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A m 7. und 8. Februar wird St. Pöl- ten zum heimischen Brandschutz- Mekka. An diesen zwei Tagen lädt das Sachverständigenbüro FSE Ruhrhofer & Schweitzer GmbH zur Brandschutzfachtagung 2011. Der Veran- stalter rechnet mit je 400 bis 500 Teilneh- mern, die sich an diesen beiden Tagen über aktuelle Entwicklungen in Sachen Brand- schutz ein Update holen. Die Palette der gebotenen Vorträge ist bunt und reicht von den brandschutztechnischen Ausführungs- möglichkeiten von Glasfassaden an Hoch- häusern über Brandabschottungen bei Kabel- und Leitungsanlagen bis hin zu Brandschutz in denkmalgeschützten Bau- ten. Dazu kommen Vorträge zur Normung in Aufzugsanlagen und Berichte zum Thema barrierefreier Brandschutz. Diese Agenda und der Andrang zeigt, dass Brandschutz eine wichtige Sache ist an der viele Akteure interessiert sind. Das zeigt sich auch auf institutioneller Ebene. Diverse Brandverhütungsstellen, Zertifizie- rungsstellen und sonstigen Interessenver- tretungen werben um die Aufmerksamkeit bei Planern, Bauherrn und Immobilien- betreibern. Die meisten von ihnen sind auch im Internet vertreten, der Informa- tionsgehalt der meisten Seiten ist aber überschaubar. Aktuelle News aus dem Jahr 2007 und Schadenstatistiken, die weit weg sind von der Jetztzeit, haben wenig Aus- sagekraft und sorgen dafür, dass Brand- schutz eine Insiderthematik bleibt. Klar ist, dass effizienter Brandschutz bei der Planung beginnt und einer verant- wortungsbewussten Ausführung mit den richtigen Materialien und Techniken bedarf. Welche Systeme den Schutz von Menschenleben und Gütern am besten erfüllen, wird in diversen Normen und Regelwerken festgeschrieben. Diese Regel- werke sind aber stets in Bewegung, sei es durch die Harmonisierung auf europä- ischer Ebene oder durch die rasante Wei- terentwicklung der Technologien. Das hat zur Folge, dass manche Normen in Bear- beitung sind. Im Segment Brandschutz- klappen etwa sind eine Klassifizierungs- norm und eine Prüfnorm vorhanden. Die Produktnorm dazu steht jedoch noch aus. Das sorgt für Verunsicherung am Markt. Auch der Umstand, dass in manchen Pla- nungsbüros auf der Basis von veralteten Ausschreibungsunterlagen geplant wird, trägt nicht gerade dazu bei, dass tatsäch- lich der jeweilige Stand der Technik zum Einsatz gebracht wird. Dazu kommt, dass Brandschutz auch eine Angelegenheit der Betrachtung ist. Am Ende bestimmen über bestimmte Brandschutzmaßnahmen nicht selten lo- kale Behörden, deren Akteure gewissen Begehrlichkeiten ausgesetzt sind. Und natürlich Planer, die zwar häufig zu Beginn der Planung engagiert an das Thema Brandschutz herangehen, nach den vom Bauherrn gewünschten Einsparungen aber Abstriche machen. Mit kurzen Fluchtwegen lassen sich schließlich in manchen Fällen die Kosten für automati- sche Löschsysteme einsparen. Dement- sprechend mäßig schneidet Österreich bei automatischen Löschanlagen etwa im Ver- gleich zu Skandinavien ab. Auch im Seg- ment der Brandschutzklappen ist Öster- reich nicht gerade ein Musterknabe. Noch immer werden in Einkaufszentren und Bürobauten mechanische Klappen verbaut, obwohl die OIB-Richtline die Brand- schutzklappen als Absperrorgane gegen Feuer und Rauch definiert. Der Haken: Es gibt keine mechanische Brandschutz- klappe, die auf Rauch anspricht. Im Fall eines Brandereignisses entstehen die Perso- nenschäden in der Regel aber durch Rauchgasvergiftungen und nicht durch Verbrennungen. Trotzdem zeichnet sich langsam ein Wandel ab. Das Verantwortungsbewusst- sein von Immobilieneigentümern und Betreibern steigt – nicht zuletzt auch durch die Versicherungen, die auf höhere Stan- dards drängen. Ein Brandschutzkonzept, das den baurechtlichen Bestimmungen ent- spricht, ist meist so ausgerichtet, dass ein Gebäude sicher betrieben werden kann. Dabei setzt man voraus, dass sich die im Gebäude befindlichen Personen selbst ret- ten, da im Großbrandfall die Feuerwehr aus Selbstschutz die Brandbekämpfung von innen nicht riskieren wird, wenn alle Personen das Gebäude verlassen haben. Im Fall von Sonderimmobilien, wie z. B. Logistikzentren oder IT-Rechenzentren, wäre es fahrlässig, nicht aus Eigennutz höhere Sicherheitsstandards anzusetzen. Auch der Trend zum Leichtbau hat das seine dazu beigetragen, dem Thema Brand- schutz verstärkt die Aufmerksamkeit zu 1-2/2011 67 Gebäude & Technik Neue Normen und IP-orientierte Innovationen treiben die Entwicklung in der Brandschutztechnik voran. Stets unter Renovierungsdruck: Brandschutz bleibt ein heißes Thema Im Fokus Baustelle Brandschutz Im Fokus Baustelle Brandschutz BTec1 2_011_wolfgang_Layout 1 03.02.11 14:19 Seite 67

