Heft 2 Februar 2012
-
Upload
nicole-boschung -
Category
Documents
-
view
238 -
download
3
description
Transcript of Heft 2 Februar 2012
AgrArforschung schweiz
F e b r u a r 2 0 1 2 | H e f t 2
Ag
rosc
op
e |
BLW
| H
AFL
| A
GR
IDE
A |
ETH
Zü
rich
Nutztiere Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh Seite 68
Pflanzenbau Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste Seite 88
Umwelt Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen Seite 104
ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW;
Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bernb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofenb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement für Umweltsystemwissenschaften
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder [email protected]
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
Milchfieber ist eine häufige und wirtschaftlich bedeu-tende Krankheit bei Hochleistungskühen nach dem Abkalben. Forscher von Agroscope ALP-Haras haben untersucht, ob sich Säure-Basen-Parameter im Harn vor dem Abkalben zur Frühdiagnose für ein Milch-fieberrisiko eignen. (Foto: Olivier Bloch, ALP-Haras)
67 Editorial
Nutztiere
68 Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur
Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
Michel Rérat und Hans Dieter Hess
Nutztiere
74 Effizienz der Futterbauflächen für die
Milchproduktion im Kanton Freiburg
Lucie Winckler, Erwan Cutullic und Pierre Aeby
Pflanzenbau
82 Reaktion neu zugelassener Kartoffel sorten auf
unterschiedliche Stickstoffversorgung
Thomas Hebeisen, Theodor Ballmer, Roger Wüthrich
und Brice Dupuis
Pflanzenbau
88 Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei
Wintergerste
Raphaël Charles, Jean-François Collaud,
Lilia Levy Häner und Sokrat Sinaj
Umwelt
96 Attraktivität von extensiven Wiesen für
Blattlausfeinde
Lisa Eggenschwiler, Maya Senn, Adele Ferrari,
Andreas Egli und Katja Jacot
Umwelt
104 Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität
und Quantität von Ökoausgleichsflächen
Véronique Chevillat, Oliver Balmer, Simon Birrer, Verena
Doppler, Roman Graf, Markus Jenny, Lukas Pfiffner,
Christine Rudmann und Judith Zellweger-Fischer
Kurzbericht
112 Die Schweizerische Futtermitteldatenbank
www.feedbase.ch
Monika Boltshauser, Annelies Bracher, Michael
Böhlen, Francesco Cafagna und Andrej Taliun
115 Porträt
116 Aktuell
119 Veranstaltungen
Sortenlisten
Beilagen Listen der empfohlenen Soja- und
Eiweisserbsensorten für die Ernte 2012
Jürg Hiltbrunner und Christian Streit
Liste der empfohlenen Sonnenblumensorten
für die Ernte 2012
Didier Pellet
Liste der empfohlenen Maissorten
für die Ernte 2012
J. Hiltbrunner, U. Buchmann, A. Baux,
J.-F. Collaud und M. Bertossa
InhaltFebruar 2012 | Heft 2
Editorial
67Agrarforschung Schweiz 3 (2): 67, 2012
Monika Boltshauser,Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras
Liebe Leserin, lieber Leser
Vorbei sind die Zeiten, als man Nährstoffangaben von Einzelfuttermitteln
aus umfangreichen Tabellenwerken heraussuchte, um sie weiterzuverwen-
den. Im 2007 hat ALP die Futtermitteltabellen für Wiederkäuer und Schweine
ins Internet gestellt. Damit eröffneten sich neue Möglichkeiten: von nun an
konnten wir rasch Werte aktualisieren, korrigieren oder ergänzen und neue
Futtermittel hinzufügen. Ausserdem können die Benutzenden die Daten
direkt für den eigenen Bedarf exportieren, zum Beispiel für die Fütterungs-
planung. Mit den zunehmenden technischen Möglichkeiten steigen jedoch
auch die Bedürfnisse an ein solches Werkzeug. Die Entwicklung der schwei-
zerischen Futtermitteldatenbank geht deshalb in eine weitere Phase.
Lohnende Zusammenarbeiten
Mit unserem Partner an der Universität Zürich, der Datenbanktechno-
logiegruppe des Instituts für Informatik, haben wir die einmalige Chance,
die Futtermitteldatenbank technisch so weiterzuentwickeln, dass wir in die
erste Liga vordringen können. Die Umsetzung dieses Teils wird dank einem
seit 2011 laufenden Projekt des schweizerischen Nationalfonds möglich
(siehe auch Kurzartikel in diesem Heft). Wichtig ist, dass diese Forschung sei-
tens der Informatik auch mit einem regelmässigen agronomischem Input
einhergeht. Dies bedeutet, dass wir eine möglichst umfangreiche und voll-
ständige Sammlung aller verfügbaren Daten zu Einzelfuttermitteln anstre-
ben. Dies wird eine Daueraufgabe sein, die wir nur zusammen mit weiteren
Partnern und Förderern erreichen können. Einen solchen Partner konnten
wir zum Beispiel mit der Beratungszentrale AGRIDEA gewinnen, die uns Aus-
wertungsdaten der jährlichen Dürrfutter-Enquête zur Verfügung stellt.
Bald mit neuem Internet-Auftritt
Im Verlauf des Jahres 2012 werden wir die ersten Früchte aus diesen Zusam-
menarbeiten im Internet präsentieren können. Gleichzeitig erhält die Fut-
termitteldatenbank einen neuen Internet-Auftritt. Die Zukunft wird einiges
in Bewegung setzen, denn die verschiedenen Informationstechnologien
wachsen immer mehr zusammen. So werden Verknüpfungen mit unter-
schiedlichsten Datenquellen realisierbar. Die Futtermitteldatenbank unter
www.feedbase.ch soll für ein breitgefächertes Publikum ein interaktives
Nachschlagewerk und unerlässliches Werkzeug sein.
Ein interaktives Nachschlagewerk für Futtermittel
68 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
Neben Ketose und Mastitis ist Milchfieber die häufigste und wirt-schaftlich bedeutendste Krankheit bei Hochleistungskühen.
E i n l e i t u n g
In der Schweiz bestehen Rationen für Galtkühe haupt-
sächlich aus Raufutter, welches einen hohen K-Gehalt
aufweist (ALP 2011). Dies stellt einen prädisponierenden
Faktor für Milchfieber dar. Eine kationenreiche Ration
begünstigt eine alkalotische Stoffwechsellage, wodurch
die Mobilisierung von Kalzium (Ca) aus den Knochen
gehemmt werden kann (Goff und Horst 1997). Die
Bestimmung des Säure-Basen-Haushaltes (SBH) vor dem
Abkalben könnte Informationen zur Früherkennung des
Gefährdungsgrades der Kuh für Milchfieber liefern. Ziel
der vorliegenden Untersuchung war festzustellen, wie
sich der SBH vor der Abkalbung verhält und in welchem
Masse dieser in Beziehung zum Ca-Gehalt im Blut kurz
nach der Abkalbung steht.
T i e r e , M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Über einen Zeitraum von zwei Jahren (2007 – 2008) wur-
den 100 Milchkühe untersucht. Die Kühe gehörten den
Rassen Red Holstein (n=49), Holstein (n=47) und Braun-
vieh (n=4) an. Die Durchschnittslaktationszahl betrug
3,3 ± 03 (16 erstlaktierende Tiere) und die mittlere
305-Tage-Milchproduktion 8513 ± 201 kg.
Die tägliche Futterration der Galtkühe bestand aus
ca. 20 kg Frischsubstanz einer Mischung aus Gras- und
Maissilage (60:40). Zusätzlich erhielt jede Kuh 500 g
einer Getreidemischung und 300 g einer Mineralstoffmi-
schung pro Tag. Heu stand jederzeit zur Verfügung (ad
libitum). Die verschiedenen Futtermittel wurden beprobt
und die Gehalte an Ca, P, Mg, Na, K, S und Cl bestimmt.
Die Kationen-Anionen-Differenz (DCAD) in der Ration
wurde mit der Formel von Block (1984) DCAD = (Na+ +
K+) – (Cl- + S2-) berechnet.
Eine Blutentnahme für die Analyse des Gesamt-Ca
wurde in den ersten zwölf Stunden nach der Abkalbung
mittels Punktion der Halsvene durchgeführt. In 17 Fällen
wurden Blutproben nach einer prophylaktischen oralen
Verabreichung von Ca (ungefähr 61 g; Calci-for®, Multi-
forsa AG, Steinhausen, Schweiz) genommen. Die Kon-
zentration des Gesamt-Ca wurde im Serum bestimmt.
Die Harnproben wurden vom Mittelstrahl oder mit-
tels Katheter aufgefangen (Abb. 1). Die Harnentnahme
erfolgte 14, 7, und 3 Tage antepartum (ap), d.h. vor
dem errechneten Abkalbungstermin (285. Trächtig-
keitstag). Für die Auswertung wurde ausgehend vom
tatsächlichen Abkalbungstermin zurückgerechnet und
der Entnahmezeitpunkt nachträglich dem entspre-
chenden Versuchszeitpunkt zugeordnet (14 d ap: n=52;
Michel Rérat und Hans Dieter Hess
Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux
Auskünfte: Hans Dieter Hess, E-Mail: [email protected], Tel. +41 26 407 72 45
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh-erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
N u t z t i e r e
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere
69
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
Ziel dieses Versuchs war es festzustellen, ob
ein Zusammenhang zwischen den Säure-Basen
Parameter vor der Abkalbung und dem Ca-
Gehalt kurz nach der Abkalbung besteht. Das
Versuchsverfahren war für alle 100 Milchkühe
identisch. Die Futterration der Galtkühe basierte
auf Gras- und Maissilage und auf Heu zur freien
Verfügung. Die Harnentnahme zur Bestimmung
des pH-Wertes erfolgte 14, 7 und 3 Tage vor der
geplanten Abkalbung (285. Trächtigkeitstag).
Gleichzeitig wurde auch die Netto-Säure-Basen-
Ausscheidung (NSBA) und der Basen-Säure-
Quotient (BSQ) im Harn bestimmt. Die Blutent-
nahme zur Bestimmung des Ca-Gehalts erfolgte
zwölf Stunden nach der Abkalbung. Die mittle-
ren pH-, NSBA- und BSQ-Werte im Harn vor der
Abkalbung betrugen 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mmol/L
und 4,75 ± 0,09 mmol/L. Die Harn-pH und
NSBA-Werte wiesen auf eine ausgeprägte
alkalotische Stoffwechsellage der Tiere hin,
welche primär durch die stark positive Kationen-
Anionen-Differenz (+ 474 mEq/kg MS) in der
Ration verursacht wurde. Die mittlere Ca-Kon-
zentration im Blut (1,92 ± 0,04 mmol/L) kurz
nach der Geburt zeigte keinen signifikanten
Zusammenhang mit den mittleren pH- (r = 0,08,
P = 0,416), NSBA- (r = 0,04, P = 0,719) und
BSQ-Werten (r = -0,12, P = 0,234). Bei einer stark
alkalotischen Belastung scheinen die untersuch-
ten Säure-Basen-Parameter im Harn nicht
geeignet zu sein, um eine frühdiagnostische
Aussage zum Milchfieberrisiko machen zu
können. Die pH-Messung im Harn und die
Berechnung der Säure-Basen-Parameter liefern
vergleichbare Informationen über den Säure-
Basen-Haushalt der Tiere.
7 d ap: n=84; 3 d ap: n=66). In den Harnproben wurden
die Säure-Basen-Parameter (Netto-Säure-Basen- Aus-
scheidung, NSBA und Basen-Säure-Quotient, BSQ) mit
der Methode nach Bender und Staufenbiel (2003) als
fraktionierte NSBA bestimmt. Die NSBA errechnet sich
nach der Formel NSBA (mmol/L) = Gehalt an ausgeschie-
denen Basen – (Gehalte an ausgeschiedenen Säuren +
Ammoniak) und der BSQ stellt das Basen-Säure-Verhält-
nis dar (Bender und Staufenbiel 2003). Die Mineralstoffe
Ca, P, Mg, Na und K wurden im Harn analysiert. Zur sta-
tistischen Beurteilung der Daten wurden eine wieder-
holte Varianzanalyse (ANOVA), Fischer’s LSD test und
Pearson product moment correlation angewandt.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Die Nährstoffzusammensetzung der einzelnen Rations-
komponenten ist in Tab. 1 aufgeführt. Die mittleren
Konzentrationen von Na, K, Cl, und S in der Ration lagen
bei 1,7, 27,8, 6,6, und 2,0 g/kg TS. Der berechnete DCAD-
Wert betrug +474 mEq/kg TS.
Abb. 1 | Harnentnahme mittels Katheter.
Nutztiere | Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
70 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
Die mittlere Ca-Konzentration im Serum der Kühe, die
eine Ca-Prophylaxe erhalten hatten (1,87 ± 0.11 mmol/L),
war vergleichbar (P = 0,542) mit den übrigen Kühen
(1,93 ± 0,04 mmol/L). Deshalb wurden alle Daten der
Blutproben zusammengefasst. Unter den 100 Tieren
befanden sich acht Kühe, die später festlagen. Mit den
Daten aller kranken Kühe wurde eine Gruppe gebildet.
Die mittlere Ca-Konzentration im Serum der später fest-
liegenden Kühe (0,96 ± 0,07 mmol/L) war tiefer (P <
0,001) als die der gesunden Kühe (2,01 ± 0,03 mmol/L).
Die Mittelwerte für pH, NSBA und BSQ von gesunden
und später festliegenden Kühen waren 14, 7 und 3 Tage
ap identisch (Tab. 2). Bei der Milchkuh liegen die Refe-
renzbereiche im Harn für den pH zwischen 7,8 und 8,4,
die NSBA zwischen 107 und 193 mmol/L und den BSQ
zwischen 2,5 und 4,8 mmol/L (Bender und Staufenbiel
2003). Sowohl die pH- als auch die NSBA-Werte beider
Gruppen lagen über den Referenzbereichen. Dies deutet
darauf hin, dass sich die Kühe in einer alkalotischen
Stoffwechsellage befanden. Der positive DCAD-Wert
spiegelt deutlich das Überwiegen der Kationen in der
Ration wieder, wobei das K den grössten Anteil daran
hatte. Dieser Überschuss an starken Kationen in der
Ration hatte eine alkalotische Wirkung auf den Organis-
Heu Gras/Maissilage Kraftfutter Mineralstoffmischung
Nähr- und Inhalsstoffe, g/kg TS
TS1 887 336 867 925
RP 153 143 120 48
NDF 473 439 133 146
ADF 279 262 45 75
Ca 5,7 4,8 9,2 102
P 4,1 3,4 4,5 56
Mg 2,0 1,7 1,4 25
Na 0,4 0,2 2,5 69
K 32 26 6 5
Cl 5,9 3,7 3,6 102
S 2,1 1,9 1,5 1,9
Tab. 1 | Chemische Zusammensetzung der Futtermittel
1g/kg frischsubstanz
Parameter Tag ap1gesund später festliegend
P-Wertn n
pH
14 8,6 ± 0,04 47 8,7 ± 0,11 5 0,664
7 8,6 ± 0,03 78 8,6 ± 0,12 6 0,977
3 8,6 ± 0,04 63 8,7 ± 0,19 3 0,652
NSBA, mmol/L
14 246 ± 8,3 47 267 ± 25,6 5 0,450
7 231 ± 6,0 78 202 ± 21,8 6 0,206
3 225 ± 7,3 63 214 ± 33,6 3 0,745
BSQ, mmol/L
14 5,3 ± 0,2 47 5,7 ± 0,7 5 0,546
7 4,5 ± 0,1 78 5,4 ± 0,5 6 0,073
3 4,6 ± 0,1 63 3,9 ± 0,7 3 0,359
Tab. 2 | pH, Netto-Säure-Basen-Ausscheidung (NSBA) und Basen-Säure-Quotient (BSQ) im Harn von gesunden und später festliegenden Kühen (Mittelwert ± Standardfehler)
1ap = antepartum
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere
71Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
Abb. 2 | Regressionsgeraden zwischen den pH-Werten 14, 7 und 3 Tage vor der Abkalbung und der Ca-Konzentration im Serum 12 h postpartum.
Abb. 3 | Regressionsgeraden zwischen den Netto-Säure-Basen- Ausscheidung (NSBA) und Basen-Säure-Quotient (BSQ)-Werten 14, 7 und 3 Tage antepartum und den Ca-Konzentration im Serum 12 h postpartum. • NSBA-Werte, BSQ-Werte, — NSBA Regressions-gerade, --- BSQ Regressionsgerade.
14 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
7 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
3 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400BS
Q, m
mol
/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
14 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
7 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
3 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
14 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
7 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
3 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
NSB
A, m
mol
/L
50
100
150
200
250
300
350
400
BSQ
, mm
ol/L
1
2
3
4
5
6
7
8
9
14 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
7 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
3 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
14 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
7 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
3 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
14 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
7 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
3 Tagen antepartum
Serum-Ca, mmol/L0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6
Harn
-pH
8,5
8,6
8,7
8,8
8,9
9,0
9,1
9,2
72
Nutztiere | Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
mus. Zwischen den pH- (Abb. 2), NSBA- und BSQ-Werten
(Abb.3) antepartum im Harn und der Ca-Konzentration
im Serum kurz nach der Geburt wurde kein signifikanter
Zusammenhang gefunden.
Die Ca-Ausscheidung über den Harn von später fest-
liegenden Kühen war am Tag 7 vor der Abkalbung ten-
denziell höher (Tab. 3). Dies stand aber nicht im Zusam-
menhang mit der prophylaktischen Verabreichung von
Ca bei 17 Kühen, da diese in den letzten zwei Tagen vor
der Geburt erfolgte. Normalerweise ist eine erhöhte prä-
partale Ca-Ausscheidung über den Harn ein Zeichen
einer erhöhten Verfügbarkeit von Ca für metabolische
Funktionen (Tucker et al. 1992), was im Widerspruch zu
den Resultaten dieses Versuchs steht. Für die später fest-
liegenden Kühe war auch die Na-Ausscheidung über den
Harn am Tag 14 ap erhöht und die K-Ausscheidung am
Tag 7 ap vermindert. Der Vergleich der Mineralstoffaus-
scheidung von gesunden und von später festliegenden
Kühen ist allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, da
die Anzahl der später festliegenden Kühe für eine statis-
tische Auswertung relativ klein war. Gemäss Casalone et
al. (2008) betragen die Mineralstoffkonzentrationen im
Harn von gesunden Milchkühen am Tag 7 ap 0,78, 0,93,
7,71, 24,5 und 199 mmol/L für Ca, P, Mg, Na und K. Mit
Ausnahme der K-Konzentration, welche im vorliegen-
dem Versuch deutlich höher lag, stimmen diese Werte
recht gut mit unseren Ergebnissen überein.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Aus den vorliegenden Ergebnissen ist zu entnehmen,
dass die pH-Messung im Harn und die Berechnung der
NSBA vergleichbare Informationen über den SBH liefern.
Bei einer stark alkalotischen Belastung, so wie dies im
vorliegenden Versuch der Fall war, scheinen die unter-
suchten Säure-Basen-Parameter im Harn nicht geeignet
zu sein, um eine frühdiagnostische Aussage zum Milch-
fieberrisiko machen zu können. n
Parameter Tag ap1gesund später festliegend
P-Wertn n
Ca, mmol/L
14 0,91 ± 0,12 47 1,26 ± 0,38 5 0,373
7 0,91 ± 0,09 78 1,57 ± 0,34 6 0,070
3 0,64 ± 0,07 63 0,53 ± 0,31 3 0,742
P, mmol/L
14 0,65 ± 0,12 47 0,31 ± 0,37 5 0,377
7 0,78 ± 0,26 78 0,29 ± 0,93 6 0,611
3 0,50 ± 0,10 63 0,34 ± 0,47 3 0,740
Mg, mmol/L
14 5,79 ± 0,48 47 5,59 ± 1,48 5 0,898
7 6,62 ± 0,49 78 3,61 ± 1,77 6 0,105
3 5,34 ± 0,40 63 3,56 ± 1,84 3 0,347
Na, mmol/L
14 21,9 ± 3,47 47 50,1 ± 10,6 5 0,014
7 25,8 ± 3,12 78 32,0 ± 11,3 6 0,598
3 24,8 ± 3,47 63 21,9 ± 15,9 3 0,858
K, mmol/L
14 337 ± 6,3 47 313 ± 19,2 5 0,244
7 322 ± 6,1 78 276 ± 22,1 6 0,047
3 297 ± 7,9 63 310 ± 36,2 3 0,726
Tab. 3 | Gehalte an Ca, P, Mg, Na und K im Harn von gesunden und später festliegen-den Kühen (Mittelwert ± Standardfehler)
1ap = antepartum
73
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
Literatur b ALP (Agroscope Liebefeld-Posieux), 2011. Fütterungsempfehlungen und Nährwerttabellen für Wiederkäuer. Zugang: http://www.agroscope. admin.ch/publikationen/03837/index.html?lang=fr [18. Mai 2011].
b Bender, S. & Staufenbiel, R., 2003. Methodische Einflüsse auf ausgewähl-te Parameter des Säure-Basen-Haushaltes in Harnproben von Milchkü-hen. Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 116 (9 – 10), 432–435.
b Block, E., 1984. Manipulating dietary anions and cations for prepartum dai-ry cows to reduce incidence of milk fever. J. Dairy Sci. 67 (12), 2939–2948.
b Casalone, M., Cannizzo, C., Stefani, A., Moro, L., Giansella, M. & Mor-gante, M., 2008. Mineral metabolism during late pregnancy and calcium
status after parturition in dairy cows. Poster at the 25th World Buiatrics Congress, 6 – 11.07.2008, Budapest, Hungary.
b Goff, J.P. & Horst, R.L., 1997. Effects of the addition of potassium or sodi-um, but not calcium to prepartum rations on milk fever in dairy cows. J. Dairy Sci. 80 (1), 176–186.
b Tucker, W.B., Hogue, J.F., Adams, G.D., Aslam, M., Shin, I.S. & Morgan, G., 1992. Influence of dietary cation-anion balance during the dry period on the occurrence of parturient paresis in cows fed excess calcium. J. Anim. Sci. 70 (4), 1238–1250.
Coefficienti acido-basici nell'urina per la diagnosi
precoce della febbre del latte nella vacca lattifera
L’obiettivo di questo studio era di determinare
l’esistenza di un’eventuale correlazione tra i
parametri acido-basici nelle urine delle vacche
lattifere prima del parto e il tenore in calcio nel
sangue poco dopo lo stesso. Le condizioni
sperimentali erano simili per le 100 vacche
lattifere allo studio. La razione per le vacche in
asciutta era a base di insilato di erba e mais,
integrata con fieno a libera disposizione. Il
prelievo delle urine per stabilire il valore di pH è
stato effettuato 14, 7 e 3 giorni prima della data
prevista del parto (285 giorni di gestazione). Nelle
urine sono stati pure determinati l’equilibrio
acido-base (EAB) e l’escrezione acida netta (NAE).
Per determinare il tenore in calcio si è effettuato
un prelievo di sangue 12 ore dopo il parto.I valori
medi di pH riscontrati come pure quelli relativi
all’escrezione acida netta (NAE) e all’equilibrio
acido-base (EAB) presenti nelle urine prima del
parto erano rispettivamente 8,63 ± 0,02, 232 ±
4 mmol/L e 4,75 ± 0,09 mmol/L. I valori di pH e
dell’escrezione acida netta (NAE) indicano uno
stato di alcalosi metabolica quale risultato di un
valore fortemente positivo del bilancio alimentare
cationi-anioni (+ 474 mEq/kg SS). La concentra-zione media di calcio nel sangue (1,92 ± 0,04 mmol/L)
poco dopo il parto non ha rivelato alcuna correla-
zione significativa con i valori medi pH (r = 0,08,
P = 0,416), escrezione acida netta (NAE) (r = 0,04,
P = 0,719) ed equilibrio acido-base (EAB) (r = -0,12,
P = 0,234). Questi risultati suggeriscono che la
misurazione dei parametri acido-basici nelle urine
delle vacche in alcalosi non sembrano adatti per
effettuare una diagnosi precoce sul rischio della
febbre del latte. La misurazione del pH nelle urine
e il calcolo dei parametri acido-basici forniscono
informazioni comparabili sul valore acido-basico
delle vacche lattifere.
Use of acid-base indicators to predict the risk of
milk fever in dairy cows
The aim of this study was to investigate a possible
relationship between acid-base parameters in urine
before parturition and the calcium level in blood
shortly after parturition. Hundred dairy cows kept
under identical feeding and housing conditions
were monitored. The diet was based on grass and
corn silage and hay ad libitum. Urine samples were
taken on day 14, 7, and 3 before the estimated
calving (day 285 of gestation) for the determina-
tion of pH, net acid-base excretion (NABE) and
base-acid quotient (BAQ). Blood samples were
taken within the first 12 h after calving for the
analysis of total calcium. During the period before
parturition, the mean values of urinary pH, NABE,
and BAQ were 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mEq/kg DM, and
4,75 ± 0,09, respectively. The pH and NABE values
indicated a state of metabolic alkalosis of the cows
resulting from the distribution of a diet with a high
positive dietary cation-anion difference value
(+ 474 mEq/kg DM). No significant correlations
were observed between total calcium concentra-
tion in blood (1,92 ± 0,04 mmol/L) and mean values
of urinary pH (r = 0,08; P = 0,416), NABE (r = 0,04,
P = 0,719), or BAQ (r = -0,12, P = 0,234). The
measurement of acid-base parameters in urine
prior to parturition cannot be used to predict the
level of blood calcium after parturition in cows
under alkalotic condition. The determination of the
NABE and BAQ parameters revealed similar
information on the acid-base status of dairy cows
as the measurement of the urinary pH.
