Handbuch Tiefenökologie

108
HANDBUCH TIEFENÖKOLOGIE ANDREAS SCHELAKOVSKY, 2015 NATURVERBUNDENE WEGE ZU LEBENDIGKEIT & EINEM LIEBEVOLLEN UMGANG MIT DER WELT

description

Naturverbundene Wege zu Lebendigkeit & einem liebevollen Umgang mit der Welt. Andreas Schelakovsky, 2015. www.tiefenökologie.at

Transcript of Handbuch Tiefenökologie

Page 1: Handbuch Tiefenökologie

H a n d b u c H T i e f e n ö k o l o g i e

andreas scHelakovskY, 2015

naTurverbundene Wege zu lebendigkeiT & einem liebevollen umgang miT der WelT

Page 2: Handbuch Tiefenökologie

2

ww

w.tiefenökologie.at

Nicht um die Welt zu retten,

sondern um sie zu lieben.

Page 3: Handbuch Tiefenökologie

3 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Der erste Friede

Der erste Friede, der wichtigste, ist der, welcher in die Seele des Menschen einzieht, wenn die Menschen ihre Verwandtschaft, ihre Harmonie mit dem

Universum erkennen und wissen, dass im Mittelpunkt der Welt das große Geheimnis wohnt,

und dass diese Mitte tatsächlich überall ist; sie ist in jeder und jedem von uns.

Dies ist der wirkliche Friede.Alle anderen sind lediglich Spiegelungen davon.

Der zweite Friede ist der, welcher zwischen einzelnen geschlossen wird.Und der dritte ist der zwischen Völkern.

Doch vor allem sollt ihr sehen, dass es nie Frieden zwischen Völkern geben kann, wenn nicht der erste Frieden vorhanden ist,

welcher innerhalb der Seele wohnt.

Navajo

Page 4: Handbuch Tiefenökologie

4

ww

w.tiefenökologie.at

gescHäTzTe leserin, gescHäTzTer leser!

Worum geht´s?

Es wird hier in einer sehr konzentrierten Form die Bildungsdimension der Tiefenökologie (engl. „Deep ecology“) vorgestellt; einer Haltung, Weltsicht und Lebensphilosophie, die in den 1970er Jahren konzipiert wurde und sich als ganzheitlicher Sammelpool verschiedenster Quellen versteht: vom Wissen indigener Kulturen bis hin zu aktuellen System-wissenschaften. All diesen Quellen soll großer Dank ausgesprochen werden.

Im Fokus vorliegender Unterlage steht das Thema „Bewusstseinsbil-dung“ und die Frage, wie wir unser Bewusstsein entfalten können, um unsere Fähigkeit zu vergrößern, vertieft im Gleichgewicht unserer Beziehungen zu uns selbst, zu unseren Gemeinschaften, der Natur und der spirituellen Dimension unserer Existenz zu leben.

Im Folgenden werden einzelne Bausteine der Umsetzung tiefenöko-logischer Bildungsarbeit vorgestellt. Dieses Skriptum beschreibt den Zugang des Autors, andere TiefenökologInnen würden andere Zugänge und Bausteine beschreiben (siehe dazu z.B. Arne Naess oder Elisabeth Loibl).

_ Dazu wird als didaktische Grundlage das Konzept der „Arbeit, die wieder verbindet“ von meiner geschätzten Lehrerin Joanna Macy beschrieben.

_ Das Konzept der ressourcenorientierten Bildungsarbeit macht deutlich, welche Grundbedingung gegeben sein muss, damit sich Menschen in der Lage sehen, sich auf unbekannte neue Bewusst-seinsdimensionen einzulassen.

_ Der pädagogische Ansatz der „nature awareness“, Naturerfahrung mit allen Sinnen, wird als eine naturverbundene Möglichkeit für Res-sourcenerfahrungen vorgestellt.

_ Die alte chinesische Praxis des „Qi Gong“ findet ihren Einzug in die-ses Skriptum, weil in dieser erprobten, meditativen Energiearbeit eine weitere Form der Naturverbundenheit erlebt werden kann.

_ Die schamanische Sicht auf die Wirklichkeit vergrößert unser Ver-ständnis von der Verbundenheit aller Lebewesen um einen weiteren Kreis. Er handelt vom Weg, sich bewusst einzufügen ins Netzwerk des Lebens, um Zugang zu finden zu einer achtsamen und respektvollen Lebensweise und der Erfahrung der sog. „nicht alltäglichen Wirklich-keiten“.

_ Besonderen Platz erhält die emotionale Dimension unserer Bezie-hungen zur Welt: Grundlegende Ergebnisse der Neurowissenschaften von der tiefreichenden Bedeutung und Rolle der Gefühle im Bewusst-werdungsprozess werden vorgestellt und ihre Implikationen für die Pädagogik diskutiert.

zum geleiT

Page 5: Handbuch Tiefenökologie

5 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

_ Insbesondere die Rolle der belastenden Gefühle wird beleuchtet: Ihr Potenzial zu bewirken, dass Menschen aus der Beschäftigung mit Umweltthemen aussteigen, die Dynamik der Verdrängung und die pädagogischen Möglichkeiten der Arbeit mit Gefühlen werden beschrieben: „despair and empowerment work“.

_ Den Abschluss des Theorieteils bildet die Frage nach dem Ziel des Bewusstwerdungs-Weges: „deep experience“ – Erfahrungen der Verbundenheit und des Weiter- und Stillerwerdens, Aufblitzen von tieferem inneren Frieden, Weite und Liebe für diese Welt.

_ Darauf folgt ein vielfältiger Methodenteil, in dem zu allen vorge-stellten theoretischen Aspekten Übungen beschrieben werden, die geeignet sind, die theoretischen Bausteine auch wirklich zu erleben: nicht nur über´s Teetrinken zu reden, sondern wirklich Tee zu trinken.

_ Den Abschluss bildet Literatur: einige kurze Rezensionen und jede Menge Literaturtipps für alle, die gerne Weiterlesen wollen!

Viel Freude beim Lesen des Handbuches und gutes Gelingen für den eigenen Einsatz der Methodik wünscht

Andreas Schelakovsky Umweltpädagoge und Tiefenökologe

Page 6: Handbuch Tiefenökologie

6

ww

w.tiefenökologie.at

inHalT

TheorieTeil 10

Was ist Tiefenökologie? 10

Tiefenökologische Bildungsarbeit 12

Die Arbeit, die wieder verbindet 13

Ressourcen: was trägt und was hält 14

Ressourcenerfahrungen durch Natur-Achtsamkeitsübungen 15

Qi Gong 17 Der schamanische Weg 18

Über den Stellenwert emotionalen Lernens 20

Psychischer Hintergrund der globalen Krise 22

Despair and Empowerment Work 24

Die Reise zu unserer tiefen Ökologie 26

Zu Hause angekommen 30

MeThodenTeil 34

Wahrnehmung der Welt 34Einen Baum bauen 34Bilder wählen: „Wie ist die Welt?“ 35Systemspiel 36Lebensbaum – unsichtbare Wesen 37Wünsch dir was! 38Troll Memory 38

Natur-Achtsamkeit 38Rette mich, wer kann! 39Mit großen Ohren 393-Streichholz-Feuer 40Regenlied der Steine 41Barfußpfad 42Weg im Dunkeln 43Indianisches Verstecken 43Reise in die Nacht 44Foto-Klick 45Mutstein 45Lichterpfad 46Die mongolische Jurte 47

Qi Gong 48Energieübungen mit Bäumen 48Lockern und Dehnen 49Die Wurzeln in der Erde und der Atem des Adlers 50Verbindung mit einem Baum 51Erdkraft aufnehmen 51Freiheit im Baum 52

Page 7: Handbuch Tiefenökologie

7 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Zirkulationsübung 52Abklopfen und Sammeln 53Eine Atemübung zur Entspannung 53

Emotionales Lernen 54Raumschiff 54Rettungsboot 553-Sessel-Spiel 55Für die Reflexion von Outdoor-Übungen 56Remember the Gifts 57Dankbarkeitstagebuch 57Glücksbaum 57Ressourcenlisten 57Kritzelbilder 57Sammeln zum großen Wandel 58Offene Sätze 58Brief an mich selbst 58Baum der Gefühle: eine Übersicht 58

Schamanische Praxis 59Dank und Grüße – „Words before all else“ 59Hawaiianisches Morgenritual 59Symbolsuche/Medicine Walk: für mich, für andere 60Dialog mit dem Herzen der Erde 61Das Medizinrad 61

Die Natur der Seele 62Die Gaben der Vorfahren 62Reise durch die Evolution 65Meditation in der „Tiefenzeit“ 70Das Gewebe 72Brief aus der Zukunft 73

Verbundenheit in der Gegenwart 74Der größere Kreis 74Elemente-Meditation 75Mein Herz schwingt mit der Stille ... 75Die Konferenz des Lebens 76Transzendenz 79Einander sehen 79Das Wiegen 80

Going beyond ... outdoor- und erlebnispädagogisch 82Mechaniker und Roboter 82Silhouette legen 82Tunnel of Trust 83Stab ablegen 83... meditativ und strategisch 84Zauberring 84Auf den Kopf gestellt 84Ein Tag in der Zukunft 84Hindernisfragen 86Meditation: mein Beitrag für die Welt ... 87Parallele Kreise 88Wisdom Circle – eine indianische Ratsversammlung 88Vision als Rosenblüte 90Energetischer Schutz 90Progressives Brainstorming 91Kleine Wunsch- und Segensrituale 92

Buchbesprechungen 94Literaturverzeichnis 96Nachwort 102Impressum 104

Page 8: Handbuch Tiefenökologie

8

ww

w.tiefenökologie.at

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr stau-nen kann, der ist sozusagen tot und seine Augen erloschen.“ Mit diesen Worten beschrieb Albert Einstein seine Sicht auf die Welt und formu-lierte dazu weiters, dass sich der wahre Wert eines Menschen in erster Linie dadurch bestimmt, „in welchem Grad und in welcher Weise er zur Befreiung vom Ich gelangt ist.“

Das hier vorliegende Handbuch umreißt nicht nur die grundlegenden Axiome tiefenöko-logischer Pädagogik; es beschreibt auf hinreißende Art, wie es gelingen kann, über subtile und einfühlsame Arbeit Men-schen wieder in Kontakt mit jenem Teil ihrer selbst zu bringen, der nicht durch die Grenzen des eigenen, abgeschotteten Egos limitiert ist, sondern frei zu erkennen, was der Mensch darüber hinaus ist: Leben inmitten von Leben; ein Ausdruck der gesamten Natur, verbunden mit allem, was ist.

Andreas Schelakovsky versteht es als erfahrener Praktiker zu vermitteln, wie dieser spirituell-philosophische Aspekt zur unmittelbaren Erfahrung werden kann. Im ausladenden Methodenteil beschreibt er mannigfal-tige Übungen, die dazu einladen, wahrhaft am Leben teilzunehmen und sich dem Geheimnisvollen zu öffnen. Durch das Annehmen der eigenen Trauer und Verzweiflung über den ökologischen Status quo, Achtsamkeitstraining, die Schulung sinnesspezifischer, auch emotiona-ler Wahrnehmung wird die Fähigkeit der Empathie geschaffen sowie die Möglichkeit, Agonie in Mut und Handlungsbereitschaft zu transfor-mieren.

Gerade weil es sich an zukünftige Pädagoginnen und Pädagogen richtet, stellt dieses Unterrichtsmaterial für mich einen echten Grund zum Öko-Optimismus dar: Es birgt die Chance, dass – bevor unsere wunderbare, vielfältige Welt an Kleingeistigkeit und Ichbezogenheit zerbricht – junge Generationen die Möglichkeit erhalten, in einem Bewusstsein von Ganzheit und Gleichgewicht aufzuwachsen, und innerhalb der Menschheit endlich eine Ära des liebevollen Respekts und der Verantwortung für einander und alle Wesen der Schöpfung anbrechen kann. In diesem Sinne erachte ich das Handbuch der Tiefenökologie als wertvollen Beitrag nicht allein für die Umwelt-, sondern insbesondere auch für die Friedensbewegung in Österreich.

Natanja Kullnig Bildein, Jänner 2015Unternehmerin im Bereich Bewusstseinsbildung, Öko-Aktivistin, Mensch :-)

vorWorT

Page 9: Handbuch Tiefenökologie

9 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

THeorieTeil

Page 10: Handbuch Tiefenökologie

10

ww

w.tiefenökologie.at

Was isT Tiefenökologie? *

Der landläufige („flache“) Umweltschutz beschränkt sich darauf, Miss-stände zu beseitigen und die Symptome ökologischer Verschlechterung deshalb zu beheben, damit Menschen funktionierende Verhältnisse vorfinden. Im Gegensatz dazu sieht die Tiefenökologie die Wurzeln für den Mangel an Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft in einer anthro-pozentrischen Weltanschauung, die entsprechend der Ansicht „Krone der Schöpfung“ zu sein, den Menschen als über der Natur stehend betrachtet. Viele Organisationen – darunter auch Umweltschutzorga-nisationen – agieren demzufolge derart, als ob der Planet uns gehören würde und wir damit machen könnten, was wir wollen. Moderne Tech-nik und Managementmethoden bestärken uns in unserem Gefühl, der Natur überlegen zu sein.

Die Tiefenökologie versteht sich hingegen als eine Haltung für politi-sche Aktion, Wissenschaft, Bildungskonzept und Lebensform, die auf der wechselseitigen Bedingtheit und Verbundenheit allen Lebens auf der Erde beruht.

In der Tiefenökologie wird die Erde entsprechend der Überlieferung von Stammeskulturen als ein lebendiger Organismus betrachtet, ein Bild, das in der Gaia-Theorie der NaturwissenschafterInnen James Lo-velock und Lynn Margulies seinen wissenschaftlichen Ausdruck findet. Entgegen dem Reduktionismus in der kartesischen Weltsicht, nach der die Erde eine für uns nutzbare Maschine sein soll, wird der Planet in holistischer (ganzheitlicher) Betrachtung ein lebender Organismus (living being), „der seine eigene Entwicklung im Universum Augenblick für Augenblick selbst gestaltet“ (Harding 2008, S. 54).

Vor allem das menschliche Tun veranlasst den Organismus der Erde laufend auszugleichen, um im Gleichgewicht zu bleiben. Würde bei-spielsweise der Anteil von Sauerstoff in der Atmosphäre unter 20 Pro-zent sinken, würden wir und viele Arten ersticken. Stiege der Anteil um einige Prozentpunkte, würde ein Funken genügen, um den gesamten Erdball in ein flammendes Inferno zu verwandeln. Diese Ausgleichsfä-higkeit war eine der wesentlichen Begründungen für die Gaia-Theorie. Grundlegend in der Tiefenökologie ist: Das Leben auf der Erde ist mit-einander verbunden und voneinander abhängig, jedem Lebewesen kommt sein nicht in Geld verwandelbarer Eigenwert zu (vgl. Harding 2006, S. 69; Gesellschaft für angewandte Tiefenökologie; tiefenoekolo-gie.de). Aus egalitärer Sicht wird allem Leben auf diesem Planeten Be-achtung geschenkt, es gelten „Menschenrechte“ für alle Lebewesen, die natürlichen Lebensrechte werden auf die gesamte Natur ausgedehnt (vgl. Roszak 1994, S. 320f). Als geistiger Vater gilt der norwegische Philosoph Arne Naess, der davon ausging, dass die Art, wie sehr wir mit der Natur verbunden sind, bedeutet, dass wir Natur nicht zerstören können, ohne uns selbst dabei zu zerstören.

Gemeinsam mit gesetzlichen Regelungen und verbesserten Nachhal-tigkeitsstrategien werden von TiefenökologInnen ein mäßiger Umgang mit den Ressourcen wie auch ein verändertes Bewusstsein und Verhal-ten gegenüber der Welt gefordert und durch entsprechende Bildungs-methoden umgesetzt (siehe dazu unten). Dies verlangt vor allem eine neue Definition von Wohlstand und geistig-seelischer Gesundheit. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist die Veränderung der öko-nomischen Ausrichtung der industriellen Wachstumsgesellschaft, die

* Dieser Abschnitt trägt die Handschrift meiner Kollegin Elisabeth Loibl, deren aktuelles Buch (Loibl 2014) ich herzlichst empfehle.

Page 11: Handbuch Tiefenökologie

11 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

der Menschheit wie der Natur das Gebot auferlegt hat, alles Leben der Ökonomie unterzuordnen. Es soll darüber Bewusstsein geschaffen wer-den, dass wir durch das Bestreben, aus Ressourcen handelbare Waren zu erzeugen, unsere Lebensgrundlagen veräußern und zerstören.

Eine wesentliche Grundlage der Tiefenökologie bildet die holistische Wissenschaft, zu der die Systemtheorie zählt. Letztere bringt zum Ausdruck, dass es sich beim Ganzen – seien es Zellen, Körper, Öko-systeme oder die Erde selbst – um dynamisch organisierte und aufs Feinste abgestimmte und ausgewogene Systeme handelt, die wechsel-seitig abhängig sind in Bezug auf jede Bewegung, jede Funktion, jeden Austausch von Energie und Information (vgl. Macy/Young Brown 2003, S. 53).

Im Rahmen der tiefenökologischen Seminare wird die Methode „Arbeit, die wieder verbindet“ angewandt, die von der Systemtheore-tikerin Joanna Macy (University of California in Berkeley), Molly Young Brown und anderen auf der Grundlage von Bräuchen und Überlieferun-gen der Stammeskulturen des amerikanischen Kontinents, buddhisti-scher Traditionen wie auch psychotherapeutischer Praktiken entwickelt und zusammengetragen wurde (vgl. Macy/Young Brown 2003).

Wie Einstein sagte: „Wir können unsere ökologischen und sozialen Pro-bleme nicht durch dieselben Denkmuster lösen, durch die sie entstanden sind.“ Dies gilt im Besonderen für alle Belange der Nachhaltigkeit. Daher bedarf es eines Bewusstwerdungsprozesses, durch den wir Menschen die Zerstörung von Leben auf diesem Planeten nicht nur rational

begreifen, sondern wieder fühlen lernen. Wenn wir diesen Gefühlen auf den Grund gehen, werden wir frei neue Perspektiven zu entwickeln und durch konkrete Handlungsschritte zur Lebenserhaltung in der Welt beizutragen. Dies ist die Zielsetzung tiefenökologischer Betrachtungs-weise.

zielgruppenDie Tiefenökologie bietet wertvolle Unterstützung z.B. für Eltern und Elternbildungseinrichtungen, Umwelt- und CSR-Beauftragte, Menschen in Entscheidungspositionen von Politik und Wirtschaft; Menschen in Sozialberufen, der Entwicklungszusammenarbeit, der Seelsorge, der Gesundheitsförderung, der Beratung sowie der Pädagogik, insbesonde-re den naturverbundenen pädagogischen Berufsfeldern.

Page 12: Handbuch Tiefenökologie

12

ww

w.tiefenökologie.at Um die im oberen Abschnitt beschriebene Haltung reifen zu lassen, bietet uns die Tiefenökologie ein ganzheitliches Konzept der Bildung für Nachhaltigkeit. Gesellschaftlich engagierte Menschen sollen darin unterstützt werden, Ausdauer, Mut und Kraft für ihr Tätigsein zu behalten und sogar zu vertiefen. In der tiefenökologischen Bildungsarbeit werden drei Aspekte formuliert, die Menschen dabei unter-stützen zu einem gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit beizutragen:

Um diese Erfahrungsdimension zu vermitteln, wurden und werden vielfältige Methoden der Na-tur- und Selbsterfahrung, des sozialen und globalen Lernens sowie der spirituellen Praxis gesam-melt. Diese stammen aus den verschiedenen für eine ganzheitliche Bildung relevanten Bereichen. Integriert werden u. a. Erkenntnisse aus Systemtheorie, Gehirnforschung, Psychologie, Solida-rökonomie, Ökofeminismus und Ökologie, sowie der Weisheitsschatz vieler Traditionen, wie der abendländischen Philosophie, der christlichen Schöpfungstheologie, des Buddhismus oder des Schamanismus.

pädagogiscHe beiTräge für einen gesellscHafTlicHen Wandel

deep QuesTioning Tiefgehendes Hinterfragen:

Wir stellen grundsätzliche Fragen nach dem Wesen der Finanzmärkte, nach unseren Be-dürfnissen, nach der Tragfähigkeit natürlicher Systeme, nach der Zukunftsfreundlichkeit von Technologien, nach der Natur und der Seele.

deep experience Tiefgehendes Erleben:

Tiefenökologische Bildungsarbeit zielt darauf ab Räume zu schaffen, innerhalb derer Men-schen Erfahrungen machen, die tiefer gehen als die rein intellektuelle Auseinandersetzung mit Fragen der Nachhaltigkeit. Insbesonde-re die emotionale Dimension des Menschen bietet uns ein großes Potenzial tiefgehender Erfahrung.

deep coMMiTMenT Tiefgehendes Engagement:

Haben Menschen ihre Lage erkannt und ihre emotionale Reaktion auf den Zustand der Welt erforscht, erwächst zumeist der Wunsch nach engagiertem Handeln – nicht aufgrund mora-lischer Ermahnung, sondern aus einem „inne-ren Wissen um Verbundenheit“.

TiefenökologiscHe bildungsarbeiT

Page 13: Handbuch Tiefenökologie

13 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Tiefenökologische Workshops bieten einen Raum für die Erfahrung, nicht getrennt von der Welt zu sein, sondern eins mit ihr und innig verbunden. Die tiefenökologischen Erfahrungen mit Bewusstseins-Schulung führten zur Entwicklung des Konzepts der „Arbeit, die wieder verbindet“. Der Prozess der Vertiefung der Verbundenheit durchläuft demnach vier Phasen:

1. Ressourcenarbeit: Was trägt und erfüllt?

2. Verzweiflungsarbeit: Raum für die Verarbeitung belastender Gefühle wie Zukunftsängste oder Ohnmacht

3. Tiefgehendes Erleben der Verbundenheit und vertiefte Wahrnehmung des eigenen Selbst

4. Integration in den eigenen Alltag

Das Besondere am tiefenökologischen Bildungsansatz besteht in der sorgfältigen und konsequenten Einbeziehung von Gefühlen sowie des spirituellen Erlebens; nicht im konfessionellen Sinn, sondern an der unmittelbaren und authentischen Erfahrung der Tiefendimension des Seins orientiert.

Zusammenfassend definiere ich Tiefenökologie für mich wie folgt:

„Die Aufgabe tiefenökologisch inspirierten Tuns ist es,Gleichgewicht und Ganzheit zu fördernin unseren Beziehungen zu uns selbst, zu unseren Gemeinschaften, zur Natur

und zur spirituellen Dimension unserer Existenz.“nach einer Definition von Sarangerel

die arbeiT, die Wieder verbindeT

Page 14: Handbuch Tiefenökologie

14

ww

w.tiefenökologie.at

Dieser Abschnitt des Skriptums ist dem ersten Schritt der „Arbeit, die wieder verbindet“ und der Frage gewidmet, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit Menschen sich in der Lage sehen, mit irritierenden Gefühlen und Gedanken, ungewohnten Handlungen etc. umzugehen.

Menschen brauchen dazu Ressourcen. Wenn wir – als Individuum oder Kollektiv – innerlich mit dem Rücken zur Wand stehen, fällt es ungleich schwerer an herausfordernden Veränderungen zu arbeiten, als wenn wir festen Boden unter den Füßen haben.

Als Ressourcen bezeichnen wir im Kontext des psychologischen wie pädagogischen Arbeitens alle Kraftquellen und Hilfsmittel, welche die Lebendigkeit von Menschen fördern: das, was uns kräftigt, stärkt, hilft, unterstützt. Alles was uns Sicherheit, ein gesundes Selbstgefühl und Selbstwertgefühl vermittelt.

Ressourcen sind jene Haltungen, Wahrnehmungen, Handlungen, Menschen, Objekte, Erfahrungen usw., die uns gesund, anpassungsfä-hig, „resilient" (widerstandsfähig), mitschwingend und überlebensfähig machen – in Resonanz mit unserem Kern (Wesen) und dem Ganzen.

Unsere Ressourcen befähigen uns, unser Potenzial in der Welt aus-zudrücken, unser Leben sinnvoll und befriedigend zu gestalten, und helfen in Kontakt zu kommen mit … _ den Qualitäten, die dieses Leben lebenswert machen: Freude, Leichtigkeit, Liebe, Kreativität, Fülle usw.,

_ unseren Fähigkeiten, unserem Potenzial, _ unserem Körper und seiner Selbstheilungskraft, _ der Erde und dem Hier und Jetzt, _ unserer inneren Weisheit und Intuition, _ unserem heilen Kern, der inneren Unversehrtheit und Integrität, _ unserer Verbindung mit dem Netz des Lebens, dem Lebensfluss – dem was uns trägt und nährt,

_ unserer Einheit mit dem großen Ganzen, mit der Existenz, mit allem was ist.

Die modernen und äußerst wirksamen Ansätze in der psychologischen Begleitung, Psychotherapie und persönlichkeitsorientierten Erwachse-nenbildung entwickeln sich immer mehr in die Richtung, ressourcen- und lösungsorientiert statt problemorientiert zu arbeiten.

Demnach gilt es auch im umweltpädagogischen Kontext, unseren Blick zu wenden und auf das zu fokussieren, _ was wir können, _ was funktioniert, _ was sich gut anfühlt, _ was gut war in unserem bisherigen Leben, _ was wir wollen und wünschen.

ressourcen: Was TrägT und HälT *

* Nach Lisa Haberkorn in Porstner, 2010

Page 15: Handbuch Tiefenökologie

15 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Eine leichte Brise streift durch die Blätter,der nasse Waldboden,

dicht bedeckt mit dichtem Gras,atmet ein und aus.

Aus dem Gedicht einer Teilnehmerin

Ressourcenerfahrungen können aus den unterschiedlichsten Lebens-bereichen kommen. Als ein Beispiel für eine Quelle von Ressourcen wird in diesem Abschnitt auf die Faszination eingegangen, die von un-mittelbarer Naturbegegnung ausgeht, nicht von medialer Aufbereitung ersetzt werden kann und seit jeher Menschen aller Kulturen in ihren Bann zieht; so hatte das alte Japan ein eigenes Wort für „wunschlose Freude an der Natur“: Furyu. Menschen ohne Gefühl für Furyu galten als ungebildet.

Die pädagogische Tradition der Natur-, Ökologie- und Umweltpädago-gik tut ihr Bestes, um diese Bildungslücke zu schließen bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen ;-). Sie entspricht in vielerlei Aspekten dem Wesen von Ressourcenerfahrungen. Entwickelt von NaturliebhaberIn-nen wie z.B. Joseph Cornell (1979, 1991 a,b) entstand seit den 1970er Jahren ein buntes Kaleidoskop erlebnisorientierter Übungen.

Zunächst wurden die Methoden entwickelt, um Umweltwissen freudvoll aufzubereiten; mit der Zeit wurde auch sichtbar, dass naturpädagogische Programme eine Vielzahl anderer Themen bieten: Erlebnismöglichkeiten für soziales Lernen, Persönlichkeitsbildung und Selbsterfahrung, Gesund-heitsförderung, politische Bildung und Integration.

besonders für kinder!Ein besonderes Augenmerk erhielt in den letzten Jahren die Wirkung von Natur auf die kindliche Entwicklung. Natur wird von Kindern und Jugend-lichen häufig als Symbol für Lebensqualität und Lebensfreude betrachtet (Unterbruner, 1991), und zwar von Anfang an: Wenn Kinder sprechen lernen, so artikulieren sie bald nach den Wörtern für Mama und Papa Tiernamen wie Hund, Katze, Ente, Pferd, Kuh (Weber, 2010).

Die vielbeachtete Arbeit von Richard Louv (2008) geht noch einen Schritt weiter: Fehlt Kindern der Naturbezug, werden wesentliche Prozesse der kindlichen Entwicklung behindert. Es kommt zum „nature-deficit disor-der“, das sich ausdrücken kann in Wahrnehmungs- und Aufmerksam-keits-störungen, Überaktivität, Gewaltbereitschaft oder Übergewicht. Ohne die Nähe zu Pflanzen und Tieren verkümmere die emotionale Bindungsfähigkeit von Kindern, schwinden Empathie, Kreativität und Le-bensfreude, so der Berliner Biologe und Philosoph Andreas Weber (2010). Animalische Charaktere sind das Rohmaterial, aus dem Kinder ein Gefühl für ihr Selbst konstruieren – im Spiel werden Kinder regelmäßig zu Tieren und gewinnen so Einsicht in die emotionalen Möglichkeiten des Selbst.

Freies und unbeaufsichtigtes Spiel in der Natur fordert heraus neue Situationen zu bewältigen, gewährt Autonomie, lässt eine eigenständi-ge Persönlichkeit reifen. Komplexes Denken, Kreativität, Zufriedenheit, Teamfähigkeit, Mitgefühl und Sinnhaftigkeit werden gefördert, so Weber (2010).

„Die alten Dakota wussten, dass das Herz eines Menschen, der sich der Na-tur entfremdet, hart wird. Sie wussten, dass mangelnde Ehrfurcht vor allem Lebendigen und allem, was da wächst, bald auch die Ehrfurcht vor den Menschen absterben lässt. Deshalb war der Einfluss der Natur, die den jun-gen Menschen feinfühlig machte, ein wichtiger Bestandteil ihrer Erziehung.“Luther Standing Bear

ressourcenerfaHrungen durcH naTur-acHTsamkeiTsübungen

Page 16: Handbuch Tiefenökologie

16

ww

w.tiefenökologie.at

vielfälTige WirkungenNaturachtsamkeitsübungen fördern ein ruhiges und intensives Fließen von persönlichem Interesse und erzeugen Wachheit. Hierzu zählen viele dynamische Übungen, die u. a. auf Spielleidenschaft aufbauen und für spätere, ruhigere, konzentrative Elemente vorbereiten.

Übungsbeispiel „GEFäLScHTE NATUrSPUr“: Ein Teil der Mitspielenden geht einen Weg voran und hat einige Minuten Vorsprung. Diese Gruppe verändert nun links und rechts des Weges die Szenerie und steckt z.B. rosenblüten in einen Hollerbusch, Fichtenzapfen auf einen Apfelzweig … Die Nachkommenden versuchen alle Fälschun-gen zu entdecken; dann wird getauscht, rache ist süß ...

Andere Methoden fördern die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf einen Punkt, ein Thema konzentrieren zu können und sie für eine angemes-sene Zeitspanne auch dort zu halten. Es wird davon ausgegangen, dass ein Strukturieren des inneren Dialoges bzw. bewusstes Unterbrechen des kontinuierlichen Gedankenflusses angestrebt werden muss, um in der Lage zu sein konzentriert wahrzunehmen. Diese aufmerksame Wahrnehmung des Moments, etwa der Vielfalt von Naturgeräuschen oder der unterschiedlichen Beschaffenheit des Erdbodens, entspricht dem Prinzip der „Achtsamkeit“ und bereitet TeilnehmerInnen auf sensiblere Aktivitäten vor, die nur durch Empfindsamkeit erschlossen werden können.

Übungsbeispiel „BLIND TrAIL“: In der Natur, am besten bei Bäumen, wird ein langes Seil gespannt, das an verschiedenen Tasterlebnissen vorbeiführt, die durch Knoten im Seil markiert sind. Wenn der Untergrund es erlaubt, kann barfuß gegangen werden bzw. können verschiedene Böden vorbereitet sein: weiches Gras, matschige Erde, pieksende Zapfen, runde Kieselsteine … Die Mitspielenden starten mit zeitlicher Verzögerung und haben die Augen verbunden.

Konzentrierte Aufmerksamkeit schafft innere Ruhe und Offenheit und damit die Voraussetzung für direkte und unmittelbare Erfahrung auf der sinnlich-körperlichen, emotionalen, mentalen, existentiellen und intuitiv-spirituellen Ebene. Eindringliche Beschäftigung fördert Quali-täten wie Einfühlungsvermögen für und persönliche Bindung an den Gegenstand der Betrachtung.

Übungsbeispiel „rEISE IN DIE NAcHT“: Bei Tageslicht wählen die Teilnehmenden einen gemütlichen Sitzplatz in der Natur, von dem aus sie sich trauen auch im Dunkeln zum Treff-punkt zurückzufinden. Jede Person erhält eine Liste mit Ereignissen, die wahrnehmbar werden, wenn es Nacht wird: erster Stern wird sichtbar … Fledermäuse fliegen … Tagvögel hören auf zu singen … Farben verlieren ihre Buntheit und werden alle grau … Jede Person sitzt still und markiert auf der Liste, ob das Ereignis eingetroffen ist, bleibt solange im Dunkeln sitzen solange sie/er möchte.

Die Erfahrung der Stille einer Nacht im Bergwald, die herzerwärmende Begegnung mit einer kleinen Eidechse, die Faszination der Einsicht in ein ökologisches Prinzip, die unbeschwerte Freude an einem lustigen Spiel usw., all das sind Ressourcen-Erfahrungen, die Menschen Freude und Glück oder das Gefühl für Schönheit und Besonderheit des Lebens vermitteln können!

ressourcenerfaHrungen durcH naTur-acHTsamkeiTsübungen

Page 17: Handbuch Tiefenökologie

17 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

ressourcenerfaHrungen durcH naTur-acHTsamkeiTsübungen

Naturachtsamkeit, wie im letzten Abschnitt beschrieben, bezieht sich auf die Wahrnehmungen der fünf Sinne, auf die damit verbundenen Gefühle und Körperempfindungen.

Darüber hinaus erfahren Menschen schon seit Jahrtausenden, dass es auch eine nicht sichtbare Natur gibt, die dennoch erfahrbar ist – ener-getische Naturerfahrung, „Qi Gong“ (chin. „Erfolg in der Arbeit mit der Lebenskraft“), das hier als weitere wertvolle Quelle der Ressourcener-fahrung und Weg zum Selbst in aller Kürze vorgestellt wird:

Die Wörterbücher definieren „Qi Gong“ als „atemgymnastische Thera-pie“. Aber es ist mehr als das: Wir können Qi Gong als eine Verbindung von Meditation, Atem und Körperbewegungen verstehen (Zöller, 1999). Durch Übung werden Meditation (Sammlung des Geistes), Atem und Bewegung eins. Durch die regelmäßige Praxis wird gelernt, das „Qi“, eine wesentliche Kraft des Lebendigen, zu aktivieren, und es mittels Vorstellungskraft und Körperbewegungen im Organismus kreisen zu lassen.

„Qi“ bezeichnet eine Naturkraft, ohne die Leben nicht sein kann, die zwar erfahrbar, aber wissenschaftlich nicht erkannt ist. Ähnliches gilt für die Gravitation oder das Bewusstsein selbst – erfahr- aber wissenschaft-lich nicht erfassbar.

Qi ist ein Energielieferant für alle Auf- und Abbauprozesse des leben-den Organismus. Im Qi Gong ist damit seit Jahrtausenden die Korre-lation von Energie und Materie bekannt, die im Westen erst unlängst durch die Quantenphysik aufgezeigt wurde.

Durch regelmäßiges Üben wird erfahrbar, dass der Körper nicht da auf-hört, wo das Auge die Grenzen seiner materiellen Anteile wahrnimmt; denn er ist von einem „Qi Mantel“ umgeben und bewegt sich darin. In der Übung mit Naturkräften, etwa dem Qi des Mondes, der Sterne oder der Sonne, erfahren wir uns mittels des Qi als in Beziehung zum gesamten Kosmos.

Auf diesem Weg öffnet sich uns ein weiteres Tor zur tieferen Erfahrung der Verbundenheit mit der Natur und darüber hinaus!