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Am 7. und 8. Februar wird St. Pöl-ten zum heimischen Brandschutz-Mekka. An diesen zwei Tagenlädt das Sachverständigenbüro

FSE Ruhrhofer & Schweitzer GmbH zurBrandschutzfachtagung 2011. Der Veran-stalter rechnet mit je 400 bis 500 Teilneh-mern, die sich an diesen beiden Tagen überaktuelle Entwicklungen in Sachen Brand-schutz ein Update holen. Die Palette dergebotenen Vorträge ist bunt und reicht vonden brandschutztechnischen Ausführungs-möglichkeiten von Glasfassaden an Hoch-häusern über Brandabschottungen beiKabel- und Leitungsanlagen bis hin zuBrandschutz in denkmalgeschützten Bau-ten. Dazu kommen Vorträge zur Normungin Aufzugsanlagen und Berichte zumThema barrierefreier Brandschutz.

Diese Agenda und der Andrang zeigt,dass Brandschutz eine wichtige Sache istan der viele Akteure interessiert sind. Daszeigt sich auch auf institutioneller Ebene.Diverse Brandverhütungsstellen, Zertifizie-rungsstellen und sonstigen Interessenver-tretungen werben um die Aufmerksamkeitbei Planern, Bauherrn und Immobilien -betreibern. Die meisten von ihnen sind

auch im Internet vertreten, der Informa -tionsgehalt der meisten Seiten ist aberüberschaubar. Aktuelle News aus dem Jahr2007 und Schadenstatistiken, die weit wegsind von der Jetztzeit, haben wenig Aus -sagekraft und sorgen dafür, dass Brand-schutz eine Insiderthematik bleibt.

Klar ist, dass effizienter Brandschutzbei der Planung beginnt und einer verant-wortungsbewussten Ausführung mit denrichtigen Materialien und Technikenbedarf. Welche Systeme den Schutz vonMenschenleben und Gütern am bestenerfüllen, wird in diversen Normen undRegelwerken festgeschrieben. Diese Regel-werke sind aber stets in Bewegung, sei esdurch die Harmonisierung auf europä -ischer Ebene oder durch die rasante Wei-terentwicklung der Technologien. Das hatzur Folge, dass manche Normen in Bear-beitung sind. Im Segment Brandschutz-klappen etwa sind eine Klassifizierungs-norm und eine Prüfnorm vorhanden. DieProduktnorm dazu steht jedoch noch aus.Das sorgt für Verunsicherung am Markt.Auch der Umstand, dass in manchen Pla-nungsbüros auf der Basis von veraltetenAusschreibungsunterlagen geplant wird,

trägt nicht gerade dazu bei, dass tatsäch-lich der jeweilige Stand der Technik zumEinsatz gebracht wird.

Dazu kommt, dass Brandschutz aucheine Angelegenheit der Betrachtung ist.Am Ende bestimmen über bestimmteBrandschutzmaßnahmen nicht selten lo -

kale Behörden, deren Akteure gewissenBegehrlichkeiten ausgesetzt sind. Undnatürlich Planer, die zwar häufig zuBeginn der Planung engagiert an dasThema Brandschutz herangehen, nach denvom Bauherrn gewünschten Einsparungenaber Abstriche machen. Mit kurzenFluchtwegen lassen sich schließlich inmanchen Fällen die Kosten für automati-sche Löschsysteme einsparen. Dement-sprechend mäßig schneidet Österreich beiautomatischen Löschanlagen etwa im Ver-gleich zu Skandinavien ab. Auch im Seg-ment der Brandschutzklappen ist Öster-reich nicht gerade ein Musterknabe. Nochimmer werden in Einkaufszentren undBürobauten mechanische Klappen verbaut,obwohl die OIB-Richtline die Brand-schutzklappen als Absperrorgane gegenFeuer und Rauch definiert. Der Haken: Esgibt keine mechanische Brandschutz -klappe, die auf Rauch anspricht. Im Falleines Brandereignisses entstehen die Perso-nenschäden in der Regel aber durchRauchgasvergiftungen und nicht durchVerbrennungen.

