETISCHE FUNDIERUNG
• Entscheidend ist nach Penner die verminderte Bootstrappingkapazität im Bezug auf Nutzung der prosodischen Merkmale
Fundierung für Stufe 2 (Grammatik) und 3 (Satzsemantik) fehlt
Der Wirkmechanismus des Bootstrapping findet sich in den Fördermaßnahmen nicht wieder
OBJEKTIVITÄT
RELIABILITÄT
NACHHALTIGKEIT
PROGRAMMSTRUKTUR
PRORAMMBAUSTEINE
PROGRAMMMATERIALIEN
PROGRAMMHANDBUCH
• Unübersichtlich• Unzureichende Durchführungsanweisungen
evtl. wirken Schulungen ausgleichend
PROGRAMMREIFE/ -PFLEGE
Keine Erweiterungen hinsichtlich der theoretischen Fundierung
8.1.3 Durchführung und Erfolgskontrolle
DIAGNOSTIK
• Keine differenzierte Sprachstandsbestimmung• Kritik an den herkömmlichen Verfahren• Entwicklung eigener Verfahren, die jedoch lediglich der
Selektion förderbedürftiger Kinder dienen• Legitimation: präventive Ausrichtung
ohne differenzierte Diagnostik ist keine optimale Förderung möglich
keine Möglichkeit zur Überprüfung der Wirksamkeit der Fördermaßnahmen
EVALUATION• keine externe Evaluation
es werden noch nicht alle geforderte Formen berücksichtigt
Wirkmechanismen sind nicht klar zuzuordnen
INDIKATION• Keine spezifischen Angaben
Frage der Diagnostik
8.2 Zusammenfassende Beurteilung
Positive Aspekte:
• Reichhaltigkeit und cross-mediale Aufbereitung des Materials
• Förderung von CALP
„Penner unterscheidet dabei zu Recht, zwischen den sozio-kommunikativen Aspekten des Sprachgebrauchs und den sprachlich-strukturellen Aspekten, die oft in ihrer Bedeutsamkeit für den Sprachgebrauch unterschätzt werden.“ (Schöler, 2003)
• Möglichkeiten der Weiterbildung
Mängel
• Handbuch• Breites Spektrum an Zielgruppe• Keine differenzierte Diagnostik• Evaluation des Programms• Theoretische Fundierung Stufe 2 u. 3• Inputgestaltung offengelassen• Für DaM-Kinder mit SES müssten
mehrere Ursachen berücksichtigt werden
Übersicht über die geforderten Standards (entnommen aus Kany in: Schöler /Welling i. D.)
Zeichenerklärung: + Standard erfüllt - Standard nicht erfüllt~ Standard teilweise erfüllt
Transparenz• Ziel/e + bei den Bausteinen
nicht immer klar erkennbar• Zielgruppe + Zielgruppe sehr groß
im Hinblick auf verschiedene Programme mit den gleichen Inhalten
• Stoßrichtung +• Förderschwerpunkt ~ sehr global gefasst• Förderbereich/e +/~ für das Programm offen
gelegt/ decken sich abernicht unbedingt mit dem Herkömmlichen
• Zugänglichkeit -
Methodisch-kontrollierte Konstruktion• Fundierung +/~ für die erste Stufe
gegeben, nicht für die zweite und dritte
• Wirkmechanismen ~• Zuverlässigkeit -• Objektivität -• Nachhaltigkeit -• Programmstruktur +• Programmbausteine +• Programm-Materialien +• Programmhandbuch +/~ Handbuch vorhanden,
allerdings sehr un-strukturiert
• Programmreife +• Programmpflege ~
Durchführung und Erfolgskontrolle• Diagnostik -• Dokumentation -• Evaluation ~ es werden (noch) nicht
alle Formen berücksichtigt• Indikation ~ keine Differenzierung in
Bezug auf alle Programme
Implementierung: Anwendung und Einsatz
• Setting ~ keine räumlichen Hinweise
• Altersbereich ~ reicht vom Kindergarten bis ins Schulalter
• Dosierung +• Umfang +• Gesamtdauer +• Einzel-/Gruppenförderung +• Kosten -• Träger +
Anwender• Aus-/Fortbildung/Supervision +
Kooperation/Vernetzung• Ergänzung durch andere Konzepte +
Fazit
• Schwierigkeiten im Spracherwerb der DaZ-Kinder wurden bestätigt frühzeitige bereichsspezifische Förderung ist zentral
• Anpeilung des CALP-Niveaus zeigt Weitblick über den Alltag hinaus: Kinder müssen auch in Schule zurechtkommen
• Langzeiteffekte müssen noch bestätigt werden, dann aber: flächendeckender Einsatz zu überlegen
Literatur• Penner, Z. (2006): Auf dem Weg zur Sprachkompetenz. Neue
Perspektiven der sprachlichen Frühförderung bei Migrantenkindern. Ein Arbeitsbuch. Frauenfeld (CH): konlab.com
• Penner, Z. (2002b): Plädoyer für eine präventive Frühintervention bei Kindern mit Spracherwerbsstörungen. In: W. v. Suchodoletz (Hrsg): Therapie von Sprachentwicklungsstörungen (S. 106-142). Stuttgart: Kohlhammer
• Penner, Z. (2003): Neue Wege der frühen Sprachförderung von Migrantenkindern. Frauenfeld: konlab GmbH
• Betz, C. (2006): Das Sprachförderprogramm von Zvi Penner. Unveröffentlichte Wissenschaftliche Hausarbeit. PH Heidelberg
• Kon-lab (2006). Homepage. Verfügbar unter: www. konlab.com