GuteArbeitimSchichtbetrieb?...

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  • Vorstand

    FB Gesundheitsschutzund Arbeitsgestaltung

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb?So werden Schichtplne besser

    Arbeitsmappe

    www.igmetall.de/gutearbeit

  • Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Herausgeber ......................... IG Metall, Vorstand | Ressort Arbeits- und GesundheitsschutzWilhelm-Leuschner-Strae 79 | 60329 Frankfurt/MainTel. 069/66 93 22 04 | [email protected]: Hans-Jrgen Urban

    Autor/innen ..........................Andrea Fergen, IG Metall Vorstand, Frankfurt am MainDr. Wolfgang Schweflinghaus, TV NORD, EssenAndreas Tiedemann, IG Metall, Bildungszentrum Sprockhvel

    Redaktion.............................Frank Walensky-Schweppe

    Gestaltung ...........................LingoVision Hamburg

    Bildnachweis ........................Bachmeier (Titel), Walensky-Schweppe (3)

    Druck ..................................apm AG, Darmstadt

    Bestellhinweis ......................www.igmetall.de/gutearbeit

    Produkt-Nr............................ 8606-22392

    Auflage................................Zweite Auflage, Januar 2009

    Copyright ............................. IG Metall, Frankfurt am Main

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Vorwort .............................................................2

    1 Einleitung.................................................4

    2 Gesundheitliche und sozialeAuswirkungen der Schichtarbeit ..............6

    3 Was die Arbeitswissenschaftdazu sagt: Eckpunkte zurGestaltung von Schichtarbeit ................. 16

    4 Rechtsnormen zuSchicht- und Nachtarbeit........................ 21

    5 Schichtplangestaltung brauchtden Dialog zur Vorgehens-weise der betrieblichenInteressenvertretung..............................26

    6 Wie OPTISCHICHT die Betriebs-ratsarbeit untersttzen kann.................. 31

    7 Schichtplangestaltungmit OPTISCHICHT ...................................34

    7.1 15-Schichten-Modelle .........................36

    7.2 18-Schichten-Modelle .........................40

    7.3 21-Schichten-Modelle .........................43

    7.4 Darstellung der Schichtplne,Druckmglichkeiten,Schichtkalender undExportmglichkeiten...........................46

    8 Anhang...................................................53

    8.1 Begriffsbestimmungen .......................53

    Inhalt

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Vorwort

    Schichtarbeit gehrt fr immer mehr Menschenzum Alltag. Heute arbeiten nur noch ca. 15 Pro-zent aller Arbeitnehmer montags bis freitags zufesten Zeiten. Je grer der Betrieb, desto wahr-scheinlicher ist es, dass in wechselnden Schich-ten gearbeitet wird.

    Die Motive fr die Einfhrung oder Ausweitungvon Schichtarbeit sind unterschiedlich: NebenVersorgungsaspekten oder prozesstechnischenGrnden hufen sich die rein wirtschaftlichmotivierten Argumente fr die Ausweitung vonSchichtarbeit.

    Fr die IG Metall ist die Auseinandersetzung umSchichtarbeit widersprchlich: Einerseits knnensich Belegschaften, Betriebsrte und IG Metallwirtschaftlichen Argumenten nicht gnzlich ent-ziehen. Zudem ist die Einfhrung oder Auswei-tung von Schichtarbeit hufig auch Resultat vonreiner Erpressung. Andererseits sind die sozialenoder gesundheitlichen Risiken nicht zu berse-hen. Deshalb ist in jedem betrieblichen Einzelfallgenau zu prfen, ob Schichtarbeit berhauptnotwendig und gerechtfertigt ist und gengendWiderstandspotential aus der Belegschaft organi-siert werden kann.

    Die Interessenvertretung sollte versuchen, dieAusdehnung der Schichtarbeit zu verhindern.Ganz nach dem Motto: Keine Schichtarbeit istbesser als eine gut gestaltete. Lsst sich diesaber nicht verhindern, so rckt die Frage nachdem Wie in den Vordergrund.

    In der konkreten betrieblichen Auseinanderset-zung ber Schichtplne agiert meist die Arbeit-geberseite und die Betriebsrte melden mehroder weniger weitreichenden nderungsbedarfan. Das oft defensive Verhalten der Betriebsrteliegt auch darin begrndet, dass man schon inden eigenen Reihen nur schwer auf einen Nennerkommt. Denn bei der konkreten Ausgestaltungder Schichtarbeit sind teils unterschiedliche Inte-ressen der Beschftigten zu bercksichtigen. Sogilt es zum einen, zwischen mglichen finanziel-len Interessen an Entgeltzuschlgen und sozialenZeitbedrfnissen abzuwgen. Weitere Zielkon-flikte knnen sich entznden an der Frage derGestaltung von Schichtarbeit: Whrend die Einensich an arbeitswissenschaftlichen Kriterien orien-tieren wollen, scheint es fr andere Beschftig-tengruppen ratsam, Schichtarbeit so zu gestalten,wie sie es selbst kennen oder erfahren haben.

    Es liegt auf der Hand, dass Betriebsrte hierbei ineinen offenen Dialog mit den Beschftigten tretenmssen. Am Ende werden nie alle gleichermaenzufrieden sein. Schichtplne stellen immer Kom-promisse dar. Dies sollte jedoch kein Grund sein,ein solch wichtiges Handlungsfeld nicht offensivanzupacken.

    Um den Betriebsrten bei diesen zugegebener-maen schwierigen Entscheidungsprozessen zuhelfen, hat das Projekt Gute Arbeit (2004-2007)Instrumente fr die Schichtplangestaltung erar-beitet. Zusammen mit dem TV NORD wurde einegrundlegend verbesserte Kooperationsversion

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    von OPTISCHICHT, einer Software zur Schicht-plangestaltung, exklusiv fr Betriebsrte der IGMetall entwickelt. Die Belastungen durch Schicht-arbeit knnen in erster Linie durch intelligenterstellte Schichtplne gesenkt werden. Eine ent-sprechende Software hilft, diese Erkenntnisse beider Erstellung von Schichtplnen zu bercksichti-gen.

    Mit OPTISCHICHT knnen Schichtplne nach ar-beitswissenschaftlichen Kriterien errechnet wer-den. Hiermit ist es mglich, bis zu einem Dutzendarbeitswissenschaftlicher Kriterien in eine Rang-folge zu bringen und damit einen Schichtplanzu erstellen. Die Software beinhaltet natrlichauch die Mglichkeit, nach der Berechnung einesSchichtplans nderungen oder Ergnzungen je

    nach den betrieblichen oder tariflichen Anforde-rungen vorzunehmen.

    Dieses Instrument nimmt den Betriebsrten nichtdie notwendige und z.T. sicher schwierige Dis-kussion mit Beschftigten und Arbeitgeber ab. Eshilft aber, qualifiziert in eine Auseinandersetzungum Schichtplne einzugreifen oder diese mit kon-kreten Vorberlegungen und Modellen aktiv zuerffnen.

    Frankfurt am Main

    Hans-Jrgen UrbanGeschftsfhrendes Vorstandsmitglied

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    1 Einleitung

    Die Vernderung von betrieblichen Arbeitszeit-regelungen bietet Anlass fr vielfltige Debattenzwischen Betriebsrten und Geschftsleitungensowie in der Belegschaft selbst. Meist geht esvon Seiten der Unternehmen darum, mit anderenArbeitszeitmodellen die Kosten zu senken, (tat-schliche oder vermeintliche) Standortvorteilezu sichern und Renditen zu steigern. Vor diesemHintergrund wurde die Nacht- und Schichtarbeitin den letzten Jahren massiv ausgeweitet.

    Gute Arbeit blieb und bleibt dabei hufig aufder Strecke: Soziale und gesundheitliche Kriterienrangieren allzu oft auf den hinteren Rngen derarbeitszeitpolitischen Agenda. Die Unzufrieden-heit der Beschftigten mit dieser Situation istaber mittlerweile nicht mehr zu berhren. DieBelastungen durch die Arbeit haben dramatischzugenommen, darunter ganz wesentlich die durchzu lange und schlecht gestaltete Arbeitszeiten.

    Viele Beschftigte knnen sich nicht vorstellen,ihre Arbeit bis zum Eintritt in das gesetzliche Ren-tenalter unter den aktuell herrschenden Arbeits-bedingungen auszufhren. Ziele wie Vereinbar-keit von Beruf und Familie sind im Alltag fr einewachsende Zahl von Beschftigten kaum noch zurealisieren.

    Die Dauer der Arbeitszeit sowie ihre Lage undVerteilung haben erhebliche Auswirkungen aufdas soziale und gesundheitliche Wohlbefindender Menschen. Schichtarbeiter und Schichtar-beiterinnen sind solchen Risiken in hohem Mae

    ausgesetzt vor allem, wenn auch die Nacht mitzur Arbeitszeit gehrt.

    Wir wollen mit der vorliegenden Broschre ei-nen Beitrag zur Humanisierung der Schicht- undNachtarbeit leisten:

    Mit dieser Handlungshilfe werden zum Einen diesozialen und gesundheitlichen Auswirkungenvon Schichtarbeit beschrieben (Kapitel 2). Hierausergeben sich zentrale Eckpunkte zur Gestaltungvon Schicht- und Nachtarbeit (Kapitel 3). Berck-sichtigt man diese Eckpunkte bei der Schichtplan-gestaltung, so knnen die Belastungen fr dieBeschftigten reduziert werden. Natrlich reichtdas Wissen ber arbeitswissenschaftliche Zusam-menhnge allein nicht aus. Damit Betriebsrteauch wirklich handlungsfhig werden knnen,brauchen sie einen fundierten berblick berrechtliche Grundlagen zur Schichtarbeit (Kapitel4) sowie eine Einschtzung ber betriebspoliti-sche Umsetzungsstrategien (Kapitel 5).

    Die arbeitszeitpolitischen und arbeitswissen-schaftlichen Eckpunkte zur Schichtplangestaltungzu diskutieren ist das Eine. Das Andere ist, dieseauch in konkrete Schichtmodelle und Schichtpl-ne zu bersetzen. Das ist politisch nicht einfach,da unterschiedliche Interessen miteinander inEinklang gebracht werden mssen. Es ist aberauch handwerklich keine leichte Sache. Jeder,der schon einmal Schichtplne entworfen hat,wei, welch groer Aufwand hiermit verbundenist. Unterschiedliche Plne mssen entwickelt

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    Einleitung

    und miteinander verglichen werden: Haben wir ei-nen geeigneten Schichtrhythmus gefunden? Ent-spricht die wchentliche Arbeitszeit der verein-barten tariflichen? Wird die geforderte Betriebs-nutzungszeit erreicht? Wie viele Schichtgruppenbrauchen wir?

    Um fr die komplexe Aufgabe der Schichtplange-staltung angemessene Hilfsmittel einsetzen zuknnen, hat das Projekt Gute Arbeit zusammenmit dem TV NORD eine grundlegend verbesserteKooperationsversion von OPTISCHICHT entwi-ckelt. Dies ist eine Software zur Schichtplange-staltung, die Schichtplne berechnet und zugleich

    arbeitswissenschaftliche Anforderungen berck-sichtigt. Grundstzliches zur Anwendung dieserSoftware sowie beispielhafte Schichtplne sindin den Kapiteln 6 und 7 beschrieben.

    Die Software ist fr Betriebsrte der IG Metallzum Sonderpreis von 472,00 zzgl. Mwst.erhltlich bei TV NORD Mobilitt GmbH &Co. KG, Steubenstr. 53, 45138 Essen,Tel. 0201 / 8 30 19 12, Fax 0201 / 8 30 19 29,Internet www.optischicht.de, [email protected]. Der regulrePreis betrgt 590,00 zzgl. MwSt.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    2 Gesundheitliche und soziale Auswirkungen der Schichtarbeit

    (maskierenden Einflssen von auen, d.h. ber-deckenden Einflssen der Umwelt). Die innereoder endogene Komponente (der Rhythmus derinneren Uhr) bleibt erhalten, auch wenn die Steu-erfaktoren der Umwelt (u.a. Zeitgeber, siehe auchweiter unten) ausgeschaltet werden. Die uereoder exogene Komponente hngt mit dem Schlaf-Wach-Wechsel zusammen. Viele physiologischeFunktionen werden direkt durch den Schlaf beein-flusst. Zu den exogenen Faktoren aus der Umweltgehren u.a. der Hell-Dunkel-Wechsel, Tempera-turunterschiede, Lrm, das Zeitbewutsein unddas Zeitverhalten der Gesellschaft.

    In engem Zusammenhang mit diesen krper-lichen Tagesrhythmen steht der Verlauf dermenschlichen Leistungsbereitschaft ber den24-Stunden Tag. So ist beispielsweise die Leis-tungsfhigkeit auf ihrem Tageshhepunkt etwaum 9:00 Uhr morgens um ca. 40 Prozent hherals die durchschnittliche tgliche Leistungsfhig-keit des Menschen. Im Verlaufe der Nacht flltdas Leistungsvermgen weit unter die Tageswer-te und auch die durchschnittliche Leistungsf-

    Nacht- und Schichtarbeit stellt eine besondereArbeitsbelastung dar, die zu einer dauerhaftenBeanspruchung und nicht selten zu arbeitsbe-dingten gesundheitlichen Strungen oder Erkran-kungen der Schichtarbeiter/innen fhren kann.