Key words: dietary cation-anion difference,
acid-base status, calcium, dairy cow.
74 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
Futterbauflächen und ihre Nutzung sind vielfältig. Ihre Flächenleistung in der Milchproduktion hängt von der Art der Bewirtschaftung und Nutzung ab.
E i n l e i t u n g
Die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe ist
eine aktuelle Herausforderung. Sie kombiniert die
Wirtschaftlichkeit, den Umfang und die Qualität der
Arbeit und die schont die Umwelt. Eine effiziente
Nutzung der Futterbauflächen durch Wiederkäuer
entspricht dieser Auffassung von Nachhaltigkeit. Sie
bedingt eine optimale Nutzung der Ressourcen
«Boden» (knapp und teuer), «Futtermittel» (als
Grundlage für eine ausgewogene Ernährung der
Tiere) und «Arbeit». In der Milchviehhaltung liefert
die Milchproduktion pro Futterbaufläche ein Mass für
diese Effizienz (Huguenin 2003). Die vorliegende Stu-
die beurteilt die Effizienz der Futterbauflächen im
Kanton Freiburg.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Ein Wettbewerb zur Leistung der Futterbauflächen, den
die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus
(AGFF) im Jahr 2002 organisierte, war der Startpunkt
dieser Arbeit. Der damals entwickelte Fragebogen
wurde seitdem jährlich vom landwirtschaftlichen Institut
des Kantons Freiburg wieder verwendet. Insgesamt
wurde er zwischen 2002 und 2009 durch 310 Betriebe
Lucie Winckler1, Erwan Cutullic2 und Pierre Aeby1
1Landwirtschaftliches Institut des Kantons Freiburg Grangeneuve (LIG), 1725 Posieux2Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), 3052 Zollikofen
Auskünfte: Pierre Aeby, E-Mail: [email protected], Tel. +41 26 305 58 62
Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg
N u t z t i e r e
Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
75
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
ausgefüllt. Unsere Auswertung beruht auf den
266 Betrieben im Kanton Freiburg und in angrenzenden
Regionen (acht Betriebe).
Diese Betriebe können als repräsentativ für den Kan-
ton Freibug bezeichnet werden. Die 258 Freiburger
Betriebe in der Stichprobe stellen 12 % der Betriebe im
Kanton dar (Statistisches Amt des Kantons Freiburg
2010) und sind über die gesamte Kantonsfläche verteilt.
Sie produzieren im Durchschnitt jährlich 226 Tonnen
Milch, gegenüber 173 Tonnen im ganzen Kanton (ver-
kaufte Milch zuzüglich 10 % für den Eigenbedarf). Zwi-
schen 2002 und 2009 betrug gemäss der Milchstatistik
die mittlere Milchleistung pro Kuh ungefähr 7400 kg
(Swiss Herd Book, Fédération Suisse Holstein), während
unsere Berechnungen aufgrund der Fragebögen eine
mittlere Leistung von 6900 kg ergaben (solche Angaben
sind meist niedriger als diejenigen der Zuchtverbände).
Die verfügbaren Daten betreffen die Struktur der
Betriebe, die Fütterungspraxis und die Milchleistung der
Herden. Die Flächenleistung (Milch/ha) entspricht der
Milch, die aus dem Grundfutter produziert wurde (also
ohne Kraftfutter), geteilt durch die Futterbaufläche, die
der Milchproduktion dient (Abb. 1).
Die Betriebe wurden nach ihrer Höhe über Meer in drei
Klassen eingeteilt und die Mittelwerte oder Verteilun-
gen der Variablen wurden zwischen den Höhenstufen
mit t-Tests, Chi-Quadrat-Tests oder Fisher-Tests vergli-
chen. Der Einfluss der Variablen der Betriebsstruktur
und Produktionsweise auf die Milchleistung pro ha
wurde mit zwei Ansätzen analysiert. Einerseits wurden
lineare Modelle berechnet, um den Einfluss der einzel-
Die erzeugte Milchmenge pro Hektar
Futterbaufläche ist ein Mass für die Effizienz
der Milchproduktion. Die vorliegende Studie
soll aufzeigen, welche Faktoren für die
Variation der Flächenproduktivität im Kanton
Freiburg bestimmend sind. Die Analyse
beruht auf der Befragung von 266 Betrieben
im Zeitraum 2002 – 2009. Die Höhenlage ist
erwartungsgemäss ein wesentlicher struktu-
reller Faktor, der die Flächenproduktivität
aufgrund der geringeren Erträge und
Qualität der Futterwiesen einschränkt. In
tiefen Lagen erzielen Betriebe, die Maissilage
und etwas Kraftfutter einsetzen, im Durch-
schnitt höhere Flächenleistungen. Grünland-
betriebe erreichen teilweise die gleiche
Flächenleistung, doch bei vielen besteht noch
Verbesserungspotenzial. Zwar können auch
Kühe mit einer mittleren individuellen
Milchproduktion hohe Flächenleistungen
erzielen. Dennoch zeigt unsere Untersuchung
einen klaren positiven Zusammenhang
zwischen der Milchproduktion pro ha und
der individuellen Milchproduktion aus dem
Grundfutter. Insgesamt zeigt sich, dass nach
Berücksichtigung der standortbedingten und
klimatischen Faktoren, die Flächenproduktivi-
tät stark von der Optimierung des Produkti-
onssystems abhängt, während die Art des
Systems eine geringe Rolle spielt.
MP der Herde
MP aus KF
MP aus GF MP ausGF ECM
% GVE MKHFF fürdie MK HFF
k HFF fürdie MK
MP ECM aus GF/k HFF für die MK
=Milch/ha
Höhe über Meer
Anzahl Milchkühe
kg Milch/Milchkuh
kg Kraftfutter/Milchkuh
Einsatz von Maissilage (MS)
Einsatz von Grassilage (GS) ohne Maissilage
% Weideanteil im Sommer
% Grünland an der Hauptfutterfläche
(0,3 x %F+ 0,24 x %E+ 0,816) x MP aus GF / 3,14
-2/3 ha extensive Wiesen-2/3 ha Zwischenfutter-ha verkauftes Grundfutter+ ha gekauftes Grundfutter
Strukturelle Merkmale
Produktionstechnische Variablen
Ziel Variable
GVE = grossvieheinheit HFF = hauptfutterfläche MK = MilchkuhMP = MilchproduktionKF = Kraftfutter; gf = grundfutterk = korrigiertECM = energiekorrigierte Milchproduktion MS = Maissilage GS = grassilage F = fett E = eiweiss
Abb. 1 | Relevante Variablen und Berechnung der Milchproduktion pro Hektare nach der Methode der AGFF 2002 (Huguenin 2003). Alle Variablen sind pro Jahr ausgedrückt. Die Milchproduktion aus Kraftfutter wurde auf 2,1 kg Milch pro kg verfüttertem Kraftfutter geschätzt.
Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg
76 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
nen Variablen ebenso wie den gemeinsamen Einfluss
aller Variablen auf die Milchproduktion zu prüfen. Dabei
wurde das Modell schrittweise vereinfacht, bis es nur
noch hochsignifikante Variablen enthielt (P<0,01). Die
Modelle mit den einzelnen Variablen wurden auch für
die Milchproduktion pro Kuh berechnet. Andererseits
wurden die Betriebe nach ihrer Produktionsweise einge-
teilt. Als Grundlage dienten die vier Variablen Milchpro-
duktion pro Milchkuh, kg Kraftfutter pro Milchkuh,
% Grünland an der Hauptfutterfläche und % Weidean-
teil im Sommer. Mit diesen Variablen wurde eine hierar-
chische Clusteranalyse (schrittweise Gruppierung der
jeweils ähnlichsten Betriebe) durchgeführt. Die Mittel-
werte oder Verteilungen der Variablen wurden je nach
Variablentyp mit t-Tests, Chi-Quadrat-Tests oder Fisher-
Tests zwischen diesen Gruppen verglichen.
Die Auswertungen wurden mit dem Programm R
durchgeführt (Funktionen lm, agnes (Paket «cluster»),
t.test, chisq.test, fisher.test ; R Development Core Team,
2010).
R e s u l t a t e
Merkmale der Betriebe in Abhängigkeit von der Meeres-
höhe
Die Betriebe oberhalb von 800 m erzeugen insgesamt
weniger Milch als auf 650 – 800 m (t-Test, P<0,01; Tab. 1).
Die Betriebe unterhalb 650 m liegen dazwischen, mit
einer grösseren Streuung. Die Tieflandbetriebe haben
eine kleinere Hauptfutterfläche als die höhere gelege-
nen Betriebe (P<0,01). Der Grünlandanteil an der Haupt-
futterfläche nimmt mit der Meereshöhe zu (P<0,001 zwi-
schen zwei Höhenstufen) und beträgt oberhalb von
800 m fast 100 %.
Maissilage wird vor allem auf Betrieben unterhalb
650 m eingesetzt, und der Weidefutteranteil ist hier
geringer (P<0,05). Die verfütterte Kraftfuttermenge ist
hingegen in tiefen Lagen nicht grösser als in höheren
Lagen. Grassilage (ohne Maissilage) wird nur auf
17 Betrieben eingesetzt, die mehrheitlich oberhalb 800 m
liegen (P<0,01).
Die mittlere Flächenleistung liegt bei 8770 ± 2528 kg
Milch/ha. Dieser Wert entspricht ungefähr den Ergebnis-
sen des Wettbewerbs der AGFF in 2002 (8000 kg), an dem
201 Schweizer Betriebe teilnahmen (Huguenin 2003). Die
Betriebe oberhalb 800 m haben eine geringere Produktivi-
tät pro Hektar (P<0,001; Abb. 2) und pro Tier (P<0,001;
Tab. 1). Die Betriebe zwischen 650 und 800 m haben die
gleiche Produktivität pro Tier wie diejenigen der tiefen
Lagen, während die Produktivität pro Hektar signifikant
geringer ist (P<0,01). Allerdings befinden sich auf allen
drei Höhenstufen Betriebe mit einer Produktivität über
14 000 kg Milch/ha.
Einflussfaktoren der Flächenproduktivität und der indi-
viduellen Milchleistung
Die Milchproduktion pro Hektar und diejenige pro
Milchkuh hängen von ähnlichen Faktoren ab (Tab. 2).
Entsprechend hängt die Milchproduktion pro Hektar mit
der Milchproduktion pro Kuh zusammen (Tab. 2). Die
verfütterte Kraftfuttermenge beeinflusst die Milchpro-
duktion pro Kuh, nicht jedoch die Milchproduktion pro
< 650 m 650 bis 800 m > 800 m
Anzahl Betriebe 66 107 93
Strukturelle Merkmale
Meereshöhe (m) 550 ± 59 708 ± 42 892 ± 97
Hauptfutterfläche (ha) 22 ± 15 29 ± 14 31 ± 18
Anzahl Milchkühe 30 ± 19 35 ± 17 30 ± 16
Totale Milchproduktion (t) 228 ± 180 252 ± 142 199 ± 124
Produktionstechnische Variablen
Milch pro ha (kg/ha) 10 108 ± 2’544 9116 ± 2’198 7422 ± 2’239
Milch pro Milchkuh (kg) 7120 ± 1’235 7088 ± 1’131 6510 ± 1 212
Milch aus Grundfutter pro Milchkuh (kg) 5521 ± 1139 5307 ± 998 5024 ± 1’138
Kraftfutter pro Milchkuh (kg) 761 ± 287 848 ± 357 707 ± 275
Anteil Betriebe mit Maissilage 68 % 26 % 15 %
Anteil Betriebe mit Grassilage 0 % 3 % 15 %
% Grünland an der Hauptfutterfläche 79 ± 13 91 ± 8 98 ± 5
% Weideanteil im Sommer 44 ± 23 53 ± 27 59 ± 30
Tab. 1 | Beschreibung der Betriebe, eingeteilt nach Meereshöhe (Mittelwerte ± Standardfehler)
Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
77Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
diejenige pro Kuh, wobei die Meereshöhe eine Rolle
spielt: in tiefen Lagen erreichen Betriebe mit Maissilage
keine höhere Flächenproduktivität als Betriebe ohne
Silage, während in höheren Lagen ein signifikanter
Unterschied besteht (Abb. 4).
Klassierung der Betriebe nach ihrer Produktionsweise
und Zusammenhang mit der Flächenproduktivität
Die Clusteranalyse ergibt vier Gruppen von Produktions-
weisen, die mit zunehmenden Flächenleistungen ver-
bunden sind (Tab. 3).
Gruppe A: Kleine, extensive Betriebe
Die Gruppe umfasst die Mehrheit der Betriebe oberhalb
1000 m und der Betriebe in tiefen Lagen, die kleine
Milchmengen produzieren, ihre Flächen im Sommer
beweiden lassen und wenig Kraftfutter einsetzen. Die
Milchleistung der Kühe ist niedrig. Die Futterbaufläche
besteht hauptsächlich aus Grünland, doch ein Drittel der
Betriebe setzt Maissilage ein.
Gruppe B: Grünlandbetriebe mit Weidehaltung
Diese Betriebe arbeiten im Sommer mit Weidegang. Sie
setzen mehr Kraftfutter ein als Gruppe A; die Milchleis-
tung der Kühe, einschliesslich der Grundfutterleistung,
ist höher.
Gruppe C: Grosse Grünlandbetriebe mit wenig Weide-
gang und hohem Kraftfuttereinsatz
Diese Betriebe halten Kühe mit höherer Milchleistung.
Der Weidegang ist deutlich weniger wichtig und der
Kraftfuttereinsatz ist höher.
Hektar. Der Zusammenhang zwischen Milch pro Kuh und
Milch pro Hektar erklärt sich daher hauptsächlich durch
die Grundfutterleistung der Kühe, unabhängig von der
Meereshöhe (Abb. 3). Der Einsatz von Maissilage hinge-
gen beeinflusst die Milchproduktion pro Hektar mehr als
<650 650 bis 800 >800
5000
10000
15000
Meereshöhe (m)
Milc
h/ha
(kg)
8123
10028
12264
7446
8739
10428
5980
7231
8687
16128
14261
8739
Abb. 2 | Verteilung der Flächenproduktivität (kg Milch/ha) der Betriebe, eingeteilt nach Meereshöhe.
Die grenzen der Kästen stellen die Quartile der Verteilung dar, und die Mittellinie den Median. Die Querstriche reichen bis zum höchsten oder tiefsten wert der Ver-teilung oder bis zu 1,5 mal dem interquartilabstand, falls extremwerte vorkommen (durch Punkte angegeben).
Mittelwert ± Stabw.
Einfluss einzeln getestetEinfluss im
Gesamtmodell
Variable oder Anteil Milch/Kuh (kg) Milch/ha (kg) Milch/ha (kg)
Meereshöhe (m) 733 ± 149 -344 *** -1296 *** -828 ***
Totale Milchproduktion (t) 226 ± 148 624 *** 948 ***
Milch/Milchkuh (kg) 6893 ± 1215 1455 ***
Milch_GF/Milchkuh (kg) 5261 ± 1097 1017 *** 1450 *** 1196 ***
Kraftfutter/Milchkuh (kg) 777 ± 318 537 *** 264 ns
% Grünland in der HFF 91 ± 11 -279 *** -1054 ***
% Weideanteil im Sommer 53 ± 28 -402 *** -949 *** -441 ***
Einsatz von Maissilage 33% 398 * 1792 ***
Einsatz von Grassilage 6% -428 ns -2469 ***
Tab. 2 | Einfluss der Erhöhung der Werte verschiedener Variablen um 1 Standardab-weichung (Stabw.), bzw. Einfluss der Verfütterung von Silage auf die Milchproduktion pro Milchkuh und pro Hektar. Ergebnisse linearer Modelle mit den einzelnen Variablen und eines Gesamtmodells mit allen Variablen (R2 = 52 %; Standardfehler der Residuen = 1753 kg; n = 266).
*** P<0,001 ; ** P<0,01 ; * P<0,05 ; ns P>0,05Milch_gf= Milch aus dem grundfutter; hff = hauptfutterfläche
Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg
78 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
Gruppe D: Grosse Talbetriebe mit Einsatz von Maissilage
Solche Betriebe setzen bei gleicher Milchleistung der
Kühe weniger Kraftfutter ein als Gruppe C. Die Betriebe
liegen mehrheitlich in Silagegebieten, verfüttern Maissi-
lage und betreiben wenig Weidegang.
D i s k u s s i o n
Deutlicher Einfluss der Meereshöhe auf die Flächenpro-
duktivität Milch
Die Höhe über Meer ist eine strukturelle Einschränkung,
die die Flächenproduktivität senkt. Die zwei Faktoren
Ertrag und Qualität des Grünlands können dafür verant-
wortlich gemacht werden. Der Ertrag von Futterwiesen
nimmt um 4 dt TS/ha pro 100 Höhenmeter ab (Mosimann
2005). Dadurch sinkt die potenzielle Flächenproduktivi-
tät um 350 bis 400 kg Milch/ha pro 100 Höhenmeter,
unter Annahme einer Grasqualität von 5,5 bis 6,3 MJ NEL/
kg TS, einer Umwandlungseffizienz in Milch von 50 %
und einem Energiegehalt von 3,14 MJ NEL/kg Milch.
Andere mit der Höhe zusammenhängende Faktoren
erklären somit wahrscheinlich die berechnete Abnahme
der Flächenproduktivität um 870 kg Milch/ha pro 100 m.
Der Weideanteil im Sommer hat einen negativen Ein-
fluss auf die Flächenproduktivität da dieser Anteil mit
der Höhenlage zunimmt; ein unzureichendes Weidema-
y = 1,1879x + 3548,8
y = 1,1879x + 2812,5
y = 1,1879x + 1453,4
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
16000
2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000
Milc
h / h
a (k
g)
Milch_GF/Milchkuh (kg)
< 650 m
650 – 800 m
> 800 m
Abb. 3 | Einfluss der Milchproduktion pro Kuh aus dem Grundfutter und der Höhenstufe auf die Milchproduktion pro Hektar (P<0,001 und P<0,001, R² = 43 %, Reststreuung = 1912 kg).
Die steigung der regressionsgeraden war auf den drei höhenstufen nicht signifikant verschieden (P=0,28). Die interaktion der steigungen wurde deshalb aus dem Modell entfernt.
Abb. 4 | Mittlere Milchproduktion pro Hektar in Abhängigkeit des Grundfuttertyps (für Milchkühe), nach Höhenstufen getrennt.
10212 a 10093 c
8979 c
9883 a
8831b
7329 b 7230 a
6293 a
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
< 650 m 650 – 800 m > 800 m
Milc
h / h
a (k
g)
MS
oS
GS
n= 45 21 n= 28 79 3 n= 14 79 14
MS = Maissilage oS = ohne silage GS = grassilage ohne Maissilagea,b,c innerhalb jeder höhenstufe sind Mittel-werte ohne gleiche Buchstaben signifikant verschieden (P<0,05).
Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
79Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
und erzielen eine hohe Milchproduktion pro Kuh (insge-
samt und aus dem Grundfutter). Einige Betriebe mit
höherem Grünland- und Weideanteil der Gruppen B und
C erreichen die gleichen Flächenleistungen wie die effi-
zientesten Betriebe der Gruppe D, vermutlich aufgrund
eines optimalen Managements ihres Produktionssystems
(Abb.5). Die Effizienz der Gruppen mit hohem Weidean-
teil ist niedrig und weit von derjenigen sehr guten Wei-
debetriebe wie der Waldhof in Langenthal entfernt.
Dieser produziert 115 000 kg Milch mit 17 Milch-
kühen (6780 kg/Milchkuh) auf 7 ha Weidefläche mit
ca. 400 kg TS Kraftfutter pro Milchkuh. Seine Flächen-
leistung betrug zwischen 2001 und 2006 durchschnittlich
14 400 kg Milch pro Hektar (Thomet et al. 2008, Thomet
2004). Diese Leistungen erklären sich mit einem hervor-
ragenden Management des Weidesystems (genaue
Regulierung der Grashöhe zu Beginn und am Ende einer
Weiderotation, geringe Zufütterung, Blockabkalbung
am Winterende). Es scheint bei den grünlandbetonten
Betrieben im Kanton Freiburg also noch Verbesserungs-
potenzial zu bestehen. Diese Weidesysteme bedingen
eine hervorragende Weidetechnik, sind aber aufgrund
ihrer positiven Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit
und Arbeitsbelastung zu empfehlen (Gazzarin und
Schick 2004).
Milchproduktion pro Kuh: ein geeignetes Mass für die
Flächenleistung?
Die Milchleistung der Kühe hat in allen Meereshöhestu-
fen einen starken Einfluss auf die Flächenleistung, sofern
sie zu einem grossen Teil in Milch aus dem Grundfutter
besteht. Die Bedeutung der Milchproduktion aus dem
Grundfutter für die Flächenproduktivität wurde auch
von Weiss et al. (2008) für 499 Betriebe in Bayern gezeigt.
Allerdings kann eine hohe Flächenproduktivität auch
mit niedrigen individuellen Milchleistungen erzielt wer-
nagement könnte zudem eine unvollständige Ausschöp-
fung des Ertragspotenzials und der Qualität des Weide-
futters zur Folge haben. In tiefen Lagen bauen
Mischbetriebe mit Fruchtfolgeflächen und Tierhaltung
mehr Kunstwiesen an; diese liefern Futter von ausge-
zeichneter Qualität und Haltbarkeit. Dazu kommt die
Möglichkeit, im Talgebiet die Ration mit frischem Futter
(z.B. Kartoffeln) genau auszubalancieren.
Der positive Einfluss der Maissilage auf die Milchpro-
duktion pro Hektar wird nur oberhalb 650 m festgestellt
(Abb. 4). Dies kann mit geringeren Erträgen und einer
abnehmenden Qualität des Grünlandes mit zunehmen-
der Höhe erklärt werden (Tab. 4).
Unterschiedliche Produktionsweisen mit unterschiedli-
chen Flächenleistungen
Die vier Gruppen von Produktionsweisen hängen kaum
mit der Höhe über Meer zusammen. Die Betriebe mit
höchster Flächenleistung (Gruppe D) liegen allerdings im
Talgebiet. Sie haben eine hohe totale Milchproduktion,
verfüttern Maissilage, setzen nicht zu viel Kraftfutter ein
Gruppe A B C D
Anzahl Betriebe 50 82 86 48
Variablen, auf denen die Gruppierung beruht
Milch/Milchkuh (kg) 5246a 6968b 7410c 7557c
Kraftfutter/Milchkuh (kg) 509a 691b 998d 809c
% Grünland in der HFF 93b 96c 94b 74a
% Weideanteil im Sommer 72b 71b 33a 39a
Andere Variablen
Milch/ha (kg) 6913a 8346b 9122c 10798d
Milch_GF/Milchkuh (kg) 4177a 5515b 5315b 5859c
Meereshöhe (m) 791b 763b 745b 601a
Totale Milchproduktion (t) 141a 212b 267c 274c
Betriebe mit Maissilage 32 %b 13 %a 26 %b 79 %c
Betriebe mit Grassilage 14 % 2 % 7 % 4 %
Tab. 3 | Beschreibung der Gruppen aus der Clusteranalyse
Milch_gf= Milch aus dem grundfutter; hff = hauptfutterflächea,b,c,d für jede Variable sind werte ohne gleiche Buchstaben signifikant verschieden (P<0,05).Die Blautöne veranschaulichen die unterschiedlichen werte der Variablen, welche der gruppierung dienten.
Ration Milch/ha (kg) Verhältnis (%)
Talgebiet1/3 Mais 11 100 100
100 % Gras 10 200 92
Mittlere Lagen 1/3 Mais 8600 100
100 % Gras 6800 80
Tab. 4 | Erwartete Flächenproduktivität in Abhängigkeit der Fütte-rungsweise und der Höhenlage, berechnet aufgrund der Abnahme des Maisertrags sowie der Abnahme des Ertrags und der Qualität des Grünlands mit zunehmender Höhe über Meer
futterration für eine standard-Laktationskurve, berechnet mit dem fütterungsplan PAff-Agridea 2009 für eine Kuh nach mehreren Laktationen mit 680 kg gewicht beim Abkalben, mit einer jährlichen Milchleistung von 7500 kg und einem zyklus von 365 Tagen. Die erträge stammen aus den «grundlagen für die Düngung»; die wiesen sind ausgewogen mit raigras im Talgebiet (mittleres stadium = 4) und gras-reich ohne raigras in Berglagen (mittleres stadium = 4).
