Heft 2 Februar 2012

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ Februar 2012 | Heft 2 Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich Nutztiere Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh Seite 68 Pflanzenbau Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste Seite 88 Umwelt Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen Seite 104

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Heft 2 Februar 2012

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AgrArforschung schweiz

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Nutztiere Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh Seite 68

Pflanzenbau Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste Seite 88

Umwelt Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen Seite 104

Page 2: Heft 2 Februar 2012

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW;

Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bernb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofenb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder [email protected]

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Milchfieber ist eine häufige und wirtschaftlich bedeu-tende Krankheit bei Hochleistungskühen nach dem Abkalben. Forscher von Agroscope ALP-Haras haben untersucht, ob sich Säure-Basen-Parameter im Harn vor dem Abkalben zur Frühdiagnose für ein Milch-fieberrisiko eignen. (Foto: Olivier Bloch, ALP-Haras)

67 Editorial

Nutztiere

68 Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur

Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh

Michel Rérat und Hans Dieter Hess

Nutztiere

74 Effizienz der Futterbauflächen für die

Milchproduktion im Kanton Freiburg

Lucie Winckler, Erwan Cutullic und Pierre Aeby

Pflanzenbau

82 Reaktion neu zugelassener Kartoffel sorten auf

unterschiedliche Stickstoffversorgung

Thomas Hebeisen, Theodor Ballmer, Roger Wüthrich

und Brice Dupuis

Pflanzenbau

88 Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei

Wintergerste

Raphaël Charles, Jean-François Collaud,

Lilia Levy Häner und Sokrat Sinaj

Umwelt

96 Attraktivität von extensiven Wiesen für

Blattlausfeinde

Lisa Eggenschwiler, Maya Senn, Adele Ferrari,

Andreas Egli und Katja Jacot

Umwelt

104 Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität

und Quantität von Ökoausgleichsflächen

Véronique Chevillat, Oliver Balmer, Simon Birrer, Verena

Doppler, Roman Graf, Markus Jenny, Lukas Pfiffner,

Christine Rudmann und Judith Zellweger-Fischer

Kurzbericht

112 Die Schweizerische Futtermitteldatenbank

www.feedbase.ch

Monika Boltshauser, Annelies Bracher, Michael

Böhlen, Francesco Cafagna und Andrej Taliun

115 Porträt

116 Aktuell

119 Veranstaltungen

Sortenlisten

Beilagen Listen der empfohlenen Soja- und

Eiweisserbsensorten für die Ernte 2012

Jürg Hiltbrunner und Christian Streit

Liste der empfohlenen Sonnenblumensorten

für die Ernte 2012

Didier Pellet

Liste der empfohlenen Maissorten

für die Ernte 2012

J. Hiltbrunner, U. Buchmann, A. Baux,

J.-F. Collaud und M. Bertossa

InhaltFebruar 2012 | Heft 2

Page 3: Heft 2 Februar 2012

Editorial

67Agrarforschung Schweiz 3 (2): 67, 2012

Monika Boltshauser,Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

Liebe Leserin, lieber Leser

Vorbei sind die Zeiten, als man Nährstoffangaben von Einzelfuttermitteln

aus umfangreichen Tabellenwerken heraussuchte, um sie weiterzuverwen-

den. Im 2007 hat ALP die Futtermitteltabellen für Wiederkäuer und Schweine

ins Internet gestellt. Damit eröffneten sich neue Möglichkeiten: von nun an

konnten wir rasch Werte aktualisieren, korrigieren oder ergänzen und neue

Futtermittel hinzufügen. Ausserdem können die Benutzenden die Daten

direkt für den eigenen Bedarf exportieren, zum Beispiel für die Fütterungs-

planung. Mit den zunehmenden technischen Möglichkeiten steigen jedoch

auch die Bedürfnisse an ein solches Werkzeug. Die Entwicklung der schwei-

zerischen Futtermitteldatenbank geht deshalb in eine weitere Phase.

Lohnende Zusammenarbeiten

Mit unserem Partner an der Universität Zürich, der Datenbanktechno-

logiegruppe des Instituts für Informatik, haben wir die einmalige Chance,

die Futtermitteldatenbank technisch so weiterzuentwickeln, dass wir in die

erste Liga vordringen können. Die Umsetzung dieses Teils wird dank einem

seit 2011 laufenden Projekt des schweizerischen Nationalfonds möglich

(siehe auch Kurzartikel in diesem Heft). Wichtig ist, dass diese Forschung sei-

tens der Informatik auch mit einem regelmässigen agronomischem Input

einhergeht. Dies bedeutet, dass wir eine möglichst umfangreiche und voll-

ständige Sammlung aller verfügbaren Daten zu Einzelfuttermitteln anstre-

ben. Dies wird eine Daueraufgabe sein, die wir nur zusammen mit weiteren

Partnern und Förderern erreichen können. Einen solchen Partner konnten

wir zum Beispiel mit der Beratungszentrale AGRIDEA gewinnen, die uns Aus-

wertungsdaten der jährlichen Dürrfutter-Enquête zur Verfügung stellt.

Bald mit neuem Internet-Auftritt

Im Verlauf des Jahres 2012 werden wir die ersten Früchte aus diesen Zusam-

menarbeiten im Internet präsentieren können. Gleichzeitig erhält die Fut-

termitteldatenbank einen neuen Internet-Auftritt. Die Zukunft wird einiges

in  Bewegung setzen, denn die verschiedenen Informationstechnologien

wachsen immer mehr zusammen. So werden Verknüpfungen mit unter-

schiedlichsten Datenquellen realisierbar. Die Futtermitteldatenbank unter

www.feedbase.ch soll für ein breitgefächertes Publikum ein interaktives

Nachschlagewerk und unerlässliches Werkzeug sein.

Ein interaktives Nachschlagewerk für Futtermittel

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68 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012

Neben Ketose und Mastitis ist Milchfieber die häufigste und wirt-schaftlich bedeutendste Krankheit bei Hochleistungskühen.

E i n l e i t u n g

In der Schweiz bestehen Rationen für Galtkühe haupt-

sächlich aus Raufutter, welches einen hohen K-Gehalt

aufweist (ALP 2011). Dies stellt einen prädisponierenden

Faktor für Milchfieber dar. Eine kationenreiche Ration

begünstigt eine alkalotische Stoffwechsellage, wodurch

die Mobilisierung von Kalzium (Ca) aus den Knochen

gehemmt werden kann (Goff und Horst 1997). Die

Bestimmung des Säure-Basen-Haushaltes (SBH) vor dem

Abkalben könnte Informationen zur Früherkennung des

Gefährdungsgrades der Kuh für Milchfieber liefern. Ziel

der vorliegenden Untersuchung war festzustellen, wie

sich der SBH vor der Abkalbung verhält und in welchem

Masse dieser in Beziehung zum Ca-Gehalt im Blut kurz

nach der Abkalbung steht.

T i e r e , M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Über einen Zeitraum von zwei Jahren (2007 – 2008) wur-

den 100 Milchkühe untersucht. Die Kühe gehörten den

Rassen Red Holstein (n=49), Holstein (n=47) und Braun-

vieh (n=4) an. Die Durchschnittslaktationszahl betrug

3,3  ± 03 (16 erstlaktierende Tiere) und die mittlere

305-Tage-Milchproduktion 8513 ± 201 kg.

Die tägliche Futterration der Galtkühe bestand aus

ca. 20 kg Frischsubstanz einer Mischung aus Gras- und

Maissilage (60:40). Zusätzlich erhielt jede Kuh 500 g

einer Getreidemischung und 300 g einer Mineralstoffmi-

schung pro Tag. Heu stand jederzeit zur Verfügung (ad

libitum). Die verschiedenen Futtermittel wurden beprobt

und die Gehalte an Ca, P, Mg, Na, K, S und Cl bestimmt.

Die Kationen-Anionen-Differenz (DCAD) in der Ration

wurde mit der Formel von Block (1984) DCAD = (Na+ +

K+) – (Cl- + S2-) berechnet.

Eine Blutentnahme für die Analyse des Gesamt-Ca

wurde in den ersten zwölf Stunden nach der Abkalbung

mittels Punktion der Halsvene durchgeführt. In 17 Fällen

wurden Blutproben nach einer prophylaktischen oralen

Verabreichung von Ca (ungefähr 61 g; Calci-for®, Multi-

forsa AG, Steinhausen, Schweiz) genommen. Die Kon-

zentration des Gesamt-Ca wurde im Serum bestimmt.

Die Harnproben wurden vom Mittelstrahl oder mit-

tels Katheter aufgefangen (Abb. 1). Die Harnentnahme

erfolgte 14, 7, und 3 Tage antepartum (ap), d.h. vor

dem errechneten Abkalbungstermin (285. Trächtig-

keitstag). Für die Auswertung wurde ausgehend vom

tatsächlichen Abkalbungstermin zurückgerechnet und

der Entnahmezeitpunkt nachträglich dem entspre-

chenden Versuchszeitpunkt zugeordnet (14 d ap: n=52;

Michel Rérat und Hans Dieter Hess

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux

Auskünfte: Hans Dieter Hess, E-Mail: [email protected], Tel. +41 26 407 72 45

Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh-erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh

N u t z t i e r e

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Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere

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Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012

Ziel dieses Versuchs war es festzustellen, ob

ein Zusammenhang zwischen den Säure-Basen

Parameter vor der Abkalbung und dem Ca-

Gehalt kurz nach der Abkalbung besteht. Das

Versuchsverfahren war für alle 100 Milchkühe

identisch. Die Futterration der Galtkühe basierte

auf Gras- und Maissilage und auf Heu zur freien

Verfügung. Die Harnentnahme zur Bestimmung

des pH-Wertes erfolgte 14, 7 und 3 Tage vor der

geplanten Abkalbung (285. Trächtigkeitstag).

Gleichzeitig wurde auch die Netto-Säure-Basen-

Ausscheidung (NSBA) und der Basen-Säure-

Quotient (BSQ) im Harn bestimmt. Die Blutent-

nahme zur Bestimmung des Ca-Gehalts erfolgte

zwölf Stunden nach der Abkalbung. Die mittle-

ren pH-, NSBA- und BSQ-Werte im Harn vor der

Abkalbung betrugen 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mmol/L

und 4,75 ± 0,09 mmol/L. Die Harn-pH und

NSBA-Werte wiesen auf eine ausgeprägte

alkalotische Stoffwechsellage der Tiere hin,

welche primär durch die stark positive Kationen-

Anionen-Differenz (+ 474 mEq/kg MS) in der

Ration verursacht wurde. Die mittlere Ca-Kon-

zentration im Blut (1,92 ± 0,04 mmol/L) kurz

nach der Geburt zeigte keinen signifikanten

Zusammenhang mit den mittleren pH- (r = 0,08,

P = 0,416), NSBA- (r = 0,04, P = 0,719) und

BSQ-Werten (r = -0,12, P = 0,234). Bei einer stark

alkalotischen Belastung scheinen die untersuch-

ten Säure-Basen-Parameter im Harn nicht

geeignet zu sein, um eine frühdiagnostische

Aussage zum Milchfieberrisiko machen zu

können. Die pH-Messung im Harn und die

Berechnung der Säure-Basen-Parameter liefern

vergleichbare Informationen über den Säure-

Basen-Haushalt der Tiere.

7 d ap: n=84; 3 d ap: n=66). In den Harnproben wurden

die Säure-Basen-Parameter (Netto-Säure-Basen- Aus-

scheidung, NSBA und Basen-Säure-Quotient, BSQ) mit

der Methode nach Bender und Staufenbiel (2003) als

fraktionierte NSBA bestimmt. Die NSBA errechnet sich

nach der Formel NSBA (mmol/L) = Gehalt an ausgeschie-

denen Basen – (Gehalte an ausgeschiedenen Säuren +

Ammoniak) und der BSQ stellt das Basen-Säure-Verhält-

nis dar (Bender und Staufenbiel 2003). Die Mineralstoffe

Ca, P, Mg, Na und K wurden im Harn analysiert. Zur sta-

tistischen Beurteilung der Daten wurden eine wieder-

holte Varianzanalyse (ANOVA), Fischer’s LSD test und

Pearson product moment correlation angewandt.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Die Nährstoffzusammensetzung der einzelnen Rations-

komponenten ist in Tab. 1 aufgeführt. Die mittleren

Konzentrationen von Na, K, Cl, und S in der Ration lagen

bei 1,7, 27,8, 6,6, und 2,0 g/kg TS. Der berechnete DCAD-

Wert betrug +474 mEq/kg TS.

Abb. 1 | Harnentnahme mittels Katheter.

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Nutztiere | Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh

70 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012

Die mittlere Ca-Konzentration im Serum der Kühe, die

eine Ca-Prophylaxe erhalten hatten (1,87 ± 0.11 mmol/L),

war vergleichbar (P = 0,542) mit den übrigen Kühen

(1,93 ± 0,04 mmol/L). Deshalb wurden alle Daten der

Blutproben zusammengefasst. Unter den 100 Tieren

befanden sich acht Kühe, die später festlagen. Mit den

Daten aller kranken Kühe wurde eine Gruppe gebildet.

Die mittlere Ca-Konzentration im Serum der später fest-

liegenden Kühe (0,96 ± 0,07 mmol/L) war tiefer (P <

0,001) als die der gesunden Kühe (2,01 ± 0,03 mmol/L).

Die Mittelwerte für pH, NSBA und BSQ von gesunden

und später festliegenden Kühen waren 14, 7 und 3 Tage

ap identisch (Tab. 2). Bei der Milchkuh liegen die Refe-

renzbereiche im Harn für den pH zwischen 7,8 und 8,4,

die NSBA zwischen 107 und 193 mmol/L und den BSQ

zwischen 2,5 und 4,8 mmol/L (Bender und Staufenbiel

2003). Sowohl die pH- als auch die NSBA-Werte beider

Gruppen lagen über den Referenzbereichen. Dies deutet

darauf hin, dass sich die Kühe in einer alkalotischen

Stoffwechsellage befanden. Der positive DCAD-Wert

spiegelt deutlich das Überwiegen der Kationen in der

Ration wieder, wobei das K den grössten Anteil daran

hatte. Dieser Überschuss an starken Kationen in der

Ration hatte eine alkalotische Wirkung auf den Organis-

Heu Gras/Maissilage Kraftfutter Mineralstoffmischung

Nähr- und Inhalsstoffe, g/kg TS

TS1 887 336 867 925

RP 153 143 120 48

NDF 473 439 133 146

ADF 279 262 45 75

Ca 5,7 4,8 9,2 102

P 4,1 3,4 4,5 56

Mg 2,0 1,7 1,4 25

Na 0,4 0,2 2,5 69

K 32 26 6 5

Cl 5,9 3,7 3,6 102

S 2,1 1,9 1,5 1,9

Tab. 1 | Chemische Zusammensetzung der Futtermittel

1g/kg frischsubstanz

Parameter Tag ap1gesund später festliegend

P-Wertn n

pH

14 8,6 ± 0,04 47 8,7 ± 0,11 5 0,664

7 8,6 ± 0,03 78 8,6 ± 0,12 6 0,977

3 8,6 ± 0,04 63 8,7 ± 0,19 3 0,652

NSBA, mmol/L

14 246 ± 8,3 47 267 ± 25,6 5 0,450

7 231 ± 6,0 78 202 ± 21,8 6 0,206

3 225 ± 7,3 63 214 ± 33,6 3 0,745

BSQ, mmol/L

14 5,3 ± 0,2 47 5,7 ± 0,7 5 0,546

7 4,5 ± 0,1 78 5,4 ± 0,5 6 0,073

3 4,6 ± 0,1 63 3,9 ± 0,7 3 0,359

Tab. 2 | pH, Netto-Säure-Basen-Ausscheidung (NSBA) und Basen-Säure-Quotient (BSQ) im Harn von gesunden und später festliegenden Kühen (Mittelwert ± Standardfehler)

1ap = antepartum

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Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere

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Abb. 2 | Regressionsgeraden zwischen den pH-Werten 14, 7 und 3 Tage vor der Abkalbung und der Ca-Konzentration im Serum 12 h postpartum.

Abb. 3 | Regressionsgeraden zwischen den Netto-Säure-Basen- Ausscheidung (NSBA) und Basen-Säure-Quotient (BSQ)-Werten 14, 7 und 3 Tage antepartum und den Ca-Konzentration im Serum 12 h postpartum. • NSBA-Werte, BSQ-Werte, — NSBA Regressions-gerade, --- BSQ Regressionsgerade.

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9,1

9,2

Page 8: Heft 2 Februar 2012

72

Nutztiere | Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012

mus. Zwischen den pH- (Abb. 2), NSBA- und BSQ-Werten

(Abb.3) antepartum im Harn und der Ca-Konzentration

im Serum kurz nach der Geburt wurde kein signifikanter

Zusammenhang gefunden.

Die Ca-Ausscheidung über den Harn von später fest-

liegenden Kühen war am Tag 7 vor der Abkalbung ten-

denziell höher (Tab. 3). Dies stand aber nicht im Zusam-

menhang mit der prophylaktischen Verabreichung von

Ca bei 17 Kühen, da diese in den letzten zwei Tagen vor

der Geburt erfolgte. Normalerweise ist eine erhöhte prä-

partale Ca-Ausscheidung über den Harn ein Zeichen

einer erhöhten Verfügbarkeit von Ca für metabolische

Funktionen (Tucker et al. 1992), was im Widerspruch zu

den Resultaten dieses Versuchs steht. Für die später fest-

liegenden Kühe war auch die Na-Ausscheidung über den

Harn am Tag 14 ap erhöht und die K-Ausscheidung am

Tag 7 ap vermindert. Der Vergleich der Mineralstoffaus-

scheidung von gesunden und von später festliegenden

Kühen ist allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, da

die Anzahl der später festliegenden Kühe für eine statis-

tische Auswertung relativ klein war. Gemäss Casalone et

al. (2008) betragen die Mineralstoffkonzentrationen im

Harn von gesunden Milchkühen am Tag 7 ap 0,78, 0,93,

7,71, 24,5 und 199 mmol/L für Ca, P, Mg, Na und K. Mit

Ausnahme der K-Konzentration, welche im vorliegen-

dem Versuch deutlich höher lag, stimmen diese Werte

recht gut mit unseren Ergebnissen überein.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Aus den vorliegenden Ergebnissen ist zu entnehmen,

dass die pH-Messung im Harn und die Berechnung der

NSBA vergleichbare Informationen über den SBH liefern.

Bei einer stark alkalotischen Belastung, so wie dies im

vorliegenden Versuch der Fall war, scheinen die unter-

suchten Säure-Basen-Parameter im Harn nicht geeignet

zu sein, um eine frühdiagnostische Aussage zum Milch-

fieberrisiko machen zu können. n

Parameter Tag ap1gesund später festliegend

P-Wertn n

Ca, mmol/L

14 0,91 ± 0,12 47 1,26 ± 0,38 5 0,373

7 0,91 ± 0,09 78 1,57 ± 0,34 6 0,070

3 0,64 ± 0,07 63 0,53 ± 0,31 3 0,742

P, mmol/L

14 0,65 ± 0,12 47 0,31 ± 0,37 5 0,377

7 0,78 ± 0,26 78 0,29 ± 0,93 6 0,611

3 0,50 ± 0,10 63 0,34 ± 0,47 3 0,740

Mg, mmol/L

14 5,79 ± 0,48 47 5,59 ± 1,48 5 0,898

7 6,62 ± 0,49 78 3,61 ± 1,77 6 0,105

3 5,34 ± 0,40 63 3,56 ± 1,84 3 0,347

Na, mmol/L

14 21,9 ± 3,47 47 50,1 ± 10,6 5 0,014

7 25,8 ± 3,12 78 32,0 ± 11,3 6 0,598

3 24,8 ± 3,47 63 21,9 ± 15,9 3 0,858

K, mmol/L

14 337 ± 6,3 47 313 ± 19,2 5 0,244

7 322 ± 6,1 78 276 ± 22,1 6 0,047

3 297 ± 7,9 63 310 ± 36,2 3 0,726

Tab. 3 | Gehalte an Ca, P, Mg, Na und K im Harn von gesunden und später festliegen-den Kühen (Mittelwert ± Standardfehler)

1ap = antepartum

Page 9: Heft 2 Februar 2012

73

Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012

Literatur b ALP (Agroscope Liebefeld-Posieux), 2011. Fütterungsempfehlungen und Nährwerttabellen für Wiederkäuer. Zugang: http://www.agroscope. admin.ch/publikationen/03837/index.html?lang=fr [18. Mai 2011].

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Coefficienti acido-basici nell'urina per la diagnosi

precoce della febbre del latte nella vacca lattifera

L’obiettivo di questo studio era di determinare

l’esistenza di un’eventuale correlazione tra i

parametri acido-basici nelle urine delle vacche

lattifere prima del parto e il tenore in calcio nel

sangue poco dopo lo stesso. Le condizioni

sperimentali erano simili per le 100 vacche

lattifere allo studio. La razione per le vacche in

asciutta era a base di insilato di erba e mais,

integrata con fieno a libera disposizione. Il

prelievo delle urine per stabilire il valore di pH è

stato effettuato 14, 7 e 3 giorni prima della data

prevista del parto (285 giorni di gestazione). Nelle

urine sono stati pure determinati l’equilibrio

acido-base (EAB) e l’escrezione acida netta (NAE).

Per determinare il tenore in calcio si è effettuato

un prelievo di sangue 12 ore dopo il parto.I valori

medi di pH riscontrati come pure quelli relativi

all’escrezione acida netta (NAE) e all’equilibrio

acido-base (EAB) presenti nelle urine prima del

parto erano rispettivamente 8,63 ± 0,02, 232 ±

4 mmol/L e 4,75 ± 0,09 mmol/L. I valori di pH e

dell’escrezione acida netta (NAE) indicano uno

stato di alcalosi metabolica quale risultato di un

valore fortemente positivo del bilancio alimentare

cationi-anioni (+ 474 mEq/kg SS). La concentra-zione media di calcio nel sangue (1,92 ± 0,04 mmol/L)

poco dopo il parto non ha rivelato alcuna correla-

zione significativa con i valori medi pH (r = 0,08,

P = 0,416), escrezione acida netta (NAE) (r = 0,04,

P = 0,719) ed equilibrio acido-base (EAB) (r = -0,12,

P = 0,234). Questi risultati suggeriscono che la

misurazione dei parametri acido-basici nelle urine

delle vacche in alcalosi non sembrano adatti per

effettuare una diagnosi precoce sul rischio della

febbre del latte. La misurazione del pH nelle urine

e il calcolo dei parametri acido-basici forniscono

informazioni comparabili sul valore acido-basico

delle vacche lattifere.

Use of acid-base indicators to predict the risk of

milk fever in dairy cows

The aim of this study was to investigate a possible

relationship between acid-base parameters in urine

before parturition and the calcium level in blood

shortly after parturition. Hundred dairy cows kept

under identical feeding and housing conditions

were monitored. The diet was based on grass and

corn silage and hay ad libitum. Urine samples were

taken on day 14, 7, and 3 before the estimated

calving (day 285 of gestation) for the determina-

tion of pH, net acid-base excretion (NABE) and

base-acid quotient (BAQ). Blood samples were

taken within the first 12 h after calving for the

analysis of total calcium. During the period before

parturition, the mean values of urinary pH, NABE,

and BAQ were 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mEq/kg DM, and

4,75 ± 0,09, respectively. The pH and NABE values

indicated a state of metabolic alkalosis of the cows

resulting from the distribution of a diet with a high

positive dietary cation-anion difference value

(+ 474 mEq/kg DM). No significant correlations

were observed between total calcium concentra-

tion in blood (1,92 ± 0,04 mmol/L) and mean values

of urinary pH (r = 0,08; P = 0,416), NABE (r = 0,04,

P = 0,719), or BAQ (r = -0,12, P = 0,234). The

measurement of acid-base parameters in urine

prior to parturition cannot be used to predict the

level of blood calcium after parturition in cows

under alkalotic condition. The determination of the

NABE and BAQ parameters revealed similar

information on the acid-base status of dairy cows

as the measurement of the urinary pH.

Key words: dietary cation-anion difference,

acid-base status, calcium, dairy cow.

Page 10: Heft 2 Februar 2012

74 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

Futterbauflächen und ihre Nutzung sind vielfältig. Ihre Flächenleistung in der Milchproduktion hängt von der Art der Bewirtschaftung und Nutzung ab.