Qi gong – ein energeTiscHer Weg zur verbundenHeiT

Page 18: Handbuch Tiefenökologie

18

ww

w.tiefenökologie.at

„Alles Leben auf dieser Erde ist auf mannigfaltige Weise miteinander verbunden und alles Leben ist heilig.“

Loren Cruden

Dieser Abschnitt handelt von einer weiteren Facette des Weges, sich bewusst einzufügen ins Netzwerk des Lebens, um Zugang zu finden zu einer achtsamen und respektvollen Lebensweise. Leben wir in der Ausrichtung, dass alles Leben heilig ist, finden wir immer wieder auch Zugang zu den diesem Netz innewohnenden natürlichen Kräften: der Kraft der Elemente, der Rhythmen und Jahreszeiten, der Pflanzen und Tiere, der Kraft der Berge und Flüsse …

am leben TeilneHmenDie Tiefenökologin Joanna Macy betitelt ihr Handbuch „Reise ins lebendige Leben“ (engl. „Coming back to life“), und auch Loren Cruden (1997) benennt den Prozess der Umsetzung dieser Ausrichtung in ähnlichen Worten: „ … ich müsse am Leben teilnehmen. Die Entscheidung wirklich teilzunehmen, warf viele Fragen auf (…): Auf welche Weise lässt sich diese Teilnahme am besten ausdrücken? (…) Am Leben teilzunehmen bedeutet (…) zu riskieren, zu lernen, zu berühren und sich berühren zu lassen. Auf der tiefsten Ebene bedeutet es Ganzheit zu erfahren, das Ende der Illusion von Getrenntheit.“Cruden (1997, S. 24f.) beschreibt die Beziehung von Getrenntheit und Ganzheit mit einem anschaulichen Bild: „[eine vom Ganzen getrennte Wahrnehmung] ist mit einem Haus vergleichbar, um das der Besitzer aus Furcht vor Eindringlingen einen hohen Zaun gezogen hat. (…) [das Bewusstsein, das Ganzheit erfährt, können wir] mit einem in der freien Natur stehenden Haus vergleichen, einem Ort an dem eine Integration zwischen Innenraum und Außenwelt, Domizil und Umfeld, Selbst und Nicht-Selbst stattfindet.“

Im Sinne der oben angesprochenen Grundhaltung in der Teilnahme am Leben geht es darum zu lernen, das Heilige im Leben wahrzuneh-men und sich damit zu verbinden, den eigenen persönlichen Weg mit einem größeren Muster zu verweben, bzw. diese immer beste-hende Verwobenheit zu erfahren und mit dem eigenen Leben darauf zu antworten. Wenn wir nun z.B. die Kraft der Elemente in unser Leben einladen und bewusst mit der Gartenerde arbeiten, Regen-wasser sammeln, einen Lehmofen bauen oder Gebetsfahnen in den Wind hängen, dann findet Resonanz statt und wir kommen vertieft in Kontakt mit den erdigen, fließenden, feurigen und luftig-leichten Aspekten unseres Lebens – wir nehmen intensiver am Leben teil!

das Herz als kompassAm Leben teilzuhaben erfordert besonders, das Herz für sich und die Welt zu öffnen: „Das Herz weiß, wohin es sich wenden muss, um nach Hause zurückzufinden.“ (Cruden 1997, S. 20). Apropos nach Hause zurückfinden: „Heute mache ich mir eine Freude und besuche mich selbst. Hoffentlich bin ich zu Hause!“ (nach Karl Valentin)

Diese Offenheit für die Regungen des Herzens hat oft weniger mit spektakulären inneren Erfahrungen und meditativen Gipfelerlebnis-sen zu tun, sondern mit der Bereitschaft, sich auch dem Schmerz zu stellen (siehe Abschnitt „Despair work“), sowie mit einem Stillerwer-den, der Konzentration auf den Gesang der Vögel, die Ängste eines Kindes, das Rauschen der Blätter im Wind oder auf die Einsamkeit eines alten Menschen. „Diese Dinge werden ihre Wahrnehmung ver-tiefen und erweitern und mit heilenden Energien in Kontakt bringen.“ (Cruden 1997, S. 70f.)

am leben TeilneHmen – der scHamaniscHe Weg

Page 19: Handbuch Tiefenökologie

19 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Trance und nicHT-allTäglicHe WirklicHkeiTenEine weitere Quelle heilsamer Energien und Erfahrungen eröffnet sich in einem Stillerwerden, das verbunden ist mit einer vertieften und lebendi-gen inneren Wahrnehmung: der Trance – eine weitere Facette der Mög-lichkeiten menschlicher Wahrnehmung. Ebenso wie die Wahrnehmung des „Qi“ durch Übung geweckt und vertieft werden kann (siehe Abschnitt über Qi Gong) erleben Menschen seit Jahrtausenden durch Übung und Praxis, dass das Universum beseelt und von einer Bewusstheit erfüllt ist, mit der das menschliche Bewusstsein in Kommunikation treten kann. Die-ser mystische Aspekt unserer Beziehung zur Welt wird als „schamanisch“ bezeichnet. (Eliade 1994)

So genannte „nicht alltägliche Bewusstseinszustände“ erschließen sich in Ritualen und Zeremonien bei denen z.B. monoton getrommelt oder gerasselt wird, aber auch spontan, bei hohem Fieber, Fasten oder Schlaf-entzug, durch psychoaktive Substanzen oder jede Nacht im Traum. Viele indigene Kulturen weltweit entwickelten ein differenziertes Wissen um den verantwortungsvollen Umgang mit nicht alltäglichen Bewusstseinszu-ständen, mit dem Ziel der Heilung von Individuen oder Gemeinschaften.

Jedem lebeWesen isT eine krafT zu eigen …Das schamanische Verständnis von Wirklichkeit geht davon aus, dass alle Erscheinungsformen der Schöpfung Ausdruck des „großen Geheimnisses“ sind, ein spezifischer Ausdruck einer individuellen Kraft oder Qualität. „Wenn man sich einem Stein in der Absicht nähert mit ihm zu kommunizie-ren, um diese Ausdrucksform der heiligen Existenz zu verstehen, wird eine resonanz zwischen Stein und Mensch möglich. Auf dieser Schwingungsebe-ne wird Kraft übertragen. Wenn das menschliche Bewusstsein harmonisch mit den Rhythmen der Natur schwingt, findet es hier eine nährende Quelle – sowohl auf der materiellen Ebene als auch darüber hinaus.“ (Cruden 1997, S. 77)

verbundenHeiT und diensT an der gemeinscHafTEs gilt sich zu fragen, wofür wir die gewonnene Kraft einsetzen wollen. Viele Bildungsangebote, Selbsterfahrungsseminare und Therapien beschäftigen sich mit dem Individuum, dem persönli-chen Drama, den individuellen Wunden. Dem soll nicht widerspro-chen sein, denn nur wer sich selbst lieben kann, kann Liebe in die Welt bringen!

Trotzdem soll ebenso der Fokus auf Dienste an der Gemeinschaft im Auge behalten werden, denn auch unsere Gemeinschaften sind ein Ausdruck des Mysteriums (Cruden 1997, S. 201). Es gibt unzählige Möglichkeiten, den Gemeinschaften, in denen wir leben, zu dienen und über die Arbeit in der Gemeinschaft Mitgefühl zu entwickeln, Liebe, Geduld, Humor, Weisheit und Stärke.

die seHnsucHT als WegWeiserViele Menschen tragen die tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit und tieferer Bedeutung in sich: das Herz sehnt sich danach in Kontakt zu treten und am Leben teilzuhaben. Die Gedanken dieses Abschnitts wollen dazu ermutigen, sich für die Beziehungen zur Welt zu öffnen: Wenn wir uns für Stein und Baum öffnen, lassen wir die Grenzen unseres Selbst durchlässiger werden, wir dehnen uns aus um mehr in uns aufnehmen zu können.

Dabei erwachen die Sinne – vielleicht durch Naturachtsamkeits-übungen (siehe oben) – und beginnen die Sprache der Schönheit zu verstehen. Darin liegt Frieden. Wir verbinden uns tiefer mit der Quelle und kommen aus der Isolation heraus. So beginnt der Heilungsprozess. (Cruden 1997, S. 211)

Page 20: Handbuch Tiefenökologie

20

ww

w.tiefenökologie.at

emoTionen – läsTiges beiWerk oder WerTvolle ressourcen?

Sich Beziehungen tiefer zu öffnen, sich innerlich auszudehnen, die Sinne zu we-cken usw., all das berührt unsere Gefühlswelt, der eine zentrale Rolle im Prozess des inneren Wachstums zugeschrieben wird.

Emotionen waren lange Zeit ein Tabu in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesell-schaft (Arnold 2005, in Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 90). Emotionale Einflüsse auf Denken und Handeln wurden bis vor kurzem hauptsächlich als Störfaktoren betrachtet. Erst in letzter Zeit wurde in mehreren Wissenschafts-bereichen erkannt, dass affektive Komponenten untrennbar mit dem Denken verknüpft (Ciompi 1999, in Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 90), darüber hinaus sogar richtungsweisend sind: _ Jedes Erlebnis, jeder Gedanke und die meisten Handlungen, die wir ausführen, sind von Gefühlen begleitet. Sie sind es, die uns mit unserer Mitwelt verbinden (Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 24).

_ „Emotionen sind (…) das primäre System für unsere Motivation“ (Arnold 2004, Otto et al. 2000, Zimmer 1999, alle in Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 90).

_ „Bei lebenswichtigen Entscheidungen und Aufgaben werden wir von unseren Emotionen geleitet“ (Goleman 1997, in Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 24).

_ Diese Einschätzung teilt auch Resch: „Emotionen sind für Menschen ein über-lebenswichtiges Bewertungssystem, das Entscheidungsgrundlagen zu eigenen Handlungen liefert, und ein fundamentales Ausdruckssystem, das die Übermitt-lung von Informationen an andere Menschen erlaubt.“ (Resch, in Bucher et al. 2004, S. 53)

_ Auch im Alltag sind Gefühle wichtige Begleiter: „Menschen die ihre eigenen Emotionen schlecht wahrnehmen, erkennen weniger gut, welches ihre Motive, Werte und Ziele sind, und sind daher auch weniger in der Lage, diese aktiv zu verwirklichen.“ (Malti, Häcker, Nakamura 2009, in Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 25)

emoTionen beHerrscHen den versTandDie moderne Gehirnforschung beschreibt folgenden physio-logischen Zusammenhang, um die Bedeutung der Emotionen zu beschreiben (nach Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 116f):

Hirnphysiologisch beginnt ein emotionaler Prozess mit der Wahrnehmung eines Objektes oder einer Situation, die ins limbische System weitergeleitet wird. Dieses System ist hier-archisch strukturiert: Auf der untersten Ebene befinden sich lernunabhängige Zentren, die mit dem vegetativen Nerven-system zusammenhängen und nicht bewusst steuerbar sind.

Auf der mittleren Ebene stehen emotionale Konditionierun-gen, die bereits im Mutterleib beginnen und im Erfahrungsge-dächtnis abgespeichert werden.

Die oberste Ebene wird dem Cortex zugeordnet; sie ist dem Bewusstsein zugänglich. Diese oberste bewusste Ebene wird von den beiden tiefer liegenden unteren Ebenen stark beein-flusst, hat aber auf diese selbst wenig Einfluss; was bedeu-tet, dass die Emotionen den Verstand eher beherrschen als umgekehrt!

über den sTellenWerT emoTionalen lernens

Page 21: Handbuch Tiefenökologie

21 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

5 THesen von ciompiCiompi (1999 und 2001, in Gugerli & Frischknecht-Tobler 2011, S. 91) formuliert 5 Thesen zur organisatorischen und integratorischen Funkti-on von Gefühlen:

1. Fühlen und Denken – oder Emotion und Kognition, Affektivität und Logik im weitesten Sinn – wirken in sämtlichen psychischen Leistungen untrennbar zusammen.

2. Unsere affektive Grundstimmung lenkt den Fokus unserer Auf-merksamkeit und bestimmt damit zugleich, was uns gerade als wichtig oder unwichtig erscheint.

3. Situativ zusammengehörige Gefühle, Wahrnehmungen und Ver-haltensweisen verbinden sich im Gedächtnis zu integrierten Fühl-, Denk- und Verhaltensprogrammen, die sich in ähnlichen Situatio-nen immer wieder aktualisieren, differenzieren und gegebenen- falls modifizieren.

4. Emotionale Energien steuern das kollektive Denken und Handeln ganz ähnlich wie das individuelle.

5. Emotionen sind entscheidende Motoren und Organisatoren aller psychischen und sozialen Entwicklungen.

Darüber hinaus wird den Emotionen eine Schlüsselrolle für die Erfahrung der spirituellen Dimension im Leben zugeschrieben (Meyer 2009 a,b).

zusammenfassungSo lässt sich die Aussage formulieren, dass erst das Bewusstwerden von Gefühlen im Zusammenhang mit den kognitiven Strategien dem Men-schen eine längerfristige Handlungsplanung und Verhaltenssteuerung sowie tiefe, beglückende innere Erfahrungen ermöglicht. Eine Weiter-entwicklung zu einer nachhaltigen Gesellschaft und ein Vertrautwerden mit der eigenen Psyche sind erst möglich, wenn emotionale Prozesse eine größere Beachtung erhalten.

„Möglicherweise kann eine Perspektive, die Emotionen in den Mittel-punkt rückt, ein Bindeglied in der Kette zwischen Wissen, Einstellung und Verhalten sein.“ (Rhein & Böhm, in Seybold & Riess 2002)

Fazit: Wenn Emotionen ... _ mit unserem Denken untrennbar verbunden sind, _ unsere Beziehung zur Mitwelt ausmachen, _ den Fokus unserer Wahrnehmung und Aufmerksamkeit bestimmen, _ für Entscheidungen ausschlaggebend sind, _ unser Handeln zu einem großen Teil leiten, _ ein Mitfühlen mit Menschen und anderen Wesen ermöglichen, _ der Schlüssel zu innerem Frieden, Stille und Liebe sind,

… tun die Persönlichkeitsbildung, Umweltbildung und die Bildung für nachhaltige Entwicklung gut daran, Emotionen besondere Aufmerk-samkeit zu schenken!

Insbesondere die Rolle der Gefühle angesichts irritierender Umweltas-pekte verdient aus tiefenökologischer Perspektive Beachtung.

Page 22: Handbuch Tiefenökologie

22

ww

w.tiefenökologie.at

Menschliche Gemeinschaften beeinflussten seit jeher ihre natürliche Umgebung, immer auch war Naturzerstörung Teil der zivilisatorischen Aktivität. Doch die Systematik und Intensität der Umweltverletzungen blieben bis in unser Jahrhundert hinein auf einem vergleichsweise kon-stanten und niedrigen Niveau der Belastung und Gefährlichkeit (Preuss 1991, S. 21). Erst in der jüngsten Vergangenheit hat sich die Qualität menschlicher Eingriffe in die Natur grundlegend verändert.

Die Intensität der Umweltzerstörung potenzierte sich, Systematik und Globalität der Eingriffe erfahren ungekannte Dimensionen und weisen bisweilen ein besorgniserregendes Maß an Irreversibilität auf. Als tiefgreifender Wendepunkt in der Qualität menschlichen Einflus-ses wird immer wieder mahnend an den 6. August 1945 erinnert, den Tag des ersten Atombombenabwurfs über Hiroshima. Damals hat die Menschheit die Fähigkeit erworben, sich und alles Leben auf dem Erdball auszulöschen; seitdem müssen wir als Kollektiv mit der mögli-chen Selbstzerstörung durch Nuklearwaffen leben; seit damals haben die Menschen die Sicherheit verloren, dass es nach ihnen noch weitere Generationen geben wird.

Die schleichende Umweltzerstörung, die seitdem hinzugekommen ist, ist tatsächliche Selbstzerstörung. Dieser „ökologische Suizid“ (Preuss 1991, S. 25) ist weniger spektakulär, unauffälliger, vollzieht sich indi-rekter, ist latent in der Struktur des Alltagsgeschehens verborgen und schwer zu identifizieren – etwa der weltweit fortschreitende Verlust an fruchtbarem Ackerboden. Umweltzerstörung nimmt der eigenen Per-

son, anderen Menschen, anderen nichtmenschlichen Lebewesen und allen nachfolgenden Generationen langsam aber stetig die Lebens-grundlagen, das Leben.

Was treibt den Menschen an, so friedlos, so voller Zorn, so (selbst-)zerstörerisch mit sich, anderen Menschen und dem einzigen bewohn-baren Planeten, den wir haben, umzugehen?

verloren zWiscHen oHnmacHT und allmacHTspHanTasienDie Antwort, die uns derzeit am plausibelsten erscheint, ist die The-orie von der Vermeidung eines großen Schmerzes: der Ohnmachts-Allmachts-Komplex nach Richter (1982) *. Horst Eberhart Richter, Psychoanalytiker und Kulturphilosoph, definierte als Kern der Krise des Menschen die „kollektive Neurose“ (1982, S. 192), welche die Folge einer permanenten, zwanghaften und unbewussten Verdrängungsleis-tung ist:

„Der Mensch könne nicht ertragen, eine Mitte zwischen Nichts und Allem zu sein. (...) Er sei verwirrt durch den Widerspruch, ein Alles vor dem Nichts, zugleich ein Nichts vor dem Unendlichen zu sein.“ (Blaise Pascal, franz. Philosoph des 16. Jhd.; zit. n. Richter 1982, S. 878)

Der Berliner Therapeut Christian Meyer (2009 a,b) konkretisiert die exis-tenziellen Grundängste des Menschen, die er verzweifelt zu vermeiden trachtet: _ die Angst vor der absoluten Einsamkeit, _ die Angst vor der Bodenlosigkeit, _ die Angst vor der Leere, _ die Angst vor Kontrollverlust und Wahnsinn _ sowie die Angst vor dem Tod.

der psYcHiscHe HinTergrund der globalen krise

„Es ist viel gesagt worden über die äußeren Grenzen des Planeten, aber es scheint so,dass die inneren, die menschlichen Grenzen

die weitaus wichtigeren sind.“Aurelio Peccei

Page 23: Handbuch Tiefenökologie

23 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Auf seiner „verzweifelten Flucht vor der absoluten Sinnlehre“ (Roszak 1994) füllt der Mensch „die Leere des Weltalls und seiner Seele mit dem Machtanspruch des Ego“ (Kirchhoff 2009).

Die Folgen der Flucht vor der Leere bzw. die Auswirkungen der Kompensationsversuche sind vielfältig: z.B. ein übersteigertes Kon-trollbedürfnis („Macht Euch die Erde untertan!“), zwanghaftes Fort-schrittsbewusstsein, Abspaltung und Vermeidung von Emotionen, ein patriarchaler Stärkekult (z.B. in der Kultur wirtschaftlichen Handelns), Verleugnung durch Überspielen („immer jung, dynamisch, lächelnd und erfolgreich sein“), Beschleunigung aller gesellschaftlichen Prozesse (das „Hamsterrad“), Ablenkung durch Reizüberflutung bzw. Befriedi-gung durch Ersatzbedürfnisse (die Welt der Konsumartikel und des Fernsehens) sowie Betäubung bzw. hohes Suchtpotenzial (ca. 500.000 ÖsterreicherInnen leben mit psychisch aktiven Substanzen; auch der exzessive Konsum von Energie und Rohstoffen kann als Suchtverhalten verstanden werden).

Der Zusammenhang mit globalen ökologischen und sozialen Krisen liegt auf der Hand: die Summe der Vermeidungsstrategien zerstört un-sere Lebensgrundlagen. Auch wird deutlich, warum es gesellschaftlich nicht gelingt, einen einfachen, ruhigeren, bewussteren und nachhaltigen Lebensstil zu etablieren: zu stark ist das Bedürfnis nach Verdrängung!

* Dieser Abschnitt – die beschriebene Theorie und alle Literaturzitate - beruht auf der Arbeit unseres lieben Kollegen Sebastian „Aki“ Valbuena (2012), der sich intensiv mit der rolle des Ich-Bewusstseins in der der glo-balen Krise befasst hat und darauf aufbauend ein Konzept der „Inweltbil-dung“ formuliert.

Page 24: Handbuch Tiefenökologie

24

ww

w.tiefenökologie.at

Wer „Nachhaltigkeit“ für sich und andere zum Thema macht, rückt damit auch die gegenwärtige globale Bedrohung in den Fokus der Auf-merksamkeit und mit ihr die damit unweigerlich aktivierten Emotionen wie Angst, Bedrücktsein, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Der metatheo-retische Ansatz orientiert sich an einer speziellen Form psychologischer Friedensarbeit, die in den USA als „despair and empowerment work“ (verkürzt auch als „despair work“), Arbeit mit Verzweiflung und Ermu-tigung, bekannt ist. Sie ist die Antwort auf die Bedrohungen, denen unsere Erde und die auf ihr wohnenden Lebewesen ausgesetzt sind (vgl. Macy 1986).

Die gegenwärtige, unseren ganzen Planeten betreffende Krise ist unserem Fühlen und Denken näher gerückt. Sie umfasst sowohl die immer noch reale Bedrohung durch einen atomaren Krieg, als auch die fortschreitende Zerstörung unserer Lebenssysteme, die Verbreitung menschlichen Elends in einem noch nie da gewesenen Ausmaß und die Tatsache, dass es zum ersten Mal in der Geschichte fraglich ist, ob die Menschheit insgesamt überleben wird. Die gegenwärtige Krise erfordert eine bewusste seelische und geistige Auseinandersetzung, und zwar auf eine Weise, die Kraft gibt und Visionen einer positiven Veränderung möglich macht.

Die Arbeit mit Verzweiflung und Ermutigung hilft uns, unser Wissen um diese Entwicklung zu erweitern, ohne von Angst, Trauer, Wut und dem Gefühl von Hilflosigkeit überwältigt zu werden. Sie setzt uns in die Lage, Haltungen des Vermeidens und der Lähmung zu überwin-den, und sie stärkt unsere Fähigkeit zum Mit-Leiden, unser Gefühl der Zusammengehörigkeit und unsere Bereitschaft zum Handeln.

Es ist nur natürlich, dass unsere gegenwärtige Situation und unsere dunklen Zukunftsaussichten eine weit verbreitete Angst auslösen. Aber weil wir uns vor Schmerzen fürchten und Verzweiflung ein von der Gesellschaft tabuisiertes Gefühl ist, werden diese Empfindungen im All-gemeinen nicht ausgedrückt. Das führt zu Lähmung; innerer Isolation und Ohnmachtsgefühlen. Mehr noch: der Widerstand gegen schmerz-liche, aber dringend notwendige Informationen wird verstärkt. Weder genügt es, die gegenwärtige Krise allein auf der Informations- und Sachebene zu diskutieren, noch die Öffentlichkeit durch Vermittlung von immer schrecklicheren Sachinformationen wachzurütteln. Denn diese Art von Informationen verstärkt nur allzu oft den Widerstand und vertieft die Gefühle von Hilflosigkeit und Apathie. Vielmehr müssen wir einander helfen, diese oft Furcht erweckenden Informationen auch auf der Gefühlsebene zu verarbeiten.

despair and empoWermenT Work

Page 25: Handbuch Tiefenökologie

25 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

leiden um unsere WelT & der verlusT der sicHeren zukunfTJede Generation lebte bisher mit der unausge-sprochenen Gewissheit, dass andere Generationen folgen würden. Jede/r konnte zweifelsfrei davon ausgehen, dass ihre bzw. seine Kinder, Kindeskinder und die noch Ungeborenen auf der gleichen Erde, unter dem gleichen Himmel weiterleben würden. Notzeiten, Niederlagen und individueller Tod waren eingebettet in die übergeordnete Gewissheit, dass es eine Zukunft gibt. Eben diese Sicherheit haben wir nun verloren, ob wir dem Militär oder der Friedensbewegung angehören, und dieser Verlust, unmessbar und unermesslich, ist das Kernstück unserer gegenwärtigen psychischen Realität.

Wenn wir uns anschauen, was wir Menschen unse-rer Welt antun, reagieren wir darauf mit verschie-denartigen Gefühlen: Angst und Schrecken bei dem Gedanken an das Leiden, das auf uns und auf die, die wir lieben, und auf andere zukommen wird; Wut, ja rasender Zorn, darüber, dass uns ein so sinnloses und vermeidbares Ende der menschlichen Existenz droht; Schuldgefühle, denn als Mitglieder dieser Gesellschaft sind wir an der Katastrophe beteiligt und von dem Gedanken verfolgt, wir müssten doch in der Lage sein, sie abzuwenden. Mehr als alles andere fühlen wir Trauer: Mit einem so weit reichenden und endgültigen Verlust kon-frontiert zu sein, verursacht eine kaum in Worte zu fassende Trauer.

RUF MIcH BEI MEINEM WAHREN NAMEN

Ich bin die Eintagsfliege, die sich auf dem Spiegel des Flusses verwandelt,

und ich bin der Vogel, der mit dem Frühling rechtzeitig kommt, die Eintagsfliege zu fressen.

Ich bin der Frosch, der glücklich im klaren Teich schwimmt,

und bin zugleich die Grasschlange, die lautlos näher kommt, sich vom Frosch nährt.

Ich bin das Kind in Uganda, nur Haut und Knochen, meine Beine dünn wie Bambusstecken,

und ich bin der Waffenhändler, der tödliches Kampfgerät nach Uganda verkauft.

Ich bin das zwölfjährige Mädchen, Flüchtling in einem kleinen Boot,

die sich nach der Vergewaltigung durch einen Seeräuber ins Meer stürzt,

und ich bin der Seeräuber, mein Herz noch nicht imstande zu sehen und lieben.

Ich bin ein Mitglied des Politbüros mit massig Macht in den Händen,

und ich bin der Mann, der seine „Blutschuld“ an mein Volk bezahlen muss,

langsam in einem Arbeitslager stirbt.

Meine Freude ist wie der Frühling, so warm, dass Blüten in allen Lebensbezirken blühen.

Mein Schmerz ist wie ein Tränenstrom, so voll, dass alle vier Meere sich füllen.

Bitte ruf mich bei meinem wahren Namen, damit ich all mein Weinen und Lachen zugleich

hören kann, damit ich sehen kann, meine Freude, mein Schmerz sind eins.

Bitte ruf mich bei meinem wahren Namen, damit ich erwache,

und die Tür meines Herzens offen bleibt, die Tür des Mitleids.

Thich Nhat Hanh

Page 26: Handbuch Tiefenökologie

26

ww

w.tiefenökologie.at

Tiefer scHauen – das neTzWerk des lebens eraHnen, erfaHren

Wie kommt es, dass wir Schmerzen für unsere Welt empfinden können? _ Was entdecken wir, wenn wir uns auf diese Schmerzen wirklich einlassen?

_ Was erwartet uns jenseits der Verzweiflung? Es ist Verbundenheit mit dem Leben und mit allem, was existiert. Aus dem Netz, das alles Lebendige miteinander verbindet, wird jede/r in seine/ihre separate, individuelle Existenz geboren, aber wir alle bleiben ständig hineinverwoben. Unser Leben erstreckt sich auch über unsere Körpergrenzen hinaus, in eine totale wech-selseitige Verbundenheit mit dem Rest der Welt, Vergangenheit und Zukunft (Macy 2003) und darüber hinaus in die Erfahrung der „Unio mystica“, in der das von allem getrennte Ich-Bewusstsein einer tieferen Erfahrung der Einheit Platz macht (Meyer 2009 a,b).

Aus dem Erleben individueller seelischer Vorgänge folgern wir in einer Art »optischen Täuschung unseres Bewusstseins«, dass wir von den übrigen Lebensphänomenen abgetrennt existieren: Darauf hat Albert Einstein immer wieder hingewiesen und uns ermahnt, uns aus diesem „Gefängnis“ zu befreien, indem wir den Horizont unseres Fühlens und Erlebens immer weiter ausdehnen.

die Wende – miT neuen augen seHen„Wir lassen lange nicht wahrgenommene Gefühle ans Tageslicht kommen und können so ihre besonderen Qualitäten erkennen. (…) Dies ist für sich genommen schon eine bedeutsame Erkenntnis. (…) Was sich hier offenbart ist Mit-leid(en) oder Mitgefühl.“ (Macy 2003, S. 139)

Die traditionelle Psychologie interpretiert die Tatsache, dass Menschen Schmerzen für die Menschheit empfinden können, als eine Projektion eige-ner Schmerzen. Die Psychosynthese (Parfitt 1992; Dönges & Brunner Dubey 2005) hingegen vertritt die Meinung, dass wir tatsächlich Schmerzen für das Ganze empfinden können, was im Kontext unserer heutigen Erkenntnisse als angemessen erscheint. Es gehört zu den Zeichen unserer Zeit und zum derzeit stattfindenden Evolutionsschritt der Bewusstseinsentfaltung, dass die Grenze der Persönlichkeit zum größeren Ganzen hin durchlässiger wird. Das bedeutet, dass die Probleme der Gesellschaft und der Welt tatsächlich un-sere Probleme sind, dass wir die Leiden und Freuden der Menschheit in uns erfahren können und wir zunehmend erkennen, dass die gesamte Mensch-heit in uns lebt.

„Aufgrund unserer tatsächlichen Erfahrung können wir erkennen, dass unser Schmerz um die Welt aus unserer wechselseitigen Verbundenheit entspringt. Dieselbe Verzweiflung, die uns, solange wir sie versteckt hielten, voneinander trennte, erweist sich nun als Bestandteil des uns alle verbindenden Gewebes. Ob diese Erkenntnis uns wie ein Blitz trifft oder ob sie uns allmählich däm-mert, auf jeden Fall bedeutet sie einen Wendepunkt in unserer Wahrnehmung (…). Wir gelangen zu einer neuen Sicht von uns selbst.“ (Macy 2003, S. 140)

Loren Cruden (1997) beschreibt diesen Vorgang bildhaft als ein Haus, das zuerst von hohen Zäunen umgeben ist, die abgebaut werden und erfahrbar wird, dass das Haus immer schon Teil einer unendlich großen Landschaft war.

die reise zu unserer Tiefen ökologie

Page 27: Handbuch Tiefenökologie

27 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

emoTionen und spiriTualiTäTIm Zusammenhang mit der spirituellen Dimension im Leben soll in vorliegender Unterlage festgehalten sein:

_ Transpersonale und transzendente Erfahrungen zum Inhalt einer Bildungsveranstaltung zu machen, setzt eine stabile gefestigte Per-sönlichkeit der Teilnehmenden voraus: Menschen mit einer Tendenz zu psychotischer Erfahrung oder Traumatisierung könnten mit einer Verschlechterung ihres Zustandes rechnen.

_ Spiritualität wird hier nicht im Sinne einer konfessionellen Zuordnung verstanden. Vielmehr steht die unmittelbare Erfahrung im Zentrum; eine auf Mündigkeit und Selbstverantwortung basierende spirituelle Praxis.

Im ersten Schritt geht es um die Fähigkeit, innere Bewegungen klar wahrnehmen zu können, z.B. Gedanken von Gefühlen unterscheiden zu lernen, sowie darum angesichts der inneren Wahrnehmungen still zu bleiben und den Reichtum der inneren Erfahrung zu erleben.

Das mag auf den ersten Blick verwundern, sind wir doch gewohnt, Gefühle als Motoren für Entwicklungen und Instanzen der Handlungs-steuerung zu verstehen.

Für das Erleben von tieferen Erfahrungen der Stille, Unendlichkeit, Liebe und des Friedens scheint ein anderer Umgang mit Gefühlen am geeig-netsten: alles an innerer Dynamik spüren, solange es bleiben will, und gleichzeitig in einer Haltung der Annahme und Bejahung auf die innere Erfahrung blicken. Dadurch findet laut Meyer (2009 a,b) ein Prozess des Tieferfallens statt, der Menschen Zugang zu ihren tiefsten Emotionen ermöglicht und darüber hinaus.

die TiefensTrukTur der inneren erfaHrungBei Christian Meyer (2009 a,b) finden wir eine Theorie zur Tiefenstruktur innerer Wahrnehmungen. Wenn Menschen sich nach innen wenden, werden verschiedene Schichten inneren Erlebens erfahrbar, zumeist in dieser Abfolge:

Die mentale und die körperliche Ebene _ Gedanken und innere Bilder _ Körperwahrnehmungen und energetische Empfindungen

Das Reich der Gefühle _ Gefühle, die mit Alltagserlebnissen, den Beziehungen, der Arbeit zu tun haben

_ Gefühle, die grundsätzliche Haltungen zum Leben und gegenüber uns selbst ausdrücken, „biografische Gefühle“

_ Existenzielle Gefühle: den Sinn des Lebens betreffend, Trauer über das Getrenntsein, Sehnsucht, wirklich Frieden zu finden und zu Hause anzukommen – und existenzielle Ängste: vor der absoluten Einsamkeit, der Bodenlosigkeit und Leere, vor Kontrollverlust und Wahnsinn sowie die Angst vor dem Tod

_ die Angst des Ichs vor seiner Auflösung, erfahrbar als bodenloser schwarzer Abgrund

Tiefere ErfahrungenEs gibt Erfahrungen, die tiefer sind als Gefühle: Liebe, Leere, Stille und Frieden. Der Unterschied zeigt sich darin, dass Gefühle zunehmen, wenn die Körperaktivität zunimmt (Atem, Herzschlag, Energiefluss), und die tieferen Erfahrungen nehmen zu, wenn die Körperaktivität abnimmt: der Atem wird ganz flach, der Kreislauf geht herunter, Herzschlag und Mus-keltonus verringern sich. (Meyer 2009 b, S. 79; 2009 a, S. 35)

Page 28: Handbuch Tiefenökologie

28

ww

w.tiefenökologie.at

in die sTille fallenDiese Erfahrung, die deutlich macht: Es ist ein Weg, der in die Stille führt. Nicht indem die Stille aktiv aufgesucht oder meditativ „gemacht“ wird, sondern du

„… findest den Weg zur Stille tatsächlich nur dadurch, dass du alle Gefühle, die da sind, einlädst. Es braust auf, es wallt auf, es bewegt dich. (…) Dann kommt das nächste Gefühl und du gibst dich ihm hin.“ (Meyer 2009 b)

Nach dem Durchleben jeder Gefühlsschicht kann sich die Erfahrung von innerer Stille, Weite und Liebe einstellen. Anfangs oft nur flüchtig und zart, bei kontinuierlicher Praxis tiefer und bleibender.

„Stille bahnt sich immer mehr raum, taucht immer öfter und öfter auf. Das ist ein Prozess zunehmender Stille.“ (Meyer 2009 a, S. 163)

die enTscHeidende HalTung den gefüHlen und dem ganzen leben gegenüberWie erschließt sich nunmehr diese innere Stille?

In der Bewusstseinsarbeit von Christian Meyer (2009 a,b) finden sich deutliche Parallelen zur tiefenökologischen Bewusstseinsarbeit von Joanna Macy: es geht in beiden Systemen um ein Öffnen für die innere Erfahrung und letztendlich um die Bereitwilligkeit, alles so anzuneh-men, wie es innerlich ist, wie auch alles zu erfahren, wie es auftaucht.

Das bedeutet allerdings nicht, alles mit sich geschehen zu lassen und politisch untätig zu werden. Es gibt ein altes Gebet, das auf irische Mönche zurückgehen soll: „Herr gib mir den Mut, das zu verändern, das ich verändern kann, gib mir die Kraft, das anzunehmen, das nicht änderbar ist, und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

„Wenn du zustimmst, bedeutet das, du stimmst allen Möglichkeiten zu, die du hast, dich zu wehren, wenn es angemessen ist. Aber du stimmst genauso deiner Ohnmacht zu und du stimmst der Situation zu, in der du dich oder jemand anderes sich nicht wehren kann.“ (Meyer 2009 b, S. 72)

„Es ist eine der wichtigsten Paradoxien des menschlichen Lebens: Wenn du bereit bist, den Schmerz der ganzen Welt zu fühlen, fällt alles Leid von Dir ab, und der Schmerz der zu fühlen ist, ist eine leichte Bürde. Der Albtraum des Menschen resultiert gerade erst aus dem zwangsläufig scheiterndem Versuch, dem Schmerz zu entkommen.“ (Meyer 2009 b, 90)

„Alles, dem ich nicht zustimme, schließe ich aus meiner Seele aus. Indem ich es aus meiner Seele ausschließe, bin ich angestrengt damit, es außen vor zu halten. (…) Wenn ich es aber annehme, führt das dazu, dass ich ruhiger werde. Je mehr und je vollständiger ich alles in meine Seele hin-einnehme, desto mehr finde ich Frieden.“ (Meyer 2009 b, S. 65)

Diese Haltung des Annehmens und Zustimmens spiegelt sich wider in Erich Frieds Gedicht über die Liebe:

die reise zu unserer Tiefen ökologie

Page 29: Handbuch Tiefenökologie

29 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

WAS ES IST

Es ist Unsinnsagt die VernunftEs ist was es istsagt die Liebe

Es ist Unglücksagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerzsagt die Angst

Es ist aussichtslossagt die EinsichtEs ist was es istsagt die Liebe

Es ist lächerlichsagt der Stolz

Es ist leichtsinnigsagt die VorsichtEs ist unmöglich

sagt die Erfahrung

Es ist was es istsagt die Liebe

Page 30: Handbuch Tiefenökologie

30

ww

w.tiefenökologie.at

der kreis scHliessT sicH: die HilflosigkeiT und oHnmacHT anneHmen

Folgender Absatz spannt den Bogen zurück zum eingangs vorge-stellten „Ohnmachts-Allmachts-Komplex“ nach Horst Eberhard Richter (1982). Dieser Dynamik und der damit verbundenen Verdrängung wird die Macht zugeschrieben, unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Christian Meyer (2009 a,b) greift die Hilflosigkeit auf und beschreibt einen möglichen heilsamen Umgang mit ihr.

„Worum es geht, ist die Hilflosigkeit gegenüber dem menschlichen Leben. Du weißt nicht wann du stirbst, du hast nichts in der Hand. Du weißt nicht was dir begegnet, du hast nichts in der Hand. Du weißt nicht wie viele und welche Menschen dir begegnen, du hast nichts in der Hand. Diese Bedingung deines Seins ist Hilflosigkeit.“ (Meyer 2009 a, S. 76)

„Der Mensch rennt gegen die Ohnmacht an. Der Mensch versucht alles in die Hand zu bekommen und so zu tun als ob er der Gestalter von allem wäre, von nichts mehr abhängig und in der Lage, alles bestim-men zu können. Die Technik gibt dieser Versuchung Nahrung, jetzt im gesellschaftlichen Maßstab. Die Wissenschaft gibt ihr Nahrung. Und der Mensch unterliegt der Versuchung, weil er partout die Ohnmacht nicht akzeptieren will, das Nicht-in-der-Hand-haben nicht akzeptieren will.

Das Geheimnis ist: wenn ich die Ohnmacht akzeptiere und annehme, bin ich auf einer tiefen Ebene nicht mehr ohnmächtig. Wenn ich die Ohn-macht ganz trage und ganz fühle und ganz akzeptiere und bejahe, dann kann ich sofort erfahren, dass durch das Akzeptieren und Annehmen der Ohnmacht Frieden auftaucht, Freiheit auftaucht. Dann aber entdeckst du, dass du schon völlig erfüllt bist und nichts brauchst. Also ist die Wirk-lichkeit jenseits von Ohnmacht und jenseits von Macht.“ (Meyer 2009 a, S. 199)

Der Aufgang zu vielen antiken Tempeln wird von furchterregenden Figuren bewacht. Nur wenn wir uns ihnen – ausgerüstet mit unse-ren Ressourcen – stellen, wenn wir durch unser Grauen und Grämen hindurchschreiten, finden wir den Eintritt in die Wahrheit, die auf uns wartet. Dort finden wir die wechselseitige Verbundenheit mit allem Leben, unsere „tiefe Ökologie“ mit allem, was sie uns verheißt. (…) Dies neue Bewusstsein kommt zu uns wie eine Gnade. Stephen Levine, ein Meditationslehrer, sagt, Gnade sei „ein Gefühl innerer Verbundenheit“, die Erfahrung unserer eigentlichen Natur.

Diese Haltung, Hesses Siddharta spricht vom Bild eines zu Boden sinkenden Steines, der in einen See geworfen wurde, bewirkt – so Macy und Meyer unisono – ein „Fallen in die Gnade“ einer sehr tiefgehenden Erfahrung; Joanna Macy (2003, S. 139) zitiert Ghalib:

„Dem regentropfen bedeutet Freude das Eintreten in den Fluss - uner-träglicher Schmerz wird zu seiner eigenen Heilung ...“

Die Erfahrung, die im Bild des sich im Fluss auflösenden Regentropfens beschrieben wird, kann auch als „spirituelles Aufwachen“ bezeichnet werden. Die Identifikation mit dem Alltagsbewusstsein verschiebt sich hin zu einer Identifikation des Selbst mit der Erde (Macy 2003), der Stille, Liebe und Unendlichkeit (Meyer 2009 a,b).

zu Hause angekommen: unsere tiefe ökologie – unsere eigentliche natur

Page 31: Handbuch Tiefenökologie

31 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

ManchMal

Manchmal, wenn ein Vogel ruftOder ein Wind geht in den Zweigen

Oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,Dann muß ich lange lauschen und schweigen.

Meine Seele flieht zurück,Bis wo vor tausend vergessenen Jahren

Der Vogel und der wehende WindMir ähnlich und meine Brüder waren.

Meine Seele wird ein BaumUnd ein Tier und ein Wolkenweben.

Verwandelt und fremd kehrt sie zurück

Und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?

Hermann Hesse

Page 32: Handbuch Tiefenökologie

32

ww

w.tiefenökologie.at

meTHodenTeil

„Die Aufgabe tiefenökologisch inspirierten Tuns ist es,Gleichgewicht und Ganzheit zu fördernin unseren Beziehungen zu uns selbst, zu unseren Gemeinschaften, zur Naturund zur spirituellen Dimension unserer Existenz.“nach einer Definition von Sarangerel

Page 33: Handbuch Tiefenökologie

33 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

1

19

46

18

45

40

57

72

5

41

28

51

58

4

27

50

Page 34: Handbuch Tiefenökologie

34

ww

w.tiefenökologie.at

WaHrneHmung der WelT

einen baum bauenFolgende Übung vermittelt spielerisch Wissen über das Innenleben der Bäume. Es braucht dafür mindestens 19

SchülerInnen, die etwas gemeinsam erleben wollen; die Sache macht neben dem Lerneffekt auch einigen Spaß. Nachdem manche der Mit-spielenden am Boden liegen, soll der Boden nicht zu schmutzig, hart, kalt oder nass sein. Die Leiterin bzw. der Leiter vergibt Rollen, zeigt den Mitspielenden kurz, was jeweils zu tun ist; jede Rolle wird kurz geübt, bevor ein weiteres Element dazugenommen wird.

Hartholz (der innere Kern des Baumes): 2-3 TN; TN stehen in der Mitte.Aufgabe: Halt und Festigkeit, „Steht groß und fest da!“

Pfahlwurzeln (geben dem Baum Halt und holen Wasser aus tiefen Schichten): 2-3 TN; TN knien vor dem Hartholz, Gesicht nach außen. Aufgabe: Halt, Wasser- und Nährstofftransport, „Pflanzt euch 10 m tief in die Erde hinein!“

Lateral- und Feinwurzeln (1000de km feiner Wurzeln): 2-3 TN; TN liegen radial mit dem Kopf nach außen, Füße bei ihrer Pfahlwurzel.Aufgabe: Wasser- und Nährstoffaufnahme aus dem Boden, „Schlürft!“ – TN: „Ssccchhhhhlürffff“

Xylem (die Wasserleitbahnen): 3 TN; TN bilden einen Kreis um das Hartholz, Gesicht nach innen, halten sich an den Händen. Aufgabe: Wassertransport von den Wurzeln zu den Blättern, 100te Liter pro Tag, „Bringt das Wasser herauf!“ – TN: „Huuiiiiii“, werfen die Arme hoch

Blätter (Zuckerproduktionszone): 3-4 TN; TN heben die Arme, Unter-arme kreuzen sich mit jenen der NachbarInnen, „Essen machen!“ – TN: „Mmmmmhhhh“, Händewacheln

Phloem (Wachstums- und Transportzone): ca. 4 TN; TN bilden einen weiteren Ring um das Xylem, Gesicht nach außen. Aufgabe: Zucker, der bei der Photosynthese in den Blättern gemacht wird, zu den anderen Teilen des Baumes transportieren, „Jetzt bringt die Nahrung herunter!“ – TN: „Jiiuuuuu“, gehen in die Knie

Borke (schützt den Baum): restl. 3-4 TN; TN stehen mit dem Gesicht nach außen um das Phloem, Arme in Boxerposition gehoben, bereit Ellbogenpüffe zu verteilen. Aufgabe: Baum schützen vor Borkenkäfern usw., „Schützt!“ – TN: „Gnrrrr“

Koordination aller über: „Festigkeit – tief verwurzelt – Schlürfen – Es-sen machen – Wasser hoch – Nahrung runter – Schutz!“

Aus dem Leben eines Baumes: Der Abschluss kann der Angriff eines Borkenkäfers sein (diese Rolle kann die Leitung übernehmen), da-bei Zurufe an die Baumteile: Jetzt kommt Wind! Es ist sehr heiß, wir brauchen viel Wasser! Sehr sonnig, super viel produzieren! Achtung, Käferattacke!

Der Sommer geht zu Ende: Die Tage werden kürzer, die Sonne scheint nicht mehr so warm, es wird weniger und weniger Essen produziert („Mmmhhh wird leiser!“); der Stoff- und Wassertransport wird weni-ger („Schlürrrfff, Huiii und Jiuuu werden leiser!“); die Blätter werden abgeworfen („Arme der Blätterleute sinken!“); das Hartholz steht fest da und gibt Halt in den kommenden Winterstürmen, die Borke wird fester („Gnrrrr wird lauter!“); alle übrigen Gewebe bekommen Frostschutzmit-tel („Dir wird ganz warm!“) und träumen vom nächsten Frühling („...“).

Am Schluss ein ordentlicher Applaus für alle Mitspielenden!

1

Page 35: Handbuch Tiefenökologie

35 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

bilder WäHlen: „Wie isT die WelT?“In der Arbeit mit Jugendlichen am Thema Globalisierung (Pichler & Schelakovsky 2003) können Bilder als unterstüt-

zende Methode für den Umgang mit Frustration und Hoffnungslosig-keit verwendet werden:

In der Klassenmitte liegen zu Beginn unzählige Fotos, die unberührte Natur zeigen und zerstörte Landschaften, spielende Kinder und Kin-dersoldaten usw.; bei der Zusammenstellung wurde darauf geachtet, ein möglichst ausgewogenes Verhältnis von positiven und negativen Aspekten zu finden. Die SchülerInnen wählen alleine, in Zweier- oder Dreiergruppen ein Bild zur Frage „Wie ist die Welt?“ aus. Anschließend setzen sie sich in Kleingruppen zusammen und erzählen, warum sie ihr Bild gewählt haben. Danach trifft sich die Klasse wieder im Plenum und jede/jeder legt das gewählte Bild mit einem kurzen Kommentar in die Mitte.

In einem zweiten Schritt erforschen wir die emotionale Reaktion auf den Zustand der Welt, ein „Kritzelbild“ (Unterbruner 1991) entsteht:

Eine Einstimmung kann darin bestehen, dass die SchülerInnen die Augen schließen und ein oder zwei Minuten in sich hineinhorchen und spüren, was sie im Moment bewegt (Variante: was sie bewegt, wenn sie an das Bild denken, das sie gewählt haben); dann sollen sie zu einem Farbstift greifen und mit einigen schnellen Strichen die aktuellen Gefühle auf das Blatt zeichnen. Im Anschluss werden die SchülerInnen gebeten, ihrem Bild einen Titel zu geben und diesen auf das Blatt zu schreiben. Der Titel kann aus einem Wort bestehen oder auch aus ei-nem ganzen Satz. Unter der Voraussetzung der Freiwilligkeit stellt jede/jeder abschließend das Kritzelbild vor. Dieser methodische Ansatz kann

auch in der Arbeit mit Erwachsenen wertvolle Unterstützung bei der Verarbeitung gegenwartsbezogener Sorgen bieten.

Diese beiden Übungen sind einfach, unterstützen Jugendliche aber effektiv, Sorgen zu verbalisieren. Dabei wird oft großer Pessimismus spürbar, der durch die Übung verarbeitet werden kann. Die Arbeit ver-langt ein gewisses Maß an psychologischem Fingerspitzengefühl und entsprechende Selbsterfahrung der Leiterin bzw. des Leiters.

Verzweiflungsarbeit öffnet den Weg für frische Motivation: Nachdem die Zukunftssorgen ausgesprochen wurden, waren die Jugendlichen besonders motiviert sich weiteren Aktionen zuzuwenden; sei es der Arbeit an Visionen oder konkreten Projekten im Umweltbereich, der Entwicklungspolitik oder im Bereich des sozialen Lernens.

2

Page 36: Handbuch Tiefenökologie

36

ww

w.tiefenökologie.at

sYsTemspielDie Mitspielenden bekommen zwei Anweisungen: „Suche für dich zwei Menschen in der Gruppe aus, OHNE zu

sagen, wen du für dich ausgewählt hast.“ „Bewege dich so im Raum, dass du jederzeit den gleichen Abstand (vgl. gleichseitiges Dreieck!) zu diesen beiden Personen hast.“

_ Mit diesen Aufgaben beginnen die Mitspielenden sich im Raum umherzubewegen, wobei jede Bewegung natürlich viele andere Fol-gebewegungen nach sich zieht. Man muss ständig aufmerksam und reaktionsbereit sein! Es entsteht ein spannendes und zielgerichtetes Geschehen mit einem guten Schuss Heiterkeit.

_ Es ist möglich, den Prozess schon nach etwa 5-7 Minuten zu stop-pen und auszutauschen, was erlebt wurde, oder zu versuchen eine Position zu finden, in der alle Mitspielenden im Gleichgewicht sind. Allerdings: Wenn ein scheinbares Gleichgewicht gefunden wurde, braucht sich nur eine Person ein wenig weiterzubewegen, und alle anderen machen sich wieder auf den Weg!

_ Sehr deutlich werden dabei Eigenschaften offener und selbstregulie-render Systeme: die wechselseitige Abhängigkeit, stetiges Handeln; die Beziehung der Teile zueinander ist genauso wichtig, wie die Teile selbst, es braucht Feedback, um richtig zu reagieren (mit geschlos-senen Augen wäre die Übung nicht umsetzbar), und es ist nicht möglich, diesen Prozess von außen zu dirigieren.

Variante 1: („Bienen und Blumen“) Jede/r Mitspielende ist ein Bienchen und wählt sich ein Blümchen. Dann gilt: Umkreise deine Blume 3-mal!

Variante 2: In der Nachhaltigkeit sind wir aufgefordert, ökologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren vernetzt zu betrachten.

Folgendes Spiel macht die Dynamik vernetzter Systeme sichtbar und ihre vielen unvorhersehbaren Wechselwirkungen:

Alle Mitspielenden wählen 2 Personen aus der Gruppe (nicht die besten Freunde/Freundinnen) und haben dann die Aufgabe, sich selbst so aufzustellen, dass sie mit den anderen beiden ein gleichseitiges Dreieck bilden. Dadurch entsteht ein sehr dynamisches Systemgeschehen, das oft lange nicht zur Ruhe kommt.

Es ist hilfreich, zu Beginn kurz zu demonstrieren, was mit „gleichsei-tigem Dreieck“ gemeint ist. Im Spielverlauf gilt es, als SpielleiterIn aufmerksam zu sein, ob jemand verdächtig statisch herumsteht und die Sache vielleicht noch nicht verstanden hat, ob die Gruppe Lust hat, lange zu spielen, um einen Gleichgewichtszustand zu erzielen, oder ob es irgendwann genug ist.

Dann kann der/die LeiterIn unterbrechen und alle zu sich bitten, die z.B. blaue Jeans tragen ..., sowie alle, die dadurch einen Partner/eine Partnerin verlieren.

Das hat in der Regel zur Folge, dass alle das Spielfeld verlassen.

Diese Übung erheitert zumeist die Mitspielenden, und es ist interes-sant, danach gemeinsam die Beobachtungen aus dem Spiel zu genera-lisieren und zu reflektieren:

Was zeigt uns die Übung über vernetzte Systeme? Wenn sich Soziales verändert, ändert sich Wirtschaftliches, wenn Tierarten aussterben, hängen andere damit zusammen, wenn sich ein Einzelner zum Nega-tiven oder Positiven ändert, ändert sich anderes mit ihm! Würde sich jemand zumuten, alle Bewegungen zu steuern?

WaHrneHmung der WelT

3

Page 37: Handbuch Tiefenökologie

37 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

lebensbaum – unsicHTbare WesenAlle Teilnehmenden sitzen im Kreis. Der/die GruppenleiterIn lenkt die Aufmerksamkeit aller auf den Kreis, auf alle, die im

Kreis sitzen, auf alles, was sich innerhalb des Kreises befindet und auf Kreisläufe in der Natur.

Z.B.: „Was die Bäume ausatmen, atme ich ein. Was ich ausatme, atmen die Bäume ein.“

Es wird auch der Kreis als Symbol angesprochen. Der Kreis ist zum Beispiel ein Symbol für das Miteinander, eine Gemeinschaft, die aus vielen verschiedenen Lebewesen besteht – alle haben unterschiedliche Talente, Fähigkeiten und Anlässe hier zu sein. Genau das macht die Vielfalt aus, die sehr viel Potenzial und Energie in sich birgt. Der/die SpielleiterIn lädt alle Teilnehmenden dazu ein, eine Weile still zu sein und die Besonderheit des Augenblicks wahrzunehmen. Ein möglicher Leitgedanke oder Impuls für Gedanken: „Wir sind die Juwelen im Netz des Lebens.“

Der/die SpielleiterIn ruft für alle ins Bewusstsein, wie viele sichtbare und unsichtbare Lebewesen auch diesen Ort mit allen teilen. Der Ort wird dann danach erkundet und es werden Spuren von Lebewesen gesucht, die man etwa in Kleidern oder Möbelstücken findet; die Hennapflanze im roten Haar oder auch zahlreiche Lebewesen, die wir mit der Nah-rung aufgenommen haben. Diese Lebewesen sind mit uns und für uns da. Erst erkunden alle Teilnehmenden eine Weile für sich, danach werden die Lebewesen gemeinsam gesammelt und angeschaut.

Es ist immer wieder sehr überraschend, welche Vielzahl an Lebewesen gefunden wird. Wenn man die Komplexität noch weiter erhöhen will, kann man alle Menschen dazuzählen, die an der Produktion und dem Vertrieb der Möbel etc. beteiligt waren. Danach sollte ein kleiner Ge-danke der Dankbarkeit gehegt werden.

4

Page 38: Handbuch Tiefenökologie

38

ww

w.tiefenökologie.at

WünscH dir Was!Alle stellen sich im Kreis auf; sind es viele Leute, können sich kleine Kreise zu 3-6 Personen zusammenfinden.

Jede Person darf sich vom Menschen zur Linken etwas wünschen, das mit einem Eigenschaftswort beschrieben wird: z.B. etwas Blaues, Rotes, Spitzes, Weiches, Rundes … Wer es besonders ausgefallen will, kann sich auch etwas Peinliches, Dynamisches, Flugfähiges, Bedrohliches, Sinnstiftendes, Idiotisches, Romantisches … wünschen und sich überra-schen lassen, was herbeigebracht wird. Logischerweise bekommt man von der Person, die rechts von einem steht, einen Wunsch gesagt. Da-nach suchen alle entlang des Weges, der gegangen wird, oder auf der Wiese bzw. im Wald, wo man sich aufhält, ein Ding aus der Natur, das zum Gewünschten passt. Wenn etwas nicht transportiert werden kann, wird der Beschenkte zum Ding geholt. Nett ist, wenn es abschließend (nach etwa 5-10 Min.) eine gemeinsame Übergabe im Kreis gibt.

Bei manchen Wünschen ist es lustig, gut zu argumentieren, warum etwa der kleine Stein etwas Sinnstiftendes darstellen soll …

Troll memorYZu Beginn werden die Memory-Regeln erklärt bzw. wach-gerufen: Normalerweise spielt man ja mit Karten; von jeder

Karte sind zwei Kopien im Spiel. Alle Karten werden verdeckt aufgelegt, jede/r SpielerIn darf im eigenen Zug zwei Karten aufdecken. Werden zwei gleiche aufgedeckt, bekommt man sie als Gewinn und ist nochmal an der Reihe. Wer am Ende die meisten Pärchen gesammelt hat, hat gewonnen.

Beim Troll-Memory braucht es zwei SpielerInnen (sog. AufdeckerInnen).

Alle anderen MitspielerInnen verwandeln sich in „Spielkarten“.

Sie finden sich zu Pärchen und suchen zu zweit nach einer lustigen Figur, die sie im Spiel mit einer Bewegung UND einem Geräusch darstellen sollen. Während der Planungsphase müssen die beiden AufdeckerInnen natürlich wegschauen (spazieren gehen, sich verste-cken …). Haben alle eine lustige Darstellung gefunden, verteilen sich die Mitspielenden auf der Wiese, mischen sich dabei durch, und dann geht´s los. Regeln wie oben!

Ideen für Figuren können auch vorgeschlagen werden, um die Phanta-sie anzuregen: z.B. zarte Blumenelfen, stämmige Granitwichtel, flackern-de Irrlichter, unheimliche Sumpfgeister, fröhliche Wanderer, verrückte Zauberer, Hubert der Hirsch, frischverliebte Schwalben …

naTur-acHTsamkeiT

5 6

Page 39: Handbuch Tiefenökologie

39 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

reTTe micH, Wer kann!Sicherheitsstandards: Die Spielenden dürfen keine scharfen Schmuckgegenstände o. Ä. tragen, der Boden muss weich

sein (Wiese, keine Steine oder Äste).

In der Gruppe muss eine gewisse Bereitschaft für körperliche Berüh-rungen vorhanden sein. Nicht auf Untergrund mit spitzen Steinen o. Ä. spielen!

Die Teilnehmenden zählen je nach Gruppengröße in Einer, Zweier, Dreier oder Vierer durch. Dann gehen alle herum. Die Spielleitung ruft plötzlich eine der abgezählten Zahlen. Diejenigen, die die abgezählte Zahl haben, beginnen langsam und mit lautem Schreien „dekorativ umzufallen“. Alle anderen versuchen sie zu retten. Die Spielleitung kann auch zwei Zahlen gleichzeitig nennen, bzw. zum Spielende alle Zahlen rufen.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass nur gerettet werden kann, wenn langsam umgefallen wird.

miT großen oHrenJede/r sucht sich einen Platz in der Natur und öffnet die Ohren. Hilfreich ist es, dabei die Augen zu schließen. Ganz

intensiv wird in den Wald, die Wiese, den Obstgarten usw. hinein gelauscht – bis zum kleinsten Geräusch. „Stellen sie sich vor, die Ohren werden so groß wie Scheunentore. Und noch größer – sie werden immer weiter und schließlich umhüllen sie den ganzen Wald … Jetzt horchen sie da hinein! Welches ist das leiseste Geräusch, das sie noch hören können, welches das lauteste, welches ihr Lieblingsgeräusch?”

Diese kleine Wahrnehmungsmeditation kann um andere Sinneskanäle erweitert werden:

_ „Nehmen sie einige bewusste Atemzüge und wahr, wie sich die Luft dabei anfühlt: kühl oder warm, trocken oder feucht? Nach was riecht es hier?“

_ „Nun öffnen sie die Augen wieder und können ohne den Kopf zu be-wegen einsammeln, wie viele verschiedene Farben sie wahrnehmen können!“

_ „Die Augen können sich wieder schließen. Was können sie über ihre Hautoberfläche wahrnehmen: Wärme bzw. Kühle, den Stoff ihres Gewandes, Wind auf der Haut?“

_ „Zuletzt richten sie ihre Aufmerksamkeit dorthin, wo sie den Erd-boden spüren können und ihr Gewicht wahrnehmen. Das eigene Gewicht und den Kontakt mit dem Boden wahrzunehmen, kann entspannend wirken!“

„Zum Abschluss können sie ein kleine Weile die Verbindung zur Natur über all Ihre Sinne genießen, nachspüren und die Entspannung wahrnehmen, die sich vielleicht einstellen mag!“ Ein zuvor vereinbarter Klang holt alle TeilnehmerInnen nach etwa 10 Minuten wieder aus der „Lausch- und Spürwelt” zurück.

7 8

Page 40: Handbuch Tiefenökologie

40

ww

w.tiefenökologie.at

3-sTreicHHolz-feuerJede/r TeilnehmerIn bekommt eine Streichholzschachtel mit nur 3 Zündhölzern. Aufgabe ist es, alleine oder in Zweier-

Teams mit diesen 3 Hölzern ein Feuer zu entzünden, das mindestens 5 Minuten brennt.

Die Übung findet im Freien statt. Es sollte möglichst kein starker Wind gehen und nicht regnen.

Gut ist, wenn es bereits offene Bodenstellen für die Feuerstellen gibt. Besonders eigenen sich Wege im Wald, da diese auch etwas weiter von Bäumen entfernt sind. Es sollte ein Wald vorhanden sein, der viele ver-schiedene trockene Materialien bietet. Bei Anfängern sollten unbedingt trockene Bedingungen herrschen. Für Fortgeschrittene kann gerade die Suche nach trockenem Material im Anschluss an einem Regenguss die notwendige Herausforderung darstellen.

Ablauf: _ Je nach Alter kann die Übung in einen Kontext gestellt und Freude bzw. Neugier auf die Übung geweckt werden. Die Übung kann auch mit einer Geschichte eingeleitet werden (z.B.: Du und dein/e FreundIn wart im Wald auf Fährtensuche und habt die Zeit übersehen. Jetzt ist es zu dunkel, um den Weg nach Hause zu finden. Ihr entscheidet euch auf den Morgen zu warten. Um euch zu wärmen, wollt ihr ein Feuer machen, habt aber nur 3 Streichhölzer …).

_ Nun wird vorgezeigt, wie eine kleine Feuerstelle so gemacht werden kann, dass sie sicher ist und im Nachhinein rasch wieder verborgen werden kann. Von der Größe reicht eine kleine Grube mit 30 cm Durchmesser. Es geht nicht darum, ein großes Feuer zu machen – im Gegenteil, ein „Scoutfeuer“ ist oft ganz klein!

_ Den TeilnehmerInnen wird der Bereich gezeigt, innerhalb dessen sie

ihre Feuer machen dürfen. _ Jede/jeder bzw. jedes Team bekommt jeweils eine Zündholzschachtel mit 3 Streichhölzern und kann mit der Suche nach gut brennbaren Materialien beginnen.

_ Die TeilnehmerInnen und ihre Feuer müssen immer gut im Auge behalten werden; bei groben Schwierigkeiten oder Fehlern helfen, ansonsten so frei wie möglich ausprobieren lassen!

_ Wenn ein Feuer brennt, auf die Uhr schauen und die Zeit stoppen. Fünf Minuten muss es brennen.

_ Danach die Feuer herunterbrennen lassen, sicherstellen, dass alle Feuer aus sind, die Feuerstellen abdecken und alle Spuren verwi-schen.

Erweiterungsmöglichkeiten: Für Fortgeschrittene kann je nach Bedarf der Schwierigkeitsgrad erhöht werden, z.B.:

_ nur 1 Streichholz _ zu zweit mit zusammengebundenen Füßen _ auf Zeit _ in Gelände mit wenig brennbaren Materialien

Weitere Anregungen für einleitende Worte: Feuermachen zählt zu den wichtigsten Fertigkeiten des Überlebens in der Wildnis. Es wärmt uns, schenkt uns Licht und bietet Schutz vor wilden Tieren. Am Feuer können wir unser Essen bereiten und im Rauch des Feuers können wir Nahrung für magere Zeiten haltbar machen. Wer schon einmal in einer warmen Sommernacht mit Freunden um ein Feuer gesessen ist, der weiß, dass das Feuer auch unser inneres Feuer entfacht und unsere eigene Kraft und die Kraft der Gemeinschaft zu stärken vermag.

naTur-acHTsamkeiT

9

Page 41: Handbuch Tiefenökologie

41 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Die Naturvölker wussten sehr viel über die Kraft des Feuers. Sie haben sich um das Feuer versammelt, um wichtige Entscheidungen für die Gemeinschaft zu treffen und den gegenseitigen Frieden zu besiegeln. Das Feuer war aber auch das Zentrum jedes gemeinschaftlichen Feierns und Tanzens und im Rauch des Feuers schickten sie ihre Gebete zum Himmel empor.

Es gibt viele Methoden ein Feuer zu entfachen. Die meisten von uns sind es vielleicht gewohnt, Papier oder Spiritus zum Anzünden zu ver-wenden; doch das ist gar nicht nötig, denn in der Natur finden wir alles, was wir dazu brauchen. Die Natives haben die hohe Kunst des Feuer-bohrens mit Bogen oder Handdrill beherrscht; für uns ist es oft schon eine Herausforderung ohne Papier auszukommen.

regenlied der sTeineDie TeilnehmerInnen stellen sich in einem Kreis mit Blick zur Mitte auf und schließen die Augen. Jede/r hält 2 etwa gleich

große Steine in der Hand. Die Spielleiterin bzw. der Spielleiter geht au-ßen um den Kreis und tippt einzelnen auf die Schulter. Diese beginnen die beiden Steine im eigenen Rhythmus aneinander zu schlagen. Wenn alle Teilnehmenden mit ihren Steinen klopfen, dann berührt die Spiel-leitung das zweite Mal die Schultern der einzelnen Mitspielenden. Das bedeutet nun „mit dem Klopfen aufhören!“. Durch die geschlossenen Augen lassen sich die Klopfgeräusche besonders intensiv wahrnehmen. Es erscheint, als würde ein starker Regen beginnen – zuerst tröpfelt es, dann wird der Regen stärker und stärker, bis er endlich wieder abklingt.

Das Ganze geht auch ohne Steine; erste Berührung: „Mit zwei Fingern einer Hand in die offene Handfläche der anderen leise klatschen!“; zweite Berührung: „Lauter klatschen!“; dritte Berührung: „Aufhören!“.

10

Page 42: Handbuch Tiefenökologie

42

ww

w.tiefenökologie.at

barfußpfadEin guter Weg Menschen zu ermutigen, das Leben etwas langsamer anzugehen, ist die Einladung zu einer Barfuß-

Wanderung. Das bedarf eines gut ausgesuchten Weges, auf dem keine Stacheln oder spitzen Gegenstände die bloßen Füße verletzen könnten (vorher barfuß ausprobieren).

Zu Beginn dieser Wanderung sind Vorübungen ratsam, um sich auf die direkte und ungewohnte Verbindung zur Erde einzustellen.

_ Bevor wir losgehen, fühlen wir erst einmal den Untergrund mit unse-ren Fußsohlen. Wir stehen auf beiden Füßen. Die Erde ist ungewohnt. Ist sie kalt? Ist sie warm? Vielleicht spüren wir Feuchtigkeit oder der Untergrund ist trocken. Sind spitze Materialien darunter oder ist die Erde ganz weich?

_ Versuche mit den Zehen in die Erde zu graben. _ Wenn du dich sicher fühlst, kannst du mit den Füßen etwas auf-stampfen/abrollen ...

_ Mit einem Schuh am Fuß könnten wir das ohne Zögern. Überlege ganz für dich: Was hindert dich daran selbstsicher aufzutreten?

_ Wo ziehst du sonst deine Schuhe aus?

Bibelbezug (Ex 3,1-5): Wir spüren unsere nackten Fußsohlen auf der Erde, die wir auch Mutter Erde nennen, und hören Gottes Stimme, die zu Mose sagt: „Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land.“

Dieses heilige Land, worauf wir stehen, das wir oft viel zu wenig wahr-nehmen und schätzen, werden wir jetzt ganz bewusst begehen …

Bibelbezug (Ex 3,1-5): Wir spüren unsere nackten Fußsohlen auf der Erde, die wir auch Mutter Erde nennen, und hören Gottes Stimme, die zu Mose sagt: „Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land.“

Dieses heilige Land, worauf wir stehen, das wir oft viel zu wenig wahr-nehmen und schätzen, werden wir jetzt ganz bewusst begehen …

_ Besonders intensive Wahrnehmung entsteht, wenn man in einer Karawane mit geschlossenen Augen den Wald ‚kennenlernt‘.

_ Der/die Anführende der Karawane achtet beim langsamen Gehen besonders auf Baumstämme, niedrige Zweige und sonstige Hinder-nisse.

Variante: Gehen ohne zu sehen in Partnerübung Jedes Paar entscheidet, wer zuerst geführt wird. Der blinde Partner wird ein Stück durch die Landschaft geführt und kann auf diesem Weg zu kleinen Sinnesüberraschungen eingeladen werden. So kann der blinden Person eine duftende Blüte vor die Nase gehalten werden, die Hände an die raue Borke eines Baumes oder in einen Trog mit kaltem Quell-wasser gelegt werden.

naTur-acHTsamkeiT

11

Page 43: Handbuch Tiefenökologie

43 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Weg im dunkelnHinweis geben, ob während der Übung geredet oder nicht geredet werden darf.

Zwei Leute stellen sich auf einer Wiese nebeneinander hin. Eine Person geht 20 Schritte geradeaus in eine Richtung, dreht sich um und schaut zurück zur zweiten. Dann schließt sie die Augen und versucht so genau wie möglich blind zur Ausgangsposition bei dieser zurückzufinden. Die zweite Person ist für die Sicherheit zuständig und stoppt die blinde, wenn sie auf einen Baum oder Ähnliches zugeht. Wenn sie/er sicher ist angekommen zu sein, werden die Augen wieder geöffnet.

Wer es gut beherrscht, kann die Distanz vergrößern. Nach jedem Ver-such werden die Rollen getauscht.

Variante 1:Das Spiel kann als Wettkampf gestaltet werden. In der Wiese liegt ein Rucksack, die Augen werden gut verbunden. Ein Zeitlimit wird festge-legt. Nacheinander starten alle Leute, es wird protokolliert, wie nahe sie jeweils gekommen sind.

Variante 2:Zwei SpielerInnen starten Rücken an Rücken, gehen 10-20 Schritte auseinander und versuchen dann blind zueinander zu finden. Noch komplizierter!

indianiscHes versTeckenVariante für untertags: Ein Teil der Gruppe versteckt sich entlang eines vorher festgelegten Weges, der sich im Ideal-

fall in einer sehr vielfältigen Natur befindet (Sträucher, Bäume, Steine am Wegrand). Der andere Teil sucht die Versteckten nach einer vorher festgelegten Zeit.

Spielregel ist, dass man sich maximal drei Meter neben dem Weg ver-stecken darf; was bedeutet, dass es drauf ankommt sich gut zu tarnen ... Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesteckt: sich mit Schlamm einreiben und mit Blättern bekleben, jede Menge Äste holen und sich drunter legen …

Variante für die Nacht: Jetzt tarnt die Dunkelheit, dunkles Gewand reicht aus. Die Spielregel lautet wieder: „Maximal 3 Meter neben dem Weg verstecken“. Spannend kann dabei sein, dass die bzw. der Ver-steckte versucht, mit der Umgebung zu verschmelzen – z.B. ein Teil des Steines oder Baumes zu werden, an den sie/er sich schmiegt.

12 13

Page 44: Handbuch Tiefenökologie

44

ww

w.tiefenökologie.at

reise in die nacHTDie folgende Übung sensibilisiert für die Wahrnehmung der Dämmerung und hilft, sich mit der Dunkelheit und Nacht

vertraut zu machen. Es ist dabei möglich, den individuellen Abstand zur Übungsleitung selbst zu wählen und sich dadurch nicht zu überfor-dern. Die Spielregel lautet: Bleib solange alleine, wie du magst bzw. bis das vereinbarte Signal ertönt; bleibe alleine und störe niemanden der Mitspielenden im Alleinsein.

Die Übung dauert etwa eine Stunde und beginnt ca. 30 Minuten vor Einbruch der Dunkelheit. Geübt wird in einem Gebiet, das die Mitspie-lenden bereits von Tag-Übungen kennen (keine Absturzmöglichkeiten u. ä. Gefahrenquellen); am besten werden Positionen entlang eines Weges oder Waldrandes bezogen; ggf. warmes Getränk für danach vorbereiten, trockene Sitzunterlagen und Gelsenschutzmittel.

„Sei ungefähr 15 Minuten vor Sonnenuntergang an dem Platz, von dem aus du das Kommen der Nacht beobachten möchtest. Geh so weit weg, wie du dich gut und sicher fühlst. Präge dir den Rückweg gut ein.

Du hast ausreichend Zeit für deine Beobachtungen der hereinbrechen-den Nacht. Wenn es Zeit ist zurückzukommen, ruft dich folgendes Signal (...). Wenn Du schon früher kommen magst, komm einfach! Bitte versuche keine/n der anderen zu stören.

Im Folgenden findest du eine Liste von Ereignissen, die du erleben kannst, wenn es Nacht wird. Du könntest jedem Ereignis eine Nummer der Reihenfolge geben, in der du es beobachtest. Am Ende sind leere Zeilen für Beobachtungen, die nicht auf der Liste stehen.“

_ Erster Stern _ Fledermäuse fliegen _ Nachtinsekten fliegen _ Erste Sternschnuppe _ Satellit _ Tagesvögel werden still _ Hügel ändern ihre Farbe _ Sonne sinkt unter den Horizont _ Temperatur fällt _ Mond geht auf, wird leuchtender _ Windgeschwindigkeit oder Richtung ändert sich _ Alles bis auf den Osten strahlt in abendlichen Farben _ Die Dinge verlieren ihre Tagesfarben und werden grau _ Eule oder anderer Nachtvogel ruft oder fliegt _ Lichter von Autos oder Häusern werden sichtbar _ Der Himmel ist dunkel, nur im Westen etwas heller

naTur-acHTsamkeiT

14

Page 45: Handbuch Tiefenökologie

45 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

foTo-klickEine wunderschöne ruhige Partnerübung, die für die Schön-heit eines Ortes empfänglich macht: Eine/r ist Fotoapparat,

die/der andere FotografIn. Der Apparat schließt die Augen und wird von der Fotografin/dem Fotografen blind zu schönen Fotomotiven geführt.

