Gehobenes Wohnen - NABU

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Nistkastenschauwand im SUZ Die Vollhöhle Um den Bedürfnissen der Vögel an die Nisthilfe gerecht zu werden, müssen Größe des Nistraums und Durchmesser des Einfluglochs an die verschiedenen Vogelarten angepasst werden. Die Größe der Grundfläche sollte 12x12 cm nicht unterschreiten. 1 Standard-Vollhöhle, selbstgebaut aus ungehobelten, 2 cm starken Fichtenbrettern. 2 Nisthöhle aus Holzbeton aus dem Fachhandel, besonders haltbar, witterungsbeständig und isolierend gegen Tempe- raturschwankungen. 3 Starenkasten mit 45 mm breitem Einflugloch und Sitz- stange. Stare sitzen gern vor dem Einflugloch und singen. Bei allen anderen Nistkästen soll auf Sitzstangen verzich- tet werden, um es Nesträubern nicht zu leicht zu machen. Weitere Beispiele für Vollhöhlen 4 „Finnhütte“ in Dreieckform. 5 Nistkasten in Rautenform, beliebt bei Blaumeisen, weil durch den kleinen Innenraum weniger Nistmaterial nötig ist. Modelle mit Marderschutz 6 Vollhöhle mit Vorbau zum Schutz der Jungvögel gegen Marder, Katzen, Eichhörnchen, Krähen, Elstern, Eichelhäher und Spechte. 7 „Bayrischer Giebelkasten“ mit Sicherheits-Vorbau. Spezielle Nisthilfen 8 Baumläuferkasten mit Eingang in der Rückwand, damit der Gartenbaumläufer vom Stamm aus, an dem er hoch- klettert, hineinschlüpfen kann. 9 Koloniekästen: Haussperlinge brüten gern dicht neben- einander, aber ein Abstand von 40 cm zwischen den Nist- kästen sollte eingehalten werden. Die seitlichen Einflug- löcher sorgen für mehr Privatsphäre. (Die Abb. zeigt den mittleren Kasten.) Das Dach ist waagerecht, weil Spatzen gern auf dem Dach ihrer Wohnung sitzen. Die Halbhöhle Einige Vögel legen ihr Nest bevorzugt in Halbhöhlen an, sodass mehr Licht in den Brutraum gelangt. 10 Standard-Halbhöhle, selbstgebaut aus ungehobelten, 2 cm starken Fichtenbrettern. 11 Halbhöhle aus Holzbeton aus dem Fachhandel, beson- ders haltbar und witterungsbeständig. Modelle mit Marderschutz 12 Halbhöhle mit vorgezogenen Seitenwänden und weit vorspringendem Dach zum Schutz gegen Eichelhäher und Elstern. 13 Giebelhalbhöhle, besonders für den Grauschnäpper, der gern im Halbdunkel, aber mit Aussicht in die Umgebung brütet. 14 Kleine Giebelhalbhöhle mit vorgezogenem Dach für den winzigen Zaunkönig. 15 Geschlossene Halbhöhle oder „Sicherheitshalbhöhle“ mit zwei ovalen Einfluglöchern. Durch den Einbaubo- den im vorderen Teil sind die Jungvögel geschützt vor Nesträubern. Dieses Modell kann auch an Bäumen angebracht werden. Spezielle Nisthilfen 16 Künstliches Mehlschwalbennest: Mehlschwalben finden immer weniger Lehmpfützen, die sie für den Nestbau benötigen. Mit Kunstnestern kann man bestehende Brutkolonien unterstützen. Sie können in mindestens 4 m Höhe unter Dachvorsprüngen angebracht werden. Zum Schutz vor Verschmutzungen sollten 50 cm unter- halb der Nester Kotbretter angebracht werden. 17 (ohne Abb.) Nisttasche für Freibrüter: Nicht alle Vögel brüten in Höhlen; viele bauen ihr Nest frei in Bäumen, Büschen oder am Boden. Amseln, Rotkehlchen, Grasmü- cken oder der Zilpzalp brüten gerne in dichtem Unter- holz. Solche Vögel können durch das Anbringen von Nisttaschen unterstützt werden. Dafür werden 1 m lange frische Kiefern- oder Ginsterzweige benötigt, die zu- nächst kopfüber an einen Baum oder Pfahl gebunden, dann nach oben gebogen und befestigt werden. In der sich bildenden Tasche kann ein Nest angelegt werden. 2 1 6 9 10 14 13 11 12 16 15 7 3 Gehobenes Wohnen Einflugloch Vogelarten Ø 26-27 mm Blau-, Sumpf-, Weiden-, Tannen- und Haubenmeise Ø 32-34 mm Kohlmeise, Haus- und Feldsperling, Kleiber, Trauerschnäpper Ø 45 mm Star oval 32 x 45 mm Gartenrotschwanz 4 Nistkastenschauwand 8 5

