Hausarbeit - Universitätsklinikum Münster - UKM · Weiterbildungsstätte für Intensivpflege &...

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Weiterbildungsstätte für Intensivpflege & Anästhesie und Pflege in der Onkologie Kurs: Juni 2009 Hausarbeit Hautpflege nach Strahlentherapie und alternative Naturheilverfahren Andrea Gase Niedersachsenring 110 48147 Münster Datum der Fertigstellung: 29.05.2010

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Weiterbildungsstätte für Intensivpflege & Anästhesie

und Pflege in der Onkologie

Kurs: Juni 2009

Hausarbeit

Hautpflege nach Strahlentherapie

und alternative Naturheilverfahren

Andrea Gase

Niedersachsenring 110

48147 Münster

Datum der Fertigstellung: 29.05.2010

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort 1

2. Einleitung 1

3. Zusammenfassung 2

4. Anatomie der Haut 3

4.1 Aufbau der Haut 3

4.2 Aufgaben und Funktionen der Haut 4

5. Ursachen von Hautveränderungen bei Tumorpatienten 5

6. Hautschäden durch die Strahlentherapie 5

6.1 Was ist Strahlentherapie? 5

6.2 Bestrahlungsformen 6

6.3 Stadieneinteilung von Hautreaktionen 7

6.4 Hautreaktionen nach Strahleneinwirkungen 9

7. Hautreizungen aller Art, die ein Patient meiden sollte 10

7.1 Mechanische Reizungen 10

7.2 Chemische Reizungen 11

7.3 Thermische Reizungen 11

7.4 Waschen - Pudern: Ja oder Nein? 11

8. Pflegestandards aus fünf verschiedenen Kliniken 12

9. Naturheilkundliche Pflege 15

9.1 Aloe vera – Pflanzenbeschreibung 15

9.2 Naturheilkundliche Vorsorge gegen 18

Nebenwirkungen der Bestrahlungstherapie

10. Schlusswort 19

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Anhangs Verzeichnis

1. Pflegestandard aus fünf verschiedenen Kliniken 1

Pflegestandard Uniklinikum Freiburg 1

1.1 Pflegestandard St. Marien-Hospital Hamm 2

1.2 Pflegeinformation Universitätsmedizin Mainz 2

1.3 Hautpflege der radiologischen Ambulanz 3

des Universitäts-klinikums Marburg

1.4 Pflegeinformation Universitätsklinikum Münster 4

2. Pflegeprodukte in der Strahlentherapie 5

3. Therapievorschläge für verschiedene Hautsituationen 9

nach Bestrahlung (Universitätskliniken Mainz)

4. Hospitationstag in der Universitäts-Kinderklinik Bonn 10

5. Patientenbeschreibung 12

6. Prophylaxe gegen Bestrahlungsschäden 14

7. Juckreizreduzierende Waschung mit Badesalz 16

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1. Vorwort

Seit fünf Jahren arbeite ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin in der

Knochenmarkstransplantation (KMT) der Universitätskliniken Münster (UKM). Seit

Juni 2009 bin ich in der onkologischen Fachweiterbildung der UKM, um bestehendes

Wissen in diesem Fachbereich zu vertiefen und zu erweitern.

Im Rahmen dieser zweijährigen Fachweiterbildung muss jeder Teilnehmer eine

Hausarbeit über ein Thema seiner Wahl schreiben. Ich habe mich für das Thema

„Hautpflege nach Strahlentherapie und alternative Naturheilverfahren“

entschieden.

2. Einleitung

Meine Arbeit in der Strahlentherapie im Rahmen meiner Fachweiterbildung hat mich

sehr beeindruckt. Hier habe ich erfahren, wie viele Hautprobleme noch nach der

Bestrahlungstherapie auftreten können. In der KMT bekommen viele Patienten eine

Ganzkörperbestrahlung, wobei Akut- und Spätreaktionen folgen können. Durch die

verschiedenen Wirkungen der Radiotherapie auf der Haut lässt sich erkennen, dass diese

auch gepflegt werden muss. In welcher Form dies geschehen sollte, darüber gibt es aber

keine einheitliche Meinung.

Mich interessiert sehr, wie auch andere große Kliniken die Haut nach der Bestrahlung

pflegen und mit welchen Standards gearbeitet wird. In meiner Hausarbeit gehe ich noch

besonders auf die innerliche und äußerliche Anwendung mit Aloe vera-Produkten ein.

Eine Kollegin auf der Kinderonkologie hat mir von einem interessanten Vortrag über

Aloe vera-Therapie in der Kinderonkologie Bonn berichtet. Daraufhin habe ich Kontakt

mit dieser Kinderklinik, genauer Frau Gisela Blaser, aufgenommen und durfte dort auch

einen Tag hospitieren.

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3. Zusammenfassung

Am Anfang meiner Hausarbeit gehe ich auf die Anatomie der Haut ein. Welche

Ursachen von Hautveränderungen gibt es bei Tumorpatienten? Welche

Nebenwirkungen können während der Strahlentherapie auf der Haut auftreten? Auf

welche Veränderungen sollte die Pflegekraft achten? Die Hautreaktionen werden in vier

Stadien eingeteilt. Die Gewebsschäden unterteilen sich in Akutreaktion und

Spätreaktion. Maßnahmen müssen erfolgen, um größere Schäden der Haut zu

vermeiden. Dürfen Patienten sich noch waschen und pudern?

Im zweiten Teil gehe ich auf die verschiedenen Pflegestandards und

Pflegeinformationen von fünf Kliniken ein. Hier beschreibe ich, welche Produkte in den

verschiedenen Stadien verwendet werden.

Alternative und ergänzende Behandlungen mit Naturheilverfahren zur Vorsorge von

Hautreaktionen nach Bestrahlungstherapie, wie z.B. mit Aloe vera-Produkten, werden

hier aufgeführt.

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4. Anatomie der Haut

4.1. Aufbau der Haut

Die Haut ist das größte und am deutlichsten sichtbarste Organ des Körpers. Sie bedeckt

eine Fläche von ca. 1,8 m2 und hat in der Regel ein Gewicht von 3,5 bis 10 kg.

Außerdem ist sie eines der auffälligsten Organe des Menschen. Viele Symptome verrät

die Haut eines Menschen schon auf einen ersten Blick. Nicht umsonst verwenden

Margulies, Fellinger und andere beispielsweise die passende Metapher der „Haut als

Aushängeschild.“ Die Haut ist auffällig, ihr Zustand oft sehr aussagekräftig und als

Organ ist sie sehr empfindlich. Das gilt natürlich insbesondere für die Tumortherapie:

„Die Haut ist eines der Organsysteme, die vom Tumor selbst oder der

Therapie in Mitleidenschaft gezogen werden können. Verschiedene

Komplikationen, die während der Krankheit und / oder während des

Therapieverlaufes auftreten, können für den Pat. und Angehörige physisch

wie auch psychisch sehr belastend sein. Je nach Ursache stellen sie auch

wesentliche medizinische und pflegerische Probleme dar“ (Margulies 2006,

376).

Grob unterteilt besteht die Haut aus drei

Schichten:

1) der Oberhaut (Epidermis) als äußere

Schicht,

2) der Lederhaut (Corium) und der

darunterliegenden

3) Unterhaut (Subcutis).

Abb. 1: Aufbau der Haut

(www.qualimedic.de).

Oberhaut und Lederhaut, also die obersten Schichten, werden oft auch zur Cutis

zusammengefasst. Ferner unterscheidet man zwei Hauttypen: die Leisten- und

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Felderhaut. Die Leistenhaut beschreibt die unbehaarte Haut der Hohlhand und der

Fußsohlen. Bei jedem Menschen zeigt diese ein eigenes individuelles Muster. Die

Epidermis der Leistenhaut ist mindestens 1 mm dick. Die Felderhaut ist die Haut am

Rest des Körpers. Sie kann behaart sein. Die Epidermis ist hier nur 0,1 mm dick

(Jecklin 1996, 59). Unsere Haut ist nicht nackt, sondern sie besitzt noch so genannte

Hautanhangsgebilde. Dazu gehören nicht nur die Haare. Als Anhangsgebilde zählen

auch die Nägel und verschiedene Hautdrüsen: die Talgdrüsen, Schweißdrüsen und

Duftdrüsen.

4.2. Aufgaben und Funktionen der Haut

Die Haut erfüllt einige für den Körper sehr wichtige Funktionen. Sie dient erstens als

Sinnesorgan zur Wahrnehmung verschiedener Intensitäten von Schmerz, Berührung und

Temperatur. Zweitens ist sie die Schutzbarriere des Körpers und schützt so innere

Organe und Gewebe vor äußeren Einwirkungen. Außerdem regultiert die Haut drittens

die Körpertemperatur durch Vasokonstriktion und Verdunstung. Viertens dient sie der

Aufrechterhaltung der Hämöostase des inneren Mileus durch Verhinderung des

Verlustes von Flüssigkeit und Elektrolyten. Fünftens ist sie schließlich auch ein

Ausscheidungsorgan. Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Ein weiterer

wichtiger Faktor, der nicht unbedingt mit den Aufgaben der Haut für den Körper

zusammenhängt, ist ihre sehr wichtige psychosoziale Funktion. Die Haut ist, wie bereits

erwähnt, ein Aushängeschild. Ihr kommt eine überaus große Bedeutung für das

Selbstwertgefühl des Menschen zu und sie spielt deswegen auch eine wichtige Rolle in

der Beziehung zu Mitmenschen (Margulies 2006, 394-396).

Abb. 2: Funktionen der Haut (Schäffer 1997, 142).

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5. Ursachen von Hautveränderungen bei Tumorpatienten

Es gibt verschiedene Ursachen für Hautveränderungen bei Tumorpatienten. Sie können

tumorbedingt, infektionsbedingt oder therapiebedingt sein.