Sehr sorgfältig gehen und auf Hindernisse am Boden sowie in Gesichts-höhe achten, damit die Kamera nicht verletzt wird! Ist man bei einem schönen Motiv angelangt – einer Blüte, einem Baum oder Wolken – richtet man die Kamera ein, gibt bekannt, ob es sich um eine Nah-aufnahme oder ein Foto mit Weitwinkelobjektiv handelt, dann „drückt man den Auslöser“ (ein sanfter Druck auf die Schulter) und die Kamera „belichtet“, öffnet für ca. 7 Sekunden die Augen.

Insgesamt können so etwa drei Bilder gemacht werden, bevor man die Rollen tauscht. Die so erhaltenen Eindrücke bleiben oft lange in Erinnerung!

Bearbeitung: z.B. auf DIN A6-Kärtchen ein Bild malen und dem Foto-grafen/der Fotografin schenken

Außer Bildern können auch Hör-, Tast- oder andere Sinneseindrücke verschenkt werden – die blinde Person wird dann einfach darauf hinge-wiesen, welcher Sinn jetzt beschenkt wird, bzw. werden die Hände der blinden Person vorsichtig auf Baumrinde o. Ä. gelegt. Beim Verkosten vorsichtig sein!

Wird die Übung in dieser Art durchgeführt, könnte man sie auch „Ich zeig dir mein Frühlingsgeheimnis“ nennen.

Ideen für Themen: Lebensspuren von Tieren, Nadelbäume, Frühlingsfar-ben, Herbst, Wind, der Sonnengesang des heiligen Franziskus …

muTsTeinEine Übung für die frühe Nacht.

Sammle untertags einen schönen Stein, putze und verziere ihn. Dann leg ihn an einen Platz in der Natur, den du auch in der Nacht aufsuchen magst – vielleicht nimmst du dir einen kurzen Weg in der Dunkelheit vor, vielleicht auch ein längeres Stück. Wenn du ihn dort des Öfteren in der Abenddämmerung aufsuchst, wird der Stein so zum „Zeugen“ deines Fortschritts.

15 16

Page 46: Handbuch Tiefenökologie

46

ww

w.tiefenökologie.at

licHTerpfadIm Rahmen dieser Übung begehen die Teilnehmenden einen Weg im dunklen Wald. Dabei machen sie die Erfahrung von

Licht in der Dunkelheit; als Wegmarkierung dienen Kerzen o. Ä.

Notwendig ist ein luftdurchlässiger Deckel, damit Regen oder hefti-ge Windstöße die Kerze nicht auslöschen können, sowie jeweils ein Teelicht. Optimal sind kleine batteriebetriebene Lichter, die aussehen wie Teelichter – dadurch fällt die beunruhigende Brandgefahr weg. Das Ende des Weges kann auch mit mehreren Lichtern besonders gestaltet sein; eventuell gibt’s eine Belohnung am Ziel.

Personalbedarf: zwei Pers. für das Auslegen des Lichterpfades, ev. eine dritte für den Start.

Aufbau: Für den Lichterpfad braucht‘s eine dunkle Nacht und einen Rundweg. Der Weg soll so deutlich sein, dass Wandernde ihn auch im Dunkeln nicht irrtümlich verlassen können. Entlang eines Abschnitts des Rundweges werden nun die Lichter aufgestellt – in so großem Abstand, dass man kurz im Dunkeln wandern muss, bevor man das nächste Licht wieder vor sich leuchten sieht.

Eine Bereicherung ist folgende Erweiterung: mitgebrachte Gespens-terchen oder noch besser untertags selbst gebastelte Elfen, Trolle oder Wurzelmännchen werden so zu den Lichtern aufgestellt, dass sie unheimlich beleuchtet und durch den Schein der Kerzen zum Leben erweckt werden. Diese Variante kann auch in Hinblick auf Persönlich-keitsbildung vorbereitet werden: Eine Landart-Aufgabe ist es, zur Frage „Was beängstigt mich hin und wieder?“ einen Troll oder ein ähnliches Gespenst zu gestalten (mit dem Angebot eines persönlichen Gesprächs darüber), sowie einen Engel oder ein anderes Schutzwesen zur Frage „Was hilft mir in solchen Situationen?“.

Für die Gestaltung des Ziels gibt es verschiedene Möglichkeiten: Du hast ausreichend Zeit für deine Beobachtungen der hereinbrechen-den Nacht. Wenn es Zeit ist zurückzukommen, ruft dich folgendes Signal (...). Wenn Du schon früher kommen magst, komm einfach! Bitte versuche keine/n der anderen zu stören.

Im Folgenden findest du eine Liste von Ereignissen, die du erleben kannst, wenn es Nacht wird. Du könntest jedem Ereignis eine Nummer der Reihenfolge geben, in der du es beobachtest. Am Ende sind leere Zeilen für Beobachtungen, die nicht auf der Liste stehen.“

_ Die festliche Variante: viele Lichter, warmer Tee, Märchen und Lieder am Sammelpunkt

_ Die geheimnisvolle Variante: In der Umgebung des letzten Lichtes versteckt sich (zu Beginn alleine, später gemeinsam mit allen Ange-kommenen) eine Person mit einem Instrument (etwa einer Maultrom-mel). Je näher der Wanderer am Lichterpfad der versteckten Person kommt, umso leiser erklingt das Instrument. Wer die „Zielfrau“ bzw. den „Zielmann“ gefunden hat, bekommt ein Instrument und spielt das gleiche Spiel mit, wenn die/der Nächste kommt.

_ Die vertraute Variante: Legt den Pfad so, dass er in der Nähe des Quartiers oder des Lagerfeuers vor der Hütte endet.

Wichtig: Brandgefahr bedenken! Wenn die Umgebung zu trocken ist, besser die Übung ausfallen lassen; nur standfeste Behälter wählen und stabile Plätze zum Aufstellen aussuchen. Auf herunterhängendes dürres Laub, Farnwedel etc. achten, die der Wind eventuell in die Flamme wehen könnte, usw.

naTur-acHTsamkeiT

17

Page 47: Handbuch Tiefenökologie

47 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Die mutigen Wanderer: Die Teilnehmenden starten entweder alleine oder in Gruppen. Sie wählen selbst, was sie sich zutrauen, niemand soll ein Trauma mit nach Hause nehmen! Diejenigen, die sich am meisten fürchten, können etwa in der Gruppe als erste starten, gemeinsam mit einer/m vom Leitungsteam. Im Abstand von ca. 3-4 Min. werden die TN losgeschickt. Beim Start kann ein kleines Programm geboten werden, um die Wartezeit zu verkürzen. Wer am Ziel angekommen ist, kann dort verweilen oder auf dem Rundweg zum Ausgangspunkt zurückkeh-ren. Günstig ist, nicht den gleichen Weg zurückzumarschieren, um den Nachkommenden die Freude am Erleben nicht zu trüben. Wichtig sind neben der Freiwilligkeit auch Rücksichtnahme: Kinder bzw. Jugendliche dürfen sich nicht entlang des Weges verstecken, um Nachkommende zu erschrecken. Die dunkle Nacht ist für viele stressig genug!

die mongoliscHe JurTeDie Gruppe (unbedingt gerade Anzahl an TeilnehmerInnen) steht im Kreis und alle halten sich an den Händen. Die Ab-

stände so einrichten, dass die Arme zum Körper einen Winkel von ca. 45° bilden. Nun wird mit 1 und 2 durchgezählt. Auf Kommando lassen sich die „Einser“ mit gestrecktem Körper vorsichtig nach innen und die „Zweier“ mit Gefühl nach außen fallen. Schön langsam sollte nach entsprechender Abstimmung aller TeilnehmerInnen ein entspannter Gleichgewichtszustand erreicht werden.

18

Page 48: Handbuch Tiefenökologie

48

ww

w.tiefenökologie.at

Qi Gong Übungen sind Konzentrations- und Atempraktiken, die in der Tradition der chinesischen Medizin stehen und dem Zweck dienen, unsere Lebensgeister zu wecken, innere Energien ins Fließen zu bringen und dadurch Krankheiten vorzubeugen. Besonders heilsam ist das Üben in der Natur: In China sind die Parks frühmorgens voller Men-schen, die ihre Gesundheitsübungen durchführen.

Es gibt zwei Grundbedingungen für wohltuendes Qi Gong (chin. „Erfolg in der Arbeit mit der Lebensenergie“): entspannte, lockere Gelenke und Muskeln – entspannter, gesammelter Geist!

Es finden sich daher im ersten Teil dieser kurzen Beschreibung einfache Lockerungsübungen für den ganzen Körper und am Ende eine Anlei-tung, die Aufmerksamkeit im Körperzentrum zu sammeln; etwa für eine kleine Arbeitspause im hektischen Berufsalltag oder einen ruhigen Start in den Tag.

Die Übungen sollen langsam, entspannt und konzentriert durchgeführt werden, der Atem soll ruhig fließen.

Wichtig: Keine Übung soll Schmerzen verursachen oder Unwohlsein hervorrufen – gegebenenfalls einfach auslassen! Die vorgestellten Übungen sind wertvolle Beiträge zur Gesundheitsförderung; sollten sie bereits unter körperlichen Beeinträchtigungen leiden, halten sie vor Übungsbeginn Rücksprache mit einem Arzt/einer Ärztin oder einer erfahrenen Qi Gong Trainerin bzw. einem erfahrenen Qi Gong Trainer.

energieübungen miT bäumen

_ Suchen sie sich einen gesunden Baum aus. _ Bei Energieübungen mit Bäumen geht man über seinen eigenen Körper hinaus und stellt Kontakt zu einem Baum her.

_ Man übt untertags, insbesondere am Morgen; nicht in der Nacht, weil die Bäume dann ebenfalls regenerieren.

_ Nie während eines Gewitters üben! Nach einem Gewitter kann es sehr kraftvoll sein zu üben.

_ Nicht einseitig üben – Bäume regelmäßig wechseln. _ Seine Intuition sehr ernst nehmen und das Wohlbefinden: Nur so lan-ge üben, wie es sich wohlig anfühlt; bei Kältegefühl, Kopfschmerzen oder Übelkeit die Übung beenden (siehe die letzten beiden Zeilen der Übungsanleitung)!

_ Ruhig und friedlich atmen „wie eine Schildkröte, nicht wie ein Hund“.

Qi gong

19

Page 49: Handbuch Tiefenökologie

49 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

lockern und deHnen

_ Mit dem Einatmen nach oben strecken und die ganze Wirbelsäule sanft aufrichten. Mit dem Ausatmen entspannt sinken lassen, aber aufrecht bleiben. Nach Belieben wiederholen.

_ Zarte Selbstmassage der Augäpfel, Schläfen, Kopfhaut und der Na-ckenmuskulatur

_ Die Halswirbelsäule sanft in die Länge ziehen, locker lassen und dann den Kopf bewegen: einatmend nach links schauen, ausatmend zur Mitte – einatmend nach rechts schauen, ausatmend zur Mitte – einatmend das Kinn zum Himmel heben, ausatmend Kopf in Aus-gangsstellung – einatmend das Kinn sanft nach vorne, dann zur Brust senken, ausatmend in Ausgangsstellung; insgesamt 4-mal zu jeder Richtung.

_ Wichtig: Die Halswirbelsäule ist empfindlich; keine extremen Bewe-gungen, nur den angenehmen Bewegungsspielraum ausnützen!

_ Einatmend Schultern zu den Ohren ziehen, ausatmend entspannt sinken lassen. Nach Belieben wiederholen.

_ In den Knien wippen und dabei die Arme seitlich am Körper nach vorne und hinten schwingen lassen; dabei auch die Ellbögen und Hände locker lassen. Probieren sie, ob sie die Arme nur durch den Knieschwung bewegen können – als Kind hat man so ähnlich auf großen Schaukeln geschaukelt.

_ Den Oberkörper seitlich verdrehen, die Arme schwingen neben dem Körper nach hinten. Locker in der Hüfte drehen. Immer wenn sich der Blick einmal nach links hinten, dann nach rechts hinten wendet, gleichzeitig ein wenig in die Knie gehen.

_ Handflächen reiben, bis sie warm werden, dann Lendenwirbelsäule reibend massieren. Anschließend Hände auf die Hüften aufstützen und lockeres, elegantes Hüftkreisen – „Lambada tanzen“

_ Locker auf die Hüftgelenke klopfen, dabei die Beine ausschütteln. Dann am Stand gehen, Knie zeigen nach vorne. Anschließend die Knie leicht nach außen drehen, weiter am Stand gehen. Nochmals Knie nach vorne richten, jetzt die Knie beim Standgehen so hoch wie angenehm heben, dann Knie wieder beim Heben nach außen drehen.

_ Handflächen reiben, warm machen und Kniegelenke sanft reiben – innen, außen, hinten und vorne. Anschließend Füße zusammenstel-len, Hände locker auf die Knie legen und Knie kreisen. Die Kraft für das Kreisen kommt aus den Oberschenkeln, die Hände liegen nur zur Kontrolle der Bewegung auf den Knien.

_ Einen Fuß auf Ballen und Zehen aufstellen, leicht belasten, kleine Kreise im Sprunggelenk ausführen; danach Fuß anheben und größere Kreise in der Luft.

20

Page 50: Handbuch Tiefenökologie

50

ww

w.tiefenökologie.at

die Wurzeln in der erde und der aTem des adlersAls Höhepunkt tanken wir Kräfte von Erde und Himmel:

Festigkeit und Stabilität sowie Leichtigkeit und Freiheit. Die Übung unterstützt ein Gefühl von Verbundensein mit der Erde. _ Sie stehen, die Augen leicht geschlossen. Wenn man sich nicht im Gleichgewicht fühlt, kann man die Augen leicht öffnen. Die Arme lie-gen entspannt an der Körperseite, der Atem fließt ruhig. Richten sie ihre Gedanken auf das „Dan-Tian“, jenes Energiezentrum, den die chi-nesische Medizin als den „Ort des kostbarsten Elixieres“ bezeichnet: Er befindet sich 2-3 Fingerbreit unter dem Nabel im Körperinneren.

_ Wandern sie in ihrem Körper abwärts bis zu den Fußsohlen. Spüren sie den Erdboden unter sich und schicken sie Ihre Aufmerksamkeit in die Erde, spüren sie die Festigkeit und Stabilität unter ihren Füßen. Dazu können sie die Hände mit den Handflächen nach unten in Bauchhöhe halten und sich vorstellen, aus ihren Füßen wachsen Wur-zeln ins Erdreich. Genießen sie das Gefühl, fest verwurzelt zu sein. Verweilen sie hier, solange es ihnen angenehm ist. Danach ziehen sie langsam Ihre „Vorstellungswurzeln“ in die Fußsohlen zurück.

_ Als Variation kann auch ein tiefer Reiterstand eingenommen werden: Die Füße stehen parallel, die Knie sind so tief gebeugt wie angenehm, Becken gekippt, Wirbelsäule aufrecht. Die Handflächen werden vor der Brust aneinander gelegt, Fingerspitzen zeigen nach oben. Die Konzentration ruht im Dan-Tian. Zum Abschluss wird die Standpo-sition aufgelöst, indem man sich vorstellt, an einem Faden langsam wieder hochgezogen zu werden. Beine auslockern.

_ Danach wenden sie sich wieder ihrem Atem zu – lassen sie entspannt die frische Luft ein- und ausströmen. Für diese Übung verwandeln wir uns in Adler (oder Schwarzstörche): Jeder Atemzug weitet unsere Schwingen – wir heben die Arme seitlich neben dem Körper, die Handflächen weisen dabei nach unten. Beim Ausatmen senken wir die Arme wieder.

Spielen sie mit dieser Bewegung: Lassen sie ihren „inneren Adler“ fliegen! Sammeln sie zuerst ihre Aufmerksamkeit in den Fußsohlen, und dann heben sie ab. Wollen sie kleine oder größere Flügelschläge ma-chen oder ein wenig mit ausgebreiteten Schwingen in der Morgenluft gleiten? Genießen sie die Leichtigkeit und Freiheit, die diese einfache Atemübung vermittelt! „Fliegen“ sie solange es ihnen angenehm ist, dann lassen sie die Bewegung langsam ausklingen, bis die Arme wieder locker neben dem Körper hängen. Kehren sie für eine gute Landung mit der Aufmerksamkeit wieder zu ihren Fußsohlen zurück.

Danach sammeln sie sich im Dan-Tian, wie unten (Abklopfen und Sam-meln) beschrieben.

Qi gong

21

Page 51: Handbuch Tiefenökologie

51 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

verbindung miT einem baumWähle einen Baum, der dich anspricht. Stelle oder setze dich mit dem Rücken an seinen Stamm und entspanne dich. Zieh

dann dein Bewusstsein in deine Wirbelsäule, sammle dich in ihr. Nach einer Weile spüre durch deine Wirbelsäule hindurch zum Baumstamm hin. Gehe nun in deiner Vorstellung immer weiter in den Baum hinein. Erlebe, wie du selbst zum Baumstamm wirst. Er ist weich und warm, du fühlst sein pulsierendes Leben. Steige nun zu seinem Wurzelgeflecht in die dunkle, feuchte Erde hinab. Spüre wie in den feinen Wurzeln die Energie der Erde angesaugt wird und im Stamm emporsteigt. Beglei-te den Strom der Energie hinauf in die Krone: in die Äste, die feinen Zweige und Blätter. Dort oben spürst du, wie Sonne und Wind sorglose Freiheit schenken.

Nach einiger Zeit bewege dich in deiner Vorstellung wieder in den Stamm zurück und konzentriere dich auf deine Wirbelsäule. Hol dich mit einigen tieferen Atemzügen wieder ins Alltagsbewusstsein zurück, indem du deinen Körper gut spürst. Löse dich vom Baum; schenke ihm vielleicht einen Gedanken der Dankbarkeit.

erdkrafT aufneHmenWenn du dich einsam, matt oder kraftlos fühlst, kann dir vielleicht folgende Übung helfen:

Gehe zu einem Baum und werde eins mit ihm. Stimme dich auf ihn ein und erfülle seinen Stamm. Du gehst nun hinunter in deine Füße, die auf dem Erdboden stehen. Von dort lässt du dir Wurzeln wachsen. Lass diese Wurzeln sich tief in das samtige dunkle Erdreich eingraben. Im Erdboden kannst du ruhige Geborgenheit finden. Bei Mutter Erde ist die Quelle der Erdkraft; tauche mit deinen Wurzeln tief in diese Kraft-quelle ein und ziehe sie durch deine Wurzeln in dich hinein. Du merkst, wie sie dich langsam von unten beginnend erfüllt und höher steigt, bis zum Kopf. Koste dieses Gefühl der Kraft aus; anfangs aber nicht länger als 2-3 Minuten, später wirst du erkennen, wann du genug Kraft aufge-nommen hast.

Ziehe dann deine Wurzeln wieder aus der Erde zurück, löse dich inner-lich vom Baumstamm, geh in deine Wirbelsäule und von dort wieder in den ganzen Körper. Nimm zum Beenden der Übung einige tiefe Atemzüge.

22 23

Page 52: Handbuch Tiefenökologie

52

ww

w.tiefenökologie.at

freiHeiT im baumFolgende Übung vermittelt ein herrliches Freiheitsgefühl:

Versenke dich, lass dir Wurzeln wachsen und sauge die Erdkraft an, bis du sie ganz in dir spürst (wie in den 2 vorangegangenen Übungen beschrieben).

Dann lass dir in deiner Vorstellung Äste wachsen, hoch in den Himmel aufragende, wie etwa bei einer Pappel. Nun zieh die Erdkraft hinauf in diese Zweige. Mit dem Kraftstrom wird auch dein Bewusstsein hinauf-gezogen. Fühle dich frei und befreit in deiner Krone, verbunden mit den Kräften der Luft, der Sonne und des Himmels.

Schließe die Übung wieder ab (wie oben beschrieben). Zu Beginn soll-test du diese Übung nicht länger als 30 Minuten durchführen.

Energetische Reinigungsübung:Stelle dich in einem Meter Entfernung vor den Baum und schließe die Augen. Spüre die Gegenwart des Baums. Atme durch die Nase ein und wünsche dir dabei, dass heilende Energie in deinen Körper eindringt. Atme durch den Mund aus, wobei du Krankheit und Stagnation ausscheidest. Schicke diese verbrauchten Energien jedoch nicht dem Baum, sondern leite sie in den Boden, als ob du diese Energien auf einen Komposthaufen schüttest. Tue das, solange du dich wohlfühlst.

zirkulaTionsübungStelle dich in einem Meter Entfernung vor einen Baum und schließe die Augen. Spüre die Gegenwart des Baumes und

atme langsam tief durch die Nase ein und aus. Stell dir vor, du kannst Energie zwischen deinem Körper und dem Baum hin und her fließen lassen.

Beim Einatmen ziehe die Baumenergie über deine Füße hinauf durch den Körper – wo immer sie strömt, ist es in Ordnung. Wenn die Energie durch den Scheitel ausgeströmt ist, stelle dir vor, sie gehe zu dem Baum, werde von dessen Ästen aufgenommen und ströme durch den Stamm nach unten. Sobald du bemerkst, dass die Energie aus dem Wurzelraum austritt und sich wieder auf deine Füße zubewegt, nimm sie mit dem nächsten Einatmen wieder auf. Wiederhole diesen Kreislauf mehrere Male und kehre für einen zweiten Zyklus die Richtung um.

Wenn du diese Meditation öfters durchgeführt hast, wirst du entde-cken, dass du die Energie zirkulieren lassen kannst, ohne den Atem darauf abstimmen zu müssen. Lasse den Atem nach eigenem Rhyth-mus strömen, während du dir einen konstanten Energiestrom vorstellst. Die Energie soll so langsam oder schnell strömen, wie es angenehm für dich ist. Nach Beendigung der Meditation bleibe einige Atemzüge lang stehen. Vielleicht hast du das Gefühl, baumähnlich geworden zu sein, tief im Boden verwurzelt, mit Würde und Anmut aufrecht stehend.

Qi gong

24 25

Page 53: Handbuch Tiefenökologie

53 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

abklopfen und sammeln

_ Den linken Arm mit der Handfläche nach oben in Schulterhöhe vor sich halten, mit der anderen Hand so fest wie angenehm bei der Schulter beginnend auf der Arminnenseite bis zu den Fingerspitzen klopfen.

_ Die linke Handfläche zu Boden wenden, mit der rechten Hand weiter-klopfen, vom linken Handrücken auf der Armaußenseite bis zur linken Schulter klopfen.

Arm wechseln; insgesamt jeden Arm 2-mal abklopfen.

Den Abschluss von Qi Gong Übungen bildet ein Sammeln unserer Energie; wir machen „innerlich Ordnung“. Dieses „Zurückholen“ ist für gelungenes Üben von großer Wichtigkeit, die Frucht des Übens, unsere Ernte! Die folgende Bewegung wird dreimal wiederholt:

Einatmen: Hände mit den Handflächen nach oben vor dem Körper heben: bei niedrigem Blutdruck bis zur Höhe des Solarplexus, bei normalem bis vor das Gesicht.

Ausatmen: Hände mit Handflächen nach unten vor dem Körper senken: dabei mit der Körperwahrnehmung alle Bereiche vom Solarplexus bzw. Kopf abwärts innerlich verfolgen. Die Sammelbewegung endet in einem Energiezentrum, den die chinesische Medizin als das Dan-Tian bezeich-net; dorthin richten wir abschließend unsere Aufmerksamkeit.

Menschen mit niedrigem Blutdruck erleben diese Art des Zentrierens oft als unangenehm. Experimentieren sie mit folgenden Varianten: die Arme beim Einatmen nicht bis vor den Kopf sondern nur auf Herz-

Höhe heben; oder die Arme zwar hoch heben, aber mit größerem Abstand voneinander senken (links und rechts vom Körper); oder die Energie nicht im Bauchzentrum, sondern im Herzzentrum sammeln.

Letzteres allerdings nur gelegentlich, um das Herz nicht zu überfordern.

_ Wenn leichter Schwindel oder andere Zustände von Unwohlsein bei den Übungen öfter auftreten, üben sie nicht alleine weiter, sondern suchen nach Beratung.

eine aTemübung zur enTspannungAufrecht und entspannt sitzen; beim Kopf beginnen:

_ Einatmend den Kopf spüren, ausatmend Anspannung abgeben, locker lassen; so lange beim Kopf verweilen wie angenehm.

_ Danach den ganzen Körper abwärts „beatmen“: Schultergürtel – Arme und Hände – Oberkörper – Becken – Beine und Füße.

Die Strategie dahinter: Oft sind wir sehr intensiv mit unseren Gedanken oder Gefühlen befasst und es ist angenehm, wieder „Boden unter den Füßen“ zu spüren.

26

27

Page 54: Handbuch Tiefenökologie

54

ww

w.tiefenökologie.at

raumscHiffAufbau: je nach Anzahl der TN ein oder mehrere Ausgangs-kreise (Gruppen); ein markierter Zielpunkt, eventuell auch

Zwischenziele

Ein sehr spannendes Spiel aus der Reihe der Outdoorübungen, das gro-ße Anforderungen an die Teamarbeit sowie Kommunikationsfähigkeit aller Mitspielenden stellt. Themen wie „Führen und geführt werden“, „Umgang mit unerwarteten Katastrophen“ oder „Lernen aus Erfahrung“ bieten immer wieder herausfordernde Erlebnisse. Die Geschichte zum Spiel:

Die MitspielerInnen sind Mannschaften von Raumschiffen, die auf einem fremden und unwirtlichen Planeten notgelandet sind. Der Treibstoff ist ausgegangen, es ist nur mehr für kurze Zeit genügend Sauerstoff da und Strom, um Funkkontakt zu den anderen gestrande-ten Schiffen aufnehmen zu können. Aber es gibt Hoffnung, denn auf diesem Planeten und in Sichtweite der Radargeräte der gestrandeten Schiffe wartet das unbemannte Mutterschiff, in dem alles im Überfluss vorhanden ist! Die Aufgabe der SpielerInnen ist es nun, eine gute Stra-tegie zu finden, bei der alle Mitspielenden das Mutterschiff erreichen können, denn die komplizierten Codes, mit denen das Mutterschiff gestartet werden kann, sind auf alle gestrandeten Raumschiffe verteilt.

Die Atmosphäre dieses Planeten ist wie dicke Nebelsuppe: Hat nur ein Spieler ein Raumschiff verlassen – so die Regel – sehen alle anderen nichts mehr (Augen schließen oder verbinden); auch kann sich Schall nicht ausbreiten, d.h. ein Sprechen ist ebenso unmöglich, wie jedes andere akustische Signal (z.B. Klatschen usw.). Das bedeutet, die Besat-zungen der Raumschiffe sollten einander und danach gemeinsam das Mutterschiff blind finden bzw. beide oder mehrere Besatzungen parallel das Mutterschiff erreichen.

Reizvoll wird diese Aufgabe dann, wenn sie schwierig, aber nicht zu schwierig ist: Das Mutterschiff (etwa ein Rucksack o. Ä.) soll in Sicht-weite der Startkreise sein, z.B. 40 m weit weg in einer Wiese. Die Kreise der Raumschiffe können etwa 15 Meter auseinander liegen. Wenn die Wiese zu klein ist, können Zwischenziele eingebaut werden; z.B. muss zuerst ein Tuch von einem nahestehenden Baum geholt werden, das einen Schlüssel darstellt, mit dem die Diebstahlsperre des Mutterschiffs – man glaubt nicht, was im Universum alles geklaut wird! – aufgehoben werden kann.

Den Mitspielenden kann freigestellt werden, ob sie unter Zeitdruck arbeiten wollen (z.B. 15 Min. Zeit für die Besprechung, dann 10 Min. für die Suche) oder ob sie solange Zeit haben wollen, wie sie brauchen.

Sicherheit: Mindestens eine Sicherheitsperson pro Gruppe achtet auf eventuell unebenen Boden, Absturzgefahren, Bäume, Gestrüpp, Zäune etc. und sichert die Gruppe, d.h. macht sie aufmerksam, wenn sie einer Gefahr entgegen rennt.

Nach der erfolgreichen oder erfolglosen Suche kommt die wichtige Reflexion! Für die Moderation ist wichtig, die Gruppe dabei zu un-terstützen, bei der Reflexion und bei sich zu bleiben, keine erneute Diskussion um Strategien, Bewertungen oder Vorwürfe zuzulassen. Es geht vielmehr darum, sich selbst besser verstehen zu lernen, neugierig rückblickend anzuschauen, wie man selbst in Prozessen der Entschei-dungsfindung oder Diskussionen „funktioniert“, und vielleicht nach neuen eigenen Möglichkeiten für befriedigende Handlungsmuster zu suchen.

emoTionales lernen ~ Den Gefühlen Raum geben

28

Page 55: Handbuch Tiefenökologie

55 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

reTTungsbooTDie Mitspielenden finden sich stehend auf einer quadrati-schen Plane ein, welche gerade genug Platz zum Neben-

einanderstehen mit hängenden Armen bietet. Die Mission lautet, die Unterseite der Plane zur Oberseite zu machen, sie also umzudrehen, ohne eine/n TeilnehmerIn an die umgebende Wiese zu verlieren.

In diesem Fall würde zwar niemand von wilden Tieren verschlungen werden, aber der Schwierigkeitsgrad durch Sanktionierung erhöht: Übertritt jemand die Planengrenze, wird die/der betroffene Teilneh-merIn mit einer Augenbinde gesegnet.

Wer sich nicht an der Aktions-Front befindet, ist zum learning-by-do-ing aufgefordert. Wir erkennen: direkte Informationsübermittlung muss nicht mit räumlicher Nähe korrelieren.

Manche/r vertraut auf das Urteil anderer, manche/r hält sich bewusst mit dem Anleiten der Gruppe zurück, andere ergreifen die Idee zur selben Zeit und koordinieren sich usw.

An dieser Stelle soll die Lösung nicht verraten werden, denn es ist nur eine Frage der Zeit und des Durchsetzungsvermögens, bis die lohnen-de Theorie von irgendeiner/m TeilnehmerIn ans Licht befördert wird. Und wie sollte es anders sein: Es geht nur miteinander.

3-sessel-spielDie Mitspielenden werden in drei Kleingruppen aufgeteilt. Jede dieser Gruppen bekommt eine Aufgabe zugeflüstert,

die vor den anderen geheim gehalten werden muss.

Gruppe 1: Stellt alle Sessel an die Seite X (z.B. Türseite des Raumes)!

Gruppe 2: Stellt alle Sessel in einer Reihe auf!

Gruppe 3: Stellt alle Sessel so hin, dass die Stuhlbeine nach oben schauen!

Danach beginnt der Tanz, bei dem nicht gesprochen werden darf.

Faszinierend ist die Dynamik, die entsteht: Gelingt es den Gruppen zu erkennen, dass alle drei Aufgaben zusammenpassen, oder wird mit Zähnen und Krallen miteinander gerungen?

Die Übung will deutlich machen, dass Ziele oder Bedürfnisse anderer besser mit den eigenen verbunden werden können als mitunter be-fürchtet, und dass wir allzu schnell konkurrieren statt zu kooperieren.

29 30

Page 56: Handbuch Tiefenökologie

56

ww

w.tiefenökologie.at

für die reflexion von ouTdoor-übungenPunkte, auf die du während der laufenden Aktion als LeiterIn

achten und die du bei der Reflexion ansprechen kannst, können z.B. sein:

_ Aggression & Solidarität _ Umgang mit Verantwortung: führen, sich führen lassen … _ Hilfeleistungen verweigern & geben _ isoliertes Agieren & Interesse an anderen zeigen _ Lösungen forcieren, die nur wenige mit einbeziehen & um Lösungen bemüht sein, die sich an den Bedürfnissen aller orientieren

_ sich einbringen, Gehör finden oder nicht; über Argumente anderer hinweggehen & Beiträge anderer aufgreifen

_ Interaktion Frauen – Männer bzw. Mädchen – Burschen _ Umgang mit unterschiedlichem Tempo _ Informationsweitergabe

4 Phasen der ReflexionFür ein Nachdenken eigenen sich folgende Fragen:1. Beobachtung (Teil I): Was ist passiert? Was habt ihr beobachtet?

Was genau ist in welcher Reihenfolge geschehen? Wer hat was gesagt? Was habt ihr gefühlt? Was konntet ihr in Bezug auf Koope-ration usw. beobachten?

2. Verallgemeinerung: Was schließt ihr daraus? Gibt es einen Zusam-menhang zwischen den verschiedenen Beobachtungen? Welche Wirkung hatte ein bestimmtes Verhalten auf die Gruppe? Was hat letztendlich zum Erfolg verholfen? Welche Rollen haben die einzelnen Personen jeweils übernommen? Wer hat welche Stärken mit eingebracht? Sätze vervollständigen: Ich hätte nie gedacht, dass ... Der eindring-lichste Moment für mich war, ... Am meisten hat mir geholfen, dass

... Ich wusste nicht, ob ... Es hat mir gut getan, als ... Als ... habe ich mich ... gefühlt. Ich konnte leider nicht ... Jetzt fühle ich mich ...

3. Beobachtung (Teil II): Die TeilnehmerInnen werden hier zu einer persönlichen Stellungnahme aufgefordert; gefragt sind eigene Meinungen, Einschätzungen und Gefühle. Wie stehst du dazu? Hilft uns diese Erfahrung in Bezug auf unsere Ziele? Wie bist du mit deinem Ziel weitergekommen? Haben wir uns abgewertet oder geachtet? Wie bewertet ihr eure Zusammen-arbeit? Ist diese Rolle typisch für dich? Wie offen und ehrlich kann in der Gruppe gesprochen werden? Wie werden Konflikte ausge-tragen? Wie gut schätzt du die Kooperation, Teamfähigkeit usw. der Gruppe ein? (1-100 %)

4. Transfer: Was bedeutet das für mein Alltagsleben? Welche Lehre können wir aus diesem Spiel für die nächste Herausforderung ziehen? Welche Ziele hast du im Leben und in welchem Bezug dazu stehen die Erfahrungen im Spiel? Geht es dir daheim manch-mal auch so? Ist die Erfahrung brauchbar und wünschenswert für deinen Alltag? Welche Auswirkung hätte das neue Verhalten auf deinen Alltag? Wie reagieren deine Freunde, deine Familie, deine KollegInnen, dein Chef?

Die TeilnehmerInnen sind gefordert selbst zu entscheiden: Verhalte ich mich weiterhin nach alten Mustern oder nehme ich die Herausforde-rung einer neuen Rolle an?

Aufgrund der gemachten Erfahrungen kann ein neues Ziel formuliert werden, das wiederum zunächst im Spiel erprobt wird.

Möchtest du heute etwas Neues ausprobieren? Was wäre eine neue Herausforderung für dich? Was genau müsstest du anders machen, um solche Situationen im Alltag zu vermeiden? Welches neue Ziel kannst du daraus für dich formulieren?

emoTionales lernen ~ Den Gefühlen Raum geben

31

Page 57: Handbuch Tiefenökologie

57 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

remember THe gifTs

Abwechselnd erzählen sich PartnerIn A und B darüber … _ wofür sie der Natur dankbar sind, _ wofür sie anderen Menschen dankbar sind und _ wofür sie sich selbst dankbar sind.

Im Folgenden einige Gedanken zum Wert von Dankbarkeitsübungen bzw. zum Danken an sich: Danken verbindet, es enthebt des Zwanges zur Perfektion, indem wir auch für Unperfektes dankbar sein können. Vor allem wird ein „Füllebewusstsein“ gefördert – als Gegengewicht zur allgegenwärtigen Mediengehirnwäsche, die uns vermittelt: „Du brauchst etwas zu deinem Glück, komm, kauf!“

dankbarkeiTsTagebucHEs kann sehr lohnend sein, der Dankbarkeit regelmäßig Raum zu geben, etwa in Form eines Tagebuches, in das

jeden Tag zumindest ein Gedanke der Dankbarkeit eingetragen wird.

Eine Freundin nimmt sich immer Bohnen mit und steckt sie in die linke Hosentasche. Jedes Mal, wenn sie untertags dankbar ist, steckt sie eine Bohne aus der linken Tasche in die rechte.

glücksbaumDer Stamm ist das Glück in deinem Leben, die Wurzeln sind das, worauf dein Glück aufbaut, und die Äste symbolisieren,

wonach du strebst, was du brauchst um glücklich(er) zu sein.

ressourcenlisTenEs kann uns sehr vieles über unsere Ressourcen bewusst werden, wenn wir eine Liste mit zwei Spalten zusammenstel-

len: Was sind meine äußeren Ressourcen (z.B. unser Volleyballplatz) und welche inneren Ressourcen habe ich (z.B. meine Fähigkeit mit anderen Freude am Volleyballspiel zu erleben ohne mir Stress mit „Gewinnen müssen“ zu machen)?

kriTzelbilderEine Einstimmung kann darin bestehen, dass die SchülerIn-nen die Augen schließen und ein oder zwei Minuten in sich

hineinhorchen und spüren, was sie im Moment bewegt (Variante: was sie bewegt, wenn sie an das Bild denken, das sie gewählt haben). Dann sollen sie zu einem Farbstift greifen und mit einigen schnellen Strichen die aktuellen Gefühle auf das Blatt zeichnen. Daraufhin werden die SchülerInnen gebeten, ihrem Bild einen Titel zu geben und diesen auf das Blatt zu schreiben. Der Titel kann aus einem Wort bestehen oder auch aus einem ganzen Satz. Unter der Voraussetzung der Freiwilligkeit stellt jede/r abschließend das Kritzelbild vor. Dieser methodische Ansatz kann auch in der Arbeit mit Erwachsenen wertvolle Unterstützung bei der Verarbeitung gegenwartsbezogener Sorgen bieten.

32

33

34

35

36

Page 58: Handbuch Tiefenökologie

58

ww

w.tiefenökologie.at

sammeln zum grossen WandelSpannend ist es immer wieder, wenn eine Gruppe ihr Wissen darüber zusammenträgt, was es bereits an wunderbaren

zukunftsträchtigen Initiativen gibt. Es braucht ein großes, weißes Packpapier und etliche Plakatstifte sowie gute Musik im Hintergrund. Dann sammeln alle kreuz und quer durcheinander, was ihnen schon begegnet ist an wegweisenden Ideen, Projekten, Initiativen, Konzepten, Organisationen, Philosophien, Menschen …

Schön ist es auch, wenn abschließend alle ihren eigenen Namen ebenfalls zu den gesammelten Bestandteilen des „großen Wandels“ schreiben.

offene säTzeDiese Methode beginnt mit einer Einzelarbeit, in der die SchülerInnen – unbeeinflusst von der Meinung anderer –

über ihre eigenen Einschätzungen die Zukunft betreffend nachdenken können. Im Anschluss an die Übungen haben die SchülerInnen die Möglichkeit, sich über ihre Erwartungen auszutauschen. Auf einem Arbeitsblatt vorbereitet gibt es drei unvollständige Sätze, die innerhalb von ca. 3-5 Min. vervollständigt werden sollen:

„Ich denke, die Zustände in unserer Gesellschaft werden …“ „Ich denke, die Zustände in der Umwelt werden …“ „Wenn ich mir die Welt vorstelle, die Kinder und Jugendliche erwartet, scheint es …“

Die ersten beiden Fragen betreffen gegenwärtige Entwicklungen, der dritte Satz aktiviert Zukunftseinschätzungen.

brief an micH selbsTDiese einfache Methode führe ich immer wieder gerne durch, weil sie besonders unmittelbar unterstützt, das im

Workshop Erlebte und Erarbeitete in den Alltag zu transferieren. Jede/r TeilnehmerIn schreibt sich selbst einen Brief, steckt ihn in ein Kuvert, beschriftet es und gibt den Brief der Leiterin/dem Leiter. Eine gewisse Zeit später (das können 2-3 Wochen aber auch Monate sein, je nach Seminarthema) schickt die Leitung die Briefe ab: Die TeilnehmerInnen wundern sich zumeist, dass ihnen jemand schreibt, der eine ähnliche Handschrift hat wie sie selbst – meistens hat man schon ganz verges-sen, dass man sich einen Brief geschrieben hat – und ist oft sehr be-rührt von den schönen und liebevollen Worten, die man für sich selbst gefunden hat. Dadurch kann man an gute und kraftvolle Vorsätze und Erlebnisse anknüpfen, sich durch diese Erinnerung mit den eigenen Ressourcen verbinden, um mit den eigenen Visionen und Herzensan-gelegenheiten gut in Kontakt zu sein.

Zum Inhalt: In dem Brief kann es um wichtige Erkenntnisse aus dem Workshop gehen, die man auch im Trubel des Alltags nicht vergessen möchte – „was ich nicht vergessen möchte …“; und/oder es kann darum gehen, sich selbst zu ermutigen, sich selbst etwas Nettes zu schreiben – als wäre man selbst seine beste Freundin, sein bester Freund.

baum der gefüHle: eine übersicHT siehe Anhang

WünscH dir Was! siehe Kapitel „Natur-Achtsamkeit“

emoTionales lernen ~ Den Gefühlen Raum geben

37

38

39

40

Page 59: Handbuch Tiefenökologie

59 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

dank und grüsse – „Words before all else“Eingangsworte des Dankes können zu Beginn eines Treffens

ausgesprochen werden, um den großen Raum sichtbar zu machen, mit dem wir in Kontakt stehen: wir sprechen im Kreis Dank aus für …

_ die Menschen und Tiere (Fische, Vögel usw.), _ die Pflanzen (Bäume, Heil- und Nahrungspflanzen), _ die Gewässer und die vier Winde, _ Mutter Erde, Bruder Sonne, Großmutter Mond, _ die weisen Lehrerinnen und Lehrer _ und wem wir noch aller danken wollen.

HaWaiianiscHes morgenriTualDie Gruppe stellt sich in einen Halbkreis auf und begrüßt Haut, Muskeln, Knochen … Danach werden unterschiedliche

Elemente im „Hara“ (Körperzentrum; chin. „Dan-Tian“) gesammelt.

_ Pflanzen und Tiere: Zuerst mit der rechten Hand halbkreisförmig in Bauchhöhe nach hinten greifen, alle Pflanzen begrüßen und ihre Kräfte im Hara sammeln; dann dasselbe zur Linken für die Tiere vollführen.

_ Im Anschluss alle Menschen: Beide Arme wie zum Umarmen öffnen, zuerst gegenüber den Menschen im Kreis, dann der Familie, den Ahnen, allen Menschen gegenüber; dann wieder im Körperzentrum sammeln.

Zum Schluss mit den Handflächen eine Schale vor dem Körper bilden. In diese Schale einen guten Wunsch für den Tag legen und ihn ab-schließend in die bevorzugte Himmelsrichtung blasen.

scHamaniscHe praxis ~ Am Leben teilhaben

41 42

Page 60: Handbuch Tiefenökologie

60

ww

w.tiefenökologie.at

sYmbolsucHe/medicine Walk: für micH, für andereDie TeilnehmerInnen gehen etwa 15-30 Min. alleine in die

Natur und beginnen damit, sich eine Frage auszusuchen. Danach kann die Frage ruhig wieder in den Hintergrund treten, und es gilt einfach offen und neugierig durch die Natur zu streifen. In den Büchern von Janosch geht der kleine Tiger in den Wald „Pilze finden“. Genauso geht´s mit den Symbolen: nicht suchen oder überlegen (Hmm, ein mächtiger Baum wäre dekorativ ...), sondern sich überraschen lassen, was einen an-spricht. Das kann sogar etwas sehr Unscheinbares sein, wie ein welkes Blatt. In der indianischen Tradition heißt es: Jedem Lebewesen ist eine Kraft zu eigen! Menschen die noch nie Symbole finden waren, zweifeln meist, wenn ihnen etwas Bedeutsames begegnet. Hier kannst du sie anregen, dem „Zufall“ zu trauen – was einem/r als erstes begegnet, passt.

Und es ist so, dass man sicher sein kann etwas zu finden. Denn wenn wir nichts von der Suche mitbringen, können wir auch das deuten: Vielleicht geht´s in meinem Leben um Stille? Karl Valentin hat treffend bemerkt: „Ich hätt‘ so gern, dass einmal nix is. Aber immer is was! Viel-leicht mach i nix falsch?“

Kommen die TeilnehmerInnen von ihrem Weg zurück, können sie sich folgende Fragen stellen: Wozu regt mich dieses Symbol an? Welche Qualität verkörpert es für mich? Kenne ich diese Qualitäten auch in meinem Leben oder brauche ich sie vielleicht gerade jetzt?

Zum Einstieg ins Thema „Vertrauen“ nutzen wir die Bilderwelt der Natur als Spiegel für unser inneres Wissen. Die Seele mag Bilder – wir träu-men in Bildern, Märchen sind vielleicht deshalb schon so lange beliebt, weil sie diese komplizierte Welt in klare Bilder fassen; und die Natur, vor

allem wo sie ein wenig wild sein darf, liefert der Seele zahllose Bilder, in denen sie sich erkennen kann.

Viele, die nicht gewohnt sind Symbole oder Träume zu deuten, brau-chen etwas Hilfe dabei, denn es ist eine manchmal ungeübte Art der Kreativität. Ich glaube es ist gut, diese Übung vor allem dann anzulei-ten, wenn du selbst Erfahrung im Deuten von bildhaften Botschaften hast. Als Vorübung einer freien Symbolsuche können wir folgenden Aufbau wählen:

Alle TeilnehmerInnen suchen in einem ersten Schritt ein Symbol für Vertrauen; jede/r geht für eine kurze Suche alleine los (Jugendliche könnten auch in kleinen Gruppen gehen) und sucht etwas in der Natur, das für sie/ihn zu diesem Begriff passt.

Danach werden alle Naturdinge in die Mitte gelegt, mit einem kurzen Kommentar, warum das Mitgebrachte für den jeweiligen Teilnehmen-den Vertrauen symbolisiert. Dieser Einstieg ist hilfreich in Gruppen, die noch wenig Erfahrung mit Symbolarbeit haben. Durch die Vielfalt der Deutungen zu einem gemeinsamen Thema wird deutlicher, wie Dinge aus der Natur mit seelischen Inhalten belegt werden.

In einem zweiten Schritt gehen die TeilnehmerInnen etwa 15–30 Min. alleine in die Natur und verfolgen dabei individuelle Fragestellungen. Während der Suche tritt die Frage in den Hintergrund und es gilt, wie Janoschs kleiner Tiger – offen und neugierig – durch die Natur zu streifen.

Als Abschluss können alle Symbole um eine Mitte herum aufgelegt werden, vielleicht auch mit einem Lied gefeiert.

scHamaniscHe praxis ~ Am Leben teilhaben

43

Page 61: Handbuch Tiefenökologie

61 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

dialog miT dem Herzen der erdeNach einer alten indianischen Legende schlägt im Innersten der Erde ihr großes Herz – und unser eigener Herzschlag ist

ein Echo davon.

Es ist möglich, in einer Meditation tiefer und tiefer in den Erdboden zu sinken, bis zum Innersten der Erde, und dort mit ihr in Kontakt zu treten. Gleichzeitig, so glaube ich, sinken wir auch tief ins Innerste unseres eigenen Herzens. Man beginnt die Meditation mit der Wahr-nehmung des eigenen Körpers und der eigenen Atmung, dann wandert man schrittweise tiefer und tiefer bis ins Herz der Erde. Dort angelangt können wir Fragen stellen und an der Weisheit des Herzens der Erde teilhaben. Passend ist es, zum Abschluss die Frage zu stellen, ob die Erde auch von mir etwas möchte. Zum Beenden der Meditation steigt man langsam wieder höher und höher, bis man ganz im eigenen Kör-per angelangt ist.

Wie bei allen meditativen energetischen Übungen ist es auch hier wichtig, das eigene Wohlbefinden im Auge zu behalten – die große Energie der Erde und des eigenen Herzens kann auch schnell genügen, mitunter bekommt man beim Üben Kopfweh, wird schwindlig oder es wird kalt. Nimmt man Gefühle des Unwohlseins wahr, wird die Übung beendet.

das medizinradEin Kompass für die Reise nach HauseDie Bilder der Natur haben Menschen schon immer ange-

regt, über sich selbst nachzudenken. Ein besonders hilfreiches Modell ist die Lehre vom „Medizinrad des Lebens“. Ihre Wurzeln liegen in verschiedenen indigenen Kulturen Nord- und Südamerikas oder der Sami in Skandinavien.

Die Lebensphasen eines Menschen, seelische Vorgänge oder die Abläu-fe eines Projektes folgen nach der Lehre vom Medizinrad vier Schritten, die dem Kreislauf der Jahreszeiten, dem Lauf der Sonne durch einen Tag und den Himmelsrichtungen zugeordnet werden.

In der rituellen meditativen Arbeit mit dem Medizinrad wird eine lebendige Begegnung mit den Kräften von Erde, Himmel und den vier Richtungen erfahrbar; wir verbinden uns mit Quellen von Klarheit, Kraft und Heilung.

Es ist ein Weg des Herzens, auf dem wir uns selbst tiefer kennenlernen, unsere Visionen und Träume, unsere Verwandtschaft und Verbunden-heit mit allem, was lebt.

4544

Page 62: Handbuch Tiefenökologie

62

ww

w.tiefenökologie.at

die gaben der vorfaHrenEinleitung (Ankündigung):

_ Zeitdauer _ Kann eine kraftvolle, tiefgehende Rückverbindungsmeditation sein – mit dem eigenem Leben,

▫ mit der eigenen Familie und ihrer Geschichte, ▫ mit kollektiven Erinnerungen.

_ TeilnehmerInnen, die um traumatische Elemente wissen, anraten ▫ entweder nicht mitzumachen ▫ oder sehr sorgsam auszuwählen, welche Bilder sie wie nahe an

sich heranlassen (gilt für alle TeilnehmerInnen). _ Die Menschheitsgeschichte beinhaltet neben vielem Schönen auch sehr belastende Abschnitte. Wenn man mit Bildern aus dem eigenen Inneren konfrontiert ist, die einem zu viel sind, kann man individuell eine Grenze ziehen und sich selbst sagen: „Hier nicht weiter!“

_ Entweder in der Übung weiterfließen (atmen, durchfließen lassen) oder die Übung, wenn es zu unangenehm ist, für sich abschließen und bewusst zur Gegenwart zurückkehren.

Anleitung: Die TeilnehmerInnen zurück in die Vergangenheit begleiten, zurückholen und gemeinsam reflektieren. (Reflexionsmethode an die Gruppe anpassen!)

„Von diesem gegenwärtigen Augenblick an (Datum) in (Ort) gehe lang-sam rückwärts durch die Zeit. Schreite zurück durch die Ereignisse des Tages … bis zum Aufwachen heute Morgen … Geh weiter zurück und lass die Erinnerung an einige Erlebnisse der letzten Woche, des letzten Monats aufsteigen … gehe weiter zurück bis zum Jahreswechsel … nun geh zurück durch das letzte Jahr und nimm wahr, welche besonderen Erinnerungen bei der Reise durch die vergangenen vier Jahreszeiten wach werden …

Schreite nun weiter zurück durch Jahrzehnte deines Lebens; vielleicht nimmst du den Verlust eines lieben Menschen wahr oder die Geburt eines Kindes … Begegne noch einmal den Beziehungen, den Leiden-schaften und Abenteuern …

Du gehst zurück zu deiner Jugend … trittst ein in deine Kindheit und siehst Orte und Gesichter, die dir angenehm und vertraut waren, spürst eine Erfahrung, die sich dir positiv eingeprägt hat aus deiner Kinder-zeit … Du wirst immer kleiner, auf dem Arm getragen … bist wieder im Schoß deiner Mutter … bewegst dich auf den Punkt der Empfängnis für dieses Leben zu …

Was in dir lebt, hat nicht erst mit dieser Befruchtung begonnen. Geh also auch zurück in das Leben deiner Eltern, dieser Frau und dieses Mannes, die einander begegnet sind und aus deren Zusammenkom-men dein Leben entstanden ist … Geh zurück durch das, was sie gear-beitet haben, was sie an Schwierigkeiten durchgestanden haben, durch Fehler, die sie machten, und Freuden, die sie erlebten … Du gehst jetzt durch ihre Jugend … ihre Kindheit … ihr eigenes Säuglingsalter, ihre Geburt, in den Schoß, der sie geboren hat …

Geh weiter zurück in das Leben deiner Großeltern, nimm ihre Gesichter wahr, vielleicht ihre Stimmen … in das Leben deiner Urgroßeltern … de-ren Jahrhundert der Kriege und der explosionsartigen Entwicklung neu-er Technologien … zurück in die Zeit vor dem Auto, vor dem Telefon, vor der Elektrizität … Betrachte im Licht der Gaslampe die Gesichtszüge von Ahnen, deren Namen du nicht mehr kennst, von denen aber vielleicht eine Geste, ein Lächeln, eine Art den Kopf zu wenden in dir fortlebt …

Bewege dich rückwärts durch diesen Fluss des Lebens, zurück durch die industrielle Revolution, durch die finsteren Fabriken und die belebten Straßen der Städte …

die naTur der seele ~ deep Time Work

46

Page 63: Handbuch Tiefenökologie

63 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Schreite weiter rückwärts durch die Jahrhunderte … durch Kriege und Aufstände, durch das beständige immer gleiche Bestellen der Felder … Generationen von Vorfahren … Manche Familien wohnten jahrhun-dertelang am gleichen Ort, manche zogen umher, rissen sich los und wanderten in die Ferne …

Geh zurück in ein einfaches Leben, das von den Jahreszeiten bestimmt ist … reise durch die Leben von Männern und Frauen, Bäuerinnen, Amt-männern, Nonnen, Gelehrten, Handwerkern, Dieben, Bettlern, Generä-len … Schon damals trugen sie dich in sich wie einen Samen. Sie sind deine Vorfahren …

Tritt ein in das Leben von Ahnen, die erfahren waren in den alten Heilkünsten … mit Augen wie deinen suchten sie nach Kräutern, und Händen wie deinen backten sie Brot, halfen sie anderen …

Du schreitest jetzt zurück durch Entstehen und Zerfall ganzer Zivilisa-tionen. Jahrtausende vergehen, erste Städte aus rotem Lehm werden errichtet … Geh zurück in die Zeit vor den großen Reichen, noch bevor das Land in Parzellen aufgeteilt und zu Privateigentum wurde …

Noch weiter zurück, du gelangst in Zeiten der frühen Behausungen in den Wäldern, die Zeit der langen Völkerwanderungen … Du schreitest rückwärts durch Jahrtausende, in denen Mutter Erde uns Hirsch und Wildschwein, Beeren und Wurzeln schenkte …

Jetzt trittst du ein in die langen Züge der Ahnen über Kontinente, die Fahrten mit Flößen über Meere, die langen Wanderungen in der Eiszeit … Durch die Jahrtausende gehst du mit ihnen zurück zu den Anfängen, vor 20 oder 30 tausend Generationen. Kannst du dich erinnern, war es in Afrika oder einem anderen Urland?

Jetzt bleibst du stehen. Du stehst da, mit den Allerersten, am Rande der Wälder. Halte ein, schau hinaus über die Weite der Savanne, die Reise deines Volkes liegt vor dir … Du kannst dir hier nicht vorstellen, was diese Reise mit sich bringen wird und welche Abenteuer und Heraus-forderungen vor euch liegen …

Du stammst ab von einer ununterbrochenen Linie von Menschen, die überlebt haben, und jede und jeder hält Geschenke für dich bereit. Öffne deine Arme, deine Hände und nimm die Geschenke entgegen, sammle die Gaben der Vorfahren ein.“

Zwei Möglichkeiten, diese Übung abzurunden, findest du auf den folgenden Seiten.

Variante 1: „Und du gehst nach vorne und durchschreitest die Spuren der Reise, die dich hierher gebracht hat, um zurückzukehren zu deiner eigenen Zeit … Die Menschen geben dir die Beschaffenheit deiner Haut und die Form deines Rückens, das Mark deiner Knochen … sie geben dir Mut und Stärke und Ausdauer, wenn sie über die Lande ziehen; sie jagen, sie spielen, sie machen Kinder, sie sterben …

Ergreife ihre Geschenke! Nimm die Freude der beiden jungen Mädchen, die in einem Bach mit dem Wasser spielen, vor 30 tausend Jahren … Durchschreite die Jahrhunderte und sieh das Vertrauen in den Augen der Kinder leuchten …sieh die Leidenschaft in der Stärke der Jugendli-chen, die Weisheit in den Augen der Alten, empfange diese Gaben …

Lass dir von den Ahnen ihre Kreativität schenken, das Fertigen von Werkzeugen, das Weben von Stoffen, das Bauen der Heimstätten …

Page 64: Handbuch Tiefenökologie

64

ww

w.tiefenökologie.at

Das Mitgefühl deiner Urmütter und Urväter, die Sorge um ihre Ver-letzten, ihr Gebet mit den Sterbenden … wisse um ihre Liebe für alles Schöne! Die Musik einer Flöte klingt von einem Hügel, Hände schnitzen herrlichen Schmuck, Füße tanzen zum Rhythmus einer Trommel; diese Art das Leben zu feiern ist ein Geschenk an dich, all das ist auch für dich da …

Nimm auch das große Wissen deiner Vorfahren an: wie sie die Sterne auf ihren Bahnen verfolgten, die Lebensweise von Pflanzen und Tieren erforschten, Rat hielten, was das weiseste Handeln sei, … nimm diese Intelligenz als ihr Geschenk an … Spürst du die Liebe, die in deinen Ahnen brennt, zu ihrer Familie, zu ihrem Land? Nimm diese Liebe als ihr Geschenk an dich an …

Lass dir auch ihren Witz und ihren Humor schenken; deine Vorfahren scherzten und machten Späße bei ihrer Arbeit, die jungen Paare neck-ten sich. Ihre Feste waren voller Ausgelassenheit und Fröhlichkeit, deine Ahnen schenken dir auch ihr Lachen…

Und deine Vorfahren haben auch Geschenke, die aus ihrem Leiden entstanden sind: ihren Mut, ihre Ausdauer, ihre Belastbarkeit und ihre Beharrlichkeit haben sie als Gaben für dich bereit … Spüre auch ihren Glauben, ihr Vertrauen in eine größere Dimension ihres Lebens, ihre Verbundenheit mit einer größeren Kraft in ihrem Leben …

Schreite voran durch die Jahre, ernte die Gaben deiner Vorfahren und empfange, was sie für dich bereithalten; öffne deine inneren Augen für Bilder von Ereignissen oder Taten, die ein Geschenk beinhalten, das du auf deinem gegenwärtigen Weg benötigst … Nimm all die Gaben, die deine Vorfahren dir anbieten …

Tritt nun wieder in das zwanzigste Jahrhundert ein, in das Leben deiner Großeltern … deiner Eltern … nimm die Geschenke, die sie für dich be-reithalten; auch wenn du vielleicht der Ansicht bist, es gibt keine, öffne deine Wahrnehmung für eine Kraft, die sie dir mitgegeben haben, die du heute auf deinem Weg brauchen kannst. Und besonders nimm das größte Geschenk, das sie dir gegeben haben: dein eigenes Leben …

Geh voran in diesem deinem Leben … geh durch die Jahre und nimm die Gaben deiner eigenen Erlebnisse an, deine Vorlieben, deine Schmerzen, deine Sorge um andere, um die Welt …

Nun kommst du in Kontakt mit dem gegenwärtigen Augenblick. Du bleibst stehen. Wiederum stehst du an einer Schwelle der Zeit. Den Weg vor dir kannst du nicht deutlich erkennen, du weißt wieder nicht genau, was von dir erwartet werden wird. Aber wenn du von hier weitergehen wirst, dann nicht mit leeren Händen. Deine Vorfahren, die dieses Leben auf dieser Erde geliebt und gepflegt haben, sie schenken dir all ihre Stärken, die du jetzt brauchst, um das zu tun, was notwendig ist, damit ihre Reise und deine weitergehen kann.“

Variante 2: „Vielleicht die Beschaffenheit deiner Haut und die Form deines Rückens, das Mark deiner Knochen, vielleicht Stärke und Ausdauer, wenn sie über die Lande ziehen, jagen … vielleicht Freude, Leidenschaft oder Weisheit, Kreativität, Mitgefühl und Liebe? Vielleicht die Art das Leben zu feiern, Witz und Humor? Vielleicht auch Geschenke, die aus ihrem Leiden entstanden sind: ihren Mut, ihre Belastbarkeit und Beharrlichkeit? Viel-leicht Glauben, Vertrauen in eine größere Dimension ihres Lebens, ihre Verbundenheit mit einer größeren Kraft in ihrem Leben…

die naTur der seele ~ deep Time Work

Page 65: Handbuch Tiefenökologie

65 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Schreite voran durch die Jahre, ernte die Gaben deiner Vorfahren und empfange, was sie für dich bereithalten; öffne deine inneren Augen für Bilder von Ereignissen oder Taten, die ein Geschenk beinhalten, das du auf deinem gegenwärtigen Weg benötigst …Nimm all die Gaben, die deine Vorfahren dir anbieten …

Und besonders nimm das größte Geschenk, das sie dir gegeben haben: dein eigenes Leben …

Geh voran in diesem deinem Leben … geh durch die Jahre und nimm die Gaben deiner eigenen Erlebnisse an, deine Vorlieben, deine Schmerzen, deine Sorge um andere, um die Welt …

Nun kommst du in Kontakt mit dem gegenwärtigen Augenblick. Du bleibst stehen. Wiederum stehst du an einer Schwelle der Zeit. Den Weg vor dir kannst du nicht deutlich erkennen, du weißt wieder nicht genau, was von dir erwartet werden wird. Aber wenn du von hier weitergehen wirst, dann nicht mit leeren Händen. Deine Vorfahren, die dieses Leben auf dieser Erde geliebt und gepflegt haben, sie schenken dir all ihre Stärken, die du jetzt brauchst, um das zu tun, was notwendig ist, damit ihre Reise und deine weitergehen kann.“

reise durcH die evoluTionDie Originalversion folgender Übungsbeschreibung ist dem Buch „Denken wie ein Berg. Ganzheitliche Ökologie: Die

Konferenz des Lebens“ entnommen und stammt von John Seed und Pat Fleming. Ich habe die Übung leicht modifiziert und ihr zur Illust-ration und thematischen Einführung einen kleinen Streifzug durch die Evolution vorangestellt.

Worauf ich zusätzlich hinweisen möchte, ist folgendes: Diese Übung ist eine Mischung aus tiefer Entspannung, Visualisierung, Atmen und Körperübung – eine kraftvolle Mischung „psychoaktiver“ Elemente, die Menschen sehr tief zur Erinnerung an die Verwandtschaft mit dem „Netz des Lebens“ auf der Erde führen können. Manche TeilnehmerIn-nen erleben in dieser Übung auch schmerzvolle Aspekte dieser Verbun-denheit und es ist wichtig, als ÜbungsleiterIn auch damit umgehen zu können. Ich halte es für eine sehr hilfreiche Voraussetzung, sich selbst schon einmal erfolgreich mit einem großen Schmerz auseinanderge-setzt zu haben. Es muss allerdings nicht ausschließlich die Trauer um das Aussterben vieler Arten gewesen sein, die Dynamik des Trauerns ist ja in allen unseren Lebensbereichen die gleiche.

Eine kleine Einführung in die Vergangenheit der WirbeltiereWir Menschen sind als „Art“ (im biologischen Sinn) Homo sapiens sapiens eine Ausdrucksform eines langen Entwicklungsprozesses orga-nismischen Lebens auf der Erde. Die Biologie bezeichnet diesen Prozess als „Evolution“.

Unsere gemeinsame Geschichte auf diesem „blauen Planeten“ begann vor ca. 4,5 Milliarden (4 500 000 000) Jahren, als die Erde als einer von neun unsere Sonne umkreisenden Planeten Form annahm. Die Ur-Erde war ein Feuerball, der langsam an der Oberfläche abkühlte. In ihrem Inneren ist die Erde ja auch heute noch heiß und flüssig.

47

Page 66: Handbuch Tiefenökologie

66

ww

w.tiefenökologie.at

Das Leben in den UrmeerenDie ältesten Lebensformen entwickelten sich in den warmen Ur-Ozea-nen – blaugrüne Algen und Bakterien, die bereits vor ca. 3,6 Milliarden Jahren lebten und die Erde für die nächsten zwei Milliarden Jahre (!) alleine bevölkerten. Im Zuge der nächsten Milliarde von Jahren betra-ten langsam komplexer gebaute Lebensformen die Bühne des Lebens: einfache wirbellose Meerestiere mit weichem Körper; bis es vor rund 600 Millionen Jahren zu einer wahren Explosion der Vielfalt an verschie-denartigsten Lebewesen kam. Weitere 200 Millionen Jahre vergingen bis zum Auftreten erster Fische in den Meeren.

Die Besiedelung des trockenen Landes Fischarten, die in zeitweise austrocknenden Tümpeln lebten, sollen die Ahnen der Landwirbeltiere (zu denen auch wir Menschen gezählt wer-den) gewesen sein und begannen vor ca. 380 Millionen Jahren mit der Besiedelung des Festlandes.

Ihre Nachfahren glichen wahrscheinlich Amphibien, wie etwa Mol-chen, Salamandern, Fröschen oder Kröten. Sie waren (und sind) in ihrer Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen. Durch die Entwicklung einer verhornten Hautoberfläche und hartschaliger Eier wurde ein weiterer Abschnitt in der Entwicklung der Lebewesen eingeläutet: die Reptilien traten auf und besiedelten auch trockenere Lebensräume, wurden im-mer größer und gingen als „Dinosaurier“ in die Geschichte ein.

Die ersten SäugerSchon während der Blütezeit der Reptilien besiedelten kleine, ratten-ähnliche Lebewesen vor ca. 240 Millionen Jahren die Lande; sie konnten ihre Körpertemperatur im Unterschied zu den „wechselwarmen“ Reptili-en aus eigener Kraft konstant halten, sahen sogar in der Nacht ausge-sprochen gut und säugten ihre Jungen mit Milch: die Säugetiere. Vor rund 65 Millionen Jahren ging die Ära der Reptilien zu Ende, und die Säugetiere traten in großer Vielfalt auf: Manche gingen in die Luft – die Fledermäuse, andere gingen zurück in die Meere – Wale und Delphine, die meisten blieben am Festland.

Affen und MenschenVor rund 20 Millionen Jahren treffen wir erste Affen: Baumkletterer, die eine aufrechtere Körperhaltung als ihre vierfüßigen Verwandten ein-nehmen können. Wahrscheinlich aufgrund eines Klimawandels besie-deln manche von ihnen steppenartige Lebensräume und verfeinern die Fähigkeit, aufrecht zu gehen, den Werkzeuggebrauch oder die sprach-liche Kommunikation. Seit rund drei Millionen Jahren spricht man von „frühen Menschen“, unsere Art, „Homo sapiens“, besiedelt diese Erde seit ca. 100.000 Jahren.

Eine Sekunde vor MitternachtVergleichen wir die Zeiträume in der Geschichte unseres Heimatpla-neten mit der Dauer eines Tages, dann tauchen wir als Säugetiere erst

die naTur der seele ~ deep Time Work

Page 67: Handbuch Tiefenökologie

67 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

nachts um halb zwölf auf. Menschen geworden sind wir eine Sekunde vor Mitternacht. Falten wir diese letzte Sekunde wiederum zu einem Zeitraum von 24 Stunden auf, so leben wir von Mitternacht bis zwei Uhr nachmittags in kleinen Gruppen in Afrika, dann verbreiten wir uns über die Erde und besiedeln sogar die nördliche Tundra. Als wir uns dem Ackerbau zuwenden (Beginn der „Jungsteinzeit“) und anfangen, Tiere zu zähmen, größere Städte zu bauen, ist es zwei Minuten vor Mitter-nacht.

Sechs Sekunden vor Mitternacht taucht ein Mann namens Buddha auf, bald darauf Jesus von Nazareth. In den letzten Sekundenbruchteilen entwickeln wir das, was wir moderne Welt nennen.

Spuren der evolutionären Vergangenheit in unsSpuren in unserem KörperIn jeder Körperzelle tragen wir sog. „Zellorganellen“; diese halten man-che WissenschaftlerInnen für Nachfahren vorzellulärer Lebewesen, die eine Lebensgemeinschaft mit zellkernhaltigen Lebewesen eingingen („Endosymbiontentheorie“).

Die Fortpflanzung aller Lebewesen fand ursprünglich im Wasser statt. Seit unserer „Reptilienzeit“ haben wir uns zwar äußerlich von Gewäs-sern unabhängig gemacht, doch schwimmen Samenzellen nach wie vor im Wasser zur Eizelle. Das Stadium einzelligen Lebens in den Urmeeren spiegelt den Anfang unserer individuellen Lebensgeschichte wieder: in der befruchteten Eizelle, die in den warmen Wassern der Gebärmutter schwimmt.

Fische entwickeln sieben „Kiemenbögen“, von denen drei ihre At-mungsorgane, die Kiemen, bilden; spätere Lebensformen, wie Amphi-bien, Reptilien oder Säugetiere, verwandelten Kiemenbögen zu Teilen ihres Blutkreislaufes (Carotisbogen, Aortenbogen, Pulmonalisbogen).

Im Mutterleib werden diese alten Kiemenbögen als Zwischenstadium immer noch angelegt. Ebenso tragen wir im siebten vorgeburtlichen Monat das Fell unserer Vorfahren, das sog. „Lanugohaar“, das daraufhin aber wieder verschwindet.

Hinweise auf die Anlage alter Muster in unserem Erbgut sind auch die sog. „Atavismen“ (Ausprägungen ansonsten genetisch unterdrückter stammesgeschichtlich alter Merkmale), wie z.B. Milchleisten (mehrere Saugwarzen hintereinander) oder fellartige Behaarung (Hypertrichosis).

Spuren in unserem GehirnDer Aufbau unseres Gehirns spiegelt ebenfalls alte Muster wieder: Im Rückenmark liegen uralte Fluchtreaktionen („Reflexe“), die schon Wür-mer ohne „Gehirn“ veranlassen, ungünstige Bedingungen zu fliehen. Unter dem Großhirn, in dem alle „modernen“ Funktionen (wie z.B. die Sprachfähigkeit) lokalisiert sind, liegen stammesgeschichtlich ältere Hirnteile, wie z.B. das Metencephalon, das bei Fischen Bewegungen im dreidimensionalen Lebensraum Wasser steuert, das Sehhirn (Dience-phalon), das bei Amphibien stark ausgeprägt ist, oder das Riechhirn (Telencephalon).

Spuren in Muskulatur und VerhaltenAuch in unserer Muskulatur finden wir die alten Muskeltypen unserer Vorfahren: Die Muskulatur der Flanken tragen schon die Fische, um im Wasser schlängeln zu können. Auch können wir die vierfüßige Fortbe-wegung z.B. der Reptilien nachvollziehen, wenngleich unser Körperbau in Anpassung an den aufrechten Gang wesentliche Veränderungen voll-zogen hat. Ursprüngliche Bewegungsmuster unserer baumlebenden, affenartigen Vorfahren, die mit den Füßen greifen konnten, finden wir angelegt in unseren motorischen Gehirnzentren: durch Übung erlern-ten Kriegsverletzte oder Kontergangeschädigte diese alte Bewegungs-form wieder („FußmalerInnen“).

Page 68: Handbuch Tiefenökologie

68

ww

w.tiefenökologie.at

Auch tragen wir alte Verhaltensmuster in uns und fletschen im Zorn die Zähne, obwohl wir schon längst keine langen Eckzähne mehr tragen. Und zu guter Letzt: Die Konzentration der im Blut gelösten Stoffe entspricht genau der Konzentration von Meerwasser; so tragen wir das Urmeer, aus dem wir kommen, immer noch in uns.

Es gibt zwei Varianten der Gestaltung der Übung: als stille Version im Liegen, bei der alle Elemente der Reise ausschließlich im Inneren statt-finden, oder als Bewegungsmeditation, bei der die Teilnehmenden die Inputs in Bewegungen umsetzten können, wenn sie sich danach fühlen. Man kann den Teilnehmenden entweder freistellen, sich so viel oder so wenig zu bewegen, wie sie möchten, oder vorgeben, die Übung ausschließlich als innere Reise zu gestalten.

Wir wollen eine angeleitete Bewegungsmeditation (bzw. Reise in der inneren Welt unserer Vorstellung) durchführen, in der wir die Entwick-lung des Lebens auf der Erde von einzelligen Lebewesen zu Fischen, Amphibien und Reptilien, Affen und Menschen nachvollziehen und uns abschließend öffnen für Bilder einer Zukunft, in der wir kreative Lösun-gen für die Herausforderungen der Gegenwart gefunden haben.

Du bist eingeladen, ein wenig die gewohnten Grenzen menschlicher Erfahrung zu verlassen und Bildern, Gefühlen und anderen Wahrneh-mungen nachzuspüren, die viel älter als menschliche sind. Das kann un-gewohnt sein und dich tief berühren, vielleicht beobachtest du Gefühle von Geborgenheit oder Gefühle von Schmerz – lass dich so tief auf dein Erleben ein, wie es für dich passt! Wenn du dich nicht wohl fühlst, kannst du deine Meditation jederzeit beenden, indem du einige tiefe Atemzüge nimmst und dich auf das „Hier und Jetzt“ konzentrierst.

Zum Ablauf: Die Reise durch die Evolution gliedert sich in 11 Abschnit-te. Zu Beginn jedes Abschnitts hörst du eine kurze Anregung, die dich

dabei unterstützen soll, dich einzufühlen. Manche Abschnitte werden auch von geeigneter Musik bzw. Geräuschen begleitet. Dabei und danach lasse innere Bilder und Gefühle („evolutionäre Erinnerungen“) in dir aufsteigen; wenn du Impulse verspürst, dich zu bewegen, folge ihnen. Am Ende jedes Abschnittes hörst du den Klang der Zimbel, dann lasse deine Bewegungen, Bilder etc. langsam ausklingen und werde still für einen neuen Abschnitt am Weg durch die Evolution. Nach der Übung ist Raum für Stille, in der du das Erlebte nachwirken lassen kannst. Zeichenblätter und Stifte liegen bereit; wer möchte, kann die Erlebnisse der Reise malen. Danach werden wir uns in Kleingruppen über das Erlebte austauschen. Den Abschluss bildet ein Zusammentra-gen der wichtigsten Erlebnisse im Plenum.

1. Die Entstehung der ErdeÖffne jetzt deine Vorstellungskraft für eine weite Reise in die Vergan-genheit der Erde. Jeder Atemzug führt dich um Jahre, Jahrzehnte, Jahr-hunderte, Jahrtausende, Jahrmillionen … zurück in die Vergangenheit … in die Geburtsstunde des Planeten.

Vor ungefähr 4.500 Millionen Jahren entsteht die Erde aus einer gewal-tigen kosmischen Wolke aus Gasen und Staub … sie verdichtet sich zu einem glühenden Feuerball … Die junge Erde ist kochend heiß, mächti-ge Lavaströme fließen auf ihrer Oberfläche …

2. Die Urmeere und die erste Zelle Langsam kühlt die oberste Schicht der glühenden Erde ab … es beginnt zu regnen, Millionen Jahre lang … Der warme Regen spült Staub in die jungen Meere: Ur-Ozeane, warm, salzig, in dichten Regenschleiern, die immer wieder von Blitzen durchzuckt werden … Diese Blitze und das Sonnenlicht machen das Urmeer fruchtbar, die erste Zelle wird geboren. Du warst dabei, ich war dabei, jede Zelle unseres Körpers stammt von dieser ersten Zelle ab. Durch diese Zelle sind wir mit allen

die naTur der seele ~ deep Time Work

Page 69: Handbuch Tiefenökologie

69 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Lebewesen auf dieser Erde verwandt … Erinnere dich an das Erwachen jener Zelle, SEI diese Zelle, dieser Winzling, der in der warmen Ursuppe schwimmt …

3. Mehrzellige Lebewesen Irgendwann vermehrst du dich durch Teilung in zwei Teile, die getrenn-te Wege gehen, … dann veränderst du deine Gestalt und besiedelst als einfache Lebensform die Strömungen der Meere. Stell dir diese Lebens-formen vor, wenn ich ihre Namen nenne: der erste Wurm schlängelt über sandigen Meeresboden … Schwämme und Korallen wachsen in lichtdurchfluteten Lagunen … Schnecken und Seeigel … Quallen, die durch das warme Wasser treiben … In deinen Zellen ist die Erinnerung an diese Zeit, die Kindheit der Erde – spüre dein damaliges Sein als eines dieser Wesen …

4. Fische Wir verändern abermals unsere Gestalt, das Zeitalter der Fische beginnt … Lass die Bilder der ersten Fische in dir aufsteigen … Wie fühlt es sich an, eine biegsame Wirbelsäule zu haben? Kopf, Oberkörper und Beine bewegen sich wie eins … Sei dir deines Körpers, deiner Kiemen und Flossen bewusst … Wie sieht deine Welt aus, wie fühlt sie sich an? …

5. Amphibien Wir verändern uns wieder … unsere Flossen werden muskulöser, wer-den Beine … aus unseren Kiemen werden Lungen – atme die Luft in den frühen Regenwäldern …Wir leben in seichten Tümpeln und kriechen immer wieder ans trockene Land – benutze deine Unterarme langsam, um deinen Körper vorwärts zu ziehen … Um uns ist dichter grüner Re-genwald, die Luft ist sehr feucht, Insekten schwirren … Wie sieht deine Welt aus, wie fühlt sie sich an? …

6. reptilien Wieder verändern wir unsere Gestalt und betreten als Reptilien die Bühne des Lebens … Wir entwickeln hornige Hautschuppen, die uns vor der Trockenheit schützen … und besiedeln das offene Land, sonnige Steppen … Am liebsten sitzen wir in der Sonne und heizen unseren Körper auf … Du benützt Arme und Beine, schreitest schlängelnd – ach-te darauf, wie alles sich durch die größere Beweglichkeit deiner Beine verändert …

7. Frühe Säuger Der Fluss des Lebens fließt weiter: wir werden Warmblüter, müssen nicht mehr darauf warten, dass die Sonne allein uns wärmt, und kön-nen tags und nachts nach Nahrung suchen; wir säugen unsere Jungen mit Milch … Wir sehen aus wie kleine Eichhörnchen, Ratten oder kleine Katzen – lass ihre Bilder in dir entstehen … komm´ mit dem Bauch von der Erde hoch, krabble auf Händen und Füßen und achte darauf, wie beweglich sich deine Wirbelsäule jetzt anfühlt … Wie fühlt sich die neue Freiheit an, wie bewegt sich dein Kopf? …

8. Affen und Menschenaffen Wir betreten jetzt als Affen die Bühne des Lebens – wir leben in Wäl-dern und lockeren Baumsteppen und beginnen, uns immer leichter auf Händen und Füßen zu bewegen … Wir laufen Äste entlang, klettern an Lianen, die wir mit unserem starken Daumen greifen … wir können auch aufrecht hocken und spielen mit dem Gleichgewicht … Achte darauf, wie du verspielter und neugieriger wirst – wie sieht deine Umgebung aus, wie riecht sie? …

9. Frühe Menschen Wir leben jetzt als frühe Menschen in einer offenen Savanne, nur we-nige Bäume umgeben uns … wir werden kundiger im Gebrauch einer einfachen Sprache, von Werkzeugen; wir begraben unsere Toten und

Page 70: Handbuch Tiefenökologie

70

ww

w.tiefenökologie.at

geben ihnen Geschenke mit ins Grab … wir essen unsere Nahrung in der Sippe am Feuer, betreiben Jagdzauber und erzählen einander von Erlebnissen mit Höhlenbär, Auerochs und Wildpferd …

10. Moderner Mensch Die körperliche Evolution steht jetzt größtenteils still, die kulturelle Evolution geht weiter … Wir entwickeln die Landwirtschaft, leben in Dörfern, bauen Tempel und ganze Städte … wir nähern uns der Gegen-wart, sehen asphaltierte Straßen, wir fahren in Autos … Du bahnst dir deinen Weg durch eine Straße voller Menschen, bist in Eile – was siehst du, hörst du, riechst du?…

11. Zukünftiger Mensch Wir wollen einen Blick in eine mögliche Zukunft werfen: Öffne deine inneren Augen für Bilder eines harmonischen Zusammenlebens von Menschen miteinander und mit der Erde – nimm wahr, was sich in uns entfalten will …

Nun löse dich langsam von deinen inneren Bildern … verabschiede dich von ihnen, schließe deine inneren Augen … Wenn du in dein normales Bewusstsein zurückkehrst, kannst du immer, wenn du das möchtest, auf die Ausdauer, den Mut und das innere Wissen um die Verbundenheit mit allem Leben auf diesem Planeten zurückgreifen, sie wachrufen … Achte wieder auf deinen Atem, Körper … atme tief durch, räkel und strecke dich … öffne langsam die Augen.

Danach ist Zeit, um für sich zu sein, ev. liegen und nachklingen lassen, vielleicht dann zeichnen (Farben und Papier liegen bereit); ca. 10 Min. Erfahrungsaustausch in Paaren und anschließend im Plenum.

mediTaTion in der „TiefenzeiT“Folgende Übung unterstützt dabei, „wieder heimisch zu werden in der Zeit“ (Joanna Macy). Wir leben heute erschre-

ckend wenig verwurzelt in zeitlichen Abläufen: Firmen wirtschaften, als ob es keine Zukunft gäbe, aber auch Menschen, die sich für eine ge-rechte Zukunft engagieren, hasten oft von einem Termin zum nächsten – wie in einem Hamsterrad, das immer enger wird und immer weniger Zeit lässt für Muße, Besinnung und Verbindung mit der Vergangenheit und der Zukunft.

Gerade diese Verbundenheit mit den Erfahrungen und dem Wissen der Generationen, die vor uns lebten, kann eine Quelle der Inspiration und Kraft darstellen sowie unsere Legitimation kräftigen: Es ist nicht unsere verschrobene Einbildung, dass wir nachhaltiger leben müssen; wir stehen in einer langen Tradition von Menschen, denen die Zukunft der Welt ein wichtiges Anliegen war. Sich mit den Generationen vor einem zu befassen, ruft immer auch Bilder der eigenen Ahnen wach, deshalb spricht die Phantasiereise bewusst auch die eigene Familiengeschichte an. Eine positive Verbindung mit der eigenen Familientradition kann hel-fen, sich zu kräftigen für die Aufgaben am eigenen Lebensweg. Nach-dem viele Menschen auch schmerzhafte Erlebnisse im Zusammenhang mit der eigenen Familiengeschichte erfahren haben, geht die Anleitung der Phantasiereise hier sehr sensibel vor und stellt frei, Verwandte zu visualisieren aber auch andere Personen, die uns wohlwollend beim Aufwachsen begleitet haben.

Zu Beginn beschreibe kurz, worum es in der Phantasiereise geht, ermu-tige nur solange mitzutun, solange sich die Übung angenehm anfühlt und sie gegebenenfalls individuell schon früher zu beenden (vielleicht reicht einer Teilnehmerin/einem Teilnehmer die intensive Erfahrung des ersten Teils bereits); ansonsten gilt es, entspannt und neugierig durch die Zeit zu reisen.

die naTur der seele ~ deep Time Work

48

Page 71: Handbuch Tiefenökologie

71 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Die TeilnehmerInnen schließen die Augen, und du lädst sie ein, auf eine Zeitreise zu gehen: zuerst rückwärts zu den Generationen, die vor uns gelebt haben, und dann vorwärts durch die kommenden Generatio-nen. In der inneren Welt besteht die Möglichkeit einem Menschen zu begegnen, der in ein- bis zweihundert Jahren leben wird.

„Atme entspannt und spüre deinen Körper … den Erdboden unter dir … und mach dich bereit, eine Reise zu den Generationen, die vor dir gelebt haben, zu machen. Schließe sanft deine äußeren Sinne und öffne deine inneren Augen, Ohren … deine Wahrnehmung deiner inneren Welt …

Stell dir vor, hinter dir stehen oder sitzen Menschen aus der Generati-on deiner Eltern, die du gerne gemocht hast, die dich unterstützt und gefördert haben: Das können leibliche Verwandte sein oder andere Menschen, die eine enge Verbindung zu dir haben oder hatten. Stell dir vor, sie lächeln dir ermutigend zu! … Dann geh weiter zurück in der Zeit, in die Generation deiner Großeltern. Stell dir wiederum das Gesicht oder die Gestalt eines Menschen vor, mit dem du angenehme Erinnerungen verbindest. Lass die Vorstellung in dir aufsteigen, auch dieser Mensch lächelt dir ermutigend zu und schickt dir Zuneigung, damit du deine heutigen Aufgaben gut lösen kannst … Als nächstes reise noch weiter in die Vergangenheit … Wenn du möchtest, öffne dich für Bilder deiner Vorfahren, die du gar nicht mehr kennst und die wichtige Stärken hatten, welche sie dir mitgegeben haben, deren Art den Kopf zu drehen oder zu lächeln du vielleicht geerbt hast … Oder begegne in deiner inneren Welt Menschen, die lang vor dir gelebt haben und von denen du trotzdem vieles gelernt hast, in deren geistiger Tradition du dich siehst – vielleicht Heilige oder andere strahlende Figuren der Mensch-heitsgeschichte …

Stell dir vor, wie sie dich wohlwollend ansehen und dir alles Gute wün-schen für deine Herausforderungen auf deinem Lebensweg …

Dann kehre mit einigen ruhigen Atemzügen wieder Generation für Generation zurück in die Gegenwart …

Jetzt mach dich bereit, Generationen zu begegnen, die nach dir kom-men. Lass vor dir Bilder von Kindern entstehen, die heute leben, die du kennst und magst … Spür in dir den Wunsch, dass sie geborgen sein mögen, hülle sie in deine Zuneigung … dann schau tiefer in die Zukunft, und lass die möglichen Bilder von Kindern in dir aufsteigen, die erst in 20, 40 oder 60 Jahren geboren werden. Niemand kennt ihre Gesichter, aber spür in dir dem Wunsch nach, dass die Erde auch für diese Kinder ein guter Platz zum Leben sein möge … und auch sie behütet sind, ein Leben in Freude und Fülle führen mögen …

Stell dir nun vor, ein Mensch kommt auf dich zu, der erst in 100 Jahren geboren wird. Es ist nicht nötig, die Lebensumstände dieses Menschen genauer zu bestimmen, es reicht, sich vorzustellen, dass er oder sie dabei auf uns in unserem gegenwärtigen Leben zurückschaut. Nun stell dir vor, was dieser Mann, diese Frau dich wissen lassen möchte. Öffne deinen Geist und lausche ihm, lausche ihr …

Verabschiede dich langsam von deinem Gegenüber … und kehre mit den nächsten ruhigen Atemzügen wieder zurück in die Gegenwart …

Spüre wieder deinen Körper … den Boden unter dir … Nimm einige tie-fere Atemzüge, räkel dich wie nach einem erholsamen Schlaf, und wenn du bereit bist, öffne langsam deine Augen.“

Als Abschluss kann angeboten werden, zu malen oder zu schreiben; danach tauschen sich die TeilnehmerInnen paarweise aus, bevor im Plenum Gelegenheit ist, einen kleinen Bericht der Reise durch die Zeit zu geben.

Page 72: Handbuch Tiefenökologie

72

ww

w.tiefenökologie.at

das geWebeLege dich nieder oder sitze, entspann dich, lass los … fühle deinen Atem an der Nase, in deinem Körper … fühle, wie das

Atmen geschieht; wir „werden geatmet“, das Leben atmet in uns ... es atmet in jedem und jeder von uns in diesem Raum … in dieser Welt … wie das Leben einen Börsenmakler in New York atmet, ein Erdbeben-opfer in Haiti, eine Biobäuerin in Tirol, einen ölverklebten Seevogel an der kalifornischen Küste, einen Skateboardfahrer in Rom, einen riesigen Baum im brasilianischen Regenwald, ein versunken spielendes Kind in Moskau … in dem selben Augenblick atmet das Leben in uns, als ob wir eins wären …

Wenn wir unseren Atem spüren, können wir vielleicht auch etwas von dieser Verbundenheit spüren … wir können uns diese Verbundenheit als strahlende Lichtfäden vorstellen, die uns entströmen und mit jeder und jedem hier in diesem Raum verbinden … Dieses Gewebe erstreckt sich über diesen Raum hinaus, denn es besteht aus unseren Beziehungen: aus Liebe … Arbeit, die wir mit anderen Lebewesen geteilt haben, … der Traurigkeit, die wir für andere Lebewesen empfunden haben … Diese Beziehungen haben uns verändert, entfaltet, geprägt …

Das Netz des Lebens erstreckt sich tief in die Zeit: verbindet uns mit den Leben unserer Eltern, Großeltern, allen unseren Vorfahren, die wir in unseren Gesichtszügen erkennen können, in unseren Stimmen hören …Das Gewebe reicht noch tiefer, in jene uralten Zeiten, bevor wir Menschen wurden: am Weg des Werdens des Lebens auf der Erde waren wir Affen, kleine frühe Säugetiere, Reptilien, Molche, Fische und einfache Lebewesen in den alten Meeren; ... es reicht zurück bis zu jener ersten Zelle, die auf unserem Planeten in den Urmeeren geboren wurde … Durch diese erste Zelle sind wir mit allen Lebewesen verwandt … diese Ströme der Verwandtschaft und Verbundenheit haben uns ins Leben gerufen und erhalten uns …

Wir alle sind Juwelen in diesem weiten Gewebe, an dem sich Einsicht und Mitgefühl an jedem Knoten entzünden können … Öffne dich ohne Angst dem Pulsschlag des Gewebes, seinem Murmeln, Flüstern, Kämpfen … Über die Fasern kommen Leid und Schmerz zu uns, die wir mit anderen Lebewesen teilen; … schließen wir sie nicht aus, sie sind ein Teil unserer Lebendigkeit, unserer Wirklichkeit … wenn wir den Schmerz abblocken, blocken wir auch die Freude ab … Atme deine Sorgen um die Welt ein und wieder aus, du brauchst sie nicht zu behalten, sie fließen durch dich hindurch … Es ist Energie in diesem fließenden Netz, öffne dich auch der Liebe, die in dem Gewebe fließt und dich mit allem verbindet … öffne dich der liebenden Fürsorge, die von dir ausgeht, durch dich strömt … ruhe in der Liebe, die im Netz des Lebens fließt … der Stille und Weite, die alles umgibt …

die naTur der seele ~ deep Time Work

49

Page 73: Handbuch Tiefenökologie

73 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

brief aus der zukunfTUnser Verhältnis zur Zeit hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. „Es ist, als wären wir in eine ständig kleiner

werdende Kiste eingesperrt, in der wir in einer Tretmühle laufen“ (Joan-na Macy). Politik, Wirtschaftsleben und Technologien verfolgen immer kurzfristigere Ziele und schneiden uns dabei von den Rhythmen in der Natur ebenso ab, wie von der Vergangenheit und der Zukunft.

Wir als AgentenInnen einer Gegenbewegung leiden oft unter den gleichen Stressbedingungen: langfristige Projekte sind selten gewor-den, wir jagen umher und hetzen von einem Termin zum nächsten. Die Gemeinschaft mit den Vorfahren und die berechtigten Ansprüche der kommenden Generationen, die ein zentrales Anliegen des Nachhaltig-keitskonzeptes darstellen, werden dabei immer irrealer.

Die Herausforderung lautet, sich wieder einzuschwingen auf langsame, unserem Wesen entsprechende Rhythmen.

Die Tiefenökologie entwickelte dafür die „Arbeit in der Tiefen-Zeit“ (Macy & Brown 2003), mit dem Ziel, das Eingebettetsein des gegen-wärtigen Lebens in einen viel größeren zeitlichen Kontext zu erleben. Diese Arbeit schenkt unmittelbar Freude und verleiht anhaltende Wi-derstandskraft, denn wir schöpfen aus tieferen Wassern.

Einige der Tiefen-Zeit Übungen weiten die Vorstellung bis über die menschliche Geschichte hinaus – z.B. in Form einer etwa einstündigen Phantasiereise durch die gesamte Evolution (Macy & Brown 2003, S. 185ff); andere Übungen konzentrieren sich auf die menschlichen Vor-fahren und Nachkommen. Als Beispiel hierfür möchte ich einen „Brief aus der Zukunft“ (Macy & Brown 2003) vorstellen:

Dabei identifizieren wir uns mit einem Menschen, der in ein- oder zweihundert Jahren auf der Erde lebt, und wir betrachten die Erde aus seiner bzw. ihrer Perspektive.

Ablauf der Übung: Die TeilnehmerInnen schließen die Augen und du lädst sie ein, sich zu Beginn vorzustellen, dass hinter ihr bzw. hinter ihm eine lange Reihe von Vorfahren sitzt: persönliche Verwandte (Eltern, Groß- und Urgroßeltern) und auch Vorfahren, mit denen man ethisch verbunden ist, in deren Tradition man das eigene Wirken sieht. „Stell dir vor, alle diese Menschen blicken freundlich auf dich, und schicken dir ihre besten Wünsche, dass du deine Aufgaben jetzt auf der Erde gut, mit Freude, Zuversicht und Erfolg erfüllen mögest!“

Nach einer kleinen Stille lade ein, auf eine Zeitreise vorwärts durch die kommenden Generationen zu gehen und sich mit einem Menschen, der in ein- bis zweihundert Jahren leben wird, zu identifizieren. Es ist nicht nötig, die Lebensumstände dieses Menschen genauer zu bestim-men, es reicht sich vorzustellen, dass er oder sie in einer Welt lebt, in der die Herausforderungen der Gegenwart gelöst sind – auch weil wir heute unseren Beitrag geleistet haben –, und dass dieser Mensch auf uns in unserem gegenwärtigen Leben zurückschaut. Dezente, nichtpro-grammatische Musik kann dabei helfen, den Geist freier zu machen.

„Nun stell dir vor, was dieses Wesen dir sagen möchte. Öffne deinen Geist und lausche ihm. Dann beginne seine Worte zu notieren, als wür-de dieses zukünftige Wesen dir persönlich einen Brief schreiben.“

Für das Schreiben braucht es genügend Zeit; nach etwa 20 Minuten können alle, die möchten, ihre Briefe in Kleingruppen vorlesen.

50

Page 74: Handbuch Tiefenökologie

74

ww

w.tiefenökologie.at

der grössere kreisDiese Übung eignet sich als Abschluss eines Workshops, in dem die Verbundenheit mit der Welt im Vordergrund stand.

_ Die Teilnehmenden werden eingeladen, sich im Kreis aufzustellen und an den Händen zu halten. Der erste Schritt ist, sich der Verbun-denheit im Kreis der Gruppe bewusst zu werden; es kann z.B. an schöne Erlebnisse des Workshops, die gegenseitige Unterstützung etc. erinnert werden.

_ Im zweiten Schritt wird der Kreis in der Vorstellung geweitet: Men-schen, die mit dem Kreis der Seminargruppe verbunden sind, können in den Kreis geholt werden; abhängig von Thema und Zielsetzung z.B. das Küchenpersonal des Bildungshauses, der LKW-Fahrer, der das Frühstück gebracht hat, eine Person des politischen Lebens, ein Mensch in einem Land des globalen Südens usw. Es wird vorgeschla-gen sich vorzustellen, diese Person stehe neben einem, reiche einem die Hand.

_ Danach weiten wir den Kreis um nicht-menschliche Lebewesen, mit denen wir uns verbunden fühlen: die Bäume des Waldes, die Tiere, die ihr Fleisch für unser Essen gegeben haben, der Regenwald … Wieder stellen wir uns vor, sie stehen in unserem Kreis, als würden wir ihnen die Hände reichen können.

_ Ein nächster Schritt kann das Weiten des Kreises in Vergangenheit und Zukunft sein: Wir nehmen in der Vorstellung alle Menschen in unseren Kreis auf, die in der Vergangenheit gewirkt haben – AutorIn-nen, deren Übungen wir geübt, deren Texte wir gelesen und deren Lieder wir gesungen haben; VertreterInnen spiritueller Traditionen, denen wir uns verbunden fühlen … Gerade im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit können als letzter Schritt auch Wesen, die noch gar nicht geboren worden sind, in unseren Kreis geladen werden.

_ Als Höhepunkt schicken wir unsere guten Wünsche, unseren Segen in den großen Kreis, in dem wir uns erleben, und machen uns bewusst,

dass diese positive Kraft das Leben aller dieser Wesen leichter macht. Wir sind uns auch gewahr, dass aus diesem Kreis viel Kraft der guten Wünsche und des Segens all dieser Wesen zu uns fließt, uns hilft, friedlicher und freier zu leben.

_ Danach werden alle Wesen verabschiedet, die Aufmerksamkeit wird wieder auf den Kreis der Seminargruppe gelenkt, zuletzt auf sich selbst. Ein freundliches Händedrücken des Nachbarn/der Nachbarin, ein tiefer Atemzug, das Öffnen der Augen und Lösen der Händever-bindung beenden die Meditation.

verbundenHeiT in der gegenWarT

51

Page 75: Handbuch Tiefenökologie

75 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

elemenTe-mediTaTionWas bist du? Was bin ich? Einander überschneidende Kreisläufe von Wasser, Erde, Luft

und Feuer, das bin ich, das bist du.

Wasser Blut, Lymphe, Schleim, Schweiß, Tränen, innere Meere, die der Mond bewegt, Gezeiten innen und Gezeiten außen, strömende Flüssigkeiten, die in unseren Zellen schwimmen, Ströme, die durch endlose Flussbet-ten von Eingeweiden, Adern und Kapillaren rauschen und uns nähren.

Flüssigkeit, die in dich und mich hineinfließt, durch dich und mich hindurch und aus dir und mir heraus, in dem gewaltigen Gesang vom Kreislauf des Wassers, das bist du, das bin ich.

Erde Materie aus Stein und Humus; auch sie wird vom Mond angezogen, während glutflüssige Masse sich durch das Herz des Planeten wälzt und Wurzeln Moleküle in die Pflanzenwelt ziehen. Erde wandert durch uns hindurch, erneuert alle sieben Jahre jede Zelle in unserem Körper. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Wir führen uns Erde zu, nehmen sie auf und scheiden sie wieder aus. Wir sind aus Erde gemacht; das bin ich, das bist du.

Luft Die Welt der Gase, die Atmosphäre, die Schutzhülle des Planeten; die Atmung: Kohlendioxyd in die Bäume ausatmen und die von ihnen mit Sauerstoff angereicherte, frische Luft einatmen; Sauerstoff, der jede Zelle wachküsst, Atome, die im harmonischen Reigen des Stoffwech-sels tanzen, ineinander dringen. Dieser Tanz im Kreislauf des luftigen Elements, dieses Ein- und Ausatmen des Universums, das bin ich, das bist du.

Feuer Feuer von unserer Sonne, die allem Leben Energie gibt, Pflanzen emporzieht, die Wasser als Dampf zum Himmel erhebt, damit es im Fallen wieder nährt; das innere Feuer deines Stoffwechsels brennt mit dem Feuer des Urknalls, der zuerst Materie und Energie durch Raum und Zeit geschleudert hat; es brennt mit demselben Feuer wie der Blitz, der in die Ursuppe eingeschlagen hat und die Geburt des organischen Lebens entfacht hat.

Was bist du? Was bin ich? Einander überschneidende Kreisläufe von Wasser, Erde, Luft und Feuer, das bin ich, das bist du.

mein Herz scHWingT miT der sTille, die die sTille der naTur auslösTFinden sie einen ruhigen Platz, wo sie alleine sein können.

Hören sie auf die Geräusche um sie herum. Hören sie auch auf die Stille zwischen den Geräuschen. Wenn ihre Gedanken abschweifen, wiederholen sie einfach den obigen Ausspruch. Er wird sie in das Jetzt zurückbringen. (Joseph Cornell, Auf die Natur hören)

Variante: Als Vereinfachung kann diese Übung auch folgendermaßen durchge-führt werden: Zu Beginn hört man den Text; danach sitzt man in Stille an einem schönen Platz in der Natur und konzentriert sich beim Ein- bzw. Ausatmen auf die Silben „Ru-“ und „-he“ oder „Stil-“ und „-le“, wenn die Gedanken beginnen abzuschweifen.

53

52

Page 76: Handbuch Tiefenökologie

76

ww

w.tiefenökologie.at

die konferenz des lebens

„In der Arbeit mit der „Konferenz des Lebens“ haben wir festgestellt, dass Menschen eine sich vertiefende Identifikation mit der

Erde erfahren, ein Wiedererstarken der Energie, für den Schutz der wilden Natur zu kämpfen und für den Frieden zu arbeiten.“ Seed 1989, S. 28

Die „Konferenz des Lebens“ ermöglicht Teilnehmenden, Verbunden-heit mit dem Leben auf der Erde in seiner globalen und evolutionären Dimension zu erleben sowie konkrete Umsetzungsschritte in Bezug auf umweltpolitisches Handeln zu erfahren.

Das Konzept wurde Mitte der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts entwickelt, um Menschen dabei zu unterstützen, ihr Bewusstsein über die ökologische Situation, in der sie stecken, auszuweiten und auszu-drücken sowie ihre Motivation zu handeln zu vertiefen. Diese Arbeit ermöglicht es, sowohl den Schmerz wie auch die Kraft des Verbunden-seins mit allem Leben bewusst zu erfahren.

Das zentrale methodische Element der „Konferenz des Lebens“ stellt ein eineinhalb- bis dreistündiges Rollenspiel oder Ritual dar, in dem die Teilnehmenden in die Rolle einer nichtmenschlichen Lebensform schlüpfen und aus dieser Perspektive sprechen. Diese zentrale Übung wird zumeist in einen ein- bis mehrtägigen Prozess eingebettet, der den Teilnehmenden die ungewohnte Identifikation mit nichtmenschli-chen Lebensformen erleichtert.

Die Struktur der Konferenz des Lebens In der „Konferenz des Lebens“ fließen nach einer Einstiegsphase drei Themen ineinander: Betrauern, Erinnern und aus der Perspektive ande-rer Lebensformen sprechen. Abschließend werden die Erfahrungen in Hinblick auf konkrete Umweltschutzaktionen reflektiert und aufbereitet.

Einstiegsphase: Der Beginn dient neben dem Vertrautwerden der Teilnehmenden dazu, das Zielbewusstsein der Gruppe zu klären, indem die grundlegenden Themen der Konferenz des Lebens vorgestellt werden: unsere Einschät-zung der ökologischen Entwicklungen der Gegenwart, die Erforschung unserer emotionalen Reaktionen darauf, unser Verständnis von der Qualität der Beziehung des Menschen zu den nichtmenschlichen Mit-gliedern der Lebensgemeinschaft auf unserem Planeten und Strategien zur individuellen und kollektiven Heilung der bestehenden Ungleichge-wichte.

Neben der Klärung der Ziele der Arbeit, bietet die Einstiegsphase Raum für das Vertrautwerden mit der Natur:

Naturerfahrungs- und Sensibilisierungsübungen verbinden durch unmittelbare Erfahrung mit der natürlichen Welt und schenken Freude, die durch belastende Phasen des Prozesses tragen kann.

Ebenso empfiehlt sich die Einübung einer „psychologischen Ausrüs-tung“, etwa durch eine Kennenlernphase und das Erlernen geeigneter Techniken aus den Bereichen Atmung und Entspannung.

Trauern: Der Schmerz um die Welt äußert sich oft als Gefühl des Verlustes dessen, was weltweit dem Verschwinden anheimfällt: uralte Wälder, saubere Flüsse, Vogelgesang oder Luft zum Atmen.

Diese Phase bietet Raum, um Hoffnungslosigkeit, Angst und Wut zuzu-lassen und auszudrücken.

Unterstützende Methoden für die Phase des Trauerns stellen z.B. das Erzählen von Episoden aus der eigenen Biographie über tiefgreifende

verbundenHeiT in der gegenWarT

54

Page 77: Handbuch Tiefenökologie

77 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Erlebnisse mit der Natur dar, die Arbeit mit indianischen Texten über Naturzerstörung sowie kreatives Gestalten mit Stimme, Farbe oder Ton.

Erinnern: Genauso, wie wir zur Erfassung umweltrelevanter Aspekte Wahrneh-mungshilfen, wie z.B. EDV- gestützte Klimaprognosen, benötigen, brauchen wir auch für die Erfassung der „inneren Welt“ Hilfen der Gewahrwerdung.

Wertvolle Beiträge zur Erlebnisaktivierung leisten in der Phase des Erinnerns vor allem imaginative Verfahrensweisen, wie Phantasiereisen oder geführte Meditationen über die viereinhalb Milliarden Jahre lange Vergangenheit des Lebens auf der Erde.

Wir sind eine Form des Ausdrucks von organischem Leben auf der Erde und haben als solche eine lange und bilderreiche Geschichte.

Identifikation mit anderen Lebensformen: Die Konferenz gipfelt darin, dass wir aus der Perspektive einer anderen Lebensform sprechen. Zu Beginn dieses Abschnitts steht Zeit zur Ver-fügung, in der Natur alleine zu sein, um eine Lebensform zu finden, die beim zentralen Rollenspiel repräsentiert wird:

Das können Tiere, Pflanzen und auch größere Systeme wie Flüsse, Berge oder ganze Landstriche sein. Anschließend bereiten die Teilneh-menden sich durch Gestalten einer Maske und andere einstimmende Übungen darauf vor, in der „Konferenz“ für diese Erscheinungsform der natürlichen Welt zu sprechen.

Das Rollenspiel bzw. Ritual der Konferenz umfasst wiederum drei Pha-sen:

1. Die Lebensformen erzählen, warum sie zur Konferenz kommen; so drückt z.B. eine an BSE erkrankte Kuh ihre Verwirrung, Angst oder Wut aus. Einige TeilnehmerInnen legen ihre Masken ab, setzen sich in den Kreis der Lebensformen und hören, stellvertretend für alle Menschen, die Stimmen der sonst Stimmlosen.

2. Die Lebensformen bieten den Menschen ihre ihnen jeweils eigenen besonderen Kräfte an; z.B. kann ein teilnehmender Berg den Men-schen seine Standfestigkeit schenken.

3. Anschließend erfolgt ein bewusster Ausstieg aus der Identifikation. Dieser findet bei jedem Teilnehmer/jeder Teilnehmerin individuell statt: zum Beispiel durch Verabschiedung von der Lebensform in der Natur und das anschließende Verbrennen der Maske sowie durch eine Phase der Entspannung und Regeneration.

Nachbereitung: Den Abschluss des Gruppenprozesses bilden Berichte von persönlichen Reaktionen auf das Ritual sowie die Integration der Erlebnisse in die konkrete Planung von Umweltschutzaktionen.

Die Erfahrung zeigt, dass aufgrund der Erfahrung der Verbundenheit mit dem „Netzwerk des Lebens“ oft spontan der Wunsch nach Hand-lung entsteht und sich durch die Einbeziehung neuer Perspektiven kreative Vorschläge für menschliches Handeln entwickeln. In dieser Phase können Kooperationen und Synergien unter den Teilnehmenden entstehen, sowie Informationen und Hilfsquellen ausgetauscht werden.

Rituale, wie die „Konferenz des Lebens“, sollen in keiner Weise Ersatz für andere Formen des direkten Handelns darstellen; sie bereiten vielmehr Menschen darauf vor und vermitteln größere Handlungs-

Page 78: Handbuch Tiefenökologie

78

ww

w.tiefenökologie.at

zusammenhänge bzw. eröffnen bereits Engagierten neue Quellen der Motivation. Indem wir erkennen, dass wir nicht nur aus unseren eigenen Überzeugungen und Meinungen heraus handeln, sondern im Gewahrsein, Teil eines viereinhalb Milliarden alten Lebensprozesses zu sein und auch im Namen der zukünftigen Generationen zu handeln, sind wir weniger durch Selbstzweifel oder Entmutigung eingeschränkt und werden mit neuer Entschlossenheit, Mut und Ausdauer erfüllt.

Die Balance von Konfrontation, Abwehr und Verarbeitung: Angesichts der Frage nach geeigneten Kombinationen von ökopädago-gischen Methoden, möchte ich eine Anregung der deutschen Umwelt-psychologin Sigrun Preuss weitergeben: In der Umweltbildung muss auf die Balance von Konfrontation, Abwehr und Verarbeitung geachtet werden. Wir wollen diese Forderung am Beispiel der beliebten Naturer-fahrungsübungen von Joseph Cornell diskutieren, die in viele naturpäd-agogische Programme (z.B. von Nationalparks) Einzug gefunden haben.

Diese Entwicklung ist natürlich aus vielen Gründen zu begrüßen, doch erinnert uns das Beispiel der zwei Seiten einer Münze daran, dass Menschen, die für Naturschönheiten sensibilisiert werden, gleichzeitig auch sensibler für belastende Informationen werden. Treffen solche auf eine durch Training und Sensibilisierung erhöhte Wahrnehmungskom-petenz der Einzelperson oder des Kollektivs, vermögen sie reflexhaft und unverzüglich starke Gefühlsregungen wachzurufen. Vor allem die gezielte Förderung der Bewertungskompetenz für Umweltfragen zeigt die Spannungssituation deutlich: angesichts der globalen Umweltzer-störung bleiben zu viele Fragen, auf die (noch) niemand eine Antwort weiß.

Bei Gefühlsreaktionen sind in Anbetracht des Ausmaßes der ökologi-schen Katastrophen und ihrer existentiellen Bedrohlichkeit, wie bereits aufgezeigt, massive Ängste und Ohnmachtsgefühle zu erwarten, wel-

che aufgrund der wahrnehmbaren Nichtverkraftbarkeit abgewehrt wer-den müssen. Im schlimmsten Fall haben wir den Teilnehmenden durch wirksame Sensibilisierungsprojekte keinen guten Dienst erwiesen, wenn wir ihnen nicht gleichzeitig auch Hilfestellungen angeboten haben, mit der vergrößerten Sensibilität angesichts der Naturzerstörung umgehen zu können.