80
Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
den, wie es die Beispiele des Waldhofs oder die Studie
von Horan et al. (2005) an Vollweidesystemen in Irland
zeigen. Im letztgenannten Versuch produzierten die
Holsteinkühe mit Nordamerikanischer Genetik mit
wenig Kraftfutter (300 kg pro Milchkuh und Jahr) unge-
fähr 11 500 kg Milch/ha mit 6700 kg Milch pro Kuh
gegenüber 9800 kg Milch/ha mit 7900 kg Milch pro Kuh
bei reichlicher Kraftfuttergabe (1300 kg pro Milchkuh
pro Jahr). Ein höherer Tierbesatz pro Hektar reduziert
zwar die individuelle Produktion, erhöht aber die Milch-
produktion pro Hektar dank einer besseren Nutzung des
verfügbaren Grases. Wenn die Kühe nur 90 % ihrer Auf-
nahmekapazität fressen können, verwerten sie 77 % des
verfügbaren Grases, statt 58 % bei vollständig abgedeck-
ter Aufnahmekapazität (Delagarde et al. 2006). Um die
Effizienz noch weiter zu steigen, könnten noch Interak-
tionen zwischen der Genetik der Tiere und dem Produk-
tionssystem berücksichtigt werden (Horan et al. 2005,
Delaby et al. 2009).
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Die Effizienz der Futterbaufläche wird für die Milchbe-
triebe im Kanton Freiburg stark durch die Höhenlage
beeinflusst. Die landwirtschaftliche Praxis hat aber auch
einen starken Einfluss auf die Flächenproduktivität. Die
Milchproduktion aus dem Grundfutter pro Kuh spielt
eine sehr wichtige Rolle für die Flächenproduktivität,
unabhängig vom Produktionssystem.
Gegenwärtig haben Freiburger Talbetriebe mit hoher
Milchproduktion und mit Einsatz von Maissilage anschei-
nend eine gute Produktionstechnik. Umgekehrt könn-
ten Weidebetriebe ihre Leistung steigern, indem sie das
Weidemanagement verbessern und Kraftfutter gezielt
und in begrenzter Menge zufüttern.
Die Flächenproduktivität ist ein Mass für die Nach-
haltigkeit von Betrieben, da sie die effiziente Verwer-
tung der Ressourcen widerspiegelt. Sie sollte jedoch
nicht das einzige Ziel der Landwirte sein. Letztlich geht
es darum, ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit,
Freude an der Arbeit und Umweltschutz zu finden. n
Abb. 5 | Ein ungenügendes Weidemanagement kann zur Verschwendung von Grünfutter führen: zum Beispiel, wenn der Weidedruck unge-nügend ist (Geilstellen) oder wenn die Kühe zu hoch gewachsenes Gras fressen.
81
Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
Literatur b Delaby L., Faverdin P., Michel G., Disenhaus C. & Peyraud J.L., 2009. Effect of different feeding strategies on lactation performance of Holstein and Normande dairy cows. Animal 3, 891–905.
b Delagarde R., Delaby L. & Faverdin P., 2006. Le calcul de ration pour vaches laitières au pâturage. Rencontres Recherches Ruminants 13, 89 – 92.
b Gazzarin C. & Schick M., 2004. Systèmes de production laitière en région de plaine, comparaison de la rentabilité et de la charge de travail. Rapport FAT 608, 1–12.
b Horan B., Dillon P., Faverdin P., Delaby L., Buckley F. & Rath M., 2005. The interactions of Strain of Holstein-Friesian Cows and Pasture-Based Feed Systems on Milk Yield, Body Weight, and Body Condition Score. Journal of Dairy Science 88, 1231–1243.
b Huguenin O., 2003. Production laitière à l’hectare, méthode de calcul et résultats du concours. Journée herbagère ADCF-SRVA 1054, Moudon.
b Mosimann E., 2005. Caractéristiques des pâturages pour vaches laitières dans l’ouest de la Suisse. Revue suisse d’agriculture 37 (3), 99–106.
b Thomet P., 2004. Eine sehr hohe Flächenleistung erreicht. Bauernzeitung 28 Mai 2004, 19.
b Thomet P., Hadorn M. & Wyss A., 2008. Flächenleistung Milch von drei Vollweide-Betrieben mit Kurzrasenweide im CH-Mittelland. Journée ADCF 52, Zollikofen,106 – 109.
b Weiss D., Dorfner G., Auerswald K. & Thomet P., 2008. Flächenprodukti-vität – Milch von 499 bayrischen Betrieben. Journée ADCF 52, Zollikofen, 71–74.
Efficiency of forage surface area
in dairy systems in the canton of
Fribourg, Switzerland
Milk output per hectare of forage
surface area is a means of measuring
the efficiency of dairy production. The
aim of this study is to identify which
factors are decisive in the variation of
surface-area productivity practised in
the canton of Fribourg in Switzerland.
The analysis is based on a survey of
266 dairy farms which was conducted
during the period 2002–2009. Altitude
is, as expected, a significant structural
factor, constraining milk output per
hectare because of lower grassland
yield and quality. Lowland farms which
use maize silage and moderate
amounts of concentrate are, on
average, more efficient. Some of the
grass-based farms achieve similar
levels of efficiency, but many still have
room for improvement. Although high
efficiency is attainable with individu-
ally-medium-yielding cows, a positive
correlation was observed between
milk output per hectare and cows’
forage-based milk yield. In conclusion,
it appears that irrespective of local
pedoclimatic factors and type of
system, surface-area productivity is
highly dependent on farmers’ ability to
optimise their own production system.
Key words: dairy production, produc-
tion system, forage, grassland, local
ressources, efficiency.
Efficacia della superficie foraggera del
sistema lattiero nel canton Friborgo
La produttività di latte per ettaro è un
criterio per valutare l’efficacia della
superficie foraggera del sistema
lattiero. Obiettivo di questo studio è di
evidenziare i suoi principali fattori che
determinano la variazione di produtti-
vità della superficie nel canton Fri-
borgo. L’analisi si basa su un sondag-
gio tra 266 aziende nel periodo tra il
2002 ed il 2009. Il livello del mare è,
come presupposto, uno dei principali
fattori strutturali che limita l’area di
produttività a causa della minore
qualità dei prati da foraggio. Le
aziende in pianura che usano insilato
di mais e moderate quantità di
concentrati sono in media più effi-
cienti. Aziende maggiormente erbag-
giere raggiungono parzialmente gli
stessi livelli di efficienza, ma molte di
loro presentano ancora margini di
miglioramento, anche se delle mucche
con una produzione individuale di latte
media possono raggiungere elevate
prestazioni. Pertanto la nostra inchie-
sta ha mostrato una chiara e positiva
relazione tra la produzione di latte per
ettaro e la produzione di latte indivi-
duale ottenuta da razione di base. In
conclusione, a parte i fattori pedo-
climatici, la produttività per ettaro
sembra fortemente influenzata dalla
capacità degli agricoltori di ottimizzare
il loro sistema di produzione, indipen-
dentemente dal tipo di sistema.
82 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012
E i n l e i t u n g
Dem individuellen Kartoffelbestand eine an die Jahres-
witterung, die Standortsbedingungen sowie an den
Sortentyp angepasste Stickstoffmenge (N) anzubieten,
ist eine grosse Herausforderung auch für die professio-
nellere Produktion. Wegen weitem Reihenabstand und
schwach, nicht tief reichendem Wurzelwerk nimmt die
Kartoffel bis 60 % des verfügbaren N auf (Vos 1997). Bis
zu einer Staudenhöhe von 10 cm ist die N-Aufnahme
dank der Versorgung durch die Mutterknolle sehr
gering. Anschliessend ist sie während vier bis fünf
Wochen sehr hoch (Walther et al. 1996). Die Kartoffel
reagiert mit ihrer Ertragsleistung vergleichsweise stark
auf N-Mangel. Zu hohes N-Angebot bewirkt ein zu
üppiges Krautwachstum. Als Konsequenz sind die Knol-
lenentwicklung und damit die Abreife der Pflanzen
verzögert. Nicht von den Wurzeln aufgenommer N
kann durch Lachgasverluste oder Nitratauswaschung
verloren gehen, was Luft und Wasser belastet. Nitrat-
Richtlinie in den EU-Ländern (1991) oder die Einfüh-
rung der Suisse-Bilanz als Nachweis über die betriebli-
chen Mengen an N und Phosphor im Rahmen des
ökologischen Leistungsausweis sind seit einiger Zeit
zum Schutz der natürlichen Ressourcen eingeführt wor-
den. Verbesserungen sind in vielen Ländern nachgewie-
sen worden. Landwirtschaftliche Dünger tragen zum
Nährstoffeintrag in Oberflächengewässer und ins
Grundwasser bei. Produzentinnen und Produzenten
sind sich ihrer Verantwortung heutzutage bewusst. Sie
optimieren ihre Produktion möglichst kosten- und qua-
litätsbewusst. Die Nährstoffversorgung ist von einigen
nicht oder nur beschränkt beeinflussbaren Faktoren
abhängig. Bedeutende Einflussfaktoren sind zum Bei-
spiel die Jahreswitterung, die Bodenart, die Nachliefe-
rung aus dem Abbau von organischer Substanz, die
Bewirtschaftungsmassnahmen (Anbautechnik, Bewäs-
serung) sowie Kenntnisse zum N-Bedarf der angebau-
ten Sorte.
Viele Untersuchungen und Modellansätze haben
das Verständnis der N-Umsetzung im Boden auch bei
Kartoffeln verbessert (Haverkort und MacKerron 2000).
Übersicht über die Kartoffelversuchsparzelle 2008 in Reckenholz. (Foto: ART)
Thomas Hebeisen1, Theodor Ballmer1, Roger Wüthrich1 und Brice Dupuis2, 1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich2Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, 1260 Nyon
Auskünfte: Thomas Hebeisen, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 74 50
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung
P f l a n z e n b a u
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau
83
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012
Vos und MacKerron (2000) zeigten, dass die N-Ausnut-
zungseffizienz durch eine Aufteilung der N-Gaben
sowie durch zusätzliche Boden- (z. B. Nmin) und ver-
schiedene Pflanzenanalysen verbessert werden kann.
Damit soll die immer wieder auftretende Variabilität im
N-Angebot gepuffert werden. Die Qualitätsbeeinflus-
sung durch die applizierte N-Düngung ist in vielen
Untersuchungen nachgewiesen worden. Ein N-Über-
schuss kann Zwiewuchs, Hohlherzigkeit und die Beschä-
digungsanfälligkeit fördern (zum Beispiel Kolbe 2001).
Ziel der N-Bedarfsversuche der Agroscope For-
schungsanstalten ist es, den sortentypischen N-Bedarf
von neuen Speise- und Verarbeitungssorten zu ermit-
teln. Eine Übernahme von Angaben ausländischer
Züchter oder Forschungsinstituten in die Schweiz ist
wegen unterschiedlicher Temperatur- und Nieder-
schlagsverhältnisse, Standorts- (z. B. Bodenart) und
Bewirtschaftungspraktiken nicht möglich (zum Beispiel
van Loon 1994). Unterschiedliche agrarpolitische Rah-
menbedingungen zum Beispiel zum Schutz der natürli-
chen Ressourcen sind mit zu berücksichtigen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
2008 und 2009 wurden auf den Versuchsbetrieben Chan-
gins-Nyon (Cgi, VD) und Reckenholz (Re, ZH) N-Bedarfs-
versuche mit neuen Speisekartoffelsorten durchgeführt.
Die Versuchsstandorte wiesen vergleichbare Bodenarten
auf. In Changins wurden Phosphor (80–100 kg P2O5),
Kalium (300–400 kg K2O) und Magnesium (25 – 30 kg Mg)
im Herbst in Form von Handelsdüngern gemäss den
GRUDAF-Normen (Flisch et al. 2009) zugeführt. Im
Reckenholz wurde im Herbst jeweils 25 t Kompost als
Grunddüngung ausgebracht. Die Böden der beiden
Standorte sind mit P und K als genügend gut versorgt zu
betrachten. Die pH-Werte waren in den Versuchsparzel-
len im schwach-alkalischen Bereich. Die Böden sind
bezüglich Stickstoffdynamik als «ausreichend/normal»
zu bezeichnen (Flisch et al. 2009).
Im 2008 wurde in Changins am 28. April beziehungs-
weise im Reckenholz am 5. Mai gepflanzt. Im 2009
wurde die beiden Versuche am 6. und 7. April gepflanzt.
Von jeder Sorte wurde in vier Wiederholungen eine Ver-
suchsfläche mit 50 Knollen (Cgi) sowie von 100 Knollen
(Re) ausgepflanzt. Der Pflanzabstand betrug 33 cm (400
Pflanzen pro Are).
Folgende N-Verfahren wurden unterschieden:
N0 = keine N-Düngung // N_B80 = 80 kg Biorga Quick
(12 % organischer N) // N80 = 80 kg N, N120 = 120 kg N,
N160 = 160 kg; N200 = 200 kg N als Ammoniumnitrat
(27,5 % N). Die Teilmengen wurden bereits vor oder
2008 und 2009 untersuchten die beiden
Forschungsanstalten Agroscope Changins-
Wädenswil ACW und Agroscope Reckenholz-
Tänikon ART in Feldversuchen an den
Standorten Changins-Nyon (VD) und in
Zürich-Reckenholz den sortenspezifischen
Stickstoff (N)-Bedarf von Gourmandine, Jelly,
Laura sowie Lady Jo (nur in Changins). Die
N-Verfahren variierten von 0 bis 200 kg N pro
Hektare. Alle Sorten reagierten auf die
zunehmende N-Versorgung mit einem
höheren Roh- und Marktwarenertrag. Ab
einer N-Gabe von 120 kg/ha konnten jedoch
keine signifikanten Mehrerträge nachge-
wiesen werden. Die Sorte Gourmandine
erbrachte signifikant höhere Roh- und
Marktwarenerträge als Jelly und Laura.
Je höher die N-Versorgung, desto niedriger
waren die Stärkegehalte in den Knollen.
Knollen von N gedüngten Pflanzen wiesen
tendenziell eine leicht höhere Beschädi-
gungsanfälligkeit auf als Knollen aus den
ungedüngten Verfahren. Die Backfarben von
Pommes Chips hergestellt aus Knollen von
ungedüngten Pflanzen waren leicht heller als
von Knollen der gedüngten Pflanzen.
Die Sorten Gourmandine, Jelly und Laura
erbringen bei mittleren N-Gaben von 100 bis
120 kg N/ha hohe Marktwarenerträge. Diese
Versuche bestätigten den hohen Einfluss der
Jahreswitterung und der Standortsbedingun-
gen auf die Ertragsleistung der Kartoffel.
direkt nach der Pflanzung (40 kg N), bei einer Pflanzen-
höhe von 10 cm (fausthoch) sowie in kurzem Zeitabstand
vor dem Bestandesschluss ausgebracht.
Witterungsbedingungen und Wasserversorgung 2008
und 2009
Im 2008 verzögerte sich die Auspflanzung vor allem
wegen dem niederschlagsreichen April bis in die erste
Dekade Mai. In Changins ist der Versuch zu Beginn Juli
mit 30 mm bewässert worden. Die Niederschlagsvertei-
lung im Reckenholz war günstiger.
Im 2009 konnte wegen des niederschlagsarmen
Aprils sehr früh gepflanzt werden. Die Monate April bis
September waren alle überdurchschnittlich warm. Der
Jahresniederschlag war in Zürich sehr günstig verteilt,
während in Changins ab Ende Mai fünfmal mit jeweils 30
mm bewässert werden mussten.
Pflanzenbau | Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung
84 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012
Standorte unterscheiden sich in ihren Nmin-Gehalten
deutlich
Analysen von jeweils im April gezogenen Bodenproben
zeigten, dass in Changins niedrige Nmin-Gehalte (0–60 cm
Bodentiefe) von 20 (2008) beziehungsweise von 35 kg N/
ha (2009) vorhanden waren. Im Reckenholz lagen die
Nmin-Gehalte im Mai bei 88 (2008) beziehungsweise bei
sehr hohen 169 kg N/ha (2009). Die Bedingungen für die
Mineralisation des Bodenstickstoffs waren optimal.
Wegen der niederschlagsarmen Monate März und April
war vermutlich auch die N-Auswaschung niedrig.
Sortenspektrum und untersuchte Parameter
Die sortenspezifische Reaktion auf unterschiedliche
N-Gaben der Speisekartoffelsorten Gourmandine, Jelly
und Laura wurde untersucht. Alle drei Sorten zeichnen
sich durch eine hohe Ertragsleistung, eine gute Speisequa-
lität sowie eine gute Lagerungseignung aus. Sie sind alle
eher mittelspät bis mittelfrüh abreifend. Die für die Pom-
mes Chips Herstellung geeignete Sorte Lady Jo stand nur
in den Versuchen in Changins. Sie ist mittelfrüh abreifend.
Neben agronomischen Beurteilungen im Feld
wurde in Cgi auch der Chlorophyllgehalt (Hydro-N-Tes-
ter) indirekt durch die Grünfärbung der Blätter gemes-
sen (eine Messung pro Vegetationsperiode). Die che-
mische Krautvernichtung wurde in Changins in der
letzten Dekade Juli; im Reckenholz in der ersten
Dekade August chemisch durchgeführt. Das Ernte-
material wurde in Marktwarenertrag (Kaliber 42,5–
70 mm), Unter- (< 42,5 mm) beziehungsweise Über-
grössen (> 70 mm) aufgeteilt. Anhand von Mischproben
über die N-Verfahren wurden der Stärkegehalt und
die Beschädigungsanfälligkeit mit dem Schütteltest
gemessen. Der Blauflecken-Index berechnet sich aus
dem Produkt der Beschädigungshäufigkeit mit der
Beschädigungsstärke der geschälten Knollen
(4 × 50 Knollen pro N-Verfahren). Ein Knollenmischmus-
ter von jedem Verfahren wurde jeweils während
135 Tagen (Talenton als Keimhemmungsmittel) einge-
lagert. Die Lagerungseignung wurde benotet und die
Gewichtsverluste gewogen.
Mit Frittierversuchen wurde die Rohstoffqualität
von 8° C gelagerten Knollen anhand der Backfarbe von
Pommes Chips (3 Min. bei 170 °C) unter Verwendung
der Wageninger Farbtafeln beurteilt. Eine Backfarbe
von Note 1 entspricht einem dunkelschwarzen bezie-
hungsweise eine Note von 9 einem sehr hellen Pom-
mes Chips.
N-Verfahren
N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200
0
100
200
300
400
500
600
700
800
8
10
12
14
16
18
Knol
lene
rtra
g (d
t/ha)
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Stär
kege
halt
(%)
8
10
12
14
16
182008
2009
Jelly Lady Jo LauraGourmandine
< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm> 70 mm Stärkegehalt
Knol
lene
rtra
g (d
t/ha)
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Stär
kege
halt
(%)
8
10
12
14
16
182008
N0
N_B
80 N80
N12
0N
160
N20
0
N0
N_B
80 N80
N12
0N
160
N20
0 N0
N_B
80 N80
N12
0N
160
N20
0
0
100
200
300
400
500
600
700
800
8
10
12
14
16
182009
N-Verfahren
Gourmandine Jelly Laura
< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm > 70 mm Stärkegehalt
Abb. 1a | Rohertrag und Stärkegehalt verschiedener Kartoffel-sorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge; Standort Changins; Versuchsjahre 2008 und 2009.
Abb. 1b | Rohertrag und Stärkegehalt verschiedener Kartoffelsor-ten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge, Standort Recken-holz, Versuchsjahre 2008 und 2009.
N-Verfahren
N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200
0
100
200
300
400
500
600
700
800
8
10
12
14
16
18
Knol
lene
rtra
g (d
t/ha)
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Stär
kege
halt
(%)
8
10
12
14
16
182008
2009
Jelly Lady Jo LauraGourmandine
< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm> 70 mm Stärkegehalt
N-Verfahren
N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200 N0
N_B
80N
80N
120
N16
0N
200
0
100
200
300
400
500
600
700
800
8
10
12
14
16
18
Knol
lene
rtra
g (d
t/ha)
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Stär
kege
halt
(%)
8
10
12
14
16
182008
2009
Jelly Lady Jo LauraGourmandine
< 42,5 mm 42,5 bis 70 mm> 70 mm Stärkegehalt
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau
85Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012
weise von 9 % im Marktwarenertrag. Der abnehmende
Ertragszuwachs mit steigender N-Zufuhr wurde deutlich
sichtbar (Abb. 1). Mit 80 kg/ha Biorga Quick gedüngte
Pflanzen erbrachten absolut vergleichbare Roh- und
Marktwarenerträge wie die mit derselben Menge an
mineralischem N gedüngten Pflanzen. Die Sorte Gour-
mandine war signifikant ertragsstärker als die beiden
anderen Sorten Jelly und Laura. Die relativen Unter-
schiede zwischen den beiden Standorten im Roh- bezie-
hungsweise im Marktwarenertrag waren vor allem bei
der Kontrolle ohne N-Düngung mit 63 % respektive 87 %
sehr gross. In den mit N gedüngten Parzellen schwank-
ten sie zwischen 25 und 30 %. Dies ist vermutlich durch
das höhere Nmin-Angebot und das ausgeglichenere
Wasserangebot in beiden Versuchsjahren am Standort
Re zurückzuführen.
Im Durchschnitt der beiden Versuchsjahre und Stand-
orte betrug der relative Marktwarenanteil am Rohertrag
ohne N-Düngung 73,6 %, während er bei einer Gabe von
80 kg N auf 78 % anstieg. Bei zunehmender N-Versor-
gung hätten wir einen höheren Anteil an übergrossen
Knollen erwartet wie wir es in den Düngungsversuchen
2005 bis 2007 beobachtet hatten (Dupuis et al. 2009).
Dies war aber nur am Standort Reckenholz ersichtlich.
An beiden Standorten wurden maximale Roherträge
bereits bei niedrigerem N-Niveau erreicht. Der zusätzli-
che N konnte sich gar nicht mehr auswirken (Abb. 1a, b).
Ungedüngte Pflanzen hatten hellere Blätter
Nicht mit N gedüngte Pflanzen wiesen im Durchschnitt
der vier Sorten in beiden Jahren niedrigere Messwerte
«Chlorophyllgehalte» (Ø 502) auf als die gedüngten
Statistische Auswertungen
Alle Daten wurden gemeinsam statistisch ausgewertet,
da insbesondere allfällige Wechselwirkungen zwischen
den Sorten und der gedüngten N-Menge der beiden
Versuchsjahre und Standorte interessant sind. In den
Grafiken sind die Ergebnisse getrennt dargestellt, damit
vor allem jahres- und standortsbedingte Unterschiede in
der Wasserverfügbarkeit und in der Stickstoffnachliefe-
rung besser ersichtlich sind. Die Varianz der Daten wurde
auf Normalverteilung (SAS) geprüft. Als Signifikanzni-
veau wurde eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %
angenommen. R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Einfluss der N-Verfahren auf Gesamt- und Marktwa-
renertrag
Im Durchschnitt der verschiedenen Sorten und N-Verfah-
ren waren die Roherträge im 2008 um 45 % niedriger als
im 2009. Dies lässt sich wahrscheinlich durch die späte
Pflanzung und die nicht optimalen Bodenbedingungen
vor und nach der Pflanzung erklären. Über beide Jahre
erzielten die Sorten im Durchschnitt am Standort Chan-
gins einen um 38 % niedrigeren Rohertrag als im Recken-
holz. Dies erklärt sich vor allem durch die deutlich nied-
rigeren Knollenerträge im 2008 in Changins (Abb. 1).
Gemittelt über die N-Verfahren und alle Sorten bewirkte
eine N-Gabe von nur gerade 80 kg N einen Mehrertrag
von 25 % im Roh- beziehungsweise von 28 % im Markt-
warenertrag im Vergleich zur ungedüngten Kontrolle.
Die Steigerung der N-Gabe von 80 kg auf 200 kg bewirkte
einen Mehrertrag von weiteren 8 % im Roh- beziehungs-
Intensität der Grünfärbung der Blätter 0 100 200 300 400 500 600 700
N-V
erfa
hren
N0
N_B80
N80
N120
N160
N200
GourmandineJelly Laura Lady Jo
Abb. 2 | Intensität der Grünfärbung der Blätter verschiedener Kartoffelsorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge; Standorte Changins, Mittelwert aus jeweils einer Messung pro Vegetationsperiode mit dem N-Hydro-Tester.
86
Pflanzenbau | Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012
Pflanzen (Ø 589). Eine relative Unterversorgung mit N
war damit erkennbar. Die Intensität der Grünfärbung
der Blätter wurde aber auch durch den Genotyp beein-
flusst. Die beiden Sorten Lady Jo und Gourmandine wie-
sen unabhängig von der gedüngten N-Menge immer
hellere Blätter auf (Abb. 2). Zwischen den beiden Jahren
wurde ein geringer Unterschied in der Grünfärbung
beobachtet (2008: Ø 563; 2009: Ø 559). Mit nur einer
Punktmessung im Wachstumsverlauf konnten die Unter-
schiede in den gedüngten Verfahren ab einer Versor-
gung von 120 kg N nicht deutlich erkannt werden.
Goffart et al. (2008) berichtete, dass eine Differenzie-
rung wegen dem Luxuskonsum der Pflanzen von Nitrat
nicht nachgewiesen werden kann. Allfällige Unter-
schiede im N-Versorgungsgrad wären erst gegen Ende
des Wachstumsverlaufs deutlicher erkennbar. Verschie-
dene Einflussfaktoren wie Standorts-, Witterungs- und
Bewirtschaftungsbedingungen sind bekannt, die diese
Messwerte beeinflussen können.
N-Verfahren beeinflussten die Beschädigungsanfällig-
keit geringfügig
Knollen der ungedüngten Pflanzen wiesen mit einem
durchschnittlichen Index von 25 die geringste Beschädi-
gungsanfälligkeit auf. Die insgesamt geringen Unter-
schiede waren jedoch nur zwischen ungedüngt (Ø 25)
und gedüngt (Ø 32) zu erkennen. Innerhalb der Knollen
der gedüngten Verfahren traten im Durchschnitt der
Sorten keine Unterschiede auf. Diese Indexwerte liegen
im unteren Bereich der Kategorie «mittlere Beschädi-
gungsanfälligkeit» und bestätigten, dass die Knollen der
untersuchten Sorten insgesamt wenig beschädigungsan-
fällig sind. Diese Ergebnisse bestätigten ihre Einstufung
in der Sortenliste (Hebeisen et al. 2011).
Lagerungseignung wurde durch N-Verfahren nicht be-
einflusst
Im Durchschnitt der vier Sorten wiesen die Knollen des
ungedüngten Verfahrens eine Lagerungsnote von 3,5
und einen Gewichtsverlust von 5,9 % nach einer jeweils
135-tägigen Lagerungszeit auf. Knollen aus den mit
200 kg N gedüngten Verfahren lagerten sich tendenziell
eher besser (3,1) und verloren 5,8 Gewichtsprozente
während der Lagerung.
Sortenspezifische Unterschiede in der Lagerungseig-
nung und Auswirkungen der Jahreswitterung sind
bedeutender als die Effekte, die durch eine zu hohe
N-Versorgung verursacht werden.
Knollen der Sorten Laura (Ø 6,8 %) und Jelly (Ø 6,1 %)
zeigten höhere Gewichtsverluste am Lager als diejeni-
gen von Lady Jo (Ø 5,7 %) beziehungsweise von
Gourmandine (Ø 4,9 %).
Hellste Pommes Chips aus Rohstoff von ungedüngten
Pflanzen
In beiden Versuchsjahren wiesen die Pommes Chips her-
gestellt aus den Knollen der ungedüngten Verfahren mit
einer Backfarbe von Note 5,4 die beste Verarbeitungs-
eignung auf. Mit zunehmender N-Versorgung ver-
schlechterte sich die Backfarbe im Durchschnitt der drei
Speisekartoffelsorten von Note 5,3 (80 kg N) auf Note 5
(200 kg N). Diese Verschlechterung der Pommes Chips-
Backfarbe war mit dem Knollenmaterial der beiden
Standorte festzustellen. Diese Ergebnisse stehen im
Gegensatz zu den Untersuchungen von Walther und
Maag (1990) mit den Sorten Bintje und Eba. Sie konnten
weder einen Einfluss der N-Menge noch des Zeitpunktes
der Applikation auf die Pommes Chips-Backfarbe fest-
stellen.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
In den GRUDAF 2009 richten sich die N-Düngungsnormen
am ökonomischen Optimum aus. Dieses berücksichtigt
Zielkonflikte wie Ertrags-, Qualitätssicherung und Mini-
mierung der N-Verluste am besten. Der Ertrag bei Nopt
ist damit immer niedriger als der Maximalertrag. Steige-
rungen bis zur Nopt-Menge verhindern, dass nach der
Ernte noch hohe Restmengen an N vorhanden und damit
ein Auswaschungsrisiko besteht (Richner et al. 2010).
Unsere Versuche bestätigen, dass die Ertragsleistung
von Kartoffeln stark durch die jahres- und standortsbe-
dingte Variabilität in der N-Nachlieferung aus der orga-
nischen Substanz beeinflusst wird. Die Speisekartoffels-
orten Gourmandine, Jelly, Laura sowie die
Verarbeitungssorte Lady Jo setzen die gedüngten Nähr-
stoffe gut um. Sie erzielen hohe Marktwarenerträge
bereits ab einer N-Gabe von 100 kg bis 120 kg N.
Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ist es
sinnvoll, die vorgesehene N-Menge möglichst in Teil-
mengen aufzuteilen. Mögliche Anpassungen an die jah-
res- und standortspezifische N-Mineralisation können
für die weiteren N-Gaben berücksichtigt werden.
Die N-Düngung der Sorten Gourmandine, Jelly, Laura
und Lady Jo ist nach der Formel 160 kg minus Nmin-
Gehalt (0–60 cm) zu bemessen. Die Standorte, die heute
für den Kartoffelbau genutzt werden, weisen in Jahren
mit günstigen Temperatur- und Niederschlagsverhältnis-
sen ein hohes N-Nachlieferungspotenzial auf. Bereits mit
geringen N-Mengen können hohe Marktwarenerträge
mit guter Speise- und Verarbeitungsqualität gesichert
werden. In Jahren mit hoher Nitratauswaschung in den
Wintermonaten und einer späten Pflanzung in wenig
erwärmte Böden kann eine erhöhte N-Düngung gerecht-
fertigt sein. n
87
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 82–87, 2012
Risposta delle nuove varietà di patate omolo-
gate alle variazioni nell'apporto d’ azoto
Nel 2008 e nel 2009, le stazioni di ricerca
Agroscope Changins-Wädenswil ACW e
Agroscope Reckenholz-Tänikon ART hanno
condotto diverse prove in campo presso i siti di
Changins-Nyon (VD) e Zurigo-Reckenholz
concernenti il fabbisogno di azoto (N) specifico
delle varietà Gourmandine, Jelly, Laura e Lady
Jo (solo a Changins). Gli apporti di N variavano
da 0 a 200 kg N/ha. Per tutte le varietà, un
aumento dell'apporto di N era associato a una
maggiore resa lorda e commerciabile. Nessun
aumento significativo delle rese si osserva con
apporti di N superiori a 120 kg/ha. La varietà
Gourmandine ha ottenuto una resa lorda e
commerciabile significativamente superiore
rispetto alle varietà Jelly e Laura. Più alto era
l'apporto di N e minori erano i tenori di amido
nei tuberi. L’apporto di azoto provoca una
sensibilità dei tuberi al danneggiamento
tendenzialmente superiore rispetto a quelli
senza apporto. Il colore alla frittura delle
patatine ottenute da tuberi di piante non
concimate risultava leggermente più chiaro di
quello dei tuberi di piante concimate.
Con un apporto di N compreso tra 100 e
120 kg/ha le varietà Gourmandine, Jelly e
Laura raggiungono un’elevata resa commercia-
bile. Queste prove confermano come il
potenziale di resa della patata sia influenzato
in modo importante dalle condizioni climatiche
annuali e dal sito di produzione.
Literatur b Dupuis B., Reust W., Hebeisen T. & Ballmer T., 2009. Stickstoffdüngung bei neuen Kartoffelsorten: Ertrag und Qualität. Agrarforschung 16 (11–12), 484 – 9.
b Flisch R., Sinaj S., Charles R. & Richner W., 2009. GRUDAF 2009. Grund-lagen für die Düngung im Acker- und Futterbau. Agrarforschung 16 (2), 1–97.
b Goffart J.P., Olivier M. & Frankinet M., 2008. Potato crop nitrogen status assesment to improve N fertilization management and efficiency: past-present-future. Potato Research 51, 355 – 83.
b Haverkort A.J. & MacKerron D.K.L., 2000. Management of nitrogen and wa-ter in potato production. Wageningen, Wageningen Pers, The Netherlands, 353 p.
b Hebeisen T., Ballmer T., Musa T., Torche J.M. & Schwaerzel R., 2011. Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2012. Beilage der Agrarfor-schung Schweiz.
b Kolbe H., 2001. Düngung zu Kartoffeln. Kartoffelbau 52 (3), 88–91. b Richner W., Flisch R., Sinaj S. & Charles R., 2010. Ableitung der Stick-stoffdüngungsnormen von Ackerkulturen. Agrarforschung Schweiz 1 (11–12), 410 – 5.
b Van Loon C.D., 1994. N-Düngung von Kartoffeln – Erfahrungen aus den Niederlanden. Kartoffelbau 45 (2), 58–60.
b Vos J., 1997. The nitrogen response of potato (Solanum tubersosum L.) in the field: nitrogen uptake and yield, harvest index and nitrogen concent-ration. Potato Research 40, 237–48.
b Vos J. & MacKerron D.K.L., 2000. Basic concepts of the management of supply of nitrogen and water in potato production. In: Haverkort A.J. and MacKerron (eds). Management of nitrogen and water in potato produc-tion. Wageningen, The Netherlands, p 15 – 33.
b Walther U., Schubiger F.X. & Jäggli F., 1996. N-Aufnahme durch Kartof-feln und Nmin-Gehalte des Bodens. Agrarforschung 3 (2), 61–64.
b Walther U. & Maag W., 1990. Ertrag und Qualität von Kartoffeln in Abhängigkeit des Nmin-Gehaltes des Bodens sowie des Zeitpunktes und der Höhe der Stickstoffdüngung. I. Qualität der Knollen. Landwirtschaft Schweiz 3 (10), 567–75.
b Walther U., 1990. Ertrag und Qualität von Kartoffeln in Abhängigkeit des Nmin-Gehaltes des Bodens sowie des Zeitpunktes und der Höhe der Stick-stoffdüngung. I. Nmin-Gehalte des Bodens und Ertrag. Landwirtschaft Schweiz 3 (6), 323–30.
Reaction of newly registered potato varieties to
different nitrogen supplies
In 2008 and 2009, in field trials at the Changins-
Nyon (Vaud canton) and Zurich-Reckenholz sites,
respectively, the two research stations of Agro-
scope Changins-Wädenswil ACW and Agroscope
Reckenholz-Tänikon ART investigated the variety-
specific nitrogen (N) requirement of the potato
varieties Gourmandine, Jelly, Laura and Lady Jo
(the latter at Changins only). The N levels varied
from 0 to 200 kg N per hectare. All varieties reacted
to the increasing N supply with a higher gross- and
marketable yield. From an N-application level of
120 kg/ha onwards, however, no significant surplus
yields were demonstrated. The Gourmandine
variety produced significantly higher gross- and
marketable yields than Jelly and Laura. The higher
the N supply, the lower the starch content of the
tubers. Tubers from plants fertilised with N tended
to exhibit a slightly higher brushing susceptibility
than those from the non-fertilised treatment.
Crisps made from the tubers of non-fertilised
plants were slightly lighter in crisp colour than
those of the tubers of the fertilised plants.
The Gourmandine, Jelly and Laura varieties
produce high marketable yields at average N-appli-
cation levels of 100 to 120 kg N/ha. These trials
confirm the significant influence of the weather
over the year as well as the site conditions on
potato yields.
Key words: potato, N fertilisation, field experi-
ments, storability, crisp colour.
88 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
E i n l e i t u n g
Eine Auswertung der wichtigsten agronomischen und
wirtschaftlichen Faktoren, welche die Attraktivität des
Futtergetreideanbaus beeinflussen können, hat gezeigt,
wie hoch der Stellenwert des Naturalertrags von Gerste
im Vergleich zu den übrigen Futterpflanzenarten (Col-
laud, 2000) ist. Unterstrichen wurde insbesondere die
Notwendigkeit, die Konkurrenzfähigkeit dieser Kultur
gegenüber dem Futterweizen zu stärken. Der wirtschaft-
liche Druck hat die Produktionssektoren veranlasst, der
Sortenwahl mehr Bedeutung zuzumessen, dies zwecks
Sicherstellung hoher und stabiler Erträge, einer qualita-
tiv hochwertigen Produktion und raschen Nutzung der
neuen Sorten. Die empfohlene Sortenliste für Gerste der
Schweiz unterscheidet drei Sortentypen: die zweizeili-
gen Wintersorten, die sechszeiligen Sorten, die soge-
nannten Wintergersten, und die zweizeiligen Sommer-
sorten (Hiltbrunner et al. 2010). Collaud (2000) zeigte
die Bedeutung des Faktors Sorte bezüglich Hektoliterge-
wicht und Tausendkorngewicht auf. Diese Parameter
können auch durch die Saatdichte und den Saattermin,
die sich auf die Bestockung auswirken, beeinflusst wer-
den. Collaud (1995) beobachtete, dass eine erhöhte
Bestandesdichte zu frühem Ährenschieben führte und
das Tausendkorngewicht von Sommergersten negativ,
das Hektolitergewicht jedoch kaum beeinflusste. Zwi-
schen Sorte und Saatdichte kam es zu keinen Wechsel-
wirkungen. Sorte und Saatdichte haben keinen Einfluss
aufeinander. Hingegen förderte eine zu hohe Dichte die
Lagerung und minderte dadurch den Ertrag (Collaud
1993). Absorbiert das Korn die gleiche Stickstoffmenge,
ändert sich der Stickstoffstatus von einem Typ zum
andern. So weisen die sechszeiligen Sorten einen tiefe-
ren Stickstoffgehalt auf (Le Gouis 1992).
Für eine optimale Sortenwahl und Kulturführung
von Gerste empfiehlt es sich, die Kulturmassnahmen auf
die Ertrags- und Qualitätsziele der Ernte abzustimmen.
Zweizeilige und sechszeilige Gerstensorten zeigen sowohl in Bezug auf den Ertrag wie auf die Körner-qualität verschiedene Leistungen.
Raphaël Charles, Jean-François Collaud, Lilia Levy Häner und Sokrat Sinaj,
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon
Auskünfte: Jean-François Collaud, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 44 44
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
P f l a n z e n b a u
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
89
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
Um einen Überblick der Kulturmassnahmen
von Wintergerste und insbesondere der
Unterschiede zwischen sechs- und zweizeili-
gen Wintergersten zu geben, wurden in
Changins und Goumoëns in den Jahren 2005
bis 2007 Versuche durchgeführt. Die sechs-
und zweizeiligen Sorten unterscheiden sich
im Ertrag, in der Ertragsbildung und in den
Qualitätsfaktoren. Eine Saatdichte zwischen
150 und 300 Körnern/m² reichte im Allgemei-
nen aus. Bei günstigen Produktionsbedingun-
gen kann eine höhere Saatdichte positiv für
die sechszeilige Sorte sein. Beide Sortenty-
pen sprachen in gleicher Weise auf die
Stickstoffdüngung an. Eine verstärkte
Düngung führte bei günstigen Wachstumsbe-
dingungen, insbesondere in Bezug auf die
Wasserversorgung, zu hohen Erträgen.
Der höhere Ertrag der sechszeiligen Sorte
wurde mit der Bildung einer höheren
Kornzahl erklärt. Die höhere Bestockung der
zweizeiligen Sorte und schwerere Körner
reichten nicht aus, um die tiefere Kornzahl
pro Ähre auszugleichen.
Die zweizeilige Sorte produzierte grössere
Körner und wies höhere Gehalte an Protein,
Fett und Mineralstoffen aus. Letztere wurden
durch die Stickstoffdüngung beeinflusst,
während die Saatdichte keinerlei Auswir-
kung hatte. Diese Daten wurden mit den
Referenzdaten der Schweizerischen Futter-
mitteldatenbank sowie den Düngungsgrund-
lagen verglichen.
Da Gerste im Allgemeinen zur Herstellung von Malz
(Brauerei) verwendet wird, sind kaum Literaturhinweise
bezüglich der Produktion zu Futterzwecken vorhanden.
Während drei Jahren wurden deshalb Versuche durch-
geführt, um Bilanz über die Auswirkungen der Faktoren
Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung auf die beiden
Gerstensortentypen zu ziehen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Die Versuche wurden in den Jahren 2005 bis 2007 an den
Standorten Changins (420 m ü. M.) und Goumoëns (600
m ü. M.) durchgeführt. Eine sechszeilige Sorte wurde sys-
tematisch mit einer zweizeiligen Sorte verglichen. Im Jahr
2005 waren dies in Changins die Sorten Fridericus (sechs-
zeilig) und Boréale (zweizeilig) und in Goumoëns die Sor-
ten Laverda (sechszeilig) und Verticale (zweizeilig). In
den Jahren 2006 und 2007 wurden Franziska (sechszeilig)
und Verticale (zweizeilig) für beide Versuchsstandorte
gewählt. Die Versuche umfassten drei Saatdichten,
nämlich 150, 300 und 450 Körner/m², was einer gerin-
gen, mittleren und hohen Saatdichte entspricht. Bezüg-
lich Stickstoffdüngung wurden vier Varianten mitein-
ander verglichen: 0N, empfohlene N-Menge (Nempf),
Nempf-40 kg/ha, Nempf+40 kg/ha. Die einzelnen Versuchs-
parzellen von 15 m² waren als split-split-plot-Anlage mit
drei Wiederholungen gemäss folgender Rangordnung
angelegt: Sorte, Saatdichte, Stickstoffdüngung.
Die Bodeneigenschaften (Tab. 1) wurden gemäss
Referenzmethoden der Forschungsanstalten Agro-
scope (FAL et al. 2004) gemessen. Sie wurden bei der
Düngung mit den Grundelementen P, K und Mg
(Bodenanalyse AA+EDTA-Methode) gemäss Grundla-
gen für die Düngung im Acker- und Futterbau, GRUDAF,
berücksichtigt (Ryser et al. 2001). Die empfohlene Stick-
stoffdüngermenge gemäss oben benannten Grundla-
gen erreichte 110 kg N/ha mit Ausnahme von Gou-
moëns, wo sie sich im Jahr 2007 auf 90 kg N/ha belief.
Die Aussaat erfolgte systematisch während der letzten
Tage des Monats September. Die anderen anbaurele-
vanten Massnahmen (Grunddüngung, Pflanzenschutz)
erfolgten so, dass jede begrenzende Wirkung vermie-
den wurde. Ein starker Befall von Gelbverzwergungsvi-
rus setzte jedoch dem Versuch in Changins im Jahre
2007 ein Ende. Die Wetterbedingungen, die zum Ver-
ständnis der Resultate relevant sind (Tab. 1), betreffen
die generative Wachstumsphase von Wintergerste von
März bis Juni.
Folgende agronomische Variablen wurden auf jeder
Versuchsparzelle und jeder geernteten Probe erhoben:
Kornertrag (15 % Feuchtigkeit), Ährenanzahl pro Flä-
cheneinheit, Tausendkorngewicht und Proteingehalt
Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
90 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
(FOSS 6500, FOSS NIRSystem, Inc., internes Labor).
Zusätzliche Qualitätsvariablen wurden auf durch-
schnittlichen Proben aus der Mischung von drei Wie-
derholungen chemisch untersucht. Der intermediäre
Düngungsgrad Nempf-40 und Nempf+40 wurde nicht
berücksichtigt. Der Nährstoffgehalt N, P, K und Mg im
Korn und im Stroh wurde gemäss Referenzmethoden
der Forschungsanstalten Agroscope (FAL et. al. 2004)
gemessen. Das Fett (Berntrop-Methode), die mehrfach
und einfach ungesättigten Fettsäuren, die Asche, die
Rohfaser und der Stickstoff (Faktor 6,25 x N) wurden im
Jahr 2006 bei beiden Versuchen durch das ALP-Labor
(Forschungsanstalt ALP 2011) untersucht.
Bei den agronomischen Parametern wurden für
jeden Versuch einzeln, sowie für die gesamte Versuchs-
anlage split-split-plot-Varianzanalysen (Gomez und
Gomez 1984) durchgeführt. Die vorliegenden Resultate
konzentrieren sich hauptsächlich auf Versuchsmittel-
werte und deren statistische Auswertung. Bei den Qua-
litätsparametern konnten durch die drei Faktorebenen
und die Berücksichtigung der Versuche als Wiederho-
lungsfaktor die Probenahmen ohne Wiederholung teil-
weise kompensiert werden.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Standörtliche Bedingungen
Im Jahr 2005 standen die Versuche in Changins auf
schwere und in Goumoëns auf mittel tonhaltige Böden,
mit einem hohen Gehalt an organischem Material
(Tab. 1). Mittel siltige Böden zeichneten die anderen Ver-
suche aus. Der sich nach Nährstoffgehalt ermittelte
Fruchtbarkeitsgrad war ausreichend, sogar hoch, mit
Ausnahme von Phosphor und Magnesium, die in den
Jahren 2006 und 2007 in Goumoëns nur mittelmässige
Werte erzielten.
Die meteorologischen Bedingungen (Tab. 1) zeigten
vor allem bei der Niederschlagsmenge starke Unter-
schiede, insbesondere im Jahr 2006. Im Jahr 2005 waren
die Wassermengen günstig für das Wachstum, 2006 war
Jahr StandortKlima Boden
Ø Temp. Nied. Ton pH O.S. P K Mg
°C mm % % mg/kg mg/kg mg/kg
2005 Goumoëns 13,0 189 28,8 7,0 5,6 88 124 169
Changins 14,1 247 51,0 7,4 4,1 57 220 284
2006 Goumoëns 13,1 338 24,3 6,8 3,0 38 137 113
Changins 14,3 330 22,5 7,8 1,8 104 147 155
2007 Goumoëns 13,6 227 22,5 5,7 2,6 39 154 85
Tab. 1 | Wichtigste klimatische und physikalisch-chemische Eigenschaften der Böden der Versuchsstandorte
0
20
40
60
80
100
0N Nempf-40 Nempf Nempf+40 0N Nempf-40 Nempf Nrempf+40
sechszeilig zweizeilig
Ertr
ag(q
/ha)
150
300
450
Abb. 1 | Ertrag in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte, Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 2007 in Changins und Goumoëns. Statistische Interpretation gemäss Tabelle 1.
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
91Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
In jedem Versuch wurde eine signifikante Wirkung der
Stickstoffdüngung beobachtet. Der signifikant höchste
Ertrag wurde ein Mal durch eine reduzierte Düngung
(Goumoëns 2005, Nempf-40, 62 q/ha) erreicht. Dies kann
mit einer optimalen Textur, einem neutralen pH-Wert,
einem hohen Gehalt an organischem Material und
einem hohen, durch günstige Wetterbedingungen her-
vorgerufenen Mineralisierungsgrad erklärt werden. Drei
Versuche zeigten, dass die optimale Düngung verstärkt
werden konnte (Nempf+40), was hohe Erträge von 66 q/ha
(Changins 2005), 109 q/ha (Goumoëns 2006) und 93 q/ha
(Changins 2006) ermöglichte. Das feuchte Frühlingswet-
ter im Jahr 2006 wirkte sich besonders günstig aus. Es
wird damit bewiesen, dass es sich lohnt, die Stickstoff-
düngung zu korrigieren, wenn der erzielte Ertrag
gegenüber dem Referenzertrag (60 q/ha) höher ausfal-
len kann (Sinaj et al. 2009; Richner et al.2010).
In Bezug auf den Ertrag reagierten beide Sorten in
ähnlicher Weise auf die veränderte Stickstoffdüngung.
Eine signifikante Interaktion konnte hingegen zwischen
Düngung und Saatdichte beobachtet werden. Bei einer
geringeren Saatdichte war die Stickstoffwirkung mar-
der Monat Juni trocken und folgte auf drei besonders
regnerische Monate, 2007 war der Monat April trocken.
Die Temperaturen zeigten weder während der betrach-
teten Periode noch während des Winters besonders
begrenzende Bedingungen.
Ertrag
Die sechszeilige Sorte lieferte gegenüber der zweizeili-
gen einen um 8 q/ha höheren Ertrag (Tab. 2; Abb. 1).
Dies entspricht den Resultaten der Sortentests (Hiltbrun-
ner et al. 2010). Im Vergleich zu einer Saatdichte von
450 Körnern/m² führte die Saatdichte von 150 Körnern/m²
zu einem signifikant tieferen Ertrag. In drei von fünf
Versuchen reichte eine geringe Saatdichte aus. Eine
höhere Saatdichte erlaubte es, in Changins im Jahr 2005
einen hohen Ertrag zu erzielen, während in Goumoëns
im Jahr 2006 eine mittlere Dichte optimal war. In diesen
beiden Versuchen wie auch in Goumoëns im Jahr 2007
interagierten Sorte und Saatdichte signifikant (P = 0,07
als Mittel der Versuche). Nur die sechszeilige Sorte profi-
tierte von der hohen Saatdichte und verzeichnete einen
signifikant höheren Ertrag.
Ertragdt/ha
ÄhrenAnzahl/m²
KörnerAnz. Körn./Ähre
KörnerAnz. Tausendkorn/m²
TKGg
HLGkg/100l
Proteine% TS
Sorte – S
6-zeilig 74,9 502,3 31,4 1,58 47,1 65,4 10,5
2-zeilig 67,0 637,7 20,4 1,25 53,2 66,8 11,3
** 7,3; * 5,1 ** 82,5; * 56,7 ** 2,4; * 1,6 ** 0,14; * 0,1 ** 0,6; * 0,4 ** 0,9; * 0,6 ** 0,4; * 0,3
Dichte – D
150 65,8 499,2 25,8 1,29 51,0 66,0 10,9
300 71,5 576,3 26,1 1,43 49,9 66,1 10,9
450 75,5 634,7 25,7 1,53 49,7 66,2 10,9
** 6,5; * 4,9 ** 75,6; * 56,3 p=0,83 ** 0,12; * 0,09 ** 0,7; * 0,5 p=0,38 p=0,61
N-Düngung-N
0 60,2 526,6 24,7 1,20 50,2 65,8 10,1
Nempf -40 N 69,6 1,40 49,9 66,0 10,6
Nempf 74,8 613,5 27,0 1,49 50,4 66,2 11,2
Nempf +40 N 79,1 1,58 50,2 66,5 11,8
** 5,7; * 4,3 ** 59,2; * 44,3 ** 3,1; * 2,4 ** 0,11; * 0,08 * 0,6 ** 0,6; * 0,4 ** 0,4; * 0,3
Wechselwirkungen
S x D p=0,07 p=0,30 p=0,38 * p=0,54 p=0,15 **
S x N p=0,16 p=0,44 p=0,30 ** * p=0,47 *
D x N * p=0,13 ** * ** ** *
S x D x N p=0,58 p=0,28 * p=0,44 ** p=0,87 p=0,22
V x S x D x N * p=0,94 p=0,50 ** ** p=0,89 p=0,11
Tab. 2 | Ertrag und Ertragskomponenten in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 2007 in Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD.
*signifikant (p<0,05), ** hoch signifikant (p<0,01).
Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
92 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
kanter, mit einem besonders tiefen Ertrag bei fehlender
Stickstoffdüngung. Umgekehrt war die Stickstoffwir-
kung auf den Ertrag bei hoher Saatdichte bescheiden.
Diese Interaktion konnte - signifikant oder tendenziell -
bei mehreren Versuchen festgestellt werden. Sie zeigt
wie sich Saatdichte und Stickstoffdüngung gegenseitig
kompensieren können, insbesondere in Bezug auf die
Verwertung der Bodenressourcen.
Ertragsbildung
Beide Sorten reagierten in Bezug auf die Ährenbildung
in allen Versuchen gleich auf die unterschiedliche Saat-
dichte (Tab. 2). Der Pflanzenbestand war bei der zwei-
zeiligen Sorte mit 26 % zusätzlichen Ähren deutlich dich-
ter. Die allgemein höhere Bestockungsfähigkeit der
zweizeiligen Sorten (Le Gouis 1992) ist somit bestätigt.
Die Stickstoffdüngung begünstigte die Ährenbildung
(Tab. 2). Diese Wirkung war bei den sechszeiligen Sorten
in gewissen Versuchen markanter (Wechselwirkungen
Sorte x Düngung im Jahr 2005 hoch signifikant). Die
Düngung interagierte manchmal mit der Saatdichte,
indem der Stickstoff die Ährenbildung bei der höchsten
Saatdichte wirksamer förderte (Wechselwirkungen
Dichte x Düngung im Jahr 2005 hoch signifikant und in
Goumoëns im Jahr 2006 signifikant; p=0,13 im Mittel
über die Versuche). Baethgen et al. (1995) bestätigen,
dass die Stickstoffdüngung die Ährenbildung fördert,
präzisieren aber, dass eine sehr frühe Gabe die Besto-
ckung nicht beeinflusst.
Die sechszeilige Sorte produzierte eine signifikant
höhere Kornzahl (Tabelle 2). Die erhöhte Saatdichte
begünstigte die Körnerbildung pro Flächeneinheit; die
Kornzahl pro Ähre blieb stabil. Der Stickstoff begüns-
tigte die Bildung von zusätzlichen Körnern pro Ähre und
pro Flächeneinheit. Tendenziell zeigte die sechszeilige
Sorte mehr Schwankungen bei der Kornzahl aufgrund
der Saatdichte (signifikante Wechselwirkung Sorte ×
Dichte) oder der Stickstoffdüngung (analoge Wechsel-
wirkung). Bei geringer Saatdichte erlaubte eine erhöhte
Stickstoffdüngung bei der sechszeiligen Sorte die Steige-
rung der Kornzahl pro Ähre. Die Kornzahl hängt jedoch
von Kompensationsfaktoren je nach Ährenanzahl pro
Flächeneinheit und Kornzahl pro Ähre ab (Beathgen et
al. 1995).
Das Tausendkorngewicht (TKG) war bei den zweizei-
ligen Sorten signifikant höher (Tab. 2). Die Erhöhung der
Saatdichte führte zu einer Reduktion des Korngewichts.
Die Wirkung der Düngung variierte in Abhängigkeit
Stickstoffg/kg TS
Fettg/kg TS
MUFAg/kg TS
PUFAg/kg TS
Ascheg/kg TS
Rohfaserg/kg TS
Sorte
6-zeilig 101,3 18,1 2,4 10,5 24,1 44,8
2-zeilig 112,5 19,2 2,9 12,4 27,7 40,8
p=0,10 * 0,53 p=0,08 p=0,06 * 0,85 * 3,39
Dichte
150 105,6 18,0 2,6 11,3 26,3 43,5
300 107,0 17,8 2,7 11,5 25,9 43,8
450 108,2 20,1 2,6 11,5 25,7 41,1
p=0,58 p=0,60 p=0,77 p=0,60 p=0,65 p=0,24
N-Düngung
0 100,9 18,9 2,7 11,6 26,5 44,2
Nempf -40 N
Nempf 113,0 18,4 2,6 11,3 25,4 41,4
Nempf +40 N
** 3,07; * 2,02 p=0,69 * 0,04 * 0,2 * 0,77 * 1,76
Schweiz. Futtermitteldatenbank
116,3 26,0 3,7 15,9 26,0 48,4
Tab. 3 | Chemische Elementarzusammensetzung in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versu-che 2006 von Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Referenzwerte der Schweizerischen Futtermittel-datenbank (Forschungsanstalt ALP, 2011)
* signifikant (p<0.05), ** hoch signifikant (p<0.01)MufA = einfach ungesättigte fettsäuren, PufA = mehrfach ungesättigte fettsäuren
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
93Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
stickstoffs (Tab. 4) basierend auf einer kleineren Stich-
probe zeigten, dass die Resultate mit dem per NIRS
(Tab. 2) gemessenen Proteingehalt übereinstimmten.
Der Fettgehalt war bei der zweizeiligen Sorte bedeu-
tend höher (Tabelle 3). Die gleiche Beobachtung wurde
bei den mehrfach (PUFA) und einfach (MUFA) ungesät-
tigten Fettsäuren gemacht. Die Stickstoffdüngung trug
zur Senkung dieser Gehalte bei. Der Aschengehalt war
bei der zweizeiligen Sorte höher (3), was mit dem gene-
rell höheren Mineralgehalt dieses Sortentyps in Verbin-
dung gebracht werden kann (Tab. 4). Die sechszeilige
Sorte, die kleinere Körner aufweist, zeigte einen höhe-
ren Gehalt an Zellulose. Die Stickstoffdüngung redu-
zierte den Aschen- und Zellulosegehalt. Die Saatdichte
hatte keinerlei Auswirkung auf diese Qualitätsvariablen.
Der Gehalt wurde einzig durch Sorte und Stickstoffdün-
gung beeinflusst.
Es können nur die bei ausreichender Stickstoffernäh-
rung (Nempf) erhaltenen Werte direkt mit der Schweizeri-
schen Futtermitteldatenbank verglichen werden (For-
schungsanstalt ALP 2011). Die Stickstoff- und
Aschengehalte waren identisch, während die Fettge-
von zahlreichen Wechselwirkungen. Grasshoff und
D’Antuono (1997) zeigten, dass das Korngewicht mit der
Anzahl gebildeter Körner negativ korreliert, wobei letz-
teres durch die Stickstoffdüngung begünstigt wird.
Diese Arbeit zeigte ausserdem die Bedeutung der Anzahl
gebildeter Körner zur Erzielung hoher Erträge. Baeth-
gen et al. (1995) zeigten, dass die Anzahl Körner pro
Ähre und die Anzahl Körner pro Flächeneinheit die ein-
zigen Komponenten sind, die in klarem Zusammenhang
mit dem Ertrag stehen.
Qualitative Parameter
Das Hektolitergewicht (HLG) war bei der zweizeiligen
Sorte signifikant höher (Tabelle 2). In den meisten Ver-
suchen entfaltete die Stickstoffdüngung eine positive
Wirkung, insbesondere bei hoher Saatdichte (hoch signi-
fikante Wechselwirkung Dichte x Düngung). Der Prote-
ingehalt war bei der zweizeiligen Sorte signifikant höher
(Tabelle 2). Die Stickstoffdüngung förderte systematisch
den Proteingehalt, insbesondere bei der zweizeiligen
Sorte (Wechselwirkung Sorte x Düngung). Chemische
Untersuchungen des Stickstoffs (Tabelle 3) und des Korn-
Gehalt im Korn (% TS) Gehalt im Stroh (% TS)
N P K Mg N P K Mg
Sorte
6-zeilig 1,61 0,365 0,463 0,118 0,46 0,095 1,499 0,057
2-zeilig 1,82 0,391 0,488 0,121 0,53 0,088 1,173 0,056
** 0,08; * 0,05 ** 0,014; * 0,008 p=0,07 * 0,002 p=0,09 p=0,46 p=0,12 p=0,81
Dichte
150 1,73 0,377 0,478 0,118 0,50 0,089 1,329 0,053
300 1,73 0,378 0,477 0,120 0,50 0,089 1,307 0,058
450 1,70 0,379 0,470 0,122 0,50 0,096 1,370 0,059
p=0,46 p=0,96 p=0,28 p=0,20 p=0,94 p=0,67 p=0,56 p=0,28
N-Düngung
0 1,58 0,379 0,482 0,121 0,45 0,099 1,285 0,061
Nempf -40 N 1,67 0,48
Nempf 1,77 0,377 0,469 0,119 0,52 0,084 1,387 0,052
Nempf +40 N 1,84 0,54
** 0,06; * 0,04 p=0,54 ** 0,012; * 0,009 p=0,09 ** 0,04; * 0,03 ** 0,012; * 0,009 p=0,13 ** 0,005; * 0,004
Grundlagen für die Düngung
min. 1,53 0,41 0,39 0,094 0,35 0,05 1,18 0,024
max. 2,00 0,52 0,78 0,141 0,71 0,15 2,34 0,071
Referenz 1,74 0,44 0,53 0,129 0,51 0,12 1,56 0,071
Tab. 4 | Mineralstoffgehalte in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 07 von Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Referenzwerte aus den Düngungsgrundlagen (Sinaj et al. 2010).
* signifikant (p<0,05), ** hoch signifikant (p<0,01).
94
Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
halte, insbesondere die Gehalte an mehrfach ungesät-
tigten Fettsäuren, eher tiefer waren. Diese tiefen
Gehalte können mit den im Jahr 2006 hohen Erträgen
erklärt werden, obwohl diese je nach standörtlichen
Bedingungen sehr unterschiedlich ausfielen. Diese Ver-
gleiche verdeutlichen die Abweichungen zwischen ein-
zelnen Situationen und den mittleren Referenzwerten
für die Schweiz. Trotz dieser Unterschiede bleiben die
Wirkungen der erforschten Faktoren gültig.
Mineralstoffe
Die Gehalte an N, P, K und Mg schwankten je nach Ver-
such sehr stark, wobei einige Faktoren eine signifikante
Wirkung zeigten (Tab. 4). Die zweizeilige Sorte wies all-
gemein höhere Mineralstoffgehalte auf. Die über das
Korn aufgenommenen Mengen (Ertrag × Gehalt) zeig-
ten jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen
den Sorten. Die Saatdichte hatte keine signifikante Wir-
kung auf den Mineralstoffgehalt. Die Stickstoffdüngung
führte zu höheren Stickstoffgehalten in Stroh und Korn.
Die übrigen Mineralstoffe erlitten einen leichten,
manchmal signifikanten Verdünnungseffekt, der mit der
Wirkung der Stickstoffdüngung auf den Ertrag in Ver-
bindung zu bringen ist. Es wurde keinerlei Wechselwir-
kung zwischen Faktoren nachgewiesen.
Im Vergleich zu den neusten Düngungsgrundlagen
(Sinaj et al. 2009), lagen die beobachteten mittleren
Werte generell zwischen den Mindest- und den Maxi-
malwerten. Lagen die Stickstoffresultate nahe bei den
Referenzwerten, so erreichten die Gehalte an den übri-
gen Stoffen eher Werte im Minimalbereich, und dies
sowohl beim Stroh wie beim Korn. Beim Phosphor im
Korn lagen diese sogar unter dieser Limite. Die Boden-
untersuchungen vermochten weder die unterschiedli-
chen Gehalte der Standorte noch deren absolute Werte
zu erklären. Mit Ausnahme der 2005 in Changins etwas
höheren gemessenen Gehalte (schwerer Boden, befrie-
digender Fruchtbarkeitsgrad) schnitten die Kornphos-
phorgehalte allesamt vergleichbar ab. Trotz einer als
hoch eingestuften Bodenfruchtbarkeit in Goumoëns
haben beide Versuche bei ähnlichem Ertragsniveau kei-
nen Unterschied bezüglich Phosphorgehalt im Korn
gezeigt. Im Jahr 2006 waren die Korngehalte identisch,
obwohl der Boden von Goumoëns als mittelmässig und
jener von Changins als reichhaltig bezeichnet wurde.
Die Schwierigkeit, den durch das AA + EDTA-Verfahren
erhobenen Phosphorgehalt des Bodens und den Phos-
phorgehalt der Pflanzen miteinander zu verbinden,
zeigt, dass dieses Extraktionsmittel nicht ausreicht, um
den Nährzustand der Pflanzen zu steuern. Diese Resul-
tate weisen auch nach, wie nah die Mindest- und Maxi-
malwerte des Phosphors in den Referenzdaten beieinan-
der liegen.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Die sechs- und zweizeiligen Sorten konnten bezüglich
Ertrag, Ertragsbildung und Qualitätsfaktoren unter-
schieden werden. Der höhere Ertrag der sechszeiligen
Sorte wurde mit einer höheren Kornzahl erklärt. Die
höhere Bestockung der zweizeiligen Sorte und die
schwereren Körner vermochten die tiefere Kornzahl
nicht auszugleichen. Die grössere Variabilität der sechs-
zeiligen Sorte und ihre günstige Antwort auf eine hohe
Saatdichte kann bei besonders günstigen Wachstumsbe-
dingungen ausgenutzt werden. Während der Ertrag bei-
der Sorten in gleicher Weise auf die Stickstoffdüngung
ansprach, könnte durch die Aufteilung der Gaben je
nach standörtlichen Verhältnissen die höhere Besto-
ckungsfähigkeit und die schwereren Körner der zweizei-
ligen Sorten, sowie die höhere Kornzahl der sechszeili-
gen Sorten zu Nutze gemacht werden. n
95
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
Varieties, seeding rate and nitrogen fertiliza-
tion on winter barley
In order to take stock of winter barley
cultivation and especially the differences
between six and two-row genotypes, field
trials were implemented between 2005 and
2007 at the locations Changins and Goumoëns.
Six and two-row varieties differed in yield
level, yield formation and quality factors.
Seeding rates between 150 and 300 seeds / m²
were generally sufficient. Six-row variety can
benefit from a higher density under favorable
growing conditions. Both variety types reacted
similarly to nitrogen fertilization. An increased
fertilization produced higher yields when
growing conditions were favorable, especially
water availability.
The superior yield of the six-row variety was
explained by a higher number of grains
produced. Higher tillering and heavier grains
by the two-row variety were not sufficient to
compensate for a lower number of grains per
spike.
The two-row variety showed higher protein
fat and minerals contents. These parameters
were influenced by nitrogen fertilization,
while plant density had no effect. These data
were compared with reference values of the
Swiss Feed Database and of the Guidelines for
Fertilization Practices.
Key words: winter barley, seeding rate,
nitrogen fertilization, two-row variety, six-row
variety.
Varietà, densità della semina e concimazione
azotata su orzo autunnale
Per fare il punto sull’itinerario colturale
dell’orzo autunnale e, in particolare sulle
differenze tra orzo autunnale a sei e a due
file, tra il 2005 ed il 2007 sono state condotte
delle prove a Changins e a Goumoëns. Le
varietà a sei e a due file si sono differenziate
in termini di resa, della formazione di essa e
fattori di qualità. Una densità di semina tra
150 e 300 semi / m² è generalmente suffi-
ciente. La varietà a sei file, in condizioni di
produzione favorevoli, è in grado di valoriz-
zare una maggiore densità. Ambedue i tipi di
varietà hanno reagito allo stesso modo alla
concimazione azotata. Una concimazione
rafforzata riusciva a produrre un’elevata resa,
se le condizioni di crescita, idriche in partico-
lare, risultavano favorevoli.
La resa superiore della varietà a sei file si
spiega attraverso la formazione di un numero
superiore di semi. Nella la varietà a due file
un accestimento maggiore e dei semi più
pesanti non sono stati sufficienti per compen-
sare un minor numero di semi per spiga.
La varietà a due file ha mostrato delle
concentrazioni superiori in proteine, in
materia grassa e in elementi minerali. Questi
parametri sono stati influenzati dalla conci-
mazione azotata, mentre la densità della
semina non ha esercitato alcun effetto.
Questi dati sono stati confrontati con i valori
di riferimento della Banca dati svizzera degli
alimenti per animali e le linee direttive per la
concimazione.
Literatur b Baethgen W.E., Christianson C.B. & Lamothe A.G., 1995. Nitrogen fertili-ser effects on growth, grain yield, and yield components of malting barley. Field Crop Research 43, 87–99.
b Collaud J.-F., 1993. Influence de la densité de semis sur l’orge d’automne. Revue suisse d’Agriculture 25, 201–204.
b Collaud J.-F., 1995. Influence de la densité de semis sur l’orge de print-emps. Revue suisse d’Agriculture 27, 113–115.
b Collaud J.-F., 2000. Comparaison blé-orge-triticale: agronomie et économie.Revue suisse d’Agriculture 32, 211–216.
b FAL, RAC et FAW, eds., 2004. Méthodes de référence des stations fédéra-les de recherche agronomiques. Herausgegeben von Agroscope ed. Auf-lage Band 2 FAL, Zurich-Reckenholz.
b Forschungsanstalt ALP, 2011. Schweizerische Futtermitteldatenbank. Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldatenbank
b Gomez K. A. & Gomez A. A. Statistical Procedures for Agricultural Re-search. Wiley-Interscience, Second Edition 1984, 680 p.
b Grasshoff C. & D’Antuono L. F., 1997. Effect of shading and nitrogen ap-plication on yield, grain size distribution and concentrations of nitrogen and water soluble carbohydrates in malting spring barley (Hordeum vul-gare L.,). European Journal of Agronomy 6, 275–293.
b Hiltbrunner J., Anders M., Levy L., Collaud J.-F., Schwärzel R., Bertossa M., Stoll P. & Peter D., 2010. Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2011. Agrarforschung 1 (7–8).
b Le Gouis J., 1992. A comparison between two- and six-row winter barley genotypes for above-ground dry matter production and distribution. Agronomie 12, 163–171.
b Richner W., Flisch R., Sinaj S. & Charles R., 2010. Ableitung der Stickstoff-düngungsnormen von Ackerkulturen. Agraforschung 1 (11–12), 410–415.
b Ryser J., Walther U. & Flisch R., 2001. Données de base pour la fumure des grandes cultures et des herbages – DBF 2001. Revue suisse d'Agriculture 33, 1–80.
b Sinaj S., Richner W., Flisch R. & Charles R., 2009. Données de base pour la fumure des grandes cultures et des herbages (DBF-GCH). Revue suisse d'Agriculture 41, 1–98.
96 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
E i n l e i t u n g
Blattläuse können durch Saugen an Pflanzen oder Über-
tragung von Krankheiten in zahlreichen landwirtschaft-
lichen Kulturen erhebliche Schäden verursachen. Die
Blattlausregulierung mit natürlichen Feinden ist eine
umweltschonende Bekämpfungsmassnahme. Im idealen
Fall führt sie dazu, dass Ernteverluste reduziert werden
und keine Pestizide eingesetzt werden müssen (Östman
et al. 2003).
Bei mehreren Blattlausfeinden fressen nur die Larven
Blattläuse, die adulten Tiere jedoch ernähren sich von
Pollen und Nektar. In verschiedenen Ländern wird daher
versucht, mittels blühender Lebensräume Blattlaus-
feinde gezielt zu fördern und eine Verbesserung der
Schädlingsbekämpfung zu erreichen (z. B. Lövei et al.
1992; Wyss 1995). In der Schweiz sind blühende Lebens-
räume im Rahmen des ökologischen Ausgleichs weit ver-
breitet, wovon extensive Wiesen weitaus den grössten
Flächenanteil ausmachen (BLW 2010). Das Ziel dieser
Studie war, die Attraktivität von extensiven Wiesen für
Getreideblattlausfeinde zu untersuchen und zwar in
unmittelbarer Nähe zu Getreidepflanzen. Es wurden
zwei Typen von extensiven Wiesen einbezogen. Einer-
seits handelte es sich um extensive Wiesen, die von Wie-
senkerbel dominiert wurden. Wiesenkerbel erfüllt einige
wichtige Voraussetzungen, um für Blattlausfeinde – ins-
besondere Schwebfliegen – als attraktiv gelten zu kön-
nen. So haben seine Blüten wie allgemein die Dolden-
blüten-Gewächse eine kurze Krone, was den Zugang zu
Pollen und Nektar vereinfacht (Gilbert 1981). Zudem
blüht er bereits ab April, was für einen frühzeitigen
Populationsaufbau von Blattlausfeinden förderlich ist.
Als zweiter Wiesentyp wurden extensive Wiesen einbe-
zogen, in denen Wiesenkerbel höchstens spärlich vor-
kam. Als Vergleich zu den Wiesen wurden zudem Wei-
zenfelder untersucht.
Blattläuse haben unterschiedliche Feinde; neben
Insekten gehören beispielsweise auch Spinnen und Pilze
dazu. In der vorliegenden Studie wurde der Fokus auf
Schwebfliegen, Marienkäfer (Abb. 1) und Florfliegen
gelegt, weil diese Organismen im adulten Stadium aus-
schliesslich oder zumindest gelegentlich Pollen und Nek-
tar fressen. Zudem haben fliegende Blattlausfeinde oft
eine bedeutende Rolle an der Blattlausregulierung
(Schmidt et al. 2003).
Als Resultate der Studie wurden erwartet, dass Nek-
tar und Pollen fressende Stadien der Blattlausfeinde in
Lisa Eggenschwiler1, Maya Senn1, Adele Ferrari1, Andreas Egli1, 2 und Katja Jacot1 1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich2Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zhaw, 8820 Wädenswil
Auskünfte: Lisa Eggenschwiler, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 74 13
Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde
U m w e l t
Abb. 1 | Die Mehrheit der mitteleuropäischen Marienkäfer-Arten ernährt sich von Blattläusen. (Foto: ART)
Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt
97
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
Von allen ökologischen Ausgleichsflächen in
der Schweiz belegen die extensiven Wiesen
die grösste Fläche. Das Ziel dieser Studie war,
die Attraktivität von extensiven Wiesen auf
fliegende Getreideblattlausfeinde zu unter-
suchen und zwar in unmittelbarer Nähe zu
Getreidepflanzen. An vier Standorten im
Schweizer Mittelland wurde im Frühjahr 2010
Weizen in Töpfen jeweils in einer Wiesenker-
bel-dominierten extensiven Wiese, einer
extensiven Wiese mit höchstens spärlichem
Vorkommen von Wiesenkerbel und in einem
Weizenfeld platziert. Die adulten Schweb-
fliegen waren in den Wiesenkerbel-dominier-
ten Wiesen am häufigsten, während die
Anzahl adulter Marienkäfer sowie die Anzahl
Schwebfliegen- und Marienkäfer-Eier nur von
der Präsenz von Blattläusen abhing.
Florfliegen als weitere Blattlausfeinde
wurden nur wenige gezählt. Laut dieser
Studie locken extensive Wiesen nicht per se
besonders viele Blattlausfeinde an. Wiesen
mit attraktiven Blütenpflanzen können
jedoch Blattlausfeinde massgeblich unter-
stützen.
Wiesenkerbel-dominierten Wiesen häufiger sind und
dass an den Getreidepflanzen in deren unmittelbarer
Umgebung die Blattläuse verzehrenden Stadien der
Blattlausfeinde vermehrt auftreten.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Experimenteller Aufbau
In den vier Orten Lenggenwil (SG), Niederhelfenschwil
(SG), Wildensbuch (ZH) und Zollikofen (BE) wurden je eine
von Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiese (Abb. 2),
eine extensiv bewirtschaftete Wiese, wo Wiesenkerbel
höchstens spärlich vorhanden war, sowie ein Weizen-
feld als Lebensraum ausgewählt. In jedem Lebensraum
wurden drei quadratische 1-m²-Untersuchungsflächen in
einem Abstand von 20 m auf einer Geraden ausgesteckt.
Eine Untersuchungsfläche wurde mit neun Töpfen mit
Sommerweizen bestückt, eine andere mit neun Töpfen
mit von Blattläusen befallenem Sommerweizen, und
in einer Untersuchungsfläche wurde die Vegetation als
Kontrolle belassen, wie sie war. Die Reihenfolge der drei
Untersuchungsflächen wurde jeweils zufällig angeordnet.
Abb. 2 | Untersuchungsfläche mit Weizentöpfen in einer Wiesen-kerbel-dominierten Wiese in Niederhelfenschwil. (Foto: ART)
Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde
98 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
Wiesenkerbel- dominierte extensive Wiesen Extensive Wiesen Weizenfelder
Schwebfliegen
Eier 17 9 18
Larven 37 41 38
Puppen 2 4 5
Adulte 92 38 45
Marienkäfer
Eier 164 84 87
Larven 4 0 0
Puppen 0 0 0
Adulte 58 32 64
Florfliegen
Eier 0 3 3
Larven 0 0 0
Puppen 0 0 0
Adulte 5 4 0
Blattläuse 11 181 11 363 10 044
Tab. 1 | Summe der in allen Untersuchungsflächen gezählten und beobachteten Schwebfliegen, Marienkäfer, Florfliegen und Blattläuse, summiert über die sechs Aufnahmetermine pro Lebensraum
VariableSchwebfliegen Marienkäfer
FG LR P-Wert LR P-Wert
Lebensraum 2 5,36 0,068 2,51 0,285
Untersuchungsfläche 2 9,98 0,007 256,90 < 0,001
Lebensraum x Untersuchungsfläche
4 24,26 < 0,001 1,57 0,815
Tab. 2 | Einfluss von Lebensraum (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Wei-zenfelder), Untersuchungsfläche (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle) und deren Interaktion auf die Anzahl adulter Schwebfliegen und Marienkäfer. FG = Anzahl Freiheitsgrade, LR = Likelihood ratio, n = 4
UntersuchungsflächeSchwebfliegen Marienkäfer
Lebensraum P-Wert P-Wert
Kontrolle
Wiesenkerbel-Weizenfeld < 0,001 0,973
Wiesenkerbel-Extensiv 0,011 0,996
Weizenfeld-Extensiv 0,029 0,996
Weizen ohne Blattläuse
Wiesenkerbel-Weizenfeld 0,332 0,481
Wiesenkerbel-Extensiv 0,133 0,738
Weizenfeld-Extensiv 0,570 0,701
Weizen mit Blattläusen
Wiesenkerbel-Weizenfeld 0,831 0,583
Wiesenkerbel-Extensiv 0,151 0,112
Weizenfeld-Extensiv 0,219 0,034
Tab. 3 | Unterschiede der Anzahl adulter Schwebfliegen und Marienkäfer zwischen den Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesen-kerbel-Dominanz und Weizenfelder) innerhalb der verschiedenen Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), n = 4
Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt
99Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
lized mixed effect model» (GLMM) mit der Poisson-Link-
Funktion verwendet. Für die nicht normalverteilten
Daten wurde der Friedman-Test benutzt.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Während der sechs Aufnahmen wurden insgesamt
346 Schwebfliegen, 493 Marienkäfer und 15 Florfliegen
gezählt (Tab. 1). Aufgrund der geringen Anzahl wurden
die Florfliegen nicht statistisch ausgewertet. Bei den
Schwebfliegen wurden mehrheitlich Larven und adulte
Tiere gezählt, während bei den Marienkäfern neben den
adulten Tieren insbesondere die Eier zahlreich waren.
Mit 379 die meisten Individuen der drei untersuchten
Gruppen wurden in den Wiesenkerbel-dominierten Wie-
sen gezählt, darauf folgten die Weizenfelder (260 Indivi-
duen) und mit 215 Individuen zuletzt die extensiven Wie-
sen mit höchstens spärlichem Wiesenkerbelvorkommen
(Tab. 1). Die Anzahl der gezählten Blattläuse betrug ins-
gesamt 32 588, wobei sie sich zwischen den drei unter-
suchten Lebensraum-Typen insgesamt kaum unterschied.
Einfluss des Lebensraum-Typs auf Schwebfliegen
Der Typ der Untersuchungsfläche hatte einen signifikan-
ten Einfluss auf die Anzahl adulter Schwebfliegen
(Tab 2). So war der mit Blattläusen befallene Weizen ins-
gesamt am meisten besucht (Abb. 3). Zudem zeigte sich
eine signifikante Interaktion zwischen Lebensraum und
Untersuchungsflächen-Typ (Tab. 2): In den Kontrollen
Insektenerhebungen
Die Erhebungen begannen am 27. April 2010 (Tag 0)
und wurden an den Tagen 14, 21, 26, 28 und 38 bei
gutem Wetter fortgesetzt. Die Aufnahme einer Unter-
suchungsfläche bestand aus einer zehnminütigen
Beobachtung des Luftraumes über den Töpfen bis auf
Augenhöhe und einer anschliessenden vierminütigen
(bzw. achtminütigen bei den mit Blattläusen befalle-
nen Weizenuntersuchungsflächen) Zählung der Insek-
ten an den Töpfen und der Vegetation. Bei den Beob-
achtungen wurden Marienkäfer, Schwebfliegen und
Florfliegen in den Kategorien «Durchkreuzen des Luft-
raumes», «Schweben» (nur bei Schwebfliegen), «Lan-
den» (landen, bzw. abheben innerhalb der Untersu-
chungsfläche) und «Nahrung aufnehmen» (Nektar
saugen, Pollen fressen) erfasst. Individuen der Gruppen
Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen wurden
gemäss ihrem Entwicklungsstadium (Eier, Larven, Pup-
pen und sitzende Adulte) separat gezählt. Zudem wur-
den die Blattläuse gezählt. War es nicht möglich, in der
vorgegebenen Zeit alle Blattläuse zu zählen, wurde
ihre Anzahl entsprechend geschätzt.
Unmittelbar nach Ende des Versuchs wurden in jedem
Lebensraum während einer Stunde mit dem Kescher
die Schwebfliegen gefangen und bestimmt, um einen
Überblick über die Arten und deren ungefähre Häufig-
keit zu erhalten.Die statistischen Analysen wurden mit dem Programm R
2.11.1 ausgeführt. Für die Analysen wurde das «genera-
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Kontrolle Weizen ohneBlattläuse
Weizen mitBlattläusen
Anza
hl S
chw
ebfli
egen
× m
-² ×
60
Min
.
Untersuchungsfläche
Wiesenkerbel
Extensiv
Weizenfeld
Abb. 3 | Anzahl adulte Schwebfliegen (Mittelwerte und Standardfehler, n=4), beobachtet in den drei verschiedenen Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizen-felder) und Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine.
Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde
100 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
der Wiesenkerbel-dominierten Wiesen waren die
Schwebfliegenzahlen sehr hoch (Abb. 3, Tab. 3). Adulte
Schwebfliegen waren in Wiesenkerbel-dominierten
Wiesen etwa doppelt so häufig wie in den beiden ande-
ren untersuchten Lebensraumtypen (Tab. 1). Bei den
Beobachtungen des Luftraums wurde nur das Verhalten
«Nahrung aufnehmen» signifikant vom Lebensraum
(p = 0,035) und der Untersuchungsfläche (p = 0,006)
beeinflusst: Die meisten Individuen wurden in den Wie-
senkerbel-dominierten Wiesen beobachtet (Tab. 4). Dies
ist ein Hinweis darauf, dass die lokale Häufigkeit von
Schwebfliegen durch geeignete blühende Pflanzen
erhöht werden kann (Wyss 1995). So hat auch Gilbert
(1981) eine Präferenz von Schwebfliegen für Dolden-
blüten-Pflanzen festgestellt. Die Körbchenblütler sind
eine weitere Pflanzenfamilie mit für Schwebfliegen
attraktiven Arten, zum Beispiel der Wiesen-Flocken-
blume, Kornblume oder der Schafgarbe, die neben
ihrem Blütenangebot für Adulte oft auch von Blatt-
läusen besiedelt sind, welche Schwebfliegenlarven
Nahrung bieten (Boller et al. 2004; Suter und Keller
1990).
Schwebfliegen Marienkäfer
Wiesenkerbel- dominierte extensive
Wiesen
Extensive Wiesen
Weizenfelder TotalWiesenkerbel-
dominierte extensive Wiesen
Extensive Wiesen
Weizen- felder
Total
Durchkreuzen 37 11 5 53 0 0 0 0
Schweben 14 7 4 25 - - - -
Landen 25 17 32 74 2 0 4 6
Nahrung aufnehmen 11 3 0 14 0 0 0 0
Tab. 4 | Anzahl der bei den Beobachtungen in allen Untersuchungsflächen erfassten adulten Schwebfliegen und Marienkäfer in den drei Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) aufgeteilt nach Aktivitäten, pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Kontrolle Weizen ohneBlattläuse
Weizen mitBlattläusen
Anza
hl M
arie
nkäf
er ×
m-²
× 6
0 M
in.
Untersuchungsfläche
Wiesenkerbel
Extensiv
Weizenfeld
Abb. 4 | Anzahl adulte Marienkäfer (Mittelwerte und Standardfehler, n=4), beobachtet in den drei verschiedenen Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) und Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kont-rolle), pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine.
Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt
101Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
aus der Literatur bekannt (z. B. Ambrosino et al. 2007).
Die Anzahl Schwebfliegen-Eier, -Larven und -Puppen
war hingegen in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen
nicht häufiger als in den beiden anderen Lebensräumen
(Tab.1). Zu einem anderen Resultat kamen Hickman und
Wratten (1996), die beim Vorhandensein von Rainfarn
und Phacelia eine erhöhte Eiablage von Schwebfliegen
feststellten. Dies könnte an dem hohen Proteinanteil im
Pollen von Rainfarn und Phacelia gelegen haben.
Einfluss des Lebensraum-Typs auf Marienkäfer
Unabhängig von der unmittelbaren Umgebung wurden
Marienkäfer praktisch ausschliesslich in den Untersu-
chungsflächen mit Blattläusen gefunden (Tab. 2, Abb. 4).
Innerhalb des Untersuchungsflächen-Typs «Weizen mit
Blattläusen» wurden in den Weizenfeldern mehr Indivi-
duen als in extensiv bewirtschafteten Wiesen mit höchs-
tens spärlichem Wiesenkerbel-Vorkommen gefunden
(Tab. 3). Möglicherweise war das Blattlaus-Angebot in
diesen Wiesen auf verschiedenen Pflanzenarten so gross,
dass sich die Marienkäfer nicht auf die Untersuchungs-
flächen mit Blattläusen konzentrierten. Die Anzahl der
gefundenen Marienkäfer wurde durch die Dominanz
Die geringeren Schwebfliegen-Anzahlen in den unter-
suchten extensiven Wiesen mit höchstens spärlichem
Wiesenkerbel-Vorkommen könnten auf weniger attrak-
tive Pflanzenarten, ein kleineres Blütenangebot oder
einen Verdünnungs-Effekt durch Blattlaus-Quellen auf
Pflanzen ausserhalb der Untersuchungsflächen zurück-
zuführen sein.
In den Weizenfeldern fehlte die Nahrung für die adulten
Schwebfliegen weitgehend, weshalb dort eine deutlich
geringere Anzahl gezählt wurde (Abb. 3). Dazu passen
auch die Ergebnisse der Kescher-Erhebungen: Nur ein
Teil der in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen gefan-
genen Schwebfliegen hat blattlausfressende Larven,
während es in den Weizenfeldern fast alle waren (Tab. 5).
Da Weizenfelder kaum Nahrung für adulte Schwebflie-
gen bieten, waren die in den Weizenfeldern gefange-
nen Individuen wahrscheinlich auf der Suche nach Plät-
zen für die Eiablage. Die in den Wiesenkerbel-dominierten
Wiesen gefangenen Schwebfliegen hingegen wurden
wohl mehrheitlich durch die Blütenressourcen angelockt.
Erwartungsgemäss wurden die Schwebfliegen-Eier
und -Larven fast ausschliesslich in den Untersuchungsflä-
chen mit Blattläusen beobachtet. Diese Tatsache ist auch
Lenggenwil Niederhelfenschwil Wildensbuch Zollikofen
Schwebfliegenart WI EX WE WI EX WE WI EX WE WI EX WE
Cheilosia sp. 2 0 0 15 1 1 1 2 0 0 1 0
Chrysotoxum intermedium 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0
Episyrphus balteatus* 2 0 0 0 0 0 0 0 3 0 2 0
Eristalis tenax 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0
Melanostoma scalare* 1 1 4 0 0 5 1 0 0 0 0 0
Myathropha florae 0 3 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0
Sphaerophoria scripta* 1 0 0 0 1 0 0 1 2 0 1 0
Syrphus ribesii* 1 0 1 0 0 2 0 0 0 1 2 1
Xanthogramma pedissequum* 0 0 0 0 0 0 2 0 1 0 0 0
Anzahl Arten 5 2 2 1 2 3 3 2 3 3 6 1
Anzahl Individuen 7 4 5 15 2 8 4 3 6 3 8 1
Anzahl blattlausfressende Individuen 5 1 5 0 1 7 3 1 6 1 5 1
Tab. 5 | Mit dem Kescher gefangene Schwebfliegen in den drei Lebensräumen (WI = Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, EX = extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz, WE = Weizenfelder) an den vier Standorten. Pro Standort wurden während einer Stunde Schwebfliegen gefangen. Arten mit blattlausfressenden Larven sind mit einem Stern gekennzeichnet
102
Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
von Wiesenkerbel nicht beeinflusst (Tab. 2, Tab. 3). Dies
deckt sich mit der Aussage von Majerus und Kearns
(1989), wonach Marienkäfer in allen terrestrischen
Lebensräumen angetroffen werden, solange sie dort
geeignete Nahrung finden. Pflanzen, die früh von
unproblematischen Läusen befallen werden, können
daher eine wichtige Ressource von Beutetieren für Mari-
enkäfer darstellen. Solche Pflanzenarten kommen in
Lebensräumen wie Wiesen, Hecken, Säumen und Bra-
chen vor. Im Gegensatz zu fliegenden Blattlausfeinden
ist der Aktionsradius bodenlebender Räuber wie Laufkä-
fer oft geringer und deren Einfluss in der Kultur in der
Nähe von Rückzugsstreifen grösser (Collins et al. 2002).
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
•• Wiesenkerbel besitzt zwar keinen hohen Futterwert,
ist jedoch eine geeignete Blütenressource für viele
Schwebfliegen-Arten.
•• Extensive Wiesen sind nicht per se speziell geeignet
zur Förderung der untersuchten Blattlausfeinde. Sie
haben jedoch bei guter Qualität einen grossen Wert
für die Artenvielfalt allgemein.
•• Die Eiablage von Schwebfliegen und Marienkäfern
war positiv mit dem Vorhandensein von Blattläusen,
nicht aber mit dem unmittelbar umgebenden Lebens-
raum korreliert.
•• Samenmischungen für Nützlingsstreifen enthalten mit
Vorteil Pflanzenarten mit geeignetem Blütenangebot,
welche früh im Jahr durch unproblematische Blatt-
läuse befallen werden. n
103
Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde | Umwelt
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Attractiveness of extensive meadows
for aphid predators
Of all ecological compensation areas in
Switzerland, extensive meadows
occupy the largest surface area. The
aim of this study was to investigate
the attractiveness of extensive
meadows for flying cereal-aphid
predators, specifically in the immediate
vicinity of cereal plants. On four sites
in the Swiss Midlands in spring 2010,
wheat in pots was in each case placed
in a cow-parsley-dominated extensive
meadow, an extensive meadow with
an at-most-sparse presence of cow
parsley, and a wheat field. The adult
hoverflies were most numerous in the
cow-parsley-dominated meadows,
whilst the number of adult ladybirds as
well as the number of hoverfly and
ladybird eggs were dependent solely
on the presence of aphids. As further
aphid predators, only a few lacewings
were counted. According to the
findings of this study, extensive
meadows per se do not attract an
especially high number of aphid
predators. Meadows with attractive
flowering plants can significantly
support aphid predators, however.
Key words: Anthriscus sylvestris,
Syrphidae, Coccinellidae, Aphididae,
cereal fields.
Attrattività dei prati estensivi nei
confronti degli antagonisti degli afidi
Di tutte le superfici di compensazione
ecologica presenti in Svizzera, i prati
estensivi sono le più estese. L'obiettivo
del presente studio era analizzare
l’attrattività dei prati estensivi per gli
insetti alati antagonisti degli afidi, in
particolare nelle immediate vicinanze
delle piante di cereali. In quattro siti
dell'Altopiano svizzero, nel corso della
primavera del 2010, sono state
collocate piante di frumento in vaso in
un prato estensivo sia con elevata
presenza, sia in uno estensivo con
scarsa presenza di cerfoglio selvatico,
come anche in un campo di frumento.
Nei prati a elevata popolazione di
cerfoglio selvatico era maggiormente
riscontrabile la presenza di esemplari
adulti di sirfidi, mentre il numero di
coccinelle adulte e di uova di sirfidi e
coccinelle dipendeva unicamente dalla
presenza di afidi. Il numero di crisope,
quali ulteriori antagonisti degli afidi
era limitato. In base a questo studio i
prati estensivi non sembrano attrarre
di per sé un numero particolarmente
alto di antagonisti degli afidi. Tuttavia,
in quelli dove sono presenti piante
fiorite attrattive gli antagonisti
possono essere sostenuti in maniera
determinante.
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
Literatur b Ambrosino M.D., Jepson P.C. & Luna J.M., 2007. Hoverfly oviposition res-ponse to aphids in broccoli fields. Entomologia Experimentalis et Appli-cata 122, 99–107.
b BLW, 2010. Agrarbericht 2010. Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern. 268 S.
b Boller E.F., Häni F. & Poehling H.-M., 2004. Ökologische Infrastrukturen – Ideenbuch zur funktionalen Biodiversität auf Betriebsebene. IOBCwprs. 211 S.
b Collins K.L., Boatman N.D., Wilcox A., Holland J.M. & Chaney K., 2002. Influence of beetle banks on cereal aphid predation in winter wheat. Agriculture Ecosystems and Environment 93, 337–350.
b Gilbert F.S., 1981. Foraging ecology of hoverflies – morphology of the mouthparts in relation to feeding on nectar and pollen in some common urban species. Ecological Entomology 6, 245–262.
b Hickman J.M. & Wratten S.D., 1996. Use of Phacelia tanacetifolia strips to enhance biological control of aphids by hoverfly larvae in cereal fields. Journal of Economic Entomology 89, 832–840.
b Lövei G.L., McDougall D., Bramley G., Hodgson D.J. & Wratten S.D., 1992. Floral resources for natural enemies – the effect of Phacelia tanacetifolia (Hydrophyllaceae) on within-field distribution of hoverflies (Diptera, Syr-phidae). In: Proceedings of the 45th New Zealand Plant Protection Confe-rence. New Zealand Plant Protection Society, Rotorua, 60 – 61.
b Majerus M. & Kearns P., 1989. Ladybirds. Naturalists' Handbooks. 103 S. b Östman O., Ekbom B. & Bengtsson J., 2003. Yield increase attributable to aphid predation by ground-living polyphagous natural enemies in spring barley in Sweden. Ecological Economics 45, 149–158.
b Schmidt M.H., Lauer A., Purtauf T., Thies C., Schaefer M. & Tscharntke T., 2003. Relative importance of predators and parasitoids for cereal aphid control. Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 270, 1905–1909.
b Suter H. & Keller S., 1990. Blattläuse und Blattlausfeinde. Bubenberg, Bern. 64 S.
b Wyss E., 1995. The effects of weed strips on aphids and aphidophagous predators in an apple orchard. Entomologia Experimentalis et Applicata 75, 43 – 49.
104 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
E i n l e i t u n g
Die starke Abnahme der Biodiversität, vielfältige
Umweltbelastungen in der Kulturlandschaft sowie die
Überschussproduktion veranlassten die Schweizer Agrar-
politik 1999 zur Einführung des ökologischen Leistungs-
nachweises (ÖLN). Der ÖLN verpflichtet die Landwirte
unter anderem, 7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche
(LN) als ökologische Ausgleichsfläche (öAF) auszuweisen
und so einen Beitrag zur Erhaltung der biologischen
Vielfalt zu leisten. 2001 wurde der ÖLN mit der Öko-
Qualitätsverordnung (ÖQV) ergänzt, um die Qualität
und Vernetzung von öAF gezielt zu verbessern.
Der stetige Rückgang der Artenvielfalt konnte mit
den bestehenden agrarpolitischen Instrumenten nicht
gestoppt werden (Lachat et al. 2010). Defizite und Nach-
Véronique Chevillat1, Oliver Balmer1, Simon Birrer2, Verena Doppler3, Roman Graf2, Markus Jenny2,
Lukas Pfiffner1, Christine Rudmann1 und Judith Zellweger-Fischer2
1Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 5070 Frick2Schweizerische Vogelwarte, 6204 Sempach3Agrofutura, Ackerstrasse, 5070 Frick
Auskünfte: Véronique Chevillat, E-Mail: [email protected], Tel. +41 62 865 04 12
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
U m w e l t
Beratung ermöglicht, das ökologische und wirtschaftliche Potential von Landwirtschaftsbetrieben auszu-schöpfen. (Foto: Lukas Pfiffner)
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
105
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
holbedarf wurden im zu geringen Angebot an naturna-
hen Flächen v.a. im Talgebiet, in der unzureichenden
botanischen und strukturellen Qualität der Ökoflächen
und in der fehlenden Biotop-Vernetzung festgestellt.
Heute erfüllen nur 25 % aller öAF die Qualitätskriterien
nach ÖQV (BLW 2010).
Ein Grund für die unbefriedigende Wirkung der
agrarpolitischen Massnahmen auf die Artenvielfalt sind
Fehlanreize beim heutigen Direktzahlungssystem. Mit
der anstehenden Agrarpolitik 2014–17 sollen die Leis-
tungen zur Förderung der Biodiversität zielgerichteter
honoriert werden.
Eine gesamtbetriebliche, praxisnahe Beratung, die
ökologische, ökonomische und betriebsspezifische
Aspekte einbezieht, lässt die Bereitschaft vieler Land-
wirte deutlich steigen, sich für den Ökoausgleich zu
engagieren.
Im Rahmen des Projektes «Mit Vielfalt punkten –
Bauern beleben die Natur», das vom Forschungsinstitut
für biologischen Landbau und der Schweizerischen
Vogelwarte Sempach seit 2008 durchgeführt wird,
wurde deshalb ein auf dem Aargauer Modell (Lüthy et al.
2002) aufbauender gesamtbetrieblicher Beratungsan-
satz entwickelt. Wir untersuchten, wie sich eine gesamt-
betriebliche Beratung auf den Ökoausgleich auf 24
gemischtwirtschaftlichen Betrieben im intensiv genutz-
ten Mittelland auswirkt.
Folgende Hypothesen wurden geprüft:
•• Eine gesamtbetriebliche Beratung wird von den
Landwirten positiv aufgenommen und steigert
die Quantität und Qualität von Ökoausgleichs-
massnahmen.
•• Die Beratung wirkt sich mittelfristig betriebswirt-
schaftlich vorteilhaft aus.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Anfang 2009 wurden in den Kantonen Bern, Solothurn,
Luzern, Schaffhausen und Zürich 24 Betriebe der Tal-
oder Hügelzone mit einer landwirtschaftlichen Nutzflä-
che zwischen 17,3 und 34 ha (Durchschnitt 23,5 ha) aus-
gewählt.
Je elf Betriebe wurden nach Bio Suisse- beziehungs-
weise IP-Suisse-Richtlinien bewirtschaftet, zwei Betriebe
waren ÖLN Betriebe ohne Label. Der Anteil der offenen
Ackerfläche pro Betrieb schwankte zwischen 12,9 und
90,8 %, und betrug im Schnitt 44,2 % (Median). Von allen
Betrieben wurden Typ und Grösse aller Kulturen und
angemeldeten öAF, sowie Qualität und Vernetzung nach
ÖQV erfasst. Zudem wurden allfällige kantonale oder
kommunale Naturschutzbeiträge an die öAF erhoben.
Der Rückgang der Biodiversität im Schweizer
Kulturland konnte bisher trotz des im
Ökologischen Leistungsnachweis geforderten
ökologischen Ausgleichs nicht aufgehalten
werden. Oft erfüllen die ökologischen
Ausgleichsflächen (öAF) aufgrund minder-
wertiger Qualität oder ungeeignetem
Standort ihre Rolle zu Gunsten der Biodiver-
sität nicht. Unsere Studie zeigt, dass diese
Mängel mit einer gesamtbetrieblichen
Beratung effizient behoben werden können
– sogar auf Landwirtschaftsbetrieben des
intensiv bewirtschafteten Schweizer Mittel-
landes. Mit allen beratenen Betriebsleitern
konnten Vereinbarungen geschlossen werden,
die den Anteil von öAF von durchschnittlich
8,9 auf 13,5 % der landwirtschaftlichen
Nutzfläche steigen lassen. Insbesondere die
Qualität der öAF nach Ökoqualitätsverord-
nung wird von 3,3 auf 8,5 % der Nutzfläche
deutlich verbessert. Diese Verbesserungen
können ohne negative Auswirkungen auf
die Produktion und die Betriebswirtschaft
erreicht werden. Im Gegenteil steigen die
Einnahmen gar um durchschnittlich
CHF 3500.– und der gesamtbetriebliche
Deckungsbeitrag um CHF 3491.– pro Betrieb.
Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
106 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
Die Biodiversitätsleistungen der Betriebe wurden mit
dem im Projekt entwickelten Punktesystem (Jenny et
al. 2011) bewertet. Auswirkungen auf Betriebswirt-
schaft, Nährstoffbilanz, Raufutterbilanz und Arbeits-
belastung wurden mit dem Programm BetVor der Agri-
dea berechnet.
Mit Hilfe des Punktesystems und eines Betriebsrund-
gangs wurden die Stärken und Schwächen sowie das
Potenzial des Betriebs hinsichtlich der Biodiversität eru-
iert. Anhand eines Auswahlwerkzeuges (Graf et al. 2010)
wurden betriebstypische Leitarten ausgewählt, die den
Betriebsleitenden als Grundlage für spezifische Aufwer-
tungsmassnahmen in öAF und Kulturen dienten. Die
Ziele kantonaler Förderprogramme und allfälliger ÖQV-
Vernetzungsprojekte wurde ebenfalls berücksichtigt.
Die Aufwertungsvorschläge zielten zuerst auf eine Opti-
mierung der Qualität vorhandener öAF und erst im
zweiten Schritt auf eine Verlegung oder Neuanlage von
qualitativ wertvollen öAF.
Die vorgeschlagenen Massnahmen wurden mit dem
Betriebsleiter detailliert besprochen. Die Auswirkungen
auf die Nährstoffbilanz, die Raufutterbilanz, die Arbeits-
belastung und den gesamtbetrieblichen Deckungsbei-
trag wurden aufgezeigt. Das Vorgehen für die Anmel-
dung im Vernetzungsprojekt und die Adressen für den
Bezug von Pflanz- und Saatgut mit Empfehlungen für
die Mischungs- und Sortenwahl wurden ebenfalls wei-
tergegeben. Anhand dieser umfassenden Grundlagen
entschieden die Betriebsleiter, welche Massnahmen sie
in welcher Priorität umsetzen werden. Der Massnah-
menkatalog wurde von beiden Seiten unterzeichnet und
wird im Folgenden als Vereinbarung bezeichnet. Die
Beratung war kostenlos und es erfolgten Beiträge für
Saat- und Pflanzgut. Die beratenen Betriebsleiter wer-
den bei der Umsetzung bis zum Projektende (2015) fach-
lich begleitet.
R e s u l t a t e
Mit allen 24 Betrieben konnten Vereinbarungen abge-
schlossen werden. Im Durchschnitt hatten die Betriebe vor
der Beratung (im Folgenden «Ist-Zustand» genannt) 207,5
a öAF, was 8,9 % der LN entspricht. Im Ist-Zustand waren
extensiv genutzte Wiesen der häufigste Typ (60 % aller
öAF), gefolgt von Hochstamm-Feldobstbäumen (20 %)
und Hecken (8 %). Die Beratenden schlugen gegenüber
Ökoausgleichstypen (Kürzel) Ist-Zustand Vorschlag Vereinbarung
Buntbrache (BUBR) 4,3 ±2,9 18,2 ±4,9 17,9 ±7,8
Rotationsbrache (ROBR) 0 0 0
Saum auf Ackerland (SAUM) 2,4 ±1,4 25,1 ±4,7 21,0 ±5,9
Extensiv genutzte Wiesen (EXWI) 124,1 ±12,0 139,9 ±13,7 155,2 ±10,5
Wenig intensiv genutzte Wiesen (WIGW) 7,9 ±5,3 3,7 ±3,5 0,2 ±0,2
Extensiv genutzte Weiden (EXWE) 3,8 ±3,0 17,9 ±7,5 22,3 ±10,2
Waldweiden (WAWE) 0 0 0
Rebflächen mit hoher Artenvielfalt (REB) 0 0 0
Streueflächen (STFL) 1,5 ±1,5 1,9 ±1,6 1,7 ±1,5
Hecken-, Feld- und Ufergehölze (mit Krautsaum) (HEUF) 15,6 ±4,2 30,9 ±6,6 34,7 ±7,9
Wassergräben, Tümpel, Teiche (WGTT) 0,6 ±0,4 0,6 ±0,3 0,8 ±0,4
Ruderalflächen, Steinhaufen- und wälle (FUFL) 0 0,2 ±0,2 0
Trockenmauern (TRMA) 0 0 0
Weitere ökologische Ausgleichsflächen (WOAF) 2,5 ±2,5 3,6 ±3,6 4,0 ±2,6
Hochstamm-Feldobstbäume (HOFO) 42,5 ±5,5 47,8 ±7,2 56,1 ±8,4
Einheimische standortgerechte Einzelbäume und Alleen (EBBG) 2,4 ±1,1 2,4 ±0,9 2,5 ±1,1
Ackerschonstreifen (ASS) 0 0 0
Total 207,5 ±13,3 292,2 ±22,5 316,5 ±28,8
Tab. 1 | Ökologische Ausgleichflächen in Aren pro Betrieb (Mittelwert ± SE). Ist-Zustand = vor der Beratung, Vorschlag = von den Beraten-den vorgeschlagen, Vereinbarung = vereinbart. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
107Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
Im Ist-Zustand erfüllten 37 % der öAF die Qualitätskrite-
rien nach ÖQV und 42 % waren in Vernetzungsprojek-
ten nach ÖQV angemeldet (Abb.1). 44 % der öAF erfüll-
ten weder die Qualitätskriterien noch waren sie in
Vernetzungsprojekten eingebunden. Gemäss Vereinba-
rungen wird der Anteil der öAF ohne Qualität und ohne
Vernetzung auf 15 % sinken. 63 % werden voraussicht-
lich die Qualität erreichen und 83 % der öAF, die im Peri-
meter eines Vernetzungsprojekts liegen, werden ver-
netzt sein. Der Anteil von Flächen mit ÖQV-Qualität an
der LN erhöht sich 2,6-mal gegenüber dem Ausgangszu-
stand, jener der Flächen mit ÖQV-Vernetzung dreimal.
(Abb. 1).
Gemäss Vereinbarung wird die Qualität vor allem
der extensiv genutzten Wiesen, der Obstgärten und der
Hecken mit Krautsaum zunehmen (Abb. 2). Prozentual
ist die Steigerung bei den extensiv genutzten Weiden
am grössten (4,7-mal mehr), gefolgt von Hecken mit
Krautsaum (3,8-mal), extensiv genutzten Wiesen (2,4-
mal) und Hochstamm-Feldobstbäumen (2,1-mal). Der
Anteil Flächen mit Vernetzung steigt parallel (Abb. 3).
Die jährlichen Beiträge für ökologische Ausgleichs-
flächen (DZV inkl. ÖQV-Qualität, exklusiv ÖQV-Vernet-
zung) stiegen im Schnitt pro Betrieb um 3500 CHF auf
7988 CHF (Abb. 4). Zusätzlich waren 15 Betriebe an Ver-
dem Ist-Zustand durchschnittlich 41 % mehr öAF vor. Die
Vereinbarungen beinhalteten schliesslich gegenüber dem
Ist-Zustand 52 % mehr öAF, d.h. sogar 11 % mehr, als von
den Beratenden vorgeschlagen (Tab. 1).
Als neue öAF schlugen die Beratenden vor allem
Säume auf Ackerland, extensiv genutzte Wiesen, Hecken
mit Krautsäumen, extensiv genutzte Weiden und Bunt-
brachen vor. Insbesondere empfahlen sie auch, wenig
intensiv genutzte Wiesen zu extensiv genutzten Wiesen
aufzuwerten. Eher skeptisch zeigten sich die Betriebslei-
ter gegenüber den Säumen auf Ackerland. Von den vor-
geschlagenen zusätzlichen 22,7 a pro Betrieb konnten
nur 18,6 a vereinbart werden. Trotzdem war es jener
öAF-Typ, der gegenüber dem Ist-Zustand prozentual am
stärksten zulegen konnte, weil er vor der Beratung prak-
tisch gar nicht vorhanden war. Gegenüber dem Vor-
schlag deutlich erhöht wurden die Zahl der Hochstamm-
Feldobstbäume, sowie die Flächen von extensiv
genutzten Wiesen, extensiven Weiden und Hecken mit
Krautsaum. Gegenüber dem Ist-Zustand nahmen die
Säume auf Ackerland prozentual am stärksten zu (8,8-
mal), gefolgt von den extensiv genutzten Weiden (5,9-
mal) und den Buntbrachen (4,2-mal). Gemäss Verein-
barung werden die Betriebe im Schnitt neu 13,5 %
(±1,1 % SE) öAF aufweisen.
Abb. 1 | Durchschnittlicher Anteil (± SE) der ökologischen Ausgleichsflächen im Ist-Zustand und gemäss Vereinbarung auf 24 Betrieben. Dargestellt sind die Summen aller öAF, der öAF mit Qualität respektive mit Vernetzung sowie der öAF, welche weder Qualität noch Vernetzung haben. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet.
*Beim Anteil mit Vernetzung wurden nur die 15 Betriebe berücksichtigt, die im Perimeter eines Vernetzungsprojektes liegen.
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
Total Qualität Vernetzung* Ohne Qualität und Vernetzung
% ö
AF p
ro B
etrie
b
Ist-Zustand
Vereinbarung
Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
108 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
netzungsprojekten beteiligt. Die ÖQV-Vernetzungsbei-
träge machten vor der Beratung im Schnitt weitere
537 CHF pro Betrieb aus und konnten mit der Beratung
auf CHF 2204 erhöht werden. Über die 24 Betriebe wurden
also insgesamt Massnahmen vereinbart, welche 104 600
CHF mehr Beiträge auslösen (davon rund 20 600 CHF Ver-
netzungsbeiträge). Die errechneten Deckungsbeiträge
(mit und ohne Beteiligung an Vernetzungsprojekten) stie-
gen im Schnitt um 3 491 CHF pro Betrieb.
D i s k u s s i o n u n d S c h l u s s -f o l g e r u n g e n
Die Bereitschaft für die Umsetzung von Massnahmen zur
Förderung der Biodiversität konnte bei den Landwirten
mit einer gesamtbetrieblichen Beratung deutlich erhöht
werden (Abb.5). Es zeigte sich auch, dass sich diese För-
derung wirtschaftlich lohnt. Überraschend war, dass
16 der 24 beratenen Betriebe sogar mehr öAF anlegen
Abb. 2 | Typen ökologischer Ausgleichsflächen mit Qualität im Ist-Zustand und gemäss Verein barung. Durch-schnittswerte ± SE auf 24 Betrieben. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. Kürzel in Tab. 1.
Abb. 3 | Typen ökologischer Ausgleichsflächen mit Vernetzung im Ist-Zustand und gemäss Verein-barung. Durchschnittswerte ± SE auf 15 Betrieben, die im Perimeter eines Vernetzungsprojektes liegen. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. Kürzel in Tab. 1.
-20
0
20
40
60
80
100
120
140
EXWI WIGW EXWE HEUF HOFO
öAF
pro
Betr
ieb
(a)
Ist-Zustand
Vereinbarung
0
20
40
60
80
100
120
140
160
BUBR SAUM EXWI WIGW EXWE STFL HEUF WOAF HOFO EBBG
öAF
pro
Betr
ieb
(a)
Ist-Zustand
Vereinbarung 0
20
40
60
80
100
120
140
160
BUBR SAUM EXWI WIGW EXWE STFL HEUF WOAF HOFO EBBG
öAF
pro
Betr
ieb
(a)
Ist-Zustand
Vereinbarung
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
109Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
öAF im Talgebiet zu erreichen. Bei den hochwertigen
öAF mit Qualität nach ÖQV wurden mit einer Steigerung
von 3,3 % auf 8,5 % der LN noch deutlichere Verbesse-
rungen erreicht.
Der Anteil gemäss ÖQV vernetzter öAF stieg auf
das Dreifache an. Einige Betriebsleiter wurden durch
die Beratung motiviert, in ihrer Gemeinde ÖQV-Ver-
netzungsprojekte zu initiieren. Die Zunahme der Flä-
wollen, als von den Beratenden vorgeschlagen wurden.
Durch die Beratung stieg der Anteil öAF im Schnitt von
8,9 %, was unter dem schweizerischen Durchschnitt für
das Talgebiet von 10,4 % liegt, auf 13,5 %. Diese deutli-
che Steigerung wirkte sich wirtschaftlich positiv aus,
ohne Betriebsabläufe oder die Produktion negativ zu
beeinflussen. Mittels einer Naturschutz-Fachberatung
wäre es somit möglich, das Ziel des BLW von 65 000 ha
Abb. 4 | Durchschnittlicher Beitrag (±SE) in CHF pro Jahr für den ökologischen Ausgleich (DZV & ÖQV Beiträge 2009 ohne Vernetzung) auf 24 Betrieben, respektive 15 Betrieben (Vernetzungsbeiträge).
Abb. 5 | Wird das nötige Wissen vermittelt, setzen Landwirte deutlich mehr und wertvollere Ökoausgleichs-massnahmen um. (Foto: Verena Doppler)
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
10000
Ist-Zustand Vereinbarung
Beitr
äge
pro
Betr
ieb
(CHF
)
Ökobeiträge ohne Vernetzung
Vernetzungsbeiträge 0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
10000
Ist-Zustand Vereinbarung
Beitr
äge
pro
Betr
ieb
(CHF
)
Ökobeiträge ohne Vernetzung
Vernetzungsbeiträge
110
Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
chen mit Vernetzung und die damit verbundenen Ein-
nahmen wären also noch deutlicher angestiegen,
wenn alle Betriebe und nicht nur 15 die Möglichkeit an
der Teilnahme an einem Vernetzungsprojekt vor Ort
gehabt hätten.
Mit einem qualitativ hochwertigen ökologischen
Ausgleich können Landwirte ihr Einkommen verbessern,
ohne wesentliche Abstriche bei der Produktion machen
zu müssen. Dies zeigt, dass eine «Win-Win» Situation mit
der Produktion von Nahrungsmitteln und der Förderung
der Biodiversität (Abb. 6) sogar in der intensiven Produk-
tionslandschaft des Mittellandes möglich ist.
Ein wesentlicher Schlüssel hierzu liegt im Bereich der
Bildung und Beratung, wofür die Kantone in erster
Linie zuständig sind. Aktuell wird zu einseitig auf die
landwirtschaftliche Produktion fokussiert ausgebildet
und beraten. Ökologie und Biodiversität spielen in der
Ausbildung mancherorts eine marginale Rolle und wur-
den erst kürzlich noch mehr zurückgestuft. Zwar gibt es
freiwillige Angebote, diese werden aber oft schlecht
genutzt. Eine angemessene Gewichtung des Natur-
schutzes und der Ökologie in der Aus- und Weiterbil-
dung und in der Beratung ist letztendlich unabdingbar,
um die Biodiversitätsziele der Schweizer Agrarpolitik
zu erreichen. n
Dank
Wir möchten allen Landwirten, die an dieser Studie teilnehmen, Bio Suisse, IP-Suisse, den kantonalen Ansprechpartnern für ihre Zusammenarbeit sowie der MAVA Stiftung, der Sophie und Karl Binding Stiftung, der AVINA Stiftung, der Ernst Göhner Stiftung, der Vontobel-Stiftung, der Stiftung Dreiklang, dem Bundes-amt für Umwelt und dem Bundesamt für Landwirtschaft für ihre finanzielle Unter-stützung herzlich danken.
Abb. 6 | Effektive Ökoflächen beherbergen Leitarten: Schachbrettfalter (Melanargia galathea) – eine attraktive, nachgewiesene Leitart für spät geschnittene Ökowiesen. (Foto: Lukas Pfiffner)
111
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
Literatur b Birrer S., Balmer O., Graf R. & Jenny M., 2009. Biodiversität im Kulturland – vom Nebenprodukt zum Marktvorteil. Mitteilungen aus dem Julius Kühn-Institut 421, 21–29.
b BLW, 2010. Agrarbericht 2010 des Bundesamtes für Landwirtschaft. Bun-desamt für Landwirtschaft (BLW), Bern.
b Burfield I. & von Bommel F., 2004. Birds in Europe: population estimates, trends and conservation status. BirdLife International, Cambridge. 374 S.
b Graf R., Bolzern-Tönz H. & Pfiffner L., 2010. Leitarten für das Landwirt-schaftsgebiet: Erarbeitung von Konzept und Auswahl-Methoden am Bei-spiel der Schweiz. Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (1), 5–12.
b Graf R., Birrer S. & Pfiffner L., 2009. Leitartenkarten für das Landwirt-schaftsgebiet. Schweizerische Vogelwarte, Sempach und Forschungsins-titut für biologischen Landbau FiBL, Frick.
b Jenny M., Fischer J., Pfiffner L., Birrer S. & Graf R., 2011. Leitfaden für die Anwendung des Punktesystems. Biodiversität auf Landwirtschaftsbetrie-ben im Projekt «Mit Vielfalt punkten». Schweizerische Vogelwarte, Sem-pach & Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick. 22 S.
b Lachat T., Pauli D., Gonseth Y., Klaus G., Scheidegger C., Vittoz P. & Wal-ter T., 2010. Der Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900. Ha-ben wir die Talsohle erreicht? Bristol-Stiftung; Forum Biodiversität Schweiz (Hrsg.). Haupt Verlag, Bern.
b Lüthy M., Egloff T., Hofmann A., Meier C., Schaffner D., Schmid W. & Schmidlin J., 2002. Ökobeiträge und gesamtbetriebliche Bewirtschaf-tungsverträge. In: Umwelt Aargau, Sondernummer 13, 18–41. Kanton Aargau, Abteilung für Umwelt, Aarau (Hrsg.).
b Roth T., Amrhein V., Peter B. & Weber D., (2008). A Swiss agri-environ-ment scheme effectively enhances species richness for some taxa over time. Agriculture, Ecosystems & Environment 125, 167–172.
Whole-farm advisory increases quality
and quantity of ecological compensa-
tion areas
The areas of ecological compensation
(AEC) required for farms receiving
subventions have so far delivered
modest results against the loss of
biodiversity in cultivated landscape of
Switzerland. Insufficient ecological
quality and inadequate locations of
these areas are to blame. The results of
our study show that whole-farm
advisory can efficiently improve the
situation even on intensive farms of
the Swiss plateau. All participating
farms were willing to sign contracts
that will increase the mean AEC from
8,9 to 13,5 % of their agricultural area
in use (AAU). Crucially, the quality of
the AEC according to the ordinance on
ecological quality increases from 3,3 to
8,5 % of the AAU. This substantial
improvement of the ecological perfor-
mances can be reached without
negative impacts on production or
farming income. On the contrary, the
gains and profit contributions increase
by CHF 3500.– and CHF 3491.– per
farm, respectively.
Key words: agriculture, advisory,
biodiversity, ecological compensation
areas, green box, cross-compliance.
Maggiori superfici di compensazione
ecologica e di migliore qualità grazie alla
consulenza
Di fronte al declino della biodiversità nelle
zone coltivate, l’imposizione di superfici di
compensazione ecologica (SCE), necessarie
per accedere ai pagamenti delle prestazioni
ecologiche (PER), si sono rivelate poco
efficaci. Spesso le superfici di compensazione
ecologica (SCE) non adempiono il loro ruolo
di salvaguardia della biodiversità a causa
della qualità mediocre o dell’inadeguatezza
del luogo. I risultati del nostro studio
dimostrano che è possibile supplire in modo
efficiente a queste mancanze con una
consulenza personalizzata – anche nelle
aziende agricole dell’Altopiano svizzero
gestite in modo intensivo. I consulenti hanno
concordato un catalogo di misure con tutti
gli agricoltori partecipi, aumentando così in
media le SCE dell’ 8,9 %-13,5 % della loro
superficie agricola utile (SAU). Anche la
qualità delle SCE, secondo l’Ordinanza sulla
qualità ecologica (OQE) dovrebbe aumentare
del 3,3 – 8,5 % della SAU. E’ inoltre possibile
conseguire questo miglioramento sostan-
ziale delle prestazioni ecologiche senza
causare impatti pregiudizievoli alla produ-
zione o all’economia aziendale, aumentando
pure il fatturato di CHF 3500.– ed il margine
lordo mediamente di CHF 3491.– per
azienda.
112 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 112–114, 2012
Damit Schweine und andere Nutztiere bedarfsgerecht, ökologisch und ökonomisch gefüttert werden können sind Kenntnisse zu den Nährstoffen und Nährwerten von Futtermitteln unerlässlich. (Foto: O. Bloch ALP)
Monika Boltshauser1, Annelies Bracher1, Michael Böhlen2, Francesco Cafagna2 und Andrej Taliun2
1Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux2Universität Zürich, Department of Informatics, Database Technology Group, 8050 Zürich
Auskünfte: Annelies Bracher, E-Mail: [email protected], Tel. +41 26 407 54 12
Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch
K u r z b e r i c h t
Die Schweizerische Futtermitteldatenbank «www.feed-
base.ch» der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-
Posieux ALP-Haras ist seit 2007 im Internet abrufbar und
befindet sich zurzeit im Umbruch. Sie wird in den nächs-
ten Jahren fachlich, inhaltlich und technisch weiterent-
wickelt und soll zu einer führenden Informationsquelle
auf dem Gebiet der Nährstoffe und Nährwerte von Fut-
termitteln werden.
Fundierte Kenntnisse zu den Nährstoffen und Nährwer-
ten der Einzel- und Raufuttermittel sowie zum Bedarf der
einzelnen Tierarten sind unerlässlich, damit landwirt-
schaftliche Nutztiere bedarfsgerecht, ökologisch und
ökonomisch gefüttert werden können. Die Futtermittel-
datenbank enthält Tierart übergreifende Informationen
zu über 600 in der Schweiz erhältlichen Einzel- und Rau-
futtermitteln. Die Datenqualität wird laufend aktuali-
siert und erweitert und ist so ein interaktives und uner-
lässliches Nachschlagewerk für ein breites Zielpublikum.
Der grösste Teil der Daten steht den Benutzenden
gratis zur Verfügung. Weitergehende Funktionen wer-
den in einem Abonnement angeboten. Dieses beinhal-
tet zusätzlich eine Download-Funktion der Futterdaten
als Excel-Tabelle, einen Zugang zur Online-Version der
Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes
Buch) und Schweine (Gelbes Buch) sowie weitere prakti-
sche Programme, wie die Berechnung der Futterwerte
von Einzel- und Raufutter für Wiederkäuer, Paritäts-
preise von Schweinerationen und die Rationsberech-
nung für Schweine.
Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch | Kurzbericht
113Agrarforschung Schweiz 3 (2): 112–114, 2012
Zusätzlich ist die Datenbank mit dem webbasierten
Lernprogramm E-Feed über die Moodle-Lernplattform
der Berner Fachhochschule verbunden. Dieses Pro-
gramm zur Futtermittelkunde (Futtermittelkatalog)
wird an Hochschulen im Unterricht für Agronomen
und Veterinäre eingesetzt. Dadurch erhalten einer-
seits die Studierenden die aktuellen Werte aus der Fut-
termitteldatenbank und andererseits haben die Nut-
zenden der Futtermitteldatenbank Zugriff auf den
Futterkatalog, der viele praktische Zusatzinformatio-
nen enthält.
Technische Weiterentwicklung
Mit der Datenbanktechnologie Gruppe des Instituts für
Informatik der Universität Zürich haben wir einen kom-
petenten Partner, der die Datenbank technisch weiter-
entwickelt. In einem vom Schweizerischen Nationalfonds
unterstützten dreijährigen Projekt werden Forschungsar-
beiten auf dem Gebiet der Datenbanktechnologie
anhand von Dissertation, Fach-, Bachelor- und Masterar-
beiten realisiert. Die Erweiterung zu einem temporalen
Data Warehouse soll die Schweizerische Futtermittelda-
tenbank zu einer umfassenden Datenquelle mit innovati-
ven Funktionalitäten machen.
Die bisherige Datenstruktur kann man sich verein-
facht als dreidimensionalen Datenwürfel vorstellen mit
den Hauptachsen Nährstoffe, Tierart und Futtertyp. Neu
wird Zeit und Ort hinzugefügt und einige Aggregie-
rungsstufen nach unten, das heisst bis auf Stufe Einzel-
probe, werden angehängt (Abb. 1). Dies ergibt eine zeit-
abhängige, multidimensionale Datenstruktur, die eine
Abfrage und Analyse von zeit- und standortabhängigen
Daten ermöglichen wird.
Dürrfutter-Enquête à la carte
Erste konkrete Anwendungen wurden anhand einer
Facharbeit (Kruse 2011) und einer Bachelorarbeit (Zoppi
2011) umgesetzt. Das Ziel war, eine Webapplikation zu
Abb. 2 | Abfrageresultat mit geografischen, temporalen und statistischen Angaben zu Dürrfutter, Höhe > 1000 m, Erntejahr 2005 bis 2009.
Nährstoff TierartFu
tter
typ
Raum
Zeit
Abb. 1 | Zeitabhängige, multidimensionale Datenstruktur.
Kurzbericht | Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch
114 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 112–114, 2012
entwickeln, in der die geografischen Angaben der jähr-
lichen Dürrfutter-Enquête von AGRIDEA (Boessinger
2011) ausgewertet und dargestellt werden. Als Leit-
grösse wurde die Postleitzahl verwendet. In der Appli-
kation kann der Futtertyp, die Konservierungsmethode,
die Nährstoffe, Kanton, Höhenstufe, Erntejahr und Ern-
tesaison ausgewählt werden (Abb. 2). In einem weiteren
Schritt kann die Darstellungsart des Diagrammtyps fest-
gelegt werden.
Das Abfrageresultat enthält eine Tabelle mit den Ein-
zelwerten, die Karte mit markierten Standorten der Pro-
benherkunft, eine Grafik mit entweder der Streuung der
Einzelwerte über die Zeit oder als Mittelwertlinie und
eine Tabelle mit deskriptiver Statistik. Aktiviert man eine
zusätzliche statistische Funktion, werden Werte, die eine
Standardabweichung unter oder über dem Mittelwert
liegen, farblich auf der Karte hervorgehoben. Diese
Funktionalität ermöglicht eine visuelle Mustererken-
nung, die mögliche regionale Effekte auf die Futter-
qualität aufzeigen kann. Die Interpretationsmöglichkei-
ten sind damit noch nicht ausgeschöpft. Das neue
Datenmodell wird weitergehende Möglichkeiten eröff-
nen wie z.B. Analysen von regionalen Trendverläufen,
die zur Erarbeitung von Zonenzugehörigkeit oder für
Kriterien von Futterkategorien herangezogen werden
können (Abb. 3). Aber auch Verknüpfungen mit Klima-
karten und weiteren GIS-Daten sind denkbar.
Nützliche InformationsquelleDank der Weiterentwicklung der Futtermitteldatenbank
verbessern wir den Informationsgehalt von verfügbaren
Futterdaten, die für praktische wie wissenschaftliche Fra-
gestellungen als wertvolle Informationsquelle genutzt
werden können. Weitere Datenquellen werden erschlos-
sen, um die Datenbasis breiter abzustützen aber auch die
Aktualisierung wird eine Daueraufgabe sein. Zudem soll
ein benutzerfreundliches Layout die Anwendung erleich-
tern. Die Aufschaltung der ersten erweiterten Version ist
für 2012 geplant. In der ersten Phase werden noch nicht
alle vorgesehenen Funktionen verfügbar sein. Wir möch-
ten Anliegen und Wünsche der Nutzenden ernst nehmen
und freuen uns auf Rückmeldungen. n
Literatur b Boessinger M., 2011. Zur Verfügung gestellte Einzeldaten zur Dürrfutte-renquête 2005 – 2010.
b Kruse K., 2011. Development of a Database System Based on Geographi-cal Information. Facharbeit am Institut für Informatik, Universität Zürich.
b Zoppi S., 2011. Online Computation of up-to-date Summaries in the Swiss Feed Database. Bachelorarbeit am Institut für Informatik, Universität Zürich.
Abb. 3 | Datenmodellierung mit Kernel Regression: Rohprotein-Gehalt (RP) in Dürrfutter, Kanton Freiburg, Höhe 600 – 899 m, Erntejahr 2005 bis 2009 (Zoppi 2011). RMSE = root mean square error.
190
160
130
100
70
Temporal Value Distribution
01 2005 07 2005 01 2006 07 2006 01 2007 07 2007 01 2008 07 2008 01 2009 07 2009
RP
RMSE
Kernel Regression
t
m
115Agrarforschung Schweiz 3 (2): 115, 2012
P o r t r ä t
Besser geht’s nicht: 2008, im Internationalen Jahr der
Kartoffel, übernahm Brice Dupuis die Leitung des
«Kartoffelprojekts» am ACW-Standort Changins und
verliess dafür seine Heimat Belgien, Ursprungsort der
Pommes Frites...
Seit Dupuis bei ACW arbeitet, bewegt er sich im
Dreieck Forschung – Austausch mit der Branche – Team-
führung. Dupuis beschäftigt sich zwar nur mit einer
einzigen Kulturpflanze und dies in einem engen The-
menbereich, aber die Kartoffel ist ein herausforderndes
Studienobjekt mit vielen Facetten. Das Thema bein-
haltet sowohl diverse Krankheitsbilder als auch vielfäl-
tige Anbautechniken. «Der Kartoffelanbau allein ist
schon kompliziert und eine Herausforderung», meint
Brice Dupuis. «Da die Kartoffelproduktion auf vegetati-
ver Vermehrung beruht, erhöht sich der Druck durch
Krankheiten, weshalb das Ausgangsmaterial häufiger
erneuert werden muss. Genau diese Komplexität macht
diese Kulturpflanze, die sich weltweit rasant ausbreitet,
so attraktiv.»
Interaktionen auf allen Ebenen
Das Kartoffelprojekt ist in drei Bereiche aufgeteilt, die in
ständigem Austausch stehen: Sortenprüfung, Zertifizie-
rung und Forschung. Dabei geschehen die Interaktionen
auf verschiedenen Ebenen: In Changins selber ist der
Austausch äusserst rege, aber auch auf Ebene Agroscope.
Hier werden die Sortenprüfungen sowie spezifische
technische Tests (namentlich die Eignung zum Frittieren)
zusammen mit ART vorgenommen. Weiter finden Inter-
aktionen mit Branchenorganisationen (Swisspatat und
Swissmem) und Institutionen wie der HAFL (früher SHL)
statt. Letztere arbeitet an einem Projekt zur verbesser-
ten Kontrolle der Dickeya-Bakterien mit. Eines der Pro-
jektziele ist es, die Anfälligkeit der Kartoffelsorten auf
diese Bakterien zu beurteilen und mittelfristig ein Werk-
zeug für die Sortenauswahl bereit zu stellen. «Heute
gibt es weltweit keine Methode, um diese Beurteilung
vorzunehmen», erläutert Brice Dupuis. Ausserdem betei-
ligt sich der Projektleiter mit seinem Team an verschiede-
nen Fach- und Arbeitsgruppen der European Association
for Potato Research, womit er ständig auf dem neusten
Stand der europäischen Forschung ist.
Brice Dupuis wurde in Ath geboren, in einem Kartof-
felballungsgebiet zwischen Brüssel und Lille, und ging in
Brüssel zur Schule. Als junger Städter wahrte er aber den
Kontakt zu Land und Boden dank Ferien auf dem Bau-
ernhof der Grosseltern. Nach seinem Studium an der
Agronomischen Fakultät von Gembloux arbeitete er
während eines Jahres im CIRAD («Internationales land-
wirtschaftliches Forschungszentrum für Entwicklung»)
auf der Insel Réunion (F), wo er an einem Quantifizie-
rungs-Tool für die pathogenen Ralstonia solanacearum-
Bakterien im Boden forschte.
Danach war er während sechs Jahren im «Walloni-
schen Zentrum für Landwirtschaftsstudien» tätig und
beschäftigte sich (schon damals!) mit der Dickeya und
der Bekämpfung der Krautfäule im Bioanbau. Gleichzei-
tig erlangte er ein Diplom in Entwicklungsmanagement.
Brice Dupuis fühlt sich in der mehrsprachigen Schweiz
wohl – sie erinnert ihn an Belgien. Im Sommer wie im
Winter ist er ganz besonders gern in den Bergen unter-
wegs. Er kehrt regelmässig nach Belgien zurück, wo er
viele Kontakte behalten hat und die Renovation seines
Hauses überwacht. Noch eine Herausforderung!
Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz, Agroscope Changins-Wädenswil
ACW,1260 Nyon
Brice Dupuis: Herausforderung Kartoffel
116 Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012
A k t u e l l
Gründung der Europäischen Gesellschaft für Agroforstwirtschaft
Am 16.12.2011 wurde die Europäische Gesellschaft für
Agroforstwirtschaft gegründet. Die Veranstaltung fand
im Französischen Landwirtschaftsministerium statt, es
waren 200 Vertreterinnen und Vertreter aus zwölf Län-
dern anwesend, weitere 100 Personen verfolgten die
Versammlung als Livestream im Internet.
Agroforstwirtschaft stellt eine Möglichkeit dar, die
Produktivität zu steigern und gleichzeitig die Böden zu
schonen, den Wasserkreislauf zu schliessen, Biodiversität
und Nützlinge zu fördern und CO2 zu binden.
Ziel der Gesellschaft ist es, die Spezialisten der ver-
schiedenen Europäischen Länder zu vernetzen und dar-
auf hinzuwirken, dass die Rahmenbedingungen der
Europäischen Agrarpolitik so ausgerichtet werden, dass
die Anlage von Agroforstparzellen zumindest nicht
behindert wird. Die Schweiz ist mit der IG Agroforst ver-
treten, die von Mareike Jäger (Agridea) und Felix Her-
zog (Agroscope ART) initiiert wurde (www.agroforst.ch /
www.agroforesterie.ch).
Aktuell
«Die Kombination von Apfelbäumen und Getreide führt zu einem höheren Deckungsbeitrag» (Beispiel aus der Ostschweiz). (Foto: ART)
und die notwendige Auswertesoftwarein Zusammen-
arbeit mit der ZHAW Winterthur. Der Einsatz und eine
detaillierte Übprüfung der Geräte ergaben eine hohe
Zuverlässigkeit sowohl in Bezug auf die Funktion als
auch auf die erzielten Ergebnisse. Aus den Ergebnissen
des Tests lassen sich Rückschlüsse auf die Fütterung und
die Gefährdung durch Strukturmangel in der Ration
ziehen. Damit steht der Fütterungsberatung und Tier-
ärzten ein neues Hilfsmittel zur frühzeitigen Erkennung
von sich anbahnenden Stoffwechselkrankheiten zur Ver-
fügung. Durch den vermehrten Einsatz dieser Technik
können auch detailliertere und aktuellere Erkenntnisse
zur Frage der «wiederkäuergerechten» Ration und
entsprechende «Alarmwerte» gewonnen werden. Die
Erfassungsmethode hat sich als robust, zuverlässig und
gut handhabbar erwiesen. Für den Einsatz in der breite-
ren Praxis sind weitere Opt mierungsschritte in Arbeit.
Franz Nydegger, Markus Keller, ART,
Lorenz Gygax, Zentrum für tiergerechte Haltung von Wiederkäuern und
Schweinen, ART
Wiederkausensor für Milchkühe
ART-Bericht 748
Der neue Wiederkause
sor dient der Erfassung
der Kau- und Fressaktiv
täten von Wiederkäuern.
Mit Hilfe dieser Geräte ist
es einerseits möglich, im
Rahmen von wissen-
schaftlichen Versuchen
die Kau und Fressaktivitä-
ten zu erfassen und
auszuwerten. Anderer-
seits erlaubt diese Tech-
nik, Kühe unter Praxisbedingungen sehr detailliert auf die
entsprechenden Aktivitäten zu untersuchen und daraus
Rückschlüsse auf mögliche Gefährdung der Kühe durch
Stoffwechselkrankheiten zu ziehen. Die Forschungsanstalt
Agroscope Reckenholz- Tänikon ART und die Firma MSR
Electronics GmbH entwickelten den Wiederkausensor
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
ART-Bericht 748
Wiederkausensor für Milchkühe
Automatisches Erfassen der Kau- und Fressaktivität zur Gesundheitsüberwachung
Autorinnen und Autoren
Franz Nydegger, Markus Keller,ART, Lorenz Gygax, Zentrum fürtiergerechte Haltung vonWieder-käuern und Schweinen,ART
Wendelin Egli, MSR ElectronicsGmbH, CH–8444 Henggart
Oktober 2011
Der neue Wiederkausensor dient derErfassung der Kau- und Fressaktivitätenvon Wiederkäuern. Mit Hilfe dieser Geräteist es einerseits möglich, im Rahmen vonwissenschaftlichen Versuchen die Kau-und Fressaktivitäten zu erfassen und aus-zuwerten. Andererseits erlaubt dieseTechnik, Kühe unter Praxisbedingungensehr detailliert auf die entsprechendenAktivitäten zu untersuchen und darausRückschlüsse auf mögliche Gefährdungder Kühe durch Stoffwechselkrankheitenzu ziehen.
Die Forschungsanstalt Agroscope Recken-holz-Tänikon ART und die Firma MSR Elec-tronics GmbH entwickelten den Wieder-kausensor und die notwendige Auswer-tesoftware in Zusammenarbeit mit derZHAW Winterthur. Der Einsatz und eine
detaillierte Überprüfung der Geräte erga-ben eine hohe Zuverlässigkeit sowohl inBezug auf die Funktion als auch auf dieerzielten Ergebnisse. Aus den Ergebnissendes Tests lassen sich Rückschlüsse auf dieFütterung und die Gefährdung durchStrukturmangel in der Ration ziehen.Damit steht der Fütterungsberatung undTierärzten ein neues Hilfsmittel zur früh-zeitigen Erkennung von sich anbahnendenStoffwechselkrankheiten zur Verfügung.Durch den vermehrten Einsatz dieser Tech-nik können auch detailliertere und aktuel-lere Erkenntnisse zur Frage der «wieder-käuergerechten» Ration und entspre-chende «Alarmwerte» gewonnen werden.Die Erfassungsmethode hat sich als robust,zuverlässig und gut handhabbar erwiesen.Für den Einsatz in der breiteren Praxis sindweitere Optimierungsschritte in Arbeit.
N e u e P u b l i k a t i o n e n
117Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012
A k t u e l l
Fütterung der frisch abgesetzten Ferkel
ALP aktuell 42
Das abrupte Absetzen der
Ferkel, die bis zur vierten
Lebenswoche praktisch
ausschliesslich Milch auf-
genommen haben, wider-
spricht dem Grundsatz,
dass jeder Futterwechsel
schrittweise erfolgen soll,
damit sich die Verdau-
ungsorgane anpassen
können. Frisch abgesetzte Ferkel sind deshalb anfällig auf
Darmstörungen. Sie fressen während den ersten Tagen
nach dem Absetzen wenig und magern ab, bis sie gelernt
haben, Festfutter und Wasser aufzunehmen. Im Anschluss
an diese mehrtägige Hungerperiode besteht das Risiko,
dass sie zu viel Futter aufnehmen, bevor sich die Verdau-
ungsorgane und die Darmflora an das neue Fütterungs-
regime angepasst haben. Dies kann zu lebensgefährli-
chen Durchfällen führen. Um Probleme nach dem
Absetzen zu vermeiden, werden folgende Massnahmen
empfohlen:
•• Die Ferkel müssen animiert werden, nach dem
Absetzen rasch genügend Futter und Flüssigkeit
aufzunehmen, in dem während den ersten Tagen das
gewohnte Saugferkelbeifutter angeboten wird und
genügend Futterplätze zur Verfügung stehen. Es hat
sich gezeigt, dass die frisch abgesetzten Ferkel
Flüssigfutter dem Trockenfutter vorziehen.
•• Wenn Durchfälle häufig auftreten, kann ein Diätfutter
mit einem reduzierten Protein- und Mineralstoffge-
halt, das organische Säuren und geeignete Rohfaser-
quellen enthält, das Problem entschärfen.
•• Ferkel müssen einen geheizten Ruheplatz haben,
solange sie wenig Futter aufnehmen, da Kältestress
die Anfälligkeit auf Durchfälle erhöht.
Andreas Gutzwiller, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux
ALP
ALP aktuell
Fütterung der frisch abgesetzten FerkelMerkblatt für die Praxis
Nr. 42 | 2011
Autor
Andreas GutzwillerForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPTioleyre 4, Postfach 64CH-1725 [email protected]
Oliv
ier
Bloc
h,A
LP
EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALP
ALP gehört zur Einheit ALP-Haras
Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra
Das abrupte Absetzen der Ferkel, die biszur vierten Lebenswoche praktisch aus-schliesslich Milch aufgenommen haben,widerspricht dem Grundsatz, dass jederFutterwechsel schrittweise erfolgen soll,damit sich die Verdauungsorgane anpas-sen können. Frisch abgesetzte Ferkel sinddeshalb anfällig auf Darmstörungen. Siefressen während den ersten Tagen nachdem Absetzen wenig und magern ab, bissie gelernt haben, Festfutter und Wasseraufzunehmen. Im Anschluss an diesemehrtägige Hungerperiode besteht dasRisiko, dass sie zu viel Futter aufnehmen,bevor sich die Verdauungsorgane und dieDarmflora an das neue Fütterungsregimeangepasst haben. Dies kann zu lebensge-fährlichen Durchfällen führen.
Um Probleme nach dem Absetzen zu vermei-den, werden folgende Massnahmen emp-fohlen:• Die Ferkel müssen animiert werden, nachdem Absetzen rasch genügend Futter undFlüssigkeit aufzunehmen, in dem währendden ersten Tagen das gewohnte Saugferkel-beifutter angeboten wird und genügend Fut-terplätze zur Verfügung stehen. Es hat sichgezeigt, dass die frisch abgesetzten FerkelFlüssigfutter dem Trockenfutter vorziehen.• Wenn Durchfälle häufig auftreten, kannein Diätfutter mit einem reduzierten Pro-tein- und Mineralstoffgehalt, das organischeSäuren und geeignete Rohfaserquellen ent-hält, das Problem entschärfen.• Ferkel müssen einen geheizten Ruheplatzhaben, solange sie wenig Futter aufnehmen,da Kältestress die Anfälligkeit auf Durchfälleerhöht.
Impressum
Herausgeber:ForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPwww.agroscope.ch
Redaktion:Gerhard Mangold, ALP
Gestaltung:RMG Design, Fribourg
Druck:Tanner Druck AG,Langnau im Emmental
Copyright:Nachdruck, auch auszugsweise,bei Quellenangabe und Zustellungeines Belegexemplars an dieHerausgeberin gestattet.
ISSN 1660-7570
alp actuel 42_all.indd 1 23.12.11 13:20
Gute Raufutter-qualität für Pferde
ALP aktuell 41
Das Pferd benötigt aus ernährungsphysiologi schen
Gründen als Hauptbestandteil seiner Futterration quali-
tativ einwandfreies und strukturreiches Raufutter wie
Heu, Haylage (trockene Silage) und Stroh. Dies gilt für
Pferde aller Rassen, vom Freizeit- bis zum Hochleistungs-
pferd. Das Pferd ist besonders sensibel gegenüber ver-
dorbenen und kontaminierten Futtermitteln. Die hygie-
nische Qualität zählt daher zu den wichtigsten Kriterien
von Pferdefuttermitteln. Eine grundfutterreiche, dem
Bedarf angepasste Fütterung sowie eine einwandfreie
Qualität sind für die Gesunderhaltung, Beschäftigung
und damit für das Wohlbefinden des Pferdes wichtig.
Das vorliegende Merkblatt orientiert in diesem Sinne
über
•• Merkmale guter Raufutterqualität
•• Beurteilungskriterien–Sensorische Beurteilung
•• Orientierungswerte für Heu, Haylage und Stroh
•• Raufutterlagerung
•• Häufige Fragen
Ueli Wyss, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
ALP aktuell
Gute Raufutterqualität für PferdeMerkblatt für die Praxis
Nr. 41 | 2011
Autoren
Ueli WyssForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPTioleyre 4, Postfach 64CH-1725 [email protected]
Brigitte StricklerHaras national suisse HNSLes Longs-Prés, Postfach 1911580 [email protected]
Das Pferd benötigt aus ernährungsphysio-logischen Gründen als Hauptbestandteilseiner Futterration qualitativ einwand-freies und strukturreiches Raufutter wieHeu, Haylage (trockene Silage) und Stroh.Dies gilt für Pferde aller Rassen, vom Frei-zeit- bis zum Hochleistungspferd.
Das Pferd ist besonders sensibel gegen-über verdorbenen und kontaminiertenFuttermitteln. Die hygienische Qualitätzählt daher zu den wichtigsten Kriterienvon Pferdefuttermitteln. Eine grundfut-terreiche, dem Bedarf angepasste Fütte-rung sowie eine einwandfreie Qualitätsind für die Gesunderhaltung, Beschäfti-gung und damit für das Wohlbefinden desPferdes wichtig.
Das vorliegende Merkblatt orientiert indiesem Sinne über
• Merkmale guter Raufutterqualität• Beurteilungskriterien –
Sensorische Beurteilung• Orientierungswerte für Heu,
Haylage und Stroh• Raufutterlagerung• Häufige Fragen
Oliv
ier
Bloc
h,A
LP
EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALP
ALP gehört zur Einheit ALP-Haras
Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra
Impressum
Herausgeber:ForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALPwww.agroscope.ch
Redaktion:Gerhard Mangold, ALP
Gestaltung:RMG Design, Fribourg
Druck:Tanner Druck AG,Langnau im Emmental
Copyright:Nachdruck, auch auszugsweise,bei Quellenangabe und Zustellungeines Belegexemplars an dieHerausgeberin gestattet.
ISSN 1660-7570
alp actuel 41_all.indd 1 26.10.11 14:32
118
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012
26.01.2012 Saubere Ställe schonen die Umwelt Ammoniak aus der Landwirtschaft belastet die Umwelt.
Wie sich die Emissionen am effizientesten senken lassen,
diskutierten Vertreter aus Forschung, Politik und Praxis
an einer Tagung von Agroscope am 26. Januar 2012 in
Zürich.
06.02.2012Die Rückkehr: Maiswurzelbohrer wieder auf der AlpennordseiteDer Quarantäneschädling Diabrotica (Maiswurzelboh-
rer) ist dieses Jahr im Juli auf der Alpennordseite in den
Kantonen Uri und Luzern wieder aufgetaucht, obschon
dort seit einem Jahr kein Insekt gefangen worden war.
Diese Tiere sind offenbar mit Warentransporten aus
Norditalien eingeschleppt worden. Eine erste Mass-
nahme zur Verhinderung einer Populationszunahme auf
der Alpennordseite besteht darin, den Maisanbau auf
derselben Parzelle während zwei aufeinanderfolgenden
Jahren zu verbieten. Diese Methode wurde schon von
den Kantonen Tessin und Uri erfolgreich angewendet.
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuelle Forschungsergebnisse
für Beratung und Praxis:
Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal
im Jahr Forschungsergebnisse über
Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,
Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und
Gesellschaft.
Agrarforschung ist auch online verfügbar
unter: www.agrarforschungschweiz.ch
Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!
AGrArForSchUNG Schweiz
rechercheAGroNomiqUeSUiSSe
Talon einsenden an:Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00E-Mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch
NEU
Name/Firma
Vorname
Strasse/Nr
PLZ/Ort
Beruf
Datum
Unterschrift
Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift
der landwirtschaft lichen Forschung von
Agroscope und ihren Partnern. Partner der
zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-
schaft, die Schweizerische hochschule für
Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen
AGriDeA, die eidgenössische Technische
hochschule eTh zürich, Departement Agrar-
und Lebensmittelwissenschaften und Agro-
scope, die gleichzeitig herausgeberin der
zeitschrift ist.
Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und
Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen
aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung
und Politik, an kantonale und eidgenössische
Ämter und an weitere Fachinteressierte.
Aktuell
119
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 116–119, 2012
V e r a n s t a l t u n g e n
Februar 2012
23. – 26.02.2012Agroscope an der Tier & Technik 2012Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP und ARTSt. Gallen
März 2012
13. – 14.03.201218. Arbeitswissenschaftliches KolloquiumAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTTänikon
16.03.201220 Jahre Integrierte Produktion im AckerbauAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTReckenholz, Zürich
23.03.2012Jahrestagung der SGPWSchweizerische Gesellschaft für Pflanzenwissenschaften Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTReckenholz, Zürich
29.03.2012AGFF-Generalversammlung/FrühlingstagungAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTLandwirtschaftliches Zentrum Liebegg, Gränichen
April 2012
13.04.20127. NATUR Kongress 2012Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTCongress Center, Basel
19.04.2012Siebte Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung SchweizSchweizerisches Nationalgestüt SNGAvenches
Mai 2012
09. – 10.05.2012Landtechnik im AlpenraumAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTFeldkrich, Oesterreich
I n t e r n e t l i n k s
Archiv der Traktorentestberichte von Agroscope
www.traktorentest.ch
Die Traktorentestberichte der Forschungsanstalt Agroscope
Reckenholz-Tänikon ART bieten die gewünschten Informatio-
nen über die Leistungs- und Verbrauchsdaten von älteren
Traktoren. Ab sofort sind alle Testberichte seit dem Jahr 1971
in elektronischer Form auf dem Internet verfügbar.
März 2012 / Heft 3
•• Alpprodukte und Alpdienstleistungen – Angebot in
ausgewählten Regionen der Schweiz, Rosa Böni und
Irmi Seidl, WSL
•• Populationsstruktur und genetische Diversität von
Schweizer Schafrassen, Alexander Burren et al., HAFL
•• Klimawandel beeinflusst das Tierwohl bei Milch -
kühen, Jürg Fuhrer und Pierluigi Calanca, ART
•• Langfristige Wirkung von organischen Düngern auf
die Bodeneigenschaften, Alexandra Maltas et al.,
ACW
•• Ertrag und Stickstoffdüngung im Pflanzenbau:
Langfristige Wirkung organischer Dünger, Alexandra
Maltas et al., ACW
•• Eine neue Methode zur Bestimmung von Bröckel-
verlusten, Joachim Sauter et al., ART und Universität
Kassel
•• Gemeinsam für den Boden, Bruno Arnold und André
Chassot , Agridea
Das Sömmerungsgebiet der Schweiz umfasst rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Alpprodukte und – dienst-leistungen sind eine Ertragsquelle der Alpwirtschaft. Forscherinnen der WSL machten eine Angebots-erhebung zu Alpprodukten und –dienstleistungen in sechs Regionen der Schweiz. (Foto: Gabriela Brändle ART)
V o r s c h a u
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Freitag, 16. März 201220 Jahre Integrierte Produktionim AckerbauForschungsanstalt Agroscope ART - Reckenholz
http://www.agroscope.admin.ch/Fachtagung-Ackerbauoder Priska Gassmann Tel: 044 377 7253 [email protected]
Anmeldung undInformation
Fachtagung
23. - 26. Februar 2012, Tier & Technik, St. Gallen
Agroscope – Forschung macht wettbewerbsfähig
Fachleute von Agroscope präsentieren Arbeiten zu
„Qualität und Sicherheit von Süssmost“ – Neue Methodenzur Identifizierung von Kontaminationen und zur Verbesse-rung der Haltbarkeit von Apfelsäften (Degustation).
„Wärme vom Dach“ – Energieeffiziente Heutrocknung mitAbwärme von der Photovoltaikanlage.
„Fohlen für die Zukunft“ – Berechnung des Verwandtschafts-grades unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Leistungs-merkmalen beim Pferd.
Ort:
Besuchen Sie den Agroscope Stand in der Halle 3.1,Standnummer 3.1.31
www.agroscope.ch
EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDAgroscope
Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra