Heimatheft 4

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VVVVVerehrte Lerehrte Lerehrte Lerehrte Lerehrte Leserinnen und Leserinnen und Leserinnen und Leserinnen und Leserinnen und Leseresereseresereser,,,,,

kurz vor Weihnachten haben wir es geschafft, Ihnen eine weitere Ausgabe desLisdorfer Heimatblattes vorzustellen. Wir freuen uns, dass wir den Umfang die-ser 4. Ausgabe auf nunmehr 32 Seiten aufstocken konnten und es wiederummöglich war, auch diese Ausgabe ohne Werbeanzeigen herauszubringen. Den-noch brauchten wir nicht an der Preisschraube zu drehen. Im Gegenteil, durchdie Umstellung von der Deutschen Mark auf den Euro hat sich der Preis durchAbrundung sogar minimal reduziert. Die Käufer des Heftes erhalten es nunmehrfür 2,50 Euro, während bisher dafür 5,00 DM zu zahlen waren. Für die Mit-glieder unseres Vereins ändert sich nichts. Sie erhalten es kostenlos.

Entsprechend der Ankündigung im letzten Heft finden Sie in dieser Ausgabe unterschiedliche Themen be-handelt, wobei wir bei deren Auswahl den Beiträgen über selbst erlebte Geschichte den Vorzug gegeben haben.So setzen wir in diesem Heft die in Nr. 1 begonnene Serie über die überregional bedeutsamen Erntedankfe-ste in Lisdorf mit einem Beitrag über die großen Erntedankfeste in den Jahren 1948 und 1950 fort. Vielenunserer Leser ist noch gut in Erinnerung, als am Erntedankfest Hunderte von Mitwirkenden auf schön gestal-teten Wagen und in Fußgruppen beim Festumzug durch Lisdorf zogen, vorbei an jeweils mehr als 20.000Zuschauern. Allen Älteren unter uns ist auch die Zeit des 2. Weltkrieges noch in traumatischer Erinnerung.Ein Erlebnisbericht und ein Bericht über eine Reise in die damaligen Evakuierungsgebiete in Thüringen be-schäftigen sich mit diesem Thema. In weiteren Beiträgen werden u.a. die Entwicklung von Handel und Hand-werk an Hand einer Nachweisung der früher in Lisdorf vorhandenen Betriebe und Handwerker aufgezeigtsowie aktuelle Geschehnisse, wie der 3. Lisdorfer Mundartabend bei Blumen Peter und die neuerliche Wür-digung des ehemaligen verdienstvollen Lisdorfer Pastors, Johann Anton Joseph Hansen, behandelt.

Dem Wunsche vieler unserer Leser folgend haben wir auch wieder zahlreiche Bilder veröffentlicht, dieoftmals mehr vermitteln als langatmige Texte. Dass historische Bilder ein großes Interesse finden, hatunsere Ausstellung von über 160 Fotos der Lisdorfer Jahrgänge von 1864 bis 1951 gezeigt, die von mehrals 1.500 Besuchern besichtigt wurde.

Für das Jahr 2002 sind weitere Ausstellungen in Vorbereitung, so mit Gemälden des gebürtigen LisdorfersPeter Victor Schmitt, der 1998 im Alter von 102 Jahren in Steinheim/Westfalen verstorben ist und dergebürtigen Lisdorferin Marlene Paulus-Weiler, die jetzt in Heigenbrücken im Spessart wohnt und unse-rem Verein als treues Mitglied verbunden ist.

Das nun zu Ende gehende Jahr 2001 war für uns als heimatgeschichtlicher Verein sehr erfolgreich. Eine Vielzahlvon unterschiedlichen Veranstaltungen und Fahrten konnten mit jeweils guter Beteiligung durchgeführt wer-den. Das von unserem Mitglied Rudolf Zenner verfasste und von der Vereinigung für Heimatkunde im Land-kreis Saarlouis herausgegebene 3teilige Einwohnerbuch von Lisdorf konnten wir im Juni im Gasthaus Breiningervorstellen. Mit der Herausgabe unseres Buches „Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal“ müssenwir uns leider noch etwas gedulden. Als besonders erfreulich ist festzustellen, dass sich unsere Mitgliederzahlweiter erhöht hat und wir nun bereits mehr als 430 Mitglieder haben.

Allen Mitgliedern danke ich ganz herzlich für ihre Verbundenheit und Treue. Sie haben durch Ihre Zugehö-rigkeit zu unserem Verein das Heimatblatt, die Heimatstube und vieles Weitere erst möglich gemacht.

Den Mitgliedern des Vorstandes und der Arbeitskreise sowie der Redaktion danke ich ebenso herzlichfür ihre selbstlose Mitarbeit und Unterstützung. Den Abonnenten, Freunden und Gönnern sowie den hof-fentlich recht zahlreichen Lesern danke ich herzlich für ihr Interesse an unserem Heimatblatt.

Ich wünsche allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr.

Ihr Heiner GroßIhr Heiner GroßIhr Heiner GroßIhr Heiner GroßIhr Heiner GroßVVVVVorsitzender des Vorsitzender des Vorsitzender des Vorsitzender des Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.V.....

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Das Entgegenkommen der FamiliePeter, den diesjährigen LisdorferMundartabend in ihren Gewächs-häusern durchzuführen, hat sich alsGlücksfall erwiesen. Das Motto»Mundart im Glashaus«»Mundart im Glashaus«»Mundart im Glashaus«»Mundart im Glashaus«»Mundart im Glashaus« lockteüberraschend viele Besucher an.Und diese waren begeistert von demungewöhnlichen Ambiente undnoch mehr von den Vorträgen desStargastes Hans–Walter Lorang so-wie der einheimischen Mundart-experten Marianne Faust und Wer-ner Naumann, der als Leiter des Ar-beitskreises Mundart und Brauchtumim Heimatkundeverein Lisdorf fürdie Organisation des Abends ver-antwortlich zeichnete.

Zur freudigen Überraschung derzahlreichen Besucher machte JosefRupp in Frack und Zylinder Musikmit einer schönen Drehorgel, dievon Architekt Ernst Zimmer zur Ver-fügung gestellt wurde.

Vorsitzender Heiner Groß und Organisator Wer-ner Naumann freuten sich mit allen weiteren Ver-antwortlichen und Helfern sowie der Familie Pe-ter, der für die Bereitstellung der Räumlichkeitenherzlich gedankt wurde, über dieses gelungeneExperiment.

FFFFFotos: otos: otos: otos: otos: oben: Hans–Walter Lorang, mitte: Familie Peter unten: Blick ins Publikum

FFFFFotos Seite 5:otos Seite 5:otos Seite 5:otos Seite 5:otos Seite 5: (von oben nachunten)

Hedi Naumann, Maria Scholly,Marianne Silvanus und AgnesGroß sorgten für Speis und Trank

Leiter des Arbeitskreises Mundartund Brauchtum Werner Nauman

Marianne Faust

An der Drehorgel: Josef Ruppund Theo Kreuzer

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SaarlouisSaarlouisSaarlouisSaarlouisSaarlouis (mab). Der Spezialist für die Mundart sei erleider nicht. „Aber nach dem zweiten Glühwein gehtdas auch bei mir ganz gut,“ witzelte Heiner Groß, derVorsitzende des Vereines für Heimatkunde anlässlichdes dritten „Leischtrowwa Mundart-Owends“.

Als besonderen Veranstaltungsort hatte man dies-mal, nach der vorangegangenen Zusammenkunft imSaal Breininger, den Verkaufsraum des Gewächshau-ses der Firma Peter in Lisdorf ausgewählt. Und das kambei den Besuchern an: Die „Mundart im Glashaus“ er-wies sich als voller Erfolg. Jean-Louis Kieffer vom be-freundeten „Gau unn Griis“-Mundartverein war als Gastgekommen, um den befreundeten Lisdorfern einmalüber die Schultern zu schauen. Josef Rupp und der klei-ne Theo Kreuzer sorgten zwischen den verschiedenenMundartvorträgen im weihnachtlich dekorierten Ge-wächshaus für zünftige Drehorgelmusik und unterhiel-ten die zahlreichen Gäste bestens. Glühwein undSchmalzbrot standen für das leibliche Wohl bereit.

Hans-Walter Lorang, der Star des Abends, der zu-sammen mit Richard Bauer seit vielen Jahren alsMundart-Duo Lorang-Bauer und als Heimatdichter ausder Szene nicht mehr wegzudenken ist bewies, dass erauch ohne musikalische Untermalung ein Meister desMoselfränkischen ist. „Moselfränkisch is ä Sprooch,känn schlechtes Deutsch!“, meinte er zwischendurchund schaffte damit ganz beiläufig den Konsens zumbegeisterten Publikurn, das wusste, dass Kindheitser-innerungen und Erlebnisse nur in der eigenen Mund-art richtig wiedergegeben werden können.

Ob es die erste Zigarette ist, das „Dämpholz“ oderder „kläne Buw“, das etwas andere Liebesgedicht alsverdrehtes Rotkäppchen, ob es einfach poetische Ge-danken zur „Sprooch“ sind. Lorang fand immer wie-der den Weg zwischen Erinnerungen in Prosa-Mundartoder PaarReim, verkündete „Frohmachsprüche“ undsorgte für viele Lacher und besinnliches und zustim-mendes Nicken unter den Zuschauern und -hörern.

Marianne Faust als Lisdorfer Urgestein brachte wit-zige Mundartpassagen, plauderte von Familien-ereignissen oder dem Verkäufer, der die Heringe, „Dickwie de Göring“ einfach als „Heringe, soo dick wiesledschde mol“ deklariert, um einer drohenden Bestra-fung im Nazi-Regime zu entgehen. „Daran kann ichmich noch erinnern“, rief da eine Dame aus dem Pu-blikum. Werner Naumann, Leiter des ArbeitskreisesMundart und Brauchtum im Lisdorfer Verein für Hei-matkunde, präsentierte sich als guter Gastgeber undüberzeugte auch als einfühlsamer Mundartautor unddeklarierte humorvoll die Lisdorfer als einzig schaffen-des Völkchen - nicht ohne Augenzwinkern. Erlebnisseaus der Kur oder Geschichten vom“Fleetenbattis“ zeig-ten ihn auch als besinnlichen Erzähler, der stets vonPublikum angenommen wird.

Abdruck aus der »Saarbrücker Zeitung«Abdruck aus der »Saarbrücker Zeitung«Abdruck aus der »Saarbrücker Zeitung«Abdruck aus der »Saarbrücker Zeitung«Abdruck aus der »Saarbrücker Zeitung« vom 10.12.2001 vom 10.12.2001 vom 10.12.2001 vom 10.12.2001 vom 10.12.2001

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������������������ ���������������von Heiner Großvon Heiner Großvon Heiner Großvon Heiner Großvon Heiner Groß

Im Januar 2001 besuchte eine Reisegruppe desVereins für Heimatkunde Lisdorf mit 50 Personendie ehemaligen Evakuierungsgebiete in Thüringen.Für die meisten der überwiegend älteren Reiseteil-nehmer war es eine Reise in die Vergangenheit zuden Orten, wohin sie als Kinder oder Jugendlichezu Beginn des 2. Weltkrieges vor mehr als 60 Jah-ren mit ihren Familien zwangsevakuiert wurdenund etwa ein Jahr bleiben mussten. Lisdorf gehörte- wie alle Orte zwischen dem Westwall und derfranzösischen Grenze - zur sogenannten RotenZone“. Diese sollte im Kriegsfall mit Frankreich to-tal freigemacht und die Bevölkerung in das Reichs-innere gebracht werden. Ende August /AnfangSeptember 1939 war es soweit. Mit dem Beginndes 2. Weltkrieges durch den deutschen Überfallin Polen am 1. September 1939 mussten die Lis-dorfer den zum Teil abenteuerlichen und auch ge-fahrvollen Weg in die Evakuierung antreten.