    Mitbetroffen von der Schichtarbeit sind immerauch die Partner, die Familien. Im Grunde werdenfast alle Lebensbereiche durch Schichtarbeit be-einflusst.

    Innere UhrDie tieferen Grnde fr die besonderen krperli-chen Belastungen des Menschen durch Nachtar-beit und Schichtarbeit hngen zusammen mit derCircadianrhythmik physiologischer Systeme. Cir-cadianrhythmik meint kurvenartige Verlufe vonkrperlichen Funktionen, die ungefhr einen Tagdauern. Alle Krperfunktionen des Menschen un-terliegen einer solchen Tages- und Nachtperiodik.Sie haben einen Tagesgang, d.h. ein Maximumund ein Minimum innerhalb von 24 Stunden.

    Dieser 24-stndige Lebensrhythmus (wenn derRhythmus frei laufen knnte, wren es 25 Stun-den oder mehr) ist dem Menschen angeboren.Der Krper mit seiner Vielzahl von krperlichenFunktionen ist dadurch am Tage optimal auf Leis-tungsabgabe eingestellt, in der Nacht auf Erho-lung und Ruhe.

    Die Rhythmik beruht auf kombinierten Effekteneiner angeborenen inneren Komponente (sog.innere Uhr) und einer ueren Komponente

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    Gesundheitliche und soziale Auswirkungen der Schichtarbeit

    higkeit (siehe Abbildung 2.2 unten auf dieserSeite).

    Mit der sinkenden Leistungsfhigkeit eines Men-schen einhergehen kann eine Zunahme der Feh-lerhufigkeit und die Zahl mglicher Unflle.

    Bei Schichtarbeit, insbesondere Nachtarbeit,kommt es zu einer Diskrepanz zwischen endo-genen und exogenen Steuer-Komponenten. Ver-schiedene physiologische Funktionen laufen nunin unterschiedlichen Perioden ab (innere Desyn-chronisation, d.h., die Funktionen haben unter-schiedliche Zeitpunkte fr Minima und Maxima).Nachtarbeiter leben gegen ihre innere Uhr. Die

    sozialen Zeitgeber, die Zeitstruktur des sozialenVerhaltens der restlichen Gesellschaft, verhindernu.a., dass der Krper der Schichtarbeiter sich voll-kommen auf den Nachtarbeits-Rhythmus umstel-len kann, auch nicht nach vielen Nachtschichtenhintereinander.

    Dieses Arbeiten und Schlafen gegen die inne-re Uhr (die Verschiebung der Phasenlage vonArbeit und Schlaf ) stellt die eigentliche Belas-tung bei Nacht- und Schichtarbeit dar.

    Vernderungen der RhythmenDer Tag-Nacht-Rhythmus luft ohne Einwirkungs-mglichkeiten des Menschen ab. Verlngert

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    werden knnen nur die Wachphasen, die Schlaf-phasen sind kaum beeinflussbar. Lngere Wach-phasen fhren, entgegen den Erwartungen, zukrzeren, nicht aber zu lngeren Schlafphasen.

    Eine Umstellung dieses Circadianrhythmus er-folgt nur, wenn der Mensch in andere Zeitsystemewechselt und damit auch vernderten Zeitgebernausgesetzt ist. Wenn wir z.B. in die USA fliegenund nach USA-Zeit zu unserer MitteleuropischenZeit vielleicht sogar 8 Stunden oder mehr zurck-liegen, passen wir uns in wenigen Tagen der neu-en Zeit an, da der Tag-Nacht-Wechsel, Temperatur,Lrm, die soziale Zeit etc. auf unseren Rhythmusals neue Zeitgeber einwirken. Muss aber einePerson im Schichtdienst arbeiten, so kann sieselbst durch hufigere aufeinanderfolgende

    Nachtschichten diese wohlgefgte Ordnung nichtvollstndig umkehren.

    Bei einzeln vorkommenden Nachtschichten tretennahezu keine Vernderungen der Circadianrhyth-mik auf. Erste Verschiebungen, beispielsweisebeim Verlauf der Krperkerntemperatur, sind erstnach der zweiten Nachtschicht erkennbar. DieKurven beginnen zunehmend zu verflachen undverlieren damit ihre Dynamik. Etwa nach der 7.Nachtschicht in Folge ist in der Regel kein Maxi-mum bzw. ein Minimum mehr erkennbar (sieheAbbildung 2.3).

    Unter bestimmten, fr die Arbeitswelt aber eherextremen Bedingungen, kann es zu Teilanpassun-gen kommen. Auch wenn Teilanpassungen nach

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    Gesundheitliche und soziale Auswirkungen der Schichtarbeit

    8 bis 14 bzw. 21 hintereinander liegenden Nacht-schichten (ohne freie Tage) scheinbar mglichsind, zeigen Laborversuche, dass diese Anpas-sung bereits durch einen bzw. zwei oder drei freieTage mit Schlaf in der Nacht wieder aufgehobenwird.

    Eine Rckanpassung an die normale Lebens-weise der Tagarbeiter braucht, ganz allgemein,um so lnger, je lnger die Nachtschichtexpositi-on dauerte (Anzahl der hintereinander liegendenNachtschichten). Das bedeutet u.a., dass es inlangsam rotierenden Schichtsystemen (6 bis 7hintereinander liegende Nachtschichten) zu stn-digen Anpassungsversuchen des Organismuskommt.

    Eine tiefgreifende Vernderung der Rhythmiklsst sich aufhalten, wenn sptestens nach derdritten Nachtschicht in Folge ein oder besser zweifreie Tage folgen.

    Erschwernisse werden am hufigsten verursachtdurch Lrm und ungnstiges Klima, des weiterendurch Unterbesetzung von Arbeitsgruppen undhufige berstunden, schlielich auch durchabweichende Arbeitsaufgaben (bezogen aufTagarbeit). Bei der Durchfhrung der Arbeitst-tigkeiten in der Nacht wird oft ein hheres Maan Konzentration und schnellere Reaktionengefordert. Aber auch der erzwungene Tagschlafnach der Nachtschicht bringt nicht die notwendi-ge Erholung.

    ErholungsdefiziteDas nachfolgende Beispiel eines lrmgestrtenTagschlafes nach der Nachtschicht, aufgezeichnetin einem arbeitswissenschaftlichen Labor, zeigtdie Auswirkungen einer Lrmstrung auf denTagschlaf nach der Nachtschicht und macht dengeringen physischen wie psychischen Erholungs-wert dieses Schlafes deutlich (siehe Abbildung2.4 auf Seite 10).

    So finden sich bei lrmgestrtem Tagschlaf deut-lich weniger Tiefschlafphasen, weniger Traumpha-sen, darber hinaus ist die Dauer des Schlafesallgemein krzer.

    Zu bercksichtigen ist hierbei,u dass die physische Erholung

    wesentlich an die Tiefschlaf-phasen gekoppelt ist,

    u die psychische Erholung andie Traumphasen.

    Deshalb lautet eine wichtige Forderung der Ar-beitswissenschaft zur Aufstellung von Schicht-plnen: nicht mehr als drei Nachtschichten inFolge.

    Umgebungsbedingungen der ArbeitVor dem Hintergrund der besonderen (physi-ologischen) Belastungen durch Schichtarbeitleiden Schichtarbeiter/innen in weit strke-rem Mae unter schlechten Arbeits- und Ar-beitsumgebungsbedingungen.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    ErnhrungBelastungen im Rahmen von Schichtarbeitknnen auch mit Essen und Essenszeiten zu-sammenhngen. Der Magen arbeitet nur inTagschicht. Der Magen produziert die meistenVerdauungssftewhrend des Tages.Nachts hat er frei, erbefindet sich im Ruhe-zustand. Deshalb ister auch nicht daraufvorbereitet, grereMengen u.U. schwer-verdaulicher Nahrungzu verarbeiten.

    Hilfreich wre es,drei Mahlzeiten amTag einzunehmen,mglichst unabhn-gig davon, in welcherSchicht gerade gear-beitet wird. Die beidenHauptmahlzeiten des

    Tages, das Mittag- und das Abendessen, sindmglichst in jeder Schichtart zu gleichen Zeit-punkten mittags und am frhen Abend (gleicheZeitfenster) einzunehmen (siehe Abbildung 2.5).Eine regelmige Nahrungsaufnahme ist stetsbesser, als eine Anpassung an die wechselndenArbeitszeiten.

    BeanspruchungBelastung ist nicht zugleich auch Beanspruchung:Die gleiche objektive Belastung (durch Schichtar-beit) kann zu einer unterschiedlichen subjektivenBeanspruchung und damit auch zu unterschiedli-chen Folgen bei den Betroffenen aus der Schicht-arbeit fhren.

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    Gesundheitliche und soziale Auswirkungen der Schichtarbeit

    Wie dem Belastungs-Beanspruchungs-Modellzu entnehmen ist (siehe Abbildung 2.6), hngtdas Ausma der individuellen Beanspruchungwesentlich von sog. intervenierenden Faktorenab. Es handelt sich um Gegebenheiten, die sichzwischen die fr alle geltende Belastung und diedaraus resultierende individuelle Beanspruchungschieben und sie damit senken oder erhhen kn-nen.

    Es ist zu unterscheiden zwischen internen undexternen intervenierenden Faktoren. Interne Fak-toren (u.a. personenbezogene Merkmale) sindbeispielsweise das Alter, die Schichtarbeitser-fahrung, das Geschlecht, ein bestimmtes Schlaf-verhalten, der Chronotypus (Morgen-Abend-Typ),die Arbeitszufriedenheit, der allgemeine Gesund-heitszustand, etc.

    Zu den externen Faktoren (u.a. soziale Faktoren)knnen gehren die Akzeptanz von Schichtsys-temen, Grnde fr Schichtarbeit, Rotation imSchichtplan, politische Faktoren, Arbeitsanforde-rungen, psychosoziale Faktoren, Arbeitsumge-bung, Ernhrung, etc.

    Die internen Faktoren gelten als mehr oder we-niger unbeeinflussbar. Die externen Faktorenknnen optimiert werden, um negative Auswir-kungen der Schichtarbeit zu reduzieren. Dies istAufgabe einer guten Schichtplangestaltung undentsprechender Rahmenregelungen.

    Beeintrchtigung der Gesundheitund des WohlbefindensNachtarbeit ist als ein Risikofaktor fr die Ge-sundheit zu verstehen, dessen Wirkung nicht un-bedingt zu einer Krankheit fhrt, aber die Wahr-scheinlichkeit einer Erkrankung statistisch erheb-lich erhht. Man kann fr mgliche Auswirkungenfolgende Phasen unterscheiden:

    Adaptionsphase Verschlechterung des gesund-heitlichen Zustandes

    Sensibilisierungsphase der Organismus reagiert empfindlicher auf Be-lastungen, unspezifische Symptome treten auf

    Akkumulationsphase nach ca. 20 Jahren kann eine Ansammlungvon Beschwerden und eine Bildung vonSymptomkomplexen beobachtet werden

    Manifestationsphase chronische Erkrankungen und St-rungen bilden sich aus

    Wie bestimmte arbeitswissenschaftliche Unter-suchungen zeigen, ist die Verschlechterung desGesundheitszustandes (gemessen an einemGesundheitsindex) bei Schichtarbeitern strker

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    ausgeprgt als bei Tagarbeitern (siehe Abbildung2.7 unten auf dieser Seite).

    Ab dem 35. Lebensjahr sind diese Unterschiede inder hier dargestellten Untersuchung signifikant,d.h. nicht mehr zufllig. Weiterhin lsst sich hierfeststellen, der Gesundheitszustand pensionier-ter Schichtarbeiter ist schlechter als der Gesund-heitszustand pensionierter Tagarbeiter.

    Zu den hufigsten Befindlichkeitsstrungen ge-hren Schlafstrungen (siehe auch Erholungsde-fizite). Besonders die Nachtarbeit fhrt zu einerDesynchronisation des Schlaf-Wach-Rhythmus.Sowohl die Dauer des Schlafes wie auch die Qua-litt sind betroffen. Das Verhltnis zwischen denSchlafstadien 1 bis 4, den Traumphasen (REM-Phasen) und den Gesamtlngen dieser Schlafsta-dien stimmt nicht mehr.

    Tagschlaf nach der Nachtschicht wird durch ver-schiedene Lrmquellen gestrt, dies hat Folgen.Hier spielen auch unzureichende Wohnverhlt-nisse eine Rolle. Bei mehreren Frh- und Nacht-schichten hintereinander kann das Schlafdefizitkumulieren. Befindlichkeitsstrungen in diesemBereich sind Schlafstrungen, Einschlafstrun-gen, Albtrume.

    Die Nachtschicht ist auch als ein Risikofaktorfr Beschwerden des Magen-Darm-Traktes an-zusehen, da der Rhythmus der Mahlzeiten starkgestrt wird. Der Verdauungstrakt, der nachtsnormalerweise inaktiv wre, wird zu nchtlicherAktivitt provoziert. Befindlichkeitsstrungen indiesem Bereich sind Appetitstrungen, Magen-beschwerden, belkeit, Leibschmerzen, Nch-ternschmerz (mgliches Zeichen fr Magenge-schwre), Durchfall, Sodbrennen, Aufstoen. Die

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    Gesundheitliche und soziale Auswirkungen der Schichtarbeit

    schwerwiegenderen Folgen knnen Magen- oderZwlffingerdarmgeschwre sein.

    Eine dritte Gruppe von Befindlichkeitsstrun-gen sind sogenannte vegetative Beschwerdenwie Kopfschmerzen, Herzklopfen, Nervositt,Hndezittern, innere Unruhe, vorzeitige Erm-dung. Gefunden wurden auch Zusammenhngezwischen Schichtarbeit und Herz-Kreislauf-Er-krankungen.

    Viele Schichtarbeiter verlassen aus gesundheitli-chen Grnden den Schichtdienst. Je nach Branchefindet auf Dauer eine so genannte Selbstausle-se der Schichtbeschftigten statt. Dies drcktsich auch im healthy worker effect (die Schicht-arbeiter werden immer gesnder) vieler Studi-en aus, die unter Umstnden sogar gesndereSchichtarbeiter als Tagarbeiter finden. Es bleibenin der Schicht die brig (survival of the fittest),die Schichtarbeit am besten gesundheitlich weg-stecken knnen.

    Schichtarbeit vor dem Hintergrund vonFamilie und sozialer IntegrationHufige Beeintrchtigungen familirer Beziehun-gen und sozialer Aktivitten durch Schichtarbeitfinden sich in:

    u Kontakten zu schulpflichtigen Kindern;

    u partnerschaftlichen Beziehungen;

    u Kontakten zu Freunden und Verwandten.

    Beeintrchtigt ist auch

    u die regelmige Teilnahme an sportli-chen, politischen, kulturellen oder re-ligisen Abendveranstaltungen;

    u die Teilnahme an Wochenendaktivit-ten der Familie oder der Freunde;

    u die Teilnahme an Weiterbildungskursen etc.

    Der berwiegende Teil der Arbeitnehmer/innen inder Bundesrepublik arbeitet unter der Woche undhat am Wochenende frei, ist ber den Tag be-schftigt und ist am Abend zu Hause. Die eigent-lichen, wichtigen, wertvollen Freizeitstundensind trotz Flexibilisierung der Arbeitszeiten daherimmer noch die Abendstunden und die Zeiten amWochenende.

    Die fr das familire und soziale Leben strendenSchichten sind folglich die Sptschicht und dieNachtschicht. Schichtarbeit bedeutet immer auch,dass Menschen zu bestimmten Zeiten mehr oderweniger von der Teilnahme am normalen Rhyth-mus des Soziallebens und von den Erfahrungender Mehrheit ausgeschlossen werden. Es findet,je nach Schichtplan und Schichtfolge, eine zuneh-mende Entkopplung des Schichtbeschftigtenvom sozialen Rhythmus seiner Umgebung statt.

    Beeintrchtigungen des familiren und sozia-len Lebens ergeben sich, neben der Dauer derFreizeit, insbesondere auch aus ihrer zeitlichenLage. Man spricht allgemein von einem an derNormalarbeitszeit ausgerichteten Zeitprofil, das

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    ende miteinschlieen; aber auch Schichtsysteme,die langsam rotieren.

    Ein rckwrts rotierendes Schichtsystem mit lan-gen Schichtfolgen wird dazu fhren, dass erst inder Frhschichtwoche (3. Woche) der erste freieAbend mit der Familie oder Freunden verbrachtwerden kann. Aber selbst diese Abende sindnoch dadurch gestrt, dass Schichtarbeiter/in-nen zeitig ins Bett mssen, um fr die folgendeFrhschicht fit zu sein. Solche Schichtsystemeknnen dazu fhren, dass der Bekanntenkreisvon Schichtbeschftigten auf Dauer stark ein-geschrnkt ist und zuletzt nur noch aus Kolle-ginnen und Kollegen der gleichen Schichtbeleg-schaft besteht.

    individuell kaum beeinflussbar ist. Insbeson-dere die Sptschicht berdeckt die Kernfreizeitder normal arbeitenden Tagarbeiter/innen starkund schliet damit die Wechselschichtler vonvielem aus, oder hindert sie zumindest weitge-hend an der Teilnahme am gesellschaftlichen undpolitischen Leben (siehe Abbildung 2.8). Deshalblautet auch eine Forderung einer arbeitswissen-schaftlichen Schichtplangestaltung: wenigstensein freier Abend pro Woche.

    Fr diese wichtigen sozialen Kontakte weiterhinungnstig sind Dauersptschichten (z.B. mehrals fnf Schichten hintereinander), Dauernacht-schichten und Schichtsysteme, die das Wochen-

    Eine Hilfe bieten hierkurz vorwrts rotie-rende Schichtsysteme(zwei Frh, zwei Spt,zwei Nacht, zwei frei),obwohl diese Systemezunchst von vielenBetroffenen, die sienoch nicht ausprobierthaben, abgelehnt wer-den.

    Insgesamt lsst sichfesthalten, dass dieformellen Formen desgesellschaftlichenLebens durch Schicht-

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    Gesundheitliche und soziale Auswirkungen der Schichtarbeit

    arbeit mehr beeintrchtigt werden als die infor-mellen. Familienmitglieder passen sich hufignotgedrungen schnell an, in Bezug auf das sozia-le Leben aber fhlen sich viele Schichtarbeiter/in-nen isoliert. Wir sind immer noch eine Abend- undWochenendgesellschaft.

    Eine wichtige Rolle spielt auch der Freizeitnutzen-wert. Wenn Menschen aufgefordert werden, frjede Stunde des Tages anzugeben, wie wichtigihnen diese Stunde fr ihre Freizeit ist, zeigensich Unterschiede zwischen ihnen. Verstndli-cherweise haben die Schlafzeiten bei fast allenden geringsten Freizeitnutzen, die Abendstundenden hchsten.

    Groe Unterschiede im Freizeitnutzenwert findensich u.a. zwischen jngeren und lteren Arbeit-nehmern. Jngere gewichten die spten Abend-stunden insgesamt hher und insbesondere die

    Nachtstunden beispielsweise zwischen Freitagund Samstag (z.B. fr Disco-Besuche mit Freun-den eine beliebte Zeit).

    Auch der Lebensabschnitt oder die Lebenspha-se, in der sich der Beschftigte gerade befindet,fhrt zu einer unterschiedlichen Gewichtunggleicher Freizeitstunden. Ein Single verbringtfreie Zeit zu anderen Tageszeiten als beispiels-weise ein Familienvater oder eine Familienmut-ter. Daraus folgt, dass es z.B. fr eine Schichtbe-legschaft unterschiedlichen Alters schwierig seinkann, befriedigende Schichtplanlsungen fralle zu finden.

    Das Ausma mglicher familirer und sozialerProbleme ist im Wesentlichen abhngig vomSchichtsystem, dem Alter der Beschftigten, vomFamilienstand, sowie von der Anzahl und vomAlter der Kinder.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    3 Was die Arbeitswissenschaft dazu sagt Eckpunkte zur Gestaltung von Schichtarbeit

    Arbeitsmedizinisch fundierte Schichtplan-gestaltung ist die effektivste Mglichkeit,die negativen Auswirkungen der Schicht-arbeit zu mildern.

    Ein arbeitswissenschaftlichgestaltetes Schichtsystemu bewirkt eine Verringerung der Schlaf-

    und Gesundheitsbeeintrchtigungen,u bringt Verbesserungen im privaten Bereich,u verhilft zu mehr Leistung wh-

    rend der Arbeitszeitu und ermglicht die Teilnahme an Veranstal-

    tungen bzw. Weiterbildungsmanahmen.

    Grundlegende arbeitswissenschaftlicheEmpfehlungenu Die Anzahl der hintereinanderlie-

    genden Nachtschichten sollte mg-lichst klein sein (maximal 3)

    u Auch Frh- und Sptschichten soll-ten schnell rotieren (1 bis 3 Tage)

    Die geringsten Probleme mit der Rckumstel-lung der inneren Uhr (Re-entrainmentvor-gnge) wurden bei einzelnen Nachtschichtenbeobachtet. In jedem Falle nicht mehr als dreiNachtschichten in einem Block. Kurze Nacht-schichtblcke ermglichen die Vermeidung vonSchlafdefiziten.

    Auch bei Wochenschichtplnen kann sich derKrper nicht an die Nachtschicht anpassen, weilbereits ein freier Tag (z.B. am Wochenende) die

    Einstellung auf den Schichtplan verhindert. Esist besser, wenn das Schlafdefizit sich nur bereinen, zwei oder maximal drei Tage aufbaut.

    u Nachtschichten sollten mglichst frhenden (zwischen 5:00 und 6:00 Uhr)

    Bei circadianer Rhythmik besteht die Tendenzdes Organismus, den Schlaf um die Mittagszeitabzubrechen. Bei einem frhen Ende der Nacht-schicht kann die Schlafdauer ggf. verlngertwerden.

    u Nach einer Nachtschichtphase sollte einemglichst lange Ruhephase folgen

    Z.B. nach einer Nachtschicht 1 Tag (wenn der fol-gende Tag nicht mit einer Frhschicht beginnt),nach zwei bis drei Nachtschichten mglichst 2Tage. Sie sollte auf keinen Fall weniger als 24Stunden betragen.

    u Der Vorwrtswechsel (Frh-Spt-Nacht) sollte bevorzugt werden

    Der Vorwrtswechsel (Frh-Spt-Nacht, kurz:FSN) entspricht dem natrlichen circadianenRhythmus der Krperfunktionen. Die Vorwrtsro-tation macht den Tag lnger, die Rckwrtsro-tation (Nacht- Spt- Frh, kurz NSF) krzer.

    Beispiel: Wenn beim Wechsel von Frh auf Frhdie normallange Arbeitspause 16 Stundenbetrgt, so ist sie beim Wechsel von Frh aufSpt schon 24 Stunden lang (Vorwrtswechsel).Dagegen beim Wechsel von Spt auf Frh (Rck-wrtswechsel) nur 8 Stunden.

  • 17

    Was die Arbeitswissenschaft dazu sagt: Eckpunkte zur Gestaltung von Schichtarbeit

    Wechsel SF, NF, NS sind verbotene Schichtfol-gen, da zu wenig freie Stunden zwischen denSchichten liegen. Auch wenn zwischen denSchichtfolgen ein freier Tag eingefgt ist, sollteder Vorwrtswechsel bevorzugt werden, da erder Circadianrhythmik folgt.

    u Ungnstige Schichtfolgensollten vermieden werden

    Die Schichtfolge Frh-, Spt-, Nachtschicht, frei-er Tag, Frhschicht ist ungnstig (mindestens 2freie Tage nach einer Nachtschicht, auf die eineFrhschicht folgt, die freie Zeit ist stark verkrzt,Schlafdefizite).

    F-S-F: verboten nach ArbZG (mind. 11 Std.Ruhezeit nach der letzten Schicht)

    N - N - N - freier Tag - F - freier Tag: ungnstig

    u Die Anzahl der hintereinander liegendenFrhschichten sollte mglichst klein sein

    Auch die Zahl der Frhschichten in einem Blocksollte drei nicht berschreiten, da der Schlaf vorFrhschichten zumeist recht kurz ist und es soleicht zu einer Anhufung von Schlafdefizitenkommt.

    Der Vorschlag, einfach frher ins Bett zu gehen,hilft bei dieser Problemlage nicht wirklich weiter,denn Schichtarbeiter knnen zum Teil nicht fr-her einschlafen. So genannte forbidden zones(Zeitrume, in denen es sehr schwer fllt, ein-

    zuschlafen), im Zusammenhang mit dem sleepgate (der individuelle Zeitpunkt, zu dem dasEinschlafen leicht fllt), den Freizeitgewohnhei-ten in den Partnerschaften, Lrm, usw. bewirkenkurze Schlafzeiten.

    u Die Frhschicht sollte nicht zu frh beginnenJe spter die Frhschicht beginnt, desto geringerkann das Schlafdefizit werden. 7:00 Uhr ist bes-ser als 6:00 Uhr, 7:30 Uhr ideal, mglicherweiseknnen flexible Schichtwechselzeiten das Pro-blem reduzieren.

    Dadurch knnten auch die individuellen An-fahrtswege bercksichtigt werden, denn dieFrhschicht sollte nicht zur Nachtschicht wer-den.

    u Geblockte Wochenendfreizeitensollten gewhrt werden

    Das Wochenende hat einen besonderen Freizeit-nutzenwert, denn viele gesellschaftliche Akti-vitten spielen sich vorrangig am Wochenendeab und eine soziale Isolation sollte vermiedenwerden.

    Unter geblockten Wochenendfreizeiten ver-steht man zwei zusammenhngende freie Tageam Wochenende. Wenn ein freier Tag auf dasWochenende fllt, sollte dieser mit einem weite-ren freien Tag verknpft werden, so z.B.: Freitagbis Sonntag, Freitag und Samstag, Samstag undSonntag oder Sonntag und Montag.

  • 18

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    u Die Schichtdauer sollte von derArbeitsschwere abhngig sein

    Hier wren Arbeitsumgebungsbedingungen zubercksichtigen wie Lrm, Staub, Hitze, Klte etc.sowie eine Belastung durch schwere krperlicheArbeitsttigkeiten. Da die Arbeit in der Nachtselbst schon eine hohe Belastung darstellt, soll-ten Nachtschichten krzer sein als andere Schich-ten. Auch die Erholphasen innerhalb der Schicht-arbeit sollten grer sein als in der Normalschicht(Erholzeiten).

    u Flexibel ist besser als starrZugunsten individueller Bedrfnisse sollte aufstarre Anfangszeiten verzichtet werden. Opti-mal wre ein flexibler Schichtzeitbeginn, um derunterschiedlichen Belastbarkeit der Mitarbeiter(z.B. Alter) und den eigenen Typen (z.B. Mor-genmensch, Abendmensch) und individuellenVoraussetzungen (z.B. lange Anfahrtswege) Rech-nung zu tragen.

    u Eine Massierung der Arbeitszeit (mehrals 8 Stunden tglich) ist zu vermeiden

    Arbeitszeiten ber 8 Stunden sollten die Ausnah-me sein. Eine Ausweitung der Arbeitszeit ber 8Stunden arbeitstglich fhrt zu einer berdurch-schnittlichen Ermdung. Je grer die Anhufungvon Arbeitszeiten ist, desto mehr Zeit (aus demFreizeitblock) wird zur Erholung des Organismusbentigt. Dadurch wird zugleich die tatschlichfreie Zeit geringer. Zwischen zwei Schichten solleine Ruhezeit von mindestens 11 Stunden sein

    ( 5 Abs. 1 ArbZG). Nach der letzten Nachtschichtempfiehlt sich eine noch lngere Ruhezeit.

    u Kurzfristige Schichtplan-nderungen sind zu vermeiden

    Wird die durchschnittliche Arbeitszeit mit Frei-und Zusatzschichten kombiniert, um die tariflicheArbeitszeit zu erreichen, sollte dies nicht kurzfris-tig geschehen, um die Planbarkeit der individu-ellen Freizeit zu erhalten. Dies gilt auch fr ber-stunden oder unregelmige Diensteinteilungen.Die bersichtlichkeit, Planbarkeit und Beeinfluss-barkeit des Schichtplans ist erforderlich, um dasPrivatleben mit der Arbeit vereinbaren zu knnen.

    u Schichtarbeiter/innen sollten mglichst mehrfreie Tage im Jahr haben als Tagarbeiter/innen

    Die aus der Schichtarbeit resultierende Mehrbe-lastung sollte mglichst durch zustzliche freieZeit ausgeglichen werden, um die Gesundheitsge-fahren zu reduzieren. Die Umwandlung der klas-sischen Nachtarbeitszuschlge in zustzlichefreie Zeit erffnet eine Reihe von weiteren Gestal-tungsoptionen fr ergonomische Schichtplne.

    u Mindestens ein freier Abend pro Wo-che zwischen Montag und Freitag

    Die sozial wirksame Freizeit liegt zu einem groenTeil auch abends unter der Woche. Es gibt diskon-tinuierliche Schichtsysteme, in denen ein Schicht-arbeiter in den Spt- und Nachtschichtwochenin 2 von 3 Wochen keine Mglichkeit hat, einenAbend mit Familie oder Freunden zu verbringenbzw. am sozialen Leben (Vereine, politische Par-

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    Was die Arbeitswissenschaft dazu sagt: Eckpunkte zur Gestaltung von Schichtarbeit

    Die Eingabe dieser arbeitswissenschaftlichenKriterien in das Programm OPTISCHICHTDie hier genannten arbeitswissenschaftlichenKriterien knnen und sollen im Schichtplanbe-rechnungsprogramm OPTISCHICHT ber ein Menvor der Berechnung der Schichtplne eingegebenwerden. Sie werden den angezeigten errechnetenSchichtplnen jeweils vorangestellt (siehe auchweiter unten).

    Zusammenfassende BewertungDie Empfehlungen zur Gestaltung von Schichtpl-nen lassen sich bei einer Arbeitszeit von z.B. 35Wochen-Stunden nicht alle gleichzeitig realisie-ren. Es mssen Prioritten festgelegt und Kom-promisse gesucht werden. Je mehr Kriterien in dieGestaltung der Schichtplne eingebracht werden,desto eher und mehr werden errechnete Schicht-plne gegen einzelne dieser Kriterien verstoen.

    Es gibt keine verbindliche Rangfolge der Kriteri-en. Dennoch gibt es einige Kriterien, denen aus

    teien usf.) teilzunehmen (siehe auch Schichtar-beit und Familie).

    bersicht: Checkliste arbeitswissen-schaftlicher Empfehlungenu Die Anzahl der hintereinanderliegenden

    Nachtschichten sollte mglichst klein sein(maximal 3). Auch Frh- und Sptschich-ten sollten schnell rotieren (1 bis 3 Tage)

    u Nachtschichten sollten mglichst frhenden (zwischen 5:00 und 6:00 Uhr)

    u Nach einer Nachtschichtphase sollte einemglichst lange Ruhephase folgen

    u Der Vorwrtswechsel (Frh-Spt-Nacht) sollte bevorzugt werden

    u Ungnstige Schichtfolgen soll-ten vermieden werden

    u Die Anzahl der hintereinander liegendenFrhschichten sollte mglichst klein sein

    u Die Frhschicht sollte nicht zu frh beginnenu Geblockte Wochenendfreizei-

    ten sollten gewhrt werdenu Die Schichtdauer sollte von der Ar-

    beitsschwere abhngig seinu Flexibel ist besser als starru Eine Massierung der Arbeitszeit (mehr

    als 8 Stunden tglich) ist zu vermeidenu Kurzfristige Schichtplannde-

    rungen sind zu vermeidenu Schichtarbeiter/innen sollten mglichst mehr

    freie Tage im Jahr haben als Tagarbeiter/innenu Mindestens ein freier Abend pro Wo-

    che zwischen Montag und Freitag

  • 20

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    arbeitswissenschaftlicher Sicht eine besondereBedeutung und Prioritt zukommt:

    u Das Kriterium Verbotene Schicht-folgen (NF, SF, NS) sollte im-mer an erster Stelle stehen.

    u Das Kriterium Nicht mehr als dreiNachtschichten in Folge sollte aufeinem vorderen Rang stehen.

    u Weiterhin wichtig ist die Vorwrtsrota-tion der Schichten. Deshalb sollte auchein vorderer Rang fr die Rotations-richtung (FSN) festgelegt werden.

    u Eine Massierung der Arbeitszeit soll-te verhindert werden. Deshalb empfeh-lenswert: das Kriterium, nicht mehrals 5 Gesamtschichten in Folge.

    Grundstzlich hat sich die Gestaltung der Schicht-plne immer nach den gesetzlichen und tarifli-chen Bedingungen zu richten. Weiterhin sind na-trlich die betrieblichen Belange zu beachten.

    In die Gestaltung der Schichtplne sollten immerauch die Betroffenen einbezogen werden. Es istnicht akzeptabel, Schichtplne gegen die Wn-sche der Betroffenen zu gestalten. Auf betriebli-cher Ebene ist ein Konsens anzustreben.

    Aus jahrelanger Praxis der Schichtplangestaltungresultieren die folgenden Empfehlungen fr dieEinfhrung neuer Schichtsysteme (nach Knauth):u Ausfhrliche Diskussion des alten

    Schichtplanes und frhzeitige Infor-mation aller betroffenen Beschftig-ten ber nderungsmglichkeiten.

    u Hinweis, dass man ein Schichtsys-tem nur dann wirklich beurteilen kann,wenn man es selbst ausprobiert hat.

    u Erste Umstellungsversuche in kooperations-willigen Pilotabteilungen oder Pilotbetrieben.

    u Beteiligung der Betroffenen, am bes-ten bei der Erstellung, mindestens aberbei der Auswahl des neuen Schichtsys-tems (siehe hierzu auch Kapitel 5).

  • 21

    Rechtsnormen zu Schicht- und Nachtarbeit

    4 Rechtsnormen zu Schicht- und Nachtarbeit

    Diese Rechte ergeben sich aus 87 Abs. 1 Nr. 2BetrVG. Hiernach hat der Betriebsrat soweiteine gesetzliche oder tarifliche Regelung nichtbesteht mitzubestimmen ber Beginn undEnde der tglichen Arbeitszeit einschlielich derPausen sowie die Verteilung der Arbeitszeit aufdie einzelnen Wochentage.

    Ein Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats beiFragen der Nacht- und Schichtarbeit besteht auchnach 87 Abs. 1 Nr. 7 BetrVG. Hier heit es:

    Der Betriebsrat hat, soweit eine gesetzliche odertarifliche Regelung nicht besteht, in folgendenAngelegenheiten mitzubestimmen: ...

    7. Regelungen ber die Verhtung von Arbeits-unfllen und Berufskrankheiten sowie ber denGesundheitsschutz im Rahmen der gesetzlichenVorschriften oder der Unfallverhtungsvorschrif-ten.

    Eine ausfllungsbedrftige Rahmenvorschriftim Sinne dieser Bestimmung stellt 6 ArbZGdar. Hiernach ist die Arbeitszeit der Nacht- undSchichtarbeitnehmer nach den gesicherten ar-beitswissenschaftlichen Erkenntnissen ber diemenschengerechte Gestaltung der Arbeit festzu-legen. Mit dieser Bestimmung soll dem im Grund-gesetz verbrieften Recht auf krperliche Unver-sehrtheit Rechnung getragen werden. Die kon-krete betriebliche Umsetzung dieser gesetzlichenVerpflichtung ist zwischen den Betriebsparteienin Form einer Betriebsvereinbarung zu regeln.

    Es gibt eine Reihe gesetzlicher und tariflicherBestimmungen, die bei der Gestaltung derSchichtarbeit von Bedeutung sind. Neben demBetriebsverfassungsgesetz (BetrVG), dem Ar-beitszeit- (ArbZG) und Arbeitsschutzgesetz(ArbSchG) spielen die Manteltarifvertrge einezentrale Rolle. Die wesentlichen arbeitsrechtli-chen Grundlagen, auf die sich Betriebsrte beider betrieblichen Einfhrung oder Ausgestaltungvon Schichtarbeit beziehen knnen, werden imFolgenden erlutert.

    Mitbestimmung des Betriebsrats

    Schichtarbeit ist Arbeit, die nach einem be-stimmten Zeitplan zu wechselnden Zeiten(Wechselschicht) oder konstant ungewhn-licher Zeit (z.B. Dauernachtschicht) von meh-reren Arbeitnehmern verrichtet wird. Es gibtSchichtsysteme mit und ohne Nachtarbeitebenso wie mit und ohne Wochenendarbeit.Die Bandbreite der Schichtsysteme ist gro.

    Der Betriebsrat hat bei der Frage der Einfhrungvon Schichtarbeit sowie bei der Schichtplange-staltung weitreichende Mitbestimmungsrechte,die sich auf das Ob und Wie der Schichtar-beit beziehen. Der Betriebsrat hat mitzubestim-men bei der Einfhrung, Ausgestaltung, nde-rung, also auch beim Rckfahren von Schicht-arbeit. Dabei ist es fr die Mitbestimmung uner-heblich, ob sich die Manahmen auf den ganzenBetrieb oder nur auf einzelne Betriebsbereicheerstrecken.

  • 22

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Eine weitere Verpflichtung des Arbeitgebers zurgesundheitsvertrglichen Arbeitszeitgestaltungergibt sich etwa aus 5 ArbSchG. Hiernach sindmgliche Gefhrdungen z.B. resultierend ausder Arbeitszeit zu ermitteln und zu beurteilen.Je nach dem Ergebnis der Gefhrdungsbeurtei-lung sind Manahmen zur Verringerung oderBeseitigung der Gefhrdungen umzusetzen. DieVorschriften des ArbSchG ber Gefhrdungsbe-urteilungen ( 5) sind ebenfalls ausfllungsbe-drftige Rahmenvorschriften, deren konkrete Aus-gestaltung die Mitbestimmung des Betriebsratserfordert.

    Es gibt also fr Betriebsrte mehrere mitbestimm-te Zugnge zum Thema Schichtarbeit. (Unter-schiedliche betriebliche Szenarien werden imnchsten Kapitel dargestellt).

    Wichtige Bestimmungen desArbeitszeitgesetzes und der Tarifvertrgezur Nacht- und SchichtarbeitNach 80 Abs. 1 Satz 1 BetrVG hat der Betriebs-rat die Einhaltung der zugunsten der Arbeitneh-mer/innen geltenden Gesetze, Verordnungen,Unfallverhtungsvorschriften, Tarifvertrge undBetriebsvereinbarungen zu berwachen. Das Ar-beitszeitgesetz vom Juni 1994 beinhaltet nebenregelungsoffenen oder ausfllungsbedrftigenRahmenvorschriften wie etwa den Auftrag, dassNacht- und Schichtarbeit nach gesicherten ar-beitswissenschaftlichen Erkenntnissen zu ge-stalten sind, weitere abschlieende Regelungen,deren Einhaltung vom Betriebsrat zu berwachen

    ist. Einige dieser Bestimmungen werden im Fol-genden dargestellt. Hierbei wird auch auf die z.T.unterschiedlichen Regelungen in Gesetz und Tarif-vertrgen aufmerksam gemacht:

    u Die werktgliche Hchstarbeitszeit der Nacht-arbeitnehmer/innen betrgt acht Stunden ( 6Abs. 2 ArbZG). Eine Verlngerung der tglichenArbeitszeit auf zehn Stunden ist mglich, wennin einen Ausgleichszeitraum von einem Kalen-dermonat oder vier Wochen der Durchschnittvon acht Stunden werktglich nicht berschrit-ten wird. (Beispiel: zwei Wochen lang wird anje sechs Tagen zehn Stunden gearbeitet, inzwei weiteren Wochen wird an je sechs Tagensechs Stunden gearbeitet; die durchschnittli-che werktgliche Arbeitszeit betrgt acht Stun-den).

    Wichtig fr die betriebliche Praxis: Fr ta-rifgebundene Betriebe gelten verschiedeneAusgleichszeitrume, der gesetzliche undder tarifliche. Die vom ArbZG genannten Aus-gleichszeitrume beziehen sich auf die 6-Tage-bzw. 48-Stunden-Woche. Fr Nachtarbeitneh-mer/innen gilt ein Ausgleichszeitraum von vierWochen, fr alle anderen Beschftigten giltein Ausgleichszeitraum von sechs Monatenbzw. 24 Wochen, in dem die durchschnittlichewerktgliche Arbeitszeit acht Stunden nichtberschreiten darf. Nach den Tarifvertrgengelten die Ausgleichszeitrume (hufig 12Monate) i.d.R. fr die 35-Stunden-Woche.Beide Ausgleichszeitrume sind einzuhalten.

  • 23

    Rechtsnormen zu Schicht- und Nachtarbeit

    u Nachtarbeitnehmer/innen sind berechtigt,sich vor Beginn der Beschftigung und danachin regelmigen Zeitabstnden von nicht we-niger als drei Jahren und nach Vollendungdes 50. Lebensjahres in Zeitabstnden voneinem Jahr arbeitsmedizinisch untersuchenzu lassen. Die Kosten trgt der Arbeitgeber,sofern er nicht eine kostenlose Untersuchungdurch den Betriebsarzt oder betriebsrztli-chen Dienst anbietet ( 6 Abs. 3 ArbZG).

    u Auf Verlangen des Nachtarbeitnehmers hatder Arbeitgeber ihn auf einen geeignetenTagesarbeitsplatz umzusetzen, wenn

    arbeitsmedizinisch eine Gesundheitsgefhr-dung bei weiterer Nachtarbeit festgestelltwird,

    ein im Haushalt des Beschftigten le-bendendes Kind unter 12 Jahren oder einschwerpflegebedrftiger Angehriger nichtvon einer anderen im Haushalt lebendenPerson betreut werden kann

    und dringende betriebliche Erfordernissenicht entgegen stehen. In diesem Fall ist derBetriebsrat zu hren ( 6 Abs. 4 ArbZG).

    u Soweit keine tarifliche Ausgleichsregelungbesteht, hat der Arbeitgeber fr die wh-rend der Nachtzeit und an Sonn- und Fei-ertagen geleisteten Arbeitsstunden eineangemessene Zahl bezahlter freier Tageoder einen angemessenen Zuschlag aufdas Bruttoarbeitsentgelt zu gewhren ( 6Abs. 5 ArbZG). In den (Mantel)tarifvertrgensind i.d.R. solche Ausgleichsregelungen

    in Form von Geldzuschlgen, gelegentlichauch als zustzliche freie Zeit geregelt.

    u Weiter hat der Arbeitgeber sicherzustellen,dass Nachtarbeitnehmer den gleichen Zugangzu betrieblicher Weiterbildung und zu auf-stiegsfrdernden Manahmen haben wie diebrigen Beschftigten ( 6 Abs. 6 ArbZG).

    u Einige Manteltarifvertrge enthalten spezielleRegelungen bzw. Mglichkeiten fr Schichtar-beiter/innen zum Wechsel von Schichtarbeitin Normalschicht. So regelt etwa der MTV frArbeiter und Angestellte der Metallindustrie inNordwrttemberg/Nordbaden:Beschftigte, die mindestens sieben Jahreregelmig in Schichtarbeit (Mehrschichtar-beit, Nachtschichtarbeit) ttig waren, werdenim Rahmen der innerbetrieblichen Stellenaus-schreibung bei der Besetzung von Stellen ineiner fr sie gnstigeren Schichtform bei glei-cher Eignung bevorzugt bercksichtigt, es seidenn, dass anderen Bewerbern aus dringen-den betrieblichen oder persnlichen Grndender Vorrang eingerumt werden muss. ( 8.7)

    u Gesetzliche Nachtarbeitsverbote bestehenfr werdende und stillende Mtter ( 8 Mut-terschutzgesetz), Jugendliche ( 14 Abs. 1 Ju-gendarbeitsschutzgesetz) und Beschftigte inVerkaufsstellen ( 3, 17 Ladenschlussgesetz).

    u Nachtzeit ist die Zeit von 23:00 bis 6:00 Uhr (inBcker- und Konditoreien von 22:00 bis 5:00Uhr; 2 Abs. 3 ArbZG)Beachte: Hiervon zu unterscheiden sind meistabweichende Nachtarbeitszeitregelungen inTarifvertrgen, deren Zweck es in der Regel ist,

  • 24

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    ist vom Bundesverfassungsgericht mit Urteilvom 28.1.1992 (DB 1992, 377) fr verfassungs-widrig erklrt worden (Gleichbehandlungsge-bot). Allerdings hat das Bundesverfassungsge-richt nicht versumt, auf die Schdlichkeit vonNachtarbeit fr Mnner und Frauen hinzuwei-sen:Auf der Grundlage dieser Einschtzung be-darf Nachtarbeit im Rahmen von Arbeitsver-hltnissen angesichts ihrer nachgewiesenenSchdlichkeit fr die menschliche Gesundheitauch weiterhin einer gesetzlichen Regelung.Ihre unbeschrnkte Freigabe ohne flankieren-de Manahmen wrde gegen den objektivenGehalt des Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG versto-en. (BVerfG v. 28.1.1992, DB 1992, 377)

    Im Unterschied zum Begriff des Nachtarbeitneh-mers enthlt das Arbeitszeitgesetz keine eigeneDefinition des Schichtarbeitnehmers. Nach gel-tender Auffassung ist jedoch jeder Arbeitnehmer,der im Rahmen eines Schichtplanes eingesetztwird, als Schichtarbeitnehmer zu behandeln (Art.2 Nr. 6 RL 2003/88/EG). Schichtarbeit liegt da-bei begrifflich vor, wenn die Arbeit nach einembestimmten Zeitplan zu unterschiedlichen Zeitenvon mehreren Arbeitnehmern verrichtet wird (BAGv. 18.7.1990, DB 1991, 551).

    u Sonn- und Feiertagsruhe regelt das Arb-ZG in 9 Abs. 1: Ein Beschftigungsverbotfr Arbeitnehmer besteht an Sonn- undgesetzlichen Feiertagen von 0 bis 24 Uhr.Nach Abs. 2 kann in mehrschichtigen Be-trieben allerdings Beginn oder Ende der

    den Zeitraum zu bestimmen, in dem Nacht-arbeitszuschlge gezahlt werden mssen.

    u Nachtarbeit ist jede Arbeit, die mehr alszwei Stunden der Nachtzeit erfasst(2 Abs. 4 ArbZG).Beispielhafte Tarifvertragsregelung: Nacht-arbeit ist die in der Zeit zwischen 20:00 Uhrund 6:00 Uhr geleistete Arbeit ... ( 4 MTVMetallindustrie Hessen i.d.F. vom 1.12.2000).

    u Nachtarbeitnehmer sind nach 2Abs. 5 ArbZG Arbeitnehmer, die aufgrund ihrer Arbeitszeitgestaltung

    normalerweise Nachtarbeit in Wech-selschicht zu leisten haben oder

    Nachtarbeit an mindestens 48 Ta-gen im Kalenderjahr leisten.

    Wichtig fr die betriebliche PraxisFr tarifgebundene Betriebe gelten die Bestim-mungen des Arbeitszeitgesetzes und die desjeweiligen Tarifvertrages. Die gesetzlichen Be-stimmungen mssen erfllt sein, damit die An-forderungen etwa an den Gesundheitsschutz frNachtarbeiter/innen, die das ArbZG formuliert,beansprucht werden knnen (z.B. arbeitsmedi-zinische Untersuchungen in bestimmten Zeitab-stnden). Die tarifliche Bestimmung muss einge-halten sein, wenn z.B. Zuschlge fr Nachtarbeitgeltend gemacht werden.

    u Mnner und Frauen werden bei Nachtarbeitgleich behandelt. Das in der frheren Arbeits-zeitordnung geregelte Nachtarbeitsverbot frArbeiterinnen besteht nicht mehr. Das Verbot

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    Rechtsnormen zu Schicht- und Nachtarbeit

    Sonn- und Feiertagsruhe um bis zu sechsStunden vor- oder zurckverlegt werden.Abs. 2 erlaubt eine Verschiebung des Ruhe-zeitraums von 24 Stunden, nicht aber eineVerkrzung. Diese 24-stndige Sonn- undFeiertagsruhe ist nach 11 Abs. 4 um die11-stndige Ruhezeit des 5 zu erweitern,sofern dem nicht technische oder arbeits-organisatorische Grnde entgegenstehen.Damit ergibt sich in der Regel eine Min-destwochenendruhezeit von 35 Stunden.

    u Ausnahmen von 9 regelt 10 Sonn- undFeiertagsbeschftigung. Diese Ausnahmengelten z.B. fr Not- und Rettungsdienste,fr den Bereich der ffentlichen Sicherheitusw. 11 regelt den Ausgleich fr Sonn-und Feiertagsbeschftigung (mindestens15 Sonntage mssen beschftigungsfreibleiben, fr Sonn- und Feiertagsarbeitgibt es Anspruch auf Ersatzruhetage).

    u Nach 12 ArbZG kann tarifvertraglich oderauf Grund eines Tarifvertrages in einer Be-triebsvereinbarung zugelassen werden,dass die Arbeitszeit in vollkontinuierlichenSchichtbetrieben an Sonn- und Feiertagenauf bis zu zwlf Stunden verlngert wird,wenn dadurch zustzliche freie Schichtenan Sonn- und Feiertagen entstehen, d.h. dieBetroffenheit von Sonn- und Feiertagsarbeithinsichtlich ihrer Hufigkeit abnimmt. DieAusgleichszeitrume sind einzuhalten.

    u Achtung: 13 Abs.4 ArbZG ermchtigt dieAufsichtsbehrde aus produktionsprozessbe-

    dingten Grnden zur Erteilung von Ausnah-megenehmigungen. Voraussetzung hierfrist, dass ein ununterbrochener Fortgangder Arbeiten zur Verhinderung des Miss-lingens der Produktion erforderlich ist.

    u Achtung: Nach 13 Abs. 5 ArbZG hat die Auf-sichtsbehrde, Sonn- und Feiertagsarbeitzu bewilligen, wenn bei lngeren Betriebs-zeiten im Ausland die Konkurrenzfhigkeitunzumutbar beeintrchtigt ist und durch dieGenehmigung von Sonn- und Feiertagsarbeitdie Beschftigung gesichert werden kann.Als Voraussetzung fr die Erteilung einerAusnahmegenehmigung gilt die Ausschp-fung der wchentlichen Betriebszeiten.

    Die Mitbestimmung des Betriebsrats bleibt un-berhrt. Die vorherige Zustimmung des Betriebs-rats ist Wirksamkeitsvoraussetzung fr eineAnordnung von Sonn- und Feiertagsarbeit durchden Arbeitgeber. Gerne argumentieren Arbeit-geber mit einer mglichen Zustimmung der Auf-sichtsbehrde so als sei die Mitbestimmung desBetriebsrats damit ausgehebelt. Das ist recht-lich gesehen aber falsch. Die Zustimmung derAufsichtsbehrde und die Mitbestimmung desBetriebsrats sind zwei verschiedene Sachverhal-te, die auch getrennt voneinander zu behandelnsind. Die Aufgaben der Aufsichtsbehrde, dieArbeitszeitfragen betreffen, ergeben sich ausdem Arbeitszeitgesetz, die Mitbestimmungs-rechte der Betriebsrte regelt 87 Betriebsver-fassungsgesetz.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    5 Schichtplangestaltung braucht den Dialog zurVorgehensweise der betrieblichen Interessenvertretung

    wertung von Schichtmodellen fhren: So kannes beispielsweise fr Alleinerziehende gns-tiger erscheinen, nur am Vormittag oder amAbend zu arbeiten, weil sie auerhalb dieserZeiten die Kinderbetreuung sicherstellen ms-sen. Fr andere wird das freie Wochenendeoder der freie Abend hchste Prioritt haben,weil sie etwa ein Hobby mit anderen betreibenoder gemeinsame Zeit fr die Familie suchen.

    u Wer lange in einem physisch und psychischbelastenden Schichtmodell gearbeitet hatund mit zunehmendem Alter die Folgen sprt,der wird mglicherweise gesundheitlichenAspekten der Schichtplangestaltung aufge-schlossener gegenber stehen als andere.Bei vielen lteren Kolleginnen und Kollegenbestimmt vielfach der Grundsatz Hauptsa-che runter von der Schicht! ihre Haltung.

    Natrlich knnen die genannten Blickwinkelund Prioritten nicht eindeutig einer Gruppeoder einzelnen Personen zugeordnet werden.Die Haltung Einzelner als auch von Teilen derBelegschaft ist immer eine Mischung aus un-terschiedlichen Interessenlagen. Zudem spieltein gewisser Gewhnungseffekt bei der Fragenach den Prferenzen eine zentrale Rolle: Auf einvorhandenes Schichtmodell hat man sich sozi-al eingestellt. Mit anderen Worten: Privatlebenund Beruf schwingen nach dem Takt des bekann-ten und in der Praxis bewhrten Schichtmo-dells. Ob das alles auch wieder mit einem neuenModell gelingen kann, erscheint vielen Beschf-tigten und auch Betriebsrten fraglich.

    In vielen Betrieben gibt es jahrelang eingespiel-te Schichtsysteme, auf die sich alle Beteiligtenmehr oder weniger gut eingestellt haben. WederBeschftigte noch Betriebsrte schnren dasRegelungspaket Schichtarbeit gerne auf. DieGrnde hierfr liegen auf der Hand: Wie beikaum einem anderen betrieblichen Regelungs-gegenstand spielen bei der Schichtarbeit un-terschiedliche Interessenlagen eine Rolle undzwar nicht nur zwischen der Geschftleitung aufder einen und dem Betriebsrat und der Beleg-schaft auf der anderen Seite. Auch zwischen denBeschftigten kann es hchst unterschiedlicheInteressen, Sichtweisen, Prioritten geben, dieihre grundstzliche Haltung zur Schichtarbeitoder zu einem bestimmten Schichtmodell be-stimmen. Idealtypisch lassen sich folgende Inter-essenkonstellationen unterscheiden:

    u Fr die einen ist an der Schichtarbeit vor allemder geldliche Aspekt von Bedeutung. Bei Mehr-schichtmodellen werden nach den meisten Ta-rifvertrgen Zuschlge fllig, die eine wichtigeEinkommensquelle darstellen. Unsoziale undgesundheitsgefhrdende Arbeitszeiten wie bei-spielsweise Nacht - oder Sonn- und Feiertags-arbeit werden besonders hoch honoriert. Ge-rade jngere Beschftigte, die Familie haben,Raten abzahlen mssen usw. haben ihre Pla-nungen auf diese Einkommensart eingestellt.

    u Fr andere Beschftigtengruppen steht dieVerbindung von beruflichen Anforderungenund privaten Interessen im Vordergrund. Jenach individueller Lebenssituation kann das zuganz unterschiedlichen Prferenzen bei der Be-

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    Schichtplangestaltung braucht den Dialog zur Vorgehensweise der betrieblichen Interessenvertretung

    Auerdem haben viele Schichtarbeiterinnen undSchichtarbeiter das Gefhl, sich krperlich auf einbestimmtes Schichtmodell eingestellt zu haben.Ich habe mich an die Schichtarbeit gewhnt. Dasmacht mir nichts mehr aus, heit es da gelegent-lich. Oder: Fr mich ist die Dauernachtschichtkein Problem. Darauf hat sich mein Krper einge-stellt. Normalschicht wre nichts mehr fr mich.(Zur Frage der krperlichen Gewhnung an Nacht-schicht siehe Kapitel 2).

    Sicher, das alles knnten gute Grnde sein, beider Gestaltung der Schichtarbeit im Betrieb al-les beim Alten zu lassen. Und auch aus Sichtder IG Metall lautet der Grundsatz nicht: In je-dem Betrieb muss eine intensive Debatte berSchichtarbeit gefhrt und das praktizierte Modellgendert werden. Vielmehr sollte sich die Inter-essenvertretung genau berlegen, wann, wie undmit welcher Zielsetzung sie eine Debatte berSchichtarbeit beginnt. Die Anlsse dafr knnenunterschiedlich sein:

    Arbeitgeber will Schichtarbeit ausweitenSchichtmodelle geraten aktuell meist nicht durcheine Initiative des Betriebsrates auf den Prf-stand, sondern die Arbeitgeberseite erffnet dieDebatte. Hufigstes Ziel: Die Schichtarbeit sollausgeweitet werden, um eine hhere Anlagen-nutzung zu erreichen und/oder Servicezeiten frinterne und externe Kunden auszudehnen. Sosollen Kosten reduziert oder ein Konkurrenzvor-teil am Markt errungen werden. Diese Fallkonstel-

    lation hat in Verbindung mit dem gewachsenenStandort- und Konkurrenzdruck und den gestie-genen Mglichkeiten der Arbeitgeber, Produktionzu verlagern, in den vergangenen Jahren dazugefhrt, dass sich die Wochenend- und Schicht-arbeit ausgeweitet haben. Mit anderen Worten:Unsoziale und gesundheitsgefhrdende Arbeits-zeiten nehmen zu.

    In einem solchen Fall ist die Interessenvertretunggefordert: Die wirtschaftliche Begrndung derArbeitgeberseite muss auf den Prfstand, sozialeund arbeitswissenschaftliche Argumente msseneingebracht, alternative Schichtmodelle disku-tiert werden. Ziel muss es sein, die Ausweitungunsozialer und gesundheitsgefhrdender Arbeits-zeiten zu verhindern. Motto: Keine Nachtschichtist besser als eine gut gestaltete Nachtschicht.Sollte dies unter dem Druck der Verhltnisse nichtgelingen, muss das neue Schichtsystem unterden gegebenen Rahmendaten ein Maximum anergonomischer und sozialer Gestaltung sicher-stellen.

    Durchsetzungsstrategisch kann sich die Interes-senvertretung in diesem Fall vor allem auf die Mit-bestimmungsrechte nach 87.1.2 BetrVG in Ver-bindung mit 6 ArbZG sttzen: Fr die Vernde-rung bestehender Arbeitszeitregelungen brauchtder Arbeitgeber auf jeden Fall die Zustimmungdes Betriebsrats. Zudem fordert das Arbeitszeit-gesetz die Gestaltung der Schichtarbeit nach ge-sicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Arbeitgeber will Schichtplne verndernAuch dieses Szenario ist nicht ganz ungewhn-lich: Zum Vermeiden oder Verringern eines ho-hen Krankenstandes ist es der richtige Weg, dieArbeitsbelastung zu reduzieren und die Arbeits-zufriedenheit zu strken. Gerade vor dem Hinter-grund alternder Belegschaften ist die Einfhrungweniger beanspruchender Schichtplne gelegent-lich auch fr die Arbeitgeberseite ein adquatesMittel, auf diese Herausforderungen zu reagieren.

    Diese Chance sollten Betriebsrte nicht ungenutztlassen. Sich jetzt aktiv in den Prozess einzuschal-ten, eigene Vorstellungen zur Schichtplangestal-tung zu entwickeln und diese in der Belegschaftzur Diskussion stellen das wre in dieser Situa-tion sicher die richtige Reaktion.

    Was der Betriebsrat aufjeden Fall beachten sollte!Unabhngig von den einzelnen Fallkonstellati-onen gibt es ein paar zentrale Aspekte, die derBetriebsrat bei seiner Auseinandersetzung mitSchichtarbeit in der Vorgehensweise bercksichti-gen sollte:

    Fr betriebliche Debatte sensibilisierenEine Debatte ber Schichtmodelle kann undsollte nicht verordnet werden. Ansonsten luftdie Interessenvertretung Gefahr, sich von Tei-len der Belegschaft zu isolieren und erheblicheWiderstnde heraufzubeschwren. Deshalb

    Unzufriedenheit bei der Belegschaftund/oder deutliche ProblemeManchmal steht das bestehende Schichtsystemim Betrieb zur Debatte, weil Teile der Belegschaftmit ihm unzufrieden sind. Davon zu unterschei-den ist eine betriebliche Fallkonstellation, bei deraus der Belegschaft heraus zwar keine Kritik ge-uert wurde, gleichwohl Indizien fr bestehendeProbleme nicht zu bersehen sind. So kann essein, dass in bestimmten Schichten der Kranken-stand besonders hoch ist, viele Beschftigte be-stimmte Schichten verlassen wollen oder in man-chen Schichten ltere Kolleginnen und Kollegenkeine Chance mehr haben.

    Auch in diesen Fllen ist die Interessenvertretunggefordert. Eine offene Diskussion ber die Vor-und Nachteile des bestehenden Modells ist uner-lsslich. Und zwar sowohl mit den Beschftigtenals auch mit der Arbeitgeberseite. Dabei wird derBetriebsrat im ersten Fall auf die Bereitschaft derBelegschaft bauen knnen, sich auf eine Debatteeinzulassen, im zweiten Fall muss er unter Um-stnden fr eine solche erst werben.

    Rechtlich hat auch hier der Betriebsrat eine Reihevon Instrumenten zur Hand, die ihn bei seinerArbeit untersttzen: Er kann ein vorhandenesSchichtsystem mit Hilfe einer Gefhrdungsbe-urteilung der Arbeitszeiten auf den Prfstandstellen (87 (1) 7 BetrVG i.V. mit 5 Arbeitsschutz-gesetz).

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    Schichtplangestaltung braucht den Dialog zur Vorgehensweise der betrieblichen Interessenvertretung

    gilt: Fr die Probleme bestehender Schicht-modelle muss die Belegschaft zunchst sensi-bilisiert werden. Deshalb wird der Betriebsratnach Wegen suchen mssen, wie die Problemeans Tageslicht befrdert werden knnen.

    Schichtmodell kann nicht verordnet werdenWas fr die Debatte ber Schichtmodellegilt, das gilt erst recht fr ihre Ausgestaltung.Ein bestimmtes Schichtmodell kann nicht amgrnen Tisch entwickelt und dann verord-net werden. Bei der Schichtarbeit mssenunterschiedliche Interessen und Priorittenmiteinander in Einklang gebracht werden.Ein solcher Vorgang trifft nur auf Akzeptanz,wenn im Vorfeld alle Beteiligten ihre Sichtder Dinge einbringen knnen und aktiv in dieKompromissbildung einbezogen werden.

    Es gibt kein optimales SchichtmodellAllen betrieblichen Akteuren muss klar sein,dass es kein optimales Schichtmodell gibt.Alle Modelle, auch die von der IG Metalloder der Arbeitswissenschaft favorisier-ten, haben Schwchen und stellen einenKompromiss zwischen unterschiedlichenAspekten dar. Ein Glaubenskrieg, wer dasbeste Modell hat, fhrt zu nichts. Die Schw-chen und die Strken eines jeden Modellsmssen auf den Prfstand. Am Ende wirdman ber Prioritten diskutieren und sichfr eine Variante entscheiden mssen.

    Bestimmte Aspekte mssen von der Interes-senvertretung aktiv eingebracht werdenNicht alle Aspekte zur Bewertung von Schicht-modellen liegen auf der Hand. So scheint frviele Betroffene eine Schichtfolge gnstigzu sein, die eine ganze Reihe von Nacht-schichten hintereinanderschaltet, um einenGewhnungseffekt zu erreichen. Arbeits-medizinische Untersuchungen haben gezeigt,dass dem nicht so ist. Der Betriebsrat wirdalso fr ein Modell, dass mit einer solchenLogik bricht, erst intensiv werben mssen.

    Pilotphase vereinbarenBei der Entwicklung und Umsetzung neuerSchichtmodelle hat es sich fr alle Beteilig-ten als sinnvoll erwiesen, eine Pilotphasezu vereinbaren, nach der wieder zum altenModell zurckgekehrt werden kann. So istfr die Beschftigten der Wechsel von einemzum anderen Schichtmodell ein Sprungins kalte Wasser. Man wei nicht, ob derKrper den neuen Schichtrhythmus so ver-kraften wird wie den alten, ob Berufs- undPrivatleben miteinander in Einklang gebrachtwerden kann usw.. Solche und hnliche Be-denken knnen im Vorfeld des Wechsels eherakzeptiert werden, wenn der Ausstieg nacheiner Pilotphase mglich ist. Auerdem gibtes die Chance, im Verlauf der Pilotphase anVerbesserungen des Modells zu arbeiten.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Auf jeden Fall Untersttzungvon auen holenRechtliche, politische und arbeitswissen-schaftliche Fragen mssen bei der Schicht-plangestaltung bercksichtigt werden. Ar-

    beitswissenschaftler/innen, Akteure/innenaus den Bereichen Gesundheitsschutz undTarifpolitik der IG Metall haben know how,auf das nicht verzichtet werden sollte.

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    Wie OPTISCHICHT die Betriebsratsarbeit untersttzen kann

    6 Wie OPTISCHICHT die Betriebsratsarbeit untersttzen kann

    Die Gestaltung von Schichtarbeit ist eine sehrkomplexe Aufgabe. Die Entwicklung von Schicht-plnen stellt hohe Anforderungen an die betrieb-lichen Akteure. Soziale, finanzielle, gesundheitli-che Aspekte - all das muss durchdacht und disku-tiert sein, will man neue Schichtplne entwickeln.Fr diesen Prozess ist es sehr hilfreich, wenn manunterschiedliche Varianten von Schichtplnenmiteinander vergleichen kann. Hierbei hilft OPTI-SCHICHT. Die Software berechnet Schichtplnenach vorher festzulegenden Kriterien, die dannmiteinander verglichen und auf Vor- und Nach-teile abgewogen werden knnen. Insofern istOPTISCHICHT ein untersttzendes Hilfsmittel, dasnach ein paar Stunden Erprobungszeit zum Erstel-len von Schichtplnen angewendet werden kann.

    Um es gleich hervorzuheben: OPTISCHICHT er-setzt keine Diskussionen mit den Beschftigtenoder dem Arbeitgeber. Es hilft aber, diese qua-lifiziert mit eigenen Vorschlgen und Auswahl-mglichkeiten zu fhren.u OPTISCHICHT errechnet Schichtplne nach

    auszuwhlenden Kriterien. Diese Kriterien sindan arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissenzur Schichtplangestaltung orientiert. Die mitOPTISCHICHT errechneten Schichtplne kn-nen dann mit den Beschftigten und dem Ma-nagement diskutiert und abgeglichen werden.

    u Aber beachte: Die arbeitswissenschaftlicheQualitt der Schichtplne, die das Programmerrechnet, hngt von den ausgewhlten Krite-rien ab. Wir empfehlen, dass mindestens fol-gende Kriterien scharf gestellt sein sollten:

    1. Rang Verbotene Schichtfolgen ver-meiden; diese sind NF, SF, NS

    2. Rang Lnge der Nachtschichtblcke von1 - 3; hierdurch soll die Anzahl deraufeinanderfolgenden Nachtschich-ten auf max. 3 begrenzt werden

    3. Rang Rotationsrichtung Frh Spt Nacht (FSN); die Vorwrtsro-tation entspricht dem Biorhyth-mus der Krperfunktionen

    4. Rang Lnge der Gesamtschichtblckevon 3 - 5; hierdurch wird die An-zahl der hintereinanderliegen-den Schichten begrenzt, es folgtein oder mehrere freie Tage

    Die Software bercksichtigt die festgelegtenKriterien beim Errechnen der Schichtplne,sofern es eben mglich ist. Knnen ein odermehrere Kriterien nicht eingehalten werden,wird dies als Versto rot angezeigt.

    u Eigentlich ist es sinnvoll, mglichst vielearbeitswissenschaftliche Kriterien festzule-gen, die beim Generieren eines SchichtplansAnwendung finden sollen. Ein Problem trittallerdings dann auf, wenn zu viele scharfgestellte Kriterien verhindern, dass ein ak-zeptabler Schichtplan errechnet wird. Z.B.kann es sein, dass mehrere aktivierte Krite-rien dazu fhren, dass es zu einer sehr un-terschiedlichen Verteilung der zu leistendenWochenarbeitszeit ber den Monat oder dasJahr hinweg kommt. Hierbei muss dann ein

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Kompromiss gefunden werden. Weniger Krite-rien aktivieren oder manuelles Nacharbeiten,beides knnten Lsungswege sein. Bei einem15-Schichten-Modell (diskontinuierlicherSchichtplan mit freiem Wochenende) etwatauchen diese Probleme auf (siehe Kapitel 7).

    u Bei Einfhrung oder nderung eines Schicht-planes taucht gelegentlich die Frage auf, wasbedeutender ist: ein nach ergonomischenKriterien gestalteter Schichtplan oder dasfreie Wochenende? Hintergrund fr diesesProblem ist die Tatsache, dass es bei vollkon-tinuierlicher Betriebsweise leichter mglichist, kurze und vorwrtswechselnde Schicht-rhythmen in akzeptablen Schichtplnen umzu-setzen. Allerdings kann dies nicht bedeuten,dass das freie Wochenende fr einen solchenSchichtplan aufgegeben werden sollte. DasWochenende ist in sozialer Hinsicht von un-schtzbarem Wert und wie wir heute wissen sind die sozial wertvollen Zeiten auchvon groer Bedeutung fr die Gesundheit.

    u Der Spielraum fr gute Schichtplne, die ar-beitswissenschaftlichen Kriterien und sozia-len Aspekten Rechnung tragen, erhht sich,wenn die zu erbringende Arbeitszeit reduziertwird. So gibt es z.B. in der Praxis erprobteSchichtplne mit 5 Schichtgruppen, die beivollkontinuierlicher Betriebsweise 2 Tage frh,2 Tage spt, 2 Tage nachts arbeiten. Hierauffolgen 4 freie Tage. Mit einem solchen Modellkommen die Beschftigten in einem Zeitraum

    von 10 Wochen auf eine wchentliche Arbeits-zeit von 33,6 Stunden. Um das Einstreuenvon so genannten Ausgleichsschichten zuvermeiden und den Beschftigten einen Tei-lausgleich fr die Zusatzbelastungen durchSchichtarbeit zukommen zu lassen, wreeine verkrzte Wochenarbeitszeit fr Schicht-arbeiter/innen ein wesentlicher Beitrag zurHumanisierung. Wenn schon in Schichtengearbeitet wird, dann knnten krzere Ar-beitszeiten der Preis fr die Arbeitgeber sein.

    u OPTISCHICHT ermglicht nicht nur das Ge-nerieren neuer Schichtplne. VorhandeneSchichtmodelle knnen mit dieser Softwareauch nach den arbeitswissenschaftlichen Kri-terien beurteilt werden. Aus diesem Grundeeignet sich OPTISCHICHT auch zur Gefhr-dungsbeurteilung von Schichtarbeit. Dieskann folgendermaen ablaufen: Der vorhan-dene (alte) Schichtplan wird zunchst mit denGrunddaten eingegeben, dann im zweitenMen des Programms der Schichtbedarf. Jetztverwenden wir das dritte Men Vorbele-gungsplan und geben hier fr jeden Wochen-tag die Schichten des alten Schichtplanes festein. Der spter berechnete Plan muss dieseSchichten des Vorbelegungsplanes einhal-ten, es kann damit kein neuer Plan berechnetwerden. Wenn wir weiter im nchsten Mengewnschte arbeitswissenschaftliche Krite-rien eingeben, z.B. nicht mehr als 3 Nacht-schichten in Folge, Vorwrtsrotation, nichtmehr als 5 Gesamtschichten in Folge usw.

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    Wie OPTISCHICHT die Betriebsratsarbeit untersttzen kann

    und den Berechnungsdurchlauf starten, wirdder Ergebnisplan an all den Stellen Fehlerausweisen (rote Kennzeichnung /siehe auch

    Men Fehler), an denen der alte Plan gegendie vorher eingegebenen und gewnschtenarbeitswissenschaftlichen Kriterien verstt.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    7 Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    Das Programm OPTISCHICHT erleichtert demAnwender die mhsame manuelle Aufstellungvon Schichtplnen. Besonders bei stark va-riierendem Arbeitsanfall pro Wochentag undbei Schichtplnen, die ber lngere Zeitrumehinweg aufgestellt werden mssen, wird derAnwender dies zu schtzen wissen.

    Durch die Forderungen, die an die Schicht-reihenfolge im Plan gestellt werden knnen,entwickelt das Programm Schichtplne, dienicht nur den notwendigen Randbedingungengengen, sondern auch arbeitsphysiologische,soziale und gesetzlich festgelegte Kriterien be-rcksichtigen.

    Die Setzung der Kriterien und deren Prioritten-folge kann auf interaktive Weise entsprechendden betriebsspezifischen Gegebenheiten erfol-gen. Vernderungen der Eingabewerte knnenebenfalls interaktiv vom Anwender whrenddes Programmlaufs durchgefhrt werden. Sokann leicht getestet werden, wie sich die Vern-derungen von Eingabewerten, beispielsweisedie Priorittensetzung bei gleichen Kriterien,auf den erstellten Plan auswirken.

    Mit Hilfe von Vorbelegungen knnen Schich-ten bzw. Schichtfolgen festgelegt werden, dieder entwickelte Schichtplan immer enthlt.Dadurch lassen sich bestimmte Forderungenan die Schichtreihenfolge stellen, die bei derSchichtplankonstruktion stets bercksichtigtwerden.

    Arbeitszeitverkrzungen lassen sich durch Auf-stockung des Freischichtbedarfs bei konstantemArbeitsanfall und gleichzeitiger Erhhung derAnzahl Schichtbelegschaften bei der Eingabe derRandbedingungen ohne groen Aufwand mitein-beziehen.

    Schichtplne knnen vom Programmalgorithmusentkoppelt und ber ein Jahr dargestellt und bear-beitet werden. Zustzliche Frei- bzw. Tagschichten,die dazu dienen, innerhalb einer Zeitperiode die ta-riflich festgelegte Wochenarbeitszeit durchschnitt-lich einzuhalten, knnen per Hand in den entkop-pelten Jahresschichtplan eingetragen werden.

    Mit einem Zusatzmodul des Programms kann eineeinfache und schnelle Berechnung des Schichtbe-darfes fr rollierende Mehrfachbesetzungssyste-me (n+- Systeme) aus der Betriebszeit und derArbeitszeit erfolgen. Eine weitere Hilfe hierzu istein kleiner Excel-Arbeitszeitrechner auf der CD/DVD.

    Beispielschichtplne im Programm OPTISCHICHT was man hierzu noch wissen mussDie Programm-CD/DVD enthlt auch eine Reiheallgemeiner Beispielschichtplne. Im Folgendensoll auf die wichtigsten Plne eingegangen wer-den. Doch zuvor noch einige Tipps und Hinweisezur sachgerechten Anwendung:

    Den errechneten Schichtplnen vorangestelltsind bei OPTISCHICHT immer die definiertenSchichttypen (z.B. Frh-, Spt-, Nachtschicht), die

  • 35

    Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    Schichtdauer und die Pausenzeiten. Weiterhinangegeben werden die fr die Berechnung diesesSchichtplanes verwendeten Kriterien.

    Schichtplne knnen mit oder ohne Pausen be-rechnet werden. Hieraus ergibt sich u.a. eine un-terschiedliche Wochenarbeitszeit.

    Die berechneten Schichtplne treffen nicht immergenau die gewnschte oder die tarifliche Soll-Wochenarbeitszeit. Je nach Laufzeit des Schicht-planes in Wochen mssen entweder Einbring-schichten geleistet werden, oder Freischichteneingefgt werden.

    Die hier vorgestellten Schichtplne sind nur bei-spielhaft fr die reprsentierten Schichtfolgen.Schichtplne unterliegen auch tarifpolitischenBesonderheiten.

    Das Programm OPTISCHICHT errechnet jeweilsfnf optimierte Schichtplne. Diese entsprechennach dem ersten Berechnungsdurchlauf mehroder weniger den gewnschten Kriterien. Dieskann der Anwender sich je Schichtplan anzeigenlassen. In den wenigsten Fllen entspricht jedochbeim ersten Berechnungsdurchlauf der ersteSchichtplan (Nr. 1), manchmal auch keiner dervier weiteren Schichtplne (Nr. 2 - 5) gleich einemgewnschten Ergebnis.

    Da das Programm Schichtplne sehr schnell (inSekunden) berechnet, kann man nun ohne Pro-bleme und Zeitverlust mit genderten Kriterien

    Allgemeines zur Darstellung derSchichtplne in OPTISCHICHT

    Wie bereits erwhnt, sind Schichttypen undverwendete arbeitswissenschaftliche Kriterienimmer vorangestellt. Die Plne sind in Gelb, dieSchichten in Blau. Rote Schichten zeigen an,dass gegen die vorgegebenen Kriterien an die-sen Stellen verstoen wurde (bei Schwarz-Wei-Ausdruck sind die entsprechenden Schichtenunterstrichen). Solche Verste knnen wichtige(hoher Rang) oder weniger wichtige Kriterien(niedrigerer Rang) betreffen. Beim abgebildetenPlan (Seite 37, Alternative 1) sind in der 3. Wo-che zwei Nachtschichten rot gekennzeichnet,weil dies dem vorgegebenen Kriterium LngeNachtschichtblcke 1 3 widerspricht (Feh-ler).

    Die Bewertungszahl ist zu vernachlssigen (jeniedriger diese Zahl, desto eher entspricht dasberechnete Ergebnis den vorgegebenen Kriteri-en).

    Neben der Wochenarbeitszeit werden Nacht-zeiten, Wochenendzeiten und Sonntagszeitenangezeigt. Diese entsprechen aber nicht denSchichtanfangs- und -endzeiten, sondern ms-sen zuvor definiert werden.

    Der Wochenfaktor (z.B. bei der Lufthansa ver-wendet) kann ignoriert werden (Erluterungenhierzu im Programm-Manual).

    Die Laufzeit eines Schichtplanes in Wochen ent-spricht der Anzahl der Schichtgruppen.

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    weitere Plne berechnen lassen, in der berech-tigten Erwartung, unter diesen Plnen einen fastoptimalen oder doch der eigenen Vorstellungweitgehend angenherten Plan zu finden.

    Findet sich ein guter Plan, kann dieser seinenletzten Schliff durch editieren erhalten, d.h.,einzelne Schichten werden in der Tagesspalteber die Wochen hin und her verschoben, um

    beispielsweise die Wochenarbeitszeitanzugleichen (Beispiel s. Abbildunglinks). Es ist grundstzlich davonauszugehen, dass ein Schichtplanmehrfach berechnet oder bearbeitetwerden muss, bevor ein abschlieendbefriedigendes Ergebnis vorliegt.

    Dies geschieht aber immer in einer angemesse-nen Zeit.

    7.1 15-Schichten-Modelle

    Die nachfolgende Tabelle zeigt ein verbreite-tes Modell. Der Klassiker: 15 Schichten mit3 Schichtgruppen (Tabelle unten)

    Arbeitswissenschaftliche Bewer-tung: eher negativ, weil

    15 Schichten mit drei Schichtgruppen: Der Klassiker1 2 3

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA N N N N N S S S S S F F F F FB S S S S S F F F F F N N N N NC F F F F F N N N N N S S S S S

    u 5 Nachtschichten in Folgeu wochenweise Rckwrtsrotation

    damit Strung der Circadianrhythmikmit erhhter Belastung

    u lange Sptschichtblckesind familienfeindlich

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    Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    Arbeitswissenschaftlich bessere Alternative bei einer Laufzeit von 3 Wochen:

    15-Schichten Modell berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 1

    15 - Schichten-Modell mit 3 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 11 2 3

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F F F F * * S S S S S * * N N N N N * *B S S S S S * * N N N N N * * F F F F F * *C N N N N N * * F F F F F * * S S S S S * *

    Arbeitswissenschaft-liche Bewertung:Positive Merkmale:u wochenweise Vor-

    wrtsrotation

    Negative Merkmale:u 5 Nachtschich-

    ten in Folgeu lange Sptschicht-

    blcke sind fa-milienfeindlich

    15-Schichten-Modell mit 3 Schichtgruppen nach OPTISCHICHTin anderer Darstellungsform Alternative 1:

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    15 bzw. 16-Schichten Modell berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 2

    15 bzw. 16-Schichten-Modell mit 3 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 21 2 3

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F F S S * * S S S N N * * N N N * F F *B S S S N N * * N N N * F F * F F F S S * *C N N N * F F * F F F S S * * S S S N N * *

    Soll ein 3-Wochen-Schichtplan erhaltenbleiben, dann bte sichdie nun dargestelltebessere arbeitswissen-schaftliche Alternativean. Mit diesem Plankme es zu keinerStrung der Circadian-rhythmik. Allerdingsgibt es in jeder 3. Wo-che eine Samstagsfrh-schicht.

    Arbeitswissenschaftliche Bewertung:Positive Merkmale:u nicht mehr als 3 Nachtschichten in Folgeu Vorwrtsrotationu kurze Schichtblcke

    Negative Merkmale:u Wochenarbeitszeit zu lang, es mssen

    Freischichten eingefgt werden (siehehierzu Jahresschichtplan-Modus)

    u alle 3 Wochen Samstagsarbeit

    Die folgende Tabelle zeigt Alternative 2 in anderer Darstellungsform.

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    Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    15-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 31 2 3 4

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F S S * * * N N N * S * * * * F F F * * S S * N N * *B N N N * S * * * * F F F * * S S * N N * * F F S S * * *C * * F F F * * S S * N N * * F F S S * * * N N N * S * *D S S * N N * * F F S S * * * N N N * S * * * * F F F * *

    15-Schichten Modell berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 3

    Einer von mehrerenBeispielschichtplnenmit 4 Wochen Lauf-zeit, aber niedrigerWochenarbeitszeit, dieAusgleichsschichtenerfordert.

    Arbeitswissenschaftliche Bewertung:Positive Merkmale:u nicht mehr als 3 Nachtschichten in Folgeu Vorwrtsrotationu ein langes WochenendeNegative Merkmale:

    u um 35 Wochenstunden zu erreichen, mssennoch Ausgleichsschichten gefahren werden

    u 8 Std.-Schichten ohne feste Pause

    Erluterung: Freie Tage nach 2 Gesamtschichtensind rot gekennzeichnet, da das Kriterium Ge-samtschichten 3-5 verletzt ist.

    15-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 3

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Im Rahmen der Weiterbearbeitung eines erstell-ten optimalen Plans im entkoppelten Jahres-schichtplan-Modus lsst sich leicht feststellen,wie viele Ausgleichsschichten noch zu erbringen(bzw. Freischichten noch einzufgen) sind.

    Der Jahresschichtplan berechnet die wchentli-che, monatliche sowie die Arbeitszeit ber 12 Mo-nate hinweg, siehe Beispielausschnitt rechts:

    18-Schichten (Montag bis Samstag) mit 3 Schichtgruppen1 2 3

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F F F F F N N N N N N S S S S S SB N N N N N N S S S S S S F F F F F FC S S S S S S F F F F F F N N N N N N

    Doch Vorsicht: Verste gegen gesetzliche oderarbeitswissenschaftliche Kriterien, die jetzt ma-nuell eingearbeitet werden, zeigt das System alssolche nicht mehr an.

    7.2 18-Schichten-ModelleDie folgende Tabelle zeigt ein verbreitetes Modell: 18-Schichten (Montag bis Samstag)mit drei Schichtgruppen:

    Arbeitswissenschaftliche Bewer-tung: eher negativ, weilu 6 Nachtschichten in Folgeu wochenweise Rckwrtsrotati-

    on damit Strung der Circadian-rhythmik mit erhhter Belastung

    u 6 Gesamtschichten in Folge damit erhhte Belastung

    u Samstag als Regelarbeitstagu lange Sptschichtblcke sind

    eher familienfeindlich

    Mgliche arbeitswissenschaftliche Alternative:

  • 41

    Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    18-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 11 2 3 4

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F S N * * * N N * F S S * * * F S N N * S S N * F F *B N N * F S S * * * F S N N * S S N * F F * F F S N * * *C * * F S N N * S S N * F F * F F S N * * * N N * F S S *D S S N * F F * F F S N * * * N N * F S S * * * F S N N *

    18-Schichten Modell (Montag bis Samstag) berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 1

    Arbeitswissenschaft-liche BewertungPositive Merkmale:u nicht mehr als

    2 Nachtschich-ten in Folge

    u Vorwrtsrotationu nicht mehr als 4

    Gesamtschichtenin Folge, kurzeSchichtblcke

    u zwei mal 3 freie Tage

    Negative Merkmale:u auf den ersten Blick unbersichtlichu Nachtschicht an einem Samstagu Schichtfolgen Nacht-frei-Frh un-

    gnstig (zu wenig freie Zeit)

    Allgemein gilt: soweit die Soll-Wochenarbeitszeitnicht erreicht wird, mssen Ausgleichsschichtengeleistet oder Freischichten eingefgt werden.Dies ist unter OPTISCHICHT in einem entkoppel-ten Jahresschichtplan jedoch individuell mglich.

    18-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 1

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    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    18-Schichten Modell (Montag bis Samstag) berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 2

    Arbeitswissenschaft-liche Bewertung:Positive Merkmale:u nicht mehr als

    2 Nacht-, Spt-bzw. Frhschich-ten in Folge

    u Vorwrtsrotationu zwei mal 3 freie Tage

    Negative Merkmale:u Nachtschicht an

    einem Samstag

    18-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 21 2 3 4

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F S S N N * S S N N * * * N N * * F F * * * F F S S *B S S N N * * * N N * * F F * * * F F S S * F F S S N N *C N N * * F F * * * F F S S * F F S S N N * S S N N * * *D * * F F S S * F F S S N N * S S N N * * * N N * * F F *

    u eine Wochehat 6 Gesamtschichten in Folge (des-halb ist -N- rot gekennzeichnet)

    u Wochenarbeitszeit von 35 Stunden erfor-dert zustzliche Ausgleichschichten

    Um Nachteile wie z.B. 6 Schichten in Folge deserrechneten Schichtplans weiter zu reduzieren,kann manuell nachgearbeitet werden (das Pro-gramm ermglicht ein Editieren einzelner Schich-ten von Hand siehe auch vorher ).

    18-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 2

  • 43

    Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    21-Schichten (Montag bis Sonntag) mit 4 Schichtgruppen1 2 3 4

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F F F F F F F N N N N N N N S S S S S S SB N N N N N N N S S S S S S S F F F F F F FC N N N N N N N S S S S S S S F F F F F F FD S S S S S S S F F F F F F F N N N N N N N

    7.3 21-Schichten-Modelle

    Die folgende Tabelle zeigt ein verbreitetes Modell: 21-Schichten (Montag bis Sonntag)mit 4 Schichtgruppen:

    Arbeitswissenschaftliche Bewertung: negativ, weil

    u 7 Nachtschichten in Folgeu wochenweise Rckwrtsrotation

    damit Strung der Circadianrhythmikmit erhhter Belastung

    u bis zu 21 Gesamtschichten inFolge damit hohe Belastung

    u lange Frh- und Sptschichtblcke sowie we-nig freie Wochenenden sind familienfeindlich

    21-Schichten Modell (Montag bis Sonntag) berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 1

    Arbeitswissenschaft-liche BewertungPositive Merkmale:u nicht mehr als

    3 Nachtschich-ten in Folge

    u Vorwrtsrotationu berwiegend kur-

    ze Schichtblckeu nicht mehr als 5

    Gesamtschich-ten in Folge

  • 44

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    Negative Merkmale:u noch nicht ideal: zu hohe Wochenarbeitszeit

    u ungnstige Schichtfolgen: N*F (zu we-nig freie Zeit zwischen den Schichten)

    21-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 1

    21-Schichten-Modell mit 4 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 11 2 3 4

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA F S N N N * F S N * * F S N * F F F * F S N * S S S N *B S N * * F S N * F F F * F S N * S S S N * F S N N N * FC * F F F * F S N * S S S N * F S N N N * F S N * * F S ND N * S S S N * F S N N N * F S N * * F S N * F F F * F S

    21-Schichten Modell (Montag bis Sonntag) berechnet mit OPTISCHICHT Alternative 2(ein 5-Wochen Schichtplan)

    Arbeitswissenschaft-liche Bewertung:Positive Merkmale:u nicht mehr als

    2 Nachtschich-ten in Folge

    u freie Tage nachder Nachtschicht

    u Vorwrtsrotation

    u berwiegend kurzeSchichtblcke, nichtmehr als 4 Gesamt-schichten in Folge

    u ein freies Wochenende

    Negative Merkmale:

    u zu geringe Wochenarbeitszeit (es mssen Ausgleichsschichten eingefgt werden)

    u keine geblockte Wochenendfreizeit (3 Tage)

  • 45

    Schichtplangestaltung mit OPTISCHICHT

    21-Schichten-Modell mit 5 Schichtgruppen nach OPTISCHICHT in anderer Darstellungsform Alternative 21 2 3

    Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa SoA * * * F F F F * S S S N * * F F F * * S *B * S S S N * * F F F * * S * S * N N * * SC F F F * * S * S * N N * * S N N * * S N ND S * N N * * S N N * * S N N * * * F F F FE N N * * S N N * * * F F F F * S S S N * *

    4 5Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So

    A S * N N * * S N N * * S N NB N N * * S N N * * * F F F FC * * * F F F F * S S S N * *D * S S S N * * F F F * * S *E F F F * * S * S * N N * * S

    Es lassen sich sehr viele unterschiedliche Schicht-plne berechnen, die alle mehr oder wenigerwichtige oder nicht so wesentliche Kriterienerfllen. Bei den hier dargestellten Schichtpl-nen handelt es sich nur um Beispiele, nicht umoptimale Lsungen.

    Auf der Programm-CD/DVD befinden sich nochweitere Beispielschichtplne.

    Ausfhrliche Erluterungen hierzu auch im Kurz-manual oder auch im Programm-Manual in einemUnterverzeichnis docs der Programm-CD/DVD.

  • 46

    Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden Schichtplne besser

    7.4 Darstellung der Schichtplne,Druckmglichkeiten, Schichtkal