1) Tumorbedingte Ursachen

a) primärer Hauttumor (z.B. Melanom, Basalzellkarzinom)

b) Hautinfiltrate (z.B. Bronchialkarzinom, Karzinome des HNO-Bereichs)

c) Leukämien

d) Lymphom

e) gastrointestinale kutane paraneoplastische Syndrome

2) Infektionsbedingte Ursachen

a) Herpes simplex

b) Herpes zoster

3) Therapiebedingte Ursachen

a) Folgen einer systemischen Chemo- oder einer Radiotherapie

sowie Knochenmarktransplantation (GVHD)

6. Hautschäden durch die Strahlentherapie

6.1. Was ist Strahlentherapie?

Die Strahlentherapie ist neben der Operation und Chemotherapie das dritte Standbein in

der Onkologie. Die Hauptwirkung von Strahlung ist die Zellteilung zu verhindern.

Durch die Bestrahlung kommt es zu Energieübertragung, d. h. die Strahlung gibt die

Energie an die Zellen ab. Das führt dazu, dass die DNA-Stränge brechen und es kommt

zu Membranschäden. Das wiederum führt zu molekularen, biochemischen und

physiologischen Veränderungen der Zelle. Durch die Strahlung wird die DNA-Struktur

so verändert, dass die Zelle ihre Teilungsfähigkeit verliert und nach einiger Zeit abstirbt.

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Die Zellen verfügen zwar über ein Reparatursystem, aber da die Tumorzellen ein

vermindertes Reparationsvermögen haben, führt die Strahlentherapie bei ihnen zu einem

strahlungsinduzierten Zelltod. Das gesunde Gewebe erholt sich hingegen meist wieder

von der Bestrahlung. Dieser Prozess benötigt allerdings eine bestimmte Zeit, weshalb

die Gesamtdosis in Einzelbehandlungen (Fraktionen) aufgeteilt wird.

Mit der Strahlentherapie werden grundsätzlich drei verschiedene Ziele verfolgt. Einmal

kann die Anwendung der Heilung des Betroffenen dienen, dann handelt es sich um

kurative Strahlentherapie. Außerdem kann zum Beseitigen von eventuell noch

vorhandenen Resttumorzellen eine nachfolgende Bestrahlung erfolgen, dann spricht

man von adjuvanter Strahlentherapie. In Fällen, in denen die Heilung des Patienten

nicht mehr möglich ist, wird eine symptomlindernde Therapie durchgeführt, also eine

palliative Strahlentherapie.

6.2. Bestrahlungsformen

Strahlenbehandlung kann von außen oder innen erfolgen. Bei der Teletherapie (griech.:

tele = weit) wirkt die Strahlung von außen auf den Körper des Patienten ein. Die äußere

Bestrahlung wird meist einige Wochen lang jeden Tag einmal (nur selten öfter an einem

Tag) durchgeführt. Bei der Brachytherapie (griech.: brachys = kurz, nah) wird die

Bestrahlung nur über eine kurze Distanz von innen durchgeführt. Dabei handelt es sich

um eine Strahlung mit geringer Reichweite, die in Körperhöhlen eingesetzt wird. Eine

innere Bestrahlung ist meist nur ein oder wenige Male notwendig.

Die Dosiseinheiten am Patienten werden in Gray (kurz: Gy) gemessen. Die

Gesamtdosis wird für jeden Patienten individuell berechnet. Je kleiner die Dosis, desto

schonender ist die Therapie und umso geringer die bleibenden Spätkomplikationen der

Haut. Die Haut ist in der Radiotherapie eigentlich kein Zielorgan, dennoch muss sie

häufig durchstrahlt werden, um tieferliegende Strukturen zu erreichen. Die

Veränderungen des Gewebes werden beeinflusst durch:

I) die Strahlendosis

II) die Höhe der Einzeldosen

III) der Zeitabstand zwischen den einzelnen Bestrahlungen

IV) Strahleneigenschaften

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V) die Lokalisation der bestrahlten Region

VI) multimodale Therapie

Einige Körperregionen sind besonders empfindlich, aufgrund ihrer Struktur des

Gewebes oder Stellen mit dünner oder weicher Haut. Diese sind:

I) Hautfalten, Axilla, Leiste, Gesäßspalte, Perineum, unter den Brüsten

II) entzündete oder infizierte Hautstellen

III) durch Unfall oder chirurgischen Eingriff traumatisierte Areale

IV) Regionen mit verminderter vaskulärer Versorgung

Hautschäden können durch den Hauttyp, das Alter und durch äußere Reize begünstigt

werden.

Die Pflegekraft achtet täglich auf Veränderungen der Haut, wie z.B. Hautfarbe,

Hauttrockenheit, Temperatur, Schmerzempfindlichkeit, Juckreiz, Belag oder Infektion.

Sie sollte sich ein Bild der Haut vor der Bestrahlung machen und regelmäßige

Kontrollen der Bestrahlungsfelder durchführen sowie die Befunde nach einer

Beurteilungsskala (z.B. RTOG) dokumentieren. Bei Nebenwirkungen sind engmaschige

Kontrollen, Fotodokumentation, Hautpflege und Wundversorgung durchzuführen.

Gegegebenenfalls ist eine Schmerzanamnese und psychologische Betreuung des

Patienten erforderlich.

6.3. Stadieneinteilung von Hautreaktionen

Die angesprochene Erfassung des Hautzustandes während und nach einer Radiotherapie

kann gemäß den Richtlinien der RTOG (Radiation Therapy Oncology Group) erfolgen.

Die akuten Hautreaktionen treten meist in den ersten sechs Wochen auf. Sie können

einen fortschreitenden Verlauf nehmen, der in den RTOG-Richtlinien in vier Stadien

eingeteilt wird. Es handelt sich dabei um eine spezielle Erfassung der lokalen

radiogenen Nebenwirkungen an der Haut:

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Stadium 0: keine Veränderungen seit Aufnahme

Stadium 1: schwaches oder dumpfes Erythem

reduziertes Schwitzen

Haarausfall

trockene Abschuppung

Stadium 2: empfindliches (druckschmerzhaftes)

oder leuchtendes Eryhem

fleckige, feuchte Abschuppung

mäßiges Ödem

Stadium 3: feuchte Abschuppungen

dellenbildendes Ödem

Ulzerationen

Stadium 4: großflächige Ulzerationen

Blutungen

Nekrosen

Abb.3 Stadien der

der Hautrektion nach

Bestrahlung

Die Hautreaktionen sind dosisabhängig. Mit Dosen von 5-10 Gy sind keine

Veränderungen zu erwarten, bei 20-30 Gy muss mit minimalen Schäden gerechnet

werden, die Therapie wird aber weitergeführt. Bei Dosierungen über 50 Gy ist eine

Erythembildung häufig. Die Therapie wird dann eventuell unterbrochen, bis sich der

Hautzustand wieder gebessert hat.

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6.4. Hautreaktionen nach Strahleneinwirkungen

In der Haut werden durch die Strahleneinwirkungen die miotischen Fähigkeiten der

Stammzellen in der Basalschicht geschädigt und es kommt zu einer verzögerten

Neubildung von Basalzellen, so dass die Hautintegrität geschwächt wird. Der Grad der

Hautreaktion hängt von der Strahlendosis ab. Das Ausmaß der Hautschäden durch

Einwirkung ionisierender Strahlen hat sich mit der Entwicklung moderner

Bestrahlungstechniken verringert. Strahleninduzierte Gewebsschäden lassen sich in

Akutreaktionen und Spätreaktionen unterteilen. Bei der akuten Hautreaktion ist vor

allem die Epidermis betroffen. Wegen der schützenden Hornhaut sind die Reaktionen an

Fußsohlen und Handinnenflächen am geringsten, danach folgen Kopfhaut, Nacken,

Rücken und Streckseiten der Extremitäten. Die Brust- und Bauchhaut weist eine

mittlere Empfindlichkeit auf. Am strahlenempfindlichsten sind Dekolletébereich, die

Ellenbeugen und die Kniekehlen. Mit der Hautreaktion können starkes Jucken und

Brennen verbunden sein, was sehr unangenehm und schmerzhaft sein kann.

Die akuten Hautreaktionen werden meist nach ein bis sechs Wochen nach

Therapiebeginn beobachtet. Akute Hautreaktionen sind:

a) eine trockene Haut in Folge eines erhöhten transepidermalen Wasserverlustes

b) eine gerötete Haut (Erythembildung, ähnlich wie beim Sonnenbrand)

c) Abschuppung der Haut = Desquamation (die Haut schuppt sich, wegen einer

verstärkten Zellteilung, dabei werden die oberen Barriereschichten der

Hornschicht abgestoßen)

d) feuchte Abschuppung mit Blasenbildung (bei starken Schäden löst sich die

Barriereschicht nässend ab und kann bis zu nekrotischen Veränderungen der

Haut führen, die nicht selten zu Narben ausheilen)

Spätreaktionen erscheinen ab sechs Monaten oder Jahre nach Abschluss der

Strahlentherapie. Bei den Spätschäden sind vor allem Corium und Subkutis betroffen.

Spätreaktionen sind:

a) Pigmentveränderungen (die Radiotherapie regt das Enzym Tyrosinase an, so

dass sich die Haut infolge der verstärkten Melaninbildung entsprechend dunkler

färbt)

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b) Hautatrophien, oft verbunden mit Teleangietasien (Erweiterung der Hautgefäße)

c) Hautnekrosen (abgestorbenes Gewebe)

d) Dysfunktion der Schweiß- und Talgdrüsen

7. Hautreizungen aller Art, die ein Patient meiden sollte

Patienten, die eine Strahlungstherapie bereits hinter sich oder noch vor sich haben oder

sich gerade in Behandlung befinden, sollten in besonderem Maße dafür Sorge tragen,

Hautschäden vorzubeugen. Es sollte vor allen Dingen auf die Vermeidung von

mechanischen, thermischen und chemischen Reizen geachtet werden.

7.1. Mechanische Reizungen

In Bezug auf mechanische Reizungen sollten Patienten auf eine ganze Reihe von

Dingen Rücksicht nehmen. Zum Beispiel ist Reiben auf der Haut unbedingt zu

vermeiden. Beim Abtrocknen etwa sollte man auf Reiben verzichten und stattdessen

vorsichtig tupfen. Außerdem ist es sehr wichtig, keine eng anliegende, kratzende oder

raue Kleidung über bestrahlten Hautflächen zu tragen. Man sollte hier eine lockere und

bequeme Baumwollwäsche, Leinen oder Seide bevorzugen. Auch auf

Synthetikbettwäsche sollte verzichtet werden. Pflaster und Schmerzpflaster im

Bestrahlungsfeld sind ebenfalls zu vermeiden. Darüber hinaus ist es angebracht, die

Wäsche generell mit mildem Waschmittel zu waschen, d.h. Waschmittel ohne Tenside

(Lösungsmittel). Piercings und anderer Schmuck sollte von den Patienten abgelegt und

für die Dauer der Behandlung auf jeden Fall nicht mehr getragen werden. Nach

Möglichkeit sollte auch auf Brustprothesen verzichtet werden. Für Angehörige oder

behandelnde Physiotherapeuten wichtig zu berücksichtigen ist, dass starke Massagen

vermieden werden sollten. Statdessen sollte man Druck nur mit der Handfläche oder

einer oder mehreren Fingerspitzen ausüben. Duschbäder sind auf einen möglichst

kurzen Zeitraum zu beschränken. Hautmarkierungen sollten möglichst nicht

abgewaschen werden.

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7.2. Chemische Reizungen

Um möglichen chemischen Reizungen vorzubeugen, wird eine Trockenrasur an Stelle

der Nassrasur empfohlen. Ein Rasierwasser mit CM-Glucan-haltigem Gel beruhigt

außerdem die Haut und hemmt Entzündungen. Davon abgesehen sollte auf reizende

Hautpflegeprodukte wie alkalische Seifen, Deodorants, Parfüm, Make-Up,

Desinfektionsmittel, Lotionen mit hohem Alkoholgehalt, Phenol und Menthol

unbedingt verzichtet werden. Auch das Schwimmen in gechlortem Wasser oder

Salzwasser sollte besser vermieden werden.

7.3. Thermische Reizungen

Direkte Sonneneinstrahlung oder das Solarium kann schnell zu thermischen Reizungen

führen und sollte deswegen unterlassen werden. Außerdem ist darauf zu achten,

Patienten nicht zu heißen oder zu kalten Temperaturextreme auszusetzen. Heizkissen,

Wärmeflaschen, Haarföns, Trockenhauben, eisige oder heiße Packungen,

Saunabesuche, Heißluftmassagen, Fango-Behandlungen oder Moorbäder und überhaupt

sehr heiße oder kalte Außentemperaturen sind also unbedingt zu meiden.

7.4. Waschen - Pudern: Ja oder Nein?

Es gibt kaum noch radiologische Abteilungen, wo das Waschen verboten wird. Studien

haben belegt, dass vorsichtiges Waschen mit lauwarmen Wasser oder einer milden Seife

((Syndet), ph-bilanziert, nicht parfümiert, ohne Lonolin) oder dreimal pro Woche

duschen keine negativen Ergebnisse bringt. Erfahrungen haben gezeigt, dass der ph-

Wert der Haut stabil gehalten wird. Großen Wert wird auf den psychologischen Faktor

des Patienten gelegt. Erlaubt sind kurze Duschbäder, so dass die Haut nicht aufquillt,

um eine verstärkte Hautreaktion zu vermeiden. Patienten mit Kopfbestrahlung können

einmal pro Woche mit mildem Shampoo die Kopfhaut an therapiefreien Tagen

waschen. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass genauso viele „ungewaschenen“ Patienten

ihre Hautmarkierung verloren haben, wie die Patienten, die ihre Haut waschen durften.

Auch in dieser Hinsicht ist also nichts gegen das Waschen einzuwenden.

Pudern hat einen austrocknenden und kühlenden Effekt, weil es die Wärmeableitung

verbessert. In schwitzenden Körperfalten und auf gereizter Haut führt Puder aber zur

„Krümmelbildung“, die eine mechanische Reizung bewirkt. Puder im Kopf-Hals-

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Bereich ist schnell sichtbar durch den Weißeffekt. Luftkontakt und die Begutachtung

sind bei mehreren Puderschichten nur schwer möglich. Weiterhin verbessert Puder nicht

die Haut-Barriere-Funktion. Zu 80 % wird heute nicht mehr gepudert.

8. Pflegestandards aus fünf verschiedenen Kliniken

Jede Klinik arbeitet mit einem anderen Pflegestandard bei Patienten nach Bestrahlung.

Aus den 5 verschiedenen Kliniken:

- Pflegestandard Universitätsklinikum Freiburg

- Pflegestandard St. Marien-Hospital Hamm

- Pflegeinformation Universitätsmedizin Mainz

- Hautpflege der radiologischen Ambulanz des Universitätsklinikum Münster

habe ich Pflegestandards und Pflegeinformationen miteinander verglichen, um zu sehen

wie die strahlentherapeutischen Stationen die Haut nach Strahlentherapie pflegen.

Näher möchte ich auf die Stadien 1 und 2 eingehen. Die akute Strahlenreaktion mit

trockener, geröteter und abschuppender Haut.

- Prophylaktisch wird vor der Strahlentherapie in der Uniklinik Freiburg mit Urea

Lotion 3% gecremt, Uniklinik Mainz mit Linola Creme, 5% Harnstoff-

Basiscreme sowie Eigenhergestellte Strahlenlotion. In der Universitätsklinikum

Marburg und Münster wendet man Bepanthenlotion oder Bepanthen Augen- und

Nasensalbe an. Hamm schildert keine prophylaktische Maßnahme zur

Hautpflege im Pflegestandard.

- Stadium 1/ leichte Rötung, trockene Abschuppung:

Universitätsklinikum Freiburg verwendet Quarkauflagen, St. Marien-Hospital

Hamm startet hier mit Anwendung von Bepanthenlotion oder Linola Creme

Ö/W. Universitätsmedizin Mainz, Universitätsklinikum Marburg und Münster

führen prophylaktische Maßnahmen fort.

Stadium 2/ starke Rötung, feuchte Abschuppung:

Universitätsklinikum Freiburg geht weiter vor wie in Stadium 1, bei

Verschlechterung stationsspezifische Wundbehandlung nach ärztlicher

Anordnung. Hamm greift zusätzlich auf Bepanthen Spray zurück, bei sehr

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empfindlichen Hautstellen, wenn möglich, nach Bestrahlung trockene

Eiskühlung (nicht tiefgefroren). Universitätsmedizin Mainz wendet Schwarztee

Umschläge oder Gerbstoffpräparate (Beispiel: Tannolact Creme) an. Gegen

Juckreiz wird weiter mit Bepanthenlotion gecremt. Universitätsklinikum

Marburg wendet bereits allgemeine Prinzipien der chirugischen

Wundversorgung an. Universitätsklinikum Münster wendet jetzt zusätzlich

Decorderm tri Salbe 1 bei Epiheliolysen an, und Fenistil bei Juckreiz.

Auf die offene Wundbehandlung der Stadien 3 und 4 wird in allen Kliniken mit

unterschiedlichsten stationsspezifischen Wundbehandlungen oder einer chirugischen

Intervention gearbeitet. Bei strahlenbedingten Ulzerationen wird die Epithelisierung

gefördert und durch ein feuchtes Wundmilieus unterstüzt, z. B.: durch Hydrokolloid-

oder Hydrogel –Verbände, Silikonbeschichtete Schaumverbände.

Außergewöhnliche Wundbehandlung in der Universitätsklinikum Marburg:

“Marburger Empfehlungen“ wird Eichenrinde und / oder Kristallviolett bei feuchten

Epitheliolysen RTOG Grad 2 und 3 angewendet. Es werden junge Zweige und Triebe

verwendet, die im Frühjahr gesammelt und verarbeitet werden. Eichenrinde gehört zu

den Gerbstoffdrogen. Die Gerbstoffe reagieren mit dem Eiweiß der Haut, bilden dabei

unlösliche Verbindungen und verdichten die Hautoberfläche. Die nässende Haut wird

ausgetrocknet und vermindert Sekretbildung. Sie wirkt antibakteriell, blutstillend,

entzündungshemmend und lindert den Juckreiz. Zur Behandlung von entzündlichen

Hauterkrankungen, Ekzemen, schlecht heilenden Wunden (Ulcus, Dekubitus), Fußpilz,

starkes Schwitzen an Händen und Füßen etc.

Zur Wundversorgung bei feuchten Epitheliolysen gibt es in der Radioonkologie zwei

Zubereitungsmöglichkeiten:

1. Eichenrindenextrakt: 30 ml verdünnt auf 1l steriles Aqua Destillate

2. Eichenrindensud: 2 Eßl. Eichenrinde in 500 ml Wasser 15 Min. kochen,

absieben, erkalten lassen, Kompressen damit tränken, 10-20 Min. auf die

feuchten Epiheliolysen einwirken lassen.

1 Geschützte Warennamen sind nicht besonders kenntlich gemacht.

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Kristallviolett 0,1%: ein Triphenylmethanfarbstoff, was meist in feiner Form

Metallische-gold glänzende Nadeln vorliegt und im Wasser oder anderen Flüssigkeiten

lösbar ist. Medizinisch wurde es lange Zeit als Antimykotikum angewandt, heutzutage

gibt es andere Alternativen und Kristallviolett wird nur noch selten angewandt, durch

die Hauteinfärbung lässt sich das Wundgebiet schwerer beurteilen und es weist eine

zelltoxische Wirkung auf.

