Heldenprinzip tagesspiegel

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36 Menschen & Märkte Auch eine Heidin: Ingrid Scherübl hat den Coaching-Ansatz wissenschaftlich begleitet. INTERVIEW "Das Abenteuer geht los" Ein Team der Universität der Künste Berlin hat das Heldenprinzip bei Unternehmen erprobt. Jetzt werden die Forschungsergebnisse als Methode angewandt Frau Scherübl, was ist das Helden- prinzip? In Heldenerzählungen gibt es ein Muster, das nach drei Akten gegliedert ist: Auf- bruch, Abenteuer und Rückkehr. Der Held bekommt in der bekannten Welt einen Ruf, macht sich nach einer ersten Weigerung auf Weisung eines Mentors auf den Weg in die unbekannte Welt. Dort durchschreitet er den Weg der Prüfungen bis zur "Höchs- ten Prüfung", bekommt sein "Elixir" und kehrt auf schwierigen Pfaden zurück in die bekannte Welt. Wir haben dieses Prinzip auf Arbeitsprozesse übertragen. Wie sieht das konkret aus? Nehmen Sie ein Unternehmen in seinem Ist-Zustand. Das ist die bekannte Welt, die Routine. Dann sagt jemand, wir sollten ein Geschäftsfeld ausbauen. Oder jemand hat eine Idee für ein neues Produkt. Das ist der Ruf zum Aufbruch ins Abenteuer. Im Heldenepos folgt dann die Weige- rung. Aber ist es denn nicht alltäglich, BERLIN MAXIMAL 112013 dass jemand in der Runde einen Vor- schlag ablehnt? Das stimmt, aber einige Unternehmen ne- gieren diesen Moment. Dabei ist es wichtig ihn anzuerkennen, denn er ist ein elemen- tarer Schritt im Prozess der Veränderung. Was haben Betriebe davon, dass sie dem Heldenprinzip folgen? Zunächst ist das Konzept Heldenprinzip sehr lebensnah. Jeder kann eine persönli- che Anknüpfung dazu finden. Seine Bild- sprache ist ohne Vorwissen verständlich und hilft, Dinge konstruktiv zu benen- nen . Im Führungskräftekreis, mit dem wir gearbeitet haben, sagte beispielsweise ein Teilnehmer, es sei für ihn leichter, ein "Abenteuer" zu erleben als ein Problem. Das Heldenprinzip gibt Prozessen etwas Emotionales, fördert aber dennoch Gelas- senheit. Vor allem aber sorgt das Helden- prinzip für Orientierung. Wir nennen es daher auch einen Kompass für das Navi- gieren im Ungewissen. Was ist die schwierigste Phase? Aus meiner Sicht: Die Rückkehr in die "bekannte Welt". Aus der "Höchsten Prü- fung" ergeben sich neue Qualitäten. Nun müssen sie verankert werden. Wir neigen dazu, hier stehen zu bleiben. Was meinen Sie damit? Ein von uns interviewtes Unternehmen, das einen Großauftrag an Land zog, also seine Höchste Prüfung bestanden hatte, musste anschließend die komplette Fir- menstruktur umstellen, weil die Arbeit zu umfangreich wurde. Das war der viel schwerere Part als sich bis zum Auftrag vorzukämpfen . Und es wurde damit zum Helden? Nach unserem Verstehen ja . Wenn sich ein Unternehmen, eine Gruppe über den Status quo hinauswagt, dann wird diese Gruppe zum Helden. Drei Jahre lang wurde das Heldenprin- zip entwickelt. Was passiert jetzt? Die Methodik ist mittlerweile ausgereift. Im November haben wir unsere For- schungsergebnisse in Berlin vorgestellt und die Unternehmen zu Wort kommen lassen, die wir begleitet haben. Jetzt er- scheint unser Buch Heldenprinzip "Kom- pass für Innovation und Wandel". Im Mai 2013 beginnt ein Weitei-bildungskurs am Berlin Career College der Universität der Künste. An wen richtet sich eine solche Wei- terbildung? Eigentlich an alle, die sich professionell mit Veränderung beschäftigen. Konkret natür- lich an Trainer . und Berater, die diese Me- thode erlernen wollen, zum anderen an Unterriehmer und Führungskräfte, die das Heldenprinzip zur Organisations- und Per- sonalentwicldung nutzen möchten. Das öffentlich geförderte Heldenprin- zip-Projekt endet damit. Wie geht das Abenteuer für Sie weiter? Unser Forschungsteam gründet sich aus, um die Methodik als Beratungsdienstleis- tel' und Weiterbildungsanbieter zu verge- meinschaften. Das Abenteuer geht also erst richtig los! Die Fragen stellte Constance Frey MEHR INFOS Innovationsdramaturgie nach dem Heldenprinzip Ingrid Scherübl Bundesallee 1-12 10719 Berlin 03031 852860 www.innovation-heldenprinzip.de [email protected]

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36 Menschen & Märkte

Auch eine Heidin: Ingrid Scherübl hat den Coaching-Ansatz wissenschaftlich begleitet.

INTERVIEW

"Das Abenteuer geht los" Ein Team der Universität der Künste Berlin hat das Heldenprinzip bei Unternehmen erprobt. Jetzt werden die Forschungsergebnisse als Methode angewandt

Frau Scherübl, was ist das Helden­prinzip? In Heldenerzählungen gibt es ein Muster, das nach drei Akten gegliedert ist: Auf­bruch, Abenteuer und Rückkehr. Der Held bekommt in der bekannten Welt einen Ruf, macht sich nach einer ersten Weigerung auf Weisung eines Mentors auf den Weg in die unbekannte Welt. Dort durchschreitet er den Weg der Prüfungen bis zur "Höchs­ten Prüfung", bekommt sein "Elixir" und kehrt auf schwierigen Pfaden zurück in die bekannte Welt. Wir haben dieses Prinzip auf Arbeitsprozesse übertragen.

Wie sieht das konkret aus? Nehmen Sie ein Unternehmen in seinem Ist-Zustand. Das ist die bekannte Welt, die Routine. Dann sagt jemand, wir sollten ein Geschäftsfeld ausbauen. Oder jemand hat eine Idee für ein neues Produkt. Das ist der Ruf zum Aufbruch ins Abenteuer.

Im Heldenepos folgt dann die Weige­rung. Aber ist es denn nicht alltäglich,

BERLIN MAXIMAL 112013

dass jemand in der Runde einen Vor­schlag ablehnt? Das stimmt, aber einige Unternehmen ne­gieren diesen Moment. Dabei ist es wichtig ihn anzuerkennen, denn er ist ein elemen­tarer Schritt im Prozess der Veränderung.

Was haben Betriebe davon, dass sie dem Heldenprinzip folgen? Zunächst ist das Konzept Heldenprinzip sehr lebensnah. Jeder kann eine persönli­che Anknüpfung dazu finden. Seine Bild­sprache ist ohne Vorwissen verständlich und hilft, Dinge konstruktiv zu benen­nen. Im Führungskräftekreis, mit dem wir gearbeitet haben, sagte beispielsweise ein Teilnehmer, es sei für ihn leichter, ein "Abenteuer" zu erleben als ein Problem. Das Heldenprinzip gibt Prozessen etwas Emotionales, fördert aber dennoch Gelas­senheit. Vor allem aber sorgt das Helden­prinzip für Orientierung. Wir nennen es daher auch einen Kompass für das Navi­gieren im Ungewissen.

Was ist die schwierigste Phase? Aus meiner Sicht: Die Rückkehr in die "bekannte Welt" . Aus der "Höchsten Prü­fung" ergeben sich neue Qualitäten. Nun müssen sie verankert werden. Wir neigen dazu, hier stehen zu bleiben.

Was meinen Sie damit? Ein von uns interviewtes Unternehmen, das einen Großauftrag an Land zog, also seine Höchste Prüfung bestanden hatte, musste anschließend die komplette Fir­menstruktur umstellen, weil die Arbeit zu umfangreich wurde. Das war der viel schwerere Part als sich bis zum Auftrag vorzukämpfen.

Und es wurde damit zum Helden? Nach unserem Verstehen ja. Wenn sich ein Unternehmen, eine Gruppe über den Status quo hinauswagt, dann wird diese Gruppe zum Helden.

Drei Jahre lang wurde das Heldenprin­zip entwickelt. Was passiert jetzt? Die Methodik ist mittlerweile ausgereift. Im November haben wir unsere For­schungsergebnisse in Berlin vorgestellt und die Unternehmen zu Wort kommen lassen, die wir begleitet haben. Jetzt er­scheint unser Buch Heldenprinzip "Kom­pass für Innovation und Wandel". Im Mai 2013 beginnt ein Weitei-bildungskurs am Berlin Career College der Universität der Künste.

An wen richtet sich eine solche Wei­terbildung? Eigentlich an alle, die sich professionell mit Veränderung beschäftigen. Konkret natür­lich an Trainer .und Berater, die diese Me­thode erlernen wollen, zum anderen an Unterriehmer und Führungskräfte, die das Heldenprinzip zur Organisations- und Per­sonalentwicldung nutzen möchten.

Das öffentlich geförderte Heldenprin­zip-Projekt endet damit. Wie geht das Abenteuer für Sie weiter? Unser Forschungsteam gründet sich aus, um die Methodik als Beratungsdienstleis­tel' und Weiterbildungsanbieter zu verge­meinschaften. Das Abenteuer geht also erst richtig los!

Die Fragen stellte Constance Frey

MEHR INFOS

Innovationsdramaturgie nach dem Heldenprinzip Ingrid Scherübl Bundesallee 1-12 10719 Berlin 03031 852860 www.innovation-heldenprinzip.de [email protected]