GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des...

120
GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des Heils! Ausgabe 2015

Transcript of GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des...

Page 1: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen

Pläne des Heils!

Ausg

abe

2015

Page 2: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine
Page 3: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen

Loretto Gemeinschaft

Pläne des Heils!

Page 4: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Inhalt

Pläne des Heils!

5 Vorwort

8 Anfang

10 Name

14 Vision

18 Geschichte

23 Wesen und Ziel

26 Struktur

28 Gemeinschaft

36 Spiritualität

40 Heiligkeit

44 Haltungen

51 Gebet

55 Kirche und Welt

CloseUps

62 Die Enstehung der Loretto Bewegung

68 Hausgemeinschaft Teil 1

71 Hausgemeinschaft Teil 2

74 Hausgemeinschaft Teil 3

77 Hausgemeinschaft Teil 4

80 Charisma!

83 Der Zehent

86 Lobpreis & Anbetung

91 Ökumene

98 Jüngerschaft

101 Geistliche Begleitung

Anhang

106 Das A-B-C der Loretto Gemeinschaft

113 Gebete

Page 5: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Vorwort

Georg Mayr-Melnhof und Maximilian Oettingen

Page 6: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

6 Vorwort

Dieses Büchlein ist eine Überarbeitung der „Lebensregel“ aus

dem Jahr 2007. Es versteht sich als Umschreibung unseres Lebens

als Gemeinschaft und soll uns bzw. jeden von uns in unserer Chri-

stus-Nachfolge stärken.

Wir Menschen sprechen gerne in Bildern, mit allen Vor- und

Nachteilen. Nützen wir mal die Vorteile:

Knochen: Unsere Statuten aus dem Jahr 2012 geben die „Knochen“

unserer kleinen Gemeinschaft wieder. In ihnen geht es um Wesen

und Ziel der Gemeinschaft, um strukturelle Fragen, um Fragen der

Leitung und der kirchlichen Einordnung sowie um unser Verspre-

chen und dessen Bedeutung.

Fleisch: Dieses kleine Buch, Pläne des Heils!, ist eine Ergänzung der

Statuten. Es lässt das „Fleisch“ unserer Gemeinschaft plastisch vor

Augen treten. In diesem Dokument geht es also um das Leben und

um die Spiritualität der Loretto Gemeinschaft.

Im abendländischen Christentum gibt es vier geschichtsträch-

tige „Regeln“, geschrieben von Augustinus, Benedikt, Franziskus

und Ignatius von Loyola. Angesichts dieser Größen und angesichts

der Tatsache, dass die Loretto Gemeinschaft kein Orden ist, son-

dern gemäß den Bestimmungen des kanonischen Rechts ein „pri-

vater Verein“ (gemäß cc. 321 ff CIC), erschien uns der Titel „Lebensre-

gel“ für dieses Papier zu hochgestochen – u.a. deswegen der Name

„Pläne des Heils!“ (vgl. Jer 29, 11). Nichtsdestotrotz ist dieser Text ein

offizielles Dokument der Loretto Gemeinschaft und nicht einfach

Ausdruck der Privatmeinung der Autoren.

Wir wollten um der guten Lesbarkeit willen einen allzu sach-

lichen Sprachstil vermeiden. Daher stellten wir uns beim Schreiben

dieses Heftes einen Gesprächspartner vor. Jemand, der vielleicht

beim Pfingstkongress war und jetzt neben einem brennenden Her-

Page 7: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Vorwort 7

zen viele, viele Fragen hat. Wir hoffen, dass wir den richtigen Ton

getroffen haben. Vor allem hoffen wir, dass die Arbeit an diesem

Büchlein und die wirklich sehr gute Vorarbeit an der Lebensregel

des Jahres 2007 eine reiche geistliche Frucht tragen möge.

Der Herr ruft Priester, Ordenschristen und Laien in unsere klei-

ne Gemeinschaft, damit wir ihm näher sind; damit wir uns einander

in den Himmel helfen; und damit wir „Räume schaffen“, in denen

Menschen Jesus begegnen; „Räume“, in denen Seine Herrlichkeit

thront! Möge Pläne des Heils! dem Rufen des Herrn dienen! Komm,

Heiliger Geist, bewirke, was Du mit diesem kleinen Buch bewirken

möchtest! Amen!

Bless you all! Euer Georg & Maxi

PS: Im Anhang, aber als Teil des Ganzen, gibt es auch einige „Close Ups“; also

besondere inhaltliche Fragestellungen, die wir im Laufe der Jahre etwas genauer

unter die Lupe genommen haben. Das „Loretto ABC“ am Ende des Heftes listet

Begriffe auf, die in unserem Kontext immer wieder auftauchen. Die abgedruckten

Gebete schließlich sind vielen von uns über die Jahre ans Herz gewachsen. Ange-

nehme Lektüre!

PPS: Die nachfolgend verwendete männliche Form bezieht selbstverständlich die

weibliche mit ein. Auf die Verwendung beider Geschlechtsformen wird lediglich

mit Blick auf die bessere Lesbarkeit des Textes verzichtet.

Page 8: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Anfang

„Gründet Gebetskreise“

Page 9: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

anfanG 9

Wie fing Loretto eigentlich an? Georg: In einer kleinen Studen-

tenwohnung in der Wiener Operngasse am 4. Oktober 1987. Damals

trafen sich drei Jugendliche zum ersten Mal zu einem „Gebetskreis“.

Also: wir kamen zusammen, beteten gemeinsam den Rosenkranz

und aßen danach Wurstsemmeln. Das war’s.

Und wie seid ihr auf die Idee gekommen, zusammen zu beten? Ge-

org: „Gründet Gebetskreise“ – dieses Wort der Gospa in Medjugor-

je hatte sich in mein Herz eingebrannt. Also fingen wir einfach an

(siehe Close Up „Entstehung“).

MAxI: Da die Gnade des Anfangs immer auch eine Gnade für das

Ganze ist, ist es wichtig, sich diese ersten Kennzeichen vor Augen

zu halten: junge Leute beten. Und wenn junge Leute beten, wird die

Kirche erneuert. Das sagte uns Pete Greig, Gründer der weltweiten

24-7 Gebetsbewegung, im September 2014.

Georg: Interessant war auch eine zweite Aussage von Pete: Er

verglich uns mit dem Franziskanischen Aufbruch im Mittelalter.

Ok, zugegeben, der Vergleich ist wahrscheinlich wirklich übertrie-

ben. Aber weißt Du was? Der Tag unserer Gründung, der 4. Oktober,

ist der Festtag des hl. Franzikus. Irgendwie hat der „Poverello“ bei

uns seine Hände im Spiel. Eine geistliche Wirklichkeit, die wir viel-

leicht noch genauer anschauen sollten.

Wir kamen

zusammen, bete-

ten gemeinsam

den Rosenkranz

und aßen danach

Wurstsemmeln.

Page 10: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Name

In die „Casa Santa“ kommen Menschen, die Gott begegnen wollen.

Page 11: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

naMe 11

Und warum heißt ihr eigentlich „Loretto“? MAxI: Gute Frage!

Loreto ist ein Wallfahrtsort in Italien. Man betritt dort eine präch-

tige Basilika und findet dann in der Kirche ein kleines, einfaches

Haus. Genauer: drei Wände, die von ihrer Beschaffenheit und ihren

Proportionen her mit der Grotte in der Basilika der Verkündigung in

Nazareth übereinstimmen. In diesem einfachen Haus, in der „Casa

Santa“ in Loreto, findet man nichts – außer verrußten Wänden und

Menschen, die im Gebet Gott begegnen wollen und begegnen.

Georg: Ab dem Beginn der 1990er nannte sich der erste Gebets-

kreis in Wien „Loretto Gebetskreis“. Zuvor hieß er einfach „Gebets-

kreis“. Und die Namensgebung erfolgte sehr informell. Das zweite

„t“ im Wort „Loretto“ entspricht im Übrigen der deutschen Schreib-

weise des italienischen Wallfahrtsorts. Viel spannender als die

Frage nach dem zweiten „t“ ist, dass die „Casa Santa“ in Loreto in

gewisser Weise modellhaft unser Wirken im Heiligen Geist veran-

schaulicht.

Was meinst Du damit? Georg: Sagen wir es einmal so: Im Herzen

der Kirche wollen wir Räume schaffen (siehe Vision), in denen es nichts

gibt, außer vielleicht verrußten Wänden – und Menschen, die Gott

begegnen. Und – auch zu unserer großen Überraschung – ist das

auch das, was wir wieder und wieder erleben: Junge Menschen, ge-

taufte und gefirmte Christen, kommen zu einem unserer Gebets-

kreise oder Festivals – und sie begegnen Jesus Christus. Viele zum

ersten Mal.

MAxI: Historisches Detail am Rande: Ausgangspunkt der Aus-

breitung der „Loretto Kapellen“ in Mitteleuropa war jene Loretto

Kapelle, die zwischen 1625 und 1627 in der Augustinerkirche in

Wien errichtet wurde. Ausgangspunkt der Ausbreitung der „Lo-

retto Gebetskreise“ in Österreich und darüber hinaus Ende des 20.

Die „Casa

Santa“ in Loreto

veranschaulicht

in gewisser

Weise modellhaft

unser Wirken im

Heiligen Geist.

Page 12: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

12 naMe

und zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Operngasse 4; also der

Ort, an dem der erste Gebetskreis stattfand. Und jetzt kommt’s: Die

Operngasse 4 in Wien steht auf dem Pfarrgrund der Augustinerkir-

che. Es gibt nicht nur eine Heilsgeschichte. Es gibt auch eine Art

Heilsgeographie. Gott schenkt in gewisser Weise auch Orten geistli-

che Bedeutung. Und: Er ist treu.

Und was hat es mit der Grotte in der Basilika der Verkündigung in Nazareth auf sich? Georg: In Nazareth steht heute die „Basilika der

Verkündigung“ – und darin ist eine Grotte. Die Grotte passt, wie

gesagt, mit diesen drei Wänden zusammen, die in Loreto stehen.

Die drei Wände und die Grotte bildeten gemeinsam das Haus der

Heiligen Familie – also auch den Ort, an dem der Engel Gabriel die

Menschwerdung Gottes verkündete (vgl. Lukas 1).

Kannst Du das mit der Menschwerdung ein bisschen ausführen?

Georg: In Lukas 1 lesen wir über die Verkündigung der Mensch-

werdung Gottes: Der Engel Gabriel tritt bei Maria von Nazareth ein

und verheißt ihr die Geburt Jesu. Sie fragt darauf: „Wie soll das

geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk 1, 34). Eine gute Fra-

ge! Als Antwort bekommt sie folgende Aussage: „Der Heilige Geist

wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich über-

schatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes ge-

nannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem

Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie

jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich“

(Lk 1, 35 – 37). Und Maria gibt ihr „Fiat“, ihr JA: „Ich bin die Magd des

Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1, 38).

Page 13: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

naMe 13

An beiden Orten, in Loreto und in Nazareth, wird also in beson-

derer Weise der Menschwerdung Gottes gedacht. Warum? Weil das

Wort Gottes dort, im Haus der Heiligen Familie, durch das Wirken

des Heiligen Geistes und die Zustimmung Mariens, Fleisch annahm.

Und warum ist das für euch als Gemeinschaft wichtig? MAxI: Weil

wir hoffen, dass Menschen in unseren Apostolaten nicht nur Gott

begegnen – sondern auch, dass Jesus im Leben vieler gewisserma-

ßen „Fleisch annimmt“. Es ist schon interessant: Gott, der die Fä-

higkeit hat, alles aus dem Nichts zu erschaffen, macht sich vom „Ja“

eines jungen jüdischen Mädchens abhängig, um Mensch zu werden.

Und heute? Gott bittet uns, dass Er in uns Gestalt annehmen kann,

damit die Welt Ihn erkennt. Unsere „Räume“, Gebetskreise usw., in

denen Menschen Gott begegnen, sollen nicht nur „Räume der Be-

gegnung mit Gott“ sein; sondern eben auch „Orte“, in denen Jesus

in uns Gestalt annehmen kann.

Page 14: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Vision

Wir sehnen uns nach einem neuen Feuer.

Page 15: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Vision 15

Das mit der „Casa Santa“ in Loreto ist sehr anschaulich. Gibt es auch eine ausformulierte „Vision“? Also irgendwas Schriftliches, das das Ziel der Loretto Gemeinschaft konkret auf den Punkt bringt?

MAxI: Wir haben eine „Vision“. Sie ist sehr schlicht gehalten.

Vielleicht muss man sie ein paar Mal durchlesen. Hier kommt der

Text:

Pläne des Heils!

Wir sehnen und nach einem neuen Feuer des Heiligen

Geistes in unserem Land, nach einem neuen Pfingsten.

Im Herzen der Kirche wollen wir daher für eine Erneuerung

der Kirche beten, wirken und leben.

Im Vertrauen auf die Gnade und Charismen Gottes schaffen

wir Räume, in denen Gott erfahrbar wird.

Wie ins Haus von Nazareth

kann er in unser Leben einziehen.

Durch ein Leben in Gemeinschaft möchten wir uns auf dem

persönlichen Weg der Heiligkeit begleiten.

Was hat es mit diesem „Pläne des Heils!“ am Anfang der Vision auf sich? Georg: Das ist ein „prophetisches Wort“. Das heißt: ein Wort,

das Jesus zu uns gesprochen hat, damit wir mithelfen, dieses Wort

zu verwirklichen. Man kann es in Jer 29, 11 nachlesen: „Denn ich

kenne meine Pläne, die ich für Euch habe, Pläne des Heils und nicht

des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung

geben.“

Page 16: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

16 Vision

Ich komme gerade nicht mit … Georg, lACht: Am 1. Mai 1990 am

Obertauern hatten wir eine Gebetszeit und da wurde uns dieses

Wort geschenkt. Ich kam damals auch nicht mit …

Was heißt das – ein Wort geschenkt? MAxI: Wenn es um Gott und

den Menschen geht, geht es immer um Kommunikation, um Be-

ziehung, um Liebe. Nicht in einer abstrakten, sondern in einer

konkreten Weise. Und wir können die Stimme Gottes hören; zum

Beispiel dann, wenn wir die Schrift lesen, in Stille beten, an der

Liturgie der Kirche teilnehmen, zusammen mit Freunden beten,

beim Lobpreis usw. Und während einer gemeinsamen Gebetszeit

am Obertauern am 1. Mai 1990 hatte eine Person aus unserer Mitte

den starken Eindruck, dass der Herr dieses Wort, diese Stelle aus

Jer 29, 11, uns „Lorettos“ schenken möchte.

Und wie deutest Du dieses Wort? Georg: Zuerst als Zuspruch für

jeden von uns. Jesus meint es gut mit uns! Und wenn wir in Treue

ausharren, sehen wir das auch immer mehr! Das Leben wird nicht

unbedingt leichter. Jesus lässt uns ja auch am Widerstand wachsen.

Aber wir „wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Gu-

ten führt“ (Röm 8, 28). Und dann deute ich dieses Wort auch als Ermu-

tigung für all jene, die zu unseren Gebetskreisen, Festivals, anders

gesagt, zu unseren „Apostolaten“ kommen. Jesus meint es gut mit

uns. Wir können Ihm vertrauen. Das bekommen viele in unseren

Gebetskreisen mit. Und nach und nach können sie auch ihr Leben

Jesus anvertrauen (siehe Lebensübergabe).

Und was ist ein „Apostolat“? MAxI: Eine unserer vielen Veranstal-

tungen, die nach außen hin offen sind – also eine Veranstaltung, zu

der Menschen eingeladen werden, um Gott zu begegnen.

„Denn ich kenne

meine Pläne, die

ich für Euch habe,

Pläne des Heils

und nicht des

Unheils; denn

ich will euch eine

Zukunft und eine

Hoffnung geben.“Jer 29, 11

Page 17: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Vision 17

Vielleicht noch eine Frage zur Vision: Können sich eigentlich alle in der Loretto Gemeinschaft mit dieser Vision identifizieren? Georg:

Ja, ich glaube schon. Gerade auch deswegen, weil wir jeden in der

Gemeinschaft ermutigen, innerhalb dieser weiten Vision die eige-

ne, persönliche Vision zu entdecken und zu leben. Das nimmt dann

im konkreten Leben viele verschiedene Formen an.

MAxI: Wenn im letzten Satz unserer Vision davon die Rede ist,

dass wir uns auf dem Weg der Heiligkeit begleiten, dann meint das

natürlich einerseits, dass wir uns ermutigen, heilig zu werden; es

impliziert aber andererseits auch, dass wir uns gegenseitig bei der

Entdeckung und der Entfaltung der eigenen Vision stärken wollen.

Wer in der Gemeinschaft ist, sollte mit der Zeit wirklich erkennen

und wissen, wofür er lebt. Für Jesus, natürlich! Aber in welcher

konkreten Ausformung? Das sollte jedem von uns nach und nach

klar werden.

Page 18: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Geschichte

Der Ruf ging in das Herz der Kirche in Österreich

Page 19: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Geschichte 19

Gab es da noch mehr, damals am Obertauern? Georg: Ja, ein

zweites Wort: „Ich rufe euch nach St. Stephan, in das Herz der Kir-

che in Österreich, um für eine Erneuerung der Kirche in Österreich

zu beten.“ Damals traf sich der erste Gebetskreis in der Operngasse,

in einer Studentenwohnung. Und wir hatten wirklich keinen Be-

zug zu St. Stephan, also zur Dompfarre in Wien. Wir wussten nicht,

wie wir mit diesem Wort umgehen sollten. Einige sagten: Rufen wir

doch mal dort an, in der Dompfarre. Andere sagten: Warten wir ab.

Wenn dieses Wort von Gott kommt, wird Er es fügen.

Und? Georg, lACht: Er fügte es! Wir wollten einen Freund am Flug-

hafen abholen. Es war September 1990. Wir standen mit Gitarren,

„Welcome-Back“-Transparenten, Keyboards und Rasseln am Flug-

hafen, sangen Lobpreislieder und warteten auf unseren Freund.

Er kam aber nicht – d.h.: er war schon zurück in Wien, da er eine

frühere Maschine genommen hatte. Und als wir gerade dabei waren

unsere Transparente einzurollen, sahen wir Kardinal Hans-Her-

mann Groer, den damaligen Erzbischof von Wien. Er kam gerade am

Wiener Flughafen an, auf dem Weg zurück von Rom. Also rollten wir

unsere „Welcome-Back“-Transparente wieder aus, sangen Lobpreis-

lieder – und hatten eine sehr herzliche Begegnung mit dem Herrn

Kardinal.

Wenige Tage später beschlich uns das schlechte Gewissen. Und

wir schrieben eine einfache Postkarte an das Erzbischöfliche Or-

dinariat der Erzdiözese Wien. Inhalt: Eigentlich wollten wir einen

Freund abholen – aber als wir Sie sahen, freuten wir uns, dass wir

Sie empfangen konnten. Alle vom Gebetskreis unterschrieben dann

die Karte.

Wenn dieses Wort

von Gott kommt,

wird Er es fügen.

Page 20: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

20 Geschichte

Wenige Tage später kam eine Antwort. Ein formeller Brief des

Herrn Kardinal. Das Papier war richtig schwer und hatte ein Wap-

pen. Im Brief stand, dass er sich auch ganz besonders über diese

Begegnung am Flughafen gefreut hatte. Und dann schrieb er: „Ich

rufe Euch nach St. Stephan, in das Herz der Kirche in Österreich,

um für eine Erneuerung der Kirche in Österreich zu beten“. Gott

fügte es. So kamen wir in die Dompfarre. So kamen wir in die Weite

des Katholischen.

Gab es sonst noch wichtige Meilensteine in der Geschichte der Ge-meinschaft? MAxI: Ja, die Begegnung mit Bruce Clewett von „Ju-

gend mit einer Mission“.

Was heißt das? Georg: Zu Beginn der 1990er empfahl uns der da-

malige Weihbischof von Wien, Christoph Schönborn, dass wir uns

von Bruce Clewett schulen lassen sollten. Bruce ist Mitarbeiter des

weltweiten ökumenischen Missionswerks „Jugend mit einer Mis-

sion“. Wir machten bei Bruce ein „JAS“ – also ein Jüngerschafts-

aufbauseminar (siehe Close Up „Jüngerschaft“). Die Leute von „Jugend mit

einer Mission“ machen solche Schulungen seit den frühen 1970ern.

Sie sind darin also ziemliche Experten. Insgesamt jedenfalls eine

ziemlich gewagte Konstellation: Hier eine sehr junge katholische

Gruppe, dort der Protestant Bruce Clewett und dieses ökumenische

Missionswerk. Aber der Plan ging auf!

Inwiefern? MAxI: Auf mehreren Ebenen: Durch Bruce – interessan-

terweise durch einen Protestanten – haben wir viele Schätze der

katholischen Kirche erst als solche wahrgenommen. Gerade im Be-

reich der Lehre. Das war sicher ein Aspekt. Ein zweiter war: Durch

Bruce haben wir verstanden, dass Gott diesen Gebetskreis, diese

Gruppe will – und, dass er einen Plan hat mit Loretto. Ich kann mich

Hier eine sehr

junge katholi-

sche Gruppe, dort

der Protestant

Bruce Clewett

und dieses

ökumenische

Missionswerk.

Aber der Plan

ging auf!

Page 21: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Geschichte 21

noch erinnern, wie Georg mir damals davon erzählte. Es dürfte 1990

gewesen sein. Ich war damals bei ihm auf Besuch und kam extra

aus Deutschland angereist, weil mich diese Gruppe in Wien so faszi-

nierte. Jedenfalls erzählte mir Georg: „Stell Dir vor: wir hatten ge-

rade wieder dieses JAS. Und einige meinen, dass sich unsere Gruppe

in ganz Österreich ausbreiten wird; also, dass Gott das so will. Irre.

Andere meinen, dass wir einen Kongress veranstalten werden, mit

über 1.000 Teilnehmern. Total verrückt.“ Schließlich: Durch die

Erfahrung des JAS wuchs eine Liebe zu den „getrennten Brüdern“,

also zu den nicht-katholischen Christen. Und diese Liebe wächst

bis heute. Wir stehen im Herzen, auf dem Mutterboden der katho-

lischen Kirche, voll und ganz; und wir lieben unsere getrennten

Brüder, voll und ganz (siehe Close Up „Ökumene 2014“).

Gab es sonst noch wichtige Meilensteine? Georg: Die Ausbreitung

der Gebetskreise ab Mitte der 1990er war ein wichtiges Moment. Die

Begegnung mit der „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ in etwa zur

selben Zeit hat bei vielen von uns eine Liebe zur Liturgie und zum

Volk Israel wachsen lassen. Die Schulungen durch die „St. Johannes

Gemeinschaft“ in der zweiten Hälfte der 1990er haben uns gehol-

fen, unseren Blick auf vieles zu weiten.

Gäbe es da ein Beispiel? MAxI: Wir haben durch die „Johannes-Brü-

der“ zum Beispiel begonnen die Bedeutung sog. „Privatoffenba-

rungen“ (wie die Botschaften der Muttergottes in Medjugorje)

besser zu verstehen und einzuordnen, nämlich: Es gibt sie. Gott

sei Dank! Und: Sie sollen helfen tiefer aus der endgültigen Offenba-

rung Jesu Christi zu leben (vgl. KKK 67).

Georg: Ein nächster Meilenstein war sicher der Prozess der „Ge-

meinschaftswerdung“ – also ab 2002. Das heißt: diese Unterschei-

dung zwischen Gebetskreisen, die nach außen hin offen sind und

Page 22: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

22 Geschichte

Gemeinschaft, in der wir uns in einem geschützten Rahmen auf

dem Weg der Heiligkeit begleiten. Und, nächster Meilenstein: seit

2010 erleben wir eine Art Gebetsexplosion. Es wird immer „nor-

maler“, dass in unseren Geistlichen Zentren tage- bzw. wochen-

weise gebetet wird, in der Stille, im Lobpreis und in der Fürbitte.

Der Schlüsselbegriff in diesem Zusammenhang ist „24-7 Gebet“

(siehe Close Up „Lobpreis&Anbetung“).

Page 23: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Wesen und Ziel

Räume schaffen, in denen Gott Menschen begegnet.

Page 24: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

24 wesen und Ziel

Und was ist die Loretto Gemeinschaft? Eine Pfarre? Ein Orden?

MAxI: Die Loretto Gemeinschaft ist weder ein Orden, noch eine Pfar-

re – sondern nach den Bestimmungen des kanonischen Rechts ein

privater Verein (gemäß cc. 321 ff CIC). Dieser private kirchliche Verein

heißt „Loretto Gemeinschaft“ und gehört zu den sog. „Movimen-

ti“ oder „Neuen Geistlichen Gemeinschaften“ in der katholischen

Kirche. Die Movimenti sind – aus Sicht des Glaubens – Geschenke

des Heiligen Geistes an die Kirche und an die Welt. Sie empfangen

„Charismen“, um sie in ihre Umgebung zum Aufbau der Kirche und

des Reiches Gottes fließen zu lassen.

Stopp, Zwischenfrage: Was ist ein „Charisma“? MAxI: Gute Frage!

Der Katechismus der katholischen Kirche sagt in Artikel 799: „Die

Charismen … sind Gnadengaben des Heiligen Geistes, die direkt

oder indirekt der Kirche dienen: sie sind zum Aufbau der Kirche,

zum Wohl der Menschen und für die Nöte der Welt geschenkt“. Wir,

als kleine Gemeinschaft, empfangen also etwas von Gott, um es in

die Kirche und in die Welt fließen zu lassen (siehe Close Up „Charisma!“).

Und was ist das, was ihr da empfangt? Georg: Ich glaube, dass unser

Charisma irgendwie darin besteht, „Räume zu schaffen“, in denen

Gott Menschen begegnet und berührt – „Räume“, in denen die Herr-

lichkeit Gottes sich ausbreitet und wohnt. Denk an die verrußten

Wände in Loreto. Denk an den allerersten Gebetskreis. Junge Leute

kommen zusammen und beten. Und diese Räume müssen natür-

lich (jetzt praktisch gesprochen) ansprechend und schön sein. Die

kahlen, verrußten Wände in Loreto sind eine Sache. Eine andere

ist, dass wir unsere Gebetskreise usw. echt schön und gastfreund-

lich herzurichten versuchen. Jene, die zu uns kommen, sollen sich

ja auch wohl fühlen. Interessanterweise ist auch der Lobpreis für

vieles ein wichtiger Schlüssel.

Ich glaube, dass

unser Charisma

irgendwie darin

besteht, „Räume

zu schaffen“,

in denen Gott

Menschen

begegnet …

Page 25: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

wesen und Ziel 25

Inwiefern? MAxI, lACht: Zum Glück haben wir dazu ein Close Up

geschrieben (siehe Close Up „Lobpreis&Anbetung“). Trotzdem, hier der Ver-

such einer Antwort: Auf ganz breiter Ebene werden heute Säuglinge

getauft. Das ist super! Kinder empfangen die Kommunion. Das ist

auch super! Und Jugendliche werden gefirmt. Auch das ist wirklich

super! Aber oft bricht der Kontakt mit diesen jungen Menschen nach

der Firmung irgendwie ab. Warum? Dafür gibt es sicher viele Ant-

worten. Eine könnte sein: Gott ist natürlich im Leben dieser jungen

Menschen gegenwärtig, er wohnt ja sogar in uns (vgl. 1 Kor 3, 16) – aber

irgendwie oft kaum bemerkbar, kaum relevant. Und jetzt kommt der

eigentliche Punkt: im Lobpreis macht sich Gott in uns (vgl. ebd.) und

mit uns (vgl. Ps 22, 4) bemerkbar – der Heilige Geist überrascht uns

richtig im Lobpreis. Vielleicht auch, weil wir selber aktiv werden

müssen. Jedenfalls ist das unsere Erfahrung. Gott macht sich im

Lobpreis in uns bemerkbar. Und so beginnen viele Jesus zu begeg-

nen, ihm zu vertrauen und nachzufolgen.

Page 26: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Struktur

Wir sind einander geschenkt, um aneinander zu wachsen.

Page 27: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

struKtur 27

Könntest Du etwas zur Struktur der Loretto Gemeinschaft sa-gen? MAxI: Es gibt „ein Innen“ und „ein Außen“ bei uns. Wenige,

einige Hundert, sind „in der Gemeinschaft“. Das sind Priester, Or-

denschristen und Laien. Die (unverheirateten und verheirateten)

Laien sind in der Mehrheit. Alle haben das Versprechen einmal ge-

macht und wiederholen es jährlich. Sie – oder vielleicht sage ich

lieber „wir“ – also wir sind bestrebt, ein Leben der Nachfolge Christi

zu führen, das geprägt ist von Gebet, Apostolat und Gemeinschaft.

Geht das ein bisschen konkreter? Georg: In der Gemeinschaft stär-

ken und schärfen wir einander gegenseitig auf dem Weg der Heilig-

keit (vgl. Sprüche 27, 17). Dafür treffen wir uns in „Hausgemeinschaften“,

in denen wir beten, die Schrift teilen, essen, weinen und lachen.

Anders formuliert (vgl. Close Up „Hausgemeinschaft“): Wir sind einander

geschenkt, um aneinander zu wachsen, um einander das Licht des

Heiligen Geistes zu schenken! Und genau das passiert gerade in den

Hausgemeinschaften! Darüber hinaus, zwei Mal pro Jahr, treffen

wir uns zu großen, überregionalen Gemeinschaftstreffen. Das sind

in erster Linie reale Erfahrungen christlicher Gemeinschaft, die

uns auf dem Weg der Heiligkeit stärken. Aus vielen Bekanntschaf-

ten reifen über die Jahre tiefe Freundschaften, aus denen ich geist-

lich und emotional schöpfe.

Aus vielen

Bekanntschaften

reifen über

die Jahre tiefe

Freundschaften,

aus denen ich

geistlich und

emotional

schöpfe.

Page 28: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Gemeinschaft

Wenn wir aber im Licht leben, haben wir Gemeinschaft miteinander.

Page 29: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

GeMeinschaft 29

Könntest Du noch etwas sagen zu dieser gegenseitigen Stär-kung? MAxI: Irgendwie sind wir einander in der Gemeinschaft

geschenkt. Wir suchen uns ja nicht aus. Sondern Jesus ruft und

würfelt uns zu einem bunten Haufen zusammen. Es ist ja wirklich

interessant: in der Gemeinschaft sind die verschiedensten Typen

aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten. Viele sind mir in

der Gemeinschaft sympathisch. Manche nicht. Das geht allen so.

Aber: wir stärken und ermutigen uns gegenseitig im Zuspruch (ei-

nerseits). Andererseits reiben wir uns aneinander. Und die innere

Voraussetzung, um an dieser Reibung zu wachsen, ist die Belehr-

barkeit – in klassischer kirchlicher Sprache, die Fähigkeit eine

„correctio fraterna“ in Liebe und Wahrheit auszusprechen und an-

zunehmen sowie die eigene Beständigkeit und Treue in der Nach-

folge Christi. Will ich das? Will ich in einer Transparenz vor den Ge-

schwistern in der Gemeinschaft leben?

Aber berühren wir nicht hier das, was die Kirche „forum internum“ nennt? Georg: Ja, das stimmt, diesen Bereich berühren wir. Trotz-

dem ist es gut in einer Transparenz vor meinen Geschwistern zu

leben.

Geht das konkreter? Georg: Ja, spannendes Thema, ich versuch s

mal: Meine Sünden bekenne ich in der Beichte. Aber, generell ge-

sprochen, habe ich auch Verhaltensmuster, die den „Kontext“ mei-

ner Sünden bilden. Und jene Menschen, die von außen „Sauerstoff

und Licht“ an diesen Kontext heranlassen – das sind die, die emo-

tional und geistlich wachsen. Das gilt natürlich nicht immer. Aber

die Erfahrung lehrt: sehr oft! Im Ersten Johannesbrief gibt es dazu

auch eine programmatische Stelle: „Wenn wir aber im Licht leben,

wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das

Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde.“ (1 Joh 1, 7). Es

Wir suchen uns

ja nicht aus.

Sondern Jesus

ruft und würfelt

uns zu einem

bunten Haufen

zusammen.

Page 30: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

30 GeMeinschaft

geht also um unsere Transparenz voreinander. Leben wir voreinan-

der im Licht? Und bei jenen, die das nicht tun können oder nicht

tun wollen – sie schaden sich selbst und der Gemeinschaft.

Und wer kommt eigentlich in die Gemeinschaft? MAxI: Normaler-

weise Leute, die uns oder eines unserer Apostolate ein bisschen nä-

her kennengelernt haben; und die sich nach einem „Schritt zwei“,

nach einem Schritt in die Tiefe, sehnen.

Und was passiert dann? Georg: Entweder sprechen wir sie an – oder

sie sprechen uns an. Und in diesem Gespräch schauen wir, ob die

betreffende Person das sog. „Postulat“, also eine Vorbereitungszeit,

in unserem Fall neun Monate lang, machen möchte oder nicht. Im

Postulat nimmt man dann am Leben der Gemeinschaft teil, hat re-

lativ wenig Pflichten – und prüft, ob man in die Gemeinschaft geht

oder nicht. Der „Postulant“ bekundet schließlich sein Interesse, in

die Gemeinschaft zu gehen (wenn er das will). Die regionale Lei-

tung vor Ort entscheidet schließlich, ob die entsprechende Person

in die Gemeinschaft kommt oder nicht.

Kommt es vor, dass Postulanten nicht in die Gemeinschaft gehen?

MAxI: Ja, natürlich!

Und wann geht man in die Gemeinschaft? Georg: Bitte nur dann,

wenn Jesus Dich bittet diesen Schritt zu tun – um Ihm näher zu

sein, um Ihm nachzufolgen. Sonst bitte nicht!

Und wie ist das dann, wenn man in die Gemeinschaft geht? MAxI: Ich

zitiere mal, was in unseren Statuten dazu steht (vgl. Artikel 8): „Das Ge-

meinschaftsversprechen wird jeweils für ein Jahr nach schriftlich

vorgetragener Bitte des Bewerbers an den jeweiligen Regionalleiter

abgelegt. Es kann jedes Jahr erneuert werden. Der Regionalleiter

In die Gemein-

schaft kommen

Leute, die sich

nach einem

Schritt in die

Tiefe sehnen.

Page 31: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

GeMeinschaft 31

zusammen mit dem Regionalrat bestätigt den Ruf in die Gemein-

schaft. Das Gemeinschaftsversprechen geschieht im Rahmen einer

Eucharistiefeier oder einer Gebetszeit, persönlich und einzeln vor

einem Priester (bei Ehepaaren: als Paar vor einem Priester) und in

Gegenwart des Gemeinschaftsleiters oder seiner Vertretung und,

wenn möglich, in Gegenwart aller Mitglieder des Rates.“ Und dann

steht weiter bei Artikel 9: „Das Gemeinschaftsversprechen enthält

folgende Formulierung: „Ich … (Name) schenke Dir, Jesus Christus,

mein Leben. Ich bin bereit, Dir in der Kirche innerhalb der Loret-

to Gemeinschaft nachzufolgen und zu dienen.“ Im Unterschied

zu den Laien bringen die Mitglieder des gottgeweihten Lebens

(Ordenschristen) sowie Diözesankleriker ihre Zugehörigkeit zu

einem Verband zum Ausdruck: „Ich … (Name) schenke Dir, Jesus

Christus mein Leben. Ich bin als … (kirchlicher Stand) bereit, dir

in der Kirche und innerhalb der Loretto Gemeinschaft nachzufol-

gen und zu dienen.“ Nach dem eigentlichen Gemeinschaftsverspre-

chen feiern wir – oft bis tief in die Nacht … Aber vielleicht noch ein

Wort zum Gemeinschaftsversprechen als solchem: Es handelt sich

dabei gemäß c. 1192 §§ 1 und 2 CIC um ein privates und einfaches

Gelübde. Es ist als Lebensübergabe formuliert – und soll helfen, all

jene Schätze ans Licht zu bringen, die der Herr in uns grundgelegt

hat. Im Grunde ist das Gemeinschaftsversprechen unsere Antwort

auf das JA Gottes zu uns. Als äußeres Zeichen wird dem Gemein-

schaftsmitglied von einem Priester ein Holzkreuz überreicht, das

eine Wundertätige Medaille enthält.

Georg: Noch ein kleines Detail am Rande: Die Kreuze, die wir

tragen, kommen aus Israel. Das Holz ist von Olivenbäumen aus der

Nähe von Bethlehem. Auf jeder Wundertätigen Medaille steht: „O

Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zu-

flucht zu Dir nehmen.“

Page 32: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

32 GeMeinschaft

Hat dann jeder bestimmte Aufgaben innerhalb der Gemein-schaft? Georg: Grundsätzlich achten wir darauf, dass jeder „Anteil

am Apostolat und an der Gemeinschaft hat“. Das heißt, dass wir

versuchen jeden ins Ganze der Gemeinschaft einzubinden. „Wenn

ihr zusammenkommt, trage jeder etwas bei“ (1 Kor 14, 26). Dabei ach-

ten wir einerseits natürlich auf die jeweilige Lebenssituation und

andererseits versuchen wir die Charismen zu entdecken und zu för-

dern. Insgesamt ein schmaler Grat, aber über die Jahre sieht man,

wer wieviel und in welcher Form geben und einbringen kann. Wir

sehen es. Die Betroffenen sehen es. Und dann passt es meistens mit

dem „Anteil am Apostolat und an der Gemeinschaft“.

Aber dieser „Anteil am Apostolat und an der Gemeinschaft“: der sieht dann ganz unterschiedlich aus, oder? MAxI: Ja, natürlich. Die

jeweiligen „Anteile“ unterscheiden sich. Meistens haben Jugendli-

che und junge Erwachsene mehr Zeit, um verschiedene Dienste in

den Apostolaten zu übernehmen. Also sie leiten oft Gebetskreise

usw. Verheiratete Laien legen den Fokus auf ihren Alltag, ihre Ar-

beit, ihre Familie, auf ihr „Nazareth“. Priester wirken in ihren Pfar-

ren, oder eben dort, wo ihr Bischof sie haben möchte. Aber, und das

ist der Punkt: alle haben auf ihre Weise „Anteil am Apostolat und an

der Gemeinschaft“.

Inwiefern? Georg: Eine junge Mutter, zum Beispiel, die zu Hau-

se bei den Kindern ist, stärkt und inspiriert uns ungemein durch

das Zeugnis ihrer Hingabe. Ihr Leben spricht von der Einfachheit

Gottes und Seiner Hingabe an uns, noch dazu in einer sehr kon-

kreten Weise. Und diese Einfachheit Gottes versuchen jene von uns,

die „in der Mission“ sind, die also zum Beispiel einen Gebetskreis

leiten, in sich zu tragen und zu vermitteln. Umgekehrt trägt diese

junge Mutter, um beim Beispiel zu bleiben, das Feuer der Mission

„Wenn ihr zusam-

menkommt,

trage jeder etwas

bei“(1 Kor 14, 26)

Page 33: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

GeMeinschaft 33

in ihrem Herzen; in ihrem Alltag steht sie in der Fürbitte vor Gott.

Sie trägt so Gebetskreise und andere Apostolate in der Schlichtheit

ihres Alltages im Namen Jesu vor den Vater.

MAxI: Menschlich gesprochen tun wir uns gegenseitig einfach

gut. Die Jüngeren, oft im Feuer der ersten Liebe, inspirieren (pro-

vozieren fast) die Älteren, sich immer wieder und kühn auf die ewi-

ge Neuheit Gottes einzulassen. Die Älteren geben Zeugnis von der

großen Fruchtbarkeit einer treuen Nachfolge Christi. Allen, den

Jungen und den Alten, versuchen wir die Prioritäten eines Christen

nahezubringen.

Was heißt das? MAxI: Ganz egal, ob Du jung bist oder alt, Laie oder

Ordenschrist: oben auf deiner Prioritätenliste steht Gott bzw. sollte

Gott stehen. Gott ist die Nummer eins. Dann folgt deine Berufung

(deine Ehe zum Beispiel, oder dein gottgeweihtes Leben). Dann

die „Frucht“ deiner Berufung bzw. die Konsequenzen, die sich aus

deiner Berufung ergeben (also Kinder zum Beispiel, geistliche oder

leibliche). Schließlich folgen Arbeit und Freizeit. Entsprechend

dieser Prioritäten solltest Du als Christ leben.

Georg: Und vom zeitlichen Aufwand her gesehen sollte dein „An-

teil am Apostolat und an der Gemeinschaft“ Zeit von deiner Freizeit

wegnehmen – also relativ wenig Zeit. Aber: deine Hingabe an Jesus

in diesem überschaubaren zeitlichen Rahmen sollte sich insgesamt

positiv auf dein Leben und deine Christusnachfolge auswirken.

Wenn jeder nur einen Teil der Freizeit hergibt: wie kommt es dann, dass so viele Projekte übers Jahr hinweg laufen? Georg, lACht: In

Mitteleuropa haben wir eben viel Freizeit … Ich sag das so locker.

Menschlich

gesprochen tun

wir uns gegensei-

tig einfach gut.

Page 34: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

34 GeMeinschaft

Aber da ist was dran. Wir haben viel Zeit – und anstatt sie zu vorm

Fernseher zur Gänze zu vertrödeln, schenken wir dem Herrn Zeit.

Weil Er es wert ist. Weil Er würdig ist!

MAxI: Ergänzend dazu: In seiner Katechese vom 13. Novem-

ber 2011 zum Thema „Wie wird man ein Jünger Jesu?“ unter-

scheidet Christoph Kardinal Schönborn drei Lebensstände, die

im Neuen Testament vorkommen: Apostel, Jünger und Volk (vgl.

www.erzdioezese-wien.at). Manche sind in eine besondere, enge Form

der Nachfolge gerufen; manche wandern Jesus (äußerlich) als Jün-

ger nach; und manche bleiben sesshaft. Alle ruft Jesus zur Umkehr

und zur Heiligkeit: „Seid vollkommen, wie auch euer Vater im Him-

mel vollkommen ist“ (Mt 5, 48). Aber in der konkreten Ausformung

gibt es Unterschiede: Manche schenken Jesus ihr Leben ganz. Ich

denke an die Gottgeweihten und an die Priester in unserer Mitte.

Manche schenken Jesus ihr Berufsleben oder Teile davon, sie wan-

dern Jesus gewissermaßen äußerlich nach. Manche schenken sich

selbst im gewöhnlichen Alltag. Das Wichtige: die Kühnheit des

Schenkens auf Sein Wort hin. In unserer Gemeinschaft sind alle

drei Lebensformen vertreten. Alle sind zur Heiligkeit gerufen! Alle

sind wichtig! Aber die konkreten Formen der Nachfolge sind ver-

schieden. Und, jetzt komme ich zum Punkt: die Jünger (im Sinne

einer Lebensform) in unserer Mitte sind oft jene, die viele der (nach

außen hin sichtbaren) Projekte und Apostolate über Jahre hinweg

am Laufen halten.

Weiter oben hast Du von einem „Innen“ und einem „Außen“ ge-sprochen. Jetzt hatten wir das „Innen“. Könntest Du etwas über das „Außen“ sagen? Georg: Ja, in aller Kürze: Das sind all jene, die

zu unseren Apostolaten, also zu unseren Gebetskreisen, Festivals

Alle sind zur

Heiligkeit

gerufen! Alle sind

wichtig! Aber

die konkreten

Formen der

Nachfolge sind

verschieden.

Page 35: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

GeMeinschaft 35

usw. kommen. Da kommen pro Jahr einige Tausend, ein bisschen

wie Tauben. Sie flattern herein, lassen sich von Jesus stärken, und

flattern wieder hinaus in ihren Alltag.

Page 36: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Spiritualität

„Nazareth“ und „Pfingsten“ sind die Schlüsselbegriffe

Page 37: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

spiritualität 37

Mir wurde einmal gesagt, die Spiritualität der Loretto Ge-meinschaft könne man am „Angelus“-Gebet ablesen. Stimmt das? MAxI: Ja, der Angelus, also das Gebet, das das Geheimnis der

Menschwerdung Gottes betrachtet, ist für uns sicher zentral. Die

meisten von uns beten den Angelus auch täglich; würde ich jetzt

mal sagen. Er gehört ja auch in das Leben eines Katholiken. Wenn es

aber um die konkrete Spiritualität der Loretto Gemeinschaft geht,

würde ich heute von „Nazareth“ und „Pfingsten“ sprechen. Das wä-

ren für mich die Schlüsselbegriffe. Also, zum einen Nazareth: das

Geheimnis der Menschwerdung Gottes sowie das unscheinbare

Leben mit Gott im Alltag. Und dann Pfingsten: dieses Zusammen-

kommen im Obergemach, diese Sehnsucht nach einer größeren

Ausgießung des Heiligen Geistes in unserer Zeit. Maria ist dabei

„die innere Klammer“ unserer Spiritualität – die Verbindung von

Nazareth und Pfingsten.

Inwiefern? MAxI: Sie wurde vom Heiligen Geist in Nazareth über-

schattet und Jesus nahm in ihr Gestalt an. Sie war dabei, als der

Heilige Geist zu Pfingsten kam – und die Kirche Gestalt annahm.

Der Katechismus sagt dazu: „Nach der Himmelfahrt ihres Sohnes

stand sie den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite. Zu-

sammen mit den Aposteln und einigen Frauen sehen wir … Maria

mit ihren Gebeten die Gabe des Geistes erflehen, der sie schon bei

der Verkündigung überschattet hatte“ (KKK 965). Und wir träumen

davon, dass jene, die bei uns eher „im Nazareth“ leben, auch das

Feuer der pfingstlichen Mission in ihren Herzen haben. Und, umge-

kehrt, dass jene, die eher in der Mission bzw. in der „Neuevangeli-

sierung“ tätig sind, von dieser Einfachheit des Lebens mit Gott im

Alltag geprägt sind.

Das Geheimnis

der Menschwer-

dung Gottes. Und

dann Pfingsten:

die Ausgießung

des Heiligen

Geistes. Maria

ist dabei die

Verbindung: von

Nazareth und

Pfingsten.

Page 38: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

38 spiritualität

Georg: Unsere Spiritualität ist also beides, Nazareth und Pfing-

sten. Es geht darum, dass der Heilige Geist unseren Alltag durch-

formt und Christus sichtbar macht. Gleichzeitig geht es darum,

dass der Heilige Geist die Kirche durchformt, damit sie Christus

sichtbarer macht. Und wir träumen davon, dass wir in unserer klei-

nen Gemeinschaft diese innere Weite haben: so, dass es normal ist,

dass Jesus unseren persönlichen Alltag prägt (in aller Konkret- und

Einfachheit) – und, dass wir eine tiefe Sehnsucht nach einer groß-

en Ausgießung des Heiligen Geistes haben in unserer Zeit, in un-

serem Land; davon, dass Joel 3 noch mehr anbricht.

Was ist Joel 3? Georg, lACht: Joel ist ein Buch im Alten Testament.

Und in Joel, Kapitel 3, kann man eine Verheißung Gottes nachlesen:

„Danach aber wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße

über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein,

eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben

Visionen. Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist

ausgießen in jenen Tagen“ (Joel 3, 1–2). Interessant ist, dass Petrus

zu Pfingsten in Jerusalem auf diese Verheißung verweist. Er sagt:

„Jetzt geschieht, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist“

(Apg 2). Und wir träumen davon, dass Joel 3 immer mehr anbricht!

MAxI: Ja! Beten wir dafür! Wenn Du diese Zeilen hier liest: nimm

Dir doch ein paar Minuten Zeit und bete dafür!

Hab zu eurer Spiritualität online recherchiert. Da standen ganz an-dere Sachen; zum Beispiel, dass ihr „katholisch, marianisch, charis-matisch und ökumenisch“ seid. An anderer Stelle wiederum stand, dass ihr „marianisch, charismatisch und eucharistisch“ seid. Könnt ihr dazu etwas sagen? MAxI, lACht: Wir entwickeln uns ja auch …

Das waren Versuche, unsere Spiritualität schlagwortartig auf den

Punkt zu bringen. Irgendwie umschreiben diese Punkte auch unse-

Page 39: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

spiritualität 39

re Spiritualität, also die Art und Weise, wie wir Christus nachfolgen:

Wir sind natürlich katholisch; wir streben nach Charismen, um sie

in Kirche und Welt fließen zu lassen; wir haben eine große Liebe zur

eucharistischen Anbetung und zu den getrennten Brüdern. Maria

ist sehr wichtig. Aber, der Punkt ist, es gibt auch andere Gruppen

oder Gemeinschaften, deren Spiritualität mit diesen Begriffen um-

schrieben werden könnte. Diese Begriffe sind also nicht spezifisch

genug. Das, was meines Erachtens bei uns spezifisch ist, ist diese

Verbindung von Nazareth und Pfingsten.

Georg: Ja, die Einfachheit und das Feuer! Das sind wir! Also, ich

hoffe, wir werden immer mehr so: Einfach und im Feuer!

Page 40: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Heiligkeit

Die Lebensübergabe ist Schritt eins auf dem Weg der Heiligkeit.

Page 41: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

heiliGKeit 41

Ich hab in den Statuten der Loretto Gemeinschaft gelesen, dass sich die Mitglieder der Gemeinschaft bereit erklären „gemäß der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit“ (LG 39) zu leben. Könntest Du dazu etwas sagen? Georg: Die Statuten zitieren hier aus einem

Text des II. Vatikanischen Konzils, aus Lumen Gentium. Dort wird

über eine allgemeine Berufung zur Heiligkeit gesprochen. Unter

anderem steht da: „Jedem ist also klar, dass alle Christgläubigen

jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens

und zur vollkommenen Liebe berufen sind“ (lg 40). Und unsere klei-

ne Gemeinschaft soll auf diesem Weg konkret helfen.

Wie? MAxI: Schauen wir nochmals auf unsere Statuten, Artikel 14:

„Mit dem Gemeinschaftsversprechen erklären sich die Mitglieder

der Loretto Gemeinschaft bereit, gemäß der „allgemeinen Berufung

zur Heiligkeit“ (LG 39) ein Leben zu führen, das von authentischer

Nachfolge Christi, Gebet, Gemeinschaft und Apostolat geprägt ist.“

Die eigene Bereitschaft ist also das Erste. Das Zweite ist sicher, dass

wir versuchen einen Rahmen anzubieten, in dessen Kontext man

konkret einen Weg der Heiligkeit gehen kann. Wichtige Werkzeuge

dabei sind u. a.: die Hausgemeinschaft (siehe Close Up „Hausgemeinschaft“);

unsere überregionalen Treffen; die geistliche Begleitung – und

eben die eigene Bereitschaft Jesus nachzufolgen und zu dienen.

Ich war schon mal zu Pfingsten in Salzburg. Da wurde zu einer „Le-bensübergabe“ aufgerufen. Was bedeutet das? Georg: Ich hab das

beim JAS kennengelernt. Bruce sprach dort oft davon. Er betonte

immer wieder, dass es wichtig sei, unser Leben Jesus anzuvertrau-

en. So eine Lebensübergabe wäre Schritt eins auf dem Weg der Hei-

ligkeit. Seitdem rufen wir immer wieder zu Lebensübergaben auf.

Die Mitglieder

der Loretto

Gemeinschaft

versprechen,

gemäß der

„allgemeinen

Berufung zur

Heiligkeit“

ein Leben zu

führen, das von

Nachfolge, Gebet,

Gemeinschaft

und Apostolat

geprägt ist.

Page 42: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

42 heiliGKeit

Aber ist das überhaupt notwendig? Die meisten Menschen in Österreich sind ja getauft und gefirmt. MAxI: Taufe und Firmung

sind natürlich zentral! In der Taufe gießt Gott Sein Leben durch

den Heiligen Geist in unsere Seele ein (vgl. KKK 1999). Wir nennen das

heiligmachende Gnade, sie ist ein bleibendes Geschenk (vgl. KKK 2000).

Dazu kommt, dass wir durch die Firmung vermehrt Anteil an der

Sendung Jesu Christi haben (vgl. KKK 1294). Aber, so lehrt uns die Er-

fahrung, die in uns grundgelegten Schätze bleiben oft im Leben

verborgen – bis eine öffentliche Entscheidung für Jesus Christus

getroffen wird. Warum?

Georg: Meine Antwort wäre: Jesus ist wegen unserer, wegen

meiner Sünden am Kreuz gestorben. Wir sind, ich bin schuldig ge-

worden. Aber meine Schuld wurde am Kreuz beglichen. Und die

Frage ist: Habe ich die Erlösungstat Christi (durch die Taufe in mir

grundgelegt) für mich angenommen? Diesen Schritt, genau das zu

tun, nennen wir „Lebensübergabe“. Und im Leben der Heiligen gibt

es oft so einen Moment: Eine Stunde, eine Minute, eine Sekunde, in

der eine bewusste und öffentliche Entscheidung für Jesus getrof-

fen wird. Denk an die Berufungsgeschichte des Franziskus.

MAxI: Und, wie schon gesagt: So eine Lebensübergabe ist

Schritt eins. Praktisch gesprochen impliziert er, dass Jesus Herr al-

ler Bereiche meines Lebens werden soll. Dementsprechend müssen

Schritt zwei, drei usw. dann auch noch kommen. Das ist auch einer

der Gründe, warum die Gebetskreise jede Woche stattfinden; oder

warum wir die Gemeinschaft gegründet haben. Es geht darum Orte

zu haben, an denen Menschen Schritt zwei, drei, vier usw. setzen

können. Es ist einfach wichtig dran zu bleiben.

Page 43: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

heiliGKeit 43

Und wie laufen solche Lebensübergaben ab? Ich kenne das nur vom Pfingstkongress. Georg: Das läuft eigentlich immer gleich ab: Nach

katechetischer Unterweisung, Gebet und Beichte können einzelne

Personen ihr Leben öffentlich und in einem einfachen Gebet Jesus

Christus anvertrauen. Gal 2, 20 ist dabei als Bibelstelle wichtig:

„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“. Das Gemein-

schaftsversprechen (siehe Gemeinschaftsversprechen), das wir einmal pro

Jahr in Mariazell beten, ist auch als Lebensübergabe formuliert:

Das Leben, das wir als Geschenk empfangen haben, wollen wir mit

Seiner Gnade zu einem Geschenk machen, damit unser Leben den

Wohlgeruch Christi ausströme. Nach den Lebensübergaben beten

wir, dass die entsprechenden Personen in besonderer Weise vom

Heiligen Geist erfüllt werden.

Ist das die sogenannte „Taufe im Heiligen Geist“? MAxI: Vielleicht!

Aber wichtiger als der Begriff ist die Wirklichkeit; nämlich, dass

Gott sich uns zuwendet, in einer Weise, die uns nicht kalt lässt!

Aber um deine Frage zu beantworten: Ja! Ich glaube, dass jene, die

im charismatischen Bereich (innerhalb und außerhalb der katho-

lischen Kirche) in Anlehnung an Joh 1, 33 von der „Taufe im Hei-

ligen Geist“ sprechen, eine ähnliche Erfahrung machen wie viele

von uns, wenn wir in der oben beschriebenen Weise Jesus unser Le-

ben übergeben und um eine Erfüllung mit dem Heiligen Geist beten.

„Nicht mehr

ich lebe,

sondern

Christus lebt

in mir“Gal 2, 20

Page 44: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Haltungen

„Dream Bigger!“

Page 45: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

haltunGen 45

Gibt es Haltungen, die Loretto irgendwie prägen oder ausma-chen? Georg: Ja, ich würde sagen: „Freude“; dann: „Kühnheit“

(intern würden wir wahrscheinlich „Dream Bigger“ oder „For Gre-

ater Things“ sagen); dann „Schönheit“; dann: „Jüngerschaft“ und

schließlich „Erwartung“.

MAxI: Ich würde noch drei Haltungen ergänzen, nämlich: (a)

„Nicht Wellen machen, sondern auf Wellen surfen!“; (b) „The meat is

on the street!“; und (c) Großzügigkeit.

Möchtet ihr was dazu sagen? (Georg und Maxi) Hmm, gar nicht so

leicht. Versuchen wir es mal:

Freude: Georg: Wer Gott begegnet ist, wer mit Christus lebt: was

unterscheidet ihn von anderen Menschen? Ich glaube, nichts – au-

ßer, dass er immer wieder, oder ständig, mit seinem Schöpfer und

Erlöser auf Tuchfühlung ist. Und das ist DIe Freude schlechthin.

Dream Bigger: MAxI: Auf unserer kleinen Gemeinschaft ruht ir-

gendwas Verrücktes, eine große Sehnsucht nach Mehr. Woher

kommt das? Ich glaube, davon, dass Gott uns teilhaben lässt an

Seiner Sehnsucht, dass Joel 3 noch mehr anbricht. „Dream Bigger!“

ist Ausdruck unserer Sehnsucht, Seinen Traum für die Menschheit

auch zu unserem Traum zu machen.

Schönheit: Georg: Jesus ist die Schönheit schlechthin. Wer von

Seiner Schönheit betört und fasziniert wird, sehnt sich danach,

der Welt diese Schönheit zu zeigen. Auch, indem wir auf äußere

Schönheit achten. Das ist das Eine. Das Andere ist: Der Himmel ist

überwältigend schön: „Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron

saß einer, der wie ein Jaspis und ein Karneol aussah. Und über dem

Thron wölbte sich ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah.“

Auf unserer

kleinen

Gemeinschaft

ruht irgendwas

Verrücktes, eine

große Sehnsucht

nach Mehr.

Page 46: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

46 haltunGen

(Offb 4, 2–3). Wow! Jaspis, Karneol, Regenbogen, Smaragd! Unsere

Liturgie, unser Gebet, unser Lobpreis soll Menschen von der Schön-

heit des Himmels kosten lassen.

Nicht Wellen machen, sondern auf Wellen surfen: MAxI: Als Ge-

org mit dem ersten Gebetskreis anfing, hat er sich nicht irgendwas

Gutes ausgedacht, sondern: er machte eine Erfahrung mit dem Hei-

ligen Geist in Medjugorie. Und auf dieser Erfahrung baute er auf.

Als wir anfingen, uns ein bisschen besser zu strukturieren, haben

wir nicht ein schönes Konzept geschrieben, sondern haben ver-

sucht, „den roten Faden des Heiligen Geistes“ zu erkennen. An die-

sem Faden richteten wir dann unser Handeln aus. Als wir unsere

Statuten geschrieben haben, haben wir sehr darauf geachtet, dass

diese Statuten nicht eine interessante Idee sind, an die sich unse-

re Wirklichkeit zu halten hat, sondern umgekehrt: wir haben ver-

sucht, mit unseren Statuten die Wirklichkeit unserer Gemeinschaft

zu umschreiben. Pete Greig sagt in diesem Zusammenhang: „We are

not supposed to make waves but surf waves.“ Das Reich Gottes brei-

tet sich nicht aus, indem wir „Wellen schlagen“, also uns irgendwas

Tolles entwerfen und dann vielleicht umsetzen; sondern, indem wir

auf das Wirken des Heiligen Geistes achten, uns darauf einlassen

– und dann auf dieser „Welle reiten“. In Apg 15, beim sog. „Jerusale-

mer Konzil“, sieht man, wie die Apostel auf dieses Prinzip geachtet

haben. Sie waren die ersten „Surfer“ des Heiligen Geistes …!

Jüngerschaft: Georg: In Apg 22, 6 ff. lesen wir über die Bekehrung

des heiligen Paulus. Er stürzt zu Boden und hört die Stimme Jesu:

„Saul, Saul, warum verfolgst Du mich?“ Jetzt, Frage: Wen hat Saulus

verfolgt? Richtig, die ersten Christen. Aber: Jesus spricht hier von

„mich“. Er sagt nicht: „Warum verfolgst Du sie“? Sondern er sagt:

„Warum verfolgst Du mich?“ Offenbar identifiziert sich Jesus zu 100

Page 47: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

haltunGen 47

Prozent mit uns, mit uns Christen. Und das liegt eigentlich auf der

Hand. Denn der auferstandene Christus macht „die Gemeinschaft

der Gläubigen zu seinem Leib“ (vgl. KKK 805). Aber, und jetzt kommt‘s:

identifizieren wir uns mit Jesus? Sind wir uns dessen bewusst, dass

wir Anteil an der Sendung Jesu, an Seiner Freude und an Seinen

Leiden haben (vgl. KKK 787)?Treten wir „im Namen Jesu“ auf? Wollen

wir das überhaupt? Ich glaube, die meisten in unserer Gemein-

schaft würden diese Fragen mit „Ja“ beantworten; die meisten sind

sich also dessen bewusst, dass der Herr sie existenziell in Seine

Sendung hinein verwandelt; dass Er sie zu Seinen Jüngern macht –

auch, wenn dieser Weg nicht leicht ist, weil wir dafür täglich unser

Kreuz auf uns nehmen müssen (vgl. Lk 9, 23; siehe Close Up „Jüngerschaft“).

Großzügigkeit: MAxI: Die Großzügigkeit in unseren Reihen ist ein-

fach beeindruckend. So viele dienen hochherzig über viele Jahre

im Ehrenamt. Manchmal müssen wir einigen Leuten sagen: „Hey,

danke! Dein Einsatz ist der Hammer! Aber bitte geh mal ins Kino

oder so.“ Die zweite Sache ist: jene, die bei uns ins Versprechen ge-

hen, werden gebeten, fünf Prozent ihres Nettoeinkommens der Ge-

meinschaft zu geben. Die meisten machen das – und, was wirklich

beeindruckend ist: viele geben weitere fünf Prozent an andere Pro-

jekte, die der Ausbreitung des Reiches Gottes dienen. Umgekehrt

achten wir als Gemeinschaft darauf, dass ca. zehn Prozent unserer

(nicht zweckgebundenen) Spendeneinnahmen an andere Projekte

im Reich Gottes fließen. Und: es geht uns gut. „Gebt, dann wird

euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überflie-

ßendem Maß wird man euch beschenken“ (Lk 6, 38).

The meat is on the street: MAxI: In 1 Kor 3, 2 unterscheidet Paulus

Milch und feste Speise. Er sagt zu seinen Zuhörern metaphorisch

hinsichtlich seiner Lehre: „Milch gab ich euch zu trinken statt

Treten wir „im

Namen Jesu“

auf? Wollen wir

das überhaupt?

Page 48: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

48 haltunGen

fester Nahrung (Fleisch, Anm.); denn diese konntet ihr noch nicht

vertragen.“ Und Nicky Gumbel (einer der größten Evangelisten der

Gegenwart; Herz und Motor der weltweiten Ausbreitung des Alpha

Kurses) sagte einmal während einer Konferenz in Anspielung auf 1

Kor 3, 2: „The meat is on the street!“ Und das heißt: es ist gut, dass

wir uns bilden, auf allen Ebenen, natürlich auch auf theologischer.

Als Gemeinschaft bieten wir auch verschiedene Module an, um sich

bilden und schulen zu lassen in der Nachfolge Christi. Aber: die ei-

gentliche feste Nahrung gibt uns Gott – und zwar dann, wenn wir

uns existenziell auf „die Straße“ wagen; also dann, wenn wir Jesus

im Alltag konkret nachfolgen; und dann, wenn wir auf die Straße

gehen, um zu missionieren. „The meat is on the street“ – als ich die-

sen Satz hörte, dachte ich mir: Das passt zu uns. Das sind wir. Das

hat auch mit Nazareth, mit dieser Einfachheit der Nachfolge Jesu

im Alltag zu tun.

Erwartung: Georg: Schon ziemlich früh in unserer Geschichte ha-

ben sich bei uns zwei Haltungen ausgeprägt: Zum einen die Liebe

zu Israel. Zum anderen die Erwartung Jesu Christi in Herrlichkeit.

Und jetzt ganz ohne „eschatologische Hektik“: Wir leben in Seiner

Verheißung: „Ja, ich komme bald.“ und rufen „Maranatha – Amen.

Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22, 20). Und wahrscheinlich ist das Volk Is-

rael der Schlüssel für die Erfüllung dieser Verheißung, also für die

Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Im Katechismus der katho-

lischen Kirche steht dazu: „Der Eintritt der ,Vollzahl’ der Juden in

das messianische Reich im Anschluss an die ,Vollzahl der Heiden’

wird dem Volk Gottes die Möglichkeit geben, das ,Vollmaß Chri-

sti’ (Eph 4, 13) zu verwirklichen, in dem ,Gott alles in allen’ sein wird

Es ist gut, dass

wir uns bilden,

auf allen Ebenen,

natürlich auch

auf theologischer.

Page 49: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

haltunGen 49

(1 Kor 15, 28)“ (KKK 674). Die Liebe zu Israel als Volk Gottes und die Er-

wartung des Messias in Herrlichkeit sind für mich, und ich glaube

auch für unsere Gemeinschaft, zentral. Richtig?

MAxI: Richtig!

Das waren jetzt spezifische Haltungen. Sind die „Evangelische Räte“, also Gehorsam, Keuschheit und Armut, als Haltungen auch relevant? Georg: Natürlich! In Artikel 915 steht im Katechismus

der katholischen Kirche, dass die „Evangelischen Räte“ in ihrer

Vielfalt jedem Jünger Christi empfohlen werden. Entsprechend des

je eigenen Lebensstandes und mit der Hilfe Gottes wollen wir gehor-

sam, keusch und arm leben. Warum? Weil Jesus gehorsam, keusch

und arm lebte. An Ihm richten wir uns aus.

Könnt ihr das ein bisschen ausformulieren? Georg unD MAxI: Ja,

zum Beispiel, indem wir die entsprechenden Stellen aus unserer

„Lebensregel“ von 2007 wiedergeben. Hier sind:

Gehorsam: Unser Gehorsam gilt zuerst Gott (vgl. Röm 6), der sein

Volk gerufen hat, auf Ihn zu hören, auf dass es ihm gut ergehe

(vgl. Dtn 6, 3 u 4). Wir stehen dann im Gehorsam gegenüber der Kirche

und ihren Hirten. Im Hören auf das, was uns die Kirche sagt, ver-

suchen wir, die Stimme Gottes zu hören. Konkret heißt das: Wir

wollen der Lehre der Kirche in Wort und Tat gehorchen und sie uns

mit Herz und Verstand aneignen. In allen gemeinschaftlichen Be-

langen gehorchen wir der Leitung der Gemeinschaft, die wiederum

in ihren Entscheidungen die Stimme Gottes zu hören sucht und um

die Einheit der Herzen ringt.

Keuschheit: „Selig, die ein reines Herzen haben, denn sie werden

Gott schauen“ (Mt 5, 8). Die Reinheit des Herzens bewahrt in uns jene

kindliche Unbefangenheit, die uns die Welt und die Menschen im

Page 50: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

50 haltunGen

Lichte Gottes erscheinen lässt. Die möglichst vorurteilslose Begeg-

nung ist keine Naivität, sondern ein nüchterner Realismus, der un-

sere Freiheit schützt und sie vor der Sünde bewahrt. Die Reinheit

des Leibes erlangen wir durch unser Streben nach Aufrichtigkeit

und Reinheit des Blickes, des Denken und des Lebens.

Armut: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Him-

melreich“ (Mt 5, 3). Unsere Armut besteht zunächst in der Annahme

unserer Geschöpflichkeit vor Gott. Wir dürfen alle Masken ablegen,

um den Blick auf Gott hin frei zu legen. Wir nehmen unser Leben

– mit Körper und Geist – als Geschenk von Gott an, entgegen den

vielfältigen Formen der Nicht-Selbstannahme. Die Armut ruft uns

zu einer Haltung der Einfachheit und Bescheidenheit, die den Blick

auf das Wesentliche, nämlich auf Gott, freihält. Kleine zeitliche

und finanzielle Opfer im Alltag fördern eine vernünftige Unabhän-

gigkeit von materiellen Gütern, Ruhm und Erfolgssucht.

Ist das nicht alles zu viel verlangt? MAxI: Im Philipperbrief lesen

wir: „Denn Gott ist es, der in uns das Wollen und das Vollbringen be-

wirkt, noch über euren guten Willen hinaus“ (Phil 2, 13). So gesehen:

nein. Aber vielleicht noch ein wichtiger Hinweis in diesem Kontext:

gerade der Empfang des Leibes Christi verwandelt uns in den, den

wir empfangen: So wie ein normales Stück Brot zu mir wird, wenn

ich es esse, so werden wir immer mehr in Christus hinein verwan-

delt, wenn wir kommunizieren. Der Apostel Paulus formuliert in 1

Kor 6, 17 ähnlich. Er sagt: „Wer sich an den Herrn bindet, wird ein

Geist mit ihm“. Wir werden Christus also immer ähnlicher, wenn wir

uns an Ihn binden. Und von Ihm empfangen wir Gehorsam, Keusch-

heit und Armut als Gaben – die wir dann behüten dürfen.

Wir werden

Christus immer

ähnlicher, wenn

wir uns an Ihn

binden.

Page 51: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Gebet

Im Laufe der Zeit haben wir eine Fülle an Gebetsformen entdeckt.

Page 52: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

52 Gebet

Die Loretto Gemeinschaft hat ja als „Gebetskreis“ begonnen. Könnt ihr etwas zum Gebet sagen? Georg: Das Gebet ist ein sehr,

sehr weites Feld.

Also präzisieren wir: Habt ihr bestimmte Gebete, die ihr jeden Tag betet? MAxI: Im Laufe der Zeit haben wir eine echte Fülle an Ge-

betsformen entdeckt. Und das kann auch einen „frommen Stress“

auslösen. Daher haben wir in den Statuten folgende Zeilen ge-

schrieben (Artikel 18): „Folgende Gebetsformen bzw. Übungen haben

sich über die Jahre als prägend für die Loretto Gemeinschaft er-

wiesen; sie werden allen Mitgliedern empfohlen: Rosenkranzgebet,

gemeinsamer Lobpreis, Angelus, häufige Teilnahme an der Eucha-

ristiefeier (jedenfalls am Sonntag); stille Zeiten des Betens; häu-

fige eucharistische Anbetung; monatliche Beichte; Lectio Divina;

Verehrung der Heiligen; Herzensgebet und innerer Lobpreis; per-

sönliches Fasten; Gebet um den Heiligen Geist, um seine Gaben und

Charismen; Weihe an das Herz Jesu und an Maria.“

„Sie werden allen Mitgliedern empfohlen“. Was heißt das? Georg:

Sagen wir es mal so: Wenn ich zu einem Buffet gehe, schaue ich zu-

erst alles an. Ich gehe von links nach rechts – die Augen schweifen

über Nudeln, Fleisch, Fisch usw. Und dann nehme ich nicht alles;

sondern eben das, was mich nährt, mir schmeckt und auf den Teller

passt. Ich weiß schon, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich, aber:

mit dem Gebet ist es ähnlich. Im Laufe der Jahre haben wir sehr,

sehr viele Gebetsformen entdeckt. Aber ich bete nicht alles auf ein-

mal, sondern das, was mich in meiner Nachfolge Christi jetzt im Mo-

ment weiter bringt. Dass ich sowieso am Sonntag zur Hl. Messe und

ca. einmal im Monat beichten gehe, das versteht sich von selbst.

Page 53: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Gebet 53

MAxI: Eine Gebetsform, die man an dieser Stelle sicher hervor-

heben müsste, ist der Lobpreis. Der Lobpreis prägt uns – und wir

fördern ihn als Gemeinschaft. Also: ich bete regelmäßig meinen

Rosenkranz, lese die Schrift, hab fast jeden Tag meine „stille Zeit“

usw. Wenn ich aber an der geistlichen Fruchtbarkeit der Gemein-

schaft teilnehmen bzw. diese ausbreiten möchte, dann gehe ich

dort hin, wo es Lobpreis gibt. Und wenn das nicht möglich ist, ach-

te ich darauf, dass es in meiner Hausgemeinschaft genug Lobpreis

gibt.

Was hat die geistliche Fruchtbarkeit einer Gemeinschaft mit Lobpreis zu tun? MAxI: Es gibt eine sehr interessante Predigt

von Papst Franziskus, gehalten am 28. Januar 2014 während der

Frühmesse im Vatikanischen Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“

(vgl. www.vatican.va). Dort beschreibt der Papst, wie König David bei der

Überführung der Bundeslade (vgl. 2 Sam 6, 12 ff.) mit ganzer Hinga-

be lobpreisend tanzte. Aber, so der Papst weiter, als David in den Pa-

last heimkehrte, musste er sich mit dem Tadel und der Verachtung

Michals, der Tochter Sauls, auseinandersetzen. Die eigentliche

Pointe: Michal blieb ihr ganzes Leben lang (körperlich) unfrucht-

bar. Und, so Franziskus weiter, wenn wir uns in der „Förmlichkeit

eines kalten, gemessenen Gebets verschließen“, so könnten wir

auch „wie Michal in der Unfruchtbarkeit ihrer Förmlichkeit“ enden.

Was möchte uns Franziskus sagen? Dass es eine Verbindung zwi-

schen geistlicher Fruchtbarkeit und Lobpreis gibt. Und, wie gesagt,

wenn ich an der Fruchtbarkeit der Gemeinschaft teilhaben möchte

bzw. sie erweitern möchte, dann steige ich in den Lobpreis der Ge-

meinschaft ein.

Gott wohnt

bereits in

uns – und weil

Er in uns wohnt,

sehnen wir uns

nach mehr, nach

Seinem Kommen

in Herrlichkeit.

Page 54: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

54 Gebet

Georg: Vielleicht noch ein Gedanke zum Lobpreis: Der Lobgesang

Mariens ist das Loblied der Kirche (vgl. KKK 2619). Und wann stimmte

Maria das Magnifikat, also ihren Lobgesang an? Kurz nachdem sie

Jesus durch den Heiligen Geist empfangen hatte (vgl. Lk 1, 46 ff.). Sie

besingt Gott, der in ihr wohnt. Zugleich ist Maria als Urbild der Kir-

che die Braut, die mit dem Geist „Komm“ ruft (vgl. Offb 22, 17); die also

eine Sehnsucht nach einer größeren Fülle der Gegenwart Christi

hat; die den Herrn in Herrlichkeit erwartet. Gerade weil Jesus in

ihr wohnt, gerade weil sie von Seiner Gegenwart kostet, dürstet

sie nach mehr. Und jeder Lobpreis findet in diesem Spannungsfeld

statt: Gott wohnt bereits in uns – und weil Er in uns wohnt, sehnen

wir uns nach mehr, nach Seinem Kommen in Herrlichkeit.

Page 55: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Kirche und Welt

Eine Kirche, die nicht missionarisch ist, ist keine Kirche.

Page 56: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

56 Kirche und welt

Ihr seid Katholiken. Habt ihr eigentlich keine Schwierigkei-ten mit der Kirche? Georg: Wir sind eine katholische Gemeinschaft.

Und die Kirche ist unsere Mutter und Lehrerin. Wir gehen an ihrer

Hand und lassen uns von ihr unterweisen. Und, sehr offen gesagt:

wir sind als Gemeinschaft mit dieser, sagen wir mal, demütigen He-

rangehensweise sehr, sehr gut gefahren.

Aber seid ihr in allem derselben Meinung? MAxI: Wir teilen das

Verständnis der katholischen Kirche hinsichtlich der Kirche, der

Heiligen Schrift, der Tradition, der Sakramente und des Lehramtes.

Und jetzt kommt’s: auch dann, wenn wir vielleicht das eine oder

andere nicht gleich von Anfang an verstehen.

Das ist aber ein sehr ungewöhnlicher Zugang? MAxI: Es ist ein af-

firmativer Zugang.

Könntest Du das bitte ausführen? MAxI: Ich versuche, mit einem

Bild zu antworten: Wenn ich auf einen mir unbekannten Berg stei-

ge, bin ich gut beraten, meinem Bergführer zu vertrauen. Ich fol-

ge ihm, wohlwollend oder „affirmativ“, auch wenn ich auf einem

schmalen Weg gehen muss usw. So ab der Hälfte des Weges in Rich-

tung Gipfel wird dann mein Gang sicherer und ich sehe eine immer

größere Weite. Ich erkenne auch rückblickend, dass die schmalen

Wege, der Gang durch die Schlucht usw. wichtig waren, um sicher

nach oben zu kommen.

Wenn es jetzt um das ewige Heil geht oder beispielsweise um

die Auslegung der Schrift, vertrauen wir der Kirche, wir folgen ihr

wohlwollend oder „affirmativ“, wie einem guten Bergführer; auch

wenn wir den schmalen Weg gehen müssen usw. Wenn man diesen

Weg in Treue geht, wird der eigene Gang sicherer und man sieht

nach und nach eine immer größere Weite.

Wenn es um das

ewige Heil geht

oder die Ausle-

gung der Schrift,

vertrauen wir der

Kirche, wir folgen

ihr wohlwollend

wie einem guten

Bergführer.

Page 57: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Kirche und welt 57

Es geht also um einen Vertrauensvorschuss? Georg: Ja, das könnte

man so sagen. Und das ist das eine im Umgang mit der Kirche. Das

andere ist, dass wir natürlich wissen, die Kirche trägt einen „Schatz

in zerbrechlichen Gefäßen“ (vgl. 2 Kor 4, 7). Die Kirche, wir alle, haben

unsere „Sprünge“, sind zerbrechlich, und natürlich gibt es Lauheit

und Sünde. Manches ist vielleicht sogar strukturell problematisch.

Und an dieser – nennen wir es mal „Zerbrechlichkeit“ – leiden wir

alle. Aber der Punkt ist: es gibt nicht nur die Zerbrechlichkeit. Es

gibt auch den Schatz! Verlieren wir nicht den Schatz aus den Augen!

So gesehen ist das berühmte Wort der hl. Thérèse von Lisieux „im

Herzen der Kirche die Liebe sein“ eine ziemliche Herausforderung.

Inwiefern? Georg: Als Einladung, realistisch und klug mit der Zer-

brechlichkeit umzugehen und zugleich als Einladung, den Schatz zu

sehen!

Jetzt haben wir viel über die Kirche gesprochen, vielleicht ein paar Worte zur „Welt“. Welche Rolle habt ihr, hat das Christentum in der Welt? MAxI: Da gilt das programmatische Wort aus Mt 5, 13 – 15: Als

Christen sind wir „Salz und Licht“ in der Welt:

Salz: Wir stehen oft im Widerspruch mit den Meinungen und Sitten

dieser Welt; haben aber den Auftrag „Salz der Welt“ zu sein.

Licht: Gerade über eine Haltung der Gastfreundschaft wollen wir

unser Licht, das wir von Gott empfangen haben, in die Welt tragen;

damit wir sie im Lichte Christi erhellen und zum Leuchten bringen.

Georg: Dazu noch als Ergänzung: Unsere Gemeinschaft ist mis-

sionarisch. Wir sind gesandt, Christus – wie Maria zu Elisabeth – in

die Welt zu tragen: Durch unser Zeugnis, durch das gesprochene

Wort, durch unsere Offenheit und Gastfreundschaft und schließ-

Wir wollen

Menschen zu

Christus führen

bzw. Christus

den Menschen

bringen.

Page 58: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

58 Kirche und welt

lich durch das missionarische Tun der Gemeinschaft. Wir wollen

Menschen zu Christus führen bzw. Christus den Menschen bringen.

Eine Kirche, die nicht missionarisch ist, ist keine Kirche.

Habt ihr eigentlich hauptamtliche Mitarbeiter? MAxI: Ohne das Eh-

renamt gäbe es unsere kleine Gemeinschaft nicht. Das Ehrenamt ist

für uns nach wie vor zentral; auch, wenn ca. drei Prozent unserer

Mitglieder (in Teilzeitanstellungen) hauptamtlich tätig sind (die

Priester sind da nicht mitgerechnet). Die übrigen 97 Prozent (der

Laien) arbeiten in der Welt.

Könnt ihr etwas über die Arbeit sagen? MAxI: Ganz gleich, wo wir

arbeiten, unsere Arbeit ist Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes.

Das, was wir vorfinden, wollen wir veredeln, zu Seiner Ehre, zum

Dienst an den Menschen, uns zur Freude. Dabei arbeiten wir gewis-

senhaft, ohne den Blick auf unsere Berufung zu verlieren; denn un-

ser Leben dient in erster Linie dem Unvergänglichen. Jene von uns,

die hauptamtlich im Reich Gottes tätig sind, achten besonders da-

rauf, dass sie auf „Tuchfühlung“ mit ihrem Herrn und Meister sind

– um aus dieser Beziehung heraus zu wirken: Ihm zur Ehre, vielen

zum Heil, uns zur Freude!

Bleiben wir mal noch ganz kurz bei diesem Punkt: Wie arbeiten eigentlich Priester und Laien bei Euch zusammen? Georg: Viel-

leicht hole ich hier ein bisschen weiter aus: Bei allen gemeinschaft-

lichen „Projekten“ im Reich Gottes geht es zunächst darum, dass

wir erkennen, dass Gott uns eine bestimmte Leidenschaft in un-

sere Herzen gelegt hat (zum Beispiel im Bereich Lobpreis, Mission

usw.). Das ist das Erste. Das Zweite sind dann die Freundschaften.

Bei einem Projekt, das der Ausbreitung des Reiches Gottes dient,

wird es Schwierigkeiten geben. Ganz sicher. Und das, was uns diese

Und das, was uns

diese Schwierig-

keiten meistern

lässt, sind die

Freundschaften.

Page 59: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Kirche und welt 59

Schwierigkeiten meistern lässt, sind die Freundschaften. Schließ-

lich gibt es einen Prozess, den wir aufzusetzen haben. Da müssen

Ziele und Wege abgestimmt und Möglichkeiten für Feedback ein-

gerichtet werden usw. Und diesen Weg, also den Weg über Leiden-

schaft, Freundschaft und Prozess, den gehen wir mit Priestern und

sie gehen ihn mit uns. Anders gesagt: Priester und Laien arbeiten

bei uns zusammen; wobei es natürlich auch Differenzierungen gibt,

die sich an den Begriffen „Sakrament“ und „Charisma“ festmachen

lassen. In den Statuten haben wir in diesem Kontext geschrieben

(Art. 7): „Mitglieder des gottgeweihten Lebens und Diözesankleriker

dienen dem Charisma der Gemeinschaft und nehmen am Leben der

Loretto Gemeinschaft teil. Sie fügen sich in die Ordnung der Loret-

to Gemeinschaft ein und haben dieselben Rechte und Pflichten wie

alle anderen Mitglieder der Gemeinschaft.“ Wenn es um das sakra-

mentale Leben geht – da stehen uns die Priester natürlich vor. Wenn

es um das Charisma geht – da können uns auch Laien vorstehen.

Was heißt das? MAxI: Der Priester feiert die Hl. Messe, hört Beichte

etc. Hier geht es um das sakramentale Leben; und beim sakramen-

talen Leben stehen uns die Priester vor. Umgekehrt kann ein Laie

einen Gebetskreis leiten, in einem Gebetskreis eine Lehre geben

usw. Hier sind wir ja im Bereich der Charismen; und da haben die

Laien viel Gestaltungsfreiheit. Insgesamt sollte es so sein, dass

wir (Priester und Laien) uns in unserer jeweiligen Berufung nicht

schwächen, sondern stärken.

Helft ihr dort, wo es konkrete Not gibt? Seid ihr „diakonisch“? Ge-

org: 2003 waren einige von uns bei einer Generalaudienz im Vati-

kan. Wir wurden damals als Gruppe von Johannes Paul II. erwähnt.

Er richtete Grüße an uns und sagte dann: „Erfüllt Euren Lobpreis mit

Wenn es um das

sakramentale

Leben geht –

stehen uns die

Priester natürlich

vor. Wenn es um

das Charisma

geht – können

uns auch Laien

vorstehen.

Page 60: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

60 Kirche und welt

Taten der Liebe!“. Als Gemeinschaft fangen wir im Moment an, ein

Projekt zu initiieren, das auf die konkrete Not anderer Menschen

ausgerichtet ist. Das ist ein Anfang. Ich denke, da kommt mehr.

Und wie geht’s weiter mit Loretto? MAxI, lACht: Das werden wir

sehen! Es ist wirklich Seine Sache. Aber vielleicht so viel: Die Cha-

rismen, die wir von Gott empfangen, lassen wir, so gut wir können,

in Kirche und Welt fließen. Wir geben, so gut wir können. Auch in

der Hoffnung, dass wir dann von Gott mehr empfangen, um dann

wiederum mehr fließen zu lassen. „Gebt, dann wird euch gegeben

werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird

man euch beschenken“ (Lk 6, 38). Gibt es etwas Schöneres als von Gott

immer mehr zu empfangen – und von Gott her immer mehr zu schen-

ken?

Georg: Nein, gibt es nicht! Und dabei ist es wichtig, dass wir

kühn bleiben, vielleicht sogar ein bisschen verrückt. Aber in einem

guten Sinn! Wagen wir es immer wieder, in diesen Traum Gottes für

uns Menschen einzusteigen; in diesen Traum, dass Joel 3 immer

mehr anbricht. Möge Sein Traum für uns, für die Menschheit, im-

mer mehr auch zu unserem Traum werden; auf dass sich das „Voll-

maß Christi“ (vgl. Eph 4, 13) verwirklicht, in dem Gott „alles in allen“

(vgl. 1 Kor 15, 28) ist! Dream Bigger!

Gibt es etwas

schöneres als von

Gott immer mehr

zu empfangen –

und von Gott her

immer mehr zu

schenken?

Page 61: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Kirche und welt 61

CloseUps

Page 62: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

62 Die enstehung Der Loretto Bewegung

Die Enstehung der Loretto BewegungMMMaG. GeorG Mayr-Melnhof

Obwohl ich aus einer Familie mit 10 Kindern stamme, sehr religi-

ös erzogen wurde und sogar 8 Jahre meiner Schulausbildung bei

den Herz-Jesu-Missionaren absolvierte, gab es einen Moment in

meinem Leben, in der Hochblüte meiner Pubertätszeit, in dem mir

alles durch die „Finger zu rinnen” schien – es gab nichts mehr, wo

ich mich hätte festhalten können! Nicht in der Familie, nicht bei

Freunden, und schon gar nicht in meinem Glauben …

In dieser schweren Lebenskrise, im Alter von 16 Jahren, fuhr ich

das erste Mal nach Medjugorje. Tief beeindruckt kam ich nach Hau-

se zurück, aber es mussten noch einmal zwei Jahre vergehen, bis

die tiefen Erlebnisse auch ihre Früchte zeigten. Eine weitere Reise

an diesen großen Gnadenort in der Karwoche 1987, gemeinsam mit

50 anderen Jugendlichen, sollte ein tiefes Wendeerlebnis bringen.

Bewegt von dem, was wir in Medjugorje erleben durften, kamen

wir nach Österreich zurück. In unseren Herzen brannte die Sehn-

sucht irgendetwas zu beginnen, zu verändern, zu bewegen … Aber

wie sollte das passieren? Wo anfangen? Was machen? Wir waren ja

alle noch so jung, niemand von uns hatte irgendeine theologische

Ausbildung oder beherrschte ein Musikinstrument …

Im Alter von

16 Jahren fuhr

ich das erste Mal

nach Medjugorje.

Tief beeindruckt

kam ich nach

Hause zurück …

Page 63: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Die enstehung Der Loretto Bewegung 63

Der Dienstag-Abend und die Wurstbrote„Gründet Gebetskreise!” – diese Botschaft der Muttergottes1 ließ

mich damals nicht mehr los! Und so war es dann in der ersten Okto-

berwoche 1987 soweit … Wir begannen mit einem kleinen Gebets-

kreis, bestehend aus drei Jugendlichen. Fast heimlich trafen wir

uns in einer kleinen Wohnung in Wien, beteten den Rosenkranz, er-

freuten uns an selbstgemachten Wurstbroten und träumten von den

unvergesslichen Tagen in Medjugorje. Treu kamen wir zusammen,

Woche für Woche. Ein Vierter und eine Fünfte gesellten sich dazu,

und so wuchs unsere kleine Gruppe langsam an! Kein Monat verging

ohne ein Wochenende in Medjugorje! Alle Strapazen, Müdigkeiten

und Herausforderungen nahmen wir auf uns, um immer wieder zur

Gospa zu pilgern! Und immer war es unser großes Anliegen, dass

zumindest einer dabei war, der die Liebe Gottes noch nicht erkannt

hatte. Mit großem Eifer fasteten wir zweimal in der Woche, immer

für einen anderen „unbekehrten Kandidaten”, der als Nächster für

eine Medjugorjereise gewonnen werden sollte. Und jedes Mal war

ein „Neuer” dabei – und jedes Mal, wirklich jedes Mal, kam dieser

Neue als „Frischbekehrter” zurück!

Die Erfahrung des Heiligen GeistesNach dieser Zeit gab es erste Kontakte mit der Charismatischen Er-

neuerung. Unsere kleine Gruppe besuchte Seminare und Jugend-

kongresse. Wir lernten nun den Heiligen Geist näher kennen. Wir

1 Die Botschaften aus Medjugorje sind Privatoffenbarungen. Sie sind nicht dazu

da, die endgültige Offenbarung Christi zu „vervollkommnen” oder zu „vervoll-

ständigen”, sondern sollen helfen, in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr

zu leben (KKK 67). Genau dies habe ich und viele von uns erfahren. Die Kirche hat

noch nicht entschieden, ob diese Botschaften übernatürlich sind. Wir werden

uns zum gegebenen Zeitpunkt der kirchlichen Entscheidung anschließen.

In unseren

Herzen brannte

die Sehnsucht,

irgendetwas zu

beginnen , zu

verändern, zu

bewegen …

Aber wie sollte

das passieren?

Page 64: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

64 Die enstehung Der Loretto Bewegung

begannen neben dem Rosenkranz auch mit freiem Gebet und Gebet

füreinander. Ebenso hielt der Lobpreis und die Anbetung mit Lie-

dern und Gesängen Einzug in unseren Gebetstreffen.

Mit unserem verstärkten Fokus auf den Heiligen Geist kam

große Spannung in unsere Gebetsabende. Vieles war nicht mehr zu

berechnen. Die ersten Gebetsgruppenmitglieder setzten eine be-

wusste Entscheidung für Jesus und empfingen Gaben des Heiligen

Geistes wie Sprachengebet, Gabe der Prophetie oder Worte der Er-

kenntnis. Vieles war geprägt von einem gesunden Chaos. Denn al-

les war für uns neu. Immer wieder erlebten wir erstaunliche Dinge,

Leute gaben Zeugnis, wie sehr sie berührt wurden und wie sie ver-

suchten, ihr Leben neu auszurichten. Unsere Herzen brannten …

Täglich traf sich ein guter Teil unseres kleinen Gebetskreises zur

Frühmesse bei den Kapuzinern in Wien. Vor der Hl. Messe beteten

wir schon einen Rosenkranz, danach gleich noch einen, dann ein

kurzes gemeinsames Frühstück in einem Kaffeehaus und dann ab

in die Arbeit, auf die Uni, in die Schule.

Täglich telefonierten wir, um einander von den Wundern zu er-

zählen, die der Herr in diesem und jenem Leben vollbrachte. Und

dann war wieder Dienstag-Abend – Gebetskreis! Viele kamen treu

und voller Freude. Mit Begeisterung wurde gebetet, die Freude wur-

de immer größer und die Wohnung zu klein. In diesem Gnadenstrom

wuchs unsere Gruppe in den beiden ersten Jahren auf 50 Jugendli-

che an!

Der Ruf in den StephansdomWir lernten andere Gruppen und Gemeinschaften kennen, mit de-

nen wir in engere Verbindung traten. Unsere Sehnsucht wuchs

immer stärker, ”Neues” kennen zu lernen, und so organisierten

wir verschiedene Wallfahrten, Einkehrwochenenden, Visionstage,

Wir beteten den

Rosenkranz;

sangen (damals

noch) zaghaft

Lobpreislieder.

Täglich

telefonierten wir,

um einander von

den Wundern zu

erzählen.

Page 65: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Die enstehung Der Loretto Bewegung 65

Skievangelisa tionen, Straßeneinsätze, etc. Dadurch erweiterte

sich unser Horizont gewaltig. Wir sahen, dass Gottes mächtiges

Wirken nicht auf wenige Gruppen oder Orte beschränkt ist – eine

wichtige ,Erfahrung!

Ein entscheidendes Datum für unsere Gruppe war der 1. Mai

1990. An einem Einkehrwochenende in einer Hütte am Obertau-

ern in den Salzburger Bergen durften wir in einer bis damals noch

nicht erlebten Weise den Heiligen Geist erfahren. Gott sprach sehr

klar zu uns. Er bat uns nach St. Stephan (Wien) zu übersiedeln, um

„dort für einen neuen Aufbruch und eine Erweckung” zu beten. Wir

wussten nicht, wie dies geschehen sollte, denn wir kannten so gut

wie niemanden in St. Stephan. Wenige Wochen später bat uns dann

Kardinal Groer „zufällig” in „seinen” Dom zu kommen und unsere

Treffen in Zukunft dort abzuhalten. So übersiedelten wir im Herbst

1990 in den Wiener Stephansdom.

Gleichzeitig erfuhren wir von einem Jugendgebetskreis in Möd-

ling, dass dessen Mitglieder an einer 18-monatigen ”Jüngerschafts-

schule” teilnahmen. Die Sehnsucht nach so einer Schulung wuchs

auch in unserer Gruppe, da wir geistlich an einem Punkt angelangt

waren, wo wir Leiter kaum noch etwas weitergeben konnten; aber

der Hunger nach mehr nahm auch in unserer Gruppe stetig zu.

Nach einer längeren Zeit des Gebetes und der Überlegung ent-

schieden wir uns für das „JAS” (Jüngerschaftsaufbauseminar von

„Jugend mit einer Mission”). 35 Leute unserer Gruppe nahmen an

dieser 18-monatigen Schulung teil. Die Früchte waren und sind

überwältigend. Nach dem Motto ”Learning by Doing” konnten wir

die verschiedenen Vorträge und Seminareinheiten, beispielsweise

über Evangelisation, Gebet, Gemeinschaftsaufbau, Vergebung, Er-

mahnen und Ermutigen, Umgang mit anderen, Hören auf die Stim-

me Gottes, Vision etc. gleich in die Praxis umsetzen.

Wir sahen, dass

Gottes mächtiges

Wirken nicht auf

wenige Gruppen

oder Orte

beschränkt ist.

Page 66: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

66 Die enstehung Der Loretto Bewegung

Nach dieser Ausbildung wuchs unsere Gruppe weiter stark an.

Neben unserem Gebetskreis in Wien entstanden im Laufe der letz-

ten Jahre in den meisten anderen Bundesländern Österreichs ver-

schiedene Loretto-Gebetskreise, zu denen regelmäßig mehrere

Hundert Jugendliche kommen.

Feuerherde Seiner LiebeWenn wir zurückschauen auf diese vergangenen 15 Jahre, dann

können wir nur voll Dankbarkeit und Ehrfurcht staunen, was der

Herr aus dieser kleinen Anfangsschar gemacht hat! Hunderte von

Jugendlichen treffen sich heute regelmäßig zum gemeinsamen

Gebet, Tausende von jungen Menschen konnten auf diversen Kon-

gressen, Wallfahrten oder Evangelisationen mit der wunderbaren

Botschaft Jesu vertraut gemacht werden, an die 40 jungen Men-

schen fanden in unseren Gebetskreisen ihren Ruf zu einem zö-

libatären Leben in der Kirche, eine Riesenschar von Ehepaaren

wuchs in den letzten Jahren aus der Loretto Gruppe heraus … gott

ist am Wirken, und wir dürfen ein kleines, bescheidenes Werkzeug

in seiner Kirche sein!

Wir haben aber noch lange keinen Grund uns zurückzulehnen.

Die Not unserer Zeit ist einfach zu offensichtlich: Viele (vor allem

junge Menschen) haben einen unendlichen Durst nach Liebe, nach

einem erfüllten Leben, nach Sinn und Perspektive. Wo aber suchen

sie? Sie fragen sich, „wie mein Nightlife ist, wie mein Outfit rüber-

kommt, wie gut mein Sexleben ist, wie trendy meine Drogen sind,

wie meine Sterne stehen, meine Steine wirken, wie ich meine Ge-

sundheit aufpowern kann, wie ich mein Ego durchsetzen kann, wie

ich mein Gehalt verdreifachen kann etc.” All das wird aber diesen

unendlichen Durst des Herzen nach Liebe nie ausfüllen können.

Page 67: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Die enstehung Der Loretto Bewegung 67

Die einzige Quelle, die diesen Durst wirklich stillen kann, ist

der dreifaltige Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. ER ruft

uns beim Namen, ER spricht uns an und wir können antworten, wir

können DU zu dem sagen, der die Liebe ist – zum dem, der unsere

Herzen mit Liebe und Gnade zum Überlaufen bringt.

Als Loretto Bewegung wollen wir „Orte des Lichtes” sein, wo

man Jesus Christus mit DU ansprechen kann. Wo man sich ihm an-

vertrauen kann und er in uns selbst – wie im Haus von Nazareth

– groß werden kann. Damit er durch uns in die Welt hinein wirken

kann, zum Heil der Menschen und zur größeren Ehre Gottes.

In Medjugorje erlebten einige von uns vor gut 15 Jahren, was

wir heute sein wollen. Ein Ort des Gebetes, des Lichtes, der Gemein-

schaft und der Hoffnung. Wenn Menschen zu uns kommen, sollten

sie gemeinsam mit dem Propheten Sacharja sagen können: „Wir

wollen mit Euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit Euch!”

(Sach 8,23b)

Kein Grund uns

zurückzulehnen.

Die Not unser Zeit

ist einfach zu

offensichtlich.

Page 68: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

68 HausgemeinscHaft teil 1

Hausgemeinschaft Teil 1dr. MaxiMilian oettinGen

Gemäß unserem Statutenentwurf hat unsere kleine Gemeinschaft

zwei Ziele: 1. Wir helfen einander auf dem Weg in den Himmel. 2.

Wir wirken apostolisch/missionarisch, insofern als wir „Räume

schaffen“, in denen Menschen dem lebendigen Gott begegnen – auf

dass es Pfingsten werde! Dieses Close Up hat die Hausgemeinschaf-

ten zum Inhalt. Sie sind ein zentraler „Ort“, an dem wir uns gegen-

seitig in den Himmel helfen. Werden wir konkret!

„Wenn ihr zusammenkommt, trage jeder etwas bei!“ (1 Kor 14, 26).

Das gilt gerade für unsere Hausgemeinschaften (hgs). Was passiert

eigentlich, wenn keiner von uns zu einer hg kommt? Genau, nichts.

Wenn wir aber zusammenkommen, ist Jesus in unserer Mitte („Wo

zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten un-

ter ihnen“ Mt 18,20). Und wenn Jesus da ist, möchte Er sein Licht, sei-

ne Weisung schenken. Wie? Interessanterweise durch die anderen.

Vielleicht gerade durch die, die mir auf den ersten Blick wirklich

unsympatisch sind … Wir sind einander geschenkt, um an einander

zu wachsen, um einander das Licht des Hl. Geistes zu schenken!

Und wie geht eine hg praktisch? Der Leiter der hg initiiert und

fixiert in Absprache mit den vier bis acht anderen die Termine. Nach

Möglichkeit werden schon einige Termine im Voraus festgelegt. Das

ist einfach klüger. Man trifft sich dann pünktlich zum festgelegten

Termin, meist abends im privaten Rahmen, zumindest einmal im

Monat. Auch wenn nicht alle können, man trifft sich zum festge-

legten Termin. Und dann? Dann wird gebetet. Es empfiehlt sich

zwei, drei Gesätze vom Rosenkranz zu beten; zwei, drei Lobpreis-

lieder zu singen und dann auch frei zu beten. Die Form des Gebets

„Wenn ihr zusam-

menkommt,

trage jeder etwas

bei!“1 Kor 14, 26

Page 69: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

HausgemeinscHaft teil 1 69

kann freilich variieren. Wichtig ist aber, dass man echt zu beten

beginnt; und, dass das Gebet einfach ist und von Herzen kommt.

Dieser Gebetsteil dauert in der Regel ca. 30 min.

Danach nehmen wir das Wort Gottes in unsere Mitte. Einer liest

das Evangelium vom kommenden Sonntag laut vor. Die anderen le-

sen still mit und hören zu, nehmen das Wort also betrachtend in ihr

Herz auf. Dann empfiehlt es sich, dass jeder das Wort oder die Worte

ausspricht, die ihn angesprochen haben. Das klingt dann so: der

eine sagt z.B. „Kommt zu mir“, der nächste sagt „eine große Men-

schenmenge“, der dritte sagt „in jener Zeit“ usw. So entsteht eine

„Atmosphäre des Wortes Gottes“. Jesus „liegt förmlich in der Luft“.

In diesem Klima kann dann jeder sagen, ganz kurz, in einfachen

und (sehr wichtig!) persönlichen Worten, warum ihn dieses oder

jenes Wort anspricht. Das klingt dann z.B. so: „Die Worte „An den

Füßen nur Sandalen“ sprechen mich an, weil ich eine Tendenz habe

eitel zu sein und ich herausgefordert bin, diese Eitelkeit abzule-

gen.“ Fertig. Mehr braucht es nicht. Diese Aussage sollte dann auch

nicht von den anderen kommentiert werden. Sondern: Die anderen

sind ihrerseits herausgefordert das Wort auszusprechen, das sie be-

sonders trifft. Dieser Teil dauert in der Regel ca. 45 min.

Schließlich kommt der „persönliche Austausch“. Ein hartes,

aber wichtiges Stück Arbeit! Wir bleiben in einer Atmosphäre des

Gebets, und der hg-Leiter kann beispielsweise eine Frage in den

Raum stellen (die er schon im Gebet tagsüber vor Gott getragen

hat). Und wir sind herausgefordert auf diese Frage zu antworten. So

eine Frage könnte sein: „Wie hat Gott mich in den letzten zwei, drei

Wochen konkret angesprochen? Und: was sagt er mir?“ Oder: „In wel-

chem Lebensbereich fordert Gott mich heraus umzukehren?“ Antwor-

ten auf solche Fragen sind natürlich herausfordernd, richtig! Aber:

Page 70: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

70 HausgemeinscHaft teil 1

auf diese Weise bekennen wir voreinander, dass Jesus in unserem

Leben wirkt. Können wir einander mehr schenken als genau dieses

Zeugnis? Der persönliche Austausch dauert in der Regel ca. 45 min.

Und wenn keiner etwas sagt? Dann fang Du an! Gib etwas von

deinem Herzen her (dann tun sich die anderen auch leichter)! Be-

kenne, wie Gott in deinem Leben gegenwärtig ist, in einfachen und

persönlichen Worten.

Danach kann man einfach gemütlich tratschen und eine Klei-

nigkeit essen! Die besten Tipps und Infos dazu findet ihr bei den

„gemütlichsten Tratschern“ eurer Umgebung ;-)

Page 71: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

HausgemeinscHaft teil 2 71

Hausgemeinschaft Teil 2dr. MaxiMilian oettinGen

Ort des Glaubens und des ZuspruchsWir verdichten uns nach innen, um nach außen hin fruchtbarer zu

werden! Das ist ein wichtiger Slogan seit 2004. Ein interner Slogan.

Offen gestanden klingt er ein bisschen sperrig. Aber: er war für da-

mals sehr aussagekräftig. Warum?

Durch die Hände von Georg hat die Muttergottes Loretto 1987

gegründet. Und zwar als Gebetskreis. Fast hätte ich „Taubenschlag“

geschrieben. Denn unsere Gebetskreise haben wirklich etwas von

einem Taubenschlag! Es gibt immer „ein Kommen und Gehen“. Die

Türen sind offen! Und es kommen auch eine Menge von Menschen

angeflattert …

Um 2004 wurden uns zwei Sachen klar: Die vielen Gebetskreise

brauchen ein stabiles Fundament. Und: Wir, die wir nicht wieder

wegflattern, sondern bei Loretto bleiben – irgendwie sind wir ei-

nander von Gott geschenkt. Daher fingen wir an uns als Gemein-

schaft zu verstehen. Als Gemeinschaft, die (a) Apostolate (z.B.

Gebetskreise) trägt, und in der (b) Menschen sich auf dem Weg in

den Himmel begleiten. Seit dieser Zeit gibt es Gemeinschaftstref-

fen und -Versprechen, das Postulat, Schutzengel, Statutenentwür-

fe und Statuten – und eben Hausgemeinschaften (hgs). Viele hgs

laufen gut. Manche laufen nicht so gut. Daher wollen wir sie wieder

neu in den Blick nehmen. Worum geht’s?

Äußerlich ist alles klar. Oder? In unseren Statuten, Nummer 16,1

steht u.a.: Eine Hausgemeinschaft dient dem gemeinsamen Gebet und

dem gemeinsamen Gespräch. 2012, in einem Close Up, hielten wir

fest: Eine hg besteht aus gemeinsamem Gebet, Bibelteilen und per-

So stärken wir

uns gegenseitig

in unserer

Sendung.

Page 72: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

72 HausgemeinscHaft teil 2

sönlichem Austausch. Und viele merken, dass das Gebet in einer hg

sehr wichtig und sehr gut ist; dass das eigene Herz durch das Wort

Gottes angesprochen wird. Aber beim persönlichen Austausch da

„hängt“ es immer wieder. Warum?

Meine Vermutung ist, weil uns noch nicht wirklich klar ist, dass

wir einander von Gott geschenkt sind, um uns gegenseitig im Glau-

ben und in unserer Sendung zu stärken. Was meine ich? Bei KKK 537

steht: Durch die Taufe wird der Christ sakramental Jesus gleichgestaltet

… Der Christ muss in dieses Mysterium demütiger Selbsterniedrigung

und Buße eintreten, mit Jesus in das Wasser hin absteigen, um mit ihm

wieder emporzusteigen. Er muss aus dem Wasser und dem Geist wie-

dergeboren werden, um im Sohn selbst zu einem geliebten Sohn des

Vaters zu werden und „in einem neuen Leben zu wandeln“ (Röm 6, 4).

Die Taufe des Herrn hat drei Elemente (vgl. Mt 3,13–17): Der Abstieg

in das Wasser, die Herabkunft des Hl. Geistes und die Zusage des

Vaters. Und meines Erachtens ist die hg genau der Ort, an dem wir

uns unserem persönlichen „Abstieg“ stellen; an dem wir (neu) den

Hl. Geist empfangen; und, an dem wir einander den Blick des Vaters

schenken. Das hat natürlich sehr viele Facetten. Zwei möchte ich

nennen:

(1) In welches „Wasser“ musst Du im Moment absteigen? Wo

musst Du in Deinem Leben Gott gehorchen? Genau das kann ein

Thema für den persönlichen Austausch sein. Und wenn Du das Dei-

nen Geschwistern in der hg mitteilst, spornst Du sie wiederum an,

selbst einen Akt des Glaubens zu setzen; sich selbst auf den Willen

des Vaters einzulassen. So stärken wir uns im Glauben.

(2) Über die letzten Jahre habe ich viel Zuspruch von Euch er-

halten. Ihr habt ihn ausgesprochen. Und oft habe ich darin einen

Zuspruch von Gott Vater gehört; oft habe ich darin meine eigene

Identität von Gott her erahnt. Leute, danke! Wir alle brauchen die-

Page 73: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

HausgemeinscHaft teil 2 73

sen Zuspruch des Vaters. Und es ist interessant: Jesus erhält diesen

Zuspruch des Vaters (vgl. Mt 3, 17) nachdem er ins Wasser hinabstieg.

Und: seine eigene Sendung wiederum beginnt erst nach Mt 3,17. Für

uns und unsere hgs heißt das: Wenn wir voreinander bekennen, in

welches „Wasser“ wir absteigen müssen, dann kann sich der Himmel

öffnen; dann kann uns Gott Seinen Blick im Zuspruch der Geschwi-

ster schenken. So stärken wir uns gegenseitig in unserer Sendung.

Page 74: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

74 HausgemeinscHaft teil 3

Hausgemeinschaft Teil 3dr. Gerhard Viehhauser

In der hg sind wir gefordert im Zuhören und in der Art der Mittei-

lung für die anderen. hg ist somit auch eine Schule des Zuhörens

und der rechten Mitteilung. Hier braucht es die Unterscheidung.

Wir brauchen sie immer, um die feinen Nuancen zu hören und auch

mitzuteilen. Die Grobheiten und sonnenklaren Angelegenheiten

brauchen keine Unterscheidung der Geister. Dafür haben wir

schlicht die Gebote Gottes.

Was teilen wir nun einander in der HG mit und was teilen wir in der HG nicht mit?

In der Gemeinschaft soll mitgeteilt werden, was die Gemeinschaft

stärkt. Hier gibt es keine andere Regel als die eine, die Paulus „die

Auferbauung der Kirche“ nennt: Strebt nach dem, was die Gemein-

schaft [Kirche] auferbaut (vgl. 1 Kor 14,12). Was zur Auferbauung dient,

soll gesagt werden. Was dient der Auferbauung? Eine persönliche

Mitteilung aus der Erfahrung kann stärken. Sie kann ein Zeugnis

des Glaubens sein oder auch einfach das, was mich bewegt, kann

andere in der Geschwisterlichkeit stärken und schulen. Das stärkt

deshalb, weil die anderen in ihrer eigenen Erfahrung gestärkt wer-

den und manchmal auch getröstet: da bin ich nicht allein, es geht

auch anderen wie mir.

Strebt nach dem,

was die Gemein-

schaft [Kirche]

auferbaut.vgl. 1 Kor 14,12

Page 75: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

HausgemeinscHaft teil 3 75

Wir sind bei der persönlichen Mitteilung immer sehr nahe am „Forum Internum“

Forum Internum ist ein Fachausdruck für alle Belange der Seele, die

höchst vertraulich behandelt werden müssen. Der Beichtvater be-

wegt sich im Forum Internum. Das heißt, er hat absolute Schwei-

gepflicht. Da sich in der hg manches sehr nahe am Forum Internum

bewegt, ist natürlich Schweigepflicht für alle Beteiligten angesagt.

Das heißt, es wird nichts nach außen getragen, was in der hg be-

sprochen wird.

Was ist in einer HG angebracht?

Das, was die Hausgemeinschaft und/oder den Einzelnen in der

Hausgemeinschaft auferbaut. Und dann? Kann man darauf antwor-

ten? Wenn jemand, zum Beispiel, etwas von seinem Herzen preis-

gibt, ist eine Antwort möglich – wenn sie auferbaut. Und was ist mit

Eindrücken und Bildern?

Wenn jemand im Gebet oder im Austausch einen Eindruck, ein

Wort aus der Schrift oder ein Bild hat, möge er es aussprechen –

wenn es der Auferbauung dient.

Was soll in einer HG nicht gesagt werden?

Alles, was nicht in den Rahmen der hg passt. Dh: Alles, was nicht der

Auferbauung der Gemeinschaft oder des Einzelnen dient. Das muss

jeder und jede selber erspüren. hg ist kein Ort der Beichte und kein

Ort der geistl. Begleitung. Sie liegt aber durch das Vertrauen sehr

nahe an der Beichte und an der geistl. Begleitung.

Page 76: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

76 HausgemeinscHaft teil 3

Wie teile ich mich selber mit?

Authentisch und mit offenem Herzen. Ich muss mich nicht ganz

entblößen, dennoch braucht es Mitteilung aus dem Herzen. „Cor ad

cor loquitur“ – nur „das Herz spricht zum Herzen“, der Mund hat gut

reden und bewirkt oft gar nichts.

Soll ich in die HG gehen?

Ja, jedes Mitglied der Loretto Gemeinschaft soll in eine hg gehen.

Dieses Sollen bleibt. hg ist ein Ort der Konkretisierung der Loretto

Gemeinschaft. Da hat jedes Mitglied eine „Mitverantwortung“, die

nicht durch Trägheit getrübt werden darf.

Page 77: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

HausgemeinscHaft teil 4 77

Hausgemeinschaft Teil 4

Ganz praktisch• Fixierung der Termine. Am besten immer zwei, drei Termine im

voraus. Alle zwei bis vier Wochen. Die hg sollte höchste Priorität

haben. Dauer 120 min.

• Gastgeber. Wo findet die hg statt? Bei wem? Immer bei derselben

Person? Oder rotierend?

• Leiter. Es gibt pro hg einen Leiter. Der Leiter betet für seine hg!

Gibt ein wenig den roten Faden vor. Er beginnt, moderiert, er-

mutigt, ermahnt, koordiniert die neuen Termine, endet.

• Agape. Wer ist dafür verantwortlich? Rotierend? Das richtige

Maß in der hg finden, was die Agape betrifft. Nur Chips oder

auch feierlicher – alles ist erlaubt, wenn es „passt“.

• Pünktlichkeit. Am besten man beginnt überpünktlich – egal

wieviele da sind, somit lernen alle in Hinkunft rechtzeitig zu

kommen. Falls sich jemand verspätet, gibt er eine kurze Info an

den Leiter.

• „Offline“ für die 120 min der hg. Also kein Handy, Tablet oder

Laptop – ausser Evangelium und Terminkalender.

• Dabei sein und Einbringen mit ganzem Herzen – in echter Of-

fenheit und all deiner Verletzlichkeit.

• Ziel: Stärkung für den Alltag.

• Aufbau: Gebet (Lobpreis oder freies Gebet oder Teile des Rosen-

kranzes), dann Bibelteilen, dann persönlicher Austausch, dann

gemütlicher Teil. Gebet und Bibelteilen sollen maximal eine

Stunde dauern, damit genug Zeit für den persönlichen Aus-

tausch bleibt.

Als mein Nachbar

vor acht Jahren

eine Katze

kaufte …

Page 78: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

78 HausgemeinscHaft teil 4

Do’s und Don’ts in der Hausgemeinschaft

Do’s:

• Verlässlichkeit und Verfügbarkeit: Ich nehme die Hausge-

meinschaft wichtig und komme pünktlich. Ich bin für meine

Geschwister da, wenn sie mich brauchen.

• Spiritualität: Ich öffne Jesus Christus mein Herz, und ich ver-

traue darauf, dass mit Gott nichts unmöglich ist.

• Authentizität: Ich bin so wie ich bin. Mit meinen Stärken und

mit meiner Verletzlichkeit. Ohne Masken, ohne Vorbehalte.

• Ehrlichkeit: Ich bin ehrlich zu den anderen. Ich spreche meine

Wahrheit aus.

• Initiative: Ich öffne mein Herz im Austausch. Ich mache wenn

nötig den ersten Schritt.

• Vertraulichkeit: Ich halte Stillschweigen über alles, was mir in

der Hausgemeinschaft anvertraut wird.

Don’ts:

• Ratschläge: „Du müsstest es so machen …“ Ich gebe nur dann

Ratschläge, wenn ich danach gefragt werde.

• Predigen: „Die Kirche sagt: …“ Ich halte keine „Predigten“ und

„rede nicht theologisch daher“, da ich auf diese Weise unpersön-

lich werde bzw., da auf diese Weise andere nicht mehr zu Wort

kommen.

• Verallgemeinerungen: „Da geht es sicher vielen so.“ Oder: „Das tut

man nicht!“; „Das tut man doch!“ Ich spreche von mir, in Ich-Bot-

schaften, zum Beispiel: „Mir geht es so …“

• Abschweifen: „Als mein Nachbar vor acht Jahren eine Katze kaufte

…“

Page 79: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

HausgemeinscHaft teil 4 79

• Ich binde nicht die Aufmerksamkeit mit Anekdoten, die für we-

der mein Leben, noch das der anderen relevant ist.

• Kritisieren: „Du bringst dich nicht genug ein!“

• Ich beschreibe besser, wie es mir dabei geht, wie ich mich dabei

fühle, wenn sich jemand wenig einzubringen scheint.

• Beurteilen: „Das war wirklich falsch, du solltest dich schämen.“

• Ich be- und verurteile niemanden.

Page 80: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

80 Charisma!

Charisma!dr. MaxiMilian oettinGen

Es gibt unter „Charismatikern“ einen alten, aber sehr pointierten

Witz: Wir befinden uns in der englisch-sprachigen Welt, bei einer

„charismatischen“ Gebetsversammlung. Es gab gerade eine aus-

gedehnte Lobpreiszeit. Jetzt ist Pause. Eigentlich gibt es Café. Er

steht auch schon bereit. Aber alle verharren noch vom Hl. Geist er-

griffen im Gebet. Einer der Helfer möchte beginnen Café in die be-

reitstehenden Tassen auszuschenken. Aber er weiß nicht, wie viele

Tassen angefüllt werden sollen. Es kommt ja keiner zum Cafétisch.

Kurzentschlossen stellt sich der Helfer vor die Versammlung hin

und sagt laut: „Anyone for coffee? Hands down, please!“

Warum nennen wir eigentlich unsere Gebetskreise und viele

unserer Apostolate „charismatisch“? Warum nennen wir unsere Ge-

meinschaft „charismatisch“? Weil wir beim Gebet und im Lobpreis

gelegentlich die Hände in die Höhe halten?

P. Raniero Cantalamessa (Prediger des Päpstlichen Hauses)

schreibt in seinem Buch Komm, Schöpfer Geist, dass in der Bibel

„zwei verschiedene Handlungsweisen und Arten der Selbstoffenba-

rung des Geistes Gottes“ erscheinen (ebd., 1999, S. 83). Die erste Linie

nennt Cantalamessa „charismatisch“, die zweite „heiligend“. Er

sagt: „Der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Handlungs-

weisen liegt darin, dass im ersten Fall die Wirkung des Geistes über

die Person geschieht, die sie emfängt, ohne dass sie jedoch in ihr ver-

bleibt; sie zielt also nicht so sehr auf die Besserung jener Person ab,

als vielmehr auf das Wohl der ganzen Gemeinschaft … Im zweiten Fall

hingegen verbleibt die Wirkung des Geistes in der Person, die sie emp-

fängt, und erneuert und verwandelt sie innerlich … Paulus bildet die

Warum nennen

wir unsere

Gemeinschaft

„charismatisch“?

Page 81: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Charisma! 81

Synthese aus diesen beiden Handlungsweisen des Geistes, indem er

nacheinander zuerst von den Charismen und dann von der Liebe spricht

(vgl. 1 Kor 12 – 14).“ (ebd., S. 84)

Schauen wir auf die Charismen, also auf die „erste Linie“: Cha-

rismen sind besondere Gnadengaben, die uns der Auferstandene

Herr zum Aufbau seiner Kirche, seines Reiches anvertraut. Sie sind

seine Antworten auf Nöte der Zeit. Und er gibt sie uns in die Hand,

damit wir sie (von uns weg!) fließen lassen. Charismen sind also

wie Salz, die dem Abgestandenen die notwendige Würze verleihen

und erneuern. Diese Wirkung wird freilich erst entfaltet, wenn das

Salz gestreut wird. Denkt an einen Gebetskreis. Wenn alle warten,

bis sie „persönlich auftanken“ können, wenn also alle ihr „Salz“

für sich behalten – dann „sumpert“ der Gebetskreis vor sich hin.

Er „schmeckt“ nach abgestandenem Wasser. Wenn hingegen einige

beginnen „voranzugehen“ (im Lobpreis, im Gebet, in der Kateche-

se), wenn sie also ihr „Salz hergeben und streuen“, dann beginnt

der Gebetkreis zu leuchten. Dann werden die Charismen erfahrbar.

Das „frische Wasser“ des Hl. Geistes wird gegenwärtig. Deswegen

sagt der hl. Paulus: „Wenn ihr zusammenkommt, trage jeder etwas

bei!“ (1 Kor 14, 26). Warum nennen wir uns also charismatisch? Weil

wir das, was wir von Gott empfangen haben, den anderen zu Gute

kommen lassen wollen; damit unsere Versammlungen (unsere

Hausgemeinschaften, Gemeinschaftstreffen, Apostolate) im Hl.

Geist erstrahlen.

Charismen sind natürlich ganz verschieden – manche leuchten

richtig (sind also eher „pfingstlich“), manche sind schlicht (betref-

fen also eher das jeweilige „Nazareth“). Manche Charismen bezie-

hen sich auf den eigenen Lebensstand, manche auf die Leitung von

„Gemeinden“, manche auf die Verkündigung Jesu. Manche haben

eher das Thema der Unterscheidung zum Gegenstand, manche eher

Page 82: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

82 Charisma!

den Dienst am Nächsten. Das Grundlegende dabei ist: die eigene

Bereitschaft zum Dienen. Denkt an Maria bei der Verkündigung in

Nazareth. Sie sagte zum Engel: „Ich bin die Magd des Herrn, mir ge-

schehe wie Du es gesagt hast“ (Lk 1, 38). Sie wurde zur Trägerin des

größten Charismas. Sie hat der Welt den Erlöser schenkt.

„Nazareth“ und „Pfingsten“ klangen gerade schon ein bisschen

an. Loretto steht für beides. Für die Heiligung des Alltages in der

stillen Gegenwart Gottes sowie für das Schaffen von „pfingstlichen

Räumen“, in denen Menschen dem lebendigen Gott begegnen. Ma-

ria war bei beiden Ereignissen. Das, was sich in der Verborgenheit

von Nazareth ereignete, hat sich „vervielfältigt“, „flog“ zu Pfing-

sten gewissermaßen – wie das Haus von Nazareth nach Loreto – hi-

naus in die Welt. Maria ist so unser „spiritueller Schlüssel“. Auch

unsere Lehrmeisterin im Umgang mit den Charismen. Lassen wir

uns von ihr inspirieren, von der großen Frau, mit der Sonne beklei-

det und dem Mond unter ihren Füßen!

Page 83: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Der Zehent 83

Der ZehentMaG. christian berGhaMMer

Der Zehent ist der Dank an Gott für die Gaben, die er uns schenkt.

Es ist das erste Zehntel aller Einkünfte (und nicht das letzte!), das

Gott zur Verfügung gestellt wird, damit sein Reich auferbaut wer-

den möge.

Die erste in der Bibel erwähnte Zehentgabe übergibt Abraham

freiwillig dem Priesterkönig Melchisedek (Gen 14,20). Im Buch Levi-

tikus wird dem Volk schließlich das Gebot gegeben: „Jeder Zehnte

des Landes, der vom Ertrag des Landes oder von den Baumfrüchten ab-

zuziehen ist, gehört dem Herrn; es ist etwas Heiliges für den Herrn.“

(Lev 27,30). Ähnlich wird das Gebot detailliert im Buch Deuteronomi-

um ausgeführt, hier wird auch Geld als Ersatzleistung für Naturalien

erwähnt (Dtn 14,22-29). Der Zehent war im Alten Testament besonders

für den Gottesdienst und für die Leviten, die für diesen zuständig

waren, bestimmt. Der zweite Fokus waren „Fremde, Waisen und Wit-

wen“, also die Armen und sozial Schwächeren der damaligen Gesell-

schaft (Dtn 14, 28-29 u. 26,12-15). In Maleachi 3,10 formuliert der Prophet

die Verheißung, die mit dem Geben des Zehents einhergeht: „Bringt

den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung

vorhanden ist. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der

Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels

öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte.“

Jesus erwähnt den Zehent in einem Wort gegen die Schriftge-

lehrten und Pharisäer, in dem er nicht den Zehent kritisiert, son-

dern die verkehrte Herzenshaltung des Gebers (Mt 23,23 par. Lk 18,12).

Ja, stellt

mich auf die

Probe damit,

spricht der Herr

der Heere, und

wartet, ob ich

euch dann nicht

die Schleusen

des Himmels

öffne und Segen

im Übermaß

auf euch

herabschütte.Maleachi 3,10

Page 84: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

84 Der Zehent

Paulus betont die Freiwilligkeit des Gebens: „Jeder gebe, wie er es

sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht

unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.“ (2Kor 9,7).

In den ersten Jahrhunderten des Christentums hatte der Zehent

weiterhin Bedeutung, auch Kirchenväter nehmen auf ihn Bezug.

Im Mittelalter entwickelte sich der Zehent zu einer Pflichtabgabe

für die Kirche, die erst im 18.–19. Jahrhundert wieder abgeschafft

wurde. In freikirchlichen Gemeinden gibt es die Gepflogenheit 10%

oder sogar 20% des Einkommens an die jeweilige Gemeinde abzuge-

ben, und auch Teile der katholischen Kirche erfahren eine Rückbe-

sinnung auf das biblische Gebot des Zehents (neben dem Kirchen-

beitrag wie in Österreich oder Deutschland).

Warum den Zehent geben?• Geld ist eine Lebensressource, wie viele andere Gaben, die ich

von Gott geschenkt bekomme. Wenn ich meine Gaben und Res-

sourcen (etwa Zeit und Engagement) für das Reich Gottes auf-

wende, warum sollte ich dann das Geld ausklammern. In Wirk-

lichkeit enthalte ich Gott etwas vor, was ihm gebührt.

• Mein Leben ganz Gott anzuvertrauen bedeutet auch meine Fi-

nanzen Gott anzuvertrauen. Das Geld ist oft das letzte, was ich

selbst bestimmen möchte. Wenn Gott wirklich für mich sorgt,

dann wird mir das Zehentgeld nicht abgehen. Im Gegenteil, Gott

wird mich noch reicher beschenken. Das zu glauben und auch in

diesem Punkt auf Gott zu vertrauen, ist eine Herausforderung.

• Wenn die Loretto Gemeinschaft der Ort ist, an dem ich Christus

dienen möchte, dann ist hier der logische Platz für meinen Ze-

hent, da im alttestamentlichen Verständnis der Zehent in erster

Linie für das Reich Gottes dienen soll und erst in zweiter Linie

Page 85: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Der Zehent 85

für die Armen in der Gesellschaft. Die Loretto Gemeinschaft

kann dadurch ihr Wirken für das Reich Gottes ausdehnen und

von anderen Instanzen unabhängig bleiben.

Wieviel Zehent soll ich geben?Der Rat der Loretto Gemeinschaft empfiehlt 5% des Nettoeinkom-

mens ohne weitere Abzüge. Diese Empfehlung wurde vom Rat ein

Jahr selbst praktiziert und erst dann an die Gemeinschaft weiter-

gegeben. Die weiteren 5% sind bewusst offen gehalten um auch an-

dere Projekte unterstützen zu können.

Wofür wird der Zehent in der Loretto Gemeinschaft verwendet?Der Zehent sowie andere Einkünfte der Loretto Gemeinschaft wer-

den zu einem Hauptteil für regionale und überregionale Veranstal-

tungen, für den Aufbau und die Erhaltung der Geistlichen Zentren,

sowie für Teilanstellungen von hauptamtlichen Mitarbeitern ver-

wendet. 10% aller Einkünfte werden wiederum als Zehent an ande-

re Projekte oder hilfsbedürftige Personen weitergegeben.

2 Impulsfragen:• Kann ich meinen Zehent „fröhlichen Herzens“ geben, oder

sperrt sich etwas in mir?

• Gebe ich 5% des Nettoeinkommens? Warum, warum nicht?

Page 86: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

86 Lobpreis & Anbetung

Lobpreis & Anbetungdr. Gerhard Viehhauser MaG. christian berGhaMMer dr. MaxiMilian oettinGen

Lobpreis, Katechese, eucharistische Anbetung: Seit Beginn der

1990er, wenige Jahre nach unserer Gründung, haben unsere Ge-

betskreise diese Struktur, bis heute. Seit über zwei Jahrzehnten

wird Jesus in unseren Gebetskreisen im Lobpreis verherrlicht und

im allerheiligsten Sakrament des Altars angebetet. Woche für Wo-

che, an vielen Orten des Landes. Und dann intensivierte sich das

Gebet. Sowohl die eucharistische Anbetung als auch der Lobpreis:

Der Schlüsselbegriff ist natürlich „24-7“. Seit 2010 ist es üblich,

dass in unseren Geistlichen Zentren tage- und wochenlang eucha-

ristisch angebetet wird. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Und es wird immer üblicher, dass der Herr stundenweise im Lob-

preis verherrlicht wird. Zeit für ein Close Up zum Thema „Lobpreis

& Anbetung“.

Lobpreis und FruchtbarkeitIn seiner Predigt vom 28. Jänner 2014 verweist Papst Franziskus auf

David und Michal (vgl. 2 Sam 6, 12 ff.). David gab jede Fassung auf und

tanzte vor Freude, als die Lade des Herrn in die Davidstadt hinauf-

getragen wurde. Michal verachtete aber David für sein Benehmen

– und blieb unfruchtbar (vgl. die Tagesmeditation von Papst Franziskus zum

Thema „Der Lobpreis“ vom 28. Jänner 2014 auf www.vatican.va). Auch im Neuen

Bund gibt es einen Zusammenhang zwischen Lobpreis und Frucht-

barkeit. Als die Schwangeren Maria und Elisabeth sich begegnen,

stimmt Maria das Magnificat an: „Meine Seele preist die Größe des

Herrn“ (Lk 1, 46).

Woche für Woche.

An vielen Orten

des Landes.

Page 87: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Lobpreis & Anbetung 87

Unsere kleine Gemeinschaft wächst. Gott sei Dank! Unsere Apo-

stolate vermehren sich und wachsen. Gott sei Dank! Und wenn Du

an der von Gott geschenkten Fruchtbarkeit der Gemeinschaft teil-

haben möchtest – oder sie fördern möchtest: steig in den Lobpreis

ein!

Der Lobgesang Mariens ist das Loblied der Kirche, sagt der Ka-

techismus der katholischen Kirche (vgl. KKK 2619). Maria besingt im

Magnificat den, der in ihr gegenwärtig ist. Wenn wir lobpreisen,

dann jubeln wir über den, der in uns wohnt. „Wisst ihr nicht, dass ihr

ein Tempel Gottes seid?“ (1 Kor 3, 16). Warum werden eigentlich „fern-

stehende“ Menschen im Lobpreis vom Hl. Geist überrascht? Weil sie

mit dem Herrn in Kontakt kommen. Er macht sich in ihnen erfahr-

bar. Christi Gegenwart in uns und mit uns im Lobpreis (vgl. Ps 22, 4)

überrascht. Deswegen die Freude und der Jubel! Die Entfaltung die-

ser Präsenz Jesu führt in die Freiheit der Kinder Gottes – und sie

mündet auch in einer Erwartung. So schreibt Paulus: „Aber auch

wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem

Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes

als Söhne offenbar werden“ (Röm 8, 23). Der Lobpreis ist also auch ein

Ausdruck der Sehnsucht nach einer größeren Fülle des Hl. Geistes,

nach einem neuen Pfingsten in uns, in der Kirche, im Leib Christi –

und nach dem Kommen Jesu Christi in Herrlichkeit! „Der Geist und

die Braut aber rufen: Komm!“ (Offb, 22,17).

Jesus ist mir gegenüberDie eucharistische Gegenwartsweise Jesu ist eine andere als die

Gegenwart Christi im Lobpreis. In der Anbetung ist Jesus mir

gleichsam gegenüber und ich neige mich wie Petrus, der Jesus „zu

Füßen fiel“ (vgl. Lk 5,8); oder wie der Blindgeborene, der sich glaubend

und anbetend vor Jesus „niederwarf“ (vgl. Joh 9,38). Der Katechismus

Page 88: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

88 Lobpreis & Anbetung

der katholischen Kirche sagt dazu: „In der Anbetung wirft sich der

Geist vor dem ‚König der Herrlichkeit’ (Ps 24, 9–10) nieder und schweigt

ehrfürchtig vor dem ‚je größeren Gott’ (Augustinus, Psal. 62, 16). Die

Anbetung des dreimal heiligen und über alles zu liebenden Gottes er-

füllt uns mit Demut und gibt unserem Bitten Zuversicht“ (KKK 2628).

„When the music fades all is stripped away and I simply come“,

singt Matt Redman in „The Heart of Worship“. Hört man nicht in

dieser Zeile die Demut heraus, von der der Katechismus spricht? Die

zweite Strophe beginnt mit den Worten: „King of endless worth. No

one could express how much you deserve.“ Das ist ein Anbetungslied.

Und die Gegenwart Jesu Christi im allerheiligsten Sakrament des

Altars hilft uns die „erste Haltung des Menschen“ einzunehmen, „der

sich vor seinem Schöpfer als Geschöpf erkennt“ (vgl. KKK 2628). Deswe-

gen die Kniebeuge vor dem eucharistischen Herrn. Und wir unter-

werfen uns gern; denn der, dem wir uns unterwerfen, ist die Liebe

selbst: „Das lateinische Wort für Anbetung heißt „ad-oratio“ – Berüh-

rung von Mund zu Mund, Kuss, Umarmung und so im tiefsten Liebe.

Aus Unterwerfung wird Einung, weil der, dem wir uns unterwerfen, die

Liebe ist. So wird Unterwerfung sinnvoll, weil sie uns nicht Fremdes

auferlegt, sondern uns freimacht zum Innersten unserer selbst“, so

Papst Benedikt xVI. beim Weltjugendtag in Köln vor 1,1 Millionen

Jugendlichen (vgl. www.vatican.va).

Gott ist Gott, der Mensch ist Mensch. Und der Mensch ist nicht

nur von Gott geschaffen, also gewollt, sondern auch von Jesus Chri-

stus geliebt und erlöst. Wir lobpreisen als Kinder Gottes in aller

Freiheit. Wir beten den „je größeren Gott“ an in aller Demut, weil Er

die Liebe ist. Der Lobpreis führt uns in die Schule der Selbstwahr-

nehmung, des ganzheitlichen leiblichen Ausdrucks im Gebet und

des aktiven Daseins vor Gott. Die eucharistische Gegenwart des

Herrn, der uns – menschlich gesprochen – in seiner Liebe anschaut,

Page 89: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Lobpreis & Anbetung 89

ist heilend und befreiend. Die Anbetung, insbesondere die eucha-

ristische Anbetung, führt uns in die Schule der Gottsuche durch

das Sakrament, das Christus gestiftet hat. Sie führt uns zur Kon-

templation.

Pastorale KlugheitManchmal ist es eine Frage der pastoralen Klugheit bzw. Pädagogik,

einen besonderen Akzent auf den Lobpreis oder auf die Anbetung zu

legen: Am Anfang eines Gebetskreises mit Lobpreis beginnen, um

geistlich „wach“ zu werden. Am Ende eines Gebetskreises euchari-

stisch anbeten, um sich Gott zu unterwerfen. Oder, im Kontext von

„24-7“: In einem Raum, in einer Kapelle, den Herrn eucharistisch

anbeten, um vor Gott still werden zu können und sich „lieben zu

lassen“. In einem anderem Raum Lobpreis „machen“, um unserer

Sehnsucht nach „Mehr“ einen musikalischen Ausdruck zu verlei-

hen. Was wiederum natürlich nicht heißt, dass es nie Lobpreis vor

Jesus im Allerheiligsten „geben darf“ – oder, dass es „nie erlaubt

ist“ während einer Lobpreiszeit still zu sein.

Beide Formen des Gebets, Lobpreis und Anbetung, konkurrie-

ren nicht miteinander. Sie fließen aus der einen Quelle: Der Liebe

Gottes, die sich uns durch den Hl. Geist mitteilt. Und – sie fließen

auch an zwei „Orten“ zusammen: in der Hl. Messe und im Himmel.

Schauen wir mal genauer hin: Über die Hl. Messe schreibt der Ka-

techismus der katholischen Kirche u.a.: „Die Eucharistie enthält all

diese Gebetsformen und bringt sie zum Ausdruck: sie ist ‚die reine Op-

fergabe’ (Offb 18, 24) des ganzen Leibes Christi ‚zur Ehre seines Namens’

(Mal 1, 11); sie ist den Überlieferungen des Ostens und des Westens zu-

folge ‚das Lobopfer’ schlechthin“ (KKK 2643). Über den Himmel lesen

wir in der Offenbarung u.a.: Die vier Lebewesen „voller Augen“ (um

Gott immer im Blick zu haben) „ruhen nicht bei Tag und Nacht“, sie

Page 90: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

90 Lobpreis & Anbetung

rufen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher über

das ganze Universum; er war und er ist und er kommt … dann werfen

sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem, der auf dem Thron sitzt, nie-

der und beten ihn an …“ (vgl. Offb 4, 8 u 10). Und als das Lamm, das „wie

geschlachtet aussah“, das Buch aus der Hand dessen empfängt, der

auf dem Thron sitzt, fallen die vier Lebewesen und die 24 Ältesten

vor dem Lamm nieder und sie singen ein „neues Lied“: „Würdig bist

du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest

geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben

aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern“

(vgl. Offb 5, 7 – 9).

Seit über zwei Jahrzehnten legen wir einen Fokus auf Lobpreis

und auf Anbetung. Gut, dass wir diesen Fokus beibehalten und in-

tensivieren!

Page 91: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Ökumene 91

Ökumenedr. Gerhard Viehhauser MaG. christian berGhaMMer dr. MaxiMilian oettinGen

Wir Lorettos verstehen uns als eine Gemeinschaft innerhalb der ka-

tholischen Kirche. Nach Kirchenrecht sind wir eine private Vereini-

gung von Gläubigen ohne Rechtspersönlichkeit im Sinne von can.

321 ff. CIC. Unsere Statuten wurden im November 2012 von allen

Diözesanbischöfen auf dem Territorium der Republik Österreich ad

experimentum auf fünf Jahre anerkannt. Wir wollen Tradition als

überlieferter und gelebter Glaube, Wort Gottes als Begegnung mit

Gott in seinem Wort und Lehramt als verbindliche und einheitsstif-

tende Auslegung von Überlieferung und Wort Gottes im Sinne der

katholischen Kirche verstehen. Wir wollen uns an den drei „wesent-

lichen Bändern“ der Einheit in der Kirche wie an einer Richtschnur

orientieren: Glaube, Sakramente und Nachfolge der Apostel. Und

gleichzeitig haben wir eine Liebe zu den „getrennten Brüdern“ –

schon seit vielen Jahren. Schauen wir mal genauer hin:

Am Anfang war …Unser Anfang hat mit Medjugorje zu tun. Die Gospa hat bei vielen

von uns tiefe und gute Spuren hinterlassen, bis heute. Dann kam

der Ruf des Herrn „in das Herz der Kirche in Österreich“. Das war

am 1. Mai 1990 in Obertauern. Ein wichtiger Schritt in die Weite

des Katholischen. Und dann, ja dann erfolgte eine Prägung zu Be-

ginn der 1990er durch Bruce Clewett und „Jugend mit einer Missi-

on“. Und wie kamen wir auf die Idee, uns von einer ökumenischen

Missionsbewegung prägen zu lassen? Durch den damaligen Weih-

bischof von Wien, Christoph Schönborn. Rückblickend können wir

Wir verstehen uns

als Gemeinschaft

innerhalb der

katholischen

Kirche.

Page 92: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

92 Ökumene

sagen: „Jugend mit einer Mission“ in Person von Bruce Clewett hat

uns viele Schätze der katholischen Lehre erschlossen; und hat uns

geholfen, selbst zu einer katholischen Gemeinschaft zu werden. In

diesem Vorgang steckt eine wichtige Aussage. Eine Aussage über

die Art und Weise, wie der auferstandene Herr wirkt. Nämlich auch

außerhalb des Gefüges der katholischen Kirche auf die katholische

Einheit hin. Bist Du bereit dich gedanklich auf diese Wirkweise des

Herrn einzulassen?

Im Glaubensbekenntnis beten wir: Ich glaube an den Heiligen

Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, …

Christus hat eine Kirche gegründet, die in einer lebendigen Vielfalt

als Einheit besteht. Wenn wir die Apostel anschauen, sehen wir die

Verschiedenheit unter ihnen, doch sie waren in Einheit bei ihrem

Meister. Und trotz dieser Einheit gab es von Anfang an die Gefahr

der Trennung. Zum Beispiel, wenn sie sich über ihren Platz bei ih-

rem Meister unterhielten, oder, wenn es in der Frage um die Chris-

ten bezüglich der Juden und Heiden ging.

Alle haben gesündigtSo war die Einheit der Kirche von Anfang an bedroht. Wodurch?

Durch die Sünde, die wie ein „Spaltpilz“ im einen Leib Christi

wirkt. Es gab im Laufe der Geschichte kleinere und größere Spal-

tungen. Jede Spaltung ist ein Skandal. Grund dieser Spaltungen ist

immer die Sünde, die Sünde aller. Papst Franziskus sagte in seiner

Video-Botschaft an freikirchliche Leiter Anfang Februar 2014: „We

all share the blame. We have all sinned. There is only one blameless,

the Lord“ (vgl. www.erzdiözese-wien.at). Dieses Wort des Papstes erinnert

an Röm 3,23: „Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verlo-

ren.“ Die Sünden der Spaltungen belasten das Zeugnis der Christen

erheblich.

Christus hat eine

Kirche gegründet.

Page 93: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Ökumene 93

Jesus hat den Wunsch und die Sehnsucht nach Einheit: „Sie sol-

len eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen

sie vollendet sein in der Einheit“ (Joh 17, 22). Dieser Wunsch und die-

ses Gebet Jesu müssen ein Wunsch und ein Gebet der Kirche sein.

Der Heilige Geist, der die Seele der Kirche ist, hält diesen Wunsch

und dieses Gebet um die Einheit in der Kirche lebendig. Augustinus

versteht sogar die Liebe zur Einheit als ein Zeichen des Heiligen

Geistes (vgl. Augustinus, sermones pl 38, 1237). Werden wir ein bisschen

praktischer:

Das Streben nach EinheitDie Ökumene2 ist das Streben nach Einheit von Lehre, Glauben und

Glaubenspraxis bei uns Christen. Im Dekret über den Ökumenismus

formuliert es das II. Vatikanum als „Einheit im Bekenntnis des einen

Glaubens, in der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes und in der brü-

derlichen Eintracht der Familie Gottes“ (Unitatis redintegratio, 2). Wir stre-

ben nach Einheit, das Ärgernis der Trennung ist aber real. Und wie

können wir dann sinnvoll nach Einheit streben?

„Wir können voneinander lernen, was es heißt, gute Christen zu

sein“, sagte Papst Benedikt xVI. laut Christoph Kardinal Schönborn

zu seinem „Schülerkreis“ im Sommer 2012. Dieser einfache Satz ist

der Schlüssel. Die Demut zu haben, voneinander zu lernen. Ist es

nicht das, was passiert, wenn wir uns als Gemeinschaft von 24-7

Prayer, Alpha, dem International House of Prayer in Kansas City

oder von Jugend mit einer Mission inspirieren lassen?

2 „Ökumene“ leitet sich vom altgriechischen Wort „oikos“, also „Haus“, ab und

bedeutet so viel wie das „Leben im gemeinsamen Haus“.

Wir können

voneinander

lernen, was

es heißt, gute

Christen zu sein.

Page 94: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

94 Ökumene

Das impliziert natürlich, dass wir den eigenen Glauben gut ken-

nen, darin verwurzelt sind3; dass wir eine versöhnliche Haltung

haben; und dass wir den persönlichen Kontakt zu den „getrennten

Brüdern“ suchen. „It‘s all about friendship“, sagt Nicky Gumbel, an-

glikanischer Pastor und Herz und Motor der „Alpha-Kurse“, immer

wieder, wenn es um Ökumene geht.

Aber geben wir nicht etwas auf, wenn wir uns von außen inspi-

rieren lassen? Das II. Vatikanum gibt eine interessante Antwort:

„Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, ist

verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und

von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt

nicht aus, dass außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heili-

gung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene

Gaben auf die katholische Einheit hindrängen“ (Lumen Gentium, 8). Was

heißt das?

Einerseits, dass die Kirche Jesu Christi in der katholischen Kir-

che verwirklicht ist. Andererseits, dass außerhalb des Gefüges der

katholischen Kirche vielfältige Elemente der Heiligung und der

Wahrheit zu finden sind, die auf die katholische Einheit hindrän-

gen. Aber wie kam es dazu, dass „vielfältige Elemente der Heiligung

und der Wahrheit außerhalb des Gefüges der katholischen Kirche

zu finden sind“; und was heißt das, dass sie auf die „katholische

Einheit hindrängen“? Christoph Kardinal Schönborn sagt dazu:

3 Wir verstehen das Lehramt als verbindliche und einheitsstiftende Auslegung von

Überlieferung und Wort Gottes im Sinne der katholischen Kirche. ‚Im eigenen

Glauben verwurzelt sein’ impliziert insofern natürlich auch, dass wir uns unserer

Verantwortung bewusst sind, unsere Verkündigung und Lehre am Lehramt der

katholischen Kirche auszurichten.

It‘s all about

friendship.

Page 95: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Ökumene 95

„Was ist, wenn solche Spaltungen entstehen? Dann nehmen

die, die weggehen, immer auch etwas mit von dem, was wichtig ist,

was zum Leben der Kirche gehört, ja, sie entdecken manches wie-

der, was vielleicht im großen Strom der Kirche zu wenig gesehen

worden ist, was wieder bewusst gemacht werden muss … Was dabei

aus der Einheit der katholischen Kirche weggegangen ist, sagt das

Konzil, sind alles Gaben der einen Kirche Jesu Christi. Diese Gaben

sind gewissermaßen ausgewandert, haben sich zu selbstständigen

Gemeinschaften gebildet, sagt das Konzil, drängen „auf die katho-

lische Einheit hin“, weil sie eigentlich Gaben der Kirche Jesu Chris-

ti sind (Lumen Gentium 8). Deshalb drängt es dort, wo der Glaube ge-

lebt wird, auch wenn wir äußerlich getrennt sind, hin zur Einheit.“

(Christoph Kardinal Schönborn, Jesus als Christus erkennen, Freiburg 2002, S. 79)

Wir geben also nicht etwas auf, wenn wir uns von außen inspi-

rieren lassen, im Gegenteil. Wir werden bereichert – und wir geben

diesem „Drängen auf die katholische Einheit hin“ einen Raum.

24-7 Prayer – es bereichert uns und drängt auf die katholische

Einheit hin. Alpha – es bereichert uns und drängt auf die katho-

lische Einheit hin. Das International House of Prayer – es berei-

chert uns und drängt auf die katholische Einheit hin. Jugend mit

einer Mission – es bereichert uns und drängt auf die katholische

Einheit hin. Im Einzelnen muss natürlich immer pastoral und pä-

dagogisch gut unterschieden werden. Aber: können wir uns diesem

„Drängen“ verschließen? Pointierter gefragt: Ist es katholisch,

wenn wir die vielfältigen Elemente der Heiligung und der Wahrheit

„ausblenden“, die außerhalb der katholischen Kirche zu finden sind

und auf die katholische Einheit hindrängen?

Deshalb drängt

es dort, wo der

Glaube gelebt

wird, hin zur

Einheit.

Page 96: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

96 Ökumene

I have learned so much from the Catholic ChurchNicky Gumbel hat jetzt schon bei zwei Festivals von uns gespro-

chen, einmal 2012, einmal 2014. Beide Male sagte er: „I love the Ca-

tholic Church.“ Und er betont immer wieder: „I have learned so much

from the Catholic Church.“ Er, der Anglikaner, sagt, er hätte viel von

der katholischen Kirche gelernt. Und er sagt es nicht nur: Als er zu

Pfingsten 2014 im Salzburger Dom sprach, zitierte er immer wieder

aus Evangelii Gaudium von Papst Franziskus. Hast Du diesen Text

schon gelesen?

Und was können wir von den „getrennten Brüdern“ lernen?

Ziemlich viel, Unitatis redintegratio formuliert es so: „Wir freuen

uns, wenn wir sehen, wie die getrennten Brüder zu Christus als Quel-

le und Mittelpunkt der kirchlichen Gemeinschaft streben (ebd., 20). Wir

können also bei den nichtkatholischen Christen das Zeugnis der oft

glühenden Liebe zu Christus sehen. „Unter Anrufung des Heiligen

Geistes suchen sie in der Heiligen Schrift Gott, wie er zu ihnen spricht

in Christus, der von den Propheten vorherverkündigt wurde und der das

für uns fleischgewordene Wort Gottes ist“ (ebd., 21) Sie haben also oft

eine Liebe zum Wort Gottes, die beispielhaft ist, und den Mut, die

Charismen leben und wirken zu lassen.

„Wir können voneinander lernen, was es heißt, gute Christen zu

sein“, sagte Papst Benedikt xVI. Wir wollen voneinander lernen und

einander beschenken, wir wollen uns gegenseitig nichts nehmen.

Und: bei diesem „nichts nehmen“ müssen wir manchmal gut unter-

scheiden. Was ist gemeint?

Ein Beispiel: Nehmen wir „etwas weg“, wenn wir bei einer ge-

meinsamen ökumenischen Veranstaltung keinen Rosenkranz als

gemeinsames Gebet vorschlagen? Natürlich nicht. Wir verzichten

Und was können

wir von den

„getrennten

Brüdern“ lernen?

Page 97: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Ökumene 97

auf diese Gebetsform um der größeren Liebe wegen. Und bleiben

dabei selbstverständlich marianisch, ohne es in diesem Moment

zur Schau zu stellen (vgl. 1 Kor 8 in Analogie).

Feste Grundlage und BekehrungDas Streben nach Einheit unter uns Christen hat eine festere ge-

meinsame Grundlage als oft angenommen wird. „Das, was uns ver-

bindet, ist viel stärker als das, was uns trennt“, sagte Papst Johannes

Paul II. (Ut unum sint, 20). Was alle Christen verbindet, sind die zentra-

len Wahrheiten unseres Glaubens: Dazu gehören der Glaube an den

dreifaltigen Gott, das Bekenntnis zur Menschwerdung Jesu und zur

Erlösung durch seinen Tod und seine Auferstehung, das Bekenntnis

zur Liebe Gottes und seiner Gnade gegenüber der Menschheit und

zum ewigen Leben in der Vollendung des Reiches Gottes. Wir haben

die eine heilige Schrift, die die gemeinsame Basis der Glaubensre-

gel darstellt. Sie leitet uns an zu einem Leben im Heiligen Geist, zu

einem Leben der Bekehrung, des Gebetes und der Liebe.

„Es gibt keinen echten Ökumenismus ohne innere Bekehrung“

(Unitatis redintegratio, 7). Die Bekehrung des Herzens, die Heiligkeit

des Lebens und das Gebet für die Einheit der Christen ist die Seele

des Strebens nach Einheit unter uns Christen (vgl. ebd., 8). Sind wir

bereit, unsere Herzens in der Frage der Einheit aller Christen zu be-

kehren? In der oben bereits erwähnten Video-Botschaft sagt Papst

Franziskus: „The miracle of unity has begun.“ Beten und leben wir so,

dass der Herr das Wunder der Einheit vollendet!

Das, was uns

verbindet, ist

stärker als das,

was uns trennt.

The miracle of

unity has begun!

Page 98: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

98 Jüngerschaft

Jüngerschaftdr. MaxiMilian oettinGen

Fünf Brote, zwei Fische – und Jüngerschaft? Schauen wir mal auf

Lk 9, 1 – 17 und auf Joh 6. Das sind zwei Stellen, die die „Speisung

der 5.000“ beschreiben. Man erkennt dort u.a. ein starkes nume-

risches Ungleichgewicht, konkret: Auf der einen Seite lesen wir

von ca. 5.000 hungrigen Männern (Menschen, die Jesus irgendwie

suchen) – und auf der anderen Seite lesen wir von Jesus, den Zwölf

und den Jüngern. Wir reden also von einem Zahlenverhältnis von

5.000 zu maximimal 100 (wenn man davon ausgeht, dass es ca. 70

Jünger gab); und diese 5.000, sie suchen Jesus irgendwie, sie ha-

ben Hunger. Und was sagt Jesus? „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 9,13).

Die Antwort? „Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische!“

(Lk 9, 13). Was passiert? Der Hunger wird gestillt. Erstaunlich. Oder?

Schauen wir mal auf Zahlen der Gegenwart: 1951 betrug der

Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung in Österreich 89

Prozent. 2011 betrug dieser Anteil 64,1 Prozent. 1995 gingen 14

Prozent aller Österreicher sonntags in die hl. Messe. 2010 waren es

8 Prozent.4 In manchen Gebieten gehen „nur zwei bis fünf Prozent

der Katholiken“ am Sonntag in die hl. Messe.5 Gleichzeitig wollen

fast drei Viertel der Österreicher, dass Österreich ein christliches

Land bleibt; 91 Prozent haben sich z.B. in einer orF Umfrage dafür

4 vgl. katholisch.at, Statistik der katholischen Kirche

5 Christoph Kardinal Schönborn, „ … damit sie meine Freude in Fülle in sich haben“,

2011, S. 8

Wir haben nicht

mehr als fünf

Brote und zwei

Fische! Lk 9, 13

Page 99: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Jüngerschaft 99

ausgesprochen, dass Kruzifixe in Schulen hängen bleiben.6 Es gibt

also einen (vielleicht etwas diffusen) Hunger nach christlicher Kul-

tur, nach Gott, nach Jesus. Und dieser Hunger ist weit verbreitet!

Wie viele sind wir bei Loretto? So ca. 340. Und was sagt uns der

Herr (uns, und den anderen maximal 8 Prozent der Österreicher, die

sonntags an der hl. Messe teilnehmen)? „Gebt ihr ihnen zu essen.“

Ehrlich? Wir sollen den Vielen zu Essen geben? Ja, das sagt auch Be-

nedikt xVI.

„Viele sind berufen, Wenige aber auserwählt!“ (Mt 22,14). In seinem

Text „Auf dem Weg zur kleinen Herde“ aus dem Jahr 1958 fragt der

heutige Papst wie man diese Bibelstelle verstehen soll. Er sagt: „Es

gibt … zwei Weisen, wie Gott … erwählt, und diese zwei Weisen der

Erwählung durch Gott sind der eine Heilsweg Gottes in Christus und

seiner Kirche, der auf dem Zueinander der Wenigen und Vielen und auf

dem Stellvertretungsdienst der Wenigen in der Verlängerung von Chris-

ti Stellvertretung ruht.“7

D.h.: Wir Wenigen sind „in der Verlängerung von Christi Stellver-

tretung“ verantwortlich für die Vielen. „Gebt ihr ihnen zu essen!“,

sagt der Herr ganz schlicht. Und wie können wir dieser Verantwor-

tung entsprechen? Im Ernstnehmen unseres „Anteils an seiner Sen-

dung, seiner Freude und an seinen Leiden“ (vgl. KKK 787). Anders gesagt:

indem wir Jünger Christi werden. Und wie geht das? Indem wir im-

mer innerlich (und manchmal auch äußerlich) mit Jesus „mitwan-

dern“, indem wir ständig von Jesus demütig lernen, indem wir uns

in Seine Sendung „hineinverwandeln“ lassen – um so Jesus heute

vollmächtig zu vergegenwärtigen. Der KKK sagt: „Durch die Firmung

haben die Christen – dh: die Gesalbten – vermehrt an der Sendung Jesu

6 ebd., S. 9

7 ebd., S. 5

Page 100: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

100 Jüngerschaft

Christi und der Fülle des Hl. Geistes Anteil, damit ihr ganzes Leben den

Wohlgeruch Christi ausströme“(KKK 1152). Es geht also darum, Seinen

Wohlgeruch auszuströmen; durch unser Leben, durch jede Hand-

bewegung. Für den Wohlgeruch Christi in unserer Umgebung sind

zunächst wir verantwortlich: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Geben wir,

was wir haben (auch den Fisch unserer Jüngerschaft, auch wenn

er vielleicht „schon etwas riecht“), in Demut und Kühnheit, damit

Jesus mit unseren kleinen Gaben große Wunder für die Vielen voll-

bringt.

Page 101: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Geistliche BeGleitunG 101

Geistliche Begleitungdr. Gerhard Viehhauser

Ohne geistliche Einübung in Gebet, Schriftlesung und Sakramente

gibt es keine geistliche Begleitung. Wer sich nicht um ein geist-

liches Leben bemüht, hat auf geistliche Begleitung keinen An-

spruch.

Der geistliche Begleiter ist primär ein Begleiter und nicht ein

Ratgeber, auch wenn der geistliche Rat wichtig sein kann. Der

geistliche Begleiter hat, wie Ignatius in seinem Exerzitienbüchlein

erklärt, in der Mitte stehend wie eine Waage, unmittelbar den Schöpfer

mit seinem Geschöpf und das Geschöpf mit seinem Schöpfer und Herrn

wirken zu lassen (eb 15).

Geistliche Begleitung soll dem Christen helfen, in die Begegnung

mit Gott zu gelangen und den Willen Gottes für das Leben zu erkennen.

RahmenWesentlich ist, dass der Begleiter zusammen mit dem Begleiteten

den Rahmen abklärt: Häufigkeit der Treffen, Zeit und Länge der

Gespräche. Er klärt eventuell die Beziehung zu anderen parallel

laufenden Gesprächen (z.B. Therapie; Supervision; Anleitungsge-

spräche im Rahmen einer Ausbildung). Regelmäßigkeit und Treue

sind für ein Wachstum unerlässlich!

Wenn der geistliche Begleiter Priester ist und bei einer Verbin-

dung der geistlichen Begleitung mit der Beichte, ist es gut, den

Unterschied dieser beiden Bereiche zu setzen. Natürlich kann die

Beichte im Rahmen der geistlichen Begleitung geschehen. Der

geistliche Begleiter hat zu inspirieren, konfrontieren und korrigie-

ren.

Geistliche

Begleitung soll

dem Christen

helfen, in die

Begegnung

mit Gott zu

gelangen und

den Willen Gottes

für das Leben zu

erkennen.

Page 102: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

102 Geistliche BeGleitunG

Quellen der geistlichen BegleitungAm Beginn steht die Tradition der geistlichen Väter, die mit den

Wüstenvätern ihren Ursprung hat. Diese Einsiedler in der Wüste

wurden aufgesucht und sie wurden um Rat gefragt. So wird der

Altvater Makarios aufgesucht und gefragt: Sag mir ein Wort, wie ich

gerettet werden kann!8

Unterscheidung der Geister und Herzenserkenntnis gelten als Vo-

raussetzung für einen geistlichen Begleiter. Geistliche Begleitung

ist „angewandte Unterscheidung der Geister“. Johannes Cassian

schreibt: Es gibt drei Quellen, denen unsere Gedanken entspringen

können: Sie können ihren Wurzelgrund in Gott haben, vom Widersacher

stammen oder von uns selbst kommen.9 Das gilt es zu unterscheiden.

Unterschieden werden die Regungen, Gedanken, Gefühle und

Stimmungen. Darin liegt der geistliche Kampf im Christsein. Jo-

hannes Cassian schreibt: Nicht brauchen wir die Feinde von außen zu

fürchten. In uns selbst ist der Feind eingeschlossen. Ein innerer Krieg

wird täglich geführt.10

Ziele der geistlichen Begleitung• Ich werde mir bewusst, alles geschieht in der Gegenwart Gottes

• Ich werde mir bewusst, meine Lebensgeschichte ist eine Heils-

geschichte

• Ich werde befähigt zur Öffnung nach außen und Stärkung nach

innen

• Meine Berufung wird geklärt – Gott will mich und meinen Dienst

8 Apophthegmata Patrum 478.

9 J. Cassian, Collatio I, 19. Johannes Cassian war Zeitgenosse des hl. Augustinus

und lebte zwischen 360 und 430.

10 J. Cassian, Inst. 5,21.

Page 103: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Geistliche BeGleitunG 103

• Es geschieht die Vertiefung der Gottesliebe und Nächstenliebe

• Freiheit vor Gott – Gotteskindschaft wird bewusst

• Es geschieht Wachstum in der Freundschaft mit Christus und in

seiner Nachfolge

Notwendige Anregungen für dich• Sprich von dir selber und meide Sätze in der „Man-Form“. Sag

nicht, was man heute denkt und tut. Sag, was du denkst und du

tust!

• Sprich nicht nur Gedanken und Glaubensbekenntnisse, sondern

auch Stimmungen und Gefühle aus. Es geht nicht um Sachdis-

kussionen. Was ist jetzt in dir als Resultat der Vergangenheit,

Gegenwart und Zukunft?

• Achte auf das, was der Begleiter dir sagen will, und lass ihn aus-

reden. Ermutige den Begleiter, dir die Wahrheit zu sagen! Mut

zur Wahrheit!

• Sprich die Themen an, die für dein geistliches Leben wichtig

sind. Du bist der Hauptverantwortliche für dein geistliches Le-

ben vor Gott!

Page 104: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine
Page 105: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Kirche und Welt 105

Anhang

Page 106: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

106 Das a-B-C Der Loretto GemeinsChaft

Das A-B-C der Loretto Gemeinschaft

Geistliches Zentrum

Im Moment (2015) gibt es vier Geistliche Zentren. gZ Operngasse,

Wien. gZ Stiegenkirche, Graz. gZ Karmel, Linz. gZ St.Blasius, Salz-

burg. Der Begriff „Zentrum“ besagt schon, dass an diesen Orten

ganz viel stattfindet und angeboten wird. Hl. Messen, Sakrament

der Versöhnung, Gebetskreise, 24-7, Worship & Intercession, Firm-

lingsarbeit, Jugendgruppen, Alpha, Schulungen, etc.

24-7

Ermutigt durch das kleine Buch „Red Moon Rising“ von Pete Greig

begannen wir im Herbst 2010 innerhalb unserer Gemeinschaft mit

dem 24-7 Gebet. Darunter verstehen wir die Eucharistische Anbe-

tung. „24“ steht für 24 Stunden, „7“ steht für 7 Tage (eine Woche).

Neben 24-7 Wochen in unseren Zentren gibt es auch einzelne Tage

(24-1) oder Wochenenden der Anbetung.

Worship & Intercession

Im Gegensatz zur (stillen) Eucharistischen Anbetung geht es hier

um Lobpreis und Fürbitte, gesungen und gebetet. Die Intention ist

es Gott zu loben, einfach weil er es wert ist und vor SeIneM Thron

mit unseren Bitten einzutreten.

House of Prayer

Gerne mit „hoP“ abgekürzt ist „House of Prayer“ ein international

(eher im freikirchlichen Bereich) gebräuchlicher Begriff, der einen

Ort bezeichnet, wo (1) Worship & Intercession (2) an jedem Tag der

Page 107: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Das a-B-C Der Loretto GemeinsChaft 107

Woche für zumindest eine Stunde (3) von zumindest zwei Personen

gemeinsam praktiziert wird. Bekannte „Houses of Prayers“ sind

etwa das „IhoP“ in Kansas oder das Gebetshaus in Augsburg. Nach

diesen Kriterien gibt es zurzeit ein House of Prayer in Salzburg, das

ein Apostolat der Loretto Gemeinschaft Salzburg im Geistlichen

Zentrum St. Blasius ist.

H.O.M.E.

Seit Sommer 2014 führt die Loretto Gemeinschaft im Herzen der

Stadt Salzburg (direkt an der Salzach / Müllner Hügel). h.o.M.e.

umfasst drei Schwerpunkte: (1) Jüngerschaft: ab Oktober 2015

können bis zu 25 Studenten 9 Monate lang im h.o.M.e. ein „Jahr für

den Herrn“ geben. Sie werden auf gemeinschaftlicher, spiritueller,

theologischer und caritativer Ebene geschult. (2) Vor seinem Thron:

diese Studenten bringen sich bei Worship & Intercession und im

24-7 Gebet ein. (3) hoPecity: Sie dienen den Armen im hoPecity.

Dazu werden sie in der Erzdiözese Salzburg und darüber hinaus

evangelistisch tätig sein.

HOPEcity

soll ein Tageszentrum im Rahmen des h.o.M.e. Projektes werden.

Dabei geht es um eine spirituell ausgerichtete Betreuung von Ob-

dachlosen, Prostituierten, Drogenabhängigen und der „verlorenen

Jugend“. Die h.o.M.e. Studenten und freiwillige Mitarbeiter berei-

ten 5 × pro Woche ein „Hochzeitsmahl“, stehen als Mitmenschen zur

Verfügung und bieten Beziehungen in einer christlich gelebten At-

mosphäre an.

Page 108: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

108 Das a-B-C Der Loretto GemeinsChaft

Apostolate

werden von unserer Gemeinschaft initiiert und getragen. Dies sind

Veranstaltungen, Festivals etc., in denen unsere Vision „Räume zu

schaffen, in denen Gott erfahrbar wird“, verwirklicht werden soll.

Postulat

ist die 10 Monate dauernde Vorbereitung auf das Gemeinschafts-

versprech en. Im mer beginnend mit dem Fest der Hl. Therese von

Lisieux (1.Oktober) und endend mit dem Versprechen im August des

Folgejahres (nicht zu verwechseln mit dem Begriff „Apostolat“).

Gemeinschaftsversprechen

ist das Versprechen, das wir 1 × im Jahr, immer in Mariazell, able-

gen. Zum einen schenkt man im Versprechen Christus sein Leben

und zum anderen erklärt man seine Bereitschaft in der Kirche in-

nerhalb der Loretto Gemeinschaft zu dienen.

Hausgemeinschaft

Als Postulant bzw. Mitglied der Gemeinschaft treffen wir uns im

Schnitt alle 3 Wochen zum gemeinsamen Gebet, Schriftlesung und

persönlichem Austausch. Diese Treffen finden zu allermeist in un-

seren Häusern und Wohnungen statt. Diese Zusammentreffen nen-

nen wir innerhalb unserer Gemeinschaft „Hausgemeinschaft“.

Lokus / Inside / Gemeinschaftsbrief

4 × im Jahr bekommt jeder Postulant bzw. jedes Mitglied der Ge-

meinschaft Post. Zum einen den „Loretto Lokus Kurier“, der für das

stillste Örtchen einer Wohnung/eines Hauses gedacht ist. Der Hin-

tergedanke: eine gute „Nahrung“ von einem Theologen aus unserer

Mitte geschrieben, über die wir nachzudenken und meditieren

Page 109: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Das a-B-C Der Loretto GemeinsChaft 109

können. Des Weiteren findet man in dieser Post das sogenannte „Lo-

retto Inside“ mit den wichtigsten Infos rund um die Gemeinschaft,

und den „Gemeinschaftsbrief“ von unserem Gemeinschaftsleiter

zu einem aktuellen Thema oder einer Lehrserie.

Gemeinschaftsleiter – Rat

Alle drei Jahre schlägt der alte Rat 20 Personen vor, aus denen die

fünf Regionalleiter den neuen Rat wählen. Dieser neue Rat wählt

dann den neuen Gemeinschaftsleiter aus seiner Mitte.

Regionalleiter – Regionalrat

Jede unserer fünf Regionen wird von einem Regionalleiter geleitet.

Dieser wird vom Gemeinschaftsleiter mit dem Rat auf drei Jahre

bestellt. Der Regionalleiter wiederrum beruft seinen Regionalrat –

also das Gremium, das ihm in der Leitung der Region zur Seite steht

und unterstützt.

Follow Me

heißt die Jüngerschaftsschulung, die u.a. federführend von Mit-

gliedern der Gemeinschaft – in Zusammenarbeit mit Leitern von

Jugend mit einer Mission, der Charismatischen Erneuerung und

der Umkehr zum Herrn durchgeführt wird. Follow Me dauert achten

Wochenenden – verteilt auf 14 Monate.

ID Worship

ist die Bezeichnung unserer Lobpreisschulung, die im Herbst 2014

startete und an acht Wochenenden sowie während einer Woche im

Sommer abgehalten wird. 16 Studenten aus unserer Mitte und da-

Page 110: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

110 Das a-B-C Der Loretto GemeinsChaft

rüber hinaus sollen Jahr für Jahr im Bereich Lobpreis geschult und

in die Tiefe geführt werden. ID Worship findet im Geistlichen Zen-

trum Linz statt.

Duc in Altum!

ist eine „Schule des Denkens, des Glaubens und des Lebens“, die

die wesentlichen Aspekte des Menschseins und die grundlegenden

Themen der katholischen Theologie in den Blick nimmt. Dieses Bil-

dungsprogramm bietet unsere Gemeinschaft gemeinsam mit den

Johannesbrüdern seit Jahren an. Die achten Duc in altum! Wochen-

enden finden an verschiedenen Orten in Österreich statt. Das „Duc-

Büro“ ist in unserem gZ Operngasse.

Alpha

kennt unsere Gemeinschaft bereits seit mehreren Jahren. Beson-

ders seit dem Besuch von Nicky Gumbel bei den Herbsttagen 2012

im Geistlichen Zentrum Operngasse wurde dieses Werkzeug der

Evangelisation neu entdeckt und landauf landab sogenannte „Al-

pha Kurse“ als Apostolat unserer Gemeinschaft angeboten. Ein Al-

pha Kurs besteht aus zehn Abenden und einem Wochenende. Der

Kurs soll vor allem Außenstehende auf charmante Art und Weise

(Abendessen, Austausch, Fragen, Gemeinschaft) mit der Botschaft

des christlichen Glaubens bekannt machen.

Loretto Intensiv

ist ein Angebot neun Monate dem Herrn zu schenken. Dieses Loret-

to Intensiv Jahr beginnt immer am 1. Oktober und endet am 1. Juli

des Folgejahres. Der Teilnehmer muss Postulant bzw. Mitglied der

Page 111: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Das a-B-C Der Loretto GemeinsChaft 111

Gemeinschaft sein und wird in den Bereichen (1) Geistliches Leben,

(2) Vertiefung in der kirchlichen Lehre und (3) praktische Mitarbeit

in der Gemeinschaft Schritt für Schritt in die Tiefe geführt.

MEK

steht als Abkürzung für „Mobiles Einsatz kommando – für den

Herrn“. Das MeK gibt es in den Regionen Salzburg und Linz. Das MeK

besteht aus einer Vielzahl vor allem junger Leute aus unserer Mitte,

die bereit sind, in den Bereichen Evangelisation und Gebet voran-

zugehen und Verantwortung zu übernehmen. Mehrmals im Jahr

kommen sie an Abenden zu Gebet und Fortbildung zusammen, viele

Male pro Semester sind sie bei diversen Einsätzen im Land unter-

wegs (Pfarrmissionen, Jugendmessen, Firmlingseinsätze, Worship

auf den Strassen, Pantomime, etc.).

Under Praisure – Heart of Worship

so heißen die CD Livemitschnitte bzw. Studioaufnahmen unserer

Lobpreismusik der letzten Jahre. Ein wertvolles kleines Apostolat,

das vielen Menschen hilft der Liebe Gottes zu begegnen.

Page 112: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

112 Gebete

Gebete

Der Engel des Herrn

Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft,

und sie empfing vom Heiligen Geist. Gegrüßet …

Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn

mir geschehe nach deinem Wort. Gegrüßet …

Und das Wort ist Fleisch geworden

und hat unter uns gewohnt. Gegrüßet …

Bitte für uns, heilige Gottesgebärerin,

auf dass wir würdig werden

der Verheißungen Christi.

Lasset uns beten. Allmächtiger Gott,

gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.

Durch die Botschaft des Engels

haben wir die Menschwerdung Christi,

deines Sohnes, erkannt.

Führe uns durch sein Leiden und Kreuz

zur Herrlichkeit der Auferstehung.

Darum bitten wir durch Christus,

unsern Herrn. Amen.

Page 113: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Gebete 113

Weihegebet an das Heiligste Herz Jesu

Jesus, ich weihe Dir mein Herz.

Komm, schließe es in das Deinige ein.

In Deinem Herzen will ich wohnen,

durch Dein Herz will ich lieben,

in Deinem Herzen will ich leben,

der Welt unbekannt.

In Ihm werde ich Licht, Mut, Kraft

und wahren Trost finden,

in Ihm werde ich die Liebe finden,

die mein Herz verzehren soll.

Heiligstes Herz Jesu,

mein Herz sei der Altar,

auf dem ich mich Dir opfere. Amen.

pfarrer Von ars

Page 114: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

114 Gebete

Komm, Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,

besuch das Herz der Kinder Dein!

Erfüll’ uns all mit Deiner Gnad,

die Deine Macht erschaffen hat.

Der Du der Tröster wirst genannt,

vom höchsten Gott ein Gnadenpfand.

Du Lebensstrom, Licht, Lieb und Glut,

der Seele Salbung höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert,

o Finger Gottes, der uns führt.

Geschenk vom Vater zugesagt,

Du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns Dein Gnadenlicht,

gieß Lieb ins Herz, die Ihm gebricht.

Stärk unsres Leibs Gebrechlichkeit,

mit Deiner Kraft zu jeder Zeit!

Treib weit von uns des Feinds Gewalt,

in Deinem Frieden uns erhalt.

Dass wir geführt von Deinem Licht,

in Sünd und Leid verfallen nicht.

Page 115: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Gebete 115

Gib, dass durch Dich den Vater wir

und auch den Sohn erkennen hier,

und dass als Geist von beiden Dich,

wir allzeit glauben festiglich.

Lob sei dem Vater auf dem Thron

und Seinem auferstandenen Sohn,

dem Heiligen Geist auch allezeit,

von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

V Sende aus Deinen Geist

und alles wird neu geschaffen!

R Und Du wirst das Angesicht der Erde erneuern!

V Lasset uns beten!

Gott, Du hast die Herzen Deiner Gläubigen

durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes belehrt.

Gib, dass wir in diesem Geist verstehen, was recht ist,

und allezeit uns Seines Trostes erfreuen dürfen:

durch Christus, unseren Herrn. Amen.

rabanus Maurus

Page 116: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

116 Gebete

Weihegebet an die Muttergottes

In Gegenwart des ganzen himmlischen Hofes erwähle

ich Dich heute, o Maria, zu meiner Mutter und Königin.

Ich schenke und weihe Deiner Liebe, als Dein Gut und

Eigentum meinen Leib und meine Seele, meinen inneren

und äußeren Besitz, ja selbst den Wert all meiner guten

Werke, der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen.

Ganz und voll, ohne jede Ausnahme, sollst Du das Recht

haben, über mich und all das Meinige nach Deinem

Gutdünken zu verfügen, in Zeit und Ewigkeit, zur größeren

Ehre Gottes. Amen.

ludwiG Maria GriGnon de Montfort

Page 117: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Gebete 117

Heilige Familie von Nazareth, kleine Dreifaltigkeit auf Erden.

Wir weihen Euch unseren Ehebund.

Unsere Liebe und unser Leben.

Unsere Kinder, die Stunden des Glücks

und des Leidens vertrauen wir Euch an.

So wie Ihr in der Verborgenheit Eures Hauses,

die Glut der göttlichen Liebe wachsen ließet,

so wollen auch wir unsere Herzen

und unser Haus der Liebe öffnen.

Heilige Familie von Nazareth,

kleine Dreifaltigkeit auf Erden,

Jesus, Gott auf Erden,

Maria, Braut des Geistes,

Josef, Schatten des Vaters,

macht uns Euch ähnlich. Amen.

Page 118: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine
Page 119: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine

Vision der Loretto GemeinschaftPläne des Heils!

Wir sehnen uns nach einem neuen Feuer des Heiligen Geistes in unserem Land, nach einem neuen Pfingsten.

Im Herzen der Kirche wollen wir daher für eine Erneuerung der Kirche beten, wirken und leben.

Im Vertrauen auf die Gnade und Charismen Gottes schaffen wir Räume, in denen Gott erfahrbar wird.

Wie im Haus von Nazareth kann er in unser Leben einziehen.

Durch ein Leben in Gemeinschaft wollen wir uns auf dem persönlichen Weg der Heiligkeit begleiten.

Page 120: GeorG Mayr-Melnhof & MaxiMilian oettinGen Pläne des …mirror.lausa.at/Loretto_Gemeinschaft_intern/materialien/... · Geor g, lACht: Am 1. Mai 1990 am Obertauern hatten wir eine