Diese Problemstellung erinnert an die Schweizer Studie von Finger, in der nachgewiesen wurde, dass Menschen trotz verbesserter Umwel-tinformation zunehmend aus aktivem Engagement ausstiegen. Das For-schungsteam sprach daraufhin die Empfehlung aus, sich dem Problem der Angst zuzuwenden, um nicht unbeabsichtigt sogar kontraproduk-tive Effekte zu erzielen. Es scheint nachvollziehbar, dass die Bildungs-aktivitäten nachhaltigere Wirkung zeigen, wenn auf eine ausgewogene Balance von Sensibilisierung für Naturschönheiten und Strategien für den Umgang mit Betroffenheitsgefühlen Wert gelegt wird.

verbundenHeiT in der gegenWarT

Page 79: Handbuch Tiefenökologie

79 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

TranszendenzDyadenGrundsätzliches: Die Dyade ist eine spezielle Form des Zwie-

gesprächs, das durch seine Struktur bestimmte Prozesse der Selbster-kenntnis erleichtert: _ Paarübung: Zuerst führt PartnerIn A die gesamte Übung durch, nach einem ev. Erfahrungsaustausch ist PartnerIn B an der Reihe.

_ Die begleitende Person stellt immer wieder die gleiche Frage, emp-fängt eine Antwort, sagt „Danke“, wartet ein bisschen ab und stellt wieder die gleiche Frage …Dadurch kann ein tiefgehender Selbstex-plorationsprozess angeregt werden.

_ Die Zeitdauer richtet sich nach der Erfahrung: anfangs reichen 5 Mi-nuten, mit zunehmender Erfahrung kann auch ein ganzer Tag nur von einer Frage begleitet sein.

_ Der/die Zuhörende verzichtet auf jeden Kommentar, jede Bewertung, jedes Nachfragen. Er/sie verzichtet auch darauf, einen eigenen Stand-punkt, seine/ihre Sichtweise oder irgendetwas anderes einzubringen. Dadurch wird ein Raum für den Sprechenden geschaffen, der nichts als Resonanzraum ist.

_ Dieser Resonanzraum ist umso größer, je mehr es dem Zuhörenden gelingt, mit dem Herzen in Kontakt zu sein, mitzuschwingen und wahrzunehmen. Dabei tritt das Denken mit all seinen Programmie-rungen bzw. Bewertungen in den Hintergrund. Das Herz nimmt wahr.

_ Eine klare Anweisung löst einen ersten Impuls aus. Der/die Sprechen-de nimmt diesen ersten Impuls wahr und spricht ihn aus.

_ Das „Danke“ des Zuhörenden rundet jeden Kommunikationsprozess ab, bevor eine nächste Anweisung gestellt wird.

Mögliche Fragen: _ Wer bist du? _ Was willst du und was soll dir das geben? _ Wessen bist du dir jetzt bewusst?

einander seHen

1. Paarweise gegenübersitzen, entspannen, sich gegenseitig in die Augen sehen und ruhig atmen. Wenn du lachen musst, ist das o.k. und normal … einfach wieder entspannen … Es geht jetzt um die Chance, das Besondere an deinem Übungspartner wahrzunehmen.

2. Mache dir die Talente deines Gegenübers bewusst: Einfälle und Ausdauer, Witz und Mut, die hinter den Augen wohnen und wel-che die Person vielleicht selbst noch gar nicht kennt … Überlege, wie diese Kompetenzen (z.B. für eine gute Klassengemeinschaft) hilfreich sein können, … spüre den Wunsch, die Person möge frei sein von Sorgen, Ängsten … Das ist die „große Freundlichkeit“.

3. Nimm den Kummer wahr, der hinter den Augen wohnt, Fehlschlä-ge, Enttäuschungen, Verletzungen, … dass es Schmerzen gibt, die dieser Mensch vielleicht noch nie jemandem mitgeteilt hat … Das ist das „große Mitgefühl“.

4. Öffne dich dem Gedanken, wie gut es wäre gemeinsame Sache zu machen, … bedenke, wie bereit du selbst bist, etwas zusammen zu riskieren und sich gegenseitig mehr zu vertrauen.

5. Jetzt lass dich wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird, tief in dich selbst sinken, atme ruhig … fühle die Geborgenheit und Ruhe, die in dir wohnt, aus der heraus du gut handeln kannst.

5655

Page 80: Handbuch Tiefenökologie

80

ww

w.tiefenökologie.at

das Wiegen„Mögen alle Wesen glücklich sein und Frieden finden.“ (Metta-Sutra)

Diese Fürsorge füreinander und der Respekt voreinander werden in ei-ner kleinen Partnerübung bzw. Körpermeditation ausgedrückt. Weitere Elemente der Meditation: dem Wunder und der Besonderheit unseres Körpers nachspüren, seiner Verletzlichkeit und der Einmaligkeit jeder individuellen Geschichte.

Ablauf: Bei dieser Paarübung zieht eine/r ggf. die Schuhe aus, lockert alles Be-engende und legt sich rücklings auf eine Decke/Matte. Der/die Zweite kniet daneben und folgt den Anregungen. Nach ca. 15 Min. werden die Rollen getauscht.

Zu Beginn wird eine kurze Entspannung eingeleitet.

„Wende dich einem Bein deines Partners/deiner Partnerin zu … hebe es langsam auf … spüre sein Gewicht, seine Widerstandsfähigkeit; … es gehört zu dem Lebewesen, das aufrecht steht … Beuge das Knie, das Fußgelenk und schaue, wie wenn du noch nie zuvor ein Bein, einen Fuß gesehen hättest, als wärst du ein Besucher aus einer anderen Welt … Spüre die Beschaffenheit der Knochen und Muskeln, die es diesem Lebewesen ermöglicht zu gehen, zu laufen oder zu klettern …

Es hat 4,5 Milliarden Jahre gebraucht, damit es entstehen konnte, … war Flosse, Pfote, griff beim Klettern nach Ästen und Lianen …

Halte den Fuß und befühle die Sohle – kein Huf, kein dickes Polster; … die Sohle ist die Kontaktfläche dieses Wesens mit der Erde … Fühle die Ferse – ein Stoß mit dieser Ferse war vielleicht einmal das erste

Lebenszeichen, mit dem sich dein Gegenüber seinen Eltern bemerkbar machte … Und was für eine Reise hat dieses Bein von da an hinter sich gebracht! Es machte erste Schritte, fiel hin, stand wieder auf … dann rannte es, trat in Fahrradpedale … So viele Abenteuer hat das Bein schon hinter sich … an so viele Ort hat es deinen Partner/deine Partne-rin schon getragen: … zur Arbeit, an Stätten der Besinnung, über Berge und das Pflaster von Großstädten; … es wurde müde, manchmal wund und lief trotzdem weiter … Lege dieses Bein jetzt behutsam nieder … und wende dich dem anderen Bein zu …

Schaue dir dieses Bein an, diesen Fuß, den Partner und Weggenossen des ersten; … trotz seines Gewichts und seiner Robustheit kann es brechen: … es hat keinen Panzer … nur Haut, die reißen und verbrennen kann, Knochen, die splittern können … Während du dieses Bein hältst, lasse in deiner Vorstellung Orte auftauchen, an die es deinen Partner/deine Partnerin vielleicht in Zukunft tragen wird: … Orte der Herausfor-derung vielleicht, … zu Aufgaben, die dein Gegenüber noch gar nicht kennt … Mache dir klar, wie sehr du wünschst, dass es heil bleiben möge und ganz in der Zeit, die kommen wird …

Lasse jetzt zum Abschluss zu, was deine Hände tun möchten, um den Wunsch auszudrücken, dass dieses Bein kräftig und heil bleiben möge und alles gut wird für deine Partnerin/deinen Partner … Lege das Bein vorsichtig wieder ab, dankbar, dass es dieses Bein gibt …“

Sich zentrieren, sammeln… Der/die Liegende kann sich langsam stre-cken, umschauen, aufsetzen … PartnerIn wechseln, auf Schulterhöhe hinsetzen:

„Hebe sanft den Arm und die Hand deines Partners/deiner Partnerin … wiege sie, fühle das Gewicht … Beuge den Ellbogen und das Hand-gelenk und beobachte, wie sie verbunden sind, dass sie verschiedene

verbundenHeiT in der gegenWarT

57

Page 81: Handbuch Tiefenökologie

81 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Bewegungen ermöglichen, … betrachte die Struktur der Knochen und Muskeln … Wende die Hand und schaue auf die Handfläche und ihre feinen Linien; nichts gleicht ihr, ihre Fingerabdrücke sind einzigartig … Was du in der Hand hältst ist ein einmaliges Exemplar im Kosmos – eine menschliche Hand auf dem Planeten Erde! Du könntest irgendwo mitten im Universum unterwegs sein, wenn du ihre Berührung spürtest, wüsstest du, du bist zuhause …

Es hat die besonderen Bedingungen unseres Planeten gebraucht, damit sie entstehen konnte: … in den Urmeeren, in denen wir einmal ge-schwommen sind, war diese Hand eine Flosse, dann eine Pfote, die Hand eines baumkletternden Affen … die Frucht einer Reise durch die Evoluti-on, gereift in dem Bemühen zu greifen, zu klettern und zu schieben. Be-trachte den Daumen, wie er so sinnvoll den anderen Fingern gegenüber-steht, … gut um ein Werkzeug zu halten, einen Bleistift, ein Gewehr …

Und diese Hand hat eine Reise in ihrem Erdenleben hinter sich, hat sich nach der Geburt wie eine Blüte geöffnet … lernte, einen Löffel zu halten, … Schuhe zu binden und einen Ball zu werfen, … den eigenen Namen zu schreiben, … Wohlbehagen zu schenken, Tränen abzuwi-schen … Lege sie sorgsam wieder zurück …

Jetzt hebe den anderen Arm und die andere Hand deines Gegenübers …halte sie in deinen Händen, drehe sie um, fühle, wie sie lebt … und spüre auch ihre Verwundbarkeit: … keine Kapsel, die sie schützt, … eine flexible, zerbrechliche Hand, so leicht zu zerdrücken, zu verbrennen … Mache dir klar, wie sehr du wünschst, dass sie heil bleibt und ganz in der Zeit, die kommen wird … Es gibt Aufgaben, die sie erledigen muss, die dein Gegenüber vielleicht noch gar nicht ahnt: … sich ausstrecken nach Menschen in Bedrängnis, den Weg zeigen … Es könnte diese Hand sein, die dich hält, wenn du krank bist, die dir Wasser gibt, dich tröstend berührt …

Lasse jetzt zum Abschluss zu, was deine Hände tun möchten, um den Wunsch auszudrücken, dass alles gut wird für diese Hand und deine Partnerin/deinen Partner … Lege Hand und Arm vorsichtig wieder ab, dankbar, dass es sie gibt …“

Danach empfiehlt Joanna Macy einen Viereraustausch.

Geschätzte Dauer inkl. Intro: ca. 45 Min. + 15 Min. Austausch in Paaren

Page 82: Handbuch Tiefenökologie

82

ww

w.tiefenökologie.at

outdoor- und erlebnispädagogisch

mecHaniker und roboTerEinfach lustig, und doch finden sich viele Parallelen zum Stress, den der Alltag oft mit sich bringt!

_ Je nach Gruppengröße spielen 2-4 Mitspielende die Mechanike-rInnen, alle anderen sind Roboter. Diese Maschinen laufen immer geradeaus, und wenn sie wo anstehen und nicht mehr weiterkönnen, fangen sie zu piepsen an. Dadurch entstehen bald tumultartige Sze-nen und die MechanikerInnen kommen ziemlich ins Schwitzen. Das Spiel kann auch als Einstieg verwendet werden, wenn an Problemen gearbeitet wird, die alle am besten sofort gelöst werden sollen und schon nach uns „schreien“.

_ Als spannende Vertiefung eignet sich der Impuls, bei einem zweiten Durchgang den MechanikerInnen zuvor etwas Zeit zu geben, um sich eine Strategie der Kooperation zu überlegen. Dann wird’s vermutlich bei gleicher Anzahl von MechanikerInnen besser gelingen.

_ Sehr interessant ist es, sich danach die Frage zu stellen, wann eigent-lich die Arbeit der MechanikerInnen erfolgreich war: Wenn alle Robo-ter immer in Bewegung waren? Oder wenn die MechanikerInnen eine Strategie gefunden haben, frisch zu bleiben und bei ihrer Tätigkeit nicht auszubrennen?

silHoueTTe legenEine Person legt sich auf den Boden, die Arme seitlich weg-gestreckt, die Beine leicht geöffnet. Alle anderen Mitspielen-

den wählen eine Sache, die reichlich vorhanden ist: Herbstlaub, Sand, Löwenzahnblüten – je nachdem, was die Landschaft zur jeweiligen Zeit gerade im Überfluss bietet und ohne Schaden gesammelt werden kann. Danach tragen alle z.B. Sand zusammen und beginnen, damit die Umrisse der liegenden Person nachzuziehen. Eng am Körper des Liegenden soll der Sand dicht gestreut werden, je weiter weg vom Körper, umso lockerer, damit ein fließender Übergang zum umgeben-den Untergrund entsteht. Am Ende hilft die Gruppe der liegenden Person vorsichtig aufzustehen; es bleibt ein „Negativ-Abdruck“ – der Umriss des Körpers ist deutlich zu sehen und verliert sich langsam in der Umgebung.

Wenn die Stimmung passt, kann angesichts der kunstvollen Spur, die wir gemeinsam hinterlassen haben, in der Runde darüber gesprochen werden, wie die TeilnehmerInnen den menschlichen Umgang mit Natur erleben: Welche Spuren hinterlassen wir kommenden Generationen?

Anmerkung: _ Besonders eindrucksvoll gelingt der optische Effekt, wenn das aufgestreute Material einen Kontrast zum Boden hat: gelbes Laub auf brauner Erde, leuchtender Löwenzahn auf grüner Wiese, dunkle Rinde auf hellem Sand …

_ Als Kontrast kann auch mit Müll gearbeitet werden und die Spur des Menschen leuchtet aus einer Müll-Matrix. Konsumartikel eignen sich ebenfalls.

going beYond ~ zurück in den alltag

58

59

Page 83: Handbuch Tiefenökologie

83 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Tunnel of TrusTEin vertrauensförderndes Bewegungsspiel für Gruppen ab ca. 7 TeilnehmerInnen.

Die Mitspielenden bilden Paare und stellen sich so gegenüber auf, dass ihre Fingerspitzen sich bei gestreckten Armen berühren und sich die PartnerInnen dabei ansehen. Die gesamte Gruppe ist dabei so aufge-stellt, dass alle Paare eine Gasse bilden und die benachbarten Personen dabei fast Schulterkontakt haben.

Im ersten Durchgang werden die Arme in Brusthöhe der übenden Per-son gehalten, im zweiten Durchgang – wenn erwünscht – in Augenhö-he, was deutlich herausfordernder ist.

Die übende Person stellt sich einige Meter entfernt vom Beginn der Gasse auf und wartet, bis ihr alle anderen Aufmerksamkeit schenken. Dann läuft sie, so schnell wie individuell gewünscht, durch die Gasse. Dabei öffnen die Paare die Absperrung so spät wie möglich, damit sich die Versperrung aus Armen erst knapp vor der sich nähernden Person öffnet.

Es ist spannend, welche Erfahrungen die Laufenden dabei machen!

Extrem wichtig bei der Durchführung ist es sicherzustellen, dass alle «versperrenden Paare» mitbekommen, dass jemand angelaufen kommt! Ist das nicht der Fall, läuft die Person in die Schranke und die Übung stellt eine Belastung für das Vertrauen ins Leben dar, statt es zu fördern. Die Erfahrung ist, dass immer wieder Türen aufgehen und scheinbare Hindernisse sich auflösen.

sTab ablegenDie Mitspielenden stehen einander in zwei Reihen gegen-über, jede/r hält die Hände in Brusthöhe vor dem Körper, die

ausgestreckten Zeigefinger aller Mitspielenden tragen den Stab.

Die Aufgabe lautet: Legt den Stab gemeinsam auf den Boden, ohne dass ein Finger den Kontakt zum Stab verliert! Anschließend gibt´s eine Reflexionsrunde.

raumscHiff siehe Kapitel „Emotionales Lernen“

reTTungsbooT siehe Kapitel „Emotionales Lernen“

Weg im dunkeln siehe Kapitel „Natur-Achtsamkeit“

die mongoliscHe JurTe siehe Kapitel „Natur-Achtsamkeit“

licHTerpfad siehe Kapitel „Natur-Achtsamkeit“

reTTe micH, Wer kann! siehe Kapitel „Natur-Achtsamkeit“

60 61

Page 84: Handbuch Tiefenökologie

84

ww

w.tiefenökologie.at

meditativ und strategisch

zauberringJede Schülerin/jeder Schüler bekommt einen kleinen Ring aus Kupferdraht, einen Zauberstein, eine Zaubermurmel oder

Ähnliches und folgende Anleitung: „Wenn du daran denkst, wie die Na-tur aussehen sollte, damit viele verschiedene Tiere und Pflanzen in ihr einen Platz zum Leben finden können, hast du vielleicht einen Wunsch und hoffst, dass er in Erfüllung geht. Ich habe jeder/jedem von euch einen kleinen Zauberring mitgebracht, der diese Wünsche in Erfüllung gehen lassen kann. Steck ihn dir an den Finger und denke dir aus, was der Zauberring alles für dich tun soll. Erfinde eine kleine Geschichte, in der du erzählst, was alles passiert, wenn du den Zauberring trägst …“

auf den kopf gesTellTKleingruppenarbeit zur spannenden Frage: Wie können wir es anstellen, dass sich garantiert niemand mehr politisch

engagiert, für Naturschutz usw. einsetzt?

Diese Frage ist spannend, auch lustig und die Ergebnisse werden im Plenum präsentiert. In einem zweiten Durchgang wird dann wieder auf den Kopf gestellt und die Kleingruppen formulieren „gute Wege“ aus dem Substrat des „garantiert nicht“.

ein Tag in der zukunfT1. Entspannung 2. Phantasiereise

„Stell dir vor, du machst eine Reise durch Zeit und Raum zu einem Ort in der Zukunft. In eine der vielen möglichen Zukünfte. Gehe in eine Zu-kunft, in der Menschen im Gleichgewicht leben – miteinander und mit der Erde. Wir können diese Zukunft noch nicht kennen, doch wir kön-nen die Möglichkeiten unseres Bewusstseins nutzen: Bilder auftauchen lassen, die uns unser Unterbewusstsein und das kollektive Selbst der Menschheit schenken, wenn wir uns auf die Möglichkeit eines Lebens im Gleichgewicht einstellen und uns dafür öffnen …

Stell dir vor, diese Zeit und diesen Ort gibt es in vielleicht 7 Generatio-nen … Du kannst jetzt einen Tag an diesem Ort erleben.

Stell dir vor, wie du an diesem Ort aufwachst. Du hast tief und gut geschlafen und nimmst dir gemütlich Zeit um anzukommen ... Was hat dich geweckt? War es das Licht, ein Geräusch, ein Geruch, ein anderer Mensch oder ein Tier?

Während du langsam erwachst, schaust du dich im Zimmer um. Wie sieht es aus?

Du stehst auf und gehst zum Fenster. Wohnst du in der Stadt oder auf dem Land? In einem eigenen Haus oder einer Wohnung? Wohnst du alleine oder mit anderen Menschen?

Während du die üblichen Morgenverrichtungen machst (Zähneput-zen …), denkst du an den kommenden Tag. Frühstückst du? Gehst du danach außer Haus oder bleibst du daheim? Geh jetzt Schritt für

going beYond ~ zurück in den alltag

64

62

63

Page 85: Handbuch Tiefenökologie

85 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Schritt durch diesen Morgen und den Vormittag und nimm wahr, was du siehst, riechst und hörst, was du körperlich empfindest und welche Gefühle du wahrnimmst. Es gibt vielleicht Begegnungen, Ereignisse und Tätigkeiten …

Es wird Mittag, vielleicht isst du etwas. Mit anderen zusammen oder alleine? Zuhause oder woanders?

Geh dann Schritt für Schritt durch den Nachmittag. Tust du das gleiche wie am Vormittag? Was erfährst du jetzt?

Der Abend kommt … Bleibst du auswärts oder fährst du nach Hause? Bist du zu Hause? Was erfährst du im Laufe des Abends?

Jetzt neigt sich auch der Abend seinem Ende zu … du bereitest dich auf das Zubettgehen vor … Jetzt liegst du im Bett und lässt den Tag noch einmal an dir vorüber ziehen … Gab es Höhepunkte? Trage zusammen, wo dein Herz am meisten mitschwang.

Dann schweifen deine Gedanken in die Zukunft, du nimmst wahr, was vor dir liegt und dich in der kommenden Zeit besonders erfreuen wird …

Jetzt bewegen sich deine Gedanken in die Vergangenheit. Mit dem rückwärts gerichteten Blick tauchen Erinnerungen in dir auf, sogar Erinnerungen an die ferne Vergangenheit deiner Vorfahren, die von der Welt geträumt haben, in der du jetzt lebst. Du denkst zurück an jene Tage, in denen die Menschheit sich intensiv mit einer guten Zukunft beschäftigt hat … Du nimmst wahr, wie viel Zeit seitdem vergangen ist und kannst Dankbarkeit spüren darüber, dass der große Wandel möglich war.

Du blickst zurück auf den Weg der Menschheit und es entsteht viel-leicht das Bedürfnis, deinen Vorfahren etwas zu sagen; … wenn dem so ist, sag es in dem Vertrauen, dass deine Vorfahren deine Botschaft erhalten werden!

Dein Bewusstsein reist nun mit der Botschaft durch Zeit und Raum zurück zu dem Moment, an dem du dich in einem Seminar intensiv mit der Zukunft beschäftigst … Das Bewusstsein löst sich aus dem zukünftigen Selbst und lässt sich wieder ganz im Selbst des Jahres 2015 (aktuelles Jahr) nieder …

Lass dir jetzt Zeit, an diesem Ort und in dieser Zeit wieder ganz anzu-kommen. Du kannst darauf vertrauen, dass du alles, was für dich auf der langen Reise wichtig war, in Erinnerung behalten wirst.

Spüre wieder deinen Körper, Bodenkontakt, Atem … Nimm ein paar tiefe Atemzüge … Wenn dir danach ist, gähne und räkle dich ...“

Page 86: Handbuch Tiefenökologie

86

ww

w.tiefenökologie.at

HindernisfragenDie Hindernisse sind gefinkelt und erwischen uns immer bei Ängsten und ähnlichen „Dämonen“:

_ „Wenn ich meinem Wunsch folge und weniger arbeite, bin ich mei-nen Job bald los.“

_ „Wenn ich meinen Freunden ehrlich sage, was ich denke, mögen sie mich nicht mehr.“

_ „Wenn ich das tue, wozu ich wirklich Lust habe, geht meine Bezie-hung auseinander.“

Manchmal verstecken sich unsere inneren Hindernisse auch in Dingen und Personen: _ „Ich könnte ja zufrieden sein mit meinem Job, wenn die Kollegin XY nicht da wäre!“

_ „Ich würde ja gerne auf Urlaub fahren, aber wer füttert dann meine Katzen?!“

_ „Ich wäre ja gerne mit meinem Äußeren zufrieden, aber meine Nase ist wirklich zu groß.“

Also kann es spannend sein, ein Hindernis genauer anzuschauen, welches mir erschwert mit mehr Vertrauen zu leben. Wir haben in der Übung mit dem Natursymbol (siehe Kapitel „Schamanische Praxis“) eine klarere Wahrnehmung über einen bestimmten Bereich unseres Le-bens, in dem wir gerne mit mehr Vertrauen leben würden, bekommen. Meistens gibt es in diesem Bereich ein Hindernis – denn wenn es keines gäbe, wäre kein Wunsch offen und wir würden schon ohne Schwierig-keiten mehr Vertrauen erleben. Wünsche entzünden sich oft dort, wo wir einen Mangel erleben.

Auf dem nächsten Wegstück ist jede/r eingeladen, einen Stein aufzu-lesen der für sein/ihr inneres Hindernis steht und sich anschließend für etwa 10 Minuten zu einer gegenständlichen Meditation mit ihm zurückzuziehen.

Martin Buber (österreichisch-israelischer Sozial- und Religionsphilo-soph, *1878; † 1965) bezeichnet das mit den Worten „die Welt zum „Du“ werden lassen“.

Diese Meditation kann in sehr offener Art geschehen, indem wir still mit dem Kraftobjekt sitzen, es ansehen und in uns hineinhören, was es spricht. Wahlweise können wir es auch ein Stück weit weg legen und ihm langsam näher kommen, bis wir es in die Hand nehmen. Als Varia-tion gibt es auch klärende Fragen zum Umgang mit Hindernissen, die wir dem Stein stellen können, um danach in uns hineinzulauschen: _ Wer oder was bist du? _ Was willst du für mein Leben? Was gibst du mir? _ Was wäre, wenn es dich nicht gäbe? _ Was ist deine Botschaft? _ Was brauchst du, damit du gehen kannst?

Diese Fragen können ungewohnt sein, denn oft erleben wir Hindernisse als ausschließlich lästig und übersehen, dass es einen Grund gibt, wa-rum sie hier sind, der gewürdigt werden will, bevor sie gehen können. Dämonen sind oft verkleidete Engel, heißt es.

going beYond ~ zurück in den alltaggoing beYond ~ zurück in den alltag

65

Page 87: Handbuch Tiefenökologie

87 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

mediTaTion: mein beiTrag für die WelT und mein poTenzialDiese Übung stellt eine Meditation dar, die Aufschluss über

das eigene Entwicklungspotenzial und jenes der Welt geben soll. Die SchülerInnen sollen dafür eine für sie bequeme Position einnehmen.

„Richte deine Aufmerksamkeit weiter und tiefer nach innen. Lass es in dir stiller werden. Beginne dich nun auf die Situation unserer Welt und auf die Probleme der Menschheit einzulassen. Denke an die verschie-denen ökologischen, sozialen und internationalen Probleme, die dir bekannt sind. Vergegenwärtige dir die Krisen und Herausforderungen auf der Welt, die dich besonders berühren. Werde dir der leid- und freudvollen Realität der Menschheit bewusst. Denke an Schmerzen und Leiden, Freuden und Lachen, Gutes und Böses. Vergegenwärtige dir das Leben und das Sterben, Liebe und Hass, Zerstörung und Erneuerung in der Evolution der Menschheit. Beginne dich als Teil dieser Menschheit wahrzunehmen. Sei dir bewusst, dass du so, wie du bist, und da, wo du zurzeit in deinem Leben stehst, ein Teil dieser Menschheit bist.

Nun stell dir vor, dass du am Anfang eines Tunnels stehst. Am Ende des Tunnels, weit in der Ferne vor dir, siehst du einen hellen Lichtpunkt und du weißt, dass dort der Ausgang ist. Beginne, den Weg durch diesen Tunnel zu gehen. Zunächst wird es ein paar Augenblicke lang auch wirklich dunkel. Du siehst nichts außer dem Licht am Ende des Tunnels. Gehe in deinem Rhythmus und lass dich nicht aufhalten. Allmählich kommst du zur Mitte des Tunnels. Wenn du zurückschaust, siehst du auch am Anfang des Tunnels nur noch einen schwachen Lichtschimmer. Halte einen Moment inne und nimm wahr, dass du die Möglichkeit und die Wahl hast zurückzukehren oder weiter zu gehen. Entscheide dich und bekräftige ggf. deine Wahl weiter zu gehen.

Jetzt beginnst du wieder zu gehen und du siehst wie allmählich das Licht am Ende des Tunnels heller und größer wird. Du beginnst zu ahnen, dass du beim Heraustreten aus dem Tunnel etwas sehen und erleben wirst, das die Vision darstellt, die du dir von der Entwicklung der Menschheit und von deinem eigenen Wachstumsprozess machst. Sie wird sich dir zeigen als Symbol, in der Begegnung mit Menschen oder nichtmenschlichen Lebensformen, als Gedanke, Geruch, Körper-wahrnehmung oder als Wahrnehmung deiner inneren Ohren. Während du gehst, beginne zu realisieren, dass du am Ausgang deine Vision im hellen und klaren Licht erkennen wirst.

Tritt aus dem Tunnel und sei ganz in deiner Vision. Lass dich ein auf das, was du dort erfährst.

Bevor du dich aus deiner Vision löst, ist es möglich, dass du dir ein Symbol mitnimmst oder etwas geben lässt, das dich an die Vision des menschlichen Potenzials und an deine eigenen Wachstumsmöglichkei-ten erinnert.

Nach deiner Rückkehr ins Alltagsbewusstsein mach dir Notizen zu dei-ner Erfahrung und versuche, die Bedeutung deiner inneren Erlebnisse zu erfassen.“

Das Erlebte kann in Kleingruppen reflektiert werden.

66

Page 88: Handbuch Tiefenökologie

88

ww

w.tiefenökologie.at

parallele kreiseDie Teilnehmenden sitzen in einem Innen- und einem Au-ßenkreis; jede/r hat sein/ihr Gegenüber. Die innen Sitzenden

übernehmen die Rolle der Zukünftigen, sie sprechen während der Übung nicht, sondern repräsentieren die Möglichkeit, dass es in 7 Ge-nerationen noch Menschen gibt.

Der Außenkreis sind wir, die heute Lebenden.

Der/die Leitende stellt drei Fragen, stellvertretend für die im Innenkreis Sitzenden. Jede Frage wird von den außen Sitzenden beantwortet, nach jeder Frage rückt der Außenkreis um eine Position weiter.

1. Wie war das damals im Jahr 2015 (aktuelles Jahr)? Wir haben die Aufzeichnungen gelesen, es gab viel Krieg …

2. Wir haben auch gelesen, dass damals viele zukunftsfreundliche Bewegungen ihren Anfang hatten, was ist dir damals davon be-gegnet?

3. Was hat dir geholfen, mutig zu bleiben?

Nach einem Erfahrungsaustausch und einer Pause werden die Rollen gewechselt.

Wisdom circle – eine indianiscHe raTsversammlungDie indigenen Völker Nordamerikas entwickelten viele span-

nende und hilfreiche Traditionen, etwa auch für den Bereich der Ent-scheidungsfindung. Es sollte hierbei vermieden werden, dass aufreiben-de Streitgespräche entstehen, immer nur die gleichen Menschen reden, und vor allem sollte Sorge dafür getragen werden, dass viele relevante Blickwinkel auf ein Thema einbezogen werden, um die Entscheidung aufgrund einer umfassenden Betrachtung treffen zu können, denn es ging oft um das Überleben.

In diesem Modell wird ein Bild von der Ganzheit des Menschen vorge-stellt – auch die/der Einzelne hat alle diese verschiedenen Persönlich-keitsanteile in unterschiedlich starker Ausprägung.

Die Aufteilung in mehrere Perspektiven hilft uns dabei, subtile Angele-genheiten besser zu verstehen.

Im Folgenden werden 8 Blickwinkel vorgestellt, die von Einzelnen aber auch von Kleingruppen vorbereitet werden, um sie danach im Kreis vorzubringen.

1. Der Aspekt der Kreativität und Freiheit Dieser Blickwinkel schöpft aus seiner „kreativen Intelligenz“, träumt von bunten Lösungen, darf auch völlig unrealistisch sein und munter vor sich hin sprudeln. Im Sinne von Hermann Hesse: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“

going beYond ~ zurück in den alltag

6867

Page 89: Handbuch Tiefenökologie

89 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

2. Genaues und unvoreingenommenes Wahrnehmen Oft nehmen wir die Wirklichkeit durch die Brille unserer Erwartungen, Bewertungen oder Vorurteile wahr. Der Blickwinkel der Wahrnehmung legt nahe, alle Sinne zu verwenden, um gut mit der gegenwärtigen Situation verbunden zu sein, um sie verstehen zu können: Was pas-siert wirklich? Hierzu kann auch gehören, die Biographie eines Kindes wahrzunehmen.

3. Der Blickwinkel des Herzens Unsere „emotionale Intelligenz“ wirft einen Blick auf die Beziehungen der beteiligten Menschen. Sie fragt sich, welche Gefühle mit im Spiel sind, weil das Handeln der Menschen sehr stark von ihren Gefühlen (Ängsten, Freuden usw.) bestimmt wird. Dieser Blickwinkel übt eine liebevolle und mitfühlende Art die Situation zu betrachten.

4. Die Lehren der Vergangenheit und das Ziel, das vor uns liegt Gab es in der Vergangenheit bereits ähnliche Situationen? Wie haben wir damals gehandelt, was hat funktioniert und was nicht? Gibt es Erfahrungen von anderen, auf die wir zurückgreifen können? Gibt es Tipps aus der Literatur, im Internet? Neben dem Blick auf das, was hin-ter uns liegt, fragt diese Perspektive auch nach dem Blick nach vorne: Was ist unser Ziel? Welchen Zweck und welche Absicht verfolgen wir? Bleiben wir auf dem Weg? Dieser Blickwinkel wird auch „Pfadfinder-Intelligenz“ genannt.

5. Innenschau und Fürsorge Bei dieser Perspektive geht es um nährende und erhaltende Intelligenz, um die Fähigkeit sich zu zentrieren, innere Harmonie und Balance aufrecht zu erhalten. Dieser Blickwinkel fragt sich: Wofür müssen wir Sorge tragen? Was brauchen die Beteiligten in Krisenzeiten, um im

Gleichgewicht zu bleiben? Was sollen die Menschen lernen, um Sorge tragen zu können für sich und andere? Was will geheilt werden, damit die Menschen oder Organisationen vital und lebendig bleiben?

6. Verbundenheit und Timing Wie stehen die relevanten Dinge über Ursache und Wirkung in Bezie-hung? Was können mögliche Auswirkungen unseres Handelns sein? Wann ist die richtige Zeit aktiv zu werden? Wo stehen wir im Zyklus von Säen, Ernten, Wachstums- und Ruhephasen?

7. Klarheit und Tat, Entschlossenheit und Mut Viel Information kommt aus den vorhergegangenen sechs Blickwinkeln: Wenn wir aus einer Perspektive der Klarheit darauf blicken, welche Tat legen uns Herz, Kopf und Instinkt nahe?

8. Vitalität, Begeisterung, Integrität Wie und wofür nützen wir unsere Lebensenergie? Wollen wir das in manchen Bereichen ändern? Was lässt uns, unser Team, unsere Or-ganisation vital und lebendig sein? Wurden alle Stimmen gehört und beachtet? Brauchen wir noch zusätzliche Informationen oder Unterstüt-zung? Haben wir die Begeisterung zu handeln?

Nachdem alle Stimmen gehört wurden, kann ein Gespräch im Kreis abgehalten werden, wobei die 7. und 8. Position auch gemeinsam von einer Person/Gruppe eingenommen werden kann.

Page 90: Handbuch Tiefenökologie

90

ww

w.tiefenökologie.at

vision als rosenblüTe

Beginn: _ Ich sehe mich als Samen einer Rose, der keimen und wachsen will. _ Ich werde spüren, was ich brauche; gleich ist es da: _ Wasser, Erde, Wärme der Sonne, Luft. _ Ich erlebe mein eigenes Keimen und Wachsen. _ Ich bilde eine Blüte, die zuerst als Knospe sichtbar wird, sich dann behutsam öffnet.

_ Wenn sie ganz geöffnet ist, erkenne ich im Innersten der Blüte ein Symbol für meine Vision.

Für die Nachbereitung: _ Welche Elemente habe ich gebraucht? _ Welche Gestalt habe ich erlebt: _ viele oder wenige Stacheln, tiefe Wurzeln, Blütenfarbe, bin ich schnell gewachsen …?

Impulsfragen für Mitmachende: Du hast jetzt eine persönliche Dynamik in Bezug auf Wachsen gespürt; ahnst du etwas von der Vision, die sich in deinem Symbol abzeichnet? Kannst du damit etwas anfangen? Ist es eine Bestätigung von etwas Bekanntem oder neu?

energeTiscHer scHuTz„Setze dich bequem hin, schließe deine Augen, wenn du möchtest, und spüre deinen Körper … deinen Atem …

Nun stelle dir vor, du hüllst dich in einen leuchtenden Mantel aus Licht, in einer Farbe, die dir gut gefällt und für dich „geschützt sein“ symboli-siert …

Genieße dieses Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit! Anschließend konzentriere dich auf deine Körpermitte, und wenn du willst, lege deine Handflächen auf deinen Bauch und spüre deinen ruhigen Atem und Körperschwerpunkt ganz aufmerksam.

Abschließend nimm einige tiefere Atemzüge und öffne langsam wieder die Augen.“

going beYond ~ zurück in den alltag

7069

Page 91: Handbuch Tiefenökologie

91 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

progressives brainsTormingVisionen und Utopien sind oft sehr abstrakt: z.B. Frieden oder Toleranz. Oft ist es gar nicht so einfach herauszufinden,

was wir konkret tun können, um einen Schritt in diese Richtung zu machen. Der Weg hin zu dem, was die Welt braucht, ist nicht so einfach zu finden …

Variante 1: Bei dieser Übung bekommt jede/r zwei DIN A3-Blätter und einen Stift.

Jede der Brainstorming-Phasen sollte etwa 5-7 Min. dauern. Jede/r arbeitet alleine.

Jede/r sucht sich aus dem zuvor in der kleinen Gruppe gestalteten Bild ein Element bzw. einen Bereich aus, der für sie/ihn besonders wichtig ist, und schreibt ihn in die Mitte des eigenen Blattes. Dann überlegt jede/r, was in diesem Bereich getan werden kann, und schreibt alles auf das Blatt, was ihm/ihr dazu einfällt. (Manchmal brauchen SchülerInnen hier Hilfe um anzufangen, wenn ihnen zu ihrem Thema nichts einfällt.)

Das zweite leere Blatt ist für den darauffolgenden Schritt gedacht: Eine oder wenige Ideen vom ersten Blatt werden ausgesucht und in die Mit-te des neuen Blattes geschrieben. Jetzt überlegt jede/r ganz konkret: „Was kann ich persönlich in den nächsten 14 Tagen in diesen Bereichen tun? Welche Aktivitäten kann ich setzen?“ Bei den geplanten Aktionen kommt es weniger darauf an, dass sie spektakulär sind; vielmehr ist es wichtig, dass alle Aktivitäten, kleine und große, als ganz persönliche Beiträge zur Verbesserung der Situation betrachtet werden.

Mögliche Aktivitäten: Schreiben eines Artikels für die Schülerzeitung; Gestalten eines Plaka-tes, mit dem andere Klassen informiert werden; ein Gespräch über das

Thema zu Hause oder Aktivitäten in der Öffentlichkeit; sich informieren; vielleicht bewusst beim Einkaufen aufpassen … (Achtet auch hier wieder darauf, ob jemand beim Überlegen etwas Unterstützung braucht!). Am Ende soll sich jede/r eine Sache aussuchen, die sie/er sich vornehmen will.

Variante 2: Für diese Übung braucht es drei DIN A3-Blätter und einen Stift; wenn ihr die Gruppe dafür teilen wollt, doppelt so viele.

Jede der Brainstorming-Phasen sollte etwa 5-7 Min. dauern.

1. Im ersten Schritt schauen sich die SchülerInnen die Visionscolla-gen an und wählen gemeinsam einen Bereich aus, den alle wichtig finden. Dieser Bereich wird in die Mitte des ersten Blattes geschrie-ben. Dann gibt es ein Brainstorming zur Frage: Welche Lebensbe-reiche sind von diesem Thema betroffen?

2. Danach wählt die Gruppe einen der Lebensbereiche aus, bzw. kann die Gruppe geteilt werden und zu zwei unterschiedlichen Lebens-bereichen weiterarbeiten. Der ( jeweils) ausgewählte Bereich wird in die Mitte des zweiten Blattes geschrieben und es gibt ein Brain-storming zur Frage: Was könnte hier getan werden?

3. Schließlich wird das dritte leere Papier in die Mitte gelegt bzw. auf das Flipchart geheftet und alle Anwesenden überlegen Ideen zur Frage: Was könnte ich mir persönlich vorstellen, in den nächsten 2 Wochen zu tun?

Hilfreich ist es hier, niemandem Stress zu machen: niemand muss etwas tun! Es geht vielmehr darum, sich einmal zu überlegen, dass es ganz kleine Schritte gibt, die unsere Visionen realistischer werden lassen.

71

Page 92: Handbuch Tiefenökologie

92

ww

w.tiefenökologie.at

kleine WunscH- und segensriTuale In einem Miniaturritual, in das wir die Natur und ihre 4 Elemente mit einbeziehen, übergeben wir der Welt unsere

Wünsche.

Erde: Jede/r TeilnehmerIn bekommt einen Pflanzensamen (oder sam-melt welche) und legt diese/n mit einem guten Wunsch in die Erde.

Wasser: Jede/r bekommt ein gefülltes Wasserglas. Sprich zuerst kurz über die großen Kreisläufe, in denen das Wasser auf der Erde fließt: vom Glas geht es in die Erde, von dort vielleicht ins Grundwasser oder in einen Bach, irgendwann in einen Fluss, dann ins große Meer. Von dort steigt das Wasser in die Wolken, zieht über die Lande und regnet irgendwann wieder herab, wird von Tieren, Pflanzen und Menschen getrunken, belebt und erfrischt ... Lade die TeilnehmerInnen ein, ihren Wunsch ins Glas hineinzuflüstern und ihn dann wegzuschicken, indem das Wasser in die Wiese, zu einem Baum etc. geleert wird.

Feuer: Jede/r TeilnehmerIn entzündet eine Kerze für den Wunsch. Bei passender Gruppengröße kannst du die Kerzen auch in die Lichterpfad-Übung einbauen!

Luft: Gibt es Löwenzahn-Flugsamen, bepacken wir ein Köpfchen der Pusteblume mit unseren Wünschen und blasen sie hinaus in die Welt. Gibt’s keine Löwenzähne oder ähnliche Pflanzen, formen die Hände eine kleine Schale, in die der Wunsch gesprochen wird, und wir blasen den unsichtbaren Wunsch hinaus.

Feuer – Luft: Altbewährt ist es, einen guten Wunsch mit Räucherwerk zum Himmel steigen zu lassen. Ganz besonders wird das Räucherritual, wenn mit Selbstgesammeltem geräuchert wird: es eigenen sich z.B.

getrockneter Salbei, Buchs, Beifuß, Lavendel, Zweige und Beeren vom Wacholder oder Harz aus Fichte und Tanne.

Bäume: Zur Kirschblüte, die in Japan wegen ihrer Schönheit hoch geschätzt wird, binden Menschen gute Wünsche auf kleinen Seiden-papierstreifchen in die Äste der Kirschbäume, in der Hoffnung, dass sie wie die Blüten einmal gute Früchte tragen werden. Wir können diesen Brauch für uns adaptieren und mit Buntstiften (umweltfreundlich) unseren Wunsch auf einen Seidenpapierstreifen schreiben und diesen vorsichtig in einen blühenden Ast binden. Am besten nur das Papier hineinknoten, da Schnüre o. Ä. später den Ast am Wachsen hindern können; das Papier fällt nach einigen Regentagen von alleine ab.

„Habe nur Vertrauen, fallen denn die Blütenblätter nicht ganz von selbst zu Boden.“

(Basho, japanischer Haiku-Dichter)

brief an micH selbsT siehe Kapitel „Emotionales Lernen“

going beYond ~ zurück in den alltag

72

Page 93: Handbuch Tiefenökologie

93 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Page 94: Handbuch Tiefenökologie

94

ww

w.tiefenökologie.at

ALL WE NEED – Die Welt der BedürfnisseEine pädagogische MappeLuxemburg, Salzburg, Wien, 1. Auflage, April 2007 Von den 6,4 Milliarden Menschen zählt derzeit etwa ein Viertel zur „globalen Konsumentenklasse“. Durch ihren Lebensstil konsumieren diese 27% der Weltbevölkerung 80% der Naturressourcen, die ei-gentlich für alle Menschen zur Verfügung stehen. (…) Die vorliegende Mappe soll LehrerInnen und JugendarbeiterInnen in der Jugend- und Erwachsenenbildung, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen wollen, bei ihrer Arbeit unterstützen. Die Mappe macht die Welt der Bedürfnisse zum Ausgangspunkt für Globales Lernen. Sie thematisiert ihre kulturell geprägte Befriedigung, den damit verbundenen Ressour-cenverbrauch, die Vermarktung nahezu aller Lebensbereiche und die Vorherrschaft bestimmter Lebensstile. Zentrale Aspekte des mensch-lichen Daseins werden aufgegriffen, Fragen nach Gerechtigkeit und Fairness gestellt.(von Christine Wondratsch)

SOULcRAFT – Die Mysterien von Natur und SeeleBill PlotkinArun Verlag, 2011

In Soulkraft geht es darum zur eigenen Seelenkraft zu finden und das über das Alleinsein, die Begegnung mit der Natur, mit der Mutter Erde. Es werden Übergänge beschrieben, wo man Altes loslässt, damit Neues, Seelenvolleres kommen kann. Es ist ein spiritualer Weg über die Untere Welt (gemeint das Eigene, die Erde, die Natur) im Unterschied zur Obe-ren Welt (das Transzendente).Das Buch ist neben der Einführung in drei Abschnitten eingeteilt:Erster Teil: Grundlegendes zur SeelenarbeitZweiter Teil: Methoden der Seelenarbeit, Seelenbegegnung

Dritter Teil: Eine seelenvolle Beziehung zum Leben aufbauen, den eige-nen Platz in der Welt findenViele Beispiele aus persönlicher Erfahrung des Autors und Erfahrungen von Teilnehmern machen das Buch zu einer sehr spannenden Lektüre. Ein Buch, das mehrmals in die Hand genommen werden kann, und es braucht Zeit die einzelnen Themen auf sich wirken zu lassen.(von Theres Hofer)

WE THE PEOPLE – consenting to a deeper democracy. A guide to sociocratic principles and methodsJ. Buck/S. VillinesSociocracy.info Press, USA 2007 Beschreibt die Vorteile von soziokratisch organisierten Gruppen, die Entstehungsgeschichte des Konzepts und wie eine soziokratisch orga-nisierte Gruppe funktioniert. Im Anhang gibt es u.a. Beispiele für eine Satzung/grundsätzliche Übereinkunft einer soziokratisch organisierten Gruppe, für einen "Schummelzettel" für Kreissitzungen (circle mee-tings), für die Organisation einer soziokratischen Wahl ...(von Sabine Rohart) SEELENGEVÖGELT – Manifest für das LebenVeit LindauGoldmann Verlag, 2013

Veit schreibt ein Manifest für das Leben und dabei kann Seelengevö-gelt als Synonym für die Tiefe Ökologie gesehen werden.Dabei ist folgendes mit Seelengevögelt laut Veit gemeint: „Wenn dein Verstand alle Konzepte und Urteile fallen lässt, wenn du nicht mehr kontrollierst, sondern völlig vertraust, wenn dein Herzschlag und der Fluss deiner Gedanken in einem Rhythmus mit dem Universum

bucHbesprecHungen

Page 95: Handbuch Tiefenökologie

95 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

schwingen, wenn du total und bewusst in dem aufgehst, was gerade geschieht, wenn die Zeit stehen bleibt und dein kleines Ich nicht mehr existiert, ... dann bist du eins mit dem großen Feld des Lebens. Oder, bildhaft ausgedrückt, ... dann feiert deine Seele Sex mit der gesamten Existenz. In diesem Augenblick bist du seelengevögelt." (von Barbara Zmill)

KINDER ERFAHREN DIE STILLE – Naturmeditationen für Kinder, Eltern und PädagogenM. Kalff/J. Hergesell/I. HergesellTraumzeit-Verlag, 2008

Viele inspirierende und beruhigende Meditationsvorschläge und auch andere Ideen (Spiele, Rituale, Geschichten mit Naturbezug zum Erzäh-len), wie man Zeit mit Kindern in der Natur verbringen und ihnen die Natur näherbringen kann. Sie sind zusammengefasst je nach Art des Sinneseindruckes (Sehen, Hören, Spüren …), nach dem Schwerpunkt auf ein Element (Wasser, Feuer, Luft, Erde), nach dem Ort (Wald, Wiese, am Wasser, in der Nacht …) bzw. je nach Jahreszeit. Dem Thema Sonne, Mond und Sterne ist ein großes Kapitel gewidmet.(von Sabine Rohart)

DENKEN WIE EIN BERG – Ganzheitliche Ökologie: Die Konferenz des LebensJ. Seed/J. Macy/P. Fleming/A. NaessEdition Pax im Verlag Hermann Bauer, 1989

Das Buch ist ein Arbeitsbuch mit Meditationen, Anrufungen etc. die für die tiefenökologische Arbeit mit Gruppen gedacht / geeignet sind. Bei diesen Meditationen etc. wird die Sichtweise der geschundenen Natur eingenommen mit dem Ziel einer ökologischen Bewusstseinsbil-dung durch ein Erreichen eines Gefühls der Einswerdung mit der (ge-

schundenen) Natur, wobei einerseits die Verzweiflung der Erde gespürt werden soll und gleichzeitig zum Handeln ermutigt.Ich halte das Buch für die beschriebene Zielsetzung sehr geeignet. Es ist ein Buch zum mehrmaligen Lesen / immer wieder darin Stöbern bzw. zum eben damit Arbeiten, da es eine Fülle an inspirierenden Ge-danken enthält.(von Stefanie Heidinger)

POLITIK DES HERZENS – Nachhaltige Konzepte für das 21. Jahrhun-dert. Gespräche mit den Weisen unserer ZeitGeseko von LüpkeArun Verlag, 2011

In dem Buch werden Grundhaltungen für eine Politik des Herzens in Form von 39 konzentriert geführten Gesprächen vorgestellt. Ein guter Mix von Frauen und Männern, teils WissenschaftlerInnen und Menschen aus der Lebenspraxis.Ich habe einen sehr guten Eindruck, ein tiefes Verständnis dafür er-schließen können, dass alles miteinander verwoben ist.Politik des Herzens ist eine Lebenshaltung, in der es darum geht, aus dem Herzen über den Kopf in die Hände zu leben.(von Regina Thurner)

Page 96: Handbuch Tiefenökologie

96

ww

w.tiefenökologie.at

Arnold, Rolf (2004): Emotionale Kompetenz und emotionales Lernen in der Erwachsenenbildung; Technische Universität Kaiserslautern

Arnold, Rolf (2005): Die emotionale Konstruktion der Wirklichkeit. Bei-träge zu einer emotionspädagogischen Erwachsenenbildung; Schneider Verlag: Hohengehren, Baltmannsweiler

Aronson, Elliot (1994): Sozialpsychologie. Menschliches Verhalten und gesellschaftlicher Einfluss; Spektrum Akademischer Verlag: Heidelberg

Bastian, T. (1991): Ein tiefenpsychologischer Beitrag zur Kritik der „öko-logischen Unvernunft“; in: Praxis der Psychotherapie und Psychosoma-tik, 36. S. 166-171

Bertalanffy von, Ludwig (1972): Systemtheorie; Colloquium Verlag: Berlin

Bertold, Margrit & Ziegenspeck, Jörg (2002): Der Wald als erlebnispä-dagogischer Lernort für Kinder; Verlag Ed. Erlebnispädagogik: Lüne-burg

Bögeholz, S. (1999): Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zu-sammenhang mit Umweltwissen und Umwelthandeln; Leske & Budrich: Opladen

Bucher, Anton et al. (2004): Psychobiographien religiöser Entwicklung: Glaubensprofile zwischen Individualität und Universität; Kohlhammer: Stuttgart

ciompi, Luc (1999): Die emotionalen Grundlagen des Denkens; Van-denhoek & Ruprecht: Göttingen

ciompi, Luc (2001): Gefühle, Affekte, Affektlogik; Picus: Wien

cohn, Ruth (1975): Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interak-tion; Klett: Stuttgart

cornell, Joseph (1979): Mit Kindern die Natur erleben; Ahorn: Oberbrunn

cornell, Joseph (1991a): Mit Freude die Natur erleben - Naturerfahrungs-spiele für alle; Verlag an der Ruhr: Mülheim an der Ruhr

cornell, Joseph (1991b): Auf die Natur hören, Wege zur Naturerfahrung; Verlag an der Ruhr: Mülheim an der Ruhr

cruden, Loren (1997): Jeder Ort ist heilig. Regeln, Riten und Erfahrungen für ein Leben im Einklang mit den Rhythmen von Himmel und Erde; Ansa-ta: Interlaken

De Haan, G. et al. (1997): Umweltbildung als Innovation; Springer: Berlin u.a.

De Haan, Gerhard; Kuckartz, Udo (1995): Was bestimmt das persönliche Umweltverhalten - und was kann die Umweltbildung daraus schließen? In: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hrsg.: Berliner Forum, Schulische Umweltbildung 1995, eine Fachtagung des Modellversuchs SchUB, Tagungsband. S. 78-90

Dönges, Sascha & Brunner Dubey, catherine (2005): Psychosynthese für die Praxis. Grundlagen, Methoden, Anwendungsgebiete; Kösel Verlag: München

Eliade, Mircea (1994): Schamanismus und archaische Extasetechnik; Suhr-kamp: Frankfurt a.M. S. 471

liTeraTurverzeicHnis und empfeHlungen

Page 97: Handbuch Tiefenökologie

97 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

liTeraTurverzeicHnis und empfeHlungen

Ensel, F.-J. (1984): Richtige Angst und falsche Furcht; Fischer TB: Frank-furt a.M.

Festinger, Leon; Riecken, Henry; Schachter, Stanley (1956): When Pro-phecy fails; Harper-Torchbooks: Minneapolis

Fietkau, H. J. & Kessel, H. (1986): Umweltlernen; in Callies, J. & Lob, R.: Handbuch der Umwelt- und Friedenserziehung, Bd. 1; Schwann-Verlag: Düsseldorf

Finger, Matthias (1993): Führt Umweltlernen zu verantwortungsbe-wussterem Handeln? Umwelterziehung 4+5 / 93. S. 18-19. Übersetzung aus dem englischen Original: Nature Herald, Issue 4/93

Fliegenschnee, Martin; Schelakovsky, Andreas (1998): Umweltpsy-chologie und Umweltbildung: eine Einführung aus humanökologischer Sicht; Facultas-Univ.-Verl.: Wien

Freud, Sigmund (1986): Hemmung, Symptom und Angst. Nachdruck von 1926; Fischer TB: Frankfurt a.M.

Frey, D. (1981): Informationssuche und Informationsbewertung bei Entscheidungen; Huber: Bern

Gebhard, U. (2001): Kind und Natur; Westdeutscher Verlag: Wiesbaden

Goleman, Daniel (1997): Emotionale Intelligenz; DTB: München

Gugerli, Barbara & Frischknecht-Tobler, Ursula, Hrsg. (2011): Umwelt-bildung plus, Impulse zur Bildung für nachhaltige Entwicklung; Verlag Pestalozzianum: Zürich

Harding, Stephan (2008): Lebendige Erde, Gaia – vom respektvollen Um-gang mit der Natur; Heinrich Hugendubel Verlag: Kreuzlingen, München

Hellbrück, Jürgen; Fischer, Manfred (1999): Umweltpsychologie: ein Lehrbuch; Hogrefe Verl. f. Psychologie: Göttingen, Bern, Toronto, Seat-tle. S. 678

Huber, Michaela (2003): Wege der Trauma-Behandlung. Trauma und Traumabehandlung Teil 1 und 2; Junfermann: Paderborn

Jaxon-Bear, Eli (2003): Das spirituelle Enneagramm; Goldmann: München

Kalas, K.; Amberger-Dirringer, E.; Kobler, R. (1994): Naturbegegnung - was bringt’s? In: Pfligersdorffer, Georg; Unterbruner, Ulrike (Hrsg.): Um-welterziehung auf dem Prüfstand: Ergebnisse der Tagung „Umwelter-ziehung in Österreich“: Prüfbericht der OECD, Forschung und Ausblicke; Öst. Studien Verl.: Innsbruck. S. 180-193

Kalff, Michael (1994): Was ist Natur- und Umweltpädagogik? In: Kalff, Michael (mit Beiträgen von Eisfeld, Jens-Gerit; Bühring, Ursel; Filipski, Claudia; Held, Anke; Langholf, Henrik; 1994): Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik. Theoretische Grundlagen und praktische Anlei-tungen für ein tieferes Mitweltverständnis; Günther Albert Ulmer Verl.: Tuningen. S. 13-38

Kast, Verena (1989): Der schöpferische Sprung. Vom therapeutischen Umgang mit Krisen; dtv: München

Katzmann, Werner (1998): Außerschulische Umweltbildung; in: Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz (1998): Umweltbil-dung an Schulen in Österreich; Wissenschaft & Umwelt Nr. 4 / April 1998. S. 28-30

Page 98: Handbuch Tiefenökologie

98

ww

w.tiefenökologie.at

liTeraTurverzeicHnis und empfeHlungen

Keupp, H. (1986): Das Ende der „atomaren Gelassenheit“? In: Thomp-son, J.: Nukleare Bedrohung; PVU: München. S. 189-208

Kirchhoff, Jochen (2009): Was die Erde will. Mensch, Kosmos, Tiefen-ökologie; Drachen Verlag: Klein Jasedow

Kohlhauser, Rudolf (1983; 6. Auflage): Einführung in die allgemeine und anorganisch Chemie - für die Oberstufe der allgemeinbildenden höheren Schulen, höhere land- und forstwirtschaftliche Lehranstalten und höhere Lehranstalten wirtschaftlicher Frauenberufe; Salzburger Jugend-Verlag: Salzburg

Kostenwein, Wolfgang (1993): aus den unveröffentlichten Unterlagen zum Arbeitskreis „Hilflosigkeit, Handlungsfähigkeit, Empowerment“ auf der Tagung „Umweltbewusst – und nun?“ (März 1993). Veranstalter und Bezugsadresse: Forum Umweltbildung, Wien www.umweltbildung.at

Langeheine, Rolf; Lehmann, Jürgen (1986): Die Bedeutung der Erzie-hung für das Umweltbewußtsein: Ergebnisse pädag.-empir. Forschun-gen zum ökologischen Wissen und Handeln; IPN: Kiel

Lazarus, R.; Launier, R. (1981): Stressbezogene Transaktionen zwischen Person und Umwelt; in: Nitsch, J. R. (Hg.): Stress; Huber: Bern

Legewie, H.; Ehlers, W. (1972): Knaurs moderne Psychologie; Droemer-sche Verlagsanstalt: München

Leggewie, claus; Welzer, Harald (2009): Das Ende der Welt wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie; S. Fischer: Frankfurt am Main

Lifton, R. J. (1986): Der Verlust des Todes; Hansa: München

Linder, Wilhelm (1993): Wozu Naturerfahrung? In: Umwelterziehung 4+5/93, S. 20 f.

Linder, Wilhelm (1995): Do it yourself. In: Panda Magazin 1/95, Hrsg. WWF Österreich. S. 25-26

Littig, Beate (1995): Die Bedeutung von Umweltbewußtsein im Alltag, oder: Was tun wir eigentlich, wenn wir umweltbewußt sind? Europäi-sche Hochschulschriften. Reihe 22. Soziologie. Bd. 270. Lang: Frankfurt a. Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien. Zugleich: Fernuniversität Hagen, Diss.

Loibl, Elisabeth (2014): Tiefenökologie. Eine liebevolle Sicht auf die Erde. oekom verlag, München 2014

Louv, Richard (2008): Last Child in the Woods. Saving our Children from Nature-Deficit Disorder; Algonquin Books: Chapel Hill

Lovelock, James (1991): Das Gaia-Prinzip: Die Biographie unseres Pla-neten; Verlag Artemis & Winkler: Zürich, München

Lüpke, Geseko von; Erlenwein, Peter (2006): Projekte der Hoffnung – Der alternative Nobelpreis: Ausblick auf eine andere Globalisierung; ökom verlag: München

Lüpke, Geseko von (2008): Altes Wissen für eine neue Zeit – Gesprä-che mit Heilern und Schamanen des 21. Jahrhunderts; Kösel Verlag: München

Lude, A. (2001): Naturerfahrung und Naturschutzbewusstsein. Eine empirische Studie; Studienverlag: Innsbruck

Page 99: Handbuch Tiefenökologie

99 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

liTeraTurverzeicHnis und empfeHlungen

Macy, J.; Brown Young, M. (2003): Die Reise ins lebendige Leben. Stra-tegien zum Aufbau einer zukunftsfähigen Welt; Junfermann: Paderborn

Macy, Joanna (1988): Mut in der Bedrohung. Friedensarbeit im Atom-zeitalter. Ein Selbsterfahrungsbuch; Kösel Verlag: München

Macy, Joanna (1994): Die Wiederentdeckung der sinnlichen Erde. Wege zum ökologischen Selbst; Theseus-Verl.: Zürich, München. S. 294

Macy, Joanna (2008): Fünf Geschichten, die die Welt verändern: Einla-dung zu einer neuen Sicht der Welt; Junfermann: Paderborn

Malti, Tina; Häcker, Thomas; Nakamura, Yuka (2009): Kluge Gefühle; Verlag Pestalozzianum: Zürich

Meyer, christian (2009 a): Aufwachen, der Weg der inneren Erfahrung; Kamphausen: Bielefeld

Meyer, christian (2009 b): Texte zum Aufwachen; Zeit und Raum: Berlin

Mitscherlich, A. (1966): Krankheit als Konflikt, Band 1; Suhrkamp: Frank-furt a. M.

Otto, Jürgen et al. (2000): Emotionspsychologie; Psychologie Verlags-union: Weinheim

Parfitt, Will (1992): Psychosynthese; Arum Verlag: Braunschweig

Petri, H. (1992): Umweltzerstörung und die seelische Entwicklung unse-rer Kinder. Kreuz: Zürich

Pichler, Michaela & Schelakovsky, Andreas (2003): Global! Egal? Was (er)fordert unsere komplexe Welt von der Bildungsarbeit? In: Umwelt & Bildung 1/2003, S. 28-30

Porstner, Machris (2010): unveröff. Kursunterlage zum Lehrgang „Nachhaltigkeit & Lebensstil“, Ausbildungsinstitut für Erwachsenenbil-dung Wr. Neustadt; auf der Basis eines Skriptums von Lisa Haberkorn: Einführung in die Somatische Traumatherapie (2006)

Preuss, Sigrun (1991): Umweltkatastrophe Mensch. Über unsere Gren-zen und Möglichkeiten, ökologisch bewußt zu handeln; Asanger, Reihe Umweltpsychologie: Heidelberg

Projekt Umweltpädagogik des Kreisjugendring München-Land, Hrsg. (1995): Erlebnis- und handlungsorientierte ökologische Bildung. Natur erleben, mit allen Sinnen, erforschen und verstehen lernen, gemeinsam schützen (von Anke Schlehufer). D-82049 Pullach

Pühl, H. (1988): Angst in Gruppen und Institutionen; Fischer TB: Frank-furt a.M.

Richter, Horst Eberhard (1982): Der Gotteskomplex. Die Geburt und die Krise des Glaubens an die Allmacht des Menschen; Rowohlt: Reinbeck bei Hamburg

Rogers, carl R. (1972): Die klientbezogene Gesprächstherapie. Übers. von 1942; Kindler: München

Rogers, carl R. (1987): Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlich-keit und der zwischenmenschlichen Beziehungen; GwG: Köln

Page 100: Handbuch Tiefenökologie

100

ww

w.tiefenökologie.at

liTeraTurverzeicHnis und empfeHlungen

Roszak, Theodore (1994): Ökopsychologie – Der entwurzelte Mensch und der Ruf der Erde; Kreuzverlag: Stuttgart

Sáenz-Aronjo u.a. (2005): Rapidly Shifting Environmental Baselines Among Fishers of the Gulf of California; in: Proceedings of the Royal Society, 272/2005, 1957-1962

Schahn, J.; Holzer, E. (1990): Studies of individual environmental concern: The role of knowledge, gender and background variables. Environment and Behavior, 22. S. 767-786

Schahn, Joachim; Giesinger, Thomas, Hrsg. (1993): Psychologie für den Umweltschutz; Psychologie-Verl.-Union: Weinheim

Seed, J.; Macy, J.; Fleming, P.; Naess, A. (1989): Denken wie ein Berg, Ganzheitliche Ökologie: Die Konferenz des Lebens; Verlag Hermann Bauer KG: Freiburg im Breisgau

Seybold, Hansjörg & Riess, Werner (2002): Bildung für eine nachhalti-ge Entwicklung in der Grundschule, Methodologische und konzeptio-nelle Ansätze; Gmündner Hochschulschriften, Bd. 22

Sölle, Dorothee (1999): Erinnert euch an den Regenbogen. Texte, die den Himmel auf Erden suchen; Herder Spektrum: Freiburg, Basel, Wien

St. Just, Anngwyn (2005): Soziales Trauma. Balance finden in einer unsicheren Welt; Kösel Verlag: München

Unterbruner, Ulrike (1986): Lebendiges Lernen in der Umwelterzie-hung, Anregungen für die Praxis; Umwelterziehung 9/86

Unterbruner, Ulrike (1991): Umweltangst - Umwelterziehung: Vorschlä-

ge zur Bewältigung von Ängsten Jugendlicher vor Umweltzerstörung; Veritas: Linz. S. 127

Unterbruner, Ulrike (1993): Umwelterziehung zwischen Katastrophen-pädagogik und Pflichtoptimismus; Umwelterziehung, 4+5 / 93, S. 16-17

Unterbruner, Ulrike (2009): Die Welt in 20 Jahren. Ergebnisse einer Jugendstudie; in: Umwelt & Bildung 4/2009

Valbuena, Sebastian (2012): Die integrale Inweltbildung als pädagogi-sche Antwort auf die Krise des Menschen; Diplomarbeit an der Phil-ipps-Universität Marburg, Fachbereich Erziehungswissenschaften

Vaughan, Frances (1990): Die Reise zur Ganzheit, Psychotherapie und spirituelle Suche; Kösel Verlag: München. S. 271

Weber, Andreas (2010): Zurück auf die Bäume! Geo-Magazin 08/2010

Weber, Andreas (2011): Mehr Matsch. Kinder brauchen Natur; Ullstein: Berlin

Winkel, Gerhard (1995): Umwelt und Bildung: Denk- und Praxisanre-gungen für eine ganzheitliche Natur- und Umwelterziehung; Kallmeyer: Seelze

Zimbardo, P. G.; Ruch, F. L. (1978): Lehrbuch der Psychologie; Springer-Verlag: Berlin

Zimmer, Katharina (1999): Gefühle – unser erster Verstand; Diana: München

Zöller, Josephine (1999; 9. Aufl.): Das Tao der Selbstheilung. Die chine-sische Kunst der Meditation in Bewegung; Ullstein TB: Berlin

Page 101: Handbuch Tiefenökologie

101 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

liTeraTurverzeicHnis und empfeHlungen

Page 102: Handbuch Tiefenökologie

102

ww

w.tiefenökologie.at

Ausgangspunkt für meine ökopädagogische Ar-beit war ein tiefes Berührtsein von einem Erlebnis der Verbundenheit mit der Natur: ich hatte das Gefühl ein Teil der Erde zu sein, sie in mir fühlen zu können. Jahre später begegnete mir in der Tiefenökologie ein Konzept, das meine Erfahrung

des Verbundenseins kannte und mir vermittelte, dass dieses Erlebnis ein Hinweis auf die Natur des menschlichen Selbst war.

Diese Erfahrung anderen Menschen zugänglich zu machen, war und ist die Absicht meines pädagogischen Tätigseins.

In den letzten Jahren bemerke ich einen Trend in meinen Bildungs-projekten: Oft steht bei den TeilnehmerInnen an tiefenökologischen Programmen der kollektive Aspekt des Verbundenseins mit Freud und Leid der Welt nicht im Vordergrund, vielmehr die Sehnsucht nach tie-ferer Verbundenheit mit sich selbst. Menschen suchen nach Kraft und Klarheit, um ihren Alltag – Beruf, Beziehungen etc. – gut zu bewältigen, suchen nach tieferem Sinn in ihrem Leben, wünschen sich mehr Klarheit zur eigenen Berufung, wollen ihrem tieferen Wesen nachspüren und in Kontakt kommen mit größerem inneren Frieden, vertiefter innerer Stille, Weite und Liebe.

Ausgangspunkt für meine spirituelle Suche war ein tiefes Berührtsein von einem Erlebnis des Getrenntseins von einem friedvollen und gro-ßen Einssein rings um mich her. Jahre später begegnete mir im Berliner Therapeuten und spirituellen Lehrer Christian Meyer ein Wegbegleiter, der meine Erfahrung kannte und mir vermittelte, dass meine Sehnsucht nach Frieden, Stille und Unendlichkeit gestillt werden kann und ein Zurücktreten des Ichs immer wieder möglich ist, weil es der Natur des menschlichen Selbst entspricht.

Bei hohem Fieber als Kind und in meinen Träumen begegneten mir in der inneren Bilderwelt oft Tiere als Begleiter und ich nahm die Beseelt-heit der Welt als Pflanzen- und Tiergeister wahr. Später erfuhr ich, dass im Schamanismus Erfahrungen wie meine gut bekannt waren und es noch vieles zu erforschen gab.

Deshalb forsche ich in meiner pädagogischen Arbeit nach einer Ver-bindung der Bewusstseinsbildungkonzepte von Cruden, Macy, Meyer, Zöller und auch des Altmeisters der Ökopädagogik, Josef Cornell (siehe Lit.), die gemeinsamen wesentlichen Zielen folgen: Menschen dabei zu begleiten, Herausforderungen zu meistern, Lebendigkeit zu spüren und Antworten auf die alte Frage zu finden: „Wer bin ich?“

Ich lebe mein Leben in wachsenden ringen, die sich über die Dinge ziehn.

Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang;

und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.

R.M. Rilke

nacHWorT des auTors

Page 103: Handbuch Tiefenökologie

103 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Mag. Andreas Schelakovsky: Jg. 69; Studium der Ökologie an der Univ. Wien; Fortbildung in spiritueller Begleitung am Berliner Institut für tie-fenpsychologische und existenzielle Psychotherapie. Arbeitet seit 1990 im Bereich Naturerfahrung, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung mit einem besonderen Interesse am Ansatz der Tiefen-ökologie, der Bedeutung von Gefühlen im Bildungsprozess sowie der spirituellen Dimension. Bildungsprojekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Co-Autor von „Umweltpsychologie und Umweltbildung“ (Facultas-Universitätsverlag Wien, 1998); Mitarbeit in Aus- und Fort-bildung für zahlreiche Institutionen der Umweltbildung in Ö; Lehrer an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien.

www.tiefenökologie.at

www.ressourcen.at

[email protected]

Page 104: Handbuch Tiefenökologie

104

ww

w.tiefenökologie.at Für die interne Verwendung im Lehrgang Tiefenökologie 2014-2016

Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Andreas Schelakovsky, www. tiefenökologie.at

Lektorat: Mag.a Natanja Kullnig

Layout: Irmgard Stelzer

Bildnachweis: Foto Titelseite: Johannes Wolf S. 17, S. 32, S.33, S. 102: A. SchelakovskyS. 23: Waine FriesenS. 24, S.66: unbekannte Quelle

Ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des BMLFUW

dank und impressum

dank

So vielen bin ich dankbar für Unterstützung und Inspiration!

Elisabeth Loibl, Machris Porstner und Sebastian Valbuena für ihre inhaltlichen Beiträge; meinen Eltern für die Unterstützung in den ersten Jahren am Weg der Tiefenökologie; Joanna Macy und all den TiefenökologInnen für Ihre Arbeit auf der wir aufbauen; Ursula Baatz für ihre Geschichte vom „Denken wie ein Bär“, Peter Iwaniewicz für die freundliche finanzielle Unterstützung, Natanja Kullnig für das sorgfältige Lektorat, Irmgard Stelzer für das wunderschöne Layout, Josef Kreitmayer für die organisatorische Unterstützung vieler Tiefenökologieprojekte und all meinen KursteilnehmerInnen, die durch ihr Interesse diese Arbeit ge-fördert haben! Diese Liste hat eigentlich kein Ende, sie geht rund um den Globus, reicht weit in die Vergangenheit und tief in die Zukunft, wenn mir die Kinder zuzwinkern, die erst in 100 Jahren geboren werden. Dank an alle Wesen, Mutter Erde und das große Geheimnis!

IMPRESSUM

Page 105: Handbuch Tiefenökologie

105 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

noTizen

Page 106: Handbuch Tiefenökologie

106

ww

w.tiefenökologie.at

noTizen

Page 107: Handbuch Tiefenökologie

107 w

ww.

tiefe

nöko

logi

e.at

Page 108: Handbuch Tiefenökologie

andreas schelakovsky, 2015www.tiefenökologie.at

naTurverbundene Wege zu lebendigkeiT & einem liebevollen umgang miT der WelT

H a n d b u c H T i e f e n ö k o l o g i e