E i n l e i t u n g

Die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe ist

eine aktuelle Herausforderung. Sie kombiniert die

Wirtschaftlichkeit, den Umfang und die Qualität der

Arbeit und die schont die Umwelt. Eine effiziente

Nutzung der Futterbauflächen durch Wiederkäuer

entspricht dieser Auffassung von Nachhaltigkeit. Sie

bedingt eine optimale Nutzung der Ressourcen

«Boden» (knapp und teuer), «Futtermittel» (als

Grundlage für eine ausgewogene Ernährung der

Tiere) und «Arbeit». In der Milchviehhaltung liefert

die Milchproduktion pro Futterbaufläche ein Mass für

diese Effizienz (Huguenin 2003). Die vorliegende Stu-

die beurteilt die Effizienz der Futterbauflächen im

Kanton Freiburg.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Ein Wettbewerb zur Leistung der Futterbauflächen, den

die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus

(AGFF) im Jahr 2002 organisierte, war der Startpunkt

dieser Arbeit. Der damals entwickelte Fragebogen

wurde seitdem jährlich vom landwirtschaftlichen Institut

des Kantons Freiburg wieder verwendet. Insgesamt

wurde er zwischen 2002 und 2009 durch 310  Betriebe

Lucie Winckler1, Erwan Cutullic2 und Pierre Aeby1

1Landwirtschaftliches Institut des Kantons Freiburg Grangeneuve (LIG), 1725 Posieux2Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), 3052 Zollikofen

Auskünfte: Pierre Aeby, E-Mail: [email protected], Tel. +41 26 305 58 62

Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg

N u t z t i e r e

Page 11: Heft 2 Februar 2012

Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere

75

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

ausgefüllt. Unsere Auswertung beruht auf den

266 Betrieben im Kanton Freiburg und in angrenzenden

Regionen (acht Betriebe).

Diese Betriebe können als repräsentativ für den Kan-

ton Freibug bezeichnet werden. Die 258  Freiburger

Betriebe in der Stichprobe stellen 12 % der Betriebe im

Kanton dar (Statistisches Amt des Kantons Freiburg

2010) und sind über die gesamte Kantonsfläche verteilt.

Sie produzieren im Durchschnitt jährlich 226  Tonnen

Milch, gegenüber 173  Tonnen im ganzen Kanton (ver-

kaufte Milch zuzüglich 10 % für den Eigenbedarf). Zwi-

schen 2002 und 2009 betrug gemäss der Milchstatistik

die mittlere Milchleistung pro Kuh ungefähr 7400  kg

(Swiss Herd Book, Fédération Suisse Holstein), während

unsere Berechnungen aufgrund der Fragebögen eine

mittlere Leistung von 6900 kg ergaben (solche Angaben

sind meist niedriger als diejenigen der Zuchtverbände).

Die verfügbaren Daten betreffen die Struktur der

Betriebe, die Fütterungspraxis und die Milchleistung der

Herden. Die Flächenleistung (Milch/ha) entspricht der

Milch, die aus dem Grundfutter produziert wurde (also

ohne Kraftfutter), geteilt durch die Futterbaufläche, die

der Milchproduktion dient (Abb. 1).

Die Betriebe wurden nach ihrer Höhe über Meer in drei

Klassen eingeteilt und die Mittelwerte oder Verteilun-

gen der Variablen wurden zwischen den Höhenstufen

mit t-Tests, Chi-Quadrat-Tests oder Fisher-Tests vergli-

chen. Der Einfluss der Variablen der Betriebsstruktur

und Produktionsweise auf die Milchleistung pro ha

wurde mit zwei Ansätzen analysiert. Einerseits wurden

lineare Modelle berechnet, um den Einfluss der einzel-

Die erzeugte Milchmenge pro Hektar

Futterbaufläche ist ein Mass für die Effizienz

der Milchproduktion. Die vorliegende Studie

soll aufzeigen, welche Faktoren für die

Variation der Flächenproduktivität im Kanton

Freiburg bestimmend sind. Die Analyse

beruht auf der Befragung von 266 Betrieben

im Zeitraum 2002 – 2009. Die Höhenlage ist

erwartungsgemäss ein wesentlicher struktu-

reller Faktor, der die Flächenproduktivität

aufgrund der geringeren Erträge und

Qualität der Futterwiesen einschränkt. In

tiefen Lagen erzielen Betriebe, die Maissilage

und etwas Kraftfutter einsetzen, im Durch-

schnitt höhere Flächenleistungen. Grünland-

betriebe erreichen teilweise die gleiche

Flächenleistung, doch bei vielen besteht noch

Verbesserungspotenzial. Zwar können auch

Kühe mit einer mittleren individuellen

Milchproduktion hohe Flächenleistungen

erzielen. Dennoch zeigt unsere Untersuchung

einen klaren positiven Zusammenhang

zwischen der Milchproduktion pro ha und

der individuellen Milchproduktion aus dem

Grundfutter. Insgesamt zeigt sich, dass nach

Berücksichtigung der standortbedingten und

klimatischen Faktoren, die Flächenproduktivi-

tät stark von der Optimierung des Produkti-

onssystems abhängt, während die Art des

Systems eine geringe Rolle spielt.

MP der Herde

MP aus KF

MP aus GF MP ausGF ECM

% GVE MKHFF fürdie MK HFF

k HFF fürdie MK

MP ECM aus GF/k HFF für die MK

=Milch/ha

Höhe über Meer

Anzahl Milchkühe

kg Milch/Milchkuh

kg Kraftfutter/Milchkuh

Einsatz von Maissilage (MS)

Einsatz von Grassilage (GS) ohne Maissilage

% Weideanteil im Sommer

% Grünland an der Hauptfutterfläche

(0,3 x %F+ 0,24 x %E+ 0,816) x MP aus GF / 3,14

-2/3 ha extensive Wiesen-2/3 ha Zwischenfutter-ha verkauftes Grundfutter+ ha gekauftes Grundfutter

Strukturelle Merkmale

Produktionstechnische Variablen

Ziel Variable

GVE = grossvieheinheit HFF = hauptfutterfläche MK = MilchkuhMP = MilchproduktionKF = Kraftfutter; gf = grundfutterk = korrigiertECM = energiekorrigierte Milchproduktion MS = Maissilage GS = grassilage F = fett E = eiweiss

Abb. 1 | Relevante Variablen und Berechnung der Milchproduktion pro Hektare nach der Methode der AGFF 2002 (Huguenin 2003). Alle Variablen sind pro Jahr ausgedrückt. Die Milchproduktion aus Kraftfutter wurde auf 2,1 kg Milch pro kg verfüttertem Kraftfutter geschätzt.

Page 12: Heft 2 Februar 2012

Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg

76 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

nen Variablen ebenso wie den gemeinsamen Einfluss

aller Variablen auf die Milchproduktion zu prüfen. Dabei

wurde das Modell schrittweise vereinfacht, bis es nur

noch hochsignifikante Variablen enthielt (P<0,01). Die

Modelle mit den einzelnen Variablen wurden auch für

die Milchproduktion pro Kuh berechnet. Andererseits

wurden die Betriebe nach ihrer Produktionsweise einge-

teilt. Als Grundlage dienten die vier Variablen Milchpro-

duktion pro Milchkuh, kg  Kraftfutter pro Milchkuh,

% Grünland an der Hauptfutterfläche und % Weidean-

teil im Sommer. Mit diesen Variablen wurde eine hierar-

chische Clusteranalyse (schrittweise Gruppierung der

jeweils ähnlichsten Betriebe) durchgeführt. Die Mittel-

werte oder Verteilungen der Variablen wurden je nach

Variablentyp mit t-Tests, Chi-Quadrat-Tests oder Fisher-

Tests zwischen diesen Gruppen verglichen.

Die Auswertungen wurden mit dem Programm R

durchgeführt (Funktionen lm, agnes (Paket «cluster»),

t.test, chisq.test, fisher.test ; R Development Core Team,

2010).

R e s u l t a t e

Merkmale der Betriebe in Abhängigkeit von der Meeres-

höhe

Die Betriebe oberhalb von 800  m erzeugen insgesamt

weniger Milch als auf 650 – 800 m (t-Test, P<0,01; Tab. 1).

Die Betriebe unterhalb 650  m liegen dazwischen, mit

einer grösseren Streuung. Die Tieflandbetriebe haben

eine kleinere Hauptfutterfläche als die höhere gelege-

nen Betriebe (P<0,01). Der Grünlandanteil an der Haupt-

futterfläche nimmt mit der Meereshöhe zu (P<0,001 zwi-

schen zwei Höhenstufen) und beträgt oberhalb von

800 m fast 100 %.

Maissilage wird vor allem auf Betrieben unterhalb

650  m eingesetzt, und der Weidefutteranteil ist hier

geringer (P<0,05). Die verfütterte Kraftfuttermenge ist

hingegen in tiefen Lagen nicht grösser als in höheren

Lagen. Grassilage (ohne Maissilage) wird nur auf

17 Betrieben eingesetzt, die mehrheitlich oberhalb 800 m

liegen (P<0,01).

Die mittlere Flächenleistung liegt bei 8770 ± 2528 kg

Milch/ha. Dieser Wert entspricht ungefähr den Ergebnis-

sen des Wettbewerbs der AGFF in 2002 (8000 kg), an dem

201 Schweizer Betriebe teilnahmen (Huguenin 2003). Die

Betriebe oberhalb 800 m haben eine geringere Produktivi-

tät pro Hektar (P<0,001; Abb.  2) und pro Tier (P<0,001;

Tab. 1). Die Betriebe zwischen 650 und 800 m haben die

gleiche Produktivität pro Tier wie diejenigen der tiefen

Lagen, während die Produktivität pro Hektar signifikant

geringer ist (P<0,01). Allerdings befinden sich auf allen

drei Höhenstufen Betriebe mit einer Produktivität über

14 000 kg Milch/ha.

Einflussfaktoren der Flächenproduktivität und der indi-

viduellen Milchleistung

Die Milchproduktion pro Hektar und diejenige pro

Milchkuh hängen von ähnlichen Faktoren ab (Tab.  2).

Entsprechend hängt die Milchproduktion pro Hektar mit

der Milchproduktion pro Kuh zusammen (Tab.  2). Die

verfütterte Kraftfuttermenge beeinflusst die Milchpro-

duktion pro Kuh, nicht jedoch die Milchproduktion pro

< 650 m 650 bis 800 m > 800 m

Anzahl Betriebe 66 107 93

Strukturelle Merkmale

Meereshöhe (m) 550 ± 59 708 ± 42 892 ± 97

Hauptfutterfläche (ha) 22 ± 15 29 ± 14 31 ± 18

Anzahl Milchkühe 30 ± 19 35 ± 17 30 ± 16

Totale Milchproduktion (t) 228 ± 180 252 ± 142 199 ± 124

Produktionstechnische Variablen

Milch pro ha (kg/ha) 10 108 ± 2’544 9116 ± 2’198 7422 ± 2’239

Milch pro Milchkuh (kg) 7120 ± 1’235 7088 ± 1’131 6510 ± 1 212

Milch aus Grundfutter pro Milchkuh (kg) 5521 ± 1139 5307 ± 998 5024 ± 1’138

Kraftfutter pro Milchkuh (kg) 761 ± 287 848 ± 357 707 ± 275

Anteil Betriebe mit Maissilage 68 % 26 % 15 %

Anteil Betriebe mit Grassilage 0 % 3 % 15 %

% Grünland an der Hauptfutterfläche 79 ± 13 91 ± 8 98 ± 5

% Weideanteil im Sommer 44 ± 23 53 ± 27 59 ± 30

Tab. 1 | Beschreibung der Betriebe, eingeteilt nach Meereshöhe (Mittelwerte ± Standardfehler)

Page 13: Heft 2 Februar 2012

Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere

77Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

diejenige pro Kuh, wobei die Meereshöhe eine Rolle

spielt: in tiefen Lagen erreichen Betriebe mit Maissilage

keine höhere Flächenproduktivität als Betriebe ohne

Silage, während in höheren Lagen ein signifikanter

Unterschied besteht (Abb. 4).

Klassierung der Betriebe nach ihrer Produktionsweise

und Zusammenhang mit der Flächenproduktivität

Die Clusteranalyse ergibt vier Gruppen von Produktions-

weisen, die mit zunehmenden Flächenleistungen ver-

bunden sind (Tab. 3).

Gruppe A: Kleine, extensive Betriebe

Die Gruppe umfasst die Mehrheit der Betriebe oberhalb

1000  m und der Betriebe in tiefen Lagen, die kleine

Milchmengen produzieren, ihre Flächen im Sommer

beweiden lassen und wenig Kraftfutter einsetzen. Die

Milchleistung der Kühe ist niedrig. Die Futterbaufläche

besteht hauptsächlich aus Grünland, doch ein Drittel der

Betriebe setzt Maissilage ein.

Gruppe B: Grünlandbetriebe mit Weidehaltung

Diese Betriebe arbeiten im Sommer mit Weidegang. Sie

setzen mehr Kraftfutter ein als Gruppe A; die Milchleis-

tung der Kühe, einschliesslich der Grundfutterleistung,

ist höher.

Gruppe  C: Grosse Grünlandbetriebe mit wenig Weide-

gang und hohem Kraftfuttereinsatz

Diese Betriebe halten Kühe mit höherer Milchleistung.

Der Weidegang ist deutlich weniger wichtig und der

Kraftfuttereinsatz ist höher.

Hektar. Der Zusammenhang zwischen Milch pro Kuh und

Milch pro Hektar erklärt sich daher hauptsächlich durch

die Grundfutterleistung der Kühe, unabhängig von der

Meereshöhe (Abb. 3). Der Einsatz von Maissilage hinge-

gen beeinflusst die Milchproduktion pro Hektar mehr als

<650 650 bis 800 >800

5000

10000

15000

Meereshöhe (m)

Milc

h/ha

(kg)

8123

10028

12264

7446

8739

10428

5980

7231

8687

16128

14261

8739

Abb. 2 | Verteilung der Flächenproduktivität (kg Milch/ha) der Betriebe, eingeteilt nach Meereshöhe.

Die grenzen der Kästen stellen die Quartile der Verteilung dar, und die Mittellinie den Median. Die Querstriche reichen bis zum höchsten oder tiefsten wert der Ver-teilung oder bis zu 1,5 mal dem interquartilabstand, falls extremwerte vorkommen (durch Punkte angegeben).

Mittelwert ± Stabw.

Einfluss einzeln getestetEinfluss im

Gesamtmodell

Variable oder Anteil Milch/Kuh (kg) Milch/ha (kg) Milch/ha (kg)

Meereshöhe (m) 733 ± 149 -344 *** -1296 *** -828 ***

Totale Milchproduktion (t) 226 ± 148 624 *** 948 ***

Milch/Milchkuh (kg) 6893 ± 1215 1455 ***

Milch_GF/Milchkuh (kg) 5261 ± 1097 1017 *** 1450 *** 1196 ***

Kraftfutter/Milchkuh (kg) 777 ± 318 537 *** 264 ns

% Grünland in der HFF 91 ± 11 -279 *** -1054 ***

% Weideanteil im Sommer 53 ± 28 -402 *** -949 *** -441 ***

Einsatz von Maissilage 33% 398 * 1792 ***

Einsatz von Grassilage 6% -428 ns -2469 ***

Tab. 2 | Einfluss der Erhöhung der Werte verschiedener Variablen um 1 Standardab-weichung (Stabw.), bzw. Einfluss der Verfütterung von Silage auf die Milchproduktion pro Milchkuh und pro Hektar. Ergebnisse linearer Modelle mit den einzelnen Variablen und eines Gesamtmodells mit allen Variablen (R2 = 52 %; Standardfehler der Residuen = 1753 kg; n = 266).

*** P<0,001 ; ** P<0,01 ; * P<0,05 ; ns P>0,05Milch_gf= Milch aus dem grundfutter; hff = hauptfutterfläche

Page 14: Heft 2 Februar 2012

Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg

78 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

Gruppe D: Grosse Talbetriebe mit Einsatz von Maissilage

Solche Betriebe setzen bei gleicher Milchleistung der

Kühe weniger Kraftfutter ein als Gruppe C. Die Betriebe

liegen mehrheitlich in Silagegebieten, verfüttern Maissi-

lage und betreiben wenig Weidegang.

D i s k u s s i o n

Deutlicher Einfluss der Meereshöhe auf die Flächenpro-

duktivität Milch

Die Höhe über Meer ist eine strukturelle Einschränkung,

die die Flächenproduktivität senkt. Die zwei Faktoren

Ertrag und Qualität des Grünlands können dafür verant-

wortlich gemacht werden. Der Ertrag von Futterwiesen

nimmt um 4 dt TS/ha pro 100 Höhenmeter ab (Mosimann

2005). Dadurch sinkt die potenzielle Flächenproduktivi-

tät um 350 bis 400  kg Milch/ha pro 100 Höhenmeter,

unter Annahme einer Grasqualität von 5,5 bis 6,3 MJ NEL/

kg  TS, einer Umwandlungseffizienz in Milch von 50 %

und einem Energiegehalt von 3,14 MJ NEL/kg Milch.

Andere mit der Höhe zusammenhängende Faktoren

erklären somit wahrscheinlich die berechnete Abnahme

der Flächenproduktivität um 870 kg Milch/ha pro 100 m.

Der Weideanteil im Sommer hat einen negativen Ein-

fluss auf die Flächenproduktivität da dieser Anteil mit

der Höhenlage zunimmt; ein unzureichendes Weidema-

y = 1,1879x + 3548,8

y = 1,1879x + 2812,5

y = 1,1879x + 1453,4

2000

4000

6000

8000

10000

12000

14000

16000

2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000

Milc

h / h

a (k

g)

Milch_GF/Milchkuh (kg)

< 650 m

650 – 800 m

> 800 m

Abb. 3 | Einfluss der Milchproduktion pro Kuh aus dem Grundfutter und der Höhenstufe auf die Milchproduktion pro Hektar (P<0,001 und P<0,001, R² = 43 %, Reststreuung = 1912 kg).

Die steigung der regressionsgeraden war auf den drei höhenstufen nicht signifikant verschieden (P=0,28). Die interaktion der steigungen wurde deshalb aus dem Modell entfernt.

Abb. 4 | Mittlere Milchproduktion pro Hektar in Abhängigkeit des Grundfuttertyps (für Milchkühe), nach Höhenstufen getrennt.

10212 a 10093 c

8979 c

9883 a

8831b

7329 b 7230 a

6293 a

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

< 650 m 650 – 800 m > 800 m

Milc

h / h

a (k

g)

MS

oS

GS

n= 45 21 n= 28 79 3 n= 14 79 14

MS = Maissilage oS = ohne silage GS = grassilage ohne Maissilagea,b,c innerhalb jeder höhenstufe sind Mittel-werte ohne gleiche Buchstaben signifikant verschieden (P<0,05).

Page 15: Heft 2 Februar 2012

Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere

79Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

und erzielen eine hohe Milchproduktion pro Kuh (insge-

samt und aus dem Grundfutter). Einige Betriebe mit

höherem Grünland- und Weideanteil der Gruppen B und

C erreichen die gleichen Flächenleistungen wie die effi-

zientesten Betriebe der Gruppe D, vermutlich aufgrund

eines optimalen Managements ihres Produktionssystems

(Abb.5). Die Effizienz der Gruppen mit hohem Weidean-

teil ist niedrig und weit von derjenigen sehr guten Wei-

debetriebe wie der Waldhof in Langenthal entfernt.

Dieser produziert 115 000  kg Milch mit 17  Milch-

kühen (6780  kg/Milchkuh) auf 7  ha Weidefläche mit

ca.  400  kg  TS Kraftfutter pro Milchkuh. Seine Flächen-

leistung betrug zwischen 2001 und 2006 durchschnittlich

14 400 kg Milch pro Hektar (Thomet et al. 2008, Thomet

2004). Diese Leistungen erklären sich mit einem hervor-

ragenden Management des Weidesystems (genaue

Regulierung der Grashöhe zu Beginn und am Ende einer

Weiderotation, geringe Zufütterung, Blockabkalbung

am Winterende). Es scheint bei den grünlandbetonten

Betrieben im Kanton Freiburg also noch Verbesserungs-

potenzial zu bestehen. Diese Weidesysteme bedingen

eine hervorragende Weidetechnik, sind aber aufgrund

ihrer positiven Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit

und Arbeitsbelastung zu empfehlen (Gazzarin und

Schick 2004).

Milchproduktion pro Kuh: ein geeignetes Mass für die

Flächenleistung?

Die Milchleistung der Kühe hat in allen Meereshöhestu-

fen einen starken Einfluss auf die Flächenleistung, sofern

sie zu einem grossen Teil in Milch aus dem Grundfutter

besteht. Die Bedeutung der Milchproduktion aus dem

Grundfutter für die Flächenproduktivität wurde auch

von Weiss et al. (2008) für 499 Betriebe in Bayern gezeigt.

Allerdings kann eine hohe Flächenproduktivität auch

mit niedrigen individuellen Milchleistungen erzielt wer-

nagement könnte zudem eine unvollständige Ausschöp-

fung des Ertragspotenzials und der Qualität des Weide-

futters zur Folge haben. In tiefen Lagen bauen

Mischbetriebe mit Fruchtfolgeflächen und Tierhaltung

mehr Kunstwiesen an; diese liefern Futter von ausge-

zeichneter Qualität und Haltbarkeit. Dazu kommt die

Möglichkeit, im Talgebiet die Ration mit frischem Futter

(z.B. Kartoffeln) genau auszubalancieren.

Der positive Einfluss der Maissilage auf die Milchpro-

duktion pro Hektar wird nur oberhalb 650 m festgestellt

(Abb. 4). Dies kann mit geringeren Erträgen und einer

abnehmenden Qualität des Grünlandes mit zunehmen-

der Höhe erklärt werden (Tab. 4).

Unterschiedliche Produktionsweisen mit unterschiedli-

chen Flächenleistungen

Die vier Gruppen von Produktionsweisen hängen kaum

mit der Höhe über Meer zusammen. Die Betriebe mit

höchster Flächenleistung (Gruppe D) liegen allerdings im

Talgebiet. Sie haben eine hohe totale Milchproduktion,

verfüttern Maissilage, setzen nicht zu viel Kraftfutter ein

Gruppe A B C D

Anzahl Betriebe 50 82 86 48

Variablen, auf denen die Gruppierung beruht

Milch/Milchkuh (kg) 5246a 6968b 7410c 7557c

Kraftfutter/Milchkuh (kg) 509a 691b 998d 809c

% Grünland in der HFF 93b 96c 94b 74a

% Weideanteil im Sommer 72b 71b 33a 39a

Andere Variablen

Milch/ha (kg) 6913a 8346b 9122c 10798d

Milch_GF/Milchkuh (kg) 4177a 5515b 5315b 5859c

Meereshöhe (m) 791b 763b 745b 601a

Totale Milchproduktion (t) 141a 212b 267c 274c

Betriebe mit Maissilage 32 %b 13 %a 26 %b 79 %c

Betriebe mit Grassilage 14 % 2 % 7 % 4 %

Tab. 3 | Beschreibung der Gruppen aus der Clusteranalyse

Milch_gf= Milch aus dem grundfutter; hff = hauptfutterflächea,b,c,d für jede Variable sind werte ohne gleiche Buchstaben signifikant verschieden (P<0,05).Die Blautöne veranschaulichen die unterschiedlichen werte der Variablen, welche der gruppierung dienten.

Ration Milch/ha (kg) Verhältnis (%)

Talgebiet1/3 Mais 11 100 100

100 % Gras 10 200 92

Mittlere Lagen 1/3 Mais 8600 100

100 % Gras 6800 80

Tab. 4 | Erwartete Flächenproduktivität in Abhängigkeit der Fütte-rungsweise und der Höhenlage, berechnet aufgrund der Abnahme des Maisertrags sowie der Abnahme des Ertrags und der Qualität des Grünlands mit zunehmender Höhe über Meer

futterration für eine standard-Laktationskurve, berechnet mit dem fütterungsplan PAff-Agridea 2009 für eine Kuh nach mehreren Laktationen mit 680 kg gewicht beim Abkalben, mit einer jährlichen Milchleistung von 7500 kg und einem zyklus von 365 Tagen. Die erträge stammen aus den «grundlagen für die Düngung»; die wiesen sind ausgewogen mit raigras im Talgebiet (mittleres stadium = 4) und gras-reich ohne raigras in Berglagen (mittleres stadium = 4).

Page 16: Heft 2 Februar 2012

80

Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

den, wie es die Beispiele des Waldhofs oder die Studie

von Horan et al. (2005) an Vollweidesystemen in Irland

zeigen. Im letztgenannten Versuch produzierten die

Holsteinkühe mit Nordamerikanischer Genetik mit

wenig Kraftfutter (300 kg pro Milchkuh und Jahr) unge-

fähr 11 500  kg Milch/ha mit 6700  kg Milch pro Kuh

gegenüber 9800 kg Milch/ha mit 7900 kg Milch pro Kuh

bei reichlicher Kraftfuttergabe (1300  kg pro Milchkuh

pro Jahr). Ein höherer Tierbesatz pro Hektar reduziert

zwar die individuelle Produktion, erhöht aber die Milch-

produktion pro Hektar dank einer besseren Nutzung des

verfügbaren Grases. Wenn die Kühe nur 90 % ihrer Auf-

nahmekapazität fressen können, verwerten sie 77 % des

verfügbaren Grases, statt 58 % bei vollständig abgedeck-

ter Aufnahmekapazität (Delagarde et al. 2006). Um die

Effizienz noch weiter zu steigen, könnten noch Interak-

tionen zwischen der Genetik der Tiere und dem Produk-

tionssystem berücksichtigt werden (Horan et al. 2005,

Delaby et al. 2009).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die Effizienz der Futterbaufläche wird für die Milchbe-

triebe im Kanton Freiburg stark durch die Höhenlage

beeinflusst. Die landwirtschaftliche Praxis hat aber auch

einen starken Einfluss auf die Flächenproduktivität. Die

Milchproduktion aus dem Grundfutter pro Kuh spielt

eine sehr wichtige Rolle für die Flächenproduktivität,

unabhängig vom Produktionssystem.