Für die Lisdorfer war der nördliche Teil Thüringensals Bergungsgebiet bestimmt worden. RegionaleSchwerpunkte der Unterbringung waren die Ge-genden um Nordhausen, Sondershausen, Sang-ershausen, Bleicherode, Wernigerode/Harz undfür die Evakuierten von der Holzmühle verschie-dene Dörfer im westlichen Teil des Kreises Gotha.Darüber hinaus waren einzelne Familien und Per-sonen aus Lisdorf auch in anderen Gebieten undStädten Thüringens sowie in Sachsen-Anhalt undin Hessen untergebracht. Zum überwiegenden Teilwaren die Lisdorfer in kleinen ländlichen Gemein-den auf Bauernhöfen einquartiert. Dort arbeitetensie in der Regel in der Landwirtschaft. Die schul-pflichtigen Kinder aus Lisdorf gingen mit den Ein-heimischen gemeinsam zur Schule. Ein ganzerLisdorfer Jahrgang ist in der Evakuierung einge-schult und fast alle aus dem Jahrgang 1939/40in den Evakuierungsorten geboren worden. Eine

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ganze Reihe männlicher Evakuierter im wehrpflich-tigen Alter ist in Thüringen zum Kriegsdienst ein-berufen worden; einige davon haben ihre Lisdor-fer Heimat nie wieder gesehen.

Obwohl in Thüringen vom Krieg fast nichts zu spü-ren war, wartete man doch sehnsüchtig auf dieRückkehr in die Heimat. Als Ende Juni 1940 Frank-reich kapitulierte und an der Westgrenze des Deut-schen Reiches zunächst kaum noch Gefahr droh-te, bekamen auch die Evakuierten aus dem Saar-land schnell ihre „Heimkehrerausweise“, die füreine Rückkehr Voraussetzung waren. „Nix wiehemm“ hieß es nun, und bis September 1940 wa-ren die Lisdorfer wieder in der ersehnten Heimat.1944, als unsere Heimat erneut zum Frontgebietwurde, begaben sich einige Lisdorfer wieder in dieEvakuierung nach Thüringen. Doch bald rückte dieKriegsfront auch dorthin vor. Fast allen Lisdorferngelang die Flucht vor den einrückenden sowjeti-schen Truppen in die Heimat oder in die Zonen derWestalliierten. Nach Kriegsende wurde Thüringenbekanntlich russische Besatzungszone und späterTeil der DDR, die sich mehr und mehr durch einen„Eisernen Vorhang“ hermetisch vom WestenDeutschlands abriegelte, so dass es bis zur “Wen-de“ 1989/90 über 45 Jahre lang kaum Kontaktegab. Viele Freundschaften oder familiäre Bindun-gen, die während der Evakuierungen entstandenwaren, konnten lediglich durch Briefwechsel ge-pflegt werden. Inzwischen sind die meisten Quar-tiergeber und auch Evakuierten, soweit sie dieKriegshandlungen überhaupt überlebt hatten, ver-storben. Lediglich die ganz jungen Erwachsenenund Jugendlichen sowie die Kinder von damalssind heute noch überwiegend am Leben.

Einige inzwischen mehr oder weniger betagte Lis-dorfer unterhalten noch gute Kontakte nach Thü-ringen zu ihren ehemaligen Quartiergebern oderSchulkameraden. Seit der Wende sind dieseFreundschaften wieder belebt worden, nicht zuletztdurch gegenseitige Besuche. Unter den zahlrei-chen Mitgliedern des Heimatkundevereins Lisdorfist festzustellen, dass bei den meisten noch vielfäl-tige Erinnerungen an die Evakuierungszeit in Thü-ringen bestehen. Damit verknüpft werden - sokonnte ich wiederholt feststellen auch Sehnsüch-te an unbekümmerte Kindheits- und Jugendtagein der Fremde. Die anderen, die die Zeit nichtselbst miterlebt haben, erinnern sich an die vielenErzählungen ihrer Eltern und Großeltern über de-ren Erlebnisse in Thüringen. Während der Gesprä-che über diesen Abschnitt unserer Zeitgeschichtewurde immer wieder der Wunsch geäußert, ge-

meinsam die ehemaligen Evakuierungsgebiete zubereisen. Diese Wünsche wurden bald in die Tatumgesetzt. Zum ersten Reisetermin Ende Juli 2001gingen so viele Meldungen ein, dass nicht alle be-rücksichtigt werden konnten und auf folgendeReisen nach Thüringen vertröstet werden musste.Mit einem modernen Reisebus wurde am 27. Juli2001 die Fahrt mit 50 Personen angetreten. Nachzügiger Fahrt über die Autobahn erreichten wirschon nach 6 Stunden Eisenach in Thüringen. DerEvakuierungstreck der Lisdorfer Landwirte mitPferdefuhrwerken benötigte 1939 dagegen fast 3Wochen. In Eisenach besichtigte die Lisdorfer Rei-segruppe die Wartburg und die historische Altstadtmit dem Luther Haus und dem J.-S.-Bach-Haus.Über die “Deutsche Klassiker-Straße“ ging es wei-ter in die historische Residenzstadt Gotha, um dortdas imposante Schloss Friedenstein und die sehrschön restaurierte Altstadt zu besuchen. Mit vielenEindrücken beladen wurde dann Arnstadt, „das Torzum Thüringer Wald“ angesteuert. Diesen ältestenOrt Thüringens hatten wir uns als zentralen Über-nachtungsort während unserer mehrtägigen Rei-se ausgewählt, weil dadurch neben den Eva-kuierungsgebieten auch die großen kulturhistori-schen Stätten in Erfurt, Weimar, Eisenach, Gothaund der Thüringer Wald mit dem Zentrum Ober-hof gut erreichbar waren. Außerdem bietet Arn-stadt selbst viel Sehenswertes. Schließlich war auchdas dem Verfasser bekannte 3-SterneHotel amBahnhof, das sowohl von seiner zentralen Lage,seinem Ambiente, seiner Küche und seinem Preis-Leistungs-Verhältnis empfehlenswert ist, aus-schlaggebend.

Als erstes Lisdorfer Evakuierungsgebiet wurden dieOrte Weingarten, Metebach, Brüheim, Eberstädtund Sonneborn, westlich von Gotha gelegen, be-sucht. 1939/40 waren dies reine Bauerndörfer mitgroßbäuerlicher Struktur und vielen Fachwerkbau-ten. Jetzt gibt es nur noch vereinzelt bäuerliche An-wesen innerhalb dieser Orte. Die Wohngebäudedieser früheren großbäuerlichen Betriebe sindüberwiegend in schlechtem Zustand; die großräu-migen landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäudestehen größtenteils leer und sind teilweise verfal-len. Viele der früheren Bauernhäuser sind auchabgerissen und durch Ein- oder Zweifamilienhäu-ser ersetzt worden. Desweiteren sind auch vieleneue Wohngebäude zu sehen, die aus DDR-Zeitenstammen. An den Ortsrändern entstehen seit derWende kleine Neubaugebiete mit schmuckenHäusern. Die landwirtschaftlichen Nutzflächenwerden in großen Schlägen bewirtschaftet. Brach-land war nicht zu sehen. Es wurde uns erzählt, dass

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die Landwirtschaft in den genannten Orten zuDDR-Zeiten von wenigen großen Landwirtschaft-lichen Produktionsgemeinschaften (LPG)“ betrie-ben wurde, in denen ein großer Teil der Bevölke-rung gearbeitet habe. Diese LPG’s befanden sichmeistens außerhalb der Ortslagen. Nach derWende erhielten die ehemaligen Grundeigentü-mer ihr Land wieder zurück, haben es aber in derRegel an große landwirtschaftliche Gesellschaftenverpachtet, deren Betriebsgröße oftmals die dersozialistischen LPG’s bei weitem übersteigt. Dieneuen, privatwirtschaftlich organisierten Betriebesind sowohl in der Innnenwirtschaft (Tierhaltung)als auch in der Außenwirtschaft (Anbau) derarthoch technisiert, dass nur noch wenige Arbeitskräf-te benötigt werden. Deshalb ist heute der überwie-gende Teil der Bevölkerung in der gewerblichenWirtschaft und im Dienstleistungsbereich tätig.

Im Laufe unserer Gespräche mit den Einwohnernder besuchten Orte trafen wir in Sonneborn denehemaligen Rektor der dortigen Schule. Dieserwusste uns viel zu erzählen, zumal er sich selbstmit Heimatforschung beschäftigt und 1985 an-lässlich der 1200-Jahrfeier von Sonneborn dieSchrift “Sonneborn im Wandel der Zeiten“ verfassthat. Der 73 jährige Karl Langlotz, so der Name desüberaus gastfreundlichen Sonneborners, kamdurch Einheirat in das Bauerngehöft Stedefeld ersteinige Jahre nach Kriegsende nach Sonneborn, sodass er über die Einquartierung der Lisdorfer bzw.Holzmühler in den Jahren 1939/40 nur wenigwusste. Er schenkte uns übrigens mehrere Exem-plare seiner Schrift über Sonneborn.

Während ein kleiner Teil im Hofdes Anwesens Stedefeld mit KarlLanglotz im Gespräch vertieftwar, besuchte der Rest der Lis-dorfer Reisegruppe ein Eiscafenebenan und schleckten rechtpreisgünstig so viel leckeres Eis,dass fast alle Eisvorräte aufge-braucht waren. Bei Außentem-peraturen von über 35° brach-te dies eine willkommene inne-re Abkühlung. Die Inhaberindes Eiscafes, eine Schwägerinunseres Gesprächspartners KurtLanglotz, machte an diesem Tagwohl „das Geschäft des Jahres“.

Eine weitere nette Begebenheitist erwähnenswert. Auf die Fra-ge, ob man sich in Sonnebornan Kriegsevakuierte aus dem fer-

nen Saargebiet erinnere, antwortete uns ein freund-licher junger Mann unbekümmert: „Ja, ich habegehört, dass auch hier Fremdarbeiter, Zigeuner undSaarfranzosen einquartiert waren“, aber mehr wisseer nicht darüber. Wir nahmen diese Antwortschmunzelnd zur Kenntnis.

Als nächsten Evakuierungsort steuerten wir Son-dershausen an. Uns war bekannt, dass die Stadtgegen Ende des Krieges total zerbomt wurde undspäter, während der DDR-Zeit, nur zögerlich wie-der aufgebaut wurde. Um so mehr waren wir über-rascht, als wir das dortige große Schloss und auchden historischen Stadtkern in einem ansehnlichenZustand vorfanden. Das Hotel „Thüringer Hof“, indem 1939/40 unser Reiseteilnehmer Robert Schützmit seiner Familie einquartiert war, hat sich wie-der zu einem örtlichen Spitzenhaus entwickelt.