Trotzdem zeichnet sich langsam einWandel ab. Das Verantwortungsbewusst-sein von Immobilieneigentümern undBetreibern steigt – nicht zuletzt auch durchdie Versicherungen, die auf höhere Stan-dards drängen. Ein Brandschutzkonzept,das den baurechtlichen Bestimmungen ent-spricht, ist meist so ausgerichtet, dass einGebäude sicher betrieben werden kann.Dabei setzt man voraus, dass sich die imGebäude befindlichen Personen selbst ret-ten, da im Großbrandfall die Feuerwehraus Selbstschutz die Brandbekämpfungvon innen nicht riskieren wird, wenn allePersonen das Gebäude verlassen haben.Im Fall von Sonderimmobilien, wie z. B.Logistikzentren oder IT-Rechenzentren,wäre es fahrlässig, nicht aus Eigennutzhöhere Sicherheitsstandards anzusetzen.Auch der Trend zum Leichtbau hat dasseine dazu beigetragen, dem Thema Brand-schutz verstärkt die Aufmerksamkeit zu

1-2/2011 67

G e b ä u d e & T e c h n i k

Neue Normen und IP-orientierte Innovationen treiben dieEntwicklung in der Brandschutztechnik voran.

Stets unter Renovierungsdruck: Brandschutzbleibt ein heißes Thema

Im Fokus

Baustelle Brandschutz

Im Fokus

Baustelle Brandschutz

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widmen. Und natürlich die Hersteller-Industrie, die mit neuen Systemen mehrSicherheit, Komfort und Handhabbarkeitverspricht. Ihre Marschrichtung ist klar:Brandschutzsysteme werden zunehmendTeil des großen Ganzen in der Gebäude-steuerung.

So präsentierte Schrack Seconet zuletztauf der Security in Essen sein neuesBrandmeldesystem Integral IP. „Es war

Zeit für einen gänzlich neuen Ansatz imvorbeugenden anlagentechnischen Brand-schutz“, erklärt Wolfgang Kern, General-direktor von Schrack Seconet, die Intentio-nen der Entwicklungsarbeit. Durch denEinsatz modernster Technologien ver-spricht das System neue Standards amMarkt in Funktionalität und Flexibilität.Standardisierte Schnittstellen mit IP-Tech-nologie sollen eine einfache und flexibleIntegration in übergeordnete Sicherheits-konzepte bieten, so Schrack Seconet. Dortsieht man grundsätzlichen Änderungender Aufgaben einer Brandmelderzentrale.Waren bis vor wenigen Jahren die Haupt-aufgaben derselben in den Bereichen

„Detektieren – Alarmieren – Steuern – Pro-tokollieren“ gelegen, so hat sich das Anfor-derungsprofil mittlerweile rasant gewan-delt. Neben dem klassischen frühzeitigenErkennen und Melden von entstehendenBränden seien die Anforderungen an dieSteuerung einer Vielzahl von Brandschutz-einrichtungen enorm gestiegen. Schnittstel-len zu Löschanlagen, Sprachalarmierungs-anlagen, Rauch- und Wärmeentlüftungen,Druckbelüftungen, Fluchtwegsteuerungen,Aufzugssteuerungen würden eine hoheFlexibilität bei der Anpassungsfähigkeitsowie umfangreiche individuelle Projektie-rungsmöglichkeiten erfordern.