Gegenwärtig haben Freiburger Talbetriebe mit hoher

Milchproduktion und mit Einsatz von Maissilage anschei-

nend eine gute Produktionstechnik. Umgekehrt könn-

ten Weidebetriebe ihre Leistung steigern, indem sie das

Weidemanagement verbessern und Kraftfutter gezielt

und in begrenzter Menge zufüttern.

Die Flächenproduktivität ist ein Mass für die Nach-

haltigkeit von Betrieben, da sie die effiziente Verwer-

tung der Ressourcen widerspiegelt. Sie sollte jedoch

nicht das einzige Ziel der Landwirte sein. Letztlich geht

es darum, ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit,

Freude an der Arbeit und Umweltschutz zu finden. n

Abb. 5 | Ein ungenügendes Weidemanagement kann zur Verschwendung von Grünfutter führen: zum Beispiel, wenn der Weidedruck unge-nügend ist (Geilstellen) oder wenn die Kühe zu hoch gewachsenes Gras fressen.

Page 17: Heft 2 Februar 2012

81

Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012

Literatur b Delaby L., Faverdin P., Michel G., Disenhaus C. & Peyraud J.L., 2009. Effect of different feeding strategies on lactation performance of Holstein and Normande dairy cows. Animal 3, 891–905.

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b Gazzarin C. & Schick M., 2004. Systèmes de production laitière en région de plaine, comparaison de la rentabilité et de la charge de travail. Rapport FAT 608, 1–12.

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b Huguenin O., 2003. Production laitière à l’hectare, méthode de calcul et résultats du concours. Journée herbagère ADCF-SRVA 1054, Moudon.

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b Weiss D., Dorfner G., Auerswald K. & Thomet P., 2008. Flächenprodukti-vität – Milch von 499 bayrischen Betrieben. Journée ADCF 52, Zollikofen, 71–74.

Efficiency of forage surface area

in dairy systems in the canton of

Fribourg, Switzerland

Milk output per hectare of forage

surface area is a means of measuring

the efficiency of dairy production. The

aim of this study is to identify which

factors are decisive in the variation of

surface-area productivity practised in

the canton of Fribourg in Switzerland.

The analysis is based on a survey of

266 dairy farms which was conducted

during the period 2002–2009. Altitude

is, as expected, a significant structural

factor, constraining milk output per

hectare because of lower grassland

yield and quality. Lowland farms which

use maize silage and moderate

amounts of concentrate are, on

average, more efficient. Some of the

grass-based farms achieve similar

levels of efficiency, but many still have

room for improvement. Although high

efficiency is attainable with individu-

ally-medium-yielding cows, a positive

correlation was observed between

milk output per hectare and cows’

forage-based milk yield. In conclusion,

it appears that irrespective of local

pedoclimatic factors and type of

system, surface-area productivity is

highly dependent on farmers’ ability to

optimise their own production system.

Key words: dairy production, produc-

tion system, forage, grassland, local

ressources, efficiency.

Efficacia della superficie foraggera del

sistema lattiero nel canton Friborgo

La produttività di latte per ettaro è un

criterio per valutare l’efficacia della

superficie foraggera del sistema

lattiero. Obiettivo di questo studio è di

evidenziare i suoi principali fattori che

determinano la variazione di produtti-

vità della superficie nel canton Fri-

borgo. L’analisi si basa su un sondag-

gio tra 266 aziende nel periodo tra il

2002 ed il 2009. Il livello del mare è,

come presupposto, uno dei principali

fattori strutturali che limita l’area di

produttività a causa della minore

qualità dei prati da foraggio. Le

aziende in pianura che usano insilato

di mais e moderate quantità di

concentrati sono in media più effi-

cienti. Aziende maggiormente erbag-

giere raggiungono parzialmente gli

stessi livelli di efficienza, ma molte di

loro presentano ancora margini di

miglioramento, anche se delle mucche

con una produzione individuale di latte

media possono raggiungere elevate

prestazioni. Pertanto la nostra inchie-

sta ha mostrato una chiara e positiva

relazione tra la produzione di latte per

ettaro e la produzione di latte indivi-

duale ottenuta da razione di base. In

conclusione, a parte i fattori pedo-

climatici, la produttività per ettaro

sembra fortemente influenzata dalla

capacità degli agricoltori di ottimizzare

il loro sistema di produzione, indipen-

dentemente dal tipo di sistema.

Page 18: Heft 2 Februar 2012

82 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012

E i n l e i t u n g

Dem individuellen Kartoffelbestand eine an die Jahres-

witterung, die Standortsbedingungen sowie an den

Sortentyp angepasste Stickstoffmenge (N) anzubieten,

ist eine grosse Herausforderung auch für die professio-

nellere Produktion. Wegen weitem Reihenabstand und

schwach, nicht tief reichendem Wurzelwerk nimmt die

Kartoffel bis 60 % des verfügbaren N auf (Vos 1997). Bis

zu einer Staudenhöhe von 10 cm ist die N-Aufnahme

dank der Versorgung durch die Mutterknolle sehr

gering. Anschliessend ist sie während vier bis fünf

Wochen sehr hoch (Walther et al. 1996). Die Kartoffel

reagiert mit ihrer Ertragsleistung vergleichsweise stark

auf N-Mangel. Zu hohes N-Angebot bewirkt ein zu

üppiges Krautwachstum. Als Konsequenz sind die Knol-

lenentwicklung und damit die Abreife der Pflanzen

verzögert. Nicht von den Wurzeln aufgenommer N

kann durch Lachgasverluste oder Nitratauswaschung

verloren gehen, was Luft und Wasser belastet. Nitrat-

Richtlinie in den EU-Ländern (1991) oder die Einfüh-

rung der Suisse-Bilanz als Nachweis über die betriebli-

chen Mengen an N und Phosphor im Rahmen des

ökologischen Leistungsausweis sind seit einiger Zeit

zum Schutz der natürlichen Ressourcen eingeführt wor-

den. Verbesserungen sind in vielen Ländern nachgewie-

sen worden. Landwirtschaftliche Dünger tragen zum

Nährstoffeintrag in Oberflächengewässer und ins

Grundwasser bei. Produzentinnen und Produzenten

sind sich ihrer Verantwortung heutzutage bewusst. Sie

optimieren ihre Produktion möglichst kosten- und qua-

litätsbewusst. Die Nährstoffversorgung ist von einigen

nicht oder nur beschränkt beeinflussbaren Faktoren

abhängig. Bedeutende Einflussfaktoren sind zum Bei-

spiel die Jahreswitterung, die Bodenart, die Nachliefe-

rung aus dem Abbau von organischer Substanz, die

Bewirtschaftungsmassnahmen (Anbautechnik, Bewäs-

serung) sowie Kenntnisse zum N-Bedarf der angebau-

ten Sorte.

Viele Untersuchungen und Modellansätze haben

das Verständnis der N-Umsetzung im Boden auch bei

Kartoffeln verbessert (Haverkort und MacKerron 2000).

Übersicht über die Kartoffelversuchsparzelle 2008 in Reckenholz. (Foto: ART)

Thomas Hebeisen1, Theodor Ballmer1, Roger Wüthrich1 und Brice Dupuis2, 1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich2Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, 1260 Nyon

Auskünfte: Thomas Hebeisen, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 74 50

Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung

P f l a n z e n b a u

Page 19: Heft 2 Februar 2012

Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau

83

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012

Vos und MacKerron (2000) zeigten, dass die N-Ausnut-

zungseffizienz durch eine Aufteilung der N-Gaben

sowie durch zusätzliche Boden- (z. B. Nmin) und ver-

schiedene Pflanzenanalysen verbessert werden kann.

Damit soll die immer wieder auftretende Variabilität im

N-Angebot gepuffert werden. Die Qualitätsbeeinflus-

sung durch die applizierte N-Düngung ist in vielen

Untersuchungen nachgewiesen worden. Ein N-Über-

schuss kann Zwiewuchs, Hohlherzigkeit und die Beschä-

digungsanfälligkeit fördern (zum Beispiel Kolbe 2001).

Ziel der N-Bedarfsversuche der Agroscope For-

schungsanstalten ist es, den sortentypischen N-Bedarf

von neuen Speise- und Verarbeitungssorten zu ermit-

teln. Eine Übernahme von Angaben ausländischer

Züchter oder Forschungsinstituten in die Schweiz ist

wegen unterschiedlicher Temperatur- und Nieder-

schlagsverhältnisse, Standorts- (z. B. Bodenart) und

Bewirtschaftungspraktiken nicht möglich (zum Beispiel

van Loon 1994). Unterschiedliche agrarpolitische Rah-

menbedingungen zum Beispiel zum Schutz der natürli-

chen Ressourcen sind mit zu berücksichtigen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

2008 und 2009 wurden auf den Versuchsbetrieben Chan-

gins-Nyon (Cgi, VD) und Reckenholz (Re, ZH) N-Bedarfs-

versuche mit neuen Speisekartoffelsorten durchgeführt.

Die Versuchsstandorte wiesen vergleichbare Bodenarten

auf. In Changins wurden Phosphor (80–100 kg P2O5),

Kalium (300–400 kg K2O) und Magnesium (25 – 30 kg Mg)

im Herbst in Form von Handelsdüngern gemäss den

GRUDAF-Normen (Flisch et al. 2009) zugeführt. Im

Reckenholz wurde im Herbst jeweils 25 t Kompost als

Grunddüngung ausgebracht. Die Böden der beiden

Standorte sind mit P und K als genügend gut versorgt zu

betrachten. Die pH-Werte waren in den Versuchsparzel-

len im schwach-alkalischen Bereich. Die Böden sind

bezüglich Stickstoffdynamik als «ausreichend/normal»

zu bezeichnen (Flisch et al. 2009).

Im 2008 wurde in Changins am 28. April beziehungs-

weise im Reckenholz am 5. Mai gepflanzt. Im 2009

wurde die beiden Versuche am 6. und 7. April gepflanzt.

Von jeder Sorte wurde in vier Wiederholungen eine Ver-

suchsfläche mit 50 Knollen (Cgi) sowie von 100 Knollen

(Re) ausgepflanzt. Der Pflanzabstand betrug 33 cm (400

Pflanzen pro Are).

Folgende N-Verfahren wurden unterschieden:

N0 = keine N-Düngung // N_B80 = 80 kg Biorga Quick

(12 % organischer N) // N80 = 80 kg N, N120 = 120 kg N,

N160 = 160 kg; N200 = 200 kg N als Ammoniumnitrat

(27,5 % N). Die Teilmengen wurden bereits vor oder

2008 und 2009 untersuchten die beiden

Forschungsanstalten Agroscope Changins-

Wädenswil ACW und Agroscope Reckenholz-

Tänikon ART in Feldversuchen an den

Standorten Changins-Nyon (VD) und in

Zürich-Reckenholz den sortenspezifischen

Stickstoff (N)-Bedarf von Gourmandine, Jelly,

Laura sowie Lady Jo (nur in Changins). Die

N-Verfahren variierten von 0 bis 200 kg N pro

Hektare. Alle Sorten reagierten auf die

zunehmende N-Versorgung mit einem

höheren Roh- und Marktwarenertrag. Ab

einer N-Gabe von 120 kg/ha konnten jedoch

keine signifikanten Mehrerträge nachge-

wiesen werden. Die Sorte Gourmandine

erbrachte signifikant höhere Roh- und

Marktwarenerträge als Jelly und Laura.

Je höher die N-Versorgung, desto niedriger

waren die Stärkegehalte in den Knollen.

Knollen von N gedüngten Pflanzen wiesen

tendenziell eine leicht höhere Beschädi-

gungsanfälligkeit auf als Knollen aus den

ungedüngten Verfahren. Die Backfarben von

Pommes Chips hergestellt aus Knollen von

ungedüngten Pflanzen waren leicht heller als

von Knollen der gedüngten Pflanzen.

Die Sorten Gourmandine, Jelly und Laura

erbringen bei mittleren N-Gaben von 100 bis

120 kg N/ha hohe Marktwarenerträge. Diese

Versuche bestätigten den hohen Einfluss der

Jahreswitterung und der Standortsbedingun-

gen auf die Ertragsleistung der Kartoffel.

direkt nach der Pflanzung (40 kg N), bei einer Pflanzen-

höhe von 10 cm (fausthoch) sowie in kurzem Zeitabstand

vor dem Bestandesschluss ausgebracht.

Witterungsbedingungen und Wasserversorgung 2008

und 2009

Im 2008 verzögerte sich die Auspflanzung vor allem

wegen dem niederschlagsreichen April bis in die erste

Dekade Mai. In Changins ist der Versuch zu Beginn Juli

mit 30 mm bewässert worden. Die Niederschlagsvertei-

lung im Reckenholz war günstiger.

Im 2009 konnte wegen des niederschlagsarmen

Aprils sehr früh gepflanzt werden. Die Monate April bis

September waren alle überdurchschnittlich warm. Der

Jahresniederschlag war in Zürich sehr günstig verteilt,

während in Changins ab Ende Mai fünfmal mit jeweils 30

mm bewässert werden mussten.

Page 20: Heft 2 Februar 2012

Pflanzenbau | Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung

84 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012

Standorte unterscheiden sich in ihren Nmin-Gehalten

deutlich

Analysen von jeweils im April gezogenen Bodenproben

zeigten, dass in Changins niedrige Nmin-Gehalte (0–60 cm

Bodentiefe) von 20 (2008) beziehungsweise von 35 kg N/

ha (2009) vorhanden waren. Im Reckenholz lagen die

Nmin-Gehalte im Mai bei 88 (2008) beziehungsweise bei

sehr hohen 169 kg N/ha (2009). Die Bedingungen für die

Mineralisation des Bodenstickstoffs waren optimal.

Wegen der niederschlagsarmen Monate März und April

war vermutlich auch die N-Auswaschung niedrig.

Sortenspektrum und untersuchte Parameter

Die sortenspezifische Reaktion auf unterschiedliche

N-Gaben der Speisekartoffelsorten Gourmandine, Jelly

und Laura wurde untersucht. Alle drei Sorten zeichnen

sich durch eine hohe Ertragsleistung, eine gute Speisequa-

lität sowie eine gute Lagerungseignung aus. Sie sind alle

eher mittelspät bis mittelfrüh abreifend. Die für die Pom-

mes Chips Herstellung geeignete Sorte Lady Jo stand nur

in den Versuchen in Changins. Sie ist mittelfrüh abreifend.

Neben agronomischen Beurteilungen im Feld

wurde in Cgi auch der Chlorophyllgehalt (Hydro-N-Tes-

ter) indirekt durch die Grünfärbung der Blätter gemes-

sen (eine Messung pro Vegetationsperiode). Die che-

mische Krautvernichtung wurde in Changins in der

letzten Dekade Juli; im Reckenholz in der ersten

Dekade August chemisch durchgeführt. Das Ernte-

material wurde in Marktwarenertrag (Kaliber 42,5–

70  mm), Unter- (< 42,5 mm) beziehungsweise Über-

grössen (> 70 mm) aufgeteilt. Anhand von Mischproben

über die N-Verfahren wurden der Stärkegehalt und

die  Beschädigungsanfälligkeit mit dem Schütteltest

gemessen. Der Blauflecken-Index berechnet sich aus

dem Produkt der Beschädigungshäufigkeit mit der

Beschädigungsstärke der geschälten Knollen

(4 × 50 Knollen pro N-Verfahren). Ein Knollenmischmus-

ter von jedem Verfahren wurde jeweils während

135 Tagen (Talenton als Keimhemmungsmittel) einge-

lagert. Die Lagerungseignung wurde benotet und die

Gewichtsverluste gewogen.

Mit Frittierversuchen wurde die Rohstoffqualität

von 8° C gelagerten Knollen anhand der Backfarbe von

Pommes Chips (3 Min. bei 170 °C) unter Verwendung

der Wageninger Farbtafeln beurteilt. Eine Backfarbe

von Note 1 entspricht einem dunkelschwarzen bezie-

hungsweise eine Note von 9 einem sehr hellen Pom-

mes Chips.

N-Verfahren

N0

N_B

80N

80N

120

N16

0N

200 N0

N_B

80N

80N

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N16

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200 N0

N_B

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200 N0

N_B

80N

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N16

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(%)

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182008

2009

Jelly Lady Jo LauraGourmandine

< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm> 70 mm Stärkegehalt

Knol

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kege

halt

(%)

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182008

N0

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0

N0

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0

0

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8

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182009

N-Verfahren

Gourmandine Jelly Laura

< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm > 70 mm Stärkegehalt

Abb. 1a | Rohertrag und Stärkegehalt verschiedener Kartoffel-sorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge; Standort Changins; Versuchsjahre 2008 und 2009.

Abb. 1b | Rohertrag und Stärkegehalt verschiedener Kartoffelsor-ten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge, Standort Recken-holz, Versuchsjahre 2008 und 2009.

N-Verfahren

N0

N_B

80N

80N

120

N16

0N

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N_B

80N

80N

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N_B

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N16

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0

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Stär

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(%)

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182008

2009

Jelly Lady Jo LauraGourmandine

< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm> 70 mm Stärkegehalt

N-Verfahren

N0

N_B

80N

80N

120

N16

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200 N0

N_B

80N

80N

120

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200 N0

N_B

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80N

120

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200 N0

N_B

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80N

120

N16

0N

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0

100

200

300

400

500

600

700

800

8

10

12

14

16

18

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g (d

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400

500

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halt

(%)

8

10

12

14

16

182008

2009

Jelly Lady Jo LauraGourmandine

< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm> 70 mm Stärkegehalt

Page 21: Heft 2 Februar 2012

Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau

85Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012

weise von 9 % im Marktwarenertrag. Der abnehmende

Ertragszuwachs mit steigender N-Zufuhr wurde deutlich

sichtbar (Abb. 1). Mit 80 kg/ha Biorga Quick gedüngte

Pflanzen erbrachten absolut vergleichbare Roh- und

Marktwarenerträge wie die mit derselben Menge an

mineralischem N gedüngten Pflanzen. Die Sorte Gour-

mandine war signifikant ertragsstärker als die beiden

anderen Sorten Jelly und Laura. Die relativen Unter-

schiede zwischen den beiden Standorten im Roh- bezie-

hungsweise im Marktwarenertrag waren vor allem bei

der Kontrolle ohne N-Düngung mit 63 % respektive 87 %

sehr gross. In den mit N gedüngten Parzellen schwank-

ten sie zwischen 25 und 30 %. Dies ist vermutlich durch

das höhere Nmin-Angebot und das ausgeglichenere

Wasserangebot in beiden Versuchsjahren am Standort

Re zurückzuführen.

Im Durchschnitt der beiden Versuchsjahre und Stand-

orte betrug der relative Marktwarenanteil am Rohertrag

ohne N-Düngung 73,6 %, während er bei einer Gabe von

80 kg N auf 78 % anstieg. Bei zunehmender N-Versor-

gung hätten wir einen höheren Anteil an übergrossen

Knollen erwartet wie wir es in den Düngungsversuchen

2005 bis 2007 beobachtet hatten (Dupuis et al. 2009).

Dies war aber nur am Standort Reckenholz ersichtlich.

An beiden Standorten wurden maximale Roherträge

bereits bei niedrigerem N-Niveau erreicht. Der zusätzli-

che N konnte sich gar nicht mehr auswirken (Abb. 1a, b).

Ungedüngte Pflanzen hatten hellere Blätter

Nicht mit N gedüngte Pflanzen wiesen im Durchschnitt

der vier Sorten in beiden Jahren niedrigere Messwerte

«Chlorophyllgehalte» (Ø 502) auf als die gedüngten

Statistische Auswertungen

Alle Daten wurden gemeinsam statistisch ausgewertet,

da insbesondere allfällige Wechselwirkungen zwischen

den Sorten und der gedüngten N-Menge der beiden

Versuchsjahre und Standorte interessant sind. In den

Grafiken sind die Ergebnisse getrennt dargestellt, damit

vor allem jahres- und standortsbedingte Unterschiede in

der Wasserverfügbarkeit und in der Stickstoffnachliefe-

rung besser ersichtlich sind. Die Varianz der Daten wurde

auf Normalverteilung (SAS) geprüft. Als Signifikanzni-

veau wurde eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %

angenommen. R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Einfluss der N-Verfahren auf Gesamt- und Marktwa-

renertrag

Im Durchschnitt der verschiedenen Sorten und N-Verfah-

ren waren die Roherträge im 2008 um 45 % niedriger als

im 2009. Dies lässt sich wahrscheinlich durch die späte

Pflanzung und die nicht optimalen Bodenbedingungen

vor und nach der Pflanzung erklären. Über beide Jahre

erzielten die Sorten im Durchschnitt am Standort Chan-

gins einen um 38 % niedrigeren Rohertrag als im Recken-

holz. Dies erklärt sich vor allem durch die deutlich nied-

rigeren Knollenerträge im 2008 in Changins (Abb. 1).

Gemittelt über die N-Verfahren und alle Sorten bewirkte

eine N-Gabe von nur gerade 80 kg N einen Mehrertrag

von 25 % im Roh- beziehungsweise von 28 % im Markt-

warenertrag im Vergleich zur ungedüngten Kontrolle.

Die Steigerung der N-Gabe von 80 kg auf 200 kg bewirkte

einen Mehrertrag von weiteren 8 % im Roh- beziehungs-

Intensität der Grünfärbung der Blätter 0 100 200 300 400 500 600 700

N-V

erfa

hren

N0

N_B80

N80

N120

N160

N200

GourmandineJelly Laura Lady Jo

Abb. 2 | Intensität der Grünfärbung der Blätter verschiedener Kartoffelsorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge; Standorte Changins, Mittelwert aus jeweils einer Messung pro Vegetationsperiode mit dem N-Hydro-Tester.

Page 22: Heft 2 Februar 2012

86

Pflanzenbau | Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012

Pflanzen (Ø 589). Eine relative Unterversorgung mit N

war damit erkennbar. Die Intensität der Grünfärbung

der Blätter wurde aber auch durch den Genotyp beein-

flusst. Die beiden Sorten Lady Jo und Gourmandine wie-

sen unabhängig von der gedüngten N-Menge immer

hellere Blätter auf (Abb. 2). Zwischen den beiden Jahren

wurde ein geringer Unterschied in der Grünfärbung

beobachtet (2008: Ø 563; 2009: Ø 559). Mit nur einer

Punktmessung im Wachstumsverlauf konnten die Unter-

schiede in den gedüngten Verfahren ab einer Versor-

gung von 120 kg N nicht deutlich erkannt werden.

Goffart et al. (2008) berichtete, dass eine Differenzie-

rung wegen dem Luxuskonsum der Pflanzen von Nitrat

nicht nachgewiesen werden kann. Allfällige Unter-

schiede im N-Versorgungsgrad wären erst gegen Ende

des Wachstumsverlaufs deutlicher erkennbar. Verschie-

dene Einflussfaktoren wie Standorts-, Witterungs- und

Bewirtschaftungsbedingungen sind bekannt, die diese

Messwerte beeinflussen können.

N-Verfahren beeinflussten die Beschädigungsanfällig-

keit geringfügig

Knollen der ungedüngten Pflanzen wiesen mit einem

durchschnittlichen Index von 25 die geringste Beschädi-

gungsanfälligkeit auf. Die insgesamt geringen Unter-

schiede waren jedoch nur zwischen ungedüngt (Ø 25)

und gedüngt (Ø 32) zu erkennen. Innerhalb der Knollen

der gedüngten Verfahren traten im Durchschnitt der

Sorten keine Unterschiede auf. Diese Indexwerte liegen

im unteren Bereich der Kategorie «mittlere Beschädi-

gungsanfälligkeit» und bestätigten, dass die Knollen der

untersuchten Sorten insgesamt wenig beschädigungsan-

fällig sind. Diese Ergebnisse bestätigten ihre Einstufung

in der Sortenliste (Hebeisen et al. 2011).

Lagerungseignung wurde durch N-Verfahren nicht be-

einflusst

Im Durchschnitt der vier Sorten wiesen die Knollen des

ungedüngten Verfahrens eine Lagerungsnote von 3,5

und einen Gewichtsverlust von 5,9 % nach einer jeweils

135-tägigen Lagerungszeit auf. Knollen aus den mit

200 kg N gedüngten Verfahren lagerten sich tendenziell

eher besser (3,1) und verloren 5,8 Gewichtsprozente

während der Lagerung.