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Nistkastenschauwand im SUZDie VollhöhleUm den Bedürfnissen der Vögel an die Nisthilfe gerecht zu werden, müssen Größe des Nistraums und Durchmesser des Einfl uglochs an die verschiedenen Vogelarten angepasst werden. Die Größe der Grundfl äche sollte 12x12 cm nicht unterschreiten.

1 Standard-Vollhöhle, selbstgebaut aus ungehobelten, 2 cm starken Fichtenbrettern.

2 Nisthöhle aus Holzbeton aus dem Fachhandel, besonders haltbar, witterungsbeständig und isolierend gegen Tempe- raturschwankungen.

3 Starenkasten mit 45 mm breitem Einfl ugloch und Sitz- stange. Stare sitzen gern vor dem Einfl ugloch und singen. Bei allen anderen Nistkästen soll auf Sitzstangen verzich- tet werden, um es Nesträubern nicht zu leicht zu machen.

Weitere Beispiele für Vollhöhlen

4 „Finnhütte“ in Dreieckform.

5 Nistkasten in Rautenform, beliebt bei Blaumeisen, weil durch den kleinen Innenraum weniger Nistmaterial nötig ist. Modelle mit Marderschutz

6 Vollhöhle mit Vorbau zum Schutz der Jungvögel gegen Marder, Katzen, Eichhörnchen, Krähen, Elstern, Eichelhäher und Spechte.

7 „Bayrischer Giebelkasten“ mit Sicherheits-Vorbau.

Spezielle Nisthilfen

8 Baumläuferkasten mit Eingang in der Rückwand, damit der Gartenbaumläufer vom Stamm aus, an dem er hoch- klettert, hineinschlüpfen kann.

9 Koloniekästen: Haussperlinge brüten gern dicht neben- einander, aber ein Abstand von 40 cm zwischen den Nist- kästen sollte eingehalten werden. Die seitlichen Einfl ug- löcher sorgen für mehr Privatsphäre. (Die Abb. zeigt den mittleren Kasten.) Das Dach ist waagerecht, weil Spatzen gern auf dem Dach ihrer Wohnung sitzen.

Die HalbhöhleEinige Vögel legen ihr Nest bevorzugt in Halbhöhlen an, sodass mehr Licht in den Brutraum gelangt.

10 Standard-Halbhöhle, selbstgebaut aus ungehobelten, 2 cm starken Fichtenbrettern.

11 Halbhöhle aus Holzbeton aus dem Fachhandel, beson- ders haltbar und witterungsbeständig.

Modelle mit Marderschutz

12 Halbhöhle mit vorgezogenen Seitenwänden und weit vorspringendem Dach zum Schutz gegen Eichelhäher und Elstern.

13 Giebelhalbhöhle, besonders für den Grauschnäpper, der gern im Halbdunkel, aber mit Aussicht in die Umgebung brütet.

14 Kleine Giebelhalbhöhle mit vorgezogenem Dach für den winzigen Zaunkönig.

15 Geschlossene Halbhöhle oder „Sicherheitshalbhöhle“ mit zwei ovalen Einfl uglöchern. Durch den Einbaubo- den im vorderen Teil sind die Jungvögel geschützt vor Nesträubern. Dieses Modell kann auch an Bäumen angebracht werden.

Spezielle Nisthilfen

16 Künstliches Mehlschwalbennest: Mehlschwalben fi nden immer weniger Lehmpfützen, die sie für den Nestbau benötigen. Mit Kunstnestern kann man bestehende Brutkolonien unterstützen. Sie können in mindestens 4 m Höhe unter Dachvorsprüngen angebracht werden. Zum Schutz vor Verschmutzungen sollten 50 cm unter- halb der Nester Kotbretter angebracht werden.

17 (ohne Abb.) Nisttasche für Freibrüter: Nicht alle Vögel brüten in Höhlen; viele bauen ihr Nest frei in Bäumen, Büschen oder am Boden. Amseln, Rotkehlchen, Grasmü- cken oder der Zilpzalp brüten gerne in dichtem Unter- holz. Solche Vögel können durch das Anbringen von Nisttaschen unterstützt werden. Dafür werden 1 m lange frische Kiefern- oder Ginsterzweige benötigt, die zu- nächst kopfüber an einen Baum oder Pfahl gebunden, dann nach oben gebogen und befestigt werden. In der sich bildenden Tasche kann ein Nest angelegt werden.

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Gehobenes Wohnen

Einfl ugloch VogelartenØ 26-27 mm Blau-, Sumpf-, Weiden-, Tannen- und

Haubenmeise

Ø 32-34 mm Kohlmeise, Haus- und Feldsperling, Kleiber, Trauerschnäpper

Ø 45 mm Star

oval 32 x 45 mm Gartenrotschwanz

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Nistkästen aufhängenNistkästen sind nur dort sinnvoll, wo die Vögel genügend Nahrung finden, um sich und ihre Jungen zu versorgen. Naturnahe Gartengestaltung mit einheimischen Sträuchern und Pflanzen, gerne mit unaufgeräumten, „wilden“ Ecken, lockt viele Insekten an, die die Vögel für die Aufzucht ihrer Jungen brauchen. Auch in Parks, Grünanlagen oder begrün-ten Innenhöfen besteht gute Aussicht, dass die Nistkästen bezogen werden. Am besten werden Nistkästen im Herbst und Winter auf-gehängt. So können sie schon im Winter als Unterschlupf genutzt werden. Bei günstiger Witterung beginnen einige Vogelarten außerdem bereits sehr zeitig mit dem Nestbau. Vollhöhlen können an Bäume gehängt werden. Die Höhe sollte mindestens 2 m betragen. Halbhöhlen werden dagegen besser an Wänden angebracht, z. B. unter Dachüberständen oder auf Balkonen, da sie so für Nesträuber schwerer erreich-bar sind. Für alle Nistkästen gilt, dass sie an der wetterabge-wandten Seite, meist Nordost bis Südost, angebracht werden, sodass sie vor Wind und Regen geschützt sind. Sie sollten nicht der vollen Sonne ausgesetzt sein. Weiter gilt es darauf zu achten, dass sich keine Äste direkt vor dem Einflugloch befinden. Auch das würde Nesträubern den Zugang erleich-tern. Die Befestigung kann mit Hilfe eines Drahtbügels oder mittels einer Leiste erfolgen. Bei der Befestigung an Bäu-men sollten dafür Aluminium- oder Stahlnägel verwendet werden.

Warum Nistkästen?Viele Vögel bauen ihre Nester in Höhlen und Nischen, um dort ihre Jungen geschützt vor Wettereinflüssen und Nesträubern aufzuziehen. Dafür nutzen sie natürliche Hohl-räume in Bäumen und Felsen, aber auch in Gebäuden. Einige Vogelarten, wie etwa Spechte, bauen sich ihre Brut-höhlen selbst in Bäumen. Diese gezimmerten Höhlen werden später auch gerne von anderen Vögeln genutzt.Das Angebot an natürlichen Höhlen geht jedoch zurück. In Wäldern gibt es immer weniger alte Bäume, in denen sich Hohlräume finden. Durch die Forstwirtschaft erreichen die meisten Bäume dafür kein ausreichendes Alter mehr. In Städten müssen solche Bäume häufig aus Sicherheits-gründen gefällt werden. Nischen in Gebäuden gehen durch Renovierungen verloren. Mit künstlichen Höhlen, so genannten Nistkästen, kann das Nistangebot für Vögel erweitert werden.

Nistkästen bauenNistkästen gibt es in vielen unterschiedlichen Formen und Ausführungen, angepasst an die Bedürfnisse bestimmter Vogelarten. Geeignete Nistkästen kann jeder selbst bauen. Dafür benötigt man unbehandelte und ungehobelte, mindes-tens 2 cm starke Fichten- oder Lärchenbretter. Außen kann das Holz zum Schutz gegen Witterungseinflüsse mit Leinöl oder umweltfreundlichen Farben behandelt werden. Zum Schutz gegen Beutegreifer kann ein vorgezogenes Einflug-loch, ein so genannter Marderschutz, zum Einsatz kommen. Sonst sollte auf einen Mindestabstand von 15 cm zwischen Einflugloch und Boden geachtet werden, sodass die Jungvö-gel ausreichend tief im Nistkasten sitzen.

Diese Kohlmeise hat eine natürliche Baumhöhle zur Aufzucht ihrer Jungen gefunden. (Foto: NABU/F. Hecker)

Gartenrotschwanz mit Futter. (Foto: NABU/Ch. Kasulke)

Kleiber können auch Höhlen und Nistkästen mit großen Einfluglöchern nutzen, indem sie den Ein-gang mit Lehm verkleinern. (Foto: NABU/T. Munk)

Nistkästen reinigen Um Platz zu schaffen und die Jungvögel vor Parasiten aus alten Nestern zu schützen, sollten alle Nistkästen jährlich im Herbst ab September von den darin befindlichen Nestern befreit und ausgebürstet oder mit Wasser ausgespült werden. Auf Reinigungsmittel sollte dabei unbedingt verzichtet werden.

Nisthilfen-Bewohner Nisthilfen für Rotkehlchen und Zaunkönig können boden-nah in einer Höhe von 1 bis 1,5 m an begrünten Wänden angebracht werden.

Nistkästen im SchulgartenSeit Februar 2015 hängen auf dem Gelände des SUZ neue Nistkästen verschiedener Formen und Materialien, die meis-ten für Vögel, aber auch Fledermausquartiere und Insekten-hotels.Welche werden wohl den Vögeln am besten gefallen? Finden sich Mieter ein, kann man ab März die Vögel beim Nestbau beobachten, später ab April beim Füttern der Jungvögel.

LiteraturK. Richarz – M. Hormann, Nisthilfen für Vögel und andere heimische Tiere, 2010 (mit 80 Bauanleitungen auf CD-ROM)K. Richarz – M. Hormann, Einfach selber bauen! Artgerechte Nist- und Futterhäuser für heimische Vögel, 2013 Wohnen nach Maß. Nisthilfen und Quartiere für Vögel, Fledermäuse, Igel und Insekten.NABU-Broschüre 4028 (für 2 € und Versandkosten bestellbar) Vögel im Garten – Schützen, helfen und beobachten.NABU-Broschüre 4025 (für 2 € und Versandkosten bestellbar)

Bezugsquellen für artgerechte NisthilfenSchwegler GmbH. Vogel- & Naturschutzprodukte: www.schwegler-natur.deVivara Naturschutzprodukte: www.vivara.deNABU Natur Shop Naturschutzprodukte: www.nabu-natur-shop.de

Impressum Schul-Umwelt-Zentrum Mitte (SUZ),Scharnweberstr. 159, 13405 [email protected] www.suz-mitte.de Die Nistkastenschauwand wurde gestaltetvon der NABU Bezirksgruppe Berlin [email protected] Text: A. Samuels und B. Schulz Gestaltung: F. Bork Titelfoto: C. von ChamierNistkastenfotos: C. von Chamier GEMEINSAM FÜR DIE NATURMachen Sie mit! Werden Sie NABU-Mitglied,spenden Sie für unsere Naturschutzprojekte.www.NABU-Berlin.de

Vollhöhle Kohl-, Blau-, Sumpf-, Weiden-, Tannen- und Haubenmeise, Haus- und Feldsperling, Kleiber, Trauer-schnäpper, Star, Gartenbaumläufer

Halbhöhle Hausrotschwanz, Grauschnäpper, Bachstelze, Amsel, Rotkehlchen, Zaunkönig

Geschlossene Halbhöhle Gartenrotschwanz

Nisttasche Amsel, Rotkehlchen, Grasmücken, Zilpzalp

Starenkästen können über eine Sitzstange vor dem Einflugloch verfügen. Diese werden gerne zum Singen genutzt. (Foto: NABU/F. Hecker)