Beratung der Patienten:

In Universitätsmedizin Mainz erhalten die Patienten verschiedene Infoblätter zu den

jeweiligen bestrahlten Körperstellen mit Hinweisen zur Haut-Wundbehandlung sowie

Gesundheitsfördernde Maßnahmen, z. B.:

- So lange es geht, ausreichend Flüssigkeit (2 – 3 l Wasser am Tag) und

ausgewogene Mahlzeiten einnehmen.

- Rauchen und hochprozentiger Alkohol sind zu unterlassen. Beides beeinträchtigt

die Wirkung der Strahlungstherapie und erhöht die Nebenwirkungen.

- Im Projekt an der Universitätsmedizin Mainz erhält der Pat. nach der Beratung

die tabellarisch ausgedruckten Produktempfehlung von Mai 2009, für die

verschiedene Hautsituationen nach Bestrahlung (siehe Anhang) die nach

ambulant und stationär unterteilt sind. Die Unterschiede der Produkte für

ambulant und stationär sind nur gering.

- Die Universitätsklinikum Marburg bieten in der radiologischen Ambulanz

wöchentliche Pflegegespräche mit den Patienten an, u. a. zum Thema

Hautpflege.

- Universitätsklinikum Münster stellt den Patienten stationär Infomaterial zur

Hautpflege bei Strahlentherapie zu Verfügung.

Das St. Marien – Hospital in Hamm und auch die Universitätsklinik in Freiburg hat

keine Infoblätter für die Patienten.

Um die strahleninduzierten Hautschäden des Patienten weitgehend zu minimieren, ist

die Zusammenarbeit des Radiologen mit dem Krankenhausapotheker, den

niedergelassenen Ärzten und der öffentlichen Apotheke sehr wichtig, damit der Patient

sich möglichst wohl fühlt in seiner Haut. Es gibt in allen Krankenhäusern

unterschiedliche Pflegestandards, die zur Verwirrung des Patienten führen können,

wenn er verschiedene radioonkologische Stationen kennen lernt. Leider ist es nicht so

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einfach, eine einheitliche Verfahrensweise festzulegen. Es gibt unzählige Studien zum

Thema „Bestrahlte Haut“ und ständig neue Erkenntnisse. Dabei stellt sich die Frage:

Wie und an welche Studie soll man sich halten? Daher ist auch meine Forderung für die

Zukunft: Studien zur Pflege bestrahlter Haut mit einem einheitlichen Expertenstandard

bzw. Leitlinien durchzuführen.

9. Naturheilkundliche Pflege

Naturheilkundliche Pflege ist inzwischen eine wichtige und sinnvolle Ergänzung zu

konventionellen Medizinprodukten! Verschiedene naturheilkundliche Verfahren, bei

äußerlicher als auch innerlicher Anwendung, unterstützen bei Hautschäden. Zum

Beispiel großen Erfolg haben die Aloe vera-Produkte in den USA und Deutschland bei

Hautkrankheiten, radioaktiven und medizinische Strahlenschäden und Verbrennungen.

9.1 Aloe vera – Pflanzenbeschreibung

Die Heimat der Aloe-Pflanzen ist das südliche Afrika, Kuba und Mexiko. Es sind

strauchartige Gewächse mit dicken, fleischigen Blättern und dornigen Blattspitzen. In

Deutschland wurde der Saft der Aloe von Albertus Magnus eingeführt. Von den ca. 300

Aloe-Arten wird heute hauptsächlich die Aloe barbadensis Miller benutzt und hiervon

das reine Aloe vera-Gel als Heilmittel. Man gewinnt es durch Handausschälung direkt

aus den Blättern. Die gallertartige Flüssigkeit, das Gel, enthält über 160 Wirkstoffe,

unter anderem Enzyme, Proteine, essentielle Aminosäuren, Mineralstoffe und die

Vitamine A, B1, B2, B6, B12, C und E. Besondere Bedeutung kommt den

Glyconährstoffen zu.

Als „Aloe“ werden ausschließlich die Stoffe in der Blattrinde bezeichnet. Als „Aloe

vera“ wird das reine, klare und transparente Innere Gel bezeichnet (Maiwald 2008,

235). Aloe vera wurde bereits von den Ägyptern vor 6000 Jahren als Heilmittel

angewandt. Heute ist es fester Bestandteil in der Naturheilkunde, Pflege und Kosmetik.

Aloe vera hat eine starke zellaktivierende Eigenschaft die auf der äußeren Hautschicht

besonders gut wirkt, zieht jedoch durch ihre besonderen Wirkstoffe auch in die tieferen

Schichten der Haut ein. Sie steigert die Bildung der neuen Hautzellen um das sechs-bis

achtfache. Aloe vera hilft der Haut sich selbst zu regenerieren, da sie vor Austrocknung

schützt, die Poren weiten sich und die nährenden Öle können sehr gut in die Oberhaut

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gelangen. Damit bietet sie eine besondere Fähigkeit, Strahlenbelastung auszugleichen.

Außerdem wirkt Aloe vera nachweislich immunstärkend, antiviral, antibakteriell und

antimykotisch (Naturheilkunde Online).

Bei einem Hospitationstag in Bonn bei G. Blaser (Krankenschwester), tätig seit 1993

mit naturheilkundigen Mitteln, habe ich folgende Produkte kennen lernen dürfen, leider

ergab sich nicht die Anwendung von Aloe vera-Gel oder Aloe vera-Blatt. Die Aloe

vera-Produkte stammen von der Firma Pharmos. Ein Aloe vera-Blatt kann bis zu drei

Wochen verwendet werden und es sollte im Kühlschrank gelagert werden.

- Aloe vera-Gel: Inhaltstoff zu 99.9% Aloe vera-Gel, zur Behandlung von starkem

Juckreiz, Hitze, Rötung, Stauung, Verbrennungen und Bestrahlungsschäden,

Kontraindiziert bei Allergie gegen Inhaltsstoffe. Nebenwirkungen können sein:

Brennen bis 1 Minute nach dem Auftragen. Linderung nach 1-2 Minuten. Das

Gel wird mit kreisförmigen Bewegungen von der Körpermitte nach außen

eingerieben bis das Gel in die Haut eingezogen ist. Anschließend wird die Haut

in einer Windel oder Handtuch eingepackt. Der Patient sollte dabei entspannt

und bequem liegen.

- Aloe-und Jojoba-Körperemulsion: Inhaltstoff zu 60-70% Aloe vera, reines

Jojobaöl, Pflanzliches Glycerin, Extrakt aus Kokosöl, der als Emulgator dient.

Geringer Anteil von ätherischen Rosenöl, Sodiumbenzoat und Phenoxyaethanol.

Zur Behandlung von Juckreiz durch extrem trockene Haut, stressbedingte

entzündliche Hautirrtrationen und Juckreiz durch psychischer Stress,

Neurodermitis, Psoriasis…Kontraindiziert bei Allergie gegen Inhaltstoffe.

Durchführung wie bei Aloe vera Gel.

- Aloe vera-Blatt: Kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Innerlich zur

Behandlung während der Chemo-und Bestrahlungstherapie.

- Frisches Aloe vera-Blatt: Nur das durchsichtige Blattfilet verwenden, die

gesamte grüne Blatthaut entfernen. Bei erneuter Anwendung eine kleine Scheibe

vorweg abschneiden und die Schnittstelle mit Frischhaltefolie und Küchenpapier

einwickeln. Aloe vera-Patienten, die das frische Blattgel verzehren, fühlen sich

gestärkt und beschreiben die Wirkung als Kraftnahrung.

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Innerliche Anwendung Aloe vera Bio-Ursaft

Inhaltstoffe: 100% reiner Saft, Mucopolysacharide, Vitamin A, B, C, E, Mineralstoffe,

Spurenelemente alle esseniellen Aminosäuren, Enzyme. Zur Behandlung von

Schleimhautschäden durch Strahlen- und Chemotherapie des gesamten Magen-Darm

Traktes und weitere Darmprobleme z.B. durch Antibiotikagaben, Pilze, allgemeine

Verdauungsstörungen wie Verstopfungen, Durchfall…, bei allen akuten und

chronischen Entzündungen und schwer heilenden Wunden, zur Stärkung des

Immunsystem und bei allgemeinen Hautschäden. Die Einnahme der Menge richtet sich

nach Körpergewicht und Schwere der Erkrankung. Größere Kinder und Erwachsene 3x

25 ml, bei Erwachsenen bis maximal 100 ml pro Tag. Den Saft im Mund verteilen und

langsam runterschlucken. Wenn der Geschmack unerträglich ist, kann es mit Fruchtsaft

verdünnt werden, pur ist jedoch besser.

Äußerliche Anwendung Aloe vera-Blatt

Die Patienten mit stark allergisch, trockener, gereizter Haut vertragen Aloe Blatt gut

und wurden als sehr angenehm, wohltuend, juckreizstillend und kühlend empfunden.

Zur Behandlung von toxischen Hautablösungen durch Chemotherapie kommt es mit

der Aloe vera Körperlotion zu einer schnelleren Hautregeneration und intakter Haut

von innerhalb einer Woche. Auch in anderen Bereichen kann das Aloe vera Blatt

angewendet werden, z. B. bei Kopfschmerzen, Fieber, entzündeten Narben,

Neurodermitis, Verbrühungen etc.

Abb. 4: Anwendung eines Aloe vera-Blatts (Blaser 2005, S. 17)

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9.2 Naturheilkundliche Vorsorge gegen Nebenwirkungen der

Bestrahlungstherapie

Aloe vera und ätherische Öle sorgen dafür, dass sich der Hautschutzmantel regeneriert

und die Haut nachhaltig mit Feuchtigkeit versorgt wird. Ungefähr eine Woche vor der

Bestrahlung sollte die Haut auf der bestrahlten Körperfläche 2x täglich mit

Bestrahlungsschutzöl eingerieben werden sowie an den bestrahlungsfreien Tagen.

Folgende Mischung hatte positive Erfolge:

- 25 ml Johanniskrautöl (Auszugsmittel. Olivenöl)

- 70 ml Aloe vera Öl (Basis Öl: Aloe vera Mazerat, Auszugsmittel Canola Öl)

- + 2 ml Niaouli Öl 100%ig (wirkt antiseptisch)

- + 1 ml Sanddornfruchtfleischöl (Hautregenerierend)

- + 2 ml Lavendel extra Öl 100 %ig (wirkt beruhigend)

Ätherische Öle werden in der Onkologie als komplementäre Pflegemethode angewandt.

In der Aromapflege sollte man mit der professionellen Anwendung der ätherischen Öle

vorsichtig sein. Es kommt auf die genaue Dosis und Menge an. Gute Öle wie von

Primavera sind ohne Konservierungsstoffe und deshalb nur ein Jahr haltbar. Es ist

wichtig, sich über Wirkung, richtige Anwendung über Dosierung und Qualität der Öle

vorher genau zu informieren. Nicht jeder verträgt die Substanzen der Öle. Immer erst an

einer kleinen Stelle ausprobieren!

Des Weiteren kann man eine Woche vor Beginn der Bestrahlung 2 x 25 ml Aloe vera

Bio Ursaft (Fa. Pharmos) einnehmen. An den Tagen der Bestrahlung sollte der Pat. 2 x

25 ml Saft zu sich nehmen.

Im Infomaterial der Fa. Pharmos Natur gibt es klinische Anwendungsbeobachtungen

mit Aloe vera Produkten. Dieses Material wurde mir von der Autorin G. Blaser

empfohlen.

Zunächst erfolgte eine dreimonatige Erprobungsphase mit Aloe vera-Produkten in der

Kinderklinik in Bonn um die richtige Dosierung und Anwendungsform für die

stationsinternen Standards zu finden. Seit Januar 2004 läuft eine

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Anwendungsbeobachtung in der pädiatischen Hämatologie und damit auf „Innere

Oben“ des Zentrums für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Bonn.2

10. Schlusswort

Im Rahmen meiner Recherchen ist mir aufgefallen, dass sich die Pflegestandards der

verschiedenen Kliniken deutlich unterscheiden. Es gibt noch keinen einheitlichen

Expertenstandard, da die verschiedenen Krankenhäuser nicht von ihren klinikinternen

Standard abweichen und bisher keine Zusammenarbeit stattfindet.

Alle Pflegeprodukte haben ihre Vor- und Nachteile. Die Naturheilkundliche Pflege und

Produkte mit Aloe vera spielen bei der Behandlung von Strahlentherapie-Patienten eine

große Rolle und es tritt nachweislich eine Verbesserung der Haut und Stärkung des

Wohlbefindens ein.

Durch meine Recherchen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die

Naturheilkundliche Pflege mit Aloe vera eine positive alternative Behandlung bei

Strahlentherapie-Patienten bietet, da es kaum Nebenwirkungen gibt, ein ähnlicher

Kostenaufwand besteht, schnellere Wundheilung eintritt und die Anwendung sehr

schonend und wohltuend für den Patienten ist. Die Pflege sollte allerdings immer von

fachkundlichem Personal durchgeführt werden.

Mein Wunsch für die Zukunft wäre die Einführung eines deutschlandweiten

Expertenstandards übergreifend auf alle Kliniken und eine vermehrte Anwendung sowie

höhere Akzeptanz gegenüber der Naturheilkundlichen Pflege.

2 Aus den Ergebnissen der Anwendungsbeobachtungen von Frau Blaser habe ich auch einen

konkreten Fall vorgestellt. Diese ausführliche Patientenvorstellung befindet sich im Anhang.

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Literaturverzeichnis

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(27.04.2010)

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Handlungsanweisung, Umgang mit Hautreaktionen bei Pat. mit Bestrahlung. 13.07.2006

Strahlenklinik Marien-Hospital Hamm Hautpflegestandards. März 2006

A. Goldinger, Apotheke der Universitätsmedizin-Mainz. Therapievorschläge für

verschiedene Hautsituation nach Bestrahlung. Mai 2009

Univ.- Prof. Dr. med. H. Schmidberger. Universitätsmedizin Mainz, Information zur

Bestrahlung im HNO Bereich, MKG Bereich und im oberen Anteil der Speiseröhre,

Informationsblatt. April 2010

Aloe vera ein Geschenk der Natur. http://www.ploehn-eppstein.de/aloevera.htm. (13.04.2010)

Traditionelle Chinesische Medizin und Naturheilkunde Online.

http://www.naturheilkunde/fachartikel/aloe ( 13.04.2010)

Andrea Maiwald, Rolf Bäumer, Thiemes Onkologische Pflege.

Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2008: S. 235-238

Gisela Blaser, Klinische Anwendungsbeobachtung mit Aloe vera Produkten von der Fa.

Pharmos Natur. Bornheim 2005 S.1 ,58-60

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1: Aufbau der Haut (www.qualimedic.de)

Abb. 2: Funktionen der Haut (Schäffer 1997, 142).

Abb. 3: Stadien der Hautreaktionen nach Bestrahlung (Script Dr. Bölling)

Abb. 4: Anwendung eines Aloe vera-Blatts (Blaser 2005, S. 17)

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1. Pflegestandards aus fünf verschiedenen Kliniken

Jede Klinik arbeitet mit einem anderen Pflegestandard bei Patienten nach Bestrahlung.

1.1 Pflegestandard Universitätsklinikum Freiburg

Das Universitätsklinikum Freiburg arbeitet mit der Handlungsanweisung vom 13.07.2006.

Umgang mit Hautreaktionen bei Patienten mit Bestrahlung:

Stadium 0: die Haut wird im Bestrahlungsfeld 2x täglich dünn mit 3% Urea Lotion

(z. B. von Eucerin ® 3% Urea Lotion) und zusätzlich bei Bedarf eingecremt,

nach 15 Min. sollte die Lotion eingezogen sein, falls ein Lotionfilm noch

sichtbar ist, wird die Haut mit einer Mullkompresse abgetupft

Stadium 1: bei Erythembildung erfolgt 2x täglich und bei Bedarf eine Quarkauflage nach

Pflegestandard „Quarkauflage bei geschlossenen, lokalentzündlichen,

Hautreaktionen“

Stadium 2: siehe Stadium 1, bei offenen Epitheliolyse ggf. bereits Wundbehandlung wie in

Stadium 4

Stadium 3: siehe Stadium 2

Stadium 4: bei intakter Haut wie in Stadium 1, bei offenen Hautstellen wird nach

ärztlicher Anordnung 3x täglich eine stationsspezifische Wundbehandlung

durchgeführt

Wundreinigung: mit Ringerlösung oder NaCl 0,9%

Wundantiseptik: mit Octenisept ® bei Infektionszeichen (bei rückläufiger Infektionszeichen

kann ab dem 6. Tag auf das Wundantiseptik verzichtet werden)

Lokale Wundbehandlung: bei Nachlassen der nässenden Reaktion, durch Auflegen von

Schwarzteekompressen (Schwarztee-Aufguss jedes Mal neu zubereiten,

10 Min. ziehen lassen), nach ca. 10 Min. wird dann die beinahe trockene

Kompresse entfernt

Verkrustungen werden mit Olivenöl und Regalkompressen gelöst.

Bei jedem Verbandswechsel werden die Wundränder mit Dexpanthenolsalbe dünn

aufgetragen, ggf. Zink oder Cavilon ®

Wundabdeckung: Nur bei stark nässenden Wunden, Adaptic ® und Kompressen auflegen, im

Halsbereich zur Fixierung Seidenschal, Stülper oder Mullbinden verwenden (keine Pflaster

verwenden)

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Es gelten zur Unterstützung eines feuchten Wundmilieus zur Förderung der Epithelisierung:

Hydrokolloid- oder Hydogel-Verbände (s. Leitfaden Wundbehandlung chronisch und

sekundär heilender Wunden).

1.2 Pflegestandard St. Marien-Hospital Hamm

Diese Strahlenklinik arbeitet mit den Hautpflegestandards vom März 2006.

Stadium 0: keine Maßnahmen

Stadium 1: nach der Bestrahlung 1 – 2 x täglich Einreibungen mit Bepanthenlotion

oder Linola Creme Ö/W

Stadium 2: auf empfindliche Hautpartien ebenso auf trockene Epitheliolysen, 2x

täglich Einreibung mit Bepanthenlotion, auf sehr empfindliche

Hautstellen Bepanthen Spray; wenn möglich, nach Bestrahlung trockene

Eiskühlung (nicht tiefgefroren)

Stadium 3: Bepanthencreme bei Erythem 1 – 2 x täglich, bei Spannungsgefühl dazwischen

Bepanthenlotion und / oder trockene Eiskühlung;

Iruxol-Salbe bei feuchten Epitheliolysen 1 – 2 x täglich und geeigneten

Verbänden, Anwendung von Silicon Verbänden (z. B. Mepilex ® =

silikonbeschichtete Schaumverbände oder Mepitel ® = silicon-beschichtete

Auflagen)

Wundreinigung mit NaCl

Stadium 4: siehe Stadium 3, 2x täglich Iruxol Salbe verwenden, bei Bedarf chirurgische

Intervention, Wundantiseptic

bakteriologische / mykologische Abstrichuntersuchung

1.3 Pflegeinformation Universitätsmedizin Mainz

Nach Auskunft der Universitätsmedizin Mainz existiert dort kein Pflegestandard, anstelle

dessen erhalten die Patienten Pflegeinformationsblätter, bei Bestrahlung insbesondere

Wirbelsäule und Extremitäten; zur Bestrahlung im Brust-/Mediastinumbereich, der Brust-

bzw. Brustwand; zur Bestrahlung im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, Mund-Kiefer-Gesicht-

Bereich und im oberen Anteil der Speiseröhre.

Zur Prophylaxe, bei intakter Haut und einem Erythem, wird Linola Creme, Harnstoff 5%

Basiscreme und aus der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz sowie mit einer

hergestellten Strahlenlotion 2x täglich in geringer Menge aufgetragen und leicht in die Haut

einmassiert.

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3

Bei starker Rötung, Schuppung und Exsudat wird die Haut mit Unguentum leniens, Linola

fett Creme und Fettsalbe (aus Eigenherstellung) eingecremt.

Die beginnende und bereits bestehende Exsudation (Absonderung eiweißreicher

Flüssigkeiten) lässt sich mit Umschlägen mit Schwarztee, einem Gerbstoffpräparat.(Tannolact

Creme) unterdrücken.

Bei trockenen, juckenden und geröteten Hautstellen wird eine etwas fettigere

Hautschutzcreme, wie z. B. 2x täglich und bei Bedarf Bepanthen Lotion verwendet.

Bei offener Haut kommt als weiteres 2x täglich und bei Bedarf Wundauflagen (z.B.:

Hydrogele, Hydrokolloidverbände, Alginate , Hydropolymerverbände etc.) verwendet. Die

Anwendung chirurgischer Versorgungskonzepte sind in allen Kliniken sehr ähnlich.

Als Antiseptika werden Polihexanid Gel EH, Octenisept Lsg. und Betaisadona Salbe

verwendet.

In den Infoblättern wird den Pat. noch mit auf den Weg gegeben:

- Das Bestrahlungsfeld wird 1 – 2 x pro Woche mit lauwarmen Wasser und einer Ph-

neutralen Waschlotion gereinigt.

- So lange es geht, ausreichend Flüssigkeit (2 – 3 l Wasser am Tag) und ausgewogene

Mahlzeiten einnehmen.

- Rauchen und hochprozentiger Alkohol sind zu unterlassen. Beides beeinträchtigt die

Wirkung der Strahlungstherapie und erhöht die Nebenwirkungen.

- Im Projekt an der Universitätsmedizin Mainz erhält der Pat. nach der Beratung die

tabellarisch ausgedruckten Produktempfehlung von Mai 2009, für die verschiedene

Hautsituationen nach Bestrahlung die nach ambulant und stationär unterteilt sind. Die

Unterschiede der Produkte für ambulant und stationär sind nur gering.

1.4 Hautpflege der radiologischen Ambulanz des Universitätsklinikums

Marburg

Die radiologische Ambulanz hat ein Plakat erstellt: Strahlendermatitis – Prohylaxe und

Therapie, wenn Pflege zur Hau(p)tsache wird. Nach systematischer Literaturrecherche und

eigenen Anwendungsbeobachtungen wurden die „Marburger Empfehlungen“ erarbeitet.

1. Behandlung des Hauterythems bei Grad 1 (RTOG).

Die Haut wird eine Woche vor Radiotherapie mit einer Dexpanthenolhaltigen W/Ö-Lotion

eingecremt (s. Produktinformation)

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2. Behandlung von feuchten Epitheliolysen bei Grad 2 und 3 (RTOG)

Allgemeine Prinzipen der chirurgischen Wundversorgung, Wundreinigung mit NaCL 0,9%,

Wundversorgung mit Eichenrinde oder Kristallviolett 0,1% nach Ende der Radiotherapie zur

Reepitheliaslisierung: Hydrokolloidverbände, Repithel-Creme ®

(s. Produktinformation)

Zur Wundversorgung bei feuchten Epitheliolysen gibt es in der Radioonkologie zwei

Zubereitungsmöglichkeiten:

Eichenrindenextrakt: 30 ml verdünnt auf 1l steriles Aqua Destillate

Eichenrindensud: 2 Eßl. Eichenrinde in 500 ml Wasser 15 Min. kochen, absieben, erkalten

lassen, Kompressen damit tränken, 10-20 Min. auf die feuchten Epiheliolysen einwirken

lassen.

Kristallviolett 0,1%: ein Triphenylmethanfarbstoff, was meist in feiner Form Metallische-gold

glänzende Nadeln vorliegt und im Wasser oder anderen Flüssigkeiten lösbar ist. Medizinisch

wurde es lange Zeit als Antimykotikum angewandt, heutzutage gibt es andere Alternativen

und Kristallviolett wird nur noch selten angewandt, durch die Hauteinfärbung lässt sich das

Wundgebiet schwerer beurteilen und es weist eine zelltoxische Wirkung auf

In der radioonkologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Marburg finden wöchentliche

Pflegegespräche mit den Patienten u. a. zum Thema Hautpflege statt.

Marburg beschreibt eine Verbesserung der Strahlentoleranz /Akzeptanz unter den Patienten;

diese schildern eine deutliche Erleichterung von Spannungsgefühl, Juckreiz und Schmerzen.

1.5 Pflegeinformation Universitätsklinikum Münster

Der Standard zur Pflege eines Patienten mit Radiotherapie wurde herausgenommen, da dieser

nicht mehr aktuell ist. Auf der Radioonkologischen Station 16 A im Ostturm befinden sich

Informationsblätter der jeweils betroffenen Strahlengebiete der Haut.

Bei der Pflege der intakten Haut wird von Anfang an 3x täglich mit Bepanthen Lotion oder

Bepanthen Augensalbe dünn eingecremt.

Bei Pflege der geschädigten Haut:

Stadium 2: Bepanthen Augensalbe oder Decoderm tri bei Epitheliosen. Bei Juckreiz Fenistel

Gel

Stadium 3: Wundabdeckung mit Mepilex, Mepilex transfer oder Tielle. Systemische

Schmerztherapie

Stadium 4: Bestrahlungspause. Nekrosenabtragung mit Wundtherapeutika, chirurgisch bei

großen Nekrosen.

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Wundreinigung mit NaCl 0,9%. Bei Keimkontamination und Entzündungszeichen mit

Prontosan die Wunde spülen. Die Wundauflagen richten sich nach der Beschaffenheit der

Wunde. Verwendung von Hydrogelen, Alginate, Aktivkohlekompressen, Actisorb und

Wachstumsfaktoren. Zur Wundabdeckung silikonisierter PU-Schaumverband,

Hydropolymerverband und nichthaftende, wirkstoffreie Wundauflage.

Verband vor Bestrahlung ggf. entfernen nach Rücksprache des Arztes.

Genital und Analpflege: mit Kamillenblütensud (siehe Pflegeprodukte)

2. Pflegeprodukte in der Strahlentherapie:

In der Strahlentherapie werden grundsätzlich W/O Emulsionen (Cremes und Lotionen)

angewandt. Die gängigsten Pflegeprodukte in den Kliniken sind z.B.: Linola Creme und

Bepanthenlotion. In W/O Emulsionen liegt der Wasseranteil nur bei 10-30%.

Bepanthenlotion: Wirkstoff ist Dexpanthenol, fördert den Aufbau sowie die Regeneration der

Haut von innen heraus und schützt vor äußeren Einflüssen, wirkt kühlend und spendet

Feuchtigkeit, zur Anwendung von trockener-empfindlicher Haut, Spannungsgefühl der Haut,

Juckreiz, Rötung und Sonnenbrand

Linola: Hauptwirkstoff sind ungesättigte Fettsäuren, empfohlen wird die Anwendung bei

schmerzhaften Hauterkrankungen, besonders auf fettiger Haut

Durch die Strahlentherapie wird die Haut stärker geschädigt und der Wasserverlust ist höher.

Durch den entstehenden Ölfilm auf der Haut wird die Feuchtigkeit in der Haut besser

gespeichert und trocknet somit nicht zu schnell aus.

Salben sind ungeeignet, da sie die Wasserdurchlässigkeit und das Verdunsten von Sekreten

verhindern.

Anstelle von Seifen sollten Syndets verwendet werden, diese haben einen sauren-neutralen

pH-Wert. Es sollten keine Tenside vorhanden sein, dadurch wird es weniger schäumen. Der

Vorteil ist, dass der Säureschutzmantel der Haut nicht zu stark angegriffen wird.

Regelmäßiges eincremen bei sehr trockener Haut ist dennoch wichtig um Austrocknen zu

vermeiden.

In den bereits beschriebenen Kliniken werden nach jeweiligem Standard

unterschiedlichste Pflegeprodukte angewandt:

1.1 Universitätsklinikum Freiburg:

Eucerin ® 3% Urea Lotion; wichtigster Bestandteil ist Harnstoff, W/O-Emulsion, besonders

bei sehr trockene Haut. Harnstoff bindet intensiv Feuchtigkeit und Taurin, eine Aminosäure,

sorgt für den reibungslosen Wasseraustausch zwischen Zellinneren und ihre Umgebung.

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Cavilon TM Ist eine schnell trockende reizfreier Hautschutz. Zur Anwendung als

Wundrandschutz vor Exsudat und Mazeration, Hautschutz um Stomaanlagen, Schutzbarierre

gegen Klebstoffe und Primärschutz gegen Flüssigkeiten und Reizstoffe.

Quarkauflagen: zur Behandlung von Erythem, Juckreiz und Schmerzen.

Quark hat eine kühlende, abschwellende, Entzündungshemmende und schmerzlindernde

Wirkung.

Wichtig ist, den Quark nicht direkt auf die Haut aufzutragen, sondern dünn auf eine

Kompresse zugeben und diese dann auf die betroffene Hautstelle auflegen.

CAVE! Quark direkt auf der Haut wird durch die Verdunstung der Feuchtigkeit zu einer

bröckeligen Schicht, die zu verstärkten Hautirritationen führt und deshalb vermieden werden

muss! Die Quarkkompresse sollte nicht zu kalt aufgetragen werden und nicht länger als 20-30

min auf der betroffenen Hautstelle verbleiben, sonst kommt es zum Wärmestau und kann

somit den Endzündungsprozess verschlimmern.

1.2 St. Marien Hospital Hamm:

Bepanthen Spray: Der Wirkstoff und Anwendung entsprechen der Bepanthen Lotion. Die

Lotion zieht schnell ein. Der Nachteil an dem Spray ist, das es einige Minuten braucht, bis

sich der Schaum aufgelöst hat. Der Vorteil ist eine schmerzlose Anwendung und bei sehr

berührungsempfindlicher Haut zu empfehlen.

Iruxol N Salbe: Hauptwirkstoff: aufgearbeitetes Filtrat von Clostridium histolyticum. Wird

zur enzymatischen Reinigung von abgestorbenem (nekrotischem) Gewebe bei oberflächlichen

Geschwüren (Ulzera) angewendet. Vorteil: Anitseptische Wirkung hält bis zu einem Tag, ein

zweiter Verbandswechsel ist nicht unbedingt notwendig.

1.3 Universitätsmedizin Mainz:

Hautlotion zur Strahlentherapie: stellen eine eigene Lotion her. Hauptwirkstoff: Softisan,

Cetylstearylalkohol, Cetylpalmitat und Harnstoff. Weitere Wirkstoffe siehe Anhang. Die

Lotion wird zur Prophylaxe eines Erythem und bereits vorhandenes Erythem (leichte Rötung

und Schuppung der Haut) sowie Linola Creme und Harnstoffcreme angewendet. Bei

Exsudation, starke Rötung und Schuppung wird Unguentum leniens (Kühlsalbe), Linola fett

Creme und Fettsalbe (eigene Herstellung) angewendet.

Tannolact Creme: Hauptwirkstoff: Phenol-Methanol-Harnstoff-Polykondensat, sulfoniert

Natriumsalz. Anwendung bei entzündlichen Hauterkrankungen, die mit Rötung, Nässen und

Juckreiz verbunden sind.

Bei Juckreiz werden O/W Cremes und Salben verwendet, z. B. Hydrophile/Hydrophobe

Polidocanol, Dermatop, Ecural Creme/Salbe verwendet. Anwendung bei trockener,

schuppender Haut. Ein bekannter Nachteil ist die Wasserdurchlässigkeit, die Verdunstung von

Sekreten der Haut wird verhindert.

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1.4 Universitätsklinikum Marburg: „Marburger Empfehlungen“

Eichenrinde: Inhaltstoffe: hoher Anteil an Gerbstoffen und Gerbsäure, Tannine, Bitterstoff,

Gallussäure, Quercin und Quercetin.

Es werden junge Zweige und Triebe verwendet, die im Frühjahr gesammelt und verarbeitet

werden.

Eichenrinde gehört zu den Gerbstoffdrogen. Die Gerbstoffe reagieren mit dem Eiweiß der

Haut, bilden dabei unlösliche Verbindungen und verdichten die Hautoberfläche. Die nässende

Haut wird ausgetrocknet und vermindert Sekretbildung. Sie wirkt antibakteriell, blutstillend,

entzündungshemmend und lindert den Juckreiz. Zur Behandlung von entzündlichen

Hauterkrankungen, Ekzemen, schlecht heilenden Wunden (Ulcus, Dekubitus), Fußpilz,

starkes Schwitzen an Händen und Füßen etc.

Zur Wundversorgung bei feuchten Epitheliolysen gibt in der Radioonkologie zwei

Zubereitungsmöglichkeiten:

1. Eichenrindenextrakt: 30 ml verdünnt auf 1l steriles Aqua Destillate

2. Eichenrindensud: 2 Eßl. Eichenrinde in 500 ml Wasser 15 Min. kochen, absieben,

erkalten lassen, Kompressen damit tränken, 10-20 Min. auf die feuchten Epiheliolysen

einwirken lassen.

Kristallviolett 0,1%: ein Triphenylmethanfarbstoff, was meist in feiner Form Metallische-gold

glänzende Nadeln vorliegt und im Wasser oder anderen Flüssigkeiten lösbar ist. Medizinisch

wurde es lange Zeit als Antimykotikum angewandt, heutzutage gibt es andere Alternativen

und Kristallviolett wird nur noch selten angewandt, (durch die Hauteinfärbung lässt sich das

Wundgebiet schwerer beurteilen und es weist eine zelltoxische Wirkung auf).

Repithel Creme ®: Repithel ist ein Hydrogel, durch körperidentische Phospholipide wird die

Wundheilung aktiviert und 20%-25% beschleunigt, zur Behandlung von Schürfwunden über

Verbrennungen bis hin zu chronischen Wunden. Durch Hydrosomen-Providon-Jod-Komplex

hat es eine Antibakterielle und Antimykotische Wirkung. Die Hydrogel-basis gewährleistet

ein feuchtes Mileu in der Wunde sowie die Ablösung von nekrotischen Gewebe. Repithel ist

mit verschiedenen Wundauflagen kompatibel z.B.: Hydrokolloide, Alginate Schaumverbände,

Wundgaze… Repithel darf nicht mit quecksilberhaltigen Wundbehandlungsmittel,

silberhaltigen Desinfektionsmittel, Wasserstoffperoxid oder Taurolidin gleichzeitig

angewendet werden, da es die Wirkung gegenseitig beeinträchtigt.

1.5 Universitätsklinikum Münster:

Decoderm tri Salbe: Die Kombination aus Flupredniden und Miconazol wird zur Behandlung

von entzündlichen Hauterkrankungen und Ekzemen eingesetzt, die mit Hefepilzen oder

Hautpilzen infiziert sind. Beinhaltet Glukortikoiden und sollte nicht länger als eine Woche

verwendet werden. 2x täglich dünn auf die Haut auftragen.

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Fenistil Gel: Inhaltstoff: Dimetinden , es ist ein Anttihistaminikum und wird zur Behandlung

von Hautausschlägen verschiedener Ursachen, Insektenstiche, Juckreiz, Nesselauschlag,

Sonnenbrand und bei Verbrennungen verwendet.

Kamillenblütensud: 10g Kamillenblüten auf 2 Liter heißem Wasser, abkühlen lassen,

Kompressen damit tränken. Nur lauwarm oder kalt verwenden. 2-5 Min. auf die betroffenen

Hautareale legen, anschließend Haut an der Luft trocknen, mit Start der Bestrahlung 1-2 mal

täglich

Kamille-Salbei-Frauenmanteltee: für den Genital Analbereich zum Spülen. Jeweils 1 Eßl. auf

500ml kochendes Wasser, 5 Min. ziehen lassen, absieben. Tee mit der gleichen Menge

lauwarmen Wassers verdünnen und nach jeder Ausscheidung und bei Bedarf damit spülen.

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3.

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4. Hospitationstag in der Universitäts-Kinderklinik Bonn

Zu dem Thema Naturheilverfahren habe ich eine Anregung über die Kinderonkologie 17A

West von einer Kinderkrankenschwester erhalten. Auf Anfrage nach Aloe vera Produkten und

Informationsmaterial bei Gisela Blaser, habe ich das Angebot bekommen, in der

Universitätskinder-Klinik Bonn ein Tag zu hospitieren. Die Idee fand ich super und wir

vereinbarten bald ein Termin.

Gisela Blaser ist Krankenschwester und arbeitet seit 1993 intensiv mit naturheilkundlichen

Mitteln. Zunächst auf der Intensivstation der Poliklinik der med. Univ.-Kliniken Bonn, 6

Jahre zusammen mit einer Ärztin in einer naturheilkundlichen Pflegeambulanz. Einmal in der

Woche von 10-15 Uhr arbeitet G. Blaser in der Kinderonkologie. Sie ist selbstständig und gibt

Unterricht für Pflegepersonal.

Zunächst erfolgte eine drei monatige Erprobungsphase, um die richtige Dosierung und

Anwendungsform für die stationsinternen Standards zur Anwendung der Aloe vera Produkte

zu finden. Seit Januar 2004 läuft eine Anwendungsbeobachtung.

Von 10-17 Uhr war ich auf der pädiatrischen Hämatologie und damit auf Innere oben des

Zentrums für Kinderheilkunde am Univ.-Klinikum Bonn mit 18 Betten. Mir wurde die Station

gezeigt und natürlich den Wunderschrank mit den ganzen Aloe vera Produkten, ätherischen

Ölen und diverse Tee Sorten. Mir wurden die Produkte erklärt und für welche Anwendung sie

gebraucht werden. Leider konnte ich mir das alles gar nicht merken, weil es so viele Produkte

und Öle waren. Der Schrank ist so wertvoll, dass er abgeschlossen ist. Die Produkte werden

von einem Förderverein gesponsert.

G. Blaser ist für die Patienten, Eltern und Angehörige da. Zu Beginn des Dienstes hat sie sich

Informationen von den Gesundheitskrankenpfleger-/innen über die Pat. eingeholt, z. B. wer

von den bisherigen Pat. noch da ist, die sie bis lang betreut hat und welche Pat. noch

Naturheilkundliche Hilfe benötigen könnten. An diesem Morgen hatten wir 5 Pat. im Alter

von 10 Wochen bis 16 Jahren, die von G. Blaser behandelt wurden. Sie fragte den Pat. nach

Schmerzen, Übelkeit, Verspannungen, allgemeine Beschwerden und den bisherigen Zustand.

Nach Befinden des Pat. wendet G. Blaser nach Art der Symptome, Naturprodukte wie Aloe

vera Körperlotion mit ätherischen Ölen, die der Pat. mag und verträgt, an. Die Pat. haben sich

sehr gut darauf eingelassen, empfanden die zarten, leichten Düfte als angenehm. Ein Zitat von

G. Blaser: „Es kommt nur auf die richtige Menge und Dosierung der Produkte an.“ Nach der

Behandlung waren die Pat. so entspannt und müde, sodass zwei der Pat. geschlafen haben.

Eine Mutter gab an, das sie teilweise zwei Stunden braucht, um Ihr Kind zu beruhigen, nach

10 Minuten Anwendung war das erfolgt. Die Kinder haben sich sehr gefreut, G. Blaser zu

sehen, sie hat eine sehr offene, freundliche, einfühlsame Art, die die Kinder, Eltern und

Angehörige an ihr lieben. Nicht nur für die Pat. war sie da, auch für die Kollegen. Eine

Kinderkrankenschwester mit starken Nackenverspannungen und Schmerzen wurde auch

behandelt. Anschließend gab G. Blaser die Ergebnisse der Pat. in eine Pflegeplanung ein und

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aktuellisierte den Neuen Stand der Kinder, eine Kopie erhielten die Schwestern für die

Kurven und eine kurze Übergabe.

Die Aloe vera Produkte bekommen die Eltern, die Sie für weitere Behandlung für zu Hause

bestellt hatten, zum Einkaufspreis ausgehändigt.

G. Blaser hat sich sehr viel Zeit für meine Fragen genommen. Sie zeigte mir viele

abschreckende Bilder mit schlimmen Hautveränderungen und wie sie was behandelt hat. Ein

Bild war dabei, wie etwas von Naturprodukten entstehen kann, wenn es nicht richtig und in

falscher Dosierung angewendet wird. Ein Pat. mit Halsschmerzen hat eine Auflage mit Ölen,

die in der Mikrowelle zu heiß wurde, angewendet. Danach war die Haut verbrannt und offen.

Daraufhin wurde mit Medi Honey und frischen Aloe vera Blatt behandelt.

Für Angaben über Dosierungen und Applikationsformen kann jedoch keine Gewähr

übernommen werden. Jede Dosierung erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.

An diesem Tag hab ich so viele Anregungen und Informationen erhalten. Am liebsten würde

ich gleich etwas in der UKM verändern wollen.

Ich erhielt Basissalz und Aloe vera Proben mit nach Hause, gleich am Abend habe ich eine

Gesichtscreme getestet, sehr erfrischend und angenehm vom Duft.

Der Tag hat mir sehr viel Spaß bereitet und werde ihn nicht so schnell vergessen. Nun ist es

meine Aufgabe, die wertvollen Informationen in meine Hausarbeit mit einzufügen.

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Im Infomaterial der Fa. Pharmos Natur gibt es klinische Anwendungsbeobachtungen mit

Aloe vera Produkten. Dieses Material wurde mir von der Autorin G. Blaser empfohlen.

Gisela Blaser ist Krankenschwester, arbeitete zunächst auf der Intensivstation der

Universitätsklinik in Bonn. Seit 1993 arbeitet sie intensiv mit naturheilkundlichen Mitteln. Sie

ist selbstständig und gibt Unterricht für Pflegepersonal.

Zunächst erfolgte eine dreimonatige Erprobungsphase mit Aloe vera Produkten in der

Kinderklinik in Bonn um die richtige Dosierung und Anwendungsform für die

stationsinternen Standards zu finden. Seit Januar 2004 läuft eine Anwendungsbeobachtung in

der pädiatischen Hämatologie und damit auf „Innere Oben“ des Zentrums für

Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Bonn. Diese Station umfasst 18 Betten.

Aus den Ergebnissen der Anwendungsbeobachtungen von Frau Blaser möchte ich nun einen

konkreten Fall vorstellen.

5. Patientenbeschreibung:

Weibliche Patientin, 73 Jahre, Tumorrezidiv eines Magencarzinom

Großflächige Verbrennung 2-3° Grad am linken Brustkorb, Hals und Rücken, teilweise

schmierig belegt mit viel Wundsekret.

Zunächst schulmedizinische Versorgung ohne Erfolg. Versuch mit medizinischem Honig,

dieses wurde aber wegen zu starken brennen abgesetzt.

Anschließend wurde 1x täglich eine dünne Scheibe frisches Aloe vera Blatt aufgelegt, zudem

Aloe vera Gel dick auf sterilen Mullkompressen mit elastischer Mullbinde angewickelt.

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Zustand nach 5 Tagen, bis auf 2 stecknadelkopf große Wunden ist die Wundfläche granuliert.

Nach 5 Tagen war die Wunde bis auf kleine Stellen abgeheilt. Die Patientin empfand dies als

kühlend, wohltuend und schmerzlindernd.

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6. Prophylaxe gegen Bestrahlungsschäden Information des Patienten über mögliche bestrahlungsinduzierte Hautprobleme Allgemeine Richtlinien: Schutz vor direkter Sonnenbestrahlung durch schützende Kleidung Schutz vor Temperaturextremen: Haarfön, Heizkissen, Rotlicht, Wärmeanwendungen in der

physikalischen Therapie, Eispackungen, kalte Außentemperaturen; insbesondere bei windigem Wetter Keine Pflasterverbände im bestrahlten Hautareal, keine therapeutischen Pflaster . Schwimmen in chloriertem Wasser oder Salzwasser sollte während des Bestrahlungszyklus vermieden werden. Waschen während der Bestrahlung: Körperhaut: Waschen mit lauwarmen Wasser, kein harter Wasserstrahl. Feuchtigkeit vorsichtig abtupfen, Haut nicht Frottieren oder Reiben Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß vorsichtiges Waschen und Eincremen die Haut nicht stärker reizt als Pudern ohne Waschen. Bestrahlung bei Tumoren im Genital-und Analbereich: Genital- und Analbereich mit Kamille-Salbei-Frauenmanteltee (jeweils 1 Eßl. auf 500 ml kochendes Wasser, 5 Min. ziehen lassen,absieben.). Tee mit der gleichen Menge lauwarmen Wassers verdünnen und nach jeder Ausscheidung und bei Bedarf damit spülen. Kleidung: Weite, leichte, atmungsaktive und hautfreundliche Kleidung über der bestrahlten Hautfläche tragen, möglichst Naturfasern. Externe Hautpflege: 95 ml Aloe vera Öl (Basis Öl: Aloe vera Mazerat, Auszugsmittel Canola Öl). + 2 ml Niaouli Öl 100%ig + 1 ml Sanddornfruchtfleischöl + 2 ml Lavendel extra Öl 100%ig Eine Woche vor Strahlentherapiebeginn diese Mischung 2 x tgl. großflächig auf den zu bestrahlenden Körperbereich auftragen und sanft einreiben. Während der Bestrahlung keine Einreibung! An den Wochenenden darf wieder eingerieben werden. Nach der Bestrahlung tgl. darf mit Aloe Blatt oder Aloe Gel eingerieben werden, ist wasserlöslich, enthält keine ätherischen Öle. (Produkte: Firma Pharmos) Unterstützung der Haut durch Nahrungsergänzungsmittel

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zusätzlich ab 1. Bestrahlungstag 3 x 25 ml Aloe vera Bio Ursaft von der Fa. Pharmos innerlich einnehmen.Hilft gegen die unspezifischen Folgen der Bestrahlung. Bezugsquellen: Ätherische Öle Fa. Primavera, Tel. Nr. 08376-80898 Die fertige Ölmischung kann bei der Merlin Apotheke Bonn Te.Nr.: 0228-9081200 oder L`Arome in 76137 Karlsruhe, Tel. Nr.: 0721-357521 bestellt werden. Propolis: Fa. Remmele, Tel. Nr.: 0851-7880 Heilpflanzentee`s: Apotheke Literaturquellen: Hautreaktionen durch Bestrahlung: Auftreten- Therapie- Prophylaxe im Focus Onkologie 8/2000 Hautpflege bei Patienten mit Bestrahlung, Ilona Haake, Die Schwester/Der Pfleger 2/01 Teebaum-Öle, Heilkraft für Körper und Seele, R. von Braunschweig, Gräfe und Unzer Pflanzenöle, 30 starke Helfer für die Gesundheit. R. von Braunschweig, Gräfe und Unzer Sanddorn, die starke Frucht mit dem heilsamen Öl.,S. Luetjohann, Windpferd-Verlag. Mit ätherischen Ölen gegen Nachwirkungen der Bestrahlungstherapie, Doris Bigga, Forum für Aromatherapie und Aromapflege, Forum Essenzia 18-00 Die Anwendung von ätherischen Ölen zur Vorbeugung und Linderung von Hautirritationen bei Bestrahlungen bei Mamma-Karcinom, Christine Flemming und Susanne Stock, Universitätsklinik Lübeck, Gynäkologie.Primavera Kongreß 2000 © by Gisela Blaser 5/2008

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7. Juckreizreduzierende Waschung mit Basensalz Inhaltsstoffe: Natriumbicarbonat, Meersalz, Mineralstoffe Indikation: Allergie, Juckreiz durch Morphingabe, toxischen Hautreaktionen durch Chemotherapie, Pilz-Prophylaxe bei Hochdosis Chemotherapie,Juckreiz bei Ekzemen, Neurodermitis, Psoriasis, Juckreiz bei Leber- oder Nierenerkrankungen, Insektenstichen, trockene Haut, Haut mit multiplen klneinen Wunden, bei Ulcera cruri

Kontraindikation: Allergie auf die Inhaltsstoffe Wassertemperatur: 30-35° Dosierung: 1 Teelöffel für 2-3 l Waschwasser Weitere Pflegemöglichkeiten: Fußbad: bei Schrunden an den Füßen, Warzen, Herpes Hautablösungen unter Chemotherapie , Fußpilz, Nagelpilz Fuß-Handsyndrom unter Chemotherapie Dosierung: 1 Teel. auf eine Fußbadewanne Badedauer: 20-30 Min. Sitzbad: bei Juckreiz, Pilzinfektionen, Entzündungen im Genitalbereich, bei Rhagaden, Zustand nach Analabszessspaltung Dosierung: Je nach Größe der Wanne 1-2 Teelöffel Badedauer: 10-20 Minuten Vollbad: bei Hauterkrankungen, Pilzinfektionen Rheuma, Gicht Dosierung: 2 Eßl. , pro Woche 2 Vollbäder Badedauer: 20-30 Min. Zahnpflege: Bei Zahnbelägen, Karies, Parodontose auf die mit Wasser befeuchtete Zahnbürste eine Prise Basensalz geben und intensiv bürsten. Bezugsquellen: Firma Orgon, 48163 Münster, Dülmenerstr. 33, Tel. Nr.: 02536-33100 Literaturquellen: Gesundheit durch Entschlackung © by Gisela Blaser 8/2002