Sortenspezifische Unterschiede in der Lagerungseig-

nung und Auswirkungen der Jahreswitterung sind

bedeutender als die Effekte, die durch eine zu hohe

N-Versorgung verursacht werden.

Knollen der Sorten Laura (Ø 6,8 %) und Jelly (Ø 6,1 %)

zeigten höhere Gewichtsverluste am Lager als diejeni-

gen von Lady Jo (Ø 5,7 %) beziehungsweise von

Gourmandine (Ø 4,9 %).

Hellste Pommes Chips aus Rohstoff von ungedüngten

Pflanzen

In beiden Versuchsjahren wiesen die Pommes Chips her-

gestellt aus den Knollen der ungedüngten Verfahren mit

einer Backfarbe von Note 5,4 die beste Verarbeitungs-

eignung auf. Mit zunehmender N-Versorgung ver-

schlechterte sich die Backfarbe im Durchschnitt der drei

Speisekartoffelsorten von Note 5,3 (80 kg N) auf Note 5

(200 kg N). Diese Verschlechterung der Pommes Chips-

Backfarbe war mit dem Knollenmaterial der beiden

Standorte festzustellen. Diese Ergebnisse stehen im

Gegensatz zu den Untersuchungen von Walther und

Maag (1990) mit den Sorten Bintje und Eba. Sie konnten

weder einen Einfluss der N-Menge noch des Zeitpunktes

der Applikation auf die Pommes Chips-Backfarbe fest-

stellen.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

In den GRUDAF 2009 richten sich die N-Düngungsnormen

am ökonomischen Optimum aus. Dieses berücksichtigt

Zielkonflikte wie Ertrags-, Qualitätssicherung und Mini-

mierung der N-Verluste am besten. Der Ertrag bei Nopt

ist damit immer niedriger als der Maximalertrag. Steige-

rungen bis zur Nopt-Menge verhindern, dass nach der

Ernte noch hohe Restmengen an N vorhanden und damit

ein Auswaschungsrisiko besteht (Richner et al. 2010).

Unsere Versuche bestätigen, dass die Ertragsleistung

von Kartoffeln stark durch die jahres- und standortsbe-

dingte Variabilität in der N-Nachlieferung aus der orga-

nischen Substanz beeinflusst wird. Die Speisekartoffels-

orten Gourmandine, Jelly, Laura sowie die

Verarbeitungssorte Lady Jo setzen die gedüngten Nähr-

stoffe gut um. Sie erzielen hohe Marktwarenerträge

bereits ab einer N-Gabe von 100 kg bis 120 kg N.

Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ist es

sinnvoll, die vorgesehene N-Menge möglichst in Teil-

mengen aufzuteilen. Mögliche Anpassungen an die jah-

res- und standortspezifische N-Mineralisation können

für die weiteren N-Gaben berücksichtigt werden.

Die N-Düngung der Sorten Gourmandine, Jelly, Laura

und Lady Jo ist nach der Formel 160 kg minus Nmin-

Gehalt (0–60 cm) zu bemessen. Die Standorte, die heute

für den Kartoffelbau genutzt werden, weisen in Jahren

mit günstigen Temperatur- und Niederschlagsverhältnis-

sen ein hohes N-Nachlieferungspotenzial auf. Bereits mit

geringen N-Mengen können hohe Marktwarenerträge

mit guter Speise- und Verarbeitungsqualität gesichert

werden. In Jahren mit hoher Nitratauswaschung in den

Wintermonaten und einer späten Pflanzung in wenig

erwärmte Böden kann eine erhöhte N-Düngung gerecht-

fertigt sein. n

Page 23: Heft 2 Februar 2012

87

Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012

Risposta delle nuove varietà di patate omolo-

gate alle variazioni nell'apporto d’ azoto

Nel 2008 e nel 2009, le stazioni di ricerca

Agroscope Changins-Wädenswil ACW e

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART hanno

condotto diverse prove in campo presso i siti di

Changins-Nyon (VD) e Zurigo-Reckenholz

concernenti il fabbisogno di azoto (N) specifico

delle varietà Gourmandine, Jelly, Laura e Lady

Jo (solo a Changins). Gli apporti di N variavano

da 0 a 200 kg N/ha. Per tutte le varietà, un

aumento dell'apporto di N era associato a una

maggiore resa lorda e commerciabile. Nessun

aumento significativo delle rese si osserva con

apporti di N superiori a 120 kg/ha. La varietà

Gourmandine ha ottenuto una resa lorda e

commerciabile significativamente superiore

rispetto alle varietà Jelly e Laura. Più alto era

l'apporto di N e minori erano i tenori di amido

nei tuberi. L’apporto di azoto provoca una

sensibilità dei tuberi al danneggiamento

tendenzialmente superiore rispetto a quelli

senza apporto. Il colore alla frittura delle

patatine ottenute da tuberi di piante non

concimate risultava leggermente più chiaro di

quello dei tuberi di piante concimate.

Con un apporto di N compreso tra 100 e

120 kg/ha le varietà Gourmandine, Jelly e

Laura raggiungono un’elevata resa commercia-

bile. Queste prove confermano come il

potenziale di resa della patata sia influenzato

in modo importante dalle condizioni climatiche

annuali e dal sito di produzione.

Literatur b Dupuis B., Reust W., Hebeisen T. & Ballmer T., 2009. Stickstoffdüngung bei neuen Kartoffelsorten: Ertrag und Qualität. Agrarforschung 16 (11–12), 484 – 9.

b Flisch R., Sinaj S., Charles R. & Richner W., 2009. GRUDAF 2009. Grund-lagen für die Düngung im Acker- und Futterbau. Agrarforschung 16 (2), 1–97.

b Goffart J.P., Olivier M. & Frankinet M., 2008. Potato crop nitrogen status assesment to improve N fertilization management and efficiency: past-present-future. Potato Research 51, 355 – 83.

b Haverkort A.J. & MacKerron D.K.L., 2000. Management of nitrogen and wa-ter in potato production. Wageningen, Wageningen Pers, The Netherlands, 353 p.

b Hebeisen T., Ballmer T., Musa T., Torche J.M. & Schwaerzel R., 2011. Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2012. Beilage der Agrarfor-schung Schweiz.

b Kolbe H., 2001. Düngung zu Kartoffeln. Kartoffelbau 52 (3), 88–91. b Richner W., Flisch R., Sinaj S. & Charles R., 2010. Ableitung der Stick-stoffdüngungsnormen von Ackerkulturen. Agrarforschung Schweiz 1 (11–12), 410 – 5.

b Van Loon C.D., 1994. N-Düngung von Kartoffeln – Erfahrungen aus den Niederlanden. Kartoffelbau 45 (2), 58–60.

b Vos J., 1997. The nitrogen response of potato (Solanum tubersosum L.) in the field: nitrogen uptake and yield, harvest index and nitrogen concent-ration. Potato Research 40, 237–48.

b Vos J. & MacKerron D.K.L., 2000. Basic concepts of the management of supply of nitrogen and water in potato production. In: Haverkort A.J. and MacKerron (eds). Management of nitrogen and water in potato produc-tion. Wageningen, The Netherlands, p 15 – 33.

b Walther U., Schubiger F.X. & Jäggli F., 1996. N-Aufnahme durch Kartof-feln und Nmin-Gehalte des Bodens. Agrarforschung 3 (2), 61–64.

b Walther U. & Maag W., 1990. Ertrag und Qualität von Kartoffeln in Abhängigkeit des Nmin-Gehaltes des Bodens sowie des Zeitpunktes und der Höhe der Stickstoffdüngung. I. Qualität der Knollen. Landwirtschaft Schweiz 3 (10), 567–75.

b Walther U., 1990. Ertrag und Qualität von Kartoffeln in Abhängigkeit des Nmin-Gehaltes des Bodens sowie des Zeitpunktes und der Höhe der Stick-stoffdüngung. I. Nmin-Gehalte des Bodens und Ertrag. Landwirtschaft Schweiz 3 (6), 323–30.

Reaction of newly registered potato varieties to

different nitrogen supplies

In 2008 and 2009, in field trials at the Changins-

Nyon (Vaud canton) and Zurich-Reckenholz sites,

respectively, the two research stations of Agro-

scope Changins-Wädenswil ACW and Agroscope

Reckenholz-Tänikon ART investigated the variety-

specific nitrogen (N) requirement of the potato

varieties Gourmandine, Jelly, Laura and Lady Jo

(the latter at Changins only). The N levels varied

from 0 to 200 kg N per hectare. All varieties reacted

to the increasing N supply with a higher gross- and

marketable yield. From an N-application level of

120 kg/ha onwards, however, no significant surplus

yields were demonstrated. The Gourmandine

variety produced significantly higher gross- and

marketable yields than Jelly and Laura. The higher

the N supply, the lower the starch content of the

tubers. Tubers from plants fertilised with N tended

to exhibit a slightly higher brushing susceptibility

than those from the non-fertilised treatment.

Crisps made from the tubers of non-fertilised

plants were slightly lighter in crisp colour than

those of the tubers of the fertilised plants.

The Gourmandine, Jelly and Laura varieties

produce high marketable yields at average N-appli-

cation levels of 100 to 120 kg N/ha. These trials

confirm the significant influence of the weather

over the year as well as the site conditions on

potato yields.

Key words: potato, N fertilisation, field experi-

ments, storability, crisp colour.

Page 24: Heft 2 Februar 2012

88 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

E i n l e i t u n g

Eine Auswertung der wichtigsten agronomischen und

wirtschaftlichen Faktoren, welche die Attraktivität des

Futtergetreideanbaus beeinflussen können, hat gezeigt,

wie hoch der Stellenwert des Naturalertrags von Gerste

im Vergleich zu den übrigen Futterpflanzenarten (Col-

laud, 2000) ist. Unterstrichen wurde insbesondere die

Notwendigkeit, die Konkurrenzfähigkeit dieser Kultur

gegenüber dem Futterweizen zu stärken. Der wirtschaft-

liche Druck hat die Produktionssektoren veranlasst, der

Sortenwahl mehr Bedeutung zuzumessen, dies zwecks

Sicherstellung hoher und stabiler Erträge, einer qualita-

tiv hochwertigen Produktion und raschen Nutzung der

neuen Sorten. Die empfohlene Sortenliste für Gerste der

Schweiz unterscheidet drei Sortentypen: die zweizeili-

gen Wintersorten, die sechszeiligen Sorten, die soge-

nannten Wintergersten, und die zweizeiligen Sommer-

sorten (Hiltbrunner et al. 2010). Collaud (2000) zeigte

die Bedeutung des Faktors Sorte bezüglich Hektoliterge-

wicht und Tausendkorngewicht auf. Diese Parameter

können auch durch die Saatdichte und den Saattermin,

die sich auf die Bestockung auswirken, beeinflusst wer-

den. Collaud (1995) beobachtete, dass eine erhöhte

Bestandesdichte zu frühem Ährenschieben führte und

das Tausendkorngewicht von Sommergersten negativ,

das Hektolitergewicht jedoch kaum beeinflusste. Zwi-

schen Sorte und Saatdichte kam es zu keinen Wechsel-

wirkungen. Sorte und Saatdichte haben keinen Einfluss

aufeinander. Hingegen förderte eine zu hohe Dichte die

Lagerung und minderte dadurch den Ertrag (Collaud

1993). Absorbiert das Korn die gleiche Stickstoffmenge,

ändert sich der Stickstoffstatus von einem Typ zum

andern. So weisen die sechszeiligen Sorten einen tiefe-

ren Stickstoffgehalt auf (Le Gouis 1992).

Für eine optimale Sortenwahl und Kulturführung

von Gerste empfiehlt es sich, die Kulturmassnahmen auf

die Ertrags- und Qualitätsziele der Ernte abzustimmen.

Zweizeilige und sechszeilige Gerstensorten zeigen sowohl in Bezug auf den Ertrag wie auf die Körner-qualität verschiedene Leistungen.

Raphaël Charles, Jean-François Collaud, Lilia Levy Häner und Sokrat Sinaj,

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon

Auskünfte: Jean-François Collaud, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 44 44

Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste

P f l a n z e n b a u

Page 25: Heft 2 Februar 2012

Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau

89

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

Um einen Überblick der Kulturmassnahmen

von Wintergerste und insbesondere der

Unterschiede zwischen sechs- und zweizeili-

gen Wintergersten zu geben, wurden in

Changins und Goumoëns in den Jahren 2005

bis 2007 Versuche durchgeführt. Die sechs-

und zweizeiligen Sorten unterscheiden sich

im Ertrag, in der Ertragsbildung und in den

Qualitätsfaktoren. Eine Saatdichte zwischen

150 und 300 Körnern/m² reichte im Allgemei-

nen aus. Bei günstigen Produktionsbedingun-

gen kann eine höhere Saatdichte positiv für

die sechszeilige Sorte sein. Beide Sortenty-

pen sprachen in gleicher Weise auf die

Stickstoffdüngung an. Eine verstärkte

Düngung führte bei günstigen Wachstumsbe-

dingungen, insbesondere in Bezug auf die

Wasserversorgung, zu hohen Erträgen.

Der höhere Ertrag der sechszeiligen Sorte

wurde mit der Bildung einer höheren

Kornzahl erklärt. Die höhere Bestockung der

zweizeiligen Sorte und schwerere Körner

reichten nicht aus, um die tiefere Kornzahl

pro Ähre auszugleichen.

Die zweizeilige Sorte produzierte grössere

Körner und wies höhere Gehalte an Protein,

Fett und Mineralstoffen aus. Letztere wurden

durch die Stickstoffdüngung beeinflusst,

während die Saatdichte keinerlei Auswir-

kung hatte. Diese Daten wurden mit den

Referenzdaten der Schweizerischen Futter-

mitteldatenbank sowie den Düngungsgrund-

lagen verglichen.

Da Gerste im Allgemeinen zur Herstellung von Malz

(Brauerei) verwendet wird, sind kaum Literaturhinweise

bezüglich der Produktion zu Futterzwecken vorhanden.

Während drei Jahren wurden deshalb Versuche durch-

geführt, um Bilanz über die Auswirkungen der Faktoren

Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung auf die beiden

Gerstensortentypen zu ziehen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Die Versuche wurden in den Jahren 2005 bis 2007 an den

Standorten Changins (420 m ü. M.) und Goumoëns (600

m ü. M.) durchgeführt. Eine sechszeilige Sorte wurde sys-

tematisch mit einer zweizeiligen Sorte verglichen. Im Jahr

2005 waren dies in Changins die Sorten Fridericus (sechs-

zeilig) und Boréale (zweizeilig) und in Goumoëns die Sor-

ten Laverda (sechszeilig) und Verticale (zweizeilig). In

den Jahren 2006 und 2007 wurden Franziska (sechszeilig)

und Verticale (zweizeilig) für beide Versuchsstandorte

gewählt. Die Versuche umfassten drei Saatdichten,

nämlich 150, 300 und 450 Körner/m², was einer gerin-

gen, mittleren und hohen Saatdichte entspricht. Bezüg-

lich Stickstoffdüngung wurden vier Varianten mitein-

ander verglichen: 0N, empfohlene N-Menge (Nempf),

Nempf-40 kg/ha, Nempf+40 kg/ha. Die einzelnen Versuchs-

parzellen von 15 m² waren als split-split-plot-Anlage mit

drei Wiederholungen gemäss folgender Rangordnung

angelegt: Sorte, Saatdichte, Stickstoffdüngung.

Die Bodeneigenschaften (Tab. 1) wurden gemäss

Referenzmethoden der Forschungsanstalten Agro-

scope (FAL et al. 2004) gemessen. Sie wurden bei der

Düngung mit den Grundelementen P, K und Mg

(Bodenanalyse AA+EDTA-Methode) gemäss Grundla-

gen für die Düngung im Acker- und Futterbau, GRUDAF,

berücksichtigt (Ryser et al. 2001). Die empfohlene Stick-

stoffdüngermenge gemäss oben benannten Grundla-

gen erreichte 110 kg N/ha mit Ausnahme von Gou-

moëns, wo sie sich im Jahr 2007 auf 90 kg N/ha belief.

Die Aussaat erfolgte systematisch während der letzten

Tage des Monats September. Die anderen anbaurele-

vanten Massnahmen (Grunddüngung, Pflanzenschutz)

erfolgten so, dass jede begrenzende Wirkung vermie-

den wurde. Ein starker Befall von Gelbverzwergungsvi-

rus setzte jedoch dem Versuch in Changins im Jahre

2007 ein Ende. Die Wetterbedingungen, die zum Ver-

ständnis der Resultate relevant sind (Tab. 1), betreffen

die generative Wachstumsphase von Wintergerste von

März bis Juni.

Folgende agronomische Variablen wurden auf jeder

Versuchsparzelle und jeder geernteten Probe erhoben:

Kornertrag (15 % Feuchtigkeit), Ährenanzahl pro Flä-

cheneinheit, Tausendkorngewicht und Proteingehalt

Page 26: Heft 2 Februar 2012

Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste

90 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

(FOSS 6500, FOSS NIRSystem, Inc., internes Labor).

Zusätzliche Qualitätsvariablen wurden auf durch-

schnittlichen Proben aus der Mischung von drei Wie-

derholungen chemisch untersucht. Der intermediäre

Düngungsgrad Nempf-40 und Nempf+40 wurde nicht

berücksichtigt. Der Nährstoffgehalt N, P, K und Mg im

Korn und im Stroh wurde gemäss Referenzmethoden

der Forschungsanstalten Agroscope (FAL et. al. 2004)

gemessen. Das Fett (Berntrop-Methode), die mehrfach

und einfach ungesättigten Fettsäuren, die Asche, die

Rohfaser und der Stickstoff (Faktor 6,25 x N) wurden im

Jahr 2006 bei beiden Versuchen durch das ALP-Labor

(Forschungsanstalt ALP 2011) untersucht.

Bei den agronomischen Parametern wurden für

jeden Versuch einzeln, sowie für die gesamte Versuchs-

anlage split-split-plot-Varianzanalysen (Gomez und

Gomez 1984) durchgeführt. Die vorliegenden Resultate

konzentrieren sich hauptsächlich auf Versuchsmittel-

werte und deren statistische Auswertung. Bei den Qua-

litätsparametern konnten durch die drei Faktorebenen

und die Berücksichtigung der Versuche als Wiederho-

lungsfaktor die Probenahmen ohne Wiederholung teil-

weise kompensiert werden.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Standörtliche Bedingungen

Im Jahr 2005 standen die Versuche in Changins auf

schwere und in Goumoëns auf mittel tonhaltige Böden,

mit einem hohen Gehalt an organischem Material

(Tab. 1). Mittel siltige Böden zeichneten die anderen Ver-

suche aus. Der sich nach Nährstoffgehalt ermittelte

Fruchtbarkeitsgrad war ausreichend, sogar hoch, mit

Ausnahme von Phosphor und Magnesium, die in den

Jahren 2006 und 2007 in Goumoëns nur mittelmässige

Werte erzielten.

Die meteorologischen Bedingungen (Tab. 1) zeigten

vor allem bei der Niederschlagsmenge starke Unter-

schiede, insbesondere im Jahr 2006. Im Jahr 2005 waren

die Wassermengen günstig für das Wachstum, 2006 war

Jahr StandortKlima Boden

Ø Temp. Nied. Ton pH O.S. P K Mg

°C mm % % mg/kg mg/kg mg/kg

2005 Goumoëns 13,0 189 28,8 7,0 5,6 88 124 169

Changins 14,1 247 51,0 7,4 4,1 57 220 284

2006 Goumoëns 13,1 338 24,3 6,8 3,0 38 137 113

Changins 14,3 330 22,5 7,8 1,8 104 147 155

2007 Goumoëns 13,6 227 22,5 5,7 2,6 39 154 85

Tab. 1 | Wichtigste klimatische und physikalisch-chemische Eigenschaften der Böden der Versuchsstandorte

0

20

40

60

80

100

0N Nempf-40 Nempf Nempf+40 0N Nempf-40 Nempf Nrempf+40

sechszeilig zweizeilig

Ertr

ag(q

/ha)

150

300

450

Abb. 1 | Ertrag in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte, Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 2007 in Changins und Goumoëns. Statistische Interpretation gemäss Tabelle 1.

Page 27: Heft 2 Februar 2012

Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau

91Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

In jedem Versuch wurde eine signifikante Wirkung der

Stickstoffdüngung beobachtet. Der signifikant höchste

Ertrag wurde ein Mal durch eine reduzierte Düngung

(Goumoëns 2005, Nempf-40, 62 q/ha) erreicht. Dies kann

mit einer optimalen Textur, einem neutralen pH-Wert,

einem hohen Gehalt an organischem Material und

einem hohen, durch günstige Wetterbedingungen her-

vorgerufenen Mineralisierungsgrad erklärt werden. Drei

Versuche zeigten, dass die optimale Düngung verstärkt

werden konnte (Nempf+40), was hohe Erträge von 66 q/ha

(Changins 2005), 109 q/ha (Goumoëns 2006) und 93 q/ha

(Changins 2006) ermöglichte. Das feuchte Frühlingswet-

ter im Jahr 2006 wirkte sich besonders günstig aus. Es

wird damit bewiesen, dass es sich lohnt, die Stickstoff-

düngung zu korrigieren, wenn der erzielte Ertrag

gegenüber dem Referenzertrag (60 q/ha) höher ausfal-

len kann (Sinaj et al. 2009; Richner et al.2010).

In Bezug auf den Ertrag reagierten beide Sorten in

ähnlicher Weise auf die veränderte Stickstoffdüngung.

Eine signifikante Interaktion konnte hingegen zwischen

Düngung und Saatdichte beobachtet werden. Bei einer

geringeren Saatdichte war die Stickstoffwirkung mar-

der Monat Juni trocken und folgte auf drei besonders

regnerische Monate, 2007 war der Monat April trocken.

Die Temperaturen zeigten weder während der betrach-

teten Periode noch während des Winters besonders

begrenzende Bedingungen.

Ertrag

Die sechszeilige Sorte lieferte gegenüber der zweizeili-

gen einen um 8 q/ha höheren Ertrag (Tab. 2; Abb. 1).

Dies entspricht den Resultaten der Sortentests (Hiltbrun-

ner et al. 2010). Im Vergleich zu einer Saatdichte von

450 Körnern/m² führte die Saatdichte von 150 Körnern/m²

zu einem signifikant tieferen Ertrag. In drei von fünf

Versuchen reichte eine geringe Saatdichte aus. Eine

höhere Saatdichte erlaubte es, in Changins im Jahr 2005

einen hohen Ertrag zu erzielen, während in Goumoëns

im Jahr 2006 eine mittlere Dichte optimal war. In diesen

beiden Versuchen wie auch in Goumoëns im Jahr 2007

interagierten Sorte und Saatdichte signifikant (P = 0,07

als Mittel der Versuche). Nur die sechszeilige Sorte profi-

tierte von der hohen Saatdichte und verzeichnete einen

signifikant höheren Ertrag.

Ertragdt/ha

ÄhrenAnzahl/m²

KörnerAnz. Körn./Ähre

KörnerAnz. Tausendkorn/m²

TKGg

HLGkg/100l

Proteine% TS

Sorte – S

6-zeilig 74,9 502,3 31,4 1,58 47,1 65,4 10,5

2-zeilig 67,0 637,7 20,4 1,25 53,2 66,8 11,3

** 7,3; * 5,1 ** 82,5; * 56,7 ** 2,4; * 1,6 ** 0,14; * 0,1 ** 0,6; * 0,4 ** 0,9; * 0,6 ** 0,4; * 0,3

Dichte – D

150 65,8 499,2 25,8 1,29 51,0 66,0 10,9

300 71,5 576,3 26,1 1,43 49,9 66,1 10,9

450 75,5 634,7 25,7 1,53 49,7 66,2 10,9

** 6,5; * 4,9 ** 75,6; * 56,3 p=0,83 ** 0,12; * 0,09 ** 0,7; * 0,5 p=0,38 p=0,61

N-Düngung-N

0 60,2 526,6 24,7 1,20 50,2 65,8 10,1

Nempf -40 N 69,6 1,40 49,9 66,0 10,6

Nempf 74,8 613,5 27,0 1,49 50,4 66,2 11,2

Nempf +40 N 79,1 1,58 50,2 66,5 11,8

** 5,7; * 4,3 ** 59,2; * 44,3 ** 3,1; * 2,4 ** 0,11; * 0,08 * 0,6 ** 0,6; * 0,4 ** 0,4; * 0,3

Wechselwirkungen

S x D p=0,07 p=0,30 p=0,38 * p=0,54 p=0,15 **

S x N p=0,16 p=0,44 p=0,30 ** * p=0,47 *

D x N * p=0,13 ** * ** ** *

S x D x N p=0,58 p=0,28 * p=0,44 ** p=0,87 p=0,22

V x S x D x N * p=0,94 p=0,50 ** ** p=0,89 p=0,11

Tab. 2 | Ertrag und Ertragskomponenten in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 2007 in Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD.

*signifikant (p<0,05), ** hoch signifikant (p<0,01).