Einen ähnlichen Weg demonstrierteSiemens in Essen. Die Verknüpfung von

Brandmelderzentralen über Standard-ITermöglicht es, das Brandschutzsystem Sin-teso mit der neuen, auf LAN-Technologiebasierenden Cluster-Backbone-Architekturzu vernetzen. Als Herzstück des Sinteso

„Life-Safety“-Konzepts sieht der Technolo-giekonzern den Brand- und GasmelderSinteso FDOOTC241, der über die Brand-erkennung hinaus auch bei einer gefährli-chen, umgebungsbedingten CO-Konzent -ration Alarm schlägt. Die Verknüpfungvon Informationen ist auch das Wesen dersogenannten „Intelligent Response“-Syste-me, bei denen Daten aus unterschiedlichenBrandschutzanwendungen sowie Informa-tionen der Gebäudemanagement- undSicherheitssysteme miteinander ver -knüpft werden. Damit lassen sich in einemeinzigen System Gebäudeinformationenanalysieren, dynamische Aktualisierungs-anweisungen für Online-Operationen bie-ten, Sofortmaßnahmen zur Entschärfungder Lage empfehlen sowie Evakuierungs-und Hilfskräfte bei ihren Aktivitäten effi-zienter unterstützen. Brandneu ist bei Sie-mens auch die VdS-Zertifizierung des

Sprachalarmsystemes E 100, das nach denProduktnormen EN 54-4 für Energiever-sorgungseinrichtungen und EN 54-16 fürSprachalarmzentralen zugelassen ist. AbApril 2011 dürfen in Europa nur nochSprachalarmzentralen in den Marktgebracht werden, die nach der Norm EN54-16 zugelassen sind. Diese legt dieAnforderungen, Prüfverfahren und Leis-tungsmerkmale für Sprachalarmzentralenin Verbindung mit Brandmeldeanlagen ver-bindlich fest.

Mit einer Innovation kann auchHoneywell Life Safety Austria aufwarten:Als erstes österreichisches Unternehmen

verfügt die Firma über die positive VdS-Zertifizierung für das optimierte Produktfür elektroakustische Notfallsysteme undBeschallungsanlagen, Variodyn D1. Damitist dieses System das erste Produkt am hei-mischen und europäischen Markt, welchesdieses äußerst wichtige Qualitätsmerkmalaufweist und die ab März 2011 zwingendeVorschrift nach TRVB 158 S für Österreicherfüllt. Diese besagt, dass ein elektroakus -tisches Notfallsystem (ENS), welches fürAlarmierungs- und Evakuierungsdurch -sagen eingesetzt wird, EN 54-16-konformsein muss. Zusätzlich wurde das Produktim Dezember mit dem ersten Platz beimGIT Sicherheit Award 2011 in der Katego-rie Fire Protection ausgezeichnet. DasENS von Esser by Honeywell ermöglichtdank seiner modularen Struktur dieUmsetzung sowohl kleiner als auch großerLösungen zur Beschallung, Alarmierungund Evakuierung, so das Unternehmen.

Unter den Ausstellern der FSE-Tagungin St. Pölten ist auch das relativ jungeUnternehmen Calanbau Brandschutz Aus-tria GmbH. Das Unternehmen hat seineselbstständige Aktivität im Herbst 2009von Linz aus gestartet, als Geschäftsführerfungiert Walter Schmidt. Zuvor schonwickelte die deutsche Muttergesellschafteine Reihe von Projekten in Österreich ab.Calanbau ist auf dem Gebiet der Planung,Errichtung und Wartung von stationärenBrandschutzanlagen tätig und gehört zurVinci Energies-Gruppe. Calanbau verstehtsich als Montage-, Service- und Know-how-Dienstleister, der das gesamte Spekt -rum des Brandschutzes abdeckt. Dazugehört die Planung, Inbetriebnahme, Mon-tage und Wartung von Sprinkleranlagen,Sprühwasser-Löschanlagen, Gaslöschanla-gen, Schaumlöschanlagen, Hydrantenanla-gen und Brandmeldeanlagen. ErklärtesZiel ist, diese Dienstleistungen hierzulandeso wie in Deutschland zu positionieren.

„Es läuft gut an“, erklärt dazu die für dasMarketing verantwortliche Diana Plantade.So wie im Nachbarland möchte man hier-zulande als erstes große Industrieanlagen,Papierfabriken und Logistikstandortegegen die Feuergefahr absichern.

Ganz dem Thema Brandrauchentlüf-tung hat sich wiederum die Firma D+HBrandrauch-Lüftungssysteme GmbH ver-schrieben. Auch dort kennt man die Prob -lematik, die mit neuen Normen einhergeht.Die für motorgesteuerte Fenster und Türengeltende Maschinenrichtlinie etwa nimmtdie Planer in die Pflicht. Es bedarf abereiniger Informationsarbeit, bis diesesBewusstsein dort auch verankert ist.

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G e b ä u d e & T e c h n i k

Siemens Sprachalarmsystem E 100, jetzt mitVdS-Zertifizierung

Brandmeldesystem Integral IP von Schrack Seconet

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