Der Ort Werther bei Nordhausen war unser näch-stes Ziel. Im Ortsteil Schate wurden wir bereits vonFamilie Müller, zu der unser Mitreisender RudolfLonsdorfer seit 1940 freundschaftliche Kontakte un-terhält, freudig empfangen. Der Aufenthalt dort dau-erte wesentlich länger als geplant, so viel hatte mansich zu erzählen. In Werther gab es zwei große Ritter-güter, auf denen Lisdorfer untergebracht waren. Aufdem Rittergut im nördlich gelegenen Klein-Wertherwar u.a. die Familie Johann Schmitt-Weiler einquar-tiert, auf dem Rittergut Groß-Werther u.a. die Fami-lie Josef Lonsdorfer-Kreutzer. Beide Rittergüter wur-den zu DDR-Zeiten verstaatlicht und zu LPG’s um-gewandelt. Die herrschaftlichen Gebäudeteile sindvon den Russen gesprengt worden. Der verbliebe-

Westlicher Teil des Kreises Gotha mit den Orten Metebach, Weingarten, Brüheim,Sonneborn und Eberstädt

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ne Teil ist heute in einem sehr unordentlichen Zu-stand. Auch hier sind die Verhältnisse ähnlich wieim Raum Gotha. In der Landwirtschaft sind nurnoch wenig Beschäftigte. Die früheren bäuerlichenStrukturen wurden von den Kommunisten zerschla-gen. Obwohl das Grundeigentum heute wiederweitgehend an seine früheren Besitzer über-gegangen ist, sind diese Flächen an große Agrar-Gesellschaften verpachtet. LandwirtschaftlicheFamilienbetriebe, wie bei uns und auch nachKriegsende noch im Raum Nordhausen, sind auch11 Jahre nach der Wende in Thüringen nur sel-ten anzutreffen.

Erfrischt durch kühle Getränke und aufgemuntertdurch den bekannten Nordhäuser Doppelkornverabschiedeten wir uns herzlich von der Gast-geberfamilie um Frau Hanna Müller mit dem Ver-sprechen, sich bald in Lisdorf wiederzusehen.

Nordhausen, damals und heute Zentrum Nord-thüringens, war während der Evakuierung Treff-punkt vieler Lisdorfer. Peter Morguet, dessen Toch-ter Hilde Speicher aus Schwalbach auch zur Reise-gruppe gehörte, hatte während der Evakuierungdort die Gaststätte „Zum Mohr“ gepachtet. „Em-mes Pitt“, ein Lisdorfer Hobbymaler, hatte dieWände des Gasthauses mit Lisdorfer Motiven be-malt, so dass in diesem Treffpunkt der Lisdorferstets eine heimatliche Atmosphäre herrschte. Die-ses Gasthaus wurde zerstört, als am 3. und 4. April1945 alliierte Bomber die Stadt in Schutt undAsche legten. Es war die schlimmste Katastrophe,die Nordhausen je erlebt hatte. Bei diesem furcht-baren Luftangriff starben in Nordhausen innerhalbweniger Stunden mehr als 8.000 Menschen.

Diesen Luftangriff überlebte damals auch unsereMitreisende Monika Wilke als Kleinkind, die nachdem Krieg mit ihren Eltern aus Nordhausen nachLisdorf kam. Heute ist Nordhausen wieder weitge-hend aufgebaut und besitzt wieder eine schöneAltstadt mit schmucken Fachwerkhäusern.

Als die Lisdorfer Gruppe den Nordhauser Dom be-suchte, erinnerten sich einige ältere Mitreisende andie sonntäglichen Messbesuche dort vor mehr als60 Jahren. Christa Schwarz-Schmitt wusste zu be-richten, dass ihre Eltern während der Evakuierungdort getraut worden waren. Nordhausen war auchbei dieser Reise Treffpunkt. So kam es zu verab-redeten Treffs mit Verwandten unserer Mitreisen-den Maria von Maurice–Weiler und Monika Wilke.Von Nordhausen ging die Fahrt weiter in westlicherRichtung nach Trebra, wo die Lisdorfer Gruppe aufdem Hof der Familie Gebler bereits erwartet wur-de. Wolfgang Gebler, der in Lisdorf etliche Ver-wandte und Bekannte hat und den auch ich eini-ge Wochen zuvor kennenlernte, kam uns bis Pütz-

Lisdorfer im Gespräch mit einer Sonnebornerin

Gruppenfoto mitFamilie HannaMüller in Wert-her-Schate beiNordhausen

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lingen entgegen, ein Ort, ca. 6 km von Trebra ent-fernt, in dem auch mehrere Lisdorfer ihre Evaku-ierungszeit verbracht hatten. Er zeigte uns währendder Fahrt nach Trebra über Schiedungen, wo undin welchen Anwesen Lisdorfer untergebracht waren.

Auf dem weitläufigen Gehöft der Familie WolfgangGebler und Margarete geb. Kohlhase wurden wirnicht nur besonders herzlich empfangen, sondernauch fürstlich bewirtet. Im Innenhof des heute nichtmehr landwirtschaftlich genutzten Anwesens warzu unserem Empfang ein vorzügliches und reich-haltiges Buffet aufgebaut, und zwar für mehr als50 Personen. Wir waren über die Großzügigkeit -ebenso wie bei Familie Hanna Müller in Wer-ther-Schate - fast sprachlos. Wolfgang und Mar-garete Gebler fühlen sich Lisdorf besonders ver-bunden, da Margaretes Mutter, Greta Spaniol, ausder bekannten Lisdorfer Familie Spaniol stammteund sich während der Evakuierung 1939/40 inTrebra in den Hoferben Oskar Kohlhase verliebteund heiratete. Aus dieser Ehe gingen die beiden

Töchter Margarete und Karin hervor. Tochter Mar-garete lernte während ihrer Ausbildung zur Kran-kenschwester in Dresden ihren Mann WolfgangGebler kennen, mit dem sie später zu ihren Elternauf den Hof nach Trebra zurückkehrte.

Zum Empfang der Lisdorfer Reisegruppe warenneben Wolfgang und Margarete Gebler auch ihreSchwiegertochter Ulla und zwei Enkelkinder (dieübrigen Familienmitglieder waren verreist) sowiedie aus Neuforweiler stammende 80 jährige Hil-degard Kiel geb. Schuck mit Sohn und Schwieger-tochter gekommen. Hildegard Schuck lernte eben-falls während der Evakuierung ihren Ehemannkennen und wohnt seitdem in Kleinbodungen, einNachbarort von Trebra.

Während des mehrstündigen Aufenthaltes beiGeblers konnten die Lisdorfer das Anwesen ausgie-big besichtigen. Es gab sehr schön museal ausge-stattete Räume, u. a. eine Bauernstube, ein Jagd-zimmer und einen prächtigen Hofgarten zu bestau-

Raum Nordhausen mit den Orten Werther-Schate, Pützlingen Schiedungen, Trebra, Kleinbodungen und Kleinberndten

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nen. In Gesprächen mit unseren Gastgebern erfuh-ren wir, dass auch in Trebra der Krieg furchtbargewütet hatte. Kurz vor Kriegsende 1945 hatte sicheine Einheit der Waffen-SS bei Trebra eingegraben.Das veranlasste die angreifenden alliierten Truppen,Trebra in Brand zu setzen und anschließend zu bom-bardieren. Dabei sind fast alle Häuser und Höfe bisauf die Grundmauern zerstört worden. Unter der Zi-vilbevölkerung gab es zahlreiche Opfer.

Die Landwirtschaft in Treba ist heute genauso struk-turiert wie im Raum Gotha und Nordhausen und inden neuen Bundesländern überall. Die früherenGrundeigentümer erhielten ihr Land wieder zurück,aber nur in den seltensten Fällen bewirtschaftetensie es selbst. Die Flächen sind überwiegend an gro-ße Agrar-Gesellschaften verpachtet, die teilweiseauch die Betriebsstätten der LPG’s übernommenhaben. Das Land um Trebra war wegen seiner gu-ten Bodenqualität sehr begehrt und für ca. 300 DMpro Hektar an eine niedersächsische Firma ver-pachtet. Nach einigen Stunden bei Geblers inTrebra hieß es Abschied nehmen, da wir noch eineweite Fahrt durch Thüringen vor uns hatten. Wirwaren überwältigt von so viel Herzlichkeit undGroßzügigkeit, das hatte niemand erwartet.

Die vorgesehenen Besichtigungen in Mühlhausen(Thomas-Müntzer-Stadt) und Bad Langensalzawaren bereits aus Zeitmangel gestrichen worden.

Der Empfang bei Geblers war ein Höhepunkt die-ser Reise, darüber waren sich alle Teilnehmer ei-nig. Wolfgang Gebler begleitete uns auf der Rück-fahrt von Trebra im Bus durch viele kleine Orte über

Bleicherode bis zur Hainleite im Kyffhäuserkreisund gab uns dabei interessante Informationen überLand und Leute. Auf der weiteren Rückfahrt legtenwir noch einen kurzen Stopp ein in Kleinberndten,wo unser Mitreisender Alfons Welsch und seineSchwester Marianne Welsch mit ihren Eltern undweiteren Lisdorfern ihre Evakuierungszeit verbrach-ten. Das damalige Schulgebäude und das Haus,in dem sie Quartier gefunden hatten, war auchnach 61 Jahren schnell gefunden, zumal wir siefast unverändert vorfanden. Leider trafen wir kei-ne Angehörigen der Quartiergeber mehr.

Nach diesem anstrengenden, aber erlebnisreichenTag erreichten wir ziemlich spät unser Hotel inArnstadt. Nach dem gemeinsamen Abendessenunternahmen dennoch einige einen Nachtbummeldurch die Stadt. Die anderen gingen zeitig zu Bett,um am nächsten Tag für die Heimreise mit weite-ren Besichtigungen fit zu sein. Die Heimreise gingdurch schöne Gebiete des Thüringer Waldes nachOberhof mit Besichtigung des Rennsteiggartens.Weiter fuhren wir durch das bezaubernde Werra-Talmit kurzem Stopp und Besichtigung in Meiningen,weiter entlang der fränkischen Saale zur Autobahnbei Würzburg. Nach bequemer Autobahnfahrt ka-men wir relativ schnell wieder zu Hause in Lisdorfan. Man war einhellig der Meinung, dass die Reisewegen der großen Hitze zwar anstrengend, abersehr interessant und höchst informativ war.

Aufgrund zahlreicher Nachfragen beabsichtigenwir, im Jahr 2002 eine weitere Reise in die Evaku-ierungsgebiete Thüringens und in den Harz durch-zuführen.

Reiseleiter HeinerGroß dankt Marga-rete und WolfgangGebler (rechts) fürden Empfang aufihrem Hof in Trebra

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Lisdorfer in GeblersHof in Trebra. Hintenstehend GastgeberWolfgang Gebler

Lisdorfer vor der Staats-kanzlei von Minister-präsident Bernard Vo-gel in Erfurt

Ein Teil der LisdorferReisegruppe vor demHotel in Arnstadt

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In der ersten Ausgabe unseres Heimatblattes ha-ben wir die Erntedankfeste in Lisdorf während derNS- Zeit beschrieben. Eine für 1939 geplanteMega- Veranstaltung fiel wegen des Krieges aus.Das Erntedankfest ist aber keine Erfindung derNazis, sondern es stammt aus den Tiefen derMenschheitsgeschichte. Und es ist auch heute an-gesichts von Butterbergen und Milchseen der EUund angesichts verhungernder Kinder in so vielenLändern Afrikas aktuell, dem Herrgott zu danken,dass er uns derartiges erspart. Umso größer mus-ste der Dank ausfallen, als sich nach dem furcht-baren Krieg das Leben normalisiert hatte. Wie leichthätte auf den Zusammenbruch des Deutschen Rei-ches eine Hungerkatastrophe folgen können.

1948 war es dann soweit. Das ersteErntedankfest nach dem Krieg konn-te steigen. Wir wollen gerade diesesbeschreiben. Einerseits war es demNS- Beiwerk entkleidet, andererseitsfehlen viele für heutige Erntedankfe-ste typischen Züge, so dass wir hierein typisches Beispiel für den Verlaufvon Erntedankfesten in alter Zeit voruns haben.

Bereits Samstags haben die Bäue-rinnen Haus, Stall und Scheunenherausgeputzt. Der Sonntagmorgenbeginnt neblig- trüb. Aber gegen 10Uhr kommt die Sonne raus. Jetztwerden Erntekranz und Erntekronebeim Gärtner Wein in der Feld-strasse abgeholt und in die vollbe-setzte Pfarrkirche gebracht, wo sieim Verlauf des Hochamts vonDechant Spengler, dem LisdorferPfarrer, eingesegnet werden. Er nutztdie Gelegenheit, die Wiedererrich-tung des Kreuzes auf dem LisdorferBerg und die Errichtung eines wei-teren Kreuzes in der Lisdorfer Au zufordern. Die Kreuze sollen die Nähezu Gott in diesen beiden Hauptan-baugebieten des größten Bauern-dorf der unteren Saar symbolisieren!

Nach dem Hochamt findet eine Fei-erstunde auf dem freien Platz vor der

Mädchenschule statt (heute Feuerwehrhaus). Re-den werden keine gehalten, doch nach dem Auf-spiel des Orchestervereins tragen Hedwig Lux-enburger und Rosa Rullang, zwei reizende jungeDamen, Gedichte vor. Dann singt die Sänger-vereinigung unter Dirigent Sybille „Sonntag ist’s einheiliger Friede“. Es folgt „Hoch empor“ von derGermania.

Mit gutem Appetit geht es nun zum Mittagessen, unddann dauert es nicht mehr lange, bis das Fest seinemHöhepunkt entgegensteuert: dem großen Umzug.

20 000 Menschen sind gekommen. Dicht an dichtsäumen sie die Umzugsstrecke, die quer durchs

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von Wvon Wvon Wvon Wvon Wolfgang Mangolfgang Mangolfgang Mangolfgang Mangolfgang Mang

Die Erntekönigin des Jahres 1948 Greta Ecker wird „streng gewacht“von einem Polizeikommando. (2. von rechts Adam Breininger aus Lisdorf)

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Dorf geht: Von der Schulstraße (heuer Professor-Ecker-Straße) durch die Großstraße zum Land-wehrkreuz; von dort aus über die Chaussee (Pro-vinzialstraße) durch die Ensdorfer Straße zum Fest-platz am alten Sportplatz am Rande der Au.

Und die Zuschauer werden nicht enttäuscht. 35Wagen und Trachtengruppen sind erschienen. Aufdie Musikkapelle Johann Freichel folgt der Orga-nisator des Festes Josef Breininger mit mehrerenanderen Bauern, sie alle hoch zu Ross. Dahintertragen Jungbauern den mit bunten Bändern ge-schmückten Erntekranz. Flankiert werden sie vonstrammen Jungbäuerinnen.

Und direkt hinter dieser Gruppe fährt dann derWagen mit der Erntekönigin Greta Ecker.

Im weiteren Verlauf fährt eine Galakutsche mit denEhrengästen vor. Monsieur Espiaube als Vertreterder Kreisdelegierten, Saarlouis’ Bürgermeister Pe-ter Bloch, LandwirtschaftskammervizepräsidentJohann Schmitt-Ecker, Bezirksvorsteher Hans Ber-din, wie Schmitt-Ecker ein Lisdorfer, sowie der ört-liche Bauernvereinsvorsitzende Nikolaus Lonsdor-fer sind die Insassen dieser Kutsche.

In einer weiteren Kutsche sitzen die vier ältestenBauern des Dorfes. Die Kutsche trägt die Inschrift:„Ackere Du, ich kann nicht mehr.!“. Den vier äl-testen Bauern folgen die drei ältesten Gemüse-händlerinnen, allerdings nicht in einer Kutsche,

sondern in einem Mercedes. Alles, was irgendwiemit der Landwirtschaft zu tun hat ist vertreten:Schmiede, Wagner, Bäcker.

Hübsch anzusehen ist auch noch der „Frühlings-wagen“ von Gärtner Wein, den Spatenjungen undRechenmädchen begleiten.

Auf dem Festplatz angekommen, sammeln sichTeilnehmer und Zuschauer und lauschen den Re-den der Ehrengäste. Nach der EröffnungsredeBerdins tritt Bürgermeister Bloch ans Rednerpult. Ererinnert daran, wie gefährlich die Feldarbeit ange-sichts der noch überall herumliegenden Minen warund noch ist. Dann spricht Schmitt-Ecker. Er fordertdie Bauern auf sich berufsständig zu organisieren,die Söhne und Töchter auf die Landwirtschafts-schule in Saarlouis zu schicken und der Abgabe-pflicht für Milch und Korn nachzukommen.

Als Schmitt-Ecker seine Rede beendet hat, bran-det starker Beifall auf. Die jungen Leute sind aberfroh, dass die Festansprachen endlich rum sind,denn für sie beginnt bald das Hauptvergnügen desTages. Zunächst sehen sie noch eine Volkstanz-darbietung der Jungmädchen, denen sich Volks-belustigung und die Verteilung von Kuchen, Käse-brot und Würstchen an die Kinder anschließen.Dann geht es ab in die Gasthäuser zum Erntetanz.

Quelle: Johann Port, Erntedankfest-Tag der Freude in Kreis-zeitung Saarlouis vom 5.10.1948

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Foto Seite 14:Der Festwagen mitder Erntekönigin desJahres 1948 GretaEcker und AlfonsBreininger als Kut-scher

Foto rechts:Auf dem Wagen wird„De Hahnen“ gefeiert.(Wenn die letzten Kar-toffeln geerntet wa-ren, hatte man „deHahnen“ gefangen)

Am Rednerpult Johann Schmitt-Ecker aus Lisdorf, damals Vizepräsident und später Präsident derLandwirtrschaftskammer des Saarlandes

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Zwei Jahre später feierten die Lisdorfer noch ein-mal ein Erntedankfest. Der Ablauf war ähnlichdem von 1948. Nach dem Dankgottesdienst fin-det eine Festveranstaltung statt, diesmal aber alsGefallenenehrung am Kriegerdenkmal auf demFriedhof. Den Höhepunkt bildet dann mittags dergroße Umzug. Darauf folgt die schon bekannteNachmittags-Festveranstaltung mit den Anspra-chen der Ehrengäste.

Wir wollen dennoch einen Bericht aus der Saar-brücker Zeitung über den Umzug wortgetreu wie-dergeben, weil sich hier - im Gegensatz zu der tra-ditionell noch ganz dem bäuerlichen Leben verhaf-teten Veranstaltung von 1948 - deutliche Anklän-ge an heutige Erntedankumzüge erkennen lassen.

Den Höhepunkt der Festlichkeiten bildete der gro-ße Erntedankzug des Nachmittags. Fast vierzig Wa-gen bewegten sich durch die von vielen Tausendenumsäumten Straßen. Man muss diesen Zug gese-hen haben, den repräsentativen Wagen der Ernte-königin, Frl. Rosa Rullang, die, ein Bild heiterer Ju-gend und Anmut, aus Ähren, Blumen und Feldfrüch-ten heraus lächelte; oder die geschmackvollen undreich ausgestatteten Wagen der vier Jahreszeiten,von denen zarte Hände Frühlingsblumen herab-streuten, ein feiner künstlicher Sprühregen im Son-nenschein irisierte, die Fülle eines gesegnetenHerbstes lockte und originelle, aus Gemüse herge-stellte Puppen in Lebensgröße die Geruhsamkeiteiner winterlichen Bauernstube beim Kartenspielzeigten. Auf gut gestellte Szenen aus der Bauern-tätigkeit folgten Bilder aus altem Lisdorfer Volks-leben und Vergangenheit: Ein Gemüsewagen, mit

einer sackleinenen Plane überspannt, die alte Stal-laterne an der Seite, zog dahin, so wie einst die Lis-dorfer Bauern und Händler in eine nächtlicheLichterprozession zu den Märkten von Saarbrückenund Sulzbach fuhren; eine alte Bauernhochzeit ent-faltete übermütiges Leben, und von einem Kind-taufswagen warf die Patin nach alter Sitte„Zuckersteine“ (Bonbons) in die jauchzendenKinderscharen am Straßenrande. Aus einer Postkut-sche verklungener Tage, in der sich auch heute nochbequem reisen ließe, lächelten spitzbärtige Herrenund junge Damen in Biedermeiertracht, währendder Postillion von seinem hohen Sitze aus seine Me-lodien durch die Straßen schmetterte. EigenartigeEmpfindungen löste ein Feuerlöschzug aus der nochnicht motorisierten Zeit aus; weißer Lederschurz,glänzende Helme, Säbel und Handspritze erinnertendaran, dass man es in der „guten alten Zeit“ selbstbei Feuernot noch ein wenig mit der Gemütlichkeithielt. Auch die Ortsvereine, Geschäftsleute undHandwerker beteiligten sich an dem Zuge: Da wur-de Richtfest gefeiert; eine Schmiede mit Schmie-defeuer, Amboß und Werkzeugen aller Art zog vor-bei; ein von der Jugend umjubelter Bäckerwagenverteilte zur allgemeinen Belustigung Gebäck, Bre-zeln und Kuchen an die Zuschauer; der Käseschmier-wagen sorgte dafür, dass hungrige Buben tüchtigeSchnurbärte bekamen; Fußballer feierten ihren Sieg,und ein Gesangverein hatte auf schlicht, aber ge-schmackvoll ausgestatteten Wagen eine große Lyraaus Gezweig und Blumen aufgebaut. Den Schluß desZuges machten die mit wirkungsvollen Großplastikenausgestatteten Wagen von Raiffeisen sowie Reklame-fahrzeuge verschiedener Firmen.

Erntekönigin des Jahres 1950 Rosa Rullang

Wagen der Raiffeisen-Genossenschaft Lisdorf mit dem Sä-mann, gezogen von einem der ersten Traktoren in Lisdorfder Familie Klein und gesteuert von Vinzenz Klein

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Mädchen vor der Lisdorfer Pfarrkirche mit dem gesegneten Erntekranz und gesegneten Früchten

Der Festwagen mit der Erntekönigin Rosa Rullang und Erich Klein (ihr heutiger Ehemann) als Kutscher

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Am 21. Juli 1940 hattenmeine Eltern ihn in Hän-den. Den beantragtenund lang ersehntenHeimkehrerausweis“,ausgestellt vom Orts-gruppenleiter in Lipp-oldshausen (Hann.-Mün-den). „Nix wie hemm“lautete die Devise nachdieser ersten Evakuie-

rung. Ausgestattet mit Lebensmittelkarten und einemweiteren Bezugschein für insgesamt 5 Paar Schuhedurften wir uns auf den Weg machen.

Für uns und alle anderen Evakuierten ging nachdem Frankreichfeldzug ein Wunsch in Erfüllung.Neues Leben erwacht, es beginnt eine Zeit desAufbruchs voller Energie und Tatendrang. Doch dieFreude über die Heimkehr wurde auch getrübt;denn unser Vater musste - wie auch viele andere- zum Militärdiensteinsatz antreten. Hinzu kamen

noch andere unangenehme und unerwartete Er-eignisse. Der Krieg begann sich auszuweiten. Wirbekamen Bombennächte zu spüren. Zum Schutzgegen die einsetzenden Fliegerangriffe wurdenMitte des Jahres 1942 an vielen Stellen in Lisdorfdurch nachbarschaftliche GemeinschaftsarbeitLuftschutzräume gebaut. Besonders geeignet da-für waren alte Gewölbekeller, aber auch Stollenwurden als Unterstände in vorhandende Felser-hebungen eingetrieben. Soweit genug Zement undandere Baustoffe vorhanden waren bzw. aufgetrie-ben werden konnten, entstanden Behelfsbunker inden angrenzenden Gärten der Wohnhäuser. Diewenigen noch nicht zum Kriegsdienst einberufe-

nen oder reklamierten bzw. „unabkömmlich ge-stellten Männer errichteten gute Schutzräume.Das handwerkliche Geschick der noch nicht ein-gezogenen Bergleute war hierbei von großemNutzen. Zur Brandbekämpfung wurden dieSchutzräume mit Wassereimern, Sandkästen,Feuerpatschen, Spritzen und Volksgasmasken

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von Josef Ruppvon Josef Ruppvon Josef Ruppvon Josef Ruppvon Josef Rupp

Heimkehrerausweis

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ausgestattet. All dies waren reine Vorsichtsmaß-nahmen für den Ernstfall.

Ich wohnte damals mit meiner Mutter, SchwesterKatharina und Bruder Edgar in der Feldstraße 32.Die nächsten privaten Schutzräume befanden sichin der Wolffstraße, ferner beim Pitt Dinger, seinemNachbarn Andreas Schmitt, dem späteren Posthal-ter und Fahrradhändler in der Großstraße 32. Einsehr gut ausgebauter Betonbunker, der heute nochvorhanden ist, befand sich im Garten des Anwe-sens der Metzgerei Theo Blasius, ebenso im Gar-ten meines Schulkameraden Erich Amann in derFeldstraße 35. Da mein Vater schon sehr früh beider Wehrmacht einrückte, hatte er nicht die Mög-lichkeit, beim Bau eines Bunkers mitzuwirken, wassich für uns später als Nachteil erwies. Schutzräu-me waren nämlich sehr begrenzt und heiß be-gehrt. Bevor unsere Mutter uns abends ins Bettschickte, durften wir noch die Abendnachrichtenhören, obwohl das Interesse nicht sehr groß war.Wenn dann aus dem „Volksempfänger“ (Radio)der sogenannte Kuckucksruf ertönte, wussten wir,dass feindliche Fliegerverbände einflogen. Mei-stens gingen wir in voller Kleidung zu Bett, um beiFliegeralarm rechtzeitig in den Bunker zu kom-men. Nachts in aller Eile aufzustehen, manchmalbis zu drei Mal, war für uns Kinder (9, 10, 12 Jahrealt) und auch für unsere Mutter oft recht mühsam.Manchmal konnten wir uns vor lauter Müdigkeitkaum noch auf den Beinen halten, und unsereMutter hatte große Mühe, uns jedesmal zu wek-ken. Sie brachte viel Geduld auf und war nicht zubeneiden. Es kam auch vor, dass wir einen Flie-geralarm einfach überschlafen haben. Wenn aberdann die ersten Bomben in der Nähe einschlugen,bekamen wir doch Angst und empfanden die An-griffe als ernsthafte Bedrohung.

Der erste Bombenangriff auf Lisdorf wird mir fürimmer in Erinnerung bleiben. Am 1. September1942, kurz nach Mitternacht, wurde Saarlauterndurch Bombenangriff überrascht. In der Innenstadtwar Kirmes. In drei Angriffswellen richteten dieenglischen Flieger durch Spreng- und Brandbom-ben großen Schaden an. Auch ein Teil der St.-Eli-sabeth-Klinik brannte. Stark in Mitleidenschaftgezogen war der Stadtteil Fraulautern. In Lisdorffielen drei sogenannte Luftminen, die in der Ober-bruchstraße großen Schaden anrichteten. Als eshell wurde, liefen wir Kinder noch vor Schulbeginnzur Unglücksstelle. Wir sahen einen großen Bom-bentrichter von ca. 6 m Durchmesser. Rings her-um Verwüstung. Die hintere Häuserreihe, die ausHolzbaracken bestand und in denen die Familien

Belles, Rupp, Jungmann und Kleinbauer wohnten,war zerstört. In der vorderen Häuserreihe in mas-siver Bauweise war der Wohnhausgiebel meinesSchulkameraden Mathias Staudter weggefegt. DieWohnungseinrichtung mit den Betten stand freisichtbar an der früheren Giebelwand. Es bestandabsolute Einsturzgefahr. Jeder hatte Einblick in das,was einmal eine gemütliche Wohnung war. An dennoch heilen Wänden hingen Bilder. Wie mirMathias erzählte, war durch die Explosion dieHochspannungsleitung gerissen und auf die dar-unter liegende Versorgungsleitung gefallen, wo-durch ein Kurzschluss entstand. Es herrschte tota-le Dunkelheit und Verwirrung. Zunächst wussteniemand, was geschehen war; man dachte zu-nächst an ein Gewitter. Der Vater, Johann Staudter,der von der Partei als Luftschutzwart eingesetzt war,lief im und ums Haus herum. Er schrie nach sei-ner Frau Maria, die erst kurz zuvor die jüngsteTochter Berta zur Welt gebracht hatte. Auch dieälteste Tochter Käthe war zunächst nicht auffind-bar. Sie wurde im Keller gefunden, nur mit einemHemd bekleidet. Glücklicherweise blieben Franz(im gleichen Monat noch in Russland für immervermisst), Maria, Katharina, Alois, Willi, Johanna,Mathias, Renate, Adolf, Anita und Berta unverletzt.Nur die Kaninchenställe im Hof waren zerstört, und31 Kaninchen mussten wieder eingefangen wer-den. Dringend notwendig jedoch war nun die Un-terbringung der Obdachlosen. Notunterkünftemussten bezogen werden. Familie Staudter wurdenoch am gleichen Tag nach Bockange (Lothringen)evakuiert und bekam dort im Kasernengeländeeine Offizierswohnung zugewiesen. Sie blieb dortbis zur Frankreich-Invasion, kehrte dann nachRoden zurück. Uns Schulkameraden mit FräuleinJosefine Leinen als Lehrerin fehlte Mathias Staudterdoch sehr, besonders bei den Sportfesten als derschnellste 60-m-Läufer. Im gesamten Obstgartenwaren die Fensterscheiben zerbrochen. Die enormstarke Explosions-Druckwelle wälzte sich bis hinzur Provinzialstraße. Im Gasthaus „Zum Rosen-thal“, Besitzer Jakob Seidel, dem elterlichen An-wesen von Adolf, Erich und Kurt Seidel, hatte sichder gesamte Dachstuhl abgehoben und dann wie-der gesetzt. Im Wohnhaus Weiler, damals Haus Nr.161, waren Fenster und Türen aus ihrer Veranke-rung gerissen. Maria von Maurice-Weiler erinnertsich, wie schlimm es aussah. Selbst die Ofenroh-re und die Schutzdeckel der nicht angeschlosse-nen Kamine waren herausgedrückt worden undRuß hatte sich in den Räumen verteilt. Die Haus-bewohner, vor allem die Kinder, waren durch denLärm aufgeschreckt, liefen im Haus umher undsuchten Schutz. Der an den Füßen klebende Ruß

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hinterließ gespenstige Abdrücke. Obwohl jederden Knall vernommen hatte, wusste niemand, wasgeschehen war. Werner Raber, erst einige Mona-te alt, wartete in seinem Bettchen darauf, dass sichjemand um ihn kümmerte. In der Ferne warennoch einzelne Detonationen und Bordwaffenbe-schuss zu vernehmen.

Dieser Bombenangriff war das vorherrschendeThema. Gerüchte kursierten und Vermutungenwurden angestellt. Zunächst hieß es, dass einLichtschein aus dem Haus von Hubert und PeterBelles den Angriff ausgelöst hätte. Ein andererwollte eine Spionin gesehen haben, die Lichtsigna-le gegeben habe, nach der Katastrophe Fotosgemacht und sich dann schnell mit der Straßen-bahnlinie Nr. 5 (von Saarlautern über Lisdorf nachWadgassen) entfernt habe. Diese Person sei beimAussteigen in Wadgassen verhaftet worden, undman habe nie wieder etwas von ihr gehört. Jeden-falls waren die Flak- und Scheinwerfer-Stellungenin der Umgebung, besetzt mit jugendlichen Luft-waffenhelfern, die Funkunterstände am Ginster-berg sowie die Schwerindustrie in Bous, Dillingenund Völklingen lohnenende Angriffsziele. Wahr-scheinlicher ist jedoch, dass sich die Beobach-tungspiloten der Royal Air Force in der Markierungihres Angriffszieles geirrt und die Leuchtzeichen(„Christbäume“) über Saarlouis gesetzt haben. InWirklichkeit hat der Angriff wahrscheinlich Saar-brücken gegolten. Dieser Irrtum kostete 37 Bewoh-ner von Saarlouis das Leben. In Lisdorf starben:Katharina Lutz geb. Rupp (Tillerkäthe), HubertBelles und Berta Deutschmann. Verletzt wurdeHerbert Rupp und weitere Bewohner.

Nun war sich jeder der Gefährlichkeit eines Bom-benangriffs bewusst. Im Obstgarten wurde derStollenausbau intensiv betrieben. Die Menschenhatten erkannt, dass die zunehmende Härte desKrieges sich nicht nur auf die kämpfende Frontbeschränkte. Auch das zivile Hinterland war da-von betroffen. Während die deutsche Luftwaffe biszum Juni 1940 keine einzige Bombe über der bri-tischen Insel abgeworfen hatte, griffen seit Kriegs-beginn 1939 britische Flugzeuge Ziele auf deut-schem Boden an. Auch unter der Zivilbevölkerungwaren zahlreiche Opfer zu verzeichnen.

Oft nur notdürftig bekleidet, mit etwas Essbaremausgerüstet (wenn vorhanden), die wenigen Hab-seligkeiten im „Luftschutzgepäck“, liefen wir dannzum nächsten Unterstand. Allerdings fanden wirin den privaten Schutzräumen nicht immer Einlass,da diese entweder schon voll besetzt waren oder

- wie schon gesagt - weil wir beim Bau dieserUnterkünfte nicht mitgewirkt hatten. Deshalb lie-fen wir lieber in den öffentlichen Bunker an derSaarbrücke Lisdorf -Ensdorf, sofern uns noch ge-nügend Zeit verblieb. Es war ein ziemlich weiterWeg und wegen der völligen Dunkelheit sehr be-schwerlich; denn die Verdunkelungs-Verordnungtrat jetzt stärker in Kraft. An den meisten Fensternwaren lichtundurchlässige Rollos angebracht, undauch die Straßenbeleuchtung war wegen zusätz-licher Energieeinsparung (Kohlenklau) längst ab-geschaltet. Die wenigen motorisierten Fahrzeugedurften bei Dunkelheit nur mit abgeänderten Tarn-scheinwerfern fahren. Dabei wurden die Auto-lampen bis auf einen kleinen waagerechten Schlitzzugeklebt, oder die Glühbirnen mussten blau an-gestrichen werden. Wurden diese strengen Ver-dunkelungsvorschriften einmal vergessen und eineLichtquelle erhellte die Dunkelheit, erschallte gleichder eindringliche Ruf „Licht aus“, der uns sehr er-schreckte. Die Einschränkungen im täglichen Be-darf nahmen zu. Mehr und mehr wurde rationiert,und vieles war nur noch auf Bezugsschein oderLebensmittelkarten, für die man lange Schlangestehen musste, zu bekommen. Mit etwas Glückerhaschte man vielleicht noch etwas „unter derTheke“. Als dann auch noch das Benzin knappwurde, rüsteten die wenigen LKW-Besitzer aufHolzgas-Vergaser um. Hinter dem Führerhauswurde ein großer Heizkessel installiert. Zerkleiner-tes Abfallholz wurde eingefüllt und durch gedros-selte Verbrennung in Gas als Antriebsenergieumgewandelt. Dies setzte voraus, dass immer eingroßer Vorrat an Holz mitgeführt wurde, was na-türlich die Zuladung einschränkte. Ging dasReserveholz aus, blieb der LKW stehen.

Ich erinnere mich, dass es in Lisdorf damals zweisolcher Fahrzeugbesitzer gab. Es waren dies Jo-hann Schmitt (Kohlenscholly) und Willi Simon,beide aus der Kleinstraße. Der Krieg wurde immerspürbarer, die Kriegsschauplätze verhärteten undverdichteten sich. Die Vorwarnzeiten beim Einflugfeindlicher Bomber wurden kürzer und der Wett-lauf in die Unterstände und zum Saarbunker da-durch immer beschwerlicher. Es kam vor, dass wirdie Wegstrecke bis zum Schutzraum an der Brük-ke nicht rechtzeitig schafften und die Bunkertürwegen der bereits überfliegenden Verbände ver-schlossen war. Dankbar waren wir den damaligenLuftschutzwarten Heinrich Theobald (Bawel) undPeter Luxenburger (Straßenbahnführer), beide ausder Ensdorfer Straße, wenn uns nach intensivemKlopfen an der Panzerstahltür doch noch Einlassgewährt wurde.

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Die ständige Überbelegung wie auch der mehr-stündige Aufenthalt in dem mehrgeschossigenBunker brachte es mit sich, dass die Atemluft sichschnell verbrauchte und so manchem Insassenübel wurde. Schon nach kurzer Zeit musste Frisch-luft zugeführt werden. Dies geschah mit Hilfe ei-ner Luftzentrifuge, die von einigen Insassen mittelseiner Handkurbel in Betrieb gehalten wurde. Ichwar damals sehr stolz, wenn ich als Kind diesenApparat bis zur Erschöpfung drehen durfte. Da-nach schlief ich fest bis zur Entwarnung. Morgensin der Schule war ich dann ziemlich müde, aberunser Lehrer Jakob Amann wusste um unsere Notund benutze seinen Rohrstock nur als Drohung.

Westwallbunker, wie hier an der Saarbrücke, wa-ren schon 1938 in Bau gegangen. Diese Festungs-werke stellten ein ausgeklügeltes Verteidigungs-system dar, mit schweren Panzerkuppeln und al-

len Versorgungseinrichtungen ausgestattet. DieFrischlufteinrichtungen sollten bei Gasangriffenzum Einsatz kommen.

Die Bunkerlinie erstreckte sich von der linken Saar-seite landeinwärts bis zum Hoxberg und bestandin unserem Bereich aus drei Linien. Als Hitler sicham 16. Mai 1939 vom Baufortschritt überzeugenwollte, standen wir Schulkinder mit Fähnchen inder Hand in der Ensdorfer Straße, die zur Fahrt-route des Führers zum 24 m hohen Hindenburg-turm in Berus gehörte.

Unsere Lehrerin, Fräulein J. Leinen, als Kassiererinim RLB (Reichslehrerbund) tätig, war wegen diesesEreignisses sehr aufgeregt. Wir Kinder freuten uns,weil es für uns einige Stunden schulfrei bedeutete.Alle Stollen- und Bunkeraufenthalte, Schanzarbeitenfür Panzer- und Splittergräben, Altmaterial- Spinn-

stoff- und Kräutersammlungen, Seiden-raupenzucht und Kartoffelkäfersuche so-wie zwei Evakuierungen zusammen-genommen ergaben einen Schulausfallvon insgesamt einigen Monaten.

Die Durchfahrt des Führers in einer gro-ßen Autokolonne geschah so schnell,dass es mir nicht möglich war, Hitler ge-nau zu erkennen. Jedenfalls wurde nochlange darüber gesprochen und jeder be-hauptete, Hitler gesehen zu haben. Derdamalige Zeitzeuge W. Silvanus, ein nichtregimefreundlicher Anwohner, meinte zueinem Familienangehörigen: „Wenn derHitler kommt, nimmt jeder von uns Älte-ren ein Kind auf den Arm, dann brau-chen wir nicht die Hand zum deutschenGruß zu strecken.“ Frau Lina Jakob mein-te: „Diesen Durchfahrtsrummel werde ichmir nicht anschauen, denn für diesen Kerl(Hitler) lasse ich das Mittagessen nichtkalt werden.“

Solche Worte waren zu dieser Zeit ge-fährlich und nahmen oft ein verhäng-nisvolles Ende.

Ein Freund meines Schwiegervaters Jo-sef Welsch war aktives Mitglied derNSDAP und empfahl ihm, der Partei bei-zutreten. Mein Schwiegervater lehntedies jedoch strikt ab, und damit endetedie Freundschaft. Noch in der selbenWoche bekam er einen Dienst-versetzungsbescheid zur Eisenbahn

Hindenburgturm bei Berus. Er wurde am 25. September 1939 ge-sprengt.

Foto: „Unsere Heimat“ 4/1984

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nach Halle. Kurze Zeit später traf der Gestellungs-befehl zur Wehrmacht ein. Anfang des Jahres1945 kam dann die erschütternde Nachricht, dassder Soldat Josef Welsch am 29.12.1944 in SchlossCheras bei Houffalize gefallen sei. Ein Kriegs-schicksal, das fast 200 andere Lisdorfer Väter undSöhne teilten.

Dem erweiterten Gästekreis beim Besuch Hitlers aufdem Hindenburgturm in Berus gehörte auch einLisdorfer Bürger an. Erst Jahre danach erwähnte er,dass Hitler das Wort an ihn gerichtet und sich nachder Toilette erkundigt habe. Er antwortete folgen-dermaßen: „Geradeaus, dann links die Trepperunter, das ist der Weg, mein Führer. Heil Hitler!“

Es gab weitere Luftangriffe. Um diese Bombenab-würfe von kriegswichtigen Betrieben abzulenken,wurden auf dem Lisdorfer Berg entlang des We-

ges zur heutigen Mülldeponie leicht brennbareAufbauten errichtet. Wir Pimpfe nannten dieseAttrappen „Negerdörfer“. In Tarnfarbe gestrichen,schwach beleuchtet, aus großer Höhe gerade nochsichtbar, sollten diese Bauten für Flugzeug-Aufklä-rer vermeintlich lohnende Angriffsziele darstellen.Die Verkleidungen waren zusätzlich mit Stangen-schwarzpulver bestückt. Bei Bombardierung gerie-ten diese Aufbauten in Brand und würden bedeu-tende Treffer vortäuschen. Da der gesamte An-lagenbereich nur seiten unter Bewachung stand,war dies für uns Kinder ein interessanter Spielplatz.

Wir spielten oft dort und nahmen auch von demSchwarzpulver zur eigenen Verwendung.

Die feindlichen Flieger erschienen immer öfter.Einige Lisdorfer Gymnasiasten wechselten von derSchulbank in die Geschützstellungen der Flak, siewurden Luftwaffenhelfer. Die Furcht vor schwerenAngriffen wurde immer größer. Die Eltern wurdenaufgerufen, ihre Kinder in die Kinderlandver-schickung (KLV) zu entsenden. Aus allen Stadttei-len gingen Meldungen ein. Heinz Lonsdorfer ausder Provinzialstraße, Felix Görgen aus der Saar-straße, Hans Luxenburger aus der Großstraße, ichund viele aus anderen Schuljahrgängen waren da-bei. Wir fuhren nach Harrachsdorf (heute Harra-chov), ehemals Böhmen und Mähren, um dort einhalbes Jahr zu bleiben. Am 1. Oktober 1942 ka-men wir im Sudetenland an. Neben Sommer- undWinteruniform (Jungvolk) hatten wir auch norma-

le Kleidung und unsere Schulsachen mitgenom-men. Unser Lagerleiter war Herr Eberhard aus derInnenstadt, begleitet von seiner Ehefrau, SohnKlaus und Tochter Ruth. Lehrer Eberhard war füruns eine große Respektsperson. In Aufsicht undFührung ihm gleichgestellt war Herr Seiler ausSpeyer. Dieser 22-jährige HJ-Fähnleinführer kamfrisch von der Adolf-Hitler-Schule und hatte denKopf voller Flausen. Er war fest davon überzeugt,uns damals 12-jährigen Pimpfen eine vormili-tärische Ausbildung geben zu müssen. Dies führ-te zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen

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Herrn Eberhard, den anderen Heimbewohnernund ihm. Lagerleiter und Lagerführer hielten alleVorfälle aus dem Lagerleben in Tagebüchern fest.So musste die gesamte Post vor Absendung HerrnSeiler zur Einsicht vorgelegt werden. Verstöße ge-gen diese Vorschrift wurden mit einer Woche Stu-benarrest bestraft. Herr Eberhard sorgte für Straf-milderung.

Ein anderes Mal ließ Herr Seiler seine Trillerpfeifeertönen, und alle Lagerbewohner mussten in voll-ständiger Winteruniform auf dem Flur zum Appellantreten. Nach erfolgter Zählung hieß es wegtre-ten, um wenig später im Schlafanzug antreten zumüssen. Als wir dann auch noch in Sommer-uniform zum Appell antreten sollten, reichte es mir.

In unserer Stube sagte ich zu einem Kameraden,dass ich diesem Kostümball nicht mitmachen wür-de und blieb in unserem Zimmer. Natürlich wur-de mein Fehlen bemerkt. Herr Seiler ließ die an-deren wegtreten, um mit mir allein zu exerzieren.Zum Glück erschien Herr Eberhard und sorgtedafür, dass mir das erspart blieb. Trotz alledemgefiel uns der Aufenthalt gut, denn es gab auchschöne Erlebnisse, wie z.B. Skiausflüge und Hör-nerschlittenfahrten in die fremde Umgebung. Guterholt kehrten wir nach Hause zurück.

Der Krieg war noch lange nicht zu Ende und un-sere Weltkriegs-Generation hatte noch einen har-ten und entbehrungsreichen Weg in eine bessereZukunft zu bewältigen.

Die Teilnehmer der Kinderlandverschickumg

Oben links Frau Eberhard, davor Tochter Ruth, daneben Bruder Klaus, Herr Eberhard, daneben HerrSeiler. Ganz rechts mit Kopftuch die Schwester von Herrn Eberhard.

Foto: Von Josef Rupp zur Verfügung gestellt

2. Reihe von links: 1. Oskar Fritzen, 2. Heinz Lonsdorfer aus Provinzialstraße (heute wohnhaft in Sitzerath)6. Hans Luxenburger; wohnhaft früher Großstraße, bei Evakuierung auf Eis eingebrochen und ertrunken.

3. Reihe von rechts: 2. Josef Rupp

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Jahrgangs-Angehörige 1898/99 am Tag ihrer Goldenen Kommunion 1960(Foto stellte Edith Breininger-Weiler zur Verfügung)

Jahrgangs-Angehörige 1901/02 am Tag ihrer Goldenen Kommunion 1963(Foto stellte Maria Scholly-Blasius zur Verfügung)

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Mädchen des Jahrganges 1950/51 mit Lehrerin Anni Probst-Schwarz (früherFlesch) im Jahre 1957(Foto stellte Theresia Klein-Mikulcic zur Verfügung)

Jungen des Schuljahrganges 1950/51 mit Lehrerin Anni Probst-Schwarz (früherFlesch) im Jahre 1957(Foto stellte Erna Adam-Kneip zur Verfügung)

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Wer mit offenen Augen durch Lisdorf geht, wirdfeststellen, dass in den vergangenen Jahren vielealteingesessene Lisdorfer Geschäfte und Hand-werksbetriebe ihre Pforten geschlossen haben. DieGründe dafür sind sicher sehr vielfältig. Ob es dergrosse Konkurrenzdruck durch Supermärkte oderBaumärkte auf der grünen Wiese waren oder Alters-gründe dabei eine Rolle spielten, mag dahingestelltbleiben. Tatsache ist, dass heute viele Geschäfte,Gaststätten und Betriebe nicht mehr existieren.

Die folgende Liste ist eine mit Sicherheit nichtvollständige Auflistung von ehemaligen LisdorferBetrieben und Geschäften.

Deichlerstraße:Deichlerstraße:Deichlerstraße:Deichlerstraße:Deichlerstraße:Edi Planta, Edi Planta, Edi Planta, Edi Planta, Edi Planta, Küfer und SchreinerGangloffGangloffGangloffGangloffGangloff, , , , , Großhandel mit Obst und GemüseKlein Adam - Schmied Adem-, Klein Adam - Schmied Adem-, Klein Adam - Schmied Adem-, Klein Adam - Schmied Adem-, Klein Adam - Schmied Adem-, SchmiedeKlein PKlein PKlein PKlein PKlein Paul, aul, aul, aul, aul, Bäckerei und Lebensmittel

Dorfplatz:Dorfplatz:Dorfplatz:Dorfplatz:Dorfplatz:Amann WAmann WAmann WAmann WAmann Wernerernerernerernererner- Schmied Schang- Schmied Schang- Schmied Schang- Schmied Schang- Schmied Schang-, -, -, -, -, SchmiedeSpanierSpanierSpanierSpanierSpanier, , , , , Konsum (siehe Foto) Foto stellte AgnesGroß zur Verfügung

Ensdorfer Straße:Ensdorfer Straße:Ensdorfer Straße:Ensdorfer Straße:Ensdorfer Straße:FFFFFortein Melitta, ortein Melitta, ortein Melitta, ortein Melitta, ortein Melitta, SchuhgeschäftSchütz Robert, Schütz Robert, Schütz Robert, Schütz Robert, Schütz Robert, Bau- und Verputzgeschäft

FFFFFeldstraße:eldstraße:eldstraße:eldstraße:eldstraße:LöwLöwLöwLöwLöw, , , , , Schweinehändler (neben Bruder)SenzigSenzigSenzigSenzigSenzig, , , , , Schneider (über Bruder)Breinig GeschwisterBreinig GeschwisterBreinig GeschwisterBreinig GeschwisterBreinig Geschwister-F-F-F-F-Friedel Breinigriedel Breinigriedel Breinigriedel Breinigriedel Breinig-----Lebensmittel

��� ���� ������ ����� ��� ������� �� �������von Jakob und Wvon Jakob und Wvon Jakob und Wvon Jakob und Wvon Jakob und Werner Naumannerner Naumannerner Naumannerner Naumannerner Naumann

FFFFFelix Germann, elix Germann, elix Germann, elix Germann, elix Germann, HaushaltswarenFFFFFolz Polz Polz Polz Polz Peteretereteretereter, , , , , MetzgereiFFFFFreichel, reichel, reichel, reichel, reichel, SchreinereiGasthaus Bauernfreund, Gasthaus Bauernfreund, Gasthaus Bauernfreund, Gasthaus Bauernfreund, Gasthaus Bauernfreund, Ecke Wein-/FeldstraßeHeinrich PHeinrich PHeinrich PHeinrich PHeinrich Portortortortort- Pittjes Heinrich-- Pittjes Heinrich-- Pittjes Heinrich-- Pittjes Heinrich-- Pittjes Heinrich- Möbel, TapetenMiele WMiele WMiele WMiele WMiele Weiß, eiß, eiß, eiß, eiß, Bekleidung, Schulhefte usw.PPPPPater Käthchin, ater Käthchin, ater Käthchin, ater Käthchin, ater Käthchin, LebensmittelRullang Reschin, Rullang Reschin, Rullang Reschin, Rullang Reschin, Rullang Reschin, LebensmittelSchmitt - Usch-, Schmitt - Usch-, Schmitt - Usch-, Schmitt - Usch-, Schmitt - Usch-, BekleidungSchmitt Mathias -Schmitt Mathias -Schmitt Mathias -Schmitt Mathias -Schmitt Mathias -Schmitt Matz, Schmitt Matz, Schmitt Matz, Schmitt Matz, Schmitt Matz, SchweinehändlerSiegerSiegerSiegerSiegerSieger, , , , , KolonialwarenStark -Stark -Stark -Stark -Stark -WWWWWaana Hansaana Hansaana Hansaana Hansaana Hans-, StellmacherWWWWWaschbusch Alfred - Waschbusch Alfred - Waschbusch Alfred - Waschbusch Alfred - Waschbusch Alfred - Wabu- abu- abu- abu- abu- Verschiedenes u.aFernsehverkauf, Reparatur von StühlenWWWWWeiß Feiß Feiß Feiß Feiß Franz - Franz - Franz - Franz - Franz - Frene Wrene Wrene Wrene Wrene Weiß-, eiß-, eiß-, eiß-, eiß-, Schuster

Gloriastraße:Gloriastraße:Gloriastraße:Gloriastraße:Gloriastraße:FFFFFranz Flohrschütz -Bidden Franz Flohrschütz -Bidden Franz Flohrschütz -Bidden Franz Flohrschütz -Bidden Franz Flohrschütz -Bidden Franz-, ranz-, ranz-, ranz-, ranz-, KüferStutz JosefStutz JosefStutz JosefStutz JosefStutz Josef, , , , , Heizungsbau

Großstraße:Großstraße:Großstraße:Großstraße:Großstraße:Adler Nikolaus, Adler Nikolaus, Adler Nikolaus, Adler Nikolaus, Adler Nikolaus, BaugeschäftBalduar Klein, Balduar Klein, Balduar Klein, Balduar Klein, Balduar Klein, Schusterei, ZeitschriftenBarthel Annemarie, Barthel Annemarie, Barthel Annemarie, Barthel Annemarie, Barthel Annemarie, BlumenBernhard Klein, Bernhard Klein, Bernhard Klein, Bernhard Klein, Bernhard Klein, LebensmittelBreininger Gabriel -Breininger Gabriel -Breininger Gabriel -Breininger Gabriel -Breininger Gabriel -GaverGaverGaverGaverGaver-, -, -, -, -, TankstelleBusert, Busert, Busert, Busert, Busert, Bäckerei/DrogerieEisenbarth, Eisenbarth, Eisenbarth, Eisenbarth, Eisenbarth, SchusterFFFFFalk, alk, alk, alk, alk, MilchgeschäftFFFFFreichel Johann-reichel Johann-reichel Johann-reichel Johann-reichel Johann-Schang FSchang FSchang FSchang FSchang Freichel-reichel-reichel-reichel-reichel-SchreinereiFFFFFreichel Willi, reichel Willi, reichel Willi, reichel Willi, reichel Willi, SchreinereiFFFFFriseur Johannes, riseur Johannes, riseur Johannes, riseur Johannes, riseur Johannes, FriseurHilt Rudi, Hilt Rudi, Hilt Rudi, Hilt Rudi, Hilt Rudi, Ecke Schmiedstr., Schreibwaren usw.Hoen Anna -Mellich Anna-Hoen Anna -Mellich Anna-Hoen Anna -Mellich Anna-Hoen Anna -Mellich Anna-Hoen Anna -Mellich Anna- MilchgeschäftKleberKleberKleberKleberKleber, , , , , KaufhausKleinbauerKleinbauerKleinbauerKleinbauerKleinbauer, , , , , FriseurLintermann -Lintermann -Lintermann -Lintermann -Lintermann -Cave Serafin-,Cave Serafin-,Cave Serafin-,Cave Serafin-,Cave Serafin-, WeinhandelOrtssparkasse, Ortssparkasse, Ortssparkasse, Ortssparkasse, Ortssparkasse, BankRupp Reinhold, Rupp Reinhold, Rupp Reinhold, Rupp Reinhold, Rupp Reinhold, KürschnerScholly Anna, Scholly Anna, Scholly Anna, Scholly Anna, Scholly Anna, MilchgeschäftSchulden RosaSchulden RosaSchulden RosaSchulden RosaSchulden Rosa, LebensmittelSchwickert Herbert, Schwickert Herbert, Schwickert Herbert, Schwickert Herbert, Schwickert Herbert, Bäckerei, LebensmittelSeger JosefSeger JosefSeger JosefSeger JosefSeger Josef, , , , , Friseur,,,,,SenzigSenzigSenzigSenzigSenzig, , , , , Bäckerei, LebensmittelStein LStein LStein LStein LStein Ludwigudwigudwigudwigudwig, , , , , AnstreicherTTTTTrockle Anna, rockle Anna, rockle Anna, rockle Anna, rockle Anna, GemischtwarenWWWWWagner Josef -agner Josef -agner Josef -agner Josef -agner Josef -WWWWWagna Juppagna Juppagna Juppagna Juppagna Jupp-, -, -, -, -, VerputzerWWWWWeber -eber -eber -eber -eber -Jatzel-, Jatzel-, Jatzel-, Jatzel-, Jatzel-, BäckereiWill KWill KWill KWill KWill Kurt, urt, urt, urt, urt, Tapeten und FarbenWillms Johann, Willms Johann, Willms Johann, Willms Johann, Willms Johann, Bauunternehmer

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Grostrowstraße:Grostrowstraße:Grostrowstraße:Grostrowstraße:Grostrowstraße:LLLLLonsdorferonsdorferonsdorferonsdorferonsdorfer- Dedachin- K- Dedachin- K- Dedachin- K- Dedachin- K- Dedachin- KohlelagerohlelagerohlelagerohlelagerohlelagerMath PMath PMath PMath PMath Peteretereteretereter, , , , , Bauunternehmer

Holzmühle:Holzmühle:Holzmühle:Holzmühle:Holzmühle:FFFFFauquembergue - Erna-, auquembergue - Erna-, auquembergue - Erna-, auquembergue - Erna-, auquembergue - Erna-, GastwirtschaftKlein -Klein -Klein -Klein -Klein -Tillchin-, Tillchin-, Tillchin-, Tillchin-, Tillchin-, LebensmittelMüller Johann, Müller Johann, Müller Johann, Müller Johann, Müller Johann, Baugeschäft

Holzmühler Straße:Holzmühler Straße:Holzmühler Straße:Holzmühler Straße:Holzmühler Straße:Berta Spaniol, Berta Spaniol, Berta Spaniol, Berta Spaniol, Berta Spaniol, ModistinSäla Hans, Säla Hans, Säla Hans, Säla Hans, Säla Hans, SeilereiLLLLLeinenbach, einenbach, einenbach, einenbach, einenbach, SchusterSeidel, Seidel, Seidel, Seidel, Seidel, EierhandelSpaniol JosefSpaniol JosefSpaniol JosefSpaniol JosefSpaniol Josef, , , , , Schlosserei

Im TIm TIm TIm TIm Touvening:ouvening:ouvening:ouvening:ouvening:Schwarz FSchwarz FSchwarz FSchwarz FSchwarz Felix, elix, elix, elix, elix, Kolonialwaren

KKKKKapellenmühle:apellenmühle:apellenmühle:apellenmühle:apellenmühle:Jungen, Jungen, Jungen, Jungen, Jungen, LebensmittelReinert, Reinert, Reinert, Reinert, Reinert, MühleRommenhöhlerRommenhöhlerRommenhöhlerRommenhöhlerRommenhöhler, Kohlensäurewerk

Kirchenstraße:Kirchenstraße:Kirchenstraße:Kirchenstraße:Kirchenstraße:Heinrich Adam -Heine KloosHeinrich Adam -Heine KloosHeinrich Adam -Heine KloosHeinrich Adam -Heine KloosHeinrich Adam -Heine Kloos- - - - - Wagner/Karosseriebau

Kleinstraße:Kleinstraße:Kleinstraße:Kleinstraße:Kleinstraße:Alois Barthel, Alois Barthel, Alois Barthel, Alois Barthel, Alois Barthel, Tabakwaren, Lotto, Totto usw.Comtesse, Comtesse, Comtesse, Comtesse, Comtesse, KolonialwarenHans HamacherHans HamacherHans HamacherHans HamacherHans Hamacher, , , , , Getränke GroßhandelKlein Hans - Sattler HansKlein Hans - Sattler HansKlein Hans - Sattler HansKlein Hans - Sattler HansKlein Hans - Sattler Hans-, -, -, -, -, SattlereiKKKKKupferschlägerupferschlägerupferschlägerupferschlägerupferschläger, , , , , Steinmetz/GrabsteineSieger Edmund, Sieger Edmund, Sieger Edmund, Sieger Edmund, Sieger Edmund, TierhandelSchmitt Johann - Hansi SchollySchmitt Johann - Hansi SchollySchmitt Johann - Hansi SchollySchmitt Johann - Hansi SchollySchmitt Johann - Hansi Scholly-,-,-,-,-, Transporte

Machesstraße:Machesstraße:Machesstraße:Machesstraße:Machesstraße:LLLLLeo Sussangeo Sussangeo Sussangeo Sussangeo Sussang, , , , , Friseur

Marxstraße:Marxstraße:Marxstraße:Marxstraße:Marxstraße:LLLLLuxenburger Rudolfuxenburger Rudolfuxenburger Rudolfuxenburger Rudolfuxenburger Rudolf, , , , , Heizungsbau, Installation

Obstgarten:Obstgarten:Obstgarten:Obstgarten:Obstgarten:Heinrich, Heinrich, Heinrich, Heinrich, Heinrich, AnstreicherHilgendorf Siegfried, Hilgendorf Siegfried, Hilgendorf Siegfried, Hilgendorf Siegfried, Hilgendorf Siegfried, Zimmerei/TreppenbauRecktenwald, Recktenwald, Recktenwald, Recktenwald, Recktenwald, GemischtwarenSchmitt Anna -PSchmitt Anna -PSchmitt Anna -PSchmitt Anna -PSchmitt Anna -Paake Anna, aake Anna, aake Anna, aake Anna, aake Anna, LebensmittelSchmitt AloisSchmitt AloisSchmitt AloisSchmitt AloisSchmitt Alois, -P-P-P-P-Paake Alois, aake Alois, aake Alois, aake Alois, aake Alois, Großhandel mit Obstund GemüseStein Marlene, Stein Marlene, Stein Marlene, Stein Marlene, Stein Marlene, LebensmittelWWWWWeiß, eiß, eiß, eiß, eiß, Lebensmittel

PPPPProvinzialstraße:rovinzialstraße:rovinzialstraße:rovinzialstraße:rovinzialstraße:

Amann Anna -Annchin-, Amann Anna -Annchin-, Amann Anna -Annchin-, Amann Anna -Annchin-, Amann Anna -Annchin-, FriseuseBarthel AntonBarthel AntonBarthel AntonBarthel AntonBarthel Anton, HühnerfarmBlasius - ThedorchinBlasius - ThedorchinBlasius - ThedorchinBlasius - ThedorchinBlasius - Thedorchin, Metzgerei-FillialeBreininger -Zokka Nikels GretBreininger -Zokka Nikels GretBreininger -Zokka Nikels GretBreininger -Zokka Nikels GretBreininger -Zokka Nikels Gret-, -, -, -, -, GasthausBugs, Bugs, Bugs, Bugs, Bugs, MöbelschreinereiCremefabrikCremefabrikCremefabrikCremefabrikCremefabrik, Schuhcreme usw.Dorr Hans -Dorchin-, Dorr Hans -Dorchin-, Dorr Hans -Dorchin-, Dorr Hans -Dorchin-, Dorr Hans -Dorchin-, BäckereiEngelbert WEngelbert WEngelbert WEngelbert WEngelbert Wannemacherannemacherannemacherannemacherannemacher, , , , , KartoffelhandelFFFFFerdi Quirin, erdi Quirin, erdi Quirin, erdi Quirin, erdi Quirin, Fahrradhandel u. -reparaturFFFFFreichel Otto, reichel Otto, reichel Otto, reichel Otto, reichel Otto, FriseurFFFFFritz Adam - Ademe Fritz Adam - Ademe Fritz Adam - Ademe Fritz Adam - Ademe Fritz Adam - Ademe Fritz-, ritz-, ritz-, ritz-, ritz-, MetzgereiFFFFFritz Kühn, ritz Kühn, ritz Kühn, ritz Kühn, ritz Kühn, Elektrogeräte usw.Gasthaus u. Metzgerei Gasthaus u. Metzgerei Gasthaus u. Metzgerei Gasthaus u. Metzgerei Gasthaus u. Metzgerei Anwesen Berdin Ecke ImObstgartenHempel FHempel FHempel FHempel FHempel Franz,ranz,ranz,ranz,ranz, ARAL-TankstelleHessHessHessHessHess, GasthausJennerJennerJennerJennerJenner, , , , , Jalle, KartoffelhandelJohannes Mielchen, Johannes Mielchen, Johannes Mielchen, Johannes Mielchen, Johannes Mielchen, LebensmittelKneip - KneipchesKneip - KneipchesKneip - KneipchesKneip - KneipchesKneip - Kneipches-----, Metzgerei-FillialeKreis Inge, Kreis Inge, Kreis Inge, Kreis Inge, Kreis Inge, FriseuseKröningKröningKröningKröningKröning, , , , , Großhandel mit Obst und GemüseKKKKKukulusukulusukulusukulusukulus, DentistLLLLLonsdorfer -Märie Lonsdorfer -Märie Lonsdorfer -Märie Lonsdorfer -Märie Lonsdorfer -Märie Lonsdorferonsdorferonsdorferonsdorferonsdorfer-, -, -, -, -, Kohlehandel/BaustoffeLöwLöwLöwLöwLöw, , , , , TankstellePPPPPaul Gangloff -Abe Abeaul Gangloff -Abe Abeaul Gangloff -Abe Abeaul Gangloff -Abe Abeaul Gangloff -Abe Abe-, -, -, -, -, FuttermittelhandelPPPPPort Berta u. Fort Berta u. Fort Berta u. Fort Berta u. Fort Berta u. Finchin, inchin, inchin, inchin, inchin, Zigaretten u. SchreibwarenPPPPPort Port Port Port Port Peteretereteretereter, SchreinereiPyroth,Pyroth,Pyroth,Pyroth,Pyroth, SchreinereiRaiffeisen,Raiffeisen,Raiffeisen,Raiffeisen,Raiffeisen, WäschereiRupp Georg -Rupp Schorsch-, Georg -Rupp Schorsch-, Georg -Rupp Schorsch-, Georg -Rupp Schorsch-, Georg -Rupp Schorsch-, KolonialwarenSalomon, Salomon, Salomon, Salomon, Salomon, ViehhändlerSchmitt Adolf -PSchmitt Adolf -PSchmitt Adolf -PSchmitt Adolf -PSchmitt Adolf -Paake Adolf- aake Adolf- aake Adolf- aake Adolf- aake Adolf- Großhandel mitGemüseSchmitt Albert -Schmitt Albert -Schmitt Albert -Schmitt Albert -Schmitt Albert -Owenrohr AlbertOwenrohr AlbertOwenrohr AlbertOwenrohr AlbertOwenrohr Albert-, -, -, -, -, OfenrohreSchneider Gottfried, Schneider Gottfried, Schneider Gottfried, Schneider Gottfried, Schneider Gottfried, AnkerwickeleiSeidel -Seidel -Seidel -Seidel -Seidel -TTTTTraude Seidel-, raude Seidel-, raude Seidel-, raude Seidel-, raude Seidel-, Gasthaus RosenthalSingerSingerSingerSingerSinger, , , , , Handel mit KleinmöbelStrumpffabrikStrumpffabrikStrumpffabrikStrumpffabrikStrumpffabrikWWWWWelsch Hans -Klotzeelsch Hans -Klotzeelsch Hans -Klotzeelsch Hans -Klotzeelsch Hans -Klotze-, -, -, -, -, Bäckerei/GasthausWiltz AdolfWiltz AdolfWiltz AdolfWiltz AdolfWiltz Adolf, , , , , MalerZur Au, Zur Au, Zur Au, Zur Au, Zur Au, Gasthaus

Rosenthalstraße:Rosenthalstraße:Rosenthalstraße:Rosenthalstraße:Rosenthalstraße:Seidel,Seidel,Seidel,Seidel,Seidel, Eierhandel

Saarstraße:Saarstraße:Saarstraße:Saarstraße:Saarstraße:Barthel, Barthel, Barthel, Barthel, Barthel, GasthausEmmes -Emmes PiitEmmes -Emmes PiitEmmes -Emmes PiitEmmes -Emmes PiitEmmes -Emmes Piit-, -, -, -, -, Beschichtung von SchultafelnHuwerHuwerHuwerHuwerHuwer, , , , , BäckereiJohannes,Johannes,Johannes,Johannes,Johannes, LebensmittelJohannes,Johannes,Johannes,Johannes,Johannes, EismannKneip - LKneip - LKneip - LKneip - LKneip - Lorenz Kneiporenz Kneiporenz Kneiporenz Kneiporenz Kneip-, Gasthaus-, Gasthaus-, Gasthaus-, Gasthaus-, GasthausRösslerRösslerRösslerRösslerRössler, GasthausSchmitt Barbara -Aja BebeSchmitt Barbara -Aja BebeSchmitt Barbara -Aja BebeSchmitt Barbara -Aja BebeSchmitt Barbara -Aja Bebe-,-,-,-,-, Eierhandel

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Wagnerei Daub (später Adam) in der Kirchenstraße im Jahre 1910(Foto stellte Hedwig Jeibmann-Welsch zur Verfügung)

Bäckerei und Handlung Wilhelm Breinig in der Feldstraße im Jahre 1901(Foto stellte Friedel Breinig zur Verfügung)

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Ochsen-Rind-Schwei-ne-Metzgerei JohannBlasius in der Groß-straße im Jahre 1909

(Foto stellteTheo Blasiuszur Verfügung)

Gasthaus Scheer (spä-ter Bäckerei Schwickert)in der Großstraße imJahre 1915

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