Page 28: Heft 2 Februar 2012

Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste

92 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

kanter, mit einem besonders tiefen Ertrag bei fehlender

Stickstoffdüngung. Umgekehrt war die Stickstoffwir-

kung auf den Ertrag bei hoher Saatdichte bescheiden.

Diese Interaktion konnte - signifikant oder tendenziell -

bei mehreren Versuchen festgestellt werden. Sie zeigt

wie sich Saatdichte und Stickstoffdüngung gegenseitig

kompensieren können, insbesondere in Bezug auf die

Verwertung der Bodenressourcen.

Ertragsbildung

Beide Sorten reagierten in Bezug auf die Ährenbildung

in allen Versuchen gleich auf die unterschiedliche Saat-

dichte (Tab. 2). Der Pflanzenbestand war bei der zwei-

zeiligen Sorte mit 26 % zusätzlichen Ähren deutlich dich-

ter. Die allgemein höhere Bestockungsfähigkeit der

zweizeiligen Sorten (Le Gouis 1992) ist somit bestätigt.

Die Stickstoffdüngung begünstigte die Ährenbildung

(Tab. 2). Diese Wirkung war bei den sechszeiligen Sorten

in gewissen Versuchen markanter (Wechselwirkungen

Sorte x Düngung im Jahr 2005 hoch signifikant). Die

Düngung interagierte manchmal mit der Saatdichte,

indem der Stickstoff die Ährenbildung bei der höchsten

Saatdichte wirksamer förderte (Wechselwirkungen

Dichte x Düngung im Jahr 2005 hoch signifikant und in

Goumoëns im Jahr 2006 signifikant; p=0,13 im Mittel

über die Versuche). Baethgen et al. (1995) bestätigen,

dass die Stickstoffdüngung die Ährenbildung fördert,

präzisieren aber, dass eine sehr frühe Gabe die Besto-

ckung nicht beeinflusst.

Die sechszeilige Sorte produzierte eine signifikant

höhere Kornzahl (Tabelle 2). Die erhöhte Saatdichte

begünstigte die Körnerbildung pro Flächeneinheit; die

Kornzahl pro Ähre blieb stabil. Der Stickstoff begüns-

tigte die Bildung von zusätzlichen Körnern pro Ähre und

pro Flächeneinheit. Tendenziell zeigte die sechszeilige

Sorte mehr Schwankungen bei der Kornzahl aufgrund

der Saatdichte (signifikante Wechselwirkung Sorte ×

Dichte) oder der Stickstoffdüngung (analoge Wechsel-

wirkung). Bei geringer Saatdichte erlaubte eine erhöhte

Stickstoffdüngung bei der sechszeiligen Sorte die Steige-

rung der Kornzahl pro Ähre. Die Kornzahl hängt jedoch

von Kompensationsfaktoren je nach Ährenanzahl pro

Flächeneinheit und Kornzahl pro Ähre ab (Beathgen et

al. 1995).

Das Tausendkorngewicht (TKG) war bei den zweizei-

ligen Sorten signifikant höher (Tab. 2). Die Erhöhung der

Saatdichte führte zu einer Reduktion des Korngewichts.

Die Wirkung der Düngung variierte in Abhängigkeit

Stickstoffg/kg TS

Fettg/kg TS

MUFAg/kg TS

PUFAg/kg TS

Ascheg/kg TS

Rohfaserg/kg TS

Sorte

6-zeilig 101,3 18,1 2,4 10,5 24,1 44,8

2-zeilig 112,5 19,2 2,9 12,4 27,7 40,8

p=0,10 * 0,53 p=0,08 p=0,06 * 0,85 * 3,39

Dichte

150 105,6 18,0 2,6 11,3 26,3 43,5

300 107,0 17,8 2,7 11,5 25,9 43,8

450 108,2 20,1 2,6 11,5 25,7 41,1

p=0,58 p=0,60 p=0,77 p=0,60 p=0,65 p=0,24

N-Düngung

0 100,9 18,9 2,7 11,6 26,5 44,2

Nempf -40 N

Nempf 113,0 18,4 2,6 11,3 25,4 41,4

Nempf +40 N

** 3,07; * 2,02 p=0,69 * 0,04 * 0,2 * 0,77 * 1,76

Schweiz. Futtermitteldatenbank

116,3 26,0 3,7 15,9 26,0 48,4

Tab. 3 | Chemische Elementarzusammensetzung in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versu-che 2006 von Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Referenzwerte der Schweizerischen Futtermittel-datenbank (Forschungsanstalt ALP, 2011)

* signifikant (p<0.05), ** hoch signifikant (p<0.01)MufA = einfach ungesättigte fettsäuren, PufA = mehrfach ungesättigte fettsäuren

Page 29: Heft 2 Februar 2012

Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau

93Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

stickstoffs (Tab. 4) basierend auf einer kleineren Stich-

probe zeigten, dass die Resultate mit dem per NIRS

(Tab.  2) gemessenen Proteingehalt übereinstimmten.

Der Fettgehalt war bei der zweizeiligen Sorte bedeu-

tend höher (Tabelle 3). Die gleiche Beobachtung wurde

bei den mehrfach (PUFA) und einfach (MUFA) ungesät-

tigten Fettsäuren gemacht. Die Stickstoffdüngung trug

zur Senkung dieser Gehalte bei. Der Aschengehalt war

bei der zweizeiligen Sorte höher (3), was mit dem gene-

rell höheren Mineralgehalt dieses Sortentyps in Verbin-

dung gebracht werden kann (Tab. 4). Die sechszeilige

Sorte, die kleinere Körner aufweist, zeigte einen höhe-

ren Gehalt an Zellulose. Die Stickstoffdüngung redu-

zierte den Aschen- und Zellulosegehalt. Die Saatdichte

hatte keinerlei Auswirkung auf diese Qualitätsvariablen.

Der Gehalt wurde einzig durch Sorte und Stickstoffdün-

gung beeinflusst.

Es können nur die bei ausreichender Stickstoffernäh-

rung (Nempf) erhaltenen Werte direkt mit der Schweizeri-

schen Futtermitteldatenbank verglichen werden (For-

schungsanstalt ALP 2011). Die Stickstoff- und

Aschengehalte waren identisch, während die Fettge-

von  zahlreichen Wechselwirkungen. Grasshoff und

D’Antuono (1997) zeigten, dass das Korngewicht mit der

Anzahl gebildeter Körner negativ korreliert, wobei letz-

teres durch die Stickstoffdüngung begünstigt wird.

Diese Arbeit zeigte ausserdem die Bedeutung der Anzahl

gebildeter Körner zur Erzielung hoher Erträge. Baeth-

gen et al. (1995) zeigten, dass die Anzahl Körner pro

Ähre und die Anzahl Körner pro Flächeneinheit die ein-

zigen Komponenten sind, die in klarem Zusammenhang

mit dem Ertrag stehen.

Qualitative Parameter

Das Hektolitergewicht (HLG) war bei der zweizeiligen

Sorte signifikant höher (Tabelle 2). In den meisten Ver-

suchen entfaltete die Stickstoffdüngung eine positive

Wirkung, insbesondere bei hoher Saatdichte (hoch signi-

fikante Wechselwirkung Dichte x Düngung). Der Prote-

ingehalt war bei der zweizeiligen Sorte signifikant höher

(Tabelle 2). Die Stickstoffdüngung förderte systematisch

den Proteingehalt, insbesondere bei der zweizeiligen

Sorte (Wechselwirkung Sorte x Düngung). Chemische

Untersuchungen des Stickstoffs (Tabelle 3) und des Korn-

Gehalt im Korn (% TS) Gehalt im Stroh (% TS)

N P K Mg N P K Mg

Sorte

6-zeilig 1,61 0,365 0,463 0,118 0,46 0,095 1,499 0,057

2-zeilig 1,82 0,391 0,488 0,121 0,53 0,088 1,173 0,056

** 0,08; * 0,05 ** 0,014; * 0,008 p=0,07 * 0,002 p=0,09 p=0,46 p=0,12 p=0,81

Dichte

150 1,73 0,377 0,478 0,118 0,50 0,089 1,329 0,053

300 1,73 0,378 0,477 0,120 0,50 0,089 1,307 0,058

450 1,70 0,379 0,470 0,122 0,50 0,096 1,370 0,059

p=0,46 p=0,96 p=0,28 p=0,20 p=0,94 p=0,67 p=0,56 p=0,28

N-Düngung

0 1,58 0,379 0,482 0,121 0,45 0,099 1,285 0,061

Nempf -40 N 1,67 0,48

Nempf 1,77 0,377 0,469 0,119 0,52 0,084 1,387 0,052

Nempf +40 N 1,84 0,54

** 0,06; * 0,04 p=0,54 ** 0,012; * 0,009 p=0,09 ** 0,04; * 0,03 ** 0,012; * 0,009 p=0,13 ** 0,005; * 0,004

Grundlagen für die Düngung

min. 1,53 0,41 0,39 0,094 0,35 0,05 1,18 0,024

max. 2,00 0,52 0,78 0,141 0,71 0,15 2,34 0,071

Referenz 1,74 0,44 0,53 0,129 0,51 0,12 1,56 0,071

Tab. 4 | Mineralstoffgehalte in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 07 von Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Referenzwerte aus den Düngungsgrundlagen (Sinaj et al. 2010).

* signifikant (p<0,05), ** hoch signifikant (p<0,01).

Page 30: Heft 2 Februar 2012

94

Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

halte, insbesondere die Gehalte an mehrfach ungesät-

tigten Fettsäuren, eher tiefer waren. Diese tiefen

Gehalte können mit den im Jahr 2006 hohen Erträgen

erklärt werden, obwohl diese je nach standörtlichen

Bedingungen sehr unterschiedlich ausfielen. Diese Ver-

gleiche verdeutlichen die Abweichungen zwischen ein-

zelnen Situationen und den mittleren Referenzwerten

für die Schweiz. Trotz dieser Unterschiede bleiben die

Wirkungen der erforschten Faktoren gültig.

Mineralstoffe

Die Gehalte an N, P, K und Mg schwankten je nach Ver-

such sehr stark, wobei einige Faktoren eine signifikante

Wirkung zeigten (Tab. 4). Die zweizeilige Sorte wies all-

gemein höhere Mineralstoffgehalte auf. Die über das

Korn aufgenommenen Mengen (Ertrag × Gehalt) zeig-

ten jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen

den Sorten. Die Saatdichte hatte keine signifikante Wir-

kung auf den Mineralstoffgehalt. Die Stickstoffdüngung

führte zu höheren Stickstoffgehalten in Stroh und Korn.

Die übrigen Mineralstoffe erlitten einen leichten,

manchmal signifikanten Verdünnungseffekt, der mit der

Wirkung der Stickstoffdüngung auf den Ertrag in Ver-

bindung zu bringen ist. Es wurde keinerlei Wechselwir-

kung zwischen Faktoren nachgewiesen.

Im Vergleich zu den neusten Düngungsgrundlagen

(Sinaj et al. 2009), lagen die beobachteten mittleren

Werte generell zwischen den Mindest- und den Maxi-

malwerten. Lagen die Stickstoffresultate nahe bei den

Referenzwerten, so erreichten die Gehalte an den übri-

gen Stoffen eher Werte im Minimalbereich, und dies

sowohl beim Stroh wie beim Korn. Beim Phosphor im

Korn lagen diese sogar unter dieser Limite. Die Boden-

untersuchungen vermochten weder die unterschiedli-

chen Gehalte der Standorte noch deren absolute Werte

zu erklären. Mit Ausnahme der 2005 in Changins etwas

höheren gemessenen Gehalte (schwerer Boden, befrie-

digender Fruchtbarkeitsgrad) schnitten die Kornphos-

phorgehalte allesamt vergleichbar ab. Trotz einer als

hoch eingestuften Bodenfruchtbarkeit in Goumoëns

haben beide Versuche bei ähnlichem Ertragsniveau kei-

nen Unterschied bezüglich Phosphorgehalt im Korn

gezeigt. Im Jahr 2006 waren die Korngehalte identisch,

obwohl der Boden von Goumoëns als mittelmässig und

jener von Changins als reichhaltig bezeichnet wurde.

Die Schwierigkeit, den durch das AA + EDTA-Verfahren

erhobenen Phosphorgehalt des Bodens und den Phos-

phorgehalt der Pflanzen miteinander zu verbinden,

zeigt, dass dieses Extraktionsmittel nicht ausreicht, um

den Nährzustand der Pflanzen zu steuern. Diese Resul-

tate weisen auch nach, wie nah die Mindest- und Maxi-

malwerte des Phosphors in den Referenzdaten beieinan-

der liegen.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die sechs- und zweizeiligen Sorten konnten bezüglich

Ertrag, Ertragsbildung und Qualitätsfaktoren unter-

schieden werden. Der höhere Ertrag der sechszeiligen

Sorte wurde mit einer höheren Kornzahl erklärt. Die

höhere Bestockung der zweizeiligen Sorte und die

schwereren Körner vermochten die tiefere Kornzahl

nicht auszugleichen. Die grössere Variabilität der sechs-

zeiligen Sorte und ihre günstige Antwort auf eine hohe

Saatdichte kann bei besonders günstigen Wachstumsbe-

dingungen ausgenutzt werden. Während der Ertrag bei-

der Sorten in gleicher Weise auf die Stickstoffdüngung

ansprach, könnte durch die Aufteilung der Gaben je

nach standörtlichen Verhältnissen die höhere Besto-

ckungsfähigkeit und die schwereren Körner der zweizei-

ligen Sorten, sowie die höhere Kornzahl der sechszeili-

gen Sorten zu Nutze gemacht werden. n

Page 31: Heft 2 Februar 2012

95

Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012

Varieties, seeding rate and nitrogen fertiliza-

tion on winter barley

In order to take stock of winter barley

cultivation and especially the differences

between six and two-row genotypes, field

trials were implemented between 2005 and

2007 at the locations Changins and Goumoëns.

Six and two-row varieties differed in yield

level, yield formation and quality factors.

Seeding rates between 150 and 300 seeds / m²

were generally sufficient. Six-row variety can

benefit from a higher density under favorable

growing conditions. Both variety types reacted

similarly to nitrogen fertilization. An increased

fertilization produced higher yields when

growing conditions were favorable, especially

water availability.

The superior yield of the six-row variety was

explained by a higher number of grains

produced. Higher tillering and heavier grains

by the two-row variety were not sufficient to

compensate for a lower number of grains per

spike.

The two-row variety showed higher protein

fat and minerals contents. These parameters

were influenced by nitrogen fertilization,

while plant density had no effect. These data

were compared with reference values of the

Swiss Feed Database and of the Guidelines for

Fertilization Practices.

Key words: winter barley, seeding rate,

nitrogen fertilization, two-row variety, six-row

variety.

Varietà, densità della semina e concimazione

azotata su orzo autunnale

Per fare il punto sull’itinerario colturale

dell’orzo autunnale e, in particolare sulle

differenze tra orzo autunnale a sei e a due

file, tra il 2005 ed il 2007 sono state condotte

delle prove a Changins e a Goumoëns. Le

varietà a sei e a due file si sono differenziate

in termini di resa, della formazione di essa e

fattori di qualità. Una densità di semina tra

150 e 300 semi / m² è generalmente suffi-

ciente. La varietà a sei file, in condizioni di

produzione favorevoli, è in grado di valoriz-

zare una maggiore densità. Ambedue i tipi di

varietà hanno reagito allo stesso modo alla

concimazione azotata. Una concimazione

rafforzata riusciva a produrre un’elevata resa,

se le condizioni di crescita, idriche in partico-

lare, risultavano favorevoli.

La resa superiore della varietà a sei file si

spiega attraverso la formazione di un numero

superiore di semi. Nella la varietà a due file

un accestimento maggiore e dei semi più

pesanti non sono stati sufficienti per compen-

sare un minor numero di semi per spiga.

La varietà a due file ha mostrato delle

concentrazioni superiori in proteine, in

materia grassa e in elementi minerali. Questi

parametri sono stati influenzati dalla conci-

mazione azotata, mentre la densità della

semina non ha esercitato alcun effetto.

Questi dati sono stati confrontati con i valori

di riferimento della Banca dati svizzera degli

alimenti per animali e le linee direttive per la

concimazione.

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Page 32: Heft 2 Februar 2012

96 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

E i n l e i t u n g

Blattläuse können durch Saugen an Pflanzen oder Über-

tragung von Krankheiten in zahlreichen landwirtschaft-

lichen Kulturen erhebliche Schäden verursachen. Die

Blattlausregulierung mit natürlichen Feinden ist eine

umweltschonende Bekämpfungsmassnahme. Im idealen

Fall führt sie dazu, dass Ernteverluste reduziert werden

und keine Pestizide eingesetzt werden müssen (Östman

et al. 2003).

Bei mehreren Blattlausfeinden fressen nur die Larven

Blattläuse, die adulten Tiere jedoch ernähren sich von

Pollen und Nektar. In verschiedenen Ländern wird daher

versucht, mittels blühender Lebensräume Blattlaus-

feinde gezielt zu fördern und eine Verbesserung der

Schädlingsbekämpfung zu erreichen (z.  B. Lövei et al.

1992; Wyss 1995). In der Schweiz sind blühende Lebens-

räume im Rahmen des ökologischen Ausgleichs weit ver-

breitet, wovon extensive Wiesen weitaus den grössten

Flächenanteil ausmachen (BLW 2010). Das Ziel dieser

Studie war, die Attraktivität von extensiven Wiesen für

Getreideblattlausfeinde zu untersuchen und zwar in

unmittelbarer Nähe zu Getreidepflanzen. Es wurden

zwei Typen von extensiven Wiesen einbezogen. Einer-

seits handelte es sich um extensive Wiesen, die von Wie-

senkerbel dominiert wurden. Wiesenkerbel erfüllt einige

wichtige Voraussetzungen, um für Blattlausfeinde – ins-

besondere Schwebfliegen – als attraktiv gelten zu kön-

nen. So haben seine Blüten wie allgemein die Dolden-

blüten-Gewächse eine kurze Krone, was den Zugang zu

Pollen und Nektar vereinfacht (Gilbert 1981). Zudem

blüht er bereits ab April, was für einen frühzeitigen

Populationsaufbau von Blattlausfeinden förderlich ist.

Als zweiter Wiesentyp wurden extensive Wiesen einbe-

zogen, in denen Wiesenkerbel höchstens spärlich vor-

kam. Als Vergleich zu den Wiesen wurden zudem Wei-

zenfelder untersucht.

Blattläuse haben unterschiedliche Feinde; neben

Insekten gehören beispielsweise auch Spinnen und Pilze

dazu. In der vorliegenden Studie wurde der Fokus auf

Schwebfliegen, Marienkäfer (Abb. 1) und Florfliegen

gelegt, weil diese Organismen im adulten Stadium aus-

schliesslich oder zumindest gelegentlich Pollen und Nek-

tar fressen. Zudem haben fliegende Blattlausfeinde oft

eine bedeutende Rolle an der Blattlausregulierung

(Schmidt et al. 2003).

Als Resultate der Studie wurden erwartet, dass Nek-

tar und Pollen fressende Stadien der Blattlausfeinde in

Lisa Eggenschwiler1, Maya Senn1, Adele Ferrari1, Andreas Egli1, 2 und Katja Jacot1 1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich2Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zhaw, 8820 Wädenswil

Auskünfte: Lisa Eggenschwiler, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 74 13

Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde

U m w e l t

Abb. 1 | Die Mehrheit der mitteleuropäischen Marienkäfer-Arten ernährt sich von Blattläusen. (Foto: ART)

Page 33: Heft 2 Februar 2012

Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt

97

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

Von allen ökologischen Ausgleichsflächen in

der Schweiz belegen die extensiven Wiesen

die grösste Fläche. Das Ziel dieser Studie war,

die Attraktivität von extensiven Wiesen auf

fliegende Getreideblattlausfeinde zu unter-

suchen und zwar in unmittelbarer Nähe zu

Getreidepflanzen. An vier Standorten im

Schweizer Mittelland wurde im Frühjahr 2010

Weizen in Töpfen jeweils in einer Wiesenker-

bel-dominierten extensiven Wiese, einer

extensiven Wiese mit höchstens spärlichem

Vorkommen von Wiesenkerbel und in einem

Weizenfeld platziert. Die adulten Schweb-

fliegen waren in den Wiesenkerbel-dominier-

ten Wiesen am häufigsten, während die

Anzahl adulter Marienkäfer sowie die Anzahl

Schwebfliegen- und Marienkäfer-Eier nur von

der Präsenz von Blattläusen abhing.

Florfliegen als weitere Blattlausfeinde

wurden nur wenige gezählt. Laut dieser

Studie locken extensive Wiesen nicht per se

besonders viele Blattlausfeinde an. Wiesen

mit attraktiven Blütenpflanzen können

jedoch Blattlausfeinde massgeblich unter-

stützen.

Wiesenkerbel-dominierten Wiesen häufiger sind und

dass an den Getreidepflanzen in deren unmittelbarer

Umgebung die Blattläuse verzehrenden Stadien der

Blattlausfeinde vermehrt auftreten.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Experimenteller Aufbau

In den vier Orten Lenggenwil (SG), Niederhelfenschwil

(SG), Wildensbuch (ZH) und Zollikofen (BE) wurden je eine

von Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiese (Abb.  2),

eine extensiv bewirtschaftete Wiese, wo Wiesenkerbel

höchstens spärlich vorhanden war, sowie ein Weizen-

feld als Lebensraum ausgewählt. In jedem Lebensraum

wurden drei quadratische 1-m²-Untersuchungsflächen in

einem Abstand von 20 m auf einer Geraden ausgesteckt.

Eine Untersuchungsfläche wurde mit neun Töpfen mit

Sommerweizen bestückt, eine andere mit neun Töpfen

mit von Blattläusen befallenem Sommerweizen, und

in einer Untersuchungsfläche wurde die Vegetation als

Kontrolle belassen, wie sie war. Die Reihenfolge der drei

Untersuchungsflächen wurde jeweils zufällig angeordnet.

Abb. 2 | Untersuchungsfläche mit Weizentöpfen in einer Wiesen-kerbel-dominierten Wiese in Niederhelfenschwil. (Foto: ART)

Page 34: Heft 2 Februar 2012

Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde

98 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

Wiesenkerbel- dominierte extensive Wiesen Extensive Wiesen Weizenfelder

Schwebfliegen

Eier 17 9 18

Larven 37 41 38

Puppen 2 4 5

Adulte 92 38 45

Marienkäfer

Eier 164 84 87

Larven 4 0 0

Puppen 0 0 0

Adulte 58 32 64

Florfliegen

Eier 0 3 3

Larven 0 0 0

Puppen 0 0 0

Adulte 5 4 0

Blattläuse 11 181 11 363 10 044

Tab. 1 | Summe der in allen Untersuchungsflächen gezählten und beobachteten Schwebfliegen, Marienkäfer, Florfliegen und Blattläuse, summiert über die sechs Aufnahmetermine pro Lebensraum

VariableSchwebfliegen Marienkäfer

FG LR P-Wert LR P-Wert

Lebensraum 2 5,36 0,068 2,51 0,285

Untersuchungsfläche 2 9,98 0,007 256,90 < 0,001

Lebensraum x Untersuchungsfläche

4 24,26 < 0,001 1,57 0,815

Tab. 2 | Einfluss von Lebensraum (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Wei-zenfelder), Untersuchungsfläche (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle) und deren Interaktion auf die Anzahl adulter Schwebfliegen und Marienkäfer. FG = Anzahl Freiheitsgrade, LR = Likelihood ratio, n = 4

UntersuchungsflächeSchwebfliegen Marienkäfer

Lebensraum P-Wert P-Wert

Kontrolle

Wiesenkerbel-Weizenfeld < 0,001 0,973

Wiesenkerbel-Extensiv 0,011 0,996

Weizenfeld-Extensiv 0,029 0,996

Weizen ohne Blattläuse

Wiesenkerbel-Weizenfeld 0,332 0,481

Wiesenkerbel-Extensiv 0,133 0,738

Weizenfeld-Extensiv 0,570 0,701

Weizen mit Blattläusen

Wiesenkerbel-Weizenfeld 0,831 0,583

Wiesenkerbel-Extensiv 0,151 0,112

Weizenfeld-Extensiv 0,219 0,034

Tab. 3 | Unterschiede der Anzahl adulter Schwebfliegen und Marienkäfer zwischen den Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesen-kerbel-Dominanz und Weizenfelder) innerhalb der verschiedenen Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), n = 4

Page 35: Heft 2 Februar 2012

Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt

99Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

lized mixed effect model» (GLMM) mit der Poisson-Link-

Funktion verwendet. Für die nicht normalverteilten

Daten wurde der Friedman-Test benutzt.

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Während der sechs Aufnahmen wurden insgesamt

346 Schwebfliegen, 493 Marienkäfer und 15 Florfliegen

gezählt (Tab. 1). Aufgrund der geringen Anzahl wurden

die Florfliegen nicht statistisch ausgewertet. Bei den

Schwebfliegen wurden mehrheitlich Larven und adulte

Tiere gezählt, während bei den Marienkäfern neben den

adulten Tieren insbesondere die Eier zahlreich waren.

Mit 379 die meisten Individuen der drei untersuchten

Gruppen wurden in den Wiesenkerbel-dominierten Wie-

sen gezählt, darauf folgten die Weizenfelder (260 Indivi-

duen) und mit 215 Individuen zuletzt die extensiven Wie-

sen mit höchstens spärlichem Wiesenkerbelvorkommen

(Tab. 1). Die Anzahl der gezählten Blattläuse betrug ins-

gesamt 32 588, wobei sie sich zwischen den drei unter-

suchten Lebensraum-Typen insgesamt kaum unterschied.

Einfluss des Lebensraum-Typs auf Schwebfliegen

Der Typ der Untersuchungsfläche hatte einen signifikan-

ten Einfluss auf die Anzahl adulter Schwebfliegen

(Tab 2). So war der mit Blattläusen befallene Weizen ins-

gesamt am meisten besucht (Abb. 3). Zudem zeigte sich

eine signifikante Interaktion zwischen Lebensraum und

Untersuchungsflächen-Typ (Tab. 2): In den Kontrollen

Insektenerhebungen

Die Erhebungen begannen am 27. April 2010 (Tag 0)

und wurden an den Tagen 14, 21, 26, 28 und 38 bei

gutem Wetter fortgesetzt. Die Aufnahme einer Unter-

suchungsfläche bestand aus einer zehnminütigen

Beobachtung des Luftraumes über den Töpfen bis auf

Augenhöhe und einer anschliessenden vierminütigen

(bzw. achtminütigen bei den mit Blattläusen befalle-

nen Weizenuntersuchungsflächen) Zählung der Insek-

ten an den Töpfen und der Vegetation. Bei den Beob-

achtungen wurden Marienkäfer, Schwebfliegen und

Florfliegen in den Kategorien «Durchkreuzen des Luft-

raumes», «Schweben» (nur bei Schwebfliegen), «Lan-

den» (landen, bzw. abheben innerhalb der Untersu-

chungsfläche) und «Nahrung aufnehmen» (Nektar

saugen, Pollen fressen) erfasst. Individuen der Gruppen

Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen wurden

gemäss ihrem Entwicklungsstadium (Eier, Larven, Pup-

pen und sitzende Adulte) separat gezählt. Zudem wur-

den die Blattläuse gezählt. War es nicht möglich, in der

vorgegebenen Zeit alle Blattläuse zu zählen, wurde

ihre Anzahl entsprechend geschätzt.

Unmittelbar nach Ende des Versuchs wurden in jedem

Lebensraum während einer Stunde mit dem Kescher

die Schwebfliegen gefangen und bestimmt, um einen

Überblick über die Arten und deren ungefähre Häufig-

keit zu erhalten.Die statistischen Analysen wurden mit dem Programm R

2.11.1 ausgeführt. Für die Analysen wurde das «genera-

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Kontrolle Weizen ohneBlattläuse

Weizen mitBlattläusen

Anza

hl S

chw

ebfli

egen

× m

-² ×

60

Min

.

Untersuchungsfläche

Wiesenkerbel

Extensiv

Weizenfeld

Abb. 3 | Anzahl adulte Schwebfliegen (Mittelwerte und Standardfehler, n=4), beobachtet in den drei verschiedenen Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizen-felder) und Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine.

Page 36: Heft 2 Februar 2012

Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde

100 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

der Wiesenkerbel-dominierten Wiesen waren die

Schwebfliegenzahlen sehr hoch (Abb. 3, Tab. 3). Adulte

Schwebfliegen waren in Wiesenkerbel-dominierten

Wiesen etwa doppelt so häufig wie in den beiden ande-

ren untersuchten Lebensraumtypen (Tab. 1). Bei den

Beobachtungen des Luftraums wurde nur das Verhalten

«Nahrung aufnehmen» signifikant vom Lebensraum

(p = 0,035) und der Untersuchungsfläche (p = 0,006)

beeinflusst: Die meisten Individuen wurden in den Wie-

senkerbel-dominierten Wiesen beobachtet (Tab. 4). Dies

ist ein Hinweis darauf, dass die lokale Häufigkeit von

Schwebfliegen durch geeignete blühende Pflanzen

erhöht werden kann (Wyss 1995). So hat auch Gilbert

(1981) eine Präferenz von Schwebfliegen für Dolden-

blüten-Pflanzen festgestellt. Die Körbchenblütler sind

eine weitere Pflanzenfamilie mit für Schwebfliegen

attraktiven Arten, zum Beispiel der Wiesen-Flocken-

blume, Kornblume oder der Schafgarbe, die neben

ihrem Blütenangebot für Adulte oft auch von Blatt-

läusen besiedelt sind, welche Schwebfliegenlarven

Nahrung bieten (Boller et al. 2004; Suter und Keller

1990).

Schwebfliegen Marienkäfer

Wiesenkerbel- dominierte extensive

Wiesen

Extensive Wiesen

Weizenfelder TotalWiesenkerbel-

dominierte extensive Wiesen

Extensive Wiesen

Weizen- felder

Total

Durchkreuzen 37 11 5 53 0 0 0 0

Schweben 14 7 4 25 - - - -

Landen 25 17 32 74 2 0 4 6

Nahrung aufnehmen 11 3 0 14 0 0 0 0

Tab. 4 | Anzahl der bei den Beobachtungen in allen Untersuchungsflächen erfassten adulten Schwebfliegen und Marienkäfer in den drei Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) aufgeteilt nach Aktivitäten, pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Kontrolle Weizen ohneBlattläuse

Weizen mitBlattläusen

Anza

hl M

arie

nkäf

er ×

m-²

× 6

0 M

in.

Untersuchungsfläche

Wiesenkerbel

Extensiv

Weizenfeld

Abb. 4 | Anzahl adulte Marienkäfer (Mittelwerte und Standardfehler, n=4), beobachtet in den drei verschiedenen Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) und Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kont-rolle), pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine.

Page 37: Heft 2 Februar 2012

Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt

101Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

aus der Literatur bekannt (z. B. Ambrosino et al. 2007).

Die Anzahl Schwebfliegen-Eier, -Larven und -Puppen

war hingegen in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen

nicht häufiger als in den beiden anderen Lebensräumen

(Tab.1). Zu einem anderen Resultat kamen Hickman und

Wratten (1996), die beim Vorhandensein von Rainfarn

und Phacelia eine erhöhte Eiablage von Schwebfliegen

feststellten. Dies könnte an dem hohen Proteinanteil im

Pollen von Rainfarn und Phacelia gelegen haben.

Einfluss des Lebensraum-Typs auf Marienkäfer

Unabhängig von der unmittelbaren Umgebung wurden

Marienkäfer praktisch ausschliesslich in den Untersu-

chungsflächen mit Blattläusen gefunden (Tab. 2, Abb. 4).

Innerhalb des Untersuchungsflächen-Typs «Weizen mit

Blattläusen» wurden in den Weizenfeldern mehr Indivi-

duen als in extensiv bewirtschafteten Wiesen mit höchs-

tens spärlichem Wiesenkerbel-Vorkommen gefunden

(Tab. 3). Möglicherweise war das Blattlaus-Angebot in

diesen Wiesen auf verschiedenen Pflanzenarten so gross,

dass sich die Marienkäfer nicht auf die Untersuchungs-

flächen mit Blattläusen konzentrierten. Die Anzahl der

gefundenen Marienkäfer wurde durch die Dominanz

Die geringeren Schwebfliegen-Anzahlen in den unter-

suchten extensiven Wiesen mit höchstens spärlichem

Wiesenkerbel-Vorkommen könnten auf weniger attrak-

tive Pflanzenarten, ein kleineres Blütenangebot oder

einen Verdünnungs-Effekt durch Blattlaus-Quellen auf

Pflanzen ausserhalb der Untersuchungsflächen zurück-

zuführen sein.

In den Weizenfeldern fehlte die Nahrung für die adulten

Schwebfliegen weitgehend, weshalb dort eine deutlich

geringere Anzahl gezählt wurde (Abb. 3). Dazu passen

auch die Ergebnisse der Kescher-Erhebungen: Nur ein

Teil der in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen gefan-

genen Schwebfliegen hat blattlausfressende Larven,

während es in den Weizenfeldern fast alle waren (Tab. 5).

Da Weizenfelder kaum Nahrung für adulte Schwebflie-

gen bieten, waren die in den Weizenfeldern gefange-

nen Individuen wahrscheinlich auf der Suche nach Plät-

zen für die Eiablage. Die in den Wiesenkerbel-dominierten

Wiesen gefangenen Schwebfliegen hingegen wurden

wohl mehrheitlich durch die Blütenressourcen angelockt.

Erwartungsgemäss wurden die Schwebfliegen-Eier

und -Larven fast ausschliesslich in den Untersuchungsflä-

chen mit Blattläusen beobachtet. Diese Tatsache ist auch

Lenggenwil Niederhelfenschwil Wildensbuch Zollikofen

Schwebfliegenart WI EX WE WI EX WE WI EX WE WI EX WE

Cheilosia sp. 2 0 0 15 1 1 1 2 0 0 1 0

Chrysotoxum intermedium 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0

Episyrphus balteatus* 2 0 0 0 0 0 0 0 3 0 2 0

Eristalis tenax 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0

Melanostoma scalare* 1 1 4 0 0 5 1 0 0 0 0 0

Myathropha florae 0 3 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0

Sphaerophoria scripta* 1 0 0 0 1 0 0 1 2 0 1 0

Syrphus ribesii* 1 0 1 0 0 2 0 0 0 1 2 1

Xanthogramma pedissequum* 0 0 0 0 0 0 2 0 1 0 0 0

Anzahl Arten 5 2 2 1 2 3 3 2 3 3 6 1

Anzahl Individuen 7 4 5 15 2 8 4 3 6 3 8 1

Anzahl blattlausfressende Individuen 5 1 5 0 1 7 3 1 6 1 5 1

Tab. 5 | Mit dem Kescher gefangene Schwebfliegen in den drei Lebensräumen (WI = Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, EX = extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz, WE = Weizenfelder) an den vier Standorten. Pro Standort wurden während einer Stunde Schwebfliegen gefangen. Arten mit blattlausfressenden Larven sind mit einem Stern gekennzeichnet

Page 38: Heft 2 Februar 2012

102

Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

von Wiesenkerbel nicht beeinflusst (Tab. 2, Tab. 3). Dies

deckt sich mit der Aussage von Majerus und Kearns

(1989), wonach Marienkäfer in allen terrestrischen

Lebensräumen angetroffen werden, solange sie dort

geeignete Nahrung finden. Pflanzen, die früh von

unproblematischen Läusen befallen werden, können

daher eine wichtige Ressource von Beutetieren für Mari-

enkäfer darstellen. Solche Pflanzenarten kommen in

Lebensräumen wie Wiesen, Hecken, Säumen und Bra-

chen vor. Im Gegensatz zu fliegenden Blattlausfeinden

ist der Aktionsradius bodenlebender Räuber wie Laufkä-

fer oft geringer und deren Einfluss in der Kultur in der

Nähe von Rückzugsstreifen grösser (Collins et al. 2002).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Wiesenkerbel besitzt zwar keinen hohen Futterwert,

ist jedoch eine geeignete Blütenressource für viele

Schwebfliegen-Arten.

•• Extensive Wiesen sind nicht per se speziell geeignet

zur Förderung der untersuchten Blattlausfeinde. Sie

haben jedoch bei guter Qualität einen grossen Wert

für die Artenvielfalt allgemein.

•• Die Eiablage von Schwebfliegen und Marienkäfern

war positiv mit dem Vorhandensein von Blattläusen,

nicht aber mit dem unmittelbar umgebenden Lebens-

raum korreliert.

•• Samenmischungen für Nützlingsstreifen enthalten mit

Vorteil Pflanzenarten mit geeignetem Blütenangebot,

welche früh im Jahr durch unproblematische Blatt-

läuse befallen werden. n

Page 39: Heft 2 Februar 2012

103

Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Attractiveness of extensive meadows

for aphid predators

Of all ecological compensation areas in

Switzerland, extensive meadows

occupy the largest surface area. The

aim of this study was to investigate

the attractiveness of extensive

meadows for flying cereal-aphid

predators, specifically in the immediate

vicinity of cereal plants. On four sites

in the Swiss Midlands in spring 2010,

wheat in pots was in each case placed

in a cow-parsley-dominated extensive

meadow, an extensive meadow with

an at-most-sparse presence of cow

parsley, and a wheat field. The adult

hoverflies were most numerous in the

cow-parsley-dominated meadows,

whilst the number of adult ladybirds as

well as the number of hoverfly and

ladybird eggs were dependent solely

on the presence of aphids. As further

aphid predators, only a few lacewings

were counted. According to the

findings of this study, extensive

meadows per se do not attract an

especially high number of aphid

predators. Meadows with attractive

flowering plants can significantly

support aphid predators, however.

Key words: Anthriscus sylvestris,

Syrphidae, Coccinellidae, Aphididae,

cereal fields.

Attrattività dei prati estensivi nei

confronti degli antagonisti degli afidi

Di tutte le superfici di compensazione

ecologica presenti in Svizzera, i prati

estensivi sono le più estese. L'obiettivo

del presente studio era analizzare

l’attrattività dei prati estensivi per gli

insetti alati antagonisti degli afidi, in

particolare nelle immediate vicinanze

delle piante di cereali. In quattro siti

dell'Altopiano svizzero, nel corso della

primavera del 2010, sono state

collocate piante di frumento in vaso in

un prato estensivo sia con elevata

presenza, sia in uno estensivo con

scarsa presenza di cerfoglio selvatico,

come anche in un campo di frumento.

Nei prati a elevata popolazione di

cerfoglio selvatico era maggiormente

riscontrabile la presenza di esemplari

adulti di sirfidi, mentre il numero di

coccinelle adulte e di uova di sirfidi e

coccinelle dipendeva unicamente dalla

presenza di afidi. Il numero di crisope,

quali ulteriori antagonisti degli afidi

era limitato. In base a questo studio i

prati estensivi non sembrano attrarre

di per sé un numero particolarmente

alto di antagonisti degli afidi. Tuttavia,

in quelli dove sono presenti piante

fiorite attrattive gli antagonisti

possono essere sostenuti in maniera

determinante.

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012

Literatur b Ambrosino M.D., Jepson P.C. & Luna J.M., 2007. Hoverfly oviposition res-ponse to aphids in broccoli fields. Entomologia Experimentalis et Appli-cata 122, 99–107.

b BLW, 2010. Agrarbericht 2010. Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern. 268 S.

b Boller E.F., Häni F. & Poehling H.-M., 2004. Ökologische Infrastrukturen – Ideenbuch zur funktionalen Biodiversität auf Betriebsebene. IOBCwprs. 211 S.

b Collins K.L., Boatman N.D., Wilcox A., Holland J.M. & Chaney K., 2002. Influence of beetle banks on cereal aphid predation in winter wheat. Agriculture Ecosystems and Environment 93, 337–350.

b Gilbert F.S., 1981. Foraging ecology of hoverflies – morphology of the mouthparts in relation to feeding on nectar and pollen in some common urban species. Ecological Entomology 6, 245–262.

b Hickman J.M. & Wratten S.D., 1996. Use of Phacelia tanacetifolia strips to enhance biological control of aphids by hoverfly larvae in cereal fields. Journal of Economic Entomology 89, 832–840.

b Lövei G.L., McDougall D., Bramley G., Hodgson D.J. & Wratten S.D., 1992. Floral resources for natural enemies – the effect of Phacelia tanacetifolia (Hydrophyllaceae) on within-field distribution of hoverflies (Diptera, Syr-phidae). In: Proceedings of the 45th New Zealand Plant Protection Confe-rence. New Zealand Plant Protection Society, Rotorua, 60 – 61.

b Majerus M. & Kearns P., 1989. Ladybirds. Naturalists' Handbooks. 103 S. b Östman O., Ekbom B. & Bengtsson J., 2003. Yield increase attributable to aphid predation by ground-living polyphagous natural enemies in spring barley in Sweden. Ecological Economics 45, 149–158.

b Schmidt M.H., Lauer A., Purtauf T., Thies C., Schaefer M. & Tscharntke T., 2003. Relative importance of predators and parasitoids for cereal aphid control. Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 270, 1905–1909.

b Suter H. & Keller S., 1990. Blattläuse und Blattlausfeinde. Bubenberg, Bern. 64 S.

b Wyss E., 1995. The effects of weed strips on aphids and aphidophagous predators in an apple orchard. Entomologia Experimentalis et Applicata 75, 43 – 49.

Page 40: Heft 2 Februar 2012

104 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

E i n l e i t u n g

Die starke Abnahme der Biodiversität, vielfältige

Umweltbelastungen in der Kulturlandschaft sowie die

Überschussproduktion veranlassten die Schweizer Agrar-

politik 1999 zur Einführung des ökologischen Leistungs-

nachweises (ÖLN). Der ÖLN verpflichtet die Landwirte

unter anderem, 7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche

(LN) als ökologische Ausgleichsfläche (öAF) auszuweisen

und so einen Beitrag zur Erhaltung der biologischen

Vielfalt zu leisten. 2001 wurde der ÖLN mit der Öko-

Qualitätsverordnung (ÖQV) ergänzt, um die Qualität

und Vernetzung von öAF gezielt zu verbessern.

Der stetige Rückgang der Artenvielfalt konnte mit

den bestehenden agrarpolitischen Instrumenten nicht

gestoppt werden (Lachat et al. 2010). Defizite und Nach-

Véronique Chevillat1, Oliver Balmer1, Simon Birrer2, Verena Doppler3, Roman Graf2, Markus Jenny2,

Lukas Pfiffner1, Christine Rudmann1 und Judith Zellweger-Fischer2

1Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 5070 Frick2Schweizerische Vogelwarte, 6204 Sempach3Agrofutura, Ackerstrasse, 5070 Frick

Auskünfte: Véronique Chevillat, E-Mail: [email protected], Tel. +41 62 865 04 12

Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen

U m w e l t

Beratung ermöglicht, das ökologische und wirtschaftliche Potential von Landwirtschaftsbetrieben auszu-schöpfen. (Foto: Lukas Pfiffner)

Page 41: Heft 2 Februar 2012

Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt

105

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

holbedarf wurden im zu geringen Angebot an naturna-

hen Flächen v.a. im Talgebiet, in der unzureichenden

botanischen und strukturellen Qualität der Ökoflächen

und in der fehlenden Biotop-Vernetzung festgestellt.

Heute erfüllen nur 25 % aller öAF die Qualitätskriterien

nach ÖQV (BLW 2010).

Ein Grund für die unbefriedigende Wirkung der

agrarpolitischen Massnahmen auf die Artenvielfalt sind

Fehlanreize beim heutigen Direktzahlungssystem. Mit

der anstehenden Agrarpolitik 2014–17 sollen die Leis-

tungen zur Förderung der Biodiversität zielgerichteter

honoriert werden.

Eine gesamtbetriebliche, praxisnahe Beratung, die

ökologische, ökonomische und betriebsspezifische

Aspekte einbezieht, lässt die Bereitschaft vieler Land-

wirte deutlich steigen, sich für den Ökoausgleich zu

engagieren.

Im Rahmen des Projektes «Mit Vielfalt punkten –

Bauern beleben die Natur», das vom Forschungsinstitut

für biologischen Landbau und der Schweizerischen

Vogelwarte Sempach seit 2008 durchgeführt wird,

wurde deshalb ein auf dem Aargauer Modell (Lüthy et al.

2002) aufbauender gesamtbetrieblicher Beratungsan-

satz entwickelt. Wir untersuchten, wie sich eine gesamt-

betriebliche Beratung auf den Ökoausgleich auf 24

gemischtwirtschaftlichen Betrieben im intensiv genutz-

ten Mittelland auswirkt.

Folgende Hypothesen wurden geprüft:

•• Eine gesamtbetriebliche Beratung wird von den

Landwirten positiv aufgenommen und steigert

die Quantität und Qualität von Ökoausgleichs-

massnahmen.

•• Die Beratung wirkt sich mittelfristig betriebswirt-

schaftlich vorteilhaft aus.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Anfang 2009 wurden in den Kantonen Bern, Solothurn,

Luzern, Schaffhausen und Zürich 24 Betriebe der Tal-

oder Hügelzone mit einer landwirtschaftlichen Nutzflä-

che zwischen 17,3 und 34 ha (Durchschnitt 23,5 ha) aus-

gewählt.

Je elf Betriebe wurden nach Bio Suisse- beziehungs-

weise IP-Suisse-Richtlinien bewirtschaftet, zwei Betriebe

waren ÖLN Betriebe ohne Label. Der Anteil der offenen

Ackerfläche pro Betrieb schwankte zwischen 12,9 und

90,8 %, und betrug im Schnitt 44,2 % (Median). Von allen

Betrieben wurden Typ und Grösse aller Kulturen und

angemeldeten öAF, sowie Qualität und Vernetzung nach

ÖQV erfasst. Zudem wurden allfällige kantonale oder

kommunale Naturschutzbeiträge an die öAF erhoben.

Der Rückgang der Biodiversität im Schweizer

Kulturland konnte bisher trotz des im

Ökologischen Leistungsnachweis geforderten

ökologischen Ausgleichs nicht aufgehalten

werden. Oft erfüllen die ökologischen

Ausgleichsflächen (öAF) aufgrund minder-

wertiger Qualität oder ungeeignetem

Standort ihre Rolle zu Gunsten der Biodiver-

sität nicht. Unsere Studie zeigt, dass diese

Mängel mit einer gesamtbetrieblichen

Beratung effizient behoben werden können

– sogar auf Landwirtschaftsbetrieben des

intensiv bewirtschafteten Schweizer Mittel-

landes. Mit allen beratenen Betriebsleitern

konnten Vereinbarungen geschlossen werden,

die den Anteil von öAF von durchschnittlich

8,9 auf 13,5 % der landwirtschaftlichen

Nutzfläche steigen lassen. Insbesondere die

Qualität der öAF nach Ökoqualitätsverord-

nung wird von 3,3 auf 8,5 % der Nutzfläche

deutlich verbessert. Diese Verbesserungen

können ohne negative Auswirkungen auf

die Produktion und die Betriebswirtschaft

erreicht werden. Im Gegenteil steigen die

Einnahmen gar um durchschnittlich

CHF 3500.– und der gesamtbetriebliche

Deckungsbeitrag um CHF 3491.– pro Betrieb.

Page 42: Heft 2 Februar 2012

Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen

106 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

Die Biodiversitätsleistungen der Betriebe wurden mit

dem im Projekt entwickelten Punktesystem (Jenny et

al. 2011) bewertet. Auswirkungen auf Betriebswirt-

schaft, Nährstoffbilanz, Raufutterbilanz und Arbeits-

belastung wurden mit dem Programm BetVor der Agri-

dea berechnet.

Mit Hilfe des Punktesystems und eines Betriebsrund-

gangs wurden die Stärken und Schwächen sowie das

Potenzial des Betriebs hinsichtlich der Biodiversität eru-

iert. Anhand eines Auswahlwerkzeuges (Graf et al. 2010)

wurden betriebstypische Leitarten ausgewählt, die den

Betriebsleitenden als Grundlage für spezifische Aufwer-

tungsmassnahmen in öAF und Kulturen dienten. Die

Ziele kantonaler Förderprogramme und allfälliger ÖQV-

Vernetzungsprojekte wurde ebenfalls berücksichtigt.

Die Aufwertungsvorschläge zielten zuerst auf eine Opti-

mierung der Qualität vorhandener öAF und erst im

zweiten Schritt auf eine Verlegung oder Neuanlage von

qualitativ wertvollen öAF.

Die vorgeschlagenen Massnahmen wurden mit dem

Betriebsleiter detailliert besprochen. Die Auswirkungen

auf die Nährstoffbilanz, die Raufutterbilanz, die Arbeits-

belastung und den gesamtbetrieblichen Deckungsbei-

trag wurden aufgezeigt. Das Vorgehen für die Anmel-

dung im Vernetzungsprojekt und die Adressen für den

Bezug von Pflanz- und Saatgut mit Empfehlungen für

die Mischungs- und Sortenwahl wurden ebenfalls wei-

tergegeben. Anhand dieser umfassenden Grundlagen

entschieden die Betriebsleiter, welche Massnahmen sie

in welcher Priorität umsetzen werden. Der Massnah-

menkatalog wurde von beiden Seiten unterzeichnet und

wird im Folgenden als Vereinbarung bezeichnet. Die

Beratung war kostenlos und es erfolgten Beiträge für

Saat- und Pflanzgut. Die beratenen Betriebsleiter wer-

den bei der Umsetzung bis zum Projektende (2015) fach-

lich begleitet.

R e s u l t a t e

Mit allen 24 Betrieben konnten Vereinbarungen abge-

schlossen werden. Im Durchschnitt hatten die Betriebe vor

der Beratung (im Folgenden «Ist-Zustand» genannt) 207,5

a öAF, was 8,9 % der LN entspricht. Im Ist-Zustand waren

extensiv genutzte Wiesen der häufigste Typ (60 % aller

öAF), gefolgt von Hochstamm-Feldobstbäumen (20 %)

und Hecken (8 %). Die Beratenden schlugen gegenüber

Ökoausgleichstypen (Kürzel) Ist-Zustand Vorschlag Vereinbarung

Buntbrache (BUBR) 4,3 ±2,9 18,2 ±4,9 17,9 ±7,8

Rotationsbrache (ROBR) 0 0 0

Saum auf Ackerland (SAUM) 2,4 ±1,4 25,1 ±4,7 21,0 ±5,9

Extensiv genutzte Wiesen (EXWI) 124,1 ±12,0 139,9 ±13,7 155,2 ±10,5

Wenig intensiv genutzte Wiesen (WIGW) 7,9 ±5,3 3,7 ±3,5 0,2 ±0,2

Extensiv genutzte Weiden (EXWE) 3,8 ±3,0 17,9 ±7,5 22,3 ±10,2

Waldweiden (WAWE) 0 0 0

Rebflächen mit hoher Artenvielfalt (REB) 0 0 0

Streueflächen (STFL) 1,5 ±1,5 1,9 ±1,6 1,7 ±1,5

Hecken-, Feld- und Ufergehölze (mit Krautsaum) (HEUF) 15,6 ±4,2 30,9 ±6,6 34,7 ±7,9

Wassergräben, Tümpel, Teiche (WGTT) 0,6 ±0,4 0,6 ±0,3 0,8 ±0,4

Ruderalflächen, Steinhaufen- und wälle (FUFL) 0 0,2 ±0,2 0

Trockenmauern (TRMA) 0 0 0

Weitere ökologische Ausgleichsflächen (WOAF) 2,5 ±2,5 3,6 ±3,6 4,0 ±2,6

Hochstamm-Feldobstbäume (HOFO) 42,5 ±5,5 47,8 ±7,2 56,1 ±8,4

Einheimische standortgerechte Einzelbäume und Alleen (EBBG) 2,4 ±1,1 2,4 ±0,9 2,5 ±1,1

Ackerschonstreifen (ASS) 0 0 0

Total 207,5 ±13,3 292,2 ±22,5 316,5 ±28,8

Tab. 1 | Ökologische Ausgleichflächen in Aren pro Betrieb (Mittelwert ± SE). Ist-Zustand = vor der Beratung, Vorschlag = von den Beraten-den vorgeschlagen, Vereinbarung = vereinbart. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet

Page 43: Heft 2 Februar 2012

Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt

107Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

Im Ist-Zustand erfüllten 37 % der öAF die Qualitätskrite-

rien nach ÖQV und 42 % waren in Vernetzungsprojek-

ten nach ÖQV angemeldet (Abb.1). 44 % der öAF erfüll-

ten weder die Qualitätskriterien noch waren sie in

Vernetzungsprojekten eingebunden. Gemäss Vereinba-

rungen wird der Anteil der öAF ohne Qualität und ohne

Vernetzung auf 15 % sinken. 63 % werden voraussicht-

lich die Qualität erreichen und 83 % der öAF, die im Peri-

meter eines Vernetzungsprojekts liegen, werden ver-

netzt sein. Der Anteil von Flächen mit ÖQV-Qualität an

der LN erhöht sich 2,6-mal gegenüber dem Ausgangszu-

stand, jener der Flächen mit ÖQV-Vernetzung dreimal.

(Abb. 1).

Gemäss Vereinbarung wird die Qualität vor allem

der extensiv genutzten Wiesen, der Obstgärten und der

Hecken mit Krautsaum zunehmen (Abb. 2). Prozentual

ist die Steigerung bei den extensiv genutzten Weiden

am grössten (4,7-mal mehr), gefolgt von Hecken mit

Krautsaum (3,8-mal), extensiv genutzten Wiesen (2,4-

mal) und Hochstamm-Feldobstbäumen (2,1-mal). Der

Anteil Flächen mit Vernetzung steigt parallel (Abb. 3).

Die jährlichen Beiträge für ökologische Ausgleichs-

flächen (DZV inkl. ÖQV-Qualität, exklusiv ÖQV-Vernet-

zung) stiegen im Schnitt pro Betrieb um 3500 CHF auf

7988 CHF (Abb. 4). Zusätzlich waren 15 Betriebe an Ver-

dem Ist-Zustand durchschnittlich 41 % mehr öAF vor. Die

Vereinbarungen beinhalteten schliesslich gegenüber dem

Ist-Zustand 52 % mehr öAF, d.h. sogar 11 % mehr, als von

den Beratenden vorgeschlagen (Tab. 1).

Als neue öAF schlugen die Beratenden vor allem

Säume auf Ackerland, extensiv genutzte Wiesen, Hecken

mit Krautsäumen, extensiv genutzte Weiden und Bunt-

brachen vor. Insbesondere empfahlen sie auch, wenig

intensiv genutzte Wiesen zu extensiv genutzten Wiesen

aufzuwerten. Eher skeptisch zeigten sich die Betriebslei-

ter gegenüber den Säumen auf Ackerland. Von den vor-

geschlagenen zusätzlichen 22,7 a pro Betrieb konnten

nur 18,6 a vereinbart werden. Trotzdem war es jener

öAF-Typ, der gegenüber dem Ist-Zustand prozentual am

stärksten zulegen konnte, weil er vor der Beratung prak-

tisch gar nicht vorhanden war. Gegenüber dem Vor-

schlag deutlich erhöht wurden die Zahl der Hochstamm-

Feldobstbäume, sowie die Flächen von extensiv

genutzten Wiesen, extensiven Weiden und Hecken mit

Krautsaum. Gegenüber dem Ist-Zustand nahmen die

Säume auf Ackerland prozentual am stärksten zu (8,8-

mal), gefolgt von den extensiv genutzten Weiden (5,9-

mal) und den Buntbrachen (4,2-mal). Gemäss Verein-

barung werden die Betriebe im Schnitt neu 13,5 %

(±1,1 % SE) öAF aufweisen.

Abb. 1 | Durchschnittlicher Anteil (± SE) der ökologischen Ausgleichsflächen im Ist-Zustand und gemäss Vereinbarung auf 24 Betrieben. Dargestellt sind die Summen aller öAF, der öAF mit Qualität respektive mit Vernetzung sowie der öAF, welche weder Qualität noch Vernetzung haben. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet.

*Beim Anteil mit Vernetzung wurden nur die 15 Betriebe berücksichtigt, die im Perimeter eines Vernetzungsprojektes liegen.

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

Total Qualität Vernetzung* Ohne Qualität und Vernetzung

% ö

AF p

ro B

etrie

b

Ist-Zustand

Vereinbarung

Page 44: Heft 2 Februar 2012

Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen

108 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

netzungsprojekten beteiligt. Die ÖQV-Vernetzungsbei-

träge machten vor der Beratung im Schnitt weitere

537 CHF pro Betrieb aus und konnten mit der Beratung

auf CHF 2204 erhöht werden. Über die 24 Betriebe wurden

also insgesamt Massnahmen vereinbart, welche 104 600

CHF mehr Beiträge auslösen (davon rund 20 600 CHF Ver-

netzungsbeiträge). Die errechneten Deckungsbeiträge

(mit und ohne Beteiligung an Vernetzungsprojekten) stie-

gen im Schnitt um 3 491 CHF pro Betrieb.

D i s k u s s i o n u n d S c h l u s s -f o l g e r u n g e n

Die Bereitschaft für die Umsetzung von Massnahmen zur

Förderung der Biodiversität konnte bei den Landwirten

mit einer gesamtbetrieblichen Beratung deutlich erhöht

werden (Abb.5). Es zeigte sich auch, dass sich diese För-

derung wirtschaftlich lohnt. Überraschend war, dass

16 der 24 beratenen Betriebe sogar mehr öAF anlegen

Abb. 2 | Typen ökologischer Ausgleichsflächen mit Qualität im Ist-Zustand und gemäss Verein barung. Durch-schnittswerte ± SE auf 24 Betrieben. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. Kürzel in Tab. 1.

Abb. 3 | Typen ökologischer Ausgleichsflächen mit Vernetzung im Ist-Zustand und gemäss Verein-barung. Durchschnittswerte ± SE auf 15 Betrieben, die im Perimeter eines Vernetzungsprojektes liegen. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. Kürzel in Tab. 1.

-20

0

20

40

60

80

100

120

140

EXWI WIGW EXWE HEUF HOFO

öAF

pro

Betr

ieb

(a)

Ist-Zustand

Vereinbarung

0

20

40

60

80

100

120

140

160

BUBR SAUM EXWI WIGW EXWE STFL HEUF WOAF HOFO EBBG

öAF

pro

Betr

ieb

(a)

Ist-Zustand

Vereinbarung 0

20

40

60

80

100

120

140

160

BUBR SAUM EXWI WIGW EXWE STFL HEUF WOAF HOFO EBBG

öAF

pro

Betr

ieb

(a)

Ist-Zustand

Vereinbarung

Page 45: Heft 2 Februar 2012

Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt

109Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

öAF im Talgebiet zu erreichen. Bei den hochwertigen

öAF mit Qualität nach ÖQV wurden mit einer Steigerung

von 3,3 % auf 8,5 % der LN noch deutlichere Verbesse-

rungen erreicht.

Der Anteil gemäss ÖQV vernetzter öAF stieg auf

das Dreifache an. Einige Betriebsleiter wurden durch

die Beratung motiviert, in ihrer Gemeinde ÖQV-Ver-

netzungsprojekte zu initiieren. Die Zunahme der Flä-

wollen, als von den Beratenden vorgeschlagen wurden.

Durch die Beratung stieg der Anteil öAF im Schnitt von

8,9 %, was unter dem schweizerischen Durchschnitt für

das Talgebiet von 10,4 % liegt, auf 13,5 %. Diese deutli-

che Steigerung wirkte sich wirtschaftlich positiv aus,

ohne Betriebsabläufe oder die Produktion negativ zu

beeinflussen. Mittels einer Naturschutz-Fachberatung

wäre es somit möglich, das Ziel des BLW von 65 000 ha

Abb. 4 | Durchschnittlicher Beitrag (±SE) in CHF pro Jahr für den ökologischen Ausgleich (DZV & ÖQV Beiträge 2009 ohne Vernetzung) auf 24 Betrieben, respektive 15 Betrieben (Vernetzungsbeiträge). 

Abb. 5 | Wird das nötige Wissen vermittelt, setzen Landwirte deutlich mehr und wertvollere Ökoausgleichs-massnahmen um. (Foto: Verena Doppler)

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

10000

Ist-Zustand Vereinbarung

Beitr

äge

pro

Betr

ieb

(CHF

)

Ökobeiträge ohne Vernetzung

Vernetzungsbeiträge 0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

10000

Ist-Zustand Vereinbarung

Beitr

äge

pro

Betr

ieb

(CHF

)

Ökobeiträge ohne Vernetzung

Vernetzungsbeiträge

Page 46: Heft 2 Februar 2012

110

Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

chen mit Vernetzung und die damit verbundenen Ein-

nahmen wären also noch deutlicher angestiegen,

wenn alle Betriebe und nicht nur 15 die Möglichkeit an

der Teilnahme an einem Vernetzungsprojekt vor Ort

gehabt hätten.

Mit einem qualitativ hochwertigen ökologischen

Ausgleich können Landwirte ihr Einkommen verbessern,

ohne wesentliche Abstriche bei der Produktion machen

zu müssen. Dies zeigt, dass eine «Win-Win» Situation mit

der Produktion von Nahrungsmitteln und der Förderung

der Biodiversität (Abb. 6) sogar in der intensiven Produk-

tionslandschaft des Mittellandes möglich ist.

Ein wesentlicher Schlüssel hierzu liegt im Bereich der

Bildung und Beratung, wofür die Kantone in erster

Linie zuständig sind. Aktuell wird zu einseitig auf die

landwirtschaftliche Produktion fokussiert ausgebildet

und beraten. Ökologie und Biodiversität spielen in der

Ausbildung mancherorts eine marginale Rolle und wur-

den erst kürzlich noch mehr zurückgestuft. Zwar gibt es

freiwillige Angebote, diese werden aber oft schlecht

genutzt. Eine angemessene Gewichtung des Natur-

schutzes und der Ökologie in der Aus- und Weiterbil-

dung und in der Beratung ist letztendlich unabdingbar,

um die Biodiversitätsziele der Schweizer Agrarpolitik

zu erreichen. n

Dank

Wir möchten allen Landwirten, die an dieser Studie teilnehmen, Bio Suisse, IP-Suisse, den kantonalen Ansprechpartnern für ihre Zusammenarbeit sowie der MAVA Stiftung, der Sophie und Karl Binding Stiftung, der AVINA Stiftung, der Ernst Göhner Stiftung, der Vontobel-Stiftung, der Stiftung Dreiklang, dem Bundes-amt für Umwelt und dem Bundesamt für Landwirtschaft für ihre finanzielle Unter-stützung herzlich danken.

Abb. 6 | Effektive Ökoflächen beherbergen Leitarten: Schachbrettfalter (Melanargia galathea) – eine attraktive, nachgewiesene Leitart für spät geschnittene Ökowiesen. (Foto: Lukas Pfiffner)

Page 47: Heft 2 Februar 2012

111

Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012

Literatur b Birrer S., Balmer O., Graf R. & Jenny M., 2009. Biodiversität im Kulturland – vom Nebenprodukt zum Marktvorteil. Mitteilungen aus dem Julius Kühn-Institut 421, 21–29.

b BLW, 2010. Agrarbericht 2010 des Bundesamtes für Landwirtschaft. Bun-desamt für Landwirtschaft (BLW), Bern.

b Burfield I. & von Bommel F., 2004. Birds in Europe: population estimates, trends and conservation status. BirdLife International, Cambridge. 374 S.

b Graf R., Bolzern-Tönz H. & Pfiffner L., 2010. Leitarten für das Landwirt-schaftsgebiet: Erarbeitung von Konzept und Auswahl-Methoden am Bei-spiel der Schweiz. Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (1), 5–12.

b Graf R., Birrer S. & Pfiffner L., 2009. Leitartenkarten für das Landwirt-schaftsgebiet. Schweizerische Vogelwarte, Sempach und Forschungsins-titut für biologischen Landbau FiBL, Frick.

b Jenny M., Fischer J., Pfiffner L., Birrer S. & Graf R., 2011. Leitfaden für die Anwendung des Punktesystems. Biodiversität auf Landwirtschaftsbetrie-ben im Projekt «Mit Vielfalt punkten». Schweizerische Vogelwarte, Sem-pach & Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick. 22 S.

b Lachat T., Pauli D., Gonseth Y., Klaus G., Scheidegger C., Vittoz P. & Wal-ter T., 2010. Der Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900. Ha-ben wir die Talsohle erreicht? Bristol-Stiftung; Forum Biodiversität Schweiz (Hrsg.). Haupt Verlag, Bern.

b Lüthy M., Egloff T., Hofmann A., Meier C., Schaffner D., Schmid W. & Schmidlin J., 2002. Ökobeiträge und gesamtbetriebliche Bewirtschaf-tungsverträge. In: Umwelt Aargau, Sondernummer 13, 18–41. Kanton Aargau, Abteilung für Umwelt, Aarau (Hrsg.).

b Roth T., Amrhein V., Peter B. & Weber D., (2008). A Swiss agri-environ-ment scheme effectively enhances species richness for some taxa over time. Agriculture, Ecosystems & Environment 125, 167–172.

Whole-farm advisory increases quality

and quantity of ecological compensa-

tion areas

The areas of ecological compensation

(AEC) required for farms receiving

subventions have so far delivered

modest results against the loss of

biodiversity in cultivated landscape of

Switzerland. Insufficient ecological

quality and inadequate locations of

these areas are to blame. The results of

our study show that whole-farm

advisory can efficiently improve the

situation even on intensive farms of

the Swiss plateau. All participating

farms were willing to sign contracts

that will increase the mean AEC from

8,9 to 13,5 % of their agricultural area

in use (AAU). Crucially, the quality of

the AEC according to the ordinance on

ecological quality increases from 3,3 to

8,5 % of the AAU. This substantial

improvement of the ecological perfor-

mances can be reached without

negative impacts on production or

farming income. On the contrary, the

gains and profit contributions increase

by CHF 3500.– and CHF 3491.– per

farm, respectively.

Key words: agriculture, advisory,

biodiversity, ecological compensation

areas, green box, cross-compliance.

Maggiori superfici di compensazione

ecologica e di migliore qualità grazie alla

consulenza

Di fronte al declino della biodiversità nelle

zone coltivate, l’imposizione di superfici di

compensazione ecologica (SCE), necessarie

per accedere ai pagamenti delle prestazioni

ecologiche (PER), si sono rivelate poco

efficaci. Spesso le superfici di compensazione

ecologica (SCE) non adempiono il loro ruolo

di salvaguardia della biodiversità a causa

della qualità mediocre o dell’inadeguatezza

del luogo. I risultati del nostro studio

dimostrano che è possibile supplire in modo

efficiente a queste mancanze con una

consulenza personalizzata – anche nelle

aziende agricole dell’Altopiano svizzero

gestite in modo intensivo. I consulenti hanno

concordato un catalogo di misure con tutti

gli agricoltori partecipi, aumentando così in

media le SCE dell’ 8,9 %-13,5 % della loro

superficie agricola utile (SAU). Anche la

qualità delle SCE, secondo l’Ordinanza sulla

qualità ecologica (OQE) dovrebbe aumentare

del 3,3 – 8,5 % della SAU. E’ inoltre possibile

conseguire questo miglioramento sostan-

ziale delle prestazioni ecologiche senza

causare impatti pregiudizievoli alla produ-

zione o all’economia aziendale, aumentando

pure il fatturato di CHF 3500.– ed il margine

lordo mediamente di CHF 3491.– per

azienda.

Page 48: Heft 2 Februar 2012

112 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 112–114, 2012

Damit Schweine und andere Nutztiere bedarfsgerecht, ökologisch und ökonomisch gefüttert werden können sind Kenntnisse zu den Nährstoffen und Nährwerten von Futtermitteln unerlässlich. (Foto: O. Bloch ALP)

Monika Boltshauser1, Annelies Bracher1, Michael Böhlen2, Francesco Cafagna2 und Andrej Taliun2

1Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux2Universität Zürich, Department of Informatics, Database Technology Group, 8050 Zürich

Auskünfte: Annelies Bracher, E-Mail: [email protected], Tel. +41 26 407 54 12

Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch

K u r z b e r i c h t

Die Schweizerische Futtermitteldatenbank «www.feed-

base.ch» der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-

Posieux ALP-Haras ist seit 2007 im Internet abrufbar und

befindet sich zurzeit im Umbruch. Sie wird in den nächs-

ten Jahren fachlich, inhaltlich und technisch weiterent-

wickelt und soll zu einer führenden Informationsquelle

auf dem Gebiet der Nährstoffe und Nährwerte von Fut-

termitteln werden.

Fundierte Kenntnisse zu den Nährstoffen und Nährwer-

ten der Einzel- und Raufuttermittel sowie zum Bedarf der

einzelnen Tierarten sind unerlässlich, damit landwirt-

schaftliche Nutztiere bedarfsgerecht, ökologisch und

ökonomisch gefüttert werden können. Die Futtermittel-

datenbank enthält Tierart übergreifende Informationen

zu über 600 in der Schweiz erhältlichen Einzel- und Rau-

futtermitteln. Die Datenqualität wird laufend aktuali-

siert und erweitert und ist so ein interaktives und uner-

lässliches Nachschlagewerk für ein breites Zielpublikum.

Der grösste Teil der Daten steht den Benutzenden

gratis zur Verfügung. Weitergehende Funktionen wer-

den in einem Abonnement angeboten. Dieses beinhal-

tet zusätzlich eine Download-Funktion der Futterdaten

als Excel-Tabelle, einen Zugang zur Online-Version der

Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes

Buch) und Schweine (Gelbes Buch) sowie weitere prakti-

sche Programme, wie die Berechnung der Futterwerte

von Einzel- und Raufutter für Wiederkäuer, Paritäts-

preise von Schweinerationen und die Rationsberech-

nung für Schweine.

Page 49: Heft 2 Februar 2012

Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch | Kurzbericht

113Agrarforschung Schweiz 3 (2): 112–114, 2012

Zusätzlich ist die Datenbank mit dem webbasierten

Lernprogramm E-Feed über die Moodle-Lernplattform

der Berner Fachhochschule verbunden. Dieses Pro-

gramm zur Futtermittelkunde (Futtermittelkatalog)

wird an Hochschulen im Unterricht für Agronomen

und Veterinäre eingesetzt. Dadurch erhalten einer-

seits die Studierenden die aktuellen Werte aus der Fut-

termitteldatenbank und andererseits haben die Nut-

zenden der Futtermitteldatenbank Zugriff auf den

Futterkatalog, der viele praktische Zusatzinformatio-

nen enthält.

Technische Weiterentwicklung

Mit der Datenbanktechnologie Gruppe des Instituts für

Informatik der Universität Zürich haben wir einen kom-

petenten Partner, der die Datenbank technisch weiter-

entwickelt. In einem vom Schweizerischen Nationalfonds

unterstützten dreijährigen Projekt werden Forschungsar-

beiten auf dem Gebiet der Datenbanktechnologie

anhand von Dissertation, Fach-, Bachelor- und Masterar-

beiten realisiert. Die Erweiterung zu einem temporalen

Data Warehouse soll die Schweizerische Futtermittelda-

tenbank zu einer umfassenden Datenquelle mit innovati-

ven Funktionalitäten machen.

Die bisherige Datenstruktur kann man sich verein-

facht als dreidimensionalen Datenwürfel vorstellen mit

den Hauptachsen Nährstoffe, Tierart und Futtertyp. Neu

wird Zeit und Ort hinzugefügt und einige Aggregie-

rungsstufen nach unten, das heisst bis auf Stufe Einzel-

probe, werden angehängt (Abb. 1). Dies ergibt eine zeit-

abhängige, multidimensionale Datenstruktur, die eine

Abfrage und Analyse von zeit- und standortabhängigen

Daten ermöglichen wird.

Dürrfutter-Enquête à la carte

Erste konkrete Anwendungen wurden anhand einer

Facharbeit (Kruse 2011) und einer Bachelorarbeit (Zoppi

2011) umgesetzt. Das Ziel war, eine Webapplikation zu

Abb. 2 | Abfrageresultat mit geografischen, temporalen und statistischen Angaben zu Dürrfutter, Höhe > 1000 m, Erntejahr 2005 bis 2009.

Nährstoff TierartFu

tter

typ

Raum

Zeit

Abb. 1 | Zeitabhängige, multidimensionale Datenstruktur.

Page 50: Heft 2 Februar 2012

Kurzbericht | Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch

114 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 112–114, 2012

entwickeln, in der die geografischen Angaben der jähr-

lichen Dürrfutter-Enquête von AGRIDEA (Boessinger

2011) ausgewertet und dargestellt werden. Als Leit-

grösse wurde die Postleitzahl verwendet. In der Appli-

kation kann der Futtertyp, die Konservierungsmethode,

die Nährstoffe, Kanton, Höhenstufe, Erntejahr und Ern-

tesaison ausgewählt werden (Abb. 2). In einem weiteren

Schritt kann die Darstellungsart des Diagrammtyps fest-

gelegt werden.

Das Abfrageresultat enthält eine Tabelle mit den Ein-

zelwerten, die Karte mit markierten Standorten der Pro-

benherkunft, eine Grafik mit entweder der Streuung der

Einzelwerte über die Zeit oder als Mittelwertlinie und

eine Tabelle mit deskriptiver Statistik. Aktiviert man eine

zusätzliche statistische Funktion, werden Werte, die eine

Standardabweichung unter oder über dem Mittelwert

liegen, farblich auf der Karte hervorgehoben. Diese

Funktionalität ermöglicht eine visuelle Mustererken-

nung, die mögliche regionale Effekte auf die Futter-

qualität aufzeigen kann. Die Interpretationsmöglichkei-

ten sind damit noch nicht ausgeschöpft. Das neue

Datenmodell wird weitergehende Möglichkeiten eröff-

nen wie z.B. Analysen von regionalen Trendverläufen,

die zur Erarbeitung von Zonenzugehörigkeit oder für

Kriterien von Futterkategorien herangezogen werden

können (Abb. 3). Aber auch Verknüpfungen mit Klima-

karten und weiteren GIS-Daten sind denkbar.

Nützliche InformationsquelleDank der Weiterentwicklung der Futtermitteldatenbank

verbessern wir den Informationsgehalt von verfügbaren

Futterdaten, die für praktische wie wissenschaftliche Fra-

gestellungen als wertvolle Informationsquelle genutzt

werden können. Weitere Datenquellen werden erschlos-

sen, um die Datenbasis breiter abzustützen aber auch die

Aktualisierung wird eine Daueraufgabe sein. Zudem soll

ein benutzerfreundliches Layout die Anwendung erleich-

tern. Die Aufschaltung der ersten erweiterten Version ist

für 2012 geplant. In der ersten Phase werden noch nicht

alle vorgesehenen Funktionen verfügbar sein. Wir möch-

ten Anliegen und Wünsche der Nutzenden ernst nehmen

und freuen uns auf Rückmeldungen. n

Literatur b Boessinger M., 2011. Zur Verfügung gestellte Einzeldaten zur Dürrfutte-renquête 2005 – 2010.

b Kruse K., 2011. Development of a Database System Based on Geographi-cal Information. Facharbeit am Institut für Informatik, Universität Zürich.

b Zoppi S., 2011. Online Computation of up-to-date Summaries in the Swiss Feed Database. Bachelorarbeit am Institut für Informatik, Universität Zürich.

Abb. 3 | Datenmodellierung mit Kernel Regression: Rohprotein-Gehalt (RP) in Dürrfutter, Kanton Freiburg, Höhe 600 – 899 m, Erntejahr 2005 bis 2009 (Zoppi 2011). RMSE = root mean square error.

190

160

130

100

70

Temporal Value Distribution

01 2005 07 2005 01 2006 07 2006 01 2007 07 2007 01 2008 07 2008 01 2009 07 2009

RP

RMSE

Kernel Regression

t

m

Page 51: Heft 2 Februar 2012

115Agrarforschung Schweiz 3 (2): 115, 2012

P o r t r ä t

Besser geht’s nicht: 2008, im Internationalen Jahr der

Kartoffel, übernahm Brice Dupuis die Leitung des

«Kartoffelprojekts» am ACW-Standort Changins und

verliess dafür seine Heimat Belgien, Ursprungsort der

Pommes Frites...

Seit Dupuis bei ACW arbeitet, bewegt er sich im

Dreieck Forschung – Austausch mit der Branche – Team-

führung. Dupuis beschäftigt sich zwar nur mit einer

einzigen Kulturpflanze und dies in einem engen The-

menbereich, aber die Kartoffel ist ein herausforderndes

Studienobjekt mit vielen Facetten. Das Thema bein-

haltet sowohl diverse Krankheitsbilder als auch vielfäl-

tige Anbautechniken. «Der Kartoffelanbau allein ist

schon kompliziert und eine Herausforderung», meint

Brice Dupuis. «Da die Kartoffelproduktion auf vegetati-

ver Vermehrung beruht, erhöht sich der Druck durch

Krankheiten, weshalb das Ausgangsmaterial häufiger

erneuert werden muss. Genau diese Komplexität macht

diese Kulturpflanze, die sich weltweit rasant ausbreitet,

so attraktiv.»

Interaktionen auf allen Ebenen

Das Kartoffelprojekt ist in drei Bereiche aufgeteilt, die in

ständigem Austausch stehen: Sortenprüfung, Zertifizie-

rung und Forschung. Dabei geschehen die Interaktionen

auf verschiedenen Ebenen: In Changins selber ist der

Austausch äusserst rege, aber auch auf Ebene Agroscope.

Hier werden die Sortenprüfungen sowie spezifische

technische Tests (namentlich die Eignung zum Frittieren)

zusammen mit ART vorgenommen. Weiter finden Inter-

aktionen mit Branchenorganisationen (Swisspatat und

Swissmem) und Institutionen wie der HAFL (früher SHL)

statt. Letztere arbeitet an einem Projekt zur verbesser-

ten Kontrolle der Dickeya-Bakterien mit. Eines der Pro-

jektziele ist es, die Anfälligkeit der Kartoffelsorten auf

diese Bakterien zu beurteilen und mittelfristig ein Werk-

zeug für die Sortenauswahl bereit zu stellen. «Heute

gibt es weltweit keine Methode, um diese Beurteilung

vorzunehmen», erläutert Brice Dupuis. Ausserdem betei-

ligt sich der Projektleiter mit seinem Team an verschiede-

nen Fach- und Arbeitsgruppen der European Association

for Potato Research, womit er ständig auf dem neusten

Stand der europäischen Forschung ist.

Brice Dupuis wurde in Ath geboren, in einem Kartof-

felballungsgebiet zwischen Brüssel und Lille, und ging in

Brüssel zur Schule. Als junger Städter wahrte er aber den

Kontakt zu Land und Boden dank Ferien auf dem Bau-

ernhof der Grosseltern. Nach seinem Studium an der

Agronomischen Fakultät von Gembloux arbeitete er

während eines Jahres im CIRAD («Internationales land-

wirtschaftliches Forschungszentrum für Entwicklung»)

auf der Insel Réunion (F), wo er an einem Quantifizie-

rungs-Tool für die pathogenen Ralstonia solanacearum-

Bakterien im Boden forschte.

Danach war er während sechs Jahren im «Walloni-

schen Zentrum für Landwirtschaftsstudien» tätig und

beschäftigte sich (schon damals!) mit der Dickeya und

der Bekämpfung der Krautfäule im Bioanbau. Gleichzei-

tig erlangte er ein Diplom in Entwicklungsmanagement.

Brice Dupuis fühlt sich in der mehrsprachigen Schweiz

wohl – sie erinnert ihn an Belgien. Im Sommer wie im

Winter ist er ganz besonders gern in den Bergen unter-

wegs. Er kehrt regelmässig nach Belgien zurück, wo er

viele Kontakte behalten hat und die Renovation seines

Hauses überwacht. Noch eine Herausforderung!

Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz, Agroscope Changins-Wädenswil

ACW,1260 Nyon

Brice Dupuis: Herausforderung Kartoffel

Page 52: Heft 2 Februar 2012

116 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012

A k t u e l l

Gründung der Europäischen Gesellschaft für Agroforstwirtschaft

Am 16.12.2011 wurde die Europäische Gesellschaft für

Agroforstwirtschaft gegründet. Die Veranstaltung fand

im Französischen Landwirtschaftsministerium statt, es

waren 200 Vertreterinnen und Vertreter aus zwölf Län-

dern anwesend, weitere 100 Personen verfolgten die

Versammlung als Livestream im Internet.

Agroforstwirtschaft stellt eine Möglichkeit dar, die

Produktivität zu steigern und gleichzeitig die Böden zu

schonen, den Wasserkreislauf zu schliessen, Biodiversität

und Nützlinge zu fördern und CO2 zu binden.

Ziel der Gesellschaft ist es, die Spezialisten der ver-

schiedenen Europäischen Länder zu vernetzen und dar-

auf hinzuwirken, dass die Rahmenbedingungen der

Europäischen Agrarpolitik so ausgerichtet werden, dass

die Anlage von Agroforstparzellen zumindest nicht

behindert wird. Die Schweiz ist mit der IG Agroforst ver-

treten, die von Mareike Jäger (Agridea) und Felix Her-

zog (Agroscope ART) initiiert wurde (www.agroforst.ch /

www.agroforesterie.ch).

Aktuell

«Die Kombination von Apfelbäumen und Getreide führt zu einem höheren Deckungsbeitrag» (Beispiel aus der Ostschweiz). (Foto: ART)

und die notwendige Auswertesoftwarein Zusammen-

arbeit mit der ZHAW Winterthur. Der Einsatz und eine

detaillierte Übprüfung der Geräte ergaben eine hohe

Zuverlässigkeit sowohl in Bezug auf die Funktion als

auch auf die erzielten Ergebnisse. Aus den Ergebnissen

des Tests lassen sich Rückschlüsse auf die Fütterung und

die Gefährdung durch Strukturmangel in der Ration

ziehen. Damit steht der Fütterungsberatung und Tier-

ärzten ein neues Hilfsmittel zur frühzeitigen Erkennung

von sich anbahnenden Stoffwechselkrankheiten zur Ver-

fügung. Durch den vermehrten Einsatz dieser Technik

können auch detailliertere und aktuellere Erkenntnisse

zur Frage der «wiederkäuergerechten» Ration und

entsprechende «Alarmwerte» gewonnen werden. Die

Erfassungsmethode hat sich als robust, zuverlässig und

gut handhabbar erwiesen. Für den Einsatz in der breite-

ren Praxis sind weitere Opt mierungsschritte in Arbeit.

Franz Nydegger, Markus Keller, ART,

Lorenz Gygax, Zentrum für tiergerechte Haltung von Wiederkäuern und

Schweinen, ART

Wiederkausensor für Milchkühe

ART-Bericht 748

Der neue Wiederkause

sor dient der Erfassung

der Kau- und Fressaktiv

täten von Wiederkäuern.

Mit Hilfe dieser Geräte ist

es einerseits möglich, im

Rahmen von wissen-

schaftlichen Versuchen

die Kau und Fressaktivitä-

ten zu erfassen und

auszuwerten. Anderer-

seits erlaubt diese Tech-

nik, Kühe unter Praxisbedingungen sehr detailliert auf die

entsprechenden Aktivitäten zu untersuchen und daraus

Rückschlüsse auf mögliche Gefährdung der Kühe durch

Stoffwechselkrankheiten zu ziehen. Die Forschungsanstalt

Agroscope Reckenholz- Tänikon ART und die Firma MSR

Electronics GmbH entwickelten den Wiederkausensor

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 748

Wiederkausensor für Milchkühe

Automatisches Erfassen der Kau- und Fressaktivität zur Gesundheitsüberwachung

Autorinnen und Autoren

Franz Nydegger, Markus Keller,ART, Lorenz Gygax, Zentrum fürtiergerechte Haltung vonWieder-käuern und Schweinen,ART

Wendelin Egli, MSR ElectronicsGmbH, CH–8444 Henggart

[email protected]

Oktober 2011

Der neue Wiederkausensor dient derErfassung der Kau- und Fressaktivitätenvon Wiederkäuern. Mit Hilfe dieser Geräteist es einerseits möglich, im Rahmen vonwissenschaftlichen Versuchen die Kau-und Fressaktivitäten zu erfassen und aus-zuwerten. Andererseits erlaubt dieseTechnik, Kühe unter Praxisbedingungensehr detailliert auf die entsprechendenAktivitäten zu untersuchen und darausRückschlüsse auf mögliche Gefährdungder Kühe durch Stoffwechselkrankheitenzu ziehen.

Die Forschungsanstalt Agroscope Recken-holz-Tänikon ART und die Firma MSR Elec-tronics GmbH entwickelten den Wieder-kausensor und die notwendige Auswer-tesoftware in Zusammenarbeit mit derZHAW Winterthur. Der Einsatz und eine

detaillierte Überprüfung der Geräte erga-ben eine hohe Zuverlässigkeit sowohl inBezug auf die Funktion als auch auf dieerzielten Ergebnisse. Aus den Ergebnissendes Tests lassen sich Rückschlüsse auf dieFütterung und die Gefährdung durchStrukturmangel in der Ration ziehen.Damit steht der Fütterungsberatung undTierärzten ein neues Hilfsmittel zur früh-zeitigen Erkennung von sich anbahnendenStoffwechselkrankheiten zur Verfügung.Durch den vermehrten Einsatz dieser Tech-nik können auch detailliertere und aktuel-lere Erkenntnisse zur Frage der «wieder-käuergerechten» Ration und entspre-chende «Alarmwerte» gewonnen werden.Die Erfassungsmethode hat sich als robust,zuverlässig und gut handhabbar erwiesen.Für den Einsatz in der breiteren Praxis sindweitere Optimierungsschritte in Arbeit.

N e u e P u b l i k a t i o n e n

Page 53: Heft 2 Februar 2012

117Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012

A k t u e l l

Fütterung der frisch abgesetzten Ferkel

ALP aktuell 42

Das abrupte Absetzen der

Ferkel, die bis zur vierten

Lebenswoche praktisch

ausschliesslich Milch auf-

genommen haben, wider-

spricht dem Grundsatz,

dass jeder Futterwechsel

schrittweise erfolgen soll,

damit sich die Verdau-

ungsorgane anpassen

können. Frisch abgesetzte Ferkel sind deshalb anfällig auf

Darmstörungen. Sie fressen während den ersten Tagen

nach dem Absetzen wenig und magern ab, bis sie gelernt

haben, Festfutter und Wasser aufzunehmen. Im Anschluss

an diese mehrtägige Hungerperiode besteht das Risiko,

dass sie zu viel Futter aufnehmen, bevor sich die Verdau-

ungsorgane und die Darmflora an das neue Fütterungs-

regime angepasst haben. Dies kann zu lebensgefährli-

chen Durchfällen führen. Um Probleme nach dem

Absetzen zu vermeiden, werden folgende Massnahmen

empfohlen:

•• Die Ferkel müssen animiert werden, nach dem

Absetzen rasch genügend Futter und Flüssigkeit

aufzunehmen, in dem während den ersten Tagen das

gewohnte Saugferkelbeifutter angeboten wird und

genügend Futterplätze zur Verfügung stehen. Es hat

sich gezeigt, dass die frisch abgesetzten Ferkel

Flüssigfutter dem Trockenfutter vorziehen.

•• Wenn Durchfälle häufig auftreten, kann ein Diätfutter

mit einem reduzierten Protein- und Mineralstoffge-

halt, das organische Säuren und geeignete Rohfaser-

quellen enthält, das Problem entschärfen.

•• Ferkel müssen einen geheizten Ruheplatz haben,

solange sie wenig Futter aufnehmen, da Kältestress

die Anfälligkeit auf Durchfälle erhöht.

Andreas Gutzwiller, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux

ALP

ALP aktuell

Fütterung der frisch abgesetzten FerkelMerkblatt für die Praxis

Nr. 42 | 2011

Autor

Andreas GutzwillerForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPTioleyre 4, Postfach 64CH-1725 [email protected]

Oliv

ier

Bloc

h,A

LP

EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALP

ALP gehört zur Einheit ALP-Haras

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Das abrupte Absetzen der Ferkel, die biszur vierten Lebenswoche praktisch aus-schliesslich Milch aufgenommen haben,widerspricht dem Grundsatz, dass jederFutterwechsel schrittweise erfolgen soll,damit sich die Verdauungsorgane anpas-sen können. Frisch abgesetzte Ferkel sinddeshalb anfällig auf Darmstörungen. Siefressen während den ersten Tagen nachdem Absetzen wenig und magern ab, bissie gelernt haben, Festfutter und Wasseraufzunehmen. Im Anschluss an diesemehrtägige Hungerperiode besteht dasRisiko, dass sie zu viel Futter aufnehmen,bevor sich die Verdauungsorgane und dieDarmflora an das neue Fütterungsregimeangepasst haben. Dies kann zu lebensge-fährlichen Durchfällen führen.

Um Probleme nach dem Absetzen zu vermei-den, werden folgende Massnahmen emp-fohlen:• Die Ferkel müssen animiert werden, nachdem Absetzen rasch genügend Futter undFlüssigkeit aufzunehmen, in dem währendden ersten Tagen das gewohnte Saugferkel-beifutter angeboten wird und genügend Fut-terplätze zur Verfügung stehen. Es hat sichgezeigt, dass die frisch abgesetzten FerkelFlüssigfutter dem Trockenfutter vorziehen.• Wenn Durchfälle häufig auftreten, kannein Diätfutter mit einem reduzierten Pro-tein- und Mineralstoffgehalt, das organischeSäuren und geeignete Rohfaserquellen ent-hält, das Problem entschärfen.• Ferkel müssen einen geheizten Ruheplatzhaben, solange sie wenig Futter aufnehmen,da Kältestress die Anfälligkeit auf Durchfälleerhöht.

Impressum

Herausgeber:ForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPwww.agroscope.ch

Redaktion:Gerhard Mangold, ALP

Gestaltung:RMG Design, Fribourg

Druck:Tanner Druck AG,Langnau im Emmental

Copyright:Nachdruck, auch auszugsweise,bei Quellenangabe und Zustellungeines Belegexemplars an dieHerausgeberin gestattet.

ISSN 1660-7570

alp actuel 42_all.indd 1 23.12.11 13:20

Gute Raufutter-qualität für Pferde

ALP aktuell 41

Das Pferd benötigt aus ernährungsphysiologi schen

Gründen als Hauptbestandteil seiner Futterration quali-

tativ einwandfreies und strukturreiches Raufutter wie

Heu, Haylage (trockene Silage) und Stroh. Dies gilt für

Pferde aller Rassen, vom Freizeit- bis zum Hochleistungs-

pferd. Das Pferd ist besonders sensibel gegenüber ver-

dorbenen und kontaminierten Futtermitteln. Die hygie-

nische Qualität zählt daher zu den wichtigsten Kriterien

von Pferdefuttermitteln. Eine grundfutterreiche, dem

Bedarf angepasste Fütterung sowie eine einwandfreie

Qualität sind für die Gesunderhaltung, Beschäftigung

und damit für das Wohlbefinden des Pferdes wichtig.

Das vorliegende Merkblatt orientiert in diesem Sinne

über

•• Merkmale guter Raufutterqualität

•• Beurteilungskriterien–Sensorische Beurteilung

•• Orientierungswerte für Heu, Haylage und Stroh

•• Raufutterlagerung

•• Häufige Fragen

Ueli Wyss, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP

ALP aktuell

Gute Raufutterqualität für PferdeMerkblatt für die Praxis

Nr. 41 | 2011

Autoren

Ueli WyssForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPTioleyre 4, Postfach 64CH-1725 [email protected]

Brigitte StricklerHaras national suisse HNSLes Longs-Prés, Postfach 1911580 [email protected]

Das Pferd benötigt aus ernährungsphysio-logischen Gründen als Hauptbestandteilseiner Futterration qualitativ einwand-freies und strukturreiches Raufutter wieHeu, Haylage (trockene Silage) und Stroh.Dies gilt für Pferde aller Rassen, vom Frei-zeit- bis zum Hochleistungspferd.

Das Pferd ist besonders sensibel gegen-über verdorbenen und kontaminiertenFuttermitteln. Die hygienische Qualitätzählt daher zu den wichtigsten Kriterienvon Pferdefuttermitteln. Eine grundfut-terreiche, dem Bedarf angepasste Fütte-rung sowie eine einwandfreie Qualitätsind für die Gesunderhaltung, Beschäfti-gung und damit für das Wohlbefinden desPferdes wichtig.

Das vorliegende Merkblatt orientiert indiesem Sinne über

• Merkmale guter Raufutterqualität• Beurteilungskriterien –

Sensorische Beurteilung• Orientierungswerte für Heu,

Haylage und Stroh• Raufutterlagerung• Häufige Fragen

Oliv

ier

Bloc

h,A

LP

EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALP

ALP gehört zur Einheit ALP-Haras

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Impressum

Herausgeber:ForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPwww.agroscope.ch

Redaktion:Gerhard Mangold, ALP

Gestaltung:RMG Design, Fribourg

Druck:Tanner Druck AG,Langnau im Emmental

Copyright:Nachdruck, auch auszugsweise,bei Quellenangabe und Zustellungeines Belegexemplars an dieHerausgeberin gestattet.

ISSN 1660-7570

alp actuel 41_all.indd 1 26.10.11 14:32

Page 54: Heft 2 Februar 2012

118

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012

26.01.2012 Saubere Ställe schonen die Umwelt Ammoniak aus der Landwirtschaft belastet die Umwelt.

Wie sich die Emissionen am effizientesten senken lassen,

diskutierten Vertreter aus Forschung, Politik und Praxis

an einer Tagung von Agroscope am 26. Januar 2012 in

Zürich.

06.02.2012Die Rückkehr: Maiswurzelbohrer wieder auf der AlpennordseiteDer Quarantäneschädling Diabrotica (Maiswurzelboh-

rer) ist dieses Jahr im Juli auf der Alpennordseite in den

Kantonen Uri und Luzern wieder aufgetaucht, obschon

dort seit einem Jahr kein Insekt gefangen worden war.

Diese Tiere sind offenbar mit Warentransporten aus

Norditalien eingeschleppt worden. Eine erste Mass-

nahme zur Verhinderung einer Populationszunahme auf

der Alpennordseite besteht darin, den Maisanbau auf

derselben Parzelle während zwei aufeinanderfolgenden

Jahren zu verbieten. Diese Methode wurde schon von

den Kantonen Tessin und Uri erfolgreich angewendet.

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuelle Forschungsergebnisse

für Beratung und Praxis:

Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal

im Jahr Forschungsergebnisse über

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und

Gesellschaft.

Agrarforschung ist auch online verfügbar

unter: www.agrarforschungschweiz.ch

Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!

AGrArForSchUNG Schweiz

rechercheAGroNomiqUeSUiSSe

Talon einsenden an:Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00E-Mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch

NEU

Name/Firma

Vorname

Strasse/Nr

PLZ/Ort

Beruf

E-Mail

Datum

Unterschrift

Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift

der landwirtschaft lichen Forschung von

Agroscope und ihren Partnern. Partner der

zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-

schaft, die Schweizerische hochschule für

Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen

AGriDeA, die eidgenössische Technische

hochschule eTh zürich, Departement Agrar-

und Lebensmittelwissenschaften und Agro-

scope, die gleichzeitig herausgeberin der

zeitschrift ist.

Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und

Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen

aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung

und Politik, an kantonale und eidgenössische

Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Page 55: Heft 2 Februar 2012

Aktuell

119

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012

V e r a n s t a l t u n g e n

Februar 2012

23. – 26.02.2012Agroscope an der Tier & Technik 2012Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP und ARTSt. Gallen

März 2012

13. – 14.03.201218. Arbeitswissenschaftliches KolloquiumAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTTänikon

16.03.201220 Jahre Integrierte Produktion im AckerbauAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTReckenholz, Zürich

23.03.2012Jahrestagung der SGPWSchweizerische Gesellschaft für Pflanzenwissenschaften Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTReckenholz, Zürich

29.03.2012AGFF-Generalversammlung/FrühlingstagungAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTLandwirtschaftliches Zentrum Liebegg, Gränichen

April 2012

13.04.20127. NATUR Kongress 2012Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTCongress Center, Basel

19.04.2012Siebte Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung SchweizSchweizerisches Nationalgestüt SNGAvenches

Mai 2012

09. – 10.05.2012Landtechnik im AlpenraumAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTFeldkrich, Oesterreich

I n t e r n e t l i n k s

Archiv der Traktorentestberichte von Agroscope

www.traktorentest.ch

Die Traktorentestberichte der Forschungsanstalt Agroscope

Reckenholz-Tänikon ART bieten die gewünschten Informatio-

nen über die Leistungs- und Verbrauchsdaten von älteren

Traktoren. Ab sofort sind alle Testberichte seit dem Jahr 1971

in elektronischer Form auf dem Internet verfügbar.

März 2012 / Heft 3

•• Alpprodukte und Alpdienstleistungen – Angebot in

ausgewählten Regionen der Schweiz, Rosa Böni und

Irmi Seidl, WSL

•• Populationsstruktur und genetische Diversität von

Schweizer Schafrassen, Alexander Burren et al., HAFL

•• Klimawandel beeinflusst das Tierwohl bei Milch -

kühen, Jürg Fuhrer und Pierluigi Calanca, ART

•• Langfristige Wirkung von organischen Düngern auf

die Bodeneigenschaften, Alexandra Maltas et al.,

ACW

•• Ertrag und Stickstoffdüngung im Pflanzenbau:

Langfristige Wirkung organischer Dünger, Alexandra

Maltas et al., ACW

•• Eine neue Methode zur Bestimmung von Bröckel-

verlusten, Joachim Sauter et al., ART und Universität

Kassel

•• Gemeinsam für den Boden, Bruno Arnold und André

Chassot , Agridea

Das Sömmerungsgebiet der Schweiz umfasst rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Alpprodukte und – dienst-leistungen sind eine Ertragsquelle der Alpwirtschaft. Forscherinnen der WSL machten eine Angebots-erhebung zu Alpprodukten und –dienstleistungen in sechs Regionen der Schweiz. (Foto: Gabriela Brändle ART)

V o r s c h a u

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Page 56: Heft 2 Februar 2012

Freitag, 16. März 201220 Jahre Integrierte Produktionim AckerbauForschungsanstalt Agroscope ART - Reckenholz

http://www.agroscope.admin.ch/Fachtagung-Ackerbauoder Priska Gassmann Tel: 044 377 7253 [email protected]

Anmeldung undInformation

Fachtagung

23. - 26. Februar 2012, Tier & Technik, St. Gallen

Agroscope – Forschung macht wettbewerbsfähig

Fachleute von Agroscope präsentieren Arbeiten zu

„Qualität und Sicherheit von Süssmost“ – Neue Methodenzur Identifizierung von Kontaminationen und zur Verbesse-rung der Haltbarkeit von Apfelsäften (Degustation).

„Wärme vom Dach“ – Energieeffiziente Heutrocknung mitAbwärme von der Photovoltaikanlage.

„Fohlen für die Zukunft“ – Berechnung des Verwandtschafts-grades unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Leistungs-merkmalen beim Pferd.

Ort:

Besuchen Sie den Agroscope Stand in der Halle 3.1,Standnummer 3.1.31

www.agroscope.ch

EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDAgroscope

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra